forena forum #8

Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus / Neonazismus – Hochschule Düsseldorf Jahrgang 04 / Ausgabe 01 / Mai 2017

This project has re- ceived funding from EU-Projekt DARE gestartet the European Union‘s Horizon 2020 re- search and innovati- Dialogue About on programme under grant agreement No Radicalisation and Equality 725349 Im Mai 2017 hat das auf vier Jahre angelegte Akteur*innen der Radikalisierung je- Forschungsprojekt DARE – Dialogue About weils spezifische Aspekte der Makro- Radicalisation and Equality begonnen, an Ebene (z.B. gesellschaftliche Ungleich- Inhalt dem die Hochschule Düsseldorf durch ihren heit) aufrufen und wie die angebotenen Forschungsschwerpunkt Rechtsextremis- Deutungen und Sinnstiftungen im si- EU-Projekt DARE gestartet mus/Neonazismus (FORENA) teilnimmt. tuativen Kontext (z.B. Familie, peers) Dialogue About Radicali- Das im Rahmen des EU-Programms Ho- verhandelt werden. sation and Equality...... 01 rizon 2020 finanzierte Projekt zielt darauf, b. den analytischen Blick erweitert auf die Gründe und Bedingungen, die zur Ra- Prozesse der Nicht-Radikalisierung Exkursion nach Israel dikalisierung von jungen Menschen in isla- und damit Faktoren und Prozesse in vom 23 .4 . – 2 .5 .2017...... 02 mistischen und anti-muslimischen Milieus den Blick nimmt, die junge Menschen beitragen, signifikant besser verstehen zu gegenüber Radikalisierungsangeboten FORENA-Nachwuchspreis können und wirksame Interventionsformen widerständig sein lässt. Damit werden – neue Ausschreibung ...... 04 zu entwickeln. Mit diesem Ziel gruppieren diese als aktive Handelnde wahr- und sich die Arbeitsstränge des mit insgesamt ernstgenommen. Theaterprojekt etwa 5 Millionen Euro finanzierten Projekts c. einen Fokus auf das Verstehen von „Erinnern heißt handeln!“ ...... 05 um drei Aufgaben Prozessen der kumulativen Radikali- a. eine systematische Bestandsaufnahme sierung legt, also die aufeinander bezo- Mainstreaming Extremism. . . 05 der Radikalisierungs- und Deradikali- genen Handlungspraxen islamistischer sierungsforschung; und anti-muslimischer Akteur*innen. FORENA unterstützen...... 06 b. die Generierung neuer empirischer Er- Auf dieser Grundlage geraten Bedin- kenntnisse darüber, wie junge Menschen gungen und Kontexte einer möglichen Neue Texte sich in der Interaktion mit Akteur*innen ›reaktiven Ko-Radikalisierung‹ in den aus dem Forschungs- der Radikalisierung verhalten Blick. schwerpunkt...... 06 c. die Integration der Forschungsergebnis- d. unter Nutzung quantitativer und quali- se in die Entwicklung und Evaluierung tativer Methoden nach der komplexen Vergessene Orte des von Maßnahmekatalogen. Beziehung von – ggfs. nur subjektiv Holocaust in Ostpolen...... 07 wahrgenommenen – Erfahrungen und Das DARE-Konsortium führt Akteur*in- Status von Un/Gleichheit und Radika- Neue Literatur...... 08 nen aus dem Feld der Wissenschaft und der lisierung fragt. In diesem Kontext wird Zivilgesellschaft aus neun EU- und vier rationalen wie emotional-affektiven Di- nicht-EU-Staaten zusammen. Das Projekt mensionen Beachtung geschenkt. geht über andere Forschungs- und Pra- xisprojekte hinaus, indem es FORENA wird insbesondere an den Ar- a. auf der konzeptionellen Ebene nicht beitspaketen Contemporary radicalisation nur die verschiedenen Radikalisie- in historic and spatial context, Trajectories rungsfaktoren identifiziert, sondern of radicalisation: Radical Islamist milieus auch deren Zusammenwirken, etwa als und Trajectories of radicalisation: Anti- situative und vorprägende Faktoren, Islam(ist) milieus mitwirken. Darüber hin- erhellt. Es geht davon aus, dass es ver- aus koordiniert der Leiter von FORENA, schiedene Faktorenkombinationen im Prof. Dr. Fabian Virchow, das zum Konsor- Zuge von Radikalisierungsprozessen tium gehörende Komitee zu Fragen der For- gibt, aund beleuchtet, wie individuelle schungsethik.

Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus / Neonazismus – Hochschule Düsseldorf die Frage, was es bedeutet, wenn deutsche Gruppen nach Israel Exkursion nach Israel reisen und dort wichtige Gedenktage erleben und mitbekommen, welche Bedeutung die Erinnerungspolitik in Israel hat und wel- cher Stellenwert die Shoah. Uns wurde bewusst, dass alle Ge- vom 23 4. . – 2 5. .2017 sprächspartner biografische Bezüge zur Shoah als Nachkommen Voller Eindrücke und mit mehr Fragen als Antworten sind 10 von rechtzeitig Emigrierten oder Überlebenden der Shoah hat- Studierende des Fachbereichs Sozial- und Kulturwissenschaften ten. Mit einem sehr emotionalen Bericht von zwei überlebenden von ihrer Exkursion nach Israel zurückgekehrt. An der Reise, Zeitzeugen der Shoah endete der Jom haShoah und hinterließ die als Kooperationsprojekt zwischen dem DGB NRW und der bleibende Eindrücke. Hochschule Düsseldorf in diesem Jahr erstmals durchgeführt wurde, nahmen auch fünf junge Mitglieder der IG-Metall teil. Dienstag, 25 . April 2017: Jerusalem - Efrat Unter Leitung von Marc Neumann (DGB NRW), dem israeli- Die Tour begann mit Amir Cheshin, dem ehemaligen Berater für schen Reiseführer Ori Strassberg und Adelheid Schmitz (FORE- arabische Fragen des Bürgermeisters von Jerusalem und führ- NA u. Erinnerungsort Alter Schlachthof der HSD) erlebten 15 te uns entlang der Sperranlagen in Ostjerusalem. Hier wurden junge Menschen hochinteressante Tage in Israel, die eingebettet aktuelle Probleme sichtbar und dass Lösungsmöglichkeiten für waren in die zentralen Gedenktage Jom haShoah und Jom haZi- den israelisch-arabischen Konflikt aktuell in weite Ferne gerückt karon sowie dem Unabhängigkeitstag Jom haAtzma’ut. Unbeab- zu sein scheinen. Noch ist offen, ob es einen Policy Change sichtigt war die Gruppe zur gleichen Zeit in Israel wie Außenmi- durch Donald Trump gibt und wie sich dieser auswirken wird. nister Gabriel, der wegen seiner Gespräche mit kritischen NGO’s Auf Einladung von Bürgermeister Oded Revivi besuchten wir von Ministerpräsident Netanjahu nicht empfangen wurde. Auch Efrat, eine jüdische Siedlung in der Westbank. Das Gespräch mit diese Entwicklung und die Reaktionen darauf wurden von der dem eloquenten Politiker und „Außenminister“ der Siedlerbewe- Gruppe intensiv verfolgt. gung (Chief Foreign Envoy YESHA Council) warf viele Fragen auf, die uns auch auf der Rückfahrt und bei der anschließenden Feedbackrunde weiter beschäftigten. Hier hätten wir – ange- sichts der Darstellungen des Bürgermeisters von einem angeb- lich konfliktfreien Zusammenleben von jüdischen Siedlern und arabischstämmiger Bevölkerung in „seiner“ Siedlung – auch gerne mit Kritikern der Siedlungspolitik oder gar Vertretern der arabischstämmigen Bevölkerung diskutiert.

Mittwoch, 26 . April 2017: Jerusalem - Yad Vashem - Altstadt Die Führung durch die Dauerausstellung von Yad Vashem, der zentralen Gedenkstätte für die Opfer der Shoah, der Rundgang über das Gelände mit Besuch der Gedenkhalle, der Kinderge- denkstätte, der Skulptur „Janus Korczak und die Kinder des Gespräch mit Zeitzeugen Ghettos“, der „Allee der Gerechten unter den Völkern“ hinter- Montag, 24 . April: Jom haShoah - Besuch der Histadrut ließ viele beeindruckende Erinnerungen, insbesondere die Ge- und Zeitzeugengespräch denkhalle für die ermordeten Kinder. Der erste Rundgang durch Tel Aviv begann mit der Sirene zu Die anschließende Tour durch die Altstadt von Jerusalem öff- Jom haShoah, dem zentralen Gedenktag für die Opfer der Sho- nete unseren Blick für einen der Brennpunkte des Nahostkon- ah. Um 10.00 Uhr ertönte die Sirene und für zwei Minuten stand flikts und wichtige Orte der drei monotheistischen Weltreligio- das Leben in Israel still. Auf der Straße blieben alle Menschen nen: jüdisches Viertel und die alten römischen Ausgrabungen, stehen, Autos hielten an und die Insassen stiegen aus, um zwei Klagemauer, Besuch des Tempelbergs und des Felsendoms (aus- Minuten lang der von den Nazis ermordeten Menschen zu ge- schließlich für die muslimischen Studierenden), Grabeskirche denken. Nach diesem tief berührenden Moment ging es weiter und Via Dolorosa. zum Kikar Rabin, der Stelle, wo im September 1995 der damali- Die Sicherheitslage ermöglichte uns noch ca. 1 Stunde freie ge Ministerpräsident Yitzak Rabin von einem jüdischen Fanati- Zeit in Jerusalem. Im Kontrast zur „Heiligen Stadt“ erwartete ker ermordet wurde. Dort erläuterte unser Reiseführer den - uns nach der Rückfahrt das pulsierende Leben in Tel Aviv mit Friedensprozess und den Hintergrund der Kundgebung, bei der Cafés und ausgelassener Fröhlichkeit in der Metropole. Rabin aus direkter Nähe erschossen wurde. Beim anschließenden Besuch der israelischen Gewerkschaft Donnerstag, 27 . April 2017: Shalom Daycare Center - Histadrut begrüßte uns Gershon Gelman, der Vorsitzende der Ethopian Absorption Center, Yafo Histadrut Tel Aviv-Yafo. Zvika Sapir, der stellvertretenden Vor- Ein weiterer Kontrast zum Brennpunkt Jerusalem war der Be- sitzende, informierte uns über die Gewerkschaftsarbeit in Tel such des Shalom Daycare Center in Yafo, einer jüdisch-arabi- Aviv sowie die aktuellen Herausforderungen der Histadrut. Die schen Kindertagesstätte der Frauenorganisation Na’amat. Die Leiterin der Internationalen Abteilung der Histadrut, Avital friedliche Koexistenz und die gemeinsame Erziehung von Kin- Shapira-Sbiro, erläuterte die internationale Arbeit der Histadrut dern unterschiedlicher Religionen zum Frieden gehört zum Pro- und skizzierte die Zusammenarbeit mit den palästinensischen gramm dieser Einrichtung. Sowohl bei den Kindern als auch bei Gewerkschaften. den Erzieherinnen gibt es eine strikte Quotierung – eine Hälfte Micky Drill, Friedrich-Ebert-Stiftung Israel, skizzierte die Ar- jüdisch die andere arabisch (wiederum quotiert nach Muslimen beit der Stiftung und die enge Kooperation mit der Histadrut. und Christen). Die Einrichtung arbeitet zweisprachig in Hebrä- Er beleuchtete die deutsch-israelischen Beziehungen und die Be- isch und Arabisch. Die Feiertage aller drei Religionen werden deutung des Jugendaustauschs. Mit ihm diskutierten wir auch gemeinsam begangen. Zur Begrüßung der Gäste aus Deutsch- 02 kurze Wanderung Richtung Quelle des Ein Gedi-Flüsschens und die Führung durch den gleichnamigen Kibbuz mit botanischem Garten vermittelte uns einen Eindruck, wieviel Engagement und vor allem kluger Umgang mit Wasser es braucht, um mitten in der Wüste Pflanzen wachsen zu lassen. Ein Highlight war der anschließende Besuch am Toten Meer und das Bad im Salzwas- ser in Kalia Beach, das kein Abtauchen zulässt.

Besuch im Shalom-Day-Care-Center Sonntag, 30 . April 2017: Kafr-Qara - See Genezareth - land luden die Kinder uns zu einer kleinen Feier mit Gesang und Golanhöhen Spielen ein. Ein Besuch, der uns zeigte, dass friedliche Koexis- Bei einem Zwischenstopp in Kafr-Qara trafen wir auf dem Weg tenz so einfach sein könnte... zu den Golanhöhen im Norden Israels Nawaf Masalcha, einen Der geplante Besuch eines Seminars am Hakibbuzim College in arabischen Israeli. Er wurde in Kafr-Qara geboren, war früher Ramat Aviv und das Gespräch mit der Student Union (vergleich- stellvertretender Außenminister sowie ehemaliger Leiter der bar dem AStA bei uns) sowie dem Betriebsrat fielen leider aus. Internationalen Abteilung der Histadrut. Sein Leben lang enga- Stattdessen besuchten wir das Ethopian Absorption Center in gierte er sich für die Verständigung zwischen jüdischen und ara- Yafo und informierten uns über die Geschichte der Integration bischen Israelis und bemüht sich bis heute, Lösungen für einen äthiopischer Einwanderer in Israel, über ihre Probleme, aber auch scheinbar aussichtslosen Konflikt zu finden. Das Plädoyer des das vielfältige Engagement zur Unterstützung dieser Minderheit. charismatischen alten Mannes für die Zweistaaten-Lösung und Der anschließende historisch-politische Stadtrundgang durch seine Kritik, dass „“ so wenig tue, um bei der Lösung Yafo vermittelte uns einen Eindruck von der traditionsreichen und des Konflikts zu unterstützen, bleiben in Erinnerung. wechselhaften Geschichte der Stadt und lieferte Hintergrundin- Bei einer Pause am heute touristischen See Genezareth mit sei- formationen zur Gründung von Tel Aviv und der Proklamation ner biblischen Geschichte konnten wir den St. Petersfisch zum des Staates Israel. Am Abend waren wir von unseren israelischen Mittagessen probieren. Die Weiterfahrt nach Merom Golan stand Gästen von der Histadrut Tel Aviv-Yafo (Gershon und Zvika) zum unter dem Eindruck der Geschichte des 6-Tage-Krieges 1967 Abendessen in einem arabischen Restaurant in Yafo eingeladen. und seiner Auswirkungen bis heute. Der Aussichtspunkt auf den Golanhöhen, der einen Blick bis nach Syrien ermöglicht, von wo Freitag, 28 . April 2017: Sderot und Kibbuz Magen wir Detonationen - vermutlich entferntes Gefechtsfeuer – hörten, Die Fahrt in die prosperierende Stadt Sderot direkt am Gaza- zeigte uns, wie nah der syrische Bürgerkrieg an diesem touristisch Streifen öffnete uns die Augen für das alltägliche Leben unter gestalteten Aussichtspunkt ist. Die Diskussion über die fragwür- Raketenbeschuss. Wir besuchten einen Kinderspielplatz, auf dige Funktion der UN-Beobachter an diesem Ort, aber auch über dem ein Bunker als Spielzeugschlange getarnt ist, diskutierten das Engagement Israels für verletzte Syrer beschäftigte uns noch über die Traumata von Kindern, die hier aufwachsen und konn- länger. Wieder zurück in Tel Aviv erklang um 20.00 Uhr die Sire- ten uns an einer Polizeistation ein von der Alltäglichkeit ne zum Jom haZikaron, dem Gedenktag für die im Krieg getöte- der Bedrohung durch Kassan-Raketen machen, von denen einige ten Soldaten und durch Terror umgekommenen Zivilisten. Wieder hier ausgestellt sind. einmal stand das Leben in Israel für 2 Minuten still. Nächstes Ziel war der Kibbuz Magen, wo wir im großen Spei- sesaal zu Mittag aßen. Dani Wiehler, der schon als junger Mann Montag, 1 . Mai 2017: deutsche Botschaft - Jom haZikaron in den Kibbuz kam, schilderte uns anschließend das genossen- und Jom haAtzma‘ut schaftliche Leben und Arbeiten in Israel, insbesondere im Kib- Beim Besuch in der deutschen Botschaft in Tel Aviv beleuch- buz Magen. Beeindruckt von Geschichte und Gegenwart der tete Sozialattachée Martina Wichmann-Bruche die Perspektive Kibbuzim ging es mit einem kurzen Halt am Grenzübergang der Diplomatie auf Israel - die Wirtschaft, Soziales, Arbeitsbe- Erez, einem der zentralen Übergänge zum Gaza-Streifen, zu- ziehungen etc. Sie fasste viele der bisher gemachten Eindrücke rück nach Tel Aviv. Es war kurz vor Shabbat und in Erez relativ pointiert zusammen und ordnete sie ein. Im Laufe des Tages ruhig. Zu anderen Zeiten wird hier deutlich, dass es für Paläs- ging der Gedenktag Jom haZikaron direkt über in den fröhlich- tinenser schwierig ist, diesen stark kontrollierten Übergang zu heiteren Feiertag Jom haAtzma‘ut, der zur Erinnerung an die passieren, dass es aber auch aus humanitären Gründen Geneh- Proklamation des jüdischen Staates durch David Ben-Gurion migungen gibt, nach Israel einzureisen. eingeführt worden war. Der Abend in Tel Aviv stand ganz im Zeichen der Vorberei- tung auf den Shabbat. Ein Teil unserer Gruppe besuchte mit Ori Fazit Strassberg den Shabbat-Gottesdienst in der Synagoge, wo wir Zwar waren die Studierenden bei einem Vorbereitungswochen- auf eine feierliche und fröhliche Stimmung trafen, die wir so ende intensiv auf diese Reise vorbereitet worden, doch alle wa- nicht erwartet hatten. Mit einem gemeinsamen kosheren Shab- ren sich einig, dass bei einer Reise nach Israel die Begegnungen bat-Dinner schloss der erlebnisreiche Tag ab. und Gespräche mit den Menschen vor Ort nicht ersetzbar seien. Es bestätigte sich, was einer unserer Gesprächspartner als Erfolg Samstag, 29 . April 2017: Ein Gedi und Totes Meer einer solchen Reise bezeichnete: Eine Rückkehr mit mehr Fra- Die Fahrt zum Toten Meer, das 428 Meter unterhalb des Mee- gen als Antworten im Gepäck. Die vielen Fragen wurden bereits resspiegels liegt und damit der weltweit tiefst gelegenste See bei den ausführlichen Feedbackrunden am Abend diskutiert und ist, führte uns durch die traumhafte Naturlandschaft der Negev- werden bei einem Nachbereitungswochenende noch weiter ver- Wüste. Auf dem Weg zum Wadi David im Naturreservat Ein tieft. Von studentischer Seite kam der Wunsch auf nach mehr Gedi, einer wasserreichen Oase, erhielten wir Informationen Begegnungen mit weniger „Offiziellen“ und mehr jungen Men- über die ökologische Situation in der Region, den Wassermangel schen mit kritischem Blick auf ihr Land. im Jordan und die Aktivitäten zur Lösung des Problems. Eine Fotos: © Steffen Kohlschein, HSD 03 und ihre Folgewirkungen in der Be- FORENA-Nachwuchspreis richterstattung über Beate Zschäpe (Charlie Kaufhold, HU Berlin) • Schicksalsjahre des Konservatismus. – neue Ausschreibung Konservative Intellektuelle und die Systematische theoretische und empiri- Forschungsstelle) Dokumentations- und Tendenzwende in den 1970er Jahren sche Forschung zu Rassismus, Antisemi- Forschungsstellen etabliert worden. (Florian Finkbeiner) tismus und zum Rechtsextremismus sind Mit dem Ziel der Anerkennung von • Zum Verhältnis von Demokratie und in Deutschland wenig institutionalisiert sehr guten Forschungsarbeiten jüngerer Menschenfeindlichkeit – eine Dis- – nimmt man Lehrstühle, Zeitschriften, Wissenschaftler*innen und deren Ermu- kursanalyse der AfD an der Schnitt- Studiengänge oder Forschungsprogram- tigung, sich dauerhaft mit einschlägigen stelle zwischen Ideologien der Un- me als Maßstab. Nicht zuletzt die jüngere Fragestellungen zu befassen, hat FORE- gleichwertigkeit und demokratischer Entwicklung – Stichworte wie NSU, Pegi- NA im Jahr 2012 erstmals die FORENA- Teilhabe (Stefan Ebert, FSU Jena) da und AfD mögen hier genügen – zeigen, Nachwuchspreise ausgeschrieben. Der • ›Junger Nationalismus in der Diskus- dass es sich um Phänomene handelt, die Preis wird in zwei Stufen vergeben, die sion.‹ Die Zeitschrift gesellschaftlich hoch relevant sind, steti- mit 1.000.- € bzw. 500.- € Preisgeld ver- und die Neuen Rechten (1965-1974) gem Wandel unterliegen und daher auch sehen sind; zudem können ›Anerkennun- (Stefan Wulfram, WWU Münster) wissenschaftlich immer wieder neu zu gen‹ ausgesprochen werden. Bisher hat Parallel zu den FORENA-Preisen hat das beschreiben und zu analysieren sind. es in drei Ausschreibungsrunden knapp Ministerium für Arbeit, Integration und Trotz der Forschungen an einzelnen 70 Einsendungen gegeben, darunter auch Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen Lehrstühlen, die jedoch nirgendwo aus- einige Dissertationen. Folgende Arbeiten den Preis ›Demokratie und Zusammen- schließlich den genannten Themen ge- wurden bisher ausgezeichnet halt in der Vielfalt‹ ausgelobt, der eben- widmet waren/sind, und zahlreicher Pub- • Die Hilfsgemeinschaft auf Gegen- falls mit 1.000.- € Preisgeld dotiert ist. likationen gibt es weiterhin viele ›weiße seitigkeit (HIAG) 1950-1990. Orga- Dieser Preis wurde bisher verliehen an Flecken‹. Zugleich gibt es in verschie- nisierte Veteranen der Waffen-SS in • Gabi Elverich: Demokratische Schul- denen Disziplinen – von den Rechtswis- der Bundesrepublik (Karsten Wilke, entwicklung senschaften über die Sozial- und Kultur- U Bielefeld) • Maik Fielitz: Hellenistic Call. Trans- wissenschaften bis zu den Humanities • Mehrebenenanalyse rechtsextremer nationaler Einfluss faschistischer Or- – jüngere Wissenschaftler*innen, die sich Einstellungen: Ursachen und Ver- ganisationen am Beispiel der Chrysi in ihren Abschluss- und Qualifikations- breitung in unterschiedlichen sozio- Avgi in Deutschland arbeiten mit entsprechenden Fragestel- ökonomischen Regionen Hessens • Birgül Demirtas: Der Brandanschlag lungen befassen – und dabei neue Frage- und Thüringens (Matthias Quent, in Solingen und seine Wahrnehmung stellungen, theoretische Rahmungen und FSU Jena) durch die zweite Generation von tür- empirisch gesättigte Arbeiten vorlegen. • Rechtsextremismus und Geschlecht. kischstämmigen Migranten. Inzwischen ist zwar mit den Mobilen Möglichkeiten und Grenzen einer In der Jury wirkten bisher PD Dr. Oliver Beratungsteam, den Opferberatungsstel- genderreflektierenden Prävention Decker (U ), Prof. Dr. Wolfgang len, bei der Umsetzung Lokaler Aktions- von Rechtsextremismus (Vivian Gessenharter (HSU Hamburg), PD Dr. pläne oder in Antidiskriminierungsstel- Laumann, FU Berlin) Gideon Botsch (MMZ Potsdam), PD Dr. len ein Berufsfeld entstanden, in dem gut • „Rechte Gewalt aus Opferperspekti- Dirk Halm (Stiftung Zentrum für Tür- qualifizierte junge Wissenschaftler*innen ve – Aufgaben und Funktionen einer keistudien und Integrationsforschung), Beschäftigung finden können; die Pers- parteilichen Beratungsstelle“ (Rabea Prof. Dr. Renate Bitzan (Georg-Simon- pektiven im akademischen Feld sind aber Duscha, FH Münster) Ohm-Hochschule Nürnberg), Prof. Dr. noch immer bescheiden. • »Zurück zur eigenen Scholle?« – Die Michaela Köttig ( University of Dies gilt trotz der Tatsache, dass es im Artamanen als ›Beispiel alternativer Applied Sciences), Prof. Dr. Ruth Wodak Anschluss an das Bekanntwerden des Lebensgestaltung‹ in der Rezeption (U Lancaster), Prof. Dr. Christoph Kop- NSU in einigen Bundesländern Ansät- des Rechtsextremismus der Gegen- ke (Hochschule für Wirtschaft und Recht ze gibt, auch die Forschung einen dau- wart (Laura Schenderlein, U Potsdam) Berlin) sowie Prof. Dr. Fabian Virchow erhafteren Rahmen zu geben. Datieren • Rechtsextreme Medien. Wissen- als Leiter von FORENA mit. etwa die Gründungen des Zentrums für schaftlicher Begriff, Konzepte der Die FORENA-Nachwuchspreise und Antisemitismusforschung der TU Berlin extremen Rechten und Umsetzung der MAIS-Sonderpreis werden im Jahr auf Anfang der 1980er Jahre und die des am Beispiel des Vogtlandkreises (Fe- 2017 zum vierten Mal ausgeschrieben; Forschungsschwerpunktes Rechtsextre- lix Korsch, U Leipzig) Einsendeschluss ist der 15. Februar 2018. mismus/Neonazismus an der Hochschule • Staatliches Handeln gegen die extre- Die Verleihung findet im Herbst 2018 Düsseldorf (FORENA) oder des Duis- me Rechte zwischen 1974 und 1980 statt. Weitere Informationen auf der Web- burger Instituts für Sprach- und Sozial- in der Bundesrepublik Deutschland. Seite www.forena.de. Zusendungen an: forschung (DISS) auf die späten 1980er Eine Analyse am Beispiel des Ver- Prof. Dr. Fabian Virchow | Forschungs- Jahren, so sind erst in jüngerer Zeit in einsverbotes gegen die Wehrsport- schwerpunkt Rechtsextremismus/Neona- Thüringen (Kompetenzzentrum Thürin- gruppe Hoffmann (Nadine Jenke, U zismus | Hochschule Düsseldorf/Fachbe- gen; Dokumentationsstelle Menschen- Potsdam) reich Sozial- und Kulturwissenschaften rechte, Grundrechte und Demokratie) • Geschlecht – Schuld – Abwehr. Nati- | Münsterstraße 156 | 40476 Düsseldorf | und Brandenburg (Emil Julius Gumbel onalsozialistische Täter_innenschaft [email protected]

04 der anschließenden Diskussion mit Studie- Theaterprojekt renden und Schüler*innen zeigte sich, dass hier viele Themen angesprochen wurden, die auch das eigene Leben der Anwesenden „Erinnern heißt handeln!“ prägen: Fragen nach Identität, Heimat, Aus- Mit dem Theaterprojekt „Erinnern heißt fern und Tätern untereinander und welche grenzung und Diskriminierung. Eine Schü- handeln!“ (Esther Bejerano) startete im Konsequenzen ergeben sich daraus für den lerin mit Migrationsgeschichte beschrieb Januar 2017 ein Kooperationsprojekt, bei Umgang mit aktuellen Flucht- und Vertrei- zum Beispiel, dass sie immer und überall dem Andreas Schmid (Theaterkunst Köln bungsopfern? Die Theateraufführung wird versuche „bloß nicht anzuecken“ und sich e.V.), Erinnerungsort Alter Schlachthof und aus drei Teilen bestehen, die an verschie- „gut zu benehmen“, damit man ihr nichts Jugendring Düsseldorf zusammenarbeiten. denen Orten inszeniert werden. Über ein Negatives vorwerfen könne. Sie schilderte Das Projekt wird von der Stiftung Erinne- Lehrangebot, das der Regisseur, Schauspie- dieses „immer auf der Hut sein“ als eine Er- rung, Verantwortung und Zukunft finan- ler und Theaterpädagoge Andreas Schmid fahrung, die für diejenigen unverständlich ziell unterstützt und ist an der Hochschule in diesem Semester begonnen hat, sollen bliebe, die keine oder kaum Erfahrungen Düsseldorf angesiedelt. Studierende angesprochen und in das In- von Diskriminierung machen müssten. Geplant ist eine Theateraufführung im szenierungsprojekt eingebunden werden. Mai 2018. Mit Mitteln des Theaters soll Auftakt für das Vorhaben war die Prä- der Mechanismus der Deportation und sentation des Theaterstücks „Ein ganz das Zusammenspiel von offiziellen Insti- gewöhnlicher Jude“ von Charles Lewins- tutionen und privaten Nutznießern unter- ky am 4.5.2017 in der Hochschule Düs- sucht werden. Reflektiert wird auch der seldorf. Vor ca. 60 Zuschauern spielte Umgang der beteiligten Behörden und Andreas Schmid in einer Inszenierung für gesellschaftlicher Akteuren mit diesem das Klassenzimmer/den Seminarraum die Verbrechen nach 1945. Welche Relevanz Geschichte von Emanuel Goldfarb, einem hat der Umgang mit dem Holocaust für Nachkommen von Überlebenden der Sho- die 4. und 5. Generation und welche Verän- ah, der im heutigen Deutschland ein Leben derungen gibt es in den (intergenerationel- als „ganz gewöhnlicher Jude“ führen will, len) Beziehungen der Nachfahren von Op- doch immer wieder daran scheitert. Bei

statt anti-elitär sei. Andere erhofften sich eine Wiederbele- Mainstreaming bung demokratischer Prozesse aufgrund der Entstehung ei- nes neuen Subjekts kollektiver Aktionen mit dem Ziel der Durchsetzung einer faireren sozialen Ordnung. Extremism • die Veränderung politischer Landschaften durch die starke Seit 2014 organisiert FORENA gemeinsam mit Kolleg*innen aus Präsenz extremer und populistischer rechter Parteien – selbst den USA und Großbritannien Seminare, die sich vor allem mit wenn sie hinter manchen Erfolgsprognosen zurückbleiben der extremen und populistischen Rechten, in jüngerer Zeit auch wie zuletzt die PVV bei den Wahlen in den Niederlanden mit religiösem Nationalismus und Islamismus befassen. Auch die oder Marine Le Pen mit dem Front National in Frankreich. aktuelle Workshop-Staffel unter dem Titel Youth Extremisms: Un- Tatsächlich driftet die politische Debatte nach rechts, da an- derstanding across Ideological and Religious Contexts wird vom dere Parteien ihre Programmatik und ihr Auftreten anpassen. Economic and Social Research Council (ESRC) finanziert. Die • die Wahrnehmung des Internets als einem bedeutsamen Ort jüngste Veranstaltung fand Ende März 2017 an der Hochschule zur Formulierung und Verbreitung neuer Nationalismen. Düsseldorf statt und führte erneut Wissenschaftler*innen, zivil- Dies lässt sich exemplarisch an den jungen, hoch qualifizier- gesellschaftlich Aktive und Vertreter*innen staatlicher Einrich- ten und unternehmerisch ausgerichteten Hindunationalisten tungen zu einem Dialog zusammen. Nicht zuletzt angesichts des beobachten, die in den sozialen Netzwerken ohne zentrale Wahlsieges von Donald Trump stand die Veranstaltung unter dem Lenkung für ein starkes Indien streiten. Titel Mainstreaming extremism in the political process. Dabei • die Erkenntnis, dass das mainstreaming extremer Positionen ging es vor allem um den Einfluss der extremen und populisti- zur Verschärfung von Übergriffen führt, z.B. als Folge der schen Rechten auf den politischen Diskurs in den USA, Europa Trump’schen Wahlkampagne. und Indien, um Initiativen von Jugendlichen gegen Hassrede und • die Erkenntnis, dass in diesem Kontext ,Räume’ politisch be- antimuslimischen Rassismus sowie um den Nutzen von Program- deutsam werden. Die Markierung bestimmter Stadtteile als men, die auf die Bekämpfung von Rassismus, Antisemitismus “Brutstätten des Terrorismus” und eine dominante mediale und rechter bzw. islamistischer politischer Gewalt zielen. Darstellung von Muslim*innen als Gefahr führt zu einer Si- Zu den zentralen Punkten des Workshops gehörten tuation des allgemeinen Verdachts und der Überwachung bei • die Diskussion des unscharfen Begriffs „Populismus“, der (jungen) Muslim*innen. Zugleich sind viele US-Universitä- mit verschiedenen Ideologien, programmatischen Inhalten ten Orte der Konfrontation mit und rassistischen und Regierungsformen kompatibel sein kann. Als „dünne Positionen und bieten als ‘sanctuary’ Campus einen Ort des Ideologie“ konstruiert er die gesellschaftlichen Kernwider- Schutzes. sprüche zwischen „Elite“ und „Volk“ sowie um „Wir“ und Im Anschluss an die Seminare werden „evidence briefings” ver- „die Anderen“ (meist: „Fremde“ oder „Ausländer“). öffentlicht, die unter http://www.socialsciences.manchester.ac.uk/ • die kontroverse Bewertung der Frage, ob Populismus eine po- sociology/research/projects/youth-extremisms/ abgerufen werden sitive Funktion haben kann. Einige sahen in ihm einen immer können. Das nächste ESRC-Seminar findet im September 2017 an ausgrenzend wirkenden Mechanismus, der anti-pluralistisch der American University in Washington, DC statt. 05 dazu auf, dies durch Spenden und finanzielle Zuwendungen zu ermöglichen. Diese können ohne Zweckbindung erfolgen oder FORENA unterstützen aber an eine der folgenden Programmlinien gebunden werden: Förderung junger Wissenschaftler*innen Der seit 1987 an der FH Düsseldorf bestehende Forschungs- • Reisestipendium in Höhe von 500.- € (z.B. für Archivre- schwerpunkt deckt mit vergleichsweise geringen personellen cherchen oder eine aktive Teilnahme an einer internati- und finanziellen Ressourcen eine erhebliche Bandbreite an onalen Konferenz) Themen und Aktivitäten ab. Neben eigen- und drittmittelfinan­ • Publikationsstipendium in Höhe von 1.000.- € zierter Forschung führt FORENA Tagungen und Konferenzen • Summer School für junge Wissenschaftler*innen durch – häufig in Kooperation mit regionalen Akteur*innen der (3.000.- €) Zivilgesellschaft oder Wissenschaftler*innen aus dem In- und • Stipendium für ein mehrmonatiges Forschungsprojekt Ausland. Transferprojekte und eine umfangreiche Vortrags- und (5.000.- €) Publikationstätigkeit kommen hinzu. • Jahresstipendium für ein Forschungsprojekt (15.000.- €) In den letzten Jahren hat auch die Förderung des wissenschaft- lichen Nachwuch­ses einen erheblichen Bedeutungszuwachs Selbstverständlich besteht auch darüber hinaus die Möglichkeit, erfahren, etwa durch die FORENA-Nachwuchspreise. Leider die Arbeit des Forschungsschwerpunktes zu unterstützen. Wenn steht der Vielfalt und Bedeutung der Aufgaben insgesamt jedoch Sie die Möglichkeit der fi­nanziellen Unterstützung der Arbeit keine entsprechende Fi­nanzierung des Forschungsschwerpunk- von FORENA erörtern möchten, wenden Sie sich bitte an den tes gegenüber. FORENA möchte dennoch die Förderung jun- Leiter der Einrichtung, Prof. Dr. Fabian Virchow. ger Wissenschaftler*innen weiter intensivieren und ruft daher

Düsseldorf. In: Gedenkstät- Neue Texte tenrundbrief (hrsg. von der Impressum Topographie des Terrors, Ber- aus dem Forschungs- lin), Nr. 185 (3/2017): 23-31. Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus / schwerpunkt Fabian Virchow (2017): Neonazismus der Hoch- Rechtsextremismus, schule Düsseldorf Alexander Häusler (2016): ›Alternative für Deutschland‹. Rechtspopulismus, Neona- AfD, & Co. Die In: Martin H.W. Möllers/ zismus – Zur Bezeichnungs- Adresse Formierung einer muslim- Robert Chr. Van Ooyen praxis empirisch gelegentlich Hochschule Düsseldorf feindlichen rechten Bewe- (Hrsg.): Jahrbuch Öffentliche komplexer Phänomene. In: Fachbereich Sozial- und gung. In: Peter Antes/Rauf Sicherheit 2016/2017. Frank- Vorgänge 216 (Dezember Kulturwissenschaften Ceylan (Hrsg.): Muslime in furt/Main: Nomos/Verlag für 2016): 29-37. Münsterstraße 156 Deutschland. Historische Polizeiwissenschaft: 155-161. 40476 Düsseldorf Bestandsaufnahme, aktuelle Fabian Virchow (2017): Post- Entwicklungen und zukünfti- Alexander Häusler (2017): Fascist Right-Wing Social Kontakt ge Forschungsfragen. Wiesba- ›Kein Kölsch für Nazis‹. Movements. In: Stefan Ber- Fon: 0211/4351-3375 den: Springer VS: 59-74. Kommunales Wir-Gefühl als ger/Holger Nehring (Hrsg.): Fax: 0211/81-11490 politische Mobilisierungsres- The History of Social Move- forena@hs-duesseldorf de. Alexander Häusler (2016): source. In: Aus Politik und ments in Global Perspective. www forena. de. Das neue Aufbegehren von Zeitgeschichte 67 (9. Januar A Survey. London/New York: rechts. In: neue caritas 117 2017) 1-2: 41-46. palgrave macmillan: 619-646. V.i.S.d.P. (21. November 2016) 20: Prof . Dr . Fabian 14-17. Joachim Schröder (2017): Fabian Virchow (2017): Virchow Arbeiterbewegung und Entgrenzung und Ordnung. 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Den Organisatoren der Fahrt lag vor allem daran, den gesamten Ablauf und die Hintergründe dieses ungeheuerlichen Mordprogramms der „Aktion Reinhardt“ Vergessene Orte des anschaulich zu vermitteln, von seinem Beginn im März 1942 im damaligen Ghetto Lublin bis zu seinem Abschluss, der „Ak- Holocaust in Ostpolen tion Erntefest“ am 3./4.11.1943. An nur zwei Tagen ermordeten deutsche SS- und Polizeieinheiten im KZ Majdanek sowie den Auf den Spuren der Zwangsarbeitslagern Poniatowa und Trawniki insgesamt 42.000 Menschen – es war dies die größte Massenexekution während des Deportationen Zweiten Weltkriegs überhaupt. Viele Gebäude, die Behörden und Institutionen beherbergten, Vor fast 75 Jahren, im Frühjahr 1942, begann die deutschen Be- die eine große Bedeutung im damaligen, arbeitsteilig organisier- satzer mit der systematischen Ermordung der polnischen Jüdin- ten Mordprozess hatten, sind heute noch erhalten. Doch es fehlen nen und Juden im damaligen „Generalgouvernement“ („Aktion heute Hinweise auf ihre damalige Funktion: die Distriktverwal- Reinhardt“). Hunderttausende Männer, Frauen und Kinder wur- tung Lublin, die an den „Aussiedlungen“ der jüdischen Bevölke- den aus den Ghettos in die eigens eingerichteten Mordlager ver- rung (also: am Massenmord) aktiv beteiligt war; der „Flugplatz schleppt: nach Chełmno, Treblinka, Sobibór, Bełżec. Anders als Lublin“ – Zwangsarbeitslager und Umschlagplatz Hunderttau- Auschwitz, dem internationalen Symbol für den Holocaust, sind sender Güter, die den in den „Distrikt Lublin“ Deportierten zu- diese Tatorte heute nur wenigen ein Begriff, sie spielen eine un- vor geraubt worden waren; die SS-Standortverwaltung, die die tergeordnete Rolle in der deutschen (wie auch in der polnischen) geraubten Güter erfasste und verwertete; schließlich die Zentrale Erinnerungskultur. So ist kaum bekannt, dass auch zehntausende des SS- und Polizeiführers Lublin (Odilo Globocnik), in der ein deutsche Jüdinnen und Juden Opfer dieser Mordaktion wurden. kleiner Stab von nur 5 Menschen die Morde koordinierte. Auf- Sie waren zwischen März und Juni 1942 aus dem Deutschen Reich gedeckt wurde bei diesen Stadtrundgängen durch Lublin nicht in die Region Lublin verschleppt worden. nur, wie reibungslos das arbeitsteilige Netzwerk der Täter*innen Darunter befanden sich drei Transporte mit rund 2.000 Men- funktionierte, sondern auch, wie viele Angehörige der immerhin schen aus den Regierungsbezirken Düsseldorf und Arnsberg. Zwei 4.000 deutschen Angehörigen der deutschen Besatzungsverwal- Transporte – über die „Sammelstellen“ Düsseldorfer Schlachthof tung am Massenmord beteiligt waren oder zumindest Kenntnis (22.4.1942) und Dortmund (28.4.1942) – endeten in den „Transit- darüber besaßen. Dies aber leugneten fast alle Beteiligten nach ghettos“ Izbica und Zamość. Unter ihnen befand sich beispielswei- 1945, von denen nur sehr wenige überhaupt zur Verantwortung se der 20jährige Essener Ernst Krombach. Seine mit Hilfe eines gezogen wurden. Wehrmachtsangehörigen heimlich aus dem Ghetto geschmuggel- Das wesentliche Ziel der Studienfahrt bestand darin, die- ten Briefe an seine Verlobte Marianne sind bis heute einzigarti- ses Wissen zu verbreitern und den im Bildungsbereich tätigen ge Lebenszeichen aus Izbica. Soweit die Verschleppten hier nicht Kolleg*innen Materialien und Ideen für weitere Fahrten und Pro- aufgrund der dort herrschenden katastrophalen Bedingungen ums Leben kamen, wurden sie in den nahe gelegenen Vernichtungs- lagern Bełżec oder Sobibór ermordet. In einem dritten Transport verschleppte die Gestapo am 15.6.1942 1.003 Menschen aus den Regierungsbezirken Koblenz, Köln, Aachen und Düsseldorf in das Mordlager Sobibór. Niemand der Deportierten überlebte. Anlässlich des 75. Jahrestages organisierten der Erinnerungsort Alter Schlachthof, die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache (Dort- mund) und das Bildungswerk Stanislaw Hantz (), das seit mehr als 18 Jahren in der Erinnerungs- und Bildungsarbeit in der Region Lublin aktiv ist, eine gemeinsame Studienfahrt. Sie fand freundliche Unterstützung durch das Polnische Institut Düsseldorf, den IBB (Dortmund), die Bethe-Stiftung, die Mahn- und Gedenk- stätte Düsseldorf, den AStA der Hochschule Düsseldorf und die Be- jekte zur Verfügung zu stellen. Es war den Organisatoren aber zirksregierungen Arnsberg und Dortmund. 42 Teilnehmer*innen auch ein Anliegen, 75 Jahre nach den Deportationen in sichtbarer erkundeten gemeinsam die „vergessenen Orte“ des Holocausts in Weise an die aus unseren Regionen verschleppten Menschen zu der Region Lublin, unter ihnen zahlreiche Lehrer*innen, Studieren- erinnern. So legten die Teilnehmer*innen der Fahrt in der Ge- de und im außerschulischen Bildungsbereich tätige Kolleg*innen denkstätte Bełżec zwei Kränze zum Andenken an die Ermordeten – begleitet wurden sie vom Fotografen Sugata Tyler (HSD/FB De- nieder. Ein weiterer Gedenkstein fand seinen Platz in der „Gedenk- sign) und vom Dokumentarfilmer Marcel Kolvenbach, der an ei- allee“ in der Gedenkstätte Sobibór, zu Ehren der am 15.6.1942 nem Filmprojekt über den Erinnerungsort arbeitet. hierhin deportierten und ermordeten Menschen. Die Kränze und Besichtigt wurden nicht nur das Konzentrations- und Vernich- der Gedenkstein wurden von den Bezirksregierungen Arnsberg tungslager Majdanek, die beiden genannten „Transitghettos“ und und Düsseldorf gestiftet. Fotos: © Joachim Schröder 07 Eder, Jacob S./Gassert, Jazo, Jelena (2017): Postna- Orth, Stefan/Resing, Volker Neue Philipp/Steinweis, Alan E. zismus und Populärkultur. (Hrsg.) (2017): AfD, Pegida (Hrsg.) (2017): Holocaust Me- Bielefeld: transcript. 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