Jahresbericht der Hochschule für Musik und Theater München zum Studienjahr 2005/2006 Hochschule für Musik und Theater München Rektor Prof. Dr. Siegfried Mauser Arcisstraße 12 80333 München Tel. (089) 289-03 Fax (089) 289-27 419 www.musikhochschule-muenchen.de [email protected] Jahresbericht zum Studienjahr 2005/2006 Redaktionsstand: 1.10.2006 Zusammenstellung, Redaktion und nicht namentlich gezeichnete Texte: Dorothee Göbel M.A. Fotos (sofern nicht anders angegeben): Dorothee Göbel und Constanze Richter Verantwortlich für das Lehrerverzeichnis: Regina Eham Verantwortlich für die Meisterklassendiplome: Sabine Schwaiger Verantwortlich für das Studentenverzeichnis: Merike Steinert Grafi k und Gestaltung: Kay Fretwurst, Spreeau Werbung: Doris Forstner Herstellung: panta rhei Inhalt
Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr ...... 7
Texte aus dem Studienjahr Siegfried Mauser Zur Eröffnung des Studienjahrs 2005/06 – Rede anlässlich der Immatrikulationsfeier am 17. Oktober 2005 ...... 55 Ulrich Dibelius Die eigene Zeit als Partner – Immatrikulationsrede zur Eröffnung des Studienjahrs 2005/2006 am 17. Oktober 2005 ...... 61 Wolfgang Rihm / Siegfried Mauser Kompositionsunterricht heute – Wolfgang Rihm und Siegfried Mauser im Gespräch (18. Oktober 2005) ...... 66 Dorothee Göbel »ein bisschen phrasieren …« – Bericht vom Meisterkurs András Schiff am 14. November 2005 ...... 72 Edgar Krapp Begrüßung anlässlich des Gedenkkonzerts für Ansgar Janke am 12. Januar 2006 ...... 75 Edgar Krapp Begrüßung anlässlich des Abschiedskonzerts von Prof. Max Frey mit dem Madrigalchor der Hochschule am 19. Januar 2006 ...... 77 Nike Wagner Laudatio anlässlich der Verleihung einer Honorarprofessur der Hoch- schule für Musik und Theater München an András Schiff ...... 79 Bernd Redmann Dieter Acker als Kompositionslehrer ...... 84 Ulrich Kraus Vom Band zum Bit – 48 Jahre Tonstudio ...... 88 Berichte aus den Klassen und Abteilungen Erfolge und Engagements von Studierenden ...... 117 Max Frey Der Madrigalchor 2005/2006 ...... 143 Hans-Ulrich Schäfer-Lembeck / Klaus Mohr Lehrerfortbildung und Unterrichtsforschung – das MILU im Studienjahr 2005/06 ...... 145 Claus Bockmaier Jahresbericht des Musikwissenschaftlichen Instituts der Hochschule für Musik und Theater München ...... 152 Susanne Frintrop Jahresbericht der Hochschulbibliothek 2005/06 ...... 156
Verzeichnisse Meisterklassen- und Konzertdiplome im Studienjahr 2005/2006 ...... 163 Lehrkräfte der Hochschule für Musik und Theater München im Studienjahr 2005/2006 ...... 166 Studierende an der Hochschule für Musik und Theater München im Studienjahr 2005/2006 ...... 181 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
Die hier genannten Veranstaltungen, Konzerte und Ereignisse sind nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Jahresgeschehen in der Hochschule. Hochschul- konzerte, Vortragsabende, Klassenkonzerte, Orgelmatineen, Prüfungskon- zerte, Reihen wie »Junge Solisten an Siemens Standorten«, Matineen im Musikinstrumentenmuseum und weitere Veranstaltungen gaben den Stu- dierenden Gelegenheit, sich dem Publikum vorzustellen. Zugleich bieten sie aber auch den Freiraum, besondere programmatische Ideen und ungewöhn- liche Konzertkonzepte umzusetzen. Informationen zu den Veranstaltungen bietet der drei Mal jährlich erscheinende Veranstaltungskalender und – am aktuellsten – die website www.musikhochschule-muenchen.de.
01.09. † Prof. »… während seiner fast fünfundzwanzigjährigen Tätig- 2005 Hermann Michael keit an der Hochschule für Musik und Theater München – vom 1.10.1976 bis 30.9.2000 – hat Hermann Michael als Leiter des Hochschulorchesters und Professor für Orches- terdirigieren seine reichen Erfahrungen und Kenntnisse an unzählige Dirigierstudenten und Orchestermusiker unseres Hauses weitergegeben, die heute verantwortungsvolle Positionen im Musikleben haben. Für seine komponieren- den Kollegen und deren Schüler hat er sich in der Öffent- lichkeit immer wieder eingesetzt – die Hochschule ist ihm für sein Wirken zu großem Dank verpfl ichtet und wird sein Andenken in Ehren halten.« Aus dem Nachruf von Rektor Prof. Dr. Siegfried Mauser
01.10. Prof. Dr. Bernd Redmann als Professor für Musiktheorie und Gehörbildung 2005 berufen
Bernd Redmann
01.10. Neue Mitarbeiter: Dorothee Göbel M.A. (Leitung der Presse- und Öffent- 2005 lichkeitsarbeit), Yvonne Klein (Studentensekretariat und Prüfungsbüro) Rupert Reischhofer (Hausdienste)
9 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
17.10. Immatrikula- Max Reger Symphonische Fantasie und Fuge op. 57 2005 tionsfeier zur nach Dantes Inferno, Edgar Krapp (Orgel) · Begrüßung: Eröffnung des Rektor Prof. Dr. Siegfried Mauser* · Überreichung des Studienjahres DAAD-Preises 2005 für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender an den Japaner Tomoko Kirita (Trompete; Klasse Prof. Läubin) · Verleihung des Konstanze-Vernon-Stipendiums 2005 an Denis Piza- Ribeiro · Grußwort des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst: MR Herbert Hillig · Luciano Berio Sequenza III per voce solo Salome Kammer · Verleihung der Ehrensenatorenwürde an Prof. Ulrich Dibelius · Immatrikulationsrede »Die eigene Zeit Die im chronologi- als Partner«: Prof. Ulrich Dibelius* · Grußwort der Stu- schen Rückblick mit dentenvertretung: Julian Merkle, Studierender im Fach einem * bezeichneten Lehramt an Gymnasien · Robert Schumann Fünf Stücke Redetexte fi nden Sie im Jahresbericht im Volkston op. 102 für Violoncello und Klavier Nr. 1–3 wiedergegeben. Wen-Sinn Yang (Violoncello), Siegfried Mauser (Klavier)
18.10. Podiumsgespräch Verleihung des 15. Christoph und Stephan Kaske-Prei- 2005 Siegfried Mau- ses an Márton Illés ser – Wolfgang Wolfgang Rihm Klavierstück Nr. 6 »Bagatellen« Siegfried Rihm* Mauser (Klavier) · Laudatio: Prof. Dr. Siegfried Mauser · Siegfried Mauser und Wolfgang Rihm: Podiumsgespräch Márton Illés Ballada székler; Scene polidimensionali XII
20.10. Vernissage Leo- Skulpturen und Malerei »Inneres Universum – Dynamik 2005 nard Lorenz der Gegensätze«. Die Plastik Auferstehung steht mittlerwei- le als Dauerleihgabe eines ungenannten privaten Spenders im Südlichen Lichthof am Ende der großen Freitreppe.
Leonard Lorenz: Auferstehung
20.10. Kammerorchester Bei der Verleihung des Kulturpreises Bayern der E.ON 2005 der Hochschule Bayern AG musiziert das Kammerorchester unter Prof. Regens- Gottfried Schneider; einer der Preise geht an die Absol- burg ventin der Hochschule, die Sängerin Katerina Hebelkova.
10 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
24.10. Vorstandssitzung Gesellschaft Freunde der Hochschule für Musik und 2005 Theater München e.V.
24., 25., … così cantano Vier Abende mit Gerald Häußler (Bariton) und 27. und – Dozenten der Hans Stockmeier (Klavier), Fred Silla (Tenor) und 28.10. Hochschule auf Kilian Sprau (Klavier), Ulrike Martin (Mezzosopran), 2005 dem Podium Joseph Breinl (Klavier) und Wolfgang Gaag (Horn), Minari Urano (Bass) und Rume Urano (Klavier), Henriette Meyer-Ravenstein (Mezzosopran), Elisabeth Boström (Klavier), Achim Höppner (Schau- spiel) und Dominik Wilgenbus (Regie), Frieder Lang (Tenor) und Mizuko Uchida (Klavier) Das letzte Konzert der Reihe mit Sylvia Greenberg und Fenna Kügel (Sopran) und Céline Dutilly (Klavier) fi n- det am 7. November 2006 statt.
25.10. MIK – Musik im J.S. Bachs europäische Wurzeln. Orgelmusik aus 2005 Kunstareal Italien und den Niederlanden Alte Klasse Prof. Edgar Krapp und Studierende Pinakothek
26.10. Festakt zum In Zusammenarbeit mit der Partnerhochschule 2005 österreichischen Universität Mozarteum Salzburg Nationalfeiertag
29.10. Last Minute. Som- Inszenierung: Bálasz Várnai 2005 mergäste nach Produktion der Bayerischen Theaterakademie August Akademie- M. Gorki Everding und der Hochschule für Musik und Theater theater mit dem 4. Jahrgang des Studiengangs Regie
31.10. Orlandus-Lassus- Joanna Liberadzka (Klasse Prof. Storck) erhält das 2005 Stipendium Orlandus-Lassus-Stipendium von Rotary Munich Inter- national
Joanna Liberadzka
11 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
05.11. Carl Orff Car- Sigrid Plundrich (Sopran), Sebastian Schmid (Tenor), 2005 mina Burana. Matthias Ludwig (Bariton) und Olaf Dreßler, Fassung für zwei Tanja Wagner (Klavier), Augsburger Domsingknaben, Klaviere und Chor der Hochschule Schlagwerk Leitung: Sigrid Weigl und Oliver Pröll
07.11. Jazzviolin in Hannes Beckmann-Quartett und Studierende des 2005 Concert No. 6 Projekts Jazzimprovisation
08.11. Opernkonzert Öffentliches Intendantenvorsingen der Absolventen des 2005 Studiengangs Gesang/Musiktheater der Hochschule für Prinzre- Musik und Theater an der Bayerischen Theaterakademie genten- Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz theater Musikalische Leitung: Joachim Tschiedel
11.11. Schubertiade Vocalensembles von Franz Schubert 2005 Vocal-Solisten-Ensemble, Leitung: Prof. Frieder Lang
13.11. Ballett-Matinee Veranstaltung der Heinz-Bosl-Stiftung mit Studieren- 2005 und den der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik 20.11. und Theater München 2005 Leitung: Prof. Konstanze Vernon National- »… Und man staunte: Bei der Matinée im vollen Natio- theater naltheater brillierten wieder neue, wunderbare Talente.« (Isabel Winklbauer, AZ)
14.11. Meisterkurs Kla- Mit Studierenden der Klassen Prof. Massinger, 2005 vier András Schiff Prof. Wirssaladze, Prof. Höhenrieder, Prof. Pirner und Prof. Schäfer*
András Schiff und Rektor András Schiff mit (v. l.) Ju-Eun Lee, Julia Ito und Georg Roters Prof. Dr. Mauser
12 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
14.–16.11. Meisterkurs Harfe Abschlusskonzert am 16.11.2005 unter Mitwirkung 2005 Charlotte Bal- von Studierenden der Harfenklasse Prof. Helga Storck zereit
24.11. Orchesterkonzert B. Britten Variationen über ein Thema von Frank 2005 Bridge op. 10 · D. Schostakowitsch Kammersinfonie c-Moll op. 110a · P.I. Tschaikowsky Sextett »Souvenir de fl orence« op. 70 Georgisches Orchester Ingolstadt Leitung: Felix Spreng, David Kintsuraschwili, Henri Bonamy
25.11. Stimme plus … Hochschulkonzert mit Werken für Stimme und Instru- 2005 mentalisten in verschiedensten Besetzungen von J.S. Bach, L. Spohr, F. Lachner und M. Ravel Konzeption: Prof. Marianne Henkel und Prof. Dr. Edith Wiens
27.11. Kinderkonzert »Vom Schnee, der nicht schneien wollte …«. Musik 2005 aus Choreae vernales von Jan Novák Jungstudierende der Hochschulen München und Stuttgart Klavier, Konzept und Moderation: Dora Novak- Wilmington
28.11. Chormusik zum Vier- bis achtstimmige Kompositionen von Eccard, 2005 Advent – Schütz, Brahms, Kodály, Rachmaninoff, Poulenc, 2. Montagskon- Orbán, Misˇkinis, S wider, Høybye und Twardowski zert für gemischten Chor und Werke für Harfe solo Madrigalchor der Hochschule für Musik und Theater München Christoph Bielefeld (Harfe) Leitung: Prof. Max Frey
29.11. Adventsgottes- Mitwirkende: Choralschola der Hochschule, Schola 2005 dienst Gregoriana Monacensis, Kirchenmusikchor, Großer St. Boni- Hochschulchor faz
30.11. Marioara Trifan wird zur Honorarprofessorin ernannt 2005
13 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
30.11. MIK – Musik im Das Streichquartett in der Romantik 2005 Kunstareal Amira Quartett Neue (David Schultheiß, Miryam Nothelfer – Violine, Pinakothek Ines Wein – Viola, Antonio Clavijo Rojas –Violoncello)
01.12. Neue Mitarbeiterin: Sonja Herbrich (Büro des Rektors) 2005
05.12. Rektor und Die Rektoren und Kanzler der Bayerischen Kunsthoch- 2005 Kanzler bei schulen diskutieren mit Staatsminister Dr. Thomas Staatsminister Goppel das neue Hochschulgesetz. Dr. Goppel
05.12. Orchesterkonzert »BACH und heute« 2006 J S. Bach Brandenburgisches Konzert Nr. 3 BWV 1048 · Ph. Glass »Buczak« (4. Streichquartett; Satz 1) · J.S. Bach Konzert für 3 Violinen und Streicher D-Dur nach BWV 1064 · P.I. Tschaikowsky Sextett »Souvenir de fl orence« Kammerorchester der Hochschule für Musik und Theater München Leitung: Prof. Gottfried Schneider
06.12. MIK – Musik im Kammermusik des Hochbarock 2005 Kunstareal Studio für Historische Aufführungspraxis mit den Alte Klassen Mary Utiger, Christine Schornsheim, Kristin Pinakothek von der Goltz und Michael Schmidt-Casdorff Leitung: Prof. Mary Utiger
06.12. Entscheidung Das Bayerische Kabinett beschließt die Errichtung eines 2005 über Dokumenta- NS-Dokumentationszentrums auf dem Gelände des tionszentrum ehemaligen »Braunen Hauses« Ecke Brienner/Arcisstraße.
10.12. Vertrauen auf Produktion der Bayerischen Theaterakademie 2005 Irrtum. August Everding und der Hochschule für Musik und Akademie- Schauspiel nach Theater München mit dem 3. Jahrgang des Studien- theater Sophokles gangs Regie
12.12. Preisverleihung Festakt anlässlich der Verleihung des »Preises des Baye- 2005 rischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst für besondere Verdienste um die Internatio- nalisierung der bayerischen Hochschulen«
14 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
12.12. Preisverleihung an Prof. Dr. Mecke (Universität Passau), Prof. Dr. 2005 Dirscherl (Universität Passau), die Fachhochschule Ingolstadt und Prof. Dr. mult. Mastnak (Hochschule für Musik und Theater München; Sonderpreis »für die Ent- wicklung von Lehrveranstaltungen und die Forschung im Bereich interkultureller Musikpädagogik in Koopera- tion mit dem Shanghai Conservatory of Music«) »Die heute ausgezeichneten Projekte und Initiativen zei- gen, dass wir im Bereich der Internationalisierung der bayerischen Hochschulen auf dem richtigen Weg sind. Mein Dank gilt den Hochschulleitungen, den Professo- rinnen und Professoren, aber auch allen Mitarbeitern und Studierenden für ihren Beitrag, Bayern und seine Hochschulen in einem zusammenwachsenden Europa und in der Welt zu gestalten.« (aus der Laudatio von Staatsminister Prof. Dr. Thomas Goppel)
Die Preisträger Prof. Dr. Mauser, Staatsminister Quelle: Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Dr. Goppel, Prof. Dr. Sadlo, Prof. Dr. Schäfer-Lembeck und Prof. Dr. Schmitt beim anschließenden Emp- fang im Nördlichen Lichthof
12.12. Orgel plus … Werke von J.-J. Mouret, J. Chr. H. Rinck, H. Feller, 2005 Schlagzeug, L Vierne und P. Eben Blechbläser – Konzeption und Leitung: Prof. Edgar Krapp und Prof. 3. Montagskonzert Harald Feller
19.12. Vorstandssitzung Gesellschaft Freunde der Hochschule für Musik und 2005 Theater München e.V.
15 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
19.12. Orchesterkonzert W.A. Mozart Symphonie g-Moll KV 183 2005 des Hochschul- W.A. Mozart Sinfonia concertante Es-Dur KV 297 für Prinz- symphonie- Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Orchester regen- orchesters P. Hindemith Symphonie Mathis der Maler tentheater Giorgi Gwantseladze (Oboe), Iris Zell (Klarinette), Sachiyo Sakamoto (Horn) Lukas Gruber (Fagott) Hochschulsymphonieorchester Leitung: Prof. Bruno Weil »… wunderbare Musik [Sinfonia concertante], die im Prinzregententheater mit ausgezeichneten Solisten zu einem triumphalen Erfolg wurde. Nicht erst in den Variationen des Final-Satzes, aber da besonders, kon- zertierten die vier jungen Musiker in einer staunenswer- ten Lebendigkeit, Feinsinnigkeit und Klangschönheit. … Ob Kontrapunktik oder symphonische Steigerungen, Bläserglanz oder Holzbläser-Soli, Streicherglanz oder die Bewältigung heikler rhythmischer Aufgaben [bei Hindemith]– das Hochschulsymphonieorchester spielte inspiriert.« (Klaus Kalchschmid, SZ)
22.12. BOLOGNA- Die BOLOGNA-Beraterin der Hochschulrektorenkonfe- 2005 Beraterin renz informiert in einer ganztätigen Veranstaltung über Katrin Mayer die Umstellung der Studiengänge auf das Bachelor/ Master-System. Im weiteren Verlauf des Studienjahrs bilden die einzelnen Fachbereiche Arbeitsgruppen, die einer vom Senat eingesetzten Koordinierungskommis- sion berichten.
31.12. Prof. Ulrich Kraus Nach langjähriger Tätigkeit tritt Prof. Ulrich Kraus in den 2005 Ruhestand. Er berichtet in einem eigenen Beitrag in die- sem Jahresbericht über die Geschichte des Tonstudios an der Hochschule und ästhetische Fragen im Zusammen- hang mit den unterschiedlichen Produktionstechniken, die er im Laufe seiner langen Berufspraxis erlebt hat.
Dezember † Prof. Frau Professor Ursula Lentrodt unterrichtete vom 1. 2005 Ursula Lentrodt September 1957 bis zum 30. September 1983 an der Hochschule das Fach Harfe.
01.01. Neue Mitarbeiter: Brigitte Dzemla (Sekretariat Ballettakademie), Irene Mil- 2006 chert (Bibliothek) und Constanze Richter (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
16 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
12.01. Gedenkkonzert Begrüßung Prof. Edgar Krapp* · W.A. Mozart Klavier- 2006 Prof. Ansgar quartett g-Moll KV 478 · L.v. Beethoven 7 Variationen Janke über das Thema Bei Männern welche Liebe fühlen · F. Waxman Carmen Fantasie · A. Schönberg 6 kleine Klavierstücke op. 19 · E. Ysaye Sonate für Violine solo op. 27/4 Ayumi Janke (Klavier), Juki Manuela Janke (Violine), Andreas Janke (Viola), Adrian Janke (Violoncello) »Es dürfte eine so gut wie einmalige Konstellation sein, dass vier inzwischen erwachsene Geschwister absolute Höchstleistungen auf ihrem Instrument erbringen.« (Klaus Mohr, SZ)
Gedenkkonzert für Prof. Ansgar Janke
16.01. Ausstellungs- Die leuchtenden Bilder des 1952 in Aarau in der 2006 eröffnung Schweiz geborenen Künstlers entstehen in einem Peter Vögeli meist langsamen Prozess, Schicht auf Schicht; deutlich sind die übereinander gelagerten Farbschichten zu erkennen und werden so zum markanten Teil der fast monochromen Bilder Peter Vögelis.
Peter Vögeli und Dr. Alexander Krause
16.01. Konzert mit »Julius Reubke. Der Liszt-Schüler – ein vergessenes Genie« 2006 Werken von J. Reubke Sonate für Klavier b-Moll Julius Reubke J. Reubke Der 94ste Psalm. Sonate für Orgel Martin Rasch (Klavier), Edgar Krapp (Orgel) In Verbindung mit der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
17.01. Sitzung des Hochschulrats 2006
17 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
17.01. Grünes Licht für Das Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung 2006 die Sanierung des und Kunst publiziert unter diesem Titel eine Presse- Gebäudes mitteilung, die von der Hochschule mit Freude und »Luisenstraße Erleichterung aufgenommen wird. 37a« »Nach der anstehenden Sanierung des Gebäudes wer- den rund 80 Räume für Übungs- und Unterrichtszwe- cke sowie ein Hörsaal für multimediale Veranstaltungen zur Verfügung stehen. In die grundlegende Sanierung und den Umbau des Gebäudes investiert der Freistaat knapp 9 Millionen Euro. Mit einer Fertigstellung der Sanierungs- und Umbauarbeiten wird für das Jahr 2009 gerechnet.« (aus der Pressemitteilung des Ministeriums)
18.–22.01. Workshops Prof. Allen Cadwallader, University of Oberlin (Ohio), 2006 »Schenkerian unterrichtete am 18. und 19. einen Workshop »for Analysis« Beginners«, vom 20. bis 22. Januar »Advanced Studies in Schenkerian Analysis« für einen kleinen Kreis inter- national renommierter Vertreter der Musiktheorie und Musikwissenschaft. Leitung: Prof. Stefan Rohringer; in Verbindung mit der Gesellschaft für Musiktheorie
19.01. Chorkonzert Abschiedskonzert Prof. Max Frey* 2006 »Magnifi cat J.S. Bach Kantate Meine Seel erhebt den Herren BWV anima mea« 10 · J.S.Bach Triosonate V C-Dur BWV 529 · J.S. Bach Magnifi cat D-Dur BWV 243 Gesangssolisten der Hochschule, Peter Kofl er (Orgel), Madrigalchor der Hochschule, Barockorchester aus Studierenden der Klassen Prof. Mary Utiger und Prof. Christine Schornsheim und Gäste Leitung: Prof. Max Frey
Chorkonzert am 19.1.2006
18 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
21.01. J. Haydn Diplominszenierung: Eva Maria Höckmayr 2006 L’anima del Filo- Musikalische Leitung: Ulrich Nicolai Akade- sofo ossia Orfeo Arcis-Ensemble miethe- ed Euridice Produktion der Bayerischen Theaterakademie August ater Everding und der Hochschule für Musik und Theater mit dem Studiengang Regie »… eine packende, existenzialistische Deutung à la Sartre und Cocteau in den Farben Weiß, Rot und Schwarz.« (Klaus Kalchschmid, SZ)
24.01.– Klavierfestival Sieben Konzerte der Klassen Prof. Gitti Pirner, Prof. 03.02. Franz Massinger, Prof. Elisso Wirssaladze, Prof. Gerhard 2006 Oppitz, Prof. Yuka Imamine und Prof. Claude-France Journès, Prof. Michael Schäfer und Prof. Margarita Höhenrieder
29.01. W.A. Mozart Im Rahmen der Mozart-Festwochen 2006 der Bayeri- 2006 Die Gärtnerin schen Staatstheater Prinz- aus Liebe Inszenierung und Bühne: Christian Pöppelreiter regenten- Musikalische Leitung: Markus Poschner/Joachim Tschiedel theater Georgisches Kammerorchester Ingolstadt Produktion der Bayerischen Theaterakademie August Everding in Koproduktion mit dem Theater Ingolstadt, dem Georgischen Kammerorchester, dem Mainfranken- theater Würzburg und dem Studiengang Gesang/ Musiktheater der Hochschule für Musik und Theater »Es ist einfach eine helle Freude zu sehen, wie es diesem Regisseur und Pädagogen gelingt, jungen Sängern den Duktus, den Gestus der Musik aus der Kehle in den Körper zu übertragen.(…) Volles Haus, einhelliger Applaus.« (Beate Kayser, tz) »Jung, übermütig und in Sachen Liebe ganz nah dran an den von Mozart so sensibel in Töne gefassten Irrun- gen und Wirrungen agierte das Studentenensemble, mit dem Dirigent Markus Poschner und Regisseur Chris- tian Pöppelreiter wuchern durften.« (Gabriele Luster, Münchner Merkur) Die Gärtnerin aus Liebe Ivan Orescanin (Nardo), Anna Borchers (Sandrina) Foto: Lioba Schöneck
19 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
29.01. Odeon-Konzert – Beginn der Odeon-Konzerte mit einem neuem 2006 Serenaden Kooperationspartner, der Stiftung EUROPAMUSICALE. Im Jahr 2006 steht die Veranstaltungsreihe unter dem Titel »Mozart plus!« Neuer Veranstaltungsort ist die Allerheiligen Hofkirche in der Residenz, die Ausführen- den sind Professoren der Hochschule und Studierende der Meisterklassen. W.A. Mozart Divertimento D-Dur KV 131 · A. Schnitt- ke Moz-Art · J. Brahms Serenade D-Dur op. 11 Programmkonzeption: Prof. Ulf Rodenhäuser
30.01. MEMENTO – R. Schumann Streichquartett F-Dur op. 41/2 2006 Robert Schu- R. Schumann Märchenbilder für Viola und Klavier mann Kammer- op. 113 · R. Schumann Sonate für Violine und Klavier musikwerke Nr. 2 d-Moll op. 121 4. Montagskonzert Amira-Quartett; Nils Mönkemeyer (Viola), Jumi Sekiya (Klavier); David Schultheiß (Violine), Kae Shiraki (Klavier)
06.02. Abschiedskonzert Anlässlich der Verabschiedung* von Prof. Dr. Dieter 2006 für Prof. Acker in den Ruhestand wurden folgende seiner Wer- Dieter Acker ke musiziert: Sonate für Cembalo (2001) Andreas Skouras · Caprice pour harpe seule (1989) Christoph Bielefeld · Rilke-Sona- te für Violine und Klavier (1983) Klaus Schilde (Klavier),
Dieter Acker dankt Mitwirkenden und Publikum
20 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
06.02. Abschiedskonzert Gertrud Schilde (Violine) · Meditation für Violoncello 2006 für Prof. Dr. Die- und Klavier (2003) Reiner Ginzel (Violoncello), Gitti ter Acker Pirner (Klavier) · Sonate für Horn und Klavier Wolfgang Gaag (Horn), Nino Gurevitsch (Klavier) · Arkaden I für Violine und Klavier (1995) Anna Kandarischwili (Vio- line), Andreas Skouras (Klavier) · Spuren einer Tragödie (2001) für Klavier Michael Schneidt · Sonate für Posau- ne und Klavier (1997) Wolfram Arndt (Posaune), Gior- gio Hillebrand (Klavier) »Ackers verbindende Funktion in einer gemäßigten Moderne, seine Fähigkeit als Integrationsfi gur in der Hochschule, der Toleranz und Sensibilität erwiesen hat, kam insbesondere in dem viersätzigen Klavierwerk ›Spuren einer Tragödie‹, das Michael Schneidt mit Freu- de am Detail und einem Sinn für den Inhalt wiedergab, zum Ausdruck.« (nmz)
06.02. Benefi zkonzert J.S. Bach Kantate Meine Seel erhebt den Herren BWV 2006 Yehudi Menuhin 10 · J.S. Bach Magnifi cat D-Dur BWV 243 St. Live Music Now Madrigalchor und Kammerorchester der Hochschule Michael Leitung: Helmuth Rilling
Benefi zkonzert für Live Music Now Foto: Tilbert Weigel
21 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
08.02. Tag der offenen Das vielfältige Programm stieß auf lebhaftes Interesse 2006 Tür bei den zahlreichen Besuchern. U. a. wurde angeboten: Probe des Hochschulsymphonieorchesters unter Maestro Zubin Mehta (S. 23 oben), offener Instrumental- und Gesangsunterricht, »Schnupperkurse«, Führungen, Vor- träge, Diskussionen, Proben Hänsel und Gretel, Besichti- gung der Reaktorhalle mit Einführung in die Produktion Giulio Cesare, Information über die vielfältigen Ausbil- dungsangebote in Musik- und Theaterberufen und die hohe Qualität der Ausbildung. Besondere Höhepunkte
Impressionen vom Tag der offenen Tür
22 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
08.02. Tag der offenen waren das Konzert zu Ehren von Harald Genzmer (S. 23 2006 Tür Mitte rechts) und die Podiumsdiskussion (Andreas Kolb – nmz, Moderation, Ludwig Spaenle – Vorsitzender des Hochschulausschusses im Bayerischen Landtag, Michael Weidenhiller – Ministerialrat im Kultusministerium, Mar- tin Maria Krüger – Präsident des Deutschen Musikrats und Direktor des RSK, Prof. Dr. Hans-Ulrich Schäfer-Lem- beck und Prof. Dr. Siegfried Mauser – Musikhochschule München, Benedikt Ruf – Studentenvertretung) über die Zukunft der Musikausbildung in Bayern (S. 22 unten).
23 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
08.02. Tag der offenen »In ihren Schlussstatements klang der starke Wunsch 2006 Tür aller Teilnehmer nach einer intensiven musikalischen Bildung an, die nicht nur der Marktorientierung dienen dürfe, so Siegfried Mauser, sondern auch Visionen für die Gesellschaft entwickeln müsse. Michael Weidenhiller Hänsel und Gretel, Probe, vgl. 20.02. betonte, dass es auch Ziel sein müsse, die vielen Schulen Fotos: Regine Heiland abseits von Gymnasien und Realschulen nicht zu verges- sen, während Hans-Ulrich Schäfer-Lembeck für Weiter- bildungsangebote plädierte.« (Klaus Mohr, nmz)
24 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
09.02. G.F. Händel Opera seria in drei Akten 2006 Giulio Cesare Musikalische Leitung: Philipp Vogler Reaktor- Inszenierung: Stefan Spies halle Bühne und Licht: Stefan Staub Produktion des Studiengangs Gesang der Hochschule für Musik und Theater München und der Bayerischen Theaterakademie August Everding
v.l.n.r.: Wiebke Damboldt (Sesto), Hyuk Lee (Achilla), v.l.n.r.: Sebastian Campione Misaki Ono (Cornelia) Fotos: Johannes Seyerlein
11.02. Orchesterkonzert H. Berlioz Ouvertüre Le carnaval romain op. 9 2006 Hochschul- C. Saint-Saëns Klavierkonzert Nr. 2 g-Moll op. 22 Prinz- symphonieor- C. Saint-Saëns Arie aus Samson et Dalila · A. Thomas Arie regen- chester unter aus Mignon · M. Ravel Daphnis et Chloé (Suite Nr. 2) tenthe- Maestro Zubin Susanna Artzt (Klavier), Ann-Katrin Naidu (Sopran) ater Mehta Hochschulsymphonieorchester Leitung: Zubin Mehta Benefi zkonzert zugunsten des Indieninstituts »Zum unerwarteten Höhepunkt wurde dann aber Ravels zweite Suite aus › Daphnis et Chloé‹ . Hier trafen sich Mehtas Meisterschaft und das inspirierte Orchester zu einem ebenso farbigen wie animierten Klanggedicht, dessen › Danse générale‹ Society, Indienfans und Musik- jünger im Jubel vereinte.« (Klaus P. Richter, SZ)
Ann-Katrin Naidu und Zubin Mehta beide Fotos: Indieninstitut München
25 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
14.02. Musik und »Ich hab im Traum geweinet«. Zum 150. Todestag von 2006 Dichtung Robert Schumann und Heinrich Heine. Studierende der Kammermusikklasse Prof. Friedemann Berger, Manfred Ball (Sprecher)
16.02. Dozenten Werke von Rudi Spring, Wolfram Buchenberg, 2006 komponieren Harald Feller, Anton Ruppert, Kay Westermann und Markus Höring
17.02. Konzert des W. A. Mozart Divertimento D-Dur KV 334 2006 Kammer- R. Strauss Metamorphosen. Studie für 23 Solostreicher orchesters Leitung: Prof. Gottfried Schneider
18.02. Lear. Text von Diplominszenierung: Nora Bussenius 2006 W. Shakespeare Produktion der Bayerischen Theaterakademie Akademie August Everding und der Hochschule für Musik theater und Theater mit dem 3. Jahrgang des Studiengangs Regie
20.02. Vorstandssitzung Gesellschaft Freunde der Hochschule für Musik und 2006 Theater München e.V.
20.02. E. Humperdinck WERKSTATT SCHULMUSIK mit vier Aufführungen 2006 Hänsel und Gretel der Märchenoper in Toblach/Südtirol, Eggenfelden, Heinrichshofen und in München Regie: Doris Heinrichsen Solisten: Studierende der Gesangsklassen Schulmusiker-Orchester Dirigenten: Studierende der Klasse Prof. Christoph Adt »Das Ansinnen der Werkstatt Schulmusik, jeden Studierenden zumindest einmal im Studium öffent- lich dirigieren zu lassen, ist vorzüglich geglückt: Zwölf junge Anwärter beiderlei Geschlechts lösten sich in aller Stille ab und führten souverän das gro- ße Schulmusiker-Orchester, das dank homogenem Klangkörper den wundersamen Wald orchestral verlebendigte.« (Susanne Peters, Kreisbote)
26 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
21.02. ensemble okto- Olga Neuwirth (Österreich *1968) Marsyas II (2005) 2006 pus für musik Betty Oliveiro (Israel *1953) per viola (1993) · Ori- der moderne ol Cruixent (Spanien *1976) Wellen der Ewigkeit – Abschluss- (2001) Elliott Carter (USA *1908) Inner Song (1992) konzert zur Anno Schreier (Deutschland *1979) Metamorpho- Masterclass Junge sen (2005/06) · Steve Reich (USA *1936) New York Dirigenten treffen Counterpoint (1986) · Pierre Boulez (Frankreich *1925) Komponisten Dérive I (1984/rev. 1986) Leitung: Prof. Konstantia Gourzi
22.02. Vernissage 2006 Manus Hüller – Gemälde
Gemälde von Manus Hüller
22.–24.2. Tage der Kam- Jubilare im Kontext W.A. Mozart (*1756) – R. Schu- 2006 mermusik mann (†1856) – D. Schostakowitsch (*1906) An den drei Abenden erklangen die folgenden Werke: L.v. Beethoven Streichquartett D-Dur op. 18/3 D. Schostakowitsch Klaviertrio e-Moll op. 67 R. Schumann Klavierquartett Es-Dur op. 47 W. A. Mozart Klavierquartett Es-Dur KV 493 R. Schumann Streichquartett F-Dur op. 41/2 D. Schostakowitsch Streichquartett Nr. 10 As-Dur op. 118 · W.A. Mozart Oboenquartett F-Dur KV 370 D. Schostakowitsch Romanzen. Suite für Sopran und Klaviertrio op. 127 · L.v. Beethoven Klaviertrio B-Dur op. 97 Studierende der Kammermusikklassen der Hochschule Gesamtleitung: Prof. Friedemann Berger »Kammermusik aus einem Zeitraum von 250 Jahren, die den stilistischen Wandel in seiner jeweiligen Aktua- lität nachvollziehbar werden lassen. Die beiden Werke von Beethoven mit ihrer Balance expressiver und struk- tureller Elemente setzen einen verbindenden Rahmen und zugleich einen Maßstab für die Gattung Kammer- musik.« (Friedemann Berger)
27 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
26.02. Odeon-Konzert 2006 – Faschingskonzert
26.– Faschingskonzer- Ein fulminanter Erfolg waren auch dieses Jahr wieder 28.02. te der Studenten- die drei Faschingskonzerte der Studentenvertretung. 2006 vertretung Die Sketche, Nummern, Szenen und musikalischen Beiträge standen unter dem Thema »Mozart vor der Glotze«. Das Publikum feierte die Mitwirkenden begeis- tert – und die Studentenvertretung spendete aus den Einnahmen Z 10.000 für das »Projekt Luisenstraße«!
Zwei Szenen aus den Faschingskonzerten
04.03. Aribert Reimann Ein Liederfest mit Zwischenspielen 2006 Nacht zum Konzeption: Prof. Axel Bauni, Prof. Dr. Siegfried Mau- 70. Geburtstag ser und Prof. Klaus Schultz am 4. März 2006
Impressionen von der Aribert Reimann Nacht Fotos: Regine Heiland
28 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
04.03. Aribert Reimann In Verbindung mit der Bayerischen Akademie der Schö- 2006 Nacht nen Künste, dem Bayerischen Rundfunk, der Bayerischen Staatsoper und dem Staatstheater am Gärtnerplatz
Der besondere Reiz des Abends wird für alle Anwesenden mit dem dichten Schneeteppich verbunden bleiben, der im Laufe der Nacht ein besonderes Licht und ungewöhnliche Stille verbreitete. Foto: Bernd Nölle
29 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
04.03. »Wer in München zu solchem Ruhm gelangt wie der 2006 Opernkomponist von › Lear‹ und ›Troades‹ , darf sei- nen Geburtstag an der Isar feiern, auch wenn er ein eingefl eischter Berliner ist. Deshalb war die Hommage- Nacht der Hochschule für Musik und Theater zum 70. Geburstag von Aribert Reimann bestens legitimiert. Noch mehr, weil das exquisit komponierte Programm von Siegfried Mauser und Axel Bauni Spektrum und Spannweite des ganzen Reimann skizzierte.« (Klaus P. Richter, SZ)
30 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
04.03. »Mit nicht weniger als vierzehn Werken, darunter meh- 2006 reren Liederzyklen, entstand ein facettenreiches Bild des Komponisten, Pianisten, Liedbegleiters und Pädagogen Reimann. Als besonderes Schmankerl präsentierten die Veranstalter zu nachmitternächtlicher Stunde einen aus achtzehn kleinen Uraufführungen gefl ochtenen Geburtstagsstrauß, Klanggeschenke aus Reimanns weitem Freundes- und Schülerkreis von Wolfgang Rihm bis Jan Müller-Wieland, von Jörg Widmann bis Dieter Schnebel.« (Max Nyfeller, FAZ)
31 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
04.03. I. Strawinsky – Diplominszenierung: Cordula Jung 2006 Die Geschichte Musikalische Leitung: Ulrich Nicolai vom Soldaten Arcis-Ensemble Produktion der Bayerischen Theaterakademie August Everding und der Hochschule für Musik und Theater München mit dem Studiengang Regie »Verdienter Beifall für eine insgesamt sehr gelungene Produktion, die das hohe Niveau der Münchner Nach- wuchsarbeit zeigt.« (Sebastian Werr, SZ)
06.03. Yamaha- Markus Dlugosz (Klasse Prof. Adorján) erhält von Shi- 2006 Stipendium ro Fujita, Music Director Yamaha Music Central Europe GmbH, das Yamaha-Stipendium 2006
Die Hochschulleitung, der Stipendiat mit Prof. Adorján und Herr Shiro Fujita
07.03. Vorstands- und Gesellschaft Freunde der Hochschule für Musik und 2006 Kuratoriums- Theater e.V. sitzung
07.03.– FÜNFTES Mit Konzerten der Klassen Prof. Frieder Lang, Prof. Syl- 18.03. SÄNGERFORUM via Greenberg und Fenna Kügel, Prof. Helmut Deutsch, 2006 Prof. Wolfgang Brendel und Prof. Dr. Edith Wiens, Prof. Gabriele Fuchs, Klasse Prof. Josef Loibl und Gabriele Kaiser, Prof. Daphne Evangelatos, Prof. Rita Hirner-Lill und Prof. Maria de Francesca-Cavazza; den Liedklassen Prof. Juliane Banse, Prof. Céline Dutilly, Prof. Dr. Siegfried Mauser, Fritz Schwinghammer, Rudi Spring und Tobias Truniger
09.03. Mitglieder- Gesellschaft Freunde der Hochschule für Musik und 2006 versammlung Theater München e.V.
32 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
13.03. Von Mozart zu W. A. Mozart Konzert für Flöte, Harfe und Orchester 2006 Gubaidulina – C-Dur KV 299 · A. Rosetti Sonate für Harfe Es-Dur Nr. 5. Montagskonzert 2 · C.P.E. Bach Solo für Harfe Wq 132 · M. Glinka Vari- ationen über ein Thema von Mozart für Harfe solo · L. Spohr Potpourri über Themen aus Mozarts Zauberfl öte für Flöte und Harfe · W. Buchenberg 5 Phantastereien für Harfe · S. Gubaidulina Trio für Flöte, Viola und Harfe Garten von Freuden und Traurigkeiten Studierende der Klassen Prof. András Adorján, Prof. Helga Storck u.a. Konzept und Gesamtleitung: Prof. Helga Storck
13.03. Empfehlungen Die von Staatsminister Dr. Goppel im Sommer 2005 2006 Experten- eingesetzte Expertenkommission hatte den Auftrag, kommission Empfehlungen zur Musikhochschullandschaft in Bay- Musikhochschul- ern mit grundsätzlichen strukturellen Aussagen zur landschaft Bayern Standortproblematik sowie zu Fragen der Profi l- und Schwerpunktbildungen zu erarbeiten. Die Kommission überreichte ihre Vorschläge am 13.3.2006 dem Minis- ter, der brisante Kernsatz der Empfehlungen lautet: »Aufgrund der vorangehenden Darlegungen schließt die Komission die Fortführung einer Musikhochschule am Standort Augsburg aus.« Die Diskussion dieses Passus schlägt hohe Wellen, endgültige politische Entscheidungen stehen noch aus.
15.03. MIK – Kammermusik für Bläserquintett von F. Danzi, F. Lach- 2006 Musik im ner und P. Hindemith Städt. Kunstareal Einstudierung: Prof. Ulf Rodenhäuser Galerie im Len- bachhaus
22.03. Jochen Schölch erhält eine Honorarprofessur 2006
26.03. Odeon-Konzert – 2006 In Freundschaft Aller- heiligen Hofkirche
33 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
01.04. Mi-Kyung Lee zur Professorin 2006 für Violine ernannt
Prof. Mi-Kyung Lee Foto: Peter Adamik 01.04. Andreas Puhani zum Professor 2006 für Gehörbildung ernannt
Prof. Andreas Puhani
01.04. Nils Mönkemeyer (Viola) erhält den Deutschen Musikpreis 2006
09.– Münchner Die Hochschullehrer Profs. Ellermann (Violine), 16.04. Meisterkurse zur Dr. Mauser (Klavier/Musikwissenschaft), Schneider 2006 instrumentalen (Violine) und Yang (Violoncello) erarbeiteten mit Kammermusik in 19 Studierenden im Palazzo Ricci große Werke der Montepulciano Kammermusikliteratur, die am 14. sowie am 15. April in zwei Konzerten in Montepulciano und Sarteano sowie eine Woche später im Kultur- und Bildungszentrum Kloster Seeon aufgeführt wurden. Mit Unterstützung der Dorian-Stiftung
20.04. G. F. Händel Serse Inszenierung: Balász Várnai 2006 Produktion der Bayerischen Theaterakademie August Everding und der Hochschule für Musik und Theater mit dem Studiengang Regie
34 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
21.04. Besichtigung des Staatsminister Bernd Neumann, Beauftragter für Kunst 2006 möglichen und Medien im Berliner Kanzleramt, besichtigt mit Geländes für NS- dem Bayerischen Kultusminister Siegfried Schneider, Dokumentations- der Münchner Kulturreferentin Lydia Hartl und dem zentrum Leiter des Kuratoriums für den Aufbau des Dokumen- tationszentrum, Theo Waigel, den geplanten Standort für das Münchner Zentrum zur Dokumentation der Geschichte des Nationalsozialismus. Die Hochschule ist durch Kanzler Dr. Alexander Krause vertreten.
v.l.n.r.: Dr. Krause, Minister Schneider, Dr. Hartl, Minister Neumann, Theo Waigel Foto: Haag
23.04. Ballett-Matinee Veranstaltung der Heinz-Bosl-Stiftung mit Studierenden 2006 der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und 30.04. Theater München 2006 Leitung: Prof. Konstanze Vernon »Die Matinee der Heinz-Bosl-Stiftung garantiert volles Haus. Sogar Kultusminister Thomas Goppel sah sich diesmal an, was die Eleven vom Mini- bis zum fertigen Bühnenkünstler bei Konstanze Vernon lernen. Tendus und Pas de Chat, ausgeführt von süßen Ballettratten sind ja auch ein wun- derbares Schauspiel.« (Isabel Winklbauer, AZ) »Wenn Konstanze Vernons 150 (!) Ballettstudenten in der Matinee ihrer Heinz-Bosl-Stiftung Unterrichtskostpro- ben zeigen, dann macht diese hochästhetische und – selbst bei den kleinsten › Ratten‹ – uhrwerkspräzise ablaufende Folge von Exercicen jeder Gala Konkurrenz.« (Malve Gradinger, Münchner Merkur)
35 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
24.04. J. Haydn Gastspiel der Partnerhochschule F. Chopin Warschau 2006 Il mondo della (Solisten) und des F. Chopin Musikschulverbunds in luna Warschau Gefördert von der Bayerischen Einigung/Bayerische Kulturstiftung e.V. Karl Graf Spreti Sonderfonds, vom Adam-Mickiewicz-Institut aus den Mitteln des Kul- turministeriums der Republik Polen im Rahmen des »Deutsch-Polnischen Jahres 2005/2006« »Mit zwei oder drei Requisiten und vor allem den prächti- gen Kostümen … entspann die Regisseurin Jitka Stolkalska eine enorm dicht gefl ochtene Story, gleichermaßen versteh- bar und spannungsvoll.« (Johannes Rubner, SZ)
Il mondo della luna Foto: Ewa Modestowicz
28.04. † Prof. Im Alter von 94 Jahren starb der Dirigent und Kompo- 2006 Jan Koetsier nist Jan Koetsier. »Von 1966 bis 1976 bildete Jan Koetsier als Professor für Orchesterdirigieren den Dirigentennachwuchs aus und leitete das Hochschulorchester. (…) Jan Koetsier gehört zu den › Gründervätern‹ der Blechbläser-Kammermusik – sei- ne anspruchsvollen Werke haben dieses Genre im 20. Jahr- hundert erst eigentlich begründet. Sein Engagement für die Blechbläser-Kammermusik führte 1993 zur Gründung einer eigenen Stiftung, die Jan Koetsier 1999 der Hochschule für Musik und Theater München übergab. Stiftungszweck ist die Förderung der Studierenden in den Fächern Trompete, Horn, Posaune und Tuba, die Pfl ege der Blechbläser-Kam- mermusik und die Ausrichtung des Internationalen Jan Koetsier-Wettbewerbs, der in den letzten Jahren zu hervor- ragenden künstlerischen Leistungen führte. Dass die Blechbläser-Kammermusik an unserer Hoch- schule in den letzten Jahren besondere Bedeutung erlangt hat, ist nicht zuletzt den Anstrengungen von Jan Koetsier zu danken, der immer wieder Mittel und Wege fand, Hochschule wie Studierende tatkräftig zu unterstützen. Die Hochschulgemeinschaft trauert um den Kollegen, Jan Koetsier Lehrer und Förderer Jan Koetsier.« Aus dem Nachruf von Prof. Dr. Siegfried Mauser
36 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
30.04. »Der zerstreute Kinder spielen und komponieren für Kinder 2006 Komponist und Leitung: Dora Nowak-Wilmington die Bären-Sinfo- nie«
30.04. Odeon-Konzert – 2006 Mozart und seine böhmischen Vettern
03.05. Vernissage Neue Ölbilder, Pastelle und Temperaarbeiten – ent- 2006 Sigrid Hofer standen aus Musikerlebnissen »Die wunderliche Musik«
Sigrid Hofer vor dem Zyklus zu Henzes 7. Symphonie
03.05. Mozart auf der Die 27 Klavierkonzerte in Salzburg, Seeon, Wasserburg 2006 Reise nach Mün- und München (1. Abend in München) mit den Kon- chen zerten D-Dur KV 541, Es-Dur KV 482, d-Moll KV 466 und D-Dur KV 537 Solisten: Paris Tsenikoglo, Tatiana Aleksandrova, Hisako Yoshikawa, You-Hyun Lee Münchner Symphoniker Leitung: Florian Erdl und Thomas Schäfer »Mit vier verschiedenen Spielorten in Salzburg, Wasser- burg, Seeon und München versucht die Reihe › Mozart auf der Reise nach München‹ , eine der vielen Reiserou- ten des Komponisten nachzuzeichnen. › Der Aufwand ist groß‹ , sagt der Münchner Klavierprofessor Franz Massinger, › aber dass man hier alle Klavierkonzerte nebeneinander hören konnte, dürfte schon einige Jahr- zehnte zurückliegen.‹« (Johannes Rubner, SZ)
37 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
05.05. Musik im Erstmals war die KinderUni in diesem Semester zu Gast 2006 Wunderland – an Münchner Kunsthochschulen. »Wie entführt uns Die KinderUNI Mozart ins Reich der Töne?« Auf diese Frage suchten Dr. in der Musik- Claus Bockmaier und Kilian Sprau gemeinsam mit 500 hochschule Kindern zwischen 8 und 12 Jahren die richtige Antwort – große Resonanz bei den jungen Studierenden! »Die Vorlesung war wieder super interessant, und sie hat bestimmt nicht nur mir sehr gut gefallen. Besonders gut fand ich die vielen Musikstücke, die uns vorgespielt und auch erklärt wurden.« (Kinderreporterin Madeleine Zimmermann, Münchner Merkur)
Kilian Sprau, Daniela Arnu (BR) und Dr. Claus Bockmaier (v. l. n. r.) 09.–11.05. Die Gitarrenmusik Vortrag, Konzert und Workshop 2006 von Fernando Sor Leitung: Matthias Kläger In Verbindung mit dem Instituto Cervantes
38 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
11.05. Meisterkurs Flöte Abschlusskonzert mit Studierenden der Klassen 2006 Prof. Yossi Arn- Prof. András Adorján und Prof. Marianne Henkel, heim, Tel Aviv Yossi Arnheim (Flöte) und Iris Rub-Levi (Klavier)
Yossi Arnheim und Irit Rub-Levi
11.–15.05. 3. Barocktage des Vorträge von Ralf Popken und Dr. Claus Bockmaier, 2006 Studios für Workshops mit Ralf Popken (Altus) und Michael Historische Auf- Schmidt-Casdorff (Traverso), Kammermusikkonzerte, führungspraxis – u.a. mit Werken der Klassik auf historischen Instru- 6. Montagskonzert menten, ein Kinderkonzert, das Musikalische Opfer von J.S. Bach und zwei Orchesterkonzerte standen in diesem Jahr auf dem reichhaltigen Programm der 3. Barocktage des Studios für Historische Aufführungs- praxis. Leitung: Prof. Christine Schornsheim und Prof. Mary Utiger Kinderkonzert Margit Kovács (Cembalo) und Rebecca Ferri
39 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
11.–15.05. 3. Barocktage des »Wenn sich München langsam doch noch zu einem 2006 Studios für neuen Zentrum für die Alte Musik mausert, dann liegt Historische Auf- das nicht zuletzt am Einsatz der Musikhochschule und führungspraxis – dem dortigen Studio für historische Aufführungspra- 6. Montagskonzert xis.« (Johannes Rubner, SZ extra) Mit Unterstützung der Gesellschaft Freunde der Hoch- schule München e.V.
oben links: Münchner Cammer-Music; Eindrücke vom Kinderkonzert
40 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
12.05. P. I. Tschaikowski Lyrische Szenen in drei Akten 2006 Eugen Onegin Musikalische Leitung: Ulrich Nicolai Inszenierung: Florentine Klepper Orchester der Hochschule für Musik und Theater München und Mitglieder des Orchesters des RSK München Koproduktion der Bayerischen Theaterakademie August Everding mit dem Opernhaus Halle/Saale und dem Pfalztheater Kaiserlautern mit dem Studiengang Gesang/Musiktheater der Hochschule für Musik und Theater »Ein ehrgeiziges Unternehmen: … insgesamt achtbar bewältigt. Chor und Orchester sorgten sich unter der anfeuernden Leitung von Ulrich Nicolai um Dramatik und Empfi ndung. Und auch den Sängern der Haupt- partien merkte man an, wie sehr ihnen das Stück am Herzen liegen muss.« (Volker Boser, AZ) »Eine erstaunliche Leistung.« (Beate Kayer, tz)
vorne links : Antonio Yang ( Jewgeni Onegin ) – vorne rechts : Ida Wallén (Tatjana) Foto: Wolfgang Silveri
41 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
13.05. Barcode Musiktheater in drei Teilen für 2 Sänger, 2 Schauspie- 2006 (Uraufführung) ler, 8 Chorsolisten, 2 Turntablisten, 4 Turntables und Live-Elektronik Idee und Text: Cornel Franz Diplominszenierung: Nilufar Katharina Münzing Koproduktion der Münchener Biennale und der Hoch- schule für Musik und Theater München mit dem 4. Jahr- gang des Studiengangs Regie in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Theaterakademie August Everding »… fulminantes Hochspannungsmusiktheater … Die Musik von › Barcode‹ ist ein scheinbar im Moment entstehendes Riesengebirge aus Rhythmus, Klang, Farbe und Zitat … Atemlos, glitzernd, schillernd toll.« (Egbert Tholl, SZ) »Da traute sich die Biennale einmal an die wirklich zeitgenössische Musik, nicht nur an die im Biotop gezüchtete. Ein wunderbar waghalsiges, geglücktes, hoffentlich nicht einmaliges Experiment, das nicht nur verdient, sondern auch absolut das Zeug dazu hätte, jenseits des üblichen Spezialistenzirkels Begeisterung zu wecken.« (Thomas Willmann, tz)
16.05. András Schiff Festakt anlässlich der Verleihung einer Honorarprofes- 2006 wird Honorar- sur der Hochschule für Musik und Theater München professor an den Pianisten András Schiff R. Schumann Märchenbilder op. 113 für Viola und Klavier Hariolf Schlichtig (Viola), András Schiff (Kla- vier) · Begrüßung durch den Rektor der Hochschule · L.v. Beethoven Klaviersonate C-Dur op. 2/3 – Ju-Eun Lee · Verleihung der Urkunde: Staatsminister Dr. Tho- mas Goppel · Laudatio: Dr. Nike Wagner* · J.S. Bach Klavierwerke – András Schiff
Laudatorin Dr. Nike Wagner Staatsminister Dr. Thomas Goppel Professor András Schiff Fotos: Regine Heiland
42 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
16.05. I. Strawinsky Konzertante Fassung für Gesangssolisten und sieben 2006 Die Nachtigall Instrumentalisten/Die Nachtigall im Hohen Lied. Jüdi- sche Psalm-, Hohelied- und Kaddischvertonungen Leitung: Hans Christian Hauser
Die Nachtigall, halbszenisch in der Reaktorhalle
17.05. Meisterkurs 2006 András Schiff
20.05. Falk Richter Inszenierung: Jochen Schölch 2006 Electronic City Produktion der Bayerischen Theaterakademie mit dem 3. Jahrgang des Studiengangs Schauspiel der Hoch- schule für Musik und Theater München
43 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
27.05. † Prof. Dr. h. c. »Nach langer, schwerer Krankheit starb der Kompo- 2006 Dieter Acker nist und Hochschullehrer Dieter Acker am 27.5.2006 in München. 1940 in Hermannstadt (Siebenbürgen/ Rumänien) geboren, studierte Dieter Acker an der Klausenburger Musikhochschule, an der er später als Dozent für Komposition und musiktheoretische Fächer wirkte. 1969 siedelte er in die BRD über, wo er zunächst von 1969–72 am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf und dann ab 1972 an der Münchner Musikhochschule – seit 1976 mit einer Professur für Komposition und Theorie – lehrte. Dieter Acker wurde mehrfach mit internationalen und deutschen Kompo- sitionspreisen ausgezeichnet. Sein Werkverzeichnis vermerkt annähernd 200 Kompositionen (Symphonien, Instrumentalkonzerte, Kammermusik in verschiedens- ten Besetzungen, Solokompositionen, Klavier- und Orgelwerke, solistische Vokalmusik und Chorwerke sowie einen Einakter). Zahlreiche Rundfunkaufnahmen und -sendungen, CDs und Druckausgaben dokumen- tieren sein breites Schaffen.« Aus dem Nachruf von Prof. Dr. Siegfried Mauser Erinnerungen von Dieter Ackers Schüler Bernd Red- mann fi nden Sie auf S. 84 ff. »Entstanden ist … ein Werk, in dem sich alle Gattun- gen und Besetzungen fi nden, das sich Moden verwei- gert und trotzdem oder gerade deswegen ganz in der Gegenwart steht.« (Stephan Schmitt, nmz 1/2006, anlässlich des 65. Geburtstags von Dieter Acker)
27.05. Lange Nacht Auf lebhaftes Interesse stieß das Angebot der Hoch- 2006 der Musik schule im Rahmen der »Langen Nacht der Musik«. In einem Orchesterkonzert spielten die Münchner Sym- phoniker unter Henri Bonamy bzw. Martin Hannus Beethovens Sinfonie Nr. 7, Erscheinung des Jupiter von Michael B. Weiss und die Jupiter-Sinfonie von W.A. Mozart. Parallel dazu gab es ein buntes Programm im Kleinen Konzertsaal, das viele Zuhörer fand.
28.05. Odeon-Konzert – 2006 Bläservirtuosen
44 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
31.05. Chorkonzert J. Brahms Ein deutsches Requiem op. 45 2006 Carolina Ullrich (Sopran), Christian Eberl (Bariton) St. Joseph Chor der Hochschule, Mitglieder des UniversitätsChors München Münchner Symphoniker Leitung: Sigrid Weigl und Oliver Pröll
01.06. MIK – Musik »… ein mondsüchtiges und folkloristisches Konzert« 2006 im Kunstareal A. Schönberg Pierrot Lunaire op. 21 mit Jazzimprovisa- Pinako- tionen · L. Berio Folk Songs thek der Salome Kammer (Gesang), Anja Katharina Müllich, Moderne Ruby Hughes, Katrin Silja Kurz (Sprechstimmen), Maria Baptist (Klavier) ensemble oktopus für musik der moderne Leitung: Prof. Konstantia Gourzi »Neben der Sopranistin Salome Kammer, die bei ihrem Berio-Solopart grandios zwischen amerikanischem Understatement, sizilianischer Vitalität und aserbaid- schanischem Temperament changierte, beeindruckten Anja Katharina Müllich, Ruby Hughes und Katrin Silja Kurz mit virtuosen Schönberg-Partien an der Grenze zwischen expressiver Gesang- und Sprechstimme. Gourzi und ihr Ensemble begleiteten mit viel Gespür für Farbe, Dynamik und Tempowechsel.« (Ulrich Möller-Arnsberg, SZ)
Foto: Norbert Banik
45 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
06.– Münchner Meis- mit Prof. Margo Garrett und Prof. Brian Zeger von der 10.06. terkurs Gesang Juilliard School, New York, und Prof. Rudolf Piernay 2006 (Guildhall School of Music, London) Mit Unterstützung der Gesellschaft Freunde der Hoch- schule e.V. und der Petritz-Stiftung
(v. l. n. r.) Brian Zeger, Margo Garrett und Rudolf Piernay
06.06. Beginn archäologi- Zur Vorbereitung des NS-Dokumentationszentrums 2006 scher Grabungen beginnen archäologische Grabungen, bei denen geklärt werden soll, ob auf dem Gelände des ehemaligen »Braunen Hauses« unter denkmalpfl egerischem Aspekt erhaltenswerte Fundamente liegen.
09.06. Christoph Biele- 2006 feld (Harfe) erhält den Reinl-Preis 2006
46 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
21.06. Dunkel ist der Inszenierung: Nora Bussenius 2006 Weltraum Produktion der Bayerischen Theaterakademie August Akademie- Everding mit dem 3. Jahrgang des Studiengangs Regie theater der Hochschule für Musik und Theater
25.06. Odeon-Konzert – 2006 Für Saiten- instrumente
26.06.– Eignungsprüfung Von 1027 Bewerbern (ohne Schauspiel, Regie, Musical, 01.07. Diplomstudien- Lichtgestaltung, Maskenbild und Ballett) haben 145 2006 gänge die Eignungsprüfung bestanden, 127 wurden an der Hochschule aufgenommen.
28.– Workshop 30.06. Songwriting 2006 Konstantin Wecker Konstantin Wecker mit den Kursteilnehmern
02.07. »Musica Europa« Das Ensemble »Contra Brass München« der Münchner 2006 Hochschule musiziert gemeinsam mit einem Brass Quin- Regens- tett der Franz Liszt Akademie Budapest auf der Schwim- burg menden Bühne beim Kulturfest »Musica Europa« in der Altstadt Regensburg. Leitung: Prof. Josef Steinböck
»Brass Open Air«
47 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
03.07. Chorkonzert J.S. Bach Kantate Wir danken dir, Gott BWV 29 2006 I. Strawinsky Psalmensinfonie · W. A. Mozart Requi- em KV 626 (Fassung Maunder) Solisten: Studierende der Hochschule für Musik und Theater Chor der Hochschule für Musik, Georgisches Kammer- orchester Leitung: Maria Benyumova, Christian Fischer, Florian Helgath
06.07. Abschlusskonzert Abschlusskonzert am 30.06.2006 mit Vertonungen 2006 Workshop und Liedinterpretationen, die während des Workshops Songwriting erarbeitet wurden Konstantin Wecker
48 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
07.07. Mozart auf der Die 27 Klavierkonzerte in Salzburg, Seeon, Wasserburg 2006 Reise nach und München (2. Abend in München) mit den Kon- München zerten C-Dur KV 246, B-Dur KV 238, A-Dur KV 414 und C-Dur KV 415 Solisten: Lauriane Follanier, Lilian Akopova, Ju-Eun Lee und Anna Buchberger Kammerorchester der Hochschule Leitung: Prof. Gottfried Schneider
Solistin: Anna Buchberger
10.07. Rimshot and 20 Jahre Schlagzeugklasse Prof. Dr. Peter Sadlo. Wer- 2006 co. – ke von Minas Borboudakis, Mauricio Kagel, Bill 7. Montagskonzert Molenhof, Andy Pape, Matthias Schmitt, Libor Sima und David Mancini
Anton Ruppert mit Studierenden (v. l. n. r.) Rudolf Schnabel, Edgar Krapp, A. R. (v. l. n. r.) Profs. Drs. Schmitt, Göschl, Mauser
11.07. 2006 Verabschiedung ausscheidender Dozenten
49 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
12.07. Vorstandssitzung Gesellschaft Freunde der Hochschule für Musik und 2006 Theater München e.V.
12.07. Deep Blue Sieben symphonische Dichtungen über das »zweite 2006 Element«. Uraufführungen der Kompositionsklasse Prof. Dr. Enjott Schneider Schulmusiker-Orchester der Hochschule Leitung: Studierende der Klasse Prof. Christoph Adt
13.07. MIK – Musik im »Ein Jüngling liebt ein Mädchen …«. Texte von Hein- 2006 Kunstareal rich Heine und Musik für Harfe solo von L. Spohr, Schack- Johann L. Dussek, E. Paris-Alvars und F. Godefroid Galerie Manfred Ball (Rezitation), Kirsten Ecke (Harfe)
13.07. C. Goldoni Inszenierung und Bühne: Mario Holetzeck 2006 Krach in Chi- Produktion der Bayerischen Theaterakademie August oggia Everding mit dem 3. Jahrgang des Studiengangs Schau- spiel der Hochschule für Musik und Theater
14.07. JOMS Konzert des Jugendorchesters an der Hochschule für 2006 Musik und Theater München W.A. Mozart Ouvertüre zur Zauberfl öte M. Hertenstein Concertino für Piccolofl öte und Kam- merorchester · P.I. Tschaikowsky Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35, 1. Satz · J. Haydn Kon- zert für Violoncello und Orchester D-Dur · L. Ander- son Fiddle Faddle für großes Orchester Philipp Jundt (Piccolofl öte), Manuel Druminski (Violi- ne), Elias Grandy (Violoncello) Leitung: Martina Bauer
Solist: Manuel Druminski
50 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
15.07. Odeon-Konzert 2006 – Open Air Innenhof Nachtkonzert der Glyp- tothek
17.–22.7. Eignungs- Von 134 Bewerbern haben 31 Kandidaten für das 2006 prüfungen Lehramt am Gymnasium und 14 Kandidaten für das Lehramt Lehramt Grund-, Haupt- und Realschule die Eignungs- prüfung bestanden und wurden an die Hochschule aufgenommen.
27.07. Staatsminister 2006 Dr. Goppel überreicht Ballett- Abschlussdiplome
51 Chronologischer Rückblick auf das Studienjahr
27.07. Bayerische Treffen der Rektoren bayerischer Musikhochschulen 2006 Musikhochschul- bei Staatsminister Dr. Goppel zur endgültigen Ent- landschaft scheidung über die Zukunft der Bayerischen Musik- hochschullandschaft
28.07. † Prof. Prof. Wilhelmi war vom 01.10.1996 bis 30.09.2005 2006 Wolfgang Wil- Lehrbeauftragter im Fach Horn an der Hochschule für helmi Musik und Theater München. Die Hochschule wird Prof. Wilhelmi ein ehrendes Andenken bewahren.
01.– Meisterkurs Komposition mit Josef Anton Riedl 03.08. 2006
07.– Münchner Meisterkurs Klavierduo 09.08. Yaara Tal/Andreas Groethuysen 2006
Eignungsprü- Bei den Eignungsprüfungen zur Aufnahme im Studien- fungen in den jahr 2006/07 gab es folgende Bewerberzahlen und Kooperations- aufgenommene Studierende: studiengängen Regie: 45 Kandidaten, davon 4 aufgenommen; Musi- Regie, Musical, cal: 175 Kandidaten, davon 10 aufgenommen; Schau- Schauspiel, Licht- spiel: jährlich um die 700 Kandidaten, von denen etwa gestaltung und 10 aufgenommen werden; Maskenbild: jährlich um die Maskenbild 80 Bewerber, von denen 10 aufgenommen werden. Im Studiengang Lichtgestaltung wurde keine Eignungs- prüfung durchgeführt.
30.8.– ARD-Wettbe- Beim diesjährigen ARD-Wettbewerb errangen Stu- 15.9.2006 werb mit Münch- dierende der Münchner Hochschule für Musik und ner Preisträgern Theater in den beiden Gesangsfächern (Oper und Lied) hervorragende Plätze: Yun Mo Yang (Bariton; Meisterklasse Prof. Daphne Evangelatos) erhielt den ersten Preis im Fach Oper. Zweite Preise erhielten im Fach Lied Roxana Constantinescu (Mezzosopran; Meisterklasse Prof. Dr. Edith Wiens) und Carolina Ullrich (Sopran, Klasse Prof. Edith Wiens; ein erster Preis wurde in diesem Fach nicht vergeben).
52 Texte aus dem Studienjahr
Zur Eröffnung des Studienjahres
Zur Eröffnung des Studienjahrs 2005/06 Rede anlässlich der Immatrikulationsfeier am 17. Oktober 2005 Prof. Dr. Siegfried Mauser
Liebe Erstsemester, liebe Studierende der Hochschule, meine sehr verehrten Damen und Herren, nach diesem grandiosen »Höllenritt« [der Rektor bezieht sich auf die von Edgar Krapp interpretierte Symphonische Fantasie und Fuge nach Dante op. 57 von Max REGER] darf ich Sie als Rektor der Hochschule sehr herzlich zur heutigen Immat- rikulationsfeier begrüßen. Dass mein erster Gruß den neu aufgenommenen Studierenden gilt, ist durch- aus beabsichtigt: Wir haben uns zu dieser Immatrikulationsfeier hier versammelt, um dem Beginn Ihres Studiums einen offi ziellen Rahmen zu geben – nachdem Sie die Formalia schon vollzogen haben. Für Sie ist es das erste Semester an unserer Hochschule. Sie treten in einen neu- en Lebensabschnitt ein und haben dafür ein besonderes Jahr in der Geschichte der Hochschule gewählt: 2005 jährt sich die Gründung unseres »Ausbildungsin- stituts für Musik« – ich verwende hier bewusst eine neutrale Formulierung – zum 175. Mal. Wir freuen uns, dass musikalische Ausbildung auf hohem Niveau in München auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Pünktlich zu diesem Anlass ist nach langen Vorarbeiten der erste Band der umfangreichen »Geschich- te der Hochschule für Musik und Theater München« erschienen. Er umfasst die Gründung im Jahr 1830 als Central-Singschule in der Dompfarrschule, den Auf- stieg zum Königlichen Konservatorium 1846, zur Königlichen Musikschule als Staatsanstalt 1874 und zur Staatlichen Akademie der Tonkunst 1924 und endet 1945, nachdem das Odeon, das damalige Institutsgebäude, im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war. Der von Prof. Dr. Stephan Schmitt herausgegebene Band mit Beiträgen von Robert Münster, Christa Jost, Bernd Edelmann, Klaus-Jürgen Seidel, Stephan Schmitt und Alexander Krause ist im Verlag Schneider Tutzing erschienen und wird hiermit Ihrer Aufmerksamkeit anempfohlen – es handelt sich um ein Stück (Münchner) Musikgeschichte zum Nachlesen, denn immer- hin verbinden sich mit der Hochschule so bekannte Namen wie Wagner, Reger, Pfi tzner, Rheinberger, Orff und natürlich der Jubilar im Jahr 2005, Karl Amadeus
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Hartmann. Die Bibliothek der Hochschule hat anlässlich des 175-jährigen Jubilä- ums eine Ausstellung im Foyer des Südlichen Lichthofs im 1. Stock vorbereitet – herzlichen Dank, Frau Frintrop! Sie alle sind dazu eingeladen, die Zeit anhand einiger interessanter Exponate Revue passieren zu lassen. Selbst wenn ich nicht alle Gäste persönlich begrüßen kann, so möchte ich doch Herrn Prof. Dibelius willkommen heißen. Ich darf Sie, lieber Herr Dibeli- us, heute mit der Ehrensenatorenwürde der Hochschule auszeichnen und danke Ihnen für die Bereitschaft, die heutige Immatrikulationsrede zu halten. Ausdrücklich begrüßen möchte ich aber auch die Delegation der Tokyo Gakugei University unter der Leitung ihres Vizepräsidenten Dr. Nakaji Masayuki; unsere Institutionen haben im vergangenen Jahr eine Partnerschaft beschlossen, die dem wissenschaftlichen und künstlerischen Austausch dienen soll. Die Delegation aus Japan steht stellvertretend für die verschiedenen internationalen Kontakte der Hochschule, sei es durch bilaterale Abkommen oder durch gemeinsame Aktivi- täten im Rahmen des Sokrates/Erasmus-Programms. Genannt seien hier nur eini- ge: das Conservatoire national supérieur de musique et de danse Paris, das Con- servatoire national supérieur de musique et de danse Lyon, das Conservatorio di Musica Giuseppe Verdi Mailand, das College Conservatory of Music der University of Cincinnati, die Musikhochschule Franz Liszt in Budapest oder die Universität Mozarteum Salzburg. Unabhängig von einer international geprägten Studenten- schaft – etwa 30 % unserer Studierenden sind Ausländer – sehen wir in diesen Verbindungen unseren Beitrag zur »Globalisierung«, die in diesen kultur- und bil- dungsspezifi schen Bereichen durchaus positive Seiten repräsentiert. Die Immatrikulationsfeier gibt der Hochschule immer wieder erneut die Mög- lichkeit, sich ihrer eigenen Aufgaben und Verpfl ichtungen bewusst zu werden und diese in der Öffentlichkeit zu vertreten. Bevor ich einige Akzente und Schwer- punkte aus der Arbeit des vergangenen Studienjahres beleuchte, möchte ich Sie jedoch um einen Moment des Gedenkens bitten. Im Oktober letzten Jahres starb Prof. Hagen Wangenheim, der in seiner langen Unterrichtspraxis zahlreiche Oboisten an unserer Hochschule ausgebildet hat. Im März 2005 verlor die Hochschule einen engagierten Förderer, Dr. Arno Puhlmann, den langjährigen Vorsitzenden des Kuratoriums der Freunde der Hochschule e.V., der für die Belange der Hochschule immer ein offenes Ohr hat- te und uns mit Rat und Hilfe zur Seite stand. Hochherzigerweise hat seine Witwe anlässlich der Trauerfeier gebeten, die Hochschule fi nanziell zu bedenken. Der Pianist Prof. Ansgar Janke, der seit 1968 – 37 Jahre lang – als Dozent an der Hochschule für Musik und Theater München gewirkt hat, verstarb kurz vor
56 Zur Eröffnung des Studienjahres dem Eintritt in den Ruhestand im März dieses Jahres. In seiner langen Tätigkeit hat er zahlreiche Studierende unterrichtet, betreut und beraten. Im Juni trauerten wir um Raimund Elleder, der mit großem Engagement an der Hochschule als Korrepetitor gewirkt hat. Am 1. September verstarb nach langer Krankheit Prof. Hermann Michael. Als Leiter des Hochschulorchesters und Professor für Orchesterdirigieren hat er in seiner fast 25-jährigen Tätigkeit an der Hochschule seine reichen Erfahrungen und Kenntnisse an unzählige Dirigierstudenten und Orchestermusiker unseres Hauses weitergegeben, die heute verantwortungsvolle Positionen im Musikleben haben. Für seine komponierenden Kollegen und deren Schüler hat er sich in der Öffentlichkeit immer wieder eingesetzt. Ich darf Sie bitten, sich zum Gedenken an die Verstorbenen von Ihren Plätzen zu erheben – ich danke Ihnen! Im Studienjahr 2005/06 haben eine Vielzahl von Studierenden Meisterklas- sen- und Konzertdiplome sowie Staatsexamina abgelegt und wurden in eine berufl iche Zukunft entlassen – dass der Einstieg in den Beruf gerade unter den heutigen Auspizien nicht einfach ist, wissen wir alle; unser Bestreben ist es, unse- re Studierenden so gut, vielfältig und auch berufsbildspezifi sch auszubilden wie möglich, damit sie sich den auf sie zukommenden Anforderungen stellen können. Unsere besten Wünsche begleiten die Absolventen der Hochschule! Für die geleistete Arbeit – im Lehrbetrieb, in den Gremien, in der Verwal- tung – danke ich an dieser Stelle ausdrücklich den Kollegen dieses Hauses, den Mitarbeitern der Verwaltung und nicht zuletzt meinen Kollegen im Leitungsteam, Prof. Daphne Evangelatos, Prof. Edgar Krapp, Prof. Dr. Stephan Schmitt und Kanzler Dr. Alexander Krause sowie meiner persönlichen Referentin Dorothee Göbel. Mein Dank geht aber auch an die Mitglieder des Hochschulrats, die unse- re Arbeit mit kritischem Sachinteresse und fachkundigem Rat begleiten. Erst im Zusammenwirken aller Kräfte sind wir in der Lage, unseren Ausbildungsauftrag zu erfüllen und eine zukunftsorientierte, innovative Hochschule zu entfalten. Die Chronologie des Studienjahres 2004/05 ist im Jahresbericht festgehalten und soll hier nicht wiederholt werden. Höhepunkte setzten Meisterkurse des isra- elischen Komponisten Yinam Leef, des Pianisten Leon Fleischer, des Klavierduos Tal/Groethuysen oder Aufführungen wie beispielsweise Hartmanns Kurzopern Das Wachsfi gurenkabinett – anlässlich der Eröffnung des Hartmann-Jahres 2005 durch Staatsminister Dr. Goppel ganz offi ziell als Beitrag der Musikhochschule gewür- digt. Akzente setzten aber auch die vielen Konzertveranstaltungen im Großen und Kleinen Konzertsaal, »Musik im Kunstareal« in den benachbarten Museen,
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Barocktage, Klavierfestival und Sängerforum, Kammermusiktage, die von der Stu- dentenvertretung organisierten Faschingskonzerte – um nur einige Schwerpunkte herauszugreifen. Die Fülle der Veranstaltungen ist ein Abbild der Ausbildungssitu- ation an unserer Hochschule und zeigt die Vielfalt des Studienprogramms. Die erfreuliche Zusammenarbeit mit der Bayerischen Theaterakademie August Everding unter ihrem Präsidenten Prof. Christoph Albrecht darf ich auch in die- sem Jahr hervorheben. Hochschule »für Musik und Theater« können wir uns mit Fug und Recht deshalb nennen, weil die Bühnenausbildung unserer Studie- renden im Rahmen der Kooperation mit der Theaterakademie gewährleistet ist. Zahlreiche Aufführungen im Prinzregententheater (Großes Haus und Akade- mietheater) zeugen von der erfolgreichen Ausbildungsarbeit. Ausdrücklich möchte ich an dieser Stelle für die Unterstützung unseres Hauses durch unseren Dienstherrn, das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, vor allem Staatsminister Dr. Goppel, Ministerialdirigent Toni Schmid und Ministerialrat Herbert Hillig, den ich hier ganz herzlich begrü- ße, danken. Sie haben uns in Zeiten knapper werdender staatlicher Mittel immer wieder das Gefühl gegeben, dass die Ausbildung des künstlerischen Nachwuchses eine hohe Priorität genießt. Leider stößt diese Unterstützung bei der Finanzierung unseres Gebäudes Luisenstr. 37a noch immer an ihre Grenzen. Seit nunmehr sechs Jahren warten wir auf die staatlichen Mittel, obwohl wir – auch unter mei- nem Vorgänger – alles erdenklich Mögliche getan haben, um mit eigenen, aber auch Drittmitteln die dringend erforderliche Generalsanierung dieses technisch völlig maroden Gebäudes in Angriff zu nehmen. Lehrer und Studierende haben durch Benefi zkonzerte, Privatleute und Firmen durch Raumpatenschaften zur ers- ten Finanzierung beigetragen. Der Staat sollte die Chance endlich nutzen, nicht nur für unser Haus dringend benötigte Übe- und Unterrichtsräume zu schaffen, sondern auch das Carl Orff Auditorium und die Reaktorhalle zu wichtigen Spiel- stätten für München auszubauen. Das Geld hierfür müsste eigentlich vorhanden sein, wie die Renovierungen der Musikhochschule Würzburg, aber auch Neubau- ten für die Sammlung Brandhorst und die Filmhochschule zeigen. Die Politik hat mit dem Bologna-Prozess den Auftrag zur Umstellung der Studien- gänge auf das Bachelor/Master-System vorgegeben. Die praktische Umsetzung – hier sind wir mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Hochschulrektorenkonferenz der Musikhochschulen in enger Verbindung – wird noch viel Energie und Kraft kosten. Beherrschendes zweites Thema außerhalb der eigentlichen Hochschularbeit im Unterrichtsbetrieb ist nach wie vor die Umgestaltung der Bayerischen Musik- hochschullandschaft. Die Zusammenarbeit mit dem Richard Strauss-Konserva-
58 Zur Eröffnung des Studienjahres torium wurde im vergangenen Jahr intensiviert; Ziel der Träger sowie auch der beteiligten Institutionen ist die Überführung des RSK in die Münchner Hoch- schule für Musik und Theater zum Studienjahr 2007/08, schon jetzt wird auf verschiedenen Ebenen zusammengearbeitet. Auch in der Öffentlichkeit wurde die Möglichkeit diskutiert, den Standort Augsburg der Musikhochschule Nürnberg-Augsburg der Münchner Musikhoch- schule zuzuordnen. Das diesbezügliche Konzept, das nach längeren Verhandlungen von den Leitungen der bayerischen Musikhochschulen erarbeitet und im Dezem- ber 2004 dem Ministerium vorgelegt wurde, erwies sich als nicht umsetzbar. Die von Staatsminister Dr. Goppel eingesetzte Evaluierungskommission – vergleichbar der Mittelstraß-Kommission bei den bayerischen Universitäten – hat kürzlich alle bayerischen Musikhochschulen besucht, um sich ein eigenes Bild zu machen. Die Vorschläge der Kommission sind noch unveröffentlicht – ich hoffe zuversichtlich, Ihnen hierzu im kommenden Jahr Konkretes berichten zu können. Ganz herzlich darf ich mich bei denjenigen bedanken, die die Arbeit der Hoch- schule tatkräftig unterstützen. Zu nennen ist an erster Stelle die Gesellschaft Freunde der Hochschule für Musik und Theater München e.V., die sich unermüdlich für die Belange der Hochschule einsetzt; den ersten Vorsitzenden, Herrn Michael Roßnagl, darf ich gerne hier begrüßen. Mein Dank geht dabei gleichermaßen an Mitglieder, Vorstand wie Kuratorium – die immer wieder ein offenes Ohr für die Wünsche und Fragen der Hochschule hatten! Aber auch die Petritz-Stiftung, Jan Koetsier-Stiftung, Christl und Klaus Haack-Stiftung, GEMA-Stiftung, Franz-Grothe-Stiftung, Gast- Stiftung, Domgraf-Fassbaender Stiftung, Mark-Lothar-Stiftung, Professor Dr. Joachim und Annemarie Zahn-Stiftung, Frau Friederike Dotzauer, die Firma Giesecke & Dev- rient und der Rotary Club Munich-International haben die Arbeit der Hochschule großzügig gefördert oder gezielt einzelne Studierende durch Stipendien unterstützt. Ich darf in diesem Zusammenhang die Empfänger folgender Stipendien verlesen: Das Stipendium des Rotary Club Munich International geht an die Harfenis- tin Joanna Liberadzka. Das Konstanze-Vernon-Stipendium 2005 geht an Denis Piza-Ribeiro. Ich habe außerdem die Freude, dem Studierenden Tomoki Kirita, Meisterschü- ler von Prof. Hannes Läubin, den DAAD-Preis 2005 für hervorragende Leis- tungen ausländischer Studierender zu überreichen. Herzlichen Glückwunsch! Vielleicht haben Sie sich gefragt, wieso im Foyer der Hochschule Stolpersteine liegen. Es geht dabei um die »Erste Station« in München der von Gunter Demnig in über 100 Städten und Gemeinden verlegten Steine. Bitte verstehen Sie die-
59 Texte aus dem Studienjahr se von Peter Weismann ausgeführte Installation durchaus als »Programm«: Die künstlerische Arbeit der Hochschule fi ndet nicht im luftleeren Raum statt; wir sind eingebunden in die gesellschaftlichen und politischen Strömungen unserer Zeit, aber auch der Vergangenheit. 60 Jahre Kriegsende – im ehemaligen »Führerbau« verbindet sich damit ein besonderer Auftrag zu kritischer Refl exion und Erinnerung – nicht nur im musikalischen Rahmen wie beispielsweise bei der Hartmann-Nacht im Februar 2005. Als Projekt des Studiengangs Regie 1. Jahrgang wurde zum 8. Mai 2005 die Klanginstallation »Vom Deutschen Hören« in den Räumen der Hochschu- le gestaltet; im Nördlichen Lichthof schloss gestern die Ausstellung »Überle- benshunger« – der Versuch, Geschichte mit künstlerischen Mitteln erfahrbar zu machen –, die während der letzten Wochen zahlreiche gerade auch junge Besu- cher sahen. In diesem Zusammenhang darf ich Sie auf das Bändchen Arcisstra- ße 12 (Allitera Verlag, München 2005) hinweisen, in dem Alexander Krause, der Kanzler der Hochschule, die wechselvolle und zum Teil unheilvolle Geschichte dieses Hauses und unserer Postadresse recherchiert hat; Auseinandersetzung ist nur mit dem möglich, von dem man weiß, was und wie es war. Zu dieser Aus- einandersetzung – aber auch zur Auseinandersetzung mit der Bildenden Kunst überhaupt, zu der wir durch Ausstellungen in unseren Räumen immer wieder Anregung geben möchten – lade ich Sie alle sehr herzlich ein. In den Ruhestand getreten sind zum Ende des letzten Studienjahres die Profes- soren Walter Nothas, Ernö Sebestyén, Othmar Thann, Klaus Trumpf und Frau Prof. Rita Hirner-Lill. Einige der ausscheidenden Dozenten führen ihre Studie- renden im Lehrauftrag noch bis zum Examen oder überbrücken dankenswerter- weise die Zeit bis zum Abschluss neuer Berufungen. Ebenfalls in den Ruhestand getreten ist Dr. Klaus-Jürgen Seidel, dessen Referat Presse- und Öffentlichkeitsar- beit nun von Dorothee Göbel verantwortet wird. Die Vorstellung der neuen Kollegen habe ich mir bis zuletzt aufgespart. Salome Kammer und Prof. Wen-Sinn Yang werden im weiteren Verlauf des Vormittags ihre »musikalische Visitenkarte« abgeben. Der kürzlich berufene Prof. Dr. Bernd Redmann, der an der Hochschule das Fach Theorie und Gehörbildung vertritt, wird sich Ihnen gleich selbst vorstellen. Ihnen, liebe Erstsemester, Studierende und Kollegen, wünsche ich einen guten Start ins Semester und ein gutes Studienjahr, Ihnen, liebe Gäste, einen anregen- den, interessanten Vormittag! Zu dem anschließenden Empfang im Nördlichen Lichthof lade ich Sie ganz herzlich ein und hoffe auf gute Gespräche!
60 Die eigene Zeit als Partner
Die eigene Zeit als Partner Immatrikulationsrede zur Eröffnung des Studienjahrs 2005/2006 am 17.10.2006 Ulrich Dibelius
Jede Generation hört anders. Diese Behauptung lässt sich zwar weder medizi- nisch-physiologisch noch tiefschürfend psychologisch, auch nicht physikalisch- akustisch durch irgendwelche speziellen Versuchsanordnungen belegen. Aber zieht man die musikhistorische Entwicklung zu Rate, so wird doch bald klar, dass jede Epoche andere Hörinteressen, nämlich ihre ganz eigenen Präferenzen für bestimmte Elemente im klanglichen Geschehen gehabt haben muss. Da gab es schon um 1600 den Umschwung von hochstilisierter Mehrstimmigkeit zur Aufmerksamkeit auf die einzelne Linie mit einem hinzugefügten Accompagna- to parallel zum Aufkommen der Gattung Oper. Dann im Barock gehorchte die Kontrapunktik genau wie die Solosonate einem entwickelteren Verständnis für harmonische Stufen-Fortgänge und Rückungen. Daraus resultierte in Vorklassik und Klassik ziemlich konsequent das duale dialektische Prinzip der Gegensätze, also eine vorher unbekannte Dynamisierung der innermusikalischen Verläufe mit neu entdeckten Steigerungs- und Entspannungsmomenten, überhaupt einer durchgreifenden Dramatisierung. Auf einmal mischte sich in diesen Prozess er- weiterter Aussagemöglichkeiten die Klangfarbe, das Austarieren instrumentaler Mixturen als zusätzliche Attraktion ein und lieferte im 19. Jahrhundert neue Modellierungs-Komponenten für romantische Ausdrucksbedürfnisse. Selbst- verständlich wirkte dabei auch die geschärfte, emanzipierte Harmonik mit und kumulierte bald in Tendenzen zu völliger Grenzaufhebung und ersatzweisen Al- ternativstrukturen von Zwölfton bis Serialismus. Allerdings wurden solche theo- rielastigen Ordnungsschemata jeweils konterkariert durch mehr oder weniger deutliche Rückgriffe auf liberalere und bereits erprobte Stilmuster. Was ich mit diesem Schnelldurchgang durch die wechselnden Epochen eini- germaßen anschaulich machen will, ist der auslösende Steuerungsvorgang durch die sich wandelnden Hörerwartungen und veränderten Klangvorstellungen der Komponisten. Es ist eben nicht so, wie man aus objektivierter Sicht mei- nen könnte, dass da bloß eine Evolution der Kompositionstechnik stattgefunden hätte. Sicher lässt sich dies de facto ablesen. Jedoch primär hat die Neugier der jeweils nächstjüngeren Komponistengeneration auf ein anderes, unverbrauchtes, subjektiv imaginiertes Hören, auf noch unbekannte Klangwelten und sinnliche
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Erfahrungen den Ausschlag gegeben. Ich möchte Ihnen allen, ob Sie den Studien- gang an dieser Hochschule nun schon länger verfolgen oder erst heute damit beginnen, die oft unterschätzte und durch das stoffgebundene Lernen verdrängte, vorrangige Wichtigkeit dessen, was Musik eigentlich ist, bewusst machen: Musik nämlich als ein schwer begreifbares, kaum zu fassendes akustisches Phänomen von wunderbarer, freilich asemantischer Sprachkraft. Allein die hörbare Erschei- nung, das Erleben dieser real tönenden und zeitabhängig fl üchtigen Materie genießt die oberste Priorität bei jederart bindender Beschäftigung mit ihr. Sie ist die essenzielle Basis des berufl ichen Umgangs mit der Klangkunst; Noten, Parti- turen, wissenschaftliche Erkenntnis, Analyse und Lehrbücher sind dagegen nur Hilfsmittel. Sehen Sie, es wurden Hunderte von Harmonielehren verfasst. Ich will ihren Gebrauchswert und ihre methodische Stichhaltigkeit nicht schmälern. Aller- dings ist eine Harmonielehre für sich genommen so nutzlos wie ein Auto ohne Räder. Denn sie sagt nichts über die anderen, zumindest ebenbürtigen Kompo- nenten: über Rhythmik, über Klangfarbe oder Instrumentation, über Melodik, die Hüllkurve der Lautstärken oder gar eine gerichtete Verteilung im Raum. Gut, man nähert sich dem Ganzen durch separierte, hinführende Studien am Detail. Aber solche Abspaltungen sind deshalb gefährlich, weil sie die Empirik einer tatsächlichen Begegnung mit gehörten, komplexeren akustischen Erschei- nungen aushebeln. Kein Klang aus unserer täglichen Umwelt, die man, statt sie abwehrend zu erleiden, lieber sondierend wahrnehmen sollte – denn sie prägt das jeweils aktuelle Hörbewusstsein entscheidend mit –, kommt ja ohne die ergän- zend dazugehörigen Parameter von Tonhöhe, Dynamik, Rhythmus, Färbung und Geräuschanteil aus. Und das integrale, quasi haptische akustische Erleben alles Tönenden ist eine Grundvoraussetzung jedes intensiveren Eindringens in Musik und einer ausbaufähigen selbstverantworteten Bekanntschaft mit ihr. Hören, derart als Fundament begriffen, führt zugleich noch tiefer in die unmit- telbare Praxis und dies in zweierlei Richtungen. Zum einen ist es die naturnot- wendige Ausgangsbasis für jedes Verstehen. Diese logische Rangfolge ist jedem vom Sprachenlernen her vertraut, eben nicht allein aus Büchern, sondern durch Hören, Verstehen und Nachsprechen. Sie gilt aber um nichts weniger auch für die lebendige Beziehung zu irgendeiner der angedeuteten musikhistorischen Epochen. Deren typische Sprache, deren Idiomatik lässt sich nur erkennen und verstehen, wenn man sie zuvor in ihrer klanglichen Eigenart hörend erfahren hat. Nicht von ungefähr wurde deshalb an der Münchner Universität bei der wissenschaftlichen Erschließung eines bisher ziemlich unbekannten Geschichts-
62 Die eigene Zeit als Partner abschnitts, der Musik des Mittelalters, das Selber-Interpretieren, also Singen, noch dazu nach den Originalaufzeichnungen, als verbindliche Erstbeschäftigung angesehen und von den Seminaristen praktiziert. Ähnliches gilt analog – und heute meist weniger umständlich – selbstverständlich für jede Epoche bis hin zur unmittelbaren Gegenwart. Zum anderen entspringt dem direkten Umgang mit dem Realklang aber genauso jenes zentral wichtige Vorstellungsvermögen, das allem musikalischen Tun, soll es nicht nur gelingen, sondern auch überzeugen, vorausgehen muss. Kein Ton lässt sich bilden, keine Phrase entwickeln, die nicht vorher vom Instru- mentalisten oder vom Sänger innerlich vorgehört worden ist. Ebenso kann kein Komponist etwas Vernünftiges und später für andere Verständliches notieren, ohne zuvor eine plausible und klanglich plastische Vorstellung davon gehabt zu haben. Immer, in sämtlichen nur denkbaren musikbezogenen Berufen, ist die klar und umrissscharf empfundene Imagination, das präexistente Fantasiebild vom gewünschten Klang die unerlässliche Vorbedingung für dessen dann verwirklich- tes reales Erscheinen. Selbst der taube Beethoven hatte eine halbes Leben lang ausreichende Erfahrungen gesammelt, um ohne den funktionierenden Kontakt zu seiner Umwelt dennoch über dieses »innere Hören« zu verfügen und seinen Zeitgenossen so ungescheut einige für sie wohl harte Nüsse zumuten zu können. In jüngerer Zeit hat sich freilich der Radius solcher grundierenden Erfahrun- gen erheblich erweitert. Die Komponisten haben dabei mit ihren klangempfäng- lichen Ohren neue Eindrücke aufgenommen, sie gespeichert, zum Teil sich damit aber auch widerwillig auseinandersetzen müssen. Dies ist genau jener Prozess, den ich vorhin mit »sondierend wahrnehmen« gemeint habe und dem sich jeder auf seine eigene Weise zu stellen hat. Jedenfalls ist das Repertoire der akustisch ausgeprägten Angebote gewachsen und hat entsprechend der entscheidenden Öffnung der Künste auf bislang Ungewohntes auch in der Musik seine Spuren hinterlassen. Wir nehmen im Allgemeinen nur die negativen Folgen der akus- tischen Überfl utung wahr, ärgern uns über die Dudeleien, die in Bahn, Flug- zeug, Kaufhaus, dem Warten auf einen verabredeten Termin oder einen besetzten Telefonanschluss unbefragt über uns ausgebreitet werden. Noch schlimmer, wenn wir beim Kreuzungsstop durch wummernde Tiefschläge aus dem Nebenauto oder irgendwo sonst durch laut tönende Ohrstöpsel zum unfreiwilligen Mithören ver- dammt werden. All dies sind hässliche Nebeneffekte. Mir geht es jedoch um posi- tive Streifzüge in unkonventionellere Regionen der akustischen Umwelt. Einerlei ob Messiaen die Vögel belauschte, wenn er auch, weil er sie für Send- boten des Himmels hielt, ihren Gesang nachträglich tonal und rhythmisch
63 Texte aus dem Studienjahr denaturiert hat. Oder ob Varèse, fasziniert von stählernen Fabrikgeräuschen, daraus Einschübe organisierten Klangs für seine Komposition Déserts gewann, um sie einem Bläser-Schlagzeug-Apparat als Ausblicke in ferne, unerschlossene Zonen gegenüberzustellen. Oder ob Nono umgekehrt das Realgetön eines Indus- triebetriebs in La fabrica illuminata benutzte, um die existenziellen Missstände bei deren Arbeiterschaft anzuklagen. Oder ob Stockhausen den Vokallaut einer Knabenstimme zu betörenden elektronischen Klangbändern transmutierte, um dem biblischen Gesang der Jünglinge bildhafte ätherische Gegenwart zu verleihen. Oder ob – wiederum ziemlich konträr – Lachenmann allerhand bisher unbeach- tetes Beiwerk des Instrumentalspiels isolierte, um gegen den allseits gepfl egten Schönklang die dabei aufgebotene Energetik kenntlich zu machen. Fraglos ließen sich noch eine Reihe ähnlicher Beispiele aufbieten, die ein neues, wiederum epochentypisches Hörverhalten zur Bereicherung innermu- sikalischer Vorgänge belegen. Dies ist freilich nur eine handgreifl iche äußere Symptomatik für die entscheidenden und weit subtileren kompositorischen Ver- wandlungsprozesse innerhalb des musikalisch Sagbaren und Machbaren unserer eigenen Zeit. Sich ihnen offenen Ohrs zuzuwenden, sie als ein gegebenes Signum unserer Gegenwart ganz bewusst aufzunehmen und mit ihnen bei allem Über- legen, Denken und Handeln einen partnerschaftlichen Austausch zu pfl egen, sollte für jeden eigentlich ein selbstverständliches Ziel sein. Denn es kommt auf die Vertrautheit mit der aktuellen musikalischen Sprache an, weil sie die derzeit gültige Perspektive gibt, das Verstehen von überholten, traditionellen Begriffen zu befreien und von ihrem Niveau aus zu wirklich eigenen zeitentsprechenden Einsichten zu gelangen. Ich plädiere damit keineswegs für eine ausschließliche Beschäftigung etwa nur noch mit der Musik von gestern und heute. Nein, alle musikhistorischen Epochen sollen einem jeden weiterhin nach eigener Ent- scheidung Anregung und ein bevorzugtes Tätigkeitsfeld bieten können. Doch das jeweils gewandelte neue Hören betrifft eben auch die Interpretation jeder überlieferten älteren Musik, sobald sie eine funktionsfähige Vermittlung zu ihr herstellen soll. Keiner kann sich davon dispensieren, wenn er nicht die Auf- merksamkeit und die oft eher unbewusst eingepegelte Empfangsantenne seines hörenden Adressaten verfehlen will. Die Wiedergabe und das prägende Bild von Werken der Vergangenheit haben eben abweichend von weithin kolportierten Meinungen niemals eine starre und für alle Zeit festgelegte Form, die man nur möglichst genau übernehmen und nachbilden müsste. Vielmehr passen sie sich fl exibel dem jeweils gültigen Auffassungsmodus und Stilempfi nden an. Und für beides liefert uns die immer wieder neue, gegenwartsreaktive Musik den besten
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Gradmesser. Sie vor allem ist die zuverlässigste, mit allen erspürten und gehörten Schwingungen vertraute Richtgröße. Mir fällt dabei ein, wie Strawinsky, der damals auf seinem ganz persönlichen Weg der Annäherung an die verschiedensten Stile schon beim Serialismus ange- kommen war, bei einem Gespräch in kleiner Runde zu einem Stutzigen gesagt hat: »Ja, wenn Sie mein Stück nicht verstehen, dann hören Sie noch nicht in der richtigen Weise linear, sondern zu sehr überholt harmonisch.« Und diese plausib- le Rückführung vom Verstehen aufs Hören äußerte er nicht zurechtweisend, son- dern mit freundlich schmunzelnder Gelassenheit, wohl halb im Zurückdenken daran, dass es ihm selbst vor gar nicht langer Zeit so ergangen sei. Immerhin ver- hilft diese kleine Szene bei dem, was ich Ihnen begreifl ich machen wollte, leicht merkbar und hinreichend kompakt zu jenem förderlichen Maß an Anschaulich- keit, das differenzierte Sachfragen brauchen. Und ich kann nun mit einem varia- tiv verdrehten Standard-Kinderspruch schließen: Wer nicht hören will, der weiß nicht, was die Stunde geschlagen hat.
65 Texte aus dem Studienjahr Kompositionsunterricht heute Wolfgang Rihm und Siegfried Mauser im Gespräch
Am 18. Oktober 2005 wurde der Ungar Márton Illés in der Hochschule für Musik und Theater München mit dem Christoph und Stephan Kaske-Preis 2005 ausgezeichnet. Anlässlich der Preisverleihung, bei der neben Werken des Preisträgers auch das Klavier- stück Nr. 6 von Wolfgang Rihm zur Auffüh- rung kam, diskutierten Siegfried Mauser und Rihm, der an der Karlsruher Musikhochschu- le lehrt, über Kompositionsunterricht heute. Wolfgang Rihm (rechts) und Siegfried Mauser Das Gespräch wurde in leicht gekürzter Form im nmz-Hochschulmagazin April/2006 abge- druckt und wird hier nochmals wiedergegeben. Wolfgang Rihm hat dankenswerterweise im Juni 2006 zwei Tage als externer Berater in der Berufungskommission Komposition (Nachfolge Prof. Acker) mitgewirkt. Siegfried Mauser: Unser gemeinsamer Freund Wilhelm Killmayer, der hier an die- sem Haus lange Komposition unterrichtet hat und den du auch vertreten hast, hat mir einmal eine Szene vorgespielt, die – sagen wir einmal – das »Leid« des Kompositionslehrers bildhaft und prägnant umreißt. Ich gebe diese Sze- ne einleitend kurz wieder: Ein Schüler kommt mit seiner neuen Partitur zum Kompositionslehrer. Der Kompositionslehrer blickt in die Partitur, sieht einen dicht gewobenen Satz; unter anderem ist auch die Querfl öte vertreten und ganz offensichtlich durch Instrumente um diese herum im Forte bis Fortissimo komplett überdeckt. Der Kompositionslehrer – in diesem Fall Killmayer – wagt es, den jungen Komponisten darauf aufmerksam zu machen: »Wenn Sie hier die Querfl öte so laufen lassen, mit diesen Instrumenten drumherum, die kann ganz bestimmt niemand hören.« Der Kompositionsschüler darauf mit stolzge- schwellter Brust: »Genau das wollte ich!« Wolfgang Rihm: Sehr lebensnah! Natürlich muss man sich vorstellen, dass in einem jungen Menschen, wenn er in diese Art der Begegnung kommt, auch
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ein Verteidigen-müssen wächst, das ist ja klar und man muss als Lehrer auch Verführer sein und »Entzieher«, nämlich: Man muss sich entziehen. Der Leh- rer, der ständig präsent ist, der ist für den Schüler nicht sehr lehrreich. Der Lehrer, der zur Frage wird! Dieser Lehrer lehrt. Ich war neulich auf einem Psy- choanalytiker-Kongress und habe über Musik und Psychoanalyse referiert. Ich hörte mir auch andere Referate an und ein mich sehr beeindruckender Ana- lytiker aus Luxemburg, André Michel, sprach vom Lehren, auch vom Musik- lehren, sprach davon, dass derjenige der beste Lehrer ist, der seine Schüler an seinem Scheitern teilnehmen lässt. Der also in Momente Einblick gewährt, in denen ihm das Nichtgelingen widerfährt. Ein Lehrer, der als verkörpertes Gelingen präsent neben dem Schüler sitzt, ist wie eine Mutter, die immer sagt: »Mach dies, mach jenes, mach dieses nicht …« – das gibt dann diese Kinder, die sich nicht mehr bewegen, die bei jeder Gelegenheit krank werden und irgendwie im Leben immer darauf gucken, ob nicht die Mutter da ist. Aber einmal zu sagen: »Du, das kenn ich auch, mir gelingt es auch oft nicht«, das genügt manchmal … Aber nur fürs Erste. Dann muss das Fragen beginnen. Mauser: Das Moment des Fragens ist ein ganz zentrales. Mir ist gerade beim Zuhö- ren eingefallen – das scheint mir etwas ganz Wesentliches zu sein –, dass der alte pädagogische Erosbegriff von Platon, der ja letztlich auf die Suche nach Gemeinsamkeit und Identifi kation aus ist, nicht über das Antworten, sondern über das Fragen läuft … das Diskursive. Rihm: Das Diskursive ist allerdings in der Musik-Lehre relativ schwer zu realisie- ren. Außerdem ist in einer heutigen Kompositionsklasse das Sprachproblem ziemlich groß. Ich habe in meiner Klasse etwa zwölf Leute, davon sprechen vielleicht fünf sehr gut deutsch. Die anderen sprechen eben ihre Mutterspra- che, also muss manchmal das Englische helfen. Das Diskursive ist im inter- nationalen Kontext also schwieriger. Und außerdem – beim Kompositionsun- terricht ist es manchmal auch gar nicht so gut, wenn dieses Diskursive alles beherrscht, bevor eine gewisse Kenntnis von den Gegenständen besteht. Ich glaube, man muss herausfi nden, was die Frage des Schülers ist. Deswegen hat man an Musikhochschulen Aufnahmeprüfungen. Diese Eignungsprüfung ist das Entscheidende, das ist die wichtigste Prüfung; nicht die Schlussprüfung, nicht die Zwischenprüfung. Das sehen ja diejenigen nicht, die Curricula ent- werfen und Bachelor und Master und »Credit-Points« und Modularisierung betreiben; sie sehen nicht, dass Musikhochschulen und überhaupt Kunsthoch- schulen Spezialfälle sind. In einer Aufnahmeprüfung nimmt man den Men-
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schen in einem Umriss wahr. Und es ist die Aufgabe des Lehrers, in diesem Umriss die Möglichkeiten zu sehen und auch die Unmöglichkeiten zu spüren: Geht es mit mir oder geht es nicht mit mir? Das ist überhaupt keine Frage des Institutionellen, sondern eine Frage des Persönlichen. Eine Frage des Ich und Du. Das bewegt sich auf einer sehr intimen Ebene – ein kurzer Moment, der oft schon genügt. (…) Mauser: Natürlich ist hier, sagen wir mal, der Parnass der pädagogischen Arbeit angesprochen, sozusagen die künstlerisch-spirituelle Auseinandersetzung. Es gibt natürlich die technischen Seiten auch, wie dieses Beispiel mit der Quer- fl öte zeigt. Rihm: Aber schau mal: Die technische Seite, das ist die mitteilbare. Natürlich muss ich einem Studenten irgendwie klarmachen, dass es keinen fünfstimmi- gen Akkord auf der G-Saite der Violine gibt. Das kann ja eigentlich jeder auch irgendwo nachlesen. Das ist ja nicht etwa das, weswegen man eine Hochschule errichtet, in der ein Kompositionsprofessor west. Dass er dem Schüler sagt, die Klarinette geht nur bis hier und bis da – das steht in jedem Buch. Vielleicht ist es nur manchmal wichtig, einen Anstoß in eine Richtung zu geben und gar nicht viel danach auf Effi zienz zu achten, sondern auf Entfaltung. Weniger die Effi zienz des momentanen Hervorbringens als die Entfaltung des Gesamten ist mir wichtig. (…) Genau dazu versuche ich den Studenten zu ermutigen. Das Vertrauen zu haben auf einen Strukturzuwachs, der nicht sofort geschehen kann, sondern die Zeit braucht, die mit dem Lehrer verbracht wird. Wir reden hier so einfach, aber für einen Kompositionsstudenten ist es ein großes Frage- zeichen, dem er sich gegenübersieht. Ein Interpret, der beginnt zu studieren, da gibt es fassbare Dinge, da gibt es messbare Dinge, an denen er in irgendeiner Weise beurteilt werden kann. Und er hat auch eine, wenn es nicht mit fal- schen Dingen zugeht, Perspektive berufl icher Art. Das hat ja ein Komponist gar nicht. Sie oder er arbeitet wirklich – nicht ins Blaue – aber ins existenziell Ungewisse hinein. Ein junger Komponist, so wie Márton zum Beispiel, der muss sich durch Klavierstunden fi nanzieren und deswegen sind solche Preise, solche Stiftungen so enorm wichtig. Ich sehe darin auch meine Aufgabe als Kompositionslehrer, auch in meiner näheren Umgebung immer wieder Men- schen, die über die Mittel verfügen, zur Förderung gerade von jungen Auto- rinnen und Autoren aufzufordern – nicht nur die junge Geigerin, die noch schöner ist, der junge Pianist, der noch schneller spielt, die tolle Sängerin, die einen noch tieferen Ausschnitt trägt. Nein, sondern Komponisten, die meis-
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tens schlicht aussehen, deren geistiges Potenzial aber vielleicht eine Entfaltung vor sich hat, die viel länger in die Zeit projiziert ist, die brauchen Schutz. Als Lehrer verkörpert man einen Schutz, aber nicht diesen mütterlichen, sondern eher einen aus der Sache stammenden Schutz – wie soll ich das ausdrücken? Man schafft einen Raum, einen Rahmen, in dem sich der Betreffende eine bemessene Zeit – so will es das Hochschulgesetz – entwickeln kann, darf, soll, muss vielleicht auch – und dann sieht man sich zum letzten Mal, man verab- schiedet sich und vielleicht hört man dann auch wieder voneinander. Und es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie die einzelnen Lebenswege ver- laufen. Da gibt es Studenten, die schon in der Zeit, während sie unter diesem Schutz stehen, enorm nach außen drängen und denen man auch gar nicht nachhelfen muss – das drängt nach vorn. Mauser: Blockieren soll man dann wohl auch nicht, oder doch vielleicht gele- gentlich? Rihm: Blockieren? Es ist eher die Frage, ob man da manchmal etwas regulieren soll- te. Ich bin eher zurückhaltend. Wenn jemand vorwärts drängt, dann denke ich, er soll so lange vorwärts drängen, bis er selber merkt, dass er die Kräfte überan- strengt. Jemand, dem gesagt wird, er überanstrenge seine Kräfte, der merkt es nicht, und in der Kunst musst du es merken. Du musst an einen Punkt kommen, wo du zusammenbrichst, denn in der Kunst geht es immer um existenzielle Din- ge. Du musst mit den Materien operieren, auch wenn sie explosiv sind. Natür- lich – im Chemieunterricht müsste ich sagen: »Vorsicht, nicht, nicht!« – aber im Kunstunterricht lasse ich es und wenn einer merkt, dass er sich übernimmt, dann merkt er es und vergisst es nie. (…) Die Studenten, die heute kommen, die können schon ungeheuer viel. Ich muss denen nicht irgendwelche Dinge beibringen, das Buchstabieren, Texturen erstellen; sie schreiben bereits Texturen, die sie gehört, gesehen und erfahren haben. Da ist auch eine gewisse Art des Schrifttums, die von jungen Komponisten gelesen wird, wo bestimmte Dinge favorisiert werden, denen sie dann nacheifern, bis sie merken, dass es nicht das Ihre ist. Man muss herausfi nden, was ist das Deine, ist es das wirklich, wenn du mit diesen Mitteln arbeitest, bist du das oder ist es nur ein Mitturnen in einem Verein, dem du gerne angehören möchtest? Wärst du nicht besser auf der anderen Seite beheimatet, auf der, die jetzt, von dort aus gesehen, die falsche ist? Dieses Spiel mit falscher und richtiger Seite – ach Gott, ich möchte kein Modell aufstellen, aber ich glaube, ich versuche, aus jedem seinen eigenen Mut zu fördern und bei manchen geht es ja dann auch wirklich in eine eigene Richtung (…)
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Mauser: Diese lange Zeit, die du jetzt schon unterrichtest, waren da für dich auch wichtige Rückkoppelungen dabei, die sozusagen dein eigenes Komponieren modellierten oder beeinfl ussten? Rihm: Ja, so ist es. Jeden Donnerstag habe ich Jour fi xe, da treffen wir uns in der Musikhochschule und da komme ich meistens ratlos und übermüdet hin, weil ich mitten in der Arbeit bin. Ich muss mich rausreißen – so wie jetzt auch wie- der. Ich muss mich rausreißen, eigentlich müsste ich arbeiten, eigentlich müss- te ich meinen Studenten vermitteln: »Lass dich in deiner Arbeit nicht stören.« Aber ich bin ein schlechtes Beispiel, weil ich mich ja immer wieder stören lasse. Ich sitze zum Beispiel hier und rede oder gehe jeden Donnerstag in den Unterricht, was ich eigentlich nicht sollte. Die Studenten sollten merken, er kann jetzt nicht, er ist total in den Klauen der Arbeit, so muss ich auch mal werden. Nicht: so muss ich mal schreiben, nicht: das muss ich mal imitieren, sondern: dass mich die Sache selbst so ergreift, das müsste möglich sein. Aber dummerweise bin ich da ein schlechtes Beispiel. Ich komm halt wieder und setze mich hin und mache zunächst gute Miene zum Spiel, das ich nicht liebe, und beginne dann, nach etwa einer halben Stunde, in Liebe zu entbrennen zum Spiel. Dann bin ich begeistert, bin angeregt und verlasse die Hochschule wippenden Schrittes, freue mich aufs Mittagessen und bin voller Ideen – und wenn ich dann an meine Arbeit zurückkomme, kann ich das sofort einfl ießen lassen. Ich weiß auch nicht, woher das kommt, ich bin erfrischt und denke, eigentlich müsste ich für die Kur noch Geld zahlen. Aber morgens hinzuge- hen, bin ich sehr widerstrebend … ich muss den Fuß zwingen, überhaupt zu gehen, aus dem Haus zu gehen. Ich müsste an die Arbeit, ich muss was tun. Aber nein … Mauser: Aber du wirst dann doch belohnt! Was mir aufgefallen ist, als ich Már- tons Musik – die Musik deines Schülers – erlebte: Sie ist frei, sie atmet Freiheit und ist nicht in irgendetwas gepresst. Ich glaube schon, dass das auch dein Einfl uss ist. Rihm: Das glaube ich nicht, das war von Anfang an so, wenn ich das sagen darf. Als Márton zur Aufnahmeprüfung kam, war es schon für mich spürbar und ich hatte das Gefühl, wenn ich hier die Möglichkeit geben kann, dass sich dieser Mensch frei entfalten kann, dann ja. Mehr brauchte ich nicht zu tun. Mauser: Auch für Jörg Widmann warst du – das hat er oft gesagt – ein Befreiungs- erlebnis, das für ihn von zentraler, existenzieller Bedeutung war. Ich glaube
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schon, ob du das jetzt willst oder nicht willst, dass dein eigenes Freiheitsideal, dein ästhetisches Ideal in der Kunst automatisch auf deine Schüler übertragen wird, und deswegen wird deren Musik sich immer in einer gewissen Freiheit entwickeln, sowohl stilistisch als auch von den Klangidiomen her in einer Vielfalt, die nicht stranguliert, nicht reguliert ist. Ob du das jetzt dezidiert willst und als Absicht umsetzt oder nicht … Rihm: Das würde, wenn ich es dezidiert wollte, als Arbeitshypothese sofort in Form eines Moduls wiederzufi nden sein in einem Curriculum – und dann wäre es ja schon tot. Dann wäre es ja keine Qualität, die ich vermitteln könnte. Mauser: Eines muss man sagen: Dieser Lehrbegriff, der vielleicht für die Kom- position der zentral richtige ist, der ist, wenn man jetzt einmal zum Schluss ganz pragmatisch wird, tatsächlich durch das Bachelor/Master-System, das kommen muss – und auch die Komposition wird nicht ausgenommen werden können – zumindest gefährdet und es ist jetzt auch unsere Aufgabe, hoch- schulpolitisch gesprochen, eine Zone zu schaffen, eine Sonderzone, die in der Komposition als dem eigentlich zentralen künstlerischen Fach jeder Hoch- schule im primär-kreativen Sinne diese Freiheit gewährleistet. Rihm: Vielleicht kommt man ja einmal dazu, dass das Ganze – also die künstleri- sche Ausbildung – nicht nur aus einer staatlichen Gängelungsfantasie geboren ist, sondern aus der Vision privaten Stiftertums – womit wir bei dem Thema wären, weswegen wir uns hier versammelt haben.
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»ein bisschen phrasieren …« Bericht vom Meisterkurs András Schiff am 14. November 2005 Dorothee Göbel
András Schiff mit Anna Buchberger und Henri Bonamy
Die Pianistinnen und Pianisten der Hochschule für Musik und Theater München müssten nach dem Meisterkurs von András Schiff die Köpfe eigentlich besonders hoch tragen: Sie können – und sollen! – auf ihrem Instrument mit zehn Fingern nicht nur ein komplettes Orchester heraufbeschwören, nein, sie inszenieren eine ganze Bühne, wenn sie den Hinweisen und Anregungen von András Schiff fol- gen. Er unterrichtete in einem nachmittäglichen Meisterkurs am 14. November Anna Buchberger (Klasse Prof. Massinger), Henri Bonamy (Klasse Prof. Wirssalad-
72 »ein bisschen phrasieren …« ze), Georg Roters (Klasse Prof. Höhenrieder), Julia Ito (Klasse Prof. Pirner) und Ju-Eun Lee (Klasse Prof. Schäfer) in einem Programm mit Klaviersonaten der Wiener Klassik (Haydn e-Moll Hob. VXI:34, Mozart B-Dur KV 281 und D-Dur KV 311, Beethoven C-Dur op. 2/3 und c-Moll op. 13). András Schiff und Tetjana Puchtinska Fasziniert folgten zahlreiche Foto: Regine Heiland Studierende der Klavierklassen und weitere Zuhörer dem Unterricht. András Schiff breitete ein ganzes Kompen- dium pianistischer und musikalischer Weisheiten aus. Seine Anregungen reich- ten von technischen Grundlagen – wie spielt man ein Sforzato, sollten Passagen zur Erleichterung zwischen den Händen geteilt werden, welches Tempo ist das richtige – über aufführungspraktische Fragen – welche Artikulation ist historisch korrekt, wie ist ein pp auf einem modernen Flügel klanglich zu realisieren – bis hin zu gestalterischen Überlegungen – der richtigen Balance zwischen Melodie und Begleitung, der klanglichen Färbung einzelner Passagen und dem Klangcha- rakter ganzer Sätze. Das Geheimnis liegt dabei natürlich wie immer im Detail. So formulierte András Schiff hintergründig: »Alle Töne sind gleich, aber manche Töne sind glei- cher – wie bei ›Animal Farm‹.« Oder anders: Es gehe darum, die »innere Linie« zu suchen. Dass András Schiff diese Linie längst gefunden hat, offenbarte sich den Hörern immer wieder und auf vielfältige Weise, wenn der Pianist am zweiten Instrument das Gemeinte mit András Schiff und Paris Tsenikoglou stupender Sicherheit vorführte. Foto: Regine Heiland András Schiff zeigte musika- lische Strukturen auf, verwies auf harmonische Zusammen- hänge und die innere Logik musikalischer Sätze – seine klug gewählten Formulierungen und die vielen selbst gespielten Bei- spiele regten die Fantasie der Studierenden gleichermaßen an
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wie sie zum Ausprobieren einluden; vieles wurde sofort umgesetzt, man- ches andere wird sicher noch lange nachwirken. András Schiff hat es längst gefunden, »das Sprechende und das Singende in der Musik«, und die hohe Meisterschaft, die in dem »bisschen phrasieren« liegt, hätte wohl kaum nachdrücklicher als an diesem Nachmittag gezeigt werden können! András Schiff und Katharina Khodos Foto: Regine Heiland Zugleich wies er in seinem Unterricht aber auch den Weg, der zu diesem meisterhaften Klavier- spiel führt: Immer wieder hinhören, immer wieder die klanglichen Kontraste suchen, immer wieder »der inneren Linie« nachspüren.
Nachtrag: Am 16. Mai 2006 verlieh Staatsminister Dr. Thomas Goppel András Schiff in der Hochschule eine Honorarprofesssur (hierzu auf S. 79 die Laudatio von Dr. Nike Wagner). Im Rahmen dieser Professur wird der Pianist in Zukunft ein- bis zweimal im Jahr an der Münchner Hochschule Meisterkurse für fortgeschrittene Studierende abhal- ten; am 17. Mai 2006 durften Tetjana Puchtinska (Klasse Prof. Oppitz; Beethoven, Sonate D-Dur op. 28; Paris Tseniko-
András Schiff mit Jiny Choi glou (Klasse Prof. Massinger; Schu- Foto: Regine Heiland bert, Impromptu f-Moll op. 142/1), Jiny Choi (Klasse Prof. Schäfer, Schu- mann, Kreisleriana op. 16) und Ka- tharina Khodos (Klasse Prof. Massin- ger, Mozart, Sonate D-Dur KV 576) vom Unterricht Schiffs profi tieren.
74 Begrüßung anlässlich des Gedenkkonzerts für Ansgar Janke Begrüßung anlässlich des Gedenkkonzerts für Ansgar Janke am 12. Januar 2006 Prof. Edgar Krapp
Verehrte Frau Janke, liebe Familie Janke, liebe Mitglieder unserer Hochschule, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist nun schon wieder fast zehn Monate her, dass wir den Verlust unseres lieben und hoch geschätzten Kollegen Ansgar Janke beklagen mussten. Immer noch fehlt er uns, sein plötzlicher Tod hat eine schwer auszufüllende Lücke in unse- rem Kollegium hinterlassen. Als er 1967 hier im Saal zusammen mit unserem Hochschulorchester sein Meisterklassen-Podium spielte, war ich gerade im zwei- ten Semester meines Orgelstudiums und habe dieses Ereignis hochbeeindruckt miterlebt, es bis heute nicht vergessen! Man spricht oft und gern von der »Trösterin musica«. Das heutige Gedenk- konzert wird diesem manchmal ein bisschen zu leichtfertig verwendeten Attribut sicherlich sehr gerecht werden. Denn wie könnte man die Erinnerung an einen liebenswerten Menschen, der sich für unsere Hochschule künstlerisch wie päda- gogisch voll eingesetzt hat, sinnvoller wach halten als mit der Aufführung von musikalischen Werken, die er wohl selbst oft im Rahmen seiner Kammermusik- arbeit einstudiert hat. Als geradezu sensationell muss man aber die Tatsache bezeichnen, dass dieses Konzert mit seinem weit gefächerten Programm ganz allein von den Kindern von Ansgar Janke bestritten wird. Man muss schon sehr umfassend in der Musikge- schichte nachforschen, um auf ein Klavierquartett von vier Geschwistern zu sto- ßen, wie Sie dies heute erleben werden. Dabei geht es hier nicht um nette »Haus- musik«, die man am Abend ein bisschen zur Entspannung spielt, sondern die zwei Töchter und zwei Söhne von Ansgar Janke spielen absolut professionell und auf höchstem Niveau, wie dies an den zahlreichen Konzertverpfl ichtungen, Preisen und Rundfunkmitschnitten abzulesen ist. Auftritte als Solisten mit renommier- ten Orchestern und in berühmten Konzertsälen halten sich die Waage mit der beständigen Arbeit an Kammermusikwerken, eine ideale Kombination. So dürfen Sie sich heute auf ein Programm freuen, in dem alle musikalischen
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Seiten dieser vier jungen »Familienkünstler« aufscheinen: die Kammermusik mit den berühmten Klavierquartetten von Mozart und Schumann, die klassische solistische Ebene mit den Beethoven-Variationen über das Mozart’sche Thema Bei Männern welche Liebe fühlen, die anspruchsvolle intellektuelle Herausforde- rung mit den sechs kleinen Klavierstücken von Arnold Schönberg. Es fehlt aber auch nicht die auftrumpfende Virtuosität, wie sie sich in dem Reißer von Franz Waxmans Carmen Fantasie und in der mit technischen Schwierigkeiten gespick- ten Solosonate von Eugene Ysaye äußert. Ich bedanke mich im Namen der gesamten Hochschulleitung dafür, dass Sie uns zum Gedenken an Ihren Vater ein so spannendes, vielfältiges und anspruchs- volles Programm bieten werden und bin mir sicher, dass damit auf uns alle eine große Kraft ausstrahlen wird, die den Schmerz über den Verlust Ihres Vaters zwar nicht aufheben kann, ihn aber lindern wird.
Nachtrag: Am 7. Oktober 2006 ist Andreas Janke im Großen Konzertsaal der Hoch- schule als Solist in Schumanns Violinkonzert d-Moll opus posth. mit der Animato- Philharmonie unter Ralf Weikert zu hören. Er gewann kurz nach dem Gedenkkonzert für seinen Vater den Animato Musikwettbewerb 2006 in Winterthur, der neben einem Geldpreis vor allem repräsentative Auftritte mit Orchester in wichtigen europäischen Musikmetropolen beinhaltet.
76 Begrüßung anlässlich des Abschiedskonzerts von Prof. Max Frey
Begrüßung anlässlich des Abschiedskonzerts von Prof. Max Frey mit dem Madrigalchor der Hochschule am 19. Januar 2006 Prof. Edgar Krapp
Lieber Kollege Frey, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Man möchte es kaum glauben, aber das heutige Konzert ist das offi zielle Ab- schiedskonzert unseres Kollegen Max Frey. Nach 35 Jahren Lehrtätigkeit an die- ser Hochschule, in denen er auch 26 Jahre den von ihm gegründeten Madrigal- chor geleitet hat, wird er zum Ende des Studienjahres in den Ruhestand gehen. Während man bei manchen anderen »Pensionisten« das Gefühl hat, dass dieser Zeitpunkt genau im richtigen Moment kommt, kann man das bei Ihnen, lieber Kollege Frey, nun wirklich nicht behaupten. Zu sehr leben Sie noch in und mit der Fülle Ihrer Arbeit, die hier im Haus Generationen von Studenten geprägt hat und wohl ausbalanciert war zwischen dem pädagogischen Engagement und den künstlerischen Erfolgen im Konzertleben. Sie haben das Fach Chorleitung immer in seiner Gesamtheit gesehen und gelehrt und sich nicht gescheut, dabei die ganze Bandbreite auszuloten: Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oder die Leitung von Laienchören war Ihnen genauso wichtig wie das Einstudieren schwieriger Chorwerke mit professionellen Ensembles wie z.B. dem Chor des Bayerischen Rundfunks, der Sie mehrmals als Gastdirigent verpfl ichtet hat. Außerdem waren Sie aufgrund Ihrer jahrzehnte- langen Erfahrungen und Kenntnisse immer wieder als Dozent bei Dirigierkursen oder als Juror bei Chorwettbewerben gefragt. Ihre besondere Liebe aber gilt dem Madrigalchor der Hochschule, mit dem Sie ein unglaublich weit gefächertes Repertoire erarbeitet haben, wie es in der Festschrift zum 25-jährigen Bestehen nachzulesen ist. Ich selbst denke mit gro- ßer Freude zurück an unsere gemeinsamen Aufführungen von Zoltán Kodalys Laudes Organi, die erfreulicherweise auf einer Hochschul-CD dokumentiert sind. Konzerteinladungen des Madrigalchors in fast alle europäischen Länder sowie in die Türkei, die Ukraine und nach Kanada waren nicht nur »Highlights« für die Studenten, sondern bezeugen auch das künstlerische Renommee, das sich der
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Chor unter Ihrer Leitung erworben hat. In diesem Sommer werden noch Konzer- te an so herausragenden Aufführungsstätten wie der Basilika Ottobeuren, dem Passauer Dom oder der Kreuzkirche in Dresden folgen. Das heutige von Ihnen ausgewählte Programm kombiniert beziehungsreich das berühmte Bach’sche Magnifi cat mit seiner Kantate BWV Nr. 10, der aus- nahmsweise kein evangelisches Kirchenlied zugrunde liegt, sondern ebenfalls die alte Choralmelodie des magnifi cat anima mea, des Lobgesang Mariens. Dazwi- schen erklingt in strahlendem C-Dur Johann Sebastian Bachs 5. Triosonate, die uns daran erinnern wird, dass Sie – was vielleicht nicht alle hier im Saal wis- sen – auch ein ausgezeichneter Organist sind. Dass wir heute erstmals in unserer Hochschulgeschichte dem Madrigalchor ein veritables Barockorchester zur Seite stellen können, freut mich besonders und zeigt unser Bestreben, die Historische Aufführungspraxis mehr und mehr auszuweiten und in die Hochschularbeit zu integrieren. Nun wünsche ich uns allen einen fröhlichen und spannungsreichen Konzert- abend und Ihnen, lieber Herr Frey, für die Zukunft weiterhin so große künstleri- sche Erfolge wie bisher. Sie werden auch als Alumni ein besonders gern gesehener Gast in unserer, in Ihrer Hochschule sein.
78 Verleihung einer Honorarprofessur an András Schiff
Laudatio anlässlich der Verleihung einer Honorarprofessur der Hochschule für Musik und Theater München an András Schiff 16. Mai 2006 Nike Wagner
Verehrter, lieber András Schiff, meine Damen und Herren, eines habe ich gelernt aus meiner Erfahrung mit laudationes: Nie darf man den zu Lobenden nur vollmundig und rundum loben. Es muss immer ein Knirschen hörbar sein, ein kleines »Aber« – und sei es nur als Pointe oder Steigerung des Rhetorischen. So gedenke ich auch hier zu verfahren, obwohl es mir schwer fallen wird, denn András Schiff gehört zu jenen Pianisten und Musikmenschen, von deren schie- rer Musikalität man so überwältigt ist, dass diese Überwältigung in Gefahr ist, bruchlos in Verklärung überzugehen. Das darf aber – postadornitisch – nicht sein. Versuchen wir also, einige wesentliche Züge der Musikalität und Meister- schaft des Pianisten András Schiff herauszuarbeiten. Was ist das Besondere, Unverwechselbare an ihm? Ein Joachim Kaiser könnte dies auf Anhieb defi nie- ren, andere müssen sich langsam an das, was diesem Musiker seinen »Kultstatus« eingebracht hat, herantasten. András Schiff gehört nicht zur Gattung der so genannten Tastenlöwen zumeist russischer oder amerikanischer, jetzt auch asiatischer Provenienz, bei denen das stupende technische Vermögen im Vordergrund steht und den Atem rauben soll. Er gehört auch nicht zu jenen, die sich in die Scheinwerfer der medialen Verwertungsapparate drängen, er denkt gar nicht daran, sich für’s Fernsehen in die üblichen bits and pieces zerhacken zu lassen, nicht einen der populären Drei- Minuten-Mitschnitte lässt er zu – zum Leidwesen seiner Veranstalter. Schiff ist einer, der sich ganz der Sache der Musik verschrieben hat, weder wird er sie an musikalische Effekthascherei verkaufen noch an die Konsumgewohnheiten der Häppchenkultur. Er ist einer, der der Musik und der Kunst mit größter Unbe- dingtheit und einem absoluten Verantwortungsgefühl begegnet: Die Kunst will zur Sprache gebracht, nicht aber prostituiert werden. Damit zeigt sich an Schiff
79 Texte aus dem Studienjahr etwas, was selten geworden ist: die Identität eines Menschen und Künstlers mit sich selbst. Seine Haltung auf der Binnenseite der Musik ist identisch mit seiner Haltung der Außenseite gegenüber, dem Kunstbetrieb, der Öffentlichkeit. Das ist eine im Kern ethische Haltung. Dass sie als ungewöhnlich auffällt, erzählt einiges über die Beziehungen zwischen Kunst und Öffentlichkeit heute, veranlasst aber auch zum Nachdenken über ihre historische Wurzeln. Das »altmodische« Behar- ren auf der Identität von Ästhetik und Ethik hatte Konjunktur in der Romantik und deren Ausläufern in der frühen Moderne, da gab es das Ideal vom Künstler, der nur seiner Kunst gehorchte und lieber verkannt blieb als den Forderungen nach außermusikalischen Effekten oder marktgerechten Kompromissen nachzu- geben – denken Sie an Beethoven und die Zweite Wiener Schule. Als genuine Künstlernatur gehört András Schiff zu den Abkömmlingen der Romantik – sein Repertoire spricht nicht dagegen –, aber man lasse sich nicht täuschen von der Aura des Stillen, Scheuen und Sanften, die ihn umgibt: Die Realität hat nach seinen Wünschen zu verlaufen, sonst drohen Explosionen, Emotionen … In Zeiten einer wachsenden Ökonomisierung des Denkens auch in der Kunst, eines Denkens und Regulierens der Kunst nach Quoten, Zahlen und Zumut- barkeiten, gehören kunstintegre Haltungen wie die von András Schiff in den Bereich der Ausnahmen, fast schon des Exzentrischen. Welch eine Umkehrung der Dinge: Das Selbstverständliche ist das Ungewöhnliche geworden. Als ob es ungewöhnlich wäre, dass András Schiff die innere Wahrheit eines Stückes nicht verraten will durch privatistische Tempi, hochoriginelle Pausensetzungen, über- spitzte Ritardandi oder andere Expositionen virtuosen Könnens. Oder dass er den Forderungen der Kulturindustrie nicht nachgeben will, die eine Sinfonie zer- stückelt und nur zur Promotion des Pianistendirigenten durch die Sender jagen möchte. Dass zum Guten und Schönen das Wahre gehört, weil es sonst das Gute und Schöne nicht sein kann – diese Utopie ist ihm keineswegs fremd, und er tut, was er kann, um auf dieser alten Trias zu beharren. Die Klassik, die Romantik und deren eigensinnige Nachwehen in der Kunst sind aber doch – nach zwei Kriegen – gründlich vorbei. Die Frage sei deshalb erlaubt: Woher bezieht András Schiff seine »altmodischen« Haltungen, seine wunderbaren, aus dem Inneren der Kunst kommenden und auf die Kunst gerich- teten Eigenschaften? Sind sie nachvollziehbar, können sie an Einfl uss und Ter- rain gewinnen? Verpfl ichtung und Verantwortung der Musik gegenüber haben bei Schiff wohl auch mit seiner musikalischen Heimat, seiner musikalischen Herkunft zu tun. Wichtig ist sicherlich, dass er früh schon, mit fünf Jahren, in Budapest Klavier-
80 Verleihung einer Honorarprofessur an András Schiff stunden bekam und wichtig ist auch, dass die Ausbildung in Ungarn auf hohem Niveau stattfand. Am wichtigsten aber scheint mir, dass er als Student an der Franz-Liszt-Akademie in Kontakt mit einem Musiker wie György Kurtág kam und später, in England, George Malcolm begegnete. Diese beiden – nicht Leh- rer, sondern Mentoren – waren es, die ihn prägten, sowohl für die große Musik der Vergangenheit wie die musikalische Moderne. Was Ökonomie, Intensität, transparentes Klangbild anbetrifft, mag György Kurtág ihm die Ohren sensi- bilisiert haben, die Welt von Bach, Scarlatti und der englischen Virginalisten hat ihm George Malcolm erschlossen. Vor allem Johann Sebastian Bach gehört zu Schiff, er hat Bach immer wieder als seinen musikalischen Vater bezeich- net: »Mit ihm fange ich den Tag an, er ist immer bei mir.« Schiffs Einspielung der Goldberg-Variationen aus dem Jahr 2003 ist die epochale Aufnahme – wie verschieden auch immer – seit und nach Glenn Gould. Warum gerade dieses Werk den Pianisten so anzog und ihn zum »Reiseführer« durch diesen Kosmos machte, darauf gibt er die nachdenkliche Antwort: »Bachs tiefe Menschlichkeit und Spiritualität, sein Optimismus und seine intellektuelle Kraft sprechen uns in diesen ›wirren Zeiten‹ unmittelbar an.« Darin blitzt auch Politisches auf. Mit den »wirren Zeiten« dürfte Schiff nicht zuletzt auf unsere verkehrstechnisch so glorreich avancierte, geistig aber eher im Hintertreffen befi ndliche Ära ange- spielt haben. Außer und neben Bach hat Schiff naturgemäß noch andere Väter, Lieblinge und Heilige, die sein Spiel geprägt haben. Nehmen wir – neben den Kompo- nisten, mit denen er seine Tage und Nächte auch verbringt – Haydn, Chopin, Mendelssohn, Smetana, Dvořak und Janáček – zum Beispiel Bartók. Bartók war nach dem Zweiten Weltkrieg omnipräsent in Ungarn, Muttermilch gleichsam auch für den jungen András Schiff. Was ein Schiff von Bartók hat übernehmen können, erfahren wir am besten, wenn wir den Komponisten Bartók für sich sprechen lassen. Bartók meinte nämlich, er sei von drei Musikern wesentlich bestimmt worden – von Bach für die Polyphonie, von Beethoven für die themati- sche Arbeit und von Debussy für das Klangliche, Harmonische. Diese Kategorien sind aufschlussreich auch für den Interpreten Schiff. »Polyphonie« bedeutet beim Pianisten Klarheit der Linien, »thematische Arbeit« steht für seine Begabung zu einer stringenten dramaturgischen Disposition und das Feld des »Klanglich-Har- monischen« übersetzt der Interpret in seine Klangfarbengebung, in die Fähigkeit zur Feinstabstufung eines Akkordes. Nehmen wir noch Schiffs besonderes »Can- tabile« des Spiels hinzu – er könnte es Mozart abgewonnen haben – und seinen spezifi schen »Ton«, seine »Nuancen« – die hat er sicher bei Schubert gelernt – so
81 Texte aus dem Studienjahr kommen wir, wenn wir alles addieren, dem, was das Spiel des großen Musikers András Schiff auszeichnet, vielleicht doch einen Schritt näher. Zukunft braucht Herkunft heißt ein viel zitierter Spruch des Philosophen Odo Marquard. Ich würde ihn hier gern variieren: Herkunft stiftet Zukunft. Weil András Schiff eine präzise musikalische Herkunft und Heimat hat, konnte er eine Haltung entwickeln, die ihn auf Unbedingtheit in den Fragen der Kunst ein- schwor, er konnte aber auch – mit Bach und Bartók und Kurtág – eine spezifi sche Offenheit der Musik gegenüber gewinnen. Eine Offenheit aller Musik gegenüber, sei sie alt oder neu, nah oder fern. Für András Schiff bildet Musik immer eine Synthese, ein Ganzes, einen unendlichen Strom, der sich aus dem Einst ins Jetzt ergießt. So taucht er eben auch aus dem Jetzt, der Sprache der zeitgenössischen Musik – erinnern wir nur an seine Verbundenheit mit György Kurtág und Heinz Holliger – problemlos wieder zurück ins Einst. Mit dem Historismus der Historischen Aufführungspraxis hat er keine Schwie- rigkeiten, weiß, dass im historischen Bereich immer besser und schöner musiziert wird. Durchaus ungehalten ist er gegen Pianisten, die die Textbücher Carl Philipp Emanuel Bachs nicht kennen und Bach spielen, gegen Geiger, die Leopold Mozarts Violinschule nie gelesen haben und Mozart spielen. Dann aber – »Hand aufs Herz, können Sie über eineinviertel Stunden lang einem Cembalo zuhören?« – könne man »die Alten« auch auf modernen Instrumenten stilsicher und zeitgenössisch musizieren: Herkunft stiftet Zukunft. Auch in dem Sinn, dass, wer vom festem Boden der Tradition ausgeht, zu einer nahezu unendlichen Entdeckungs- und Wie- derentdeckungsreise aufbrechen kann und damit neue Spielräume schafft. Dieses unschematische Verhalten der Musik gegenüber besitzt Schiff in hohem Maß und ich könnte Ihnen diese seine Offenheit, Neugier und Flexibilität in der Programm- gestaltung gerne bis ins Einzelne nachweisen – am Beispiel seiner Arbeit für das Kunstfest Weimar, das ihn nun schon im dritten Jahr als artist in residence beher- bergen darf. Schiffs grundsätzliche Universalität in der Musik führt aber auch dazu, dass er kein »Spezialist« geworden ist. Kein Beethoven-Spezialist, auch wenn er alle 32 Beethoven-Sonaten spielt, kein Bach-Spezialist, auch wenn er alle 48 Präludi- en und Fugen des Wohltemperierten Klaviers spielt. Das Spezialistentum beginne schon, monierte er einmal, wenn immer nur dieselben Stücke eines Komponisten gespielt würden, eine Praxis unseres Musiklebens, die uns nur allzu bekannt ist. Dass die Bündelung von kreativer musikalischer Neugier, profunder Reper- toirekenntnis, souverän antikommerzieller Haltung und überwältigender Musi- kalität bei Schiff einmal zu einem Triebstau der gefährlichsten Art würde führen müssen, liegt auf der Hand.
82 Verleihung einer Honorarprofessur an András Schiff
Ein erstes Ventil für seine Energien hat er sich selber im Musizieren mit seinen Freunden geschaffen, in der Begründung der Cappella Andrea Barca, mit der er regelmäßig in Vicenza, Ittingen und auch in Weimar die klanglich ausgereiftes- ten und inspiriertesten Konzerte gibt. Da ist zu hören, was ein Kammerorchester vermag, wenn es aus fi r s t - c l a s s Solisten besteht … Nimmt man nun noch jenen anderen Kanal für die Ableitung musikalischer Triebenergien hinzu, wie ihn – im Idealfall – eine Hochschule darstellt, so müs- sen wir uns keine Sorge um András Schiff machen. Und um eine Hochschu- le für Musik wie die in München auch nicht. Denn wenn diese Hochschule András Schiff nun die Honorarprofessorenwürde verleiht, so leistet sie damit ein Bekenntnis zu einer bestimmten Art, die Musik zu treiben, geht damit die Ver- pfl ichtung ein, die sich von der verpfl ichteten Musikerpersönlichkeit herleitet. Musik ist nur mit dem ganzen Einsatz einer Person – vielmehr mit dem Einsatz der ganzen Person – zu haben. Musik ist nicht nur ein ästhetisches Fach, Musik ist – wie alle Kunst – eine existenzielle Angelegenheit. Mit der Wahl von András Schiff hat die Hochschule den Jungen eine Chance gegeben, dies zu begreifen und dafür gebührt ihr Dank. Ehe wir jedoch in gegenseitiger Bewunderung und allseitiger Rührung zerfl ie- ßen – was war es doch, das ich eingangs angedroht habe? Sollte nicht ein »aber« in die laudatio, ein Einwand, ein notwendiger Tropfen Bitternis? Hier ist er. Ver- ehrter András Schiff, zu Ihrer Vollkommenheit fehlt Ihnen eigentlich nur eines: Dass Sie Ihren Vorbehalt gegen den armen Franz Liszt in ein neues Interesse verwandeln und einen neuen Blick auf ihn werfen, sich zumindest dem Spätwerk nähern. Nicht nur das Kunstfest Weimar wäre Ihnen dankbar dafür. Aber wie heißt es in der Apostelgeschichte? Nur die Engel sind vollkommen. Da haben wir Sie schon lieber – ohne Franz Liszt – hier auf Erden, spielend, dirigierend, das Erbe fortführend und erneuernd – und nun auch an den Wegen für eine Zukunft der Musik pädagogisch mitwirkend.
83 Texte aus dem Studienjahr
Dieter Acker als Kompositionslehrer Bernd Redmann
Trat man ein in Raum 242, so fand man Dieter Acker – in mystischen Zigar- renrauch gehüllt – mit einem Kommilitonen vertieft in eine Partitur, in einen Dialog. Sogleich war man hineingesogen in das Ritual gemeinsamen Refl ektie- rens und Fantasierens über Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des Komponie- rens, mitten drin im Meer der Fragen, die auf dem Weg von der Idee zum ersten Federstrich, vom Konzept zur Skizze, von der Rohfassung zur fertigen Partitur auftauchen. In den ersten Semestern vermittelte Acker ein bestimmtes Rüstzeug, um die- sem Meer der Fragen gewachsen zu sein: Historisch abgeschlossene Stile, Instru- mentation ebenso wie analytische Fähigkeiten sah er als Voraussetzung komposi- torischer Mündigkeit, als Navigationswerkzeuge, deren Gebrauch eigenständiges und originelles Komponieren erst ermöglichten. Er unterrichtete diese Bereiche mit ungeheurer Geschicklichkeit. Es war geradezu unmöglich, bei ihm zu stu- dieren, ohne zu Sicherheit und Klarheit etwa in instrumentatorischen Fragen zu kommen. Er ließ einfach nicht locker, bis hier eine solide Basis erreicht war. Im wöchentlichen Klassenunterricht ging es meist hoch her, besonders, wenn die Aufnahmen des letzten Klassenkonzertes besprochen wurden. Es war nicht immer leicht, unseren jugendlichen Eifer in Bahnen zu lenken. Mit trockenem Humor moderierte er – im wahren Wortsinne – die Diskussionen und sorgte für eine Atmosphäre der Offenheit, aber gleichzeitig auch des fairen Umgangs. Wir lernten Kritik zu üben und zu begründen, sie zuzulassen und mit ihr umzugehen (für einen Komponisten lebenswichtig!), sich argumentativ zu verteidigen. Das wichtigste aber: dabei nicht zu verkrampfen, gelassen zu bleiben, sich selbstiro- nisch abzufedern. Im Zentrum der Klassenstunde stand jedoch die analytische Durchsicht (und das Durchhören) von Partituren – und zwar zeitgenössischer wie histori- scher Musik. Acker legte Wert auf eine gewisse Achtsamkeit für übergeordnete Zusammenhänge zugleich mit den Details, eine gedankliche Beweglichkeit, die vor vorschnellen Urteilen bewahrt. Analytisches war bei ihm immer Vorstu- fe zu »synthetischem« Denken, die Zuwendung zu Einzelaspekten mündete in die strukturelle und intuitive Zusammenschau zu einem Ganzen. Acker dachte zugleich mit dem Verstehen der strukturellen Zusammenhänge immer auch vom
84 Dieter Acker als Kompositionslehrer
Hörer aus – an die Dramaturgie, die hörpsychologische Landschaft, als die ein Werk entgegentritt. Ging es um kompositionsästhetische Fragen, so dozierte Acker nicht: Er fragte und hinterfragte, zettelte Diskurse an, gab Impulse, hakte nach, provozierte Stel- lungnahmen. Er unterrichtete Komposition nicht nach fester Methode – weder, was die Ästhetik, noch was Fragen des Materials oder der Strukturentwicklung angeht. Er selbst hatte sehr dezidierte ästhetische Vorstellungen, die er in seinen eigenen Kompositionen umsetzte, klare Meinungen auch zu aktuellen Entwick- lungen in der Musiklandschaft. Er hielt mit diesen Anschauungen nicht hinterm Berg, äußerte sich freimütig und pointiert, gerne auch provozierend. Ich war häufi g anderer Meinung, was mich aber zwang, darüber nachzuden- ken, wie ich selbst die musikalische Welt von heute interpretieren, in welche ästhetische Koordinaten ich meine eigenen Kompositionen verorten wollte. Und dieses Ringen um eine eigene Position und der Diskurs darüber waren genau das, was Acker in seinem Kompositionsunterricht fördern wollte: kein Einschwören auf ästhetische Credos, sondern die Ermutigung zu persönlichen Ideen und Kon- zepten. Diese Entwicklung »von innen heraus« anzustoßen, war sein pädagogi- sches Ziel. Gleiches bei der konkreten Arbeit an Kompositionen: War man über die Anfangsphase des Studiums hinaus, so machte Acker keine Vorgaben, vergab keine »Aufträge« mehr. Er war viel zu gespannt darauf, was die Studierenden aus eigenem Antrieb anpacken wollten. Er bemühte sich zu verstehen, welche Ideen ein Student in einem mitgebrachten Konzept umsetzen wollte, die ersten Skizzen voraus zu projizieren, Potenziale zu erkennen. Er verfügte hier über feines Gespür und reiche Erfahrung: Es bereitete ihm offenkundig Freude, die verschlungenen und tastenden Entstehungswege mit zu verfolgen – nicht als Führer, sondern viel- mehr als Fragender, neugierig Mitsuchender möglicher Pfade. Den Weg wählen und gehen musste man dann freilich alleine. Auch bei der Kritik mitgebrachter Skizzen blieb Acker direkt und konkret, didaktische Verbrämung und diplomatische Milderung lagen ihm fern. Umstands- los legte er die Finger in wunde Punkte, machte darauf aufmerksam, wenn und warum etwas nicht realisierbar oder unangemessen komplex in der Ausführung war, wenn die Dramaturgie eines Stückes ins Trudeln geriet oder sich in zielloses Kreisen zu verlieren drohte. Er machte Vorschläge, wie diese Probleme zu behe- ben wären, wie man Aufbau und Entwicklung vorantreiben oder konziser fassen könnte. Ich fi nde heute – noch mehr als damals –, dass er einen außergewöhnlich klaren Blick für diese Dinge hatte, folgte aber gleichwohl nur selten – und im
85 Texte aus dem Studienjahr
Verlauf des Studiums immer seltener – seinen Vorschlägen. Und genau das wollte er: Probleme verdeutlichen, mögliche Lösungen aufzeigen, die Studierenden aber nach dritten, eigenen Wegen suchen lassen. Hatte man eine deutliche innere Vorstellung vom Stück, das man komponierte, gewonnen, so akzeptierte er die- se, auch wenn sie ihm nicht gefi el. Es ging ihm immer um Emanzipation und wachsende künstlerische Autonomie – darum also, im Laufe des Studiums seinen Anteil an der Entstehung der Stücke fortwährend geringer und seine Mithilfe immer – wie er selbst es ausdrückte – »überfl üssiger« werden zu lassen. Dies erklärt auch, warum Ackers Studenten kompositorisch so unterschiedli- che Wege einschlugen, jeder nach seinem Naturell. In ästhetisch verschiedene Richtungen strebten sie auseinander und bewegen sich heute in ebenso unter- schiedlichen Berufslaufbahnen. Ackers eigenen Stil, der in seinen Werken schon nach wenigen Klängen aufl euchtet, hat meines Wissens keiner seiner Studenten versucht »nachzuahmen« – nichts lag ihm ferner, als »sich selbst« zu lehren. Wichtig war ihm allerdings zu ermutigen, den eigenen kulturellen und bio- grafi schen Hintergrund einzubringen. In seiner eigenen Musik schimmert etwa auch die rhythmische Vitalität und klangliche Spielfreude seiner südosteuropä- ischen Heimat durch. Studierende aus anderen Kulturkreisen versuchte er zu überzeugen, nicht (nur) die Aneignung eines sterilisierten mitteleuropäischen Avantgardestils als Ziel ihres Studiums zu verfolgen, sondern sich auch mit der Musiktradition und Geisteswelt ihres originären Kulturkreises auseinander zu setzen. Gleiches versuchte er auch anzustoßen, als er 1985 als einer der ersten Europäer Gastprofessor in Peking war. Die Entwicklung der chinesischen und generell fernöstlichen Musik gibt ihm Recht: Inzwischen gibt es dort (wie auch in anderen Weltregionen) eine reiche und hoch interessante Komponistenszene, die gerade in der interkulturellen Verknüpfung von Denkformen und Klangsprachen zu ästhetisch tragfähigen Konzepten fi ndet. Nicht zu vergessen ist schließlich Ackers unermüdlicher Einsatz dafür, dass Kompositionen von Studierenden in und auch außerhalb der Hochschule zur Aufführung kamen. Er beteiligte uns zwar an der Organisation und manchmal war es nur mit Beharrlichkeit und Impertinenz möglich, die erforderliche Beset- zung zusammenzutrommeln. Er half jedoch, wo er konnte, setzte alle Hebel in Bewegung, wenn es terminlich kritisch wurde, und begab sich bereitwillig in nervenaufreibende diplomatische Verhandlungen mit der Neuen Musik wenig wohlgesonnenen Kollegen. – Und meistens hat es am Ende geklappt. Unterm Strich hatte jeder Studierende erstaunlich reiche Möglichkeiten, Stücke zu reali- sieren, und dies war ganz entscheidend seinem Engagement zu danken. Er wusste,
86 Dieter Acker als Kompositionslehrer dass die klingende Einlösung dessen, was man komponiert hat, eine für jeden jungen Komponisten eminent wichtige Erfahrung ist – und ein Quell von künst- lerischem Selbstbewusstsein und Motivation obendrein. Auch nach dem Studium blieb Acker für mich ein wichtiger Gesprächspart- ner, der immer ein offenes, waches Ohr hatte. Es war ihm wichtig, in Kontakt mit seinen ehemaligen Studierenden zu bleiben, ihren weiteren Weg zu beglei- ten – auch in den letzten Jahren, als die Sorgen um seine Gesundheit auf ihm und seiner Familie lasteten. Gerade in dieser letzten, schweren Zeit entwickelte er eine Strahlkraft und Stärke von besonderer Intensität. Dass sein Lebensweg jetzt zu Ende ging, trifft uns alle hart. Er fehlt uns.
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Vom Band zum Bit – 48 Jahre Tonstudio Ulrich Kraus
Am 31.12.2005 trat Prof. Ulrich Kraus in den Ruhestand. Er verkörpert wohl mehr als jedes andere Mitglied der Hochschule Kontinuität oder Historie – denn wer sonst kann insgesamt 44 Jahre an dieser Institution nachweisen – zunächst als Student, dann 39 Jahre im Lehrkörper der Hochschule (Akustik, Seminar für Funk und Fernsehen)? Prof. Kraus berichtet im Folgenden über die Entwicklung der Studio- und Aufnah- metechnik, die Geschichte des Tonstudios an der Hochschule und ästhetische Fragen im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Produktionstechniken, die er im Laufe seiner langen Berufspraxis erlebt hat.
Wenn man als Student nach bestandener Aufnahmeprüfung die Hochschule be- tritt, so hat man bestimmte Erwartungen, Hoffnungen und Vorstellungen. Der eine Teil betrifft die Fragen: Zu welchen Lehrern komme ich? Inwieweit kann ich mir einen aussuchen? Wie wird die Atmosphäre innerhalb der Studentenschaft sein? – Der andere Teil betrifft das Umfeld, welches durch das Gebäude und seine Einrichtungen gegeben ist. Als ich 1962 mein Studium begann, hatte ich die Münchner Hochschule als Schüler bereits einmal kennengelernt. Als markan- tes Erlebnis war mir dabei der Konzertsaal in Erinnerung geblieben, darin ein Zerberus, der auf der Bühne alle Anwesenden herumkommandierte und unein- geschränkter Herrscher des Hauses zu sein schien: Es war der Hausmeister, der unvergessene Ewald Klosa. Er schien alle Fäden in der Hand zu haben, und wie sich bald herausstellte, ging ohne ihn tatsächlich gar nichts. Er wusste über al- les Bescheid, kannte alles und jeden, seine verbalen Attacken waren gefürchtet, doch wenn er etwas organisierte, so klappte es. Die Einrichtungen des Hauses schienen vor allem unter seinem Kommando zu stehen, und zu den wichtigsten Einrichtungen gehörte nun mal ein Klavier sowie eine der beiden damals vorhan- denen Orgeln. Die eine befand sich im Eingangsbereich des heutigen Orgelsaales im Raum 14, damals nur über zwei Fensterachsen verteilt. Es war eine kleine pneumatische Übungsorgel, träge in der Ansprache, aber sie hatte immerhin drei Manuale. Die andere im Großen Konzertsaal war ein ebenso großes Heiligtum, meist vorbehalten der Elite, Karl Richter verbrachte daran halbe Nächte, um seinen Unterricht – meist in einem größeren Block – abzuhalten. Daneben interessierte mich persönlich, ob es hier irgendwelche Möglich-
88 Vom Band zum Bit – 48 Jahre Tonstudio keiten zu Tonaufnahmen gäbe, denn den technischen Teil meiner Ausbildung hatte ich gerade hinter mir, studierte Kirchenmusik vor allem, weil ich für den angestrebten Beruf des Tonmeisters ein Musikstudium vorweisen musste und die Kirchenmusik ein sehr vielseitiges Fach ist. Unter heutigen Gegebenheiten kann man die Frage nach Tontechnik im Hause kaum verstehen, doch man muss sich vergegenwärtigen, dass damals nur »HiFi-Spezialisten« im Besitze eines sog. »Heimtonbandgerätes« waren. Das Wort »Kassettenrecorder« existierte noch gar nicht, und für die meisten war es noch immer wie der Blick in eine fremde Welt, die eigene Stimme aus dem Lautsprecher zu hören. Vor diesem Hintergrund war es eine überaus fortschrittliche Maßnahme, als die Hochschule bereits 1958 auf Anregung von Hugo Steurer – Lehrer z.B. von Gerhard Oppitz – eine kleine Tonanlage anschaffte, um ein Archiv aufzubau- en, das die Auftritte der Studenten und Lehrer nicht nur auf geduldigem Papier, sondern auch akustisch der Nachwelt überliefern sollte. Es ist höchst interessant, anhand solcher Mitschnitte zu verfolgen, wie sich die musikalischen Schwer- punkte im Laufe der Zeit verändert haben, oder wie sich – auch als Folge unserer Schnittkünste in der Musikproduktion – das technische Niveau erhöht hat, oder zu erleben, wie sich späterer Erfolg bereits in der Studienzeit durch eine eigene Handschrift abzeichnete. Zu diesem Zweck also wurde von der Fa. Siemens auf der Südseite der Bühne eine Ebene höher ein kleines Kämmerchen als Regieraum eingerichtet (heute als Abstellraum für Mikrofone und Stative genutzt), die Kosten dafür betrugen ca. 45.000 DM. Durch ein Fenster hat man Blickkontakt zur Bühne, allerdings ist die Schalldämmung zum Saal so schlecht, dass man während eines Konzer- tes niemals laut sprechen durfte, selbst das Abhören des Bandes während der Aufnahme (die sog. »Hinterband-Kontrolle« – wobei man das Signal vom Band, also entsprechend verzögert hört) durfte nur mit gemäßigter Lautstärke erfolgen, ansonsten hörte man im Saal ein Echo. Ein Mischpult setzt mindestens zwei Ein- gänge voraus, genauso viele waren es, dazu hing im Saal ein Mikrofon, alternativ konnte man zwei auf der Bühne anschließen. Die Aufnahme fand standesgemäß auf einem – immerhin – Studiotonbandgerät statt, der M5 von Telefunken. Wenn es sich dabei also eher um die Andeutung eines Tonstudios handelte, hatten andere Hochschulen nicht einmal dies aufzuweisen; lediglich in Berlin und Detmold gab es wegen der dortigen Tonmeister-Ausbildung ein Tonstudio, sogar dem Rundfunk- bzw. Schallplattenstandard entsprechend. Unsere Anlage wurde betreut von einer Tontechnikerin des BR, zunächst wurden nur die Hoch- schulkonzerte mitgeschnitten.
89 Texte aus dem Studienjahr
1962–1968 Ein erweiterter Ansatz 1962 trat Dr. Siegfried Goslich in den Dienst der Hochschu- le, um ein Seminar einzuführen, das bis zum heutigen Tage als »Seminar für Rundfunk und Fernsehen« geführt wird. Er war Hauptabteilungsleiter Musik bei Radio Bremen gewesen und in gleicher Funktion zum BR gewechselt, war zuständig
Prof. Dr. Siegfried Goslich für alle Klangkörper und die musica viva. Seines Zeichens im »musica-viva-Anzug« Dirigent und Musikwissenschaftler brachte er alle Voraus- setzungen mit, vom komponierenden bzw. ausübenden Mu- siker eine Brücke zu schlagen zu den audiovisuellen Medien – wobei der Begriff »Medien« erst später zum allumfassenden Schlagwort wurde. Inhalte dieses Seminars waren Informationsbesuche bei Hörfunk und Fernse- hen, musikwissenschaftliche Vorträge mit seltenen, nur im Rundfunkarchiv vor- handenen Tonbeispielen, insbesondere die Vorstellung Neuer Musik, dies alles als freiwillig zu besuchende Vorlesung, als deren Teilnehmer man auch einen Schein erwerben konnte, der für manche später beim Rundfunk oder Fernsehen von Vorteil war. Zu ihnen gehörte z.B. Klaus Lindemann, der als Fernsehregisseur Karriere machte, mit Zubin Mehta und Karajan arbeitete, damals unermüdlich jede Woche neue Beispiele aus dem Rundfunkarchiv für uns kopierte und dabei selber vieles kennenlernte, was er später gut gebrauchen konnte. Auch für mich waren diese Vorlesungen natürlich äußerst wertvoll, zumal ich sie nicht nur ein- mal hörte, denn ich legte dazu immer die Bänder auf. Der praktische Teil des Seminars betraf einen ganz neuen Aspekt, nämlich den Studenten Gelegenheit zu geben, unter Studiobedingungen Tonaufnahmen zu machen, auf diesem Weg eine sonst unmögliche Kontrolle des eigenen Spiels oder Singens zu gewinnen, aber ebenso, sich mit den dabei entstandenen Ton- aufnahmen vorzustellen oder einen Sendetermin im Rundfunk zu bekommen. Dieses Unterrichtsangebot war für damalige Verhältnisse einmalig, Komponisten wie Wilfried Hiller, Peter Michael Hamel oder Ulrich Stranz, aber auch viele jet- zige Professoren im Hause (bis hin zur Hochschulleitung) waren Teilnehmer des Seminars und erinnern sich in Dankbarkeit an Goslichs unerschöpfl iches Wissen und seine unendliche Geduld. Als 1963 die das Studio betreuende Tontechnikerin krank wurde, bot man mir an, ihre Funktion zu übernehmen. Dafür gab es sogar ein kleines Zubrot, 250 DM pro Semester waren eine nicht unwillkommene Aufstockung meines knappen Studentenetats. Gleichzeitig konnten wir für ca. 12.000 DM die Technik erwei-
90 Vom Band zum Bit – 48 Jahre Tonstudio tern: Auf dem Gabentisch fand sich eine zweite Tonbandmaschine (nun waren auch Kopien möglich), dazu ein Plattenspieler, und damit das Mischpult seinem Namen eher gerecht wurde, erhielt es einen dritten Eingangskanal. Auch wenn die Ausrüstung noch immer spartanisch war, ermöglichte sie doch erst das »Rundfunkseminar« Dr. Goslichs und war so Voraussetzung für die Einbeziehung technischer Mittel in den Unterricht und Ausgangspunkt für die spätere Medienkunde. Denn die Verbindung zum Rundfunk brachte aktuelle Gesichtspunkte ins Haus, machte mit den Gesetzmäßigkeiten der Musikproduk- tion in einem größeren Maß vertraut, als dies an anderen Hochschulen geschah. Im allgemeinen musikalischen Umfeld bestand ein wesentlicher Unterschied zur gegenwärtigen Situation. Heute kann jeder Student sein Konzert auf einer CD sofort mit nach Hause nehmen, damals spielte sich Musik auf Tonträgern ausschließlich im Olymp der Stars ab, spielte man zu Hause die längst verkratz- ten Platten von Dieskau oder Karajan und konnte nur davon träumen, irgend- wann einmal selber vor dem Mikrofon zu stehen. Zentrale Ereignisse waren dem- entsprechend die Hochschulkonzerte, daran hat sich im Prinzip bis heute zwar nichts geändert, jedoch: Damals waren es pro Jahr ca. 14–15 Hochschulkonzerte, sie waren immer ein wichtiges Ereignis, bei dem sogar das Präsidium erschien. Entsprechend groß war der Andrang des Publikums, selbst die Zeitungen nahmen Notiz davon. Aber je größer die Zahl der Konzerte wurde, umso mehr verloren sie diesen Stellenwert, und seit Jahren erreicht man öffentliche Resonanz fast nur noch mit einer CD, besser noch DVD, die man einem Redakteur aber am besten persönlich in die Hand drückt.
1968–1979 Stereophonie Zurück zu unserem Tonstudio. Mit Mono-Aufnahmen waren wir schnell im Rück- stand, ich hatte mein Examen gemacht und war mittlerweile Lehrer an der Nürn- berger Schule für Rundfunktechnik, überall wurde nur noch in Stereo produziert. Dabei ist vielleicht interessant zu wissen, dass selbst die Rundfunkanstalten den Schritt zur Stereophonie eher zögerlich vollzogen hatten, bedeutete dies doch eine Umstellung der gesamten Technik und der Sendestrecken. Beispielsweise wurde vom Bayerischen Rundfunk 1962 in der Nürnberger Meistersingerhalle eine neue Tonregie eingebaut, die Planungsingenieure wollten sie gerne stereotauglich haben, die obere Etage jedoch verweigerte sich diesem neuzeitlichen Ansinnen. So baute man kurzerhand ein »Vierkanal-Mischpult«, das selbstverständlich stereotauglich war – nur, es hieß eben anders. Bei anderen Sendern ging es etwas schneller, am
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30.8.1963 übertrug der Sender Freies Berlin das erste stereophone Rundfunkkon- zert in Deutschland. Die Plattenfi rmen hingegen hatten mit der Umstellung schon Ende der 50-er Jahre begonnen und die Stereo-Schallplatte war längst Standard. Die erste Stereoaufnahme überhaupt fand übrigens 1942 zwischen Luftangriffen in Berlin statt, ich selber erlebte es 1961 in Regensburg zum ersten Mal. Als bedeuteten »die 68-er« auch in der Hochschule einen Umbruch, hielt die Stereophonie bei uns Einzug. Aufgrund eines überzeugend formulierten Antrags von Dr. Goslich wurden ca. 70.000 DM zur Verfügung gestellt, davon 65.000 DM für ein neues Mischpult (natürlich in der heute wieder so beliebten Röh- rentechnik), der Rest für Verstärker, Leitungen und Zubehör. Für Stereo war das Kämmerchen im Großen Konzertsaal gänzlich ungeeignet, zudem wurde es im Sommer dort unerträglich heiß. Das sah man auch höheren Ortes ein, und so wurde uns der Raum 117 als vergleichsweise großzügiger Regieraum zur Verfü- gung gestellt. Beim Mischpult reichte das Geld nur für sechs Eingänge, aber das war schon die doppelte Anzahl, 1976 kamen zwei weitere hinzu. In wochenlanger Bastelarbeit baute ich die Bandmaschinen auf Stereo um, verlegte Stereoleitun- gen zur Bühne und schraubte selbstgebaute Absorber an die Wand. Und weil ich in dieser Zeit ein Praktikum bei der DGG in Hannover machte und man dort gerade auf neue Lautsprecher umstellte, überließ man mir für je 350 DM zwei der bisher verwendeten, damit war eine »amtliche« Abhörsituation geschaffen. Dieser Lautsprecher war übrigens eine Eigenentwicklung von Siemens, der die DGG angehörte, er bekam dort den Spitznamen »Nachtkästchen«. Vier weitere dieses Typs erwarben wir später für die Beschallung des Großen Konzertsaales, zwei davon taten bis vor kurzem ihren Dienst im Raum 144. Die neuen Möglichkeiten der Stereophonie waren für alle sehr reizvoll, und da wir nun in kleinerem Rahmen schon professionelle Qualität liefern konnten, entstanden etliche Plattenproduktionen, z.B. mit Franz Lehrndorfer, der Gruppe
Carl Orff im Alten Regieraum bei der Aufnahme und beim Abhören der Bernauerin (1972)
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»BETWEEN« und Carl Orff, fast alle erschienen später auf CD. Das war natürlich mit den drei Hochschulmikrofonen nicht möglich, aber mir kam zu Hilfe, dass ich ab 1969 beim BR arbeitete und mir zu Hause nach und nach ein kleines Studio ein- richtete. Auch der Deutschlandfunk kam ins Haus und begann mit einer Senderei- he »Junge Solisten«, dieser schlossen sich später der Bayerische und der Hessische Rundfunk an, andere Musikhochschulen wurden einbezogen. Mit dem fast gleich- zeitigen Ausscheiden der maßgeblichen Redakteure jedoch verschwand dieses für die Studenten sehr wertvolle Projekt 25 Jahre später aus den Programmen. Im »Goslich-Seminar« reichte unser Spektrum bis zu Dichterlesungen und Der kleine Prinz als Melodram. Für etliche Studenten stellten solche Produktionen die Basis dar für ihre spätere Tätigkeit beim Rundfunk als Redakteure oder Sprecher. Alles in allem war die Kombination aus musikwissenschaftlicher Vorlesung, Medien- kunde, Musikelektronik, Exkursionen und Produktion unter einem Dach ein umfas- sendes Angebot, ein für alle offenes Zentrum, in dem sich angehende Komponisten, Schulmusiker und Interpreten trafen und gemeinsame Projekte entwickelten. Ein Teil davon wird heute durch das Studienangebot »Rundfunkjournalismus« abge- deckt. Doch darf dazu auch bemerkt werden, dass es sich dabei natürlich um eine »geschlossene Benutzergruppe« handelt, Auswirkungen auf andere Fachbereiche ergeben sich eher nebenbei, während sie damals zum Prinzip gehörten. Besonders die Kompositionsklasse von Günter Bialas war ständiger Gast: Das Tonband als weiterer »Interpret« im Konzert wurde entdeckt (Peter Kiesewetter: Musik unter Tage für Oboe und Tonband), Wilfried Hiller war maßgeblicher Ini- tiator des ersten Faschingskonzertes 1969 (in memoriam Gerard Hoffnung), Peter Michael Hamel komponierte dafür ironisch-kritische Lieder, Peter Kiesewetter u.a. eine herrliche Wagner-Parodie (… und Isolde?), und auch wenn Bialas so etwas nicht selber machte, er war begeistert davon. Nicht minder in Erinnerung geblieben sind die Exkursionen in das »Siemens- Studio für elektronische Musik« am Oskar-von-Miller-Ring, das unter der künst- lerischen Leitung von Josef Anton Riedl stand und in dem mehrere Ingenieure unter der Leitung von Alexander Schaaf Pionierarbeit in der Entwicklung von Geräten zur Erzeugung elektronischer Musik leisteten. Man muss »Erzeugung« sagen, denn gespielt wurde dabei nicht, vielmehr wurden Tongeneratoren mit Lochstreifen programmiert oder wurden Bilder optisch abgetastet, um Steuersig- nale aus deren Helligkeitswerten zu gewinnen. Die Fa. Siemens hatte auf Emp- fehlung von Carl Orff dieses Studio 1959 bei sich untergebracht, nachdem in vierjähriger Arbeit an und mit der Lochstreifenapparatur die Musik zum Jubi- läumsfi lm Impuls unserer Zeit entstanden war (100 Jahre Siemens). Eine nicht
93 Texte aus dem Studienjahr endenwollende Liste von Komponisten, die danach dort arbeiteten, fi ndet sich unter www.stelkens.de/bs/klforsch98/text.htm. Die Einrichtung wurde 1993 im Deutschen Museum betriebsfertig aufgebaut.
1970 – Medienkunde und Musikelektronik Mittlerweile war auch im Ministerium klar, dass den Medien im Musikunterricht der Schulen eine stetig wachsende Bedeutung zukommt, also wurde das Fach »Medienkunde« geschaffen. Es passte haargenau in unser Seminar, und Dr. Gos- lich bat mich, in 14-tägigem Turnus den Unterricht hierin zu übernehmen. Im Lehrplan waren dazu die Stichworte »Tonaufnahme, Kopie, Collage« zu lesen, was angesichts der vor allem in der U-Musik bereits allgegenwärtigen Musikelek- tronik allerdings längst unterdefi niert war. Denn im Gegensatz zum erwähnten Siemens-Studio waren ja nun spielbare Geräte auf breiter Front im Einsatz, hatte Robert Moog auf Transistorbasis spannungsgesteuerte Bausteine entwickelt und schon 1964 seinen ersten Synthesizer vorgestellt. Hauptmerkmale waren die sog. »1-Volt-Technik« (die Oktave ist verteilt auf eine Änderung der Steuerspannung um 1 Volt) sowie ein Herausführen der Steuereingänge auf Buchsen. Durch diese Normierung und den erweiterten Zugriff konnten sich mehrere Geräte in jeder nur erdenklichen Weise gegenseitig steuern, eine Tastatur konn- te angeschlossen werden oder wurde gleich integriert, einem Bühnenauftritt mit handlichen Koffern stand nichts mehr im Wege. Damit waren diese neuen Klänge Ende der 60-er Jahre auf Schallplatten und im Film nichts Ungewöhnli- ches mehr. Bei Präsident Schieri fanden wir Zustimmung und konnten 1975 aus laufenden Mitteln drei Synthesizer anschaffen. Es handelte sich um den »Sonic Six« von Moog, der eine portable Variante des legendären »Mini Moog« darstellt, sowie um eine Konstruktion von Dieter Trüstedt, der später als Lehrbeauftragter an der Hochschule das »Musiklabor« ins Leben gerufen hat und noch immer betreut. Die Kosten für alles zusammen betrugen vergleichsweise bescheidene ca. 8000 DM, die Geräte sind noch immer betriebsbereit, die Demonstration der prinzipiellen Vorgänge ist mit diesen analogen Originalen sicherlich anschauli- cher als mit modernen Keyboards oder Software-Nachbildungen.
1979–1981 Neue Studioräume Trotz aller Begeisterung waren andere Hochschulen schon wieder moderner ausge- stattet, schließlich stammte die Konstruktion unserer Geräte aus den 50-er Jahren,
94 Vom Band zum Bit – 48 Jahre Tonstudio hatte also mit 25 Jahren eine respektable Lebensdauer. In Düsseldorf gab es jetzt (verbunden mit dem Konservatorium) die Ausbildung zum Ton- bzw. Bildingenieur, Detmold und Berlin waren durch die Tonmeister-Ausbildung ohnehin im Vorteil, in Stuttgart hatte man für mehrere hunderttausend DM ein Tonstudio errichtet, die Kölner Hochschule konnte auf das elektronische Studio des WDR zugreifen, in Frei- burg entstand ein Lehrstuhl für elektronische Komposition (Hans Peter Haller, Jah- resetat 800.000,- DM) und selbst am Konservatorium in Würzburg war man weiter. Und wenn der Regieraum auf der Westseite auch einen großen Fortschritt darstellte, so war von Anfang an klar, dass er durch Straßenlärm und Musik aus den Nachbar- räumen zu sehr gestört sein und daher nur eine Übergangslösung darstellen würde. Das Bayerische Staatsarchiv nutzte den nördlichen Teil des Hauses, dort wur- de es aber – Archive haben das so an sich – immer enger, also warteten wir nur darauf, dass hierfür ein anderes Haus gefunden würde und sich die Hochschu- le nach Norden ausbreiten konnte, denn aufgrund steigender Studentenzahlen platzte sie aus allen Nähten. 1974 erschien diese Lösung am Horizont, so konnte ich mir Gedanken darüber machen, wie ein neues Studio aussehen könnte, das auf Dauer Bestand haben sollte. Im Juli 1977 legte ich eine Planung vor, die den heutigen Räumlichkeiten ent- spricht, also mit der Erweiterung um einen Sprecher- und Seminarraum, mit grö- ßerer Nähe zum Bühnenbereich sowie mit Schallschutz und Klimatisierung. Inkl. Mischpult, Maschinen (beides analog), Musikelektronik, Reparaturen und einem zu erstellenden Leitungsnetz errechnete ich Kosten von vergleichsweise moderaten 420.000,- DM. Im Herbst 1978 war es so weit, das halbe Haus wurde umgebaut, überall wurde gebohrt und geschraubt, im zweiten Stock entstanden neue Übungsräume, die gesamte, noch aus Hitlerzeiten stammende Elektroinstallation wurde erneuert. Die notwendigsten Leitungen Uli Kraus beim Abhören während der Produktion von Im weißen für das Studio verlegte ich mit Rössl (Ralph Benatzky) im BR, am Mischpult der Dirigent Willy Hilfskräften während der Feri- Mattes (März 1978) en im April 1979, kurz: Der Umzug erfolgte schrittweise, und das ganze Studienjahr über versuchten Bauarbeiten und Unterricht oft vergeblich, eine Symbiose miteinander einzugehen. Im November konnten wir
95 Texte aus dem Studienjahr dann umziehen, dabei mussten die alten Geräte ihren Dienst zunächst weiterhin tun; Ersatz kam im Sommer 1980 in Gestalt eines dem Stand der Technik ent- sprechenden Transistormischpults sowie zweier Tonbandmaschinen, alles zusam- men für rund 65.000 DM. Zwar hatte das Ministerium für den Haushalt 1980/81 für eine erste Ausbaustufe 150.000,- DM bereitgestellt, doch die restlichen 85.000 DM waren in offenbar wichtigere Kanäle gefl ossen, denn Kanzler Moser vertrat die Meinung, wir bräuchten überhaupt kein Tonstudio (!). So blieb nichts anderes übrig, als weiterhin die eigene Ausrüstung mitzuverwenden. Das Mischpult ist noch im Raum 128 (»Übungs- und Ersatzregie«) im Einsatz, ebenso die beiden Bandmaschinen. Deren Aufnahmeformat hat sich seit 1936 im Prinzip nicht geändert, bei den Audio-Digital-Formaten hingegen befi nden wir uns nach 25 Jahren nun in der achten Generation, wenn man nur die Formate rechnet, die Verbreitung gefunden haben. Insgesamt lassen sich seit 1976 aufzählen: Denon – JVC – Soundstream (aus England) – SONY mit PCM 10, 100, 1610/30 und F1 – MX- 80 (Telefunken/Mitsubishi) – DAT – MD – MP3 – div. MPEG-Formate – DVD-A – SACD, wobei sich die beiden letztgenannten noch um die Vorherrschaft streiten. Man darf im Zeitalter ständig neuer Formate die damalige Systemsicherheit als außerordentlich bedeutsam herausstellen. Denn wer kann uns sagen, auf wel- chen Medien wir in weiteren 70 Jahren unsere Aufnahmen machen? Während wir unsere Analogbänder von 1965 noch einwandfrei abspielen können, klagen schon heute viele über selbstgebrannte CDs, die sich nach wenigen Jahren in ihre Bestandteile aufgelöst haben. Und so unscheinbar das Studer-Mischpult auch aussieht: Dieses und ähnliche werden jetzt wieder verwendet, um High-Defi niti- on-Digital zu produzieren, und neuere digitale Wunderwaffen bilden immer häu- fi ger analoge Vorbilder nach. Immerhin gibt es einen Lichtblick dabei: Mit der genannten SACD zumindest dürften auch für die Zukunft keine Wünsche offen- bleiben, und die sicherste Vorratskammer ist inzwischen der Computer geworden, vorausgesetzt, man kümmert sich um ein Backup. Denn bei allem handelt es sich nur noch um Daten, die lediglich formatgemäß decodiert werden müssen, und da können wir in 20 Jahren mit unserem gesamten »Schallplattenbestand« in der Hosentasche spazieren gehen, denn der passt dann in einen Zuckerwürfel.
Wege zur Digitalisierung Es ist kaum zu verstehen, warum Firmen wie Siemens und AEG-Telefunken, jahrzehntelang führend in allen Studios, spätestens ab 1980 mehr und mehr den Anschluss verloren. Das zeichnete sich schon in der Analogtechnik ab, als vor
96 Vom Band zum Bit – 48 Jahre Tonstudio allem aus Japan kommende Verstärker in ihren technischen Daten allmählich unseren Studiostandard ein- und überholten. Offenbar reichlich unbemerkt von den heimischen Herstellern breiteten sie sich in den Studios aus, denn sie waren billiger und besser, während man sich hierzulande eifrig am sog. »Braunbuch« festhielt, das für die Rundfunkanstalten verbindlich war. So sah ich mich z.B. veranlasst, für den 1986 von Siemens gebauten Leitungsverteiler an Stelle der fi r- meneigenen Verstärker bei einem Münchner Entwickler Sonderanfertigungen in Auftrag zu geben, die – bei gleichen Kosten – einen auf das Dreifache erweiterten Frequenzgang aufweisen, somit auch heute für höherwertige Digitalbearbeitung geeignet sind. Mit der Digitalisierung war es ähnlich. AEG war zwar Pionier, hatte 1935 das erste »Magnetophon« vorgestellt und war als AEG-Telefunken unumstrittener Platzhirsch. Vielleicht gerade deshalb bemerkte man offenbar etwas spät, dass fernab in der Welt eine neue Ära hereinbrach. Und als dann JVC und Sony schon mit Seriengeräten auf Informationsreise waren, ging Telefunken eine Koo- peration mit Mitsubishi ein, um noch rechtzeitig auf den Zug aufzuspringen. Man entwickelte eine Maschine, die aussah und bedient wurde wie eine analoge, mit der auch in gleicher Weise zu schneiden war, der Erfolg schien gerade deswe- gen gesichert. Zu dieser MX-80 gesellte sich die MX-800, eine digitale 32-Spur- Maschine, auch hier war also Ersatz vorhanden. Die Produktionskette war sogar bis zum fertigen Tonträger geschlossen, mit der »Minidisk« stand man in den Startlöchern, einer Platte im Format der LP mit mechanisch aufgeprägten »Pits« (mit der heutigen MD hatte sie also nichts gemeinsam), deren Entwicklung war ausgereift, die gleiche Schneidtechnik hatte sich für die DMM-Langspielplatten bewährt. AEG-Telefunken konnte also eigentlich wieder ein durchgängiges, an die Tradition anknüpfendes Konzept vorweisen. Doch mit dem sog. »blutigen Schnitt« in einem Originalband konnte man kaum jemanden mehr überzeugen, im Videoschnitt war das Kopieren anstelle des mechanischen Schneidens längst selbstverständlich und damit für den Audiobereich ebenso wünschenswert. Und wenn im Prospekt stand: »Man muss besonders vorsichtig damit umgehen, das ist alles«, so zeigte dies, dass offenbar selbst die Entwickler nicht restlos zufrieden waren. Zudem war eine Überblendung im Schnittpunkt nicht möglich, wie sie heute jeder auf dem heimischen PC erwartet. Diese Details sind der eigentliche Grund, warum die deutsche Industrie nun bei Schallplatte und Rundfunk den Anschluss verlor. Dieses Konzept hatte keine Chancen, so logisch es auch erschien; unter der ironischen Bezeichnung »Tele- bishi« oder »Mitsufunken« lebt die MX-80 lediglich im Gedächtnis weiter. Sony
97 Texte aus dem Studienjahr hingegen baute einen Prozessor, der das Audiosignal in ein Videoformat umsetz- te, konnte damit die seit Jahren bewährten und preiswerten Videorecorder zur Aufzeichnung nutzen, den Schnitt besorgte ein entsprechend adaptiertes Video- Schnittgerät (DAE-1100). Die eigentliche Vorgeschichte zu all dem begann übrigens bei Denon; nach Ver- suchen ab 1970 setzte die Firma 1972 die erste professionelle Digitalmaschine für Plattenaufnahmen ein. Zum Jahreswechsel 1975/76 (23.12.–3.1.) erschien sie dann in der Hochschule und nahm mit András Adorján sieben Sonaten für Flöte, Cem- balo und Gambe von J.S. Bach im Großen Konzertsaal auf (erhältlich unter Denon 50CO-1713/4), im Herbst 1976 nochmals Flötensonaten mit Cembalo, schließlich im August 1979 Flötenkonzerte von W.A. Mozart mit dem Münchner Kammer- orchester (33C37-7803/4). Verborgen in drei tischhohen Racks stand die Technik genau an dem Platz, an dem sich unsere neueste digitale Errungenschaft befi ndet. Als ich dies sah, fand ich das natürlich sehr interessant, maß solchen Versu- chen jedoch keine allzu große Bedeutung bei, denn die dazu notwendigen Investi- tionen bewegten sich offensichtlich in einem überirdischen Rahmen. Zudem war die Analogtechnik ja so unbrauchbar nicht, hatten wir Rauschunterdrückungs- systeme von Dolby, Telefunken und dbx, damit war auch der sog. Kopiereffekt mit seinen Echoerscheinungen auf den Bändern verschwunden. Daher war ich noch im Sommer 1979 skeptisch, als ich bei den Bayreuther Festspielen als Tonmeister mitwirkte und die Fa. Sony ihre neue PCM-1600 für die Mitschnitte zur Ver- fügung stellte, denn diese »Bandmaschine« kostete noch immer das Zehnfache einer analogen. Und als ich den maßgeblichen Vertriebsleiter fragte, wie sich so etwas denn rentieren und durchsetzen solle, antwortete er mit dem prophetischen Satz: »Warten Sie ab, wenn die Digitaltechnik erst einmal über die Massenpro- duktion verfügbar ist, wird das alles viel billiger als in der Analogtechnik.« Ich konnte ihm das kaum glauben, aber wie wir alle wissen, hat er recht behalten. Für mich wurde das schneller bedeutsam, als ich ahnte. Zum einen hatte ich nach Bayreuth Gelegenheit, am ersten digitalen Schnittplatz von Sony zu sitzen und das Schneiden als gefahrlosen Kopiervorgang zu erleben, das war natürlich eine Offenbarung. Zum anderen hatte ich 1981 eine Grenze der analogen Band- aufzeichnung erfahren, die mir zuvor niemals aufgefallen war und die ich als eher nebensächlich betrachtet hatte: Es ist das sog. Modulationsrauschen, das durch die Ungleichmäßigkeit der Bandbeschichtung hervorgerufen wird und durch kei- nerlei Maßnahmen unterdrückt werden kann. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schock, denn ich hatte 1979 beim BR gekündigt, um mich selbständig zu machen. In der Hochschule gab es trotz
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Absichtserklärungen keine Stelle, also blieb mir nichts anderes übrig, als mit der unbezahlbaren Digitaltechnik irgendwie konkurrenzfähig zu bleiben und dazu ein digitales Studio aufzubauen, das vielleicht dadurch fi nanzierbar wurde, dass ich diese neue Technik anderen anbieten konnte. Die schwierigste Hürde dazu war die Wahl des Aufzeichnungsformats, denn neben den zuvor beschriebenen Verfahren gab es auch für den zukünftigen digi- talen Tonträger noch keine Normierung. Telefunkens Minidisk war zwar fertig, aber deren mechanische Abtastung kein Fortschritt. Demgegenüber versprach die CD von Sony/Philips mit ihrer rein optischen Arbeitsweise ein verschleißfrei- es Abspielen, und wegen der Vorzüge in Schnitt und Nachbearbeitung entschied ich mich im Herbst 1981 für das Sony-System. In der Industrie war zu diesem Zeit- punkt die Entscheidung für den künftigen Tonträger aber noch nicht gefallen, zu meinem Glück setzte sich die CD 1983 durch. Man kann sich Gedanken machen, was passiert wäre, hätte Telefunken das Rennen damals gewonnen. Der elektronische Schnitt wäre sicher bald gekom- men, es hätte weiterhin die schönen großen Cover der LP gegeben, doch könn- te heute zu Hause niemand diese Minidisk »brennen«, alle Kopierschutzfragen wären damit hinfällig. Andererseits wäre ein mechanisches System wohl nur ein Zwischenschritt gewesen, denn die optischen Verfahren erlauben unvergleichlich höhere Packungsdichten und kamen im Videobereich dann ohnehin. Nach Klärung der Systemfrage war noch immer die des Studios offen. In der Hochschule waren wir mitten in der Planung für die zweite Ausbaustufe, parallel dazu ein weiteres Studio aufzubauen und zu führen war undenkbar. In Gesprä- chen mit Präsident Hellmann und dem Ministerium kristallisierte sich dann die Möglichkeit einer Kooperation heraus, wobei ich auf der Basis eines Mietver- trags über zunächst fünf Jahre die Räume des Tonstudios nutzen konnte und wo umgekehrt die Digitaltechnik auch der Hochschule zur Verfügung stehen würde. Damit schien allen gedient, ich nahm das Angebot an, fi nanzierte mit 460.000 DM die notwendigen Geräte und richtete sie im Tonstudio ein, daher sind viele Mitschnitte aus dieser Zeit bereits digital.
1981–1993 Frühe Digitalisierung Die folgenden Jahre sind von dieser Zusammenarbeit geprägt und waren produk- tive Jahre, denn die Plattenfi rmen begannen nun, ihr Repertoire durch digitale Neuaufnahmen zu aktualisieren. Und weil das Studio darin führend war und der Große Konzertsaal eine sehr gute Akustik aufweist, entstanden Dutzende von
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Produktionen, sie wurden in dieser Endphase der Langspielplatte zunächst als »Direct Metal Mastering« (»DMM«) veröffentlicht, ab 1983 dann als CD. Ich konnte einen Mitarbeiter beschäftigen, die Klassikproduktion und das Mastering im U-Musik-Bereich standen gleichwertig nebeneinander, selbst der BR war stän- diger Gast, bis klar war, dass das System funktionierte und er 1983 selber darin investierte. Im Treppenhaus begegnete man prominenten Künstlern, Claudio Arrau stürzte über eine Schwelle – fast wäre die Produktion (Chopin) geplatzt, es kamen Lucia Popp, Fischer-Dieskau, Friedrich Gulda, aus der anderen Ecke Udo Lindenberg, Sigi Schwab oder Klaus Doldinger, um nur die bekanntesten zu nennen. Ein Sonderfall waren die Sprachaufnahmen mit Heinz Rühmann und Michael Ende. Zwar hatten wir nun einen Sprecherraum, doch der war wegen der Außen- geräusche nur eingeschränkt nutzbar. Also wich ich aus in den inzwischen als Abstellraum genutzten Regieraum von 1958, Hausmeister Reichenberger hängte einen großen Vorhang an die Wand, dazu kamen eine Kanne Tee und ein paar Blumen – schon war ein provisorischer Sprecherraum entstanden. Selbst der Besseres gewohnte und mir als »sehr schwierig« angekündigte Rühmann fühlte sich darin gut aufgehoben, las 1982 – als vermutlich erste digitale Sprachaufnah- me überhaupt – Weihnachten mit Heinz Rühmann (Musik: Rudi Knabl) und 1984 Reineke Fuchs (Musik: Peter Kiesewetter). Ebenfalls 1984 kam Michael Ende zu Aufnahmen von Der Goggolori und Filemon Faltenreich. Die Musik dazu (Wilfried Hiller) wurde teilweise synchron aufgenommen, dabei war der direkte Blickkon- takt auf die Bühne aus diesem Raum ein geradezu professionelles Detail. Die Zusammenarbeit mit dem Haus klappte reibungslos, ich rechnete die Mie- ten mit der Verwaltung ab, dabei kamen insgesamt ca. 75.000 DM zusammen. Und weil wir fast immer da waren, stand die Tür trotz der damit für uns verbun- denen Störungen auch für die Hochschule offen, konnten wir helfen, wenn mal irgendwo ein Kabel fehlte oder eine Sicherung durchbrannte, ebenso war es kein allzu großer Aufwand, nebenbei ein Konzert mitzuschneiden. 1983 ergaben sich personelle Veränderungen: Dr. Goslich verließ uns aus Altersgründen, neben seinem Seminar waren dadurch auch die Fächer Akus- tik und Instrumentenkunde verwaist, die er nach Erich Valentin bzw. Hermann Pfrogner (1911–1988) übernommen hatte (Interessantes zu Pfrogner unter www. harmonik.de). Das Fach Instrumentenkunde übernahm nun Dr. Enjott Schnei- der, die Akustik wurde mir übertragen, und nachdem diese Fächer noch für alle verbindlich waren, bildeten sie immerhin einen Grundstock im Allgemeinwissen hinsichtlich physikalischer Zusammenhänge, soweit sie für Musiker relevant sind.
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Für die Schulmusiker führte ich das Seminar mit »Medienkunde und Musikelek- tronik« fort – freilich hat dabei nicht jeder alles verstanden –, doch wenn Akustik und Instrumentenkunde vor einigen Jahren zu einem einzigen Fach kombiniert wurden und wenn es dieses für Schulmusiker jetzt überhaupt nicht mehr gibt, so passt das in unsere technisierte Zeit recht wenig hinein (ich komme darauf unter »Perspektiven« zurück). Das Jahr 1986 wurde in zweierlei Hinsicht zum Höhepunkt: Mein Vertrag wurde gekündigt und die zweite Ausbaustufe wurde abgeschlossen – doch der Reihe nach: Zur Planung von 1977 gehörte neben den Leitungen ein Verteiler dafür, d.h. eine zentrale Stelle, an der alle Leitungen des Hauses mit allen des Studios verbun- den werden können (ca. 730). Das ist insbesondere bei größeren Veranstaltungen erforderlich, an denen mehrere Aufführungsräume beteiligt sind, oder wenn (wie bei der »Nacht der Filmmusik« im Oktober 2004) die Saalverstärkung über ein im Publikum aufgestelltes Mischpult erfolgt. Der Verteiler wurde ab 8. Dezember ange- schlossen, und als erste solcher Veranstaltungen fand zu Silvester eine jener »Hiller- Nächte« statt, die immer das ganze Haus zum Aufführungsort machten und vom BR meist live übertragen wurden. Diesmal war es die »Bialas-Nacht«, das Stück Im Anfang für Chor und Orgel kam zur Aufführung und Hiller wollte den Chor im nördlichen Treppenhaus auftreten lassen – er kam immer mit solchen »einfa- chen« Ideen. Die Orgel spielte Harald Feller im Großen Saal, im Treppenhaus sang der via-nova-chor, das Publikum war überall verteilt. Diese gegenseitige Zuspielung über Lautsprecher und die gleichzeitige Aufnahme wären ohne den (noch im Bau befi ndlichen) Verteiler nicht realisierbar gewesen, denn für solche Zwecke gibt es darin eine Reihe Verstärker, die als Sonderanfertigung gebaut wurden und auch als Mitschnittanlage dienen. Im Februar 1987 wurde der Verteiler abgenommen, seitdem können Konzerte auch ohne unsere Mitwirkung mitgeschnitten werden. Der technische Fortschritt im Hintergrund erweckte andererseits Argwohn, und es scheint mir sinnvoll, die Hintergründe für die unerwartete Kündigung wenigs- tens zu skizzieren. Niemand wusste so recht, auf welcher Basis das Tonstudio über- haupt existiert, für Außenstehende konnte der Eindruck entstehen, als würde ich hier auf Kosten des Staates mein Privatstudio bauen. Das betraf jetzt den Verteiler, denn ich hatte dafür die Ausschreibungsunterlagen erstellt und mit Kosten von 238.000 DM bedeutete er die bis dahin größte Investition. Mit Stolz führte man die Gäste des Hauses durch »das Tonstudio der Musikhochschule«, als bestünde es unter der alleinigen Trägerschaft des Staates. In Wirklichkeit betrug der Wert der hochschuleigenen Geräte nur 24%, das geht aus einem Inventarverzeichnis hervor, das ich dem Kanzler 1984 wunschgemäß übergeben hatte. Dennoch berichtete er
101 Texte aus dem Studienjahr mir zwei Jahre später von »Beanstandungen durch den Rechnungshof« und kün- digte den Vertrag zum frühestmöglichen Zeitpunkt im Mai 1986. Wie sich später herausstellte, waren meine Inventarliste und gegenseitige Nutzungen an höherer Stelle unbekannt, die Beanstandungen betrafen aber genau diesen Punkt. Zu Verhandlungen kam es nie: 1987, als sie hätten beginnen müssen, war der Kanzler weg. Der nächste kam im Sommer 1988, fand einen »vertragslosen Zustand« vor und verlangte im November meinen Auszug bis Jahresende, der Senat kam mir zu Hilfe und hob die Kündigung ein halbes Jahr später wieder auf. Danach war auch dieser Kanzler wieder weg, sein Nachfolger kam 1990 und legte mir 1992 einen »Aufl ösungsvertrag« auf den Tisch, der für Mieten und Gerätenutzung eine Nachforderung von 28.800 DM auswies, was angeblich auf Berechnungen der Bezirksfi nanzdirektion (BFD) beruhte. Auf Nachfrage erfuhr ich jedoch, dass die BFD nur für eine »Überprüfung« der Mietzahlungen zustän- dig sei, für deren eigentliche Festlegung jedoch könne die Hochschule »in eige- nem Ermessen handeln«. Das war für mich ein überraschender Aspekt, denn das hätten drei Kanzler inzwischen ja tun können. Also stellte ich nach dem Muster der BFD eine Gegenrechnung auf, und zwar unter Einbeziehung der beim Minis- terium auch jetzt noch unbekannten Inventarliste, dabei kam eine Restforde- rung von 260 DM heraus. Der Kanzler akzeptierte das ohne Kommentar, und ich fragte mich, warum wir darüber jahrelang hatten streiten müssen. Ebenso fragte ich mich, ob denn wirklich niemand die Mieten zusammenzählte, die hereinka- men – 75.000 DM sind ja kein Pappenstiel, jedenfalls wurden sie jetzt gebraucht, wie sich zeigen sollte. Im März 1993 fand ich Gelegenheit, mit den Bauarbeiten für ein eigenes Studio zu beginnen, in den Sommerferien zog ich aus und im Oktober fand die Eröffnung meines neuen Studios statt.
1988 Eine neue Stelle Fast mag es an diesem Punkt scheinen, als hätte es neben dem Studio nichts ande- res gegeben, doch selbstverständlich hielt ich in all diesen Jahren meine Vorlesun- gen und führte das Seminar weiter. Dafür reichten zwar die im Lehrauftrag maxi- mal möglichen elf Stunden nicht aus, doch durch die räumliche Verbindung von allem war beides zusammen machbar. Außerdem war schon lange eine feste Stelle vorgesehen, 1975 erhielt ich ein erstes Angebot dafür (doch wurde sie anderweitig verwendet), 1981 gab es keine, aber weil der Bedarf immer dringlicher wurde, stell- te ich 1987 im Senat einen erneuten Antrag hierzu, er wurde bewilligt, aber nun verstand niemand, dass ich die Stelle neben dem Studio nicht selber übernehmen
102 Vom Band zum Bit – 48 Jahre Tonstudio konnte, die Amortisation war ja längst nicht abgeschlossen – von dann tatsächlich denkbaren Interessenskonfl ikten einmal ganz abgesehen. Die Stelle wurde zum SS 1988 verfügbar, ich gewann Christian Böhm hierfür, als Toningenieur beim Baye- rischen Fernsehen sowie als Absolvent der Münchner Hochschule in Schulmusik und der Berliner Hochschule als Tonmeister war er prädestiniert für diese Stelle. Dessen ungeachtet bestand Einigkeit über die Notwendigkeit einer weiteren (we- nigstens halben) Stelle, ich verließ mich auf die Zusage, diese dann zu übernehmen (dazu kam es 17 Jahre später unter Siegfried Mauser).
… und ein neuer Ansatz Auf der einen Seite hatte die Hochschule bis 1993 durch die privaten Investitionen viel Geld gespart, auf der anderen musste nun ein »hoher fünfstelliger Betrag« be- reitgestellt werden, damit das Studio wenigstens »auf den Stand von 1980« gebracht wurde, schließlich waren damals ja 85.000 DM anderweitig verwendet worden. Doch damit nicht genug, andere Hochschulen hatten jetzt weit mehr investiert, als ich gekonnt hätte, sogar Würzburg war auf neuestem Stand mit einer Anlage, wie sie auch die Deutsche Grammophon oder die Unitel einsetzten. Christian Böhm erkannte diese Chance und erstellte einen Kostenvorschlag für eine grundlegende Modernisierung in gleicher Größenordnung. Im ersten Zug war es die Anschaffung einer Werkstattausrüstung, einer Reihe von Aufnahmegeräten und eines ersten digitalen Schnittplatzes auf PC-Basis, im zweiten ein Antrag auf Digitalisierung auch des Mischpults und dessen Umfeld. Zwar konnten wir kaum glauben, mit ei- nem Kostenansatz von ca. 800.000,- DM durchzukommen, doch gerade dadurch gerieten wir in den Bereich der »Großgeräte«, wo der Bund die Hälfte der Kos- ten übernimmt. An solche Wege hätte ich vielleicht schon früher denken sollen, andererseits hatte ich 1980/81 hinsichtlich Neuausstattung ja gegen Windmühlen gekämpft und mit dem Wunsch nach Digitaltechnik hätte mich jeder ausgelacht. Nach zehn Jahren CD jedoch waren die Gründerjahre vorbei, die Digitaltechnik war in jedem Haushalt angekommen, so schlossen wir eine Zusage nicht aus.
1993 bis heute – das neue Tonstudio Der Antrag wurde 1995 gestellt, da aber Christian Böhm ab 1998 beurlaubt war und sich die Technik fast im Halbjahresrhythmus änderte, fi ng ich mit der Pla- nung nochmal fast von vorne an. Hinsichtlich der Räume hatte auch das Bau- amt ein Einsehen mit dem lange gehegten Wunsch, die Schalldämmung gegen
103 Texte aus dem Studienjahr den Straßenlärm zu verbessern und eine Klimaanlage einzubauen. Dazu erschien 1996 ein Architekt im Studio und zeichnete seine Pläne, der Baubeginn war für den Oktober 1999 geplant und zum Sommersemester 2000 sollte alles betriebs- bereit sein. Wegen vieler ungeklärter Details kam mir das reichlich unrealistisch vor, und um einen durchgehenden Betrieb zu gewährleisten, richtete ich im Juni das Vorhandene im Raum 128 als Ersatzregie ein. Das war kein Fehler, denn die Inbetriebnahme erfolgte zwei Jahre später zum WS 2002. Leider waren die Pläne ohne unsere Mitwirkung entstanden. Denn nun stell- te sich heraus, dass die vorhandenen Wandkanäle nicht einfach herausgerissen werden konnten, waren sie doch Teil der zu erhaltenden Verkabelung. Ebenso konnten wir uns mit der vorgesehenen Klimaanlage nicht anfreunden, denn sie stammte von den gleichen Planern, die auch die Anlagen im Großen Konzertsaal und im Keller projektiert hatten. »Glücklicherweise« war sie auch bei weitem zu teuer, daher kam statt dessen ein von uns vorgeschlagenes, speziell auf Studios abgestimmtes System zum Zuge (Fa. Werner), das nur etwa die Hälfte kostete und dennoch alle Anforderungen erfüllt. Dadurch war allerdings auch die Planung des Architekten weitgehend hinfällig, denn nun kamen »Deckensegel« zum Ein- satz, die gleichzeitig akustische Funktion übernehmen. Daher fi ng ich mit dem Architekten von vorne an, um seine optischen Vorstellungen mit Klimaanla- ge und Akustik in Einklang zu bringen. Einige Details zur Raumgestaltung als Bestandteil aller drei Komponenten mögen interessant sein: Schon für einen Übungsraum wäre es wichtig, dass er sich klanglich neu- tral verhält und keine zu große Nachhallzeit aufweist. Für einen Raum, in dem man die Qualität einer Tonaufnahme beurteilen will, gilt das umso mehr. Die Forderung nach klanglicher Neutralität der Akustik erfüllen für den mittleren und hohen Frequenzbereich halbdurchlässige Schrankwände und in ähnlicher Weise aufgebaute Wandabsor- Einbau des Deckenabsorbers ber, ergänzt durch Resonanz- absorber für die tiefen Frequen- zen. Die Doppelfunktion der erwähnten Deckensegel besteht hinsichtlich Klimaanlage in der Luftführung, um Zugpro- bleme zu vermeiden, hinsicht- lich Raumakustik wirken sie als »Breitbandabsorber«, also im gesamten Frequenzbereich.
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Zur neutralen Akustik gehören neutral klingende Lautsprecher, soll eine Auf- nahme an jeder Anlage zu Hause optimal zur Geltung kommen. In unserem Fall wurden sie integraler Bestandteil der Raumgestaltung, denn einem lange gehegten Wunsch folgend entschied ich mich für den Einbau in die Wand, um die immer störenden Refl exionen hinter den Lautsprechern auszuschalten. Als Lautsprechersysteme kamen die schon seit 1978 verwendeten Schallwandler von Manger zum Einsatz, da deren Impulsverhalten noch immer unübertroffen ist. Ergänzt durch hochwertige Tieftöner erforderte das die Sonderanfertigung von dreieckigen Gehäusen sowie eine spezielle Anpassung an deren Aufstellung in den Raumecken. Das Ingenieurbüro Förster löste diese Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit, die Wiedergabe zeichnet sich durch ungewöhnlich große Natür- lichkeit aus. Hinsichtlich Mischpult zog sich die Entscheidung über Monate hin, denn es standen zwei gleichwertige Systeme zur Auswahl, die alternativ durchzukalku- lieren waren. Die Entscheidung fi el zu Gunsten von Stagetec, es arbeitet gänz- lich ohne Lüfter und produziert weniger Abwärme, daraus ergeben sich geringere Betriebskosten für die Klimaanlage, zudem konnten wir die Geräte im Regieraum unterbringen. Was die Kosten angeht, so befi nden wir uns zwar im obersten Preis- segment, doch dafür sind die Geräte auf höchste Betriebssicherheit ausgelegt, erhalten wir über Jahre hinweg den unverzichtbaren Support, werden Repara- turen auf schnellstem Wege durchgeführt und bekommen wir ein Ersatzmodul notfalls innerhalb eines Tages. Dennoch nutzten wir natürlich das Ange- Lautsprecher bot auf dem semiprofessionellen Markt. Denn wie 1979 in Bayreuth vorhergesagt, wurde die Digitaltechnik gleichsam zum Massensport, und mit der zunehmenden Verwendung des PCs als »Audio-Workstation« entstanden entsprechend preisgünstige Geräte für diesen Markt. Daher waren an vertretbaren Stellen Einsparungen möglich, wenngleich wir dabei nun z.B. Steckverbindungen vorfi nden, deren Gebrechlichkeit uns früher nur ein müdes Lächeln entlockt hätte. Interessant ist vielleicht zu wissen, dass dieses Mischpult gar nicht das eigentliche Zentrum ist, sondern es stellt »lediglich« die
105 Texte aus dem Studienjahr imposante Bedienkonsole für drei versteckte Kästen dar, in welchen die haupt- sächliche Rechenarbeit erfolgt und die auch die digitalen Leitungsverbindungen herstellen. Diese »digitale Kreuzschiene« ist als Erweiterung des analogen Vertei- lers organisiert, dieser musste lediglich um ca. 60 für Digitalsignale geeignete Lei- tungen ergänzt werden, und das war durch die 1986 vorgesehenen Reserveplätze ohne Schwierigkeit möglich. Von den Verteilern geht es weiter zu den Aufnahmegeräten, zu ihnen gehört heute neben den bisherigen DAT-Recordern eben auch der Computer. Ich stellte daher bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft einen Antrag über ein »Medi- ennetzwerk« mit dem Ziel, alle für Produktion, Nachbearbeitung oder Verwaltung vorhandenen Arbeitsplätze über ein Netzwerk miteinander zu verbinden. Hierzu gehören vor allem die Räume 128 und U4, man kann also auch von dort aus auf dem gemeinsamen Server arbeiten, oder man könnte in der Tonregie eine Film- mischung durchführen, deren Ton von den Geräten in U4 abgespielt wird, wo sich die dazu notwendige Musikelektronik befi ndet. U. a. zu diesem Zweck hängt eine Stange von der Decke des Regieraumes, sie ist für die Montage eines Video- projektors vorgesehen. Bei allen Planungen und in deren Ausführung hatte ich wesentliche Unterstützung durch Joram Ludwig von media assistance, der meine Zielvorstellungen kreativ auf die technischen Möglichkeiten übertrug und viele Ideen beisteuerte. Je leistungsfähiger die Computer, umso mehr Lärm produzieren sie, also konn- ten sie nicht am Arbeitsplatz verbleiben. Daher entstand im gleichzeitig als Seminarraum und Werkstatt genutzten südlichen Raum ein EDV-Schrank, der alle Computer und weitere Peripherie beherbergt, im Sommer kann er durch ein eigenes Klimagerät gekühlt werden. Neben allem anderen dringend erforderlich war eine Verbesserung der Schall- dämmung nach außen, darüber gab es keinerlei Diskussion. Zwar war der Raum 139 gegen den Straßenlärm weit besser geschützt, als es in 114 der Fall gewesen war, doch 20 Jahre lang waren wir hinreichend akustischer Zeuge der Aktivitä- ten der Münchner Polizei und des Rettungsdienstes gewesen, es war oft unmög- lich, Störgeräusche in Aufnahmen zu erkennen. Daher wurden Vorsatzfenster mit Schallschutzverglasung angefertigt, komfortablerweise mit innenliegenden Jalousien gegen die Sonneneinstrahlung, und selbst wenn der Straßenlärm jetzt nicht unhörbar ist (und lauter als die Klimaanlage), so stellt er keine Beeinträch- tigung mehr dar, das gilt eher für manche Veranstaltung im Kleinen Konzertsaal. Aber diesbezüglich war von vornherein klar und akzeptiert, dass der Aufwand für eine Verbesserung hier den fi nanziellen Rahmen gesprengt hätte.
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Alles in allem waren für das Mischpult samt Peripherie fast 800.000 DM erfor- derlich, mit den Mitteln für das Mediennetzwerk wurden es ca. 1,2 Millionen, die Baumaßnahmen verschlangen eine weitere, somit lagen die Gesamtkosten bei ca. 2,2 Millionen DM. Vom einstigen Kämmerlein trennen uns jetzt Welten, mit dieser im Vergleich zu allem Vorhergehenden gewaltigen Investition ist eine Umgebung entstanden, die jedem Vergleich standhält und mit der wir wieder in der Spitzengruppe ange- langt sind. Und selbst wenn die Zeit nicht stehen bleibt, wir z.B. jetzt hochaufl ö- sende Formate wie DVD-Audio oder SACD nicht unterstützen können, so wäre das mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich, da die vorhandene Infra- struktur geschaffen ist. Eigentlich ist es schade, dass die Inbetriebnahme zum WS 2002 fast so vonstatten ging, als wäre nichts geschehen. Gerne sind Interessenten eingeladen, sich einmal näher zu informieren und dazu auch eigene CDs mitzu- bringen, um sie einmal unter »amtlichen« Bedingungen anzuhören.
Neue Ziele Die Beschreibung der Entwicklung von Anfang an sollte den heutigen Stand als Gegensatz und Entsprechung beleuchten. Denn in größerem Zusammenhang be- trachtet – und dies möge nicht als Unzufriedenheit mit dem Erreichten gewertet werden – sind wir damit wieder auf dem ebenso fortschrittlichen Stand von 1958, will heißen, damit sind auch Herausforderungen verbunden. Denn immer wieder kann man sich fragen, wozu das alles dient. Wenn noch 1981 der damalige Kanz- ler die Notwendigkeit eines Tonstudios bezweifelte, so stellte es immer schon viel mehr dar, nämlich den Kristallisationspunkt für jedwede Verbindung zwischen Musik und Technik. Dazu gehört immer mehr die Videotechnik. Schon seit Jahren können sich Künstler nur erfolgreich präsentieren, wenn sie eine möglichst gute Tonaufnahme vorlegen. Weil aber der Digitalschnitt heute in jedem Wohnzimmer angekommen ist, sind selbstgebrannte CDs für Juroren eines Wettbewerbs inzwischen eher zweifelhafte Dokumente für den Wettbewerber, wird zunehmend eine Videokassette angefordert, dabei sind »Schummeleien« (noch) unwahrscheinlich. Daher wäre es sinnvoll, die akustische Dokumentation mit der optischen zu ergänzen, wenigstens ausgewählte Veranstaltungen auch auf Video aufzuzeichnen. Wir können das schon lange, allerdings nur über die an der Saal- rückwand für Monitorzwecke festinstallierte Kamera. Dirigenten z.B. benötigen bei Bewerbungen jedoch den Blickwinkel aus Sicht des Orchesters, dies wird jetzt immer mit eigenen Mitteln durchgeführt, doch bleibt dabei der Ton auf der Strecke.
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Darüber hinaus gibt es Veranstaltungen, von denen ein Video-Dokument von bleibendem Wert ist, wenn man an die Proben mit dem Hochschulorchester denkt, die Leonard Bernstein, Sergiu Celibidache und zuletzt Zubin Mehta abge- halten haben, oder an den öffentlichen Unterricht von András Schiff. Eigentlich sollten solche Veranstaltungen nicht nur dem jeweiligen Publikum vorbehalten bleiben, sondern dem Unterricht auf Dauer in einer geeigneten Weise zugute kommen. Daher wäre es gewiss eine große Bereicherung, an zwei bis drei ande- ren Positionen fernbedienbare Kameras anzubringen und einen kleinen Video- schnittplatz einzurichten. Die wichtigsten Leitungen dazu sind vorhanden. Wenn die Musikkassette nun durch CD und DVD abgelöst ist, so bedeutet das auch die Notwendigkeit, die Studenten mehr an diese Dinge heranzuführen, als sie es für sich alleine und zu Hause können, bedeutet also entgegen der erfolgten Reduzierung eine Erweiterung unseres Angebots zwischen Musik und Technik, hier zusammengefasst unter dem Begriff Medienkunde. Das naturwissenschaftli- che Vorwissen aus der Schule ist paradoxerweise rückläufi g, zudem ist es äußerst unterschiedlich, sitzen doch Absolventen aller Schulzweige im Unterricht neben- einander. Und so, wie es für einen Pianisten von großem Wert ist, sein Instrument einigermaßen selber stimmen zu können (dem Cembalisten bleibt nichts anderes übrig), müsste die Medienkunde eigentlich für alle verbindlich sein, denn eine Bedienungsanleitung ersetzt nicht den, der sie erklären kann (»Vor dem Drücken einer Taste muss nunächst die Taste gedrückt werden«, oder »anschliessen mit dem Strom und pruefen, ob die Lampen und die Schmuckszubehoere in Ordnung sind, wenn es irgendein Problem gaebe, muss es sofort wechseln sein«). Ebenso geben Fernbedienungen unverändert Rätsel auf, schon Max Grundig hatte Pro- bleme mit den eigenen, oft ist die Gedankenwelt eines Programmierers selbst für uns schwer durchschaubar. Außerdem – und nicht zuletzt – stellt eine Musikhochschule auch den Aus- gangspunkt für viele dar, die später in anderer Weise künstlerisch verantwortlich sind, sei es als Redakteur, Regisseur oder Orchesterdirektor, von den Komponis- ten außerhalb der Filmmusik gar nicht zu reden. Wenn hier also von Medienkunde die Rede ist, dann vom gesamten Bereich zwi- schen Musik und Technik, weil der technische Wandel die Gestaltungsmöglichkei- ten in vielfältiger Weise mitbestimmt. Es gibt viele Dinge, von denen ein Musiker nichts weiß, oft aber auch glaubt, es nicht wissen zu müssen. Um es in einem Wort- spiel zu sagen: Wenn jemand wüsste, was er nicht weiß, dann wüsste er, warum es besser wäre, es zu wissen. Immer wieder begegneten mir Fälle, wo dies zutraf, aber ebenso gibt es Künstler, die sogar selber zum Entwickler wurden (z.B. Oskar
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Sala, www.trautonium.de/sala.htm). Die »Kunde von den Medien« kann zumindest Hemmschwellen abbauen und die Konzentration auf das Künstlerische erleichtern.
Ton- und Bildmontage Die Wechselwirkung zwischen Technik und künstlerischer Gestaltung hat viel zu tun mit den Werkzeugen, die zur Verfügung stehen, um Ton- bzw. Bildsequenzen in einen von der Zeit unabhängigen Ablauf zu bringen, daher ein Rückblick: Selbst- verständlich war mit Draht-Tonträgern oder Wachsplatten (von den Amerikanern noch bis 1945 verwendet) keinerlei Tonmontage möglich, das geschah erst mit dem Tonband ab 1936. Zwanzig Jahre lang wurde dabei »nass« geklebt, ich konnte das 1954 bei der DECCA noch beobachten, dabei werden die Bandenden mit einem fl üssigen Kleber verbunden, eine solche Klebestelle ist kurz danach unlösbar. Im Film war es ebenso, aber im Notfall war bei einem Schnittfehler der Verlust ei- nes Bildes selten ein Problem. Schon ein Jahr danach war für den Ton das Kle- beband erfunden, beim Film war es später der »Tesafi lm«, von da an konnte man einen Schnitt wenigstens wieder rückgängig machen. Die Digitaltechnik hingegen machte (s. o.) verlustfreies Kopieren möglich, das Schneiden wurde zum gefahrlo- sen Kopieren und das Original bleibt unangetastet. Die Folgen in künstlerischer Hinsicht sind weitreichend, dazu einige Gedanken und Erlebnisse.
Ästhetik der Digitalisierung Um es vorauszuschicken: Digitaltechnik bedeutet nicht unbedingt, dass Ton oder Bild besser sind als in Analogtechnik, das hängt vielmehr vom Aufwand ab. »Di- gital« heißt ja nur, aus einem zeitlichen Kontinuum genügend viele momentane Zustände »herauszupicken«, um daraus später wieder einen kontinuierlich erschei- nenden Ablauf rekonstruieren zu können. Wir kennen das vom Film seit über 100 Jahren, gleichsam als dessen Abbild hat die Digitalisierung auch in der Musik jede Millisekunde zur Gestaltung freigegeben, seit die Rechner schnell genug dafür ge- worden sind (sh. Denon 1970). Wir können mit jedem Sample, d.h. bei der CD mit jeder vierundvierzigtausendstel Sekunde, machen, was wir wollen. Wie aus der Fol- ge einzelner Bilder im Daumenkino ein Film wird, so ist durch die Digitalisierung die Musik gleichsam zu einem Mosaik geworden, das man zeitunabhängig gestalten und betrachten kann. Während bei J.A. Riedl die Lochstreifen noch in mühsamer Handarbeit gestanzt wurden, sitzen wir heute am Computer und überlassen diese Arbeit dem Sequenzer. Und während bei Riedl die Bilder als Vorlage für Musik
109 Texte aus dem Studienjahr dienten, ist die Musik nun selber zu Bildern geworden, die wir wie in der Textverar- beitung am Bildschirm beliebig hin- und herschieben. Dabei verlieren wir allzuleicht das Gefühl für das Kontinuum der Zeit, manche experimentelle Komposition geriet in die Nähe eines Videoclips, dessen Bild- folge bereits Assoziationen an einen zu langsam laufenden Film erweckt. Es ist einfach geworden, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Informationen unter- zubringen, denn der elektronische Bildschnitt verführt zu Bildhäppchen, die zu schneiden eine Filmcutterin gar nicht erst angefangen hätte. Der Zuschauer aber sieht vielleicht nur eine wirre Folge von Bildern, aneinander gereihte Eindrücke beliebigen Inhalts, oft scheint deren Zusammenstellung nur darin begründet zu sein, dass möglichst niemand »wegzappt«. Kein Wunder, dass auch die Program- me selber immer mehr so aussehen. Zum Thema des zeitlichen Kontinuums hat CELIBIDACHE in einem Vortrag im Kleinen Konzertsaal einmal einen gewichtigen Satz gesagt. Er sprach von der »Eins«, die jede Aufführung repräsentieren müsse. Damit meinte er, dass jeder nächste Schritt der Interpretation die zwingende Folge des vorhergehenden ist, dass man niemals unterbrechen könne, dass es folglich auch keinerlei Schnitt- möglichkeiten gäbe. Er lehnte auch die Digitaltechnik grundsätzlich ab mit der Begründung, dass man Musik nicht »zerhacken kann«. Bekannt ist eine sicherlich glaubhafte Geschichte aus seiner Zeit beim SDR, wo er vor Beginn des Konzertes zu dem Dienst habenden Toningenieur ging, den Regieraum zusperrte und den Schlüssel an sich nahm. Dies alles, damit nur ja niemand an irgendeinem Reg- ler drehen könnte. Ganz abgesehen davon, dass es natürlich auch noch andere Schlüssel gab, hat er mit dieser Haltung sicherlich etwas im Wesentlichen völlig Richtiges gesagt bzw. getan. Doch verkannte er, dass man auch aus einzelnen Tei- len ein Kontinuum schaffen kann, wenn man es mit der gleichen künstlerischen Verantwortung tut, die er für sich selber einforderte. Die aber traute er wohl nie- mandem zu, hatte vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht. Für ihn zählte nur der Augenblick, die Konserve sollte ihn unverändert festhalten (auch wenn in den letzten Jahren eine Wende erkennbar wurde). Im Nachhinein hat er sich selber damit den wohl schlechtesten Dienst erwiesen, denn alle seine Konzerte in der Philharmonie wurden ja mit seinem Wissen, jedoch ohne seine Kontrolle mitgeschnitten und sind nun Teil seines Vermächtnisses. KARAJAN hat genau das Gegenteil gemacht, für Aufnahmen der DGG half ich als Student im Bürgerbräukeller beim Stühlerücken und konnte beobachten, wie er immer nur in Teilen aufnahm, bei jedem Fehler ging er einen Schritt zurück, etliche Takte oder einen Abschnitt, nochmal und nochmal, danach saß er am
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Mischpult und probierte aus, was man mit den Reglern alles machen kann. Die Filmaufnahmen sind großteils in der Weise entstanden, dass mehrere Kameras das Orchester in einer ersten Serie zunächst von der einen, bei einer zweiten von der anderen abfi lmten, alle Musiker wurden mit Schnüren exakt ausgerichtet und spielten Playback zu einer vorher zusammengeschnittenen Aufnahme. Am Ende, als Ergänzung zu allem Vorhergehenden, wurden er und einzelne Musiker für Zwischenschnitte alleine gefi lmt. Karajan war fasziniert von der Technik, hatte deren Potenzial frühzeitig erkannt, produzierte seine Musik wie ein Filmregis- seur (desgleichen natürlich Leonard Bernstein). Ebenso medienbewusst stellte er sich in die vorderste Reihe, als Sony 1981 in Berlin die CD präsentierte. Deren (ursprünglich maximale) Länge von 74 Minuten wurde übrigens von Karajans Forderung bestimmt »die Neunte von Beethoven muss draufpassen!«. Den Gegensatz dazu zeigt eine Geschichte, die ich mit GULDA erlebte. Als er das erste Mal zu uns kam, standen wir vorsorglich zu zweit auf der Matte, die Tür war ausnahmsweise zugesperrt. Er hatte alles bestens vorbereitet, hatte bis ins Detail genaue Vorstellungen von dem, was er wollte, und kommandierte uns ständig herum: »Machen Sie nun dies und jenes – haben Sie das schon gemacht – haben Sie den nächsten Titel schon aufgelegt …« und Ähnliches. Wir kamen uns vor wie Analphabeten und ich dachte mir, dass wir auf diese Weise kaum mehrere Stun- den zusammenarbeiten könnten. Nach etwa 50 Minuten, nach seiner Frage, ob etwas längst Erledigtes endlich erledigt sei, fragte ich ihn: »Sagen Sie, müssen Sie sonst auch immer alles fünf Mal sagen?« Er stutzte einen Augenblick und antwor- tete in seinem unverwechselbaren Wienerisch: »Ja, aber wenn es bei Ihnen anders ist, dann soll’s mir recht sein.« Von da an hielt er sich in einer Weise zurück, die eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre ermöglichte; bis zuletzt kam er mit selbst produzierten Bändern zu mir, um sie überarbeiten zu lassen. Aber nun kommt die Pa rallele zu Celibidache: Nachdem alles vorbereitet war und er sich das Mischpult samt aller möglichen Einstellungen hatte erklären lassen und jede Variante auspro- biert hatte, setzte er sich hin, mischte in einem Durchgang alles selber, es war ein Stück von ca. 45 Minuten. Mit größter Konzentration saß er da, jede Störung hätte ihn an die Decke getrieben, der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Am Ende war er sichtlich erschöpft und alles war im Kasten. Ich werde dieses Erlebnis nie vergessen, denn stellvertretend sagt es sehr viel über prinzipielles Vorgehen in der Musik. Es ist immer das Wissen um die Wirkung eines in Kleinstarbeit entwickelten Details, das Mosaikhafte der Entstehung darf am Ende aber nicht spürbar sein, genauso wie ein Mosaik nur für eine Entfernung gedacht ist, in der es als solches kaum zu erkennen ist. Musik muss immer wir-
111 Texte aus dem Studienjahr ken, als würde sie wie eine Improvisation im Augenblick entstehen (was bei vielen Kompositionen ja der Fall ist). Davon aber halten uns die modernen, unbegrenzten Gestaltungsmöglichkeiten mehr ab als die beschränkten der früheren Jahre. Daraus ergibt sich, dass jeder Musiker erfolgreiche Kreativität nur erreichen kann, wenn er mit diesen Mechanismen umzugehen lernt, weil am Ende nur Celibidaches »Eins« zählt, bei der Komposition, einem Konzert oder auf irgendeinem Medium. Eine ähnliche Erfahrung hatte ich mit 16 Jahren gemacht, als ich bei den Regens- burger Domspatzen meine ersten Aufnahmen machte und die nachaufgenomme- ne zweite Strophe eines Liedes an die erste der vorherigen Aufnahme schnitt, um dann plötzlich festzustellen, dass sie auf einmal gar nicht mehr so gut war, dass der Spannungsbogen aus kaum erklärbaren Gründen nachließ – also blieb die alte drin. Der beste Platz, wo man an unserer Hochschule derzeit solche Erfahrungen machen kann, fi ndet sich m.E. bei den Filmmusik-Komponisten unter Enjott Schneider. Hier wirken Bild und Ton zusammen, beides in kürzesten Abschnitten entwickelt, die »Zerstückelung der Zeit« gehört zum System, wird aber durch den ständigen Umgang damit immer weniger zum Hindernis, ein Kontinuum zu entwickeln. Natürlich fi ndet sich der gleiche Vorgang beim Komponieren mit Bleistift und Radiergummi, das berühmte Beispiel Beethovens mag dafür herhalten. Auch auf diesem Weg entwickelt sich ein Stück erst allmählich, oft über Monate oder Jah- re hinweg. Doch bleibt dem Komponisten das Endergebnis meist verschlossen, außer er spielt oder dirigiert es selber. Vielleicht würde sich Beethoven heute ganz gerne an den Computer setzen, eine Symphonie damit schreiben und die Aufnahme davon mit dem digitalen Radiergummi bearbeiten, denn nur so hat man das Ergebnis in der Hand. Solche Erfahrungen und die dazu notwendigen Kenntnisse weiterzugeben, sollte auf einer breiteren Basis möglich sein. In den letzten Jahren haben wir viel Geld in ein Tonstudio gesteckt, mit dem man CDs hervorragend produzieren und jedes Kon- zert auf technisch höchstem Niveau mitschneiden kann, in dem aber die Kreativität durch fachübergreifende Initiativen stärker herausgefordert werden könnte.
Perspektiven Wenn ich heute als Neustudent das Haus betreten würde, so wünschte ich mir da- her eine Vorlesung samt Seminar wie damals, verbunden mit einer Spielwiese, auf der man z.B. einen Film vertonen oder die Komposition eines Kommilitonen »ver- bildlichen« kann, ohne gleich Komposition zu studieren. Die technischen Mög- lichkeiten sind jetzt erheblich erweitert, doch das Unterrichtsangebot ist reduziert:
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In der Schulmusik gibt es die Vorlesung »Musikbezogene Medienpädagogik und -praxis«, aber nur ein Semester lang, dazu ein Praktikum, in dem man zwar über die Vorgaben hinaus aktiv werden kann, hierfür gibt es aber noch nicht einmal eine Beschreibung der erforderlichen Inhalte, also kann jeder unterrichten, was er will. Für die anderen Fächer gibt es nur noch die kombinierte »Instrumenten- kunde (inkl. Akustik)«, zwei Semester lang. Demgegenüber fanden im Jahr 1984 unter dem Fachgebiet »Medienkunde und Musikelektronik« für das vertiefte und nichtvertiefte Lehramt folgende Vorlesungen statt: Zwei Semester für Akustik und Instrumentenkunde (je 60’), vier Semester Medienkunde (90’), dazu fakultativ das Rundfunk- und Fernsehseminar – das war also mehr als das Doppelte! Noch immer (oder immer mehr) sollte ein Sänger wissen, was Resonanzräume sind, ein Flötist oder Trompeter, warum die Tonhöhe seines Instruments temperaturabhängig ist, oder warum dies bei der Orgel mit der Bauart des Registers zusammenhängt. Mu- sikern physikalische Zusammenhänge zu vermitteln war schon immer schwierig genug, denn Musik und Technik verlangen teilweise gegensätzliche Denkweisen und Lernstrategien. Das ist auch der Grund, warum ich nach dem Abitur zwei getrennte Ausbildungen machte, statt eine kombinierte zu wählen. Aber seitdem in den Schulen die Möglichkeit zur Spezialisierung nach vorne verlegt wurde und Fächer immer frühzeitiger abwählbar sind, haben sich die Voraussetzungen für ein gleichzeitiges Verständnis in beiden Gebieten eher verschlechtert. Zur Verdeutlichung möchte ich noch eine kleine Geschichte erzählen, die ich mit Dimitri Sitkovetsky erlebte. Wir produzierten Sonaten und Partiten von J.S. Bach, und ich musste immer wieder feststellen, dass er zu tief intonierte. Mit der gebotenen Zurückhaltung wies ich ihn mehrmals darauf hin, denn er konnte mir das nicht glauben, bis er selber in den Regieraum kam und bestätigte, hier eine andere Intonation zu hören als beim Spielen. Dennoch änderte sich nicht viel daran, so ging ich schließlich selber in den Saal, um es mir dort anzuhören. Und als ich dann sah, wie er seine Geige ganz nah am Ohr hielt, war der Grund sofort klar und ich sagte ihm, es handele sich dabei um die »Tonhöhenverschie- bung in Abhängigkeit von der Lautstärke« (lautere Töne erscheinen höher). Er hatte davon noch nichts gehört, bemühte sich dann um eine andere Haltung, was natürlich fast unmöglich ist, beide wurden wir mit der Aufnahme nicht glück- lich. Doch die meisten Musiker werden mit großer Sicherheit zunächst sagen, so etwas brauche man nicht zu wissen. Ähnliche Beispiele gibt es viele, technische Einrichtungen werden oft nur als Dienstleistung angesehen, als bekäme man an der Pforte einen Schlüssel. Wenn sich Celibidache mehr auf die Zusammenarbeit mit einem Tonmeister eingelassen
113 Texte aus dem Studienjahr hätte, wären heute nicht so viele CDs auf dem Markt, die er selber wohl kaum frei- gegeben hätte – das darf man wenigstens vermuten. Denn es ist ein Unterschied, ob man ein Konzert macht oder eine Aufnahme, auch wenn ein Zusammenschnitt aus beidem normalerweise zum bestmöglichen Ergebnis überhaupt führt. So sind wir für die Studierenden die Techniker, die beim Konzert ein Mikro- fon aufstellen oder den Wunsch nach einer Demo-CD für Bewerbungen erfül- len. Manchmal bekommt man dabei sogar Vorschriften, wie man das zu machen habe, denn das weiß heute jeder, der im Besitz eines Laptops ist. Dabei besteht unsere eigentliche Aufgabe darin, »erster Hörer« in Vertretung des denkbaren Publikums zu sein mit dem Ziel, dessen zu erwartende Meinung vorwegzunehmen und den Künstler dadurch zu unterstützen. Dabei geht es auch um den musikali- schen Bildungsstand des Publikums, mit dem sich ein Künstler konfrontiert sieht und das er ja für sich gewinnen will: Was für einfachere Gemüter den Inbegriff musikalischen Genusses bedeutet, kann z.B. für Joachim Kaiser, in dessen Noten die Tempi aller relevanten Einspielungen vermerkt sind, geradezu ein Schreckge- spenst sein. Patentrezepte gibt es dabei nicht, aber es gibt Erkennungsmerkma- le für Glaubwürdigkeit, als deren Folge Geschmacksfragen zweitrangig werden. Dazu sollte jeder vom Beruf des anderen genügend wissen; ich kann zwar nicht Geige spielen, aber ich weiß zum großen Teil, wie das geht und lerne bei jeder Aufnahme etwas dazu. Wenn ich als Geiger eine Aufnahme machte, so würde ich z.B. gerne die Möglichkeiten klanglicher Umsetzung ausprobieren. Natürlich gibt es solche Musiker, nicht nur Bernstein oder Fischer-Dieskau. Auch ein Sänger wie Konrad Jarnot weiß seine stimmlichen Mittel vor dem Mikrofon ganz genau zu dosieren, sitzt selber zu Hause am Computer vor seinem Musikprogramm. Wenn aber an unserer Hochschule oft gerade die fähigsten Stu- denten erst nach Beendigung des Studiums feststellen, dass man ja auch mal eine Aufnahme im Seminar hätte machen können, um sich vor dem Mikrofon selber zu begutachten und eine Demo-Aufnahme zu haben, so hat er die vorhandenen Möglichkeiten zu wenig genutzt. Ohne den eigenen Fachbereich überbewerten zu wollen: Es wäre sinnvoll, den musikalisch-technischen Bereich als eigenständige Einheit zu etablieren, um die Erfahrungen und das Wissen der auf diesem Gebiet Tätigen zu bündeln und eine bessere Kommunikation zwischen ihnen herzustellen. Unter dem Dach z.B. einer »Fachgruppe Medien« ließen sich vor allem die Module für die neue Studienord- nung entwickeln, um die divergierenden und zugleich verwandten Aspekte auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Vielleicht konnte mein Beitrag hierzu einige Argumente und Anregungen liefern.
114 Berichte aus den Klassen und Abteilungen
Erfolge und Engagements von Studierenden
Erfolge und Engagements von Studierenden*
Fachbereich 1: Komposition, Komposition für Film und Fernsehen, Musik- theorie, Gehörbildung, Chordirigieren, Orchesterdirigieren, Musikjourna- lismus im öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk, Neue Musik Klasse Komposition für Film und Fernsehen Prof. Enjott Schneider Sebastian Pille vertonte folgende Filme: Annemarie Wendl – ein Leben mit der Lin- denstraße, Regie: Tanja Bares, Lutz von Sicherer, Leo Filmproduktion für die ARD 2006; Yazid Brüder, Regie: David Vogel, Hochschule für Fernsehen und Film, München 2006 (Förderpreis des FFF Bayern beim Dokfest München); Ludenmann macht fertig, Regie: Andreas Jaschke, Plock und Reinhard Filmproduktion 2006 (im Verleih der Constantin Film); Der rote Teppich, Regie: Andrea und Eric Asch, In- stinkt Filmproduktion und Bayerischer Rundfunk 2006; Der schwarze Mann, Regie: Mark Monheim, Klimmer, Jendreyko und Scherz Filmproduktion 2006; Hagen PM, Regie: Mike Viebrock, Schallrock Filmproduktion 2006; Jede Sekunde, Regie: Enno Reese, Hochschule für Fernsehen und Film, München 2006.
Ingo P. Stefans produzierte die Filmmusiken für vier Werbespots (Tesa und Ga- la) im Rahmen eines HFF-Projekts (Regie: Toni Nottebohm) und gewann damit
* Angesichts der neuen elektronischen Informationsmöglichkeiten stellt sich immer wieder die Frage, wem mit Information in welchem Medium gedient ist. Die Absolven- ten der Hochschule für Musik und Theater München, die ihren Weg gemacht haben, verfügen in der Regel über eine eigene Homepage bzw. sind bei den Institutionen, an denen sie mittlerweile tätig sind, auf der aktuellen Homepage gelistet und über die gängigen Suchmaschinen schnell zu ermitteln. Bei den Studierenden der Hochschule bzw. bei den Jahrgängen unmittelbar nach Abschluss des Studiums sieht das anders aus. Deshalb werden die aktuellen Informa- tionen aus den Klassen wie bisher mitgeteilt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Darüber hinaus werden nur noch Studierende genannt, die ihr Studium zwischen 2003 und 2005 abgeschlossen haben. Eine Ausnahme bilden nur Berufungen ehemaliger Absolvierender auf prominente Orchester- oder Hochschulstellen, die ausnahmsweise nach wie vor gemeldet werden. Die Hochschulleitung hat aus gleichen Gründen beschlossen, im Jahresbericht nicht mehr auf durchgeführte Konzerte, abgehaltene Meisterkurse, erschienene Publikatio- nen o. ä. von Mitgliedern des Lehrkörpers hinzuweisen.
117 Berichte aus Klassen und Abteilungen beim Spotlight Festival in Ludwigshafen den Publikumspreis in Gold. Außerdem komponierte er die Musik zum Film Suguru (2005) von Susanne Quester (HFF). Neben dem Stück Artemis-Mosaik, das im März uraufgeführt wurde, komponierte er für Orgel und Blechbläser Sortie und Cortège, beide uraufgeführt im Juli 2006. Zusammen mit seinen Kommilitonen Simone Gruber, Steven Bolarinwa und Mi- chael Gumpinger komponierte er die Filmmusik zum 90-minütigen Spielfi lm Ein Leben lang von Daniel Winkler.
Christoph Zirngibl: Filmmusik zur 60-minütigen Doku Iowa’s World War II Stories des US-TV-Senders IPTV; Trailer-Musik zum Werbespot des Auswärtigen Amtes anlässlich der FIFA WM 2006 Welcome to Germany, von Februar bis Juli 2006 weltweit in Kino und TV Christoph Zirngibl und Markus Lehmann-Horn schrieben die sinfonische Filmmu- sik zu TKKG und die rätselhafte Mindmachine, im Verleih der Constantin Film, ab 28.09.06 im Kino.
Marco Hertenstein (Absolvent der Klasse Prof. Enjott Schneider im Jahr 2003 und Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik und Theater München): Partita Nuova für Violine Solo, komponiert im Auftrag der Internationalen Bachakade- mie Stuttgart, UA beim Europäischen Musikfest Stuttgart am 1. September 2005 durch Julia Fischer; Verführte Entführung (Mozartmetamorphosen) für zwei Kla- viere, uraufgeführt vom KlavierDuo Bauer; Garcia Lorca-Suite für zwei Klaviere und zwei Schlagzeuger, uraufgeführt vom KlavierDuo Bauer sowie Claudio Estay und Thomas März; Konzert für Bassposaune und Symphonisches Blasorchester, ur- aufgeführt im Stadtcasino Basel durch Daniel Vesel als Solist und die Stadtkapel- le Basel; Concertino für Piccolofl öte und Streichorchester – verschiedene Auffüh- rungen mit Philipp Jundt als Solist; Das Hohe Lied der Liebe mit Jutta Speidel (Sprecherin), HörKino (Hörbuch) des alttestamentarischen Textes (BMG/Ariola); Sprechoper Lady Macbeths innerer Zirkus (Regie: Vera Nolte), Shakespeare Company Bremen Musik zu Filmen: Knef – die frühen Jahre (Regie: Felix Moeller N.E.F./ARTE); Dragon Songs (Regie: Benedikt Mirow Nightfrog/Deutsche Grammophon); Wem- bley 66 (Regie: Sebastian Dehnhardt/ZDF); Das Drama von München (Regie: Sebastian Dehnhardt/ZDF); Der Fußballtempel – eine Arena für München (Regie Wolfgang Ettlich MGS/BR); Kloster Dietfurt (Regie: Sabine Barth /BR) Mitarbeit beim Kinofi lm Der Rote Kakadu; Lehrauftrag an der FH Salzburg für Filmmusik
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Weitere Meldungen: Ulrich Reuter, Lehrbeauftragter für Filmkomposition, erhielt ab WS 2005/6 eine Professur für Filmkomposition an der Filmhochschule »Konrad Wolff« in Pots- dam/Babelsberg Annette Focks (Absolventin der Klasse Prof. Enjott Schneider 1998) erhielt 2005 den Deutschen Fernsehpreis für »Beste Filmmusik«.
Studiengang Musikjournalismus, Leitung: Frizz Lauterbach Musikjournalismus – die Meilensteine des Jahres TV und Film: Ein bisschen wie in Hollywood Eine Filmdokumentation über Cesc Gelabert und Helga Pogatschars multime- diale Tanzkomposition Traumtext II – damit begann für die Studierenden des Fachs Musikjournalismus die bisher größte Herausforderung des Studiums. Zum ersten Mal war es möglich, ein Workshopangebot im Rahmen einer Film- und TV-Produktion durchzuführen. Unter dem Coaching von Film-Produzent Ulrich Bohnefeld sowie Amadeus Hiller und Günter Brockt für den Bereich Kamera konnten die Studierenden die verschiedenen Aufgaben in einer TV-Produktion übernehmen und kennenlernen: Arbeiten im EB-Team, Storyboard, Realisation, Aufnahmeleitung, Licht und Ton, Kamera sowie Grundlagen der Bildgestaltung in der Praxis und das Arbeiten in der Postproduktion. Als Drehorte im Vorfeld wurden Starnberg und Nürnberg gewählt, die Haupt- produktion von Traumtext II fand in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München und dem Instituto Cervantes vom 10.–16. April im Gasteig in München statt. Hintergrund des Workshopangebots war das in der Medienpraxis immer wichtiger werdende Berufsbild des Video-Reporters, also die Anforderung, als Journalist im TV-Umfeld einen sendefertigen Beitrag aus einer Hand liefern zu können.
Hörfunk und Internet: Arbeiten zwischen den Kulturen Als Vorbereitung für die musikjournalistische Praxis bei den öffentlich-recht- lichen Hörfunkanbietern erstellten die Studierenden unter der Anleitung von Christian Böhm Mini-Features und Hörbilder zu kulturellen und weltpoliti- schen Brennpunkten. Martina Höller setzte sich in diesem Rahmen mit der Musikerausbildung in Shanghai auseinander, Anja Neuwald mit den kulturellen Ideen von in München lebenden Exil-Irakern für ein neues Bagdad, Barbara Bu- rann zeichnete ein Hörbild der kubanischen Musikszene in Stuttgart, Christina Stubenrauch war als Journalistin in Paris unterwegs und Markus Valley reiste mit
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Kamera und Aufnahmegerät nach Berlin, um die dortige Straßenmusikerszene zu porträtieren. Die Arbeit an den einzelnen Projekten bedeutete für die Studierenden und Dozen- ten neben dem Seminarbetrieb: Personen- und Faktenrecherche, Interviewtermi- ne, Studioproduktion und Audio-Schnitt sowie das permanente Anpassen der Sendedramaturgie durch die echte »Just-in-Time«-Produktion. Gesendet wurden die Städteporträts auf Initiative von Christina Stubenrauch auch im Hörfunkpro- gramm des AFK M 94.5.
Markus Valley arbeitet als Autor für den BR in München sowie den RBB in Ber- lin. Außerdem übernahm er Künstlerkoordination und Booking für das Event »KlassixMix« des Bayerischen Rundfunks. Eva Sindichakis (Absolventin 2005), die als Autorin für den Bayerischen Rund- funk sowie die Athener Zeitung tätig ist, erhielt das Stipendium 2006/2007 im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg. Florian Fricke (Absolvent 2004) arbeitet als Autor für das renommierte Rolling Stone Magazin und veröffentlichte zusammen mit dem Musikfotografen Ulrich Handl den Bild und Textband »Schwabing rockt«.
Fachgebiet 2: Kirchenmusik, Klavier, Orgel, Cembalo Orgelklasse Prof. Harald Feller Jung Won Kwon (Meisterklasse Orgel von 2001 bis 2003) erhielt den 1. Preis beim Ersten internationalen Orgelwettbewerb in Landsberg.
Klavierklasse Prof. Michael Schäfer Ju-Eun Lee erreichte den 3. Preis beim Int. Klavierwettbewerb von Jaén, Spanien. Yasgzabgtu Xie (Abschluss Meisterklasse 2005) erhielt den 3. Preis beim Interna- tionalen Klavierwettbewerb José Hurbi in Valencia/Spanien.
Cembaloklasse Prof. Christine Schornsheim Warwara Manukyan spielte im April 2006 ein Solorecital beim Festival »Antiqua- rium« in Moskau (Werke von W. Byrd), im Juni 2006 musizierte sie gemeinsam mit den Studierenden Monika Knoblochová, Margit Kovács und Laura Lüdersdorff in Wandelkonzerten bei den Musikfestspielen Potsdam-Sanssouci. Monika Knoblochová spielte im Prager Rudolfi num MILHAUDs Konzert für Cem- balo und Orchester und hatte neben anderen Konzertverpfl ichtungen mehrfach
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Aufführungen von BACHs Goldberg-Variationen (u.a. beim Festival Smetana’s Lito- mysl). Für CUBE Bohemia nahm sie sämtliche Sonaten von J.S. BACH für Viola da gamba und Cembalo obligato auf, für den tschechischen Rundfunk spielte sie von Vivaldi die Sonaten für Violoncello und B.c. ein. Margit Kovács war Finalistin beim XV. Internationalen Bach-Wettbewerb in Leipzig und erspielte sich den 6. Platz. Peter Kofl er – Oktober 2005: Johannespassion von J.S. BACH mit Peter Schreier, dem Riga Kamer Chor und der Kremerata Baltica in Riga; November 2005: Die Jahreszeiten von J. HAYDN mit dem Collegium musicum Bruneck, der Streicher- akademie Bozen unter der Leitung von Hubert Hopfgartner; Magnifi cat von J.S. BACH mit dem Münchener Bachchor und dem Bayerischen Staatsorchester unter der Leitung von Hansjörg Albrecht; Dezember 2005: Weihnachtsoratorium von J.S. BACH mit Hansjörg Albrecht, dem Münchener Bachchor und dem Bach Col- legium München in der Philharmonie am Gasteig.
Fachbereich 4: Streichinstrumente Violinklasse Prof. Christoph Poppen David Schultheiß erhielt beim XV. Internationalen Bach-Wettbewerb in Leipzig den 4. Platz.
Violinklasse Prof. Gottfried Schneider Yi-Chien Yang, 1981 in Taiwan geboren, seit 2002 Studentin in München, erhielt für ihren ersten Roman »Die reine Stimmung« einen hoch dotierten Literatur- preis beim 6th Crown Chinese Novel Competition in Taipei Taiwan. Das Werk konkurrierte mit 207 weiteren Romanen aus dem gesamten chinesischen Sprach- raum und gewann bei einer Online-Abstimmung außerdem auch den Publikums- preis. Der Roman stellt in einer bewegenden Geschichte Freundschaft und Liebe einiger junger Musikstudenten dar.
Violaklasse Prof. Hariolf Schlichtig Georg Roters (Jungstudent) erhielt den ersten Preis im Bundeswettbewerb »Jugend musiziert« im Fach Duo Viola/Klavier. Das Spiel von Maria Hristova bei der »Deutschen Stiftung Musikleben« wurde mit der Verleihung eines wertvollen, alten Instruments prämiert. Beim Wettbe- werb der Deutschen Viola-Gesellschaft »Walter-Witte« gewann Maria Hristova den 2. Preis (der erste wurde nicht vergeben).
121 Berichte aus Klassen und Abteilungen
Mit Nils Mönkemeyer gewann nach 14 Jahren erstmals wieder ein Bratschist den »Deutschen Musikwettbewerb« in Bonn. Zugleich wurde Nils Mönkemeyer in das Programm »Konzerte junger Künstler« aufgenommen. Von der Philharmonie in Baden-Baden wurde ihm der »Carl-Flesch-Solistenpreis« verliehen. Die Gesell- schaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit verlieh ihm den Förderpreis für Musik. Als Solist konzertierte Nils Mönkemeyer mit dem WDR-Rundfunkor- chester und dem Brandenburgischen Staatsorchester. Das Amira Quartett mit David Schultheiß und Miryam Nothelfer (Violine), Ines Wein (Viola) und Jesus Antonio Clavijo Rojas (Violoncello) bekam Engagements bei so prominenten Podien wie dem Klassik-Festival »con brio« Osnabrück und der »Biennale« in München.
Violoncelloklasse Prof. Reiner Ginzel Jan Larraz wurde nach erfolgreich bestandenem Probespiel vom Orquesta Sinfó- nica de Euskadi in San Sebastian engagiert. Jesus Antonio Clavijo Rojas war 2005 Solist im Cellokonzert e-Moll von A. CHAT- SCHATURJAN bei mehreren Konzerten mit dem »Nationalen Sinfonieorchester Columbien«. Außerdem spielte er den Solopart im Cellokonzert h-Moll von A. DVOŘÁK bei einem Konzert mit den Münchner Sinfonikern. Andreas Heinig absolvierte nach seiner Praktikantentätigkeit beim Rundfunkor- chester des Bayerischen Rundfunks ein erfolgreich bestandenes Probespiel bei den Bochumer Sinfonikern (A-Orchester).
Kammermusikklasse Prof. Reiner Ginzel Das Amira Quartett mit David Schultheiß und Miryam Nothelfer (Violine), Ines Wein (Viola) und Jesus Antonio Clavijo Rojas (Violoncello) wurde zu mehreren Konzerten der Stiftung »Villa Musica« (Mainz) eingeladen. Außerdem wurden mehrere Werke mit dem Amira Quartett beim Bayerischen Rundfunk produziert.
Violoncelloklasse Prof. Wen-Sinn Yang Daniel Pfi ster gewann das Probespiel beim Gewandhausorchester Leipzig und tritt die Stelle des stellvertretenden Solocellisten an. Georgiy Lomakov ist Preisträger des Musikwettbewerbs der Deutschen Stiftung Musikleben in Hamburg und spielt jetzt ein Cello von Marinus Capiccioni. Außerdem wurde er als Teilnehmer beim Meisterkurs von David Geringas (Sym- phonieorchester des Bayerischer Rundfunks) ausgewählt und zum Kammermu- sikmeisterkurs in Montepulciano eingeladen.
122 Erfolge und Engagements von Studierenden
Alain Schudel erspielte sich einen Aushilfsvertrag bei der Bayerischen Staats oper (bis Dezember 2006). Er veröffentlichte mit seinem Celloduo »Duo Cal- va« seine erste CD. Im Juli legte er seine Meisterklassenprüfung erfolgreich ab. Jaka Stadler wurde in die Förderung von »Live Music Now« aufgenommen, als Teilnehmer beim Meisterkurs von David Geringas (Symphonieorchester des Bayerischer Rundfunks) ausgewählt und zum Kammermusikmeisterkurs in Mon- tepulciano eingeladen. Peter Schmidt erspielte sich ein Instrument der Albert-Eckstein-Stiftung. Außer- dem wurde er zu den »Schaffhausener Meisterkursen« eingeladen. Yumino Anne Weber (Jungstudentin) war Solistin im BEETHOVEN-Tr ip el kon z er t m it den »Jungen Symphonikern« und spielte das 1. Cellokonzert von CARL DAV ID OF F in Bad Reichenhall. Im Duo mit dem Geiger Felix Weber (Klasse Prof. Ana Chuma- chenco) wurde sie zum Kammermusikkurs des Bayerischen Rundfunks nach Tutzing und anschließend mit ihrem Duopartner zum internationalen Jugendwettbewerb Concertino nach Prag eingeladen, wo die beiden Musiker einen 2. Preis erhielten. Katharina Jäckle (Jungstudentin) trat als Solistin mit dem LALO-Konzert in der Allerheiligen Hofkirche München auf, wo sie von den »Jungen Symphonikern« begleitet wurde. Im Duo mit dem Akkordeonisten Dominik Ostermayr wurde sie zum Kammermusikkurs des Bayerischen Rundfunks nach Tutzing eingeladen und gewann den 2. Preis beim Bundeswettbewerb »Jugend musiziert«.
Kontrabassklasse Prof. Klaus Trumpf Ljubinko Lazic beginnt nach erfolgreichem Probespiel am 1. September 2006 bei der Philharmonie Belgrad als 1. Solokontrabassist, nachdem er zwei Jahre als Akademist an der Oper in Zürich tätig war und seine Meisterklasse erfolgreich abgelegt hat. Andrei Shynkevich erhielt nach erfolgreichem Probespiel eine Stelle als Kontra- bassist beim Staatlichen Sinfonieorchester in Moskau, die er im Januar 2007 antreten wird. Jan Jirmasek erhielt eine Akademiestelle bei den Münchener Symphonikern. Goran Kostic ist weiterhin als ständige Aushilfe beim Mahler-Kammerorchester tätig. Lukasz Tinschert erhielt einen Zwei-Jahresvertrag als Akademist an der Staatso- per in München. Xiao Ging Shang erspielte sich eine Aushilfsstelle am Theater in Hof. Vladimir Zatko begann nach erfolgreichem Probespiel seinen Dienst an der König-
123 Berichte aus Klassen und Abteilungen lichen Oper in Kopenhagen und legte mit Erfolg seine Meisterklasse ab. Orcun Mumcuoglu legte mit Erfolg sein Meisterklassendiplom ab und hat nach seinem Probejahr bei den Bamberger Symphonikern nun dort eine Stelle ange- treten. Andrew Lee, 2. Studienjahr, errang den 1. Preis beim Internationalen Kontrabass- wettbewerb »Franz Simandl« in der Tschechischen Republik. Philipp Miller wurde Mitglied des jüdischen Jugendorchesters und wirkte bei der Einweihung der Jüdischen Gedenkstätte in Berlin mit. Onur Özkaya, Meisterklassenabsolvent 2005, beginnt nach seiner bisherigen Tätigkeit als Kontrabassist beim Mahler-Chamber-Orchestra im September 2006 als Solokontrabassist beim Münchener Kammerorchester. Roman Patkoló, Meisterklassenabsolvent 2005, Solostelle an der Oper Zürich und Lehrauftrag für Kontrabass an der Münchener Musikhochschule. Giorgi Makhoshvili, Abschluss Fortbildungsklasse 2005, hat eine Ständige Aus- hilfsstelle beim Georgischen Kammerorchester Ingolstadt. Artem Chirkov, Meisterklassenabsolvent 2005, bestand sein Probejahr als 1. Solo- kontrabassist bei der St. Petersburger Philharmonie. Das Internationale Kontrabass-Ensemble BASSIONA AMOROSA an der Hoch- schule für Musik und Theater München erhielt für den Juli 2006 eine Einladung zu Konzerten nach Los Angeles – die vierte USA-Reise des Ensembles. Im August gastiert das Ensemble in Wroclaw/Polen. Ein Münchener Filmteam dreht einen 90-Minuten-Dokumentarfi lm über das Ensemble unter dem Arbeitstitel »6 Stu- denten aus Osteuropa studier(t)en erfolgreich an der Musikhochschule in Mün- chen«. Inzwischen erschien die 13. CD des Ensembles.
Fachbereich 5: Blasinstrumente, Schlag- und Zupfi nstrumente Oboenklasse Prof. François Leleux Tjadina Würdinger wurde als Solo-Oboistin für das Festivalorchester des Schles- wig-Holstein Musik Festivals ausgewählt. Sie ist Solo-Oboisten im neu gegründe- ten Bayerischen Symphonieorchester. Claire Glago hat bei der Salzburger Camerata die 2. Oboen- und Englisch-Horn- Stelle bekommen. Akiko Butsuda wird im kommenden Jahr Solo-Oboistin beim neuen Städtischen Orchester Osaka. Vadim von Liebig konzertiert international mit seinem Bläserquintett.
124 Erfolge und Engagements von Studierenden
Trompetenklasse Prof. Hannes Läubin Johanna Hirschmann erhielt ein Praktikum beim SWR-Sinfonieorchester Baden- Baden/Freiburg. Matthew Sadler erhielt einen Platz an der Karajan-Stiftung der Berliner Philhar- moniker. Tobia s Winbeck erhielt den Akademie-Platz beim BR-Symphonieorchester. Florian Rast (Jungstudent), erhielt den 2. Preis beim Landeswettbewerb »Jugend musiziert«. Marina Fixle und Hedwig Fuchs (beide Jungstudentinnnen), erhielten jeweils einen 3. Preis beim Bundeswettbewerb »Jugend musiziert«. Manuel Eberle (Jungstudent), erhielt den 1. Preis beim Bundeswettbewerb »Jugend musiziert«. Luis Gross erhielt einen Platz im European Philharmonic Orchestra sowie einen Platz im neu gegründeten Bayerischen Symphonieorchester München. Tomoki Kir it a erhielt ebenfalls einen Platz im Bayerischen Symphonieorchester München sowie nach gewonnenem Probespiel eine Aushilfsstelle am Saarländi- schen Staatstheater Saarbrücken.
Ehemalige Studierende erhielten folgende Stellen: Guillaume Couloumy (Meisterklassenabsolvent 2004): Solotrompete NDR-Sin- fonieorchester Tobia s Vor reiter (Diplom 2002): Solotrompete Staatstheater Wiesbaden Bruno Feldkircher (Meisterklassenabsolvent 1997): Solotrompete Gürzenich- Orchester Köln.
Posaunenklasse Prof. Wolfram Arndt Patrick Adam: Substitutenstelle an der Deutschen Oper am Rhein Duisburg Matthias Franz: Festanstellung als Solo-Posaunist im Süd-Ost-Bayerischen Städ- tetheater Passau Franziska Schachtner: Aushilfsvertrag Bayerisches Symphonieorchester Mün- chen Patrick Flassig (Jungstudent; Bass- und Kontrabassposaunenklasse Volker Hen- siek) gewann den 1. Preis im Bundeswettbewerb »Jugend musiziert«. Istvan Kovács (Meisterklassenabsolvent 2005): Festanstellung Rheinische Phil- harmonie Koblenz Markus Wagemann (Meisterklassenabsolvent 2005): Festanstellung Hessisches Staatstheater Darmstadt
125 Berichte aus Klassen und Abteilungen
Prof. Dr. Karl-Heinz Weber schenkte Wolfram Arndt die größte Posaunenlitera- tursammlung der Welt, die demnächst in unserer Bibliothek ausgeliehen werden kann. Dafür herzlichsten Dank nach Köln-Brühl. Die Posaunenklasse erspielte bei einem Weihnachtskonzert in Bruckberg über R 1.500 für die Kinderkrebshilfe Bayern.
Klasse für Tuba und Blechbläserkammermusik Prof. Josef Steinböck a) Tuba Roland Eitzinger (Jungstudent): Mitglied im Salzburger Landesblasorchester Christina Bachauer (zweites Studienjahr): Tubistin im Schwäbischen Jugendsin- fonieorchester, Mitglied des Ensembles »Brassmix«, Aushilfe bei den Münchner Symphonikern Florian Schachtner (drittes Studienjahr): Mitglied des Ensembles »Arcis Brass«, Praktikant der Münchner Symphoniker, Aushilfe im Stadttheater Augsburg und im Philharmonischen Orchester Bad Reichenhall Roland Krem (viertes Studienjahr): Mitglied des Ensembles »Contra Brass Mün- chen«, Praktikant im Göttinger Symphonieorchester, Mitglied von »Sound Inn Brass«, Aushilfe im Stadttheater Augsburg, bei den Münchner Symphonikern und im Stadttheater Regensburg Oswald Prader (Meisterklasse): Aushilfe in der Staatsoper Frankfurt, im Orchester des Hessischen Rundfunks in Frankfurt, in der Staatsoper Mün- chen, Staatsoper Hannover, Komische Oper Berlin; Zeitvertrag im Südthü- ringischen Staatstheater Meiningen, Mitglied im »Gomalan« Brass Quintett (Italien) b) Blechbläserkammermusik Seit der Berufung von Josef Steinböck auf den Lehrstuhl für Tuba und Blechblä- serkammermusik Ende Oktober 2002 werden fi xe kleine Brass Ensembles – vor allem Brass-Quintette – gebildet. So arbeiteten der neue Lehrbeauftragte für Blechbläserkammermusik, Herr Frank Bloedhorn, Trompeter in der Staatsoper München, und Prof. Josef Steinböck im Studienjahr 2005/2006 mit insgesamt fünf Ensembles. Neben Auftritten bei den vier Klassenabenden und bei hoch- schulinternen Veranstaltungen gab es weitere Aktivitäten und Erfolge sowie zahlreiche Konzertauftritte außerhalb der Hochschule. »Brassquartett« (Jonathan Bucka, Gabor Néméti – Trompeten, Lukas Rüdisser – Horn, Thomas Bruder – Posaune): Mitwirkung bei den Klassenabenden »Brassquintett« (Markus Erlacher, Tomoki Kirita – Trompeten, Wolfram Richter –
126 Erfolge und Engagements von Studierenden
Horn, Yosuke Matsuda – Posaune, Florian Schachtner – Tuba): Aufnahme in die Förderung von »Life Music Now« »Brassmix« (Luis Gross, Oliver Krenz – Trompeten, Gabor Dalecker – Horn, Fran- ziska Schachtner – Posaune, Christina Bachauer – Tuba): Aufnahme in die Förde- rung von »Life Music Now«, Mitwirkung bei den Klassenabenden, beim Tag der offenen Tür, bei Konzerten im Haus der Kunst, in der Alten Pinakothek und in der Pinakothek der Moderne »Arcis Brass« (Stephan Presser, Matthew Sadler – Trompeten, Matthias Vinatzer – Horn, Zoltan Hahner – Posaune, Florian Schachtner – Tuba): Aufnahme in die Förderung von »Life Music Now«, Mitwirkung bei den Klassenabenden, beim Tag der offenen Tür, Konzerte in der Alten Pinakothek »Contra Brass München« (Tobias Winbeck, Michael Unger – Trompeten, Mar- kus Liebsch – Horn, Matthias Franz – Posaune, Roland Krem – Tuba): Preisträ- ger (3. Preis) des Internationalen Jan-Koetsier-Wettbewerbs im Oktober 2003 in München, Stipendium der Stiftung Villa Musica 2006/2007, Gemeinschafts- konzert beim Kulturfest »Musica Europa« in der Altstadt Regensburg auf der Schwimmenden Bühne am 2. Juli 2007, gemeinsam mit einem Brass Quintett der Franz Liszt Akademie Budapest Mit großem Blechbläserensemble (10 und mehr Blechbläser) wurden im Studien- jahr 2005/06 folgende Veranstaltungen durchgeführt: Umrahmung der Langen Nacht der Museen in der Alten Pinakothek am 15.10.2005, Musikalische Gestal- tung der Meisterfeier 2005 der Handwerkskammer für München und Oberbayern im ICM, Konzert beim Kulturfest »Musica Europa« in der Altstadt Regensburg (s. o.).
Schlagzeugklasse Prof. Dr. Dr. h.c. Sadlo, Franz Bach, Raymond Curfs Szilard Buti: Gastvertrag als Schlagzeuger am Theater Basel Neil Curry: Praktikantenstelle Hofer Symphoniker Sebastian Förschl: Praktikantenstelle Staatstheater Stuttgart Benjamin Forster: Solopauker Tonhalle Zürich Alexej Gerassimez (Jungstudent): 1. Preis beim Internationalen Marimba-Wettbe- werb Nürnberg; 1. Preis beim Bundeswettbewerb »Jugend musiziert« (mit Höchst- punktzahl!) Kategorie: Duo Mihaly Kaszas: Akademist im Orchester der Bayerischen Staatsoper München Christian Löffl er: Soloschlagzeuger Tonhalle Zürich Johannes Potzel: Praktikantenstelle Münchner Sinfoniker, Mitglied im Festivalor- chester des Schleswig-Holstein Musikfestivals
127 Berichte aus Klassen und Abteilungen
Harfenklasse Prof. Helga Storck Ursula Fatton ist ab 1. September 2006 1. Soloharfenistin am Staatstheater Braunschweig. Sophia Steckeler spielt inzwischen die zweite Saison als 2. Harfenistin im Sym- phonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Ab Juli 2006 wurde sie nach einem erfolgreichen Probespiel als 1. Harfenistin in das EU-Orchester aufgenommen Feodora Gabler ist 1. Harfenistin im Festivalorchester beim diesjährigen Schles- wig-Holstein Musikfestival. Jie Zhou leitet ab 1. September 2006 das Harfenzentrum in Bangkok, ab 2007 wurde sie an die Hochschule für Musik in Rostock verpfl ichtet. Petra Smoliková wurde zum 1. September 2006 als 1. Harfenistin am Staatstheater Chemnitz engagiert. Christoph Bielefeld gewann im März 2006 den 1. Preis beim internationalen Har- fenwettbewerb in Wien Joanna Liberadzka erhielt zusammen mit ihrer Partnerin Martha Mogielnicka den 1. Preis des Polnischen Nationalen Duowettbewerbs im November 2005 und zugleich den Preis des polnischen Kulturministers für besondere künstleri- sche Leistungen. Ihr Orlandus-Lassus-Stipendium bei Rotary München Inter- national (Schirmherr des Stipendiums: Wilfried Hiller) wurde um ein Jahr verlängert. Die gesamte Harfenklase war im Mai 2006 beim 1. Internationalen Harfenfesti- val in Katowice in Konzerten und Workshops beteiligt.
Christine Fraisl (Diplom 2005) wirkt ab 1. Januar 2006 als Praktikantin an der Semper-Oper in Dresden. Alexandra Verbitskaya (Meisterklassenabsolventin 2004) ist seit 1. Oktober 2005 1. Harfenistin am Staatstheater in Lublijana. Angelika Wagner (Meisterklassenabsolventin 2003) wurde ab 1. Januar 2006 als 1. Harfenistin an das Königliche Opernhaus Kopenhagen engagiert. Kirsten Ecke (Meisterklassenabsolventin 1999, seit 1.10.2001 Lehrbeauftragte an der Münchner Hochschule) übernimmt als Nachfolgerin von Prof. Sarah O’Brien zum Studienjahr 2006/07 die Harfenklasse an der Hochschule für Musik in Frei- burg.
128 Erfolge und Engagements von Studierenden
Fachbereich 6: Gesang (Studienrichtungen Musiktheater und Konzertge- sang), Liedgestaltung, Ballett, Regie, Musical, Schauspiel, Lichtgestaltung, Maskenbild Gesangsklasse Prof. Daphne Evangelatos Brigitte Bayer November 2005: MENDELSSOHN Psalm »Hör mein Bitten« für Sopran und Chor, Schutzengelkirche Eichenau Februar: Uraufführung von Liedern von Harald GENZMER für Sopran und Harfe im Rahmen eines Geburtstagskonzertes für den Komponisten in der Hochschu- le; Arien und Duette von HASSE während eines Vortrags der deutschen Hasse- Gesellschaft in der Hochschule Juli 2006: Konzert mit Orchester in der Allerheiligen Hofkirche mit Arien aus Mozarts Così fan tutte und Donizettis Don Pasquale, Ltg.: Philipp Vogler; Chorsop- ransolo in Mozarts Idomeneo bei den Garmischer Richard-Strauss-Tagen, Ltg.: Ion Marin
Wiebke Damboldt sang den Sesto in HÄNDELs Oper Giulio Cesare (Produktion der Hochschule für Musik und Theater München) sowie die Olga in TSCHAIKOWSKYs Eugen Onegin im Prinzregententheater (Theaterakademie/Hochschule für Musik und Theater München). Im Juli 2006 wirkte sie in einem Orchesterkonzert an der Allerheiligen Hofkirche in München mit Arien und Ensembles von MOZART und BELLINI mit.
Konstanze Preuss November 2005: Opernkonzert »Bekannte Arien – Neue Stimmen« der Ab- solventen 2005 der Bayerischen Theaterakademie, begleitet vom Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz Januar und Februar 2006: Titelpartie in MOZARTs Die Gärtnerin aus Liebe in einer Produktion der Bayerischen Theaterakademie mit dem Georgischen Kammeror- chester unter Leitung von Markus Poschner März 2006: Königin der Nacht in einer konzertanten Aufführung der Zauberfl öte im Weißen Saal im Schloss Stuttgart Juni und Juli 2006: Königin der Nacht in der »großen« Zauberfl öten-Produktion und in der Kinderzauberfl öte beim Opernfestival Chiemgau – Gut Immling mit den Münchner Symphonikern
129 Berichte aus Klassen und Abteilungen
Christian Sturm Szenische Aufführungen von MOZARTs Bastien und Bastienne, PURCELLs Dido und Aeneas and JOHN FREDERICK LAMPEs The Dragon of Wantley mit dem Barock-Or- chester The Musical & Amicable Society unter der Leitung von Martin Perkins in England und Schottland. Gast am Theater der Stadt Koblenz als Alfred in Die Fledermaus von JOHANN STRAUSS, als King Arthur in King Arthur von Henry Purcell und als Froh in Das Rheingold von Richard WAGNER. Erstaufführung der St. Mark-Passion von Reinhard KEISER in neuer englischer Übersetzung in Ross-on-Wye und Herefordshire/England. Szenische Produktion von Maurice RAV EL s Oper L’heure espagnole unter der Leitung von Karl-Heinz Steffens im Teatro Diego Fabbri in Forlì/Italien.
Maria Sushanskyy im Februar 2006 Konzert mit Arien und Duetten von HASSE im Rahmen eines Vortrags der Hasse-Gesellschaft München Juli 2007: Orchesterkonzert an der Allerheiligen Hofkirche mit Arien von ROS- SINI und VERDI.
Antonio Yang 2005 La cenerentola (Dandini) im Prinzregententheater; 3. Preis im Renata Te- baldi-Wettbewerb 2006 Eugen Onegin (Titelpartie) im Prinzregententheater; Opern-Gala-Konzert in der Allerheiligen Hofkirche Im September 2006 erhielt er beim ARD-Wettbewerb den 1. Preis im Fach Gesang/Oper.
Katerina Hebelkova (Meisterklassenabsolventin 2005) ist seit August 2005 Solo- sängerin im Staatstheater Oldenburg. September 2005: Margrethe in A. BERGs Wozzeck (Staatstheater Oldenburg); im Februar 2006 in dieser Partie am Nationaltheater Mannheim September 2005: Uraufführung und Weltpremiere der konzertanten Oper Eume- nides von Valis TOLLE in Athen Oktober 2005: Preisträgerin des Kulturpreis Bayern der E.ON Bayern AG für die besten Absolventen Bayerischer Hochschulen Januar 2006: Sesto in MOZARTs La clemenza di Tito (Staatstheater Oldenburg) März 2006: G. MAHLER Das Lied von der Erde (Weser-Ems-Halle, Oldenburg)
130 Erfolge und Engagements von Studierenden
Mai 2006: Titelpartie in BIZETs Carmen (Oldenburg) Juni 2006: Konzerte beim Musik Festival Schloss Cappenberg
Alesja Miljutina (Meisterklassenabsolventin 2005); April 2006: Orchesterkonzert in Moskau mit italienischen Arien und Aufnahme einer CD mit Arien von ROS- SINI, BELLINI, DONIZETTI, GOUNOD, VERDI, PUCCINI Juli 2006: Orchesterkonzert an der Allerheiligen Hofkirche mit Arien und Duet- ten von ROSSINI, VERDI und PUCCINI Ab der Spielzeit 2006/07 Engagement am Landestheater Linz (GMD Denis Rus- sel-Davies)
Günter Papendell (Meisterklassenabsolvent 2005); ca. 80 Aufführungen am Mu- siktheater im Revier Gelsenkirchen (angegeben sind jeweils die Premierentermi- ne); ab September 2007 Engagement an der Komischen Oper Berlin 21. September 2005: Guillaume Tell (Leuthold) in Gelsenkirchen/MiR 7. Oktober 2005: Les Pecheurs de Perles (Zurga) in Gelsenkirchen/MiR 11. Dezember 2005: Le nozze di Figaro (Il Conte) in Gelsenkirchen/MiR (auch – eingesprungen – im Mai 2006 am Mannheimer Staatstheater und im Juli 2006 in Palma de Mallorca); Weihnachtsoratorium in Augsburg mit den Augsburger Domsingknaben Januar 2006: Weihnachtsoratorium (Kantaten IV–VI) in Gelsenkirchen/Altstadt- kirche; 22. Januar 2006: Platée (Momus) in Gelsenkirchen/MiR 4. März 2006: Avatar (zeitgenössische Oper von R. MOSER/deutsche Erstauffüh- rung) in Gelsenkirchen/MiR (Octave); März und April 2006: F. LACHNER, Requi- em (Basspart) in Augsburg, München und Rain am Lech; 23. April 2006 Die Großherzogin von Gerolstein (Baron Puck) in Gelsenkirchen/MiR Mai 2006: BRAHMS-Liederabend in Gelsenkirchen/MiR Juli 2006: Elias (Titelpartie) in München
Julia Rutigliano (Meisterklassenabsolventin 2005); November 2005: Schweiztour- nee mit dem Münchner Kammerorchester unter der Leitung von Chr. Poppen als Gräfi n in Figaros Hochzeit; MOZART-Requiem in Eggenfelden. Am Staatstheater Nürnberg 2005/06: Valencienne in Franz LÉHAR, Lustige Wit- we; Kate Pinkerton in Madama Butterfl y von Giacomo PUCCINI; als Cover die Donna Elvira; Partien der Lola (Cavalleria), Flora (La Traviata); Linetta (Die Liebe zu den drei Orangen) und 2. Dame (Zauberfl öte). Am Staatstheater am Gärtnerplatz: Gastvertrag als Base in Madama Butterfl y
131 Berichte aus Klassen und Abteilungen
Gesangsklasse Prof. Maria de Francesca-Cavazza Sybilla Duffe ist Mitglied beim Opern-Improvisations-Ensemble »Opera Players/ Die ImproOper« und Stipendiatin des Deutschen Bühnenvereins. Oktober 2005: W. A. MOZART Messe c-Moll in St.Johannes, München November 2005: R. SPRING Enigma für Sopran, Klavier und Klarinette, To oneu- ma hopu thelei pnei. Kantate in drei Sätzen, Bregenz; F. MENDELSSOHN Psalmen 42 und 95, Germering Dezember 2005: J. S. Bach: Die Kakaosonate (Kaffeekantate) szenisch für Kinder, Pasinger Fabrik, München; G. F. HÄNDEL Der Messias, München und Pasing; H. SCHÜTZ Weihnachtshistorie, Regensburg Januar und Februar 2006: J. S. BACH Weihnachtsoratorium, Regensburg; W. A. MO- ZART Die Gärtnerin aus Liebe (Serpetta), Prinzregententheater München, Stadt- theater Ingolstadt März 2006: ImproOper mit den »OperaPlayers« beim Internationalen Frauentag in Augsburg; W. A. MOZART Bastien und Bastienne; ImproOper für Kinder, Holz- kirchen; J. S. BACH Johannespassion, Merkendorf April 2006: L. BOCCHERINI Stabat mater, München; J. S. BACH Matthäus-Passion, München; J. S. BACH Johannes-Passion, Regensburg Juli und August 2006: Belvedere-Wettbewerb, Wien: Finalistin im Bereich Ope- rette; Deep Blue, Projekt der Filmkompositionsklasse; C. ORFF Die Bernauerin, Orff-Festspiele, Kloster Andechs
Sonja Leutwyler September 2005: Liederabend in St. Martin-in-the-Fields, London Oktober 2005: Mozartabende mit Astrid Leutwyler, Violine, See Siang Wong, Klavier, Alfred Pfeifer, Sprecher, in der Schweiz November 2005: Zwei Liederabende in Prag (Lieder und Arien von Mozart in der Villa Bertramka; Lieder von Dvorákˇˇ in Dvoráks Geburtshaus) Februar 2006: G. F. HÄNDEL Giulio Cesare (Sesto), Reaktorhalle München April 2006:Benefi zkonzert in Zürich Mai 2006: P. I. TSCHAIKOWSKY Eugen Onegin (Larina), Prinzregententheater Mün- chen Juli 2006: W. A. MOZART Idomeneo (Kretensisches Mädchen), Richard Strauss- Festspiele Garmisch-Partenkirchen
Anne Bredow sprang im März 2006 als Vagaus in VIVALDIs Juditha triumphans im Theater im Haus der Kunst ein.
132 Erfolge und Engagements von Studierenden
Gesangsklasse Prof. Sylvia Greenberg Giulio Caselli, Bariton, ist ab der Saison 2006/07 in Dortmund engagiert.
Gesangsklasse Prof. Rita Hirner-Lill Ida Wallén (Sopran) Diplom im Sommer 2005. Nach der Teilnahme an einem Wettbewerb in Finnland erhielt sie einen Sonderpreis des fi nnischen Rundfunks. Es folgten Orchesterkon- zerte, u. a. in Helsinki mit Pamina und Liu. An der Bayer. Theaterakademie sang sie mit großem Erfolg im Prinzregententheater die Tatjana in Eugen Onegin. In München war sie die Solistin in der Krönungsmesse von W. A. MOZART. Im Juli 2006 sang sie bei den Festspielen in Savonlinna die Pamina in der Zauberfl öte. Es folgen Liederabende und Konzerte. Übertritt in die Meisterklasse.
Alma Theresia Wolf (Sopran) erhielt vom Richard Wagner-Verband Nürnberg im Dezember 2005 nach ihrer Interpretation der Szene der Hexe aus Hänsel und Gretel ein Stipendium zum Be- such der Bayreuther Festspiele 2006. In einer Inszenierung von Doris Heinrichsen und mit jungen Dirigenten der Klasse Prof. Adt verkörperte sie in verschiedenen Aufführungen in München und Umgebung und in Südtirol ebenfalls die Hexe. Auch in mehreren Konzerten hatte sie mit dieser Rolle großen Erfolg. Ebenfalls großen Anklang fand sie mit der Rolle der Filipjewna in Eugen Onegin an der Theaterakademie. Im Juli 2006 wird sie in der Produktion Der kleine Ring an einem Abend während der Bayreuther Festspiele die Rollen der Sieglinde, Wog- linde, Gutrune, Freia und des Waldvogel singen.
Lusi Yang (Sopran) Im Sommer 2005 sang sie zwei Rollen in einer Produktion von Chr. W. GLUCKs Armide in der Reaktorhalle. In der Pasinger Fabrik, München, ist sie in einer sehr erfolgreichen Inszenierung von Doris Heinrichsen die Barbarina in der Hochzeit des Figaro. Im Wintersemester 2006 wird sie an der Theaterakademie bei den Henze-Kurzopern im Prinzregententheater mitwirken.
Gesangsklasse Prof. Frieder Lang Anna Borchers sang im November 2005 bei der Uraufführung einer Messe von Ruth ZECHLIN den Sopransolopart (auch CD-Aufnahme); im Januar 2006 sang sie die Ti- telpartie in MOZARTs Die Gärtnerin aus Liebe im Prinzregententheater und nahm im Juni an einem Meisterkurs mit Professoren der Juilliard School, New York, teil.
133 Berichte aus Klassen und Abteilungen
Andreas Burkhart war als Bassist Chormitglied im Tölzer Knabenchor und trat mit diesem Ensemble bei zahlreichen Veranstaltungen in Deutschland und auf inter- nationalen Tourneen auf. Solistisch war er in Liederabenden (u. a. SCHUBERT- und SCHUMANN-Lieder, Arien von MOZART) und in Konzerten zu hören (MONTEVERDI Marienvesper; MOZART Messe C-Dur, VIVALDI Magnifi cat, SCHUBERT G-Dur Messe, HAYDN Theresienmesse, BEETHOVEN C-Dur Messe u. a.). Er wirkte bei zahlreichen Veranstaltungen der Hochschule mit, u. a. in STRAVINSKYs Nachtigall in der Reak- torhalle (auch bei den Opernfestspielen in Isny), bei einem Konzert mit Liedern der Kompositionsstudenten in der Reaktorhalle und bei verschiedenen Klassen- abenden.
Martin Danes (2. Jahr Fortbildung) Oktober 2005: J. S. BACH Kantate Ein feste Burg ist unser Gott in Wolfratshausen November 2005: Uraufführung und CD-Produktion der Missa von Ruth ZECHLIN in Passau Dezember 2005: J. S. BACH Weihnachtsoratorium in der Markuskirche München, Messe in h-Moll in Gauting, Kaffeekantate in München Februar 2006: PH. GLASS The fall of the house of Usher (William), Gastspiel am Staatsschauspiel im Residenztheater; J. S. BACH Kantate 10 Meine Seele erhebt den Herren unter Helmuth Rilling in München März 2006: W. A. MOZART Krönungsmesse in Icking; Mitwirkung beim Festakt zur Eröffnung der Ausstellung »200 Jahre Königreich Bayern« in der Münchner Residenz April 2006: G. ROSSINI Stabat mater in Starnberg, Benediktbeuern und Frank- reich; M. HAYDN Chiemsee-Messe im Münchner Dom; F. SCHUBERT Messe in B in Germering, Liederabend mit A. DVORÁKˇ biblicke pisne u.a. in Prag Mai 2006: W. A. MOZART Missa brevis in F im Münchner Dom, Spatzenmesse im Münchner Dom, Gastspiel bei der Biennale München (Barcode-Projekt) Juni 2006: Lieder- und Arienabend im Ulmer Kornhaus; Gastspiel Bayerische Staatsoper A. SCHÖNBERG Moses und Aaron (Bettlerchor) Juli 2006: W. A. MOZART Hochzeit des Figaro (Antonio) auf Mallorca
Markus Durst verzeichnet im Studienjahr 2005/06 eine große Zahl von Verpfl ichtungen in Oper und Konzert. Neben Lieder- und Arienabenden hat er in zahlreichen Kirchenkon- zerten gesungen (R. HASSE Messe; G. ROSSINI Petite messe solenelle; A. SCHNITTKE Requiem; J. S. BACH Weihnachtsoratorium, Kantaten 63 und 104, Messe h-Moll,
134 Erfolge und Engagements von Studierenden
Matthäuspassion; W.A. MOZART Requiem, Krönungsmesse, Missa brevis F-Dur KV 192; HÄNDEL/MOZART Messias; M. HAYDN Chiemsee-Messe; C. MONTEVERDI Ma- rienvesper u.a.). In verschiedenen Aufführungen von Im weißen Rössl stand er auf der Bühne und sang im Prinzregententheater in MOZARTs Die Gärtnerin aus Liebe in der Produktion der Bayerischen Theaterakademie und der Musikhoch- schule. Im Herbst 2005 war er in Kairo und Alexandria mit C. ORFF Tr iompho di Aphrodite/Carmina burana zu hören. Im Sommer 2006 wirkt er bei den Carl- Orff-Festspielen Kloster Andechs in Carmina burana und Die Bernauerin mit. Im September 2006 wird er in der Philharmonie im Gasteig ORFFs Carmina burana mit den Münchner Symphonikern unter Heiko Matthias Förster singen. Ab der Spielzeit 2006/07 ist Markus Durst Ensemblemitglied am Staatstheater Darmstadt.
Iris Julien (Mezzosopran) studiert seit Oktober 2005 bei Prof. Frieder Lang und legte im Juni 2006 ihr Di- plom im Fach Operngesang ab. Als Solistin im Konzert- und Oratorienfach war sie im Studienjahr 2005/06 mit folgenden Werken zu hören: J. S. BACH Weih- nachtsoratorium (Kantaten 1–6), Magnifi cat, Johannespassion, Messe in g-Moll, Kantaten BWV 10, 29, 146; G. B. PERGOLESI, Stabat mater; W. A. MOZART Requiem sowie Les Angélus von LOUIS VIERNE. Ihre Opernpartien waren Hänsel in HUMPERDINCKs Hänsel und Gretel in Toblach, Gustav-Mahler-Saal und in München, Hochschule für Musik und Theater; des weiteren Larina in TSCHAIKOWSKIs Eugen Onegin, aufgeführt im Mai im Prinzregen- tentheater München. Im Rahmen der »da capo Klassik-Seminare« sang sie im Juli 2006 den Cherubino in MOZARTs Le nozze di Figaro in Palma de Mallorca.
Hyuk Lee (Bariton) Februar 2006: Achilla in Giulio Cesare von G. F. HÄNDEL in der Reaktorhalle in München April 2006: Solist im Cristallo Theater Bozen, Italien Mai 2006: Onegin in TSCHAIKOWSKIs Eugen Onegin im Prinzregententheater München Juli 2006: Wotan, Gunther, Wanderer in Der Ring an einem Abend von WAGNER im Internationalen Jugendkulturzentrum Bayreuth
Ivan Orescanin sang bei einer Produktion mit dem Symphonieorchester Neuchâtel, unter ande-
135 Berichte aus Klassen und Abteilungen rem im Berner Casino, den Danilo aus Die lustige Witwe; im Prinzregententheater München den Nardo in MOZARTs Die Gärtnerin aus Liebe. In der Warschauer Philharmonie interpretierte er einen Liederzyklus von BRITTEN und im Sommer 2006 in der Pasinger Fabrik in München den Figaro in MOZARTs Die Hochzeit des Figaro. Für die Spielzeit 2006/07 ist er als Bariton am Grazer Opernhaus engagiert.
Bastian Ziegler Juli/August 2005: Max in der Kinderoper Der Freischütz nach WEBER beim Opern- festival auf Gut Immling August/September 2005: Lord Wilton in der Lokalbahn nach THOMA beim Kul- tursommer in Garmisch-Partenkirchen Dezember 2005: J. S. BACH Weihnachtsoratorium, Kantaten I–III in Zeulenroda Ab März 2006: Titelrolle in Nostradamus von REITMEIER/BOGGASCH beim Freien Landestheater Bayern Mai 2006: Max im Freischütz von WEBER bei »Oper ganz nah« in Seeshaupt Juni 2006: Tenorpart in der Erstaufführung der Credo-Messe von C. DITTERS VON DITTERSDORF in München Tenorsolist in zahlreichen Kirchenkonzerten, Messen und Bachkantaten im süd- bayerischen Raum.
Gesangsklasse Prof. Josef Loibl Ansgar Matthes konnte – wohl auf Grund seiner überzeugenden Leistung in fünf Vorstellungen in der Partie des Lensky in TSCHAIKOWSKIs Eugen Onegin im Prinz- regententheater – ein Gastengagement am Landestheater Innsbruck (Intendan- tin: KS Prof. Brigitte Fassbaender) als Max in einer Neuinszenierung von WEBERs Freischütz antreten. In einer Produktion des Bayreuther Jugendfestspieltreffens 2006 mit Der Ring an einem Tag (ein Projekt des Tannhäuser-Regisseurs des Jahres 2001) werden Misaki Ono (Fricka), Marcel Cheong (Wotan und Gunter ) und Miklos Sebestyén (Hun- ding und Hagen) auftreten. Misaki Ono wird im Herbst 2006 in Tokyo (Kammermusiksaal des renommierten Bunka Kaikan) ihr erstes Recital, begleitet von Miku Nishimoto, geben. Katrin Silja Kurz singt in der Pasinger Fabrik, dem kleinsten Opernhaus Mün- chens, die Gräfi n in der Neuproduktion von MOZARTs Figaros Hochzeit. Gerard Kim (Meisterklassenabsolvent 2004) wird in der Spielzeiten 2005/07 den Don Giovanni, Guglielmo und den Ottokar am Landestheater Innsbruck
136 Erfolge und Engagements von Studierenden singen und außerdem an der Oper Köln den Carlos in La forza del destino (VERDI). Willy Staber (Meisterklassenabsolvent 2004) konnte mit der Partie des Baculus am Theater Heidelberg einen nachhaltigen Erfolg erringen, der ihm Gastspiele in Wiesbaden und Kaiserslautern einbrachte.
Gesangsklasse Prof. Dr. Edith Wiens Magdalena Hinterdobler, Sopran (Jungstudentin) Oktober 2005: Orchesterkonzert mit Arien von MOZART und WEBER in Strau- bing November 2005: Kulturförderpreis der Stadt Straubing, Preisträgerkonzert Januar 2006: Chorfantasie von BEETHOVEN, Niederbayerisches Kammerorchester, Leitung: Gerold Huber Februar 2006: Lieder von MAHLER, CLARA SCHUMANN und HERMANN REUTTER, Straubing März 2006: MENDELSSOHN Elias mit dem Regensburger Kammerorchester (Ensemble- solistin Terzett, Quartette)
Tareq Nazmi, Bass (1./2. Semester) Dezember 2005: J. S. BACH Magnifi cat St. Bonifaz, München April 2006: H. SCHÜTZ Johannes-Passion Maisach; H. SCHMID-PETER Johannes- Passion (1989) Pöcking Mai 2006: W. A. MOZART Krönungsmesse St. Helena August 2006: W. A. MOZART Die Zauberfl öte (Sarastro) Straubing
Carolina Ullrich, Sopran (7./8. Semester) Carolina Ullrich sang im Oktober 2005 in der Oper Dialoges des Carmelites von F. POULENC am Teatro Municipal de Santiago de Chile unter der Leitung von M. Valdes und J. Pichon die Rolle der Sœur Constance. Im Januar und Februar 2006 sang sie in der Produktion der Gärtnerin aus Liebe der Theaterakademie August Everding am Prinzregententheater München unter der Lei- tung von M. Poschner und in der Regie von Ch. Pöppelreiter die Rolle der Serpetta. Im April 2006 sang sie mit dem Orchester der Bachakademie Stuttgart unter Helmut Rilling die Johannes-Passion in Stuttgart und Neapel, ebenfalls im April in Spanien MOZARTs Requiem unter der Leitung von R. Beck mit dem Bamberger Chor. Sie war Solistin in BRAHMS’ Requiem in München mit dem Chor der Hochschule für Musik und Theater München und den Münchner Symphonikern unter Oliver Pröll.
137 Berichte aus Klassen und Abteilungen
Vom 16.–18. Juni war sie Solistin in MOZARTs Exsultate jubilate und Davide Peni- tente beim Festival de Musique de Strasbourg in einer Aufführung mit dem Bam- berger Chor unter der Leitung von R. Beck. Im Kloster Ingolstadt sang sie im Juli MOZARTs Exsultate jubilate und SCHUBERT- Lieder mit Begleitung von Franz Hauk. Im September 2006 erhielt sie beim ARD-Wettbewerb den geteilten 2. Preis im Fach Gesang/Lied. Ein 1. Preis wurde nicht vergeben.
Roxana Constantinescu, Mezzosopran (Meisterklasse) erhielt im September 2005 den 3. Preis beim Internationalen Gesangswettbewerb »Concours de Chant Verviers«. Vom 15.–22.10.05 war sie mit Helmuth Rilling mit BACH-Kantaten auf Tournee (Paris, Pisa, Ulm, Stuttgart); beim Oregon Bach-Festival im Juni und Juli 2006 sang sie folgende Werke: BACH Messe h-Moll, BEETHOVEN Messe C-Dur, HAYDN Schöpfungsmesse, MOZART Requiem und Krönungsmesse. Im November 2005 wirkte sie im Prinzregententheater bei einer Aufführung von Max BRUCH, Das Lied von der Glocke unter Hajko Siemens mit. Im Dezember nahm sie unter Gerd Guglhör Lieder von KAMINSKI auf. Im Januar und Februar 2006 wirkte sie beim »Live Music Now«-Benefi zkonzert unter Helmuth Rilling in BACHs Magnifi cat in der Münchner Michaelskirche mit, sang im Eröffnungskonzert der Bach-Wochen Stuttgart BACH-Kantaten und interpretierte die Partie des Ramiro in MOZARTs Die Gärtnerin aus Liebe in der Produktion der Bayerischen Theaterakademie am Prinzregententheater mit dem Georgischen Kammerorchester unter Markus Poschner. In einer konzertanten Aufführung sang sie im März 2006 mit den Stuttgarter Philharmonikern unter Gabriel Feltz die Partie der Afra in La Wally von A. CATALANI. Im Mai 2006 sang sie den Holofernes in VIVALDIs Oper Juditha Triumphans und trat mit der Südwestdeutschen Philharmonie und Manfred Schreier im Rahmen des Bodensee-Festivals in MOZARTs Requiem und GASSERs De brevitate vitae auf. Im September 2006 erhielt sie beim ARD-Wettbewerb den geteilten 2. Preis im Fach Gesang/Lied. Ein 1. Preis wurde nicht vergeben.
Ruby Hughes, Sopran (Meisterklasse) August 2005: Preisträgerin der Mozarteum-Sommerakademie; Preisträgerkonzert im Rahmen der Salzburger Festspiele im Mozart-Saal ab Oktober 2005: zahlreiche Konzerte im Rahmen von »Live Music Now«
138 Erfolge und Engagements von Studierenden
Februar 2006: Liederabend Freunde Junger Musiker München April 2006: A. VIVALDI Juditha Triumphans (Juditha) Haus der Kunst München, Bayerisches Staatsschauspiel, Leitung: Daniel Grossman; BACH und MOZART mit dem Münchener Motettenchor, Leitung: Heiko Siemens; Preisträgerin des »Musicians Benevolant Fund Award« und »Countess of Munster Award Lon- don« Mai 2006: J. S. BACH Messe h-Moll, Augsburg Schwäbischer Oratorienchor, Diri- gent: Stefan Wolitz Juni 2006: A. SCHÖNBERG Pierrot Lunaire, ensemble oktopus für musik der moder- ne, Pinakothek der Moderne, Leitung: Konstantia Gourzi; Liederabend Bad Reichenhall mit SCHUMANN-Liedern; SCHUBERT-Lieder in der Bearbeitung für Orchester von Max REGER mit der Philharmonie Bad Reichenhall, Dirigent: Thomas Mandl; Vorsingen in Paris für Renee Jacobs, Einladung nach Aix-en- Provence als Euradice in L’O r feo von C. MONTEVERDI
Stanislava Stoytcheva, Sopran (Diplom 2005), ist Mitglied des Jungen Ensembles am Nationaltheater München, wo sie in folgenden Partien auf der Bühne stand: Blumenmädchen (R. WAGNER Parsifal), Schleppträgerin (R. STRAUSS Elektra), Pa- pagena (W. A. MOZART Die Zauberfl öte), Taumännchen (E. HUMPERDINCK Hän- sel und Gretel), Sirena (G.F. HÄNDEL Rinaldo), Adelige Waise (R. STRAUSS Der Rosenkavalier). In der Staatsopernuraufführung von ARNALDO DE FELICES Oper Medusa sang sie das Junge Mädchen. Außerdem war sie im Rahmen des Jungen Ensembles in zahlreichen Liederabenden und Konzerten zu hören. Die Augsbur- ger Allgemeine formulierte nach ihrem Auftritt bei der Mozartiade Augsburg: »… ein strahlender und jubelnder Sopran …«
Heidi Meier, Sopran (Meisterklassenabsolventin 2003), hat einen Festvertrag am Theater Freiburg. Oktober 2005: G. F. HÄNDEL Dixit Dominus und A. LOTTI Missa Sapientiae in St. Peter, Freiburger Kammerchor, Leitung: K. Hövelmann Dezember 2005: Wiederaufnahme Lucia di Lammermoor (Lucia); Neuproduktion Le Nozze di Figaro (Susanna) Januar 2006: J. BRAHMS Requiem, St. Martin Freiburg, Leitung: Klaus Hövel- mann; Liederabend Konzerthaus Freiburg; Matinée mit franz. Lied (am Flügel: Wolfgang Wiechert) Februar 2006: Neuproduktion La Bohème (Musetta) April 2006: J. S. BACH Matthäuspassion, Fürstenfeldbruck, Leitung: Gerd Guglhör
139 Berichte aus Klassen und Abteilungen
Mai 2006: Deutsche Erstaufführung von Les Nigres von Michel LEVINA Juli 2006: W. A. MOZART La Finta Giardiniera (Sandrina), Stadttheater Nürnberg; C. ORFF Carmina Burana, Brunnenhof der Residenz München, Leitung: Mathias Förster; Liederabend mit Werken von SCHUBERT und MOZART, Gasteig München Kleiner Konzertsaal (am Flügel Stefan Laux) ab Herbst 2006: Festvertrag am Stadttheater Nürnberg
Die Sopranistin Lenneke Ruiten (Absolventin Fortbildungsklasse 2003) gab in der Saison 2005/2006 Liederabende in Holland, Deutschland und Frankreich, da- bei interpretierte sie Lieder von MOZART, SCHUBERT, SCHUMANN, BRAHMS, SPOHR, DEBUSSY, STRAUSS, WOLF, F. DE NOBEL, CHAUSSON, DUPARC u.a. Das Darmstädter Echo formulierte: »Am Abend des 10. März erlebte ein begeistertes Auditorium eine Sternstunde deutscher und französischer Liedkunst mit der niederländischen Spitzen- sopranistin Lenneke Ruiten.« Im November 2005 war sie mit dem Münchener Kammerorchester unter Chris- toph Poppen auf einer Schweiz-Tournee mit Mozarts Oper Le nozze di Figaro zu hören. Im Dezember 2005 sang sie mehrmals unter Jan Willem de Vriend mit dem Combattimento Consort Amsterdam und dem Bachkoor Holland HÄNDELs Dixit Dominus, im April 2006 im gleichen Rahmen den Angelo in HÄNDELs La Resur- rezione. Weitere von ihr 2005/06 gesungene Werke: POULENC, Gloria (mit dem Gel- ders Orkest unter Rob Vermeulen), J.S. BACH, Kantate Nimm, was dein ist, und gehe hin BWV 144 (Residentie Bach Ensemble und Chor unter Jos Vermunt), CORNELIUS, Stabat Mater (Brabant Orchester unter Fabrice Bollon), J. S. BACH, Matthäus-Passion (Nord-Niederländisches Orchester), MOZART, Requiem und HAYDN, Salve Regina E-Dur (Helios Ensemble unter Robbert van Steijn) sowie MOZARTs Entführung (Blondchen) in einer konzertanten Aufführung der NDR- Radiophilharmonie unter Allessandro de Marcchi. Im Juni 2006 nahm sie Lieder von MOZART und DEBUSSY mit Rudolf Jansen, Kla- vier auf.
140 Erfolge und Engagements von Studierenden
Ballett-Akademie, Leitung: Prof. Konstanze Vernon Denys Cherevychko wurde in der alle vier Jahre durchgeführten »USA Internatio- nal Ballet Competition« in Jackson, Missouri mit der Silbermedaille ausgezeich- net; Zherlin Ndudi gehörte zu den Finalisten dieses renommierten internationalen Wettbewerbs.
Engagements 2006 Daria Stanciulescu: Bayerisches Staatsballett, München Martina Balabanova: Bayerisches Staatsballett, München Ana Djordjevic: Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf Michele Seydoux: Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf Yoko Osaki: Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf (Zeitvertrag für sechs Monate) Edgar Nikolyan: Ballett der Staatsoper, Wien Denys Cherevychko: Ballett der Staatsoper, Wien Carmen Nunes: Ballett der Staatsoper, Wien Denis Piza: Ballett der Staatsoper Hannover Natalya Hovhannisyan: Ballett Theater Dortmund Eugeniu Cilenco: Ballett Theater Dortmund Arsen Azatyan: Ballett Theater Dortmund Nicole Luketic: Ballett Theater Dortmund Zherlin Ndudi: Aalto Ballett Theater, Essen Marta Pellizzari: Aalto Ballett Theater, Essen (Voluntariat) Elisa Fraschetti: Aalto Ballett Theater, Essen (Voluntariat) Alexei Lukashevitch: Theater der Stadt Koblenz Natalia Vorontsova: Bolschoi Theater, Moskau
Regieklasse Prof. Cornel Franz Nilufar Katharina Münzing wird in der Spielzeit 2006/2007 am Südostbayerischen Städtetheater Landshut inszenieren. Mit Beginn dieser Spielzeit tritt sie ein En- gagement als Regieassistentin am Bayerischen Staatsschauspiel München an. Eva-Maria Höckmayr ist ab der Spielzeit 2006/2007 als Regieassistentin mit Ins- zenierungsverpfl ichtung am Theater Freiburg engagiert. Florentine Klepper (Diplom 2003) inszenierte im Januar 2006 GOETHEs Die Leiden des jungen Werther am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und im Mai den Jew- geni Onegin von TSCHAIKOWSKY für das Münchner Prinzregententheater. Im März 2007 wird sie die Uraufführung von Mittwinter von Zinnie HARRIS am Deutschen Schauspielhaus Hamburg inszenieren, im Mai NONOs Intolleranza für das Münch-
141 Berichte aus Klassen und Abteilungen ner Staatstheater am Gärtnerplatz. Im November 2007 folgt die Wiederaufnah- me ihres Onegin am Opernhaus Halle.
Alexander Nerlich (Diplom 2003) hat während der laufenden Spielzeit LESSINGs Emilia Galotti am Schauspiel Basel im Oktober 2006, die deutsche Erstauffüh- rung Versuchung von Carles BATTLE für das Landestheater Tübingen sowie im März 2006 Philotas von LESSING im Marstall des Bayerischen Staatsschauspiels inszeniert. In der kommenden Spielzeit folgen GOETHEs Iphigenie auf Tauris im Oktober 2006 am Landestheater Tübingen, im Dezember Nachts ist es anders von Sabine HARBEKE für das Schauspiel Basel, die Uraufführung eines neuen Stücks von Jan NEUMANN am Düsseldorfer Schauspielhaus sowie eine Inszenierung am Bayerischen Staatsschauspiel München.
142 Der Madrigalchor
Der Madrigalchor 2005/2006 Max Frey
Der Madrigalchor der Hochschule für Musik und Theater München, den ich vor mehr als 25 Jahren gegründet habe und mit meinem Ausscheiden in den Ruhe- stand zum Ende des Studienjahres 2005/06 abgebe, prägt das Konzertleben inner- halb der Hochschule deutlich mit. In den vergangenen Jahren habe ich versucht, den Chormitgliedern (überwiegend Studierenden der Lehramtsstudiengänge und der Kirchenmusik) und dem Publikum durch eine farbige Programmstruktur, große stilistische Bandbreite, Besetzungsvielfalt, die Nutzung unterschiedlicher Auftrittsräume und die Miteinbeziehung von Licht als wichtigem Medium eine interessante Konzertgestaltung anzubieten. Veranstaltungen innerhalb der Hochschule im Studienjahr 2005/06 waren die Gestaltung des 2. Montagskonzerts mit Chormusik zum Advent und das Chor- konzert »Magnifi cat anima mea« im Januar 2006, mit dem ich mich als Chorlei- ter in der Hochschule verabschiedete (s. hierzu im Chronologischen Rückblick die Daten 28.11.2005 und 19.01.2006). Wesentlicher Teil des chorischen Lebens sind Auftritte außerhalb des Hau- ses, Rundfunk- und CD-Produktionen sowie die Zusammenarbeit mit anderen Ensembles in professionellem Rahmen. Das Chorjahr begann mit einer Probenwoche in der Landesakademie Baden- Württemberg, Ochsenhausen vom 19. bis 23.09.2005. Veranstaltungen außerhalb der Hochschule waren am 14. Dezember 2005 im Alten Rathaussaal München die Mitwirkung beim Weihnachtskonzert »In dulci jubilo. Musik und Wort zur Christgeburt«, eine Veranstaltung der Theatergemein- de und der Freunde des Nationaltheaters in Verbindung mit dem Kulturreferat. Am 19.12.2005 wirkte der Chor in der Philharmonie München bei »A Bru- beck Family Christmas« in DAV E BRUBECKs La Fiesta del la Posada (eine Weih- nachtskantate) neben Vokalsolisten, der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Dave Brubeck & Sons unter dem Dirigenten Russell Gloyd mit (Wiederholung am 20. Dezember im Konzertsaal im Pfalzbau Ludwigshafen im Weihnachtskon- zert der BürgerStiftung Ludwigshafen). Am 6. Februar 2006 sang der Madrigalchor in St. Michael München unter Helmuth Rilling im Benefi zkonzert »Yehudi Menuhin Live Music Now« (s. Chro- nologischer Rückblick).
143 Berichte aus Klassen und Abteilungen
Unter dem Titel »Das Buch der Psalmen« sang der Madrigalchor unter meiner Leitung Psalmvertonungen und Chorwerke von SCHÜTZ, MENDELSSOHN-BARTHOL- DY, RACHMANINOFF, KAMINSKI, FELLER, MIŠKINIS, HØYBYE und TWARDOWSKI am 27. Mai 2006 in der Basilika Ottobeuren, am 1. Juni 2006 im Dom St. Stephan, Passau, und am 7., 8. und 10. Juni 2006 während der Chorreise nach Dresden in der St. Aegidienkirche Oschatz, in der Kreuzkirche Dresden und in der Peterskir- che Görlitz. Im Rahmen der Münchner Opern-Festspiele 2006 wirkte der Chor am 25. Juli 2006 im Prinzregententheater bei der Festspiel+-Produktion von Dido & Aeneas – die Barockoper von ihren Liebhabern entblößt von und mit Andreas Ammer und Sebastian Hess mit. Abgerundet wurde das Chorjahr durch Probenbesuche beim Jazz-Chor des St. Bennogymnasiums Dresden (2. Preis im Deutschen Chorwettbewerb) unter der Leitung von Wolfgang Ismaier und beim Dresdner Kreuzchor unter der Leitung von Roderich Kreile.
144 Lehrerfortbildung und Unterrichtsforschung Lehrerfortbildung und Unterrichtsforschung – das MILU im Studienjahr 2005/06 Hans-Ulrich Schäfer-Lembeck / Klaus Mohr
Zwei – zunächst gegensätzliche – Beobachtungen prägten die Lehrerfortbildung des Musikpädagogischen Instituts für Lehrerfortbildung und Unterrichtsfor- schung MILU im vergangenen Studienjahr: Einerseits wurde in Gesprächen mit Musiklehrerinnen und Musiklehrern immer wieder deutlich, dass die Belastungs- grenze vieler Kollegen erreicht oder schon überschritten ist: Entwicklungen im Zuge des achtjährigen Gymnasiums (G 8) wie zurückgehender Wahlunterricht und mehr Nachmittagsunterricht, aber auch seit Jahren ansteigende Klassengrö- ßen forderten die Lehrkräfte mehr als in früheren Jahren, doch wollten sie die- se höheren äußeren Anforderungen nicht durch eine Reduzierung des eigenen Engagements und der eigenen Ansprüche kompensieren. Andererseits war die Bereitschaft, sich zu Fortbildungsveranstaltungen anzumelden und die Neugier, neue Wege für den Unterricht kennenzulernen, ungebrochen groß. Dahinter ver- barg sich sicher die Erfahrung, dass Schülerinnen und Schüler im Unterricht heute für einen gelingenden Musikunterricht anders angesprochen werden müs- sen, als dies vor Jahren üblich und erfolgversprechend war. Darüber hinaus artikulierten die Lehrkräfte aber auch, dass sie beim Besuch einer Fortbildungsveranstaltung ihre eigenen Kräfte »auftanken« wollten, um so ihre Balance zwischen künstlerischer Persönlichkeit und schulischem »Alltags- geschäft« wieder neu ausloten zu können. In diesem Sinn kann Lehrerfortbildung sicher auch einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Lehrergesundheit leisten. Auf diese komplexen Anforderungen hatte das MILU angemessene Antwor- ten zu fi nden: Es galt, Veranstaltungen anzubieten, die nicht nur die unterrichtli- che Relevanz von Inhalten in den Vordergrund stellten, sondern die versuchten, zumindest streckenweise zu den musikalischen Wurzeln der Lehrerinnen und Lehrer vorzustoßen und ihnen sozusagen neue Nahrung zu geben (vgl. die nach- folgende Chronik). Die Arbeit des MILU wurde immer wieder und von vielen Seiten in ideeller Hinsicht nachhaltig unterstützt, insbesondere auch von der Hochschulleitung; gleichzeitig sah sich das Kultusministerium, das die Maßnahmen zum größten Teil fi nanziert, aufgrund der Anforderungen eines ausgeglichen Staatshaushalts gezwungen, seine Zuwendungen an das MILU im Jahr 2006 um ein Drittel gegen-
145 Berichte aus Klassen und Abteilungen
über 2005 zu reduzieren. Das bedeutete, dass das MILU um die Frage nach Teil- nehmergebühren nicht länger herumkam und solche, wenn auch in vertretbarer Höhe, einführen musste, um der gewünschten Vielzahl und Breite an Fortbildungs- angeboten weiter nachkommen zu können. Oberstes Ziel jedoch musste bleiben, dass die fi nanzielle Belastung der Musiklehrkräfte, die ohnehin schon die Kos- ten für Anreise, Unterkunft und Verpfl egung selbst übernehmen müssen, nicht über eine Anmeldung entscheiden darf. Bislang scheint diese Balance geglückt zu sein, denn die Zahl der Anmeldungen zu den einzelnen Angeboten ging in keiner Weise zurück, ja es war so, dass oft nicht einmal alle Wünsche nach einer Teilnahme erfüllt werden konnten. Soll das MILU aber auch in Zukunft seinen von allen Seiten als wichtig erachteten Beitrag für eine Qualitätssteigerung des Musikunterrichts an allgemeinbildenden Schulen leisten, so sind jetzt keine wei- teren Einsparpotenziale mehr verfügbar. Die Referate des Symposions vom Juni 2005 »Klassenmusizieren als Musik- unterricht!?« erschienen Ende 2005 in Buchform (Allitera-Verlag München) als wesentlicher Beitrag zu einem aktuellen Themenfeld der Musikpädagogik. Die Frage, welche Faktoren zur Berufszufriedenheit oder -unzufriedenheit der Musik- lehrerinnen und Musiklehrer beitragen, bildete einen Schwerpunkt der Unter- richtsforschung. Im Studienjahr fanden musikpädagogische Hauptseminare unter dem Titel »Berufs(un)zufriedenheit bei Musiklehrkräften« statt. Diese Thematik traf auf Seiten der Studierenden auf eine sehr interessierte Resonanz und Beteiligung; eine Betroffenheit für den Zusammenhang dieser Thematik dürfte nicht zuletzt durch die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich der geringen Zahl an Einstellun- gen im gymnasialen Lehramt Musik begünstigt worden sein, sodass eine kritische oder auch mit Fragen verbundene Sichtweise auf den angestrebten Beruf an der Tagesordnung war. Im Seminar wurden eine Verschlechterung von Rahmenbedingungen (z. B. Erhöhung der Wochenarbeitszeit, Vergrößerung der Klassen), mögliche Ursachen für das Gefühl von berufl ichem Stress und von Unzufriedenheit beschrieben und diskutiert, die bei (Musik-)Lehrerinnen und Lehrern zu fi nden sind oder dort vermutet werden. Um den Ursachen der dabei angesprochenen Entwicklungen genauer nachzuspüren, um diesbezüglich zu abgesicherten Einschätzungen zu kommen, wurde versucht, eine Befragung von Musiklehrerinnen und Musikleh- rern zum genannten Zusammenhang vorzubereiten. Es sollten Aussagen gesam- melt und ausgewertet werden, wozu umfängliche Vorüberlegungen die Methodik und die Kriterien betreffend vonnöten waren, zumal hier thematisch und metho-
146 Lehrerfortbildung und Unterrichtsforschung dologisch kaum auf Vorarbeiten Bezug genommen werden kann. Die Arbeit des Wintersemesters gipfelte in einer (im Rahmen des »Tages der Offenen Tür« durchgeführten) mündlichen Befragung, die im Spätjahr 2006 voraussichtlich noch durch eine schriftliche ergänzt werden wird. Im Sommersemester wurden in einem Anschlussseminar terminologische Präzisierungen und andere For- schungsperspektiven (Subjektive Theorien, Grounded Theory, Action Research) zum Thema, sodass auf verschiedenen Ebenen Vorarbeiten für eine differenziert betriebene musikpädagogische Unterrichtsforschung, auch in Hinsicht auf die konkrete Thematik »Berufs(un)zufriedenheit« geleistet werden konnten.
MILU-Fortbildungsveranstaltungen – Chronik 2005/06
Termin Veranstaltung Dozenten Teilnehmer
07.– milu-sequenz: StRin Eva-Maria Atzerodt 22 Kollegen 08.10. Stimme (Block 3) Prof. Gropper 2005 Auch in der dritten Veranstaltung StD Kalmer standen Einzelunterricht in Gesang und Frau Meyer-Ravenstein Gruppentraining im Sprechen im Mittel- Frau Martin punkt. Thematische Schwerpunkte gab Frau Sendlinger es zur Chorarbeit: »Chorarbeit im Unter- Frau Spiecker stufenchor« (mit der Landesbeauftragten Herr Urano für die Schulchöre Frau Atzerodt) und Prof. Dr. Schäfer-Lembeck »Singen im Popchor« (Stefan Kalmer). Klaus Mohr
21.10. milu-mobil: Prof. Kaiser 35 Kollegen 2005 Musiktheorie im Musischen Gymnasium Klaus Mohr am Gabrieli-Gymnasium Eichstätt: (zusammen mit dem »Arbeitskreis der Musiklehrkräfte Musischer Gymnasien« [AMuG]) Für musiktheoretische Inhalte des neuen Lehrplans Musik für das G 8 wurden in dieser Veranstaltung exemplarisch drei Modelle zur Vermittlung für die Unterstufe vorgestellt: Der Begriff der Tonleiter, Bassmodelle in Rock und Pop und Menuettkomposition als Schule der Komponisten.
147 Berichte aus Klassen und Abteilungen
27.–29.10. milu-sequenz: Prof. Kaiser 20 Kollegen 2005 Begriff und Praxis II (Block 3) Prof. Rohringer Vorträge zur zeitgenössischen Oper Prof. Dr. Schäfer-Lem- von Morton Feldman und B.A. Zimmer- beck mann, zur szenischen Interpretation Prof. Dr. Wünsch von Oper und zum Lamentobass bilde- Klaus Mohr ten das Gerüst zu dieser Fortbildung. In der Kleingruppenarbeit nahmen die Kollegen wieder an drei ganz unter- schiedlichen Workshops teil.
09.11. milu-spezial: Prof. Dr. Olias (a. G.) 21 Kollegen 2005 Mit den Ohren sehen Prof. Dr. Schäfer-Lem- Klanglandschaften – Wahrnehmung – beck Musikunterricht Klaus Mohr (zugleich Studientag der Hochschule für Musik und Theater München) Nach einem »Klangspaziergang« wurden unter Anleitung gesammelte Klänge am Computer selbst zu akustischen Land- schaftsbildern verwandelt bzw. durch Montage, Schnitt, Kombination zu eige- nen Klangbildern modifi ziert. Diese kreati- ve Tätigkeit kann so oder so ähnlich auch im Musikunterricht durchgeführt werden.
11.–12.11. milu-spezial: Prof. Adt 38 Kollegen 2005 Streichorchester – künstlerische und Birgit und Peter Boch pädagogische Aspekte (a. G.) Einmal wieder Streichorchester spielen, Peter Michielsen (a. G.) sich gemeinsam mit Kollegen intensiv Prof. Dr. Schäfer-Lem- und unter kompetenter Anleitung in ein beck »richtiges« Stück reinknien – so könnte die Klaus Mohr erste Komponente dieses Fortbildungsan- gebotes umschrieben werden. Als Zweites wurde aus der Praxis eines jahrelang bewährten Unterrichtskonzepts zum Klas- senmusizieren mit Streichinstrumenten berichtet. Drittens stand die Hospitation einer Probe des Puchheimer Jugendkam- merorchesters auf dem Programm –
148 Lehrerfortbildung und Unterrichtsforschung
11.–12.11. eines jahrelang überaus erfolgreichen 2005 Ensembles – und schließlich wurde in einem abschließenden Gesprächsforum die Situation um die musikalische Arbeit an den Schulen (natürlich auch speziell im Blick auf Streichinstrumente und Streichorchester) zum Thema.
18.–19.11. milu-sequenz: Prof. Kaiser 9 Kollegen 2005 Begriff und Praxis I (Block 7) Prof. Rohringer Im Mittelpunkt dieses Blocks standen Prof. Dr. Schäfer-Lembeck Vorträge zur Alten Musik sowie zur Klaus Mohr Musik von Johannes Brahms. Der Ver- such, in den Workshops Kanons zu komponieren und Tonfelder kennen zu lernen, rundete die Fortbildung ab.
16.– milu-sequenz: Prof. Kaiser 20 Kolle- 18.03. Begriff und Praxis II (Block 4) Prof. Rohringer gen 2006 Die Vorträge dieses Blocks beleuchteten Prof. Dr. Schäfer-Lem- ganz unterschiedliche Themen, näm- beck lich »Musikalische Energetik«, »Musik Prof. Dr. Wünsch – Raum – Bewegung. MIDI-Standard und Klaus Mohr multimediale Interaktion«, »Konstrukti- vistische Didaktik« und »Satztechnische Modelle«. In Gruppenarbeitsphasen, die in Rotation der Teilnehmer durchgeführt wurden, wurden einerseits Arbeitsfelder des letzten Fortbildungsblocks wieder aufgegriffen und anhand der Unterrichts- erfahrungen der Kollegen vertieft sowie andererseits neue Ansätze aus der Musik- theorie kennengelernt und erprobt.
10.05. milu-spezial: Klaus Brecht (a. G.) 150 2006 Klassensingen StD Stefan Kalmer Kollegen Wieder- Bei dieser eintägigen Fortbildung, die Walter Kern (a. G.) holung: aufgrund der hohen Anmeldezahlen Prof. Dr. Schäfer-Lem- 11.05. noch einmal wiederholt werden muss- beck 2006 te, stand die Frage im Mittelpunkt, mit Klaus Mohr welchen Methoden und Materialien das Klassensingen musikalisch attraktiv,
149 Berichte aus Klassen und Abteilungen
10.05. motivierend und ergiebig gestaltet wer- 2006 den kann. Die Dozenten, die zugleich Wieder- auch Herausgeber neuer Liederbücher holung: sind, stellten den Teilnehmern neues 11.05. Material vor, erprobten mit ihnen neue 2006 Zugangswege und stellten sich dem Gespräch.
30.05. milu-spezial: Prof. Dr. Gruhn (a. G.) 24 Kolle- 2006 Musiklernen Prof. Dr. Schäfer-Lem- gen 10–18 (zugleich Studientag der Hochschule für beck Uhr Musik und Theater München) Klaus Mohr Auf der Grundlage neurobiologischer und kognitionstheoretischer Erkennt- nisse sowie der musikpädagogischen Ansätze des Amerikaners Edwin Gordon hat der Musikpädagoge Wilfried Gruhn bei dieser Fortbildung in Vorträgen und Workshops wesentliche Überlegungen zum Musiklernen dargestellt. Deren besonderer Stellenwert kann darin gese- hen werden, dass hier eine theoretisch dimensionierte Vorstellung von Musik- lernen mit einer praktischen, metho- disch genau durchdachten Konzeption verbunden ist.
23.– milu-spezial: Prof. Dr. Brunmayr-Tutz 30 Kollegen 24.06. Alte Musik in historischer Spielweise (a. G.) 2006 In größeren und kleineren Ensembles Kristin von der Goltz bzw. Kammermusikgruppierungen Prof. Schornsheim wurden Spielweisen der historischen Prof. Utiger Aufführungspraxis an Werken des Prof. Dr. Schäfer-Lem- Hochbarock kennengelernt, erprobt und beck vertieft, was auf mitgebrachten Instru- Klaus Mohr menten moderner und historischer Bauart (Streich- und Holzblasinstru- mente) geschah. Eine eigene Gruppe für Tasteninstrumente beschäftigte sich u. a. mit dem Generalbassspiel, aber auch mit solistischer Cembalomusik.
150 Lehrerfortbildung und Unterrichtsforschung
23.– In Gesprächen wurden außerdem 24.06. unterschiedliche Einspielungen von 2006 Barockmusik beispielhaft verglichen und die pädagogische und unterrichtliche Relevanz einer Beschäftigung mit histo- rischer Aufführungspraxis diskutiert.
23.– milu-spezial: Andreas Helmberger 18 Kolle- 24.06. Notation mit dem Computer Prof. Kaiser gen 2006 Eine immer wieder gestellte Frage im Prof. Dr. Wünsch Zusammenhang von Musikunterricht Prof. Dr. Schäfer-Lem- und Computereinsatz lautet, welche beck Notations-Software dem eigenen Klaus Mohr Anwenderprofi l entspricht. Auf dem kommerziellen Sektor angebotene Kurse sind hier wenig hilfreich, da sie immer nur ein Produkt abdecken. Ziel dieses Kurses war es, mit capella, Finale und Sibelius drei verbreitete Notationspro- gramme kennenzulernen und auszu- probieren. Hierzu wurden die Program- me zunächst einzeln vorgestellt; im Anschluss daran bestand die Möglich- keit, ein Projekt (Partitur, Arrangement, Midi-Setting etc.) mit den unterschiedli- chen Programmen zu realisieren.
151 Berichte aus Klassen und Abteilungen
Jahresbericht des Musikwissenschaftlichen Instituts der Hochschule für Musik und Theater München Claus Bockmaier
Prof. Dr. Siegfried Mauser (Leitung) Dr. phil. habil. Claus Bockmaier (Akademischer Rat) Wissenschaftliche Hilfskräfte: Hildegard Schön, Guido Erdmann http://www.lrz-muenchen.de/~musikwissenschaft/
I. Herausgegebene Publikationen
Seit Herbst 2005 sind folgende Bände erschienen 1. Musikwissenschaftliche Schriften der Hochschule für Musik und Theater Mün- chen, hg. von Siegfried Mauser und Claus Bockmaier (Verlag Dr. Hans Schnei- der, Tutzing) Bd. 2: Bernhard Waritschlager, Die Opera seria bei Joseph Haydn. Studien zu Form und Struktur musikalischer Affektdramaturgie und Figurentypologisierung in »Armida« und »L’anima del fi losofo ossia Orfeo ed Euridice«. Tutzing 2005. Bd. 3: Lucie Fenner, Erinnerung und Entlehnung im Werk von Charles Ives. Tut- zing 2006. Bd. 4: Christa Jost (Hg.), »Mit mehr Bewußtsein zu spielen.« Vierzehn Beiträge (nicht nur) über Richard Wagner. Tutzing 2006.
2. Handbuch der musikalischen Gattungen, hg. von Siegfried Mauser (Laaber-Verlag) Bd. 5: Claus Bockmaier und Siegfried Mauser (Hgg.), Die Sonate: Formen instrumentaler Ensemblemusik. Laaber 2005. Bd. 2: Gernot Gruber und Matthias Schmidt (Hgg.), Die Sinfonie zur Zeit der Wiener Klassik. Laaber 2006. Bd. 16: Siegfried Mauser (Hg.), Supplement. Laaber 2006 (Druck in Vorbereitung).
3. C. H. Beck Wissen − Musik, hg. von Siegfried Mauser (Verlag C. H. Beck, München) Egon Voss, Bachs Konzerte. Ein musikalischer Werkführer (Beck’sche Reihe 2212). München 2006.
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4. Sonstige Publikationen Lexikon des Klaviers, hg. von Christoph Kammertöns und Siegfried Mauser. Laaber 2006 (mit zahlreichen Artikeln auch von den Doktoranden des Insti- tuts) Interpretationsästhetik und Aufführung. Bericht über die Tagung München 2005, hg. von Claus Bockmaier (Schriften zur musikalischen Hermeneutik 10). Laa- ber 2006 (Druck in Vorbereitung)
II. Wichtige einzelne Beiträge Claus Bockmaier, »Die Ensemblesonate nach Corelli bis zur Generation der Bach-Söhne: kanonisierte Besetzungstypen – divergierende Erscheinungsfor- men«, in: Die Sonate: Formen instrumentaler Ensemblemusik, hg. von Claus Bockmaier und Siegfried Mauser (Handbuch der musikalischen Gattungen 5), Laaber 2005. S. 35–157. Ders., »Quellen der Tastenmusik bis ca. 1600«, in: Lexikon des Klaviers, hg. von Christoph Kammertöns und Siegfried Mauser, Laaber 2006. S. 573–578. Ders., »Vom Gewinn eines streng gehaltenen Taktmaßes bei den Wiener Klassikern«, in: Interpretationsästhetik und Aufführung. Bericht über die Tagung München 2005, hg. von Claus Bockmaier (Schriften zur musikalischen Her- meneutik 10), Laaber 2006. Druck in Vorbereitung. Siegfried Mauser, »Moderne und Neue Musik – Nachwirkungen und Aufl ö- sungen des Gattungsbegriffs«, in: Die Sonate: Formen instrumentaler Ensemble- musik (siehe oben). S. 323–366. Ders., »Ludwig van Beethoven«, in: Lexikon des Klaviers (siehe oben). S. 88–94. Ders., »Konstruktion oder Ausdruck: Webern spielen …«, in: Interpretationsäs- thetik und Aufführung (siehe oben). Druck in Vorbereitung.
III. Promotionsstudiengang 1. Abgeschlossene Promotionen Lucie Fenner, zu Charles Ives Bernhard Waritschlager, zu Joseph Haydn (vgl. oben unter I.1 die entsprechenden Publikationen)
2. Abgeschlossene Dissertation Gisela Sandner, Totentanzkompositionen in Beziehung zum Basler Totentanz
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(Das damit eröffnete Promotionsverfahren befi ndet sich zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch in der Durchführung.)
3. Laufende Dissertationsprojekte Guido Erdmann: zu den Duettkantaten Christoph Graupners Klaus Ritzkowski: zu Komposition und Interpretation von Anton Weberns Variationen op. 27 Hildegard Schön: zur Musikausbildung in Mitteldeutschland in der Barock- zeit Christoph Teichner: zum musikalischen Werk Ignaz von Beekes Ines Wein: zu den Konzertformen in Hindemiths Werken für Solobratsche und Orchester
IV. Lehrveranstaltungen Prof. Dr. Mauser Vorlesungen Musikgeschichte I und II Doktorandenseminar (mit Dr. Bockmaier)
Dr. phil.habil. Claus Bockmaier Vorlesungen: Geschichte der Klaviermusik III und IV Proseminar: (SS) Gattungen der Instrumentalmusik Hauptseminare: (WS) Händels Oratorien (SS) Der Takt in der Instrumentalmu- sik (daneben Lehrveranstaltungen an der Ludwig-Maximilians-Universität Mün- chen.)
V. Vorträge Prof. Dr. Mauser hielt mehrere Fachvorträge im In- und Ausland. Dr. Claus Bockmaier referierte u. a.: am 03.12.2005, Festvortrag zum zehnjährigen Bestehen der Simon-Mayr- Gesellschaft in Ingolstadt (vgl. dazu unter VI.); am 08.02.2006, Vorlesung über Händels Messiah am Tag der Offenen Tür an der Hochschule; am 05.05.2006, Vorlesung über Mozarts Entführung im Rahmen des Projekts »KinderUni« an der Hochschule (mit Kilian Sprau);
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