PILOTPROJEKT Der Silbergiessen Stiftung Rheinau-Giessen Fliesst Wieder! Postfach 60, 7320 Sargans
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PILOTPROJEKT Der Silbergiessen Stiftung Rheinau-Giessen fliesst wieder! Postfach 60, 7320 Sargans Wiederbewässerung der Giessen Separatdruck in der Rheinebene des Sarganser Beckens 3/1999 Der Silbergiessen fliesst wieder! Erfolgreiches Pilotprojekt in der Melser Rheinau Als Folge der Abtiefung der Rheinsohle die Stiftung Rheinau-Giessen zu einer Redi- durch massive Kiesbaggerungen in den Jah- mensionierung des Vorhabens und zu einem ren 1950 bis 1972 kam es zu einer starken schrittweisen Vorgehen. Unter der Träger- Absenkung des Grundwasserspiegels. Die schaft der Stiftung Rheinau-Giessen konnte Giessen in der Sarganser Ebene fielen teilwei- im Winter 1998/99 im Rahmen eines Pilot- se oder ganz trocken und verloren viel von projekts der Silbergiessen in der Melser ihrem ursprünglichen ökologischen Wert. Rheinau mittels Abgrabung der stark verlan- Im Jahre 1991 wurde erstmals ein Gesamt- deten Giessensohle bis in den minimalen projekt zur Wiederbewässerung der Giessen Grundwasserspiegel auf sehr kostengünstige in der Rheinebene des Sarganser Beckens Weise reaktiviert werden. Wo noch vor weni- erarbeitet. Nicht zuletzt die sehr hohen Kos- gen Monaten ein stark verwachsener und ten und die in der Zwischenzeit aufgenom- zumeist trockener Graben vorhanden war, menen Aktivitäten der Internationalen Re- strömt wieder ein glasklarer Giessen durch gierungskommission Alpenrhein bewogen die herrliche Landschaft des Sarganserlandes! Die Giessen in der Sarganser Ebene. Eschmannkarte 1847, Blatt Sargans. Dr. Valentin Rehli, Walenstadt Franco Schlegel, Wangs 2 Bachforelle Gebänderte Prachtlibelle Kleiner Rohrkolben Eintagsfliegenlarve Goldammer Silberweide Charakteristische Tier- und Pflanzenarten der Giessen. Historisches schen Rheinwuhrinspektor Friedrich Wil- rakteristische Auengehölze und mehrere helm Hartmann, 1847, waren allein im Dutzend Baum- und Straucharten. Die Der Biologe Robert Lauterborn charakteri- St. Galler Rheintal zu jener Zeit ca. 200 Bachgehölze ihrerseits bilden wichtige Le- siert in seinem 1916 erschienenen Werk «Die Giessen vorhanden. Giessen waren norma- bensräume für zahlreiche seltene und be- geographische und biologische Gliederung lerweise hochwasserfrei. Bei grösseren Über- drohte Brutvogelarten. Die flachen, verlan- des Rheinstroms» die Giessen treffend wie schwemmungen floss mitunter auch denden Uferzonen mit Riedvegetation und folgt: Rheinhoch wasser in diesen ab. So berichtet Hochstaudenfluren bilden die letzten klein- «An den Stromlauf des Rheins sind auch die z. B. Senn 1860/62 in der «Werdenberger flächigen Rückzugsgebiete für ans Wasser sog. Giessen gebunden. Es sind dies Quell- oder Chronik», dass Giessen bei Hochwasser zu gebundene Pflanzen- und Tierarten. Die Grundwasseradern, die aus den Schotterma- «verheerenden Strömen» anwuchsen. Im besonderen Eigenschaften der Giessen in ssen der Talbecken austreten und in bacharti- Rahmen solcher Hochwasserabflüsse dürf- Bezug auf Wassertemperatur, Wasserquali- gem Laufe über die Geröllbänke dem Flusse ten die teilweise verlandeten Giessen wieder tät und Wasserführung führen zu einer sehr zueilen. Ihr Wasser ist auch bei trübem Rhein ausgeräumt worden sein. speziellen Ausprägung der Benthosorganis- völlig klar, ihre Temperatur im Winter wärmer men. Dank dem verhältnismässig warmen als die des Rheins ...». Wasser vermögen sich die Larven während Im 19. Jahrhundert waren die winterwarmen Reiche Tier- und Pflanzenwelt des Winters weiterzuentwickeln, sodass die Giessen (Temperaturbereich ca. 8 –10° C) Vollinsekten schon im zeitigen Frühjahr entsprechend der Talbildung neben der Die Giessenläufe bilden ein prägendes Land- schlüpfen können. Gemäss neuesten For- Saar ebene insbesondere im Rheinwald, im schaftselement in der landwirtschaftlich in- schungen profitieren insbesondere auch Fle- Domleschg, in Liechtenstein, im Werden- tensiv genutzten Saarebene. Als Lebensadern dermausarten vom guten Insektenangebot in berg und im Gebiet von Lustenau weit ver- der Landschaft bergen sie eine weit reichere der Nähe kleinerer Fliessgewässer. Daneben breitet. Die Zahl der Giessen stieg durch den und mannigfaltigere Tier- und Pflanzenwelt bilden die Giessen sehr wichtige Lebensräu- erhöhten Grundwasserspiegel im 19. Jahr- als der strömende Rhein. Anzuführen sind me und Jungfischhabitate für die kieslai- hundert zusätzlich an. Nach dem sanktgalli- hier die reichhaltige Bestockung durch cha- chenden Fischarten. 3 Projektübersicht zur Wiederbewässerung der Giessen in der Rheinebene des Sarganser Beckens von 1991 (Spengler & Thut et al., 1991). 4 Trockenfallen der Giessen wasserspiegels in der Talebene des Sarganser Das Projekt zur Wieder- in der Sarganser Ebene Beckens. Es zeigten sich folgende negative bewässerung der Giessen in Auswirkungen auf die Giessen (Spengler & der Rheinebene des Sarganser Das Problem des Trockenfallens der Giessen Thut et al., 1991): im Alpenrheintal ist primär auf flussbauliche Beckens von 1991 Eingriffe in den Alpenrhein und seine Zu- v Fast vollständiges Trockenfallen der Gies- Die Regionalplanungsgruppe Sarganserland- flüsse zurückzuführen: Zur Verbesserung sen östlich des Saarkanals (total ca. 6,5 Walensee hat aufgrund einer ersten Beurtei- des Hochwasserschutzes am Alpenrhein km). lung der Möglichkeiten für die Wiederbe- wurde zwischen 1950 und 1972 durch mas- wässerung der Giessen ein Vorprojekt ausar- sive Kiesbaggerungen systematisch eine Ab- v Verminderte Wasserführung und teilwei- beiten lassen, das seit 1991 vorliegt (Spengler senkung der Rheinsohle angestrebt. Diese ses Trockenfallen der Giessen zwischen & Thut et al., 1991). Dieses Projekt sah eine Entnahmen und ein durch Kraftwerkbauten Saar und Vilterser/Wangser Kanal (ca. 3,0 zentrale Fassung von sohlfiltriertem Rhein- und Wildbachverbauungen im Einzugsge- km). wasser vom «Typ Balzers» unterhalb von Bad biet des Alpenrheins verändertes Geschiebe- Ragaz vor . Anschliessend war eine ca. 1,8 km regime bewirkten eine Sohlenabsenkung um Auch die zweite Melioration der Saarebene lange unterirdische Wasserzuleitung mittels mehrere Meter. Durch den Bau der Sohl- mit der Tieferlegung des Saarkanals dürfte Pressrohren zum Krummgiessen in der Vil- schwelle beim Ellhorn (1971) konnte zwar den Wasserhaushalt der benachbarten Gies- terser Au vorgesehen. Im Bereich westlich einige Kilometer flussaufwärts die Eintiefung sen in gleicher Richtung beeinflusst haben. des Falkenhofs sollte das Wasser auf drei gestoppt werden, dafür trat im Unterwasser Die trockengefallenen Giessen wurden über- Giessen verteilt werden. Der westliche Teil eine umso stärkere Sohlenerosion ein, die dies bis in die 70er Jahre als Deponien ge- des Silbergiessens sollte mit einem Düker immer noch anhält. Als Folge der Rhein- nutzt, planiert und kultiviert. Auf diese Wei- unter der Saar dotiert werden. Die Kosten sohlenabsenkung verringerte sich auch die se wurden gemäss Landeskarte 1:25 000 al- des umfangreichen Gesamtprojekts beliefen Grundwasserinfiltration, und es kam zu lein zwischen 1962 und 1984 über 5 km sich je nach Variante auf ca. 6,7 bis 8,2 Mio. einer grossflächigen Absenkung des Grund- Giessenläufe in der Saarebene beseitigt. Franken (Preisbasis 1991). Situation des Silbergiessens in der Sarganser Ebene. Landeskarte 1 : 25 000. 5 Aushubarbeiten im unteren Teil des Silbergiessens. Stiftung Rheinau-Giessen ursprünglichen Verhältnissen am nächsten und Fördern artenreicher ungleichartiger beschliesst Pilotprojekt und berücksichtigt das Bestreben des und gestufter Ufergehölze wegleitend. Ange- «Aktionsprogramms Alpenrhein 2000+», die strebt wurde die Ausbildung einer Baumhe- Mit der 1996 geschaffenen Stiftung Rhein- Rheinsohle langfristig wenn möglich wieder cke mit drei Gehölzschichten (niedere Sträu- au-Giessen wurde in der Folge eine Träger- etwas anzuheben. cher, hohe Büsche und einzelne Bäume). schaft zur Erhaltung und Reaktivierung der Charakterarten der Aue (z. B. Silberweide) Giessen und ihres natürlichen Umfeldes im sollten erhalten werden. Durch die Neu- Gebiet der Sarganser Ebene geschaffen. Vom schaffung von sonnigen Uferstellen und An- Fonds Landschaft Schweiz (FLS) wurde ein Zielsetzungen für das Pilotprojekt rissen sollten Prachtlibellen angelockt wer- Start kapital von Fr. 100 000.– zur Verfügung den. Fliesswasser-Röhricht (Rohrglanzgras) gestellt, das vom Kanton St. Gallen mit Ziel des Pilotprojekts war die Schaffung eines und Hochstauden in Uferböschungen wur- Fr. 40 000.– und den Gemeinden Mels, Sar- mit dem Grundwasser in Kontakt stehen- den nicht gemäht. Alte, tote und hohle gans, Vilters-Wangs und Bad Ragaz mit je den «echten» Giessens durch Abgrabung (Specht-) Bäume wurden bewusst stehen Fr. 10 000.– aufgestockt wurde. der Giessensohle bis in den minimalen gelassen (Lebensraum für Wasserfleder- Nicht zuletzt die sehr hohen Kosten von Grundwasserspiegel. In den unteren zwei maus, diverse Brutvogelarten, Käfer, Klein- mehreren Millionen Franken und die in der Dritteln des Giessens (800 m) wurde eine tiere usw.). Zwischenzeit aufgenommenen Aktivitäten ganzjährige Wasserführung angestrebt. Im der Internationalen Regierungskommission oberen Drittel (400 m) des Silbergiessens Alpenrhein bewogen die Stiftung Rhein- sollte eine Wasserführung nur bei mittleren au-Giessen zu einer Redimensionierung des Ausführungsphase Pilotprojekt und höheren Grundwasserständen erreicht Silbergiessen Vorhabens und zu einem schrittweisen Vor- werden. Durch Anwendung der Grundsätze gehen. Der von Hauser und Spörri 1998 er- des naturnahen Wasserbaus sollte die Wie- Trotz einem äusserst schneereichen «Jahr- arbeitete Bericht