Der Pionier Rudi Michel
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Editorial Inhalt nicht ausgereift ist. Dies kennen wir ja auch vom Fußball. Da das Spiel immer schneller wird und der Mensch an gewisse Grenzen bei der Beurteilung von Situationen (insbesondere bei Tor- oder Nicht-Tor-Szenen) stößt, hat UEFA-Prä- sident Michel Platini in verschiedenen Juni- oren-Turnieren jeweils einen zusätzlichen Schiedsrichter neben den Toren testen lassen. Der freie Journalist Rainer Kalb hat ein Turnier auf Zypern besucht und schildert seine interes- santen Ansichten zu diesem Experiment. Eugen Strigel geht wieder einmal in seinen bewährten Lehrbeispielen auf verschiedene Vorfälle in den letzten Spielen der Hinrunde 2008/2009 ein. Bei dieser Gelegenheit möchte ich einmal besonders betonen, dass diese Schil- Titelthema derungen vor allem einer einheitlichen Regel- Wie ist das denn nun Der Pionier auslegung in allen Ligen dienen und sich nicht auf den einzelnen Schiedsrichter fokussieren. mit den Emotionen? 4 Wenn sich allerdings Schiedsrichter in den Mittelpunkt stellen, können wir nicht einfach Analyse Rudi Michel zur Tagesordnung übergehen. Unsere Aufgabe besteht allein darin, die Spiele entsprechend Doppel-Gelb – so etwas ist Zirkus 6 den Regelbestimmungen „über die Bühne“ zu unächst darf ich allen Leserinnen und bringen und nicht irgendwelche Showeffekte zu Jubiläum ZLesern unserer DFB-Schiedsrichter-Zeitung produzieren. Eine Feier mit Überraschungseffekt ein gesundes und erfolgreiches 2009 wün- 10 schen. Die Anforderungen an die Aktiven in Futsal hat lange Zeit in Deutschland (im Gegen- allen Klassen werden auch in diesem Jahr satz zu vielen anderen Ländern) keine Panorama 12 sicher nicht einfacher. Gemeinsam mit den ver- besonders große Rolle gespielt. Deshalb haben schiedenen Ausschüssen und Gremien werden wir den Sportjournalisten Andreas Burkhardt, Report selbst auch Schiedsrichter, gebeten, sich ein- wir diese Herausforderungen zu meistern wis- Schiedsrichter im Futsal – sen, befindet sich doch unser Ausbildungsniveau mal mit der Situation bei uns zu befassen. auf einem sehr hohen Stand. Immerhin stellt der DFB zwei FIFA-Schiedsrich- hat das Zukunft? 14 ter für den internationalen Bereich, wobei Ende des Jahres erreichte die Öffentlichkeit Stephan Kammerer mittlerweile über einige Regel-Test die Nachricht, dass der Sport-Journalist Rudi internationale Erfahrung verfügt und Stefan Michel im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Weber, der zum Ende letzten Jahres als Aktiver Wenn der Stürmer spitzelt 17 Ich habe viele Fernsehübertragungen dieser ausgeschieden ist, sich zukünftig in der Beob- Reporter-Legende verfolgen können. Seine achterdomäne bewegen wird. Lehrwesen Bemühungen, objektiv und keineswegs am eigenen Interesse orientiert zu berichten, Der Lehrbrief Nr. 23 (!) des DFB, der an alle Auswechseln ist doch ganz haben mich stets fasziniert. Wir konnten ihn Lehrwarte im DFB-Gebiet verschickt wird und einfach, oder? 18 einige Male in unseren Lehrgängen begrüßen, für die qualifizierte Arbeit auf allen Ebenen sehr hilfreich ist, beleuchtet Vorgänge beim und ich erinnere mich an einen beeindrucken- Wettbewerb den Vortrag, in dem er nachwies, dass je nach Auswechseln (Ist doch ganz einfach, oder?). Position der Kamera eine andere Bewertung Günther Thielking und Carsten Voss, denen ich Immer weitermachen 21 der Situation zu Tage treten kann. Zur damali- bei dieser Gelegenheit zu Beginn des neuen Jahres für ihre intensive Arbeit ebenso danke gen Zeit eine wirkliche Pionierarbeit. Report wie allen in den unterschiedlichsten Ausschüs- Viele Zuschauer gehen in die Stadien, um sen Tätigen, befassen sich mit den wichtigsten Zwei Assistenten mehr – attraktiven Fußball zu sehen und dabei unter Aspekten. ist das die Lösung? 22 anderem Emotionen auszuleben. Sicher sind Ich wünsche Ihnen allen viel Freude beim Lesen diese auch bei den Akteuren vorhanden, das und würde mich über gelegentliche Meinungs- Interview muss auch so sein. Aus meiner Sicht sind aber äußerungen zu den verschiedenen Themen nicht alle Handlungen auf dem Platz in die Gespräch der Generationen 24 freuen. Kategorie „Emotionen“ einzuordnen, es kann schnell zu „Aggressionen“ kommen. Ich habe Report mich auf den folgenden Seiten mit der Frage „Wie oft kommt man schon befasst, wie ein Schiedsrichter unter diesem Mit freundlichem Gruß Aspekt agieren muss. zu einer WM?“ 28 Auf unserer „Panorama“-Seite ist zu lesen, dass kurz vor der Handball-Weltmeisterschaft in Kro- Blick in die Presse 30 atien die geplante Einführung des „Balles mit Chip“ verschoben wurde, weil die Technik noch Volker Roth Aus den Verbänden 32 Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen. SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2009 3 Titelthema Wie ist das denn nun mit de In seinen „Ansichten“ beleuchtet Volker Roth den Begriff, der heute als Alibi für jede Art von Gefühls muss. Und er untersucht die Frage, ob Schiedsrichter sich nicht zu viel gefallen lassen. enn man einige der letzten FIFA-Spielen, nicht erlaubt und ich WSpiele der Hinserie 2008/2009 Hier überschreitet der Spieler eindeutig die hätte eigentlich die Gelbe Karte in den europäischen Spitzenligen Grenze zwischen tolerierbarer Emotion zücken müssen. Was ich aber näher analysiert, fällt ein Phäno- und einer Aggression, die eine deutliche unterließ. Deshalb unterließ, weil men auf, das ich in dieser Inten- Reaktion des Schiedsrichters verlangt. ich den Sinn dieser speziellen sität bislang nicht beobachtet (eben nur für UEFA-Spiele gelten- habe: Aggressivität. den) Anweisung nicht einsah. Das sah der Beobachter, der mir eine Moment mal, werden Spieler, Trai- nicht so berauschende Note ver- ner, Manager, einige Journalisten passte, offensichtlich anders. Ich sagen, das sind Emotionen, die so hab’s „überlebt“, diese Anweisung zum Fußball gehören, wie ein Fisch wurde übrigens etwas später wie- zum Leben Wasser benötigt. Wür- der zurückgenommen. gen, Ellbogeneinsätze, Fouls, die teilweise vorsätzlicher Körperver- Was ich damit sagen will, ist ein- letzung nahekommen, Schläge ins fach: Niemand wird Emotionen, die Gesicht des Gegners, unkontrollier- Freude ob eines Erfolges aus- tes Benehmen gegenüber dem drücken, unterbinden wollen. Das Schiedsrichter oder seinen Assis- gehört zum Spiel. Nun weiß ich tenten, unakzeptables Verhalten natürlich auch, dass meine Kritiker von Personen auf den Ersatzbän- sofort kommen und die Beispiele ken – alles nur Emotionen? Nicht mit den ausgezogenen Trikots mehr? Ich meine, dass man die und/oder dem Klettern auf Zäune Sache nicht so einfach sehen kann, anführen. Nur sind solche emotio- denn hier könnte sich eine Ent- nalen Demonstrationen (wegen wicklung anbahnen, die dem Image der Einheitlichkeit der Fußball- des Fußballs nicht dienlich ist. Regeln auf der gesamten Welt) Kommen wir zurück zum Fußball. Die Frage, die sich mir dabei stellt, anders zu bewerten. Nun ist unbestritten, dass Emotio- Viele Zuschauer gehen in die Sta- liegt auf der Hand: Wie weit kann nen in allen Bereichen mensch- dien, um in der Gemeinschaft ein Schiedsrichter das Verhalten Wenn man nämlich berücksichtigt, lichen Lebens vorhanden sind – Emotionen auszuleben, wobei eines Akteurs als Emotion tolerie- dass es in Teilen der Welt gegen Gefühlsregungen, die sich bei- selbstverständlich nicht die glück- ren, wie muss er agieren, damit es religiöse Empfindungen verstößt, spielsweise als Freude oder aber licherweise geringe, gleichwohl auf dem Platz zu einem geregelten sich mit entblößtem Oberkörper zu auch als Ärger ausdrücken. Nach unakzeptable Anzahl von Chaoten Miteinander kommt? Nun kann zeigen beziehungsweise Bilder Meinung manches Philosophen eingebunden ist. Man kann sich man ohne Übertreibung feststel- gesehen hat, wie einem Spieler der sind Emotionen ein grundlegender als Fan über die Erfolge der eige- len, dass die meisten Spiele ohne Finger beim Besteigen eines Zaunes Bestandteil menschlichen Lebens, nen Mannschaft freuen oder aber größere Probleme über die Runden abgerissen wurde oder wie die ohne Emotionen wäre ein men- sich ärgern, wenn etwas gegen die gehen, wobei ich keinesfalls auf jubelnde Zuschauermenge gegen schenwürdiges Dasein gar nicht eigenen Erwartungen verläuft. Das „Fußspitzen-Abseits-Situationen“ den Zaun gedrückt wurde, weil denkbar (so Michael Stocker und ist einer der Reize des Fußballs. eingehe, die ach so gern für Feh- jeder die Hand des erfolgreichen Elizabeth Hegeman in „Valuing Bei den Akteuren auf dem Rasen leranalysen herangezogen werden. Schützen berühren wollte, wird man Emotions“, Cambridge: University hingegen geht es hauptsächlich Ich erinnere mich an eines meiner die Sache wohl anders beurteilen Press 1996). Es ist natürlich nicht um den Gewinn von drei Punkten. EM-Spiele, in dem das Siegtor zum und wahrscheinlich auch verstehen. meine Intention und schon gar Da kann man teilweise brillante 1:0 für den Favoriten erst kurz vor nicht meine Aufgabe, auf philoso- Einzelleistungen sehen oder die Schluss erzielt wurde. Natürlich Also, wie ist das denn nun mit den phische Aspekte einzugehen. Mit perfekte Umsetzung eines takti- war der Jubel groß, der Spieler Emotionen? Der Psychologie-Pro- dem Hinweis darauf sollte lediglich schen Konzepts. Aber auch Situa- verließ vor lauter Freude den Platz, fessor Georges Steffgen hat in sei- angedeutet werden, dass sich hin- tionen, die nicht zum Fußball gehö- um mit den eigenen Zuschauern nem mit Professor Mario Gollwitzer ter dem Wort „Emotion“ ein wenig ren – leider und fälschlicherweise diesen Erfolg zu feiern. Allerdings verfassten Buch „Emotions and mehr verbirgt,