Das Konzentrationslager Mauthausen Plan Nach Bauzustand 1945
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zusammengestellt von den Teilnehmer/innen der Ausbildung „Kontaktlehrer für Zeitgeschichte und Gedenkstättenpädagogik“ Margarete Baumgartner, Armin Dahle, Ulrike Gahleitner, Gertraud Glöckl, Elisabeth Hirschl, Franz Kappo, Hans Schoiswohl, Karl Schuber, Ulrike Wiesbauer, Peter Willnauer Wissenschaftliche Betreuung: Dr. Bertrand Perz, Institut für Zeitgeschichte, Wien Herausgeber Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten (BMUK) Pädagogisches Institut des Bundes in Oberösterreich, 1997 unterstützt von: BMUK, O.Ö. Landesregierung Die Beschäftigung mit dem nationalsozialistischen Terror bedeutet, mit einem kaum vermittelbaren unvorstellbaren Ausmaß an mörderischer und menschenverachtender Gewaltherrschaft konfrontiert zu sein. Deshalb sind Publikationen wie die vorliegende, die eine wertvolle Hilfe zur Auseinan- dersetzung mit diesem Thema im Unterricht darstellt, sehr wichtig. Diese Veröffentlichung beinhaltet sowohl die Ergebnisse neuer wissenschaftlich fundierter Untersuchungen als auch pädagogische Konzepte, die um eine für Jugendliche verständliche Beschäftigung mit dem Thema bemüht sind; Betroffenheitspädagogik allein würde den Aufgaben politischer Bildung nicht gerecht. Eine politische Bildung, die um ein die Menschenrechte ach- tendes, demokratisches Denken und Handeln in unserer heutigen Gesell- schaft bemüht ist, muß im Sinne des Grundsatzerlasses auch um eine kriti- sche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit bemüht sein. Nur so kann dem Weiterwirken historischer Denk- und Einstellungsmuster, wie rassisti- schen Vorurteilen und den Menschenrechten widersprechenden Ideologien entgegengewirkt werden. Informationen über die Verbrechen nationalsozia- listischer Gewaltherrschaft und den industriellen Massenmord sind dabei ebenso notwendig, wie darüber zu sprechen, wie dieses Terroregime entste- hen konnte und Menschen als Täter und Täterinnen daran mitwirkten. Ich danke allen Lehrerinnen und Lehrern, die durch ihre engagierte Tätigkeit in Zusammenarbeit mit Fachhistorikern die Publikation „Annäherungen an Mauthausen - Beiträge zum Umgang mit einer Gedenkstätte“ erstellt haben. Ich bin überzeugt, daß solche Informationen wichtig sind, um doch einmal aus der Geschichte zu lernen. Elisabeth Gehrer Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten ĐÿČāÿččÿĈĹ | Ñ Ò | ćûďĎĂûďčÿĈ Den Anfängen wehren - zeitlos! Noch immer bedrücken mich anlaßbezogen Schreckensbilder aus meiner Kindheit. 1945 stand ich verängstigt und weinend am Massengrab vor dem unfaßbaren Leichenberg im weißen Bett einer Sandgrube in Gusen. Mein Vater hätte darunter sein können. Als Christdemokrat hat er systemmißtrauisch "schwarzgehört" - BBC. So wußte er zuviel. Ein Freund hat ihn vor dem KZ bewahrt. Mein Onkel, er war kommunistischer Arbeitervertreter, holte sich im Konzentrationslager Buchenwald seine tödliche Krankheit. Ich habe mitangesehen, was mir ein brennendes Mal in die Seele gedrückt hat, den sinnloser SS-Mord an einem der dunkelsten Tage meines Lebens, als ich 8 Jahre alt war. Ich verpfände mich dafür, daß solcherart Unfaßbares an Menschenschändung, an Menschenschinderei im Nationalsozialismus geschah. Unsere Zeit ist eine gefährliche. Braune Brühe sickert ein und vergiftet respektvol- les Miteinander. Jugendliche sitzen menschenverachtenden und rassistischen Parolen auf. Nazi-Greuel werden verniedlicht, die Existenz von Konzentrations- oder Vernichtungslagern wird geleugnet oder ihr Schergentum herabgespielt. Alltagsfaschistische Tendenzen und Sündenbockmentalität (damals Juden - heute Ausländer) scheinen wieder salonfähig zu werden. Es ist Zeit: Verpflichten wir uns als Erzieher - gerade jetzt - zu einer "Erziehung nach Auschwitz (und Mauthausen)", damit den Anfängen gewehrt wird. Ich fühle mich jener Arbeitsgruppe des Pädagogischen Institutes zu Dank ver- pflichtet, die mit wissenschaftlicher Akribie und methodisch-didaktischer Feinfühligkeit den vorliegenden Unterrichtsbehelf zum richtigen Umgang mit der Gedenkstätte Mauthausen gestaltet hat. In vier Abschnitten finden Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten Informationen über die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen, über Täter und Opfer. Ergänzt wird der Unterrichtsbehelf mit metho- disch-didaktischen Anregungen zum richtigen Umgang mit der Gedenkstätte und Argumentationshilfen gegen Neonazis. Für die Finanzierung des Behelfs sage ich Herrn Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und Frau Bundesministerin Elisabeth Gehrer herzlichen Dank. Möge allen dieser Unterrichtsbehelf über Mauthausen eine wertvolle Hilfe bei Ihrer engagierten Politischen Bildung sein. Ihr Dr. Johannes Riedl Amtsführender Präsident des Landesschulrates für Oberösterreich ĐÿČāÿččÿĈĹ | Ó Ô | ćûďĎĂûďčÿĈ „Annäherungen ...“ haben wir unsere Beiträge genannt. In der mehrjährigen Arbeit mußten wir erfahren, daß das „Phänomen Mauthausen“ (mitsamt seinem ideologischen-politischen Umfeld, den Taten und Untaten, dem Leiden und dem Tod bis zur Unfaßbarkeit der Leugnung) auf keinen Fall in irgendeinen wie auch immer gearteten „Griff zu kriegen“ ist, schön auf Distanz und abpackbar wie die Vorbereitung eines Besuchs im Kunstmuseum, in der mittelalterlichen Stadt oder im Archäologiepark. Jede einengende Rezeptologie und „Museumspädagogische Geschäftigkeit“ schien uns fehl an diesem Platz. Allerdings haben wir versucht, unsere Sammlung auf dem letzten Stand der Diskussion (in verschiedenen Dimensionen) anzubieten. Auf diesem Weg (im direkten Sinn des Wortes: siehe Kapitel 8 „Rundgang durch die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Mauthausen“) war uns Dr. Bertrand Perz ein ebenso kompetenter wie genauer und ausdauernder wissenschaftlicher Begleiter. Die Fülle des von ihm Gelernten (nicht nur inhaltlich) versuchen wir hier weiterzugeben. Viele haben uns ermutigt, angeregt, kritisiert, unterstützt, geholfen: Präsident Hofrat Dr. Johannes Riedl, MR Mag. Elisabeth Morawek, PI-Direktor Dr. Klaus Volker, Mag. Wolfgang Schwarz von der gleichen Einrichtung. Großer Dank auch an die hier nicht Erwähnten! Uns wünschen wir, daß wir etwas „Nützliches“, d.h. Anwendbares, Hilfreiches zustan- de gebracht haben. Für Rückmeldungen - an das PI des Bundes f. O.Ö., Kaplanhofstraße 40 - sind wir dankbar Peter Willnauer Karl Schuber ĐÿČāÿččÿĈĹ | Õ Ö | ćûďĎĂûďčÿĈ Z G Vorworte . Inhaltsverzeichnis . Kampf wider die Dummheit . T Grafik der KZ in Europa . Grafik KZ Mauthausen u. Nebenlager . Grafik - Plan des KZ Mauthausen . Grafik - Plan des KZ Gusen . Nationalitäten . H D Rundgang durch das KZ Mauthausen . Das weitverzweigte Mordlager . Euthanasie Anstalt Schloß Hartheim . Die Gaskammer in Mauthausen . Die Mühlviertler Hasenjagd . H Häftlingsbiografien . Kinder im KZ . D - Z - U Methodisch-didaktische Überlegungen . Methodisch-didaktische Materialien . Literarische Texte . Film Rückkehr unerwünscht . Literaturliste . Jugendliteraturliste . Liste - Filme, Videos . A Revisionismus - Grundsatzartikel . Stichwörter - Legenden, Lügen, Wirklichkeit . Wehrmacht . Alliierte Kriegsverbrechen . Keine Gaskammern in Auschwitz . Präventivkrieg . Zahlen jüdischer Opfer . Anne Frank . Opferentschädigungen . G Gesprächshilfen . D „Veränderungsmeldung“ . S Nürnberg . Menschenrechte . Vergiß uns nicht . t Kampf wider die Dummheit čĔýĔēĊăĉČčąă Vor über dreißig Jahren besuchte John Steinbeck Polen. Ich nahm an einem Gespräch mit diesem bedeutenden Schriftsteller gegen Ende seines Aufenthalts teil. Dort stellte jemand Steinbeck die Frage, ob er auf seiner Reise durch unser Land auch Auschwitz aufgesucht habe. Er antwortete, er erliege nie den Einflüsterungen jener ungesunden Neugier, die für schwache Menschen charakteri- stisch sei. „Wenn ich einen Verkehrsunfall sehe, halte ich meinen Wagen nicht an. Auschwitz war so ein Verkehrsunfall der Geschichte von gigantischem Ausmaß“, sagte er. Viele der anwesenden polnischen Schriftsteller verließen den Saal. Erst da begriff Steinbeck, daß bestimmte Formulierungen für die Menschen in Polen nicht akzeptabel waren. öglicherweise wären sie heute akzeptabel. Schließ- Ich bin der Meinung, das Wissen um Europas schreckliche Mlich sind seit Kriegsende fast fünfzig Jahre vergan- Vergangenheit sollte ein moralisches Gebot sein für jeden, gen, die Generation der Augenzeugen ist abgetreten, und die der sich selbst achtet und die eigene Menschlichkeit vertie- Übriggebliebenen sind sehr alt. Alten Leuten hört man nicht fen möchte. Doch ist diese Meinung bestimmt nicht allge- mit hinreichender Aufmerksamkeit und mit Interesse zu. mein verbreitet, mehr noch, seit einigen, ja seit vielen Jahren Alten Leuten schenkt man oft nicht einmal Glauben, weil ihre fühle ich mich in diesem Punkt immer einsamer und habe Erinnerung trügt, Einzelheiten ihrer Berichte einander oft sogar aufgehört, mich darüber zu wundern. Die Menschen widersprechen und zudem die Erfahrung lehrt, daß Alte bit- sind im allgemeinen bequem und im allgemeinen recht ter sind und deshalb der Welt mancherlei Vorwürfe machen. schwach, sie schätzen es deshalb nicht, allzuviel über ihre Auf der europäischen Bühne erschien kürzlich David eigenen Geheimnisse zu wissen. Letzten Endes ist es ange- Irving; vor zwanzig Jahren wäre das nicht möglich gewesen, nehmer, in Unwissenheit zu schlafen, als infolge über- weil damals die Augenzeugen von Auschwitz, Sachsenhausen mäßigen Selbstbewußtseins an Schlaflosigkeit zu leiden. Die und Buchenwald, die Augenzeugen des Holocaust, der Welt verändert sich, die Menschen haben heute andere Zerstörung Warschaus, Rotterdams