Freudentränen Im Akkord Krisen Ohne VW Wäre Der Vfl Wolfsburg Nichts
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Wolfsburger Stürmer Gomez (r.) T R O P S O G A M I / R E T D E O R H C S N A I T S I R H C Freudentränen im Akkord Krisen Ohne VW wäre der VfL Wolfsburg nichts. In Zeiten der Abgasaffäre könnte die Fußballabteilung etwas zurückgeben und für Ablenkung sorgen. Doch die Profis hat das Stimmungstief mitgerissen, sie spielen so schlecht wie selten zuvor. A P D / E T L U H C S N E T A R T S Volkswagen-Arena in Wolfsburg N A I L U J 96 DER SPIEGEL /. / -+,0 Sport m Waldrand des Dorfs Schulenberg in der Branche einen passablen Namen, nen. Der VfL hat seinen Jahresgewinn, zu - im Oberharz blickt Bernd Osterloh stand aber nur in Havelse und Paderborn letzt waren es fast 80 Millionen Euro, ver - Aam späten Montagnachmittag mit an der Linie und wurde zuletzt in Schalke tragsgemäß an das Mutterunternehmen ab - gespielter Beiläufigkeit auf sein Smart - entlassen. zuführen, wie andere VW-Töchter auch. phone. Der Chef des Konzernbetriebsrats Beim VfL Wolfsburg wird schließlich Also fast genau die Summe, die VW pro bei VW leitet an diesem Tag im Bildungs - groß gedacht , seit VW das Fußballunter - Jahr in die Kickerbeine investiert. zentrum der Volkswagen AG eine Klau - nehmen kontrolliert – und meistens inter - Allofs hatte als Manager beim Nischen - surtagung. Die Tagungsstätte hat die An - national. Als neue Trainer werden der Por - verein Werder Bremen ein Talent dafür mutung einer Jugendherberge. Es geht um tugiese André Villas-Boas und der Italiener entwickelt , Stars mit Steigerungspotenzial den sogenannten Zukunftspakt bei Volks - Roberto Mancini gehandelt. Der französi - anzulocken – meistens mit dem Verspre - wagen, im Prinzip um sozial verträglichen sche Interimscoach Valérien Ismaël, den chen, dass sie bei entsprechendem Ange - Stellenabbau. Allofs einst als Spieler nach Bremen und bot noch vor Vertragsende zu größeren Osterloh, 60, hat eine App des „Kicker“ später als Juniorentrainer nach Wolfsburg Klubs weiterziehen dürften. Er verkaufte mit den Fußballnachrichten des Fachblatts holte, wird einstweilen nur an einem Kri - den Spielern Bremen als Sprungbrett. auf seinem Telefon. Er weiß, was bald kom - terium gemessen: ob er das Format haben In Wolfsburg hielt er es genauso, zum men wird. Da steht es schon: Dieter He - könnte, den Bundesligisten wieder in den Beispiel bei De Bruyne, der vorzeitig zu cking als Trainer des VfL Wolfsburg ent - internationalen Wettbewerb zu führen. Manchester City wechseln durfte. Dessen lassen . Ohne Erfolg und dauerhafte europäische Nachfolger Julian Draxler interpretierte Osterloh ist eine stattliche Erscheinung Präsenz ergibt das ganze VW-Investment dieses Prinzip so, dass auch er nach nur ei - mit großem Kopf und dem lässigen Strick - in den Fußball keinen Sinn. nem Jahr die Freigabe erhalten müsste . jackenstil eines Mannes von der Basis. Er Der Klub soll ein Standortmarketing Das war im Sommer, als der VfL die Qua - tut nicht so, als bewegte ihn die Eilnach - sein, die Belegschaft stolz machen und in - lifikation für europäische Spiele verpasst richt. Er ist selbst Mitglied in dem Gremi - ternational ein gutes Bild abgeben. Knapp hatte. Eine Saison ohne europäische Auf - um, das gemeinsam mit dem Klubmanager 90 Millionen Euro jährlich ist VW das tritte ist für Nationalspieler wie ihn ein Klaus Allofs die Entscheidung in der Trai - wert. Eine Kommission des europäischen Karriereknick. nerfrage getroffen hat – im Präsidium des Verbands hatte wissen wollen, ob das Draxler hatte gar kein konkretes An - Aufsichtsrats der Wolfsburger Fußball Sponsoring gegen Regeln des Financial gebot, er wollte seinen Anspruch aber GmbH. VW-Vorstand Francisco Javier Gar - Fair Play verstößt. Tut es nicht, meinte öffentlich klargestellt wissen – auch um cia Sanz ist da der Chef. die Uefa, die Aufwendungen seien ange - potenzielle Interessenten aufmerksam zu Kurz nach 18 Uhr klingelt das Handy. sichts des Werbewerts gerechtfertigt. machen. Der renommierteste Spieler un - „Hallo, Herr Garcia“, sagt Osterloh und Aber trotz dieser 90 Millionen kommt ternimmt einen Ausreißversuch? Nicht gut verlässt den Besprechungsraum, in dem diese VW-Abteilung seit einem Jahr nicht fürs Selbstwertgefühl der Leute. Draxler ein paar Thermoskannen und weiße Tas - mehr in die Gänge. Vielleicht liegt es an hatte seinem Vorstoß eine Schmähbemer - sen mit der Aufschrift „Tchibo“ stehen. zu großem Denken. „Hier gibt’s Wunder kung im SPIEGEL vorausgeschickt: Das Es soll keiner mithören, auch nicht der am Fließband, Freudentränen im Akkord“, Beste an Wolfsburg sei die kurze Bahn - SPIEGEL . heißt es in der Vereinshymne. „Man hat fahrt nach Berlin. Es läuft nicht rund in der Gegenwart, im Stadion das Gefühl, man will nie wie - In jenen Wochen zu Saisonbeginn sah weder am Band noch am Ball. Allem An - der fort.“ So singen es die Fans vor Spiel - es angesichts einiger Spielerabgänge nach schein nach hat VW das Heft des Han - beginn. Am Ende riefen sie zuletzt: „Wir einer Art Massenflucht aus Wolfsburg aus; delns bei der kriselnden Fußballabteilung ham die Schnauze voll.“ Allofs blieb stur, er musste es wohl. VW- übernommen. Dabei könnten die Fußbal - Nur ein Saisonsieg, ein einziges Tor in Vorstand Garcia mischte sich ein, er rief ler gerade jetzt, in einer der größten Kri - vier Heimspielen. Das ist die traurige Zwi - Draxler zur Räson. sen des Autokonzerns, für Ablenkung sor - schenbilanz, die zu Heckings Abschied „Gute Leute bleiben, wenn man erfolg - gen. Stattdessen muss sich die Firmenfüh - führte. Keine Spielidee ist zu erkennen, reich ist“, so sieht das der Betriebsratsboss rung um den Absturz der Fußballtochter kein geordneter Aufbau, kein Tempo. Osterloh draußen im Harz, die Dämme - kümmern. Osterloh gehört zu denen, die bereits in rung schluckt allmählich den Tannenwald. Dem sonst quasi allein regierenden Al - der vergangenen Saison intern für einen Der VfL müsse in der Bundesliga jede Sai - lofs kann dieser Beistand aus menschli - Trainerwechsel plädierten, da war sein Fa - son unter die ersten sechs kommen, das chen Gründen recht sein. Er war beim vorit Lucien Favre noch auf dem Markt. sei vom Potenzial der Mannschaft geboten. Rauswurf Heckings, mit dem er sich vor Andere waren für einen Schnitt vor Sai - Sonst sei dieses Engagement in der VW- anderthalb Jahren noch als DFB-Pokalsie - sonbeginn, doch Allofs hielt zu dem Mann, Belegschaft nicht zu rechtfertigen. ger feiern ließ, offensichtlich nicht die trei - der seit dreieinhalb Jahren immer neue Mit Beginn der Abgasaffäre ist auch der bende Kraft. Allofs hält Trainerwechsel Mannschaften um die neuen Stars herum Fußball am Mittellandkanal in die Krise für einen „Mangel an anderen Ideen“. bastelte, die er ihm zur Verfügung stellte. geraten. Ende August 2015 kam heraus, Schon am Sonntagabend, beim 0:1 in Vielleicht fehlt daher die Kontinuität. Die dass VW-Ingenieure die kalifornische Um - der hauseigenen Arena gegen Aufsteiger Fluktuation ist groß, die Mannschaft weltbehörde mit einer Betrugssoftware in RB Leipzig, hatten auf der VIP-Ebene, wo kommt nicht zur Ruhe. Dieselfahrzeugen hinters Licht geführt hat - es Steinbeißer, Kalbsbraten und „VW-Mini- Osterloh lobt Allofs für sein Manage - ten. Vorstandschef Martin Winterkorn, ein Currywurst“ zum drögen Spiel gab, die ment, betriebswirtschaftlich sei das gelun - Fußballfan, musste zurücktreten. Nach pas - Fußballaufsichtsräte über neue Trainerna - gen. Der Belgier Kevin De Bruyne hatte sablem Saisonbeginn kam auch Heckings men debattiert – da saß Hecking noch auf 22 Millionen Euro Ablöse gekostet und ging Team ins Schleudern. Ein paar überzeu - der Bank. Garcia, Osterloh, VW-Aufsichts - nach anderthalb Jahren für fast 80 Mil - gende Auftritte in der Champions League ratschef Hans Dieter Pötsch und Hans- lionen. Die Spieler Perišić, Klose, Schürrle, lenkten noch von der spielerischen Stagna - Gerd Bode, Leiter der Konzernkommuni - Kruse, Koo: für insgesamt 60 Millionen ge - tion ab. kation, unterhielten sich in der Loge. Der kauft, für mehr als 70 Millionen verkauft. Gibt es da einen Zusammenhang? Klaus Tenor war klar: Einer wie André Breiten - Aber solcher Profit ist nicht das Ziel ei - Allofs, 59, hat in knapp vier Jahren etwas reiter wäre nicht gut genug. Der hat zwar nes Fußballklubs mit sportlichen Ambitio - über Wolfsburg gelernt. „Geht es VW gut, DER SPIEGEL /. / -+,0 97 Sport geht es den Menschen hier gut“, sagt er. Allerdings machte Neuzugang Gomez Wolfsburgs Aufsichtsrat untersuchte ge - „Und die Menschen bestimmen unsere auch deutlich, dass er nur dann mehr als nau einen Fall. Dabei ging es um den frü - Stimmung, das Umfeld des Klubs.“ Die ein Jahr bleiben wolle, wenn nächste Saison heren Stuttgarter Profi Filip Kostić. Dessen Stimmung in der Stadt habe sich von ei - wieder international gespielt werde. Damals, Berater Sedat Duraki behauptete, er habe nem auf den anderen Tag verändert, als Anfang September, konnte Allofs noch kühl ein Transfergeschäft mit dem VfL platzen der Skandal um die Schummelsoftware öf - kontern: Mario werde ewig bleiben, weil lassen, er arbeite „nur mit seriösen Klubs fentlich wurde. Schnell stand die Frage im der VfL seine Ziele erreichen werde. zusammen“. Kostić ging zum Hamburger Raum, ob sich VW einen Fußballklub fi - Aus der Perspektive von Platz 14 sieht SV. Die interne VW-Recherche ergab: nanziell noch würde leisten können. das nun anders aus. Gomez hat noch kein Nicht Petralito, sondern Duraki habe sich Das Viertelfinale der Champions League Tor geschossen, und werden heißt jetzt unbotmäßig ins Geschäft gemischt. gegen Real Madrid, eigentlich ein sport - wollen. „Wir wollen zurück in den