GEMEINDE GRETTSTADT, ORTSTEIL OBEREUERHEIM | „SANDWEG II“
Bebauungsplan mit integriertem Grünordnungsplan
Landkreis Schweinfurt
Begründung zum Entwurf vom 12.02.2020 Gemeinde Grettstadt, Ortsteil Obereuerheim Bebauungsplan mit integriertem GOP „Sandweg II“ | Begründung, Entwurf
AUFTRAGGEBER Gemeinde Grettstadt Hauptstraße 1 97508 Grettstadt
Entwurf: 12.02.2020
ENTWURFSVERFASSER
Steigweg 24 D- 97318 Kitzingen Tel. 09321-26800-50 www.arc-gruen.de [email protected]
BEARBEITUNG Gudrun Rentsch Landschaftsarchitektin bdla, Stadtplanerin
Kerstin Martin Dipl. Ing. (FH) Landespflege
Anja Hein M.Sc. Angewandte Humangeographie
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INHALT
1 Anlass und Ziel für die Aufstellung des Bebau- ungsplans 5 2 Planungsrechtliche Voraussetzungen 13 2.1 Rechtliche Grundlagen 13 2.2 Übergeordnete Planungsvorgaben 15 2.3 Flächennutzungsplan 19 3 Lage, Größe und Beschaffenheit des Plangebiets und angrenzende Nutzungen 20 4 Inhalte der Planung und planungsrechtliche Festsetzungen 22 4.1 Städtebauliches Konzept 22 4.2 Art der baulichen Nutzung 24 4.3 Maß der baulichen Nutzung 24 4.4 Bauweise und überbaubare Grundstücksflächen 25 4.5 Zahl der Wohnungen 27 4.6 Erschließung, Verkehrsflächen 28 4.7 Ver- und Entsorgung, Umgang mit Nieder- schlagswasser 30 4.8 Technischer Umweltschutz, Immissionsschutz 32 4.9 Grünordnerische Festsetzungen und Maßnahmen 34 4.10 Artenschutzrechtliche Belange 35 4.11 Gestaltungsfestsetzungen nach Art. 81 Abs. 1 Nr. 1 BayBO 36 5 Belange des Umweltschutzes, des Naturschutzes und der Landschafts-pflege 40 5.1 Tiere und Pflanzen, biologische Vielfalt, Natura 2000 40 5.2 Fläche, Boden, Wasser, Luft und Klima 43 5.3 Landschafts- und Ortsbild 46 5.4 Mensch, Gesundheit, Bevölkerung 47 5.5 Schutzgut Kultur- und Sachgüter 48
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5.6 Wechselwirkungen 49 5.7 Auswirkungen aufgrund der Anfälligkeit für schwere Unfälle und Katastrophen 49 6 Flächenbilanz 50 7 Hinweise zum Aufstellungsverfahren 51 8 Daten- und Rechtsgrundlagen 53 Abbildungsverzeichnis 56 Tabellenverzeichnis 56 Anhang 57
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1 ANLASS UND ZIEL FÜR DIE AUFSTELLUNG DES BEBAUUNGSPLANS
Anlass der Aufstellung des Bebauungsplans „Sandweg II“ im Ortsteil Obereuerheim ist die Absicht der Gemeinde Grett- stadt, die Grundstücke innerhalb des Geltungsbereichs einer Wohnbebauung zuzuführen. Der Geltungsbereich des Bebau- ungsplans mit einer Fläche von ca. 2,94 ha umfasst jeweils Teilflächen der Grundstücke mit den Fl.Nrn. 286, 287, 167, 468, 477, 478, 479 und 480. Mit zwei Bauzeilen aus ca. 13 Bauplätzen werden die bereits vollständig bebauten Wohnge- biete „Sandweg“ und „Hinterm Schloss“ am östlichen Ortsrand nördlich und südlich des Sandweges auf im wirksamen Flä- chennutzungsplan größtenteils bereits dargestellten Wohn- bauflächen maßvoll erweitert und der Siedlungsbereich nach Osten abgerundet. Die Erschließung soll vom Sandweg erfol- gen. Mit der beabsichtigen Begrenzung der geplanten Wohnbau- flächen im Norden können immissionsschutzrechtliche Pla- nungshindernisse aufgrund der von der nördlich der Ortslage verlaufenden Bundesautobahn A 71 ausgehenden Lärmemis- sionen weitgehend ausgeräumt und Erschwernisse aufgrund druck- und mengenmäßig nicht ausreichender Wasserver- sorgung in diesem Bebauungsplanverfahren vermieden wer- den; sie wären in den nördlichen Teilflächen der Fl.Nr. 287 planungsrelevant. Ferner können alte Obstbaumbestände, die als Habitate für Brutvögel und Fledermäuse dienen teilweise erhalten werden. Mit dem Bebauungsplan werden folgende Zielsetzungen der Gemeinde Grettstadt umgesetzt: • organische Ortsentwicklung • Schaffung neuer Angebote an Wohnbauland insbesondere für Familien im Ortsteil Obereuerheim • Ausbildung eines definierten Ortsrandes mit einer ange- messenen Eingrünung Mit der Aufstellung des Bebauungsplans werden die planungs- rechtlichen Voraussetzungen für die Schaffung von neuem Bauland in integrierter Lage geschaffen, wodurch insbeson- dere der Nachfrage der örtlichen Bevölkerung nach Baugrund- stücken Rechnung getragen werden kann. Die Bebauung soll sich dabei weitestgehend am umliegenden Bestand orientieren und sich harmonisch in das Ortsbild ein- fügen.
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Bedarfsbegründung
Zur Bedarfsbegründung Strukturdaten wurden folgende Quellen herangezogen: Die vom Bayerischen Landesamt für Statistik veröffentlichte • Landesentwicklungs- Bevölkerungsprognose für den Landkreis Schweinfurt erwar- programm Bayern 2018 tet bis zum Jahr 2037 gegenüber dem Jahr 2017 mit einer • Regionalplan der Regi- Bevölkerungsabnahme von max. ca. 2 % eine stabile Bevöl- on Main-Rhön kerungsentwicklung („stabil“ entspricht einer Veränderung • Bayernatlas plus • Flächennutzungsplan zwischen -2,5 % und +2,5 %). Dementsprechend soll laut der Gemeinde Grett- Prognose auch die Bevölkerungszahl in der Gemeinde Grett- stadt stadt zukünftig abnehmen (um max. ca. 3 % bis zum Jahr • BayLfSt 2018 a-d 2031 gegenüber 2017). Entgegen dieser Prognose stellt sich • BayLfSt 2019 a-d die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung in Grettstadt in den • Ministerium für Wirt- schaft, Arbeit und Woh- vergangenen Jahren jedoch relativ stabil dar. Ausgehend vom nungsbau Baden-Würt- Jahr 2008 erhöhte sich die Bevölkerungszahl bis Ende 2017 temberg (2017) um ca. 100 Einwohner auf 4.282 Einwohner (entspricht ca. • Einwohnermeldedaten +2,3%). Es ist somit eine stabile Bevölkerungsentwicklung zu Gemeinde Grettstadt verzeichnen, was auch durch die Einwohnermeldedaten der 2008-2019 • FolgekostenSchätzer Gemeinde bestätigt wird. des StMUV Die durchschnittliche Größe der Privathaushalte hat sich in der Gemeinde Grettstadt wie auch auf Ebene des Landkreises, des Regierungsbezirks und des Bundeslands in den vergange- nen Jahrzehnten verringert, ist aufgrund der Lage im ländli- Entwicklung der durchschnittlichen Per- chen Raum jedoch noch vergleichsweise hoch. Die Anzahl der sonenanzahl/Privathaushalt im Vergleich Einpersonenhaushalte hat sich dabei in Grettstadt in diesem (Basis: Zensus 1987, 2011): Zeitraum nahezu verdoppelt (+93 %) (Bayern: +42 %, Unter- 1987 2011 franken: +50 %, Landkreis Schweinfurt: +88 %). Aus diesen Grettstadt 2,79 2,46 Entwicklungen ergibt sich ein deutlich zunehmender Bedarf an Wohnraum. Landkreis 2,82 2,37 Schweinfurt Hinsichtlich der Altersstruktur der Bevölkerung ist die Gemeinde Unterfranken 2,56 2,24 Grettstadt - entsprechend der allgemeinen demographischen Bayern 2,41 2,18 Entwicklung - von einem zunehmenden Durchschnittsalter der Bevölkerung, abnehmenden Anteilen der jüngeren Bevölke- rungs- und demgegenüber einer Zunahme der älteren Bevöl- Vergleich der Entwicklung des Durch- kerungsgruppen betroffen. Jedoch ist die Bevölkerung in der schnittsalters in Jahren: Gemeinde im Vergleich zu übergeordneten Ebenen nicht so stark von einer Überalterung betroffen (was bspw. auch durch 2008 2017 2037* die Indikatoren des Jugend- und des Altenquotienten wider- Grettstadt 41,4 43,1 (44,5) gespiegelt wird). In Grettstadt wohnen somit vergleichsweise Landkreis 42,8 44,8 47,4 Schweinfurt mehr jüngere Einwohner und Familien. Unterfranken 42,8 44,7 47,5 Die Gemeinde Grettstadt besitzt keine zentralörtliche Funk- tion und befindet sich gemäß Landesentwicklungsprogramm Bayern 42,4 43,7 46 Bayern innerhalb der Gebietskategorie des allgemeinen länd- * für die Gemeinde Grettstadt liegt nur die lichen Raums mit besonderem Handlungsbedarf (Kreisregion). Prognose für 2031 vor
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Erreichbarkeit des nächstgelegenen Die nächstgelegenen Grund-, Mittel- und Oberzentren befin- Grund- (GZ), Mittel- (MZ) und Oberzent- den sich alle in unmittelbarer Umgehung zu Grettstadt bzw. rums (OZ): dem Ortsteil Obereuerheim. Ort zentral- Entfernung Neben der sehr guten Verkehrsanbindung von Obereuerheim örtliche zu Grettstadt Funktion / Obereuer- mit dem PKW über die St 2277 und die A 70 besteht außer- heim dem mehrmals täglich eine Anbindung über den öffentlichen Gochsheim GZ 5 km / 8 km Personennahverkehr nach Donnersdorf, Grettstadt und nach Gerolzhofen MZ 12 km / Schweinfurt. In Schweinfurt besteht zudem Anbindung an das 14 km Schienennetz der Deutschen Bahn. Der Anschluss an den Fern- Schweinfurt OZ 12 km / verkehr besteht von hier u. a. über die Bahnhöfe Würzburg 15 km und Bamberg. Die Versorgungseinrichtungen des Ortsteils Obereuerheim (Kindergarten, Kirche, ...) sind von dem geplanten Baugebiet aus fußläufig erreichbar. Vorhandene bzw. geplante Einrich- tungen zur Kinderbetreuung (Neubau Kindergarten für Ober- und Untereuerheim) sind auch hinsichtlich der geplanten Neuausweisung von Wohnbauflächen ausreichend aufnah- mefähig. Insbesondere für Familien mit Kindern stellt die ver- kehrsberuhigte, ortsnahe Lage einen besonderen Wohnwert dar. Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf sind in der Gemeinde im Ortsteil Grettstadt vorhanden. Entwicklung der sozialversicherungspflich- tig beschäftigten Arbeitnehmer: Die wirtschaftliche Entwicklungsdynamik der Gemeinde, des Landkreises und der Region wird u. a. anhand der Entwicklung 2012-2017 der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer Grettstadt +8,3 % dargestellt. Die positive Entwicklung in Grettstadt in den ver- Landkreis Schweinfurt + 10,3 % gangenen Jahren beruht dabei insbesondere auf der Zunahme Unterfranken +7,0 % der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer Bayern + 12,0 % am Wohnort; Grettstadt profitiert somit zuletzt immer mehr von der Nähe zum Wirtschaftsstandort Schweinfurt. Daneben gibt es in Obereuerheim selbst auch einige Gewerbebetriebe, die sich z. T. erst in den letzten Jahren dort angesiedelt haben (Gewerbegebiet „Am Gänswasen). Zahlreiche weitere Gewer- bebetriebe mit einem entsprechenden Bedarf an Arbeitskräf- ten finden sich außerdem in Grettstadt selbst, wo auch weitere Ansiedlungen von Unternehmen zu erwarten sind.
Die Gemeinde verfolgt die Zielvorstellung, neben der Stärkung des Hauptorts auch die Siedlungsentwicklung in den Ortstei- len, in denen soziale Infrastruktureinrichtungen und Arbeits- plätze vorhanden sind, zu fördern.
Bestehende Flächenpotenziale Die Gemeinde Grettstadt hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Thema Innenentwicklung auseinandergesetzt und verfolgt das Ziel vorrangig innerörtliche Potenziale zu nut-
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zen. Im Flächennutzungsplan der Gemeinde Grettstadt sind aktu- ell noch folgende unbebaute Wohnbauflächen dargestellt (vgl. Abb. 1): • Grettstadt: Wohnbauflächen am östlichen Ortsrand (ca. 9,2 ha) (kein Bebauungsplan vorhanden) • Obereuerheim: Wohnbauflächen am östlichen Ortsrand (u. a. aufgrund Immissionen Autobahn nördlicher Teilbe- reich nicht bebaubar) (ca. 4,7 ha) (Plangebiet, noch kein Be- bauungsplan vorhanden) Darüber hinaus sind in der Gemeinde lediglich gemischte und gewerbliche Bauflächenpotenziale im Flächennutzungsplan vorhanden. Neben den Potenzialen im Flächennutzungsplan gibt es in der Gemeinde Grettstadt noch weitere unbebaute Flächen (Baulü- cken, ...) im Geltungsbereich von Bebauungsplänen bzw. im
Abb. 1: Ausschnitt der Erstfassung des Flächennutzungsplans der Ge- meinde Grettstadt mit Umgrenzung vorhandener unbebauter Wohn- bauflächen, unmaßstäblich Quelle: Gemeinde Grettstadt 1991
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unbeplanten Innenbereich. Hier konnten u. a. im Ortsteil Obereuerheim seit dem Jahr 2014 bereits acht Baulücken geschlossen werden - zusätzlich zur vollständigen Bebauung des Plangebiets des seit dem Jahr 2015 rechtskräftigen Bebau- ungsplans „Sandweg“ (7 Bauplätze). Im Ortsteil Obereuerheim können derzeit jedoch keine Bau- plätze für Wohngebäude mehr erworben werden. Wie bei einer Bestandsaufnahme durch die Gemeindeverwaltung vor Ort festgestellt wurde, sind im Ortsbereich zwar noch einige unbebaute Wohnbaugrundstücke vorhanden, sie stehen dem freien Markt aber trotz Bemühungen durch die Gemeinde nicht zur Verfügung. Die Bemühungen der Gemeinde, die Eigentü- mer zum Verkauf zu bewegen, blieben bisher, bis auf wenige Ausnahmen, erfolglos. Für diese Grundstücke wurden alle Anliegerleistungen erbracht. Die Eigentümer sind trotz die- ser verauslagten Aufwendungen nicht bereit, ihre Bauplätze zu verkaufen. Die Gemeinde konnte selbst beobachten, dass immer wieder Kaufwillige mit den Eigentümern ergebnislos verhandelten. Die Möglichkeit einer Mobilisierung aller Bau- flächenpotentialen im Bestand ist somit derzeit nicht gegeben. So sind in der Gebäude- und Immobilienbörse des Landkrei- ses Schweinfurt aktuell für die Gemeinde Grettstadt mit den vier Ortsteilen lediglich zwei freie Bauplätze gelistet, davon ein freier Bauplatz in einem Mischgebiet und ein freier Bauplatz in einem Gewerbegebiet (entspricht den Potenzialen im FNP; Stand 06.02.2020). Baugrundstücke in Wohngebieten stehen somit nicht zur Verfügung. In gemeindlichem Eigentum sind im Ortsteil Obereuerheim aktuell keine Bauplätze. Neben der Förderung der Innenentwicklung durch Maßnah- men auf Ebene des Landkreises Schweinfurt (Regionalma- nagement), wie dem Flächen- und Leerstandsmanagement, verfolgt die Gemeinde Grettstadt als Strategie zur Aktivierung vorhandener Potenziale auch die Förderung der Innenentwick- lung im Rahmen der kommunalen Allianz Schweinfurter Main- bogen. Unabhängig von der nun geplanten Ausweisung eines allgemeinen Wohngebietes arbeitet die Gemeinde Grettstadt daher nach wie vor daran, die Innenentwicklung zu fördern und dem Grundsatz „Innenentwicklung vor Außenentwick- lung“ gerecht zu werden. Einer Verödung der Altortbereiche wirkt die Gemeinde schon seit Jahren entgegen: Die Gemeinde beobachtet genau, welche Anwesen in den Ortsbereichen zur Verfügung stehen und versucht, Kaufinteressenten aufmerk- sam zu machen und zu vermitteln. In Obereuerheim konnten daher Leerstände im Altortbereich fast vollständig vermieden werden. Gerade hier hat die Gemeinde in der Vergangenheit die Innenentwicklung durch Maßnahmen zum Ausbau der
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sozialen und technischen Infrastruktur und zur Aufwertung des öffentlichen Raumes gefördert und die Attraktivität als Wohnort damit insgesamt gesteigert und beabsichtigt dies auch zukünf- tig weiter zu verfolgen (z. B. durch den geplanten Neubau des Kindergartens für Unter- und Obereuerheim).
Wohnbauflächenbedarf Die überschlägige Ermitt- Angesichts sinkender durchschnittlicher Haushaltsgrößen lung des Wohnbauflächen- (Zunahme Einpersonenhaushalte, weniger Einwohner/Wohn- bedarfs wurde auf Grundla- einheit), der gleichzeitig steigenden Anzahl an Haushalten und ge der Plausibilitätsprüfung der Bauflächenbedarfs- den zunehmenden Raumansprüchen der Wohnbevölkerung nachweise des Ministeriums (mehr Wohnfläche/Einwohner) lässt sich ein grundsätzlicher für Wirtschaft, Arbeit und zusätzlicher Bedarf an Wohnfläche ableiten: In der Gemeinde Wohnungsbau Baden-Würt- Grettstadt wird sich aufgrund des Rückgangs der Belegungs- temberg (vom 15.02.2017) dichte in den kommenden 15 Jahren ein fiktiver Einwohner- durchgeführt. zuwachs von ca. 193 Einwohnern ergeben (ausgehend von 4.282 Einwohnern im Jahr 2017, einer Zunahme der Rauman- sprüche um 0,3 % / Jahr, bezogen auf 15 Jahre). Gleichzeitig wird für die Gemeinde eine negative Bevölkerungsentwicklung prognostiziert (4.140 Einwohner im Jahr 2031, d. h. 142 Ein- wohner weniger als im Jahr 2017 mit 4.282 Einwohnern). Der ermittelte Einwohnerzuwachs für die Gemeinde beträgt somit ca. 51 Einwohner für den Zeitraum bis zum Jahr 2031. Die aktuelle Bevölkerungsdichte (bezogen auf Wohnbauflä- chen) beträgt für Grettstadt 39 EW/ha (im Vergleich hierzu: Landkreis Schweinfurt: 50 EW/ha; Unterfranken 56 EW/ha, Bayern: 60 EW/ha). Zukünftig sollte jedoch grundsätzlich eine höhere Dichte Planungsziel sein, entsprechend anzustreben- der fortschrittlicher, flächensparender Bauweisen, Erschlie- ßungs- und Wohnformen, wie u. a. auch Mehrgenerationen- oder Seniorenwohnen. Da im Regionalplan keine Aussagen zu anzustrebenden Einwohnerdichten enthalten sind, könnte gemäß Plausibilitätsprüfung für die Gemeinde Grettstadt (keine zentralörtliche Funktion) eine anzustrebende Einwohnerdichte von 50 Einwohnern/ha (Bruttomindestwohndichtewert) ange- nommen werden. Um jedoch eine realistische, zukunftsori- entierte Annahme für die Gemeinde Grettstadt zugrunde zu legen, soll der Durchschnittswert aus 39 EW/ha und 50 EW/ ha als Planungsziel herangezogen werden (= 45 EW/ha). Der relative zusätzliche Flächenbedarf ergibt sich dann aus dem Verhältnis des ermittelten Einwohnerzuwachses der Gemeinde (51 EW) zum Bruttomindestwohndichtewert (45 EW/ha) und beträgt somit ca. 1,13 ha für den Zeitraum bis zum Jahr 2031 (entspricht ca. 19 Baugrundstücken bei einer angenommenen durchschnittlichen Größe von 600 m²).
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Diesem Bedarf sind die bestehenden Flächenpotenziale (Baulücken, Leerstände, untergenutzte Grundstücke, Poten- ziale im FNP) der Gemeinde gegenüber zu stellen, um den absoluten zusätzlichen Flächenbedarf zu ermitteln. Da keine konkreten Zahlen zu vorhandenen Innenentwicklungspotenzi- alen vorliegen, jedoch, wie die Entwicklung der letzten Jahre zeigte, ein gewisser Bedarf durchaus im Innenbereich gedeckt werden kann (s.u.), ist der tatsächliche Flächenbedarf entspre- chend etwas niedriger. Gleichzeitig werden durch die Planung vorhandene Potenziale im Flächennutzungsplan umgesetzt. Zudem erscheint, wie oben beschrieben, eine Aktivierung der bestehenden Innenentwicklungspotenziale trotz der Bemühun- gen der Gemeinde und des Landkreises, nicht vollumfänglich realisierbar, weshalb diese dem Bedarf ebenfalls nur begrenzt gegenüber gestellt werden können. Gleichzeitig zeigt sich die Nachfrage nach Bauflächen im Orts- teil Obereuerheim auch daran, dass die acht Bauplätze im jüngsten Baugebiet (Bebauungsplan „Sandweg“, rechtskräf- tig seit 08.05.2015) innerhalb eines halben Jahres verkauft waren und zwischenzeitlich auch bereits bis auf ein Grund- stück bebaut sind (Bauantrag liegt jedoch bereits vor). Seit dem Jahr 2015 wurden so insgesamt im Ortsteil Obereuerheim etwa 15 Baugesuche eingereicht, nicht nur im jüngsten Neu- baugebiet, sondern auch auf bisherigen Baulücken, und sind größtenteils bereits auch verwirklicht. Darüber hinaus wurden gegenüber der Gemeindeverwaltung heute bereits an ca. 15 Gemäß vorliegendem Be- der potentiellen Grundstücke im Planungsgebiet ein Interesse bauungsplan-Entwurf sind von Bauwerbern geäußert. Auch in den anderen Ortsteilen der aktuell geplant/möglich Gemeinde Grettstadt wird die hohe vorhandene Nachfrage ca. 23 Baugrundstücke mit nach Wohngrundstücken anhand des zügigen Verkaufs und max. je 2 Wohneinheiten (WA 1 und WA 2), d. h. ins- der ebenso zügigen Bebauung neu erschlossener Baugrund- gesamt max. 46 Wohnein- stücke deutlich. Dies gilt beispielsweise auch für das Baugebiet heiten, und vier Baugrund- „Innerer Wiesenflecken“ in Grettstadt (39 Bauplätze), welches stücke (WA 3 und 4) ohne in weniger als zwei Jahren nahezu vollständig bebaut wurde Beschränkung der Zahl bzw. wird. der Wohneinheiten, bspw. könnten 12 Wohneinheiten entstehen; insgesamt könn- Abschätzung Folgekosten ten im Gebiet somit ca. 58 Wohneinheiten entstehen. Die überplanten Flächen befinden sich bereits in Gemeinde- Bei einer Haushaltsgröße besitz, sodass keine Kosten für den Grunderwerb anfallen. von durchschnittlich ca. Weiterhin fallen keine Kosten für externe Ausgleichsflächen 2,46 Einwohnern (2011) an (Bebauungsplan nach § 13b BauGB, vgl. Kap. 2.1). Die kann somit Wohnraum für Gemeinde ist sich bewusst, dass die Siedlungsflächenplanung ca. 143 Einwohnern ge- langfristig mit Folgekosten verbunden ist. Aufgrund der unmit- schaffen werden (min. 66 Einwohner, sollten nur 27 telbaren Anbindung an vorhandene Siedlungsflächen und die Einfamilienhäuser entste- dortige Ver- und Entsorgungsinfrastruktur (Straße, Kanal, Was- hen) . ser, Strom) verfügt das Plangebiet jedoch über günstige Vor-
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aussetzungen zur baulichen Entwicklung (Gefälle i.d.R. < 5 %, daher kein erhöhter Erschließungsaufwand). Die Entwässerung des Plangebiets wird im Trennsystem erfolgen, die vorhandene Infrastruktur ist hierzu ausreichend aufnahmefähig bzw. sind nur kleinräumige Erweiterungen erforderlich. Gleichzeitig ist im Plangebiet eine erhöhte bauliche Dichte gewünscht (nicht nur Einfamilien-/Doppelhäuser, auch Reihen- und Mehrfamili- enhäuser), sodass sich die Kosten auf eine größere Anzahl an Wohneinheiten/ha verteilen werden.
Fazit Für eine weiterhin stabile demografische Entwicklung ist ein Mindestmaß an Baulandpotential erforderlich. Daher verfolgt die Gemeinde die Neuausweisung des allgemeinen Wohn- baugebietes „Sandweg II“ mit dem Ziel, vorrangig Ortsansäs- sigen und insbesondere jungen Familien langfristig weiterhin Bauland zur Verfügung stellen zu können, um einen Wegzug zu vermeiden, und gleichzeitig moderaten Zuzug zu ermög- lichen. Hierdurch kann eine dauerhafte Auslastung und der Bestand sozialer und Gemeinbedarfseinrichtungen und Inf- rastruktur, wie z. B. dem Kindergarten bzw. der Kindertages- stätte im Ortsteil Obereuerheim, gesichert werden. Nachdem ein konkreter Bedarf nach Wohnbaugrundstücken im Ortsteil Obereuerheim besteht, der im Bestand nicht mehr gedeckt werden kann, besteht das Erfordernis, im Rahmen dieser Pla- nung ein allgemeines Wohngebiet neu auszuweisen. Durch dessen überschaubare Größe wird gewährleistet, dass sich dieses in den bestehenden Ort einfügt und eine organische, am Bedarf orientierte städtebauliche Entwicklung erfolgt. Angesichts der Tatsache, dass die Gemeinde Eigentümerin der Flächen im Plangebiet ist, können Baulücken im Zuge von vertraglich festgehaltenen Bauverpflichtungen vermieden werden. In Abhängigkeit der konkreten Nachfrage nach Bau- plätzen im Plangebiet wäre zudem eine Entwicklung in zwei Bauabschnitten möglich. Weiterhin werden durch die Planung die letzten verbleibenden Potenzialflächen im Flächennut- zungsplan für Wohnbebauung für den Ortsteil Obereuerheim umgesetzt, wodurch nicht nur kurzfristig, sondern - angesichts des Umfangs des Plangebiets - insbesondere auch mittel- bis langfristig der Bedarf an Wohngrundstücken bedient werden soll. Vor diesem Hintergrund relativiert sich auch die Größe des Baugebiet - die voraussichtliche Nettowohnbaufläche liegt mit 1,68 ha deutlich über dem theoretisch ermittelten Bedarf für die nächsten etwa zehn Jahre.
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2 PLANUNGSRECHTLICHE VORAUSSETZUNGEN 2.1 Rechtliche Grundlagen
Rechtsgrundlage für die Aufstellung und die Festsetzungen des Bebauungsplans mit integrierter Grünordnung sind • Baugesetzbuch (BauGB) in der Fassung der Bekanntma- chung vom 03. November 2017 (BGBl. I S. 3634) • Baunutzungsverordnung (BauNVO) in der Fassung vom 21. November 2017 (BGBl. I S. 3786) • Bayerische Bauordnung (BayBO) in der Fassung der Be- kanntmachung vom 14. August 2007 (GVBl. S. 588, BayRS 2132-1-I), zuletzt geändert durch § 3 des Gesetzes vom 24. Juli 2019 (GVBl. S. 408) • Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundes- naturschutzgesetz - BNatSchG) in der Fassung vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), zuletzt geändert durch Artikel 8 des Gesetzes vom 13. Mai 2019 (BGBl. I S. 706) • Gesetz über den Schutz der Natur, die Pflege der Landschaft und die Erholung in der freien Natur (Bayerisches Natur- schutzgesetz – BayNatSchG) in der Fassung der Bekanntma- chung vom 23. Februar 2011, zuletzt geändert durch Art. 11a Abs. 4 des Gesetzes vom 10. Dezember 2019 (GVBl. S. 686)
Durch die Aufstellung des Bebauungsplans wird die Zulässig- keit von Wohnnutzungen auf Flächen begründet, die sich an im Zusammenhang bebaute Ortsteile (hier: Sandweg/Hinterm Schloss) anschließen. Die zulässige Grundfläche im Sinne des § 19 Abs. 2 BauNVO beträgt im Sinne des § 13b BauGB in Verbindung mit § 13a Abs. 1 S. 2 BauGB weniger als 10.000 Quadratmeter. Das Verfahren zur Aufstellung wurde bis zum 31. Dezember 2019 förmlich eingeleitet und der Satzungsbe- schluss nach § 10 Abs. 1 BauGB wird voraussichtlich bis zum 31. Dezember 2021 gefasst. Daher kann nach § 13b BauGB (Einbeziehung von Außenbereichsflächen in das beschleunigte Verfahren) § 13a BauGB entsprechend angewendet werden.
Weitere Voraussetzungen zur Anwendung des Beschleunigten Verfahrens nach § 13a BauGB werden wie folgt erfüllt: • Durch den Bebauungsplan wird nicht die Zulässigkeit von Vorhaben begründet, die der Pflicht zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung nach UVPG oder nach Lan-
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desrecht unterliegen. • Anhaltspunkte für eine Beeinträchtigung der in § 1 Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe b BauGB genannten Schutzgüter bestehen nicht: FFH- oder Vogelschutzgebiete befinden sich nicht in räumlicher Nähe des Planungsgebietes. • Ebenso liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass bei der Planung Pflichten zur Vermeidung oder Begrenzung der Auswirkungen von schweren Unfällen nach § 50 S. 1 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes zu beachten sind.
Die Gemeinde Grettstadt macht von den Anwendungsmög- lichkeiten des § 13b BauGB in Verbindung mit § 13a BauGB wie folgt Gebrauch: • Verkürztes Aufstellungsverfahren Gemäß § 13a Abs. 2 Nr. 1 BauGB werden die Vorschriften des Vereinfachten Verfahrens gemäß § 13 BauGB angewen- det, insbesondere § 13 Abs. 2 Nr. 1 BauGB (Verzicht auf die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 1 BauGB sowie der Behörden und sonstigen Träger öffentli- cher Belange gemäß § 4 Abs. 1 BauGB). Der Öffentlichkeit wird gem. § 13a Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 BauGB die Möglichkeit gegeben, sich innerhalb einer bestimmten Frist zur Planung zu äußern. • Keine Umweltprüfung Gemäß § 13 Abs. 3 BauGB wird von der Umweltprüfung nach § 2 Abs. 4 BauGB, dem Umweltbericht nach § 2a BauGB, von den Angaben nach § 3 Abs. 2 Satz 2 BauGB, welche Arten umweltbezogene Informationen verfügbar sind, sowie von der zusammenfassenden Erklärung nach § 10a Abs. 1 BauGB abgesehen; § 4c BauGB wird nicht an- gewendet. • Kein Ausgleich von Eingriffen in Natur und Landschaft Da der Schwellenwert für die gemäß § 13 b BauGB zuläs- sige Grundfläche von 10.000 m² nicht überschritten wird, gelten gemäß § 13 a Abs. 2 Satz 4 BauGB die Eingriffe, die auf Grund der Aufstellung des Bebauungsplans zu erwarten sind, als im Sinne des § 1a Abs. 3 BauGB vor der planeri- schen Entscheidung erfolgt oder zulässig; die Ermittlung und Bereitstellung von Ausgleichsflächen ist daher nicht -erfor derlich.
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Der Bebauungsplan „Sandweg II“ wird nach § 13 b BauGB in Verbindung mit § 13 a BauGB im beschleunigten Verfahren aufgestellt. Der Aufstellungsbeschluss wurde am 05.06.2019 gefasst.
2.2 Übergeordnete Planungsvorgaben
Relevante Ziele und Grundsätze für das geplante Baugebiet ergeben sich aus dem Landesentwicklungsprogramm (LEP) Bayern 2018 und dem Regionalplan (RP) mit Landschaftsent- wicklungskonzept der Region Main-Rhön (3). Darin enthalten sind nicht nur Vorgaben zur räumlichen Entwicklung und Sied- lungsentwicklung, sondern auch Zielvorgaben für die land- schaftliche Entwicklung sowie fachliche Ziele des Umwelt- und Naturschutzes für das Plangebiet.
Die Gemeinde Grettstadt hat gemäß Landesentwicklungspro- gramm und Regionalplan keine zentralörtliche Funktion und ist dem allgemeinen ländlichen Raum mit besonderem Hand- lungsbedarf zuzuordnen.
Weitere (umweltbezogene) Ziele und Grundsätze des LEP und RP, die auf das Plangebiet zutreffen, sind wie folgt vorgegeben:
Für das Planungsgebiet sind folgende allgemeine Ziele und Grundsätze für die räumliche Entwicklung und Ordnung sowie die Siedlungsentwicklung im LEP und im RP relevant: • Der ländliche Raum soll so entwickelt und geordnet werden, dass - er seine Funktion als eigenständiger Lebens- und Arbeitsraum nachhaltig sichern und weiter entwickeln kann, - seine Bewohner mit allen zentralörtlichen Einrichtungen in zu- mutbarer Erreichbarkeit versorgt sind, - er seine eigenständige Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur be- wahren kann [...] (LEP G; 2.2.5) • Die Ausweisung von Bauflächen soll an einer nachhaltigen Sied- lungsentwicklung unter besonderer Berücksichtigung des demo- graphischen Wandels und seiner Folgen ausgerichtet werden. (LEP G; 3.1) • Flächensparende Siedlungs- und Erschließungsformen sollen unter Berücksichtigung der ortsspezifischen Gegebenheiten angewendet
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werden. (LEP G; 3.1) • In den Siedlungsgebieten sind die vorhandenen Potenziale der In- nenentwicklung möglichst vorrangig zu nutzen. Ausnahmen sind zulässig, wenn Potenziale der Innenentwicklung nicht zur Verfü- gung stehen. (LEP Z; 3.2) • Eine Zersiedelung der Landschaft und eine ungegliederte, insbe- sondere bandartige Siedlungsstruktur sollen vermieden werden. (LEP G; 3.3) • Neue Siedlungsflächen sind möglichst in Anbindung an geeignete Siedlungseinheiten auszuweisen […] (LEP Z; 3.3) • Auf eine Vermeidung der Landschaftszersiedlung ist hinzuwirken. [...] (RP G; A.II 2.7) • Die Siedlungstätigkeit in den übrigen Gemeinden der Region soll sich [...] im Rahmen einer organischen Entwicklung vollziehen. (RP Z; B.II 1.8)
Darüber hinaus werden als umweltrelevante Ziele und Grundsätze im Landesentwicklungsprogramm Bayern und im Regionalplan genannt: • Der Ressourcenverbrauch soll in allen Landesteilen vermindert werden. Unvermeidbare Eingriffe sollen ressourcenschonend- er folgen (LEP G 1.1.3). • In allen Teilräumen, insbesondere in verdichteten Räumen, sollen klimarelevante Freiflächen von Bebauung freigehalten werden. (LEP G; 1.3.2) • Der ländliche Raum soll so entwickelt und geordnet werden, dass - [...] er seine landschaftliche Vielfalt sichern kann (LEP G; 2.2.5) • Land- und forstwirtschaftlich genutzte Gebiete sollen erhalten werden. Insbesondere hochwertige Böden sollen nur in dem un- bedingt notwendigen Umfang für andere Nutzungen in Anspruch genommen werden. (LEP G; 5.4.1) • Natur und Landschaft sollen als unverzichtbare Lebensgrundlage und Erholungsraum des Menschen erhalten und entwickelt wer- den. (LEP G; 7.1.1) • Lebensräume für wildlebende Arten sollen gesichert und entwickelt werden. Die Wanderkorridore wildlebender Arten zu Land, zu Was- ser und in der Luft sollen erhalten und wieder hergestellt werden. (LEP G; 7.1.6) • Ein zusammenhängendes Netz von Biotopen ist zu schaffen und zu verdichten. (LEP Z; 7.1.6)
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• Siedlungsrandbereiche sollen an die freie Landschaft durch Ge- hölzpflanzungen angebunden werden. (RP Z; B.I 3.1.5) • Bei der angestrebten nachhaltigen Siedlungsentwicklung sind fol- gende Erfordernisse in besonderer Weise zu berücksichtigen: - Den Belangen des Naturhaushalts und der Landschaft ist Rech- nung zu tragen. - Die weitere Siedlungsentwicklung soll unter Nutzung vor allem der im LEP aufgezeigten Möglichkeiten so flächensparend wie möglich erfolgen. - Die zusätzliche Versiegelung soll so gering wie möglich gehalten, eine Reduzierung bereits versiegelter Flächen angestrebt werden […] - Bei Planung und Nutzung der Baugebiete soll auf einen spar- samen und umweltfreundlichen Energie- und Wasserverbrauch hingewirkt werden. (RP Z; B.II 1.1)
Durch die Schaffung neuer Wohnbauflächen für die örtliche Bevölkerung trägt die Planung zu einer organischen Entwick- lung und zur nachhaltigen Sicherung des Ortsteils Obereuer- heim als eigenständigen Lebens- und Arbeitsraum bei. Das Planungsgebiet bindet im Osten direkt an bestehende Sied- lungsflächen an und die Erschließung erfolgt über die Verlän- gerung des Sandwegs. Eine Zersiedelung wird somit vermie- den. Die landschaftliche Vielfalt wird durch die Festsetzung von Pflanzgeboten entlang der Ränder des Planungsgebietes sowie durch Erhaltungsgebote soweit als möglich bewahrt. Gleichzeitig kann ein grüner Ortsrand mit ökologisch wertvol- len Grünflächen hergestellt werden. Den Zielen und Grundsätzen einer nachhaltigen Entwicklung wird insbesondere durch die Festsetzungen zum Umgang mit Niederschlagswasser, durch die Festsetzungen von Pflanzge- boten zur Ortsrandeingrünung und Durchgrünung des Plan- gebiets sowie durch die Zulässigkeit von Solaranlagen und Sonnenkollektoren Rechnung getragen. Durch die Anbindung an bestehende Siedlungsstrukturen kann der Ortsrand sinnvoll abgerundet und auf flächensparende Weise bedarfsgerechte Wohnangebote geschaffen werden. Durch die Aufstellung des Bebauungsplans „Sandweg II“ sollen bedarfsgerechte Wohnbauflächen für die örtliche Bevölkerung bereitgestellt werden. Der ausgewählte Standort gewährleis- tet eine Anbindung der neuen Wohnbauflächen an geeignete Siedlungseinheiten. Durch die Festsetzung der Bauweise sowie durch grünordne-
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rische Festsetzungen kann darüber hinaus die Qualität des Wohnumfeldes und die Anbindung der Siedlungsrandbereiche an die freie Landschaft gestärkt werden.
Aus dem Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP) des Land- kreises Schweinfurt (BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT, GESUNDHEIT UND VERBRAUCHERSCHUTZ, 2007) ergeben sich für den Bereich östlich Obereuerheims, welches in der naturräumlichen Untereinheit des Steigerwaldvorlands (137-A) liegt, folgende spezifischen, für das Vorhaben relevan- ten Zielvorgaben: • Entwicklung von Gehölzstrukturen in der Feldflur; Zielarten: Ortolan, Neuntöter, Wendehals; Anlage von Pufferstreifen und Entwicklung artenreicher Säume, insbesondere in Süd-/ West-Exposition • Erhalt bedeutsamer Streuobstbestände in der Feldflur; Ziel- arten Ortolan, Wendehals; Erhalt totholzreicher Altbäume mit für den Wendehals tauglichen Nisthöhlen bei gleichzeiti- ge Nachpflanzung von Hochstämmen; Erhalt und Neuanla- ge möglichst geschlossener Streuobstgürtel um Siedlungen sowie sonnenexponierter Hanglage, bevorzugt auf landwirt- schaftlichen intensiv genutzten Flächen Durch die Planung sind weder Schutzgebiete nach § 20 ff. BNatSchG, kartierte Biotope der Bayerischen Biotopkartierung noch Bau- und Bodendenkmäler oder regionalplanerisch gesi- cherte Flächen betroffen.
Im Landschaftsentwicklungskonzept der Region Main-Rhön aus dem Jahr 2003 ist für das Gebiet östlich Obereuerheim (Plangebiet) eine überwiegend allgemeine Bedeutung für die verschiedenen Schutzgüter festgehalten. Als Leitbild ist im Plangebiet Landnutzung mit begleitenden Leistungen für Naturhaushalt und Landschaftsbild vorgesehen, wonach von den Nutzungen keine nachhaltigen Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft ausgehen sollen und auf die Entwick- lung einer vielfältigen Landschaftsstruktur hingewirkt werden soll.
Durch grünordnerische Festsetzungen zur Randeingrünung durch landschaftsbestimmende, geschlossene Gehölzgruppen kann eine landschaftsgerechte Einbindung des Baugebiets in die freie Landschaft gesichert werden. Zwar ist mit der Planung der Verlust einzelner Bäume verbunden, jedoch können durch
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die Festsetzung von Erhaltungs- und ergänzenden Pflanzge- boten in den Randbereichen bestehende Bäume und Hecken erhalten und aufgewertet werden.
Insgesamt entspricht die Planung somit den Zielen der Landes- und Regionalplanung, die Zielvorgaben für die landschaftli- che Entwicklung werden durch die getroffenen Festsetzungen berücksichtigt.
2.3 Flächennutzungsplan
Im wirksamen Flächennutzungsplan mit integriertem Land- schaftsplan der Gemeinde Grettstadt (aktuelle Fassung: 8. Änderung) ist das Planungsgebiet im überwiegenden Teil als allgemeines Wohngebiet mit Eingrünung und im südlichen Teilbereich als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt. Die westlich und nördlich angrenzenden Siedlungsgebiete sind als Wohnbauflächen (allgemeines Wohngebiet) dargestellt. Südlich und östlich grenzen Flächen für die Landwirtschaft an (vgl. Abb. 2). Im Bebauungsplan ist der Großteil des Gebiets übereinstim- mend mit der Darstellung des Flächennutzungsplans als all- II A I N gemeines Wohngebiet festgesetzt. Die dargestellten bestehen- den landschaftsbestimmenden geschlossenen Gehölzgruppen
Abb. 2: Ausschnitt der 8. Änderung des Flächennut- zungsplans der Gemeinde Grettstadt mit Umgrenzung des Geltungsbereichs des Bebauungsplans, unmaß- stäblich Quelle: Gemeinde Grett- stadt 2015 0 25 50 100 Meter Digitale Flurkarte DFK © Bayerische Vermessungsverwaltung 2019 T II N T AH
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werden im Bebauungsplan gesichert. Der Bebauungsplan ent- spricht somit grundsätzlich der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung des rechtsgültigen Flächennutzungsplans. Die Ausdehnung der dargestellten Wohnbauflächen im süd- lichen Teilbereich weicht jedoch von den Darstellungen des Flächennutzungsplans ab, weshalb der Flächennutzungsplan im Wege der Berichtigung angepasst wird (§ 13a Abs. 2 Nr. 2 BauGB).
3 LAGE, GRÖSSE UND BESCHAFFENHEIT DES PLANGEBIETS UND ANGRENZENDE NUTZUN- GEN
Der Geltungsbereich des Bebauungsplans „Sandweg II“ mit einer Größe von ca. 2,94 ha liegt im Osten des Ortsteils Obereuerheim. Das Plangebiet grenzt im Westen an bereits bebaute Flächen (Wohngebäude) an. Im Norden, Osten und Süden reichen landwirtschaftlich genutzte Flächen bis an den Geltungsbereich heran (vgl. Abb. 3). Das Plangebiet ist im Westen an den Sandweg und damit an das örtliche Verkehrsnetz angebunden. Hierüber ist auch die Bundesstraße St2277, die etwa 200 m nordöstlich verläuft, und die A 70 zu erreichen. Weitere Anbindung besteht über landwirtschaftliche Wege. Der Geltungsbereich umfasst jeweils Teilflächen der Grundstü- cke mit den Fl.Nrn. 286, 287, 167, 468, 477, 478, 479 und 480. Die überplanten Grundstücke befinden sich im Eigentum der Gemeinde Grettstadt und sind somit verfügbar. Nach Ver- messung und Abmarkung der neuen Baugrundstücke sollen diese an Bauinteressenten weiter veräußert werden. Mit der Zielsetzung, zukünftig Baulücken in dem Neubaugebiet zu vermeiden, soll zudem eine Bauverpflichtung vertraglich fixiert werden.
Der Geltungsbereich wird begrenzt durch: • Flurwege im Norden und Osten (Fl.Nr. 286T, 288, 167T, 476) • landwirtschaftliche Flächen im Norden und Süden (Fl.Nr. 287T, 477T, 4778T, 479T, 480T) • Wohnbaugrundstücke (Fl.Nr. 168, 169, 170, 171, 172, 173, 174) und Grünflächen (Fl.Nr. 480/5) im Westen
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Abb. 3: Luftbild mit Um- grenzung des Plangebiets, unmaßstäblich Quelle: Bayerische Vermes- sungsverwaltung 2020
80m40200 Das Plangebiet fällt von Nordosten nach Südwesten um ca. Maßstab 1:5.000 13,5 m ab. Es befindet sich auf einer Höhe zwischen ca. Gedruckt am 27.02.2020 08:35 https://v.bayern.de/LqLpJ 360,5 m üNN und 247,0 Vervielfältigung m üNN. nur mit Erlaubnis des Herausgebers © Bayerische Vermessungsverwaltung 2020, EuroGeographics
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4 INHALTE DER PLANUNG UND PLANUNGS- RECHTLICHE FESTSETZUNGEN
4.1 Städtebauliches Konzept
Um unterschiedliche Möglichkeiten der Bebauung und Erschließung des Planungsgebiets „Sandweg II“ aufzuzeigen, wurden zunächst unter Berücksichtigung der städtebaulichen Zielsetzung, die verfügbare Fläche unter den Gesichtspunkten • flächensparendes, ressourcenschonendes und verdichtetes individuelles Wohnen • hohe Wohn- und Freiraumqualität • Angebote v. a. für junge Familien • kostengünstiges Bauen • Energieeffizienz und Nachhaltigkeit baulich zu entwickeln, verschiedene Konzepte ausgearbeitet.
Die vom Gemeinderat gewählte Bebauungs- und Erschlie- ßungsvariante 1 (vgl. Abb. 4) sieht eine Bebauung des Plan- gebiets mit ca. 25 Einzelhäusern sowie Reihen- und Doppel- häusern vor. Anzahl und Größe der Baugrundstücke (243 m² - 1176 m², durchschnittlich 628 m²) orientiert sich dabei grundsätzlich an der umgebenden Bebauung; gleichzeitig sol- len jedoch auch weitere Bauformen (Reihenhäuser, Mehrfa- milienhäuser o. ä.) ermöglicht werden. Die Erschließung der Grundstücke erfolgt über zwei Stichstraßen, die an die Verlän- gerung des „Sandwegs“ anschließen. Die südliche kurze Stich- straße mündet in einem Wendehammer, entsprechend dem westlich angrenzenden Baugebiet „Sandweg“. Die nördliche längere und etwas breitere Stichstraße mündet in einem Wen- dekreis. Von dort aus werden Fußwegeverbindungen in Rich- tung der westlich und östlich gelegenen Flurwege geschaffen. Entlang der nördlichen Stichstraße ist parallel zur Fahrbahn ein Gehweg und ein Mehrzweckstreifen für Stellplätze und Baum- pflanzungen im Straßenraum geplant. Entlang der südlichen Stichstraße ist, wie im angrenzenden Baugebiet „Sandweg“, ebenso ein Mehrzweckstreifen parallel zur Fahrbahn vorgese- hen. Darüber hinaus sind weitere öffentliche Stellplätze süd- lich der Verlängerung des Sandwegs vorgesehen. Östlich angrenzende landwirtschaftliche Wege bleiben unver- ändert erhalten. Ebenfalls bleibt der westlich angrenzende Weg bestehen aufgrund einer hier verlaufenden Fernwas- serleitung sowie des existierenden Entwässerungsgrabens für nördlich angrenzende landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die
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