1 14. Februar 1978
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CSU-LG – 8. WP Landesgruppensitzung: 14. 2. 1978 14. Februar 1978: Sitzung der Landesgruppe ACSP, LG 1978: 2. Überschrift: »Protokoll über die 134. Sitzung der CSU-Landesgruppe am 14. 2. 1978«. Zeit: 13.00–13.45 Uhr. Vorsitz: Zimmermann. Anwesend: Althammer, Becher, Bötsch, Engelsberger, Geisenhofer, Glos, Haberl, Hartmann, Höffkes, Höpfinger, Graf Huyn, Jaeger, Kiechle, Klein, Kraus, Kreile, Kunz, Lemmrich, Lintner, Niegel, Probst, Regenspurger, Riedl, Röhner, Rose, Schedl, Schleicher, Schmidhu- ber, Spranger, Graf von Stauffenberg, Stücklen, Waigel, Warnke, Wittmann, Ziegler, Zim- mermann. Sitzungsverlauf: A. Bericht des Landesgruppenvorsitzenden Zimmermann über die Arbeit der parlamenta- rischen Untersuchungsausschüsse über den Spionagefall Lutze/Wiegel und die Abhöraf- färe um den CSU-Vorsitzenden Strauß, die anstehende Beratung der Anti-Terrorgesetze, die Umbildung des Bundeskabinetts, den Juso-Kongress und das Verschwinden des au- ßenpolitischen Referenten der CSU-Landesleitung Huber. B. Erläuterungen des Parlamentarischen Geschäftsführers Röhner zum Plenum der Woche. C. Allgemeine Aussprache mit besonderer Berücksichtigung der Anti-Terrorgesetze und des Verschwindens des CSU-Referenten Huber. [A.] TOP 1: Bericht des Landesgruppenvorsitzenden Dr. Zimmermann eröffnet die Landesgruppensitzung. Er weist darauf hin, daß wie ver- abredet bis zu den Kommunalwahlen 1 am 5. März 1978 am Montag abend keine Lan- desgruppensitzungen stattfinden werden. Man treffe sich deshalb jeweils dienstags in der Bayerischen Landesvertretung. 2 Die erste Sitzung nach Kreuth II 3 sei nicht durch eine veränderte politische Landschaft gekennzeichnet, vielmehr sei lediglich eine neue Lage aufgrund der Kabinettsumbildung entstanden. 4 Die Themen seien die gleichen geblieben. 1 In Bayern. 2 Die nächste Sitzung der Landesgruppe fand am 21. Februar 1978 statt. Vgl. ACSP, LG 1978: 3. 3 Zur Klausurtagung der Landesgruppe vom 12. bis 14. Januar 1978 in Wildbad-Kreuth vgl. ACSP, LG 1978: 1. 4 Im Rahmen der Anfang Februar 1978 bekanntgegebenen Kabinettsumbildung schieden Bundesver- teidigungsminister Georg Leber, Bundesbildungsminister Helmut Rohde, Bundesbauminister Karl Ravens und Bundesentwicklungshilfeministerin Marie Schlei aus. Nachfolger Lebers wurde der bis- herige Finanzminister Hans Apel, dessen bisheriges Ressort der Bundesminister für Forschung und Technologie, Hans Matthöfer, übernahm. Neuer Bundesminister für Forschung und Technologie wurde der bisherige Parlamentarische Staatssekretär Volker Hauff, während der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Rainer Offergeld, an die Spitze des Bundesentwick- lungsministeriums rückte. Neuer Bundesminister für Bildung und Wissenschaft wurde der Vorsitzen- de des Arbeitskreises für Außen- und Sicherheitspolitik der SPD-Bundestagsfraktion, Jürgen Schmu- de, neuer Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau der bisherige Parlamentarische Staatssekretär Dieter Haack. Die Vereidigung der neuen Bundesminister erfolgte am 16. Februar 1978. Vgl. BT Plenarprotokoll 08/72, S. 5647 f. Zur Kabinettsumbildung vgl. auch den Artikel »Ka- binett Schmidt: Der Notfall war da«; »Der Spiegel«, Nr. 6 vom 6. Februar 1978, S. 17–24, hier S. 17: »Mit einer eiligen Regierungsumbildung versuchte Kanzler Schmidt, sein durch Minister-Rücktritte Copyright © 2019 KGParl 1 CSU-LG – 8. WP Landesgruppensitzung: 14. 2. 1978 Dr. Zimmermann gratuliert Dr. Voss zu seinem 46. Geburtstag. In diesem Zusammen- hang lobt er die Arbeit von Dr. Voss im Untersuchungsausschuß »Lutze«. 5 Auch dankt er den Mitgliedern Dr. Althammer und Dr. Riedl für ihre Arbeit im Untersuchungsaus- schuß »Abhöraffäre«. 6 Beide Untersuchungsfälle seien durch den Rücktritt von Ver- teidigungsminister Leber nicht abgeschlossen. Es sei nunmehr Aufgabe der CSU, dar- auf zu achten, daß aus den Untersuchungsausschüssen nicht die Luft im Hinblick auf die öffentliche Wirkung entweiche. Die Öffentlichkeitsarbeit müsse dahingehend ver- stärkt werden, daß man nicht zu sehr den Umfang des Verrats in den Vordergrund der Diskussion stelle, sondern insbesondere die parteipolitische Verfilzung anprangere. Hier seien Personen ohne fachliche Qualifikation allein aufgrund politischer Empfehlungen in die jeweiligen Stellungen gebracht worden. Dr. Zimmermann macht darauf aufmerk- sam, daß im Hinblick auf die Arbeit in den beiden parlamentarischen Untersuchungs- ausschüssen sich die Referenten Dr. Merkel und Dr. Rombach 7 schwerpunktmäßig für diese Arbeiten zur Verfügung stellen müssen. Es sei deshalb klar, daß die laufenden [Ar- beiten] in der Arbeitsgruppe Außen- und Verteidigungspolitik darunter leiden müssen. Dies müsse aber im Dienste der Sache hingenommen werden. Zum Thema Anti-Terrorgesetze 8 berichtet Dr. Zimmermann, daß die SPD-Fraktion zur Zeit alles versuche, um unter Qualen eine Mehrheit im Parlament zu erreichen. Dies und Abhör-Affären beschädigtes Ansehen als zupackender Manager der Macht wiederherzustellen und der Koalition neuen Halt zu geben. Die FDP zeigte während der Krisentage deutliche Distanz zum sozialdemokratischen Partner.« 5 Auf Antrag der CDU/CSU-Fraktion beschloss der Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundes- tages am 14. Dezember 1977 die Einsetzung als Untersuchungsausschuss nach Artikel 45 a Abs. 2 des Grundgesetzes zur Untersuchung des Spionagefalles Lutze/Wiegel und der damit verbundenen Sach- verhalte. Vgl. die Beschlussempfehlung und den Bericht des Verteidigungsausschusses vom 15. No- vember 1978; BT Drs. 08/2290. 6 Am 26. Januar 1978 beschloss der Deutsche Bundestag auf Antrag der CDU/CSU-Fraktion die Ein- setzung eines Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Abhöraffäre um den CSU-Vorsit- zenden Franz Josef Strauß. Die »Süddeutsche Zeitung« hatte am 14. Januar 1978 eine der Zeitung zugespielte Mitschrift eines Telefonats von Strauß mit dem Redakteur des »Bayernkurier«, Wilfried Scharnagl, zum Lockheed-Fall veröffentlicht. – 1976 war ein Unterausschuss des amerikanischen Se- nats zu dem Ergebnis gekommen, dass der amerikanische Flugzeugkonzern Lockheed die Lieferung von Militärflugzeugen durch Schmiergeldzahlungen an Mitglieder verschiedener Regierungen be- einflusst hatte. Nach den Aussagen des ehemaligen Lockheed-Lobbyisten Hauser soll der Konzern an den damaligen Bundesverteidigungsminister Strauß und die CSU 1961 10 Millionen Dollar ge- zahlt haben, um die Anschaffung von 916 F-104-Starfighter-Kampfflugzeugen sicherzustellen. Die von Hauser vorgelegten Beweise erwiesen sich jedoch später als Fälschungen. Vgl. BT Plenarproto- koll 08/69, S. 5452–5458; vgl. auch die Beschlussempfehlung und den Bericht des Untersuchungsaus- schusses vom 20. März 1980; BT Drs. 08/3835. 7 Hans Merkel, Wilhelm Rombach. 8 Am 16. Februar 1978 fanden die zweite und dritte Beratung des Gesetzentwurfs zur Änderung der Strafprozessordnung in Verbindung mit der zweiten Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Ge- setzentwurfs zur Änderung der Strafprozessordnung und des Strafvollzugsgesetzes statt. Mit den Gesetzentwürfen sollten u. a. das Recht zur Durchsuchung von Wohnungen, die Vorschriften zum Verteidigerausschluss und zur Überwachung des schriftlichen Verteidigerverkehrs (Trennscheibe) er- weitert werden. Gegenüber dem vom Rechtsausschuss empfohlenen Gesetzentwurf zur Änderung der Strafprozessordnung hatten die Ausschussmitglieder von CDU/CSU weitergehende Fassungen gefordert. So sollten der Straftatbestand der Bildung einer terroristischen Vereinigung (§ 129 a StGB) als Verbrechen eingestuft, die Möglichkeit der Aussetzung der Strafe bzw. des Strafrestes zur Bewäh- rung eingeschränkt, der Anwendungsbereich der Sicherheitsverwahrung auf Ersttäter erweitert, eine obligatorische Untersuchungshaft eingeführt und die Überwachung von Verteidigerbesuchen ermög- licht werden. Vgl. BT Drs. 08/322 vom 26. April 1977, 08/976 vom 4. Oktober 1977, 08/996 vom 5. Oktober 1977, 08/1283 vom 30. November 1977, 08/1482, 08/1516; BT Plenarprotokoll 08/72, S. 5648–5682, 5702–5737. Copyright © 2019 KGParl 2 CSU-LG – 8. WP Landesgruppensitzung: 14. 2. 1978 sei ein deutliches Zeichen für die Schwäche der SPD/FDP-Regierung. Bundeskanzler Schmidt habe keine solide Mehrheit mehr. Er fordert die Union auf, auch weiterhin ge- schlossen im Bundestag und Bundesrat die Anti-Terrorgesetze abzulehnen. Wenn dies nicht möglich sei, so wäre die Glaubwürdigkeit der Union in der Öffentlichkeit zer- stört. Wie unterschiedlich die Presseresonanz zur Zeit sei, zeigen zwei Artikel: Augstein im »Spiegel« rät den Abweichlern der SPD, beim Nein zu bleiben, denn Augstein sieht in den Anti-Terrorgesetzen nur den Anfang zu weiteren Maßnahmen. 9 Dreher von der »Süddeutschen Zeitung« dagegen 10 stellt sich 11 als Helfer der SPD/FDP-Regierung dar. 12 Zur Kabinettsumbildung führt Dr. Zimmermann folgendes aus. Die Ernennungen von Dr. Schmude, Dr. Hauff, Offergeld und Haack können akzeptiert werden. Dagegen seien die Ernennungen von Dr. Apel zum Verteidigungsminister und Matthöfer zum Finanzminister große, wenn nicht sogar kriminelle Fehlentscheidungen. Das Verteidi- gungsministerium sei ein solch bedeutendes und wichtiges Ressort, daß dieses nur von einem Mann geführt werden könne, der langjährige Erfahrungen im Verteidigungsaus- schuß oder sonstigen Gremien gesammelt habe und sich für diese Aufgabe über Jahre hinweg qualifiziert habe. Die gesamte Breite des Spektrums von der Wehrpolitik über die Probleme der Berufssoldaten, über die Entscheidungen im Rahmen der Rüstungs- ausgaben, über die engen Verbindungen zur NATO, über die Fragen nuklearer Rüstung, die Probleme der Kriegsdienstverweigerer