(B) (D) Der Tagesordnungspunkt 21 Soll Nunmehr Ohne De
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Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. Juni 2019 12601 Präsident Dr. Wolfgang Schäuble (A) Der Tagesordnungspunkt 21 soll nunmehr ohne De- 30 Jahre Friedliche Revolution – Errungen- (C) batte zusammen mit dem Tagesordnungspunkt 31 aufge- schaft von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit rufen werden. verteidigen Der Tagesordnungspunkt 27 soll abgesetzt und statt- Drucksache 19/10614 dessen der Entwurf eines Gesetzes zur dynamischen Bei- Überweisungsvorschlag: tragsentlastung in der Arbeitslosenversicherung auf der Ausschuss für Kultur und Medien (f) Drucksache 19/10615 im Umfang von 38 Minuten de- Ausschuss für Inneres und Heimat battiert werden. Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Ausschuss für Arbeit und Soziales Auch der Tagesordnungspunkt 29 soll abgesetzt wer- Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend den. Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenab- schätzung Darüber hinaus kommt es zu den in der Zusatzpunkte- Haushaltsausschuss liste dargestellten weiteren Änderungen des Ablaufs. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für Schließlich mache ich noch auf eine nachträgliche die Aussprache 60 Minuten vorgesehen. – Ich höre kei- Ausschussüberweisung im Anhang zur Zusatzpunkte- nen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. liste aufmerksam: Dann eröffne ich die Aussprache und erteile das Wort Der am 10. Mai 2019 (99. Sitzung) überwiesene der Kollegin Gitta Connemann, CDU/CSU. nachfolgende Antrag soll zusätzlich dem Ausschuss für (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Wirtschaft und Energie (9. Ausschuss) zur Mitberatung ordneten der SPD) überwiesen werden: Beratung des Antrags der Abgeordneten Markus Gitta Connemann (CDU/CSU): Herbrand, Christian Dürr, Dr. Florian Toncar, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Wo waren Sie am 9. November 1989? Zu Hause? Bei Freunden? Oder in einem Gefängnis der Staatssicher- Steuerrecht vereinfachen – Bürokratie abbau- heit? Jeder von uns weiß es. Dieses Datum hat sich in en unser Gedächtnis, in das Gedächtnis unserer Nation ein- gebrannt; denn an diesem Tag fiel die Mauer. Fiel sie? Drucksache 19/9922 Nein. Bürger in der DDR brachten sie zum Einsturz, weil Überweisungsvorschlag: ihre Sehnsucht nach Freiheit, nach Demokratie größer Finanzausschuss (f) war als ihre Angst. Ich kann nur sagen: Was für ein Mut! (B) Ausschuss für Wirtschaft und Energie (D) Das Datum markiert Ende und Anfang zugleich. Da- Ich nehme an, Sie haben das alles genau verfolgt. Wir mit endete jahrzehntelanger Widerstand gegen Unrecht, kommen also jetzt zur Feststellung der Tagesordnun- Unfreiheit und Planwirtschaft. Manchmal wurde dieser gen der heutigen 104. und der morgigen 105. Sitzung im Westen sichtbar – wie beim Arbeiteraufstand, bei den mit den eben genannten Änderungen und Ergänzungen. Friedensgebeten oder dem Sturm auf die Prager Bot- Wer stimmt für diese Tagesordnung? – Wer stimmt dage- schaft. Mir und uns ist besonders wichtig, heute auch gen? – Enthaltungen? – Dann ist die Tagesordnung mit an die frühen Wegbereiter der Friedlichen Revolution den Stimmen von CDU/CSU, SPD und FDP gegen die zu erinnern, an die Bürger, die sich in den 50er-, 60er-, Stimmen der AfD bei Enthaltung der Fraktionen Die Lin- 70er-Jahren gegen das System auflehnten und in Gefäng- ke und Bündnis 90/Die Grünen so beschlossen. nissen einen hohen Preis für ihren Mut zahlten. Vor ihnen Damit rufe ich den Tagesordnungspunkt 22 sowie den und ihren Familien verneige ich mich, verneigen wir uns Zusatzpunkt 2 auf: heute. 22. Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/ (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie CSU und SPD bei Abgeordneten der SPD, der AfD und der LINKEN) 30 Jahre Friedliche Revolution Aber der 9. November 1989 war auch der Beginn ei- Drucksache 19/10613 nes Deutschlands, an das viele nicht mehr glauben konn- Überweisungsvorschlag: ten, manche auch nicht mehr glauben wollten. Meine Ausschuss für Kultur und Medien (f) Damen und Herren von den Linken, Ihr Fraktionsvor- Ausschuss für Inneres und Heimat Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz sitzender Oskar Lafontaine bescheinigte der DDR, unter Ausschuss für Wirtschaft und Energie Erich Honecker – Zitat – „ein wirtschaftlich leistungsfä- Ausschuss für Arbeit und Soziales higer, innenpolitisch stabiler und außenpolitisch selbst- Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bewusster Staat geworden“ zu sein. Er bezeichnete die Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenab- Wiedervereinigung im Jahr des Mauerfalls als – Zitat – schätzung „historischen Schwachsinn“. Ein Schlag ins Gesicht der Haushaltsausschuss SED-Opfer! ZP 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Thomas (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie Hacker, Katja Suding, Grigorios Aggelidis, wei- bei Abgeordneten der AfD – Jan Korte [DIE terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP LINKE]: Was war denn mit Helmut Kohl?) 12602 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 6. Juni 2019 Gitta Connemann (A) Wie gut, dass es Politiker gab, die sich an die Präambel nachfolgende Generationen sollen erforschen und erfah- (C) unseres Grundgesetzes erinnerten, die größer dachten – ren können, welches Unrecht in der DDR geschehen ist. so wie Helmut Kohl. Gemeinsam mit George Bush und Unrecht hat kein Verfallsdatum. Michail Gorbatschow stellte er entscheidende Weichen. Für uns als Union war die Wiedervereinigung nie ein (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Lippenbekenntnis, sondern immer Herzensangelegen- Deshalb setzen wir uns auch für einen Bundesbeauftrag- heit. ten für die Opfer der SED-Diktatur ein. Diese Opfer ver- (Beifall bei der CDU/CSU) dienen Anerkennung und Respekt. Sie sind für uns die Helden der Freiheit. Aber am Ende wäre die Friedliche Revolution ohne den Mut der Menschen nicht möglich geworden. Dieser (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Mut war keine Selbstverständlichkeit. Hand aufs Herz: ordneten der SPD und der FDP) Wer von uns wäre bereit gewesen, den hohen Preis dafür zu zahlen? Manche glorifizieren noch heute bzw. wie- Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: der die DDR, auch Teile der Linken. Für mich ist das Tino Chrupalla, AfD, ist der nächste Redner. Geschichtsklitterung. Die DDR war ein Unrechtsstaat. Regimekritiker spüren das bis heute: Ihre Kinder wur- (Beifall bei der AfD) den ihnen weggenommen, zur Adoption freigegeben. Die Lebensentwürfe von politisch Verfolgten wurden Tino Chrupalla (AfD): zerschlagen, ihre Familien in Sippenhaft genommen. Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen Oppositionelle wie unser Kollege Arnold Vaatz wurden und Kollegen! 30 Jahre Friedliche Revolution und zwei ins Gefängnis geworfen –weil er anderer Meinung war. Anträge, die darauf abzielen, die Menschen hinter dieser Manche bezahlten mit ihrem Leben. Nur 200 Meter von Friedlichen Revolution zu würdigen: Das ist schön. Ich hier erinnern uns jeden Tag die Holzkreuze daran. Diese freue mich, dass Ihnen das nach 30 Jahren einfällt; besser Mahnmale sind wichtig – gegen das Vergessen. Deshalb spät als nie. ist für uns in der Union auch die Arbeit in den Gedenk- stätten und an Erinnerungsorten wie Hohenschönhausen, (Beifall bei der AfD) Hoheneck, Plauen oder Leipzig, um nur einige zu nen- Die Art und Weise, wie Sie das Engagement gegen nen, unverzichtbar. Wir danken den Menschen, die diese die kommunistische Fremdherrschaft im historischen Arbeit dort tun. Danke schön! Bewusstsein verankern wollen, erscheint mir allerdings (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- etwas fragwürdig. Das gilt insbesondere für den Antrag (B) ordneten der SPD und der FDP) der FDP; dazu wird der Kollege Jongen gleich etwas sa- (D) gen. Ich jedenfalls werde den Eindruck nicht los, dass Denn Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. das hier ein verzweifelter Versuch ist, Schadensbegren- Wir erleben es jeden Tag hier im Deutschen Bundestag. zung zu betreiben. Sie haben das Vertrauen der Wähler Sie, meine Damen und Herren von der AfD, missbrau- in Ostdeutschland verspielt. Das wissen Sie auch. Das chen demokratische Rechte, um am Ende unsere Demo- erscheint mir die eigentliche Motivation hinter diesen kratie auszuhöhlen. beiden Anträgen. Jetzt versuchen Sie, es sich zurückzu- (Beatrix von Storch [AfD]: Was für ein holen. Schwachsinn! – Weitere Zurufe von der AfD) Ich selbst bin ein Kind der DDR und war erst 15, als Deshalb ist es auch ein Hohn, dass Sie sich die Losungen die Mauer fiel. Aber auch ich weiß noch sehr gut, was und Bilder der Friedlichen Revolution aneignen. Wie gut, man damals unter Familienzusammenführung verstand. dass es Gerichte gibt, die Ihnen genau dies verbieten. Es ging um deutsche Familien, die die Nachkriegsord- nung zerrissen hatte. Es war unser innigster Wunsch, (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- die offene Wunde, die unser Land entzweite, zu heilen. ordneten der SPD) Unsere Vision waren die Freiheit und die Einigkeit des deutschen Volkes. AfD und die Montagsdemos der Friedlichen Revolution haben nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun. (Beifall bei der AfD) (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD so- Frau Connemann, es war ein durch und durch patrioti- wie bei Abgeordneten der FDP) sches Ziel. Die Einzigen, die das nicht wollten, waren die Vasallen der Besatzungskräfte. Auch gegen sie richtete Wir, die Union, ziehen keinen Schlussstrich. Auch sich unser Widerstand. Wir haben nie aufgehört, für die 30 Jahre später müssen die Opfer Gerechtigkeit erfahren. Freiheit, die Wahrheit und für die Einigkeit unseres Vol- Die Erinnerung an die Friedliche Revolution darf nicht kes zu streiten und auf die Straße zu gehen. Die Wider- an Bedeutung verlieren. Deshalb haben wir gemeinsam ständler von damals sind nämlich auch die Widerständler mit unserem Koalitionspartner diesen Antrag auf den von heute. Weg gebracht, liebe Katrin Budde. (Beifall bei der AfD – Christoph Matschie Deshalb werden wir übrigens auch das Stasi-Unterla- [SPD]: Was für ein Unfug!) gen-Gesetz nicht abschaffen, sondern weiterentwickeln. Die Akten werden nicht nur uneingeschränkt zugänglich Genau das ist die unbequeme Wahrheit, die Sie nicht sein, sondern auch für die Zukunft gesichert. Denn auch hören wollen und die in diesen Anträgen nicht zur Spra-.