1.2018

2 € ISSN 1433-349X www.museumsmagazin.com

Dig, Dag, Digedag Neue Ausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig

Rückblende 2017 Fotoausstellung in Bonn intro Mythen, Legenden, Sagen, Märchen – meinen wir damit ein und dasselbe? Eigentlich nicht! Denn Mythen haben stets einen wahren Kern, sie sind keine Erfindungen oder gar Lü- gen. Nationale Mythen verdichten die vielfältige Erinnerung an die Vergangenheit zu einer identitätsstiftenden Erzählung für die Gegenwart. Sie bilden damit eine wichtige Grundlage für eine kollektive Erinnerungskultur. Unsere Wechselausstel- lung „Deutsche Mythen seit 1945“ widmet sich im Haus der Geschichte in Bonn ab dem 16. März 2018 verschiedenen Mythen der Deutschen seit Ende des Zweiten Weltkriegs im geteilten und wiedervereinigten Deutschland. Gründungsmy- thos „Stunde Null“, das „Wunder von Bern“ und die fried- liche Revolution von 1989 sind nur einige Themen, denen die Ausstellung auf den Grund geht. Dabei wollen wir nicht historische Irrtümer entlarven, sondern vielmehr zur Ausei- nandersetzung anregen und die präsentierten Mythen kritisch beleuchten. „Alles nach Plan?“ fragt ab dem 22. Februar 2018 un- sere Wechselausstellung zur Formgestaltung in der DDR im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. Zwei Fotoausstellungen runden unser Programm ab: Im Jubiläumsjahr der „68er“ er- zählen Fotografien von Ludwig Binder und Jim Rakete ab dem 27. April 2018 im Museum in der Kulturbrauerei in Berlin die „Revolte!“. In Bonn präsentieren wir ab dem 16. Mai 2018 „Relikte des Kalten Krieges. Fotos von Martin Roemers“. Überzeugen Sie sich selbst von unserem vielfältigen Angebot. Wir freuen uns auf Sie!

Dr. Hans Walter Hütter Präsident und Professor

Die neu eröffnete Dauerausstellung des Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Hauses der Geschichte in Bonn zeigt unter während seines Rundgangs durch die wieder- anderem Originalobjekte zu den aktuellen eröffnete Dauerausstellung des Hauses der Themen der Gegenwart, die für unsere Geschichte in Bonn am 11. Dezember 2017, Gesellschaft langfristig eine Herausforderung begleitet vom Präsidenten der Stiftung Hans darstellen – so auch ein Flüchtlingsboot. Walter Hütter inhalt inaussicht 6 Deutsche Mythen seit 1945 30 Rückblende 2017 inbonn inleipzig inberlin

Wüstes Land Alles nach Plan? Islam in Europa Fotografien J Henry Fair Formgestaltung in der DDR zenith Photo Award 2017 und Trash-People HA Schult Zeitgeschichtliches Forum Leipzig Museum in der Kulturbrauerei, Berlin U-Bahn-Galerie, Bonn 22.2. – 14.10.2018 16.11.2017 – 8.4.2018 3.11.2017 – 22.4.2018

32 Dig, Dag, Digedag

imfokus inleipzig Deutsche Mythen Geöffnet trotz Umbau! Revolte! seit 1945 Zeitgeschichtliches Forum Leipzig Fotografien von Ludwig Binder und Jim Rakete 6 Persönliche und nationale Erinnerung 32 Dig, Dag, Digedag 15.3.2018, 19:30 Uhr, Ausstellungseröffnung Di – Fr 9 –18 Uhr, Sa/So 10 –18 Uhr 26.4.2018, 19:00 Uhr, Ausstellungseröffnung „Deutsche Mythen seit 1945“ in Bonn Ausstellungseröffnung im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig für geladene Gäste Eintritt frei für geladene Gäste Haus der Geschichte, Bonn Museum in der Kulturbrauerei, Berlin 12 Mythen für alle inberlin 16.3. – 14.10.2018 27.4. – 7.10.2018 Ein inklusives Ausstellungserlebnis 34 Verfemtes Design in der DDR Rückblende 2017 Leipziger Buchmesse Graustufen 16 Fußball – Mehr als ein Spiel Lautsprecher Stereobox „Stereo 72 IV“ Ausstellungseröffnung für geladene Gäste Lesungen, Diskussionen und Vorträge Leben in der DDR in Fotografien und Texten Der mühsame Weg zum Sommermärchen Haus der Geschichte, Bonn Mit Joschka Fischer, Gretchen Dutschke, Lesung und Gespräch mit Jürgen Hohmuth 35 „Sie haben uns die Tür aufgemacht“ 20.3.2018, 19:30 Uhr, Foyer Guido Knopp und vielen anderen Gästen Museum in der Kulturbrauerei, Berlin 20 Mythos „Friedensmacht Bundesrepublik“ „Muslimisches Leben in der DDR“ in Berlin Zeitgeschichtliches Forum Leipzig 14.3.2018, 19:00 Uhr, Eintritt frei Ludger Volmer über die deutsche Beteiligung am Kosovo-Krieg Früh und Spät 15. – 17.3.2018, Eintritt frei 14.3. – 22.4.2018: Fotopräsentation aus imblick Konzert im Kanzlerbungalow „Graustufen“ in der Dauerausstellung 22 „Friedliche Revolution“ Erstlings- und Spätwerke bekannter Kompo- Museumsnacht „Kult“ Gründungsmythos als Erfolgsgeschichte 41 Ein Leben für die GSG 9 nisten aus verschiedenen Jahrhunderten Zeitgeschichtliches Forum Leipzig Fotografie-Workshop General a.D. Ulrich Wegener ist mit 88 Jahren gestorben In Kooperation mit dem Beethoven 5.5.2018, 18:00 Uhr In Kooperation mit Ayse Avdic, Preisträgerin 24 „Je suis Charlie“ Orchester Bonn und der Wüstenrot Stiftung Eintritt mit dem Museumsnachtticket des zenith-Fotopreises Ein Bekenntnis mobilisiert Europa Kanzlerbungalow, Bonn Museum in der Kulturbrauerei, Berlin 18.4.2018, 20:00 Uhr, ausverkauft 17.3.2018, 12 – 15 Uhr, Teilnahme kostenfrei inbonn 36 inkürze Anmeldung: [email protected] Jazzfest Bonn 26 „Das historische Europa ist größer 42 inzukunft / impressum Doppelkonzert mit Julia Biel und dem Die Sache mit der als das politische“ Wolfgang Haffner Quartett Bratwurst Bundespräsident eröffnet Dauerausstellung in Bonn 43 imbilde In Kooperation mit dem Jazzfest Bonn Besuchen Sie uns Mein etwas anderes deutsches Leben Haus der Geschichte, Bonn auf Facebook! Lamya Kaddor stellt ihr neues Buch vor 30 Neue politische Konstellationen!?! 5.5.2018, 19:00 Uhr, Saal, ausverkauft Berlinpremiere Rückblende 2017 in Bonn Museum in der Kulturbrauerei, Berlin 21.3.2018, 19:00 Uhr, Eintritt frei

Veranstaltungen in Bonn: Veranstaltungen in Leipzig: Veranstaltungen in Berlin: www.hdg.de / bonn / www.hdg.de / leipzig / www.hdg.de / berlin veranstaltungen veranstaltungen imfokus imfokus

„Deutsche Mythen seit 1945“ in Bonn Persönliche und nationale Erinnerung von Daniel Kosthorst

„Man fängt gleich an, selbst zu reflektieren! Genau das soll eine Ausstellung schaffen“, notierte im Januar 2017 ein Gast des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig der Stiftung Haus der Geschichte in das Besucherbuch. Ein anderer lobte besonders die „tolle Interaktivität und vor allem Aktualität der Ausstellung“. Ab 16. März 2018 können nun die Besucher des Bonner Hauses der Geschichte in der neuen Wechselausstellung „Deutsche Mythen seit 1945“ auf unterhaltsame Weise der kollektiven Erinnerung der Deutschen nachgehen und dabei ihr eigenes Geschichtsbewusstsein prüfen. Für die aktuelle Präsentation wurde die Ausstellung um inklusive Angebote ergänzt, sodass sich auch Menschen mit Beeinträchti- gungen besonders willkommen fühlen dürfen. Persönliche Erinnerungen an Menschen, Orte und besondere Ereignisse bewahren wir in Fotoalben (o.) auf; nationale Erinnerung manifestiert sich unter anderem in Denkmälern, wie in der 1793 von Johann Gottfried Schadow geschaffenen Statuengruppe der Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin – auf einem Vierergespann bringt Siegesgöttin Viktoria den Frieden in die Stadt (li.). museumsmagazin 1.2018 7 imfokus

Die Ausstellung „Deutsche Mythen seit Das „rollende Wirtschaftswunder“: 1945“ hinterfragt zu den Themen „Stunde In den 1950er und 1960er Jahren Null“ und „Neuanfang nach dem Zweiten Mythos und Erinnerung galt der VW Käfer als Symbol des Weltkrieg“ den Mythos der „Trümmer- Aufbruchs nach dem Krieg und als frauen“, der sich bis heute gehalten hat. Wie ist es möglich, dass Menschen selbst weit zurückliegende historische Erfah- das Auto schlechthin. rungen als gemeinsame Erinnerung akzeptieren, obwohl sie persönlich keinen Anteil daran haben? Unsere Erinnerungen sind keine präzisen Wiedergaben der Vergangenheit. Sie sind Konstruktionen des Gehirns, die wir aus gespei- Gründungsmythen cherten Versatzstücken passend zum aktuellen Anlass erzeugen und erzählen. Dabei entstehen Versionen der Geschichte, die sich bei häufigerem Abruf zu Als wichtige Gründungsmythen der Bundesrepublik präsen- Gewissheiten verfestigen. Nationale Erinnerungen sind kollektive Erinne- tiert die Ausstellung die sogenannte Stunde Null, die Wäh- rungskonstruktionen. Sie entstehen und existieren durch soziale Kommu- rungsreform 1948 und das Wirtschaftswunder der 1950er nikation, die sich politischer Mythen bedient. Diese verdichten, ordnen und Jahre. Die Katastrophe des Jahres 1945 wurde zum Aus- vereinfachen das kaum überschaubare Geschehen der Geschichte zu sinnstif- gangspunkt einer Erzählung des Aufstiegs aus dem Nichts, tenden Geschichten. der nach Verwüstung und Elend mit eigener Hände Arbeit Die Deutschen waren lange besonders kreative Mythenerzähler. errungen worden sei. Bis heute sehen viele Deutsche die D- Nach dem Missbrauch durch die Nationalsozialisten und den Schrecken Mark und die dem legendären Bundeswirtschaftsminister des Zweiten Weltkriegs brach jedoch die Tradition weitgehend ab. An Ludwig Erhard zugeschriebene soziale Marktwirtschaft als die Stelle so prominenter Erzählungen wie etwa der von „Hermann, entscheidende Fundamente des Wirtschaftswunders. Gründungsmythos der DDR: dem Befreier Germaniens“ oder von Kaiser Barbarossa im Kyffhäuser Diesen durch die Entfaltung der Massenkonsumgesellschaft in West- ein „Arbeiter- und Bauernstaat“ traten neue Narrationen nationaler Erinnerung. Anders als in den euro- deutschland breit kommunizierten Erzählungen stehen in der DDR die von der mit dem Angebot des „Aufbaus päischen Nachbarstaaten, deren Mythen auch heute noch weit in die SED-Diktatur gesetzten Erinnerungskonstruktionen vom „Arbeiter- und Bauern- einer neuen, gerechten und Geschichte zurückgreifen, konzentrieren sie sich in Deutschland auf die staat“ gegenüber, gegründet als Erbe der „Antifaschisten“ nach der „Befreiung friedlichen Gesellschaft“ Zeit nach 1945. Doch welche neuen Erinnerungserzählungen pflegen durch die siegreiche Sowjetunion“ 1945. Die staatlich gelenkte und stark ritua- die Deutschen? Die Wechselausstellung beleuchtet ausgewählte Grün- lisierte Vermittlung konnte freilich nicht verhindern, dass das Mythenkonstrukt dungsmythen und Selbstbilder der Deutschen seit dem Zweiten Welt- schon lange vor dem Ende der DDR jede Glaubwürdigkeit verlor. Die Wirklich- krieg. Sie zeigt ihre Entstehung, geht ihren Kommunikationsformen nach keit des „real existierenden Sozialismus“ selbst widerlegte die kommunistischen und bietet exemplarisch historische Analysen ihrer Inhalte. Glücksverheißungen und legte damit den Keim zur friedlichen Revolution.

Eine ironische Interpretation der deutschen Geschichte zeigt das Bild von Moritz Götze „Wo die Sonne aufgeht II“ (2002). museumsmagazin 1.2018 9 imfokus

Nach der Wahl Joseph Kardinal Ratzingers zum Papst lautete die Schlagzeile der Bild- Mythische Selbstbilder Zeitung am 20. April 2005 „Wir sind Papst!“

Wurzeln sowohl in der Bundesrepublik als auch in der pro- pagandistischen Selbstinszenierung der DDR haben die anderer Mythos unterstützt das deutsche Selbstbewusstsein mythischen Narrationen von der besonderen historischen als Vorreiter im Umweltschutz. Natürlich gehört zur natio- Verpflichtung der Deutschen auf den Frieden und auf die nalen Erinnerung auch die mythische Erzählung von der Abgrenzung von der nationalsozialistischen Vergangenheit. siegreichen Fußballnation, die in den entscheidenden Mo- Damals wie heute pflegen die Deutschen ihr Selbstver- menten zusammensteht, zu äußersten Anstrengungen be- ständnis als vorbildliche Friedensverfechter und Aufarbei- reit und damit am Ende erfolgreich ist. ter ihrer verhängnisvollen Geschichte. Seit einigen Jahren entsteht als Gemeinsamkeit stiftendes Element für das wie- Nationale und europäische Mythen dervereinigte Deutschland die Erzählung von der durch die friedliche Revolution von 1989 wiedergewonnenen natio- Die Ausstellung wirft schließlich die Frage auf, ob kollek- nalen Einheit. In dem vor allem an den Jahrestagen von tive Erinnerungserzählungen nicht auch für das vereinte Bildunterschrift Politik und Medien beschworenen Mythos verschmelzen die Europa erforderlich wären, um eine europäische Identität unterschiedlichen historischen Ereignisse auszubilden. Es ist jedoch bislang nicht zu erkennen, dass zu einem einzigen sinnstiftenden Er- Europa gemeinsame Mythen entwickeln könnte. Solange Vorbildhafte Erinnerungsarbeit?! Mythos Europa: Miriam Migliazzi und zählstrang, der die Fähigkeit der Deutschen zu mu- die Nation die entscheidende Bezugsgröße der Europäer bleibt, wäre schon viel Bundeskanzler Willy Brandt kniet Mart Klein gestalteten für Die Zeit am am 7. Dezember 1970 vor dem tiger Veränderung heraushebt. gewonnen, wenn sich ein Bewusstsein über die Quellen und Funktionen der ei- 5. März 2015 die Zeichnung „Goddess Ehrenmal für die Opfer des Aufstands Ein aktuelles mythisches Selbstbild genen nationalen Erinnerungskonstruktionen herstellen und ein respektvolles Europe“. Der antiken Europa-Sage nach- im Warschauer Ghetto. präsentiert die Deutschen als vorbild- Interesse für die Mythen der Nachbarn wecken ließe. Angesichts der sich ab- empfunden reitet eine junge „Europa“ in liche Europäer, die schon bald nach dem zeichnenden Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sind politische Mythen einem EU-Flaggen-Overall auf einem Stier Zweiten Weltkrieg zu entscheidenden Vor- auch heute eine wichtige Ressource der Politik. Die mythisch verdichtete Er- und erstellt ein Selfie. leistungen zugunsten der europäischen innerung der Nation kann Selbstbewusstsein und Zuversicht mobilisieren, Einigung bereit waren und sich bis heu- dem gesellschaftlichen Zusammenhalt dienen und gegen die mythischen te als „Zahlmeister Europas“ sehen. Ein Konstruktionen politischer Extremisten wappnen.

Zum zehnjährigen Jubiläum des Mauerfalls erscheint diese Medaille.

10 museumsmagazin 1.2018 museumsmagazin 1.2018 11 imfokus Für Besucher mit Sehbehinderungen bietet die Stiftung Haus der Geschichte zu allen großen Aus- stellungen in Bonn Tastbegleitungen an. Handschuhe zum Erfühlen von Objekten können am Informations- schalter ausgeliehen werden.

Ein inklusives Ausstellungserlebnis Mythen für alle

von Ronja Schabbach

Die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland stellt sich dieser Herausforderung. Nach Recherche der Anforderungen, Beratung durch Betroffenenverbände und Erkundung barriere- freier Angebote in der Museums- und Kulturbranche entwickelt die Stiftung ein inklusives Konzept, das an allen drei Standorten in Bonn, Leipzig und Berlin umgesetzt werden soll. Ziel ist, die kulturelle Teilhabe aller Besucher an den Ausstellungen zu verbessern. Als Pilotprojekt bietet die Ausstellung „Deutsche Mythen seit 1945“ bei der Präsentation in Bonn nun verschiedene inklusive Zugänge an, die insbesondere Besucher mit Sehbehinderungen oder Lernschwierigkeiten ansprechen. Voraussetzung für die Entwicklung und Nutzung der Angebote ist die Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen in die Ausstellungsplanung und Evaluierung. Eine zielgruppengerechte Kommunikation nach außen sowie Schulungen und Sensibilisierung des gesamten Museumsteams ergänzen das inklusive Konzept. Grundlage dieses Konzepts ist die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinde- rungen, von der Bundesrepublik am 26. März 2009 ratifiziert und seitdem schrittweise umgesetzt. In Artikel 30 garantiert sie das Recht auf Teilhabe am kulturellen Leben. Diese Teilhabe soll „gleichbe- rechtigt mit anderen“ erfolgen. In einer inklusiven Ausstellung können alle Besucher dieselben Ausstel- lungsstücke entdecken, dieselben Wege benutzen und dieselben Informationen erhalten. Mit den Händen sehen Museen locken mit visuellen Reizen. Wenn wir eine Ausstellung Wie das gelingen kann, zeigt Angelika Kaufmann beim Besuch der Dauerausstellung. „Ich hätte nie betreten, wirkt zuerst der gesamte Raumeindruck. Welche für möglich gehalten, dass mich Objekte der deutschen Geschichte so packen können. Als ich die Aus- stellung verließ, war ich erfüllt von Informationen, neuen Eindrücken und der Erfahrung, dass auch Objekte wir wahrnehmen, hängt von Beleuchtung und Gestaltung ein blinder Mensch sehen kann“, berichtet die blinde Besucherin. Das Ertasten des sowjetischen T-34 ab. Unsere Neugier ist geweckt. Wir treten näher, um mehr zu Panzers, der Berliner Mauer und des Flüchtlingsbootes ließ vor ihrem inneren Auge Bilder entstehen. erfahren. Aber wie können Besucher einen Museumsbesuch Bei den Ausstellungsstücken, die Angelika Kaufmann nicht berühren konnte oder durfte, half Bildungs- referentin Dr. Simone Mergen mit einer ausführlichen Beschreibung weiter. empfinden und erleben, denen die vielfältigen visuellen Eindrücke Diese Aufgabe übernimmt in der Ausstellung „Deutsche Mythen seit 1945“ ein inklusiver Media- verborgen bleiben? guide, der Objekte beschreibt, ihre Position im Raum erörtert und sie in den thematischen Kontext

museumsmagazin 1.2018 13 „Mir wurde erläutert, was ich gerade ertaste. Im selben Augenblick löste dies in meinem Kopf imfokus Bilder eines Bauwerkes oder einer Szene aus. So entstanden vor meinem inneren Auge zum Beispiel die arbeitenden Trümmerfrauen, eine Kinokasse und ein Eiscafé aus den 1950er Jahren“, so Angelika Kaufmann in der Dauerausstellung.

einordnet. Diese Audiodeskription ist für blinde Menschen und Menschen mit Sehbehinderung beson- ders wichtig. Hinweise zur Orientierung und die Navigation zu den einzelnen Objekten sind weitere Bestandteile der Hörbeiträge. In Verbindung mit einem taktilen und kontrastreichen Bodenleitsystem ermöglichen sie auch blinden Besuchern einen eigenständigen Rundgang. „Die Idee, dass ein blinder Mensch mit einem Leitsystem alleine durch die Ausstellung geführt wird, funktioniert“, bestätigt auch Kaufmann. An zwei Stationen der Ausstellung gibt es zudem die Möglichkeit, Objekte zu ertasten. Ein Tastmodell zeigt die Hauptfigur des sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park in Berlin. An einer Tastkonsole können Besucher eine Deutsche Mark erfassen. Teilhabe und Austausch

Die Ausstellung soll auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten zugänglicher werden. Dafür enthält der Mediaguide einen Rundgang mit Hörtexten in Leichter Sprache. Kennzeichnend für diese Form der Sprache sind kurze Sätze sowie die Verwendung ausschließlich leicht zu verstehender Wörter und Formulierungen. Die Beiträge sind kurz gehalten und setzen keine Kenntnisse voraus. Große Fotos zei- gen die Objekte, wie sie in der Ausstellung präsentiert werden. Die Auswahl eines Beitrags erfolgt über das Antippen der Bildfläche. Dank der Hörtexte mit Audiodeskription und in Leichter Sprache können auch Menschen mit Behinderung die wichtigsten Objekte kennen- lernen. Da nicht nur sie angesprochen werden, ist die Möglichkeit, ein Objekt zu ertasten, für alle Besucher ein Mehrwert. Der inklusive Mediaguide bietet unterschiedlichen Zielgrup- pen Teilhabe an der Haupterzählung der Ausstellung. Die inklu- siven Zugänge ermöglichen den Austausch über die Ausstellung, weil alle dasselbe gesehen haben – ob mit ihren Augen, Händen oder Ohren.

Über Hörtexte mit Audiodeskriptionen sowie in Leichter Sprache können Menschen mit Behinderungen durch den inklusiven Mediaguide an der Ausstellung „Deutsche Mythen seit 1945“ teilhaben – wie hier im Bereich „Gründungsmythen der DDR“.

museumsmagazin 1.2018 15 imfokus

Leicht machten es die Ungarn den Deutschen 1954 übertrugen Radio und Fernsehen die Fußballweltmeis- 1954 in Bern nicht: der Ungar Ferenc Puskás (li.) Der mühsame Weg zum Sommermärchen terschaft, die als eines der ersten großen Medienereignisse beim Torschuss, der Deutsche Werner gilt. In Deutschland waren Spiele der Nationalmannschaft Liebrich (re.) in der Abwehr. Nach einer Straßenfeger, sie begeisterten Menschen in Ost und West. 2:0-Führung der Ungarn wurde Deutschland Während der Zeit des Turniers entstand ein Gemeinschafts- letztlich doch noch Weltmeister. gefühl, das den Sport sehr populär machte. Die Erfolgsgeschichte weckte auch damals kommer- Fußball – Mehr als ein Spiel Der Film „Das Wunder von Bern“ von zielle Begehrlichkeiten, so vermarktete der Schuhhersteller Regisseur Sönke Wortmann inszeniert 2003 Adidas seinen Schraubstollenschuh geschickt als spielent- die Geschichte vom unerwarteten Sieg der von Peter Paul Schwarz scheidend, Hersteller von Fernsehgeräten freuten sich über deutschen Fußballhelden und behandelt steigende Verkaufszahlen, da bei vielen der Wunsch nach zudem den Alltag in der Nachkriegszeit. einem eigenen Fernseher wuchs. Mehr als 90.000 Zuschauer waren bei der Verleihung des „Silbernen Lorbeerblatts“ an die Nationalelf am 18. Juli 1954 im Berliner Olympiastadion „Die Bundesrepublik Deutschland wurde am 4. Juli 1954 im Berner Wankdorf-Stadion gegründet.“ durch Bundespräsident Theodor Heuss anwesend. Der Bun- Natürlich stimmt das nicht, aber dieser Gedanke ist tief im kollektiven Gedächtnis der Deutschen verankert: despräsident gab sich allerdings zurückhaltend, eine poli- tische Nutzung des fußballerischen Erfolgs sowie der natio- Die Erinnerung an den ersten deutschen Sieg bei einer Fußballweltmeisterschaft – diese fand 1954 in der nalen Euphorie lehnte er ab. Heute allseits bekannte Bilder Schweiz statt – hat sich längst vom rein sportlichen Ereignis gelöst, ist zum Mythos geworden. Der Jubel von Politikern auf Tribünen und sogar in Mannschaftskabi- von damals, die Zuversicht und Hoffnung, die der Triumph gegen die hochfavorisierte ungarische Mann- nen gab es damals noch nicht. schaft den Menschen neun Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab, haben sich zu einer iden- Mythos titätsstiftenden Erzählung in unserer Gegenwart verdichtet. Fast jeder kennt heute den Film „Das Wunder von Bern“, der den WM-Titel zu einem mythischen Gründungsdatum Deutschlands verschmolzen hat. Im Laufe der Zeit flachte die Begeisterung ab. Zum Mythos wurde die Fußball-Sensation erst später – die Verklärung Fußball hat demnach das Zeug zum Mythos – die neue Ausstellung in Bonn „Deutsche Mythen seit 1945“ steigerte sich mit den jeweiligen Jubiläumsdaten. Die 1990 lädt zur Beschäftigung auch mit diesem spannenden Thema ein. im ZDF gezeigte Dokumentation „Das Wunder von Bern“

16 museumsmagazin 1.2018 In der Ausstellung „Deutsche Mythen seit WM-Sieg wurde das vermeintliche Wunder in den Diskussi- der Weltmeisterschaft nach Deutschland ändert daran kaum willen können diese Herausforderungen gemeistert werden. 1945“ wird die ausgelassene Stimmung des deutschen „Sommermärchens“ von onen um eine der wichtigsten politischen Weichenstellungen etwas. Bis heute ist diese Erinnerungserzählung eine Quelle Triumphe wie 1954, 1974, 1990 und 2014 beflügeln das 2006 nachempfunden. Nach 60 Jahren der der Gegenwart herangezogen: Als angesichts des großen Re- sowohl individueller als auch kollektiver Identität, die sinn- mythische Selbstbild der Deutschen als siegreiche Fußball- Zurückhaltung zeigen die Deutschen bei der formbedarfs in der Bundesrepublik die „Agenda 2010“ auf stiftend wirkt. Daher gehört das „Sommermärchen 2006“ nation und machen Sportereignisse zu Zäsuren der kollek- Fußballweltmeisterschaft wieder unbe- den Weg gebracht worden war, rief dies neben Zustimmung ebenso wie „Das Wunder von Bern“ zu den deutschen Er- tiven Erinnerung. schwert Nationalstolz. auch breiten Widerspruch hervor. Um für dieses zentrale innerungsorten. Diese Bedeutung zeigt sich eindrucksvoll Die Inszenierung von Fußball als kampfbetontes Ereig- Vorhaben zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Deutsch- in einer repräsentativen IfD-Allensbach-Umfrage von 2009, nis hat eine lange Tradition. Sogar Sepp Herberger, der erste lands zu werben, nutzten Politik und Medien 2003 die identi- wonach beide WM-Turniere als prägende historische Ereig- Bundestrainer, verwendete kriegswissenschaftliche Bücher verdeutlicht bereits im Titel die identitätsstiftende Bedeutung tätsstiftende Bedeutung des „Wunders von Bern“. nisse der letzten 60 Jahre gelten. für seine strategischen und taktischen Planungen und bezog dieses Ereignisses, das fast 40 Jahre nach dem sportlichen sich unter anderem auf das Buch Strategie des preußischen Triumph zu einer kollektiven Erinnerungserzählung wurde. „Sommermärchen“ Schlachtengetümmel Generals und Militärtheoretikers Carl von Clausewitz. Auch Im Laufe der Jahre verdichtete sich die Erinnerung und aus die seit 1966 populäre „Torjägerkanone“ als Auszeichnung den Fußballspielern wurden die „Helden von Bern“ – diese Nach dem „Wunder” folgte das „Sommermärchen”: Zur Neben dem unbeschwerten Nationalstolz kommt vor allem für den Torschützenkönig der Fußball-Bundesliga befeuert bis heute verbreitete Wahrnehmung geht maßgeblich auf Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland boten „Fan- im Fußball auch ein geradezu militärischer Sprachgebrauch diese militärisch aufgeladene Wahrnehmung des Sports. diese Fernsehdokumentation zurück. Mit dem Film „Das meilen“ Raum für gemeinsame Erlebnisse. Wenn die Nati- zum Vorschein – große Fußballspiele werden zu einer Art Wunder von Bern“ anlässlich des 50-jährigen Jubiläums onalmannschaft spielte, rückte die Nation zusammen, fie- Kampfeinsatz. So zittern „Schlachtenbummler“ im Stadion Die Torjägerkanone des Sportmagazins Kicker erreichte die Mythisierung ihren Höhepunkt. Der ursprüng- berte mit ihrer Mannschaft und hielt den Atem an. Noch mit den „deutschen Schützen“, erleben „Abwehrschlach- aus der Saison 2014/2015 für Célia Šašić vom liche sportliche Kern verblasste immer mehr. Millionen Zu- heute vermitteln Filmaufnahmen diese atemlose Spannung ten“, „Sperrfeuer“, fordern die „deutsche Offensive“ 1. FFC Frankfurt zeichnet den Torschützenkönig schauer erlebten in den Kinos eine packende Familienge- im Moment vor einem möglichen Tor und den kollektiven und schärfere „Angriffe“, feiern einen „Gegen- der deutschen Fußball-Bundesliga aus. Seit schichte, die auch Menschen in ihren Bann zog, die keine Jubelschrei bei dem erlösenden Treffer. Es entstand ein stoß“, bejubeln den „Bomber der Nation“. Diese 2004 erhält die beste Torjägerin der Frauen- Fußballfans sind: Regisseur Sönke Wortmann inszenierte neuer, fröhlicher Patriotismus, der Wir-Gefühl mit Welt- Beschreibungen erinnern an Schilderungen gro- Bundesliga ebenfalls die Torjägerkanone. den Sieg der Nationalmannschaft vor dem Hintergrund des offenheit verknüpfte. Die Weltmeisterschaft veränderte nicht ßer Schlachten der Vergangenheit. Spiele der „Wirtschaftswunders“ als einen familiären und gesellschaft- nur das deutsche Selbstbild, sondern vermittelte darüber Nationalmannschaft erscheinen als nationale lichen Glücksfall nach 1945. Spätestens seitdem gehört die- hinaus ein positives Bild von Deutschland in der Welt. Die Bewährungsproben, sie spannen die Nerven ser Mythos zum Erinnerungsschatz der Deutschen, seine Deutschen erinnern sich gerne an diesen Fußballsommer der Fans bis zum Zerreißen, verlangen den mythische Botschaft lautet: Das damalige Wunder ist auch und seine Stimmung, auf die Medien einen großen Einfluss Spielern äußersten Einsatz für ihr Land in der Gegenwart möglich! Fast 50 Jahre nach dem ersten hatten. Auch die „Sommermärchen-Affäre“ um die Vergabe ab. Nur mit Kampfgeist sowie Sieges-

18 museumsmagazin 1.2018 museumsmagazin 1.2018 19 imfokus Auf dem Sonderparteitag der Grünen am 13. Mai 1999 in Bielefeld wird Außen- minister Joschka Fischer im Zuge heftiger Auseinandersetzungen um die Haltung der Partei im Kosovo-Konflikt mit einem Farbbeutel beworfen. Ludger Volmer über die deutsche Beteiligung am Kosovo-Krieg vermasselt, nach 16 Jahren konser- vativer Regierung endlich den auf- gelaufenen Reformstau aufzulösen. Dafür waren wir schließlich gewählt Mythos „Friedensmacht worden. Und wir haben es geschafft, Deutschland aus dem völkerrechts- widrigen Angriffskrieg gegen den Irak herauszuhalten. Bundesrepublik“ Interview: Ulrike Zander mm Hatten die Grünen ihre Prinzipi- en verraten? Volmer Wir Grünen haben in einer zu- gespitzten historischen Situation alles Eine neue Friedenspartei: Vor 38 Jahren fand der Gründungs- getan, um unsere Prinzipien prak- parteitag der Bundespartei Die Grünen in Karlsruhe statt. Als tisch zur Geltung zu bringen. Noch in der Opposition hatten wir verlangt, Mitbegründer gehörte Dr. Ludger Volmer lange Zeit der ge- alle Nachfolgestaaten des zerfallen- mäßigten Linken an und gründete das „Linke Forum“. Unter den Jugoslawiens perspektivisch in Bundeskanzler Gerhard Schröder wurde Volmer 1998 als die EU einzuladen, um die Kriegs- gefahr zu vermindern. Den Kosovo- Staatsminister im Auswärtigen Amt in die rot-grüne Bundesre- Konflikt haben wir nicht gemacht, gierung berufen. Somit musste die Partei, die aus der Friedens- sondern in der Regierung geerbt. In bewegung entstanden war, auch Außenpolitik betreiben. Das der großen Mehrheit haben wir jeder- zeit nach deeskalierenden Lösungen museumsmagazin sprach mit Ludger Volmer darüber, was es gesucht. Nach meinem Abgang aller- heißt, mit dem Schlimmsten konfrontiert zu werden: Krieg. dings wurden die Grünen so „prag- matisch“, dass „Gewaltfreiheit“ als Grundwert stark verblasst ist. Der Entwurf eines politischen Themen- wagens von Jacques Tilly für den Rosen- montagszug zeigt 2002 Bundeskanzler Lösung globaler Probleme. Die Kli- erfolgreich war. In Afghanistan wa- vermeiden. Es ist heute weltweit als mm Sie stärkten Außenminister mm Wo stehen Sie heute? Sind Sie Gerhard Schröder als Friedenstaube vor ma- und Flüchtlingskrise war schon ren wir durch den NATO-Vertrag zum Vorbild anerkannt. Fischer in einer entscheidenden Phase prinzipiell gegen jede Form von einem US-Panzer. Der Wagen karikiert absehbar. Beistand verpflichtet, haben aber den den Rücken, obwohl Sie – Leitfigur Kriegführung? die Haltung des damaligen Bundes- Militärbeitrag so gering wie möglich mm Der damalige Außenminister des linken Flügels – zuvor selbst eher Volmer Ich bin prinzipiell dagegen, kanzlers angesichts des bevorstehenden mm Nach der Bundestagswahl 1998 gehalten. Joschka Fischer wurde auf dem Par- kritisch gegenüber Fischer – Anfüh- wobei ich wie die UNO die Selbstver- Irak-Kriegs. wurden Sie als Staatsminister im teitag der Grünen in Bielefeld im Mai rer der gemäßigten Realo-Strömung – teidigung gegen Angriffe sowie UNO- Auswärtigen Amt in die Bundesregie- mm Können Politiker nur in der Op- 1999 mit einem Farbbeutel beworfen, eingestellt waren. Was hatte zu dieser Friedenseinsätze nicht als Kriegs- rung berufen und befürworteten die position Pazifisten sein, nicht aber in da die Grundsatzfrage von Krieg und Wandlung geführt? führung bezeichne. An Universitäten mm 1980 wurden die Grünen unter deutsche Kriegsbeteiligung in Koso- der Regierung? Frieden die Partei tief spaltete. Woran Volmer Es gab keine Wandlung. Meine lehre ich die Theorien ziviler Kri- Ihrer Mitwirkung als eine Partei vo und Afghanistan im Rahmen des Volmer Mit einem abstrakten Gesin- erinnern Sie sich bezüglich der hit- Loyalität galt nicht der Person Joschka senprävention und kritisiere die es- gegründet, die sich aus der Anti- NATO-Militärbündnisses. Was war nungspazifismus kann man nicht zigen Debatten? Welches Argument Fischer, sondern dem rot-grünen kalierende Politik an der NATO- und Atomkraft-, Umwelt- und Friedens- geschehen, dass Sie Ihre pazifistische regieren, wohl aber mit dem, was überzeugte schließlich selbst den Reformprojekt. Das hieß auch, den EU-Ostgrenze. Das Problem der Welt bewegung entwickelt hatte. Was un- Einstellung aufgaben? ich „politischen Pazifismus“ nenne. linken Flügel der Grünen, sodass die grünen Vizekanzler nicht zu beschä- sind nicht zu viele, sondern zu wenige terschied die Grünen bezüglich ihrer Volmer Irrtum. Ich habe den Kosovo- Dieser versucht aktiv, zivile Konflikt- Forderung nach einem bedingungs- digen. Wir hätten sonst die Chance politische Pazifisten. friedenspolitischen Grundsätze von Krieg nie befürwortet, sondern bei lösungen zu finden und eine Krise losen Ende der Bombardements im den anderen Parteien? der Bundestagsentscheidung die unter der Gewaltschwelle zu halten. Kosovo nicht durchgesetzt werden Volmer Wir lehnten die atomare einzige Gegenrede gehalten und als Leider gelingt es nicht immer, weil konnte? „Nach“-Rüstung der NATO ab, aber Staatsminister die Friedenskonferenz andere Akteure in der Welt stärker Volmer Die Forderung „sofort aufhö- auch die sowjetischen Atomraketen. von Rambouillet vorgeschlagen. Nach oder skrupellos sind. Gerade dann ren“ war verständlich, aber dann hät- Der Atomkrieg war führbar gewor- deren Scheitern führte ein Automatis- darf man nicht weglaufen. Ich habe te Miloševi c´ seine völkermörderische den, es drohte der atomare Holocaust. mus, den ich nicht beeinflussen konn- während der Kriege das „Zentrum Politik vollenden können. Nicht der Gegen das „Gleichgewicht des Schre- te, zum Krieg. Für mich ging es sofort für internationale Friedenseinsätze“ Krieg wäre zu Ende gewesen, sondern ckens“ stellten wir die Forderung darum, einen Ausweg zu finden. So gegründet. Es unterstützt die UNO die rot-grüne Koalition. Einzig realis- nach Auflösung der Militärblöcke und habe ich den Friedensplan mitiniti- mit ausgebildetem Personal bei der tisch war es deshalb, die Bundesregie- einseitiger Abrüstung. Wir wollten iert, der zunächst „Fischer-Plan“ hieß, nicht-militärischen Konfliktbearbei- rung und unseren Friedensplan, den internationale Zusammenarbeit zur dann UNO-Friedensplan und letztlich tung und hilft erfolgreich, Kriege zu späteren UNO-Plan, zu unterstützen.

Die Karikatur von Klaus Stuttmann von 2014 kommentiert den desolaten Zustand der .

20 museumsmagazin 1.2018 museumsmagazin 1.2018 21 imfokus Bereits im Herbst 1989 weisen Demonstranten auf die Zusammen- gehörigkeit von Ost- und West- deutschen hin.

Gründungsmythos als Erfolgsgeschichte allerdings schon sechs Wochen zu- schärfe verliert. Der 9. November vor gemacht: beim amerikanisch- überstrahlte sowohl den 9. Oktober, sowjetischen Gipfel in Washington an dem die friedliche Massendemons- gegenüber dem Präsidenten der USA tration in Leipzig 1989 gegen die be- und somit auf der Ebene der Super- waffneten Kräfte des Regimes obsiegt Friedliche Revolution mächte. hatte, als auch alle Daten des Wieder- vereinigungsprozesses wie den sowje- mm Wie veränderte sich die Beur- tisch-deutschen Gipfel im Februar und Interview: Ulrike Zander teilung der deutschen Einheit in den den amerikanisch-sowjetischen Gipfel nachfolgenden Jahrzehnten? im Mai 1990, die Staatsverträge und Rödder Mit dem Regierungswechsel den Zwei-plus-vier-Vertrag, die weitere „Wahnsinn“ war das wohl meistgesagte Wort in der Nacht vom 9. auf den 10. Novem- zur rot-grünen Koalition 1998, den Entwicklung in der DDR oder den Tag andauernden und unerwartet großen der Deutschen Einheit am 3. Oktober, ber 1989, als die Berliner Mauer fiel und die Revolution gegen die Herrschaft der SED Folgelasten der deutschen Einheit und dessen Bürgerfeste nie die Anmutung in der DDR ihren Höhepunkt erlebte – und zugleich ihren Wendepunkt: Statt sich zu der allgemeinen Krise des „Modells der Feierlichkeiten am 9. November radikalisieren, wie es etwa die Französische Revolution von 1789 oder die russischen Deutschland“ nach der Jahrtausend- gewannen. Zusätzlich hat sich mit dem wende – die Zeitgenossen sprachen 9. November auch ein Konsens über Revolutionen von 1917 getan hatten, ging die friedliche Revolution von den Straßen der vom „Abstieg eines Superstars“ – war DDR in die geordneten Bahnen einer staatlichen Wiedervereinigung mit der Bundes- den Deutschen nicht nach der Er- republik über. Das museumsmagazin sprach mit Historiker Prof. Dr. Andreas Rödder folgsgeschichte der Einheit zumute. „Eine solche nachträgliche Am Ziel vorbei oder Warum die Ein- (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) über Begrifflichkeiten, politisch-moralische heit unser Land gefährdet, so laute- Harmonisierung ruft Werturteile und mythenhafte Erklärungsstränge der friedlichen Revolution. ten stattdessen die Buchtitel der Zwi- schenbilanzen nach 15 Jahren. Dann analytisches Unbehagen aber änderte sich die Perspektive, als hervor“ mm Vollkommen unerwartet und in der Bürgerbewegung kollabierte – deutsche Stimmen, jedenfalls im ers- Legende“ nieder. Gemeint ist damit Deutschland von 2005 an seinen gro- einem rasanten Tempo vollzog sich doch es blendet, und mehr noch gilt ten Jahrzehnt, nur die zweite Geige. die Erzählung westdeutscher Politi- ßen Wiederaufstieg erlebte und sich in der Prozess der friedlichen Revolution dies für den Begriff der „Implosion“, Dies zeigte sich vor allem im Potpourri ker, dass sie Gorbatschow beim sowje- dieser Stimmung die 20-jährigen Ju- die deutsche Nachkriegsgeschichte vor den Augen der Zeitgenossen. Wie eben diesen Anstoß und somit den der Memoiren, die kurz nach 1990 in tisch-deutschen Gipfel im Kaukasus biläen 2009/10 näherten. eingestellt, der verschiedene Stadien war das Ganze in Worte zu fassen? Anteil der Bürgerbewegung aus, denn großer Zahl erschienen. am 15. Juli 1990 das Zugeständnis In diesem Zusammenhang erfuhr der bundesdeutschen Außenpolitik, Rödder Bald war von der „Wende“ die ganz von allein brach das Regime ja abgerungen hätten, einer gesamt- die deutsche Erinnerungskultur ei- die alle in ihrer Zeit hoch umstritten Rede, von „Umbruch“ und „Zusam- nicht zusammen. Umgekehrt verhielt deutschen Mitgliedschaft in der NATO nen kräftigen Schub, indem sich die waren, zu einem großen Ganzen ver- menbruch“, „Implosion“ und „Friedli- es sich mit dem Begriff der „Friedli- „Nun sind analytische zuzustimmen, die der Kreml zuvor regierungsoffiziellen Feierlichkeiten bindet: Konrad Adenauers Westbin- cher Revolution“ – Begriffe von unter- chen Revolution“, insbesondere mit Schwächen und inhaltliche über Monate strikt abgelehnt hatte. besonders auf den 9. November kon- dung und Willy Brandts Ostpolitik, schiedlich weitreichender Bedeutung, großem F. Er schrieb allein der Oppo- „Es war jener Tag, der zu Recht als zentrierten. Vor dem Brandenburger Hans-Dietrich Genschers KSZE und die oftmals zugleich politisch-morali- sition beziehungsweise der Bürgerbe- Verkürzungen kein Hindernis entscheidender Durchbruch auf dem Tor wurde in Anwesenheit prominen- Helmut Schmidts NATO-Doppelbe- sche Werturteile enthielten. „Wende“ wegung die entscheidende Bedeutung Weg zur deutschen Einheit betrachtet ter internationaler Repräsentanten schluss sowie Helmut Kohls Politik war ein offener Begriff für den ge- dafür zu, das Ende des SED-Regimes für die Bildung von Mythen – wird“, so schrieb Helmut Kohl später. am 9. November 2009 ein multimedial der deutschen Einheit und der euro- samten Vorgang, allerdings mit einer in einer „Selbstbefreiung“ des Volkes Dahinter stand nicht weniger als die inszeniertes „Fest der Freiheit“ gefei- päischen Einigung – in dieser Lesart bestimmten Schlagseite. Denn es war bewirkt zu haben, und blendete dar- im Gegenteil“ Erzählung von der endlich erfolgrei- ert. Hier flossen die Inhalte zusam- münden sie alle in die Wiederverei- niemand anderes als Egon Krenz, der über andere entscheidende Fakto- chen großen Politik in Deutschland – men, die im Begriff der „Friedlichen nigung als Fluchtpunkt einer großen Nachfolger Erich Honeckers als Gene- ren aus: den Zerfall der sowjetischen mm Können Sie Beispiele für die My- nach den verheerenden Fehlschlägen Revolution“ und in der „Kaukasus- Erfolgsgeschichte. Eine solche nach- ralsekretär der SED und somit einer Herrschaft und die Schwäche der SED thenbildung im Verlauf der Wieder- deutscher Weltpolitik im 20. Jahrhun- Legende“ angelegt gewesen waren, trägliche Harmonisierung ruft analy- der letzten Vertreter der alten Kräf- ebenso wie die Dimension der darauf vereinigung nennen? dert. Nun war der sowjetisch-deut- sich aber nicht durchgesetzt hatten: tisches Unbehagen hervor, weil sie es te, der ihn in der Absicht aufbrachte, folgenden deutschen Einheit. Nun sind Rödder Während sich die gestürzten sche Gipfel im Juli 1990, auf dem zen- die Geschichte von Freiheit und De- sich zu einfach macht – und zugleich den grundstürzenden Charakter der analytische Schwächen und inhaltli- Machthaber der DDR zu rechtfertigen trale Vereinbarungen ausgehandelt mokratie in Deutschland ebenso wie ist dieses Unbehagen das beste Indiz Proteste gegen die SED-Diktatur zu che Verkürzungen kein Hindernis für suchten, mussten Vertreter der Oppo- wurden, zweifellos ein Meilenstein die geglückte internationale Politik dafür, dass sich hier ein politisch-kul- einer systemimmanenten Kurskor- die Bildung von Mythen – im Gegenteil: sition, die den Herbst 1989 getragen auf dem Weg zur deutschen Einheit. Deutschlands mitten in Europa und tureller Mythos gebildet hat, der da- rektur kleinzureden. Daher ist der Be- Die „Friedliche Revolution“ bot sich als hatten, ihre Marginalisierung im Ver- Das in der Tat sensationelle sowjeti- inmitten der internationalen Staaten- von lebt, dass er einerseits unzulässig griff der „Wende“ zur Kennzeichnung die Erzählung von der ersten, endlich lauf der Wiedervereinigung erklären. sche Zugeständnis, dass ein verein- gemeinschaft. vereinfacht und andererseits zugleich der gesamten Entwicklung ebenso zu geglückten demokratischen Bürgerre- Demgegenüber erzählten westliche tes Deutschland seine Zugehörigkeit grundsätzlich stimmt. Wenn der 9. No- schwach wie der Begriff „Umbruch“. volution in der deutschen Geschichte Politiker von George Bush und James zu einem militärischen Bündnis frei mm Worin liegt das Problem einer sol- vember sowohl die Bürgerbewegung Das Etikett „Zusammenbruch“ be- an. Dass sich die „Friedliche Revolu- Baker bis Helmut Kohl und Hans- wählen könne – was nichts anderes chen Betrachtungsweise? in der DDR als auch die deutsche Wie- nennt einen wichtigen Aspekt: ein tion“ begrifflich nicht durchsetzte, Dietrich Genscher ihre Erfolgsge- hieß, als dass Moskau der NATO-Mit- Rödder Wenn alles zusammenkommt, dervereinigung verbindet, dann steht handlungsunfähiges, marodes Herr- hatte eher einen anderen Grund: Im schichte. Sie schlug sich auf west- gliedschaft eines vereinten Deutsch- besteht die Gefahr, dass manches er damit für das, was 1989/90 in der schaftssystem, das unter dem Anstoß vereinten Deutschland spielten ost- deutscher Seite in der „Kaukasus- lands zustimmte –, hatte Gorbatschow durcheinandergeht und an Trenn- Tat war: eine deutsche Revolution.

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Ein Bekenntnis mobilisiert Europa Am Vormittag des 7. Januar 2015 wurden die Redaktions- räume des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo von islamistischen Terroristen überfallen. Sie ermordeten an diesem Tag zwölf Menschen, darunter auch den Chef- redakteur des Magazins sowie vier Zeichner und Karika- „Je suis Charlie“ turisten. Fünf weitere Menschen starben am 9. Januar bei einem zweiten Anschlag auf einen jüdischen Supermarkt in Paris, den die Attentäter während ihrer Flucht vor der von Anne-Sophie Rüther Polizei verübten. Das Magazin Charlie Hebdo ist aufgrund seines scharfen Humors und seiner bissigen Karikaturen nicht unumstritten. Unter anderem wurden in dem Magazin die Mohammed-Karikaturen der dänischen Tageszeitung Jyllands-Posten abgedruckt – bereits 2011 war ein Brand- anschlag auf die Redaktionsräume verübt worden. Die Anschlagsserie vom 7. und 9. Januar 2015 scho- ckierte Europa. Noch am gleichen Tag kam es in Paris und anderen französischen Städten zu Trauerkundgebungen. Eine Hand, die zu einer Faust geballt ist und einen Bleistift Beim offiziellen Trauermarsch am 11. Januar waren ne- kämpferisch zum Himmel streckt, darunter der franzö- ben dem französischen Präsidenten François Hollande sische Satz „Je suis Charlie“, auf Deutsch „Ich bin auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, EU- Ratspräsident Donald Tusk, der Präsident der Europä- Charlie“ – das Haus der Geschichte erwarb einen Ka- ischen Kommission Jean-Claude Juncker, der britische puzenpullover mit diesem Motiv zu Beginn des Jahres Premierminister David Cameron und Mariano Rajoy, der 2015. Er symbolisiert das gemeinsame Eintreten für Ministerpräsident Spaniens, vertreten. Presse- und Meinungsfreiheit, das Europa im Wertegemeinschaft Europa? Januar 2015 bewegte. In zahlreichen europäischen Städten versammelten sich Menschen im Januar 2015, um ihre Solidarität mit den Opfern der Anschläge und mit Frankreich zu zeigen. In Berlin und anderen europäischen Hauptstädten lagen Kondolenzbücher aus, in denen Anteilnahme ausgedrückt werden konnte. Der Satz „Je suis Charlie“, den der fran- zösische Grafikdesigner Joachim Roncin als Reaktion auf das Attentat twitterte, wurde zum Schlagwort. Als Plakat- motiv auf der Straße, als Aufdruck auf Pullovern und T- Shirts, die bei Kundgebungen getragen wurden, oder als Hashtag im Internet fand der Satz große Verbreitung. Die französische Botschaft in Berlin projizierte den Satz auf ihre Außenfassade. „Je suis Charlie“ drückte wie ein Schwur die Stim- mung dieser Wochen auf verschiedenen Ebenen aus: Wer ihn schrieb, trug oder postete, verdeutlichte seine Solidari- tät mit den Opfern der Anschläge auf das Magazin Charlie Hebdo. Der Satz wurde in einer höheren Dimension zu- gleich zum Bekenntnis zu gemeinsamen europäischen Werten und Grundrechten: Europa steht ein für Demo- Nach den Anschlägen auf die kratie und Menschenrechte, für Presse- und Meinungs- Redaktionsmitarbeiter der Satire- freiheit. In Europa sollen Journalisten und Karikaturisten zeitschrift Charlie Hebdo und auf ihre Meinungen äußern und veröffentlichen können, ohne einen jüdischen Supermarkt in Angst vor Zensur oder persönlichen Angriffen haben zu Paris im Januar 2015 verbreitet sich der Slogan „Je suis Charlie“ müssen. Könnte diese Beteuerung Teil einer gesamteu- europaweit als Solidaritätsbe- ropäischen Erinnerungserzählung werden, die sich als kundung und wird auch auf Fundament für eine gemeinsame Identität der Europäer Kapuzenpullover gedruckt. eignet?

Überall in Europa bekennen sich Menschen über den Satz „Je suis Charlie“ zu gemein- samen Werten wie Presse- und Meinungs- freiheit.

museumsmagazin 1.2018 25 inbonn

Bundespräsident eröffnet Dauerausstellung in Bonn „Das historische Europa ist größer als das politische“

von Ulrike Zander

„Es hilft, gelegentlich zurückzublicken, um den Blick nach vorne zu schärfen“, so Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während seines Rundgangs durch die in Teilen neue Dauerausstellung des Hauses der Geschichte in Bonn am 11. Dezember 2017. Begleitet von seiner Frau Elke Büdenbender, dem Präsidenten der Stiftung Prof. Dr. Hans Walter Hütter, dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, Prof. Dr. Joachim Scholtyseck als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats, Kuratoriumsvorsitzender Ministerialdirektor Dr. Günter Winands, Prälat Dr. Karl Jüsten für den Arbeitskreis gesellschaft- Rund 800 Gäste besuchen am 11. Dezember 2017 zur Wiedereröffnung licher Gruppen und Kommunikationsdirektor Prof. Dr. Harald Biermann der Dauerausstellung das Haus der widmete sich der Bundespräsident eingehend der Dauerausstellung Geschichte in Bonn. „Unsere Geschichte. Deutschland seit 1945“, die er anschließend im Rahmen einer Festveranstaltung eröffnete. „Als wir eben während des Rundgangs eine kurze Pause in den Bankreihen des alten Bonner Bundestages gemacht haben, kam mir der Gedanke, wie sehr auch die Dinge ihrer Zeit verhaftet sind“, erklärte Steinmeier in seiner Rede vor rund 800 Gästen. Er selber habe den alten Bundestag in Bonn nicht mehr als Abgeordneter erlebt: „Und doch ver- bindet mich noch etwas mit den alten Bänken des Bonner Plenarsaals. Ich kann nicht an ihnen vorübergehen, ohne mir vorzustellen, wer darauf gesessen hat. Vielleicht Helmut Kohl in seiner Zeit als Oppositionsführer? Oder Herbert Wehner? Welche persönlichen Unterlagen lagen wohl im Pult davor?“, fragte sich der Bundespräsident weiter. Es sei wichtig, dass Dinge bewahrt und somit zum Nachden- ken und Erzählen anregen würden. Den amerikanischen Historiker Timothy Snyder zitierend erinnerte Steinmeier daran, dass Geschichte uns zu denken lehre: „Historisch zu denken schult unsere politische Imagination.“ Es helfe, sich der guten Führung eines Museums wie dem Haus der Geschichte anzuvertrauen, um die Wege zu verstehen, die wir gegangen seien: von der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa über den Fall der Mauer bis zu

Zur Ausstellungseröffnung besichtigen der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender (li.) bei ihrem Rund- gang das Original-Gestühl des alten Bundestags in Bonn.

Originalobjekte wie ein Flüchtlingsboot erzählen von den herausfordernden Themen der Gegenwart. Bereits vier Tage nach der Eröffnung besucht ein deutsch-israelischer Schüleraustausch die Dauerausstellung und zeigt besonderes Interesse an dem Stahlträger aus den Ruinen des World Trade Centers in New York vom 11. September 2001.

Roth, die mit dem Ergebnis sehr zufrieden ist: „Erste Feed- backs machen deutlich, dass es uns gemeinsam mit dem Büro Würth & Winderoll gelungen ist, durch den neu ange- legten Besucherweg, neue Objekte, Schwerpunkte und Per- spektiven die Besucher am Ende des Rundgangs durch die Dauerausstellung für die komplexen Themen der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart zu begeistern.“ Seit der Eröffnung des Hauses der Geschichte 1994 verzeichnete allein die Dauerausstellung mehr als zwölf Millionen Besuche – nun haben Gäste aus aller Welt Gele- Neue Objekte in einer klaren Präsentation genheit, die neuen Objekte, Dokumente, Fotos, Film- und führen den Besuchern den deutschen Wieder- vereinigungsprozess (o.li.) sowie die aktuellen Wiedervereinigung prägten, führte Hütter aus. Zeitzeugen Tonbeiträge zu besichtigen, die den Blick schärfen sollen politischen Herausforderungen wie Digitali- erzählten ihre persönlichen Geschichten, woraus die ge- für Zusammenhänge sowie Widersprüche und somit zur sierung, Globalisierung und Migrationsbewe- meinsame Geschichte erwachse. Den Übergang zur jüngs- persönlichen Meinungsbildung beitragen. gungen vor Augen (o.re.). ten Vergangenheit und deren Herausforderungen bildeten ausdrucksstarke Objekte: Ein Stahlträger aus den Ruinen Internationale Anerkennung des World Trade Centers in New York erinnere an den den Herausforderungen der Gegenwart, den Flüchtlingsbe- 11. September 2001 und vermittle die neue Bedrohung Die zahlreichen Gäste der Wiedereröffnungsfeier gaben wegungen, ausgelöst durch Hunger, Kriege und Terror in durch den islamistischen Terrorismus, eine Paketdrohne dem Bundespräsidenten recht: Die Zeit haftet an den Din- der unmittelbaren Nachbarschaft Europas. Das historische sowie der Serviceroboter „Eva“ gehörten zu den aktuellen gen und wir hängen an ihnen, weil sie uns mit dem Vergan- Europa sei größer als das politische – das bedeute beson- Entwicklungen der Digitalisierung, ein Flüchtlingsboot ver- genen verbinden. Begeistert von der Auswahl, Anordnung ders für die Deutschen Verpflichtung vor der Geschichte weise auf die Flüchtlingskrise und die weltweiten Migrati- und Inszenierung der neuen Objekte interessierten sich die und Verantwortung für die Zukunft, bekräftigte Steinmeier. onsbewegungen. Besucher vor allem für die revolutionären Umwälzungen in Osteuropa und der DDR sowie den deutschen Wieder- Internationale Perspektive Kontinuierliche Überarbeitung vereinigungsprozess. Besondere Aufmerksamkeit rief vor allem „Eva“ hervor, die den Gästen die Paketdrohne und Zuvor hatte bereits Stiftungspräsident Hans Walter Hütter Die Stiftung Haus der Geschichte hatte die Schließung das Flüchtlingsboot vorstellt. Nur vier Tage nach der Wie- darauf hingewiesen, dass die Ausstellung in dem Bereich, der Präsentation in der Zeit von März bis Dezember 2017 dereröffnung besuchte eine israelisch-deutsche Austausch- der die Zeit seit den 1980er Jahren bis heute umfasse, voll- während der Sanierung des Glasdaches genutzt, um den schülergruppe die Dauerausstellung und setzte sich neben ständig erneuert worden sei: Im Mittelpunkt stünden die in letzten Ausstellungsbereich zu erneuern. Fristgerecht und der deutsch-israelischen Geschichte vor allem mit dem Bewegung geratenen weltpolitischen Konstellationen, die innerhalb des Budgets wurden nicht nur 960 Glaselemente Flüchtlingsboot am Ende der Präsentation auseinander. der friedlichen Revolution und der deutschen Wiederverei- des Daches ausgetauscht, sondern auch die zeithistorische „Wie viele Flüchtlinge saßen in diesem Boot?“, fragte der nigung den Weg ebneten. „Originalobjekte, anschaulich in Ausstellung überarbeitet und aktualisiert. Die Ausstellungs- israelische Lehrer den Gruppenbegleiter. „80“, antwortete Szene gesetzt, führen vor Augen, dass der nationale Eini- gestalter Petra Winderoll und Klaus Würth aus München dieser, woraufhin dem Israeli der Atem stockte. Sein Blick gungsprozess Deutschlands Bestandteil einer gesamteuro- meisterten diese ambitionierte Aufgabe zusammen mit Pro- fiel auf die vielen Schwimmwesten, die vor dem Boot liegen päischen, internationalen Entwicklung war, so zum Beispiel jektleiterin Dr. Tuya Roth und ihrem Ausstellungsteam. Die und all die Menschen repräsentieren, die sich in ihrer Not ein Stück des ‚Eisernen Vorhangs‘, den der österreichische letzten Tage vor Eröffnung waren für alle Beteiligten höchst den Schlepperbanden für eine Flucht über das Mittelmeer Außenminister Mock und sein ungarischer Amtskollege spannend: „Wir führen alles zusammen, was über viele Mo- anvertrauten. Eine „emotionalere, internationalere und ak- Horn am 27. Juni 1989 durchtrennten“, so Hütter. Neu nate hinweg geplant, recherchiert und zusammengetragen tuellere“ Ausstellung hatte der Präsident der Stiftung Hütter seien emotional ansprechende Zugänge zu den oft komple- wurde. Die letzten Vitrinen füllen sich, die Texte kommen zur Eröffnung versprochen – „das Konzept geht auf“, bestä- xen Globalisierungsprozessen, die Deutschland seit seiner an die Wand und die Medien gehen in Betrieb“, erklärte tigten neben dem Bundespräsidenten alle Besucher.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigt großes Interesse für Zeitgeschichte – hier erklärt ihm Stiftungspräsident Hans Walter Hütter das Modell vom Kanzler- bungalow in Bonn.

museumsmagazin 1.2018 29 inbonn

Rückblende 2017 in Bonn Neue politische Konstellatio nen!?!

von Alexander Müller

Das Jahr 2017 war ein sehr politisches Jahr. Nicht zuletzt vier Landtagswahlen und eine Bundestagswahl sorgten für neue politische Konstellationen. 2017 war aber auch ein Jahr zunehmender Unübersichtlich-

keit und populistischer Stimmen. In dieser Zeit leisten Journalisten wichtige Orientierung. Mit der Der Karikaturenpreis geht an die freie Karikaturistin Rückblende 2017 – dem deutschen Preis für politische Fotografie und Karikatur – zeigt das Haus Miriam Wurster, die am 5. Juli 2017 im Weser-Kurier den Sondereinsatz beim G20-Gipfel kommentiert: der Geschichte in Bonn vom 21. März bis zum 22. April 2018 rund 80 Fotografien, fünf Serien Die deeskalierende Hundestaffel. und 50 Karikaturen, die das politische Geschehen des vergangenen Jahres dokumentieren.

Insgesamt reichten 240 Fotografen und 67 Karikaturisten 1.533 Arbeiten zum diesjährigen Wettbewerb ein, der auch in seiner 34. Auflage von der Landes- vertretung Rheinland-Pfalz, dem Bundesverband der Deutschen Zeitungsverle- ger und der Bundespressekonferenz veranstaltet wird. Damit überstiegen die Teilnehmerzahlen der Rückblende 2017 nochmals das Rekordniveau der Vor- jahre. Beim „Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen“, den der Bundesver- band Deutscher Zeitungsverleger stiftet, siegte mit Miriam Wurster erstmals eine Frau. Ihre am 5. Juli 2017 im Weser-Kurier abgedruckte Zeichnung „Sonder- einsatz beim G20-Gipfel: Die deeskalierende Hundestaffel“ nähert sich mit der Darstellung von Polizisten, die Hundewelpen gegen randalierende Gipfelgegner einsetzen, auf eine besondere Art den ausufernden Protesten. Platz zwei des Ka- rikaturenpreises wurde Heiko Sakurai verliehen. Am 18. Oktober 2017 in der Rhein-Neckar-Zeitung veröffentlicht, illustriert seine Karikatur „Oh wie schön wär Jamaika“ die zähen Sondierungsgespräche zu einer möglichen Koalition aus CDU/ CSU, FDP und den Grünen. Den dritten Preis erhielt Mathias Hühn für seine am 28. Juni 2017 in der taz abgedruckten Zeichnung „Bayern atmet auf: Die ‚Ehe für alle‘ kommt!“. Kategorie Fotografie

Der G20-Gipfel war das Motiv verschiedener Einreichungen. Gewonnen hat im Bereich Pressefotografie die Arbeit des freien Fotografen Andreas Herzau. Die Jury wählte seine Aufnahme eines unter Scheinwerferlicht durchgeführten Po- lizeieinsatzes auf dem Dach eines Hauses im Schanzenviertel zum „Besten Foto 2017“. Der Preis ist mit 7.000 Euro dotiert und wird von der Bevollmächtigten des Landes Rheinland-Pfalz ausgelobt. Den von der Firma Jos. Schneider Optische Werke Kreuznach gestiftete Preis „Das Scharfe Sehen“ erhielt Wolfgang Rattay. Sein Foto zeigt eine Einsatzhundertschaft unter einer Riesenschaufel im Braun- kohletagebau in Garzweiler. Die Polizisten sollen gegen Aktivisten der Aktion „Ende Gelände“ während des Internationalen Klimagipfels in Bonn vorgehen. Im Bereich Fotografie gibt es bei der Rückblende 2017 mehrere Neuerun- gen. So wurde in diesem Jahr zum ersten Mal der Preis „Beste Serie“ verliehen, den die Leica Camera AG stiftet. Er ging an den freien Fotografen Hannes Jung für seine mit „New Right“ überschriebenen Bilder vom Bundestagswahlkampf der AfD. Den ebenfalls neuen Publikumspreis für „Das beliebteste Foto“ und „Die beliebteste Karikatur“ haben der Fotograf Michael Klug und der Karikaturist NEL (Ioan Cozacu) gewonnen.

Der freie Fotograf Andreas Herzau hielt die Proteste vom 7. Juli 2017 gegen den G20-Gipfel fest, bei dem ein Haus im Schanzenviertel in Hamburg von der Polizei gestürmt wird.

museumsmagazin 1.2018 31 inleipzig Zur Eröffnung der Ausstellung „DDR Comic Mosaik. Dig Dag Digedag“ begrüßt der Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig, Jürgen Reiche, am 10. Dezember 2017 die zahlreichen Premierengäste und Fans der Digedags.

das Mosaik durch so manche Physik-Prüfung. Die meisten besitzen – wie beispielsweise der Künstler Neo Rauch – bis heute alle Hefte ihrer Jugend. Jungpioniere und kommu- nistische Helden spielten bei Mosaik keine Rolle. Immer wieder mussten sich Hegenbarth und sein Team gegen Ver- suche politischer Einflussnahme wehren. Mehrfach sorgten Kritiker dafür, dass die Zeitschrift kurz vor dem Aus stand. Vor allem die hohe Nachfrage der stets restlos vergriffenen Hefte sicherte das Überleben der Zeitschrift. Von 1955 bis 1975 erschienen insgesamt 223 Hefte in einer Auflage von bis zu 660.000 Exemplaren, zuerst im Buchverlag „Neues Leben“, ab 1960 im Verlag „Junge Welt“, der auf Kinder- und Jugendzeitschriften spezialisiert war. „Es war eine unheimlich clevere Mischung aus Zahlreiche Besucher kamen zur Eröffnung der Aus- Wissen und Unterhaltung. Es war immer span- stellung am 10. Dezember 2017, wo sie ein buntes Pro- nend!“, so das Fazit von Tobias Künzel, Sänger der gramm erwartete: Brigitte Schendel, ehemalige Zeichnerin im Mosaik-Kollektiv, signierte Plakate und beantwortete Band „Die Prinzen“, zu den Mosaik-Heften mit den Fragen zur Arbeit bei Mosaik. Kleine und große Künstler Digedags. Seit dem 7. Dezember 2017 haben die konnten sich selbst als Comic-Zeichner ausprobieren und drei Kobolde im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig eigene Raumschiffe basteln. Wer die Comics nicht nur lesen, sondern auch hören wollte, traf sich in der Film-Lounge, ihre dauerhafte Heimat gefunden. Die Präsentation wo der Schauspieler Thorsten Giese originale Diaroll-Filme umfasst rund 150 Zeichnungen, Entwürfe, Vorlagen aus der Ritter-Runkel-Serie zum Leben erweckte. Zum und Modelle aus dem Archiv, das der Erfinder Abschluss des Familiensonntags führte der Historiker Prof. Dr. Bernd Lindner die Besucher in das reale Vorbild der Digedags, Johannes Hegenbarth, 2009 der von Runkels Welt ein und verknüpfte anschaulich das fiktive Stiftung Haus der Geschichte übergab. Auch der mit dem historischen Mittelalter. Direktor des Museums, Dr. Jürgen Reiche, Die phantasievolle Architektur der neuen Ausstellung entführt Liebhaber der unvergessenen Comic-Helden in würdigte in seiner Eröffnungsrede den besonderen die Welt der bekannten DDR-Zeitschrift. Sei es bei einem Stellenwert des Mosaik in der DDR: „Mosaik und Weltraumflug oder bei einem Besuch von Ritter Runkel auf die Digedags waren die Ausnahme in der streng seinem Burgenschiff: Hier fühlt sich jeder Besucher als Teil des Mosaik-Kosmos! reglementierten Presselandschaft der DDR, doch ohne Mosaik keine Kindheit in der DDR.“ Titelbild des ersten Mosaik-Heftes Die Geschichten um die drei Helden Dig, Dag und Digedag von 1955 – heute eine Rarität für Sammler sind nicht nur spannend, sondern auch vielfältig. Mit ihnen reisten die Leser aus der Enge der DDR-Realität in ferne Zeiten und fremde, oft unerreichbare Länder. Sie erlebten Abenteuer in der Südsee und im antiken Rom, flogen ins Weltall, begegneten berühmten Erfindern und begleiteten Ritter Runkel auf eine turbulente Schatzsuche von Vene- dig bis in den Vorderen Orient. Schließlich verschlug es sie nach Amerika kurz vor Ausbruch des Bürgerkriegs und in den Orient von „1001 Nacht“. Ausstellungseröffnung im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig Horizonterweiterung Stets setzten sich die Digedags für die Unterdrückten ein und begegneten mit List und Mut jeder Gefahr. Neben der Unterhaltung vermittelten die Hefte den Lesern auch Wis- sen über Kultur, Geschichte, Naturwissenschaft und Tech- Dig, Dag, Digedag nik. So lernten die einen die Welt kennen und andere rettete

Im Mosaik-Kosmos: Die Ausstellung von Sara Sponholz „Dig Dag Digedag“ nimmt die Besucher innerhalb einer phantasievollen Architektur mit in andere Welten – zum Beispiel zu einem Weltraumflug.

museumsmagazin 1.2018 33 inberlin inberlin

Lautsprecher Stereobox „Stereo 72 IV“ „Muslimisches Leben in der DDR“ in Berlin Verfemtes Design „Sie haben uns

in der DDR von Ariane Oppitz die Tür aufgemacht“ von Irene Hummel

Die Reaktionen vorab im Netz hatten es schon vermuten lassen, trotzdem waren alle Beteiligten von dem großen Interesse an der Veranstaltung „Muslimisches Leben in der DDR“ am 24. Januar 2018 überrascht. Das Museum in der Kulturbrauerei lud den Fotografen Mahmoud Dabdoub und den Das „hartkantige, geometrische“ Design passe ledig- Ingenieur Muhiadin Dagane ein, um über ihr Leben als Studenten und gläubige Muslime in der DDR lich in einen „elektro-medizinischen Therapieraum“, zu erzählen. Das Gespräch war Teil des Begleitprogramms zur Fotoausstellung „Islam in Europa“, urteilte Karl-Heinz Hagen am 4. Oktober 1962 im Neuen die noch bis zum 8. April 2018 in Berlin zu sehen ist. Deutschland beim Anblick der Lautsprecher Stereobox „Stereo 72 IV“ und dem dazu gehörenden Radio. Der Fotograf Mahmoud Dabdoub ist bekannt durch seine Fo- Schaf heimlich besorgt und geschlachtet wurde, um diesen Der Journalist bezweifelte schließlich, dass dies „mit tografien des Leipziger Alltags seit den 1980er Jahren. Für Tag gemeinsam mit muslimischen Studenten aus verschie- die Veranstaltung durchforstete er sein analoges Archiv und denen Ländern zu feiern. Als Mahmoud Dabdoub in Leipzig dem optimistischen Lebensgefühl des sozialistischen zeigte zum ersten Mal Bilder von seinem Studentenleben und studierte, gab es weder eine Moschee noch eine Gemeinde – Menschen“ übereinstimmen könne. muslimischen Kollegen. Diese Fotos bildeten für Moderator Religion „war eine sehr private Sache“, sodass er meistens in Dr. Mike Lukasch, Abteilungsleiter Berlin, den thematischen seinem Zimmer betete. Die zur Stiftung gehörende Sammlung Industrielle Gestaltung um- roten Faden für das Gespräch mit den beiden Gästen. Der Fotograf war häufiger in deutschen Familien zu fasst nicht nur originale Alltagsgegenstände, sondern auch Ent- Schon die Ankunft in einem neuen Land in den 1980er Gast, zu denen Vertrauen entstand, sodass sie sich über das würfe und Modelle. Ein Beispiel dafür ist das Lautsprechermodell Jahren war abenteuerlich: Beide mussten sich auf eigene System und das Leben in Unfreiheit austauschten. Dabei „Stereo 72 IV“. Die Stereobox wurde von Jürgen Peters gestaltet, Faust von Berlin-Schönefeld zu ihrem jeweiligen Studenten- lernte Dabdoub, was die Staatssicherheit war und wie er der langjähriger Mitarbeiter des Amtes für industrielle Formgestal- wohnheim in Leipzig und Dresden durchschlagen – ohne ein überwacht wurde – jeder Ausländer hätte einen eigenen Be- tung in der DDR war, aus dem die Sammlung hervorgegangen ist. Wort Deutsch sprechen zu können, ohne DDR-Geld zu besit- treuer gehabt, der jede Woche Bericht erstattete, erzählte er. Peters zeichnet unter anderem zusammen mit Horst Giese für den zen. Im Herder-Institut in Leipzig bekamen sie einen drei- Beide leben nach wie vor in Deutschland und blicken Fernseher „Alex“ verantwortlich. Das Lautsprechermodell ist im monatigen Sprachkurs – mit der deutlichen Ansage, dass bei überwiegend positiv auf ihre Zeit in der DDR zurück. „Die Rahmen einer Baureihe mit dem Namen „Stereo 72“ entstanden, Nichtbestehen der Deutschprüfung das Rückfahrtticket winke. DDR war eine kleine Heimat für mich, das Deutschland mit zu der neben einem Radio-Steuergerät fünf weitere Lautsprecher- Beide bestanden und begannen ihr Studium: Mahmoud den 16 Bundesländern ist eine große Heimat“, resümierte typen gehören. Es besteht aus einem weiß lackierten quaderför- Dabdoub studierte Fotografie in Leipzig, Muhiadin Dagane Dabdoub. migen Holzkorpus mit einer kreisrunden vergitterten Öffnung widmete sich dem Maschinenbau in Dresden. auf der Vorderseite. Anders als bei anderen in der DDR lebenden Auslän- dern waren ihre Studentenheime gemischt belegt, sodass Zu nüchtern? beide Kontakt zu Deutschen hatten. Muhiadin Dagane mein- te rückblickend: „Sie haben uns die Tür aufgemacht.“ Viele Lautsprechermodell Ausgangspunkt bei der Entwicklung der Baureihe war für Peters der im Zuge Ostdeutsche hätten ihm geholfen, dafür sei er heute noch Stereobox „Stereo 72 IV“ des geplanten Wohnungsbaus erwartete große Bedarf an Einrichtungsgegen- dankbar. ständen, der standardisierte auf- und anbaufähige Möbel in Serienproduktion notwendig machte. Ihm war es zudem wichtig, dass sich die Geräte „einerseits Zwischen Fisch und Broiler als Teil des Ganzen dem Möbelstandard einordnen“ ließen „und sich anderer- seits auch alleinstehend behaupten können“. Als praktizierende Muslime stellte sich bei ihnen immer wie- Die schlichte, auf Zweckmäßigkeit ausgerichtete Gestaltung stieß in der der die Frage, wie sie sich am besten ohne Schweinefleisch DDR-Presse jedoch auf Ablehnung: „Aber eine Wohnung ist doch kein Labor“, ernähren könnten. Jeder löste das auf seine Art, so Dagane: protestierte Karl-Heinz Hagen. Die Lautsprecher Stereobox und das dazugehörige „Fisch ist unser Hauptgericht gewesen – egal, ob zum Früh- Radio wurden auf der V. Deutschen Kunstausstellung in Dresden präsentiert und stück oder zum Abendessen.“ Dabdoub ergänzte: „Wir wa- entsprachen zusammen mit den anderen Exponaten des Bereichs „Industrielle ren gut befreundet mit dem Auersbacher Keller, weil wir Formgebung“ nicht dem Geschmack des Journalisten. Das Lautsprechermodell fast jeden Tag Broiler gegessen haben.“ Während der Ver- ist somit auch ein Beispiel für in der DDR verfemtes Design. anstaltung erzählten sie zudem vom Opferfest, für das ein

Zur Veranstaltung „Muslimisches Leben in der DDR“ am 24. Januar 2018 lud das Museum in der Kulturbrauerei in Berlin den Fotografen Mahmoud Dabdoub (re.) und den Ingenieur Muhiadin Dagane (li.) ein. Beide erzählten über ihr Leben in der DDR. 34 museumsmagazin 1.2018 museumsmagazin 1.2018 35 inkürze

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1 2 3 4 5 7 1 Adenauer-Vortrag 2 Performance i,Slam 4 200.000. Besucher 6 Der Geschichte in die Speichen bonn Alljährlich findet die Vortragsreihe der Stiftung Bundes- berlin Pünktlich zur Vorweihnachtszeit am 30. November bonn Die Ausstellung „Geliebt. Gebraucht. Gehasst. Die Deut- greifen kanzler-Adenauer-Haus im Haus der Geschichte in Bonn statt. 2017 öffnete das Museum in der Kulturbrauerei in Berlin im schen und ihre Autos“ erwies sich im Haus der Geschichte in Der Präsident der Stiftung Haus der Geschichte Prof. Dr. Hans Rahmen der aktuellen Wechselausstellung „Islam in Europa“ Bonn als ein Publikumsmagnet. Am 17. Januar 2018 konnte leipzig Ende der 1940er Jahre lehnte sich eine Gruppe Ju- Walter Hütter sah den Adenauer-Vortrag am 28. November seine Türen für die Berliner Performancegruppe i,Slam, eine der Präsident der Stiftung Haus der Geschichte Prof. Dr. Hans gendlicher aus dem thüringischen Altenburg mit verschie- 2017 als Ausdruck der weitreichenden Kooperation der beiden muslimische Version des Poetry Slams. Die beiden i,Slam- Walter Hütter zusammen mit Projektleiter Ulrich Op de Hipt denen Protestaktionen gegen die zunehmend autoritärer Stiftungen und begrüßte zum 50-jährigen Bestehen der Stif- Poeten Sami El-Ali und Dennis Sadik-Kirschbaum überzeugten den 200.000. Besucher in der Ausstellung begrüßen: Mathis werdende sowjetische Besatzungsmacht und den jungen tung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, zum 50. Todestag Konrad das überwiegend junge Publikum von ihrer Wortkunst. Unter Janesch kam mit seinem Sohn Erik und seiner Mutter Karin, SED-Staat auf. Ihr Antrieb: Einmal in die „Falle des Totalita- Adenauers und zum 100. Jahrestag der Wahl Adenauers zum dem Motto „Ich geh dann mal Geschenke kaufen. Deutsche um die Zeit des Mittagsschlafs von Erik zu nutzen und sich die rismus“ unter den Nationalsozialisten gegangen, wollten Kölner Oberbürgermeister zahlreiche Mitglieder der Familie Muslime und ihr Weihnachten“ erzählten sie aus muslimischer Präsentation kurz vor Schließung am 21. Januar 2018 anzuse- sie dieses Mal der Diktatur widerstehen. Am Vorabend des Adenauer sowie den Kuratoriumsvorsitzenden der Stiftung in Perspektive über ihre Erfahrungen mit der Adventszeit und hen. Der kleine Erik verschlief nicht nur den Blumenstrauß für 70. Geburtstages des sowjetischen Diktators Josef Stalin Rhöndorf, den ehemaligen nordrhein-westfälischen Minister- dem deutschen Weihnachtsfest. Die Poetry-Slammer spra- seine Familie, sondern auch die ausgewählten Fahrzeuge der störten sie eine Propagandaradiosendung mit einem selbst- präsidenten Prof. Dr. Jürgen Rüttgers. Letzterer referierte in chen nicht nur fröhliche Weihnachtsthemen an, sondern war- Ausstellung wie ein Mercedes 600 Pullman, den „Kult-Manta“ konstruierten Piratensender, dessen Nachbau sich in der seinem Adenauer-Vortrag über Erinnerungskultur in Deutsch- fen auch einen kritischen Blick auf die deutsche Gesellschaft. aus dem Film „Manta, Manta“ sowie weitere Objekte, Medien- Sammlung des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig befindet. land, wobei er betonte, dass auch die Stiftung Bundeskanzler- Mit zynisch-satirischer Dichtkunst skizzierten die beiden Wort- stationen und Dokumente rund um die Faszination „Auto“. Um- Nachdem die Gruppe aus bis heute ungeklärten Gründen auf- Adenauer-Haus ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur sei. künstler den oftmals schwierigen Alltag muslimischer Bürger so mehr erfreute sich Mathis Janesch an der Auto-Ausstellung flog, folgten drakonische Haftstrafen bis zu Todesurteilen. Am „Es gibt keine Freiheit ohne Erinnerung“, so Rüttgers. „Freiheit in Deutschland. So berichtete Sami darüber, wie er sich als und erwies sich als regelmäßiger Gast im Haus der Geschichte: 18. Januar 2018 war Jörn-Ulrich Brödel, der letzte Überlebende kann nur bestehen, wenn wir unsere Demokratie leben, wie Schüler hitzige Wortgefechte mit seinem Lehrer leistete, weil Der kurze Fußweg aus Bonn-Kessenich ins zeitgeschichtliche aus der Widerstandsgruppe, in Begleitung seines ehemaligen Konrad Adenauer schon anempfohlen hat, und sie verteidi- dieser von Vorurteilen gegen ihn als Moslem behaftet war. Museum führt ihn immer wieder in die Ausstellungen – ob mit Mitschülers Hartwig Albiro zu Gast im Zeitgeschichtlichen gen.“ Adenauer hätte stets an seinem Ziel festgehalten, die Die Pointe der Geschichte war schließlich die Feststellung, oder ohne Erik. „Das Angebot des Hauses der Geschichte in- Forum Leipzig und erzählte aus seiner Jugendzeit. Ergänzt wurde Bundesrepublik als einen Gegenentwurf zum nationalsozialis- dass jeder Schüler ein Spiegel der Arbeit seines Lehrers ist. spiriert mich immer wieder. Ich arbeite im IT-Bereich und bilde die Gesprächsrunde durch den Chemnitzer Arzt und Filme- tischen Unrechtsstaat aufzubauen und eine Demokratie als Teil Zweideutige Anspielungen wie: „Weihnachten – das Fest des mich gerne weiter“, so Janesch. Ulrike Zander macher Klaus-Gregor Eichhorn, der sich mit der Geschichte der der westlichen Völker- und Wertegemeinschaft zu formen. In Verzichtes oder eher des übermäßigen Gewichtes“ ließen Altenburger Gruppe intensiv beschäftigt hat. Eike Hemmerling den 1950er Jahren habe der erste Bundeskanzler das Bundes- neben Gelächter auch ein nachdenkliches Publikum zurück. 5 Offenes Atelier gesetz zur Entschädigung für Opfer der nationalsozialistischen Rebecca Wegmann 7 Opposition in Russland Verfolgung vorangetrieben und das Israel-Abkommen zur Chef- bonn Im „Offenen Atelier“ zur Wechselausstellung „Geliebt. sache erklärt, so Rüttgers. Das von Adenauer unterstützte öf- 3 Besuch des Bonner Prinzenpaares Gebraucht. Gehasst. Die Deutschen und ihre Autos“ konnten leipzig In wirtschaftlich und politisch angespannten Zeiten wer- fentliche Gedenken und die Erforschung des Nationalsozialis- Familien während der gesamten Ausstellungslaufzeit sonntags den im März 2018 in Russland Präsidentschaftswahlen stattfin- mus seien Ausgangspunkt für die heutige Erinnerungskultur, bonn Bonn Alaaf! Das Bonner Prinzenpaar Prinz Dirk II. und und an Feiertagen bei zahlreichen Aktionen rund ums Thema den. Die aktuelle Situation in Russland analysierte am 23. Januar die niemals einen Abschluss finden dürfe: „Das Erinnern bleibt Bonna Alexandra III. besuchte am 12. Januar 2018 die Wech- Auto aktiv werden. In fünf verschiedenen Modulen bauten die 2018 Zhanna Nemtsova, Reporterin der Deutschen Welle, im eine Zukunftsaufgabe um der Opfer willen, aber auch um un- selausstellung „Mein Verein“ im Haus der Geschichte. Als jungen Besucher ein eigenes Auto aus alten Eierkartons und Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. Die Evangelische Akademie serer eigenen Zukunft willen“, erklärte Rüttgers. Im Anschluss allgegenwärtige Träger des närrischen Treibens prägen die Papprollen, absolvierten den Haus-der-Geschichte-Führerschein Meißen hatte die Tochter des 2015 ermordeten Kreml-Kritikers an den Adenauer-Vortrag empfahl Konrad Adenauer junior – Karnevalsvereine das gesellschaftliche Leben im Rheinland oder posierten als Rennfahrer in der Ausstellung. Das Highlight Boris Nemtsov und Gründerin der Boris-Nemtsov-Stiftung für Enkel des ersten Bundeskanzlers – die neue Dauerausstellung wesentlich mit und tragen dazu bei, das Karnevalsbrauchtum des letzten Moduls „Schöner fahren: Kitsch fürs Auto“ war ein die Freiheit eingeladen, einen Vortrag zum Thema „Opposi- „Rheinländer, Deutscher, Europäer – Konrad Adenauer“ in der von Generation zu Generation weiterzureichen. Nach der Be- XL-Adventskalender, der jede Woche tolle Überraschungen für tion und bürgerlicher Widerstand in Russland“ zu halten. Im Rhöndorfer Stiftung, die seit ihrer Eröffnung im April 2017 grüßung durch Ausstellungsdirektor Dr. Thorsten Smidt beglei- Familien bereithielt. In gemütlicher Atmosphäre fertigten die Kin- Windschatten von Langzeit-Präsident Wladimir Putin habe schon über 30.000 Besuche verzeichnet hat. Ulrike Zander tete Projektleiterin Dr. Angela Stirken die Ehrengäste durch die der kleine Weihnachtsgeschenke wie Duftbäume für das Fami- die Opposition keine Chance, so Nemtsova. Ihr Fazit: Wahlge- Wechselausstellung. Gemeinsam mit den Besuchern des Mu- lienauto an. Der 11-jährige Basti bastelte zusammen mit kleinen setze, Medienrealitäten und die Popularität des Amtsinhabers seums brachten die närrischen Tollitäten ein dreifaches Alaaf und großen Autofans originelle Schlüsselanhänger aus Match- sprechen gegen einen Wechsel an der Spitze des russischen auf das ehrenamtliche Engagement in Vereinen, das Haus der boxautos – ein individuelles Geschenk, über das sich die Eltern Staates. Eike Hemmerling Geschichte und den Bonner Karneval aus. Marlene Gerdes unter dem Weihnachtsbaum freuen durften. Larissa Lichtenhahn

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8 9 11 13 8 Der Brückenbauer 9 Europa gegen die Juden 11 Europa 13 Bilder im Kopf bonn Ein klares Ziel hatte Prof. Dr. Bernhard Vogel als Politiker bonn „Mit stürmisch steigender Tendenz wanderten bis 1914 bonn Die 3. Auflage seines Buches Europa. Ideen − Instituti- berlin Im Rahmen der Wechselausstellung „Islam in Europa. immer vor Augen, wenn er auch oft die Perspektive wechselte – mehr als zwei Millionen osteuropäische Juden nach Amerika aus. onen − Vereinigung − Zusammenhalt stellte Prof. Dr. Michael zenith-Fotopreis 2017“ findet im Museum in der Kulturbrauerei als Ministerpräsident sowohl in West- als auch in Ostdeutsch- Sie suchten nach Sicherheit und Glück“, so der Historiker und Au- Gehler, Leiter des Instituts für Geschichte an der Universität in Berlin bis Anfang April 2018 ein umfangreiches Programm land. Fast 60 Ministerpräsidenten-Kollegen hat er in seinen tor Dr. Götz Aly in seiner neuen Gesamtdarstellung Europa gegen Hildesheim, am 1. Februar 2018 im Haus der Geschichte in statt. Schüler hinterfragen im Workshop „Bilder im Kopf“ ak- 23 Amtsjahren kommen und gehen sehen, erst in Rheinland- die Juden 1880-1945. Doch nach dem Ersten Weltkrieg sei das Bonn vor. Darin beschreibt Gehler Europas Entwicklung von tiv ihre eigenen Islambilder und setzen sich dabei kritisch mit Pfalz, dann nach der Wiedervereinigung in Thüringen. Vogel „Ventil USA“ verschlossen worden, was vor allem die osteuropä- der Antike bis zur Gegenwart als ein Zusammenspiel von Vorurteilen und der Macht von Bildern auseinander. Welche Bil- war viele Jahre Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung ischen Juden getroffen hätte, erklärte Aly am 30. Januar 2018 bei Ideen und Institutionen, die die Vereinigung des Kontinents der entstehen bei dem Stichwort „Islam“ in unseren Köpfen? und 41 Jahre Mitglied des Zentralkomitees der deutschen seiner Buchvorstellung im Haus der Geschichte in Bonn. In der ermöglichten. Der Präsident der Stiftung Haus der Geschichte „Moschee“ ruft einer der Schüler einer 8. Klasse aus Char- Katholiken. Geprägt von der Überzeugung, dass die deutsche Kooperationsveranstaltung des Hauses der Geschichte mit dem Prof. Dr. Hans Walter Hütter würdigte das Buch in seinen ein- lottenburg in die Runde, ein anderer entgegnet „Anschläge“, Teilung überwunden werden müsse, hielt er geduldig und Katholischen Bildungswerk Bonn, der Gesellschaft für Christlich- leitenden Worten als „Standardwerk der Geschichte Europas“. ein Mädchen spricht vom „Döner um die Ecke“. Ganz unter- letztlich erfolgreich am Wiedervereinigungsgebot des Grund- Jüdische Zusammenarbeit und dem Evangelischen Forum Bonn Die darin von Gehler neu aufgenommenen Debatten um den schiedliche Assoziationen und Vorstellungen vom Islam also, gesetzes fest. Seinen langen Weg in Politik und Gesellschaft zeigte der Historiker auf, dass die Shoah nicht nur aus der deut- „Brexit“, die Krise des Euros oder die Flüchtlingsfrage bildeten die sich zum Teil auch in den über 50 Fotografien der Ausstel- hat nun Christoph Beckmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter schen Geschichte heraus erklärbar sei, sondern Antisemitismus unter der Moderation von Dr. Helge Matthiesen, Chefredak- lung „Islam in Europa. zenith-Fotopreis 2017“ wiederfinden. der Konrad-Adenauer-Stiftung, in dem Buch Klares Ziel und und Judenfeindschaft – angetrieben von Nationalismus und so- teur des Bonner General-Anzeigers, die Grundlage für eine Medienkritisch hinterfragen die Schüler die Macht der Bilder langer Atem. Bernhard Vogel – Brückenbauer zwischen Ost zialen Krisen – als grenzüberschreitende Phänomene seit 1880 abschließende Diskussion mit Prof. Dr. Dominik Geppert von und reflektieren ihre individuelle Wahrnehmung des Islam in und West dokumentiert. Am 25. Januar 2018 wurde die Bio- sprunghaft zugenommen hätten. Sozialneid, Diskriminierung der Universität Bonn über die aktuellen Herausforderungen Europa. Was zeigen die Fotos und was nicht? Wie interpretiert grafie in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung im und Pogrome hätten in ganz Europa seit Ende des 19. Jahrhun- der EU. Beide waren sich einig, dass Europa – allen düsteren jeder einzelne das Gesehene? Die Jugendlichen experimentie- Haus der Geschichte in Bonn vorgestellt. Der Präsident der derts dazu beigetragen, den Boden für die während des Zweiten Prognosen zum Trotz – diese meistern wird beziehungsweise ren mit verschiedenen Schlagzeilen und stellen fest, dass diese Stiftung Haus der Geschichte Hans Walter Hütter moderierte Weltkriegs stattfindenden Deportationen und den Völkermord zu muss. Alexander Müller den Charakter eines Bildes verändern können. das Gespräch zwischen Thomas Sternberg, seit 2015 Präsi- bereiten, so die These des Historikers. Ohne die Schuld der deut- Bis Ende letzten Jahres konnten die jüngsten Besucher dent des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Bernhard schen Täter zu mindern, analysierte Aly die jeweilige Vorgehens- 12 Ukraine: Kultur trotz Krieg ab fünf Jahren beim Kinder-Jurypreis in der Ausstellung über Vogel und Christoph Beckmann, wobei er dem Autor die Frage weise europäischer Länder unter deutscher Besatzung bezüglich ihr Favoritenfoto abstimmen und spannende Preise gewinnen. stellte, was die zentrale These seiner als Buch publizierten Dis- der Juden-Deportationen. Obwohl viele europäische Nachbarn leipzig Die Kulturlandschaft der Ukraine hat sich seit der Euro- Die Kommentare der Kinder zu ihren Lieblingsbildern wurden sertation sei. „Die spannende Frage war: Wie läuft das alles eine große Anzahl ihrer jüdischen Bürger hätten retten können, maidan-Revolution deutlich verändert: Zahlreiche Initiativen, die anschließend in der Ausstellung zugänglich gemacht und sind zusammen? Engagierter Laienkatholik, Landespolitiker, Minis- seien dennoch schließlich sechs Millionen Juden während des Möglichkeiten bieten, sich künstlerisch zu entfalten und kreativ auch auf der Facebook-Seite des Museums nachzulesen. terpräsident, Wissenschaftler und Parteipolitiker – was kann er Zweiten Weltkriegs durch die Nationalsozialisten ermordet wor- auszudrücken, sind neu entstanden. Zu deren Akteuren gehö- Stefanie Köhler erreichen?“ Darauf gab Vogel die Antwort, dass er zwar keinen den, die meisten in Osteuropa, teils unter Mithilfe lokaler Polizei ren unter anderen die Schriftstellerin Victoria Amelina (Lwiw/ Lehrstuhl erhalten, aber versucht habe, Universitäten zu grün- und Behörden, erläuterte Götz Aly. Ulrike Zander Ukraine), der Politologe und Buchautor Stanislav Fedorchuk den: „Ich wünsche mir, dass sich mehr Wissenschaftler mit (Donezk/Ukraine) sowie der Germanist und Schriftsteller Jurko Politik befassen und sich mehr Politiker mit der Wissenschaft 10 Gegenwärtige Vergangenheit Prochasko (Lwiw/Ukraine), die am 15. Februar 2018 im Zeit- beschäftigen.“ Darauf ging auch Melanie Piepenschneider, geschichtlichen Forum Leipzig unter der Leitung von Reinhard Hauptabteilungsleiterin Politische Bildung der Konrad-Adenauer- bonn Anlässlich des Holocaust-Gedenktages veranstaltete das Bohse (EuropaMaidan Leipzig e. V.) über Kulturprojekte spra- Stiftung, in ihrem Schlusswort an Vogel gewandt ein: „Immer Haus der Geschichte am 31. Januar 2018 einen Thementag. Wie chen, die eine kritische Auseinandersetzung mit den sozialen stand Ihnen die Überzeugung vor Augen, am Ziel einer natio- in den vergangenen Jahren war die Nachfrage groß – 570 Schüler und politischen Prozessen in der Ukraine fördern. Zu der Ver- nalen Wiedervereinigung festzuhalten und sich beharrlich für aus insgesamt 16 Schulen der Region kamen nach Bonn. In der anstaltung „Ukraine: Kultur trotz Krieg“ hatten die Initiative die Aufrechterhaltung und den Ausbau kultureller, wirtschaft- Dauerausstellung recherchierten sie gemeinsam mit Experten „Kiewer Gespräche“/Europäischer Austausch Berlin sowie der licher und zwischenmenschlicher Beziehungen zwischen den des Museums zu den Themen Aufarbeitung, Erinnerung und Ge- Verein EuropaMaidan Leipzig eingeladen, die den kulturellen Deutschen in Ost und West einzusetzen.“ Bernhard Vogel sei denken an die Opfer des Nationalsozialismus seit 1945. Rechts- Austausch zwischen Deutschland und der Ukraine engagiert ein Politiker mit Mut, Weitsicht und Leidenschaft – das brauche extremismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit wurden von fördern. Eike Hemmerling die Politik, so Piepenschneider. Ulrike Zander den Jugendlichen intensiv diskutiert. Simone Mergen

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Familienfest im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig General a.D. Ulrich Wegener ist mit 88 Jahren gestorben Finissage zur Ein Leben für die GSG 9

von Ulrike Zander Dauerausstellung von Chrysa Vachtsevanou Für die, die ihn gekannt haben, war und blieb er „der General“. Dabei gab es im und später in der Bundespolizei seit 1976 keine militärischen Dienstgrade mehr. Als Bundeskanzler Knapp 20 Jahre nach seiner Eröffnung wird das Zeitgeschichtliche Helmut Schmidt nach dem gelungenen Einsatz der GSG 9 in Mogadischu mit dem GSG-9-Kommandeur Forum Leipzig neugestaltet. In diesem Zusammenhang beging der telefonierte und erfuhr, dass es keine Toten auf Seiten der Geiseln und der Anti-Terroreinheit gege- Leipziger Standort der Stiftung Haus der Geschichte am 28. Januar ben hatte, war er emotional bewegt und von einer riesigen Last befreit: Eine gescheiterte Aktion der 2018 mit einem bunten Finissage-Programm den Abschied von Spezialeinheit hätte ihn dazu bewogen, sein Amt sofort niederzulegen. Somit sprach er Oberstleutnant seiner alten Dauerausstellung. Ende 2018 wird die Ausstellung in Wegener nach dem Einsatz am Telefon mit „Herr Oberst“ an – eine Vorwegnahme der Beförderung neuer Form wiedereröffnet. des Kommandeurs. Ebenso wie Schmidt blieb Wegener bis zu seinem Tod der militärischen Tradition Während die kleinen Besucher unter der professionellen Anleitung von Kawi verhaftet – er sah sich als preußischer Soldat, der seine Pflicht tat, um Menschenleben zu retten. Kids Schneeflöckchen und andere kuschelige Dekorationselemente für den Win- ter bastelten oder an einem interaktiven Rundgang durch die Dauerausstellung Mit dieser Haltung ist er für viele zum Vorbild geworden – aus der entführten -Maschine „Landshut“ am zum Thema „Westpaket“ teilnahmen, konnten die Älteren vielfältige Einblicke für die Öffentlichkeit gar zur Legende. Der 1929 in der 18. Oktober 1977 verlieh Wegener und seiner GSG 9 welt- in die Museumsarbeit im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig gewinnen: Wie preußischen Garnisonsstadt Jüterbog geborene Wegener weite Anerkennung. Danach sollte es keine weitere Flug- entsteht eine neue Wechselausstellung? Wie gelangt ein neues Ausstellungsob- folgte in seinem Lebensentwurf dem seines Vaters, der ein zeugentführung dieser Art mehr geben – die GSG 9 erwies 1 jekt ins Haus? Ist alles Gold, was glänzt? Dabei skizzierten Mitarbeiter aus den überzeugter Offizier war. Doch Ulrich Wegener ging darü- sich als stärker als der Terror. unterschiedlichsten Abteilungen des Zeitgeschichtlichen Forums – Ausstellung, ber hinaus: Er gründete nach dem Attentat bei den Olym- Der Stiftung Haus der Geschichte war Ulrich Wegener Restaurierung 1, Objektdokumentation, Veranstaltungen und Besucherdienst – pischen Spielen in München 1972 – als palästinensische tief verbunden – so hat er für die Dauerausstellung seinen ihren Arbeitsalltag. Darüber hinaus gab der Direktor des Zeitgeschichtlichen Fo- Terroristen israelische Sportler als Geiseln nahmen und Revolver und sein Barett zur Verfügung gestellt. Die Prä- rums Leipzig Dr. Jürgen Reiche 2 einen Ausblick auf die neue Dauerausstellung. diese bei einem gescheiterten Befreiungsversuch sterben sentation seiner Autobiografie GSG 9 – Stärker als der mussten – die erste deutsche Anti-Terroreinheit GSG 9. Be- Terror am 13. Juni 2017 erlebte er ebenso noch mit wie Lieblingsobjekt „Schwalbe“ stärkt durch Innenminister Hans-Dietrich Genscher setzte die GSG-9-Festveranstaltung „40 Jahre ‚Operation Feuer- Wegener seine gesamte Kraft und Intelligenz ein, um aus zauber‘“ im Oktober 2017 im Haus der Geschichte – eine Bereits zwei Wochen vor der Veranstaltung hatten die Besucher die Möglichkeit, der GSG 9 eine der besten Anti-Terroreinheiten der Welt Abrundung seines Lebens. Nach diesen beiden Ehrungen ihr Lieblingsobjekt aus der Dauerausstellung zu benennen. Im Rahmen einer zu machen. In Zusammenarbeit mit den Israelis, Amerika- verstarb er am 28. Dezember 2017. Er ging in dem Be- multimedialen Präsentation wurden während der Finissage die beliebtesten nern und Briten gelang es ihm – die Befreiung der Geiseln wusstsein, seine Pflicht getan zu haben. Ausstellungsstücke vorgestellt. Zu den Favoriten der Besucher zählten dabei die „Schwalbe“, ein über 20 Jahre lang in der DDR produziertes Moped, ein Leicht- flugzeug sowie ein Trabant-Kübel, mit dem eine Gruppe Ostdeutscher nach dem „Sie können sich auf uns verlassen“, so der Kommandeur der GSG 9 Jerome Fuchs bei der Trauerfeier für den Mauerfall die Route 66 bereiste. Kommandeur im BGS a.D. Ulrich K. Wegener im alten Mit amüsanten Texten und griffigen Akkorden vom Leipziger Duo „byebye“ Plenarsaal in Bonn am 29. Januar 2018. 3 ließ das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig die Finissage ausklingen. Die bei- 2 den Musiker Oliver Haas und Tim Ludwig, die sich einst von ihrer beruflichen Zukunft als Geschichtslehrer verabschiedeten, um eine Band zu gründen, konn- ten mit ihrem Auftritt an diesem Abend viele neue Fans gewinnen. Am Ende der Finissage löschte Jürgen Reiche mit dem Hinweis darauf, dass die Dauerausstellung in ihrer derzeitigen Form für immer schließe, symbolisch das Licht im zweiten Stockwerk des Zeitgeschichtlichen Forums.

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1 2 1 „Relikte des Kalten Krieges“ 2 „Revolte!“ in Berlin in Bonn Was bleibt vom Kalten Krieg? Die Antwort des niederländi- Ab dem 27. April 2018 ist die Ausstellung „Revolte! Fotogra- schen Fotografen Martin Roemers fällt eindeutig aus: Es fien von Ludwig Binder und Jim Rakete“ im Museum in der sind die baulichen und topografischen Hinterlassenschaften Kulturbrauerei in Berlin zu sehen. Die Fotografien zeigen Sze- des Ost-West-Konflikts in Europa, deren Spuren Roemers im nen aus der Studentenbewegung der „68er“, den Ausbau der doppelten Sinne des Wortes aufgenommen hat. Seine ein- Berliner Mauer und die Präsenz der amerikanischen Schutz- drückliche Fotoserie „Relikte des Kalten Krieges“, die ab dem macht auf der „Insel“ West-Berlin. Die Ausstellung spiegelt 16. Mai 2018 im Haus der Geschichte in Bonn zu sehen ist, Schwerpunkte des fotografischen Werkes von Ludwig Binder, umfasst zwischen 1998 und 2009 entstandene Fotografien das sich in den Sammlungen des Hauses der Geschichte be- aus zehn europäischen Ländern: Russland, Polen, Tschechien, findet. Als Schüler hat der bekannte Fotograf Jim Rakete in Anspruch und Wirklichkeit Ukraine, Lettland und Litauen als Staaten des ehemaligen der Agentur von Ludwig Binder gearbeitet. Anknüpfend an „Ostblocks“, Großbritannien, den Niederlanden und Belgien die Arbeiten aus den Jahren 1967/68 von Binder hat Rakete auf Seiten des „Westens“, schließlich aus beiden Teilen heute, 50 Jahre später, Akteure der 68er-Bewegung ins Bild von Ulrich Op de Hipt Deutschlands. Die Fotografien führen zu verlassenen Armee- gesetzt. Somit lädt die Ausstellung auch zu der Frage ein, was stützpunkten und Bunkeranlagen, Truppenübungsplätzen und von „68“ geblieben ist. technischen Installationen, Überwachungseinrichtungen und Der Berliner Karikaturist Klaus Stuttmann entmythologisiert mit seiner Zeichnung Militärfriedhöfen. das Selbstbild der sich als Avantgarde des ökologischen Wandels verstehenden alternativen Szene. Die Propagierung ökologischer Werte steht, seiner Ansicht nach, im Widerspruch zum aufwendigen Lebensstil dieses Milieus, zu ihren Konsum- und Markenpräferenzen: schicke Altbauwohnungen mit hohem Energieverbrauch, in der Abbildungen Stiftung Haus der Geschichte der • Stiftung Haus der Geschichte der Bundes- impressum • actionpress: S. 25 o. • Binder, Ludwig, Bundesrepublik Deutschland, Objekt- und republik Deutschland, Objekt- und Repro- Szene angesagte Autos mit großem Benzinverbrauch sowie erlebnisintensive, aber Berlin: S. 5 u.r., 42 r. • © capitale: S. 5 o.r. Reprofotografie / Axel Thünker, Susan fotografie / Axel Thünker, Susan Schaarschmidt, • COORDINATION Ausstellungsgesell- Schaarschmidt, Bonn: S. 17 u. • Stiftung Bonn: S. 10 / 11 u. • Stiftung Haus der auch klimaschädliche Urlaubsreisen. Herausgeber schaft mbH, Berlin: S. 5 o.M. • Fair, J Haus der Geschichte der Bundesrepublik Geschichte der Bundesrepublik Deutschland / Schleiner + Partner Kommunikation GmbH Henry, New York: S. 5 o.l. • Fotofinder / Deutschland: S. 15 u. • Stiftung Haus der Zeitgeschichtliches Forum Leipzig: S. 33 u. Schwaighofstraße 18 Thomas Raupach: S. 22 / 23 • Fotolia: Geschichte der Bundesrepublik Deutsch- • Stuttmann, Klaus, Leipzig: S. 21 u., 43 79100 Freiburg S. 6/7 o. • Götze, Moritz (Künstler) / land / Stefanie Köhler, Berlin: S. 39 r. • • ullstein bild: S. 10 u. • ullstein bild (Ferdi Telefon: 07 61 / 7 04 77 0 PUNCTUM / Bertram Kober, Leipzig (Foto): Stiftung Haus der Geschichte der Bundes- Hartung): S. 16 / 17 • Wurster, Miriam, Bremen: Klaus Stuttmann, Jahrgang 1949, arbeitete nach dem Studium der Fax: 07 61 / 7 04 77 77 S. 8 u. • GSG 9 der Bundespolizei: S. 41 republik Deutschland / Johannes Kramer, S. 31 o. • Zander, Ulrike, Köln: S. 29 r. Internet: www.schleiner.de • Herzau, Andreas, Hamburg: S. 30 / 31 Berlin: S. 34 • Stiftung Haus der Geschichte • Zumbusch, Jennifer, Bonn: S. 27 o., 28 o. Kunstgeschichte in Tübingen und Berlin als freischaffender politischer Karikaturist, E-Mail: [email protected] • Jacques Tilly / Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland / Ronja Layouter und Illustrator. Seit 1990 arbeitet er ausschließlich als tagespolitischer Ka- der Bundesrepublik Deutschland, Objekt- Schabbach, Bonn: S. 37 M. • Stiftung Vertrieb im Auftrag der und Reprofotografie / Axel Thünker, Susan Haus der Geschichte der Bundesrepublik Stiftung Haus der Geschichte rikaturist. Seine Arbeiten erscheinen regelmäßig in der taz, Leipziger Volkszeitung Stiftung Haus der Geschichte Schaarschmidt, Bonn: S. 20 • Jahn, Thomas, Deutschland / Marlitt Schulz, Bonn: S. 12 / 13, der Bundesrepublik Deutschland der Bundesrepublik Deutschland Jahndesign, Erpel / Rhein: S. 5 u.l., 6 u. 14 o., 15 o., 24, 37 l., 38 o.l. • Stiftung und im Freitag sowie seit 2003 täglich im Tagesspiegel und zahlreichen weiteren Museumsmeile • Jazzfest Bonn: S. 44 • KAS / Wadim Haus der Geschichte der Bundesrepublik Nachdruck und auszugsweise Verwen­dung, Tageszeitungen. Willy-Brandt-Allee 14 Lisovenko: S. 38 l. • Magunia, Martin, Bonn: Deutschland / Silvia Soyter, Berlin: S. 35 auch für elektronische Zwecke, ist nur mit 53113 Bonn S. 36 l., 38 M., 39 u.l. • Malmus, Pia, Kassel: • Stiftung Haus der Geschichte der Bundes- ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung Internet: www.hdg.de Titel • Migliazzi, Miriam & Mart Klein, Berlin: republik Deutschland / Axel Thünker, Bonn: der Heraus­­geber gestattet. Für unverlangt S. 11 u. • picture alliance: S. 21 o., 25 M. S. 2/3, 26, 27 u., 28 M. und u. • Stiftung eingesandte Manu­skripte und Originale Redaktion und u. • PUNCTUM / Alexander Schmidt, Haus der Geschichte der Bundesrepublik übernehmen die Heraus­geber keine Haftung. > www.hdg.de unter: Sammlungen Dr. Ulrike Zander Leipzig: S. 4 l., 8 o., 9 u., 10 o., 18 / 19 o., 32, Deutschland / Veronica Vargas Gonzales, Die nächste Ausgabe erscheint Michael Schleiner (S+P, V.i.S.d.P.) 33 o., 37 o.r., 40 • PUNCTUM / Bertram Bonn: S. 13, 36 r. • Stiftung Haus der am 14. Mai 2018. Kober, Leipzig: S. 5 u.M. • PUNCTUM / Geschichte der Bundesrepublik Deutsch- Auflage 10.000 Autoren Stefan Hoyer, Leipzig: S. 4 u.r., 9 o., 11 o., land / Rebecca Wegmann, Berlin: S. 36 M. ISSN 1610-3556 Nicht gekennzeichnete Beiträge: 14 u., 37 u.r., 39 o.M. • Rattay, Wolfgang, • Stiftung Haus der Geschichte der Bundes- Stiftung Haus der Geschichte Berlin: S. 4 o.r. • Roemers, Martin, Delft: republik Deutschland, Objekt- und Repro- Internet der Bundesrepublik Deutschland S. 42 l. • Senator Film Verleih GmbH / fotografie / Marlitt Schulz, Bonn: S. 19 u. www.museumsmagazin.com

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Ulita Knaus

Nils Wülker SASKYA Nils Landgren Quartet Ed Motta Incognito Andreas Schaerer & A Novel Of Anomaly Nils Wülker 26. April Django Bates’ Belovèd bis Ulita Knaus Inga Lühning & André Nendza 12. Mai Julia Hülsmann & Christopher Dell 2018 Lage Lund Trio www.jazzfest-bonn.de Philip Catherine & Martin Wind Duo Julia Biel Wolfgang Haffner Quartett Richie Beirach & Gregor Huebner LYAMBIKO jazzfest John Scofield Schirmherr: Oberbürgermeister Bundesjazzorchester Ashok Sridharan Eyolf Dale Quintet Karten: an allen Makoto Ozone Trio VVK-Stellen und bwww.bonnticket.deonnPablo Held Quartett Aaron Goldberg Trio Martin Albrecht – Scriabin Code Michael Wollny Trio

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