Union in Deutschland Informations-Dienst der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Deutschlands Verlag und Vertrieb: Bonn, Argelanderstraße 173. Redaktion; Bonn, Pressehaus IV, Zimmer 48 (Tel. 214 08), Görresstraße

Nr. 82/83 Bonn, den 22. Oktober 1953 VII. Jahrg.

es getan werden muß. Wenn auch die zweite Bundesregierung eine Koalitions- Die neue Bundesregierung und ihr Programm regierung ist, das heißt aus verschiede- nen politischen Gruppen sich zusammen- Dr. Adenauer fordert weiteren organischen Aufbau in Staat und setzt, so läßt das Programm doch eine Einheit der Grundauffas- Wirtschaft und Eingliederung des geeinten Deutschland in eine sungen erkennen. Diese Einheit ist freie, befriedete Welt nicht konstruiert, sondern sie ist in langjähriger Arbeit erprobt und ver- Das neue Kabinett, das der Bundes- immer wieder aufgetauchten Zweifel spricht daher auch den Wählern, daß kanzler am Dienstag der deutschen und Verdächtigungen an der demokra- die Erwartungen, die sie an ihre Stimm- Volksvertretung vorstellte, läßt in sei- tischen Gesinnung des deutschen Volkes abgabe geknüpft haben, sich erfüllen ner politischen Fundierung, seinem um- verschwinden. fassenden Programm und seiner perso- werden. Im Bereich des wirtschaft- Auf den so geschaffenen Grundlagen lichen und sozialen Lebens ,llen Zusammensetzung zwei Gedanken baut die neue Regierungs- deutlich hervortreten: Der Bundeskanz- zeichnet sich weiter die freie Ent- erklärung auf. Sie bringt keine wicklung der schaffenden ler und mit ihm die größte, mehr als die Sensationen, wie das bei dem Willen Hälfte der Abgeordneten umfassende Kräfte in sozialer Verant- zu einer organischen Fortsetzung der wortung ab. Und nach außen Fraktion der CDU/CSU sind gewillt, die bisherigen Arbeit ja auch nicht zu er- Verantwortung für die Arbeit der kom- sieht man den Weg des Maßes und der warten war. Sie zeigt aber, daß mit schrittweisen Lockerung der Fesseln menden vier Jahre auf eine mög- großer Sorgsamkeit und tiefem Ver- lichst breitgeschichtete po- und Schwierigkeiten, die sich noch der ständnis sowie mit sicherem Blick für Eingliederung Deutschlands als einer litische Grundlage zu stellen. das Kommende alle die Forderungen Jeder Gedanke an eine Einparteien- staatlichen Einheit in das Gesamtleben herausgestellt werden, die das Wesen der freien Völker entgegenstellen. Mit regierung mit Ausschließlichkeitsan- eines organischen Staats- sprüchen, wie die SPD ihn in einigen Genugtuung konnte der Kanzler fest- aufbaus bestimmen. stellen, daß die Wahlentscheidung zu- Ländern verwirklicht hat, liegt der auf Mit dem von Dr. Adenauer verkün- Maß und Ausgleich bedachten Politik gleich eine Entscheidung für deten Programm liegt nicht nur eine seine Politik der Verträge, des Kanzlers und der Union fern. Und Zusammenstellung von Einzelforderun- zum andern: Die bewährte und vom für die Europäische Verteidigungs- gen vor, sondern eine große, tiefer gemeinschaft und den Deutschlandver- Volk mit überwältigender Zustimmung verwurzelte Konzeption, die gebilligte Politik des inneren Auf- trag gewesen ist. Diese Entscheidung sich jeweilig nicht nur auf das bezieht, wird, so betonte er, von jedermann re- baus und der außenpolitischen Einglie- was getan werden muß, sondern w i e derung eines gleichberechtigten Volkes spektiert werden müssen. in eine freie und befriedete Welt wird unbeirrbar fortgesetzt. In der eisten gesetzgeberi- Wechselwirkung von Sozial- und Wirtschaftspolitik schen Entwicklungsstufe der Die enge Verbindung von zum Nachdenken stimmende Ziffern, die Bundesrepublik kam es darauf an, aus Wirtschaftspolitik und So- '»jnem Trümmerhaufen innerhalb eines der Bundeskanzler über die Alters- zialpolitik wurde immer wieder in pyramide des deutschen Volkes be- . sich selbst fast verzweifelnden Vol- der Rede des Bundeskanzlers hervor- kes das unmittelbar zum Leben Not- kanntgab. Wenn innerhalb der neuen gehoben. So ist eine Erhöhung des So- Bundesregierung ein Familienministe- wendige zu schaffen, und zwar so, daß zialproduktes die Voraussetzung für die Leistungskraft, die Tüchtigkeit des rium geschaffen wurde und mit einer den weiteren Ausbau der Sozialpolitik. Persönlichkeit von der Tatkraft des Ab- deutschen Volkes in allen seinen Schich- Ferner stellt sich die Aufgabe, aus der ten geweckt wurde. Außerdem mußte geordneten Wuermeling besetzt Fülle sozialpolitischer Einzelmaßnahmen wurde, so zeigt das, wie ernsthaft der das neue Staatshaus so gefügt werden, eine umfassende Sozialreform zu daß es eine dauerhafte Grundlage für Bundeskanzler sich gerade mit dieser schaffen. Von Bedeutung war auch der biologischen Kernfrage unseres Volkes den Weiterbau bildete. Das ist fast über Hinweis des Kanzlers auf die Notwen- befaßt hat. Erwarten gut gelungen. Das deutsche digkeit einer Umschichtung innerhalb Volk hat, wie der Bundeskanzler ein- Mit einigem Stolz konnte der Bun- des Sozialhaushaltes. Hier kommt es deskanzler bei der Würdigung der bis- gangs seiner Rede feststellte, diese Ar- darauf an, bei gleichem Gesamtsozial- beit gebilligt und damit ein hohes Maß herigen Wirtschafts- und Finanzpolitik aufwand das Einkommen der sozial darauf hinweisen, daß di-3 Entwick- an politischer Reife und Urteilskraft Schwächsten zu erhöhen. Bisher bewiesen. Hinzu kam, daß das deutsche lung unseres Außenhandels, gestützt haben — das gestand der Kanzler ein, auf den Aufschwung und die Qualität Volk sich nicht nur auf der Ebene der weil es eine Zwangsläufigkeit der ersten Wirtschaft und der Sacharbeit für die der deutschen Wirtschaft, jetzt bereits Aufbaujahre war — die unmittelbar im zu einer Deckung des Noten- Methoden der ersten Bundesregierung Arbeitsprozeß Tätigen den überwiegen- entschieden hat, sondern daß es auch umlaufs mit 60 Prozent ?.n den Anteil an der Besserung der Le- Gold und Devisen geführt hat. Audi auf politischem Felde ausdrücklich mit benshaltung gehabt. Hier wird und soll seiner Stimmabgabe die radikalen Grup- hier ist die Weiterentwicklung, die auf der notwendige Ausgleich geschaf- eine Beseitigung der Erschwerungen pen rechts und links entschieden ab- fen werden. Daß die Eingliederung der lehnte. Sie sind im Blickfeld des neuen des internationalen Handels und des Vertriebenen hierbei eine beson- Verkehrs abzielt, im wesentlichen ab- Bundestages verschwunden. Man ver- dere Rolle spielt, wurde hervorgehoben. hängig von einer Förderung der Fach- steht die Worte der Genugtuung hier- Wie ein roter Faden zog sich durch die ausbildung auf allen Gebieten. über, die der Bundeskanzler in seiner Ausführungen des Bundeskanzlers der Arbeiterschaft, Handwerk und Land- Regierungserklärung äußerte, besonders Gedanke einer Förderung der wirtschaft sehen hier ein fruchtbares auch, damit das Ausland sie hört und Familie, ihrer materiellen und see- Arbeitsfeld vor sich. Hinzu kommen nun endlich die bis zu den Wahlen lischen Bedürfnisse. Es waren ernste, muß und wird eine Rationalisie- rung und Modernisierung der Er- „Die Außenpolitik der Bun- Presse erklärte, ein längst empfunde- zeugung, eine Begrenzung der Typen desregierung ist ausschließ- nes Bedürfnis verwirklicht, nämlich und vor allem auch die Sicherung lich darauf gerichtet, Lö- die Verstärkung der rein politi- eines gesunden und unverfälschten sungen zu finden, die dem schen Initiative im Kabinett Wettbewerbs. friedlichen Ausgleich die- und der unmittelbaren Verbindung zu In der Steuerpolitik hat sich n e n", in erster Linie iür den Ost- den Koalitionsparteien. Die neue Re- eine ähnliche Situation ergeben wie West-Konflikt, in dieses Bekenntnis gierung erfreut sich einer so sta- in der Sozialpolitik. Auch hier mußten klangen die mit starkem Beifall des bilen Mehrheit, wie sie kaum bisher schnell die verschiedenartig- Hauses begleiteten Worte des Kanzlers irgendeine andere Regierung in der sten Gesetze erlassen werden. Die Vor- aus. Auch für den Schutz der Frei- Welt zur Verfügung hat. Somit sind bereitung für eine großzügige Steu- heit durch die großen Völker des die Voraussetzungen weitgehend gege- erreform und vor allem eine Ver- Westens sprach Dr. Adenauer, der be- ben, die Forderungen des neuen Re- einfachung der Steuererhebung sonders auch der Verpflichtungen für gierungsprogramms, das in vielen we- wird seit langer Zeit vorbereitet. Be- gedacht hatte, seinen Dank sentlichen Punkten auf dem in Ham- sonders viel aufzuholen hat die Bundes- aus. burg erarbeiteten Parteiprogramm der republik auf dem Gebiete der wis- Mit der Kabinettsbildung selbst, die CDU beruht, auch zu verwirklichen. senschaftlichen Forschung. noch vervollständigt wird, und der Vier Jahre weitere Arbeit werden, so Der enge Zusammenhang zwischen Berufung verschiedener Minister ohne Gott will, vollenden, was vier Jahre der Wissenschaft und Wirtschaft zeigt die Geschäftsbereich hat der Bundeskanz- Vorarbeit geschaffen haben. Notwendigkeit zu solchen Maßnahmen, ler, wie er nach der Sitzung vor der aber auch die Wege, die hier gegangen werden müssen. Die Schaffung mate- rieller Voraussetzung für die Arbeit Die Reihe ist wieder an Moskau des Nachwuchses wurde vom Kanzler als besonders notwendig hervorgeho- Die neue westliche Antwortnote an den Kreml wiederholt ausdrücklich die Ein- ben. ladung zur Viererkonferenz der Außenminister nach Lugano. Die Note ist im Inhalt Das außenpolitische Pro- klar aber nicht hart, in der Form so konziliant wie nie zuvor seit dem Notenwechsel gramm der kommenden Jahre er- zwischen Moskau und dem Westen. gibt sich aus der gerade vom Kanzler mit starker Folgerichtigkeit verfolgten Die Westmächte lehnen wieder die als Ziel genannt, konkrete Vorschläge Linie der bisherigen Politik. Die Her- von den Sowjets gewünschte Behand- für Verhandlungen werden nicht g stellung der staatlichen Unabhän- lung des Österreichs-Problems auf der macht. In dem Kommunique über d? gig k e i| t, die W i e d e r v e r e i n i -\ diplomatischen Ebene ab, noch sagen Londoner Besprechungen der drei west- g u n g Deutschlands und die Inte- sie „nein" zu einer Fünferkonferenz lichen Außenminister wird dieses Pro- unter Einschluß Rotchinas. Zuvor aber blem nicht speziell erwähnt. Damit ist wünschen sie Klarheit in der Deutsch- jedoch nicht ausgeschlossen, daß ein Wir wissen, daß in diesem Augenblick landfrage und Erfolg der Korea-Kon- allgemeiner Gedankenaustausch, viel- nicht nur die Bürger der Bundesrepublik ferenz. In der westlichen Antwortnote leicht außerhalb der formellen Sitzun- Deutschland und , sondern vielleicht ist nichts enthalten, was den Sowjets gen, stattfand." noch mehr die Deutschen in den zur Zeit handfeste Begründung zur Ablehnung Es besteht kein Zweifel darüber, daß von uns getrennten Gebieten mit ihren der Einladung gibt; es ist aber alles sich bei den westlichen Regierungen, Gedanken und ihren Wünschen, ja mit darin enthalten, was ihnen zur Zusage insbesondere aber auch bei Bundes- ihren Gebeten bei uns sind. Sie sollen in die goldene Brücke baut. kanzler Dr. Adenauer allmählich sehr dieser Stunde auch vom zweiten Deutschen Der westliche Standpunkt in der konkrete Vorstellungen über die Form hören, daß er sich der Verpflich- Dcutschlandfrage ist gegenüber früher eines umfassenden Sicherheitssystems tung, die Wiedervereinigung unseres gan- nicht verändert. Grundlage für eine herausgebildet haben. Darüber zu spre- zen Volkes in Freiheit herbeizuführen, in Lösung der deutschen Frage bilden chen wird dann Gelegenheit sein, wenn allen seinen Entscheidungen bewußt sein nach wie vor freie gesamtdeutsche Wah- die Sowjets für die Verständigung wird. Unser Gruß gilt allen, die in Unfreiheit len, wie sie in den vorherigen Noten überhaupt Bereitschaft gezeigt haben leben müssen. Sie sind unsere Brüder. Ihnen der Westmächte erwähnt worden und die Einladung zur Konferenz von gilt unsere Arbeit an jedem neuen Tage. waren. Lugano annehmen. Die Bundesregierung ist vor Absen- D. Dr. Hermann E h I e r s dung der Note wiederholt konsultiert nach der Übernahme seines Amtes worden. Den deutschen Ansichten ist. als Bundestagspräsident Es ist nicht so, als wenn Sowjet-Rußland nach übereinstimmenden Erklärungen sich die Rüstungslasten, die es sich aufge- der Beteiligten Rechnung getragen bürdet hat, ad infinitum fortsetzen könnte^ gration in die europäische Gemein- worden. Auch diesmal muß darauf hin- gewiesen werden, daß diese Konsulta- Sowjet-Rußland hat schwere innere AvJr schaft sind die Hauptziele und bedin- gaben zu erfüllen, schwere wirtschaftlich'!' gen sich gegenseitig. Mit besonderer tion durch die Westmächte keine juri- Aufgaben. Der russische Boden reicht nicW Betonung hob der Kanzler den An- stische Selbstverständlichkeit bedeutet, da der Deutschlandvertrag noch nicht aus, um die Menschen in Sowjet-Rußland spruch Deutschlands auf seine staat- zu ernähren. Eine Ziffer mag Ihnen das liche Eigenständigkeit im Sinne der in Kraft getreten ist. beleuchten. Das Durchschnittsalter betrag* im Deutschlandvertrag niedergelegten Es ist völlig falsch, wenn in vielen Zeitungen behauptet wird, der Bundes- in Rußland 38 Jahre, in Westeuropa 60 Grundsätze hervor und wandte sich Jahre, und die Pläne, von denen wir wisset gegen etwaige unbillige Verzögerungen kanzler habe sich gegen das neuerliche Angebot einer Sicherheitsgarantie aus- z. B. die großen Umlcnkungen der Flüssf dieser im europäischen Interesse lie- in Sibirien, sind keine Phantastereien sfc genden Entwicklung. Hinsichtlich der gesprochen. Es ist lediglich zur Sprache Europäischen Verteidigungs- gekommen, daß der Eindruck vermie- sind zwingende Notwendigkeit für Ruß* den werden muß, als sei diese in den land. Trotz des ungeheueren Territoriums gemeinschaft betonte der Kanz- gibt es so viel Steppe, Urwald, Wüstenei ler noch einmal die hier gegebenen letzten Monaten vielfach diskutierte Ansatzpunkte für gegenseitiges Sicher- Sicherheitsgarantie ein Ersatz für in Rußland, daß der Ackerboden nicht aus- heitsverlangen und Begrenzung der die EVG und als könne jetzt zunächst reicht und daß Rußland gezwungen ist- Rüstungen. Er gab der Hoffnung Aus- unter Hintanstellung der EVG-Ratifi- neuen Ackerboden zu schaffen. Dazu ge- druck, daß man auch auf sowjetischer zierung über die Form einer solchen hören Menschen und dazu gehört Geld- Seite die hier gegebenen Möglichkeiten Garantie beraten werden. Menschen und Geld, die jetzt Rußland ve" erkennen möge. Die Wiedervereinigung Die offiziöse Londoner Diplomatische tut für Rüstungszwecke. Es muß daher du Deutschlands und die Nichtanerken- Korrespondenz nimmt ausdrücklich auf Aufgabe unserer Politik sein und auch de' nung der Oder-'Neisse-iLinie, dieses Thema Bezug und schreibt: Politik der Westalliierten, Rußland erken gleichzeitig mit dem aufs Neue wie- „Die europäische Sicherheitsregelung, nen zu lassen, daß es mit den Mi'teln de! Kalten Krieges nicht weiterkommt. Einen derholten Verzicht auf jede Gewaltan- die zum erstenmal in einer Mitteilung : wendung, traten in den Ausführungen an die Sowjetregierung als ein wich- li" "cn Krieg wird Rußland nicht führen aber wenn es einsieht, daß es mit den Mü' des Kanzlers deutlich hervor. Das tiges Ziel erwähnt wird, müßte, wie 1, enge Verhältnis zu den europäischen man in London erklärt, auf der EVG teln des Kalten Krieges nicht weiterkomm Partnern der Integrationsverträge läßt aufgebaut sein, könnte aber nie einen wiid es bereit sein, ehrlich in Frieden* auch in der Saarfrage die Hoff- Ersatz für die EVG darstellen. Die Lö- Verhandlungen einzutreten. nung auf eine annehmbare Regelung. sung dieses Problems wird jedoch nur Bundeskanzler Dr. Adenaue Archivdienst der „Union in Deutschland ii

Nr. 82/83 Bonn, den 22. Oktober 1953 VII. Jahrg.

A II c 3 Minister und Staatssekretäre A IV 7 d Kriegsgefangene und Heimkehrer Dr. Adenauer stellte neues Kabinett vor Gnadenausschüsse nehmen Arbeit auf Bundeskanzler Dr. Adenauer hat am 20. Oktober dem Der erste der deutsch-alliierten Beratungsausschüsse für Bundestag in seiner dritten Plenarsitzung folgende Per- die Begnadigung der sogenannten „Kriegsverbrecher" wird sönlichkeiten als Mitglieder des neuen Kabinetts vorge- in dieser Woche für die britische Zone in Wahnerheide zu- stellt, die vom Bundestagspräsidenten vereidigt wurden: sammentreten. Er wird sich mit dem Schicksal der 80 noch Bundeskanzler und Außenminister: Dr. Konrad Ade- in Werl festgehaltenen Kriegsverurteilten befassen. Wie nauer (CDU) das Auswärtige Amt am 16. Oktober mitteilte, kann damit Vizekanzler und Minister für Angelegenheiten der wirt- gerechnet werden, daß der Ausschuß für die amerikanische schaftlichen Zusammenarbeit: Franz Blücher (FDP) Zone bis Ende Oktober und der für die französische Zone Inneres: Dr. Gerhard Schröder (CDU) in der ersten Novemberhälfte seine Tätigkeit aufnehmen wird. Im amerikanischen Gewahrsam in Landsberg befin- Justiz: Fritz Neumayer (FDP) den sich noch 320 Häftlinge und im französischen Gefängnis Finanz: Fritz Schäffer (CSU) Wittlich noch 82. Die Ausschüsse in der amerikanischen Wirtschaft: Prof. (CDU) und der britischen Zone werden aus je fünf Mitgliedern Landwirtschaft: Dr. Heinrich Lübke (CDU) und der in der französischen Zone aus sieben Mitgliedern bestehen. Sie sollen Empfehlungen für die Begnadigung Arbeit: (CDU) oder vorläufige Freilassung der Kriegsverurteilten, die sich Verkehr: Hans-Christoph Seebohm (DP) in der Bundesrepublik in Haft befinden, ausarbeiten und Post- und Fernmeldewesen: noch unbesetzt sie den Hohen Kommissaren zuleiten. '"3 Vertriebene: Dr. Theodor Oberländer (BHE) 22. Oktober 1953 Gesamtdeutsche Fragen: (CDU) A IV 6 i Gewerkschaften Wohnungsbau: Dr. Viktor-Emanuel Preusker (FDP) Angelegenheiten des Bundesrats: (DP) Gewerkschaflsbeitritt kein Zwang Familie und Jugendfragen: Franz-Josef Wuermeling Die Bielefelder Strafkammer verurteilte den Betriebs- (CDU) ratsvorsitzenden einer Fabrik im Kreis Herford wegen Minister ohne Geschäftsbereich: Dr. versuchter und vollendeter Nötigung zu 500 DM Geldstrafe. (CDU), Franz J. Strauß (CSU), Dr. Hermann Schäfer (FDP) Der Betriebsratsvorsitzende hatte mit einem wilden Streik und (BHE). 22. Oktober 1953 der Belegschaft die Entlassung einer Betriebsangehörigen erzwungen, die sich geweigert hatte, der Gewerkschaft bei- A I a Auswärtige Beziehungen zutreten. Das Gericht betonte in der Urteilsbegründung, Artikel 9 des Grundgesetzes, der die Koalitionsfreiheit Antwortnote der Westmächte an die Sowjets garantiert, bedinge auch die negative Koalitionsfreiheit. 22. Oktober 1953 Die Außenminister der drei Westmächte haben am 18. Oktober zum Abschluß ihres Londoner Treffens die A II b Bundestagswahlen Sowjetunion erneut zu einem Außenministertreffen am 9. November in Lugano eingeladen und einen „freien Mei- Das amtliche Ergebnis der Bundestagswahl nungsaustausch über das Deutschland- und das Österreich- Problem" vorgeschlagen. Die Einladung ist in den Ant- Das Statistische Bundesamt veröffentlichte am 16. Ok- wortnoten an die Sowjetunion enthalten, die am 18. Ok- tober das amtliche Endergebnis der Wahl zum zweiten tober im Kreml überreicht wurden. Sie stellen die Antwort Bundestag der Bundesrepublik Deutschland. der Westmächte auf die sowjetische Note vom 28. Septem- Es lautet für die Erststimmen: ber dar, in der die Sowjetunion die erste Einladung der Wahlberechtigt: 33 121 066. Abgegeben: 28 479 654 = 86 Pro- Westmächte nach Lugano völlig ignoriert hatte. In der zent. Gültig: 27 519 864. Ungültig: 959 790. ^ neuen Einladung wird auf alle bisherigen Bedingungen Auf die einzelnen Parteien entfielen: für die Behandlung der beiden Probleme verzichtet. Ebenso wird die Reihenfolge, in der sie gelöst werden sollen, offen- CDU/CSU 12 028 030 gelassen. Der Text der Noten war von den Außenministern SPD 8 131 266 am 17. Oktober gebilligt worden, nachdem sie auf Grund FDP/D VP 2 967 566 der Einwendungen Dr. Adenauers in einigen Punkten ge- GB/BHE 1613 218 ändert worden waren. DP 1 073 031 KPD 611318 In den Noten heißt es, ein solches Treffen der vier GVP (Gesamtdeutsche Volkspartei) 286 465 Außenminister in Lugano werde der Sowjetregierung die DRP (Deutsche Reichspartei) s 204 731 Möglichkeit geben, „sich zu allen Gesichtspunkten der DNS (Deutsche Nationale Sammlung) 78 356 deutschen und österreichischen Fragen zu äußern, die sie Sonstige Parteien 508 698 zur Sprache zu bringen wünscht". Andererseits begrüßten Unabhängige Wählergruppen 17 185 die westlichen Regierungen die Gelegenheit, ihre eigenen Ansichten zu den in den früheren Noten angeschnittenen Das Ergebnis bei den Zweitstimmen lautet: Fragen vorbringen zu können. „Es ist offensichtlich", heißt Wahlberechtigt: 33 121 066. Abgegeben: 28 479 654 = 86 Pro- es wörtlich, „daß eine zufriedenstellende Lösung des deut- zent. Gültig: 27 551376. Ungültig: 928 278. schen und österreichischen Problems Voraussetzung für ein wirkliches und dauerhaftes Nachlassen der internatio- Auf die einzelnen Parteien entfielen: nalen Spannungen und für die Zukunft der in diesen Län- CDU/CSU 12 444 055 dern lebenden Bevölkerung von lebenswichtiger Bedeu- SPD 7 944 953 tung ist." Die westlichen Regierungen erklären, daß nach FDP/D VP 2 629 169 ihrer Ansicht „ein wahrer Fortschritt zur Lösung größerer GB/BHE 1616 956 internationaler Fragen einschließlich des Problems der DP 896 230 europäischen Sicherheit durch eine freimütige Aussprache KPD 607 761 über Deutschland und Österreich erzielt werden kann, nicht BP (Bayernpartei) 465 641 jedoch durch eine Fortsetzung des Austauschs von Noten". GVP (Gesamtdeutsche Volkspartei) 318 476 Eine erfolgreiche Konferenz in Lugano würde nach Ansicht DRP (Deutsche Reichspartei) 295 746 der Westmächte „den Weg zur Erörterung anderer bedeu- Zentrum 217 078 tender Fragen sowie zur Wiederherstellung der für fried- DNS (Deutsche Nationale Sammlung) 70 726 liche und freundliche Beziehungen zwischen den Nationen SSW (Südschleswigsche Wählervereinigung) . . 44 585 erforderlichen Bedingungen,, ebnen. 22. Oktober 1953 22. Oktober 1953 wiesen, daß die große Mehrzahl Das familiengerechte Heim unserer Menschen das Eigen" heim will. Wir wollen niemanden Eine Grundsatzforderung der CDU/CSU ein Eigenheim aufzwingen, ebenso- Als ersten Antrag im neuen Bundestag hat die CDU/CSU-Fraktion nadi einstimmigen wenig werden wir es dulden, daß Beschluß den Gesetzentwurf zur Schaffung von Familienheimen eingebracht, den Paul Lücke, Familien in Miet- und Geschoßwoh- M. d. B., der Vorsitzende des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen, bereits nungen gezwungen werden, die mit für den ersten Bundestag vorbereitet hatte. Er gelangte nicht mehr zur Verabschiedung und aller Kraft zum Eigenheim streben." wurde hiermit neu aufgenommen. Die Einbringung gerade dieses Gesetzentwurfes als des Ebenso wie die zuständigen Ver- ersten im neuen Bundestag hat grundsätzliche Bedeutung, ebenso wie die Schaffung des vom bände und Organisationen, Familien- Bundeskanzler vorgeschlagenen neuen Familienministeriums. bünde, Frauenverbände, konfessionelle Vereine und zahlreiche namhafte Per- Die Forderung des familiengerechten Wohnungsbaues wird. Ziel der sönlichkeiten, so Dr. Nikolaus Heimes ist ein echtes Anliegen der Wohnungsbaupolitik muß es sein, G e - Ehlen, Prof. Dr. von Nell-Breuning S. J, Union, das im besonderen der Eigen- . schoßwohnungen nur dort zu so befürworten auch die beiden christ- tumsbildung dienen und einem Mangel errichten, — ich denke dabei an Stadt- des bisherigen auf Kleinwohnungen lichen Kirchen durch ihre berufenen kerne—wo sie unbedingt nötig Vertretungen und Bischöfe dieses Ge- gerichteten und der Familienbildung sind. Auch hier verweise ich auf die setz. abträglichen Wohnungsbaues abstellen Möglichkeit, die Geschoßwohnung an- soll. Paul Lücke führt zur Begrün- Paul Lücke weist weiter nach, daß statt als Mietswohnung als Wohnungs- bei Einsatz der Selbsthilfe auch das dung des Gesetzentwurfes, mit dem eigentum zu errichten. Man wende sich die Arbeitskreise der Fraktion alleinstehende Eigenheim mit Garten weiter zu befassen haben werden, u. a. nicht ein, daß es eine Utopie sei, und die Siedlerstelle volkswirtschaft- aus: z. B. auch in den Städten das Reihen- lich so rentabel sind, daß sie mit der „Die Kleinstwohnung können wir einfamilienhaus an die Stelle der Ge- Mietwohnung hinsichtlich der Ko- schoßwohnung treten zu lassen. Es gibt stenfrage konkurrieren können. nur für alleinstehende Personen oder keine zwingenden Gründe, die uns ältere Ehepaare bejahen. Für junge Ebenso haben Untersuchungen erster Familien sollten Wohnungen gebaut hindern können, auch Deutsch- Fachleute mit nachprüfbaren Unter- werden, die mindestens zwei Kinder- land zu einem Land der Heim- lagen ergeben, daß z. B. das Reihen- f-^schlafzimmer besitzen. Wer den Wil- stätten zu machen, wenn selbst einfamilienhaus mit Einliegerwohnung /len zum Kind durch eine fehlge- London zu 87 °/o aus Einfamilienhäu- und Garten um nichts teurer ist als leitete Wohnungspolitik tötet, gibt da- sern besteht. Es ist einwandfrei er- die ebenso große Mietswohnung. Die mit die Zukunft unseres Volkes auf. Die Kleinstwohnung erzwingt die Kleinstfamilie. Gerade deshalb ist das familiengerechte Heim die unabding- Wiederaufbaugemeinschaften fördern Privateigentum bare Voraussetzung für die innere Gesundung unserer Familien Die Stärkung des privaten dem Wohnungsbau verbundene Grup- und damit unseres Volkes. Haus- und Grundbesitzes pen, wie z. B. Haus- und Grundbesitz, Geben wir unseren jungen Ehepaaren hegt im Sinne einer breiten Streuung Volksbanken usw., und übernehmen nur die Möglichkeit zum Erwerb eines des Eigentums. Eigentum kann aber als Treuhand- und Finanzierungsge- Eigenheimes mit Garten oder einer nur gebildet werden, wenn nicht nur sellschaften den gesamten Wiederauf- Kleinsiedlung mit Feld, so werden die Wunsch und Interesse dafür vorliegen, bau für den einzelnen Grundbesitzer Kinder, die dort in gesunder Luft und sondern wenn auch der Interessent das vom ersten Antrag bis zum letzten Sonne aufwachsen können, nicht auf Seinige dazu beiträgt. Wieviel gerade Stein. Oder aber ein Architekt oder sich warten lassen. Wer sich unsere hier noch zu leisten und aufzuklären ein anderer Fachmann führt die ver- Alterspyramide ansieht, wird wissen, ist, beweisen die oft vergeblichen schiedenen einzelnen Grundbesitzer daß in absehbarer Zeit diese Pyramide Bemühungen um den Wiederaufbau auf einer bestimmten Straßenseite zu eine derartig belastende Spitze ange- der Trümmergrundstücke in unseren einer Aufbaugemeinschaft zusammen, nommen hat, die uns alle erdrückt. Stadtkernen. Dieser Grundsatz ist die dann ihrerseits die gleichen Maß- Wir haben deshalb nur die Möglichkeit, ja fast durchweg in privaten Händen, nahmen wie die Finanzierungs- und den Willen zum Kind in unseren Fa- und hier überwiegend im Besitz von Treuhandgesellschaft trifft. milien mit allen Mitteln wachzuhalten, Personen und Familien, die dem Mit- telstand zuzurechnen sind. Sicherlich ist es nicht immer einfach, wenn wir nicht in unserem Alter ver- alle betroffenen Besitzer von Trüm- hungern wollen oder auf die Barmher- Es wird oft Klage darüber geführt, mergrundstücken unter einen Hut zu zigkeit und Hilfe gesunder Völker an- daß die öffentlichen Mittel immer bringen. Doch soll sich der einzelne '^gewiesen sein sollen. Auch hier bewahr- mehr in die Hände öffentlicher Bau- Haus- und Grundbesitzer, der sein heitet sich das Wort, daß die beste träger, der gemeinnützigen Unterneh- Eigentum wieder aufbauen will, verge- Altersversorgung die Fami- men etc., fließen, die mit diesen Gel- genwärtigen, daß der Aufbau zusam- lie mit einer großen Kinder- dern am Rande der Städte große men mit seinen Nachbarn nicht nur zahl ist. Wohnkomplexe bauen, so daß wenig viel einfacher, besonders im Hin- Als nicht weniger entscheidende oder gar keine Mittel für den privaten blick auf die Verhandlungen mit Funktion hat das Eigenheim in der Wiederaufbau der Trümmergrund- Dienststellen, Behörden und Ausschüs- Sozialordnung unserer Zeit die Auf- stücke im Inneren der Stadt verblei- sen, abläuft, sondern auch zum Teil gabe zu erfüllen, unsere Familien ben. Diese Tendenz wird noch dadurch bedeutend billiger sein kann. Er- krisenfest zu machen. Schon allein bestärkt, daß die großen Wohnungs- fahrungen mit Aufbaugemeinschaften volkswirtschaftlich müßte dem Eigen- bauunternehmen einfacher und schnel- haben ergeben, daß größere Projekte, heim, vor allem der Siedlerstelle, die ler den bürokratischen Weg bis zur die z. B. fünf Grundstücke mit 50 bis Priorität zugemessen werden. Unge- Baugenehmigung und zur Bereitstel- 60 Wohnungen umfassen, zu Verbilli- heure brachliegende Kapitalien können lung der Finanzierungsmittel bewälti- gungen der Baukosten bis zu 12 und durch eine gut geführte Selbsthilfe im gen können als der einzelne Besitzer 18°/o geführt haben. Von besonderer Eigenheimbau aktiviert werden. Wir eines kleinen Trümmergrundstückes. Wichtigkeit ist es aber, daß durch der- werden in den nächsten Jahren große Aus diesem Grunde bilden sich nun artige Aufbaugemeinschaften und Fi- Sorgen haben, den Wohnungsbau wei- in immer größerem Umfange sog. nanzierungsgesellschaften viel eher und ter so wie bisher mit öffentlichen Aufbaugemeinschaften oder leichter und in größerem Umfang öf- Mitteln finanzieren zu können. Es ist Tr eu h a n d g es el ls c h a f t en, de- daher mehr als bisher notwendig, die ren Anliegen es ist, gerade hier in die fentliche Mittel in den pri- Selbsthilfe in jeder nur möglichen Bresche zu springen und dem kleinen vaten Haus- und Grundbe- Form zu aktivieren." Grundbesitzer — der in ohnmächtigem sitz fließen, was wiederum nicht nur Wir werden daher mit allem Nach- Kampf gegen bürokratischen Papier- einer gerechteren Verteilung der öf- krieg oft die Waffen strecken muß — druck die Forderung zu verwirk- fentlichen Mittel entspricht, sondern lichen trachten, daß das Eigenheim erfolgreich zum Wiederaufbau zu hel- und die Kleinsiedlung wie auch das fen. gleichzeitig vielen mittelständischen Einfamilienreihenhaus in den kommen- Diese Gemeinschaften werden ent- Berufen, die in der Baubranche stehen, den Jahren zur Norm des sozialen weder gebildet durch bestimmte mit ein größeres Betätigungsfeld gibt. Hypothekenbeleihung erfor- dung gelangte, bricht grundsätzlich mit Mill, gegenüber 59 Mill, im Juli. Im dert zwar eine größere Verwaltungs- dem Begriff der „Wohnungseinheit" Zusammenhang hiermit haben die Ka- arbeit als bei Hypotheken für Groß- und stellt in den Mittelpunkt der Ge- pitalsammelstellen (einschl. Bauspar- bauten, dafür besteht aber bei der setzesbestimmungen die Familie. kassen) für die Wohnungsbaufinanzie- Verteilung der Hypotheken auf viele Sie nimmt auf ihre Lebensbedürfnisse rung im August wieder über 74 Mrd., Stellen eine um so größere Sicherheit. an Raum, Garten und Eigentum ent- genauer 267 Mill. DM, zur Verfügung Für die Bereitstellung des notwendigen scheidend Rücksicht. gestellt. Wenn hiermit auch die sehr Baulandes ist das Baulandbe- Nach dem ersten Aufbauabschnitt in hohen Bereitstellungen vom Juli (297 schaffungsgesetz gegeben. Notwendig der Bundesrepublik, der einer Siche- Mill. DM) nicht erreicht wurden, so ist die baldige Beseitigung des über- rung der unmittelbaren Arbeits- und lagen sie doch um die Hälfte über de- spitzten Formalismus im Baugeneh- Lebensbedürfnisse dienen sollte, folgt nen vom August vorigen Jahres. migungsverfahren. nun, nach den Forderungen des Ham- In den ersten 8 Monaten seit Beginn Das erste Wohnungsbaugesetz, das burger Programms, der Ausbau des Jahres sind damit insgesamt an- einstimmig angenommen wurde, ist unseres Lebensbereiches nähernd 2,1 Md. DM für die erst- trotz aller berechtigten Kritik doch als durch eine immer weiter fortschrei- und zweistellige Wohnungsbaufinanzie- hervorragende Leistung zu würdigen, tende Verwirklichung der Grundsätze rung zur Verfügung gestellt worden, ge- wie schon der zahlenmäßige Erfolg be- christlicher Sozialverantwortung. Das genüber 1,25 Mrd. DM im vergangenen weist. Nun ist aber die Möglichkeit vorliegende Gesetz ist somit ein Schritt Jahr zur gleichen Zeit (Zunahme rd. gegeben, die erkannten Fehler dieses von programmatischer Be- 66 v. H.). Die Auszahlungen auf die Gesetzes abzustellen und eine um- deutung. Im deutschen Volke wird Hypothekenzusagen früherer Monate fassende Grundlage für fa- er als Bestätigung dafür empfunden stiegen im August weiter auf 218 Mill. miliengerechtes Bauen zu werden, wie schnell und wie ernsthaft DM gegenüber 204 Mill. DM im Juli schaffen. Die neu eingebrachte Ge- die Union dem ihr bei der September- (August 1952 129 Mill. DM). Damit setzesvorlage, die im vergangenen wahl bekundeten Vertrauen gerecht sind die Hypothekenauszahlungen seit Bundestag nicht mehr zur Verabschie- werden will. Beginn des Jahres bereits auf über 1,3 Md. DM angewachsen. Die Bewilli- gungsstellen der Länder konnten nach den hohen Bereitstellungen in den Mo- 360000 Baugenehmigungen in 8 Monaten! naten Mai/Juli auch im August über weitere 175 Mill. DM öffentlicher Wohnungsbau an der Spitze Mittel durch Einzelbewilligungsbe-^ scheide verfügen. (Juli 221 Mill. DM.r Wohnungsbau und übrige Bautätig- nungsbau 41,3 v. H., auf den öffent- Hiermit wurde der Bau von weiteren keit bewegten sich laut Bericht des lichen Bau 34,2 v. H. und auf den ge- 26 000 öffentlich geförderten Wohnungen Bundesministers für Wohnungsbau im werblich-industriellen Bau 22,4 v. H. gesichert. Ausgezahlt wurden von den Bundesbaublatt im August und auch Im vergangenen Jahr zur gleichen Zeit Bewilligungsstellen im Berichtsmonat im September weiter auf hohem hatte der Wohnungsbau nur 38,8 v. H. 204 Mill. DM. Damit haben die Be- Stand. Da die Bautätigkeit bereits der Arbeitsstunden beansprucht, der willigungen und Auszahlungen öffent- um die Jahresmitte ein recht beacht- öffentliche Bau 33,7 v. H. und der ge- licher Mittel in den ersten 8 Monaten liches Niveau erreicht hatte und auch werblich-industrielle Bau 23,6 v. H. d. J. 1431 und 1187 Mill. DM erreicht. im Juli noch weiter angewachsen ist, Berücksichtigt man außerdem, daß bei war naturgemäß keine Möglichkeit den kleineren Betrieben des Baugewer- mehr zu einer nochmaligen Ausdeh- bes der Wohnungsbau eine noch größere nung größeren Umfanges gegeben. Bedeutung hat, so ergibt sich, daß im SPD gewann keine Stimme Trotzdem wurden mit der üblichen Spätsommer 1953 mindestens 45 v. H. Ein Leser schickt uns folgende un- Häufung der Bauarbeiten seit den der gesamten Arbeitsleistung des Bau- bestreitbar richtige Berechnung: Spätsommermonaten im August gewerbes vom Wohnungsbau bestimmt Herr Ollenhauer hatte nach Bekanntwer- noch Bauarbeiter in größe- wird. den des Wahlergebnisses zwar zu- rer Zahl neu eingestellt. Der Die starke Wohnungsbautätigkeit geben müssen, daß die SPD ihr Ziel nidit Restbestand an arbeitslosen Bauarbei- wurde neben den Arbeiten an den erreicht halte, dann aber prahlerisch hinzu- tern verringerte sich weiter von 94 200 bereits im Vorjahr begonnenen Vor- gefügt, sie habe trotzdem (ine Million Stim- Ende Juli auf 88 400 Ende August. haben mehr und mehr durch die zahl- men gewonnen. Während in allen Bundesländern die reichen Wohnbauten bestimmt, die mit Diese Rechnung ist nur scheinbar richtig. Arbeitslosigkeit noch weiter abnahm, den sehr beachtlichen Bereitstellungen Nur unter Berücksichtigung der KPD-Stim- kamen mit der Beendigung größerer privater und öffentlicher Finanzierungs- men läßt sieh das wirkliche Ergebnis klar Besatzungsbauten in Rheinland-Pfalz mittel in den Frühjahrs- und Sommer- erkennen. hier auch im August wieder Bauarbei- monaten genehmigt und begonnen Am 6. September 1953 hatte die ,• v ter, überwiegend Hilfskräfte, zur Ent- worden waren. Trotz der vorgeschritte- SPD 7 939 747 Stimmen lassung. nen Jahreszeit wurden aber noch KPD 607 413 Stimmen zus. 8 547 106 Bei den größeren Betrieben des Bau- weitere zahlreiche Vorhaben 1949 hatte die hauptgewerbes wurden im Berichts- genehmigt, auch wenn erwartungs- SPD 6 934 975 Stimmen monat August 151,1 Mill. Arbeitsstun- gemäß das hohe Niveau der Vormonate KPD 1 361 706 Stimmen zus. 8 296 681 den geleistet gegenüber 154,6 Mill. Ar- nicht mehr ganz erreicht wurde. Im mithin besteht ein Zuwachs beitsstunden im Juli. Da aber die Zahl August wurden rd. 54 100 Wohnungen von 3 % = 250 479 der Arbeitstage im Berichtsmonat mit neu zum Bau genehmigt gegenüber Demgegenüber betrugen aber durchschnittlich 25,8 niedriger war als 58 300 im Vormonat, aber nur 47 000 im die Gesamtsummen am 6. Sept. 27 541 049 im Juli (27 Arbeitstage), ging die Lei- August vergangenen Jahres. Trotz des und 1949 23 732 398 stung je Arbeitstag im August jahreszeitlichen Rückganges wurden im Das war aber ein Zuwachs noch um 2,3 v. H. über die des voran- Berichtsmonat also rd. 15 v. H. mehr von 14 %> = 3 808 651 gegangenen Monats hinaus. Damit er- Wohnungen zum Bau geneh- Hätte der Gesamt-Marxismus, höhte sich die amtliche Indexziffer der migt als im vergangenen also beide Parteien zusammen Bauproduktion auf 172 (1936 = 100) und Jahr zur gleichen Zeit. Damit prozentual denselben Zuwachs überschritt das Niveau vom haben die Bauerlaubnisse in den ersten gehabt, dann wären dies unter August vergangenen Jahres 8 Monaten 1953 rd. 360 000 erreicht, Zugrundelegung des Ergebnisses um rd. 7 v. H. gut 10 v. H. mehr als in den ersten 8 von 1949, betragend 8 296 681 Nach wie vor wird der hohe Stand Monaten 1952 (325 000). Die Spartätig- plus 14 % 1161 535 der Bautätigkeit in erster Linie vom keit bei den Sparkassen und der Pfand- 9 458 216 Wohnungsbau sowie dem öffent- briefabsatz schlossen im August mit Stimmen gewesen. einem günstigeren Ergebnis ab als im lichen Bau, weniger dagegen vom ge- Es waren aber nur 8 296 681 werblich-industriellen Bau, bestimmt. Juli. Der Überschuß der Einzahlungen Nach den neuesten verfügbaren Unter- über die Auszahlungen bei den Spar- Somit ein Verlust von 11 °/o 1 161535 lagen über die Bauleistung in den ein- kassen erreichte trotz der Reisezeit 148 d. h. gegenüber der Rechnung des Herrn zelnen Sektoren (Juli) kamen von den Mill. DM gegenüber 135 Mill. DM im Ollenhauer eine Differenz von mehr als geleisteten Arbeitsstunden bei den Juli. Der Umlauf an Pfandbriefen er- 2 Millionen. größeren Baubetrieben auf den Woh- höhte sich im gleichen Zeitraum um 70 I. Büsse-Hachenburg A III 1 a CDU/CSU A V c Hamburg Familienheimgesetz neu eingebracht Das Programm des „Hamburg-Block" i DAltF;akti0n der CDU/CSU hat in ihrer Sitzung am R r e nstunm+ Der „Hamburg-Block" gab am 16. Oktober sein Grund- JS'i2fp r ; « beschlossen, das von ihr ausgear- satzprogramm bekannt, das er nach einem Sieg bei der beitete Gesetz zur Schaffung von Familienheimen im am 1. November stattfindenden Bürgerschafts wähl ver- Bundestag als Initiativ-Gesetzentwurf einzubringen. Es wirklichen will. wird der erste Gesetzentwurf sein, der dem neuen Bundes- Es betont zunächst die Notwendigkeit einer engen Zu- tag vorgelegt wird. Das Gesetz war bereits im alten Bun- sammenarbeit mit der Bundesregierung, um die Hambur- destag eingereicht worden, aber wegen Zeitmangels uner- ger Belange zu fördern. Da der bisherige Senat die Mög- ^Jgtgf bheben. Mit diesem Gesetz will die Fraktion der lichkeiten für neue Industrie-Ansiedlungen verpaßt habe, , v?^- o rStlgstes Anhe§en ^r den Wohnungsbau, will der „Hamburg-Block" die mit den Werften zusam- nämlich die Schaffung von Familienheimen in Eigentums- menarbeitende Maschinenindustrie ausbauen und damit besitz, verwirklichen. Dieses zweite Wohnungsbaugesetz neue Dauerarbeitsplätze schaffen, wie er auch den Selbst- soll dazu verpflichten, daß die öffentlichen Mittel auf dem verwaltungsorganen der Wirtschaft mehr Aufgaben über- sozialen Wohnungsbau überwiegend zur Schaffung von Famihenheimen verwandt werden. tragen will, um in der Verwaltung zu sparen. Im Außen- handel sollen Auslandsniederlassungen durch Kredit ge- 22. Oktober 1953 fördert werden. Für die Intensivierung des Fremdenver- kehrs will der Block die überspannte Steuern- und Ge- A IV 7 a Allgemeines buhrenbelastung des Vergnügungsgewerbes abbauen. Neben der Wiedereinführung der vierjährigen Grund- Kather gegen deutsch-polnisches Kondominium schule ab Ostern 1954 soll die bisherige Schulreform unter Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. hat Beibehaltung der Lehrmittelfreiheit und der Erziehungs- in einer Rede im Nordwestdeutschen Rundfunk erneut den beihilfen für begabte Kinder vorsichtig zurückgedreht Vorschlag eines deutsch-polnischen Kondominiums für die werden. Die Personalunion von Schul- und Kultursenator deutschen Ostgebiete abgelehnt. Das Heimatrecht bedeute will der „Hamburg-Block" sofort aufheben. nicht nur, den Vertriebenen die Rückkehr in ihre Heimat Den sozialen Wohnungsbau will der „Hamburg-Block" zu ermöglichen. Man müsse ihnen auch das Recht sehen mit allen Mitteln bei gleichen Startbedingungen für alle als souveränes Volk über ihre Geschicke allein und in Frei- am Wohnungsbau Beteiligten fördern. Hafennahe Woh- iheit zu bestimmen. Wenn die Meinung vertreten werde der nungen sind sofort zu bauen. Das Bezirks- und Verwal- Bundeskanzler habe mit dem Vorschlag für ein Kondo tungsgesetz soll entscheidend verändert und die Aufgaben minium lediglich sagen wollen, daß Westdeutschland ieder der Bezirks Verwaltung erweitert werden. Die 10 000 älteren Angestellten und 10 000 arbeitslosen Jugendlichen werden Gedanke an eine gewaltsame Lösung des Oder-Neiße bevorzugt Dauerplätze erhalten. Problems fremd sei, dann müsse dem entgegeneehaltpn werden, daß dieser Gedanke auch anders hätte Lsfedrückt Der „Hamburg-Block" setzt sich für eine gegliederte werden können. Die Vertriebenen lehnten seit jeher eine Sozial- und Krankenversicherung bei freier Wahl unter gewaltsame Lösung ab. Sie hätten wiederholt ihre Bereit den Kassen ein, lehnt die Einheitsversicherung ab und be- schaff ausgedrückt, nach vernünftigen Lösungen zu suchen tont eine starke Selbstverwaltung der Mitglieder Im Ge- und dabei mitzuwirken. 22. Oktober 1953 sundheitswesen soll die Krankenhaus-Verwaltung hinter dem Arzt zurücktreten. Die Gesundheitsbehörde soll ledig- lich Aufsichtsbehörde bei einer scharfen Dezentralisation A IV 8 b Berlin des Krankenhauswesens und größerer Selbständigkeit der Krankenhäuser sein. Für die Jugend plant der „Hamburg- Berliner CDU bestätigt Kandidatur Schreibers ••? ' dr\f ,Jugendarbeitslosigkeit mit einem gemein- Der Landesausschuß der Berliner CDU bestätigte am nutzigen Werk zu überwinden. 22. Oktober 1953 18. Oktober die von der CDU-Fraktion und dem Landes- vorstand vorgeschlagene Kandidatur Dr. Walter Schreibers AVg Baden-Württemberg für das Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin In einem Kommunique heißt es: „Nachdem Dr. Schreiber Staatsrat Dichtel weist Vorwürfe zurück bei der Wahl des Regierenden Bürgermeisters im Januar Der Landesvorsitzende der südbadischen CDU Staats- 1951 ebensoviel Stimmen erhalten hat wie Ernst Reuter rat Anton Dichtel, wandte sich am 15. Oktober in Freiburg sieht die CDU in der Kandidatur Dr. Schreibers die nach in einer Versammlung der Jungen Union gegen die Be- demokratischen Grundsätzen gegebene Lösung." Dr. Schrei- hauptung, die CDU habe durch ihre Beteiligung an der ber betonte vor dem Landesausschuß, er werde sich be- Stuttgarter Regierung ihre Grundsätze verraten Die mühen, im Falle seiner Wahl durch das Abgeordnetenhaus Pflicht zur Mitverantwortung am Staat und die Änderung '•jden Senat auf der Grundlage der bisherigen großen Koa- der bisherigen einseitigen Stuttgarter Personalpolitik lition von SPD, CDU und FDP zu bilden. Er sei überzeugt seien die entscheidenden Gründe für die CDU zum Eintritt daß um der großen Aufgaben willen, die Berlin für die in die Regierung gewesen. Die Vereinbarungen über das Freiheit und Einheit Deutschlands zu erfüllen habe die Elternrecht seien auch mit den kirchlichen Juristen be- Zusammenarbeit der drei Parteien auch für den Rest der sprochen worden. Die Abmachungen über die Lehrerbil- Wahlperiode des Abgeordnetenhauses aufrechterhalten dung die die Errichtung konfessioneller Lehrerbildungs- werden müsse. Die Legislaturperiode des Abgeordneten- anstalten gewährleistet, werde von den katholischen und hauses läuft noch bis Dezember 1954. evangelischen Kirchenbehörden von Baden-Württemberg 22. Oktober 1953 als das positivste Moment" der Vereinbarungen betrachtet 1 1 1 mit daß A III1 g Bayernpartei S ? ! ffi-"® ' Neuwahlen zum Landtag auf keinen Fall stattfinden werden, doch halte er nach wie vor an der Forderung nach einer Volksabstimmung über die Ver- Wahlanfechtung durch die Bayernpartei fassung fest. Der Eintritt der CDU in die Regierung sei Die Landesleitung der Bayernpartei hat offiziell die fur die Partei ein „großes Risiko", das um der Heimat und Gültigkeit der Wahl von sieben bayerischen Abgeordneten um des Volksganzen willen notwendig sei. in den Bundestag angefochten. In einem Schreiben an den 22. Oktober 1953 Bundestagspräsidenten Dr. Ehlers protestiert die Partei- leitung gegen den Beschluß des Bayerischen Landeswahl- A III1 a CDU/CSU ausschusses, der die Mitglieder der Bayernpartei Dr. Graf und Gumrum als auf Liste der Christlich-Sozialen Union Dr. von Brentano wieder Fraktionsvorsitzender gewählt betrachtet. Die Bayernpartei beantragt, Graf und Im Anschluß an die Plenarsitzung des Bundestages vom Gumrum als Abgeordnete ihrer Partei zu werten und damit 20. Oktober hat die CDU-Bundestagsfraktion die geheime die Wahl von insgesamt neun Mitgliedern der Bayern- Wahl ihres Fraktionsvorsitzenden vorgenommen. Mit 215 partei in den Bundestag anzuerkennen. Wenn die in Mün- von 218 Stimmen wurde der bisherige Fraktionsvorsitzende, chen direkt gewählten Abgeordneten Graf und Gumrum, Dr. von Brentano, in seinem Amte bestätigt. die von der Bayernpartei und der Christlich-Sozialen 22. Oktober 1953 Union gemeinsam aufgestellt worden waren, der Bayern- partei angerechnet würden, dann stünden ihr nach dem gesamten Wahlergebnis noch sieben Landessitze zu. Die im Archivteil der ,.Union in Deutschland" wiedergegebenen Vorgänge und Meinungsäußerungen bedeuten keine Stellungnahme deT Redaktion, 22. Oktober 1953 sondern dienen lediglich registrierend der Unterrichtung unserer Leser. Elternschaft ausgeübt, um sie zur Un- LZänderwiodaik, terzeichnung der Anträge für die Er- Aus Niedersachsen: richtung von Konfessionsschulen zu be- stimmen. Sie hätten Kinder während des Unterrichts in die Wohnungen ge- Fraktion der Dreizehn schickt, um die unterschriebenen An- Im niedersächsischen Landtag haben sie lehnen kategorisch die Landtagsauf- träge einsammeln zu lassen. Einer sich einige Abgeordnete der Mitte, der losung ab, um — und jetzt kommt das habe sogar zwei Schüler geohrfeigt, äußersten Rechten und der äußersten „Positive" — ihr Mandat noch weitere weil sie in dieser Sache nicht pariert Linken zu einer Fraktion der „Mitte" 18 Monate ausüben zu können. Denn hätten. Ferner seien eine Anzahl Un- gefunden. Fünf Männer des Zentrums, alle 13 sind sich darüber klar daß im terschriften ungültig gewesen, weil sie drei ehemalige Mitglieder des BHE, Frühjahr 1955 ihr Weizen nicht mehr nur von einem Elternteil statt von bei- zwei, ehemalige Mitglieder der SPD, blühen wird. Die 13-Mann-Fraktioa den Eltern stammten, und die Fristen die jetzt der GVP angehören, zwei hat noch ein weiteres „Positivum" im zur. Abgabe von Widerrufserklärungen Mitglieder der DRP, also der Nau- Auge: Sie wird nämlich für jedes ihrer seien nicht eingehalten worden. Kein mann-Partei, und ein Mitglied der Mitglieder einige Ausschußsitze ergat- einziger Zeuge konnte für solche Be- ehemaligen DSP des Herrn Dr. Dr. Ge- tern können. Zieht man in Betracht, hauptungen einen stichhaltigen Beweis reke stellen diesen bunt zusammenge- vorbringen. Sie hatten alles immer nur daß im vorigen Jahr 16 SRP-Leute ihre von anderen Leuten, meist sogar nur würfelten Haufen dar, der jetzt unter Landtagsmandate verloren haben, dann dem Vorsitz des Zentrumsabgeordne- von Schulkindern, „gehört". Die ver- fragt man sich verwundert, ob nicht nommenen Pfarrer stellten die gegen ten Bank parlamentarisch handeln will. auch dieses verwunderliche Gebaren Was sie alle eint, ist freilich nur die sie erhobenen Anschuldigungen ent- parlamentarischer Zwerggebilde, die schieden in Abrede. Es lagen eine ganze Feindschaft gegen die Politik des Bun- nun Macht vortäuschen und vielleicht deskanzlers Dr. Adenauer. Reihe Zuschriften aus der Bevölkerung sogar ausüben wollen, ein Grund mehr der in Betracht kommenden Ortschaf- Aber es wäre merkwürdig, wenn ist, um dem niedersächsischen Parla- diese 13 politischen Randgestalten nicht ment endlich ein neues Gesicht zu ge- ten vor, in denen scharf gegen die auf auch positive Ziele zu verfolgen hät- den Pfarrer gerichteten Angriffe pro- ben. Denn nichts ist der Demokratie testiert wurde. ten. Zwei davon sind leicht zu erraten: schädlicher als ihre Farce. Die sozialdemokratischen Ei Mitglieder des Ausschusses waren .us Hessen: während dieser Zeugenvernehmung bemerkenswert kleinlaut ge- Totomittel für Parteiorganisationen worden, und die SPD wird es sich nach Die Wettleidenschaft weitester Kreise dieser peinlichen Erfahrung künftig DM, „weil er nicht dem Landessport- wohl dreimal überlegen, ob sie die ist auch für den hessischen Staat zu bund angeschlossen ist und daher auch einer ergiebigen Einnahmequelle ge- doch auch von ihr grundsätzlich ver- nicht wie andere Sportverbände lau- teidigte Würde des Parlaments sowie worden. Soweit diese Mittel zur För- tend Zuwendungen erhält". Für die derung der Bestrebungen jener Ver- ihr eigenes Ansehen noch einmal so „Naturfreunde" 15 000 DM, „weil sie leichtfertig aufs Spiel setzt. eine eingesetzt werden, die im Landes- sich die Förderung des Wandersports jugendausschuß ihre offizielle Vertre- und die Schaffung von Touristen-Un- tung haben oder vom Landessport- terkünften im hessischen Wanderge- Über 16 Millionen bund anerkannt sind, ist gegen die fi- biet zum Ziele gesetzt haben". Und für nanzielle Unterstützung aus den Toto- die Arbeiter-Samariter 10 000 DM, Beschäftigte einnahmen nichts einzuwenden. „weil sie wertvolle Leistungen in Zu- Im Halbschatten dieser anerkannten sammenarbeit mit den Sportvereinen Mit dem 30. September hat die Zahl Organisationen führen zahlreiche Grup- und auf dem Gebiet der Jugendpflege der Beschäftigten in der Bundesrepu- pen und Vereine ein Dasein, daß tat- sowie bei der Ausbildung von Jugend- blik zum erstenmal die 16-Millionen- sächlich weniger der Jugendpflege und lichen im Unfallschutz beachtliche Er- Grenze überschritten. Mit anderen dem Sport als der Geselligkeit gewid- folge erzielt haben". Worten: In den Ländern, die zum Bun- met ist. Manche von ihnen sind her- Es gibt in Hessen eine Unzahl von desgebiet gehören, waren noch niemals vorgegangen aus der klassenkämpferi- Vereinen, die sich den hier erwähnten so viel Menschen erwerbstätig wie schen Idee. Ihre Hauptaufgabe ist, zur Aufgaben mit der gleichen Intensität heute. Verbreitung dieser Idee beizutragen. und mit den gleichen Erfolgen zuge- Es ist selbstverständlich, daß zwischen Das gilt sowohl für den „Arbeiter- wandt haben. Bisher ist allerdings nicht dem Absinken der Arbeitslosenzahl unter ^adfahrbund" wie für den Touristen- bekannt geworden, daß sie sich der die Millionengrenze, wie es im August !«ub „Naturfreunde" und erst recht für besonderen Gunst des hessischen In- erstmalig verzeichnet werden konnte, Jen Arbeiter-Samariterbund. nenministers erfreuen. Liegt das viel- und dem Ansteigen der Beschäftigten- Der hessische Innenminister Zinn- daran d u} n ' aß ihre Vorsitzenden zahl über die 16-Millionen-Grenze hin- kann wäre ein schlechter Sozialdemo- nicht das für Hessen gültige Parteibuch aus ein kausaler Zusammenhang be- krat, wollte er an solchen Wünschen besitzen? Es erhebt sich die Frage ob steht. Bei einem Vergleich von Be- achtlos vorübergehen. Er hat also jedem es Sache der staatlich kontrollierten schäftigten und Arbeitslosenzahl fällt Vorsitzenden der genannten Vereine hessischen Totogesellschaft ist, Neben- jedoch auf, daß auch diesmal die Zu- einen Barscheck in die Hand gedrückt: organisationen der sozialdemokrati- nahme der Beschäftigten für den Arbeiter-Radfahrbund 25 000 schen Partei zu finanzieren. größer ist als die Abnahme der Arbeitslosen. So ist im letz- Aus Rheinland-Pfalz: ten Quartal die Zahl der Beschäftigten um rund 240000 gestiegen, die Zahl der Arbeitslosen aber nur um ca. 132 000 Elternbefragung einwandfrei zurückgegangen. Diese Differenz geht Die Zeugenvernehmung vor dem Untersuchungsausschuß ist nun einmal naturgemäß auf verschiedene Quellen Untersuchungsausschuß des die einzige Institution, mit der die Le- zurück. Nicht zuletzt beweist sie, daß Landtages Rheinland-Pfalz, die kürz- gislative in sonst streng von ihr ge- es gelungen ist, eine beträchtliche Zahl lich wegen angeblicher Unkor- von Flüchtlingen so rasch in den Ar- schiedene Bereiche übergreifen darf. beitsprozeß innerhalb der Bundesrepu- rektheiten bei der Elternbe- Gerade wegen des Ausnahmecharakters fragung über die Errichtung von eines solchen Ausschusses ist in der blik einzugliedern, daß keine Notwen- Konfessionsschulen in Rheinhessen digkeit bestand, sie als arbeitslos re- parlamentarischen Tradition davon gistrieren zu lassen. durchgeführt wurde, hat in vollem stets sehr sparsam Gebrauch gemacht Umfang die Grundlosigkeit der erho- worden. Innerhalb von drei Jahren ist die Zahl der Beschäftigten in der Bundes- benen Vorwürfe ergeben. Die Blamage Die Zeugenvernehmung hat prak- der SPD ist so vollständig, wie sie nur republik um fast zwei Millionen ge- tisch so gut wie nichts ergeben. Kein stiegen. Angesichts dieser sichtbaren sein kann. Leider ist damit zugleich einziger Zeuge wurde vereidigt, so be- auch eine gewisse Herabwürdigung Erfolge konnte es nicht ausbleiben, daß langlos waren sämtliche Aussagen. Es die Bevölkerung am 6. September auch eines der wichtigsten parlamentari- war behauptet worden, Geistliche hät- die Wirtschaftspolitik der Bundesregie- schen Vorrechte verbunden, denn ein ten einen unzulässigen Druck auf die rung eindeutig gebilligt hat. Diese Bemühungen der ganzen Bun- Keine Stiefkinder der Nation desrepublik um die Menschen, die nach langen Jahren der Gefangenschaft die Was geschieht für die Spätheimkehrer? Heimat wiedersehen, sollten auch ein Wenige Wochen nachdem in der an erster Stelle und genießen alle Vor- Appell an die Gewahrsmächte sein, Sowjetunion wieder größere Entlas- teile der höchsten Dringlichkeitsstufe. sich für die Entlassung des letzten sungen deutscher Kriegsgefangener be- Außer diesen gesetzlichen Mindest- deutschen Kriegsgefangenen einzuset- gonnen haben, begeht die Bundesrepu- leistungen geben sich Länder, Kommu- zen. Als Vertreter der Bundesregierung blik die Kriegsgefangenen-Gedenk- nalverwaltungen, Betriebe und Berufs- kleidete Vizekanzler Blücher diesen woche. Hatte es noch eines Anlasses verbände größte Mühe, ihren Heim- Appell in Worte, als er bei der Eröff- bedurft, um in diesen Tagen mit be- kehrern Hilfe und Erleichterung nach nung der Kriegsgefangenen-Gedenk- sonderer Herzlichkeit und echter harten Jahren der Not zu gewähren. woche sagte: menschlicher Anteilnahme der hinter So erhalten die Spätheimkehrer einer „Diese Woche soll nichts anderes sein Stacheldraht und in fremdem Gewahr- westfälischen Großstadt ein Überbrük- als der große Appell an die Mensch- sam lebenden Deutschen zu gedenken, kungsgeld von 1000 DM, das ihnen die lichkeit und an die Sittlichkeit, soll dann war es diese Heimkehr mehrerer Stadtkasse auszahlt, dazu die Kosten sein ein Aufruf zur Erinnerung, daß tausend Menschen aus den Weiten der eines sechswöchentlichen Erholungs- alles Reden vom Frieden in den ge- Steppe und dem unwirtlichen Klima urlaubs. Die Bundesregierung gibt quälten Herzen der Völker kein Ge- Rußlands. Deutschland hofft, daß die neuerdings jedem Spätheimkehrer ei- hör findet, wenn nicht dieses erste Sowjetunion diese schon längst fällige nen weiteren Willkommensgruß von Recht der Freiheit in der Heimat un- Tat in kürzester Zeit vollenden wird, 100 DM unmittelbar nach Betreten des seren Kriegsgefangenen zurückgegeben so daß sich bald kein verschleppter heimatlichen Bodens. wird." oder kriegsgefangener Deutscher mehr in de Händen der Ostblockstaaten be- findet. Die restlose Heimkehr der noch Für eine bessere Opposition! überlebenden Deutschen aus diesen Gebieten wird mehr für Frieden und Die Fortsetzung der bewährten und SPD besonders leicht aufgelockert wer- Völkerverständigung bewirken als vom deutschen Volke mit einer über- den könnten. Das Festhalten an der manche diplomatische Aktion. Die im- wältigenden Zustimmung gebilligte agitatorischen Zwangsvorstellung eines mer wieder als Appell an die Welt- Politik des inneren Aufbaus und der „vatikanisch-reaktionären" Europas wirf öffentlichkeit gerichteten Worte des außenpolitischen Eingliederung unseres als politische Sünde bezeichnet, näraK Bundeskanzlers in seiner Regierungs- gleichberechtigten Volkes in eine freie lieh als eine Opferung des Gedankens erklärung kennzeichnen das Gewicht und befriedete Welt ist eine Tatsache, der internationalen Solidarität in einem der hier erhobenen Forderung! mit der sich die Opposition abzufinden sozial zu sichernden Wohlstand unseres haben wird. Die Sozialdemokratische Erdteils. Ein Beharren in dieser Hal- Schon die ersten Maßnahmen der Partei, die sich als Faktor Opposition tung wäre, so meint die Zeitschrift, Bundesrepublik zugunsten der Spät- im vergangenen Bundestag gern in eine ebenso nationalistisch wie selbstmör- heimkehrer beweisen, daß der Staat Art scheinbaren Gleichgewichtes zur derisch: „Die Möglichkeit ist sehr real, diese Menschen nicht vor einem Alltag Regierung zu rücken versucht hat, ver- daß endlich die Politische Gemeinschaft stehen lassen will, der sie mit Sorge stand es bisher nicht, eine wirkliche Europas als vordringlich gegenüber al- um das tägliche Brot und die Zukunft Gleichgewichtslage durch Herausstel- len Teilgemeinschaften anerkannt wird, erfüllt. Zu den Hilfsmaßnahmen, die lung einer echten und glaubhaften Al- deren Gelingen von einem gemeinsa- durch Gesetz verankert wurden, gehört ternative zur Regierungspolitik zu er- men Exekutivrat geradezu abhängt. Es zunächst das Entlassungsgeld von 200 zielen. Das deutsche Volk hat das sehr ist nicht einzusehen, warum die SPD DM, das unmittelbar im Entlassungs- stark empfunden, hat die bisherige sich nicht zu einer Politik der konti- lager augezahlt wird. Im Heimatort verfehlte Art der Scheinopposition ge- nentaleuropäischen Verfassung, der kommt im Falle der Bedürftigkeit — wogen und zu leicht befunden. Weder gleichzeitigen engen Verbündung mit und wann ist diese nicht gegeben? — in der Wirtschafts- und Sozialpolitik Großbritannien und den übrigen Mit- eine Übergangshilfe von 300 DM hin- noch gar in der Außenpolitik hat die gliedsländern des Europarates sowie zu, die entweder in Bargeld oder in Sozialdemokratische Partei Vertrauen der Partnerschaft Europas bei Ver- Bekleidungsgegenständen geleistet zu gewinnen vermocht. handlungen mit der Sowjetunion be- wird. Krankenhilfe nach den Vorschrif- Es ist einigermaßen begreiflich, daß kennen sollte." Dieser Weg wird als ten der Krankenkassen wird auch dann eine so empfindlich geschlagene Partei der beste auch zur Wiedervereinigung geleistet, wenn der Spätheimkehrer im ersten Augenblick der Niederlage Deutschlands bezeichnet. Aber: „Einige früher nicht krankenversichert war. geneigt ist, die Ursachen überall, nur Herren in der SPD-Parteileitung nei- Zahnersatz wird kostenlos zur Verfü- nicht bei sich selbst zu suchen. Es ist gen leider dazu, im Unterschied zuiUj gung gestellt. auch nicht leicht, sich einzugestehen, lieben Gott, der alles weiß, patentieiT Zu diesen Sofortmaßnahmen treten daß das Vertrauen der Wähler bis alles besser zu wissen, und sie disku- die Hilfeleistungen, die sich auf einen weit in die eigenen Reihen hinein tieren andere Lösungen als die ihrigen längeren Zeitraum erstrecken: Falls spürbar erschüttert worden ist. Denn überhaupt nicht mehr." der alte Arbeitsplatz dem Spätheim- Stimmen der Kritik machen sich auch Die kommende Aussprache im Bun- kehrer nicht mehr zur Verfügung steht, innerhalb der Partei deutlich hörbar. destag wird erkennen lassen, ob die wird er bevorzugt in eine geeignete Auf die Dauer wird die SPD mit ihrer Sozialdemokratische Partei sich zu Arbeit vermittelt. Er genießt dabei monomanischen Wiederholung der al- einer wirklichen und fruchtbaren Dis- einen Kündigungsschutz von sechs Mo- ten Ablehnungsformeln nicht weiter- kussion im Sinne einer Kritik durch- naten, der ihm die Rückkehr in das kommen. Es besteht sogar die Gefahr, ringen wird. Denn positive Kritik, beruf liehe Leben ermöglichen soll; oder daß die als Opposition durchaus nötige aber nicht sture Negation ist die aber er bezieht für 26 Wochen Arbeits- Gegengruppe im Parlament in weite- eigentliche Aufgabe einer parlamenta- losenunterstützung nach einem Entgelt ren vier Jahren in eine völlige Sack- rischen Opposition, die vor allem in von 45 DM wöchentlich, wenn es vor- gasse der Sterilität gerät. Fragen des gemeinsamen außenpoliti- erst nicht gelingt, ihm eine Arbeit zu Die „Frankfurter Hefte", die sich seit schen Schicksals Erfolge und Leistun- verschaffen. Eine Urlaubs- und Erho- jeher um Verständigung und Ausgleich gen auch dort anerkennen sollte, wo lungszeit von vier bis sechs Wochen, zwischen Regierung und Opposition sie das Ergebnis der Regierungspolitik bezahlt durch Unterstützungsbezug, ge- bemühen, halten den gegenwärtigen sind. Sonst wird die SPD nach ihrem währt jedes Arbeitsamt dem Heimkeh- Augenblick sehr geeignet für eine Re- jähen Fall in die selbstgegrabene Grube rer ohnehin. Eine Ausbildungsbeihilfe, vision des sozialdemokratischen Stand- sich dort endgültig ihr politisches Grab Freiplätze und Stipendien stehen zur punktes, zu der die Politik dieser Par- schaufeln. Wir haben durch das Wahl- Verfügung, wenn der Spätheimkehrer tei nach Ansicht der Zeitschrift über- ergebnis eine hoffentlich noch bessere sich weiter berulich ausbilden, umschu- reif ist. Die Zeitschrift weist in diesem Regierung bekommen. Nun ist auch len, ein Studium beginnen oder fort- Zusammenhang auf das ziemlich weite eine bessere Opposition nötig. setenz will. In der Sozialversicherung und überaus bedeutsame Gebiet der wird Kriegsgefangenschaft und Inter- Montanunion hin, wo ohnehin eine Herausgeber: Bundesgescfaäftsstelle der CDU nierung durch erhöhte Leistungen an- Deutschlands, Bonn, Nassestr. 2 - Verlag und Ver* verantwortliche Mitarbeit der Gewerk- trieb: Argelanderstr. 173 - Redaktion: Bonn. gerechnet. In den Listen der Woh- schaften vorhanden ist und von woher Pressehaus IV am Bundeshaus, Schließfach 102 nungsämter stehen die Spätheimkehrer die außenpolitischen Vorstellungen der Druck: Buch- u. Verlagsdruckerei L. Leopold, Bonr

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