KOMMUNALE ALLIANZ UND WESTLICHER VORSPESSART INTEGRIERTES LÄNDLICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT

SCHIRMER | ARCHITEKTEN & STADTPLANER INTEGRIERTES LÄNDLICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT

IMPRESSUM

Schirmer - Architekten und Stadtplaner Tiergartenstraße 4c 97209 Veitshöchheim

Bearbeitung: Prof. Dipl.-Ing. Martin Schirmer Dipl.-Ing. (FH) Johannes Klüpfel

WGF Landschaft Landschaftsarchitekten GmbH Vordere Cramergasse 11 90478 Nürnberg

Bearbeitung: Prof. Dipl.-Ing. Gerd Aufmkolk Dipl.-Ing. Sigrid Ziesel

Dezember 2008

Im Auftrag der Kommunen Markt Schöllkrippen, , , Krombach, , , Wiesen, , Markt Mömbris,

Das ILEK wurde gefördert durch das Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken.

2 KOMMUNALE ALLIANZ KAHLGRUND UND WESTLICHER VORSPESSART

INHALT

Einleitung - Vorwort - Methode - Trends und Megatrends

1. Potenzialanalyse 12 - Lage im Raum - Übergeordnete Planungen - Räumlicher Bestand - Örtliche Angebote

2. Bewertung 30 - Bewertung des Landkreises - Begabungen der Gemeinden - Potenziale

3. Zielfindung und Leitlinien 38 - Ergebnisse des Seminars in Klosterlangheim - Ergebnisse der Zukunftswerkstatt - Ergebnisse der Projektwerkstätten - Ergebnisse der Fachgespräche

4. Gemeindeübergreifendes Entwicklungskonzept 54 - Ziele und Handlungsfelder - Strategiekonzept Gewerbe - Strategiekonzept Wohnen - Strategiekonzept Energie - Strategiekonzept Land- und Forstwirt- schaft - Strategiekonzept Freizeit und Tourismus - Strategiekonzept Orts- und Landschafts- bild

5. Handlungsfelder und Leitprojekte 84 - Projektliste - Örtliche Projekte

6. Umsetzung und weiteres Vorgehen 106 - Empfehlungen - Monitoring

7. Dokumentation 112 - Bestandsaufnahme - Ortsprofile - Statistik

3 INTEGRIERTES LÄNDLICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT

EINLEITUNG

Markt Schöllkrippen Blankenbach Kleinkahl 1. Bürgermeister Reiner Pistner 1. Bürgermeister Matthias Müller 1. Bürgermeisterin Angelika Krebs

Westerngrund Wiesen Geiselbach 1. Bürgermeister Josef Kilgenstein 1. Bürgermeister Gerhard Büdel 1. Bürgermeisterin Marianne Krohnen

Im Jahr 2006 haben sich die Gemeinden die Stärken der Region nur gemeinsam zur des Oberen und Mittleren Kahlgrundes Geltung bringen können und dass wir zahl- auf den Weg gemacht, um in kommunaler reiche Probleme der Region nur gemein- Zusammenarbeit die gesamte Region vor- sam lösen können. Die Zukunft stellt auch anzubringen und für die Zukunft zu rüsten. uns vor gewaltige Herausforderungen. Später hat sich auch die Gemeinde Sailauf Dem demographischen Wandel müssen diesem ILEK Prozess angeschlossen. Das auch wir uns stellen. Den Anforderungen Allianzgebiet hat eine Größe von ca. 125 der Informationsgesellschaft, der Glo- km 2 bei derzeit ca. 31.916 Einwohnern. balisierung und des technischen Fort- schritts müssen auch wir gerecht werden. Nach einem gemeinsamen Seminar wur- Gleichzeitig wünschen wir uns alle, dass den bald eine Lenkungsgruppe installiert, die Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedin- Workshops durchgeführt, die zuständigen gungen auch in unserer Region gesichert Fachstellen einbezogen und immer wieder und verbessert werden. Und wir wünschen auch Zwischenergebnisse präsentiert. Im- uns auch, dass unsere schöne, abwechs- mer wieder neu konnten wir dabei feststel- lungsreiche und schützenswerte Vorspess- len, dass wir trotz vieler und berechtigter artlandschaft am Rande des pulsierenden Eigeninteressen der beteiligten Gemeinden Rhein-Main-Gebietes erhalten bleibt, ja

4 KOMMUNALE ALLIANZ KAHLGRUND UND WESTLICHER VORSPESSART

VORWORT

Krombach Sommerkahl 1. Bürgermeister Reiner Rosenberger 1. Bürgermeister Arnold Markert

Markt Mömbris Sailauf 1. Bürgermeister Felix Wissel 1. Bürgermeister Michael Dümig

mehr noch, ohne Schaden zu nehmen auch Grundlage. von Erholung suchenden Gästen mehr und mehr entdeckt wird. Nie wurde eine so Für die gute Zusammenarbeit danken wir umfassende Analyse unserer Region vor- Herrn Baudirektor Kister vom Amt für länd- genommen und in ein so weitreichendes liche Entwicklung, dem Büro „Schirmer – Entwicklungskonzept mit einem umfang- Architekten & Stadtplaner“ aus Veitshöch- reichen Projektkatalog erstellt. heim sowie dem Büro „WGF - Landschaft“ aus Nürnberg. Ein großes Dankeschön geht Wir hoffen sehr, dass mit den vorliegenden auch an alle Fachstellen und an alle inte- Voruntersuchungen ein deutliches Start- ressierten Bürgerinnen und Bürger sowie signal gegeben wurde. Es liegt nun an uns Gemeinderäte, die sich bei der Erstellung allen in Zusammenarbeit mit dem Amt für der Voruntersuchung eingebracht haben. ländliche Entwicklung einzelne Projekte mutig und tatkräftig anzugehen. Für die Die Bürgermeister/innen Zukunftsentwicklung unserer Region hat eine „Kommunale Allianz Kahlgrund und westlicher Vorspessart“ mit den vorliegen- den Ausarbeitungen eine hervorragende

5 INTEGRIERTES LÄNDLICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT

EINLEITUNG

Anlass - Wiesen Einbindung der maßgeblichen Akteure Auf Initiative des Amtes für Ländliche Ent- - Geiselbach stattgefunden. wicklung wurde im März 2006 ein Seminar - Markt Mömbris zur Einleitung des ILEK an der Schule der - Sailauf Ziele und Handlungsfelder Dorf- und Flurentwicklung Klosterlangheim Das ILEK hat zum Ziel, neben den bereits mit allen Mitgliedergemeinden durchge- Interdisziplinäre Zusammenarbeit bestehenden engen kommunalen Verflech- führt. Die Aufgabenstellung berührte unter- tungen und Zusammenarbeit z.B. im Be- schiedliche Disziplinen und wurde daher reich der technischen Ver- und Entsorgung Daraufhin wurde im November 2006 die als fachübergreifende Arbeitsgruppe der sowie im Schulbereich die Zusammenar- Erstellung eines Integrierten Ländlichen Fachgebiete Städtebau/Siedlungsentwick- beit auf weiteren Handlungsfeldern auszu- Entwicklungskonzeptes (ILEK) zusammen lung (Schirmer - Architekten und Stadt- bauen, um vorhandene Potenziale besser mit dem Amt für Ländliche Entwicklung planer, Veitshöchheim) und Landschafts- auszuschöpfen, zukunftsfähige Netzwerke Unterfranken beauftragt. planung/Ökologie/Landwirtschaft (WGF einzugehen und Synergieeffekte stärker als Landschaft Landschaftsarchitekten GmbH, bisher erzielen zu können. Anfang 2008 ist das Untersuchungsgebiet Nürnberg) bearbeitet. um die Nachbargemeinde Sailauf erweitert Im Rahmen der Erarbeitung des Entwick- worden. Die Gesamtbevölkerung des Kooperatives Verfahren lungskonzeptes soll ein gemeinsamer Weg Untersuchungsgebietes ist somit auf knapp Die Kooperation und Kommunikation der Zusammenarbeit aller Gemeinden 32.000 Einwohner gestiegen. Daher sind mit den lokalen Entscheidungsträgern gefunden und auf der Grundlage folgender die Grundvoraussetzungen zur Installation und Fachstellen sowie der Bürgerschaft allgemeiner Zielstellungen und Förderung eines Regionalmanagers erfolgte auf vier Ebenen: - zu den Lebens, Wohn- und Arbeitsver- gegeben. - der Lenkungsgruppe mit den zehn Bürger- hältnissen der Bewohner, meistern als Vertreter der Auftraggeber, - zur kommunalen und ortsübergreifenden Untersuchungsraum - den Workshops mit Entscheidungsträgern Infrastruktur, Das ILEK Kommunale Allianz Kahlgrund der Kommunen und den Akteuren im - zu den Standortbedingungen für Unter- und westlicher Vorspessart umfaßt den Ländlichen Raum, insbesondere aus dem nehmen und Handwerk, Untersuchungsraum (ca. 125 km2) mit Bereich Land und Forstwirtschaft, - zur Sicherung von Landnutzung, Natur folgenden Gemeinden: - den Fachgesprächen mit Vertretern der und Landschaft, - Markt Schöllkrippen Behörden, - zu den Möglichkeiten für Gäste und - Blankenbach - den öffentlichen Präsentationen. Urlauber der Region, - Kleinkahl konkrete Projekte und Maßnahmen erar- - Krombach Sowohl in der Zielfindungsphase als auch beitet werden, die auf den unterschied- - Sommerkahl mit der Erarbeitung der einzelnen Projekte lichen Begabungen der einzelnen Orte - Westerngrund und Maßnahmen hat daher eine intensive aufbauen.

6 KOMMUNALE ALLIANZ KAHLGRUND UND WESTLICHER VORSPESSART

METHODE

Folgende Fragestellungen erschienen In einem gemeindeübergreifenden Ent- dabei von besonderer Bedeutung: wicklungskonzepts wurden die inhaltlichen - Wodurch kann eine eigene Identität der und räumlichen Ziele zusammengefaßt ehemals sehr armen Gegend „Kahlgrund“ und grafisch dargestellt. Diese groben Ent- mit positiver Ausstrahlung entwickelt wicklungsleitlinien sind die Grundlagen für werden? zukünftige Entwicklungen im Allianzgebiet. - Welche Strategien eignen sich zur Auf- In Form thematischer Strategiekonzepte wertung der Ortskerne? wurden die wesentlichen Ziele für eine - Inwieweit kann das Thema „regenerative abgestimmte Entwicklung von Einzel- Energien“ zur Stärkung der lokalen Wert- projekten und Maßnahmen zu folgenden schöpfung entwickelt werden? Themenbereichen erarbeitet: - Womit können junge Menschen, insbe- - Gewerbe sondere Kinder und junge Frauen an die - Wohnen Region gebunden werden? - Energie - Land- und Forstwirtschaft Entwicklungskonzept - Freizeit und Tourismus Die Zielfindung baute zunächst auf einer - Ort- und Landschaftsbild. lokalen Analyse der Stärken des Raums auf. Daher ist die Analyse der Stärken Projektkatalog des Raums vorrangig. Auf dieser Grund- In einem Projektkatalog wurden abschlie- lage wurden die Potenziale des Raums ßend interkommunale und örtliche Projekte ermittelt. und Maßnahmen für das Untersuchungs- gebiet zusammengefaßt. Dieser Projektka- Die Zielfindung stellte daher die entschei- talog ist keineswegs abschließend. Er zeigt dende Phase der Erarbeitung des ILEKs vielmehr gemeinsam entwickelte Bau- dar, denn hier wurden die inhaltlichen steine auf, die synergetisch zur Stärkung Ergebnisse der Gutachter mit den Ideen des Raums beitragen. Das ILEK zeigt somit der lokalen Akteure zusammengeführt. die grundsätzliche Richtung der weiteren Gleichzeitig wurden die Meinungsträger Entwicklung auf. Weitere Bausteine kön- der Region zusammengebunden. Die nen jederzeit integriert werden. gemeinsame Zielfindung war eine wichtige Basis für eine langfristige Tragfähigkeit der gewonnenen Ziele und Ideen.

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EINLEITUNG

Trends und Megatrends Kleinräumige Entwicklungschancen werden maßgeblich von übergeordneten Entwicklungstrends bestimmt. Dies betrifft insbesondere die Entwicklungen von Bevölkerung und Wirtschaft. Folgende Megatrends sind von Bedeutung:

1. Die Bevölkerungsentwicklung in 15 Jahren wird geprägt sein durch Men- schen mit einem höheren Durchschnittsal- ter und einer differenzierteren ethnischen Zusammensetzung. Ihre räumliche Vertei- lung wird extrem unterschiedlich sein. Be- reiche hoher Verdichtung stehen Regionen mit starker Entleerung gegenüber.

2. Die Globalisierung der Wirtschaft Quelle: BBR Stand 2007 Quelle: BBR Stand 2007 bewirkt eine abnehmende Standortbindung der Unternehmen. Standorte müssen sich der nationalen und internationalen Kon- kurrenz stellen. Das Arbeitsplatzangebot im produzierenden Bereich folgt globalen Strategien und ist auf regionaler Ebene nur bedingt zu steuern.

3. Die Energiepreisentwicklung wird vor dem Hintergrund begrenzter fossiler Ressourcen und wachsender Landkreis: 2,6 % Aschaffenburg Landkreis: 103,4 % Nachfrage ihre Dynamik steigern. Das An- steigen der Preise für fossile Energieträger bringt Chancen für alternative Angebote und neue Wertschöpfungspotenziale im ländlichen Raum.

4. Der Klimawandel wird Auswirkungen auch auf Baumarten Trend der Bevölkerungsentwicklung Trend der Entwicklung der Hoch- und Feldfrüchte haben. Veränderungen bis 2020 betagten der Angebotspalette landwirtschaftlicher „Auch zukünftig gibt es ein Nebeneinander „Der Alterungsprozess von Regionen ist Produkte sind wahrscheinlich. von Schrumpfung und Wachstum. langfristig unumkehrbar.

5. Die Einkommensschere Der Anteil von Gemeinden mit abneh- Überproportionale Zunahme der Alten in wird sich weiter öffnen. Einkommensstarke mender Bevölkerung nimmt zu, auch im den peripheren, dünn besiedelten Regi- Bevölkerungsschichten werden eher in Westen. onen der neuen Länder. den Verdichtungsräumen zu finden sein. Kaufkraftverluste im ländlichen Raum sind Bevölkerungswachstum gibt es nur noch Umlandregionen der großen Städte altern die Folge. außerhalb der Großstädte und Agglomera- stärker.“ tionszentren.“ 6. Der Strukturwandel in der Landwirt- Trend für das Allianzgebiet: schaft ist durch weitere Konzentrationspro- Trend für das Allianzgebiet: Die Anzahl an über 80-jährigen und älteren zesse geprägt. Das bedeutet weniger, aber Die Bevölkerung bleibt zwischen 2002 und Personen wird überdurchschnittlich größere Betriebe. 2020 stabil. zunehmen.

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TRENDS UND MEGATRENDS

Quelle: BBR Stand 2007 Quelle: BBR Stand 2007

Aschaffenburg Landkreis: 8,0 % Aschaffenburg Landkreis: 2,9 %

Trend der Erwerbspersonen- entwicklung: „Die Anzahl der Erwerbspersonen nimmt Trend der Entwicklung der privaten in den neuen Ländern ab und damit das Ar- Haushalte beitskräftepotenzial am Arbeitsmarkt. Dies „Starke Abnahme der jungen Mehrper- kann zur Entspannung der Arbeitsmärkte sonenhaushalte und Zunahme der alten im Osten führen. Einpersonenhaushalte. Die Zunahmen im Westen und im Umland Stagnation und Abnahme im Osten größer von Berlin folgen z.T. den durch Suburba- als im Westen. nisierung verursachten demographischen Wellen und lassen mittelfristig keine Die Städte verlieren Haushalte, das Um- Entspannung der Arbeitsmärkte erwarten.“ land gewinnt.“ Trend für das Allianzgebiet: Trend für das Allianzgebiet: Die Veränderung der Zahl der Erwerbs- Die privaten Haushalte werden bis 2020 personen zwischen 2002 und 2020 bleibt zunehmen. voraussichtlich stabil.

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EINLEITUNG

Der Raumordnungsbericht des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung faßt in der nebenstehenden Karte die prognos- tizierten Trends der Bevölkerungs- und Siedlungsflächenentwicklung bis 2020 zusammen.

Trotz abnehmender Gesamtbevölkerung wird von einer leicht ansteigenden täg- lichen Siedlungsflächenzunahme von 93 ha (2003) auf 104 ha (2020) in Deutschland ausgegangen. Diese werden sich aller- dings mit starken Zuwächsen im Umland der Großstädte bis weit in die peripheren, ländlichen Räume und geringen Zuwäch- sen in Zentralräumen und Abwanderungs- gebieten sehr ungleich verteilen. Dabei folgt die Dynamik der Siedlungsflächen- entwicklung nicht immer den Räumen mit Bevölkerungszuwächsen.

Grundsätzlich gilt, dass die Bevölke- rungs- und Arbeitsplatzentwicklung über Wachstum und Schrumpfung von Regionen bestimmen wird. Zuwanderung bzw. Abwanderung wird durch das regionale Raumordnungsbericht 2005, Quelle: BBR Arbeitsplatzangebot bestimmt. Wachstum und Schrumpfung findet gleichzeitig statt, wobei betroffene Ge- meinden oft nahe beieinander liegen. Die dynamische Entwicklung konzentriert sich zunehmend auf die Verdichtungsräume. Der ländliche Raum ist zunehmend von Schrumpfung betroffen. Neben der Ver- dichtung findet gleichzeitig eine Entleerung von Räumen statt

Trend für das Allianzgebiet Für das Allianzgebiet wird im Raum- ordnungsbericht eine Stabilisierung der Bevölkerung des Stands von 2005 bis 2020 erwartet. Generell werden sich das Siedlungsflächen- und Verkehrswachstum im Vergleich zwischen der Stadt Aschaf- fenburg und den einzelnen Gemeinden des Landkreises sehr unterschiedlich entwi- ckeln. Fundierte Aussagen der zukünftig erforderlichen Flächenzuwächse sind auf der Situationsanalyse auf lokaler Ebene abzuleiten.

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TRENDS UND MEGATRENDS

Entwicklungsprognosen bis Mömbris LK Aschaf- Bayern Bevölkerungsentwicklung 2020 fenburg Die Prognosen für die zukünftige Ent- wicklung der Bevölkerung weichen stark BBR Bevölkerungsprognose bis - 2,6% - voneinander ab. Während die Entwicklung 2020 (Stand 2007) des Freistaates Bayern voraussichtlich Bayerisches Landesamt für Statistik - -6,1 bis -2,9% 2,9 % positiv verläuft, weichen die Prognosen (Stand 2006) für den Landkreis Aschaffenburg deutlich voneinander ab und gehen bis hin zur Berlin Institut: Deutschland 2020 - 1% 3,3% Schrumpfung. So ist auf Gemeindeebene (Stand 2005) tendenziell mit Bevölkerungsverlusten zu Bertelsmann Stiftung -6,9% -2,1% 1,9% rechnen. (Stand 2005) Modus Bamberg Stand 2007 -5,1% -5,1 Grundsätzlich kann für die Entwicklung bis 2020 von folgenden Annahmen ausgegan- gen werden:

- Die Dynamik der Bevölkerungsentwick- lung wird hinter den Zahlen der Vergan- genheit zurückbleiben. - Wanderungsgewinne aus den Verdich- tungsräumen werden in geringerem Umfang zu realisieren sein. - Die Veränderung der Alterspyrami- de führt zu neuen Anforderungen an Infrastruktureinrichtungen im Bereich der medizinischen Versorgung, der Lebens- mittelversorgung und der Freizeit- und Gemeinde Entwicklungsprognosen bis der Bildungsangebote. 2020 - Die steigende Anzahl älterer Menschen Blankenbach -6,34 im ländlichen Raum stellt neue soziale Aufgaben. Geiselbach -3,57 Fazit Kleinkahl -1,86 Das Integrierte Ländliche Entwicklungs- konzept ILEK wird vor dem Hintergrund dieser Entwicklungsrahmenbedingungen Krombach -4,66 $QWZRUWHQ¿QGHQPVVHQZLHGLH*H - meinden im Allianzgebiet sich auf diesen Markt Mömbris -5,53 sich abzeichnenden Strukturwandel vor- bereiten können und welche Maßnahmen Sailauf -6,15 geeignet sind, dem Raum eine Zukunft zu geben. Dabei kann es nicht darum gehen, gegen die allgemeinen Trends zu Markt Schöllkrippen -2,88 arbeiten. Grundlage einer Entwicklungs- strategie ist vielmehr das Aufspüren der Sommerkahl -5,29 örtlichen Qualitäten mit dem Ziel, diese als $XVJDQJVSXQNWIUHLQDWWUDNWLYHV3UR¿O Westerngrund -5,31 der Kommunalen Allianz „Kahlgrund und westlicher Vorspessart“ zu verdichten. Die Wiesen -12,64 nachfolgende Potenzialanalyse dokumen- tiert die Ergebnisse dieser Spurensuche nach den Qualitäten der Region und den Quelle: Modus Bamberg, Kleinräumige Bevölkerungsprojektion für den Landkreis Aschaffenburg Stand 2007, Begabungen ihrer einzelnen Orte. Variante 2

11 12 POTENZIALANALYSE 1

13 INTEGRIERTES LÄNDLICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT

LAGE IM RAUM

Die zehn Gemeinden im Untersuchungs- gebiet gehören alle zum Unterfranken und sind Teil der Metropolre- gion Rhein-Main.

Die umliegenden Autobahnen A3, A45 und A66 schaffen kurzwegige Anbindungen zum Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main sowie zu den umliegenden Städten Aschaffenburg, Darmstadt und Würzburg.

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ÜBERGEORDNETE PLANUNGEN

Regionalplan Bayerischer Untermain, Quelle Regierung von Unterfranken Stand 2003

Der Regionalplan Bayerischer Untermain verläuft über Geiselbach nach Norden zum stellt den westlichen Teil des Untersu- benachbarten Bundesland Hessen. chungsgebietes (Markt Mömbris, Sailauf) als äußeren Verdichtungsraum des be- nachbarten Oberzentrums Aschaffenburg dar. Alle weiteren Gemeinden sind als allgemeiner ländlichen Raum gekennzeich- net.

Die Unterzentren Markt Mömbris und Markt Schöllkrippen liegen auf der regionalen Entwicklungsachse - Wiesen. Eine weitere Entwicklungsachse

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LAGE IM RAUM

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RÄUMLICHER BESTAND

Wie ein Fenster in der Landschaft ist das Untersuchungsgebiet dreiseitig vom Wald des Spessarts umschlossen und hat damit, großräumig betrachtet, ähnlichen Charakter wie die Waldinsel der Gemeinde Wiesen.

Das Gebiet selbst ist geprägt durch eine offenwellige Landschaft im Osten und einer bewegten, kleinteiligen Landschaft im Westen. Hier trägt vor allem die Landwirtschaft dazu bei, die traditionelle Kulturlandschaft mit ihren Streuobstbe- ständen zu erhalten.

Die als raumgliederndes Hauptge- wässer entspringt im Untersuchungsge- biet bei Kleinkahl und fließt über Markt Schöllkrippen und Markt Mömbris in Richtung Alzenau. Die meisten Gewässer der angrenzenden Orte münden in die Kahl. Die Gewässer der Gemeinde Sailauf hinge- gen entwässern nach Süden in die in Richtung Aschaffenburg.

Die Siedlungsflächen liegen größtenteils in den langgesteckten Seitentälern der Kahl und haben dadurch den Charakter von Straßendörfern. Eine räumliche Ortsmitte ist durch die langgestreckte Bebauung ent- lang der Straßen, in der zum Teil die Orte nahtlos ineinander über gehen, oft schwer erkennbar. Die Struktur eines Haufendorfes ist vor allem noch in Geiselbach und Wiesen erlebbar.

Die Anbindung an das übergeordnete Verkehrsnetz erfolgt über die Gemeinde Sailauf an die A3 in Richtung Frankfurt und Würzburg. Die zentral im Gebiet verlaufen- de Kahltalbahn schafft eine leistungsfä- hige ÖPNV Verbindung in Richtung Alzenau bis Hanau.

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POTENZIALANALYSE

Waldgebiet Wald, der nur im Umfeld von Siedlungen und Bachtäler zurückweicht beherrscht den Osten des Allianzgebiets. Der Spessart gilt als das größte geschlossene Waldrevier Deutschlands. Die weitläufigen, ruhigen Wälder und das bewegte Relief einer Mittelgebirgslandschaft einerseits und die reizvollen waldfreien Täler und Rodungs- inseln andererseits bestimmen hier die landschaftlichen und damit auch tou- ristischen Qualitäten. Im Nordspessart sind die Wälder von Nadelgehölzen dominiert. Diese Tatsache liegt in der im 12. Jhdt. einsetzenden Glasproduktion begründet, deren Spuren bis in die heutige Zeit, auch in der Form von Wegen, zu verfolgen sind.

Wechselzone Wald Offenland Mit dem Übergang von bewaldeten Sandsteinspessart zum Vorderen Spessart bildete sich an den sanften zum Kahlgrund geneigten Hängen eine landschaftlich äußerst reizvolle Wechselzone zwischen Wald und Offenland aus. Sie umschließt den Kahlgrund fast vollständig und unter- streicht damit das geschlossene Erschei- nungsbild des Tals. Von dieser erhöhten Warte aus ergeben sich die schönsten Ausblicke ins Tal.

Offenwellige Agrarlandschaft Im Kahlgrund und in der Gemeinde Sailauf tritt der Wald sehr stark zurück und lässt einer offenen, welligen Hügellandschaft den Vortritt. Erosion hat hier das Grund- gebirge zum Vorschein gebracht und damit seit dem 15. Jhdt. den Abbau von Bodenschätzen, wie Kupfer ermöglicht. Löseinwehungen in die Westabhänge des Spessarts schafften günstige Vorausset- zungen für die Landwirtschaft. Durch die Lage im Luv des Spessarts ist der Vordere Spessart zudem klimatisch begünstigt. Der mittlere Jahresniederschlag liegt bei rund 640mm, die Jahresmitteltemperatur beträgt zwischen 7-8,5°C, so dass sich Obstwirtschaft als landwirtschaftlicher Erwerbszweig etablieren konnte.

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ÖRTLICHE ANGEBOTE

Talräume Maßgeblich gestalterisches Element der Hügellandschaft waren die Gewässersy- steme von Kahl und . Die Talränder waren bevorzugte Siedlungsplätze, nicht zuletzt um die im Überfluss vorhandene Wasserkraft zu nutzen. Heute ist die Bedeutung der Täler für die Nutzung der Wasserkraft hinter ihre Funktion als Sied- lungs- und Infrastrukturband zurückgetre- ten. Als Rückgrat der Landschaft erfüllen aber insbesondere die Gewässer selbst und die grünlandgenutzten Auen die wich- tige Aufgabe eines Landschaftskorridors.

Natur- und Landschaftsschutz Das gesamte Allianzgebiet ist Teil des Naturparks Spessart. Die großflächigen Laubmischwälder, aber auch die klein- strukturierte offene Landschaft mit einer Vielzahl an Biotopflächen sind als Land- schaftsschutzgebiet ausgewiesen. Viele der Biotope sind als Naturdenkmale oder als Landschaftsbestandteile geschützt. Die Spessartwiesen im Aubachtal bei Wiesen und die Feuchtwiesen mit dem Vorkommen von Wiesenknopfameisenbläu- lingen in den Tälern von Kahl, Reichen- bach und Gunzenbach sowie die Wiesen und Magerrasen zwischen Hösbach und Rottenberg sind Teil des europäischen Netzes Natura 2000. Die Amphibienfrei- stätten Speckkahl und Sommergrund sind aufgrund ihrer Bedeutung als Laichstätten zahlreicher Amphibienarten als Natur- schutzgebiet ausgewiesen.

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POTENZIALANALYSE

Autobahnanschluss Das Untersuchungsgebiet liegt verkehrs- günstig zwischen den Autobahnen A3 im Süden, der A45 im Westen (Anschluss Alzenau) und der A66 im Norden (An- schluss Gelnhausen Ost). Über die beiden Auffahrten Hösbach und / erfolgt der kurzwegige Anschluss an die A3.

Überregionale Verkehrsverbindungen Mit einem gut ausgebauten Verkehrsnetz von Staatsstraßen wird das Gebiet kurz- wegig mit der benachbarten Stadt Aschaf- fenburg und dem Ballungsraum Frankfurt verknüpft. Die Anbindung im Westen nach Alzenau und Gelnhausen im Norden sind zudem günstige Standortfaktoren.

20 KOMMUNALE ALLIANZ KAHLGRUND UND WESTLICHER VORSPESSART

ÖRTLICHE ANGEBOTE

ÖPNV Mit der Kahlgrundbahn verfügt das Gebiet über eine attraktive ÖPNV Verbindung im Stundentakt bis hin nach Hanau. Zusam- men mit den Buslinien, die ebenfalls im Stundentakt fahren, ist das Gebiet leis- tungsfähig an die benachbarten Zentren Aschaffenburg und Hanau angebunden.

Ortsdurchfahrten Viele Ortsdurchfahrten weisen Verkehrs- belastungen im Bereich von ca. 7.000 – 10.000 Kfz/24h auf. Gerade im Altortbe- reich wirken Engstellen noch problemver- schärfend und stellen eine Gefahr für den Fußgänger auf Grund fehlender Gehwege dar. Daher werden in manchen Orten wie z.B. Schimborn bereits alternative Lösungs- ansätze diskutiert.

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POTENZIALANALYSE

Einwohnerentwicklung Lkr. Aschaffenburg Bevölkerung Die Einwohnerentwicklung ist bis auf 2000 wenige Ausnahmen (Stagnation im Markt 1500 Schöllkrippen und Krombach) leicht rück- 1000 läufig und spiegelt so die Entwicklung des

500 Landkreises wieder. Die Abnahme beruht

0 dabei vorwiegend auf Wanderungsver- 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 lusten. -500

-1000 Die Altersstruktur der Bewohner im Alli- natürliche Entwicklung Wanderungen Bilanz anzgebiet liegt im Landkreisdurchschnitt und zeigt den generellen Trend des wach- senden Anteils älterer Menschen.

Versorgung Die Grundversorgung mit Lebensmittel- märkten sowie Handels- und Dienstleis- tungsangeboten wird durch den Markt Mömbris und den Markt Schöllkrippen abgedeckt. Die weiteren Ortsteile sind meist teilgrundversorgt. Problematisch sind hier die zahlreichen kleinen Ortsteile von Mömbris, die größtenteils unterver- sorgt sind.

Die Ausstattung mit Kindergärten und Grundschulen ist ausreichend. Die Haupt- schulen befinden sich in Mömbris und in Schöllkrippen (M-Zweig). Weiterführende Schulen befinden sich außerhalb des Gebiets in Hösbach und Alzenau.

Örtliche Betreuungsangebote für Senioren sind momentan nur vereinzelt vorhanden.

22 KOMMUNALE ALLIANZ KAHLGRUND UND WESTLICHER VORSPESSART

ÖRTLICHE ANGEBOTE

Wohnflächenangebot Im Allianzgebiet stehen allein ca. 120ha erschlossene Wohnbauflächenreserven zur Verfügung. Große Flächen mit ca. 3-9 ha befinden sich in Geiselbach, Sailauf, Markt Mömbris, Markt Schöllkrippen und Wiesen.

Abgesehen vom schwierigen Zugriff auf Grund der Eigentumsverhältnisse ist mit insgesamt ca. 156ha (ca. 54ha wurden in den letzten zehn Jahren ausgewiesen) der Bedarf für die nächsten Jahrzehnte gedeckt.

Gebäudeleerstand Der durchschnittliche Gebäudeleerstand pro Ort bewegt sich zwischen 3-10 Gebäuden (Angabe der Gemeindeverwal- tung). Ausnahmen sind hier der Markt Schöllkrippen mit 15 und Wiesen mit 18 Leerständen.

Zukünftiger Handlungsbedarf wird hier in der Entwicklung von zusammenhängenden Quartieren gesehen, wo durch Grund- stückszusammenlegungen adäquater Wohnraum geschaffen werden kann.

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POTENZIALANALYSE

Arbeitsplatzangebote Mit über 800 Arbeitsplätzen ist das Ge- werbegebiet Weyberhöfe bei Sailauf der größte Arbeitsplatzgeber im Allianzgebiet (GE Mömbris ca. 350 AP, GE Rothengrund: ca. 250 AP, GE Schöllkrippen ca. 250 AP)

Der Auspendleranteil liegt bis auf Markt Schöllkrippen deutlich höher als der Land- kreisdurchschnitt.

Neben den großen Produktions- und Tech- nologiebetrieben ist im Allianzgebiet vor allem das örtliche Handwerk in zahlreichen kleinen Gewerbegebieten vertreten.

Gewerbeflächenangebot Momentan liegen insgesamt ca. 20ha erschlossene Gewerbeflächen im Allianz- gebiet. Größere Flächen (4-6ha) stehen jedoch lediglich im GE Rothengrund, im GE bei Mömbris und im GE Blankenbach zur Verfügung. Weitere ca. 22ha befinden sich in Planung (B-Plan und FNP).

Betrachtet man die Entwicklung der letzten zehn Jahre (Ausweisung von 34ha), so besteht momentan kein unmittelbarer Handlungsdruck.

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ÖRTLICHE ANGEBOTE

Technische Infrastruktur Die Breitbandversorgung im Allianzgebiet stellt sich in Bezug auf die Geschwindig- keit sehr unterschiedlich dar. Langsame Verbindungen sind heute ein Standort- nachteil für Gewerbebetriebe als auch für die Wahl des Wohnstandortes. Daher wird hier dringender Handlungsbedarf zur Verbesserung des Leitungsnetz im Hinblick auf schnelle Übertragungsraten gesehen.

Die Orte im Allianzgebiet sind überwie- gend mit Erdgas versorgt und bieten im Hinblick auf den Wohnungsmarkt ein leistungsfähiges Versorgungsnetz an.

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POTENZIALANALYSE

Attraktive Orte Die Gestaltung des öffentlichen Raums mit gepflasterten Straßen und Platzräumen sowie landschaftliche Bereichen mitten im Ortskern prägen einige der Orte im Allianzgebiet. Liebevoll sanierte Gebäude mit Fachwerk oder Naturstein schaffen Atmosphäre und ein hochwertiges Wohn- umfeld.

Gerade hier gilt es, das Erscheinungsbild der Ortsmitten durch sensible Gestaltungs- maßnahmen zu bewahren und zu beleben.

Kultur und Events Im Allianzgebiet befinden sich keine über- regional bedeutsamen Gebäudedenkmäler. Dennoch bieten viele der Kirchen sowie das Schloss in Wiesen hier Entwicklungs- möglichkeiten in Bezug auf den Rad- und Wandertouristen.

Neben den zahlreichen örtlichen Veranstal- tungen haben sich vor allem Rockfestivals in Wiesen, Sommerkahl und Sailauf als überregionaler Event etabliert.

Einzelne Attraktionen wie z.B. die Grube Wilhelmine, der Hof Hauenstein oder die Akademie Reuschberg bieten darüber hinaus touristisches Potenzial.

Überregionale Wanderwege Das Allianzgebiet ist in die traditionelle Wanderregion Spessart eingebunden. Mit dem Eselsweg und der Birkenhainer Straße berühren zwei der bekanntesten Hauptwanderwege das Allianzgebiet. Die Kulturwege bei Wiesen, Sailauf, Geisel- bach, Kleinkahl und Krombach sind Teil des Archäologischen Spessartprojektes. Ein neues Wanderwegekonzept, getragen vom Verein Naturpark Spessart, setzt aktuell dem über die Jahre gewachsenen Schilderwald ein Ende und reduziert das Wegenetz im Gesamtgebiet um 30%. Für das Allianzgebiet bedeutet dies, insbeson- dere die Anbindung an das vorhandene übergeordnete Wegenetz des Naturparks Spessart zu befördern und Lücken im lokalen Netz zu schließen.

26 KOMMUNALE ALLIANZ KAHLGRUND UND WESTLICHER VORSPESSART

ÖRTLICHE ANGEBOTE

Überregionale Radwege Für Radfahrer hat der Kahlgrund mit dem Vorspessart ein vielfältiges und anspruchs- volles Wegenetz zu bieten. Mit dem „Kahltal-Spessart-Radwanderweg“ und dem R3 „Von Heigenbrücken nach Kahl an den Main“ sind zwei ost-west gerichtete überregionale Radwege vorhanden. Diese werden durch vier nord-süd gerichtete Radwege, den R5, R6, R7 und R8 gequert, so dass das Allianzgebiet durch das beschilderte Radwegenetz des Landkreis Aschaffenburg bereits mit einem guten Grundgerüst ausgestattet ist. Ziel ist es, die Lücken in Verbindung mit dem lokalen Radwegenetz zu identifizieren, um das Ge- samtnetz sinnvoll komplettieren zu können.

Freizeit- und Tourismusangebot Das touristische Angebot liegt zwar hinter den starken Fremdenverkehrsgemeinden des angrenzenden Hochspessarts zurück, dennoch gibt es in den Kahlgrundgemein- den eine lange touristische Tradition. Der Fremdenverkehrsverein Oberes Kahltal e.V. besteht bereits seit 30 Jahren. Das lokale Freizeitangebot ist mit Reiten, Wandern oder Angeln stark an der landschaftlichen Erholung ausgerichtet. Gastronomische Schwerpunkte bilden die beiden Märkten Mömbris und Schöllkrippen. Pensionen oder Ferienwohnungen sind in allen Orten vorhanden. In den Märkten Mömbris und Schöllkrippen sowie in der Gemeinde Blan- kenbach und Sailauf, Ortsteil Weiberhöfe, stärkt jeweils ein Hotel das Übernachtung- sangebot.

27 INTEGRIERTES LÄNDLICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT

POTENZIALANALYSE

Wasserschutz Der Vorspessart ist äußerst wasserreich. An den wasserstauenden Schichten treten eine Vielzahl von Quellen aus. Manche werden noch heute zu Trinkwasser- zwecken genutzt. Das Einzugsgebiet der Kahl umfasst fast vollständig das Allianz- gebiet, der Ursprung der Kahl, die Kahl- quelle, liegt in Kleinkahl. Sailauf gehört dem Einzugsgebiet der Aschaff an. Der Kahlgrund selbst ist überschwemmungs- gefährdet, so dass hier über mögliche Lösungen zur Wasserrückhaltung nachge- dacht werden muss. Getreidemühlen und Hammerwerke nutzten die Wasserkraft. Reste dieser historischen Nutzungen sind heute noch vorhanden.

Direktvermarkter Die schwierigen landwirtschaftlichen Bedingungen spiegeln sich in einer klein- teiligen Landnutzung wieder, die aufgrund mangelnder Konkurrenzfähigkeit mit ertragsstarken Standorten zur Speziali- sierung zwingt. Deshalb werden heute im Kahlgrund eine Vielzahl besonderer örtlicher Produkte wie Obst, Wild, Schafe, Ziegen, Fische sowie Veredelungsprodukte wie Käse, Saft und Schnaps erzeugt und zu einem hohen Anteil - in sechs Kommunen auch von Betrieben mit angeschlossenem Hofladen - direkt vermarktet.

Regenerative Energien Die energetische Nutzung von nachwach- senden Rohstoffen ist im Allianzgebiet noch im Anfangsstadium. Erste Schritte wurden hier mit einer Biogasanlage in Sai- lauf sowie mit einer Hackschnitzelheizung im Schulgebäude Krombach gegangen.

Windkraft- und flächenhafte Photovoltaik- anlagen wurden bisher nicht realisiert.

Durch den umliegenden Spessartwald bietet sich gerade Holz als zukünftiger Energieträger an.

28 KOMMUNALE ALLIANZ KAHLGRUND UND WESTLICHER VORSPESSART

ÖRTLICHE ANGEBOTE

Landwirtschaft Aufgrund der Böden ist der östliche gegen- über dem westlichen Kahlgrund bevorteilt, so dass der Anteil an ackerbaulichen Flächen im Osten höher ist. Im Westen er- folgt verstärkt Obstanbau. Die Grünländer werden vereinzelt durch Schafe und Rinder beweidet und dienen ansonsten der Fut- tergewinnung. Pferdehaltung wird in allen Kommunen betrieben. Mit durchschnittlich 80% ist der Anteil an Nebenerwerbsland- wirten sehr hoch. Die Streuobstwiesen werden häufig auch von Nicht-Landwirten gepflegt. Die Nutzung dieser Marginal- standorte ist sehr arbeitsintensiv und mittelfristig wird sich die Frage nach dem dauerhaften Erhalt der Streuobstwiesen stellen.

Forstwirtschaft Der Wald setzt sich aus 40% Laub- und 60% Nadelgehölzen zusammen. Mit 50% nimmt der Kleinprivat einen hohen Anteil ein. Die Besitzstrukturen sind sehr ungünstig, die Einzelparzellen sehr klein. Die Walderschließung im Privatwald ist sehr ungünstig. Diesbezüglich ist derzeit eine befriedigende Waldpflege und die Mobilisierung der vorhandenen Holzvorräte nicht möglich.

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