Max Reger (1873–1916) Violinkonzert A-Dur op. 101 Bearbeitung von Rudolf Kolisch

[01] I. Allegro moderato 22:30 [02] II. Largo con gran espressione 11:38 [03] III. Allegro moderato, ma con spirito 12:50 total 47:00

Elena Denisova, Violine Ensemble Alexei Kornienko, Dirigent ls Arnold Schönbergs Wiener Ver- wurde eine von Schönberg in Zusammenarbeit ein für musikalische Privatauffüh- mit dem Violinisten Rudolf Kolisch verfasste Arung im Dezember 1921 in Folge Bearbeitung von Regers Romantischer Suite der rapide fortschreitenden Geldentwertung op. 125 aufgeführt, Dirigent war Erwin Stein. seine Tätigkeit einstellen musste, war Max Unter den im November 1921 angekündigten Reger in den drei Jahren seines aktiven Projekten fanden sich an Reger-Werken auch Bestehens (1918–1921) mit 23 Werken in 62 die Hiller-Variationen op. 100 und das Violin- Aufführungen der meistgespielte Komponist konzert op. 101. Während aber die Hiller-Varia- gewesen, deutlich vor Debussy, Schönberg tionen offenbar Projekt blieben, waren die und Bartók. Diese Prädominanz kam nicht von Überlegungen zum Violinkonzert sehr viel wei- ungefähr, war Reger doch mit vielen seiner ter gediehen – schon im September 1920 hatte Kompositionstechniken wegweisend für die Schönberg die erforderlichen Materialien für Zweite Wiener Schule. Auch in der Folgezeit die Bearbeitung vom Verlag angefordert. In blieb Reger für Schönberg äußerst wichtig – der Folgezeit entstand Kolischs Bearbeitung, im Oktober 1922 schrieb er an Alexander von ihre erste Aufführung fand offenbar im März Zemlinsky: „Reger muß meines Erachtens viel 1922 in Wien statt; das Manuskript hat sich, gebracht werden [...] weil [...] man noch nachdem es lange als verschollen galt, seit immer nicht Klarheit über ihn besitzt. (Ich üb- 1986 in Kolischs Nachlass in der Houghton rigens halte ihn für ein Genie.)“ Library der Harvard University erhalten.

ine Spezialität der Vereinskonzerte n Schönbergs Nachlass hat sich ein frag- waren, wie Walter Szmolyan nach- mentarischer Entwurf zu einem Text Egewiesen hat, die Bearbeitungen Iüber das Violinkonzert erhalten, der ver- von Orchesterwerken für Kammerorchester, mutlich im Zusammenhang von Kolischs Bear- die von Schönberg selbst oder von Angehöri- beitung entstanden ist: „Regers Violinkonzert gen des Schönberg-Kreises (vielfach Kompo- wird nach meiner Überzeugung bald seinen sitionsschülern) unter Schönbergs Aufsicht Platz neben den drei großen Violinkonzerten vorgenommen wurden. Am 9. Oktober 1920 erhalten. Aus der Partitur ist das für viele wohl

3 kaum zu erkennen. Die Violinstimme ist nicht nachgedacht, es ist und bleibt ein Monster«. in dem Sinn dankbar, den die Geiger und ihr Publikum lieben: viel Mühe, wenig Effekt. Der ls Regers Violinkonzert A-Dur Effekt aber, der zu erzielen ist, erfordert noch op. 101 am 15. Oktober 1908 im unendlich viel mehr Mühe. Wie bei Beethoven ALeipziger Gewandhaus aus der und Brahms muß hier ein Figurenwerk das in Taufe gehoben wurde (Aufführungen in Köln kleinsten Noten die Grundmotive umschreibt und Basel hatten verschoben werden müssen), in diesen kleinsten Noten mit soviel Geist und mit dem Widmungsträger Henri Marteau als Geschmack belebt werden, daß die grundle- Solist und dem Gewandhausorchester unter genden Konstruktionslinien wahrnehmbar der Leitung Arthur Nikischs, erwies es sich werden. Das ist aber nicht die größte Schwie- schnell als äußerst „harte Kost“. Schon vor der rigkeit. Denn aus der Partitur ist zu erkennen, Uraufführung hatte Reger seinem Verleger ge- daß nach dem technischen Vermögen unserer genüber eingeräumt, dass ihm bei seinem Orchestermusiker die Sologeige in neun Zehn- »Riesenbaby, genannt Violinkonzert […] so teln des Werkes nicht dominierend so hervor- manches, was Ihnen beim einmaligen Hören in treten kann, wie unsere heutige Vorstellung der Probe vielleicht unklar oder gar regerisch von Klang und Deutlichkeit uns das fordern verrückt vorkommen wird — das wird Ihnen läßt. Es soll damit nicht gesagt sein, daß nicht beim zweiten Hören in der Aufführung am vielleicht später auch für diese Instrumentation Donnerstag als plötzlich absolut klar und drin- ein Aufführungsstil gefunden werden kann.“ gend logisch erscheinen! Mir tut nur die arme Kritik leid, was müssen die Herren schwitzen, och nicht nur bezüglich der Instru- solch eine Sache auf den ersten Anhieb so- mentierung wurde immer wieder gleich beurteilen zu müssen!« Dversucht, die Komposition zu ver- einfachen. Von Anfang an wurde Reger mit er Komponist Christian Sinding Kürzungsvorschlägen konfrontiert, die er aber wohnte dem Konzert bei und ablehnte. Carl Flesch gegenüber äußerte er: Dschrieb seinem Freunde Marteau: »Nein, das ist unmöglich. Ich habe viel darüber „Lieber Freund, ich kann von dem gestrigen

4 Konzert nicht loskommen und muß Dir mit ei- Kunst! Dein Christian Sinding.“ Während die nigen Worten dafür danken. Seit langem habe Presse das Werk zerriss, entwickelte sich ich kein Musikwerk gehört, welches mich in sol- gleichzeitig eine Gemeinde, die die innovativen cher Weise angeregt, um nicht zu sagen, auf- Qualitäten der Komposition unmittelbar er- geregt hat, wie das Violinkonzert von Reger. kannte. Der hohe Probenaufwand und die Ich gestehe, nicht alles so begriffen zu haben, Schwierigkeit, das Werk im vorgeschriebenen wie ich es gerne möchte, es war für mich wie Tempo zu spielen (bei Beachtung von Regers ein neues Territorium. Das verstand ich aber: Metronomangaben ähnelt es vom Umfang Hier ist viel Neues und Großes zu entdecken dem zeitgleich entstandenen Violinkonzert von und ich werde mir die redlichste Mühe geben, Edward Elgar), haben aber bis heute einer da hineinzudringen. Dein Mittel zum „sich nachhaltigen Etablierung im Konzertsaal im selbst jung erhalten“, ist probat. – Das aber was Wege gestanden. Du gestern gemacht, glaube ich verstanden zu haben. Nie war ich mehr von Deiner aristokra- ormal folgte Reger grundsätzlich tischen Kunst so ganz und gar imponiert. Mir dem tradierten, von Johannes kommt es wie ein ungeheures Mißverständnis FBrahms mit seinem D-Dur-Konzert vor, wenn von „schaffenden“ und „reproduzie- op. 77 ins späte 19. Jahrhundert getragenen renden“ Künstlern als Gegensätzen gespro- Konzept. Eine ausgedehnte Orchestereinlei- chen wird. Als ob nicht beide unumgänglich tung stellt die erste Themengruppe des ausge- notwendig wären, um das Kunstwerk zu schaf- dehnten Kopfsatzes vor (Allegro moderato), fen! Die Kunst ist meiner Ansicht nach nicht da die aus vielfältigem, kontrastreichem Motivma- als Privateigentum des Künstlers allein. Ihr terial besteht. Die Violine nimmt es mit ihrem Zweck ist, die Menschheit zu erheben. Um Einsatz auf. Auch das zweite Thema wird vom Leben zu bekommen, muß ein solches Werk, Tutti eingeführt und vom Solo bewegt weiter- wie z.B. Regers Konzert so gespielt oder viel- getragen. Die Durchführung (Takte 259–415), mehr nachgedichtet – nein das Richtige ist – in der vor allem die Gedanken des ersten The- noch einmal geschaffen werden, wie Du es ge- menkomplexes verarbeitet werden, ist relativ macht hast, Du Hoherpriester der heiligen kurz. Obschon das thematische Material

5 durchaus extensiv und bis zur Heftigkeit verar- nicht durchkommt, am Schluß des ersten Sat- beitet wird, werden lodernde Gegensätze nicht zes. Marteau erlaubte sich hier auch den ganz gegeneinander ausgespielt. Der Solopart gip- reizenden Witz, die Geige kurzweg unter den felt in einer auskomponierten Solokadenz Arm zu nehmen und seinen Part nicht zu spie- (sempre tempo rubato), an die sich eine klang- len, offenbar in der Ansicht, daß der Einzelne sinnige, schließlich fulminant gesteigerte Coda schweigen müsse, wenn ein ganzes Heer sich anschließt; hierzu schrieb Reger während der ganz laut gebärde. Auch durch diesen Satz Komposition an Karl Straube: „Die Coda ist geht ein etwas schwermütiger Zug, er schwillt ganz „verrückt“ ausgefallen […], steht schon eine Menge Male an, fängt dann gewisserma- ausgeschrieben im Manuskript!“ Insgesamt war ßen von neuem wieder an.“ sich Reger des Ernstes der Komposition sehr wohl bewusst und fürchtete, dass einige Musi- as in dreiteiliger Liedform geformte ker »vor dem Ernst der Sache ein bißchen das Largo con gran espressione in „Grausen“ bekommen«, doch war er sich sicher, DB-Dur bildet zweifellos das Zen- dass er den wesentlichen Anforderungen trum des Werkes. Reger bemerkte, der Satz im „Plastik der Themen, Plastik der Form, Plastik Dreivierteltakt enthalte „viel ,Melancholie’, hat des Ausdrucks“ gerecht werde. Herman Roth [...] ,sehr weiche’ Partien, klingt aber wirklich fasste in der Leipziger Volkszeitung zusam- schön aus [...]“ Ein breit angelegtes Gesangs- men: „Musikalisch am wertvollsten mag der thema beginnt; später stellen ihm die Holzblä- erste Satz sicherlich sein, er kam aber in der ser einen weiteren Gedanken an die Seite. Mit Aufführung am wenigsten zur Geltung, auch einem dritten Thema führt die Violine con deshalb, weil das Orchester viel zu diskret molto passione den Satz auf einen Höhepunkt. spielte und Herr Professor Nikisch, der im üb- Herman Roth schreibt in seiner Uraufführungs- rigen das Orchester herrlich klingen ließ und kritik: „Der größte Teil […] dieses Konzerts ist den Part souverän beherrschte, von der fal- Stimmungsmusik, vor allem der zweite, der schen Voraussetzung ausging, daß der Solist dem Publikum vielleicht ganz ehrlich gefallen wichtiger sei als das Orchester. Es gibt viel- hat. Vom Standpunkt der Stimmung ist gerade leicht eine einzige Stelle, bei der die Violine dieser Satz ein famoses Stück. Es ist ganz ei-

6 genartig, welch schwermütige Klangfarbe hier (ma con spirito) überschriebene Satz im Zwei- das Orchester trägt; man denkt an Nornen, an vierteltakt ist formal überschaubar in einer Art Wald und nächtliche Stille, an geheimes Leben abgewandelter Sonatenrondoform gestaltet. und Weben.“ Die „Seele der Natur selbst“ hört Manches, nicht nur die Instrumentation lässt Ferdinand Pfohl hier in einer Konzerteinfüh- hier an Johannes Brahms denken. (Es ist inte- rung aus dem Jahr 1910, „die ein einzig ergrei- ressant zu sehen, dass Regers Verbundenheit fendes Klingen, die Musik ward. Eine Weite des zu Brahms’ Violinkonzert sich nicht nur in die- Horizonts, eine feierliche Stille, eine träume- sem genuinen eigenen Violinkonzert nieder- risch schwermütige Süße ohne gleichen liegt schlägt, sondern auch in seinem Präludium auf diesem Satz, der sich zu wahrhaft überirdi- d-Moll für Violine allein aus op. 117 Nr. 6, das auf- schen Momenten vergeistigt und sicherlich das grund seiner thematischen Verwandtschaft be- Reichste und Tiefste bedeutet, was uns Reger reits mehrfach als Kadenz für Brahms’ bisher gegeben.“ Violinkonzert D-Dur op. 77 herangezogen wor- den ist.) Nicht zuletzt dank dieser Reverenz an inen denkbar starken Kontrast zum Brahms gewinnt Regers Äußerung Straube ge- Largo bildet das modulierend begin- genüber 1907 an Interesse: „Es mag ja rasend Enende Finale, das Reger am 22. arrogant sein, aber ich habe das Gefühl, daß ich Dezember 1907 Karl Straube gegenüber fol- mit diesem Violinconcert die Reihe der 2 Kon- gendermaßen beschrieb: „Der 3. + letzte Satz zerte Beethoven – Brahms – um eines vermehrt vom Violinkonzert ist eine Photographie von habe! Außer Beethoven u. Brahms haben wir Teufels Großmutter, als selbige würdige Dame doch kein Violinconcert bis jetzt!“ noch jung war, auf alle Hofbälle ging, sich da unglaublich satanisch benahm! Das Ding wird Dr. Jürgen Schaarwächter gut; frisch und frech! Sollen sich alle degene- Max-Reger-Institut Karlsruhe rierten Gehirnfatzken ärgern! Prost!“ Anderswo schrieb Reger: „Direkt eingänglich ist der letzte Satz. Da gehts recht fidel drin zu; da ist viel übermütiger Humor.“ Der Allegro moderato

7 hen Arnold Schönberg’s Vien- performance conducted by Erwin Stein of an nese Society for Private Musi- adaptation of Reger’s Romantic Suite, Op. 125 Wcal Performances had to curtail made by Schönberg in collaboration with the its activities in December 1921 – as a result of violinist Rudolf Kolisch. Amongst the projects rapidly increasing inflation – Max Reger was announced in November 1921, the works by its most frequently performed composer dur- Reger included the Hiller Variations, Op. 100 ing those three active years (1918–1921) with and the Violin Concerto, Op. 101. Whereas the 23 works in 62 performances, clearly ahead of Hiller Variations apparently remained a proj- Debussy, Schönberg and Bartók. This pre- ect, plans for the Violin Concerto extended dominance was not by chance, for Reger was much further – in September 1920 Schönberg a pathfinder for the Second Viennese School had already requested the necessary materi- with many of his compositional techniques. In als for the adaptation from the publishers. the ensuing period, too, Reger remained ex- Kolisch’s adaptation was made during the en- tremely important for Schönberg – in October suing period, and its first performance appar- 1922 he wrote to Alexander von Zemlinsky: “In ently took place in March 1922 in Vienna. The my opinion, one must perform Reger a lot, [...] manuscript was long thought to have been because [...] we still do not have a clear pic- lost, but it turned up in 1986 in Kolisch’s estate ture of him. (Incidentally, I consider him to be in the Houghton Library at Harvard University. a genius.)” fragmentary sketch for a text on s Walter Szmolyan has pointed the Violin Concerto has also been out, one speciality of the Society’s Apreserved in Schönberg’s estate, Aconcerts was the adaptation of or- probably written in connection with Kolisch’s chestral works for chamber orchestra, under- adaptation: “I am convinced that Reger’s Vio- taken either by Schönberg himself or by lin Concerto will soon take its place alongside members of the Schönberg circle (often com- the three great violin concertos. Many will not position pupils) under Schönberg’s supervi- be able to recognise this from the score. The sion. On 9 October 1920 there was a violin part is not grateful in the sense loved by

8 the violinist and his audience; much effort, lit- hen Reger’s Violin Concerto in tle effect. The effect that is to be attained, A major, Op. 101, was given its however, requires infinitely more effort. As Wfirst performance on 15 Octo- with Beethoven and Brahms, figure work that ber 1908 at the Leipzig Gewandhaus (perfor- surrounds the basic motifs in the smallest mances in Cologne and Basle had to be note values must be brought to life in these postponed), with the dedicatee Henri small notes with such spirit and taste that the Marteau as soloist and the Gewandhausor- fundamental lines of construction become chester under the direction of Arthur Nikisch, perceptible. This is not the greatest difficulty, it soon proved to be a “hard nut to crack”. Al- however. For one can recognise from the ready before the premiere Reger had admit- score that, according the technical ability of ted to his publisher that in his „giant baby, our orchestral musicians, the solo violinist called Violin Concerto […] some things that cannot come to the fore in a dominating way will not be clear to you upon first hearing at during nine-tenths of the work as required by the rehearsal, even crazy in Reger’s typical our present-day conception of sound and way — will suddenly appear absolutely clear clarity. This is not to say that a performance and logical to you on the second hearing on style cannot later be found for this instrumen- Thursday! I just feel sorry for the poor critics tation as well.” who will have to sweat so much to be able to evaluate such a thing immediately, at the spur ttempts have repeatedly been of the moment.“ made to simplify the composition, Anot only as regards the instrumen- he composer Christian Sinding at- tation. From the very outset, Reger was con- tended the concert and wrote to fronted with suggestions for cuts that he This friend Marteau: “Dear friend, I rejected out of hand. He said to Carl Flesch: cannot get over your concert yesterday and “No, that is impossible. I have thought it over have to thank you for it with a few words. It a great deal: it is and shall remain a monster”. has been a long time since I heard a piece of music that has so stimulated me, that is to

9 say so excited me, as the Violin Concerto of (the range of Reger’s metronome indications Reger. I admit that I did not grasp everything resemble those of the Violin Concerto of Ed- as well as I would have liked to, for it was like ward Elgar composed at the same time), new territory to me. But one thing I did un- have to this day militated against perma- derstand: there is a great deal to discover nently establishing the work in the concert here that is new and great, and I shall make hall. the most sincere effort to penetrate it. Your method of ‘staying young’ is tried and tested. n terms of form, Reger basically fol- – But I believe I understood what you did yes- lows the traditional concept as realised terday. I was never more utterly impressed by Iby Johannes Brahms in his D-major your aristocratic art. It seems to me to be an Concerto, Op. 77, in the late 19th century. An incredible misunderstanding when one extended orchestral introduction presents speaks of ‘creative’ and ‘re-creative’ artists as the first thematic group of the extended first opposites. As if both were not absolutely movement (Allegro moderato), consisting of necessary to create the work of art. In my a variety of richly contrasting motivic mate- view, art does not merely exist as the private rial. The violin takes this up when it make its possession of the artist alone. Its aim is to in- entrance. The second theme is also intro- spire and uplift humanity. In order to become duced by the tutti and carried further along infused with life, such a work as Reger’s Con- by the soloist. The development (bars 259– certo, for example, must be played or freely 415), in which it is primarily the ideas of the adapted – no, the right expression is – cre- first thematic complex that are developed, is ated anew, as you did, you High Priest of Holy relatively brief. Although the thematic mate- Art! Your Christian Sinding.” Whilst the press rial is thoroughly extensive and developed to mauled the work, there simultaneously arose the point of vehemence, the fervent contrasts a community that immediately recognised are not played off against each other. The the innovative qualities of the composition. solo part peaks in a written-out solo cadenza The extensive rehearsals and the difficulty of (sempre tempo rubato), followed immedi- playing the work at the prescribed tempo ately by a sonorous, ultimately rousing coda;

10 during the composition of section, Reger There is also a melancholy draft going wrote to Karl Straube: “The coda has turned through this movement; it gets louder many out entirely ‘crazy’ […], it’s already written in times and then more or less starts up again.” the manuscript!” Reger, however, was alto- gether aware of the seriousness of the com- he Largo con gran espressione in position and feared that some musicians B-flat major, in a tripartite song “would be a bit ‘horrified’ by the seriousness Tform, definitely forms the centre of of the matter”, but he was certain that he was the work. Reger noted that this movement in doing justice to the essential requirements three-four time contains “much ‘melancholy’ “plasticity of themes, plasticity of form and and has [...] ‘very tender’ sections that still re- plasticity of expression”. Herman Roth ally sound well [...]”. It begins with a broad, summed up in the Leipziger Volkszeitung: songlike theme; later the woodwinds con- “The first movement may well be the most tribute another idea to it. With a third theme, musically valuable, but it was the least well the violin leads the movement to its climax realised at the performance – also because con molto passione. Herman Roth wrote in the orchestra played much too discretely and his review of the world premiere: “The greater Herr Professor Nikisch, who otherwise al- part […] of this Concerto is mood music, es- lowed the orchestra to sound marvellously pecially the second movement, which per- and mastered the part in sovereign fashion, haps truly and honestly pleased the audience. incorrectly assumed that the soloist is more From the standpoint of mood, this movement important than the orchestra. There is per- is particularly noteworthy. It is quite extraor- haps a single place where the violin does not dinary to note what a melancholy colour the sound through – at the end of the first move- orchestra carries here; one thinks of norns, of ment. Marteau allowed himself a most charm- the forest and nocturnal silence, of secret ing joke here, briefly taking the violin under lives and activities.“ Ferdinand Pfohl heard his arm and not playing his part, apparently “the soul of Nature herself becoming music believing that the individual must remain in a single, gripping sonority” at a concert silent when an entire army behaves loudly. performance given in 1910. “The breadth of

11 the horizon, a solemn stillness, an incompa- Violin Concerto is not only shown in this Vio- rably dreamy, melancholic sweetness lies on lin Concerto – that is nonetheless genuinely this movement, which ascends to truly super- his own – but also in his Prelude in D minor natural moments and surely signifies the for solo violin, Op. 117 No. 6, which has already purest and most profound music that Reger been used several times as a cadenza for has given us so far.” Brahms’s Violin Concerto in D major, Op. 77, due to its thematic relationship to that work.) he finale, beginning with modula- It is not least due to this reverence for Brahms tions, forms the greatest conceiv- that Reger’s statement to Straube in 1907 is Table contrast to the Largo; Reger of interest to us: “It may be incredibly arro- described it on 22 December 1907 to Karl gant, but I have the feeling, with this Violin Straube as follows: “The third and final move- Concerto, that I have increased the series of ment of the Violin Concerto is a photograph two concertos by Beethoven and Brahms – of the devil’s grandmother when that digni- by one more! Besides Beethoven and Brahms, fied lady was still young and went to court after all, we haven’t had any more violin con- balls, behaving herself incredibly satanically! certos up until now!” It will be good – fresh and cheeky! Let it make all those degenerate, pompous asses angry! Dr. Jürgen Schaarwächter Cheers!” Reger writes elsewhere: “The last Max-Reger-Institut Karlsruhe movement is very direct and approachable. It’s really very cheerful, with plenty of high- spirited humour.” This movement in two-four time, designated as Allegro moderato (ma con spirito), is cast as a kind of adapted sonata-rondo form. Certain aspects here, in- cluding the instrumentation, are reminiscent of Johannes Brahms. (It is interesting to ob- serve that Reger’s indebtedness to Brahms’s

12 Musicum und die Classic Etcetera Musikvereinigung und ist seit 2002 Intendan- Als Botschafterin der Klangsinnlichkeit tin des von ihr ins Leben gerufenen Woerther- zählt Elena Denisova zu den charismatischen see Classics Festivals, das auch international Persönlichkeiten der internationalen Geiger- eine sehr hohe Reputation erringen konnte. elite. Wo immer sie auftritt, werden ihr von Wo Denisova hinkommt, berührt und Presse und Publikum höchste musikalische fasziniert sie Publikum und Kritik: „Absolu- Reife, absolut individuelle Interpretation und ment remarquable!“, jubelte beispielsweise die überlegene Virtuosität bescheinigt. französische Zeitung Le Courier Picard; „Un- Sie versteht sich als leidenschaftliche „Bot- glaublich, diese Denisova!“, hieß es in der schafterin der Klangmagie“ und stellt dieses Hamburger Die Zeit; „Worthy of serious inves- Motto allen Interpretationen von Werken der tigation!“, befand das Fachmagazin The Strad Klassik, aber auch der Moderne voran. Zahl- über die immer authentische, bei all ihrer Aus- reiche Werke wurden ihr von zeitgenössi- strahlung sympathische und bescheidene schen Komponisten gewidmet; etliche davon Künstlerin. sind auf CDs verewigt. Denisova studierte bei den Oistrach-Lieb- lingsschülern Valery Klimov und Oleg Kagan und startete seit 1990 ihre erstaunliche Kar- riere, die sie mit bekannten Orchestern (u.a. Royal Philharmonic Orchestra Lodon), zahlrei- chen Festivals (u.a. Salzburger Festspiele) und renommierten Konzertreihen (u.a. Wiener Mu- sikverein) zusammenführte. Sie gründete die Österreichische Gustav- Mahler-Vereinigung, das Gustav Mahler En- semble, das Streichorchester Collegium

13 Elena Denisova thia and the Classic Etcetera Music Associa- tion, and has been the director of the Woert- As an ambassador of the sensuality of hersee Classics festival, since 2002. sound Elena Denisova is one of the most cha- Wherever Denisova performs, she touches rismatic figures of the international violinist and fascinates her audiences and critics: “Ab- elite. Wherever she performs the press certi- solument remarquable” beamed the French fies her musical maturity, absolutely individual newspaper Le Courier Picard; “Incredible, this interpretation and superior virtuosity. She Denisova,” said the Hamburger Time; “Worthy sees herself as a passionate “Ambassador of of serious investigation,” it says in the maga- the magic of sound” and places this motto zine The Strad about the always authentic, for first to all interpretations not only of classical all her charisma sympathetic and humble ar- music, but also of contemporary pieces. Nu- tist. merous works have been devoted to her by contemporary composers; some of them are www.elena-denisova.com perpetuated on CDs. Denisova was the student of David Oist- rakhs favorite students Valery Klimov and Oleg Kagan, and started her amazing career in 1990, which led her to performances with great orchestras (including the Royal Philhar- monic Orchestra Lodon), numerous festivals (including Salzburger Festspiele) and presti- gious concert series (including the Vienna Musikverein). She founded the Austrian Gustav Mahler Association, the Gustav Mahler Ensemble, the String Orchestra Collegium Musicum Carin-

14 Gustav Mahler Ensemble Ähnliches Aufsehen erregte die Interpre- tation des Reger-Violinkonzerts in der brillan- Das Gustav Mahler Ensemble wurde 1996 ten Kammerorchesterfassung von Rudolf von der Geigerin Elena Denisova und dem Di- Kolisch. Wie schrieb der holländische Kompo- rigenten-Pianisten Alexei Kornienko gegrün- nist Jo Sporck so treffend: „Musikalisch hoch det, um seltene Werke bekannt zu machen motiviert, liefert dieses Ensemble eine histo- und bekannte Werke in außergewöhnlichen risch wertvolle Leistung, dank des unermüdli- Interpretationen neu zu beleuchten. Das Gus- chen Einsatzes zweier vorzüglicher Musiker: tav Mahler Ensemble rekrutiert sich aus einem Elena Denisova und Alexei Kornienko.“ Als ausgewählten Solistenkreis, dessen Anzahl programmatisches Motto des Ensembles gilt der Musiker sich flexibel am jeweiligen Projekt ein weiterer Mahler-Kernsatz: „In jeder Auffüh- orientiert. Teilweise nicht-traditionelle Beset- rung muss das Werk neu geboren werden.“ zungen sollen die Weiterentwicklung der Das Gustav Mahler Ensemble tritt regel- Musik unterstützen, ohne dabei die traditio- mäßig beim Woerthersee Classics Festival auf, nelle Kunst und die Beherrschung des Instru- lässt sich auch oft in Wien hören – unter ments zu vernachlässigen. anderem im Konzerthaus – und begeistert in In die internationale Berichterstattung ge- den Niederlanden, in Finnland und weiters in langte das Gustav Mahler Ensemble u.a. durch Italien. Das Gustav Mahler Ensemble erhielt seine Kammermusik-Einspielung der Vier Jah- den „Premio alla Cultura“ von L’Associazione reszeiten von Vivaldi (Solistin: Elena Denisova; „I Gaudenziani“, Amici della Basilica di San DEKA media). Dabei gab es nicht bloß klein Gaudenzio. besetzte Barockmusik, sondern das Ensemble gestaltete seine Interpretation auch bewusst nach den Idealen seines Namenspatrons Gus- tav Mahler: „Tradition ist die Bewahrung des Feuers, nicht die Anbetung der Asche.“

15 Gustav Mahler Ensemble Their interpretation of Rudolf Kolisch’s brilliant chamber music version of Max The Gustav Mahler Ensemble was foun- Reger’s Violin Concerto caused a similar stir. ded in 1996 by the violinist Elena Denisova As the Dutch composer Jo Sporck so aptly and the conductor/pianist Alexei Kornienko, wrote: “Musically highly motivated, this en- with the aim of raising awareness of lesser semble has delivered a performance of histo- known works and shedding new light on well- ric importance, thanks to the untiring known pieces through striking and unusual in- dedication of two first-rate musicians: Elena terpretations. The Gustav Mahler Ensemble’s Denisova and Alexei Kornienko”. Another gui- members are drawn from a select circle of so- ding principle of the ensemble is Mahler’s as- loists, the number of players varying accor- sertion that “a work must be born anew with ding to the needs of the project at hand. To every performance”. promote the ongoing advancement of music The Gustav Mahler Ensemble performs re- the ensemble partly makes use of non-tradi- gularly at the Woerthersee Classics Festival tional instrumentation, while also respecting and also frequently gives concerts in Vienna the tradition and history of the instruments. – for example at the Konzerthaus. They have The Gustav Mahler Ensemble has gained also performed to great acclaim in Holland, considerable international press coverage, for Finland, as well as in Italy. The Gustav Mahler example for its chamber music recording of Vi- Ensemble won the Premio alla Cultura prize valdi’s Four Seasons (soloist: Elena Denisova; of L’Associazione I Gaudenziani Amici della DEKA media). This is not merely an example of Basilica di San Gaudenzio, in Novara, Italy. ‘stripped down’ Baroque music, it is an inter- pretation consciously created with the ideals of Gustav Mahler in mind, after whom the en- semble is named: “Tradition is the conservation of fire, not the worship of ashes.”

16 Alexei Kornienko Kornienko gilt als außergewöhnlich dyna- mischer Interpret der Werke Beethovens und Der gebürtige Moskauer erhielt schon mit Brahms’, aber auch der Moderne. Künstleri- fünf Jahren seinen ersten Musikunterricht, stu- sche Herausforderungen meistert er mit dierte am Tschaikowsky-Konservatorium in Bravour, weshalb er für Uraufführungen kom- Moskau (Klavierklasse Zak) und in Charkow plizierter Partituren weithin ein gefragter An- (Dirigentenklasse Jordania) und war Preisträ- sprechpartner ist. Er arbeitete mit vielen ger beim Internationalen Rachmaninow-Kla- renommierten Orchestern, wie zum Beispiel vierwettbewerb in Moskau. Seit seiner dem Royal Philharmonic Orchestra London, Übersiedlung nach Österreich (1990) machte der Moskauer Philharmonie, dem George sich Kornienko auch als weithin bekannter Enescu-Sinfonieorchester; mit dem Moskauer Wettbewerbs-Juror und als Pädagoge am Rundfunksinfonieorchester erntete er bei Kärntner Landeskonservatorium einen Namen. einer USA-Tournee enthusiastische Kritiken. Er war Mitbegründer des Gustav Mahler En- Von 2009 bis 2011 war er Chefdirigent beim sembles und ist Mitglied des Bösendorfer Ar- Sinfonieorchester von und hat wesent- tistic Clubs. lich zum internationalen Ruf und zur Anerken- Alexei Kornienko teilt seine Karriere zwi- nung des Orchesters beigetragen. Seit 2012 schen Klavier und Dirigentenpult. Er bemüht ist er Chefdirigent der Internationalen Donau- sich zudem zusammen mit seiner Frau, der philharmonie (www.donauphilharmonie.at). Geigerin Elena Denisova, um die Wiederent- deckung von Trouvaillen aus der klassisch-ro- mantischen Kammermusik: Beide feierten mit ihrer CD „Vienna 1900“ (Gramola, Wien) mit Stücken von Robert Fuchs, Pavel Singer und Alexander von Zemlinsky international große Erfolge.

17 Alexei Kornienko his ability to master highly challenging works ensures his position as a much sought-after Born in , he began music lessons conductor for premieres of complex scores. at the age of five, studied at the Tchaikovsky He has worked with countless internationally Conservatory in Moscow (piano class Zak) renowned orchestras, such as the Royal Phil- and in Charkow (conducting class Jordania), harmonic Orchestra London, the Moscow and was prize-winner at the International Philharmonic Orchestra, the George Enescu Rachmaninov Piano Competition in Moscow. Philharmonic Orchestra and as a permanent Since his move to Austria in 1990 he has made guest conductor of the Sofia Philharmonic Or- his name as a respected competition juror as chestra. He has garnered enthusiastic praise well as a teacher at the Carinthian State Con- from critics and public alike on a large US tour servatory. He is co-founder of the Gustav with the Moscow Radio and Television Sym- Mahler Ensemble and a member of the Bö- phony Orchestra. Since 2012 he is the chief sendorfer Artistic Club. conductor of the International Phil- Kornienko divides his career between the harmony (www.donauphilharmonie.at). piano and the conductor’s podium. Together with his wife, the acclaimed violinist Elena www.alexei-kornienko.com Denisova, he is also active in the rediscovery of forgotten treasures of Classical-Romantic period chamber music: music from the period about 1900; their CD "Vienna 1900" (Gramola Vienna) of works by Robert Fuchs, Pavel Sin- ger and Alexander von Zemlinsky, brought them international success. Kornienko stands out as an extraordinarily dynamic interpreter of the works of Beetho- ven and Brahms, but also of the Modern, and

18 Unser Dank gehört | With best thanks to: Houghton Library (Harvard University) Österreichische Nationalbibliothek Eva Maria Quatember (ORF Wien) Elisabeth & Dr. Harald Roth, Hans Robert Thomas (Förderkreis für Kammermusik e.V. Weiden)

IMPRESSUM ® π 2016 OehmsClassics Musikproduktion GmbH · A Production of ORF, Landesstudio Kärnten (2003) © 2016 OehmsClassics Musikproduktion GmbH Executive Producer: Dieter Oehms Recording Producer: Dr. Günther Antesberger Recording Engineer: Otto Berger Digital Editing: Bernhard Engl Recorded: April, 2003, Neuer Saal des Kärntner Landeskonservatoriums, Austria Photographs: © Vogus English Translations: David Babcock (liner notes violin concerto) | respective webpages of the artists Editorial: Martin Stastnik Graphics and Layout: Torsten Hatt www.oehmsclassics.de

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