ANMERKUNGEN

Einleitung

1 Georg Simmel: Der Konflikt der modernen Kultur, Miinchen, 1918, S. 47. 2 Die bislang eher engen Grenzen germanistischer Forschung wurden entschlossen erweitert von der Miinchner Arbeitsgruppe Max Bucher, Werner Hahl, Georg Jager und Reinhard Witt• mann, deren Vorhaben in die gleiche Richtung ging. Vor allem Werner Hahl und Georg Jager sei an dieser Stelle fiir manches weiterfiihrende Gesprach gedankt. Max Bucher u.a. (Hrsg.): Realismus und Griinderzeit Manifeste und Dokumente zur deutschen Literatur 1848-1880. Mit einer Einfiihrung in den Problemkreis und einer Quellenbibliographie Band 2, Manifeste und Dokumente, 1975. 3 Peter L. Berger und Thomas Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. Mit einer Einleitung zur deutschen Ausgabe von Helmuth Plessner, Frankfurt am Main 19744, S. 3. 4 Wir kommen auf die einschlagigen Arbeiten von Hahl, Widhammer, Kinder und Steinecke mehrfach zuriick. Werner Hahl: Reflexion und Erzahlung. Ein Problem der Romantheorie von der Spataufklarung bis zum programmatischen Realismus, Stuttgart Koln 1971. Hermann Kinder: Poesie als Synthese. Ausbreitung eines deutschen Realism us-Verstandnisses in der Mitte des 19. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 1973. Helmuth Widhammer: Realis• mus und Klassizistische Tradition. Zur Theorie der Literatur in Deutschland 1848-1860, Tii• bingen 1972. 5 Die bislang einzige zusammenhangende Darstellung der Romantheorie - >>Von Hegel bis Handke<< - ist zumindest fiir das 19. Jahrhundert vollig unzulanglich. Man vgl. etwa nur das folgende Resiimee: »Das 19. Jahrhundert endet, ohne daS eine die Gesamtproblematik um• greifende, ebenso ausfiihrliche wie profunde Romantheorie geschrieben worden ist. Die friihen Ansatze Hegels klingen nach, sie wurden referiert [?], ohne nennenswert erweitert zu werden, sie wirkten hier und da partiell, oft mehr mit Schlagworten als a us dem Geiste historisch dialek• tischer Vorgange [?].« Bruno Hillebrand: Theorie des Romans II. Von Hegel his Handke, Miinchen 1972, S. 89. 6 Vgl. dazu etwa die Arbeit von Giinter Rebing: Der Halbbruder des Dichters Friedrich Spielha• gens. Theorie des Romans, Frankfurt am Main 1972, Literaturverzeichnis S. 221. Ahnliches konstatiert Richard Stang in seiner wichtigen Untersuchung iiber die englische Romantheorie der Jahrhundertmitte: >>The chief reason for the wholesale dismissal of this large literature is that most of it is buried away in the files of Victorian periodicals. On the whole, the most tren• chant discussions are not published in books.<< Richard Stang: The Theory Of The Novel In England 1850-1870, London 1959, p. XI. 7 Friedrich Sengle: Biedermeierzeit. Deutsche Literatur im Spannungsfeld zwischen Restaura• tion und Revolution 1815-1848, Band II. Die Formenwelt, Stuttgart 1972, S. 820. Das Kapitel iiber die Erzahlprosa ebd. S. 803-1047. 8 Hartmut Steinecke (Hrsg).: Theorie und Technik des Romans im 19. Jahrhundert, Tiibingen 1970, s. 137. Vgl. jetzt Hartmut Steinecke: Romantheorie und Romankritik in Deutschland. Die Entwick• lung des Gattungsverstandnisses von der Scott-Rezeption bis zum programmatischen Realis• mus. Band 1, Stuttgart 1975, Band 2, Quellen, Stuttgart 1976. 220 Anmerkungen

9 Eberhard Liimmert u.a. (Hrsg.): Romantheorie. Dokumentation ihrer Geschichte in Deutsch• land 1620-1880, Koln Berlin 1971, S. XVII. 10 Wolfgangiser: Derimplizite Leser. Kommunikationsformen des Romans von Bunyan bis Bek• kett; Miinchen 1972, S. 7. 11 Allein im Jahre 1835 erschienen 598 Romane. Petra Sybille Hauke: Literaturkritik in den Blat• tern fiir literarische Unterhaltung 1818-1835, Stuttgart 1972, S. 171. Dort auch die Zahlen fiir andere Jahre. 12 DaS die dieser Arbeit zu Grunde liegenden Texte >>ZU einem groSen Teil bibliographisch nicht erfaSt und der Forschung unbekannt [sind]<<, galt bis zur Veroffentlichung der Dokumentation der Miinchner Arbeitsgruppe, die einen Teil unseres Zeitraums parallel zu unseren eigenen Quellenstudien erforschte. Max Bucher u.a. (Hrsg.): Realismus und Griinderzeit. Manifeste und zur deutschen Literatur 1848-1880. Mit einer Einfiihrung in den Problem• kreis und einer Quellenbibliographie. Band 1, Einfiihrung in den Problemkreis, Abbildungen, Kurzbiographien, annotierte Quellenbibliographie und Register, Stuttgart 1976, Vorwort s. v. 13 Peter L. Berger und Thomas Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion, S. 3. 14 Friedrich Sengle: Der Romanbegriff in der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts. In: Ders.: Arbei• ten zur deutschen Literatur 1750-1850, Stuttgart 1965, S. 176. Gesperrt ebd. 15 Die These von der Wichtigkeit des Romans fiir das (literarische) ZeitbewuStsein laSt sich durch die Arbeit Petra Sybille Haukes auch statistisch stiitzen. Werden von der Gesamtproduk• tion des Jahres 1835 in den Bliittern fur literarische Unterhaltung ohnehin nur 10% rezensiert, so liegt der Anteil der rezensierten Romane mit 26% weit iiber dem burchschnitt, obwohl die absoluten Produktionszahlen in anderen Sparten hoher lagen. Petra Sybille Hauke: Literatur• kritik, s. 171. 16 Max Bucher: Voraussetzungen der realistischen Literaturkritik. In: Max Bucher u.a. (Hrsg.): Realismus und Griinderzeit, Band 1, S. 32-47; Zitat S. 46. 17 Reinhard Wittmann schreibt im ersten, auf breiten Quellenstudien basierenden Beitrag iiber das literarische Leben zwischen 1848 und 1880 zusammenfassend: »Autoren wie Keller, Stif• ter, Storm, Morike, Otto Ludwig, Raabe blieben bis in die Griinderjahre Randerscheinungen im BewuStsein der lesenden Offentlichkeit.« Reinhard Wittmann: Das literarische Leben 1848 bis 1880. In: Max Bucher u.a. (Hrsg.}: Realismus und Griinderzeit, Band 1, S. 161-257; Zitat s. 256. 18 Vgl. Gerda Roder: Gluck und gliickliches Ende im deutschen Bildungsroman. Eine Studie zu Goethes »Wilhelm Meister<<, phil. Diss., Miinchen 1968. Die Arbeit geht iiber den genannten Roman hinaus und bringt erhellende Analysen zum SchluS der Wanderjahre und der zweiten Fassung des Grnnen Heinrich. Mit der »regressive[n] agrarische[n] Zukunftsperspektive am SchluS des Romans• setzt sich Friedrich Rothe bei Fritz Reuter auseinander, dessen »Bild einer harmonisierten Gesellschaft<< er einer sozialgeschichtlich fundierten Kritik unterzieht. Fried• rich Rothe: Unkel Brasig Zur nachrevolutionaren Erzahlkunst im 19. Jahrhundert. In: DVjS 43 (1969}, S. 260-273; beide Zitate S. 272. 19 Hartmut Steinecke: Romantheorie und Romankritik, Band 1, S. X. 20 Eine partielle Erweiterung des Kanons und gerechtere Wiirdigung der Sozialromane der 40er und 50er Jahre bringt die neuere Arbeit von Joachim Worthmann: Probleme des Zeitromans. Studien zur Geschichte des deutschen Romans im 19. Jahrhundert, Heidelberg 1974. Worth• mann ist allerdings noch immer an den Fontane und Raabe orientiert; von dort bezieht er seine nicht immer historischen Wertungskategorien. Anmerkungen 221

Zwischen Bildungsroman und Desillusionsroman

1 Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Asthetik, herausgegeben von Friedrich Bassenge, Mit einer Einfiihrung von Georg Lukacs, Zwei Bande, Frankfurt am Main o.J. [1965]. Wir zitieren nach der Seitenzahl des ersten und dann zweiten Bandes dieser Ausgabe in Klammern. 2 Georg Lukacs: Hegels Asthetik, Bd. II, S. 589-624; Zitat S. 589. 3 Gerd Wolandt: Zur Aktualitat der Hegelschen Asthetik. In: Hegel-Studien Bd. 5 (1969), S. 219-234. Zitat S. 233. Vgl. auch: >> Wer Hegel verstehen will, ist noch immer mit sich selbst allein. Er wird keinen Kommentar finden, der beim Lesen hilft, start es ersetzen zu wollen.« Dieter Henrich: Hegel im Kontext, Frankfurt am Main 1971, S. 7. Als solche Lesehilfe unter dem leitenden Interesse unserer Problemstellung verstehen wir dieses Kapitel. 4 Wolfgang Preisendanz: Humor als dichterische Einbildungskraft, Studien zur Erzahlkunst des poetischen Realismus, Miinchen 1963, S. 118 ff. 5 Hubert Ohl: Bild und Wirklichkeit, Studien zur Romankunst Raabes und Fontanes, Heidel• berg 1968, bes. S. 21 ff. 6 Thomas W. H. Metscher: Hegel und die philosophische Grundlegung der Kunstsoziologie; Pe• ter Hahn: Kunst als Ideologie und Utopie. Dber die theoretischen Mi:iglichkeiten eines gesell• schaftsbezogenen Kunstbegriffs. Beide in: Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaften, Grundlagen und Modellanalysen, Mit Beitragen von Horst Albert Glaser eta!., Stuttgart 1971, S. 13-80 und S. 151-234. Vgl. auch Werner Hahl: Reflexion und Erzahlung. Ein Problem der Romantheorie von der Spataufklarung bis zum programmatischen Realismus, Stuttgart Berlin Ki:iln Mainz 1971, bes. S. 91 f. 7 Joachim Muller: Hegel und die Theorie des Romans. In: Wiss. Zs. der Friedrich-Schiller-Uni• versitatJena. Gesellschafts- und Sprachwiss. Reihe 19. Jg. 4 (1970), S. 637-644; Zitat S. 643. Einen iiberzeugenden Versuch, »im Gritnen Heinrich die romantheoretischen Grundsatze He• gels in einer frappierenden Konsequenz wiederzuerkennen<<, unternahm jiingst Klaus-Detlef Muller: Die »Dialektik der Kulturbewegung<< Hegels romantheoretische Grundsatze und Kel• lers Gritner Heinrich. In: Poetica 8(1976), S. 300-320; Zitat S. 314. 8 Josef Derbolav: Hegels Theorie der Handlung. In: Hegel-Studien Bd. 3 (1965), S. 209-223 und Reiner Wiehl: Dber den Handlungsbegriff als Kategorie der Hegelschen Asthetik. In: He• gel-Studien Bd. 6 (1971), S. 135-170. Zum Begriff der Versi:ihnung der altere Aufsatz von Giinter Rohrmoser: Zum Problem der asthetischen Versi:ihnung Schiller. und Hegel. In: Euph 53 (1959), S. 351-366 und vor allem der Aufsatz von Benno von Wiese: Das Problem der asthetischen Versi:ihnung bei Schiller und Hegel. In: Jb. der dt. Schiller-Gesellschaft 9 (1965), s. 167-188. 9 So fehlt bei Ohl und in Martinis Literaturgeschichte die Einbeziehung der eher zynischen Pas• sagen zu Roman und RomanschluB, bei Hahl der positiv substantielle Passus, bei allen, soweit wir sehen, ein Hinweis auf den wichtigen Abschnitt iiber den Werther und Jakobis Waldemar. T rotz eines eigenen Abschnitts- » Das Prinzip der Subjektivitat im Roman« (ebd., S. 2 7 ff.) er• kennt Ohl dadurch, ervor den entscheidenden negativen Satzen iiber die schlechte Subjek• tivitat mit dem Zitieren abbricht, Hegels kritische Stellung zum Romanhelden nicht. Bei Mar• tini verschieben sich durch den einseitigen Bezug auf die Passagen iiber den Roman im Kontext der Diskussion der epischen Poesie die Perspektiven von Hegels Romanbegriff einseitig ins Ge• sellschaftskritische, ohne die grundlegende Kritik am romantischen Subjekt, die im histo• rischen Teil der Asthetik entfaltet wird, zum Tragen kame. 10 Peter Hahn sieht wohl rich rig, wenn er zum idealistischen Kunstbegriff bemerkt: »So entmuti• gend spekulativ dies klingt, vermag Kunst doch eben durch dieses Zur-Anschauung-Bringen des Wahren [ ...] gegeniiber >>dieser schlechten, verganglichen Welt<< enthiillend zu wirken [... ).<< P. Hahn: Kunst als Ideologie und Utopie, S. 180. 11 Helmuth Widhammer: Realismus und klassizistische Tradition. Zur Theorie der Literatur in Deutschland 1848-1860, Tiibingen 1972 und: Hermann Kinder: Poesie als Synthese. Ausbrei• tung eines deutschen Realismus-Verstandnisses in der Mitte des 19. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 1973. Wir kommen auf diese Arbeiten noch zuriick. 222 Anmerkungen

12 So sehr Thomas W.H. Metscher mit Recht die »formalen Strukturen der iisthetischen Kon• struktion in ihrer sozialgeschichtlichen Relevanz« herauszuarbeiten untemimmt, so ist doch seiner Hauptthese, bei Hegel sei iisthetische Handlung » gesellschaftliche Handlung in formaler Autonomie« a us dem Hegelschen Kunstbegriff und seiner Theorie der Handlung, die auch bei Metscher im Zentrum des Interesses steht, zu widersprechen. Es ist eben der nicht-mimetische Kunstbegriff, der die zweifellos vorhandenen sozialgeschichtlichen Erkenntnisse fiir die Dicht• kunst der Gegenwatt nicht konstitutiv erscheinen laSt, der er als adiiquaten kiinstlerischen Stoff den Riickgriff auf das heroische Zeitalter empfiehlt. Th. W. H. Metscher: Hegel und die philosophische Grundlegung der Kunstsoziologie, S. 14 und S. 42. 13 In Reiner Wiehls eher enttiiuschendem Aufsatz wird zu Recht die >>Auszeichnung des Hand• lungsbegriffes unter allen mi:iglichen Begriffen der iisthetischen Reflexion« konstatiert. R. Wiehl: Ober den Handlungsbegriff, S. 145. 14 Vgl. dazu W. Preisendanz: Humor, S. 118 ff. 15 In der Poesie-Prosa-Antithese formuliert Hegel seine Bewunderung fiir Schillers und Goethes Jugenddramen und deren Versuch, »innerhalb dieser vorgefundenen Verhiiltnisse der neueren Zeit die verlorene Selbstiindigkeit der Gestalten wiederzugewinnen.<< [194] Ober die Erfolgs• aussichten allerdings gibt er sich keinen Illusionen hin. Die »Empi:irung gegen die gesamte biir• gerliche Gesellschaft<<, der Versuch Karl Moors, »sich so selbst einen neuen heroischen Zu• stand<< zu schaffen, miisse notwendig scheitern. Die »abenteuernde Selbstiindigkeit ritterlicher Individuen<< verfalle angesichts der ausgebildeten »gesetzliche[n] Ordnung in ihrer prosai• schen Gestalt<< notwendig der Liicherlichkeit, »in welcher uns Cervantes seinen Don Quixote vor Augen fiihrt.<< Aile Zitate S. 194 f. 16 Hegel gesteht iibrigens gerade der Poesie mehr zu, als. man ihr im 19. Jahrhundert dann zuge• stehen wollte: »Bis zu welcher Grenze jedoch die Dissonanz darf fongetrieben werden, dar• iiber lassen sich keine allgemeinen Bestimmungen feststellen [ ...]. Die Poesie hat deshalb das Recht, nach innen fast bis zur auBersten Qual der Verzweiflung und im AuBeren bis zur HiiB• lichkeit als solcher fortzugehen. << [203 f.] Man vgl. dazu die Konzepte der »christlichen Asthe• tik« und natiirlich Karl Rosenkranz' Asthetik des Hii{Uichen. 17 Kursivierung im folgenden Zitat von uns. V gl. dazu Metschers etwas saloppe, in der Sache aber zutreffende Analyse. Th. W. H. Metscher: Hegel und die philosophische Grundlegung, S. 55. 18 Aus diesem grundsiitzlichen Dilemma lassen sich die Priiferenzen auch demokratischer und li• beraler Autoren fiir adelige Heiden (oder fiir verkappte adelige Heiden, die sich am SchluB als solche entpuppen) erkliiren. Noch der alte Fontane glaubt ja, den Adela us poetischen Griinden nicht entbehren zu ki:innen. 19 Paradigma solcher Versuche, den Zeitgehalt kollektiver Konflikte in die biographisch orien• tierte Form des Romans zu zwiingen, ist etwa der Lassalle-Roman Friedrich Spielhagens In Reih' und Glied, in dem allerdings das Individuums-Konzept nicht mehr ungebrochen gilt. 20 Fritz Martini: Realism us. In: Reallexikon der Deutschen Literaturgeschichte, hrsg. von Wer• ner Kohlschmidt und Wolfgang Mohr, Dritter Band, Vierte Lieferung Psalmendichtung- Re• formationsliteratur, Berlin 19682, S. 343-365; Zitat S. 358. 21 DaB hier auf Schillers Konzeption der iisthetischen Versi:ihnung angespielt wird, scheint u.E. evident. Hier trennen sich die Wege beider, deren Gemeinsamkeiten angesichts der Folgen Kants und der franzi:isischen Revolution von Wiese und Rohrmoser iiberzeugend herausgear• beitet wurden. Rohrmoser sieht Schillers iisthetische Versi:ihnung als »Ffand einer VerheiBung, die sie selbst nicht einli:isen konnte.<< G. Rohrmoser: Zum Problem der iisthetischen Versi:ih• nung, S. 360. Ob die Versi:ihnung im philosophischen Begriff substantieller zu sein vermag, darf angesichts des Zerfalls und der Problematik des Hegelschen Staatsdenkens im 19. Jahr• hundert, angesichts der nun seinerseits radikalen Kritik an der bloB begrifflichen Versi:ihnung durch den jungen Marx fiiglich in Frage gestellt werden. 22 Hegel sieht durchaus auch die Dialektik von Armut und Reichtum, die dann vom Naturalis• mus einer empi:irten Offentlichkeit priisentiert wird: >>Der lange weitliiufige Zusammenhang der Bediirfnisse und Arbeit, der lnteressen und deren Befriedigung ist seiner ganzen Breite nach vollstiindig entwickelt und jedes Individuum a us seiner Selbstiindigkeit heraus in eine unendli- Anmerkungen 223

che Reihe der Abhangigkeiten von anderen verschrankt. [ ...] Da tritt nun mitten in dieser in• dustriellen Bildung und dem wechselseitigen Benutzen und Verdrangen der iibrigen teils die harteste Grausamkeit der Armut hervor, teils, wenn die Not soli entfernt werden, miissen die Individuen als reich erscheinen, so daB sie von der Arbeit fiir ihre Bediirfnisse befreit sind und sich nun hoheren Interessen hinge ben konnen. In diesem OberfluG ist dann allerdings der stete Widerschein einer endlosen Abhangigkeit beseitigt und der Mensch urn so mehr allen Zufallig• keiten des Erwerbs entnommen, als er nicht mehr in dem Schmutz des Gewinnes steckt.« (25 5) 23 Vgl. dazu vor allem W. Hahl: Reflexion und Erzahlung, S. 85-110; bes. S. 96. 24 Zur Stellung des Zufalls in Hegels Philosophie vgl. jetzt: Dieter Henrich: Hegels Theorie iiber den Zufall. In: Hegel im Kontext, S. 157-186. 25 Ober die Polemik gegen das »Romanhafte im Roman<< in den zwanziger und dreiGiger Jahren informiert griindlich Rolf Schroder: Novellentheorie in der friihen Biedermeierzeit, Tiibingen 1970, s. 152 ff. 26 Zum »soziale[n] Aspekt der Gliicksidee<< vgl. Gerda Roder: Gliick und gliickliches Ende im deutschen Bildungsroman. Eine Studie zu Goethes ,, Wilhelm Meister<<, Miinchen 1968, S. 117 und passim. Roder entwickelt in iiberzeugender Weise die Vorgeschichte der Diskussion urn das gliickliche Ende im Barockroman und im Roman des 18. Jahrhunderts. 27 Wir konnen also Lothar Kiihn nicht zustimmen, wenn er schreibt: »Hegels bissige Bemerkun• gen erheben den sehr einseitig verstandenen Bildungsroman gewissermaGen zur modernen Romanform schlechthin [ ...]<<. Lothar Kuhn: Entwicklungs- und Bildungsroman. Ein For• schungsbericht. Mit einem Nachtrag, Stuttgart 1969, S. 22. Wilhelm Meister wird iibrigens in der Asthetik nur an zwei Stellen erwahnt; das eine Mal indirekt durch ein Zitat aus dem Ham• let-Kapitel (1, 228), das zweite Mal bei der Besprechung der Schadow'schen Darstellung der Mignon im Kapitel iiber die Malerei [II, 230]. 28 W. Hahl: Reflexion und Erzahlung, S. 92. 29 Georg Lukacs: Wider den miGverstandenen Realismus, 1958, S. 122, Vgl. dazu Theodor W. Adorno: ErpreGte Versohnung. Zu Georg Lukacs: »Wider den miGverstandenen Realismus<<. In: Theodor W. Adorno: Noten zur Literatur II, Frankfurt am Main 1961, S. 152-187, bes. S. 186 f. 30 Man vgl. dazu den SchluG des ersten groGen Erfolgsromans der Marlitt, Goldelse, dessen SchluGgliick in del' illustrierten Ausgabe von Paul Thumann ins Bild gesetzt wiril, getreu der Beschreibung der SchluGseite: die gliickliche Mutter mit Kind, die ihren Erstgeborenen im gro• Gelterlichen Hause prasentiert, umringt von bewundernden Erwachsenen im Halbkreis. Euge• nie Marlitt: Goldelse Illustriert von Paul Thumann, Leipzig 1871, S. 332. 31 Georg Lukacs: Die Theorie des Romans. Ein geschichtsphilosophischer Versuch iiber die For• mender groGen Epik, Berlin 19653, S. 114. Das Zitat steht im Kapitel iiber die Desillusionsro• mantik, deren Romantypus fiir das 19. Jahrhundert bestimmend sei. 32 Wir zitieren im Folgenden den Band II der Asthetik mit den Seitenzahlen in Klammern. 33 Die Verbindung dieses Topos mit der Totalitatsforderung und deren Verbindung mit dem Be• griff einer sinnvollen » Ordnung<< verweist auf den theologischen Hintergrund, von dem Sengle zu Recht schreibt, »daB das theologische Denken auch in den Siikularisationen und Negatio• nen des Christentums [... ] strukturbildend bleibt. << F. Sengle, Biedermeierzeit, Bd. I, S. 64. Vgl. dazu auch G. W. Fr. Hegel: Asthetik, Bd. II, S. 339: »Nach dieserSeite wird es dieHaupt• aufgabe der Poesie, die Machte des geistigen Lebens [... ] das alles umfassende Reich menschli• cher Vorstellung, Taten, Handlungen, Schicksale, das Getriebe dieser Welt und die gottliche Weltregierung zum BewuGtsein zu bringen.<< 34 SchluGprobleme des historischen Romans vermogen die Romane Willi bald Alexis' zu illustrie· ren, die unlangst Wolfgang Cast untersucht hat. Gast geht aber seinerseits von der Konzeption eines in sich harmonisch gerundeten Kunstwerks aus (ebd., S. 124), so daB er die Verkniipfung von poetologischer und politischer RomanschluGproblematik nur unzureichend reflektiert. Es geht ja nicht nur darum, daG im Isegrimm (1854) »die UnabschlieGbarkeit der Geschichte am Romanende bewuGt wird und die Verendlichung im literarischen Werk entsprechend schwie• riger geworden ist<<, sondern weit mehr urn die politische Notwendigkeit eines offenen Schlus- 224 Anmerkungen

ses angesichts der noch unerfiillten Hoffnungen in der politischen Reali tat PreuBens! Man ver• gleiche die Schliisse von Der falsche Waldemar (1842), Ruhe ist die erste Burgerpf/icht (1852) und Isegrimm (1854)! Wolfgang Gast: Der deutsche Geschichtsroman im 19. Jahrhundert: Willi bald Alexis Untersuchungen zur Technik seiner vaterlandischen Romane. Phil. Diss. Frei• burg 1972, S. 120. 35 Der Passus iiber den Roman beginnt ja charakteristischerweise mit einer Anti these zur Vers• dichtung, an deren Primat Hegel festhalt: »Poetischer freilich [ ...] sind die Romanzen und Balladen [... ]. Ganz anders verhalt es sich dagegen mit dem Roman[ ...].«G. W. Fr. Hegel: Asthetik, Bd. II, S. 452. Zum Primat der Versdichtung bei Hegel vgl. F. Sengle: Biedermeier• zeit, Bd. II, S. 18-21. 36 Die negative Beurteilung E. T. A. Hoffmanns und Jean Pauls ist hierfiir nur ein Indiz unter vie• len. Zum Objektivitatsideal vgl. das SchluBkapitel der Dissertation von W. Hahl: Reflexion und Erzahlung, S. 200-242. 3 7 >>Dies sind die wesentlichen Bestimmungen, welche sich in Kiirze in betreff auf das eigentliche Epos hinstellen lassen. Dieselbe Form der Ol,)jektivitat nun aber ist auf andere Gegenstande angewendet worden, deren Gehalt nicht die wahre Bedeutung echter Objektivitat in sich tragt. Mit dergleichen Nebenarten kann man den Theoretiker in Verlegenheit setzen [ ...].« Ebd. s. 450. 38 Soweit wir sehen, spricht nur Joachim Miiller davon, daB Hegels Bemerkungen zum Roman >> recht widerspruchsvoll sind«, geht aber in seinem allzu kurzen Aufsatz nicht weiter auf dieses Problem ein. Joachim Muller: Hegel und die Theorie des Romans, S. 637. 39 Karl Rosenkranz: Einleitung iiber den Roman. In: Aesthetische und Poetische Mitteilungen von Karl Rosenkranz, 1827, S. 1-40. Das erste Zitat S. 3, das zweite S. 14, das ausfiihrliche letzte ebd. S. 15 f. Jiirgen Jacobs geht in seiner Analyse der Struktur des Bildungs• romans nicht wesentlich iiber Erkenntnisse Rosenkranz' hinaus, riickt aber zu Recht die Pro• blematik der Gattung in den Vordergrund seines Interesses. Vor allem auf die auch von uns schon bei Hegel konstatierte Anti these von Bildungsroman und Desillusionsroman kommt Ja• cobs bei seiner Abgrenzung des Romantyps zu sprechen: >>Das entscheidende Kriterium, das den Bildungsroman von anderen Formen des Entwicklungsromans abhebt, ist seine Tendenz zum ausgleichenden SchluB: Der Bruch zwischen idealerfiillter Seele und widerstandiger Reali• tat [ ...] soli am Ende iiberwunden werden. Indem ein solcher Ausgleich zum Ziel der Ge• schichte wird, riickt der Desillusionsroman, der mit der Resignation, dem Untergang, der defi• nitiven Enttauschung des Heiden endet, in eine entscheidende Gegenposition zur Bildungsge• schichte.« Jiirgen]acobs: Wilhelm Meister und seine Briider. Untersuchungen zum deutschen Bildungsroman, Miinchen 1972, S. 171. Vgl. ebd. S. 183. Friedrich Sengles forschungsge• schichtlich begreifliche Aversion gegen den Begriff Bildungsroman als etwas typisch Deut• schem spielt die doch zweifellos vorhandene Theorie und Praxis des am Wilhelm Meister orien• tierten Romantyps mehr als zulassig herab. Der nach Sengle •akademisch ausgewogene Ro• manartikel im Brockhaus, der in hunderttausende von Handen gelangte«, wird von ihm Ieider mehr gegen Friedrich Schlegels genialische Notizbiicher ausgespielt als in seinem Abschnitt >>Bildungsroman?<< zitiert, wo er unbedingt hingehort hatte. Der Artikel ist eine einzige Eloge auf den groBten Schriftsteller der Gegenwart, >>dem es iiberhaupt vorbehalten war, im Roman die Palme zu ersiegen, dem unsterblichen Gi:ithe in seinem Wilhelm Meister« (400). Die Ro- mandefinition lautet schlichtweg: >> Individuelle Bildungsgeschichte [ ...] Leben und Schicksale eines Einzelnen von seiner Geburt bis zu seiner vollendeten Bildung, [... ] Lehrjahre des Jun- gers, bis er zum Meister erhoben ist, das ist der Roman.<< (399) Der RomanschluB eroffnet dort, noch vollig ungebrochen von der empirischen Reali tat, >>eine unendliche Perspective des Strebens und Sichbildens<<. (407) Friedrich Sengle: Biedermeierzeit, Bd. II, S. 822. Der Ab• schnitt •Bildungsroman?<< ebd., S. 906-911. Rosenkranz ist fiir Sengle allerdings ein >>ernst• hatter Programmatiker des Bildungsromans<<, wenngleich er dessen Programm »altmodisch<< nennt. Ebd., S. 909. Jacobs halt sich bedauerlicherweise in seiner historischen Rekapitulation vollig an Martinis Aufsatz a us dem Jahre 1961, der Karl Morgenstern als den friihesten Theo• retiker des Bildungsromans entdeckt hatte. Weder Rosenkranz noch der Brockhaus-Artikel Anmerkungen 225

werden bei Jacobs erwahnt. Die Zitate a us dem Brockhaus-Artikel nach: Allgemeine Real-En• cyclopadie fiir die gebildeten Stande. (Conversations-Lexicon.) In zehn Banden. Achter Band. R. bis Seer. Fiinfte Original-Auflage. (Dritter Abdruck), Leipzig 1822, Artikel »Roman«, S. 396--407. F. Martini: Der Bildungsroman. Zur Geschichte des Wottes und der Theorie. In: DVjS 35 (1961), S. 44 ff. 40 Inwieweit die Unterschiede beider Passagen aus der Entstehuogszeit zu erklaren sind, mug wohl Spekulation bleiben. Immerhin liegen zwischen dem ersten Asthetik-Kollegium (Heidel• berg 1817) und dem letzten (Berlin 1828/29) mehr als zehn Jahre. 41 Edward Mcinnes schreibt zur Romandiskussion in der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts: »lm Mittelpunkt der Auseinandersetzungen mit dem Bildungsroman steht, wie wir gesehen haben, das Problem der Versohnung. Die literarische Kritik der Zeit ist unablassig bemiiht, eine neue Auffassung der Versohnung im Roman zu begriinden. Dabei gibt man sich in vielen Fallen mit einer nur »privaten Versahnung« nicht mehr zufrieden [ ...]. Vielen wird klar, eine wirkli• che Versohnung im Roman solange ausgeschlossen ist, wie die mangelhaften Einrichtungen ei• ner bestimmten Gesellschaftsstufe als unveranderlich aufgefagt werden.« Edward Mcinnes: Zwischen »Wilhelm Meister« und »Die Ritter vom Geiste«: Zur Auseinandersetzung zwi• schen Bildungsroman und Sozialroman im 19. Jahrhundert. In: DVjS 43 (1969), S. 487-514. Zitat S. 507. Als ein Beispiel sei Theodor Mundt zitiert, der schreibt: »Dies ist das in aller Ein• heit vielgliederige Leben des Kunstwerks, das als die grogte Aufgabe des menschlichen Daseins uns in allen unsern Zustanden lockt, und das wir aufrichten miissen als das wahre Bild der Ver• sohnung aus den jetzt umherliegenden schaden und schneidenden Triimmern der Wirklich• keit. « Theodor Mundt: Aesthetik. Die Idee der Schonheit und des Kunstwerks im Lichte unse• rer Zeit, Berlin 1845, S. 265.

Bildungsroman oder Sozialroman

1 Uber Vischer und Vischer-Wirkung informiert Fritz Schlawe: Friedrich Theodor Vischer, Stuttgart 1959, S. 386 und passim. 2 Morikes Brief vom 25. Juni 1851 zitiert nach: Robert Vischer (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Eduard Morike und Friedrich Theodor Vischer, Miinchen 1926, S. 193.- Treitschkes Brief vom 1. Marz 1857 an Bachmann zitiert nach F. Schlawe: Fr.Th. Vischer, S. 264.-Felix Dahn: Vischers kritische Gange. [E: 1861] In: Felix Dahn: Bausteine. Gesammelte kleine Schriften. Dritte Reihe, Berlin 1882, S. 152-156; Zitat S. 153. 3 Rudolf von Gottschall: Streidragen der modernen Poetik. In: Rudolf von Gottschall: Studien zur neuen deutschen Literatur, Berlin 18922, S. 186. Gottschall schreibt im Vorwort zur ersten Auflage seiner Poetik, dag er »der Asthetik Vischer's allgemeine Grundbestimmungen des Schonen und der Kunst verdanke, welche ich zu adoptieren urn so weniger Bedenken trug, als auch die Wissenschaft des Geistes [... ] positive Resultate aufweist, auf denen sich weiter bauen lagt«. Rudolf von Gottschall: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik. Yom Stand• punkte der Neuzeit. Sechste vermehrte und verbesserte Auflage, Erster Band, Breslau 1893, S. VI f. 4 Es handelt sich urn die Arbeit von Helmuth Widhammer: Realismus und klassizistische Tradi• tion. Zur Theorie der Literatur in Deutschland 1848-1860, Tiibingen 1972 mit einem Kapitel: Fr.Th. Vischers Prinzip der »indirekten ldealisierung«, ebd. S. 163-187. Ferner Hermann Kinder: Poesie als Synthese. Ausbreitung eines deutschen Realismus-Verstandnisses in der Mitte des 19. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 1973, S. 63-114. Wahrend in der Arbeit Wid• hammers der Roman iiberhaupt nicht behandelt wird, geht Kinder auf die Romandiskussion naher ein, sieht Vischer auch genauer im historisch-politischen Kontext der vierziger Jahre. 5 Der Aufsatz »Eduard Morike. Maler Nolten, Novellen in zwei Teilen.« erschien zuerst 1839 in den Hallischen ]ahrbuchern fur deutsche Wissenschaft und Kunst, Jg. 1839, der Aufsatz »Sha• kespeare in seinem Verhalmis zur deutschen Poesie, insbesondere zur politischen« wurde 226 Anmerkungen

1842/43 verfaBt und erschien zuerst 1844 im Literarhistorischen Taschenbuch, herausgege• ben von Robert Prutz. >>Herwegh. Gedichte eines Lebendigen.<< erschien 1843 in denjahrbu• chern der Gegenwart, die Rezension des zweiten Bandes der Herweghschen Gedichte zusam• men mit der Rezension des ersten Bandes in den Kritischen Giingen 1844, die Replik auf Adolf Stahrs Kritik an Herweghs Aufsatz, »Noch ein Wort dariiber, warum ich von der jetzigen Poe• sie nichts halte.<< ebenfalls 1844 in denjahrbuchern der Gegenwart. SchlieB!ich die im Zen• trum unseres Interesses stehende Rezension »Zur Kritik der Mysteres de von Eugene Sue.<<, ebenfalls 1844 in denjahrbuchern der Gegenwart erschienen. Aile Aufsatze wiederab• gedruckt in: Friedrich Theodor Vischer. Kritische Gange. Zweiter Band. Herausgegeben von Robert Vischer, Zweite, vermehrte Auflage, Miinchen o.J. Wir zitieren im Folgenden, wo nicht anders vermerkt, nach diesem Band mit der Seitenzahl in Klammern. 6 Ober die Einbertung in die biographische Situation Vischers vgl. F. Schlawe: Fr. Th. Vischer, S. 164 ff. Eine knappe Darstellung der Vischerschen Position in den vormarzlichen Aufsatzen bei H. Widhammer: Realism us S. 177 ff. Die Struktur der Aufsatze wird verstanden •als die Antinomie zwischen dem klassisch-idealistischen Poesiebegriff und der modernen Wirklich• keit.<< Ebd. S. 177. Widhammers Unterschatzung und teilweise Verkennung des friihen Vi• scher scheint uns nicht recht begreiflich. Den politischen Vischer auf den asthetischen zu redu• zieren (und damit zu kritisieren) entspricht u.E. nicht den historischen Fakten. Ebd., S. 180 f. Der Aufsatz von Helmut Hartwig: Literatursoziologie und das Problem der Klasseniiber• schreitung. Zur Soziologie asthetischer Fragestellungen-Fr. Th. Vischer iiber Georg Herwegh, enrtauscht vollig. Obertroffen wird seine Unkenntnis des friihen Vischer und der tatsachlichen Konstellation der 40er Jahre nur noch durch die Arroganz, mit der er ihm die politischen Levi• ten liest. In: Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaften. Grundlagen und Modellanaly• sen. Mit Beitragen von Horst Glaser eta!., Stuttgart 1971, S. 315-340. 7 Man vgl. die ·Akademische RedezumAntrittdes Ordinariats<< [1844]. In: Fr.Th. Vischer: Kri• tische Gange. Erster Band, bes. S. 179. 8 Robert Vischer (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Eduard Morike und Friedrich Theodor Vi• scher, Miinchen 1926, S. 116 f.; Brief vom 29. Dezember 1833. 9 Friedrich Sengle schreibt im ersten Band seiner Epochendarstellung: ·Man darf behaupten, daB diesem Asthetiker, trotz seiner Nahe zum junghegelianischen Klassizismus, der Realism us mehr und mehr zum Wunschbild wurde. << Die Abkehr von den Auslaufern der Romantik ware als Bedingung beider Stilrichtungen hier hinzuzufiigen. F. Sengle: Biedermeierzeit, Bd. 1, s. 261. 10 In der Rezension der Gedichte Morikes klingt zum ersten Mal die Konfrontation der Literatur mit der geschichtlichen Lage an, mit den Folgen der Julirevolution fiir die Poesie: »Die Revolu• tion, der Liberalismus, die Technik, die materiellen Tendenzen, die Kultur, die alles beleckt, [ ...] der Geschaftsdrang, der uns von Morgen bis Abend an den Arbeitsstuhl fesselt und der zehnten Muse, der MuBe, ihr biBchen Lebensluft vollends zu erdriicken droht: alles dies ver• schwor sich gegen die poetische Stimmung [ ...] Man verlor den Standpunkt, a us welchem all• ein ein Dichter zu beurteilen ist, man rief ihn an: halt! nicht so schnell! du muBt dich erst aus• weisen, ob du auch die Fragen der Gegenwart, die groBen sozialen Probleme in dein Gedicht aufgenommen hast!«. In: Fr.Th.Vischer: Kritische Gange, Zweiter Band, S. 23 f. Vischer ver• teidigt die Poesie- und verweist sie auf den Tag nach einer gegliickten gesellschaftlichen Ver• anderung, Gedanken, die er in den Aufsatzen der 40er Jahre breit ausfiihren wird. Das folgende Zitat ebd. S. V f. 11 So die Oberschrift des ersten Teils der Dokumentation Jost Hermand: Der deutsche Vormarz Texte und Dokumente, Stuttgart 19722, S. 3. 12 W.[olfgang] M. [enzel]: Die Romane. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Heft 2, I. Jg. {1838 ), S. 92-137. Die Seitenzahlen in Klammern. 13 Ganz ahnlich sorgt sich ein G.P. in einem Aufsatz derselben Zeitschrift dariiber, daB »durch unangemessene Lektiire eine falsche Bildung mehr und mehr urn sich greift, wie dadurch der Samen falscher Vorstellungen und verderblicher Bestrebungen in viele Gemiither ausgestreut Anmerkungen 227

wird<<. G.P.: Die Literatur, ihr Zusammenhang mit dem Leben und ihr EinfluB darauf. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Heft 4, I. Jg. (1838), S. 41-90; Zitat S. 58. 14 Anonym: Gedanken tiber die moderne schone Literatur. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Heft 3, III. Jg. (1840), S. 244-286. 15 Im Zentrum der Dberlegungen des Verfassers steht das BewuBtsein der >>theils gesetzliche[n], theils faktische[n] Auflosung der socialen Verfassung, in der Menschen und Stande einander streng unter- und tibergeordnet waren«, steht die neue Zeit: »das Geld wurde das groBe Schwungrad des ungeheuren Getriebes [ ...] und im VerhaltniB mit der EntfeBlung aller T riebe und der Steigerung aller Produktion erscheinen auch jene bosen Leidenschaften der Eigen• sucht, des Golddurstes, die Rticksichtslosigkeit in der Wahl der Mittel entfesselt und in's Ko• lossale gesteigert. << Ebd. S. 265. 16 Friedrich Theodor Vischer: Zusatz. [Zu]: Dber allerhand Verlegenheiten bei Besetzung einer dogmatischen Lehrstelle in der gegenwartigen Zeit. In: Ders.: Kritische Gange, Erster Band, S. 107-129; Zitat S. 128. 17 Liest man die im dritten Band der » Kritischen Gange<< gesammelten politischen Aufsatze, Re• den und Antrage in der Paulskirche, so erscheint es vollig unverstandlich, daB Widhammer Vi• scher »eigentlich unpolitisch<< nennen kann. Freilich, 1838 hatte Vischer in dem Aufsatz »Dr. StrauB und die Wtirttemberger<< noch geschrieben, er habe »tiber die beste Staatsverfassung keine feste Dberzeugung, von dem Organismus eines Staates keine klare Anschauung<< - hatte dann aber 1844 in den »Kritischen Gangen<< lapidar angemerkt: »Sancta simplicitas!<< und seine damalige Unkenntnis im Vorwort ausfuhrlich kommentiert. Fr.Th. Vischer: Kritische Gange, Erster Band, S. 23 und Vorwort ebd. S. VI. 18 »Die Politik, das heiBt also fur unsern Zusammenhang: die Unzufriedenheit mit der Gegen• wart des Staatslebens und der heftige Wunsch einer bessern Zukunft desselben, Begeisterung fur groBe Handlungen, die sie herbeiftihren so lien usf., bleibt doch immer auch ftir die lyrische Gattung ein gegen echt poetische Behandlung vollig widerspenstiger Stoff.,, Ebd. S. 95. 19 Man vgl. dazu Vischers Antrage zum Verhaltnis von Kirche und Schule in der Paulskirche, ftir deren Tenor- »die Schule muB frei von der Kirche sein<< - er !aut stenographischem Bericht wiederholt vie! Beifall von der Linken erhalt. Wiederabgedruckt in Fr.Th.Vischer: Kritische Gange, Dritter Band, Antrage und Reden im Frankfurter Parlament, S. 1-18; Zitat S. 14. Kin• ders Kritik an dieser Position verkennt die historische Lage. H. Kinder: Poesie als Synthese, s. 80f. 20 Wir zitieren hier aus Vischers Antwort auf eine kritische Entgegnung Adolf Stahrs, der Vi• schers negative Einschatzung der Gegenwartspoesie nicht teilte: »Noch ein Wort dartiber, warum ich von der jetzigen Poesie nichts halte.<< In: Fr.Th. Vischer: Kritische Gange, Zweiter Band, S. 135-147. Man habe aile Hande vollauf zu tun, »dieses Ganze praktisch herbeizufuh• ren<< [137]. Explizit beruft er sich auf Gervinus, bei dem er gefunden habe, was er sich selbst schon als Dberzeugung gebildet habe: es gelte »die Talente, die nun kein Ziel haben, auf die wirkliche Welt und den Staat [zu] Iocken<< [143]. Man darf bei all diesen Forderungen, die in den in Ttibingen erscheinenden]ahrbiichem der Gegenwart abgedruckt wurden, die akademi• sche Rolle des Lehrenden nicht vergessen, die Berufsberatung in praktisch-politischer Absicht, wenn man der Funktion solcher rigoristisch klingenden Formulierungen gerecht werden will. 21 Georg Herwegh: Die kranke Lise. In: Georg Herwegh: Gedichte eines Lebendigen. Neunte Auflage. Stuttgart 1871, S. 255 f. Die arme Vorstadtproletarierin gebiert im Angesicht der Ge• denksaule der Julirevolution am Weihnachtsabend ihr Kind auf der StraBe. 22 »Freilich leidet dieses Werk [... ] noch an einem Grundmangel des Inhalts; in diesem Roman, dessen innerster Geist kommunistisch ist, waltet die gleich austeilende Gerechtigkeit in der zu• falligen Form eines Menschen, der [... ] die Armen begltickt, die Verbrecher bestraft. Sue will andere, gerechtere Gesetze und in seinem ganzen Roman dreht sich alles urn eine Gerechtigkeit a us gesetzloser, subjektiver Willktir. Welche Verbindung republikanischer und legitimistischer Gesinnung!<< Ebd. S. 129. 23 Anonym: Ein deutsches Wort tiber franzosische »Geheimnisse<<. In: [Augsburger] Allgemeine Zeitung. Beilage zur Nr. 307 (3. November 1843), S. 2406-2408. Zitat S. 2406. 228 Anmerkungen

24 Vgl. August Henneberger: Ein Wort iiber franzosische und deutsche schone Literatur. In: Blat• ter fiir lit. Unterhaltung Nr. 51, Jg. 1855, S. 940-942. Zu Sue's Obersetzungserfolg vgl. Henry H. Remak: The German Reception of French Realism. In: PMLA Vol. LXIX (1954), p. 410-431, bes. p. 416. 25 Erich Edler stellt fest: >>In Deutschland erweckten drei Ereignisse gleichzeitig das Interesse an sozialer Problematik: der Weberaufstand von 1843, Bettinas Aufzeichnungen iiber die Zu• stiinde im Berliner >> Vogtland<< im Konigsbuch und wiederum Sues Roman mit ihren vielfiilti• gen Nachahmungen. << Erich Edler: Ernst Dronke und die Anfiinge des deutschen sozialen Ro• mans. In: Euph 56 (1962), S. 48-68. Zitat S. 48. Miller und Riha sprechen der theoretischen Diskussion wohl mit Recht einen hoheren Rang zu als den oft auf buchhiindlerischer Spekula• tion beruhenden deutschen Nachahmungen. Unter Verweis auf Marx und Vischer, aber auch auf Hebbel, Dronke und Gutzkows spiitere Theorie des Romans des Nebeneinander sprechen sie von einer » ungleich bedeutendere[ n] und letzten Endes folgenreichere[ n] theoretische[n] Auseinandersetzung<<. Eugene Sue: Die Geheimnisse von Paris. Roman. Aus dem Franzosi• schen iibersetzt und bearbeitet von Bernhard Jolles. Mit einem Nachwort von Norbert Miller und Karl Riha, Miinchen 1970. Das Nachwort unter dem Titel: Eugene Sue und die Wildnis der Stiidte, ebd. S. 671-691. Unser Zitat S. 685. Im Zusammenhang grundsiitzlicher Oberle• gungen zum Erwartungsraum und RezeptionsprozeB von Erfolgsliteratur untersucht Rudolf Schenda in einem jiingst erschienenen Beitrag vornehmlich die franzosische Situation der vier• ziger Jahre. Rudolf Schenda: Sozialproblematischer Erwartungsraum und Autorenlenkung Der RezeptionsprozeB des ideologiekonformen >>popularen<< Romans (Eugene Sue: Les My• steres de Paris, 1842/43). In: Zs. f. Volkskunde Jg. 1976/I, S. 62-73. 26 Die biirgerliche Gesellschaft. Von W. H. Riehl. Sechste Auflage. (Siebenter Abdruck.), Stutt• gart 1866. (= Die Naturgeschichte des Volkes als Grundlage einer deutschen Social-Politik. Von W. H. Riehl. Zweiter Band), Zitat S. 23. Die erste Auflage des Werks erschien 1851. 27 W.H. Riehl, ebd. S. 22. 28 Dr. Meyer: Der sociale Roman. In: Wigand's Vierteljahrsschrift, Band 1, Leipzig 1844, S. 132-163. Wir ziehen diesen Aufsatz heran, wei! Meyer selbst davon spricht, Eugene Sue's Mysteres de Paris seien nichts anderes »als ein socialer Roman im Sinne der George Sand, nur mit weit weniger Tiefe des Geistes«. Ebd. S. 162. 29 Lorenz Stein: Der Socialismus und Communismus des heutigen Frankreichs. Ein Beitrag zur Zeitgeschichte, Leipzig 1842. Meyer paraphrasiert Stein, ebd. S. 152 ff. DaB er bei Meyer ei• gentiimlich verkiirzt und ins Religiose umgebogen wird, steht hier nicht zur Diskussion. 30 Alexander ]ung: Les mysteres de Paris. Par M. Eugene Sue. In: Konigsberger Literatur-Blatt, Nr. 71, 2. Jg. [1843], Sp. 561-568; Nr. 72, Sp. 569-576; Nr. 73, Sp. 577-582. Die jeweilige Spalte in Klammern. 31 Anonym: Die »Mysteres de Paris« und ihre Leser. In: Literarische Zeitung. Nr. 9 (31. Januar 1844), Sp. 133-137. 32 W.[ilhelm] Zimmermann: Der Roman der Gegenwart und Eugen Sue's Geheimnisse. In: Jahr• biicher der Gegenwart. Herausgegeben von A. Schwegler, Jg. 1844, S. 199-219. Das Zitat ist der Ankiindigung der Vischerschen Rezension entnommen, die von der Redaktion als der ne• gative Teil dem vorausgeeilten positiven Teil der Kritik nachgeschickt wurde. Zitiert nach: Fr. Th. Vischer: Kritische Gange. Zweiter Band; die Ankiindigung abgedruckt ebd. S. Xll f. Zitat S. XII. 33 Ahnlich gleich zu Beginn der Rezension: >> Es erhellt a us der Allgemeinheit des Romanlesens, in wie vielfacher Hinsicht dasselbe, die Form und der Inhalt der Romane von Bedeutung ist, von historischer Bedeutung fiir das hausliche, gesellschaftliche, und sogar fiir das offentliche Le• ben.<< Ebd. S. 200. 34 Einen eng religiosen Standpunkt, der nicht einmal die poetische Gerechtigkeit als Abbild der gottlichen gel ten lassen will- und zwar a us theologischen Griinden- vertritt F. Schaubach in der von der Inneren Mission preisgekronten Schrift iiber die Volksliteratur. Als Beispiel wahlt Schaubach noch 1863 die bereits etwas veralteten Geheimnisse von Paris und meint dazu: >>Leicht entziindliche Seelen, die die Zeit nicht erwarten konnen, his der Mensch erntet, was er Anmerkungen 229

gesat hat, lesen mit wah rem Entziicken die Scenen, wo der Fiirst Rudolf das Strafamt aufErden verwaltet«. F. Schaubach: Zur Charakteristik der heutigen Volksliteratur. Gekronte Preis• schrift. Hamburg, Agentur des Rauhen Hauses 1863, S. 38. 35 Vgl. dazu den folgenden Abschnitt. 36 Max Schmidt [=Max Stimer]: Die Mysterien von Paris. Von Eugene Sue. In: Berliner Monats• schrift. Herausgegeben von L. Buhl. Erstes und einziges Heft. Mannheim, Selbst-Verlag von L. Buhl. 1844, S. 302-332. Zitat S. 306. Auf die Notwendigkeit eines tatsachlichen Studiums der Gesellschaft he ben mehrere Rezensionen ab, vor allem solche, die gegen die Pikanterie polemi• sieren, die die gute Gesellschaft in der Lektiire solcher Romane sucht. Ansatzweise wird ein Programm fiir einen realistischen und auf der Hohe der theoretischen Erkenntnis der Gesell• schaft stehenden Sozialroman entworfen: >> Wer sich fiir gesellschaftliche Zustande wirklich in• teressiert und ihr Wesen kennen Iemen will, fiir den konnen sie nur Gegenstand eines fortwah• renden, tiefeingehenden kritischen Studiums sein, man kann sie wohl auch in unterhaltender Form charakterisieren, aber nur nach griindlicher, theoretischer Priifung und Erkenntnis, a us rein kritischem Interesse, das die Dinge sich darstellen Jagt, wie sie sind, nicht a us einem Inter• esse, fiir das sie nur da sind, urn etwas Andres, etwa einen Roman a us ihnen zu machen«. An• onym: Berliner Novellen, Geheimnisse und Romane. In: Beitrage zum Feldzuge der Kritik. Norddeutsche Blatter fiir Kritik, Literatur und Unterhaltung. Band 1, Berlin 1846, S. 16-32; Zitat S. 17. 3 7 Stirner schreibt: >>Es ist nicht ohne den innigsten Zusammenhang, dag gerade die Zeit des Libe• ralism us und der Bourgeoisie so vie! auf Sittlichkeit halt: ein Banquier und ein Sittlicher beur• theilen den Menschen a us ein und demselben Gesichtspunkte, namlich nicht nach dem, was er durch sich ist, sondern nach dem, was er durch seinen Besitz ist.« >>Hater Geld?« Mit dieser F rage lauft die andere parallel: >>Hater T ugenden? << Wer kein Geld hat, mit dem befagt sich der Banquier nicht: er >>macht ihm Schande;<< wer die Tugend eines ehrbaren Biirgers nicht >>he• sitzt<<, der mug ihm nicht zu nahe kommen.« Ebd. S. 315 f. 38 Fiir die >>vortrefflichen Einrichtungen des Fiirsten aus dem Wohlthaterorden und die philan• thropischen Vorschlage des Romanschreibers seiher<< (332) hat Stirner abschliegend nur Hohn; er schliegt mit den lapidaren Satzen: • Es sind Antrage zur Staatsverbesserung, wie man vor der Reformation deren unzahlige zur Kirchenverbesserung machte: Verbesserungen, wo nichts mehr zu verbessern ist.<< Ebd. S. 332.- Zustimmung findet diese Rezension bei Karl Griin, der sie in einem Artikel ausfiihrlich referiert, den er mit Reflexionen iiber die Notwen• digkeit eines kritischen sozialen Romans einleitet: >>Der soziale Roman wird das neue Epos sein, das die verjiingte Menschheit an die Stelle der alten Kunstform setzt; [... ] der jetzt ver• suchte soziale Roman wird nur eine Kritik inpoetischer Form sein konnen. << K.[arl) G. [run): Ein Urtheil iiber die •Geheimnisse von Paris<<. In: Neue Anekdota. Herausgegeben von K.[arl) G.[run): Darmstadt 1845, S. 144-148; Zitat S. 144. 39 Friedrich Engels Karl Marx: Die Heilige Familie oder Kritik der Kritischen Kritik. Gegen Bruno Bauer und Konsorten, Berlin (Ost) 19713. Geschrieben wurde diese Auseinanderset• zung mit den Berliner Hegelianern von September his November 1844, erschienen ist sie Ende Februar 1845 in Frankfurt a. Main. Das V. u. VIII. Kapitel, die sich ausschliegJich mit der Kri• tik der »Mysteres« durch Szeliga(= Franz Zychlin v. Zychlinski) und mit dem Roman selbst auseinandersetzen, wurde von Marx allein verfagt. 41 Marx parallelisiert die Situation nach der Julirevolution mit derjenigen vor der Revolution von 1789, wenn er schreibt: >>Herr Szeliga weig nicht, dag Eugen Sue aus Hoflichkeit gegen die franzosische Bourgeoisie einen Anachronismus begeht, wenn er das Motto der Biirger a us der Zeit Ludwigs XIV.: »Ah! si le roi le savait!<< in der modifizierten Form: »Ah! si le riche le sa• vait!<< dem Arbeiter Morel[... ] in den Mund legt. In England und Frankreich wenigstens hat das naive Verhaltnis zwischen reich und arm aufgehort. Die wissenschaftlichen Reprasentan• ten des Reichtums, die Nationalokonomen, haben hier eine sehr detaillierte Einsicht in das physische und moralische Elend der Armut verbreitet. Zum Ersatz haben sie bewiesen, dag es bei diesem Elend sein Bewenden haben miisse, wei! es bei den heutigen Zustanden sein Bewen• den haben miisse.« Ebd. S. 58 f. 230 Anmerkungen

42 Friedrich Engels: Bewegungen auf dem Kontinent (Januar 1844). Zitiert nach: Karl Marx, Friedrich Engels: Ober Kunst und Literatur, 2 Ban de, Auswahl und Redaktion ManfredKiiem, Frankfurt am Main, Wien 1968, Band 2, S. 62. 43 Wir zitieren im Folgenden nach: Fr. Th. Vischer: Kritische Gange. Zweiter Band, S. 148-164. -Die Verkniipfung mit der von uns dargestellten Kritik der Lyrik bringt Vischer selbst, wenn er schreibt: Was sind unsere politischen Lyriker mit ihren paar abstrakten subjektiven Empfin• dungen gegen solch ein konkretes, mit scharfer Zeichnung frisch hingeworfenes Lebensbild?<< (161) Zum Begriff der >>Objektivitat<< vgl. ebd. S. 163. 44 H. Kinder: Poesie als Synthese, S. 83. 45 Ebd. 46 Die Uniibersichtlichkeit der friihsozialistischen Szene und die Verwirrung iiber die Ziele kon• kreter Veranderung stellt David McLellan dar. Er zitiert einen Brief Ruges an Marx vom Sep• tember 1843: »Denn wenn auch kein Zweifel iiber das Woher, so herrscht desto mehr Konfu• sion iiber das Wohin. Nicht nur, daB eine allgemeine Anarchie unter den Reformern ausgebro• chen ist, so wird jeder sich selbst gestehen miissen, daB er keine exakte Anschauung von dem hat, was werden soli.<< David McLellan: Die Junghegelianer und Karl Marx, Miinchen 1974, s. 45. 47 D. McLellan, ebd. S. 55. 48 Die 183 9 erstmals erschienene und 1844 in den Kritischen Gangen wiederabgedruckte Sam• melrezension zur Literaturiiber Goethes Faust postuliert noch die mogliche Versohnung der »streitenden Gegensatze seiner und der menschlichen Natur<< (210) innerhalb der Literatur. Den Konflikten der Gesellschaft steht sie noch abwehrend gegeniiber. In den Vorbemerkungen zum Wiederabdruck 1844 entwickelt Vischer eine radikal-politische und an der Idee der »in• neren Bildung<< zugleich orientierte Alternative zum SchluB des »Faust<<, wenn er ihn in engsten Zusammenhang mit dem Bauernkrieg bringen mochte, der »ein Symbol der modernen Revolu-. tion [sei], wei! er wirklich der Anfang derselben ist.<< (XVII) Hier, in der geschichtlichen Erin• nerung der Anfange des geforderten »Prozesses der Bewegung<<, scheint ihm die literarische Gestaltung moglich: »Die Versohnung des Idealism us und Realism us in Denken und Handeln, wohin das Ganze strebt, kann nur als Perspektive in Aussicht gestellt werden [ ...] So ware dieser Faust und dieser SchluB ein Vorbild und Zeichen unserer Hoffnungen und Zukunft.<< (XVIII f.) Aile Zitate in: Fr.Th. Vischer: Kritische Gange, Zweiter Band; Die Literatur iiber Goethes Faust [1839] S. 199-319; die Vorbemerkung zu diesem Aufsatz von 1844 S. XIV his XXII. 49 H. Kinder: Poesie als Synthese, S. 81. 50 Ein anonymer Rezensent der Mysterien von Berlin vertritt im selbenJahr diese Position: » [... ] gerade dadurch, daB der genannte Roman die Wirklichkeit zeichnet, wie sie ist, und die Men• schen antreibt, das Bessere hervorzubringen, unterstiitzt er die Tendenzen der Zeit und hilft je• nen sichern Grund zu schaffen, auf dem wahre Kunstwerke entstehen konnen. «Anonym: [Re• zension von]: »Mysterien von Berlin<<. Von L. Schubar. Und »Die Mysterien von Berlin<< von August Brass. In: Literarische Zeitung, Jg. 1844, Sp. 914-916. Das Zitat bezieht sich auf den Roman Sues, mit dem der Rezensent die Besprechung beginnt. Ebd. Sp. 914. 51 Willi Oelmuller: Das Problem des Asthetischen bei Friedrich Theodor Vischer. In: ]b. der Dt. Schillergesellschaft II (1958), S. 237-265; Zitat S. 251. Zur Wirkungsgeschichte der li.sthetik vgl. die Ausfiihrungen H. Widhammers: Realism us, S. 163 ff. Die Schwache des Kapitels iiber Vischer besteht u.E. darin, daB Widhammer den Akzent zu sehr auf die Analyse der friihen Ha• bilitationsschrift Vber das Erhabene und Komische (1837) legt und den entscheidenden zwei• ten Band der li.sthetik nicht ein einziges Mal zitiert. In ihm zeigt sich doch weit mehr als »eine nur modifizierende Kritik der klassisch-idealistischen Asthetib. Ebd. S. 164. 52 H. Widhammer: Realismus, S. 181. Widhammer liiBt die speziell vormiirzliche Komponente auBer acht, die politisch und sozial motivierte Gesellschaftskritik, die den nicht nur bei Vischer vorhandenen »klassisch-idealistischen Poesiebegriff« in die von Widhammer richtig gesehene Antinomie treibt. Widhammer, S. 175 und S. 177. Kinder interpretiett in seiner Arbeit die po• litischen Implikationen und Intentionen der li.sthetik im wesentlichen richtig, verkiirzt aber Anmerkungen 231

doch die Scharfe der Yischerschen Kritik, wenn er dessen Absage an Ruge in der Antrittsvorle• sung von 1844 iiberbetont und den entsprechenden Abschnitt iiberschreibt: >>Revolution durch Evolution- Bildung«. H. Kinder: Poesie als Synthese, S. 78 und passim. 53 Wie wenig Yischer einen abstrakten Bildungsbegriff ansetzt, sondern die sozialen Moglichkei• ten von Bildung realistisch sieht, zeigt die Fortsetzung der Passage iiber das Biirgertum. Yischer hat noch nicht das Yolk aus den Augen verloren, ist keineswegs zynischer Apologet der Herr• schaft von Besitz und Bildung wie der spater einfluBreiche Treitschke: »Das Yolk, die mit der Hand arbeitenden Stande, sind ebenfalls mehr und mehr in ihre allgemeinsten politischen Rechte eingetreten, haben aber vor Armut keine Zeit, zur Menschlichkeit und Menschenwiirde sich zu erheben.<< Ebd., S. 347. Ygl. dazu Hilmar Roebling: Zur Kunsttheorie F.Th. Yischers. In: Beitrage zur Theorie der Kiinste im 19. Jahrhundert, Band 1, herausgegeben von Helmut Koopmann und J. Adolf Schmoll, gen. Eisenwerth, Frankfurt am Main 1970, S. 97-112; s. 104. 54 Lukacs schreibt: »Er versteht von den okonomischen Ursachen der gesellschaftlichen Schrek• ken des Kapitalismus nichts; er leugnet sie aber nicht schlechtweg, wenn er ihnen begegnet (wenigstens nicht vor 1848).« Georg Lukacs: Karl Marx und Friedrich Theodor Yischer [1934]. In: Georg Lukacs: Probleme der Asthetik (=Georg Lukacs Werke, Band 10), Neuwied und Berlin 1969, S. 233-306; Zitat S. 252. 55 In den Erlauterungen dieses Paragraphen der Asthetik kommt Yischer sogar auf das Erbrecht zu sprechen- und auf Sues Roman: »Moglichste Ausgleichung des Besitzes durch verniinftige Beschrankung des Erbrechts gehort zu den schwierigsten Aufgaben der Zukunft; gewiB aber ist, daB nur dadurch wieder Schonheit in das Yolk kommen kann. Der Abgrund der Armut, der Schlund der Yerbrechen, den das Gebiet des Proletariats darbietet, die Region der mysteres de Paris kann kein Fundort fiir echte Schonheit sein, weil dem Furchtbaren die Yersohnung fehlt, wo solche nur in Hoffnungen und Forderungen an die Zukunft liegt.« Ebd. S. 355. 56 Wir zitieren im Folgenden nach: Aesthetik oder Wissenschaft des Schonen. Zum Gebrauche fiir Yorlesungen von Friedrich Theodor Vischer. Kunstlehre Dichtkunst/Register Zweite Auf• lage. Herausgegeben von Robert Vischer, Miinchen 1923. 57 Oelmiiller konstatiert diesen Wandel, wenn er schreibt: »Fiir Yischers abschlieBende Interpre• tation des Asthetischen ist nun entscheidend; daB er die so erfahrende Entfremdungsstruktur der modernen Welt, die er bis 1857 fiir aufhebbar hielt, jetzt als eine ewige Struktur der Welt iiberhaupt hypostasiert.« Willi Oelmuller: Das Problem des Asthetischen, S. 258. 58 Man vgl. etwa damit die Asthetik Solgers, deren starken EinfluB auf Yischer Oelmiiller be• hauptet hat. Er entwickelt auf neunzehn Seiten Begriff und Geschichte des Epos und widmet schlieB!ich gute zwei Seiten dem Roman. Karl Wilhelm Ferdinand Solger: Yorlesungen iiber Asthetik. Herausgegeben von Karl Wilhelm Ludwig Heyse, 2. unveranderter reprographischer Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1829, Darmstadt 1969. 59 G. W. Fr. Hegel: Asthetik, Bd. II, S. 452; Kursiv von uns. 60 HahllaBt sich u.E. zu sehr von Yischers in der Klassiktradition stehender Behauptung leiten, der Romanheld heiBe »nur in ironischem Sinne so« (Asthetik, VI, S. 180), wenn eraus diesem Passus folgert: »Yischer spricht also vom Bildungsroman, und seine Yorstellungen vom mo• dernen Heiden sind zweifellos vie! gemaBer als J. Schmidts gesinnungstiichtige Charaktere.« W. Hahl: Reflexion und Erzahlung, S. 221. 61 Dies bemerkt auch- in ausdriicklichem Riickgriff auf Yischer- der anonyme Rezensent in der [Augsburger] Allgemeinen Zeitung bei der Erorterung des Schlusses von Heinrich Laubes Ro• man Waldstein: »In der That spricht sich unser namhaftester Aesthetiker, Fr. Yischer, dahin a us: >Der innere Mangel der ganzen Dichtart tritt in dem YerhaltniB der Theile und namentlich im SchluB nur urn so fiihlbarer zu Tage[ ...]«<. Es folgt die ausfiihrliche Wiedergabe des Pass us' a us der Asthetik zur SchluBproblematik. Der selbstverstandliche Riickgriff auf Yischer ist zu• gleich ein Indiz fiir die Wirkung der Asthetik his in die literarische T ageskritik hinein. Anonym: Literarische Briefe. Heinrich Laube's »Waldstein«. In: Beilage zur [Augsburger] Allgemeinen Zeitung, Nr. 2 (2. Januar 1865), S. 25-27; Zitat S. 26. 62 Hahl verkiirzt Yischer, wenn er schreibt: »Das Ziel des Bildungsromans ist die Humanitat. 232 Anmerkungen

Aber wie ist sie darstellbar? Vom offentlichen Wirken, auf das Vischer zehnJahre friiher so groBe Hoffnungen gesetzt harte, ist nicht mehr die Rede. << W. Hahl: Reflexion und Erzahlung, s. 222. 63 Die Unversohnlichkeit, die Vischer in dem zitierten Abschnitt zugesteht als mogliche Losung der Konflikte, laBt er fiir das Drama nicht gel ten. DaB die Macht des Dichters darin bestehe, daB er >>das Bild des Kampfes zum harmonischen SchluB fiihrt<< [295], bleibt in der Dramen• theorie unbestritten. Zur Dramentheorie Vischers vgl. die Ausfiihrungen bei H. Kinder: Poesie als Synthese, S. 90 ff. 64 Fr.Th. Vischer: Gottfried Keller. Eine Studie. [E: [Augsburger] Allgemeine Zeitung 1874] In: Fr. Th. Vischer: Kritische Gange. Sechster Band. Herausgegeben von Robert Vischer, Miinchen 1922, S. 240-292. Die 1881 zuin Abdruck inAltes und Neues verfaBte Nachbemerkung 1881 ebd. S. 29 3-295. Keller selbst schreibt an Vischer: >> Es ist die erste, wirklich eingehende Arbeit dieser Art, die ich erlebt habe<<. Brief vom 31. Januar 1875. Zitiert nach: Gottfried Keller. Ge• sammelte Briefe. In vier Banden, herausgegeben von Carl Helbling, Dritter Band, erste Halfte, Bern 1952, S. 137. -65 Friedrich Theodor Vischer: >>Zusatz« zu >>Mein Lebensgang<<. In: Fr.Th. Vischer: Altes und Neues. Drittes Heft, Stuttgart 1882, S. 345-390; Zitat S. 359. 66 Otto Brahm: Gottfried Keller. 1819-1890. In: FreieBiihne Heft25, l.Jg. [1890], S. 657-660. 67 Die Verbindungslinien von Vischers Theorie des Bildungsromans zum Kreis der Leipziger zeigt dieser 1860 in den Preu{Sischen ]ahrbuchern erschienene Essay. Fiir Treitschke ist >>das natur• gemaBeste Them a des Romans [ der] Werdegang eines Charakters<< (207), des sen Entwicklung zu einer »kraftigen, durch geistigen Schwung geadelten Lebenstatigkeit<< (212) das Ziel dieses Romantypus sein miisse. Dementsprechend lehnt er den SchluB des Grunen Heinrich ab, so sehr er sonst die Qualitaten Kellers herausstellt: » Im Leben[ ...] ist es nicht nur moglich, ja wir diirfen sogar verlangen, daB ein Mensch mit so unseliger Vergangenheit noch ein wackerer und gliicklicher Mann werde. Aber so groBes bewirkt im Leben nur jene Macht, welche selbst fiir die freieste und gewaltigste der Kiinste kaum darstellbar ist- die Macht der Zeit! So ist denn die Achillesferse aller Romane, der SchluB, hier besonders schwach. Das Buch endet mit einem grellen MiBlaute. << Heinrich von Treitschke: Gottfried Keller. In: Heinrich von Treitschke: Hi• storische und politische Aufsatze. Band 4, Leipzig 19202 , S. 199-217; Zitat S. 214. 68 Man vgl. dazu die bei Zach gesammelten AuBerungen. Alfred Ziich: Gottfried Keller im Spie• gel seiner Zeit. Urteile und Berichte von Zeitgenossen iiber den Menschen und Dichter, Ziirich 1952. Zur Umarbeitung vgl. vor allem die Briefe von Keller an Storm vom 25. Juni 1878 und Storms Antwortbriefe vom 15. Juni 1878 und 14. Dezember 1880, ferner den Brief von Julian Petersen an Keller vom 28. Mai 1878 und Kellers Antwort vom 4. Juni desselbenJahres. Peter• sen hatte geschrieben: ,, Ferner scheint mir nichts im Wege zu stehen, daB Heinrich ein gesetzter und verstandiger Staatsbiirger wird, Dortchen heiratet und seiner Mutter die letzten Tage ver• siiBt.<< Die umfangreiche Korrespondenz iiber den SchluB des »Griinen Heinrich<< mit Vieweg, Hettner, Kuh, Petersen, Storm u.a. muB einer eigenen Darstellung vorbehalten bleiben, die den unterschiedlichen Argumentationsweisen der Briefpartner und auch Kellers (man vgl. seine Einschatzung von Petersen in den Briefen an Heyse!) genau nachgeht. Schon Vieweg war iibri• gens der Meinung (Brief vom 12. Januar 1853), der Roman diirfe nicht tragisch schlieBen. Der Brief Petersens ist zitiert nach: Gottfried Keller. Gesammelte Briefe. In vier Banden. Herausge• geben von Carl Helbling, Dritter Band, erste Halfte, Bern 1952, S. 348. 69 Inwieweit dies mit Kellers Schwierigkeiten mit Rodenberg, dem Herausgeber der Deutschen Rundschau, in der der Roman unter Zeitdruck fiir den Autor vorabgedruckt wurde, und mit Verlegerschwierigkeiten zusammenhangt- das Weihnachtsgeschaft drangte erneut zu einem iiberhasteten SchlieBen-kann hier nicht erortert werden. Keller selbst sah sich jedenfalls durch die objektiven Zwange des literarischen Marktes urn seinen geplanten versohnlichen SchluB gebracht, der allerdings, nach den erhaltenen Notizen zu urteilen, mehr Theatralik als wirkli• che Losung der offenen Konflikte der Schweizer Gesellschaft gebracht hatte. Anmerkungen 233

Harmonie und Versohnung

1 Vgl. dazu den noch immer grundlegenden Band von Franz Schnabel: Deutsche Geschichte Im Neunzehnten Jahrhundert Vierter Band Die religiiisen Krafte, Freiburg 19512. Eine Obersicht bietet der Aufsatz von Fritz Fischer: Der deutsche Protestantismus und die Politik im 19. Jahr• hundert. In: HZ Bd. 171 (1950), S. 472-518. Fiir die innere Politik des Kaiserreichs von 1871 behielten, so Hans-Ulrich Wehler, >>die christlichen Religionen [... ) aus mannigfachen Grun• den ein betrachtliches Gewicht«. Hans-Uirich Wehler: Das Deutsche Kaiserreich 1871-1918, Giittingen 1973 (= Deutsche Geschichte, herausgegeben von Joachim Leuschner, Band 9), s. 118. 2 Wilhelm Ribhegge: Konservatismus Versuch zu einer kritisch-historischen Theorie. In: Hans-Gerd Schumann (Hrsg.): Konservativismus, Kiiln 1974, S. 112-136; Zitat S. 123. 3 Vielfaltige Vermittlungen zwischen religiiisem urtd asthetischem Denken arbeitete Benno von Wiese in seinem Werk iiber die deutsche Tragiidie heraus. Er beschrankt sich aber durchweg auf die groSen Namen der Literaturgeschichte. Benno von Wiese: Die Deutsche Tragi:idie von Lessing his Hebbel, Erster Teil, Tragiidie und Theodizee, Zweiter Teil, Tragiidie und Nihilis• mus, Hamburg 1948. 4 Ober Carriere informiert ausfiihrlich W. Christ. In: ADB 4 7. Bd., Leipzig 1903, S. 452-459. Ober Carrieres Beziehungen zum Miinchner Dichterkreis Bruno Markwardt: Geschichte der deutschen Poetik, Bd. IV: Das neunzehnte Jahrhundert, Berlin 1959, S. 113 ff.- Die Schreib• weise von Name und Vorname wechselt in den Quellen. 5 Anzeige. In: Blatter fiir lit. Unterhaltung Nr. 44 (1877), S. 704. Es handelt sich urn das Werk: Die Sittliche Weltordnung, Leipzig 1877. 6 Moriz Carriere: Aesthetik. Die Idee des Schiinen und ihre Verwirklichung im Leben und in der Kunst. Zweite neu bearbeitete Auflage. Zwei Teile, Leipzig, 1873 [E: 1859]. Wir zitieren durchwegs a us dem zweiten Teil unter Angabe der Seitenzahlen in Klammern. Wird nach der dritten Auflage von 1885 zitiert, ist dies eigens vermerkt. Ein Vergleich der Aesthetik mit Car• rieres vorher erschienenem Werk: Das Wesen und die Formen der Poesie. Ein Beitrag zur Philo• sophie des Schiinen und der Kunst. Mit literarhistorischen Eriirterungen. Leipzig 1854, zeigt, daS aile fiir unsre Arbeit relevanten Passagen wiirtlich a us diesem Werk iibernommen wurden. Eine zweite, umgearbeitete Auflage erschien unter dem Titel: Die Poesie. Ihr Wesen und Ihre Formen mit Grundziigen der vergleichenden Literaturgeschichte, Leipzig 1884. Vgl. auch die ausfiihrliche Besprechung des Werks durch Adolf Zeising: Moritz Carriere. Das Wesen und die Formen der Poesie. Ein Beitrag zur Philosophie des Schiinen und der Kunst. In: Blatter fiir lit. Unterhaltung Nr. 4 (25. Jan. 1855), S. 61-67. Die Asthetik von 1859 wird sehr positiv rezen• siert von Karl Rosenkranz: Carriere's Aesthetik. Wiederabgedruckt in: Neue Studien von Karl Rosenkranz. Vierter Band. Zur Literaturgeschichte. Zur Geschichte der neueren deutschen Philosophie, besonders der Hegel'schen, Leipzig 1878, S. 427-439. Carriere habe eine Asthe• tik geschrieben, die »fiir die gebildete Lesewelt sich als ein vortreffliches Werk empfiehlt. « (428) 7 Ein Jahr voc Carrieres christlicher Asthetik erschien David Friedrich Strauf$: Der alte und der neue Glaube. Ein BekenntniS, Leipzig 1872. Aus der Fiille von Aufsatzen in den verschieden• sten Journalen iiber die Aufgabe der Religion (nicht der Kirche!) als der groSen Versiihnerin der Zeitkonflikte, als der Kampferin gegen »Ultramontanismus und Sozialdemokratie<< seien hier nur angefiihrt: Eine Lebensfrage des Christentums. Von Moriz Carriere. In: Deutsche Re• vue, Jg. XII/3 (1887), S. 77-88. Ferner: Verirrungen und Abwege. Ein Mahnwort an das deut• sche Volksgewissen von Moritz Carriere. In: Deutsche Revue, Jg. IX/4 (1884), S. 330-339 und schlieSlich: Wo stehen und wohin gehen wir? Ein Mahnwort zur Selbstbesinnung. Von M. Carriere. In: Deutsche Revue, Jg. XX/1 (1895), S. 49-62. Im letzten Aufsatz auch eine Aus• einandersetzung mit dem Programm des Naturalism us, der von Carrieres asthetischer Versiih• nung nichts mehr wissen wollte: » Kehre man den Dramen und Romanen den Riicken, die uns peinigen [ ...] start uns Trost und Versiihnung zu bringen.« (59) 234 Anmerkungen

8 Artikel >>Carriere, Moriz«. In: Meyers GroRes Konversations-Lexikon. Sechste Auflage. Drit• ter Band, Leipzig und Wien 1907, S. 781. 9 Ganz iihnlich faRt den Tragikbegriff der ebenfalls zum Kreis der >>christlichen Asthetiker<< ge• horende Robert Zimmermann: Ober das T ragische und dieTragodie. Vorlesungen gehalten zu Prag im Frtihjahre 1855, Wien 1856, bes. S. 14 ff. und S. 60 f. 10 Lediglich an einer Stelle spricht er sich gegen das gelegentlich allein herrschende ,, Romanhaf• te<< in den Unterhaltungsromanen aus. (561) Der einzige, positiv erwiihnte zeitgenossische Roman ist tibrigens Freytags Soli und Haben. Vgl. damit etwa den Artikel von Hieronymus Lorm: Ueber Romanlectiire, erschienen in den sich nahezu ausschlieRlich den hohen Gattun• gen widmenden Neue[ n] Monatshefte[ n] fur Dichtkunst und Kritik, herausgegeben von Oscar Blumenthal, Erster Band, Berlin 1875, S. 161-164. 11 Geradezu klassisch formuliert ist dieser Gedanke schon 1854 in Das Wesen und die Formen der Poesie: »Keine StiRigkeit der Kunst ohne die Bitterkeit des Lebens. Ohne Kampf keine Sie• gesfreude.<< Ebd., S. 9. 12 Vgl. damit Spielhagens Roman Durch Nacht zum Licht und dessen SchluRsiitze: »Wir sollen arbeiten und schaffen, daR die Nacht nicht wieder hereinbreche [ ...] die lange schmachvolle Nacht, a us welcher nur der Donnersturm der Revolution durch blutige Morgenrothe hintiber• ftihrt zur Freiheit und zum Licht.<< zitiert nach: FriedrichSpielhagen: Problematische Naturen. Zweite Abteilung (Durch Nacht zum Licht), Leipzig 188510, S. 564. 13 Verirrungen und Abwege. Ein Mahnwort an das deutsche Volksgewissen. Von Moritz Carrie• re. In: Deutsche Revue Jg. IX/4 (1884), S. 330-339. Aile Zitate im Folgenden ebd. 14 Moritz Carriere: Materialismus und Aesthetik. Eine Streitschrift zur Verstiindigung. o.O. o.J. [Mtinchen 1891], S. 28. In der durchaus erfolgreichen Trivialiisthetik »fiir Frauen undjung• frauen<< liest sich das so: »wer einmal die Muse erschaut in ihrer ewigenjugend und Heiterkeit, [tiber den konnen] die Thorheiten und Laster dieser Welt [nicht] Gewalt haben [ ...] so wenig als die Leiden und Sorgen dieses Lebens, die vor seinem verkliirten Auge milder sich gestalten und Blumen auf dem Klippenpfade erzeugen.<< Auch hier reichen sich »Kunst und Religion freundlich die Hand.<< Ch. Oeser's Briefe an eine Jungfrau tiber die Hauptgegenstiinde der Aesthetik; Ein Weihgeschenk fiir Frauen undJungfrauen. Achtzehnte verbesserte Aufla:ge. Be• arbeitet und herausgegeben von A.W. Grube. Mit 15 Stahlstichen und vielen Holzschnitten, Leipzig 1875, S. 610 und S. 612. 15 Dieser Passus finder sich nur in der dritten Auflage von 1885, Bd. 2, S. 548. 16 Vgl. dazu Moriz Carriere: Die sittliche Weltordnung. Zweite erweiterte Auflage, Leipzig 1891, s. 384 f. 17 Mit nahezu denselben Worten setzt Carriere 1891 in seiner Streitschrift der naturalistischen »Halbwelt<< noch einmal dieses optimistische Modell eines mit der Gesellschaft in Harmonie versohnten Individuums entgegen: »Logik, Ethik, Aesthetik fordern gesunde, freie, ganze Menschen, arbeitend in ihrem Beruf im Anschluss an die Ordnungen der Welt und diese selbst fortbildend [... ]. << M. Carriere: Materialismus und Aesthetik, S. 44. 18 Ebd. S. 3 6. Zur positiven Rezeption der Carriere'schen Asthetik in der Rezensionspraxis noch urn 1880 vgl. Otto von Leixner: Roman und Novelle. In: Mehr Licht! Eine deutsche Wochen• schriftftir LiteraturundKunst, I.Jg. (1879), Nr. 40,S. 633-635 undNr.46, S. 732-735. Und: Beitriige zur Aesthetik des Romans. In Hinblick auf R. Schweichel's »Die Falkner von St. Vi• gil«. Von OttovonLeixner. In: Deutsche Revue,Jg. VI/4 (1881), S. 254-266 und S. 395-4.03. Leixner schreibt zustimmend: »Moritz Carriere hat dem Roman in seiner »Aesthetik<< eine ktirzere Betrachtung gewidmet, welche jedoch in manchen Punkten tiber Vischer hinausgeht. Vor allem hater ausgesprochen, daR der SchluR des Romans in der »Erlosung der Gemtither und Losung der Conflikte<< gegeben sei.<< Ebd. S. 262. 19 Ebd. S. 662. Mit denselben Siitzen harte Carriere schon 1854 sein Werk Das Wesen und die Formen der Poesie beendet. 20 Eckardt, 1848/49 in Wien und an hervorragender Stelle an den Kiimpfen beteiligt, muRre in die Schweiz fliehen. Nach einer Asthetik-Dozentur in Bern ist er von 1862-64 Hofbi• bliothekar in Karlsruhe. Entlassung wegen seiner Agitation auf der Generalversammlung des Anmerkungen 235

Nationalvereins in Eisenach (Oktober 1864) zu Gunsten radikaldemokratischer Forderungen. Griindung desDeutschen Wochenblatts (1865), der Plattform der sich herausbildenden Deut• schen Volkspattei, der Sammlungsbewegung der Demokratie gegen die Liberalen. Vgl. dazu ausfiihrlich Gustav Mayer: Die Trennung der proletarischen von der biirgerlichen Demokratie in Deutschland, 1863-1870. In: Ders.: Radikalismus, Sozialismus und biirgerliche Demokra• tie, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Hans-Ulrich Wehler, S. 108-178, bes. S. 115 ff. 21 Die theistische Begriindung der Aesthetik im Gegensatze zu der pantheistischen. Eine Studie. Von Dr. Ludwig Eckardt, Docenten der Aesthetik an der Hochschule in Bern, Jena 1857. Die Widmung lautet: >> Dem Aesthetiker Moriz Carriere in Miinchen«, ebd. o.S.-Das folgende Zi• tat stammt aus dem Vorwort zu: Vorschule der Aesthetik. Zwanzig Vortrage von Ludwig Ek• kardt. Mit 160 Holzschnitten, Titelbildern und Musikalischen Beispielen. Zwei Bande, Karls• ruhe 1864.- Der wichtigste Philosoph des Theism us war Immanuel Hermann Fichte, auf den sich schon Carriere positiv bezogen hatte. Angesichts der Tatsache, dag >>die pessimistische Weltauffassung eine Lieblingsmeinung des Tages geworden [sei]« (194}, unternimmt er es 1873, seinen >>ethischen Optimismus« (188) als Resultat der theistischen Weltansichtvorzule• gen: Die theistische Weltansicht und ihre Berechtigung. Ein kritisches Manifest an ihre Gegner und Bericht iiber die Hauptaufgaben gegenwartiger Speculation von Immanuel HermannFich• te, Leipzig 1873. 22 Der amerikanische Religionssoziologe Peter L. Berger schreibt treffend fiir die Argumenta• tionsstruktur vieler religios orientierter Asthetiker in diesem Jahrhundert: >> Theodizee denkt zunachst nicht an Gliick, sondern an Sinn.<< Unter diesem Aspekt waren die Debatten urn die poetische Gerechtigkeit ausfiihrlich zu untersuchen, die Forderung nach Gerechtigkeit, nicht nach Gluck. Peter L. Berger: Zur Dialektik von Religion und Gesellschaft. Elemente einer so• ziologischen Theorie. Obersetzt von Monika Plessner, Frankfurt am Main 1973, S. 57. 23 DaR noch die asthetische Theorie Adornos hier ihr Zentrum hat, steht unsres Erachtens auger Zweifel. Dort heiRt es an entscheidender Stelle: >>Die asthetische Erfahrung ist die von etwas, was der Geist weder von der Welt noch von sich selbst schon hatte, Moglichkeit, verhiegen von ihrer Unmoglichkeit. Kunst ist das Versprechen des Gliicks, das gebrochen wird. « Theodor W. Adorno: Asthetische Theorie, herausgegeben von Gretel Adorno und Rolf Tiedemann ( = Theodor W. Adorno, Gesammelte Schriften, Band 7}, Frankfurt am Main 1970, S. 204 f. 24 Vgl. Anmerkung 21. Wir zitieren im Folgenden mit den Seitenzahlen in Klammern. 25 Ganz auf Kosmosvorstellungen aufgebaut sind auch die Aesthetischen Forschungen eines der wichtigsten Rezensenten der Blatter fiir lit. Unterhaltung, Adolf Zeisings: Aesthetische For• schungen von Adolf Zeising, Frankfurt a. M. 1855, S. 156. Ahnlich, popularer und erfolgrei• cher: Populare Aesthetik von Dr. Carl Lemcke, Docent an der Universitiit zu Heidelberg. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 53 Illustrationen, Leipzig 1867 [erste Auflage 1865, die sechste und letzte 1890]. Zu >>Chaos« und >>Kosmos« ebd. S. 64 und passim. 26 Vgl. Eckardts Verquickung von christlicher Schicksalsidee und klassischem Tragikbegriff: , Dieses Schicksal verklart sich endlich im Christenthum zu dem Be griff einer heiligen, wei sen, in der Liebe noch gerechten, im gerechten Zorn noch liebenden, die Welt ordnenden Macht. Wir beben vor ihr zuriick, wenn wir sie den ringenden Menschen vernichten sehen; aber wir richten uns wieder auf, wenn wir an diese Vernichtung den Sieg der Idee oder den Triumph des verletzten Sittengesetzes gekniipft erblicken.« Ebd. S. 102. 27 Vgl. dazu Eckardts eigene Novellen, etwa Glaube und Liebe oder: Die Braut des Albigensers. In: Gefallene Wiirfel. Novellen von Ludwig Eckardt. Zwei Bande, Mannheim 1865. In dieser Novelle wird allerdings der dissonante Schlug auf eine Perspektive der historischen Gerechtig• keit hin geoffnet: >>Der junge Monch erhebt die Hand zum Himmel: >>Gott! Du waltest noch! Es gibt noch ein Weltgericht!« Die Albigenser wurden unterdriickt, an die Stelle der Liebeshofe die ersten Inquisitionen aufgerichtet- ja; aber es gab auch ein Weltgericht, freilich fast drei• hundert Jahre sparer. Rom zitterte, als Luther seine Thesen an die Kirchenpforte schlug. Ebd. Band I, S. 227 f. 28 Soweit wir sehen, fehlt beispielsweise eine Erforschung der pietistischen und orthodoxen (Ro- 236 Anmerkungen

man-) Literatur, deren Auflagen eher hiiher waren als die der realistischen Erzahler. Man vgl. nur den Roman: Elisabeth. Eine Geschichte, die nicht mit der Heirath schlieBt. Von der Verfas• serin des >> Tagebuchs eines armen Frauleins.<< Zwei Bande. Zweite Auflage, Halle 1858. Ver• fasserin war Marie Nathusius, der Roman erlebte im Erscheinungsjahr 1858 noch die dritte Auflage. Nach vielen schweren Kampfen und (ehelichen) Prufungen urn den rechten Glauben mundet alles in eine pietistische SchluBapotheose. 29 Melchior Meyr: Erzahlungen aus dem Ries. Gesamtausgabe in vier Banden. Herausgegeben und eingeleitet von Otto Weltzien. Mit einer Abbildung des Meyr-Denkmals in Niirdlingen, Leipzig o.J. [E: 1856]. 30 Die einzige groBere Arbeit uber Meyr stammt von August Ramminger: Die Gedankenwelt Melchior Meyr's, Phil. Diss. o.O. o.J. [Munchen 1933]. Dort eine Bibliographie der Werke Meyrs und der Rezensionen, S. I-III. - Zur Wirkung und zu seinen Beziehungen zu Ruckert, Schelling, Alexander Jung, Gustav Schwab u.a. vgl. Melchior Meyr: Biographische Briefe. Ge• dichte. A us seinem Nachlass und aus der Erinnerung herausgegeben von Max Graf von Both• mer und Moriz Carriere, Leipzig 1874. Einen spaten, eher wunderlichen Nachklang von Meyrs positiver Weltanschauung findet man im Nachwort zur Neuausgabe von Meyrs landli• chem Gedicht »Wilhelm und Rosina<< (1835). DaB Meyr »reiner als Goethe sein konnte« (293), lesen wir dort und der Herausgeber beklagt es tief, daB sein Lieblingsautor »seltsamer Weise damals und heute nicht die Wirkung gehabt [hat], die [ ...] etwa Fontane und C.F. Meyer noch haben, obwohl Meyr [... ] diesen Schriftstellern in allem weit voraus ist<< (312 f.). Heinrich Meyer: Nachwort zu: Wilhelm und Rosina, ein landliches Gedicht von M. Meyr. Munchen 1835. Facsimile-Nachdruck, Bern 1967, S. 279-320. 31 Emilie. Drei Gesprache uber Wahrheit, Gute und Schiinheit. Von Melchior Meyr. Stuttgart 1863, S. 140. Das folgende Zitat ebd. 32 Novellen von Melchior Meyr, Stuttgart 1863; darin: Die zweite Liebhaberin, S. 1-318. 33 Melchior Meyr: Erzahlungen. Schicksale eines Idealisten. - Zwei Freier. - Unverhofft., Han• nover 1867, Vorwort S. XI. Das folgende Zitat ebd. 34 Ahnlich in einem Aufsatz aus dem Jahre 1870: Poetische Genialitiit bestehe darin, »das Sein• sollende, das Ewige zu denken und [... ] Gericht zu halten uber die Menschen und sie durch Vorhaltung eines idealen-poetischeri Spiegels zur Selbsterkenntnis zu fiihren.« Ober die Zeit• gemaBheit einer naheren Verbindung der Poesie mit der Philosophie. Von Melchior Meyr. In: Philosophische Monatshefte 6 (1870/71), S. 366-377; Zitat S. 367. 35 Fur Meyrs politische Ideen verweisen wir auf seinen Roman: Vier Deutsche. Politischer Roman a us den letztenJahrzehnten. Mit einer Ansprache an das deutsche Yolk und seine Fuhrer. Von Melchior Meyr. Zweite Ausgabe, Stuttgart 1863. Die erste Auflage erschien 1861 ohne die po• litisch interessante Ansprache. Im letzten Band des Romans siegt Otto von Ehrenfels' constitu• tioneller Liberalismus. Der constitutionelle Monarch, der auf Anraten Ottos die 48er amne• stiert, befestigt dadurch seine Eintracht mit dem Yolk und hiirt sich, etwas betroffen in einem SchluBgesprach, die Forderung Ottos nach »Einheit des deutschen Vaterlandes<< (509) an. Oberschrieben ist dieses letzte Kapitel: »Neue Anlaufe. Der letzte Kampf. Tandem bona causa triumphat.<< (456) 36 Der symbolische Charakter der christlichen Religion und Kunst. Eine Einleitung in die spezielle Symbolik der christlichen Kunst, und ein Beitrag zur Begriindung einer christlichen Aesthetik. Von G.M. Dursch, Theol. et. Phil. Dr., Schaffhausen 1860. 3 7 Aesthetik oder die Wissenschaft des Schonen auf dem christlichen Standpunkte dargestellt von Dr. G. M. Dursch, Stuttgart und Tubingen 1839. Wir zitieren im Folgenden mit den Seitenzah• len in Klammern nach diesem Werk. 38 »Ander Spitze der moralischen Weltordnung steht der allmiichtige, allwissende, heilige Gott, und wacht wie der weiseste und beste Hausvater uber die Ordnung seines Hauswesens. << (144) - » Wie edel und liebenswiirdigist der Regent, welcher seine Unterthanen viiterlich liebt undfiir sie besorgt ist, damit aile ein gluckliches Leben fiihren [ ...] der sich als verantwortlichen Stell• vertreter Gottes betrachtet, urn die Gerechtigkeit und Ordnung aufrecht zu erhalten«. (228 f.) Anmerkungen 237

- » [ •••] daher zollt der christlich gesinnte Staatsbiirger dem Oberhaupte des Staates Ehrfurcht, Liebe, Gehorsam und Treue.<< (230) 39 Ein ahnliches Konzept des christlich Tragischen, jedoch mit starker Emphase auf dem in der poetischen Gerechtigkeit strafenden Gott, vertritt der JesuitJosephJungmann in seiner Aesthe• tik. Fiir ihn ist jeder VerstoB » gegen die Gesetze der christlichen Ethik [... J ein VerstoB gegen die Gesetze der Aesthetik<< (463) und zieht die »strafende Hand der Gerechtigkeit Gottes und seine iiber Alles waltende Vorsehung<< (551) nach sich. Zitiert nach: Aesthetik. Von Joseph ]ungmann, Priester der Gesellschaft Jesu, Doctor der Theologie und ord. Professor derselben an der Universitat zu lnnsbruck. Zweite, vollstandig umgearbeitete und wesentlich erweiterte Auflage des Buches >>Die Schonheit und die schone Kunst«. Mit neuen Illustrationen, Freiburg im Breisgau 1884 (bei Herder). Die erste Auflage erschien !aut Vorwort 1865 und wurde ins Spanische und Ungarische iibersetzt. Vgl. auch vom selben Verfasser einen Vortrag iiber die Gefahren belletristischer Lektiire, in dem gegen die >> Humanitatsreligion << der deutschen Klas• siker gewettert wird: Gefahren belletristischer Lectiire. Ein Vortrag gehalten im katholischen Casino zu Innsbruck von Joseph]ungmann, Priester der Gesellschaft Jesu, Doctor der Theolo• gie und ord. Professor derselben an der Universitat zu lnnsbruck. Zweite und vermehrte Aufla• ge. Mit ErlaubniB der Obern., Freiburg im Breisgau 1884. Unser Fernleihexemplar kam aus der Bischoflichen Seminarbibliothek zu Eichstatt. 40 Vgl. Ebd. S. 168. 41 G.M. Dursch: Aesthetik, S. 288. Die Passagen iiber den Roman, die nahezu wortlich a us dem Werk von 1839 iibemommen wurden, ebd. S. 286-288. 42 Die weltanschauliche Nahe zu einem christlichen Theismus zeigt u.a. sein Werk: Gustav Theo• dor Fechner: Die Tagesansicht gegeniiber der Nachtansicht, Leipzig 1879. Vgl. dazu die aus• fiihrliche, positive Rezension. Anonym: G.Th. Fechner und die herrschende Weltansicht. In: Beilage zur [Augsburger] Allgemeinen Zeitung Nr. 93 (2. April1880), S. 1353-1354: >>Seine Arbeit bezweckt allerdings auch die Vermittelung, die organische Verbindung und Versoh• nung von Wissen und Glauben, von wissenschaftlicher und religioser Weltanschauung, welche durch eine groBe sich mehr und mehr erweiternde Kluft von einander getrennt sind.<< Ebd. S. 1354. Zur Wirkung Fechners in den siebziger Jahren vgl. auch Julius Duboc: Die Berechti• gung des Theismus vom Standpunkte der Seelenfrage. In: Ders.: Reben und Ranken. Studien• blatter, Halle 1879, S. 217-267. Duboc referiert die zeitgenossische Fechner-Diskussion und stellt fest: >> Zu den interessantesten, gedankentiefsten Leistungen der deutschen Geistesarbeit der Neuzeit rechne ich Fecher's Versuch einer wissenschaftlichen Rettung und naturgesetzli• chen Construction des Theismus.<< Ebd. S. 217. 43 Gustav Theodor Fechner: Elemente der Psychophysik, zwei Bande, Leipzig 1860, sowie eine Reihe anderer Schriften. 44 Hermann von Helmholtz: Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage fiir die Theorie der Musik, Braunschweig 1862. Vgl. auch den friihen Vortrag: Dber die phy• siologischen Ursachen der musikalischen Harmonien (1857), in dem physiologisch >>bewie• sen<< wird, was die Asthetiker aus verschiedenen, bisher erorterten Griinden fordern: »In der Disharmonie fiihlt sich der Hornerv von den Stassen unvertraglicher Tone gequalt; er sehnt sich nach dem reinen Abfluss der Tone in der Harmonie, und drangt zu ihr hin, urn in ihr be• sanftigt zu verweilen.<< Hermann von Helmholtz: Dber die physiologischen Ursachen der mu• sikalischen Harmonien. Mit einem wissenschaftshistorischen Nachwort herausgegeben von Fritz Krafft, Miinchen 1971, S. 54. 45 Gustav Theodor Fechner: Vorschule der Aesthetik, zwei Theile, Leipzig 1876 [18982 ]. Aile folgenden Zitate aus dem zweiten Teil der zweiten Auflage in Klammern. 46 G.Th. Fechner: Vorschule, Zweiter Theil, S. 105-130. Hier gibt Fechner eine bemerkenswert niichterne und iiberlegte Diskussion wichtiger Begriffe im Rahmen der zeittypischen Anti these von Realismus und Idealismus. 47 Ebd. S.238-240. 48 Eine Fechner ahnliche Position vertrittJulius H. von Kirchmann in seiner Aesthetik aufrealisti• scher Grundlage. Radikaler noch als Fechner vollzieht er die Wen dung von der Inhalts- zur Re- 238 Anmerkungen

zeptionsasthetik, der Dichter wird fiir ihn zum bewuSten Arrangeur positiv beruhigender Lii• sungen, da nur solche Lustempfinden zu erregen vermiichten. Die inhaltlichen Probleme sol• cher Arrangements sind fiir Kirchmann unwesentlich: >> Der grosse Dichter weiss dabei die dem Realen fehlende voile Einheit und beruhigende Liisung mit geringen Aenderungen, mit kleinen Zusatzen zu erreichen und so die Vorztige des Realen mit den Erfordernissen des Kunstwerks zu vereinen.<< (114) J.[ulius] H. von Kirchmann: Aesthetik auf realistischer Grundlage, zwei Bande, Berlin 1868. Dieses Werk wurde 1886 von Eduard von Hartmann als >>eine der aus• fiihrlichsten und scharfsinnigsten Behandlungen der asthetischen Grundbegriffe, die wir besit• zen<<, geriihmt. Eduard von Hartmann: Die deutsche Aesthetik seit Kant. Erster historisch-kri• tischer Theil der Aesthetik, Leipzig 1886, S. 253.-Kirchmanns interessante Biographie- seit 1846 Erster Staatsanwalt beim Berliner Kriminalgericht, 1848 Abgeordneter des linken Zen• trums in der preuSischen Nationalversammlung, 1850 Disziplinarverfahren aus politischen Grunden, Amtsenthebung unter Verlust der Pension zu Anfang der achtziger Jahre wegen eines Vortrags im Berliner Arbeiterverein- sei nur am Rande erwahnt. 49 Gustav Theodor Fechner: Zend-Avesta oder tiber die Dinge des Himmels und des Jenseits. Vom Standpunkte der Naturbetrachtung. Dritte Auflage. Besorgt von Kurt Zwei Bande, Hamburg und Leipzig 1906 [erste Auflage 1851; zweite Auflage, besorgt von Kurt 1901]. 50 In: Die drei Epoch en der modernen Asthetik und ihre heutige Aufgabe [1892]. In: Wilhelm Dil• theys Gesammelte Schriften, VI, Band, Leipzig und Berlin 1924, S. 242-287; Zitat S. 263. Wir zitieren im Folgenden diesen Aufsatz und die Abhandlung: Die Einbildungskraft des Dichters. Bausteine fiir Poetik [ 18 87], ebd. S. 103-241 mit der Seitenzahl in Klamm ern. Wir besprechen beide Abhandlungen zusammen, da sie in den uns betreffenden Punkten nicht differieren. 51 In den Bausteinen wird Fechner S. 159-163 wiederholt extensiv zitiert. Dilthey fasst die Pro• blematik wie folgt zusammen: >>aus der dargestellten Tendenz der Unlustzustande, in die Gleichgewichtslage oder in Lust tiberzugehen, ergibt sich nun das asthetische Prinzip der Ver• sohnung, nach welchem jedes Dichtwerk, das nicht nur voriibergehende Empfindungen aus• drticken, sondern eine andauernde Befriedigung hervorbringen will, [... ] in einem versiihnen• den Endzustande schlieBen muB [... ] Auch die epische Dichtung groBer Form, als welche in ir• gendeiner Art die ganze Welt und deren Ordnung erblicken laSt, muS einer Sinfonie gleichen, in welcher eine Disharmonie nach der anderen sich aufliist und schlieB!ich in machtigen har• monischen Akkorden das Ganze ausklingt.<< Ebd. S. 163. 52 So die These von Jtirgen Habermas: Strukturwandel der Offentlichkeit. Untersuchungen zu ei• ner Kategorie der btirgerlichen Gesellschaft, Neuwied und Berlin 19694, S. 184. Vgl. dazu die Analyse bei Dilthey in den Bausteinen S. 103 f. tiber die >>Anarchie<< auf dem Gebiet der Pro• duktion durch die Herrschaft des Publikums ohne regulierende asthetische MaSstabe. In sei• nem Essay tiber Dickens von 1876 machte sich Dilthey schon Gedanken tiber den >>Opium• rausch<< (256) des Romane konsumierenden Publikums >>der unzahligen mtiSigen Frauen der sogenannten europaischen Gesellschaft. << (256) Hermann Noh! (Hrsg.): Wilhelm Dilthey. Die groSe Phantasiedichtung und andere Studien zur vergleichenden Literaturgeschichte. Giittin• gen 1954. Der Essay tiber Dickens ebd. S. 254-317. 53 Ftir Roman und Drama gelten diesel ben Kriterien-Diltheys Stellungnahme gegen den natura• listischen Modus des SchlieSens ist durchaus ambivalent. In denBausteinen heiSt es deskripitiv und bedauernd: »Der materialistische Roman a us der Schule der Comedie humaine ist his auf Flaubert und Zola Poesie ohne einen siegreichen Heiden, Krisis ohne wirkliche Versiihnung.<< Dagegen halter in der Abhandlung von 1892 »das Streben, ftir die tiblichen reinen Abschltisse im Schauspiel einen Ersatz zu suchen, jedenfalls fiir beachtenswert; << hier schlieSt er sich dem Mimesis-Argument der Naturalisten an, »da der Tod allein ein solcher AbschluS ist, das Leben selbst aber, wenn es weiter geht, immer hiichst problema tisch bleibt und die Kunst nicht mit ei• ner Ltige endigen soli.<< Ebd. S. 280. Die Vorstellungen vom machtigen SchluSakkord sind tib• rigens bei Dilthey der Theatralik und Heroik der Griinderzeit verpflichtet: •Dem Germanen wird stets nicht ein Schicksal, nicht eine Krisis, sondern ein Held im Mittelpunkt der Dichtung stehen. [ ...] Auf den modernen Menschen wird die machtig, realistisch hingestellte ganze Per- Anmerkungen 239

son, der heldenhafte Mensch, der mit sich und der Wirklichkeit ringt und Sieger bleibt, wie arg zugerichtet er auch a us dem Kampf hervorgehe, allein so erhebend und innerlich erlosend wir• ken konnen als die tragische Trilogie auf die Zeitgenossen des Aschylos.« Ebd. S. 238 f. Der bedenkliche Rekurs auf die >> Tiefen des germanischen Wesens<< als der Rettung vor dem >>ro• manische[n] Ideal der Vernichtung von Familie und Eigentum<< und dem »riickstiindige[n] skandinavische[n] Kultus des Rechtes der verbandlosen Individualitiit<< steht- ebenfalls un• iibersehbar- vor den schonen Schlugzeilen der Abhandlung von 1892. Ebd. S. 287.

Pessimismus

1 Vgl. dazu Karl Lowith: Von Hegel zu Nietzsche. Der revolutioniire Bruch im Denken des neunzehntenJahrhundetts, o. 0. [Frankfurt am Main]1969, S. 135: >> >Pessimismus< und >Op• timismus< wurden zu Stichwotten der Zeit<<. Die vielfachen Enttiiuschungen der Liberalen durch den Gang der Geschichte im 19. Jahrhundert dokumentiert der Aufsatz von Walter Buf?mann: Zur Geschichte des deutschen Liberalismus im 19. Jahrhundert. In: Historische Zeitschrift Bd. 168 (1958), S. 527-557, bes. S. 544 und 547. 2 So Jakob Burckhardt am 2. Juli 1871 an Friedrich von Preen. Im selben Brief hofft er, dag »endlich der verriickte Optimism us bei Grog und Klein wieder a us den Gehirnen verschwiin• de«. Zitiert nach: Jakob Burckhardt: Briefe, ausgewiihlt und herausgegeben von Max Burck• hardt, Bremen 1965, S. 302 f. Zur zeitgenossischen Auseinandersetzung vgl. die Schrift der Gartin des Philosophen Eduard von Hartmann, die unter ihrem Miidchennamen erschien: Ag• nes Taubert: Der Pessimismus und seine Gegner, Berlin 1873. 3 Friedrich Sengle, Biedermeierzeit, Bd. I, S. 282. -Karl Erich Born arbeitete vor allem die Dis• soziierung von ehemals liberalem Bildungsbiirgertum und sich feudalisierendem Grogbiirger• tum heraus: >>Die Feudalisierung des Grogbiirgertums entsprang nicht nur gesellschaftlichem Ehrgeiz, sondern auch einem gemeinsamen sozialpolitischen und allgemeinpolitischen Inter• esse mit dem Adel. Diese politische Interessengemeinschaft beruht darauf, dag beide einenge• meinsamen Gegenspieler hatten: die Arbeiterbewegung.<< Karl Erich Born: Der soziale und wirtschaftliche Strukturwandel Deutschlands amEnde des 19. Jahrhunderts. In: Vierteljahrs• schrift fiir Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 50 (1963) S. 361-376; Zitat S. 375. 4 Hartmanns Hauptwerk, die Philosopie des Unbewu{5ten. Speculative Resultate nach induc• tiv-naturwissenschaftlicher Methode, erscheint zum ersten Mal1869, liegt 1875 bereits in der fiinften Auflage vor, 1882 in der neunten, und erlebt noch 1923 seine zwolfte Auflage. In den Gesammelte[n] Studien und Aufsa'tze[n] gemeinversta'ndlichen Inhalts, Berlin 1876, finden sich im Anhang interessante Belege fiir die umfangreiche Wirkung auf die Zeitgenossen. Im Zentrum unseres Interesses stehen im Folgenden seine Aphorismen iiber das Drama und seine Philosophie des Unbewuf?ten; erstere erschienen in der renommierten Revue Deutsche Viertel• jahrs Schrift, Bd. 129 (187011), S. 256-298. Sie sind in einer revidierten Fassung in den Ge• sammelten Studien von 1876 wiederabgedruckt. Wir zitieren nach der Fassungvon 1870. Dag Hartmann unter dem Pseudonym Karl Robert auch zwei Tragodien schrieb, Tristan und Isolde und David und Bathseba, sei nur am Rande erwiihnt. 5 Noch 1884 heigt es in einer katholischen Asthetik, dag das Wesen des Tragischen darin beste• he, dag »die strafende Hand der Gerechtigkeit Gottes und seine iiber alles waltende Vorsehung (... ]den Gottlosen durch sein eigenes Thun derverdienten Vergeltungverfallen liigt.<< Asthe• tik. VonJoseph]ungmann, Priester der GesellschaftJesu, Doctor der Theologie und ord. Pro• fessor derselben an der Universitiit zu Innsbruck. Zweite, vollstiindig umgearbeitete und we• sentlich erweiterte Auflage des Buches »Die Schonheit und die schone Kunst<<. Mit neuen Illu• strationen. Freiburg im Breisgau [Herder] 1884; Zitat S. 551. 6 Schon bei Schopenhauer harte es zornig geheigen: »Hingegen beruht die Forderung der soge• nannten poetischen Gerechtigkeit auf giinzlichem Verkennen des Wesens des Trauerspiels, ja selbst des Wesens der Welt.[... ] nur die platte, optimistische, protestantisch-rationalistische, 240 Anmerkungen

oder eigentlich jiidische Weltansicht wird die Forderung der poetischen Gerechtigkeit machen und an deren Befriedigung ihre eigene finden.« Zitiert nach: Arthur Schopenhauer's siimmtli• che Werke, herausgegeben vonJuliusFrauenstadt, Zweite Auf!age, Neue Ausgabe Die Welt als Wille und Vorstellung, Erster Band, Leipzig 1919, S. 299 f. 7 Vgl. A. Schopenhauer: Die Welt, S. 298: »Als der Gipfel der Dichtkunst [... ] ist das Trauer• spiel anzusehen und ist dafiir anerkannt. Es ist [... ) sehr bedeutsam und wohl zu beachten, daB der Zweck dieser hi:ichsten poetischen Leistung die Darstellung der schrecklichen Seite des Le• bens ist, daB der namenlose Schmerz, der Jammer der Menschheit, der Triumph der Bosheit, die hi:ihnende Herrschaft des Zufalls und der rettungslose Fall der Gerechten und Unschuldi• gen uns hier vorgefiihrt werden: denn hierin liegt ein bedeutsamer Wink iiber die Beschaffen• heit der Welt und des Daseyns.<< Im Zentrum der Schopenhauerschen Betrachtung des Trauer• spiels steht »Resignation<<, nicht »Versi:ihnung<<, ein Begriff, der in dem einschliigigen § 51 nicht einmal erwiihnt wird! Man sieht Ieicht, inwieweit Hartmann hier a us der Zuschauerper• spektive iiber Schopenhauer in optimistischer Weise hinausgeht. 8 Vgl. ganz iihnlich Karl Borinski: Das Sterben auf der Biihne. In: Die Grenzboten 44/2 (1885), s. 684-688. 9 A. Schopenhauer: Die Welt, S. 301. 10 Eduard von Hartmann: 1st der pessimistische Monismus trostlos? In: Philosophische Monats• hefte 5 (1870), S. 24-41. Aile folgenden Zitate ebd. Die Frage »Habt Ihr denn ein Recht auf Gliick?<< ist in Hartmanns Aufsatz fett gedruckt. 11 Eduard von Hartmann: Philosophie des UnbewuBten. Speculative Resultate nach inductiv-na• turwissenschaftlicher Methode. Zweiter Teil: Metaphysik des UnbewuBten, Leipzig 192312• Aile folgenden Zitate ebd. mit der Seitenzahl in Klammern. Durch seine umfangreiche publizi• stische Tiitigkeit verweist uns Hartmann immer wieder auf die konkreten Nutzanwendungen seiner philosophischen Eri:irterungen. In einem Leitartikel zum 18. Januar 1881, dem zehnten Jahrestag der Reichsgriindung, bekiimpft Hartmann die >>Reichsfeinde«- von den Liberalen iiber die Ultramontanen bis zu den Sozialdemokraten - und pliidiert fiir die »dictatorische Machtvollkommenheit<< Bismarcks. Hartmaim meint es kritisch vernichtend, wenn er ebd. schreibt: »Die Socialdemokratie ist die folgerichtige Fortentwicklung eines Liberalismus, der das Volkswohl zum Panier hat, d. h. das gri:iBtmi:igliche Gliick der gri:iBtmi:iglichen Zahl zum leitenden Princip nimmt<<. Eduard von Hartmann: Zum 18. Januar 1881. In: Die Gegenwart, Bd. 19, Nr. 3, S. 33-35; Zitat S. 34. 12 Karl Gutzkow: Der Zauberer von Rom, Leipzig 18693 , letzter Band, S. 193-209; Zitat S. 196. 13 Robert Giseke: Moderne Titanen, kleine Leute in groBer Zeit, Dritter Theil, Leipzig 1850, s. 348. 14 Bei Hartmann »alles<< und »Welterli:isung« fett gedruckt. In einer liingeren Anmerkung zu die• ser einigermaBen iiberraschenden Volte setzt sich Hartmann von verschiedenen Pessimismen, unter anderem auchvon dem Schopenhauers ab, und fordert nochmals, »daB ein jeder willig sich hingiebt an das Heil des Ganzen. « ( 565) Was ihm in der praktischen Philosophie, nicht der geschichtsphilosophischen Spekulation, das Ganze ist, kann man erfahren in seinen wiederhol• ten Verteidigungen »dreier Aristokraten, der des Grundbesitzes, des Geldes und der Bildung<< gegen die »Gefahr der Demokratie<<. Eduard von Hartmann: Tagesfragen, Leipzig 1896, S. 42 und S. 24. Vergleiche ferner sein Werk Die sozialen Kernfragen, Leipzig 1894 und eine Un• menge, z. T. nicht gesammelter Aufsiitze in den fiir die herrschenden Schichten repriisentativen Zeitschriften von der Deutschen Rundschau bis zur Gegenwart. 15 Fiir C. F. Meyer untersucht die »heroische Stilisierung und ihre historische Rezeption« Leo Lowenthal: Erziihlkunst und Gesellschaft. Die Gesellschaftsproblematik in der deutschen Li• teratur des 19. Jahrhunderts, Mit einer Einleitung von Frederic C. Tubach, Neuwied und Ber• lin 1971, S. 176-205. Vgl. dazu Felix Dahn: Georg Jenatsch, eine alte Biindnergeschichte von Conrad Ferdinand Meyer. In: Grenzboten36/III (1877), S. 278-279 undJulianSchmidt: Hi• storischeRomane. In: PreuBischeJahrbiicher44 (1879), S. 608-613. Schmidt bezieht den Un• tergang des Heiden explizit auf den Leser: »er fiillt tapfer, keine weichliche Empfindung kommt in uns auf.<< Ebd. S. 612. Anmerkungen 241

16 Das Zitat a us dem Vorwort zuJuliusBahnsen: Zur Philosophie derGeschichte. Eine kritische Besprechung des Hegel-Hartmann'schen Evolutionism us a us Schopenhauer'schen Principien, Berlin 1872. Ebd. S. II. Die folgenden Zitate ebd. mit der Seitenzahl in Klammern. 17 Julius Bahnsen: Felix Dahn, ein literarisches Charakterbild. In: Deutsche Revue, Bd. 4 (1880), Jg. 4, S. 116--126; Zitat S. 126. Die folgenden Zitate ebd. Auf Grund dieser Wiirdigung kommt es zu einem personlichen Kontakt zwischen Dahn und Bahnsen, der in diesem Aufsatz berichtet, Dahn habe ihm nach der Lektiire der Festschrift Das Tragische als Weltgesetz, Tii• bingen 1871, geschrieben, die dort gegebene Grundlage einer heroischen Tragik lese sich, >>als ob sie auf Konig Teja in Person gemiinzt ware, wiewohl sie ziemlich gleichzeitig mit diesem ge• schrieben sein wird.• Ebd. S. 126. 18 Felix Dahn: Ein Kampf urn Rom. Historischer Roman, Leipzig o. J. [urn 1913], Dritter Band, S. 435. Wir zitieren nach der 69. Auflage. Es ist der siegreiche Feldherr Narses, der diese Worte spricht an der Bahre des toten Gotenkonigs. Dahn selber zieht historische Parallelen zwischen germanischer Tragik, tragischer Mythologie und der Politik der Gegenwart. Vgl. Felix Dahn: Ueber das Tragische in der germanischen Mythologie. In: Im neuen Reich, Jg. 1/2 (1871), s. 241-259. 19 Eduard von Hartmann: Aesthetik. Zweiter systematischer Theil: Philosophie des Schonen. Leipzig 1887 (= Ausgewahlte Werke Band IV, zweite wohlfeile Ausgabe). Die Seitenzahl im Folgenden in Klammern. Die Asthetik wiederholt in den uns interessierenden Passagen im we• sentlichen Hartmanns Position aus der Zeit der Philosophie des Unbewufjten und der Apho• rismen uber das Drama. 20 Der Abschnitt: »Padagogik, Sittenpolizei und Kunst<< in: E. v. Hartmann: Aesthetik, s. 453-456. 21 Dies ist natiirlich ein literatursoziologisches Phanomen, das sich nicht auf das Deutsche Reich beschrankte. Alphonse Daudets Roman Fromont jeune et Risler aine ( 1874 ), der einen sensa• tionellen Erfolg und ein tragisches Ende hatte, wird fur die Biihne von Belot umgeschrieben. »Belot kennt sein Pariser Publikum zu gut, als daiS er ihm einen so traurigen Schlu!S zugemutet hatte. [ ...] eine Heirath wird also die beiden Selbstmorde des Romans [ ...] ersetzen. << Gott• lieb Ritter: Pariser Theaterbriefe. XIII. Fromont jeune & Risler aine. In: Neue Monatshefte fiir Dichtkunst und Kritik, Vierter Band, Leipzig 1876, S. 408-417; Zitat S. 413. Die Beispiele lie• !Sen sich bis hin zu Ibsens Nora beliebig vermehren, haben bis jetzt aber unsere Wissens keine Untersuchung gefunden. Vgl. dazu das letzte Kapitel unserer Arbeit. 22 Vgl. zu diesem Begriff Otto Ernst Schmidt: Moderner Po bel. Der asthetische Po bel. In: Freie Biihne, I. Jg. (1890), S. 691-694. 23 Anonym [=Karl Gutzkow]: Tendenzpoesie, in: Unterhaltungen am hauslichen Herd, Nr. 37, 3. Band (1855), S. 590-591. 24 Eduard von Hartmann: Ueber altere und moderne Tragodienstoffe. [E: 1871]. In: Ders.: Ge• sammelte Studien, S. 308-319; Zitat S. 317. 25 E. v. Hartmann: Aesthetik, S, 298-425. 26 Anonym [=Julius Eckhardt]: Iwan Turgenjew. In: Grenzboten, 27/1111 (1868), S. 245-257. Zitat S. 254. Eckardt beginnt seine Rezension des Romans Rauch mit dem Satz: »Deutsche Beurtheiler russischer Kunstwerke kommen, auch wenn sie dense! ben die vollstandigste Aner• kennung zollen, stets auf einen Vorwurf gegen dieselben zuriick: den des Pessimism us.<< Ebd. s. 245. 27 Wenn die Kunst »gar noch die Frechheit hat, ihre Ha!Slichkeit als Evangelium der neuen wah• ren Schonheit auszuposaunen, so fehlt einer solchen tendenzios-miserabilistischen Lyrik, Ro• manschriftstellerei und Kothmalerei nichts mehr, urn bei jedem asthetisch noch nicht ganz ver• kommenen Gefiihl den tiefsten asthetischen Eke! und Abscheu zu erwecken.• (318) 28 Vgl. zu dem hier Gesagten die Abschnitte »Der Pessimismus•, »Der germanische Tragismus• und »Aristokratismus• in Max Bucher et a!. (Hrsg.): Realismus und Griinderzeit Band 2, Stuttgart 1975. Ferner denAusstellungskatalog: Aspekte der Griinderzeit, Akademie der Kiin• ste, Berlin 1974. 29 Vber einen nur partiell verstandenen Nietzsche wirkt diese Opposition noch in den neunziger 242 Anmerkungen

Jahren gegen den deutschen Naturalismus. Vgl. Wilhelm Weigand: Das Elend der Kritik, Miinchen 1895: >>Sagen wires gleich: es ist keine vornehme, aristokratische Kunst, die damit zur Herrschaft gelangt ist. Wie konnte dies auch der Fall sein in einer Zeit, die das Aufkommen groSer Herrennaturen fast unmoglich macht! Der konsequente Naturalismus bedeutet im tief• sten Sinne eine Verneinung des Individualismus.<< Ebd. S. 118. 30 Mit diesem qua tragischer Weltanschauung motivierten PflichtbewuStsein trifft sich dann Hartmann wieder -literaturextern- mit dem Rezensenten von Gartenlaube und Deutsche[ r J Rundschau, Friedrich Kreyssig, der in seinem Aufsatz Vber die pessimistische Stromung in der Literatur unserer Zeit den »iichte[n) Optimismus<< in der »Seligkeit der Pflichterfiillung<< fin• det. Friedrich Kreyssig: Literarische Studien und Charakteristiken (Nachgelassenes Werk) Mit einer Einleitung von Julius Rodenberg, Berlin 1882, S. 163. 31 Eduard von Hartmann: Das Problem des Tragischen. [E: 1868] In: Ders.: Gesammelte Studi• en, S. 276-307. Aile Zitate ebd. mit den Seitenzahlen in Klammern. 32 Ludwig Pietsch: Iwan Turgenjew. Personliche Erinnerungen. In: Nord und Siid, Bd. 7 (1878), S. 242-259; Zitat S. 255. Erich Hock fuhrt in seiner Dissertation: Turgenev und die deutsche Literatur, Ein Beitrag zur Literatur- und Geistesgeschichte des XIX. Jahrhunderts, Gottingen 1953, diesen Passus als Beweis dafur an, daiS sich der Pessimismus des Werks »eher als for• dernd erwiesen [habe] << (180). Die Arbeit von Klaus Dornacher: Die Rezeption I. S. T urgenevs in Deutschland 1845-1871. Ein Beitrag zur Geschichte der deutsch-russischen Literaturbezie• hungen im 19. Jahrhundert, Phil. Diss. Potsdam 1962, konzentriert sich auf eine detaillierte Beschreibung der vielfiiltigen personlichen Beziehungen Turgenjews zu Deutschland. 33 Eine umfangreiche Bibliographie der Rezeption Turgenjews von 1844 his 1883 bringtJ. Eich• holz: Turgenev in der deutschen Kritik his zum Jahre 1883. In: Germanoslavica Heft 1, Jg. I, (1931-32), S. 43-54 und Heft 4, S. 557-593. 34 L. Pietsch: Turgenjew, S. 255. Das folgende Zitat ebd. 35 August Scholz: Iwan Turgenjew. In: Das Magazin fur die Literatur des In- und Auslands Nr. 14, Jg. 1881, S. 221-22 und Nr. 15, S. 231-233; Zitat S. 222. Das folgende Zitat ebd. 36 Philosophisch-kritische Streifziige von Heinrich Landesmann (H. Lorm), Berlin 1873, S. 139. 37 Anonym: Iwan Turgenjew's neuer Roman. In: Deutsche Rundschau, Bd. 11, 3. Jg. (1877), S. 504-51 0; Zitat S. 505. Eben diese Einschiitzung findet sich auch in einem Brief Fontanes an seine Frau vom 9. Juli 1881: »Esist die Muse in Sack undAsche, Apollo mit Zahnweh. [... ] Er ist der richtige Schriftsteller des Pessimismus, und man kann an diesem ausgezeichneten Ta• lente wahrnehmen, welch hiiS!iches Bild diese pessimistische Weltanschauung ist. [... ] Das Tragische ist schon, und selbst das bioS Traurige will ich mir unter Umstanden gefallen lassen; er gibt uns aber das Trostlose.<< Zitiert nach: Theodor Fontane: Schriften zur Literatur, her• ausgegeben von Hans-Heinrich Reuter, Berlin 1960, S. 347. DaiS Turgenjew selbst sich iihnli• cher Erwartungen des Publikums bewuSt war, ohne sie zu erfullen, zeigt u. a. die briefliche AuSerung an Storm iiber dessen Erziih!ung]enseits des Meeres: »Einen tragischen Ausgang zu Ihrer Erziihlung hiirt' ich auch vielleicht gewiinscht - vom aesthetisch misanthropischen Standpunkt a us[ ...] Den jungen See! en wird es aber so besser munden-und auf die muss man doch auch Riicksicht nehmen.<< Zitiert nach: Christa Schultze: Theodor Storm und Turgenev Materialien iiber eine deutsch-russiche Dichterfreundschaft (1863-1883). In: Gerhard Zie• gengeist (Hrsg.): I. S. Turgenev und Deutschland, Materialien und Untersuchungen, Band 1, Berlin [Ost] 1965, S. 14. 38 Der Aufsatz erschien zuerst in der [Augsburger] Allgemeinen Zeitung Nr. 216, Jg. 1868, S. 3277-3279. Wir zitieren nach G. Ziegengeist: Ein Brief Turgenevs an Prof. L. Friedlander aus demJahre 1868. Mit einem Aufsatz Friedliinders iiber den russischen Dichter. In: G. Zie• gengeist: (Hrsg.): I. S. Turgenev, S. 76-85; dieses und das folgende liingere Zitatebd. S. 81. Zu Friedlander, der nach Ziegengeist »ZU den angesehensten Vertretern der klassischen Philologie in Deutschland<< ziihlte, vgl. ebd. S. 76. 39 Robert Prutz: Turgenjew's Erziihlungen in deutscher Dbertragung von Friedrich Bodenstedt. In: Deutsches Museum 14/2 (1864), S. 699-705. Dieses und das folgende liingere Zitat ebd. S. 705. Ahnlich formuliert Julian Schmidt in seinem ersten groSen Essay iiber Turgenjew zum Anmerkungen 243

SchluS einer der Erziihlungen: >>Es weht ein Gefiihl der Hoffnungslosigkeit durch diese Ge• schichte, daS auch dem kaltbliitigsten Leser schlimm zu Muth wird.<< Julian Schmidt: Iwan Turgenjew. In: PreuSischeJahrbiicher 22 (1868), S. 432-461; Zitat S. 435. Ahnlich auch noch M.[oritz] Necker: F. M. Dostojewsky [!].In: Grenzboten 44/1/1 (1885), S. 342-353. Es herr• sche bei Turgenjew >>ein so niederdriickender Fatalismus [ ...] daS dem Leser das Herz sich bis zum schmerzlichen Aufschrei zusammenschniirt. Kein Dichter der gesamten Literatur [... ] vermag eine so hoffnungslos verzweifelte Stimmung im Leser hervorrufen<<. Ebd. S. 344. 40 Anonym (-ff-): >>Dunst«, ein Roman von Iwan Turgeniew. In: Magazin fiir die Literatur des Auslandes, Nr. 32, Jg. 1867, S. 444-446; Zitat S. 446. Das folgende Zitat ebd. 41 Die Frankfurter Zeitschrift Didaskalia berichtet dariiber in der Nr. 15 vom 15. Januar 1880, o. s. 42 Auf die ins uferlose gehende Fiille der Broschiiren und umfangreichen Werke zur Losung der sozialen Frage und zur Versohnung der Arbeiter mit dem bestehenden Staat sei hier nur noch einmal hingewiesen. Viele dieser Schriften tragen beide Begriffe schon im Titel. Die regierungs• treuen Grenzboten fordern beispielsweise >>von seiten der staatserhaltenden Kreise die Ge• genagitation[ ...] welche die Arbeiter mit den bestehenden Zustiinden versi:ihnen [ki:inne]<< und wiinschen zu diesem Zweck, daS sich die besprochene Broschiire »in ungeziihlten Mengen iiber das ganze Reich verbreite<<. Anonym: Ein Gespriich iiber die soziale Frage. Unsern Arbei• tern gewidmet. Leipzig, Fr. Wilh. Grunow, 1885. In: Grenzboten 44/1/1 (1885), S. 214. Aile Zitate ebd. 43 Otto Glagau: Die Russische Literatur und Iwan Turgenjew, Berlin 1872, S. 102. Das folgende liingere Zitat ebd. S. 102 f. 44 >>Oberall sti:iSt er auf ein ungeli:istes: Warum? und dieses Warum ist der Refrain wie die Farbe seiner Dichtungen.« Julian Schmidt: Die neuen Schriften !wan Turgenjew's. In: Beilage zur [Augsburger] Allgemeinen Zeitung, Nr. 248 (5. Sept. 1871), S. 4365-4367; Zitat S. 4367. 45 Paul Lindau berichtet in seiner Rezension iiber die Reaktion der Offentlichkeit angesichts der Koinzidenz von Roman(erscheinen) und den durch den ProzeS aufgedeckten Verhiiltnissen, die »mit den vom Dichter vorausgeahnten und geschilderten eine so auffallende Ahnlichkeit aufwiesen, daS ein allgemeines Erstaunen Platz griff.<< Ein Teil des russischen Publikums, das vorher die Authentizitiit der Darstellung energisch bestritten harte, war£ nunmehr dem Au tor Sympathisantentum und Verwicklung in die Verschwi:irung vor. Paul Lindau: Neu-Land. Ein Roman von Iwan Turgenjew. In: Die Gegenwart Nr. 40, Jg. 1877, S. 214-217; Zitat S. 217. 46 Fiir den buchhiindlerischen Erfolg spielte nicht zuletzt der unerhi:irt billige Preis, zu dem Neu• land bei Otto Janke in Berlin, einem der gri:iSten deutschen Romanverleger des 19. Jahrhun• derts, zu haben war, eine Rolle. Der Roman kostete eine Mark, etwa ein Viertel des iiblichen Romanpreises. 47 G. Bg.: lwan Turgenjew's Neuland. (Now.) In: Magazin fiir die Literatur des Auslandes, Nr. 23,Jg. 1877,S. 349-351 undNr. 24, S. 365-368; ZitatS. 349. Aile folgendenZitateebd. 48 Auerbach, der die iibliche Romanleserei gut kennt, weist explizit darauf hin, daS man diesen Roman nicht >>der Unterhaltung und Zerstreuung<< wegen lesen ki:inne. Berthold Auerbach: Turgenjew's >>Neuland<<. In: Beilage zur [Augsburger] Allgemeinen Zeitung, Nr. 96 (1877), S. 1449-1451; Zitat S. 1450. Die spiiteren Zitate Auerbachs in Klammern. 49 P. Lindau: Neu-Land, S. 215. 50 Julian Schmidt: Neuland. In: Im neuen Reich 7/1 (1877), S. 652-659. Zitat S. 654. Das fol• gende Zitat ebd. S. 655. Vgl. dazu auch den umfangreichen Essay von Julian Schmidt: lwah Turgenjew. In: Westermann's Jahrbuch der Illustrirten Deutschen Monatshefte, 43. Bd. (Oc• tober 1877 bis Miirz 1878), S. 78-92 und S. 195-213. 51 G. Bg. im Magazin, ebd. S. 349. 52 P. Lindau: Neu-Land, S. 215. 53 J. Schmidt: Neuland, S. 655. 54 P. Lindau: Neu-Land, S. 215. 55 So fiir Lindau und auch fiir Schmidt, der schreibt: >>Solomin, in welchem der Dichter ein Ideal schildern zu wollen scheint, das Bild eines echten Russen, der an dem Fortschritt arbeitet ohne 244 Anmerkungen

sich in unsinnige Unternehmungen einzulassen. Es ist die einzige Figur bei Turgenjew, die mir nicht recht kiirperlich vorkommt, in der ich etwas Gedachtes finde«. J. Schmidt: Neuland, s. 657. 56 B. Auerbach: Turgenjew's >>Neuland«, S. 1450. 57 Prozeg wie Roman erwecken in Schmidt historische, spezifisch deutsche Reminiszenzen: »Auch bei uns tratvon Zeit zu Zeit die Neigung, von unten a us den Staat umzuwerfen, gleich• sam epidemisch auf; [ ...] dies Fieber ist also keine specifisch russische Eigenthiimlichkeit<<. }. Schmidt: Neuland, S. 652. 58 Rezension der Wildente vom 22. Oktober 1888. Zitiert nach: Theodor Fontane: Schriften zur Literatur, herausgegeben von Hans-Heinrich Reuter, Berlin 1960, S. 191-193; Zitat S. 193. 59 Theodor Fontane: Turgenjew, ebd. S. 90--92; Zitat S. 91. Die folgenden Zitate mit der Seiten• zahl in Klammern.

Roman und RomanschlufS

Fritz Martini: Geschichte und Poetik des Romans. Ein Literaturbericht. In: Der Deutschunter• richt,Jg. 1951, Heft 3, S. 86-99; Zitate S. 87und 86. Den Artikel »Poetik« im Reallexikon er• iiffnet Martini mit den nach wie vor giiltigen Satzen: »Wer sich heute mit der Poetik als Wis• senschaft beschaftigt, tritt auf ungesicherten Boden. Er kann nicht endgiiltig verfestigte Resul• tate darbieten, sondern nur einen Oberblick iiber Bemiihungen und Fragen versuchen, die noch ins Ungewisse hineingreifen. << Der historische Begriff von Poetik kommt auch hier noch vie! zu kurz. Fritz Martini: Poetik. In: Deutsche Philologie im Aufrig 2. iiberarbeitete Auflage unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter, hgg. von Wolfgang Stammler, Bd. I, Berlin 1957, Sp. 223-280; Zitat Sp. 223. Vgl. auch das knappe Nachwort von HartmutSteinecke: Theorie und Technik des Romans im 19. Jahrhundert, Tiibingen 1970, bes. S. 137. 2 Friedrich Sengle: Biedermeierzeit, Bd. I, S. VIII. Dem Aufsatz von Georg Jager iiber das Gat• tungsproblem in Asthetik und Poetik, der auf breiter Quellenbasis eine Reihe von literaturhi• storischen Korrekturen des immer noch von der klassischen Asthetik des deutschen Idealism us bestimmten Erkenntnishorizonts der Germanistik vornehmen konnte, verdanke ich die Ermu• tigung, mich in den Fernleihverkehr der deutschen Bibliotheken zu stiirzen. Georgfiiger: Das Gattungsproblem in der Asthetik und Poetik von 1780 bis 1850. In: Zur Literatur der Restau• rationsepoche 1851-1848. Forschungsreferate und Aufsatze. Herausgegeben von Jost Her• mand und Manfred Windfuhr, Stuttgart 1970, S. 371--404. 3 Dieter Breuer: Schulrhetorik im 19. Jahrhundert. In: HeimutSchanze (Hrsg.): Rhetorik. Bei• trage zu ihrer Geschichte in Deutschland vom 16.-20. Jahrhundert, Frankfurt/Main 1974, s. 145-179. 4 Horst Enders: Zur Popular-Poetik im 19. Jahrhundert: »Sinnlichkeit<< und »inneres Bild<< in der Poetik Rudolph Gottschalls. In: Beitrage zur Theorie der Kiinste im 19. Jahrhundert. Band 1, hrsg. von Helmut Koopmann und J. Adolf Schmoll gen. Eisenwerth, Frankfurt/Main 1971, S. 66-84; Zitat S. 69. Eine umfangreiche, wenn auch ni'cht vollstandige Bibliographie findet sich bei H. Schanze (Hrsg.): Rhetorik, S. 293-337. Starker als die gewig vorhandene »Trivali• sierung« der asthetischen Theorie von Hegel, Vischer, Carriere u. a. sollte hier die Vermitt• lungsfunktion der durchwegs der (literarischen) Intelligenz angehiirenden Verfasser ins Blick• feld riicken. 5 Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik. Yom Standpunkte der N euzeit von Rudolf von Gott• schall. Sechste vermehrte und verbesserte Auflage. Erster Band, Breslau 1893. 6 H. Enders: Zur Popular-Poetik, S. 69. 7 Hermann Baumgart: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-historische Darstellung der Theorie der Dichtkunst, Stuttgart 1887. 8 Grundziige der Poetik. Fiir hiihere Lehranstalten, insbesondere fiir Seminarien, Praparan• den-Anstalten, hiihere Tiichterschulen, wie zum Selbstunterricht bearbeitet von Dr. Wilhelm Anmerkungen 245

Sommer, Direktor des Konig!. Lehrerinnen-Seminars zu Paderborn. Vierte verbesserte und vermehrte Auflage. Paderborn 1889 [1878 1, 18822, 18863]. 9 Zum Deutschunterricht im 19. Jh. vgl. eine erste Obersicht bei Georg]ager: Der Deutschunter• richt auf Gymnasien 1780 his 1850. In: DVjs 47 (1973), S. 120-147. 10 D. Breuer: Schulrhetorik, S. 150. 11 Nicht selten berufen sich Verfasser im Vorwort auf die grundlegenden Asthetiken von Vischer und Carriere (am haufigsten erwahnt); vgl. dazu: Lehrbuch der Poetik fiir hohere Lehranstal• ten. Von Dr. Christ. Friedr. Albert Schuster, Director der Realschule I. 0. zu Hannover. Clausthal 1874: »DaB Vischers und Carrieres Asthetiken fur das vorliegende Werk benutzt sind, wird demselben nur zum Vortheile gereichen<<. S. VII. Obrigens ist die Behauptung, die Poetik verliere im 19. Jh. den Kontakt zur Gegenwartsliteratur, zurnindest hinsichtlich der Au• toren von Zeitroman und historischem Roman nachweislich falsch- es sind fast durchweg die Beriihmtheiten des Tages und der Epoche, die als Exempla zitiert werden. 12 Leitfaden fiir deutsche Poetik fur die Oberklassen hoherer Lehranstalten und fur Freunde der Dichtkunst von Prof. Dr. Karl August Mayer, Director des Realgymnasiums zu Karlsruhe, Leipzig 1869, S. 95. 13 So lesen wir bei dem Altphilologen, Platen-Nachfolger und Epenverfasser Professor Johannes Minckwitz nur folgende Zeilen zum Roman: »Die Prosa verfaBten Erzahlungen epischer Gat• tung (hinter der Kunstaufgabe zuriickgebliebene Producte, wie sie sind) erhalten insgemein den Namen Roman<<. In: Katechismus der Deutschen Poetik. Von Dr. Johannes Minckwitz, Pro• fessor an der Universitat Leipzig, Leipzig 1868, S. 75. Und in der oberflachlichen, eine vage christlich-harmonistische Ideologie vertretenden Asthetik von Sold heiBt es knapp: »Der neuere Roman behandelt am liebsten die politischen und religiosen Zeitfragen, meistens von einem Parteistandpunkte aus, weiR aber selten eine dauernde, nachhaltige Wirkung zu erzeu• gen.<< Aesthetik in Mittheilungen an eine deutsche Frau. Von Dr. J. M. Salt/, K. b. geh. Ho• frath, Universitats-Professor etc. in Miinchen, Wien Pest Leipzig 1872 (=Deutsche Frauen• welt. Bibliothek ausgewahlter Originalwerke zur Bildung, Belehrung und Unterhaltung. Neunter Band), S. 113 f. 14 Die Sprache der Prosa, Poesie und Beredsamkeit, theoretisch erlautert und mit vielen Beispielen a us den Schriften der besten deutschen Klassiker versehen. Fiir hohere Lehranstalten bearbeitet von G. Fr. Heinisch und J. L. Ludwig. Zweite, sehr vermehrte und verbesserte Auflage. (Zum Gebrauche hochst genehmigt.) Bamberg 1867; S. 551. Aile folgenden Zitate ebd. Vgl. dazu: Wilhelm Sommer: Grundziige der Poetik, S. 63: »}edenfalls ist die friihzeitige und nicht auf sorgfaltige Auswahl beruhende Roman- und Novellenlektiire ein hochst verderbliches Obel, da selbst unsere beriihmtesten und kiinstlerisch vollendetsten Romane in sittlicher Beziehung mancherlei Bedenken erregen miissen.<< 15 Dr. Friedrich Beck: Lehrbuch der Poetik fur hohere Lehranstalten wie auch zum Privatgebrau• che. Miinchen 1862, S. 23. Unverandert iibernommen in die »sechste verbesserte und ver• mehrte Auflage<< von 1889, S. 24. 16 Dichtungslehre (Poetik) fur die oberen Kurse der Realschulen Bayerns und verwandter Anstal• ten. Mit Aufgaben zur Obung in der Form der Dichtungen. Bearbeitet von Joh. Ev. Haselmay• er, Wiirzburg 1878, S. 95. 17 Chr. Fr. Schuster: Lehrbuch der Poetik, S. 27. 18 Handbuch der Poetik fur Gymnasien. Von Bernhard Dieckhoff, Professor am Gymnasium zu Miinster. Miinster 1832. [Dritte Auflage 1857]: »Einheit ist dem Romane, wie jedem Werk der Kunst wesentlich [ ...] verlangen wir, daB aile Theile unter sich in engem ursachlichen [ !] Zu• sammenhange stehen, und zusammen ein vollstandiges und abgeschlossenes Ganze ausma• chen. << Ebd. S. 217. KrauB verwendet fur Epos und Roman sogar die strengen dramatisch en Kategorien, urn die Geschlossenheitsforderung strukturell zu sichern. In: Leitfaden der deut• schen Poetik fur Gymnasialschiiler und zum Selbstunterricht zusammengestellt von Ludwig Krauf5, k. Gymnasialprofessor. Zweite vermehrte Auflage. Ansbach 1902 [E: 1897], S. 75. Zuriickzufuhren ist diese Forderung natiirlich auf den klassischen Harmoniebegriff, wie er auch bei KrauB festgehalten wird: »Zum Wesen des Kunstschonen gehort die vollendete Har- 246 Anmerkungen

monie (... J Das Schone der Kunst muS ein geschlossenes und ubersichtliches Ganzes bilden, klar und verstandlich, in allen Teilen wohlgefiigt und wohlgeordnet sein.<< Ebd. S. 2. 19 Das folgende Zitat nachHeinisch/Ludwig: Die Sprache der Prosa, S. 551. Kleinpaul/Lange• wiesche begreifen die moderne Romantik des Romans als ein »mannigfaltiges, oft lange ge• heimnisvoll bleibendes und bis ans Ende die Erwartung spannendes lneinanderverschlungen• sein der personlichen Verhaltnisse und Schicksale.<< In: Poetik. Die Lehre von der deutschen Dichtkunst. Entworfen von Dr. Ernst Kleinpaul. Ausgefiihrt fiir Dichter und aile Freunde der Poesie von Wilhelm Langewiesche. Neunte, umgearbeitete und vermehrte Auflage. In drei Tei• len, Bremen 1892 [186()4], S. 561. 20 Die Kunst der Rede. Lehrbuch der Rhetorik, Stilistik, Poetik von Dr. Adolf Calmberg. Neu be• arbeitet von H. Utzinger, a. Seminardirektor. Vierte, verbesserte Auflage. Ziirich o. J. [1907] (18901], S. 222. Beide Zitate ebd .. Ahnlich schon 1862 F. Beck: Lehrbuch der Poetik, S. 24. 21 Ch. Oeser's Briefe an eine Jungfrau iiber die Hauptgegenstande der Aesthetik. Ein Weihge• schenk fiir Frauen und Jungfrauen. Achtzehnte verbesserte Auflage. Bearbeitet und herausge• geben von A.W. Grube. Mit 15 Stahlstichen und vielen Holzschnitten, Leipzig 1875. Das fol• gende Zitat S. 583. Man vgl. dort die Gegeniiberstellung von Gutzkow und Freytag; dem »po• sitiven Realismus<< des letzteren wird der Vorzug gegeben. Ebd. S. 585. 22 Die Dichtkunst und ihre Gattungen. Ihrem Wesen nach dargestellt und durch eine nach den Dichtungsarten geordnete Muster-Sammlung erlautert von Hermann Oesterley. Mit einer Vorrede von Karl Goedeke, Breslau 1870, S. 199. 23 W. Reuter: Poetik. Eine Vorschule fiir die Geschichte der schonen Literatur und die Lektiire der Dichter. Fiir Gymnasien, Realschulen und zum Selbstunterricht, Freiburg i. Br. 1870, s. 94. 24 Ch. Friedrich Koch: Figuren und T ropen, Grundziige der Metrik und Poetik. Vierte verbesserte Auflage. Nach dem Tode des Verfassers besorgt von Prof. Dr. Eugen Wilhelm, Jena 1880, s. 49. 25 Deutsche Poetik. Ein Hilfswerk fiir Lehrer der deutschen Literatur und zum Selbstunterrichte, theoretisch-practisch bearbeitet von Dr. Otto Lange, ordentlichem Lehrer an der Konig!. Bil• dungsanstalt fiir Lehrerinnen und an der hoheren Tochterschule auf der Friedrichstadt, Mit• gliede der deutschen Gesellschaft zu Berlin. Berlin 1844, S. 170 und passim. [Zweite Auflage 1865]. 26 Dr. W. Buchner (Schuldirektor in Crefeld): Deutsche Dichtung. Die Lehre von den Formen und Gattungen derselben. Ein Leitfaden fiir Realschulen, hohere Biirger- und Tochterschulen, Essen 1863, S. 55. Das optimistische Aufsteigermodell, das dahintersteht, wird zwei Zeilen spater durch Modifikation des bekannten Sprichworts illustriert: »der Mensch selbst ist seines Gliickes oder Ungliickes Schmied.<< Ebd. S. 55. Vgl. dazu den SchluS von Otto Ludwig Zwi• schen Himmel und Erde, unsere Arbeit S. 158. 27 E. Kleinpau/IW. Langewiesche: Poetik, S. 563 f. Man vgl. mit diesem Passus die doppelten Schliisse in den Romanen der Marlitt, in denen regelmaSig auf den HochzeitsschluS in einem mindestens ein Jahr spater spielenden >>Epilog<< die segensreiche Zukunft in der Wiege des Ehepaars folgt. 28 GrundriB der Aesthetik und Rhetorik von Dr. Albert Stock/, Domcapitular und Professor am bischofl. Lyceum in Eichstatt. (Zweite Beilage zum »Lehrbuche der Philosophie« desselben Verfassers.) Zweite, verbesserte und vermehrte Auflage, Mainz 1874, S. 98. 29 Lehrbuch der deutschen Poetik fiir hohere Madchenschulen und Lehrerinnenbildungsanstal• ten von Dr. Hermann Stohn, Leipzig 1884, S. 73. Vergleiche die Formulierung Stohns mit der bereits zitierten von Buchner (1863)! 30 Rudolf von Gottschall: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik. Vom Standpunkt der Neu• zeit. Sechste vermehrte und verbesserte Auflage. Zwei Bande, Breslau 1893. [18581, 18702 , 18733, 18774 , 18825]. Die Ausfiihrungen zum Roman bleiben in den ersten vier Auflagen im wesentlichen konstant, erst die fiinfte Auflage bringt umfangreiche Zusatze zum naturalisti• schen Roman. 31 Vorwort zur zweiten Auflage der Poetik, ebd. S. XV.- Rudolf Gottschall: Die deutsche Na- Anmerkungen 247

tionalliteratur in der ersten Halfte des neunzehntenJahrhunderts. Literaturhistorisch und kri• tisch dargestellt. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Drei Bande Breslau 1860. [18551, 1881 5 ].-Unter anderem war er Herausgeber der heiden bei Brockhaus in Leipzig erscheinen• den einfluBreichen Zeitschriften Blatter fur literarische Unterhaltung und Unsere Zeit von 1864 bis 1888. Vgl. dazu HansHopfen: EinReformatorderdeutschenSchaubiihne. [1872] In: HansHopfen: Streitfragen und Erinnerungen, Stuttgart 1876, S. 172: Gottschall biete das Bild >>des fleiBigsten Kritikers, der mit nimmermiiden Handen zwei bis drei Dutzend Organe der of• fentlichen Meinung besorgt oder doch beeinfluBt, und mit Tageskritik, Literaturgeschichte, Poetik und Conversationslexikon in mehr oder weniger dauerhafter Unsterblichkeit macht<<. 32 Anonym: Rudolf Gottschall's »Poetik«. In: Unterhaltungen am hauslichen Herd, N. F. Nr. 10, Vierter Band (1869), S. 159. 33 Zur Poetik schreibt der Verlag: »Dieses Werk des beriihmten Kritikers hat sich als ein prakti• sches und brauchbares Hausbuch erwiesen und steht als technisches Lehrbuch fur Aile, die sich eingehend mit unserer Literatur beschaftigten, uniibertroffen da.<< Die gleichzeitig annoncierte sechste Auflage der Literaturgeschichte gehort »als Standwerk [!]in jede Bibliothek neben das Konversationslexikon und die Weltgeschichte und bildet ein deutsches Hausbuch ersten Ran• ges.<< Beide Annoncen in: Deutsche Revue XVIII/4 (1893), S. 397. 34 Anonym: Rezension. Aus meiner Jugend. Erinnerungen von Rudolf von Gottschall, Berlin 1898. In: Deutsche Rundschau Bd. 110 (1899), S. 482.- Eine knappe Biographie sowie eine unvollstandige Dokumentation seiner literarischen Produktion und Herausgebertatigkeit fin• det sich in: Moritz Brasch: Rudolf von Gottschall. Ein litterarisches Portrat. Mit einem Bilde Gottschalls, Leipzig 1893. 35 Die einzige uns bekannte Arbeit iiber Gottschall ist diejenige von Horst Enders: Zur Popular• poetik im 19. Jahrhundert: »Sinnlichkeit<< und »inneres Bild« in der Poetik Rudolph Gott• schalls. In: Beitrage zur Theorie der Kiinste im 19. Jahrhundert Bd. 1. Herausgegeben von Helmut Koopmann undJ. Adolf Schmoll gen. Eisenwerth, Frankfurt am Main 1971, S. 66-84. Wie schon aus dem Titel ersichtlich, beriihrt sich dieser interessante Aufsatz nicht mit unseren Untersuchungen. Zur Bedeutung der Poetik vgl. auch Helmuth Widhammer: Realismus und klassizistische Tradition Zur Theorie der Literatur in Deutschland 1848-1860, Tiibingen 1972, s. 127. 36 Vgl. R. Gottschall: Die deutsche Nationalliteratur, S. 517 f. und Rudolf von Gottschall: Stu• dien zur neuen deutschen Literatur, Berlin 18922, S. 195 ff. 3 7 Wir zitieren im Folgenden nach der 6. Auflage, sofern nichts anderes vermerkt ist. Aile Seiten• zahlen in Klammern beziehen sich auf den ersten Band der Poetik. 38 Vgl. Rudolf Gottschall: Zur Charakteristik des historischen Romans. In: Blatter fur literari• sche Unterhaltung Nr. 14, Jg. 1865/I, S. 209 ff. 39 Wir zitieren im Folgenden den zweiten Band nach der funften Auflage von 1882. 40 Vgl. dazu Rudolf Gottschall: Karl Gutzkow's »Zauberervon Rom«. In: Blatter furliterarische Unterhaltung Nr. 51, Jg. 1858, S. 925-933. Ein ausgezeichnetes Beispiel fiir dieses Roman• modell ist Gottschalls eigener Roman: Welke Blatter, Drei Bande, Breslau 18782 • Er ist nach dem in der Poetik formulierten Schema gebaut. 41 Rudolph Gottschall: Adalbert Stifter. Ein Essay. In: Unsere Zeit. Deutsche Revue der Gegen• wart. Neue Folge. Vierter Jg. 1868/I, S. 745-766. Beide Zitate S. 763. (Die Schreibweise des Vornamens von Gottschall wechselt in den Quellen). Vgl. dazu auch R. Gottschall: Poetik, S. 134 f.: »Im allgemeinen nimmt man an, daB der SchluB des Romans[ ...] ein gliicklicher sein miisse, indem das bestimmte Ziel, das dem Heiden oder dem Dichter vorschwebt, nach mancherlei Verwickelungen und Irrungen erreicht wird, daB der SchluB nach vielen Dissonan• zen eine versohnende Harmonie bringt. « 42 Rudolf Gottschall: Die Technik des Dramas. In: Deutsches Museum 8/1 (1858), S. 385-396. »Je kiihner und iiberraschender diese letzten Ziige, desto glanzender die Auflosung des Rath• sels und der AbschluB des Dramas.<< S. 388. In diesem Punkt sind SchluBprobleme von Drama und Roman identisch; die Begriffe, in denen iiber den letzteren geschrieben wird, sind auch die einer Poetik des Dramas. 248 Anmerkungen

43 R. v. Gottschall: Neue Romane. IV. Karl Frenzel: >>Die Geschwister<<. In: Blatter fiir lit. Unter• haltung Nr. 10, Jg. 1882, S. 150. 44 An anderer Stelle definiert Gottschall den Zeitroman als die bevorzugte Romangattung der sechziger Jahre wie folgt: »Die Mehrzahl unserer namhaften Autoren bewegt sich [... ] auf dem [Gebiet] des Zeitromans, der die Probleme und Conflicte, die gesellschaftlichen Verhalt• nisse und Gedankenkreise der Neuzeit beleuchtet. « R. Gottschall: Riickblick auf das Literatur• jahr 1868. In: Blatter fur lit. Unterhaltung Nr. 1, Jg. 1869/1, S. 4. 45 Anonym [ = Rudolf Gottschall]: Der neue deutsche Roman. In: Die Gegenwart. Eine encyklo• padische Darstellung der neuesten Zeitgeschichte fur alle Stande. 9. Bd., Leipzig 1854, S. 210-263. Zitat S. 215. Vgl. damit die spatere Polemik gegen den Naturalismus: »Ein Stiick Leben auf die Biihne gebracht, ohne ineinandergreifende Entwicklung, ohne Spannung, ohne AbschluB wird nie eine Wirkung ausiiben«. Rudolph von Gottschall: Der naturalistische und photographische Roman in Frankreich. In: Ders.: Literarische Todtenklange und Lebensfra• gen, Berlin 1895, S. 234. 46 R. Gottschall: Poetik, Sechste Auflage, Bd. 1, S. 119. 47 Anonym [ = Rudolf Gottschall]: Literarische Revue. In: Unsere Zeit. Neue Folge 5/2 (1869), S. 545-560; Zitat S. 557. 48 Rudolf Gottschall: Neue Romane von Levin Schiicking, Max Ring und Hans Hop fen. In: Blat• ter fur lit. Unterhaltung, Nr. 16, Jg. 1869/1, S. 241-247. Der AbschluB von Hopfens Roman Arge Sitten (Stuttgart 1869) sei »ohne Beweiskraft fur irgendein moralisches oder unmorali• sches Axiom.« Ebd. S. 246. 49 R. Gottschall: Die deutsche Nationalliteratur, S. 573. Fiir Gottschalls eigene Romanpraxis vgl. vor all em den Titel des sechsten und letzten Buches des Romans Das goldene Kalb (Breslau 1880) mit der von Spielhagen entliehenen Oberschrift: »Durch Nacht zum Licht«. Dort vor al• lem die versuchte Integration von privater und politisch-iiffentlicher Zukunftsperspektive. 50 R. Gottschall: Die deutsche Nationalliteratur, S. 560. Zur geschichtlichen SchluBperspektive vgl. auch die Diskussion des Schlusses von Wilhelm]ensens Roman Nirwana. Drei Bucher aus der Geschichte Frankreichs. (Breslau 1S77). In: Rudolph von Gottschall: Wilhelm Jensen. Ein literarischer Essay. In: Unsere Zeit. Neue Folge Bd. XV/1 (1879), S. 1-18; bes. S. 9 und 12. 51 Rudolph von Gottschall: Karl Gutzkow. Ein literarisches Charakterbild. In: Unsere Zeit. Neue Folge Bd. XV/1 (1879), S. 401-427; Zitat S. 424. 52 R. Gottschall: Die deutsche Nationalliteratur, S. 647f. Alle Zitate ebd. 53 Rudolf Gottschall: Victor Hugo als Romanschriftsteller. In: Rudolf Gottschall: Literarische Charakterkiipfe. Vierter Teil, Leipzig 1876, S. 213-296. Alle Zitate ebd. S. 223 f. 54 Der Gegenbegriff wird in der Hugo-Besprechung thematisch: »Das ganze Werk athmet den Geist des diistersten Pessimismus: eine schreiende Dissonanz folgt der anderen;« ebd. S. 232. 55 R. Gottschall: Die deutsche Nationalliteratur, S. 586. Alle folgenden Zitate ebd. 56 Anonym [ = Rudolf Gottschall]: Rezension von Leo Wolfram: »Ein Goldkind«, 2 Bande, Ber• lin 1867. In: Unsere Zeit. Neue Folge, Vierter Jg. (1868), S. 946. 57 Rudolf Gottschall: Neue Novellistinnen. Erster Artikel: Die Novellistinnen der »Gartenlau• be«. In: Blatter fiir lit. Unterhaltung, Nr. 32, Jg. 1876, S. 497-501 und Nr. 33, S. 517-521; Zitat S. 498. Vgl. dazu den gegen die naturalistischen Angriffe auf die Marlitt gerichteten Arti• kel von Rudolph von Gottschall: Plaudereien iiber Romandichtung. 2. Die Lebenswirklichkeit im Roman. In: Die Gartenlaube, Jg. 1885/1, S. 458-459. 58 Heinrich Keiter: Versuch einer Theorie des Romans und der Erzahlkunst. Mit einem orientie• renden Vorworte von F. Kreyssig, Paderborn 1876. Eine zweite und dritte Auflage erschien un• ter dem Titel: Heinrich Keiter und Tony Kellen: Der Roman. Geschichte, Theorie und Technik des Romans und der erzahlenden Dichtkunst, Essen-Ruhr 19042 und 19083• Wir zitieren im Folgenden nach der ersten Auflage mit den Seitenzahlen in Klammern. Keiter veriiffentlichte u. a. wiederholt Essays zur Romanliteratur in der von Gottschall bei Brockhaus in Leipzig her• ausgegebenen Monatsschrift Unsere Zeit. Deutsche Revue der Gegenwart (1857££.). 59 Keiter bezieht sich wiederholt und durchweg zustimmend auf: Friedrich Kreyssig: Vorlesun• gen iiber den Deutschen Roman der Gegenwart. Literar- und culturhistorische Studien, Berlin Anmerkungen 249

1871 [zweite Auf!. 1872). Zu Kreyssig vgl. Julius Rodenberg: Zur Erinnerung an Friedrich Kreyssig. In: F. Kreyssig: Literarische Studien und Charakteristiken. (Nachgelassenes Werk) Mit einer Einleitung von Dr. Julius Rodenberg, Berlin 1882, S. II-XXI. 60 Ober dieses Publikum heiSt es bei Kreyssig: »Wer sich vor Lessing, vor Gi:ithe und Schiller, vor Freytag, Spielhagen und Auerbach nicht schamt: warum sollte er sich vor Keiter geniren? « (IV) Der von der Literaturgeschichtsschreibung haufig konstatierte >>Verfall<< der Verbindlichkeit einer Gartungspoetik hat eine wesentliche Ursache in den Produktions- und Konsumptions• verhaltnissen des literarischen Marktes. Als ein Beleg von vie! en Otto von Leixner: Roman und Novelle. In: Mehr Licht! Eine deutsche Wochenschrift fiir Literatur und Kunst, Nr. 40, I. Jg., Berlin 1879, S. 633-635: »Man findet wahl kaum eine so schlechte Arbeit, daB kein Blatt sie annimmt. [... ) Unter solchen Umstanden ist es ganz begreiflich, wenn die jiingere Generation [ ... ) sich iiber asthetische Skrupel hinwegsetzt, ja die Asthetik als miiBiges Geschwatz betrach• tet<< (633). 61 Keiter zitiert wiederholt: Friedrich Spielhagen: Vermischte Schriften (= Samtliche Werke Bd. 7) Berlin o. J. [1864). Vgl. dazu das Spielhagen-Kapitel unserer Arbeit. 62 Heinrich Keiter: Grundlinien einer Theorie des Romans. In: Archiv fiir das Studium der neue• ren Sprachen und Literatur. 30 Jg. Bd. 55, 30. Jg. (1876), S. 1-16. 63 Ebd. S. 5. Hier faBt Keiter auch die Mi:iglichkeit des Scheiterns eines exemplarischen Lebens• laufs ins Auge. Urn der positiven SchluBperspektive willen ist aber dann vom Dichter zu for• dern: »Dann muB aber der Dichter dem sterbenden Heiden eine frisch erstehende Kraft substi• tuiren, oder eine weite Perspektive in die Zukunft eri:iffnen.<< Ebd., S. 6 f. Den Regelfall aber driickt der literarische und padagogische Prazeptor in einem anderen Aufsatz wie folgt a us: »Der Held des Romans ist am SchluB der Geschichte ein anderer Mensch geworden; er hat eine Schute durchgemacht und sein Examen bestanden. Sein Charakter hat sich gestahlt, sein Blick sich erweitert.<< Heinrich Keiter: Die Novelle. In: Literaturblatt, hrsg. von Anton Edlinger, 2. Band, Jg. 1878, S. 481--483; Zitat S. 481. 64 Ganz ahnliche Positionen vertritt der »Professor der class. Philologie an der Universitat Basel<< (Titelblatt), Jakob Miihly: Der Roman des XIX. Jahrhunderts, Berlin 1872: »Wenn der Ro• mandichter seinen Beruf darin sieht, alle Widerspriiche unseres socialen Lebens geflissentlich an's Licht zu ziehen und ihnen noch verzerrtere Ziige zu geben, als sie thatsachlich schon ha• ben, wenn er absichtlich nur in den Zeitkrankheiten und all der Misere unserer physischen und sittlichen Zustande herumwiihlt, ohne einen versi:ihnenden Hintergrund in der Verklarung ir• gend einer Idee durchschimmern zu lassen- so verdient der Roman die Zukunft nicht. « Ebd. s. 23. 65 Vom Standpunkt der christlichen Moral aus verlangt ahnliches Detlev Freiherr von Bieder• mann in seiner »Studie<< iiber den Roman. Das Endziel des Romans miisse »der Triumph des Guten sein<< (14), das Bose miisse bestraft werden, da »der Roman die Durchfiihrung der christlichen Moral als Hauptrichtung feststellen muB<< (17). Zitiert nach: Der Roman als Kunstwerk. Eine Skizze als Beitrag zur Aesthetik von Detlev Frhr. v. Biedermann, Dresden 1870. Eine ahnliche Position wie Biedermann vertritt Erwin Schlie ben in seiner Preisschrift von 1876. Fiir ihn ist der Roman ein ideates volkspadagogisches Mittel »im Dienste des Guten<< (340), d. h. der christlichen Religion. Sein Kampf salle sich richten gegen Liberalismus und So• zialismus, gegen die Emanzipation der Frau wie gegen die Religionslosigkeit der Gegenwart. Im Hintergrund erscheint Bismarck als der groBe Held im Kampf gegen die Machte der Fin• sternis. Auch der Romandichter vermi:ige sein Scherflein beizutragen bei dieser graBen natio• nalpadagogischen Aufgabe: »Sobald er uns eine bedeutende Persi:inlichkeit im Streite gegen MiBbrauche, gegen Liige, Vorurtheile, Selbstsucht, Religionslosigkeit zeigt, sobald er sie uns vorfiihrt im Kampfe gegen die elementaren Gewalten, die der Socialism us und Industrialism us heraufbeschwi:irt, [ ...] dann wird er einen Heiden gezeichnet haben, der im Siege oder Unter• gange nicht zu dunkel erscheint gegen die Heldengestalten der Wirklichkeit.<< (343) - Zur Theorie des Romans. Preisschrift von Erwin Schlieben. In: Neue Monatshefte fiir Dichtkunst und Kritik, Dritter Band, Jg. 1876, S. 334-347. 66 Im folgenden Zitat werden Spielhagens Vermischte Schriften wi:irtlich angefiihrt. In Anleh- 250 Anmerkungen

nung an den Titel von dessen groSem Erfolgsroman heiSt es abschlieSend: >>Durch Kampf zum Sieg! Durch Nachtzum Licht! Dber Hindernisse zum Ziel, durch Irrthum zur Wahrheit! Diesen Weg darzustellen ist das Ziel des wahren Romans.<< (45) 67 Professor Dr. C. Beyer: Deutsche Poetik. Theoretisch-praktisches Handbuch der deutschen Dichtkunst. Zwei Bande, Berlin 19003 (E: 1882]. Zitate im Folgenden in Klammern. 68 Kursiv von uns. C. Beyer: Deutsche Poetik, Bd. II, S. 353. Vgl. zu diesem Konzept den Aufsatz von Friedrich Spielhagen: Der Held im Roman. (E: 1874] In: Ders.: Beitrage zur Theorie und Technik des Romans, Leipzig 1883, S. 666--100, bes. S. 73 f. Ferner die verschiedenen Cha• rakterisierungen der Romane Spielhagens bei C. Beyer: Deutsche Poetik, S. 355 und passim. 69 Wilhelm Scherer: Poetik. Aus dem NachlaS herausgegeben von Richard M. Meyer, Berlin 1888, S. 213. Vgl. ebd. S. 212 f. iiber den EinfluS dieser Asthetik der >>Idee<< auf die Dichter des 19. Jahrhunderts. 70 C. Beyer: Deutsche Poetik, Bd. II, S. 355, ebd. gesperrt. Als Beispiel einer solchen gelungenen Symbolisierung fiihrt er Auerbachs Roman Das Landhaus am Rhein an, der mit der Beteili• gung des Heiden am Befreiungskrieg der Sklaven in den Siidstaaten endet.

Offener Romanschlu/5 und historische Perspektive

1 Es ist schwer abzuschatzen, inwieweit die Grenzboten tatsachlich in der Lage waren, den lite• rarischen Markt zu steuern. Die Gegenstriimung, konzentriert urn die Gutzkow'schen Unter• haltungen und Gottschalls Blatter fur literarische Unterhaltung diirfte nicht nur von der Auf• lagenhiihe her in den fiinfziger Jahren mindestens ebenso stark gewesen sein. Vgl. dazu den wichtigen Artikel von Rudolf Gottschall: Karl Gutzkow's >>Zauberer von Rom<<. In: Blatter fiir literarische Unterhaltung, Nr. 51, ]g. 1858, S. 925-933. 2 W. Hahl: Reflexion und Erzahlung; der dritte Abschnitt des dritten Teils der Arbeit lautet: >>Die Poetik des Vormarz: Von der Tendenz zum Kunstideai<<; S. 173-199. 3 Ebd. S. 169. 4 FriedrichSengle: Der Romanbegriffin der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts. In: Ders.: Arbei• ten zur deutschen Literatur 1750-1850, Stuttgart 1965, S. 175-196; Zitat S. 180. Auch Hart• mut Steinecke erkennt, aufbauend auf Sengle und Hahl, »die romantheoretische Leistung Gutzkows [an]•, die ervor allem in der Abkehrvom Einzelhelden und der Zuwendung zu den >>Reprasentanten der verschiedenen Volksgruppen und Zeittendenzen<< sieht. Hartmut Stei• necke: Romantheorie und Romankritik in Deutschland, Bd. I, S. 94. Praziser als Steinecke be• schreibt schon Hahl die Leistung Gutzkows, der erkannt habe, »daB der Liberalismus mit der Adoption der idealistischen Substanz- und Organismusasthetik seine oppositonelle Scharfe verliert.« W. Hahl: Reflexion und Erzahlung, S. 170. 5 Peter Hasubek: Karl Gutzkows Romane >>Die Ritter vom Geiste<< und >>Der Zauberer von Rom«. Studien zur Typologie des deutschen Zeitromans im 19. Jahrhundert, (phil. Diss.), Hamburg 1964. 6 Ebd. S. 235 und passim. 7 Ebd. S. 246 f. 8 Die Verkniipfung der zeitgeniissischen Diskussionen iiber Liisungsmiiglichkeiten der sich ab• zeichnenden Probleme der beginnenden Industrialisierung mit den im Roman angebotenen Liisungen geriit bei Hasubek Ieider nicht ins Blickfeld. Die Vorliebe fiir den zweiten Sonderty• pus- >>Hierher gehiiren die Zeitromane Th. Fontanes<<- verhindert eine gerechte Einschat• zung der Vielfalt miiglicher Typen und fiihrt auch hier zu unhistorischen Wertungen. P. Hasu• bek: Karl Gutzkows Romane, S. 246. 9 Karl Gutzkow: Die >>realistischen« Erzahler. In: Unterhaltungen, N. F. Bd. 2, Nr. 17, ]g. 1856/57, S. 270-272; Zitat S. 270. Eine knappe Charakterisierung des Romans und der Zu• sammenhange mit der Bewegung des Deutschkatholizismus urn den Pfarrer Ronge bietet der Aufsatz von Werner Kohlschmidt: Reformkatholizismus im Biedermeierkleide Gutzkows Anmerkungen 251

Roman »Der Zauberer von Rom« als religiose Utopie. In: Jb. d. Dt. Schillerges. 10 (1966), s. 286-296. 10 K. Gutzkow: Die >>realistischen<< Erzahler, S. 270. 11 Sengle schreibt, daB die Unterhaltungen •die fiir eine damalige Zeitschrift ganz ungewohnliche Abonnentenzahl 7000 [erreichten]. Wahrscheinlich war infolgedessen der erbitterte Kampf, den Gutzkow in dieser Zeitschrift gegen die programmatischen Realisten fiihrte [... ] einiger• maBen erfolgreich-nicht in literarischen Kreisen, aber beim weiteren Lesepublikum. <

25 Anonym [=Karl Gutzkow]: Tendenzpoesie. In: Unterhaltungen, 3. Band, Nr. 37, ]g. 1855, s. 590-591. 26 Anonym[= Karl Gutzkow]: Die >>realistischen<< Erzahler, S. 270-272. Aile Zitate ebd. 27 Ebd. S. 270. 28 Hierin liegt, wenn wir richtig sehen, die originale Leistung Gutzkows, er formuliert eine wirk• lich moderne Theorie des Romans, deren Umsetzung in literarische Praxis allerdings noch auf sich warten lieS. 29 Ohne sie beim Namen zu nennen, geht es natiirlich gegen die Grenzboten-Redakteure, die »kritischen Verteidiger dieser Richtung<< (270). 30 Anonym: Ein Roman in seinen poetischen und praktischen Folgerungen. In: Unterhaltungen, Nr. 23, ]g. 1853, S. 361-362. 31 Gutzkow leitet den Beitrag mit den Worten ein: »Ein Freund unserer >Unterhaltungen<, selbst gefeierter Dichter, schreibt uns iiber >Onkel Tom's Hiitte<: [... ]<<. Ebd. S. 361. Inwieweit dies eine Herausgeberfiktion ist, laBt sich nicht nachpriifen. Inhaltlich jedenfalls stimmen die fol• genden AuBerungen mit Gutzkows eigener Position iiberein. 32 Damit ist der Kritiker auch zunachst zufrieden: »Der Roman >Onkel Tom's Hiitte< schlieBt trotz einzelner Ausgleichungen doch eigentlich mit einer grellen Dissonanz und dies liegt in Na• tur und Absicht des behandelten Gegenstandes, der in empiirender Tatsachlichkeit noch [... ] besteht.<< Anonym: Ein Roman, S. 362. 33 Weiter heiSt es hier: »Es ist eine banale Zumuthung, von der politischen oder socialen Ten• denzpoesie, oder auch von den Poeten selbst zu verlangen, die Heilung der als krankhaft erwie• senen Zustande in die Hand zu nehmen.<< (362) 34 Vgl. den SchluB des Beitrages: »So weit unser Freund. In Folge der Adresse der englischen Frauen an ihre amerikanischen Schwestern hat sich in diesen Tagen eine bedeutungsvolle De• batte in den> Times< eriiffnet. Es ist auffallend, daB weder die Dichterin noch diejenigen, die die Wirkungen ihres Buchs zu praktischer Eriirterung aufnahmen, eines Mannes sich erinnern, der schon vor einigenJahren thatsachlich gezeigt hat, wie die Sklaverei auf die natiirlichste Weise aufzuheben ware. Dieser Mann heiBt]ohn Mac-Donnogh [... ] Wir wollen demnachst das Sy• stem des Pflanzers Mac-Donnogh genauer angeben.<< (362) 35 Karl Gutzkow: Der Zauberer von Rom, Leipzig 18693 • Darin: Vorwort zur ersten Auflage [1858], S. V-IX; VorwortzurzweitenAuflage [1862], S. X-XIV; VorwortzurdrittenAuflage [1869], S. XV-XXXII. 36 P. Hasubek: Der Zeitroman, S. 139. Dort auch die wenig erhellenden Ausfiihrungen zur SchluBproblematik der Gutzkowschen Romane. 3 7 Die Inhalte der (kirchen)politischen Perspektive faBt Gutzkow im Vorwort zur dritten Auf! age zusammen. 38 Karl Gutzkow: Der Zauberer von Rom, Roman in neun Biichern, Leipzig 18693 • Aile Zitate ebd. 39 Dramatisch wird nun das Conclave geschildert, verwoben in die Geschichte der Romanfigu• ren, wird die Schwere der historischen Stunde beschworen, denn in der »diesmaligen Wahl ent• schied sich die Frage der Hierarchie fiir immer<<. (201) Das Ergebnis des Conclaves und das Er• gebnis des Romans entsprechen ganz dem »freisinnigen<< Credo der von Gutzkow propagier• ten liberalen Theologie. Der Deutsche Bonaventura wird gewahlt und nennt sich Liberius II.; die Wahl aber nimmt er nur unter der Bedingung an, daB ein allgemeines Konzil einberufen wird, das die »Kirchenverbesserung nach dem Werk Gottes, Christi und der Apostel vorberei• te<< (207). 40 Vgl. auch den PredigtschluB von Hohenschwangau, wo der Pfarrer Ottheinrich Stauff das letzte Wort erhalt. Karl Gutzkow: Hohenschwangau. Roman und Geschichte. 1536-1567. Fiinf Bande, Leipzig 1868. 41 Die Dokumentation des von Max Bucher u. a. herausgegebenen Bandes fiihrt fiinfzehn Rezen• sionen zu den Rittern vom Geiste gegeniiber sieben zum Zauberer von Rom auf, darunter nur zwei kontroverse, namlich Gottschalls Replik auf Schmidt. Max Bucher u. a. (Hrsg.): Realis• m us und Griinderzeit, Band 1, S. 397 ff. Anmerkungen 253

42 Trotzdem reflektiert Schmidt politisch-pragmatisch iiber eine mogliche andere Losung; jen• seits personlicher Rankiine bleibt die Grundkonstellation von historischem Konflikt und poli• tischer Losung im Roman im folgenden Zitat unberiihrt: »Rom kann heute durch Rom eben• sowenig reformiert werden, als zu den Zeiten Luthers; der Fels, auf dem die Kirche gebaut ist kann unter dem iiuJSeren StoR zusammenbrechen, er kann sich aber nicht umwandeln. Gliickli• cherweise sind andere Kriifte vorhanden, welche das Werk unternehmen werden<<. Julian Schmidt: Der Zauberer von Rom. In: Grenzboten 20/IVIV (1861), S. 241-248; Zitat S. 244 f. 43 Robert Prutz: Karl Gutzkow und sein >>Zauberer von Rom«. In: Deutsches Museum 9/2 (1859), S. 273-283. Karl Frenzel, Gutzkows Nachfolger als Herausgeber der Unterhaltungen, scheint die Losung im Roman zu erwarten. Fiir ihn ist die SchluRvision >>ein groRartiges, das Ganze harmonisch abschlieRendes Bild-aber doch nur-ein Bild, keine Losung der wachgeru• fenen Fragen.« Karl Frenzel: Der Zauberer von Rom. In: Ders.: Biisten und Bilder. Studien, Hannover 1864, S. 183-220; Zitat S. 196. 44 H. Steinecke: Romantheorie und Romankritik, Band I, S. 218. Der Hinweis auf den Erfolg des Romans ebd. S. 223, auf Schmidt ebd. S. 224 und auf das positive Echo in einer Anmerkung auf S. 310. Eine Analyse der Rezeption fehlt. 45 Anonym [=Julian Schmidt]: Deutsche Romane. In: Grenzboten 9/II/II (1850), S. 601-608. 46 Deutlicher noch als Schmidt reagiert >>von dem Standpunkte eines christlich-conservativen Sinnes aus« (2) ein Anonymus in Cotta's Deutscher Vierteljahrs-Schrift. Der Roman, diese freie Form ohne >>den idealen Charakter der Poesie, noch die kiinstlerische Form« (23), babe es den Schriftstellem Ieider erleichtert, >>politische, religiose , sociale Grundsiitze auszusprechen. So wurde der Roman im politischen Leben der Trager der revolutioniiren Principien, im reli• giosen der der Glaubenslosigkeit, im socialen der der freien Sinnlichkeit, und so streng man die Schriftgattungen verfolgte, welche solche Lehren unmittelbar vortragen wollten, so vie) schliipfte bier ungehindert hindurch.« (23 f.) Anonym: Der Materialismus unserer Zeit. In: Deutsche Vierteljahrs-Schrift, Heft IV, Jg. 1855, S. 1-58. 47 Julian Schmidt: Karl Gutzkow. Die Rittervom Geist. Roman in neun Biichern, 2. Auf!., Leip• zig (1852). In: Grenzboten 11/I/II (1852), S. 41-63. Wiederabgedruckt in den wichtigsten Ausziigen bei Max Bucher u. a. (Hrsg.): Realism us und Griinderzeit Band 2, S. 314-323. Aile Zitate ebd. 48 Ebd. S. 315. 49 J. Schmidt: Karl Gutzkow, S. 316. 50 Was die >>Ritter vom Geiste« fur die PreuJSische Junkerpartei bedeuteten, kann man in ihrem Hausorgan nachlesen: >>Die Tendenz des Romans ist also: die Leser zu Rittern vom Geist zu machen, d. h. zu solchen Ideologen, welche bei allen Fiascos der liberalen Principien Nichts Iemen und Nichts vergessen, sondern trotz alledem in den ausgetretenen Schuhen der Montes• quieu, der Lafayette, der Lamartine dahinwatscheln.« In: Neue PreuRische [Kreuz-]Zeitung, Jg. 1852, Nr. 133-135, (10.-12. Juni). Zitiert nach Max Bucher u. a. (Hrsg.): Realismus und Griinderzeit, Band 1, S. 399. 51 Saint-Rene Taillandier: Mouvement Litteraire DeL'Allemagne. I. Les Romans Et Les Roman• ciers. In: Revue des Deux Mondes Xxm• Annee [1853] Tome Premier, p. 516--542. 52 Anonym: St. Rene-Taillandier iiber den neuen Roman in Deutschland. In: Europa, Nr. 36,Jg. 1853, S. 283-285. Der Rezensent erkennt allerdings die Rhetorik in Taillandiers Fragen und stellt fest, er polemisiere >>mit seinem ganzen katholischen Pathos gegen die Tendenzen dieses Bundes.« Ebd. S. 284. Das Argument der intendierten Versohnung der Parteien durch den Roman hatte schon vorher Wilhelm Heinrich Riehl in die Debatte gebracht. Er schrieb im De• zember 1851: >>Diese Ritterschaft vom Geiste, welche verkliirend und einigend iiber den Par• teien der Gegenwart schwebt, gibt dem Roman eine Tendenz, und hat doch verhiitet, daRer zum Tendenz-Roman geworden ist, am allerwenigsten zu einem demokratischen Tendenz• Roman.« W.[Wilhelm] H.[einrich] R.[iehl]: Die Ritter vom Geiste. In: Beilage zur Nr. 342 der [Augsburger] Allgemeinen Zeitung (8. December 1851), S. 5465-5466; Zitat S. 5466. 53 Anonym: Gutzkow's Ritter vom Geiste. In: Europa, Nr. 28, Jg. 1852, S. 217-223; Zitat s. 221. 254 Anmerkungen

54 Anonym: Der zeitgeschichtliche Roman und Gutzkows Ritter vom Geiste. In: Beilage zu Nr. 355 der [Augsburger] Allgemeinen Zeitung (21. December 1851), S. 5673-5674 und Bei• lage Nr. 4 (4. Januar 1852), S. 57-59. 55 Brockhaus kann diese augergewohnliche Tatsache sogar als Werbeargument benutzen. Vgl. die Ankiindigung der zweiten Auflage der Ritter vom Geiste in der Nr. 342 der [Augsburger] Allgemeinen Zeitung (8. December 1851), S. 5472. 56 Der deutsche Romandichter, so heigt es ironisch, »darf das >Volk< aus der Vogel-Perspektive studiren und die >Gesellschaft< a us der Frosch-Perspektive; er darf sich einspinnen in seine Stu• dien, sich vereinzeln in einer miihsam erkampften, miihsam behaupteten >Stellung< fern dem Leben, zwischenjournale und Megkataloge eingeschlossen, vom Buchhandel und von der Kri• tik, oder noch schlimmer von dem Mangel aller Kritik beherrscht.<< S. 5674. 57 Anonym: Gutzkows Ritter V'om Geiste. In: Beilage zur Nr. 33 7 der [Augsburger] Allgemeinen Zeitung (3. December 1851), S. 5385-5387; Zitat S. 5386. Im Gegensatz zu Julian Schmidt meint dieser Rezensent, Historiker spaterer Zeiten konnten sich aus der Lektiire dieses Ro• mans >>die Stellung und die Motive der verschiedenen Parteien ganz gut zu recht legen<< (ebd.). 58 Anonym: Die Ritter vom Geiste. Roman in neun Biichern. Von Karl Gutzkow. In: Blatter fiir lit. Unterhaltung, Nr. 104, Jg. 1851, S. 513-517; Zitat S. 515. 59 Fortsetzung des in Anmerkung 58 zitierten Artikels in: Blatter fiir lit. Unterhaltung, Nr. 4, Jg. 1852, S. 73-79; Zitat S. 76. 60 Karl Rosenkranz: Gutzkow's Ritter vom Geist. Roman in neun Biichern. In: Deutsches Mu• seum211 (1852), S. 721-732; Wiederabgedrucktin: Karl Rosenkranz: Neue Studien, Zweiter Band. Studien zur Literaturgeschichte, Leipzig 1875, S. 233-247. Wir zitieren nach dem Erst• druck. 61 Einen Bund der »Ritter vom Geiste« empfindet allerdings ein Anonym us der >>Europa« vorlau• fig als die einzige Moglichkeit, nach der gescheiterten Revolution zu iiberwintern: »In der Tat, fiir die Wahrheiten unseres Zeitalters ist, wie es scheint, kaum noch zu kampfen, es ist ihnen bios die Statte zu bereiten.<< Anonym: Zur Chronik. Gutzkow's »Ritter vom Geiste«. In: Euro• pa, Nr. 1, Jg. 1852, S. 5-6; Zitat S. 6. 62 Anonym [ = Rudolf Gottschall]: Der neue deutsche Roman. In: Die Gegenwart. Eine encyklo• padische Darstellung der neuesten Zeitgeschichte fiir aile Staude. Neunter Band, Leipzig 1854, S. 210-263; Zitat S. 215. 63 Anonym: Neue deutsche Romane. Erster Artikel. In: Jahrbiicher fiir Wissenschaft und Kunst, hrsg. von Otto Wigand, Erster Band, Leipzig 1854, S. 317-339. 64 Literatur als gesellschaftliches (Ersatz-)Handeln ist offensichtlich im Zeitbewugtsein veran• kert, der Appell an den Leser a us Gutzkows Vorwort verhallt nicht ungehort: »Die >Ritter vom Geiste< konnen nicht allein vom Standpunkte der asthetischen Kritik aus als ein gro{Ses und echtes Kunstwerk, sondern auch von dem Standpunkte aus, den diese Jahrbiicher als Organ der freien Wissenschaft einnehmen als Glaubensbekenntnis einer entschiedenen Gesinnung und Charaktertuchtigkeit, als eine weitausgreifende, als die kuhnste und edelste That der mo• dernen Literaturgeschichte bezeichnet werden.<< Ebd. S. 320. 65 Briefe iiber Gutzkow's Ritter vom Geiste. Von Alexander Jung. Leipzig 1856. 66 Vgl. etwa auch: Charaktere der deutschen Literatur. Von (Eduard] Schmidt-Wei{Senfels. Erster Band. Prag 1859; darin: Karl Gutzkow. S. 78-162; »Was doch amEnde aile Kampfe in unse• rer Zeit hervorgerufen hat, ist die soziale Frage, die Faulnig unserer sozialen Zustande, die Kluft zwischen Dem, was sein soli und Dem, was ist. Aile unsere gesellschaftlichen Institutio• nen werden von diesen Kampfen heimgesucht, und dienen ihnen zum Gegenstande [... ] Gutz• kow hat nach seiner Weise mitgekampft, urn diese Frage zu losen und stand immer an der Spitze der Schaar, welche im Sinne der vorwartswo.genden Zeitideen diese Losung versuchen wollte.<< (145) Anmerkungen 255

Konflikte und sittlich-harmonische Losungen

1 Julian Schmidt: Geschichte der Deutschen Literatur seit Lessing's Tod. Vierte, durchweg um• gearbeitete und vermehrte Auflage, Leipzig 1858, Dritter Band. S. 154. 2 Vor allem Steinecke bleibt sehr knapp. H. Steinecke: Romantheorie und Romankritik, s. 204-211. 3 Ebd., S. 210. 4 F. Sengle: Biedermeierzeit, Band I, S. 257. 5 H. Widhammer: Realismus und klassizistische Tradition, S. 55. 6 Ebd. S. 55. 7 Ebd. S. 61. Widhammer beschrankt sich allerdings, der Fragestellung seiner Arbeit gemaS, auf die Literaturtheorie im allgemeinen. Daher hat Steinecke recht, wenn er schreibt: >> Allerdings gehen weder Widhammer noch Kinder naher auf den Romanbegriff von Schmidt und Freytag ein; so fehlt weiterhin jede Spazialuntersuchung zu diesem Kernstiick der »Grenzboten«-Lite• raturtheorie. Steinecke: Romantheorie und Romankritik, S. 304. 8 H. Kinder: Poesie als Synthese, S. 179. 9 J.[ulian] S.[chmidt]: Die Reaction in der deutschen Poesie. In: Grenzboten 10/111 (1851), S. 17-25. Aile Zitate ebd. 10 W. Hahl: Reflexion und Erzahlung, S. 200. Bei Hahl gesperrt. 11 Ebd. S. 221. 12 Anonym: Zum neuen Jahr. In: Grenzboten 101111 (1851), S. 1-3; Zitat S. 1. 13 Anonym [ = Julian Schmidt]: Ein kurzes Vorwort zum neuen Semester. In: Grenzboten 10/11/III (1851), S. 1-5; Zitat S. 1. 14 Anonym [=Julian Schmidt]: Vorwort zum neuen Semester. In: Grenzboten 11/11/III (1852), S. 1-9; Zitat S. 3. Das folgende Zitat ebd. S. 4. 15 Dabei wissen die Grenzboten mehr von den sozialen Konflikten der 50er Jahre, als in ihr Lite• raturprogramm eingeht. Der Verfasser beginnt mit der kategorischen Feststellung: •da/5 es die sociale Frage ist, deren Li:isung eine der Hauptaufgaben der Gegenwart bildet, dariiber hat die i:iffendiche Meinung !angst entschieden. Wie die vulkanische Materie im Innern des Erdki:ir• pers, gahrt es in den Tiefen der Gesellschaft«. S. D. [ = Schulze-Delitzsch?]: Die Bestrebungen zur Hebung der arbeitenden Classen. In: Grenzboten 16/11/III (1857), S. 210 ff., S. 255 ff., S. 410 ff. und S. 488 ff.; Zitat S. 210. Vgl. auch den Beitrag: Anonym: Die Arbeiterassociatio• nen in Deutschland. In: Grenzboten 16/111111 (1857), S. 121-136. 16 Anonym: Zum ersten Januar. In: Grenzboten 17/1/1 (1858), S. 1-2. Beide Zitate S. 2. Ganz andere Perspektiven zeichnete der in Anmerkung 15 genannte Artikel: >>Erst seit dem auSeror• dendichen Aufschwung der Industrie [ ...] kennen wir bei uns das industrielle Proletariat [ ...] Massen mittelloser Arbeiter, welche, zu ganz speciellen mechanischen Verrichtungen herange• bildet, einzig in ihnen Beschaftigung fin den. Von dem bei dem gri:iSern Theile niedrig bemesse• nen Lohne, der ihre einzige Existenzquelle bildet und meist nur zur dringenden Lebensnoth• durft hinreicht, ki:innen sie nichts oder sehr wenig sparen. Sobald daher durch Ungliicksfalle, Krankheit, Alter ihre Arbeitsfahigkeit geschwiicht oder vernichtet wird, sind sie dem Elend Preis gegeben. A uSer diesem Endziel ihrer Laufbahn, das ihnen stets vor Augen schwebt, be• droht aber auch noch jede Handelskrise, jeder Ungliicksfall des Fabrikunternehmers [ ...] ihre Existenz.« Ebd. S. 211. 17 W. Hahl: Reflexion und Erzahlung, S. 206. Bei Hahl kursiv. 18 Vgl. dazu das Vorwort zu Soli und Haben. 19 Anonym [ = Gustav Freytag]: Die Technik des Dramas. In: Grenzboten 8/11/III (1849), S. 11-22; Zitat S. = 13. 20 Heinrich von Treitschke: Adresse an Gustav Freytag zum 30. Juni 1888. In: Ders.: Historische und politische Aufsatze vierter Band, Leipzig 19202, S. 218. Es ist die offizielle GruSadresse der Berliner Universitat zu Freytags 50jahrigem Doktorjubilaum. 21 Gustav Freytag: Die Technik des Dramas, Leipzig 18722 • Aile Zitate ebd. Die erste Auflage er- 256 Anmerkungen

schien 1863. Die zweite Auflage ist, abgesehen von stilistischen Anderungen, textgleich mit der ersten. 22 Gustav Freytag: Erinnerungen aus meinem Leben, Leipzig 1887, S. 262. Ebd. fordert er vom Romanschreiber, >>die Handlung in einem Hohepunkt und in groSer SchluSwirkung zusam• menzuschlieSen. << 23 Anonym [ = Gustav Freytag]: Die Technik des Dramas. In: Grenzboten 8/11/III (1849), S. 11-22; Zitat S. 13. Vgl. dazu auch H. Widhammer: Realismus, S. 68. 24 >>Der moderne Dichter hat dem Zuschauer die stolze Freude zu bereiten, daS die Welt, in wel• che er ihn einfiihrt, durchaus den idealen Forderungen entspricht, welche Gemiith und Urtheil der Horer gegeniiber den Ereignissen der Wirklichkeit erheben. Menschliche Vernunft er• scheint [... ] als einig und eins mit dem Gottlichen, alles Unbegreifliche der Weltordnung nach den Bediirfnissen unseres Geistes und Gemiithes umgebildet.« (79) 25 Ahnlich iiber >>Kampf,,, >>Reaktion<< und »SchluSkatastrophe<<, die »mit unwiderstehlicher Gewalt den Heiden unterliegen macht<<, in: G. Freytag: Die Technik des Dramas, S. 95. 26 Gustav Freytag: Willibald Alexis. In: Ders.: Vermischte Aufsatze aus den Jahren 1848 his 1894. Herausgegeben von Ernst Elster, Leipzig 1901, Erster Band. S. 110-115; das folgende Zitat ebd. S. 114. 27 Gustav Freytag: Willibald Alexis. [E. Grenzboten, 1854] In: Ders.: Aufsatze zur Geschichte, Literatur und Kunst, Gesammelte Werke 16. Band, Leipzig 19113, S. 185-196; aile Zitate ebd. 28 H. Widhammer: Realismus, S. 143. 29 V gl. dazu H. Widhammer: Realismus, S. 122 f. 30 Freytags Forderungen bleiben iiber zwanzig Jahre hinweg vollig konstant. In seinem kurzen Essay Fur junge Novellendichter aus dem Jahre 1872 heiSt es lapidar: »Wer menschliches Thun und Leiden in Roman oder Novelle kiinstlerisch behandeln will, muS dasselbe zweckvoll so zurichten, daS der Leser eine einheitliche, abgeschlossene, vollstandig verstandliche Ge• schichte empfangt, die ihn erfreut und erhebt, wei! ihr innerer Zusammenhang dem verniinfti• gen Urtheil und den Bediirfnissen des Gemiithes vollig Geniige thut.<< Zitiert nach: Gustav Freytag: Aufsatze, S. 217-223, Zitat S. 218 [E: Im Neuen Reich, 1872]. 32 Anonym [ = Gustav Freytag]: Deutsche Romane. Neues Leben. Eine Erzahlung von Berthold Auerbach. In: Grenzboten 11/I/I (1852), S. 95-102. Aile Zitate ebd. 32 Gustav Freytag: Doppelleben. [E: Grenzboten, 1865]. In: Ders.: Vermischte Aufsatze, S. 133-138, ebd. S. 133. Es handelt sich urn den gleichnamigen Roman von Wilhelmine von Hillern. 33 Zur Spielhagen-Kritik vgl. auch Gustav Freytag: Erinnerungen aus meinem Leben, Leipzig 1887, s. 374 f. 34 Zitiert nach der in Anmerkung 32 angefuhrten Rezension des Romans von Wilhelmine von Hillern, ebd. S. 135 f. 35 Freytags Gebrauch dieses dramentechnischen Begriffs ist nur ein Beispiel fiir die unterschieds• lose Verwendung der dramen- und romantechnischen Termini. Gustav Freytag: Ein Roman von Louise von Francois. In: Ders.: Vermischte Aufsatze, Erster Band, S. 139-147; Zitat ebd. S. 143. Aile folgenden Zitate ebd. [E: Im neuen Reich, 1872]. 36 Anonym [ = Gustav Freytag]: Zwischen Himmel und Erde. In: Grenzboten 15/11/IV (1856), S. 121-126. Die entscheidenden Passagen iibernimmt dann Julian Schmidt unter Angabe der Quellen in seine Literaturgeschichte. Vgl. auchAnonym (=Julian Schmidt): Otto Ludwig. In: Grenzboten 16/11/IV (1857), S. 401-412; Zitat S. 407. Schmidt rat gegen »die triibe Weltan• schauung[ ...] zum echten Humor<< (410). 3 7 Gustav Freytag: Hannele: In: Deutsche Revue XIX/2 (1894 ), S. 124-129. Aile Zitate ebd. Die Besprechung ist nicht in die Gesammelten Werke aufgenommen, auch die Hauptmann-For• schung hat von ihr, soweit wir sehen, keine Kenntnis. 38 Man vgl. dazu den BriefFreytags an den Herzog vom 22. Januar 1890: »Seit 1848 hates keine Zeit gegeben, wo der Friede der Staaten so gesichert erschien und keine, wo die Umsturzideen im Innern der Staaten so planvoll und organisiert die soziale Ordnung der Staaten bedrohten. Anmerkungen 257

Die Bemiihungen des Kanzlers, durch groSe Reformgesetzgebung die Interessen der Massen von den Agitatoren ab, und dem Staat zuzuleiten, konnten in 50, in 100 Jahren vielleicht eine gute Wirkung ausiiben, wenn uns so lange geliinge, die organisirten Ausbriiche der Unzufrie• denheit im Zaume zu halten. Aber dazu ist geringe Aussicht. « Zitiert nach: Gustav Freytag und Herzog Ernst von Coburg im Briefwechsel 1853 bis 1893. Herausgegeben von Eduard Tem• peltey. Mit zwei Abbildungen. Leipzig 1904, S. 329. 39 G. Freytag: Erinnerungen; aile Zitate ebd. 40 Zur Bedeutung dieses Ereignisses fiir die Zeitgenossen und den zeithistorischen Roman vgl. die Arbeit von Hartmut Eggert: Studien zur Wirkungsgeschichte des deutschen historischen Ro• mans 1850-1875. Frankfurt am Main 1971, S. 85 und passim. AufschluSreich fiir die nationa• listischen griinderzeitlichen Erwartungen an den RomanschluS sind die Rezensionen des SchluSbandes der Ahnen, auf die wir hier nur verweisen konnen: Paul Lindau: Der letzte Band der Ahnen von Gustav Freytag. In: Die Gegenwart Nr. 51, Jg. 1880, S. 398--401. Ernst Ziel: Gustav Freytag. In: Ders.: Litterarische Reliefs. Dichterportraits Zweite Reihe, Leipzig 1887, S. 140-195, bes. S. 76. Otto Brahm: G. Freytag, Die Ahnen. In: Deutsche Litteraturzeitung Nr. 15, Jg. 1881, Sp. 584--586. 41 Das folgende Zitat in: G. Freytag: Erinnerungen, S. 374 f. Ebenfalls 1887 erschien Spielhagens vieldiskutierter Roman Was will das werden?, Dokument all jener ungelosten Konflikte der Kaiserzeit, die Freytag nicht mehr dargestellt wissen wollte. 42 Noch 1882 siehter >>in dem Leben und Geschick unserer Fiirstengeschlechter [... ] Walten gottlicher Yorsehung in GroSem und Kleinem, in Schuld und Strafe<<, under versichert der Herzogin, daS sich >>die ewige Yernunft in der Weltordnung« in jedem einzelnen Menschenle• ben offenbare. Briefe an die Herzogin von Sachsen-Coburg-Gotha vom 5. Dezember 1882, zi• tiert nach: G. Freytag: Briefwechsel, S. 404. 43 Michael Kienzle: Der Erfolgsroman. Zur Kritik der poetischen Okonomie bei Gustav Freytag und Eugenie Marlitt, Stuttgart 1975. Hartmut Steineckes Abschnitt seiner Habilitations• schrift, >>Die Auseinandersetzung mit Freytags >>Soli und Haben« als Spiegel der Romanauffas• sung der Zeit«, gehort zu den schwiicheren Partien des sonst iiberzeugenden Buches. Fontanes umfangreiche Kritik erscheint nur am Rande, Auerbach und Giseke, der doch Marggraff erst die Argumente gdiefert hatte, fehlen ganz, und von Prutz' gliinzender Kritik an Freytag meint Steinecke, sie bleibe >>punktuell« (216). H. Steinecke: Romantheorie und Romankritik, s. 212-220. 44 Freytag an den Herzog im Brief vom 26. Juli 1856. In: G. Freytag: Briefwechsel, S. 5. 45 Brief an den Herzog vom 27. Juli 1853, ebd. S. 7. Das folgende Zitat ebd. S. 8. 46 Ebd. S. 24. Auch dieser Brief ist an den Herzog gerichtet; das Zitat ist bei Freytag gesperrt. 47 An den Herzog am 26. November 1854; ebd. S. 36. 48 Zitiert nach: Paul Ulrich: Gustav Freytags Romantechnik, Marburg 1907, S. 10. 49 An Gustav Freytag im Brief vom 26. April1855; ebd. S. 38. Ahnliches steht im Brief des Her• zogs vom 28. Juni 1856: >>Lassen Sie uns das Yolk belehren von Irrthiimern in Wissenschaft, Politik und Religion. Zeigen wir uns ihm als seine Lehrer, erwerben wir. sein Yertrauen! Las• sen Sie uns eine muthige Kette von Aposteln der Aufkliirung bilden und predigen wir getrost ein jeder in seiner Sprache, der heilige Geist wird uns schon nicht fehlen.« Ebd. S. 64. 50 Brief des Herzogs vom 26. April 1855, ebd. S. 38. 51 Gustav Freytag: Deutsche Dorfgeschichten. [E: Grenzboten 1862]. In: Ders.: Yermischte Auf• siitze Erster Band, S. 127-132; Zitat S. 128. 52 Anonym: Ein gutes Wort fiir die Bourgeoisie. In: Grenzboten 8/11/IY (1849), S. 281-288; ebd. S. 281; im Text gesperrt. 53 Ebd. S. 284. Ygl. dazu S. 286: »Ein Staat aus Proletariern ist ebenso unmoglich als ein Staat aus Edelleuten. [ ... ] Die Bourgeoisie muS das Yolk absorbieren.« 54 Gustav Freytag: Soli und Haben. (= Gesammelte Werke von Gustav Freytag, vierter Band), Leipzig 19093, S. 1. Das Zitat aus der Widmung an den Herzog. 55 G. Freytag: Soli und Haben, S. 1. 56 G. Freytag: Soli und Haben, S. 398. 258 Anmerkungen

57 Gustav Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit, Leipzig 188414• Zur politischen In• tention der Bilder vgl. den Brief vom 29. Miirz 1859 an den Herzog in: G. Freytag: Briefwech• sel, S. 111. In der Verkliirung des burgerlichen Arbeitsethos, im Doppelgluck zweier Ehen kulminiert ubrigens auchDie Verlorene Handschrift auf die wir hier nicht niiher eingehen. Der Held, ein deutscher Professor, findet nach Iangen Irrwegen und Versuchungen durch die Adelswelt wieder zuriick ins burgerlich-eheliche Gluck. Gustav Freytag: Die verlorene Hand• schrift. Roman in fiinf Buchern, vierte Auflage, Leipzig 1865. Auch in seinem eigenen Leben sieht Freytag die Forderungen der poetischen Gerechtigkeit erfiillt, auch ihm ist fiir sein >> Thun in Strafen und Lohn die Verge! tung immer vollig und reichlich geordnet [worden].« Nach die• ser Verbeugung vor der Vorsehung folgt in rhetorischer Coda diejenige vor der weltlichen Herrschaft, mit der die >>Erinnerungen<< harmonisch schlieBen: >>Zuletzt aber dar£ ich, ein be• jahrter und unabhiingiger Mann, dem die Gunst der Miichtigen nichts GroBes zutheilen kann, als hochsten Gewinn meines Lebens das Gluck ruhmen, welches mir, gleich Millionen meiner Zeitgenossen, gegeben worden ist durch Einen, der auf die Siebzigjiihrigen herabsieht, wie auf ein jungeres Gesclilecht, durch unseren guten Kaiser Wilhelm und durch seine Helfer, den Kanzler und den Feldherrn.<< G. Freytag: Erinnerungen, S. 377. 58 Hartmut Steinecke geht in seiner Habilitationsschrift auf diesen MiBstand ein- ohne ihn zu beheben: >> Allerdings gehen weder Widhammer noch Kinder niiher auf den Romanbegriff von Schmidt und Freytag ein; so fehlt weiterhin jede Spezialuntersuchung zu diesem Kernstiick der >Grenzboten<-Literaturtheorie.<< DaB sie zur Rezeption des Romans ebenfalls vollig fehlt, zeigt auch Kienzle. Er behauptet zwar, Freytags Roman verschaffe den[?] Lesern >>von Beginn an eine fast absolute Identifizierungssicherheit in bezug auf den zentralen Heiden<< (2 7), bleibt den Beweis dafiir aber schuldig. Die empirischen Belege, die ein differenzierteres Bild ergeben konnten, behandelt er vie! zu knapp-noch dazu ohne allzu groBe Kenntnis der Literatursitua• tion der 50er Jahre. Vgl. dazu Michael Kienzle: Der Erfolgsroman, S. 50-52, besonders seine wenig treffenden Bemerkungen uber »Gottschall und die Anhiinger des jungdeutschen Idea• lismus«, ebd., S. 51. Das erste Zitat in H. Steinecke: Romantheorie und Romankritik, S. 304. 59 Die wichtigsten Beitriige der Kontroverse sind jetzt zugiinglich in Max Bucher u. a. (Hrsg.): Realismus und Griinderzeit Band 2, S. 323-346. 60 M. Kienzle: Der Erfolgsroman, S. 50. Auf den entscheidenen, von den Zeitgenossen bemerk• ten und von Freytag intendierten Paradigmawechsel vom alten Typus des »Wilhelm Meister« zu >>Anton Wohlfart<< geht Kienzle nur in einer die Autorintention nicht treffenden Nebenbe• merkung ein. Ebd., S. 27. 61 Theodor Fontane: Gustav Freytag Soli und Haben. In: Ders.: Literarische Essays und Studien. Erster Teil, Gesammelt und herausgegeben von Kurt Schreinert (= Siimtliche Werke Band XXI/1), Munchen 1963, S. 214-230; Zitat S. 215. Abgesehen von Fontanes gelegentlichen Einwiinden gehort diese Rezension zu den positivsten der Zeit uberhaupt. Die Verbindung des friihen Fontane mit dem Grenzboten-Realismus Julian Schmidts, den er bis in die 70er Jahre offensichtlich sehr schiitzte, ware wohl eine Einzeluntersuchung wert. Vgl. dagegen Walter Muller-Seidel: Theodor Fontane. Soziale Romankunst in Deutschland, Stuttgart 1975, S. 407. 62 Theodor Fontane: Unsere Lyrische und Epische Poesie Seit 1848 [E: 1853]. In: Ders.: Literari• sche Essays und Studien, S. 7-33; Zitat S. 13. 63 Die Rezension erschien in: [Augsburger] Allgemeine Zeitung, Nr. 250, Jg. 1855, S. 3994-3996. Sie wurde wiederabgedruckt von R. Leppla: Berthold Auerbachs Besprechung von »Soli und Haben«. In: Gustav-Freytag-Bliirter, Nr. 28, 14. Jg. 1969, S. 2-7. Aile Zitate ebd. 64 Dies wird in der Wirkungsgeschichte des Romans im 19. Jahrhundert dominierend. Vgl. Hellmut Mielke: Der deutsche Roman. Vierte umgearbeitete und stark erweiterte Auflage, Dresden 1912, S. 187. Und Friedrich Seiler: Gustav Freytag. Ein Lebensbild, Leipzig o. J. [1898], s. 117. 65 Anonym [ = FelixDahn]: Moderne Literatur. Soli und Haben, Roman von Gustav Freytag. In: Beilage zur Nr. 266 der Neuen Munchener Zeitung. Mirtwoch, 7. November 1855, o. S. Wie- Anmerkungen 259

derabgedruckt in: Felix Dahn: Bausteine. Gesammelte kleine Schriften. Dritte Reihe, Berlin 1882, S. 9-14. Dort ohne Angaben des Erstdruckes. Wir zitieren nach dem Erstdruck. 66 Hermann Marggraff: Ein Roman, »der das deutsche Volk bei seiner Arbeit sucht«. In: Blatter fiir lit. Unterhaltung, Nr. 25, Jg. 1855, S. 445-452. 67 Eher noch in Gutzkows ungliicklicher Polemik, iiber der aber seine sonstigen Erkenntnisse zum Roman nicht vergessen werden sollten: »Den Roman an die Welt der Arbeit verweisen heiBt ihn in seiner Natur aufheben; denn es ist gerade das Wesen des Romans, die Wochentagexi• stenz des Menschen gleichsam beiseite liegen zu lassen und seinen Sonntag zu erortern. Wir verstehen unter Sonntag die Offenbarung seiner poetischen Natur, sei es nun im Leiden oder im Handeln.<< Anonym [=Karl Gutzkow]: Der Roman und die Arbeit. In: Unterhaltungen am hauslichen Herd, Nr. 44, 3. Bd. (1855), S. 702-703. Zitat S. 702. 68 Marggraff beruft sich in seiner Replik auf einen Angriff der Grenzboten auf einen >>unbefange• nen Rezensenten<<, >>mehr ein Lobredner als Tadler des Buchs, [der] nicht umhinkonnte, auf den freilich der Verbreitung des Buchs bei jetzigen Zeitlaufen gewiB nur forderlichen reactio• naren Geist des Romans aufmerksam zu machen, indem er die Verhaltnisse so schildert, als ob bereits aile socialen und politischen Conflicte ihre Losung gefunden hatten und als ob es sich jetzt wirklich nur noch urn die Erwerbs- und Bodenmeliorationsfrage handele.<< Hermann Marggraff: Die Kritik und »Soli und Haben.<< In: Blatter fiir lit. Unterhaltung, Nr. 36, Jg. 1855, S. 662-664; Zitat S. 662. 69 Diese Wendung aus Marggraffs Rezension zitiert der absichtlich verspatet publizierte glan• zende VerriB von RobertPrutz: Gustav Freytag. Eine literaturhistorische Skizze. In: Deutsches Museum 8/2 (1858), S. 441-458. Die Wendungebd. S. 455. In derSachegehtPrutznichtiiber Marggraff und Giseke hinaus. 70 Vgl. ebd. S. 451: >>Die Geschichten einfacher Werther'scher Herzensleiden sind von den Ge• schichten complicirter Geld- und Erwerbsleiden verdrangt worden; denn was wir an Leiden• schaften etwa besitzen, hat in der Geld- und Erwerbsfrage seinen Brennpunkt.<< Rudolf Gott• schall kommt in seiner Literaturgeschichte zu einem ahnlichen Urteil. Es sei >>ungeschickt, das Werk als eine verbesserte Auflage des >Wilhelm Meister< zu verherrlichen<<, Wohlfatts ganzer Bildungsgang bestehe darin, >>daB er am SchluB zu der Einsicht kommt, eine reiche Kaufmannstochter passe besser fiir ihn, als eine arme Baron esse.<< Rudolf Gottschall: Die deut• sche Nationalliteratur, Dritter Band, S. 582. 71 Marggraff zitiert R.[ obert] Giseke: Soli und Haben. Roman in sechs Biichern von Gustav Frey• tag. Eine Charakteristik. In: Novellen-Zeitung Nr. 20, I. Jg., 3. Folge (1855), S. 311-318. Wahrend die Leipziger bewuBt nur den Konflikt Adel-Biirgertum thematisierten, haben die kritischen Rezensenten !angst den ausgesparten Konflikt mit dem vi etten Stand entdeckt. Diese Erkenntnis der Zeitgenossen legte erst Leo Lowenthals Analyse wieder frei, allerdings ohne Kenntnis der damaligen Kritik. Leo Lowenthal: Gustav Freytag- der biirgerliche Materialis• mus. In: Ders.: Erzahlkunst und Gesellschaft. Die Gesellschaftsproblematik in der Deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Mit einer Einleitung von Frederic C. Tubach, Neuwied und Berlin 1971, S. 120--136. 72 Anonym [Sign.: Gr.]: Drei deutsche Romane. Soli und Haben von Gustav Freytag. Der griine Heinrich von Gottfried Keller. Die Vagabunden von C. v. Holtei. In: Abendblatt zur Neuen Miinchener Zeitung, Nr. 105, S. 417-418; Nr. 111, S. 441-442; Nr. 119, S. 473-474, Jg. 1857. 73 Sol/ und Haben charakterisiert der Rezensent wie folgt: >>Alles zusammengefaBt ist die Moral des reichen Buches und dieser Art von Kaufmannscarriere, daB auch ein Unbemittelter sich durch Gewissenhaftigkeit, Treue und Noblesse des Charakters a us dem Proletariat in die Reihe der Besitzenden aufschwingen konne«. Anonym [Sign.: Gr.]: Drei deutsche Romane, S. 418. 74 Der Rezensent beweist auch ein fiir die Zeit ungewohnliches Verstandnis fiir den tragischen SchluB von Kellers Griinem Heinrich. Fiir ihn ist klar, »daB, wenn der Strebende dennoch der Misere der realen Wirklichkeit unterliegt, ob schuldig oder schuldlos [... ] daB ein solcher Un• tergang immer noch eine andre Bedeutung hat, als wenn eine La dung Colonialwaaren [ !] von unzurechnungsfahigen Passatstiirmen verschlungen wird [... ] das ist die innere GroBe auch 260 Anmerkungen

des Romans von Keller<<. Ebd. S. 474. Das Schicksal des »Grtinen Heinrich<< sei >>die eigentli• che Tragodie jenes vollen schonen Wollens, das aus dem socialen Uebel eines tiberspannten Bildungsbedtirfnisses quillt, dem nichts fehlt, als die materiellen hinreichenden Mittel. Es ist der Roman aller jener Gefahren und Klippen, an denen ein ganzer Mann, a her eine halbe Ktin• sterseele scheitern muB, die es nur darin versah, daB sie nicht gleich in einer adligen Wiege, in sorgenfreien gliinzenden Verhiiltnissen geboren wurde, denn nur dann hat dies iisthetische, hamletiihnliche Briiten tiber Humanitiit und Kunst, tiber die Ewigkeit und drei Tage ein Recht.<< Ebd. S. 473. 75 Vgl. dazu die jtingsten Ausfiihrungen von Georg]dger: Der Realismusbegriff in der Kunstkri• tik. In: Max Bucher u. a. (Hrsg.): Realismus und Griinderzeit Band 1, S. 9-31. 76 Anonym [ = J. Schmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 12/II/I (1853), S. 361-372. ZuJulian Schmidt vgl. den informativen und interessanten Attikel Constantin RoBlers in der Allgemei• nen Deutschen Biographie, Bd. 31 (Scheller - Karl Schmidt) Leipzig 1890, S. 751-768. Schmidt habe >>auf die Peri ode des deutschen Geisteslebens, in der er wirkte, einen weit groBe• ren EinfluB getibt, als er his jetzt geschiitzt worden.<< (751) 77 J.[ulian]S.[chmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 19/II/IV (1860), S. 481-492; ZitatS. 481. 78 Anonym [ = J. Schmidt]: Pendennis. Roman von Thackeray. In: Grenzboten. 9/I/I (1850), S. 116-117. Aile Zitate ebd. S. 117. 79 Vgl. dazu die AuBerung in einer Romanrezension: >>Die gemeine Misere des Lebens bietet kei• nen Stoff fiir Tragodie.<< J.[ulian] S.[chmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 13/I/I (1854), S. 401-407; Zitat S. 407. 80 Anonym [ = J. Schmidt]: Thackeray. In: Grenzboten 12/I/1 (1853), S. 43-49; aile Zitate ebd. 81 Anonym [ = J. Schmidt]: Literatur. Deutsche Romane. In: Grenzboten 12/I/1 (1853), S. 77-80; beide Zitate S. 78. 82 Anonym [ = J. Schmidt]: Wilhelm Meister im VerhiiltniB zu unsrer Zeit. In: Grenzboten 14/I/II (1855), S. 441-455; Zitat S. 441. 83 Bereits Anfang der sechziger Jahre kommt aber die starker werdende Tendenz der Versohnung von Klassik und Realismus zur Gel tung. Ftir die nationale Literaturgeschichtsschreibung war damit Soli und Haben in die Klassik-Tradition eingereiht: »Vergleichen wir die Grundidee in Soli und Haben und in Wilhelm Meister, so ist sie in heiden Dichtungen ganz dieselbe: die ideale Sehnsucht in der Menschenbrust, welche eine gliinzende Welt auBerhalb sucht und end• lich zu der Wahrheit gefiihrthat, daB das Gltick des Lebens allein in der bildenden Kraft be• steht, welche wir im eigenen Busen pflegen und in einem bestimmten Beruf an wenden.<< Gustav Freytag und die deutsche Dichtung der Gegenwatt. Von Dr. Constantin Ro{Sler, auBerordent• licher Professor an der Universitiit zu Jena, Berlin 1860, S. 51 f. 84 Anonym [ = J. Schmidt]: Der sociale Roman in Deutschland. In: Grenzboten 13/I/II (1854), S. 41-47. Aile Zitate ebd. 85 Anonym [ = G. Freytag]: Literatur. Deutsche Romane. In: Grenzboten 12/I/I (1853), S. 77-80. Jetzt auch abgedruckt in Max Bucher u. a. (Hrsg.): Realismus und Grtinderzeit Bd. 2, S. 71-72. 86 Julian Schmidt: Geschichte der deutschen Literatur seit Lessing's Tod, vierte, umgearbeitete und vermehrte Auflage, drei Biinde, Leipzig 1858, Bd. 3; aile Seitenzahlen in Klammern. 87 J.[ulian] S.[chmidt]: Adalbert Stifter. Der Nachsommer. Eine Erziihlung von Ad. Stifter. In: Grenzboten 17/I/I (1858), S. 161-172. 88 Anonym [ = J. Schmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 15/1/I (1856), S. 401-312; aile Zitate ebd. 89 Anonym [ = J. Schmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 13/II/III (1854), S. 328-341. 90 Anonym [ = J. Schmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 14/II/III (1855), S. 165-175. Die Re• zension beschiiftigt sich an Hand von Alfred Meillners Der Pfarrer von Grafenried grundsiitz• lich mit der Situation des deutschen Romans. 91 Anonym [ = J. Schmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 13/II/IV (1854), S. 401-414; aile Zi• tate ebd. 92 Auch in Bleakhouse sei der Dichter versucht gewesen, >>das HiiBliche mit besonderer Vorliebe Anmerkungen 261

zu studieren, wei! aile Difformitat die Seele starker beriihrt, als das harmonisch in sich Abge• schlossene.« Anonym [ = J. Schmidt]: Bleakhous [!] von Dickens. In: Grenzboten 13/I/I (1854), S. 178-186; Zitat S. 179. 93 Julian Schmidt: Hermann Grimm's >>Uniiberwindliche Miichte«. In: PreuSische Jahrbii• cher 20 (1867), S. 155-169. Zitat S. 155. Vgl. dazu die Besprechung des Romans durch Fon• tane, der einen noch starker pragmatisch orientierten Standpunkt vertritt a is der von ihm bis in die siebziger Jahre hochgeschatzte Julian Schmidt: Theodor Fontane: Hermann Grimm. Un• iiberw.indliche Machte. In: Ders.: Literarische Essays und Studien. Erster Teil, S. 275-280. 94 Anonym [ = J. Schmidt]: Iwan Turgenjew's »Vater und Sohne.<< In: Grenzboten 28/II/I (1869), S. Zur breiten zeitgenossischen Diskussion Turgenjews vgl. unsere Arbeit S. 78 ff. 95 J.[ulian] S.[chmidt]: Neue deutsche Romane. Der Majoratsherr. Von Th. Miigge. [... ] Weih• nachtsabend. Roman von Th. Miigge. [ ...] In: Grenzboten 12/I/II (1853), S. 121-128. 96 Schon anlaSlich der Ritter vom Geiste hatte er geschrieben: »Die poetische Darstellung auch erbarmlicher Charaktere muS immer dem hochsten Zweck der Poesie, der sittlichen Lauterung und Reinigung des Gemiithes dienen. [... ] Man muS sehr genau wissen, wen man mit morali• schen FuStritten zu entlassen hat, und die weichliche Riicksicht, daS FuStritte wehe thun, darf bei diesem SchluS nicht storen.<< (60) Anonym [ = J. Schmidt]: Die Ritter vom Geist. In: Grenzboten II/1/II (1852), S. 41-63. 97 Die Wendung zum Roman als bloSer Unterhaltung kiindigt sich in einem Essay von 1862 tiber George Sand an: »Ihre neuesten Arbeiten suchen nicht eben mehr sociale Probleme zu stellen und zu losen; sie begniigen sich, poetische Unterhaltung zu gewahren [und] gehoren [... ] zu dem Gesundesten und Frischesten, was das kaiserliche Frankreich auf dem Gebiete der Dicht• kunst bis jetzt geleistet hat.<< Julian Schmidt: Studien zur franzosischen Literatur- und Cultur• geschichte. VIII. George Sand. In: PreuSische Jahrbiicher 9 (1862), S. 28-56; Zitat S. 43. 98 Anonym[= ].Schmidt]: Die Sansara und andere Romane. In: Grenzboten 17/I/II (1858), S.486-491. 99 Auch weniger provozierende LOsungen finden Schmidts Billigung nicht. Es sei »ein etwas de• primirendes Resultat<<, wenn ein Roman mit einer Ehe schlieSe, »WO der Gatte eine andere Frau mehr liebt, als die er sich wahlt<<. Anonym [ = J. Schmidt]: Neue Romane. Die Braut• schau. Roman von Caroline von Gohren. In: Grenzboten 15/II/III (1856), S. 77. 100 Anonym [ = J. Schmidt]: Neue Tendenzen der franzosischen Novellistik. In: Grenzboten 11/I/II (1852), S. 418-422; Zitat S. 420. 101 Anonym [ = J. Schmidt]: Studien zur Geschichte der franzosischen Romantik. Honore de Bal• zac. In: Grenzboten 9/II/I (1850), S. 420-430. Ganz ahnlich lautet Schmidts Stellungnahme zu Eugene Sues friiheren Romanen. Anonym [=Julian Schmidt]: Studien zur Geschichte der fran• zoischen Romantik. Eugen [!]Sue. In: Grenzboten 9/1/II (1850), S. 81-90; beide Zitate S. 86. 102 Anonym [ = J. Schmidt]: Neue Tendenzen der franzosischen Novellistik. In: Grenzboten 11/I/II (1852), S. 418-422. Ahnlich schon 1849 in einer Balzac-Kritik: »Eugen Sue und die iibrigen Moralisten seiner Branche haben bei ihrer epischen Objectivitat immer noch den sittli• chen Hintergedanken [... ] Balzac und seine Schule [ ...] stellt die verkehrte Welt des Unrechts mit aller Naivitat einer zweiten Unschuld dar.<< Anonym [ = J. Schmidt]: Riickblick auf das Jahr 1848. In: Grenzboten 8/I/I (1849), S. 1-22; Zitat S. 17. 103 Anonym [ = J. Schmidt]: Adam Bede und andere Romane. In: Grenzboten 19/I/II (1860), S. 287-292; Zitat S. 288. 104 Anonym [ = J. Schmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 12/II/I (1853), S. 361-372; Zitat S. 365. »Mit der sittlichen Tendenz dieses Romans sind wir im hochsten Grade einverstan• den<<, heiSt es zwei Jahre spater zu Fanny Lewalds Adele, wenngleich am SchluS auch hier »eine freilich nur sehr notdiirftige Versohnung<< eintrete. Anonym [ = J. Schmidt]: Adele, Ro• man von Fanny Lewald. In: Grenzboten 14/I/I (1855), S. 462-464; Zitate S. 462 und 463. 105 Anonym [ = J. Schmidt]: Die Ritter vom Geist. In: Grenzboten 11/I/II (1852), S. 41-63; Zitat S. 61; gesperrt bei Schmidt. 106 J.[ulian] S.[chmidt]: Aesthetik des HiiS!ichen. Von Karl Rosenkranz. In: Grenzboten 12/II/I (1853), S. 1-9; Zitat S. 3. Kursiv von uns. 262 Anmerkungen

107 Julian Schmidt: Jeremias Gotthelf. In: Grenzboten 9/IIll (1850), S. 489-494; beide Zitate ebd. s. 492. 108 J. Schmidt: Geschichte der deutschen Literatur, Band 3; die folgenden Zitate ebd. mit den Sei• tenzahlen in Klammern. 109 So schon in: Anonym [ = J. Schmidt]: BarfiiBele, von B. Auerbach und andere neue Romane. In: Grenzboten 16/1/I (1857), S. 127-134; ebd. S. 128. Dort heiBt es auch, Auerbach habe >>die Tragodien entwickelt, die uns in dem gewohnlichen Leben umgeben.<< Es ergebe sich aber dadurch '' keine ganz gesunde Atmosphare [ ...] und es bleibt sehr die Frage, ob die Poesie das Recht hat, Ausnahmefalle in einer Form darzustellen, als ob sie die Regeln enthielten.<< Ebd. s. 127. 110 Man vgl. dazu die SchluBsatze des Abschnitts >>Sociale Romane<<: >>der subjective idealistische Dtinkel, der sich allen Ordnungen entfremdet harte, war das Vorspiel und das Motiv zu der Haltlosigkeit des Volks in den Tagen von 1848. << J. Schmidt: Geschichte der deutschen Litera• tur, Dritter Band, S. 239. 111 Gustav Freytag macht mit seiner Romertragodie Die Fabier (1858) die Probe aufs Exempel.

Zur Ablehnung des gesellschaftskritischen Zeitromans

1 Pramod Talgeri: Otto Ludwig und Hegels Philosophie Die Widerspiegelung der »Asthetik<< Hegels im >>poetischen Realismus« Otto Ludwigs, Ttibingen 1972 (Phil. Diss. Mtinchen 1970). W. Hahl: Reflexion und Erzahlung, zu Otto Ludwig S. 232-242. 2 Wolfgang Preisendanz: Humor als dichterische Einbildungskraft Studien zur Erzahlkunst des poetischen Realismus, Mtinchen 1963, S. 278. Mit dem Philosophen ist Hegel gemeint. 3 P. Talgeri: Otto Ludwig, S. 12. Im Sachregister S. 171-172 fehlt dann auch das Stichwort Ro• man. 4 W. Hahl: Reflexion und Erzahlung, S. 232-242. 5 Anonym [ = Heinrich Treitschke]: Zeitgenossische Dichter. I. Otto Ludwig. In: PreuBische Jahrbticher 4 (1859), S. 113-132; Zitat S. 125. 6 Vgl. dazu Talgeri S. 7 (gegen dieJungdeutschen), S. 30 (tiber das sittliche Gesetz), S. 43 (tiber das Kunstwerk und die gerechte Weltordnung) und passim. Das folgende Zitat ebd. S. 154. 7 W. Hahl, Reflexion und Erzahlung, S. 232. 8 Ganze neun Seiten veroffentlichte Moritz Heydrich davon 1874 im ersten Band der Nachla{S• schriften - gerade diese Seiten fanden allerdings die ganz entschiedene Zustimmung Julian Schmidts, der noch nachtraglich »ganz erstaunt [war], wie vollstandig wir in unserem Urtheil zusammentrafen.<< Julian Schmidt: Otto Ludwig. In: Westermann's Jahrbuch der Illustrirten Deutsch en Monatshefte. 35. Band. Der dritten Folge dritter Band. October 1873-Marz 1874, S. 427-444 und S. 535-552. Das Zitat S. 538. So weit wir sehen, ist dies die einzige groBere Reaktion auf die Romanstudien. 9 Fritz Martini: Deutsche Literatur im btirgerlichen Realism us 1848-1898 Dritte, mit einem er• ganzenden Nachwort versehene Auflage, Stuttgart 1974. Der Abschnitt »Otto Ludwigs Ro• manstudien« S. 396-400. 10 Wir zitieren nach: Otto Ludwig: Shakespeare-Studien. Herausgegeben von MoritzHeydrich. Leipzig 1874 (= NachlaBschriften Otto Ludwig's. Mit einer biographischen Einleitung und sachlichen Erlauterung von Moritz Heydrich. Erster Band. Skizzen und Fragmente. Zweiter Band. Shakespeare-Studien). Im ersten BandS. 92-101: »Aus den Romanstudien«. Wir zitie• ren im Folgenden mit Band und Seitenzahl im Text. 11 Ftinf Jahre nach dem BeschluB des Bundestages gegen das Junge Deutschland beklagt Otto Ludwig in einem Brief an Carl Schaller vom 2./3. Marz 1840 eben »dieses von aller Pietat ver• lassene Wesen<< des Jungen Deutschland. Die Parallelen des Bundestagsbeschlusses mit Lud• wigs Kritik am popularen Roman von Dickens fallen ins Auge. Der Brief zitiert nach P. Talgeri: Otto Ludwig, S. 8, der ihn anscheinend zustimmend abdruckt. Kursiv von uns. Anmerkungen 263

12 Zu Auerbachs Schrift und Volk von 1846 vgl. unsere Arbeit S. 163 ff. Zur Freundschaft zwi• schen Ludwig und Auerbach vgl. den Briefwechsel zwischen Berthold und Jakob Auerbach. 13 Wir zitieren im Folgenden mit Band und Seitenzahl im Text: Otto Ludwigs gesammelte Schrif• ten, Sechster Band(= Studien Zweiter Band), herausgegeben von Adolf Stern, Leipzig 1891. 14 Martini verkennt unsres Erachtens diese fiir unseren Ansatz entscheidende Kritik Ludwigs an Dickens, wenn er nur von Ludwigs Bewunderung der »allseitige[n] Treue zur ganzen Wirk• lichkeit« bei Dickens spricht, eine Bewunderung, die es auch gibt neben der im folgenden Ab• schnitt darzustellenden scharfen Kritik. F. Martini: Deutsche Literatur, S. 397. 15 Als ein Beispiel unter vielen der Brief an Julian Schmidt vom 3. Juli 1857 iiber seine Intentionen mit dem Erbforster, bei dem er sogar urn der Wirkung willen auf den sonst so energisch gefor• derten wohlproportionierten pragmatischen Nexus verzichtet habe: »war mir's mit dem Erb• fi:irster nur urn ein Wamungsbild zu thun [... ] Je weniger Ursache und Wirkung asthetisch proportioniert sind, desto greller wird das Bild, desto eindringlicher wird die Warnung. « {VI, 395) 16 W. Hahl: Reflexion und Erzahlung, S. 238. Zu Dickens ebd. S. 239. 17 Aile Zitate M. Heydrich (Hrsg.): Otto Ludwig, Erster Band, S. 98. 18 Ludwig moniert, daB Dickens in Hard Times Partei fiir die Arbeiter nimmt, so daB man am Schlusse ungehalten sei entweder dariiber, daB die »Gebildeten« so abscheulich seien oder dariiber, daB der Dichter sie so abscheulich darstelle. A. Stern (Hrsg.): Otto Ludwigs ges. Schriften, sechster Band, S. 72. GewiB muten wir Ludwig nicht zu, daB er iiber die tatsachliche Lage der arbeitenden Klassen in England sich hatte informieren sollen, wenn auch der »Strom der allgemeinen sozialpolitischen Literatur [ ...] schon seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in einer Breite [floB], die uns heute in Staunen versetzt.« Wir weisen lediglich auf den erstaunli• chen Mangel an Kenntnissen der Realitiit hin, verbunden mit doktrinarer Parteinahme, die bei einem poetischen Realisten doch bedenklich ist. Das Zitat ist entnommen dem Nachwort zu: Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klassen in England. Nach eigener Anschauung und authentischen Quellen herausgegeben von Walter Kumpmann, Miinchen 1973, S. 374. 19 V gl. dazu die vi:illig parallele Argumentation gegen die Satire in den Romanen von Dickens und Reade bei Julian Schmidt: »Was nun das ZellengefangniB betrifft, so wird durch Reade nur eins bewiesen: daB dieses Strafsystem einsichtsvolle und menschliche Beamte verlangt, denn das wahnsinnige Verfahren, welches hier geschildert wird, fallt nicht dem System, sondern der Schlechtigkeit des ausfiihrenden Beamten zur Last; und damit ist fiir die Praxis eigentlich nichts bewiesen<<. J. S. [=].Schmidt]: Der neueste englische Roman und das Prinzip des Rea• lismus. In: Grenzboten 15/11/IV (1856), S. 466-477; Zitat S. 472 f. 20 Kursiv von uns. In dem in der letzten Anmerkung zitierten wichtigen Aufsatz von Schmidt de• finiert er auch den positiven Realismus- und setzt sich wie Ludwig vom satirischen Dickens ab: >>Der eigentliche Realist[ ...] wird nur selten satirisch, das heiBt, er geht nur selten von der Absicht a us, durch seine Darstellung auf bestimmte Schaden der Gesellschaft aufmerksam zu mach en und zur Abhilfe derselben beizutragen, wei! in diesem Vorhaben [ ...] wieder eine Auf• lehnung gegen das Recht der Natur liegen wiirde. « Ebd. S. 4 71. Vielmehr solieder Realism us >>in der Wirklichkeit zugleich die positive Seite« aufsuchen, solle er »mit Freude am Leben ver• kniipft sein«. Ebd. S. 474. Wenn Hahl schreibt: >>Hingabe an die Wirklichkeit als Bestehendes hat bei dem nervenleidenden Ludwig geradezu therapeutischen Sinn«, so mi:ichten wir den Ak• zent doch starker auf die politischen Intentionen legen als auf individuelle Krankengeschich• ten, zumal sowohl Schmidt als auch Freytag dassel be Syndrom ohne Krankheitsbefunde auf• wiesen. W. Hahl: Reflexion und Erzahlung, S. 235. 21 F. Sengle: Biedermeierzeit, Bd. I, S. 262. Bei Sengle kursiv. 22 J. Schmidt: Otto Ludwig. (1874), S. 435. 23 In einer langeren Notiz iiber den Roman Ein ]ahr von Emilie Flygare-Carlen heiBt es bei Lud• wig: >>man entsetzt sich vor dieser moralischen Schiefheit und wiinscht eine moralische Zensur. Solche Biicher miissen mit Gewalt demoralisieren. « A. Stern (Hrsg.): Otto Ludwigs ges. Schrif• ten, sechster Band, S. 175. Es versteht sich, daB wenigstens der Zensor das Buch gelesen hat. 24 Zum religii:isen und sozialpolitischen Hintergrund dieser Argumentationen vgl. Fritz Fischer: 264 Anmerkungen

Der deutsche Protestantismus und die Politik im 19. Jahrhundert. In: Historische Zeitschrift Bd. 171 (1951), S. 473-518, bes. S. 503 ff. »Der Zugang zur sozialen Frage im eigentlichen Sinne war Wichern verschlossen durch seine Ansicht, daS die materielle Not der arbeitenden Klassen vornehmlich in der religiosen und sittlichen Verkommenheit der Proletarier ihre Ursa• che habe, in der Siinde (pietistisch gedacht). Damit verkennt er die okonomischen Ursa chen des Pauperismus.<< Ebd. S. 504. Aus dem Gesamtzusammenhang unserer Analyse diirfte erhellen, daS dies auch fiir Ludwig zutrifft. 25 M. Heydrich (Hrsg.): Otto Ludwig, Erster Band, S. 98. Vgl. damit auch Ludwigs Stellung• nahme zur Februarrevolution in seinem Brief an Julian Schmidt vom 3. Juli 1857 in A. Stern (Hrsg.): Otto Ludwigs ges. Schriften, sechster Band, S. 391 ff. und seine Reflexionen iiber Kunst und Politik im Brief an Eduard Devrient von Anfang 1849, ebd. S. 352. 26 Wir stimmen, trotz einiger hier nicht zu diskutierender Einschrankungen, in der T endenz dem Auerbachschen Urteil iiber den deutschen Realismus zu, erkennen aber, anders als er, eben darin ein bewuStes literaturpolitisches Programm. Vgl. dazu Erich Auerbach: Mimesis Dargestellte Wirklichkeit in der abendlandischen Literatur, Bern und Miinchen 19674, S. 420 f. und passim. 27 A. Stern: (Hrsg.): Otto Ludwigs ges. Schriften, sechster Band, S. 233-235. 28 Zu Ludwigs Einstellung zu Gutzkows Romanen vgl. den Brief an Julian Schmidtvom 2 7. Marz 1860: »Ein ander Ding ist es mit Gutzkow, dessen Dramen keine Dramen und dessen Romane keine Romane sind, nur Verwerthungen der Zeit des Au tors zum Besten seiner Eitelkeit und seines Geldbeutels.<< Ebd., S. 429. 29 Gustav Theodor Fechner: Vorschule der Aesthetik. Zwei Theile, Leipzig 1876 [18982 ]. Vgl. unsere Arbeit S. 62 ff. 30 Vgl. dazu die Inszenierung des Schlusses von Zwischen Himmel und Erde! 31 Julian Schmidt zitiert seinerseits ganze Passagen Ludwigs iiber individuelle Schuld und falsche Humanitat in seinem Iangen Essay von 1874 und stellt fest: >>Mit wahrer Freude komme ich aber nun zu seinen Fundamentalsatzen, in denen ich mit dichterischer Kraft ausgesprochen finde, was, so lange ich kritisch wirke, mein eigener Leitstern gewesen ist.<< J. Schmidt: Otto Ludwig, S. 545. 32 In einem Brief vom 23. August 1856 an Therese Devrient iiber Zwischen Himmel und Erde verteidigt er die individuelle Schuld gegen den »Liebesmantel des Zwanges der Verhaltnisse [wie] Staat, Stand und andere dergleichen Siihnbocke. << Zitiert nach: Otto Ludwig Werke, un• ter Mitwirkung des Goethe- und Schiller-Archivs [ ...] herausgegeben von Paul Merker und Hans HeinrichBorcherdt, Miinchen und Leipzig 1914, Dritter Band, S. XV. An anderer Stelle heiSt es, ein Autor miisse heutzutage, wenn er Erfolg haben wolle, »irgend ein auSeres, soge• nanntes Unrecht der Gesellschaft gegen den Einzelnen aufsuchen, urn es in seiner Tragodie zu bekampfen. Und findet sich keins, so muS er sich selbst eins machen.<< A. Stern (Hrsg.): Otto Ludwigs ges. Schriften, sechster Band, S. 21. 33 Dabei mochte man dem Marlittschen Liebesroman mit Hochzeits-Happy-end nicht Unrecht tun; in ihm finden sich immer noch so viele sozialkritische Anklange his in die Struktur der An• tithesen, die die Figuren darstellen, daS konservative Literaturkritiker wie KreySig iiber ihre Romane nicht erbaut waren. 34 Vgl. A. Stern (Hrsg.): Otto Ludwigs ges. Schriften, sechster Band, S. 75 f.: »Der Gott, der in den Schicksalen der Menschen sich offenbart, darf nicht schlimmer als der christliche Gott sein, nicht geradezu ungerecht, fiihllos usw.<< 35 P. Talgeri: Otto Ludwig, S. 73-76. 36 Karl Reuschel: Ober Anfang und SchluS von Otto Ludwigs >>Zwischen Himmel und Erde<<. In: Euph 24 (1922) S. 880-884. Zitat S. 882. Reuschel spricht, drei Jahre nach dem Ende des Er• sten Weltkriegs, von der >>groSe[ n J Wahrheit, daS jeder sich selbst Gliick und Ungliick a us sei• nen Lebensfaden webt.<< Ebd. S. 882. 37 Richard Brinkmann: Wirklichkeit und Illusion. Studien iiber Gehalt und Grenzen des Begriffs Realismus fiir die erzahlende Dichtung des 19. Jahrhunderts, Tiibingen 19662 , S. 201. Eine sehr kritische Wiirdigung der Erzahlungen ebd. S. 206 f. Die ausfiihrliche Diskussion des Anmerkungen 265

Schlusses in der neuesten Forschung findet sich bei Heinz Wetzel: Otto Ludwigs >>Zwischen Himmel und Erde•: Eine Sakularisierung der chrisdichen Heilslehre. In: Orbis Litterarum XXVII (1972), S. 102-121. 38 Fiir Treitschke, der ganz dem biirgerlichen Erfolgsmodell der Leipziger verpflichtet ist, ist der resignative HandlungsschluB entscheidend in seiner negativen Bewertung der Erzahlung; er schlagt als Alternative die Heirat der Frau des toten Bruders durch Appollonius vor! »Ver• stimmt und unfahig, uns der triibseligen Resignation des Schlusses zu erfreuen, legen wir dies Buch aus der Hand, das uns des Tiefen und Herrlichen so vie! geboten.<< Anonym [ = Heinrich von Treitschke]: Zeitgenossische Dichter I. Otto Ludwig. In: PreuBische Jahrbiicher 4 (1859), S. 113-132. Zitat S. 127.- Das SchluBzitat nach: Otto Ludwig Werke, S. 204. 39 H. Widhammer: Realismus, S. 80 iiber die Kritik Schmidts an der Romantik und S. 82 iiber die Einwande gegen Klassik und Vormarz: »Der >gesunde Menschenverstand< wird zum Hauptar• gument gegen Klassik, Romantik, Restauration und Vormarz, schlieBlich gegen die Revolu• tion selbst. Schmidt deklariert offen den >Rationalismus< zum neuen antiromantischen Prinzip; gesunde Niichternheit und Pedanterie mischen sich in ihm.<< Ebd. S. 82. 40 Horst Steinmetz: Die Rolle des Lesers in Otto Ludwigs Konzeption des >>Poetischen Realis• mus<<. In: Gunter Grimm (Hrsg.): Literatur und Leser Theorien und Modelle zur Rezeption li• terarischer Werke, Stuttgart 1975, S. 223-239. 41 Ebd. S. 224. Auch das vorhergehende Zitat ebd. Das folgende Zitat S. 237 f.

Antizipierte Harmonie ohne gesellschaftliche Versohnung

1 Hermann Kinder: Poesie als Synthese, S. 116. Der wichtigste neueste Beitrag zum Umkreis von Auerbach von Werner Hahl: Gesellschaftlicher Konservatismus und literarischer Realismus. Das Modell einer deutschen Sozialverfassung in den Dorfgeschichten. In: Max Bucher u. a. (Hrsg.): Realismus und Griinderzeit Band 1, S. 48-99, konnte in unsere Arbeit nicht mehr ein• bezogen werden. Hahls Ergebnisse decken sich mit unseren Darlegungen. Fiir mehrere inten• sive Gesprache mit dem Verfasser iiber diesen Problemkreis sei an dieser Stelle herzlich ge• dankt. 2 Vgl. auch die Habilitationsschrift von Hartmut Steinecke: Romantheorie und Romankritik in Deutschland. Die Entwicklung des Gattungsverstandnisses von der Scott-Rezeption bis zum programmatischen Realismus, Band I, Stuttgart 1975, S. 190 ff. 3 Der gebildete Biirger. Buch fiir den denkenden Mittelstand, herausgegeben von Berthold Au• erbach, Carlsruhe 1843. Die frei nach einem englischen Vorbild adaptierte Schrift ist nur in ei• ner Kopie des Landesarchivs in Karlsruhe zuganglich. Schon Auerbachs erste, noch den Jung• deutschen verpflichtete Publikation basiert auf einem organisch-harmonischen Konzept, mochte die Zustande »naturgemaB und ohne Spriinge« fortbilden. Auch dort steht »wahre Bildung« im Zentrum des Interesses an Veranderung: Das Judenthum und die neueste Litera• tur. Kritischer Versuch von Berthold Auerbach, Stuttgart 1836, S. 37 f. 4 Berthold Auerbach: Schrift und Volk. Grundziige einer volksthiimlichen Literatur angeschlos• sen an eine Charakteristik]. P. Hebels. [E: Leipzig 1846]. Zitiert nach: Berthold Auerbach's gesammelte Schriften. Erste, neu durchgesehene Gesammtausgabe, 20. Band, Stuttgart und Augsburg 1858. 5 Uneingeloste Wechsel auf die Zukunft werden ausgestellt, wenn es gegen SchluB heiBt: »Durch den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft, bei dem Zunehmen des Maschinenwesens und mit anderen Hiilftmitteln [ !], welche Vernunft und Menschenliebe vermehrt, diirfen wir erwar• ten, daB der Handarbeit immer mehr Zeit abgenommen wird, die sodann zu geistiger und ge• sellschaftlicher Ausbildung verwendet werden kann<<. Ebd. S. 102. 6 Man denke nur an den SchluB von Gustav Freytag: Erinnerungen aus meinem Leben, Leipzig 1887. 266 Anmerkungen

7 Man vgl. etwa die Kapitel Der Charakter, Berufsleben, Zeit und Geld, in: Heilig ist die Jugend• zeit. Ein Buch fiir Jiinglinge, von G. Weitbrecht, Professor. Stuttgart 1878 [190817]. 8 B. Auerbach: Schrift und Volk, Titel, o. S. Wir zitieren im Folgenden die Ausgabe von 1858 mit den Seitenzahlen in Klammem. 9 Berthold Auerbach: Zur Theorie der Volksschrift. In: Grenzboten 5/1/11 (1846), S. 81-90. 10 W. A. Passow: Schrift und Volk. Grundziige einer volksthiimlichen Literatur, angeschlossen an eine Charakteristik J.P. Hebels. Von Berthold Auerbach. In: Blatter fiir literarische Unter• haltung Nr. 62, S. 245-246; Nr. 63, S. 249-251; Nr. 64, S. 253-255; Jg. 1847; Zitat S. 246. 11 Vgl. ebd. das Kapitel: Der Pauperismus und die Volksschrift, S. 240 ff. 12 Kursiv von uns. 13 Ebd. S. 77-82. Kinder entgeht in seiner Arbeit vollig diese doppelte Perspektive, mit der Auer• bach in seiner programmatischen Schrift je nach Publikum (Gebildete- Volk) arbeitet. 14 Ebendies wirft Auerbach der ihm nicht wohlgesonnene Rudolf Gottschall vor, wenn er iiber Bar(Uf5ele, wohl eine seiner schwachsten und gleichzeitig bekanntesten Dorfgeschichten, schreibt: >>Auerbach hat von seiner drama tisch en Feindin, der Birch-Pfeiffer, das Wohlthuende versohnlicher Ausgange gelernt, und so erobert der kiihne Freier, der iiber die Kluft der Stande fortvoltigirt, am Schlusse den elterlichen Consens und Segen. Nach einigen dorfgeschichtlichen T rauerspielen giebt Auerbach in BarfiiBele wieder ein bauerliches Riihrstiick«. R. Gottschall: Literaturgeschichte, S. 652. 15 Ebd. S.240-251. 16 Zur Diskussion dieser Konzepte und der angebotenen Li:isungen vgl. die Artikelserie von Gu• stav Schmoller: Die Arbeiterfrage I-III, in: PreuB. Jb. 14 (1864/2), S. 393-424, 523-547 und PreuB. Jb. 15 (1865/2), S. 32-63. Ferner auch Auerbachs Brief an Jakob Auerbach vom 12. Okt. 1862; in: B. Auerbach: Briefe an seinen Freund Jakob Auerbach. Ein biographisches Denkmal. Mit Vorbemerkungen von Fr. Spielhagen und dem Herausgeber. Zwei Bande, Frankfurt/Main 1884, Bd. I, 251. Im Folgenden zitieren wir mit Band- und Seitenzahl im Text. 17 DreiBig Jahre spater schreibt der oben schon angefiihrte Professor Weitbrecht in seinem Buch fur Junglinge ausfiihrlich iiber dieses Sprichwort, muB aber zugeben, daB »der junge Gliicks• schmied« (92) auch Schwierigkeiten bekommen kann. Die werden dann wie folgt gelost: »Mancher bleibt durch die Macht der Umstande in einer niedrigeren Berufssphare festgehalten und kommt sein Leben lang mit allem Ringen und Kampfen und Studiren nicht iiber sie hinaus. Dann heiSt's erst recht: der gi:ittlichen Berufung gehorchen [... ] Dann betrachte den Beruf, auf den du nun einmal hinzuarbeiten hast, als den von Gott dir anvertrauten Posten und arbeite nach Kraften<<. G. Weitbrecht: Heilig ist die Jugendzeit. Ein Buch fiir Jiinglinge, Stuttgart 1878, s. 93. 18 Wir konnen deshalb auch Kinder nicht in die asthetische Abstraktion folgen, wenn er vom frii• hen Realismus schreibt: >>Objektiv wahr aber ist fiir den friihen Realismus, daB diese Gegen• satze sich li:isen lassen und auch aufgeli:ist werden, vorerst in der Poesie, spater in der Wirklich• keit selbst.« H. Kinder: Poesie als Synthese, S. 54. Die bei Auerbach offen ausgesprochene schichtenspezifisch verschiedene SchluBpoetik wird hier ausgespart. 19 Anonym: Literatur und Kunst. In: Deutsches Museum 4/1 (1854), S. 33-37; Zitat S. 34. 20 Karl Hagen: Berthold Auerbachs Schwarzwalder Dorfgeschichten. In Jahrbiicher der Gegen• wart, Jg. 1854, S. 810-817. Jetzt abgedruckt in: Max Bucher u. a. (Hrsg.): Griinderzeit und Realismus, Band II, S. 152-154; Zitat S. 152. Das folgende Zitat S. 153. 21 J. Hr.: Die Frau Professorin und Dorf und Stadt. In: Europa. Jg. 1848/1, S. 195-197. Aile Zi• tate ebd. 22 W. Hemsen: Zur Charakteristik Berthold Auerbachs und der neuern volksthiimlichen Dich• tung. In: Blatter fiir lit. Unterhaltung, Nr. 157, S. 619-622; Nr. 158, S. 629-631; Nr. 159, S. 633-635; Nr. 160, S. 637-638; Nr. 161, S. 641-643; Nr. 162, S. 645-647; Nr. 163, S. 649-651, Nr. 164, S. 653-655; Jg. 1849. 23 Gelobt wird iibrigens vom Rezensenten das individualistisch-liberale Menschenbild Auer• bachs, der nicht in den Fehler verfalle »den GroBen dieser Welt<< (638) bittere Vorwiirfe zu rna• chen: >>Eine Zuriickfiihrung auf allgemeine, in der Anlage der Gesellschaft wurzelnde Uebel- Anmerkungen 267

stande, welche lediglich der Tendenz, dem socialen Schriftsteller gelassen bleibt, halt Auerbach bei der Geschichte seiner •Straflinge« durchaus fern: der Dichter hates mit dem Individuum, mit dem Charakter zu thun, und entwickelt aus dessen Keme die einzelnen Wendungen des Le• bens.« (638) 24 Spielhagen schreibt im Vorwort zu seinen Beitriigen im Todesjahr Auerbachs: •ich erinnere mich nicht, daB wir iiber einen wichtigen Satz der Theorie unsrer Kunst jemals zweierlei Mei• nung gewesen waren.« Friedrich Spielhagen: Beitrage zur Theorie und Technik des Romans. Faksimiledruck nach der 1. Auflage von 1883. Mit einem Nachwort von Hellmuth Himmel, Gottingen 1967, S. VIII. 25 Einige Jahre vorher schrieb er in einem Brief vom 22. September 1861 iiber die Plane zu seinem Roman Stra{Sburg, dem spateren Waldfried, er habe jetzt •das Streben nach Einung [des ElsaB mit Deutschland, d. Vf.], das bloB auBerlich dem SchluB angehangt war, hinein motivirt<< (1, 183). 26 Richard M. Meyer: Das Prosa-Epos des deutschen Liberalismus, in: Neue Rundschau XXII. Bd. 1, Jg. (1911), S. 618-628; Zitat S. 622. 27 Vgl. die Briefe vom 7. Mai 1870 (das • Yolk« gegen •alle Besitzenden und Denkenden«), vom 25. Juli 1870 und 15. Juni 1871 (Nord und Siid endlich im Krieg vereint), vom 11. Januar 1874 (iiber Sozialdemokratie und die • Verbitterung« angesichts der •Besitzverhaltnisse«), vom 7. Januar und 18. April 1874 (iiber den ••weltgeschichtliche[n] Kampf des deutschen Staats« gegen die katholische Kirch e) und passim. B. Auerbach: Briefe an seinen Freund Jakob Auerbach, ebd. 28 Steinecke schreibt: •Diese Ausrichtung auf die Klassik bringt es mit sich, daB Auerbach weit groBeres Gewicht auf den Vorgang der >Versohnung< legt als auf die Erfassung der Wirklich• keit, die versohnt werden soll.<< H. Steinecke: Romantheorie und Romankritik, S. 191. 29 Es ist nicht klar, warum Prutz die pragmatische Losung des Romans Neues Leben nicht aner• kennt: ein Graf, als Offizier auf der Seite der Revolution an den Kampfen von 1848 beteiligt, wird Dorfschullehrer und schlieBlich Landwirt, wozu seine im Dorfe wiedergefundene Mutter schon vor der Hochzeit ihres Sohnes mit ihrer Stieftochter Victore ausruft: •0 guter Gott, laB mich in der Ewigkeit das Geschlecht sehen, das a us diesen Kindem hervorgeht. Ihr miiBt die Er• losung bringen.<< Betthold Auerbach: Neues Leben. Eine Lehrgeschichte in fiinf Biichern, Stuttgart 1858 (neue Bearbeitung der Ausgabe von 1852), 5. Buch, S. 225. Beide Zitate aus: R[obert] P[rutz]: Literatur und Kunst, in: Deutsches Museum, 2/1 (1852), S. 70-73; Zitate s. 71. 30 F.[riedrich] [Theodor] V.[ischer]: Auf der Hohe. Roman von Berthold Auerbach. In: Beilage zur [Augsburger] Allgemeinen Zeitung. Nr. 337 (3. December 1865), S. 5465-5466; Nr. 338 (4. December 1865), S. 5481-5482; Nr. 339 (5. December 1865), S. 5497-5498. Dem Miinchner Germanisten Michael Bernays ist selbst diese BuBe nicht stark genug, er schlagt •thatige Sittlichkeit« statt Riickzug aus der Welt vor, wahrend ein evangelischer Anonymus zwar lobend bemerkt, daB das Buch •von Siinde und Schuld und von der Nothwendigkeit ihrer Versohnung<< handle, dann aber doch dem Autor Vorwiirfe macht. Er stelle •die letzte, groBte und tiefste Losung aller Rathsel und aller Dissonanzen, die Wahrheit des Evangeliums<< zugun• sten einer nur weltimmanenten Versohnung hintan. Zitiert nach: Michael Bernays: Berthold Auerbachs Roman Auf der Hohe. [1865]. In: Schriften zur Kritik und Litteraturgeschichte von Michael Bernays. Vierter Band. Aus dem NachlaB herausgegeben von Georg Wittkowski, Ber• lin 1899, S. 197-208; Zitat S. 206. Und: Anonym: Auerbach, Berthold. Auf der Hohe. In: All• gemein:er literarischer Anzeiger fiir das evangelische Deutschland, Band 1 (October 1867-Juli 1868), S. 234-236; Zitat S. 234. 31 Anonym: Ein neuer Roman von Berthold Auerbach. In: Europa, Nr. 27, Jg. 1865, Sp. 825-832; Zitat Sp. 830. Ganz ahnlich auch Gustav Hauff: Auerbach's •Auf der Hohe«. In: Deutsches Museum 15/2 (1865), S. 857-869. 32 Brief an den Vetter vom 17. Juni 1868. 33 Vgl. damit die Rezension von B. Sigismund im selben Jahr, in der diese privaten Reflexionen ihre positive Wiirdigung in der literarischen Offentlichkeit finden. Auerbach bewahre, so heiBt 268 Anmerkungen

es, »jenen Optimismus, [... ] der trotz aller Hemmnisse nie am Siege des Guten und Edlen ver• zagt«. B. Sigismund: Der Volkskalender. In: PreuK Jb. 7 (1861/1), S. 1-10; Zitat S. 9. 34 H. Kinder: Berthold Auerbach. In: Ders.: Poesie als Synthese, S. 15-139; aile Zitate ebd. 35 Mit Forstmeisteridylle und Amerikaperspektive gleichzeitig schliegt Auerbachs kaum bekann• ter letzter Roman. Der Held wird Forstmeister in der neuen Welt, in die er mit seiner Braut Karla zieht, die Eltern bleiben im Forsthaus zuriick. Der Roman schliegt mit einer Beschwo• rung der Weltimmanenz. Berthold Auerbach: Der Forstmeister. Zwei Bande, Berlin 1879. 36 BertholdAuerbachs Briefe an Wilhelm Wolfsohn. Herausgegeben von Raphae!Lowenfeld. In: Nord und Siid, Bd. 42, Jg. 1887, S. 288-298; Zitat ebd. S. 298. 37 Brief an seinen Vetter vom 10. August 1865. 38 Berthold Auerbach: Das Landhaus am Rhein. Roman in drei Banden, Dritter Band, Stuttgart 1869; S. 299. Das folgende Zitat S. 302. Zu Auerbachs Auseinandersetzung mit dem Schlug des Wilhelm Meister vgl. B.[erthold] Auerbach: Goethe und die Erzahlungskunst. Vortrag, zum Besten des Goethe-Denkmals gehalten in der Sing-Akademie zu Berlin, Stuttgart 1861, s. 27£. 39 Berthold Auerbach: Waldfried. Eine vaterlandische Familiengeschichte, Stuttgart und Berlin, o. J. [urn 1930]. Der alte Achtundvierziger Heinrich Waldfried, Abgeordneter in der Paulskir• che und im neuen Reichstag, erlebt den Siegeseinzug der deutschen T ruppen in Berlin, dar£ dem neuen deutschen Kaiser noch die Hand driicken, und begriigt die Versohnung zwischen Soldat und Biirger. Kinder gewinnt seine Behauptung, dag Auerbach nach 1870 >>den unbedingten Bezug zur Gegenwart preisgibt« dadurch, dag er auf Auerbachs literarische Produktion er• staunlicherweise iiberhaupt nicht eingeht. H. Kinder: Poesie als Synthese, S. 138. 40 So sieht es auch einer der wichtigsten Berliner Rezensenten der Griinderzeit. In einem kurzen Passus fagt er Dichtungs- und Selbstverstandnis der Griinderzeit zusammen, die endlich er• reichte nationale Harmonie: »Man sieht, die Familie Waldfried ist ein Mikrokosmos; und in dieser kleinen Welt sehen wir den Wiederschein all der Ereignisse, welche die neueste Epoche der deutschen Geschichte bestimmt haben. Mit Waldfried durchleben wir sie noch einmal• von den Wehen der Conflictzeit an iiber die schmerzhafte Operation des Sechsundsechziger Krieges bis zur gliicklichen Stunde der Wiedergeburt des Deutschen Reiches.<< Paul Lindau: Berthold Auerbach. In: Ders.: Gesammelte Aufsatze, Berlin 1875, S. 94-122; Zitat S. 102. 41 Auerbachs wachsende Polemik gegen die>>Birch-Pfeiffersche Theaterverlogenheit<< (II, 183, 19. Dezember 1873) mitihren unwahren Happy Ends und gegen die Marlittromane, an deren gliicklichem Ende sich >>die im Leben Zuriickgesetzten und Verkiimmerten erlustiren<< (1, 411, 8. November 1869), markiert cine spiirbare Hinwendung zur Forderung eines tragischen En• des in Opposition zur Unterhaltungsliteratur. Vgl. dazu auch: B[ erthold] Auerbach: Tausend Gedanken des Collaborators, Berlin 1875, S. 208: »Es ist falsch, tragische Motive einsetzen und sie dann dem Publikum zu Gefallen umbiegen und ausgleichen.« 42 Zur endgiiltigen Verdrangung der Liberalen bei der konservativen Kabinettsumbildung Bis• marcks im Jahre 1879 schreibt Auerbach am 25. Mai 1879: >>von der Niedergeschlagenheit, Erbitterung und Emporung, die hier herrscht, konnt ihr euch draugen schwerlich cine Vorstel• lung mach en.[... ] So sind wir Liberal en also wieder in der Opposition und schlimmer dran als je; denn die idealen Interessen verfangen nicht mehr, und es ist gelungen, absolut materielle obenauf zu bringen.« (II, 399) Vgl. dazu HelmutBohme: Deutschlands Weg zur Grogmacht. Studien zum Verhaltnis von Wirtschaft und Staat wahrend der Reichsgriindungszeit 1848-1881, Koln 19722, S. 531 ££. 43 Berthold Auerbach: Wissen und Schaffen. Aphorismen zu Friedrich Vischer's >>Auch Einer<<. In: Deutsche Rundschau, Bd. XIX, Jg. 1879, S. 269-295. Aile Zitate ebd. 44 Man vgl. die in der Sprache deutlich werdende sakularisierte kosmische >>Religion<< angesichts ungeloster sozialer Konflikte in der Besprechung von Kellers Novelle Das verlorene Lachen. >>Es liegt ein Schmerzenston schon in dem Titel: Das verlorene Lachen. Aber bei aller Tragik, die die Kampfe unserer Zeit mit sich fiihren, halt sich der Dichter in der Kunst. Und die Kunst ist die Heiterkeit, Harmonisirung, Bildung der Organisation a us dem Chaos; wie das Indivi• duum sich in das Allgemeine findet und wie es das Allgemeine wiederum a us dem individuellen Anmerkungen 269

BewuBtsein mitgestaltet, das sind die groBen Probleme unserer Zeit. Gottfried Keller hat in die• ser Geschichte an seinem Theil ein gut Stiick davon dichterisch erlost.« Berthold Auerbach: Gottfried Keller's Schweizergestalten. In: Deutsche Rundschau, Band IV, Jg. 1875, S. 33-47; Zitat S. 45. Vgl. ganz ahnlich in dem Vortrag iiber den Pfarrer von Wakefield (1867). Berthold Auerbach: Der Ffarrer von Wakefield. (Vortrag gehalten am 25. Februar in der Sing-Akade• mie zu Berlin). In: B[erthold] Auerbach: Deutsche Abende, N. F., Mannheim 1867, s. 279-307. 46 Berthold Auerbach: Ein Tag in der Heimat. In: Deutsche Rundschau, Band XXIII, Jg. 1880, s. 288-303. 47 Vgl. dazu ErnstRibbat: Propheten der Unmittelbarkeit. Bemerkungen zu Heinrich undJulius Hart. In: Wissenschaft als Dialog. Studien zur Literatur und Kunst der Jahrhundertwende, herausgegeben von Renate von Heydebrand und Klaus Gunther just, Stuttgart 1969, s. 459-487.

Versohnende Weltanschauung und gesellschaftliche Konflikte

1 Friedrich Spielhagen: Beitrage zur Theorie und Technik des Romans. Faksimiledruck nach der 1. Auflage von 1883. Miteinem Vorwortvon Hellmuth Himmel, Gottingen 1967. Wir zitieren sie in unserem Kapitel mit Beitrage. 2 Giinter Rebing: Der Halbbruder des Dichters, Friedrich Spielhagens Theorie des Romans, Frankfurt am Main 1972, S. 1. Wir kommen auf diese Arbeit noch zuriick. Neben einer sehr sinnvollen Ausweitung des Themas auf europaische Zusammenhange iiberrascht die vollige Vernachlassigung der unmittelbaren Tradition der 50er Jahre. Der ausfiihrliche Riickgriff auf Humboldts Epostheorie, der die Zusammenhange mit zentralen Begriffen bei Spielhagen dar• zulegen vermag, kann dies nicht wettmachen. Es entsteht vielmehr dadurch der Eindruck, dem Spielhagen selbst allerdings Vorschub lei stet, als kniipfe dieser unmittelbar an Schiller, Schlegel und Humboldt an, wahrend er in Wirklichkeit der klassizistischen Literaturkonzeption der 50er Jahre in hohem MaBe verpflichtet ist. Weder der programmatische Realism us der Grenz• boten noch Gutzkows Theorie des Zeitromans tauchen auf, die zeitgeschichtlichen Beziige vielfaltigster Art verschwinden unter einer geistesgeschichtlichen EinfluBforschung. Letzteres nicht zuletzt dadurch, daB Spielhagens Rezensententatigkeit, seine Rolle als Herausgeber wichtiger Zeitschriften, ja iiberhaupt der mediale Ott seiner Essays unerwahnt bleiben. Symp• tomatisch dafiir ist, daB das Literaturverzeichnis mit den Veroffentlichungen Spielhagens in Buchform erschopft ist. 3 SoW. Hahl: Reflexion und Erzahlung, S. 223. Hahl selbst korrigiert Winfried Hellmans um• fangreichen Aufsatz, der die germanistische Forschung nicht zu ihrem Vorteil beeinfluBte, in zwei entscheidenden Punkten: zum einen weist er auf die ungeheure Wirkungsgeschichte der klassischen Asthetik hin, ein Faktum, das Hellmann AnlaB zur Verwunderung gab, zum ande• ren auf die religiosen und theologischen Zusammenhange, die bei den allermeisten Theoreti• kern jene Kosmos- und Harmonievorstellungen stiitzen, die Hellmann fiir historisch unange• messen hielt, ohne sie historisch zu verstehen. Ebd. S. 229 und S. 231. 4 WinfriedHellmann: Objektivitat, Subjektivitat und Erzahlkunst. Zur Romantheorie Friedrich Spielhagens. [1957] Zitiert nach: Richard Brinkmann (Hrsg.): Begriffsbestimmung des litera• rischen Realismus (= Wege der Forschung, Band 212), Darmstadt 1969, S. 86-159. 5 Leo Lowenthal: Friedrich Spielhagen-der biirgerliche Idealismus. In: Ders.: Erzahlkunst und Gesellschaft. Die Gesellschaftsproblematik in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Mit einer Einleitung von Frederic C. Tubach, Neuwied und Berlin 1971, S. 137-175; Zitat S. 139. Vgl. jetzt auch die Analyse des Romans Sturmflut durch Joachim Worthmann: Pro• bleme des Zeitromans, S. 109 ff. 6 L. Lowenthal: Erzahlkunst, S. 175. 7 Wenn Hellmann etwa behauptet, daB >>Spielhagens Bemiihungen, mit Hilfe der objektiven 270 Anmerkungen

Darstellungsmethode dem Roman asthetische Anerkennung zu erkampfen, im Grunde absurd sind, wei! er damit-immerhin gegen Ende des Jahrhunderts-nur noch offene Tiiren einrennt« (S. 104 ), so geht er am historischen Zusammenhang vollig vorbei. Ein Blick in Fontanes Briefe noch der neunziger Jahre konnte ihm die angebliche Anerkennung zeigen, die die Gesellschaft einem Romanschreiber entgegenbrachte. Oberdies legt Spielhagen dieses Konzept nicht gegen »Ende des JahrhundertS<< vor, wenngleich die Sammlung der Beitrage, auf die sich Hellmann ausschlieB!ich bezieht, 1883 erschien. DaB Hellmann »Wenig geschichtliches Verstandnis auf• bringt«, hat schon Hellmuth Himmel in seinem Nachwort zu den Beitriigen moniert. Hellmut Himmel: Nachwort. In: Friedrich Spielhagen: Beitrage, S. 351. 8 1874 schreibt Spielhagen in seinem Essay Die Technik des Romans, daB die» Theilnahme, wel• che man gegenwartig in Deutschland fiir asthetische Untersuchungen hat<<, nicht so groB sei, »daB man fiirchten miiBte, allbekannte Dinge zu sagen, wenn man wieder und wieder diesel• ben Satze, die man fiir die Grundsatze der Technik des Romans halt, mit denselben Worten re• producirt.« Friedrich Spielhagen: Die Technik des Romans. Mit besonderer Beziehung auf George Eliots Middlemarch. In: Die Gegenwart, Nr. 11, S. 168-171 und Nr. 12, S. 186-98; Jg. 1874, Zitat S. 168. 9 Friedrich Spielhagen: Vermischte Schriften, Erster Band, Berlin 1964, Zweiter Band, Berlin 1868. 10 F. Spielhagen: Vermischte Schriften, Vorwort o.S. 11 F.[riedrich] Sp.[ielhagen]: Dickens und Thackeray. Eine kritische Studie. In: Europa, Nr. 19, Jg. 1859, Sp. 641-652; Zitat Sp. 648. Spielhagen fordert Optimismus, »rosige[s] Licht« (Sp. 649), und fahrt fort: >>Sollen wir an das unsterbliche Leben der Idee glauben, so darf uns die Wirklichkeit nicht allzu Yahu-maBig geschildert werden«. (Sp. 650) 12 F. Spielhagen: Vermischte Schriften, Erster Band, S. 141-173. Aile Zitate ebd. Der Aufsatz stammt aus dem Jahre 1858. 13 Vgl. dagegen Rebings Ansicht: »Primar ist der Wunsch, einer neuen Kunst neue, bisher ver• nachlassigte, fiir eine emsthafte Darstellung gar verbotene Bereiche der Wirklichkeit zu er• schlieBen. Auf der Suche nach einer Legitimation dieses Bestrebens vor der herrschenden Ast• hetik bietet sich das Prinzip des Humors an.<< G. Rebing: Der Halbbruder des Dichters, S. 43. 14 Der einzige direkte Hinweis auf die Literaturtheorie der Grenzboten ist positiv. Er findet sich im Vortrag iiber Fritz Reuter aus demJahre 1968: »Jenes treffliche Wort[... ], das merkwiir• diger Weise, nachdem es ausgesprochen, hier und da eine nicht immer einsichtsvolle Opposi• tion hervorgerufen hat, das Wort: »der deutsche Roman solle das Volk bei seiner Arbeit aufsu• chen«, lebte schon !angst in den Kopfen der Besseren, war schon !angst befolgt worden.« Fried• rich Spielhagen: Fritz Reuter. In: Ders.: Vermischte Schriften, Zweiter Band, S. 113-168; Zi• tat S. 140. 15 Vgl. dazu: Friedrich Spielhagen: Finder und Erfinder. Erinnerungen a us meinem Leben, Zwei Bande, Leipzig 1890, Band 2, S. 310 und S. 393. 16 Der Humor wahle eben gerade diejenige Form mit Vorliebe, »in welcher der Uebergang a us der Poesie in die Prosa so nahe liegt: die Form des Romans.« Ebd. S. 170. 17 F. Spielhagen: Vermischte Schriften, Zweiter Band, Berlin 1868. Der Vortrag iiber Thackeray ebd. S. 47-112, der iiber Fritz ReuterS. 113-168. Bei Rebing taucht im Literaturverzeichnis nur der Titel »Friedrich Spielhagen: Vermischte Schriften, Berlin 1864; Zitate nach der 2. Auf!., Berlin 1868« auf. G. Rebing: Der Halbbruder des Dichters, S. 221. Es handelt sich aber eigentlich urn drei verschiedene Titel: 1. Friedrich Spielhagen: Vermischte Schriften, Er• ster Band, Berlin 1864; 2. Ders.: Vermischte Schriften, Zweiter Band, Berlin 1868; 3. Ders.: Vermischte Schriften, Erster Band, Berlin 18682• Diese heiden Bande wiederum sind mit Kiir• zungen und Anderungen aufgenommen in: Friedrich Spielhagen's sammtliche Werke, neue vom Verfasser revidierte Ausgabe, Berlin o.J. [1868]. Nach dem Band siebendieser Ausgabe zi• tiert Rebing. 18 G. Rebing: Der Halbbruder des Dichters, S. 41. 19 Wir zitieren im Folgenden nach dem zweiten Band der Vermischten Schriften mit der Seiten• zahl in Klammern. Anmerkungen 271

20 Fritz Reuters bedeutendes Versepos Kein Husung, auf das wir im Zusammenhang der Natura• lismus-Diskussion noch zu sprechen kommen, nennt Spielhagen ein »schauerliches Nacht• stiick<< (143); er wird aber seiner sozialkritischen Bedeutung im Gegensatz zur iiblichen zeitge• nossischen Ablehnung durchaus gerecht. Vgl. ebd. S. 156 f. 21 Der fundamentale Unterschied zwischen Thackeray und Dickens bestehe etwa darin, daG bei letzterem immer die Liebe triumphiere. Allerdings macht er sich iiber die konventionellen Lie• besromanschliisse der Salonromane Iustig. Die »Losung des Problems, wie ein verarmter jun• ger Edelmann die T ochter und Erbin eines steinreichen Roturiers heirathen kann, [sei] nicht eben sehr geistreich. << Es handelt sich urn F euillets Le Roman d'un jeune homme pauvre. F. [rie• drich] Sp.[ielhagen]: Octave Feuillet. In: Europa, Nr. 24, Jg. 1859, Sp. 849-860. Zitat Sp. 857. 22 Wenn wir recht sehen, ist die spiitere Theorie des typischen Heiden zum ersten Mal im Reu• ter-Vortrag konzipiert. Auch der Modell-Begriff taucht hier erstmals auf. Vgl. F. Spielhagen: Vermischte Schriften, S. 149 ff. Rebing, der sich vornehmlich auf die 1883 erschienenen Bei• triige stiitzt und iiberdies das Entstehungsdatum der dort gesammelten Essays unberiicksich• tigt liiGt, kommt hierdurch zu falschen Schliissen: »In der Zeit, als Spielhagen seine Ansichten iiber den Heiden des Romans entwickelt, hater sich angesichts des aufkommenden Naturalis• mus in diesem Punkt schon deutlich von seiner anfiinglichen Niihe zum Realismus entfernt. Sein Riickgriff auf eine Kategorie der Klassik hat in dieser Hinsicht einen defensiven Charak• ter.<< G. Rebing: Der Halbbruder des Dichters, S. 171. 23 In: F. Spielhagen: Vermischte Schriften, Erster Band, Berlin 1864, S. 174-197. 24 Der Essay ist in Ausziigen abgedruckt bei Eberhard Liimmert (Hrsg.): Romantheorie in Deutschland, S. 353-358. 25 So stellt schon Werner Hahl gegen Hellmann fest: »wollte man seine Objektivitiitsforderung mit dem Hinweiswiderlegen, daG sich Subjektivitiit stets in die Dichtung einschleichen wird, der Einwand griffe zu kurz. Spielhagen wugte das seiher.« W. Hahl: Reflexion und Erziihlung, s. 225. 26 G. Rebing: Der Halbbruder des Dichters, S. 92. 27 Vgl. etwa Robert Prutz' Einschiitzung der Naturwissenschaften: »Mit ihrer Appellation an die gesunden Sinne jedes Einzelnen sind die Naturwissenschaften die eigentlich bahnbrechenden Vorliiufer der Aufkliirung und Bildung iiberhaupt; indem sie die ewige Harmonie und Gesetz• miigigkeit des natiirlichen Organismus aufdecken, veranlassen sie uns dieselbe Harmonie und GesetzmiiGigkeit von der sittlichen, auch von der praktischen Welt zu fordern <<. Robert Prutz: Zum neuen Jahr. In: Deutsches Museum, Jg. 1852, zitiert nach: Friedrich Winterscheidt: Deutsche Unterhaltungsliteratur der Jahre 1850-1860. Die geistesgeschichtlichen Grundlagen der unterhaltenden Literatur an der Schwelle des Industriezeitalters, Bonn 1970, S. 89. 28 David Friedrich Strau{J: Der alte und der neue Glaube. Ein Bekenntnig, Leipzig 1872, S. 300. 29 Friedrich Spielhagen: An den Leser. In: Otto Janke's Deutsche Wochenschrift. Herausgegeben von Friedrich Spielhagen, Nr. 1, Jg. 1863, Sp. 1-2. 30 Unmittelbar an den oben zitierten Artikel anschliegend beginnt der Vorabdruck des Romans, der seinerseits mit einem Motto aus einem politischen Aufsatz der Gegenwart beginnt. Die In• tegration von literarischen und nichtliterarischen Texten in der Zeitschrift des 19. Jh. ver• diente !angst eine genaue Untersuchung. 31 Schon Hermann Marggraff hatte 1844 in seinem wichtigen Aufsatz iiber den deutschen Ge• genwartsroman geschrieben, er habe die Aufgabe, >>die bitteren Tropfen socialer und politi• scher Ideen in belletristischer Versiigung dem Publikum einzuflogen, und gleichsam hinter dem Riicken der Zensur poetische Schleichwege fiir die verbotene Schmuggelware aufzufin• den.<< Hermann Marggraff: Die Entwicklung des deutschen Romans, besonders in der Gegen• wart. In: Deutsche Monatsschrift fiir Litteratur und offentliches Leben, herausgegeben von Karl Biedermann, Bd. 2, Jg. 2 (1844), S. 58-67 und S. 97-116; Zitat S. 101. 32 Friedrich Spielhagen: Ein belletristisches Organ der deutschen Fortschrittspartei. In: Otto Jan• ke's Deutsche Wochenschrift, Jg. I (1863), Sp. 41-46. 33 Spielhagens bislang unerwiihnt gebliebenes Engagement fiir die Berliner Handwerkervereine 272 Anmerkungen

der sechziger Jahre ist, wie dasjenige seines politischen Freundes Auerbach, der Vermittlung der Bildungstradition an neue Schichten zugewandt. Mit dem Pathos des Liberalen aus dem Umkreis der Reformideen von Schulze-Delitzsch hofft er auf Emanzipation durch Bildung. Friedrich Spielhagen: Homer (Eine Vorlesung, gehalten am 11. Januar 1866 in Berlin, zum Be• sten der Bibliothek des Handwerker Vereins.) In: Ders.: Vermischte Schriften, Berlin 1868, s. 1-45. 34 Man vgl. dazu etwa die Behandlung der Klassik in den verschiedenen Auflagen der Literaturge• schichte Julian Schmidts. Noch nach seinem groBen Erfolg mit den Problematischen Naturen schreibt Spielhagen an den Kritiker Adolph Stahr, er habe sich gefragt, >>Ob der Roman iiber• haupt in dem gewiihnlichen Sinne ein Kunstwerk genannt werden kann (woran W. v. Hum• boldt, wie Sie wissen, zweifelte), oder ob er nicht vielmehr eine Obergangsform aus der Poesie in die Prosa ist<<. Zitiett nach: Hans Henning: Friedrich Spielhagen, Leipzig 1910, S. 108. 35 Rebing schreibt in Verkennung der Autorintention: >>In Spielhagenschen Romanen erkennt der Leser bald, welche der Figuren diejenigen Meinungen und Urteile iiuBert, nach denen die anderen Figuren und das erziihlte Geschehen iiberhaupt beurteilt werden sollen; die Intentio• nen des Autors sind also trotz der >technischen Objektivitiit< des Erziihlten offenbar und ein• deutig. Weder in der Theorie noch in der Praxis macht Spielhagen also Ernst mit dem Postulat, das in dem Begriff der >Objektivitiit< steckt.<< G. Rebing: Der Halbbruder des Dichters, S. 129. 36 F. Spielhagen: Vermischte Schriften, Erster Band, S. 98-140; aile Zitate ebd. 37 Nichts kennzeichnet die Riickkehr zu Goethe und zur Klassik sinnfiilliger, als die Bewunde• rung des Wilhelm Meister, den er fiir >>episch im hiichsten Sinne<< (128) halt, dessen >>Schilde• rung des Lebensganges eines Menschen, der die[ ...] Idee vollkommener Bildung an sich zu verwirklichen strebt [.. ] fiir den modernen Roman der besten Schemata eines ist<<. Ebd. s. 128 f. 38 Vgl. noch deutlicher im Essay Goethe als Epiker. In: F. Spielhagen: Vermischte Schriften, Er• ster Band, S. 135: >> Zu der kiinstlerischen Vollendung rechne ich vor all em natiirlich die Com• position, d.h. den architektonischen Aufbau des Planes, das VerhiiltniB der Theile zueinander und die Unterordnung der Theile zum [!] Ganzen.« 39 Zur Ablehnung des >>Symbolisierens<< in Humboldts Epostheorie vgl. G. Rebing: Der Halb• bruder des Dichters, S. 83. 40 Es sind dies die Essays Finder oder Erfinder? (1871) Das Gebiet des Romans (1873) und Der Held im Roman (1874). 41 F. Spielhagen: Das Gebiet des Romans. [1873] In: Beitriige, S. 35-63; Zitat S. 37. 42 G. Rebing: Der Halbbruder des Dichters, S. 93 f. Rebing gebiihrt aber das Verdienst, explizit auf diese Zusammenhiinge hingewiesen zu haben. 43 F. Spielhagen: Der Held im Roman. In: Beitriige, S. 65-100. Aile Zitate ebd. 44 G.Rebing: Der Halbbruder des Dichters, S. 168. 45 In Finder oder Erfinder? (1871) heiBt es sogar: die >>ldentitiit des Stoffes und des Heiden ist mir gewiB und unumstiiBlich<< (S. 14). F. Spielhagen: Finder oder Erfinder? In: Beitriige, S. 1-34. 46 DaB von der >>entente cordiale zwischen dem Dichterund seinem Publikum [ ...] in unsern Ta• gen nicht mehr die Rede [ist ]<< (60), fiihrt er als groBes Problem an. Denn da das Publikum iiber Wert und Unwert des Werkes entscheide, gerate der Autor allzu schnell in die Isolation und sei dem Vorwurf ausgesetzt, •im schlimmen Sinne tendenziiis [zu werden]<<, wenn er •seine An• sicht nun gerade erst recht schroff accentuiert<<. (61) Dieses grundsiitzliche Dilemma der Diffe• renzierung des Publikums, die Isolation oder Spezialistentum der Autoren erst produziert, hat Spielhagen richtig erkannt. 47 Friedrich Spielhagen: Affaire Clemenceau. In: Ders.: Vermischte Schriften, Zweiter Band, S. 169-236; Zitat S. 171. 48 Fr.[iedrich] Spielhagen: Fanny Lewald. In: Gartenlaube, Nr. 42, Jg. 1862, S. 661-663. 49 F. Spielhagen: Homer [1866]. In: Vermischte Schriften, Zweiter Band, S. 1-45; Zitat S. 43. 50 F. Spielhagen: Vermischte Schriften, Zweiter Band, S. 113-168; Zitat S. 139. 51 F. Spielhagen: Affaire Clemenceau. In: Vermischte Schriften, Zweiter Band, S. 179. Im selben Jahr bezweifelt er, ob >>Fritz Reuter die ungeheuren Prozesse der sozialen Fragen, in welche die Anmerkungen 273

Menschheit unserer Tage verwickelt ist<<, darstellen kiinnte, ob er nicht allzu sehr an seine klei• nen humoristischen Kreise gebunden sei. Ebd. S. 167. 52 F. Spielhagen: William Makepeace Thackeray. In: Vermischte Schriften, Zweiter Band, S. 47-112; aile Seitenangaben in Klammern. 53 Dies bescheinigt Spielhagen einer der besten Kenner der iikonomischen und gesellschaftlichen Konflikte des 19. Jahrhunderts. Jiirgen Kuszinski: Friedrich Spielhagen. [1955] Abgedruckt in: Ders.: Gestalten und Werke. Soziologische Studien zur deutschen Literatur, Berlin und Weimar 1969, S. 194--203; Zitat S. 199. 54 F. Spielhagen: Ein »humoristischer<< Roman. F. Theodor Vischers »Auch Einer<<. [1879] In: Beitrage, S. 101-128. Das folgende, korrekte Vischer-Zitat bei Spielhagen gesperrt. 55 Edouard de Morsier: Romanciers Allemands Contemporains, Paris 1890. Morsier behandelt ausfiihrlich Spielhagen, Heyse, Freytag und- Raabe. Zitat ebd. p. 45. 56 F. Spielhagen: Finder und Erfinder, Band I, S. 319. Vgl. ebd. Bd. II, S. 443 f. zum >>SchluBta• bleau<< der Problematische Naturen. 57 Der Begriff der poetischen Gerechtigkeit wird von Spielhagen auch in den Beitriigen mehrfach positiv verwendet. Vgl. ebd. S. 292 und S. 339. 58 F. Spielhagen: Finder und Erfinder, Band II, S. 66 ff. Friedrich Spielhagen: Aus meiner Stu• dienmappe, Beitrage zur litterarischen Aesthetik und Kritik, Berlin 1891 2, S. 286 f. 59 Noch in seinem spaten Beitrag iiber den Ich-Roman verlangt Spielhagen vom objektiven Er• zahler die Liisung der Konflikte und die konsequente Darlegung des Kausalnexus, der zu eben dieser Liisung gefiihrt hat. Vor all em fiir den Leser, >>der den nicht unberechtigten Wunsch hat, zu einem bestimmten Resultat zu gelangen<<, sei die Offenheit des Schlusses nicht erfreulich. Friedrich Spielhagen: Noch etwas vom Ich-Roman. In: Das litterarische Echo, Heft 7, 2. Jg. (1900), Sp. 452-458; aile Zitate ebd. Sp. 458. 60 Friedrich Spielhagen: Karl Frenzel. In: Ders.: Aus meiner Studienmappe, S. 307-361. Aile Sei• tenangaben in Klammern ebd. 61 Es ist nur konsequent, daB Spielhagen gegen den Naturalismus auf der grundsatzlichen Ebene von Optimismus- Pessimismus argumentiert. 1882 tadelt er Zola, der >>in dem ungeheuren Kampf der zerstiirenden und der schaffend-erhaltenden Gewalten nur die ersteren in ihrer mi• nierenden Thatigkeit zeigt.<< Friedrich Spielhagen: Roman oder Novelle? [1882] In: Beitrage, S. 259-294; Zitat S. 265. 62 Voller Sorge fragt sich der Rezensent: »gehiirt das Dogma der sogenannten poetischen Gerech• tigkeit: daB wenigstens in der Dichtung die Strafe nur den Siinder treffen soli, auch zu jenen idealistischen Schrullen, von denen das realistische Prinzip von heute nichts wissen will?<< Ebd. s. 360. 63 »Beim Auskehren findet es sich, sagt das Sprichwort. Am SchluB erst findet sich oft bei Dich• tungen, worauf der Au tor von Anfang an hinaus wollte. << Friedrich Spielhagen: Die Wahlver• wandtschaften und Effi Briest. In: Ders.: Neue Beitrage zur Theorie und Technik der Epik und Dramatik, Leipzig 1898, S. 91-122; Zitat S. 103. 64 Ebd. S. 106. Ohne in diesem Zusammenhang naher darauf eingehen zu kiinnen, miichten wir wenigstens auf die zeitgeniissische Debatte des Schlusses von L'Adultera und den alternativen HandlungsschluB von Effi Briest hinweisen. Vgl. dazu die Spielhagensche Version der Ge• schichte, auf die wir an anderem Ort naher eingehen werden. Friedrich Spielhagen: Zum Zeit• vertreib, Berlin 1897. 65 [Friedrich Spielhagen ]: Zum hundertsten Heft. Von unseren Mitarbeitern. Friedrich Spielha• gen in Berlin. In: Nord und Siid, 100. Heft, Band 34, Jg. 1885, S. 50-51. Es handelt sich urn eine redaktionelle Zusammenstellung verschiedener Jubilaumsbeitriige, darunter auch der von Spielhagen, der keinen eigenen Titel hat. 66 Bislang am iiberzeugendsten hat Joachim Worthmann in seiner Dissertation iiber den deut• schen Zeitroman die Probleme des Romanschlusses in dieser Epoche gesehen. Gleichwohl kri• tisiert er, ohne Beriicksichtigung der zeitgeniissischen Theorie, poetische Verfahrensweisen, die den Zeitgenossen adaquat und legitim erschienen. Unsres Erachtens ist nicht die »Erzahlin• tention der Dichter<< verantwortlich zu machen, sie ist vielmehr als Ausdruck des Jahrhunderts 274 Anmerkungen

zu erkennen, das mit sozialen Konflikten konfrontiert wurde, vor denen nicht nur der er• schreckte Biirger am liebsten in die (literarische) Harmonie fliichtete. Worthmann schreibt: »Die auf Harmonie abzielende Erzahlintention der Dichter ist dafiir verantwortlich, daB der deutsche Zeitroman so lange den Formtraditionen und Gestaltungskonventionen, aber auch den Inhalten des klassisch-romantischen Romans verhaftet blieb. Sie schlug sich nieder in der Moralisierung sozialer Konflikte, a us der jener im SchluG-Tableau gestaltete optimistische Ausblick auf kiinftigen Frieden mit Notwendigkeit hervorgehen konnte. Das familiare Idyll, das amEnde der meisten Romane steht, suggerierte dem biirgerlichen Leser eine Versohnung der widerstrebenden Zeitmachte: das >Bose< widerlegt sich, indem es fallt, wahrend das >Gute< triumphiert.<< Joachim Worthmann: Probleme des Zeitromans, S. 167. 67 Eugen Zabel: Der Dichter der »Sturmfluth«. In: Gartenlaube, Nr. 14, Jg. 1877, S. 225-226; Zitat S. 226. 68 Adolf Strodtmann: Dichterprofile. Lirteraturbilder a us dem neunzehnten Jahrhundert. Erster Band. Deutsche Dichtercharaktere. Stuttgart 1879, S. 197-212; aile Zitate S. 208. Vgl. auch: Adolf Strodtmann: Friedrich Spielhagen's neuester Roman. In: Deutsche Revue, Bd. 1, Jg. 3 (1879}, s. 444-448. 69 Wilhelm Bolin stellt in der Berliner Gegenwart zu den Beitriigen fest: »Ais geradezu meister• haft miissen wir seine Auseinandersetzungen iiber Epos und Roman [... ] kennzeichnen. << Wil• helm Bolin: Spielhagens Romantheorie. In: Die Gegenwart, Nr. 37, Bd. 24 (1883}, S. 167-169; S. 169. Ahnlich TheophiiZolling: »Uhlenhans<< von Friedrich Spielhagen. In: Die Gegenwart, Nr. 51, Bd. 24, Jg. 1883, S. 394-396; S. 395. Vgl. auch die positive Besprechung von Wilhelm Scherer: Friedrich Spielhagen, Beitrage zur Theorie und Technik des Romans. In: Deutsche Litteraturzeitung, Nr. 1, Jg. 1883, Sp. 12-13. 70 Otto Brahm: Spielhagen's »Technik des Romans«. In: Deutsche Rundschau, Bd. 36, Jg. 9 (1883}, S. 317-318; Zitat S. 318. 71 Theophil Zolling: Friedrich Spielhagens Selbstschau. In: Die Gegenwart, Nr. 4, Bd. 37, Jg. 1890, S. 54-56 und Nr. 49, Bd. 38, S. 357-360; Zitat S. 54. Heinrich Hart, Julius Hart: Kritische Waffengange. Sechstes Heft, Leipzig 1884. Ebd. S. 3: »Friedrich Spielhagen verkor• pert in sich eine ganze Epoche deutscher Erzahlkunst. Diese Epoche geht allgemach ihrem En de entgegen«. 72 Helmut Bohme: Verfassungskonflikt und Handelspolitik: Die Frage der Kontinuitat im Jahre 1862. In: HelmutBohme (Hrsg.}: Probleme der Reichsgriindungszeit 1848-1879, Koln Berlin 1968, S. 195-225, Zitat S. 195. Das folgende tangere Zitat ebd. S. 211. Die altliberalen Grenzboten, die sich bald auf die Seite des Adels schlagen soli ten, hatten 1859 den Beginn der Neuen Ara in PreuGen begriiGt und die offentliche Meinung in der Entstehungszeit der Pro• blematischen Naturen wie folgt zusammengefaGt: »Ein offener und versteckter Kampf gegen die Privilegien, welche dem Adel in Deutschland geblieben sind [... ] drohte [!] zunachst in Li• teratur und Tagespresse, bald auf der Tribiine aufzulodern; [... ] ein Kampf der Stande, der ge• fahrlichste, der uns PreuGen zu Theil werden kann [... ] der uns aile in Gefahr setzte, dem trii• ben Gewirr revolutionarer Forderungen zu verfallen<<. Anonym: Zum neuen Jahr. In: Grenz• boten 1811/1 (1859}, S. 1-4; Zitat S. 3. 73 Voller klassischer Bildungs- und Bildungsromanreminiszenzen, schlieGt der Roman mit den ermunternden Satzen des Doktor Fritz Braun an den miid gewordenen Romanhelden Oswald Stein: »Die Reise, die wir vorhaben, wird Sie wieder zu sich selbst bringen. Sie haben vie! veri o• ren, aber nichts, was sich nicht wieder gewinnen lieGe. Sie haben Vernunft [ ...] und Wissen• schaft, des Menschen allerhochste Kraft, verachtet; und doch ist fiir Sie nur Rettung zu hoffen von eben dieser Kraft[... ] Kommen Sie! lassen Sie die Todten ihre Todten begraben, fiir Sie muG jetzt ein neues Leben beginnen.<< Friedrich Spielhagen: Problematische Naturen, Erste Abtheilung (=Friedrich Spielhagen's Werke, Band 1}, Leipzig 188510, S. 622 f. 74 DaG auch in den philosophischen Kreisen der Hegelianer in Berlin diese Aufbruchsstimmung ein letztes Mal sich artikulierte, belegt Hermann Liibbe: Politische Philosophie in Deutsch• land. Studien zu ihrer Geschichte, Basel Stuttgart 1963, S. 81. 75 Die Romanhelden fallen auf den Barrikaden der Marztage 1848 in Berlin, ihr Begrabnis und Anmerkungen 275

die sich dabei entwickelnde machtvolle Kundgebung wird ausfiihrlich geschildert. Aus ihr entwickeln sich die Reflexionen des Erzahlers, die iibergehen in einen Appell an die Lebenden zu >>arbeiten und [zu] wachen«, damit die Tyrannei nicht wieder hereinbreche, »die Nacht, die so arm war an gesunden Menschen und so reich an problematischen Naturen - die lange schmachvolle Nacht, a us welcher nur der Donnersturm der Revolution durch blutige Morgen• rothe hiniiberfiihrt zur Freiheit und zum Licht.« FriedrichSpielhagen: Durch Nacht zum Licht. (Fortsetzung von: Problematische Naturen.) (= Friedrich Spielhagen's gesammelte Werke. Neue, vom Verfasser veranstaltete, revidirte Ausgabe. (Mit dem Portrait des Verfassers.) Zehnter- Zwolfter Band), Berlin 18673, Dritter Band des Romans, S. 183. 76 Anonym [ = ]. Schmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 19/11/IV (1860), S. 481-490; zu Spielhagen S. 488-489. 77 R.[ obert] P[rutz ]: Literatur und Kunst. Problematische Naturen. In: Deutsches Museum 11/2 (1861), s. 510-512. 78 R.[obert] P.[rutz]: Literatur und Kunst. Romane und Erzahlungen. In: Deutsches Museum 12/2 (1862), s. 507-514. 79 Vgl. den Brief Bismarcks an Ludwig II. vom 4. August 1879: »Die nationalliberale Partei wird, wie ich hoffe, durch die letzte Reichstagssession ihrer Scheidung in eine monarchistische und eine fortschri ttliche, also republikanische Halfte entgegengefiihrt werden. [... ] die Brandre• den an die Adresse der besitzlosen Classen von Lasker und Richter haben die revolutionare Tendenz dieser Abgeordneten so klar und nackt hingestellt [ ...] Die Vorarbeiter der Revolu• tion recrutiren sich bei uns ziemlich ausschlieBlich aus dem gelehrten Proletariat, an welchem Norddeutschland reicher ist als der Siiden. Es sind die studirten und hochgebildeten Herrn, ohne Besitz, ohne Industrie, ohne Erwerb, welche [ ...] das revolutionare Ferment liefern und die fortschrittliche und nationalliberale Fraction und die Presse leiten.« Otto von Bismarck: Gedanken und Erinnerungen, zwei Bande, Leipzig 1898, Band 1, S. 369 f. Zum Vorgang selbst umfassend Helmut Bohme: Deutschlands Weg zur GroBmacht. Studien zum Verhaltnis von Wirtschaft und Staat wahrend der Reichsgriindungszeit 1848-1881, Koln 19722, bes. s. 530 ff. 80 L.[udwig] Hiiusser: Am Vorabend des Jahres 1863. In: PreuBische Jahrbiicher 11 (1863), S. 1-15; Zitat S. 13. 81 Vgl. dazu: Gustav Schmoller: Die Arbeiterfrage I. In: PreuBische Jahrbiicher 14 (1864/2), s. 393-424. 82 Anonym: Orto [!] Spielhagen. In: Beilage zur [Augsburger] Allgemeinen Zeitung, Nr. 348 (1864), S. 5657-58 und Nr. 350, S. 5678-79. 83 Anonym: Friedrich Spielhagen. In: Europa, Nr. 17, Jg. 1867, Sp. 513-520; Zitate Sp. 515. 84 Eine ausgezeichnete zeitgenossische Zusammenfassung bietet V.[ictor] A.[ aime] H. [uber ]: Die Arbeiterfrage in Deutschland. In: Deutsche Vierteljahrs-Schrift, Bd. 12 7 ( 1869/3 ), S. 173-225 und Bd. 128 (1869/4), S. 92-144. 85 Anonym [ = R. Gottschall]: Literarische Revue. In: Unsere Zeit III/2 (1867), S. 393-400. 86 Karl Frenzel: Derpolitische Roman. In: Ders.: Neue Studien, Berlin 1868, S. 122-140. Frenzel spielt auf die Theaterzensur und ihre Folgen an, wenn er die Verlagerung der wichtigen Stoffe vom Drama in den Roman konstatiert: »Es liegt in unsern Verhaltnissen, daB nicht wie in Frankreich hauptsachlich das Schauspiel, sondern der Roman zur Darstellung der politischen Gegensatze benutzt wird.<< (124) 8 7 Vgl. die ahnliche Argumentation gegeniiber den Zeitromanen Gutzkows: , Das Gemalde einer Zeit laBt sich [ ...] nicht auf den kiinstlerischen AbschluB eines vollendeten Romans fiihren [... ] Ja, es hat nicht einmal einen nothwendigen SchluB, seine Faden reich en in die fernste Zu• kunft. Dieser Bruch der asthetischen Gesetze scheint ein der Gattung angeborener Fehler.<< Karl Frenzel: Karl Gutzkow. In: Ders.: Biisten und Bilder: Studien, Hannover 1864, S. 163-182; Zitat S. 180 f. 88 Zur Einschatzung Spielhagens in der zeitgenossischen Romanproduktion hore man Frenzel: »Neben ihm erscheinen Gutzkow, Freytag, Auerbach, urn ein parlamentarisches Bild anzu- 276 Anmerkungen

wenden, wie Manner des Centrums neben einem Tribun des Volks von der iiuBersten Linken.<< K. Frenzel: Der politische Roman, S. 126. 89 Julian Schmidt: Friedrich Spielhagen. In: Westermann's Jahrbuch der Illustrirten Deutschen Monatshefte, 29. Band, Jg. 1871, S. 422-449. Alle Zitate mit der Seitenzahl in Klammern. 90 Die Richtung dieses Weges erhellt aus der, soweit wir sehen, letzten Rezension Spielhagens durch Schmidt. In ihr bescheinigt er dem Autor >>einen groBen Fortschritt in der politischen Bildung<<, da »das Connubium zwischen Adel und Biirgerstand [... ] durchaus wohlwollend behandelt ist [... ] Der starre Republikaner muB zuletzt erkennen, daB auch Bismarck nicht zu verachten ist, und daB man im Streit mit biiswilligen Fabrikarbeitern die Polizei nicht umgehen kann.<< Julian Schmidt: Spielhagen's neuer Roman. In: Deutsche Rundschau X (1877), S. 158-159. Alle Zitate ebd. S. 159. Es handelt sich urn den Roman Sturmflut. 91 Vgl. Robert Koenig: Deutsche Literaturgeschichte Bielefeld/Leipzig 1879. In Spielhagens Ro• manen fehle » jeder versiihnende ausgleichende Zug, jeder Versuch, die verabscheuten Gegner innerlich zu verstehen. << (626) 92 Kursiv von uns. Spielhagen selbst geift die politische Kritik Julian Schmidts in seinerAutobio• graphie offensichtlich auf und gibt zu, daB ihm die Liisung der komplizierten Aufgabe, »das Bild einer Kultur zu entwerfen, a us welcher dergleichen Naturen mit mehr oder weniger zwin• gender Notwendigkeit hervorgehen<<, nicht gelungen sei. F. Spielhagen: Finder und Erfinder, Band II, S. 440 f. 93 In der neuen »vom Verfasser veranstaltete[n] revidierte[n] Ausgabe<< von 1867 ist der SchluB noch nicht geiindert, sind es die Reflexionen des anohymen Erziihlers (d.h. des Autors), die vom »Tod fiir die Freiheit<< und von der »blutige[ n] Morgenriithe<< der Revolution sprechen. Friedrich Spielhagen: Durch Nacht zum Licht. (Fortsetzung von: Problematische Naturen.), Dritte Auflage, Berlin 1867. (=Friedrich Spielhagen's Gesammelte Werke, Neue, vom Verfas• ser veranstaltete, revidirte Ausgabe. (Mit dem Portrait des Verfassers). Band 10-12; die Zitate ebd. Bd. 12, S. 182 f. In der Gesamtausgabe des Romans ist die Autorenperspektive des Schlusses durch die Figurenperspektive eines anonymen a! ten Mannes aus dem Volke ersetzt, die vox populi iibernimmt die pariinetische Rolle des Autors: »Und Einer a us dem Volke- ein Ianger, schwarzbiirtiger Mann-erhebt seine Stimme und spricht: [... ]. << Friedrich Spielhagen: Problematische Naturen. Zweite Abtheilung (Durch Nacht zum Licht),(= Friedrich Spielha• gen's Werke, Band II), Leipzig 188510,S. 564. 94 Spielhagen ist 1890 im Vorwort zu seiner Autobiographie davon iiberzeugt, daS auf Grund der iikonomischen Entwicklung >>jeder einzelne von uns nur noch die Wahl zu haben scheint, ob er sich zum Staatssocialismus oder zur Socialdemokratie bekennen will[ ...] wei! die Magenfrage immer zuerst und am energischsten auf Entscheidung driingt.<< F. Spielhagen: Finder undEr• finder, Band II, S. VIII. Spielhagens politische Selbsteinschiitzung amEnde des Jahrhunderts ist nachzulesen in dem Aufsatz Post festum [1899]: »Alles in allem war sein politisch-religiiises Programm das des linkesten Fliigels der Radikalen der Paulskirche von 1848, modifiziert durch die Erfahrungen eines halben Jahrhunderts, die ihn [... ] nach links gedriingt hatten, so weit, daB er mit den Sozialdemokraten die bestehende staatliche und wirtschaftliche Ordnung ohne die einschneidensten Veriinderungen auf die Dauer fiir unhaltbar ansah. [... ] Das ent• fremdete ihm viele alte Freunde, und erwarb ihm keine neuen<<. Friedrich Spielhagen: Am Wege. Vermischte Schriften. Leipzig 1903, S. 34-47; Zitat S. 42 f. Vgl. auch den Aufsatz Das Umsturzgesetz und die Dichtung, ebd. S. 181-193. 95 Typisch affirmative Zeitromane der siebziger Jahre sind Auerbachs Waldfried undJulius Ro• denbergs Die Grandidiers - beide enden mit der Reichsgriindung im kollektiven gliicklichen Ende. 96 Die Klagen iiber die isolierte Stellung des modernen Dichters und die Distanz zu einem Publi• kum, das im »besten Falle [ ...] doch nurein Fragment seines Volkes [ist]<<, tauchenerstin den siebziger Jahren bei Spielhagen auf. Der literaturpolitische Zusammenhang erscheint uns evi• dent, wurde aber bisher nicht bemerkt. F. Spielhagen: Das Gebiet des Romans [1873]. In: Ders.: Beitriige, S. 60. Vgl. auch iihnliche Aussagen ebd. S. 138 und S. 146 f. 97 Friedrich Spielhagen: Sturmflut. Roman in sechs Biichern. Leipzig 1877. Die Erstveriiffentli- Anmerkungen 277

chung ohne das rhetorische SchluBkapitel im Berliner Tageblatt, Jg. 1876, Nr. 252 und 253, jeweils im ersten Beiblatt. 98 Rudolf Gottschall: Neue Romane I. Friedrich Spielhagen's >>Sturmfluth<<. In: Blatter fiir lit. Unterhaltung, Nr. 1, Jg. 1877, S. 1-6, bes. S. 1. 99 E[rnil] [Fritsch]e: Sturmflut. In: Im neuen Reich 7/1 (1877), S. 372-384; aile Zitate ebd. 100 Paul Lindau: Sturmfluth. Roman in sechs Biichern (drei Banden) von Friedrich Spielhagen. In: Gegenwart Nr. 4, Bd. 11, Jg. 1877, S. 53-57 und Nr. 5, S. 72-74. Spielhagen habe sich •dem Verlangen der verehrlichen Abonnenten nach einem >hefriedigenden Schlusse< (S. 72) gebeugt und dadurch vie! verdorben. Lindau seinerseits gibt nun den Rat, >>das Anhangsel bei der nach• sten Auf! age [zu] beseitigen und auf seinen urspriinglichen SchluB wieder zuriick[ zu ]kom• men.<< (ebd.) Fiir Lindau ist offensichtlich nur noch rhetorisches Anhangsel, was fiir den Spiel• hagenschen Romantypus konstitutiv ist: der ideologische SchluB nach dem HandlungsschluB, der die Botschaft dem Leser vermitteln soli. 101 Beide Zitate in F. Spielhagen: Sturmflut, S. 388. 102 Anonym: Friedrich Spielhagen und sein Ich-Roman. In: Grenzboten 40/11/IV (1881), S. 555-560; Zitat S. 560. Vgl. ebd.: >>Da haben wir's. Die moderne Welt ist so verzwickt, daB sich die Besten nicht mehr in ihr zurecht finden. Das ist wieder ganz der alte, ehrliche Spielha• gen der problematischen Naturen, der spater in Reih und Glied Confusion anrichtete. Gute Leute, aber schlechte Musikanten, die Herrn Spielhagen und Genossen!<< 103 Der Angriff der Bruder Hart scheint uns zu Unrecht unter dem Rubrum Naturalismus zu fir• mieren. Nationalkonservative Tone, Betonung der »Gottesgaben echten goidigen Humors<< (72), Pladoyers fur das •rein Asthetische<< (16), das allein ewig sei, Ankniipfung an Goethe und -Gustav Freytag lassen das ,, kritische<< Heft in einem seltsamen Licht erscheinen. Freytag habe im Gegensatz zu Gutzkow und Spielhagen einen Roman geschaffen, »der ohne aufdringliche Tendenz die Wirklichkeit verklart, der, ein treffliches Gemisch von Humor und Idealismus, deutsches Sein verki:irpert<< (63). Heinrich Hart, Julius Hart: Kritische Waffengange. Sechstes Heft. Friedrich Spielhagen und der deutsche Roman der Gegenwart, Leipzig 1884. 104 Anonym: Soziale Romane. In: Deutsche Revue Xll/2 (1887), S. 370-374. Vgl. ganz ahnlich: Gustav Karpeles: Friedrich Spielhagen's neuester Roman. In: Gegenwart Nr. 49, Bd. 30, Jg. 1887, s. 359-361. 105 Autoren- und Figurenperspektive kommen immer noch im SchluBwort zu ihrer besten Wir• kung, auch unser Rezensent zitiert es breit: »Thatsachlich hater uns gezeigt, wie die von ihm selbst in der oben zitierten Stelle angedeuteten Schichten der Gesellschaft die soziale Frage wirklich auffassen und wie sie diesel be im Interesse der Allgemeinheit auffassen miiBten. Und so ki:innen wir uns dem SchluBworte, das er dem Vertreter seiner eigensten Anschauungen, dem Majorv. Vogtritz, in den Mund legt, durchaus anschlieBen. Es lautet: [... ].« Ebd. S. 373. 106 1888 ist Spielhagen fur einen nationalkonservativen Rezensenten nur mehr »der Verfechter des socialen Freisinns par excellence, der theoretische Fortschrittler und Socialdemocrat, wel• cher noch vor zwei Jahren von der >Gartenlaube< dazu ausersehen ward, durch seinen Roman •Was will das werden?< der altersschwachen Demokratie in der Literatur wieder auf die Beine zu helfen und den verlorenen Posten der 1848er Ideen zu vertheidigen <<. Erwin Bauer: Spielha• gen's neuer Roman. In: Gegenwart Nr. 22, Bd. 33, Jg. 1888, S. 342-345; Zitat S. 342. 107 N. Emo: Friedrich Spielhagen. In: Die Neue Zeit, 5. Jg. (1887), S. 370-374; aile Zitate S. 374. Die redaktionelle Bemerkung lautet: »Wir bezweifeln das auf das lebhafteste. Die Redaktion. << (Ebd.) 108 Ebenfalls in Eduard Bernsteins sozialistischer Monatsschrift Die Neue Zeit fertigt 1890 der damals noch radikale Sozialist Paul Ernst Spielhagens Roman Der neue Pharao (1890) ganz energisch a b. »Die alte SpieBbiirgermoral, daB zuletzt doch noch die Tugend siegt und das La• ster zu Grunde geht, diese optirnistische Moral, welche sich der Philister konstruirt hat, als sein Gestirn im Aufsteigen begriffen war, als er sich als den Mann der Zukunft betrachtete- wie klaglich hat sie sich gewendet! Alles geht zu Grunde, die guten Menschen miissen sterben oder nach Amerika gehen, die bi:isen Menschen bringen ruhig und unbehelligt ihre Beute in Sicher• heit und die eigentlich Triumphirenden, das sind die brutalen Erfolgsmenschen, welche keine 278 Anmerkungen

Ahnung von unsem, der SpieBbtirger, erhabenen und sittlichen Gefiihlen haben« (191). Paul Ernst: Ein neuer Pharao. In: Die Neue Zeit, 8. Jg. (1890), S. 189-191. 109 Der Germanist Berthold Litzmann spielt Gustav Freytag und Georg Ebers[!) gegen den alten Achtundvierziger aus. Knapp faBt Franz Mehring diese nationalistische Literaturkritik des Btirgertums in den Satz zusammen: >>Spielhagen hat nicht die Gorter seiner Jugend, sondern sie haben ihn verlassen «. Berthold Litzmann: Das deutsche Drama in den litterarischen Bewegun• gen der Gegenwart. Vorlesungen, gehalten an der Universitat Bonn, Hamburg und Leipzig 1894 (18974 ), S. 23 f. Franz Mehring: Artikel zum Geburtstag Spielhagens in Die Neue Zeit, 27. Jg. (1908/09), Erster Band, S. 789-791. In: Ders.: Gesammelte Schriften, Band 11 (=Auf• satze zur deutschen Literatur von Hebbel his Schweichel), Hrsg. von Thomas Hohle u.a., Ber• lin [Ost) 1961, S. 104. 110 Franz Muncker: Was will das werden? Roman in neun Btichern von Friedrich Spielhagen. In: Deutsche Dichtung, elftes Heft, zweiter Band, Jg. 1887, S. 334-335; aile Zitate S. 334.

Roman und Romanschlu{S im Naturalismus

1 Heinrich Hart Julius Hart: Friedrich Spielhagen und der deutsche Roman der Gegenwart. In: Kritische Waffengange, Sechstes Heft, Leipzig 1884, S. 3-74. 2 Helmut Koopmann: Die Klassizitat der >>Moderne<< Bemerkungen zur naturalistischen Litera• turtheorie in Deutschland. In: Beitrage zur Theorie der Ktinste im 19. Jahrhundert Band 1, herausgegeben von Helmut Koopmann und J. Adolf Schmoll, gen. Eisenwerth, Frankfurt am Main 1971, S. 131-148; Zitat S. 147. 3 Wir verweisen nur exemplarisch auf den SchluB von Max Kretzer: Die heiden Genossen. Sozia• ler Roman, Leipzig 19195 • 4 Karl Frenzel: Die naturalistische Romandichtung [E: 1885]. In: Ders.: Erinnerungen und Stromungen, Leipzig 1890, S. 184-304. Aile folgenden Zitate ebd. mit den Seitenzahlen in Klammern. Frenzel spielte in Berlin eine ahnlich bedeutende Rolle wie Gottschall in Leipzig. Mitredakteur an Gutzkows Unterhaltungen am hiiuslichen Herd und an Protz' Deutschem Museum, war er seit 1861 Redakteur des Feuilletons der Berliner National-Zeitung und zu• sammen mit Paul Lindau und Theodor Fontane der wichtigste Theaterkritiker iiber Jahrzehnte hinweg. Zu F renzels Stellung im literarischen Leben vgl. Gotthilf Weisstein (Hrsg.): Freundesgaben fiir Karl Frenzel zu seinem goldenen Doktorjubilaum am 19. Februar 1903, Berlin o. J. [1903). 5 Paul Lindau: Anzengruber als Erzahler. In: Die Gegenwart Nr. 41, S. 247-249, Nr. 43, S. 263-265 und Nr. 44, S. 277-280, Jg. 1879; Zitat S. 148. Dies ist unsres Wissens der erste groBe Aufsatz in einer bedeutenden Revue, der Anzengrubers Leistungen wtirdigt. Vgl. dazu im selben Jahrgang den Aufsatz Lindaus tiber Zolas Romantheorie: Paul Lindau: Emile Zola tiber den franzosischen Roman. In: Die Gegenwart Nr. 2, S. 24-27 und Nr. 3, S. 41-44, Jg. 1879. 6 So wirft Ernst Groth Zola zu Recht vor: »nie versucht er, wo er Gebrechen und Krankheiten am Volkskorper findet, auch nur auf Heilmittel zu sinnen<<. Ernst Groth: Zola's Romancyklus »Les Rougon-Macquart<<. In: Blatter fiir lit. Unterhaltung Nr. 3, Jg. 1894, S. 33-35, Zitat S. 33. Vgl. damit Zolas lakonischen Kommentar zu L'Assomoir: »Voila comment on vit et comment on meurt. Je ne suis qu' un greffier qui me defends de conclure. Mais je laisse aux mo• ralistes et aux legislateurs le soin de reflechir et de trouver les remedes.« Brief vom 13. Februar 1877 an den Direktor des Bien public anlaB!ich einer Polernik gegen den Roman. Zitiert nach: WinfriedEngler (Hrsg.): Texte zur franzosischen Romantheorie des 19. Jahrhunderts, Tiibin• gen 1970, S. 64. 7 Vgl. ebd. S. 198 f. zur Frauenfrage. 8 Schon friihzeitig lautet einer der spateren Ftihrer der Heimatkunstbewegung, Fritz Lienhard, die Wende gegen die allzu negativen Berliner Naturalisten ein. »Schaffer Positives« (641) ruft Anmerkungen 279

er seinen Kollegen zu und schlieBt seinen Aufsatz mit den Worten: >>Nicht wahr, Herr Alberti, der Wind hat allmalig [ !] genug geblasen, wir wollen doch auch mal versuchen, Sonne zu sein. « Fritz Lienhard: Der verklagte Realismus. In: Freie Biihne I. Jg. (1890), S. 642-643. Ahnlich Otto Buchwald: Ober das Unerquickliche. Eine asthetische Skizze. In: Die Gegenwatt Nr. 3 7, Bd. 28 (1885), S. 164-166. Buchwald fordert die poetische Gerechtigkeit und eine Weltan• schauung, »die auch im dunkelsten Dasein einige Lichtstrahlen aufzufinden weiB<<. Gegen die >>]ammerthalsapostel« beruft er sich auf Schiller: »Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst! heiBt es mit Recht.<< Aile Zitate ebd. S. 166. 9 Wir erinnern nur an Freytag als Herausgeber und Mitarbeiter der Grenzboten und Im neuen Reich, an Spielhagen als Herausgeber von Westermann's Illustrirten Monatsheften, an Paul Lindaus Die Gegenwart und Nord und Sud und Schriftstellerjournalisten wie Rodenberg, Gottschall und Gutzkow. 10 Noch 1908 schreibt Rudolf von Gottschall: >> [der Roman] soli durch Anregung der Phantasie und durch Ablenkung der Gedanken von den oft traurigen Erfahrungen des alltaglichen Le• bens eine wohltuende Zerstreuung bieten.• Rudolf von Gottschall: Die Lektiire des heutigen Lesepublikums, in: Deutsche Revue XXXIII/2 (1908), S. 156--169; Zitat S. 166. 11 Leo Berg: Der Naturalismus. Zur Psychologie der modernen Kunst, Miinchen 1892, S. 171. 12 Conrad Alberti: Idealism us und Philistertum. Ein Beitrag zur Aesthetik des Realismus In: Das Magazin fiir die Litteratur des In- und Auslandes. Nr. 10, 57. Jg. (1888), S. 141-143 und Nr. 11, S. 162-166; aile Seitenzahlen im Text in Klammern. 13 Charles Fuster: Frankreich im Lichte seiner Literatur. Kritische Essays I. Der naturalistische Roman. In: Der Salon. Heft IX, Jg. 1887/11, S. 257 ff., Zitat S. 263 und S. 262 f. 14 Vgl. schon den Titel des einfluBreichen Miinchner Asthetikers Moriz Carriere: Die sittliche Weltordnung. Zweite erweiterte Auflage, Leipzig 1891 [E: 1877], vor allem S. 385. Zum Tra• ditionszusammenhang des Begriffs poetische Gerechtigkeit vgl. Norbert Muller: Die poetische Gerechtigkeit im deutschen Lustspiel der Aufklarung, Mainz 1969. 15 Erdmann Gottreich Christaller: Zolaismus [E: Die Gesellschaft Nr. 35, I. Jg. (1885), S. 647 ff.] zitiett nach: TheoMeyer (Hrsg.): Theorie des Naturalismus, Stuttgart 1973, S. 247. Vgl. dazu Moriz Carriere: Das Wesen und die Formen der Poesie. Ein Beitrag zur Philosophie des Schonen und der Kunst. Mit literarhistorischen Erlauterungen, Leipzig 1854: die Tragodie soli >>auf die gottliche Gerechtigkeit gebaut sein,deren Abbild die poetische ist.« (251) 16 Ebd. S. 247. Oskar Welten bringt in einer Rezension den traditionellen Roman noch einmal auf den Begriff, wenn er schreibt: >> Wahrend die naturalistische Schule [ ...] immer mehr der Anschauung Rechnung tragt, daB die Aufgabe der Poesie [ ...] darin liegt, das Leben zu schil• dern, wie es ist, in seiner einfachen und erschiitternden Wahrheit und Herbheit: herrscht in der deutschen Production noch immer die Neigung vor, anstatt der Wahrheit und Wirklichkeit so• genannte Schonheit zu geben, das heiBt, allerdings auch dem Leben nachzudichten, doch im• mer hiibsch in gefalligen Grenzen zu bleiben und am Schlusse die Tugend zu belohnen, das La• ster zu bestrafen.<< Oskar Welten: Novellen und Romane. In: Blatter fiir lit. Unterhaltung, Nr. 14, Jg. 1884/1, S. 213-217; Zitat S. 213. 17 Car!Bleibtreu: Revolution der Literatur. Neue verbesserte und vermehrte Auflage, Leipzig o.J. [1887], mit erlauternden Amerkungen und einem Nachwort neu herausgegeben von Johannes ]. Braakenburg, Tiibingen 1973, S. VII. 18 Irma von Troll-Borostyani: Die Liebe in der zeitgenossischen deutschen Literatur [E: Die Ge• sellschaft Heft 8, Jg. 7 (1891), S. 1016 ff.]. Zitiert nach: Erich Ruprecht (Hrsg.): Literarische Manifeste des Naturalismus 1880-1892, Stuttgart 1962, S. 166. 19 Leo Berg: Der Naturalismus, S. 223. 20 Hermann Conradi: Das Marchen von der •poetischen Gerechtigkeit«. [E: Magazin fiir die Lit• teratur des In- und Auslandes, Juni 1886], wiederabgedruckt in: Hermann Conradi: Aufsatze, Novellen und Skizzen (= Gesammelte Schriften Zweiter Band), hgg. von Paul Ssymank und Gustav W. Peters, Miinchen Leipzig 1911, S. 38-45. 21 Carl Bleibtreu: Literarische Neuigkeiten. [E: Magazin, Februar 1887], zitiert nach: Gustav Faber: Carl Bleibtreu als Literaturkritiker, Berlin 1936, S. 57. Vgl. auch Bleibtreus AuBerun- 280 Anrnerkungen

gen in seiner Revolution der Literatur (1887): »Es ist, als waren die furchtbaren socialen Fra• gen fiir die deutschen Dichter gar nicht vorhanden: Und doch ist unsere Zeit eine wild, erregte, gefahrdrohende. Es liegt wie ein Schatten iiber dem ganzen neuen Reich trotz des kurzen blen• denden Sonnenscheins.<< Ebd. S. 12. 22 Hermann Conradi: Ein neuer Roman aus der Gegenwart [E: 1885]. In Hermann Conradi: Aufsatze, S. 256--266; Zitat S. 257. 23 Edmund Wengraf- Literaturund Gesellschaft. In: Die Neue Zeit 7.Jg. (1889), S. 241-248; Zi• tat S. 243. Vgl. dazu Felix Poppenberg: Zwei Generationen im Roman. In: Das Magazin fiir Litteratur Nr. 38, Jg. 1884, Sp. 1192-1199: >>die friihere Generation schilderte nicht, urn zu schildern; sie schilderte, urn damit irgend einen Satz, eine These zu exemplifizieren, und bei ih• nen kann stets gefragt werden: >Was will er damit sagen?< (Sp. 1192). 24 Michael Georg Conrad: Zola und Daudet [E: Die Gesellschaft Nr. 40,Jg. I (1885), S. 746 ff.] zitiert nach: Theo Meyer (Hrsg.): Theorie des Naturalism us, S. 234. Vgl. ebd.: »Stets siegt der Starkere, lautet das Naturgesetz- allen Evangelien und Katechismen zum Trotz.<< 25 Otto Ernst Schmidt: Moderner Pobel. Der asthetische Pobel. In: Freie Biihne I. Jg. (1890), s. 691-694. 26 Das 1894 von Otto Brahm iibernommene Deutsche Theater in Berlin beginnt iibrigens mit der Auffiihrung von Kabale und Liebe. 27 Otto Brahm: Die Freie Biihne in Berlin. [E: 1909] In: Otto Brahm: Kritiken und Essays Ausge• wahlt, eingeleitet und erlautert von Fritz Martini, Ziirich und Stuttgart 1964, S. 513-528; Zi• tat S. 514 f. Belege fiir Schmidts und Brahms Einschatzung finden sich neuerdings bei Schanze, der erstmals die Spielplanpraxis der deutschen Theater im 19. Theater zu analysieren begon• nen hat. Helmut Schanze: Drama im biirgerlichen Realismus. Theorie und Praxis, Frankfurt am Main 1973. Von Hellmuth Mielke stammt einer der instruktivsten zeitgenossischen Auf• satze zur Berliner Theatersituation der 90er Jahre. Hellmuth Mielke: Luxusbiihne und Volks• biihne. In: Deutsche Revue XXIV2 (1897), S. 367-375. 28 Oskar Blumenthal, der 1888 das Lessingtheater griindete, berichtete imJahre 1900 iiber seine Erfahrungen mit der Theaterzensur. Danach wurde vor allem auf das >>GleichmaB von Schuld und Siihne<< (207) und eine poetische Gerechtigkeit geachtet, die eine mit den durchschnittli• chen Moralvorstellungen harmonierende SchluBperspektive, vornehmlich bei Sriicken mit Ehekonflikten, sicherstellte. Oskar Blumenthal: Verbotene Stiicke. In: Deutsche Revue XXV/1 (1900), S. 92-108 und S. 204-219. Dort auch die amtlichen Begriindungen fiir die Ablehnung naturalistischer Stiicke. Zur Theaterzensur in der Epoche des Naturalismus vgl. jetzt auch Gerhard Schulz: Naturalismus und Zensur. In: Helmut Scheuer (Hrsg.): Naturalis• mus Biirgerliche Dichtung und soziales Engagement, Stuttgart Berlin Koln Mainz 1974, s. 93-121. 29 Fritz Martini: Deutsche Literatur im biirgerlichen Realismus 1848-1898. Dritte, mit einem er• ganzenden Nachwort versehene Auflage, Stuttgart 1974, S. 371. 30 R.[obert] P.[rutz]: Plattdeutsche Dichtung, In: Deutsches Museum 7/2 (1857), S. 696--700. 31 FriedrichHebbel: Kein Hiisung. Von Fritz Reuter. Zitiert nach: FriedrichHebbel Werke Drit• ter Band, herausgegeben von G. Fricke, W. Keller und K. Pornbacher, Miinchen 1965, S. 681. 32 Friedrich Griese: Die Dichter der Deutschen Fritz Reuter, Stuttgart 1938, zitiert die lapidare Kritik einer Mecklenburgischen Zeitung: »Schandidyll, gottlos, aller menschlichen und gottli• chen Autoritat Hohn sprechend, eine schamlose BloBstellung des Dichters selbst, ein nieder• triichtiger MiBbrauch der PreBfreiheit. << Eine ausfiihrliche Darstellung der unglaublichen Zu• stande im GroBherzogtum Mecklenburg bringt der Aufsatz: Anonym: Mecklenburg in den Jahren 1850-60. In: Unsere Zeit. Jahrbuch zum Conversations-Lexikon, Leipzig 1860, S. 679-711 und S. 735-759. 33 Eine Revision des Reuterbildes unternimmt Friedrich Rothe: Unkel Brasig. Zur nachrevolu• tionaren Erzahlkunst im 19. Jahrhundert. In: DVjS 43 (1969), S. 260-273. 34 Otto Glagau: Fritz Reuterund seine Dichtungen, Berlin 1866. DerTenor des Glagauschen Bu• ches- und zugleich dessen Ideologie- finden sich komprimiert in folgendem Zitat: »Auch Fritz Reuter >sucht das Volk bei der Arbeit auf<, und zwar arbeiten seine Pachter und Wirth- Anmerkungen 281

schafter, Knechte und Magde wacker und unausgesetzt, aber es fallt ihnen nicht ein, daR sie damit etwas Besonderes thun, und sie gonnen den vornehmen und reichen Leuten gern MuRe und Giiter. Zwar gehoren die Reuter'schen Heiden meist dem Kleinbiirgerthum und der land• lichen Bevolkerung an, aber nirgends verrath sich eine Polemik gegen die hoheren Stande, und auch in politischer wie kirchlicher Hinsicht zeigt der Dichter diesel be Unbefangenheit. << (246). Urn so weniger kann Glagau natiirlich Kein Husung gefallen. Wir zitieren im Folgenden Gla• gau mit der Seitenzahl in Klammern. Ein Teilabdruck des Buches erschien unter dem Titel: Fritz Reuter und der moderne Roman. In: Europa Nr. 49, Jg. 1865, S. 1553-1560. 35 Reuter schreibt in einem Brief im Jahre 1864 an einen Freund: >>Ich habe dieses Buch einmal mit meinem Herzblut im Interesse der leidenden Menschheit geschrieben; ich halte es fiir mein bestes. << Zitiert nach: Franz Mehring: Kein Hiisung, in: Franz Mehring Gesammelte Schriften, herausgeg. von Prof. Dr. Thomas Hohle, Dr. Hans Koch, Prof. Dr. Josef Schleifstein Band 11, Berlin 1961, S. 89-92; Zitat S. 91. Es handelt sich hier urn eine Theaterkritik Mehrings in der Zeitschrift Die Volksbuhne, 3. Jg. (1894/95), Heft 6, S. 3-7 anlaR!ich der Wiederauffiihrung des weiter unten noch zu besprechenden >> Volksschauspiels<< Kein Husung von Hermann Jahnke und William Schirmer. 36 Unter der DberschriftFreie Volksbuhne berichtet der Vorwiirts von der Wiederauffiihrung des Volksschauspiels Kein Husung im Nationaltheater. In: Erste Beilage zum »Vorwarts. Berliner Volksblatt. Zentralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands.« 12. Jg. (Dienstag, den 22. Januar 1895), Nr. 18, o.S. Wir zitieren im Folgenden diesen mit Br. gezeichneten Arti• kel. 3 7 Ein anonymer Rezensent spricht anlaR!ich dieser Amputation von>> Bedenken politischer Art<<, die Jahnke nun seinerseits gegen diese Bearbeitung seiner Biihnenfassung geauRert habe. Der Anonymus nennt die Auffiihrung >>die beste, die his jetzt die >Volksbiihne< erlebt.<< Fiir ihn als entschiedenen Naturalisten ist Jahnkes SchluR nichts als ein >>riihrselig-patriotischer vierter Akt<<. Anonym: Von neuer Kunst. >> Kein Hiisung<< auf der Freien Volksbiihne. In: Freie Biihne II. Jg. (1891), S. 529-530. 38 Die Miinchner Naturalisten allerdings vertreten in ihrer von personlichen Ressentiments nicht freien Kritik an Hauptmann zum Teil erstaunlich konventionelle Ansichten, die das oben Ge• sagte nur mit Einschriinkungen gelten lassen. Man vergleiche etwa die scharfe Kritik Karl Bleibtreus gerade am SchluR von Vor Sonnenaufgang. Karl Bleibtreu: Das Realistische Drama und die Freie Biihne. In: Unsere Zeit, Jg. 1889/2, S. 544-551. 39 Reuters eigener SchluR ist interessanterweise durchaus nicht so dissonant wie derjenige der schlieR!ich gespielten Fassung. Denn bei Reuter gibt es eine versohnliche Zukunftsperspektive, allerdings nur fiir den Sohn des Knechts, fiir das Landproletariat. In Verschriinkung von Ame• rika-Motiv (Freiheit), Kind-Motiv (Zukunft) und Bekraftigung des »Fri soli hei sin! Fri soli hei sin!<< durch das Echo der Natur schlieRt die Erzahlung gegen die Interessen der mecklenburgi• schen Junker, denen verstandlicherweise an solcher Freiheit und solcher Zukunft ihrer Land• arbeiter nichts lag. Vgl. Fritz Reuter: Samtliche Werke Neue Volksausgabe in acht Banden, Zweite Auflage, sechster Band, Wismar 1902, S. 361 f. 40 Hermann Conradi: Das Marchen, S. 44. 41 Wir beziehen uns hier auf die Untersuchung von GeorgFUlberth: Proletarische Partei und biir• gerliche Literatur Auseinandersetzungen in der deutschen Sozialdemokratie der II. Internatio• nale iiber Moglichkeiten und Grenzen einer sozialistischen Literaturpolitik, Neuwied und Ber• lin 1972, bes. S. 84-105. 42 Vgl. dazu Eugen Wolffs Zehn Thesen [E: Deutsche Universitatszeitung, Nr. 1, Jg. I (1888)], wiederabgedruckt bei Erich Ruprecht (Hrsg.): Literarische Manifeste, S. 141 iiber den Dichter als Propheten der Zukunft. Ahnlich argumentiert Wilhelm Bolsche angesichts von Zolas L 'As• sommoir oder Hauptmanns Stiick Die Weber. Durch die neue, realistische Technik miisse man Iemen, den SchluR dialektisch zu sehen, was angesichts der objektiven Schwierigkeit »der wirklichen sozialen Zukunftslosung<< auch fiir den Dichter von Vorteil sei: >>Mit ihr steckt schon in der dunklen Kehrseite das Ideal geniigend deutlich, urn im Horer die Losung gleich• sam selbsttatig, durch eine Art intuitiver Reaktion entstehen zu lassen. Bei dem Wagnis, heute 282 Anmerkungen

schon ein konkretes Bild von der wirklichen sozialen Zukunftslosung zu geben, fallt der Vorteil der Methode hier unbedingt dem Dichter zu.<< Zitiert nach G. Fiilberth: Proletarische Partei, s. 70. 43 Noch entschiedener Eduard Bernstein: Etwas Erzahlungsliteratur, in: Die Neue Zeit 11/2 (1893 ), S. 260-2 70, zu den N ovellen von Anna Croissant-Rust: »Da wird nicht gepredigt [... ] da wird nur gezeigt: sieh hier-ecco homo-und ziehe selbst die Moral. Und ein trauriger Leser, der die Moral nicht versteht.<< Ebd. S. 268. 44 Rainer Bachmann: Theodor Fontane und die deutschen Naturalisten. Vergleichende Studien zur Zeit- und Kunstkritik, phil. Diss. Miinchen 1968; besonders die Seiten 142, 145, 174. 45 Julian Schmidt: Friedrich Spielhagen, in: Westermann's Jahrbuch der Illustrirten Deutschen Monatshefte, 29. Bd. (1871), S. 422-449, besonders S. 436 f. 46 Conrad Alberti: Theodor Fontane, Ein Festblatt zu seinem siebzigsten Geburtstag (29. De• zember 1889). In: Die Gesellschaft, 5. Jg.!IV (1889), S. 1753-1760. Vgl. Fontanes Brief an Moritz Necker vom 9. April1894: >>Das Beste, was vielleicht sonderbar klingt, war von Con• rad Alberti.« Gotthard Erler (Hrsg.): Fontanes Briefe in zwei Band en, zweiter Band, Berlin und Weimar 1968, S. 333. 47 Paul Schlenther: Literarische Rundschau, in: Deutsche Rundschau, Bd. 51, Jg. 13 (1887), S. 149-155; Zitat S. 150. Michael Kaiser beriicksichtigt in seiner literatursoziologischen Un• tersuchung die tatsachliche Rezeption des Romans nicht, wenn er von der »bedriickende[n] Ratlosigkeit<< am SchluB des Martin Salander spricht. Michael Kaiser: Literatursoziologische Studien zu Gottfried Keller, Bonn 1965, S. 44. 48 Brief vom 30. Januar 1882. Zitiert nach: Klaus]eziorkowski (Hrsg.): Dichter iiber ihre Dich• tungen, Gottfried Keller, Miinchen 1969, S. 501. Hier ist auch die komplexe Problematik des fiir die Buchausgabe geplanten Schlusses dokumentiert. 49 Franz Servaes: Paul Heyse und die junge Schule (bei Gelegenheit des Romans »Merlin<<). In: Freie Biihne, Jg. III (1892), S. 736-741; beide Zitate S. 741. Vgl. darnit das konservative Pro• gramm bei den Briidem Hart: Friedrich Spielhagen, S. 46: »so soli auch der Erzahler nicht die sociale oder sonst eine Frage zu losen versuchen [... ] sondern er soli erzahlen. « 50 Karl Kirchner: Erzahlende Dichtungen im Anschlusse an den Deutsch-Franzosischen Krieg 1870/71. Literatur-historische Skizze. In: Unsere Zeit, Neue Folge 13/2 (1877), S. 600. 51 Eugen Sierke: Henrik Ibsen und der Realism us auf der Biihne. In: Unsere Zeit, Neue Folge, Jg. 1887/2, S. 185-204; Zitat S. 203. 52 Julius Hart: Neue Romane, in: Freie Biihne, Jg. IV. (1893), S. 592-595; Zitat S. 593 f. 53 Franz Mehring: Robert Schweichel. In: Die Neue Zeit, Jg. 6/2 (1888), S. 49-54; die Berner• kung iiber Spielhagen S. 50. 54 Franz Mehring: Der heutige Naturalismus. [E: Die Volksbiihne, Heft 3, 1. Jg. 1892/93, S. 9-12]. Zitiert nach: Franz Mehring: Aufsatze, S. 131-133; Zitat S. 132. 55 Franz Mehring: Kunst und Proletariat. [E: Die Neue Zeit, 15. Jg. (1896/97) Erster Band, S. 129-133]. Zitiert nach: F. Mehring: Aufsatze, S. 135. 56 Franz Mehring: Naturalismus und Neuromantik. [E: Die Neue Zeit, 26. Jg. (1907 /08) Zweiter Band, S. 961-963]. Zitiert nach: F. Mehring: Aufsatze, S. 229. Der fiir den sozialistischen Rea• lismus entscheidende Text ist nach wie vor das von Georg Lukacs 1956 auf dem IV. deutschen Schriftsteller-KongreB gehaltene Referat mit dem Thema: Das Problem der Perspektive, in dem Lukacs die Dberlegenheit des sozialistischen Realism us iiber den »nur<< kritischen Realis• m us »in der Frage der Perspektive« sieht. Dort auch interessante Ausfiihrungen iiber den Un• terschied zwischen einem » banalen, verniedlichenden happy-end-Optimismus« und »eine[ r] relativ bescheidene[ n] unmittelbare[ n] Perspektive<<. Zitiert nach: Georg Lukacs: Schriften zur Literatursoziologie (= Georg Lukacs Werkauswahl Band 1, ausgewahlt und eingeleitet von Pe• ter Lutz), Neuwied und Spandau 19683, S. 254-260. Die Zitate ebd. S. 254, S. 258 und S. 256. Zu Mehrings Stellung gegeniiber den Naturalisten vgl. jetzt auch Herbert Scherer: Biir• gerlich-oppositionelle Literaten und sozialdemokratische Arbeiterbewegung nach 1890 Die •Friedrichshagener< und ihr EinfluB auf die sozialdemokratische Kulturpolitik, Stuttgart 1974, bes. S. 105 ff. Anmerkungen 283

57 Paul Ernst: Ibsen und Bjornson, in: Die Neue Zeit, Jg. 7 (1889), S. 128-138;, aile Zitate S. 129. Vgl. dazu die u.E. differenziertere Sicht der Dinge bei L. Berg: Der Naturalism us, S. 99: >>In dem Leben des modernen Menschen gibt es der Fragezeichen mehr; es gibt Existenzen (ei• nige der beriihmtesten, interessantesten und deshalb auch fragwiirdigsten Kiinstler gehoren hierher), die aus Iauter Fragezeichen bestehen.« und S. 34: »Versteht man nun vielleicht das Fragezeichen, das am Ende von so vielen modernen Dichtungen steht? 1st es nicht, als siihen sich die Dichter selber fragend urn in dieser neuen, kaum noch erkannten Welt?<< 58 Gustav Freytag: Willibald Alexis, [E: Grenzboten 1854], zitiert nach: Gustav Freytag: Auf• siitze zur Geschichte, Literatur und Kunst(= Ges. Werke Bd. 16), Leipzig 19113, S. 188 f. 59 So J.[ ulius] R. [odenberg ]: Ein Neuer Schriftsteller. Ehre. Roman von Ossip Schubin, in: Deut• sche Rundschau, Bd. 34, 9.Jg. (1883), S. 316-318; ebd. S. 318. 60 Zur spiiteren Entwicklung der Gebriider Hart und ihres Kreises vgl. den informativen Aufsatz von Ernst Ribbat: Propheten der Unmirtelbarkeit. Bemerkungen zu Heinrich und Julius Hart, in: Wissenschaft als Dialog. Studien zur Literatur und Kunst der Jahrhundertwende, herausge• geben von Renate von Heydebrand und Klaus Giinther Just, Stuttgart 1969, S. 459-487. 61 Wilhelm Dilthey: Die drei Epochen der niodernen Asthetik und ihre heutige Aufgabe [E: Deut• sche Rundschau, Bd. 72, 18 Jg. (1892), S. 200-236.]; zitiert nach: Wilhelm Dilthey: Gesam• melte Schriften, Bd. VI, Stuttgart 19624, S. 242-287; ebd. S. 286 f. 62 Wilhelm Bolsche: Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie. Prolegomena einer rea• listischen Asthetik, Leipzig 1887. Die Seitenzahlen im Folgenden in Klammern. Die neue, ver• sohnliche Darstellung sozialer Konflikte durch den »deutschen Zola<< Max Kretzer liigt sich an seinem Roman Die Buchhalterin, Dresden und Leipzig o.J. [1894] studieren. Er spielt 1892 in Berlin. Alex Topfer, Fabrikbesitzer, stellt eine neue Buchhalterin, F rl. Lucie von [ !] Werner .ein, die von monatlichen 90 Mark ihren Bruder Walter, der Offizier ist, unterstiitzt. Es entwickelt sich a) eine Liebesgeschichte mit Heirat zwischen dem Fabrikbesitzer und der tiichtigen Buch• halterin und b) die Aufdeckung von Borsenspekulationen des Vaters von Topfer mit dem Vater von Lucie wiihrend der Griinderzeit, wobei der Adelige betrogen und zu Grunde gerichtet wurde. Alex Topfer erkliirt sich bereit, das Geld samt Zinsen umgehend zuriickzuzahlen und so wird- trotz der finanziell neuen Situation- die Losung der sozialen Frage per Heirat per• fekt. Interessant ist die Besprechung, die Gustav Freytag der Traumdichtung Hannele von Gerhart Hauptmann widmet: , Mehrere seiner Stiicke endigen ohne rechten Schlug der Hand• lung, mit einem Fragezeichen, wie es die grogen sozialen Fragen in der Wirklichkeit uns allen stellen. << - heigt es dort noch tadelnd, aber mit seinem letzten Stiick sei er neue Wege gegangen und man sei berechtigt, »Gutes von ihm zu hoffen.<< Gustav Freytag: Hannele. In: Deutsche Revue XIX/2 (1894), S. 124-129; Zitat S. 128. 63 Theodor W. Adorno: Minima Moralia Reflexionen aus dem beschiidigten Leben, Frankfurt am Main 1969, S. 24. 64 Theodor W. Adorno: Asthetische Theorie, Frankfurt am Main 1970 (= Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften, Band 7, herausgegeben von Gretel Adorno und Rolf Tiedemann), S. 10. Das folg. Zitat ebd. S. 21. 65 Th. W. Adorno: Asthetische Theorie, S. 26. 66 Ludolf Wienbarg: Asthetische Feldziige, Berlin und Weimar 1964. Erstveroffentlichung unter dem Titei:Aesthetische Feldziige. Dem jungen Deutschland gewidmet von L. Wienbarg, Ham• burg, bei Hoffmann und Campe. 1834. Zitat S. 111. Wienbargs Begriff des »analytischen Ge• sellschaftsromans<<, den er dem Begriff des »poetischen Romans<< gegeniiberstellt, wird auf dem Hirttergrund des obigen Zitats an seinem historischen Ort deutlich: »Auf der anderen Seite tritt auch der Versuch hervor, das wirkliche Leben in Roman und Novelle darzustellen [... ] jene analytischen Gesellschaftsromane werden den Hauptzweig der Literatur ausmachen [... ] W elche Rolle die Poesie in diesen kiihnen, unbarmherzigen Sitten- und Charakterschilde• rungen unserer Zeitgenossen spielen mug, ist bereits von uns angedeutet worden. Der echt poe• tische Roman wartet auf das echt poetische Leben«. Ebd. S. 213 f. Kursiv von uns. LITERATURVERZEICHNIS

Das Literaturverzeichnis nennt, mit wenigen Ausnahmen, ausschlie/Slich Titel, die in der Arbeit zitiert werden. Bei den Quellen wurden die Anonyma in der Reihenfolge des Erscheinungsjahres, bei den mit mehreren Titeln vertretenen Autoren wurden die Titel ebenfalls nach (Erst-)Veri:iffentlichung, bzw. dem Erscheinungsjahr der benutzten Aus• gabe angefiihrt. Entschliisselte Anonyma stehen unter dem Verfassernamen. Hervorhebungen sind- sofern nichts anderes vermerkt- a us dem Original iibernom• men. Forschungsliteratur wurde bis 1975 -in Einzelfallen bis 1976- einbezogen. Abschlu/S der Arbeit im Herbst 1976.

I. Quellen

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Auerbach, Berthold 24, 30, 53, 60, 74, 82f., Dahn, Felix 72, 132, 241 93, 97, 100£., 105, 123, 125, 131£., 143f., Dickens, Charles 139f., 148-151, 153, 156, 148, 161-175, 176, 185,211,243,250, 180 262f., 265ff., 268, 276 Dieckhoff, Bernhard 245 Auerbach, Erich 264 Dilthey, Wilhelm 65f., 217, 238f. Adorno, Theodor W. 217f., 235 Dornacher, Klaus 242 Alberti, Conrad 208, 214f., 217 Dumas fils, Alexandre 189 Alexis, Willibald 122f., 223 Dursch, G. M. 60-62, 236f. Anzengruber, Ludwig 206, 278 Eckardt, Julius 56-59, 234£., 241 Edler, Erich 228 Bachmann, Rainer 215 Eggert, Hartmut 257 Bahnsen, Julius 67, 69, 70, 72f., 241 Eichholz, Ehrenfried 178, 194 Balzac, Honore de 142, 261 Eliot, George 142£., 187f. Bauer, Erwin 277 Enders, Horst 85 f., 24 7 Berg, Leo 207, 283 Engels, Friedrich 37, 40 Berger, Peter L. 235 Ernst II., Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha Bernays, Michael 267 126£., 257 Bernstein, Eduard 282 Ernst, Paul 204, 216, 277£. Beyer, Carl 97f. Bidermann, Detlev Freiherr von 249 Fechner, Gustav Theodor 62-66, 155, 237 Birch-Pfeiffer, Charlotte 168f., 211, 266, 268 Feuerbach, Ludwig 34, 178 f. Bismarck, Otto von 174, 196,200,212 ' Fichte, Immanuel Hermann 235 Fischer, Fritz 264 f. Bleibtreu, Carl 208 f., 279 f., 281 Fontane, Theodor 22, 49, 83 f., 87, 129-131, Blumenthal, Oskar 280 192,210,222,242,258,261,270,282 Bohme, Helmut 193 Luise von 124 Bolsche, Wilhelm 175, 215, 217, 281£. Frenzel, Karl 90, 191, 197-199, 206£., 253, Bolin, Wilhelm 274 275£., 278 Born, Karl Erich 239 Freytag, Gustav 21, 46, 95, 97, 105, Brahm, Otto 193, 210 117-134, 135-139, 141, 174, 176,202, Brinkmann, Richard 158, 264 217, 256£., 258, 260, 263, 283 Bucher, Max 220, 251 Friedlander, Ludwig 79 Buchwald, Otto 279 Fritsche, Emil 202 Buchner, Georg 144 Fuster, Charles 208 Burckhardt, Jakob 239 Gast, Wolfgang 223 Carriere, Moritz 157, 233 f., 179, 245, 279 Giseke, Robert 71, 104, 132£., 165 Comte, Auguste 1 Glagau, Otto, 80, 211£., 280f. Conrad, Michael Georg 209, 215, 280 Goethe, Johann Wolfgang von 24, 42, 47, Conradi, Hermann 214 55, 59, 131£., 136, 138£., 178f., 185f. Cristaller, E. G. 208 Gotthelf, Jeremias 110, 143 306 Personenregister

Gotschall, Rudolf 85, 89-94, 114, 197, 202, Kaiser, Michael 282 225, 246ff., 259, 266, 279 Keiter, Heinrich 95-97, 249 Griese, Friedrich 280 Keller, Gottfried 14, 24, 49, 60, 95, 133, Grimm, Hermann 140 151, 157, 215, 232, 259, 268f., 282 Groth, Ernst 278 Kienzle, Michael 126, 129, 258 Gutzkow, Karl 22, 59, 71, 74, 90-93, Kinder, Hermann 5, 38, 40, 56, 117f., 161, 100-116, 132, 136, 138, 181f., 185f., 163, 172f., 225, 230f., 266 190, 194f., 200, 251f., 259 Kirchmann, Julius H. von 237f. Kleinpaul, Ernst 246 Habermas, Jiirgen 238 Koenig, Robert 276 Hacklander, Friedrich Wilhelm 152 Kohlschmidt, Werner 250ff. Haeusser, Ludwig 196 Koopmann, Helmut 205 Hagen, Karl 168 KrauB, Ludwig 245 f. Hahl, Werner 5, 46, 56, 100, 118, 146f., Kretzer, Max 283 149, 163, 181, 221, 231, 250, 263, 265, Kreyssig, Friedrich 95, 242, 249 269,271 Kiihn, Lothar 223 Hahn, Peter 4, 221 Kumpmann, Walter 263 Hart, Heinrich u. Julius 175, 193, 205, 215-217, 277, 282f. Lange, Otto 87 Hartmann, Eduard von 67-77, 78, 79, 209, Lassalle, Ferdinand 167, 196-198 238, 239ff. Laube, Heinrich 210 Hartwig, Helmut 226 Leixner, Otto von 234, 249 Hasubek, Peter 100f., 108, 250, 252 Lemcke, Karl 235 Hauke, Petra Sybille 220 Lewald, Fanny 143, 189, 261 Hauptmann, Gerhart 124f. Lienhard, Friedrich 217, 278f. Hebbel, Friedrich 58, 211 Lindau, Paul 81, 82, 202f., 206, 243, 268, Hegel, Georg Friedrich Wilhelm 2, 4-25, 277f. 28 f., 39, 40, 41, 43 f., 45, 54, 68, 87, 91, Littmann, Berthold 278 96, 146-149, 153, 154, 166, 218, 222, Lowenthal, Leo 177, 240, 259 223 Lowith, Karl239 Hellmann, Winfried 177, 180f., 269f. Lorm, Hieronymus 78 Helmholtz, Hermann von 62, 23 7 Ludwig, Otto 21, 65, 122, 124, 145, Hemsen, W. 169f. 146-160, 176, 262f., 264 Henrich, Dieter 221 Liibbe, Hermann 274 Herwegh, Georg 27, 29, 30 Lukacs, Georg 4, 19, 30, 42, 231, 282 Heyse, Paul 90, 95, 215 Hillebrand, Bruno 219 Mahly, Jakob 249 Himmel, Hellmuth 2 70 Marggraff, Hermann 132f., 259, 271 Hock, Erich 242 Marlin, Eugenie 223, 246, 264, 268 Holtei, Karl von 133 Martini, Fritz 13, 85, 221, 244, 263 Honegger, J. J. 80 Marx,Karl26,29,34-40, 229 Hugo, Victor 93 Mayer, Gustav 56 Humboldt, Wilhelm von 180f., 183, 184f., Mcinnes, Edward 225 187 McLellan, David 230 Mehring, Franz 216 Ibsen, Henrik 83, 210 Menzel, Wolfgang 28 Immermann, Karl 13 6 Metscher, Thomas W. H. 4, 222 MeiBner, Alfred 93, 142 Jacobs, Jiirgen 224 Meyer, Richard M. 171 Jager, Georg 244 Meyr, Melchior 60f., 106, 236 178, 186, 189 Miller, Norbert 228 Jung, Alexander 115 f. Minckwitz, Johannes 245 Jungmann, Joseph 237, 239 Morike, Eduard 26-28 Personenregister 307

Morgenstern, Karl 18 Schopenhauer, Arthur 49, 67, 68, 69, 70, Morsier, Eduard de 190 239f. Miigge, Theodor 141 Schroder, Rolf 223 Miiller, Joachim 4, 224 Schulze-Delitzsch, Hermann 167, 197, 272 Miiller, Klaus-Detlef 221 Scott, Walter 138, 150f., 156, 159, 185, 188 Miiller, Norbert 279 Sengle, Friedrich 2, 56, 85, 117, 150££., 223, Miiller-Seidel, Walter 258 224,226,251 Muncker, Franz 204 Servaes, Franz 215 Sierke, Eugen 215 Nathusius, Marie 236 Sigismund, B. 267 f. Necker, Moritz 243 Simmel, Georg 1 Nietzsche, Friedrich 67, 70, 207 Sold, J. M. 245 Solger, Karl Wilhelm Ferdinand 44, 231 Oelmiiller, Willi 40, 49, 231 Sommer, Wilhelm 245 Ohl, Hubert 4, 221 Spielhagen, Friedrich 21, 22, 53, 59, 74, 90, 92f., 95, 97, 98, 125, 170, 174, 176-204, Passow, W. A. 163 205, 215, 222, 234, 267, 269ff., 272f., Pietsch, Ludwig 78 274ff. Poppenberg, Felix 280 Stang, Richard 229 Preisendanz, Wolfgang 4, 146, 170 Stahr, Adolf 27 Prutz, Robert 79, 93, 109£., 133, 171, 194£., Steinecke, Hartmut 2, 3, 110, 117, 171, 250, 211, 259, 267, 271 253,255,257,258,267 Steinmetz, Horst 159f. Raabe, Wilhelm 4, 49 Stifter, Adelbert 18, 90 Rebing, Giinter 177, 179, 180£., 187, 269ff., Stirner, Max 28, 35, 36, 38, 39, 229 272 Steub, Ludwig 104f. Reuschel, Karl 264 Straug, David Friedrich 1, 36, 42 Reuter, Fritz 211-214, 271, 272ff., 280f. Strodtmann, Adolf 184, 193 Ribbat, Ernst 283 Sue, Eugene 27, 28, 30, 31 f., 34-40, 45, 48, Riehl, Wilhelm Heinrich 31, 132, 137, 154, 142, 150, 168, 261 253 Rodenberg, Julius 276 Taillandier, Saint-Rene 112 Roder, Gerda 220, 223 Talgeri, Pramod 146f., 152, 158 Rogier, Constantin 260 Thackeray, William Makepeace 134£., 138, Rohrmoser, Giinter 222 179, 180, 189 Rosenkranz, Karl 24, 28, 41, 113f., 143, 224 Treitschke, Heinrich von 26, 50, 119, 146, Rothe, Friedrich 220, 280 265 Ruge, Arnold 2 7 Turgenjew, Iwan 67, 75, 77, 78-84, 140f., 172,242£. Sand, George 32, 261 Schanze, Helmut 280 Ulrich, Paul 127 Schaubach, F. 228 Schenda, Rudolf 228 Vischer, Friedrich Theodor 22, 26-50, 56, Scherer, Wilhelm 97 89, 90££., 148f., 151, 153, 171, 174, Schiller, Friedrich 5, 163, 166, 222 189f., 226f., 230, 232, 245 Schlenther, Paul 215 Schlieben, Erwin 249 Weigand, Wilhelm 242 Schmidt, Julian 46, 81, 82, 84, 104, Weitbrecht, G. 266 109-111, 117-119, 134-145, 152, 178, Welten, Oskar 279 184, 194, 199-202, 215, 218, 240, 242£., Wehler, Hans-Ulrich 233 253, 256, 260f., 262£., 264f., 272, 276 Wetzel, Heinz 265 Schmidt, Orto Ernst 210 Widhammer, Helmuth 5, 40, 42, 56, 117f., Schmidt-Weigenfels, Eduard 254 159, 181, 225 ff., 230, 255, 265 308 Personenregister

Wiehl, Reiner 222 Worthmann, Joachim 230, 273 f. Wienbarg, Ludolf 101, 218, 283 Wiese, Benno von 233 Zabel, Eugen 193 Wille, Bruno 17 5 Zeising, Adolf 235 Wittmann, Reinhard 220 Zimmermann, Robert 234 Wolandt, Gerd 4 Zimmermann, Wilhelm 33 ff., 40 Wolff, Eugen 281 Zola, Emile 268f., 273, 278