Klima : Anpassung an den Klimawandel im unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung und des Strukturwandels –

Synergetisch. Aktiv. Akteursbezogen. Regional.

Förderkennzeichen: 03DAS075A

Teilbericht: Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr, Stand 15. Februar 2019

Impressum

Projektleitung

IZES gGmbH Altenkesseler Straße 17, Gebäude A1/ B4, 66115 Saarbrücken www.izes.de

Kontakt: Prof. Frank Baur Tel.: 0681/ 844972-59, E-Mail: [email protected]

Erarbeitung Teilbericht

agl Hartz • Saad • Wendl Landschafts-, Stadt- und Raumplanung Großherzog-Friedrich-Straße 16-18, 66111 Saarbrücken www.agl-online.de Bearbeitung: Sascha Saad, Andrea Hartz, Stephanie Bächle Kartographie: Beate Manderla, Svenja-Sarah Dörrenbächer Kontakt: Sascha Saad Tel.: 0681/ 96025-11, E-Mail: [email protected]

Projektpartner

Regionalverband Saarbrücken FD 60 – Regionalentwicklung und Planung Schlossplatz, 66119 Saarbrücken Kontakt: Thomas Unold Tel.: 0681/ 506-6000, E-Mail: [email protected]

Saarpfalz-Kreis Geschäftsbereich 5 – Regionalentwicklung, Biosphäre Am Forum 1, 66424 Homburg Kontakt: Dr. Gerhard Mörsch Tel.: 06841/ 104-8402, E-Mail: [email protected]

Projektförderung

Förderkennzeichen: 03DAS075A

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr i

Inhaltsverzeichnis

Impressum ...... i

Inhaltsverzeichnis ...... ii

Abkürzungsverzeichnis ...... iii

Abbildungsverzeichnis ...... v

Tabellenverzeichnis ...... vii

1 Aufgabenstellung und Aufgabenverständnis ...... 1

2 Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen: Entwicklung und Trends ...... 3

2.1 Siedlungsflächen ...... 3

2.2 Gewerbeflächen ...... 12

2.3 Verkehr und Mobilität ...... 17

2.3.1 Verkehrsinfrastrukturen ...... 17

2.3.2 Verkehrsmittelwahl ...... 19

2.3.3 Erreichbarkeiten ...... 23

3 Methodik und Vorgehensweise der Klimafolgenanalyse ...... 30

3.1 Grundansatz der Klimafolgenanalyse ...... 30

3.2 Abgrenzung des Untersuchungsbereichs ...... 31

3.3 Indikatoren für die Klimasignale ...... 33

3.4 Bestimmung der Sensitivität ...... 35

3.5 Betroffenheits- bzw. Klimafolgenanalyse ...... 37

4 Verwendete Klimasignale ...... 39

5 Klimawandelfolgen ...... 44

5.1 Thermische Belastung ...... 44

5.1.1 Betroffenheit der Wohnbevölkerung gegenüber thermischer Belastung ...... 44

5.1.2 Betroffenheit von Arbeitnehmer*innen gegenüber thermischer Belastung ...... 55

5.1.3 Betroffenheit von Verkehrsteilnehmer*innen gegenüber thermischer Belastung ...... 57

Klima SAAR ii Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

5.2 Flusshochwasser ...... 59

5.2.1 Betroffenheit der Wohnbevölkerung gegenüber Flusshochwasser ...... 59

5.2.2 Betroffenheit von Gewerbestandorten gegenüber Flusshochwasser ...... 68

5.2.3 Betroffenheit von Verkehrswegen gegenüber Flusshochwasser ...... 73

5.3 Ubiquitäre Gefährdungen: Starkregen und Stürme ...... 77

5.3.1 Starkregen ...... 77

5.3.2 Stürme ...... 81

5.4 Klimawandelfolgen für die Handlungsfelder Siedlungswesen und Verkehr für die nahe und die ferne Zukunft ...... 83

6 Fazit und Ausblick ...... 86

7 Literaturverzeichnis ...... 88

Abkürzungsverzeichnis

BAB Bundesautobahn

BBSR Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

cm Centimeter

DWD Deutscher Wetterdienst

EDV Elektronische Datenverarbeitung

EG Europäische Gemeinschaft

EU Europäische Union

EW Einwohner*innen

G Grundsatz der Raumordnung

h Hektar

IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change

i.d.R. In der Regel

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr iii

km Kilometer

l Liter

LEP Landesentwicklungsplan

Lkw Lastkraftwagen

LVGL Landesamt für Vermessung, Geoinformation und Landesentwicklung

m Meter

m2 Quadratmeter

mm Millimeter

MIV Motorisierter Individualverkehr

MfU Ministerium für Umwelt des Saarlandes

MUEV Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr des Saarlandes

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr

ÖSPV Öffentlicher Straßenpersonennahverkehr

PIK Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Pkw Personenkraftwagen

RCP Representative Concentration Pathways

RL Richtlinie

RVS Regionalverband Saarbrücken

RWTH Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

saarVV Saarländischer Verkehrsverbund

STARS STAtistical Resampling Scheme

UBA Umweltbundesamt

v.a. vor allem

Z Ziel der Raumordnung

z.B. zum Beispiel

ZKE Zentraler Kommunaler Entsorgungsbetrieb

Klima SAAR iv Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Zentrale-Orte-Konzept, Siedlungsachsen und Ordnungsraum ...... 4 Abb. 2: Anteil der Siedlungsfläche an der jeweiligen Gesamtfläche im Saarland und den Landkreisen ...... 5 Abb. 3: Räumliche Verteilung der Siedlungsfläche im Saarland ...... 6 Abb. 4: Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche 2012 an der Katasterfläche in % ...... 8 Abb. 5: Anteile der Siedlungs- und Verkehrsfläche 1996 und 2015 an der Gesamtfläche in % ...... 9 Abb. 6: Siedlungsflächenentwicklung im Regionalverband Saarbrücken von 1850 bis 2015 ...... 10 Abb. 7: Siedlungsflächen im Saarpfalz-Kreis, Stand 2015 ...... 11 Abb. 8: Anteil der Gewerbefläche an der jeweiligen Gesamtfläche im Saarland und den Landkreisen ...... 12 Abb. 9: Räumliche Verteilung der Gewerbeflächen im Saarland ...... 13 Abb. 10: Übergeordnetes Straßennetz im Saarland ...... 17 Abb. 11: Schienennetz im Saarland ...... 18 Abb. 12: Individueller Motorisierungsgrad im Bundesgebiet...... 19 Abb. 13: Individueller Motorisierungsgrad im Saarland ...... 20 Abb. 14: Verkehrsmittelwahl im Bereich Daseinsvorsorge im Bundesgebiet und im Saarland ...... 21 Abb. 15: Erreichbarkeit von Lebensmittelgeschäften im Saarland, berechnet in Minuten Wegezeit mit dem Pkw, auf kommunaler Ebene für das Jahr 2013 ...... 24 Abb. 16: Anteil der Bevölkerung mit maximal 1.000 m Luftliniendistanz zum nächsten Supermarkt oder Discounter 2015 in % ...... 25 Abb. 17: Erreichbarkeit von Ober- und Mittelzentren im motorisierten Individualverkehr ...... 26 Abb. 18: Erreichbarkeit von Ober- und Mittelzentren mit dem öffentlichen Verkehr ...... 27 Abb. 19: Systemkomponenten des Grundkonzeptes zur Klimafolgenbewertung in der räumlichen Planung ...... 30 Abb. 20: Zentrale Begriffe des Grundkonzeptes zur Klimafolgenbewertung in der räumlichen Planung ...... 30 Abb. 21: Anzahl der Heißen Tage im Untersuchungsbereich (Zeitraum 1981-2010, bezogen auf Kalenderjahre) ...... 40 Abb. 22: Anzahl der Sommertage im Untersuchungsbereich (Zeitraum 1981-2010, bezogen auf Kalenderjahre) ...... 41

Abb. 23: Hochwassergefährdete Bereiche (HQ100, HQextrem) im Untersuchungsbereich ...... 42 Abb. 24: Einwohner*innen im Saarland ...... 45

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr v

Abb. 25: Bevölkerungsdichte im Saarland ...... 46 Abb. 26: Klassifizierung der Bevölkerungsdichte im Saarland, bezogen auf die Siedlungsfläche ...... 47 Abb. 27: Betroffenheit der Bevölkerung im Untersuchungsbereich gegenüber thermischer Belastung, bezogen auf die Siedlungsfläche der Gemeinden ...... 48 Abb. 28: Klassifizierung der Bevölkerungsdichte im Regionalverband Saarbrücken, bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile ...... 49 Abb. 29: Betroffenheit der Wohnbevölkerung im Regionalverband Saarbrücken gegen- über thermischer Belastung, bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile...... 50 Abb. 30: Betroffenheit der bis 6-Jährigen im Regionalverband Saarbrücken gegen- über thermischer Belastung, bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile...... 51 Abb. 31: Betroffenheit der über 80-Jährigen im Regionalverband Saarbrücken gegen- über thermischer Belastung, bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile...... 52 Abb. 32: Betroffenheit der zwischen 2011 und 2017 im Saarpfalz-Kreis Geborenen gegenüber thermischer Belastung, bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile ...... 53 Abb. 33: Pflegebedürftige in häuslicher Versorgung im Saarland ...... 54 Abb. 34: Betroffenheit von Gewerbe- und Industriestandorten in der Landeshauptstadt Saarbrücken gegenüber thermischer Belastung ...... 56 Abb. 35: Betroffenheit von Verkehrsinfrastrukturen im Untersuchungsbereich gegenüber thermischer Belastung ...... 58 Abb. 36: Betroffenheit von Siedlungsflächen im Untersuchungsbereich gegenüber

Flusshochwasser (HQextrem), bezogen auf die Siedlungsfläche der Gemeinden ...... 60 Abb. 37: Betroffenheit von Siedlungsflächen im Untersuchungsbereich

gegenüber Flusshochwasser (HQextrem) ...... 61 Abb. 38: Betroffenheit der Wohnbevölkerung im Regionalverband Saarbrücken gegen-

über Hochwasser (HQextrem), bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile ...... 63 Abb. 39: Betroffenheit von Kindern bis sechs Jahren im Regionalverband

Saarbrücken gegenüber Hochwasser (HQextrem), bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile ...... 65 Abb. 40: Betroffenheit von Menschen über 80 Jahre im Regionalverband

Saarbrücken gegenüber Hochwasser (HQextrem), bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile ...... 66 Abb. 41: Betroffenheit der zwischen 2011 und 2017 im Saarpfalz-Kreis

Geborenen gegenüber Flusshochwasser (HQextrem) ...... 67 Abb. 42: Betroffenheit von Gewerbestandorten im Untersuchungsbereich

gegenüber Hochwasser (HQ100 und HQextrem) ...... 69

Klima SAAR vi Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Abb. 43: Betroffenheit von Gewerbeflächen im Untersuchungsbereich

gegenüber Hochwasser (HQ100 und HQextrem) ...... 71 Abb. 44: Betroffenheit von Straßen im Untersuchungsbereich

gegenüber Flusshochwasser (HQextrem) ...... 73 Abb. 45: Betroffenheit von Schienenwegen im Untersuchungsbereich

gegenüber Flusshochwasser (HQextrem) ...... 75

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Siedlungsflächen im Regionalverband Saarbrücken und Saarpfalz-Kreis nach Kommunen ...... 7 Tab. 2: Gewerbeflächen im Regionalverband Saarbrücken und Saarpfalz-Kreis nach Kommunen ...... 14 Tab. 3: Erreichbarkeit von Lebensmittelgeschäften in den Landkreisen des Saarlandes 2013, berechnet in Minuten Wegezeit mit dem Pkw ...... 23 Tab. 4: Verwendete Indikatoren für die Klimasignale ...... 34 Tab. 5: Betrachtete Indikatoren zur Bestimmung der Sensitivität ...... 36 Tab. 6: Schwerpunkte der vorliegenden Klimafolgen- bzw. Betroffenheitsanalyse ...... 38 Tab. 7: Datenbestand zu verschiedenen Überschwemmungsszenarien (HQ) für Fließgewässer im Saarland, im Regionalverband Saarbrücken und im Saarpfalz-Kreis ...... 42 Tab. 8: Anfälligkeitskriterien für Gewerbestandorte gegenüber Hitze ...... 55 Tab. 9: Betroffenheit von Siedlungsflächen im Untersuchungsbereich

gegenüber Flusshochwasser (HQextrem) ...... 62 Tab. 10: Anfälligkeitskriterien für Gewerbestandorte gegenüber Überflutungen ...... 68 Tab. 11: Betroffenheit von Gewerbeflächen im Untersuchungsbereich gegenüber

Flusshochwasser (HQ100, HQextrem) ...... 72 Tab. 12: Betroffenheit von Straßen- und Schienenwegen im Untersuchungsbereich

gegenüber Flusshochwasser (HQextrem, Erfassungsschwelle: 100 m) ...... 76 Tab. 13: Mögliche Auswirkungen von Starkniederschlägen ...... 78 Tab. 14: Anfälligkeitskriterien für Gewerbeflächen und -betriebe gegenüber Windlasten ...... 82

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr vii

1 Aufgabenstellung und Aufgabenverständnis

Das Klima ändert sich – selbst wenn das ambitionierte Ziel der UN-Klimakonferenz (2015), den „Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur deutlich unter 2 °C über dem vorindustriel- len Niveau“ zu halten und Anstrengungen zu unternehmen, „um den Temperaturanstieg auf 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen“1, stellen die Folgen des Klimawandels Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Die Auswirkungen des Klimawandels weisen dabei große regionale Unterschiede auf. Deshalb erfordern sie maßgeschneiderte regionale und lokale Anpassungsmaßnahmen und die Ko- operation aller Akteure auf allen Handlungsebenen. Klimamodellierungen liefern zentrale Da- tengrundlagen für die Erarbeitung teilräumlicher Anpassungskonzepte. Diese „projizieren be- lastbare Unterschiede regionaler Klimaeigenschaften zwischen heutigen Bedingungen und ei- ner globalen Erwärmung […]. Zu diesen Unterschieden gehören Zunahmen von: der Mittel- temperatur in den meisten Land‐ und Ozeangebieten […], Hitzeextremen in den meisten be- wohnten Regionen […], Starkniederschlägen in mehreren Regionen […] und der Wahrschein- lichkeit für Dürre und Niederschlagsdefizite in manchen Regionen […].“2 Neben dem Klimawandel stellen auch andere Wandlungsprozesse – vor allem der demogra- phische und der wirtschaftliche Wandel – die Kommunen in Deutschland vor große Aufgaben. Um die Zukunftsfähigkeit der Kommunen zu sichern und dabei nachhaltige, sinnvolle und fi- nanzierbare Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, müssen diese drei Wandlungsprozesse und ihr Zusammenwirken betrachtet werden. In diesem Kontext spielen Stadt-Umland-Beziehungen eine wichtige Rolle. Das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) ge- förderte Forschungsvorhaben „Klima SAAR“ analysiert die Folgen von Klimawandel, demo- graphischem Wandel und Struktur- bzw. wirtschaftlichem Wandel im Saarland am Beispiel von zwei Landkreisen – dem Saarpfalz-Kreis und dem Regionalverband Saarbrücken. Ziel ist es, Anpassungsstrategien und -maßnahmen zu entwickeln und auf den Weg zu bringen. Diese sollen dazu geeignet sein, im Sinne einer Upscaling-Strategie auf die Landesebene, aber auch auf andere Landkreise und Kommunen, übertragen zu werden.

1 Website BMU – Übereinkommen von Paris 2015 2 IPCC 2018:12; B.1

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 1

Der vorliegende Teilbericht gibt einen Überblick über die Auswirkungen des Klimawandels auf das Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr. Weitere Handlungsfelder – kritische bzw. sensitive Infrastrukturen, Ver- und Entsorgung bzw. Energiewirtschaft, Wasserwirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft – werden in gesonderten Teilberichten vertieft.

Der Teilbericht zu Siedlungswesen und Verkehr fokussiert auf die Gefährdungen durch ther- mische Belastung, Hochwasser, Starkregen und Stürme. Aufgrund der Schnittstellen zu wei- teren Handlungsfeldern setzt der vorliegende Teilbericht spezifische Schwerpunkte: • Thermische Belastung: Darstellung der Betroffenheiten von Wohnbevölkerung, sensiblen Bevölkerungsgruppen, Arbeitnehmer*innen und Verkehrsteilnehmer*innen • Flusshochwasser: Darstellung der Betroffenheiten von Wohnbevölkerung und sensiblen Bevölkerungsgruppen sowie von Gewerbestandorten und Verkehrswegen • Starkregen und Stürme: Die Gefährdungen durch Starkregen und Stürme werden in ihren Grundzügen betrachtet, mangels Datenverfügbarkeit jedoch nicht kartographisch darge- stellt. Zwar existiert für die Landeshauptstadt Saarbrücken eine Modellierung zum Über- flutungsrisiko durch Starkregen; diese Daten dürfen jedoch nicht veröffentlicht werden.

Im vorliegenden Teilbericht erfolgt in Kapitel 2 eine Beschreibung der Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächenentwicklung im Saarland, dem Regionalverband Saarbrücken und dem Saarpfalz-Kreis, um einen Überblick zur aktuellen Situation zu geben. In Kapitel 3 wird die Methodik der Klimafolgenanalyse dargelegt. Kapitel 4 gibt einen Überblick über die im Rahmen der Betroffenheitsanalyse verwendeten Klimasignale. Die Klimawandelfolgen, differenziert nach der Betroffenheit durch thermische Belastung, Flusshochwasser sowie Starkregen und Stürme wird in Kapitel 5 ausführlich für die Gegenwart (Status quo) und in geringerem Detail- lierungsgrad für die nahe (2021-2050) und ferne Zukunft (2071-2100) dargestellt. Kapitel 6 reflektiert die Qualität der Klimafolgenanalyse vor dem Hintergrund der verfügbaren Datenba- sis und die daraus ableitbaren Konsequenzen.

Klima SAAR 2 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

2 Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen: Entwicklung und Trends

2.1 Siedlungsflächen

Der Verdichtungsraum Saar gehört zu den dicht besiedelten Regionen Deutschlands. Den raumordnerischen Rahmen für die Siedlungsentwicklung legt der Landesentwicklungsplan für das Saarland mit seinen Teilabschnitten „Umwelt“3 und „Siedlung“4 fest. Der Landesentwick- lungsplan für das Saarland befindet sich aktuell in der Neuaufstellung, wurde aber noch nicht veröffentlicht. Der LEP Siedlung (2006) legt in Ziel (1) (Z) i.V.m. Anlagen 1 (Tabelle) und 2 (Karte) neben dem Oberzentrum Saarbrücken insgesamt elf Mittelzentren fest: Blieskastel, Dillingen, Hom- burg, Lebach, Merzig, Neunkirchen, Saarlouis, St. Ingbert, St. Wendel, Völklingen und Wa- dern. Zahlreiche Grundzentren vervollständigen das Zentrale Orte-Konzept, wobei allen Zen- tren spezifische Verflechtungsbereiche zugeordnet sind. Gemäß (2) (Z) ist die „Entwicklung der Siedlungs-, Wirtschafts- und Versorgungsstruktur sowie die Bereitstellung von Flächen für Wohnen, Gewerbe und zentrale Einrichtungen für die Daseinsgrundfunktionen [..] am zentral- örtlichen System auszurichten und auf die zentralen Orte unterschiedlicher Stufe zu konzent- rieren“. Ziel dieser räumlichen Konzentration ist es, eine ausgewogene Erreichbarkeit von Ar- beitsplätzen, Versorgungs- und Bildungseinrichtungen sowie weiteren Infrastrukturen zu ge- währleisten. Für den Regionalverband Saarbrücken definiert der LEP Siedlung neben dem Oberzentrum Saarbrücken und dem Mittelzentrum Völklingen acht Grundzentren: , Großros- seln, , Kleinblittersdorf, Püttlingen, , und Sulzbach. Im Saarpfalz-Kreis sind Homburg, St. Ingbert und Blieskastel als Mittelzentren sowie , , und als Grundzentren ausgewiesen. Gemäß (10) (Z) ist zur „Sicherung einer ausgewogenen Siedlungsstruktur [..] die Siedlungs- entwicklung auf die zentralen Orte und Siedlungsbereiche entlang leistungsfähiger Verkehrs- achsen zu konzentrieren (punktaxiales System)“5. Dabei verlaufen alle Siedlungsachsen 1. und 2. Ordnung zumindest teilweise durch den Regionalverband Saarbrücken und den Saarpfalz-Kreis; die Siedlungsachse 1. Ordnung (Metz –) Saarbrücken – St. Ingbert – Hom- burg (– Kaiserslautern/Mannheim) quert beide Landkreise in Ost-West-Richtung und stellt in diesen die wohl wichtigste räumliche Siedlungs- und Verkehrsachse dar.

3 MfU 2004 4 MfU 2006 5 MfU 2006

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 3

Abb. 1: Zentrale-Orte-Konzept, Siedlungsachsen und Ordnungsraum (Quelle: agl 2019; Datengrundlage: LEP Siedlung (MfU 2006); Siedlungsfläche: CORINE Land Cover 10 ha (CLC10 2012) © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018 | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018)

Ziel (31) (Z) nimmt auf Basis des Zentrenkonzepts eine Mengensteuerung der Siedlungstätig- keit vor: Bezogen auf jeweils 1.000 Einwohner*innen und Jahr dürfen im Oberzentrum Saar- brücken und den Mittelzentren jeweils 3,5 Wohnungen, in Grundzentren 2,5 und in nicht-zent- ralen Gemeindeteilen zur Sicherung des Eigenentwicklungsbedarfs lediglich 1,5 Wohnungen errichtet werden. Dabei soll der Erschließung von Baulücken Vorrang vor der Ausweisung neuer Wohnbauflächen eingeräumt werden (32) (Z).6 (15) (Z) schließlich differenziert i.V.m. Anlagen 4 (Tabelle) und 5 (Karte) drei unterschiedliche Raumkategorien, um durch spezifische Zielfestlegungen den unterschiedlich strukturierten Teilbereichen des Landes gerecht zu werden. Auf Basis der bestehenden Siedlungs-, Wirt- schafts- und Infrastruktur werden die Kommunen dem Ordnungsraum – gegliedert in Kernzone

6 MfU 2006

Klima SAAR 4 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

und Randzone des Verdichtungsraums – oder dem ländlichen Raum zugeordnet. Der Regio- nalverband Saarbrücken liegt dabei mit Ausnahme von Heusweiler und Kleinblittersdorf in der Kernzone des Verdichtungsraums; lediglich die Gemeinde Bliesransbach wurde dem ländli- chen Raum zugeordnet. Im Saarpfalz-Kreis liegen St. Ingbert, Homburg, Bexbach und Kirkel überwiegend in der Kernzone, einzelne Orts- und Stadtteile in der Randzone des Verdich- tungsraums. Die im Bliesgau gelegenen Gemeinden Blieskastel, Gersheim und Mandelbachtal sind als ländlicher Raum definiert.7 Die Zugehörigkeit zu den Raumkategorien geht nicht zuletzt auf die Anteile der Siedlungsflä- che zurück: Der überwiegend im Kern des Verdichtungsraums liegende Regionalverband Saarbrücken weist im Vergleich zu den weiteren saarländischen Landkreisen mit 21,7% (89,3 km², Abb. 2) den höchsten Siedlungsflächenanteil auf, gefolgt von den Landkreisen Neunkirchen (19,5%, 48,6 km²) und Saarlouis (16,1%, 74,1 km²). In den übrigen Landkreisen, darunter auch der Saarpfalz-Kreis (13,0%, 54,4 km²) ist der Anteil an Siedlungsflächen teils deutlich geringer, weswegen der Anteil der Siedlungs- an der Gesamtfläche des Saarlandes bei 14,1% liegt; dies entspricht 363,2 km².

Abb. 2: Anteil der Siedlungsfläche an der jeweiligen Gesamtfläche im Saarland und den Landkreisen (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Siedlungsfläche: CORINE Land Cover 10 ha (CLC10 2012) © GeoBasis-DE/ BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018 | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018)

7 MfU 2006

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 5

Abb. 3: Räumliche Verteilung der Siedlungsfläche im Saarland (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Siedlungsfläche: CORINE Land Cover 10 ha (CLC10 2012) © GeoBasis-DE/ BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018 | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018)

Wie Tab. 1 zeigt, entfällt im Regionalverband Saarbrücken erwartungsgemäß der größte Anteil der Siedlungsfläche auf die Landeshauptstadt Saarbrücken (3.243 ha, Stand 27.02.2015). Mit 912 ha deutlich kleiner ist die Siedlungsfläche in Völklingen, gefolgt von Heusweiler (712 ha) und Püttlingen (548 ha). Die Siedlungsfläche in allen übrigen Gemeinden ist erheblich gerin- ger; Friedrichsthal hat mit 238 ha die kleinste absolute Siedlungsfläche, mit 26,4% jedoch den zweithöchsten Anteil an Siedlungsfläche an der Gemarkungsfläche. Dieser ist nur in Riegels- berg (28,6%) höher. In der Landeshauptstadt Saarbrücken liegt der Anteil an Siedlungsfläche bei 19,4%, in Großrosseln bei nur 10%. Im Saarpfalz-Kreis macht die 1.262 ha große Siedlungsfläche der Stadt Homburg knapp ein Viertel der Siedlungsfläche des Landkreises aus. Auch St. Ingbert (970 ha) und Blieskastel (877 ha) haben vergleichsweise große Siedlungsfläche. Mit 20% verzeichnet die Stadt Bex- bach den höchsten Anteil an Siedlungsfläche (622 ha), gefolgt von St. Ingbert (19,4%). Die

Klima SAAR 6 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Gemeinde Gersheim hat mit 332 ha Siedlungsfläche und einem Anteil von 5,8% an der Ge- markungsfläche die geringsten Werte.

Tab. 1: Siedlungsflächen im Regionalverband Saarbrücken und Saarpfalz-Kreis nach Kommunen (Quelle: agl 2019; eigene Berechnungen auf Basis von LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März 2018 | Kreis- und Gemeindegrenzen: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017; Hinweis: Die Abweichungen zur saarlandweiten Auswertung liegen in unterschiedlichen Erfassungsmethoden und Auflösungen der jeweils verfügbaren Datengrundlagen begründet.)

Siedlungsfläche [ha] Siedlungsfläche Absolut [ha] Anteil an Gemarkungsfläche [%] Regionalverband Saarbrücken Friedrichsthal 900 238 26,4 Großrosseln 2.526 254 10,0 Heusweiler 4.001 712 17,8 Kleinblittersdorf 2.719 367 13,5 Püttlingen 2.395 548 22,9 Quierschied 2.022 397 19,6 Riegelsberg 1.465 419 28,6 Saarbrücken 16.754 3.243 19,4 Sulzbach 1.608 370 23,0 Völklingen 6.710 912 13,6 Regionalverband Saarbrücken 41.100 7.460 18,15 Saarpfalz-Kreis Bexbach 3.109 622 20,0 Blieskastel 10.823 877 8,1 Gersheim 5.738 332 5,8 Homburg 8.263 1.262 15,3 Kirkel 3.134 380 12,1 Mandelbachtal 5.772 497 8,6 St. Ingbert 4.996 970 19,4

Saarpfalz-Kreis 41.835 4.940 11,8

Die Laufende Raumbeobachtung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR, Abb. 4) hat für den Regionalverband Saarbrücken inmitten des Verdichtungsraums Saar einen Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Katasterfläche von 30 bis unter 40% und für die nördlich angrenzenden Landkreise Saarlouis und Neunkirchen 20 bis unter 30% berechnet. In den Landkreisen Merzig-Wadern und St. Wendel sowie im Saarpfalz-Kreis liegt der Anteil bei zehn bis unter 20%.

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 7

Abb. 4: Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche 2012 an der Katasterfläche in % (Quelle: agl 2019; Datengrundlage: BBSR 2014: 4; Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR; geometrische Grundlage: BKG/BBSR Kreise, 31.12.2012 | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018)

Verglichen mit 1996 zeigt Abbildung 5, dass der Anteil an Siedlungs- und Verkehrsflächen im gesamten Saarland wie auch in allen Landkreisen in den vergangenen knapp 20 Jahren ge- stiegen ist. Die Wachstumsanteile liegen dabei bezogen auf die Gesamtfläche des Saarlandes bei 1,6%, in den einzelnen Landkreisen zwischen 1,3% (Regionalverband Saarbrücken, Saarpfalz-Kreis und Landkreis St. Wendel) und 2,2% (Landkreise Neunkirchen, Saarlouis; Landkreis Merzig-Wadern: 1,6%).

Klima SAAR 8 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Abb. 5: Anteile der Siedlungs- und Verkehrsfläche 1996 und 2015 an der Gesamtfläche in % (Quelle: agl 2019; Datengrundlage: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2018. Dieses Werk ist lizenziert unter der Datenlizenz Deutschland - Namensnennung - Version 2.0. | Stand: 11.04.2018 / 14:27:04)

Auffällig ist, dass die Siedlungstätigkeit trotz rückläufiger Bevölkerungszahlen nicht stagniert; dies könnten an einer wachsenden Zahl von Single-Haushalten und insgesamt steigenden Wohnflächenbedarfen begründet liegen.

Die folgende Karte zeigt anhand von Zeitschnitten die Siedlungstätigkeit im Regionalverband Saarbrücken seit 1850. Allein in den Jahren 2013 bis 2015 hat der Regionalverband Saarbrü- cken 3,9 km² Siedlungsflächen entwickelt. Damit lag der Siedlungsflächenanteil im Jahr 2015 bei 27,4% bzw. 112,9 km². Dabei ist zu beachten, dass aufgrund unterschiedlicher Erfassungs- methoden die Flächenkulissen in den Vergleichszeiträumen teilweise auch Straßen umfassen.

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 9

Abb. 6: Siedlungsflächenentwicklung im Regionalverband Saarbrücken von 1850 bis 2015 (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Siedlungsflächenentwicklung 1850-2012: Regionalverband Saarbrücken | Siedlungsfläche 2015: ATKIS®-Basis-DLM-Shape Stand 2015, © LVGL GDZ 25/2017 | Kreis- und Gemeinde- grenzen: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017)

Klima SAAR 10 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Für den Saarpfalz-Kreis lagen zum Zeitpunkt der Bearbeitung (Stand Januar 2019) keine dif- ferenzierten Datengrundlagen vor. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Siedlungsflächen im Saarpfalz-Kreis mit Stand 2015. Die größten Siedlungsflächen liegen im nördlichen Saarpfalz- Kreis, vor allem in Homburg, St. Ingbert und Bexbach, während die Bliesgau-Gemeinden deut- lich kleinere Siedlungsflächen umfassen.

Abb. 7: Siedlungsflächen im Saarpfalz-Kreis, Stand 2015 (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Siedlungsfläche 2015: ATKIS®-Basis-DLM-Shape Stand 2015 | Kreis- und Gemeindegrenzen: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017)

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 11

2.2 Gewerbeflächen

Im Saarland sind knapp 85 km² bzw. 3,3% der Landesfläche als Gewerbefläche ausgewiesen (Abb. 8). Knapp 40% dieser Flächen (32,6 km²) liegen im Landkreis Saarlouis; bezogen auf die Fläche des Landkreises macht dies 7,1% aus. Die Ford Werke GmbH mit ihrem „Industrial Supplier Park“, in dem aktuell elf Zulieferer, Dienstleister und Logistiker „just in time“ produzie- ren und liefern8, aber auch die Dillinger Hüttenwerke haben hieran großen Anteil9.

Abb. 8: Anteil der Gewerbefläche an der jeweiligen Gesamtfläche im Saarland und den Landkreisen (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Gewerbeflächen im Saarland Stand 31.12.2017 einschließlich der vier prioritären Industriestandorte des Masterplans Industrieflächen: Geofachdaten LVGL, www.geoportal.saarland.de, Download 09.04.2018 | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018)

Auch im Regionalverband Saarbrücken sind große Arbeitgeber angesiedelt, u.a. die ZF Ge- triebe AG, der Saarstahl-Konzern oder die Neue Halberg-Guss GmbH10. Hier sind 16 km² bzw. 3,9% der Fläche des Landkreises als Gewerbeflächen ausgewiesen. Der Saarpfalz-Kreis pro- fitiert u.a. von Unternehmen wie der Robert Bosch GmbH, der Schaeffler Technologies GmbH & Co. KG, der Festo AG & Co. KG, der Eberspächer GmbH & Co. KG oder auch der Michelin

8 Website SHS – Ford Industrial Supplier Park 9 Website IHK Saarland 10 Website IHK Saarland

Klima SAAR 12 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Reifenwerke KGaA11. Die Gewerbeflächen erstrecken sich im Saarpfalz-Kreis auf 15,4 km² bzw. 3,7% der Fläche. Die übrigen Landkreise des Saarlandes weisen demgegenüber deutlich weniger Gewerbeflächen auf – in den Landkreisen Neunkirchen und Merzig-Wadern liegen jeweils 7 km², im Landkreis St. Wendel 6,7 km². Die nachfolgende Abbildung zeigt die räumliche Verteilung der Gewerbeflächen im Saarland. Die im Umfeld der Ford-Werke in Saarlouis konzentrierten großen Gewerbeflächen treten hier deutlich hervor. Weitere, eher kleinteilige Konzentrationen zeigen sich entlang der Saar – ins- besondere im Regionalverband Saarbrücken, aber auch in den Landkreisen Saarlouis und Merzig-Wadern – sowie in Neunkirchen, St. Wendel, Homburg und St. Ingbert.

Abb. 9: Räumliche Verteilung der Gewerbeflächen im Saarland (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Gewerbeflächen im Saarland Stand 31.12.2017 einschließlich der vier prioritären Industriestandorte des Masterplans Industrieflächen: Geofachdaten LVGL, www.geoportal.saarland.de, Download 09.04.2018 | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018)

11 Website IHK Saarland

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 13

Die nachfolgende Tabelle differenziert auf Basis von ATKIS-Daten (Stand 2015) des LVGL die Gewerbeflächen im Regionalverband Saarbrücken und im Saarpfalz-Kreis nach Kommunen. Dabei ist zu beachten, dass sich u.a. aufgrund unterschiedlicher Erfassungsmethoden und Auflösungen teils deutliche Unterschiede zu den vorgenannten Flächengrößen ergeben. So gibt es im Regionalverband Saarbrücken aktuell 2.066 ha Gewerbe- und Industriegebiete, da- von mit 976 ha knapp die Hälfte in der Landeshauptstadt Saarbrücken und mit 466 ha knapp ein Viertel in Völklingen. Weitere 160 ha Gewerbeflächen befinden sich in Quierschied, 111 ha in Sulzbach. In den übrigen Kommunen liegen deutlich weniger Gewerbeflächen, davon mit 31 ha die wenigsten in Riegelsberg. Bezogen auf die Gemarkungsfläche haben Quierschied (7,9%), Sulzbach und Völklingen (je 6,9%) sowie Friedrichsthal (6,7%) die höchsten Gewer- beflächenanteile. Aufgrund der großen Gemarkungsfläche liegt der Anteil der Gewerbeflächen in der Landeshauptstadt Saarbrücken bei lediglich 5,8%. Im Saarpfalz-Kreis verteilen sich die 1.400 ha Gewerbeflächen vor allem auf Homburg (448 ha), St. Ingbert (351 ha) und Bexbach (242 ha). Auch in Kirkel (160 ha) und Blieskastel (101 ha) liegen vergleichsweise große Gewerbeflächen. Mandelbachtal (62 ha) und Gersheim (36 ha) haben im Saarpfalz-Kreis die wenigsten Gewerbeflächen zu verzeichnen. In Bezug auf die Gemarkungsfläche haben Bexbach mit 7,8% und St. Ingbert mit 7,0% den höchsten Anteil an Gewerbeflächen. Aufgrund der großen Gemarkung liegt der Gewerbeflächenanteil in Hom- burg bei 5,4%, in Kirkel aufgrund der kleineren Gemarkung bei 5,1%.

Tab. 2: Gewerbeflächen im Regionalverband Saarbrücken und Saarpfalz-Kreis nach Kommunen (Quelle: agl 2019; eigene Berechnungen auf Basis von LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März 2018 | Kreis- und Gemeindegrenzen: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017; Hinweis: Die Abweichungen zur saarlandweiten Auswertung liegen in unterschiedlichen Erfassungsmethoden und Auflösungen der jeweils verfügbaren Datengrundlagen begründet.)

Gemarkungsfläche [ha] Gewerbefläche Absolut [ha] Anteil an Gemarkungsfläche [%] Regionalverband Saarbrücken Friedrichsthal 900 60 6,7 Großrosseln 2.526 46 1,8 Heusweiler 4.001 75 1,9 Kleinblittersdorf 2.719 79 2,9 Püttlingen 2.395 62 2,6 Quierschied 2.022 160 7,9 Riegelsberg 1.465 31 2,1 Saarbrücken 16.754 976 5,8 Sulzbach 1.608 111 6,9 Völklingen 6.710 466 6,9

Regionalverband Saarbrücken 41.100 2.066 5,0

Klima SAAR 14 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Gemarkungsfläche [ha] Gewerbefläche Absolut [ha] Anteil an Gemarkungsfläche [%] Saarpfalz-Kreis Bexbach 3.109 242 7,8 Blieskastel 10.823 101 0,9 Gersheim 5.738 36 0,6 Homburg 8.263 448 5,4 Kirkel 3.134 160 5,1 Mandelbachtal 5.772 62 1,1 St. Ingbert 4.996 351 7,0

Saarpfalz-Kreis 41.835 1.400 3,3

Zu Steuerung der großflächigen Industrie- und Gewerbeflächenentwicklung hat die saarländi- sche Landesregierung 2007 einen „Masterplan Industrieflächen“ verabschiedet. Ziel ist es, bis 2020 über 200 Hektar Gewerbe- und Industrieflächen an besonders geeigneten Standorten großflächig zu konzentrieren12. Vier Industriegebieten kommt dabei eine besondere Bedeu- tung zu: Lisdorfer Berg (Saarlouis), Am Zunderbaum (Homburg), Holz (Niederlosheim) und Am Schaumberg (Tholey-Theley)13. Die gwSaar Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar mbH ist mit der Vermarktung dieser Standorte verantwortlich. Darüber hinaus werden auch einzelne Immobilien, aktuell der Science Park Saar (Saarbrücken), der ehemalige Praktiker- Standort in Kirkel, der Gewerbepark Eschberger Weg (Saarbrücken), der Gewerbepark Eiwei- ler und der Campus Göttelborn, beworben14. Die Flächen am Industriestandort Am Zunderbaum in Homburg wurden bereits weitgehend verkauft und bebaut; im September 2017 waren noch ca. 82.000 m² verfügbar. Der Standort zeichnet sich durch eine sehr gute verkehrliche Erreichbarkeit aus: Er liegt in unmittelbarer Nähe des Autobahnkreuzes Neunkirchen von BAB 6 und BAB 8 und ist ohne Ortsdurchque- rung von der BAB 6 aus erreichbar. Die rechtskräftigen Bebauungspläne ermöglichen Schall- emissionen von 57 – 70 dB(A) tags und 38 – 60 dB(A) nachts. Damit ist der Standort je nach Emissionen im 24h-Schichtbetrieb nutzbar.15 Das Kreisentwicklungskonzept des Saarpfalz-Kreises (2017) formuliert in seinem Leitbild 2025 für das Themenfeld „Wirtschaft“, verschiedene Querschnittsziele, Maßnahmenvorschläge und Handlungserfordernisse16, um die Standortperspektiven für ansässige Unternehmen zu ver- bessern und für neue Unternehmen interessanter zu werden. Zentrale Handlungserfordernisse

12 Website Masterplan Industrieflächen Saarland 13 gwSaar 2017: 2 14 Website SHS – Finden auch Sie Ihren Standort im Saarland! 15 gwSaar 2017: 4ff 16 Saarpfalz-Kreis 2017: 248ff

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 15

für die Kreisverwaltung bzw. die Wirtschaftsförderung werden darin gesehen, die Alleinstel- lungsmerkmale des Wirtschaftsstandorts zu stärken, die Unternehmen bei der Suche nach Nachfolgern zu unterstützen, das Arbeitsplatzangebot im ländlichen Raum zu stabilisieren, das Handwerk als wirtschaftliches Standbein zu fördern und insgesamt eine koordinierende Rolle bei der Wirtschaftsentwicklung einzunehmen. Für den Regionalverband Saarbrücken gibt es bislang kein vergleichbares Strategiepapier. Die Entwicklung der Wirtschaftsregion Saarbrücken wird über den Regionalverband Saarbrü- cken gesteuert, wobei der 2018 gegründete Verein Wirtschaftsregion Saarbrücken e.V. als Kontaktstelle zwischen Akteuren aus Wirtschaft, Forschung und Wissenschaft, Kreditwirt- schaft und Politik fungiert17. Die Aktivitäten des Vereins zielen darauf ab, die Zukunftsfähigkeit und Wirtschaftskraft der Region zu stärken und zu einer Verbesserung der Lebensqualität bei- zutragen. Dies soll durch Netzwerkarbeit, die Nutzbarmachung von Kompetenzen der Wissen- schaft und Forschung für den Mittelstand, die Verfügbarkeit von Fach- und Führungskräften, die Stärkung der überregionalen Bekanntheit des Standorts sowie die interregionale Koopera- tion erreicht werden18.

17 Website Wirtschaftsregion Saarbrücken 18 Website Wirtschaftsregion Saarbrücken – Satzung

Klima SAAR 16 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

2.3 Verkehr und Mobilität

2.3.1 Verkehrsinfrastrukturen

Das saarländische Straßennetz zeichnet sich durch eine hohe Dichte an Autobahnen und Bun- desstraßen aus, was gerade auch in der Kernzone des Verdichtungsraums eine weitgehende Störungsfreiheit gewährleistet. Landesstraßen ergänzen das überörtliche Verkehrsnetz. Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen an der Gesamtfläche des Saarlandes lag 2015 bei 20,9%, im Saarpfalz-Kreis bei 19,7% und im Regionalverband Saarbrücken bei 32,2% (vgl. Kap. 2.3.1).

Abb. 10: Übergeordnetes Straßennetz im Saarland (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Verkehrsinfrastrukturen: LVGL Geoportal Saarland | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018 | Zentrale Orte: LEP Siedlung: (MfU 2006))

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 17

Zahlreiche Bahnlinien durchziehen das Saarland; viele von ihnen gehen radial von der Lan- deshauptstadt Saarbrücken aus. Gerade im Bliesgau, dem östlichen Teil des Landkreises Mer- zig-Wadern und dem westlichen Teil des Landkreises St. Wendel zeigen sich jedoch deutliche Lücken im schienengebundenen Verkehrsnetz. Darüber hinaus muss beachtet werden, dass in der Karte auch Bahnstrecken dargestellt werden, die aktuell nur von z.B. Güterverkehr (Schienenanbindung des Kraftwerks Bexbach) oder Museumsbahnen (z.B. Merzig – Losheim) frequentiert werden. Zumal sich verschiedene Gemeinden, u.a. Losheim, um eine Reaktivie- rung stillgelegter Bahnlinien bemühen. Die aktuelle Nutzung der Bahnstrecken durch den Per- sonenverkehr lässt sich anhand der Haltestellenverteilung nachvollziehen. Der von der Saar- bahn bediente Abschnitt des Schienennetzes zwischen Lebach, Saarbrücken und - guemines (Frankreich) tritt durch seine hohe Haltestellendichte deutlich hervor.

Abb. 11: Schienennetz im Saarland (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Bahnverkehr, Bahnhof/Haltestelle: OSM | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018 | Zentrale Orte : LEP Siedlung (MfU 2006))

Klima SAAR 18 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

2.3.2 Verkehrsmittelwahl

Die Verkehrsmittelwahl ist ein wichtiger Indikator zur Einschätzung der Qualität des Öffentli- chen Personennahverkehrs (ÖPNV). Im Bundesvergleich (Abb. 12, 13) fällt der sehr hohe in- dividuelle Motorisierungsgrad im Saarland auf: Gerade in der nördlichen Hälfte des Bundes- gebiets gibt es deutlich weniger Pkw je 1.000 Einwohner*innen; der überwiegende Teil der Landkreise, in denen mehr als 630 von 1.000 Einwohner*innen einen Pkw besitzen, liegt in Bayern.

Abb. 12: Individueller Motorisierungsgrad im Bundesgebiet (Quelle: BBSR Bonn 2017; in: BBSR 2017: 107; Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR; geometrische Grundlage: Kreise (generalisiert), 31.12.2014 © GeoBasis-DE/BKG; Bearbeitung: T. Pütz)

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 19

Im Saarland liegt der individuelle Motorisierungsgrad, bezogen auf die Anzahl der Pkw je 1.000 Einwohner*innen, im Saarpfalz-Kreis sowie in den Landkreisen Merzig-Wadern, St. Wendel und Saarlouis bei 630 und mehr, im Landkreis Neunkirchen bei 600 bis unter 630 und im Re- gionalverband Saarbrücken immerhin bei 540 bis unter 570.

Abb. 13: Individueller Motorisierungsgrad im Saarland (Quelle: agl 2019; Datengrundlage: BBSR 2017: 107; Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR; geometrische Grundlage: Kreise (generalisiert), 31.12.2014 © GeoBasis-DE/BKG; Bearbeitung: T. Pütz | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018)

Der sehr hohe individuelle Motorisierungsgrad zeigt sich auch an der Verkehrsmittelwahl im Bereich der Daseinsvorsorge (Abb. 14): Knapp 60% der Fahrten im Bereich Daseinsvorsorge werden im Saarland mit dem Pkw zurückgelegt. Rund 17% entfallen auf die Langsamverkehre, davon 11% auf das Fahrrad. Für immerhin 22% der Fahrten wird der öffentlichen Straßenper- sonennahverkehr (ÖSPV) genutzt, die Bahn hingegen nur bei einer von einhundert Fahrten.

Klima SAAR 20 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Der Bundesvergleich macht deutlich, dass sich das Saarland damit im Mittelfeld bewegt; Aus- nahmen stellen einige Großstädte, allen voran Hamburg und Berlin, dar.

Abb. 14: Verkehrsmittelwahl im Bereich Daseinsvorsorge im Bundesgebiet und im Saarland (Quelle: agl 2019; Datengrundlage: BBSR 2017: 109; Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR; geo- metrische Grundlage: Raumordnungsregionen (generalisiert), 31.12.2014 © GeoBasis-DE/BKG; Bearbeitung: T. Pütz)

Der Saarländische Verkehrsverbund (saarVV) ist zentraler Träger des ÖPNV im Saarland und bedient über 8.800 Haltestellen. Jährlich werden auf dem rund 7.500 km langen Streckennetz rund 73 Millionen Fahrgäste in Bussen und Bahnen befördert19. Zum Angebot des saarVV gehören auch verschiedene Nachtbus-Angebote, im Regionalverband Saarbrücken und dem Saarpfalz-Kreis vor allem die Strecken Saarbrücken – Blieskastel, Saarbrücken – Homburg – Bexbach, Saarbrücken – St. Wendel20. Sein flächendeckendes Streckennetz macht den

19 SNS 2015: 31 20 Zweckverband Personennahverkehr Saarland/saarVV-SNS 2018

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 21

saarVV zu einem wichtigen Baustein für die individuelle Mobilität. Allerdings stößt die Versor- gung ländlicher Räume vielerorts an wirtschaftliche Grenzen – auch beim saarVV werden ak- tuell Ausdünnungen des Liniennetzes und Preiserhöhungen kritisiert21. Um den ÖPNV im Saarland zu stärken hat, hat das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr des Saarlandes ein Gutachten22 zur Reformierung des saarländischen Tarifsys- tems in Auftrag gegeben, das am 28. Januar 2019 veröffentlicht wurde. Es bescheinigt dem Saarland einen sehr geringen Marktanteil des öffentlichen Verkehrs: Mehr als die Hälfte der über 16-Jährigen im Saarland fährt nie mit Bus oder Bahn, die ÖPNV-Nachfrage „stagniert und geht teilweise zurück, obwohl die Strukturdaten (Bevölkerung, Anzahl Arbeitnehmer) kaum einen Grund dafür liefern“. Gute Marktanteile liefert einzig der Schülermarkt – etwa 60% der Schüler*innen besitzen eine Dauerkarte. Die neuen JobTicket-Angebote werden nachgefragt und erschließen den Markt für neue Dauerkunden. Demgegenüber sind zielgruppenorientierte Angebote für Senior*innen „vergleichsweise teuer, verfügen über eine hohe Altersgrenze und erreichen folglich eine im Vergleich zu anderen Verbundräumen sehr geringe Marktdurchdrin- gung“. Das Zeitkartensortiment und die Wabenstruktur werden als wenig übersichtlich, Ein- zeltickets und Tageskarten als vergleichweise teuer eingeschätzt.23 Handlungserfordernisse werden von den Gutachtern insbesondere im Hinblick auf die Waben- struktur gesehen. Auf diese „sollte in den Märkten verzichtet werden, in denen die Einfachheit für Nachfrageimpulse sorgt. Dies sind insbesondere gelegentliche Nutzer im Freizeitverkehr, aber auch potenzielle Stammkunden ohne regelmäßig identische Fahrtrelationen“. Daneben werden verschiedene Vorschläge gemacht, wie das Tarifsystem vereinfacht, Abos und Sozi- altarife gestaltet und das Angebot insgesamt familienfreundlicher gemacht werden kann, sowie Empfehlungen zur Finanzierung formuliert.24

21 Website Saarbrücker Zeitung: saarVV erhöht Fahrkartenpreise (07.12.2018) 22 PROBST & CONSORTEN Marketing-Beratung 2019 23 PROBST & CONSORTEN Marketing-Beratung 2019: 2 24 PROBST & CONSORTEN Marketing-Beratung 2019: 3f

Klima SAAR 22 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

2.3.3 Erreichbarkeiten

Die Erreichbarkeitsberechnungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und des Johann Heinrich von Thünen-Instituts25 zeigen für das Jahr 2013 auf, wie schnell Lebensmittelgeschäfte mit dem privaten Pkw erreichbar sind. Die Angaben fußen auf der mitt- leren Wegezeit (Median) zum nächsten Supermarkt bzw. Discounter und werden für die Kreis- sowie für die kommunale Ebene differenziert. Auf Kreisebene (Tab. 3) zeigen sich im Landkreis Neunkirchen mit 3,5 und im Regionalver- band Saarbrücken mit 3,6 Minuten die kürzesten mittleren Entfernungen zum nächsten Le- bensmittelgeschäft. Längere Wegezeiten müssen im Landkreis Saarlouis (4,2 Minuten) sowie im Landkreis St. Wendel und dem Saarpfalz-Kreis (je 4,6 Minuten) zurückgelegt werden. Der Landkreis Merzig-Wadern weist mit 5,8 Minuten mit Abstand die längsten Wegezeiten zum nächsten Supermarkt bzw. Discounter auf.

Tab. 3: Erreichbarkeit von Lebensmittelgeschäften in den Landkreisen des Saarlandes 2013, berechnet in Minuten Wegezeit mit dem Pkw (Quelle: agl 2019; Datengrundlage: Landatlas (www.landatlas.de). Ausgabe 2018. Hrsg.: Thünen-Institut für Ländliche Räume - Braunschweig 2018. © Thünen-Institut 2018; Abruf am 10. Januar 2019 unter https://www.landatlas.de/wohnen/nahversorgung.html)

Landkreis Pkw-Erreichbarkeit Neunkirchen 3,5 min. Merzig-Wadern 5,8 min. Regionalverband Saarbrücken 3,6 min. Saarlouis 4,2 min. Saarpfalz-Kreis 4,6 min. St. Wendel 4,6 min.

Auf kommunaler Ebene (Abb. 15) wird deutlich, dass im Regionalverband Saarbrücken die Wegezeiten in fast allen Kommunen bei unter 3,5 Minuten liegen; in Riegelsberg liegt die mitt- lere Wegezeit bei 3,7, in der Landeshauptstadt Saarbrücken bei 3,8 Minuten. In Großrosseln hingegen liegt der Median bei 6,3 Minuten. Mit Ausnahme der Gemeinde Großrosseln waren somit 2013 in allen Kommunen des Regionalverbands Saarbrücken die Supermärkte und Dis- counter schnell mit dem Pkw zu erreichen.

25 Website BMEL – Landatlas

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 23

In den ländlichen Kreisen26 zugeordneten Saarpfalz-Kreis hingegen zeigt sich ein differenzier- teres Bild: Die beste Pkw-Erreichbarkeit findet sich in Kirkel (3,5 Minuten) und St. Ingbert (3,6 Minuten); in Bexbach und Homburg beträgt die mittlere Wegezeit 3,6 Minuten. Die längsten Wegezeiten müssen im Bliesgau zurückgelegt werden – in Blieskastel 5,9, in Mandelbachtal 6,0 und in Gersheim 6,4 Minuten.

Abb. 15: Erreichbarkeit von Lebensmittelgeschäften im Saarland, berechnet in Minuten Wegezeit mit dem Pkw, auf kommunaler Ebene für das Jahr 2013 (Quelle: agl 2019; Datengrundlage: Landatlas (www.landatlas.de). Ausgabe 2018. Hrsg.: Thünen-Institut für Ländliche Räume - Braunschweig 2018. © Thünen-Institut 2018; Download am 10. Januar 2019 unter https://www.landatlas.de/wohnen/nahversorgung.html | Kreis- und Gemeindegrenzen: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017)

26 Website BMEL – Landatlas

Klima SAAR 24 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Der Raumordnungsbericht 2017 des Bundes27 berechnet die Erreichbarkeit von Supermärkten und Discountern im Jahr 2015 auf Basis der Luftliniendistanz (Abb. 16). Deutlich wird, dass die Erreichbarkeit von Lebensmittelgeschäften im Saarland stark variiert: Während diese in den dichter besiedelten Teilen des Verdichtungsraums und insbesondere im Saartal ver- gleichsweise gut ist, ist sie in den bevölkerungsärmeren Regionen im Nordsaarland, im west- lichen Grenzraum zu Frankreich sowie im Bliesgau jedoch insgesamt schlechter.

Abb. 16: Anteil der Bevölkerung mit maximal 1.000 m Luftliniendistanz zum nächsten Supermarkt oder Discounter 2015 in % (Quelle: agl 2019; Datengrundlage: BBSR 2017: 45; Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR, Wer-zu-Wem Verlag, geometrische Grundlage: 5x5km Rasterzellen, Bearbeitung: G. Lackmann | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018 | Zentrale Orte: LEP Siedlung (MfU 2006))

27 BBSR 2017

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 25

Vergleicht man die Erreichbarkeit des Oberzentrums Saarbrücken und der Mittelzentren im Saarland mit dem Pkw und dem ÖPNV, zeigt sich ein differenziertes Bild (Abb. 17, 18): Wäh- rend diese Zentren mit dem Pkw (Abb. 17) entlang der Achsen des Zentrale Orte-Konzepts im Verdichtungsraum in unter zehn Minuten und in den Randbereichen in unter 20 Minuten er- reichbar sind, beträgt die Fahrtzeit im ÖPNV (Abb. 18) bis zu 40 Minuten, in Randbereichen teils 50 Minuten und mehr.

Abb. 17: Erreichbarkeit von Ober- und Mittelzentren im motorisierten Individualverkehr (Quelle: agl 2019; Datengrundlage: BBSR 2017: 115; Datenbasis: HaCon Ingenieurgesellschaft mbH, Erreich- barkeitsmodell des BBSR; geometrische Grundlage: Kreise (generalisiert), 31.12.2014 © GeoBasis-DE/BKG | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018 | Zentrale Orte: LEP Siedlung (MfU 2006))

Klima SAAR 26 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Abb. 18: Erreichbarkeit von Ober- und Mittelzentren mit dem öffentlichen Verkehr (Quelle: agl 2019; Datengrundlage: BBSR 2017: 115; Datenbasis: HaCon Ingenieurgesellschaft mbH, Erreichbar- keitsmodell des BBSR; geometrische Grundlage: Kreise (generalisiert), 31.12.2014 © GeoBasis-DE/BKG | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018 | Zentrale Orte: LEP Siedlung (MfU 2006))

Herausforderungen für den ÖPNV im Saarland liegen vor allem in den Folgen des demografi- schen Wandels mit schrumpfenden Bevölkerungszahlen und hohen Personal- und Energie- kosten28. Gleichzeitig gewinnt die Bedeutung des ÖPNV gerade im ländlichen Raum, der oft- mals von einer Überalterung der Gesellschaft geprägt ist, an Bedeutung. Nicht zuletzt deswe-

28 SNS 2015: 9

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 27

gen identifiziert das ÖPNV-Gutachten Senior*innen als eine zu stärkende Zielgruppe: „Insbe- sondere im Seniorensegment ist perspektivisch eine Marktdurchdringung von 5% möglich, was ca. 7.000 echten Neukunden entspricht“29.

Zur Steuerung der Einzelhandelsentwicklung formuliert der LEP Siedlung30 verschiedene Ziele und Grundsätze, um das Einzelhandels- und Dienstleistungsangebot an den jeweiligen Versorgungsaufträgen der zentralen Orte ((41) (G)) und die Versorgung der Bevölkerung in nicht-zentralen Gemeindeteilen auf die Grundversorgung auszurichten ((41) (Z)) sowie groß- flächige Einzelhandelseinrichtungen in den Ober-, Mittel- und Grundzentren zu bündeln (Kon- zentrationsgebot, (42) (Z)). Zur Differenzierung der Angebotsstruktur wird in Anlage 7 eine nicht abschließende Liste zentrenrelevanter Einzelhandelssortimente vorgelegt, die die Kom- munen bei ihrer Einschätzung in Standortfragen zugrundelegen sollen. Aufbauend auf dem LEP Siedlung hat der Regionalverband Saarbrücken eine „Interkommu- nale Zentren- und Einzelhandelsuntersuchung“31 für sein Verbandsgebiet in Auftrag gegeben. Ziel der Untersuchung ist es, die Vorgaben des LEP Siedlung weiter auszudifferenzieren – als Grundlage für eine nachhaltige und langfristige Steuerung der Einzelhandelsentwicklung. Diese soll u.a. eine Bündelung der Einzelhandelsinfrastruktur an zentralen Versorgungsberei- chen erleichtern. Auf Basis einer umfassenden Analyse der Angebots- und Nachfragesituation werden Leitlinien zur Einzelhandelsentwicklung im Regionalverband Saarbrücken formuliert. Eine Differenzierung wäre z.B. über Sortimentlisten möglich. Hierzu unterscheidet das Gut- achten beispielhaft zwischen nahversorgungs- (v.a. Nahrungs- und Genussmittel, Drogerie- und Apothekerwaren) und zentrenrelevanten (Bekleidung, Schuhe, Bücher- und Schreibwa- ren, Elektrokleingeräte…) und nicht zentrenrelevanten Sortimenten (Elektrogroßgeräte, Gar- tenartikel, Baustoffe, Möbel…)32. Im Oktober 2018 hat der Regionalverband Saarbrücken eine Broschüre33 zur Zentren- und Einzelhandelsentwicklung im Verbandsgebiet herausgebracht. Auf Basis der Ergebnisse des vorliegenden Gutachtens und der Aufbereitung guter Beispiele aus anderen Regionen liefert die Broschüre einen kompakten Überblick zu Steuerungsmöglichkeiten, Prüf- bzw. Bewer- tungsverfahren und Abstimmungs- bzw. Koordinationsprozessen und spricht auf dieser Grund- lage Empfehlungen für den Regionalverband Saarbrücken aus34: Aufbauend auf den etablier-

29 PROBST & CONSORTEN Marketing-Beratung 2019: 26 30 MfU 2006 31 GMA 2017 32 GMA 2017: 36 33 RVS 2018 34 RVS 2018: 4

Klima SAAR 28 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

ten Kooperationsstrukturen und dem vorliegenden Gutachten sollte ein differenziertes inter- kommunales Einzelhandelskonzept erarbeitet werden. Dabei sind sowohl der (politische) Ak- teursbezug wie auch eine Abstimmung mit der saarländischen Landesplanung erforderlich35. Das Kreisentwicklungskonzept für den Saarpfalz-Kreis (2017) trifft zur Einzelhandelsentwick- lung keine tiefergehenden Aussagen. Ziele liegen v.a. in einer Sicherstellung von Nahversor- gungs- und Dienstleistungsangeboten in den Dörfern, beispielsweise durch eine Ergänzung der stationären um mobile Angebote36, sowie im Erhalt der zentralörtlichen Versorgungsfunk- tionen, beispielsweise durch die Entwicklung von Zentrenkonzepten für die Innenstädte oder durch Bewusstseinsbildung zur Unterstützung von inhabergeführtem Einzelhandel37.

35 RVS 2018: 38 36 Saarpfalz-Kreis 2017: 261 37 Saarpfalz-Kreis 2017: 263

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 29

3 Methodik und Vorgehensweise der Klimafolgenanalyse

3.1 Grundansatz der Klimafolgenanalyse

Die Beschreibung der Folgen des Klimawandels für das Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr basiert auf dem methodischen Vorgehen zur Betroffenheitsanalyse analog dem „Me- thodenhandbuch zur regionalen Klimafolgenbewertung in der räumlichen Planung“38. Abgelei- tet aus der Klimafolgenanalyse des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPPC)39 be- ruht die Klimafolgenanalyse auf der Verknüpfung von Klimasignalen und sensitiven Nutzungen zur Ermittlung der Betroffenheit bzw. Klimawirkfolge.

Abb. 19: Systemkomponenten des Grundkonzeptes zur Klimafolgenbewertung in der räumlichen Planung (Quelle: BMVBS 2013: 41)

Auf den Begriff der Vulnerabilität bzw. Verwundbarkeit wird in diesem Kontext verzichtet, da hierfür neben der Exposition gegenüber dem Klimasignal und der Sensitivität auch die Anpas- sungskapazität als Teilkomponenten bestimmt werden müssten. Die Anpassungskapazität als Fähigkeit eines Systems, sich an den Klimawandel anzupassen und potenziellen Schaden zu mindern, ist methodisch jedoch schwer zu fassen: Die vom Umweltbundesamt (UBA) in Auf- trag gegebene Studie „Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandelde“40 bezieht die Anpassungskapazität immer auf die Zukunft; bereits umgesetzte Anpassungsmaßnahmen fließen in die Sensitivität mit ein. Diese Unterscheidung ist in der vorliegenden Studie nicht leistbar; folglich wird in der vorliegenden Analyse von Klimafolgen- oder von Betroffenheits- analysen gesprochen.

Abb. 20: Zentrale Begriffe des Grundkonzeptes zur Klimafolgenbewertung in der räumlichen Planung (Quelle: agl 2019 auf Basis von BMVBS 2013: 38, 41)

Der Begriff „Klimasignal“ beschreibt den Reiz des heutigen Klimas (t0) bzw. des Klimas zum Zeitpunkt t1. Das Delta zwischen t0 und t1 beschreibt die Klimaveränderungen, wie steigende Temperaturen, Veränderungen im Niederschlagsregime oder Veränderungen von Wetterextremen.

38 BMVBS/BBSR 2013 39 Parry et al. 2007 40 adelphi/PRC/EURAC 2015: 37ff

Klima SAAR 30 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Hinweis: Im Deutschen wird der Begriff „exposure“ in der Regel als „Exposition“ übersetzt. Exposition bedeutet im Deutschen eher „Exponiertsein“, was rückübersetzt „exposed ele- ments“ wären. Dieses Systemelement ist bei der Vulnerabilitätsabschätzung jedoch Be- standteil von Sensitivität. Daher sollte anstelle von „Exposition“ vom „Klimasignal“ bzw. ver- änderten Klimasignal gesprochen werden, gegenüber dem bzw. dessen Veränderung ver- schiedene Raumnutzungen und -funktionen sensitiv sind. Der Begriff „Sensitivität“ beschreibt, in welchem Maße ein bestehendes System (Sektor, Bevölkerungsgruppe, Region) bereits heute (t0) auf einen definierten Reiz (Klimasignal t0) reagiert. Die Sensitivität zum Zeitpunkt t0 ist damit abhängig vom Status quo des Systems zum jetzigen Zeitpunkt, während die Sensitivität zum Zeitpunkt t1 die Reaktion des zukünf- tigen Systems auf ein Klima in der Zukunft beschreibt. Das Delta aus der Sensitivität t0 und t1 beschreibt die Veränderung des Systems. Der Begriff „Betroffenheit“ beschreibt zum Zeitpunkt t0 die Wirkung des heutigen Klimas auf das heutige System bzw. zum Zeitpunkt t1 die Wirkung des zukünftigen Klimas auf ein zukünftiges System. Aus dem Delta aus der Betroffenheit t0 und t1 lässt sich die potenzielle Wirkung des Klimawandels, aber auch anderer Veränderungsprozesse, ablesen.

3.2 Abgrenzung des Untersuchungsbereichs

Die Deutsche Anpassungsstrategie41 gibt auf Bundesebene einen Rahmen für die Entwicklung maßgeschneiderter Anpassungsmaßnahmen auf allen Ebenen räumlicher Planung vor42. Dif- ferenziert nach Sektoren werden die erwarteten Folgen des Klimawandels sowie mögliche Handlungsansätze aufgezeigt. Ein zentrales Erfordernis wird in der Erarbeitung regionalisier- ter Datengrundlagen gesehen. Diesem Handlungsauftrag ist die saarländische Landesplanung frühzeitig nachgekommen: Im Rahmen des INTERREG IVB-Projekts „C-Change – Changing Climate, Changing Lives“ wur- den die auf Basis der SRES-Szenarien entwickelten regionalisierten Klimamodelle für das Saarland analysiert43. Ziel war es, die Exposition und Sensitivität verschiedener Sektoren, die Anpassungskapazitäten vorhandener Raumnutzungen und -strukturen sowie deren Vulnera- bilität aufzuzeigen44. Im Ergebnis wurde für das Saarland u.a. eine steigende thermische Be- lastung im Sommer festgestellt. In Verbindung mit abnehmenden Sommerniederschlägen ist dabei mit häufigeren bzw. länger anhaltenden Trockenperioden zu rechnen. Darüber hinaus wird mit einer Zunahme an Starkniederschlägen und steigenden Winterniederschlägen und in der Konsequenz mit einer verstärkten Hochwassergefahr gerechnet, während laut Gutachten zumindest in den nächsten 50 Jahren nicht mit signifikant steigenden Sturmgefahren zu rech- nen ist45.

41 BMU 2009 42 BMU 2009: 8 43 MUEV 2011 44 MUEV 2011: Einführung 45 MUEV 2011: 19

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 31

Im Rahmen des Klima SAAR-Projekts wurden die auf Basis des regionalen Klimamodells STARS beruhenden aktuellen Modellrechnungen für das RCP 8.5-Szenario des Internet-Por- tals KlimafolgenOnline analysiert46. Im Ergebnis werden die Aussagen der SRES-Szenarien überwiegend bestätigt, wobei die Modellrechnungen für das RCP 8.5-Szenarion teilräumlich differenziertere Aussagen ermöglichen. Dabei zeigen sich für den Regionalverband Saarbrü- cken und den Saarpfalz-Kreis in Bezug auf die Jahresmitteltemperatur und die Sonnenschein- dauer nahezu identische Anstiege wie im gesamten Saarland. „Im Regionalverband Saarbrü- cken ist, verglichen mit dem Saarpfalz-Kreis und dem saarländischen Mittel, bis zum Ende des Jahrhunderts ein stärkerer Rückgang an Frosttagen zu erwarten. Die Jahresniederschlags- summen gehen im Saarpfalz-Kreis und im Regionalverband Saarbrücken etwas stärker zurück als im gesamten Saarland, wobei deren Verteilung auf die meteorologischen Jahreszeiten in allen Betrachtungsräumen nahezu gleich ist. Die Wahrscheinlichkeit für Starkregen, die in den beiden Landkreisen bereits im Referenzzeitraum geringer war als im saarländischen Mittel, geht vor allem im Regionalverband Saarbrücken, aber auch im Saarpfalz-Kreis, stärker zurück als im gesamten Saarland.“47 Dennoch zeigen die in den vergangenen Jahren zahlreichen Sturm- und Starkregenereignisse im Saarland, dass die Landkreise auch hier Anpassungs- maßnahmen vorsehen sollten. So geht der Deutsche Wetterdienst (DWD) „nach Auswertung verschiedener Quellen von Mölter et al. (2016) [von] eine[r] Zunahme der Häufigkeit und In- tensität von Stürmen über West- und Mitteleuropa“ aus48. Auch die Studie „Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel“ geht nach Auswertung aktueller Klimamodelle davon aus, dass Extremwetterereignisse bis zum Ende des Jahrhunderts häufiger auftreten werden, wenn die Treibhausgasemissionen weiterhin ansteigen49.

Für die Operationalisierung der Klimwandelfolgen für die nahe und ferne Zukunft liegen für den Untersuchungsbereich keine kleinräumig aufgelösten Daten zu den Klimasignalen bzw. dar- aus ableitbarer Wirkfolgen vor, die eine gute räumliche Differenzierung erlauben. Die Szena- rien des DWD zu den Klimasignalen liefern mit einer räumlichen Auflösung von 10 x 10 km nur sehr grobe Angaben; diese lassen eher Aussagen zu generellen Trends als zu einer räumlich differenzierten Entwicklung der Klimasignale zu. Gleiches gilt für kleinräumige Szenarien zur Sensitivität einzelner Flächennutzungen und Infrastrukturen. Belastbare Szenarien etwa zur zukünftigen Siedlungsflächenentwicklung liegen nicht vor. Der Schwerpunkt der Klimafol- genanalyse nimmt daher die Betrachtung der Gegenwart (Status quo) ein.

46 agl 2019 47 agl 2019: 39 48 Website DWD – Analyse des Orkantiefs Friederike 49 adelphi/PRC/EURAC 2015: 27

Klima SAAR 32 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Das Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr bezieht sich in der räumlichen Dimension auf Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen; der vorliegende Teilbericht legt den Fokus auf die Betroffenheiten durch thermische Belastung und Flusshochwasser sowie die ubiquitär auf- tretenden Ereignisse Starkregen und Stürme. Bei der Betrachtung der Sensitivität bzw. Emp- findlichkeit wurden spezifische Schwerpunkte gesetzt. So liegt der Fokus – in Abgrenzung zu weiteren Handlungsfeldern des Klima SAAR-Projekts – in der Regel auf Aspekten, die das Schutzgut Mensch betreffen. So wurde zur Betrachtung sensitiver und kritischer Infrastruktu- ren ein eigener Teilbericht erstellt, da sensitive und kritische Infrastrukturen sektorenübergrei- fend von Bedeutung sind. So sind beispielsweise Hochspannungsleitungen sowohl für den Sektor Energiewirtschaft bzw. Ver- und Entsorgung als auch für das Funktionieren des Sied- lungs- und Verkehrswesens von erheblicher Relevanz. Insgesamt wurden folgende Betroffenheiten analysiert: • Thermische Belastung: Darstellung der Betroffenheiten von Wohnbevölkerung, sensiblen Bevölkerungsgruppen, Arbeitnehmer*innen und Verkehrsteilnehmer*innen • Flusshochwasser: Darstellung der Betroffenheiten von Wohnbevölkerung und sensiblen Bevölkerungsgruppen sowie von Gewerbestandorten und Verkehrswegen • Starkregen und Stürme: Die Gefährdungen durch Starkregen und Stürme werden in ihren Grundzügen betrachtet. Allerdings liegen dafür keine flächendeckenden Grundlagen vor. Lediglich für die Landeshauptstadt Saarbrücken gibt es eine Modellierung zum Überflu- tungsrisiko durch Starkregen. Im Zuge der Bearbeitung des Leuchtturmvorhabens im Re- gionalverband Saarbrücken – der Erarbeitung einer Planungshinweiskarte für die Landes- hauptstadt Saarbrücken – können diese Daten weiterverarbeitet werden. Aus Daten- schutzgründen ist eine kartographische 1:1-Darstellung nicht möglich.

3.3 Indikatoren für die Klimasignale

Mit „Klimasignal“ wird der Reiz des heutigen Klimas (t0) bzw. des Klimas zum Zeitpunkt t1 beschrieben. Das Delta zwischen den beiden Zeitschnitten zeigt die erwarteten Klimaverän- derungen auf; dies können steigende Temperaturen, Veränderungen im Niederschlagsregime oder Veränderungen von Wetterextremen sein. Für die Klimafolgenanalyse wurden als Indikatoren für die jeweiligen Klimasignale räumlich differenzierbare Daten genutzt. Die daraus abgeleitete Exposition, beispielsweise der thermi- schen Belastung, geht dann mit unterschiedlichen Gefährdungen einher. Die nachfolgende Tabelle zeigt in der Übersicht die herangezogenen Indikatoren einschließlich deren Herkunft, Aktualität, Auflösung und räumlichem Umgriff:

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 33

Tab. 4: Verwendete Indikatoren für die Klimasignale (Quelle: agl 2019)

Gefahr Indikator Klimasignal Quelle Datenstand Auflösung Umgriff Thermische • Heiße Tage DWD 2017 1 x 1 km Saarland Belastung • Sommertage DWD 2017 1 x 1 km Saarland

Fluss- • HQ100 LVGL 2016 1:5.000 Saarland (52 Fließgewässer) hochwasser • HQextrem LVGL 2010 1:5.000 Saarland (24 Fließgewässer) LVGL 2018 1:5.000 Saar Starkregen • Abflussbahnen eepi* 2016 DGM 1 Landeshauptstadt • Überflutungshöhe (1 x 1 m) Saarbrücken

Stürme • -/-**

* Die Starkregenkarte für die Landeshauptstadt Saarbrücken fußt auf räumlich differenzierten Daten zu Abfluss- bahnen und Überflutungshöhen infolge von Starkregenereignissen. Die Daten wurden den Bearbeitern zur Ver- fügung gestellt, um Rückschlüsse für die Klimafolgenanalyse treffen zu können. Aus Datenschutzgründen ist eine kartographische 1:1-Darstellung jedoch nicht möglich. ** Hierzu konnten keine räumlich differenzierten Daten ermittelt werden.

Zur Beurteilung der thermischen Belastung wurden die Kenntage „Heiße Tage“ und „Som- mertage“ des DWD für die Analyse herangezogen (vgl. Kap. 3). Insbesondere die Sommertage lassen gegenüber den anderen Parametern eine deutliche räumliche Differenzierung im Un- tersuchungsgebiet erkennen. Sie stellen damit den aussagefähigsten Indikator für die Betrach- tung dar und wurden den Kartendarstellungen zugrunde gelegt. Für Flusshochwasser können räumlich differenzierte Aussagen zu Klimasignalen nur über Modellrechnungen generiert werden; die Nutzung von Niederschlagsdaten alleine bildet die Gefährdung nicht ab. Ausgehend von den Informationen der Wasserwirtschaft werden die räumlichen Umgriffe definierter Flusshochwasserereignisse herangezogen und damit unter- schiedliche Gefährdungen dargestellt: HQ100 als Umgriff eines 100-jährlichen Hochwasserer- eignisses und HQextrem für seltenere Ereignisse (an der Saar HQ200, ansonsten HQ500). Auch für den grundsätzlich ubiquitär auftretenden Starkregen lässt sich eine Gefährdung nur über Modellsimulationen erfassen, indem etwa ein 100-jährliches Niederschlagsereignis für ein Modellgebiet simuliert wird. Flächendeckende Informationen hierzu liegen im Saarland und in den Landkreisen nicht vor. Da die Daten für Saarbrücken nicht kartographisch dargestellt werden dürfen, können hierzu lediglich generalisierte Aussagen getroffen werden. Für die ebenfalls ubiquitär auftretenden Stürme sind gleichfalls keine räumlich differenzierten Grundlagen verfügbar.

Klima SAAR 34 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

3.4 Bestimmung der Sensitivität

Der Begriff „Sensitivität“ beschreibt Art und Ausmaß der aktuellen Reaktion eines bestehenden Systems (Sektor, Bevölkerungsgruppe, Region) auf einen definierten Reiz (Klimasignal t0). Die Sensitivität zum Zeitpunkt t0 ist damit abhängig vom Status quo des Systems. Zudem beschreibt die Sensitivität zum Zeitpunkt t1 die Reaktion des zukünftigen Systems auf ein Klima in der Zukunft. Die Differenz aus der Sensitivität der Zeitpunkte t0 und t1 beschreibt die Veränderung des Systems. In der Klimafolgenanalyse zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr kann die Betrof- fenheit bzw. Klimafolge lediglich zum aktuellen Zeitpunkt t0 beschrieben werden. Für die Ana- lyse der Klimafolgen zum Zeitpunkt t1 liegen derzeit keine ausreichenden Informationsgrund- lagen vor, um die Sensitivität räumlich differenziert beschreiben zu können: Der aktualisierte Landesentwicklungsplan für das Saarland ist noch nicht veröffentlicht und auch die Flächen- nutzungspläne der Kommunen sind überwiegend veraltet, teilweise sind Neuaufstellungen ge- plant. Die Indikatoren zur Beschreibung der Sensitivität in den Themenfeldern Siedlung, Gewerbe und Verkehr können über Wirkmodelle oder sogenannte Proxyindikatoren herangezogen wer- den50. Wirkmodelle simulieren dabei bestimmte Wirkungen (z.B. Schäden an Gebäudetypen bei Flusshochwasserereignissen mittels Schadensfunktionen, sodass auch die Einzelkompo- nente der Empfindlichkeit eines Gebäudetyps gegenüber der Gefährdung bekannt sein muss). Liegen keine Wirkmodelle vor, werden Proxyindikatoren herangezogen: Diese bilden nähe- rungsweise das zu betrachtende Phänomen ab. Die verwendete Proxyindikatoren entstam- men der einschlägigen Literatur51 und wurden für das Untersuchungsgebiet adaptiert. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Indikatoren zur Analyse der Sensitivität der Themenfelder gegenüber thermischer Belastung, Flusshochwasser sowie Starkregen und Stürmen in Ab- hängigkeit der verfügbaren Informationen im Untersuchungsgebiet auf. Datengrundlagen zu anderen Indikatoren liegen nach aktuellem Kenntnisstand nicht vor.

50 vgl. adelphi/PRC/EURAC 2015 51 vgl. adelphi/PRC/EURAC 2015, BMVBS 2013

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 35

Tab. 5: Betrachtete Indikatoren zur Bestimmung der Sensitivität (Quelle: agl 2019; kursiv: Mangels Datenverfügbarkeit können keine räumlich differenzierten Aussagen zur Sensi- tivität getroffen werden.)

Themenfeld Gefährdung Sensitivität Indikator (im exponierten Bereich)

Siedlung Wärme- Wohnbevölkerung Bevölkerungsdichte, differenziert nach belastung der Siedlungsfläche/ Siedlungsperimeter Vertiefungsbeispiel Saarbrücken: Baustrukturtypen

Sensible Bevölkerungs- Bevölkerungsstruktur nach Alterskohorten gruppen im Siedlungs- (<6 und >80 Jahren) bereich Pflegebedürftige in privaten Haushalten

Fluss- Wohnbevölkerung Bevölkerungsdichte, differenziert nach hochwasser der Siedlungsfläche/ Siedlungsperimeter

Sensible Bevölkerungs- Bevölkerungsstruktur nach Alterskohorten gruppen im Siedlungsbe- (<6 und >80 Jahren) reich Pflegebedürftige in privaten Haushalten

Starkregen/ Wohnbevölkerung -/- Stürme

Gewerbe Wärme- Arbeitnehmer*innen -/- belastung Fluss- Gewerbestandorte Gewerbeflächen hochwasser Starkregen/ Gewerbestandorte -/- Stürme

Verkehr Wärme- Verkehrsteilnehmer*innen Verkehrsinfrastrukturen belastung Fluss- Verkehrswege Länge von Straßen und Schienenwegen hochwasser Starkregen/ Verkehrswege -/- Stürme Verkehrsteilnehmer*innen -/-

Zur räumlichen Darstellung sensitiver Strukturen werden die Wohn-, Gewerbe- und Verkehrs- flächen zugrunde gelegt. Um auch demographische Daten aussagekräftig abbilden zu können, wurden diese auf die Wohnfläche bezogen. Da die demographischen Daten nur für statistische räumliche Bezugseinheiten (Gemeinden, statistische Bezirke) vorliegen, ist es notwendig, diese auf den Siedlungsperimeter, d.h. auf die tatsächliche Siedlungsfläche im Gemeindege- biet, umzulegen. So kann insbesondere die räumliche Verteilung der Dichte einzelner Sensiti- vitätsparameter besser dargestellt werden. Andernfalls würden sich durch die unterschiedli- chen Anteile von Siedlungsfläche und Offenland ein räumlich verzerrtes Bild über die räumli- che Verteilung der Bevölkerungsgruppen ergeben (vgl. Kap. 5.1.1). Die Sensitivitätsindikatoren finden Eingang in die Klimafolgen- und Betroffenheitsanalyse (vgl. Kap. 3.5 und Kap. 5).

Klima SAAR 36 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

3.5 Betroffenheits- bzw. Klimafolgenanalyse

Die Betroffenheits- bzw. Klimafolgenanalyse für den Status quo (aktueller Zeitbezug) wird durch die räumliche Verknüpfung der Gefährdung (ausgehend von den Klimasignalen) mit der Sensitivität ermittelt. Liegen sowohl für die Klimasignale als auch für die Sensitivität des Sied- lungs- und Verkehrswesens standardisierte und (semi-)quantifizierbare Indikatoren vor, kön- nen etwa über Kreuztabellen unterschiedliche Stärken einer Wirkfolge konsistent über eine standardisierte Methodik mit Bewertungsregeln abgeleitet werden52. Methodisch wird dieses Vorgehen exemplarisch für die thermische Belastung in der Landeshauptstadt Saarbrücken53 beschrieben. In diesen Fällen lässt die Analyse hinsichtlich der Klimawirkungen Aussagen dar- über zu, ob diese stärker durch den klimatischen Einfluss oder die Sensitivität der Raumnut- zungen beeinflusst werden. In der Regel fehlen jedoch sowohl im Regionalverband Saarbrücken als auch im Saarpfalz- Kreis Datengrundlagen, die ein standardisierbares Vorgehen ermöglichen würden. Aus die- sem Grund erfolgte die Klimafolgenanalyse über die Interpretation der Klimafolgen auf Basis von Überlagerungen der Klimasignale mit sensitiven Strukturen. Dabei können die Folgen oft- mals nur qualitativ beschrieben werden. Um räumlich differenzierte Aussagen treffen zu kön- nen, werden wie bereits beschrieben hilfsweise Proyxindikatoren genutzt. Ein Vergleich der Stärke der Wirkfolgen untereinander oder mit gleichartigen Wirkfolgen in anderen Regionen ist mangels Standardisierung dabei kaum möglich. Die auf die Kreisebene ausgelegte Analyse stellt somit eher eine Abschätzung der Klimafolgen dar und sollte durch räumlich differenzierte Datengrundlagen zur Sensitivität auf kommunaler Ebene vertieft werden. Zudem kann auf kommunaler Ebene und unter Einbeziehung weiterer Akteure eine Validierung der Ergebnisse vorgenommen werden.

52 vgl. BMVBS 2013, adelphi/PRC/EURAC 2015 53 agl 2012

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 37

Tab. 6: Schwerpunkte der vorliegenden Klimafolgen- bzw. Betroffenheitsanalyse (Quelle: agl 2019; kursiv: Mangels Datenverfügbarkeit können keine räumlich differenzierten Aussagen zur Sensi- tivität getroffen werden.)

Themenfeld Gefährdung Betroffenheit Indikator Kapitel

Siedlung Thermische Wohn- Bevölkerungsdichte, differenziert nach der Sied- 5.1.1 Belastung bevölkerung lungsfläche/ Siedlungsperimeter in thermisch belasteten Bereichen (Sommertage) Vertiefungsbeispiel: Baustrukturtypen in ther- misch belasteten Bereichen in Saarbrücken Sensible Bevöl- Bevölkerungsstruktur im Siedlungsbereich kerungsgruppen nach Alterskohorten (<6 und >80 Jahren) Pflegebedürftige in privaten Haushalten in thermisch belasteten Bereichen (Sommertage) Fluss- Wohn- Bevölkerungsdichte, differenziert nach der Sied- 5.2.1 hochwasser bevölkerung lungsfläche/ Siedlungsperimeter in hochwasser- gefährdeten Bereichen (HQ100, HQextrem) Sensible Bevöl- Bevölkerungsstruktur nach Alterskohorten kerungsgruppen in hochwassergefährdeten Bereichen (HQ100, HQextrem) (<6 und >80 Jahren) Pflegebedürftige in privaten Haushalten in hoch- wassergefährdeten Bereichen (HQ100, HQextrem) Starkregen Wohn- -/- 5.3.1 bevölkerung

Stürme Wohn- -/- 5.3.2 bevölkerung

Gewerbe Thermische Arbeit- Gewerbestandorte in thermisch belasteten 5.1.2 Belastung nehmer*innen Bereichen (Sommertage)

Fluss- Gewerbe- Gewerbestandorte in hochwassergefährdeten 5.2.2 hochwasser standorte Bereichen (HQ100, HQextrem)

Starkregen Gewerbe- -/- 5.3.1 standorte

Stürme Gewerbe- -/- 5.3.2 standorte

Verkehr Thermische Verkehrsteil- Verkehrsinfrastrukturen in thermisch belasteten 5.1.3 Belastung nehmer*innen Bereichen (Sommertage)

Fluss- Verkehrswege Länge von Straßen / Schienenwegen in hoch- 5.2.3 hochwasser wassergefährdeten Bereichen (HQ100, HQextrem) Starkregen Verkehrswege -/- 5.3.1

Stürme Verkehrsteil- -/- 5.3.2 nehmer*innen

Unabhängig davon, ob mit Wirkmodellen oder mit auf Proxyindikatoren beruhenden Analysen und einer mehr oder weniger quantitativen Bewertung gearbeitet wird, gibt die Analyse der Wirkfolgen wichtige Hinweise für die Ausgestaltung und räumliche Konkretisierung zukünftiger Entwicklungsstrategien.

Klima SAAR 38 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

4 Verwendete Klimasignale

Die Betroffenheit bzw. die Klimafolge thermische Belastung basiert dem Ansatz von adel- phi/PRC/EURAC (2015) folgend methodisch grundsätzlich auf der Verknüpfung der Bevölke- rungsdichte (Indikator für Sensitivität) mit Heißen Tagen, d.h. Tagen mit einem Temperaturma- ximum von mindestens 30°C, bzw. Tropennächten, d.h. Nächten mit einem Temperaturmini- mum von mindestens 20°C (Indikator für Gefährdung). Gerade für die Wohnbevölkerung ist die Anzahl der Tropennächte ein guter Indikator, da diese sich auch nachts im Siedlungsbe- stand aufhalten und sich die mangelnde nächtliche Abkühlung belastend auf das Herz-Kreis- laufsystem auswirkt. Für das Saarland ist die Datenlage zu den Tropennächten jedoch vage; diese werden vom Deutschen Wetterdienst nicht flächendeckend, sondern anhand geeigneter Messstationen er- fasst. Für die beiden Landkreise gilt dies lediglich für eine Messstation am Flughafen Saarbrü- cken. Differenzierte teilräumliche Aussagen ließen sich nur durch weitere Bearbeitungsschritte treffen, die jedoch im Rahmen dieser Studie nicht geleistet werden können. Zur Betrachtung der Betroffenheiten durch thermische Belastung wurde daher auf die Kenntage „Heiße Tage“ bzw. „Sommertage“ des DWD zurückgegriffen, die für den Status quo (Zeitraum 1981 bis 2010) in einem Raster von 1 x 1 km georeferenziert vorliegen (vgl. Kap. 3.3).

Abbildung 21 zeigt für den Untersuchungsbereich die Anzahl der Heißen Tage: Diese lagen im Regionalverband Saarbrücken überwiegend zwischen neun und elf Heißen Tagen pro Jahr; lediglich in den westlichen und nördlichen Randbereichen sowie im Übergang zum Saarpfalz- Kreis wurden weniger Heiße Tage erfasst. Im Saarpfalz-Kreis ergibt sich ein differenzierteres räumliches Muster: Neun bis elf Heiße Tage wurden in Homburg, Bexbach und St. Ingbert sowie vereinzelt entlang der gemessen. In den Höhenlagen des Bliesgau wurden fünf bis sechs, im übrigen Landkreis sieben bis acht Heiße Tage erfasst. Die Studie „Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel“ erwartet nach umfas- sender Auswertung vorliegender Klimamodellierungen für die nahe Zukunft und einen starken Wandel einen Anstieg auf 10 bis 15 Heiße Tage; bei einem schwachen Wandel ist von einer geringfügigen Zunahme Heißer Tage auszugehen. Für die ferne Zukunft ist bei einem schwa- chen Wandel mit einem Anstieg auf bis zu 15, bei einem starken Wandel auf 30 bis 40 Tage zu rechnen.54 Dies bestätigt auch die Untersuchung der Veränderung der Klimasignale im Regionalverband Saarbrücken und im Saarpfalz-Kreis auf Basis der Modellierungen von KlimafolgenOnline: Verglichen mit der Referenzperiode 1961-1990 geht das regionale Klimamodell STARS für

54 adelphi/PRC/EURAC 2015: 73

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 39

das Szenario RCP 8.5 davon aus, dass sich im Regionalverband Saarbrücken die Anzahl Hei- ßer Tage von 3,9 auf 8,1 in der Periode 2021-2050 sowie weiter auf 17,3 in der Periode 2071- 2100 erhöhen. Im Saarpfalz-Kreis steigt die Anzahl Heißer Tage in den benannten Zeitschnit- ten von 3,6 auf 7,1 bzw. 15,7.55

Abb. 21: Anzahl der Heißen Tage im Untersuchungsbereich (Zeitraum 1981-2010, bezogen auf Kalenderjahre) (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | Anzahl der heißen Tage je Kalenderjahr: DWD Climate Data Center (CDC), Download unter ftp://ftp-cdc.dwd.de/pub/CDC/grids_ger- many/multi_annual/ am 06.04.2018)

Abbildung 22 visualisiert die Anzahl der Sommertage, d.h. Tage mit einem Temperaturmaxi- mum von mindestens 25°C, im Zeitraum 1981 bis 2010. Die räumliche Verteilung ist der der Heißen Tage vergleichbar, jedoch deutlich differenzierter: Die mit 50 bis 51 Tagen größte An- zahl wurde entlang der Saar erreicht. Auch in den Tälern von Lauterbach, Köllerbach, Sulz- bach, Fischbach, Rohrbach und Blies wurden mehr Sommertage je Kalenderjahr gemessen als in ihrem Umland. In den Höhenlagen des Bliesgau wurden 35 bis 39 Sommertage erfasst.

55 agl 2019: 37

Klima SAAR 40 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Abb. 22: Anzahl der Sommertage im Untersuchungsbereich (Zeitraum 1981-2010, bezogen auf Kalenderjahre) (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | Anzahl der Sommertage je Kalenderjahr: DWD Climate Data Center (CDC), Download unter ftp://ftp-cdc.dwd.de/pub/CDC/grids_ger- many/multi_annual/ am 06.04.2018)

Aufgrund der deutlicheren räumlichen Differenzierung stellen die Sommertage den aussage- fähigsten Indikator für die Betrachtung der thermischen Belastung dar und wurden den nach- folgenden Kartendarstellungen zur Betroffenheit durch thermische Belastung zugrundegelegt (vgl. Kap. 5.1).

Im Bereich Flusshochwasser wurden als Indikator für das Klimasignal die für das Saarland vorliegenden wasserwirtschaftlichen Flächenkulissen für saarländische Fließgewässer zu den

Überschwemmungsszenarien HQ100 und HQextrem nach EU-RL 2007/60 EG zugrunde gelegt. Anders als bei reinen Niederschlagsdaten lassen sich so unterschiedliche Gefährdungen dar- stellen: HQ100 als Umgriff eines 100-jährlichen Hochwasserereignisses und HQextrem für sel- tenere Ereignisse (an der Saar HQ200, ansonsten HQ500).

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 41

Tab. 7: Datenbestand zu verschiedenen Überschwemmungsszenarien (HQ) für Fließgewässer im Saarland, im Regionalverband Saarbrücken und im Saarpfalz-Kreis (Quelle: agl 2019; Datengrundlage: LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März 2018)

HQ Fließgewässer

HQ100 Saarland: llerbach, Alsbach, Betzelbach, Bexbach, Bist, Blies, Bommersbach, Dellbach, Ellbach, Erbach, Fischbach, Freisbach, Großbach, Heinitzbach, Hölzbach, Ill, Imsbach, Kirkeler Bach, Köl- lerbach, Kondeler Bach, Lamsbach, Lautenbach, Lauterbach, Lochbach, Losheimer Bach, Macken- bach, Mandelbach, Mosel, Mühlenbach, Nahe, Nied, Oster, Petersborn, Prims, Rohrbach, Rossel, Saar, Saarbach, Saubach, Schwarzbach, Seffersbach, Sinnerbach, Söterbach, Sulzbach, Theel, Wadrill, Wahlbach, Wahnbach, Wallesbach, Wiesbach, Wieschbach, Würzbach Davon im Regionalverband Saarbrücken und Saarpfalz-Kreis: Bexbach, Blies, Erbach, Fisch- bach, Kirkeler Bach, Köllerbach, Lamsbach, Lauterbach, Mandelbach, Rohrbach, Rossel, Saar, Saarbach, Schwarzbach, Sulzbach, Wahlbach, Wieschbach, Würzbach

HQextrem Saarland: Betzelbach, Bexbach, Blies, Dellbach, Erbach, Fischbach, Heinitzbach, Hettersbach, Hoelzbach, Imsbach, Kirkeler Bach, Kondeler Bach, Lamsbach, Lautenbach, Lauterbach, Rohr- bach, Rossel, Saubach, Sinnerbach, Sulzbach, Wahlbach, Wallesbach, Wiesbach, Wieschbach Davon im Regionalverband Saarbrücken und Saarpfalz-Kreis: Bexbach, Blies, Erbach, Fisch- bach, Kirkeler Bach, Lamsbach, Lauterbach, Rohrbach, Rossel, Saar, Sulzbach, Wahlbach, Wieschbach

Abb. 23: Hochwassergefährdete Bereiche (HQ100, HQextrem) im Untersuchungsbereich (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März/September 2018)

Klima SAAR 42 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Abbildung 23 veranschaulicht das Überschwemmungsregime anhand der hochwas- sergefährdeten Bereiche der Überschwemmungsszenarien HQ100 und HQextrem im Regional- verband Saarbrücken: Entlang der Blies würden insbesondere in der Gemarkung von Blies- kastel, aber auch von Homburg, Kirkel und Bexbach im Falle eines HQ100 viele Bereiche großflächig überflutet. Im Falle eines HQextrem kämen in Blieskastel und Homburg weitere, deut- lich kleinere Einzelflächen hinzu. Entlang der Saar zeigen sich insbesondere im Umgriff der Landeshauptstadt Saarbrücken große potenzielle Überflutungsflächen – sowohl bei einem

HQ100 als auch bei einem HQextrem. Die Studie „Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel“ identifiziert die großräu- mige Niederschlagsverteilung und deren zeitliche wie räumliche Veränderung als maßgebliche Klimasignale für die Beurteilung der Klimawirkung Flusshochwasser56. Zwar ist aufgrund der zurückgehenden winterlichen Schneebedeckung mit einem Rückgang tauwetterbedingter Überschwemmungsereignisse zu rechnen. Die zu erwartenden Zunahme winterlicher Nieder- schläge sowie sommerlicher Extremereignisse könnte den Effekt in Zukunft jedoch kompen- sieren. Die Auswertung der Kartendarstellungen des regionalen Klimamodells STARS für das Szena- rio RCP 8.5 des Portals KlimafolgenOnline legt für den Regionalverband Saarbrücken und den Saarpfalz-Kreis eine Zunahme der Niederschlagssummen in den Wintermonaten um etwa 13% zur Mitte bzw. knapp 29% bis zum Ende des Jahrhunderts nahe: Verglichen mit der Re- ferenzperiode (1961-1990) steigen die mittleren jährlichen Niederschlagssummen in der Mo- dellierung im Regionalverband Saarbrücken von 216,9 mm auf 246,2 mm in der Periode 2021- 2050 und weiter auf 279,2 mm in der Periode 2071-2100. Im Saarpfalz-Kreis wird in den be- nannten Zeiträumen ein Anstieg von 222,1 mm auf 250,4 mm und 285,8 mm erwartet.57

56 adelphi/PRC/EURAC 2015: 331 57 agl 2019: 43

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 43

5 Klimawandelfolgen

5.1 Thermische Belastung

Die im Zuge des Klimawandels zu erwartende steigende thermische Belastung hat unmittel- bare Auswirkungen auf die Wohnbevölkerung und darunter vor allem sensible Bevölkerungs- gruppen, aber auch auf die Arbeitswelten und das Mobilitätsverhalten der Menschen. Dieses Kapitel widmet sich den Sensitivitäten der Wohn- und Arbeitsbevölkerung sowie der Verkehrs- teilnehmer*innen bzw der Verkehrsinfrastrukturen. Dabei werden aufgrund der größeren Aus- sagefähigkeit anstelle der Heißen Tage die Sommertage im Status quo (Zeitraum 1981-2010) als Indikator für die Gefährdung durch thermische Belastung zugrunde gelegt (vgl. Kap. 3).

5.1.1 Betroffenheit der Wohnbevölkerung gegenüber thermischer Belastung

Ein wichtiger Sensitivitätsindikator zur Einschätzung der Betroffenheit der Wohnbevölkerung gegenüber thermischer Belastung sind Angaben zur Bevölkerungsdichte bezogen auf den Siedlungsperimeter. Zur Operationalisierung des Indikatorsr wurden zunächst die Bevölke- rungszahlen, dann die Bevölkerungsdichte betrachtet. In einem weiteren Schritt wurde dann die Bevölkerungsdichte bezogen die Siedlungsfläche berechnet. Damit lässt sich die Betrof- fenheit der Wohnbevölkerung differenzierter auswerten. Die Bearbeitungsschritte zur Berech- nung des Siedlungsperimeters werden in den Abbildungen 24, 25 und 26 dargestellt.

Für das Saarland zeigt die Betrachtung der Bevölkerungszahlen (Abb. 24, Stand 30.06.2017), dass die Bevölkerungszahl in der Landeshauptstadt Saarbrücken am höchsten ist, gefolgt von Saarlouis, Völklingen, St. Ingbert, Neunkirchen und Homburg. Im saarländischen Vergleich weisen die Kommunen im Regionalverband Saarbücken und im Saarpfalz-Kreis überwiegend hohe Bevölkerungszahlen auf; Gersheim und Großrosseln haben hier die wenigsten Einwoh- ner*innen.

Klima SAAR 44 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Abb. 24: Einwohner*innen im Saarland (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Bevölkerungszahlen Stand 30.06.2017: Statistisches Amt Saarland, www.saarland.de, Download 10.4.2018 | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018)

In der Landeshauptstadt Saarbrücken ist die Bevölkerungsdichte mit bis zu 1.150 Einwoh- ner*innen je km² besonders hoch (Abb. 25). Die Kommunen in der Kernzone des Verdich- tungsraums Saar zwischen Völklingen und Homburg verzeichnen gleichfalls hohe Bevölke- rungsdichten. Dagegen sind die Bevölkerungsdichten im Nordsaarland und im südlichen Blies- gau vergleichsweise gering.

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 45

Abb. 25: Bevölkerungsdichte im Saarland (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Bevölkerungsdichte Stand 30.06.2017: Statistisches Amt Saarland, www.saarland.de, Download 10.4.2018 | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018)

Um auf Basis dieser Datengrundlagen vertiefende Aussagen zur Sensitivität erhalten zu kön- nen, wurde eine Klassifizierung der Bevölkerungsdichte (Einwohner*innen/km²) bezogen auf die Siedlungsfläche der Kommunen vorgenommen (Abb. 26).

Klima SAAR 46 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Abb. 26: Klassifizierung der Bevölkerungsdichte im Saarland, bezogen auf die Siedlungsfläche (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Bevölkerung Stand 30.06.2017: Statistisches Amt Saarland, www.saar- land.de, Download 10.4.2018 | Siedlungsfläche: CORINE Land Cover 10 ha (CLC10 2012) © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018 | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018)

Um die Betroffenheit von Siedlungsflächen in Bezug auf thermische Belastung zu ermitteln, wurde der Siedlungsperimeter mit den Sommertagen überlagert. Im Ergebnis der Verknüpfung (Abb. 27) lassen sich Bereiche identifizieren, in denen die Wohnbevölkerung aufgrund stei- gender thermischer Belastung besonders betroffen ist. Die Überlagerung des Siedlungsperi- meters mit der durchschnittlichen Zahl an Sommertagen im Zeitraum 1981 bis 2010 zeigt hohe Betroffenheiten im dicht besiedelten Saartal zwischen Saarbrücken und Völklingen: Hier gab es durchschnittlich 50 bis 51 sowie im weiteren Umfeld und entlang der Nebengewässer 45 bis 49 Sommertage pro Jahr. Dieselben Werte wurden im Saarpfalz-Kreis, vor allem in Hom- burg und entlang der Blies bis Blieskastel, erreicht. Insbesondere die dicht besiedelten Innen- stadtlagen von Saarbrücken und Völklingen, aber auch von Homburg zählen somit zu den „Hot Spots“ thermischer Betroffenheit.

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 47

Abb. 27: Betroffenheit der Bevölkerung im Untersuchungsbereich gegenüber thermischer Belastung, bezogen auf die Siedlungsfläche der Gemeinden (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Anzahl der Sommertage je Kalenderjahr: DWD Climate Data Center (CDC), Download unter ftp://ftp-cdc.dwd.de/pub/CDC/grids_germany/multi_annual/ am 06.04.2018 | Siedlungsfläche, Kreis- und Gemeindegrenzen: LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017)

Für den Regionalverband Saarbrücken macht die vergleichsweise gute Datenlage58 eine wei- tergehende Klassifizierung der Bevölkerungsdichte, bezogen auf die Siedlungsfläche der Ort- steile, und somit eine differenziertere Betrachtung der Sensitivität möglich (Abb. 28). Sehr hohe Bevölkerungsdichten ergeben sich für die Teile der Landeshauptstadt Saarbrücken im Saartal, aber auch im Stadtteil Dudweiler. Ebenfalls hohe Dichten zeigen sich in Sulzbach, Friedrichsthal, der Ortslage von Püttlingen sowie in den im Saartal gelegenen Stadtteilen Völ- klingens.

58 Zum Zeitpunkt der Berichtslegung (Stand Januar 2019) lag eine Differenzierung der Bevölkerungsdichte auf Ortsteilebene für den Saarpfalz-Kreis nicht vor.

Klima SAAR 48 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Abb. 28: Klassifizierung der Bevölkerungsdichte im Regionalverband Saarbrücken, bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Siedlungsflächenentwicklung: Regionalverband Saarbrücken | Grenze Regionalverband: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017)

Aus der Überlagerung mit der durchschnittlichen Zahl an Sommertagen im Zeitraum 1981 bis 2010 ergibt sich, dass gerade die entlang der Saar gelegenen hoch verdichteten Siedlungs- bereiche der Landeshauptstadt Saarbrücken die höchste thermische Betroffenheit aufweisen.

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 49

Abb. 29: Betroffenheit der Wohnbevölkerung im Regionalverband Saarbrücken gegenüber thermischer Belastung, bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Anzahl der Sommertage je Kalenderjahr: DWD Climate Data Center (CDC), Download unter ftp://ftp-cdc.dwd.de/pub/CDC/grids_germany/multi_annual/ am 06.04.2018 | Altersstruktur, Ort- steilgrenzen: Regionalverband Saarbrücken | Grenze Regionalverband: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017)

Der Blick auf die Altersverteilung in den Ortsteilen gibt Anhaltspunkte, in welchen Bereichen besonders sensible Alterskohorten – die bis 6-Jährigen und die über 80-Jährigen – leben. So ist in den von thermischer Belastung besonders betroffenen Siedlungslagen in den Saarbrü-

Klima SAAR 50 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

cker Stadtteilen Malstatt, St. Johann, St. Arnual und Güdingen sowie in der Völklinger Innen- stadt der Anteil der bis 6-Jährigen an der Ortsteilbevölkerung am höchsten. In diesen Berei- chen leben vergleichsweise wenig hochaltrige Menschen. Deren Anteile an der Ortsteilbevöl- kerung ist u.a. in Püttlingen, Gersweiler, Klarenthal und Kleinblittersdorf hoch, wobei diese Bereiche eine etwas thermische Betroffenheit aufweisen.

Abb. 30: Betroffenheit der bis 6-Jährigen im Regionalverband Saarbrücken gegenüber thermischer Belastung, bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Anzahl der Sommertage je Kalenderjahr: DWD Climate Data Center (CDC), Download unter ftp://ftp-cdc.dwd.de/pub/CDC/grids_germany/multi_annual/ am 06.04.2018 | Altersstruktur, Orts- teilgrenzen: Regionalverband Saarbrücken | Grenze Regionalverband: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017)

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 51

Abb. 31: Betroffenheit der über 80-Jährigen im Regionalverband Saarbrücken gegenüber thermischer Belastung, bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Anzahl der Sommertage je Kalenderjahr: DWD Climate Data Center (CDC), Download unter ftp://ftp-cdc.dwd.de/pub/CDC/grids_germany/multi_annual/ am 06.04.2018 | Altersstruktur, Orts- teilgrenzen: Regionalverband Saarbrücken | Grenze Regionalverband: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017)

Für den Saarpfalz-Kreis liegen keine vergleichbaren demographischen Daten mit hoher räum- licher Auflösung vor. Auf Ortsteilebene konnten lediglich die Anzahl der Geburten zwischen 2011 und 2017 zur Verfügung gestellt werden, die als Proxyindikator Rückschlüsse auf das Vorkommen der unter sechsjährigen Kinder auf Ortsteilebene zulassen. Ausnahme bildet die

Klima SAAR 52 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Stadt Homburg, bei der eine Differenzierung auf Ortsteilebene nicht möglich war, sodass auch diese Darstellung (Abb. 32) Schwankungen der Datenbasis intergriert. So sind in Homburg die meisten Ortsteile von thermischer Belastung betroffen; hier wurden mit 45 bis 49 Sommerta- gen je Kalenderjahr die höchsten Werte im Saarpfalz-Kreis erfasst. Gleichzeitig wurden hier die höchsten Geburtenzahlen verzeichnet. Auch in Limbach, Einöd und Blieskastel sowie in St. Ingbert gab es zahlreiche Geburten; Teile der Siedlungsbereiche sind ebenfalls von ther- mischer Belastung betroffen.

Abb. 32: Betroffenheit der zwischen 2011 und 2017 im Saarpfalz-Kreis Geborenen gegenüber thermischer Belastung, bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Anzahl der Sommertage je Kalenderjahr: DWD Climate Data Center (CDC), Download unter ftp://ftp-cdc.dwd.de/pub/CDC/grids_germany/multi_annual/ am 06.04.2018 | Geburten, Ortsteilgrenzen, Kreisgrenze: Saarpfalz-Kreis, Januar 2019)

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 53

Die thermische Belastung am Tag und in der Nacht hat zudem erhebliche Auswirkungen auf kranke und pflegebedürftige Menschen als weitere sensible Bevölkerungsgruppe. Leben diese in privaten Haushalten, werden sie von Wetterwarnmeldungen, die an öffentliche und private Pflegeeinrichtungen gehen, nicht erfasst. Wie viele pflegebedürftige Menschen in privaten Haushalten in den innerstädtischen „Hot Spots“ thermischer Belastung leben, lässt sich jedoch mangels Datenverfügbarkeit nicht be- ziffern. Angaben hierzu liegen lediglich auf Kreisebene vor; hier werden Stand 2013 für den Regionalverband Saarbrücken 150 bis unter 200 Pflegebedürftige je 10.000 Einwohner*innen, für den Saarpfalz-Kreis 200 bis unter 250 angegeben (Abb. 33).

Abb. 33: Pflegebedürftige in häuslicher Versorgung im Saarland (Quelle: agl 2019; Datengrundlage: BBSR 2017: 89; Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR, Pflegestatistik Statistische Ämter des Bundes und der Länder; geometrische Grundlage: Kreise (generalisiert), 31.12.2015 © GeoBasis-DE/BKG; Bearbeitung: G. Lackmann | Verwaltungsgrenzen: Verwaltungsgebiete 1:250.000 Stand 01.01.2017 © GeoBasis-DE / BKG 2018, www.bkg.bund.de, Download 03.04.2018)

Klima SAAR 54 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

5.1.2 Betroffenheit von Arbeitnehmer*innen gegenüber thermischer Belastung

Für die Betrachtung der thermischen Belastung von Arbeitnehmer*innen liegt der Schwerpunkt auf den Tagestemperaturen. Der Grund ist, dass in vielen Branchen nur am Tage gearbeitet wird. Beim Nachtschichtbetrieb liegen die nächtlichen Temperaturen selbst bei Tropennächten ohnehin unter denen am Tage. Die Einschätzung, ob ein Gewerbe- bzw. Industriestandort besonders sensitiv gegenüber ther- mischer Belastung ist, hängt neben der Exposition des Standorts maßgeblich auch von den Bedingungen vor Ort ab, beispielsweise von Bauart und Dämmung der Gebäude, von Versie- gelungsgrad des Umfelds, Verschattungsmöglichkeiten usw. Im Rahmen des ExWoSt-Forschungsprogramms „Urbane Strategien zum Klimawandel“ ha- ben die StädteRegion Aachen und das Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr der RWTH Aachen einen Leitfaden „klimAix – Klimagerechte Gewerbeflächenentwicklung in der Städte- Region Aachen“ herausgebracht59. Der Leitfaden erläutert anschaulich mögliche Folgen des Klimawandels für Gewerbegebiete und -betriebe und formuliert Anfälligkeitskriterien zur Ein- schätzung der potenziellen Betroffenheit einzelner Standorte.

Tab. 8: Anfälligkeitskriterien für Gewerbestandorte gegenüber Hitze (Quelle: StädteRegion Aachen 2012: 25)

Anfälligkeitskriterien für Gewerbestandorte gegenüber Hitze • Standort in windstiller Tal- oder Kessellage mit starker Sonneneinstrahlung • Lage in dicht bebautem Siedlungszusammenhang • Hoher Anteil asphaltierter Flächen und beschränktes Angebot an Grün- und Wasserflächen • Dunkle Gebäude und Oberflächen mit geringem Rückstrahlvermögen („Albedo“) • Asphaltierte Flächen mit hohem Schwerverkehrsanteil • Unzureichend gegen Hitzeeinfluss geschützte Gebäude (z.B. Leichtbauten, Zelte etc.) • Mangel an schattenspendenden Elementen (z.B. bäume) auf dem Betriebsgelände • Ausrichtung der Arbeitsplätze in Richtung Süden • Sonnen- bzw. hitzeexponierte Arbeitsplätze im Freien • Lagerung hitzeempfindlicher Produkte im Außenberiech oder an anderen ungeschützten Standorten • Hohes Personenaufkommen (Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten) • Hitzeempfindliche Produktionsprozesse bzw. Einsatz temperaturanfälliger Materialien und Arbeitsmittel (EDV, Maschinen, Fahrzeuge etc.) • Hohe Abhängigkeit von Kühlwasserverfügbarkeit • Brandgefährdete Böschungen und Vegetation in unmittelbarer Nähe zu den Betriebsgebäuden

Im Rahmen des Saarbrücker Modellprojekts „Städtische Freiraumplanung als Handlungsfeld für Adaptionsmaßnahmen“ im ExWoSt-Forschungsprogramm „Urbane Strategien zum Klima- wandel“ hat die agl im Auftrag der Landeshauptstadt Saarbrücken ein Gutachten zur Klimare- levanz von Freiräumen erarbeitet60. Im Themenschwerpunkt „Hitze in der Stadt“ wurde dabei

59 StädteRegion Aachen 2012 60 agl 2012

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 55

die Betroffenheit von Siedlungsbereichen, Standorten von sozialen, kulturellen und administ- rativen Einrichtungen sowie von Gewerbe- und Industriegebieten gegenüber thermischer Be- lastung untersucht. In die Auswertung flossen Daten zur Exposition und Sensitivität gegenüber thermischer Belastung – ermittelt auf Basis von Daten zur Baudichte und Funktionalität, Be- völkerungsdichte und Altersstruktur – ein. Im Ergebnis zeigt sich, dass ein Großteil der Ge- werbe- und Industriestandorte im Stadtgebiet eine hohe Betroffenheit gegenüber thermischer Belastung aufweisen.

Abb. 34: Betroffenheit von Gewerbe- und Industriestandorten in der Landeshauptstadt Saarbrücken gegenüber thermischer Belastung (Quelle: agl 2019; Datengrundlage: agl 2012: 41)

Klima SAAR 56 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

5.1.3 Betroffenheit von Verkehrsteilnehmer*innen gegenüber thermischer Belastung

Verkehrsteilnehmer*innen können auf verschiedene Arten von steigender thermischer Belas- tung betroffen sein: Insbesondere als Fußgänger*innen und Radfahrer*innen sind sie heißen Temperaturen unmittelbar ausgesetzt. Aber auch im ÖPNV reagieren Menschen sensitiv auf Hitzewellen, vor allem an Haltestellen, aber auch in Transportmitteln, wenn Klimaanlagen in Bus und Bahn fehlen oder ausfallen. Im Straßenverkehr können Blow-ups von betongedeckten Fahrbahnen zu Unfallrisiken, vor allem für Motorradfahrer*innen, führen. Im Rahmen dieses Teilberichts wird der Fokus auf die Sensitivität der Langsamverkehre (Fuß, Rad) gegenüber thermischer Belastung gelegt. Fußgänger*innen und Radfahrer*innen sind der Sonneneinstrahlung und damit der thermischen Belastung unmittelbar und ungeschützt ausgesetzt. Dies ist bei vielen Kraftfahrzeugen aufgrund von Klimaanlagenseltener der Fall. Informationen zu Bauzustand und Fahrbahnbelag liegen nicht vor und wurden im Rahmen des Klima SAAR-Projekts nicht operationalisiert.

Zur Ermittlung der Sensitivität der Langsamverkehre gegenüber thermischer Belastung wurde das vorliegende digitale Straßennetz zunächst mit den Heißen Tagen als Datengrundlage be- trachtet. Aufgrund der fehlenden räumlichen Differenzierung wurden hilfsweise schließlich die Sommertage herangezogen (DWD 2017) – auch wenn hitzebedingte Infrastrukturschäden erst bei hohen Temperaturen entstehen. Die Sommertage sind wie die heißen Tage ein Proxyindi- kator, da die hitzebedingten Schäden im Detail durch viele weitere Faktoren (Verschattung, Materialleitfähigkeit, Materialeigenschaften usw.) bedingt werden. Im Ergebnis der Verknüpfung lassen sich Bereiche identifizieren, in denen das Straßennetz und damit insbesondere Fußgänger*innen und Radfahrer*innen einer hohen thermischen Be- lastung ausgesetzt sind. Dies trifft für das Saartal zwischen Saarbrücken und Völklingen mit durchschnittlich 50 bis 51 Sommertagen im Jahr und für das weitere Umfeld, aber auch für die Bereiche entlang der Nebengewässer mit 45 bis 49 Sommertagen pro Jahr zu. Dieselben Werte wurden im Saarpfalz-Kreis vor allem in Homburg und entlang der Blies bis Blieskastel erreicht. Insbesondere in den Innenstadtlagen von Saarbrücken und Völklingen, aber auch von Homburg, ist von einer hohen Betroffenheit der Langsamverkehre in Bezug auf thermische Belastung auszugehen.

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 57

Abb. 35: Betroffenheit von Verkehrsinfrastrukturen im Untersuchungsbereich gegenüber thermischer Belastung (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Anzahl der Sommertage je Kalenderjahr: DWD Climate Data Center (CDC), Download unter ftp://ftp-cdc.dwd.de/pub/CDC/grids_germany/multi_annual/ am 06.04.2018 | Verkehrsinfrastrukturen, Kreis- und Gemeindegrenzen: LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017)

Klima SAAR 58 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

5.2 Flusshochwasser

Im Themenfeld Flusshochwasser wurde die Betroffenheit von Siedlungs-, Gewerbe- und Ver- kehrsflächen gegenüber Hochwasserereignissen betrachtet. Grundlagen hierfür bilden die für saarländische Fließgewässer vorliegenden Flächenkulissen zu den Überschwemmungssze- narien HQ100 und HQextrem (vgl. Kap. 3).

5.2.1 Betroffenheit der Wohnbevölkerung gegenüber Flusshochwasser

Zur Ermittlung der Betroffenheit der Wohnbevölkerung im Regionalverband Saarbrücken und im Saarpfalz-Kreis wurde der Siedlungsflächenbestand (Sensitivität) mit den Überschwem- mungskulissen von HQ100 und HQextrem (Gefährdung durch das Klimasignal) überlagert. Die vorliegenden Datengrundlagen lassen für den Saarpfalz-Kreis keine tiefergehenden Differen- zierungen der Siedlungsflächen zu; es kann lediglich der Siedlungsperimeter auf kommunaler Ebene verwendet werden (vgl. Kap. 5.1.1). Für den Regionalverband Saarbrücken wurde der Siedlungsperimeter auf Ortsteilebene zugrunde gelegt, für die Landeshauptstadt Saarbrücken zudem die vorliegende differenzierte Siedlungsstrukturtypologie61, auf deren Basis beispielhaft weitergehende Aussagen zu den Auswirkungen von Flusshochwasser auf die Wohnbevölke- rung getroffen werden können. Vertiefende Aussagen zu sensitiven Infrastrukturen, v.a. Kin- dergärten, Schulen, Krankenhäuser usw., werden in einem gesonderten Teilbericht zum The- menfeld „Sensitive und kritische Infrastrukturen“ bearbeitet.

Abbildung 36 zeigt die Überlagerung des Siedlungsperimeters auf Gemeindeebene mit dem Überschwemmungsregime. Damit lassen sich Siedlungslagen differenziert nach Bevölke- rungszahlen in hochwassergefährdeten Bereichen (HQextrem) darstellen. Großflächige Betrof- fenheiten von Siedlungsbereichen mit gleichzeitig hoher Bevölkerungsdichte (über 4.500 Ein- wohner*innen/km²) treten entlang der Saar in der Landeshauptstadt Saarbrücken auf. In Völ- klingen sind entlang der Saar und in Homburg entlang des Erbachs vereinzelt Wohnbereiche in Städten mit mittlerer Bevölkerungsdichte (über 3.000 bis 4.500 Einwohner*innen/km²) be- troffen. In Kleinblittersdorf, Blieskastel und Gersheim sind entlang von Saar und Blies Sied- lungsbereiche von Gemeinden geringer Bevölkerungsdichte (bis 3.000 Einwohner*innen/km²) betroffen, vereinzelt auch in Heusweiler, Riegelsberg oder Püttlingen.

61 agl 2008

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 59

Abb. 36: Betroffenheit von Siedlungsflächen im Untersuchungsbereich gegenüber Flusshochwasser (HQextrem), bezogen auf die Siedlungsfläche der Gemeinden (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März/September 2018)

Um grundsätzliche und v.a. flächendeckende Aussagen zur Betroffenheit von Siedlungsflä- chen durch Flusshochwasser im Untersuchungsraum treffen zu können, wurde ermittelt, wel- che Siedlungsflächen in den Kommunen im Falle eines Hochwasserereignisses HQextrem be- troffen wären (Abb. 37, Tab. 9). Im Regionalverband Saarbrücken entfallen von den insgesamt gut 350 ha betroffenen Siedlungsflächen rund 245 ha auf die Landeshauptstadt Saarbrücken; hier wären 7,6% der Siedlungsfläche von einem HQextrem betroffen. Knapp 44 ha bzw. 4,8% der Siedlungsfläche wären in Völklingen entlang von Saar und Lauterbach, 26,6 ha (7,2%) in Kleinblittersdorf und 12,1 ha (1,7%) in Heusweiler betroffen. In den übrigen Gemeinden zeigt sich eine Hochwasserbetroffenheit auf jeweils unter 10 ha der Siedlungsfläche; in Großrosseln

Klima SAAR 60 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

und Friedrichsthal liegen alle Siedlungsflächen außerhalb der durch ein HQextrem gefährdeten Bereiche. Im Saarpfalz-Kreis sind mit insgesamt knapp 169 ha deutlich weniger Siedlungsflächen von einem HQextrem betroffen. Knapp 60 ha (6,8% der Siedlungsfläche) wären in Blieskastel, knapp 35 ha (2,7%) in Homburg, 27,5 ha (5,5%) in Mandelbachtal und 22,6 ha (6,8%) in Gersheim betroffen. Deutlich wird, dass im Saarpfalz-Kreis die größten Gefährdungen von der Blies aus- gehen; in Homburg wären im Falle eines HQextrem Flächen an Erbach und Lambsbach betrof- fen.

Abb. 37: Betroffenheit von Siedlungsflächen im Untersuchungsbereich gegenüber Flusshochwasser (HQextrem) (Quelle: agl 2019, eigene Berechnungen auf Basis von LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download September 2018)

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 61

Tab. 9: Betroffenheit von Siedlungsflächen im Untersuchungsbereich gegenüber Flusshochwasser (HQextrem) (Quelle: agl 2019; eigene Berechnungen auf Basis von LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März/September 2018)

Gemar- Siedlungsfläche Siedlungsfläche im HQ100 Siedlungsfläche im HQextrem kungs- fläche Absolut Anteil an Absolut [ha] Anteil an Absolut [ha] Anteil an [ha] [ha] Gemarkung Siedlungs- Siedlungs- [%] fläche [ha] fläche [ha] Regionalverband Saarbrücken Friedrichsthal 900 238 26,4 0,0 0,0 0,0 0,0 Großrosseln 2.526 254 10,0 0,0 0,0 0,0 0,0 Heusweiler 4.001 712 17,8 9,9 1,4 12,1 1,7 Kleinblittersdorf 2.719 367 13,5 17,1 4,6 26,6 7,2 Püttlingen 2.395 548 22,9 7,2 1,3 8,8 1,6 Quierschied 2.022 397 19,6 3,7 0,9 5,0 1,3 Riegelsberg 1.465 419 28,6 4,6 1,1 5,4 1,3 Saarbrücken 16.754 3243 19,4 122,3 3,8 245,6 7,6 Sulzbach 1.608 370 23,0 5,2 1,4 6,3 1,7 Völklingen 6.710 912 13,6 25,0 2,7 43,9 4,8

Saarpfalz-Kreis Bexbach 3.109 622 20,0 3,5 0,6 3,9 0,6 Blieskastel 10.823 877 8,1 27,1 3,1 59,6 6,8 Gersheim 5.738 332 5,8 14,4 4,3 22,6 6,8 Homburg 8.263 1262 15,3 22,8 1,8 34,3 2,7 Kirkel 3.134 380 12,1 3,5 0,9 5,8 1,5 Mandelbachtal 5.772 497 8,6 21,6 4,3 27,5 5,5 St. Ingbert 4.996 970 19,4 9,1 0,9 15,0 1,5

Für den Regionalverband Saarbrücken liegen Grundlagendaten zur Bevölkerungsdichte sowie zur Altersstruktur der Wohnbevölkerung auf Ortsteilebene (Stand Januar 2017) vor, mit der die Sensitivität der Wohnbevölkerung differenzierter betrachtet werden kann. So können spezifi- schere Aussagen dazu getroffen werden, in welchen Bereichen besonders viele Menschen von einem HQextrem betroffen sein können und wo der Anteil der besonders gefährdeten Al- terskohorten, vor allem kleine Kinder bis sechs Jahren sowie alte Menschen über 80 Jahren, besonders hoch ist.

Abbildung 38 unterstreicht die besondere Betroffenheit der tiefer liegenden Siedlungslagen der Landeshauptstadt: Insbesondere in Alt-Saarbrücken, aber auch in St. Arnual und Malstatt wären im Falle eines HQextrem hoch verdichtete Siedlungslagen und damit besonders viele Menschen betroffen. In Burbach, Güdingen, Bübingen und Brebach-Fechingen wären Sied- lungslagen mit mittlerer Bevölkerungsdichte betroffen, ebenso im Völklinger Stadtteilen Lui- senthal und Ludweiler, in der Ortslage von Püttlingen sowie in Kleinblittersdorf. Siedlungsbe-

Klima SAAR 62 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

reiche mit vergleichsweise geringer Bevölkerungsdichte wären entlang des Köllerbachs, ins- besondere in Heusweiler und dem Riegelsberger Ortsteil Walpershofen und an der Saar in Rilchingen-Hanweiler.

Abb. 38: Betroffenheit der Wohnbevölkerung im Regionalverband Saarbrücken gegenüber Hochwasser (HQextrem), bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Daten zur Altersstruktur des Regionalverbands Saarbrücken | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März/September 2018 | Ortsteilgrenzen: Regionalverband Saarbrücken | Grenze Regionalverband: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017)

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 63

Detailausschnitt Saarbrücken: Gerade entlang der Saarufer in St. Johann, Malstatt und Alt-Saar- brücken wären viele Bereiche hoher Bevölke-

rungsdichte (>5.565 EW/km²) vom HQextrem der Saar betroffen. In den Stadtteilen Güdingen, Bü- bingen und Brebach-Fechingen zeigt sich eine mittlere Betroffenheit durch Hochwasser an Saar, Saarbach und Rohrbach: Hier sind wegen der ge- ringeren Bevölkerungsdichte (3.250-5.565 EW/km²) weniger Menschen betroffen.

Die Aussage, wie viele Menschen durch ein Überschwemmungsszenario betroffen sind, ist nicht zuletzt für die Einsatzplanung entscheidend: Im Katastrophenfall muss die betroffene Bevölkerung evakuiert werden. Während sich junge, gesunde Menschen meist selbst in Si- cherheit bringen können, sind es gerade kleine Kinder sowie alte und kranke Menschen, die besondere Hilfe benötigen. Neben Evakuierungsplänen für sensitive Infrastrukturen, wie Kin- dergärten, Schulen, Krankenhäuser und Altersheime, liefern differenziertere Aussagen zum Anteil sensitiver Alterskohorten in Risikogebieten eine wichtige Grundlage für eine effiziente Einsatzplanung. Darüber hinaus ist auch die Anzahl an Pflegebedürftigen in privaten Haushalten ein wichtiger Proxyindikator zur Einschätzung der Sensitivität in Bezug auf Flusshochwasser, denn gerade auch diese Menschen benötigen im Katastrophenfall externe Hilfe bei der Evakuierung. Eine differenzierte Aussage ist hier jedoch mangels Datenverfügbarkeit nicht möglich: Angaben hierzu liegen mit Stand 2013 lediglich im Bundesvergleich auf Kreisebene vor62; hier werden für den Regionalverband Saarbrücken 150 bis unter 200 Pflegebedürftige je 10.000 Einwoh- ner*innen, für den Saarpfalz-Kreis 200 bis unter 250 angegeben (vgl. Abb. 33).

Die nachfolgenden Abbildungen 39 und 40 geben einen Überblick über die Verteilung der Kin- der bis sechs Jahren und der Bevölkerung über 80 Jahren im Regionalverband Saarbrücken. Während in den Risikogebieten entlang der Saar in den dicht besiedelten Stadtteilen St. Jo- hann und Alt-Saarbrücken überwiegend ein geringerer oder mittlerer Anteil an Kindern bis sechs Jahren lebt, wären im Falle eines HQextrem vor allem in den Stadtteilen Güdingen und St. Arnual ein hoher Anteil an Kindern bis sechs Jahre betroffen. Im Stadtteil Güdingen, aber auch entlang des Saarbachs in Eschringen und Fechingen ist der Anteil der über 80jährigen in den

62 BBSR 2017: 89

Klima SAAR 64 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Risikogebieten hoch. Aber auch entlang des Köllerbachs, in Heusweiler und Püttlingen, wäre im Falle eines HQextrem ein hoher Anteil alter Menschen über 80 Jahren betroffen.

Abb. 39: Betroffenheit von Kindern bis sechs Jahren im Regionalverband Saarbrücken gegenüber Hochwasser (HQextrem), bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Daten zur Altersstruktur des Regionalverbands Saarbrücken | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März/September 2018 | Ortsteilgrenzen: Regionalverband Saarbrücken | Grenze Regionalverband: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017)

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 65

Abb. 40: Betroffenheit von Menschen über 80 Jahre im Regionalverband Saarbrücken gegenüber Hochwasser (HQextrem), bezogen auf die Siedlungsfläche der Ortsteile (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Daten zur Altersstruktur des Regionalverbands Saarbrücken | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März/September 2018 | Ortsteilgrenzen: Regionalverband Saarbrücken | Grenze Regionalverband: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017)

Abbildung 41 zeigt für den Saarpfalz-Kreis auf, in welchen besonders durch Flusshochwasser betroffenen Ortsteilen in den Jahren 2011 bis 2017 besonders viele Geburten verzeichnet wur- den. Wie bereits dargelegt (vgl. 5.1.1), besitzt die Darstellung gewissen Unschärfen. Festge- halten werden kann, dass gerade in Blieskastel zahlreiche Geburten verzeichnet wurden und hier gleichzeitig ein Siedlungsband entlang der Blies im Umgriff des HQextrem liegt. Dies legt

Klima SAAR 66 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

nahe, dass in Blieskastel eine vergleichsweise höhere Zahl von Kindern unter sechs Jahren von einem HQextrem betroffen wäre.

Abb. 41: Betroffenheit der zwischen 2011 und 2017 im Saarpfalz-Kreis Geborenen gegenüber Flusshochwasser (HQextrem) (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: Geburten, Ortsteilgrenzen, Kreisgrenze: Saarpfalz-Kreis, Januar 2019 | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März/September 2018)

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 67

5.2.2 Betroffenheit von Gewerbestandorten gegenüber Flusshochwasser

Hochwasser kann auf Gewerbestandorten verheerende Schäden an Betriebs- und Lagerge- bäuden, Produktionsanlagen und produzierten Waren anrichten. Dabei kann das Wasser so- wohl von außen – wegen Abflusshindernissen oder mangelnder Abflusskapazitäten – in die Gebäude eindringen, aber auch – im Falle eines Rückstaus im städtischen Kanalsystem – über das Leitungsnetz hineingelangen. Der Umfang der Schäden hängt vor allem von der Höhe des Wasserstands und der Überflutungsdauer ab und können nicht nur den Standort selbst, sondern auch Transport-, Liefer- und Evakuierungswege betreffen63. Der Ausfall von Verkehrswegen und technischen Infrastrukturen kann gerade bei „just-in-time-Prozessen“ zu hohen Ausfällen führen, wenn Produktions-, Liefer- und Arbeitsabläufe nicht mehr wie gewohnt ineinandergreifen können. So kann eine verspätete oder gar ausbleibende Anlieferung wichti- ger Rohstoffe oder Bauteile dazu führen, dass ganze Fabrikstraßen ruhen müssen. Auch der (großräumige) Ausfall von z.B. Energie- oder Wasserversorgung kann im Falle eines Hoch- wasserereignisses zu einer Beeinträchtigung gewerblicher Produktion führen.64

Tab. 10: Anfälligkeitskriterien für Gewerbestandorte gegenüber Überflutungen (Quelle: StädteRegion Aachen 2012: 23)

Anfälligkeitskriterien für Gewerbestandorte gegenüber Überflutungen • Standort in unmittelbarer Nähe eines Gewässers • Lage der Gewerbefläche an einem Hang, in einer Senke oder in einer Küstenniederung • Geringer Abstand zwischen Grundwasser und Erdoberfläche bzw. Kellergeschossen (z.B. in flachen Flussauen oder unmittelbar hinter einer Deichlinie) • Hoher Anteil asphaltierter, gepflasterter oder bebauter Flächen auf dem Grundstück und in der Umgebung • Ebenerdige Zugänge und empfindliche Nutzungen bzw. hohe Sachwerte in Erd- und Untergeschossen (z.B. EDV, Technik, Heizung, Maschinen, Lager, Pkw/Lkw) • (Mobile) auftriebsgefährdete Güter (z.B. Tanks) auf dem Grundstück • Geringe Rückhaltekapazitäten des vorhandenen Kanalisationssystems • Hohe Abhängigkeit von Besucher- und Lieferverkehren • Hohe Personendichte (Mitarbeiter, Kunden) • Abhängigkeit von der Binnenschifffahrt

Zur Ermittlung der Betroffenheit von Gewerbestandorten im Regionalverband Saarbrücken und dem Saarpfalz-Kreis wurde der Gewerbeflächenbestand mit den Überschwemmungsku- lissen des HQextrem überlagert. Da differenzierte Datengrundlagen zur Struktur und Typologie der unterschiedlichen Gewerbegebiete nicht vorliegen, lassen sich die Sensitivitäten der Standorte lediglich in Bezug auf ihre Lage im Überschwemmungsregime bestimmen. Vertie- fende Aussagen zu sensitiven Infrastrukturen, v.a. Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser

63 StädteRegion Aachen 2012: 22f 64 StädteRegion Aachen 2012: 14

Klima SAAR 68 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

usw., in hochwassergefährdeten Bereichen werden im Teilbericht „Sensitive und kritische Inf- rastrukturen“ bearbeitet.

Im Ergebnis der Überlagerung lassen sich Gewerbestandorte im Umgriff eines HQextrem identi- fizieren (Abb. 42). Große Betroffenheiten zeigen sich vor allem entlang der Saar, in erheblich geringerem Umfang aber auch an Blies und Rohrbach.

Abb. 42: Betroffenheit von Gewerbestandorten im Untersuchungsbereich gegenüber Hochwasser (HQ100 und HQextrem) (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März/September 2018)

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 69

Detailausschnitt Saartal (oben): Entlang der Saar genie- ßen zahlreiche Gewerbestandorte einen vergleichsweise guten Schutzstatus. Einige größere Gewerbeflächen, vor allem in der Landeshauptstadt Saarbrücken, wären von ei- nem 100-jährlichen Hochwasserereignis tangiert. Im Falle

eines HQextrem sind im gesamten Regionalverband Saar- brücken entlang der Saar zusätzlich zahlreiche kleinere Gewerbeflächen von Überflutungen betroffen.

Detailausschnitt Blieskastel (rechts): Wie gravierend sich die Betroffenheiten durch Flusshochwasser gerade auf in den Tallagen befindliche Gewerbestandorte auswirken können, zeigt das Beispiel Blieskastel: Während beim

Überschwemmungsszenario HQ100 rund 15,5% der Ge- werbestandorte Blieskastels überflutet würden, sind es

beim Szenario HQextrem 28,2%. Lediglich das großflächige Gewerbegebiet „Auf Scharlen“ östlich der Blies im Ortsteil Mimbach sowie vereinzelte kleinere Gewerbeflächen lie- gen außerhalb der Überschwemmungskulissen.

Um Aussagen zu den Handlungserfordernissen der Kommunen in Bezug auf die Betroffenheit ihrer Gewerbestandorte durch Flusshochwasser treffen zu können, wurde die von einem HQext- rem betroffenen Gewerbeflächen vertieft ausgewertet (Abb. 43, Tab. 11). Im Regionalverband

Saarbrücken sind liegen rund 306 ha Gewerbeflächen im Umgriff eines HQextrem, davon ca. 240 ha in der Landeshauptstadt Saarbrücken, knapp 47 ha in Völklingen und knapp 13 ha in

Klima SAAR 70 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Kleinblittersdorf. In Heusweiler sind 3,7 ha, in den übrigen Gemeinden weniger als 1 ha Ge- werbeflächen betroffen. Bezogen auf die Gewerbefläche in den Kommunen wären in Saarbrü- cken 24,6%, in Kleinblittersdorf 15,9% und in Völklingen 10,1% der Gewerbeflächen von einem

HQextrem betroffen.

Von den 1.400 ha Gewerbeflächen im Saarpfalz-Kreis würden im Falle eines HQextrem 67,5 ha überflutet, davon 28,5 ha in Blieskastel, 17,7 ha in Homburg, 9,4 ha in Gersheim und 7,4 ha in St. Ingbert. In Blieskastel wären damit 28,2%, in Gersheim 26,1% der Gewerbefläche in der Gemeinde betroffen.

Abb. 43: Betroffenheit von Gewerbeflächen im Untersuchungsbereich gegenüber Hochwasser (HQ100 und HQextrem) (Quelle: agl 2019, eigene Berechnungen auf Basis von LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download September 2018)

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 71

Tab. 11: Betroffenheit von Gewerbeflächen im Untersuchungsbereich gegenüber Flusshochwasser (HQ100, HQextrem) (Quelle: agl 2019; eigene Berechnungen auf Basis von LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März/September 2018)

Gemar- Gewerbefläche Gewerbefläche in HQ100 Gewerbefläche im HQextrem kungs- fläche Absolut Anteil an Absolut [ha] Anteil an Absolut [ha] Anteil an [ha] [ha] Gemarkung Gewerbe- Gewerbe- [%] fläche [ha] fläche [ha] Regionalverband Saarbrücken Friedrichsthal 900 60 6,7 0 0,0 0,0 0,0 Großrosseln 2.526 46 1,8 0 0,0 0,0 0,0 Heusweiler 4.001 75 1,9 2,5 3,3 3,7 4,9 Kleinblittersdorf 2.719 79 2,9 9,3 11,8 12,6 15,9 Püttlingen 2.395 62 2,6 0,4 0,6 0,4 0,6 Quierschied 2.022 160 7,9 0,7 0,4 0,9 0,6 Riegelsberg 1.465 31 2,1 0,2 0,6 0,2 0,6 Saarbrücken 16.754 976 5,8 131,7 13,5 240,3 24,6 Sulzbach 1.608 111 6,9 0,6 0,5 0,8 0,7 Völklingen 6.710 466 6,9 14,9 3,2 46,9 10,1

Saarpfalz-Kreis Bexbach 3.109 242 7,8 0 0,0 0,0 0,0 Blieskastel 10.823 101 0,9 15,7 15,5 28,5 28,2 Gersheim 5.738 36 0,6 5,0 13,9 9,4 26,1 Homburg 8.263 448 5,4 10,8 2,4 17,7 4,0 Kirkel 3.134 160 5,1 2,5 1,6 3,4 2,1 Mandelbachtal 5.772 62 1,1 1,0 1,6 1,1 1,8 St. Ingbert 4.996 351 7,0 1,2 0,3 7,4 2,1

Klima SAAR 72 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

5.2.3 Betroffenheit von Verkehrswegen gegenüber Flusshochwasser

Dieses Kapitel widmet sich der Analyse der potenziellen Betroffenheit von Verkehrswegen ge- genüber Flusshochwasser. Grundlage bilden auch hier die Überschwemmungsszenarien

HQ100 bzw. HQextrem, wobei den folgenden Kartendarstellungen aus Gründen der besseren

Lesbarkeit das HQextrem zugrunde gelegt wurde. Diese wurden mit dem Schienen- und Ver- kehrsnetz im Untersuchungsbereich überlagert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die vorlie- genden Daten keine bzw. unvollständige Angaben zur Lage der Verkehrswege auf Brücken- bauwerken, auf Dämmen, in Tunneln usw. liefern. In der Konsequenz können die Ergebnisse der Überlagerung einen ersten Anhaltspunkt dazu liefern, wie viele Straßen- oder Schienenki- lometer grundsätzlich in den Flächenkulissen der Überschwemmungsszenarien liegen. Ob diese Abschnitte dann tatsächlich sensitiv gegenüber Flusshochwasser sind, kann nur im Rah- men einer Detailprüfung abschließend geklärt werden.

Abb. 44: Betroffenheit von Straßen im Untersuchungsbereich gegenüber Flusshochwasser (HQextrem) (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März/September 2018)

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 73

Detailausschnitt Saartal: Entlang der Saar wären in der Innenstadt von Saarbrücken weite

Teile der BAB 620 sowie des weiteren Straßennetzes im Umfeld der Saar von einem HQextrem betroffen. Von knapp 71 km Autobahn in der Landeshauptstadt Saarbrücken liegen 16,4 km im Umgriff eines HQextrem, von knapp 54 km Bundesstraßen sind es 18,1 km (vgl. Tab. 12). Auch in Völklingen wären einzelne Straßenabschnitte insbesondere der BAB 620 betroffen.

Detailausschnitt Blieskastel: Der Kartenaus- schnitt zeigt die Grenzen der vorliegenden Datengrundlagen auf: So muss die Brücke der B423 über die Blies in Blieskastel auf- grund ihrer Höhenlage im Falle eines Hoch- wasserereignisses nicht unmittelbar überflu- tet sein. Gleichwohl muss berücksichtigt wer- den, dass Brückenpfeiler sensitiv gegenüber hohen Fließgeschwindigkeiten oder Ge- schiebetransport reagieren können.

In Bezug auf die Schienenwege zeigt die folgende Abbildung hohe, durchgehende Betroffen- heiten entlang der Saar in Kleinblittersdorf (5,4 km) sowie im Saarbrücker Stadtteil Brebach- Fechingen. Auch in Blieskastel ist die Bahnlinie Richtung Zweibrücken potenziell von einem

HQextrem betroffen; in Blieskastel sind insgesamt 3,9 km Schienenwege betroffen (vgl. Tab. 12).

Klima SAAR 74 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Abb. 45: Betroffenheit von Schienenwegen im Untersuchungsbereich gegenüber Flusshochwasser (HQextrem) (Quelle: agl 2019; Datengrundlagen: LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download März/September 2018)

Detailausschnitt Kirkel/Blieskastel: Auch dieses Bei- spiel unterstreicht die Grenzen der vorliegenden Da- ten: Da konkrete Aussagen zur Höhenlage der Schie- nenwege fehlen, werden in der Überlagerung auch Brückenbauwerke – wie im Kirkeler Ortsteil Limbach – als potenziell betroffen dargestellt. Gleiches gilt für die Bahnlinie zwischen Blieskastel und Bierbach, die auf- grund ihrer Dammbauweise ebenfalls potenziell weni- ger sensitiv auf ein Überschwemmungsereignis rea- giert. Doch auch hier kann es beispielsweise durch Aufweichungen zu Beeinträchtigungen durch Rut- schungen oder Unterspülungen kommen.

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 75

Tab. 12: Betroffenheit von Straßen- und Schienenwegen im Untersuchungsbereich gegenüber Flusshochwasser (HQextrem, Erfassungsschwelle: 100 m) (Quelle: agl 2019; eigene Berechnungen auf Basis von LVGL-A: Geobasisdaten, © LVGL GDZ 25/2017 | LVGL-G: LVGL Geoportal Saarland, Download September 2018)

Straßen Bundes- Bundes- Landes- Kreis- Gemeinde- Bahnlinie/ gesamt [km] autobahn straße straße straße straße Per- [km] [km] [km] [km] [km] sonen- verkehr [km]

Ges. HQextrem Ges. HQextrem Ges. HQextrem Ges. HQextrem Ges. HQextrem Ges. HQextrem Ges. HQextrem

Regionalverband Saarbrücken

Friedrichsthal 68,3 7,8 7,9 6,6 46,0 2,5

Großrosseln 53,3 8,5 10,4 34,4

Heusweiler 146,6 1,9 25,4 5,9 0,2 18,9 18,3 0,2 78,0 1,5

Kleinblittersdorf 83,9 12,6 9,0 5,0 9,3 0,4 5,3 0,8 60,3 6,4 7,8 5,4

Püttlingen 93,7 1,3 0,6 10,4 4,4 78,2 1,3

Quierschied 96,6 0,7 5,2 10,4 0,4 14,2 66,8 0,3 5,0

Riegelsberg 63,6 0,9 0,1 5,5 4,3 0,7 4,8 48,9 0,2

Saarbrücken 769,7 85,9 70,9 16,4 53,8 18,1 48,5 2,9 43,8 0,5 552,7 48,0 47,9 3,2

Sulzbach 97,0 1,0 9,5 12,9 0,4 9,4 65,1 0,6 5,9

Völklingen 214,0 11,4 12,3 3,8 10,3 1,1 23,0 2,3 22,1 0,8 146,3 3,4 7,5

Saarpfalz-Kreis

Bexbach 127,7 0,1 3,1 4,5 17,1 3,0 100,1 0,1 4,0

Blieskastel 193,0 18,9 13,0 2,1 43,4 5,5 9,9 126,8 11,3 10,4 3,9

Gersheim 86,6 5,0 22,9 0,8 11,4 0,5 52,3 3,7

Homburg 285,4 6,5 20,2 0,1 18,2 0,1 26,6 0,7 26,8 0,7 193,6 4,9 14,9

Kirkel 101,4 1,5 20,7 19,2 0,3 5,0 0,3 56,5 0,9 12,4

Mandelbachtal 98,4 4,2 10,1 14,1 2,8 19,1 54,9 1,4

St. Ingbert 224,5 1,7 18,0 9,8 0,7 15,9 18,2 162,8 1,0 12,5

Klima SAAR 76 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

5.3 Ubiquitäre Gefährdungen: Starkregen und Stürme

Stürme und Starkregenereignisse gehören zu den ubiquitär auftretenden Klimawirkungen, d.h. sie können überall stattfinden und sind nur sehr eingeschränkt vorhersehbar. Im Zuge des Klimawandels wird erwartet, dass Extremereignisse, v.a. Hitzewellen, Starkniederschläge und Stürme, bis zum Ende des Jahrhunderts in Deutschland häufiger und intensiver auftreten wer- den65. Um Vorsorge- und Anpassungsmaßnahmen treffen zu können, gewinnt die Modellie- rung der Auswirkungen von Starkregenereignissen und damit verbundenen Sturzfluten sowie von Stürmen an Bedeutung. So könnten anhand topographischer Gegebenheiten oder auch von Daten zur Windexponiertheit konkretere räumliche Aussagen getroffen werden. Für das Saarland liegen derzeit weder auf Landes- noch auf Kreisebene verwertbare Daten- grundlagen zur Einschätzung der Gefahrenpotenziale durch Starkregen bzw. Sturzfluten und Stürme vor. Lediglich für die Landeshauptstadt Saarbrücken gibt es eine Studie66 zur Überflu- tungsgefährdung durch Starkregen. Das Kartenwerk wurde den Bearbeitern des Klima SAAR- Projekts zur internen Verwendung als Bilddateien überlassen. Aus Datenschutzgründen ist eine kartographische 1:1-Darstellung nicht möglich. Die Klimafolgenwirkungen können in Be- zug auf diese Gefährdungen daher lediglich überwiegend allgemeiner Natur sein; flächenkon- krete Rückschlüsse sind hingegen nicht möglich.

5.3.1 Starkregen

Bei Starkregenereignissen fallen große Niederschlagsmengen pro Zeiteinheit, meist in einem lokal eng begrenzten Gebiet. In der Folge können Starkregenereignisse zu rasch ansteigen- den Wasserständen und lokalen Überschwemmungen führen, die oftmals mit Bodenerosion einhergehen. Der Deutsche Wetterdienst warnt in Abhängigkeit der erwarteten Regenmengen in zwei Stufen: markante Wetterwarnung (Regenmengen 15 bis 25 l/m² in 1 h oder 20 bis 35 l/m² in 6 h) sowie Unwetterwarnung (Regenmengen > 25 l/m² in 1 h oder > 35 l/m² in 6 h).67 Starkniederschläge fallen oftmals infolge konvektiver Wetterlagen, z.B. durch Gewitter. Wer- den sie von Hagel begleitet, kann dies zu einer Verschärfung der Überflutungsgefahr führen, indem Abflussgitter usw. verstopft werden. Wenn Gewitter zusätzlich mit Sturm- oder Orkan- böen einhergehen, steigt deren Schadenspotenzial erheblich an; Einschränkungen im Stra- ßen-, Schienen und Luftverkehr können die Folge sein.68

65 UBA 2016: 8 66 eepi 2016 67 Website DWD – Wetterlexikon 68 UBA 2016: 20

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 77

Tab. 13: Mögliche Auswirkungen von Starkniederschlägen (Quelle: UBA 2016: 20) Mögliche Konsequenzen der großen Niederschlagsmengen, die bei extremen Niederschlags- ereignissen und den daraus resultierenden vergrößerten Abflussmengen auftreten, sind: • „Wild abfließendes“ Wasser, d.h. Niederschlagswasser fließt unkontrolliert dem Gefälle der Geländeober- fläche folgend oberirdisch und außerhalb von Gewässerbetten ab • Überflutungen aus überlasteten Abwasser- und Entwässerungssystemen • Überflutungen von bis zu mehreren Metern Tiefe an Geländetiefpunkten wie bspw. vor Dämmen oder vor Gebäuden, in Geländemulden oder in Unterführungen und Schächten, Tiefgaragen, Straßensenken etc. • erhöhte Fließgeschwindigkeiten in topographisch stark bewegtem Gelände, die insbesondere im Sied- lungsraum für Menschen und Sachgüter zu einer Gefahr werden können • ein sprunghafter Anstieg der Pegelstände und die Ausuferung insbesondere von Kleinstgewässern, kleinen Gewässern und Gewässerbetten, die zeitweise trockenfallen • Bodenerosion, bspw. Hangrutschungen, Unterspülungen und andere gefährliche Massenbewegungen

Während größere Gewässer Starkniederschläge meist schadlos bewältigen können, werden kleinere oftmals nicht in den Hochwasserrisiko- und -gefahrenkarten erfasst – entweder, weil es hier seltener Überflutungen gibt, oder weil die Summe der Schadenspotenziale unter die Erheblichkeitsschwelle fällt. „Das stellt die Kommunen, in deren Zuständigkeit solche Gewäs- ser üblicherweise fallen, regelmäßig vor große Herausforderungen bei der Bewältigung abge- laufener Ereignisse […].“69 Starkregen kann somit zu Hochwasser an Gewässern führen, häufig führt dieser aber auch unabhängig von Gewässern als Sturzfluten zu Überschwemmungen. Sowohl in der Ebene (bei entsprechenden Überflutungshöhen oder beim Eindringen in Keller, Tiefgaragen, Tunnel, un- terirdische Verkehrsanlagen etc.) als auch in reliefiertem Gelände (Sturzflut) kann es durch den fokussierten Wasserabfluss mit verstärkter kinetischer Energie zu Erosionsschäden sowie zu Gebäude- und Infrastrukturschäden kommen. Bei Überflutungen infolge von Starkregenereignissen liegt eine weitere Herausforderung in den vergleichsweise geringen Vorwarnzeiten. Diese werden bei gewitterbedingten Stark- regenereignissen umso kürzer, weil sich mit heutigen Standards weder Ort noch Zeitpunkt eines Gewitters genau vorhersagen lassen70. Maßgeblich für das Schadensausmaß von Starkregenereignissen sind neben den potenziell betroffenen Sachwerten die bestehenden Schutzeinrichtungen einschließlich deren Funktionalität, die Empfindlichkeit der vorhandenen Flächennutzungen und Bebauung sowie nicht zuletzt die Besiedelungsdichte71.

69 UBA 2016: 20 70 UBA 2016: 20 71 UBA 2016: 22

Klima SAAR 78 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Im Untersuchungsgebiet ist aufgrund der Geländetopographie nahezu flächendeckend davon auszugehen, dass eine ausreichende Reliefenergie vorhanden ist, um bei Starkregenereignis- sen Sturzfluten auslösen zu können. Dies gilt insbesondere für die in Kerbtälern gelegenen Siedlungslagen. In der Konsequenz müssen – anders als bei Gefährdungen durch Flusshoch- wasser, bei dem zahlreiche Vorsorgemaßnahmen am Gewässer selbst getroffen werden kön- nen – Vorsorgemaßnahmen möglichst flächendeckend zum Tragen kommen. Hierzu gehören z.B. „die Ermittlung von sturzflutanfälligen Siedlungsbereichen, die Ermittlung von potenziellen Abflusshindernissen und die Optimierung von Abflusswegen bis hin zur Schaffung von Not- wasserwegen zur schadlosen Ableitung von Sturzfluten“ 72.

Für die Landeshauptstadt Saarbrücken hat der Zentrale Kommunale Entsorgungsbetrieb (ZKE) im Jahr 2014 eine „Studie zur Ermittlung der Überflutungsgefährdung durch Starkre- gen“73 in Auftrag gegeben, die im Dezember 2016 vorgelegt wurde. Anlass war die infolge von Starkregenereignissen deutlich gestiegene Zahl schwerer Überflutungen im Saarland, die vielerorts zu hohen Sachschäden geführt hatten. Im Rahmen der Studie wurde u.a. auf Basis eines digitalen Geländemodells, 3D-Gebäudemodellierungen, Amtlichen topographischen Grundlagenkarten und Raumnutzungsdaten sowie KOSTRA-DWD-Rasterdaten 2000 zu Nie- derschlagshöhen und -spenden eine Modellberechnung durchgeführt. Im Ergebnis wurden Starkregenkarten für die Landeshauptstadt Saarbrücken für einen 20-jährlichen und 100-jähr- lichen Starkregen erstellt und im Rahmen von Ortsbegehungen verifiziert.

Zur Betrachtung der potenziellen Betroffenheit von Siedlungs- und Gewerbeflächen gegen- über Starkregen wurde die Flächenkulisse der Starkregenkarte mit der Siedlungsstrukturtypo- logie für Saarbrücken74 überlagert. Im Ergebnis zeigte sich, dass sowohl Siedlungsbereiche als auch Gewerbestandorte nahezu flächendeckend von Überflutungen infolge von Stark- regenereignissen betroffen sein können. Für die Betrachtung der Betroffenheit von Siedlungsbereichen wird ein Schwellenwert von 15 cm Überflutungshöhe empfohlen. Gleichwohl auch bei geringeren Überschwemmungshö- hen Einfahrten und Keller geflutet werden können, wird an dieser Stelle ein konservativer Schwellenwert gesetzt, um räumlich differenzierte „Hot Spots“ generieren zu können. Damit wird deutlich, dass sich Regenwasser gerade im Umfeld verdichteter Siedlungsstrukturen, v.a. in Zentrums- und Geschosswohnungsbebauung, aufgrund reduzierter Abflusswege erheblich aufstauen kann.

72 UBA 2016: 20 73 eepi 2016 74 agl 2012: 59

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 79

Bei Gewerbestandorten hingegen wurde eine Überflutungshöhe von 0,5 m als Schwellenwert gewählt, da Gewerbeimmobilien zumeist keine Kellerstockwerke aufweisen und somit ein Ein- dringen von Wasser über z.B. Kellerfenster i.d.R. nicht möglich ist. Eine Befahrbarkeit des Geländes und damit wichtige produktionsrelevante Wegeketten sind dann meist nicht mehr gewährleistet. Bei stärkerer Strömung kann auch die fußläufige Fortbewegung nicht mehr si- cher erfolgen. Die Betrachtung der Betroffenheit von Gewerbestandorten macht deutlich, dass auf allen untersuchten Gewerbestandorten teilräumliche Überflutungen infolge von Starkrege- nereignissen möglich sind. Die Betroffenheit variiert dabei innerhalb der Gebiete sehr stark.

Auch zur Betrachtung der Betroffenheit von Straßen und Schienenwegen sollte eine Anzei- genschwelle ab 0,5 m Überflutungshöhe gewählt werden. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass Überflutungen für Züge und Pkw erst ab einer gewissen Höhe kritisch werden – beispielsweise dann, wenn die Überflutungshöhe den Motor eines Pkw erreicht. Wie bereits erwähnt können auch Fußgänger*innen bei entsprechender Strömung überschwemmte Stra- ßen oder Flächen nicht gefahrlos begehen. Nichtsdestotrotz können teilräumliche Beeinträch- tigungen gerade infolge von Sturzfluten auftreten, wenn Geschiebetransport die Nutzbarkeit der Verkehrswege einschränkt. Die Untersuchung der Betroffenheit von Straßen und Schie- nenwegen zeigt für die Landeshauptstadt Saarbrücken ein sehr differenziertes Bild: Verkehrs- wege werden im Falle von Starkregen i.d.R. nur in kleineren Abschnitten systemrelevant über- flutet. Teilräumlich zeigen sich größere Beeinträchtigungen, insbesondere in den tiefergelege- nen Bereichen.

Klima SAAR 80 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

5.3.2 Stürme

Als Sturm werden Winde mit großer Heftigkeit, d.h. einer Geschwindigkeit von 74 bis 117 km/h bezeichnet. Die Einschätzung erfolgt auf Basis der Beaufort-Skala und unterscheidet zwischen Sturm (Beaufort 9, 75-88 km/h), schwerem Sturm (Beaufort 10, 89-102 km/h), und orkanarti- gem Sturm (Beaufort 11, 103-117 km/h). Wegen der geringeren Bodenreibung treten schwere und orkanartige Stürme häufiger über dem Meer auf.75 Zwar blieb das Saarland von den jüngsten europa- bzw. deutschlandweiten Sturmereignissen – dem Orkantief Friederike am 18.01.2018, dem Sturmtief Herwart am 28./29.10. 2017 und dem Sturmtief Xavier am 05.10.2017 – weitestgehend verschont76. Allerdings erreichte z.B. das Orkantief Kyrill am 18./19.10.2007 in Saarbrücken Windgeschwindigkeiten von bis zu 107 km/h77 und richtete verheerende Schäden an. Das Sturmtief „Burglind“ am 3. Januar 2018 führte gerade im Nordsaarland zu Überflutungen und Windwürfen, die mancherorts Oberlei- tungen zerstörten und Straßen blockierten. Dass an der Wetterstation Saar dabei Windspitzen von lediglich 89 km/h78 gemessen wurden, unterstreicht das enorme Gefährdungspotenzial, das von Stürmen ausgehen kann. Doch was kann eine Kommune an Vorsorgemaßnahmen ergreifen? In erster Linie geht es in diesem Kontext darum, die Gefahr von Windwürfen und damit verbundenen Beeinträchtigun- gen von Infrastrukturen sowie Gefährdungen für Leib und Leben zu minimieren. Daher sollten insbesondere Baumpflanzungen und Wälder im Umfeld von Straßen und Schienenwegen, von Siedlungsbereichen und Gewerbestandorten überprüft und ggf. ausreichende Schutzabstände eingehalten werden, um Schäden durch entwurzelte Bäume zu reduzieren. Dies gilt umso mehr für windexponierte Bereiche; hier wäre zudem eine Anpassung der Baumartenzusam- mensetzung hin zu tief wurzelnden Baumarten zu überlegen. Für Gebäude und Infrastrukturen gilt generell, dass Schadenspotenziale von zwei Einflussgrö- ßen hervorgerufen werden: „durch die direkte Einwirkung von Wind oder Windböen auf Ge- bäude, Vegetation und andere Güter, zum anderen durch den Windwurf von Gegenständen“79. Im Rahmen des klimAix-Projekts80 wurden Anfälligkeitskriterien für Gewerbebetriebe zusam- mengetragen, um Unternehmen für Schadenspotenziale infolge von Windlasten zu sensibili-

75 Website DWD – Wetterlexikon 76 Website DWD – Sturmereignisse 77 Website DWD – Analyse des Orkantiefs Friederike 78 Website Breaking News Saarland 79 StädteRegion Aachen 2012: 26 80 StädteRegion Aachen 2012

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 81

sieren. Denn nicht zuletzt können den Betrieben durch Personenschäden im Falle des Nach- weises einer Verletzung der Verkehrssicherungspflicht hohe haftungsrechtliche Belastungen entstehen.81

Tab. 14: Anfälligkeitskriterien für Gewerbeflächen und -betriebe gegenüber Windlasten (Quelle: StädteRegion Aachen 2012: 27) Anfälligkeitskriterien für Gewerbeflächen und -betriebe gegenüber Windlasten • Betriebsstandort in einer dem Wind ausgesetzten Lage (z.B. Küste, Höhenlage oberhalb 500m, auf einer Bergkuppe, angrenzend an größere Gewässer oder Freiflächen) • Windfördernde Bebauungsstruktur und Geländerauigkeit (z.B. Straßenzüge mit Tunnelwirkung oder Ge- bäude, die deutlich aus der geschlossenen Bebauung herausragen) • Starke Dachneigungen, große Auskragungen, breite Dachüberstände und großflächige Dächer oder rich- tungsbahnen mit unzureichender Unterverschalung • Hochragende Anlagen (Oberleitungen, Schilder etc.) oder Dachaufbauten mit geringem Eigengewicht (z.B. Kamine, Antennen, Blitzschutzanlagen, Schneefänge, Photovoltaik, Gauben etc.) • Gebäude mit stark strukturierten Außenwand- und Dachflächen (Strömungseffekte) • Bekleidete und großflächig verglaste Gebäudefassaden quer zur Hauptwindrichtung • Fassaden bzw. Dachaufbauteile aus bruchgefährdeten Materialien (Glas, Kunststoff, Wellplatten etc.) • Winddurchlässige Öffnungen in Betriebsgebäuden (z.B. Tore, Einfahrten, Verladeöffnungen) • Betriebsgebäude mit geringer Standsicherheit (Zelte, Gewächshäuser, Baustellen, Traglufthallen etc.) • Außenlagerung schlagempfindlicher Produkte und Objekte mit geringem Eigengewicht • Große Bäume in unmittelbarer Nähe der Betriebsgebäude und Nutzflächen • Hohes Personen- und Verkehrsaufkommen (Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten) • Arbeitsplätze in temporären Bauten oder im Außenbereich nahe windwurfgefährdeter Objekte

81 StädteRegion Aachen 2012: 27

Klima SAAR 82 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

5.4 Klimawandelfolgen für die Handlungsfelder Siedlungswesen und Verkehr für die nahe und die ferne Zukunft

Wie in Kapitel 2 bereits dargelegt, liegen die Prognosedaten sowohl für die Klimasignale und die daraus abgeleitete Gefährung als auch für die Sensitivität nicht oder nicht in einer klein- räumlich aufgelösten Form vor, sodass eine differenzierte Betroffenheit des Sektors Sied- lungswesen und Verkehr für den Status quo dargelegt wurde, nicht aber für die nahe (2021 bis 2050) und ferne Zukunft (2071 bis 2100). Was im kleinräumigen Maßstab mangels Daten- grundlage nicht gelang, wurde im Rahmen der Studie „Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel“82 räumlich grob aufgelöst auf Kreisebene, meist anhand von Proxyindika- toren vorgenommen. Klimawirkungen und die Vulnerabilität werden in 14 Handlungsfeldern aufgearbeitet, wobei die Handlungsfelder menschliche Gesundheit, Bauwesen, Industrie und Gewerbe sowie Verkehr und Verkehrsinfrastruktur entsprechende Schnittmengen zum Hand- lungsfeld Siedlungswesen und Verkehr aufweisen. Nachfolgend werden die relevanten Aus- sagen zusammengefasst83.

Thermische Belastung Neben dem Klima beeinflussen Siedlungs- und Bevölkerungsentwicklung die Vulnerabilität: Mit Zunahme von Baumassen und Versiegelungsgrad steigt der städtische Wärmeinseleffekt, insbesondere in den Kernstädten der Verdichtungsräume. Nach Prognose des Statistischen Bundesamts84 geht die Bevölkerungszahl bis 2060 wieder zurück (auch bei zwischenzeitlich noch nicht erreichtem Peak). Die Altersstruktur wird sich hin zu einer älteren Bevölkerungs- struktur verschieben, was mit einem wachsenden Anteil sensitiver Gruppen (v.a. in Bezug auf Hitzebelastung oder die Evakuierungsfähigkeit bei Hochwasser) verbunden ist85. Wie auch im Teilbericht zu den Veränderungen der Klimasignale86 beschrieben, nimmt die thermischer Belastung in naher und ferner Zukunft im Regionalverband Saarbrücken und ab- geschwächt im Saarpfalz-Kreis zu. Dies gilt auch im deutschlandweiten Vergleich87. Der mo- difizierte Wärmeinseleffekt verstärkt sich dabei insbesondere im Bereich der Landeshauptstadt Saarbrücken, sodass hier mit einer Verschärfung der thermischen Belastung mit Auswirkun- gen auf die menschliche Gesundheit ausgegangen werden kann.

82 adelphi/PRC/EURAC 2015 83 adelphi/PRC/EURAC 2015: 374ff 84 Statistisches Bundesamt 2014; in: adelphi/PRC/EURAC 2015: 602f 85 adelphi/PRC/EURAC 2015: 602f 86 agl 2019 87 adelphi/PRC/EURAC 2015: 609f

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 83

Für die ferne Zukunft wird im Vergleich zur nahen Zukunft eine deutlichere Erhöhung der Luft- temperaturen sowie der Kenntage (Heiße Tage, Tropennächte) erwartet. Aussagen über die Veränderung der Sensitivität werden in der Vulnerabilitätsstudie88 nicht getroffen; insgesamt wird eine steigenden Relevanz der Klimawirkung vermutet. Neben der Belastung der Men- schen im Freiraum wird auch die Belastung in Innenräumen thematisiert, da die Aufenthalts- dauer in Innenräumen (Schlafen, Arbeiten, Wohnen) bei den meisten Personen gegenüber der im Freiraum deutlich dominiert. Dies gilt insbesondere für hitzeempfindliche Einrichtungen (z.B. Altenheime). Auch der Verkehr kann durch die zunehmende thermische Belastung negativ betroffen sein: Die Aufwärmung des Straßenbelags kann zu Spurrillen und Blow-ups führen, im Extremfall auch zur Verformung von Schienen. Eine konkrete Abschätzung erfolgt in der Vulnerabilitäts- studie89 jedoch nicht. Für den Sektor Siedlung und Verkehr können sich durch den Rückgang kältebedingte Klima- wirkungen jedoch auch Vorteile ergeben, u.a. weniger kältebedingte Erkrankungen, reduzierte glättebedingte Unfallgefahr, die hier jedoch nicht näher thematisiert werden.

Flusshochwasser mit der Wirkfolge Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen90 Im Rahmen der Vulnerabilitätsstudie wurde mithilfe von Hochwassermodellierungen eine Ab- schätzung der Veränderungen des Flusshochwassers für die nahe und ferne Zukunft berech- net. Die räumliche Auflösung der Informationen liegt bei einem Raster von 100 x 100 Metern, d.h. bei einem Hektar. Die Sensitivität wurde über den Siedlungsflächenanteil als Proxyindika- tor gefasst: Je nach Siedlungsflächengröße sind dabei unterschiedlich viele Gebäude und Inf- rastrukturen betroffen. In Bezug auf die Gefährdung durch Flusshochwasser legen die Modellierungen für das Saar- land für die nahe Zukunft keine Änderung des Klimasignals nahe. Allerdings ist das Gefähr- dungspotenzial im Regionalverband Saarbrücken auf der deutlich größeren potenziell betroffe- nen Siedlungsfläche deutlich höher als im Saarpfalz-Kreis. Für die ferne Zukunft ergeben die Modellierungen kein einheitliches Bild, weswegen keine räumlichen Aussagen hierzu getroffen wurden.

88 adelphi/PRC/EURAC 2015 89 adelphi/PRC/EURAC 2015 90 adelphi/PRC/EURAC 2015: 45, 86f

Klima SAAR 84 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

Sturzfluten (Starkregen)91 Die Betrachtung des Sturzflutrisikos in der Vulnerabilitätsstudie basiert ebenfalls auf Proxyin- dikatoren: Die Anzahl der Starkregentage dient in Verbindung mit einer hohen Reliefenergie auf Kreisebene als Indikator für das Klimasignal, die Sensitivität wurde über die Bevölkerungs- dichte gefasst. Auf Basis verschiedener Modellierungen wurden die Szenarien für die nahe und ferne Zukunft ermittelt. Während für das Saarland im Status quo eine gegenüber anderen Regionen Deutschlands stärkere Klimawirkung durch Sturzfluten konstatiert wird, ergibt sich für die nahe Zukunft keine Änderung. In der fernen Zukunft könnte sich durch Veränderungen des Klimasignals größere Folgewirkungen ergeben.

Stürme (Starkwind)92 Die Anzahl der jährlichen Starkwindtage wurden im Rahmen der Vulnerabilitätsstudie als Indi- kator für das Klimasignal genutzt, die Siedlungsfläche und die Bevölkerungsdichte für die Sen- sitivität herangezogen. Die Modellierungen zeigen dabei, dass sich bei einem starken Wandel bereits in der nahen Zukunft negative Klimafolgen im Vergleich zum Status quo ergeben. Für die ferne Zukunft legen die Modellierungen für den südwestdeutschen Raum eine weitere Ver- schärfung negativer Klimafolgen nahe.

91 adelphi/PRC/EURAC 2015: 328ff 92 adelphi/PRC/EURAC 2015: 431ff

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 85

6 Fazit und Ausblick

Die Klimawandelfolgen im Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr lassen sich aufgrund des Fehlens verwertbarer hochaufgelöster Projektionen und Prognosedaten am besten für den Status quo beschreiben. Einschränkend muss jedoch festgehalten werden, dass selbst zur Beschreibung des Status quo die aktuell vorliegenden Datengrundlagen nicht ausreichen, um durchgängig valide Aussagen treffen zu können: • Für die thermische Belastung sind flächendeckend lediglich Kenntage in einem Raster von 1 x 1 km verfügbar, um die Entwicklung von Gefährdungen abschätzen zu können. Model- lierungen der tatsächlichen thermischen Belastung (Lufttemperatur, Bioklima, nächtliche Kaltluftströmung) wurden nur für die Landeshauptstadt Saarbrücken durchgeführt. • Beim Gefahrenkomplex Flusshochwasser liegen auf Grundlage des Hochwasserrisikoma- nagements nach EU-RL 2007/60 EG sehr gute Daten zur Bestimmung der Exposition vor. Dies gilt jedoch lediglich für Risikogewässer. • Für Starkregen besitzt derzeit nur die Landeshauptstadt Saarbrücken ausreichende Da- tengrundlagen zur Erfassung der Wirkfolgen. • In Bezug auf Stürme gibt es im gesamten Untersuchungsbereich keine verwertbaren Da- ten. • Daten zur Sensitivität von Gebäuden oder Verkehrsinfrastrukturen (Bauart, Objektschutz) sind dagegen in unterschiedlichem Detaillierungsgrad verfügbar. Die Betroffenenheit von Flächennutzungen (z.B. Siedlungs-, Gewerbeflächen) und Verkehrsinfrastrukturen kann gut bestimmt werden. Für die Abschätzung der Vulnerabilität wären zukünftig jedoch wei- tere Faktoren wie Gebäudealter oder die Beschaffenheit der Verkehrsinfrastrukturen (z.B. Bauart, Dammlage) hilfreich. • Für eine Klimafolgenananalyse fehlen insbesondere für die sozioökonomischen Sensitivi- tätsindikatoren ausreichende Datengrundlagen, die die Entwicklungen in der nahen und fernen Zukunft abbilden. Aus diesem Grund bezieht sich der Bericht in erster Linie auf eine Status quo-Betrachtung. Um dennoch Aussagen für die nahe und ferne Zukunft treffen zu können, wurde auf die Ergebnisse der Studie „Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel“93 zurückgegriffen und diese in Relation zu den Entwicklungen im Saarland gesetzt.

93 adelphi/PRC/EURAC 2015: 328ff

Klima SAAR 86 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

In Konsequenz wurde die Klimafolgenabschätzung im Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr für die Gegenwart vorgenommen und dabei – in Abhängigkeit vorliegender Daten- grundlagen – räumlich wie inhaltlich unterschiedlich tief ausgearbeitet. Für den Regionalver- band Saarbrücken und den Saarpfalz-Kreis lassen sich folgende Kernaussagen treffen: • Es zeigt sich eine sehr hohe Betroffenheit gegenüber thermischer Belastung im Verdich- tungsraum entlang der Saar; Basis bilden hier sowohl das starke Klimasignal (Sommer- tage) als auch die hohe Bevölkerungsdichte auf Seiten der Sensitivität. Hier sind zudem sensitive Bevölkerungsgruppen (Kinder unter sechs Jahren, Menschen über 80 Jahren) besonders betroffen. Im Fokus der Betroffenheit steht dabei aufgrund der Konzentration von Siedlungs- und Verkehrsfläche, der Baumassen und der hohen Bevölkerungdichte die Landeshauptstadt Saarbrücken. Demgegenüber ist die thermische Betroffenheit im Saar- Pfalz-Kreis deutlich geringer einzuschätzen. Dennoch gibt es teilräumlich hohe Belastun- gen in den Siedlungslagen, insbesondere in Homburg, aber auch in Limbach, Blieskastel und St. Ingbert. Zukünftig wird sich in der nahen und verstärkt in der fernen Zukunft die Gefährdung durch Änderungen des Klimasignals wie auch durch den demographischen Wandel (Zunahme des Anteils älterer Menschen) weiter verschärfen. • Bei der Betroffenheit durch Flusshochwasser liegt der größte Anteil potenziell über- schwemmter Siedlungs- und Verkehrsflächen im Bereich von Saar, Saarbach und Rohr- bach bei Saarbrücken sowie entlang der gesamten Blies mit Schwerpunkt in Blieskastel, in Teilräumen auch am Erbach in Homburg. Entlang der übrigen Fließgewässer sind le- diglich geringe Siedlungs- und Verkehrsflächenanteile betroffen. Inwieweit zukünftig mit einer Verschärfung der Betroffenheit durch ein verändertes Klimasignal zu rechnen ist, kann derzeit nicht mit Sicherheit abgeschätzt werden. • Sturzfluten als nicht gewässergebundene Starkregenfolgen können ubiquitär auftreten. Sie haben in der jüngeren Vergangenheit u.a. in Saarbrücken, Kleinblittersdorf, Quierschied und St. Ingbert, aber auch in kleineren Ortschaften, zu erheblichen Schäden geführt. Sied- lungslagen in den Kerbtälern sind besonders betroffen. Entscheidend für die Betroffenheit ist die Sensitivität (Umgriff der Siedlungs- und Verkehrsflächen). Für die nahe und vor al- lem die ferne Zukunft ist mit einer Erhöhung der Starkregentage zu rechnen. • Stürme können ebenfalls ubiquitär auftreten. In Bezug auf die nahe und ferne Zukunft ist mit einer Zunahme der Starkwindtage zu rechnen. Ausgehend von der beschriebenen Datenlage erscheint es sinnvoll, die für eine Klimafol- genanalyse notwendigen Datengrundlagen auf Landes-, regionaler- und kommunaler Ebene deutlich zu verbessern, um eine validere Datenbasis für eine Wirkfolgenabschätzung zu erhal- ten. Dennoch reichen die Analysen aus, um Anpassungsbedarfe für den Regionalverband Saarbrücken und den Saarpfalz-Kreis zu formulieren. Diese könnten jedoch bei verbesserter Datenlage stärker differenziert werden.

Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 87

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Klima SAAR 88 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

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Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 89

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Klima SAAR 90 Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr

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Klima SAAR Bericht zum Handlungsfeld Siedlungswesen und Verkehr 91

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