Lokalbaukommission I Denkmalschutz

Altstadtensemble München Leitlinien zum Planen und Bauen U2 Vorwort

Die Münchner Altstadt ist wie kaum und Eigentümern sowie Investoren ein anderer Bereich in Deutschland Orientierung in wesentlichen Fragen dem ständigen Veränderungsdruck der Gestaltung geben. ausgesetzt. Wenn Sie von einem der Altstadttürme Ihren Blick über die Besonders die spezielle Münchner Art Innenstadt schweifen lassen, werden des Wiederaufbaus nach dem Zwei- Sie fast immer auch eine Baustelle se- ten Weltkrieg spielt eine die Altstadt hen. Daneben weist die Altstadt trotz ganz wesentlich prägende Rolle. So immenser Zerstörungen während des heißt es im ersten Satz der Ensemble­ Zweiten Weltkriegs qualitätsvolle Bau- beschreibung: „Die Altstadt München, substanz aus sieben Jahrhunderten auf dem Grundriss der hoch- und auf, die zum Charakter und zur Identi- spätmittelalter­lichen Herzogstadt zur tät der Stadt ganz wesentlich beiträgt. barocken Residenzstadt umgestaltet, Auch die grundsätzliche städtebauliche im 19. Jahrhundert als Haupt- und Ordnung hat sich in der Altstadt über Großstadtkern überformt, bildet ein Jahrhunderte weitgehend tradiert. Vor Ensemble, weil der Wiederaufbau diesem Hintergrund verwundert es nach den Zerstörungen des Zweiten nicht, dass die Altstadt ein Ensemble Weltkrieges mit Erfolg ihre Identität im Sinne des Denkmalschutzes dar- gesichert hat.“ Im ersten Teil dieser stellt. Broschüre finden Sie daher einen aus- führlichen Überblick über die Ideen und Eine Besonderheit dieses Ensembles Konzepte des Wiederaufbaus, denn ist u. a. dessen Verknüpfung mit seiner nur so wird verständlich, warum sich Umgebung in Form von Sichtachsen die Münchner Altstadt heute so und auf die Altstadt – zu nennen wäre hier nicht anders zeigt. z. B. der Blick vom Monopteros auf die Innenstadt – aber auch durch Blickach- Im zweiten Teil der Broschüre sind die sen von der Altstadt nach außen, z. B. eigentlichen Altstadt-Leitlinien zusam- entlang der Ludwig- und Maximilian- mengestellt. Sie sollen dazu beitragen, straße sowie Prinzregentenstraße. So die vorhandenen stadtgestalterischen können auch Bauvorhaben weit außer- Qualitäten zu erkennen und zu erhal- halb der Innenstadt auf diese wirken ten und auch in Zukunft eine zeitge- und für sie von Bedeutung sein. mäße, qualitätsvolle und moderne Entwicklung zu ermöglichen. Diese Es gilt einerseits angemessene Verän- Leitlinien sind sicher nicht im Sinne ei- derung zu ermöglichen, andererseits nes „Kochrezepts“ zu verstehen, dazu gewachsene Qualitäten zu bewahren ist die Münchner Altstadt in sich viel und den besonderen Charakter der zu differenziert. Sie zeigen aber Hand- Altstadt zu stärken. In den letzten lungsfelder auf, die sowohl bei Neu-, Jahren war es mir daher ein Anliegen, als auch bei Umbauvorhaben bedacht diese Fragen mit den Bürgerinnen und werden sollten. Bürgern zu diskutieren, sowie den Aus- tausch zwischen Verwaltung, Politik, Ich danke Herrn Stadtheimatpfleger Wirtschaft und Fachleuten unterschied- Goergens ganz herzlich für seine sorg- licher Sparten zu suchen. Von diesen fältige Arbeit und hoffe, dass diese Dialogen gingen wichtige Impulse Leitlinien dazu beitragen, den „richti- und Hinweise aus, die in die Altstadt- gen“ Weg zwischen Bewahren und Leitlinien eingeflossen sind. Diese Verändern finden zu können. Leitlinien, mit deren Entwicklung Gert F. Goergens als Stadtheimatpfleger be- Ihre traut wurde, werden Eigentümerinnen

Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk Stadtbaurätin der Landeshauptstadt München

1 Blick von Süden auf die Dachlandschaft der Altstadt mit den großen ruhigen Dächern der Kirchenbauten, von Residenz und Nationaltheater

Blick von der Terrasse des Hotels Bayerischer Hof auf die Turmsilhouette

2 Inhalt

I Einführung...... 6 Thesen zum Altstadtensemble Münchens ...... 7 Wiederaufbauphase: „Das Neue München“...... 9 Wertschätzung der Nachkriegsarchitektur...... 16 Neubau versus Umbau und Sanierung ...... 17

II Leitlinien zum Planen und Bauen im Altstadtensemble ...... 20 1. Dominanz der Monumentalbauten...... 21 2. Öffentlicher Raum...... 22 3. Sichtachsen...... 23 4. Identitätsstiftende Orte...... 24 5. Dialog mit dem spezifischen Umfeld...... 25 6. Historischer Stadtgrundriss...... 26 7. Parzellenstruktur...... 28 8. Durchgänge, Passagen ...... 30 9. Innenhöfe...... 31 10. Geschoßigkeit, Gebäudeproportion, Zonierung...... 32 11. Beletage...... 33 12. Arkaden...... 34 13. Fassadengestaltung...... 35 14. Oberflächen der Fassaden und Farbigkeit...... 36 15. Dachlandschaft...... 37 16. Solaranlagen...... 38 17. Beleuchtung...... 39 18. Werbeanlagen...... 40 19. Besondere Bauaufgaben...... 41

III Ausgeführte Beispiele für Planen und Bauen im Altstadtensemble...... 44 Fünf Höfe ...... 45 ...... 46 6...... 48 Weinstraße 8...... 50 Aufstockung Salvatorgarage am Salvatorplatz...... 51

IV Anhang ...... 52 Auszug aus dem Text: Ensemble Altstadt München aus dem Buch „Denkmäler in Bayern: München” Oldenburg Verlag 1991 Schwerpunkt Wiederaufbauphase...... 54

3 4 I Einführung

Einführung

5 Einführung

München ist eine traditionsbewusste oder gar eine Gestaltungssatzung Die in der Folge vorgestellten Leitlinien und weltoffene Stadt, die trotz großer sein. Dies würde dem überlieferten zum Bauen in der Altstadt wollen den Kriegszerstörung kompakt und räum- Stadtbild und den Projekten unserer Blick auf die Qualität und Besonderheit lich klar gegliedert geblieben ist. Sie heutigen Zeit nicht gerecht werden des Ensembles schärfen. Sie sollen bezieht sich in erster Linie nach wie können. Jede Maßnahme bedarf einer Anregungen vermitteln, wie im Geist vor auf ihre historische und wiederauf- Einzelfallbeurteilung, die auf das un- dieses anspruchsvollen Umfeldes mo- gebaute Mitte um den . mittelbare Umfeld sowie auf Bestands- dernes Bauen und Rücksichtnahme Die stadtbildprägenden Bauten, die strukturen und bauliche Anlagen mit auf den Bestand zu einer baulichen stadträumliche Abfolge von Straßen besonderem Aussagewert eingehen Entwicklung beitragen können, welche und Plätzen sowie das System von muss. diesem besonderen Ensemble gerecht Querverbindungen durch Passagen werden. und offene Höfe bilden die unverwech- selbaren Charakteristika der Innenstadt und zeugen von der Münchner Stadt- Ensemble Altstadt München geschichte. Karte 1983 Münchens Altstadt zeigt heute ein über Jahrhunderte gewachsenes Stadtbild und hat trotz der Kriegsver- wundungen ihren unverwechselbaren Charakter bewahren können. Deshalb wird die Münchener Altstadt in der Denkmalliste als Ensemble geführt.

Wer heute als Bauherr oder Architektin und Architekt ein Bauvorhaben in der Altstadt plant, hat planerisch viele tech- nische und architektonische Herausfor- derungen und nicht selten auch funk- tionale und wirtschaftliche Zwänge zu bewältigen. In diesem Spannungsfeld ist der Verantwortung, das Stadtbild zu bewahren, nicht einfach Rechnung zu tragen. Der Umgang mit Einzel- baudenkmälern ist durch die strenge Zielvorgabe der Bausubstanzerhaltung gekennzeichnet. Für andere Bauten, die im Ensemble­ bereich der Altstadt liegen, gibt es zurzeit keine Richtlinien oder eine Ge- staltungssatzung, die aufzeigen, wie mit den Projekten umzugehen ist. Jede Maßnahme muss im Einzelfall auf Ba- sis der Rechtsgrundlage des Denkmal- schutzgesetzes beurteilt werden.

Der Leitlinien-Katalog soll Planerinnen und Planer, Bauherrinnen und Bau- herren zu Fragen rund um das Bauen in der Altstadt unterstützen und ein Wegweiser sein, welche baulichen Gestaltungen zu einer lebendigen Wei- terentwicklung im Sinne der Stadtbild- bewahrung sinnvoll und möglich sind. „Die Altstadt München, auf dem Grundriss der hoch- und spätmittelalterlichen Herzogstadt zur Aufgrund der Heterogenität der Alt- barocken Residenzstadt umgestaltet, im 19. Jahrhundert als Haupt- und Großstadtkern überformt, kann als Ensembledenkmal gelten, weil der Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Zweiten stadt Münchens kann er keine streng Weltkrieges mit Erfolg ihre Identität zu sichern versucht hat.“ gefasste, rechtsverbindliche Richtlinie (Auszug Denkmalliste – Verzeichnis der Denkmäler in Bayern (Bayerischer Denkmal-Atlas))

6 I Einführung

Thesen zum Altstadtensemble Münchens

Die Münchner Innenstadt erlebt Seit 1983 steht die gesamte Altstadt Die Münchner Altstadt ist von zurzeit erneut einen bedeutenden unter Ensembleschutz. Damit wird überragender Attraktivität für die Bau- und Investitionsboom. Dieser der Bedeutung des nach Kriegszer- Münchner Bürgerinnen und Bürger lässt ein Spannungsfeld zwischen störung auf dem historischen Grund- und für den ständig zunehmenden wirtschaftlicher Entwicklung und riss wiedererrichteten Stadtgefüges Tourismus. Trotz Ensembleschutz Wahrung des historischen Stadtbil- Rechnung getragen. Die schritt- ist die Altstadt jedoch einem fort- des entstehen – ein Spannungsfeld weise Reduzierung des Kraftfahr- währenden, strukturellen Wandel zwischen Tradition und Wandel. zeugverkehrs im innerstädtischen unterworfen. So wird jährlich mehr Aufgabe einer verantwortungsvollen Bereich seit den 1970er Jahren hat als 1 % der Bausubstanz der alten Stadtentwicklung ist es, die vorhan- entscheidend zur Rückgewinnung Kernstadt erneuert, das ist mehr als denen stadtgestalterischen Qualitä- der das Stadtbild prägenden Plätze, ein Viertel der Altstadt in 20 Jahren. ten zu erhalten und gleichzeitig auch Straßen und Freiflächen als Erlebnis- Deshalb ist es so wichtig, die Tradi- in Zukunft eine zeitgemäße, quali- räume und städtebauliche Kernbe- tion der baulichen Struktur in ihrer tätsvolle und moderne Entwicklung reiche beigetragen. Bedeutung, Funktion und Qualität zu ermöglichen. wahrzunehmen, zu beachten und im Die mittelalterliche Parzellenstruk- Rahmen dieser Veränderungen zu tur spiegelt die traditionsreiche schützen und behutsam weiterzu- Geschichte insbesondere der Re- entwickeln. sidenzstadt wider und bietet glei- chermaßen den Besucherinnen und Pflege und Erhalt des Altstadten- Besuchern wie den Bürgerinnen sembles ist nicht nur Aufgabe der und Bürgern der Landeshauptstadt Denkmalpflege. Sie ist eine Gemein- Identifikation, Orientierung und ho- schaftsaufgabe aller, im besonderen hen Erinnerungswert. Gleichzeitig Maß aber vor allem der Bauherrin- bildet sie die Voraussetzung für eine nen und Bauherren, Architektinnen lebendige, kleinteilige Nutzungs- und Architekten und der Stadtver- struktur und Funktionsmischung. waltung, die im Altstadtensemble planen und bauen. Dabei reicht das Spektrum der baulichen Alternativen vom sorgsam restaurativen Erhalt über Nutzungsänderungen und Fassadenüberformungen bis zur Abbruchmaßnahme mit nachfolgen- dem Neubau.

Am Sebastiansplatz Literaturhaus von der Jungfernturmstraße

7 Nach den dramatischen Kriegszer- störungen am Ende des Zweiten Weltkrieges mit dem Verlust von ca. 70 % der historischen Bausubstanz und nach der Wiederaufbauphase der 50er und 60er Jahre, die im Wesentlichen Ende der 60er Jahre abgeschlossen war, zeichnet sich heute erneut eine Phase baulicher Überformung ab. Diese begründet sich aus der schlechten Bausubstanz der Wiederaufbauphase, den stän- dig gestiegenen Ansprüchen an Bau- und Haustechnik und energetischer Ertüchtigung sowie den anspruchs- vollen Anforderungen der veränder- ten Arbeits- und Wohnkultur. Nicht zuletzt spielt auch der Einfluss einer internationalen, zeitgemäßen Archi- tektursprache eine große Rolle.

Kriegszerstörungen von 70 % der Bausubstanz – dies bedeutet im Falkenturmstraße Umkehrschluss, dass ca. 70 % der heutigen Altstadt als Wiederaufbau nach dem Krieg entstanden sind. Wie ist es möglich, dass München trotz dieser weit überwiegenden Neubausubstanz seinen überlie- ferten Altstadtcharakter bewahren konnte? Dies entwickelte sich nicht zufällig, sondern auf der Basis von weit vorausschauenden und diffe- renzierten Planungsüberlegungen zur Zukunft der Altstadt.

Blick vom Rosental auf den von Gustav Gsaenger 1964 vollendeten Erweiterungsbau des Stadtmuseums (rechts)

8 I Einführung

Wiederaufbauphase: „Das Neue München“

Beschäftigt man sich heute mit der Dieser Entwurf wird nunmehr der Wiederaufbauphase nach den verhee- Öffentlichkeit übergeben. Ich wünsche renden Kriegszerstörungen, so fällt ihm eine freundliche und verständnis- einem unweigerlich ein schmales Buch volle Aufnahme. Er soll Anregung und (62 Seiten) in die Hände, über das man Aufklärung geben; er soll die weitesten nur staunen kann. Es hat den Titel Kreise für die große Frage des Wie- „Das Neue München“. Verfasst wurde deraufbaues Münchens interessieren es von dem damaligen Stadtbaurat Karl und ihnen allen Kenntnis geben von Meitinger. Es zeichnet die Vision des den Plänen und Absichten, welche Wiederaufbaus in allen relevanten The- die Stadtverwaltung zu verwirklichen men in hellsichtiger Vorausschau und gewillt ist.“ beschreibt damit den „Münchner Weg“, der schon in der zweiten Sitzung des Die Pfarrkirche St. Peter ist nur knapp der Stadtrates nach dem Krieg am Sprengung entkommen 9. August 1945 zur Grundlage des Wie- deraufbaus werden sollte.

Auszüge aus dem Buch „Das Neue München – Vorschläge zum Wiederaufbau“ von Karl Meitinger:

Vorwort von Oberbürgermeister Dr. K. Scharnagl: „Der verdiente langjährige maßgebli- che Mitarbeiter und nachmalige Leiter des Stadtbauamtes, Herr Stadtbaurat a. D. Karl Meitinger, hat (…) schon seit mehr als einem Jahrzehnt sich mit (…) Aufgaben der Planung für München beschäftigt. Gerade auf Grund der ihm eigenen großen Erfahrungen konnte er die Behandlung des Wiederaufbaues mit seinen Ideen auf engste verbinden. Er hat die so entstandenen Anregun- gen und Gedanken in einem Planungs- entwurf niedergelegt, der eine ebenso großzügige wie zweckdienliche Grund- lage für die weitere Behandlung der so wichtigen Angelegenheit darstellt. Der Entwurf wurde bereits dem großen Wiederaufbauausschuss und auch den Kreisen des berufenen Stadtrates vorgelegt und fand von beiden Organi- sationen Billigung. Auf Grund dieser Billigung konnte er dem Stadtbauamt bei seinen bisheri- gen Maßnahmen und Überlegungen als Grundlage dienen, auf welcher der gegenwärtige Leiter des Amtes, Herr Baudirektor Leitens­torfer und der ver- bliebene kleine Stab von Mitarbeitern zu arbeiten vermochten. Durch eine Spendenaktion Münchner Bürgerinnen und Bürger mit Unterstützung des Bayerischen Rundfunks (Pausenzeichen „Solang der Alte Peter …”) konnte die Pfarrkirche St. Peter Mitte der 50er Jahre wieder eingeweiht werden

9 Die Altstadt zu retten und müssen alles erhalten, haupten möge, Deutschland gesehen „Schmerzerfüllt stehen wir vor den was vom Guten und Wertvollen noch zu haben, der München nicht kennt. Trümmern unserer Altstadt, des Ju- vorhanden ist. Wo im Einzelnen von Man darf aber auch in der Altstadt wels im Kranze Groß-Münchens. Die den baukünstlerisch wichtigen Bauten nicht einseitig und absolut am Alten Stadt aus dem 14. Jahrhundert, die noch so große Reste bestehen, dass hängen und muss insbesondere Ver- Schöpfung Kaiser Ludwigs des Bayern, das Ganze rekonstruiert werden kann, kehrsfragen gebührend berücksichti- die innere Stadt zwischen Sendlinger soll das alte Bild wieder erstehen; wo gen. Die fortschreitende Motorisierung Tor und und zwischen nichts mehr vorhanden ist, soll nach und der wachsende Verkehr werden und , das ist das Gebiet modernen Gesichtspunkten, aber im einige Einbrüche in der Altstadt gebie- der heutigen Altstadt. Gerade die Alt- Sinne der Altstadt, neu und frei gestal- terisch fordern. Schon der Gedanke, stadt ist unser München und das Be- tet werden, damit wir in einigen Jahr- dass so etwas erwogen werden kann, sondere, das neben den Schöpfungen zehnten unser liebes München wieder mag für konservative Verfechter des Ludwigs I. die Fremden immer wieder haben, wie es war, diese Perle der Städtebaus ein Schreckbild sein. Wenn anzog. deutschen Städte mit ihren herrlichen aber der Städtebau dem Leben dienen Bauten, mit ihrem südlichen Himmel soll, wie etwa der Autoverkehr und die Wenn man den Schadensplan der Alt- und dem zauberhaften Gemisch von Eisenbahn, dann darf er nicht Selbst- stadt betrachtet, so möchte man ver- Fleiß und Gemütlichkeit, dieses Mün- zweck und lediglich Erscheinungsform zweifeln. Es ist fast alles zerstört. Der chen mit dem besonderen Nimbus, werden, dann muss anerkannt wer- Straßenbummler wird leicht getäuscht, das jeden, der einmal da war, immer den, dass dringende Erfordernisse be- weil ja die Straßenwände vielfach noch wieder in die Mauern zog und in dem rücksichtigt werden müssen und dass stehen, aber dahinter ist gähnende, jeder gerne wohnte und sich aufhielt. es Sache des Architekten und seiner ausgebrannte Leere. Wir müssen unter Kunst ist, das Neue im Stadtgefüge allen Umständen trachten, die Erschei- München soll die Stadt bleiben, von auch städtebaulich schön zu gestalten.“ nungsform und das Bild der Altstadt der Ludwig I. sprach, dass keiner be-

Schadensplan der Altstadt

10 I Einführung

Der Große Stadtring den übermächtigen Großlastverkehr (Park und Verkehrsring) quer durch die Stadt abfangen und „Von überragender Bedeutung ist die insbesondere die Altstadt von par- Schaffung eines Park- und Verkehrs- kenden Autos befreien, von denen er rings um die Altstadt. Es ist dies wahr- Tausende aufnehmen kann. Jeder, der scheinlich die wichtigste städtebauli- mit seinem Wagen von außen kommt che Angelegenheit überhaupt. Infolge und in der Altstadt zu tun hat, soll hier der Zerstörungen durch die Luftangriffe parken und die fünf Minuten bis zum haben wir eine einmalige Gelegenheit, Stadtzentrum zu Fuß gehen. Wenn das vor 120 Jahren bei Niederlegung das Parken in den Altstadtstraßen so der Wälle und Bastionen Versäumte ziemlich unterbunden ist, wird für den nachzuholen. Es sei dabei an Wien mit fließenden Verkehr, d. h. für die Durch- seinem Ring erinnert. Unser Ring soll fahrt jeglicher Art, die Altstadt weit als eine etwa 50-70 m breite Straße genug sein.“ erstehen, er soll vor allem einmal

Altstadt mit Stadtring

11 Die Schritte zum Wiederaufbau Wenn alle mithelfen, dann muss sie Diese wenigen Textausschnitte und „Der Wiederaufbau muss unter allen wieder herauswachsen, jene einzigarti- Zitate aus „Das Neue München“ do- Umständen von uns, von der leben- ge Stadt bajuwarischen Frohsinns, mit kumentieren, mit welcher Klarheit und den Generation in Angriff genommen ihrer Gemütlichkeit, ihren Festen und Weitsicht die besonderen Problemstel- werden, in der noch die Erinnerung an Gebräuchen und mit ihrer Lebenslust, lungen und Aufgaben des Wiederauf- das alte München lebendig ist, sonst in der aber doch fleißig und emsig ge- baus von München unmittelbar nach wird das Besondere der Stadt für alle arbeitet wird. Neben schönen Bauten, Kriegsende erkannt und analysiert Zeiten dahin sein. Wir müssen versu- Galerien und Sammlungen gehören wurden. Die darauf aufbauenden, viel- chen, möglichst viel von dem Geiste deshalb noch andere Dinge dazu, die fältigen, konkreten Handlungsanwei- und dem Gefüge der alten Stadt in manchem nebensächlich erscheinen sungen machen uns staunen und wir die neue Zeit hinüberzuretten. Eine mögen, die aber den Geist und das Le- erkennen, dass die so entstandenen Stadt besteht ja nicht nur aus Mauern, ben und Treiben der Stadt erst vervoll- Leitbilder die weitgehende Neuschöp- Straßen und Plätzen, dazu gehört auch ständigen: das Oktoberfest, die Dul- fung der Altstadt stark geprägt haben. der Mensch, der diesen toten Dingen ten, der Salvator, die Weißwürste, die die Seele einhaucht, dazu gehört der Künstlerfeste, der Fasching, die Thea- Was man sich heute kaum mehr Verkehr und die Wirtschaft, die das ter, die Brunnenhofkonzerte, „Schwa- vorstellen kann, wenn man durch die fortschreitende Leben bedeuten. Die- bing“, die Bierkeller im Sommer, der Straßen der Innenstadt geht, und was sem Leben muss das Notwendige zu Donisl und viele andere mehr, die das mehr und mehr in Vergessenheit gerät: seiner Entfaltung gegeben werden. Leben so abwechslungsreich machten Wir sehen hier keine Altstadt im Sinne Die Schrift bezweckt auch, die Öffent- und die Fremde und Einheimische so einer über Jahrhunderte gewachsenen lichkeit aufzuklären. Die Bevölkerung sehr schätzten. Wir müssen uns klar Stadt vor uns, sondern in weiten Teilen muss Interesse gewinnen und freudig sein, dass nur das Münchnerische als eine „neue“ Stadt auf dem alten Stadt- mitgehen beim Wiederaufbau der charakteristisches Lebenselement grundriss. Stadt; denn es ist ihre Stadt, die wie- München eines Tages wieder zum An- der im alten Glanze erstehen soll. ziehungspunkt für den internationalen Monumentalbauten und kulturelle Fremdenverkehr machen kann. Darum Wahrzeichen wurden wiederaufgebaut soll die Stadt auch äußerlich wieder die oder rekonstruiert, doch an die Stelle symbolische Form für das Empfinden komplett zerstörter Gebäude traten und Denken ihrer Bewohner werden.“ Neubauten: keine stilistischen Nachah- mungen der Vorgängerbauten, sondern (Karl Meitinger, 1945) damals Modernes, „aber im Sinne der Altstadt – neu und frei gestaltet“. München erhielt keine „großstädti- sche“ Prägung, keine neue „City“ wie Frankfurt, Kassel oder Hannover. Durch die Wahrung von Dimensionen und Proportionen im Wiederaufbau blieb die überlieferte städtebauliche Identität erhalten.

Diese singuläre Wiederaufbauleistung bildete die Grundlage und Rechtferti- gung, die komplette Altstadt unter En- sembleschutz zu stellen. Die Denkmal- schutzkartierung zum Ensembleschutz verdeutlicht Umfang und Inhalt der geschützten Altstadtbereiche. Auszüge aus dem Satzungstext sind in Teil III zu finden.

12 I Einführung

Ensemble Straßen- und Platzbild besonderer Bedeutung Einzeldenkmäler Historische Park- oder Garten­anlage als eigenständiges Werk der Garten- baukunst oder als Bestandteil eines Baudenkmals

13 Charta von Venedig 1964 Die Charta und die 1965 folgende Art. 6. 20 Jahre nach Verfassung der Vorschlä- Gründung des International Council Die Erhaltung eines Denkmals hat ge zum Wiederaufbau von München on Monuments and Sites (ICOMOS) die seiner Umgebung und die des wurde mit der Internationalen Charta gaben den Anstoß für einen differen- Maßstabs mit zu umfassen. Wenn die von Venedig über die Erhaltung und zierten Umgang mit dem baulichen traditionelle Umgebung vorhanden ist, Restaurierung von Kunstdenkmälern Erbe und wiesen ihm historischen muss sie erhalten werden und jede und Denkmalgebieten ein bedeuten- Zeugnischarakter zu. Gerade rechtzei- neue Baumaßnahme, jeder Abbruch, des Dokument mit konkreten Hand- tig, um historische Stadtstrukturen, jede Umgestaltung, die dazu führen lungsanweisungen erarbeitet. Denkmäler und Kulturlandschaften vor kann, die Maßverhältnisse oder etwa der Zerstörung zu retten. Die Charta ist das Zusammenwirken der Farben zu Angewendet auf die denkmalgeschütz- ein Fundament gegen eine drohende stören, wird zu verbieten sein. te Altstadt von München bietet diese Unverbindlichkeit im Umgang mit dem international beachtete Charta beden- kulturellen Erbe geblieben. Art. 9. kenswerte Hinweise auf den Umgang Der Restaurierung kommt immer der mit diesem kulturellen Erbe, die eine Art. 1. Charakter einer ausnahmsweisen überregionale Ergänzung formulieren Der Denkmalbegriff umfasst sowohl Maßnahme zu. Ihr Ziel ist es, die äs- und einen sorgsamen Umgang mit die- die vereinzelte baukünstlerische thetischen und historischen Werte zu sem Kulturgut einfordern. Schöpfung (Einzeldenkmal) als auch erhalten und aufzudecken. Sie gründet das städtische oder ländliche Denkmal- sich auf die Respektierung des alten Es folgen ausgewählte Zitate aus der gebiet, das von einer ihm eigentüm­ Originalbestands und auf authentische Charta von Venedig, die im Umgang lichen Zivilisation Zeugnis ablegt, eine Urkunden. Sie findet dort ihre Grenze, mit dem Ensemble Altstadt München bezeichnende Entwicklung erkennen wo die Hypothese beginnt: Dort wo Berücksichtigung finden sollten. lässt oder mit einem historischen es sich um hypothetische Rekon- Ereignis in Zusammenhang steht. Er struktionen handelt, wird jedes Ergän- Die Charta von Venedig wurde am bezieht sich nicht nur auf große künst- zungswerk, das aus ästhetischen oder 31. Mai 1964 auf der Isola di San lerische Schöpfungen, sondern auch technischen Gründen unumgänglich Giorgio Maggiore in Venedig vom dort auf bescheidene Werke, die im Laufe notwendig wurde, zu den architekto- tagenden Zweiten Internationalen der Zeit eine kulturelle Bedeutung be- nischen Kompositionen zu zählen sein Kongress der Architekten und Denk- kommen haben. und den Charakter unserer Zeit aufzu- malpfleger verabschiedet. weisen haben. Art. 4. 1964 bildete eine Zeitenwende in der Die Erhaltung von Denkmälern bedingt Art. 13. europäischen Moderne. Der Zweite zunächst eine andauernde Pflege. Hinzufügungen können nur geduldet Weltkrieg hatte zu dramatischen Ver­ werden, soweit sie alle interessanten lusten an Kulturgütern geführt und der Art. 5. Bauteile des Denkmals, seinen tradi- Wiederaufbau nach 1945 hatte Europa Die Erhaltung von Denkmälern wird tionellen Rahmen, die Harmonie seiner ein neues Antlitz verliehen. Der im 19. immer durch Widmung einer der Ge- Komposition und seine Beziehungen Jahrhundert von Großbritannien und sellschaft nützlichen Form begünstigt. zur Umgebung respektieren. Mitteleuropa ausgegangene Moderni- Eine derartige Widmung ist daher sierungsschub hatte nun auch Süd- und wünschenswert, aber sie kann nicht Art. 14. Westeuropa erreicht. Die Entwicklung zur Veränderung der Disposition oder Die Denkmalgebiete müssen Gegen- der vergangenen 100 Jahre Denkmal- der Dekoration von Bauwerken führen. stand besonderer Pflege sein, damit pflege wurde in der Charta in wenigen Innerhalb dieser Grenzen müssen ihre Integrität, ihre Anpassung und Grundgedanken konzentriert und mit Adaptierungen geplant und bewilligt Wiederbelebung gesichert werden den zeitgenössischen Anforderungen werden, die durch die Weiterentwick- können. Die Erhaltungs- und Restaurie- für einen angemessenen Umgang mit lung von Nutzung und Gebrauch nötig rungsarbeiten sind so durchzuführen, Denkmälern verbunden. Damit wurde werden. dass sie eine sinngemäße Anwendung ein Grundstein zur weiteren Entwick- der Grundsätze der vorstehenden Arti- lung der modernen Denkmalpflege kel darstellen. gelegt, der seither von seiner Aktualität nichts eingebüßt hat.

14 I Einführung

Blick in die Burgstraße Richtung Süden: Straßenbild, das trotz der nahezu vollständigen Kriegszerstörung den Altstadtcharakter im zeitlosen Sinn erlebbar macht. Alle Gebäude, einschließlich Rathaus und St. Peter, stammen aus der Wiederaufbauphase.

15 Wertschätzung der Nachkriegsarchitektur

Heute, 70 Jahre nach den Kriegszer- testens 20 Jahren kein Ensemble des bei selbstverständlicher Unterordnung störungen, haben wir ausreichend Wiederaufbaus mehr zu besitzen. Die- in den städtebaulichen Zusammenhang. Distanz, die besondere Eigenart und ses zu bewahren – als Dokument des Dieses bauliche Erbe darf nicht leicht- den Wert des Ensembles zu würdigen. sehr spezifischen, „münchnerischen“ fertig aufs Spiel gesetzt werden. Das Dabei ist zu beobachten, dass diese Umgangs mit den Zerstörungen des überlieferte Münchner Stadtbild – auch Wiederaufbauleistung zunehmend Krieges – ist eine Aufgabe, für die es und gerade aus der Nachkriegszeit – eine neue Einschätzung erfährt. Wäh- sich zu kämpfen lohnt. verdient Respekt und Würdigung. Eine rend bis vor wenigen Jahren eine dem Geist der Geschichte entspre- gewisse Gleichgültigkeit oder sogar Jenseits der üblichen Postkartenmoti- chende zeitgerechte Weiterentwick- Geringschätzung der Nachkriegs- ve entfalten die überwiegend beschei- lung muss im kritischen Bewusstsein architektur vorzufinden war, ist das den auftretenden Einzelhäuser, vor dieser Werte erfolgen. Bewusstsein für den besonderen Wert allem in gereihtem Kontext, eine im dieser Bauphase nicht nur in Fachkrei- Detail oft sensibel abgestimmte Vielfalt sen deutlich gewachsen. Die lange ge- pflegte Einschätzung einer praktischen Gebrauchsarchitektur, die nur den Hintergrund liefert für den Auftritt oder die Rahmung der historischen Sonder- bauten und somit austauschbar sei, weicht allmählich der Erkenntnis, dass die Wiederaufbauphase eine eigene gestalterische Qualität aufweist, die erst aus der zeitlichen Distanz erkenn- bar wird.

Eine Studie des Lehrstuhls für Ent- werfen, Umbau und Denkmalpflege der Technischen Universität Mün- chen „50/60/70 – Drei Jahrzehnte im Münchner Stadtbild“ hat wesentlich zu dieser neuen Wertschätzung beige- tragen.

Diese Architekturepoche des Wieder- aufbaus zeigt, wenn man sich inten- Südseite Marienplatz mit drei zeittypischen Fassaden der Wiederaufbauphase siver damit befasst, durchaus eigene Facetten und Stilmittel, die sich aus bewusstem Gestaltungsanspruch der verfügbaren Materialien und der dama- ligen Handwerkskunst speist.

Die große Herausforderung der nahen Zukunft wird sein, das Bewusstsein weiter zu schärfen, wie wir mit un- serem Ensemble Münchner Altstadt umgehen wollen. Die meisten Gebäu- de stehen nicht als Einzeldenkmäler unter Schutz, obwohl gerade sie es sind, die das Bild einer „Altstadt“ in unsere heutige Zeit transportiert ha- ben. Hier gilt es, Überzeugungsarbeit zu leisten: bei den Architektinnen und Architekten, den Bauherren und in der Bevölkerung. Wir sollten gut hinsehen, was wir möglicherweise aufzugeben bereit sind und was an dessen Stelle tritt. Andernfalls riskieren wir, in spä- Historische und wiederaufgebaute Fassaden in der Weinstraße

16 I Einführung

Neubau versus Umbau und Sanierung

Bei den Bauvorhaben im Rahmen des Altstadtensembles handelt es sich in aller Regel um Veränderungen im Bestand, da keine Neubaugrundstücke zur Verfügung stehen. Daher stellt sich schon zu Anfang die Frage des Umgangs mit der Bausubstanz. Als Teil des Ensembles steht jedes Gebäude in der Altstadt zunächst unter Schutz, unabhängig von seinen gestalterischen oder bautechnischen Qualitäten. Mit Rücksicht auf das Ensemble ist daher zuerst eine gründliche Analyse und ein sorgfältiger Umgang mit der Bau- substanz die Grundvoraussetzung. Das Weiterbauen im Bestand bietet sich schon deshalb an, weil oft nur ein nahezu volumengleicher Ersatzbau in Frage kommt. Dazu kommt die nicht zu vernachlässigende Bedeutung öko- logischer Komponenten, z. B. der im Ein Totalabbruch im historischen Kontext sollte die Ausnahme sein Altbau gespeicherten „grauen Energie“.

Die Nachhaltigkeit der städtischen Umwelt wird durch umfassende und solide Dauerhaftigkeit gefördert. Nach- haltigkeit erhält damit die historisch gewachsene Urbanität.

Die Akzeptanz der Nachkriegsbau- substanz könnte auch durch diese Anerkennung ihres energetischen und materiellen Wertes gefördert werden. Ein intelligenter Umgang mit der überlieferten Bausubstanz kann zu besonders reizvollen Lösungen führen, die Alt und Neu verbinden und sich so eigenwillig, aber dialogfähig ins En- semble einfügen. Aus den genannten Gründen sollten Abbruch und Neubau eines Ensembleteiles die Ausnahme bilden und bedürfen einer überzeugen- den Begründung.

Gelungenes Beispiel von Umbau und Sanierung Viktualienmarkt 6

17 18 I Einführung

Leitlinien

19 Leitlinien zum Planen und Bauen im Altstadtensemble

Die Identität der Münchner Altstadt Die Unterschutzstellung im Ensemble Wie bereits in den Vorbemerkungen ist seit dem Mittelalter durch ihre bezieht sich in der Regel nicht auf den erläutert, ist die Altstadt von München langfristige, wechselvolle Geschichte, Innenbereich der Gebäude, soweit als Ensembledenkmal kartiert, weil der die Überlieferung und Pflege der Denk- nicht der Einzeldenkmalschutz bzw. Wiederaufbau nach den Zerstörungen mäler, die Erhaltung des historischen übergeordnete Aspekte (Innenhöfe, des Zweiten Weltkrieges mit Erfolg ih- Stadtgrundrisses und der vielen unter- Durchgänge, Arkaden) betroffen sind. re Identität zu sichern versucht hat. Es schiedlichen Zeugnisse der Baukultur liegt also nahe, die Parameter genauer allmählich gewachsen. Wenn zwingende Gründe gegen den zu betrachten, die den gestalterischen Erhalt, eine Sanierung oder eine Um- Intentionen des Wiederaufbaus zu- Jede bauliche Veränderung im En- planung im Bestand sprechen, wird grunde gelegt wurden. Die wesentli- semble sollte im Dialog mit dem ge- auch ein Neubau im Ensemble eine chen Aussagen zu diesen gestalteri- wachsenen Umfeld kontextbezogen angemessene Lösung sein können, schen Parametern gehen, wie zuvor entwickelt werden. soweit dieser Neubau die Regeln des ausgeführt, auf die vorausschauenden Ensembleschutzes einhält. Ideen von Karl Meitinger und sein Individualistisches, aufmerksamkeits- Buch „Das Neue München“ zurück. heischendes Branding ohne Bezug Neue Gebäude bzw. Ersatzbauten oder zur Eigenheit des Ortes führt zu einer gestalterische Überformungen des Es liegt auf der Hand, dass es heute, beliebigen Internationalisierung und Bestandes sollen mit zeitgenössischen nach 70 Jahren, nicht zielführend sein damit letztlich zum Identitätsverlust. Mitteln neu und frei gestaltet werden, kann, diese Ideen wörtlich aufzugrei- unter Berücksichtigung des Ensemble- fen. Allein die Kenntnis und Reflexion Grundsätzlich sind im Altstadten- schutzes und unter Würdigung des dieser Leitlinien zum Wiederaufbau semble die Außenhaut aller Gebäude, gestalterischen Umfeldes. Münchens fördern jedoch einen sen- ihre Volumetrie, die Fassaden und die siblen Umgang mit Bauaufgaben im Dachgestaltung unter Schutz gestellt. Die Erfüllung dieses Einfügungsge- Altstadtensemble. In jedem Einzelfall muss deshalb sorg- botes in das Altstadtensemble wird fältig überlegt und dargestellt werden, erleichtert durch eine zeitgemäße, In der Folge werden verschiedene welche Maßnahmen angestrebt und modifizierte Anwendung der Leitlinien, Parameter, die den Wiederaufbau kon- erforderlich werden. welche die Grundlagen des Wieder- zeptionell und gestalterisch geprägt aufbaus darstellten. haben, thematisch geordnet und mit Bildbeispielen vorgestellt.

20 II Leitlinien

1. Dominanz der Monumentalbauten

Identität stiftende Monumentalbauten wie Altes und Neues Rathaus, die Kirchenbauten, die Residenz sowie städtische und historische Sonderbau- ten (z. B. Alte Akademie, städtisches Hochhaus Blumenstraße) dominieren das Altstadtensemble, auch durch ihre Turmsilhouette. Die bürgerlichen Bau- ten und Gebäude ordnen sich diesem Maßstab unter und bleiben in ihrer Höhenentwicklung und formalen Spra- che vergleichsweise zurückhaltend. Dieses städtebauliche Prinzip, profil- überragende Gebäude nur kulturellen, sakralen oder städtischen Sonderbau- ten vorzubehalten, ist und bleibt eine Verpflichtung gegenüber dem Altstadt- ensemble.

Die wiederaufgebaute, bei Kriegsende vom Abbruch bedrohte Pfarrkirche St. Peter und das wiedererrichtete Alte Rathaus

Salvatorkirche München Augustinerkirche und Michaelskirche, im Krieg schwer beschädigt

21 2. Öffentlicher Raum

Der öffentliche Raum in der Altstadt ist Plätze, Straßen, Wege, Durchgänge, Bedeutung, dass Straßen und Plätze die städtische Bühne für das soziale, Passagen sowie Parks und Gartenanla- ihre historisch begründete Gestalt und wirtschaftliche und kulturelle Leben. gen in der Altstadt sollten eine Vielfalt Funktion bewahren. Bei allen baulichen Ein Charakteristikum der Münchner lebendiger urbaner Nutzungen ermög- Veränderungen ist es wesentlich, den Innenstadt ist das feingliedrige Ge- lichen, jedoch nicht durch private Ver- Maßstab und die Eigenart der en- füge verschiedener Straßen, Plätze, anstaltungen oder Werbung dominiert semblegeschützten Altstadt zu würdi- Passagen und Höfe. Auf engem Raum werden. Dies gilt auch für temporäre gen und zu berücksichtigen. befinden sich Orte unterschiedlichster Nutzungen. Dabei ist von besonderer Qualitäten. Nur wenige Meter von den Hauptgeschäftsstraßen entfernt, auf denen sich dicht gedrängte Menschen- massen bewegen, befinden sich stille und ruhige Orte, die jenseits von Kommerz und Hektik zum Verweilen einladen.

Die Nutzungsintensität ist sehr un- terschiedlich, das Gefälle zwischen Haupt- und Nebenlage sehr groß. Auch entstehen zunehmend von privater Sei- te halböffentliche Räume, zum Beispiel Passagen und Höfe, die besonderen Zugangsvoraussetzungen unterworfen sind. Ziel der weiteren Entwicklung ist es, verschiedene Nutzungen und An- sprüche an den öffentlichen Raum ne- beneinander existieren zu lassen und halböffentliche Räume zugänglicher zu machen. Dafür sind auch in der Innen- stadt weiterhin Verweilmöglichkeiten ohne Konsumzwang von besonderer Bedeutung. Karlstor mit Brunnenanlage

Michaelskirche Sebastiansplatz

22 II Leitlinien

3. Sichtachsen

Die städtebaulich bedeutsamen Sichtachsen, historische Straßenach- sen, Blick auf die Turmsilhouette und Monumentalbauten, öffentliche Brun- nen, Tor- und Parkanlagen dürfen in keinem Fall beeinträchtigt werden. Dies gilt auch für jede Form von Dach- aufbauten oder Werbemaßnahmen (auch temporäre!).

Blick von der Feldherrn- halle zum Siegestor und den Highlight Towers. Ein Fehler, aus dem wir lernen.

Blick vom Prinz-Carl-Palais zum Friedensengel: Die in der Achse der Prinzregentenstraße zurzeit am Vogelweideplatz entstehende Hochhausbebauung ist so konzipiert, dass die Sichtachse unbeeinträchtigt bleibt.

23 4. Identitätsstiftende Orte

Das Altstadtensemble hat viele Facet- ten. Es gibt nicht die „eine“ Altstadt! Vielmehr besteht sie aus einer Abfolge verschiedener städtebaulicher Struk- turen mit durchaus unterschiedlicher gestalterischer Qualität. Unter dem Aspekt des Ensembleschutzes gibt es Orte, an denen sich die historisch geprägte Stadtgestalt besonders ver- dichtet zeigt, sei es durch eine hohe Zahl hochwertiger Einzeldenkmäler, sei es durch eine besonders gelungene Wiederaufbauleistung. Solche iden- titätsstiftende Orte mit besonderer Prägung, auch als Traditionsinseln bezeichnet, verdienen besonderen Schutz. Als Beispiele seien genannt: Dreifaltigkeitsplatz mit angrenzender Bebauung, Kardinal-Faulhaber-Straße mit Salvatorplatz, Am Platzl, um nur einige zu nennen. Neben den Aufga- ben der Denkmalpflege zu Pflege und Erhalt dieser besonderen Strukturen unterliegt auch das weitere Umfeld einer besonderen Rücksichtnahme und gestalterischen Zurückhaltung.

Am Platzl

Blick auf St. Peter vom Viktualienmarkt aus Blick von der Sendlinger Straße Richtung Marienplatz

24 II Leitlinien

5. Dialog mit dem spezifischen Umfeld

Weil die denkmalgeschützte Altstadt dieses Umfeldes wie Höhenentwick- Bereiche mit unterschiedlicher gestal- lung, Traufausbildung, Dachlandschaft, terischer Ausprägung aufweist, ist Maßstäblichkeit und Materialität soll- entscheidend auf die Besonderheit des ten zu einem unmittelbaren Dialog mit jeweiligen Ortes Bezug zu nehmen. der Gestaltung von Um- und Neubau- Das unmittelbare Umfeld und die ten anregen. Planungsüberlegungen direkte Nachbarschaft sollten deshalb sind immer unter Einbeziehung der sorgfältig analysiert werden. Die ge- Bestandsbebauung zu entwickeln und stalterischen Rahmenbedingungen darzustellen.

Promenadenplatz, Nordseite mit Karmeliterkirche

Salvatorplatz mit aufgestocktem Literaturhaus Neue Maxburg mit dem erhaltenen Turm der Herzog-Max-Burg

25 6. Historischer Stadtgrundriss

Vergleicht man einen aktuellen Stadt- plan mit dem 1880 von Gustav Wenng erstellten „Special Plan der Stadt München“, wird offensichtlich, dass der historische Stadtgrundriss mit sei- ner über Jahrhunderte gewachsenen Struktur und Eigenart bis heute nach- vollziehbar und überwiegend unverän- dert erhalten geblieben ist.

Dass München nach den dramatischen Kriegszerstörungen nicht den damals vielfach favorisierten Weg „eine mo- derne Stadt für eine moderne Zeit“ einschlug, ist der seinerzeit teilweise scharf kritisierten „traditionalistischen“ Haltung Karl Meitingers zu verdanken, der letztlich seine Vision mit dem Er- halt des historischen Stadtgrundrisses durchsetzen konnte.

Durch die Umsetzung des Altstadt- rings auf Basis der Vorschläge von Karl Meitinger nach den Kriegszerstörun- gen und die damit verbundene Ver- kehrsentlastung konnte der historische Stadtgrundriss mit seinen malerischen Gassen, Straßenführungen und Platz- anlagen in weiten Teilen der Altstadt nahezu unverändert beibehalten wer- Stadtgrundriss – Großer Spezialplan der Stadt München, Gustav Wenng, 1880 den. Die traditionellen Raum-, Platz- und Straßenfolgen sind ein hohes Gut des Altstadtensembles, dessen Erhalt und Pflege eine Verpflichtung darstellt.

Burgstraße nach Süden

26 II Leitlinien

Am Liebfrauendom Augustinerstraße mit Blick zur Augustinerkirche

Hackenstraße, Blick nach Osten mit Bausubstanz aus sechs Jahrhunderten

27 7. Parzellenstruktur

Münchens Altstadt ist geprägt von Die Altstadt bezieht einen großen Die Zusammenlegung von Parzellen- der mittelalterlichen, kleinteiligen Par- Teil ihrer malerischen Wirkung aus einheiten zu Großstrukturen, wie sie zellenstruktur und einem System von der Abfolge schmaler wechselnder seit Jahren mit dem Ziel, zusammen- Querverbindungen durch Passagen Hausfassaden, aus dieser nicht unter- hängende Verkaufsflächen zu gewin- und offene Höfe. Trotz der massiven brochenen Überlieferung der Parzellen- nen, umgesetzt wird, führt zu einem Kriegszerstörungen von ca. 70 % der struktur. Es ist deshalb von besonderer deutlichen Verlust an erlebbarer Vielfalt Gebäudestrukturen konnte in der Wie- stadtbildrelevanter Bedeutung, diese und Maßstäblichkeit. Die Erhaltung der deraufbauphase die kleinteilige Parzel- Feinparzellierung so weit wie möglich Parzellenstruktur ist deshalb ein wichti- lenstruktur der historischen Altstadt zu erhalten. ges Element der Leitlinien. aufrechterhalten werden. Dieser Um- stand ist paradoxerweise der Tatsache geschuldet, dass ein Wiederaufbau­ gesetz fehlte. Die gerings­ten städte- baulichen Eingriffe in das Baulinienge- füge waren damals nahezu nicht über- windbare Hemmfaktoren. Aus heutiger Sicht hat diese Tatsache – damals als Mangel empfunden – zum weitgehen- den Erhalt der spätmittelalterlichen, kleinteiligen Parzellierungsstruktur geführt.

Blick in die Burgstraße nach Norden mit Blick vom Neuen Rathaus zur Nachkriegsbebauung in der Weinstraße wiederaufgebautem Torturm des Alten Hofes

28 II Leitlinien

Detailblatt Topographischer Atlas 1849/51, Kreuzviertel-Plan Nr. 5, Gustav Wenng

Parzellenstruktur an der Residenzstraße/Westseite Max-Joseph-Platz

29 8. Durchgänge, Passagen

In dem Kapitel „Innenhöfe und Durch- Durchwegungen stellen eine hohe gänge” hat Karl Meitinger in seinem Qualität für das Altstadtensemble dar. Buch „Das Neue München“ sehr Jeder einzelne Durchgang fördert die weitsichtig die Potenziale aufgezeigt, Durchlässigkeit der Altstadt für den die als Folge der Kriegszerstörung zur Fußgänger und steht unter besonde- Durchwegung von bis dahin unzugäng- rem Schutz. lichen Blockstrukturen geöffnet wer- den könnten und sollten. Viele dieser Gestalterische Veränderungen dieser vor dem Krieg nicht vorhandenen We- Wegeverbindungen sind mit Rücksicht gebeziehungen konnten auf Grundlage auf die jeweilige, besondere Bestands- dieser konkreten Vorschläge realisiert situation möglich, ein auch nur partiel- werden und ziehen sich heute wie ein ler Verlust dieser wertvollen Wegebe- feines Netz von Durchgängen, Innen- ziehungen muss vermieden werden. höfen und Passagen durch die Altstadt. Abseits von den großen Menschenan- Im letzten Jahrzehnt sind neue Durch- sammlungen in den Fußgängerzonen gänge und Passagen hinzugekommen findet man hier ganz besondere Orte (Fünf Höfe, Schäfflerhof, Neue Hof- mit großer Vielfalt und eigenständiger statt), die zu einer wertvollen Berei- Ausstrahlung. Die historisch überlie- cherung des Wegenetzes mit hohem ferten sowie die damals angelegten Gestaltungsanspruch beitragen. Durchgang zum Theatinerhof

Durchgang zum Alten Hof Kleine Salvatorpassage Blick von der Jungfernturmstraße

Blick vom Maffeihof (Fünf Höfe) zum Schäfflerhof

30 II Leitlinien

9. Innenhöfe

Eine Besonderheit der Münchner Alt- tung zu, da sie einen großen Reiz des Fassaden in den Innenhöfen entwickelt stadt ist die Abfolge von Baustrukturen Altstadtensembles bei der Durchwe- wurden, die teilweise vom Straßen- mit Innenhöfen. Soweit Innenhöfe bis gung der Innenstadt ausmachen. raum aus gar nicht erkennbar sind. heute überliefert sind, stellen diese Auch diese Fassaden sind Teil des En- einen typologisch bedeutsamen Wert Es handelt sich aber nicht nur um die sembles und schützenswert. Das be- dar. In den Grundlagen zur Wiederauf- jetzt öffentlich zugänglichen und nutz- deutet, dass auch Innenhöfe, die nicht bauplanung von Karl Meitinger wird baren Innenhöfe. Strukturell gibt es öffentlich genutzt werden, dem Schutz in Bezug auf die Innenhöfe eine klare auch Innenhöfe, die vorwiegend zur unterliegen, weil sie Bestandteil des Position bezogen. München baut schon Belichtung der Gebäude dienen und Ensembles sind. historisch auf einer Verflechtung von von der Öffentlichkeit abgewandt nicht Innenhöfen auf, was man sehr gut wahrnehmbar sind. Diese Innenhöfe Eine Überbauung bzw. Überdachung z. B. an der Residenz nachvollziehen haben ebenfalls eine besondere Be- von Innenhöfen – und sei es nur über kann. Viele Innenhofstrukturen wurden deutung für das Stadtbild und zwar in dem EG – ist deshalb keine vertretbare nach dem Krieg teilweise großzügiger Bezug auf Maßstäblichkeit und Kör- Option. Grundsätzlich muss es Ziel freigelegt. Es war ein erfolgreicher Ver- nung der Altstadt. sein, die Innenhöfe – egal ob öffentlich such, ein Netz von Wegen aufzubauen, oder privat – im Sinne des Altstadten- das die Altstadt in einer zweiten Ebene Dazu kommt, dass durch die Wieder- sembles zu erhalten. Ausnahmen sind transparent macht. Insofern kommt aufbauleistung, die letztlich zur Denk- nur denkbar bei öffentlichen, z. B. kultu- diesen Innenhöfen besondere Bedeu- malwürdigung der Altstadt geführt hat, rellen Nutzungen.

Innenhof zwischen Residenz und Theatinerstr.

Innenhof Erzbischöfliches Ordinariat, Schäfflerhof nach Osten Rochusstraße 5-7

31 10. Geschoßigkeit, Gebäudeproportion, Zonierung

Die überwiegend in der Altstadt vor- Wandscheiben geerdet. Typologisch zufindenden Gebäudeproportionen für verwandt sind auch die Obergeschoße Parzellenbebauung der Wiederaufbau- mit in der Regel symmetrisch ange- phase bestehen aus Erdgeschoß und ordneten, übereinanderliegenden drei bis fünf Obergeschoßen. Dieser Fensterachsen und Lochfassaden. Der typologischen Grundlage entspricht Übergang zum Dachgeschoß wird im auch im Prinzip die darauf aufbauende Regelfall durch mehr oder weniger Staffelbauordnung von Theodor Fischer vorspringende Gesimse artikuliert. Die mit EG + 4 (3-5) für Vordergebäude und aufgehende Straßenfront findet da- EG + 3 für Rückgebäude. durch einen klar definierten Abschluss. Das erste Obergeschoß, zuweilen auch Das Erdgeschoß verfügt in der Regel das oberste Geschoß, weisen in Teil- über eine größere Geschoßfläche, ist bereichen leicht abweichende Gestal- stärker geöffnet als die Obergeschoße tungselemente auf. und ist durch tragende Pfeiler oder

Südseite Parzellenbebauung im Tal

32 II Leitlinien

11. Beletage

Eine Besonderheit im Altstadtgefüge bildet die sogenannte Beletage, die allerdings lediglich in bestimmten und ausgewählten Altstadtbereichen präsent und typisch ist. Schwerpunkt dieses Sondertypus sind der Marien- platz mit unmittelbarem Umfeld, die Kaufinger-, Neuhauser- sowie die Thea- tinerstraße.

Die Beletage ist in vielen gestalteri- schen Varianten anzutreffen, beginnend mit einer geschoßhohen, normalforma- tigen Befensterung ohne Brüstung bis hin zu weitgehenden Verglasungen, die auch zuweilen geringfügig vor die Fas- sadenebene vorspringen. In den über- wiegenden Bereichen der Altstadt ist die Beletage nicht anzutreffen und soll- te dort auch bei einer gestalterischen Überformung nicht eingesetzt werden. Sie bleibt den Bereichen vorbehalten, in denen sie bereits in der Wiederauf- bauphase eingesetzt worden ist.

Bei einer Neuinterpretation der Beletage ist die formale und typologi- sche Zugehörigkeit zur Gesamtfassa- dengestaltung unverzichtbar. Südseite Marienplatz

Residenzstraße Ostseite

33 12. Arkaden

Münchens Altstadt verfügt über keine konsequent durchgängig angeord- neten Arkadensysteme. In der Wie- deraufbauphase wurden allerdings in unterschiedlichen Teilbereichen der Altstadt – dort, wo es durch Neubau- maßnahmen möglich war – Arkaden errichtet, um für Fußgänger attraktiven, sicheren Bewegungsraum zu schaffen. Diese bis heute überlieferten Arkaden- bereiche sind öffentlich gewidmet und bilden eine willkommene Aufweitung und Bereicherung des öffentlichen Raumes, Schutz vor Regen und Sonne und abwechselnde Raumerlebnisse. Eine Umwandlung von Arkadenflächen in Verkaufs- oder Gewerbeflächen konnte bisher in aller Regel vermieden werden. Der kommerzielle Druck ist inzwischen jedoch erheblich gestiegen. Die Erhaltung der Arkadenflächen in der überlieferten Form ist deshalb ein wichtiges Ziel des Ensembleschutzes.

Arkaden an der Maffeistraße

Arkaden in der Alten Akademie Arkaden am Hofbräuhaus

34 II Leitlinien

13. Fassadengestaltung

In der Wiederaufbauphase hat sich, ab- der Regel ausgewogene Verhältnis von auch einzelne Skelett- und Schottenfas- geleitet von den bis dahin überlieferten Wand- zu Fensterflächen stützt eben- saden. Ausgesprochene Vorhangfassa- Gestaltungsprinzipien, das System der falls die Affinität zwischen historischen den sind erst seit den 1980er/1990er Lochfassade als traditionelle Grund- Vorbildern und Nachkriegsarchitektur. Jahren in Einzelfällen hinzugekommen. struktur weitgehend erhalten und Sie sind häufig als bewusster Kontrast wurde dem damaligen Zeitgeschmack Für Sondernutzungen, z. B. der „Erwei- zur historischen Nachbarschaft einge- entsprechend modifiziert und weiter- terung Stadtmuseum“, und freistehen- setzt und deshalb nur in Sondersitua- entwickelt. Die in der Regel gleich- de Großbauten (Maxburg) finden sich tionen bedingt ensembleverträglich. mäßig geordneten, hochformatigen Rechteckfenster in den bisher vertrau- ten Dimensionen stellen – auch unter weitgehendem Verzicht von Dekorati- onselementen – einen selbstverständ- lichen und nachvollziehbaren Dialog zu den historischen Gebäuden her. Das in

Pacellistraße Nordseite Salvatorstraße mit Blick zum Theatinerhof

Weinstraße Ostseite Am Färbergraben

35 14. Oberflächen der Fassaden und Farbigkeit

Die Nachkriegsarchitektur bezieht Die handwerklich hochwertige und einen wichtigen Anteil ihrer homoge- teilweise kunstfertige Verarbeitung der nen Wirkung aus der überwiegenden Fassadenoberflächen und die zurück- Verwendung von mineralischen Ober- haltende Farbigkeit (helle Erdtöne bis flächen. Dabei bilden Putzstrukturen hin zur Nichtfarbigkeit) zielen weniger und Natursteinverkleidungen, auch in auf den Kontrast als vielmehr auf die ihrer Kombination, eine Neuinterpre- Einfügung in den Kontext! Dazu ge- tation der historischen Vorbilder mit hört auch der Verzicht auf glänzende eigenständiger Haltung. Besonders oder spiegelnde Oberflächen. Die hervorzuheben sind die originellen und Verwendung regionaler Baustoffe folg- reizvollen Fassadenbemalungen, eine te dem Gebot der Verfügbarkeit und vielfältige Putzornamentik sowie mo- Wirtschaftlichkeit und wirkt heute noch tivreiche keramische Verkleidungen. selbstverständlich eigenständig und angemessen.

36 II Leitlinien

15. Dachlandschaft

Am Beginn der Wiederaufbauphase Peter) zeigt die Vielfalt der Dachland- In den Bereichen, die bereits durch beinhalteten die Vorstellungen die Wie- schaft eindrucksvoll. Als zunehmend Flachdachausbildungen geprägt sind, derherstellung des vertrauten Stadtbil- beunruhigende Komponente fallen sollten die von den Kirchtürmen gut des und damit auch der Dachlandschaft die technischen Dachaufbauten und einsehbaren Dachflächen ruhig, ho- aus ziegelgedeckten, traufständigen Terrassennutzungen auf Flachdächern mogen und weder reflektierend noch Sattel- und Walmdachformen. Lediglich ins Gewicht. Ziel einer ensemblege- spiegelnd ausgebildet werden. Die für große, freistehende Sonderbauten rechten Einfügung ist es, in Bereichen aufgehende Fassadenfront endet im (z. B. Maxburg) wurde bereits das traditioneller, geneigter Dachformen Prinzip bei Flachdachgebäuden am Flachdach eingesetzt. den homogenen Kontext zu wahren, vergleichbaren Traufgesims der tradi- die Dachlandschaft zu respektieren tionellen Bebauung. Das darüber ent- Noch heute überwiegt im ensemble- und weiterzutragen. Dazu gehören die wickelte Flachdachgeschoß sollte von geschützten Altstadtbereich eine tradi- Dachbelichtungselemente in der ersten der Straßenfront deutlich zurücktreten. tionelle Anmutung mit geneigten Dä- Dachebene, üblicherweise durch Dach- Technische Dachaufbauten sollten ver- chern. Allerdings sind, beginnend mit gauben aus der Maßstäblichkeit und mieden werden. Die Gebäudetechnik den 1970er und 1980er Jahren, zuneh- Materialität der historischen Bebauung ist vielmehr in die Gebäudekubatur zu mend Flachdächer auch im Altstadten- abzuleiten. In der zweiten Dachebene integrieren. semble, vor allem für Gebäude beson- werden liegende Dachflächenfenster derer Nutzung, hinzugekommen. Der zur Belichtung empfohlen. Blick von den Kirchtürmen (z. B. Alter

Dachlandschaft des Altstadtensembles mit Turmsilhouette von Osten

37 16. Solaranlagen

Im Altstadtensemble sind Solaranlagen setzt werden, wenn diese nicht einseh- für Photovoltaik bzw. Kollektoren zur bar sind. Dies bedeutet konkret nicht Warmwassergewinnung heute die nur aus der Fußgängerperspektive, Ausnahme. Allerdings wird durch die sondern auch beim Ausblick, z. B. von wachsenden Anforderungen aus dem Kirchtürmen. Möglich scheinen Binnen- „Gesetz zur Förderung Erneuerbarer lagen in Innenhöfen und vergleichbare Energien“ der Druck zur Errichtung von Situationen. Durch den Verzicht auf Solaranlagen ansteigen. Hier ist eine geneigte und aufgeständerte Konstruk- sorgfältige Abwägung erforderlich. tionen und eine sorgfältige Integration Denkmalgeschützte Gebäude – hier der Solaranlagen in den jeweils spezi- alle Einzeldenkmäler – sind grundsätz- fischen baulichen Kontext, kann es ge- lich für Solaranlagen auszunehmen lingen, Störungen der Dachlandschaft (s. Richtlinie des BLfD). In den en- weitgehend zu vermeiden (Beispiel semblegeschützten Bereichen könnten Staatskanzlei). Solaranlagen im Prinzip dann einge-

Hier war zunächst eine shedartig aufgeständerte Photovoltaikanlage geplant. Durch Anregung aus der Stadtgestaltungskommission konnte diese Solaranlage vollflächig in die Dachlandschaft integriert werden.

38 II Leitlinien

17. Beleuchtung

Das nächtliche Erscheinungsbild der Zur fast beliebigen Lichtstärke ge- Auf diese Weise könnten die Einzel- Altstadt hat sich ausgehend von der sellt sich die Verfügbarkeit sämtlicher denkmäler, z. B. Residenz, Kirchen und Nachkriegsphase mit seiner sparsa- Lichtfarben, die teilweise im stän- Rathausfassaden, sowie die Traditions- men, ausschließlich öffentlichen Be- digen Wechsel abgerufen werden. inseln aus ihrem Schatten hervortreten leuchtung nicht nur graduell, sondern Diese Lichtinszenierung, wie sie und auch in der Nacht die Anmutung auch exponentiell verändert. Die tech- heute bereits nachts in den Hauptein- des Altstadtensembles beleben, Orien- nischen und wirtschaftlichen Rahmen- kaufsstraßen vorzufinden ist und vor tierung verleihen und die Altstadt durch bedingungen für künstliche Beleuch- Weihnachten ihren Höhepunkt erreicht, kulturelle Akzente bereichern. Eine tung erlauben heute nächtliche Illumi- widerspricht dem Geist des Altstadt­ einheitliche, zurückhaltende Grund- nationen und Lichtinszenierungen, ensembles. beleuchtung für die besonderen Orte die vor wenigen Jahren technisch noch würde das nächtliche Erscheinungsbild nicht verfügbar waren und die außer Die Empfehlungen für das Altstadten- der Altstadt bereichern. Kontrolle zu geraten scheinen. Wird die semble sind folgende: Lichtinszenierung mit allen technischen Gleichmäßige lediglich flächige und Möglichkeiten weiter ausgereizt, wird statische Beleuchtung der Fassaden die ensemblegeschützte Altstadt Mün- mit maßvoller Helligkeit chens in der Dunkelheit viel von ihrer Vermeidung von Effektbeleuchtun- eigenen spezifischen Charakteristik gen und bunten Lichtfarben, Verzicht verlieren. auf Lichtwechsel und bewegte Bilder, auch hinter Schaufenstern

Windenmacherstraße

Altenhofstraße Kaufingerstraße mit Blick zum Marienplatz

39 18. Werbeanlagen

Werbeanlagen im Altstadtbereich Bewegte Bilder oder Werbung durch Eine zurückhaltende, konventionelle unterliegen einem Baugenehmigungs- Videos sind im Rahmen des Altstadt- Werbemaßnahme sollte gleichwohl verfahren. Es wird auf Hinweise zu ensembles zu vermeiden. Sie sind anspruchsvoll gestaltet sein und sich Werbeanlagen der LH München, geeignet, den öffentlichen Raum noch durch Form, Werkstoff und Farbe un- Referat für Stadtplanung und Bau­ stärker zu überfrachten. Dies gilt auch aufdringlich in das Ensemble einfügen. ordnung verwiesen. für solche Anlagen hinter Schaufens­ Werbemaßnahmen sind bevorzugt über tern und Auslagen. der Erdgeschoßzone zu platzieren. In der ensemblegeschützten Altstadt Schriftzüge sind aus Einzelbuchstaben wird eine besondere Rücksichtnahme, zu gestalten, um die dahinterliegende Zurückhaltung und die maßstäbliche Fassadenfläche wirksam zu erhalten. Einfügung bzgl. des unmittelbaren Eine Integration in Proportion und Umfeldes zum öffentlichen Raum Maßstäblichkeit der Fassaden ist an­ erwartet. zustreben.

Weinstraße Marienplatz Tal

40 II Leitlinien

19. Besondere Bauaufgaben

Seit den Kriegszerstörungen gab es Die Neuinterpretation dieser weitge- neben den zahlreichen Beispielen der hend freistehenden Großprojekte im Stadtreparatur von Bauparzellen (die Kontext der kleinteiligen Altstadtbe- teilweise schon eine zweite Überarbei- bauung bietet eine große Chance, die tung erfahren haben) fest im Stadtbild Fehlentwicklungen durch ehemalige verankerte Bauaufgaben, die weitge- große Parkhausbauten im Ensemble zu hend freistehend einen Stadtraum korrigieren und eine neue, lebendige neu interpretiert haben. Dazu zählt aus bauliche Formulierung zu finden, die der Anfangsphase die Maxburg, die Altstadt funktionell und gestalterisch sich durch ihre freie Sonderstellung zu bereichern und zu beleben. im Stadtgrundriss sowie durch Ske- lettbauweise und serielle Reihung der Hier ist jeweils eine lebendige, vielfäl- Fensterachsen gestalterisch von den tige Nutzungsmischung gefragt, aber Wiederaufbauparzellen absetzt. Gleich- auch eine stadträumliche Haltung, wohl bleibt sie in der dialogischen welche auf die Proportion, Höhen- Reaktion auf den erhaltenen Maxburg- entwicklung und Maßstäblichkeit des turm der maßvollen Höhenentwicklung jeweiligen Ortes im Altstadtensemble und Materialwahl im Altstadtkontext und der Nachbarbebauung im Dialog verankert. reagiert. Welche Parameter der ge- schichtlich begründeten Leitlinien in In späteren Jahren sind weitere Groß- solchen Fällen berücksichtigt werden, projekte in der Altstadt entstanden, die ist eine große Herausforderung für alle mit selbstbewusster, eigener Haltung für die Planung Verantwortlichen. Es dem traditionellen Altbauensemble bleibt die Empfehlung, aus den in den gegenübertreten. Beispielhaft genannt letzten Jahren gemachten Fehlern, die seien hier: an einigen Stellen zum Bruch mit dem die Israelitische Kultusgemeinde am Altstadtensemble geführt haben, zu Jakobsplatz, die Probenbühne hinter lernen und jene Parameter der Leitlini- dem Nationaltheater und die neue en einzubringen, die es erlauben, neue Marstallbebauung mit Max-Planck- Großprojekte als zeitgemäß interpre- Institut, das Siemens Forum und die tierte Antwort auf die ensemblege- Randbebauung am Altstadtring bis hin schützte Altstadt zu erleben. zur Staatskanzlei, um nur einige Bei- spiele zu nennen. Dabei sollten die Anforderungen bzgl. Eingliederung in das historische Stadt- Allmählich weichen auch die Parkhäu- bild bei den bürgerlichen Nutzungen ser in der Innenstadt neuen Gebäu- Wohnen, Laden, Gewerbe höher ge- den mit hochwertiger Geschäfts- und wichtet werden als beispielsweise bei Wohnnutzung. Beispiel: ehemaliges sakralen oder kulturellen Sonderbau- Parkhaus am Oberanger. Weitere ten, die im Stadtbild der Altstadt schon Parkhäuser stehen auf Abruf: das FINA immer eine Sonderstellung eingenom- Parkhaus an der Hildegardstraße sowie men haben. in Zukunft das Parkhaus am sogenann- ten Sattlerplatz.

41 42 I Einführung

Beispiele

43 Ausgeführte Beispiele für Planen und Bauen im Altstadtensemble

In den letzten zwei Jahrzehnten sind im Altstadtensemble bedeutsame Großprojekte entstanden, die das Bild der Altstadt nachhaltig verändert und ergänzt haben. Alle Großprojekte, wie z. B. die Bebauung am Marstallplatz, der Neubau der Israelitischen Kultusge- meinde am Jakobsplatz, die Fünf Höfe, der Alte Hof, der Schäfflerhof, die Neue Hofstatt, die Aufstockung der Salva­ torgarage, wurden aufbauend auf der Grundlage von Wettbewerbsverfahren oder Plangutachten unter Beteiligung der Landeshauptstadt München weiter­entwickelt.

Sowohl das Landesamt für Denkmal- pflege als auch der Heimatpfleger und die Untere Denkmalschutzbehörde ha- ben dabei beratend mitwirken können. Aus der Fülle der Beispiele wurden hier zwei Großprojekte, zwei typische Par- zellenumbauten sowie eine ungewöhn- liche Aufstockung beispielhaft ausge- wählt. Diese Beispiele sind teilweise als Umbauten im Bestand, in Teilberei- chen als Neubauten konzipiert, in den Viscardihof mit Installation von Olafur Eliasson letzten Jahren umgesetzt worden. Ge- meinsam ist allen fünf Beispielen eine sehr einfühlsame Auseinandersetzung mit dem spezifischen Ort und Umfeld.

Alle hier gezeigten Beispiele haben jedes auf seine Weise einen wertvol- len Beitrag geleistet, das Altstadten- semble in unsere Zeit weiterzuent­ wickeln, und dabei dennoch den Geist des Ensembles wahren können.

Amirahof Salvatorpassage

44 III Beispiele

Fünf Höfe

Dass es gelingen kann, modernes, gestalterisch hochwertiges Bauen und Ensembleschutz – diese beiden diver- gierenden Anforderungen – überzeu- gend in Übereinstimmung zu bringen, beweist das Projekt „Fünf Höfe“ in der Theatinerstraße. Der Entwurf orientiert sich typologisch an der Residenz. Er nimmt die in direkter Nachbarschaft liegende Blockstruktur mit abwechs- lungsreicher Hofabfolge auf und in- terpretiert diese zeitgemäß. Mit dem Projekt der „Fünf Höfe“ ist es trotz der zunehmend komplexeren immobilien- wirtschaftlichen Anforderungen gelun- gen, die Maßstäblichkeit der Altstadt zu erhalten und durch eine zeitgemäße Architektur zu ergänzen. Der Erhalt von über 60 % der Substanz hat dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet. Die abwechslungsreiche Abfolge der ver- schiedenen Höfe verwebt den Block mit der vorhandenen Stadtstruktur. Die Fünf Höfe sind ein herausragendes Beispiel von Tradition und Wandel.

Prannerpassage

Theatinerstraße nach Norden mit Eingang zum Perusahof

45 Alter Hof

Nach Kriegszerstörungen in den 50er moderner Detailgestaltung die burgar- Durch die ruhige, zurückgenommene, Jahren mit bescheidenen Mitteln als tige Ausstrahlung des Alten Hofes mit jedoch im Detail sehr eigenständige Nachkriegszweckbau wieder errichtet zeitgemäßen Mitteln wieder zurückzu- gestalterische Haltung hat der Alte Hof (Büroflächen für die Bayerische Finanz- gewinnen. wieder viel von seiner ursprünglichen bauverwaltung), wurde 2003 ein an- Kraft zurückgewonnen. spruchsvolles Wettbewerbsverfahren Die Differenzierung der Bauteile (Pfis­ durchgeführt, um den Alten Hof neu terstock, Anbau an das Zerwirkgewöl- Insgesamt ein vorbildlicher Beitrag zu formen und in seiner historischen be, Brunnenstock) ist spannungsvoll zur Ergänzung und Wiederherstellung Gesamtanlage zu rehabilitieren. und in Detail und Materialität gut dieses bedeutenden historischen En- durchdacht. Insbesondere vermag der sembles. In Anbetracht der Herausforderung, die Umgang mit der Dachlandschaft zu diese Aufgabe stellt, ist das Ergebnis überzeugen. Ruhig durchlaufende First- der Umsetzung von überraschender und Trauflinien sowie raffinierte, aber Selbstverständlichkeit und Kraft. nach außen zurückhaltend ausgenutzte Dachflächen belassen der Dachland- Es ist überzeugend gelungen, mit schaft ihre zusammenhängende Ge- einer wohldosierten Mischung aus samtwirkung. städtebaulich integrativer Haltung und

Der neue Brunnenstock im Anschluss an den Lorenzistock

46 III Beispiele

Blick aus der Münzstraße zum Alten Hof

Der nach Kriegsschäden rekonstruierte Torturm

Durchgang vom Alten Hof zur Sparkassenstraße

Blick auf den umgebauten Lorenzistock Hofgraben nach Süden zum Alten Hof

47 Viktualienmarkt 6

Das in den 1960er Jahren zwischen Viktualienmarkt und Rindermarkt errichtete Büro- und Geschäftshaus ließen die Eigentümer zu einem Hotel umbauen. Durch eine tiefgreifende Sanierung mit Erweiterungsbauten entstand ein attraktives Stadthotel, das das Flair des Viktualienmarktes geschickt aufnimmt. Ein Wärmedämm- verbundsystem erfüllt die Forderung der Energieeinsparverordnung. Das äußere Erscheinungsbild wurde dabei völlig neu gestaltet. Die Putzfassaden mit ihren Neuinterpretationen von stu­ ckierten Fensterfaschen zeigen einen kreativen Umgang mit historischen Vorgaben und Anforderungen dieser Bautechnik. Unterstützt wird das posi- tive Erscheinungsbild durch die zurück- haltende Materialwahl und die dezente Farbgestaltung. Ein besonderes Au- genmerk hat man auf die reliefartige Integration der Werbeschriften in das Fassadenbild gelegt. Die gleiche Sorg- falt wie für die Straßenfassaden wurde für die Passage mit dem Hoteleingang zwischen Viktualienmarkt und Rinder- markt aufgewendet. Insgesamt ent- stand so eine vorbildliche Aufwertung innerhalb des Altstadtensembles.

Viktualienmarkt 6 mit keramischer Skelettfassade vor dem Umbau

Viktualienmarkt 6 nach Umbau und Sanierung

48 III Beispiele

Blick vom Viktualienmarkt

49 Weinstraße 8

Die westliche Randbebauung der Weinstraße öffnet sich heute, nach Kriegsschäden, frei zum Marienhof. Diese feingliedrig parzellierte Baustruk- tur bildet mit den 5- bis 6-geschoßigen Mietshäusern (neben wenigen Einzel- denkmälern stehen viele Gebäude aus der Wiederaufbauphase) eine typische Straßenrandbebauung im Altstadten- semble. Das 5-geschoßige Stadtpalais „Weinstraße 8“, ein wertvolles Zeugnis der Nachkriegsarchitektur, in dem noch Teile der Vorkriegsbebauung integriert waren, sollte abgebrochen werden. Die Gründe waren vielfältig: fehlender Brandschutz, nicht ausreichende Trag- fähigkeit der Decken, energetische De- fizite und marode Bausubstanz sowie eine neue, anspruchsvollere Nutzung.

In zahlreichen Gesprächen zwischen Bauherren, Architekten, Landesamt für Denkmalpflege, Heimatpfleger und Unterer Denkmalschutzbehörde konn- te der Bauherr am Ende überzeugt werden, anstelle von Abbruch und Neubau eine behutsame Generalsanie- rung unter Erhalt der Volumetrie und aller wesentlichen Teile der Bestands- fassade vorzunehmen. Dabei konnten Teile historischer Nachkriegsbebauung, die bereits nicht fachgerecht überformt waren, zurückgenommen werden (Rückseite zum Dom). Das Haus prä- sentiert sich heute wieder als wertvol- les, anspruchsvolles Ensemblemitglied – ein Umgang mit geschützter Altbau- substanz, der als Vorbild dienen kann.

Vor dem Umbau Weinstraße 8 nach Umbau und Sanierung

50 III Beispiele

Aufstockung Salvatorgarage am Salvatorplatz

Eine weitere „Disziplin“ des Umgangs ausgezeichnet. Die Gutachter lobten bildet einen stimmigen Dreiklang aus mit historischen Fassaden zeigt die insbesondere die hervorragende Inte- Frühgeschichte, Wiederaufbauphase Salvatorgarage. gration von innovativen und modernen und Moderne, der im Kontext „Weiter- Elementen in den denkmalgeschützten bauen im Ensemble“ eine vorbildliche Professor Franz Hart, der die Münchner Bestand. Dass sich das Bauwerk auch Lösung darstellt. Nachkriegsarchitektur maßgeblich mit- weiterhin in die Umgebung mit ihren gestaltete, griff mit dem Backsteinge- teilweise historischen Bauwerken ein- bäude den Duktus der alten Münchner fügt, wurde ebenfalls gewürdigt. Stadtmauer und der Salvatorkirche auf und schuf ein Bauwerk, das bis heute Mit Blick auf den Ensembleschutz seinen Platz in Nachschlagewerken nimmt das Bauvorhaben Salvatorgara- behauptet. 2006 wurde das Gebäude ge eine Sonderstellung ein. Die Bezug- mit einem Geflecht aus Metall erwei- nahme auf den besonderen Ort mit der tert, das im Detail die Maßstäblichkeit historischen Stadtmauer und dem Auf- der Steinformate aufgriff. Drei Park­ greifen der Sichtmauerwerkverwen- etagen verstecken sich hinter einem dung im Zusammenhang mit der ei- leicht wirkenden Stahlgeflecht, das genwilligen, klaren Architektursprache sich dezent in die Architektur einpasst. war in den 1960er Jahren eine beispiel- Genau das wurde mit dem „Preis für haft ensemblestärkende Antwort. Die Stadtbildpflege“ im Rahmen des Wett- völlig frei interpretierte Aufstockung bewerbs „Denkmalschutz und Neues von 2006 mit dem faszinierend frei Bauen“ 2008 von der Stadt München schwebend wirkenden Metallgeflecht

Salvatorgarage mit Salvator- und Theatinerkirche Salvatorgarage mit historischer Stadtmauer von der Jungfernturmstraße aus

51 52 I Einführung

Anhang

53 Anhang

Auszug aus dem Text: Altstadt wird immer noch bestimmt Dritten Reiches überwinden zu kön­ „Ensemble Altstadt München” aus von den Volumen der großen herzog- nen – der Haltung der Traditionalisten dem Buch „Denkmäler in Bayern: lichen Bauten und der königlichen Re- utopisch und hart gegenüber. München”, Oldenburg Verlag 1991, sidenz aus der Zeit, in der sie sich als Schwerpunkt Wiederaufbauphase Metropole eines neugeschaffenen Flä- Bereits in der zweiten Sitzung des chenstaates darstellte, sowie von der Stadtrats nach dem Zweiten Weltkrieg Die Altstadt München, auf dem Grund- Überformung des Historismus durch am 9. August 1945 gibt Stadtbaurat riss der hoch- und spätmittelalterlichen quasi „heimattümelnde Zellen“ in einer Karl Meitinger eine allgemeine Über- Herzogstadt zur barocken Residenz- für München charakteristischen Stilmi- sicht über Ziele und Prinzipien der stadt umgestaltet, im 19. Jahrhundert schung aus Elementen der deutschen Stadtplanung, die in der Schrift „Das als Haupt- und Großstadtkern über- Renaissance und einer einheimisch- neue München“ Vorschläge zum Wie- formt, kann als Ensembledenkmal gel- traditionellen Formensprache aus der deraufbau niedergelegt und 1946 der ten, weil der Wiederaufbau nach den Zeit um die Jahrhundertwende. Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges werden. mit Erfolg ihre Identität zu sichern ver- Der Münchner Wiederaufbau ist be- sucht hat. Zur Umgrenzung dieses En- wusst als ein Wiederaufbau im Sinne Meitinger entwickelt seine Gedanken sembles geben, soweit noch erkenn- dieses alten Münchens und seiner zur Neugestaltung des gesamten bar, die Hauptlinien der ehemaligen baulichen Eigenheiten gestaltet wor- Stadtgebietes unter aufeinander ab- Stadtbefestigung Anhalte, gelegentlich den. Zwischen den Traditionsinseln gestimmten wirtschaftlichen, sozialen auf den spätmittelalterlichen Verlauf wurden die Baulücken architektonisch und architektonischen Gesichtspunk- reduziert, gelegentlich den barocken „neutral“ gefüllt, d. h. durch Wahrung ten. Die Idee geht u. a. dahin, den Linien folgend, oft, dem Grade der Ver- überkommener Dimensionen und übermäßigen Verkehr von der Altstadt wischung entsprechend, dazwischen Proportionen, durch Verwendung abzuleiten und durch Verlegung der oder knapp davor. traditioneller Baumaterialien und Putz- großen Unternehmen und Ämter an ei- technik und traditioneller Aufteilung nen Park- und Verkehrsring um die Alt- Die Tatsache, dass die hier beschrie- von Wandfläche zu Öffnungen ist eine stadt den Durchgangsverkehr in dieser bene Altstadt Münchens in der Ge- Art Identitätserhaltung gelungen, bei möglichst zu verringern. Damit wird genwart wesentlich bestimmende der sich stilistisch kunstgewerbliche also eine Dezentralisierung städtischer Elemente ihrer geschichtlichen Identi- Bescheidenheit bis hin zu einer Art Funktionen angestrebt. tät erfahrbar werden lässt, hängt nach „Nichtarchitektur“ zurücknimmt. ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg Denkmalpflegerisch interessieren vor entschieden mit der Art und Weise zu- Dieser Münchner Wiederaufbau voll- allem beabsichtigte Eingriffe in die sammen, in der sie wieder aufgebaut zog sich unter zwei Voraussetzungen: Altstadt. Grundsätzlich heißt es: „Wir worden ist. Die Silhouette der Altstadt einmal der unmittelbar nach Kriegs- müssen unter allen Umständen trach- München ist beharrlich die einer vor- ende durch den Stadtrat gefasste ten, die Erscheinungsform und das Bild industriellen Stadt; ihre architektoni- Beschluss, die Altstadt gleich dem der Altstadt zu retten und müssen alles schen Wahrzeichen verweisen auf ein bisherigen Stadtbild wieder entstehen erhalten, was vom Guten und Wertvol- städtisches Gemeinwesen bürgerlicher zu lassen, zum anderen die Tatsache, len noch vorhanden ist. Wo im Einzel- Prägung mit Überformungen der Re- dass in Bayern – im Gegensatz zu nen von den baukünstlerisch wichtigen naissance und des Barock. Trotz aller anderen deutschen Ländern – ein Bauten noch so große Reste bestehen, Veränderungen, Störungen und Zer- Wiederaufbaugesetz nicht erlassen dass das Ganze rekonstruiert werden störungen ist die Altstadt immer noch wurde. Für München bedeutet dies kann, soll das alte Bild erstehen; wo zu umschreiten und zu durchschreiten, zudem, dass man am Staffelbauplan nichts mehr vorhanden ist, soll nach von Türmen aus zu überblicken und in Theodor Fischers von 1904 auch wei- modernen Gesichtspunkten, aber im ihren Grundzügen zu erfassen als bür- terhin festhielt. Das Bekenntnis zum Sinne der Altstadt neu und frei gestal- gerliches Gemeinwesen mit höfischer alten Stadtbild und damit zu einem tet werden.“ Vergangenheit. Die planmäßige Anlage konservativen Wiederaufbau war in der des Spätmittelalters hat bis in die Ge- unmittelbaren Nachkriegszeit durchaus Dem Konzept von Karl Meitinger sind genwart überdauert mit den Quartiers- nicht selbstverständlich; damals stand folgende Prinzipien zu entnehmen: gliederungen, den Straßenverläufen, sich die Haltung der Modernisten, die erstens aus dem Bekenntnis zum den Platzräumen, den Maßeinheiten an die Ideen des Neuen Bauens der historischen Erscheinungsbild der der alten Grundstücksaufteilungen 20er Jahre anknüpfen wollten – z. T. mit Altstadt die Entscheidung zum Wieder- und der weitgehend geschlossenen dem weltanschaulichen Anspruch, über aufbau oder zur Rekonstruktion ihrer Bebauung. Die Struktur der Münchner eine Neuordnung und Neugestaltung historischen Wahrzeichen; zweitens die der zerstörten Städte nach modernen Gesichtspunkten die Hypothek des

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Wahrung des historischen Stadtgrund- stark oder weniger stark beschädigten Ergebnis dieser konservativen Grund- risses in seinen Straßen- und Platz- Kirchen der Altstadt wird nur eine ganz haltung zeigt sich am deutlichsten am räumen, dabei höchstens die „Deh- abgebrochen, die Josephspitalkirche, Baublock zwischen südlichem Marien- nung“ dieser Straßen und Plätze aus an deren Stelle 1953/54 das Stadt- platz, Rosenstraße und Rindermarkt, Verkehrserfordernissen heraus anstatt steueramt als Neubau entsteht; eine an der Südwestseite der Weinstraße, der Einrichtung neuer Straßenzüge weitere wird zwar abgebrochen, aber an der Westseite der Theatinerstraße, und Achsen; drittens die „Dehnung“ als Neubau wieder errichtet: St. Jakob in der Residenzstraße und Burgstraße der Straßen mittels Zurückversetzen am Anger 1955/56; in den Neubau der (Städtisches Wohnungsamt). Hier ist von Baufluchten; wo erhaltenswerte Herzog­spitalkirche von 1954 wird der den glatten Putzbauten eine architek- Gebäude die alten Baulinien markieren, alte Turm integriert. Der eigentliche tonische Gliederung aufgemalt oder werden Arkaden eingebaut; viertens Wiederaufbau, nicht mehr geprägt in Kratzputzornamentik oder Keramik- die „Dehnung“ von kleineren Straßen durch Material- und Arbeitskräfteman- plattenverkleidung eine Gestaltung in nur in ihrem Binnenraum unter Beibe- gel aus der unmittelbaren Nachkriegs- einfachen grafischen Formen gegeben. haltung der Engen an ihrem Anfang zeit, vollzog sich in dem angesichts der Der sogenannte Münchner Stil ist und Ende, so dass Blickbezüge in der umfangreichen Kriegszerstörungen durch kunstgewerbliche Bescheiden- ursprünglichen Enge des Ausschnitts erstaunlich kurzen Zeitraum zwischen heit und Neutralität charakterisiert. erhalten bleiben, die Steigerung alter etwa 1950 und 1958, wobei das Jahr Blickbezüge durch Schaffung neuer des 800-jährigen Stadtjubiläums als Was strukturelle Veränderungen im Platzbildungen vor wichtigen Baudenk- wesentlicher Antriebsfaktor anzusehen historischen Stadtkörper anbetrifft, so mälern, d. h. eine Art Inszenierung ist. 1958 waren die großen Kirchenbau- sind zu nennen – neben der bereits be- dieser Baudenkmäler; fünftens die ten und profanen Monumentalbauten schriebenen veränderten Verkehrsge- Beibehaltung der Bauhöhen, wie sie im Wesentlichen in ihrer alten Form staltung im Angerviertel und der dort durch die Staffelbauordnung festgelegt wiedererstanden; als Neubau in mo- vorgenommenen Neubebauung unter wurden, und schließlich sechstens die dernen Formen war 1954/55 lediglich Verzicht auf die historische Grund- Einrichtung von Arkaden und Passagen die Neue Maxburg errichtet worden, riss- und Aufrisssituation – einmal die zur Entmischung von Fußgänger- und aber auch sie verstand sich als einge- Schaffung eines neuen Platzes am Rin- Fahrverkehr. ordnet in das Gesamtbild. Zwar war dermarkt, zum anderen die Verlegung für die Neugestaltung des Marien- der Schrammerstraße nach Norden, Auffällig und kennzeichnend an diesen platzes bereits 1948 ein Wettbewerb um sie in die Achse Maffeistraße–Hof- Vorschlägen ist, dass sie sich grund- ausgeschrieben worden, aber mit der graben einzufädeln, und schließlich der sätzlich an das bereits im Historismus eigentlichen Bebauung konnten wegen Verzicht auf eine Wiederbebauung des in München praktizierte Verfahren der Baulinien Veränderungen erst Mitte Areals nördlich des Neuen Rathauses, anschließen, den historischen Stadt- der 50er Jahre begonnen werden; in also die Auflösung der Bebauung an grundriss zu schonen und lediglich diesem Zeitraum schließen sich auch der ehemaligen Landschaftsstraße durch „Dehnung“ von Straßen- und im übrigen Stadtgebiet die Baulücken und Gruftstraße. Platzräumen und durch Zurückverlegen an Wohn- und Geschäftshäusern; frühe von Baufluchten eine größere Ver- Beispiele sind hier das Geschäftshaus Damit einher ging die Wahl der Bau- kehrsdurchlässigkeit zu erzielen. Beck am Marienplatz (1949-51 und materialien und der Bautechnik: Statt 1954 in drei Bauabschnitten), das Stahlbetonskelettbauten, die ein ganz In der Praxis wurde der Wiederaufbau Geschäftshaus LODENFREY an der anderes Verhältnis von Wandfläche zu bestimmt durch einen selbstverständ- Maffeistraße (1949) und die Bayerische Fensteröffnung ermöglichen, entstan- lichen Traditionalismus, der bei den Hypotheken- und Wechsel-Bank an der den in der Regel Ziegelbauten mit ver- sakralen und profanen Monumental- Westseite der Theatinerstraße (1951- putzten Lochfassaden. Der Putz wur­- bauten – nach einer Phase der Instand- 53). de – dies ist typisch für München – setzungsarbeiten – rekonstruierende häufig (Naturstein imitierend oder Tendenzen förderte, stark getragen Die Häuser, die in dieser Zeit ge- figürlich) bemalt. Die wichtigsten Bau- und gestützt durch Initiativen aus der nehmigt werden, sollen nach den materialien ließen sich in unserer Stadt Bürgerschaft. Als erste der zerstörten Vorstellungen des Stadtbauamts nicht relativ zügig wiederbeschaffen: Sand Münchner Kirchen wird die Bürgersaal­ durch Stahlbeton und Glas geprägt und Kies waren reichlich vorhanden kirche bereits 1945/46 wiederherge- sein, sondern ein „gutbürgerliches und am Stadtrand gab es große Ziege­ stellt; gleichzeitig der Wiederaufbau Aussehen“ erhalten. Eine Bemalung l­eien. des Doms, von St. Peter, Hl. Geist, der Vorderfronten wird angestrebt. Das der Theatiner- und Michaelskirche in Angriff genommen. Von den zwölf

55 Impressum

Herausgeberin: Landeshauptstadt München Referat für Stadtplanung und Bauordnung Lokalbaukommission Bildnachweis: Untere Denkmalschutzbehörde Sofern nicht anderes angegeben, Blumenstraße 28b Gert F. Goergens und Landeshaupt- 80331 München stadt München.

S. 45 unten, S. 49: Roland Weegen. Verfasser: Gert F. Goergens, Heimatpfleger der Landeshauptstadt München, in Zusammenarbeit mit dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Abteilung Denkmalschutz und Stadtgestalt

Gestaltung: QS2M, München

Druck: Stadtkanzlei

Papier: Gedruckt auf Papier aus 100% Recyclingpapier

Oktober 2015

www.muenchen.de/plan