Die Monatsschrift Für Alle Eichsfelder · Heft 10 · Oktober 2010 54. Jahrgang
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
54. Jahrgang H 11859 Die Monatsschrift für alle Eichsfelder · Heft 10 · Oktober 2010 In dieser Ausgabe Streit um das Erbe des Das Eichsfeldlied im Deut- Amtmanns Förster schen Kommersbuch Zur Geschichte der Lorenz- Kellner-Schule 140 Jahre Eisenbahn Verbote und Strafen zur in Hei li gen stadt Gotha-Leinefelde Hochzeit in Duderstadt Heyerode Einzelpreis 2,50 EUR incl. 7 % MWSt Zum Löwen marktstraße 30 37115 Duderstadt Telefon (0 55 27) 8 49 00-0 Telefax (0 55 27) 84 90 08 49 schmackhafte Eichsfelder Küche Reisegesellschaften herzlich willkommen Ritteressen wie im Mittelalter Wurst- und Hausschlachtemuseum Neu: Film über die traditionelle Eichsfelder Hausschlachtung 9,90 € www.klausenhof.de · Tel.: (036081) 61422 · Familie Röhrig · 37318 Bornhagen/Eichsfeld Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 353 Zur Geschichte der Lorenz-Kellner-Schule in der Heiligenstädter Lindenallee von Dr. Ulrich Hussong Zwischen 1891 und 1925 wurden in dem malige ‚von Keysenbergsche Kemnate‘3 vom stattlichen Neorenaissance-Klinkerbau in der Staate für 5.650 Taler angekauft und als Inter- Lindenallee in Heiligenstadt die Lehrer für die nats-Seminar für 28 Zöglinge eingerichtet. Im katholischen Volksschulen des Eichsfeldes Jahre 1859 wurde dieses durch unerhebliche und die katholischen Gebiete der preußischen Umbauten derart erweitert, dass es 36 Semi- Provinz Sachsen ausgebildet. Seitdem 1925 naristen aufnehmen konnte. die „Aufbauschule“, eine Oberschule, das Ge- Als im Laufe der Zeit auch diese Zahl dem bäude bezog, trägt die Schule, in der heute Zudrange zu der Anstalt nicht mehr genüg- Schüler einer Regelschule unterrichtet wer- te, wurde im Jahre 1876 das in ummittelbarer den, den Namen „Lorenz-Kellner-Schule“. Nähe gelegene frühere bischöfliche Semina- Dieser fortschrittliche Pädagoge (* 1811 in rium Bonifacianum zunächst auf 12 Jahre zu- Kalteneber, † 1892 in Trier) war von 1836- gemietet, wodurch eine Erweiterung bis zu 60 1848 hier als Seminarlehrer tätig.1 Zöglingen möglich war, die sich bis auf die heutige Zeit als ausrei- chend erwiesen hat. Den in turne- rischer Beziehung an die Anstalt gestellten Anforderungen wurde im Jahre 1884 durch Erbauung einer Turnhalle entsprochen. Nachdem dieser Bau kaum voll- endet war, musste der Frage der Erweiterung des Seminars von neuem nähergetreten werden, da die bischöfliche Behörde das Seminarium Bonifacianum für die Einrichtung eines Knaben- Konviktes ins Auge gefasst hat- te und eine‘ Verlängerung des Mietsverhältnisses ablehnte. Abb. 1: Lorenz-Kellner-Schule in Heiligenstadt. Foto: Josef Keppler. Nach vergeblichen Versuchen einer Erweiterung der alten Anla- Über den geplanten Schulbau informierte das ge entschloss man sich zu einem vollständi- „Centralblatt der Bauverwaltung“2 1889 aus- gen Neubau mit Beibehaltung der erwähnten führlich unter dem Titel Turnhalle. Ein Nachbargrundstück wurde an- „Das neue Lehrer-Seminar in Heiligenstadt“ gekauft, der allgemeine Neubau-Entwurf im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Am 21. September 1836 wurde das Königliche Medizinal-Angelegenheiten aufgestellt und katholische Schullehrer-Seminar in Heiligen- danach vom Kreisbau-Inspektor Beisner und stadt im Regierungsbezirk Erfurt gegründet. Regierungs-Baumeister Ramdohr in Heiligen- Mit wenigen Schülern beginnend, entwickelte stadt die besonderen Baupläne und Veran- sich dasselbe derartig rasch, dass bereits im schlagungen ausgearbeitet. Jahre 1842 an seine Unterbringung in einem geräumigeren Gebäude gedacht werden Unter Berücksichtigung der bei der Nach- musste. Zu diesem Behufe wurde die da- prüfung in der Abteilung für Bauwesen im Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 355 gehobenen Mittelbau und zwei Seitenteilen, anlagen und der inneren Einrichtung sind zu von denen der östliche in den drei Stockwer- 370.000 Mark veranschlagt. ken die oben erwähnten drei größeren, an Die Ausführung, für welche eine dreijährige der Ostseite besonders zugänglich gemach- Bauzeit vorgesehen ist, liegt in den Händen ten Wohnungen aufnimmt. Die Haupttreppe des Kreis-Bauinspektors Beisner und des Kgl. befindet sich dem Haupteingange gegenüber Regierungs-Baumeisters Tietz.“ im Mittelbau; außerdem vermitteln noch zwei Nebentreppen den Verkehr zwischen allen Geschossen. Anmerkungen Hinsichtlich der Lage der einzelnen Räume 1 Vgl. auch Opfermann, Bernhard: Gestalten des zueinander darf auf die Grundriss-Zeichnun- Eichsfeldes. Ein biographisches Lexikon. Heiligen- stadt 1999, S. 188 f. gen Bezug genommen werden. 2 Sarrazin, Otto; Hossfeld, Oskar (Red.): Centralblatt Für die Ausführung des Baues ist Ziegelroh- der Bauverwaltung IX (1889). Hg. vom Ministerium bau unter Verwendung von Sandsteinwerk- der Öffentlichen Arbeiten. Berlin 1889, S. 159. Die stücken, die in ummittelbarer Nähe von Hei- Orthografie wurde aktualisiert. 3 ligenstadt gebrochen werden, gewählt, die Zum Bauwerk, das auf Lingemanns Stadtplan und dem Merian-Stich eingetragen ist, und zu einem sei- Architektur in einfachen deutschen Renais- ner Bewohner vgl. Hussong, Ulrich: Die Proklamati- sanceformen gehalten. Die Gesamtkosten onen des Freiherrn von Keisenberg. In: Die Goldene des Neubaues einschließlich aller Neben- Mark 42 (1991) S. 1-19, hier S. 12, 14 f. Wer zuerst kommt, mäht zuerst! Ist Heu nun eine Sommer- oder Winterfrucht? Zum Streit um das Erbe des Amtmanns Johann Carl Förster auf Scharfenstein von Monika und Dr. Gerd Leuckefeld Johann Carl Förster (* 1741) war von 1766 an 30. Juni 1790 erhielt Urban Jünemann, bis- als Amtsrichter in Beuren tätig, wirkte 1774 her Assessor am Geistlichen Kommissariat in kurzfristig als Amtsvogt-Administrator und Heiligenstadt und Amtsrichter zu Rusteberg, erhielt die Amtsvogtei Scharfenstein nach die Berufung zum kürfürstlichen Amtsvogt auf dem Tode des Amtmanns Berthold Philipp dem Scharfenstein.3 Bodmann Ende des Jahres 1774 verliehen.1 Wie bereits oben erwähnt, erzielte der Amts- Neben seiner Besoldung aus der Kasse des vogt Einkünfte direkt durch die Nutzung des Mainzer Kurfürsten nutzte Amtmann Förster Kammergutes und indirekt durch den Verkauf noch das mit der Vogtei verbundene Kam- landwirtschaftlicher Produkte (z. B. Heu) mergut und hatte Nebeneinkünfte aus Ge- oder/und die Verpachtung von landwirtschaft- richtsporteln, Küchenzinsen und der Bereit- lichen Flächen. stellung des Esels zum Wassertransport auf So war es nicht unüblich, dass vor allem das die Burg. Außerdem erhielt er noch einige Gras der zum Amt gehörenden Wiesen bei Naturalien (Korn, Hafer, Brennholz) und hatte Beuren, Leinefelde und Wingerode bereits Privilegien als Jäger.2 „auf dem Halme“ an Interessenten verkauft, Als Förster am 18. Mai 1790 in Westhausen von diesen gemäht und eingefahren wurde. starb, hinterließ er als Erben eine Frau und Der Amtmann ersparte sich so das Anfahren einen Sohn, die bald in Streitigkeiten um die des Heus von den weiter entfernt liegenden Verteilung von Erträgen des Kammergutes Grünflächen auf den Scharfenstein. Scharfenstein verwickelt wurden. Nach dem Tode von Förster am 18. Mai 17904 Die Nachfolge für den Amtmann Förster wur- gab es über die Verteilung der Erträge der de relativ schnell entschieden. Bereits am Wiesen und der anderen Feldfrüchte des Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 359 9 Vgl. Archiv des Bischöflichen Kommissariats in 22 solche Heiligenstadt: Sessions-Protokolle des Geistlichen 23 Vorgänger im Amt Kommissariats pro 1790 und 1791. 24 Nachfolger im Amt 10 Die Schreibweise in den Zitaten wurde in einigen 25 Fällen der heutigen angepasst. GStA PK: Vertheilung der Früchte (Anm. 13). 11 Vgl. Anm. 4. 26 Als Ergänzung sei angemerkt, dass die seit 1521 für das Kurfürstentum Mainz geltende Hofgerichts- 12 Die Quartale, nach denen auch die Abgaben der ordnung nicht für das Eichsfeld (hier wurde eine Gemeinden auf dem Amt Scharfenstein erfolgen Zwischeninstanz geschaffen) und Erfurt (hier erst mussten, waren Quartal Reminiscere (14. Dezem- ab 1664) galt. Nach Grumbach (Grumbach, Tors- ber bis 5. Sonntag vor Ostern), Quartal Trinitatis (5. ten: Kurmainzer Medicinalpolicey 1650-1803; eine Sonntag vor Ostern bis 1. Sonntag nach Pfingsten), Darstellung entlang der landesherrlichen Verord- Quartal Crucis (12. Sonntag nach Pfingsten bis 14. nungen. Frankfurt am Main 2006, S. 29) waren das September) und Quartal Lucia (15. September bis Eichsfeld und Erfurt verfassungsrechtlich selbst- 13. Dezember). ständig. Gesetze der Mainzer Landesregierung 13 GStA PK: I. HA Rep. 110 Abt. B, Nr. 82 h, ohne Sei- hatten keine Gültigkeit. tenangabe: Vortrag die Vertheilung der Früchte von 27 GStA PK: Vertheilung der Früchte (Anm. 13). dem Besoldungsguth des verstorbenen Beamten zu Scharfenstein. 28 Ebd. 14 Ebd. 29 Ebd. 15 Ebd. 30 klagende 16 Ebd. 31 GStA PK: Vertheilung der Früchte (Anm. 13). 17 Ebd. 32 Ebd. 18 Ebd. 33 Unter Industrie/Indüstrie könnte hier Geschicklich- 19 Es handelt sich um Kurfürst Lothar Franz von keit, Arbeitsamkeit, Arbeitstrieb oder Emsigkeit ver- Schönborn, der von 1695-1729 das Kurfürstenamt standen werden. bekleidete. 34 GStA PK: Vertheilung der Früchte (Anm. 13). 20 Inhibitorium: Veräußerungsverbot. 35 pro rata temporis: Verteilung nach dem Verhältnis 21 GStA PK: Vertheilung der Früchte (Anm. 13). der Zeitabschnitte. Vor 140 Jahren: Die Eisenbahnstrecke Gotha-Leinefelde erreicht das Eichsfeld von Paul Lauerwald Am 3. Oktober vor 140 Jahren wurde mit der Schwellenbeize, danach als Relaiswerkstatt Eröffnung des Teilstücks Mühlhausen (Thür.)- genutzt wurde und vor einigen Jahren im Zu- Leinefelde die