Jan Hansen Abschied Vom Kalten Krieg? Schriftenreihe Der Vierteljahrshefte Für Zeitgeschichte Band 112

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Jan Hansen Abschied Vom Kalten Krieg? Schriftenreihe Der Vierteljahrshefte Für Zeitgeschichte Band 112 Jan Hansen Abschied vom Kalten Krieg? Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Band 112 Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte München – Berlin herausgegeben von Helmut Altrichter Horst Möller Andreas Wirsching Redaktion: Johannes Hürter und Thomas Raithel Abschied vom Kalten Krieg? Die Sozialdemokraten und der Nachrüstungsstreit (1977–1987) Von Jan Hansen ISBN 978-3-11-044684-5 e-ISBN (PDF) 978-3-11-044930-3 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-044718-7 ISSN 0506-9408 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Titelbild: Der SPD-Vorsitzende Willy Brandt mit Friedensaktivisten am 20. Oktober 1984 in seinem Wohnort Unkel am Rhein anlässlich einer Großkundgebung im nahen Bonn; J. H. Darchinger/Fried- rich-Ebert-Stiftung Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com V Inhalt Vorwort ..................................................... VII Einleitung: Wie wirkmächtig war der „Kalte Krieg“? ............. 1 I. Der Streit um die Atomraketen ............................. 13 1. Kontinuität oder Bruch? Chronologische Orientierungen .......... 13 2. Darf der Friede militärisch erzwungen werden? .................. 26 3. Die sozialdemokratische Krisenerzählung ...................... 31 4. Angst vor dem Atomtod ................................... 37 5. Die Beharrungskraft der Fortschrittsidee ....................... 45 II. Der Kalte Krieg auf dem Prüfstand .......................... 53 1. Gemeinsam überleben: Ost-West und Nord-Süd ................. 53 2. Wege aus der Blockkonfrontation ............................ 68 3. „Das Ost-West-Zeitalter ist zu Ende“ .......................... 82 4. Fragilität und Persistenz der binären Ordnungslogik .............. 92 III. Neue Denksysteme? Das Ringen um gültige Wissensbestände .......................................... 101 1. „Alternative Clausewitze“: Die Konstruktion und Darstellung von Gegenexpertise .......................................... 101 2. Von Schnellkursen, Arbeitskreisen und Veranstaltungen: Neues Wissen an der Parteibasis ............................. 110 3. Abwehrreaktionen: Die SPD-Spitze kämpft um die Deutungshoheit ... 119 IV. Performative Diplomatie: Sozialdemokraten auf der internationalen Bühne ..................................... 125 1. Weltpolitik in Hamburg-Langenhorn .......................... 125 2. Emissäre der SPD reisen in die USA … ........................ 138 3. … und in die Hauptstädte des Warschauer Paktes ................ 145 V. Partei in Bewegung – die Praxis des Protests ................. 153 1. Das Ende der innerparteilichen Routine ........................ 153 2. SPD-Nachrüstungskritiker vernetzen sich mit US-Friedensaktivisten . 165 3. Neue Protestformen und der Wandel der politischen Konfliktkultur ... 178 VI. Unterwegs zu einem neuen Politikbegriff? ................... 197 1. „Atomwaffen Nein – Volksbefragung Ja“ ....................... 197 2. Das Theorem der „Unregierbarkeit“ in den achtziger Jahren ........ 209 VI Inhalt 3. Parlamentarisierung des Protests: Die SPD und die Grünen ......... 221 4. Die Transformation der SPD und ihre Grenzen .................. 228 Schluss: Wie der Kalte Krieg endete und die SPD an Integrations- kraft verlor .................................................. 239 Zeittafel ................................................... 247 Abbildungen ............................................... 252 Abkürzungen ............................................... 253 Quellen und Literatur ........................................ 257 Personenregister ............................................ 287 VII Vorwort Dieses Buch steht am Ende eines langen Weges. Ich brachte einige Jahre meines Lebens damit zu, mir zu erklären, warum es der deutschen Sozialdemokratie so schwer fiel, eine einheitliche Haltung zur Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in der Bundesrepu- blik zu präsentieren. Auch wenn diese Studie zunächst eine wissenschaftliche Qualifika­ tionsschrift ist, nämlich die überarbeitete und erheblich gekürzte Fassung meiner Disser- tation, die ich 2014 an der Humboldt-Universität zu Berlin eingereicht und verteidigt habe, lernte ich im Entstehungsprozess ungewöhnlich viel über mich selbst. Allerdings: Niemand schreibt ein Buch alleine. Selbst Gedanken, die wir als unsere eigenen bezeich- nen, fügen wir in ein Netz von Überlegungen ein, die schon einmal gedacht worden sind. So ist auch dieses Buch das Ergebnis vieler Gespräche und Begegnungen, aus denen ich wertvolle Anregungen gezogen und in denen ich Rat und Unterstützung erfahren habe. Gabriele Metzler betreute meine Doktorarbeit. Ihr bin ich für so vieles dankbar. Dazu zählt auch, dass sie mich mit ihrer subtilen Ironie davor bewahrte, meine Ergebnisse zu wichtig zu nehmen. Das Arbeitsklima an ihrem Lehrstuhl empfand und empfinde ich als optimal, um den Spagat zwischen Lehre, Gremienarbeit und Forschung zu meistern. Friedhelm Boll ermutigte mich am Ende meines Magisterstudiums zu einer Dissertation und öffnete mir so manche Tür. Ohne ihn hätte ich mich nie auf den Weg machen kön- nen. Philipp Gassert und Martin Klimke schufen mit ihrem „Nuklearkrisen“-Projekt ein Forum, in dem sich Doktorandinnen und Doktoranden, die über die Friedensbewegung und den Protest in den siebziger und achtziger Jahren forschten, austauschen konnten. Ich schätze auch den kollegialen, fast freundschaftlichen Umgangston, den sie pflegen, und verspüre immer gute Laune, wenn ich ihnen begegne. Holger Nehring stand etwas außerhalb des Projektverbundes. Doch war jede Begegnung und jedes Gespräch mit ihm eine nicht minder große Bereicherung. Benjamin Ziemann bestärkte mich darin, die Bild- sprache des Protests ernst zu nehmen. Bernd Rother erklärte mir das komplizierte sozial- demokratische Innenleben der achtziger Jahre. Von Jörg Baberowski habe ich gelernt, dass man ein Buch so schreiben muss, dass es der Leser gerne liest. Ihm danke ich außer- dem für sein Zweitgutachten. Eckart Conze, Anselm Doering-Manteuffel und Norbert Frei luden mich in der End- phase der Niederschrift in ihre Kolloquien nach Marburg und Tübingen bzw. in die Dok- torandenschule des Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts ein, wo sie mit mir über meine Ergebnisse kritisch-konstruktiv diskutierten. Das Gespräch dort hat mir viel gehol- fen: Dass ich Bekanntes zurückdrängen und Unerwartetes akzentuieren muss, ist mir im Gespräch mit ihnen klar geworden. Es war aber Frank Reichherzer, der vor einigen Jahren den Anstoß für die These dieses Buches gab. Während eines Workshops in Genf fragte er mich, ob man den Protest gegen die Raketenstationierung nicht auch als Ausdruck lesen könnte, dass das Ordnungssystem „Kalter Krieg“ gesellschaftlich nicht mehr überzeugte. Eines ist klar: Ohne seine Anregungen sähe dieses Buch anders aus. Es versteht sich von selbst, dass man ein Buch nur schreiben kann, wenn man nicht unablässig darüber nachdenken muss, woher man das Geld zum Leben nimmt. Ich bin deshalb der Friedrich-Ebert-Stiftung dankbar, dass sie mich mit einem dreijährigen Gradu- VIII Vorwort iertenstipendium unterstützte, und auch den Deutschen Historischen Instituten in Wa- shington, DC und Paris, die mir mehrmonatige Aufenthalte in den USA und in Frankreich ermöglichten. Viele Archivarinnen und Archivare verhalfen diesen Recherchen überhaupt erst zum Erfolg. Eine Reihe von Zeitzeugen ließ sich darauf ein, mit mir über meine The- sen zu sprechen. Es waren dies Andreas von Bülow, Dieter Dettke, Hans-Eberhard Dingels, Karl-Heinz Klär, Gerald Livingston, Hans Walter Schulten und Karsten D. Voigt. Als schließ- lich alles vorbei schien, sorgten Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen dafür, dass mein Text lesbarer wurde. Ich danke Manuel Müller, der sich die Mühe mach- te, das gesamte Manuskript sorgfältig zu lesen und ausführlich zu kommentieren. Sarah Ehlers, Torben Gülstorff, Frank Reichherzer, Bernd Rother, Andreas Spreier, Phillip Wag- ner und Heike Wieters lasen einzelne Kapitel. Lisa Esser, Gabriel Schimmeroth und Kevin Lenk erleichterten mir den wissenschaftlichen Alltag. Den Herausgebern der Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Helmut Altrichter, Horst Möller und Andreas Wirsching danke ich dafür, dass sie meine Arbeit in ihre Reihe aufgenommen haben. Ich bin mir sehr bewusst, dass das eine große Ehre ist. Danken möchte ich auch Thomas Raithel, Angelika Reizle und Johannes Hürter für ihr bewundernswert präzises Lektorat und die hervorragende Betreuung meines Buches so- wie Gabriele Jaroschka von de Gruyter Oldenbourg, die die letzten Schritte zum Buch von Verlagsseite kompetent begleitet hat. Was ich Julia zu sagen habe, gehört nicht hierher. Ihr und Caspar ist dieses Buch gewid- met – in Vorfreude auf unsere gemeinsamen Jahre. Berlin, am Silvestertag 2015 1 Einleitung: Wie wirkmächtig war der „Kalte Krieg“? Der Kalte Krieg war überwunden, noch ehe die Supermächte ihn beendet hatten. Im Jahr 1980 sprach Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) vom Konflikt zwischen Ost und West, als wäre er schon vorbei. In einem fiktiven Brief an seine Wählerinnen und Wähler beton- te er: „Wir Deutschen, ein geteiltes Volk in der Mitte Europas, wollen aber
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