„100 Jahre Berninabahn“

VERKEHRSFREUNDE STUTTGART E.V.

Die Landkarte Die Streckenführung der Berninabahn in Graubünden Auszug aus dem Schweizer Bahnatlas von Schweers+Wall, Ausgabe 2004

Bild SO-1 Das Fototeam der Verkehrsfreunde Stuttgart e.V. Wir sind eine Fotografengruppe innerhalb der Verkehrsfreunde Stuttgart e.V. und organisieren einmal pro Jahr eine private Fototour zu einer meist Schweizer Bahnregion, um Planzüge in ihrer natürlichen Umgebung zu fotografieren. Das können moderne und neueste Garnituren sein, aber gerne haben wir auch altes historisches Material aller Traktionsarten vor den Objektiven. Es sollte nur auf der jeweiligen Strecke gefahren sein. Wir stehen dafür auch mal gerne ein paar Stunden an einem Fotopunkt, wenn der angekündigte Zug wieder mal Verspätung hat. Sehr oft klettern wir Berghänge hoch oder müssen zu Fotostandpunkten hinwandern, um das Motiv in den richtigen Blickwinkel zu bekommen. Vor einer Fototour müssen Fahrpläne gewälzt, Landkarten studiert, Hotelstandorte bestimmt und gebucht werden. Und selbstverständlich muss vorher mit allen Beteiligten der Urlaub abgestimmt werden. Nur auf das Wetter haben wir keinen Einfluss! Bei diesen Touren sind wir meistens mit Mietwagen unterwegs, um schneller an die Fotostellen zu gelangen, fahren aber auch gerne vor Ort mit den entsprechenden Bahngesellschaften. Von links nach rechts stellt sich unser 2010er Team vor: Rainer Vogler Winnenden, Gerhard Knapp Metzingen, Detlef Klein Rodgau, Harald Klein Limeshain und Peter Maschgan München.

MoBa-Klein [email protected]

„100 Jahre Berninabahn“

Bild SO-2 Arbeiten bei jedem Wetter Die Sonne ist des Fotografen bester Freund, wenn sie aber aus der falschen Richtung scheint, kann sie auch schnell ein Gegner werden. Die Kunst ist es nun, sich zum rechten Zeitpunkt im richtigen Blickwinkel vors Motiv zu stellen. Aber auch ein Regenschauer kann interessante Effekte hervorrufen, man muss nur seine Kamera vor Nässe schützen, sonst spielt die Elektronik verrückt und man hat schneller Feierabend als einem lieb ist. Dies ist mein Lieblingsbild 2010. Die Aufnahme entstand am 18. September 2010 um 16.17 Uhr in der Ortsdurchfahrt von unweit des Lago di . Eine größere Gruppe Fotografen verfolgt den Sonderzug der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) bei deren Fahrt über den Berninapass. Es schüttet fürchterlich und die Berge sind im Nebelschleier verhüllt. Der Zug mit den zwei ABe 4/4 I 30 und 34 fährt im Schritttempo an der Fotografengruppe, die sich links und rechts der Straße teils mit Regenschirmen aufgebaut haben, vorbei. Auf der Aufnahme erscheint die Situation heller als es in Wirklichkeit war. Man muss wohl ganz schön verrückt sein, so viel Tatendrang in sein Hobby zu investieren. Anschließend war Kleiderwechsel im Hotel angesagt. Aber der Aufwand hat sich gelohnt, oder? Aufnahme: Harald Klein.

Bild SO-3 Digitale Fotowelt

Auch wenn sie heute noch nichts getrunken haben – Sie sehen doppelt. Dies ist das Ergebnis einer digitalen Fotoarbeit. Der Fotograf hat aus zwei Bildern eines gemacht. Dies eröffnet sicherlich eine Diskussionsrunde, denn bei echten Eisenbahnfotografen sind solche digitalen Veränderungen strikt verpönt. Das originale digitale Bild im RAW-Format wird wie ein Dia oder Negativ in einer Datei unbearbeitet abgespeichert und gesichert, möglichst auf mehreren Datenträgern. Für ein Bild, egal in welcher Form, wird eine Kopie auf den Rechner gezogen und kann dann bearbeitet werden. Dabei sollte man nicht mehr als folgende Komponenten verändern: Kontrast Farbe Tonwert, Bildausschnitt, Helligkeit, also die Möglichkeiten, welche früher das Fotolabor beeinflusst hat. Sehr oft sieht man auf einschlägigen Hochglanzbroschüren und Kalendern wunderschöne Bilder mit freiem Blick und ohne störende Kunstbauten im Hintergrund. Steht man vor Ort an der gleichen Stelle, ragen Strommasten oder andere Bauelemente ins Bild. Dies kann nicht im Sinne der Eisenbahnfotografie sein. Bei uns ist das verpönt. Die Ausnahme sind solche „Spaßbilder“ wie dieses von der Alp Bondo mit dem markanten Gipfel des Piz Alv im Hintergrund. Der Bernina- Express D 951 überquert zuerst die untere, dann die obere Berninabachbrücke und auch die Triebwagen ABe 4/4 III 51+52 gibt es jeweils nur einmal. Allenfalls als Bemo-Modell kann man sie sich unbegrenzt mit derselben Betriebsnummer auf die heimische Anlage stellen. Dieses Bild ist also eine Computerarbeit von Detlef Klein. Aufnahmen: Detlef Klein, 12. August 2009.

„100 Jahre Berninabahn“

Kapitel 1 Tafel T 1-1 bis T 1-3

Triebwagen ABe 4/4 I 30 bis 38

Die vierachsigen Triebwagen der Baureihe ABe 4/4 I sind die ältesten Fahrzeuge der Berninabahn im Betriebseinsatz. In den Jahren 1908 bis 1911 wurden insgesamt 9 Stück mit den Betriebsnummern 30 bis 38 gebaut. Heute sind noch 5 in Betrieb. 3 als Bahndienstfahrzeuge (Xe 9922-24) und zwei als „Nostalgie-Triebwagen“ 30 und 34. (Siehe T 7 1-3) Die restlichen wurden ausgemustert und verschrottet. Einzig Triebwagen 35 wurde betriebsfähig im Jahre 2010 an die Museumsbahn Blonay- Chamby verkauft. Die von den Herstellern SIG und Alioth gebauten Wagen wurden von der RhB mehrmals umgebaut und modernisiert. Ihr ursprüngliches Farbkleid war gelb. Nach der Fusion der Berninabahn mit der RhB zunächst grün/creme in den 50er Jahren ganz grün und ab den 60er Jahren rot. Im Zweiten Weltkrieg übernahm die RhB die Chur-Arosa-Bahn, welche ebenfalls bis 1997 mit Gleichstrom betrieben wurde. Bei der Berninabahn lag die Verkehrsspitze im Sommer, bei der Chur-Arosa- Bahn im Winter. Daher lag es nahe, Triebwagen von einer Bahn zur anderen abzugeben. Aus diesem Grund wurden ABe 4/4 I 31 bis 34 zu Zweispannungsfahrzeugen umgebaut. Der größere Teil der Triebwagen erhielt im Laufe der Zeit eine vollständig verschweißte Blechverkleidung. Dabei wurden die Fensterecken auch unten ausgerundet. Die Achsfolge lautet Bo’Bo’ bei einer Länge über Puffer von 14.660 mm (30, 38), bzw. 13.930 mm (31-37). Dienstgewicht 31 t. (30), bzw. 30 t. (31-38). Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 55 km/h bei einer Dauerzugkraft von 102 kN. Sitzplätze 1 Klasse 12, 2. Klasse 31.

Bild T1-1: ABe 4/4 I 31 und 32 rangieren im Oktober 1990 in Ospizio Bernina (2253 m ü.M.) Aufnahme: Harald Klein.

Bild T1-2: Die Altbautriebwagen werden vorwiegend im Pendelverkehr zwischen St. Moritz und Alp Grüm eingesetzt, wie auf der Aufnahme vom Oktober 1991 zu sehen ist. Die frisch geputzten ABe 4/4 I 31 und 32 warten in der Vormittagssonne auf die planmäßige Rückfahrt nach St. Moritz Aufnahme: Detlef Klein.

Bild T1-3: Der ABe 4/4 I 35 war am 23. Juli 2003 im Schiebedienst eingesetzt. Morgens wartet er vor dem Depot in Poschiavo, um einen Zug auf die Passhöhe nachzuschieben. Aufnahme: Harald Klein Kapitel 1 Tafel T 2-1 bis T 2-3

Triebwagen ABe 4/4 II 41 bis 49

In zwei Serien wurden die neun Fahrzeuge der Baureihe ABe 4/4 II 1964/65 und 1972 geliefert. Dies waren die ersten Triebwagen, die die RhB nach der Fusion mit der Berninabahn für die Gleichstromstrecke neu beschafft hat. Die Nachserie 47-49 unterscheidet sich lediglich durch die um 35 cm größere Länge und eine andere Drehgestellbauart. Die Triebwagen trugen von Anfang an einen roten Anstrich. Ihr Äußeres änderte sich nur in Details. Die Nr. 41-46 hatten bei Ablieferung noch Chromzierleisten, die ABe 47-49 wurden bereits mit aufgemalten Zierleisten geliefert. Diese waren anfänglich goldfaben, später weiß. Die RhB plant, die sechs Fahrzeuge der ersten Serie nach der vollständigen Inbetriebnahme der Allegra-Triebzüge, also 2011, auszurangieren und die drei Fahrzeuge der zweiten Serie als Dienstfahrzeuge anstelle der Xe 9922-24 weiter zu verwenden. Die Länge über Puffer beträgt 16.540 mm (41-46) bzw. 16.886 mm (47-49). Das Gewicht 41 t bzw. 43 t. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 65 km/h erreicht, mit 680 kW Dauerleistung. Anzahl der Sitzplätze in der 1. Klasse 12 und in der 2. Klasse 24.

Bild T2-1: Die ABe 4/4 II Triebwagen 45 und 46 fahren aus der Station Ospizio Bernina aus in Richtung Puschlav. In der schneereichen Winterzeit ist im linken Schuppen die Schneeschleuder untergebracht. Aufnahme: Detlef Klein.

Bild T2-2: Durch eine Betriebsstörung im Bahnhof Cavaglia musste am 21. Juli 2003 der Zug bereits in der Betriebsausweiche Stablini gewendet werden. Deshalb ist hinter den zwei ABe 4/4 II Triebwagen ausnahmsweise ein gelber Aussichtswagen eingereiht. In Alp Grüm wartet der Zug auf die außerplanmäßige Rückfahrt in Richtung St. Moritz. Aufnahme: Harald Klein.

Bild T2-3: Mit dem Bernina-Express fuhren die zwei ABe 4/4 II 44 und 49 am 8. August 2009 in den Bahnhof von St. Moritz ein, kuppelten ab und setzten auf die Brücke zurück, um am anderen Ende des Zuges wieder anzukuppeln. Nach kurzem Aufenthalt geht die Reise wieder zurück nach . Aufnahme: Harald Klein. Kapitel 1 Tafel T 3-1 bis T 3-3

Triebwagen ABe 4/4 III 51 bis 56

Die sechs Triebwagen mit den Ordnungsnummern 51 bis 56 wurden bei der RhB als Baureihe ABe 4/4 III eingestellt. Die von SLM und ABB gebauten 51, 52 und 53 wurden 1988 in Dienst gestellt und die restlichen drei 1990. Sie waren die ersten RhB-Triebfahrzeuge in Umrichttechnik mit Drehstrom-Asynchronmotoren. Zudem gehören sie weltweit zu den ersten Gleichstromtriebfahrzeugen mit GTO-Thyristoren. Dank Vielfachsteuerung können sie untereinander und auch mit den ABe 4/4 II sowie den Gem 4/4 in Doppeltraktion fahren. Ihre zulässige Anhängelast beträgt auf 70 ‰ Steigung 90 t, bei einer Dienstmasse von 47 t. Die Länge über Puffer beträgt 16.886 mm. Die rot lackierten Triebwagen tragen alle einen Taufnahmen mit Wappen. In der 1. Klasse stehen 12 Sitzplätze zur Verfügung, in der 2. Klasse 16.

Bild T3-1: Im Bahnhof von kreuzt ABe 4/4 III 53 „Tirano“ den bergwärts fahrenden Gegenzug mit ABe 4/4 III 56 „Corviglia“. Beide Triebwagen sind im August 1993 mit Regionalzügen unterwegs. Aufnahme: Harald Klein.

Bild T3-2: Der Triebwagen ABe 4/4 III 54 trägt das Wappen der japanischen Stadt Hakone. Die RhB unterhält freundschaftliche Beziehungen zur dortigen Hakone-Tozan-Railway. Dies ist eine 15 km lange normalspurige Bergbahn. Zusammen mit Triebwagen 55 „Diavolezza“ wartet er auf den Abfahrbefehl in Alp Grüm. Der kurvenreiche Abstieg nach Poschiavo steht der Garnitur am 12. August 2009 noch bevor. Aufnahme: Harald Klein.

Bild T3-3: Leider wurden auch die Triebwagen der Berninabahn von Werbebeklebung nicht verschont. Aber warum auf dem ABe 4/4 III 54 ausgerechnet der Landwasserviadukt abgebildet wurde kann ich mir nicht erklären. Bekanntlich befindet er sich auf der Albula-Linie und ist mit den Gleichstromtriebwagen nicht erreichbar. Im Übrigen hat er das Japanische Wappen gegen aktuelle RhB Aufkleber tauschen müssen Vereint mit ABe 4/4 III 56 „Corviglia“ steht er am Morgen des 18. September 2010 im Bahnhof von Poschiavo. Aufnahme: Harald Klein.

Kapitel 1 Tafel T 4-1 bis T 4-3

Triebfahrzeuge Gem 4/4

Einen Sonderstatus nehmen die beiden 1968 in Betrieb genommenen Zweikraft- Lokomotiven Gem 4/4 801 und 802 ein. Sie verfügen über jeweils zwei Diesel- Motoren mit Gleichstrom-Generator und können somit fahrleitungsunabhängig auf dem gesamten Streckennetz verkehren. Die elektrische Ausrüstung stimmt mit der der ABe 4/4 II überein, so dass sie auf der Berninabahn wie „normale“ Elektro- Lokomotiven eingesetzt werden können. Hier wird der Dieselmotor nur bei Ausfall der Fahrleitung benötigt, beispielsweise nach Lawinenabgängen. In diesem Fall kann der eine Generator dazu verwendet werden, eine der beiden Schneeschleudern Xrot et 9918-19 mit Strom zu versorgen. In den Jahren 1973 bis 1981 waren die beiden Gem 4/4 für die Beförderung des Bernina-Expresses reserviert. Sie übernahmen die nach Tirano durchlaufenden Wagen in Samedan vom St. Moritzer Schnellzug und beförderten diese mit Dieseltraktion bis zu den Bahnhöfen Surovas oder Bernina- Diavolezza, wo auf Gleichstrom gewechselt wurde. Dann führten die Maschinen weiter bis Tirano. Nachdem in das Gleis 3 mit einem umschaltbaren Fahrleitungsabschnitt ausgerüstet wurde, fahren die Stammnetzloks bis Pontresina unter 11 kV Wechselstrom, um dort von den Gleichstromtriebwagen ABe 4/4 abgelöst zu werden. (Siehe Kapitel 6 Tafel 15). Die zwei Loks erreichen eine Höchst- Geschwindigkeit von 65 km/h.

Bild T4-1: Der Lokführer hat soeben den Führerstand von Gem 4/4 802 erklommen und wird einen Bernina-Express zusammen mit ABe 4/4 III 54 von Tirano aus zurück nach Pontresina ziehen. Die Aufnahme entstand im August 1993. Aufnahme: Harald Klein.

Bild T4-2: Gem 4/4 801 und ABe 4/4 II 42 haben am 25. Juli 2003gemeinsam den aus Chur kommenden Bernina-Express in Pontresina übernommen und bekommen nun von der Fahrdienstleiterin die Zugpapiere übergeben. Lok 801 schmückt ein silbernes Signet mit einem Steinbock. Aufnahme Harald Klein

Bild T4-4: Ein Bernina-Regionalzug steht abfahrbereit im Bahnhof St. Moritz. Die Gem 4/4 802 ist zur Unterstützung des ABe 4/4 II 45 vorgespannt. Lok 802 ziert das Emblem eines Murmeltieres. 08. August 2009. Aufnahme: Harald Klein.

Kapitel 1 Tafel T 5-1 bis T 5-3

Dienstfahrzeuge, Traktoren

Neben den Streckenfahrzeugen werden bei der RhB diverse Rangier- und Arbeitslokomotiven bzw. Bautriebwagen benötigt. In den Bahnhöfen Pontresina, Poschiavo, Campocologna und Tirano sind Rangiertraktoren stationiert. Ohne diese kleinen Helfer funktioniert kein Eisenbahnbetrieb. Güterwagen müssen auf Ladegleise rangiert werden und die Infrastruktur der Gleisanlage gewartet und instand gesetzt werden. In den Depots Pontresina und Poschiavo befindet sich je ein Hilfszug, der im Normalfall aus den Hilfswagen und fahrdrahtunabhängigen Trieb- Fahrzeugen besteht. In Poschiavo ist der Turmtriebwagen Xm 2/2 9916 stationiert, der auf der gesamten Berninastrecke für den Unterhalt der Masten, Ausleger und Fahrdrähte eingesetzt wird.

Bild T5-1: Die im Jahre1910 fertig gestellte Berninabahn, war ursprünglich als reine touristische Sommerbahn konzipiert worden. Bereits wenige Jahre nach der Eröffnung stellte man auf Ganzjahresbetrieb um. Da sie im Gegensatz zu anderen Gebirgsbahnen keinen Scheiteltunnel aufweist, war der Bau von zusätzlichen Tunnels und Galerien sowie die Beschaffung von Schneeschleudern erforderlich. Es wurden zwei Stück in den Jahren 1910/1912 bei SLM-Winterthur bestellt. Die Dampfschneeschleuder RhB Xrot d 9213 ist heute noch auf der Berninabahn im Einsatz. Bedingt durch die engen Gleisradien ist sie sogar selbstfahrend Durch ihren Dampfantrieb ist sie selbstfahrend und damit fahrdrahtunabhängig. Am 18. September 2010 stand sie anlässlich der Feier „100 Jahre Berninabahn“ in Pontresina unter Dampf. Aufnahme: Harald Klein.

Bild T5-2: Die beiden heute in orange lackierten Rangierlokomotiven Ge 2/2 161 und 162 waren ursprünglich von der Berninabahn für Vorspanndienste beschafft worden. Die damals noch braun lackierten Elektroloks trugen die Ordnungsnummern Ge 2/2 61 und 62 bis zur Übernahme der Berninabahn im Jahre 1942 durch die RhB. Heute sind sie überwiegend in Poschiavo als Rangierhelfer eingesetzt, wie auf dem Bild vom 20. September 2010 zu sehen ist. Aufnahme: Harald Klein.

Bild T5-3: Eine weitere Besonderheit stellt der Gepäcktriebwagen De 2/2 151 dar. Das 1909 von der Berninabahn in Dienst gestellte Fahrzeug mit der Betriebsnummer Fe² 51 hatte einen Holzkastenaufbau, der erst 1980 von der RhB verblecht wurde. Ursprünglich war er grau lackiert, bei der RhB zunächst grün, später rotbraun lackiert. Heute ist er verkehrsorange lackiert. Im Sommer dient er in Ospizio Bernina als Rangiertraktor, ansonsten befindet er sich in Poschiavo, wie auf der Aufnahme vom 21 September 2010 zu sehen. Aufnahme: Harald Klein.

Kapitel 1 Tafel T 6-1 bis T 6-3

Triebwagenzug ABe 8/12 „Allegra“

„Allegra“ ist eine rätoromanische Grußformel. Spötter sagen zu dem neuen ABe 8/12 Triebzug: Nun hat auch die Rhätische ihre Stadler-Straßenbahn. In der Tat ist auch für den Fotografen der Anblick der dreiteiligen Triebzüge mit mehreren angehängten vierachsigen Reisezugwagen plus Güterwagen gewöhnungsbedürftig. Die RhB hat bei Stadler Rail insgesamt 15 Stück bestellt, von denen bereits die Züge 3501 bis 3506 ausgeliefert sind. Sie sind mit Zweispannungseinrichtung ausgestatteten, und können vor den Bernina-Expresszügen auf dem gesamten Netz der Rhätischen Bahn eingesetzt werden. Dies erspart nun den Lokwechsel in Pontresina. Ihrem Einatz entsprechend erklärt dies auch die für einen Triebwagen vergleichsweise hohe Leistung von 2,6 MW. Auch der Aufbau von zwei Triebköpfen mit insgesamt acht angetriebenen Achsen (Bo’Bo’+2’2’+Bo’Bo’) ist auf diese Anforderung zurückzuführen. Somit kann eine hohe Anfahrzugkraft von 260 kN aufgebracht werden, dies ist zur Beförderung eines schweren Zuges auf den bis zu 70‰ steilen Rampen der Berninabahn notwendig. Als Höchstgeschwindigkeit sind 100 km/h angegeben. In der 1. Klasse sind 24 Sitzplätze und in der 2. Klasse 76 plus 14 Klappsitze und 2 Rollstuhlplätze, die im Winter auch genügend Platz für Wintersportgeräte bieten.

Bild T6-1: Noch ist der Taufname an ABe 8/12 3506 abgedeckt, denn der neue Triebzug soll am Nachmittag des 18. September 2010 im Rahmen der 100-Jahr-Feier in der Triebwagenhalle von Pontresina auf den Namen „Anne von Planta“ feierlich getauft werden. Aufnahme: Harald Klein

Bild T6-2: Die Allegra-Triebzüge ABe 8/12 3501 bis 3505 sind mittlerweile im Streckeneinsatz auf der Berninabahn. ABe 8/12 3502 fährt am 21. September 2010 gerade als Regionalbahn R 1652 Tirano – St. Moritz am entlang. Aufnahme: Harald Klein

Bild T6-3: Durch den Einsatz der neuen Allegra-Triebzüge vor dem Bernina-Express entfällt der zeitintensive Lokwechsel in Pontresina. Dafür gibt es nun neue interessante Laufwege. Der BEX D 960 von Tirano nach Davos-Platz hat jetzt in Pontresina nur noch zwei Minuten Aufenthalt, dafür darf er in St. Moritz 18 Minuten verweilen, denn dort muss der ABe 8/12 3502 ans andere Zugende umsetzen, um über das Gleisdreieck nach Samedan zu gelangen. Die Aufnahme entstand am 21. September 2010. Aufnahme: Harald Klein. Kapitel 1 Tafel T 7-1 bis T 7-3

Triebwagen „Die Gelben“

Nachdem die Triebwagen der Baureihe ABe 4/4 I aus dem Plandienst ausschieden, hat die RhB die Wagen 30 und 34 aufwendig restaurieren lassen und in ihr ursprüngliches gelbes Farbkleid zurück lackiert. Ihre Holzbestuhlung der dritten Klasse hat bis heute überlebt und darf nun wieder mit dem Allerwertesten ersessen werden. Ursprünglich wurden sie bei der Berninabahn in den Jahren 1908/11 als BCFe 4/4 Nr. 22 und BCe 4/4 Nr. 4 in Dienst gestellt und stammen von Alioth Münchenstein und SIG Neuhausen. Seit 1999/2001 werden sie im Nostalgieverkehr auf der Berninabahn eingesetzt und fahren im Sommer als Verstärkungszüge zwischen St. Moritz und Alp Grüm. Nach Inbetriebnahme der neuen Allegra- Triebzüge haben sie bedauerlicherweise diesen Dienst wieder verloren, sodass sie nun nur noch im Sonderzugdienst zu sehen sind.

Bild T7-1: ABe 4/4 I 30 und 34 rangieren in Pontresina. Am 22. Juli 2003 pendeln sie nach Alp Grüm, um Bergwanderer in die Berninaregion zu bringen. Die historischen Anschriften der Berninabahn sowie die Betriebsnummern sind in der alten roten Originalschrift aufgemalt. Aufnahme: Harald Klein.

Bild T7-2: Im Jahre 2009 wurden bei Triebwagenengpässen die Gelben auch im normalen Regelzugdienst eingesetzt. Am 12. August 2009 sind sie mit dem R 1638 auf dem Weg von Tirano nach St. Moritz unterwegs. Auf der Alp Bondo überqueren sie bei der Passüberfahrt zweimal den Berninabach. Der Zug befindet sich hier auf über 2000 Meter Seehöhe. Aufnahme: Harald Klein.

Bild T7-3: Die zwei Gelben sind im Depot Poschiavo stationiert. Dort übernachten sie auch. Deshalb werden sie am 12. August 2009 um 18.14 Uhr als Leerfahrt von Alp Grüm aus nach Poschiavo überstellt. Viel später hätten sie Alp Grüm auch nicht passieren dürfen, denn die Sonne ist bereits hinter dem Berninamassiv verschwunden. Aufnahme: Harald Klein.

„100 Jahre Berninabahn“

Kapitel 2 Tafel T 8-1 bis T 8-3

Sonderfahrten mit den Verkehrsfreunden Stuttgart e.V.

Im Mai 1989 veranstalteten die Verkehrsfreunde Stuttgart e.V. eine mehrtägige Studienfahrt zu verschiedenen Alpenbahnen, dabei fanden auch mehrere Sonderfahrten mit der Rhätischen Bahn statt. Am 26. Mai 1989 fuhr man von St. Moritz aus über den Berninapass nach Tirano mit verschiedenen Sonderzügen und machte ausgiebige Fotohalte auf freier Strecke. In Pontresina und Poschiavo wurden die Zugkompositionen gewechselt. Wir erlebten an diesem Tag alle Jahreszeiten in ca. 10 Stunden. Im Frühnebel brachen wir in St. Moritz auf, erlebten den Pass im Schnee und in Tirano erwarteten uns in der Sonne Palmen. Auf der Rückfahrt wurden unsere Wagen an einen Regelzug angekuppelt. Ich habe von jeder Sonderzugkomposition nun ein Bild ausgesucht.

Bild T8-1: In aller Frühe um 8.05 Uhr brachen wir in St. Moritz mit unserer ersten Sonderzug- Garnitur in Richtung Pontresina auf. Im Gleisdreieck machten wir die ersten Fotohalte. Diesen Abschnitt der Berninabahn befuhren wir mit dem ehemaligen Gepäcktriebwagen BCe 4/4 9, der heute die Bezeichnung Xe 9922 trägt und orange lackiert ist. Ihn unterstützt die Bremslok Ge 2/2 160. Angehängt waren zwei alte RhB- Zweiachser. Die Aufnahme entstand kurz vor Pontresina, rechts – nicht mehr sichtbar – führt das Streckengleis der RhB-Stammstrecke von Samedan nach Pontresina. Aufnahme: Detlef Klein, 26. Mai 1989.

Bild T8-2: Auf dem Abschnitt Pontresina – Poschiavo wechselten wir wieder die Garnitur. Nun stellte sie einen GmP dar. Als Triebwagen diente der ABe 4/4 I 37 und als Bremslok für die Abfahrt nach Alp Grüm dient nun die damals noch braun lackierte Ge 2/2 161. Auf der südlichen Steilrampe nach Cadera waren die Bremsen der betagten Maschine etwas überstrapaziert worden, die Bremswiderstände qualmten bedrohlich. Die Aufnahme entstand auf der Passhöhe zwischen Schwarzem See und der Bernina-Passstraße. Dort standen damals schon stählerne Oberleitungsmasten. Aufnahme: Detlef Klein, 26. Mai 1989.

Bild T8-3 Auf dem dritten und letzten Abschnitt von Poschiavo nach Tirano hatten wir einen Bernina-Express zur Verfügung. Dieser wurde von den Altbautriebwagen ABe 4/4 I 30 und 34 gezogen. Die Aufnahme entstand unterhalb des Kreuzungsbahnhofes am Lago di Poschiavo Aufnahme: Detlef Klein, 26 Mai 1998.

Kapitel 2 Tafel T 9-1 bis T 9-3

Sonderfahrten auf der Berninabahn

Im Jahr 2010, dem Jubiläumsjahr, konzentrierte sich die Rhätische Bahn auf die Ausrichtung diverser Events und Veranstaltungen rund um die Bahnhöfe. Sonderfahrten überließ sie anderen Organisationen wie zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte. (DGEG). Sie war im September 2010 mehrere Tage in Graubünden per Bahn unterwegs, leider spielte das Wetter nicht immer mit.

Bild T9-1: Am Morgen des 18. September 2010 stand Ge 4/4 801 mit einem Sonderzug im Bahnhof von Poschiavo bereit. Ursprünglich sollte bei den DGEG-Sonderfahrten das frisch restaurierte Bernina-Krokodil Ge 4/4 182 eingesetzt werden, doch es ist zu langsam und würde den Regelverkehr behindern. Aufnahme: Harald Klein.

Bild T9-2: Ihr Quartier bezog die DGEG in Le Prese am Lago di Poschiavo. Nachdem alle Eisenbahnfreunde den Sonderzug verlassen hatten, konnte er nach Miralago fahren, wo die beiden ABe 4/4 30 und 34 umsetzten. Nachdem der R 1641 gekreuzt hatte, ging die Reise als Leerfahrt zurück nach Pontresina. An den Regenschirmen zwischen den beiden Zügen erkennt man welsch feuchtes Wetter die Fotofreude gehörig trübte. Petrus hatte seine Schleusen weit geöffnet und das Licht wurde um 16.45 Uhr auch immer schlechter. Hier erkennt man einmal die Vorzüge der Digitalen-Fotowelt, früher hätte man entweder den Film gewechselt oder gar alles abgebrochen, Heute erhöht man elektronisch die Lichtempfindlichkeit und schon lassen sich wieder Fotos machen. Aufnahme: Harald Klein.

Bild T9-3: Beim Anblick des Berninamassives, hier der nur 3.032 Meter hohe Sassal Mason mit dem Cambrenagletscher, wirkt der gelbe Berninazug wie eine Spielzeugeisenbahn. Am Vormittag des 19. September 2010 warteten Dutzende von Eisenbahnfans auf einen Sonderzug mit der Ge 4/4 182, doch es kam „nur“ die Kombination mit den zwei ABe 4/4 I 30+34. Das Bernina-Krokodil erlitt am Vorabend bei einer Parade in Brusio einen Defekt. Gemächlich schlängelt sich der farbenfrohe Zug am vorbei gen Pontresina. Die Strecke befindet sich hier auf über 2.200 m ü.M. Aufnahme: Harald Klein.

„100 Jahre Berninabahn“

Kapitel 3 Tafel T 10-1 bis T 10-3

Bahnhöfe der Berninabahn

An der Strecke von St. Moritz nach Tirano befinden sich die unterschiedlichsten Bahnhoftypen von mehrgleisigen Stationen mit angeschlossenen Depots und Werkstätten, bis hin zu Haltepunkten mit notdürftigen Wetterschutzdächern. Die wichtigsten sind die Endbahnhöfe St. Moritz und Tirano mit Rangiermöglichkeiten zum Umsetzen der Triebfahrzeuge. In Pontresina und Poschiavo befinden sich die zwei Depots mit Werkstätten. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Haltepunkte Punt-Muragl-Staz oder Privilasco, die weit abseits jeglicher Bebauung angelegt wurden. Mit Ospizio Bernina besitzt die Berninabahn den höchsten Bahnhof einer Schweizer Adhäsionsbahn und die Piz Palü-Aussichtsplatte ist nur mit der Bahn zu erreichen.

Bild T10-1: Einer der weniger bekannten Bahnhöfe der Berninabahn ist Surovas. Er befindet sich zwischen Pontresina und Morteratsch und besitzt ein Kreuzungsgleis. Das hölzerne Aufnahmegebäude existiert sogar zweimal, bei genauer Betrachtung des Bildes kann man es als Modell unter dem rechten gelben Fensterladen entdecken. Der nach Süden fahrende Bernina-Express wird von zwei ABe 4/4 II gezogen. Aufnahme: Detlef Klein, Oktober 1990.

Bild T10-2: Der wohl spektakulärste Bahnhof der Berninabahn befindet sich auf der in 2.091 m ü.M. gelegenen Aussichtsterrasse Alp Grüm. Hier oben gibt es nur einige Ausflugslokale und das Stationsgebäude. In seinem Inneren kann man sogar übernachten. Die Bahntrasse windet sich in mehreren Stufen nun nach Süden ins Puschlavtal. Im Dunst ist in der Ferne der gleichnamige See zu erkennen. Der Endpunkt Tirano befindet sich auf 429 m ü M. Aufnahme: Harald Klein, August 1993.

Bild T10-3: Wir spielen Modellbahn… Hoffentlich lässt jetzt niemand den im Bahnhof von Brusio stehenden Regionalzug losfahren, denn aus Richtung Norden ist ein Personenzug mit Güterbeförderung (PmG) unterwegs. Um unterhalb des Lago di Poschiavo die letzte Stufe bis Tirano überwinden zu können, wurde die Trasse in mehreren Schleifen angelegt. Der Ort Brusio ist bekannt für den gleichnamigen offenen Kreisviadukt. Aufnahme: Harald Klein, August 1993.

„100 Jahre Berninabahn“

Kapitel 4 Tafel T 11-1 bis T 12-3

Berninabahn im Winter

Als einzige meterspurige Alpenbahn überquert die Berninabahn den Alpenkamm ohne Scheiteltunnel. Auf einer Höhe von über 2000 m ü.M. sind die extremen Witterungsbedingungen des Hochgebirges eine stete Herausforderung für Mensch und Material. Um im Winter den Betrieb aufrechterhalten zu können, mussten Lawinenverbauungen und Schutzgalerien gebaut werden. Die Trasse wurde auf der Passhöhe wegen der Lawinenabgänge auch mehrmals verlegt. Die folgenden sechs Aufnahmen sind im Februar 2010 bei klirrender Kälte und tiefem Schnee entstanden. Alle Bilder stammen von Rainer Vogler

Bild T11-1: Oberhalb der Montebello-Kurve durchfährt ein Regionalzug, geführt vom Triebwagen ABe 4/4 45, eine kleine Felsschlucht Richtung Berninapass.

Bild T11-2: Die beiden Triebwagen ABe 4/4 47 und 43 haben mit ihrem Regionalzug den Bahnhof Morteratsch verlassen und streben nun Pontresina entgegen. Dieser Talabschnitt, das Val Bernina, ist vergleichsweise flach und wird in flotter Fahrt durchfahren.

Bild T11-3: Unweit der Staumauer des Lago Bianco („Weißer See“) befindet sich die 175 m lange Arlas-Galerie, eine Schutzgalerie gegen Schneeverwehungen. Geführt von dem Triebwagen ABe 4/4 41 verlässt ein Regionalzug die Galerie und fährt in die Gefällestrecke Richtung Bernina Lagalb ein. Kapitel 4 Tafel T 11-1 bis T 12-3

Berninabahn im Winter

Richtige Pionierarbeit leistete die Bernina-Bahngesellschaft auch beim künstlichen Auslösen von Lawinen. Noch heute verwendet die RhB dazu Mienenwerfer, deren Granaten von festen Abschusspunkten aus mitten in die kritischen Hänge abgefeuert werden. Diese kontrollierten Abgänge verhindern unerwünschte Schadenfälle und Streckenunterbrechungen. Mit der Lawinenbeobachtung trägt der Bahnmeister eine große Verantwortung. Während Fahrgäste bisher von Unglücksfällen verschont geblieben sind, kamen am Berninapass mehrere Bahnbedienstete ums Leben. Leider war kein Bild der Dampfschneeschleuder Xrotd 9213 im Winterbetrieb aufzutreiben Sie wird heute lediglich noch als betriebsfähiges Nostalgiefahrzeug eingesetzt und ist somit nicht mehr im regulären Winterdienst anzutreffen. Lediglich zu bestellten Sonderfahrten wird sie aus dem Depot in Pontresina geholt. Stellvertretend hat Rainer Vogler einen leichten hydraulisch verstellbaren Spurpflug abgelichtet. Die von der RhB Selbstentwickelten Schneepflüge können sowohl geschoben wie gezogen werden.

Bild T12-1: Die Montebello-Kurve ist ein beliebtes Fotomotiv. ABe 4/4 46 überquert soeben die Bernina-Passstraße. Nächster Halt des Regionalzuges ist Morteratsch, an dem zum Zeitpunkt des Bahnbaus vor rund 100 Jahren noch die Zunge des gleichnamigen Gletschers endete. Bis heute hat sich der Gletscher mehrere hundert Meter von der Station zurückgezogen.

Bild T12-2: Ospizio Bernina: Zur Aufrechterhaltung eines sicheren Bahnbetriebes sind immer wieder Fahrzeuge zur Schneeräumung unterwegs. Die aktuelle Schneelage ließ es zu, dass nur ein Schneeräumer einsatzbereit sein musste. Für die Beseitigung größerer Schneemassen stehen leistungsfähige Schneefräsen zur Verfügung.

Bild T12-3: Von der Passstraße hat man einen guten Blick auf den Streckenverlauf oberhalb der Bahnstation Bernina Lagalb. Im Hintergrund ist die Diavolezza-Luftseilbahn zu erkennen. Die Fahrgäste des Bernina-Express genießen die Fahrt in komfortablen Panoramawagen. Geführt wird der Zug von den Triebwagen ABe 4/4 56 und 54.

„100 Jahre Berninabahn“

Kapitel 5 Tafel T 13-1 bis T 13-3

Im Gleisdreieck von St. Moritz nach Pontresina

Steigen Sie bitte ein. Wir bereisen nun die Berninabahn mit den unterschiedlichen Zügen von Nord nach Süd. Die Aufnahmen entstanden in den Jahren 1989 bis 2010. Es war gar nicht so einfach aus ca. 1000 Aufnahmen 54 auszuwählen, denn nicht immer sollte der Zug im Mittelpunkt stehen sondern auch die grandiose einmalige Landschaft der Berninaregion. Nicht ohne Grund wurde die gesamte Bahnlinie mit ihren Kunstbauten gemeinsam mit der Albulabahn zum Weltkulturerbe durch die UNESCO erklärt. Nicht alle Bilder entsprechen den Erwartungen der heutigen digitalen Fotowelt. Auch wenn sie erst ca. 20 Jahre alt sind, so stellen sie mittlerweile schon historische Momente dar, da die Zugkompositionen so größtenteils heute nicht mehr zu fotografieren sind. So schnelllebig ist unsere moderne Zeit. Die erste Etappe führt uns von St. Moritz über die Hochebene nach Pontresina.

Bild T13-1: In St. Moritz enden drei RhB-Linien. Die Albulabahn, die Engadinlinie und die Berninabahn. Eigentlich war St. Moritz als Durchgangsbahnhof gedacht, da die Strecke bis Maloja weiterführen sollte. Der Bernina-Express fuhr bisher über die Albulabahn nach Pontresina. Seit einigen Jahren gibt es eine zusätzliche Verbindung, die zwischen Tirano und St. Moritz in der Gegenrichtung pendelt. Am 8. August 2009 stehen die ABe 4/4 II 44 und 49 mit dem D 977 um 15.45 Uhr zur Rückfahrt nach Tirano bereit. Aufnahme: Harald Klein. 8. August 2009.

Bild T13-2: Die erste Kreuzungsstation hinter St. Moritz ist Celerina Staz, doch interessanter als der Bahnhof selbst ist dieses Fotomotiv mit der Kirche San Gian im Gleisdreieck. Mit ihren zwei Türmen ist sie das Wahrzeichen des Oberengadins. Der Bernina- Regionalzug liefert sich ein Wettrennen mit den Autos auf der Kreisstraße nach St. Moritz. Gezogen wird er von Gem 4/4 802 und ABe 4/4 III 53. Aufnahme: Detlef Klein, Oktober 1991.

Bild T13-3: Das Licht der Abendsonne strahlt die Front des ABe 4/4 II 41 und den Turm der Kirche San Glan an. Der Zug hätte keine Verspätung haben dürfen, sonst wäre die Aufnahme nichts geworden… Der dachlose spätgotische Turm überragt den sehenswerten Kirchenbau aus dem 14. Jahrhundert mit seinen wertvollen Wand- malereien und der reich verzierten Holzdecke. Das Dach wurde 1692 durch einen Blitzschlag zerstört. Aufnahme: Harald Klein. 19. September 2010 Kapitel 5 Tafel T 14-1 bis T 14-3

Im Gleisdreieck von St. Moritz nach Pontresina

Das Gleisdreieck befindet sich auf einer Hochebene auf 1.700 m ü.M. und wird umrahmt von den Ortschaften Celerina, Samedan und Pontresina. Die angrenzenden Berggipfel sind allesamt Dreitausender. Die Heidelandschaft mit Hochmooren ist reich bewaldet und ein ideales Wander- und Skilanglaufgebiet. Vor Pontresina verläuft die Berninabahn parallel zur Strecke aus Samedan.

Bild T14-1: Zugbegegnung im Gleisdreieck. Wenn der Engadin-Express aus Scuol-Tarasp, wie hier im Bild der R 1929, Verspätung hat, kann man ihn mit dem R 1640 aus Tirano in Höhe des Stazer Waldes ablichten. Im Vordergrund der Flaz-Bach, welcher bei Samedan in den Inn fließt. Aufnahme: Harald Klein. 22. September 2010

Bild T14-2: Kleine Anekdote am Rande des Fahrplanes: Bei unserer diesjährigen Bernina- Fototour fehlte uns immer ein Bernina-Express zwischen Pontresina und Samedan, nämlich jener nach Davos. Doch das Geheimnis ließ sich lüften. Mit den neuen Allegra-Zweisystem-Triebzügen spart man sich jetzt den Lokwechsel in Pontresina. Der Bernina-Express D 960 fährt nun von Pontresina nach St. Moritz, verweilt dort stolze 17 Minuten, ändert die Fahrtrichtung und fährt über Samedan und Filisur nach Davos Platz. ABe 8/12 3501 hat gerade mit dem Bernina-Express Pontresina verlassen. Aufnahme: Harald Klein. 19. September 2010

Bild T14-3: Der UNESCO-Werbe-Triebwagen ABe 4/4 III 51 zieht mit dem baugleichen Triebwagen 52 am 11. August 2009 den Bernina-Express in den Bahnhof von Pontresina. Mit knappem Abstand folgt der R 1945 ausnahmsweise aus Ardez. Der restliche Abschnitt der Engadinlinie bis Scuol-Tarasp war im Sommer 2009 wegen Bauarbeiten gesperrt. Der Dieseltraktor Tm 2/2 113 rangiert gleichzeitig mit Tankwagen. Aufnahme: Harald Klein. „100 Jahre Berninabahn“

Kapitel 6 Tafel T15-1 bis T15-9

Traktionswechsel in Pontresina

Von Chur bzw. Davos kommen je ein Bernina-Express nach Pontresina gefahren, um dann weiter über den Pass ins italienische Tirano zu gelangen. Bekanntlich wird das Netz der RhB mit 11 kV/16 2/3 Hz. Wechselstrom betrieben und die Berninabahn mit 1000 V Gleichstrom. Da bis zur Inbetriebnahme der Allegra-Triebzüge die RhB nur über Einstrom-Fahrzeuge verfügte, muss folglich in Pontresina ein Traktionswechsel vollzogen werden. Dazu ist das Bahnsteiggleis 3 für beide Systeme umschaltbar. Dieses sich täglich wiederholende Prozedere ist aber bald Geschichte, wenn die Rhätische Bahn ihre Zweisystem-Triebzüge vom Typ Stadler Allegra ABe 8/12 vor die Panoramawagen spannt. Mittlerweile fährt der Bernina- Express D 960 den Laufweg Davos, St. Moritz, Pontresina, Tirano und zurück. Pontresina wird nur noch durchfahren und in St. Moritz die Fahrtrichtung gewechselt. Dazu muss natürlich der ABe 8/12 umsetzen. Wenn genügend ABe 8/12 zur Verfügung stehen, werden alle Bernina-Express Züge ohne Traktionswechsel in Pontresina auskommen. Dann sind diese Aufnahmen Geschichte! Verfolgen wir nun in jeder Richtung einen Zug. Alle Aufnahmen: Harald Klein.

Bild K6-1: Am 25. Juli 2003 spielte sich in Nord-Süd Richtung folgendes tägliches Szenario ab. Der Bernina-Express D 501 aus Chur fährt um 10.37 Uhr auf Gleis 3 in Pontresina ein. Über die Albulastrecke wurde er von der Ge 4/4 II 609 gezogen. Die zwei Bernina ABe 4/4 II 46+49 stehen schon am Ende des Gleises bereit. Die Weiche vor der Ge 4/4 steht bereits auf Abzweig.

Bild K6-2: Unverzüglich wird die Ge 4/4 II 609 abgekuppelt und fährt auf das Stumpfgleis am Ende des Bahnhofes. Sogleich wird der Strom von 11 Kv/16 2/3 Hz auf 1000 V Gleichstrom umgeschaltet. Die Weiche wird auf geradeaus gestellt. Die zwei ABe 4/4 II setzen zurück und kuppeln an den Bernina-Express an.

Bild K6-3: Nach dem Ankuppeln kann die obligatorische Bremsprobe vollzogen werden und pünktlich um 10.52 Uhr kann der Bernina_Express seine Reise über den Pass nach Tirano fortsetzen. Um 12.46 Uhr wird er in Tirano eintreffen und um 14.50 Uhr geht es wieder als D 500 zurück. Das reicht für eine leckere Portion Spagetti in Tirano vollkommen aus.

Bild K6-4: Dieselbe Prozedur findet auch in der Gegenrichtung statt. Die folgenden Aufnahmen entstanden am 11. August 2009. Kurz vor eintreffen des Bernina-Express aus Tirano setzt sich die Wechselstrom Ge 4/4 604 in Bewegung, um auf ein Stumpfgleis am nördlichen Ende des Bahnhofes zu fahren.

Bild K6-5: Um 16.28 Uhr trifft der Bernina-Express D 960 auf Gleis 3 ein. Die zwei Gleichstrom- Triebwagen ABe 4/4 II 44 und 49 werden schon von den Rangierern erwartet, um sogleich von den Panoramawagen abgekuppelt zu werden. Die Fahrspannung über Gleis 3 ist jetzt natürlich 1000 V Gleichstrom.

Bild K6-6: Die zwei ABe 4/4 II 44 und 49 ziehen sogleich auf das St. Moritzer Streckengleis der Berninabahn. Anschließend wird über dem Gleis 3 die Fahrspannung auf 11 kV/16 2/3 Hz Wechselstrom umgeschaltet.

Bild K6-7: In Parallelfahrt bewegen sich die RhB-Triebfahrzeuge. Die ABe 4/4 II 44 und 49 fahren in die Bernina-Abstellanlage, während die Ge 4/4 604 sich auf Gleis 3 begibt, um an die Bernina-Express-Wagen anzukuppeln. Natürlich wurde die Fahrspannung vorher auf Wechselstrom umgeschaltet. Über dem Gleis sind die Spannungsanzeiger auf Bildschirmen gut sichtbar. Bei Wechselstrom steht eine rote „11“ und bei Gleichstrom ein weißes „=“ über dem Gleis.

Bild K6-8: Die zwei Bernina-Triebwagen ABe 4/4 II 44 und 49 verschwinden sogleich in der Wagenhalle von Pontresina. Sie werden am nächsten Morgen wieder benötigt, um den Bernina-Express über den Pass nach Tirano zu ziehen.

Bild K6-9: In der Zwischenzeit ist die Ge 4/4 604 an die Panoramawagen herangefahren und hat angekuppelt. Nach der Bremsprobe wird um 16.38 Uhr der Bernina-Express Ausfahrt erhalten. Der D 960 fährt dann über die Albulabahn und den Wiesener Viadukt nach Davos Dorf.

Alle Aufnahmen: Harald Klein.

„100 Jahre Berninabahn“

Kapitel 7 Tafel T 16-1 bis T 16-3

Von Pontresina zum Pass

Zwischen Pontresina (1774 m ü.M.) und Surovas (1822 m ü.M.) steigt die Strecke erstmals mit 70 ‰ an und folgt nun stetig dem Berninabach und der Passstraße. Anschließend steigt die Strecke bis Morteratsch (1896 m ü.M.) mit gemächlichen 43 ‰. Bei Morteratsch wird die erste S-Schleife mit zwei 180°-Kurven in 70 ‰ Steigung bezwungen. Noch ist die Landschaft rings um die Trasse dicht bewaldet. Die Kreuzungsstation Surovas dient den Bewohnern des oberen Dorfteiles von Pontresina als Zusteigehalt. Die Station Morteratsch dient wiederum den zahlreichen Wanderern zum gleichnamigen Gletscher als Ausgangspunkt.

Bild T16-1: Kurz nach dem Bahnhof von Pontresina beginnt sogleich die Maximalsteigung der Berninabahn mit 70 ‰. In einer Schleife holt die Bahn bis ins Val Roseg aus und überquert den gleichnamigen Bach auf einer steinernen Brücke. Mit der Umfahrung wurde gleichzeitig der Arven- und Föhrenwald von Pontresina geschützt. Dafür beteiligte sich die Gemeinde an den Baukosten. Ein Regionalzug mit zwei ABe 4/4 III überquert die Brücke am 21. Juli 2003 in Richtung Morteratsch. Aufnahme: Harald Klein.

Bild T16-2: Fotohalt vor dem Anstieg nach Morteratsch. Noch ist die Steigung hinter Morteratsch nicht erreicht, da kann man noch mal bequem ebenirdisch ein paar Aufnahmen von dem GmP schießen. Die Verkehrsfreunde Stuttgart e.V. waren am 26. Mai 1989 mit mehreren Garnituren auf der Berninabahn unterwegs. Auf dem Abschnitt Pontresina – Poschiavo wurde die Ge 2/2 161 zusammen mit dem ABe 4/4 I 37 eingesetzt. Aufnahme: Detlef Klein.

Bild T16-3: Der Berninaregionalzug hat Surovas passiert und fährt auf Morteratsch zu. Im Hintergrund ist schemenhaft noch Pontresina mit dem Grandhotel Kronenhof zu erkennen. Das Besondere an dieser Zugkomposition ist, dass zwei unterschiedliche Baureihen den Zug ziehen; der ABe 4/4 III 52 und der ABe 4/4 II 42. Aufnahme: Harald Klein, 22. Juli 2003. Kapitel 7 Tafel T 17-1 bis T 17-3

Von Pontresina zum Pass

Die Montebellokurve bietet ein einzigartiges Gletscherpanorama auf dem Weg zur Passhöhe. In der 180°-Kehre kreuzt die Passstraße mit einem beschrankten Bahnübergang. An dieser Stelle hat man vom Zug sowie vom Auto aus einen einmaligen Blick auf den Morteratsch-Gletscher. Von der Station Morteratsch aus führt ein Wanderpfad direkt zum Rand des Eisfeldes. Doch man sollte sich beeilen, wenn man es nochmals mit eigenen Augen sehen will, denn durch den Klimawandel schrumpft er jedes Jahr ein Stück. Um 1907 reichte seine Spitze noch fast bis zur Station der Berninabahn. Wer heute seine bizarren Eisfirne sehen will, muss einen längeren Spaziergang unternehmen. Unterwegs zeigen am Wegrand mehrere Informationstafeln den Rückzug des Gletschers auf.

Bild T17-1: Dieser Fotohalt war für die Verkehrsfreunde Stuttgart e.V. natürlich Pflicht. Die Ausdehnung des Gletschers ist noch nicht so stark zurückgegangen. Damals hatten wir nur Augen für die Ge 2/2 161 und den ABe 4/4 I 37, das Eisfeld war nur Kulisse. Aufnahme: Detlef Klein, 26. Mai 1989.

Bild T17-2: Im Jahre 2009 wurden die historischen gelben Triebwagen als Verstärkungszug eingesetzt und pendelten zwischen St. Moritz und Tirano. Am 11. August 2009 sind sie als R 1637 auf dem Weg zur Passhöhe. Bei der tief hängenden Wolkendecke wirkt der Morteratsch-Gletscher recht düster. Aufnahme: Harald Klein.

Bild T17-3: Der Bernina-Express D 953 von Chur nach Tirano wird von den zwei „Weltkulturerbe“-Triebwagen ABe 4/4 III 51+52 gezogen. Vergleicht man die Aufnahme vom 26. Mai 1989 mit dieser vom 22. September 2010, so stellt man augenscheinlich fest, in welch dramatischem Zustand sich unser Klima befindet. Vom einst mächtigen Gletscher ist nur eine schmale Zunge übrig geblieben. Bei diesem Einblick wird der Zug für einen Moment zur Nebensache. Aufnahme: Harald Klein. Kapitel 7 Tafel T 18-1 bis T 18-3

Von Pontresina zum Pass

Nach der Montebellokurve verläuft die Bahnstrecke parallel zur Bernina-Passstraße. Kurz nach einem Felsdurchstich wird die 2000er Höhenmetermarke und die Baumgrenze erreicht, und die Landschaft wechselt abermals ihr Gesicht. Nun beginnt die hochalpine Region. Ab dem steinernen Wirtschaftsgebäude, beim Wald von Chapütschöl hinter der Montebellokurve, verläuft die Trasse nun fast eben bis kurz vor die Alb Bondo.

Bild T18-1: Die zwei ABe 4/4 II 45 und 49 haben nun mit dem Bernina-Express die vorletzte Stufe der Passhöhe erreicht. Die Strecke schlängelt sich gemeinsam mit der Passstraße an dem alten Steinhaus entlang. Im August 1993 standen hier noch hölzerne Fahrleitungsmasten mit aufgesetzten Telegraphenleitungen. Beim Wald von Chapütschöl ist auch die Vegetationsgrenze erreicht. Aufnahme: Detlef Klein.

Bild T18-2: Der Bernina-Express aus Bild T18-1 ist nun ein paar hundert Meter weitergefahren. Ein Schweizer Kuriosum sind die Panzersperren beim Wald von Chapütschöl. Man hat hunderte von spitzem Felsgestein in der Erde eingegraben, sodass nur auf den Gleisen und der Passstraße noch ein Durchfahren möglich ist. Von wo könnte eigentlich welcher Feind kommen? Im Hintergrund ist der Piz Chalchagn (3154 m), letzter Ausläufer der Bernina-Morteratsch-Kette. Aufnahme: Harald Klein, im August 1993.

Bild T18-3: Wer wird wohl zuerst in Poschiavo ankommen? Wenn er unterwegs keine Pause einlegt wohl der Doppelstockbus, denn über die gut ausgebaute Passstraße ist er eindeutig schneller, doch dadurch bleibt den Fahrgästen der einmalige Ausblick bei Alp Grüm verwehrt. Blicken wir noch einmal auf die Panzersperren, linkerhand des Berninabaches führen sie auch auf den Hang hinauf. Der Bernina-Express D 953 aus Chur wird von Pontresina bis Tirano von den ABe 4/4 III 54 und 56 gezogen. Aufnahme: Harald Klein, 22 September 2010.

Kapitel 7 Tafel T 19-1 bis T 19-3

Von Pontresina zum Pass

Die Streckenführung auf der Höhe der Alp Bondo wurde erst in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts in ihrer heutigen Form verlegt. Ursprünglich verlief die Trasse direkt am Hang des Piz Lagalb auf der anderen Straßenseite. Der Hang war nicht lawinensicher, und um die Schneeräumung zu vereinfachen, legte man das Gleis aus der Windschattenmulde heraus in den Talboden. Dabei entstand die interessante doppelte s-förmige Streckenführung mit den markanten Brücken über den Berninabach zwischen Bernina Lagalp und Ospizio Bernina.

Bild T19-1: Bemerkenswert ist die Zusammenstellung des Bernina-Express-A aus Chur mit der Zweikraft Gem 4/4 und dem ABe 4/4 II Triebwagen. Angehängt sind neben vier Standard-Personenwagen zwei neue Bernina-Panoramawagen und ein alter Express-Wagen. Die Garnitur hat soeben das S von Alp Bondo durchfahren und fährt dem Lago Bianco entgegen. Aufnahme: Harald Klein, vom 22. Juli 2003.

Bild T19-2: Der aus St. Moritz kommende Regionalzug R 1625 passiert die Berninabach-Brücke in Richtung Tirano. Mit nur vier Personenwagen am Haken hat der ABe 4/4 III Triebwagen sicherlich kein Problem, die Steigung der Alp Bondo zu überwinden. Am Fuße des 3166 Meter hohen Piz Albris ist die Ausweichstation Bernina Lagalb zu erkennen, sie befindet sich auf 2099 m ü.M. Aufnahme: Harald Klein, vom 12. August 2009.

Bild T19-3: In der Station Bernina Lagalb muss der Bernina-Express D 970 aus Tirano kommend auf den ABe 8/12 3501 warten, um ihn kreuzen zu können. An diesem nebligen Septembermorgen hatten alle Züge eine halbe Stunde Verspätung, der Allegra hätte um 9.25 Uhr als R 1617 hier ankommen müssen. Im Hintergrund fährt gerade eine Gondel zur 2973 Meter hohen Diavolezza ab. Dies ist eine Aussichtsterrasse mit fantastischem Blick auf das Berninamassiv, aber wer will bei dieser Nebelsuppe wirklich dort hinauf? Aufnahme: Harald Klein, vom 18. September 2010. „100 Jahre Berninabahn“

Kapitel 8 Tafel T 20-1 bis T 20-3

Vom See nach Alp Grüm

Nach der Alp Bondo erreicht die Strecke der Berninabahn die Passhöhe mit den drei Seen. Vorher muss der Zug aber nochmals eine 70 ‰-Rampe überwinden. Am Ufer des Lago Bianco befindet sich dann die Passstation der Berninabahn Ospizio Bernina. Sie ist der höchstgelegene meterspurige Adhäsionsbahnhof der Schweiz mit 2253 Meter über Meer. Hinter dem See beginnt der Abstieg zur auf 2091 Meter liegenden Aussichtsplattform Alp Grüm. Zwischen dem Schwarzen See und dem Lago Bianco befinden sich nicht nur die Wasserscheide zwischen Schwarzem Meer und dem Adriatischen Meer sondern auch die Sprachgrenze zwischen der deutschsprachigen und der italienischen Schweiz.

Bild 20-1: Der Bernina-Express D 973 schlängelt sich an den drei Seen entlang der Passhöhe entgegen. Im Vordergrund der Lago Bianco, in der Mitte der „Schwarze See“ und hinten der „Kleine See“. Vor dem „Schwarzen See“ gut sichtbar das Schild der Wasserscheide zwischen Adriatischen Meer und dem Schwarzem Meer. Aufnahme: Harald Klein, 12. August 2009.

Bild 20-2: Die Station Bernina Ospizio wurde im Jahre 2009 aufwendig modernisiert und mit modernen Bahnsteigen ausgestattet. Der Regionalbahn R 4668 aus Tirano hat leere Tankwagen angehängt bekommen. Aufnahme: Rainer Vogler, 12. August 2009.

Bild 20-3: Als im Jahre 1949 eine beschädigte Galerie den Winterbetrieb am Lago Bianco stark gefährdete, entschloss man sich, eine neue höher gelegene Trasse zu realisieren. Dabei entstand die „fußlose“ Stahlbalkenbrücke. Vom Zug aus fällt es nicht weiter auf, dass unter der Brücke sich nur Geröll befindet. Erst aus weiterer Entfernung sieht man, dass das Seeufer vor der Bahntrasse beginnt. Diese Öffnung hat man bewusst geschaffen, damit die Schneemassen besser in den See geleitet werden können. Aufnahme: Harald Klein, 12. August 2009.

Kapitel 8 Tafel T 21-1 bis T 21-3

Vom See nach Alp Grüm

Der Übergang zwischen dem Hochtal am Berninapass und dem Abhang nach Cavaglia ist besonders dem Wind und damit Schneeverwehungen ausgesetzt. Hier liegen Eis und Schnee im Winter meterhoch, weshalb die Berninabahn ihre Trasse seit der Betriebseröffnung mit baulichen Mitteln zu schützen versucht. So entstanden auf diesem Streckenabschnitt mehrere Galerien und Tunnels. Vor Alp Grüm fällt die Strecke wieder in einer 70 ‰-Rampe auf 2091 m ü.M. ab. Die Baumgrenze wird hier wieder erreicht.

Bild T21-1: Unterhalb der südlichen Staumauer befand sich eine Aussichtsschleife, bei dessen Durchfahren die Fahrgäste das erste Mal einen Blick auf das Puschlav mit dem gleichnamigen See erhaschen können. Bereits 1924 ergänzte man diese enge Doppelkurve mit einem direkten Schienenstück, das mit zwei Weichen angeschlossen wurde. Bis zum Abbruch der Schleife 1941 befuhren die Berninazüge bei Bedarf beide Gleisabschnitte, womit Kreuzungshalte eingespart werden konnten. Originell war dabei die Tatsache, dass die neue Strecke einfach auf einer Brücke über die alte hinweggeführt wurde. Aufnahme: Detlef Klein, 12. August 2009.

Bild T21-2: Die einzigen Farbtupfer in der kargen Geröll- und Felslandschaft südlich des Lago Bianco sind die Blumen auf den spärlichen Wiesenstücken. Die ABe 4/4 III 54 und 55 fahren mit dem R 1656 der Passhöhe entgegen. Und haben die alte Scala- Aussichtsschleife gerade überfahren. Aufnahme: Harald Klein, 12. August 2009.

Bild T21-3: Zur falschen Zeit am rechten Ort. Im Frühjahr füllt sich das Drachenloch (Pozzo del Drago) mit Schmelzwasser und der Palü-Gletscher samt Zug spiegeln sich in ihm. Doch im August ist es ausgetrocknet. So konnte man die zwei Gelben „nur“ mit den Eismassen des Piz Palü bei ihrer Rückfahrt als R 860 nach St. Moritz ablichten. Aufnahme: Harald Klein, 12. August 2009. Kapitel 8 Tafel T 22-1 bis T 22-3

Vom See nach Alp Grüm

Ein wichtiger Bestandteil der Daseinsberechtigung der Berninabahn ist die Aussichts- Terrasse von Alp Grüm. Sie ist Ausgangspunkt vieler Bergwanderer und Kletter- Freunde. Wunderschön zu beobachten sind die Japanischen und amerikanischen Touristen die aus den Bernina-Expresszügen herausstürmen und schnell ein Foto der Gletscherregion knipsen. Zu diesem Zweck haben alle Bernina-Expresse hier einen Betriebshalt Das Stationsgebäude ist bewirtschaftet und bietet sogar hotelmäßige Übernachtungsmöglichkeit. In der näheren Umgebung befinden sich mehrere Einkehrmöglichkeiten in dehnen man bei guter Graubündner Kost Natur und Bahnbetrieb genießen kann.

Bild T22-1: Ein aus dem Puschlav kommender sehr langer Regionalzug hat die letzte Steigung der Südrampe erklommen und dreht einen Halbkreis in der Kehre von Alp Grüm. Die 180° Kehre hat einen Kurvenradius von 45 Metern. In seinem Inneren befand sich eine Drehscheibe um die Dampfschneeschleuder drehen zu können. Aufnahme: Harald Klein August 1993.

Bild T-22-2: Gleiche Stelle wie im Bild T22-1, nur 16 Jahre später. Die Einfahrweiche in den Bahnhof Alp Grüm wurde in die Gegengerade vor die Palü-Galerie verlegt. Da in der Kehre kein Platz für zwei Parallelgleise ist hat man beide Richtungsgleise ineinander verlegt. Links von Triebwagen ABe 4/4 II 45 kann man die äußere Schiene des Gegengleises erkennen. Der Regionalzug R 1664 aus Tirano wird ohne Kreuzung nach St. Moritz weiterfahren können. Aufnahme: Harald Klein 12 August 2009.

Bild T22-3: Der Regionalzug R 1664 hat die Station Alp Grüm erreicht. Hinter dem ABe 4/4 II 45 ist eine der beiden Zweikraftloks eingereiht. Aus dieser Perspektive wirkt das steinerne Aufnahmegebäude wie eine alte Burg. Aufnahme: Rainer Vogler. 12. August 2009. „100 Jahre Berninabahn“

Kapitel 9 Tafel T 23-1 bis T 23-3

Der Abstieg von Alp Grüm nach Poschiavo

Mit dem Abstieg von Alp Grüm ins Puschlavtal beginnt der technisch interessanteste Teil der Berninabahn. Bis nach Poschiavo müssen 1000 Höhenmeter überwunden werden, bis ins Italienische Tirano nochmals ca. 600 Meter. Das Ganze spielt sich in mehreren Schleifen auf verschiedenen Talstufen ab. Die bekannteste ist die Panoramakehre beim Bahnhof Alp Grüm. Von dort führt die Strecke in zwei Stufen am Palüstausee vorbei durch diverse Tunnels und Galerien zur Stablinikehre, nach drei weiteren Stufen wird der Talboden von Cavaglia erreicht. Danach beginnt der Abstieg nach Poschiavo.

Bild T23-1: Diesen atemberaubenden Ausblick bietet die Terrasse von Alp Grüm (2091 m ü.M.) auf das Puschlavtal. Im Vordergrund ist die Kreuzungsstation Cavaglia (1692 m ü M.) mit einem bergwärts fahrenden Regionalzug zu sehen, der Lago di Poschiavo befindet sich auf 965 m ü.M. Die im Hintergrund sichtbare Gebirgskulisse der Bergamasker Alpen befindet sich schon weit in Italien. Der Zug benötigt für den Aufstieg von Cavaglia nach Alp Grüm stolze 17 Minuten. Aufnahme: Harald Klein, 12. August 2009.

Bild T23-2: Der lange Regionalzug von Bild T22-1 durchfährt die 180-Grad Kehre von Stablini. Er passt dort gerade noch aufs Bild. Heute wäre diese Aufnahme nicht mehr möglich, da dieses Waldstück zugewachsen ist. Hinter der Kehre folgt die neu erbaute automatische Kreuzungsstation Stablini. Aufnahme: Harald Klein, August 1993.

Bild T23-3: Der Triebwagen ABe 4/4 III 54 verlässt die Kreuzungsstation Cavaglia mit einem Regionalzug in Richtung Poschiavo. Der Weiler Cavaglia war vor dem Bau der Berninabahn eine wichtige Station für den Wechsel der Pferde auf dem Weg über den Pass. Beim Bau des Kraftwerkes Palüsee war hier ein Quartier der Bauarbeiter. Heute nutzen vorwiegend Bergwanderer die Haltestelle, um wieder zu ihren Autos auf der Passhöhe zurück zu gelangen. Aufnahme: Harald Klein, August 1993. Kapitel 9 Tafel T 24-1 bis T 24-3

Der Abstieg von Alp Grüm nach Poschiavo

Nach Cavaglia muss der Berninazug noch viermal die Fahrtrichtung wechseln, um von 1692 Meter auf 1014 m ü.M. absteigen zu können. Dann erst ist er im Bahnhof von Poschiavo angekommen. Von den Stufen am Südhang gibt es wenige verwertbare Bilder, da die Trasse größtenteils im Wald und in Kehrtunnells verläuft. Auf der dritten Stufe ist die Kreuzungsstation Cadera auf 1383 m ü.M. an den Hang gebaut und ab dem Haltepunkt Privilasco (1119 m ü.M.) schlängelt sich die Bahn über die fruchtbaren Wiesen des Val Poschlavo. Von Alp Grüm bis nach Poschiavo ist der Zug nun über 45 Minuten unterwegs. In Poschiavo befindet sich die für die Südrampe zuständige Hauptwerkstatt der Berninabahn mit Lokdepot.

Bild T24-1: Eine der wenigen spektakulären Fotostellen auf der südlichen Rampe ist die Kehre der letzten Stufe mit dem unteren Cavagliatunnel und dem Viadukt über den Cavagliabach. Sie ist aber nur zu Fuß von Cavaglia oder San Carlo aus zu erreichen. Triebwagen ABe 4/4 III 55 ist mit einem Regionalzug gerade durch den unteren Tunnel gefahren. Aufnahme: Detlef Klein, August 1993.

Bild T24-2: Auch die Aufnahme von diesem Standpunkt aus ist heute nicht mehr möglich. Als wir im September 2010 an gleicher Stelle Vorort waren, suchten wir die Brücke über den Varunabach. Hinter Gebüsch und reichlich Baumbewuchs hat sich dieses Motiv nun versteckt. Will man heute den Zug mit Poschiavo im Hintergrund ablichten, muss man auf der anderen Seite des Baches stehen. Der Regionalzug mit zwei ABe 4/4 II hat Poschiavo verlassen und fährt dem Pass entgegen. Aufnahme: Harald Klein, August 1993.

Bild T24-3: Stelldichein der Triebfahrzeuge. Dies ist eine heute schon historische Aufnahme aus dem Depot von Poschiavo und zeigt die Bremslok Ge 2/2 161 mit ABe 4/4 I 37 und ABe 4/4 I 30+34. Im Schuppen steht der ABe 4/4 II 41 noch mit goldenen Zierleisten! Anlass der kleinen Parade war eine Sonderfahrt der Verkehrsfreunde Stuttgart e.V. am 26. Mai 1989. Aufnahme: Detlef Klein. „100 Jahre Berninabahn“

Kapitel 10 Tafel T 25-1 bis T 25-3

Die Berninabahn als Straßenbahn

Hinter Poschiavo folgt ein Gefällestück mit 67 ‰ Dann ist die Strecke bis hinter den Lago di Poschiavo fast eben. Doch wer meint, der Triebwagenführer könnte es jetzt „rollen lassen“, der irrt, den für ihn kommt jetzt der Abschnitt mit dem höchsten Stressfaktor. Von San Antonio bis Le Prese ist der Bernina-Express nun als Straßenbahn unterwegs und teilt sich mit den Kraftfahrzeugen teilweise sogar die Fahrbahn. Heute kaum mehr vorstellbar ist die Tatsache, dass es bis vor wenigen Jahre es keine Schrankensicherung gab und den Zügen jederzeit Autos entgegen kommen konnten.

Bild T25-1: Die Zweikraftlok Gem 4/4 801 hat einen Regionalzug sicher durch die enge Durchfahrt von San Antonio gezogen. Jetzt wird das Bahngleis wieder auf eine eigene Trasse geführt. Die Autos wurden zu diesem Zeitpunkt nur durch Verkehrszeichen und die Warnpfiffe der Züge gewarnt! Aufnahme: Harald Klein, August 1993.

Bild T25-2: Die Ortsdurchfahrt von San Antonio aus der anderen Richtung, von Süden aus fotografiert. Der PKW wurde nur durch das Verkehrsschild und den grellen Pfiff des Lokführers vor dem ihm entgegenkommenden Zug gewarnt! Rein aus Selbstschutz wird er sogleich auf die Bremse treten und anhalten, denn zwischen den Häusern ist nur für ihn oder die ABe 4/4 III 53 Platz! Nur zur Orientierung: dies ist die Berninapassstraße nach Tirano! Aufnahme: Harald Klein, August 1993.

Bild T25-3: Jetzt sind wir wieder im 21. Jahrhundert angekommen. Die Ortsdurchfahrt von San Antonio ist nun auch mit Schranke und Blinklichtanlage ausgestattet. der Triebzug ABe 8/12 wird unbeschadet hindurch kommen. Das Gleis verläuft heute sogar bis Le Prese auf eigener Trasse. Der Allegra-Triebzug macht hier seinem Spitznahmen „Straßenbahn“ alle Ehre Der ABe 12/8 2503 ist als R 1613 auf der Fahrt nach Tirano. Aufnahme: Harald Klein 21. September 2010. Kapitel 10 Tafel T 26-1 bis T 26-3

Die Berninabahn als Straßenbahn

Beim Bau der Berninabahn ließen die Ingenieure die Schienen auf 6 km Länge in die Hauptstraße verlegen. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts erschien dies als günstigste Lösung, denn mit dem großen Autoverkehr von heute rechnete damals niemand. Nach der engen Ortsdurchfahrt von San Antonio verläuft die Trasse der Berninabahn auf der linken Straßenseite bis Le Prese. In Le Prese teillen sich Schienen- und Straßenverkehr wieder die Fahrbahn. In diesem Dorf hält der Zug sogar zum Ein- und Aussteigen mitten auf der Hauptstraße. In dem kleinen Ferienort stehen entlang der Strecke herrliche Villen und zahlreiche Hotels. Hinter dem Ortsausgang wird der Lago di Poschiavo erreicht und etwas tiefer gelegen als die Kantonstraße schlängelt sich die Bahn am Ufer entlang. Am See befährt der Zug übrigens das flachste Stück der ganzen Berninabahn.

Bild T26-1: Als R 1641 rollen ABe 4/4 II 43+46 in den Haltepunkt von Li Curt auf ihrer Fahrt von St. Moritz nach Tirano. Im Hintergrund das Dorf San Antonio mit der abenteuerlichen Ortsdurchfahrt. Das Gebäude am rechten Bildrand beherbergt die RhB-Station, eine Poststelle und einen Raiffeisen-Bankschalter. Die Außentemperatur von 20,5 °C ist an der Wand auch noch abzulesen. Ach ja, der Vollständigkeit halber: es ist der 20. September 2010, 16.37 Uhr. Aufnahme: Harald Klein.

Bild T26-2: Wir befinden uns nun in Le Prese oberhalb des Lago di Poschiavo. Der Zugführer hat keinen Blick für den hohen Campanile, den schlanken Kirchturm von Le Prese, Er muss sich auf den entgegen kommenden Autoverkehr konzentrieren. Der R 1617 hat hinter den zwei Triebwagen ABe 4/4 II 43+46 einen RhB-Salonwagen angehängt bekommen. Aufnahme: Harald Klein, 20. September 2010.

Bild T26-3: Die Regionalbahn R 1644 hat die Flachstrecke am Seeufer des Lago Poschiavo befahren und fährt in den Ort Le Prese ein. Das Tempolimit gilt für den Autoverkehr. Le Prese war einst ein renommierter Kurort mit heilenden Schwefel-Quellen, doch heute stehen viele Hotels im Ort leer, wie an den geschlossenen Fensterläden am Gebäude hinter dem Allegra ABe 8/12 3502 zu sehen ist. Ein Plus für die Berninabahn ist, dass alle Züge gezogen werden, man auf Steuerwagen verzichtet und man somit auch mal einen „letzten“ Wagen ablichten kann. Aufnahme: Harald Klein, 21. September 2010. „100 Jahre Berninabahn“

Kapitel 11 Tafel T 27-1 bis T 27-3

Am Lago di Poschiavo

Der als Naturschönheit begeisternde Lago di Poschiavo verdankt seine Existenz einem gewaltigen Bergsturz in prähistorischer Zeit. Als die Gesteinsmassen die Talebene verschütteten, entstand ein natürlicher Damm, hinter dem sich das Wasser des Poschiavinos aufstauen konnte Sein Ausfluss wird heute durch eine Stauschleuse des Kraftwerkes Brusio kontrolliert. Ein Grossteil des Wassers wird im Turbinenhaus in Campocologno zur Elektrizitätsgewinnung genutzt Dort wird diese wertvolle Energie in die Fahrleitung eingespeist und dient seit 1910 dem Betrieb der Berninabahn. Hinter der Kreuzungsstation Miralago verengt sich ein letztes Mal das Puschlavtal.

Bild T27-1: Der Bernina-Express D 961 fährt um 8.12 Uhr in Davos Platz ab, hält um 9.23 Uhr in Samedan und wendet in St. Moritz. Dort fährt er um 9.34 Uhr ab und stoppt nur in Pontresina (9.52 Uhr), Ospizio-Bernina (10.19 Uhr), Alp Grüm (10.33 Uhr), Poschiavo (11.13 Uhr) und Le Prese (11.27 Uhr). Um 12.03 Uhr erreicht er das italienische Tirano. Bemerkenswert an seinem Laufweg ist, dass er seit dem Fahrplan 2010 nicht über die Albulabahn sondern durch den Vereina-Tunnel ins Engadin fährt, dann in St. Moritz „Kopf macht“ und in Le Prese mitten auf der Hauptstraße anhält. Momentan genießen die Fahrgäste den Blick auf den Lago di Poschiavo kurz vor der Durchfahrt von Miralago. Aufnahme: Harald Klein, 21. September 2010.

Bild T27-2: Ein bergwärts fahrender Regionalzug fährt in die Station Miralago ein, um eine Kreuzung mit einem Gegenzug abzuwarten. Um den Lago di Poschiavo ist ein bequem zu laufender Wanderweg angelegt worden. Auf dem bis zu 90 Meter tiefen See darf man sich nur mit Muskelkraft in Ruderbooten fortbewegen, jegliche Motorboote sind verboten. Aufnahme: Harald Klein, August 1993.

Bild T27-3: Unterhalb des Lago di Poschiavo bei dem Dorf Miralago wird der auf einer Stahlträger-Brücke überquert. Dies ist die letzte Engstelle vor Tirano. Der von dem Allegro ABe 8/12 3502 gezogene Regionalzug R 1621 hat heute eine knappe halbe Stunde Verspätung. Aufnahme: Harald Klein, 21. September 2010. „100 Jahre Berninabahn“

Kapitel 12 Tafel T 28-1 bis T 28-3

Der Kreisel von Brusio

Hinter der Enge von Miralago (965 m ü.M.) öffnet sich das Tal und die Siedlung Brusio kommt ins Blickfeld. Weil die alte Straße hier bis 90 ‰ Gefälle aufweist, suchten sich die Ingenieure für die Bahn einen anderen Weg. Sie legten eine Doppelschleife mit möglichst engem Radius in die Wiesen. Erst nach dieser S-Kurve fährt der Zug im Bahnhof Brusio (780 m ü.M.) ein. Diese Anlage ist seit Jahrzehnten unverändert geblieben, die Ausweichgleise sind heute zu kurz für Kreuzungen zwischen langen Zügen. Nach der Station Brusio lehnt sich die Trasse an den Berghang an und es beginnt eine zirkusreife Karussellfahrt auf Schienen.

Bild T28-1: Der Allegra ABe 8/12 3503 befindet sich mit seinem Regionalzug R 1613 in der zweiten Stufe der Schleifen oberhalb von Brusio. Hinter den zwei Personenwagen hängen diverse Güterwagen, unter anderen Holzwagen für Tirano. Das Holzgeschäft ist für die RhB eine große Einnahmequelle. In Tirano wird es jedoch nicht auf Wagen der Italienischen Staatsbahn, sondern auf LKWs verladen. Aufnahme: Harald Klein, 21. September 2010.

Bild T28-2: Um vom Kreisel Brusio Aufnahmen aus erhöhter Position machen zu können, muss man die jeweiligen Geröllfelder erklimmen. Dies ist nur mit gutem, festem Schuhwerk zu empfehlen! Das Felsgestein ist sehr locker und man ist sehr oft auf allen Vieren unterwegs. Aber der Ausblick lohnt sich. Inmitten des Kreisviaduktes sind diverse Skulpturen aufgestellt welche die Fahrgäste der Berninabahn rundum bestaunen können. Aufnahme: Harald Klein, August 1993.

Bild T28-3: Auf der Aufnahme von der Westseite aus sind die Geröllfelder sehr gut zu erkennen. Vom Hang her kommend dreht der Bernina-Express sich einmal voll im Kreise, um dann auf dem Talboden in Richtung Tirano (429 m ü.M.) weiter zu fahren. Aufnahme: Detlef Klein, Oktober 1990. Kapitel 12 Tafel T 29-1 bis T 29-3

Der Kreisel von Brusio

Eines der Höhepunkte einer Reise mit der Berninabahn ist sicherlich die Fahrt über den Kreisviadukt von Brusio. Statt wie anderorts üblich einen Spiraltunnel in den Fels zu sprengen, entschieden sich die Bahnbauer für eine volle Kehre in offener Bauweise mit einem Radius von 50 bis 70 Metern. Mitten im Talboden vollführt die Strecke eine spektakuläre Schneckenlinie, ein bahntechnisches Kuriosum. Vom linken Berghang kommend schwingt sich das Bahngleis auf dem 116 Meter langen kreisförmigen Viadukt mit seinen neun Öffnungen einmal um die eigene Achse und unterfährt die höhere Trasse unter seinem dritten Viaduktbogen. Vom Bahnhof Brusio (780 m ü.M.) aus fällt die Trasse bis auf den Wiesengrund unter dem Viadukt 140 Höhenmeter ab. Nicht ohne Grund wurde die gesamte Berninabahn einschließlich der Albulabahn zum Weltkulturerbe erhoben.

Bild T29-1: Der Bernina-Express D 961 aus Davos durchfährt den Kreisviadukt auf seiner Fahrt nach Tirano. Für die Feierlichkeiten anlässlich „100 Jahr Berninabahn“ hat man im Inneren des steinernen Bauwerkes ein Labyrinth aus Holz und Roten Leinentüchern aufgebaut. An zwei Wochenenden im Jahre 2010 fanden nachts Fahrzeugparaden mit Lightshows statt. Die letzte am 18. September fiel leider buchstäblich ins Wasser, es schüttete wie aus Kübeln. Aufnahme: Harald Klein, 20. September 2010.

Bild T29-2: Am 14 Dezember 2008 – es war ein Sonntagnachmittag – hatte ein mächtiger Felssturz die Trasse der Berninabahn oberhalb vom Kreisviadukt erfasst und auf 150 Meter Länge schwer beschädigt. Der instabile Fels musste gesprengt werden. Bis Ende März 2009 war die Bahnlinie gesperrt, die Trasse wurde neu erbaut und dabei entstand der S-förmige Damm auf dem der bergwärts fahrende R 1664 sich gerade befindet. Aufnahme: Harald Klein, 20. September 2010.

Bild T29-3: Da steht es, einfach abgestellt, das Objekt der Begierde zahlreicher Bahnfotografen. Eigentlich sollten am besagten Bernina-Jubiläumswochenende im September 2010 Sonderfahrten mit der Ge 4/4 182, dem Bernina-Krokodil stattfinden, doch in Campocologno stand es abgestellt. So gelang nur dieser Schnappschuss am 18. September 2010 bei strömendem Regen. Aufnahme: Harald Klein „100 Jahre Berninabahn“

Kapitel 13 Tafel T 30-1 bis T 30-3

Endstation in Tirano

In Tirano wird die Berninabahn wieder zur Straßenbahn. Am Ortseingang wird ein letztes Mal der Poschiavino überquert und das Bahngleis vereint sich wieder mit der Kantonstraße. Stellenweise ganz knapp an den Hauswänden entlangi führt das Gleis bis über die Verkehrsinsel vor der Wallfahrtkirche Madonna di Tirano um dann noch nach einen Kilometer auf eigenem Gleiskörper zum Bahnhof Tirano zu gelangen. Dort trifft die Berninabahn auf die Gleise der Italienischen Staatsbahn FS. Eine fantastische Reise mit einer Meterspurbahn geht nun zu Ende. Wir sind von St. Moritz (1775 m ü.M.) auf einer Streckenlänge von nur 22,3 km nach Bernina Ospizio auf 2253 m ü.M. aufgestiegen, aber dann bis Tirano (429 m ü.M.) auf 38,4 km Streckenlänge 1829 Höhenmeter abgestiegen. Und alles ohne Zuhilfenahme eines Zahnstangen-Systems als reine mit Adhäsionskraft betriebene Meterspurbahn.

Bild T30-1: Ein Bernina-Regionalzug begibt sich gerade auf die Rückfahrt nach St. Moritz. Die zwei ABe 4/4 II 42+43 werden ihn wohl sicher über den Pass nach Norden ziehen. Sie überqueren gerade den Piazza Basilika vor dem Wahrzeichen der Stadt Tirano, der Wallfahrtskirche Madonna di Tirano. Rechts von deren Campanile thront am Hang die romanische Klosterkapelle S. Perpetua aus dem 11. Jahrhundert. Sie steht am alten Bernina-Passweg. Aufnahme: Harald Klein, August 1993.

Bild T30-2: Blick auf den Piazza Basilika vom Eingangsportal der Kirche Madonna di Tirano aus, 17 Jahre später. Auf dem Platz wurde mittlerweile ein Verkehrskreisel gebaut und die Querung mit dem Zug durch eine Schranken- und Blinkanlage gesichert. Die zwei ABe 4/4 III 53 und 55 ziehen den Bernina-Express nun in die Kantonstraße in Richtung Berninapass. Aufnahme: Harald Klein, 20. September 2010.

Bild T30-3: „Holz für Tirano“ ist auf unseren Fototouren eines unserer Schlagwörter, wenn an einen Personenzug Güterwagen mit frisch geschlagenen Stämmen angehängt sind. Die Wagen werden in Pontresina von Güterzügen des RhB-Stammnetzes an die Berninabahn übergeben und in Tirano auf Lastwagen weiter verladen, da die FS nicht in der Lage ist, sie zu übernehmen. Der Triebwagen ABe 4/4 I 36 wird sie sogleich an ein Ladegleis rangieren. Der Rangiermeister ist schon auf dem Weg, um die Wagen abzukuppeln. Aufnahme: Detlef Klein, Oktober 1990.