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Seit über 150 Jahren in der Region für die Region

Seit ihrer Gründung im Jahre 1858 über ein Jahr hundert die wirtschaftliche ist die Sparkasse Saarbrücken ein ver- und soziale Entwicklung des Landkreises lässlicher Partner für die Menschen im Saarbrücken bestimmt hat. Regionalverband Saarbrücken und in der Landeshauptstadt Saarbrücken, für die Der Rückgang der Montanindustrie regionale Wirtschaft und für die Städte seit den 1960er Jahren und der damit und Kommunen in ihrem Geschäftsgebiet. verbundene Strukturwandel, der massive Verlust an Arbeitsplätzen und derbdemo- Dem heutigen Regionalverband - grafi sche Wandel hat die Städte undbGe- brücken, der aus dem 1816 gegründeten meinden im Regionalverband Saarbrücken Landkreis Saarbrücken hervor gegangen vor große Herausforderungen gestellt. ist, gehören zehn Städte und Gemeinden an, darunter auch die Landeshauptstadt Auf den folgenden Seitenberfahren Saarbrücken. Sie, wie der Regionalverband Saarbrücken und die ihm angehörenden Städtebund Bedingt durch seine Lage und seinen Kommunen unter wirtschaftlich schwierigen Reichtum an Steinkohle ent wickelte sich Rahmenbedingungen diesenbHeraus- der Landkreis Saarbrücken vor allembab forderungen begegnen, ihrbwirtschaft liches der Mitte des 19. Jahrhunderts rasch zum und kulturelles Erbe bewahren und sich Wirtschafts- und Arbeitsmarktzentrum zugleich zu einem neuen modernen Ge- an der Saar. Einen wesentlichen Beitrag meinwesen weiterentwickeln. dazu leistete die Montanindustrie, die

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Der Regionalverband Saaarbrücken

Die Geschichte des Regional- sich der Landkreis Saarbrücken zum Mittel- verbandes Saarbrücken ... punkt eines schnellwachsenden Industriege- bietes. 1909 schlossen sich schließlich die ... reicht bis ins frühe 19. Jahrhundert drei Saarstädte Saarbrücken, St.bJohann und zurück, als im Zuge der Neuordnung Euro- Malstatt-Burbach zur Großstadt Saarbrücken pas nach den napoleonischen Kriegen der zusammen, die damit aus dem Landkreis Saar- größere Teil des heutigen Saarlandes der brücken ausschied. preußischen Rheinprovinz und der kleinere Teil mit St. Ingbert, Homburg und Blieskastel 1974 entstand im Zuge einer Gebiets- der bayerischen Pfalz zugeschlagen wurde. und Verwaltungsreform aus dem ehemaligen Landkreis Saarbrücken unter Ein- beziehung der Landeshauptstadt der Stadtverband Saarbrücken. Es handelte sich dabei umbeine Gebietskörperschaft, diebzwar in ihrer Funktion einembLandkreis glich, jedoch imbGegensatzbzum Landkreis für die ihm ange hören- den Städte undbGemeinden weiter- gehende Aufgaben übernahm. Mit der jüngsten Ver- waltungs strukturreform im Saar- land wurde der Regionalverband Saarbrücken zum 1. Januar 2008 Rechtsnachfolger des Stadtver- bandes Saarbrücken, von dember sich nur unwesentlich unter- scheidet.

Dem Regionalverband Saar-

Das Saarbrücker Schloss – Verwaltungssitz des Regional- brücken gehören zehn Städte verbandes Saarbrücken und Gemeinden an, darunter die Landes- hauptstadt Saarbrücken. Auf einer Fläche Als 1816 im Rahmen der preußischen von 410 qkm lebt in ihm mit rund 340.000 Reformen die Landkreise als kommunale Menschen ein Drittel der saarländischen Verwaltungseinheiten entstanden, entstand Bevölkerung. als Vorgängerinstitution des heutigen Regionalverbandes der Landkreis Saarbrücken mit den zehn Bürgermeistereien Saarbrücken, Völklingen, , , Bischmisheim, Dudweiler, St.bArnual, Gersweiler, Sellerbach und Ludweiler.

Mit der fortschreitenden Industrialisierung im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte

Die Saarterrassen – gelungene Wiederbelebung der Industriebrache „Burbacher Hütte“

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Peter Gillo, der Direktor des Regionalver- bandes, sieht vor allem eine Stärke darin, „dass wir hier einen relativ hohen Betrag pro Kopf am Bruttoinlandsprodukt haben. Der liegt im Regionalverband bei 36.000 Euro, während er im Bundesdurchschnitt bei 28.000 Euro liegt. Das liegt natürlich an unserer recht starken Industriestruktur. Hier sind die Löhne und die Wertschöpfung Regionalverbandsdirektor Peter Gillo relativ hoch. Wir haben zudem einen recht hohen Anteil der sozialversicherungspfl ich- tigen Beschäftigten, die einen Hochschul- Damit gehört der Regionalverband, der oder einen Fachhochschulabschluss haben. zugleich das saarländische Wirtschafts- und Der liegt bei uns bei 10,7 Prozent und im Arbeitsmarktzentrum ist, zu den am dichtesten Bundesdurchschnitt bei 7,8 Prozent. Das besiedelten Regionen Deutschlands. zeigt auch, dass wir hier einen recht hohen Qualifi zierungsstand haben. Wir haben eine Die Tätigkeit des Regionalverbandes gute Ausbildungsinfrastruktur. Es ist wichtig, Saarbrücken erstreckt sich vor allem auf die dass diese Stärken gesehen und genutzt Schwerpunkte Jugend und Soziales. So ist er werden“. mit 75 allgemeinbildenden, berufsbildenden und Förder-Schulen einer der größten kommunalen Schul träger im süd- westdeutschen Raum. Gemeinsam mit der Bundes agentur für Arbeit kümmert sich der Regional verband in seinem Jobcenter um arbeitslose Menschen, denen er entsprechende Hilfe gewährt. Darüber hinaus engagiert sich der Regionalver- band als Gesellschafter der Saar- land Heilstätten GmbH (SHG) im Gesundheitswesen.

Zu seinen Aufgaben zählen aber auch die Flächennutzungs- und Landschaftsplanung für alle verbandsangehörigen Städte und Gemeinden, die Entwicklung touristischer Infrastrukturen mit einem breit gefächerten Kultur- Wildpark in Karlsbrunn angebot, die Förderung wirtschaftlicher Standortfaktoren bis hin zur Entwicklung Um diese Stärken weiter nach vorne neuer, grenzüberschreitender Formen der zu bringen, bringt sich der Regionalverband Zusammenarbeit. koordinierend in der Wirtschaftsförderung mit ein. „Derzeit sind wir beispielsweise da- Vor allem sieht der Regionalverband bei, gemeinsam mit der französischen Seite seine Aufgabe darin, die Stärken innerhalb im Rahmen des Eurodistriktes SaarMoselle des Verbandes aufzuzeigen und zu nutzen. eine online abrufbare Gewerbefl ächenkarte

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es bereits verschiedenebProjekte, in denen dies auch gut gelingt, z.B. im Ausbau der touristischen Infrastruktur. „Wir haben hierbein Projekt ‚velo visavis‘ mit inzwischen 350 Kilo meternbaus gebautenbFahr- radwegen mit einerbentsprechenden Karte. Dieser grenzüberschreitende Weg ist nicht nur für Freizeit fahrer aus dem , sondern auch für Touristen interessant. Hierbsoll die sportliche Betätigung mit kulturellen und vielleicht auch kulinarischen Angeboten verknüpft werden“, erläutertbGillo. Die Um- setzung des Gesamtprojektes soll Die Saarbrücker Ludwigskirche in zwei Phasen erfolgen. Zunächst soll ein grenzüberschreitender Hauptrund- zu erstellen, auf der die vorhandenen freien weg, der die wichtigsten städtischen Zentren Flächen dargestellt werden mit den entspre- des grenzüberschreitenden Raumes verbindet, chenden Kontaktdaten. Wir betrachten den entwickelt werden. Danach sollen in einer Regionalverband und den angrenzenden zweiten Phase Transversalen entstehen,bdie französischen Wirtschaftsraum als eine Einheit. Da wäre die Realisierung einer solchen Karte ein sehr innovativer Schritt. Und da sind wir auf gutem Wege“, betont Gillo. Es ist geplant,bdiese Karte Schritt für Schritt weiterbaus- zubauen, um einem interessierten Unternehmen die Möglichkeit zu bieten, alle standortrelevanten Faktoren zu prüfen, etwa ob es an einem möglichen Standort zum eigenen Unternehmen passende Firmen gibt oder in welcher Ent- fernung passende Unternehmen liegen. Zudem soll diese Seite auch mit den Hochschulen auf deutscher und französischer Seite über entsprechende Links Vor der Freundschaftsbrücke in Kleinblittersdorf vernetzt werden. „Das alles in einer Karte darzustellen ist unser Ziel“, so Gillo. als ergänzende Rundwege dienen,bes aber Diese Idee, den ganzen Raum zubbe- auch ermöglichen,bvon überallbwieder auf die greifen und die Grenze einmal ganz wegzu- Hauptstrecke zu kommen. Fürbden Regional- denken, das ist die Grundidee des Euro dis- verbandsdirektor ist der Tourismus „ein triktes. Innerhalb dieses Eurodistriktes gibt wichtiger und zukunftsfähiger Wirt schafts-

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faktor für die Region. Es lohnt sich daher, die verbandsdirektor ist es ein ganz wichtiger Region und das Land fi t zu machen für eine Punkt dafür zu sorgen, dass diese Einrich- touristische Infrastruktur“. tungen eine gute Ausstattung haben, „da- mit wir für eine gute schulische Ausbildung Eine traditionelle Säule des Regional- auch im dualen System sorgen können“. verbandes ist die Pfl ege der Industriestruktur. Dazu gehört auch die Pfl ege des Saarlandes „Auf den vier Säulen Ausbildung, Energie, und der Region als Energiestandort.bAlleinbim Pfl ege der Industrie und Tourismus können Regionalverband Saarbrücken gibt es der- wir die Region aufbauen und weiterentwickeln, zeit drei Kraftwerksstandorte: die Römer- etwa durch Ausbau der Infrastruktur oder der brücke in Saarbrücken, Kraftwerk Fenne und Bewusstseinsschaffung, etwa im Bereich des Kraftwerk Weiher. „Eng verknüpft mit dem Tourismus“, erklärt der Regionalverbands- Ausbau Erneuerbarer Energien braucht das direktor. Saarland als Industriestandort auch weiter hin eine entsprechende Kraftwerksinfrastruktur. Die Qualität des Standortes Regional- Wir machen derzeit beides, d.h. wir arbeiten verband Saarbrücken ist natürlich auch von mit am Ausbau Erneuerbarer Energien, etwa weichen Faktoren abhängig. Dazu gehören durch die Erstellung eines Energiefl ächen- auch das soziale und kulturelle Angebot,bdie katasters und eines Katasters für Solaranlagen qualifi zierte Kinderbetreuung und die Lebens- sowohl auf privaten und auf gewerblich ge- qualität vor Ort. Für Gillo ist es sehr wichtig, nutzten Dächern sowie auf freien Flächen“, „unser bisheriges reichhaltiges kulturelles betont Gillo. Angebot zu halten, zu pfl egen und weiterzu- entwickeln. Hier müssen alle Kommunen zu- Neben der Pfl ege der traditionellen sammenarbeiten und sich auch gegenseitig Energiewirtschaft und der traditionellen In- unterstützen. Hier müssen auch die vorhan- dustrien ist vor allem eine gute Ausbildungs- denen Ressourcen genutzt werden“. struktur ein wichtiger Faktor für die wirtschaft- liche Entwicklung. Im Regionalver band gibt es zwei Hochschulen und der Verband ist selbst Träger vieler weiterführenden Schulen und Berufsbildungszentren. Für den Regional- Weltkulturerbe „Alte Völklinger Hütte“

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Friedrichsthal

Die Wohnstadt im Grünen Orten und Bildstock sowiebder um die Grube Maybach entstandenen gleich- Seine Gestalt erhielt das Gebiet des namigen Siedlung gebildeten Kommune das heutigen Friedrichsthal im Jahr 1866, als aus Stadtrecht verliehen. den Ortschaften Friedrichsthal und Bildstock eine damals noch in PersonalunionbmitbSulz- Wachstum durch Glas und Kohle bach verwaltete neue Gemeinde ge bildet Während der Stadtteil Bildstock aufbein wurde. Friedrichsthal ist damit eine der um das Jahr 1700 angelegtes Hofgut der jüngsten Kommunen des Saarlandes. Grafen von Ottweiler zurückgeht, liegt der Ursprung Friedrichsthals in der 1723 in der Regierungszeit von Graf Friedrich-Ludwig von Nassau-Saarbrücken erfolgten Gründung einer Glas hütte. Bis zur Schließung der letzten Glashütte im Jahr 1926 entstanden hierbins- gesamt 17 bedeutende Glashütten, die neben Fensterglas und Flaschenglas auch das feine weiße Hohlglas herstellten, aus dem Trink- und Apothekergläser oder Karaffen entstanden. Heute erinnern nur noch ein paar Straßen- namen an diesen bedeutenden Industrie- zweig.

Bereits einige der im 18. Jahrhundert errichteten Glashütten betrieben ihre Schmelz- öfen mit Steinkohle, die im Tagebau in so ge- Blick auf Bildstock nannten Glashüttengruben geschürft wurde. Im Laufe des 19. Jahrhunderts verdrängte die Steinkohle in den Glashütten die eben- Vor 1866 gehörten beide Orte zur Bürger- falls eingesetzte Holzkohlen feuerung. Nach meister ei Dudweiler, die nach dem explosiven dem Ende der napoleonischen Ära wurde das Bevölkerungswachstum im Zuge der fort- heutige Friedrichsthal Teil der preußischen schreitenden Industrialisierung des 19. Jahr- Rheinprovinz und der preußische Staatbüber- hunderts mit 14.000 Einwohnern – davon allein nahm alle örtlichen Glashüttengruben. Mit 4.000 in Friedrichsthal und Bildstock – eine dieser Verstaatlichung begann dasborganisierte Größe erreicht hatte, die aus administrativen Bergbauwesen in Friedrichsthal, wenn zunächst Gründen eine Teilung erforderlich machte. auch noch im Stollenbau. Der 1852 erfolgte Im Jahr 1880 endete diese Verbindung mit Anschluss Sulzbach und Friedrichsthal erhielt eine eigene Friedrichsthals Gemeindeverwaltung. an die Eisen- bahn linie Saar- Der wirtschaftliche Aufschwung warbin brücken-Neun- Friedrichsthal der örtlichen Glasindustriebund kirchen und der dem Steinkohlenbergbau geschuldet.bBeide Übergang zum lösten ab der Mitte des 19. Jahrhundertsbmit Tiefbau bei der ihrer ständig wachsenden Nachfragebnach Steinkohlen- Arbeitskräften einen enormenbBevölkerungs- förderung anstieg aus. Allein zwischen 1880 und 1910 lösten einen erhöhte sich die Zahl der Einwohner von rund immensen 5.000 auf 13.000. 1969 wurde derbaus den

Bergbaudenkmal im Villinger Park in Bildstock

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später in die im Trenkelbachtal errichtete neue Steinkohlengrube – die bekannte Grube May- bach – einbezogen wurden.

Mit der wachsenden Produktion der Gruben durch technische Verbesserung und höhere Absatzmöglichkeiten durch die Eisen- bahn wuchs auch der Bedarf an Arbeitskräften. Von 1856 bis 1862, also in sechs Jahren, stieg Bürgermeister Rolf Schultheis die Belegschaft der Gruben von 72 auf 900 Mann. Friedrichsthal erlebte einen enormen Aufschwung aus und machten den Bergbau Bevölkerungszustrom, der wiederum einen für über 100 Jahre zum mit großem Abstand beständigen Ausbau der Infrastruktur nach bedeutendsten lokalen Wirtschaftsfaktor. sich zog. Zahlreiche Geschäfte siedelten sich in der Gemeinde an Der Anschluss an die Eisenbahnbbrachte und verliehenbdem dem Steinkohlenbergbau als arbeitskräfte- Industrieort ein intensiven Massengutproduzent enorme zu nehmend klein- Standortvorteile. Zum einen sorgte die Bahn städtisches Gepräge. für einen besseren Absatz, zum anderen In der Blütezeit des Bergbaues, vor dem 1. Weltkrieg, waren in Friedrichsthal über 30 Schachtanlagen in Betrieb. Immer mehr Arbeitskräfte wurden benötigt, und das königliche Bergamt versuchte auf allen Wegen die Leute anzuwerben. Dabei gewann auch die Schaffung von Wohn- Hoferkopfturm in Bildstock raum zu nehmend an Bedeutung. Neben Schlafhäusern für die auswärtige Belegschaft entstanden neue Sandsteinfels im Villinger Park in Bildstock Bergbausiedlungen, die so genannten Kolonien. brachte sie auch Arbeitskräfte von außerhalb Maybach: Das Musterbild einer in das Steinkohlenrevier. In Bildstock wurde mit derbGrubebHelene preußischen Bergbaukolonie 1857 die erste SchachtanlagebzurbSteinkohlen- Die 1873 neu errichtete Förderan lage förderung errichtet. Bereits ein Jahr später erhielt 1882 ihren Namen zu Ehren des folgte mit Helene II ein weiterer Schacht. Beide preußischen Ministers für öffentliche Arbeiten Anlagen wurden 1928 bzw. 1932 stillgelegt. Dr. Albert von Maybach. Für die Belegschaft Zwischen 1872 und 1885 wurden ebenfalls entstand vor allem in den Jahren 1900 bis in Bildstock auf der Schachtanlage Erkers- 1905 in unmittelbarer Grubennähe eine höhe insgesamt vier Schächte abgeteuft, die Siedlung, die heute den kleinsten Stadtteil

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dem Bergarbeiterstreik an der Saar von 1889 von Nikolaus Warken ge gründete Gewerkschafts bewegung, der Rechtsschutz- verein für die bergmännische Bevölkerung des Ober bergamtsbezirks Bonn, in Bildstock aktiv und konnte hier mit dem heute noch existierenden Rechtsschutzsaal das älteste Gewerkschaftsgebäude Deutschlands errichten. Finanziert wurde dieser Bau vonbden Mit- gliedern des Rechtsschutzvereins, das Grund- stück stiftete der ansässige Gastwirt und Kassierer des Rechtsschutzvereins, Nikolaus Kron. Im Mai 1891 erfolgte die Grund stein-

Die Bergarbeitersiedlung in Maybach legung und im September 1892 konnte die Einweihung trotz massiver Behinderungen durch die Behörden statt fi nden. Doch schon von Friedrichsthal bildet. Die denkmalge- wenige Monate später, im Januar 1893,bging schützte Siedlung, die noch in großen Teilen der Rechtsschutzverein in Konkurs und der in ihrer ursprünglichen Form erhalten ist, stellt Saal wurde an eine Neunkircher Brauerei ver- ein gutes Beispiel einer saarländischen Berg- kauft. Kurze Zeit darauf erwarb die Königlich bausiedlung aus der Wende des 19. zum Preußische Bergwerksdirektion den Saal, der 20. Jahrhunderts dar. 1964 wurde die Grube 1905 als Schulhaus genutzt wurde. In den Maybach als Förderstandort aufgegeben und Folgejahren war die Nutzung unterschiedlich. erst 1981 endgültig stillgelegt. Schließlich wurde der Rechtsschutzsaal der Der Rechtsschutzsaal in Bildstock Stadt Friedrichsthal überschrieben. Seit 1995 obliegt der „Stiftung Rechtsschutzsaal“ Eigen- – ein Stück tum und Verwaltung des Gebäudes. Gewerkschaftsgeschichte Flächen für den Strukturwandel Die Ausweitung des Steinkohlenberg- baus und der Anstieg der Beschäftigtenzahlen Nach dem Ende des Bergbaus in den in diesem Sektor lösten auch an der Saar soziale 1970er Jahren hat sich in Friedrichsthal ein und politische Missstände aus, die zur Selbst- rasanter Strukturwandel vollzogen. In den organisation der Bergarbeiter führten. Auch letzten Jahren hat die Stadt konsequent da- an Bildstock, wo sich immer mehr Beschäftigte rauf hingearbeitet, die Industriebrachen, wie mit ihren Familien ansiedelten, ging diese z.B. die Bergehalde der Grube Helene oder Entwicklung nicht vorüber. So war die nach der Bereich des Grubenbahnhofs in Maybach, zu neuem Leben zu erwecken und zu Gewerbe- Rechtsschutzsaal in Bildstock gebieten umzugestalten.

Mit dem Rückgang des Bergbaus konnte die Stadt neue Flächen erwerben, aufbdenen neben Wohn- und Gewerbegebieten auch Grün anlagen entstanden. Notwendig war dies, da der Bergbau in Friedrichsthal deutliche Spuren hinterlassen hat. An vielen Gebäuden sind Bergschäden zu verzeichnen, die teil-

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Der Strukturwandel der letzten Jahr- zehnte hat auch zunehmend das Gesicht der Stadt verändert. Dazu haben neben einer naturnahen Rekultivierung der ehemaligen Industriebrachen auch die Anlage von Park- und Grünfl ächen in den Stadtzentren im Zuge der Stadtkernsanierung von Bildstock und Friedrichsthal beigetragen, die die Wohn- und Aufenthaltsqualität deutlich erhöhten. „In- zwischen hat sich Friedrichsthal von einer Industriestadt zu einer liebenswerten Wohn- und Geschäftsstadt mit einer soliden Umwelt- struktur und angenehmen Lebens- und Wohn bedingungen gewandelt“, erläutert Bürgermeister Schultheis.

Heute präsentiert sich Friedrichsthal mit seinen Stadtteilen Bildstock, Friedrichs thal und Maybach und ihren 10.861 Einwohnern als eine verkehrsgünstig gelegene Wohnstadt im Grünen, umgeben von Er holungs- und Die Kirche St. Ludwig in Maybach Kulturlandschaft. Die waldreichen Naher- holungs gebiete Hoferkopf, Itzenplitzer Weiher, weise so gravierend waren, dass Abrissebnicht Saufangweiher und Ruhbachtal ver fügen über vermieden werden konnten. Bau tätig keitbin ein gut ausgebautes Netz an Wanderwegen. Friedrichsthal war und ist zum Teil heute noch In der Stadt bieten zahl reiche Geschäfte mit stark eingeengt, denn Grundstücke mit abso- einem breiten Warensortiment und Dienst- luter Bergsicherheit sind wenige vor handen. leistungsbetriebe aller Branchen eine optimale Nahversorgung. Zur Freizeitgestaltung stehen Der Umstrukturierungsprozess istbin- u.a. ein Hallen- und Freibad, Tennisanlagen, zwischen weitgehend abgeschlossen.bAufbden Reit- und Angelmöglichkeiten sowie mehrere verkehrsgünstig gelegenen Gewerbegebieten Sportplätze und Sporthallen zur Verfügung. haben sich inzwischen viele Unter nehmenbaus den Bereichen Maschinenbau, Regel-bund Lüftungstechnik, Mikrosys tem- undbKommu- nika tions technik sowie Handels unter nehmen angesiedelt. „Auf diesem Wege konnte in unserer Stadt, die seit Jahr zehnten immer wieder Arbeitsplätze ans Umland verloren hat, eine nachhaltige Trendwende einge leitet werden,“ erklärt der Friedrichsthaler Bürger- meister Rolf Schultheis.

Der Marktplatz in Bildstock

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Großrosseln

Natur erleben – ent wickelnde Montanindustrie strahlte auch Menschen begegnen auf das benachbarte Großrosseln aus und brachte wirtschaftlichen Aufschwung und Die im Warndt liegende Gemeinde Bevölkerungswachstum. Auch die 1907 Großrosseln wurde 1290 im Zusammenhang er folgte Fertigstellung der Eisenbahnlinie mit der Schenkung des Patronatsrechtes einer Großrosseln-Saarbrücken und der Anschluss Kapelle als „Rosseln“ erstmals urkundlich Großrosselns an das Völklinger Straßen bahn- er wähnt. 1326 wurde der an beiden Ufern netz im Jahr 1909 sorgten für ein anhaltendes der Rossel liegende Ort geteilt und es ent- wirtschaftliches Wachstum. standen Groß- und Kleinrosseln, das fran- z ösische Petite-Rosselle. Heute bildet die Wachstum und Wohlstand durch Rossel die Grenze zwischen Deutschland die Steinkohle und Frankreich. Großrosseln wurde 1964 In Großrosseln wurde die Steinkohle selbständige Gemeinde. zunächst auf der nach dem Vorsitzenden der preußischen Bergwerksdirektion, Gustav von Velsen, benannten und ab 1896 nördlichbdes Ortes errichteten Grube gefördert. Diese sollte den Rückgang der Kohleförderung in Geis- lautern kompensieren. Das Bergwerk Velsen erhielt 1907 einen Anschluss an die neue Eisen bahnlinie von Großrosseln nach Saar- brücken. 1952 wurde in Velsen noch ein weiterer Schacht abgeteuft. Zum Ende der 1950er Jahre entstand – als jüngstes Bergwerk an der Saar – oberhalb Brunnen in Karlsbrunn des Ortes Karlsbrunn eine weitere Anlage, die Grube Warndt, die 1963 mit dem noch bestehenden Abbaufeld der Grube Velsen Obwohl sich im Warndt bereits seit vereint wurde. dem 16. Jahrhundert mit der Eröffnung der Mit der Schließung des Bergwerks ersten Glashütten allmählich eine Industrie Warndt im Jahr 2006 ging die Zeit desbBerg- entwickelte, blieb Großrosseln bis weit ins baus im Warndt endgültig zu Ende. In der 19. Jahrhundert hinein ein Bauerndorf, dessen Blütezeit waren mit den Neben- und Zu liefer- Bevölkerung sich mehr schlecht als recht betrieben hier bis zu 5.000 Menschen be- von der Landwirtschaft ernähren konnte. schäftigt. Von der Bäckerei, die die Kaffee- Dies änderte sich erst, als in den Jahren küche belieferte und nun wegziehen musste, 1847/48 auf dem Kleinrosseler Bann durch- bis hin zum Getränkelieferanten und vielen geführte Bohrungen nach Steinkohleberfolg- anderen Zulieferern. reich waren. Die sich nun in Kleinrosseln Von der Steinkohle zur Biomasse – ein gelungenes Beispiel für den Strukturwandel Inzwischen hat sich wieder Industrie auf dem ehemaligen Grubengelände an- gesiedelt. Zwar wieder im Bereich Energie, aber diesmal nicht aus der Erde, sondern aus dem Wald. „Geboren wurde die Idee, in

Die Ludweiler Straße in Großrosseln

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„Großen Warndt“ auf französischer Seite rund 15.000 Hektar Waldfl äche zur Nutzung zur Verfügung.

Mittlerweile hat das Unternehmen Evonik New Energies GmbH auf dem Gelände das erste Biomassekraftwerk im Saarland auf der Basis von naturbelassenem Holz installiert, das seit April 2010 in Betrieb ist und klima- Bürgermeister Jörg Dreistadt neutral Wärme und Strom für über 3.000 Einfamilienhaushalte liefert. Den Rohstoff für das Kraftwerk, das Holz, liefert das ebenfalls einem Biomassekraftwerk Waldenergie zu auf dem Gelände ansässige landeseigene verarbeiten, in der Bürgerwerkstatt Zukunft Forstunternehmen SaarForst, das hier ein Warndt,“ erläutert der Großrosseler Bürger- Holzlager und eine Anlage zur Scheitholzauf- meister Jörg Dreistadt. bereitung betreibt. Schon vor der Einstellung des Förder- Derzeit verhandelt die Gemeinde mit betriebs des Bergwerks Warndt im April 2005 einem Peletthersteller über eine Ansiedlung hat die saarländische Landesregierungbge- auf dem Gelände, um den Bioernergie-Kreis- mein sam mit der RAG unter aktiver Beteili gung lauf zu ergänzen. „Musste man früher das der Bevölkerung über mögliche Folge- eine oder andere noch mühevoll anstoßen, nutzungen diskutiert und ein Konzept ent- so merkt man jetzt, dass so langsam Eigen- wickelt, in dessen Mittelpunkt die Holzwirt- dynamik reinkommt, das Interesse kommt schaft steht. Schließlich stehen mit dem nun auch von außen und wird immer größer. „Kleinen Warndt“ auf deutscher und dem

Tagesanlage der ehemaligen Grube Warndt

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Und so schrecklich es auch ist, auch die landschaft im Warndt bietet, u.a. zur Grube Atomkatastrophe von Japan regt natürlich Velsen oder zum Ensemble Carreau Wendel. zum Umdenken an und gibt der erneuer- baren Energie neuen Aufschwung,“ erklärt Von der Industrie- zur Wohnge- Bürgermeister Dreistadt. meinde Auch im Bereich der Photovoltaik hat Auch wenn der Arbeitsplatzverlust aus sich in Großrosseln schon einiges getan, vor dem Bergbau natürlich nur schwerlich zu allem im Hinblick auf Großanlagen. Dank kompensieren ist, so ist es doch gelungen eines Investors ist bereits eine solche in St. neue Arbeitsplätze zu schaffen, dennoch Nikolaus in Betrieb, eine weitere Großanlage wird sich Großrosseln nie mehr zu einem entsteht derzeit in Nassweiler. Schachtanlage St. Charles Von besonderem aktuellen Interesse für die Gemeinde ist natürlich auch das etwa 40 Hektar große Areal der ehemaligen Schachtanlage St. Charles, das jetzt von der RAG freigegeben wird. Auf deren riesiger Bergehalde befi nden sich noch die Reste von zwei Absinkweihern. Erhalten ist neben der Schachthalle auch noch ein Förderge- rüst aus dem Jahr 1949. Für die Gemeinde ist vor allem das Gelände interessant, denn hier könnten sich auf einem Teil der Fläche Absinkweiher auf der ehemaligen Schachtanlage St. Charles

solch großen Arbeitgeber entwickeln, wie zur Blütezeit des Bergbaus. Stattdessen entwickelt sich Großrosseln vor allem Dank der guten Verkehrsanbindung nach Völklingen und Saarbrücken, immer mehr zu einer Wohngemeinde. Neubaugebiete wird es in der Gemeinde jedoch nicht geben. Vor dem Hintergrund des demografi schen Wandels hat sich Großrosseln schon frühzeitig dazu entschlossen „die Lücken zu schließen“, d.h. freie Bauplätze in den Orts kernen anzu- bieten, um einer Verödung der Ortszentren entgegenzuwirken. Dafür wird derzeit auch ein neues Programm auf gelegt. Was Groß- rosseln zum Wohnen attraktiv macht, ist neben Schachthalle, Wasserturm und Fördergerüst der ehemaligen der verkehrsgünstigen Lage vor allem die Schachtanlage St. Charles gut ausgebaute Nahversorgungbin den Orts- zentren. Besondere Synergien ergeben sich bald Windkrafträder drehen. Darüber hin- auch aus der Grenzlage zu Frankreich; viele aus könnte man auf dem Haldenplateau mit Kunden fi nden den Weg über die Grenze zum relativ geringem fi nanziellen Aufwand einen Konsum in Großrosseln. Wanderweg einrichten, der herrliche Aus- blicke auf die grenzüberschreitende Kohle-

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Jagdschloss Karlsbrunn

Auch touristisch ist das Thema Warndt was auch an gemeinsamen Veranstaltungen, noch lange nicht ausgereizt, vor allem vorbdem wie dem „Warndt-Weekend“, deutlich wird. Hintergrund, die Industriekultur wie das Welt- Hier wächst ein gemeinsames Denken, von kulturerbe Völklinger Hütte auf deutscher und dem alle profi tieren“, so Bürger meister Drei- das Carreau Wendel auf französischer Seite stadt mit der Natur und den Freizeitmöglichkeiten Heute präsentiert sich die Gemeinde im Warndt zu vernetzen. Momentan wird der mit den Ortsteilen Dorf im Warndt, Emmers- Wildpark in Karlsbrunn neu gestaltet und im weiler, Großrosseln, Karlsbrunn, Nassweiler Regionalverband wird derzeit darüber nach- und St. Nikolaus – mit ihrenb8.573 Einwohner gedacht, das alte Jagdschloss in Karlsbrunn die kleinste Gemeinde im Regionalverband zu einem Kulturzentrum weiterzuentwickeln. Saarbrücken – als Wohngemeinde im Warndt – Was allerdings noch fehlt, sind Übernachtungs- mit einer Landschaft, die von fürstlicher Jagd, möglichkeiten und eine entsprechende Gastro- Glas her stellung, Forst wirtschaft und Berg- nomie. Doch auch daran wird gearbeitet. „Im bau geprägt ist und mit einem attraktiven Gegensatz zu früher sehen wir heute den Angebot an Nah erholungsmöglichkeiten Gesamtwarndt, den es touristisch zu ver- und Industriekultur aufwarten kann. markten gilt. Der Kontakt der Verantwortlichen diesseits und jenseits der Grenze hat sich in den letzten Jahren überaus positiv entwickelt,

Die Ludweiler Straße in Großrosseln Wildpark Karlsbrunn

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Heusweiler

Leben mit Aussicht die größte Kommune im Regionalverband Saarbrücken und eine der fl ächengrößten Eine erste urkundliche Erwähnung Gemeinden im ganzen Saarland. Heusweilers stammt aus dem Jahr 1274. Verschiedene archäologische Funde aus Korn und Kohle römischer und keltoromanischer Zeit weisen Im oberen Köllertal gelegen, war Heus- jedoch auf eine frühgeschichtliche Besiede- weiler bis ins 20. Jahrhundert hinein über- lung auf dem Gebiet der heutige Gemeinde wiegend landwirtschaftlich geprägt und galt hin. als die „Kornkammer“ der Region. Von hier Mit der Gründung des Land kreises aus wurden die nahe gelegenen Industrie orte, Saarbrücken im Jahre 1816 wurden der wie Püttlingen oder mit Nahrungs- be reits seit der Zeit des Saardepartments mitteln versorgt. Noch heute existieren vor be stehenden Bürgermeisterei Heusweiler allem in den Ortsteilen Ober- und Niedersal- noch die Orte Obersalbach und Kurhof zu- bach landwirtschaftliche Betriebe mit zum geteilt, gefolgt 1892 von Niedersalbach.bDie Teil restaurierten Bauernhöfen. Von derbland- heutige Großgemeinde Heusweiler ent stand wirtschaftlichen Tradition Heusweilers zeugt 1974 im Zuge der Gebiets- und Verwaltungs- auch die in Berschweiler gelegene Ölmühle reform und besteht seither aus den Orten aus dem 18. Jahrhundert. Hier wurde aus Raps, Heusweiler, Eiweiler, Holz, Wahlschied, Kutz- Mohn, Nüssen und Bucheckern Öl gepresst. hof, Niedersalbach und Obersalbach-Kurhof. Wie in vielen anderen saarländischen Die Größe der Gemeinde Heusweiler ist Gemeinden hielt der Bergbau imb19.bJahr- mit ihren sieben Ortsteilen außergewöhnlich. hundert auch in Heusweiler Einzug,berlangte Rechnet man die kleinen Unterortsteilebnoch aber in der Gemeinde nie den Stellen wert wie dazu, dann umfasst die Gemeinde 15 Orts- etwa in Quierschied. Bereits 1844 wurde in teile. Flächenmäßig ist Heusweiler mit rund Dilsburg die Kohlenförderung aufgenommen. 40 qkm nach Völklingen und Saarbrücken 1911 erhielt die Grube einen Anschlussban Gewerbegebiet am alten Bahnhof

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in Heusweiler jährlich ein Kram- und Viehmarkt abgehalten, der viele Menschen auchbvon außerhalb anzog. Heute lockt der Herbst- markt, der alljährlich am zweiten September- wochenende stattfi ndet mit seinen Attraktionen bis zu 50.000 Besucher an. Heusweiler ist um eine zukunftsfähige regionale Entwicklung bemüht. Daher ist die Bewältigung des wirtschaftlichen Struktur- Bürgermeister Thomas Redelberger wandels und die Restrukturierung der Ge- meinderegion und der damit verbundenen Kulturlandschaft ein besonderes Anliegen die Eisenbahn. Zum Ende der 1920er Jahre der Gemeinde. Vor diesem Hintergrund hat arbeiteten 1.400 Menschen auf dieser Anlage, sich Heusweiler in den letzten Jahren zu ei- doch bereits 1931 wurde das Bergwerkbim nem attraktiven Wohn- und Dienstleistungs- Verlauf der Weltwirtschaftkrise stillgelegt. zentrum im Regionalverband entwickelt. Inzwischen ist hier ein Gewerbegebietbent- standen und nur noch der denkmalgeschützte Als Wohngemeinde kann Heusweiler Förderturm erinnert heute an ein Stück Heus- mit vielen Standortvorteilen aufwarten. weiler Industriegeschichte. So bietet die Gemeinde durch ihre enorme Auch als Marktfl ecken hat Heusweiler fl ächen mäßige Größe eine sehr gute und eine lange Tradition. Bereits um 1800bwurde preislich attraktive Wohnqualität im Grünen. Für die Kinderbetreuung stehen ein kommu- naler und vier konfessionelle Kindergärten sowie zwei kommunale Kindertagesstätten, darunter die neue Kindertagesstätte „Kleine-Leute- Haus“ zur Ver- fügung. Im Bereich Bildung ist Heusweiler mit zwei Grund- schulen (Heus- weiler mit Dependance Eiweiler, Holz), einer erweiterten Realschule und der örtlichen Volkshochschule ebenfalls gut aufgestellt. Über 200 Vereine und Organisationen sorgen in der Gemeinde für ein ausgeprägtes Gemeinschafts- Das Kleine-Leute-Haus

Denkmalgeschützter Förderturm in Dilsburg

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den ÖPNV und damit an den Regionalverband angebunden sein. „Wir hoffen natürlich, dass die für den Marktplatz Heusweiler, der in den letzten Jahren auch durch die Baustelle gelitten hat, noch mal einen Auf- schwung bringt. Am Marktplatz befi nden sich, im Ge gen satz zum Zentrum am Hela, Durch die Saarbahn besser an den ÖPNV angebunden eher kleinere Geschäfte und Gastronomie, die überaus gutbange nommen wird,“ erläutert leben. Fünf Mehrzweckhallen, die Kulturhalle, Bürgermeister Thomas Redelberger. sieben Sportplätze und sechs Tennisanlagen „Natürlich bemühen wir uns auch um die bieten darüber hinaus vielfältige Möglichkeiten Ansiedlung neuer Geschäfte, um das An- der Freizeitgestaltung. Die neue Kulturhalle gebot zu erweitern und den Leerstand zu am Markt eröffnet über das ganze Jahr ein minimieren “, so Redelberger weiter. Die attraktives Programm, von Klassik bis zum Anbindung der einzelnen Ortsteile an die Kindertheater, von Comedy bis hin zum Chor-

konzert und im Rathausfestsaal hat sich eine Spanplattenwerk und Brauerei in Eiweiler Konzertreihe etabliert, die weit über die Gren- zen der Gemeinde hinaus Freunde gefunden hat. Hinzu kommt eine gute Infrastruktur mit einem breiten Angebot an Dienstleistungen, Einzelhandels- und Fachgeschäften sowie Ein- kaufzentren und vor allem eine sehr gute Ver kehrsan bindung, die jetzt im Bereich des ÖPNV durch die Saarbahn noch optimiert wird. Die Saarbahn kann kommen Rund um den alten Bahnhof ist in den letzten Jahren ein neues Einkaufszentrum entstanden, an dem sich mehrere große Ver brauchermärkte, aber auch kleinere Läden und Boutiquen angesiedelt haben. Inzwischen sind alle Baumaßnahmen um den Bahnhof weitestgehend abgeschlossen undbdiebSaar- bahn kann kommen. Ab Herbst 2011 wird Heusweiler dann mit dem Saarbahn-Halte- punkt Heusweiler-Markt und dembkorres- pon dierenden Busbahnhof nochbbesser an

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Heute präsentiert sich die Gemeinde Heusweiler mit ihren sieben Ortsteilen und 19.622 Ein- wohnern als kinder- und familienfreund- liche attraktive Wohngemeinde in landschaftlich reizvollerbLage, dennoch ver- kehrsgünstig Der Laminatepark in Eiweiler gelegen. Die Umgebung bietet diverse Möglichkeiten der Saarbahn durch innerörtliche Zubringerbus- Naherholung, etwa den Naturpark Kallenborn se stellt auch die Nahversorgung für die Ein- in Obersalbach, der mit einem Wildfreigehege wohner sicher, die nicht mehr so mobil sind. Erholung und Entspannung für die ganze Familie garantiert. Ebenfalls im Ortsteil Ober- Die verkehrsgünstige Lage im Schnitt- salbach befi ndet sich ein architektonisches punkt zweier Bundesautobahnen macht Kleinod der Gemeinde Heusweiler, die neu Heusweiler auch als Wirtschaftsstandort erbaute Kirche „Maria Königin“ mit Glasfenstern attraktiv. Den gewerblich-industriellen Kern des englischen Glaskünstlers und Lichtarchi- bildet immer noch Eiweiler. Hier befi nden tekten Brian Clark. sich ein großes Spanplattenwerk undbeine Brauerei. In den letzten Jahren hat die Ge meinde weitere Gewerbegebiete in Heus weiler am Bahnhof, in Wahlschied, in Holz am Wasserturm und umbdie Schachtanlage Dilsburg erschlossen. Hier haben sich Handelsunter- nehmen und Handwerksbetriebe angesiedelt und neue Arbeitsplätze geschaffen. Auch im Bereich Erneuer bare Energien möchte die Gemeinde ihr Engagement zukünftig ver stärken. Leider ist, was Photo voltaik oder Windkraft angeht, die Lage von Heusweiler durch die Wohn be- bauung nicht optimal. Es werden derzeit auch Gespräche geführt, eine Biogasanlage in Heusweiler zu installieren.

Kirche „Maria Königin“ in Obersalbach

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Kleinblittersdorf

Kuren in der Biosphäre 1871 gehörte auch Großblittersdorf nach der Annexion Elsass-Lothringens wieder Die Gemeinde Kleinblittersdorfbkann zum Deutschen Reich. Nach dem Ersten auf eine über 1200 Jahre lange undbwechsel- Weltkrieg wurde Großblittersdorf erneut volle Geschichte zurückblicken. Im Jahre 777 eine französische Gemeinde, während Klein- wurde Kleinblittersdorf als Blieders torffberst- blittersdorf in der Völkerbundszeit von 1919 mals urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeitbbe- bis 1935 zur teilautonomen Saarregion ge- zeichnete Bliederstorff noch beide an zwei hörte und mit dem „Anschluss“ 1935 wieder Ufern der Saar gegenüberliegende Teilebeines zu Deutschland kam. Nach dem Frankreich- Ortes. Erst im 16. Jahrhundert tauchtberstmals feldzug änderten sich 1940 wieder die Vor- die Unterscheidung in Groß- und Kleinblitters- zeichen. Bis 1945 unterstanden beide Orte dorf auf, gemessen an der Einwohnerz ahl. dem deutschen Herrschaftsbereich. Heute 1815 wurden die beiden OrtsteilebGroß- gehört Großblittersdorf als Gemeinde zum und Kleinblittersdorf in Folge der Beschlüsse Département Moselle und Kleinblittersdorf des Wiener Kongresses getrennt. Der heutige zum Saarland. Ort Kleinblittersdorf wurde 1816 mit den Or- ten Auersmacher und Rilchingen-Hanweiler Groß- und Kleinblittersdorf – zu einer preußischen Bürgermeisterei imbneu Freundschaftlich verbunden gegründeten Landkreis Saarbrücken zusam- mengefasst, während Bliesransbach zu nächst Die enge Verbundenheit der über der Bürgermeisterei Bischmisheim und später Jahrhunderte zusammengehörenden und dem Amt Brebach angehörte. nur durch einen Fluss getrennten Orte Groß- und Kleinblittersdorf, die auch die politischen Umstände nicht dauerhaft zerstören konnten, symbolisiert die Freundschaftsbrücke,bdie heute beide Orte miteinander verbindet. 1880 ver- Die Freundschaftsbrücke band erstmals eine Brücke die beiden Orte und löste damit die bis dahin bestehende Fährver- bindung ab. Zu Beginn des Zweiten Welt krieges zerstört, wurde die Brückeb1964 neu er richtet. Die heutige Freund schafts brücke ist 1993 als reine Fuß gängerbrücke entstanden und steht als Symbol für die wechsel vollen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich und die Verbunden heit zweier Orte über die politischen Gegebenheiten hinweg.

Wiederanbau von Wein in der Gemeinde

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Sole Salz zu gewinnen. Aus dieser Zeit stam- men vermutlich auch die Quelltürme Viktoria und Augusta. Doch bereits 1836 stellte der damalige Eigentümer der Saline, Graf van den Broeck, die Salzgewinnung wieder ein. Sein Schwiegersohn, der Saargemünder Arzt Dr. Kirbs, nutzte die Sole nun in größerem Umfange zu Heilzwecken. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit ein bescheidener Kur- Bürgermeister Stephan Strichertz betrieb, der bis Ende 1890 anhielt. 1917 erwarb der Orden der Barmherzigen Brüder von Maria Hilf die Kurbadanlagen, führtebden Wirtschaftlich ist die Gemeinde bis Betrieb weiter und füllte ab 1922 die Sole der heute eher von Landwirtschaft und Hand- Augustaquelle in Flaschen ab. 1935 und 1988 werk geprägt. Von der Mitte des 18. Jahr- fanden weitere Quellbohrungen statt, deren hunderts bis in die erste Hälfte des 20. Jahr- Wasser die Basis für die beiden Mineral wasser- hunderts gab es in den Orten Auersmacher, sorten „Amandusquelle“ und „Mariannen- Kleinblittersdorf, Rilchingen-Hanweiler und quelle“ liefert. Bliesransbach sogar Weinbau, der jedoch gemessen an Fläche und Erlös eher beschei- den war. Die ersten Reben wurden von den Vom heilkräftigen Wasser zum Römern an Saar und Blies gebracht. 1912 Gesundheitspark Bad Rilchingen gab es an der oberen Saar nur noch in Blies- Bereits in den 1980er Jahren gab es ransbach und Rilchingen-Hanweiler Reben. Überlegungen, den zwischenzeitlich einge- Heute bemüht man sich vor allem in Blies- stellten Kurbetrieb in Bad Rilchingen wieder ransbach wieder um den Anbau, wenn auch neu zu beleben und hier ein Thermalbad zu nicht in großem Umfang. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts verarbeitete der Saarbrücker Kellereibesitzer Lucas den Rotwein aus Klein blittersdorf zu Sekt, der als „Blittersdorf Mousseux“ bekannt wurde. An Industriebetrieben ist vor allem die 1871 in Kleinblittersdorf gegründete Dampfziegelfabrik, die Thonwaarenfabrik Brach & Weichelt zu nennen, die hauptsäch- lich Dachfalzziegel produzierte. Der Rohstoff dazu kam aus der eigenen Tongrube in Groß- blittersdorf. Das Nachfolgeunternehmen produzierte bis 2004 noch Dachziegel in

Kleinblittersdorf. Augusta Quellturm in Bad Rilchingen-Hanweiler Von der Salzgewinnung zur errichten. Die Umsetzung scheiterte jedoch Saarland-Therme damals aus verschiedenen Gründen. Nachhaltige Wirkung hat die über 2005 gründeten die Landesentwicklungs- einen kurzen Zeitraum hinweg bedeutende gesellschaft Saar, der Regionalverband Saar- Salzgewinnung im heutigen Bad Rilchingen. brücken und die Gemeinde Kleinblitters dorf 1791 ließ die Reichsgräfi n Marianne von der die Projektgesellschaft Thermalbad Rilchingen Leyen in Rilchingen eine Saline und ein Sud- mbH, die ein Drei-Säulen-Modell mit einem haus bauen, um aus der dort vorhandenen Thermalbad als zentraler Einrichtung, einem

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Vitalcenter und einem Hotel entwickelte. Am eine Erweiterung nachgedacht wird“, betont 16. August 2010 hat die Realisierungsphase Strichertz. mit dem Bau des Thermalbades begonnen. Im Vitalcenter steht das Thema Gesund- Der Betreiber der Therme wurde in einem heitsprävention im Vordergrund. Das Einzugs- europaweiten Ausschreibungswettbewerb gebiet für die Therme wurde von Gutachtern gefunden. „Auch für das Vitalcenter ist der auf einen Umkreis von ca. 150 Kilometer festge- Bauantrag inzwischen eingereicht, so dass legt. Im Vitalcenter sollen Therapiemöglich- vermutlich noch in diesem Jahr die Bauar- keiten etwa im orthopädischen Bereich an ge- beiten beginnen können“, erklärt Bürger- boten werden, die deutschlandweit ein zig artig meister Stephan Strichertz. Bis zum Herbst sind. Dies soll den Einzugsbereich der Therme 2012 soll der Gesundheitspark mit eigener noch deutlich erweitern. „Wir rechnen mit Thermal-Sole-Heilquelle als „Saarland-Therme“ einem Besucheraufkommen in der Therme verwirklicht sein. Hier sollen 200 bis 250 von 180.000 Besuchern im Jahr und das ist Arbeitsplätze, vor allem im Bereich des im Vergleich zu anderen Anlagen noch sehr Vitalcenters, entstehen. „Hier ist die Nach- zurückhaltend gerechnet,“ erläutert Bürger- frage für Praxisräume bereits so groß, dass meister Strichertz. schon im Vorfeld der Baumaßnahme über Im Bereich Vitalcenter, das mittenbin Modell der geplanten „Saarland-Therme“ dem von der UNESCO ausgezeichneten Bio- s phärenreservat Bliesgau liegt, sollen die Themen Gesundheitsprävention, zukunfts- orientierte Bewegung und Biosphäre mitein- ander vernetzt werden. Dazu werden eine dezentrale Informationsstelle zur Biosphäre aufgebaut, eine Verleihstation für Elektro fahr- räder eingerichtet und Solegrotten betrieben.

Die Wintringer Kapelle

Auch im touristischen Bereich konnte die Gemeinde Kleinblittersdorf in den letzten Jahren viel bewegen. Inzwischen wurdebder Jacob(u)sweg eingerichtet, der quer durch die Gemeinde führt, mit verschiedenen Stationen wie das alte Bauernhaus in Auersmacher,

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die Wintringer Kapelle in Kleinblittersdorf auf dem Wintringer Hof oder den Konvent der Barmherzigen Brüder in Rilchingen. Hinzu kommt mit dem Blies-Grenz-Weg ein Premiumwanderweg sowie im Rahmen der Radwanderkarte ‚Velo visavis‘ ein grenzüber- schreitender Fahrradweg. „Es gibt jedoch im touristischen Bereich noch Potenzial, das ausgebaut werden kann, etwa die beiden Quelltürme im Park der Barmherzigen Brüder, die sind zum Teil schon saniert,“ betont Bürger- meister Strichertz. Hier bestehe auch die

Möglichkeit, die eine Quelle für die Kurgäste Die Saar mit der Freundschaftsbrücke im Hintergrund intensiver zu nutzen. Auf dem Weg sam zu engagieren, um die Region zu einer zur Nullemissionsregion Nullemissionsregion weiter zu entwickeln. Jede von ihnen versucht, in der Vernetzung Im Bereich der regenerativen Energie ihren Beitrag zur Erreichung dieses Ziels zu hat die Gemeinde Kleinblittersdorf in den leisten. Jahren 2008 und 2009 mit dem Institutbfür Heute präsentiert sich die Gemeinde angewandtes Stoffmanagement der Fach- Kleinblittersdorf, die nach der Gebiets- und hochschule Birkenfeld zusammengearbeitet. Verwaltungsreform von 1974 aus den Orts- Hier wurden in zwei Abschnitten die Potenziale teilen Auersmacher, Bliesransbach, Klein- im Bereich der regenerativen Energien für blittersdorf, Bad Rilchingen-Hanweiler und Strom erzeugung und Wärme untersucht. Sitterswald besteht, mit ihren 12.403 Ein- Dabei ging es um Stromerzeugung durch wohnern überwiegend als Wohngemeinde Photovoltaik und Windkraft und um Wärme- mit einer optimalen Verkehrsanbindung an gewinnung durch Biomassekraftwerke. „In die Landeshauptstadt. Vor allem die Grenz- Zusammenarbeit mit verschiedenen Betrei- nähe, die landschaftlich reizvolle Lage mitten bern auf dem Markt haben wir versucht, das im Biosphärenreservat und die gute Infra- Thema Photovoltaik zu forcieren. In zwischen struktur machen Kleinblittersdorf zu einem haben wir vier größere Photo voltaikanlagen überaus attraktiven und nachgefragtenbStand- kommunal selbst gebaut über die Gemeinde- ort. werke oder die Gemeinde selbst, auf dem Bau- hof, der Grundschule, der komplett sanierten Kindertagesstätte und dem Gebäude der Lebenshilfe, die als Kooperationspartner Schöne Spazierwege um Kleinblittersdorf aufgetreten ist.“ In 2009 und 2010 hat Klein- blittersdorf im Bereich Energie- effi zienz und Klimaschutz ein eigenes Projekt auf den Weg gebracht. Hier geht es primär um die Reduzierung

von CO2-Ausstoß. Auf Anregung von Kleinblittersdorf haben alle Gemeinden im Biosphärenreservat Bliesgau beschlossen, sich gemein-

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Püttlingen

Die liebens- und lebenswerte Der Bergbau als Motor des wirt- Köllertalstadt schaftlichen Aufschwungs Die heutige Stadt Püttlingen gründet Wie in vielen anderen saarländischen auf geschichtsträchtigem Boden. Überreste Gemeinden lieferte im 19. Jahrhundert der von zwei Burganlagen – Burg Bucherbach und Bergbau auch für das bis dahin überwiegend die Püttlinger Burg, von der heute noch der landwirtschaftlich geprägte Köllertal die ent- so genannte Hexenturm erhalten ist, weisen scheidenden Impulse für den wirtschaftlichen auf eine Besiedlung im 14. Jahrhundert hin. Aufschwung und die damit verbundene Mit der bereits für das 7./8. Jahrhundertbbe- rasante Zunahme der Bevölkerung. legten – heute evangelischenb– Pfarrkirche 1866 wurde westlich von Püttlingen St. Martin im Stadtteil Köllerbach besitzt die Steinkohlengrube Viktoria I und 1881 Viktoria II in Betrieb genommen. BeidebBerg- werke waren durch einen Stollen mit ein ander verbunden. 1891 wurde im Stadtteil Engel- fangen der Aspenschacht abgeteuft und 1902 die Grube Viktoria III, wo die Förderung 1955 eingestellt wurde. Die starke Nachfrage nach Arbeits- kräften ließ die Bevölkerung in Püttlingen rasch anwachsen und führte über eine rege Bautätigkeit zu einer Ausdehnung der Ort- schaften, was schließlich auch Änderungen in der Verwaltungsstruktur nach sich zog. 1868 schied Püttlingen aus der Bürgermeister- ei Völklingen aus und wurde eigenständige Der Hexenturm Gemeinde. Hundert Jahre später erhielt Püttlingen das Stadtrecht. Püttlingen eines der ältesten sakralenbBau- werke im Saarland. Sie und die Überrestebvon zwei Burganlagen, Burg Bucherbach inbKöller- bach und die Püttlinger Burg aus dem 13./14. Jahrhundert, weisen auf eine frühe Besiedlung des heutigen Stadtgebietes hin.

1815 wurde das zuvor u. a. von Krie- chingen, Nassau-Saarbrücken, Frankreich und verschiedenen anderen Herrschaften verwaltete Püttlingen Teil der preußischen Rheinprovinz und 1816 dem neu gegründeten Landkreis Saarbrücken unterstellt. DiebGe- meinde Püttlingen gehörte fortan zur Bürger- meisterei Völklingen, während die kleinen Gemeinden des mittleren Köllertals zurbBürger- meisterei Sellerbach zusammengefasst wurden.

Rathaus Püttlingen

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größter Arbeitgeber der Stadt; von ihr gehen u. a. als akademisches Lehrkrankenhaus über- regionale Impulse aus, die die Ansiedlung der Deutschen Klinik für Naturheilverfahren und Präventivmedizin und des Dialysezen- trums Püttlingen begünstigten. Durchbdie Einrichtung weiterer Fachrichtungen und den Bau eines Rehazentrums wird der Klinikstandort in den nächsten Jahren Bürgermeister Martin Speicher

1974 wurden im Rahmen der Ver- waltungs- und Gebietsreform die Stadt Püttlingen und die 1932 durch den Zusam- menschluss der sechs Köllertalgemeinden Engelfangen, Etzenhofen, Herchenbach, Kölln, Rittenhofen und Sellerbach zu einer Großgemeinde entstandene Gemeinde Köllerbach zur Stadt Püttlingen zusammen- gefasst.

Das Ende des Bergbaus und der Klinik der Bundesknappschaft in Püttlingen Strukturwandel weiterentwickelt. Hier werden auch neue Bis in die 1960er Jahre hineinbdiktierte Arbeitsplätze entstehen. Weitere Arbeits- die Kohle Entwicklung und Struktur Püttlingens. und Ausbildungsplätze entstanden durch Mit der Stilllegung der Grube Viktoria im Jahre die Behinderten-Werkstatt und das Wohn- 1963 und dem Rückzug des Bergbaus an der heim der Lebenshilfe Obere Saar, in der Saar stand Püttlingen vor der großen Heraus- über betrieblich tätigen Erwerbslosen- forderung, einen nachhaltigen Struktur wandel Selbsthilfe Püttlingen e. V. sowie durch zu vollziehen und gleichzeitig die mit der Firmen neugründungen im Unternehmer- Schließung der Gruben verbundenen dra- zentrum Püttlingen. matischen Verluste an Arbeitsplätzen zu Die für den Strukturwandel in einer kompensieren. Stadtentwicklungsstudie formulierten Einen wichtigen Beitrag hierzublieferte Ziele wurden zwischenzeitlich umgesetzt. der tertiäre Sektor, insbesondere imbsozialen Püttlingen hat sich seit den 1960er Jahren und gesundheitlichen Bereich. So istbmitb800 fortentwickelt und ist heute eine moderne Mitarbeitern die Klinik der Bundesknapp schaft Stadt mit einer guten Infrastruktur, einem attraktiven kulturellen und sportlichen Frei- zeitangebot, zwei funktionsfähigen Nahver- sorgungszentren, einer zukunftsorientierten Wirtschaft mit einem hohen Angebot im Bereich Handel, Handwerk, Dienstleistung und Gewerbe. Dazu hat vor allem die Stadtkern- sanierung im Stadtteil Püttlingen und die Dorferneuerung im Stadtteil Köllerbach bei- getragen. In vielfältigen Projekten konnten

Die Marktstraße in Püttlingen

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Infrastruktur und Dienstleistungs angebot vorhandene Gewerbefl ächen wurden in den deutlich verbessert werden. Alle Schulenbund letzten Jahren erweitert und ausgebaut. Kindergärten, Hallen und Sportplätze sowie Hier stehen keine freien Ansiedlungsfl ächen das Schwimmbad befi nden sich Dank um- mehr zur Verfügung. „Für uns hat die Er- fangreicher Renovierungs- und Sanierungs- arbeiten auf dem neuesten Stand. Hier hat die Stadt in den letzten Jahren über acht Millionen Euro investiert. Die Neugestaltung der Innenstadt durch den Abriss des Bahndamms undbdie Renaturierung des Köllerbachs hat die Auf- ent haltsqualität deutlich gesteigert. Viel investiert wurde auch im Bereich der Ab- wasserentsorgung durch den Neubau des Hauptsammlers zwischen Völklingen und Walpershofen sowie die Erneuerung aller Haupt- und Nebenkanäle. „Und ich bin sicher, dass wir den konsequenten Weg der Stadt- entwicklung erfolgreich fortsetzen werden“, betont der Püttlinger Bürgermeister Martin Speicher. Derzeit ist der Bau eines zentralen Busbahnhofs im Püttlinger Zentrum geplant und, wie Bürgermeister Speicher erklärt, „über ein intensives Stadtmarketing und ein Püttlinger Jagdschlösschen vielfältiges Veranstaltungsangebot, wie etwa dem jährlich stattfi ndenden City-Biathlon, schließung weiterer Gewerbegebiete etwa versuchen wir auch den ansässigen Einzel- im Bereich ‚Dickenberg‘ oder in Etzenhofen handel zu stärken und damit die Nahver- daher höchste Priorität“, erklärt Bürgermeister sorgung auszubauen.“ Speicher. So konnten auf dem verkehrsgünstig Auch mit dem Aufbau eines lokalen gelegenen Gewerbegebiet Etzenhofen bereits Nahverkehrs, dem Ringbus, hat Püttlingen Unternehmen u.a. aus den Bereichen Ma- im Saarland für Kommunen seiner Größen- schinenbau, Metallverarbeitung, Bauge werbe, ordnung ein Zeichen gesetzt. Mit diesem Logistik und Automobilhandelbangesiedelt Ringbus sind alle Stadt- und Ortsteile unter- werden. Ein weiterer Teil dieser Fläche, dasbehe- einander verbunden und im Stundentakt er- malige Gelände der Schwedischen Kugel lager- reichbar, damit sind auch die abgelegenen fabrik SKF, konnte nach der Schließung des Stadtteile an die Nahversorgung optimal Werks im Jahr 2004 revitalisiert werden. Hier angebunden. stehen nun zwei Hektar für neue Ansiedlungen Die alten Industriebrachen aus dem zur Verfügung. Durch den Saarbahnhaltepunkt Bergbau konnten revitalisiert und als Ge- ‚Walpershofen-Etzenhofen‘ ist dieses Gewerbe- werbegebiete erschlossen werden. Daneben gebiet unmittelbar an die wichtigste ÖPNV- Trasse des Regionalverbandes Saarbrücken angebunden.

Heute präsentiert sich die Stadt Pütt- lingen mit ihren rund 20.000 Einwohnern als eine moderne Wohnstadt im Grünen mit einer attraktiven neugestalteten Stadtmitte,

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einer schönen Parkanlage und vielenbsehens- Fast 200 Vereine stehen für ein überaus werten Bauwerken. Neben der bereits er- starkes ehrenamtliches Engagement und wähnten Köllertaler Martinskirche undbden sorgen in Püttlingen für große sportliche Überresten mittelalterlicher Burgan lagen und kulturelle Vielfalt. Überregional bekannt kann Püttlingen mit weiteren historischen ist das saarländische Uhrenmuseum, das Bauwerken wie der weithin sichtbaren Pfarr- an ein früher im Köllertal im Nebenerwerb kirche St. Sebastian, dem „Köllertaler Dom“, betriebenes Gewerbe erinnert, ein Bergbau- aufwarten. Zu den wichtigsten historischen museum befi ndet sich noch in der Aufbau- Bauwerken zählt auch das im 18. Jahrhundert phase, erste Zeugnisse der Kohleförderung unter Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken sind bereits in einem Freiluftmuseumbaufge- entstandene Jagdschlösschen, welches von baut. Als weltoffene Stadt unterhält Püttlingen 1868 bis 1904 als Rathaus der selbständigen im Rahmen des Europäischen Städtebünd- Gemeinde Püttlingen diente und das in- nisses für Jugend- und Kulturaustausch partnerschaftliche Beziehungen zu sieben Städten aus sechs europäischen Ländern. „Es ist uns ein großes Anliegen, durch einen regen Austausch die Jugend an den euro- päischen Gedanken heranzuführen und wir sind besonders stolz darauf, dass wir für unser internationales Städtebündnis von der Landesregierung den Europapreis er- halten haben,“ sagt Bürgermeister Speicher.

Trotz der regen Siedlungstätigkeitbder letzen beiden Jahrhunderte ist es der Stadt gelungen, eine bis in die Kernbereiche hinein grüne Stadt zu schaffen bzw. zu erhalten. Und ist heute auch der Bergbau aus Püttlingen Blick auf die Pfarrkirche St. Sebastian, den „Köllertaler Dom“ verschwunden, seine Relikte sind mit der in- zwischen begrünten Halde der ehemaligen zwischen aufwändig restauriert der Stadt als Grube Viktoria noch weithin sichtbar und Ausstellungs- und Veranstaltungsraum zur erinnern an eine industrielle Vergangenheit, Verfügung steht. die ein Jahrhundert lang die Geschicke der Geradezu vorbildlich ist das Angebot Stadt bestimmt hat. im Bereich der Kinderbetreuung. Hier stehen sechs Kindergärten und eine Kindertages- stätte zur Verfügung. Des Weiteren bietet Püttlingen drei Grundschulen und eine er- weiterte Realschule, die StaatlichebFörder schule für körperliche und motorische Entwicklung und die Staatliche Schule für Erziehungs- hilfe, eine attraktive Volkshochschule sowie eine über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Musikschule mit rund 800 Schülern. Landes- weite Bedeutung hat auch das Staatliche Studienseminar für Lehrerausbildung für den Bereich der Primarstufe und der Sekundar- stufe I, das in Püttlingen beheimatet ist.

Uhrmacherhaus in Köllerbach

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Quierschied

Volle Energie voraus Abgabenaufstellung, kann Quierschied wohl als Ort der frühesten systematischen Stein- Die Gemeinde Quierschied, die auf kohlengewinnung in unserer Region ange- eine über 1000-jährige Geschichte zurück- sehen werden. blicken kann, steht heute wie kaum eine zweite Kommune im Saarland für den Struktur- Glas und Kohle als Motor der wandel, der mit dem Ende des Bergbaus an Industrialisierung der Saar eingesetzt hat. Bereits im 15. Jahrhundert fi ndenbsich Die Steinkohle sorgte auch dafür,bdass Belege für das Wirtschaftsgut, dem Quier- sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts in schied ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Quierschied die Glasindustrie ansiedelte. seinen rasanten wirtschaftlichen Aufstieg Damit begann ein neues Kapitel für die an- zu verdanken hat, die Steinkohle. sässige Bevölkerung, der sich mit den Glas- Nachbeinem Zeugnis aus dem Jahre 1522, hütten erstmals neben Landwirtschaft und der Erwähnung einer Kohlengrube in einer Viehzucht eine industrielle Erwerbsmöglich- keit bot. Dies führte bereits zu einem

Gelände der ehemaligen Grube Göttelborn An wachsen der Bevölkerung, das mit der Er öffnung der Steinkohlenberg- werke ab den 1870er Jahren je- doch schlag artig zunahm. In den Jahren 1871 bis 1892 wuchs die Einwohnerzahl Quierschieds von 1.500 auf 3.300 an.

Die Eröffnung derbGruben Camphausen (1871),bKreuzgräben (1872), Trenkelbach (1873) und Göttelborn (1887) und der Bau der Eisenbahn durchs Fischbachtal (1875-1879) brachten der Ge- meinde neben einem rasanten Bevölkerungsanstieg auch wirt- schaftlichen Aufschwung, mit der Folge, dass Quierschied, das nach der Gründung des Landkreises Saarbrücken im Jahr 1816 verwal- tungsmäßig zunächst der Bürger- meisterei Heusweiler zugeordnet worden war, am 1. April 1903 eine selbständige Bürgermeisterei wurde. 1925 kamen dann noch die Orte Fischbach und Göttelbornbzu Quierschied. Mit der Gebietsreform von 1974 wurden schließlich die Orte Quierschied, Göttelborn, Fischbach und Camphausen zur Gemeinde Quierschied zusammen- gefasst.

Bergarbeiter-Häuser in Göttelborn

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auf Initiative der saarländischen Landesre- gierung im April 2001 die IndustrieKultur Saar GmbH (IKS). Aufgabe der IKS ist es, aus den Industriebrachen in Völklingen, Reden und Göttelborn Standorte für wirtschaftliche, touristische und kulturelle Nutzungen zu entwickeln.

Inzwischen hat sich viel getan. Die Bürgermeisterin Karin Lawall ur sprüngliche Kohlenförderung ist neuen Industriezweigen und Energiegewinnungs- anlagen gewichen. So steht neben dem Kohle- Das Ende des Bergbaus kraftwerk Weiher III heute auf ehe maligem Bis ins ausgehende 20. Jahrhundert Grubengelände am „Zukunftsstandort Göttel- hinein bestimmte der Steinkohlenbergbau born“ eine der weltweit größten Photovoltaik- als größter Arbeitgeber die Geschicke der anlagen mit einer Fläche von 165.000bm2. Auch Gemeinde und prägte mit seinen Anlagen in der ehe maligen Göttelborner Betriebs- und Fördertürmen die Landschaft. Dies änderte mittelhalle ist neues Leben eingezogen. sich mit dem Rückzug des Bergbaus aus der Umgebaut und erweitert wird sie von der Gemeinde. 1990 wurde zuerst Camphausen Förderturm Göttelborn als Förderstandort aufgegeben. Zehn Jahre später folgte die Schließung des Bergwerks Göttelborn/Reden, auf dem noch 1989 der mit 90 Metern höchste Bergbauförderturm der Welt errichtet wurde. Heute prägt er weit- hin sichtbar als ‚Landmarke’ und Symbol der Industriekultur an der Saar die Landschaft des Saarkohlenwaldes. Alte Brachen erwachen zu neuem Leben Seit 2000 vollzieht Quierschied nun einen strukturellen Wandel, vom ehemaligen Montanstandort hin zur attraktiven und zu- kunftsfähigen Wohn- und Industriegemeinde im Saarkohlenwald. Dabei kommt der Gemeinde ihre Bergbautradition zu Gute, denn mit dem Rückzug des Bergbaus und der Entlassung der Flächen aus der Bergaufsicht verfügt die Gemeinde heute über attraktive, verkehrs- mäßig sehr gut angebundene Industrie- brachen, auf denen neue Industrie- und Gewerbefl ächen entstehen.

Um den notwendigen Strukturwandel voranzutreiben, gründeten das Land, der Regionalverband Saarbrücken, der Landkreis Neunkirchen und die Gemeinde Quierschied

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international tätigen Hydac System GmbH Ansiedlungsmöglichkeiten für Unternehmen genutzt. Hier sind inzwischen 130 Arbeits- geschaffen worden. plätze neu entstanden. Auf dem IKS-Gelände haben sich neben der Hydyc auch noch weitere Aufwertung der Ortszentren interessante Unternehmen wie die Nano- Der Strukturwandel hat jedoch auch in den einzelnen Ortszentren der Gemeinde tiefe Spuren hinterlassen, denen es jetzt tat kräftig zu begegnen gilt. „Die städtebau- liche Neuordnung der Ortskernebsteht dabei ganz oben auf dem Programm“,bbetontbBürger- meisterin Karin Lawall. Im Orts zentrumbvon Quierschied hat sich im vergangenen Jahr bereits vieles zum Positiven verändert. Durch die Ansiedlung eines Vollsortimenters und eines Elektronikfachmarktes konnte die Nahversorgung wieder sichergestellt werden. Die Umgestaltung der Haupteinkaufs straße, der Marienstraße, mit einer veränderten Verkehrsführung, hat das Ortszentrumbauf- gewertet und zukunftsfähig gemacht. „Auch das Umfeld am Triebener Platz wurde mitbVerschönerungsmaßnahmen und der Gewerbeansiedlung auf dem IKS-Gelände Sanierung des Dorfbrunnens deutlich aufge- wertet“, erklärt Lawall. Mittelfristig sollen auch gate, die APOLOG, Sarastro und GVT auch die Ortszentren von Fischbach-Camphausen ein attraktives Gesundheitszentrum ange- und Göttelborn durch entsprechende städte- siedelt. Auch auf dem Gelände der ehema- bauliche Maßnahmen aufgewertet werden. ligen Grube Camp hausen, dem Gelände am Holzplatz und im Heidekorn sind attraktive

Photovoltaikanlage auf dem Gelände der ehemaligen Grube Göttelborn

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Gut aufgestellt ist die Gemeinde im Bereich Erneuerbare Energien. Die 2009 unter dem Motto „Klimaschutz fängt vor Ort an“ ins Leben gerufene Kampagne mit dem Ziel, die solarfreundlichste Gemeinde im Saarland zu werden, ist inzwischen von Erfolg gekrönt. Quierschied steht im Bereich der Erzeugung von Solarstrom im Saarland auf Platz 1. Über 20 Photovoltaikanlagenbund über 200 Solaranlagen sind inzwischen auf privaten und öffentlichen Dächern, etwa auf dem Dach der Taubenfeldhalle, installiert. Für diejenigen, die nicht über eine geeignete Die Marienstraße in Quierschied Dachfl äche verfügen, sich aber dennochbim Bereich alternativer Energieerzeugung bachtals bildet einen spannenden Kontrast engagieren wollen, hat die Gemeinde auf zu den Relikten der Industriekultur und bietet dem Dach des Kindergartens Villa Regen- eine Vielfalt an Freizeitmöglichkeiten, wie bogen ein Bürgerkraftwerk errichtet. Umbden etwa die 66 Hektar große Halde Lydia, die Ausbau regenerativer Energien weiter vor- nach einem Leitbild des EU-Projektes SAUL anzutreiben, hat Quierschied zur Förderung (Sustainable and Accessible Urban Lands- von Projekten auf diesem Gebiet eine Energie- cape) saniert und rekultiviert wurde. Diese genossenschaft gegründet. Halde begeistert ihre Besucher insbesondere mit dem sich auf dem Plateau befi ndlichen Heute präsentiert sich die Gemeinde „Himmelsspiegel“, einer mit Regenwasser mit den Orten Quierschied, Fischbach-Camp- gefüllten Fläche, und ist Station des Halden- hausen und Göttelborn und 13.777 Einwohnern rundwegs im Saarkohlenwald. Aktuell wird als attraktive Industrie- und Wohngemeinde, im Rahmen des Projektes ‚Velo visavis‘, einer mitten im Saarkohlenwald und verkehrsmäßig grenzüberschreitenden Radwanderkarte, gut an die Landeshauptstadt angebunden. intensiv an der Umsetzung der geplanten Quierschied verfügt über eine gute Sozial- Radweg-Verbindung von Saarbrücken nach struktur, einen hohen Freizeitwert sowie ein Quierschied durch das Fischbachtal gear- breit gefächertes und aktives Vereinsleben. beitet. Über interkommunale Zusammenarbeit will Quierschied sein kulturelles Angebot sicher- stellen und weiterentwickeln.

Das Freibad in Quierschied Ein umfangreiches Betreuungsangebot für Kinder mit fl exiblen Öffnungszeiten in den Kindergärten und Betreuungsschecks sowie ein großes Angebot an Krippeplätzen, das heute schon die gesetzlichen Forderungen für 2013 erfüllt, macht Quierschied zu einer familien- und kinderfreundlichen Gemeinde.

Als waldreichste Gemeinde des Saar- landes hat Quierschied auch einen hohen Naherholungswert. Die reizvolle Naturland- schaft des Saarkohlenwaldes und des Fisch-

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Riegelsberg

Familienfreundliche Gemeinde ei Sellerbach, die schließlich 1936 nach ihrem vor den Toren der Landeshaupt- Verwaltungssitz in Bürgermeisterei Riegels- berg umbenannt wurde. stadt Nach der Verwaltungsreformbvonb1974 2009 konnte die Gemeinde wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden auf ihr 70-jähriges Bestehen als selbständige Riegelsberg und Walpershofen zur Einheits- Großgemeinde zurückblicken, die amb1.bApril gemeinde Riegelsberg zusammengeschlossen. 1939 aus der Zusammenlegung von Riegels- berg und den bis dahin selbständigen Ge- Ein kurzes Gastspiel – meinden Güchenbach (damals rund 7.200 der Bergbau in Riegelsberg Einwohner), Hilschbach (damals rund 775 Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts Einwohner) und Überhofen (damals rund 570 stellte die Landwirtschaft die Haupterwerbs- Einwohner) entstanden ist. quelle im Raum des heutigen Riegelsberg dar. Erst von dieser Zeit an entwickeltebsich der für das Köllertal bereits für das 15.bJahr- hundert belegte Steinkohlenbergbau durch die Erschließung seitens des preußischen Bergfi skus zu einem bedeutenden Wirt- schaftsfaktor. Damit waren alle Voraus- setzungen geschaffen für den Aufstieg von Riegelsberg und Walpershofen zu blühenden Gemeinwesen, die infolge der industriellen Entwicklung einen starken Bevölkerungsan- stieg verzeichnen konnten. Einen wesentlichen Anteil an dieser positiven Entwicklung in Bezug auf Wirt- schaft, Bevölkerung und Siedlung hatten die Eröffnung der Grube Von der Heydt (1852) und die Inbetriebnahme von drei Schacht- anlagen im Lampennest in den Jahren 1872, Saarbrücker Straße in Riegelsberg 1888 und 1891. Doch bereits vor dem ersten Weltkrieg wurde der Steinkohlenabbau in Der Ort Riegelsberg selbst wurde 1731 Riegelsberg unrentabel, so dass schließlich erstmals urkundlich erwähnt und bildete 1916 der letzte Schacht in Riegelsberg still- ur sprünglich einen Ortsteil der Gemeinde gelegt wurde. Heute erinnern neben einigen Güchenbach, die wiederum verwaltungsmäßig Bergmannshäusern nur noch ein im Jahr zur 1816 im Zuge der Gründung des Land- 2006 errichtetes „Denkmal“ (im Kreisel Rich- kreises Saarbrücken geschaffenen Bürger- tung Riegelsberg) an die Bergbautradition. meisterei Sellerbach gehörte. Bereits 1875 wurde in Riegelsberg ein Rathaus gebautbund Saarbahn-Haltestelle in der Saarbrücker Straße der Ort somit zum Amtssitz der Bürger meis ter-

Die Skulptur vor dem Rathaus in Riegelsberg

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Familie“, in dem sich unterschiedliche Partner zusammengefunden haben, um generationen- übergreifend zusammenzuarbeiten. Das Engagement ist dabei überaus vielfältig und reicht von der Kinderbetreuung, den unterschiedlichen Ideen zum Aufbau einer familienfreundlichen Infrastruktur und der

Einkaufszentrum an der Riegelsberghalle

Bürgermeister Klaus Häusle

Gut positioniert in die Zukunft Heute ist die Gemeinde Riegelsberg als Wohngemeinde sehr gut aufgestellt, vor allem im Hinblick auf den gegenwärtigen demografi schen Wandel. Viel wurde in den letzten Jahren investiert, um sich im Groß- raum Saarbrücken im Wettbewerb um künftige Einwohner Standortvorteile zu verschaffen und sich gut zu posi- Vereinbarkeit von Familie und Beruf bis tionieren. Dabei hin zur Entwicklung von Maßnahmen, die profi tiert Riegels- Riegelsberg familienfreundlich und damit berg als Wohnge- zukunftsfähig machen. meinde neben der Nähe zur Landeshauptstadt vor allem von der guten Verkehrsanbindung. Seit dem 27. September 2009 hat die Saarbahn ihren Re- gelbetrieb auf der Strecke Saarbrücken bis Walpershofen/Etzenhofen aufgenommen. Dadurch verfügt Riegelsberg nun, auch in Verbindung mit den bestehenden innerört- lichen Buslinien, über eine optimale ÖPNV Anbindung.

Einen hohen Stellenwert innerhalb der Gemeinde hat auch die Kinderbetreuung. Die Skateboard-Anlage an den Tennisplätzen in Riegelbserg und der Kunstrasenplatz in Walpershofen Derzeit wird hinter dem Rathaus eine moderne Kindertagesstätte gebaut, die auch einen Beitrag zur Belebung des Ortszentrums leisten wird. Des Weiteren wird der bereits bestehende Kindergarten der katholischen Kirchenge- meinde St. Elisabeth von der Gemeinde auf- gekauft und grundlegend saniert. Ein wichti- ger Punkt ist hier auch das „Lokale Bündnis

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Marktplatz Riegelsberg Einkaufszentrum an der Riegelsberghalle

Riegelsberg bietet für junge Familien Markt und das muss aufgewertet werden, eine überaus breitgefächerte und dichte auch um Leerstände im Umfeld zu vermeiden.“ Vereinsstruktur im Sport- und Kulturbereich Auch das Neben-Zentrum Stumpen mussbsich und Freizeiteinrichtungen wie ein familien- weiter entwickeln. Hier wohnen vor allem orientiertes Freibad und Hallenbad sowie ältere Bürger und daher muss hier die Nah- multifunktional nutzbare Mehrzweckhallen versorgung und die Anbindung an den ÖPNV (Riegelsberghalle und Köllertalhalle). Da- gewährleistet sein. rüber hinaus hat Riegelsberg die landesweit höchste Spielplatzdichte, ein Mountainbike- parcours im Lampennest, ein Kunstrasen- platz in Walpershofen, eine Skateboardanlage und vieles mehr. Neugestaltung der Ortszentren Investiert wird in den nächsten Jahren vor allem in die städtebauliche Entwicklung. Zur Zeit wird ein integriertes Gemeindeent- wicklungsprogramm für Riegelsberg erstellt, das auch eine Orientierungshilfe für künftige städtebauliche Projekte sein soll. Da die Bürgerinnen und Bürger aktiv an diesem Prozess teilnehmen können, werden auf Die neue Saarbahnbrücke in Walpershofen diesem Weg ihre Ideen auch in die städte- bauliche Entwicklung einfl ießen. Vor allem In Walpershofen wurde durch die der Marktplatz muss in der nächsten Zeit Fertigstellung der neuen Saarbahnbrücke angegangen werden. Bürgermeister Klaus der Ort geöffnet. Hier wird in den nächsten Häusle verfolgt das Ziel, „den Marktplatz als beiden Jahren das Projekt „Ortsmittege- Aufenthaltsort, als Ort, wo die Menschen staltung“ weitergeführt. Im Rahmen dieses sich treffen und wohlfühlen, attraktiverbzu Projektes wird die Heusweiler Straße ver- gestalten, damit das Zentrum lebendig schwengt und der Kreisel Etzenhoferstraße/ bleibt bzw. noch lebendiger wird. Bei der Dörrwiesen/Kurzenberg/Heusweiler Straße Riegelsberghalle ist das Zentrum zum Ein- gebaut. Die Fläche unter der Brücke kann kaufen, aber das sonstige Zentrum ist am dann den Bürgern zurückgegeben und in

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Riegelsberghalle Rathaus Riegelsberg

ein attraktives Zentrum mit Aufenthalts- in den umliegenden Industriegemeinden charakter umgestaltet werden. Des Weiteren beschäftigt sind. Eine optimale Verkehrs an- soll die bisher noch bestehende Lückebim bindung, eine gute Infrastruktur, ein attraktives Köllertalradweg geschlossen und der Köller- Freizeitangebot und ein aktives Vereinsleben bach renaturiert werden. machen Riegelsberg vor allem für junge Energie für die Zukunft Familien interessant. Ein weiterer wichtiger Punkt für die zu- künftige Entwicklung der Gemeinde wird die Denkmal (im Kreisel Richtung Riegelsberg) Förderung der Erneuerbaren Energien sein, um zu einer nachhaltigen und zukunfts fähigen Energieversorgung zu fi nden. Hier ist Riegels- berg schon mit gutem Beispiel vorangegangen und hat in den letzten Jahren auf den meisten öffentlichen Dächern (zwei Schulen, Halle Walpers hofen, Schwimmbad) Solaranlagen installiert. Im Schwimmbad wird das Wasser mit Solartechnik erwärmt. „Das reicht natür lich bei weitem noch nicht aus, daher werdenbwir jetzt auch ein Energiekonzept in Auftragbgeben, um zu ermitteln, wie der aktuelle Standbim Bereich der erneuerbaren Energie istbund

welche weiteren Potenziale zur CO2-Redu- zierung vorhanden sind mit dem Ziel,bauch den Bürger in diese Entwicklung mit einzu- be ziehen,“ erklärt Bürgermeister Häusle.

Heute präsentiert sich die Gemeinde Riegelsberg mit den beiden Ortsteilen Riegels berg und Walpershofen und insge- samt 14.960 Einwohnern als eine attraktive Wohngemeinde, deren Bewohner zumeist in der nahe gelegenen Landeshauptstadt und

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Saarbrücken

Eine Stadt im Wandel Nicht ganz freiwillig, am Ende aber der Vernunft gehorchend, haben sich zum 1. April 1909 die drei Saarstädte Saarbrücken, St. Johann und Malstatt-Burbach zur Groß- stadt Saarbrücken zusammengeschlossen. Im Laufe der zunehmenden Industrialisierung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die drei Städte sehr unterschiedlich. Während Saarbrücken weiterhin Wohnstadt des gehobenen Bürgertums und Verwaltungs- sitz blieb, wurde St. Johann vor allem nach der Errichtung des Bahnhofs im Jahr 1852 zunehmend zu einem fl orierenden Handels- und Industriestandort, während das haupt- sächlich von der hier ansässigen Montan- industrie geprägte Malstatt-Burbach eine wahre Bevölkerungsexplosion erlebte und sich trotz eines großen Angebots an Arbeits- plätzen rasch zum Armenhaus der drei Saar- Die Berliner Promenade heute – und in der Zukunft städte entwickelte. (Foto unten: PgBP/lu media) Nahverkehrs, um nur einige Bei spiele zu nennen, realisiert werden konnten. Am 5. Dezember 1908 war es schließlich soweit. Nach jahre langen heftigen, teils erbitterten Diskussionen unterzeichneten die Vertreter der drei selbständigen Städte Saarbrücken, St. Johann und Malstatt-Burbach den Städte- vereinigungsvertrag, der am 1. April 1909 in Kraft trat.

Sogleich wurden die wichtigsten Pro- jekte in Angriff genommen. Erstes sichtbares In die Flaniermeile mit einbezogen: die Futterstraße und... Zeichen der Städtevereinigung war der Bau der Kaiser-Friedrich-Brücke, an der Stelle Vor allem der mit dem wirtschaftlichen der heutigen Wilhelm-Heinrich-Brücke, die Wachstum verbundene enorme Bevölkerungs - neben der alten Brücke und der Luisenbrücke anstieg stellte die Städte zu Beginn des 20. nun die dritte Verbindung zwischen Saar- Jahrhunderts vor immer größere Heraus forder- ungen im Bereich der Infrastruktur und Da- seinsvorsorge. Ein Zusammenschluss der drei Städte zur Großstadt wurde zu nehmend dringlicher, da nur durch eine Bündelung aller Kräfte die inzwischen dringend notwendig gewordenen Projekte, wie etwa die Schaffung einer modernen Großkanalisation, einer effi zienten Energieversorgung, eines zeitge- mäßen Schlachthofes oder eines modernen

... die neu gestaltete Sulzbachstraße

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schneidende Maßnahmen. Die Verlegung des Saarhafens ermöglichte eine Neugestal- tung des Saarufers und die Entstehung der Berliner Promenade. Eine „Stadt am Fluss“bzu schaffen war das erklärte Ziel, an dem sich die künftigen Baumaßnahmen orientierten.bDie zweite einschneidende Veränderung erfolgte durch den Bau der Stadtautobahn, als zeit- gemäße Antwort auf die Verkehrsprobleme. Oberbürgermeisterin Charlotte Britz In den nach- folgenden Jahren brücken und St. Johann herstellte. Auch das veränderten sich große Problem der Abwasserentsorgung die Strukturen in konnte mit dem Bau einer modernen Groß- der Stadt, neue kanalisation im Jahr 1919 endlich zufrieden- Wohngebiete ent- stellend gelöst werden. Durch entsprechende standen, die Bahn- Investitionen und Maßnahmen konnte in hofstraße wurde zur den 1920er Jahren auch die Versorgung der Fußgängerzone. wachsenden Bevölkerung und der Industrie Heute sucht die mit Wasser, Gas und Strom sichergestellt, Stadt nach neuen Wohnraum geschaffen und der Nahverkehr Lösungen, um Saar- den Bedürfnissen entsprechend ausgebaut brücken zu einem werden. Saarbrücken entwickelte sich nach attraktiven, liebens- und nach zu einer modernen Großstadt mit und lebenswerten einer zeitgemäßen Infrastruktur. St. Johanner Markt Zentrum mit hohem Unterbrochen wurde diese Entwicklung Aufenthaltswert weiter zu entwickeln. vor allem durch den zweiten Weltkrieg, in dessen Verlauf ein Großteil von Saarbrückenbin Entwicklung der Innenstadt Schutt und Asche fi el. Nach den Zerstörungen Wesentlich für die Zukunft Saarbrückens des Zweiten Weltkrieges hatte die Schaffung ist es, die Innenstadt weiter zu entwickeln: von Wohnraum oberste Priorität, wobei sich „Wir investieren in eine ansprechende der Wiederaufbau maßgeblich am alten Innenstadt als Visitenkarte unserer Stadt. Grundriss orientierte. Ein zentrales Projekt ist dabei die Neuge- staltung der Berliner Promenade zu einer In den 1950er Jahren war das Stadt- attraktiven Flaniermeile direkt an der Saar. bild von Saarbrücken immer noch von der Die Arbeiten an dem 25-Millionen-Projekt Industrie geprägt. Dies änderte sich erst gehen voran“, sagt Oberbürgermeisterin ab Ende der 1950er Jahre durch zwei ein- Charlotte Britz. In diesem Jahr wird zudem die Bahn- hofstraße für 130.000 Euro aufgewertet. „Gemeinsam mit den Gebäudeeigentümern haben wir ein Gesamtkonzept zur Aufwertung der Einkaufsmeile in 1A-Lage erstellt. Neben dem Einbau weiterer Radständer, dem Auf- stellen ansprechender Blumeninseln sieht dieses unter anderem den Bau eines Kinder- spielplatzes vor“, erläutert Britz.

Die Bahnhofstraße in Saarbrücken

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zur Entwicklung Saarbrückens aufgeht. Unser Stadtentwicklungskonzept aus dem Jahr 2008 werden wir konsequent weiter- verfolgen und weiterhin für eine attraktive, liebens- und lebenswerte Landeshauptstadt arbeiten“, erläutert Britz. Attraktives Bildungsangebot „Ich werde mich weiter dafür einsetzen, die Beliebtheit unserer Stadt als Wohnort zu steigern. Vor dem Hintergrund des demo- grafi schen Wandels ist es dabei von zentraler Bedeutung, die Attraktivität unserer Stadt für Familien zu steigern. Dazu werden wir zum Beispiel unser Betreuungsangebot in Saarbrücken ausbauen“, erklärt Britz. Zwei Bereiche, in denen die Stadt aktiv ist, sind der Ausbau der Krippenplätze sowie das Schaffen weiterer Ganztagsangebote im Schulbereich. Der Ausbau der Kita in Brebach läuft. Die Grundschule ‚Am Kirchberg’ wird zum Schuljahr 2011/2012 als fünfte Ganztags- Das Quartier Eurobahnhof grundschule in Saarbrücken an den Start gehen – um nur zwei konkrete Beispiele zu Die Umge staltung der Straßen Futter-, Sulz- nennen. „Einsparungen im Bildungssektor bach-, Passage-, Lampert- und Rotenhofstraße wird es mit mir nicht geben, er bildet einen ist hingegen bereits abgeschlossen. Sie laden Schwerpunkt unserer Arbeit. Hier investieren nun unter dem Namen ‚Kaiserviertel’ zum wir auch 2011 sinnvoll“, so die Verwaltungs- Bummeln ein. chefi n. Allein der Gebäudemanagementbe- Neben diesem Engagement werden trieb wird über 17 Millionen Euro für Gebäude die Stadtteile nicht vergessen. Diese durch ausgeben: Das Geld fl ießt in Schulen, Kitas sinnvolle Investitionen zu stärken, ist eben- und Hallen – in allen Stadtteilen. falls ausdrücklicher Bestandteil des Stadt- Neue Wohngebiete entwicklungskonzeptes. Saarbrücken ist in Bewegung, die Ein attraktives innenstadtnahes Wohn- Landes hauptstadt entwickelt sich. Das umfeld ist ebenfalls wichtig, um Menschen belegt unter anderem die positive Zu- und nach Saarbrücken zu ziehen. Immer mehr Abwanderungsstatistik des vergangenen Menschen wünschen sich ein Wohnen mit Jahres. 2010 sind 465 Menschen mehr in städtischen Qualitäten in einem hochwertigen die Metropole der Grenzregion gezogen als und freundlichen Umfeld. Gerade für Familien weggegangen sind (10.709 Zuzüge, 10.244 Wegzüge). Das ist der beste Wert seit dem Jahr 1992. Auch die Geburtenstatistik in Saarbrücken fällt für das vergangene Jahr sehr positiv aus: 2010 wurden 2469 Babys in Saarbrücken geboren – das sind 76 mehr als 2009. „Die steigenden Zuwanderungs- und Geburtenzahlen zeigen, dass unser Konzept

Neubaugebiet am Franzenbrunnen

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mit Kindern sind innerstädtische Wohnquartiere Arbeitsmarkt und grenzüberschreitende ideal: Sie vereinen das breite Bildungs- und Zusammenarbeit sowie unserer Gesellschaft Kulturangebot einer Stadt mit einem hohen für Innovation und Unternehmensberatung Naherholungswert. „Auch in diesem Bereich bieten wir den Firmen kompetente Beratung“, entwickeln wir unsere Stadt kontinuierlich sagt Britz. Die Landeshauptstadt fördert unter weiter. Im vergangenen Jahr haben wir unter anderem die Werkserweiterung des Unter- anderem die Pläne für das neue Wohnge- nehmens ZF mit der Planung und dem Bau biet zwischen der Parsevalstraße und der einer neuen Trasse, die den Fernverkehr so- Straße „Am Ordensgut“ auf der Bellevue wie die Mehrzahl der Mitarbeiterinnen und mit etwa 40 Baugrundstücken vorgestellt“, Mitarbeiter über eine südliche Zufahrt direkt erklärt Britz. Zudem hat der Stadtrat die zum Werksgelände bringt. Entwicklung des Wohngebiets am Franzen- Zudem sind die Stadt, ihre Eigenbetriebe brunnen in Alt-Saarbrücken auf den Weg und Gesellschaften mit ihren Aufträgenbbe- gebracht. Das 10 Hektar große Areal zwischen deutende Wirtschaftsförderer und von heraus- Lerchesfl urweg, Diedenhofer Straße, Metzer ragender Bedeutung für saarländische Straße und Mondorfer Straße bietet das Unternehmen. „Unsere Aufträge mit einem größte Flächenpotenzial für ein Wohngebiet Gesamtvolumen von 140 Millionen Euro sind in Innenstadtnähe. „Die Entwicklung des ein wichtiges Instrument zur lokalen Wirt- Franzenbrunnens als Wohnquartier war mir schaftsförderung. Damit helfen wir, Arbeits- seit Beginn meiner Amtszeit ein großes An- plätze in den Unternehmen – und der Region liegen“, sagt die Oberbürgermeisterin. Der – zu sichern“, erklärt die Oberbürgermeisterin. Franzenbrunnen am Rande der Innenstadt So belegt eine Studie des Volkswirtschaftlers bietet eine hervorragende Infra struktur: Prof. Dr. Lothar Hübl (Hannover) aus dem unter anderem zwei Grundschulen im Um- Jahr 2010, dass allein durch die Arbeitbder feld, davon eine Ganztagsschule, Kinder tages- 2.538 Beschäftigten in den fünf größtenbBe- stätten, eine sehr gute Anbindung an den teiligungen der Landeshauptstadt in Saar- Öffentlichen Nahverkehr, Geschäfte und brücken 5.400 Vollzeit-Jobs gesichert werden. Banken. Saarlandweit sind es 6.140; deutschlandweit sogar 10.690 Stellen. Saarbrücken fördert die Wirtschaft Bildung und Wohnen sind aber nur zwei Pfeiler des Saarbrücker Stadtentwick- lungskonzeptes mit zehn Handlungsfeldern. Sie reichen von Kinder und Bildung über Klima und Umwelt bis hin zur Förderung lebendiger Stadtteile. Auf allen Feldern wurden Handlungsrichtlinien formuliert, die Grundlage der Verwaltungsarbeit sein werden. Ein weiterer wesentlicher Punkt in dem Konzept ist die Wirtschaftsförderung. Die Landeshauptstadt unterstützt ansässige Unternehmen und schafft Infrastruktur, in dem unter anderem attraktive Ansiedlungs- fl ächen geschaffen werden. Ein Beispiel ist das aktuelle Projekt Quartier Eurobahnhof. „Mit unserem Amt für Wirtschaftsförderung,

Im Bau: neue Gasturbine der VVS im Industriegebiet Süd

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Sulzbach

Mit der Vergangenheit Jahrhunderts protoindustriell gewonnen. in die Zukunft Bereits 1734 begannen die Sulz bacher Salz- brunnen jedoch zu versiegen, so dass das Schon der Name der Stadt Sulzbach unrentabel gewordene Salzwerk 1736 end- weist auf das Wirtschaftsgut hin, dem die gültig stillgelegt wurde. Damit geriet die Salz- Stadt ihren Ursprung und frühen wirtschaft- gewinnung in Sulzbach immer mehr in Ver- lichen Aufschwung zu verdanken hat, das gessenheit, zumal andere Erwerbsquellen Salz. zwischenzeitlich an Bedeutung gewonnen hatten, die das wirtschaftliche Bild Sulzbachs bis weit ins 20. Jahrhundert hinein bestimmen sollten. Kohle, Koks und Glas Seit 1456 ist im Sulzbachtal Kohlen- förderung – zunächst als wilde, ungeordnete Kohlengräberei – belegt. Bereits im aus- gehenden 18. Jahrhundert zählen die im Tagebau betriebenen Steinkohlenminen von Sulzbach zu den bedeutendsten im damaligen Saardepartement. Der eigentliche Kohleboom setzte jedoch erst um die Mitte des 19.bJahr- hunderts ein, als man auch an der Saarbzum Tiefbau überging und Bergwerke an die Eisen- bahn anschloss. Für Sulzbach stellte fortan der Steinkohlenbergbau mit den drei großen Evangelische Kirche Sulzbach Grubenanlagen Altenwald, Mellin und Brefeld und mit der 1852 von der Firma Haldy & Cie. 1346 erstmals urkundlich erwähnt als gegründeten Kokerei in Alten wald bis inbdie Solzpach, ging Sulzbach endgültig 1549 in 1960er Jahre hinein die bedeutendstebErwerbs- den Nassau-Saarbrück’schen Besitz über. quelle dar, eröffnete sichere Einkommens- Graf Philipp II von Nassau etablierte mit der quellen und sorgte für ein rasches Be völker- Sulzbacher Saline die einzige Salzproduktion ungs wachstum. seiner Grafschaft, die bald deren gesamten Lohn und Brot eröffnete auch diebhierban- Salzbedarf abdecken konnte. In Sulzbach sässige Glasindustrie (Chevandierb& Vopelius wurde das als Konservierungsmittel überaus und E. Vopelius), sowie die Appoltsche Blau- begehrte und teure Salz, das so genannte fabrik, die von 1786 bis 1938 das koch- und „weiße Gold“ bis in die erste Hälfte des 18. Historisches Ensemble Salzbrunnenhaus

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1946 zur Stadt erhoben. Deren Weichbild wurde von Fördertürmen und Schornsteinen geprägt, die spätestens in Folge der euro- päischen Montankrise in den 1960er Jahren nach und nach stillgelegt wurden und aus dem Stadtbild verschwanden. Heute erinnern neben ehemaligen Grubenhäusern, wie etwa in den Stadtteilen Altenwald und Brefeld, fast nur noch Orts- und Straßennamen an diesen Bürgermeister Michael Adam bedeutenden Abschnitt der Sulzbacher In- dustriegeschichte. lichtfeste Preußische oder Berliner Blau zum Einfärben von Stoffen produzierte, das welt- weiten Absatz fand. Dieser gewaltige Industrialisierungs- schub spiegelt sich auch in der Bevölkerungs- entwicklung, einem wachsenden Wohlstand der Bevölkerung und dem Ausbau der Ver- kehrswege wider. So konnte bereits 1901 die Straßenbahn ihren Betrieb durch das Sulzbachtal aufnehmen. Die mit Gleichstrom betriebenen Wagen verkehrten im Linien- betrieb auf der Strecke Saarbrücken – Sulz- bach und Sulzbach – Friedrichsthal. Mit der zunehmenden Industrialisie- rung verfügte die breite Masse erstmals über ein relativ sicheres und dauerhaftes Einkommen, dass nicht nur die notwendige Klinik Sulzbach Lebenshaltung abdeckte, sondern darüber hinaus die Möglichkeit bot, Geld für Not- zeiten zurückzulegen. Dass dies in beson- Von der Bergbaustadt derem Maße für Sulzbach galt, belegen die Entwicklungen bei der Sparkasse. 1888 zum modernen Gewerbe- und gründete die Kreissparkasse als Vorgänger- Industriestandort institut der heutigen Sparkasse Saarbrücken Das Ende der Montanindustrie be- in Sulzbach eine Annahmestelle. Bereits ein deutete in den 1960er Jahren für Sulzbach Jahr später stellten die Sulzbacher mit 456 den Abbau von rund 7.000 Arbeitsplätzen. Sparern schon fast 7 Prozent aller Sparer Diesen Verlust durch die Schaffung einer der Sparkasse und schon 1896 kamen über neuen und zukunftsfähigen wirtschaftlichen 20 Prozent der Einlagen der Sparkasse aus Basis auszugleichen, war die größtebHeraus- Sulzbach. forderung, der sich die Stadt stellenbmusste. Zwischen 1843 und 1866 verdreifach- In nur 15 Jahren hat Sulzbach den Struktur- te sich die Einwohnerzahl in Sulzbach auf wandel erfolgreich vollzogen. Neue Industrie- 5.786, stieg bis 1880 um weitere 80 Prozent und Gewerbegebiete wurden erschlossenbauf an auf 10.386 Einwohner und erreichte 1930 denen neue, überwiegend mittelständische mit fast 25.000 den höchsten Stand. Heute Betriebe angesiedelt werden konnten.bSo leben rund 17.000 Menschen in Sulzbach. entstanden bis heute rund 5.000 neue Arbeits- Dank dieser günstigen Entwicklungen plätze in Sulzbach. Das Firmenspektrum reicht erhielt Sulzbach bereits 1866 eine eigene dabei vom kleinen heimischenbHandwerks- Gemeindeverwaltung und wurde schließlich

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dem die Sole gehoben wurde und das der Stadt seit Jahren als hervorragender Stand- ort für Kultur- und Privatveranstaltungen dient, sowie das Salzherrenhaus an ein frühes Stück Sulzbacher Wirtschaftsgeschichte. Dieses Ensemble wird nun mit dem Nachbau einer historischen Salzgewinnungsanlage aufgewertet und weiterentwickelt. Nachbder für September 2011 geplanten Fertigstellung

Ravanusaplatz (Piazza di Ravanusa)

betrieb über den TÜV bis hin zum inter- national tätigen Großbetrieb mit mehreren hundert Beschäftigten. Der Strukturwandel gelang auch im medizinischen Bereich: Das aus einem 1862 gegründeten Bergmanns- lazarett hervorgegangene Knappschafts- krankenhaus entwickelte sich zu einem Lehr- krankenhaus der medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes mit eigener Krankenpfl egeschule und einer weit über Sulzbach hinaus bekannten Spezialabteilung für Augenheilkunde.

Rathaus Sulzbach Doch auch wenn inzwischen der Struktur wandel abgeschlossen ist, möchte die Stadt ihre industrielle Vergangenheit der Anlage, in deren Mittelpunkt ein von nicht in Vergessenheit geraten lassen, da einem Brunnen und einem kleinen Salzhaus nurbaus der Geschichte Sulzbachs heraus eingegrenztes Gradierwerk steht, kann der viele Entwicklungen nachvollziehbar und Besucher Salz sehen, riechen, schmecken erklärbar sind. Daher hat Sulzbach sich zum und fühlen. „Mit der Salzgewinnungsanlage Ziel gesetzt, die Erinnerung an die eigene wird ein wichtiger Teil unserer Industriege- Industrie geschichte wieder stärker zu be- schichte wieder erlebbar. Dies ist ein ganz tonen, zu pfl egen und erlebbar zu machen. wichtiger Punkt in unserem Bemühen, vor Das Jahr 2012 bietet hierfür mit gleich zwei allem den Tagestourismus nach Sulzbach zu Jubiläen – 666 Jahre erste urkundliche bekommen“, betont der Sulzbacher Bürger- Erwähnung (1346) und 66 Jahre Stadtrecht- meister Michael Adam. verleihung (1946) – eine hervorragende Neues Leben in altem Gewand: Gelegenheit. Die Kulturstätte „Neue Aula“ Neubelebung einer „salzigen“ Vergangenheit Momentan ist Sulzbach dabei, einbneues Tourismuskonzept zu entwickeln, um mehr Besucher in die Stadt zu locken. Ein Teil dieses Gesamtkonzeptes beinhaltet den Ausbau des bestehenden Salzbrunnen ensembles. Hier erinnern bisher das Salz brunnenhaus, in

Modell der historischen Salzgewinnungsanlage

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In das Tourismuskonzept eingebettet eine eingebunden, was, laut Bürgermeister ist auch die unter Denkmalschutz stehende Adam, mit zu der Aufbruchstimmung bei- Aula im ehemaligen Gymnasium, ein histo- trägt, die nicht nur er momentan in Sulzbach risches Gebäude aus dem Jahr 1908 mit einem erlebt. repräsentativen Festsaal. Durch eine auf- Heute präsentiert sich die Stadt Sulz- wändige Renovierung ist mit der Aula einbsich bach, zu der seit der Gebietsreform von 1974 über drei Etagen erstreckendes Veranstaltungs- die Stadtteile Altenwald, Hühnerfeld, Brefeld, und Tagungszentrum entstanden, in dem sich Neuweiler und Schnappach gehören, als eine altes und neues Ambiente sowie moderne Stadt, die ihre wechselvolle Geschichte mit Veranstaltungskompetenz harmonisch mitein- den modernen Anforderungen von heute ander verbinden. Im Erdgeschoss befi ndet verbindet. Neben einer eigenen Volkshoch- sich eine Ausstellungsfl äche, das so genannte schule, einer Musikschule und den Kultur- Kunstforum. stätten Salzbrunnenhaus und Neue Aula In der ersten Etage ist ein Konferenzzentrum entstanden mit Empfangsaal, Cateringküche und großem Konferenzraum. In der obersten Etage befi ndet sich der eigentliche Festsaal, die Aula. Diese neue Veranstaltungsstätte ist vielfältig nutzbar, ob für Kulturveranstaltungen, Kleinkunst, Konzerte, Tagungen oder Gala- diners. Abgerundet wird dieses Konzept zum einen durch den nach der italienischen Partner- stadt benannten Ravanusaplatz, der nichtbnur Der Stadtpark hinter der evangelischen Kirche

verfügt das vom Grün des Saarkohlewaldes umgebene Sulzbach über ein hohes Freizeit- und Erholungsangebot, etwa im Ruhbachtal, und ein breit gefächertes Angebot an Kultur- und Vereinsleben. Hinzu kommt eine gut ausgebaute Infrastruktur und Verkehrsan- bindung. So bietet Sulzbach u.a. neben sieben Kindergärten ein breit gefächertes Angebot an Schulformen sowie am Quierschieder Weg ein innenstadtnahes, modernes und viel- fältiges Einkaufsangebot, welches das in der Innenstadt gewachsene Angebot ergänzt

Kulturstätte „Neue Aula“ und erweitert.

Festplatz ist, sondern auch ein Stück weit All dies macht Sulzbach zu einem Be gegnungsstätte, zum anderen durch den attraktiven Wohn- und Wirtschaftsstandort, Stadtpark und den schon von Goethe be- was sich auch in seinen jüngsten Neubau- schriebenen „brennenden Berg“, ein schwel- gebieten zeigt. Seit Sommer 2010 entsteht endes Kohlefl öz, das im 17. Jahrhundert in zwischen den Stadtteilen Sulzbach und Brand geraten ist und bis heute brennt, als Schnappach mit insgesamt 35 Häusern das Naturerlebnis. seit mehreren Jahrzehnten größte Neubau- In das neue Tourismuskonzept sind gebiet der Stadt. auch die Gewerbetreibenden und die Ver-

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Völklingen

Traditionen bewahren – nahme des Eisenwerks durch die Familie Innovationen wagen Röchling. Diese erwarben das 1872 von einer Aktiengesellschaft als reines Roheisen weiter- Die Mittelstadt Völklingen ist mit ihren verarbeitendes Puddel- und Walzwerk ohne rund 40.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt eigene Roheisenproduktion errichtete Werk, des Saarlandes. Ihre Ursprünge liegen un- dessen Standort durch die Lage zwischen mittelbar an der Saar in Bereich des heutigen der Saar und der Eisenbahnstrecke Saar- „Alten Brühl“. Fundstücke aus diesem Bereich brücken-Trier bestimmt war. Den Anlass für belegen dort eine Siedlung, die vor 800 zu die Gründung bildete die boomende Eisen- datieren ist. Urkundlich belegt ist Völklingen konjunktur der Gründerzeit nach dem Ende jedoch erst 822. des deutsch-französischen Krieges 1871. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten Dieser Boom fand jedoch ein jähes Ende mit gerade mal 613 Menschen in Völklingen. der bald darauf einsetzenden so genannten Eisen erz- und Steinkohlenvorkommen,bvor Gründerkrise, welche die Aktiengesellschaft allem im Raum Geislautern, und die 1604 zu nächst in fi nanzielle Bedrängnis brachte durch die vom Grafen von Nassau-Saarbrücken und schließlich 1879 zur deren endgültiger erlaubte Ansiedlung von huge nottischen Liquidation führte. Nun erwarb die Handels- Flüchtlingen aus Frankreich in Ludweiler, die gesellschaft Gebr. Röchling die stillgelegte dort 1616 eine erste Glashütte errichteten, Völklinger Hütte und setzte die Produktion führten zu einer positiven wirtschaftlichen wieder in Gang. Mit der Völklinger Hütte Entwicklung von Völklingen als wirtschaft- hatte die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts lichem und administrativem Zentrum der erfolgreich wirtschaftlich agierende Handels- Region. fi rma erstmals ein Eisenwerk im Alleinbesitz.

Die Völklinger Hütte als Motor Bereits 1883 bot die Hütte Arbeitbfür der wirtschaftlichen Entwicklung 1.000 Beschäftigte und startete mit derbIn- be triebnahme des ersten Hochofensbdie Der eigentliche Boom setzte in Völk-

lingen jedoch erst 1881 ein mit der Über- Weltkulturerbe „Alte Völklinger Hütte“

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Der schmerzhafte Abschied von den rauchenden Schloten Über ein Jahrhundert bestimmte neben dem Luisenthaler und Geislauterner Bergbau die Hütte die Entwicklung Völklingens in allen wichtigen Bereichen. Schließlich arbeiteten in Spitzenzeiten rund 17.000 Menschenbdirekt auf der Hütte. Rechnet man das von ihrbge-

Oberbürgermeister Klaus Lorig prägte Umfeld mit hinzu (Zulieferbetriebe, Gastwirte usw.), so waren fast 30.000 Arbeits- Roheisenproduktion in Völklingen. In den plätze durch sie bestimmt. Alles war auf die folgenden Jahren sicherten zahllose technische Hütte ausgerichtet, sei es die Schaffung von Innovationen, Erfi ndungen und Patentebden Wohnraum, der Ausbau der Infrastruktur, Erfolg der Völklinger Hütte. Das Werk zog die städtebauliche Entwicklung oder Handel immer mehr Arbeitskräfte an, so dass um 1905 und Gewerbe. Vor allem die Geschäfte pro- bereits über 15.000bMenschen in Völklingen fi tierten von der innerstädtischen Lage der lebten. Dieser Bevölkerungs zuwachs ging mit Hütte, da die Beschäftigten traditionell die einem enormen Aufschwung von Handel, Völklinger City für ihre Einkäufe nutzten. Gewerbe und Dienstleistungbin Völklingen Dies änderte sich schlagartig durch die einher. In den 1960er Jahren ar beitete noch weltweite Stahlkrise in der Mitte der siebziger die Hälfte aller in der saar ländischen Eisen- Jahre des letzten Jahrhunderts. 1986 wurde und Metallbranche tätigen Beschäftigten in die Roheisenproduktion – die „Alte Völklinger den Völklinger Eisen- und Stahlwerken, der Hütte“ – in Völklingen endgültig stillgelegt. heutigen Saarstahl AG,bdie heute noch mit Die Schließung der Hochofenanlage bedeutete 3.700 Beschäftigten der größte lokale Arbeit- einen gravierenden Einschnitt für die Stadt, geber ist. der auch ein viertel Jahrhundert später noch

Anlegestelle für Fahrgastschiffe im Völklinger Hafen

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deutlich sichtbar und spürbar ist. Hinzu kam Auch auf dem Weg, die innerstädtischen der Abbau von Arbeitsplätzen im Bergbau Gebäude zu sanieren, ist Völklingen inzwischen mit der Schließung der Grube Luisenthal im einen guten Schritt vorangekommen. Hier Jahr 2005. Dieser immense Arbeitsplatzver- wird versucht, einerseits die historische Linie lust blieb nicht ohne Folgen für die Stadt. deutlich sichtbar zu lassen, wie etwa bei der Die Bewältigung dieses montanindustriellen Sanierung der Jugendstilhäuser in der Rat- Strukturwandels durch die Schaffung neuer hausstraße, und andererseits dort, wo die zukunftsfähiger Arbeitsplätze, die Abfederung Häuser keinerlei Erinnerungswert haben, sozialer Problemlagen und die Lösung der neue Strukturen zu schaffen, wie etwa mit Innenstadtproblematik, die sich durch den dem „Völklinger Carré“. Hier wurde ganz be- Kaufkraftverlust sowie die daraus resultierende wusst eine moderne Optik gewählt, die mit Verödung mit Bausubstanzverfall ergab, ist der umliegenden historischen korrespondiert. für Völklingen immer noch eine der zentralen Aufgaben und Herausforderungen. Alte Brachen erwachen zu neuem Leben „Völklingen treibt’s bunt“ – In einem nächsten Schritt versucht mit Farbe aus der Depression Völklingen nun die verlorene Kaufkraft wieder Einst Sinnbild für die wirtschaftliche zurückzuholen. Hier soll vor allem das geplante Blüte steht das durch die alten Ablagerungen City-Center einen wichtigen Beitrag zur Auf- der Hüttenemissionen auf den Fassaden und wertung und Wiederbelebung der Rathaus- Straßen entstandene Grau heute als Symbol straße als Geschäftsstraße und Flanier meile des wirtschaftlichen Niedergangs und der leisten. Depression. „Diese depressive Phase in den letzten zwei Jahrzehnten des letzten Jahr- Staunen, Einkaufen und Flanieren – hunderts, deutlich sichtbare Spuren durch Wechselbeziehung zwischen Stadt Ver fall von Häusern, dieses Grau in der Stadt und Weltkulturerbe zu durchbrechen, das ist eine unserer vor- Ein weiterer wichtiger Punkt für rangigsten Aufgaben“, erklärt der Völklinger Völklingen ist nach wie vor die 1994 von der Oberbürgermeister Klaus Lorig. Unter dem UNESCO zum industriegeschichtlichenbWelt- Motto „Völklingen treibt’s bunt“ hat die Stadt kulturerbe erklärte „Alte Völklinger Hütte“bund in den letzten Jahren durch entsprechende zwar nicht nur in kultureller Hinsicht sondern Förderprogramme wieder Farbe in die Innen- insbesondere auch kultur wirtschaftlich. Dank stadt gebracht. ihrer einzigartigen Vollständigkeit ge währt die „Alte Völklinger Hütte“ ihren Besuchern einen historischen Einblickbin alle wichtigsten Stationenbder Roheisenerzeugung. DasbWeltkulturerbe hat bereits eine Reihe von Arbeits plätzen in seinem direkten Umfeld ge schaffen, strahlt aber auch auf die Stadt aus, etwa in der Vergabe von Aufträgen an die ansässige Bauwirtschaft. Die Stadt hofft nun darauf, durch entsprechende städtebauliche Maßnahmen die Besucher des

Jugendstilhäuser in der Rathausstraße

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Weltkulturerbes zum Einkaufen und zum mittel bereich oder im Biobereich folgen Bummeln in die Innenstadt zu locken. werden“, betont Ober bürger meister Lorig. Im Innenstadtdreieck zwischenbRathaus-, Völklingen ist – bedingt durch die Bismarck- und Poststraße wurden bereits drei Energie gewinnung und den Energiebedarf verschiedene Plätze mit unterschiedlichen der Montanindustrie – immer noch eine Funktionen gebaut. Der Adolph-Kolping-Platz Energie drehscheibe und engagiert sichbauch am alten Rathaus dient mit seinem gastro- im Bereich Erneuerbarer Energien. Hierbsetzt no mischen Angebot als kommunikativerbTreff- die Stadt momentan ihre Hoffnung auf die von punkt. Gleich daneben bietet der „Pfarrgarten“ der RAG geplante Photovoltaikanlage auf dem einen Raum für Veranstaltungen. So fi nden Gelände der ehemaligen Grube Luisenthal. hier unter anderem „Mondschein märkte“ oder Heute präsentiertbsichbVölklingenbmit City Open Air’s statt. Mit der neu gestalteten den Stadtteilen Fenne, Fürstenhausen, Geis- Forbacher Passage, die Ende 2012 fertigge- lautern, Heidstock, Hermann-Röchling-Höhe, stellt sein soll, wird ein Aufenthalts-, Be- Lauterbach, Ludweiler, Luisenthal und Wehr- geg nungs- und Kommunikationsraum für den und seinen 39.755 Einwohnernbals eine Kinder und Senioren geschaffen. Stadt im Aufbruch. Das Grau weichtblang sam der Farbe und die bisher erfolgten Maß- Völklingen als Wirtschaftsstand- nahmen im „Stadtumbau West – Völklingen ort – offen für neue Konzepte Innenstadt“ stärken und steigern all mählich Heute ist Völklingen ein moderner wieder die Handels- und Dienstleistungs- Industriestandort, dessen Gegenwart und funktion als auch die Wohn- und Aufenthalts- Zukunft einerseits immer noch in der Stahl- qualität. Eine ungewöhnlich große Vielfalt an industrie liegt, das sich aber auch bemüht, Bildungs einrichtungen,bein breit gefächertes keine Monostrukturen aufzubauen, sondern Kultur- und Freizeitangebot, ein Gesundheits- zu diversifi zieren und mittelständige Betriebe zentrum mit einem renommierten Herzzentrum, anzuziehen. Obwohl Völklingen den Vorteil eine gute Infra struktur und optimale Verkehrs- hat, sowohl über freie Flächen zu verfügen, anbindung machen Völklingen inzwischen auf denen eine Ansiedlung nach Maß statt- wieder zu einem attraktiven Wohn- und Wirt- fi nden kann, als auch ein Fachkräftepotenzial schaftsstandort. zu bieten, ist es heute schwierig, neue Unter- nehmen anzusiedeln. Daher geht diebMittel- stadt auch ausgefallene und innovative Konzepte an, wie die geplante Anlage zur Meeresfi schzucht. „Auch wenn es heute noch nicht jeder so sieht, wird dies eines der wichtigsten Projekte, die in den letzten Jahren nicht nur hier, sondern deutschlandweit gemacht worden sind, undbdas trotz aller Problemebdie wir damit hatten, aber innovative Projekte bringen immer Pro bleme mit sich. Daher lässt sich hoffen, dass weitere Unter nehmen im weitesten Sinne des Lebens-

Das Völklinger Carré

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