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Eine Reise entlang des Grünen Bandes in Thüringen

Karin Kowol Chronik der Grenze Chronik des Grünen Bandes 11.9.1944 Im Londoner Protokoll wird zwi- 80 er Jahre Bei Kartierungen entlang der da- stücksgesetz schreibt entgegen vehementer schen Großbritannien, USA und UdSSR die maligen Grenze fanden Naturschützer des Proteste des BUND auch den Verkauf der ver- Aufteilung in vier Besatzungszonen vorge- BN entlang des Grenzstreifens Braunkehl- bleibenden bundeseigenen Flächen vor zu- sehen und der Verlauf der Grenze zwischen chen, Ziegenmelker, Neuntöter, Bekassine gunsten eines Fonds zur Förderung wirt- den Besatzungszonen festgelegt. Bei der und viele andere seltene Vögel. schaftlicher, sozialer und kultureller Zwe- Konferenz von Jalta wird das Londoner Pro- Dezember 1990 Der BUND lädt in Hof zu ei- cke in den Neuen Ländern. tokoll genehmigt. ner Versammlung ein, bei der die erste Re- 1995 – 2001 In Thüringen werden durch das 8.5.1945 Die deutsche Wehrmacht kapituliert. solution zum Schutz des Grünen Bandes ver- TMLNU lokale Arbeitsgruppen gebildet, die 17.9.1945 Das Wanfrieder Abkommen regelt abschiedet wird. Die Unterschutzstellung als im Konsens mit Eigentümern, Behörden und eine Grenzänderung mit Tausch von fünf Großschutzgebiet erscheint machbar, kann Landwirten Nutzungs- und Pachtempfeh- thüringischen gegen zwei hessische Dörfer. aber nicht durchgesetzt werden. lungen für das Grüne Band erarbeiten sol- 30.6.1946 Die Sowjetische Militärverwaltung Anfang der 90er Jahre Das BUND-Projekt „Das len. Der BUND vermisst ein naturschutzfach- sperrt die Demarkationslinie zu westlichen Grüne Band“ wird initiiert. Der darauf fol- lich ausgearbeitetes Rahmenkonzept auf der Besatzungszonen. gende Kampf des Naturschutzes um den Er- Basis umfassender Kartierungen. 7.10.1945 Gründung der Deutschen Demo- halt des Grünen Bandes ist mühsam: Kar- Seit 1999 Die „Grüne Aktie“ wird aufgelegt. kratischen Republik. tierungen, Einreichung der besonders wert- Eine Vielzahl von Privatpersonen erwirbt den 26.5.1952 Verordnung des Ministerrates der vollen Gebiete als Naturschutzgebiete, Lob- Grünen Anteilschein und finanziert damit DDR über Maßnahmen an der Demarkati- byarbeit bei Politikern und Behörden, lokale den Flächenankauf in wertvollen Teilberei- onslinie, Einrichtung einer 5 km Sperrzone Projekte u.v.m. Während dieser Sisyphus- chen des Grünen Bandes. und eines 500 m breiten Schutzstreifens. In Arbeit entstanden Fakten: Lücken durch 2001 Der Bund Naturschutz in Bayern initiiert der Aktion „Ungeziefer“ wurden entlang der Ackerbau, Verkehrstrassen und Aufforstung. ein Forschungsvorhaben „Bestandsaufnah- gesamten Grenze „nicht vertrauenswürdige“ 1993/94 Mit der groß angelegten Minenräum- me Grünes Band“. 1.400 km Grenzstreifen Menschen zwangsausgesiedelt. aktion wird ein Großteil des Grenzstreifens werden im Auftrag des Bundesamtes für Na- 13.8.1961 Beginn des Mauerbaus, Aktion umgegraben. Der BUND setzt sich für den turschutz kartiert, um verlässliche Daten für „Kornblume“: Weitere Zwangsaussiedlung Einsatz schonender Methoden ein. Naturschutzmaßnahmen zu liefern. aus Orten in Grenznähe. 1996 Mit dem Mauergrundstücksgesetz wur- 9.11. 2001 Richtfest am WestÖstlichen Tor, ei- 1961-1972 Ausbau der Grenzanlagen, Verle- de die Rückübertragung der Flurstücke im nem Kunstprojekt des BUND im gung von Minen, Installation von Selbst- Grenzgebiet geregelt. Das Mauergrund- schussanlagen. 1983-1985 Abbau von Minen und Selbst- schussanlagen. 1/2 Grenzverlauf mit Grenzsteinen und Grenzpfählen Sommer 1989 Massenflucht von DDR-Bür- 3 DDR-Grenzsäule 4 vorgelagertes Hoheitsgebiet der DDR, z.T. vermint gern über Budapest, Warschau und Prag in 5/6 Grenzzaun 1 mit Tor für Grenzer die BRD. 7 Kfz-Sperrgraben 9.11.1989 Öffnung der Grenzen von der DDR 8 Spurensicherungsstreifen K6, geeggt zur BRD. 9 Kolonnenweg 10 Lichttrasse 11 Ruf- und Sprechsäule 12/13 Beobachtungstürme 14/15 Führungsstelle/ Beobachtungsbunker Abb.: Aufbau der ehemaligen Grenzanlagen. Viele 16/19 Hundelauf- und Hundefreilaufanlageanlage persönliche Schicksale sind mit dieser Grenze ver- 17/20 Grenzsignalzaun/Sperrzaun 2 mit Tor bunden: Fluchtversuche, die selbst bei Erfolg mit ei- 18 Stromverteilungs- und Schalteinrichtung ner radikalen Lebensumstellung verbunden waren, 21 Betonsperrmauer um Ortschaften und all jene Menschen, die bei der Flucht starben 22 Kontrollpunkt an den Zufahrtsstraßen 2 Spur in der Landschaft Inhalt Das Grüne Band in Thüringen 3 Das Grüne Band in Thüringen Quert man die frühere Grenze zu Fuß, findet fluren. Seltene Tiere und Pflanzen fanden ih- 4 Vom Todesstreifen zur Lebenslinie man an vielen Stellen einen Rest von Wildnis: ren Weg vom Thüringer Wald zur Rhön, vom 6 Eine Reise entlang des Grünen Bandes Grasland mit Büschen, Pionierwald, idyllische Werrabergland zum . in Thüringen Bäche, Schilfröhrichte und Moore. Die für Men- Als „Grünes Band“ werden die Brachflächen 8 Vogtland - Oberes Saaletal schen fast unpassierbare Grenze hatte sich in des früheren „Todesstreifens” bezeichnet, also 10 Hohes Thüringer Schiefergebirge und vierzig Jahren der Teilung zu einem Rückzugs- ungenutzte Bereiche zwischen dem Kolonnen- Frankenwald raum für die Natur entwickelt. Seltene oder weg und der ehemaligen deutsch-deutschen 12 Steinachaue – Linder Ebene vom Aussterben bedrohte Arten wie Schwarz- Staatsgrenze (heutige Landesgrenzen). Eben 14 Thüringer Wald storch, Birkhuhn, Braunkehlchen und Ziegen- entlang dieser früheren Grenze konnte sich 14 Vorland zwischen Schalkau und melker fanden hier einen Lebensraum. Die eine Kette wertvoller Biotope quer durch die Bad Rodach Grenze verlief durch alle Naturräume, durch Republik entwickeln. Dabei handelt es sich mit 14 Eingriffe im Grünen Band bewaldete Mittelgebirgshochlagen wie Acker- einer Gesamtlänge von 1.393 km immerhin um 15 Südthüringer Grabfeld ebenen, durch Feuchtgebiete ebenso wie Fels- den längsten Biotopverbund Deutschlands. 17 Landwirtschaft und Naturschutz im Grünen Band 17 Biotopverbund 18 Rhön 21 Werra 23 Werrabergland 25 Wie umgehen mit der Vergangenheit: Spuren tilgen oder erinnern? 28 Pflege oder Wildnis 29 Eichsfeld 31 Eigentumsverhältnisse im Grünen Band 33 Harz 35 Was muss getan werden um das GrüneBand zu schützen? 35 Erhalt als Rückgrat des Biotop- verbundes in Deutschland 35 Schutzgebietsausweisung als Mittel zur Sicherung des Grenzstreifens 36 Adressen zum Grünen Band 36 Impressum 36 Fotoautoren Ehemaliger Grenzstreifen bei . BN

Übersichtskarte Grünes Band in Thüringen. Kartengrundlage: TOP 200, Bundesamt für Kartogra- phie und Geodäsie

Spur in der Landschaft 3 VOM TODESSTREIFEN ZUR LEBENSLINIE Todesstreifen Die ehemalige innerdeutsche Grenze ging wie Die Frage, ob man sich erinnern möchte, ob man ein Schnitt durch die Landschaft, sie war eine dieses Denkmal erhalten möchte, wird gerade kaum überwindbare Trennlinie zwischen zwei bei den Menschen im früheren Grenzgebiet kon- Gesellschaftssystemen und in ihnen lebende trovers diskutiert, hängen doch Einzelschicksa- Menschen– viele Schicksale sind mit dieser le wie Trennung von Familien, Zwangsumsied- Grenze verbunden. Für Menschen ein Objekt lung und Flucht mit tödlichem Ausgang an die- der Angst, war sie für die Natur ein Rückzugs- ser Grenze. Dennoch, in diesem Streifen, wie er raum. Zwischen den militärischen Sperranla- heute ist, liegt eine Chance: gen fanden viele seltene und gefährdete Tiere und Pflanzen Schutz. Die Spuren des ehemali- gen Todesstreifens lassen sich auch heute noch, mehr als zehn Jahre nach dem Abbau der Sperranlagen, in der Landschaft erkennen als breites braunes oder grünes Band inmitten von Äckern und Wäldern auf beiden Seiten. Die Landschaft ist absichtslos ein Denkmal deut- scher Geschichte geworden.

Früher ein Objekt der Angst, heute vom Verfall bedroht, ist der Beobachtungsturm Nistplatz für Fledermaus und Schleiereule. KK

4 Spur in der Landschaft Ehemaliger Grenzstreifen nach Minenräumung. KL Grenzstreifen mit Zaun, Anfang 90er Jahre. FH Lebenslinie Bereits vor der Wende war Naturschützern des der Verfügbarkeit nur in Teilbereichen ausge- Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutsch- bracht. Dadurch entstanden unbeabsichtigt land (BUND) bekannt, dass sich im Grenzstrei- Offenlandbiotope, die früher in Mitteleuropa fen viele seltene Arten aufhalten. Bei Kar- weit verbreitet waren, wie Halbtrockenrasen, tierungen in der Nähe der Grenze konnten Seggenrieder und Altgrasbrachen, unterbro- insbesondere verschiedene Vogelarten immer chen durch Bereiche mit aufkommenden Bü- wieder gehört werden. Nach der Grenzöffnung schen. Tier- und Pflanzenarten, die in den fanden Naturschützer des BUND an der Lan- umgebenden Gebieten durch Nutzungsinten- desgrenze von Bayern zu Thüringen und Sach- sivierung zurückgedrängt wurden, fanden hier einen Lebensraum. sen 131 verschiedene Vogelarten. Das Überle- Junge Kiefern im ehemaligen Grenzstreifen. KK (2) ben von darunter 59 Vogelarten der „Roten Der BUND setzt sich seit der Wende für den Liste“ hängt vom Erhalt der Biotopstrukturen Erhalt dieses Biotopverbunds ein. Bereits im des Grünen Bandes ab. Viele dieser Vogelar- November 1989 versammelte der BUND 400 ten haben ihre Verbreitungsschwerpunkte in Naturschützer aus Ost und West in Hof und den Biotopstrukturen des früheren „Todesstrei- verabschiedete die erste Resolution. Dabei fens“. wurde der Begriff „Das Grüne Band“ geprägt. Das ehemalige „Niemandsland“ weist bestimm- Das BUND-Projekt fand hier seinen Anfang. Wir te Besonderheiten auf, die es in der heutigen wollen unseren Kindern nicht nur die Tiere und Landschaft kaum noch gibt: Vierzig Jahre lang Pflanzen erhalten, sondern auch unsere Ver- wurde hier zwar gemäht, um freie Sicht auf gangenheit erklären können. die Grenze zu erhalten. Es wurde aber nicht gedüngt und Pestizide wurden aus Gründen Kreuzotter. FH

Der Neuntöter lebt im ungenutzten oder extensiv genutzten Grasland mit einzelnen Büschen. Das Grüne Band bie- tet ihm ideale Lebensbedingungen. BN

Spur in der Landschaft 5 EINE REISE ENTLANG DES GRÜNEN BANDES IN THÜRINGEN Auf Thüringer Gebiet liegt mehr als die Hälfte Die besondere Ungestörtheit, die im Schatten Will man nicht Gefahr laufen, bei einer Erfor- des ehemaligen Grenzstreifens. Das Grüne der Grenze herrschte, findet sich heute vor al- schung des Grünen Bandes aufgrund verschie- Band in Thüringen bildet die Grenze zu Bay- lem noch in entlegeneren Bereichen des Thü- dener Widrigkeiten umzudrehen, empfiehlt es ern, Hessen und Niedersachsen und quert im ringer Schiefergebirges, der Rhön, des Werra- sich, entweder an einer der im folgenden be- Verlauf von 763 Kilometern die verschiedens- berglandes und im Harz. Dagegen haben an schriebenen zwölf Stationen anzufangen oder ten Naturräume vom Dreiländereck Sachsen- den Hauptverkehrsachsen, v.a. im Umfeld der den Radwanderführer von Klaus Buchin zu Bayern-Thüringen im Vogtland bis zum Harz Autobahn A4 größere Veränderungen durch die verwenden (Bestelladresse s. S.36). im Norden. Verkehrstrassen und Industrie- und Gewerbe- Dennoch: Diese einzigartige Mischung aus Während in Brandenburg und Mecklenburg- ansiedlungen stattgefunden. Geschichte in der Landschaft, Wildnis, Natur Vorpommern das Grüne Band vielerorts durch Eine Reise entlang des Grünen Bandes in Thü- und Unwägbarkeiten anstelle völlig durchge- Fließgewässer- und Feuchtbiotope bestimmt ringen führt durch zahlreiche Naturräume und planter Wandertouren hat ihren Reiz. Das Grü- wird, ist der typische Grenzstreifenbiotop Thü- Kulturkreise Thüringens. Mit offenen Augen ne Band ist kein angelegter Wanderweg, kein ringens ungenutztes oder extensives Grasland und Ohren kann man auch die Übergänge in am Schreibtisch entstandenes Denkmal. Es ist verschiedener Standortverhältnisse vom Halb- Sprache, Landnutzung und Baustilen erleben. ein erlebbares Zeichen der Geschichte und ein trockenrasen bis zum feuchten Seggenried. Wo Unterwegs auf dem Grenzstreifen trifft man letzter Rest an Wildnis. das Grüne Band nicht mehr gemäht wird, auf Tiere wie auf Überreste der Grenzanlagen. wächst es zunehmend zu: Zunächst kommen Ein gut ausgebauter Wander- oder Radweg ist Büsche und Sträucher hoch. Nach zehn Jah- das Grüne Band allerdings nicht. Der Kolon- ren hat sich in Waldgebieten auch der Grenz- nenweg ist ein Betonplattenweg und in eini- streifen teilweise zu dichtem Pionierwald ent- gen Gebieten bereits entfernt, eine Beschilde- wickelt. Erfreulich ist jedoch, dass nur ca. zehn rung findet sich nur in Teilbereichen und nicht Prozent des Grenzstreifens in Thüringen in die in allen Wanderkarten ist die ehemalige Grenze landwirtschaftliche Intensivnutzung genom- überhaupt eingetragen. men worden sind. Nur in den besonders er- tragreichen Gebieten des Eichsfeldes und des Südthüringer Grabfeldes finden sich größere Lücken durch legale oder illegale Landnahme.

Manchmal als Schnitt in der Landschaft klar zu erken- nen, manchmal bereits zugewachsen: Das Grüne Band symbolisiert den Prozess der Erinnerung aus der Wunde in der Landschaft entsteht neue Vielfalt. JG, KK (3)

6 Spur in der Landschaft PRAKTISCHE HINWEISE Das Grüne Band ist ein Rückzugsraum für Minen sehr unwahrscheinlich. Die Erforschung Die Grenzlandmuseen und ihr Umfeld ver- Tiere und Pflanzen, die Ruhe und Ungestört- von Steilhängen, Dickichten und Bachauen soll- mitteln am besten eine Vorstellung von der heit brauchen. Soll dieser Rückzugsraum te man dagegen besser nicht riskieren. ehemaligen deutsch-deutschen Grenze mit erhalten bleiben, sollte man einige Dinge all ihren militärischen Anlagen. Die einzel- beherzigen: Man kann die Landschaft auch Den Grenzstreifen zu finden, ist manchmal nen Gedenkstätten und Museen sind dabei vom Kolonnenweg aus erleben, den Tieren nicht so einfach: An Straßen, die die Grenze sehr unterschiedlich konzipiert: Während zuliebe, sollte man auf eine Erforschung von queren, erkennt man die Grenze am einfachs- sich in manchen vor allem militärgeschicht- Dickichten und Steilhängen verzichten. Ge- ten an den Landkreisschildern. Vom Westen aus liche Ausstellungsstücke finden, werden in rade in besonders ungestörten Bereichen soll- gesehen liegt die eigentliche Grenze direkt am anderen Informationen zur jüngsten und te man sich leise bewegen, bzw. einen Bogen Landkreisschild, vom Osten her gesehen be- jüngeren deutschen Geschichte gegeben um Brutplätze und ähnliches machen. Dass ginnt der Grenzstreifen mit dem Kolonnenweg oder Ausschnitte aus dem Alltagsleben an man seltene und geschützte Pflanzen nicht schon weiter im Landesinneren, das Grüne der Grenze dargestellt. Der politische Hin- pflücken sollte, muss selbstverständlich sein. Band liegt komplett auf der Seite der ehema- tergrund der Initiatoren ist ebenfalls sehr un- Gutes Schuhwerk ist nötig, da die Rillen und ligen DDR. Fehlt der Kolonnenweg, besteht oft terschiedlich und spiegelt den Umgang ver- Öffnungen im Plattenweg des Kolonnenwe- noch ein Feldweg und wenn nicht alles in In- schiedener Menschen mit der Vergangenheit ges zu verknacksten Knöcheln führen kön- tensivnutzung genommen wurde, ist im Of- wider. nen. An einigen Stellen ist der Kolonnen- fenland noch ein Streifen Brachfläche oder Möchte man die Entwicklung der Landschaft weg bereits beseitigt, meist als Vorbereitung Heckenstruktur zu erkennen. Im Wald dage- nach Abbau der Grenzanlagen verfolgen, für eine grenzüberschreitende ackerbauliche gen erkennt man die Grenze an Schneisen, die sollte man sich weiter vorwagen. Die schöns- Nutzung. Teilweise existiert noch ein Feld- zum Teil zugewachsen, aber auch dann noch ten Abschnitte sind oft bereits unter Schutz weg, der je nach Wetter mehr oder weniger deutlich jünger als der umliegende Wald sind. gestellt, bzw. werden zurzeit als Natur- begehbar ist. In manchen Gebieten ist der Häufig, aber nicht immer, wissen Einheimische, schutzgebiete (NSG) ausgewiesen. Hier er- Grenzstreifen inklusive Kolonnenweg als wo die ehemalige Grenze lag. Auf den von uns lebt man oft Natur pur, sollte allerdings Weide abgezäunt. verwendeten Wanderkarten der Reihe Fritsch Rücksicht auf die vorkommenden und zum Hinzu kommt, dass eine Begehung des Grenz- sind Landesgrenze und Kolonnenweg einge- Teil sehr störungsempfindlichen Tier- und streifens abseits des Kolonnenweges nicht tragen, auf den Karten, die für den Norden vor- Pflanzenarten nehmen. hundertprozentig ungefährlich ist. Der Grenz- liegen, meist nur die Grenze. Der Grenzstreifen selbst erscheint nicht streifen gilt laut offiziellen Angaben der Bun- überall abwechslungsreich. Manchmal ver- desregierung als „nach menschlichem Ermes- läuft er kilometerweit durch Ackerschläge sen minenfrei“. Einige we- oder Fichtenmonokulturen. Gerade in sol- nige noch vorhandene Mi- chen Bereichen empfiehlt es sich, eine Tour nen insbesondere an entlang der Grenze mit Abstechern zu Zie- Steilhängen und in schwer len im Umland zu verbinden, die man den zugänglichem Gelände gängigen Wanderkarten entnehmen kann. können allerdings nicht Im folgenden werden vom Vogtland im Süd- ausgeschlossen werden. osten bis zum Harz im Norden die land- Praktisch heißt dies, dass schaftlichen Besonderheiten im Grenzgebiet man sich vorsichtig verhal- dargestellt und einige der möglichen Aus- ten sollte: In regelmäßig gangspunkte für Begehungen aufgezeigt. beweideten offenen Flä- chen ist ein Auftreten von Kolonnenweg bei Aspach-Sickenberg, nicht überall ist er so gut erhalten. KK

Spur in der Landschaft 7 VOGTLAND - OBERES SAALETAL Mödlareuth an der Grenze der drei Freistaa- Ab Mödlareuth verläuft der Grenzstreifen zu- Durch die Jahrzehnte der Teilung hat sich das ten Bayern, Sachsen und Thüringen wurde nach nächst entlang von Fließgewässern des Saa- Einzugsgebiet der Oberen Saale als Rückzugs- dem Krieg geteilt, die Grenzanlagen zogen sich leeinzugsgebietes: vom idyllischen Tannbach- raum entwickelt, was gerade dem vom Aus- mitten durch den Ort. Hier beginnt der thü- tal über die Saale zur Fränkischen Muschwitz. sterben bedrohten Schwarzstorch, aber auch ringische Teil des Grenzstreifens. In die kuppi- Das Grüne Band besteht aus den Gewässern Kornweihe und Wiesenweihe, Wiesenpieper ge meist landwirtschaftlich bewirtschaftete und ihren Randstreifen, mal in Grünlandnut- und Braunkehlchen zugute kommt. Die vom Hochfläche aus paläozoischen Gesteinen ha- zung, mal als Auwald. Aussterben bedrohte Libelle „Grüne Keiljung- ben sich die Täler der Saale und ihrer Zuflüsse Der Saale-Orla-Weg als regionaler Wanderweg fer” lebt hier. Die Täler bieten Lebensraum für eingeschnitten. Diese relativ naturnahen Fließ- begleitet die Grenze von Mödlareuth bis Blan- seltene Pflanzen wie z.B. Keulenbärlapp, Moor- gewässer bieten nicht nur Lebensraum für die kenberg und zweigt dann nach Norden ab in Klee, Arnika und Breitblättriges Knabenkraut. verschiedensten Tier- und Pflanzenarten, son- Richtung der touristisch gut erschlossenen An den Steilhängen von Saale und Selbitz fin- dern vermitteln auch dem Menschen Ruhe und Saale-Talsperren. den sich Trocken- und Felsbiotope, in denen Ausgeglichenheit. Uhu, Fledermäuse und Schlingnatter leben. Die naturnahen Wälder im ehemaligen Reußschen Forst beheimaten Rauhfußkauz, Sperlingskauz, Schwarzspecht und Hohltaube.

8 Spur in der Landschaft STATION 1 DIE GRENZE – ERINNERUNG UND VERARBEITUNG Deutsch-deutsches Museum Mödla- reuth mit Wanderung auf dem Saale- Orla-Weg Sehr lohnenswert ist ein Besuch des deutsch-deutschen Museums im ehemals geteilten Mödlareuth mit Besichtigung der Grenzanlagen. Das Grenzmuseum zeigt Dokumente der deutschen Teilung, einen Kinofilm zur Geschichte des geteilten Or- tes, sowie einen beschilderten Weg ent- lang der rekonstruierten Sperranlagen. Von dort aus kann man dem Saale-Orla-Weg durch die ruhigen Tallagen von Tannbach und Saale folgen, die in diesem Bereich bis Blankenberg die Grenze bilden. Unterhalb von Blankenstein befindet sich ein Wanderparkplatz am Anfangspunkt des Rennsteigs als überregionalem Wand- erweg. Von hier aus lässt sich die Grenze in Richtung Westen entlang der Thüringi- schen Muschwitz erlaufen. Verschiedene Rundwanderwege bieten sich an. Schöne Fließgewässerstrecken wie die Thüringi- sche Muschwitz, trockene Heideflächen mit aufkommenden Büschen und bewal- dete Abschnitte wechseln sich ab.

Kartengrundlagen: Fritsch Wanderkarte 1:50.000 Nr. 48 „Naturpark Thüringer Schiefergebirge – Obere Saa- le”, ADFC-Radtourenkarte 1:150.000 Oberfranken - Vogtland

Grenzanlagen in Mödlareuth, Tannbach am Dreiländereck, Tal der Thüringer Muschwitz. KK, BN (2) Spur in der Landschaft 9 HOHES THÜRINGER SCHIEFERGEBIRGE UND FRANKENWALD Nach Westen steigt das Gelände an, bis bei Brennersgrün im Thüringer Schiefergebirge Höhenlagen von 700 Metern erreicht werden. In der großflächigen Waldlandschaft des Thü- ringer Schiefergebirges mit tief eingeschnit- tenen, dunklen Tälern und einigen landwirt- schaftlich genutzten Hochplateaus stößt man vielerorts auf Spuren der Geschichte: Schie- ferbergbau und Waldweide, Glasbläserei und Goldwäscherei in den Tälern, Holzwirtschaft an den Hängen mit Abtransport des Holzes auf Flößen. Die Bergwiesen und Borstgrasrasen der Tettautal noch mit Grenzzaun. Wollgras im Tal des Tschirner Ködel. Täler und Hänge lieferten Kräuter, die von den „Raanzern” (Kräuterhändler) weithin verkauft wurden. Die Bergwiesen bieten vielen Arten Lebensraum und dem Menschen gerade im dunklen Fich- tenwald Licht und Abwechslung. Da die Nut- zung des Mähguts nicht mehr rentabel ist, wachsen die Wiesen allerdings zunehmend zu. Wo mit Naturschutzmitteln die Wiesen noch gemäht werden, finden sich Orchideen wie das Breitblättrige Knabenkraut oder die Charak- terart der Bergwiesen, die Arnika, die entzün- dungshemmende Stoffe enthält und daher als Arzneimittel verwendet wird. Trotz der reinen Fichtenforsten, die große Tei- le des Schiefergebirges einnehmen, wurden im Rahmen einer Grenzstreifenkartierung mehrere stark gefährdete oder vom Aussterben bedroh- te Arten nachgewiesen wie Schwarzstorch, Birkhuhn, Bekassine und Zweigestreifte Quell- jungfer. Das Birkhuhn benötigt zum Überle- ben die Bachtäler und den Grenzstreifen als wichtige Verbindungen zwischen den wenigen Kernlebensräumen. In Tälern wie Tschirner und Nordhalbener Ködel finden sich zudem Bach- neunauge, Groppe, Elritze, sowie eine reiche Tagfalter-, Laufkäfer- und Spinnenfauna. In den Schiefersteinbrüchen bei Lehesten leben Uhu und Fledermäuse.

10 Spur in der Landschaft STATION 2 Der Grenzstreifen zieht sich als zunehmend ABGESCHIEDENHEIT bindung besteht zur Linie Lichtenfels–Saal- zuwachsende Schneise aus Grasland oder Tettautal im Hohen Thüringer feld ab dem Bahnhof Pressig-Rothenkirchen. Zwergstrauchheide durch Fichten- und Kie- Schiefergebirge Das Thüringer Schiefergebirge ist als Frem- fernwälder. Oft eher langweilig erscheinend Das Tettautal mit seinen Nebentälern ist denverkehrsgebiet gut erschlossen. Für Wan- und stellenweise von einer Grasart dominiert, charakteristisch für die Wälder des Hohen derer gibt es die verschiedensten Touren vom bietet er dennoch Lebensraum für seltene Tie- Thüringer Schiefergebirges. Von Schauberg überregionalen Rennsteig bis zu kleinen ört- re, die Lichtungen im Wald als Nahrungs- oder aus bildet die Tettau auf etwa einem Kilo- lichen Wanderwegen. Man trifft vielerorts Brutplatz nutzen. Durch Aufforstung wird meter nach Süden die Grenze. Der hier ver- auf die Geschichte der Region von Glasblä- teilweise die Chance einer natürlichen Wald- laufende Radwanderweg biegt mit der Tettau serei über Goldwäscherei und Schieferberg- entwicklung verschenkt. Wünschenswert wäre von der Grenze ab und verläuft durch das bau bis zur Kräuterkunde. für diese Waldgebiete auf dem Grenzstreifen abgeschiedene Naturschutzgebiet Tettautal ein Wechsel aus „Urwald“ und kleinen Lich- bis nach Heinersdorf. Der Ausflug kann mit Kartengrundlagen: Fritsch Wanderkarte 1:50.000, tungen. Nr. 48 „Naturpark Thüringer Schiefergebirge – Obere einem Besuch in der Gedenkstätte Heiners- Saale“; ADFC-Radtourenkarte 1:150.000 Oberfranken dorf–Welitsch verbunden werden. Bahnan- - Vogtland

Der Schwarzstorch (Ciconia nigra, RLT 1) ist wesentlich Das vom Aussterben bedrohte Birkhuhn (Tetrao tetrix, Die voranschreitende Erschließung durch Straßen führt seltener als der Weißstorch. In Thüringen ist er vom Aus- RLT1) kommt im Thüringer Schiefergebirge noch in Rest- zu einer weiteren Verschlechterung der Lebensbedingun- sterben bedroht.Sein Jagdgebiet sind Waldbäche und beständen vor. Es bevorzugt ausgedehnte Moor- und Hei- gen für das Birkhuhn. Diese wenig spektakulär wirkende Wassergräben, aber auch Sumpfwiesen. Er brütet in ur- degebiete in aufgelichteten abwechslungsreichen Wäl- Wiese war vor dem Bau der Straße Schauberg-Juden- wüchsigen wasserreichen Laub- und Mischwäldern, z.T. dern. Seine Balzplätze befinden sich auf Lichtungen und bach wichtiges Birkhuhnhabitat. BN (5) auch in Kiefernalthölzern, die Horste befinden sich auf Heiden von ca. 5.000 m2 Größe in etwa 300 m Entfer- hohen Waldbäumen, häufig in größerer Entfernung vom nung von größeren Gehölzen. Die frühere Bergwiesen- Wasser. nutzung in den Tälern des Thüringer Schiefergebirges hat Der Schwarzstorch ist ein typischer Kulturflüchter: Ver- diese wichtigen Offenlandflächen geschaffen bzw. erhal- änderung der Brutgebiete durch Straßenbau, intensivere ten. Jetzt wachsen sie zunehmend zu. Forstarbeiten, Störung während der Brutzeit und Verän- derung der Brut- und Jagdhabitate vertreiben ihn.

Spur in der Landschaft 11 STEINACHAUE – LINDER EBENE

Föritz bei Schwärzdorf. SB

In den südlichen Ausläufern des Thüringer Schiefergebirges bei Sonneberg verläuft das Grüne Band in der Steinachniederung der Lin- der Ebene. Mehrere nach Süden entwässernde Fließgewässer haben sich in ein breites pleis- tozänes Schotterbett eingetieft. Das Einzugs- Noch zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts dennoch einige seltene Arten halten, die an- gebiet der Steinach mit den Fließgewässern berichteten Naturkundler von ausgedehnten sonsten vermutlich verschwunden wären. Steinach, Föritz, Rodach und Haßlach, mit Sümpfen, Moorflächen, Feuchtwiesen und See- Extensiv genutzte Teiche in den Auen von Feuchtwiesen und Teichen stellt ein wichtiges rosenteichen im Steinachtal und der Linder Steinach und Föritz sind wichtige Amphibien- Feuchtgebietsverbundsystem in intensiv ge- Ebene bei Sonneberg. Durch massive Verän- lebensräume. Die Föritzaue ist neben der Teu- nutzter Agrarlandschaft dar. Die im Frühjahr derungen in der Landschaft haben sich viele schnitzaue das bedeutendste Wiesenbrüter- regelmäßig überfluteten Wiesen von Steinach Arten der Feuchtgebiete zurückgezogen oder gebiet im Landkreis Kronach. Zudem treten hier und Föritz werden von Bekassine, Blaukehl- sind ausgestorben. Durch die Lage an der in- die vom Aussterben bedrohten Arten Bachperl- chen, Kiebitz, Wachtelkönig, der Sumpfschre- nerdeutschen Grenze und insbesondere durch muschel und Grüne Keiljungfer auf. cke und dem seltenen Tagfalter Wiesenknopf- den Erhalt des Grenzstreifens konnten sich Ameisenbläuling besiedelt.

12 Spur in der Landschaft STATION 3 VISION FÜR DAS GRÜNE BAND – ERHALT DES GRENZSTREIFENS, ENTWICKLUNG DER BIOTOPE IM UMLAND

Arten- und Biotopschutzprogramm Steinachtal – Linder Ebene Aufgrund der Bedeutung des Gebietes für den Was hier geschieht, wäre wünschenswert für Ein möglicher Ausgangspunkt für eine Be- Biotopverbund hat der Bund Naturschutz in weitere Regionen am Grenzstreifen: Das Grü- gehung des Grenzstreifens ist die Straße zwi- Bayern hier das Arten- und Biotopschutzpro- ne Band selbst wird als Biotopverbindung zwi- schen Schwärzdorf und Sichelreuth. Hält man gramm Steinachtal–Linder–Ebene initiiert. schen Offenlandbiotopen von Thüringer an der Querung des Grenzstreifens, kann Das Projekt ist ein grenzüberschreitendes Schiefergebirge und Thüringer Wald erhalten. man nach Osten in Richtung Föritzgrund Projekt der Freistaaten Bayern und Thürin- Gleichzeitig werden entlang der Fließgewäs- laufen und sowohl den Grenzstreifen als gen zur Erhaltung und Wiederherstellung ser ins Umland Maßnahmen zur Wiederver- auch die Föritz erkunden, die im Rahmen von Feuchtgebieten. Zum Erhalt der Grenz- netzung umgesetzt. Die Ökologische Bil- des Biotopschutzprogramms ökologisch auf- streifenbiotope als Verbindungselemente dungsstätte Oberfranken in Mitwitz betreut gewertet wird. Im Naturschutzgebiet „Wus- hat der BUND Landesverband Thüringen mit das Projekt seit mehr als zehn Jahren und be- tungen Rotheul“ kann man entlang des noch Spenden und Fördermitteln des Landes Thü- sitzt umfassende Kenntnisse über Flora und erhaltenen Kolonnenweges die Vegetation ringen mehr als siebzehn Hektar gekauft, Fauna der Region. Sie bietet Vorträge und ge- der Zwergstrauchheiden und Rohboden- weitere Flächen sollen folgen. führte Exkursionen zum Grünen Band in den standorte erleben. Landkreisen Lobenstein, Sonneberg und Hild- Kartengrundlagen: Fritsch Wanderkarte 1:50.000 Nr. burghausen an. Ansprechpartner ist hier Herr 48 „Naturpark Thüringer Schiefergebirge – Obere Saa- le“, Nr. 51 „Naturpark Frankenwald“, Nr. 50 „Oberes Stefan Beyer. Maintal“; ADFC-Radtourenkarte 1:150.000 Oberfran- ken - Vogtland

Grüne Keiljungfer. BN Laubfrösche (Hyla arborea, RLT 2) sind die kleinsten ein- Ankaufsfläche des BUND Thüringen. KK heimischen Frösche. Sie bewohnen strukturreiche Land- schaften mit feuchten Bereichen und Sitzwarten. Zum Laichen benötigen sie sonnenexponierte wasserpflanzen- reiche Weiher, Teiche und Tümpel. Diese Ansprüche wer- den im Grenzstreifen an vielen Orten erfüllt. Der Laub- frosch findet sich an verschiedenen Stellen des Grünen Bandes vom Schiefergebirge über die Rhön bis zum Eichs- feld. Gefährdet ist der Laubfrosch durch Intensivierung der Teich- und Grünlandnutzung, Ackerumbruch und Änderung der Flurstrukturen. FH

Spur in der Landschaft 13 THÜRINGER WALD THEMA VORLAND ZWISCHEN EINGRIFFE IM GRÜNEN BAND SCHALKAU UND Die Verhältnisse im Grünen Band waren kaum In Gebieten mit hochwertigen landwirt- vergleichbar mit anderen Flächen dieser Grö- schaftlichen Böden ist der Nutzungsdruck auf BAD RODACH ßenordnung in Deutschland mit Ausnahme alle landwirtschaftlich nutzbaren Flächen Zwischen Schalkau und Bad Rodach finden sich vielleicht einiger Truppenübungsplätze. Nur besonders hoch. In Thüringen betrifft dies v.a. die stark zertalten Muschelkalkplatten des süd- neun Grenzübergänge zerschnitten diese Ach- das Eichsfeld und das Südthüringer Grabfeld. lichen Thüringer Wald-Vorlandes. Größere se. Außer den Grenzsoldaten und einigen we- Hier wurden seit der Wende große Flächen Waldgebiete wechseln sich ab mit weniger nigen regimetreuen Landwirten in den achtzi- wieder bewirtschaftet und vorhandene Bio- ertragreichen Äckern und Wiesen. Besonders ger Jahren kam niemand in den Grenzstreifen. tope zerstört, z. T. auch illegal. Dabei hat ins- wertvoll sind die umfangreichen Heideflächen Diese Ungestörtheit für die Natur änderte sich besondere in der offenen Agrarlandschaft der der Görsdorfer Heide. Das große zusammen- mit der Grenzöffnung schlagartig. Erhalt des Grenzstreifens auch für die Land- hängende Heidegebiet östlich der B4 mitten Stillgelegte Straßenverbindungen zwischen wirtschaft Vorteile: Erosion wird gebremst im Wald mit Feuchtgebieten im Umfeld bie- benachbarten Orten wurden zu Land- und und Nützlinge können sich im Grenzstreifen tet Lebensraum für Birkhuhn und Auerhuhn, Bundesstraßen ausgebaut. Für die Menschen halten und den Einsatz von Pflanzenschutz- Sumpf- und Schwertschrecke, Laub- und Moor- des grenznahen Raumes sehr wichtig, stellt mitteln verringern helfen. Auch für den Er- frosch. Die Autobahn A 73 und die ICE-Neu- dies für viele Tiere eine Barriere dar, andere holungswert der Landschaft ist ein Streifen bautrasse sollen in diesem Bereich den Grenz- verschwinden wegen der Lärmbelastung. Wildnis inmitten der genutzten Landschaft streifen schneiden. In Thüringen wird das Grüne Band einige sehr wertvoll. Male von Autobahnen (A9, 4) gekreuzt, wei- tere sind in Planung (A71, 73, 38). Allein die A4 schneidet bzw. tangiert den Grenzstrei- fen auf einer Strecke von ca. 20 km in der mit Feuchtgebieten und Salzvegetation wertvollen Werraaue mehrfach. Rohstoffabbau ist ein weiterer Faktor, der die ökologische Wertigkeit des Grenzstrei- fens und des grenznahen Raumes beein- trächtigt. Dabei lassen sich diese Eingriffe aufgrund bereits erteilter Genehmigungen Der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus, RLT2) ist ein oft nicht mehr verhindern. Beispiele dafür Vogel der nährstoffarmen schütter bewachsenen Freiflä- sind der Abbau von Gips im Südharz, von chen, meist Heiden innerhalb lichter nährstoffarmer Kie- Sand im Sonneberger Unterland, von Kies fernwälder. Der Untergrund des typischen Ziegenmelker- und ehemals Kali in der Werraaue. lebensraumes ist arm und meist sandig. Die Baumbede- ckung ist licht, Jungwuchs wächst langsam, es gibt einige Schneisen und Auflichtungen mit einzelnen Überhältern (Einzelbäumen), die der Ziegenmelker als Singwarten nutzt. Sein Name entstammt einer der Legenden, die sich um manche Tierart ranken, ist aber nicht wörtlich zu neh- men. BN

Gewerbegebiet im Grenzstreifen. BABA

14 Spur in der Landschaft SÜDTHÜRINGER GRABFELD

Das Südthüringer Grabfeld bei Hildburghau- Die Trockenstandorte auf den Hügeln sind für Zwischen Veilsdorf, Emstedt und Lauterberg sen ist mit seinen fruchtbaren Böden über Heuschrecken und Tagfalter von besonderer finden sich großflächige wertvolle Kalkmager- teilweise lößüberdeckten Gesteinen des Keu- Bedeutung: Die Schlechtsarter Schweiz in Thü- rasenstandorte Bei Ummerstadt, Neustadt bei pers überwiegend ackerbaulich genutzt. Aus ringen und der Spanshügel in Oberfranken bie- Coburg und Rottenbach gibt es Moore und dem leicht hügeligen Land ragen einzelne Ba- ten mit trockenen Sandstandorten Lebensraum Zwergstrauchheiden. saltkegel wie die Gleichberge und Gipsmergel- für Tagfalter wie den vom Aussterben bedroh- kuppen wie der Lange Berg heraus. ten Zahnflügelbläuling.

Spur in der Landschaft 15 STATION 4 Die Auen von Milz, Helling und Kreck beher- AKTION „UNGEZIEFER” – bergen seltene Brutvögel wie Kornweihe und ZWANGS-AUSSIEDLUNG „NICHT Blaukehlchen. Der Grenzstreifen verbindet die VERTRAUENSWÜRDIGER PERSO- Trocken- und Feuchtstandorte des Grabfeldes. NEN” AUS DEM GRENZRAUM Die vom Aussterben bedrohte Wanstschrecke Gedenkstätte Billmuthhausen findet sich an mehreren Standorten des Grü- Mit der Gedenkstätte Billmuthhausen zwi- nen Bandes. schen Bad Colberg und Lauterstädt wird an einen weniger bekannten, aber für die Be- Allerdings ist im Grabfeld wie auch in anderen troffenen mit besonderen Härten verbun- Agrarlandschaften mit guten Böden das Grü- denen Aspekt der deutsch-deutschen Ge- ne Band seit der Wende an einigen Stellen, schichte erinnert: Die „Schleifung“ von Ge- z.T. illegal, umgeackert worden. Mit weiteren Gedenkstätte Billmuthausen. KK höften und Weilern, die in unmittelbarer Unterbrechungen der Perlenkette durch den Grenznähe lagen und mit Umsiedlung der derzeit laufenden Verkauf öffentlicher Flächen Bewohner bei Nacht und Nebel in weiter an Privatleute zu rechnen, ein Hauptargument, von der Grenze entfernte Orte, die soge- warum der BUND sich seit Jahren für einen nannte „Aktion Ungeziefer“ 1952. Verkaufsstop einsetzt. Vom einstigen Dorf Billmuthausen mit sei- nen Bauernhöfen und der Kirche sind nur noch der Friedhof und eine vergessene Tra- fostation erhalten. Daneben steht der Beo- bachtungsturm der Grenzanlagen. Die Gren- ze verläuft etwa vierhundert Meter nörd- lich der Gedenkstätte. Ein Besuch der Ge- denkstätte lässt sich mit einer Rad- oder Die Wanstschrecke ist eine Heuschrecke, die langgrasi- ges mesophiles Grasland besiedelt. In Thüringen kommt Wandertour entlang der grenznah gelege- die Wanstschrecke außerhalb des Grenzgebietes nur noch nen Aue von Rodach und zur Feste Held- an einer Stelle in kleiner Population vor, das nächste über- burg verbinden (ausgeschilderte Wanderwe- lebensfähige Vorkommen befindet sich in zweihundert ge). Die Auen der Fließgewässer wie Rod- Kilometer Entfernung. BN. ach, Sulzbach, Kreck und Helling sind be- deutende Wiesenbrütergebiete. Kartengrundlage: Fritsch Wanderkarte Nr. 89 „Naturpark Hassberge“

Schilfgebiet an der Kreck. BN Blaukehlchen. KK

16 Spur in der Landschaft THEMA THEMA LANDWIRTSCHAFT UND NATUR- BIOTOPVERBUND SCHUTZ IM GRÜNEN BAND Jedes Jahr stirbt eine Vielzahl von Tier- und Gegen eine Aufrechterhaltung des ökologi- Pflanzenarten aus. Gründe sind vor allem schen Wertes im Grenzstreifen sprechen sich Nutzungsänderungen sowie die Verkleine- häufig Eigentümer und Nutzer der Flächen rung und Isolation wertvoller Lebensräu- aus. Hauptargument ist das Stichwort „zwei- me. Sollen gefährdete heimische Arten er- te Enteignung” (s.u.). Nachdem vierzig Jahre halten oder wieder angesiedelt werden, die Nutzung eigener Flächen verboten gewe- müssen Biotopverbundsysteme erhalten sen sei, dürfe heute nicht der Naturschutz dik- und entwickelt werden. Dafür ist es erfor- tatorisch bestehende Eigentumsrechte antas- derlich: ten. Diese Empfindlichkeiten sind nicht zu ver- - das Vorkommen und die Lebensrauman- nachlässigen. Auf der anderen Seite empören sprüche charakteristischer Arten in die sich ehren- und hauptamtliche Naturschützer Planung einzubeziehen gegen die Dreistigkeit, mit der in den neun- - besonders wertvolle Gebiete als ziger Jahren im vermeintlich rechtsfreien Gerade auf ertragreichen Standorten wird der Grenzstrei- Kernflächen zu erhalten und verbessern Raum Flächen umgebrochen wurden, die z. T. fen bevorzugt umgeackert, nicht immer legal. Neben den - natur- und umweltgerechte, nachhalti- Auswirkungen für den Naturschutz unterbricht dies zum ge Nutzungsformen anzuwenden den Landwirten gar nicht gehörten. Teil auch das Wegenetz. KK Wie in anderen Gebieten auch, hat der Natur- -Barrieren zwischen benachbarten schutz die Aufgabe, die Natur als Gemeingut Lebensräumen abzubauen und ähnliche zu erhalten und landschaftliche Schönheit ge- Lebensräume zu vernetzen, z. B. durch genüber privaten Interessen zu verteidigen. naturnahe Fließgewässer, Gehölz- Landwirtschaft und Naturschutz müssen sich strukturen und Brache- und Wildnisinseln nicht entgegenstehen. Im Gegenteil: - Das neue Bundesnaturschutzgesetz sieht de in den Mittelgebirgsregionen gehen dem vor, dass mindestens zehn Prozent der Naturschutz überall wertvolle Flächen Landesfläche für den Biotopverbund zur dadurch verloren, dass die Nutzung aufge- Verfügung stehen müssen. Das Grüne Band geben wird. Dies ist die Folge einer Subven- kann mit einem relativ geringen Aufwand tionspolitik, die Überschussproduktion sub- an Fläche und Geld einen großen Beitrag ventioniert anstatt die Landwirtschaft als zum Erhalt des Artenaustausches leisten. Die Partner für nachhaltiges und naturverträg- Neuanlage eines vergleichbaren Verbundsys- liches Wirtschaften zu gewinnen. Viele Land- tems wäre für die öffentlichen Kassen un- wirte sind bereit, Bergwiesen zu mähen oder Schafbeweidung ist eine der Möglichkeiten, den Grenzstrei- bezahlbar. von Schafen wie auch Rindern beweiden zu fen als wertvollen Offenlandbiotop zu erhalten. Das Pro- blem besteht darin, dass gerade in Zeiten geringer Preise lassen, wenn dadurch keine finanziellen Ein- für Schafprodukte und gekürzter Mittel des Vertragsnatur- bußen zu erwarten sind. Die radikale Kür- schutzes die Schafhaltung finanziell nicht attraktiv ist. KK zung der Mittel für Vertragsnaturschutz in Thüringen hat allerdings dazu geführt, dass an vielen Orten, wo sich Landwirte und Na- turschützer über die Art der Nutzung einig sind, nichts passiert und über kurz oder lang entweder die Nutzung intensiviert wird oder Wald entsteht.

Spur in der Landschaft 17 RHÖN

Bei Henneberg im Landkreis Schmalkalden– Band die Hohe Rhön und erreicht seinen höchs- Meiningen gelangt man allmählich in die Rhön. ten Punkt in Thüringen mit knapp 800 Me- Das vielgestaltige Mittelgebirge im Dreiländer- tern. Hier zieht es sich als ungenutzte Schneise eck Thüringen, Bayern, Hessen gilt seit langem durch den Wald, im Offenland wird es z. T. mit als Wandererparadies. Eine mittelalterliche Ro- Rindern beweidet. dungsphase führte zu weitgehend waldfreien Die Vorderrhön südöstlich und nördlich von Kuppen, die durch langjährige extensive Grün- Birx kennzeichnet eine kleinräumige Vielfalt landbewirtschaftung offengehalten wurden und aus Wiesen, Weiden, Acker-, Wald- und Streu- dem Wanderer freien Blick in die Landschaft obstflächen, die mit Bergen, Tälern, natürli- ermöglichen („Land der offenen Fernen”). Im chen Fließgewässern, Mooren und Trocken- länderübergreifenden Biosphärenreservat Rhön standorten als sehr abwechslungsreich emp- (Thüringen, Bayern, Hessen) werden modellhaft funden wird. Den Untergrund bilden Sedimen- naturverträgliche Nutzung und regionale Ver- te aus Oberem Buntsandstein und Muschel- marktung ländlicher Produkte praktiziert. Eine kalk, unterbrochen durch Balsaltkegel. Reihe von Naturschutzgebieten belegen den Eine Vielzahl seltener Vögel, Tagfalter, Heuschre- ökologischen Wert des Gebietes. cken und Reptilien lebt hier, wie z.B. Braunkehl- Das Gelände steigt von Henneberg nach Wes- chen, Neuntöter, Bergeidechse und Wachtelwei- ten allmählich an. Bei Birx im Dreiländereck zen-Scheckenfalter. Die Siedlungen der Rhön sind Bayern-Hessen-Thüringen streift das Grüne überwiegend klein und ländlich geprägt.

18 Spur in der Landschaft STATION 5 JÜNGERE UND ÄLTERE GESCHICHTE ENTLANG DES GRÜNEN BANDES Friedensweg von Henneberg bis Birx Von einer privaten Initiative (Bürger für sanften Tourismus in Hermannsfeld e.V.) wurde beispielhaft in der Rhön ein Wand- erweg mit vierzig Informationstafeln an- gelegt. Er beginnt am ehemaligen Grenzü- bergang Henneberg–Eußenhausen (am Braunkehlchen (RLT3) gehören zur Familie der Drosseln. Grenzdenkmal „Goldene Brücke”) und führt Sie lieben offenes extensiv genutztes Land, Feuchtwie- teilweise auf dem Kolonnenweg, teilweise sen und Brachflächen. Das grüne Band mit seinen ausge- dehnten Offenflächen und einzelnen Stauden (wie auch entlang grenznaher Wege bis nach Birx. Grenzsteinen), die als Singwarten genutzt werden, hat Vierzig Tafeln zur deutsch-deutschen Ge- dem Braunkehlchen einen optimalen Lebensraum gebo- schichte, Grenzdenkmale und die Wegefüh- ten. Nach der Wende wurde der Grenzstreifen in vielen rung durch die strukturreiche Landschaft Bereichen nicht mehr gemäht. Das natürliche Aufkom- men von Sträuchern wie auch der massive Anflug von der Rhön mit Abstechern zu Zielen im Um- Fichten- und Kiefernsamen aus angrenzenden Monokul- land erlauben einen Einblick in Kulturge- turen verändert an einigen Stellen den Lebensraum so schichte und Naturkunde. Leicht erreich- stark, dass einige Charakterarten des Grenzstreifens all- bare Ausgangs- und Endpunkte sind die B19 mählich verschwinden. BN zwischen Henneberg und Eußenhausen mit Parkmöglichkeiten und die Straße - schmieden - Helmershausen. Zur Informa- tion empfiehlt sich der umfangreiche „Wanderbegleiter Friedensweg”, herausge- geben vom Verein „Bürger für den sanften Tourismus in Hermannsfeld e.V.”, Sorghof 62, 98617 Hermannsfeld. Er verbindet hei- mat- und naturkundliche und kulturge- schichtliche Informationen mit der Darstel- lung von Einzelschicksalen und politischen Hintergründen. NSG Buchenberg in der Rhön. Das Ulstertal ist eine bedeutende Biotopverbundlinie der Rhön. Schlagschwirl, Raubwürger und Braunkehlchen sind Kartengrundlage: Fritsch Wanderkarte Beispiele für den Artenreichtum. Bei Wenigentaft bildet Westlicher Thüringer Wald und Vordere die Ulster auf einigen Kilometern die Grenze. Ein wun- Rhön, ADFC-Radtourenkarte Thüringer derschön erhaltener Mäander mit Auwald ist Teil des NSG Wald/ Rhön, M 1:150.000 „Ulster”, welches sich von dort nach Süden fortsetzt.

Das Grüne Band in der Hohen Rhön. KK (3) Spur in der Landschaft 19 STATION 6 Grenzwanderweg Geisa (Rhön) Zwischen Buttlar und Kaltenwestheim läuft, Grüne Band für Wanderer und Touristen er- Vorschläge für Tagesaufenthalte, Kurzauf- vom Landratsamt initiiert, seit schließt, ohne die Natur zu beeinträchtigen. enthalte von zwei bis drei Tagen und Bus- Jahren ein Musterprojekt zur Wanderwege- Lokale Wanderwege, Grenzanlagen und Denk- tourismus. planung am Grünen Band: Eine Arbeitsgrup- male, Besonderheiten von Natur und Land- Die vierzig Kilometer lange Wegeführung pe unter Federführung des Flurneuordnungs- schaft, sowie kulturelle Angebote der benach- soll die Wanderer durch abwechslungsrei- amts Meiningen, bestehend aus Behörden, barten Orte wurden dabei einbezogen. In den che Landschaft am Grenzstreifen und im kommunalen Vertretern und Verbänden hat dazugehörigen Karten sind Trassenführung Umfeld führen und ihnen ein Naturerleben beispielhaft ein Konzept entwickelt, das das und Sehenswürdigkeiten abzulesen. Es gibt ermöglichen ohne die besonders störungs- empfindlichen Tierarten zu vertreiben. Wo die Ortsverbindungsstraße Geisa–Ras- dorf die Grenze schneidet, befindet sich die Mahn-, Gedenk- und Bildungsstätte „Point Alpha”. Ehemalige Grenzanlagen der DDR, ein früherer US-Stützpunkt zur Beobach- tung der Grenze, sowie einstige russische Kontrollstationen bilden ein militärhistori- sches Denkmalensemble des „Kalten Krie- ges”. In der Umgebung befindet sich das Na- turschutzgebiet „Rasdorfer Berg” zum Schutz von Kalkmagerrasen und artenrei- chem Extensivgrünland. Die Umsetzung der Wegegestaltung schei- tert nach wie vor an den ungeklärten Ei- gentumsverhältnissen: Solange das Nut- zungsrecht am Kolonnenweg nicht geklärt ist, kann eine endgültige Ausweisung als Wanderweg nicht erfolgen. Ansprechpartner für diese Wanderung und die Konzeption „Grenzwanderweg Grünes Band im Wartburgkreis” ist das Landrats- amt Wartburgkreis. Weitere Kartengrundlagen: Fritsch Wanderkarte West- licher Thüringer Wald und Vordere Rhön, ADFC-Rad- tourenkarte Thüringer Wald/ Rhön, M 1:150.000

20 Spur in der Landschaft WERRA Die Werra und ihre Zuflüsse stehen mit dem heren Verlauf der Werra. Die charakteristischen Grenzstreifen über lange Strecken in Verbin- Auenbiotope Feuchtgrünland, Auwald, Schilf, dung: Bereits die Ulster fließt über lange Stre- temporäre Kleingewässer und für diesen Ab- cken in weniger als drei Kilometern Entfernung schnitt typische Salzvegetation finden sich an parallel zur Grenze und schneidet sie drei mal. verschiedenen Stellen als Überbleibsel. Diese Über eine Strecke von mehr als siebzig Kilo- Gebiete sind meist als Naturschutzgebiete meter zwischen Vacha im Wartburgkreis und ausgewiesen. Die vom Aussterben bedrohte im Eichsfeld verläuft die Werra in Gelbbauchunke als typische Art der zeitweise Grenznähe oder bildet die Grenze. Es bietet sich überfluteten Flussaue kommt hier noch vor. an, wechselweise entlang der Werra und des Durch den Rückgang temporärer Kleingewässer, Grünen Bandes zu wandern. die in natürlichen Flussauen bei Überschwem- mungen und Starkregen zeitweise vorkommen Frühjahrshochwasser der Werra bei Obersuhl. KK (2) Zwischen Dankmarshausen und Wartha bildet und als Laichgewässer dienen, werden die Gelb- die Werra über Zechsteinsalzen eine breite bauchunken immer seltener. Auch die vom Aus- Flussaue mit ausgeprägten Mäandern. Die Re- sterben bedrohten Arten Bekassine, Blaukehl- gion ist stark vom Kalibergbau beeinflusst. Der chen und Schwarzstorch sind Relikte aus Zei- „Monte Kali” als Schlackenberg ist von vielen ten, in denen Flüsse ihr Erscheinungsbild so- Punkten des Grenzstreifens von weitem sicht- wohl im Jahresgang als auch im Verlauf immer bar. Das Grüne Band verläuft hier etwa zwan- wieder änderten und Lebensraum für eine Viel- zig Kilometer im Wechsel auf den Buntsand- zahl von Arten boten. steinhängen oberhalb der Werra und in der Wo die Werra Grenzfluss ist, bildet der unge- Werraaue selbst. nutzte Streifen des Grünen Bandes mit Hoch- staudenfluren, Schilf und jungem Auwald oft Die Aue wird in vielen Bereichen landwirtschaft- eine Pufferzone zwischen angrenzenden Ak- lich intensiv genutzt. Die Werra verläuft noch kerflächen und dem Fluss. Die schöne Auen- in Mäandern mit naturnahem Gehölzbestand. landschaft der Werra ist zwischen Dankmars- Durch Begradigungen ist allerdings das Fluss- hausen und Wartha allerdings beeinträchtigt bett tief eingegraben. Daher ist die Aue we- durch eine Vielzahl von Verkehrstrassen (v.a. sentlich trockener als im Urzustand, und die mehrere Querungen der A4) und Gewerbege- natürlicherweise auftretenden Auwälder finden bieten. Letztere finden sich v.a. auf der hessi- sich nur noch in Restbeständen. Einzelne Alt- schen Seite, während in Thüringen vielfach armreste wie bei Lauchröden zeugen vom frü- noch kleine, ländlich anmutende Ortschaften vorkommen.

Werraaue bei Sallmannshausen. KL? Werraaue und Monte Kali. Spur in der Landschaft 21 STATION 7 NATURNAHE FLUSSLANDSCHAFT Werraaue zwischen Dankmarshausen und Wartha Zwischen Sallmannshausen und Heringen finden sich Reste einer Flusslandschaft, wie sie früher typisch war mit Auwald, periodisch überschwemmten Wiesen und der mäandrierenden Werra. Größere Be- reiche des Gebietes auf beiden Seiten der Grenze sind als Naturschutzgebiete aus- gewiesen oder in Planung. Der Werratal- Radweg verläuft auf weiten Strecken grenznah. Da der Kolonnenweg in der Werraaue weitgehend zurückgebaut ist, empfiehlt es sich, den Radweg zu benut- zen.

Im Rahmen des hessisch-thüringischen Naturschutzprojektes Dankmarshäuser Rhäden – Obersuhler Rhäden wurden ne- ben Maßnahmen zur Wiedervernässung des ehemaligen Sumpfgebietes auch um- weltbildende Maßnahmen durchgeführt: Von mehreren Beobachtungstürmen hat man einen wunderbaren Überblick über die Flusslandschaft, auf Infotafeln wer- den Maßnahmen erläutert und mit ein- zelnen Wegen sollen Besucher Einblick in die Biotope erhalten ohne zu sehr zu stö- ren. Folgt man dem Werratal-Radweg weiter nach Süden, kann man im ebenfalls gut beschilderten NSG Rohrlache weite- re Ausschnitte der Flussaue (hier mit Salz- vegetation) sehen.

Die Bekassine (RLT1) lebt in feuchten Wiesen und Seg- Kartengrundlage: Fritsch Wanderkarte Westlicher genzonen am Rande von Gewässern oder Hoch- und Thüringer Wald und Vordere Rhön, ADFC-Radtou- Niedermooren. Sie benötigt größere lückig bewachse- renkarte Thüringer Wald/ Rhön, M 1:150.000, To- ne schlammige Flächen zur Nahrungssuche und genü- pographische Karten 1:25.000, Nr. 5025 und 5026. gend Deckung für das Gelege. Allerdings darf die Ve- getation nicht zu hoch sein. Um die Bekassine zu er- halten und zu fördern, müssen großflächige extensiv genutzte Feuchtwiesen mit geringer Verbuschung vor- handen sein. KF

22 Spur in der Landschaft WERRABERGLAND

Bei Herleshausen verlässt die Grenze die Wer- raaue, verläuft durch die abwechslungsreiche Landschaft des Werraberglandes, um bei Groß- burschla wieder zur Werra zu gelangen. Groß- burschla war eine der Enklaven entlang der Grenze, auf drei Seiten von der Grenze einge- schlossen. Wer ins Kernland der DDR wollte, brauchte Passierscheine, jeder Besucher aus dem Kernland wurde kontrolliert. Auch der Nachbarort Altenburschla war auf drei Seiten von der Grenze eingeschlossen, die Grenzan- lagen waren allgegenwärtig. Nach Norden hin verlässt die Grenze die Wer- ra, verläuft wieder durch das Werrabergland, Foto: Werrabergland bei Treffurt. KL um zwischen Lindewerra und Bad-Sooden– Allendorf noch einmal ein Stück entlang der Das Werrabergland zwischen und wider und macht Spaziergänge auf dem Ko- Werra zu verlaufen. Hier wird der Grenzstrei- Heiligenstadt ist eines der abwechslungs- lonnenweg mit Abstechern ins Umfeld zu ei- fen überwiegend als Acker oder Intensivgrün- reichsten Gebiete, durch die das Grüne Band nem Erlebnis. Kalk-Halbtrockenrasen, Sili- land genutzt. Dabei bietet gerade die Aue mit verläuft. Auf hessischer wie auf thüringischer katmagerrasen, Zwergstrauch-Heiden und einer verlandeten Kiesgrube die Chance, mit Seite stellt es einen großflächig naturnahen Felsfluren stellen besonders wertvolle Bioto- geringem Aufwand (Grünland mit Verzicht auf Lebensraum dar mit felsigen Erhebungen, pe dar. Der Grenzstreifen besteht meist aus Düngereinsatz anstelle von Intensivnutzung), Wäldern und extensiv genutztem artenreichem mehr oder weniger verbuschendem Grasland, viel für den Naturschutz zu erreichen. Grünland. Das Gelände weist starke Gefälle Pionierwäldern aus Birke, Esche, Ahorn oder Nach Norden hin verlässt die Grenze die Wer- auf mit häufigem Wechsel zwischen verschie- Zitterpappel und Felsfluren. ra, verläuft wieder durch das Werrabergland, denen geologischen Substraten, die an Fels- Das gesamte Gebiet ist sehr reich an Orchi- um zwischen Lindewerra und Bad - Sooden – kanten, Hangabbrüchen und Prallhängen der deen und Enzianen. Große Vorkommen der Allendorf noch einmal ein Stück entlang der Werra zum Vorschein treten: Auf den Hoch- Walderdbeere bilden einen schönen Sommer- Werra zu verlaufen. Hier wird der Grenzstrei- flächen und an Steilhängen Sedimente des aspekt. Der besondere Wert des Werraberg- fen überwiegend als Acker oder Intensivgrün- Unteren Muschelkalk, Sockel und Unterhänge landes und seiner Grenzstreifenanteile lässt land genutzt. Dabei bietet gerade die Aue mit aus Gipsmergeln, Dolomit und Sandsteinbän- sich auch an der Aufreihung von Naturschutz- einer verlandeten Kiesgrube die Chance, mit ken des Mittleren und Sandsteinen des Unte- gebieten am Grenzstreifen auf westlicher wie geringem Aufwand (Grünland mit Verzicht auf ren Buntsandstein. Markant sind in Grenznä- auch auf östlicher Seite erkennen. Düngereinsatz anstelle von Intensivnutzung), he die Kalkfelsen Heldrastein, Kielforst und viel für den Naturschutz zu erreichen. Dreiherrenstein. Der Wechsel der Geologie spiegelt sich auch im Wechsel der Vegetation

Spur in der Landschaft 23 Grenzstreifen bei Pferdsdorf Wartburgkreis. JG

Aus der Grenze wachsen Bäume. KN

24 Spur in der Landschaft Walderdbeere, Händelwurz. KK STATION 8 THEMA KUNST AUF DER GRENZE – WIE UMGEHEN MIT DER Trennlinie, die mehr und mehr in die Land- GRENZEN ÜBERSCHREITEN VERGANGENHEIT: SPUREN schaft einwächst, ohne völlig zu ver- Baumkreuz bei Ifta und Wanderungen TILGEN ODER ERINNERN? schwinden. An manchen Stellen ist der Ein- durch das Werrabergland schnitt deutlich zu erkennen, an anderen Die innerdeutsche Grenze mit Minen nur eine Spur – in der Natur ein ähnlicher Genau dort, wo die B7 auf den Grenzstreifen trifft und Schießbefehl war ein menschen- – 20 km westlich von Eisenach, unweit der Ge- Prozess wie im Menschen. feindliches und unglaublich aufwen- Negative Erinnerungen halten sich ein meinde Ifta - befindet sich das Baumkreuz: Zwei diges System zur Durchsetzung einer im November 1990 gepflanzte, sich kreuzende Al- Menschenleben lang, manchmal beeinflus- Ideologie. Jeder, der mit dieser Gren- sen die kollektiven Erinnerungen der Eltern leen. Entlang des Grenzzaunes, der dort noch steht, ze zu tun hat, hat seine persönlichen wachsen aus dem einstigen Todesstreifen Eschen, noch das Leben der Kinder. Wer es vermag, Erinnerungen und seine eigene Art, sollte die Erinnerung als Chance nutzen die die Straße wird von Linden gesäumt. sich mit diesen Erinnerungen aus- Das Baumkreuz wollen die Initiatoren als eine Skulp- Zukunft zu gestalten. Auch in Jahrzehnten einander zu setzen. Die Grenze, ein wird die Grenze erkennbar sein, doch nicht tur auf der Grenze verstanden wissen. Anders ge- Schnitt in der Landschaft, eine Wun- sagt: Die Bäume wurzeln in der Grenzsituation un- überall und nur für jene, die die Augen de in der Seele der Betroffenen kann offen halten. Es wäre schön, wenn das Kind, geklärter Fragen zwischen West und Ost. Gleich- Symbol des Verarbeitungsprozesses zeitig ist mit dem Baumkreuz durchkreuzt, dass al- das mit seinen Eltern spazieren geht, fragt, sein – der Einschnitt wird überwach- warum hier der Wald anders aussieht, wa- les so bleiben muss, wie es ist. Die Bäume wachsen. sen, auf den Spuren der Angst einflö- Damit ist die Skulptur Baumkreuz Symbol für den rum dort ein vergessener Grenzpfosten ßenden Grenzanlagen entsteht etwas, steht und wenn die Eltern eine eigene ganz Willen, Grenzen zu überschreiten. Das gilt vor al- das sich von der Umgebung unter- lem für die Grenzen des Denkens. persönliche Erklärung abgeben können, scheidet, in der Ackerlandschaft ein dem Kind erklären können, was hier pas- Das Baumkreuz ist Teil eines größeren Projektes, ei- Brachstreifen, zwischen Fichtenmono- ner Allee zwischen Kassel und Eisenach. Es wird jähr- siert ist und wie die Eltern die deutsch- kulturen im Wald eine Weide oder ein deutsche Geschichte erlebt haben. lich fortgepflanzt. Mehr als 1.000 Bäume sind seit Streifen Wildnis, zu Beginn eine harte 1990 in die Erde gesetzt worden, immer organisiert vom „Unternehmen Wirtschaft und Kunst - erwei- Grenzpfosten in der Landschaft bei Treffurt. tert, gGmbH“, initiiert von Schülern Joseph Beuys‘. Zeitzeugen, die allmählich verwittern. KK Zu der Baumkreuz -Gemeinde, die jedes Jahr im No- vember pflanzt, gehören Bürgerinnen und Bürger aus den benachbarten Orten und aus Eisenach, Mit- glieder des BUND, Künstlerinnen und Künstler, Kir- chenleute, Wirtschaftsunternehmen – viele kommen von weit her. Diese „Pflanz-Treffen“ gehören ebenso zu dem Kunstwerk wie die Bäume. Von der B7 nach Süden wie nach Norden kann man zwei sehr typische Abschnitte des Grünen Bandes erlaufen bzw. erradeln: In südlicher Richtung folgt man dem Kolonnenweg entlang verbuschtem Gras- land bis Pferdsdorf kurz vor der Autobahn, dort schließt das NSG Kielforst an. In nördlicher Rich- tung kann man entlang einer Wiese mitten im Wald zum Dreiherrenstein laufen, von dem aus man eine wunderbare Aussicht über die Werra bei Treffurt hat.

Spur in der Landschaft 25 STATION 9 BLICK IN DEN WESTEN Naturschutzgebiet Kelle – Teufelskanzel Von Lindewerra aus läuft man zunächst an Mutproben gereizt hat. Eine Wanderung zur Kartengrundlagen: Die Karte Freizeit im Naturpark der Werra entlang durch schöne Hangwäl- Burg Hanstein bietet sich an. Von weitem Eichsfeld-Hainich-Werratal, Artifex Kartenverlag, 99947 Bad Langensalza (Grenzverlauf nicht eingetra- der steil zum „Ministerblick” hinauf. Man sichtbar, ist sie eine der bekanntesten Burg- gen, entspricht aber von BABA4 bei Pferdsdorf bis B80 sagte, dass von dort aus die Politprominenz ruinen Mitteldeutschlands, gelegen in unmit- bei der Naturparkgrenze), Topographi- die sehr gute Aussicht über die Werra in den telbarer Grenznähe. Die Werra ist auf westli- sche Karte 1:50.000 des Thüringer Landesvermessungs- Westen genoss. Der Kolonnenweg ist noch cher Seite Naturschutzgebiet. Der Werra-Rad- amtes, Ausgabe mit Wanderwegen: Eichsfeld Hainich Werratal vorhanden, aber unterbrochen, da die steile weg verläuft ein Stück entlang der Grenze. Strecke durch das Naturschutzgebiet zu

KL

26 Spur in der Landschaft STATION 10 AGENTENSCHLEUSE UND ZUFÄLLE DER GESCHICHTE Von Aspach bis Kella Das Grenzlandmuseum Schifflersgrund kann sogar aufgeforstet werden, was bei einer Flä- der Abkommen gegen zwei thüringische Ausgangs- oder Endpunkt eines Spazier- che dieser Qualität ein Verlust für Naturschutz Dörfer „getauscht”. Grund war die sog. gangs entlang des Grenzstreifens sein. Zu und landschaftliche Schönheit wäre. Whisky-Wodka-Linie, die Eisenbahnverbin- erreichen von der Straße Bad Sooden – Al- Folgt man dem Kolonnenweg Richtung Kella, dung Göttingen – Bebra, die unterhalb der lendorf nach Sickenberg, kann man dem stößt man auf ein weiteres Detail deutsch- Burg Hanstein auf drei Kilometern durch die Plattenweg in beide Richtungen folgen. deutscher Geschichte, mit Schildern beschrie- sowjetische Besatzungszone führte. Um sich Von Aspach aus (wenige Kilometer weiter) ben, eine „Agentenschleuse”. Durch ein Be- vom sowjetischen Wohlwollen unabhängig läuft man mit ein wenig Anstrengung ent- tonrohr von einem Meter Durchmesser unter zu machen, wurden Aspach, Sickenberg, lang des Grenzstreifens durch die Natur- den Sperranlagen sollen Agenten nachts in den Vatterode, Hennigerode und Weidenbach schutzgebiete Stein-Rachelsberg und Go- Westen geschleust worden sein. In den gut der sowjetischen Zone zugeschlagen. burg-Silberklippe, sehr schöne Naturschutz- kontrollierten Sperrgebieten, wo jeder jeden Kartengrundlagen: Die Karte - Freizeit im Naturpark gebiete mit Magerrasen, Eibenbuchen- und kannte, sollen diese Menschen und auch die Eichsfeld-Hainich-Werratal, 1:50.000 Artifex Karten- verlag, 99947 Bad Langensalza (Grenzverlauf nicht Hangmischwäldern. Der Weg entlang arten- Abläufe ziemlich bekannt gewesen sein. eingetragen, entspricht aber von BABA4 bei Pferds- reicher Enzianwiesen mitten im Wald mit Die Orte Aspach und Sickenberg teilen mit drei dorf bis B80 bei Hohengandern der Naturparkgren- wunderschönen Ausblicken zieht derzeit weiteren Dörfern ein besonderes Schicksal: ze), Topographische Karte 1:50.000 des Thüringer Lan- viele Wanderer an. Man kann hoffen, dass Ursprünglich zu Hessen und damit zur ameri- desvermessungsamtes, Ausgabe mit Wanderwegen: Eichsfeld Hainich Werratal diese Flächen erhalten bleiben, wachsen sie kanischen Besatzungszone gehörig, wurden sie doch zunehmend zu und sollen eventuell im September 1945 im sogenannten Wanfrie-

Agentenschleuse. KK (2)

Grenzstreifen im NSG Stein- Rachelsberg

Spur in der Landschaft 27 THEMA PFLEGE ODER WILDNIS Nicht nur am ehemaligen Grenzstreifen schaftsbild mit kleinräumigem Wechsel aus stellt sich die für Laien schwer vermittelba- Ackerbau, Mahd, Beweidung und Obstbau wird re Frage, warum Flächen gemäht und von als sehr angenehm empfunden. Büschen befreit werden sollen, wenn dies Die Entwicklung des zwanzigsten Jahrhun- wirtschaftlich nicht rentabel ist. Bedeutet derts hat dagegen zu einer Konzentration der Naturschutz nicht, dass Flächen sich selbst Nutzung auf die ertragreichen Standorte der überlassen werden? Ebenen und Plateaus geführt. Hier sind auf- Mitteleuropa, völlig der Natur überlassen, grund des verstärkten Einsatzes von Düngern würde sich bis auf wenige Sonderstandorte und Pestiziden viele Tiere und Pflanzen ver- wie Felsen, Moore und Fließgewässer über- schwunden. Im Bergland dagegen verschwin- all bewalden. Je nach Standort würden un- den ehemalige Grünlandflächen, da eine Nut- terschiedliche Waldtypen entstehen, Le- zung nicht mehr lohnt. bensraum für die verschiedensten Tiere und Der BUND will die Artenvielfalt im Grenz- Pflanzen. Arten des Offenlandes kämen nur streifen erhalten. Dazu müssen wir wissen, in Windbruch- oder Brandschneisen und in wer dort lebt und die künftige Strategie da- durch Großsäuger beweideten Gebieten vor. ran ausrichten. Ein Mosaik aus Wildnisinseln In der heutigen Landschaft können die na- mit Schafweiden, Mähwiesen und Brachflä- türlichen Waldentwicklungsprozesse umso chen ist wohl am besten geeignet, damit das Deutscher Enzian. KK (3) wirkungsvoller greifen, je größer die Flächen Grüne Band auch später noch als Perlenket- sind. Der Grenzstreifen ist hierfür zu schmal, te zu erkennen ist. kann aber eine wertvolle Verbindung zwi- schen naturnahen Wäldern darstellen. In- nerhalb derzeitiger Waldmonokulturen kann er eine Nische darstellen, einen Rückzugs- raum für im Umfeld nicht mehr vorhandene Arten. Für die Offenhaltung des Grenzstreifens, d.h. Grünlandbewirtschaftung ohne Einsatz von Pestiziden und künstlichen Nährstoffen, spricht das Vorkommen seltener Arten des Of- fenlandes. Vor hundertfünfzig Jahren gab es in Mitteleuropa ein kleinräumiges Mosaik aus Ackerbau, Grünlandwirtschaft und Obst- und Gemüseanbau. Vor der Einführung künstli- cher Dünger und Pestizide wurde jeder Fleck nutzbarer Erde entsprechend seiner Stand- ortbedingungen genutzt. Das Nebeneinander verschiedenster Nährstoff- und Feuch- tigkeitsverhältnisse und unterschiedlicher Nutzungsarten hat Lebensräume für viele Ar- ten geschaffen. Ein mosaikartiges Land-

28 Spur in der Landschaft Halbtrockenrasen am Dreiherrenstein. EICHSFELD Von den Muschelkalkplatten des Werraberg- Eine bereits 1990 durchgeführte Kartierung Trotz der zum Teil sehr großflächigen Acker- landes gelangt man unterhalb des Hansteins von Naturschutzverbänden und der Universi- nutzung finden sich dennoch Gehölzinseln, bei Hohengandern in die teilweise lößüber- tät Göttingen belegte, dass auch in Agrarland- Wäldchen, Kuppen mit Halbtrockenrasen, deckten Agrarebenen des mittleren und nörd- schaften ohne herausragende Naturraumaus- Feuchtgebiete und extensiv beweidetes Grün- lichen Eichsfeldes. Das Eichsfeld ist aufgrund stattung der Grenzstreifen einen Rückzugs- land. der früheren Zugehörigkeit zum Mainzer Erz- raum für seltene und gefährdete Arten wie bistum auch heute noch stark durch den ka- Laubfrosch, Schwarzkehlchen und Wachtelkö- Zwischen und befin- tholischen Glauben beeinflusst. Kleine ländli- nig darstellt. Die einstweilige Sicherstellung det sich das „WestÖstliche Tor“, ein Projekt des che Siedlungen inmitten der Agrarlandschaft von 120 km Grenzstreifen lief allerdings nach Bund Naturschutz Bayern und des BUND Thü- des Nordthüringer Buntsandsteinlandes prä- wenigen Jahren ohne Fortführung aus; grö- ringen, gefördert von der Deutschen Bundes- gen das Landschaftsbild. Das flachwellige Hü- ßere Bereiche des Grenzstreifens wurden kom- stiftung Umwelt, der Naturstiftung David und gelland ist überwiegend landwirtschaftlich plett umgeackert und Müllablagerungen sind der Bingolotterie Niedersachsen. genutzt. Wo die Grenze bereits verschwunden an der Tagesordnung. Teilweise zeugen noch ist, erkennt man sie aus der Luft anhand der ein Stück Kolonnenweg oder eine einsame großen Ackerschläge im Osten. In Hanglagen Baumreihe am Grabenrest von der Grenze. finden sich Wald und Grünland. An manchen Stellen ragen Muschelkalkrücken mit wertvol- len Halbtrockenrasen heraus.

Grenzstreifen bei Hohen- gandern, eine Baumreihe als Überrest der Grenze.

Spur in der Landschaft 29 Im Eichsfeld finden sich die größten Unterbrechungen des Grünen Bandes. Aufgrund der fruchtbaren Böden werden kontinuierlich seit der Wende immer wieder Abschnitte des Grenzstreifens umgeackert, nicht immer legal. KK

30 Spur in der Landschaft THEMA EIGENTUMSVERHÄLTNISSE IM GRÜNEN BAND Zweite Enteignung oder gemeinsamer Einsatz für den Schutz der Natur? - Vierzig Jahre lang war der innerdeutsche Die oft zitierte These der zweiten Enteignung Der Verkauf der Flächen wird den Haushalt Grenzstreifen Niemandsland, die Menschen, lässt sich nicht pauschal auf alle Eigentümer der Bundesrepublik nicht retten, dazu sind die hier einmal wohnten, ackerten, von ei- übertragen. Insbesondere lässt sie sich nicht die Größenordnungen viel zu klein. Im Ge- nem Dorf zum anderen wollten, wurden von auf einen der bedeutsamsten Eigentümer am gensatz wäre es gesamtwirtschaftlich vor- ihrem Besitz ausgeschlossen, wenn sie nicht Grenzstreifen übertragen: Nach Abarbeitung teilhaft, vorhandene wertvolle Strukturen zu sogar in ganz andere Regionen der DDR um- aller Rückübertragungsansprüche bleibt die sichern, als neue zu schaffen. Und nicht in gesiedelt wurden. Kein Wunder eigentlich, Bundesrepublik Deutschland Eigentümer an allen Fällen hat der Wunsch auf Wiederher- dass heutige Beschränkungen des Rechts auf etwa der Hälfte des Grünen Bandes, d.h. sie stellung der früheren Nutzung unmittelbar Eigentum sehr emotional diskutiert werden. würde es bleiben, wenn nicht der Auftrag der mit der Einzelfläche im Grünen Band zu tun. In einem komplizierten Prozess der Rück- Finanzverwaltung bestünde, die Flächen auf Mit finanziellem Ausgleich der Ertragsver- übertragung der Flächen im Grünen Band dem freien Markt zu veräußern. Dies ist luste bei Nutzungsverzicht oder der Bereit- werden Flächen, die vierzig Jahre in Staats- schwierig zu verstehen, wenn auf der einen stellung von Ersatzflächen für Ackerbau lässt besitz waren, ehemaligen Eigentümern, die Seite öffentliche Mittel in Projekte zur Ver- sich auch manche Privatfläche im Grünen entsprechende Anträge stellen, rückübertra- besserung des Biotopverbundes gesteckt wer- Band halten. Und eine noch bessere Lösung gen. Dieser Prozess ist heute, mehr als zehn den, der nach dem neuen Naturschutzgesetz der Konflikte im Grünen Band kann die na- Jahre nach der Wende, noch nicht abge- verbessert werden muss, auf der anderen Seite turschutzgerechte Nutzung (z.B. Schafbewei- schlossen. Nach Rückübertragung haben die seit 1989 der politische Wille aller bisherigen dung) sein, wenn die finanzielle Förderung neuen alten Eigentümer das Recht, diese Flä- Bundesregierungen geäußert wurde, das Grü- der Landwirtschaft noch stärker an die Leis- chen wieder zu bewirtschaften, soweit sie ne Band zu erhalten. Der Knackpunkt sind tungen für den Naturschutz angepasst wer- keinem Schutzstatus unterliegen. In der Pra- rechtliche Feinheiten: zum einen wird im den. xis befinden sich einige Eigentümer im Um- Mauergrundstücksgesetz ein Veräußerungs- feld der Grenze und haben persönliches In- gebot festgehalten, welches nur bei öffentli- teresse an der Wiederaufnahme der Nut- chem Interesse des Bundes Ausnahmen vor- zung. In anderen Fällen sind sie dankbar für sieht, die Verantwortlichkeit für den Natur- Landwirte aus der Umgebung, die die Flä- schutz liegt aber bei den Ländern, der Bund chen pachten wollen und dies teilweise besitzt nur Rahmengesetzgebungskompetenz. derzeit schon mit sogenannten Risikopacht- Die Folge ist, dass die Bundesregierung einen verträgen mit den verwaltenden Bundesver- Veräußerungsstop mit der Begründung ab- mögensämtern oder ohne rechtliche Absi- lehnt, die Länder könnten ja mehr Schutzge- cherung tun. Manche der Eigentümer ha- biete ausweisen und die Länder zum einen ben auch ein Interesse daran, die durch jahr- auf Kapazitätsprobleme verweisen und den zehntelange Nichtnutzung verbrachenden Bund auffordern, die Flächen für die öffentli- Flächen, insbesondere auf Grenzertragsbö- che Hand zu sichern. Leidtragender ist die den entweder kostenlos oder durch Verkauf Natur und mit ihr der Mensch, wenn man dem Naturschutz zur Verfügung zu stellen. nicht nur die finanziellen Interessen, sondern auch Naturerlebnis und Erholungswert be- trachtet.

Spur in der Landschaft 31 STATION 11 KUNST AUF DER GRENZE - BEGEGNUNG UND ERINNERUNG – OFFENE TORE AUF DER GRENZE Das WestÖstliche Tor* zwischen Teistungen und Die Idee zu einer Kette von WestÖstlichen Toren auf der Grenze entstand bei den Na- turschützern des Projektbüros Grünes Band des BUND: Kunst und Natur sollen als Sym- bol von Begegnung und Erinnerung eine Symbiose eingehen. Das WestÖstliche Tor bei Teistungen ist ein offenes Tor auf dem ehe- mals so menschenfeindlichen und heute so belebten Grenzstreifen mitten in Deutsch- land. Bereits die Ausschreibung des Wettbewer- bes und die damit verbundenen Diskussio- nen zwischen Künstlern und Naturschützern, zwischen „Ossis” und „Wessis” waren wert- voll für die Auseinandersetzung mit unserer jüngsten Geschichte und Naturschutz. Die Jury entschied sich für das „Eichstor”, ein Modell der Landschaftsarchitekten Anka WestÖstliches Tor Förster und Robert Schätzle: Auf dem Kut- bei Teistungen. AF schenberg bei Ecklingerode gelegen und von Das Projekt wurde von vielen Händen getragen, weitem sichtbar, ragen zwei Eichenstämme kommunale Vertreter waren ebenso wie Hand- in den Himmel, die sich in der Torschwelle werker aus der Region beteiligt. aus Edelstahl spiegeln. Während die Eichen- Für einen Tagesausflug bietet es sich an, das stämme langsam verfallen, werden sie all- Grenzlandmuseum bei Teistungen zu besuchen mählich von dem ringsum gepflanzten Wald und anschließend entlang des Kolonnenweges aus Roteichen überwuchert. Auf der Grenze (allerdings mehrere Kilometer) bis zum West- neben dem Tor blühen alljährlich im Herbst Östlichen Tor zu laufen. Schneller erreichbar ist die gepflanzten Herbstblausterne auf. Die das WestÖstliche Tor aus Richtung . umgebenden Wildnisflächen wurden vom Im selben Abschnitt befindet sich das Grenz- BUND Thüringen und der Heinz-Sielmann- streifenprojekt der Heinz-Sielmann-Stiftung mit Stiftung gekauft, um sie auch künftig für den Infotafeln, Verweilstationen und Anpflanzungen, Naturschutz zu sichern. die in Zusammenarbeit mit einem Jugendbil- Das WestÖstliche Tor, Symbol der Begegnung dungswerk vorgenommen wurden. und der Erinnerung, Symbol der Natur und Kartengrundlagen: Topographische Karte 1:50.000 des Thü- der Entwicklung: Am 9. November 2001, ringer Landesvermessungsamtes, Ausgabe mit Wanderwe- gen: Eichsfeld - zwölf Jahre nach dem Mauerfall wurde hier Richtfest gefeiert. Grenzstreifen bei Ellrich. FL

32 Spur in der Landschaft HARZ Folgt man dem Grenzstreifen nach Norden Der Harz, vor dem Krieg ein Wanderparadies, gelangt man in die südlichen Ausläufer des vierzig Jahre lang Sperrgebiet der Brocken, Harzes, des geschichtsträchtigen, sagenumwo- heute wie früher beliebtes Ausflugsziel mit benen Gebirges mitten in Deutschland. Granitfelsen namens Hexenwaschbecken und Im Harzvorland haben sich triassische Sedi- Teufelskanzel lag in der Sperrzone. Die Natur mente abgelagert, also Sedimente des Mu- hat auch im Harz die Abgeschiedenheit im schelkalkmeeres, des Buntsandstein und Keu- Schatten der Grenze geschützt, das Span- per. Die Gipskarstlandschaft des Südharzes ist nungsfeld „Menschenfeindlichkeit – Wildnis“, besonders eindrucksvoll. Karst ist die Auslau- „Todesstreifen-Lebenslinie“, welches das ge- gung von Gesteinen mit hoher Wasserlöslich- samte Thema „Grünes Band bestimmt, findet keit (in diesem Fall Gips) durch Wasser, was sich auch hier. Allerdings schließen sich Na- zur Entstehung von Felsen, Höhlen und Erd- turschutz und Lebensqualität für den Men- Landschaft Harz. KF fällen führt. Ein weiteres Phänomen ist die un- schen nicht aus; die Ungestörtheit, die man- regelmäßige Wasserführung der Fließgewäs- che Tiere brauchen, bedeutet auch für den ser. An manchen Stellen verschwinden Gewäs- Menschen Lebensqualität. ser im Untergrund und tauchen an anderer Eine Zukunft kann wohl im vernünftigen Um- Stellen wieder auf. Für die Vegetation sind die gang mit der Natur liegen, auch der Mensch Standortverhältnisse einzigartig: Das basische genießt Wildnisinseln. Wir sollten sie schüt- Gestein bildet Lebensraumbedingungen für zen und erhalten, ohne den Menschen auszu- Aronstab, Seidelbast und Türkenbund. Die Höh- sperren. Wenn wir wissen, wie unsere Rück- len im Gipskarst bieten Fledermäusen Lebens- zugsräume funktionieren, kann auch der raum. Mensch sich dort wohlfühlen, ohne andere Ar- Eine Gefahr für diese einzigartige Naturland- ten zu vertreiben. Dabei muss nicht jeder Fleck schaft, die seit Jahren als länderübergreifen- erforscht werden. Die Rückzugsräume von des Biosphärenreservat vorgeschlagen wird, Schwarzstorch und Birkhuhn wie von vielen stellt der Gipsabbau dar. Dabei liegen auch für anderen Tieren müssen erhalten bleiben. den Grenzstreifen konkrete Planungen für großindustriellen Gipsabbau vor, mit allen Kon- sequenzen für den Naturhaushalt. Folgt man dem Grenzstreifen nach Norden, finden sich abgeschiedene Tälchen, stille Wälder, in de- Das Große Mausohr ist in nahezu allen wärmebegünstig- ten und strukturreichen Naturräumen Thüringens verbrei- nen der Grenzstreifen teilweise zuwächst. tet. Trotzdem ist die Art stark gefährdet. Wochenstuben An der Straße Rothesütte – Hohegeiß stoßen werden vor allem in den Muschelkalk-Platten, Buntsand- die Länder Niedersachsen, Thüringen und Sach- stein-Hügelländern, der Vorderrhön sowie in den Auen sen-Anhalt aneinander. Nach Norden schließt und Niederungen gefunden. Als Überwinterungsquartie- re werden natürliche Höhlen, Stollen sowie Haus- und sich der Hochharz an, der aufgrund seiner Ve- Felsenkeller genutzt. HG getatonszonierung mit Pflanzen der montanen, hochmontanen und subalpinen Stufen und der Vielzahl und Großflächigkeit an Lebensräumen als Nationalpark auf beiden Seiten der Grenze (Niedersachsen/Sachsen-Anhalt) geschützt ist.

Spur in der Landschaft 33 STATION 12 LEBENSLINIE - TODESSTREIFEN Harz von Ellrich bis Rothesütte Von der Straße Ellrich-Zorge kann man der Grenze in beide Richtungen folgen: Nach Süden erkennt man den Grenzstreifen als typischen Brachstreifen in der Agrarland- schaft. Nach Norden folgt man der Gren- ze entweder auf dem ausgeschilderten Wanderweg westlich der Grenze, die den Grenzstreifen bei der Rasthütte „Schwan- gere Jungfrau“ quert oder östlich auf den Resten des Kolonnenweges. In beiden Fäl- len folgt man anschließend dem Kolonnen- weg bis zur Straße HohegeiߖRothesütte oder den verschiedenen abzweigenden Wanderwegen. Dabei steigt das Gelände von knapp 300 m an der Straße auf 634 m auf dem Großen Ehrenberg an. Mit der Harzer Schmalspurbahn können Ziele im Harz naturverträglich erreicht werden. Kartengrundlagen: Kompass-Wanderkarten Ostharz und Westharz, allerdings ohne Grenzverlauf

34 Spur in der Landschaft Was muss getan werden um das Grüne Band zu schützen? THEMA Erhalt als Rückgrat des Biotopverbundes SCHUTZGEBIETSAUSWEISUNG in Deutschland ALS MITTEL ZUR SICHERUNG Ein Hauptproblem des Naturschutzes ist der - Erarbeitung detaillierter Entwicklungspläne, DES GRENZSTREIFENS Rückgang der biologischen Vielfalt durch die in dem für die einzelnen Flächen auf der Nach der Wende gab es große Anstren- Verkleinerung und Isolation von Lebensräumen. Grundlage der vorhandenen Daten entschie- gungen, größere Teile des Grenzstreifens Für den Erhalt, die langfristige Ausbreitung und den wird, ob eine naturgerechte Grünland- durch einen Schutzstatus nach Natur- Wiederansiedlung gefährdeter heimischer Ar- nutzung stattfinden oder die Fläche der Na- schutzrecht zu sichern. Naturschutzbehör- ten ist die Erhaltung und Entwicklung von Bi- tur überlassen werden soll. den der Landkreise planten die Auswei- otopverbundsystemen erforderlich. Das Grüne - Biotoppflege: Bereitstellung ausreichender sung ihrer Grenzstreifenanteile als Ge- Band kann einen bedeutenden Beitrag leisten. Finanzmittel für die Pflege von Bereichen, in schützte Landschaftsbestandteile oder Dafür muss folgendes geschehen: denen seltene Offenlandarten vorkommen Naturschutzgebiete. Von den damals ge- - Flächensicherung besonders wertvoller oder planten Geschützten Landschaftsbestand- - beschleunigte Ausweisung der Schutzgebie- gefährdeter Gebiete durch Naturschutz- teilen wurde allerdings nur ein Bruchteil te: von 71 Naturschutzgebieten, die im Grenz- verbände: In ausgewählten Schwerpunkt- endgültig gesichert. Von 71 geplanten Na- streifen vorgesehen sind, sind erst 36 endgül- bereichen kauft der BUND mit Spenden turschutzgebieten sind heute etwa die tig gesichert. Von den Geschützten Land- und Fördermitteln Flächen auf, in denen Hälfte bereits ausgewiesen, der Rest be- schaftsbestandteilen, die vom BUND nach 1990 gezielte Artenschutzmaßnahmen und findet sich noch im Ausweisungsverfah- auf der Grundlage von Kartierungen vorge- Modellprojekte durchgeführt werden ren. Der Nachteil an diesen langen Pla- schlagen wurden, ist bisher erst einer rechts- nungsphasen liegt darin, dass in der Zwi- können. In Thüringen sind dies die Gebiete kräftig ausgewiesen worden. schenzeit oft Fakten geschaffen werden, - Flächensicherung für den Naturschutz durch „Steinachtal – Linder Ebene“ bei Sonneberg die sich hinterher nicht mehr rückgängig die öffentliche Hand: Etwa fünfzig Prozent und „Das WestÖstliche Tor“ im Eichsfeld. machen lassen. Größere Grenzstreifenan- des Grünen Bandes befinden sich in öffentli- Insgesamt wurden hier rund vierzig Hek- teile gerade in den Mittelgebirgen befin- cher Hand (Bundesfinanzministerium) und tar angekauft. den sich in Großschutzgebieten wie dem könnten somit für den Naturschutz zur Ver- länderübergreifenden Biosphärenreservat fügung stehen. Der BUND fordert seit über Rhön, den Naturparks und dem National- zehn Jahren einen Verkaufsstopp der bundes- park Hochharz. Auch von den Gebieten, eigenen Flächen. die nach europäischem Naturschutzrecht - Information der Eigentümer über die Bedeu- eingereicht wurden (FFH-Gebiete), haben tung des Grünen Bandes für den Naturschutz einige Anteile am Grenzstreifen. und über Fördermöglichkeiten für natur- verträgliche Nutzung bzw. Pflege der Flächen, Aufstockung der Fördermittel für Biotoppflege im Grenzstreifen - detaillierte Bestandserfassung als Grundla- ge für den künftigen Umgang mit dem Grü- nen Band und für Konzepte zum Erhalt des Biotopverbundsystems. Von April 2001 bis Juni 2002 läuft hierzu ein Forschungsvor- haben des Bundesamtes für Naturschutz, initiiert und durchgeführt vom Projektbüro Grünes Band beim BUND.

Spur in der Landschaft 35 Adressen zum Grünen Band Bund für Umwelt und Naturschutz Arten-und Biotopschutzprogramm Projekt Nord - Radwanderführer Deutschland e.V. Steinachtal- Linder Ebene Marlesgrube 42, 23552 Lübeck Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Ökologische Bildungsstätte Oberfranken – Fax.: 0451 / 729 98 Tel.: 030 / 27 58 64-0, Fax.: -40 Wasserschloss Mitwitz [email protected] [email protected] www.bund.net Unteres Schloss, 96268 Mitwitz www.lebensstreifen.de www.dasgrueneband.info Tel.: 092 66 / 82 52, Fax.: 64 42 [email protected] Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, BUND Landesverband Thüringen www.oekologische-bildungsstaette.de/absp Naturschutz und Umwelt Trommsdorffstr. 5, 99084 Arnstädter Straße 28, 99096 Erfurt Tel.: 0361 / 555 03-10, Fax.: -19 Das WestÖstliche Tor - Ein Projekt für Deutschland Tel.: 0361 / 37 99-00 [email protected] Matthias Fanck (Künstlerischer Leiter) www.thueringen.de/de/tmlnu/themen/ www.bund.net/thueringen Erbsbühl 7, 95239 Zell landentwicklung/gruenesband Tel.: 092 57 / 13 70 Fax: 71 46 Projektbüro Grünes Band [email protected] Bund Naturschutz in Bayern Bauernfeindstr. 23, 90471 Nürnberg Tel.: 0911 / 81 87 80, Fax: 86 95 68 [email protected] www.bund-naturschutz.de Bitte spenden Sie für das Grüne Band! Ab 65 Euro Spende werden Sie symbolisch AnteilseignerIn und erhalten eine Urkunde. Kontakt: BUND, Alexander Purps Am Köllnischen Park 1; 10179 Berlin Impressum Tel. 030/ 275 864-24; Fax: -40 Hier könnte [email protected] Ihr Name stehen... ! Herausgeber: BUND Thüringen www.dasgrueneband.info Trommsdorffstr. 5 KontoNr. 232, BLZ 380 500 00 99084 Erfurt Sparkasse Bonn Tel.: 0351 - 555 03-10 Kennwort „Das Grüne Band“ Fax: 0351 - 555 03-19 Anzeige [email protected] Autor: Karin Kowol Kartengrundlage: TÜK 200, Amtliche topografische Karte, Bundesamt für Kartographie Fotoautoren und Geodäsie, Nr. 03/2002 Layout: Stephan Arnold AF Anka Förster, Robert Schätzle Druck: Druckhaus Naumburg KK Karin Kowol BUND Thüringen 2001 FH Frank Henkel ISBN 3-00-009593-4 SB Stefan Beyer Die Naturstiftung David fördert Projekte des KF Kai Frobel Natur- und Umweltschutzes in allen neuen Diese Broschüre entstand in Zusammenarbeit FL Franka Ludwig Bundesländern. Seit Jahren engagiert sich die mit der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen. KN Herr Kneise Stiftung dabei auch für den Erhalt des Grü- JG Jochen Girwert nen Bandes. Weitere Informationen unter Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, DF Dietrich Förster www.naturstiftung.de nur mit schriftlicher Genehmigung der Autoren. BN Bildarchiv Bund Naturschutz Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier in Bayern

Unkostenbeitrag: 2,90 Euro