Historismus Und Jugendstil
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Bibliotheken der Stadt Mainz Historismus und Jugendstil Verlagseinbände aus der Stadtbibliothek Mainz und der Sammlung Mühlinghaus Landeshauptstadt Mainz Veröffentlichungen der Bibliotheken der Stadt Mainz Herausgegeben von der Landeshauptstadt Mainz Band 56 Historismus und Jugendstil Verlagseinbände aus der Stadtbibliothek Mainz und der Sammlung Mühlinghaus Konzeption: Gerhard Mühlinghaus Texte: Gerhard Mühlinghaus und Annelen Ottermann Fotos: Martin Steinmetz Mainz 2009 Für meinen Freund Wolfgang Hermes, auch als Dank für seine zwanzigjährige Unterstützung meiner Forschungen zum Verlagseinband. Annelen Ottermann, mit der ich an diesem Projekt über Jahre zu- sammengearbeitet habe, verdanke ich viele inhaltliche Anregungen, Ergänzungen und terminologische Klärungen – und den ›bibliothe- karischen Feinschliff‹ für den gemeinsamen Katalog. Begleitpublikation zur Ausstellung in der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz 1.10.2009 – 6.2.2010. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Da- ten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Landeshauptstadt Mainz / Bibliotheken der Stadt Mainz 2009 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge- schützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhe- berrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Bibliotheken der Stadt Mainz unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfäl- tigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung in elektronische Systeme. Gestaltung, Satz, Einband: Silja Geisler-Baum Druck: Druckbetrieb Lindner oHG Mainz Inhaltsverzeichnis Stephan Fliedner Vorwort 7 Annelen Ottermann Bibliothekarische Annäherung an den Verlagseinband 9 Gerhard Mühlinghaus Der Verlagseinband des Historismus und des Jugendstils – eine Skizze 15 Katalogteil 47 Bildteil 95 Register der Einbandgestalter 117 Glossar 119 Vorwort des Direktors Nach wechselvoller und immer provisorischer Unterbringung wur- de 1911/1912 in der Rheinallee für die Stadtbibliothek mit ihren wertvollen historischen Beständen erstmals ein Gebäude errichtet, das den Funktionalitäten einer modernen Bibliothek genügte. Als Nachfolgerin der Alten Mainzer Universitätsbibliothek wird sie spätestens seit diesem Zeitpunkt von den Bürgern ihrer Stadt, von Schülern, Studenten, angehenden und angesehenen Wissenschaft- lern mit je speziellen Forschungsanliegen als lebendige Einrichtung geschätzt, die das kulturelle Erbe bewahrt. Die Bibliothek lebt vom Diskurs mit ihren Benutzern und von den Anregungen und Projek- ten, die sich daraus ergeben können. Der vorliegende Katalog und die dazugehörige Ausstellung sind ein unmittelbarer Beweis für die Fruchtbarkeit eines solchen Dialogs, sind sie doch aus der Zusammenarbeit des Sammlers und Einband- forschers Gerhard Mühlinghaus mit der Leiterin unserer Altbe- standsabteilung Annelen Ottermann entstanden! Die aus seiner Privatsammlung und den Bibliotheksbeständen ausgewählten Ver- lagseinbände stellen die Geschichte der Industrialisierung der Buchbinderei in seltener Vielfalt dar und gewähren Einblick in die Innenwelt des Bürgertums im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Bürgerliches Bildungs- und Unterhaltungsstreben schufen die Voraussetzung und den Markt für das gebrauchsfertig im Laden zu erwerbende Buch mit einem seriell hergestellten Ein- band. Damit schließt sich der Kreis – der Verlagseinband als Hülle für einen wichtigen Teil unserer Bestände und die Bibliothek mit ihren Benutzern. »Das Haus in der Rheinallee 3B« steht »heute wie gestern für die guten Seiten der bürgerlichen Bildungswelt.«1 Mainz, im Juli 2009 Dr. Stephan Fliedner Direktor der Bibliotheken der Stadt Mainz 1 Franz Dumont: Häuser für Bücher. Stationen auf dem Weg in die Rheinallee 3B, in: Annelen Ottermann/ Stephan Fliedner (Hrsg.): 200 Jahre Stadtbibliothek Mainz (Veröffent- lichungen der Bibliotheken der Stadt Mainz; 52). Wiesbaden 2005, S. 35–47, hier: S. 46. 7 Annelen Ottermann Bibliothekarische Annäherung an den Verlagseinband »Buchkunst des Jugendstils. Beispiele einer Gebrauchsgraphik« – so lautete der Titel, unter dem Gerhard Mühlinghaus vor 30 Jahren eine Ausstellung mit Begleitbroschüre präsentierte.2 Nicht in den Räumen einer Bibliothek und nicht mit den Beständen einer Biblio- thek: der Sammler zeigte – damals noch ungenannt – einen Teil seiner Privatsammlung an Verlagseinbänden in einer Bank. Doch allein schon mit dem Thema betrat er neues Terrain: Museen und Bibliotheken hatten sich bis dato kaum mit dem Verlagseinband des 19. Jahrhunderts und seinen beiden Stilrichtungen, dem Histo- rismus und dem Jugendstil, beschäftigt. Wenige Jahre später wagte die Universitätsbibliothek Graz zum ersten Mal eine Ausstellung, die den Bucheinband des Historismus zum Gegenstand hatte, mithin jener Epoche in der Einbandge- schichte, der man vielerorts zumindest mit einer gewissen Ratlosig- keit und Zurückhaltung, zumeist aber mit deutlicher Ablehnung begegnete. »Wer eine Ausstellung von Bucheinbänden des Histo- rismus sich vornimmt, schwimmt gegen den Strom«3, lautet denn auch der einleitende Satz zu dem Katalog, mit dem Werner Hohl hervortrat. Die Ressentiments gegenüber dem Historismus als einer Epoche, der man Eklektizismus und Geschmacksverirrung vorwarf, ziehen sich in unterschiedlicher Deutlichkeit bis in die Gegenwart durch Darstellungen zur Einbandkunde und gestehen dem Einbandschaf- fen des ausgehenden 19. Jahrhunderts oftmals nur einen Nischen- platz in den epochenübergreifenden Katalogen großer Einband- 2 Gerhard Mühlinghaus: Buchkunst des Jugendstils. Beispiele einer Gebrauchsgraphik. Eine Ausstellung in der Dresdner Bank. Frankfurt am Main [1979]. Der Autor plant eine grundle- gende Publikation zum Verlagseinband des Historismus und des Jugendstils. 3 Werner Hohl: Bucheinbände des Historismus. Ausstellung der Universitätsbibliothek Graz 2.–18.12.1982. Graz 1982. Einleitung von Hans Zotter, S. I. 9 Annelen Ottermann sammlungen zu.4 Der Grazer Historismuskatalog blieb – bei aller äußeren Schlichtheit – noch lange ein Solitär und ist bis heute ein Markstein; doch mehrten sich in den Folgejahren Ausstellungen in Museen und Bibliotheken, die dem Gebrauchseinband des 19. Jahrhunderts in handwerklicher oder maschineller Fertigung deutlich mehr Raum ließen und damit Ausdruck einer sich wan- delnden Wahrnehmung des Kunstschaffens aus dem Zeitalter der Industrialisierung wurden. Exemplarisch seien hier Präsentationen mit Begleitkatalogen am Frankfurter Museum für Kunsthandwerk,5 in der Landesbibliothek und Murhardschen Bibliothek Kassel,6 der Stadt- und Universitätsbibliothek Köln,7 der Würzburger Universi- tätsbibliothek8 und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar9 genannt. Einen noch deutlicheren Akzent im 19. Jahrhundert legte Manfred von Armin mit seinem in jeder Hinsicht Maßstäbe setzen- den Einbandkatalog der Bibliothek Otto Schäfer.10 Nach Werner Hohl widmeten sich 1993 gleich zwei Ausstellungen den Prachteinbänden des Historismus aus Sammlungen in Corvey11 und Coburg,12 und im Folgejahr wurden Jugendstil-Illustrationen 4 So z. B. noch bei Otto Mazal: Europäische Einbandkunst aus Mittelalter und Neuzeit. 270 Einbände der Österreichischen Nationalbibliothek. Graz 1970. 5 Eva-Maria Hanebutt-Benz: Das Gesicht der Bücher. Einbände aus eigenem Bestand von der Gotik bis zum Jugendstil. Modellsammlung Petersen. Ausstellung vom 26.2. bis 8.6.1987. Frankfurt am Main 1987. 6 Rudolf-Alexander Schütte/ Konrad Wiedemann: Einbandkunst vom Frühmittelalter bis Jugendstil. Aus den Bibliotheken in Kassel und Arolsen (Schriften der Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel; 5). Kassel 2002. 7 Gunter Quarg: Vom Kettenbuch zur Collage. Bucheinbände des 15. bis 20. Jahrhunderts aus den Sammlungen der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (Schriften der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln; 12). Köln 2002. 8 Eva Pleticha-Geuder/ Angelika Pabel: Abklatsch, Falz und Zwiebelfisch. 525 Jahre Buch- druck und Bucheinband in Würzburg. Begleitbuch zur Ausstellung der Universitätsbibliothek Würzburg 17.9.–21.11.2004. Würzburg 2004. 9 Matthias Hageböck: Kunst des Bucheinbandes. Historische und moderne Einbände der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (3.9.2008–2.8.2009). Berlin 2008. 10 Manfred von Arnim: Europäische Einbandkunst aus sechs Jahrhunderten. Beispiele aus der Bibliothek Otto Schäfer Schweinfurt. (Ausstellung vom 11.10.1992 bis 28.3.1993). Schweinfurt 1992. 11 Günter Tiggesbäumker: Prachteinbände des Historismus aus der Fürstlichen Bibliothek zu Corvey (Kostbarkeiten aus westfälischen Archiven und Bibliotheken; 3). [Ausstellung 1993]. Münster 1995. 12 Jürgen Erdmann: Meistereinbände des Historismus. Die Prunk- und Widmungseinbände aus der Herzoglichen Privatbibliothek in der Landesbibliothek Coburg. Sonderdruck aus: 10 Bibliothekarische Annäherung an den Verlagseinband und -Einbände aus der Universitätsbibliothek Braunschweig vorge- stellt.13 Mit dem zeitgenössischen Bucheinband beschäftigte sich im selben Jahr auch Emile van der Vekene in Luxemburg auf dem IVe Forum International de la reliure d’art und in einer daraus entstandenen Publikation.14 Der Jugendstil in Zeitschriften war kurz darauf The- ma einer Ausstellung an der Wormser Stadtbibliothek15 und mit einigem zeitlichen Abstand an der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer.16 1997 präsentierte Doris Fouquet-Plümacher in der Uni- versitätsbibliothek der FU Berlin Jugendstileinbände und