LANDTAG RHEINLAND-PFALZ Drucksache 12/4 7 2 7 12. Wahlperiode zu Drucksache 12/4436 27. 04. 1994

Antwort des Ministeriums des Innern und für Sport auf die Große Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN -Drucksache 12/4436-

Rechtsextremismus in Rheinland-Pfalz - nationales und internatio­ nales faschistisches Netzwerk

Die Große Anfrage vom 18. Februar 1994 hat folgenden Wortlaut:

Die Zahl ausländerfeindlicher und antisemitischer Straftaten nimmt entgegen den offiziellen Annahmen von 1993 in der Bundesrepublik weiter zu. Selbst der Verfassungsschutz des Landes Rheinland-Pfalz, der noch 1990 von einem ,.beachtlichen Rückgang"' des Rechtsextre­ mismus spricht, erkennt heute die Realität dieser "besonderen Herausforderung.. an. Einige wenige repressive Maßnahmen, wie Verbote rechtsextremistischer Gruppierungen und Parteien nach vorheriger Ankündigung, belegen die strukturelle Hilflosigkeit der politisch Verantwortlichen. Diese sind nicht bereit, eine umfassende Aufarbeitung von Rechtsextre~ mismus und Ausländerfeindlichkeit zur Basis ihres politischen Handeins zu machen. Allein die wirtschafdichen und gesellschaftlichen Folgen der Wiedervereinigung Deutschlands 1989 reichen als Erklärung für die explosive Entwicklung nicht aus. Der politische und gesellschaftliche Aufstieg rechtsextremer Parteien und Organisationen im Nachkriegsdeutschland hat eine Geschichte, die so alt ist, wie die Bundesländer selbst. Unter anderem haben es deren Entscheidungsträger seit jeher verstanden, gegen den realen gesell­ schaftlichen Wandel bewährte Mechanismen nach dem Sündenbockprinzip in Gang zu setzen, die ein Problem durch ein anderes ersetzen: Rechtsextremistische Tendenzen lassen sich in der Bundesrepublik in verschiedenen Phasen schwieriger gesellschaftlicher und politischer Ent­ wicklungen nachweisen, wie z. B. von 1964 bis 1971. Zuletzt verstärkte sich dieser Trend nach rechts wieder seit 1983. Seitdem haben verschiedene öffentliche Diskussionen stattgefunden, deren Intention es war, abermals rechtsextreme Ideologie und Werte als ganz norma.les Gedankengut in der deutschen und europäischen Öffentlichkeit zu etablieren. Der sogenannte "Historikerstreit" versuchte eine Neubewertung der deutschen national­ sozialistischen Vergangenheit; die darauf folgende Diskussion um pränatale Diagnostik und Manipulation, ausgehend von den Thesen des Australiers Singer, belebten die Diskussion um "wertvolles und unwertes Leben" wieder, ohne daß die demokratische "Solid.argemeinschaft.. dem entgegenwirkte. Die Thesen Singcrs finden Einlaß an Universitäten, in Büchern, in der Politik. Unsägliche Worte wie .. Verfremdung", ,.Durchr.assung", .gesundes Volksempfin­ den" werden von Politikern der Bundesrepublik mit einer Selbstverständlichkeit .ausgespro­ chen, die erschreckt, zumal diese Politiker keine Hinterbänkler sind, sondern Abgeordnete in Parlamenten, ein ehemaliger Bundestagspräsident oder ein ehemaliger Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten. Mit der Wiedervereinigung der beiden D<.-utschl.ands 1989 scheinen schließlich ,..alle Grenzen zu fallen": Seitdem bestimmen zunehmend Begriffe wie ,.Asylbel.nlg", "Sozi.almißbrauch ... , ,.Sekundärtugenden" u. ä. eine Politik, die ihr Profilaus der Abgrenzung gegenüber Anders­ denkenden bezieht. Dabei existiert in der Bundesrepublik eine rechtsextreme/nationalsozialistische Tradition und Infrastruktur, die seit 1945 kontinuierlich von Organisationen und Parteien aufrechterhalten wird, die z. T. schon längst wieder salonfähig sind. Wer vom ,.oftmals diffusen Umfeld" rechtsextremistischer Gewalttäter redet, verkennt den seit Jahren bekanntermaßen hohen Organisationsgrad rechtsextremer Organisationen; dem Bild vom betrunkenen, jugendlichen und tinorganisierten Gewalttäter steht längst der hochmobile datenvernetzte Neonazi gegen­ über. Die Behörden wissen das.

Druck: Landt.Jg Rhcinl.md-PfJlz, 13. MJi 1994 Drucksache w4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

In den alten Bundesländern sind seit 1989 wesentlich mehc Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund verübt worden als in den Ländern der ehemaligen DDR. Kein westliches Bundesland ist von dieser Entwicklung ausgenommen, auch Rhein1and~Pfalz nicht. In Rhein­ land-Pfalz befinden sich mehrere Zentren rechtsextremer Orga.nisnionen, deren Strukturen z. T. über das Land hinausgehen. Den bundesweiten Verboten einiger Neonazi-Gruppen hat sich auch das rheinland-pfälzische Innenministerium angeschlossen, zu eigenständigen Schrit­ ten sieht man sich bisher jedoch nicht in der Lage. Die Landesregierungen von Rheinland­ Pfalz haben ihren politischen wie praktischen Gestaltungsspielraum nie genutzt, weil ein Gesamtkonzept gegen Rechtsextremismus und Rassismus ebenso fehlt wie die klare Grund­ haltung zu einer integrativen Gesellschaft, die Minderheiten respektiert und verteidigt. Ein erster Schritt, um ein solches Konzept erstellen und einfordern zu können, ist die um­ fassende Information der Öffentlichkeit über das gegenwärtige Gefährdungspotential von Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit in Rheinland-Pfalz. Deshalb fragen wir die Landesregierung: I. Begriffsdefinitionen 1. Wie definiert die Landesregierung folgende Begriffe: 1.1 Rechtsextremismus, 1.1.1 "sog. ", 1.2 rechtsradikal, 1.3 rechtskonservativ, 1.4 ultra-rechts, 1.5 Nationalsozialismus, nationalsozialistisch, 1.5.1 "sog. alte Rechte", 1.6 Faschismus, 1.7 neofaschistisch, t.B neonazistisch bzw. neonationalsozialistisch, 1. 9 nationalistisch, 1.10 nationalrevolutionär, 1.11 übersteigerter Nationalismus, 1.12 Nationalgefühl, 1.13 völkisch, 1.14 ausländerfeindlich, 1.15 fremdcnfeindlich, 1.16 ,.Überfremdung", 1.17 Rassismus, 1.18 antidemokratisch, 1.19 antisemitisch, 1.20 neutralistisch, 1.21 Revisionismus, 1.22 Revanchismus, 1.23 Ökofaschismus. II. Rechtsextreme Parteien und Organisationen in Rheinland-Pfalz 1. Rechtsextreme Parteien 1.1 Ist es zutreffend, daß folgende Landesverbände in Rheinland-Pfalzaktiv sind: 1.1.1 Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), Ellen Doris S., Landesvor· sitzende (ebenfalls im Surland), 1.1.2 Die Republikaner (REP)- S., Landesvorsitzender, Worms, 1.1.3 Deutsche Volksunion (DVU), Heinrich W., Landesvorsitzender, Heinz G. und Erwin H., Stellvertreter, 1.1.4 Deutsche Nationalisten (DN), Michael P., Bundesvorsitzender, Mainz, 1.1.5 Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) - Klaus A., Landesvorsitzender, Worms; früher Thomas G., Landesbeauftcagter, 1.1.6 Aktionspartei Nationalrevolutionärer Kameraden (ANK)- Manfred H., Bundes­ vorsitzender, Ludwigshafcn- am 19. Juli 1993 angeblich aufgelöst, 1.1.7 Deutsche Liga- für Volk und Heimat- (DL)- Jürgen R., Landesvorsitzender, Ludwigshafen, 1.1.8 Patrioten für Deutschland (Patrioten), seit 22. November 1992 umbenannt in Bürgerrechtsbewegung Solidarität, Helga Z., Bundesgeschäftsstelle Mainz, Landesvorsitzende Ursula A., 1.1.9 Die Naturgcsetzpartei, Dr. Klaus V., Landesvorsitzendcr, Frankenthal, gegründet 14. Dezember 1992, 1.1.10 sonstige? 1.2 Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung vor in bezug auf die unter 2.1.1 - 2.1.1 0 genannten Parteien, insbesondere über Gründungsdatum, Namen und Anzahl der Gründungsmitglieder,

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Mitgliederentwicklung seit Bestehen (aufgeschlüsselt nach Frauen u. Männem), Anzahl, Sitz und Mitgliederstärke der Kreisverbände bzw. Organisationen, Vorstandsmitglieder (laut Landeswahlleiter, Bundeswahlleiter, falls Unter­ schiede bestehen bzw. sonstigen [nformationsquellen) und die Gründe für den Wechsel, Eintritte und Austritte, frühere Mitgliedschaft in einer anderen rechtsextremistischen Partei (Deutsche Konservative Partei - (DKP-DRP), Sozialistische Reichspartei (SRP) bis 1949- 1952 (durch das Bundesverfassungsgericht ver­ boten), (DRP) 1950- 1963; Doppclmitglicdschaften, gleichzeitige Mitgliedschaft in einer oder mehreren anderen (welcher) rechts­ extremistischen bzw. neonazistischen Organisationen, wo, wann unter welcher Beteiligung, auch Mitglieder anderer rechtsextremisti­ scher Parteien, Organisationen oder bekannter rechtsextremistischer Einzel­ mitglieder haben Landesparteitage stattgefunden (seit Bestehen der Landesver­ bände), Symbole, Flaggen, Grußformen, Parteiprogramme und deren ideologische Aussagen insbesondere bezüglich Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Familie, Nationalismus, Geschichtsrevisio­ nismus (sog. Auschwitz-Lüge), Antisemitismus, Neutralismus, antidemokra­ tisch, Miliurismus, und welche Beispiele gibt es, wo Funktionäre von diesen pseudodemokratischen Parteiprogrammen in Reden oder Verlautbarungen abweichen? 1.2.1 Welche Aktivitäten haben die o. g. Parteien 1989, 1990, 1991, 1992, 1993 selbst durchgeführt, und an welchen haben sie sich oder deren Mitglieder in Rheinland­ PEalz, dem Bundesgebiet oder dem Ausland beteiligt? 1.3 Welche der oben genannten Parteien unterhielten oder unterhalten in Rheinland­ PEalzjugendverbändeoder -organisationen, wie viele Mitglieder hatten diese in den Jahren 1988, 1989, 1990, 1991, 1992, 1993, und welche Aktivitäten gingen von diesen aus? 1.4 Welche Stiftungen unterhalten die unter 2.1.1 - 2.1.1 0 genannten Parteien in Rhein­ land-Pfalz, und haben diese Stiftungen in der Vergangenheit Landeszuschüsse erhalten oder erhalten derzeit Landeszuschüsse? 1.5 In welchen Landkreisen, Städten und Kommunen sind die oben genannten Parteien bei Wahlen seit 1964 angetreten und mit welchem Ergebnis? 1.5.1 Wo und mit wie vielen Parteimitgliedern sind bzw. waren die oben genannten Parteien im Gemeinde-, Stadt- bzw. Ortsbeirat und/oder Kreistag seit 1964 ver­ treten? 1.5.1.1 In welchen Räten und aus welchen Gründen hat sich die Zahl der Ratsmitglieder der Reps seit 1989 verändert? 1.5.2 Wieviel Wahlkampfkostenrückerstattung haben die o. g. Parteien jeweils erhalten? 1.6 Durch welche Einnahmen finanzieren sich die o. g. Parteien? 1.6.1 Wclche Einzelpersonen und/oder Unternehmen haben in Rheinland-Pfalz melde­ pflichtige Spenden an oben genannte Parteien gezahlt in den Jahren 1988, 1989, 1990,1991,1992, 19q3? 1.7 Welche Parteien haben einen Rechenschaftsbericht nach dem Parteiengesetz wann abgegeben, und welche Zahlen ergeben sich für die Landesverbände der Parteien im einzelnen für die letzten zehn Jahre daraus? 1.7.1 Wie bewertet die Landesregierung die Tatsache, daß beispielsweise im Rechen­ schaftsbericht 1991 der DVU keine Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen aufgeführt sind? 1.8 Wie viele und welche Mitglieder der Parteien CDU, SPD, F.D.P., DIE GRÜNEN, Freie Wählergcmeinschaften, die in Rheinland-Pfalz in Stadt-, Gemeinderäte oder Kreistage gewählt wurden, sind wann zu den unter 2.1 genannten rechtsextremen Parteien übergetreten bzw. von einer rechtsextremen Partei zu anderen Paneien übergetreten oder parteilos geworden? 1.9 Welche Erkenntnisse gibt es über eventuelle Unterstützerkreise, Mitglieder und Aktivitäten folgender Parteien in den letzten acht Jahren in Rheinland-Pfalz, deren Arbeitsschwerpunkte sich in anderen Bundesländern befinden: Deutsch Nationale Partei (D:-JP), Thomas D. (z. Z. in JVA), Deutsches Hessen (DH), Heinz R. und Otto R., D'--utsche Heimat Partei (DHP), Europäische Arbeiterpartei {EAP), Helga Z., Nationale Liste (NL), Christian W.,

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Auto- und Bürgerpartei oder andere Parteien? 1.10.1 Wann und wo hat sich die EAP an Wahlen mit welchen Ergebnissen beteiligt? 1.10.1.1 Liegen den rheinland-pfälzischen Behörden Erkenntnisse über Aktivitäten von folgenden, der EAP nahestehenden Organisationen, Einrichtungen vor: Private Akademie für Humanistische Studien (PAHS), Fusions-Energie-Forum (FEF), Anti-Drogen-Koalition (ADK), Executive lntelligence Review (EIR), Kernkraft Komitee (KKK), Club of Life, Dr. B. Verlags-GmbH, Schiller-Institut (u. a.. Landwirtekommission im Schiller-Institut), Verband deutscher Landwirte (VdL), Bund gegen Anpassung? 1.10.1.2 Wann und wo haben die oben genannten Organisationen Veranstaltungen und Aktivitäten in öffentlichen Räumen abgehalten, insbesondere in Bildungseinrich­ tungen oder kommunalen Räumlichkeiten, auch in der Trägerschaft einer privaten Rechtsform? 1.10.1.3 Welche Vereine, Stiftungen und sonstige Einrichtungen der oben angeführten Organisationen sind in Rheinland-Pfalz aktiv, erhalten Unterstützung aus Landes­ milteln oder sind als gemeinnützig anerkannt? 1.11 Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über Zusammenarbeit der unter 2.1.1- 2.1.10 genannten Parteien? 1.11.1 Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über eine Zusammenarbeit/Verbin­ dungen mit anderen rechtsextremistischen Parteien, u. a. den unter 2.10 genannten, in der Bundesrepublik? 2. Rechtsextremistische/Neonazistische Organisationen und Gruppen in Rheinland­ Pfalz 2.1 W clche der folgenden Gruppen und Organisationen sind bzw. waren in den letzten zehn Jahren in Rheinland-rfalz aktiv: 2.1.1 Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (CdNF), 2.1.1.1 Vorfeldorganisationen: Aktion Lebensschutz (AL), Antizionistische Organisation (AZA), Antikommunistisches Aktionsbündnis (Antiko), Arbeitsgemeinschaft für ständige Wirtschaftsgestaltung (ASW), Freie Gewerkschaftsbewegung (FGB), Freundeskreis Heinz R. (FHR), Initiative Volkswille, Kaderorganisation SNSturmabteilung (SA), Neubeginn - Arbeitskreis für deutsch-alternative Politik (ADAP}/Wahlbündnis Neubeginn--Arbeitskreis für deutsch-alternative Politik (ADAP), Volksbund (VHR), 2.1.2 Hilfsorganisation für nationale und politische Gefangene (HNG), 2.1.3 Deutsche Frauen Front (DFF)- Mädelbund, 2.1.4 HIAG, 2.1.5 Freundeskreis Andreas Hafer, 2.1.6 Freiheit für Deutschland, 2.1.7 Aktion Sauberes Deutschland (ASD), 2.1.8 Völkischer Bund (VB), 2.1.9 Internationales Hilfskomitee für nationale politische Verfolgte und deren Ange~ hörige e. V. (IHV), 2.1.1 0 Deutsche Bürgerinitiative (Dßl), 2.1.11 Nationalistische Front (NF- verboten), 2.1.12 Aktionsfront Nationale Kameraden (ANK- aufgelöst), 2.1.13 Freundeskreis FAP Neckar, 2.1.14 Deutsche Alternative (DA - verboten - ), 2.1.15 AGW.S., 2.1.16 PFA, 2.1.17 Deutsches Kulturwerk europäischen Geistes (DKEG), 2.1.18 DKG, 2.1.19 Deutsche Bürgerinitiative (DBI), 2.1.20 NSDAP/AO, 2.1.21 Forum res Publica, 2.1.22 VSBD/PdA (verboten 1982), 2.1.23 Heiner Jugend (IIJ) = FAP Kommissariat Pfalz, 2.1.24 Bürger- und Bauerninitiative (BBI}, 2.1.25 Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA}, 2.1.26 Nationale Sammlung (NS) Kühnen (verboten 1989), 2.1.27 Bürgeraktion Unsere Zukunft, 2.1.28 Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA),

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2.1.29 Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), 2.1.30 Komitee ,.Freiheit für Cottfried K.", 2.1.31 .,Komitees zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers" (KAH), 2.1.32 Deutsche Front Coblcnz (DFC), 2.1.33 Deutsche Volksunion e. V. (DVU) elnschließlich ihrer Aktionsgcmeinschaften: 2.1.33.1 .,Aktion Odcr-Neiße" (AKO~), 2.1.33.2 ,.Aktion Deutsches Radio und Fernsehen" (ARF), 2.1.33.3 .,Deutscher Schutzbund für Volk und Kultur", 2.1.33.4 .,Ehrenbund Rudel- Gemeinschaft zum Schutz der Frontsoldaten'", 2.1.33.5 ,.Initiative für Aus\ändcrbegrcnzung• (I. f. A.), 2.1.33.6 ,. Volksbewegung für Generalamnestie" (YOGA); 2.1.34 Türkisch-demokratische tdealistenvcreine in Europa (ADÜIDF), 2.1.35 Suhlhelm, 2.1.36 sonstige. 2.1.37.1 Jugendorganisationen: 2.1.37.1.1 Wiking-Jugend (WJ), 2.1.37.1.2 Deutsche Heimattreue Jugend e. V. (DHJ), 2.1.37.1.3 Diejungen Deutschen QD), 2.1.37.1.4 Bund Heimattrcuer Jugend (BHJ) bzw. Freibund, 2.1.37.1.5 Deutsches Jugendbildungswerk (DJBW), 2.1.37.1.6 Deutscher Jugendbund (DJB), 2.1.37.1.7 sonstige? 2.2 Welche Erkenntnisse, der in 2.1 genannten Organisationen, hat die Landesregie­ rung insbesondere über Gründungsdatum, Namen und Anzahl der Gründungsmitglieder, Mitgliederentwicklung seit Bestehen (aufgeschlüsselt nach Frauen u. Männem), - Sitz und Orte der Aktivitäten der Organisationen, - Funktionäre und Aktivisten und die Gründe für den Wechsel der Organisa- tion, - Eintritte und Austritte, - frühere Mitgliedschaft in einer rechtsextremistischen Partei oder Organisation bzw. Aktivitäten in bzw. mit Rechtsextremisten aus z. B. Bund Nationaler Studenten (verboten 1960), "Aktion Widersund", Basisgruppen Neuer Natio­ nalismus, UAP, Partei der Arbeit (PdA), Aktion Neue Rechte (ANR), Solida­ rische Volksbewegung (SVB), 1980 in Bund Deutscher Solidaristen umbe­ nannt, Sache des Volkes/Nationalrevolutionäre Aufbauorganisation (SdV/ NRAO), Nationalrevolutionärer Koordinationsausschuß (NR-KA) Nach­ folgeorganisation Politische Offensive (PO), Wehrsportgruppe H. (WSG H.), Volkssozialistische Bewegung Deutschlands/Partei der Arbeit (VSBD/PdA) Fricdhelm Busse (verboten 1982), die Deutschen Aktionsgruppen (ferrorist R.); gleichzeitige Mitgliedschaft in einer oder mehreren anderen (welcher) rechts­ extremistischen bzw. neonazistischen Organisationen, - wo, wann unter welcher Beteiligung haben Treffen, auch Mitglieder anderer rechtsextremistischer Parteien, Organisationen oder bekannter rechtsextremi­ stischer Einzelmitglieder stattgefunden, - Symbole, Flaggen, Grußformen, - deren ideologische Aussagen insbesondere bezüglich Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Familie, N•tionalismus, Geschichtsrevisionismus (sog. Auschwitz-Lüge), Ant.iscmitismus, Neutralismus, antidemokratisch, Milita­ rismus und Gewalt(anwcndung), und welche Beispiele gibt es, wo Funktionäre von pscudodemokratischcn Festlegungen in Reden, Verlautbarungen und/ oder Handlungen .abweichen? 2.2.1 Welche Aktivitäten gab es in RheinLmd-Pfalz, in der Bundesrepublik und im Aus­ land in den Jahren 1986 bis heute (bitte im einzelnen auflisten), und wie beurteilt die Landesregierung diese Entwicklung? 2.2.1.1 Wie viele Mitglieder zählte die Deutsche Alternative (DA) z. Z. ihres Verbotes (am 8. Dezember 1992) in Rhcinland-Pfalz, wie viele Mitglieder hatten die jeweiligen Ortsgruppen (z. B. "Gau M.ainz") der rechtsextremistischen Organisation (oder Partei), und wer war im Vorsund der Ortsgruppen bzw. des Landesverbandes? 2.2.1.1.1 Welche Ergebnisse haben die Ermittlungen bezüglich des durch die polizeilichen Durchsuchungen vom 17. März 1993 und 14. Juli 1993 erhäneten Verdachts der Fortführung der verbotenen DA ergeben? 2.3 Welche Erkenntnisse liegen über Vernetzungsstrukturen der unter 2.1.1- 2.1.37 genannten Organisationen, Zusammenschlüsse vor?

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2.3.1 Welche Erkenntnisse liegen den rheinland-pfälzischen Behörden über Verbin­ dungen bzw. die Zusammenarbeit zwischen den o. g. Organisationen/Gruppie­ rungen und der Anti-Antifa vor? 2.3.2 Welche der o. g. Organisationen haben wann in den letzten fünf Jahren in Rhein­ land-Pfalz gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt, dazu aufgerufen bzw. gemeinsam teilgenommen? 2.4 Welche Publikationen, Rundbriefe etc. unterhalten die o. g. Organisationen, und wurden diese in Rheinl:md-rfa.lz vertrieben? 2.5 Welche der unter 2.1 genannten Gruppen, Organisationen oder ihre Mitglieder sind wegen der Verwendung ihrer Symbole nach den SS 86 a StGB bzw. 130 StGB verurteilt worden? 2.6 Wann und an welchen Jugcndbildungseinrichtungen, Schulen, Freizeit-, Jugend­ einrichtungen, Vereinen und Organisationen für Jugendarbeit in Rheinland-Pfalz sind Aktivitäten der oben aufgeführten rechtsextremen Jugendorganisationen oder anderer rechtsextremer Organisationen aufgefallen (aufgeschlüsselt nach Jahren seit 1980, Ort und Vorkommnis)? 2.7 Warum wurdendie DA, N F nach dem Vereinsgesetz verboten und andererseits im Verfassungsschutzbericht als Parteien geführt bzw. vom Bundes- bzw. Landes­ wahlleiter nach dem Parteiengesetz als Partei geführt? 3. Drahtzieher im braunen Netz in Rheinland-Pfalz 3.1 Ist es zutreffend, daß die folgenden Personen in der rechtsextremen Szene in Rheinland-Pfalzeine wichtige Funktion ausüben: 3.1.1 B., Pirmasens, (BPA), 3.1.2 Siegfried B., Koblenz (Herausgeber der Zeitschrift Wir selbst, Nationalrevolutio­ när), 3.1.3 Sascha C., Mainz (DA, Partei ANK, DN), 3.1.4 Wilfried F., Pfeddershcim (NPD), 3. 1.5 Dr. Alfred G., (Forum res Publica, Kontakte zu Nationalrevolutionären und zu Reps), 3.1.6 Michael H., Stadt Koblenz bzw. Landkreis Mayen-Koblcnz (Gruppe Wotan, DFC), 3.1.7 Christian H., Ludwigshafen (NF, ANK, Naziskin), 3.1.8 H., Mainz (Bürgerbewegung Solidarität u. andere L. Organisationen) 3.1.9 Michael H., Kaiserslautern (ASD), 3.1.10 Manfred H., Ludwigshafen- jetzt Mannheim (ANK, Partei ANK, Freundeskreis FAP Neckar), 3.1.11 Wolfgang]. (Bad Neuenahr-Ahrweiler, jetzt Lichtenau, Hessen), 3.1.12 Willibald K., (Nconazikreis M., Zusammenarbeit Ernst T.), 3.1.13 Ernst M., Mainz (ehemaliger Rep, Kontakt zu Neonazis, Lehrer), 3.1.14 das Ehepaar Curt {Zelle der NSDAP/AO) und Ursula M. (FAP-Mitglied u. HNG-Vorsitzende) und Sohn Peter M., Mainz (Neonazikreis und wichtiges überregionales Zentrum), 3.1.15 Alexander N., Kaiserslautern QN, REP, Konukte zu ASD, zu AG Wiesei-Schi­ nch), 3.1.16 Michael P., Mainz (GdNF, DA, Partei ANK, DN), 3.1.1 7 Jörg P., Andernach (Störkraft), 3.1.18 S., Mainz (Rep), 3.1.19 Armin S., Miesau (Stahlhelm, REP, Deutsche Allianz für Volk und Heimat, Rechtsanwalt), 3.1.20 Ernst T., Ludwigshafen (NPD, HNG, ASD, IHV), 3.1.21 Bernd T., Mainz (ausgeschlossen aus den Reps), 3.1.22 sonstige? 3.2 Welche Erkenntnisse liegen den Behörden über die derzeitigen politischen Aktivi­ täten der o. g. Einzelpersonen vor? 3.2.1 Wann und wo wurden gegen die oben genannten Personen in Rheinland-Pfalz wegen welcher Sachverhalte Ermittlungsverfahren eingeleitet, und mit welchem Ergebnis bis hin zu einem Urteil sind diese abgeschlossen worden (bitte im einzd­ nen aufschlüsseln)? 3.3 Welche Erkenntnisse liegen den rheinland-pfälzischen Behörden über Verbin­ dungen bzw. die Zusammenarbeit zwischen den o. g. Einzelpersonen und der Ami-Antifa vor? 3.4 Welche Rolle spielen sie für einzelne rechtsextremistische Gruppierungen, Parteien? 3.5 Seit wann werden die Aktivitäten des Kreises um die Familie M. überwacht und in welcher Form?

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3.5.1 Welche Funktion verbirgt sich hinter dem Plakat, welches zeitweise am Hause M. hing ,.NS-Ruf 440188"? 3.5.2 Welches sind die Ergebnisse der Ermiulungen zum Brandanschlag gegen die soge­ nannte Walhalla in der Gärtnerei 1986? 3.5.3 Welcher Bewohner des Hauses M. ist im Besitz einer Waffenbesitzkarte oder eines Waffenscheines, und aus welchen Gründen sind ihm diese noch nicht entzogen worden? 3.5.4 In welcher Verbindung steht der Mainzer .,Arbeitskreis Völker- und Menschen­ rechte" und G. B. zur Familie M.? 3.5.5 Ist es zutreffend, daß der Neonaziund Söldner in Kroatien Uwe H. von Manfred H. über die Grenze geschleust wurde und dadurch bei dem Hitlergeburtstags­ trcffen 1993 in Mainz-Gonscnheim bei der Familie M. anwesend sein konnte? Welche weiteren Informationen hat die Landesregierung bezüglich dieses Sach­ verhalts? 3.6 Arbeiten die o. g. Aktivisten der verbotenen Deutschen Alternative {DA) mit rechtsextremen Parteien, insbesondere den Reps, zusammen? 3.6.1 Welche besondere Rolle spielen dabei M., T., P. odere andere? 3.7 Trifft es zu, daß Sascha C., gegen den seit Dezember 1993 als Setreiber des NIT im Zusammenhang mit der Publikation der Ami-Antifa-Hetzschrift "Der Einblick'" ermittelt wird, in Kroatien war und dort als Söldner kämpfte? Welche weiteren Aktivitäten hat er in Kroatien entwickelt? 3.8 Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über Geldsammlungen für in Kroa­ tien weilende deutsche Söldner durch rechtsextreme Kreise, und welche Rolle spielt dabei Bernd T.? 3.9 Ist es zutreffend, daß Bemd T. bei seinem Ausschlußverfahren aus den Reps vor dem Schiedsgericht der Reps in Düsseldorf am 6. März 1993 von dem rechtsextre­ mistischen Anwalt Hajo H. vertreten wurde, und aus welchen Gründen wurde er ausgeschlossen? 3.10 Welche Erkenntnisse liegen den Behörden über weitere Treffen von Neonazis oder Aktivitäten von Wilfricd F. aus Worms-Pfeddersheim vor, der auf dem Gelände seines Weingutesam 12. Juni 1993 ein "Nationales Sommernachtsfest'" von ehemaligen Funktionären der NPD gemeinsam mit Kadern der ANK (H.) organisierte? Welche geplanten Veranstaltungen wurden aus welchen Gründen 1993 verboten in Worms? 4. Nazi-Skinszene 4.1 Wie hat sich die rechtsextreme Skinhead-Szene in den letzten zehn Jahren ent­ wickelt, an welchen Orten gibt es kleinere bzw. größere Gruppen, und wie hat sich die Altcrsstruktur entwickelt? 4.1.1 Welche Funktion übernehmen Renees (sog. Skingirls) innerhalb der Boneheads, und wie gefährlich werden sie von der Landesregierung eingeschätzt? 4.2 Wann und wo haben in Rheinland-Pfalz Konzerte oder geschlossene Veransul­ tungen mit rechtsextremen Skinhead-Bands, insbesondere ,.Störkraft'", "End­ sieg", "Springtoifel", ,.Kahlkopf", ,. Wotan", ,.Radi kahl", .. Tonstörung'", Böhse Onkelz" oder anderer Bands bzw. dem rechtsextremen Liedermacher Frank R. (NPD, Wiking-Jugend) seit 1988 stattgefunden? 4.2.1 Wie viele Rechtsextremisten bzw. Sympatisanten waren anwesend, und wie sind die Veransultungen verlaufen? 4.3 Welche Aktivitäten haben die Nazi-Skins in den letzten fünf Jahren entfaltet? 4.4 WelcheVerbindungen haben rheinland-pfälzische Skinheads zu den oben genann­ ten rechtsextremistischen Parteien, Organisationen oder Gruppierungen? 4.5 Welche Erkenntnisse liegen den rheinland-pfälzischen Behörden über Verbin­ dungen der Skinhead-Szene zu ausländischen Organisationen bzw. Gruppen (auch rechtsextreme Musikgruppen) vor? 4.6 Welche Erkenntnisse liegen den rheinland-pfälzischen Behörden über Verbin­ dungen bzw. die Zusammenarbeit zwischen rechtsextremen Skinheads und der Anti-Antifa vor? 4.7 Welche ,.Skinzines" oder .. Hoolzines" (Publikationen rechtsextremer Skinheads oder Hooligans) wurden in den letzten fünf Jahren in Rheinland-Pfalz publiziert, vertrieben oder verteilt? 4.7.1 Welche Ermitdungsverfahren bzw. Gerichtsverfahren gab es in diesem Zu­ sammenhang? 4.7.2 Welche der auch in Rhcinland-Pfalz verbreiteten Fanzines sind wann von der Bundesprüfstelle aus welchen Gründen indiziert worden? 4.8 Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über Verbindungen von Fußball• Fanclubs oder Hooligan-Gruppen aus Rheinland-Pfalz zum rechtsextremen Spektrum?

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4.8.1 Welche Erkenntnisse gibt es über Aktivitäten von rechtsextremistischen Fußball• fans, Hooligans insbesondere vom t. FCK in Kaiserslautern, da u. a. ein Haken­ kreuz-Aufkleber ,.Betze Fans gegen Links" hergestellt und verbreitet wurde? 4.8.2 Welche Erkenntnisse gibt es über Verbindungen des Fanclubs Army Mainz, des Fußballclubs Mainz 05 oder einzelner Mitglieder zu rechtsextremen Parteien oder Organisationen? 5. Anti-Antifa in Rheinland-Pfalz 5.1 Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über Aktivitäten der Anti-Antifa in Rheinland-Pfalz (Aktionsgruppen, Kader, Mitglieder, geografische Schwer­ punkte, technische sowie finanzielle Ausstattung, Verbindungen zu anderen rechtsextremen Parteien, OrganiS3tionen und Gruppen etc.)? 5.1.1 Zählt die Landesregierung die folgenden Personen, Oliver W., Freundeskreis Revolutionärer Volkssozia!isten, Berlin, Oliver S., NA, Berlin, Markus P., Bremer FAP und ehemaliger Schriftleiter der HNG, Norbert W., FAP Bann, Stefan S., FAP-Mitglied Duisburg, Michel P., Anti-Antifa Rhein-Main, Manfred H., Gd~F-Kadcrund zusündig für die Anti-Antifa Rhein-Neckar, Hans-Michael F., NPD-Mitg!ied und Gründer des Studentenbunds Schlesien, die Sascha C. am 25. Mai 1993 im Nationalen Infotelefon Mainz a1s Anti-Antifa bekannt gegeben hat, zu den Drahtziehern der Anti-Antifa bzw. zu deren Netzwerk? 5.2 Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über die Urheber der Broschüre ,.Einblick", und welchen Anteil am Zustandekommen haben folgende Organisa­ tionen, die dort aufgeführt sind: Das Deutsche Rechtsbüro, Die Nationale Mail­ box, Nationale Liste, NSDAP-AO, HNG und den Ami-Antifa-Gruppen aus , Köln, Seligenstadt und Frankfurt/Main? 5.2.1 Ist es zutreffend, daß ein Ermittlungsverfahren gegen Michael P. und Sascha C. in diesem Zusammenhang anhängig ist? Welche Rolle spieltdabei die Ankündigung zum Sammeln von Informationen im Mainzer Nationalen Infotelefon vom Juni 1993? 5.2.2 Welche Rolle spielt Stcfan C., Wiesbaden, bezüglich der Veröffentlichung von ,.Einblick", da dieser erstmals die Veröffentlichung angekündigt hat? 5.2.3 Welche Rolle spielen die FAP, u. a. Norbert W., Bann, und die Nationale Liste, insbesondere Christian W. und Thomas W.? 5.2.4 Was tut die Landesregierung zum Schutz der durch die Anti-Antifa bedrohten Bürgerinnen und Bürger, Einwohnerinnen und Einwohner, Einrichtungen und Betriebe, insbesondere im Hinblick auf die ,.Todesliste.. in der Publikation ,.Ein­ blick"? 5.2.5 Wie bewertet die Landesregierung die Übernahme einer Anzeige, die durch den Redakteur Thorsten T. der Zeitung ,.Junge Freiheit" unterzeichnet ist, für den ,.Förderkreis Gerhard K.", der Spenden für das Hoffmann von Fallersleben-Bil­ dungswerk eintreibt? 5.3 Welche weiteren Listen, auch frühere bzw. Dateien über Angriffsobjekte (z. B. von Ernst T. über jüdische Gedenksütten), Antifaschistlinnen und Linke (z. B. P. Datei, Österreicher, ausgewiesener ehemaliger Landesvorsitzender der FAP Niedersachsen sowie die 1 200 beschlagnahmten Datensätze von F.) und Ver­ öffentlichungen (z. B. INDEX von W. u. W. oder Neue Front, in der auch fürdie Materialien der GdNF geworben wird) sind der Landesregierung bekannt, und welcher Handlungsbedarf ergibt sich aus der Kenntnis bzw. Unkenntnis der Landesregierung? 5.3.1 Ist der Landesregierung die durch Österreichische Polizei sichergestellte Daten­ bank über militante Neonazis bekannt? Wie lauten die Namen der Gruppen und der Einzclpersonen? Wenn nein, warum nicht? 5.4 Teilt die Landesregierung die Auffassung, daß die Methoden der Anti-Antifa schon durch das Referat für Sicherheit (RfS) des ,.Komitees zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers" (KAH) angewendet wurden und nunmehr erst öffentlich bekannt wird, daß die Anti-Antifa diese ebenfalls an­ wendet? 5.4.1 Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über die Zusammmenarbeit des ehemaligen Leiters des RfS Christian M., Funktionär der FAP, Mitglied der NSDAP/ AO, ehemaliger Sektionsleiter des KAH und ehemaliger Kamerad­ schaftsführer der ANS/NA sowie der RfS-Angehörigen f[ans K., Oliver B., Chri­ stian H., Steffen F. und Michael K. und der heutigen Anti-Antifa? 6. Revisionismus 6.1 Wann, wo, aus welchen Gründen haben sich die Revisionisten D. I. (GB), G. R. L. (USA) und Roy G. alias A., Otto E. R., Fred L., Kirk L. (Rechtsanwalt von L.), Ernst Z. (Kanada), Robert F. (Frankreich), Gerd H. u. Walter 0. (Österreich), Thies C., Dr. Max W. (Schweiz), Mitglieder des Institute for Historical Review des

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US-Rechtsextremisten Willis C., beipielswcise Wilhelm S. (BRD) und Udo W. (BRD) oder Mitglieder der (USA) in Rheinb.nd-Pfalz aufgehalten? 6.2 Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über Aktivi~ten der oben genann­ ten Personen bzw. Organisationen im Hinblick auf deren Zusammenarbeit mit rechtsextremen rhcinl.md-pfälzischen Parteien oder Organisationen? 6.3 Welche Schriften, Flugblätter, Anzeigen wurden wann, wo und von welchen revi­ sionistischen Autoren in Rheinland-Pfalzverbreitet in den letzten zehn Jahren? 6.3.1 Welche Initiativen hat die Landesregierung ergriffen, um die Verbreitung der Hetzschrift, in der die Auschwitz-Lüge, pseudowissenschaftlich verbrämt ver­ breitet wird, von Otto Ernst R., die im April1993 u. a. ihr und den Fraktionen im Landtag zugestellt wurde, zu unterbinden? Ist ein Erminlungsverlahren einge­ leitet worden? Wenn nein, warum nicht? 6.3.2 Welche ausländische revisionistische Literatur ist in den vergangenen zehn Jahren in Rheinland-Pfalz aufgefallen, insbesondere Publikationen der Noontide Press und durch Floreie R. oder Thies C. (.,Die Bauernschaft"), und was haben die Behörden im Einzelfall unternommen, u. a. um die weitere Verbreitung zu ver­ hindern? 6.4 Liegen den Landesbehörden Erkenntnisse darüber vor, ob und in welcher Höhe rheinland-pfälzische Parteien, Organisationen oder Einzelpersonen der extremen Rechten den Radiosender von Ernst Z. finanziell unterstützen? 6.5 Welche Rolle spielt G. D. (Bundesvorsitzender der NPD) aus Weinheim in revi­ sionistischen Kreisen in der Bundesrepublik und Rheinland-Pfalz? 6.6 Welche Erkenntnisse über Aktivitäten und Verbindungen der Gesellschaft für freie Publizistik (GFP) zu Revisionisten oder anderen Rechtsextremisten in Rheinland-Pfalzliegen den Landesbehörden vor? 7. Rechtsextremistische heidnische/neuheidnische u. germanische Sekten 7.1 Wann und wo waren die folgenden Sekten oder Gemeinschafen in Rheinland­ Pfalz wie aktiv, und wie viele Mitglieder haben sie in Rheinland-Pfalz: 7.1.1 Asgard-Bund (Publikationen Der Wotans-Speer u. einmal jährlich den Nordisch-Germanischen Jahrweiser), 7.1.2 Goden-Orden Zeitschrift: Die kosmische Wahrheit (Organisator Buchversand Gunnar P., Ver­ bindungen zu Garry L., NSDAP/ AO, Werbetätigkeit in Zeitschrift Thies C.), 7.1.3 Freundeskreis der Altamanen, 7.1.4 Gemeinschaft für heidnisches Leben (Gfhl), Mattbias W., Der Hain, Zeitschrift für Heidentum, Naturreligion und thelemitische Philosophie, 7.1.5 Heidnische Gemeinschaft e. V., Zeitschrift Der Rnnenstein, Hrsg. Michael P. (früher Mitglied der Artgemein­ schaft), 7.1.6 Wotans Volk (Chef des Hauptschulungsamtes Wotans Volk Arnulf P., früher enge Zusammen­ arbeit mit Michael Kühnen und Landesvorsitzender der DA Berlin bis zum Ver­ bot), 7.1.7 Armanen-Orden (AO) ( .. Priesterin" Sigrun S., alias Freifrau von S., Anhänger in Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Indien, Südafrika), Zeitschrift Irminsul, 1977 Gründung Gemeinschaft zur Erhaltung der Burgen e. V. (GEB)- gemeinnützig-), 7.1.8 Gylfilitcn (Gründer Wolfgang K., alias Bruder W., ehemaliges Mitglied der 1982 verbotenen VSBD/PdA) Zeitschrift: Odrörir. Wiedergeburt der germanischen Religion, 7.1.9 Arbeitsgemeinschaft naturreligiöser Stammesverbände Europas (ANSE)- Netz­ werk neuheidnischer Gruppierungen (Leitung Sigrun S., alias Sigrun H.,- unter diesen Namen Mitglied bei BHJ und Goden-Orden- nach Heirat mit Adolf S. nannte sie sich S.-S., dann S.-H., nach Gründung des Armancn-Ordens S.-F.- selbst gewählt- nach der Trennung von Adolf nennt sie sich Freifrau von S. (Mädchenname ihrer Mutter) Zeitschrift: Huginn & Muninn, 7.1.10 Bund für Gotteserkenntnis (völkisch-antisemitische Ludendorff-Sckte) nahestehende Verleger Roland B. und Wieland S.,

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7.1.11 Deutsche Unitarier-Religionsgemeinschaft (langjähriges Vorstandsmitglied Sigrun H.), 7.1.12 Externsteinbund (Hcinz B., zumindest früher Kontakte zu E. T., der Werbematerialien in seinem Schaukasten in Weidenthal.tushängte; Leserbrief in der von Thies C. publizierten ,.Die Bauernschaft"'), 7.1.13 Germanische Glaubensgemeinsch.o.ft (GGG), Zeitschrift: Germanen-Glaube, Hrsg. Geza von N., 7.1.14 Institut für Gynemetik in Kultur, Religion, Therapie e. V., 7.1.15 Keltisches Triskel Zentrum, Qürgen K.), 7.1.16 (1951 von Wilhelm K. gegründet, der auch bis 1980 Vorsitzender war und dann gestürzt wurde, Vorsitzender Jürgen R. seit 1980, Autor in dem Thule-Buch ,.Das unvergängliche Erbe" unter dem Pseudonym Jörg R.)? 7.2 Welche Sekten haben welche Verbindungen zu rechtsextremistischen Organisa­ tionen, Parteien und heidnischen Sekten in Rheinland-Pfalz, im Bundesgebiet und im Ausland? 7.2.1 Ist der Landcsrcgicmng bekannt, daß bei der Hitlergeburtstagsfeier 1993 in Mainz-Conscnhcim auch Mitglieder des Asgard-Bundes anwesend waren? Wenn ja, welche? 7.2.1.1 Welchen Schluß zieht die Landesregierung daraus? 7.3 Welche rechtsextremistischen Inhalte vertreten die o. g. Sekten? 7.4 Wurde in Rhcinland-Pfalz die Zeitschrift Wolfszeit bzw. wird die in Lebensborn um benannte Zeitschrift, herausgegeben von Heinrich-jörn S. (Mitglied AO und ANSE), vertrieben? 7.5 Welchen Einfluß übt Harry R., ehemaliges Mitglied des AO und Gründer der deutschen Thors-Wikinger inhaltlich auf die rechtsextremistischen Sekten aus, zu­ mal er Vorträge bei der ANSE, AO und der Artgemeinschaft hält, und ist er auch in Rheinland-Pfalz aktiv? 7.6 Welchen Einfluß hatte Hcnning E. und/oder die neue Rechte auf die Inhalte welcher Sek tcn? 8. Rechtsextremistische Publikationen, Verlage, Vertriebe 8.1 Welche Erkenntnisse hat die L.andesregiemng über die Aktivitäten, Verbindungen und wirtschaftlichen Verflechtungen rechtsextremistischer Verlage bzw. von Ver­ lagen in der Grauzone in Rheinland-Pfalz, bundesweitoder im europäischen Aus­ land? 8.1.1 Welche rechtsextremen Publikationen welcher Verlage und welcher Autoren werden in Rheinland-Pfalz in welcher Stückzahl und wo verkauft bzw. verbreitet? 8.1.2 Welche rechtsextremistischen Publikationen (Zeitungen, Zeitschriften, Flug­ blätter, Bücher etc.) sind in der Datei TESCH (terroristische/extremistische Schriften) gespeichert? 8.2 Welche rechtsradikalen Computerspiele sind bisher in Rheinland-Pfalz erstellt oder vertrieben worden und wo, insbesondere an Schulen und jugendeinrich­ tungen, bekanntgcworden? 8.3 Was ist den Landesbehörden über die Vertreiber, die Vertriebsstrukturen sowie die Empfänger der Diskette,. Wehrwolf" in Rheinland-Pfalz bekannt, die Anlei­ tungen zum Bombenbau enthält? Wofür steht der Name Wehrwolf? 8.4 Welche Erkenntnisse gibt es über den rechtsextremen Vertrieb ESV und eventuelle Vertriebsstmkturen, auch anderer Vertriebsgesellschaften, in Rheinland-rfalz? 9. Soldatenverbände, Waffen-SS etc. 9.1 Welche militaristischen Organisationen, Verbände und Vereine (die nicht unter 2.2 genannt sind) haben Rechtsextremisten in ihren Reihen, vertreten rechtsextre­ mistische Positionen (z. ß. revanchistische) oder haben Verbindungen zu welchen rechtsextremistischen Organisationen/Parteien? 9.2 Wann seit 1957 und wo in Rheinland-Pfalzhat der,.Traditionsverband 6. Geb. Div." der ehemaligen Waffen-SS Gedenkveranstaltungen abgehalten? 9.2.1 Wann und wo ist dies gemeinsam mit der Bundeswehr oder US-Einheiten und! oder Vertretern der Landesregierung, Bürgermeistern oder Landräten geschehen? 9.3 Wie bewertet die Landesregiemng dann das Auftreten der OdR, insbesondere die revisionistischen und revanchistischen Äußerungen in ihrem Organ ,.Das Ritter­ kreuz" und die Verbindungen zur ehemaligen IHAG, Hilfsgemeinsch.aft auf

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Gegenseitigkeitder Soldaten der ehemaligen Waffen-SS (Bundesorganisation 1992 aufgelöst)? 9.3.1 Weshalb hat die Landesregierung keine Informationen über die Ordensgemein­ schaft der Ritterkreuzträger (OdR) in Rheinland-Pfalz? 9.4 Welche Brückenfunktion übt der Kyffhäuserbund zwischen Rechtsextremisten und der Bundeswehr aus? 9.5 Welche Konukte haben Bundeswehrangehörige mit welchem Dienstrang zur rechtsextremen Szene, und welche Funktion üben sie dabei aus (Beispiele: Alexan­ der N., Andreas T. usw.}? 10. Vertri ebenenverbände/Land sm annschaften 10.1 Inwieweit erhalten welche Vertriebenenverbände/Undsmannsch.aften Landeszu­ schüsse, und wie hoch waren diese in den letzten zehn Jahren (nach Jahren, Ver­ b4.nd und Haushaltstitel aufgeschlüsselt)? 10.1.1 Warum unterstützt die Landesregierung die Vertriebenenvecbände? 10.1.2 Welche Kontrolle übt die Landesregierung bei der Vergabe von Mitteln an die Vertriebenenverbände aus, und wofür sind diese Mittel verwendet worden? 10.1.3 Welche Kommunen unterstützen welche Vertriebenenverbände durch Zuschüsse, Vermietung von gemeindeeigenen Räumlichkeiten etc.? 10.2 Sind der Landesregierung Aktivitäten von rechtsextremen Organisationen odec Einzelpersonen in Räumlichkeiten von Vertriebenenverbindenoder die mitderen Unterstützung ausgerichtet wurden bekannt? 10.2.1 Ist es zutreffend, daß zu den Gästen bei den Gründungsfeierlichkeiten dec Jungen Deutschen QD) im Mainzer ,.Haus dec Heimat"' unter anderen Vertreter des NPD-nahen Nationalen Hochschu1bundes (NHB) und des rechtsextremen Studentenbundes Schlesien {SBS) anwesend waren? 10.3 Welche Verbindungen haben die rheinland-pfälzischen Vertriebenenverbände zu rechtsextremen Organisationen oder Einzelpersonen im In- und Ausland (z. B. Witiko-Bund)? 10.4 Welche führenden Mitglieder von Vertriebenenverbänden in Rheinland-Pfalz sind für ihr Auftreten auf Veranstaltungenoder dieöffentliche Unterstützungvon rechtsextremen Organisationen und Parteien in Rheinland-Pfalz bekannt? 10.5 Wie gesulten sich die Beziehungen zwischen den rheinland-pfälzischen Ver­ triebenenverbänden und den rechtsextremen Jugendorganisationen, insbesondere der WJ, die bereits mehrmals durch ihr Auftreten auf verschiedenen Veranstal­ tungen von Vertriebenenverbänden in anderen Bundesländern auffällig geworden ist? 10.6 Wann und wo hat ein "Tag der Heimat" in Rheinland-Pfalz stattgefunden, welche rechtsextremen Organisationen oder Einzelpersonen, Liedermacher, Chöre oder Musikbands haben sich daran beteiligt? 10.7 Teilt die Landesregierung die Auffassung, daß einzelne Kreisverbände und zahl­ reiche Mitglieder revanchistische Politik betreiben und auch die Oder-NeiSe­ Grenze in Frage stellen? 1 0.7.1 Welche Beziehungen bestehen zur revanchistischen Ostpriesterhilfe (Gründungs• mitglied Petcr W. von S. und Mitglied im Kuratorium der IGFM)? 10.8 Welche Landsmannschaften sind in Rheinland-Pfalzwie aktiv? 10.8.1 Welche Kontakte haben sie zu rechtsextremistischen Organisationen, Parteien oder Einzelpersonen? 10.8.2 Welche Inhalte verstoßen gegen das Grundgesetz (z. B. Revanchismus)? 11. Sog. Lebensschützer/rechtsextremistische Umwdt- und Heimatschützer 11.1 Welche Erkenntnisse über eine Zwaromenarbeit oder gemeinsame Veranstal­ tungen rechtsextremer Parteien oder Organisationen in Rheinland-Pfalzmit soge­ nannten Lebensschützem, die zum Teil auch völkischen Umwdtschutz. fordern, insbesondere aus 11.1.1 Weltbund zum Schutze des Lebens (WSL),Iangjähriger Vorsitzender Prof. Dr. H., auch Unterzeichner des rassistischen .Heidelberger Manifest(es)"', 11.1.2 Christliche Partei für das Leben, 1985 gegründet, hat sich 1987 in Christliche Liga -Die Partei für das Leben um benannt, Mitglied Otto v. H., der auch Mitglied in der IGFM und der Ludwig-Frank-Stiftung (LFS) ist, 11.1.3 GffiAEV, R., 11.1.4 Salem-Bruderschaft, 11.1.5 Aktion Leben e. V., WIESE Institut (im Beirat u. a. Otto v. H.), 11.1.6 Bewegung für das Leben e. V., 11.1.7 Aktion Lebensrecht für alle e. V. (ALfA), Jugendorganisation QAL}, 1 1.1.8 Europäische Ärzteaktion (EÄA) Gründungsmitgliederu. a. der Embryologe Prof. Ernst B., der schon im Nationalsozialismus an Embryonen forschte, Rechtsextre-

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mist u. Antisemit Pfarrer a. D. Wolfgang B. und Dr. Siegfried E., der nach einem Urteil des Amtsgerichts Köln als Neofaschist bezeichnet werden d.uf und der 1972 Verhandlungen mit der NPD über die Gründung einer chrisdichen Wä.hlerinitia· tive ,.Menschenwürde" führte, ll. 1.9 Runder Tisch Lebensrecht (z. B.) Region T rier, 11.1.10 Juristenvereinigung Lcbcnsrechte. V. UVL), 1984 gegründet, Gründungsmitglied u. a. Dr. Wolfgang P., der 1982 an einem Podiumsgespräch des Schutzbundes für das deutsche Volk (SdY) über das Heidelberger Manifest teilgenommen hat., Eduard D. seit 1985, in der Nazi-Diktatur Staatsanwalt an einem Innsbrucker Sondergericht, der für mehrere Angeklagte die Todesstrafe forderte, die von Richtern nicht verhängt wurde, verantwortlich für das Einführungsgesetz zum Ordnungswidrigkcitengesetz, welches die Verjährung von Straftaten während der Nazizeit bis zum Mord ermöglichte, und viele andere Juristen mit einer eindeuti­ gen Vergangenheit und Gegenwart, 11.1.11 Informationsstelle Lcbcnsrechticlo Internationale Gesellschaft für Lebensrecht (ISL), 11.1.12 Kooperative-Arbeit-Leben-Ehrfürchtig-Bewahren (KALEB), 11.1.13 ~aturpolitischer Volksbund, 11.1.14 Deutscher Naturheilbund (DNB), 11.1.15 Gesellschaft für Lebensordnung (GfL), 11.1.16 Deutsche Bewegung für Demokratie (DBD), 11.1.17 Griine Aktion Zukunft (GAZ), 11.1.18 Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD), 11.1.19 Vereinigung Verfassungstreuer Kräfte, 11.1.20 ,.Unabhängige Ökologen Deutschla.nds", Sammlungsbewegung unter Republika­ ner-Dominanz, ehemalige ÖDP-Mitglieder, ÖDP-Mitglieder, WSL, Die Weißen und Rep-Mitglieder, 11.1.21 Bundesverband Ökologie, 1989 in Emmelshausen gegriindet, Generalsekretär Hans Joachim S., 11.1.22 Olympic GmbH, Sitz Emmelshausen, unter Führung v. Hans Joachim S., 11.1.23 "Universelles Leben", 11.1.24 Evangelische Notgemeinschaft, 11.1.25 Christliche Ostmission, 11.1.26 WG-Grüne Liste, 11.1.27 Ökologisch demokratische Partei (ÖDP), 11.1.28 sonstigen, hat die Landesregierung? 11.2 Welche Verbindungen haben die o. g. Organisationen zu rechtsextremistischen Organisationen und Parteien? Welche Verbindungen bestehen untereinander? 11.2.1 Welche Verbindungen haben u. a. rheinland-pfälzische Mitglieder von welchen sog. Lebensschutzorganisationen, insbesondere zu Organisationen wie der Lud­ wig-Frank-Stiftung, dem rechtsextremen Hilfskomitee für Südliches Afrika (HSA), dem Komitee Freiheit für Rudolf H., Tagungen des Studienzentrums Weikershcim des Nazirichters F. und über Publikationen wie beispielsweise Mut, Criticon und Europa? 11.3 Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung über die heutigen Aktivitäten des Dr. Max Otto B. aus Lahnstein, der Ende der 70er Jahre für eine NPD-nahe Umweltliste in Rheinland-Pfalzkandidiert hat, vor? 11.3.1 Ist es zutreffend, da.ß Dr. B. 1972- 1974 und 1982 Vorsitzender der WSL war? 11.3.2 Ist es zutreffend, daß Dr. B. eine Unterschriftenliste de.r Initiative für Ausländer• begrenzung unterschrieben hat? 11.3.3 Ist es zutreffend, daß Dr. B. im wissenschaftlichen Beirat der GffiAEV ist oder war? 11.3.4 Ist es zutreffend, daß auf Einladung von B. am 15. Oktober 1978 ein Landeskoor· dinierungsausschuß {Sammlungsbewegung ,.Lebensordnung") unter der Beteili­ gung von Deutscher Naturheilbund (DNB), Freisoziale Union (FSU), für beide Vertreter im LKA Dr. B., Neuer Tag, Hans D., Volksbewegung der Vernunftund Verantwortung (VVV), Hans S., Emmi u. Winfried T., Weltumfassender Guter Wille (WGW) u. VVV, Anne Maria H., 5 %-Block, Gesellschaft für Lebensord­ nung (GfL) und VVV, Hans K., Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD), Helmut N., Deutsche Bewegung für Demokratie (DBD) u. VW, Walter T., eingesetzt worden ist? 11.3.4.1 Ist es zutreffend, daß Dr. B. auf der Sitzung des Bundeskoordinierungsausschusses im (Vlotho) den Auftrag erhielt, einen Landeskoordina· tionsausschuß zu gründen? 11.3.4.2 Wie ist der Sachst.and der rechtlichen Auseinandersetzung von Dr. B. mit einem

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Bundesvorstandsmitglied der IG Medien bezüglich der rechtsextremistischen Aktivitäten des Dr. B.? 11.3.5 Welchen EinOuß und welche Aktivitäten hatten die o. g. Organisationen in Rhein­ land-Pfalz? 11.4 Welche ,.lebensschützerischcn.. und ,.völkisch-umwdtschützerischen" Positio­ nen vertreten die unter 11.1 genannten Gruppierungen, die z. T. als ökofaschis• tisch, rassistisch und revanchistisch zu bezeichnen sind? 12. Grauzone zwischen Rechtskonservatismus und Rechtsextremismus 12.1 Welche Inhalte vertreten die DSU (DSU Mainz-Bingen, Vors. Friedeich E., erster Kreisverband Rheinland-Pfalzwurde 22. Januar 1994 gegründet), Bund freier Bürger (Manfred B., beste Kontakte zu dem Rechtsextremisten Jörg H. (FPÖ}, Christlich-Konservatives Deutschlandforum (CKDF/CDU}? 12.2 Welche Kontakte gibt es zwischen Rechtsextremisten und den oben genannten Parteien? 12.3 Teilt die Landesregierung die Auffassung, daß die Änderung des Ausländer• gesetzes und des Art. 16 GG sowie des Asylverfahrensgesetzes Positionen der Rechtsextremisten übernommen hat? 12.3.1 Wenn nein, wie begründet die Landesregierung ihre Auffassung, insbesondere in Anbetracht der rassistischen Inhalte des Heidelberger Manifestes aw dem Jahre 1981/1982, welches damals zum Teil dieselbenundemokratischen Maß• nahmen forderte und vehement von allen Demokraten bekämpft wurde? III. Vernetzungsstrukturen 1. International 1.1 Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über eine Zusammenarbeit/Ver­ bindungen in den letzten zehn Jahren der unter li. 1. genannten Parteien mit euro­ päischen und außereuropäischen rechtsextremistischen Parteien und Zusammen­ schlüssen, insbesondere folgenden ausländischen rechtsextremen Parteien: Dänische Nationalsozialistische Bewegung (D:"rSB), Fortscheinspartei (FRP) (Dänemark), Europäische Arbeiterpartei (EAP), Schwedische Demokraten (SD), Schwedenpartei (Schweden), Norwegische Front, Nationale Volkspartei (~F), Fortschrittspartei (FRP) (Norwegen), FPÖ (Österreich), Schweizer Autopartei (AP), Nationale Aktion gegen die Überfremdung von Volk und Heimat (NA) (Schweiz), Pamjat, National Soziale Union, Soziale Volkspartei, Liberaldemokratische Partei Rußlands (LDPR) (Rußland), Movimento Sociale Italiano/Destra Nazianale (MSI!DN), Lega Lombarda (Italien), Spanische Juntas, Frentc NacionaJ (FN) (Spanien), Nationalistische Partei Frankreich (PNF), Partei der ncuen europäischen Kräfte (PNFE), Front National und der FN-Ableger im Elsaß Alsace d'Abort, Front National de Jeunesse (FNJ) (Frankreich), National Front, British :"J"ational Party (BNP) (England), Offizielle Unionspartei (OUP) (~ordirland), Nationalsozialistische irische Arbeiterpartei (NSIWP) (Irland), Vlaams Block, Euroring (Belgien), Zentrumspartei (CP) (Niederlande), Griechische nationalpolitische Gesellschaft (EPEN), Republikanische Partei (Tsehechisehe Republik), Nationale Partei der Arbeit (MCP) (fürkei), Nationalsozialistische Partei Amerikas (NSPA), New Order (USA), sonstigen? 1.2 Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über eine Zusammenarbeit/Ver­ bindungen der unter I I. 2.- 12. genannten rechtsextremistischen Gruppierungen/

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Organisationen mit o. g. europäischen und außereuropäischen rechtsextremisti­ schen P:uteien und Zusammenschlüssen? 1.3 Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über eine Zusammenarbeit/Ver­ bindungen der unter I I. 1. genannten Parteien mit europäischen und außereuropäi• schen rechtsextremistischen Organisationen und Zusammenschlüssen, insbe­ sondere zu folgenden: , Weltunion der Nationalsozialisten (WUNS), Founh Skinheads, Church of crcators (Fiorida), (W.A.R.) - Südkalifornien, Los Angeles, Anführer Tom M., (Kontakt zu Manfred R.) Treffen in Köln FBI-Aussage, Southern Shitc Knights, TheInvisible Empire Knights, KuKiuxKlan (USA), Deutsches Kulturwerk europäischen Geistes (DKEG), Volkstreue A ußerparlamcnw.rische Opposition (V APO) (Österreich), Vla.amse Nicuwe Orde (VMO/VNO), Odalgroep (Belgien), Französisches Werk (OF), Nationalrevolutionäre Bewegung (MNR) (Frankreich), Liga des heiligen St. Georg, Focus Policy Group, Blood and Honour (I an Stewart, Ende 1993 gestorben), (England), Warnen for Aryan Unity (Irland), Freundeskreis der Freunde Europas (CEDADE) (Portugal), Spanischer Kreis der Freunde Europas (CEDADE) Pedro Varela (Spanien), Afrikanische Widerstandsbewegung (A WB), (Südafrika), Bewegung ungarischer \'X'eg (Vors. Istvan C., Ungarn), Front der nationalen Selbstverteidigung (Polen), Kach-Bewegung (Israel), ausländische Schwesterorganisationen der HNG: Cobra (Frankreich), HNG (Bel­ gien), COFPAC (USA), sonstigen? 1.4 Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über eine Zuummenarbeit!Ver­ bindungen der unter ll. 2.- 12. genannten rechtsextremistischen Gruppierungen/ Organisationen mit o. g. europäischen und außereuropäischen rechtsextremisti­ schen Organisationen und Zusammenschlüssen? 1.5 Welche Erkenntnisse gibt es über eine internationale Zusammenarbeit von Rechts­ terroristen, rechtsextremistischen Söldnern etc? 1.5.1 Welche Erkenntnisse gibt es über die Bestrebungen deutscher Neonazis, in Kroatien militärische Ausbildung für militante Neonazis zu organisieren bzw. sich von dort Waffen zu beschaffen? 1.5.1.1 Wie viele Söldner aus der Neonazi-, Nazi-Skin-Szene kämpfen auf der Seite Kroa­ tiens, insbesondere der Hos-Miliz des Ustascha-Faschisten Doboraslav P., im ehe­ maligen Jugoslawien? 1.5.2 Ist es zutreffend, daß in den 80er Jahren Neonazis im Nahen Osten ausgebildet wurden? Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung? 1.5.3 Wie bewertet die Landesregierung die Kontakte von P ., Familie M. u. a. zur VAPO (Organisation der GdNF), insbesondere wegen der Briefbombenattentate in Öster• reich sowie des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung? 1.5.3.1 Welche Schlüsse zieht die Landesregierung aus der Tatsache, daß die mutmaßlichen Briefbombenattentäter Alexander W. (Söldner in Kroatien) und Peter B., VAPO­ Kaderleiter, Verbindungen auch nach Rhein Iand-Pfalz haben, welches u. a. aus dem Notizbuch von Peter B. hervorgeht, in dem der Name Michael P. verzeichnet ist? 1.5.4 Welche Rechtsextremisten aus Rheinland-Pfalzwaren am 16./17. Mai 1992 beim Kongreß zur Meinungsfreiheit in , organisiert von der CEDADE, unter den Rednern befanden sich Manfred R., Thies C. u. Gaston A., Schweiz, anwesend? 2. Bundesweit 2.1 Welche gemeinsamen Aktivitäten, Verbindungen etc. bestehen zwischen den unter I I. genannten Parteien und anderen rechtsextremistischen Parteien, Organisationen, Anti-Antifa in der Bundesrepublik (bitte im einzelnen aufschlüsseln)? 2.2 Welche gemeinsamen Aktivitäten, Verbindungen etc. bestehen zwischen den unter II. 2. - 12. genannten rechtsextremistischen Organisationen und anderen rechts­ extremistischen Parteien, Organisationen und der Anti-Antifa in der Bundesrepu­ blik (bitte im einzelnen aufschlüsseln)?

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2.3 Wie bewertet die Landesregierung die Stellung und die Aktivitäten der GdNF und ihrer Vorfeldorganisationen: Aktion Lebensschutz (AL), Antizionistische Organi­ sation (AZA}, Antikommunistisches Aktionsbündnis (Antike}, Arbeitsgemein­ schaft für ständige Wirtschaftsgesultung (ASW), Freie Gewerkschaftsbewegung (FGB), Freundeskreis Heinz R. (FHR), Initiative Volkswille, Kaderorganisation SA, Neubeginn-Arbeitskreis für deutsch-alternative Politik (ADAP), Sturmabtei­ lung (SA), Volksbund Rudo!f I-I. (VHR), Wahlbündnis Neubeginn-Arbeitskreis für deutsch-alternative Politik {ADAP) sowie ihrer selbständigen Landesorganisa­ tionen: Nationale Liste (NL), I lamburg, Deutsches Hessen (DH), Nationaler Block (NB), Bayern, Volkstreue Liste (VL) BaWü, Der Deutsche Weg (NRW),Sächsische Nationale Liste (SNL), DA (mehrere Landesverbände, verboten)? 3. Rheinland-Pfalz 3.1 Welche Vernetzungsstrukturen innerhalb des Landes Rheinland-PfaJz gibt es über die Beantwortung der Fragen unter I I. hinaus? 3.2 Welche Bedeutung hatte und hat die Gärtnerei M. in Mainz-Gonsenheim und der Neonazikreis um das Ehepaar M. für den Strukturierungsprozeß in- und ausländi• scher Faschisten? 3.3 Ist bekannt, welche Organisationen und Einzelpersonen sich bei den regelmäßigen Feiern (Hitlers Geburtstag, Sonnenwende, Kameradschaftsabende) in den ver­ gangeneo 20 Jahren auf dem Grundstück der Farn. M. aufilielten? 3.4 Welche anderen rechtsextremen Aktivisten wohnen z. Z. neben der Familie M. bzw. sind dort gemeldet, und welche waren es in den vergangeneo 20 Jahren? 3.5 Wurde das "Nationale Infotelefon" teilweise im Hause M. betrieben? Wenn ja, wann? 3.6 Welches Material wurde wann bei polizeilichen Durchsuchungen auf dem Gelände der Gärtnerei M. beschlagnahmt? 3.7 Welche Personen aus der rechtsextremen Szene wurden wann in der Gärtnerei oder ihrer Nähe verhaftet (Aller, ::'\iamen, Organisationen)? 4. Methoden der Vernetzung 4.1 Sog. Nationale Infotelefone 4.1.1 Ist es zutreffend, daß es in jüngster Zeit vier sog. Nationale Infotelefone HH, Sauer­ landkreis (eingestellt), Frankfurt, Mz (altes eingestellt), m•ues seit 1. Januar 1994 wieder am Netz, gibt? 4.1.1.1 Ist es zutreffend, daß das Mainzer NIT im Jahre 1993 dreimal beschlagnahmt wurde? Aus welchen Gründen ist dies geschehen, und wie viele Ermitt1ungsver­ fahren gegen wen, mit welchem Ergebnis sind eingeleitet worden? 4.1.1.2 Aus welchen Gründen hat es noch keine Gerichtsverhandlung gegeben? 4.1.1.3 Ist es zutreffend, daß die Telekom den Telefonanschluß Anfang Februar 1994 abge­ klemmt hat? Wenn ja, aus welchen Gründen? 4.1.2 Welche Rolle spielen die Nationalen Infotelefone, insbesondere das NIT Mainz, für die Vernetzungsbestrebungen/Zusammenarbeit militanter Neonazis und rechts­ extremer Organisationen und Parteien? 4.1.3 Seit wann schneidet das LKA die Verlautbarungen der NITs mit, und gibt es einen Informationsaustausch mit dem VS und den Justizbehörden? 4.1.3.1 Welcher Handlungsbedarf ergibt sich daraus? 4.1.4 Wie bewertet die Landesregierung die Einrichtung des Infotelefons des IHV e. V. durch Ernst T. in Ludwigshafcn? 4.1.5 Welche Maßnahmen hat die Landesregierung ergriffen, als Manfred H. mittels Anrufbeantworter (Ludwigshafen) durch eine Ansage einen JoumaJisten aus Wies­ baden denunzierte und verdeckt zu Maßnahmen gegen ihn aufrief? 4.1.5.1 Ist der Landesregierung bekannt, ob es zu einer juristischen Auseinandersetzung zwischen dem Journalisten (Name bekannt) und H. gekommen ist? Wenn ja, mit welchem Ergebnis? 4.2 Mailboxen 4.2.1 Welche Computerinformationssysteme von Rechtsextremisten sind der Landes­ regierung bekannt (u. a. ThuJe-Netz, Widerstand-Mailbox), und welche Inhalte ver­ breiten diese? 4.2.2 Wer sind die Anbietcr, und welche Gruppierungen, Parteien etc. bzw. welche Einzelpersonen nutzen diese? 4.2.2.1 Welche besondere Rolle spielt dabei der NHB? 4.2.3 Ist der Landesregierung bekannt, daß von Rechtsextremisten Informationen aus Faxgeräten und aus Computcrmailboxen ohne Einwilligung der Betroffenen abge­ rufen werden?

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4.2.3.1 Welche technischen Möglichkeiten gibt es, um dies zu verhindern? 4.3 Mobile Telefone 4.3.1 Wie bewertet die Landesregierung den Einsatz von mobilen Telefonen durch Rechtsextremisten, wie z. B. in Fulda, und wie viele stehen rheinland-pfä1zischen Rechtsextremisten zur Verfügung? 4.4 Publizistische Verbindungen/ AkademienNereine 4.4.1 Welche rechtsextremistischen Autoren aus Rhein1and-Pfalz schreiben in welchen Publikationen? 4.4.1.1 Welche rechtsextremistischen Autoren haben ideologischen oder anderen Einfluß in der rechtsextremistischen Szene in Rheinland-Pfalz bzw. im Bundesgebiet? 4.4.2 Welche Akademien, Kreise, Arbeitsgemeinschaften haben welche Funktionen im rechtsextremistischen Spektrum? 5. Rechts-Kampf - Dt.-utsches Rcchtsbtiro/ Deutscher Rechtsschutzkreis e. V./Rechtscxtremistische Rechtsanwälte- 5.1 Ist es zutreffend, daß das Deutsche Rechtsbüro ein Zusammenschluß von rechts­ extremistischen Rechtsanwälten ist, sich im Jahre 1992 gegründet und seinen Sitz in Harnburg hat? Welchen Einnuß übt es aus, bzw. welche Verbindungen bestehen zu Rechtsextremisten in Rheinland-Pfalz? 5.1.1 Ist es zutreffend, daß die Rechtsanwälte Jürgen R., Günther H.-A., Hajo H., Dr. Herben S. (Österreich), Dr. Klaus G., Dr. Ludwig B., Dr. Dr. Thor von W., Dr. Wolfgang P., Giscla P., Martin M., zum Deutschen Rechtsbüro gehören? 5.1.1.1 Welche weiteren Rechtsanwälte und Rechtsprofessoren gehören dem Büro an bzw. stehen diesem nahd 5.2 Welche Aufgaben nimmt dasDRin und für die rechtsextremistische Szene wahr? 5.3 Welche Vernetzungcn zu rechtsextremistischen Organisationen bzw. Parteien bestehen? 5.4 Welche Verbindungen bestehen zu dem ,.Deutschen Rechtsschutzkreis e. V./Deut­ sche Rechtsschutzkasse (DRsK)" gemeinnützige Vereinigung zur Abwehr politi­ scher Justiz mit Sitz in Bochum, der von Mitgliedern des rechtsextremistischen Unabhängigen Freundeskreises (UFK) 1979 gegründet wurde? 5.4.1 Ist es zutreffend, daß das Buch "Mäxchen Treuherz", das im Wusel Di-Verlag, Sitz Hamburg, die Postfachadresse ist identisch mit der des DR, erschienen ist, von Gisela P. (Rcp-Anwältin) alias Giseta S. (Pseudonym) summt? 5.5 Welche Rechtsanwälte, sonstige Personen und Organisationen sind im Deutschen Rechtsschutzkreis e. V. aktiv, welche Publikationen neben ,.Recht und Justiz", für die Jürgen R. seit 1988 verantwortlich zeichnet, gibt er heraus, und welche Funktion erfüllt er in und für die rechtsextremistische Szene? 5.6 Welche Funktion, Aunage, Inhalt hat der von Michael S., Vorsitzender der verbote­ nen Nationalen Offensive (NO) und ehemaliger Funktionär der FAP, herausge· gebene Rundbrief Rechtskampf, und wer bezieht ihn? 6. Militärische Ausbildung, Wehrsportübungen, Kampfsporuusbildung, Kriegsspiele 6.1 Wie viele Rechtsextremisten aus Rheinland-rfal:.~ und den angrenzenden Bundes­ ländern waren bzw. sind bei der Bundeswehrund haben eine besondere Ausbildung absolviert, die sie heute gegen den Staat einsetzen (z. B. Wolfgangj.)? 6.2 Welche Rechtsextremisten, Mitglieder welcher Parteien und/oder Organisationen beteiligen sich an welchen Wehrsportübungen oder ähnlichen kriegerischen Trainingsmaßnahmen in Rheinland-Pfalz, im Bundesgebiet oder im Ausland? 6.2.1 Welche Rechtsextremisten haben sich in Ausbildungslagern u. a. im Libanon aufge­ halten? 6.2.2 Welche Rechtsextremisten haben im sog. Golfkrieg als Söldner auf der Seite Iraks gekämpft? 6.3 Welche Kampfsportschulen, -vereine, -Iehrer gibt es in Rheinland-Pfalz, die Rechts­ extremisten ausbilden bzw. Kontakte haben? 6.3.1 Welche Kontakte gibt es zum ,.Deutschen Hochleistungskampfkunstverband" (DHKKV) bzw. zu Zellen von ihm, wie beispielsweise der Deutschen Kampfsport· initiative (DKI), sowie zur ßudo-Akademie Europa, die bereits 1975 51 Schulen in der Bundesrepublik unterhalten hat, von denen mindestens 18 Antiterrortraining angeboten haben? 6.4 Wie viele und welche Rechtsextremisten trainieren durch die Kriegsspiele Gotcha und Paintball terroristische Einsätze? 7. Teilt die Landesregierung die Auffassung, daß die vielfältigen Splittergruppen und Parteien letztendlich ein Ziel verfolgen, so daß die Zersplitterung auch ein taktisches Mittel darstellt, um den wahren Einnuß innerhalb der Gesellschaft und auf die

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Politik zu verschleiern? Wenn nein, wie begründet sie das? !V. Justiz 1. Wann, wo wurde gegen Mitglieder der unter I. gen:annten Parteien und unter II. ge­ nannten Organisationen oderunorganisierte Personen, die ähnlich denken, in Rhein­ land-Pfalz seit 1964 ein Ermittlungsverfahren wegen welcher Vergehen wtd/oder Verbrechen eingeleitet (im einzelnen nach Jahren, Organisationen, Straftatbeständen und Orten aufschlüsseln)? Wie viele Straftaten, welcher Täter (Alter, Erwachsenen- und Jugendstrafrecht) sind bekanntgeworden? 1.1 Wie viele Ermittlungsverfahren gegen welche Mitglieder/Personen sind aus welchen Gründen eingesteHt worden? Wie viele Beschuldigte saßen in Untersuchungshaft, und wie sind diese entschädigt worden? 1.1.1 In welchen Fällen hat das Gericht die Eröffnung des Hauptverfahrens mit welcher Begründung abgelehnt? 1.1.2 In wie vielen Fällen hat die Staatsanwaltschaft dagegen Beschwerde eingelegt? 1.2 Wie viele Strafbefehle gegen welche Mitglieder wegen welcher Delikte sind ergangen? 1.2.1 Wie lautete das Strafmaß der rechtskräftig gewordenen Strafbefehle (im einzelnen aufschlüsseln Delikt, Tatzeitpunkt, bei Geldstrafe Anzahl der Tagessätze u. Tagcs- s.atzhöhe, Rechtskraft des Strafbefehls)? Wie hoch war das Strafmaß der Urteile gegen welche Mitglieder oder Nichtmit­ glieder, wegen welcher Delikte von welchem Gericht? Wie viele Freiheitsstrafen sind zur Bewährung ausgesetzt worden? 1.3.1 Wie viele von ihnen sind freigesprochen worden, und in wie vielen Fällen wurden die Verfahren in der Hauptverhandlung mit und ohne Sanktion eingestellt? 1.3.2 Welche Urteile sind nicht rechtskräftig geworden, und wie war das Ergebnis der Berufung, gegebenenfalls der Revision? 1.3.2.1 In welchen Fällen, ;~.us welchen Gründen hat die Staatsanwaltschaft Berufung bzw. Revision eingelegt? 1.4 In welchen Fällen wurde die Aussetzung der Freiheitsstrafe zur Bewährung aus welchen Gründen widerrufen? 1.5 In wie vielen Fällen gab es nach der Hälfte bzw. Zweidritteln der Haftzeit die Aus­ setzung des Strafrestes zur Bewährung? In wie vielen Fällen wurde diese widerrufen? 1.6 Wie bewertet die Landesregierung die Differenz zwischen den bekanntgewordenen Str;~.ftaten, den angeklagten Straftaten und den abgeurteilten Straftaten? 1.6.1 In wie vielen Fällen gab es Verfahren nach§ 129 a wegen Mitgliedschaft bzw. Unter­ stützung einer terroristischen Vereinigung? 1.7 Wie erklärt die Landesregierung das Strafmaß für die Straftaten, die durch Rechts­ extremisten begangen wurden bzw. die aus rechtsextremistischer bzw. fremdenfeind- licher oder antisemitischer Motivation begangen wurden im Vergleich zu gleichen Delikten, die von Straftätern ohne diese Motivation begangen worden sind? 1.7.1 Welche Schlüsse zieht die Landesregierung daraus? 1.7.2 Wie beurteilt die Landesregierung die Höhe des Strafmaßes in bezugauf die Ergeb­ nisse der Untersuchung von Kalinowski, Strafrechtspflege und Rechtsextremismus, 2. Aufl. 1986, der u. a. zu dem Ergebnis kommt, daß ein geringeres Strafmaß für Delikte, die mit fremdcnfeindlicher, rechtsextremistischer Motivation begangen werden, von den Gerichten verhängt wird? 1.7.3 Welche Vergleiche lassen sich zwischen den Strafverfahren und Verurteilten der rheinland-pfälzischen Gerichte und der Trierer UntersuchWlg von 1993 ziehen? Wie bewertet die Landesregierung die Unterschiede Wldloder Gemeinsamkeiten der Ergebnisse? 1.7.4 Teilt die Landesrcgienmg die Auffassung, daß kein Handlungsbedarf besteht, das Jugendstrafrecht, auch unter Einbeziehung des Strafmaßes der Verurteilungen, zu verschärfen? 1.8 Welche Äußerungen wurden in welchen Zivilgerichtsverfahren (bitte Aktenzeichen angeben) wann, wem unter Androhung welcher Sanktionen verboten? V. Polizei 1. Wie viele Straftaten wegen welcher Delikte, begangen durch Rechtsextremisten oder Straftäter mit nazistischer, neonazistischer, fremdenfeindlicher oder antisemitischer Motivation, sind seit 1964 den Polizeibehörden bekanntgeworden? Wo, wann und durch welche Täter sind welche Straftaten in den Jahren 1988 bis 1993 begangen worden? Drucksache !214 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode

1.1 Wie viele dieser Sachverhalte sind angezeigt worden? 1.1.1 Wie hoch wird das Dunkelfeld geschätzt (aufgeschlüsselt nach Delikten)? 1.2 Wie hoch war die Aufklärungsquote insgesamt bei rechtsextremistischen, fremden­ feindlichen und antisemitischen Strafuten nach Delikten aufgeschlüsselt? 1.2.1 Wie verteilt sich die Aufklärungsquote auf die einzelnen Polizeipräsidien bzw. Bezirksregierungen? 1.3 Wie ist das Verhältnis der auf geklärten Str~taten im Verhältnis zu denselben Straft.at­ besünden ohne die o. g. Motivation (bitte auch aufschlüsseln auf Polizeipräsidien und Bezirksregierungen)? 1.3.1 Welche Schlüsse zieht die Landesregierung aus der unterschiedlichen örtlichen Auf­ klärungsquoteund dem Vergleich zur Kriminalität ohne diese Motivation? 1.4 Wie viele Angriffe hat es insgesamt seit 1945 (aufgeführt nach Jahren, einschließlich 1993) auf welche Einrichtungen jüdischer Gemeinden, jüdische Friedhöfe, jüdische Bürgerinnen und Bürger und Einwohner/innen in Rheinland-Pfalz gegeben? 1.4.1 Wie viele Ermüdungsverfahren bzw. Strafverfahren wurden eingeleitet; wie hoch ist die Aufklärungsquote in diesen Jahren? 1.4.2 Weshalb liegt die Aufklärungsquote bei Grabschändungen oder Übergriffen auf jüdi• sche Einrichtungen in Rheinland-Pfalzzwischen 1988 und 1992 bei nur 14,3 o/o? 2. Warum wurde der Komplex Verbrechen/Vergehen durch Rechtsextremisten und rechtsextremistische, fremdenfeindliche und antisemitische Straftaten bisher von der Polizei unterschätzt? 2.1 Warum wurden erst im November 1993 bei den Polizeipräsidien und dem LKA Arbeitsgruppen ..fremdenfeindliche Straftaten• eingerichtet, welche Aufgaben bzw. Zuständigkeiten haben diese, und wie viele Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte sind ausschließlich in diesem Aufgabenbereich tätig? 2.1.1 Welche besonderen Lehrgänge bzw. Weiterbildungsmöglichkeiten werden ange­ boten, damit spezielle Kenntnisse für diesen Kriminalitätsbereich und Täterkreis an­ geeignet bzw. ausgebaut werden können? 2.2 Warum fehlt bisher ein ganzheitliches Konzept der Polizei, was selbst das Innen­ ministerium polizeiintern noch im Oktober 1993 unter der Überschrift Intensivie­ rung der Bekämpfung fremdenfeindlicher und/oder rechtsextremistischer Bestre· bungen- Fortschreibung der Bekämpfungskonzeption ,.Fremdenfeindliche Krimi­ nalität" eingeräumt hat? 2.2.1 Welche Mängel gab es bisher? 2.3 Wie viele Sachverhalte {Straftaten) und Personen sind in der 1992 eingerichteten POLDOK-Datei "Fremdenfeindliche Straftaten" gespeichert? 2.3.1 Wie viele Rechtsextremisten sind in der Datei ,.Landfriedensbruch und verwandte Straftaten" lnpoi/Polis gespeichert? 2.3.1.1 Wie bewertet die Landesregierung die Anzahl der gespeicherten Personen im Ver­ gleich zu der Anzahl der Ermittlungs-und Strafverfahren in diesem Deliktsbereich? 2.3.2 Warum ist in Rheinland-Pfalz bisher nur ein bekannter Neonazi zur polizeilichen Beobachtung ausgeschrieben? 2.3.3 Wie viele Personen wurden mit dem personengebundenen Hinweis ,.fremdenfeind­ lich" in die Dateien ,.Personenfahndung", ,.Erkennungsdienst" und .Kriminalakten­ nachweis .. insgesamt aufgenommen? 2.3.4 In welchen weiteren Dateien sind rechtsextremistische Straftäter aus welchen Gründen gespeichert? 2.3.5 Wie viele Personen welcher Organisation wurden in den letzten zehn Jahren lang­ fristig observiert und aus welchen Gründen? 2.3.6 Wie viele V -Leute oder sog. verdeckteErmittler waren zur Gefahrenabwehroder zuc Strafverfolgung eingesetzt mit welchem Ergebnis (bitte im einzelnen aufschlüsseln}? Wie hat sich die Erweiterung der Landeskoordinierungsgruppe Terrorismusbekämp• fung (LKG1) um den Arbeitsbereich .Koordinierung fremdenfeindlicher/rechts­ extremistischer Straftaten" auf die Wahrnehmung rechtsextremistischer Straftaten und die Täterverfolgung ausgewirkt? 2.4.1 Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit der Polizeiabteilung des Ministeriums des Ionern und für Sport, des LKA, der Justiz, dem Verfassungsschutz und dm Polizei­ präsidien, und auf welcher Rechtsgrundlage geschieht dies? 2.4.1.1 Warum ist es dem Justizminister nicht möglich, die Tatorte der Straftaten in Kleinen Anfragen des Abgeordneten Michael Henke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) anzugeben, bzw. warum will Herr Ceasar diese Angabe verschweigen (vgl. Druck­ sache 12/ 4000)? 2.5 Wie sieht die jüngste polizeiliche Lagebeurteilung bezüglich rechtsextremistischer, fremdenfeindlicher und antisemitischer Straftäter und Straftaten in Rheinland-Pfalz aus?

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2.6 Wann, wo und aus welchem Grund wurden in den letzten fünf Jahren Veranstal­ tungen von Rechtsextremisten verboten? 2.6.1 Wie viele Verbotsverfügungen sind vor den Verwaltungsgerichten mit welchem Ergebnis :rngcfochten worden (bitte Aktenzeichen angeben)? 2.6.2 Wer und für welche Organisationen zu welchem Veranstaltungszweck hat in den letzten fünf Jahren eine Veranstaltung angemeldet? 2.6.2.1 Wie sind diese Veranstaltungen aus polizeilicher Sicht verlaufen? 2.6.2.2 Haben sich die Erfahrungen auf die Einsatzrichtlinien ausgewirkt und auch auf die Einsatzpraxis? 2.6.3 Wie viele 'fclcfonc von Rechtsextremisten wurden in den Jahren 1980 bis 1993 {aufge­ schlüsselt nach Jahren und Dauer) aus welchen Gründen abgehört? VI. Verfassungsschutz 1. Welche Aufgaben nimmt der Verfassungsschutz im Bereich Bekämpfung des Rechts- extremismus wahr, und welche Erkenntnisse lieferte er in den letzten zehn Jahren? 1.1 Welche Erkenntnisse liegen über rechtsextremistischen Terror und Terroristen vor? 1.2 Welche t.'l.tsächlichen Erkenntnisse hätte die Polizei nicht liefern können? 1.2.1 Wie sind die Erkenntnisse des Verfassungsschutzes durch die Polizei umgesetzt worden, und in welchen Fällen wurden Ermittlungsverfahren mit welchem Ergebnis eingeleitet? 1.3 Wie heißen die 80 rechtsextremistischen Organisationen/Parteien, die im Bundes­ gebiet als rechtsextremistisch eingestuft werden? 2. Wie sind diese Erkenntnisse umgesetzt worden? 3. Wie erklärt die Landesregierung auf dem Hintergrund der Fragen 1 und 2, daß die Gefahr durch den Rechtsextremismus, der Umfang und die Vemetzung unterschätzt wurden? 3.1 Teilt die Landesregierung die Auffassung, daß die Gefahr für die Demokratie durch den Rechtsextremismus auch durch die neue Landesregierung immer noch unter­ schätzt wurde und erst in jüngster Zeit erste Schritte zur Bekämpfung eingeleitet wurden? 4. Hält die rheinland-pLi!zische Landesregierung eine Mitgliedschaft von Beamten, Angestellten oder sonstigen Miurbcitem von Behörden des Landes in einer rechts­ extremen Partei oder Organisation fürvereinbar mit der Landesverfassungund damit, daß diese Bürger und Bürgerinnen eine gewisse Ro!!e im öffentlichen Leben, in der LegisLnive, Judikative und Exekutive und/oder bei der Verwaltung des Landes spielen? S. Wie viele Strafverfahren bzw. Dienstordnungsverfahren wurden im Zusammenhang mit Aktivit.äten und/oder Mitgliedschaft in rechtsextremen Organisationen oder Parteien von Bediensteten des Landes bisher Anklage nach den§§ 86 a StGB, 130 bzw. 131 StGB oder anderer Strafuten mit rechtsextremistischer Motivation erhoben oder entsprechende Ermittlungsverfahren, insbesondere bei Verfassungsschutz, Polizei­ und Strafvollzugsbehörden, Justizbehörden, Bildungseinrichtungen, Verwaltungs­ behörden, Politikern auf Landes-, Kreis-, Kommunalebcne, eingeleitet? 5.1 Wie viele Verfahren wurden im Rahmen des sogenannten Radikalenerlasses in Rhein­ land-Pfalz gegen welche Staatsbedienstete wegen rechtsextremistischer Aktivitäten eingeleitet; wie viele Personen wurden daraufhin aus dem Staatsdienst entlassen, und welche sonstigen Sanktionen gab es? 6. Hat die Auswertung von Akten der Suatssicherheitsbehörde der ehemaligen DDR den rheinland-pfälzischen Behörden neue Erkenntnisse über den Rechtsextremismus im eigenen Land ermöglicht? 6.1 Wenn nein, warum hat die Landesregierung nicht den Versuch gemacht, diese Akten auszuwerten bzw. Informationen zu erhalten, soweit diese den Bereich Rechtsextre­ mismus betreffen? 7. Welche Informationen hat der rheinland-pfälzische Verfassungsschutz dem Bundes­ innenministerium bezüglich der Verbote von NF, DA und dem Verbotsantrag der FAP geliefert? 7.1 Warum hat das Lmd Rheinland-Pfalzden zusätzlichen Verbotsantrag der F AP durch den Bundesrat unterstützt bzw. für notwendig erachtet? 8. Teilt der Verfassungsschutz die Auffassung, daß die ANK eine Nachfolgeorganisa-

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tion der DA warund sich nur .aus dem Grunde aufgelöst hat, um einem Verbot zuvor­ zukommen? 9. Ist es zutreffend, daß 80- 90 %aller Erkenntnisse über Rechtsextremisten, die der Verfassungsschutz besitzt, aus öffentlich zugänglichen Quellen stammen? Wenn nein, wie hoch ist der Prozentsatz? Wie hoch ist der Prozentsatz der Informationen, die durch die Polizei an den Ver­ fassungsschutz weitergegeben werden? 9.1 Welche öffentlichen Erkenntnisquellen benutzt der Verfassungsschutz (bitte im einzelnen auflisten)? 9.2 In welchem Umfang werden verdeckteErmittler bzw. V-Leute eingesetzt, Telefone von Rechtsextremisten abgehört und Geld für Informanten aus der Neonazi-Szene bezahlt, und aufgrundwelcher Rechtsgrundlagen geschieht dies (aufgeschlüsselt nach Anzahl der Fälle in den Jahren seit 1984 und Organisationen)? 9.2.1 Ist es zutreffend, daß die F AP sich in anderen Bundesländern teilweise durch Gelder (für Informationen u. Mitarbeit) des VS finanziert hat? 9.2.1.1 Hat sich diese Unterstützung auf die Sürkung der Organisation ausgewirkt, u. a. auch in Rheinland-Pfalz? 10. Welche Personen und Gruppierungen, Organisationen sind im Bund-Ländersystem NADIS erfaßt (bitte im einzelnen aufschlüsseln)? 11. Wie gestaltet sich der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz? 12. Welche Zusammenarbeit des rheinland-pfälzischen Verfassungsschutzes gibt es mit welchen ausländischen Nachrichtendiensten, und welche Ergebnisse hat diese erbracht? 12.1 Welche indirekte Zusammenarbeit, d. h. über das Bundesamt für Verfassungsschutz, gibt es mit ausländischen Geheimdiensten?

Das Ministerium des Ionern und für Sport hat die Große Anfrage namensder Landesregierung- Zuleitungsschreiben des Chefs der Staatskanzlei vom 27. April 1994 -wie folgt beantwortet:

Vorbemerkungen

Die Landesregierung beobachtet mit großer Sorge den Rechtsextremismus, der sich insbesondere in rassistischen und fremden­ feindlichen Gewalttaten blutig darstellt.

Außer mit den Mitteln der nachrichtendienstliehen Beobachtung, mit polizeilichen präventiven und repressiven Maßnahmen und der Strafverfolgung durch die Justiz setzt die Landesregierung bei der Bekämpfung des Rechtsextremismus insbesondere auf Maßnahmen der sozialen Prävention und auf die Information über Ursachen und Auswirkungen des Rechtsextremismus. Eine informierte Gesellschaft ist weniger anfällig für extremistisch verfälschte Darstellungen der Geschichte und Gegenwart. In diese Informationspolitik der Landesregierung wird insbesondere der Verfassungsschutz mit einbezogen, dessen Öffentlich• keitsarbeit in den letzten Jahren sowohl personell als auch sachlich ausgeweitet wurde.

Folge dieser Informationspolitik ist, daß sich die Antwort auf viele Fragestellungen der Großen Anfrage aus bisherigen Infor­ mationen der Landesregierung ergibt. Diese Publikationen sind den Abgeordneten des Landtags jeweils zugänglich gemacht worden. Zu nennen sind hier u. a. die Broschüre ,. Vorurteile" sowie die Informationen des rheinland-pfälzischen Verfassungsschutzes ,.Rechtsextremismus", ..,Skinheads'' und .,Extremismus und Gewalt". Außerdem beteiligt sich die Landesregierung an der bundesweiten Kampagne der Innenminister von Bund und Ländern ,.Fair­ ständnis- Menschenwürde achten- gegen Fremdenhaß", über deren Inhalt die Landesregierung ebenfalls in einer Broschüre informiert hat. Weiter ist zu verweisen auf eine umfangreiche Arbeitshilfe für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der schulischen Bildungsarbeit, die unter dem Titel .,NEIN- Arbeitskreis gegen den Rechtsextremismus-" von der Landes­ zentrale für politische Bildung und dem Pädagogischen Zentrum des Landes Rheinland-Pfalz erarbeitet worden ist. Diese Arbeitshilfen werden auch bei der innerbehördlichen Aus- und Fortbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landes Rheinland-Pfalz verwendet.

Über die vielfältigen, weitreichenden und in ihrer Gesamtheit über den Charakter eines bloßen Konzepts hinausgehenden Maß• nahmen gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit hat die Landesregierung dem Landtag im übrigen ausführlich berichtet (U merrichtung durch die Landesregierung zu dem Beschluß des Landtags vom 2. Juli 1993 zu Drucksache 12/3264 .,Aktivi­ täten der Landesregierung gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit"- Drucksache 12/3621 vom 1. Oktober 1993 -).

20 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode Drucksache 12/4 7 2 7

Darüber hinaus hat die Landesregierung seit 1991 eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen, die hier auszugsweise noch einmal aufgeführt sein sollen:

Polizei Personelle Schwerpunktsetzung zugunsren von ,.Arbeitsgruppen Fremdenfeindliche Straftaten" bei den Kriminaldirektio­ nen der Polizeipräsidien, - deutliche personelle Verstärkung der Arbeitsgruppe "Fremdenfeindliche Straftaten" beim Landeskriminalamt, - Intensivierung und Straffung der Informationsgewinnung und -Steuerung innerhalb der Zuständigkeitsbereiche der Polizei- präsidien und von diesen zum Landeskriminalamt, - konsequentes Einschreiten gegen rechtsextremistische und/oder fremdenfeindliche Verhaltensweisen unter Ausschöpfen aller rechtlichen Möglichkeiten, insbesondere auch zuro Zweck der vorbeugenden Bekämpfung von Strafearen und ständige AufkJärung aller Polizeibeamtinnen und -beamten über fremdenfeindliche und/oder rechtsextremistische Bestre­ bungen, - Einrichtung einer Datei "Frcmdenfeindliche Straftaten", Verbesserung des Informationsaustausches zwischen Polizei, Verfassungsschutz und Justiz, Maßnahmen der zielgerichteten polizeilichen Öffentlichkeitsarbeit und der Öffemlichkeitsfahndung, Verbesserung der Sicherheit von Wohnungen undUnterkünftenvon Aussiedlern und Asylbewerbern durch technische und organisatorische Maßnahmen.

Verfassungsschutz Personelle Verstärkung der Referatseinheiten Rechtsextremismus und Öffentlichkeitsarbeit des Verfassungsschutzes, - Herausgabe themenbezogener Informationsbroschüren (z. B.: .,Skinheads", "Rechtsextremismus", .,Extremismus und Gewalt ...", "Vorurteile" etc.), - Intensivierung der themenbezogenen Vortragstätigkeit u. a. an Schulen, - Diskussions- und Informationsveranstaltungen (z. B.: Foren gegen Rechts, Runde Tische gegen Ausländerfeindlichkeit), - Beteiligung an der bundesweiten Aufklärungskampagne .,Fairständnis".

Justiz - Anordnung an die Staatsanwaltschaften des Landes, Ermittlungsverfahren wegen Übergriffe gegen Ausländerinnen und Ausländer in ausländerfeindlicher Gesinnung mit Nachdruck und besonderer Beschleunigung zu betreiben, - fachaufsichtliche Begleitung aller einschlägigen Ermittlungsverfahren durch das Ministerium der Justiz (Anordnung einer Bcrichtspflicht), - Einschaltung der bei den Staatsanwaltschaften eingerichteten Sonderdezernate .,Politische Strafsachen" in die einschlägigen Ermittlungsverfahren, - Anordnung an die Staatsanwaltschaften, auch die Möglichkeiten des Ordnungswidrigkeitenrechtes zu nutzen, ausländer• feindliche Aktivitäten nachdrücklich zu ahnden, Erörterung des strafrechtlichen Vergehens gegen ausländerfeindliche Straftaten auf einer Tagung der Leiterinnen und Leiter der Staatsanwaltschaften des Landes, Bundesratsinitiative des Landes zur Verschärfung der Straftatbestände des§ 86 a StGB (Verwendung von Kennzeichen ver­ fassungswidriger Organisationen) und§ 130 StGB (Volksverhetzung), Initiative gegenüber Bundesregierung und , auch die Verwendung nationalsozialistischer Symbole auf Exportarti­ keln unter Strafe zu steHen.

Im Rahmen der für die Bearbeitung der Großen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit war die Beantwortung einer großen Zahl von Fragen nicht möglich. So wurde u. a. nach Organisationen gefragt, die seit mehr als 40 Jahren nicht mehr existent sind. Außerdem war es nicht möglich, zu jeder einzelnen der über 280 genannten Organisationen in der Bundesrepublik, im europäi• schen und außereuropäischen Ausland und deren organisarorischen und personellen Verflechtung Stellung zu nehmen; u. a. war dies für eine Zeitspanne von bis zu 40 Jahren gefordert. In der Beantwortungsfrist war auch eine erfolgversprechende und not­ wendige Beteiligung einer Vielzahl von Behörden sowohl des Landes Rheinland-Pfalzals auch des Bundes und anderer Länder nicht möglich. Im übrigen hat die Landesregierung verschiedene Einzelfragen in der jüngsten Vergangenheit bereits beantwortet. In diesem Zusammenhang ist auf die Antwort zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD vom 13. Januar 1993 .,Rechtsextremismus in Rheinland-Pfalz", Drucksache 12/2741 vom 5. März 1993 und folgende Kleine Anfragen zu verweisen: Anfrage des Abgeord­ neten Dieckvoß vom 7. April 1992 und Antwort der Landesregierung vom 27. April1992, Drucksache 12/1407; Anfr. d. Abg. Henke v. 2. Juni 1992 u. Antw. d. LReg. v. 23. Juni 1992, Drucksache 12/1671; Anfr. d. Abg. Stretz v. 4. Juni 1992 u. Antw. d. LReg. v. 25. Juni 1992, Drucksache 12/1681; Anfr. d. Abg. Wilhelm v. 24. Juni 1992 u. Antw. d. LReg. v. 16. Juli 1992, Druck­ sache 12/1773; Anfr. d. Abg. Henke v. 27. Juli 1992 u. Antw. d. LReg. v. 7. August 1992, Drucksache 12/1848; Anfr. d. Abg. Dieckvoß v. 15. Okrobcr 1992 u. Antw. d. LReg. v. 19. Oktober 1992, Drucksache 12/2097; Anfr. d. Abg. Henke v.

21 Drucksache 12/4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

1. Oktober 1992 u. Antw. d. LReg. v. 22. Oktober 1992, Drucksache 12/2120; Anfr. d. Abg. Redmer v. 3. Dezember 1992 u. Antw. d. LReg. v. 22. Dezember 1992, Drucksache 12/2395; Anfr. d. Abg. Rösch v. 3. Dezember 1992 u. Antw. d. LReg. v. 23. Dezember 1992, Drucksache 12/2406; Anfr. d. Abg. Geil v. 7. Dezember 1992 u. Antw. d. LReg. v. 23. Dezember 1992, Drucksache 12/2411; Anfr. d. Abg. Prof. Kokott-Weidenfeld v. 27.Januar 1993 u. Antw. d. LRcg. v. 17. Februar 1993, Druck­ sache 12/2653; Anfr. d. Abg. I lenke v. 8. März 1993 u. Amw. d. LReg. v. 30. März 1993, Drucksache 12/2883; Anfr. d. Abg. Seibel v. 5. März 1993 u. Antw. d. LReg. v. 31. März 1993, Drucksache 12/2888; Anfr. d. Abg. Henke v. 4. Mai 1993 u. Antw. d. LReg. v. 26. Mai 1993, Drucksache 1213154; Anfr. d. Abg. Henke v. 27. Mai 1993 u. Antw. d. LReg. v. 26. Juni 1993, Druck­ sache 12/3155; Anfr. d. Abg. Beck v. 14. Mai 1993 u. Antw. d. LReg. v. 8.Juni 1993, Drucksache 12/3202; Anfr. d. Abg. Grütz• macher v. 21. Mai 1993 u. Ancw. d. LReg. v. 15. Juni 1993, Drucksache 12/3223; Anfr. d. Abg. Henke v. 8. Juni 1993 u. Antw. d. LReg. v. 29. Juni 1993, Drucksache 12/3306; Anfr. d. Abg. Henke v. 8. Juni 1993 u. Antw. d. LReg. v. 29. Juni 1993, Druck­ sache 12/3307; Anfr. d. Abg. Henke v. 2.Juni 1993 u. Antw. d. LReg. v. 30.Juni 1993, Drucksache 12/3320; Anfr. d. Abg. Seibel v. 15. Juni 1993 u. Antw. d. LReg. v. 6. Juli 1993, Drucksache 12/3325; Anfr. d. Abg. Ehrenberg v. 1. Juli 1993 u. Antw. d. LReg. v. 14. Juli 1993, Drucksache 12/3356; Anfr. d. Abg. Redmer v. 4. August 1993 u. Antw. d. LReg. v. 20. August 1993, Drucksache 12/3461; Anfr. d. Abg. Redmer v. 21. September 1993 u. Amw. d. LReg. v. 11. Oktober 1993, Drucksache 12/3660; Anfr. d. Abg. Seibel v. 16. September 1993 u. Antw. d. LReg. v. 13. Oktober 1993, Drucksache 12/3671; Anfr. d. Abg. Henke v. 24. September 1993 u. Antw. d. LReg. v. 15. Oktober 1993, Drucksache 12/3681; Anfr. d. Abg. Henke v. 28. September 1993 u. Antw. d. LReg. v. 19. Oktober 1993, Drucksache 1213710; Anfr. d. Abg. Henke v. I. Oktober 1993 u. Amw. d. LReg. v. 25. Oktober 1993, Drucksache 12/3717; Anfr. d. Abg. Henke v. 25. Oktober 1993 u. Antw. d. LReg. v. 18. November 1993, Drucksache 12/3852; Anfr. d. Abg. Henke v. 25. Oktober 1993 u. Antw. d. LReg. v. 18. November 1993, Drucksache 12/3854; Anfr. d. Abg. Henke v. 27. Oktober 1993 u. Antw. d. LReg. v. 18. November 1993, Drucksache 12/3856; Anfr. d. Abg. Henke v. 29. Oktober 1993 u. Antw. d. LReg. v. 19. November 1993, Drucksache 12/3857; Anfr. d. Abg. Henke v. 29. Oktober 1993 u. Antw. d. LReg. v. 23. November 1993, Drucksache 12/3868; Anfr. d. Abg. Henke v. 5. November 1993 u. Antw. d. LReg. v. 26. November 1993, Drucksache 12/3893; Anfr. d. Abg. Henke v. 5. November 1993 u. Antw. d. LReg. v. 2. Dezember 1993, Drucksache 12/3910; Anfr. d. Abg. Henke v. 5. November 1993 u. Antw. d. LReg. v. 3. Dezember 1993, Drucksache 12/3932; Anfr. d. Abg. Henke v.l2. November 1993 u. Antw. d. LReg. v. 6. Dezember 1993, Drucksache 12/3936; Anfr. d. Abg. Henke v.16. November 1993 u. Antw. d. LReg. v. 7. Dezember 1993, Drucksache 12/3952; Anfr. d. Abg. Hcnkev. 12. November 1993 u. Amw. d. LReg. v. 6. Dezember 1993, Drucksache 12/3953; Anfr. d. Abg. Henke v. 26. November 1993 u. Antw. d. LReg. v. 17. Dezember 1993, Drucksache 12/3989; Anfr. d. Abg. Henke v. 30. November 1993 u. Antw. d. LRcg. v. 20. Dezember 1993, Drucksache 12/4000; Anfr. d. Abg. Redmer v. 8. Dezember 1993 u. Antw. d. LReg. v. 28. Dezember 1993, Drucksache 12/4032; Anfr. d. Abg. Henke v. 15. Dezember 1993 u. Amw. d. LReg. v. 17. Januar 1994, Drucksache 12/4235; Anfr. d. Abg. Redmer v. 10. Februar 1994 u. Antw. d. LReg. v. 8. März 1994, Drucksache 12/4489; Anfr. d. Abg. Schneiders v. 11. Februar 1994 u. Antw. d. LReg. v. 9. März 1994, Drucksache 12/4499; Anfr. d. Abg. Henke v. 18. Februar 1994 u. Antw. d. LReg. v. 10. März 1994, Drucksache 12/4509.

Im übrigen hat sich die Landesregierung zu dem Thema allgemein und zu weiteren speziellen Fragen im Rahmen von Aktuellen Stunden, Mündlichen Anfragen und Aussprachen zu Mündlichen Anfragen geäußert. In diesem Zusammenhang wird ver­ wiesen auf: Mdl. Anfr. d. Abg. Bruch v. 4. September 1992, Drucksache 12/1905 u. Antw. d. LReg. P!Pr. 12/31 v. 16. Septem­ ber 1992, S. 2469 ff.; Md!. Anfr. d. Abg. Henke v. 26. November 1992, Drucksache 12/2248 u. Antw. d. LReg. PIPr. 12/37 v. 9. Dezember 1992, S. 2972 ff.; Akt. Stunde v. 2. Dezember 1992, Drucksache 12/2280 PlPr. 12/37 v. 9. Dezember 1992, S. 2982 ff.; Md!. Anfr. d. Abg. Henke v. I. Oktober 1993, Drucksache 12/3606 u. Antw. d. LReg. PIPr. 12/62 v. 14. Okto­ ber 1993, S. 4862; Md!. Anfr. d. Abg. Henke v. 30. November 1993, Drucksache 12/3881 u. Antw. d. LReg. PIPr. 12/66 v. 8. Dezember 1993, S. 5141; Akt. Stunde v. 8. Dezember 1993, Drucksache 12/3945 PlPr.12/68 v.lO. Dezember 1993, S. 5308 ff.; Md!. Anfr. d. Abg. Henke vom 10. Februar 1994, Drucksache 12/4352 u. Antw. d. LReg. PlPr. 12/72 v. 24. Februar 1994, S. 5775 ff.; Md!. Anfr. d. Abg. !lenke v. 14. April 1994, Drucksache 12/4663 u. Antw. d. LReg. PIPr. 12/78 v. 21. April 1994.

Nicht zuletzt hat die Landesregierung in verschiedenen Ausschüssen des rheinland-pfälzischen Landtags zu einer Vielzahl von Fragen, die in der Großen Anfrage gestellt werden, Stellung genommen. In diesem Zusammenhang wird verwiesen auf:

Antr. d. F.D.P. v. 9. Juni 1993, Drucksache 1213213, PlPr. 12/57 v. 2.Juli 1993, S. 4532 ff., lnnA, 28. Sitzg. v. 30. September 1993 u. KultA, 20. Sitzg. v. 2. November 1993 Teil II; Antr. d. SPD nach§ 73 Abs. 2 GüLT v. 7. Oktober 1991, Vorlage 12/216, SozialA, 6. Sitzg. v. 4. Februar 1992; Antr. d. GRÜNEN nach§ 74 Abs. 2 GüLT v. 4. Juni 1992, Vorlage 12/676, InnA, 17. Sitzg. v. 28. Januar 1993, Teil II; Antr. d. GRÜNEN nach§ 74 Abs. 2 GüLT v. 3. Dezember 1992, Vorlage 12/1032, RA, 16. Sitzg. v. 14. Januar 1993, Teil II; Antr. d. GRÜNEN nach§ 74 Abs. 2 GüLT v. 26. Januar 1993, Vorlage 12/1117, KultA, 15. Sitzg. v. 9. Februar 1993; Amr. d. GRÜNEN nach§ 74 Abs. 2 GOLTv. 28.Januar 1993, Vorlage 12/1143, lnnA, 19. Sitzg. v. 16. Februar 1993, Teil II; Antr. d. CDU nach§ 74 Abs. 2 GüLT v. 17. Februar 1993, Vorlage 12/1201, InnA, 21. Sitzg. v. 20. April1993, Teil II; Antr. d. GRÜNEN nach§ 74 Abs. 2 GüLT v. 8. Juni 1993, Vorlage 12/1461, lnnA, 28. Sitzg. v. 30. September 1993; Bericht d. LReg., Drucksache 12/3621, Bespr. im InnA, 30. Sitzg. v. 2. Dezember 1993, Teil I; Antr. d. SPD nach§ 74 Abs. 2 GOLTv. 26. November 1993, Vorlage 12/1939, RA, 32. Sitzg. v. 3. Februar 1994, Teil II; Antr. d. SPD nach§ 74 Abs. 2 GOLTv. 14. Dezember 1993, Vorlage 12/2006, RA, 32. Sitzg. v. 3. Februar 1994, Teil II; Antr. d. GRÜNEN nach§ 74

22 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode Drucksache w4 7 2 7

Abs. 2 GOLTv. 14. Dezember 1993, Vorlage 12/2011, lnnA, 32. Sitzg. v. 1. Februar 1994, Teil II; Antr. d. GRÜNEN nach§ 74 Abs. 2 GüLT v. 14. Dezember 1993, Vorlage 12/2009, RA, 32. Sitzg. v. 3. Februar 1994, Teil li; Antr. d. GRÜNEN nach§ 74 Abs. 2 GOLT v. 28. Januar 1994, Vorlage 1212125, RA, 34, Sitzg. v. 8. März 1994.

Die Angaben zu den Aktuellen Stunden, den Mündlichen Anfragen sowie zu den Berichterstattungen in den Ausschüssen vmrden dem Parlamentarischen Dokumentationssystem (PADOS) des Landtags entnommen.

Außerdem ist zu verweisen auf die in den o. g. Broschüren gemachten Ausführungen und auf die kontinuierliche Bericht­ erstattung in den jährlich erscheinenden Verfassungsschutzberichten. In diesen Veröffentlichungen werden auch die wichtig­ sten dem Rechtsextremismus zuzuordnenden Organisationen und einige der besonders bedeutenden Personen mit Namen bezeichnet. Dies erfolgt jeweils nach gerrauer Prüfung und Abwägung zwischen dem von der Landesregierung unterstützten Interesse der Öffentlichkeit an Informationen über die rechtsextremistische Entwicklung und dem Grundrecht auf informatio­ neHe Selbstbestimmung. Von der Kommission beim Landesbeauftragten für Datenschutz ist in der Vergangenheit wiederholt kritisiert worden, daß Antworten auf parlamentarische Anfragen auch ohne Nennung von Namen auf einzelne natürliche Personen beziehbar waren. Auch diese Kritik führt zu einer sehr zurückhaltenden Darstellung von Daten, die Personen zugeordnet werden könnten. Eine weitere Schwierigkeit bei der Beantwortung der Großen Anfrage stellt die von den Verfassern vorgenommene Abkürzung der Namen von insgesamt 150 angeführten Personen dar. Eine zweifelsfreie Identifizierung mit insbesondere dem rheinland­ pfälzischen Verfassungsschutz bekannten Personen war bis auf wenige Ausnahmefälle nicht möglich. Die Landesregierung ist selbstverständlich gerne bereit, solche personenbezogenen Informationen in dem vom Landtag zur Kontrolle des Verfassungs­ schutzes gestellten Gremium, nämlich der Parlamentarischen Kontrollkommission, zu beantworten.

Dies vorausgeschickt, beantwortet die Landesregierung die Große Anfrage wie folgt:

I. Begriffsdefinitionen

Sofern es sich bei den 23 Begriffen um Fachbegriffe des Verfassungsschutzes handelt (z. B.: Rechtsextremismus), wird auf die jährlichen Tätigkeitsberichte sowie auf die Broschüren .,Skinheads'' und .,Rechtsextremismus" des rheinland-pfälzischen Ver­ fassungsschutzes verwiesen, die ausführliche Definitionen beinhalten. Im übrigen definiert die Landesregierung die von ihr verwendeten Begriffe anlaßbezogen, d. h. dort, wo sie sie verwendet und der Sinn sich nicht ohnehin aus dem Zusammenhang ergibt.

II. Rechtsextreme Parteien und Organisationen in Rheinland-Pfalz

Eine systematische Beantwortung der hierunter fallenden Fragen ist aus den in der Vorbemerkung dargelegten Gründen nicht möglich.

Hinsichtlich des unter II. 3.1.3 genannten Sascha C. wird auf den schriftlichen Bericht des Justizministers vom 9. Februar 1994 an den Rechtsausschuß des Landtags (Vorlage 12/2164) verwiesen; einschlägige Vorstrafen sind der Landesregierung nicht bekannt. Bezüglich des unter II. 3.1.14 genannten Ehepaars M. wird auf den schriftlichen Bericht des Innenministers vom 23. Dezember 1993 (Vorlage 12/2050) verwiesen. Hinsichtlich des unter 11. 3.1.20 genannten Ernst T. wird auf die Berichterstattung des Justizministers im Rechtsausschuß des Landtagsam 14. Januar 1993 (vgl. Protokoll der 16. Sitzung, Seite 33) und die Antwort des Ministeriums des Ionern und für Sport vom 17. Januar 1994 auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Henke (Drucksache 12/4235) Bezug genommen. Am 22. Februar 1994 hat die Staatsanwaltschaft Frankenthai eine weitere Anklage wegen Volksverhetzung und Aufstachdung zum Rassenhaß erhoben.

Darüber hinaus kann zu Einzelfragen folgendes berichtet werden:

Zu 1.4:

Hierüber liegen der Landesregierung keine Erkenntnisse vor.

Zu 1.5 bis 1.5.1.1:

Von den um er II. zu Frage 1 aufgeführten Parteien beteiligten sich an Kommunalwahlen seit dem Jahre 1964 in Rheinland-Pfalz nur die ,.Nationaldemokratische Partei Deutschlands" (NPD}, die Partei ,.Die Republikaner" (REP), die ,.Deutsche Volks­ union" (DVU) und die "Deutsche Reichspartei" (DRP).

23 Drucksache 12/4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz -11. Wahlperiode

Die NPD hat an den Gemeinderatswahlen 1969, 1974 und 1979, den Verbandsgemeinderatswahlen 1969 und 1974 sowie den Kreistags- und Stadtratswahlen der kreisfreien Städte 1969, 1974 und 1989 in einzelnen Kreisen, Städten und Gemeinden, die REP haben an den Kommunalwahlen 1 989 in einzelnen Gemeinden, Kreisen und kreisfreien Städten teilgenommen.

Die DVU kandidierte nur an den Kommunalwahlen im Jahre 1989 in der kreisfreien Stadt Mainz.

Die NPD hat an der Bezirkstagswahl 1969 und 1974, die REP haben an der Bezirkstagswahl 1989 und die D RP hat an der Bezirkstagswahl 1964 teilgenommen.

Folgende Ergebnisse wurden erzielt:

Landesergebnisse der Kommunalwahlen I) 1969- 1989

Wahlen zu den.,. Jahr Berichtsmerkmal Gemeinde-/Stadträten Stadträten in den Kreistagen Verbands- insgesamt kreisfreien Städten gemeinderäten 1969 Gültige Stimmzettel, Anzahl 1810898 482 672 I 318 410 I 055 672 DVU, Stimmen, Anzahl Stimmcnantcil, % NPD, Stimmen, Anzahl 8 969 8 279 28 50! 843 Stimmenantcil, % 0,5 1,7 2,2 0,1 REP, Stimmen, Anzahl Stimmenanteil, % 1974 Gültige Stimmzettel, Anzahl 2 080 888 550 662 I 537 776 I 206 900 DVU, Stimmen, Anzahl Stimmenamcil, % NPD, Stimmen, Anzahl 3 492 3 087 10 699 I 016 Stimmenanteil, % 0,2 0,6 0,7 0,1 REP, Stimmen, Anzahl Stimmenanteil, % 1979 Gültige Stimmzettel, Anzahl 2 067 278 513 076 I 565 372 I 236 353 DVU, Stimmen, Anzahl Stimmenanteil, % NPD, Stimmen, Anzahl 102 Stimmenanteil, % 0,0 REP, Stimmen, Anzahl Stimmenanteil, % 1984 Gültige Stimmzettel, Anzahl 2 077 327 493 211 I 576 967 I 257 696 DVU, Stimmen, Anzahl Stimmenamei~ % NPD, Stimmen, Anzahl Stimmcnameil, % REP, Stimmen, Anzahl Stimmenantei~ % 1989 Gültige Stimmzettel, Anzahl 2 152 612 509 220 I 635 423 I 312 974 DVU, Stimmen, Anzahl I 447 I 447 Stimmenanteil, % 0,1 0,3 NPD, Stimmen, Anzahl 2 442 Stimmenanteil, % 0,1 REP, Stimmen, Anzahl II 764 10 765 Stimmenameil, % 0,5 2,1

1) Einschließlich Nachwahlen und Wiederholungswahlen.

24 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 1214 72 7

Bezirkstagswahl des Bezirksverbands Pfalz

Bezirkstagswahl 1964 1969 1974 1989 Gültige Stimmen insges. 670 391 Stimmen DRP 25 120 Stimmenanteil in % 3.7 Gültige Stimmen insges. 645 639 748 453 Stimmen NPD 54 674 18 202 Stimmenanteil in % 8,5 2,4 Gültige Stimmen insges. 764 367 Stimmen REP 60 930 Stimmenanteil in % 8,0

Die NPD konme bei den Gemeinderats- und Stadtratswahlen 1969 und 1974, den Kreistagswahlen 1969 und 1989 sowie der Bezirkstagswahl 1969, die REP konnten seit 1989 folgende Mandate erringen:

Zahl der Ratsmitglieder der Gemeinde-/Stadtratswahl NPD NPD REP in der Gemeinde/Stadt 1969 1974 1989 Idar-Oberstein 2 Kaiserslautern, Stadt 6 3 Neustadt a. d. Wcinstr. 2 Pirmasens, Stadt 3 Zweibrücken 3 Bockenheim a. d. Weinstr. Lauterecken Quirnhcim 2 Wachenheim a. d. Wcinstr. 1 Reichweiler 3 Ludwigshafen am Rhein, Stadt 2 Worms 4 Germersheim, Stadt 4 Weilerbach Zusanrmen 18 6 14

Zahl der Mandate der NPD Kreistagswahl im Landkreis 1969 1989 Birkenfeld 2 Alzey-Worms 5 Bad Dürkheim 3 Donnersbergkreis 3 Kaiserslautern 4 Kuscl 5 Südliche Weinstraße 2 Zusammen 22 2

Bezirkstagswahl 1969 1989 Mandate der NPD 2 Mandate der REP 2

Die Zahl der Ratsmandate der REP hat sich seit 1989 wie folgt verändert:

Kreisfreie Stadt Worms: Zur Zeit hat die Fraktion der REP noch vier Mitglieder. Von den ursprünglich berufenen vier Ratsmitgliedern ist nur noch ein Ratsmitglied in der Fraktion verblieben. Mehrere Nachfolger haben die Annalune der Wahl abgelehnt oder ihr Mandat nieder­ gelegt. Politische oder persönliche Gründe wurden für die Mandatsniederlegungen und die Nichtannahme angegeben.

25 Drucksache w4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode

Kreisfreie Stadt Ludwigshafen: Kein Ratsmandat ist durch die REP besetzt. Ein Mitglied hat wegen strafbarer Handlungen einen Mandatsverlust erlitten und ist aus der Partei ausgetreten. Das zweite Mitglied ist ebenfalls freiwillig aus der Partei ausgetreten.

Kreisfreie Stadt Kaiserslautern: Die Fraktion der REP hat sich aufgelöst. Die Nachrocker und die beiden anderen Ratsmitglieder sind aus der Partei ausgetreten und zur ,.Wählervereinigung Freie Liste Kaiserslautern e. V." übergetreten. Von den ursprünglich berufenen vier Ratsmit­ gliedern ist nur noch eines Mitglied der REP-Fraktion. Alle anderen 1989 gewählten Ratsmitglieder sind durch mehrmalige Nachfolge ersetzt worden.

Stadt Germersheim: Von den ursprünglich vier Ratsmandaten haben zwei Ratsmitglieder ihr Mandat niedergelegt. Mehrere Nachfolger wurden berufen, bis die Liste erschöpft war. Dadurch ist ein Ratsmandat nicht mehr besetzt.

Ortsgemeinde Weilerbach: Das gewählte Mitglied ist aus der Partei ausgetreten und als fraktionsloses Mitglied im Rat.

Für die Niederlegung der Mandate wurden Wohnsitzwechsel und persönliche Gründe angegeben.

Zu 1.7:

Nach § 23 Abs. 5 des Parteiengesetzes erstattet der Präsident des Deutschen Bundestages dem Deutschen Bundestag jährlich über die Entwicklung der Parteienfinanzen sowie über die Rechenschaftsberichte der Parteien Bericht. Einen Überblick dar­ über, welche Parteien und politischen Vereinigungen von 1984 bis 1991 Rechenschaftsberichte eingereicht haben, enthält die Übersicht 1 des Berichts über die Rechenschaftsberichte 1991 sowie über die Entwicklung der Finanzen der Parteien gemäߧ 23 Abs. 5 des Parteiengesetzes vom 19. August 1993 (Bundestagsdrucksache tl/5575). Einneuerer Bericht der Präsidentin des Deutschen Bundestages liegt der Landesregierung noch nicht vor.

In der genannten Übersicht sind auch die Fundstellen (Bundestagsdrucksachen) der zusammengefaßten Rechenschaftsberichte der einzelnen politischen Parteien angegeben (zuletzt für das Kalenderjahr 1991: Bundestagsdrucksache 12/3950). Die ent­ sprechenden Bundestagsdrucksachen sind in der Bibliothek des Landtags einsehbar.

Zu 1.7.1:

Der Rechenschaftsbericht 1991 der DVU weist Mitgliedsbeiträge in Höhe von insgesamt 292 712,83 DM aus.

Zu 1.10.1:

Die EAP hat sich an früheren Europa-, Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen beteiligt. Ihr Stimmenanteillag bei 0,0 bis 0,2 %.

Zu 2.2.1.1.1:

Auf den im Rechtsausschuß des Landtags in seiner 25. Sitzung am 2. September 1992 (vgl. ProtokollS. 17) gegebenen Bericht des Justizministers und dessen Antwort auf eine Mündliche Anfrage des Abgeordneten Henke (Drucksache 12/3542) in der Plenar­ sitzung des Landtagsam 10. September 1993 (ProtokollS. 4725) wird verwiesen. Der Sachstand ist unverändert.

Zu 2.5:

Die Frage kann nicht beantwortet werden, weil der Strafverfolgungsstatistik nicht zu entnehmen ist, ob der Verurteilung nach § 86 a SrG B die Verwendung von Kennzeichen ehemaliger nationalsozialistischer Organisationen oder von Kennzeichen nach dem Vereinsgesetz verbotener Gruppen zugrunde liegt. Von einer Sondererhebung bei den Staatsanwaltschaften wurde abge­ sehen, weil sie mit einem unverhältnismäßig großen Arbeitsaufwand verbunden wäre.

Zu2.7:

Zu der Frage der Parteieigenschaft der .,Nationalistischen Frone" (NF) hat der Bundesminister des Innern in seiner Verbotsver­ fügung vom 26. November 1992 folgendes ausgeführt:

26 Landtag Rheinland-PEalz- 12. Wahlperiode Drucksache w4 72 7

,.Die NF ist keine Partei gemäß Artikel 21 des Grundgesetzes. Sie hat sich zwar an den Bürgerschaftswahlen in Bremen am 29. September 1991 beteiligt und dabei 0,03% (= 106 Stimmen) erlangt.

Die Teilnahme an der Bürgerschaftswahl erfolgte jedoch unter Voraussetzungen, die jetzt nicht mehr vorliegen. Durch die Streitigkeiten in der NF und den Austritt der überwiegenden Zahl der Mitglieder ist die Aufteilung der Organisationsbereiche weitgehend hinfällig geworden. Den Sicherheitsbehörden sind insgesamt noch drei bestehende Ortsgruppen bekannt. Führende Funktionäre haben die NF verlassen, fehlende Mitgliedsbeiträge führen zu einer finanziell angespannten Situation. Die NF verfügt daher über keine hinreichend umfangreiche und feste Organisation, um ernsthaft und dauerhaft nach parlamen­ tarischer Vertretung des Volkes zu streben.

Darüber hinaus nimmt die NF nicht an Wahlen teil, um auf die politische Willensbildung Einfluß zu nehmen oder sich an der Vertretung des Volkes im Parlament zu beteiligen. Anläßtich der Europawahl im Jahre 1989 hat die NF ihre generelle Ein­ stellung zu Wahlen offenbart, indem sie betont: ,Die NF ist sich absolut im klaren darüber, daß die zur Zulassung zum Europäi• schen Parlament notwendige 5 %-Hürde momentan nicht genommen werden kann. Die Teilnahme an der Wahl ist aber aus rechtlichen Griinden anzustreben, außerdem würde der Bekanntheitsgrad der NF enorm vergrößert, was der Verbreitung unserer revolutionären Ideen dienlich ist. Wir müssen uns jedoch darüber im klaren sein, daß mit Wahlen in diesem System nichts geändert werden kann.' (Publikation ,Umsturz•, Nr. 1/1989, S. 4).

Auch die Hinterlegung von im§ 6 Abs. 3 Parteiengesetz im einzelnen aufgeführten Unterlagen kann die Parteieigenschaft der NF nicht begründen. Zwar wurde auch der am 27.Juni 1992 gewählte Vorstand der NF dem Bundeswahlleiter zur Aufnahme in die amtlichen Unterlagen der NF benannt (Schreiben des NF-Vorsitzenden Schönborn vom 30. Juni 1992). Dieses sind jedoch lediglich Indizien für die Parteieigenschaft, die keine konstitutive Bedeutung haben und im Bezug zu allen andern, das Gesamt­ bild der tatsächlichen Verhältnisse prägenden Merkmale zu bewerten sind."

In der Begründung der gegen die ,.Deutsche Alternative" (DA) gerichteten Verbotsverfügung vorn 8. Dezember 1992 heißt es zu der gleichen Frage:

,.Die ,DA' ist keine Partei im Sinne des Artikels 21 des Grundgesetzes.

Die ,DA' hat bisher weder an einer Bundestags- noch an einer Landtagswahl teilgenommen. Der Bundeswahlausschuß hat die DA nicht zur Bundestagswahl1990 zugelassen, weil sie nach dem Gesamtbild der tatsächlichen Verhältnisse, insbesondere nach Umfang und Festigkeit ihrer Organisation, keine ausreichende Gewähr für die Ernsthaftigkeit ihrer Zielsetzung bot (Mitteilung des Bundeswahlleiters vom 26. Oktober 1990). Obwohl die DA seitdem Mitgliederzuwächse verzeichnete, hat sie sich danach an den Landtagswahlen des Jahres 1991 in Bremen und Rheinland-Pfalznicht beteiligt, trotzdem sie zu diesem Zeitpunktca. 320 Mitglieder hatte und in beiden Bundesländern über eigene Landesverbände verfügte.

Bereits zeitlich vor der Verweigerung der Zulassung hat die DA für die Bundestagswahl 1990 im Bündnis mit anderen Organisa­ tionen eine Wahlempfehlung für die Partei der ,Republikaner' abgegeben (Rundschreiben des neonazistischen Wahlbünd• nisses ,Neubeginn• vom 15. Januar 1990).

Diese Tatsachen belegen in ihrer Gesamtheit, daß die DA nicht ernsthaft die Zielsetzung verfolgt, auf die politische Willens­ bildung Einfluß zu nehmen oder sich an der Vertretung des Volkes im Parlament zu beteiligen."

Zu 3.5.1'

Am 17. April 1993 hing ein Plakat mit der Aufschrift ,.NS Ruf 41 022" am Anwesen der Familie M. Die Landesregierung geht davon aus, daß von der Telefonnummer der Familie M. Informationen zur bevorstehenden ,.Geburtstagsfeier" abgerufen werden konnten.

Zu 3.5.2'

Das von der Staatsanwaltschaft Mainz wegen Brandstiftung geführte Ermittlungsverfahren wurde mit Verfügung vorn 12. Juni 1987 mangels Täterermittlung eingestellt.

Weder für Frau noch für Herrn M. sind Waffenbesitzkarten oder Waffenscheine ausgegeben.

Zu 4.7.1'

Die Zentralstelle für die Bekämpfung gewalrverherrlichender, pornographischer und sonstiger jugendgefährdender Schriften bei der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz hat- soweit ersichtlich -als erste Strafverfolgungsbehörde überhaupt im Jahre 1992

27 Drucksoche 12/4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode zusammengetragene Texte und Schriften von Hardrock-Bands gesichtet, um festzustellen, ob und was strafrechtlich unter­ nommen werden kann. Die Zentralstelle in Koblenz hat daraufhin mit Zentralstellen anderer Bundesländer Kontakt aufge­ nommen und ist in einen Austausch bisher vorhandener Erkenntnisse eingetreten. Aufgrund der Prüfungen in Koblenz sind Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, die mitunter an andere- örtlich zuständige- Zentralstellen weitergeleitet wurden. In Rheinland-Pfalzhat ein umfangreiches Strafverfahren gegen den Bandleader der Skinband .,Störkraft" Jörg P. zu einer rechts­ kräftigen Verurteilung durch das Amtsgericht Mayen vom 2. September 1993 wegen Volksverhetzung, der Herstellung und des Vorrätighairens sowie der öffentlichen Verwendung von verbotenen Kennzeichen gemäß § 86a StGB und des Verstoßes gegen das Gesetz gegen die Verbreitungjugendgefährdender Schriften geführt. Es wurde eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt wurde, verhängt.

Zu 4.7.2:

Fanzines werden über Kontaktadressen an die einzelnen Skinheads bzw. die einzelnen Interessenten verteilt. Sie werden in der Regel von einzelnen Personen aufgelegt, die über weit umfassende Kontakte innerhalb der Skinhead-Szene verfügen. Es kann davon ausgegangen werden, daß die von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indizierten Fanzines auch in Rheinland-Pfalzvertrieben werden. Einzelheiten hierüber sind der Landesregierung nicht bekannt. Insgesamt hat die Bundes­ prüfstelle für jugendgefährdende Schriften die folgenden 25 Fanzines indiziert (Stand: März 1994 ).

Aktivist, Der Nr. 1 (BAnz Nr. 162 vom 31. August 1993)

Angriff-Uslar, Der Nr. 5 (BAnz Nr. 20 vom 29. Januar 1994)

Bchnsdorfcr Skin Fanzine Nr. 1 (ßAnz Nr. 162 vom 31. August 1993)

Bewährungshelfer, Der Nr. 1 (BAnz Nr. 162 vom 31. August 1993)

British Oi! Nr. 24 (BAnz Nr. 20 vom 29. Januar 1994)

Frontal, Nr. 2- 6 (BAnz Nr. 184 vom 30. September 1993)

Informationsdienst der Skinheadszene St. lngbert Nr. 2 (BAnz Nr. 184 vom 30. September 1993)

Kampfgeist Nr. 2 (BAnz Nr. 243 vom 28. Dezember 1993)

Midgard Nr. 2, 3, 8, 10, 12 (BAnz Nr. 141 vom 31. Juli 1993)

Murgtal Express Nr. 3 (BAnz Nr. 162 vom 31. August 1993)

Oi! Deutsches Echo Nr. 4 (BAnz Nr. 206 vom 30. Oktober 1993)

Proißens Gloria Nr. 6 (ßAnz Nr. 184 vom 30. September 1993)

Schlachtruf Nr. 6, Nr. 4 und Nr. 7 (BAnz Nr. 162 vom 31. August 1993, BAnz Nr. 224 vom 30. November 1993)

Sachsens Glanz Nr. 3 Frühjahr 1992 (BAnz Nr.118 vom 30.Juni 1993)

28 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode Drucksache 1214 727

Skinhead Erwache Nr. 8 und 9 (BAnz Nr. 141 vom 31. Juli 1993)

Skinhead Zeitung Nr. 1 und Nr. 2 (BAnz Nr. 184 vom 30. September 1993)

Stolz und Treue Nr. 1 (BAnz Nr. 162 vom 31. August 1993)

Streetfight Nr. 1 (BAnz Nr. 118 vom 30. Juni 1993)

Totenkopf Nr. 4 und 5 (BAnz Nr.141 vom31.Juli 1993)

United Skinheads Nr. 1 und 3 (BAnz Nr. 162 vom 31. August 1993)

Versandkatalog und Tape Liste (BAnz Nr. 184 vorn 30. September 1993)

Völkische ... , Der 1. Ausgabe (BAnz Nr.162 vom31. August 1993)

Volkstreue Nr. 1 - 4 (BAnz Nr. 206 vom 30. Oktober 1993)

Vollstrccker, Der Nr. 5 (BAnz Nr. 184 vom 30. September 1993)

Wie jetzt Nr. 4 (ßAnz Nr. 224 vom 30. November 1993)

Die Indizierung solcher Fanzincs erfolgt in der Regel wegen der Aufstachdung zum Rassenhaß sowie der Verbreitung national­ sozialistischen Gedankenguts(§ 1 Abs. 1, § 6 Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften).

Zu 5.2 und 5.2.1:

Auf den schriftlichen Bericht des Justizministers vom 9. Februar 1994 an den Rechtsausschuß des Landtags (Vorlage 12/2164) wird Bezug genommen. Michael P. und Sascha C. sind Beschuldigte in dem vom Generalbundesanwalt geführten Ermittlungs­ verfahren. Neuere Erkenntnisse liegen der Landesregierung nicht vor.

Zu 5.2.4:

Soweit eine Gefährdung für Personen oder Sachwerte konkret erkennbar ist, trifft die Polizei die erforderlichen Maßnahmen. Bekanmgewordcne Straftaten werden durch die Strafverfolgungsbehörden des Landes verfolgt (Legalitätsprinzip).

Zu 6.3:

rn Rheinland-Pfalz sind in den letzten zehn Jahren insbesondere in der rechtsextremistischen Szene immer wieder Schrihen, Flugblätter und Anzeigen von Autoren aufgetaucht, die nach der hier vermuteten Definition der Fragesteller revisionistisch sein könnten. Allerdings ist der Landesregierung die Definition des Begriffes .,revisionistisch" durch die Fragestellter nicht bekannt. Teil weise erhielten auch Privathaushalte unaufgefordert solches Material. In Schulen konnte eine systematische rechtsextremi­ stische Propaganda weder durch Schülerinnen oder Schüler noch durch Lehrkräfte festgestellt werden. Diesbezügliche Hin­ weise v.rurden und werden in jedem Einzelfall aufgegriffen. Eine detaillierte Aufstellung war in der für die Beantwortung der Großen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit- siehe auch Vorwort- nicht möglich.

Zu 6.3.1:

Seit 1992- u. a. auch im April 1993- sind einzelnen Ministerien wiederholt Exemplare der ,.Remer-Depesche" teils von Privat­ personen, teils von Abgeordneten zur Kenntnis gebracht worden. Diese Ministerien haben die Druckschriften der jeweils für

29 Drucksache w4 72 7 Landtag Rheinbnd-Pfalz -12. Wahlperiode den Wohnort des Empfängers zuständigen Staatsanwaltschaft in Rhcinland-Pfalz mit der Bitte um strafrechtliche Prüfung zu­ geleitet. Dort wurden jeweils Ermittlungsverfahren eingeleitet und dann entsprechend den Regelungen der Strafprozeßord• nung zu dem Sammelvcrfahrcn der für den Erscheinungsort zuständigen Staatsanwaltschaft Schweinfurt abgegeben. In diesem Zusammenhang ist Otto Ernst Rcmer mittlerweile rechtskräftig wegen Volksvcrhetzung und Aufstachclung zum Rassenhaß zu einer hciheitsstrafc von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt worden.

Zu 7.1 bis 7.6:

Der Sektenbeauftragten der Landesregierung werden gelegentlich Einzelfäl!c an Schulen bekannt, wo Anhängerinnen und An­ hänger heidnischer/neuheidnischer und germanischer Sekten öffentlich auftreten. Diese Einzelfälle können insgesamt als marginal eingeschät;;-,t werden. Mögliche Vernetzungen zum Rechtsextremismus werden von den zuständigen Behörden beobachtet.

Zu 10.1:

Die Verbände der Vertriebenen und Flüchtlinge erhielten vom 1. Januar 1984 bis zum 31. Dezember 1993 folgende Landes­ förderungen:

Kapitel 06 02 Titel 684 66

Verband Jahr Fördersumme Bund der Vertriebenen 1984 70 ooo DM 1985 150 000 DM 1986 127 000 DM 1987 190 500 DM 1988 250 400 DM 1989 228 000 DM 1990 80 000 DM 1991 35 107 DM 1992 64 600 DM 1993 53 125 DM Bund der Mitteldeutschen 1984 30 000 DM 1985 30 000 DM 1986 30 ooo DM 1987 30 000 DM 1988 31 000 DM 1989 40 ooo DM 1990 36 000 DM 1991 36 000 DM Zentralverband Mittel- und 1984 5 000 DM Ostdeutscher 1985 5 000 DM 1986 5 000 DM 1987 7 000 DM 1988 15 200 DM 1989 18 250 DM 1990 15 ooo DM 1991 17 540 DM 1992 15 000 DM 1993 16 350 DM Kulturkreis Mecklenburg 1984 1 000 DM 1985 1 500 DM 1986 1 000 DM 1989 1 000 DM 1990 1 000 DM Donaudeutsche 1986 5 500 DM Landsmannschaft 1987 4 000 DM 1989 4 ooo DM 1990 1 000 DM 1992 4 040 DM 1993 2 900 DM

30 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode Drucksache 12/4 7 2 7

Verband Jahr Fördersumme Pommersehe Landsmannschaft 1988 2 oooDM Arbeitskreis für Siebenbürgische 1988 5 000 DM Landeskunde Heimatkreis Lüben 1988 3 ooo DM Arbeitsgemeinschaft der 1989 2 570 DM Memellandkreise 1990 2 860 DM Haus der Heimat 1990 158 827 DM 199! 112 730 DM 1992 89 250 DM 1993 72 500 DM Landsmannschaft Siebenbürger 1991 10 000 DM Sachsen

Kapitel 06 02 Titel 684 62

Verband Jahr Fördersumme Bund der V crtriebenen 1987 7 000 DM 1988 21 000 DM 1989 12 000 DM 1990 15 ooo DM 1991 12 000 DM 1992 26 000 DM Bauernverband der V crtriebcncn 1987 1 500 DM 1988 7 500 DM 1989 21 275 DM 1990 30 ooo DM 1991 30 ooo DM 1992 30 000 DM 1993 30 000 DM Landsmannschaft Schlesien 1987 500DM 1988 425 DM 1989 2 200 DM 1990 3 500 DM 1991 2 360 DM !992 1 685 DM Zentralverband Mittel- und 1988 3 450 DM Ostdeutscher 1989 8 050 DM 1990 12 855 DM 1991 12 500 DM 1992 18 ooo DM 1993 18 000 DM Landsmannschaft Westpreußen 1989 650DM 1991 700DM 1992 685 DM 1993 I 200 DM Pommersehe Landsmannschaft 1990 2 000 DM

Zu 10.1.1:

Die Landesregierung fördert die Verbände der Vertriebenen und Flüchtlinge aufgrund des § 96 des Bundcsvertriebenen­ gcsctzes, darüber hinaus wegen deren Betreuungsmaßnahmen und sonstigen Maßnahmen zugunsren der Integration von Spät• aussiedlerinnen und -aussiedlern.

Zu 10.1.2:

Die zweckentsprechende Verwendung der Fördermittel wird im Rahmen der jeweils vorzulegenden Verwendungsnachweise

Jl Drucksache 12/4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode aufgrundder Bestimmungen der Landeshaushaltsordnung geprüft und festgestellt. Die Zuwendungen \VUrden überwiegend als institutionelle Förderungen und als Projektförderungen für Kulturarbeit im Sinne des § 96 des Bundesvertriebenengesetzes oder für Betreuungsmaßnahmen zugunsren von Spätaussiedlerinnen und -aussiedlern gewährt.

Zu 10.1.3:

I Iicrzu liegen der LanJc~rcgierung keine Erkenntnisse vor.

Zu 10.6:

Der dritte Sonntag im September wird als ,.Tag der Heimat" mit verbandsinternen und öffentlichen V cranstaltungen der Ver­ bände der V crtriebcnen und Flüchtlinge durchgeführt.

Zu I 0.7:

Die Landesregierung sieht keinen Anlaß, sich zur Auffassung einzelner Kreisverbände der Organisationen der Vertriebenen und Flüchtlinge oder gar einzelner Mitglieder zu äußern.

Zu 10.8.:

Folgende Landsmannschaften existieren nach Kenntnis der Landesregierung in Rheinland-Pfalz:

Deutsch-Baltische Landsmannschaft, - Landsmannschaft der Barrater Schwaben aus Rumänien in Deutschland, Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen, - Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen, - Bund der Danziger, - Landsmannschaft der Dobrudscha- und Bulgariendeutschcn, - Landsmannschaft der Donauschwaben aus Jugoslawien, - Landsmannschaft der Deutschen aus Litauen, - Landsmannschaft der Oberschlesier, - Landsmannschaft Ostprcußcn, - Pommersehe Landsmannschaft, Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland, Landsmannschafe Schlesien, - Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Sudetcndcmsche Landsmannschaft, - Landsmannschaft Weichsel-Warthe, - Landsmannschaft Westpreußen.

Über deren Aktivitäten liegen über die im Rahmen von Förderauträgen gewonnenen hinaus keine Erkenntnisse vor.

Zu 12.3 und 12.3.1:

Die Novellierung des Ausländergesetzes im Jahre 1990 diente vornehmlich der Sicherung von Rechtenfürdie betroffenen Aus­ länder. Durch die Änderung des Grundgesetzes und des Asylverfahrensrechts solldieunberechtigte Berufung auf das Asylrecht verhindert und der Schutz der tatsächlich politisch Verfolgten gewährleistet werden. Eine Übernahme von Positionen der Rechtsextremisten kann die Landesregierung hierin nicht erkennen.

III. Vernetzungsstrukturen

Eine systematische Beamwortung der hierumer fallenden Fragen ist aus den in der Vorbemerkung dargelegten Gründen nicht möglich. Die Landesregierung verweist nochmals auf ihre bisherige Berichterstattung auch zu diesem Fragenkomplex, zuletzt auf den schriftlichen Bericht des Justizministers vom 9. Februar 1994 an den Rechtsausschuß des Landtags (Vorlage 12/2164) sowie auf den Bericht des Innenministers in der Sitzung des Innenausschusses vom 30. September 1993 auf den Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN nach§ 74 Abs. 2 GOLT vom 8. Juni 1993, Vorlage 12/1461. Im übrigen ist durch eine Vielzahl von Fragen die originäre Zuständigkeit des Bundes bzw. anderer Bundesländer berührt. Zu diesen Fragen nirrunt die Landesregierung aus grundsätzlichen Erwägungen ohne Abstimmung mit den entsprechenden Behörden keine Stellung. Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode Drucksache 12/4 72 7

Zu 3.5:

Nein.

Zu 3.6:

Bei den Durchsuchungen, die zum Teil zwanzig Jahre zurückliegen und worüber es keine Aufzeichnungen mehr gibt, wurde Propagandamaterial sichergestellt und beschlagnahmt. Die letzte polizeiliche Durchsuchung erfolgte auf dem Anwesen Müller am 15. April 1994. Es konnte umfangreiches rechtsextremistisches Schriftenmaterial (Flugblätter und Aufkleber), rechts­ extremistische Embleme und eine Hitleebüste sichergestellt werden.

Zu 3.7:

Im Zusarruncnhang mit Ermittlungsverfahren oder polizeirechtlichen Identitätsfeststellungen kam es auf dem Gelände der Gärtnerei oder in dessen Nähe zu Ingcwahrsamnahmen, wenn die Personalien vor On nicht festgestellt werden konnten. Dar­ über wird jedoch keine Statistik geführt.

Zu 4.l.J.l und 4.1.1.2:

Auf den schriftlichen Bericht des Justizministers vom 9. Februar 1994 an den Rechtsausschuß des Landtags (Vorlage 12/2164) wird verwiesen.

Zu 4.1.3:

Seit der Inbetriebnahme des ,.Nationalen Infotelefons" in Mainz wurden die Ansagetexte sowohl vom Landeskriminalamt als auch vom Verfassungsschutz ausgewertet und, soweit sich Anhaltspunkte für strafrechtliche relevante Sachverhalte ergaben, der zuständigen Staatsanwaltschaft übermittelt.

IV. Justiz

Zu 1. bis 1.6.1:

Straftaten werden nicht unter den in der Anfrage genanmen Kriterien statistisch erfaßt. Eine Beantwortung der Fragen würde daher eine Auswertung aller in 30 Jahren angefallenen Strafverfahrensakten- soweit sie überhaupt noch vorhanden sind- erfor­ dern. Hiervon sieht die Landesregierung wegen des damit verbundenen unverhältnismäßigen Arbeitsaufwandes ab.

Aufgrund der vom Justizministerium am 11. Oktober 1991 angeordneten Berichtspflicht werden dem Justizministerium von den Strafverfolgungsbehörden des Landes alle Ermittlungsverfahren berichtet, die Straftaten mit rechtsextremistischem und fremdenfeindlichem Hintergrund betreffen. Auf die Antworten des Justizministers auf die entsprechenden Kleinen Anfragen des Abgeordneten Henke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)- Drucksachen 12/3852, 12/3953, 12/4000 und 12/4509- wird Bezug genommen.

Zu 1.7 bis 1.7.2:

Die Landesregierung geht davon aus, daß die Gerichte in jedem Einzelfalle stets die Strafzumessungsgründe, die nach dem Strafgesetzbuch zu berücksichtigen sind (§ 46 StGB), beachten. Gegenteilige Erkenntnisse liegen der Landesregierung nicht vor.

Zu 1.7.3:

Der Forschungsbericht der Universität Trier "Fremdenfeindliche Gewalt: Eine Analyse von Täterstrukturen und Eskalations­ prozessen" ist der Landesregierung bekannt. In ihm sind auch die rheinland-pfälzischen Strafverfahren des Forschungszeit­ raums einbezogen worden. Spezifische-Rheinland-Pfalzbetreffende- Auffälligkeiten lassen sich dieser Untersuchung nicht entnehmen.

Zu 1.7.4: Ja.

33 Drucksache w4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode

Zu 1.8:

Zivilgerichtsverfahren werden nicht unter den in der Anfrage wohl gemeinten Gesichtspunkten rechtsradikaler fremdenfeind­ licher Äußerungen erfaßt. Die Beantwortung würde daher die Auswertung einer Vielzahl gerichtlicher Verfahren erfordern, von der schon wegen des damit verbundenen unverhältnismäßigen Arbeitsaufwandes für die Zivilgerichte abgesehen wird. Im übrigen bestehen auch grundsätzliche Bedenken datenschutzrechtlicher Art, über Zivilgerichtsverfahren Auskunft zu geben, an denen die Landesregierung weder auf Kläger- noch auf Beklagtenseite beteiligt ist.

V. Polizei

Die Fragen sind mit einem vertretbaren Aufwand weder aus den polizeilichen noch aus sonstigen Unterlagen zu beantworten. Insoweit wird auf die Vorbemerkung verwiesen.

Zu 1.:

Die Zahlen wurden dem Abgeordneten Henke von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN seit Juni 1993 durch die Beant­ wortung standardisierter, regelmäßig gestellter Kleiner Anfragen mitgeteilt. Auf die Drucksachen 12/3307, 12/3852, 12/3953, 1214000 und 12/4509 wird insoweit verwiesen.

Für die davor liegende Zeit sind die seit 1991 regelmäßig erstellten Halbjahres- und Jahresberichte des Landeskriminalamtes als Anlage beigefügt. Der Jahresbericht für 1993 wird, sobald er erstellt ist, den Abgeordneten zur Verfügung gestellt.

Zu 1.1.1:

I -Iierzu gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Ergebnisse aus der Dunkelfeldforschung zur allgemeinen Kriminali­ tät dürften nicht übertragbar sein.

Zu 1.3.1 und 1.4.2:

Der Großteil der Delikte mit fremdenfeindlicher, nationalistischer, neonazistischer oder amisemitischer Motivation sind Sach­ beschädigungen und sonstige Delikte, bei denen kaum Ermittlungsansätze vorhanden sind. Eine vergleichbare Situation besteht beim Diebstahl aus Kraftfahrzeugen. Die Polizei wirdtrotzder beachtlichen Anstrengungen, die sie unternimmt, auch künftig nicht alle Straftaten aufklären können.

Zu 1.4.1:

Auf die Antworten des Ministeriums des Ionern und für Sport vom 17. August 1987 und 22. Oktober 1992 auf Kleine Anfragen (Drucksachen 111232 und 12/2120) wird Bezug genommen.

Zu2.:

Die Einschätzung, die der Fragestellung zugrunde liegt, ist nicht zutreffend.

Zu 2.1:

Die Polizei bearbeitete seit J ahrzehmen extremistisch motivierte Straftaten in speziell dazu eingerichteten Kommissariaten. Mit dem Anstieg der Fallzahlen wurden die zuständigen Ermittlungseinheiten personell verstärke, eine spezielle Organisationsein­ heit mußte nicht erst geschaffen werden. Dort, wo die Personalverstärkungen so groß waren, daß es einer zusätzlichen Führungsebene bedurfte, wie z. B. beim Landeskriminalamt, wurden Sonderkommissionen, wie auch in größeren Kriminal­ fällen, eingerichtet. Die Sonderkommission beim Landeskriminalamt heißt ,.Arbeitsgruppe Fremdenfeindliche Straftaten·.

Zu2.1.1:

Neben internen Schulungen innerhalb der Polizei des Landes Rheinland-Pfalzbesuchen Beamtinnen und Beamte aus Rhein­ land-Pfalz spezielle Lehrgänge beim Bundeskriminalamt in Mcckenheim.

Zu2.2:

Die in der Fragestellung enthaltene Annahme ist unzutreffend. Die Landesregierung hat zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine Konzeption zur Bekämpfung fremdenfeindlicher und rechtsextremistischer Straftaten erstellt. Bekämpfungskonzeptionen Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 1214 7 2 7 müssen stets der Lagcentwicklung angepaßt werden, von daher war eine Fortschreibung im Sommer 1993 erforderlich. Nach intensiven Beratungen hat die Landesregierung die Fortschreibung der Konzeption am 21. Oktober 1993 umgesetzt.

Zu 2.3:

In der im November 1992 eingerichteten Datei ,.F remdenfeindliche Straftaten" sind zur Zeit 354 Verdächtige, 160 Geschädigte, 188 Zeugen, 76 andere Personen sowie 12 Halter, Besitzer und Eigentümer gespeichert. Die exakte Zahl der Sachverhalte läßt sich bei der nach kriminalistischen Fragestellungen aufgebauten Datei nur durch zusätz• liche Aktenauswertung feststellen.

Zu 2.3.1:

Die Datei ,.Landfriedensbruch und verwandte Straftaten" ist eine beim Bundeskriminalamt geführte Datei mit geschütztem Fahndungsbestand, der nur bei Veranstaltungen mit erwartetem gewalttätigen Verlauf in den allgemeinen Fahndungsbestand eingespeist wird. In der Datei sind 363 Personen mit dem Merkmal ,.Rechtsextremist" gespeichert.

Zu 2.3.1.1:

Die Anzahl der gespeicherten Personen korreliert mit der Aufklärungsquote. Insofern wird auf die Antworten zu den Fragen 1.3.1 und 1.4.2 verwiesen.

Zu 2.3.2:

Die polizeiliche Beobachtung ist an bestimmte rechtliche Voraussetzungen geknüpft. Es können nur solche Personen zur poli­ zeilichen Beobachtung ausgeschrieben werden, die diese Voraussetzungen erfüllen.

Zu 2.3.3:

Derpersonengebunde Hinweis .,fremdenfeindlich" wird in Rheinland-Pfalzseit dem 23. Juni 1993 aufgrund des Beschlusses der Konferenz der Innenminister und-senatorenvom 14. Mai 1993 vergeben. Seither ist in 44 Fäl!en dieser Hinweis in der Datei POLIS unter der Rubrik "Pcrsonengruppe" eingestellt worden. Die Gruppen "Personenfahndung", •• Erkennungsdienst" und ..,Kriminalaktennachweis" befinden sich in der Hierarchie unterhalb der Rubrik ..,Personengruppe".

Zu 2.3.4:

In der Datei APIS ( Arbeitsdatei PIOS Innere Sicherheit). Die Datei APIS ist eine beim Bundeskriminalamt geführte Verbund­ datei der Länder und des Bundes, in der Informationen aus dem kriminalpolizeiliehen Meldedienst in Staatsschutzsachen ver­ arbeitet werden.

Zu 2.3.6:

Zur Bekämpfung rechtsextremistischer Straftaten und zur Gefahrenabwehr werden V-Leute und VerdeckteErmittler einge­ setzt. Die Landesregierung kann nähere Ausführungen öffentlich nicht machen. Sie ist jedoch auch weiterhin bereit, in den entsprechenden Gremien unter Berücksichtigung des jeweils notwendigen Geheimhaltungsgrades zu berichten.

Zu 2.4:

Die Aufgabenerweiterung der Landeskoordinierungsgruppe Terrorismusbekämpfung (LKGT) hat in erster Linie das Zie~ im Rahmen des rechtlich Zulässigen den Informationsaustausch zwischen den beteiligten Behörden zu verbessern. Die Erfah­ rungen sind positiv.

Zu 2.4.1:

Die Zusammenarbeit gestaltet sich auf der Grundlage der jeweiligen einschlägigen gesetzlichen Aufgabenzuweisungen und Befugnisnormen positiv. Zum Austausch allgemeiner Informationen bedarf es lediglich einer Aufgabenzuweisung, die in den jeweiligen Gesetzen (z. B. § 1 POG) vorhanden ist. Der Austausch personenbezogener Informationen muß sich in jedem Einzelfall auf eine Befugnisnorm stützen. Für die Justiz und die Polizei sind dies in konkreten Verfahren die§§ 161, 163 i. V. m. 152 StPO, für die Polizei in Gefahrenab­ wehrlagen und zur vorbeugenden Verbrechensbekämpfung die§§ 25 a ff. POG, für den Verfassungsschutz die§§ 6, 7 Landes­ verfassungsschutzgesetz.

35 Drucksache 12/4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

Auf die Ausführungen des lnncruninisters vor dem Innenausschuß des Landtagsam 1. Februar 1994 (Protokoll der 32. Sitzung, Teil I, S. 4) wird Bezug genommen.

Zu 2.4.1.1:

In der Kleinen Anfrage vom 30. November 1993 fragte der Abgeordnete Henke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), welche Aktivi­ täten (Demonstrationen, Zusammenrottungen, Überfälle, Anschläge, Angriffe usw.) gegen in Rheinland-Pfalz lebende Aus­ länderinnen/ Ausländer (sowie Mitglieder anderer Minoritäten, z. B. Behinderte, Homosexuelle) der Landesregierung im November 1993 bekannt geworden seien (mit der Bitte um genaue Auflistung der Gefährdungen, Ausschreitungen und Straf­ taten sowie Angaben über Tatorte). In der Antwort vom 20. Dezember 1993 (Drucksache 12/4000) antwortete der Justizmini­ ster, daß in dem von der Frage betroffenen Zeitraum Strafraten gegen Homosexuelle, Behinderte und andere Minoritäten nach der Erinnerung der zuständigen Ermittlungsbeamten nicht begangen worden seien. Weiter teilte er eine vom Landeskriminal­ arm Rheinland-Pfalz erstellte detaillierte Auflistung von Straftaten mit fremdenfeindlicher, rechtsextremistischer und/oder antisemitischer Motivation mit. Diese in die Beantwortung der Kleinen Anfrage aufgenommene Auflistung des Landeskrimi­ nalamtes enthält keine Angaben zum Tatort. Daher war es dem Justizminister auch nicht möglich, bei der Beantwortung dieser wie auch bei der Beantwortung vergleichbarer Anfragen des Abgeordneten Henke Angaben zu den Tatorten zu machen.

Zu 2.5:

Die Zahl der bekannt gewordenen Fälle war im I. Quartalt994 im Vergleich zum I. Quartal1993 rückläufig. Der Zeitraum ist jedoch zu kurz, um eine sichere Prognose abgeben zu können, ob dieser Trend anhält. Die Landesregierung geht weiterhin davon aus, daß mit entsprechenden Straftaten zu rechnen ist und stellt die polizeilichen Maßnahmen darauf ab.

Zu 2.6, 2.6.1 und 2.6.2:

In den letzten fünf Jahren sind in den Regierungsbezirken Koblenz und Rheinhessen-Pfalz insgesamt 19 Veranstaltungen mit rechtsextremistischem Hintergrund im Hinblick auf Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung verboten worden. 13 dieser Verbote wurden von den Stadtverwaltungen Mainz und \'\1orms ausgesprochen. In zwölf Fällen wurden gegen Ver­ botsverfügungen Rechtsmittel eingelegt, die in acht Fällen ganz oder teilweise erfolgreich waren. Als Veranstalter traten sowohl Organisationen als auch Privatpersonen auf. Veranstaltungszwecke waren u. a. Demonstrationen gegen geplante öffentliche Vorhaben, Sonnwendfeiern, Geburtstage verstorbener Personen aus der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, ,.Nationale Grillfeste" sowie gegen Ausländer und politische Gegner gerichtete Kundgebungen. Weitere Angaben sind aufgrundder Beantwortungsfrist nicht möglich.

Zu 2.6.2.2:

Die Einsatzerfahrungen auch von dem Einsatzgeschehen in anderen Bundesländern fließen stets in die Lagebeurteilungen ein und wirken sich damit auf die Einsatzpraxis aus. Bei Erscheinungsformen, die sich generalisieren lassen, hat dies auch Aus­ wirkungen auf die einschlägigen Richtlinien.

VI. Verfassungsschutz

Eine systematische Beantwortung der hierunter fallenden Fragen ist aus den in der Vorbemerkung dargelegten Gründen nicht möglich.

Der rheinland-pfälzische Verfassungsschutz beobachtet und analysiert entsprechend seinem gesetzlichen Auftrag extremisti­ sche Bestrebungen mit großer Sorgfalt. Die Ergebnisse der Arbeit des Verfassungsschutzes fließen in die politische Entschei­ dungsfindung mit ein. Darüber hinaus werden sie, soweit dies möglich ist, veröffentlicht und sind somit Teil der geistig-politi­ schen Auseinandersetzung mit dem Extremismusfferrorismus in unserem Lande. Sie erfüllen also die wichtige Funktion der Prävention verfassungsfeindlicher Bestrebungen. Sofern die rechtl;.chen Voraussetzungen vorliegen, erfolgt eine Weitergabe von Erkenntnissen an die Strafverfolgungsbehörden. Hierdurch konnten wiederholt zum Teil schwere drohende Straftaten verhindert bzw. begangene Straftaten einer raschen Aufklärung zugeführt werden. Was darüber hinaus die Tätigkeit des Verfassungsschutzes im einzelnen anbelangt, so vertritt die Landesregierung die Auf­ fassung, daß hierzu eine öffentliche Erörterung über die erwähnten Veröffentlichungen hinaus nicht geboten ist. Dies gilt insbe­ sondere für Fragen, die die Durchführung konkreter G 10-Maßnahmen zum Gegenstand haben. In diesem Zusammenhang weist die Landesregierung darauf hin, daß das G 10-Verfahren gemäß Artikel I§ 9 G 10-Gesetz einer umfassenden Kontrolle durch die vom Landtag bestellte G 10-Kommission unterliegt. Die in der Großen Anfrage geforderten detaillierten Angaben könnten Aufschluß über die methodische Arbeitsweise und die Quellen des Verfassungsschutzes geben und wären daher in höchstem Maße kontraproduktiv. Zu Fragen nach konkreten Einzelheiten nachrichtendienstlicher Tätigkeit äußert sich die Landesregierung nicht öffentlich, sondern nur in den für die

36 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 12/4 72 7

Kontrolle dieser Tätigkeit zuständigen parlamentarischen Gremien, so in der gemäß § 12 Landesverfassungsschutzgesetz gerade zur Kontrolle des Verfassungsschutzes eingesetzten Parlamentarischen Kontrollkommission des Landtags unter ent­ sprechender Berücksichtigung des notwendigen Geheimhaltungsschutzes.

Zu 4.:

Grundsätzlich nein.

Nach Auffassung des Bundesverfassungsgerichts muß aber jeder Einzelfall für sich geprüft und entschieden werden. Die Mit­ gliedschaft in einer Partei mit verfassungsfeindlicher Zielsetzung ist nur ein Beurteilungselement für etwaige dienstordnungs­ rcchdichc Maßnahmen. Es muß z. B. zusätzlich berücksichtigt werden, unter welchen Umständen der betreffende Beamte die Mitgliedschaft erwarb, welche Kenntnisse er von den Zielen der Partei damals hatte und welche Kenntnisse er später davon erlangte, inwieweit er Versammlungen besuchte oder sonst am Parteileben teilnahm, ob und mit welchem Ergebnis er aufge­ fordert wurde, sich für die Ziele der Partei einzusetzen, ob und warum er die Mitgliedschaft aufrechterhielt oder sie irgendwann später aufgab und dergleichen mehr. Auch sind die Kandidaturen für Kommunal-, Landtags-, Bundestags- und Europawahlen, mit denen der Beamte sich nach außen als Exponent seiner Partei bekennt und in der Öffentlichkeit für deren Politik wirbt, in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Schließlich kommt der Belehrungsunwilligkeit, der beharrlichen Weigerung des Beamten, künftig seinen Pflichten gerecht zu werden, ein außerordendich hohes Gewicht bei. Exemplarisch sei für den zahlenmäßigen Umfang solcher Fälle auf drei Verfahren aus dem Bereich des Ministeriums für Bildung und Kultur seit 1986 hingewiesen.

Auch bei Angestellten und Arbeitern des öffentlichen Dienstes korrunt es nicht auf die Besorgnis an der künftigen Erfüllung der V erfassungstreuepflicht, sondern auf eine konkrete Arbeitsvertragsverletzung an. Erst diese berechtigt, die Auflösung des Arbeitsverhältnisses zu erwägen. Die Anforderungen an die Treuepflicht der Angestellten und Arbeiter ergeben sich aus den ihnen übertragenen Funktionen. In einzelnen Fällen oder bei bestimmten Fallgruppen kann sich aus Art und Umfang dieser Funktionen ergeben, daß an die Arbeitnehmer dieselben Anforderungen gestellt werden müssen wie an Beamte; das ist z. B. bei einer Lehr- oder Erziehungstätigkeit der Fall.

Zu 5.1:

Der Landesregierung ist aus dem Geschäftsbereich des Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr ein derartiges Verfahren bekannt. Das Arbeitsverhältnis wurde einvernehmlich aufgehoben.

Walter Zuber Staatsminister

37 Drucksache 1214 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

Jahresbericht

fremdenfeindliche Kriminalität 1992

Landeskriminalamt Rheinland·Pfalz,Dezernat 62, Az.:62/21 222-0-, Mainz, Aprill993

38 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 12/4 72 7

Landeskriminalamt Mainz, im April 1993 Rheinland - Pfalz - 62 I 21 222-0-

Jahresbericht fremdenfeindliche Krirriinali tä t 1992

Abteilung 6 " Straftaten mit extremistischem Hintergrund, Terrorismus"

39 Drucksache w4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode

INHALTSVERZEICHNIS

1. Vorbemerkungen

2. Lagebild 2.1 Bund 2.1.1 Täterstrukturanalyse • Alter/Geschlecht • Einzeltäter/Gruppentäter • Gruppen-/Organisationszugehörigkeit • Vorerkenntnisse 2.1.2 Kriminalgeografie/Tatzeit • Tatort • Tatzeit 2.2 Rheinland-Pfalz 2.2.1 Täterstrukturanalyse • Alter/Geschlecht • Einzeltäter/Gruppentäter .. • Gruppen-/Organisationszugehörigkeit • Vorerkenntnisse 2.2.2 Kriminalgeografie/Tatzeit • Tatort • Tatzeit • kriminalgeografische Betrachtung Rheinland-Pfalz -- Bezirksregierungen -- Zuständigkeitsbereiche der Polizeipräsidien -- Tatort-/Wohnortbeziehung

3. Analyse/Bewertung

4. Phänomenologie 4.1 modus operandi 4.2 Tatmittel

5. Problemgruppe "Skins"

6. Prognose

Anhang Merkblätter zur Bekämpfung rechtsextremistischer Straftaten i.S. des § 86a StGB

40 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode Drucksache 1214 72 7

1. Vorbemerkungen

Am 18.09.1991 versammelten sich ca. I 00- ISO Personen vor dem Ausländerwohn• heim in Hoyerswerda/Sachsen und skandierten ausländerfeindliche Parolen.

Es kam zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und den ausländi• schen Heimbewohnem.

Diese ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Hoyerswerda hatten offenbar Initial­ wirkung in der gesamten Bundesrepublik Deutschland. In der Folge kam es zu einem rapiden Anstieg fremdenfeindlicher Straftaten sowohl bundesweit als auch im Lande Rheinland-Pfalz. So wurden im Bundesgebiet im Oktober 1991 961 Straftaten und damit nahezu 40% der insgesamt für 1991 gemeldeten 2.427 Straftaten begangen.

Monatliche Verteilung der fremdenfeindlichen Straftaten

Zeitraum: 01. Januar 1991 bis 31. Dezember 1992

Jan F eb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez (p1991 ~199_2b Drucksache 1214 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode

Unmittelbar nach den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen im August 1992 war ebenfalls ein Anstieg fremdenfeindlich motivierter Kriminalität zu erkennen. So stieg die Fallzahl im Vergleich der Monate August 1992 und September 1992 bundesweit von einem Wert von 461 im August 1992 auf einen Wert von 1.163 Straftaten im September 1992. Dies bedeutet eine Steigerung der monatlichen Fallzahl im gesamten Bundesgebiet von 152 %. Die Reihe der offensichtlichen Straftaten mit Signalwirkung läßt sich ebenfalls am Beispiel der Tötungsdelikte von Mölln im November 1992 fortsetzen. Bundesweit wurde llir November 1992 die höchste monatliche Deliktsbelastung registriert. Die hohe Deliktsdichte des Monats November ( 1.158 Straftaten) nahm im Dezember nur geringlligig ab (1.030 Straftaten).

Fremdenfeindliche Straftaten

8und:.31.12.1992

Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez

Die offensichtlich bundesweit feststellbare tatauslösende Resonanz dieser aufgezeig­ ten herausragenden Einzelfälle läßt sich auch llir Rheinland-Pfalz nachvollziehen. Nach dem Anschlag von Mölln wurde im Dezember 1992 mit 46 Delikten ein Höchststand fremdenfeindlicher Straftaten gemeldet.

42 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 12/4 7 2 7

Begriff" fremdenfeindliche Straftaten"

Nach bundesweit einheitlicher polizeilicher Definition sind "fremdenfeindliche Straftaten" Delikte, die gegen Personen begangen werden, denen der Täter (aus intoleranter Haltung heraus) aufgrundihrer Nationalität, Volkszugehörigkeit, Rasse, Hautfarbe, Religion, Weltanschauung oder aufgrundihres äußeren Erschei­ nungsbildes ein Bleibe- oder Aufenthaltsrecht in seiner Wohnumgebung oder in der gesamten Bundesrepublik Deutschland bestreitet.

Der Begriff" fremdenfeindliche Straftaten'' ist somit im Hinblick auf die politische Motivation wertneutraL Eine rechtsextremistische Motivation, die sich gegen den Bestand und die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder die Freiheitlich Demokratische Grundordnung richtet, wird von dieser Begriffsbestimmung zwar abgedeckt, ist jedoch nicht Voraussetzung. Danach ist festzustellen, daß fremdenfeindlich motivierte Straftaten nicht zwingend auch von rechtsextremistischer Überzeugung getragen und motiviert sein müssen.

Rechtsextremistisch motivierte Straftaten stellen daher eine nicht unbeachtliche Teilmenge der fremdenfeindlichen Kriminalität dar.

Durchgängiges Wesensmerkmal fremdenfeindlicher Kriminalität ist eine politische Motivation im Sinne von Asyl- und Ausländerpolitik. Die Differenzierung zwischen rechtsextremistischer, fremdenfeindlicher oder allgemeinkrimineller Motivation kann im Einzelfall schwierig sein.

"Fremdenfeindlichen Straftaten" liegt nach bisher vorliegenden Erkenntnissen kein einheitliches, sondern vielmehr ein breit gefachertes Ursachen- und Motivbündel zugrunde.

Zu einem Teil handelt es sich bei den Tätern um überzeugte Rechtsextremisten, welche die Freiheitlich Demokratische Grundordnung ablehnen und in rassistisch ausgeprägtem Nationalismus Angehörige anderer Völker, Rassen oder Religionen ein Aufenthalts- oder Bleiberecht in der Bundesrepublik bestreiten wollen.

Daneben sind die "fremdenfeindlichen Straftaten" aber auch Resultat einer in nicht eindeutig abgrenzbaren Bevölkerungskreisen vorzufindenden Abneigung gegen Asylbewerber und Aussiedler und somit Ausdruck einer unbestimmten oft unreflek­ tierten Angst vor vermeindlicher "Überfremdung", die sich bei den meist jugendli­ chen Tätern exzessiv entlädt. Drucksache 12/4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode

Darüber hinaus dürften viele Taten -insbesondere im Osten Deutschlands- ihre Ursache im sozialen Reizklima haben, das sich infolge des vereinigungsbedingten Umst1Ukturierungsprozesses von Wirtschaft und Gesellschaft gebildet hat. Der in den Taten gegenüber Ausländern (und damit "Schwächeren") sichtbar werdende Haß dokumentiert häufig Frustration und Wut über die eigene mißliche Situation ("Sün• denbockfunktion"). Dabei dienen nicht selten primitive und plakative Denkmuster als Rechtfertigung.

Die Asyl- und Ausländerproblematik ist seit geraumer Zeit in der öffentlichen Diskussion und Schwerpunkt ausländerfeindlicher Propaganda und Agitation rechts­ extremistischer Parteien und Organisationen.

2. Lagebild

2.1 Bund Nach dem Jahresbericht 1992 fiir den Bereich "Rechtsextremismus/-terroris­ mus und fremdenfeindlich motivierte Straftaten" des Bundeskriminalamtes belief sich die Gesamtzahl der fremdenfeindlichen Straftaten im Jahre 1992 aufinsgesamt 6.336. Diese Gesamtzahl bedeutet eine Steigerung von ca. 161 %gegenüber dem Vorjahr 1991 (2.426 Straftaten).

Aufgegliedert in einzelne Deliktsbereiche ergibt sich folgendes Bild:

• Tötungsdelikte -- vollendete Tötungsdelikte 4(6 Opfer) --versuchte Tötungsdelikte 27

• Körperverletzungen 576

• Sprengstoffanschläge 12

• Brandanschläge/-stiftungen 596

• weitere fremdenfeindliche Straftaten 5.120 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 12/4 72 7

2.1.1 Täterstrukturanalyse

Alter/Geschlecht

Zu den im Jahr 1992 insgesamt 6.336 fremdenfeindlich motivierten Straftaten konnten 3.986 (Vorjahr: 919) Tatverdächtige ermittelt werden. Folgende Alterstruktur und geschlechtliche Verteilung wurde festgestellt:

Alter männl. weibl. prozentuale Verteilung

-17 Jahre 1.277 109 34,77% 18-20 Jahre 1.327 44 34,40% 21- 25 Jahre 627 10 16,00% 26- 30 Jahre 200 6 5,17% über 30 Jahre 248 16 6,62% unbekannt 3,06%

Einzeltäter/Gruppentäter

Bei insgesamt 1.672 Fällen konnten Angaben über die Täteranzahl gemacht werden. Die Verteilung ergibt sich wie folgt:

Einzeltäter 28,0% Gruppe bis 10 Personen 60,7% Gruppe über 10 Personen 11,1 %

Altersstruktur der ermittelten Tatverdäc:ht1gen Bund

im Jahre 1992 Drucksache w4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

Gruppen-/Organisationszugehörigkeit

Bei insgesamt 3.092 Tatverdächtigen konnte eine Gruppen- bzw. Organisa­ tionszugehörigkeit nachgewiesen werden, die sich wie folgt verteilt:

rechtsextremistisch 8,9% sogenannte "Skinheads" 13,8%

Vorerkenntnisse

Bei den Tatverdächtigen konnten die nachfolgend aufgefiihrten Vorerkennt­ nisse festgestellt werden:

politisch motivierte Straftaten 9,7% sonstige Straftaten 23,1% politisch motivierte und sonstige Straftaten 7,0% ohne Vorerkenntnisse 60,2%

2.1.2 Kriminalgeografie/Tatzeit Tatort

Großstadt 23,9% Mittelstadt 24,6% Kleinstadtlländl. Gemeinde 51,0%

Tatzeit

Wochentag 06.00 - 22.00 Uhr 21,1% 22.00- 02.00 Uhr 17,6% 02.00 - 06.00 Uhr 4,9%

Wochenende 06.00 - 22.00 Uhr 13,1% 22.00 - 02.00 Uhr 24,2% 02.00 - 06.00 Uhr 12,1% unbekannt 6,7%

46 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 12/4 72 7

2.2 Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalzereigneten sich 1992 insgesamt 231 Straftaten mit frem­ denfeindlicher Motivation (ff). Daneben ereigneten sich insgesamt 108 Straf­ taten mit rechtsextremistischem Hintergrund ohne fremdenfeindliche Moti­ vation. Die Vergleichszahlen dieses Kriminalitätsbereichs (rex) sindjeweils in der Spalte "rex" dahinter vermerkt. Diese fremdenfeindlichen Straftaten gliedern sich auf die einzelnen Deliktsbereiche wie folgt:

• Tötungsdelikte ( einschl. Versuche) 2 ( 0)

• Brandanschläge/Brände ( einschl. Versuche) 22 ( 9)

• Sachbeschädigungen 83 ( 79)

• Körperverletzungen/ Angriffe auf Asylanten/ Ausländer 29 ( 10)

• Drohungen/ Bedrohungen 45 ( 35)

• Landfriedensbruch 3 ( 0)

• sonstige Straftaten 47 ( 2)

• Straftaten in Rheinland-Pfalz insgesamt 231 ( 135 )

• ermittelte Tatverdächtige bei 38 (20) Straftaten 117 (56)

• Aufklärungsquote 16,4%

• Verletzte 41

• geschätzter Sachschaden ca. 450.000,-- DM (ca. 42.000,-- DM) (Vorjahreszahlen in Klammern)

47 Drucksache 12/4 7 2 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

Unter dem Begriff"sonstige Straftaten" wurden in Rheinland-Pfalz landes­ weit 1992 die Delikte

• Störung des öffentlichen Friedens durch Ankündigung von Straftaten (§ 126 StGB),

• Volksverhetzung (§§ 130 ff. StGB),

• Verabredung zu einem Verbrechen(§ 30 StGB),

• Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (§ 86a StGB) ·wenn die Tat im Zusammenhang mit einer fremdenfeindlichen Motivation steht-

erfaßt.

48 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache w4 72 7

In Rheinland-Pfalz ist die fremdenfeindliche Kriminalität 1992 um 70 % angestiegen. Besorgniserregend ist insbesondere die Zunahme im Bereich der Gewaltkri­ minalität

- Tötungsdelikte - Brandanschläge - Körperverletzung - Landfriedensbruch

aufnahezu den dreifachen Wert der Fallzahlen aus dem Jahr 1992.

Im Bereich dieser Gewaltkriminalität wurden insgesamt von 56 Straftaten 20 aufgeklärt. Dies entspricht einer Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich von 35%. Die deliktische Zeitreihe ergibt sich aus nachfolgender Grafik:

Fremdenfeindliche Straftaten

Rheinland-Pfalz: 31.12.1992

Jan Feb Marz April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez

49 Drucksache 12/4 7 2 7 Landtag Rheinland-Pblz- 12. Wahlperiode

Fremdenfeindliche Straftaten

Vergleich Bundesgebiet mit Rheinland-Ptatz

Jan Feb Marz April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez

Nach der Anzahl der Straftaten nimmt Rheinland-Pfalznunmehr im bundes­ weiten Vergleich die zehnte (Vorjahr: fünfte) Stelle ein.

50 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 1214 7 2 7

2.2.1 Täterstrukturanalyse

Bundesweit wurden bis Juni 1992 nach einer Vorgabe des BKA Tatverdäch• tige statistisch erfaßt, auch wenn sie nicht mit vollem Personaliensatz fest­ standen. Es wurden somit auch Personen erfaßt, von denen lediglich eine Personenbeschreibung vorlag. Die nachfolgend aufgefiihrten Auswertungs­ ergebnisse beziehen sich nur auf die den Dienststellen namentlich bekannten Tatverdächtigen aus dem Jahre 1992.

• Alter/Geschlecht

Die ermittelten Tatverdächtigen in Rheinland-Pfalz verteilten sich auf die Altersgruppen wie folgt:

ff rex -17Jahre 29,0% 19,9% 18-21 Jahre 53,0% 42,9% 22 - 25 Jahre: 14,0% 23,8% 26- 30 Jahre 2,0% 9,5% über 30 Jahre 2,0% 3,9%

Altersstruktur der ermittelten Tatverdächtigen

Land im Jahre 1992

1!. 21

51 Drucksache 12/4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

• Geschlecht

Der überwiegende Teil der Tatverdächtigen ist männlich. Nur in einem Fall konnte eine weibliche Jugendliche als Tatverdächtige ermittelt werden.

• Einzeltäter/Gruppentäter

Bei insgesamt 158 Fällen konnten Angaben über die Anzahl der Täter bzw. Tatverdächtigen gemacht werden. Hierzu ist zu bemerken, daß auch Fälle registriert wurden, in denen die Tatverdächtigen nicht namentlich feststehen, wohl aber bei Tatausfiihrung beobachtet wurden und so in die Untergliede­ rung als Einzeltäter oder Gruppentäter eingeordnet werden können. Im einzelnen ergab sich folgendes Ergebnis:

Einzeltäter 37,0% Gruppe bis 10 Personen 61,0% Gruppe über 10 Personen 2,0%

• Gruppen-/Organisationszug~hörigkeit

Skinheads 39%

Bei der Organisationszugehörigkeit "rechtsextremistisch" besteht ein Dun­ kelfeld. Bei der überwiegenden Anzahl der fremdenfeindlichen Straftaten lag eine allgemeine nicht näher konkretisierte fremdenfeindliche Motivation zugrunde.

• Vorerkenntnisse ff rex politisch motivierte Kriminalität 11,9% 16,9%

sonstige Kriminalität 29,8% 20,3%

politisch motivierte und sonstige Kriminalität 1,5% 5,0% ohne Vorerkenntnisse 56,0% 57,8%

52 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 12/4 7 2 7

2.2.2 Kriminalgeografie/Tatzeit

• Tatort ff rex Großstadt 19,0% 63,0% Mittelstadt 21,0% 11,0% Kleinstadt/ ländliche Gemeinde 60,0% 26,0%

• Tatzeit

Wochentag 06.00 - 22.00 Uhr 27,3% 22.00 - 02.00 Uhr 16,7% 02.00- 06.00 Uhr 12,0%

Wochenende 06.00 - 22.00 Uhr 12,4% 22.00 - 02.00 Uhr 21,6% 02.00 - 06.00 Uhr 9,8%

unbekannt 0,2%

53 Drucksache 12/4 7 2 7 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode

Kriminalgeografische Betrachtung

Rheinland-Pfalz

• Regierungsbezirk Trier

Bei einem Anteil von 12,8 %der Wohnbevölkerung in Rheinland-Pfalz ereigneten sich insgesamt 9,5 %der Delikte im Bereich des Regierungs­ bezirks Tri er. Daraus ergibt sich eine Häufigkeitszahl (HZ = Straftaten pro 100.000 Einwohner) ein Wert von 4,5.

• Regierungsbezirk Koblenz

Bei einem Bevölkerungsanteil der Wohnbevölkerung in Rheinland-Pfalz von insgesamr 37,2% ereigneten sich im Bereich des Regierungsbezirks Koblenz 29,5 % der Delikte. Daraus ergibt sich fiir den Bereich der Bezirksregierung Koblenz eine Häufigkeitszahl von 4,8.

• Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz

Im Bereich der Bezirksregierung Rheinhessen/Pfalz wohnen 50 % der Wohnbevölkerung des Landes Rheinland-Pfalz. Hier ereigneten sich 60,8 % der Delikte. Dies entspricht einer Häufigkeitszahl von 7,3.

Anmerkung: Berechnung auf der Grundlage der Daten aus der "Polizeilichen Kriminalsta­ tistik des Landes Rheinland-Pfalz 1992" des Landeskriminalamtes Rhein­ land-Pfalz.

54 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 1214 7 2 7

Großstädte (auf der Grundlage der erweiterten örtlichen Zuständigkeit des Polizeipräsidien)

• Trier

Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Tri er wohnen ca. 15,0% der Wohnbevölkerung des Landes Rheinland-Pfalz. Hier ereigneten sich insge­ samt 11,3 % der Delikte der fremdenfeindlich motivierten Straftaten 1992. Dies entspricht -bezogen auf die Einwohnerzahl- einer Häufigkeitszahl von 4,5.

• Koblenz

Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Koblenz wohnen ca. 31,0% der Gesamtbevölkerung des Landes Rheinland-Pfalz. Hier ereigneten sich mit 25,2% der fremdenfeindlichen Straftaten des Landes Rheinland-Pfalz im Jahr 1992. Die Häufigkeitszahl hat hier einen Wert von 4,9.

• Mainz

Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Mainz wohnen ca. 20,0 % der Bevölkerung des Landes Rheinland-Pfalz. Hier ereigneten sich 14,7 % der Straftaten. Daraus ergibt sich eine Häufigkeitszahl von 4,4.

• Kaiserslautem

Im überörtlichen Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Kaiserslautem wohnen ca. 14,8% der Gesamtbevölkerung des Landes Rheinland-Pfalz. Hier ereigneten sich 23,0% der Straftaten. Daraus ergibt sich eine Häufigkeitszahl von 9,3.

• Ludwigshafen

Im überörtlichen Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ludwigshafen wohnen ca. 19% der Gesamtbevölkerung des Landes Rheinland-Pfalz. Hier ereigneten sich insgesamt 25,6 % der gesamten fremdenfeindlichen Krimi­ nalität des Landes Rheinland-Pfalz. Dies ergibt eine Häufigkeitszahl von 8,1.

Für das gesamte Land Rheinland-Pfalzergibt sich bei einer Bevölkerungszahl von ca. 3,82 Millionen Einwohnern und 231 fremdenfeindlich motivierten

55 Drucksache 12/4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

Straftaten eine Häufigkeitszahl von 6,0.

Oben dargestellte Kriminalitätsbelastung der Regierungsbezirke bzw. Poli­ zeipräsidien läßt erkennen, daß der Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz insgesamt über dem Landesdurchschnitt der Pro-Kopf-Belastung liegt.

Auch der Vergleich der einzelnen Polizeipräsidien mit ihren erweiterten örtlichen Zuständigkeitsbereichen läßt für die Polizeipräsidien Trier, Ko­ blenz und Mainz eine geringere Belastung erkennen, wobei die übrigen Polizeipräsidien über dem Wert des Landesdurchschnitts liegen.

Weitere herausragende überdurchschnittliche Häufigkeitszahlen ergeben sich für: die kreisfreie Stadt Mainz 7,7 den Landkreis Ludwigshafen 9,4 den Landkreis Germersheim 11,0 und den Landkreis Pirmasens 15,6.

Tabelle:

Regierungs- Anteil an Anteil an Häufigkeitszahl bezirk Gesamtbevöl- fremdenfeind- (Straftat pro kerung in% licher Gesamt- 100.000 Einwohner) kriminalität in% Tri er 12,8% 9,5% 4,5 Koblenz 37,2% 29,5% 4,8 Rheinhessen- Pfalz 50,0% 61,0% 7,3

56 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode Dru

Großstadt Bevölkerung im Straftaten- Häufigkeitszahl überörtlichen anteil Zuständigkeits- bereich Tri er 15,0% 11,3% 4,5 Koblenz 31,0% 25,2% 4,9 Mainz 20,0% 14,8% 4,4 Kaiserslautem 15,0% 23,0% 9,3 Ludwigshafen 19,0% 25,7% 8,1

Zur Verteilung der rechtsextremistischen Kriminalität ohne fremdenfeindli­ chen Bezug vergleiche nachstehende Tabelle:

Regierungs­ Anteil an Anteil an Häufigkeitszahl bezirk Gesamtbevöl• rechtsextremi­ (Straftat pro kerung in% stischer Gesamt­ 100.000 Einwohner) kriminalität in% Tri er 12,8% 11,1% 2,4 Koblenz 37,2% 18,5% 1,4 Rheinhessen­ Pfalz 50,0% 70,4% 4,0

Landesdurchschnitt 2,8

Hierbei ist beachtlich, daß ca. 50 % der rechtsextremistisch motivierten Straftaten ohne fremdenfeindlichen Bezug im Bereich des Polizeipräsidiums Mainz im Zusammenhang mit neonazistischen Veranstaltun gen auf dem Gelände des Rechtsextremisten Curt MÜLLER festgestellt wurden.

Großstadt Bevölkerung im Straftaten- Häufigkeitszahl überörtlichen an teil Zuständigkeits- (rechtsextre- hereich mistisch) Tri er 15,0% 14,8% 2,8 Koblenz 31,0% 13,0% 1,1 Mainz 20,0% 55,6% 7,8 Kaiserslautem 15,0% 12,0% 2,3 Ludwigshafen 19,0% 4,6% 0,7

Landesdurchschnitt 2,8

57 Drucksache I 2/4 7 2 7 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode

Tatort-/Wohnortbeziehung

Bei 44% der ermittelten Tatverdächtigen waren Wohnort- und Tatortgemein­ de identisch. Bei 48% der Tatverdächtigen lag der Wohnort in unmittelbarer Nachbarschaft (bis zu ca. 15 km) zum Tatort. Lediglich 8% der ermittelten Tatverdächtigen agierten überregional. Hieraus ergibt sich, daß ca. 92% der Tatverdächtigen im unmittelbaren Nahbereich des Tatortes ihren Wohnsitz hatten.

3. Analyse/Bewertung

Aus den o.a. Lagebildern Bund und Rheinland-Pfalzund den ergänzenden kriminologischen Auswertungen lassen sich folgende Grundaussagen zu­ sammenfassen: • Die Fallzahlen fremdenfeindlicher. Kriminalität haben 1992 bundes- und landesweit in drastischer Größenordnung zugenommen.

• Die Ereignisse in Hoyerswerda, Rostock und Mölln hatten eindeutig bundesweite Initialwirkung auftatbereite Einzeltäter und Tätergruppen.

• Die Tatbegehung ist gekennzeichnet von der Zunahme der fremdenfeind­ lich motivierten Gewaltkriminalität, die sich in den Deliktsbereichen Tötungsdelikte/einschließlich Versuche, Brandanschläge, Körperverlet• zungen und Landfriedensbruch widerspiegelt.

Insbesondere an diesen Deliktsfennen wird die zunehmende Brutalisie­ rung und Gewaltbereitschaft deutlich.

• Die fremdenfeindliche Einstellung gerade bei jungen Menschen ist beson­ ders besorgniserregend. Der überwiegende Anteil der Täter gehört den Altersgruppen bis 17 Jahre/18 - 21 Jahre an. In diesem Bereich liegt Rheinland- Pfalz mit insgesamt ca. 82 % der Tatverdächtigen aus dieser Altersgruppe deutlich über dem Bundeswert von ca. 69 %.

• Bei der überwiegenden Zahl der fremdenfeindlichen Straftaten handelten die Täter in Gruppen bis zu 10 Personen ( ca. 60 % ). Einzeltäter waren dagegen nur in ca. 28 % der Fälle zu beobachten. Aus dieser Tatsache ergibt sich die Annahme, daß vor dem Hintergrund der betroffenen

58 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 12/4 72 7

Altersgruppe auch gruppendynamische Prozesse und Gruppendruck tat­ gestaltend mitwirken.

• Es liegen bisher keine gesicherten polizeilichen Erkenntnisse dafiir vor, daß fremdenfeindliche Aktionen zentral gesteuert oder von rechtsextre­ mistischen Organisationen gelenkt werden. Das überwiegend festgestell­ te, einende Motiv ist in der Mehrzahl der Fälle eine allgemeine, nicht näher definierte fremdenfeindliche Einstellung. Weniger als I 0% der ermittel­ ten Tatverdächtigen gehören einer rechtsextremistisch einzustufenden Organisation an.

Darüber hinaus hat ebenfalls ein relativ geringer Anteil der Täter Vorer­ kenntnisse im Bereich politisch motivierter Straftaten.

• Die kriminalgeografische Betrachtung ergibt, daß der überwiegende An­ teil der Straftaten nicht in Großstädten begangen wird. Insbesondere kleinere Städte und ländliche Gemeinden sind hier sowohl bundes- als auch landesweit am stärksten als Tatorte frequentiert.

• Bei der Auswertung der Tatzeiten läßt sich lediglich ein Schwerpunkt an Wochentagen in der Zeit von 06.00- 22.00 Uhr und an Wochenenden in der Zeit von 22.00- 02.00 Uhr erkennen. Aussagefähige Erkenntnisse über eine deliktsspezifische Betrachtung der Kriminalitätsverteilung auf die einzelnen Tatzeiten liegen nicht vor.

• Es ist festzustellen, daß der ganz überwiegende Anteil der Täter im unmittelbaren Wohnbereich agiert. Weniger als 10 % der ermittelten Tatverdächtigen handelten überregional.

• Die kriminalgeografischen Ergebnisse zeigen fiir das Land Rheinland­ Pfalz einen Schwerpunkt der fremdenfeindlich motivierten Kriminalität im Bereich der Bezirksregierung Rheinhessen/Pfalz und hier insbesondere im Bereich Ludwigshafen und im Bereich der Südpfalz.

59 Drucksache 1214 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

4. Phänomenologie

4.1 modus operandi

Bei der Begehung fremdenfeindlicher Straftaten wurden die nachfolgend aufgelisteten modus operandi festgestellt:

• Werfen von Brandsätzen/Molotow-Cocktails in/ gegen Asylbewerberun­ terkünfte,

• Legen von Bränden im Geb,äudeinnem (besondere Gefährlichkeit dieses modus operandi wegen später Branderkennung und somit erschwerter Brandbekämpfungsmaßnahmen)

• Verschießen von Silvesterraketen/Signalmunition auf Unterkünfte

• Zusammenschlagen von Opfern

• Festhalten, Schlagen und Ausrauben

• Eindringen in Unterkünfte und Zerstörung der Inneneinrichtung

• Werfen von Gegenständen durch Scheiben und Türen

• Zerstechen von Reifen, Zerkratzen von Lack und Einschlagen von Schei­ ben an Fahrzeugen

• Sachbeschädigungen durch Sprüh-, Schmier und Klebeaktionen

• Verteilen I Versenden volksverhetzender Schreiben

• Beleidigen durch verbale Äußerungen/Drohanrufe.

60 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 1214 7 2 7

4.2 Tatmittel

Bei Angriffen auf Wohnobjekte wurden fiir Brandstiftungen verwendet:

- Molotow-Cocktails - Textilien/Papier - Brandbeschleuniger.

Bei Angriffen auf Personen fanden die nachfolgend aufgefiihrten Gegenstän• de als Tatmittel Verwendung:

-Steine - SchreckschuB-/Gaswaffen -Feuerwerkskörper -Messer -Äxte und - Baseballschläger.

5. Problemgruppe "Skins"

Angehörige der" Skinhead" -Szene sind unter den ermittelten Tatverdächtigen fremdenfeindlicher Straftaten belastet: 39% der in Rheinland-Pfalz ermittel­ ten Tatverdächtigen waren "Skinheads" (Bund: 14,5 %). Die "Skinhead"-Szene ist aus polizeilicher Sicht differenziert zu sehen. Auf den Bericht des Landeskriminalamtes vom 04.02.1992, Az.: 12/21 222-1, wird hingewiesen.

Ergänzend ist darauf hinzuweisen, daß die Gewalttätigkeiten von "Skinheads" sich nicht nur gegen Asylbewerber und andere Ausländer rich­ ten, sondern auch gegen Angehörige sozialer Randgruppen, verdeutlichten zwei Morde, die von "Skinheads" am 01.08.1992 in Bad Breisig und am 24.08.1992 in Koblenz begangen wurden. In beiden Fällen waren Obdachlose die Opfer.

61 Drucksache w4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

6. Prognose

Die Begehung fremdenfeindlicher Kriminalität hält an. So sind im Januar 1993 21 Straftaten, im Februar 16 und im März 23 Straftaten mit fremden­ feindlicher Motivation in Rheinland-Pfalz bekanntgeworden. Die Fortset­ zung insbesondere der schweren Gewaltkriminalität (Brandstiftung), die zuletzt in Mölln zur Tötung von drei ausländischen Mitbürgern führte, setzt sich auch im Jahr 1993 im Land Rheinland-Pfalzdurch allein 9 Delikte der Brandstiftung und 4 Körperverletzungsdelikte mit 4 verletzten Ausländern fort.

Aufgrund der Gesamtumstände muß von einem vorerst dauerhaften Phäno• men ausgegangen werden.

Das sich im wesentlichen unverändert darstellende Kriminalitätslagebild im Bereich der fremdenfeindlichen Kriminalität erfordert weiterhin eine polizei­ liche Schwerpunktsetzung und intensive Bekämpfungsmaßnahmen.

62 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 12/4 72 7

Anhang

Merkblatt zur Bekämpfung rechtsextremistischer Straftaten in Zusammen­ hang mit Verstößen gegen § 86a StGB "Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen"

Verbotene Zeichen, Grußformen/Parolen, Organisationen!V ereine/Parteien, NS-Lieder

Vorbemerkungen

Fremdenfeindlichen Straftaten liegt kein einheitliches, sondern vielmehr ein breitge f:ichertes Ursachen und Motivbündel zugrunde. Fremdenfeindliche Strataten sind zu einem Teil militanter Ausdruck einer in breiten Bevölkerungskreisen vorzufindenden Abneigung gegen Asylbe­ werber und Zuwanderer und somit Ausdruck einer unbestimmten Angst vor Überfremdung, die sich bei den meistjugendlichen Tätern exzessiv entlädt. Zum anderen Teil handelt es sich bei den Tätern um echte Rechtsextremisten, welche die Freiheitlich Demokratische Grundordnung im Ganzen ablehnen und in übersteigertem rassistisch ausgeprägtem Nationalismus Angehörige anderer Völker, Rassen oder Religionen aus grenzen und vertreiben wollen.

Rechtsextremistische motivierte Straftaten stellen deshalb eine Teilmenge der fremdenfeindlichen Kriminalität dar.

Eine rechtsextremistische Motivation als Tat hintergrund läßt sich an Zei­ chen, Grußformen/ Parolen und an einer Organisationszugehörigkeit 1m Sinne von Vereinsmitgliedschaft oder Parteiangehörigkeit erkennen.

Das beiliegende Merkblatt zur Bekämpfung rechtsextremistischer Straftaten erleichtert die Subsumtion der bei fremdenfeindlich/ rechtsextremistisch motivierten Straftaten Verwendung findenden Zeichen Grußformen und Pa­ rolen unter die Strafbestimmung des § 86a StGB.

63 Drucks>che 1214 72 7 Landtag Rheinland-Pfllz -12. Wahlperiode

KENNZEICHENVERFASSUNGSWIDRIGERORGANISATIONEN §§ 86 a, 86 Abs.l Nr. 1, 2 u. 4 StGB

1. NATIONALSOZIALISTISCHE DEUTSCHE ARBEITERPARTEI- NSDAP (einschließlich Gliederungen und angeschlossene Verbände, z.B.: SS, SA, HJ, DAF, NSV u. a.) • Verbot durch den Alliierten Kontrollrat (Kontrollrats-Proklamation-Nr. 2 vom 20.09.1945 und Kontrollrats-Gesetz Nr. 2 vom 10.1 0.1945)

Kennzeichen

Hakenkreuz (in allen Variationen) y;

Sigrune oder Siegesrune (sog. S-Rune) Zeichen des Deutschen Jungvolkes in der Hitlerjugend (HJ)

Doppel-Sigrune (sog. SS-Rune) Zeichen der Schutzstaffeln (SS) der NSDAP

64 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode Drucksache 12/4 72 7

sog. Wolfsangel (waagerecht) Zeichen fiir HJ-Adjudant

Zeichen der (SA) der NSDAP

Diverse Darstellungen Hitlers Hitlerbüsten, Abbildungen aufT-Shirts und Tonträgem u.a.

Parolen und Grußformen • Heil Hitler • Deutscher Gruß Heben des ausgestreckten rechten Armes auf Schulterhöhe, mit oder ohne Parole • Sieg Heil • Mit Deutschem Gruß • Meine Ehre heißt Treue/ Unsere Ehre heißt Treue • Deutschland erwache • Ein Volk, ein Reich, ein Führer

65 Drucksache 1214 7 2 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

Kampflieder/Marschmusik der NSDAP

• Horst-WESSEL-LIED (offizielles Parteilied der NSDAP) Die Fahne hoch, die Reihen dicht geschlossen, SA marschiert ... (Text/und bzw. oder Melodie)

• Es stehet in Deutschland .... die Juden hinaus ...

• Brüder in Zechen und Gruben

• Ihr Sturmsoldatenjung und alt: .. denn der Jude hauste fiirchterlich ...

• Wir sind die Sturmkolonnen ... es lebe AdolfHitler ...

• SA marschiert. Durch Großberlin marschieren wir. Für AdolfHitler kampfen wir. ..

• Siehst du im Osten das Morgenrot? ... Verräter und Juden hatten Gewinn ... Deutschland erwache! Und Juden den Tod ...

(Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit)

2. BUND NATIONALER STUDENTEN (BNS) • Verbot durch IM Bayern gern. Artikel 9 Abs. 2 GG (vor Ink,rafttreten des Vereinsgesetzes vom 05.08.1964) am 24.02.61; unanfechtbar geworden am 29.03.61 durch Fristablauf

Kennzeichen Odalrune

t.llllgllederauswe\s

RUND NATIONALER STUDENTEN BNS

66 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 1214 72 7

3.1 VOLKSSOZIALISTISCHE BEWEGUNG DEUTSCHLANDS/ PARTEI DER ARBEIT (VSBD/PdA)

• Verbot durch BMI gemäߧ 3 Vereinsgesetz am 14.01.1982, Az.: IS 1 - 619 312/2, bestätigt durch BVerwG am 13.05.1986, Az.: 1 A 12/82

Kennzeichen

Keltenkreuz

VSBD

3.2 JUNGE FRONT (Jugendorganisation der VSBD/ PdA)

• Verbot durch BMI, siehe VSBD/ PdA

Kennzeichen Wolfsangel

67 Drucksache w4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode

4. AKTIONSFRONT NATIONALER SOLZIALISTEN NATIONALE AKTIVISTEN (ANS/ NA)

Verbot durch BMI, gemäߧ 3 Vereinsgesetz am 24.11.1983, Az.: IS 1-619 312-4/2, bestätigt durch das BVerwG am 01.04.1986, Az.: I A !184

Kennzeichen Sigrune mit waagerechten Spitzen

Hakenkreuz negativ ( wurde auf Armbinden der ANS/ NA verwendet )

68 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 1214 72 7

5. NATIONALE SAMMLUNG (NS)

• Verbot durch BMI, gemäߧ 3 Vereinsgesetz am 27.01.1989, Az.: IS 1-619 312-4/15

Kennzeichen Lodernde Flamme, doppelt umrahmt "N.S."

6. NATIONALISTISCHE FRONT (NF)

• Verbot durch BMI, gemäߧ 3 Vereinsgesetz am 26.11.1992, Az.: IS 1-619 312/5, Verbotnichtrechtskräftig

Kennzeichen

69 Drucksache w4 7 2 7 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode

7. DEUTSCHE ALTERNATIVE (DA)

• Verbot durch BMI, gemäß § 3 Vereinsgesetz am 08.12.1992, Az.: IS 1-619 312-20; Verbot nicht rechtskräftig

Kennzeichen

WIR SIND DIE NEUE DEUTSCHEALTERNATIVE DEUTSCHE KRAFT' - Die nationale Protestpartei - 9rutsrl)r ~ltrrnat!or

8. NATIONALE OFFENSIVE (NO)

• Verbot durch BMI, gemäß § 3 Vereinsgesetz am 21.12.1992, Az.: IS 1-619 312/21, Verbot nicht rechtskräftig

Kennzeichen

stntlonalr 8ffms!or

70 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 12/4 72 7

.n..u.n.MT Rheinlan~u

Halbjahresbericht

fremdenfeindliche Kriminalität 1993·

des Landes Rheinland-Pfalz

Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz, Dezernat 62, Az.: 62/21 222·0-, Oktober 1993

71 Drucksache w4 7 2 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

Landeskriminalamt Mainz, im Oktober 1993 Rheinland - Pfalz - 62 I 21 222 - 0 -

Halbjahresbericht fremdenfeindliche Kriminalität 1993

Abteilung 6 "Straftaten mit extremistischem Hintergrund, Terrorismus"

72 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 1214 7 2 7

Inhaltsverzeichnis

1. Vorbemerkungen: ...... 3 2. Lagebild: ...... : ...... 4 2.1 Bund: ...... 4 2.2 Rheinland-Pfalz: ... ,...... 6 3. Analyse: ...... 8 3.1 Bund: ...... ··'························ ...... 8 3.1.1 Deliktsbereiche: ...... -.~ .... ·...... 8 3.1.2 Aufklärungsquote: ...... 8 3.1.3 Tatort: ...... 8 3.1.4 Tatzeit ...... 9 3.1.5 Tatmittel: ...... g 3.1.6 Tatbegehung I Modus·Operandi:...... 1 0 3.1.7 Täterstrukturanalyse: ...... 10 3.2 Rheinland - Pfalz: ...... 13 3.2.1 Deliktsbereiche: ...... 13 3.2.2 Aufklärungsquote: ...... 13 3.2.3 Tatorte I Kriminalgeographische Betrachtung: ...... 14 3.2.4 Tatzeit: ...... 17 3.2.5 Tatmittel: ...... 17 3.2.6 Tatbegehung I Modus Operandi: ...... 17 3.2. 7 Täterstrukturanalyse: ...... 18 4. Bewertung·...... 21 5. Prognose: ...... 24

73 Drucksache 12/4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode

1. Vorbemerkungen:

Die nachfolgende Darstellung und das beigefügte Zahlenmaterial basieren auf den Meldungen der Polizeidienststellen des Landes Rheinland-Pfalz für das er­ ste Halbjahr 1993. Die so entstandenen Landeslagebilder "Fremdenfeindliche Straftaten" wurden dem Bundeskriminalamt übermittelt und flossen dort in ent­ sprechende Bundeslagebilder ein.

Insoweit stützen sich alle Aussagen, aufgezeigten Tendenzen und Anmerkun­ gen auf gesicherte, verbindlich mitgeteilte Erkenntnisse. Ergänzende Nachträge und Berichtigungen aufgrund später gewonnener Erkenntnisse dürften sich al­ lenfalls auf Einzelsachverhalte bezlehen und die Kernaussagen nicht berühren.

Wegen unterschiedlicher Definitions- und Bewertungskriterien erscheint die Problematik abweichender Zahlenangaben von Polizei und Verfassungsschutz auch für die Zukunft nur bedingt lösbar. Die Summe der gemeldeten Straftaten entspricht jedoch in der Tendenz der von den Verfassungsschutzbehörden für das erste Halbjahr festgestellten fremdenfeindlich motivierten "Gewalttaten".

Der Schwerpunkt des Straftatenaufkommens lag im Jahre 1992 in den Monaten September bis Dezember. ln diesen vier Monaten wurden mit 4.169 Straftaten 65 % aller Straftaten (6.336) des Jahres begangen. Dies ist letztendlich auch auf die initialwirkenden Ereignisse in Rostock und Mölln zurückzuführen. Dieser Schwerpunkt war auch in Rheinland-Pfalz festzustellen, da in den letzten vier Monaten des Jahres 1992 119 Straftaten und damit 51,5 % aller Straftaten (231) des Jahres begangen wurden.

Fremdenfeindliche Straftaten

Vergleich Bundesgebiet mit Rhein!and·Pfalz 1992

Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez

74 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 1214 72 7

Gegenüber dem Dezember 1992 mit 1.030 Straftaten zeigte sich sowohl bun­ desweit als auch in Rheinland-Pfalz in den ersten fünf Monaten des Jahres 1993 ein Rückgang. Hierbei ist jedoch festzustellen, daß in Rheinland-Pfalz in den Monaten Januar, Februar und März 1993 die Fallzahlen auf einem höheren Ni­ veau rang1erten als in den Monaten Januar bis März 1992. Ein deutlicher Rück• gang der Fallzahlen war in Rheinland-Pfalzerst im April und Mai 1993 feststell­ bar (April: 12 Straftaten, Mai: 9 Straftaten).

Nach dem Anschlag am 29.05.1993 in Solingen kam es erneut zu einer deutli­ chen Zunahme der fremdenfeindlich motivierten Straftaten. Der Monat Juni 1993 weist mit bundesweit 1.479 und landesweit 51 Straftaten den bisher absolut höchsten Stand auf. Dieser drastische Anstieg ist auf eine extreme Steigerung im Bereich der "sonstigen Straftaten" zurückzuführen.

Zuletzt war eine derartige "Mobi/isierungswel/e" durch Nachahmungstäter im Anschluß an die Ereignisse in Raslock und Mölln festzustellen.

2. Lagebild:

2.1 Bund:

Im ersten Halbjahr 1993 ereigneten sich bundesweit 3.967 fremdenfeindlich motivierte Straftaten. Dies bedeutet eine Steigerung von etwa 175 % gegen­ über dem ersten Halbjahr 1992 (1.443 Straftaten).

Fremdenfeindliche Straftaten

Bund: I. Halbjahr 1992/93

1600 ------~~ 1400

1200 1000 800 600 400

75 Drucksache w4 7 2 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

Aufgegliedert in einzelne Deliktsbereiche ergibt sich folgendes Bild:

1. Halbjahr 1. Halbjahr 1993 1992

Tötungsdelikte - vollendete 2 (6 Opfer) 1 (1 Opfer) Tötungsdelikte -versuchte 9 2 Tötungsdelikte

Körperverletzungen 413 175

Sprengstoffdelikte 2 0

Brandanschläge I 186 128 -Stiftungen

weitere fremdenfeind- 3.355 1.137 liehe Straftaten

Straftaten insgesamt: 3.967 1.443.

Nach absoluten Zahlen sind die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (1.449 Straftaten), Baden-Württemberg (476), Hessen (362) und Niedersachsen (337) am stärksten betroffen. Ein anderes Bild ergibt sich jedoch, wenn die Straftaten­ anzahl in Relation zur Einwohnerzahl des jeweiligen Bundeslandes gesetzt wird (Häufigkeitszahl/HZ= Fälle x 100.000 : Einwohnerzahl). Hier liegt Nordrhein­ Westfalen mit einer HZ von 8,2 vor Schleswig-Holstein (HZ=7,8), Hansestadt Harnburg (HZ=7,3), Hansestadt Bremen (HZ=6,4) und Hessen (HZ=6,2). Zum Vergleich Rheinland-Pfalz hat eine HZ von 3,5.

76 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode Drucksache 1214 72 7

2.2 Rheinland-Pfalz:

ln Rheinland-Pfalz ereigneten sich im ersten Halbjahr 1993 insgesamt 135 Straftaten mit fremdenfeindlicher Motivation. Damit ist auch in Rheinland­ Pfalz eine Steigerung der Fallzahlen gegenüber dem ersten Halbjahr 1992 mit 93 fremdenfeindlich motivierten Straftaten feststellbar. Dies bedeutet eine Steigerungsrate von 45 %.

Die fremdenfeindlichen Straftaten gliedern sich auf die einzelnen Deliktsberei­ che wie folgt:

1. Halbjahr 1. Halbjahr 1993 1992 Tötungsdelikte (einschl. Versuche): 0 1

Brandanschläge I Brände (einschl. Versuche): 8 5

Sachbeschädigungen: 14 41

Körperverletzungen I Angriffe auf Asy­ lanten I Ausländer : 12 19

Drohungen I Bedrohungen: 15 23

sonstige Straftaten: 86 4

Straftaten insgesamt: 135 93.

Jahresübersicht 1993:

Monat 1993 1992

Januar 25 20 Februar 16 19 März 22 19 April 12 24 Mai 9 7 Juni 51 4

Summe 135 93.

77 Drucksache 12/4 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode

Fremdenfeindliche Straftaten

Rheinland·Pfalz: 1. Halbjahr 1992/93

60 " 50

40

30

20

10

0

Nach der Anzahl der Straftaten nimmt Rheinland-Pfalz nunmehr im bundes­ weiten Vergleich die 9. (Vergleichszeitraum 1992: 6.) Stelle ein. Wenn man die Anzahl der Straftaten in Relation zur Einwohnerzahl setzt, so nimmt Rheinland-Pfalz bundesweit die 11. (Vergleichszeitraum 1992: 4.) Stelle ein.

Fremdenfeindliche Straftaten

Vergleich Bundesgebiet mit Rhcinland-Pfalz 1993 I

" "

78 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode Drucksache w4 72 7

3. Analyse:

3.1 Bund:

3.1.1 Deliktsbereiche:

Wie bereits erwähnt, ist bundesweit eine Steigerungsrate von etwa 175% fest­ zustellen. Dieser drastische Anstieg ist auf eine Steigerungsrate von 195 % im Bereich der "weiteren Straftaten" zurückzuführen, in dem die Propagandade­ likte und andere Straftaten (insbesondere Bedrohungssachverhalte I Drohanru­ fe) eine herausragende Stellung eihnehmen.

Darüber hinaus ist auch eine Zunahme im Bereich der Gewaltdelikte zu ver­ zeichnen. Hier beträgt die Steigerungsrate 100 %.

Insbesondere nach den Ereignissen in Solingen, die eindeutig Initialwirkung hatten, war eine Steigerung im Bereich der Gewaltdelikte zu verzeichnen. Allein im Monat Juni 1993 ereigneten sich über 26 % aller Gewaltdelikte des ersten Halbjahres 1993.

3.1.2 Aufklärungsquote:

Bundesweit wurden 3.967 Straftaten im ersten Halbjahr 1993 gemeldet. Davon konnten 826 Fälle geklärt werden. Daraus resultiert eine Aufklärungsquote von 20,8 %.

Dies bedeutet einen Anstieg gegenüber dem ersten Halbjahr 1992, hier lag die Aufklärungsquote bei 18,8% (gemeldete Straftaten: 1.443, geklärte Fälle: 271).

Im Bereich der Gewaltdelikte liegt die Aufklärungsquote bei 37,1 %, wobei die Aufklärungsquoten im Bereich der Tötungsdelikte mit 63,6 % und im Bereich der Körperverletzungen mit 45,8 %herausragen.

3.1.3 Tatort:

Eine Analyse hinsichtlich des Tatortes wird nur bei Straftaten mit Gewaltanwen­ dung (Tötungsdelikte, Körperverletzungen, Brandstiftungen, Sprengstoffdelikte, Landfriedensbruch und Sachbeschädigungen mit Gewaltanwendung) durchge­ führt.

79 Drucksache 1214 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz- 12. Wahlperiode

Zum Tatort erfolgt eine Differenzierung nach

• Großstadt (über 100.000 Einwohner), • Mittelstadt (20.000 bis 100.000 Einwohner), • Kleinstadt I ländliche Gemeinde (unter 20.000 Einwohner).

Für den Berichtszeitraum läßt sich die Verteilung der Straftaten mit Gewaltan­ wendung wie folgt feststellen:

38,6 % in Großstädten, 27,9% in Mittelstädten, 32,2 % in Kleinstädten I ländlichen Gemeinden, 0,3 % unbekannter Tatort.

Die Tatbegehung erfolgte somit in ca. zwei Drittel der Fälle in Mittel- und Klein­ städten.

3.1.4 Tatzeit:

Bei der Tatzeit erfolgte eine Trennung nach Wochentag und Wochenende (Freitag, 22.00 Uhr bis Montag, 06.00 Uhr) sowie eine weitere Aufteilung nach Tageszeiten; in etwa 6 % der Fälle war die Tatzeit nicht festzustellen.

Ca. 42 % aller Straftaten wurden an Wochenenden verübt. Dabei lag die Tat­ zeit in 44,3% der Fälle zwischen 22.00 und 02.00 Uhr; 22,7% der Straftaten wurden zwischen 02.00 und 06.00 Uhr begangen.

An den Wochentagen lag der Schwerpunkt mit ca. 56 % der Fälle zwischen 06.00 und 22.00 Uhr, während in der Zeit von 22.00 Uhr bis 02.00 Uhr etwa 29,4 %der Taten begangen wurden.

3.1.5 Tatmittel:

Bei Angriffen auf Wohnobjekte I Eigentum wurden für Brandstiftungen I Brand­ legungen verwendet:

• Molotow-Cocktails, • Textilien, Papier, • brennbare Flüssigkeiten,

80 Landtag Rheinland-Pfalz -12. Wahlperiode Drucksache 12/4 7 2 7

• Müll, andere Gegenstände.

Ferner wurden, auch bei Angriffen auf Personen,

• Steine (aller Art und Größe), • Schreckschuß-, Gaswaffen, • scharfe Waffen, • Feuerwerkskörper, ~ sonstige (Flaschen, Stangen, Baseballschläger, Messer, Äxte usw.)

eingesetzt.

3.1.6 Tatbegehung I Modus Operandi:

Nachfolgende Tatbegehungsweisen sind signifikant:

• Werfen von Brandsätzen I Molotow-Cocktails in I gegen Unterkünfte von Ausländern I Asylbewerbern'/ Aussiedlern, • Legen von Bränden am Gebäude I im Gebäudeinneren, • Verschießen von Silvesterraketen I Signalmunition auf Unterkünfte, • Zusammenschlagen von Ausländern I Asylbewerbern mittels körperlicher Gewalt und unter Anwendung von Hilfsmitteln, • Eindring.en in Unterkünfte und Zerstören der Inneneinrichtung, • Werfen von Gegenständen durch Scheiben und Türen, • Zerstechen von Reifen, Zerkratzen von Lack und Einschlagen von Scheiben an Fahrzeugen, • Sachbeschädigungen durch Sprüh-, Schmier- und Klebeaktionen, • Verteilen I Versenden volksverhetzender Schreiben, • Beleidigen durch verbale Äußerungen (Drohanrufe), • telefonische Androhung von Brand- oder Sprengstoffanschlägen.

3.1.7 Täterstrukturanalyse:

Alter I Geschlecht:

Im ersten Halbjahr 1993 wurden insgesamt 1.637 Tatverdächtige ermittelt (Vergleichszeitraum 1992: 967).

81 Drucksache 1214 72 7 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode

Folgende Altersstruktur und geschlechtliche Verteilung wurde festgestellt:

Alter männlich weiblich prozentuale Ver- teilung

bis 13 Jahre 65 7 4,4%

14 bis 17 Jahre 362 23 23,5%

18 bis 20 Jahre 401 13 25,3%

21 bis 24 Jahre 297 12 18,9%

25 bis 29 Jahre 139 4 8,7%

über 30 Jahre 256 31 17,5%

unbekannt 1,7%

Altersstruktur der ermittelten Tatverdächtigen Bund im 1. Halbjahr 1993

Bundesweit ist eine Veränderung der Altersstruktur erkennbar, die darauf hin­ deutet, daß fremdenfeindlich motivierte Straftaten in den letzten Monaten zu­ nehmend auch von lebensälteren Tätern begangen wurden.

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Zahlenmäßig kann das wie folgt belegt werden:

Der Anteil der 18- bis 20-Jährigen Tatverdächtigen betrug 1992 34,4 % und der Anteil der 21- bis 24-Jährigen 23,5% und ist somit rückläufig, wogegen der An­ teil der über 30-Jährigen von 6,6 % (1992) auf 17,5% (1993) anstieg.

Gruppen- I Organisationszugehörigkeit:

Für die Straftaten im ersten Halbjahr 1993 wurden insgesamt 1.637 Tatver­ dächtige ermittelt, zu denen folgende Aussagen zur Gruppen- I Organisations­ zugehörigkeit gemacht werden können:

• Rechtsextremistische Gruppen I Organisationen: 4,5% • Skinheads: 8,7% • fremdenfeindliche Einstellung (ohne Zuordnung zu einer Organisation): 86,8 %.

Vorerkenntnisse:

Bei den ermittelten Tatverdächtigen konnten die nachfolgend aufgeführten Vor­ erkenntnisse festgestellt werden:

• politisch motivierte Straftaten 3,8% • sonstige Straftaten 29,9% • politisch motivierte und sonstige Straftaten 8,8% • ohne Vorerkenntnisse 57,4 % .

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3.2 Rheinland - Pfalz:

3.2.1 Deliktsbereiche:

ln Rheinland-Pfalz ereigneten sich im ersten Halbjahr 1993 insgesamt 135 fremdenfeindlich motivierte Straftaten (Vergleichszeitraum 1992: 93). Dies bedeutet eine Steigerungsrate von 45% gegenüber dem ersten Halbjahr 1992.

Die Steigerung ist insbesondere auf einen deutlichen Anstieg der "sonstigen Straftaten" zurückzuführen.

Anmerkung:

Die Steigerungsrate ist u. a. auf eine andere Erfassung im Jahre 1992 zurückzuführen. 1992 wurden Straftaten, die jetzt im Bereich "sonstige Straftaten" angesiedelt sind, im Bere1ch der "Sachbeschädigungen" und "Drohungen I Bedrohungen" angesiedelt. Führt man die Fa11zahlen dieser drei Deliktsbereiche zusammen, so ergibt sich im Vergleich der Halbjahre 1993 und 1992 eine Steigerungsrate von etwa 69%.

Eine Analyse der Gewaltdelikte zeigt, daß im Bereich der "Brandde/ikte" eine Zunahme von 60 % zu verzeichnen ist.

Die Zunahme der Gewaltbereitschaft spiegelt sich auch in der Verwendung von Waffen oder anderen gefährlichen Gegenständen bei der Begehung fremden­ feindlich motivierter Straftaten wieder. Bisher wurden in Rheinland-Pfalz 10 Fälle bekannt, wo Schreckschußwaffen, Molotow-Cocktails, Messer, Steine, Schraubendreher oder Eisenstangen verwendet wurden.

Auch in Rheinland-Pfalz war eine Initialwirkung der Ereignisse von Solingen spürbar, denn mit 51 Straftaten im Monat Juni 1993 wurde der absolut höchste Stand erreicht. Insbesondere im Bereich der "Gewaltde/ikte" war festzustellen, daß nach Solingen 25 % aller Gewaltdelikte im ersten Halbjahr 1993 begangen wurden.

3.2.2 Aufklärungsquote:

Landesweit ist ein Rückgang der Aufklärungsquote im ersten Halbjahr 1993 mit 16,2% gegenüber dem ersten Halbjahr 1992 mit 24,7% festzustellen. Auch im Bereich der "Gewaltdelikte" ist landesweit die Aufklärungsquote mit 21 % (1993) gegenüber 35% (1992) rückläufig.

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3.2.3 Tatorte I Kriminalgeographische Betrachtung:

Tatorte:

Auch hier gilt, wie unter Ziffer 3.1.3, daß nur eine Analyse für die Deliktsbereiche "Tötungsdelikte", "Brandanschläge", "Körperverletzungen", "Landfriedensbruch" und "Sachbeschädigungen mit Gewa/tanwendung" durchgeführt wurde. Danach ergibt sich folgende Verteilung der Straftaten:

0 Großstadt: 29,0%

0 Mittelstadt 25,8%

0 Kleinstadt /ländliche Gemeinde: 45,2 %.

Kriminalgeographische Betrachtung:

Rheinland-Pfalz: Für das gesamte Land Rheinland-Pfalz ergibt sich bei einer Bevölkerungszahl von 3.852.159 Einwohnern und 135 fremdenfeindlich motivierten Straftaten eine Häufigkeitszahl von 3,5.

e Regierungsbezirk Trier: Bei einem Anteil von 12,8 % der Wohnbevölkerung in Rheinland-Pfalz ereigneten sich insgesamt 9,6 % der Delikte im Bereich des Regie­ rungsbezirks Trier. Daraus ergibt sich eine Häufigkeitszahl von 2,6.

e Regierungsbezirk Koblenz: Bei einem Bevölkerungsanteil der Wohnbevölkerung in Rheinland-Pfalz von insgesamt 37,2 % ereigneten sich im Bereich des Regierungsbezirks Koblenz 34,8 % der Delikte. Daraus ergibt sich für den Bereich der Bezirksregierung Koblenz eine Häufigkeitszahl von 3,3.

e Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz: Im Bereich der Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz wohnen 50 % der Wohnbevölkerung des Landes Rheinland-Pfalz. Hier ereigneten sich 55,6 % der Delikte. Dies entspricht einer Häufigkeitszahl von 3.9.

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Regierungsbezirk Anteil an Anteil an Häufigkeits- Gesamtbe- fremdenfeind- zahl völkerung licher Gesamt- (Straftaten kriminalität in % pro 100.000 Einwohner)

Trier 12,8% 9.6% 2,6

Koblenz 37,2% 34,8% 3,3

Rheinhessen-Pfalz 50,0% 55,6% 3,9

• Polizeipräsidien: (auf der Grundlage der erweiterten örtlichen Zuständigkeit)

• Trier: Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Trier wohnen ca. 15 % der Wohnbevölkerung des Landes Rheinland-Pfalz. Hier ereigneten sich insgesamt 10,4 % der Delikte der fremdenfeindlich motivierten Straftaten im ersten Halbjahr 1993. Dies entspricht- bezogen auf die Einwohnerzahl - einer Häufigkeitszahl von 2,4.

• Koblenz: Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Koblenz wohnen ca. 31 % der Gesamtbevölkerung des Landes Rheinland-Pfalz. Hier ereigneten sich 28,9 % der fremdenfeindlichen Straftaten des Landes Rheinland-Pfalz im ersten Halbjahr 1993. Die Häufigkeitszahl hat hier einen Wert von 3,3.

• Mainz: Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Mainz wohnen ca. 20 % der Bevölkerung des Landes Rheinland-Pfal.z. Hier ereigneten sich 17 % der Straftaten. Daraus ergibt sich eine Häufigkeitszahl von 3,0.

• Kaiserslautern: Im überörtlichen Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Kai­ serslautern wohnen ca. 15 % der Gesamtbevölkerung des Landes Rheinland-Pfalz. Hier ereigneten sich 20 % der Straftaten. Daraus ergibt sich eine Häufigkeitszahl von 4,7.

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• Ludwigshafen: Im überörtlichen Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Lud­ wigshafen wohnen ca. 19 % der Gesamtbevölkerung des Landes Rheinland-Pfalz. Hier ereigneten sich insgesamt 23,7 % der gesamten fremdenfeindlichen Kriminalität des Landes Rheinland-Pfalz. Dies ergibt eine Häufigkeitszahl von 4,4.

Polizeipräsidien Bevölkerung im Straftaten an- Häufigkeitszahl überörtlichen teil Zuständigkeits- bereich

Trier 15,0% 10,4% 2,4

Koblenz 31,0% 28,9% 3,3

Mainz 20,0% 17,0% 3,0

Kaiserslautern 15,0 %' 20,0% 4,7

Ludwigshafen 19,0% 23,7% 4,4

Die oben dargestellte Kriminalitätsbelastung der Regierungsbezirke bzw. Po­ lizeipräsidien läßt erkennen, daß der Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz insgesamt über dem Landesdurchschnitt der Pro-Kopf-Belastung liegt.

Auch der Vergleich der einzelnen Polizeipräsidien mit ihrem erweiterten örtli• chen Zuständigkeitsbereich läßt für die Polizeipräsidien Trier, Koblenz und Mainz eine geringere Belastung erkennen, wobei die übrigen Polizeipräsidien über dem Wert des Landesdurchschnitts liegen.

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3.2.4 Tatzeit:

Die Analyse der Tatzeiten bezieht sich ebenfalls nur auf die unter Ziffer 3.1.3 genannten Deliktsbereiche. Folgende Verteilung ist festzustellen:

• Wochentag 06.00 bis 22.00 Uhr: 19,4% 22.00 bis 02.00 Uhr: 29,0% 02.00 bis 06.00 Uhr: 0,0 %;

• Wochenende 06.00 bis 22.00 Uhr: 25,8% 22.00 bis 02.00 Uhr: 19,4% 02.00 bis 06.00 Uhr: 3,5%

• unbekannt: 3,5 % .

3.2.5 Tatmittel:

Siehe hierzu Ziffer 3.1.5

3.2.6 Tatbegehung I Modus Operandi:

Siehe hierzu Ziffer 3.1.6

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3.2.7 Täterstrukturanalyse:

Landesweit konnten im ersten Halbjahr 1993 insgesamt 41 Tatverdächtige ermittelt werden (Vergleichszeitraum 1992: 77).

Festzustellen bleibt, daß es fast ausschließlich männliche Täter sind. Nur in ei­ nigen wenigen Fällen konnten auch weibliche Täterinnen registriert werden.

Prozentual läßt sich das wie folgt darstellen:

• Männliche Tatverdächtige 92,7% • weibliche " 7,3 % .

Altersstruktur:

Die ermittelten Tatverdächtigen in Rheinland-Pfalz verteilen sich auf die Alters- gruppenwie folgt:

• Bis 13 Jahre 7,3% • 14 bis 17 Jahre 36,6% • 18 bis 20 Jahre 19,5% • 21 bis 24 Jahre 12,2% • 25 bis 29 Jahre 12,2% • über 30 Jahre 12,2 % .

Altersstruktur der ermittelten Tatverdächtigen Land im I. Halbjahr 1993

IR -20

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Die Veränderung der Altersstruktur in der Begehung fremdenfeindlich motivierter Straftaten ist auch in Rheinland-Pfalz feststellbar. Der Anteil der bis 20-Jährigen betrug 1992 82% und bei den21- bis 24-Jährigen 14% und ist damit ebenfalls rückläufig, der Anteil der 25- bis 29-Jährigen und über 30-Jährigen betrug 1992 jeweils 2% und ist damit ansteigend.

Gruppen- I Organisationszugehörigkeit:

Zu den ermittelten Tatverdächtigen können hierzu folgende Aussagen getroffen werden:

• Rechtsextremistische Gruppen I Organisationen: 17,1% • Skinheads: keine Meldung eingegangen

• fremdenfeindliche Einstellung (ohne Zuordnung zu einer O(ganisation): 82,9 %.

Vorerkenntnisse:

Folgende Angaben zu Vorerkenntnissen können gemacht werden:

• politisch motivierte Straftaten: 4,9% • sonstige Straftaten: 14,6% • politisch motivierte und sonstige Straftaten 9,8% • ohne Vorerkenntnisse 70,7 % .

Anhand der Analyse der Universität Trier konnten vier Tätertypen festgestellt werden, die sich sowohl hinsichtlich der politischen und ideologischen Orientie­ rung als auch hinsichtlich der grundsätzlichen Gewaltbereitschaft unterscheiden.

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Im einzelnen handelt es sich hierbei um:

• die Mitläufer weisen weder ein ausgeprägtes rechtes oder rechtsextre­ mistisches Weltbild noch eine entsprechende verfestigte Ausländer- oder Fremdenfeindlichkeit auf. Die Jugendlichen kommen meist aus einem in­ takten Elternhaus. Sie haben sowohl eine abgeschlossene Schulausbil­ dung (Hauptschul- oder Realschulabschluß) als auch eine entsprechende Berufsausbildung (Facharbeiter, Handwerker usw.) und verfügen in der Regel über eine feste Arbeitsstelle. Vorstrafen sind nicht oder nur äußerst selten auszumachen. Gruppendynamische Prozesse (Konformitätsdruck, Solidaritätszwang, Imponiergehabe usw.) sind maßgeblich für ihre Gewalt­ bereitschaft und die Teilnahme an Gewalttaten.

• bei den kriminellen Jugendlichen ("Schläger") sind in der Regel ausge­ prägte "Negativ-Karrieren" sowohl im Privat- als auch im Berufsleben fest­ zustellen. Sie kommen meistens aus Problemfamilien und weisen einen hohen Anteil von Schulabbrechern mit unvollständiger oder abgebrochener Berufsausbildung auf. Sie sind mehr als die anderen Tätertypen von Ar­ beitslosigkeit betroffen. Die Jugendlichen sind wiederholt straffällig gewor­ den. Gewalttätigkeit ist ein Element der tätlichen Auseinandersetzung -zu­ nächst häufig ohne extremistische und fremdenfeindliche Ausrichtung -.

• Der Ausländerextremist I Ethnozentrist kommt eher aus sozial benach­ teiligten Verhältnissen und fürchtet und haßt Ausländer als Konkurrenten um knappe Ressourcen. Er vertritt keine festen rechtsextremistischen Vorstellungen und Ideologien und ist in der Regel nicht in rechtsextremisti­ schen Gruppierungen und Parteien als Mitglied zufinden. Viele dieser Ju­ gendlichen haben sich zwar den "Skins", den "Hooligans" usw. ange­ schlossen, grenzen sich aber von den im engeren Sinne rechtsextremisti­ schen Parteien und ihren Zielsetzungen ab. Gewalt gegenüber Fremden wird hier weniger durch rassistische und rechtsextremistische Ideologien legitimiert, sondern ist vielmehr durch das diffuse Gefühl der Benachteili­ gung, der Ungleichbehandlung "der Deutschen" gegenüber Ausländern und insbesondere gegen Asylbewerbern gekennzeichnet.

• Der politisch motivierte, rechtsextremistische oder rechtsradikale Täter mit höherem Bildungsabschluß und Kontakten zu rechtsextremisti­ schen Organisationen wirkt als Agitator und Antreiber. Grundsätzlich ver­ fügt er über eine ideologisch legitimierte, strategisch ausgerichtete und gefestigte Gewaltbereitschaft gegen konkrete Opfergruppen.

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4. Bewertung:

Nach den Taten von Hoyerswerda, Hünxe und Rosteck war jeweils ein Anstieg fremdenfeindlicher Straftaten über einen längeren Zeitraum hinweg zu verzeich­ nen.

Erstmals nach dem Brandanschlag in Mölln, Ende November 1992, bei dem drei türkische Staatsangehörige getötet wurden, war vermutlich aufgrund der breiten Ablehnung solcher Straftaten innerhalb der Bevölkerung ein leichter Rückgang fremdenfeindlicher Straftaten festzustellen.

Die Zeit nach Mölln war geprägt dtlrch sogenannte Lichterketten, Demonstratio­ nen und anderen, von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen durch­ geführte Aktionen gegen Fremdenhaß und für Ausländerintegration. An vielen Aktionen beteiligten sich mehrere hunderttausend Menschen.

Die Zahl der fremdenfeindlichen Straftaten ging von 1.158 im November 1992 auf 1.030 im Dezember 1992 und" über 614 im Januar 1993 bis auf 508 im Mai 1993 zurück. Auch in Rheinland-Pfalzwar nach den Ereignissen in Mölln mit ei­ nem Höchststand mit 46 Straftaten im Dezember 1992, seit Januar 1993 (25 Straftaten) bis Mai 1993 (9 Straftaten) ein Rückgang zu verzeichnen.

Die bisher folgenschwerste fremdenfeindliche Straftat, der Brandanschlag in So­ lingen am 29.05.1993, bei dem fünf türkische Staatsangehörige ums Leben ka­ men, zog jedoch erneut eine Welle fremdenfeindlicher Straftaten (Nachahmertaten) nach sich. Im Juni 1993 mußten bundesweit 1.479 Straftaten und landesweit 51 Straftaten gegenüber dem Mai 1993 mit bundesweit 508 Straftaten und landesweit 9 Straftaten registriert werden.

Der Brandanschlag von Solingen stieß zwar in der Bevölkerung auf eine ebenso breite Ablehnung wie die Tat von Mölln, eine gleichartige Vielzahl öffentlicher Aktionen, unter Beteiligung großer Anteile der Bevölkerung gegen Fremdenhaß, wie in den Monaten nach Mölln, war jedoch nicht zu verzeichnen. Stattdessen kam es nach Solingen zu gewalttätigen Ausschreitungen durch türkische Staatsangehörige, die in Art und Umfang eine neue Qualität erreichten. Die Ak­ tionen, welche zum Teil mehrere tausend Teilnehmer mobilisierten, reichten von verbalen Drohungen bis hin zu Straßenblockaden und Geschäftsplünderungen.

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Die bisherigen polizeilichen Lagebeurteilungen wurden durch die Ende Juni 1993 veröffentlichte Studie der Universität Trier "Fremdenfeind/iche Gewalt: Eine Analyse von Täterstrukturen und Eska/ationsprozessen" weitgehend tiestätigt. Das Ergebnis der Universität Trier verdeutlicht nochmals, daß frem­ denfeindlich motivierte Straftaten sehr oft Gruppendelikte sind. Die Taten wer­ den selten geplant, sie ergeben sich eher spontan aus Gruppenprozessen her­ aus (Eigendynamik durch Alkohol, rechte Musik, Nachahmung von medienmä• ßig herausgestellten Ereignissen). Eskalationsprozesse fremdenfeindlicher Ge­ walt scheinen vor allem ein Produkt von zahlreichen Interaktions- und Kommu­ nikationsprozessen zu sein. Hervorzuheben sind insbesondere Nach­ ahmungseffekte und medieninitiierte . Gewalttaten. Flächendeckende Me­ dienberichterstattung übernimmt eine wichtige Koordinierungs- und Informati­ onsfunktion zwischen den überwiegend lockeren und untereinander nicht ver­ netzen fremdenfeindlichen Gruppierungen. Die Medien sind für sie laut Studie die Informations- und Mobilisierungsquelle.

Die Entwicklung der Straftaten im ersten Halbjahr 1993 gibt keinen Hinweis auf eine Lageberuhigung. 1992 waren im Monatsdurchschnitt bundesweit 528 Straftaten und landesweit 15,5 Straftaten zu verzeichnen, während im Monats­ durchschnitt des ersten Halbjahres 1993 bundesweit 662 Straftaten und lan­ desweit 22,5 Straftaten gemeldet wurden. Der starke Anstieg der Straftaten vom Mai zum Juni fand im Juli mit bundesweit 495 Straftaten und landesweit 18 Straftaten keine Fortsetzung.

Den durch Nachahmungstäter verursachten Mobilisierungswellen kann mit poli­ zeilichen Mitteln kaum entgegengewirkt werden.

Eine Steuerung der fremdenfeindlichen Gewalttaten durch rechtsextremistische Organisationen bzw. feste Strukturen zwischen den ganz überwiegend im jewei­ ligen Wohnumfeld agierenden fremdenfeindlich motivierten Tätern sind bisher nicht nachweisbar.

Rechtsextremistische Gruppen liefern jedoch durch rechtsextremistische Propa­ ganda in Druckwerken, Videobändern und Tonträgern den fremdenfeindlich mo­ tivierten Tätern das "geistige Rüstzeug" für ihre fremdenfeindliche Einstellung. Die Stimulierung mit rechtsextremistischer Musik hat bei vielen Gewalttaten eine zentrale Rolle gespielt.

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Anmerkung

Anders dagegen ist es im Bereich der rechtsextremistischen Gruppierungen und Organisationen. Hier kann aufgrund der letzten Vorkommnisse nicht mehr ausgeschlossen werden, daß es offensichtlich Bestrebungen gibt, bundesweite Aktionen zu koordinieren, wobei modernste TelekommunikationsmiHel benutzt werden

Auch die Berichterstattung der Medien über herausragende rechtsextremisti­ sche Ereignisse bewirkt eher Nachahmungseffekte als Abschreckung (so auch die Studie der Universität Trier).

Die erheblich verstärkten Maßnahmen der Sicherheitsbehörden haben ebenso wie die zunehmend konsequente Ausschöpfung des Strafrahmens durch die Justiz zwar Verunsicherung in der gewaltbereiten Szene bewirkt, repressive und präventive Maßnahmen der Sicherheitsbehörden alleine reichen allerdings zur Bekämpfung dieses Kriminalitätsphänomens nicht aus.

Aus den Lagebildern Bund und Rheinland-Pfalz und den ergänzenden krimino­ logischen Auswertungen lassen sich einige wichtige Grundaussagen nochmals wie folgt zusammenfassen:

• Neben den Ereignissen in Hoyerswerda, Raslock und Mölln hatte auch Solingen eindeutig eine flächendeckende lnitialwirkung. Dies wird belegt durch die bundes- und landesweiten Steigerungsraten im Monat Juni 1993.

• Auch die Zunahme der fremdenfeindlich motivierten Gewaltkriminalität bleibt besorgniserregend. ln Rheinland-Pfalzwird dies belegt durch den Anstieg der Branddelikte und bundesweit durch die Vielzahl von Angriffen gegen Ausländer und Asylbewerber. Anzumerken bleibt, daß bei jedem Branddelikt die Folgen nicht abzuschätzen sind und es sehr oft vom Zufall abhängt, ob die Folgen gering bleiben oder so schwerwiegend sind wie in Mölln und Solingen.

• Die fremdenfeindliche Einstellung bleibt bei jungen Menschen besorgniser­ regend, obwohl eine Veränderung der Altersstruktur bei Tätern bis 20 Jah­ ren eingetreten ist bleibt diese Altersgruppe überrepräsentiert. Darüber hinaus ist eine Zunahme "älterer Tatverdächtiger" (bis 30 Jahre und dar­ über) festzustellen, wobei eine Vielzahl kriminogener Faktoren ursächlich sein dürfte.

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o Die überwiegende Zahl der fremdenfeindlich motivierten Straftaten wurde von Einzeltätern begangen.

o Es liegen bisher keine gesicherten polizeilichen Erkenntnisse dafür vor, daß fremdenfeindliche Aktionen zentral gesteuert oder von rechtsextremi­ stischen Organisationen gelenkt werden.

o Die kriminalgeographische Betrachtung ergibt, daß der überwiegende An­ teil der Straftaten in kleineren Städten und ländlichen Gemeinden began­ gen wird. Bei der Betrachtung der Tatzeit läßt sich ein Schwerpunkt an Wochenta­ gen in der Zeit von 22.00 bis OZ.OO.Uhr und an Wochenenden in der Zeit von 06.00 bis 22.00 Uhr erkennen.

o Es ist festzustellen, daß der überwiegende Anteil der Täter im unmittelba­ ren Wohnbereich agiert.

5. Prognose:

Auch vor dem Hintergrund der Fortsetzung der fremdenfeindlichen Kriminalität irn Jahre 1993 gibt es keine Anzeichen, die für eine Kurzfristigkeil dieses Ge­ samtphänomens sprechen. Es muß daher davon ausgegangen werden, daß die Begehung fremdenfeindlicher Kriminalität auch weiterhin sowohl bundes- als auch landesweit anhält. Daneben gewinnt die Auseinandersetzung zwischen Links- und Rechtsextremi­ sten sowie die Auseinandersetzung zwischen gewaltbereiten Ausländern und Rechtsextremisten ebenfalls bundesweit an Bedeutung (siehe Lagefortschrei­ bung "Fremdenfeindliche Kriminalität' Nr.: 48). Das sich unverändert darstel­ lende Kriminalitätslagebild fordert im Bereich der fremdenfeindlichen Kriminalität alle gesellschaftlichen Gruppen zu wirksamen Bekämpfungsmaßnahmen auf.

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