Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 4193 13. Wahlperiode 11. 04. 2005

Mitteilung der Landesregierung

Bericht des Südwestrundfunks über die Finanz-, Haushalts- und Personalkostenentwicklung in den Jahren 2003 bis 2006

Schreiben des Staatsministeriums vom 6. April 2005 Nr. III/3433.90:

In der Anlage übersende ich Ihnen gemäß § 4 des Gesetzes zu dem Staatsvertrag über den Rundfunk im vereinten Deutschland und zu dem Vertrag zum europäi- schen Fernsehkulturkanal den am 22. März 2005 beim Staatsministerium einge- gangenen Bericht des SWR über die Finanz-, Haushalts- und Personalkostenent- wicklung in den Jahren 2003 bis 2006.

Ulrich Müller Minister des Staatsministeriums und für europäische Angelegenheiten

Eingegangen: 11. 04. 2005 / Ausgegeben: 20. 05. 2005 1 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 4193

Übersicht über die einschlägigen Bestimmungen für den Bericht der Landesregierung

1. Wortlaut des § 4 des Gesetzes zu dem Staatsvertrag über den Rundfunk im ver- einten Deutschland vom 19. November 1991 (GBl. S. 745, ber. 1992 S. 188) in der Fassung vom 20. Juni 2002 (GBl. S. 207):

Ȥ 4

Die Landesregierung erstattet jährlich zum 31. Dezember dem Landtag einen Bericht über die Finanz-, Haushalts- und Personalkostenentwicklung des Süd- westrundfunks und des Zweiten Deutschen Fernsehens. Neben dem laufenden Jahreshaushalt sind der geprüfte Haushalt des jeweiligen Vorjahres sowie die Plandaten für die beiden darauf folgenden Haushaltsjahre einzubeziehen. Die Berichtspflicht der Landesregierung entfällt für das Zweite Deutsche Fernsehen in den Jahren, in denen die Anstalt dem Landtag aufgrund § 5 a des Rundfunk- finanzierungsstaatsvertrages unmittelbar berichtet.«

(Bezüglich des ZDF-Berichts für das Jahr 2004 wird auf Ziffer 2 verwiesen.)

2. Wortlaut des § 5 a RFinStV i. d. F. des 6. Rundfunkänderungsstaatsvertrages:

Ȥ 5 a Information der Landesparlamente

(1) Die in der ARD zusammengeschlossenen Landesrundfunkanstalten, das ZDF und das DeutschlandRadio erstatten jeweils zeitnah nach Vorliegen des Berichts der KEF nach § 3 Abs. 5 allen Landesparlamenten einen schriftlichen Bericht zur Information über ihre wirtschaftliche und finanzielle Lage. (2) Der Bericht der in der ARD zusammengeschlossenen Landesrundfunkan- stalten erfasst die Gemeinschaftsprogramme nach § 1 des ARD-Staatsvertrages und nach § 19 des Rundfunkstaatsvertrages sowie gemeinsame Aktivitäten. Landesrechtliche Berichtspflichten der Landesrundfunkanstalten gegenüber dem jeweiligen Landesparlament bleiben unberührt. (3) Die Berichte über die wirtschaftliche und finanzielle Lage nach den Ab- sätzen 1 und 2 Satz 1 enthalten insbesondere auch eine Darstellung der Ge- schäftsfelder von Tochter- und Beteiligungsgesellschaften, einschließlich von Eckdaten dieser Gesellschaften, sofern sie publizitätspflichtig sind, sowie der strukturellen Veränderungen und Entwicklungsperspektiven von ARD, ZDF und DeutschlandRadio. Die Berichterstattung erstreckt sich jeweils auf einen Zeitraum von vier Jahren. (4) Vertreter der in der ARD zusammengeschlossenen Landesrundfunkanstal- ten, des ZDF und des DeutschlandRadios stehen jeweils dem Landesparlament für Anhörungen zu den Berichten nach Absatz 1 zur Verfügung.«

(Die nach Absatz 1 im Jahr 2004 zu erstattenden Berichte der ARD, des ZDF und des DeutschlandRadios liegen als Drucksachen 13/3141, 13/3117 und 13/3217 vor.)

3. Wortlaut des § 3 Abs. 5 und 6 RFinStV i. d. F. des 3. Rundfunkänderungsstaats- vertrages:

Ȥ 3 Aufgaben und Befugnisse der KEF

(5) Die KEF erstattet den Landesregierungen mindestens alle zwei Jahre einen Bericht. Sie leitet den Bericht den Rundfunkanstalten zur Unterrichtung zu und veröffentlicht diesen. Die Landesregierungen leiten diesen Bericht den Lan-

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desparlamenten zur Unterrichtung zu. In diesem Bericht legt die KEF unter Beachtung von Absatz 1 und § 13 Rundfunkstaatsvertrag die Finanzlage der Rundfunkanstalten dar und nimmt insbesondere zu der Frage Stellung, ob und in welcher Höhe und zu welchem Zeitpunkt eine Änderung der Rundfunkge- bühr notwendig ist, die betragsmäßig beziffert wird oder bei unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeiten aus einer Spanne bestehen kann. Sie weist zu- gleich auf die Notwendigkeit und Möglichkeit für eine Änderung des Finanzausgleichs der Rundfunkanstalten hin. Weiterhin beziffert sie prozentual und betragsmäßig die Aufteilung der Gebühren im Verhältnis von ARD und ZDF und den Betrag des DeutschlandRadios. (6) Die Vorschriften der Absätze 1 und 5 gelten nicht für Sonderberichte, die die KEF auf Anforderung der Länder zu einzelnen Teilfragen erstellt. Die Be- teiligungsrechte der Rundfunkanstalten bleiben unberührt.«

(Bezüglich der Behandlung des 14. KEF-Berichts im Landtag von Baden- Württemberg wird auf die Drucksachen 13/2836 und 13/3284 verwiesen.)

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SWR-Bericht

Bericht des SWR über die

Finanz-, Haushalts- und Personalkostenentwicklung

in den Jahren 2003 bis 2006

Gesetz zu dem Staatsvertrag über den Rundfunk im vereinten Deutschland und zu dem Vertrag zum Europäischen Fernsehkulturkanal vom 19. November 1991 (Gbl. S. 745) in der Fassung vom 20. Juni 2002

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Inhaltsverzeichnis

Seite Rundfunkpolitische Erklärung SWR setzt Reformkurs unter schwierigeren Bedingungen fort 6

1. Vorbemerkung 8

2. Die wirtschaftliche Lage des Südwestrundfunks in den Jahren 2003–2006 8

2.1 Die Entwicklung der Erträge und Aufwendungen sowie des Betriebsergebnisses 2003–2006 8 2.2 Tabellarische Sicht der Haushaltsentwicklung 2003–2006 12 2.3 Finanzplan des Südwestrundfunks 2003–2006 14

3. Landessender Baden-Württemberg 15

3.1 SWR1 Baden-Württemberg – Fortsetzung einer Erfolgsstory 15 3.2 SWR4 Baden-Württemberg – dicht an den Menschen 16

4. Landessender Rheinland-Pfalz 16

4.1 SWR1 Rheinland-Pfalz – Erfolg mit geschärftem Profil 16 4.2 SWR4 Rheinland-Pfalz – daheim zwischen Rhein und Mosel 18

5. Hörfunkdirektion 20

5.1 SWR1 Gemeinschaftsprogramm – Erfolg mit geschärftem Profil 20 5.2 cont.ra – das SWR-Wortradio 20 5.3 Chefredaktion 21 5.4 SWR2 – Kultur entdecken 22 5.5 SWR3 – Deutschlands Radio Nummer 1 24 5.6 DASDING – das Jugendradio multimedial und werbefrei 25

6. Unser Drittes – zwei Jahre Programmoptimierung 26

6.1 Mantelprogramm 26 6.2 Regionalprogramm für Baden-Württemberg 27 6.3 Regionalprogramm für Rheinland-Pfalz 28

7. Online 30

7.1 ARD-Onlinekoordination und ARD.de 30 7.2 SWR.de 31

8. Olympische Spiele in Athen – eine Nachlese der erfolgreichen ARD-Federführung durch den SWR 33

8.1 Fernsehen 33 8.2 Hörfunk 36

9. Personalaufwendungen 37

9.1 Planstellenentwicklung 37 9.2 Personalkostenentwicklung 38 9.3 Altersversorgung 38

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SWR setzt Reformkurs unter schwierigeren Bedingungen fort

Die Zeit der friedlichen Koexistenz von öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Anbietern – eine Koexistenz, wie sie für die ersten 15 Jahre dieses Nebeneinan- ders kennzeichnend war – ist endgültig vorbei. Privatrechtliche Anbieter ver- suchen massiv auf landes-, bundes- und europapolitischer Ebene die Stellung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als eines Fundaments der Medienordnung zu er- schüttern. Sein Finanzrahmen soll eingeengt, ganze Programmfelder sollen ihm entzogen werden. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat in dieser Situation zu vermitteln, dass dabei nicht nur vielgehörte und vielgesehene programmliche An- gebote auf dem Spiel stehen, sondern ein wichtiges Element der Demokratiebil- dung und ein zentraler Ort der pluralen Meinungsäußerung bedroht sind.

Zu niedrige Gebührenanpassung Der öffentlich-rechtliche Rundfunk finanziert sich zu einem ganz überwiegenden Teil – mehr als 90 % – aus den Radio- und Fernsehgebühren seiner Hörer und Zu- schauer. Eine Anpassung dieser Gebühr, die nach vier Jahren zum 1. Januar 2005 wieder anstand, gestaltet sich in der Debatte dramatisch und im Ergebnis gerade- zu fatal, wenn man an die programmlichen Auswirkungen für Hörer und Zu- schauer denkt. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Kom- mission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) im April 2003 einen Mehrbedarf für die kommende Gebührenperiode (vier Jahre) von 2,01 € beantragt. Die Kom- mission empfahl allerdings im Januar 2004, nur 1,09 € mehr zu geben, was einer Kürzung von fast 50 % entspricht. Die Ministerpräsidenten der Länder haben diese Empfehlung der KEF noch ein- mal weit unterschritten. Bei ihrer Konferenz am 7./8. Oktober 2004 einigten sie sich auf eine Anhebung um 88 Cent pro Monat, die unsere Teuerungsrate bei wei- tem nicht ausgleicht. Die Landtage aller Bundesländer müssen diesem Vorschlag noch zustimmen. Hinzu kommt, dass die Gebührenanpassung nicht zum 1. Ja- nuar, sondern zum 1. April 2005 vollzogen werden soll. Dabei fällt diese Anhebung nicht einmal ausgewogen zwischen den beiden Pfei- lern des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems, ARD und ZDF, aus. Konkret wird das ZDF anteilmäßig bei der Gebührenanpassung bessergestellt. So werden der ARD erzielte Überschüsse vom zukünftigen Finanzbedarf abgezogen, während das ZDF Mittel zum Ausgleich von in der Vergangenheit entstandenen Defiziten erhielt. Die ARD wird für den wirtschaftlichen und sparsamen Umgang mit den Gebühreneinnahmen bestraft. Alle ARD-Landesrundfunkanstalten gehen demnach mit einem deutlich ver- schärften Sparkurs und Einschnitten in allen Bereichen in die Gebührenperiode 2005 bis 2008. Vor diesem Hintergrund hat der SWR umfangreiche Einschnitte in der Haushaltsplanung 2005 als auch in der mittelfristigen Finanzplanung berück- sichtigt. Insgesamt ergibt sich ein notwendiges Gesamteinsparvolumen von rund 150 Millionen € über die gesamte Gebührenperiode (ca. 40 Mio. € jährlich). Hier- von sind sämtliche Bereiche des Hauses betroffen, angefangen von der Verwal- tung über die Produktionsbetriebe bis hin ins Programm. Darüber hinaus kommen alle gemeinschaftlich finanzierten Einrichtungen bzw. Programme der ARD auf den Prüfstand.

Verzichts- und Umbauprozesse Bestehende Strukturen und Entwicklungsmöglichkeiten des SWR werden durch diesen enormen Spardruck nachhaltig und spürbar beeinflusst. Unter diesen sehr schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen muss der bereits eingeschlagene Reformkurs fortgesetzt werden. Neben kurzfristigen Maßnahmen werden zukünf- tig weitere strukturelle und programminhaltliche Verzichts- und Umbauprozesse notwendig sein. Es gilt, die Zukunftsfähigkeit des SWR im Interesse seiner Zu- schauer, Hörer, aber auch seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die nächs- ten Jahre zu sichern.

SWR-Programme beliebter denn je Seit über sechs Jahren produziert der Südwestrundfunk Hörfunk- und Fernsehpro- gramme sowie ein Online-Angebot für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

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Die moderne, klare Profilierung der Programme über diese Zeit hinweg trägt Früchte: Das Südwest Fernsehen befindet sich, was die Zuschauerzahlen angeht, in einem stetigen Aufwärtstrend. Auch beim Hörfunk brachte die Media-Analyse 2005/I erfreuliche Ergebnisse, denn national hören 7,15 Millionen Hörer täglich die SWR-Radioprogramme. Zugleich bleibt SWR3 das meistgehörte Radiopro- gramm Deutschlands (3,25 Millionen Hörer, weitester Hörerkreis über 9,56 Mil- lionen Menschen). SWR1 Baden-Württemberg hat bundesweit die Millionen- Grenze überschritten (1,19 Millionen Hörer). SWR4 Baden-Württemberg bleibt mit 1,69 Millionen Menschen das meistgehörte Landesprogramm. SWR1 Rhein- land-Pfalz hat mit 13,6 Prozent die beste Quote seit es das Programm gibt und er- reicht 680.000 Hörer. SWR4 Rheinland-Pfalz zählt laut MA 2005/I 910.000 Hö- rer. SWR2 zählt mit 250.000 Hörern zu den meistgehörten Kulturprogrammen in Deutschland. DASDING hält sich konstant: 170.000 Jugendliche hören das wer- befreie Angebot mit der Zielgruppe der 16- bis 24-Jährigen täglich.

Wichtiger Arbeitgeber für die Länder Nicht nur als Programmanbieter, auch als Arbeitgeber nimmt der SWR für die Region eine wichtige Funktion wahr. Der SWR ist in Baden-Württemberg das wichtigste Medienunternehmen, in Rheinland-Pfalz ist er – sieht man einmal vom ZDF ab – der wichtigste Programmanbieter für das Land. Tausende von Men- schen haben entweder als Festangestellte oder als freie Mitarbeiter eine meist hochqualifizierte Beschäftigung beim SWR. Das Unternehmen hat zwar die Zahl der Planstellen kontinuierlich seit dem Zusammenschluss von SDR und SWF auf insgesamt 3.650 heruntergefahren, doch schmälert das nicht seine Bedeutung für die Länder. Weiter schafft der SWR eine Beschäftigungsmöglichkeit für zahl- reiche freie Produzenten und technische Dienstleister, mit denen eng zusammen- gearbeitet wird. Der SWR gibt der Filmwirtschaft in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz maßgebliche Impulse. Nicht zuletzt bei der Kulturförderung engagiert sich das Unternehmen stark. Kul- tur ist und bleibt ein Lebenselixier unserer Gesellschaft. Kultur benötigt unser En- gagement – auch und gerade in Zeiten allgemeiner Finanznot. Die Gefahr eines kulturellen Kahlschlags mit irreparablen Folgen wäre wesentlich größer, gäbe es die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nicht. Dabei bezieht sich unser Bildungsauftrag auf die Gesellschaft als Ganzes, nicht nur auf bestimmte Zielgruppen, und ist primär ein Programmauftrag, aber darüber hinaus auch ein programmbegleitender und programmbezogener Kulturauftrag, den er nach Maßgabe seiner Kräfte erfüllt. Dazu gehört auch eine wichtige Mäze- natenfunktion, besonders dort, wo andere nur noch auf Quote und Profit schielen. Aus der Politik heraus wird diese Funktion übrigens auch immer wieder eingefor- dert, während zugleich kritisch hinterfragt wird, ob wir dafür wirklich das Geld der Gebührenzahler ausgeben müssen und dürfen. Dieser Widerspruch wirkt bis- weilen fast zynisch, frei nach dem Motto: „Leistungen verlangen, Mittel verwei- gern“.

SWR bleibt Mäzen der Kultur Eines jedenfalls ist auch klar: Angesichts des in den nächsten Jahren zu erwar- tenden weiteren Kaufkraftverlustes der öffentlich-rechtlichen Sender, von dem die zurückliegende Gebührendebatte nur einen Vorgeschmack gibt, und auf- grund der damit weiterhin schwierigen Haushaltsentwicklung des SWR kommt das Haus um langfristig angelegte Einschnitte und Kürzungen auch bei seinen kulturellen Aktivitäten leider nicht herum. Unser strategisches Ziel lautet gleichwohl: Zukunftssicherung des kulturellen Engagements auf einem schma- leren, aber langfristig tragfähigen Fundament. Gleichwohl bleibt der Süd- westrundfunk der größte Kulturveranstalter und größte Kulturmäzen in seinem Sendegebiet – eine Verantwortung, der wir weiterhin nach besten Kräften ge- recht werden wollen.

Immer schlankere Struktur Was die Struktur des Rundfunks im Südwesten angeht, sind auch im Jahr 2004 weitere Schritte hin zur „Verschlankung“ gemacht worden. Effizienz und Wirt- schaftlichkeit wurden und werden permanent gesteigert. Der SWR ist strukturell weiter in der Optimierung, er arbeitet intensiv und erfolgreich an der Lösung der

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Aufgaben und auch Probleme, die vor dem Zusammenschluss von Süddeutschem Rundfunk und Südwestfunk zu einem „Reformstau“ geführt hatten. Der SWR gehört heute zu den modernsten Radio- und Fernsehanbietern in der Bundesrepublik Deutschland.

1. Vorbemerkungen

Nach Artikel 1 § 4 des „Gesetzes zu dem Staatsvertrag über den Rundfunk im ver- einten Deutschland und zu dem Vertrag zum Europäischen Fernsehkulturkanal“ vom 19. November1991 in der Fassung vom 20. Juni 2002 berichtet die baden- württembergische Landesregierung dem Landtag jährlich über die Finanz-, Haus- halts- und Personalkostenentwicklung des SWR und des ZDF. Die Berichterstat- tung sollte in den Jahren, in denen die ARD, das DLR und das ZDF dem Landtag nicht aufgrund von § 5 a RFinStV i. d. F. des 6. Rundfunkänderungsstaatsvertrags unmittelbar berichten, in der so genannten Kurzform erfolgen. Der Bericht der ARD nach § 5 a RFinStV wurde dem Landtag Baden-Württemberg im April 2004 vorgelegt. Aus diesem Grund erfolgt die Berichterstattung in der so genannten Langfassung. Wie in der Vergangenheit wird über den zuletzt geprüften Haushalt (2003), die Plandaten des gerade beendeten Haushaltsjahrs (2004) sowie der beiden folgen- den Jahre (2005, 2006) berichtet.

2. Die wirtschaftliche Lage des Südwestrundfunks in den Jahren 2003–2006

2.1 Die Entwicklung der Erträge und Aufwendungen sowie des Betriebsergebnis- ses 2003–2006

Vorbemerkungen Betrachtet wird der Zeitraum 2003 bis 2006: Für das abgeschlossene Geschäfts- jahr 2003 werden die sich aus dem geprüften Jahresabschluss ergebenden und für die Jahre 2004 und 2005 die Zahlen der verabschiedeten Haushaltspläne darge- stellt und erläutert. Für das Jahr 2006 wird die Mittelfristige Finanzplanung des SWR herangezogen.

Erläuterungen zu den Erträgen Fundament der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Bundes- republik Deutschland sind die Rundfunkgebühren. Für die Jahre 2003 und 2004 findet die im Fünften Rundfunkänderungsstaatsvertrag festgelegte Gesamtgebühr von 16,15 € bei der Ertragsermittlung Anwendung. Mit dem Achten Rundfunkän- derungsstaatsvertrag wird die Grundgebühr zum 1. April 2005 um 0,20 € auf 5,52 € und die Fernsehgebühr um 0,68 € auf 11,51 € erhöht. Die Gesamtgebühr beläuft sich auf 17,03 €. Die Gebührenerhöhung entspricht damit 0,88 €, wobei 0,07 € als Ausgleich für die Verschiebung der Gebührenerhöhung kalkuliert sind. Auf dieser Grundlage wurden die Gebührenerträge für die Jahre 2005 und 2006 ermittelt. Aufgrund der Regelungen in den Landesmediengesetzen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz stehen dem SWR Rückflüsse aus Gebührenmitteln der Landesme- dienanstalten zu. Sie werden zur anteiligen Finanzierung der Film- und Medienge- sellschaft Baden-Württemberg und zur Förderung kultureller Veranstaltungen, wie z. B. der Schwetzinger Festspiele, der Donaueschinger Musiktage und des Mann- heimer Filmfestes verwendet. Sowohl der Anteil der Landesmedienanstalten an den Gebührenerträgen als auch der Rückfluss von den Landesmedienanstalten an den SWR sind abhängig von der Gebührenhöhe und steigen entsprechend im Be- trachtungszeitraum mit der Gesamtgebührenhöhe. Die veranschlagten Werte für die Veränderungen des Programmbestandes für die Jahre 2004–2006 betreffen die SWR-Anteile an dem von der Degeto beschafften gemeinschaftlichen Filmvermögen der ARD. Veränderungen des SWR-eigenen Programmbestandes werden nicht geplant und schlagen sich deshalb nur im Ist- Wert des Jahres 2003 nieder, wodurch es regelmäßig zu Abweichungen zwischen den geplanten und tatsächlichen Ansätzen kommt. Der relativ moderate Ansatz in den Jahren 2005 und 2006 ist auf die restriktive Planungsvorgabe für die Degeto

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zurückzuführen. Nach der zurückhaltenden Gebührenempfehlung durch die KEF begann der SWR damit, schmerzhafte Einsparungen auf den Weg zu bringen. Der Vorschlag der Ministerpräsidentenkonferenz machte noch tiefere Einschnitte in die Planungen des SWR notwendig. Die sonstigen betrieblichen Erträge unterliegen im Berichtszeitraum starken Schwankungen durch Sondereinflüsse. So ist der vergleichsweise hohe Wert des Jahres 2003 zum einen auf außerplanmäßige Erträge aus Koproduktionen und Ko- finanzierungen zurückzuführen, denen Aufwendungen in diversen Titeln gegen- überstehen. Zum anderen konnten Rückstellungen für Lizenzgebühren für Ho- heitsaufgaben gemäß TKG (Telekommunikationsgesetz) ertragswirksam aufge- löst werden. Grund hierfür ist die 2004 rückwirkend zum 1. Januar 2003 geänder- te TKG-Verordnung. Nach dieser neuen Verordnung liegen die TKG-Beiträge er- heblich unter den ursprünglich geplanten Beiträgen. Die Rückstellungsbildung im Jahr 2003 wurde aber nach der bis dato gültigen Tabelle berechnet. Weiterhin än- dern sich die Kostenerstattungen des Tochterunternehmens Südwest-Werbung GmbH aufgrund unternehmenspolitischer und programmlicher Entscheidungen. Im Jahr 2004 wurde die -Berichterstattung von der ARD übernommen. Die mit der Ausstrahlung der Bundesliga im Vorabendprogramm verbundenen Kosten werden seither von der Südwest-Werbung GmbH getragen – demzufolge reduzieren sich die geplanten Kostenerstattungen an den SWR im Vergleich zu 2003. Ab dem Wirtschaftsplan 2005 wird nach dem ARD-üblichen Verfahren die Beschaffung des Vorabendprogramms generell direkt von der Südwest-Werbung GmbH vorgenommen. Hieraus ergibt sich eine weitere Reduzierung der Kosten- erstattungen. In den Erträgen aus Gewinnabführungsverträgen sind die Beteiligungsergebnisse der verbundenen Unternehmen enthalten. Wesentlicher Bestandteil ist der steuer- liche Gewinn der Werbetochter. Dieser entspricht nach der geltenden gesetzlichen Regelung 16 % der Umsatzerlöse aus dem Werbegeschäft. Durch die Berichter- stattung zur Fußballbundesliga sind Umsatzzuwächse zu verzeichnen, weshalb sich die Ansätze ab dem Jahr 2005 erhöhen. Bei Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens, sonstigen Zin- sen und ähnlichen Erträgen ist ein kontinuierlicher Anstieg zu verzeichnen. Aus der Harmonisierung der Altersversorgung innerhalb der ARD-Anstalten und dem von der KEF genehmigten Gebührenanteil resultiert die Erhöhung des Anlage- volumens und damit eine Erhöhung der Erträge. Dem entgegen stehen die gerin- geren Ertragserwartungen aufgrund der Situation an den Kapitalmärkten und der andauernden Niedrigzinsphase.

Tabelle 1: Gesamterträge 2003–2006

Jahr Erträge Veränderung in Mio. € gegenüber dem Vorjahr 2003 Ist 1.078 + 2,47 % 2004 Plan 1.076 – 0,19 % 2005 Plan 1.078 + 0,19 % 2006 Plan 1.097 + 1,76 %

Erläuterungen zu den Aufwendungen Bei den Personalaufwendungen konnten im Wirtschaftsplan 2005 im Vergleich zum Vorjahr ca. 2,1 % eingespart werden. Grund hierfür ist der Stellenabbau von 66,5 Planstellen für den Haushalt 2005 und die bereits 2004 begonnene moderate Tarifpolitik, die ab dem 1. Januar 2004 eine Tariferhöhung von 1,7 % und ab dem 1. Januar 2005 eine Tariferhöhung von 1 % vorsah. Für das Jahr 2006 wird mit einer tariflichen Steigerungsrate von 1,5 %, in Anlehnung an das Volumen des Tarifabschlusses im öffentlichen Dienst, gerechnet. Weiterhin wurde mit dem Haushaltsplan 2005 eine noch engere Verzahnung bei der Steuerung der festen und freien Mitarbeiter beschlossen. Ausdruck dieses Be- schlusses ist insbesondere ein Umbauprozess, der eine Besetzung frei werdender Planstellen mit bisher freien Mitarbeitern vorsieht. Folgen dieses Umbauprozes-

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ses sind die Minimierung der arbeitsrechtlichen Risiken und die Reduzierung der Ausgaben. In den Umbauprozess einbezogen werden voraussichtlich jeweils 50 Planstellen in den Jahren 2005 und 2006. Bei einer durchschnittlichen Wertig- keit von 50 T€ pro Planstelle wird eine Einsparsumme von 2,5 Mio. € im Jahr 2005 und von 5,0 Mio. € im Jahr 2006 erreicht. Bei den sozialen Abgaben verrin- gert sich der Planansatz im Jahr 2005 ebenfalls aufgrund der unter den Personal- aufwendungen erwähnten Maßnahmen. Der überwiegende Teil der Programmaufwendungen ist in den Urheber-, Leis- tungs- und Herstellvergütungen enthalten. Diese werden durch den Planstellenab- bau im Berichtszeitraum erheblich beeinflusst. Den relativ hohen Ist-Werten des Jahres 2003 stehen Deckungszusagen aus dem Personaletat gegenüber. Ein weite- rer Teil fällt im Bereich der Programmgemeinschaftsaufgaben, Koproduktionen und produktionsbezogenen Fremdleistungen an. Durch unterschiedliche Schwerpunkte in den Produktionsaktivitäten kommt es in- nerhalb der Aufwendungen für Programmgemeinschaftsaufgaben, Koproduktio- nen und produktionsbezogene Fremdleistungen zu erheblichen Verschiebungen zwischen den einzelnen Jahre. In den Jahren 2004 und 2006 ist der hohe Planwert auch auf die Aufwendungen für den Sportrechteerwerb und die Produktionskos- ten für Sportgroßveranstaltungen zurückzuführen. Aufwandsmindernd wirkt sich die bereits oben erwähnte Verlagerung des Vorabendprogramms zur Werbetoch- ter ab dem Jahr 2005 aus. Auch bei den Aufwendungen für Bild-, Ton- und sonstiges Verbrauchsmaterial kommt es zu kleineren Schwankungen. Ab dem Jahr 2005 erhöht sich der Ge- samtansatz aufgrund der Anhebung der Wertgrenze für geringwertige Wirt- schaftsgüter. Bis zu einem Betrag von 250 € werden die Güter zukünftig nicht mehr aktiviert, sondern zum überwiegenden Teil als Verbrauchsmaterial behan- delt. Der Erhöhung des Aufwandes steht in gleicher Höhe eine Reduzierung im Investitionshaushalt entgegen. Ursache für die Verringerung der Planwerte bei den Aufwendungen für die tech- nischen Leistungen der Rundfunkversorgung ab dem Jahr 2005 ist im Wesent- lichen die geänderte Buchungspraxis bei den Satellitenkosten/Kabeleinspeisung für 3-sat. Ab dem Abschluss 2003 werden die Anteile der anderen am Programm beteiligten ARD-Anstalten aufwandsmindernd gebucht. Dieses konnte im Plan 2004 nicht mehr berücksichtigt werden. Notwendig wurde diese Änderung, um bei ARD-übergreifenden Auswertungen die Satellitenkosten und die Kabelein- speisungskosten korrekt ausweisen zu können. Die Absenkung des Ansatzes für Abschreibungen geht hauptsächlich auf drei Faktoren zurück. Erstens auf die reduzierten Aktivierungsmöglichkeiten aufgrund der aktuellen Auslegung der handels- und steuerrechtlichen Vorschriften. Zwei- tens auf die oben bereits erwähnte Anhebung der Wertgrenze für geringwertige Wirtschaftsgüter und drittens auf die Weiternutzung einiger bereits abgeschriebe- ner technischer Anlagen. Die ARD-einheitliche Planung der Aufwendungen für die GEZ bildet im Wesentlichen die Grundlage für die Veranschlagung der Kos- ten des Gebühreneinzugs. Daneben sind in dieser Position die Kosten für den an- staltseigenen Gebühreneinzug enthalten. Die betrieblichen Aufwendungen des Jahres 2003 sind vor allem auf die Ergeb- nisse der aktuellen Betriebsprüfung zurückzuführen. Zudem ist ein Teil der be- trieblichen Aufwendungen durch die Steueraufwendungen begründet. Diese Ent- wicklung führt zu einer Anhebung des Ansatzes für Steuern ab dem Jahr 2005. Darüber hinaus wirkt sich die oben erwähnte aktuelle Auslegung der handels- und steuerrechtlichen Vorschriften und die damit verbundenen reduzierten Aktivie- rungsmöglichkeiten bei den Bauunterhaltsmaßnahmen direkt auf die Unterhalts- kosten aus. Dementgegen steht die bereits genannte Reduzierung der Abschrei- bungen. Weiterhin ist ab dem Jahr 2005 mit höheren Energiekosten zu rechnen, da langfristige Verträge mit den Energieversorgern im Jahr 2005 neu verhandelt werden müssen. Die Zuwendungen zum Finanzausgleich und zur Strukturhilfe beruhen auf ver- traglichen Vereinbarungen.

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Tabelle 2: Gesamtaufwendungen 2003–2006

Jahr Aufwand Veränderungen in Mio. € gegenüber dem Vorjahr 2003 Ist 1.083 + 3,93 % 2004 Plan 1.093 + 0,92 % 2005 Plan 1.039 – 4,94 % 2006 Plan 1.080 + 3,95 %

Erläuterungen zum Betriebsergebnis

Tabelle 3: Betriebsergebnis 2003–2006

Jahr Betrag 2003 Ist Fehlbetrag – 5,31 Mio. € 2004 Plan Fehlbetrag – 17,37 Mio. € 2005 Plan Überschuss + 38,91 Mio. € 2006 Plan Überschuss + 17,20 Mio. €

Die Entwicklung des Betriebsergebnisses hängt maßgeblich von der jeweiligen Höhe und dem Gültigkeitszeitraum der Rundfunkgebühr ab. Üblicherweise wer- den in den ersten beiden Jahren einer vierjährigen Gebührenperiode Überschüsse erwirtschaftet, die in der zweiten Hälfte der Gebührenperiode durch Fehlbeträge aufgezehrt werden. Die Jahre 2003 und 2004 markieren die zweite Hälfte der letz- ten Gebührenperiode und weisen somit planmäßig einen Fehlbetrag aus. Ab dem Jahr 2005 wird die bereits dargestellte Gebührenanpassung herangezogen – auch hier entspricht das positive Ergebnis dem üblichen Verlauf des Vierjahreszyklus.

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2.2 Tabellarische Sicht der Haushaltsentwicklung 2003–2006

2003 2004 2005 2006 Ertrags- und Ist Haushalts- Haushalts- Mittelfristige Aufwandsplan plan plan Finanzplanung

--- alle Beträge in Mio. € --- I. E r t r ä g e

1. Erträge aus Gebühren a) Hörfunkgebühren (Grundgebühr) 423,68 427,16 445,28 452,49

b) Fernsehgebühren (SWR-Anteil) 460,51 470,25 481,86 486,66

c) Rückflüsse von Lan- desmedienanstalten 9,31 9,56 9,94 10,09

Erträge aus Gebühren 893,50 906,97 937,08 949,24

2. Erhöhung (+) oder Ver- minderung (-) des Bestandes an fertigen und unfertigen Pro- duktionen –0,68 4,64 0,60 1,01

3. Sonstige betriebliche Erträge 131,52 112,21 93,45 100,87

(davon Ausgleich Deckungs- lücke Altersversorgung) [2,31] [2,31] [2,31] [2,31]

4. Erträge aus Gewinn- abführungsverträgen und Beteiligungen vor Abzug von Anstaltssteuern 9,71 8,44 9,73 11,00

5. Erträge aus anderen Wert- papieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens, sonstige Zinsen und ähn- liche Erträge 43,90 43,40 36,80 35,34

6. Außerordentliche Erträge – – – –

Summe Erträge 1.077,95 1.075,66 1.077,66 1.097,46

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2003 2004 2005 2006 Ist Haushalts- Haushalts- Mittelfristige plan plan Finanzplanung

--- alle Beträge in Mio. € ---

II. A u f w e n d u n g e n

1. Personalaufwendungen 199,63 209,78 205,36 206,23

2. Soziale Abgaben, Aufwen- dungen für Unterstützung und Altersversorgung 152,90 150,85 141,05 156,41

3. Urheber-, Leistungs- und Herstellervergütungen 218,35 203,48 202,48 204,47

4. Anteil an Programmgemein- schaftsaufgaben und Ko- produktionen, produktions- bezogene Fremdleistungen 158,02 190,94 161,02 182,30

5. Bild-, Ton- und sonstiges Verbrauchsmaterial 12,61 13,72 14,89 14,93

6. Leistungen für die Rundfunkversorgung 58,19 68,07 59,02 61,16

7. Abschreibungen 57,31 61,80 53,00 47,50

8. Aufwendungen für den Gebühreneinzug 29,35 30,78 30,13 30,88

9. Übrige betriebliche Aufwendungen 186,28 154,11 160,50 165,32

10. Zuwendungen zum Finanzausgleich/Strukturhilfe 10,62 9,50 11,30 11,06

Summe Aufwendungen 1.083,26 1.093,03 1.038,75 1.080,26

III. Ergebnis der Ertrags- und Aufwandsplanung

(+ =Überschuss / – =Fehlbetrag) –5,31 –17,37 +38,91 +17,20

13 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 4193

2.3 Finanzplan des Südwestrundfunks 2003–2006

2003 2004 2005 2006 Finanzplan Ist Haushalts- Haushalts- Mittelfristige plan plan Finanzplanung

--- alle Beträge in Mio. € ---

I. Mittelaufbringung (Einnahmen)

1. Übernahme Überschuss aus dem Ertrags- und Aufwandsplan – – 38,91 17,20

2. Mittel aus Abschreibungen 57,31 61,80 53,00 47,50

3. Mittel aus Rückstellungen für Alters- und Hinterbliebenen- versorung (Zuführung) 21,45 30,18 23,48 39,88

4. sonstige Wertpapiere des Anlagevermögens 0,00 0,00 0,00 0,00

5. Mittel aus Sonstigem 0,73 1,92 1,95 4,15

Summe Mittelaufbringung 79,49 93,90 117,34 108,73

II. Mittelverwendung (Ausgaben)

1. Übernahme Fehlbetrag aus dem Ertrags- und Aufwandsplan 5,31 17,37 – –

2. Investitionen 43,35 52,16 50,70 49,48

3. Erhöhung Sondervermögen Altersversorgung 63,05 49,23 46,39 63,12

5. Sonstiges 2,97 6,34 0,60 4,57

Summe Mittelverwendung 114,68 125,10 97,69 117,17

III. Ergebnis (+ =Überschuss / – =Fehlbetrag) –35,19 –31,20 +19,65 –8,44

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3. Landessender Baden-Württemberg

3.1 SWR1 Baden-Württemberg – Fortsetzung einer Erfolgsstory

„Immer fundiert informiert. SWR1“ ist der aktuelle Slogan des Landesprogramms SWR1 Baden-Württemberg im Herbst 2004. Er ist die zentrale Aussage in der öf- fentlichen Werbung und steht im Programm für eine der drei Stärken des erfolg- reichen Radioprogramms SWR1 Baden-Württemberg: die aktuelle, schnelle und ausführliche Information über alle Themenbereiche des öffentlichen Lebens in Baden-Württemberg und darüber hinaus. SWR1 Baden-Württemberg ist das Pro- gramm für die mittleren Jahrgänge und aus der Medienlandschaft Baden-Würt- tembergs nicht mehr wegzudenken. Die Erfolgsgeschichte der ersten Jahre hat sich auch im Jahr 2004 fortgesetzt. Täglich schalten 1,19 Millionen Menschen (MA 2005/I) ihr Lieblingsprogramm SWR1 Baden-Württemberg ein – eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vor- jahr. Wenige Jahre nach der Gründung von SWR1 Baden-Württemberg zeigt sich, dass das Konzept eines profilierten Landesprogramms aus und für Baden-Würt- temberg mit einem singulären Musikformat sowie einer absoluten Verlässlichkeit bei der aktuellen Information in Baden-Württemberg eine Marktlücke entdeckt und erfolgreich geschlossen hat. Mittlerweile wird dieses Format auch von ande- ren öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland und der Schweiz kopiert. Der Erfolg von SWR1 Baden-Württemberg beweist auch, dass nur ein öffentlich- rechtliches Programm in der Lage ist, mit diesem Aufwand seiner Informations- pflicht nachzukommen und trotzdem am Markt erfolgreich zu sein. Zur Aufgabe der Vermittlung von Inhalten gehört auch die Verpflichtung, möglichst viele Menschen zu erreichen. SWR1 Baden-Württemberg ist dies gelungen. Zahlreiche, für Baden-Württemberg wichtige Ereignisse hat SWR1 Baden-Würt- temberg intensiv mit Berichterstattungen begleitet. Mehr als drei Monate berich- tete SWR1 Baden-Württemberg über die Erweiterung der Europäischen Union nach Osten hin mit Beiträgen über die neuen Mitgliedstaaten sowie die Chancen beziehungsweise Probleme, die mit der Erweiterung verbunden sind. Dies gipfelte in der SWR-weiten Programmaktionswoche im April „Das neue Europa“. Mehrere Rücktritte von Landesministern, der angekündigte Rückzug von Minis- terpräsident Erwin Teufel einschließlich des Wettbewerbs um seine Nachfolge zwischen Kultusministerin Schavan und CDU-Fraktionschef Oettinger bestimm- ten die landespolitische Berichterstattung. Europa- und Kommunalwahlen, die Wahl des Bundespräsidenten, des Stuttgarter Oberbürgermeisters sowie die US- Präsidentschaftswahlen boten Gelegenheit, „immer fundiert informiert“ die Hörer mit Informationen zum politischen Geschehen zu versorgen. Die Priorität der ak- tuellen Information führte häufig dazu, dass SWR1 Baden-Württemberg das eigentliche Format eines Begleitprogramms verlassen hat, um flexibel und schnell über jegliches Geschehen zu informieren. Der deutsche Katholikentag in Ulm bot SWR1 Baden-Württemberg Gelegenheit, mit der Berichterstattung über eine pro- minente Großveranstaltung im Land Flagge zu zeigen. Der SWR insgesamt und besonders auch SWR1 Baden-Württemberg hat in einer Intensität über den Ka- tholikentag berichtet, wie es bei privatrechtlichen elektronischen Medien nicht einmal im Ansatz geschieht. SWR1 Baden-Württemberg war auch 2004 wieder bei zahlreichen inhaltlichen und musikalisch geprägten Veranstaltungen vor Ort für die Hörerinnen und Hörer Baden-Württembergs präsent. KA-XL, eine Festivalwoche gemeinsam mit der Stadt und Karlsruher Kulturveranstaltern, hat im Januar den SWR1-Hörern die kulturelle Vielfalt und Leistungsfähigkeit der badischen Metropole gezeigt. Das traditionelle Gipfelradio zu Beginn des Jahres auf dem Feldberg erfreut sich bei Menschen vor Ort und im Programm großer Beliebtheit, ebenso das Fasnetsradio aus Bad Waldsee im Allgäu. In den Pfingstferien hat SWR1 Baden-Württemberg seinen Hörern eine Woche aus Überlingen den Bodensee näher gebracht, in den Sommerferien den Europapark im südbadischen Rust. Die erfolgreiche und sehr gut besuchte Veranstaltungsreihe um regionale Küchenspezialitäten „Pfännle on Tour“ war in Eppelheim (Rhein-Neckar-Kreis), Schramberg, Welzheim (Rems- Murr-Kreis) und Ravensburg zu Gast. Über 50.000 Menschen haben an vier Sonntagen vor Ort teilgenommen. Darüber hinaus wurden alle SWR1 Baden- Württemberg Hörerinnen und Hörer über die jeweilige Region informiert.

15 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 4193

Ein weiterer Höhepunkt der Aktionen: der so genannte Schwarzwaldtag am 1. August. Zusammen mit SWR4 und dem Südwestfernsehen sowie dem Nord- schwarzwald-Tourismus war an diesem Sonntag die Schwarzwaldhochstraße auf gut 20 Kilometern für den Autoverkehr gesperrt. Es gab drei Bühnen im Abstand von mehreren Kilometern mit musikalischem und inhaltlichem Programm. „Eins gehört gehört. SWR1“ ist der erfolgreichste Kampagnenslogan eines Radio- programms in Baden-Württemberg. Und jeden Tag beweisen die steigenden Ein- schaltzahlen der so genannten mittleren Jahrgänge, dass SWR1 Baden-Württem- berg mit einem inhaltlich intelligenten Qualitätsangebot gekoppelt mit dem ein- maligen Musikformat der „größten Hits aller Zeiten“ ein notwendiges und erfolg- reiches Angebot ist.

3.2 SWR4 Baden-Württemberg – dicht an den Menschen

Findige Radioreporter, heimatkundige Redakteure und regional verwurzelte Mode- ratoren bieten in acht Regionalprogrammen Informationen und Unterhaltung aus und für die Regionen. Lokalpolitik, Kreispolitik, Regionalpolitik und auch landes- politische Facetten sind genauso feste Bestandteile der SWR-Regionalprogramme wie das kulturelle Geschehen und die liebenswerte alltägliche Geschichte aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Die SWR4 Regionalprogramme spiegeln die direkte Erlebniswelt in den Regionen wider; hier wird Heimat hörbar gemacht. Darin ist der SWR einzigartig in Baden-Württemberg. Kein kommerzieller An- bieter ist so nah bei den Hörern – aus jedem der Studios wird nicht nur regional berichtet, die Reporter beliefern auch die zentralen Programme in Stuttgart oder Baden-Baden. Der SWR steht für Qualität. Alles was regional im Radio zu hören ist, ist leicht nachprüfbar. In den Regionalprogrammen ist der Inhalt gefragt, nicht das „gedrechselte Hochdeutsch“. Auch beim Reporter und Moderator ist der landsmannschaftliche Akzent nicht verpönt – dosiert gehört er zum Programm. Die Regionalprogramme in SWR4 Baden-Württemberg bilden die Verwurzelung des öffentlich rechtlichen Rundfunks mit dem Land und seinen Menschen. Die SWR4 Regionalprogramme sind aber mehr als Radio; sie bieten auch Diskus- sionsforen für vor Ort strittige Themen, liefern hierfür erklärende Zusammenhän- ge und sorgen für einen fairen gegenseitigen Umgang. Die SWR4 Regionalpro- gramme sind darüber hinaus auch fester Bestandteil des gesellschaftlichen Le- bens, nicht zuletzt auch durch öffentliche Veranstaltungen in den Städten und Ge- meinden. Alle Regionalprogramme gehören zu SWR4 Baden-Württemberg, das wie ein Mantel Radio Südbaden, Bodensee Radio, Schwaben Radio, Radio Tübingen, Ba- den Radio, Franken Radio, Kurpfalz Radio und Radio Stuttgart umfasst und des- halb auch „Mantelprogramm“ heißt. Das Mantelprogramm bietet die Informationen aus Baden-Württemberg, greift exemplarische Vorgänge aus den Regionen auf, damit sie im ganzen Land in den Magazinen und Nachrichten hörbar und bekannt werden. Werktäglich gibt es eine monothematische Hintergrundsendung „Thema des Tages“. SWR4 Baden-Würt- temberg bietet Kultsendungen wie „Wolfgang Walker“ und eine Sendung unter dem Motto „Hörer helfen Hörern“ an. Daneben ergänzen feste Sendungen wie „Kultur in Baden-Württemberg“ und andere thematische Sendungen das breite Angebot. Darin finden sich auch ausgeprägte Musikstrecken mit der klaren musikalischen Festlegung auf vorwiegend deutschsprachig melodiöse Musik wieder. Die Festle- gung wird ergänzt durch Programmstrecken, in denen auch das reiche Musikleben in Baden-Württemberg mit sehr guten Laienorchestern und Laienchören seinen Niederschlag findet.

4. Landessender Rheinland-Pfalz

4.1 SWR1 Rheinland-Pfalz – Erfolg mit geschärftem Profil

Es war eine konzeptionelle Entscheidung von Intendant und Mainzer Landessen- derdirektor, auf den Chefposten einer erfolgreichen, musikgeprägten Welle wie

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SWR1 Rheinland-Pfalz, mit Harald Weiß einen renommierten politischen Journa- listen und ehemaligen Berliner Studioleiter und Auslandskorrespondenten zu set- zen. Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass unter den drei Säulen von SWR1 sowohl das sehr erfolgreiche Musikformat der „größten Hits aller Zeiten“ als auch die so- lide und glaubwürdige regionale Verankerung in Rheinland-Pfalz ausgesprochen stabil sind. Neben diesen für den Erfolg existentiellen Säulen der Regionalität und der Musikakzeptanz als Haupteinschaltimpuls sind bei der dritten Säule „Informa- tion und Aktualität“ noch Feinjustierungen möglich.

Kernaussagen der Programmstrategie von Harald Weiß sind: 1. Die Welle ist derzeit mit einer Quote von 13,6 % am rheinland-pfälzischen Ra- diomarkt so gut platziert wie nie zuvor seit der Fusion – sie liegt in Musikaus- wahl und Gesamtstimmung für die nächsten zwei bis drei Jahre richtig. Haupt- aufgabe wird es jetzt sein, so leicht und freundlich zu bleiben, wie das Pro- gramm derzeit klingt, und dabei ständig zu überprüfen, wie diese sympathische Leichtigkeit inhaltlich noch stärker aufgeladen werden kann – und zwar aus- drücklich auch mit journalistischen Themen. 2. Für die Berichterstattung von SWR1 ist der Aktualitätscharakter des Pro- gramms wichtig. Dabei folgt die Einschätzung den Kriterien journalistischer „Wichtigkeit“, die es erforderlich machen, auch komplexe Inhalte auf leicht verständliche Art zu vermitteln. Es müssen Tag für Tag die beiden Fragen be- antwortet werden: Was ist – auch in einem modernen Fließprogramm – der journalistische Kern der redaktionellen Arbeit? Und was ist neben dem für den Erfolg wichtigen Gesprächswert der relevante Nachrichtenwert eines Themas, der auf interessante Weise zu vermitteln ist? 3. Die Aktuell-Sendungen um 12 und 17 Uhr heben sich mittlerweile noch deut- licher ab vom Umfeld der mehr unterhaltenden Programmflächen, die ihrerseits den Servicecharakter der Welle besonders pflegen: Mit dieser Differenzierung soll die Information in den klassischen Ressorts von Politik und Wirtschaft ge- stärkt werden. Auch in der morgendlichen Prime time wird bei SWR1 Rhein- land-Pfalz der behutsame Weg fortgesetzt, mehr Journalistisches anzubieten. Um den meist politisch orientierten Themenschwerpunkt des so genannten „Ta- gesthemas“ noch deutlicher zu positionieren, hat dieser Schwerpunkt bei SWR1 Rheinland-Pfalz seit Juli 2004 einen festen Sendeplatz täglich um 17.40 Uhr. Damit wird sichergestellt, dass gewisse Informationsschwerpunkte auch in der Fließwelle wieder auffindbar sind. 4. Neben den bisher prägenden Plakat-Kampagnen zur Musikkompetenz von SWR1 Rheinland-Pfalz wurde im Herbst 2004 die Informationsbewerbung in den Vordergrund gestellt. Parallel dazu wurde auch im Programm on air ab Juli 2004 der neue selbstbewusst werbende Claim eingesetzt „Immer fundiert infor- miert“. Das ist ein Versprechen an die Hörerschaft und zugleich eine interne Botschaft an die Redaktionen von SWR1 Rheinland-Pfalz. 5. Das Programm-Controlling wurde noch stärker als bisher von der welleninter- nen Hierarchie übernommen. Der Programmchef und seine beiden Abteilungs- leiter sorgen, ergänzt um die notwendige externe Beratung, für Qualitätssiche- rung durch klar formulierte eigene Maßstäbe und eindeutige journalistische Prinzipien. 6. SWR1 Rheinland-Pfalz hat mit Blick auf die Sparanstrengungen im Jahr 2005 mit 8,7 % seines Etats einen sehr hohen Anteil der Sparanstrengungen am Stand- ort Mainz geschultert und das, obgleich das Programm mit lediglich 89 Mitarbei- tern realisiert wird. Oberste Priorität hatte dabei die Qualität des Programms. Deshalb wurde mehr noch als bei den Programmelementen bei den öffentlichen Veranstaltungen eingespart.

Fazit: SWR1 Rheinland-Pfalz stellt höchste Ansprüche an eine schnelle und um- fassende Hintergrundinformation über aktuelle Ereignisse aus Politik und Gesell- schaft, Wirtschaft und Wissenschaft, Medizin und Sport. Interessante und rele- vante Themen werden in Serien, Tagesaktionen und Programmschwerpunkten herausgestellt. Dabei greift SWR1 mit seinem Informationsangebot auf das welt- weite ARD-Korrespondentennetz, das SWR-Hauptstadtstudio in Berlin, die Re-

17 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 4193

gionalstudios in Rheinland-Pfalz und die Fachredaktionen des SWR zurück. Stän- dig verfeinert wird überdies das Serviceangebot. Die Journalisten von SWR1 Rheinland-Pfalz sollen Navigatoren in der Nachrichtenflut sein und zugleich sym- pathische Begleiter durch ein Leben, das für viele Menschen immer unüberschau- barer geworden ist.

4.2 SWR4 Rheinland-Pfalz – daheim zwischen Rhein und Mosel

SWR4 ist durch seinen zentralen Programmauftrag auf besondere Art regional verortet. Umgesetzt wird dieser Auftrag in den werktäglichen Sendungen und Nachrichtenstrecken der Studios (Mainz, Kaiserslautern, Ludwigshafen, Trier und Koblenz) und im Flächenprogramm. Dabei arbeiten die Büros in Landau, Idar- Oberstein, Betzdorf und Bad Neuenahr den Studios und der Welle zu. Die Welle SWR4 befindet sich im Optimierungsverfahren – Ziel ist die Verbesse- rung der Arbeitsorganisation und Produktqualität sowie ein größtmögliches Maß an Übereinstimmung mit dem Schwesterprogramm in Baden-Württemberg. In Rheinland-Pfalz resultieren daraus flache Hierarchien und schlanke Planungs- strukturen. Gemeinsam mit Baden-Württemberg wurde im Berichtsjahr in diesem Prozess das Klangbild der Welle weiterentwickelt und das Musikformat aufeinan- der abgestimmt. Im Sinne der Harmonisierung der beiden 4. Programme wurde auch der Gemeinschaftsanteil mit SWR4 Baden-Württemberg am Sonntag von vier auf acht Stunden verdoppelt. Gleichzeitig wurde am Sonntag der Anteil regionaler Berichterstattung in Rhein- land-Pfalz erheblich ausgeweitet. Die Sendung „Lieder, Leute, Landschaften“ wurde auf zwei Stunden verdoppelt, ebenso die Sendung „Heimatmusikanten“ mit den musikalischen Erzeugnissen des Landes – der Musik von Chören und Blasorchestern. Die sonntägliche Landes-Kultursendung „Radiogalerie“ blieb im gewohnten Zweistunden-Format erhalten. In der gesamten Programmfläche von SWR4 Rheinland-Pfalz gibt es jetzt keine von journalistischen Beiträgen freien Sendestrecken mehr. Das Programm trägt nun den Hörererwartungen nach Nähe und Heimatgefühl auch am Wochenende konsequent Rechnung. Die Programminhalte der Werktage sind als Konsequenz aus den vor drei Jahren begonnenen Optimierungsmaßnahmen bei SWR4 Rheinland-Pfalz kontinuierlich erheblich aktueller und regionaler geworden. Landesthemen als Berichterstat- tungsgegenstand sind jetzt neben der größeren Dichte regionaler Beiträge wieder deutlich wahrnehmbarer Programmbestandteil. SWR4 Rheinland-Pfalz versucht dabei, Raum für eigenrecherchierte Themen zu schaffen und dadurch journalis- tisches Profil zu gewinnen. Gelungen ist das im Berichtszeitraum mit der umfas- senden Berichterstattung über das Weltkulturerbe Mittelrhein und Exklusiv- Beiträgen über die landesrelevanten Umzugsüberlegungen des Bundeskriminal- amtes. Die Mittelrheinthematik wurde über einen längeren Zeitraum in allen Pro- grammflächen aus unterschiedlichen Perspektiven ausgeleuchtet. Ziel der Welle bleibt es, das Aktualitätsprofil landesbezogen weiter zu schärfen. Im Zuge der Be- richterstattung über die Kommunal- und Europawahlen am 13. Juni 2004 wurden etwa für die Studios zusätzliche aufgeschaltete Sendeflächen geschaffen, um die Kommunalwahl regional differenziert und adäquat abbilden zu können. Besonders deutlich wird die regionale Verortung von SWR4 Rheinland-Pfalz zwischen Rhein und Mosel bei einem Blick auf die rund 100 SWR4-Veranstal- tungen und 35 Programmaktionen und Themenschwerpunkte der Welle im Jahr 2004. Sie sind, wie die damit zusammenhängenden mehr als 400 Künstlerengage- ments pro Jahr, eine stolze Bilanz regionaler Verankerung und Präsenz des Pro- gramms im Land. Das vielfältige Angebot on- und off-air reicht von der Radiofastnacht über ein Osterrätsel mit mehr als 20.000 Anrufern allein am ersten Tag über Aktionen des SWR4-Kochklubs, aus denen ein Kochbuch entstand, bis hin zu Gesundheitsaktio- nen unter dem Label „Fühl dich wohl“. SWR4 war Hauptmedienpartner der Stadt Pirmasens bei der 6. Grill-Weltmeisterschaft. Die Welle schickte ein eigenes Team ins Rennen und belegte den 15. Platz. Herausragende Akzeptanz fand der SWR4- Hörertag mit mehr als 10.000 Anrufen, als Wellenleitung, Moderatoren und Re- dakteure den Hörern on-air Rede und Antwort standen und dabei in Zusammen- arbeit mit der Abteilung Rundfunkgebühren um Gebührenakzeptanz warben.

18 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 4193

Gewollt ist die Intensivierung der strategischen Kooperation mit dem Südwest- fernsehen, „unserem Dritten“. Sie wurde beispielhaft umgesetzt in der SWR4- Programmaktion „Rheinland-Pfalz macht mit“. Bei dieser Aktion geht es darum, im Land Projekte zu realisieren, die Gemeinden, Vereine oder Verbände aus eige- ner Kraft nicht bewältigen könnten, für SWR4 eine Gemeinsinn-Aktion im besten Sinne. In diesem Jahr wurden innerhalb von drei Wochen drei Projekte realisiert: der 250 Quadratmeter große Betonhof des Kindergartens Zellertal wurde zu einem Spielplatz umgebaut, das Gemeindehaus in Laudert im Hunsrück wurde re- noviert, und der historische Kreuzweg und die alte Dorfkapelle in Mesenich bei Trier wurden restauriert. Im Vorfeld wurden die Projekte durch die Fernsehkolle- gen vorgestellt. Die Umgestaltung des Kindergartens im Zellertal wurde eine Woche lang im Fernsehprogramm begleitet. Bei allen Aktionen kamen zahlreiche Materialspenden von vielen Firmen aus dem regionalen Aktionsumfeld. Die ört- liche Bevölkerung war aktiv eingebunden, SWR4 vor Ort und im Programm mit Berichterstattung präsent. Die Vernetzung der Berichterstattung zwischen Hör- funk und Fernsehen sorgte für verstärkte öffentliche Wahrnehmung. Die Projekte zogen und ziehen Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung an. Bewährt ist die SWR4-Fernsehkooperation beim Wanderspaß. Die Wander- und Erlebniswoche in der Südpfalz Ende August/Anfang September 2004 erzielte Teilnehmerrekorde. Neu war die Verzahnung von Hörfunk- und Fernsehberichterstattung im Vorfeld und bei der Wahl der deutschen Weinkönigin. SWR4 Rheinland-Pfalz kooperierte hier mit der Fernsehredaktion Rat&Tat. Es entstand eine gemeinsam konzipierte und mediengerecht umgesetzte Weinwoche. Die thematisch aufeinander abge- stimmte Berichterstattung transportierte in beiden Medien während einer Woche alle Themen um den Weinbau und die Weinbaupolitik. Beispielsweise wurden in Zusammenarbeit mit den fünf Studios im ganzen Land Sensorik-Seminare mit Weinproben veranstaltet, die Welle organisierte ein Weinlesefest, eine Mosel- schifffahrt für weininteressierte Hörer/-innen und eine Diskussionsrunde im Foy- er des Landessenders über die Kunst, Wein zu machen. Schon heute steht fest, dass dieses Projekt im kommenden Jahr neu aufgelegt werden soll. Die Welle zeichnet sich auch durch das Engagement auf der Landesgartenschau in Trier aus. Bereits im Vorfeld entstanden über das Studio Trier mehr als 100 Beiträ- ge und Nachrichten zu diesem Ereignis. Im Programm wurden entsprechende Beiträge mit einem eigenen Jingle kenntlich gemacht. Zur serviceorientierten und ereignisbegleitenden Berichterstattung gehörte nicht nur die beliebte Musiksen- dung „Wir bei Euch“, sondern auch eine wöchentliche Live-Sendung von „Heute um Zwölf“, von 12 Uhr bis 13 Uhr, eingebettet in ein Off-Air-Programm zwischen 11 und 16 Uhr. In diesem Rahmen präsentierte SWR4 exklusiv sämtliche Städte und Verbandsgemeinden der Region Trier mit den jeweiligen kulturellen und tou- ristischen Highlights. Die Städte und Gemeinden nahmen diese Darstellung auf der Landesgartenschau sehr ernst und kamen teilweise mit großen Delegationen. Als programmlicher Mehrwert ergaben sich eine Vielzahl von persönlichen Kontakten und neue Programmanregungen. SWR4 hat einen zunehmenden Publikumserfolg im Land. Herausragend war die Beteiligung am SWR4 Wandertag in Weilerbach bei Kaiserslautern im Frühjahr, an der 7.000 Wanderer teilgenommen haben. Alle Veranstaltungen der SWR4 Sommeraktion „Schöne Ferien“ waren ausgebucht, zum Sommerfest in Bad Ems kamen 15.000 Besucher/-innen. Die Teilnehmerrekorde bei allen Außenveranstal- tungen unterstreichen den Stellenwert, den SWR4 Rheinland-Pfalz inzwischen bei seinen Hörerinnen und Hörern hat. Dank der erfolgreichen Kooperation zwi- schen Programm und dem Hörfunkmarketing ist die Außenwahrnehmung der Welle erheblich verbessert. Alle Außenveranstaltungen werden selbstverständlich im Programm abgebildet. Die Medienforschung bestätigt bei der Ermittlung der Einschaltquoten für SWR4 Rheinland-Pfalz die Zielgruppenakzeptanz für ein qualitativ hochwertiges, regio- nal verwurzeltes Programm, dem es durch den Optimierungsprozess gelungen ist, in den letzten Jahren eine Quotenverbesserung von 10,4 auf 21,3 % in der Kate- gorie Hörer gestern zu erreichen. Dabei wurde erkennbar die traditionelle SWR4- Stammhörerschaft gehalten und gleichzeitig ehemalige RPR2-Hörer an SWR4 Rheinland-Pfalz gebunden. Für SWR4 Rheinland-Pfalz beginnt nun die Konsoli- dierungsphase. Es gilt, die Qualität einzelner Beiträge zu verbessern und das gute

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Potenzial der Mitarbeiter/-innen in Zentrale und Studios zu optimieren. Das ge- schieht durch Schulungsmaßnahmen beispielsweise im Bereich der regionalen Nachrichtengebung und regelmäßiges Moderatorentraining. Teambildungssemi- nare, Schulungsprogramme für Programmplaner und Autoren. Hier geht es unter anderem um einheitliche Planungs- und Bewertungskriterien in Zentrale und Stu- dios und um die Eröffnung neuer, kreativer Zugänge zu Themen. Weitere Perspektiven: Unter Beibehaltung der Sendestraßen werden im Jahr 2005 die Studios Ludwigshafen und Mannheim miteinander verzahnt, gleichzeitig wer- den journalistische Erfassungslücken in Rheinland-Pfalz durch drei neue Büros (Worms, Traben-Trarbach und Gerolstein) geschlossen.

5. Hörfunkdirektion

5.1 SWR1 Gemeinschaftsprogramm – Erfolg mit geschärftem Profil

In 2004 hat SWR1 seine Alleinstellung als informationsorientiertes Pop-Oldie- Programm auf dem Radiomarkt im Südwesten weiter deutlich ausbauen können. Die Hörerzuwächse in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz konnten durch eine konsequente und kontinuierliche Qualitätssicherung erreicht werden. Hauptaufgabe war es dabei, die breit angelegte, fundierte Hintergrundberichter- stattung zu politischen wie gesellschaftspolitischen Themen weiter zu stärken und journalistisch kompetent fortzuführen. Besonders erfreulich ist, dass die Hinter- grundberichterstattung am Abend ab 19.30 Uhr von den Hörern sehr geschätzt wird: Das SWR1-Abendprogramm konnte seinen Marktanteil – wie auch die Ta- gesprogramme – deutlich steigern. Mit Jahresbeginn 2004 wurde „SWR1 Kopfhörer“ auf alle Werktage ausgedehnt (22.30 Uhr bis 24 Uhr). Damit wurde das Hintergrundprofil des Gemeinschafts- programms auch auf den musikalischen Bereich erweitert. „SWR1 Kopfhörer“ widmet sich als musikjournalistische Sendung ausführlich auch den Rändern der Musikfarbe von SWR1. Das Samstagabend Quiz „SWR1 Wochenspiel“ wurde Anfang 2004 durch die Sendung „SWR1 Weitwinkel“ ersetzt, in der die Korres- pondenten des SWR und der ARD aus aller Welt über Hintergründe und eigene Erlebnisse aus einem Land, einer Region oder einer Stadt in ihrem jeweiligen Be- richtsgebiet sprechen. Weiter profiliert wurde auch „SWR1 Die Nacht“ von 0.05 Uhr bis 5 Uhr: Die Zahl informativer Inhalte wurde erhöht. Als erweiterte aktuelle Informationssen- dung wurde „SWR1 Die Nacht“ während der Wahl des amerikanischen Präsi- denten und in den Wochen des SWR-Themenschwerpunktes „USA-Deutsch- land: Notizen einer Partnerschaft“ präsentiert. Hier zeigten sich – wie auch beim Erdbeben im Dezember und anderen aktuellen Anlässen – die Vorzüge eines 24- Stunden-Programms. Das gesamte SWR1 Abendprogramm beteiligte sich mit mehreren Ausgaben der Sendungen „Thema heute“, „Der Abend“, „Radio- report“ und „Kopfhörer“ am SWR Themenschwerpunkt „Das neue Europa“. Zwei große Sportereignisse konzentrierten sich aufgrund der jeweiligen Zeitplä- ne auf den Abend: die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Som- merspiele 2004 in Athen. Über die Spiele in Athen berichtete das Gemein- schaftsprogramm täglich von 18 Uhr bis 24 Uhr im „SWR1 Olympiaradio“ (siehe auch Kapitel 8).

5.2 cont.ra – das SWR-Wortradio

SWR cont.ra sendet seit Anfang 2003 täglich bis 23 Uhr. Damit konnte der Anteil der übernommenen Sendungen aus den anderen SWR Hörfunkprogrammen wei- ter ausgebaut werden (beispielsweise SWR2 Forum, SWR1 Thema heute, SWR2 Kultur aktuell, SWR2 Eckpunkt, SWR2 Wissen). Das klare Profil eines Wortpro- gramms mit Informationsanteilen, aber auch mit längeren Wortsendungen, wurde konsequent weiterentwickelt. Durch die Sendezeitverlängerung wurde die in- zwischen bei cont.ra-Hörern sehr beliebte Übernahme der ARD-Tagesschau um 20 Uhr möglich. Verstärkt wurden auch die Übernahmen von Sendungen des Südwest Fernsehens in cont.ra wie „Menschen der Woche“ oder „Quergefragt“. Seit 1. Januar 2004 übernimmt cont.ra Montag bis Freitag von 23 Uhr bis 6 Uhr

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und am Wochenende von 23 Uhr bis 8 Uhr das Informationsprogramm des Mit- teldeutschen Rundfunks (MDR-Info). cont.ra nutzte weiter die journalistische Kompetenz und die Ressourcen der SWR-Journalisten. Beiträge und Sendungen, die in anderen Programmen bereits ausgestrahlt worden sind, werden zu einer anderen Tageszeit in einem reinen Wortprogramm nochmals wiederholt. Attraktive und journalistisch hochwertige Sendungen werden so kostengünstig den Hörerinnen und Hörern ein zweites Mal angeboten. Besonders zu erwähnen sind dabei die Sendungen der Hörfunk- Fachredaktionen SWR International, Wirtschaft und Soziales, Umwelt und Ernährung, Recht und Rechtspolitik sowie Religion, Kirche und Gesellschaft. Vorhandene Beiträge werden von den Fachleuten für cont.ra inhaltlich nochmals gebündelt. Die Sendezeiten der Fachredaktionen wurden zum 1. Januar 2004 nochmals verlängert. Beispielsweise sendet die Fachredaktion SWR International zweimal werktäglich ein interkulturelles Magazin für Migranten und Einheimi- sche in deutscher Sprache. Als Dokumentationskanal übertrug cont.ra live wichtige Bundestags-Sitzungen aus Berlin sowie Landtagssitzungen aus Stuttgart und Mainz. cont.ra sendete zu den verschiedenen Landtagswahlen mehrstündige Sondersendungen und berichtete breit über die Kommunalwahl in Baden-Württemberg. Als sportlicher Ereigniska- nal sendete cont.ra alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft sowie die Halbfi- nalspiele und das Finale der Euro 2004 in Vollreportage. Während der Olympi- schen Spiele in Athen bot cont.ra täglich eine Vielzahl von Sondersendungen an. Seit 1. Januar 2004 übernimmt SR2, das Kulturprogramm des Saarländischen Rundfunks, von Montag bis Samstag die „Internationalen Pressestimmen“ des SWR sowie einmal pro Woche „SWR1 Leute“ in der cont.ra Fassung ohne Mu- sik. Weitere gemeinsame Projekte mit SR2: cont.ra sendete am 4. Juli 2004 die historische Reportage des legendären Fußball-Weltmeisterschaftsspiels Deutsch- land gegen Ungarn von Bern 1954 in voller Länge und übernahm im Juni 2004 die Live-Sondersendung „en directe“ zum D-Day live aus der Normandie – eine Gemeinschaftsproduktion von SR2 und Radio France International.

5.3 Chefredaktion

Zwei große multimediale Programmprojekte wurden in der Chefredaktion für den SWR koordinierend betreut: Der Themenschwerpunkt „Deutschland-USA, No- tizen einer Partnerschaft“ setzte sich eine umfassende Bestandsaufnahme des Ver- hältnisses zwischen den beiden Nationen zum Ziel. Dabei wurde die gesamte Bandbreite von Aspekten beleuchtet, von den zwischenstaatlichen Beziehungen über wirtschaftliche sowie kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede bis hin zu den vielen menschlichen Berührungspunkten zwischen Deutschen und Ameri- kanern. Ergänzt wurde das Programmprojekt durch einen Internetauftritt, der teil- weise auch zweisprachig über amerikanische Internet-Portale verlinkt war. Anlässlich der EU-Osterweiterung und der Wahlen zum Europäischen Parlament wurde in Hörfunk und Fernsehen der Themenschwerpunkt „Das neue Europa“ ge- boten. Mit insgesamt rund 550 Beiträgen stellte der SWR seine Informationskom- petenz erneut und mit beachtlicher öffentlicher Resonanz unter Beweis. Mit der ARD-weiten Koordinierung der programmlichen Planungen zur Europawahl kam in diesem Zusammenhang dem vom SWR federführend betreuten ARD-Korres- pondentenplatz Straßburg eine besondere Rolle zu.

Zentrale Information Eine besondere Herausforderung stellte zum Jahreswechsel 2003/2004 das ver- heerende Erdbeben in der iranischen Stand Bam dar. Da der Iran unter SWR-Fe- derführung zum Berichtsgebiet des ARD-Korrespondentenplatzes Istanbul ge- hört, mussten binnen kürzester Zeit Reporter in das Katastrophengebiet entsandt werden. Die von der ZI in Baden-Baden koordinierte Berichterstattung fand ARD-weit Lob und Anerkennung. Von herausragendem programmlichem Inte- resse war zudem die amerikanische Präsidentschaftswahl. Neben einer großen Zahl von Berichten über den Wahlkampf und den Wahltag in den von der Zentra- len Information belieferten aktuellen Sendungen wurde zum ersten Mal eine „lan- ge US-Wahlnacht“ in SWR2 gestaltet.

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Studios Berlin und Bonn Mit der Einführung eines Frühdienstes im Hauptstadtstudio Berlin wurde die poli- tische Berichterstattung in den SWR-Programmen vor allem in der Prime time nachhaltig gestärkt. Bereits am frühen Morgen werden zwischen den Programm- planern und den Berliner Korrespondenten Absprachen mit dem Ziel getroffen, komplexe bundespolitische Themen hörernah ins Programm zu bringen. Eines der journalistischen „Highlights“ war die Berichterstattung zur Wahl des neuen Bun- despräsidenten am 23. Mai. Zum 30. September wurde das Gemeinschaftsstudio des SWR in Bonn – in früheren Jahren eines der publizistischen Zentren bundes- politischer Berichterstattung – geschlossen. Mit einem Korrespondenten vor Ort berichtet der SWR aber weiterhin über das Geschehen in der ehemaligen Bundes- hauptstadt.

Die Fachredaktionen Eine nicht alltägliche Herausforderung stellte für das Ressort Religion, Kirche und Gesellschaft die Berichterstattung vom 95. Deutschen Katholikentag in Ulm dar. Der SWR berichtete von diesem Großereignis nicht nur in seinen eigenen Hörfunk- und Fernsehprogrammen, sondern war zugleich auch federführend ver- antwortlich für die ARD-Berichterstattung. Ein besonderes Augenmerk galt dem Katholikentag als erstem kirchlichen Großtreffen nach dem spektakulären Öku- menischen Kirchentag in Berlin im Jahre 2003. Herausragende Resonanz fand eine Porträt-Reihe zum 20. Juli. Porträtiert wurden Männer und Frauen, die nicht nur direkt, sondern auch im weiteren Sinne im Wi- derstand gegen Hitler standen. Das Internet wurde dabei gezielt als Begleitme- dium eingesetzt. Ein ehrgeiziges Gemeinschaftsprojekt hat die Redaktion Wirtschaft und Soziales zusammen mit der SWR-Online-Redaktion in die Tat umgesetzt: Auf der Inter- net-Seite von SWR1 steht die erste Datenbank für Urteile aus dem Bereich Ar- beitsrecht zur Verfügung. Regelmäßig berichtet die Redaktion über interessante Urteile der Arbeitsgerichte. Herausragende Dauerthemen, mit denen sich die Fachredaktion kontinuierlich beschäftigt, sind die Lage auf dem Arbeitsmarkt und „Hartz IV“. Bereits im Herbst begannen die Vorbereitungen für die im Frühjahr 2005 geplante Schwerpunktwoche „Standort Deutschland“, welche von der Wirt- schaftsredaktion für den gesamten SWR federführend betreut wird. Die Redaktionen Umwelt und Ernährung beobachtet eine immer größer werdende Nachfrage nach populären Wellness- und Gesundheitsthemen. Neben zahlreichen Einzelbeiträgen für alle Programme realisierte sie auch eine Reihe von mehrteili- gen Schwerpunkten. Noch stärker als in früheren Jahren nutzte die bimedial orga- nisierte Redaktion die Vorteile gemeinsamer Themenplanung für Hörfunk und Fernsehen. Die Redaktion Recht und Rechtspolitik reportiert und kommentiert aus Karlsruhe, der „Residenz des Rechts“, für alle Hörfunkprogramme der ARD. Herausragende Themen waren die Einstellung des NPD-Verbotsverfahrens und das Kopftuch-Ur- teil, aber auch die brisante Frage, wie in Zeiten terroristischer Bedrohung rechts- staatliche Grundsätze im Strafrecht Geltung behalten. Zum 1. Januar 2003 ergaben sich bei SWR International grundlegende Verände- rungen. Nach dem Ende des gemeinschaftlichen muttersprachlichen Programm- angebots der ARD startete die interkulturelle Fachredaktion des SWR mit täg- lichen Sendungen in deutscher Sprache. Parallel dazu wurde zum 1. Januar 2004 ein Internetangebot in mehreren Sprachen entwickelt, das in seiner Art ein No- vum ist. Die Seiten bieten Nachrichten, Termine und Adressen für die größten Zuwanderungsgruppen im Südwesten Deutschlands.

5.4 SWR2 – Kultur entdecken

SWR2 beinhaltet Themen, die neugierige und kulturinteressierte Hörer begeis- tern: politische Informationen und Debatten, Kulturberichterstattung und Alltags- reportagen, Hörspiel und Literatur, vor allem aber viel Musik – die klassische und die neue, die außereuropäische und den Jazz. 2004 war auch für SWR2 ein Jahr mit vielen Programm-Höhepunkten. Über den Jahreswechsel 2003/2004 wurde

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der große Afrika-Schwerpunkt gesendet, in dem mehr als 140 Sendungen lang über den afrikanischen Kontinent, seine aktuelle politische Bedeutung und seine kulturelle Vielfalt berichtet wurde. Das Begleitbuch zu diesem Schwerpunkt wur- de von der Bundeszentrale für politische Bildung in einer Auflage von 20.000 Ex- emplaren gedruckt. Die Osterweiterung Europas war Anlass für die Wissensredaktion, in der „SWR2 Aula“ die neuen Mitgliedsländer umfassend und ausführlich vorzustellen. Im Mai startete die RadioAkademie 2004 „Leibhaftig – Der Körper und sein Geist“ mit einer 12-teiligen Reihe, die auch im Internet ausführlich begleitet worden ist. Mit dem Transatlantischen Briefwechsel online und on-air wurde ein Dialog über den Atlantik hinweg geführt. Das SWR2 Internetprojekt gab Einblick in den deut- schen und amerikanischen Alltag. Ziel war es, Verbindendes und Trennendes gleichermaßen begreifbar zu machen und zugleich Klischees zu überwinden. Ebenfalls im Mai startete eine gemeinsame Reihe der Landeskulturredaktionen Stuttgart und Mainz zu „Bühnengrößen“. Bis Ende Juni gab es an den Samstag- abenden Porträts über Bühnengrößen aus dem Sendegebiet, wie Otto Falcken- berg, Amelie Niermeyer, Udo Samel oder Martin Schläpfer. Auch der 60. Jahrestag des Attentats vom 20. Juli 1944 wurde in SWR2 unter verschiedenen Aspekten beleuchtet. Im Feature wurde dazu aufgefordert, die Er- innerung nicht nur auf die Männer des 20. Juli zu beschränken, sondern auf alle auszudehnen, die Widerstand geleistet hatten. Der Samstagabend aus Baden- Württemberg befasste sich unter dem Titel „Von Verräter-Zöglingen zu Helden- Kindern“ mit der politischen Debatte zum Stellenwert des Attentats. Im Pro- gramm von Rheinland-Pfalz schilderten Zeitzeugen ihre Erlebnisse. Von Juli bis September lud SWR2 seine Hörer zum Festlichen Radiosommer ein: Sieben Wochen lang konnten Musikliebhaber die Höhepunkte der wichtigen eu- ropäischen Festivals erleben von Wagners „Parsifal“ aus Bayreuth, Mozarts „Cosi van Tutte“ aus Salzburg, Berlioz „La Damnation de Faust“ von der Ruhr- Triennale. Der absolute Höhepunkt war ein zwölfstündiger Zyklus mit allen 32 Beethoven-Sonaten, die bei den Schwetzinger Festspielen 2004 aufgezeichnet worden sind. Insgesamt gab es rund 70 Konzertmitschnitte zu hören. Im Oktober fanden mit großer Resonanz die Donaueschinger Musiktage zum The- ma „Ferne – Nähe: Räumliche Konzepte gegenwärtiger Musik“ statt. 20 Komposi- tionen von Künstlern aus 8 Nationen wurden uraufgeführt. Am 3. Oktober startete die auf 26 Folgen angelegte Reihe „Vladimir Horowitz – Der Seiltanz eines Vir- tuosen“. Diese Reihe galt einem der größten Pianisten des 20. Jahrhunderts, der bereits zu seinen Lebzeiten eine Legende war. Die Kompetenz der Redaktion zur schnellen Reaktion auf aktuelle Ereignisse zeigte sich in der Berichterstattung über die Verleihung des Literatur-Nobelpreises an Elfriede Jelinek. Mit einer Sonder- ausgabe der aktuellen Kultursendung, Live-Schalten zur Buchmesse, der Wieder- holung des Hörspiels „Die Klavierspielerin“ und einem Interview in der Sendung „Zeitgenossen“ war SWR2 dabei. Eine besondere Programmaktivität war auch die Lange Nacht zur amerikanischen Wahl am 2. November. Mit einem Experten im Studio, mit Live-Schalten in die USA und viel Hintergrundberichterstattung brach- te SWR2 seinen Hörern dieses wichtige politische Ereignis nahe. Im Oktober 2004 wurde der SWR2Radioclub ein Jahr alt. Inzwischen zählt er ca. 3.500 Mitglieder – mit steigender Tendenz. Äußerst beliebt sind die zahlreichen Vor-Ort-Veranstaltungen, wie z. B. bei den Nibelungen-Festspielen in Worms, bei der Japan-Ausstellung in Mannheim oder zur Eröffnung des Burda-Museums in Baden-Baden. Ein besonderer Höhepunkt war das Kinderfest in Pforzheim mit dem Hörspiel „Pinocchio“ auf der Bühne, begleitet vom Rundfunkorchester Kai- serslautern. Und nach dem erfolgreichen Mörike-Schwerpunkt im September wur- de am 19. Dezember in Mannheim ein dreiwöchiges SWR2-Extra: Friedrich Schiller gestartet, das sich über den Jahreswechsel 2004/2005 in mehr als 75 Sen- dungen intensiv mit dem großen deutschen Autor befasste. Eine große Auszeichnung für SWR2 waren auch in 2004 die zahlreichen renom- mierten Preise mit denen Autorinnen und Autoren des Programms für ihre heraus- ragenden Beiträge und Sendungen prämiert worden sind. Sie alle haben durch ihre Anstrengungen erneut dazu beigetragen, das einzigartige Profil und die ganz besondere Qualität des Kulturprogramms hervorzuheben.

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5.5 SWR3 – Deutschlands Radio Nummer 1

Mit mehr als 3,25 Millionen Hörern konnte SWR3 im Jahr 2004 seine Stellung als meistgehörtes deutsches Radioprogramm ausbauen. Parallel zu den Hörer- zahlen steigerte das Programm auch die Zufriedenheit seiner Hörer mit den prä- genden Programmelementen – aktuelle Information, Musik, Unterhaltung und Service – noch einmal deutlich. Mit zahlreichen Schwerpunktwochen und Thementagen setzte SWR3 auch 2004 wieder wichtige journalistische Akzente im Programm. Viel beachtet wurde der Themenschwerpunkt „Zehn Tage – zehn Länder“ anlässlich der EU-Osterweite- rung. Zwei SWR3-Reporter bereisten in zehn Tagen alle neuen EU-Länder und berichteten in über 100 Beiträgen über den Alltag der Menschen in diesen Län- dern. Wegen ihrer herausragenden Qualität wurden die Beiträge inzwischen als Unterrichtsmaterialien in das Projekt SESAM des Kultusministeriums Baden- Württemberg aufgenommen. Preisgekrönt wurde im Jahr 2004 ein weiterer Themenschwerpunkt aus dem SWR3-Programm: Die Serie „Kindesmissbrauch in Deutschland“ wurde mit dem Journalistenpreis der Diakonie Baden-Württemberg ausgezeichnet. Nach dem Gei- sendörfer-Preis für das „SWR3 Topthema“ im Jahre 2003, war dies eine weitere Anerkennung für die journalistische Qualität des Programms. Diese wurde auch mit der Serie „Jung, schnell, tot“ über das Risikoverhalten junger Menschen im Straßenverkehr nochmals unterstrichen. Erstmals sendete SWR3 mit großem Er- folg zwei „Lesetage“ im Berichtsjahr: Lesungen, Buchbesprechungen und Lese- tipps von Moderatoren, Prominenten, Hörerinnen und Hörern sollten Lust aufs Le- sen machen. Drei Tage lang hat SWR3 im Oktober die Aktion des BDKJ „72 Stunden ohne Kompromiss“ als Aktionsradio begleitet und nonstop berichtet. Das Programm- schema wurde komplett geändert, sieben Reporter berichteten vor Ort, SWR3 nahm Hilferufe der Gruppen entgegen und vermittelte im Gegenzug Hilfsangebot der Hörer. Rund 30.000 Jugendliche hatten bei der Aktion 72 Stunden lang so- ziale Projekte in ganz SWR3-Land verwirklicht. Mit der Comedyserie „Nix versteh’n in Athen“ gelang SWR3 im Olympiajahr ein prägendes und innovatives Stück im Bereich moderner Radiounterhaltung. Die Serie wurde von den wichtigsten Popprogrammen der ARD übernommen. Die CD zur Serie verkaufte sich alleine im Sendegebiet über 30tausend Mal. Während der olympischen Spiele gestaltete SWR3 als offizieller Radiopartner des NOK einen großen Teil des täglichen Unterhaltungsprogramms im „Deutschen Haus“ in Athen. Finanziert wurde dieses Engagement ausschließlich über Sponsoren. Musikalischer Höhepunkt des Jahres war das zehnte „SWR3 New Pop Festival“ in Baden-Baden und Rastatt. Die Veranstaltung hat sich inzwischen international als Trendfestival für Rock- und Popmusik etabliert. Über 100 Nachwuchskünstler und Bands aus dem In- und Ausland bot das Festival in der Vergangenheit eine Auftrittsmöglichkeit und Medienplattform. Für zahlreiche Musiker, wie Anas- tacia, Alanis Morissette, die Fugees oder Katie Melua wurde es zum entscheiden- den Karrieresprungbrett in Europa. Ehrengast im Jubiläumsjahr war Udo Linden- berg, den SWR3 für seine Verdienste um die deutschsprachige Rock- und Pop- musik mit dem Preis „Pioneer of Pop“ auszeichnete. Im Frühjahr 2004 verlagerte SWR3 sein Studio „Rhein-Neckar“ vom Hauptbahn- hof in Heidelberg in den Musikpark nach Mannheim. Das neue Studio in unmit- telbarer Nähe zur Popakademie Baden-Württemberg wird gemeinsam von SWR3 und DASDING genutzt. Es ermöglicht beiden Programmen eine noch bessere Verankerung im Ereignisraum Mannheim-Ludwigshafen und eine Vernetzung mit der aufstrebenden Musik- und Veranstaltungsszene in der Region. Durch diese Maßnahme konnte die Anzahl der Beiträge aus der Region in beiden Pro- grammen bereits in den ersten Monaten deutlich gesteigert werden. Die Partner- schaft mit der Popakademie in Mannheim hat sich im ersten Jahr bewährt: SWR3 hat die Arbeit in der Akademie mit Referenten und durch Praxisseminare unter- stützt. Das Engagement zur Förderung junger Künstler wurde aber auch darüber hinaus im Programm und bei zahlreichen Veranstaltungen in allen Teilen des Sendegebietes fortgesetzt.

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Mit mehr als 200 eigenen Veranstaltungen war SWR3 auch im Jahr 2004 im ge- samten Sendegebiet präsent und erreichte fast eine halbe Million Menschen direkt vor Ort. Neben den Großveranstaltungen wie den SWR3 Open Airs in Stuttgart und Mainz, der SWR3 Halloween- und Elchparty und einer Partynacht in Trier, waren es vor allem die vielen SWR3-Dancenights im gesamten Sendegebiet, welche die Musik und das Lebensgefühl von SWR3 gerade in kleineren Gemein- den von Koblenz bis Konstanz erlebbar machten. Auch der SWR3 Club war in 2004 erfolgreich: Er konnte die Zahl seiner Mitglie- der noch einmal deutlich steigern. Mehr als 90tausend Hörer/-innen waren am En- de des Jahres 2004 Mitglieder in Deutschlands erfolgreichstem Radioclub.

5.6 DASDING – das Jugendradio multimedial und werbefrei

Im Jahr 2004 wurden alle Programmbestandteile von DASDING kritisch unter- sucht und weiterentwickelt, um die Schärfung des Profils weiter fortzusetzen: Das Ziel des Relaunch von DASDING.de im Frühjahr bestand darin, die Naviga- tion übersichtlicher zu gestalten und den Auftritt insgesamt in der Lesbarkeit zu verbessern. Das spielerische Element beim Surfen – durch Querverweise auf an- dere Rubriken und Archive – wurde ausgebaut. Damit sollen die User länger auf DASDING.de verweilen und vom umfassenden inhaltlichen Angebot noch mehr profitieren. Im September wurden die Optimierungen im Hörfunkbereich umgesetzt. Dazu gehörten die Änderung der Sendungsnamen, Verlängerung der Mittagssendung und eine veränderte Schwerpunktsetzung im Musikprogramm. Inhaltlich sollten zentrale junge Themen umfangreicher und aus verschiedenen Blickwinkeln be- trachtet werden. Zu den zentralen Themen gehört beispielsweise auch das Thema Ausbildung: So fand neben der laufenden Berichterstattung zum Thema Ausbil- dung ein Schwerpunkttag im Mai statt. Eine Ausbildungsberaterin versuchte DASDING Hörern und Usern bei Fragen weiterzuhelfen. DASDING engagierte sich darüber hinaus bei Veranstaltungen zur Teamarbeit in Deutschland. Wichtig ist für DASDING auch der Bereich des Zusammenlebens junger Men- schen unterschiedlicher Herkunft. Mit dem Theaterhaus Stuttgart hat DASDING eine Woche zum Thema Integration und Leben von Ausländern in Deutschland veranstaltet. Dazu wurden Konzerte und Workshops in Stuttgart organisiert und im Programm ein DASDING der Woche produziert. Die EU-Erweiterung war auch bei DASDING ein großes Thema. In Zusammenarbeit mit Le Mouv, dem Jugendprogramm von Radio France, und dem Deutsch-Französischen Jugend- werk reiste ein DASDING-Reporter durch die neuen Mitgliedsstaaten und por- trätierte Jugendliche und deren Sicht auf die EU-Erweiterung. Um das Umweltbewusstsein junger Menschen zu sensibilisieren, startete DASDING im Frühjahr 2005 mit einer Schwerpunktwoche Umwelt die dann wöchentliche Reihe „Bildungslücke Umwelt“. Die Themenpalette reicht von Haare färben, Dis- colärm bis CD-Recycling. Das Umweltministerium Baden-Württemberg unterstützt diese Aktion und versucht mit DASDING Umweltthemen bei Jugendlichen popu- lärer zu machen. Am 9. Juni fand im Programm von DASDING ein Schwerpunkttag zum Thema Wahlen statt. Mit Unterstützung des Landesjugendrings berichtet DASDING über die Kommunalwahlen. Ein Student, der für eine freie Liste kandidierte, wurde porträtiert und im Wahlkampf begleitet. Daneben gab es erklärende Beiträge, wie richtig gewählt wird und welche Auswirkungen kommunale Entscheidungen kon- kret auf das Lebensumfeld der Hörerinnen und Hörer haben. Die Musiknachwuchsförderung ist schon immer ein besonderes Anliegen von DASDING. Mit dem Nachwuchswettbewerb „Play live“ konnten in Baden-Würt- temberg zum ersten Mal die regionalen Nachwuchswettbewerbe unter einem Dach und zu einem Landesfinale zusammengeführt werden. In Rheinland-Pfalz hat der bewährte „Rockbuster“-Wettbewerb die dortigen Bands aktiviert. Die Veranstaltungen und der Werdegang der Nachwuchsmusiker in beiden Bundes- ländern wurde intensiv von DASDING begleitet. Ein weiterer Bestandteil dieser Arbeit bildet die Kooperation mit der Popakade- mie in Mannheim. Beim Popforum Branchenmeeting überreichte DASDING den

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Publikumspreis für den besten Livemusik Club. Seit Anfang des Jahres 2004 gibt es bei DASDING die regelmäßige Sendung „Hörzeit“, die für Hörspiele und Hör- bücher reserviert ist. Damit soll diese Hörform durch unterhaltende Hörbücher auch bei Jugendlichen gefördert werden. Als erstes Hörbuch gab es Jerry Cotton von Harald Schmidt gelesen, weitere Höhepunkte: das 7-stündige Hörbuch „Das Jesus Video“ am Ostersonntag oder die lange Nacht des Nachwuchshörspiels En- de Oktober. Um die Medienkompetenz Jugendlicher zu fördern, hat DASDING zum vierten Mal den KlasseDING-Award verliehen. Neben den Preisen für Radio und Internet wurde zum erstenmal auch ein Preis für das beste Video zum Thema „ Mal“ verliehen. Der KlasseDING-Award ist der Schülernachwuchs- medienpreis und gleichzeitig der Höhepunkt der Schulworkshopserie des Jahres. Insgesamt konnten 2004 mehr als 400 Schüler bei DASDING-Workshops lernen, wie Medien funktionieren.

6. Unser Drittes – zwei Jahre Programmoptimierung

6.1 Mantelprogramm

Der SWR ist mit der vor zwei Jahren begonnenen Programmoptimierung seinem Ziel, das SÜDWEST Fernsehen dauerhaft in der Mitte der Nutzung der Dritten Programme zu rücken, ein deutliches Stück näher gekommen. Im laufenden Jahr 2004 konnte der Marktanteil des dritten Programms um 0,5 %-Punkte gegenüber 2003 gesteigert werden. Das SÜDWEST Fernsehen erreicht zurzeit 6,5 % Markt- anteil im Sendegebiet – mit weiter aufwärts steigender Tendenz. Der SWR verfolgt mit seinen Optimierungsbemühungen keineswegs höhere Quoten um jeden Preis. Es geht vielmehr darum, das Programmangebot in seiner ganzen inhaltlichen Brei- te für möglichst viele Zuschauer im Sendegebiet attraktiv und unverzichtbar zu machen. Der verantwortungsvolle Umgang mit den Rundfunkgebühren und das Bestreben, ein für die alltägliche Lebenswirklichkeit möglichst vieler Zuschauer relevantes Programm anzubieten, bedingen sich dabei gegenseitig. Die im Herbst 2002 vollzogene Programmreform hatte größere Veränderungen im Programmschema des SÜDWEST Fernsehens zur Folge. So wurde etwa mit „Quergefragt“ ein politisches Talkformat um 20.15 Uhr zur besten Sendezeit im Programm etabliert. Seither setzt die Fernsehdirektion auf kontinuierliche Optimie- rung aller Formate im Tages-, Hauptabend- und Nachtprogramm des SÜDWEST Fernsehens. Zu den hierfür verwandten Instrumenten und Methoden zählen u. a. Coaching von Moderatoren und das sendungsbegleitende Programmqualitätsver- fahren der Medienforschung. Kleinere Veränderungen des Programmschemas werden, sofern notwendig, rasch vollzogen. Mit dieser Politik der kleinen, chirurgischen Schnitte reagiert der SWR noch schneller und flexibler auf Erkenntnisse der Medienforschung und Empfeh- lungen der Programmplanung. Im Mittelpunkt steht dabei stets das Interesse der Zuschauer. Durch kleinere Umstellungen im Schema konnte beispielsweise die Programmabfolge am Montagabend sowie am Samstagabend optimiert werden. So hat sich der Programmfluss am Montagabend gut bewährt: Auf das entspannende Programmdoppel aus Fernsehfilm (20.15 Uhr) und Unterhaltung folgt „betrifft“, das um 22.30 Uhr mit brisanten gesellschaftlichen, sozialen und politischen Fra- gestellungen auf großes Zuschauerinteresse trifft. Mit mehrteiligen Reihen, etwa zu Wunderheilern, zur Ernährung oder zu „Engel – Teufel – Hexen“ knüpft „be- trifft“ an die große Tradition des ehemaligen Formates „Zeichen der Zeit“ an. Auch am Samstagabend wurde die Abfolge der Sendungen neu justiert: Auf den von Markus Brock moderierten, im Zuge der Programmoptimierung neu einge- führten „Samstagabend“ folgt um 21.50 Uhr ein einheitliches Programmangebot für beide Bundesländer, „Schätze des Landes“. Nach „Menschen der Woche“ mit Frank Elstner sorgen Kabaretthighlights (u. a. Mathias Richling, Richard Rogler, „Scheibenwischer“) für Unterhaltung, die sich an das Zwerchfell ebenso richtet wie an den Intellekt. Um Mitternacht bietet der SWR mit „SWR3 – Ring frei“ ein Programm für jüngere und jung gebliebene Zuschauer an und vernetzt nebenbei die erfolgreiche Popwelle SWR3 mit dem SÜDWEST Fernsehen. Ausgesetzt wurde dagegen nach mehr als zehn Jahren die Lebensberatung „Lämmle live“. Die Fernsehdirektion behält sich vor, im kommenden Jahr neue, alternative Ver- mittlungsformen von Lebensberatung im Fernsehen zu prüfen.

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Im Informationsbereich zeigt der SWR neben „Quergefragt“ mit der Verbraucher- sendung „Infomarkt“ und dem filmischen Auslandsformat „Auslandsreporter“ Flagge. „Infomarkt“ und „Auslandsreporter“ haben ihr Profil durch redaktionsin- terne Optimierung deutlich geschärft: So setzt der Klassiker „Infomarkt“ verstärkt auf Themen mit geldwertem Vorteil für die Zuschauer. Außerdem wird die eu- ropäische Dimension von Verbraucherthemen vermehrt in den Blick genommen. Die „Auslandsreporter“ bereisen für ihre Reportagen europäische Länder ebenso wie die weite Welt. Neben politisch brisanten Themen aus den Brennpunkten der SWR-Korrespondentenplätze finden von Zeit zu Zeit auch leichtere, bunte The- men Berücksichtigung auf diesem Sendeplatz und spiegeln somit Relevanz und Vielfalt der Auslandsberichterstattung des „Europasenders“ SWR wider. Das Re- portagemagazin „Euro.Land“ wurde hingegen nach zweijähriger Experimentier- phase im Sommer 2004 nicht fortgesetzt. Aus finanziellen Gründen musste die Sendung „Regionalliga“ nach zweijährigem Bestehen ebenfalls im Sommer 2004 beendet werden. Die Berichterstattung über die Regionalliga wurde stattdessen in die Sendung „Sport am Samstag“ integriert, wo sie erfreulicherweise auch ihr Publikum findet. Profilierung durch Programmoptimierung war auch für religiöse Themen am spä- ten Dienstagabend das Ziel: Anstelle des wöchentlichen Wechsels zwischen Talk und Feature bzw. Reportage setzt die Redaktion jetzt unter dem Titel „Menschen unter uns“ ganz auf die filmische Form der Vermittlung von Lebensfragen, zu de- nen auch Glaubensfragen zählen. Regelmäßig begleitet die Redaktion in der so genannten „Tagesreportage“ interessante Menschen mit der Kamera in ihrem All- tag – z. B. das Leben in einem Kloster in Jerusalem oder in Beuron. Bei ent- sprechenden Anlässen reagiert die Redaktion mit aktuellen Diskussionssendungen auf kirchenpolitische Debatten, etwa in der ökumenischen Frage der gemeinsa- men Feier von Eucharistie und Abendmahl. Zu einem modernen Fernsehprogramm gehört neben einem klaren, verständlichen Programmschema auch die Bereitschaft, auf aktuelle Anlässe mit entsprechenden Sondersendungen zu reagieren. Der SWR hat in der Anfangsphase des Kriegs im Irak im März 2003 sein Programm großflächig für Sonderberichterstattung geöff- net. Aber auch in Friedenszeiten reagiert der SWR schnell: Beim Tode von Schauspieler-Legenden wie Katharine Hepburn oder Peter Ustinov werden in kür- zester Zeit große Filme mit den beliebten Stars ins Programm genommen. Ein weiterer positiver Effekt der kontinuierlichen Programmoptimierung sind die zuschauerfreundlichen Anfangszeiten von Fernseh- und Spielfilmangeboten in der zweiten Abendhälfte: So beginnt der späte Fernsehfilm am Mittwochabend jetzt bereits um 22.30 Uhr, und auch am Sonntagabend beginnt der Spätfilm schon um 23.05 Uhr statt erst kurz vor Mitternacht. Auch im Tagesprogramm werden die originären Programmangebote wie das Bil- dungsprogramm „Planet Wissen“ oder die Service-Sendung „Kaffee oder Tee?“ ständig weiterentwickelt und an den Bedürfnissen der Zielgruppe ausgerichtet. Dabei ist es der Ehrgeiz der Redaktionen, qualitätsvolle Informations- und Unter- haltungssendungen des SWR zu realisieren und hierfür zeitgemäße, fernsehge- rechte Vermittlungsformen zu entwickeln.

6.2 Regionalprogramm für Baden-Württemberg

„Permanente Optimierung“ ist das Schlagwort für das Fernseh-Regionalprogramm in Baden-Württemberg. Nach den großen Veränderungen im September 2002 wur- den in der Folge konsequent, für den Zuschauer nicht immer auf den ersten Blick spürbar, die Sendungen einem dauerhaften „Feinschliff“ unterworfen: Eine Neu- justierung, die in enger Abstimmung mit der Medienforschung erfolgte und neues- te Erkenntnisse über Zuschauerverhalten und -wünsche berücksichtigte. Korrekturen etwa in der Dramaturgie der „Landesschau“ (18.45 bis 19.45 Uhr) brachten den erwünschten Effekt: Die Verlegung des attraktiven Regionalwetters auf den üblichen Umschaltzeitpunkt zu den ZDF-Nachrichten kurz vor 19 Uhr und die Platzierung eines tagesaktuellen Themas in der Mitte der Sendung hatte das Ergebnis, dass mehr Zuschauer an das SÜDWEST Fernsehen gebunden wer- den konnten. Es sind solche Veränderungen im Kleinen, die für einen Anstieg der Marktanteile nach dem ersten Zuschauerschub im Herbst 2002 sorgen.

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Die „Ländersache“ hat sich mit einer thematischen Neuausrichtung in der Spit- zengruppe der landespolitischen Magazine in den dritten Programmen etabliert. Erzählt wird nicht Politik von oben herab, sondern die konkreten Auswirkungen politischer Entscheidungen auf den Bürger. Besonders erfolgreich war die Sen- dung erneut mit der Sommerreise durch Baden-Württemberg – einem Sonderfor- mat, das durchweg Marktanteile von deutlich über 10 % erzielte. Aber auch Neuentwicklungen bewähren sich auf dem hart umkämpften Markt. Das neue Unterhaltungsformat „Sonntagstour“ (20.15 Uhr) mit dem jungen Mo- derator Hansy Vogt wurde auf Anhieb von den Zuschauern gut angenommen. Andere Sendeplätze wurden bereinigt. Der Vorabendplatz am Samstag um 18.15 Uhr wird stärker kulturell ausgerichtet. Das Kulturcafé – in 2005 in noch höherer Schlagzahl – und das modifizierte „Vis á Vis“ geben diesem Sendeplatz eine für den Zuschauer besser nachvollziehbare, einheitlichere Struktur. Ebenso ist es beim Dienstagsplatz (18.15 Uhr), der in 2004 im Zeichen von Garten, Na- tur und Heimwerken stand. „Sport am Montag“ tut sich im Reigen der etablier- ten Vorabendsendungen etwas schwerer, hier ist teilweise ein Zuschaueraus- tausch festzustellen, obwohl sich die Sendung jetzt auch mehr dem Breitensport öffnet. „Intelligente Vernetzung“ ist das zweite Schlagwort in der Landessenderdirektion Baden-Württemberg. Die Einrichtung des CvD-Büros als aktuelle Steuerungsein- heit hat sich bewährt. Es organisiert die tagesaktuelle Berichterstattung und sorgt für die erwünschten Synergieeffekte. Neu gegründet wurde die PMF-Gruppe (Programm Marketing Fernsehen), die alle Programm- und Marketingaktivitäten mittel- und langfristig steuert und bündelt. In dieser Runde werden verbindliche Absprachen getroffen, welche Sendung welche inhaltlichen Schwerpunkte trans- portiert und wie dies öffentlichkeitswirksam vom Marketing unterstützt werden kann. Beispielhaft war der Programmschwerpunkt „Kinderleicht“ zum Thema ge- sunde Ernährung und Spaß an Bewegung. In mehr als fünf Stunden Programm wurden alle Facetten des Problems übergewichtiger Kinder dargestellt. Am Pro- grammschwerpunkt beteiligten sich auch Redaktionen der Fernsehdirektion, z. B. „Kaffee oder Tee?“. Verbessert wurde auch die Zusammenarbeit mit den Hörfunkwellen des SWR. So unterstützt das Vorabendprogramm Baden-Württemberg die „Tour de Ländle“ von SWR4 Baden-Württemberg mit der täglichen Tour-Berichterstattung in der „Landesschau“. Die regionale Unterhaltung sendet einen „Fröhlichen Feierabend“ zum Auftakt der „Tour de Ländle“. Gemeinsam mit SWR1 Baden-Württemberg war die „Landesschau“ offizieller Medienpartner des Musicals „Mamma Mia“, das vom Casting der Schauspieler bis zur Premiere begleitet wurde. Die Abteilung „Programmentwicklung und Programmkoordination“ organisierte das Controlling von SWR4 und gemeinsam mit den anderen betroffenen Direktio- nen das Coaching der Moderatoren im SÜDWEST Fernsehen.

6.3 Regionalprogramm für Rheinland-Pfalz

Chefredaktion Die Hauptabteilung Chefredaktion Inland in Mainz hat auch in den vergangenen zwei Jahren ihren Auftrag investigatives, informatives und zuschauerorientiertes Programm zu erstellen, erfüllt. Mit zum Teil neuen Sendeformaten sowie der Op- timierung und Feinjustierung der vorhandenen Sendungen ist es gelungen, die ge- sellschaftlichen, politischen und kulturellen Fragestellungen der Zeit in Pro- gramm zu gießen. Mit der Programmreform wurde auch das Gesprächsformat „Ländersache Streit“ in Rheinland-Pfalz modizifiziert. Es ist eine Sendung mit viel Tempo entstanden, der es gelingt, Studiopublikum, Politiker und Experten stark miteinander zu ver- binden und damit ein informatives und spannendes Angebot zu unterbreiten. Die Sendezeiten der Regionalnachrichten wurden im Hinblick auf die Bedürfnisse unserer Zuschauer überarbeitet und optimiert. So brachte die Verschiebung der zweiten wöchentlichen Hauptnachrichtensendung von 21.30 Uhr auf 22.15 Uhr deutliche Verbesserungen mit sich. Zusammen mit der Verschiebung ging eine deutlich magazinartigere Ausrichtung der Ausgabe und dem regelmäßigen Ein-

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satz von Gesprächen einher. Die Sendung ist zudem – mit Ausnahme des Nach- richtenblocks – wesentlich regionalisiert worden. Dies alles führte zu einer Stei- gerung des Marktanteils um ca. 2 %-Punkte. Auch die Verlängerung der Nach- richtenausgabe von „Rheinland-Pfalz Aktuell“ um 18 Uhr von fünf Minuten auf sieben Minuten trägt dem Zuschauerinteresse Rechnung. Es ist deutlich gewor- den, dass der Rheinland-Pfälzer zu dieser Uhrzeit eine regionale Information an- nimmt und erwartet. Das Interesse ist auf einem hohen Niveau weiterhin steigend. Die kurze Spätausgabe gegen Mitternacht wurde hingegen eingestellt, da sie von den Zuschauern nicht nachgefragt wurde. In den vergangenen zwei Jahren konnte auch die Sportberichterstattung des Landes inhaltlich und vom Umfang her erweitert werden. So wird seit 2003 der Mainzer Marathon mit steigendem Erfolg live übertragen. Dabei konnte durch die produk- tionelle Zusammenarbeit mit dem HR wichtige Synergieeffekte geschaffen wer- den. Mit „Sport am Montag“ gelingt es, neben ausgewählten Wiederholungspas- sagen aus der Vortags-Sendung „Flutlicht“, auch die so genannten Randsportarten im Programm zu etablieren und aktuell auf die Wochenendentwicklungen einzuge- hen. Verstärkt ist es gelungen, auf besondere aktuelle Ereignisse schnell und flexi- bel mit „Rheinland-Pfalz Extras“ zu reagieren. Dabei konnten die Sendungen im Zusammenspiel mit der Hauptabteilung Land und Leute mal um 18.07 Uhr oder auch flexibel ins laufende Programm eingebracht werden. Fazit: Die Programmreform des Jahres 2002 hat den Programm-Gefäßen der HA Chefredaktion Inland eine deutliche Steigerung in Inhalt und Akzeptanz erbracht.

HA Land und Leute Mit der Programmoptimierung am 30. September 2002 intensivierte die Hauptab- teilung Land und Leute den Nutzwert des Programms für den Zuschauer: Neben dem weiteren Ausbau des Konzepts der Nähe wird verstärkt für die Menschen im Land recherchiert, nachgefragt und klargestellt. Die täglich monothematische Ser- viceleiste „Rat & Tat“ gibt informative und praktische Lebenshilfe für alle Be- reiche des Alltags: Experten im Studio beantworten live Zuschauerfragen zu ver- schiedenen Bereichen und geben Tipps, sei es beispielsweise zu Versicherungen, Ernährung, Fitness, Hausbau oder Tierhaltung. Eine weitere journalistische Live-Sendung bereichert seit Herbst 2002 das rhein- land-pfälzische Landesprogramm: „Reiss & Leute“. In der 30-minütigen Ge- sprächssendung mit dem rostroten Sofa bringt die Moderatorin Beatrix Reiss live und vor Ort Menschen zusammen – um miteinander zu reden, zu streiten, Mei- nungen auszutauschen oder zu diskutieren. Immer geht es dabei um ein aktuelles, relevantes und kontrovers behandeltes Thema. Neben den bekannten Halbstunden-Formaten wie der Natur- und Umweltsendung „Im Grünen“, „Die Reportage“ oder „Treffpunkt Betze“ wurde der Vorabend um die Sportsendung „Sport am Montag“ und dem Kulturmagazin „Landesart“ am Samstag erweitert. Im Unterhaltungsbereich präsentierte sich die TV-Straußwirt- schaft „Fröhlicher Weinberg“ nach der Sommerpause 2002 mit verlängerter Sen- dezeit. Auch das regionale Unterhaltungsangebot am Sonntagabend wurde ge- meinsam mit Stuttgart überarbeitet: Dazu zählen vor allen Dingen der Sonntag- abend mit der Mundartcomedy „Sonntag lacht“, der saisonalen „Sonntagstour“ oder dem Sendeplatz für Feste, Umzüge und Ereignisse. Die Programmstrukturreform brachte der HA Land und Leute neue Sendungen, wobei auch an den bestehenden gefeilt, geschliffen und feinjustiert wurde. Kon- zepte wurden überarbeitet, Dekorationen und Programmauftritte weiter moderni- siert, ohne dabei den Zuschauer aus den Augen zu verlieren. So auch die „Landes- schau“. Das tägliche Magazin wurde im Dezember 2003 modifiziert. Optisch und inhaltlich wird dem Zuschauer eine Gemeinschaft mit der vorausgehenden Sen- dung „Rat & Tat“ vermittelt. Das tägliche Magazin bietet Orientierung in The- menbereichen, die für die Zuschauer wichtig sind und ein Gefühl vom Leben der Menschen im Land vermitteln. Dabei soll sie unterhalten, emotional anrühren, in- formativer und näher an den Menschen dran sein, was sich in der neuen auf- gelockerten Studioatmosphäre ausdrückt. Mit dem Sendeplatzumzug in 2004 der Feature-Reihe auf den Samstag ist „Mensch Leute“ in den Vorabend gerückt. Das filmische Format stellt interessan- te Menschen vor und begleitet sie ein Stück ihres Weges. Die Filme zeigen, wie

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sie einen Wendepunkt, etwas Unerwartetes, etwas Besonderes oder eine Heraus- forderung erleben und meistern. Nach 2 Jahren Programmoptimierung und im Zuge der Einsparungen befindet sich das Landesprogramm seit November 2004 in einer weiteren Phase der Opti- mierung des rheinland-pfälzischen Vorabends. Die Anfangszeiten der Sendungen wurden denen von Baden-Württemberg angeglichen, die Übergänge der einzelnen Sendungen werden im Sinne des „audience flow“ fließender, einheitlicher und kürzer gestaltet.

7. Online

7.1 ARD-Onlinekoordination und ARD.de

Die Zusammenführung der ARD-Gemeinschaftsangebote unter dem Dachportal ARD.de und die Vernetzung der Onlineangebote der Landesrundfunkanstalten prägten die ersten Jahre der Koordinationsarbeit. Den öffentlich-rechtlichen Rundfunkauftrag im Web qualitativ hochwertig umzusetzen, Schwerpunkte und Grenzen dieser Angebote zu definieren, diese Themen kennzeichneten die Arbeit der am Standort Mainz angesiedelten ARD-Onlinekoordination im Berichtszeit- raum. Ergebnisse waren die Definitionen zu den ARD-Onlineangeboten „Auftrag und Funktion“. In zehn Punkten werden dort die Regeln und Selbstbeschränkun- gen der Onlineangebote zusammengefasst. Mit einem Beschluss der Intendanten wurden diese Regeln für alle Onlineangebote der ARD verbindlich gemacht. „Auftrag und Funktion“ bildete die Grundlage für die anschließende Diskussion über die Selbstverpflichtungserklärungen „Leitlinien und Richtlinien“ gemäß Rundfunkstaatsvertrag. Dort wurden für den Bereich Online auch die Programm- schwerpunkte der nächsten Jahre beschrieben. Von der Koordination wird auf ARD-Ebene auch die Verbesserung des barriere- freien Zugangs zu den Onlineangeboten der ARD abgestimmt. Gemeinsame Defi- nitionen, die Zusammenarbeit mit Interessenvertretern behinderter Nutzergruppen und ein abgestimmtes Vorgehen sollen gewährleisten, dass trotz unterschiedlicher Landesgesetzgebung möglichst viel Homogenität bei der Umsetzung der Maß- nahmen erzielt wird. Es ist zu erwarten, dass die ARD-Onlineangebote – und dies gilt für die gemein- schaftlichen wie die anstaltsindividuellen gleichermaßen – im Berichtszeitraum viele Nutzer hinzugewonnen haben. Noch befindet sich die Erfassung der Nutzer nach dem standardisierten Verfahren, wie es auch von den werbetreibenden Por- talen angewandt wird, in der Testphase. Die Daten können voraussichtlich in der ersten Hälfte des Jahres 2005 publiziert werden. Über die Koordinierung in der Arbeitsgruppe Webtechnik, in der sämtliche Lan- desrundfunkanstalten und Gemeinschaftseinrichtungen vertreten sind, hat die ARD.de eine einheitliche Definition und Anwendung des so genannten Zähl- pixels für die ARD-Onlineangebote erreicht. Mit Hilfe dieses Pixels wird eine einheitliche Auswertung der Zugriffe auf die ARD-Onlineangebote durch die Me- dienforschung möglich. Fortschritte sind auch beim technischen Projekt „Refe- renzdatenbank“ zu verzeichnen. Diese Datenbank verbessert kontinuierlich den Programmaustausch zwischen den Landesrundfunkanstalten und Gemein- schaftseinrichtungen, zunächst für die Inhalte der Ratgeber-Ressorts. Die Nutzer haben den Vorteil, dass sie, egal welches Angebot sie als Einstieg in die ARD- Onlinewelt gewählt haben, jeweils Zugriff auf sämtliche in der ARD vorgehalte- nen Ratgeberinhalte haben. Neben der redaktionellen Pflege der Homepage der ARD.de und der Themen- rubriken Kultur, Ratgeber, Boulevard, Kinder, Radio und ARDintern sowie der Koordination des Gesamtangebotes übernimmt die Redaktion ARD.de auch web- grafische und webtechnische Aufgaben für das Gesamtangebot. In 2004 präsen- tierten sich die ARD-Internetauftritte zu den großen Sportereignissen des Jahres (Euro 2004 – WDR, Olympische Spiele – SWR, Tour de France – SR) erstmals in einem einheitlichen Design. In Abstimmung mit den jeweils federführenden An- stalten sowie der Grafikabteilung der Programmdirektion Erstes Deutsches Fern- sehen wurde dieses Design von ARD.de entwickelt. Der homogene Auftritt bei den Sportereignissen erleichterte es den Nutzern, sich intuitiv in den Angeboten

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zurecht zu finden und einmal gelernte Nutzungsstrategien bei allen Angeboten an- wenden zu können. Da sich diese Vorgehensweise bewährt hat, übernimmt der BR das Design für den ARD-Onlineauftritt auch zu den Wintersportereignissen 2004/2005. So erbringt ARD.de konzeptionelle Arbeit und Dienstleistungen für andere Landesrundfunkanstalten. Die Kernaufgabe des Dachportals ARD.de ist die Koordination der Zusammen- arbeit der am Gemeinschaftsauftritt beteiligten Redaktionen DasErste.de (Mün- chen), tagesschau.de (), boerse.ARD.de (Frankfurt) und sport.ARD.de (Köln) sowie die Zusammenarbeit mit den Onlineredaktionen der Landesrundfunk- anstalten. Ziel der journalistischen Gemeinschaftsleistung ist die täglich aktuelle thematische Vernetzung von Inhalten aus Hörfunk, Fernsehen und Online aller Landesrundfunkanstalten und Gemeinschaftseinrichtungen in einem Portal. Das Teilangebot radio.ARD.de wurde ebenso wie boerse.ARD.de, sport.ARD.de und weitere Teilprojekte von ARD-Online im Juni 2004 von den Intendanten als Pro- jekt entfristet und in den Regelbetrieb überführt. Zwei redaktionelle Projekte verdienen in 2004 besondere Erwähnung. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des WM-Endspielsieges der legendären Fritz Walter Elf im Berner Wankdorfstadion hat ARD.de in Kooperation mit SWR.de, Sport.ARD.de und dem Historischen Museum der Pfalz Speyer ein multimediales Special realisiert. Neben den sportlichen Ereignissen wurden die Lebenswege von Spielern und Trainern der deutschen Mannschaft in ausführlichen Porträts nach- gezeichnet. Reportagen und Bildergalerien haben den Nutzern die historische Ein- ordnung des Endspielsieges ermöglicht und die rasante Entwicklung des Fußballs von 1954 bis heute veranschaulicht. Mit zahlreichen multimedialen Neuerungen hat das Special „helden1954.ARD.de“ auch technische Maßstäbe in der ARD-On- linewelt gesetzt, beispielsweise durch die Integration von Audio- und Videomate- rial in die Beiträge. Das Special wurde auf Anfrage des „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ in Bonn als erstes ARD Onlineangebot in dessen Bestand übernommen. Für die ARD-Hörspieltage 2004 hat ARD.de den Online-Auftritt umgesetzt. Ori- entiert am Konzept des letzten Jahres wurde das Angebot an einigen Stellen opti- miert und hat den Erfolg des letzten Jahres deutlich übertroffen. Insbesondere der Hörspielplayer fand beim Publikum und der Presse ein sehr positives Echo. Die Nutzer konnten die Hörspiele ausschnittsweise oder komplett anhören, sich paral- lel über Inhalte und Macher informieren und dazu noch das Hörspiel für den On- line-Award bewerten. Diese sowie weitere grafische und technische Entwicklungen von ARD.de waren Basis der ersten Pitching Session der Onlineredaktionen der Landesrundfunkan- stalten und Gemeinschaftseinrichtungen der ARD. Bei dieser Informations- und KnowHow-Börse wurden von den Redaktionen Applikationen vorgestellt, die bei den Nutzern großen Anklang gefunden oder für die jeweilige Redaktion die Ar- beitsprozesse optimiert haben. Um diese Funktion als Dachportal auch in Zukunft ausfüllen zu können, ist es für die ARD.de nicht nur essentiell, an allen Austauschprozessen teilhaben zu kön- nen, sondern sie auch zu befördern. Zu diesem Zweck braucht sie – ebenso wie alle übrigen Portale – eine moderne Produktionsplattform. ARD.de ist das erste Portal des SWR, das auf die neue Plattform des Content Management Systems umgestiegen ist. Das CMS trennt systemisch den Inhalt vom Layout und erlaubt es den Redaktionen, Inhalte mehrfach zu nutzen. Auch wird durch die gleiche Systembasis der Austausch von Online-Anwendungen mit anderen Angeboten des SWR sowie die Integration von Inhalten anderer Landesrundfunkanstalten deutlich vereinfacht. Diese verbesserten Produktionsbedingungen steigern die re- daktionelle Qualität der Angebote. Die Einführung des neuen Content Management Systems ist ein gemeinschaft- liches Projekt aller Portale im SWR. Derzeit wird die Umstellung der SWR.de auf das neue System vorbereitet.

7.2 SWR.de

Zum Jahresende 2003 startete die SWR.de mit ihrem neuen Nachrichtenangebot und den Themenrubriken Regionen, Ratgeber und LebensArt. In der letztgenann-

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ten Rubrik finden die Nutzer Inhalte aus den Bereichen Kultur, Unterhaltung und Wissen. Das Angebot wurde konsequent am Auftrag des SWR ausgerichtet. Ins- besondere die regionalen Informationen sind verstärkt worden und besser auffind- bar. Das Nachrichtenangebot konzentriert sich auf die beiden Bundesländer des Sen- degebiets. Meldungen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz werden ak- tuell auf der Grundlage aller Nachrichtenquellen im SWR erstellt. Ergänzt werden diese Nachrichten durch die Übernahme von überregionalen Meldungen von ta- gesschau.de. Meldungen aus den Studios des SWR ergänzen in der Rubrik „Re- gionen“ das umfassende Angebot. In einem Angebot für vierzehn Regionen des Südwestens finden die Nutzer von SWR.de aber nicht nur aktuelle Nachrichten aus ihrer Nähe, sondern auch Infor- mationen zu kulturellen Ereignissen, Land und Leuten, Geschichte, Touristik und Sehenswürdigkeiten. Die SWR.de will nah an den Bedürfnissen ihrer Nutzer sein. Deshalb wurde bei der Neuausrichtung großer Wert auf den Bereich Ratgeber gelegt. Diese Rubrik stützt sich auf die vielfältigen Inhalte der Hörfunk- und Fernsehredaktionen und fasst zusammen, was in den SWR-Redaktionen an Aktuellem und Nachhaltigem recherchiert und umgesetzt wird. Bei LebensArt finden die Nutzer Informationen und Tipps zu kulturellen Ereignissen, interessanten Persönlichkeiten, zu Kino, Büchern, Musikproduktionen und Spielen. Serviceinformationen zu Wetter und Verkehr wurden in Zusammenarbeit mit den Programmdirektionen verbessert. Das Jahr 2004 war neben der Arbeit in den Ressorts von großen Programmprojek- ten geprägt. Als Federführer hat der SWR den ARD-Onlineauftritt zu den Olym- pischen Spielen in Athen olympia.ARD.de konzipiert, organisiert und umgesetzt. Produziert wurde auf der neuen Plattform des CMS. Damit konnte von der Redak- tion SWR.de nicht nur ein wettbewerbsfähiger Auftritt realisiert werden, es konn- ten zusätzlich den einzelnen Landesrundfunkanstalten über so genannte Export- pakete spezielle Zulieferungen für deren Portale zur Verfügung gestellt werden. Neben der aktuellen Berichterstattung, einem umfassenden Ergebnisdienst, einer vollständigen Programmvorschau, Portraits der Sportler sowie zur Geschichte der Olympischen Spiele berichteten zwei Reporter aus Athen. Mit olympia.ARD.de wurden im Bereich Neue Medien des SWR auch neue Formen der Kooperation umgesetzt. So wurde zum Beispiel der so genannte Live-Ticker der Redaktion SWR.de – die jeweils aktuellsten Informationen – nicht nur auf olympia.ARD.de ausgespielt, sondern auch im MHP-Angebot zu den digitalen Olympiakanälen von ARD und ZDF sowie in den Videotextangeboten von ARD und ZDF und im ZDF-Onlineangebot zu den Olympischen Spielen. Dies ist ein Beispiel für einen hohen Synergieeffekt auf der Grundlage einer modernen Produktionsplattform. In einem Test wurden zum ersten Mal bei diesem Sportgroßereignis Videos auf Abruf angeboten, deren Ausstrahlung auf das Rechtsgebiet der EBU beschränkt war. ARD und ZDF waren vertraglich gleichzeitig gebunden, diese Bewegtbilder auch im Internet anzubieten und ihre Empfangbarkeit regional zu begrenzen. Die- ser Test wurde in Kooperation mit dem ZDF auf der Basis einer vertraglichen Festlegung der EBU umgesetzt. Die Erfahrungen zeigten, dass viele Nutzer die technischen Anforderungen und das komplexe Anmeldeverfahren, das vom Inter- nationalen Olympischen Komitee gefordert wurde, als zu schwierig einstuften. So konnten für die Zukunft wichtige Erkenntnisse aus diesem Test gewonnen wer- den. Einen Programmschwerpunkt setzte SWR.de bei der Begleitung des Fernseh- spiels „Stauffenberg“. SWR.de/stauffenberg bietet nicht nur Informationen über dieses preisgekrönte Fernsehereignis, über Regisseur, Darsteller und Dreharbei- ten. In Kooperation mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand werden die histo- rischen Ereignisse, Hintergründe und Persönlichkeiten dargestellt. Für diese Leis- tung wurde die Website „Stauffenberg – Der Film“ mit dem Grimme Online Award 2004 ausgezeichnet. Die Jury hat dabei vor allem hervorgehoben, dass dieses Angebot dem Nutzer eine Reise in die Geschichte ermögliche, von der er mit neu erworbenem Wissen zurückkehre, ohne ermüdet zu sein. SWR.de, die als Portal des SWR Zugänge zu allen Onlineinhalten des SWR er- schließt, hat sich in 2004 an allen medienübergreifenden Themenschwerpunkten im SWR beteiligt. Den Schlusspunkt in 2004 setzte aber wieder ein Fernsehereig-

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nis, die Begleitung der Reihe „Heimat 3 – Chronik einer Zeitenwende“. Dabei konzentrierte sich SWR.de/heimat3 konsequent auf die regionale Verankerung des Film-Epos.

8. Olympische Spiele in Athen – eine Nachlese der erfolgreichen ARD-Fe- derführung durch den SWR

8.1 Fernsehen

Vorwort „These games were unforgettable, dream games“. Die Worte von IOC-Präsident Jacques Rogge in seiner Abschlussrede während der Schlussfeier der Olympi- schen Spiele kann die SWR-Olympia-Lenkungsgruppe voll unterstreichen. Die Rückkehr der Olympischen Spiele an ihren Ursprung war ein bleibendes Er- lebnis. Allen Unkenrufen zum Trotz waren die wichtigsten Verkehrsprojekte und alle Sportstätten rechtzeitig fertig, selbst das Glasdach des spanischen Stararchi- tekten Calatrava schwebte über dem Olympiapark. Dank der Olympic Lane ka- men alle Journalisten ohne Verkehrsprobleme an ihre Einsatzstätten und bei der Übermittlung der beeindruckenden Bilder vom Kugelstoßen im antiken Olympia, von den Radrennen im Schatten des Parthenon unterhalb der Akropolis oder vom Marathonlauf auf dem historischen Weg von der Stadt Marathon ins alte Kalli- marmaro-Stadion, gab es nicht ein einziges größeres technisches Problem. Die Voraussetzungen, die die Griechen geschaffen hatten, waren optimal, auch im großzügig geplanten neu erbauten IBC (International Broadcast Center), aus dem ARD und ZDF insgesamt über 1.400 Stunden für den deutschen Fernsehzuschau- er gesendet haben. Allein dieses Volumen dokumentiert die gewaltige Aufgabe, die der SWR, als federführender Sender für alle ARD-Häuser, bei einer der größ- ten Herausforderungen in seiner jungen Geschichte zu bewältigen hatte. Im Rahmen dieser Federführung hat der SWR auch die Erstellung des ARD-On- lineangebotes zu den Olympischen Spielen und den Paralympics übernommen. Olympia.ARD.de wurde von allen Rundfunkanstalten auf deren Internetseiten inte- griert. Nähere Informationen dazu finden Sie im Kapitel 7.2. SWR.de auf Seite 31.

Programmkonzept Nach 20-monatiger Vorplanung begann die ARD-Olympia-Vorberichterstattung Ende März mit Berichten über die Entzündung der Flamme in Tagesschau, Mor- gen-, Mittags- und Nachtmagazin. Ab dem 1. April wurden täglich um 17.45 Uhr so genannte „Olympia-Tickets“ gesendet, die die deutschen Sportler auf dem Weg nach Athen vorstellten, und nach dem Ende der Fußball-EM intensivierte sich die Vorberichterstattung auch in der Sportschau durch Portraits und Hinter- grundberichte. In dieser vorolympischen Phase war der SWR als federführender Sender innerhalb der ARD besonders aktiv beteiligt und gefordert. Die Tatsache, dass die Spiele erstmals seit Barcelona 1992 wieder in der europäischen Zeitzone stattfanden, ermöglichte, alle wichtigen Entscheidungen in „Olympia live“ von 6.30 Uhr bis 23 Uhr zu zeigen. Live-Sport bestimmte das Programm; dabei ergänzten 36 Kameras von ARD/ ZDF das Signal des Weltbildes, um die deutschen Sportler/-innen an den wichtigsten Wettkampfstätten besonders beobachten zu können (so war die ARD z. B. bei der mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichneten Reportage von Carsten Sostmei- er von der Dressur-Entscheidung mit eigenen zusätzlichen Bildern ganz dicht und emotional dabei). Aus dem Herzstück, dem Olympiastudio im IBC, das ARD und ZDF gemeinsam nutzten, führten Monica Lierhaus und Michael Antwerpes souverän und sympa- thisch in zwei Schichten durch den langen Tag. Beide präsentierten sich als gut vorbereitete und kompetente „Verkäufer“, die den Sport und die Gäste und nicht sich selbst in den Mittelpunkt stellten. Neben den aktuellsten Informationen in halbstündigen Live-Tickern gab es als be- sonderen Zuschauer-Service von 7.50 Uhr bis 23.45 Uhr jede Stunde ein mode- riertes „Olympia-Telegramm“ mit allen wichtigen News in Kurzbeiträgen. Als

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besonderes Unterscheidungskriterium zum ZDF setzte die ARD auf eine Vielzahl von kurzen, bunten und informativen Rubriken – egal ob mit der etwas anderen „Eureka“-Regelkunde (z. B.: Warum laufen sie eigentlich links herum?), der Co- medy „Nix verstehen“ oder dem Wachmacher des Tages „Kalimera Athen“. Mit einem „Standweitsprung“ wie in der Antike haben Studiogäste das Engagement von Sponsoren für die Deutsche Sporthilfe und für den bei der Olympia-Vorberei- tung verunglückten und jetzt querschnittgelähmten Turner Ronny Ziesmer unter- stützt. Mit dieser unterhaltsamen Studio-Aktion sammelte die ARD über 100.000 € und viel positive Resonanz. Nicht nur zufriedenstellend fällt das Fazit für unseren Tagesabschluss nach den Tagesthemen um 23.15 Uhr aus. Unsere Intention war es, nach soviel Livesport die Sommertage bei „Beckmanns Olympia Nacht“ auf dem offiziellen deutschen Schiff etwas unterhaltsamer ausklingen zu lassen. Diesen Ansatz hatte es so in der ARD bei Sportevents bisher nicht gegeben. Die Location auf der AIDA war sehr schön und das Ambiente und die Stimmung wurden auch gut umgesetzt. Die be- absichtigte Mischung aus Prominenten und Sportlern und eine etwas andere He- rangehensweise an den zurückliegenden Tag gelang leider nicht immer. Es fehl- ten vor allem die Top-Gäste. Die beabsichtigte Verbindung Show und Unterhal- tung mit dem Sport war selten ideal, und grundsätzlich waren es zu viele Inter- viewpartner in den Sendungen. Dank der Rubriken und guter Ansätze sowie or- dentlicher Zuschauerquoten ist das Experiment aber nicht als misslungen, sondern als ausbaufähig zu beurteilen. Damit bei der ARD niemand etwas verpasst, hatten sich die Verantwortlichen nach gründlicher Prüfung für eine Wiederholung der wichtigsten Ereignisse in der Nacht mit geringem personellen Mehraufwand (fünf Personen) entschieden. In „Olympia Extra“ von 0.30 Uhr bis 4.30 Uhr wurden die Highlights mit Original- kommentar in verkürzter Form wiederholt. Dazu kam eine verstärkte Berichter- stattung im Morgen- und Mittagsmagazin (beide sendeten in der ARD-Woche täglich ca. 15 Minuten von vor Ort). Erstmals gab es bei Olympischen Spielen bei ARD/ZDF auch „Olympia digital“. ARD Digital und ZDFvision schickten vom 13. bis 29. August ihre Programme EinsMuxx, EinsFestival, ZDFdokukanal und ZDFtheaterkanal in die Sommerpau- se und an ihrer Stelle liefen die Olympiakanäle „Athen 1–4“. Von 9 bis 23 Uhr zeigten diese vier gemeinsamen digitalen Kanäle (und von 23 bis 9 Uhr in zwei Wiederholungsversionen) Olympia in einer neuen Dimension. Beispielsweise wurden die Radrennen, die im Hauptprogramm ca. zwei Stunden liefen, in voller siebenstündiger Gänze oder viele Ballsportarten in voller Länge gezeigt. Vor al- lem für die Reporter waren diese knapp 1.100 Stunden eine unglaubliche Zusatz- belastung (an ARD-Sendetagen mussten die ZDF-Kollegen digital kommentieren und am nächsten Tag umgekehrt). Während der Olympischen Spiele boten ARD/ZDF durch die zusätzliche erstma- lige Berichterstattung auf vier digitalen Kanälen das umfangreichste Angebot in der Geschichte des deutschen Fernsehens.

Programmerfolg Dass das Programmkonzept der ARD mit möglichst viel Livesport, guten Ge- schichten, informativen Interviews, kurzweiligen Rubriken und dem Verzicht auf Experten erfolgreich und das Verhältnis von Sport in den Stadien und Wort im Studio gelungen war, zeigen die Einschaltquoten. An den acht Sendetagen erziel- te die ARD zwischen 6.30 Uhr und 0.30 Uhr statt normalerweise ca. 13 % bei Olympia durchschnittliche Marktanteile von über 25 % (u. a. den Gesamtspitzen- wert von ARD und ZDF am 21. August in Höhe von 29,5 %). Beckmanns Olympia Nacht lag mit 17,1 % über der sonstigen Beckmann-Quote; die Tatsache, dass das Pendant des ZDF „Olympia Highlights“ mit J. B. Kerner mit 19 % geringfügig höher lag, ist eventuell damit zu erklären, dass es beim ZDF um 23 Uhr keine Unterbrechung durch Nachrichten gab. Ganz erfreulich die Ak- zeptanz von Olympia Extra; hier schalteten zwischen 15 und 20 % der nächtlichen Zuschauer die Zusammenfassungen aus Athen ein (sonst 4 bis 5 %). Die digitalen Zusatzprogramme Athen 1–4 erreichten über die Wettkampftage insgesamt 2,77 Mio. Seher. Das Zuschauerpotenzial der digitalen Programme lag gegen Ende der Spiele bei ca. 9,4 Mio. Personen – das ist eine fünf- bis sechs-

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fache Steigerung im Vergleich zu den „normalen Programmen“ auf diesen Plät- zen.

Technik und Produktion Für Großereignisse wie die Olympischen Sommerspiele unterhalten ARD und ZDF gemeinsam eine mobile Fernsehproduktionseinheit, die im Kern ein kleines Funkhaus beinhaltet, bestehend aus einem Schaltraum, einer Senderegie und meh- reren Schnittplätzen. Traditionell wird die Fernsehtechnik zentral im IBC gemein- sam von ARD und ZDF aufgebaut und betreut. Die Programmstrecken für beide Systeme werden daraus im Wechsel, mit gemeinsamem Personal, produziert. Erstmalig wurden zusätzlich zur Hauptregie für die Abwicklung des Hauptpro- gramms von ARD und ZDF vier Regien zur Übertragung der Digitalkanäle aufge- baut. Zur Übertragung der 5 Sendesignale (ARD/ZDF, Digital 1 bis 4), diverser Über- spiel- und Rückleitungen, Hörfunkleitungen, EDV und Telefonleitungen kam eine Glasfaserstrecke mit 155 Mbit/s zum Einsatz. Als Backup diente eine herkömm- liche Satellitenleitung. Das Leitungskonzept wurde von ARD und ZDF gleicher- maßen aufgebaut und benutzt. Um die deutschen Athleten für die Fernsehzuschau- er zu Hause ins Bild zu setzen, war der SWR mit 5 eigenen Ü-Wagen an ausge- wählten Spielstätten präsent. Die organisatorische Abwicklung erfolgte für Hörfunk und Fernsehen erstmals aus einer Hand unter der Federführung des Produktionsbüros Fernsehen. So konn- ten bereits im Vorfeld Mehrkosten durch Doppelstrukturen vermieden werden. Die gesamte Reiseabwicklung (Flüge, Hotelbuchungen, Mietwagen usw.) für das ARD-Radio- und TV-Team wurden im Büro der Produktionsleitung verantwortet. Ebenso wurden hier alle Anfragen der griechischen Partner gebündelt und in die entsprechenden Bereiche innerhalb der ARD und des SWR verteilt. Abschließend lässt sich sagen, dass die für den SWR mit Sicherheit größte pro- duktionstechnische Herausforderung seit der Fusion mit großem Engagement über alle Bereiche und Standorte hinweg hervorragend umgesetzt wurde.

Paralympics Vom 17. bis 28. September 2004 war der SWR auch ARD-federführend für die Berichterstattung von den Paralympics. Alternierend mit dem ZDF wurde täglich ca. eine Stunde informiert. Das kleine Redaktions-, Produktions- und Technik- team arbeitete mit großem Engagement unter erschwerten Bedingungen, da nur vier Sportarten livefähig angeboten wurden. Die Publikumsakzeptanz der Sen- dungen war erfreulich hoch. ARD und ZDF wurden für ihre herausragende Berichterstattung mit dem Medien- preis des Deutschen Behindertenverbandes ausgezeichnet.

Fazit Mit Ausnahme einiger Live-Interviews an Wettkampfstätten und den erwähnten Einschränkungen bei „Beckmanns Olympia Nacht“ waren das Programm und die Resonanz beim Publikum ein großer Erfolg. Trotz des enorm gesteigerten Out- puts wurden die Aufgaben dank guter Vorplanung, flexibler Einteilung und großen Engagements aller Mitarbeiter/-innen mit weniger Redaktionspersonal als in Sydney bewältigt. Dabei bleibt festzuhalten, dass insgesamt weltweit kein Sender oder Senderver- bund die Rechte so extensiv und effektiv nutzt wie ARD und ZDF. Im Vergleich zu unserem Aufwand für 1.400 Stunden, setzte NBC für 1.300 Stunden fast vier- mal soviel Mitarbeiter ein. Überhaupt war die Zusammenarbeit mit dem ZDF im Vorfeld und während der Tage sehr kollegial und die Synergie bei den Mitarbei- tern und Produktionsmitteln noch nie so groß. Noch erfreulicher waren Klima und die Stimmung im ganzen ARD-Team und speziell bei den SWR-Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus den drei Standorten Stuttgart, Baden-Baden und Mainz; kollegial, konstruktiv, friedlich, freundlich – am Ende zum Teil freundschaftlich – haben alle gemeinsam gezeigt, zu was der SWR und die ARD fähig sind.

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Trotz der Belastungen und manchem Ärger und Problemen im Vorfeld: Es hat großen Spaß gemacht und nach der erfolgreichen Bewältigung der Mammutauf- gabe kann man sagen, dass nicht nur die Griechen, sondern auch die SWR-Ver- antwortlichen nach Plan orakelt haben.

8.2 Hörfunk

Athen organisierte im letzten Moment perfekte Spiele in historischer Umgebung: Alles lief nach Plan. Wunderschöne Sportanlagen und funktionale Stadien nach sieben Jahren Spott über das Baustellenchaos. Alles haben die Organisatoren hin- bekommen, und darauf dürfen sie stolz sein. Ein wenig stolz darf auch der SWR sein, für den die Aufgabe ebenfalls mächtig war: Den großen Studiokomplex zu planen und einzurichten (Möbel, Büroelek- tronik, Übertragungstechnik, digitales Netzwerk) im International Broadcast Cen- ter IBC (größtes Funkhaus der Welt mit 100.000 m2). ARD Radio war mit einem Anteil von 330 m2 in den ARD/ZDF Radio/TV Bereich integriert. 20 Tage lang wurde dort von 5 Uhr früh bis 2 Uhr in der Nacht das Angebot für die unter- schiedlichsten ARD-Hörfunk-Programme und damit für rund 35 Millionen Men- schen täglich erdacht und produziert. Dazu sendete ARD Radio von Kommenta- torenpositionen und Interviewzonen an 37 Wettkampfstätten, sowie den Studios im Deutschen Haus und auf dem Deutschen Schiff. Die Voraussetzungen durch Produktion und Technik waren beispielhaft. Die ge- meinsame Planung und die enge Zusammenarbeit vor Ort mit dem Fernsehen war ideal, produktiv und sparte Kosten. Insgesamt wurde unter der Federführung des SWR mit Unterstützung anderer ARD-Anstalten der modernste und leistungs- fähigste Redaktions- und Produktionskomplex geplant, installiert und betrieben, der je bei einem internationalen Event realisiert wurde. Das Programmangebot war innovativ, vielfältig und basierte auf verschiedenen Säulen: Highlight Leitung – Reporter berichteten live von den Wettkampfstätten. Diese Live-Berichte wurden auch von populären Wellen viel häufiger als erwar- tet genutzt. Regelmäßig bedienten sich 35 Programme mit Live-Reportagen von dieser Leitung. Außerdem gab es erstmals „Olympiakonferenzen“ für die Pro- gramme. Alle Hörfunk-Sendungen in Deutschland konnten mit Live-Talks und Original- Tönen in jeder gewünschten Länge versorgt werden. Das Motto „Unser Mann in Athen“ wurde von den Programmen über 700 mal genutzt. Die Olympia News (kurze Zusammenfassungen alle 30 Minuten von früh bis spät) aus Athen wurden zum „Renner“. Alle Sender nutzten diesen neuen Service, ohne eigenes Personal dafür einsetzen zu müssen. Dazu kamen längere Olympiareports und kurze Aus- blicke auf den nächsten Tag. Ergänzt wurde das Angebot durch unzählige Stories in einer bemerkenswerten Bandbreite und Qualität. Denn ein großes Interesse wurde dem Thema „Athen“ auch abseits der Sportereignisse entgegengebracht. Das Spektrum erstreckte sich vom Jugendprogramm WDR Eins live über SWR 2 Kultur bis zum Deutschland- radio. Dazu schmunzelte man über die Comedy „Nix verstehen in Athen“, die von vielen großen Wellen übernommen wurde. Erweitert wurde das Story- und Sport-Angebot durch ausgewählte Interview-Tö- ne und Reportagen. Insgesamt stellte das ARD-Team in Athen unter der Feder- führung des SWR rund 1.500 Beiträge unter dem Stichwort „Olympia“ in die Sendefächer der ARD. Die olympische Frage nach qualitativ hochwertigen Beiträgen setzte sich auch bei den Paralympics fort. Redakteure und Techniker ar- beiteten, betreut von der TV-Produktion, ebenfalls im IBC. Die Räumlichkeiten des ARD Radio-Studios der Olympischen Spiele konnten genutzt werden. Bundeskanzler Schröder und Bundespräsident Köhler waren ebenso Exklusivge- sprächspartner wie die zahlreichen deutschen Goldmedaillengewinner. ARD Ra- dio war auch im Internet vertreten. Auf der Homepage der ARD konnten Informa- tionen zum Team und zu verschiedensten Beiträgen abgerufen werden. Über .de/radio-info wurden die Redaktionen zu Hause fortwährend über Angebote, Inhalte, wichtige Wettkämpfe sowie Reporterbesetzungen auf dem Laufenden ge- halten. So konnten Redakteure zu Hause erstmals online über Angebot, Ergebnis-

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se, Zeitpläne, Nachrichten informiert werden, ohne verschiedene Seiten oder Me- dien zu bemühen. Die Arbeitsatmosphäre innerhalb des Teams mit 68 Reportern, Redakteuren, Tech- nikern, Produktionsfachleuten und EDV-Spezialisten war ruhig und professionell. Es gab nicht einen einzigen krankheitsbedingten Ausfall in all den Wochen trotz der extremen Arbeitsbelastung und den klimatischen Bedingungen. Die vielen neu- en jungen Kolleginnen und Kollegen waren ebenso wie die erfahreneren Mitarbei- ter mit glänzenden Augen dabei und stets bemüht, Klasse statt Masse abzuliefern. Das neue Konzept und die dazu gehörende Philosophie haben sich nach dem tol- len feedback, vor allem der massenattraktiven Programme, bewährt. Die Kompe- tenz und Leistungsbereitschaft aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Athen sprechen für das stolze und hohe Niveau innerhalb des ARD-Hörfunks.

9. Personalaufwendungen

9.1 Planstellenentwicklung

Tabelle 4: Planstellenentwicklung 1997–2006

Jahr Anzahl Planstellen

1997 4.247,5

1998 4.216,5

1999 4.116,5

2000 4.010,0

2001 3.950,0

2002 3.883,0

2003 3.782,5

2004 3.714,5

2005 (Plan) 3.648,0

2006 (Vorschau) 3.648,0

Aus der Tabelle 4 zur Planstellenentwicklung geht hervor, dass der SWR von 1997 (Ausgangspunkt für die Berechnung des Planstellenabbaus ist die Planstel- lenzahl der beiden Vorgängeranstalten im Jahre 1997) bis einschließlich 2005 599,5 Planstellen abgebaut hat. Damit hat der SWR die nach der Fusion ange- strebte Zielgröße von 3.650 Planstellen erreicht. In Zukunft wird es nun darum gehen, feste und freie Mitarbeiter trotz knapper werdender Mittel gemeinsam verantwortungsvoll zu steuern. Um diese gezielte Personalsteuerung – die seit der Fusion immer mehr an Bedeutung gewonnen hat – umzusetzen, hat der SWR eine Reihe von Maßnahmen beschlossen und in die Wege geleitet. Dazu gehört beispielsweise eine neue Dienstanweisung zur Be- schäftigung freier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im SWR, die zum 1. Januar 2005 in Kraft getreten ist. Außerdem arbeitet eine Projektgruppe an der Zusam- menführung verschiedener Personalsysteme, um die Steuerung der Mitarbeiter mit gezielten Informationen zusätzlich zu unterstützen. Schließlich soll auch die Vermittlung von Mitarbeitern in andere Bereiche des Hauses zielgerichteter ge- steuert werden. Im Rahmen des Gesamtkonzepts Personal soll in Zusammenhang mit der Per- sonalsteuerung und Personalbedarfsermittlung sowie der dazugehörigen Überprü- fung der Aufgabenstruktur und des Aufgabenumfangs der einzelnen Bereiche in den nächsten 4 Jahren jährlich der Gegenwert von 50 Planstellen eingespart wer- den. Diese insgesamt ca. 200 Planstellen sollen aber nicht gestrichen, sondern mit

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langjährigen festen freien Mitarbeitern besetzt werden. Dieser Umwandlungs- prozess von freier in feste Mitarbeit soll teilweise auch dazu dienen, arbeitsrecht- lich schwierige Fälle zu lösen.

9.2 Personalkostenentwicklung

Tabelle 5: Entwicklung der Aufwendungen für Arbeitsentgelte (gerundete Werte)

Jahr Betrag Veränderung zum Vorjahr 1998 IST 209 Mio. € 1999 IST 205 Mio. € – 1,91 % 2000 IST 205 Mio. € 0,00 % 2001 IST 201 Mio. € – 1,95 % 2002 IST 204 Mio. € + 1,49 % 2003 IST 200 Mio. € – 1,96 % 2004 (Plan) 210 Mio. € + 5,00 % 2005 (Plan) 205 Mio. € – 2,38 %

Die Arbeitsentgelte bei den festangestellten Mitarbeitern sind in den Jahren 1998–2005 (Plan) um ca. 4 Mio. € (–1,91 %) gesunken. Bei einer Betrachtung der bisher aufgelaufenen Ist-Werte bis 2003 sind die Personalaufwendungen von 1998 bis 2003 sogar um ca. 9 Mio. € (–4,30 %) gesunken (siehe Tabelle 5). Neben den begleitenden Spar- und Optimierungsmaßnahmen ist der Stellenabbau einer der Hauptgründe für die Reduzierung der Personalkosten. Demgegenüber stehen vor allem die üblichen tariflichen Gehaltssteigerungen.

9.3 Altersversorgung

Dem SWR ist es zwischenzeitlich gelungen, die Ergebnisse aus den ARD-/ZDF- Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften aus 2003 in die Versorgungsrege- lungen des SWR zu übernehmen. Dabei wurden die bisherigen Versorgungsrege- lungen von SDR und SWF zu einem Tarifvertrag für den SWR vereinheitlicht. Der SWR hatte zudem im Rahmen der Gehaltstarifverhandlungen 2003 mit den Gewerkschaften auch eine Verhandlungsklausel als Protokollnotiz zum Protokoll vereinbart, die beinhaltet, dass bei entsprechenden gesetzlichen Änderungen in der Sozialversicherung oder der Steuer und sich daraus ergebende Belastungen für den SWR jeder Tarifpartner die Aufnahme von Verhandlungen über die Al- tersversorgung verlangen kann. Da Renten- und Steuerreformen erneut zu einer Erhöhung der Aufwendungen für die betriebliche Altersversorgung geführt haben (Anmerkung: der SWR hat eine Bruttoversorgung, weshalb steuerliche Änderungen keine Auswirkungen auf die Versorgungsaufwendungen haben), führen die ARD-Rundfunkanstalten zwi- schenzeitlich weitere Verhandlungen mit den Gewerkschaften mit dem Ziel, die alten, zwischenzeitlich geschlossenen Versorgungssysteme von den ggf. auf- wandssteigernden Auswirkungen solcher externer Einflüsse abzukoppeln.

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