Violin Concerto in Tle Effect

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Violin Concerto in Tle Effect Max Reger (1873–1916) Violinkonzert A-Dur op. 101 Bearbeitung von Rudolf Kolisch [01] I. Allegro moderato 22:30 [02] II. Largo con gran espressione 11:38 [03] III. Allegro moderato, ma con spirito 12:50 total 47:00 Elena Denisova, Violine Gustav Mahler Ensemble Alexei Kornienko, Dirigent ls Arnold Schönbergs Wiener Ver- wurde eine von Schönberg in Zusammenarbeit ein für musikalische Privatauffüh- mit dem Violinisten Rudolf Kolisch verfasste Arung im Dezember 1921 in Folge Bearbeitung von Regers Romantischer Suite der rapide fortschreitenden Geldentwertung op. 125 aufgeführt, Dirigent war Erwin Stein. seine Tätigkeit einstellen musste, war Max Unter den im November 1921 angekündigten Reger in den drei Jahren seines aktiven Projekten fanden sich an Reger-Werken auch Bestehens (1918–1921) mit 23 Werken in 62 die Hiller-Variationen op. 100 und das Violin- Aufführungen der meistgespielte Komponist konzert op. 101. Während aber die Hiller-Varia- gewesen, deutlich vor Debussy, Schönberg tionen offenbar Projekt blieben, waren die und Bartók. Diese Prädominanz kam nicht von Überlegungen zum Violinkonzert sehr viel wei- ungefähr, war Reger doch mit vielen seiner ter gediehen – schon im September 1920 hatte Kompositionstechniken wegweisend für die Schönberg die erforderlichen Materialien für Zweite Wiener Schule. Auch in der Folgezeit die Bearbeitung vom Verlag angefordert. In blieb Reger für Schönberg äußerst wichtig – der Folgezeit entstand Kolischs Bearbeitung, im Oktober 1922 schrieb er an Alexander von ihre erste Aufführung fand offenbar im März Zemlinsky: „Reger muß meines Erachtens viel 1922 in Wien statt; das Manuskript hat sich, gebracht werden [...] weil [...] man noch nachdem es lange als verschollen galt, seit immer nicht Klarheit über ihn besitzt. (Ich üb- 1986 in Kolischs Nachlass in der Houghton rigens halte ihn für ein Genie.)“ Library der Harvard University erhalten. ine Spezialität der Vereinskonzerte n Schönbergs Nachlass hat sich ein frag- waren, wie Walter Szmolyan nach- mentarischer Entwurf zu einem Text Egewiesen hat, die Bearbeitungen Iüber das Violinkonzert erhalten, der ver- von Orchesterwerken für Kammerorchester, mutlich im Zusammenhang von Kolischs Bear- die von Schönberg selbst oder von Angehöri- beitung entstanden ist: „Regers Violinkonzert gen des Schönberg-Kreises (vielfach Kompo- wird nach meiner Überzeugung bald seinen sitionsschülern) unter Schönbergs Aufsicht Platz neben den drei großen Violinkonzerten vorgenommen wurden. Am 9. Oktober 1920 erhalten. Aus der Partitur ist das für viele wohl 3 kaum zu erkennen. Die Violinstimme ist nicht nachgedacht, es ist und bleibt ein Monster«. in dem Sinn dankbar, den die Geiger und ihr Publikum lieben: viel Mühe, wenig Effekt. Der ls Regers Violinkonzert A-Dur Effekt aber, der zu erzielen ist, erfordert noch op. 101 am 15. Oktober 1908 im unendlich viel mehr Mühe. Wie bei Beethoven ALeipziger Gewandhaus aus der und Brahms muß hier ein Figurenwerk das in Taufe gehoben wurde (Aufführungen in Köln kleinsten Noten die Grundmotive umschreibt und Basel hatten verschoben werden müssen), in diesen kleinsten Noten mit soviel Geist und mit dem Widmungsträger Henri Marteau als Geschmack belebt werden, daß die grundle- Solist und dem Gewandhausorchester unter genden Konstruktionslinien wahrnehmbar der Leitung Arthur Nikischs, erwies es sich werden. Das ist aber nicht die größte Schwie- schnell als äußerst „harte Kost“. Schon vor der rigkeit. Denn aus der Partitur ist zu erkennen, Uraufführung hatte Reger seinem Verleger ge- daß nach dem technischen Vermögen unserer genüber eingeräumt, dass ihm bei seinem Orchestermusiker die Sologeige in neun Zehn- »Riesenbaby, genannt Violinkonzert […] so teln des Werkes nicht dominierend so hervor- manches, was Ihnen beim einmaligen Hören in treten kann, wie unsere heutige Vorstellung der Probe vielleicht unklar oder gar regerisch von Klang und Deutlichkeit uns das fordern verrückt vorkommen wird — das wird Ihnen läßt. Es soll damit nicht gesagt sein, daß nicht beim zweiten Hören in der Aufführung am vielleicht später auch für diese Instrumentation Donnerstag als plötzlich absolut klar und drin- ein Aufführungsstil gefunden werden kann.“ gend logisch erscheinen! Mir tut nur die arme Kritik leid, was müssen die Herren schwitzen, och nicht nur bezüglich der Instru- solch eine Sache auf den ersten Anhieb so- mentierung wurde immer wieder gleich beurteilen zu müssen!« Dversucht, die Komposition zu ver- einfachen. Von Anfang an wurde Reger mit er Komponist Christian Sinding Kürzungsvorschlägen konfrontiert, die er aber wohnte dem Konzert bei und ablehnte. Carl Flesch gegenüber äußerte er: Dschrieb seinem Freunde Marteau: »Nein, das ist unmöglich. Ich habe viel darüber „Lieber Freund, ich kann von dem gestrigen 4 Konzert nicht loskommen und muß Dir mit ei- Kunst! Dein Christian Sinding.“ Während die nigen Worten dafür danken. Seit langem habe Presse das Werk zerriss, entwickelte sich ich kein Musikwerk gehört, welches mich in sol- gleichzeitig eine Gemeinde, die die innovativen cher Weise angeregt, um nicht zu sagen, auf- Qualitäten der Komposition unmittelbar er- geregt hat, wie das Violinkonzert von Reger. kannte. Der hohe Probenaufwand und die Ich gestehe, nicht alles so begriffen zu haben, Schwierigkeit, das Werk im vorgeschriebenen wie ich es gerne möchte, es war für mich wie Tempo zu spielen (bei Beachtung von Regers ein neues Territorium. Das verstand ich aber: Metronomangaben ähnelt es vom Umfang Hier ist viel Neues und Großes zu entdecken dem zeitgleich entstandenen Violinkonzert von und ich werde mir die redlichste Mühe geben, Edward Elgar), haben aber bis heute einer da hineinzudringen. Dein Mittel zum „sich nachhaltigen Etablierung im Konzertsaal im selbst jung erhalten“, ist probat. – Das aber was Wege gestanden. Du gestern gemacht, glaube ich verstanden zu haben. Nie war ich mehr von Deiner aristokra- ormal folgte Reger grundsätzlich tischen Kunst so ganz und gar imponiert. Mir dem tradierten, von Johannes kommt es wie ein ungeheures Mißverständnis FBrahms mit seinem D-Dur-Konzert vor, wenn von „schaffenden“ und „reproduzie- op. 77 ins späte 19. Jahrhundert getragenen renden“ Künstlern als Gegensätzen gespro- Konzept. Eine ausgedehnte Orchestereinlei- chen wird. Als ob nicht beide unumgänglich tung stellt die erste Themengruppe des ausge- notwendig wären, um das Kunstwerk zu schaf- dehnten Kopfsatzes vor (Allegro moderato), fen! Die Kunst ist meiner Ansicht nach nicht da die aus vielfältigem, kontrastreichem Motivma- als Privateigentum des Künstlers allein. Ihr terial besteht. Die Violine nimmt es mit ihrem Zweck ist, die Menschheit zu erheben. Um Einsatz auf. Auch das zweite Thema wird vom Leben zu bekommen, muß ein solches Werk, Tutti eingeführt und vom Solo bewegt weiter- wie z.B. Regers Konzert so gespielt oder viel- getragen. Die Durchführung (Takte 259–415), mehr nachgedichtet – nein das Richtige ist – in der vor allem die Gedanken des ersten The- noch einmal geschaffen werden, wie Du es ge- menkomplexes verarbeitet werden, ist relativ macht hast, Du Hoherpriester der heiligen kurz. Obschon das thematische Material 5 durchaus extensiv und bis zur Heftigkeit verar- nicht durchkommt, am Schluß des ersten Sat- beitet wird, werden lodernde Gegensätze nicht zes. Marteau erlaubte sich hier auch den ganz gegeneinander ausgespielt. Der Solopart gip- reizenden Witz, die Geige kurzweg unter den felt in einer auskomponierten Solokadenz Arm zu nehmen und seinen Part nicht zu spie- (sempre tempo rubato), an die sich eine klang- len, offenbar in der Ansicht, daß der Einzelne sinnige, schließlich fulminant gesteigerte Coda schweigen müsse, wenn ein ganzes Heer sich anschließt; hierzu schrieb Reger während der ganz laut gebärde. Auch durch diesen Satz Komposition an Karl Straube: „Die Coda ist geht ein etwas schwermütiger Zug, er schwillt ganz „verrückt“ ausgefallen […], steht schon eine Menge Male an, fängt dann gewisserma- ausgeschrieben im Manuskript!“ Insgesamt war ßen von neuem wieder an.“ sich Reger des Ernstes der Komposition sehr wohl bewusst und fürchtete, dass einige Musi- as in dreiteiliger Liedform geformte ker »vor dem Ernst der Sache ein bißchen das Largo con gran espressione in „Grausen“ bekommen«, doch war er sich sicher, DB-Dur bildet zweifellos das Zen- dass er den wesentlichen Anforderungen trum des Werkes. Reger bemerkte, der Satz im „Plastik der Themen, Plastik der Form, Plastik Dreivierteltakt enthalte „viel ,Melancholie’, hat des Ausdrucks“ gerecht werde. Herman Roth [...] ,sehr weiche’ Partien, klingt aber wirklich fasste in der Leipziger Volkszeitung zusam- schön aus [...]“ Ein breit angelegtes Gesangs- men: „Musikalisch am wertvollsten mag der thema beginnt; später stellen ihm die Holzblä- erste Satz sicherlich sein, er kam aber in der ser einen weiteren Gedanken an die Seite. Mit Aufführung am wenigsten zur Geltung, auch einem dritten Thema führt die Violine con deshalb, weil das Orchester viel zu diskret molto passione den Satz auf einen Höhepunkt. spielte und Herr Professor Nikisch, der im üb- Herman Roth schreibt in seiner Uraufführungs- rigen das Orchester herrlich klingen ließ und kritik: „Der größte Teil […] dieses Konzerts ist den Part souverän beherrschte, von der fal- Stimmungsmusik, vor allem der zweite, der schen Voraussetzung ausging, daß der Solist dem Publikum vielleicht ganz ehrlich gefallen wichtiger sei als das Orchester. Es gibt viel- hat. Vom Standpunkt der Stimmung ist gerade leicht eine einzige Stelle, bei der die Violine dieser Satz ein famoses Stück. Es ist ganz ei- 6 genartig, welch
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