Die Sensiblen Fließgewässer Des Landes Brandenburg – 5

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Die Sensiblen Fließgewässer Des Landes Brandenburg – 5 62 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 9 (2) 2000; 62 – 72 EINST DURCH EINTRÄGE DER INDUSTRIE UND INTENSIVEN LANDWIRTSCHAFT STARK GESCHÄDIGTE BIOZÖNOSEN UNSERER GROSSEN FLIESSGEWÄSSER WIE ODER UND NEISSE LASSEN ERKENNEN, DASS EINE WIEDERBESIEDLUNG DURCH ARTEN DES MAKROZOOBENTHON AUS REFUGIEN IN VOLLEM GANGE IST. ROLF SCHARF, DIETRICH BRAASCH Die sensiblen Fließgewässer des Landes Brandenburg – 5. Beitrag zu ihrer Erfassung und Bewertung – Landkreise Dahme-Spreewald und Oder-Spree, kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder) Schlagwörter: Fließgewässer, Bewertungskriterien, Schutzwertstufen, Fauna, Aufwertungsmaßnahmen 1. Einleitung liegen die naturräumlichen Haupteinheiten Die Hauptgewässer nach diesem System, die Berlin-Fürstenberger Spreetalniederung, Saa- Lebensraum für die natürlichen Lebensge- In Fortsetzung vorangegangener Beiträge rower Hügel, Beeskower Platte und Fürsten- meinschaften sichern, sind Dahme, Schlaube, (SCHARF u. BRAASCH 1997, 1998) ging die berger Odertal. Zum Landkreis Oder-Spree Spree und Lausitzer Neiße. Die beiden letzt- Aufgabenstellung von einer Erfassung, Be- gehören außerdem Randgebiete der Ost- genannten Flüsse haben gleichzeitig Haupt- probung und Bewertung sensibler Fließge- brandenburgischen Platte mit Teilen der Le- und Verbindungsgewässerfunktion. wässer auf der Grundlage des Makrozoo- buser Platte im Norden und des Odertals im Als ebenfalls ökologisch wertvolles Fließge- benthon und einem 5-stufigen Bewertungs- Osten. wässer, das im Bedarfsfall auch Hauptgewäs- system (BRAASCH 1995); BRAASCH, Im Landkreis Dahme-Spreewald sind im serfunktion ausüben könnte, ist die Berste zu SCHARF; KNUTH 1993) aus. Wiederum Westen und Süden Anteile der Mittelbran- nennen. wurden zwei naturräumlich im Zusammen- denburgischen Platten und Niederungen hang stehende Kreise einschließlich der kreis- (Teltow-Platte und Baruther Urstromtal), des 3.2 Gewässergüte und freien Stadt Frankfurt (O.) bei der Darstel- Lausitzer Becken- und Heidelandes (Raum ökomorphologische Situation lung der Ergebnisse zusammengefasst. Die Luckau mit Luckau-Calauer Becken) und des Gewässeruntersuchungen Landkreis Dahme- Spreewaldes (Malxe-Spree-Niederung mit Im Land Brandenburg wird die Fließgewäs- Spreewald fanden in den Jahren 1993 bis Unterspreewald und Teilen des Oberspree- sergüte in den Labors des Landesumweltam- 1996, im Landkreis Oder-Spree inkl. der waldes) enthalten. tes Brandenburg (LUA) untersucht. In Ab- kreisfreien Stadt Frankfurt (O.) zwischen ständen gibt dieses eine Gewässergütekarte 1992 und 1997 statt. Hilfe bei der Auswahl 3. Die Fließgewässer heraus, in der die Wasserbeschaffenheit der augenscheinlich oder mutmaßlich sensibler wichtigsten Flüsse und Bäche nach sieben Fließgewässer leisteten die unteren Natur- 3.1 Flussgebiete, Fließgewässer- Gewässergüteklassen in Anlehnung an die schutzbehörden (uNB), denen an dieser Stel- Biotopverbundsystem Kriterien der Landesarbeitsgemeinschaft le - ebenso für die Durchsicht des Manus- (LAWA) dargestellt ist. In der aktuellen Aus- kriptes - besonders gedankt sei. Der schwach nach Norden gerichteten Nei- gabe 1996 sind Dahme, Spree, Oder, Lausit- gung des Gebietes folgend, fließen die zer Neiße und Schlaube bewertet. Auch eini- 2. Kurzbeschreibung der größeren Fließgewässer Dahme und Spree ge Kanäle wie Notte-Kanal, Spree-Oder- Naturräume nordwärts und entwässern in das Berliner Ur- Wasserstraße und Storkower Kanal sind ent- stromtal. Von beiden Flüssen wird das Was- halten. Die nachstehende Arbeit behandelt einen Teil ser vieler kleiner Fließe aufgenommen, die Nach der o.g. Karte gehört die Spree der Gü- des Landes Brandenburg südöstlich der Bun- zum Teil aus Talsandebenen, überwiegend je- teklasse II, mäßig belastet, ausgeglichen be- deshauptstadt Berlin. Das Gebiet wird im doch aus weitverzweigten subglazialen Rin- tamesosaprob, an. Norden von Berlin und dem Landkreis Mär- nensystemen kommen. Vor allem im Dahme- Der Unterlauf der Neiße und die Oder sind in kisch-Oderland begrenzt, im Osten von der gebiet sind die Rinnen von vielen Seen aus- die Güteklasse II bis III, kritisch belastet bzw. Oder, im Süden von der Lausitz (Kreise gefüllt, zu denen z.B. Wolziger See, Selcho- in die alpha-betamesosaprobe Grenzzone Spree-Neiße, Oberspreewald-Lausitz und wer See, Scharmützelsee und die Seen bei eingestuft. Bei der Dahme wechseln Ab- Elbe-Elster) und im Westen vom Landkreis Teupitz gehören. Die Spree, die sich im Ober- schnitte der Güteklasse III bis IV, d.h. sehr Teltow-Fläming. und Unterspreewald stark auffächert, durch- stark verschmutzt, mit Abschnitten der Güte- Der Hauptanteil des Gebietes wird vom ost- fließt den Neuendorfer See und den Nordteil klassen II bis III und II. Die Schlaube gehört brandenburgischen Heide- und Seengebiet des Schwielochsees. im oberen Abschnitt der Güteklasse II und ab eingenommen, einem seen- und hügelrei- Im Osten bilden der Neiße-Unterlauf und die Großem Treppelsee der Klasse II bis III an. chen Jungmoränengebiet des norddeutschen Oder die Grenze zum Nachbarland Polen. Einzeldaten von Messstellen einiger sensibler Tieflandes (SCHOLZ 1962). Die Hauptein- Nach der Konzeption des brandenburgi- Fließgewässer aus den beiden betrachteten heiten Dahme-Seengebiet, Zossen-Teupitzer schen Fließgewässerschutzsystems (natur- Kreisen sind Tab. 1 zu entnehmen: Die Güte- Platten- und Hügelland, Leuthener Sandplat- schutzbezogenes Fließgewässer-Biotopver- bewertung erfolgte nach LAWA bzw. in An- te sowie Lieberoser Heide und Schlaubege- bundsystem) stellen Spree und Oder Verbin- lehnung an LAWA und wurde vom Referat W biet gehören überwiegend zum Landkreis dungsgewässer dar (BRAASCH et al. 1994, 10/3 des LUA Brandenburg, Außenstelle Dahme-Spreewald. Im Landkreis Oder-Spree SCHARF u. BRAASCH 1998). Cottbus, zur Verfügung gestellt. ROLF SCHARFF, DIETRICH BRAASCH: DIE SENSIBLEN FLIESSGEWÄSSER DES LANDES BRANDENBURG 63 64 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 9 (2) 2000 ROLF SCHARFF, DIETRICH BRAASCH: DIE SENSIBLEN FLIESSGEWÄSSER DES LANDES BRANDENBURG 65 Die jeweils gemessenen niedrigsten Gehalte (Potsdam Museum) fand ein Verfahren nach Kategorien naturnah, bedingt naturnah, na- an gelöstem Sauerstoff (02 min.) und an Am- Vorbild des Niedersächsischen Landesamtes turfern, sehr naturfern, extrem naturfern und monium-Stickstoff (NH4N) sind zur Ergän- für Ökologie (DAHL u. HULLEN 1989) unter Stillgewässer unterschieden werden. Die Ta- zung von Saprobieindex und Wassergüte- Verwendung der Bewertung des strukturel- belle enthält Angaben in Fließ-Kilometern klasse in der Tabelle 1 enthalten. len Zustandes nach BRUNKEN (1986) An- und Prozent der Gesamtkartierungsstrecke. Die meisten der mit den Schutzwertstufen 1 wendung. Das Verfahren ist bei SCHARF und Im Kreis Dahme-Spreewald sind wegen der bis 3 bewerteten sensiblen Fließgewässer BRAASCH (1998) dargestellt. Naturnähe (100 % naturnah und bedingt na- des Gebietes konnten durch zwei ABM-Kräf- turnah) Barolder Fließ und Falkenheiner Fließ te im Rahmen einer dreieinhalbjährigen Insgesamt konnten 21 Fließgewässer des Ge- sowie der Südzufluss zum Großen Mochow- Erfassungstätigkeit im gesamten Land Bran- biets mit einer Gesamtlänge von 113,5 km see hervorzuheben. Im Kreis Oder-Spree sind denburg ökomorphologisch kartiert werden ökomorphologisch bewertet werden. Boberschenk und Quellbach Schwerzkow (OCHMANN u. STRUTZKE 1997). In Tabelle 2 ist der strukturelle Zustand von unbeeinflusst (100% naturnah). Dorche, Unter Anleitung durch das LUA, Abt. Natur- sensiblen Bächen der Kreise Dahme-Spree- Planfließ und Pohlitzer Mühlenfließ enthalten schutz (Dr. Scharf) und Herrn Dr. Knuth wald und Oder-Spree dargestellt, wobei die zu 60 bis 70 % naturnahe bis bedingt natur- nahe Abschnitte. Die sensiblen Fließgewässer im Stadtgebiet Tabelle 1: Gütebewertung von sensiblen Fließgewässern des Kreises Frankfurt besitzen längere naturnahe Ab- Dahme-Spreewald und Oder-Spree 1996 schnitte, das Vordere Buschmühlenfließ als 2 Gewässer Messstelle O NH4-N Saprob.- Güteklasse Quellbach zu 100 %, der Hospitalmühlen- min (90 %) Index bach zu 72,4 % und das Booßener Mühlen- fließ zu 43,2 %. Dahme Krossen-Drahnsdorf 6,5 0,87 ne II x Prierow 7,3 0,89 ne II x Den starken Verbau der sensiblen Fließge- Rietzneuendorf 3,4 2,8 ne III x wässer durch Ausbaustrecken, Durchlassbau- Teurow 6,9 1,7 ne II x werke und Sohlverbaue weist Tabelle 3 aus. Märkisch-Buchholz 5,3 0,91 ne II x Prieros, Schleuse 6,3 0,71 ne II-III x Die Verbauungen sind Ausbreitungshinder- nisse für die Bachbiozönosen. Mit 36 Ver- Dahme xx Neue Mühle 8,0 0,56 ne III x bauen auf 9,6 km Fließstrecke ist im Falken- Niederlehme 7,2 0,56 ne III x heiner Fließ im Durchschnitt alle 266 m ein Löcknitz km 0,0 vor Flakensee 3,8 0,28 ne II-III x Ausbreitungshindernis installiert. Auch bei Beke (32 Hindernisse), Schuge (33 Spree Lübben 5,3 0,67 2,34 II Hindernisse) und Paseriner Mühlenfließ (22 Hartmannsdorf 6,5 0,80 2,29 II Hindernisse) entfallen im Durchschnitt etwa Leibsch 7,8 0,79 2,15 II Altschadow 7,6 0,77 2,33 II 3 Hindernisse auf einen Fließ-km (s. Tabelle Trebatsch 4,3 0,74 2,2 II 3). Beeskow 7,9 0,67 2,25 II Raßmannsdorf 4,8 1,01 2,24 II Neubrück 4,6 0,76 2,2 II 4. Die sensiblen Fließge- uh Dehmsee 3,6 0,49 2,1 II wässer der Kreise Dahme- uh Fürstenwalde 4,4 0,72 2,18 II Spreewald und Oder-Spree Neuzittau 5,3 0,77 2,17 II sowie der kreisfreien Stadt Legende: Frankfurt an der Oder uh unterhalb ne nicht ermittelt x Gütebewertung nach der Richtlinie zur Klassifizierung der Gewässergüte im Land Brandenburg in 4.1 Methodik, Schutzwertstufen Anlehnung an die Methodik der LAWA (Entwurf Landesumweltamt
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