Spuren Jüdischer Geschichte in Stadt Und Landkreis Würzburg
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Ein Wegweiser für junge Leute Spuren jüdischer Geschichte in Stadt und Landkreis Würzburg Landkreis Würzburg in Zusammenarbeit mit dem Partnerlandkreis Mateh Yehuda (Israel) und dem Kooperationsprojekt Landjudentum in Unterfranken VORWORT Herzlich willkommen im Landkreis Würzburg! Dr. Martina Edelmann Du bist hier zu Besuch? Du gehst hier zur durch einen Ort, als fiktive Erzählung, als Schule? Du bist mit Deiner Klasse hier Berichte von jüdischen Kindern oder als oder mit einer Gruppe? Und Du fragst Interviews. Wenn Du mal ein Wort nicht Dich, was Du hier sehen oder machen verstehst, dann schaue doch im Glossar kannst? am Ende der Broschüre nach, dort werden die Fachbegriffe erklärt. In der Broschüre, die Du in der Hand hältst, Förderer Impressum werden Zeugnisse der jüdischen Geschichte Dazu findest Du zahlreiche Abbildungen, im Landkreis Würzburg und das jüdische einen Informationsteil zu den einzelnen Herausgeber: Landkreis Würzburg, 2013 Leben in Würzburg heute vorgestellt. Du Orten und einen kleinen historischen Landkreis Würzburg – Kommunale Jugendarbeit kannst die einzelnen Orte aufsuchen oder Überblick. Auf unterschiedlichen Wegen Klaus Rostek | Zeppelinstr. 15, 97074 Würzburg Dich einfach nur informieren. kannst Du so versuchen, etwas über die Tel. 0931 8003-376 | Mail [email protected] Geschichte der Juden im Landkreis und in Jugendliche aus dem Landkreis Würzburg der Stadt Würzburg zu erfahren. Gestaltung: Ulrike Fuchsberger, Ingrid Schinagl und aus dem Landkreis Mateh Yehu- Druck: bonitasprint, Würzburg da (Israel) trafen sich im Sommer 2012 Mit dieser Broschüre liegt ein Text vor, den Bildnachweis: während eines Austauschprogramms, um Jugendliche für Jugendliche geschrieben Aub | 24 Mireille Kaplan | 25 Mireille Kaplan Veitshöchheim | 44 - 51 Gemeinde Veitshöchheim verschiedene Orte im Landkreis Würzburg haben. Unterstützt wurden sie dabei von Hanauer | 54 John Hanauer, Rotraud Ries | mit Spuren jüdischen Lebens auszuwäh- denjenigen, die für die einzelnen Orte zu- 55 Stefanie Neumeister len und über diese in der vorliegenden ständig sind. Wir hoffen, dass es uns al- Loewenberg | 62 | 67 Broschüre etwas zu schreiben. Du wirst len gelungen ist, bei Dir das Interesse an Shalom Europa | 70 – 77 Shalom Europa sehen, wir haben diese Beschreibung ganz einem wichtigen Teil der Kultur im Raum Alle weiteren Fotos: Klaus Rostek unterschiedlich gestaltet: als Rundgang Würzburg zu wecken. Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Europäischen Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) klimaneutral natureOffice.com | DE-204-106698 gedruckt INHALT INHALT Einführung 6 Jüdisches Leben in Stadt und Landkreis Würzburg Karte 10 Ausgewählte jüdische Orte 12 Allersheim 12 Aub 18 Gaukönigshofen 28 Höchberg 34 Veitshöchheim 42 Würzburg Zeittafel 52 Hans A. Hanauer 54 Susan Loewenberg 62 Shalom Europa 70 Glossar 78 Zum Projekt 86 Projektgruppen und Verantwortliche Projektbeteiligte und Förderhinweis Kontakt und Information 88 4 t u 5 EINFÜHRUNG EINFÜHRUNG Einführung: Jüdisches Leben im Landkreis und der Stadt Würzburg Rebekka Denz In vielen Orten im heutigen Landkreis und ins 19. Jahrhundert hinein mehrheitlich auf natürlich auch in der Stadt Würzburg lebten dem Land. Im Mittelalter waren sie nach ei- Jahrzehnte lang, ja oft sogar Jahrhunderte ner Phase der Blüte der Gemeinden häufig lang Juden. Vielerorts gründeten sie eine (gewalttätigen) Anfeindungen von Christen jüdische Gemeinde. Sie unterhielten also als ausgesetzt und wurden aus den meisten Religionsgemeinschaft eine Synagoge und deutschen Städten vertrieben. Deswegen Mikwe, manchmal auch eine jüdische Schule mussten sie sich in Dörfern und Kleinstäd- und einen jüdischen Friedhof. ten niederlassen. Juden lebten unter sich, aber vor allem ab dem 19. Jahrhundert mehr und mehr mit In der Stadt Würzburg zum Beispiel kam es Nichtjuden gemeinsam. Juden und Nichtju- seit 1298 immer wieder zu gewalttätigen den wohnten oft in der selben Straße oder Angriffen auf und Vertreibungen von Juden. im selben Haus. Häufig besuchten jüdische Vom 15. bis 17. Jahrhundert wurden Juden und christliche Kinder ein und dieselbe mehrfach aus Würzburg ausgewiesen. Sie Schule. Juden waren also Teil des alltägli- waren also gezwungen, sich eine neue Blei- chen Lebens in der Region, auch wenn sie be im ländlichen Umland zu suchen. Erst ab durch die christliche Bevölkerung immer Anfang des 19. Jahrhunderts durften sich Weitere Informationen online: wieder ausgegrenzt und angefeindet wur- Juden wieder in der Stadt Würzburg nieder- www.-landkreis-wuerzburg.de (Leben im Landkreis – Landjudentum) den. lassen. www.alemannia-judaica.de/ Sechs dieser Orte, in denen früher einmal [Entsprechende Unterseiten zum Landkreis und der Stadt Würzburg] Juden lebten, haben wir ausgewählt, um Dir Bis vor fast 100 Jahren – genauer gesagt ein wenig von der jüdischen Geschichte in bis zur NS-Zeit – gab es nirgendwo im Ansprechpartner: der Würzburger Gegend zu erzählen. Das deutschsprachigen Raum so viele jüdische Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken sind folgende Orte: Allersheim, Aub, Gau- Gemeinden wie in Franken. Zwischen dem Valentin-Becker-Straße 11, 97072 Würzburg königshofen, Höchberg, Veitshöchheim und Mittelalter und der NS-Zeit bestanden al- Telefon 0931 18275, [email protected] Würzburg. lein hier in Unterfranken mehr als 200 jüdi- www.johanna-stahl-zentrum.de sche Gemeinden. In der Würzburger Region Was viele junge – aber auch ältere – Leute lebten in diesem Zeitraum an mehr als 30 Öffnungszeiten nicht wissen: Die jüdische Bevölkerung in Orten Juden. 1932 gab es in der Würzburger Mo-Do 13.00-17.00 Uhr, Fr 9.00-13.00 Uhr und nach Vereinbarung Deutschland lebte vom Spätmittelalter bis Gegend nur noch 18 jüdische Gemeinden. 6 t u 7 EINFÜHRUNG EINFÜHRUNG Fragst Du Dich jetzt, warum die Anzahl der jüdischen Gemeinden schon bis 1932, also vor dem Nazi-Terror von mehr als 30 auf 18 geschrumpft war? Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hatten sich einige jü- dische Gemeinden aufgelöst oder mehrere kleine Gemeinden zu einer größeren zusam- mengeschlossen. In dieser Zeit zogen näm- lich viele Juden vom Land in die Städte oder wanderten sogar aus – meistens in die USA. Und heute? Heute gibt es nur noch eine einzige jüdische Gemeinde in Unterfranken. Das ist die „Jüdische Gemeinde Würzburg und Unterfranken”. Sie hat ihren Sitz in der Stadt Würzburg. Über die heutige jüdische Gemeinde in Würzburg findest du in diese Broschüre ein eigenes Kapitel. Wenn Du heute durch die Würzburger Re- gion fährst, findest Du noch viele Spuren dieses früheren jüdischen Lebens. Du stößt auf jüdische Friedhöfe oder ehemalige Syn- agogen. Und es gibt auch Museen, in denen Du mehr über die jüdische Geschichte er- fahren kannst. Mit der Broschüre laden wir Dich ein, Dich auf die Reise zu machen! 8 t u 9 10 t N Hausen Bergtheim Ober- Eisenheim Thüngersheim Oberpleichfeld Unter- Güntersleben Unter- Leinach Unterpleichfeld Ober- Prosselsheim Erlabrunn Rimpar Margetshöchheim Kürnach Veitshöchheim KARTE Estenfeld KARTE Zell a. Main WÜRZBURG Greußenheim Remlingen Hettstadt Rottendorf Waldbüttelbrunn Holzkirchen Uettingen Gerbrunn Höchberg Eisingen Helmstadt Randersacker Waldbrunn Heidingsfeld Theilheim Altertheim Kist Ober- Reichenberg Neubrunn Eibelstadt Unter- Rottenbauer Winterhausen Sommerhausen Böttigheim Kleinrinderfeld Fuchsstadt Geroldshausen Gossmannsdorf Frickenhausen Ochsenfurt Kirchheim Giebelstadt Acholshausen Gaukönigshofen Allersheim Ehemalige jüdische Orte (Mittelalter bis 20. Jhd.) Jüdische Gemeinden 1932 Sonderhofen Bütthard In der Broschüre beschriebene Orte Gelchsheim Riedenheim Aub Bieberehren Röttingen u 11 Tauberrettersheim ALLERSHEIM ALLERSHEIM Jüdischer Friedhof Klaus Rostek Auf dem alten jüdischen Friedhof Allers- heim in der Nähe von Giebelstadt, südlicher Landkreis Würzburg, finden sich heute noch etwa 2000 Grabsteine. Insgesamt wurden von circa 1665 bis 1967 etwa 4000 Juden Kontakt und Information: hier begraben. Archiv im Rathaus Giebelstadt Friederike Langeworth, Archivpflegerin Telefon 09334-8080 (Do 13.00-17.00 Uhr) [email protected] Besichtigungstermine können vereinbart werden 12 t u 13 ALLERSHEIM ALLERSHEIM Historischer Überblick 17. Jahrhundert Nach Ende des 2. Weltkrieges Interessengemeinschaft der jüdischen Land- Auch nach 1945 gab es noch Friedhofs- bevölkerung erwarb vom Kloster Bronnbach schändungen. Die Zukunft des Geländes das Gelände. war zunächst ungewiss. Otto Mannheimer, ein aus Giebelstadt stammender Jude, setz- Bis Anfang des 19. Jahrhunderts te sich für die Wiederinstandsetzung des ließen Juden aus mehr als 20 Gemeinden Friedhofes ein. ihre Verstorbenen in Allersheim beisetzen. 1967 Im Laufe des 19. Jahrhunderts Das letzte Begräbnis auf dem Friedhof Der allgemeine massive Mitgliederschwund Allersheim: Otto Mannheimer ließ sich hier jüdischer Landgemeinden betraf auch die in seiner fränkischen Heimat beerdigen. jüdische Gemeinde Allersheim. Dennoch bestand die israelitische Friedhofs-Korpo- ration weiter. Im Nationalsozialismus (1933-1945) Der Friedhof mit dem Flurnamen „Juden- garten“ wurde zweimal durch antisemiti- sche Angriffe beschädigt und in der Pog- romnacht vom 9.11.1938 wurde das Haus von Heinrich Baumann, dem jüdischen Friedhofswärter, komplett verwüstet. Nach der Deportation der letzten Landjuden kam Jüdische Grabsteine, Friedhof Allersheim es zur Schließung des Friedhofs. Gegen das Vorhaben der Nationalsozialisten, das Friedhofsgelände einzuebnen, erhob