93. 28. Januar 1975: Fraktionssitzung
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SPD – 07. WP Fraktionssitzung: 28. 01. 1975 (Tonbandtranskript) 93. 28. Januar 1975: Fraktionssitzung (Tonbandtranskript) AdsD, SPD-BT-Fraktion 7. WP, 6/TONS000035. Titel: »Fraktionssitzung am 28. 01. 1975«. Beginn: 15.15 Uhr. Aufnahmedauer: 02:08:20. Vorsitz: Wehner. Sitzungsverlauf: A. TOP 1: Bericht aus der Fraktionsvorstandssitzung (Stellungnahme zum Urteil des Bun- desverfassungsgerichts zum Paragraphen 218 StGB; Steueraufklärung (Steuerklassen) durch den Bundesfinanzminister; Jugendarbeitslosigkeit; Diskussion zwischen Bund und Ländern über Personalkosten im öffentlichen Dienst; Dringlichkeitsfragen der CDU/CSU-Fraktion zur Steuerschätzung und Haushaltspolitik). B. TOP 2: Informationen (Fraktionsdelegation Nordrhein-Westfalen; Deckung der Kran- kenversicherung der Rentner durch die Krankenkassen; Ausbildungsplatzsituation bei Bundesbahn und Bundespost; Kindergeld für Arbeitslose; Leistungsbilanz der Fraktion). C. TOP 3: Aktuelles aus den Arbeitskreisen (Kleine Anfrage zum Ruhestandsentgelt; Aus- bildung und Arbeitsplatzsituation der Jugend; Jugendhilferecht und Jugendwohlfahrts- verbände). D. Vorbereitung der Plenarsitzungen: TOP 4: Tagesordnung und Ablauf der Plenarsitzun- gen. – TOP 5: Regierungserklärung zum Internationalen Jahr der Frau. – TOP 6: Regie- rungserklärung zur Lage der Nation. – TOP 7: Große Anfragen betr. Deutschlandpolitik. – TOP 8: a) 2. und 3. Beratung Namensrecht. b) Stand der Beratungen Ehe- und Fami- lienrecht. – TOP 9: 2. Beratung und Schlussabstimmung Atomhaftungs-Übereinkommen. – TOP 10: 2. und 3. Beratung Atomgesetz. – TOP 11: 2. Beratung und Schlussabstimmung deutsch-französisches Zusatzabkommen. – TOP 12: 2. und 3. Beratung ERP-Wirtschafts- plangesetz 1975. – TOP 13: 2. und 3. Beratung Mineralölsteuergesetz (Heizölkennzeich- nung). – TOP 14: CDU/CSU-Antrag betr. Enquete-Kommission »Energieforschung«. – TOP 15: Abkommen zwischen der Bundesrepublik und Spanien, Griechenland, Portugal, Jugoslawien und der Türkei über soziale Sicherheit. E. Vorlagen aus den Arbeitskreisen: TOP 16: Kleine Anfrage betr. Allgemeine Geschäftsbe- dingungen. – Sonstiges: TOP 17: Änderung Zeitplan Bundestag. – TOP 18: Nachfolger für Rainer Offergeld . – TOP 19: Nächste Termine. [A.] Wehner : Die Tagesordnung liegt vor. Wird das Wort dazu gewünscht? Nicht. Bevor ich sie aufrufe, möchte ich mitteilen, dass in den dazwischenliegenden Tagen seit der letzten und der heutigen Sitzung Ernst Haar einen runden Geburtstag erreicht hat (Beifall.) und entsprechend begrüßt worden ist, und ich habe heute leider erst erfahren, so geht das einem, dass wir eigentlich Glück wünschen, alles Gute wünschen zu der Geburt eines Sohnes unserer Genossin Herta Däubler-Gmelin vor Weihnachten. (Starker Beifall.) Ich möchte nun gleich – so präzis sich das machen lässt – aus dem Fraktionsvorstand und den Punkten, die sich im Zusammenhang mit den Erörterungen des Fraktionsvorstandes ergeben hatten, zum Teil auch heute schon ergeben haben, das Wesentlichste versuchen zusammenfassend zu sagen, und ich wende mich dabei zunächst dem öffentlichen Mei- nungsstreit, wenn man das einen Meinungsstreit nennen kann, über das mutmaßliche Copyright © 2020 KGParl 1 SPD – 07. WP Fraktionssitzung: 28. 01. 1975 (Tonbandtranskript) Urteil des Karlsruher Bundesverfassungsgerichts in Sachen Reform des Strafgesetzbuch- paragraphen 218 zu. Dazu möchte ich Folgendes sagen: Erstens. Die Stellungnahme der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion wird sich am Text des Karlsruher Spruches orientieren, der – nachdem er für den 29. 1. angekündigt gewesen war – nun für den 25. Februar in Aussicht gestellt worden ist. Zweitens. Die Mitglieder der SPD-Fraktion weisen mit Schärfe alle Behauptungen und Unterstellungen zurück, als habe sich die Fraktion oder hätten sich ihre Mitglieder in dem langwierigen Prozess der fairen parlamentarischen Behandlung dieses Komplexes von anderen Grundsätzen und Erwägungen leiten lassen, als es die sind, die in dem auf Anregung der SPD-Fraktion von den beiden Fraktionen der Koalition – SPD und FDP – eingebrachten Entschließungsantrag, Drucksache 7/2 042, dargelegt sind. Ich habe mir erlaubt und wir haben gestern im Fraktionsvorstand gesagt, die sollte heute noch einmal im Wortlaut in die Fächer gelegt werden, soll man bei der Hand haben. Das ist Argu- mentation und Argumentationshilfe. Wir hatten das Pech, dass dieser Entschließungsan- trag nicht in den Ausschüssen behandelt worden ist und nach kurzer Zeit auch nicht mehr behandelt werden konnte, weil ja die Gerichtsprozedur dazwischen kam. Aber An- trag bleibt Antrag und da steckt drin, was wir zu diesem Gesetzeswerk gesagt haben und an dem wir festhalten. Und drittens möchte ich sagen, der Respekt für die Verfassungs- organe ebenso wie unsere Achtung gegenüber Andersdenkenden verbieten es uns, an der zur Verunsicherung der Mitbürgerinnen und Mitbürger in Szene gesetzten Gesetzes- schelte, die mithilfe von Spekulationen betrieben wird, teilzunehmen. Ich denke, wir soll- ten und hätten Grund, das in aller Deutlichkeit zu sagen. (Beifall.) Zweiter Gegenstand, zu dem ich mich jetzt hier in dieser Kurzberichtsform zu äußern habe, ist der Punkt Steueraufklärung und Darlegungen, die wir in unseren Sitzungen in Berlin dringend für notwendig gehalten haben. Der Bundesminister der Finanzen Hans Apel hat mir geschrieben, wie die Fraktion darüber informiert ist, dass die Regierung eine entsprechende Anzeige am Mittwoch oder Donnerstag laufen lassen werde und flankie- rend dazu würden sie am Dienstagmittag eine große Pressekonferenz zum gleichen The- menkreis abhalten und dabei auch alle Medien ansprechen. Außerdem soll und ist fest- gelegt, Ende Februar, also zum Zeitpunkt der nächsten Lohn- und Gehaltszahlung – ich nehme an, er meint vielleicht Ende Januar, aber – erneut einen ganzen Tag lang eine Te- lefonaktion zu machen. Eine Aktion, wie sie aus anderem Anlass von diesem und von anderen Ministerien schon mit großem Anklang in anderen Fragen geführt worden ist. Der dritte Punkt, den ich hier kurz anzuleuchten habe, ist, dass wir gestern im Frakti- onsvorstand die Anregung aufgegriffen haben, dass der Arbeitskreis für Arbeit und So- zialordnung zu dem Thema, das man Jugendarbeitslosigkeit nennt, einen Textvorschlag für eine Erklärung, die die Fraktion auch öffentlich machen kann, uns unterbreitet. Der vierte Themenkreis betrifft die Notwendigkeiten, die sich im Zusammenhang mit dem Moratorium, das heißt der gemeinsamen Erklärung der Bundesregierung und der Regierungen der Länder zu einer stabilitätskonformen Steuerung der Personalkosten im öffentlichen Dienst ergeben. Unseren Mitgliedern ist der Text dieses Moratoriums und die Protokollnotiz dazu unter dem 13. Januar im Wortlaut übermittelt worden. Es soll, um diesen Notwendigkeiten gerecht zu werden, versucht werden, im Anschluss an die heutige, inzwischen schon gewesene, und da wird dann kurz berichtet werden, Sitzung der Bundestags- und Landtagsfraktionsvertreter einen gewissen Nachdruck zu geben. Gerhard Jahn wird den Bericht geben. Copyright © 2020 KGParl 2 SPD – 07. WP Fraktionssitzung: 28. 01. 1975 (Tonbandtranskript) Das Fünfte: Im Zusammenhang mit sogenannten Dringlichkeitsfragen der CDU wird am Mittwoch, morgen also, eine Debatte geführt werden im Rahmen einer Aktuellen Stunde zu den Themen Steuerschätzung und Haushaltspolitik, die mit den Dringlich- keitsfragen aufgerissen werden. Das leitet schon über, wenn auch dazwischen ein Inter- vall von 14 Tagen ohne Plenarsitzungen hier kommt, zu dem, was in der ersten Sitzungs- woche sowohl mit dem Jahreswirtschaftsbericht, den die Regierung morgen verabschie- den wird, der inzwischen dann wieder Gegenstand von Pressekommentaren sein wird, und Haushaltsplan ’75, den wir in dieser ersten Sitzungswoche im Februar debattieren, Gegenstände dieser Debatte sein werden. Wobei es immer um den Kurs für den kon- junkturellen Aufschwung mit Stabilität geht, was ja auch die grundlegenden Fragen bei allen Gesprächen und Diskussionen im Zusammenhang mit den Landtagswahlkämpfen sind, und eine ganze Reihe unserer Genossinnen und Genossen werden ja in diesen nächsten Tagen – nächste Woche und auch übernächste Woche – in Rheinland-Pfalz und an den entsprechenden Stellen in Delegationen und in Versammlungen das ihre dazu tun. Wir werden heute, und das ist das Sechste, Zwischenberichte zu dem Komplex Maßnah- men der Jugendhilfe als auch in einem anderen Zusammenhang zu der Entwicklung des- sen, was unter dem Sammeltitel Eherechtsreform zu verstehen ist, bei den entsprechen- den Tagesordnungspunkten aufrufen und entsprechende Informationen, die für uns alle wichtig sind, hören. Das waren die Punkte, über die ich hier kurz zu berichten hatte. Wird das Wort gewünscht? Bitte. Huonker : Herbert Wehner , du hast davon berichtet, dass jetzt einige Aktionen zur Auf- klärung über die Steuerreform geplant sind. Meine Frage ist, gerade im Hinblick darauf, dass die CDU mit hanebüchenen neuen Flugblättern, die sie zu Zehntausenden auf die Straße wirft zur Steuerreform, ob auch geplant ist über das, was du gesagt hast, hinaus, dass Regierung oder Partei Flugblätter und eine Broschüre, die sich insbesondere mit den sogenannten Fußkranken der Steuerreform befasst? Es wird für unsere Genossen nicht ausreichen, wenn sie sich dann in der Diskussion und bei Straßenaktionen beziehen allein auf Rundfunk-/Fernsehinterviews und auf Zeitungsanzeigen. Meine dringende Bitte und Frage, ob und wann so was von der Partei kommt? Ich halte es für unerlässlich. Wehner : {…} beantworten müssen. Der Brief, wenn ich ihn im Wortlaut vorlesen würde, zeigt,