Howa 1930

Vienna Archiv

Howa 1926

Vienna Archiv Liebe Vienna-Family!

„Und ob als Sieger, ob besiegt, es ist Jahre 1. Liga nicht fehlen und wir wagen sogar ganz gleich, wer unterliegt, das Schicksal ist einen Ausblick in die Zukunft. heut‘ nicht imstand, zu lockern unser Band!“ Möglich gemacht wurde dieses Projekt, – so heißt es schon im Vienna-Lied aus den in dem „Fans“ für „Fans“ schreiben, durch den Anfängen. Die Vienna und ihre Fans sind etwas blau-gelben Fandachverband „First Vienna ganz Besonderes und so feiern wir gemeinsam Football Club 1894 Supporters“. Dieser hat sich am 22. August 2014 unseren 120. Geburtstag. im Februar 2014 gegründet und verfügt schon Seitdem die Gärtner der Rothschilds das über eine dreistellige Anzahl an Mitgliedern. „englische Spiel“ nach Wien verpflanzten ist viel Die Vienna Supporters haben es sich passiert. Die Döblinger leisteten Pionierarbeit zu ihrer Aufgabe gemacht, den verschiedenen auf allen Ebenen des österreichischen unterschiedlichen Fananliegen im Verein eine Fußballsports, feierten große Erfolge und Stimme zu verleihen und die Zusammenarbeit durchlebten Höhen und Tiefen. Ungebrochen und Kommunikation zu stärken. So soll diese stehen wir Fans zu unserer geliebten Vienna „Fanfestschrift“ ein Startschuss für weitere und feiern unsere Blau-Gelben in guten wie in Projekte sein, wie etwa die Aufarbeitung und schlechten Zeiten auf „unserer“ Hohen Warte, Sicherung des Vienna-Archivs durch die mit der wir untrennbar verwurzelt sind. Fans. Im Gegensatz zur Generalversammlung Aus unserer Mitte hat sich ein kleiner Kreis Ende Mai verliefen die Gespräche mit dem von Vienna-SympathisantInnen zusammen- „Vienna“-Präsidium in den letzten Wochen getan, um dieses Fanzine anlässlich des runden überaus produktiv. So wurde in gemeinsamer Jubiläums zu produzieren. In elf Texten Übereinkunft ein Fanbeirat installiert und den Howa 1926 beschäftigen wir uns mit wichtigen Perioden Fans wird künftig ein Container auf der Hohen der Vereinsgeschichte und greifen weitere Warte zur Verfügung gestellt. Wir begrüßen blau-gelbe Herzensangelegenheiten auf. Der diese Entwicklungen und sehen sie als ersten Bogen der behandelten Themen spannt sich wichtigen Schritt hin zu einem strukturierten von den Anfängen, über die erste markante Dialog zwischen Fans und Vereinsführung. Spielerpersönlichkeit bis in die erfolgreichen Gerade in wirtschaftlich schweren Zeiten sollte 1930er Jahre aber auch in die Zeit des das Miteinander im Vordergrund stehen. Dies Nationalsozialismus. Ferner erinnern wir an den zeichnet ja auch die Vienna-Family mit ihrem bis dato letzten Meistertitel 1955 sowie an die positiven Image und ihrem Potential aus. Europacup-Ausflüge der 1980er Jahre. Es folgen Versuchen wir gemeinsam diesen Schatz Artikel zur Vienna-Frauenfußballsektion sowie zu heben und eine erfolgreiche blau-gelbe zur Entwicklung der überaus vielschichtigen Zukunft mitzugestalten. In diesem Sinne viel blau-gelben Fankultur. Natürlich darf auch ein Spaß bei der Lektüre und hoffentlich auf die unmittelbarer Rückblick auf die letzten fünf nächsten 120 Jahre auf unserer Hohen Warte! Kugler, Kreindl und HoWa Die Heimstätten der Vienna in den Jahren 1894–1953

So abwechslungsreich wie das sportliche nahe der Heiligenstädter Straße. Mit dem Geschick des First Vienna Football Clubs Pächter des benachbarten Kartoffelackers verläuft auch die Geschichte rund um die konnte nach langen Verhandlungen ein Spielstätten der Döblinger. Der Verein Übereinkommen zur Nutzung der Fläche erzielt wechselte in seiner 120-jährigen Geschichte werden. Die Kuglerwiese blieb bis zum 31. Mai mehrfach das Terrain, teils freiwillig, teils 1896 die Heimstätte der Vienna, hier fand am aufgrund widriger Begleitumstände. Die Suche 15. November 1894 auch das erste Spiel gegen nach einer geeigneten Rasenfläche gestaltete den Erzrivalen Cricketer statt, das die Blau- sich schwierig, da die „ballschupfenden Narren“ Gelben mit 0:4 verloren. Für ein Nostalgiespiel zunächst misstrauisch von ihrer Umgebung bei steht die Kuglerwiese heute der Vienna leider diesem „seltsamen Spiel“ beäugt wurden. nicht mehr zur Verfügung, denn bereits im Ein Zeitzeuge der ersten Stunde ist der Jahr 1900 kaufte die Stadt Wien das Areal und später als Architekt sehr bekannte Max Joli eröffnete 1905 den Heiligenstädterpark anstelle (1879–1946), der jüngere Bruder des ersten des Kuglerparks. Eine Gedenktafel an einer Vienna-Kapitäns Franz Joli (1870–1905). Er Steinbankanlage im Park erinnert noch heute berichtet in der Vienna-Festschrift von 1919, daran. dass sein Bruder Franz im Mai 1894 nach Im September des Jahres 1896 zog die einem mehrjährigen Aufenthalt in England Vienna auf die so genannte „Kreindlwiese“, mit der fixen Idee zurückkehrte, in Wien das einem Areal nahe dem Israelitischen Fußballspiel weiter zu betreiben. Die beiden Blindeninstitut auf der Hohen Warte (heute Brüder nutzten zunächst die größte Wiese befindet sich dort das Polizeikommissariat des Rothschild‘schen Gartens. Der Vater der Döbling). Die Kreindlwiese war zwar größer beiden, Anton Joli, fungierte als Schiedsrichter als die Kuglerwiese und sogar mit einer Planke und musste erleben, wie aus dem harmlosen versehen, trotzdem konnte man auch diesen Zeitvertreib schnell eine ernste Bedrohung für Platz nicht als Fußballfeld bezeichnen, denn die gepflegten Rasenflächen des Gartens wurde, das Terrain war sehr uneben und hatte ein denn „am dritten Tag war bereits die ganze starkes Gefälle, sodass die Mannschaften stets Rothschild’sche Gärtnerei Hohe Warte ‚besessen‘ bergauf bzw. bergab spielen mussten. Diese und sie lief tagtäglich, nach Feierabend bis zur widrigen Bedingungen taten dem Interesse der Dunkelheit, wie eine Hundemeute hinter dem Wienerinnen und Wiener am neuen Rasensport Fußball her“, so Max Joli rückblickend über die keinen Abbruch – im Gegenteil, bald war Geburtsstunde des Fußballspiels in Döbling. auch die Kreindlwiese den stetig wachsenden Die Wiese des Barons war also nach Zuschauermassen nicht mehr gewachsen. Es kurzer Zeit tabu für die Kickerei und so musste gelang, sich mit dem Ziegeleibesitzer Kreindl rasch Ersatz gefunden werden, denn sowohl auf den Erwerb des Grundstücks angrenzend auf der Straße als auch in den leeren Schupfen an die Barawitzkagasse zu einigen (Hohe Warte der Gärtnerei Rothschild konnten die Ur-Väter „alt“), daher konnte zügig mit den notwendigen der Vienna nur sehr schlecht trainieren. In der Planierungsarbeiten begonnen werden. Der Zwischenzeit wurde an der Gründung eines neue Heimgrund der Blau-Gelben wurde am Vereins und an der Ausarbeitung der Statuten 1. November 1899 mit einem Spiel gegen den gearbeitet und man fand in unmittelbarer DFC Prag eröffnet, die Vienna siegte unter der Nachbarschaft zur Gärtnerei Rothschild einen Leitung ihres Spielertrainers Mark Nicholson neuen Platz, die so genannte „Kuglerwiese“ mit 2:0. © xxxxxxxxxx openstreetmap.at Der erste Länderkampf auf der Hohen Wien als Heimstätte genutzt. Als Architekt Warte fand am 3. Mai 1908 statt und wurde für das neue Stadion beauftragte man den zunächst als Städtewettspiel zwischen Wien Landschaftsarchitekten und Erbauer der und gewertet, erst später wurden diese „Pfarrwiese“ (Heimstätte von Rapid Wien Begegnung in die offizielle Länderspielstatistik bis zum Bau des -Stadions) als zehntes Match Österreich gegen Ungarn Dipl.-Ing. Eduard Schönecker. Letztendlich aufgenommen. Insgesamt fanden sich 3.500 hatte die neue Heimstätte der Döblinger eine Zuschauer ein, um diesen Länderkampf zu Grundfläche von 96.000 Quadratmetern und sehen. In der österreichischen Mannschaft war mit 75.000 Plätzen das damals größte standen mit Karl Pekarna (Tor) sowie Wilhelm Stadion Mitteleuropas! Die Eröffnung fand am Eipeldauer, genannt „Eipel“ und Heinrich 19. Juni 1921 mit der Begegnung Vienna gegen Retschury (Verteidigung) drei Spieler der Hakoah statt. Vienna. Österreich siegte sicher mit 4:0. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Zur Zeit des Ersten Weltkrieges erlebte die (1944 bis März 1945) wurde das bereits Vienna eine schwere sportliche Krise, denn stark verwahrloste Stadion als Standplatz für kriegsbedingt musste aufgrund der zahlreichen Flakbatterien genutzt, die gedeckte Holztribüne Einberufungen von Spielern zum Militärdienst wurde abgerissen. Im Winter 1945 wurden die der Spielbetrieb eingestellt werden. Die noch vorhandenen Teile der Tribüne und der Mannschaft stieg letztendlich sogar in die Zweite Sitzbänke von der frierenden Bevölkerung Klasse ab, erst in der Saison 1918/19 gelang als Brennmaterial verwendet, das Spielfeld wieder der Aufstieg in die höchste Liga. Die war aufgrund der Bombentreffer in eine Freude währte allerdings nur kurz, denn bald unbespielbare Kraterlandschaft verwandelt darauf musste eine neue Heimstätte gefunden worden. 1946 wurde das Hauptspielfeld werden, da die Gemeinde Wien die einstigen von den Amerikanern beschlagnahmt und Gründe des Ziegeleibesitzers Kreindl erwarb. als Baseballfeld genutzt. Die Vienna musste Der Vienna wurde der Mietvertrag gekündigt jahrelang auf anderen Plätzen ihre Heimspiele und das Gelände der Hohen Warte wurde an austragen (Wacker-Platz, Praterstadion, die Filmgesellschaft „Dreamland“ abgetreten, Sportclub-Platz, Pfarrwiese). Erst im Sommer die dort Anfang 1920 einige Aufnahmehallen 1952 wurde die Anlage von den Amerikanern errichtete. Man wollte unbedingt auf der an die Vienna zurückgegeben. Nach den Hohen Warte beheimatet bleiben und fand entsprechenden Umbaumaßnahmen wurde der auch tatsächlich ein geeignetes Grundstück, Platz für 32.000 Zuschauer adaptiert und mit auf dem das heute noch bestehende Stadion der Begegnung gegen den LASK am 8. März Hohe Warte errichtet wurde. Der Platz wurde 1953 eröffnet. Die Blau-Gelben siegten durch zuvor – quer zur heutigen Spielrichtung – vom Tore von Hans Menasse und Rudolf „Rudi“ 1910 gegründeten Verein des FC Ostmark Strittich mit 3:1. (Stefan Gron) Vienna Archiv

M. D. Nicholson (1871-1941) erster Fußballstar

„Alles ist schon höchst erregt, da schreitet Entwicklung nicht nur der Döblinger, sondern mit echt englischem Phlegma ein Mann über des österreichischen Fußballs insgesamt von den Platz. Auf einem mächtigen, aber nicht entscheidender Bedeutung sein sollte. Wer unebenmäßigen Körper sitzt ein großer Kopf, war dieser Engländer? Wie hatte es diesen dessen hervorstechendstes Merkmal eine hohe exzellenten Verteidiger nach Wien verschlagen? Stirne ist, die durch die Glatze noch stärker Magnus Douglas „Mark“ Nicholson hervortritt. Die ganze Gestalt verrät das scharfe wurde am 6. März 1871 in der Stadt Oakengates, Training, das der Mann hinter sich hat. Um den in der englischen Grafschaft Shropshire Hals hat er ein rotseidenes Tuch geschlungen. In geboren. Anfangs als Verbindungsstürmer diesem Moment gibt es für die Zuseher nur ein eingeteilt, wechselte der talentierte Spieler die Objekt – ihn, den neuen Engländer der Vienna, Position und spielte ab April 1889 als „Back“ Mr. M.D. Nicholson.“ (Verteidiger) bei Oswestry Town FC. Im Mai So wurde der erste Auftritt des Starspielers 1891 unterschrieb er einen Profivertrag bei der Vienna vor dem wichtigen Match im West Bromwich Albion. Im Sommer 1894 war „Challenge Cup“ am 15. November 1897 auf der Nicholson vor allem beruflich in London Jesuitenwiese im Prater gegen den Erzrivalen tätig und musste daher sein Fußballtraining Cricketer in der Festschrift zum 25-jährigen immer wieder zurückstellen. Er arbeitete zu Jubiläum beschrieben. Die tagelangen Gerüchte dieser Zeit bei „Thomas Cook and Son“, einem um den „neuen Engländer“ hatten sich also 1871 gegründeten britischen Reisebüro. Die bewahrheitet. Die Döblinger verstärkten Vienna hatte in ihren Reihen einen technisch sich mit einem professionellen Spieler aus hervorragenden Fußballer und Weltenbummler England, der in den kommenden Jahren für die engagiert, der von seinem Arbeitgeber 1897 als Büroleiter der neu eröffneten Filiale nach Wien Football Club wurde zu Ostern 1899 zu zwei versetzt worden war. Nicholson fand in der Gastspielen nach Wien eingeladen. Es war dies Donaumetropole eine Vienna-Mannschaft vor, der erste Besuch einer englischen Mannschaft in der neben englischen Gärtnern bereits einige in Wien. Die Spiele fanden auf dem WAC-Platz Wiener mitspielten. Man hatte mit Geo Fuchs („Pratersportplatz“) vor etwa 1.000 Zuschauern sogar einen „Einheimischen“ als Obmann. Die statt, Schiedsrichter in beiden Begegnungen: Finanzierung in den ersten Jahren erfolgte – Mark Nicholson. mit Ausnahme von Zuschüssen durch Gönner Nicholson konzentrierte in der wie Baron Rothschild – ausnahmslos durch Folgezeit seine Aktivitäten mehr und mehr Mitgliedsbeiträge und Zuschauereinnahmen. auf die Gründung des schon lange geplanten Mit der steigenden Popularität des Fußballverbandes, der am 27. April 1900 Fußballsports gab es ab 1895 auch eine unter dem Namen Österreichische Fußball regelmäßige Medienberichterstattung, so Union (ÖFU) gegründet wurde. Bis zu seiner führte etwa die Allgemeine Sport-Zeitung eine Rückkehr nach England im Oktober 1900 übte eigene Rubrik „Fussball“ ein. Darin ist in der Nicholson das Amt des ersten Präsidenten aus, Ausgabe vom 21. November 1897 über das sein Nachfolger wurde Vienna-Präsident Geo bereits erwähnte erste Auftreten Nicholsons Fuchs. Die Union, die für einen geregelten beim Challenge Cup-Match der Vienna gegen Spielbetrieb und organisierte Meisterschaften Cricketer zu lesen. sorgen sollte, löste sich jedoch bereits 1904 Dieses Spiel am 15. November 1897 aufgrund ihrer Ohnmacht gegenüber den war in vielerlei Hinsicht eine bemerkenswerte Vereinen wieder auf und fand ihren Nachfolger Begegnung. So gab es in diesem Spiel gleich im Österreichischen Fußballverband (ÖFV), in der ersten Hälfte heftige Diskussionen um dem Vorgänger des heutigen Österreichischen einen nicht gegebenen Treffer Nicholsons. Fußball-Bundes (ÖFB). Für den Geburtshelfer Der Brite in Diensten der Blau-Gelben nahm des österreichischen Fußballs standen im die Entscheidung des Referees zur Kenntnis, Herbst 1900 die Zeichen auf Abschied. stellte nach dem Spiel aber sofort einen Antrag Nicholson bestritt am 23. September 1900 auf Einführung von Tornetzen, wie dies in auf der Hohen Warte sein letztes Spiel für die England bereits seit 1891 üblich war. In der Vienna, es war ein Freundschaftsspiel gegen den Folge wurden die Tore mit Netzen versehen, FC Zürich, in dem Nicholson das Tor hütete (!) um derartige Fehlentscheidungen künftig zu und so mitverantwortlich für einen grandiosen vermeiden. 4:0-Erfolg der Wiener war. Die Torschützen bei Mark Nicholson war genau der richtige dieser unvergesslichen Partie waren „Eipel“ (3 Mann, um in den folgenden Jahren in seiner Tore) und „Albert“ (1 Tor). Funktion als Spielertrainer gemeinsam mit einigen Helfern – darunter auch Vereins- Als Nicholson Wien wieder verließ, mitglieder der Vienna wie etwa Geo Fuchs schied er als österreichischer Fußballpionier – den Aufbau notwendiger Strukturen und erster Ehrenkapitän der Vienna auf für eine ordentliche Durchführung von Lebenszeit. Die Festschrift aus dem Jahr 1919 Fußballwettbewerben in Angriff zu nehmen. berichtet darüber: „Nicholson war bereits zum So wurde 1899 von Nicholson das „Comité lebenslänglichen Ehrencaptain der ‘Vienna’ zur Veranstaltung von Fußball-Wettspielen“ ins ernannt worden, anläßlich der Abschiedsfeier Leben gerufen. Dieser Vorgängerorganisation wurden ihm ein Ehrendiplom und ein sinniges des ersten Fußballverbandes gehörten neben Geschenk überreicht, seitens der ‘Fußball- Nicholson und Vienna-Präsident Geo Fuchs Union’ ein herrlicher Pokal verehrt. Die Marek- noch H. W. Gandon (Cricketer), Franz Joli Kapelle, eine Sensation des Abends, spielte den (Vienna), Prof. Heinrich Strehblow (WAC) von Sternad komponierten Nicholson-Marsch Rosenfeld (Wiener FC von 1898), M. D. Albala und Nicholson selbst rief in seiner Abschiedsrede (AC Victoria Wien), Skalitzky (Vindobona) und den Freunden nicht ‘Adieu!’, sondern ‘Auf Hawelky (Rasenclub ) an. Der neuen Wiedersehen!’ zu.’“ M. D. Nicholson starb am 3. Organisation gelang gleich in der Anfangszeit Juli 1941 in Oswestry, in jener Stadt, in der er ihres Wirkens eine wahre Sensation: die seine Karriere als Spieler einst begonnen hatte. Mannschaft des Oxford University Association (Stefan Gron) Vienna Archiv

Know your Neighbourhood…

Nach mehreren Jahren des Auf-Die- Arbeitergehalt, was die MieterInnen oft dazu HoWa-Pilgerns sinkt nicht nur des Öfteren die veranlasste, „Bettgeher“ oder Untermieter Anspannung, die man auf diesem Weg verspürt, aufzunehmen. Dementsprechend verfügten sondern vor allem das Interesse für eben jenen. nur 42% der erwachsenen WienerInnen über Dabei führt der (teilweise wöchentliche) ein eigenes Bett. Pilgermarsch die meisten blau-gelben Fans Bereits der letzte Kaiser nutzte die durch eines der geschichtsträchtigsten Gebäude Einführung des Mieterschutzes, um die Döblings: den Karl-Marx-Hof. Stimmung innerhalb der unteren sozialen Da dieser speziell jüngeren Vienna- Schichten zu befrieden. Einen Schritt weiter Fans, aber auch einigen „alten Hasen“ der ging die rote Wiener Stadtregierung, die ab Fanszene als beliebter Treffpunkt vor und nach dem Jahr 1919 an der Macht war: sie verteilte Heimspielen dient, lohnt es sich, die Geschichte leerstehende Wohnungen um, brachte Tausende des monumentalen Baus – und, eng damit in Obdachlosen-Unterkünften unter und erhob verbunden, auch jene der Arbeiterbewegung im mittels einer Wohnbausteuer die für den sozialen bürgerlichen Döbling – genauer zu betrachten. Wohnbau benötigten finanziellen Mittel unter Heute muten die Zahlen, die eine Studie den wohlhabenderen BewohnerInnen der zur Wohnsituation in Wien während der Stadt. So wurden insgesamt genug Steuern 1920er-Jahre offenlegt, mehr als erschreckend eingehoben, um zwischen 1923 und 1933 mehr an: so hatten selbst Ende der 1920er Jahre 92% als 60.000 Wohnungen zu errichten und damit der Wohnungen lediglich ein Klo am Gang, Platz für etwa 220.000 Menschen zu schaffen. sogar 95% die Wasserleitung. Lediglich 14% der Noch im Jahr 1923 wurde von der Wohnungen verfügten über einen Gasanschluss Stadtregierung der Bau von 25.000 Wohnungen und nur sieben Prozent über elektrisches innerhalb der nächsten fünf Jahre beschlossen. Licht. Die Mieten für kleine Wohnungen Diese konnten allerdings bereits 1926 entsprachen oftmals einem durchschnittlichen fertiggestellt und somit in einer zweiten Welle von wiederum 5.000 Wohnungseinheiten in der Arbeiterzeitung zu finden waren: „Da auch der Bau des Großprojektes Karl-Marx- steht er, der eingestürzte Bau“. Hof in Angriff genommen werden. Der einen Das Leben im Hof hatte viele Facetten. Kilometer lange und 100 Meter breite, vom Die meisten privaten Zeugnisse besagen, Architekten Karl Ehn geplante Bau, auf dem dass die ArbeiterInnen, die den Karl-Marx- Grund ehemaliger Gärtnerei-Anlagen errichtet, Hof bewohnten, den ihnen zur Verfügung erregte bereits in seiner Planungsphase die stehenden relativen „Luxus“ zwar zu schätzen Gemüter konservativer Politiker, die den wussten, besonders die Innenhöfe des Gebäudes grünen Stadtrand nicht durch die Errichtung jedoch kaum für private Aktivitäten genutzt einer „sozialistischen Festung“ verschandelt wurden. Diesen „Leerstand“ nutzten besonders sehen wollten. politische Organisationen wie die Sozialistische Während konservative Kräfte gegen den Jugend für Aufmärsche und Veranstaltungen. Bau hetzten und die bürgerliche Presse sich Auf politischer Ebene spitzte sich die sogar seinen Einsturz herbeiwünschte, waren Situation in der ersten Hälfte der 1930er in Döbling die Erbauer darauf bedacht, große und helle ebenso zu wie im Rest Österreichs. Einerseits Wohnungen für die ArbeiterInnen zu schaffen. Diese Wohnungen sollten sogar eigene WCs wurde innerhalb der Arbeiterbewegung die Kritik sowie Küchen und in vielen Fällen gar Balkone am Zurückweichen der Sozialdemokratischen enthalten. Mit nur etwa 18 Prozent verbauter Partei vor den erstarkenden Austrofaschisten Fläche bot der Karl-Marx-Hof außerdem große und Nationalsozialisten immer stärker, Erholungsflächen für seine BewohnerInnen. andererseits versuchte die SDAP diese kritischen Stimmen zu isolieren und ihre Auch unsere geliebte Hohe Warte wurde Macht innerhalb der Partei und Wiens zu im Bau mitbedacht: so waren die großen Bögen beschneiden. Dies wiederum führte zur Abkehr des Mittelbaus, durch die man heute zu Fuß den einiger ArbeiterInnen und BewohnerInnen des Park erreicht oder Busse den Hof durchqueren, Karl-Marx-Hofes von der Sozialdemokratie gedacht, um die Menschenmassen zu bewältigen, und dem Erscheinen einer gleichnamigen die in dieser Zeit regelmäßig in das große Stadion kommunistischen Zeitung im Jahr 1932. Diese strömten. Wenn also regelmäßig bis zu 40.000 kommunistische Splittergruppe lieferte sich Menschen durch den Karl-Marx-Hof pilgerten, fortan politische Auseinandersetzungen mit so war das ein Bild, das die Regierenden auch propagandistisch zu verwenden wussten, den Sozialdemokraten, konnte diese jedoch wie Alfred Frei in seinem Buch „ Die ebenfalls nicht dazu bewegen, rechtzeitig zum Arbeiterbewegung und die Graswurzeln am aktiven Widerstand gegen die Austrofaschisten Beispiel der Wiener Wohnungspolitik 1919- zu mobilisieren – mit ein Grund, warum 1934“ wie folgend schildert: „Diese Wirkung manche Stimmen heute den Kampf bereits vor war von den Erbauern bewusst eingeplant. Der seinem Beginn als verloren gewesen ansehen. neue Gemeindebau wirkte umso mehr, als in Während der Kämpfe im Jahr den Privatmietshäusern, in denen die meisten 1934 war der Karl-Marx-Hof einer der der Fußballfans wohnten, nach wie vor großes „Hauptunruheherde“. Als die ArbeiterInnen Wohnungselend herrschte.“ des Karl-Marx-Hofes sowie die (meist Die Eröffnung des Baus, dessen arbeitslosen) Mitglieder der stehenden Errichtung sogar um vier Millionen Schilling Einheiten des Republikanischen Schutzbundes günstiger war als erwartet, und der neben nach den Ereignissen in Linz am 12. Februar diversen Geschäften auch eine Bücherei und ebenfalls zu den Waffen griffen, konnten eine Badeanlage beherbergte, folgte am 12. sie anfangs ungewöhnlich große Erfolge Oktober 1930 – besucht von Bürgermeister verbuchen: einerseits wurde der Heiligenstädter Seitz, zehntausenden WienerInnen und Polizeiposten kurzerhand erobert, andererseits begleitet von hämischen Bemerkungen konnten die Schutzbündler auch den Bahnhof gegenüber der bürgerlichen Presse, wie sie etwa Heiligenstadt unter ihre Kontrolle bringen . Es folgten schwere Gefechte zwischen Die Nazis wiederum selektierten nach Schutzbund auf der einen und Heimwehren der Machtübernahme 1938 die verbliebenen sowie dem Bundesheer auf der anderen Seite. AntifaschistInnen im Marx-Hof aus und Entschieden werden konnten diese erst am deportierten viele davon ebenso wie auch 15. Februar 1934, nachdem das Bundesheer ihre jüdischen Nachbarn in KZs, woran noch schwere Artilleriegeschütze auf der Hohen heute ein Gedenkstein erinnern soll. Die Warte positioniert und von da aus den Karl- Wohnungen wurden an NSDAP-Mitglieder Marx-Hof unter Beschuss genommen hatte. vergeben und somit die letzten Reste der Die Machtübernahme der Austro- Döblinger Arbeiterbewegung zerschlagen. faschisten hatte auch für die BewohnerInnen Erst nach Kriegsende erhielt der Hof seinen des Karl-Marx-Hofes spürbare Auswirkungen, Namen zurück – der politische Stellenwert wie Alfred Frei berichtet: „Nach der des sozialdemokratischen Wohnbaus in Wien Zerschlagung der Arbeiterbewegung erreichte jedoch nie wieder den politischen benannten die Austrofaschisten als erste der Stellenwert, den er noch in den 1930ern Gemeindebauten den Karl-Marx-Hof und genoss. Heute ist der Hof, der seit 1977 unter den Matteotti-Hof um. Der Marx-Hof sollte Denkmalschutz steht, eine der imposantesten fortan ´Heiligenstädter Hof´ heißen. Daneben Erinnerungsstätten an eine starke Wiener richteten die neuen Machthaber im Hof eine Arbeiterbewegung und ein kleines, „rotes“ Kapelle ein und verdoppelten den Mietzins.“ Döbling. (Rupert Böhler)

Wall of fame

Blau-gelbe Rekordspieler

Rekordspieler: Karl Koller (1949-1966): 836 Spiele

Rekordtorschütze: (1938-1952): 605 Tore

Rekordnationalspieler: Karl Koller (1952-1966): 86 Länderspiele

Bester Torschützenkönig (1955/56): Hans Buzek: 33 tore

120 Jahre

F b i r u s l t C V l i l en ba na Foot Die Nummer 1 von Mitteleuropa Die goldenen 1930er Jahre

Nach den turbulenten 1910er Jahren aufeinander. Später kamen noch Klubs aus mit dem ersten Abstieg 1913/1914 und der Italien, der Schweiz und Rumänien hinzu. Bei Rückkehr in die 1. Liga (1919) konnte sich der ersten Teilnahme drangen die Döblinger bis die Vienna in den 1920er Jahren sportlich ins Halbfinale vor, wo aber gegen Slavia Praha wie finanziell wieder konsolidieren. Den Endstation war. Grundstein für die Erfolge der 1930er Jahre International geschätzt, vertraten die legten die Verantwortlichen der Vienna durch Blau-Gelben im Frühsommer 1930 Österreich den ambitionierten Bau eines neuen Stadions beim „Coupe des Nations“ in Genf. Der Schwei- auf der Hohen Warte. So entstand mit der zer Meister Servette FC Genève organisierte im März 1921 eröffneten Anlage das damals dieses Turnier für Vereinsmannschaften als größte europäische Fußballstadion außerhalb Alternative zur gleichzeitig stattfindenden der britischen Inseln und ließ die Döblinger, ersten Fußball-Weltmeisterschaft in Uruguay. aufgrund der höheren Zuschauerzahlen, in Spitzenmannschaften aus neun europäischen neue finanzielle Dimensionen vordringen. Ländern folgten der Einladung. Im Turnier Gleichzeitig konnte in den Folgejahren um das zeigte die Vienna einen starken Auftritt, zog ins exzellente Verteidigerpaar „Wödmasta“ Blum Halbfinale ein, unterlag aber dort wieder der und Rainer herum eine konkurrenzfähige Prager Slavia. Mannschaft aufgebaut werden. War die Vienna in der Vergangenheit schon für ihr In der folgenden Meisterschaftsperiode exzellentes Verteidigungsspiel bekannt, 1930/1931 sollte es aber endlich mit dem fehlte aber mitunter die Durchschlagskraft langersehnten Gewinn der ersten Meisterschaft vor dem Tor bzw. ein ordnender Lenker im klappen. Am 7. Juni 1931 fixierten die Offensivspiel. Mitte der 1920er Jahre stießen Döblinger in der letzten Runde vor 10.000 mit Mittelstürmer Friedrich „Fritz“ Gschweidl Fans auf der Hohen Warte durch ein 4:1 über und Mittelläufer Leopold „Poldi“ Hofmann und seine Austria den zwei neue Hoffnungsträger zur Mannschaft. Meistertitel. Um den violetten Angriffswirbel Die Neuzugänge bewährten sich und die zu hemmen, ließ sich Läufer Otto Kaller Blau-Gelben konnten in den folgenden Jahren aus dem klassischen 2-3-5 System als dritter zwei Vizemeisterschaften (1924, 1926) feiern. Verteidiger zurückfallen, während Hofmann 1925 und 1926 schafften die Döblinger die als Ballverteiler in der Mitte fungierte. Eine Qualifikation für das Cupfinale, wo man jedoch Glanzleistung brachte dabei Mittelstürmer jeweils an den Amateuren/Austria scheiterte. Gschweidl. Immer wieder brachte er sich durch 1929, wieder ins Finale vorgestoßen, gelang seine typischen Dribblings auf engstem Raum vor 35.000 Zuschauern auf der Hohen Warte mit allen möglichen Körpertäuschungen und gegen Rapid endlich der erste Cuptriumph. Ein Finten – von der Presse als „Gschweidlliaden“ Jahr später folgte der zweite Cupsieg gegen die bezeichnet – in gute Abschlusspositionen und Austria. netzte zweimal. Schlussendlich krönten sich Mit dem Titelgewinn 1929 – dem ersten die Blau-Gelben mit zwei Punkten Vorsprung seit dem Sieg im Challenge-Cup 1900 – war auf Rapid. In 18 Spielen hatten die Döblinger die Vienna auch erstmalig zur Teilnahme nur einmal verloren; im Frühjahr war der neue am Mitropapokal, dem ideellen Vorläufer Meister überhaupt ohne Niederlage geblieben. der UEFA-Europacupbewerbe, berechtigt. Das Wiener Sporttagblatt strich in der In diesem finanziell lukrativem Bewerb Beurteilung der Vienna die mannschaftliche trafen Mannschaften aus Österreich, Ungarn, Geschlossenheit heraus und vermerkte: „[…] Jugoslawien und der Tschechoslowakei letztendlich wurde der große Gesamterfolg Vienna Archiv herbeigeführt, der ja letzten Endes doch dem sollten nicht enttäuscht werden: Im Viertelfinale ausgezeichneten „Team work“ entspringt.“ fegten die Blau-Gelben mit einem Gesamtscore Neben ihrer traditionell starken Defensive von 7:0 über den ungarischen Vertreter Bocskai – nur 25 zugelassene Tore in der Meistersaison – FC hinweg. Im Semifinale im September verfügte die Vienna mit Gschweidl endlich über wurde zweimal die AS Roma bezwungen. den richtigen Mittelstürmer, der aufgrund seiner Da sich auch der Wiener AC im Semifinale technischen Qualitäten und seinem „Naserl“ durchsetzen konnte, kamen zum ersten Mal in vor dem Tor das blau-gelbe Angriffsspiel der Geschichte des Pokals beide Finalisten aus auf ein neues Niveau hievte. Selbst überaus dem gleichen Land. Die große internationale mannschaftsdienlich, suchte der lange „Fritz“ Attraktivität des Bewerbs verdeutlicht auch die bei entsprechender Gelegenheit den Abschluss Tatsache, dass ein Schweizer Mäzen das erste und entwickelte sich so zum lange vermissten Finalspiel ins Züricher Hardturm Stadion holte. Goalgetter. So schrieb das Wiener Sporttagblatt Am 8. November 1931 startete das erste im Juni 1931 nicht ohne Grund, dass die Vienna Finalspiel in Zürich. Vor 20.000 Zuschauern im Ausland als „Gschweidl-Mannschaft“ tat sich die Vienna anfänglich schwer und lag wahrgenommen wurde. Mitte der ersten Hälfte schon mit zwei Toren Von diesen Erfolgen gestärkt blickten die in Rückstand. Vor der Pause gelang noch der blau-gelben Anhänger zuversichtlich auf den Anschlusstreffer und in der zweiten Hälfte im Juni 1931 beginnenden Mitropapokal. Sie konnten die Döblinger ausgleichen. Als sich die Zuseher schon mit einem Unentschieden Mittelstürmerposition gesetzt, harmonierte angefreundet hatten, fiel die Entscheidung der Döblinger aber nicht mit dem Austria-Star durch Gschweidl. Seinen scharfen Schuss lenkte Sindelar. Erst als Meisl auf die zunehmende ein gegnerischer Verteidiger unglücklich ins Kritik reagierte und den mannschaftsdienlichen eigene Tor ab. Vier Tage später im Praterstadion Gschweidl auf die Position des Rechtsverbinders ließ sich die Vienna im Spiel gegen den WAC schob sowie Sindelar zentral positionierte, kam den Pokal nicht mehr nehmen. Vor 25.000 das österreichische Angriffsspiel zu seiner Zusehern kontrollierten die Döblinger das vollen Entfaltung. Absoluter Höhepunkt war Match und siegten 2:1. In an dabei das „Jahrhundertspiel“ am 7. Dezember ihren ersten Meistertitel feierte die Vienna 1932 an der Stamford Bridge gegen England. ungeschlagen ihren größten internationalen In dieser Begegnung brachten die Österreicher Erfolg und krönte sich so zwischenzeitlich zur den Gastgeber an den Rand einer Niederlage, besten Klubmannschaft Mitteleuropas. mussten sich aber aufgrund der mangelhaften Parallel dazu waren Blum, Hofmann, Chancenauswertung schlussendlich 3:4 Gschweidl und Rainer wichtige Stützen der geschlagen geben. Die Londoner Presse lobte österreichischen Nationalmannschaft. Vienna- den Auftritt des österreichischen Teams: „Die Spieler fanden sich auch auf dem legendären Österreicher verlieren ihr brillantes Match Notizzettel, den Verbandskapitän knapp – sie verdienen ihren Ruf als beste mit den Worten: „Da habt`s euer Schmieranski- kontinentale Mannschaft“. Team!“ den verdutzten Journalisten im Ringcafé Zurück in der Meisterschaft holten die zuwarf. Dieses kleine Stück Papier sollte den Döblinger aufgrund ihrer überzeugenden Grundstein für die Erfolge des Wunderteams Verteidigung den zweiten Titel in der legen. Die Geburtsstunde der legendären Mannschaft markiert der 16. Mai 1931, als Meisterschaftsperiode 1932/1933 – mit drei eine entfesselt aufspielende österreichische Punkten Vorsprung auf Rapid. Allmählich Nationalmannschaft Schottland auf der Hohen erreichten wichtigen Leistungsträger ihren Warte mit 5:0 zerlegte. Weitere Höhepunkte Zenit und ein Generationswechsel deutete sich waren ein 6:0 Sieg über Deutschland in an. Im Juni 1933 beendete „Pepi“ Blum nach sowie ein 8:2 Triumph vor heimischem 15 Jahren im blau-gelben Dress seine Karriere. Publikum über den Erzrivalen Ungarn. Von Den letzten Titel vor der nationalsozialistischen Mitte Mai 1931 bis Februar 1933 fuhr die Machtergreifung holten sich die Blau-Gelben österreichische Nationalmannschaft in 15 am 27. Mai 1937 als der Wiener Sport-Club im Spielen zwölf Siege und zwei Unentschieden Cup-Finale 2:0 bezwungen werden konnte. Die ein. Im Oktober 1932 krönte das Team seine Vienna war es gelungen, sich über erste Erfolge guten Leistungen mit dem Gewinn des in den 1920er Jahren, in den 1930er Jahren zu Europapokals der Nationalmannschaften,einer echten Spitzenmannschaft zu entwickeln. dem mitteleuropäischen Vorläufer der Dabei war noch nicht absehbar, dass unter UEFA-Europameisterschaft. Entscheidendder Herrschaft der Nationalsozialisten in für den Erfolg war eine Positionsumstellung, Österreich, die zweite Erfolgsepoche der die Gschweidl betraf. Ursprünglich auf der Vienna anbrechen sollte. (Alexander Juraske) Blau-gelbe Erfolge unterm Hakenkreuz Die Jahre 1938 bis 1945

Es ist ein Paradoxon, dass der First politisch unliebsame Vereine aufgelöst wurden Vienna Football Club 1894 seine erfolgreichste bzw. verschiedene Klubs ihre englischen oder Vereinsperiode gerade dann erlebte, als tschechischen Vereinsnamen ändern mussten, Österreich zu existieren aufgehört hatte. hatte dies noch keine Auswirkungen auf die Speziell zu Beginn der 1940er Jahre eilten die Vienna. Vizepräsident Otto Pöschl übernahm Döblinger von Erfolg zu Erfolg. So konnte die die im nationalsozialistischen Vereinswesen Vienna ab 1941/1942 dreimal hintereinander neugeschaffene Position des „Vereinsführers“ die „Gauklasse“ – die regionale Spielklasse und die Döblinger fügten sich klaglos den auf dem Gebiet des ehemaligen Österreich – neuen Bedingungen. Im Oktober 1939 gewinnen. 1943 zogen die Blau-Gelben ins sollte Bezirkshauptmann Dr. Rudolf Höllerl Finale um die Deutsche Meisterschaft ein und Otto Pöschl als Vereinsführer folgen. Erst gewannen im selben Jahr den Deutschen Pokal. 1940, nach politischem Druck, änderte der Diese Erfolgsgeschichte ist erstaunlich, Vorstand den Vereinsnamen auf Fußballklub da die Vienna als großbürgerlicher anglophiler Vienna 1894. Als Ersatz für die, durch die Verein galt, dessen Gründung der jüdische Nazis stark eingeschränkten, lukrativen Gönner Nathaniel Meyer Freiherr von Auslandsgastspiele, wurde der Spielverkehr mit Rothschild finanziell ermöglicht hatte und dem „Altreich“ intensiviert. Auf einer dieser in dessen Entwicklung jüdische Aktive Reisen debütierte im August 1939 Karl Decker, und Funktionäre eine entscheidende Rolle einer der zukünftigen Schlüsselspieler. Der spielten. In den 1920er Jahren wirbelten der junge Rechtsverbinder sollte sich zum blau- Internationale Otto „Schloime“ Fischer sowie gelben Torgaranten entwickeln und erzielte die beiden Konrád Brüder Jenö und Kálmán bis 1952 in 609 Spielen 605 Tore. Um Decker, auf der Hohen Warte. Unter den Funktionären Willibald Schmaus – WM Teilnehmer 1938 nahmen Gründungspräsident „Geo“ Fuchs, – und den ehemaligen Wunderteamspieler Vorstandsmitglied Dr. Ignaz Abeles, Univ. Prof. Friedrich „Fritz“ Gschweidl, der im Laufe der Dr. Martin Haudeck sowie der Konvertit Hans NS- Zeit die sportliche Leitung der Vienna Martin Mautner eine wichtige Rolle in der übernahm, wurde eine spielstarke Mannschaft Entfaltung der Vereinsaktivitäten ein. aus arrivierten Kräften und vielversprechenden Der „Anschluss“ an Nazideutschland Talenten geformt. schien die beschauliche Sportwelt in Blickt man auf die kriegsbedingten Wien Döbling vorerst nicht zu tangieren. Veränderungen des Fußballsports in Die Vertreibung jüdischer Aktiver und Nazideutschland, so profitierte davon keine Funktionäre aus dem Sportbetrieb verlief andere Wiener Mannschaft so stark wie die reibungslos. Nicht ohne Stolz vermeldete Vienna. Bedingt durch die Kriegshandlungen die Leichtathletiksektion der Vienna am 24. waren die Wechselbedingungen im Deutschen 3.1938 im Wiener Sport-Tagblatt: „Die durch Reich gelockert worden. Neben ihren den Zusammenschluss Österreichs mit dem Heimatvereinen war es nun für Soldaten deutschen Reich bedingte Neuordnung im Sport möglich, auch am Ort ihrer Stationierung hat bei der Leichtathletiksektion der Vienna fußballerisch aktiv zu sein. In größeren keinerlei Veränderungen ergeben. Die Leitung Garnisonsstädten wie Wien fanden sich somit ist seit jeher arisch, die Zahl der ausgeschiedenen vermehrt potentielle Gastspieler ein. Vereine, Juden ist im Vergleich zur Mitgliederzahl eine die durch Einberufungen in personelle verschwindend kleine.“ Selbst als unmittelbar Nöte kamen, konnten so ihren Kader mit nach der nationalsozialistischen Machtergreifung Gastspielern auffüllen. Die folgenden Jahre Vienna Archiv sollten zeigen, dass die Vienna es am besten Personalakten mit dem Ziel, die tatsächliche von allen Vereinen verstand, kriegsbedingte Anzahl der in den Lazaretten befindlichen Personalengpässe zu kompensieren. Soldaten zu verschleiern. Reinisch nutzte diese Treibende Kraft beim blau-gelben Möglichkeiten auch, um Spieler der Vienna – Höhenflug war dabei Klubmitglied Curt selbst nach deren Einberufung – noch über Reinisch, der in unterschiedlichen Funktionen längere Zeiträume in Wien zu halten. bis in die 1980er Jahre für „seine“ Vienna Um sich abzusichern, half er aber arbeitete. Seine Tätigkeit während des auch anderen Wiener Vereinen auf diese Krieges war für den Aufstieg der Vienna Art und Weise. So gelang es, blau-gelbe entscheidend. In seiner Funktion als Schlüsselspieler wie Karl Decker (mit kleineren Sachbearbeiter in der Sanitätsabteilung Einschränkungen) fast die gesamte Dauer des Wien war er für Personalangelegenheiten in Krieges in Wien zu halten. Zwar geben Briefe sämtlichen Wiener Lazaretten zuständig. Er von Friedrich Gschweidl an den deutschen verfügte über die Möglichkeit, Soldaten in Gastspieler Erwin Luchs Auskunft darüber, Wiener Lazarette „abzustellen“, und konnte dass mit Fortdauer des Krieges auch die Vienna so Personen vor Fronteinsätzen bewahren mit Personalsorgen zu kämpfen hatte, diese oder solche wenigstens aufschieben bzw. erreichten aber nicht das gleiche Ausmaß wie günstige Versetzungen vornehmen. Mit die der Wiener Konkurrenz. Reinisch verhalf Hilfe von wohlgesinnten Ärzten erwirkte er der Vienna weiters sowohl zu Gastspielern die Einweisung von auch weniger ernsthaft aus dem „Altreich“ als auch aus den Donau- „erkrankten“ bzw. temporär untauglichen Alpenreichsgauen. Soldaten in die Lazarette. Zudem wurden Um den Aufstieg der Vienna zu einer Soldaten auch durch fingierte Befunde bei der Spitzenmannschaften in Nazideutschland der Abrüstung unterstützt. Die Gruppe zu verdeutlichen, können exemplarisch zwei um Reinisch vernichtete bzw. „frisierte“ Wochen im Oktober 1943 herausgegriffen werden. Am 17. Oktober nahmen die mehr zu denken. Auf Reichsebene erfolgte Döblinger Revanche an Schalke 04 für die die Einstellung des Spielbetriebs im August Finalniederlage um die Deutsche Meisterschaft 1944. Auf Gauebene wurde der Spielbetrieb 1942 und entzauberten die Gelsenkirchener im im Frühjahr 1945 eingestellt. Im Mai 1945, Semifinale des Pokals mit 6:2. Zwei Wochen unmittelbar nach Kriegsende, begann die später im Finale bezwang die Vienna den LSV Vienna den provisorischen Spielbetrieb wieder Hamburg nach Verlängerung. Sieben Tage aufzunehmen. In der Folge sollte sich zeigen, davor hatten die Blau-Gelben auf Gauebene dass die Vienna an ihre während der Kriegsjahre Rapid mit 10:2 deklassiert, wobei Karl Decker gezeigte Dominanz nicht anschließen konnte. sechs Tore erzielte. Im Kampf um die Deutsche Erst in der Spielzeit 1954/1955 errang die Meisterschaft 1943 erreichten die Döblinger das Vienna ihre bis dato letzte Meisterschaft. Semifinale, im folgenden Jahr das Viertelfinale. Die Erfolge der Vienna in Die Aktivitäten von Reinisch blieben nationalsozialistischer Zeit waren der aber nicht unentdeckt. Durch eine anonyme besonderen Situation des Wiener Fußballsports Anzeige denunziert, wurde er wegen des geschuldet, der durch das Eingreifen der Verdachts der „Wehrkraftzersetzung, Sabotage Nationalsozialisten und in weiterer Folge durch und Beihilfe zur Selbstverstümmelung“ von der die Kriegssituation maßgeblich verändert war. verhaftet. Von Februar bis September Dabei gingen Unterstützungsmaßnahmen 1944 verblieb er in Untersuchungshaft. Erst von Privatpersonen und nicht von politischen Entscheidungsträgern aus. In danach erfolgte seine Entlassung. Die genauen der fortschreitenden Kriegssituation, die aus Vienna Archiv Beweggründe, warum gegen Reinisch keine unterschiedlichen Gründen (Einberufungen, Anklage erhoben wurde und weshalb er trotz Reiseschwierigkeiten etc.) einen geregelten dieser schweren Vorwürfe entlassen wurde, Meisterschaftsbetrieb erschwerte, waren sind unklar. jene Mannschaften erfolgreich, die über Obwohl sich in Folge der Kriegs- bessere Personalreserven verfügten. Die entwicklung der Spielbetrieb immer fußballstrategischen Maßnahmen von Reinisch schwieriger gestaltete, veranstaltete die schufen dazu die temporäre Grundlage, aus Vienna noch in den Osterfeiertagen 1944 der Vienna eine der Spitzenmannschaften zur 50-Jahr-Feier ein Jubiläumsturnier mit des Deutschen Reichs zu machen. Als sich dem amtierenden deutschen Meister, dem nach Kriegsende die Lage wieder stabilisierte Dresdner SC. Dieses Großereignis blieb aber und eine gewisse Normalität einkehrte, war singulär, denn in der weiteren Folge war die kurzfristige Vorherrschaft der Döblinger an einen geregelten Fußballbetrieb nicht schnell wieder beendet. (Alexander Juraske) Vienna Archiv

Der letzte Meistertitel oder lang lang ist´s her …

Ein großer Teil der Vienna- Mit nur einer Niederlage vor der Anhängerschaft sieht als einen der wenigen Winterpause (nämlich gegen den GAK, positiven Aspekte des Abstiegs in die welcher der Vienna jedoch in der letzten Runde Regionalliga die endlich wieder im Rahmen Schützenhilfe leisten sollte) ging die Vienna von Wettbewerbsspielen stattfindenden Derbys als Herbstmeister voller Ambitionen in die gegen den Wiener Sportklub an. Wenn man sich Frühjahrssaison. Diese Motivation machte als Vienna-Fan mit den Erfolgen vergangener sich auch in den Ergebnissen bemerkbar, Tage auseinandersetzt, wird klar, dass diese besonders eindrucksvoll etwa im 5:0 gegen leidenschaftlichen Duelle schon in ganz die anfangs so siegessichere Mannschaft von anderen Sphären stattgefunden haben. Rapid vor 25.000 Fußballbegeisterten auf der Die Saison 1954/55 war eine der Hohen Warte am 22. Mai 1955. Besonders erfolgreichsten in der Vereinsgeschichte der treffend formulierte die Arbeiter-Zeitung vom Vienna. Neben der imposanten Bilanz von 24. Mai 1955 die Überlegenheit der Vienna in 17 Siegen, fünf Remis und vier Niederlagen diesem denkwürdigen Spiel: „Diese jungen in der nationalen Meisterschaft gab es auf Stürmer brachen wie ein Ungewitter über internationaler Ebene Siege gegen Stade die Verteidigung Rapids, die schon nach den Reims, FC Antwerpen oder Atletico Madrid ersten Donnerschlägen wankte und schließlich (2:1 in ) sowie zwei Remis gegen vollends barst.“ Mit diesem Sieg überholte die die Wolverhampton Wanderers (2:2 auf der Vienna Rapid in der Tabelle und lag damit Hohen Warte, 0:0 in England). Der Vater nur noch zwei Punkte hinter dem Sportclub, des Autors erinnert sich noch lebhaft an das welcher den Rückstand auf die Vienna von außerordentlich gut besuchte und kampfbetonte nur einem Punkt aus der Herbstsaison schon Spiel gegen die Mannschaft von der Insel. wieder wettgemacht hatte. Neben dem feinen Techniker Otto Walzhofer, der in diesem Match der schon als Spieler mit der Vienna zwei zwei seiner insgesamt 19 Saisontreffer erzielte, Meistertitel, zwei Cupsiege sowie den Sieg im machte sich ein gewisser Hans Buzek mit einem Mitropacup feiern durfte. Beinahe alle Spieler Tor bemerkbar. Dieser feierte an eben diesem gehörten zum Kader des österreichischen A- Tag seinen gerade erst siebzehnten Geburtstag! bzw. B-Nationalteams. Erwähnt sei noch, dass Der Eigenbauspieler Buzek war erst in der die beiden Leistungsträger Schmied und Röckl Winterpause von der Jugendmannschaft in die erst einige Zeit davor vom Sportclub zur Vienna „Erste“ geholt worden und bedankte sich dafür gewechselt waren. mit acht Treffern in der Frühjahrssaison. Sein Trotz lediglich zweier weiterer Debüt im Nationalteam gab er nicht einmal Niederlagen in der Frühjahrssaison wurde ein halbes Jahr später gegen Jugoslawien, sein es in der letzten Runde sehr eng. Die Vienna Rekord als jüngster Teamspieler der Geschichte musste zur Austria ins Praterstadion, Verfolger (17 Jahre und 161 Tage) wurde erst am 14. Sportclub spielte auswärts gegen den GAK. Die Oktober 2009 von David Alaba (17 Jahre und 112 Tage) unterboten. nervös und verkrampft spielende Vienna war der Austria an diesem Tag nicht gewachsen. Doch auch der Rest der Mannschaft sei Zwar egalisierte Grohs in der zehnten Minute nicht vergessen, denn gerade in dieser Saison die schnelle Führung der Gegner aus der machte der ebenso ausgewogene wie starke 5. Minute, danach blieb jedoch die Austria Kader das Erfolgsrezept der Vienna aus. Im Vienna Archiv spielbestimmend und erzielte zwei weitere Tor stand der besonders im oben erwähnten Treffer. Erst gegen Schluss hin erhöhte die Spiel gegen Rapid überragend parierende Vienna den Druck, sowohl Pichler als auch , der gelegentlich von Bruno Buzek trafen aber nur die Stange, womit es Engelmeier ersetzt wurde. Schmied erreichte beim klaren 3:1 für die Austria blieb. Damit schon bei der Weltmeisterschaft 1954 quasi wurde alles vom Ausgang des Spieles in Graz Legendenstatus, als er in der „Hitzeschlacht abhängig. Nach dem Abpfiff in Wien waren von Lausanne“ - dem Viertelfinalspiel gegen die Schweiz, das Österreich nach einem am GAK-Platz noch 15 Minuten zu spielen. 0:3 Rückstand noch mit 7:5 gewann - trotz Über die Stadionlautsprecher im Praterstadion Sonnenstichs weiterspielen musste und dabei wurde via Radio die Schlussviertelstunde von Masseur Josef Ulrich dirigiert sowie mit aus Graz übertragen, sämtliche Spieler der Schwämmen und Wasser gekühlt wurde. Aber Vienna warteten anstatt in die Kabinen zu auch Engelmeier machte im Nationalteam gehen am Spielfeld auf das Ergebnis aus Graz. von sich reden, nämlich 1955 als „Held von Die Spieler des Sportclubs behielten nach dem Wrexham“ im Spiel gegen Wales. Diese beiden Ausgleich der Grazer in der 70. Minute jedoch Weltklassetorleute wurden durch die Verteidiger auch nicht die Nerven und erreichten gegen Umgeher, Röckl und Nickerl abgesichert, den stark spielenden GAK lediglich ein 1:1, davor spielten Koller, Schweiger, Grohs und womit die Vienna und der WSC punktegleich Menasse (die beiden letztgenannten wechselten waren, die Vienna jedoch aufgrund des um einander Rechtsaußen ab) sowie Walzhofer, drei Tore besseren Torverhältnisses (Vienna Buzek, Jericha und der Allrounder Pichler. 64:26, Sportclub 75:40) Platz eins belegte. Ergänzt wurde diese schlagkräftige Mannschaft Abschließend bleibt mir nichts anderes, als um Sühs, Obst und „Pluto“ Pribil, der von den aus der Festschrift aus dem Jahre 1965 zu Zeitungen als „der grimmige Reservist“ betitelt zitieren: „Wie lange wird es dauern, bis wieder wurde. Trainiert wurde die Mannschaft vom eine Vienna-Elf Meister von Österreich wird?“ Wunderteamspieler Leopold „Poldl“ Hofmann, (Stefan Vouk) Mit dem Zug zurück in die 80er Jahre Vienna im UEFA-Cup

Es ist Freitag der 21. März 2014 und ich der Hohen Warte gespielt hat. Die Nervosität stimme mich schon früher als sonst auf Fußball verfliegt schnell, als ich dem sympathischen, ein. Heute spielt die Vienna in Kapfenberg und bodenständigen Trainer des KSV gegenüber mit einem Sieg könnte der SV Horn überholt sitze und er von einer Zeit zu erzählen beginnt, werden. Nicht nur deswegen bin ich ein in der ich gerade erst geboren wurde. bisschen nervöser als sonst, als ich zu Mittag Über den Fußballverein seines in Kapfenberg aus dem Zug steige. Ich werde Heimatorts Langenwang kam Kurt Russ mit 17 ein Interview mit Kurt Russ führen, der bei Jahren zum Kapfenberger SV in die 2. Division. den letzten großen Erfolgen der Vienna in den Damals war die zweite Liga noch keine Profiliga späten 80ern, in denen sich die Mannschaft und so absolvierte Kurt Russ nebenbei seine zweimal für den Europacup qualifizierte, auf Lehre und arbeitete anschließend auch als Techniker im Verein. Mit 23 spielte er sich bei einem Spiel einer steirischen Auswahl gegen das Nationalteam ins Interesse von ganz Fußballösterreich. Plötzlich standen in der Winterpause 1987/88 Rapid und Austria vor der Tür und wollten den Abwehrspieler verpflichten. Der damalige Vienna-Trainer Ernst Dokupil konnte ihn aber im persönlichen Gespräch überzeugen und so wechselte er nach Döbling. Als „Steirerbua“ war die Großstadt Wien anfangs eine Herausforderung. Russ fand aber schnell Anschluss und fügte sich in die junge Mannschaft ein. Die Stimmung im Team war ausgezeichnet und auch die Erfolge stellten sich schnell ein. Die Vienna qualifizierte sich in der laufenden Meisterschaft für den Europacup. Russ erinnert sich im Gespräch noch gut an die ganz spezielle Atmosphäre, die bei den Spielen im Europacup im Team geherrscht hatte. Die fremden Länder und das Gefühl von einem ganz besonderen Spiel gaben der Mannschaft noch eine Portion Zusatzmotivation. Nach den sportlich mageren zwei Jahrzehnten davor war diese Zeit Balsam für die gebeutelte Vienna-Seele. Beim Abstieg der Vienna 1968 war vom Glanz alter Tage nicht mehr viel übrig. In der Zeit zwischen 1968 und 1985 pendelte die Vienna zwischen 1. und 2. Spielklasse. In der Saison 1985/86 änderte sich der Spielmodus der Österreichischen Bundesliga. Nach einem Grunddurchgang im Herbst wurden die 24 Teams im Frühjahr

Vienna Archiv ersten Platz im Mittleren Playoff und stieg somit in die 1. Division auf. Auf der Hohen Warte machte sich Aufbruchsstimmung breit. Ernst Dokupil wurde neuer Trainer, im Herbstdurchgang belegte die Vienna aber nur den undankbaren neunten Platz. Das Mittlere Playoff stellte aber auch dieses Jahr keine Hürde dar. Auch im Österreichischen Cup scheiterte die Mannschaft erst im Halbfinale am FC Tirol. Mit Zoltán Péter und Jiří Ondra wurden im Sommer 1988 zwei erfahrene Legionäre verpflichtet. Auch der damals 21jährige Peter Stöger stieß zur Mannschaft. Nach dem Grunddurchgang im Herbst lag die Vienna auf dem siebten Platz und qualifizierte sich damit erstmals für das Meisterschafts-Playoff. In der Winterpause kamen weitere vielversprechende junge Spieler auf die Hohe Warte, Kurt Russ wurde vom Kapfenberger SV verpflichtet und Andreas Herzog kam leihweise von Rapid Wien. Durch diese Verstärkungen beflügelt spielte die Vienna eine hervorragende Frühjahrssaison, erreichte den vierten Platz und qualifizierte sich somit für den Europacup. Die überragenden Spieler Herzog und Stöger konnten jedoch nicht gehalten werden. Trotzdem wurde im Europacup in der ersten Runde Ikast FS aus Dänemark aufgrund der Auswärtstorregel mit Vienna Archiv 1:0 und 1:2 überwunden. In der zweiten Runde hatte die Vienna weniger Glück. Vor 5.000 ZuschauerInnen gewann man auf der Hohen in drei Playoffs eingeteilt. Im Meisterschafts- Warte als klar besseres Team gegen Turku PS Playoff spielten die acht besten Teams der aus Finnland nur 2:1. In Finnland schied die ersten Division um den Meistertitel und die Vienna dann aber unglücklich nach einen 0:1 Europacupstartplätze. Im Mittleren Playoff aus. Im Interview mit der Arbeiter-Zeitung wurden die Auf- und Absteiger zwischen den war Trainer Dokupil nach dem Rückspiel in beiden Bundesligen ermittelt. Im Abstiegs- Finnland nur mit der kämpferischen Leistung Playoff spielten die Mannschaften gegen den der Mannschaft zufrieden. Vor allem aber war Abstieg in die Regionalligen. Die Vienna es bitter, als das bessere Team ausscheiden zu erreichte in dieser Saison im Herbst mit dem müssen. In der Meisterschaft und im Cup lief dritten Platz locker das Mittlere Playoff und jedoch alles nach Plan: Das Meisterschafts- landete im Winter mit dem Sensationstransfer Playoff wurde erreicht und mit dem fünften von Mario Kempes einen großen Coup. Der Endrang qualifizierte sich die Vienna erneut damals 32jährige Stürmer aus Argentinien für den UEFA-Cup. Im Cup war wie im gewann 1978 die Weltmeisterschaft im Vorjahr gegen den FC Tirol erst im Semifinale eigenen Land und wurde mit sechs Treffern Endstation. Torschützenkönig. Mit dem „El Matador“ in In das zweite Europacup-Jahr in Folge den eigenen Reihen erreichte die Vienna den startete die Vienna souverän. Der maltesische Vertreter FC Valletta wurde mit einem nach dem Wechsel nach Wien-Döbling wurde Gesamtscore von 7:1 besiegt. In der zweiten er erstmals auf Abruf in die Nationalmannschaft Runde war aber wiederum aufgrund der einberufen und schon im nächsten Spiel Auswärtstorregel gegen Olympiakos Piräus gegen Dänemark stand er am Feld. Ein Endstation. Nach einem 2:2 auf der Hohen Kindheitstraum wurde wahr. Es folgten 27 Warte erreichte die Vienna in Athen vor weitere Einsätze für das Nationalteam, unter 30.000 ZuschauerInnen nur ein 1:1. In der anderem die WM-Teilnahme 1990, bei der Meisterschaft lief es allerdings nicht mehr ganz sich das Team Chancen auf das Achtelfinale so gut wie im letzten Jahr. Man erreichte zwar ausrechnete, dann aber unglücklich in der im Herbst mit Müh und Not das Obere Playoff Vorrunde gegen Italien und Tschechoskowakei und damit den sicheren Klassenerhalt. Mehr ausschied. Nach der Weltmeisterschaft 1990 als der abgeschlagene achte Platz war aber verließ Kurt Russ die Vienna und wechselte leider nicht mehr zu holen. Felix Latzke löste nach Innsbruck zum damals amtierenden Ernst Dokupil als Trainer ab und aufgrund Meister FC Tirol und in weiterer Folge zum von finanziellen Problemen nach dem Platzen Linzer ASK, wo er seine Profikarriere 1998 eines Immobiliendeals, bei dem die Parkplätze wegen einer schweren Knieverletzung beenden der Hohen Warte in ein Einkaufszentrum musste. Danach begann Kurt Russ mit der umgewandelt werden hätten sollen, verließen Trainerausbildung und über mehrere Station als im darauffolgenden Sommer und Winter viele Trainer und Spielertrainer kam er 2008 wieder wichtige Spieler den Verein. Im Mittleren zurück nach Kapfenberg. Dort arbeitete er sich Playoff wurde mit Rang vier knapp die Klasse vom Co-Trainer der zweiten Mannschaft zum gehalten aber in der Saison 1991/92 stieg die Cheftrainer der Kampfmannschaft hoch. Vienna aufgrund eines spektakulären 4:4 des Trotz des großen zeitlichen Abstands Wiener Sport-Clubs gegen den GAK in der und den vielen Stationen erinnert er sich noch letzten Runde des Mittleren Playoffs aus der 1. gerne an seine Zeit bei der Vienna zurück. Die Bundesliga ab und konnte bis dato nicht mehr Spieler, die Betreuer und auch die Fans sind in Österreichs höchste Spielklasse aufsteigen. wie eine große Familie gewesen: „Für mich Das kurzzeitige Hoch der Vienna in ist es immer etwas Besonderes, wenn ich auf den Saisonen 1987/88, 1988/89 und 1989/90 die Hohen Warte komme. Das ganze Flair, so ist retrospektiv vor allem dem Trainer Ernst wie‘s früher war. Man erinnert sich einfach an Dokupil und der klugen Transferpolitik des die schöne Zeit und es war für mich wirklich Vereins geschuldet. Einige routinierte Spieler nur schön. Ich kann nur jedem jungen Spieler gepaart mit äußerst talentierten jungen wie wünschen, in so eine Mannschaft wie die Vienna Herzog, Stöger und Russ ergaben eine starke damals zu kommen.“ Geschenkt wird dem Mannschaft. Die jungen Spieler konnten die ehemaligen Verein trotz der großen Sympathie Vienna als Sprungbrett zu den Topclubs der aber leider nichts. Einige Stunden nach dem Bundesliga und ins Nationalteam nutzen. Dies Interview geht der Kapfenberger SV verdient galt auch für Kurt Russ, der sich durch das gute als 3:1 Sieger vom Platz. Ein Vierteljahrhundert Spiel in der steirischen Auswahl, den Wechsel nach den goldenen Achtzigern ist die Vienna zur Vienna und die guten Leistungen dort für von einer erneuten Europacupteilnahme leider das Nationalteam empfahl. Nur drei Monate weit entfernt. (Benjamin Lesacher) A.E.

Fünf Jahre 1. Liga Der Rückblick

2009 gelingt endlich der Wiederaufstieg. vorletzten Platz. Die drohende Relegation gegen Präsident Dvoracek und Klubmanager Grödig bleibt der Vienna erspart, da Austria Kirchschlager leiten die Geschicke des Klubs, Kärnten die Lizenz entzogen wird. Einer der Meistertrainer Peter Stöger ist nach Schöttels wenigen Spieler, die auch in der Ersten Liga Abgang auch Sportdirektor. Am Rasen voll überzeugen können, ist Goalgetter Osman unterstützen ihn Thomas Hickersberger Bozkurt, mit 14 Treffern einer der besten und Ernst Heinschink als Co-Trainer. Der Liga-Torjäger. Meister wird Wacker Innsbruck, Meisterkader der Regionalliga bleibt nahezu absteigen muss der FC Dornbirn. Schade, unverändert, stellt sich aber bald als zu schwach denn zu den Fans beider Teams entstehen heraus. Obwohl großzügig nachgebessert freundschaftliche Kontakte und die Feste nach wird, im Lauf der Saison werden Spieler wie den Spielen bleiben noch länger in Erinnerung. Krajic, Schoppitsch, Martinez, Toth oder Im Cup ist nach Erfolgen gegen Seekirchen und Gotal geholt, die Vienna bleibt aber ständig in Admira Amas in der 3. Runde gegen Austria Abstiegsgefahr. Nach drei Niederlagen in Folge Kärnten Endstation. Ein gewisser Markus Pink wird Frenkie Schinkels als Troubleshooter schießt die Vienna vor geisterhafter Kulisse im geholt, Stöger bleibt vorerst Sportdirektor. Wörthersee-Stadion aus dem Bewerb. Schinkels hat keinen guten Einstand. Er verliert Mit Schinkels als Trainer geht es auch sein erstes Spiel bei den starken RB Juniors mit in die nächste Saison. Veteran Gerhard Fellner 1:5. Die Leistungen bleiben bis Saisonschluss beendet seine Spielerkarriere und wird neuer wechselhaft. Am Ende belegt die Vienna den Co-Trainer. Peter Stöger sagt leise Servus, der Sportdirektorposten wird nicht neu entscheidenden Phase einen Elfer pariert. besetzt. Eine folgenschwere Entscheidung, Platz 5 in der Frühjahrstabelle und die hohen da fortan wenig strukturiert, aber mit viel Zuschauerzahlen zeigen deutlich, wie attraktiv Begeisterung das Transferkarussell gedreht die Vienna sein kann. Spieler wie Mair, Djokic wird. 14 Abgängen stehen 15 Zugänge oder Hosiner ergeben in Kombination mit gegenüber. Im Winter werden noch einmal Trainer Tatar eine attraktive Mischung und sieben Spieler abgegeben, ebensoviele neue garantieren hohen Unterhaltungswert. Auch im geholt. Auch auf der Trainerbank kommt es Cup ist die Vienna erfolgreich und scheitert erst bald zu einem Wechsel. Nach nur einem Punkt im Viertelfinale an Bundesligist Kapfenberg, aus sieben Spielen wird Schinkels entlassen, wobei Djokic beim Stand von 0:1 in der 91. der fulminante Saisonstart mit einem 4:0 Minute einen Elfer verschießt. Auswärtssieg gegen den FC Lustenau hilft Wieder wird der Kader deutlich da auch nichts. Ein langer Rechtsstreit ist die verändert, 11 Abgänge stehen sechs Zugängen Folge, der Weg vors Arbeitsgericht gegen die gegenüber. Tatar und Fellner bleiben an Bord Vienna wird überhaupt ein neuer Trend bei und dank des starken Frühjahrs erhoffen Viennatrainern. Auf der Bank nimmt Alfred sich die Fans einen Mittelfeldplatz. Die Tatar Platz. Die Leistungen werden nicht Saison 2011/12 beginnt verheißungsvoll. viel besser. Zur Winterpause ist die Vienna Ein Punkt in Altach, Heimsiege gegen FC schon sieben Punkte hinter dem rettenden 8. Lustenau und Hartberg lassen die Fans hoffen. Platz. Nach einer 1:4 Heimniederlage gegen Längere Verletzungspausen wichtiger Stützen Hartberg im März 2011 scheint die Vienna verhindern aber einen Höhenflug. Wieder schon abgestiegen. Da gelingt den Döblingern kommt es zu einem beständigen Wechselbad ein Husarenstück. Sensationell werden Admira der Gefühle und nach fünf Niederlagen in den und die Lustenauer Austria abgeschossen, die letzten fünf Spielen der Herbstsaison steckt die Vienna ist wieder da. Nur um gleich wieder Vienna einmal mehr mitten im Abstiegsstrudel. Negativschlagzeilen zu schreiben: Tatar Dort bleibt sie auch bis zum Schluss, um suspendiert einige Spieler, weil sie gepokert sich in letzter Sekunde am eigenen Schopf hatten. Die Vienna verliert nach 2:0 Führung rauszuziehen. Nach 0:2 Rückstand auswärts gegen Austria Lustenau auswärts noch mit gegen BW Linz treffen Mair und Kerschbaumer 2:3. Ein kurioses Handspiel von Verteidiger zum nicht mehr erhofften Ausgleich und hieven Beciri und hohe Wetteinsätze in Asien sorgen die Vienna dank des um drei Treffer besseren für Diskussionen. Fortan ist jedes Spiel ein Torverhältnisses auf den rettenden 8. Platz. Endspiel. Beciri erzielt auswärts gegen den FC Im Cup zeigt die Vienna ihre dunkle Seite und Lustenau den späten Siegtreffer. Blöderweise fallen gerade in dieser entscheidenden Phase verliert im Stil einer lustlosen Hobbytruppe mit mit Kuru und Lukse beide Tormänner aus. So 0:4 gegen die Austria Amateure. muss die Vienna den Abstiegskampf mit dem 2012/13 kommt es wieder zu kaum bekannten Nachwuchsgoalie Marc Traby einschneidenden Veränderungen. bestreiten. Vienna gewinnt gegen Gratkorn, Manager Kirchschlager verlässt den ehe Tatar Topstürmer Hosiner aus dem Kader Verein. Präsidiumsmitglied Markytan und eliminiert. Vienna verliert in Hartberg 0:2. Ein Sportdirektor Kurt Garger übernehmen 0:0 vor 5.500 Zuschauern gegen Meister Admira seine Agenden. Die Transferperiode bedeutet reicht aber zumindest für die Relegation. Dort wieder einen Umbruch: 15 Spieler verlassen strömen wieder 5.500 auf die Hohe Warte, den Verein, ebenso viele, vorrangig Spieler, um ein 3:0 gegen Parndorf zu erleben. Gerade die woanders nicht mehr unterkommen, noch rechtzeitig pardoniert Tatar Hosiner, der werden geholt. Die Situation scheint selbst mit seiner Einwechslung beim Stand von 0:0 Relegationskünstler Tatar zu überfordern. Nur den Umschwung bringt. Das Rückspiel wird ein Sieg gelingt in den ersten 10 Runden, zwei ebenfalls gewonnen, auch weil Traby in einer haushohe Niederlagen gegen St. Pölten und Austria Lustenau zementieren die Vienna am vielen Niederlagen von Sportdirektor Garger Tabellenende ein. Doch wieder wendet sich das abgelöst zu werden. Garger hat anfangs Blatt. Durch einen glücklichen 1:0 Auswärtssieg durchaus Erfolg, ehe ab Mitte Oktober 2013 gegen BW Linz kommt die Vienna wieder eine Negativserie einsetzt. Niederlagenserien, heran und liegt am Ende der Herbstsaison Zahlungsschwierigkeiten, das Verfehlen von sogar auf dem 8. Platz. Die Vienna spielt eine Lizenzauflagen sorgen für Beklemmung im sensationelle Rückrunde, der hervorragende Döblinger Anhang. Im Cup reicht es immerhin Kapitän Jochen Fallmann und der treffsichere bis zum Achtelfinale, wo bei Bundesligist Markus Pink führen die stets leidenschaftlich Admira in der Südstadt Endstation ist. Zuvor kämpfende Mannschaft zu nie für möglich gibt es Erfolge in Dornbirn und Sollenau. gehaltenen 46 Punkten und Platz 7. Im Cup war Sportdirektor Garger gibt dem Trainer Garger schon früh durch ein 2:3 nach Verlängerung unendlich viel Kredit. Erst im Finish entschließt beim GAK Endstation. er sich zu einem Trainerwechsel und holt Mario Leider gelingt es nicht, die Elf Posch nach Döbling. Doch unter den gegebenen zusammenzuhalten. Mit Trainer Tatar und Bedingungen kann der Steirer keine Wunder Kapitän Fallmann verliert die Vienna wichtige wirken. Die Vienna muss wieder runter, trotz Akteure, auch andere Leistungsträger wie frenetischer Unterstützung der Fans, mit 13 Dober, Pink oder Fucik gehen. Gerhard Minuspunkten wegen Lizenzvergehen und Fellner darf das Kommando übernehmen, einer bis zum Ende kämpfenden Mannschaft. um schon nach drei Runden und ebenso Schöne Zeit. (mix)

Statistik

5 Jahre 1. Liga

179 Spiele (mit Relegation) 48 Siege 34 Unentschieden 97 Niederlagen 204:330 Tore 1.745 Zuschauerschnitt

120 Jahre

F b i r u s l t C V l i l en ba na Foot Football has no Gender

Der First Vienna Football Club 1894 den elften und damit vorletzten Platz. Durch wird dieses Jahr 120 Jahre alt. Vor diesem den Rückzug des DFC LUV Graz und des DFC Hintergrund soll die Überlegung getätigt Heidenreichstein reichte dies trotz sechs Punkten werden, warum die erste Frauensektion der aus 22 Spielen und eines Torverhältnisses von Vienna erst nach knapp 100 Jahren gegründet -101 zum Klassenerhalt. Im darauffolgenden wurde. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Jahr etablierte sich die Vienna aber in der Frauenfußball in Österreich keine Rolle gespielt Bundesliga und erreichte mit 15 Punkten aus hat. So gründete sich 1924 der erste Wiener 16 Spielen den respektablen fünften Platz. Frauenfußball Club Diana. Ausgehend davon Der Höhepunkt wurde in der Saison 1991/92 kam es Mitte der 1930er zum ersten Höhepunkt erreicht, als die Vienna den vierten Platz belegte. des Frauenfußballs. 1936 wurde die erste Auf den Meister aus Linz, Union Kleinmünchen, Meisterschaft ausgetragen, der im Schnitt pro fehlten damals nur sieben Punkte. In der Spiel durchschnittlich 3.000 ZuschauerInnen folgenden Spielzeit stieg die Vienna jedoch aus beiwohnten. Diese Entwicklung widerstrebte der Bundesliga ab und belegte in der nächsten jedoch der Politik des Austrofaschismus, die Saison in der 2. Division Ost den sechsten eine fußballerische Betätigung von Frauen und damit letzten Platz. 1994/95 belegten die ablehnte. Döblingerinnen den zweiten Platz, konnten Mit dem „Anschluss“ 1938 fand die jedoch, da der Meister DFC Obersdorf auf den Weiterentwicklung des österreichischen Aufstieg verzichtete, wieder in die 1. Bundesliga Frauenfußballs ein jähes Ende. Die aufsteigen. 1995/96 kam es in der 1. Bundesliga Unterdrückung des Frauenfußballs während der zu einer Umstellung: Die Meisterschaft wurde NS-Zeit wirkte noch bis in die 1960er nach. Mit nach einem Grunddurchgang nach 14 Spielen der Gründung des ersten Frauenfußballteams in ein oberes und ein unteres Playoff geteilt. der Nachkriegszeit, dem USC Landhaus Wien Im unteren Playoff belegte die Vienna nur den wurde ein Meilenstein gelegt, der in weiterer vorletzten Platz und stieg freiwillig in die 2. Folge zur Gründung mehrerer Frauenteams Division Ost ab. Die nächste Saison sollte die führte. Durch steten Zulauf kam es 1972 zur vorerst letzte sein. Das Team erreichte zwar Gründung der ersten Meisterschaft seit den den dritten Rang, wurde jedoch im Herbst 1930er Jahren. 1982 gliederte der ÖFB die 1997 aus „Kostengründen“ aufgelöst, worauf Frauenliga ein und gründete zwei Spielstufen. Spielerinnen zum FC Hellas Kagran wechselten. Ein paar Jahre sollte es jedoch noch dauern, bis Die Auflösung von Frauenfußballvereinen der erste Bundesligaverein eine Frauensektion aufgrund finanzieller und struktureller gründete. 1989 war es dann mit dem First Probleme war jedoch keine Seltenheit und Vienna Football Club 1894 so weit. nicht nur vom sportlichen Erfolg abhängig. Das Frauenteam der Vienna stieg Die Entwicklung der Frauensektion der sofort nach seiner Gründung in die oberste Vienna ist ein Spiegelbild des österreichischen Spielklasse der Frauenbundesliga ein. Es Frauenfußballs dieser Zeit. Dieser wurde wurde die komplette Mannschaft des seit zunächst ab Beginn der siebziger Jahre 10 Jahren bestehenden Vereins KSV der durchaus positiv bewertet. Die Eingliederung Wiener Berufsschulen mit der Trainerin in den ÖFB hatte jedoch nicht nur Vorteile. Christa Hainzl übernommen. Hainzl war kein Die Fußballerinnen hatten zwar das unbeschriebenes Blatt im österreichischen Ziel erreicht, in den Männerbund ÖFB Frauenfußball. Als erste Frau absolvierte sie aufgenommen zu werden, der Preis hierfür war 1982 die TrainerInnenausbildung in Österreich, jedoch eine Unterwerfung unter männliche gründete den KSV der Wiener Berufsschulen Kontrollinstanzen. Binnen kurzer Zeit erlosch und die Frauensektion des FC Hellas Kagran. der Sensationseffekt und der Frauenfußball In der ersten Spielsaison belegte die Vienna erhielt den Status der untersten Klassen des männlichen Amateursports. Die Öffentlichkeit in die 1. Klasse A, also die vierte Spielklasse, negierte den Frauenfußball, Sportmagazine einstieg. Die Erwartung von Frau Hainzl für die berichteten, wenn überhaupt, dann am Ende erste Saison waren damals vielversprechend: der Saison in einem kurzen Beitrag über das „Wir wollen auf jeden Fall aufsteigen, obwohl jeweilige Meisterinnenteam. unsere Spielerinnen um einiges jünger sind, Auch in der Gegenwart spielt sich schaffen wir es in die Landesliga.“ Dieser Frauenfußball in einem semi-öffentlichen Optimismus wurde bestätigt, als das Team in Raum ab. Bei der Vienna bedeutet dies, einem packenden Saisonfinale drei Runden vor dass der Stadionsprecher zwar die Spiele Schluss erstmals am bis dahin führenden Team der männlichen Amateure regelmäßig des SV Wienerfeld vorbeizog und anschließend angekündigt, Frauenspieltermine jedoch außen das direkte Duell für sich entschied. Ein vor lässt. Die einzige Ausnahme ist hier das anwesender Viennafan beschreibt die zweite „Dörby of Love“ gegen den Wiener Sportklub, Halbzeit nach der 3:0 Pausenführung treffend: was allerdings nicht auf den Leistungen des „Nach der Pause spielte die Vienna cleveren Frauenteams beruht, sondern auf der Rivalität Konterfußball und riss ein ums andere Mal der Männerteams. Die Geringschätzung des die in diesem Spiel schwache Defensive der Frauenfußballs zeigt sich auch darin, dass das Wienerfelderinnen mit langen Bällen in die Frauenteam nicht im Stadion spielt, sondern Spitze auf. Nachdem sich Wienerfeld beim Stand die Heimspiele am Kunstrasenplatz nebenan von 0:6 nochmals aufbäumte und sich gegen austrägt. das Debakel stemmte, kam es schlussendlich Dabei ist die 2011 neu gegründete zu dem verdienten 2:8 Auswärtssieg durch ein Sektion sportlich sehr erfolgreich. Der Andrang sehr starkes Vienna-Kollektiv.“ war nach deren Gründung sehr groß, und so In der abgelaufenen Saison etablierte sich gelang es innerhalb eines Jahres vier Teams die Vienna souverän im Mittelfeld der Wiener aufzubauen. Neben U11, U13 und U15 gab es Landesliga und erreichte mit 26 Punkten aus 18 auch ein Frauenteam, das in der Saison 2012/13 Spielen den sechsten Platz. Ein Highlight war

A.E. das hart erkämpfte 2:2 gegen den die Tabelle Nachwuchszentrum befindet sich in St. Pölten, überlegen anführenden Wiener Sportklub. Des was für andere Bundesländer oft das Problem Weiteren gab es in dieser Saison auch erstmals mit sich bringt, dass Spielerinnen mit Potential ein B-Team, das in die 1. Klasse A einstieg und die Stadt verlassen, um letztlich dann beim im dort den siebten Platz belegte. Ein weiterer österreichischen Frauenfußball dominierenden Erfolg ist der zweite Platz von Nurgüzel Keles SV Neulengbach zu landen. Wichtig für die in der Torschützenliste der A-LIGA U12/2, wo Entwicklung des Frauenfußballs ist auch die sie in 24 Spielen insgesamt 35 Tore erziehlte. Rolle der Fans. Diese versuchen beispielsweise Derzeit plant Christa Hainzl ein bei der Vienna durch Aufrufe, Sticker und Nachwuchszentrum für Mädchen in Support bei den Spielen Aufmerksamkeit auf Wien aufzubauen. Mit dieser Entwicklung die Frauensektion zu lenken. wäre die Vienna richtungsweisend in der Im diesem Sinne: „Football has no Bundeshauptstadt. Das bis dato einzige Gender!“ (Jana Reiterer/Ines Schnell)

Wall of fame

6x Österreichischer Meister: 1931, 1933, 19421, 19431, 19441, 1955 3x Österreichischer Cupsieger: 1929, 1930, 1937 1x Deutscher Pokalsieger (Tschammer-Pokalsieger2): 1943 2x Challenge Cup-sieger: 1899, 1900 1x Mitropapokal-Sieger: 1931 1x Alpenpokal3-Sieger: 1941 1X Befreiungs-Pokalsieger: 1945 2x Intertoto-Cupsieger: 1988, 1990 1x Wiener Stadthallenturnier-Sieger: 2009 6x Österreichischer Vizemeister: 1924, 1926, 1932, 1936, 1957, 1961 6x Österreichischer Cupfinalist: 1925, 1926, 1936, 1946, 1961, 1997 1x Deutscher Vizemeister: 1942 2x Teilnahme am UEFA-Cup: 1988/1989, 1989/1990

120 Jahre

F b i r u s l t C V l i l en ba na Foot 1Gauklassensieger Ostmark/Donau-Alpenland, wird offiziell als österreichischer Meister- titel gezählt. 2In nationalsozialistischer Zeit benannt nach Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten. 3Wettbewerb ausgespielt in nationalsozialistischer Zeit zwischen Vereinen der Sport- bereichsklasse Bayern und Ostmark/Donau-Alpenland. Vienna (Supporters) Family Fankultur à la Döbling … von „Kleinen Pommes“ zum Dachverband

Als ältester Fußballverein Österreichs Zu den Motivdimensionen der hat unsere Vienna neben ihrer langjährigen Viennafans hat sich der Autor dieser Zeilen im Geschichte und Tradition vor allem eine Rahmen seiner soziologischen Abschlussarbeit lebendige und bunte Fankultur anzubieten. („Blau-gelb ist mein Herz – ich sterb in Döbling“) Viennafans gibt es vermutlich bereits seit 1894. den Kopf zerbrochen und kam dabei zu keiner Blickt man ins Archiv, wird man bald erkennen, eindeutigen Antwort auf die Frage, warum dass zu den Spielen der Nationalmannschaft mensch sich das antut :-) Zusammenfassend wesentlich mehr Zuschauer auf die Hohe Warte kann aber festgehalten werden, dass neben der strömten als zu jenen der Vienna. Trotz alledem emotionalen Verbundenheit und Identifikation gab es über die Jahrzehnte hinweg immer ein mit dem Verein sowie dem Spannungsmoment treues Stammpublikum und sicher auch die während der Spiele im Stadion, vor allem einen oder anderen Schlachtenbummler, auch das soziale Ereignis des Stadionbesuchs welche die Vienna auch zu den Auswärtsspielen im Mittelpunkt der Motivationslagen steht. begleiteten. Das gemeinsame Mitfiebern und lautstarke Anfeuern, vor allem innerhalb des Fanblocks, Die Geschichte einer „Fankultur“ aber auch die Diskussionen vor und nach dem im Sinne eines organisierten Supports Spiel sind mindestens genauso wichtig wie das auf der Hohen Warte beginnt wohl Ende Spiel selbst. Und wer über die Jahre hinweg der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, regelmäßig auf die Hohe Warte pilgert bzw. wo sich auf fankulturellem Brachland die nach den Spielen den Weg ins Tennisstüberl so genannten „Kleinen Pommes“ zu den findet, wird sein Platzerl innerhalb der „Döblinger Kojoten“ formierten (damals „Vienna Family“ finden. Frei nach Mix: „Des noch auf der Arenaseite) und „Weirdoz“, „Old is wos Spirituelles - des kann ma net erklären Firm“, „Yellow Submarines“ sowie andere - des muaß ma afoch tuan.“ Einblicke in die kleinere Fangruppen mit mehr oder weniger leidgeprüfte blau-gelbe Fanseele erlaubt der organisiertem Support den Grundstein für die 2006 von Fans produzierte Dokumentarfilm über die Jahre gewachsene lebendige Fankultur „Es geht sich immer nicht aus“, welchen ich legten. Dabei orientierte man sich stark am allen LeserInnen, denen dieser Film nicht britischen Stil des Supports, was sich auch im bekannt ist, dringend empfehlen möchte! dargebotenen Liedgut manifestierte. Trotz der Im Laufe der Ostligajahre gesellten losen Organisationsstruktur wurden bald auch sich wider Erwarten immer wieder neue gemeinsame Auswärtsfahrten und Fanturniere AnhängerInnen zu den altgedienten Fans veranstaltet, sowie Fanartikel und Fanzines hinzu. Das sieht man auch bei den Heimspielen produziert und so fanden in den 90erJahren – der Fanblock im Stadion Hohe Warte ist über weitere Fans den Weg in den Fanblock. die Jahre hinweg deutlich gewachsen, neue Der gemeinsame Nenner der blau-gelben SupporterInnen und Fangruppen bereicherten Fankultur liegt sicher im positiven Support der die blau-gelbe Fangemeinde. Allen voran Mannschaft und dem respektvollen Umgang die „Vienna Wanderers“, die dem Fanblock mit gegnerischen Fans und Spielern. Auch neues Leben (Choreographien, neues Liedgut, der sportliche Niedergang in die Untiefen der Fanzines etc.) eingehaucht haben, aber auch Regionalliga 2001 hielt die Fans nicht davon andere Gruppen wie „Antifa Döbling“, „Parti- ab, Freitagabend ihre Vienna im Stadion zan Rothschild“ oder die „Plüschponybande“ Hohe Warte bzw. auf diversen Sportplätzen sind heute neben den älteren Fanklubs aktiver Ostösterreichs stimmkräftig anzufeuern. Bestandteil der Döblinger Fankulturlandschaft. Vienna Archiv

Erfreulicherweise erhöhte sich in diesem aus der Taufe zu heben. Er steht als zentrale Wachstumsprozess auch der Anteil an Anlaufstelle allen SympathisantInnen des weiblichen Viennafans stetig. Die Fankultur im First Vienna Football Club 1894 offen. Ziel Stadion Hohe Warte zeichnet sich nach wie vor der Initiative war es die Vienna-Family näher insbesondere durch seine große Heterogenität zusammenzubringen und das kreative Potenzial aus, das macht sie auch so reizvoll. Bei aller im Fanblock zu bündeln, um unsere Mannschaft Verschiedenheit der SupporterInnen aus bestmöglich unterstützen und das Vereinsleben unterschiedlichsten Milieus steht die „Vienna- aktiver mitgestalten zu können. In der Family“ für den Grundkonsens: Blau-Gelb Vergangenheit unterstützten Fans den Verein supporten, homophobe, rassistische, sexistische bei Infrastrukturverbesserungen im Stadion bzw. herabwürdigende Äußerungen/ Hohe Warte sowie im Nachwuchszentrum Anfeindungen unterlassen, auf gewalttätige in der Spielmanngasse und produzierten Auseinandersetzungen verzichten! Das auf eigene Kosten Fanzines bzw. Plakate, die zeigen wir auch durch regelmäßige Aktionen dazu beigetragen haben, Interessierte für die (Choreos, Fanartikel, Fanzines, Banner, Sticker Heimspiele zu mobilisieren. Außerdem gab es etc.) inner- und außerhalb des Stadions. Neben mehrere Aktionen im Fanblock, unter anderem einer Repolitisierung (Aktionen u.a. gegen die große Choreographie zum 120-jährigen Homophobie, Rassismus, Repression (§ 278a) Vereinsjubiläum (inklusive legendärer und Abschiebungen (FC Sans Papiers) war vor „Treppenfeierlichkeiten“ mit der Mannschaft) allem die Selbstorganisation der Fankurve ein im vorläufig letzten Bundesligaspiel gegen den wichtiger Schritt. TSV Hartberg. Im Zuge der sportlich und wirtschaftlich Vor allem die Informations-, schwierigen Situation des Vereins in der Kommunikations- und Partizipationspolitik Frühjahrssaison 2014 gelang es einem seitens der Vereinsführung gegenüber den motivierten Team aus AnhängerInnen ver- Mitgliedern und Fans war in den letzten schiedener Fanclubs den Fan-Dachverband der Jahren mangelhaft. Auf der diesjährigen „First Vienna Football Club 1894 Supporters“ Generalversammlung des First Vienna Vienna Archiv A.E.

Football Club 1894 konnten die Mitglieder (regelmäßiger Dialog von Fans/Mitgliedern, dieses Ungleichgewicht deutlich spüren. Auch GeschäftsstellenmitarbeiterInnen und Vienna- wenn einige unserer Anträge (Einsicht der Präsidium) bzw. einer „Vienna Fancharta“ IG und Gastronomie-Verträge, detaillierte (welche die Rechte und Pflichten umschreibt Protokollführung über die GV, Sicherung des bzw. Aufgabenbereiche absteckt und Ziele historischen Archivmaterials) angenommen formuliert) ausgearbeitet. Ende Juli installierte wurden, war insbesondere die ablehnende das Vienna-Präsidium auf Initiative des Haltung seitens des Präsidiums zur Einrichtung Dachverbands einen 5köpfigen Fanbeirat, der eines verpflichtenden Fanbeirats bzw.sich nun regelmäßig zu runden Tischen mit zur Aufnahme eines Fanvertreters in den dem Präsidium treffen und alle fanrelevanten Aufsichtsrat der Vienna enttäuschend. Themen ansprechen wird. Im Rahmen eines Der Verein verweist zwar auf seiner ersten Treffens wurden bereits verbindliche Homepage immer wieder auf den hohen Vereinbarungen betreffend eines neuen Stellenwert der Fans innerhalb des Vereins, sah Fancontainers im Stadion (zur Lagerung sie bisher aber bestenfalls als folkloristisches von Choreomaterial) und der Sicherung des Stimmungselement innerhalb des Stadions, Vienna-Archivs getroffen. Wir sehen diese das für Marketing-Agenden nutzbar ist, jedoch Entwicklungen als ersten wichtigen Schritt zu nicht als Partner auf Augenhöhe. Wir Fans einem strukturierten Dialog zwischen Fans wollen aktiv am Vereinsleben teilhaben und und Vereinsführung. nach unseren besten Möglichkeiten den Verein Der Fan-Dachverband der Vienna unterstützen. Wir erwarten aber im Gegenzug Supporters konnte in seinem kurzem Bestehen eine Verbesserung der Fan-Infrastruktur und bereits über 100 Mitglieder gewinnen und vor allem transparentere und demokratischere möchte noch mehr blau-gelbe Fans an Bord Strukturen innerhalb des Vereins, um so holen. Gerade jetzt ist es wichtig, das gewachsene aktiv an Entscheidungsprozessen teilhaben Fanpotenzial zu halten, um nicht noch weiter zu können. Eine Supporters-Arbeitsgruppe in die fußballerische Bedeutungslosigkeit hat bereits Konzepte zu „Runden Tischen“ abzusteigen. Auch wenn die Ostliga für manchen Fan einige Vorteile bieten mag Diese Neuaufstellung des Vereins kann aber (kurze Auswärtsfahrten, abwechslungsreiche nur gemeinsam mit der Hilfe aller Beteiligten Kantinen, weniger Kommerzialisierung, gelingen. Gegenseitiger Respekt und eine weniger Disziplinierung und Kontrolle, mehr transparente Informationspolitik seitens der Freiräume etc.), muss das mittelfristige Ziel der Vereinsverantwortlichen seinen Mitgliedern, Wiederaufstieg sein. Sponsoren und vor allem auch seinen Am 22. August 2014 feiert die Vienna Fans gegenüber sind dabei unabdingbar. als ältester österreichischer Fußballverein ihr Abschließend möchte ich allen Fans der Blau- 120-jähriges Bestehen. Trotz des abermaligen Gelben folgende Zeilen des Vienna Urgesteins Abstiegs in die dritte Leistungsklasse wünschen Curt Reinisch ans Herz legen: wir Fans uns vor allem eins: dass die Vienna „In guten Zeiten kann man leicht weiterhin in der altehrwürdigen Naturarena ein Viennafan sein, aber in schlechten auf der Hohen Warte seine Heimspiele muss man beweisen blau-gelb zu sein. Man austragen kann und der Verein langfristig muss dem Verein einfach die Treue halten!“ wirtschaftlich auf solide Beine gestellt wird. (Daniel Hinteregger)

Zukunft Hohe Warte - Quo Vadis Vienna

Nostalgie und Romantik sind zwei „wirtschaftlich gesunder Verein“ war. Ob man Begriffe, die im Grunde ein und dieselbe ihn vor Amtsantritt von Dvoracek und Bodizs Selbstschutz-Reaktion des Gehirnes tatsächlich als solchen bezeichnen durfte, ist für beschreiben; nämlich jene, die dafür sorgt, dass ein „kleines“ Vienna-Mitglied wohl eine nicht a) früher scheinbar alles besser war und b) im zu beantwortende Frage. Schlagwörter wie Nachhinein alle Negativa langsam verblassen. „Alijew“, „Kasachischer Fußballverband“ oder Diese Nostalgie tritt bekanntlich umso „Arena-Bebauung“ kann man deshalb auch schneller ein, je furchtbarer die Gegenwart getrost ad acta legen. Die Selbstdarstellung der ist. Und so darf sich etwa die Ex-Vienna- aktuellen Führung als gutgläubige Opfer der ihr Führung aus den Kreisen der IG/Marx Media/ untergejubelten Hypotheken jedoch ebenfalls. Nationalbank-Riege bei den Nachfolgern Wichtig ist aber, die letzten zehn Jahre als dafür bedanken, dass zwar die Verfehlungen Kontinuum zu sehen, das mit den IG Verträgen der ersten Regionalliga-Epoche mittlerweile begonnen hat und die man getrost als „Ära allseits bekannt sind, die meisten Fan-Gehirne der Interessenkonflikte“ bezeichnen darf. War aber dennoch den vagen Eindruck bewahren, die Vienna früher ein wirtschaftlich raufender dass damals noch alles etwas besser war als Verein, so war sie dennoch ein Club, der von im Heute-für-Morgen-Überlebenskampf der Idealisten – aber auch Selbstdarstellern – am letzten Jahre. Leben erhalten wurde. Diese gingen vielleicht So falsch liegt man mit dieser Ansicht nicht immer geschickt zu Werke. Man konnte vordergründig auch gar nicht: Anno 2009 war ihnen aber nie den Vorwurf machen, größere die Vienna, nach Jahren des Taumelns, wieder materielle Interessen zu verfolgen. Woran ein Verein mit Perspektiven, einem leidlich was all diese Vorzeit-Funktionäre lange nicht intakten Stadion und einer in vielen Bereichen dachten, war jenes Kapital der Vienna, das mit hochprofessionell agierenden Mitarbeiterschaft. dem Geschehen auf dem grünen Rasen und der Wenn wir es inzwischen nicht besser wüssten Tribüne eigentlich gar nichts zu tun hatte: Ein (oder besser: vermuten müssten), könnte Riesen-Areal in bester Immobilien-Lage. Ohne man sich sogar daran erfreuen, dass die dieses Kapital wäre die Vienna wahrscheinlich Vienna ein von der Bundesliga hofierter um 2003 schon verschwunden. Viele andere Traditionsvereine, die verschwunden sind, dazu, da man den damaligen Funktionären hatten bestimmt nicht weniger Gönner oder trotz des Interessenkonflikts ja nicht völlige Fans. Sie hatten aber keine Hohe Warte. Gleichgültigkeit gegenüber den sportlichen Man musste damals als Blau-Gelbe(r) Interessen der Vienna vorwerfen konnte. die Riege um Wala mit offenen Armen Es ging damals einiges auch in die richtige willkommen heißen. Auch die Stadt Wien Richtung, wenngleich alle oben beschriebenen sah das so. Der Immobilien-Deal war damals Begleitumstände wohl nicht als ideal zu zu einleuchtend, um ihn abzulehnen. Die bezeichnen waren und für die Vienna durchaus Aufgabe der alten Parkplätze war letztlich die vieles, jedoch eines sicher nicht herausgeholt Rettung des Vereins. Was da seitens der Vienna wurde, nämlich das realistische Optimum. akzeptiert wurde, war aber ein grundlegender Dafür waren die handelnden Funktionäre Paradigmenwechsel. Statt Funktionären, die immer zu sehr „Diener zweier Herren“, dafür als solche nur der Vienna verpflichtet waren, haben sie immer zu sehr in zwei Richtungen gab es nun Vereinsvertreter, die gleichzeitig die kalkuliert. Interessen von Leuten vertraten, die eigentlich Dvoracek führte diese Epoche der auf Kosten der Vienna Profit aus deren Interessenkonflikte nach dem Aufstieg Liegenschaften schlagen wollten. In der Politik zunächst auf mildere Art fort (Stichwort: nennt man so etwas eine Unvereinbarkeit. Im Sohn im Profi-Kader). Die Anerkennung Falle der Vienna war es „die Krot“, die man seines Mäzenatentums für den Verein schien schlucken musste. Nun sind die Verträge mit ihm genug des persönlichen Profits. Private der IG Immobilien und auch der berühmte wirtschaftliche und persönliche Verquickungen Kantinen-Pachtvertrag mittlerweile allen kann man jedoch nie ganz ausschließen, so gab interessierten Mitgliedern bekannt. Man das lange Festhalten an Bodizs (der ja noch aus erahnt bei der Lektüre, dass die IG damals ein der sonst von ihm geschmähten, erweiterten sehr gutes, die Vienna nur ein suboptimales IG/Marx-Fraktion stammte) große Rätsel auf. Geschäft eingegangen ist. Dennoch musste man Das Gedeihen der Vienna war und ist ihm aber damals eben diesen sprichwörtlichen Spatz in (wie auch Wala & Co) nicht gleichgültig. Fakt ist der Hand nehmen statt von der Taube am Dach jedoch leider, dass er in den letzten fünf Jahren zu träumen. Dieser Pragmatismus scheint auch eine schleichende De-Professionalisierung des heute noch als partiell gerechtfertigt, noch Vereins in Gang gesetzt hat. Sponsoren wurden

Vienna Archiv vernachlässigt. Der Klub verlor engagierte eingeschlagen wurde, musste fast zwangsläufig und talentierte Mitarbeiter. Die Gremien dazu führen, dass die Vienna ihr Überleben und Strukturen des Vereins waren bzw. sind und auch das Recht, auf ihrem seit bald 90 größtenteils dysfunktional. Das öffentliche Jahren bespielten Sportplatz zu bleiben, damit Bild der Vienna ist durch viele kleine und bezahlen musste, auch den Interessen jener zu große Peinlichkeiten verheerend. Es würde den dienen, die ein Auge auf die Filetstücke ihres Rahmen sprengen, hier sämtliche Malaisen objektiv größten Assets warfen und werfen – aufzuzählen. nämlich die Grundstücke in Wien XIX und Die Zahl der in den letzten Jahren XX. Man muss realistisch sein: Wenn uns strategisch ins Präsidium geholten und meist einer von Dvoraceks Immobilien-Deals von schnell wieder verabschiedeten Mitglieder Schulden und jahrelangem Missmanagement ist jedenfalls bald zweistellig. Die erhofften befreit und wir das langfristige Recht behalten, Effekte blieben meist aus. „Empowerment“ unsere intakten Sportanlagen weiter zu nutzen, von Funktionären neben Dvoracek und Bodizs sollte man einer solchen Aktion keinen Riegel hat schlicht nie stattgefunden. Engagierte vorschieben. Vermutlich könnte man dies als Ideenbringer suchten stets bald wieder das „kleines“ Mitglied auch gar nicht. Die realen Weite. Die zuletzt vorgenommene, finanziell (Un-) Möglichkeiten der Mitbestimmung hat offenbar dringend notwendige Hereinnahme die letzte Generalversammlung ja deutlich eines Vienna-Sympathisanten mit Kapital aufgezeigt. führte binnen kurzer Zeit bereits zu ersten Zum Berichtszeitpunkt (noch vor der Unstimmigkeiten. Eine andere Personalie ist angekündigten außerordentlichen GV und jedoch noch interessanter: jene von Wolfgang dem Konzept „Vienna Neu“) hat der Autor Poppe. Dieser ist nämlich als Vertreter einer dieser Zeilen, ehrlich gesagt, keine Ahnung, Zivilingenieurs-Firma, welche die Verwertung ob es mehr Wunsch oder letzter Strohhalm weiterer Vienna-Gründe anstrebt, wieder ist. Aber wenn es gelingt, einen Re-Start mit ein klassischer „Interessenskonfliktler“ in einer „schwarzen Null“ zu ermöglichen, kann hoher Vienna-Funktion. Dvoracek selbst sieht die Vienna aus der Ära der Unvereinbarkeiten den Ausweg aus der aktuellen Situation seit in eine neue, bessere Zukunft starten und geraumer Zeit eben nur mehr darin, noch mehr endlich auch ihr Nicht-Immobilien-Potenzial vom Immobilienkapital des Vereins zu Geld zu nutzen. Dieses sitzt zu einem geringen Teil machen, sei es nun durch ein SPA, eine Schule bereits in den Vereinsgremien, steht definitiv oder einen Schnellimbiss. Dazu braucht er auf der Tribüne und findet sich nach wie vor Leute wie Poppe. Aber sollte die Vienna nicht in der, trotz allem, anhaltend wohlwollenden mit ihm verhandeln statt von ihm vertreten öffentlichen Wahrnehmung des Clubs. zu werden? Eine formale Unvereinbarkeit ist Vielleicht ist eine solche Zukunft ja nur kaum zu bestreiten. möglich, wenn die Vienna nichts mehr hat, was Der Präsident macht jedenfalls keinen weitere Begehrlichkeiten von Investoren und Hehl daraus, dass so ein Immobilien-Deal für „Vermittlern“ weckt. Dann müsste hoffentlich die Vienna überlebensnotwendig ist. Wer da auch keiner mehr mit Nostalgie auf diese aller seine Bilanz ausgeglichen gestalten kann, letzten zehn Jahre zurückblicken (wäre auch sieht der Autor dieser Zeilen als nachrangig zu absurd!) und es gäbe weiterhin gesicherten an, solange die Vienna ihren Schuldenrucksack Fußball auf unserem alten Acker auf dem und die kreisenden Aasgeier los wird. Der Weg, Hügel, den die Vienna seit 1894 nicht verlassen der vor über zehn Jahren mit dem IG-Deal hat. Dann wäre schon viel erreicht. (s)

Anmerkung: Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns noch die Meldung, dass Präsident Ing. Herbert Dvo- racek aus beruflichen und zeitlichen Gründen sein Amt ruhend gelegt hat und den bisher- igen Finanzreferenten Richard Kristek zum geschäftsführenden Vizepräsidenten ernannt hat. Dieser wird die Geschäfte bis zur nächsten Generalversammlung führen. Es bleiben also viele Fragen offen und es dürfte eine interessante Generalversammlung vor der Tür stehen. Impressum: First Vienna Football Club 1894 Supporters (ZVR: 006826795) Redaktion: Daniel Hinteregger, Alexander Juraske Design und Layout: Benjamin Lesacher, Slaven Macic, Jana Reiterer, Ines Schnell AutorInnen: Rupert Böhler, Stefan Gron, Daniel Hinteregger, Alexander Juraske, Benjamin Lesacher, Jana Reiterer, Ines Schnell, Stefan Vouk, MIX, s LEKtorinnen: Pyrx, Renate, Susanne B. Coverfotos: A.E. Die Artikel spiegeln nicht notwendigerweise die Redaktionsmeinung wider.