Landschaftsplan Erläuterungen Saarbrücken 2004

Vorwort Von Anfang an war der Stadtverband Saarbrücken für die gemeinsame Flächennut- zungsplanung seiner 10 Städte und Gemeinden verantwortlich. Eine harmonische Entwicklung des Zentrums Saarbrücken und seines Umlandes steht im Vordergrund dieser kommunalen Planungsaufgabe, über die eigens ein Planungsrat aus den Ober- bürgermeistern und Bürgermeistern der Gemeinden wacht.

Nun wird die Bauleitplanung der 10 um die gemeinsame Landschaftsplanung er- gänzt. Es geht um die Zukunft der Landschaft im Stadtverband Saarbrücken. Häuser bauen, Betriebe ansiedeln, Verkehrswege anlegen heißt meist Natur und Landschaft zu verbrauchen. Landschaftsplanung soll gegensteuern, Stadtentwicklung dorthin lenken, wo sie weniger Schaden an der Natur anrichtet, soll für Ausgleich sorgen, Natur und Lebensqualität erhalten und wenn möglich fördern. Auf das Zusammenspiel der beiden Pläne des Stadtverbandes untereinander und mit den Bebauungsplänen der Städte und Gemeinden wird es in Zukunft ankommen, soll Impressum sich der Stadtverband als Kernregion des Saarlandes nachhaltig entwickeln. Nachhal- tigkeit will nicht Wachstum um jeden Preis, sondern ein zukunftsfähiges, sozial- und Erläuterungen der Genehmigungsfassung 22.12.2004 umweltrverträgliches Wirtschaften. Stadtverband Saarbrücken Amt für Bauen, Umwelt und Planung Team Landschaftsplanung Uwe Kleffner, Daniela Wickmann-Eisinger, Martin Brill Postfach 10 30 55, 66030 Saarbrücken Schlossplatz , 66119 Saarbrücken Telefon (0681) 506-6170 Telefax (0681) 506-6192 www.stadtverband-saarbruecken.de

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Inhaltsverzeichnis

Der Landschaftsplan des Stadtverbandes Saarbrücken 5 Ein Landschaftsplan statt zehn 5 Rohstoffgewinnung, Ver- und Entsorgung 61 Flächennutzung heute 7 Bauflächen 62 Ziele des Landschaftsplans 8 4. Flächenschutz 65 1. Erste Schritte zur Aktion 11 Europäische Schutzgebiete (FFH) 65 Ökokonto 11 Schutzgebiete und -objekte nach Saarländischem Naturschutzgesetz (SNG) 66 Neue Bündnisse 12 Biotope nach § 25 SNG 70 Initiativen vor Ort 12 Biotopverbund 70 2. Aktionsprogramm für die Landschaft 18 Schutzzonen nach Saarländischem Wassergesetz 71 Kommunale Aktionsräume 19 Klimaschutz 72 Kulturlandschaft 28 5. Integration Landschaftsplan in Flächennutzungsplan 73 Sicherung von Freiräumen 38 Gesetzlicher Auftrag 73 Einzelmaßnahmen 41 Integrationsflächen 74 Maßnahmen in den Siedlungen 43 Ausgleich von Eingriffen 75 3. Flächennutzung 46 Sicherung der landwirtschaftlichen Nutzung im Flächennutzungsplan 75 Landwirtschaft 46 Biotope nach § 25 SNG 75 Wald 51 Planbearbeitung 76 Erholung und Grünflächen 52 Quellenverzeichnis 77 Gewässer 54 Verkehrsflächen 61

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Der Landschaftsplan des Stadtverbandes Saarbrücken

Ein Landschaftsplan statt zehn

1993 gab der Saarländische Landtag dem Planungsrat beim Stadtverband Saarbrü- im Flächennutzungsplan vorgesehenen Siedlungstätigkeit der Städte und Gemeinden, cken durch Gesetz die Kompetenz, einen Landschaftsplan für sein Gebiet aufzustel- die im Rahmen des gemeindlichen Ökokonto entwickelt werden sollen. Die Pläne len. Der Planungsrat beim Stadtverband Saarbrücken ist ein Gremium, in dem die werden so eng verzahnt, bereiten die Pflege und Entwicklung der Kulturlandschaft Oberbürgermeister und Bürgermeister der Städte und Gemeinden des Stadtverbandes vor und harmonisieren sie mit der Siedlungsentwicklung. Sie steuern in Zukunft die vertreten sind. Er entscheidet auch über den Flächennutzungsplan. nachhaltige Entwicklung der Städte und Gemeinden im Stadtverband Saarbrücken. Landschaftsplan und Flächennutzungsplan werden zuweilen als konkurrierende Pla- Der Landschaftsplan enthält die Ziele und Maßnahmen für eine schonende Nutzung, nungen gesehen. Vom Flächennutzungsplan werden neue Wohn- und Gewerbegebie- zur Pflege und Sanierung und zum Schutz von Natur und Landschaft. Seine Darstel- te oder Verkehrs-, Ver- und Entsorgungsanlagen erwartet, die fast immer mit Natur- lungen müssen als Grundzüge für Nutzung und Entwicklung der Landschaft verstan- und Landschaftsverbrauch verbunden sind. Vom Landschaftsplan wird andererseits den werden. gefordert, Natur und Landschaft zu bewahren, in dem er die Ziele für den Natur- schutz und die Landschaftspflege den städtebaulichen Entwicklungsabsichten entge- Die Stationen des Planes genhält. Er wird oft für erforderlich gehalten, wenn eine rücksichtslose Wirtschafts- Aufstellungsbeschluss 27.09.1996 und Bauentwicklung Wunden in der Landschaft hinterlassen hat und soll „es dann richten“. Für den Stadtverband Saarbrücken soll er primär eine zukunftsfähige, nach- Bürgeranhörung 20.10. – 20.12.1999 haltige Entwicklung des Ballungsraums einleiten. Beteiligung der Träger öffentlicher Belange 18.10.1999 Verschiedene Novellen des Baurechts und im Naturschutzrecht haben das Verhältnis Grenzüberschreitende Unterrichtung beider Pläne aufgeklärt und die Arbeitsteilung verbessert. Mit der Novelle des BauGB 1998 sind die Zielsetzungen des Baurechts erweitert worden. Der Flächen- Beteiligung der Städte und Gemeinden 08.11.1999 – 08.05.2002 nutzungsplan hat den Umweltschutz und die Landschaftspflege zu beachten und zu Offenlegung 19.01. – 20.02.2004 unterstützen, dass Eingriffe in Natur- und Landschaft vermieden, gemindert und ausgeglichen werden. Planbeschluss 02.07.2004 Aus diesen Gründen hat der Planungsrat am 18.12.1998 beschlossen, parallel zur Genehmigung des Planes Aufstellung des Landschaftsplans den Flächennutzungsplan zu ergänzen. Die Ergän- Bekanntmachung der Genehmigung zung hat die Aufgabe, Darstellungen des Landschaftsplans in den Flächennutzungs- plan zu integrieren. Es handelt sich um Ausgleichsflächen für die Eingriffe aus der In den Landschaftsplan sind die zehn gemeindlichen Vorplanungen, die die Städ- te und Gemeinden dem Stadtverband 1996 zur Verfügung stellten, eingearbeitet. 5

Ziele der Raumordnung und Landesplanung

Wie alle kommunalen Planungen hat der Landschaftsplan die Ziele der Raumordnung und Landesplanung und in die- sem Fall insbesondere diejenigen des Landesentwicklungs- plans Umwelt zu beachten. Der Landschaftsplan beachtet die Ziele des Landesentwicklungsplans Umwelt in seiner seit dem 13. Juli 2004 gültigen Fassung, in dem er sich im Falle der dort dargestellten Vorranggebiete Landwirtschaft und des Hochwasserschutzes aktiv anpasst. Die Vorrangge- beite Naturschutz bzw. Freiraumschutz werden passiv be- achtet, in dem er keine den Zielen der Landesplanung wider- sprechenden Ziele vorsieht. Die Städte und Gemeinden haben im Flächennutzungsplan und in ihren gemeindlichen Vorplanungen zum Landschaftsplan Siedlungsentwicklungs- flächen dargestellt, die der Landschaftsplan übernimmt. Letztere zu den Entwicklungsflächen des Flächennutzungs- plans zusätzlichen Flächen würden die Zielzahlen des Lan- desentwicklungsplans Siedlung weit überschreiten, sind daher als Altnernativen zu den im Flächennutzungsplan dargestellten zu verstehen. Der Landschaftsplan bewertet sämtliche Entwicklungsflächen im Hinblick auf einen Kon- flikt mit Naturschutz und Landschaftspflege.

Flächennutzung im Stadtverband Saarbrücken

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Flächennutzung heute

Für Mittelgebirgslandschaften typische Elemente, Formen und Bilder bestimmen aus aus Grenzertragsflächen weiter zurück. Damit erhöht sich der Nutzungsdruck die Landschaft im Stadtverband; auf die guten Böden. Im Warndt führt dies zur Gefahr, dass die verbleibende offene Landschaft sukzessive in Wald übergeht und als offene Erholungslandschaft verlo- • die und ihre Nebengewässer Blies, Saarbach, Rohrbach, Sulzbach, Fisch- ren geht. bach, Köllerbach und Rossel, das Saartal und die dazugehörigen Seitentäler, • der Saarkohlenwald mit zwei räumlichen Bereichen, dem Saarbrücker Stadtwald und dem Warndt,

• die offenen, landwirtschaftlich geprägten Landschaften, auf Muschelkalk im Offene Saarbrücker Osten und Bliesgau sowie auf Karbon im Köllertal. Kulturland-schaft Wald 23% Die Karte oben zur Flächennutzung im Maßstab ca. 1:175.000 gibt einen optischen 41% Eindruck

Die Flächenbilanz aus dem Landschaftsplan zeigt das Schaubild rechts mit den Gewässer wichtigen Flächennutzungen. Zusätzlich zu den Siedlungsflächen wurden die Sied- 1% lungsentwicklungsflächen, die im Landschaftsplan gezeigt werden, dargestellt. Sie Siedlungs- umfassen mit 584 ha etwas mehr als 1% der Gesamtfläche des Stadtverbandes von entwicklung ca. 41.000 Hektar. Dieser Wert für das Siedlungswachstum oder umgekehrt für den 1% Landschaftsverbrauch muss in Verbindung mit dem Zeithorizont des Landschafts- Erholung und plans von etwa 10 – 15 Jahren gesehen werden. Bauflächen Grünflächen 21% Die Flächenbilanz zeigt auch, dass freie Landschaft als Erholungsraum hinter der 8% Siedlungsnutzung im weiteren Sinne (Bauflächen, Verkehr, Erholung und Grünflä- Verkehr 5% chen) zurückbleibt. Hält dieser Trend weiterhin an, verschärfen sich die Nutzungs- konflikte zumindest in einigen Gemarkungen im Stadtverband erheblich, weil so- wohl die Siedlungstätigkeit, der Naturschutz als auch die Landwirtschaft de facto auf die gleiche Fläche angewiesen sind. Die Landwirtschaft zieht sich darüber hin- .

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Ziele des Landschaftsplans

Zitat aus einem Beschluss des Planungsrats 1996 Der Planungsrat möchte mit dem Landschaftsplan kommunale Handlungsprogram- me in bestimmten Aktionsräumen anbieten mit denen unsere Kulturlandschaft be- wahrt und nachhaltig genutzt werden kann. Bürger, Unternehmen und Verbände sollen für diese Handlungsprogramme gewonnen werden. Der Planungsrat lädt die französischen Nachbargemeinden ein, gemeinsame Handlungsprogramme in grenz- überschreitenden Aktionsräumen zu verwirklichen. Handlungsprogramme wurden für die Gewässerrenaturierung, die Landwirtschaft und eine umweltverträgliche Landbewirtschaftung entwickelt. Ein wichtiges Finanzierungsinstrument für die Handlungsprogramme ist das Öko- konto der Städte und Gemeinden.

Renaturierung der Bäche

Obwohl für unseren Raum prägend, haben die Gewässer nur einen verschwindend geringen Anteil an der Gesamtfläche. Ihre Qualität hat in der Vergangenheit stark gelitten. Besonders die Fließgewässer wurden durch Abwässer stark belastet und technisch ausgebaut. Die Anstrengungen beim Kläranlagenbau ermöglichen seit Ausgebauter Bachlauf einigen Jahren, die Fließgewässer zu sanieren und zu renaturieren. Eine Sanierung Die Aufgabe der Gewässerrenaturierung und -reinhaltung liegt in der Hand der der Fließgewässer verspricht einen Gewinn für das Orts- und Landschaftsbild und Kommunen bzw. ihres Zweckverbandes. Die Gewässerauen waren und sind begehr- als Lebensraum für Tier- und Pflanzenwelt in einem linienhaften Biotopverbundsys- te Flächen für die Siedlungstätigkeit und für die Landwirtschaft. Die Siedlungstätig- tem. keit vorzubereiten liegt ganz in der Planungshoheit der Kommunen. Daher stellt die Gewässerrenaturierung und der Schutz der Auen ein vorrangiges Ziel für den Landschaftsplan des Stadtverbandes Saarbrücken dar.

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Sicherung der Naherholung und Landwirtschaft

Die offene Landschaft soll insbesondere zur Naherholung weiterhin offen gehalten und die Entwicklung von Wald möglichst verhindert werden. Wenn die Landwirt- schaft sich zunehmend aus der Fläche zurückzieht, fällt damit die wichtige und prä- gende Nutzung der Kulturlandschaft aus. Dies ist besonders in den Landschaftsteilen problematisch, die noch extensiv genutzt werden könnten oder die ein besonders kleinteiliges Nutzungsmosaik mit Streuobstbeständen und Gartennutzung aufweisen. Die extensive Nutzung und ein kleinteiliges Nutzungsmosaik sind für das Land- schaftsbild und als Lebensraum für Tier- und Pflanzenwelt besonders wertvoll. In manchen Teilbereichen gelingt es, dass Privatleute mit Gartennutzung oder einer Tierhaltung die landwirtschaftliche Nutzung quasi ersetzen und die Landschaft offen halten. Diese landbewirtschaftenden Freiflächennutzungen werfen aber auch Prob- leme auf, wenn Ställe oder Gartenhäuser errichtet werden sollen und die Grundstü- cke eingezäunt werden. Solche baulichen Nutzungen sind in der Regel nicht gesetz- lich nicht zulässig. Kommunen vergleichsweise wenig Wald besitzen, haben sie kaum Einfluß auf die Aus diesen Gründen sollen zum einen die landwirtschaftlichen Flächen für die noch Waldentwicklung. Der Landschaftsplan übernimmt daher diejenigen Ziele, die im wirtschaftenden Betriebe besonders gesichert werden und zum anderen die Landbe- Zuge der Landschaftsrahmenplanung mit der Landesforstverwaltung abgestimmt wirtschaftung umweltverträglicher werden. Einmal durch Minderungsmaßnahmen wurden. Die Kommunen wollen so die Landesforstverwaltung unterstützen. zur Bodenerosion in der Landwirtschaft und zum anderen durch Beratung der priva- ten Freiflächennutzungen und ggf. durch deren baurechtliche Ordnung. Flächenschutz

Naherholung in einem naturnahen Wald Der Landschaftsplan enthält alle Arten von Schutzgebieten, auch Weitaus die meiste Fläche beansprucht der Wald mit einem für einen Verdichtungs- europäische sog. FFH – Gebiete, raum relativ großen Flächenanteil. Günstig wirkt sich aus, dass der Wald als Erho- in einem für den lungszone unmittelbar an die Siedlungsschwerpunkte angrenzt. Verdichtungsraum bemer- Der Wald ist überwiegend im Besitz des Landes und wird durch die Landesforst- kenswert hohen Anteil. verwaltung bewirtschaftet. Als Regel der Bewirtschaftung wurde vor einigen Jahren die naturnahe Waldwirtschaft eingeführt.

Im Siedlungsschwerpunkt Stadtverband Saarbrücken hat der Wald als Naherho- lungs- und Erlebnisraum für die Bevölkerung eine besondere Bedeutung. Da die

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1. Erste Schritte zur Aktion

Die Karte oben zeigt alle Flächen des Aktionsprogramms für die Landschaft im Es lohnt sich somit, zumindest bestimmte Darstellungen und Festlegungen des Landschaftsplan. Schon auf den ersten Blick zeigt sich, dass im Verdichtungsraum Landschaftsplanes in den Flächennutzungsplan als vorbereitenden Bauleitplan zu großer Bedarf herrscht, Natur und Landschaft zu erhalten und zu sanieren. Alle integrieren. Eingriffe in Natur und Landschaft können umweltverträglich geplant Flächen des Aktionsprogramms kommen im Prinzip für das kommunale Ökokonto und ausgeführt werden, in dem im Landschaftsplan dargestellte noch offene Land- in Frage. Der Planungsrat hat sich angesichts dieser Fülle von Möglichkeiten für schaftsbereiche im Flächennutzungsplan gesichert und mit dem Ökokonto aufgewer- eine Auswahl von Flächen entschieden, die zur Integration in den Flächennutzungs- tet werden. Auf die Gemeinden kommt daher nicht nur zusätzlicher Planungsauf- plan vorgeschlagen werden. Für das kommunale Ökokonto in der Bauleitplanung wand zu, wenn sie den Ausgleich für Eingriffe oder Nutzungen in der offenen Kul- sollen die Städte und Gemeinden ihr Augenmerk vornehmlich auf die kommunalen turlandschaft begünstigen und regeln. Sie werden auch die aufwertenden Maßnah- Aktionsräume sowie die Maßnahmenbereiche zur Biotopentwicklung im Offenland men oder Sanierungsmaßnahmen in Natur und Landschaft zu planen und ggf. vorzu- richten. Sie werden weiter unten erläutert. Parallel zur Aufstellung des Landschafts- finanzieren haben. plans wurde bereits einiges für seine Verwirklichung begonnen. Daher haben nahezu alle Städte und Gemeinden des Stadtverbandes sich inzwischen jeweils ein kommunales Ökokonto eingerichtet. Wer durch Eingriffe vom „Zu- kunftskonto“ – Natur und Landschaft - abbucht, soll ins Ökokonto „einzahlen“, damit im Zusammenhang oder an anderer Stelle der Naturhaushalt saniert und ent- Ökokonto wickelt werden kann. So die neue Philosophie. Der Landschaftsplan schlägt eine Fülle möglicher Maßnahmen vor, der Flächennutzungsplan übernimmt wichtige. Dadurch ist die Grundlage für das kommunale Ökokonto gelegt und es kann im Der Planungsrat hat bereits 1996 für die Verwirklichung von Handlungsprogram- Interesse einer zukunftsfähigen wirtschaftlichen Entwicklung eingesetzt werden. men geworben. Die Ökokonten sind dabei nicht nur „Geldkonten“ sondern auch „Punktekonten“, da Durch die Novelle des Baugesetzbuches 1998 ermöglichte der Bundesgesetzgeber sich inzwischen Bewertungsmethoden für Eingriffe in Natur und Landschaft durch- den Städten und Gemeinden ein eigenes sog. Ökokonto im Rahmen ihrer gesetzt haben, die mit Punktwertungen arbeiten. Es ist auch denkbar, dass „Öko- Planungshoheit einzurichten. Sie können Flächen für Ausgleichsmaßnahmen punkte“ in Geld-Zahlungen umgerechnet werden, die dann später oder an einem vorsehen und für diese Flächen sogar Bebauungspläne aufstellen und Verträge anderen Ort zur Finanzierung der Maßnahmen eingesetzt werden, um das vorläufig schließen, wer welche Maßnahmen zu welchen Bedingungen ausführt. Sowohl dem negativ gebliebene Punktekonto auszugleichen. Landschaftsplan und insbesondere dem Flächennutzungsplan wurden damit seit 01.01.1998 neue Aufgaben gestellt.

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1) Landschaftspflegeverein Karls- Beweidung mit Schafen und Ziegen zur brunn Offenhaltung von nicht mehr landwirt- schaftlich genutzter Flächen in Großros- Neue Bündnisse seln - Warndt 2) Naturrind Warndt GmbH Beweidung mit Glan-Rindern zur Offen- haltung von Flächen in Völklingen - (mit Vis á Vis, Regionen aktiv und Der Landschaftsplan enthält Ziele Ludweiler - Warndt „auf Papier“. Was auf die politische landwirtschaftlicher Landesförderung) Tagesordnung für die nachhaltige 3) Runder Tisch Landwirtschaft Bildung einer städtischen Landschafts- Entwicklung unserer Püttlingen pflegegemeinschaft mit selbst-definierten Kulturlandschaft gesetzt wird, steht in Bündnis aus Landwirten, Jagdpächtern, jährlichen Pflege- und Nutzungsaufgaben Bauleitplanverfahren und in den Naturschutzvereinen, Obst- und Garten- Räten zur Diskussion. Die Ergebnisse bauvereinen unter Mitwirkung der städti- dieser Verfahren und Diskussionen schen Verwaltung und des Stadtverban- sollen aber auch Wirklichkeit werden. Zusammen mit den Städten und Gemeinden des engagiert sich der Stadtverband inszwischen in verschiedenen Initiativen zur Pflege und Entwicklung der Kulturlandschaft. Das Engagement wird mit Hilfe der sog. 4) Kulturlandschaftsinitiative Auers- Nutzungskonzept und Sicherung der „Runde Tische Landwirtschaft“ verwirklicht. An diesen Tischen treffen sich die macher kulturlandschaftlichen Nutzung auf Kleinparzellen im Bereich Auersmacher Landnutzer, um die Städte und Gemeinden bei der Planung und Umsetzung von Bündnis aus Landwirten, Schafhaltern, Maßnahmen zu unterstützen. „Runde Tische“ gibt es bereits in Kleinblittersdorf und Jagdpächtern, Obst- und Gartenbauver- Püttlingen, wobei das Beispiel Püttlingen so angelegt wurde, das es als Musterbei- ein, dem Ortsrat, dem lokalen Heimat- spiel für den Stadtverband dienen soll. Ein Teil der Projekte und Initiativen wird mit verein, lokalen Naturschutzvereinen und dem saaarländischen Verein „Vis à Vis“ durchgeführt, der Fördermittel des Bundes- -verbänden unter Mitwirkung der Ge- ministers für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft vergibt. meindeverwaltung und des Stadtverban- des Saarbrücken 5) Saft aus Streuobst Gründung einer Erzeugergemeinschaft im ökologischen Landbau, um die beste- (mit Vis á Vis und Regionen aktiv) Initiativen vor Ort hende Nutzung von Streuobst durch Aufpreisvermarktung zu sichern und ungenutzte Bestände wieder in Nutzung An den „Runden Tischen“ sollen möglichst konkrete Nutzungsprojekte ähnlich den- zu bringen jenigen im Warndt oder bei „Saft aus Streuobst“ verabredet werden. Ziel ist, die Kulturlandschaft durch Nutzung zu erhalten und zu pflegen. Auf Stadtverbandsebene Gemeinden - vielleicht in Verbandsform - angestrebt, um die Nutzungsprobleme im wird eine verbindliche Zusammenarbeit der Initiativen in den Städten und Stadt-Umland noch besser zu lösen und die Kulturlandschaft als abwechslungsreiche, vielfältige und schöne Erholungslandschaft zu erhalten.

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Der Landschaftspflegeverein Karlsbrunn

Im September 1999 gründete sich in Großrosseln, Karlsbrunn der Landschaftspflege- die manuelle und maschinelle Pflege im von der Natur vorgegebenen Rhythmus zu verein Karlsbrunn und wurde als gemeinnützig anerkannt. Der Verein ist eine „Bür- wiederholen ist. An dieser Stelle begann die Diskussion über den Einsatz von Tieren gerinitiative“ zur Landschaftspflege, extensiven Grünlandnutzung durch Schafe und und die Wahl fiel auf Schafe und Ziegen, weil sowohl nährstoffreiche, nasse Täler als Ziegen und regionalen Vermarktung auch trockene Hänge zu beweiden waren. tierischer Produkte aus extensiver Haltung. Im Mai 1999 startete das Projekt „Land- Die Initiative wurde durch den Stadtverband schaftspflege mit Schafen und Ziegen“ mit Saarbrücken und die Gemeinde Großrosseln 30 Muttertieren und einer Fläche von 7 ha. ermuntert und unterstützt. Die topographisch Für nährstoffarme Hänge wurde die „Graue ungünstigen und nährstoffarmen Tal- und gehörnte Heidschnucke“ für die Wiesentäler Hanglagen um Karlsbrunn waren z.T. viele das Rhönschaf eingesetzt. Als Ziegenrasse Jahre nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wurde die Buren-Fleischziege den Schaf- und brachgefallen. Die Flächen drohten herden beigemischt. Die Herde ist zuzuwachsen und es stand zu befürchten, inzwischen auf 75 Muttertiere und ca. 80 dass die offene Kulturlandschaft im ohnehin Jungtiere angewachsen, die 2001 schon 15 schon waldreichen Warndt gänzlich ver- ha (7 Schläge, 20 Pferche) in Pflege hielten. schwindet. Verstärkt wurde diese negative Die Besatzstärke liegt bei 5 Tieren je ha. Im Entwicklung durch die nur sporadische Nut- Ortsgewann „Im großen Feld“ wurde 2001 zung des in den Streuobstbeständen anfal- eine Schäferei mit Stall und Scheune in lenden Obstes, die ebenfalls stark verbuscht, Eigenleistung des Vereins eingerichtet. in der Folge kaum zu retten waren. Der Verein hat inzwischen seine In den Talbereichen machte sich die Riesen- Tierhaltung und Fleischprodukte nach EU- herkulesstaude breit und entwickelte sich in Bio Richtlinie zertifiziert. 2004 engagiert großen Bereichen zur Monokultur. Sie stellte sich der Verein in der Beweidung des Lau- insofern für die Naherholung auf den Wanderwegen um Karlsbrunn eine Gefahr dar, terbachtals in Völklingen, wo auf diese Weise, wie schon in Karlsbrunn, der „Rie- weil sie bei Kontakt Verbrennungen bis zum 3. Grad verursachen kann. Eine Be- senbärenklau“ bekämpft werden soll. kämpfung der Staude durch dreimaliges jährliches Mähen brachte zunächst keinen (Alle Informationen aus: Stadtverband Saarbrücken, 2001, Landschaftspflegeverein Erfolg. Die durch den Förderverein Karlsbrunn über AB-Mittel eingerichtete Land- Karlsbrunn, ein Vereinsporträt. Mehr Informationen unter www. landschaftspflege- schaftspflegekolonne konnte 1998 Erstpflegemaßnahmen durchführen, die Verbu- verein-karlsbrunn.de) schungen und Stauden im „Wiesental“ beseitigen. Es war den Beteiligten klar, dass

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Naturrind Warndt GmbH

Im sind in den letzten 10 Jahren 12-15 % der landwirtschaftlich genutzten linie zertifiziert und bei den Verbrauchern äußerst beliebt. Die Nachfrage übersteigt Flächen brachgefallen und dieser Trend kann durch die anstehende Osterweiterung bei weitem das Angebot. der EU noch verstärkt werden. Besonders schwierig ist es im Verdichtungsraum die negativen Folgen dieser Entwicklung zu kompensieren. Um die Kulturlandschaft in Nutzung zu halten, bemüht sich der Stadtverband Saarbrücken, wenn immer möglich um eine Landschaftspflege durch extensive Beweidung.

Schon im Modellvorhaben Landwirtschaft (vgl. Kühlbach 1998) wurde auf die Flä- chen in Völklingen - Ludweiler Weiherkopf und Hugenottenstraße ein besonderes Augenmerk gerichtet. Durch die vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft ausgelobten Fördermittel im Programm "Regionen aktiv" konnte nun die extensive Beweidung auf den brach gefallenen Flächen in Ludweiler aufgenommen werden. Ziel ist es, die Verbuschung zu stoppen, die Land- schaft offen zu halten und unbelastete Nahrungsmittel zu erzeugen.

Zusätzlich wird das Projekt aus landwirtschaftlichen Förderprogrammen des Landes unterstützt. Im November 2002 gründeten 12 Gesellschafter die Naturrind Warndt GmbH. Im Projektgebiet Ludweiler sind ca. 35 ha brachgefallen, die zu 70 % im Besitz der öffentlichen Hand sind. Diese Flächen wurden als Pachtflächen in die Naturrind Warndt GmbH eingebracht. Die Naturlandstiftung Saar e.V. hat nach einer floristischen und faunistischen Be- standsaufnahme des Geländes im Februar/März 2003 die Erstpflege durchgeführt. Über einer Zeitraum von 5 Jahren soll die faunistische und floristische Entwicklung der Fläche durch die Naturlandstiftung bewertet werden. Die Weidefläche wurde mit einem Elektrofestzaun in 6 Pferche unterteilt. Der an- Das Beispiel Naturrind Warndt GmbH und Landschaftspflegeverein Karlsbrunn fängliche Viehbesatz bestand aus 12 Mutterkühen mit Kälbern, 4 Färsen und einem macht Schule. Weitere Aktivitäten wie z.B. die Heuwerbung in Lauterbach durch Bullen der Rasse Glanrind. Das Glanrind ist eine heimische Rinderrasse, die früher einen professionellen Schafhalter und die Wiederaufnahme der landwirtschaftlichen bei uns weit verbreitet war und heute zu den vom Aussterben bedrohten Haustierras- Nutzung im Nebenerwerb mit einer Beweidung mit Hochlandrinder kommen hinzu. sen gehört. Der Weideauftrieb der Herde fand am 30. April 2003 statt. 2003 wurde Heute kann festgehalten werden, dass die Kulturlandschaftpflege im Warndt in guten ein Stall für maximal 20 Mutterkühe mit Nachzucht gebaut. Händen liegt. Damit dies so bleibt, beabsichtigt die Stadtverband Saarbrücken zu- Die Initiative hat inzwischen zusätzliche Flächen zur Heuwerbung in Lauterbach sammen mit den Warndt – Kommunen einen Runden Tisch Kulturlandschaftpflege übernommen. Das Rindfleisch der Naturrind Warndt GmbH ist nach EU-Bio – Richt- einzurichten, um die Aktivitäten zu bündeln und organisatorisch zu unterstützen.

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Runder Tisch Landwirtschaft Püttlingen

Stadt Püttlingen und Stadtverband Saarbrücken konnten 2002 die örtlichen Landwir- te und die im Artenschutzbund Köllertal zusammengeschlossenen Naturschutzver- bände und naturschutztreibenden Vereine zu einem „Runden Tisch Landwirtschaft“ einladen. Ansporn für diese Initiative war die das Jahr davor gelungene Zusammen- arbeit bei einer Erosionsschutzmaßnahme am „Sellerbacher Berg“ in Köllerbach. Stadt, Stadtverband, Landwirt und der Artenschutzbund legten damals gemeinsam eine ca 70m lange und entsprechend breite Heckenpflanzung an, um Bodenabtrag in einer landwirtschaftlich intensiv genutzten Hangfläche zu vermindern. Zum Auftakt warb der Bürgermeister der Stadt Püttlingen in einer öffentlichen Ver- anstaltung für die Initiative und den Beitritt der Jagdpächter und Jagdgenossenschaft sowie der Obst- und Gartenbauvereine in der Stadt. In mehreren Sitzungen wurde die weitere Vorgehensweise verabredet. Inwischen hat der „Runde Tisch Landwirt- schaft“ zwei Flurbegehungen durchgeführt und eine Maßnahmenliste von über 40 Maßnahmen in 5 Aktionsräumen verabschiedet. Einige Maßnahmen sind bereits begonnen worden. Die Arbeit wird fortgesetzt.

Junge Heckenanpflanzung am Sellerbacher Berg

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Kulturlandschaftsinitiative Auersmacher

Die Kulturlandschaftsinitiative Auersmacher ist aus dem „Runden Tisch Landwirtschaft in der Gemeinde Kleinblittersdorf hervorgegangen. Die Initiative hat sich die Aufgabe gestellt, Interessen- und Nutzungskonflikte zu lösen. Die Flächennutzung wird durch eine außerordentlich kleinteilige Parzellenstruktur mit zahlreichen unterschiedlichen Eigentümern erschwert. Zusätzlich stand bzw. steht zu befürchten, dass Flächen aus der Nutzung fallen, weil landwirtschaftliche Betriebe aufgeben. In der Vergangenheit hat sich die Schafhaltung in der Gemarkung so gut entwickelt, dass Bedarf an mehr und größeren Flächen hierfür besteht. Die betroffenen Landnutzer, Bauern und Schafhalter, haben sich in der Initiative mit den Jagdpächtern, dem Obst- und Gartenbauverein sowie dem Heimatverein und Ortsrat zusammengeschlossen. Die Gemeinde Kleinblittersdorf und der Stadtverband Saarbrücken sind unterstützend der Initiative beigetreten. In den nächsten Jahren soll in Flurbegehungen ein Nutzungskonzept schrittweise ausdiskutiert und festgelegt werden. Maßnahmen sollen verabredet werden, um die Kulturlandschaft in der Nutzung zu halten. Ein Schwerpunkt wird dabei auch die Pflege und Nutzung der Streuobstbestände bilden. 2004 wurden etwa 5 ha Flächen neu in Nutzung genommen, teilweise auf Streuobstwiesen, die von Buschwerk befreit und deren Bäume wieder freigestellt wurden. Der Stadtverband Saarbrücken und die Gemeinde Kleinblittersdorf beabsichtigen, diese Aktivitäten mit der Nutzung und Vermarktung des Obstes im Projekt „Saft aus Streuobst“ Zug um Zug zu verbinden. Foto: Flurbegehung durch die Streuobstwiesen

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„Saft aus Streuobst“

Mit dem Projekt „Saft aus Streuobst“ wollen die Lebenshilfe Obere Saar, der NABU, Landwirten und sonstigen Landnutzern soll eine zusätzliche Einkommensquelle die örtlichen Obst- und Gartenbauvereine sowie die Gemeinde Kleinblittersdorf und eröffnet werden, die Kooperation mit der Lebenshilfe Obere Saar weitere Tätigkeits- der Stadtverband Saarbrücken die Streuobstwiesen und damit die Kulturlandschaft in felder für die Behindertenarbeit schaffen. Die Initiative mündet in eine Erzeugerge- Kleinblittersdorf und dem Saar-Bliesgau erhalten. meinschaft Streuobst Kleinblittersdorf bzw. Streuobstwiesen prägen nach wie vor das Kleinblittersdorf/Saar-Bliesgau, denn die als Verein zu Landschaftsbild in Kleinblittersdorf und im Saar- Blies- gründende Erzeugergemeinschaft soll im Prinzip offen Gau. Alleine die Gemeinde Kleinblittersdorf zählt auf gehalten werden für weitere Gemeinden, Verbände, ihrem Gebiet noch etwa 135 Hektar Streuobstwiesen, Produzenten, Vermarkter und Einzelpersonen aus dem im gesamten Bliesgau befinden sich noch etwa 100.000 gesamten Saar-Bliesgau. Obstbäume überwiegend auf Streuobstwiesen. Diese Im September 2003 sammelte die Initiative erstmals gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Europas Äpfel von privaten Landnutzern und Landwirten aus und bieten Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und Kleinblittersdorf und Umgebung. Die angelieferten seltenen Vögeln einen idealen Lebensraum. Dazu Äpfel werden mit 10 € pro Doppelzentner (100 Kilo) tragen nicht zuletzt die Landnutzer bei, die die Wiesen vergütet. Der Preis liegt damit deutlich über dem Preis in der Regel nur selten mähen und auf synthetische regionaler Großkeltereien. 2004 ist geplant weitere Spritzmittel verzichten. Flächen in Nutzung zu bringen und den Aktionsraum Der Bestand an Streuobstwiesen nimmt jedoch deutlich auf den gesamten Bliesgau auszudehnen. Inzwischen ab. Seit 1965 ging die Zahl der Obstbäume im Saarland stellt eine enge Kooperation mit Betrieben des um etwa die Hälfte zurück. Auch der Pflegezustand der meisten Bäume lässt zu wün- Getränkehandels, der Gastronomie und einer Brauerei die Vermarktung sicher. Die schen übrig. Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Obstbäume nur noch Vermarkter übernehmen auch die logistische Aufgabe des Sammelns und der Safter- teilweise genutzt werden, da Importe und Obst aus Intensivplantagen in den beiden zeugung. letzten Jahrzehnten das heimische Tafelobst nach und nach ersetzt haben. Die Initia- Die Mittel für das Projekt in Höhe von anfangs 8.000 € stammen aus dem Programm tive verfolgt deshalb das Ziel, die Streuobstbestände wieder zu nutzen und damit den „Regionen aktiv – Land gestaltet Zukunft“ des Bundesministeriums für Verbraucher- Verlust der Kulturlandschaft nicht tatenlos hinzunehmen. In Kleinblittersdorf wird schutz, Ernährung und Landwirtschaft, die der Verein „Vis à Vis“ vergibt. Zuschüsse die Fläche ungenutzter Streuobstwiesen auf 80 ha geschätzt. gibt auch der Stadtverband Saarbrücken sowie die Gemeinde Kleinblittersdorf. Wei- Bei der Nutzung des Streuobstes hat sich seit 1987 vor allem das Instrument der tere Mittel zur Fortsetzung und Erweiterung des Projekts sind durch den Verein „Vis Aufpreisvermarktung bewährt, wobei Erzeuger einen deutlich höheren Preis erhalten à Vis“ bereits bewilligt. als große Keltereien üblicherweise vergüten. Die Verbraucher zahlen für die ökolo- gisch erzeugten Produkte wie etwa Apfelsaft oder Viez bewußt einen höheren („Auf- „) Preis, kommen damit nicht nur in den Genuss hochwertiger Lebensmittel, sondern unterstützen indirekt die Erhaltung eines Stücks Heimat. Solche Modelle der Auf- preisvermarktung zeigen in anderen Regionen der Bundesrepublik große Erfolge.

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2. Aktionsprogramm für die Landschaft

Die Pflege und Entwicklung der Kulturlandschaft wird im Landschaftsplan im „Akti- • Kommunale Aktionsräume onsprogramm für die Landschaft“ ausgewiesen. • Maßnahmenbereiche Kulturlandschaft Für die vom Planungsrat geforderten Handlungsprogramme wurden die allgemeinen Planungsziele und die Maßnahmen der gemeindlichen Vorplanungen nach den Krite- • Sicherung von Freiräumen rien: Handlungsbedarf, Verbesserungspotential, mögliche Durchführungskonflikte durchgesehen. Die erkannten, mit Abstand wichtigen Bereiche, die ein hohes Maß an • Einzelmaßnahmen Verbesserung versprechen und begründet wenig Durchführungskonflikte erwarten lassen, wurden gesondert übernommen und zu kommunalen Aktionsräumen erklärt. In • Maßnahmen in den Siedlungen den Aktionsräumen sind die Maßnahmen zur Aufwertung von Natur und Landschaft Die Maßnahmenbereiche Kulturlandschaft werden im Hinblick auf ihre Integration in bereits detailliert vorgeschlagen. (sh. Kunz 1998, Karte und Maßnahmenliste ...., den Flächennutzungsplan in Maßnahmenbereiche zur Biotopentwicklung im Offen- Stadtverband Saarbrücken 2003) land und im Wald unterschieden. (Letztere Maßnahmenbereiche sollen nicht integriert Zusätzlich zu den kommunalen Aktionsräumen wurden Maßnahmenbereiche einge- werden.) führt und dargestellt. Sie umgrenzen Flächen, die unter einer gleichartigen Zielset- Zusätzlich zu den Maßnahmenbereichen werden Freiräume qualifiziert, deren Siche- zung z.B. der Erhaltung und Förderung von extensiver Landwirtschaft entwickelt rung besonderes Augenmerk verdient. Die Sicherung von Freiräumen zielt darauf ab, werden sollen. Insgesamt werden 10 verschiedenartige Zielsetzungen verfolgt und als die Siedlungsentwicklung zu lenken. Maßnahmen zu ihrer Aufwertung wären bis auf Maßnahmenbereiche dargestellt, weil Handlungsbedarf besteht. Die Entwicklung der wenige Ausnahmen noch zu entwickeln. Kulturlandschaft auf diesen Flächen ist entweder besonders dringlich, bedeutend oder wegen der Größe der Flächen erforderlich. Sie ist allerdings nicht so vorbereitet wie Die Einzelmaßnahmen und die Maßnahmen in den Siedlungen wurden aus den ge- in den Aktionsräumen. meindlichen Vorplanungen übernommen. Dort sind diese ausführlichst erläutert. Von den Darstellungen der Flächennutzung aus betrachtet ergibt sich eine umgekehrte Die Entwicklung ehemaliger Bergbauflächen wurden mit der Landschaftsrahmenpla- Reihenfolge immer genauerer Planung bzw. immer dringenderem Handlungsbedarf: nung abgestimmt und dargestellt, um das Engagement des Bergbautreibenden aus Auf der Grundlage der Planungsziele zur Flächennutzung werden Maßnahmenberei- kommunaler Sicht, so wie es mit den Städten und Gemeinden und dem Stadtverband che herausgehoben und diese zu kommunalen Aktionsräumen weiterentwickelt. Die Saarbrücken abgestimmt wurde, zu unterstützen. wichtigen Aufgaben stehen somit in der Legende und im Plan ganz oben. Das Aktionsprogramm für die Landschaft besteht aus:

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Kommunale Aktionsräume

Für die kommunalen Aktionsräume wurden Maßnahmen in der offenen Landschaft und an den Bächen ausgewählt. Für die Gewässerrenaturierung wurden zusätzlich die Maßnahmen sogar nach Kosten kalkuliert, um ihre Umsetzung vorzubereiten. Die Umsetzung in den Aktionsräumen erfolgt nach der eigenständigen politischen Priori- tätensetzung der Städte und Gemeinden des Stadtverbandes. Sie sind Initiatoren und Adressaten der Umsetzung. Dabei wird häufig eine Ökokonto Regelung Anwendung finden. Die vorgeschlagenen Maßnahmen in den kommunalen Aktionsräumen sind sowohl lokal als auch regional besonders dringlich. In den Aktionsräumen können Flächen zum Ausgleich nach BauGB durch die vorgesehenen Planverfahren entwickelt werden. Der Landschaftsplan enthält Aktionsräume zur • Bach-Renaturierung und zur • umweltverträglichen Landbewirtschaftung Die Aktionsräume zur Bachrenaturierung umfassen im Stadtverband 598 ha, die zur umweltverträglichen Landbewirtschaftung 935 ha. Zusammen sind damit für das kommunale Ökokonto 1533 ha Ausgleichsfläche vorgesehen. Zum Vergleich: Fläche des Stadtverbandes 410.000 ha.

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Bach-Renaturierung

Die Fließgewässer im Stadtverband sind in der Vergangenheit als Abwasserkanäle missbraucht worden. Doch die Kommunen unternehmen zusammen mit ihrem Zweckverband, dem Entsorgungsverband Saar, große Anstrengungen, die Kläranla- Aktionsräume in den Kommunen nach Anzahl gen und Abwassersammlersysteme auf den neusten Stand zu bringen. Dadurch wer- Kommune Schutzräume Aktionsräume den die Fließgewässer immer mehr von Abwasser befreit und die Wasserqualität verbessert. Deshalb können die Bäche als Landschaftselement und Lebensraum wie- 0 0 dergewonnen werden. Ufer und Verlauf müssen mit mehr oder weniger aufwendigen Großrosseln 0 2 Maßnahmen umgestaltet werden. Die Vorbereitung einer solchen Renaturierung erfordert einigen Planungsaufwand und je nach Umfang der notwendigen Maßnah- 0 14 men bedarf es eines gesonderten Genehmigungsverfahrens und entsprechender Fi- Kleinblittersdorf 3 4 nanzmittel. Das Handlungsprogramm ist daher sehr ehrgeizig und kann sich keines- falls auf alle renaturierungswürdigen Strecken beziehen. Der Landschaftsplan setzt Püttlingen 1 5 fachliche Prioritäten. Ein Teil der Aktionsräume ist bei den Städten und Gemeinden 5 4 bereits in der Umsetzungsplanung, teilweise wurden erste Maßnahmen bereits ver- wirklicht. Insgesamt wurden 17 Schutzräume (in der Karte S. 20 gelb) und 47 Ak- 3 4 tionsräume (in der Karte S. 20 blau) im Gebiet des Stadtverbandes Saarbrücken ausgewählt. Saarbrücken 6 11 Gewässer im Stadtverband Saarbrücken Sulzbach 1 2 km v.H. Völklingen 1 4 Gewässer 580 100 Naturnah 123 21 Mehr Informationen bei Kunz 1998 bzw. der inzwischen fortgeschriebenen Liste der Aktionsräume mit Maßnahmen und Prioritätensetzung. (vgl. Quellen S. 77). Umbaubedürftig oder verrohrt 137 24

Strecken in Aktionsräumen 69 12

Manche Schwerpunkträume überschreiten kommunale Grenzen. Aus diesem Grund ergibt die Summierung der Schutz- und Aktionsräume der einzelnen Kommunen eine höhere Zahl als tatsächlich vorgesehen sind.

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Umweltverträgliche Landbewirtschaftung

Im städtischen Umfeld Saarbrückens ging die Zahl ben Umwelt und Verbraucher wichtige Vorteile. Die der landwirtschaftlichen Betriebe stetig zurück. Die Verbraucher haben die Möglichkeit die Produzenten Bewirtschaftung der aufgegebenen Flächen haben kennenzulernen und können sich auf Bauernhöfen oder überwiegend die verbleibenden, in der Fläche wach- Märkten selbst überzeugen, wie sicher ihre Nahrungsmittel senden Betriebe übernommen. Viele Flächen schlech- sind und die Produkte selbst müssen nicht weit transpor- terer Bonität oder unzureichender Erschließung sind tiert werden. brachgefallen. Insbesondere in siedlungsnahen Berei- Die Aktionsräume zur umweltverträglichen Landbewirt- chen werden solche freigesetzten Flächen oft durch schaftung werden ausgewiesen, um Privatleute als Garten oder für die private Tierhaltung (v.a. Pferde) genutzt. Andere Flächen, selbst solche • bestehende Belastungen von Natur und Umwelt zu bester Bonität, werden Bauland. vermindern Eine offene und vielfältig genutzte Kulturlandschaft • die landwirtschaftliche Nutzung zu erhalten, kann die Umweltbelastungen in unserem Verdich- tungsraum wirksam ausgleichen. Sie bietet Biotope • wo erforderlich z.B. private Pferde- und Schafhaltun- für wildlebende Tiere und Pflanzen und Erholungs- gen zu ordnen, räume für Menschen. Brachgefallene Kulturland- • die nicht bewaldeten Freiräume als Erholungsraum zu schaft sollte nicht unnötig mit Zäunen, Wohnwagen, bewahren und zu entwickeln. Wochenendhäusern oder Ähnlichem „möbliert“ und auch nicht bedenkenlos der Entwicklung zum Wald Folgende Aktionsraum - Kategorien werden im Land- überlassen werden. Ein Ausgleich zwischen Land- schaftsplan abgegrenzt: wirtschaft, Privatnutzung, offener Erholungsland- • Aktionsraum ”Verminderung Bodenerosion” schaft und Waldentwicklung ist damit vom Land- schaftsplan gefordert. • Aktionsraum ”Umweltverträgliche Freiflächennut- zung” Ohne wirtschaftlich solide Basis und genügend Flä- chen für die landwirtschaftlichen Betriebe drohen die • Aktionsraum ”Offenhaltung Landschaft” Nutzung der Kulturlandschaft und ihr Erholungswert für die Öffentlichkeit verloren zu gehen. Die Darstellung räumlich und inhaltlich eng abgegrenzter Aktionsräume soll helfen, die im Landschaftsplan vorge- Die Sicherung der Landwirtschaft hat nicht zuletzt schlagenen Maßnahmen besser kalkulieren und gezielt das Ziel, die verbrauchsnahe Versorgung mit regiona- umsetzen zu können. len Produkten zu unterstützen. Von diesem Ziel ha-

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Insgesamt werden 19 Aktions- räume mit 935 ha Fläche darge- stellt. Dies macht fast 10 % der gesamten landwirtschaftlichen Fläche aus

Direkt - Vermarktung wie auf dem Saarbrücker Bauernmarkt unterstützt die umweltverträgli- che Landbewirtschaftung.

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Verminderung Bodenerosion

Bodenabtrag durch Wassererosion infolge großflächigen Ackerbaues in Hanglagen Stadt/Gemeinde Nr. Name Aktionsraum Größe ist die primäre Umweltbelastung durch Landwirtschaft im Stadtverband Saarbrücken. Die Gebiete mit Bodenerosion wurden abgegrenzt und ergänzt durch Räume, in de- Kleinblittersdorf 2 Aktionsräume nen der Austrag von Dünger und Pestiziden in Fließgewässer zu befürchten ist, z.B. E1 Ransbacher Berg 47 ha durch Ackernutzung im Überschwemmungsbereich von Bächen. E2 Bliesaue 16 ha Die vorgeschlagenen Maßnahmen reichen von einfachen kulturtechnischen Maß- nahmen (Fruchtfolgeanpassung, Zwischenfruchtbau, Untersaaten), über die Einbrin- Saarbrücken 2 Aktionsräume gung von hangparallelen Grünlandstreifen bis zur Pflanzung von hangparallelen Heckenzügen. Die Landwirtschaft ist über diesen Planungsansatz informiert und die E3 Hinter den Birken 75 ha Maßnahmen werden im Vorfeld mit den betroffenen Landwirten abgestimmt. E4 Staffelköpfchen 45 ha Püttlingen 1 Aktionsraum E5 Sellerbacher Berg 129 ha Heusweiler 7 Aktionsräume E6 Krembach 31 ha E7 Kreuzwiesberg 42 ha E8 Hommersbacher Brunnen 25 ha E9 Heidenkuppe 38 ha E10 Vogelsborn 4 ha E11 Hilgenbacher Höhe 25 ha E12 Eiweiler Langgewann 23 ha

Erosion in der Landwirtschaft Es werden 12 Aktionsräume mit einer Gesamtfläche von 500 Hektar dargestellt. Sie verteilen sich auf die Städte und Gemeinden im Stadtverband wie folgt:

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Umweltverträgliche Freiflächennutzungen

Im Aktionsraum treten nicht - landwirtschaftliche Freiflächennutzungen konzentriert Freiflächenutzern keine nachhaltige Flächenbewirtschaftung erwartet werden kann. auf und rufen einen unmittelbarer Ordnungsbedarf hervor. Nur eine rechtliche Absicherung und eine baurechtliche Definition der zulässigen Nutzungen macht die für eine nachhaltige Flächennutzung unabdingbaren Investitio- nen möglich. Hierbei steht vor allem das ausgewogene Verhältnis zwischen Tierbe- satz und genutzter Fläche, eine angemessene Größe und Bauform der benötigten Gebäude und eine Sicherung der Flächen für die Grundfuttergewinnung im Vorder- grund. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Festlegung von Zonen für Wiesen und Weiden, um die zulässige Form der Einzäunung festzulegen. Ergänzt werden diese baurechtlichen Vorgaben durch die Unterstützung der Nutzer bei der Nutzung der Fläche, da vielfach keine ausreichenden Kenntnisse bzw. Maschinenausstattung zur nachhaltigen Flächennutzung vorliegen (z.B. durch Vermittlung von landwirtschaft- lichen Lohnunternehmern zur Futterwerbung und Weidepflege). Diese Vorgehensweise ist nicht dazu gedacht und vor dem Hintergrund der rechtli- chen Vorschriften auch nicht geeignet, illegal errichtete bauliche Anlagen im Zu- sammenhang einer privaten Gartennutzung im Einzelfall zu legalisieren. Die Darstel- lung des Aktionsraums oder in anderen Fällen von Freiflächennutzung im Land- schaftsplan hat keine baurechtlichen Konsequenzen und bedeutet deshalb nicht, dass baulichen Anlagen baurechtlich geduldet sind. Ob und wie Freiflächennutzungen geordnet werden, obliegt den zuständigen staatlichen Behören, wenn Städte und Gemeinden nicht von ihrer Planungshoheit Gebrauch machen wollen.

Sie sind allerdings nicht nur auf den Aktionsraum beschränkt, wie das Beispiel Stadt/Gemeinde Nr. Aktionsraum Name des Aktionsraumes Größe mangelnder Umweltverträglichkeit einer privaten Freiflächennutzung im Foto zeigt. Völklingen 1 Aktionsraum Die bestehenden Nutzungen wären im Aktionsraum über einen sog. einfachen Be- F1 Westlich Hugennottenstr. 155 ha bauungsplan baurechtlich zu ordnen und Mindeststandards für die Nutzung vor- zugeben. Im Gegenzug wäre von den Nutzern eine Verbesserung der Nutzungssitua- tion im Hinblick auf Stetigkeit und Umweltverträglichkeit zu erwarten. Diese Vorge- hensweise wird für den Aktionsraum vorgeschlagen, weil ohne eine rechtliche Siche- rung der Nutzungen in abgegrenzten Bereichen von den nicht - landwirtschaftlichen

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Offenhaltung Landschaft

Es werden 5 Aktionsräume mit einer Gesamtfläche von 280 Hektar im Stadtgebiet von Völklingen und Saarbrücken dargestellt:

Völklingen 2 Aktionsräume O1 Weiherkopf 28 ha O2 Lauterbach-NW 85 ha Saarbrücken 3 Aktionsräume O3 In den vier Ruthen 27 ha O4 Südraum 108 ha O5 Alsbachtal 32 ha

Zielrichtung ist hier die dauerhafte Offenhaltung der Fläche mit möglichst wenig Pflegemaßnahmen zu erreichen. Im Gegensatz zu den Maßnahmenbereichen für Natur und Landschaft sind hier Flächen abgegrenzt, in denen eine kurzfristige Wie- deraufnahme der landwirtschaftlichen Nutzung oder eine Weiterführung und Aus- dehnung konkret möglich ist. Die entsprechenden Flächennutzer sind bekannt und in der Lage hier eine nachhaltige, extensive Flächennutzung vorzunehmen. In den Aktionsräumen in Saarbrücken besteht allerdings in Teilbereichen Ordnungs- bedarf für nicht-landwirtschaftliche Freiflächennutzungen z.T. mit erheblichen Be- wirtschaftungsfehlern, wie sie auch für den Aktionsraum „Umweltverträgliche Frei- flächennutzungen“ typisch sind. Im Vordergrund steht allerdings die Sicherung der Weiherkopf landwirtschaftlichen Nutzung auf dem bestehenden extensiven Niveau.

Zu Konzept und Bearbeitung der Aktionsräume umweltverträgliche Landbewirt- schaftung finden sich weitere Informationen bei Kühlbach 1999 (vgl. Quellen S.77)

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Kulturlandschaft

Um die Ziele und Maßnahmenvorschläge der gemeindlichen Vorplanungen unterein- zu begrenzen. Sie wurden in Form der „Sicherung von Freiräumen“ aufgegriffen(s. ander und mit den Zielen zur Landwirtschaft abzustimmen, wurde ein Gutachten zur Seite 38). Qualifizierung von Freiräumen vergeben und ausgearbeitet. Vgl. im Quellenver- Die Maßnahmenbereiche Kulturlandschaft umfassen Flächen zur: zeichnis: AGL 1998 . Auf der Grundlage der Ergebnisse des Modellvorhabens Landwirtschaft und der • Biotopentwicklung Offenland thematischen Analysen der Landschaftsrahmenplanung zu den Naturgütern und zur Freiraumentwicklung wurde ein Freiraumkonzept und Maßnahmenschwerpunkte • Biotopentwicklung Wald abgeleitet, die • sich durch einen besonderen Handlungsdruck auszeichnen, z.B. die Schwer- Biotopentwicklung Fläche Anteil an Wald und offe- punkträume aktueller Bodenerosion oder Altstandorte des Bergbaus; ner Kulturlandschaft • eine besondere Umweltqualität aufweisen und aufgrund von Verbrachungsten- Biotopentwicklung Offenland 2.896 ha 11 % denzen einer Sicherung bedürfen, z.B. die ausgedehnten Streuobstgebiete oder die extensiv genutzten Wiesengebiete; Biotopentwicklung Wald 2.934 ha 11 % Zusammen 5.830 ha 22 % • ein hohes Potential zur Verbesserung des Naturhaushaltes besitzen und damit eine hohe Effizienz der Maßnahmen garantieren, z.B. der Umbau standortfrem- Biotope, FFH-Gebiete 9.868 ha 37 % der Forsten in Auen; Biotope und Biotopentwicklung 14.414 ha 54 % • sich in besonderer Art und Weise zur Schaffung von Erholungsräumen im Ver- dichtungsraum eignen, z.B. die Entwicklung von stadtnahen Erholungswäldern. Der Landschaftsplan generalisiert aus überörtlich abgestimmter Sicht, definiert ge- Die Maßnahmenbereiche für das Ökokonto der Städte und Gemeinden und die zur mäß der Schwerpunktsetzung Freiräume unterschiedlicher Qualität, grenzt diese ab Integration in den Flächennutzungsplan vorgeschlagen sind, sind die Maßnahmenbe- und gibt für sie eine einheitliche Entwicklungsrichtung an. Auf diese Weise kann er reiche Biotopentwicklung im Offenland. Dabei wird der Begriff Biotop im weiten auf die Übernahme einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen aus den gemeindlichen Sinn und nicht nur selektiv auf besondere Lebensräume wildwachsender Arten be- Vorplanungen verzichten. In der Praxis werden Maßnahmen in Einzelfällen durch schränkt. Extensive landwirtschaftliche Nutzungsflächen, genutzte Offenlandberei- landschaftspflegerische Begleitplanung, häufiger aber durch eine Abstimmung mit che und Streuobstwiesen werden in die Entwicklung der Kulturlandschaft einbezogen Nutzern und Eigentümern „vor Ort“ festgelegt. und die Nutzungssicherung als Aufgabe von Naturschutz und Landschaftspflege verstanden. Nutzung der Kulturlandschaft ist kostengünstiger als Ankauf von Flä- Die gemeindlichen Vorplanungen wurden auch im Hinblick auf die Lenkung der chen und Pflege als besondere Biotope. Soweit nicht in den gemeindlichen Vorpla- Siedlungstätigkeit abgestimmt. Zusätzlich zu Siedlungsentwicklungsflächen enthiel- nungen dargestellt, sind Maßnahmen im einzelnen noch näher zu bestimmen und zu ten Vorplanungen auch Darstellungen, um die Siedlungsentwicklung zu lenken und

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kalkulieren. Dies geschieht z. B. durch planerische Nutzungssicherung, Pflegepläne oder durch Grunderwerb. Die Maßnahmenbereiche sind auch vorgesehen, um einen Biotopverbund in Wald und offener Kulturlandschaft zu entwickeln. Biotopentwicklung Offenland

Die Biotopentwicklung im Offenland umfasst fünf Maßnahmenbereiche: 1. Erhaltung und Förderung einer extensiven Landwirtschaft 2. Erhaltung und Förderung der Offenlandnutzung 3. Pflege zur Biotopsicherung 4. Erhaltung und Förderung der Streuobstwiesennutzung 5. Sukzessionsflächen.

1 - Erhaltung und Förderung ei schaft

Die Maßnahmenbereiche zur Förderung der extensiven Landwirtschaft betreffen vornehmlich Flächen mit Grünlandnutzung der Erwerbslandwirtschaft. Sie sind be- reits extensiv genutzt. Lediglich in den größerenner Auen extensiven des Planungsraumes Landwirt- - von Blies, Saarbach, Köllerbach und Köllerwieser Bach - wird unabhängig von der aktu- ellen Nutzung eine möglichst extensive Dauergrünlandnutzung angestrebt. In Auen • Förderung der Streuobstwiesennutzung (SAUM) verhindert die Grünlandnutzung den Bodenabtrag bei Überflutungen. Eine extensive Wiesen- oder Weidenutzung auf den meist bodenfeuchten Standorten verhindert • Beschränkung der nicht landwirtschaftlichen Freiflächennutzungen Düngereintrag in Grundwasser und Fließgewässer sowie Bodenschäden. • Förderung einer extensiven Grünlandnutzung im Bereich von Talauen (SAUM) Folgende Maßnahmen stehen im Vordergrund: • Umwandlung von Ackerflächen in Auen in Dauergrünland(SAUM) • Sicherung der extensiven Grünlandnutzung (SAUM) • Auszäunung von Uferbereichen, Quellen und Naßbereichen

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Im Rahmen des SAUM (Saarländische Agrar-Umwelt-Maßnahmen) werden die oben Landschaftsbildes wichtige Bereiche dar. Mit der Verbrachung und der anschließen- genannten Aktivitäten von Landwirten mit einer entsprechenden Flächenförderung den Sukzession zu Gehölzbrachen gehen diese Funktionen weitgehend verloren. unterstützt. Näheres zum Programm – z.B. zum Basisprogramm und zur Laufzeit – Demgegenüber steht nur ein geringer Entlastungseffekt der Naturgüter in Bezug auf unter http://www.umwelt.saarland.de/1830.htm dort Kulturlandschaftsprogramm die Minimierung des Stoffeintrages bei Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung, bzw. Landwirtschaft. da diese Flächen ohnehin (sehr) extensiv bewirtschaftet werden. Der Stadtverband besitzt überdies mit ca. 41% einen außerordentlich hohen Waldanteil. In einzelnen Vorrangig soll die extensive Nutzung dort gefördert werden, wo nach dem Gutachten Kommunen (z.B. Großrosseln, Quierschied, Friedrichsthal) drohen die letzten Offen- zum Landschaftsrahmenplan Vorrangflächen für den Arten- und Biotopschutz liegen, landbereiche außerhalb der Siedlungsfläche zu verbrachen oder zur Siedlungserwei- eine hohe Standortvielfalt und repräsentative Vegetationsausstattung vorliegt, land- terung beansprucht zu werden. Daher wird die weitgehende Offenhaltung der land- wirtschaftliche Sonderstandorte und §25 Biotop-Flächen auftreten, und die Flächen wirtschaftlichen Nutzfläche oder eine Wiedernutzung bereits verbrachter Gebiete von besonderer Bedeutung für das kulturelle Erbe, das Landschaftsbild und die Nah- angestrebt. Nur wenn die Sukzession zu weit fortgeschritten ist, d.h. die Flächen erholung sind. bereits weitgehend verbuscht sind und nur mit erheblichem Aufwand wieder geöffnet

2 - Erhaltung und Förderung der Offenlandnutzungen

Im Stadtverband Saarbrücken geht die landwirtschaftliche Nutzung zurück. Viele Flächen liegen brach oder sind hierfür stark gefährdet. In den nächsten 10 Jahren werden wohl fast 20% der heute noch bewirtschafteten Flächen (ca. 1.000 ha) aus der Nutzung fallen oder umgenutzt werden. Es handelt sich dabei i.d.R. um • Bereiche, die aufgrund der naturräumlichen Ausstattung (z.B. Hängigkeit, Bo- denvernässung oder –flachgründigkeit) bisher einer extensiven (meist Grünland) Nutzung unterliegen. Diese Flächen weisen eine natur- und kulturraumspezifi- sche Lebensraumausstattung auf. Hier konzentrieren sich landwirtschaftliche Sonderstandorte und § 25-Biotope. • Gebiete, die infolge der Realerbteilung eine starke Nutzungsmischung und damit eine hohe Nutzungs- und Strukturvielfalt aufweisen. Hierzu gehören die Streu- obstgürtel um die Ortslagen oder die kleinparzellierten Acker-Grünland- Mischgebiete. • Landwirtschaftliche “Restflächen” im Verdichtungsraum, insbesondere im Saar- tal und in den Kohletälern des Saarkohlewaldes. Diesen brachegefährdeten Offenlandbereichen kommt häufig eine wichtige Funktion für den klimaökologischen Ausgleich, das Lebensraumangebot für die Pflanzen- und werden können, soll eine Entwicklung zu Wald zugelassen werden. Tierwelt sowie für die Ausprägung und Individualität der Kulturlandschaft zu. Für die Naherholung stellen sie aufgrund der Ortsrandlage, dem Angebot an Wegen und an Flächen für die Eigenwirtschaft, aber auch aufgrund des abwechslungsreichen

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• Sicherung des Lebensraumangebotes für Pflanzen und Tiere: Im Stadtverband Saarbrücken sind noch großflächige, aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes hochwertige Offenlandlebensräume vorhanden, insbesondere im Warndt, im öst- lichen Köllertal und im Saar-Blies-Gau. Der überwiegende Teil dieser Flächen umfaßt extensive Wiesen- und Streuobstgebiete, die großenteils §25-Biotope ent- halten. Vgl. auch Arten- und Biotopschutzprogramm des Saarlandes (MFU 1997). • Pflege der Kulturlandschaft und Sicherung erholungsrelevanter Freiräume: Prioritär offengehalten werden sollen Bereiche mit besonders hoher Bedeutung für das Landschaftsbild sowie für den individuellen Charakter der Kulturland- schaft, z.B. stark exponierte Hangbereiche oder offene Wiesentäler mit bewalde- ten Hängen (z.b. Wieschbachtal). • In einigen Bereichen ist absehbar, dass noch auf ca. 10 Jahre ein Landwirt die Fläche beansprucht. Diese Bereiche wurden nicht als vorrangige Maßnahmen- schwerpunkte ausgewiesen. Hier gilt die allgemeine Zielsetzung “Offenlandnut- zung”

Alle brachegefährdeten landwirtschaftlichen Nutzflächen, die nicht mehr als Siche- rungsflächen für die Erwerbslandwirtschaft geführt, aber dennoch offengehalten werden sollen, zählen im Landschaftsplan zur Flächenkategorie “Offenlandnutzung”. Für diese Flächen sollen generell Möglichkeiten der Offenhaltung durch die Land- wirtschaft oder landwirtschaftsähnliche Freiflächennutzungen gesucht und unterstützt werden. Maßnahmenschwerpunkte: • Offenhaltung klimaaktiver Flächen: Für das Saartal als Belastungsgebiet ist es von besonderer Bedeutung, die klimaaktiven Flächen und die Durchlüftungsbah- nen zu sichern Dazu gehören u.a. kaltluftproduzierende landwirtschaftliche Nutz- flächen. Stehen diese im räumlichen Zusammenhang zu wärmebelasteten Sied- lungsflächen, kommt der landwirtschaftlichen Nutzfläche eine besonders hohe Bedeutung im Hinblick auf den Temperaturausgleich und die Lufthygiene zu. Ei- ne Verbrachung der Flächen mindert die klimaökologische Auslgeichsfunktion. Die Handlungsschwerpunkte liegen im Bereich siedlungsnaher Freiräume, z.B. um Köllerbach, Fürstenhausen, Geislautern, und in Durchlüftungsbahnen, z.B. Wieschbachtal und Lauterbachtal.

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In den Maßnahmenbereichen sollen frühzeitig Möglichkeiten zur Weiterführung Vorrangig sind solche Fläche in Pflege zu nehmen mit: adäquater landwirtschaftlicher Nutzungen gesucht und Fördermittel eingesetzt wer- den, gerade auch für die bisherigen extensiven Nutzungsformen. • hohem Anteil landwirtschaftlicher Sonderstandorte und §25-Flächen Andere standortverträgliche Nutzungen sollen initiiert und im Falle aktueller oder • besonderen Ausprägungen gefährdeter Pflanzengesellschaften früherer Fehl- oder Übernutzungen (z.B. in Auen) gefördert werden • einer besonderen kulturhistorischen Bedeutung (z.B. bei Pfeifengraswiesen) Wo die Möglichkeit der Weiternutzung durch ansässige Landwirte heute bereits • dringendem Handlungsbedarf aufgrund von Verbrachungstendenzen. absehbar ist, werden Aktionsräume “Offenhaltung der Landschaft” ausgewiesen. Angestrebt wird eine Fortführung der Nutzung durch die Erwerbslandwirtschaft, wobei extensive Nutzungen auf schwer bewirtschaftbaren Standorten über Förder- programme des Landes unterstützt werden sollen. Falls keine Nutzung durch die Erwerbslandwirtschaft mehr möglich ist, können alternativ auch extensive landwirt- schaftsähnliche Nutzungen (z.B. im Rahmen privater Schaf- und Pferdehaltung) herangezogen werden. Insbesondere im Warndt bietet sich die Offenhaltung der Rodungsinseln durch Schafhaltung (Landschaftpflegeverein Kalsbrunn, sh. S.13) bzw. Wanderschäferei an, im Raum Ludweiler und Lauterbach auch die Nutzung durch geordnete, kleine Pferdehaltungen. In Auen sollte die Beweidung möglichst extensiv sein; Naßstandorte, Gewässerufer und Quellen sind von Beweidung auszu- nehmen. Falls kein Interesse an der Nutzung einer bereits weitgehend brachgefalle- nen Fläche mehr besteht, kann im Einzelfall das Mulchen der Fläche über einen ge- wissen Zeitraum erforderlich sein, bis das Mahdgut wieder als Futter verwendbar ist. Brachemosaike mit aufkommender Verbuschung oder teilweise zugewachsene Flä- chen müssen erst gerodet werden, um eine landwirtschaftliche Nutzbarkeit wieder- herzustellen. So geschehen im Zuge der Initiative Naturrind Warndt GmbH (sh. S.14).

3 - Pflege zur Biotopsicherung Ausgenommen hiervon sind Naturschutzgebiete, für die von seiten der Obersten Pflegeflächen bleiben auf Sonderstandorte bzw. Bereiche mit zahlreichen landwirt- Naturschutzbehörde ein Pflege- und Entwicklungsplan erarbeitet werden muss. Die schaftlichen Sonderstandorten oder § 25-Biotopen begrenzt. Hier entwickelten sich meisten Pflegebereiche außerhalb von Naturschutzgebieten nehmen vergleichsweise spezifische Biotopstrukturen mit besonderer Bedeutung für den Arten- und Biotop- kleine Flächen ein, lediglich im Bereich des Rebenhangs südwestlich von Auersma- schutz, aber auch für den Kulturlandschaftschutz. Sie bedürfen einer besonderen cher, des Gebberges bei Fechingen und des Langgartens östlich Wahlschied sind Pflege zur Erhaltung der spezifischer Biotopstruktur und Artenausstattung. Auf die- größere Flächen betroffen, deren Pflege teilweise auch von Landwirten (Vertrags- sen Flächen konzentrieren sich Kalk-Halbtrockenrasen, Pfeifengras- und Kalkflach- landwirtschaft) übernommen werden könnte. moorwiesen im Saar-Blies-Gau, aber auch Naßwiesen und wechselfeuchte Wiesen in Quellbereichen des Prims-Blies-Hügellandes. Es handelt sich also meist um nach §25 SNG geschützte Biotope.

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Im Rahmen der Entwicklung von Pflegekonzepten stehen folgende Maßnahmen im Auf dem Scheidterberg beispielsweise wurden die Äcker großflächig in Streuobst- Vordergrund: wiesen umgewandelt. Heute sind die Streuobstgürtel und kleinteiligen Nutzungsmo- saike in Ortsrandlage ein herausragendes Merkmal der offenen Kulturlandschaft, • Erstpflege (teilweise mit Entkusseln) insbesondere des Saar-Blies-Gaus. Im Köllertal bleiben die Streuobstreihen meist • jährliche späte Pflegemahd lückig und sind auf die Ortsränder beschränkt. • Mahd von Hochstaudenfluren in mehrjährigem Rhythmus Streuobstwiesen sind heute sehr stark brache- oder umnutzungsgefährdet. In diese Bereiche drängen freizeitorientierte Nutzer, v.a. Pferdehalter, aber auch Freizeitgärt- • Einsatz spezieller Geräte zur Mahd in Steilhanglagen bzw. Mahd in Naßberei- ner und Kleintierhalter. Insbesondere in den Ortsrandlagen von Bübingen und Gü- chen dingen, Bischmisheim, Kleinblittersdorf und Auersmacher läßt sich dieser Prozess beobachten. 4 - Förderung der Streuobstwiesennutzung Eine vordringliche Aufgabe stellt die Entwicklung der Streuobstgürtel und kleinteili- gen Ortsrandmosaike im Saar-Blies-Gau dar. Sie übernehmen nicht nur eine beson- Mitte des letzten Jahrhunderts breiteten sich die zuvor auf Hausgärten und Parzellen- dere Funktion für die siedlungsnahe Erholung sondern - aufgrund ihres spezifischen Lebensraumangebotes - auch für den Arten- und Biotopschutz. Sie prägen das Er- scheinungsbild dieser offenen Kulturlandschaft. Zukünftige Nutzungskonzepte zur Weiterführung und Förderung des Streuobstbaues dürfen sich dabei nicht nur auf die Pflanzung von Obstbäumen beschränken. Vielmehr muss sich die Förderung auch auf die Pflege der Wiesennutzung ausdehnen und eine tragfähige Nutzung der Pro- dukte (Obst, Grünfutter, Heu) anstreben.

köpfe beschränkten Streuobstbestände in der Feldflur aus, eine Folge nachlassenden Nutzungsdrucks.

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5 - Sukzessionsflächen

Bereits stark verbuschte oder mit Bäumen bestandene Brachflächen, großflächige Feldhecken oder Pioniergehölze werden als Sukzessionsflächen ausgewiesen. Sie bleiben auf Bereiche begrenzt, in denen die Offenhaltung und Pflege der Kulturland- schaft nicht im Vordergrund steht. Sukzessionsflächen können der natürlichen Ent- wicklung überlassen bleiben und bedürfen der Unterhaltungspflege nur in sehr einge- schränktem Umfang. Sie stabilisieren Abflusslinien, Erosionsrinnen und Steilhänge, gliedern die Landschaft und verbessern das Lebensraumangebot für die Pflanzen- und Tierwelt.

Biotopentwicklung Wald

Die Biotopentwicklung Wald fasst folgende Maßnahmenbereiche zusammen: 10. Entwicklung von Wildnisgebieten 6. Wiederöffnung von aufgeforsteten Auen 7. Umbau von Forsten zur Biotopentwicklung 8. Entwicklung von Altholzinseln 9. Entwicklung stadtnaher Erholungswälder

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7 - Umbau von Forsten zur Biotopentwicklung 6 – Wiederöffnung von aufgeforsteten Auen Der Umbau standort- und naturraumfremder Altersklassenforste wie beispielsweise Durch Aufforstungen z. B. Fichten-, Douglasien-, Roteichen- und Pappelforste, findet im Zuge der naturnahen mit Pappeln oder Waldbewirtschaftung statt. Allerdings wird dieser Umbau langsam im Rahmen der Nadelhölzern in ehemaligen Hiebsreife dieser Baumarten vollzogen. Auf den meisten Standorten ist ein beschleu- Grünlandauen werden nigter Umbau aus Sicht von Naturschutz und Landschaftspflege nicht erforderlich, wichtige Funktionen des d.h. hier besteht kein Handlungsbedarf außerhalb der ordnungsgemäßen naturnahen Naturhaushaltes sowie die Waldbewirtschaftung. Durchlüftung von Demgegenüber beeinträchtigt die Aufforstung von Auen oder von sonstigen Standor- Siedlungsbereichen ten extra- bzw. azonaler Waldgesellschaften mit naturraumfremden Baumarten die beeinträchtigt. Im abiotischen und biotischen Naturgüter. Auf diesen Standorten stocken Waldgesell- Lauterbachtal und kleinflä- schaften, die von Natur aus im Vergleich zu den zonalen Wäldern nur kleinflächig chig auch im Wieschbachtal verbreitet sind und zudem durch die Veränderungen der Fließgewässersysteme und wird eine Rücknahme der des Grundwasserspiegels im Verdichtungsraum sehr stark zurückgedrängt wurden. Aufforstungen angestrebt. Die Wiederöffnung der Wald-Biotope, die nach § 25SNG geschützt sind: aufgeforsteten Grünlandaue wird in der gemeindlichen • Eichen-Hainbuchenwald auf Muschelkalk Vorplanung der Mittelstadt • edellaubholzreiche Wälder - Steilhangtyp Völklingen für den Lauterbach ausdrücklich • Orchideen-Buchenwald auf flachgründigem Kalkboden empfohlen. • edellaubholzreiche Wälder - Schluchtwaldtyp Die Rücknahme der Auffors- • feuchter bodensaurer Buchen-Stieleichenwald tungen wird vor allem aus stadtklimatischen Gesichts- • feuchter mesophiler Buchen-Stieleichen-Hainbuchenwald punkten vorgeschlagen. Es sind Talzüge, die durch • Erlen-Bruchwald Aufforstung in ihrer Funkti- • Quell-Erlen-Eschenwald on der Durchlüftung beeinträchtigt werden. • bachbegleitender Erlen-Eschenwald Zudem eröffnet die Standorte dieser Waldgesellschaften, die heute noch mit Fichten oder anderen Baum- Wiedernutzung als Grünlandauen auch Perspektiven für die Naherholung und den arten, die nicht der natürlichen Vegetation dieses Standortes entsprechen, bestockt Biotopverbund. Im Lauterbachtal könnte hierdurch auch eine Verbindungsachse sind, zählen zu den “potentiellen” § 25-Biotopen. Diese standort- und naturraum- zwischen den Rodungsinseln für die Schafherden geschaffen werden. fremden Forste sollen vorrangig in naturraumtypische Wälder umgewandelt werden - unabhängig von der Hiebsreife der Bäume. Zudem soll die waldbauliche Nutzung extensiviert oder gänzlich aufgegeben werden.

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9 - Entwicklung von stadtnahen Erholungswäldern 8 - Entwicklung von Altholzinseln Im Bereich der stadtnahen Wälder des Saartales, wie beispielsweise dem Völklinger Stadtwald, dem Stiftswald oder dem Halberg stocken sehr heterogene Waldbestände

Die Waldinseln der landwirtschaftlichen Schwerpunkträume Saar-Blies-Gau und Köllertal besitzen eine besondere Funktion im Hinblick auf das Habitatangebot für mit einer auf großen Flächen naturfernen Baumartenzusammensetzung. Hier kon- die Pflanzen- und Tierwelt, aber auch in Bezug auf das Landschaftsbild und die Nah- zentrieren sich zudem die Robinien- und Kastanienforste sowie die "Exoten"- erholung. Kleinere Wäldchen gehören zu den “Landmarken” in der offenen Kultur- Vorkommen im Stadtverband. Gleichzeitig liegt in diesen stadtnahen Wäldern der landschaft. Da in den landwirtschaftlichen Schwerpunkträumen auf Aufforstungen Schwerpunkt der Wildparks und "Arboreten". weitgehend verzichtet wird, kann durch die Entwicklung von meist isolierten kleinen Diese Ausgangssituation und die Nähe zu den verdichteten Siedlungsgebieten unter- Waldflächen als Altholzinseln inmitten der offenen Kulturlandschaft eine deutliche stützt die Konzeption, in Teilbereichen eine Weiterentwicklung der Waldbestände zu Verbesserung des Lebensraumangebotes und des Landschaftsbildes erreicht werden. “Stadtwäldern” anzustreben. Diese entstehen im Spannungsfeld zwischen der Umset- Hierbei wird der Kontrast zwischen offener Feldflur und Waldinseln sowie deren zung der naturnahen Waldwirtschaft, der Erhaltung von 200 Jahren Forstgeschichte Übergängen (Waldrändern) betont. D.h. die Waldbestände sollen gezielt als Altbe- und der (oft isolierten) Lage der Wälder inmitten der Stadtregion. Diese Aspekte stände mit reich strukturierten Waldaußenrändern entwickelt werden. Vorhandene sollen sinnvoll im Rahmen der naturnahen Waldbewirtschaftung (!) miteinander markante Einzelbäume sollen freigestellt und als "alte Bäume" entwickelt werden. verknüpft werden - sicherlich keine einfache Aufgabe.

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Hierzu gehören: Der Kernraum des "Naturnähe-Konzeptes" ist das "Waldschutzgebiet" Steinbachtal / Netzbachtal, das als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Dieser Bereich soll als • die Sicherung der vorhandenen Anlagen und kulturhistorisch bedeutsamen “Wildnisgebiet” entwickelt werden. Die Entwicklung dieser Bereiche als "Urwälder Waldbestände sowie deren Vernetzung durch Wegesysteme vor den Toren der Stadt" läßt eine Bewirtschaftung nur noch bedingt zu. • die Anlage von Waldaußen- und Waldinnenrändern Für ein entsprechendes Maßnahmenkonzept sind die Obersten Forst- bzw. Natur- • die “Markierung” von Wegekreuzungen und kulturhistorischen Relikte im Wald schutzbehörden zuständig. mit kulturhistorisch bedeutsamen Baumarten • die Sicherung und Anlage von waldtypischen “Parkstrukturen” (Arboreten, Wildparks, Kastanien-, Eichen- und Robinienwälder, Nadelholzforste ...) Maßnahmenschwerpunkte zur Umsetzung des “Stadtwaldkonzeptes” liegen in der Umgebung der Universität, am Kaninchenberg, Halberg, Winterberg, im St. Arnualer Stiftswald, auf dem Schanzenberg, nördlich Völklingen und nördlich Ludweiler. Eine vergleichbare Entwicklung wird in der unteren Köllerbachaue angestrebt. Hier liegen einerseits die größten Vorkommen an Auenstandorten, die nur in Teilen naturnah bestockt sind. Andererseits stehen hier inmitten der Altersklassenforste noch alte Exotengruppen. Hier sollte der Umbau bestehender Fichten- und Pappelforste und Inwertsetzung der für den Stadtverband einzigartigen Auenstandorte durch die großflächige Entwicklung naturnaher Auenwälder sowie das Freistellen und die Pflege der alten Exoten und Exotengruppen und eine Ergänzung als Arboretum ("Auenarten der Welt") angestrebt werden. 10 - Entwicklung von Wildnisgebieten

10 – Entwicklung von Wildnisgebieten

Im Zuge der Umsetzung der naturnahen Waldbewirtschaftung entstehen völlig neue Wälder, die sich deutlich von den heutigen Altersklassenforste unterschieden: Sie sind wesentlich stärker strukturiert, weisen einen erheblich höheren Anteil an Alt- und Totholz auf, sehen nicht mehr “aufgeräumt” aus sondern werden sich dem Habi- tus eines “Urwaldes” annähern. Besondere Voraussetzungen für eine Umsetzung dieses Konzeptes sind im Stadtver- band gegeben. Der Saarkohlenwald und der Warndt bilden mit ihren weitgehend naturnah ausgebildeten Beständen eine „Waldachse“, die in scharfem Kontrast zu den Siedlungsachsen des Ballungsraumes steht und der Stadtbevölkerung neue Er- lebnisräume anbieten kann. Im Zuge der naturnahen Waldwirtschaft entstehen hier in unmittelbarer Siedlungsrandlage Wälder mit einer natürlichen Walddynamik, die sich in besonderem Maße für eine extensive Naherholung in der Natur eignen.

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Sie umfassen ein sehr heterogenes Flächenkontingent mit unterschiedlichen Flächen- nutzungen und Landschaftsstrukturen. Hierunter fallen insbesondere landwirtschaft- liche Nutzflächen, Gärten und Grünflächen sowie Wald. Sicherung von Freiräumen Ziel ist es, • die Grünzäsuren von Bebauung freizuhalten und damit die Zersiedlung der Die gemeindlichen Vorplanungen geben Hinweise auf wichtige Grünzäsuren, reich Landschaft sowie die Entstehung von Siedlungsbändern zu verhindern. strukturierte Ortsränder oder Bereiche mit siedlungsrandtypischen Nutzungen, die • siedlungsnahe Erholungsfunktionen zu sichern von Bebauung freigehalten und in ihrer Struktur erhalten werden sollen. Zudem be- tonen nahezu alle Vorplanungen das Freihalten der Auen bzw. von Aue-Restflächen von jeglicher Bebauung. Auf der Grundlage dieser Informationen und in Abstim- Sicherung von Siedlungsrändern mung mit dem Modellvorhaben Landwirtschaft sowie der Landschaftsrahmenpla- nung werden für den Stadtverband drei Freiraumtypen ausgegliedert. Siedlungsränder können besondere Funktionen übernehmen. Sie stellen wichtige Ausgleichsflächen in Bezug auf die Kaltluftproduktion und Durchlüftung der wärme- und schadstoffbelasteten • Sicherung von Grünzäsuren Siedlungsbereiche dar. Sie bieten Raum für typische “Orts- randnutzungen” (Kleingärten, Pferdehaltung u.ä.) und binden • Sicherung von Siedlungsrändern die Siedlung in die (offene) Kulturlandschaft ein. Ortsränder • Sicherung von Auen, Klima- und bereichern den Naturhaushalt und das Landschaftsbild durch stark strukturierte Nutz- und Brachflächen mit Gärten, Äckern, Hochwasserschutz Wiesen und Weiden sowie Gehölzbrachen und kleinen Wäldchen. Hier konzentrieren sich Streuobstnutzung und Sicherung von Grünzäsuren Pferdehaltung. und Freiraumverbindungen Ziel ist es: • die Siedlungsentwicklung in diesen Bereichen zu begrenzen Grünzäsuren gliedern Siedlungsachsen und • die Kulturlandschaft offen zu halten Siedlungsbereiche. Kleinräumig begrenzen sie den Ortsrand und verhindern das Zusammenwachsen von Siedlungen. Grünzäsuren sichern Flächen für die siedlungs- • die traditionelle Streuobstnutzung zu fördern. nahe Erholung im Ballungsraum und dienen ortsrandtypischen Nutzungen wie bei- Bei Siedlungsrändern und Grünzäsuren, die vorrangig der Sicherung siedlungsnaher spielsweise der Streuobst- und Kleingartennutzung oder der Pferdehaltung. Fließende Ausgleichs- und Erholungsfunktionen dienen, steht der Schutz der Flächen in ihrer (Nutzungs-)Übergänge von den Gartenparzellen am Siedlungsrand zur landwirt- aktuellen Struktur im Vordergrund. Allerdings gibt es auch Bereiche mit besonderem schaftlichen Nutzfläche gehören zum charakteristischen Erscheinungsbild der offe- Handlungsbedarf in Bezug auf nen Kulturlandschaften im Saarland. Grünzäsuren wirken zudem als Sicht- und Im- missionsschutz zwischen Wohnbebauung und Gewerbe- bzw. Industrieflächen • Offenhaltung und Etablierung von Folgenutzungen • Umnutzung durch Freizeitnutzungen und Nutzungsintensivierung

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• Reaktivierung für Naherholung und extensive Freiraumnutzungen Sicherung von Auen, Klima- und Hochwasser- • Reaktivierung innerörtlicher Fließgewässerabschnitte schutz Die Handlungsschwerpunkte liegen in den von Verbrachung und Umnutzung bedroh- ten Streuobstgürteln von Auersmacher, Kleinblittersdorf, Bübingen und Güdingen Die Auen des Stadtverbandes gehören zu den am stärksten durch Landwirtschaft, sowie den offenen Restflächen der Kohletäler und des Saartales. Die erforderlichen Industrialisierung und Siedlungserweiterungen beanspruchten Landschaftsteilen. Im Maßnahmen: Förderung der Streuobstwiesennutzung, Ordnen bzw. Begrenzen von Gegensatz dazu steht ihre Freizeitnutzungen, Wiederöffnung bereits verbrachter Streuobstwiesen durch Erst- Funktion als wichtige pflege und Sanierung und Ergänzung des Wegenetzes. Durchlüftungsbahnen im belasteten Verdichtungsraum. Sie dienen der Hochwasserrückhaltung und dem Naturschutz. Darüber hinaus prägen sie Landschafts- und Ortsbilder und sind aufgrund ihrer To- pographie als Leitlinien für die Naherholung von besonderer Bedeutung. In die Aue gebaut Ziele für die Auen: • Von Bebauung und Aufschüttungen freihalten • Als Retentionsflächen sichern, reaktivieren oder sanieren, • Als Ventilationsbahn für den Klimaausgleich sichern Weitere Handlungsschwerpunkte stellen die innerörtlichen Auen des Rohrbach- und • Als Biotopstandort erhalten und entwickeln Sulzbachtales dar. Hier sollen die Fließgewässer renaturiert und die Auen als Grün- züge in Wert gesetzt werden. Die Beseitigung von Ablagerungen, eine Neuordnung • Äcker in Grünland umwandeln der Nutzungen und die Anlage von Wegen mit Anbindung an die Ortsmitte und die Wohnquartiere sind erforderlich. • Extensive Grünlandnutzung fördern.

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Einzelmaßnahmen

Entwicklung ehemaliger Bergbauflächen

Der Bergbau und die Montanindustrie haben die Landschaft im Stadtverband ent- scheidend verändert. Die Folgen des Bergbaus sind: • Störungen der Grundwasserverhältnisse, Gewässer fallen zeitweise oder ständig trocken; • Bergsenkungen führen zu Veränderungen und Absenkungen der Oberfläche, Gebäude können erheblich beschädigt werden, Bäche müssen reguliert werden; • Bergematerial wird auf Halden aufgeschüttet; • Großflächige Betriebsareale sind aufgelassen, die heute nicht mehr gebraucht werden. Ihre Wiedernutzung ist teilweise schwierig, weil der Untergrund konta- miniert sein kann. Insgesamt standen nach Angaben von Saarprojekt ca. 1500 ha Fläche zur Diskussion, davon rund 1000 ha, die nicht mehr betrieblich genutzt werden und auf denen sich Die Karte oben zeigt die Schwerpunkte im Stadtverband Saarbrücken. Natur entwickeln kann und soll. Die Renaturierung oder Rekultivierung, d.h. Wiedernutzung der ehemaligen Montan- Aus der Gesamtzahl der Flächen wurden diejenigen ausgesucht, die sofort oder in flächen stellt Städte und Gemeinden vor eine schwierige Aufgabe. Hierzu haben die den nächsten fünf Jahren für eine Folgenutzung zu entwickeln sind, insgesamt ca. Saarbergwerke früh eine Partnerschaft angeboten, ein Programm aufgelegt und ihre 875 ha. Entwicklungsperspektiven mit den Städten und Gemeinden und dem Stadtverband Saarbrücken abgestimmt. Der Planungsrat greift dieses Programm in Abstimmung 60 v.H. dieser Flächen können als Grün- bzw. Rekultivierungsfläche, für Zwecke des mit dem Landschaftsrahmenplan des Landes auf und begleitet es im Rahmen der Naturschutzes, für die Naherholung oder für die Aufforstung bereitgestellt werden. Landschaftsplanung. Es hatte den Auftrag, saarbergeigene bzw. von Saarberg genutz- Der Rest der Flächen könnte als Wohn- bzw. Gewerbefläche genutzt werden. Darun- te Flächen der Natur zurückzugeben sowie geeignete Flächen für andere Nutzungen ter wurden die Flächen ausgesondert, für die ein Gesamtkonzept zu erarbeiten ist. wie Wohnen und Gewerbe vorzuschlagen. Konkurrierende Nutzungsansprüche soll- Näheres vgl. Ökologisches Flächenmanagement ehemaliger Bergbauflächen vorge- ten gegeneinander abgestimmt werden. legt vom Minister für Umwelt und SaarProjekt 1997 und Liste der Flächen und Ent- wicklungsvorschläge AGL 1998.

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• Feldgehölzpflanzungen Sichtschutzpflanzung • die Anlage von Streuobstwiesen, deren Nutzung durch die Anwohner gewähr- leistet sein sollte. Eine Sichtschutzpflanzung wird dort vorgeschlagen, wo das Bild von Gewerbe- oder Industrieflächen verbessert und die Gebiete besser in die Naturnahe Gestaltung von Teichanlagen Landschaft oder die übrige Bebauung eingebunden werden Im Stadtverband sind fast alle stehenden Gewässer nicht natürlich entstanden. Ur- sollen. sprünglich als Mühlenweiher oder Fischteiche angelegte Stillgewässer sowie aufge- lassene Schlammweiher dienen heute fast ausschließlich der Naherholung. Alleepflanzungen Jüngere Teichanlagen beeinträchtigen oft Fließgewässer und Auen. Bei Aus den gemeindlichen Teichkomplexen entlang von Vorplanungen wurden einzelne Fließgewässern wie Alleepflanzungen, die beispielsweise am aufgrund ihrer Streckenlänge Walpershofer Steinbach führt einen deutlichen Einfluss auf das Bild der offenen Kulturlandschaft besitzen, über- die Wasserentnahme und nommen. Bei der Neuanlage von Alleen sollten nur kulturraumtypische Arten, bei- verstärkte Verdunstung zum spielsweise Streuobstbäume (lokale und regionale Sorten), Rosskastanie oder Linden völligen Versiegen der Was- Verwendung finden. Probleme durch Schädlingsbefall werden sinnvoll durch Mi- serführung im Bachlauf schung der Baumarten vermindert. selbst.

Entwicklung von Ortsrändern Rekultivierung Traditionelle Siedlungsränder weisen eine typische Zonierung von intensiv genutzten Einige Flächen haben einen Rekultivierungshinweis. Wie die Rekultivierung und mit Gartenflächen über Streuobstwiesen zur angrenzenden Agrarlandschaft auf. Für den welchen konkreten Einzelmaßnahmen sie erfolgen soll, muss noch festgelegt werden. Saar-Blies-Gau und das untere Saartal sind ausgedehnte Streuobstgebiete charakteris- Rekultivierung oder Sukzession sollen die Freiraumqualität in Defizitbereichen ge- tisch. Im Köllertal verzahnen sich die Hausgärten oft mit den angrenzenden Exten- zielt aufwerten. sivgrünländern und strukturreichen Grünlandmischgebieten. Bei Neubaugebieten entstehen demgegenüber oft abrupte Übergänge zwischen Gärten und landwirtschaft- licher Nutzfläche, beispielsweise am Sellerbacher Berg bei Riegelsberg oder bei Sitterswald. Hier schlagen die gemeindlichen Vorplanungen die Entwicklung von Ortsrändern vor. Mögliche Maßnahmen in diesen Bereichen: • die Anlage von Fußwegen am Ortsrand mit begleitenden Hecken- oder Allee- pflanzungen

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Maßnahmen in den Siedlungen

Die Maßnahmen in den Siedlungen dienen der Verbesserung des Wohn- und Ar- Maßnahmen, um die Ziele zu erreichen, sind Entsiegelung, Baumpflanzungen und beitsumfeldes und unterstützen eine nachhaltige Siedlungstätigkeit. Sie werden auch Dachflächenbegrünung, eine Verringerung von Parkplätzen in den Hinterhöfen sowie vor dem Hintergrund geplant, Nutzungsdruck auf die offene Landschaft, das „Woh- die Begrünung der Höfe. nen im Grünen“, abzubauen. Es gilt die älteren Baustrukturen zu sichern und Neubauten entsprechend anzupassen Negative Auswirkungen auf das Wohn- und Arbeitsumfeld entstehen, wenn Flächen sowie die Straßenräume zu begrünen und zu gestalten. In manchen weiträumigen unnötig versiegelt sind, wenn Grünflächen und Gärten fehlen oder übermäßig genutzt Abstandflächen z.B. zwischen Hochhäusern sollte erreicht werden, die Flächen mit werden. Wenn Ziersträucher vorherrschen statt der Vielfalt heimischer Pflanzen, Grün zu gliedern. Sichtschutzpflanzungen zwischen Gewerbe und anderen Nutzun- wird Lebensraum für die Tierwelt unnötig eingeschränkt. Wenn Fuß- und Radwege gen sowie Vorgärten tragen ebenfalls zu einem besseren Stadtbild bei. fehlen, haben umweltfreundliche Verkehrsträger kaum Chancen. Wenn Möglichkei- Wichtige Bereiche für eine Naherholung sind die Gärten, die möglichst auch für ten zur Naherholung und Gärten fehlen, die innerhalb der Siedlungsbereiche oder in Mietwohnungen geschaffen werden sollten. Hinterhöfe sollten einer möglichst priva- fußläufiger Entfernung liegen, entsteht unnötig Verkehr. ten Nutzung erhalten bzw. zugänglich gemacht werden, z.B. indem die Zäune oder Belastungen können durch Luftverschmutzung und Lärm, Hochwasser sowie durch Mauern zwischen den Anwesen im Interesse der privaten Nutzung nicht entfernt mangelnde Durchlüftung und Klimaregelung entstehen und andererseits durch Frei- werden. Öffentliche Bereiche und Plätze, Wegeverbindungen für Fußgänger sowie halten von Flächen, durch Heckenpflanzungen, Grünbestände oder begrünte Ab- ungenutzte und unbeplante Freiflächen in den einzelnen Wohnquartieren schaffen standsflächen gemildert werden. Andere Belastungen wie z.B. durch das Abwasser zusätzlichen Raum für Freizeitaktivitäten. Bei der Erweiterung von Neubaugebieten können nicht vermieden, sondern nur vermindert werden. Ein einförmiges Orts- und sollte auf Stichstraßen verzichtet und der Straßenraum gegliedert werden. Landschaftsbild kann ebenfalls als Belastung empfunden werden. In Siedlungsbereichen mit überlangen Gartenparzellen ist eine Nachverdichtung der Die Maßnahmen zur Verbesserung des Wohn- und Arbeitsumfeldes sind ausgehend Bebauung sinnvoll. Grundsätzlich sollte die Mischung von Wohnen mit nicht stören- von der vorgefundenen Baustruktur konzipiert, benannt und zusammengefasst wor- dem Kleingewerbe und Handwerk in den verdichteten städtischen Quartieren erhal- den, jedoch noch nicht genau örtlich festgelegt. Die Städte und Gemeinden entschei- ten werden. den, wo welche Maßnahmenbereiche wann detailliert geplant und umgesetzt werden. Den nach den Bauweisen gestaffelten Maßnahmenvorschlägen liegt für den Bereich Die Maßnahmen in den Siedlungen verfolgen die Ziele: der Landeshauptstadt Saarbrücken eine Theorie über Freiräume zugrunde (vgl. Erläu- terungsbericht zum Teilplan für die Landeshauptstadt Saarbrücken in der Anlage 1 • Verbesserung des Klimas, der Lufthygiene, Stützung und Sicherung des Wasser- vom März 1996), weitere Erläuterungen vgl. Vorplanungen der Städte und Gemein- haushalts den des Stadtverbandes . • Aufwertung Landschafts- und Stadtbild • Verbesserung der Naherholung sowie der Freizeitangebote • Sicherung der Nutzungsvielfalt, Nutzungsverdichtung, kleinräumliche Organisa- tion und Durchmischung

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Einzel- und Reihenhausbebauung Blockrand Geschosswohnungsbau

• Siedlungsbestand erhalten • Hinterhöfe als Aufenthaltsräume sichern, private Nutzbarkeit sichern • Straßenraum klassisch in Zonen aufteilen (z.B. Fahrweg, Parkierungsfläche, • Hinterhöfe nicht verdichten, keine Nutzung als Parkplätze Bäume bzw. Allee, Rad-/Fußweg, Vorgarten) • Freiräume, Grünbestände und Alleen erhalten Zeilen und Großformen • Einzelbäume pflanzen • Mietergärten sichern, besser erschließen und neue schaffen • Erschließungs- und Querwege für Fußgänger schaffen • Wege und Gärten mit Hecken eingrünen • Siedlungsbestand ergänzen, um die Bebauung zu verdichten • Gestaltungspläne für Freiflächen • Erhaltung, Entwicklung und Gestaltung von städtischen Plätzen. Der Zielkonflikt zwischen Freiraum erhalten und Bebauung verdichten ist im Einzel- fall zu lösen. Cityrand und City

• Weitere Verdichtung vermeiden • Rückwärtige Freiflächen und Innen- bzw. Hinterhöfe als Aufenthaltsraum si- chern, entsiegeln, möglichst keine Parkplätze • Gestaltungspläne für Freiflächen

Ortskern

• Hinterhöfe als Aufenthaltsraum sichern • Gestaltungspläne für Freiflächen

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Gewerbeflächen

Es gelten die für die Siedlungsflächen beschriebenen allgemeinen Maßnahmen. In Saarbrücken wird in den bestehenden Gewerbeflächen Nachverdichtung empfoh- len, auch wenn Abstandsgrünflächen dafür aufgegeben werden müssen. Dieser Ziel- konflikt wird im Einzelfall abzuwägen sein. Weitere Maßnahmen in Saarbrücken: • Waldartige Gehölzbestände, um einzufrieden und die Flächen zu begrünen • Wassergebundene Decken auf wenig beanspruchten Flächen • Keine großen Vorflächen zwischen Straße und Gebäuden

Flächen für den Gemeinbedarf

Als Flächen für den Gemeinbedarf werden Krankenhäuser, Schulen, Kirchen, Feu- erwehr, Post, Rathäuser usw. zusammengefasst. Genauere Aussagen enthält der Flä- chennutzungsplan, so dass sich der Landschaftsplan auf die Freiraumgestaltung be- ziehen kann. In der Landeshauptstadt Saarbrücken werden die folgenden Maßnahmen vorgeschla- gen: • Umbau der Grünbestände in Richtung der sog. potentiellen natürlichen Vegetati- on • Begehbare Flächen statt flächenhafter Abpflanzungen • Entsiegelung von Flächen, insbesondere von Schulhöfen • Sukzession und spontane Vegetation zulassen • Keine großen Vorflächen zwischen Straße und Gebäuden bei Neuplanung • Freiflächengestaltungspläne incl. Pflegepläne auch für Neuplanungen

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3. Flächennutzung

Landwirtschaft

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ging in der Vergangenheit stark zurück. Die Bewirtschaftung der aufgegebenen Flächen fällt überwiegend den verbleibenden großen Betrieben zu, viele Flächen fallen aber auch brach. Einige der Flächen wer- den durch Privatleute als Garten oder für die Tierhaltung genutzt. Andere Flächen, selbst solche, die für die Landwirtschaft zukünftig wichtig sind und bleiben, werden Bauland. Diese Entwicklung sollte durch den Landschaftsplan begleitet werden, weil sie nicht ohne Schwierigkeiten, Probleme und Konflikte verläuft. Aus diesen Gründen wurde ein Modellvorhaben zur Sicherung der Landwirtschaft, das Land und Bund förderten, vom Stadtverband über fünf Jahre von 1993 - 1998 eingerichtet. Die Siedlungstätigkeit soll möglichst nicht auf Flächen gelenkt werden, die für die Erwerbslandwirtschaft in Zukunft wichtig sind. Auf Beschluss des Planungsrates wurde der Teil Landwirtschaft für den Land- schaftsplan durch das Modellvorhaben Landwirtschaft erarbeitet: Planungsrat 1996 Der Landschaftsplan soll die bäuerliche Landwirtschaft im Verdichtungsraum durch gezielte Handlungsprogramme unterstützen und den Landschaftsverbrauch durch die Siedlungstätigkeit entsprechend lenken. Das “Modellvorhaben Landwirtschaft” beim Stadtverband Saarbrücken wird hierzu Vorschläge entwickeln, um die Abstimmung der Vorplanungen zu unterstützen. Innerhalb des Landschaftsplanes werden für den Bereich Landwirtschaft 3 Ziele verfolgt:

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• ZIEL 1: Flächen für Landwirtschaft sichern Betriebsgrößenstruktur • ZIEL 2: Umweltbelastungen der Landwirtschaft senken Im Stadtverband Saarbrücken wirtschafteten 1995 177 landwirtschaftliche Betriebe. • ZIEL 3: Offenhaltung der Brachen Hiervon wirtschaften 68 im Haupt- und 109 im Nebenerwerb. Für die Ausarbeitung der Flächen- und Maßnahmendarstellung innerhalb des Land- schaftsplanes wird auf folgende Arbeitsergebnisse des Modellvorhabens zurückge- griffen: • Kartierung der Realnutzung der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Stadtver- band Saarbrücken (Stand 1993 - Maßstab 1:5.000) mit folgenden kartierten Flä- chen: • Ackerland: 3.950 ha, • Grünland: 3.739 ha, • Freizeitnutzungen: 1.071 ha, • Brachen: 1.256 ha. • Bewertung der naturbürtigen Nutzungseignung und der landwirtschaftlichen Entwicklungsziele der Landwirtschaftsfläche im Stadtverband Saarbrücken (Er- gebnis der agrarstrukturellen Vorplanungen und der Nachbearbeitung durch das Modellvorhaben Landwirtschaft). • Umfangreiche und aktuelle Betriebsdaten aller landwirtschaftlichen Betriebe im Stadtverband Saarbrücken mit Stand und absehbarer Entwicklungsperspektive (Ergebnis der agrarstrukturellen Vorplanungen und der Nachbearbeitung durch Bei insgesamt 5.200 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche beträgt die mittlere Be- das Modellvorhaben Landwirtschaft). triebsgröße im Stadtverband Saarbrücken 29,4 ha (mit ansteigender Tendenz) - dage- gen liegt der Eigenflächenanteil nur bei 33% und die mittlere Größe der Ackerschlä- • Beratung der Mehrzahl der entwicklungsfähigen Betriebe im Stadtverband ge bei nur 1,21 ha (Grünland: 1,31 ha). Daraus wird deutlich, dass einerseits der Saarbrücken. Prozess der Flächenkonzentration auf einige wenige Betriebe stark vorangeschritten Der Strukturwandel in der Landwirtschaft, der im Saarland im bundesdeutschen ist, aber andererseits die Besitz- und Flächenbewirtschaftungsstruktur sehr kleinteilig Vergleich insgesamt weit vorangeschritten ist, hat im Verdichtungsraum Saarbrücken ist. zu einem besonders weitgehenden und schnellen Wandlungsprozess geführt. An einigen wenigen ausgewählten Kennzahlen läßt sich diese Aussage gut verdeutli- chen. Die dargestellten Daten umfassen die in den agrarstrukturellen Vorplanungen untersuchten Betriebe mit einer landwirtschaftliche genutzten Fläche über 5 Hektar. Es ergeben sich daher Flächenabweichungen gegenüber den kartierten Flächen und den Angaben des Statistischen Landesamtes.

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Viehhaltung Flächenbewirtschaftung Der Viehbesatz liegt im Stadtverband Saarbrücken mit 0,78 Großvieheinheiten Der Anteil der Ackerflächen an der Landwirtschaftsfläche (LF) (5.200 ha) beträgt ca. (GVE) / Hektar LF (ca. 50 % unter Bundesdurchschnitt) bedenklich niedrig. 60 %, etwa 3.120 ha. Auf fast drei Viertel der Ackerflächen wird Getreide angebaut. In der Tierhaltung überwiegen die Rinder mit einem Anteil von ca. 75 % am Viehbe- Ein Gemüseanbau, wie er in anderen Verdichtungsräumen mit einem erheblichen satz (in GVE), wovon wiederum zwei Drittel Milchkühe sind. Hühner (überwiegend Anteil vertreten ist (z.B. Frankfurt, Nürnberg), wird im Stadtverband Saarbrücken Legehennen) und Pferde sind im Vergleich zum Bundesmittel mit einem Anteil von nicht in nennenswertem Umfang betrieben. Diese Tatsache und das geringe Ertrags- 15 % bzw. 10 % am Viehbesatz überdurchschnittlich vertreten. Der Schweinebesatz, niveau (Mittlerer Flächenertrag - Wintergetreide: 45,8 dt/ha; Sommergetreide: 38,2 der im Saarland traditionell niedrig ist, liegt dagegen mit knapp 1 % weit unter den dt/ha; Raps: 30 dt/ha) verdeutlichen die extensive Bewirtschaftungsform des Acker- Werten vergleichbarer Regionen. Über den Eigenbedarf hinausgehende Haltungsgrö- baus. ßen stellen hier mittlerweile die Ausnahme dar. Von den 2069 ha von Betrieben mit mindesten 5 ha Nutzfläche genutzten Grünlän- dern werden 1700 ha als Wiesen und Mähweiden (davon nur ca. 30% als Silageflä- chen), 305 ha als Weiden und immerhin 129 ha als Streuobstwiesen genutzt. Im Prognose bis zum Jahr 2005 (10-Jahres-Prognose) gesamten Untersuchungsraum führt nur ein Betrieb 4 und mehr Grünlandschnitte durch. Bis 2005 wird ein Rückgang der Anzahl der Betriebe um fast 50% auf 95 Betriebe Sehr deutlich spiegelt die vorgenommene Bewertung der Intensität der Flächennut- erwartet. Dieser Schrumpfungsprozess wird auch raumwirksam. Durch den Rück- zung die überwiegend extensiv vollzogene Landwirtschaft im Stadtverband Saarbrü- gang des Viehbesatzes um insgesamt ca. 18 % (bei den Raufutterfressern sogar um cken wieder. Diese Bewertung stellt eine regionale Intensitätsbewertung dar, die sich ca. 29 %) muss ein Rückgang der bewirtschafteten Fläche um fast 20 % (ca. 1000 ha) aus einer Vielzahl von Einzelparametern zusammensetzt und sich beim Begriff der angenommen werden. "mittleren Intensität" an den saarländischen Durchschnittswerten orientiert. Für die Betriebe des Stadtverbandes und die von ihnen bewirtschaftete Fläche wur- Die landwirtschaftlichen Entwicklungsziele den folgende Bewertungen der landwirtschaftlichen Nutzungsintensität ermittelt: Nutzungsintensität Zahl der Betriebe LF in Hektar Mit diesem Ansatz wird vor allem die Umsetzung des oben formulierten ZIELES 1 angestrebt. Hierfür konnte die oben aufgeführte, nach Realnutzung kartierte Fläche Sehr gering 45 842,5 (10016ha) nahezu vollständig (9853 ha) drei unterschiedlichen Entwicklungszielen zugeteilt: Gering 87 1.731,7 • Erwerbslandwirtschaft: 6.389 ha Mittel 25 1.195,4 • Freiflächennutzung: 1.598 ha Erhöht 20 1.403,1 • Offenland: 1.866 ha.

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rung dieser Nutzungsformen und die Sicherung ihrer erwünschten Ausprägungen Erwerbslandwirtschaft angestrebt (siehe ZIEL 3). Diese Flächenkategorie beinhaltet folgende Flächen: • alle Flächen, auf denen eine landwirtschaftsnahe Freiflächennutzung im Außen- Zielsetzung: Fläche für die landwirtschaftliche Nutzung sichern bereich stattfindet. Hierbei handelt es sich vor allem um nicht landwirtschaftliche Diese Kategorie umfaßt alle für die Weiterentwicklung der entwicklungsfähigen Tierhaltungen (Pferde, Schafe, Ziegen), landwirtschaftlichen Betriebe benötigte Fläche. Sie umfaßt nach der bisherigen Ab- grenzung ca. 83 % der heute noch landwirtschaftlich genutzten Flächen. Diese Flächenkategorie beinhaltet folgende Flächen: • alle von weiterführenden landwirtschaftlichen Betrieben bewirtschaftete Flächen, • alle zur flächenbezogenen Entwicklung der weiterführenden Betriebe benötigten Flächen auslaufender Betriebe. Damit stellt diese Flächenkategorie den mittelfristigen Flächenbedarf der Landwirt- schaft im Stadtverband Saarbrücken dar. Die Inanspruchnahme dieser Fläche für konkurrierende Nutzungen beeinträchtigt somit die Entwicklungsmöglichkeiten der Landwirtschaft im Stadtverband Saarbrücken. Daher ist der landwirtschaftliche Nut- zungsanspruch auf diesen Flächen besonders zu berücksichtigen.

Vorrangfläche Erwerbslandwirtschaft

Die Erwerbslandwirtschaftsflächen, die in der agrarstrukturellen Entwicklungspla- nung für den Stadtverband Saarbrücken ausgewiesen sind, werden zusätzlich ausge- wiesen. Es handelt sich um Flächen, die bestehenden Haupterwerbsbetrieben wegen ihrer Eignung und Hofnähe unbedingt erhalten werden müssen, damit die Betriebe existentiell gesichert sind.

• größere Hausgärten im Außenbereich (teilweise mit Streuobstnutzung). Freiflächennutzung Dieser Flächenkategorie kommt im Stadtverband Saarbrücken aufgrund des hohen Verdichtungsgrades eine große Bedeutung zu. Zum einen müssen hier in die freie Zielsetzung: Nicht - landwirtschaftliche Freiflächennutzungen ordnen und si- Landschaft drängende Nutzungsansprüche gelenkt werden und zum anderen stellen chern. diese Nutzungsformen in den landwirtschaftlichen Rückzugsbereichen des Stadtver- Diese Kategorie umfaßt die Bereiche, in denen sich die Erwerbslandwirtschaft bereits bandes die einzige Möglichkeit zur Sicherung einer flächendeckenden Nutzung der stark zurückgezogen hat und in denen nicht - landwirtschaftliche Freiflächennutzun- ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Fläche dar. gen als Nachfolgenutzung entstanden sind. Hier wird eine Ordnung und Qualifizie-

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Die Darstellung lokalisiert zum einen diese Nutzungsformen und weist zum anderen Erwerbsgartenbau auf den möglicherweise vorliegenden Ordnungsbedarf hin. Insbesondere die land- wirtschaftsnahen Freiflächennutzungen mit den genannten privaten Tierhaltungen Die Flächen auf denen nach der Kartengrundlage Gärtnereien angesiedelt sind, wer- sind durch die benötigten baulichen Anlagen baurechtlich kritisch zu bewerten. Hier den als Flächen für Erwerbsgartenbau dargestellt. kann in den Bereichen, in denen eine Nutzungssicherung mit Hilfe dieser Nutzungs- formen möglich wird, die baurechtliche Sicherung angestrebt werden (siehe Aktions- räume).

Offenlandnutzung

Zielsetzung: Ausfallende Nutzungen stabilisieren und neue Nutzungen initiieren. Diese Flächenkategorie beinhaltet folgende Flächen: • alle aktuell brach liegenden, ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen, • alle heute noch landwirtschaftlich genutzten Flächen, bei denen mittelfristig ein Brachfallen zu erwarten ist. Auf diesen Flächen, bei denen nach dem Rückzug der landwirtschaftlichen Nutzung keine Ansiedlung der vorgenannten Freiflächennutzungen erfolgte oder absehbar ist, ist die Erhaltung des Offenlandes durch folgende Maßnahmen anzustreben: • Stabilisierung des Restnutzungen, • Neuansiedlung von Freiflächennutzungen, • Offenhaltung durch Pflegemaßnahmen. Die endgültige Prüfung des jeweiligen Entwicklungszieles von bestimmten Flächen kann nicht aus dem Bereich der landwirtschaftlichen Planung, sondern sollte aus dem Bereich des Naturschutzes und der Landschaftspflege geleistet werden. Für die nicht als Aktionsräume dargestellten Flächen dieser Kategorie sind hierbei die Darstellun- gen des Landschaftsrahmenplanes von besonderer Bedeutung.

Streuobst

Die im Stadtverband vorhandenen Streuobstwiesen, wie sie sich aus der Kartierung der landwirtschaftlichen Nutzfläche ergeben haben, werden mit einem Planungssym- bol gekennzeichnet.

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Wald

Der Wald im Gebiet des Stadtverbandes Saarbrücken ist überwiegend Staatsforst. Einige Städte und Gemeinden sowie private Eigner haben ebenfalls Waldbestände,

die allerdings gegenüber dem Besitz des Staatsforstes flächenmäßig deutlich geringer sind. Die Waldfläche wird einheitlich dargestellt. Sie soll überwiegend nach den Prinzi- pien der naturnahen Waldwirtschaft bewirtschaftet werden. Das Saarland als Eigner des Staatsforstes führte mit der „Waldbautechnischen Rah- menrichtlinie für die Bewirtschaftung des öffentlichen Waldes“ im Jahr 1992 die naturgemäße Waldwirtschaft ein. Die naturgemäße bewirtschaftete Wald soll • reich an Baumarten verschiedener Alterstufen sein, • gesunde und ökologisch stabile Bestände haben • ökonomisch zu bewirtschaften sein und alle sozialen Funktionen, die nachgefragt werden wie z. B. die Naherholung, Boden-, Klima- oder Grundwasserschutz er- füllen. Die Waldwirtschaft wird sich daher in Zukunft stärker an der potentiell natürlichen Vegetation orientieren und auf den Waldflächen die natürliche Regeneration stärker zulassen. Aufgrund historischer naturnaher Nutzungsformen entstandene Waldbereiche sollen vermehrt geschützt und, wo sinnvoll, solche Nutzungsformen in Zukunft wiederbe- lebt werden. Die Durchführung der notwendigen Anpassungs- und Umstellungsplanungen wird im Rahmen der sog. Forsteinrichtungsplanung erfolgen.

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Erholung und Grünflächen

Grünflächen Freiflächen und Gärten

Freiflächen sind Grünbestände und Grünflächen, die nicht öffentliche Grünanlagen sind und gepflegt werden. Meistens entsteht auf diesen Flächen Wildwuchs, der gar nicht oder nur in unregelmäßigen Abständen zurückgeschnitten oder ausgedünnt wird. Solche Flächen können im öffentlichen Besitz sein oder Privatleuten gehören. Als Freiflächen gelten auch die privaten Gartenflächen in den Siedlungsbereichen, wenn sie größere zusammenhängende Grünzonen bilden. Die Gartennutzung wird mit einem entsprechenden Planzeichen angezeigt. Grünflächen und -bestände entlang von Verkehrsanlagen werden ebenfalls als Frei- fläche dargestellt. Sie werden gesondert mit Planzeichen belegt, weil sie auch als Abstandsflächen verstanden werden. Plätze in den Siedlungsbereichen, die mehreren bzw. keiner eindeutig identifizierba- ren Nutzung zuzuordnen sind, werden als Freifläche mit einem entsprechenden Plan- zeichen gekennzeichnet. Die dargestellten Freiflächen, sofern es sich um Grünbestände und Gärten handelt sind dann dargestellt, wenn ihre Größe etwa ein Hektar beträgt. Für kleinere nicht gesondert dargestellte Freiflächen und Gärten gilt das in den Maßnahmen in den Siedlungen formulierte Erhaltungsziel.

Als Grünflächen werden die Parkanlagen wie z.B. der deutsch-französische Garten in Saarbrücken, die Friedhöfe und andere öffentliche Grünflächen wie z.B. die Köllerta- laue zwischen Püttlingen und Köllerbach, aber auch die Dauerkleingartenanlagen dargestellt. Die Pflege der öffentlichen Grünflächen und Parkanlagen hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Die intensive Pflege wird nur auf wenigen Flächen bzw. Teilflä- chen weitergeführt. Überwiegend wird ein Konzept der naturnäheren Gestaltung und in Folge auch Pflege bevorzugt, das leichter durchführbar ist und Kosten erspart.

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Diese Bewertung der Wege wurde nur durch die vorliegenden Planunterlagen ohne Freizeit- und Erholungsflächen und Freizeitein- weitere örtliche Überprüfung vorgenommen. Im Hinblick auf die Reduzierung der Informationsfülle sind innerörtliche Radwege- richtungen planungen und bestehende Radwege an innerörtlichen Straßen nicht übertragen wor- den. Dies gilt auch für die Darstellung von Wanderparkplätzen. Freizeitflächen und -einrichtungen sind überwiegend Sportplätze aller Sportarten, aber auch Kinderspielplätze oder Bolzplätze. Der Landschaftsplan versucht die un- Anhand dieser Kriterien werden bei Gemeinden mit Bestandsdarstellung der Wege, terschiedlichen Freizeitaktivitäten, soweit sie an Einrichtungen gebunden sind oder die aus der Plangrundlage ersichtlichen wichtigen Wegeverbindungen ausgegliedert sein sollen, möglichst vollständig mit einem Planzeichen anzuzeigen. Bei nicht mehr und ergänzt und mit denen der Nachbargemeinde vernetzt. darstellbar kleinen Flächen wird nur ein Planzeichen verwendet. Mit der Darstellung Die in den gemeindlichen Vorplanungen eingetragenen geplanten und bestehenden der Freizeitflächen wird auch verbunden, dass die Flächen begrünt bzw. eingegrünt Wegeverbindungen (z.B. Wanderwege) wurden übernommen. sind bzw. werden. Hierfür sollte möglichst die natürliche Sukzession am Standort ausgenutzt werden. Für die dargestellten Wegeverbindungen gilt, dass ein Ausbauzustand angestrebt werden soll, der auf weiten Strecken, insbesondere in Abschnitten im Außenbereich sozusagen „Quer-Feld-ein“ nicht versiegelt ist. Auf die Darstellung besonderer Maß- Wege für die Naherholung nahmen diesbezüglich wie z.B. • Wege entsiegeln und Das Thema Wege wurde in den gemeindlichen Vorplanungen sehr unterschiedlich behandelt. Das Spektrum reicht von keiner Wegedarstellung über Bestandsdarstel- • Wege entfernen lungen bis hin zu konkreten Wegeneuplanungen sowie die Darstellung von Wege- wird verzichtet. verbindungen. Als allgemeine Zielsetzung wird für die dargestellten Wegeverbindungen auch eine Bei der Abstimmung der Vorplanungen wird besonderes Gewicht auf die Vernetzung entsprechende Bepflanzung, die von zu begleitenden Straßen bzw. angrenzenden der Wege und die Darstellung von Gemeindegrenzen überschreitenden Wegeverbin- Nutzflächen abgrenzt, angestrebt. dungen gelegt. Darunter sind beispielsweise direkte Wegeverbindungen in benach- barte Ortsteile oder Wege in größere angrenzende Naherholungs- bzw. landschaftlich interessante Gebiete zu verstehen. Es werden aber auch wichtige innerörtliche Fuß- und Radwegeverbindungen z.b. in Saarbrücken oder Verbindungen an Siedlungsrändern übertragen und ergänzt.

Als Wegeverbindungen werden außerdem traditionelle Wege, die auf der Grundla- genkarte gekennzeichnet sind, wie beispielsweise Bergmannspfade oder Wege mit Namensbezeichnungen, angesehen. Die Wegeart, ob Fuß-, Wander-, Rad-, oder Reitweg wurden bei der Übertragung nicht unterschieden. Teilweise kann es sich auch um kleinere Nebenstraßen handeln.

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Gewässer

Im Gebiet des Stadtverbandes Saarbrücken existieren insgesamt 140 Fließgewässer, die in der Gewässerkarte des Saarlandes mit Namen versehen sind. Daneben gibt es noch eine Vielzahl kleiner, namenloser Seitengerinne, die meistens nur periodisch Gewässergüte Wasser führen. Sie haben weniger den Charakter von Fließgewässern sondern eher den von wasserführenden Gräben. Auf einer Gewässerstrecke von rund 360 km wur- Aufgrund der dichten Besiedlung im Stadtverband Saarbrücken sind die größeren den die Bäche und Flüsse im Gebiet des Stadtverbandes Saarbrücken hinsichtlich Bäche durchweg stärker abwasserbelastet. Sie nehmen als Hauptvorfluter die gesam- ihres Ausbaugrades kartiert. ten Abwässer ihres Talraumes auf. Die dichte Besiedlung, die unzureichende Abwas- serreinigung und teilweise die geringe natürliche Wasserführung der Bäche, die durch Einzelne Bäche werden nach Fließgewässersystemen geordnet. Ein Fließgewässersys- Auswirkungen des Kohlebergbaues noch verringert wird, sind die Ursachen für die tem entspricht in der Regel dem Einzugsgebiet eines Hauptbaches oder Flusses. schlechte Gewässergüte (z.B. Saarbach, Rohrbach, Sulzbach, Köllerbach). Die Fließgewässer im Stadtverband Saarbrücken stellen hauptsächlich Gewässer III. Abgesehen von der übermäßig mit häuslichen und industriellen Abwässern belasteten Ordnung dar. Ausnahmen hiervon sind die Saar, die als Bundeswasserstraße in die Rossel bleiben die Flüsse Blies und Saar deutlich geringer belastet als die meisten Kategorie der Gewässer I. Ordnung fällt, sowie die Blies, die Rossel und der Saaralt- zufließenden Hauptbäche. Bei ihnen wirkt sich die höhere Wasserführung und bereits arm in Brebach, die zu den Gewässern II. Ordnung gehören. Während die Gewässer I. durchgeführte Abwasserreinigungsmaßnahmen entlang der Saarschiene positiv aus. und II. Ordnung in die Unterhaltungspflicht des Landes fallen, sind bei den verblei- benden Gewässern III. Ordnung die Kommunen für die Unterhaltung zuständig. Die kleinen Seitenbäche bleiben im Gegensatz zu den Hauptbächen oft von direkten Abwassereinleitungen verschont, da hier die Einleitung von Abwässern aufgrund des Die im Stadtverband Saarbrücken vorhandenen stehenden Gewässer werden im Land- ungünstigen Mischungsverhältnisses schneller zu größeren Güteproblemen führen schaftsplan im Bestand dargestellt. Wegen ihrer geringen Bedeutung wurden aller- kann. Werden in einen kleinen Seitenbach dennoch Abwässer eingeleitet, so führt die dings für sie keine Entwicklungsziele aufgestellt. geringe Verdünnung des Abwassers im Bachwasser und die häufig nicht existente Die Fließgewässer im Stadtverband wurden sowohl nach der Gewässergüte als auch Abwasserreinigung (z.B. Ransbach, Auersmacher Tiefenbach, Gahnbach) zu erhebli- nach ihrer Struktur bewertet und dargestellt. chen Belastungen der Gewässergüte. Die meisten unbelasteten Bäche kommen im Saarkohlen-Wald zwischen Fischbach und Köllerbach vor. In den landwirtschaftlich genutzten Gebieten im Bereich des Muschelkalkes und im oberen Köllertal sind viele Bäche mäßig belastet. In den dicht besiedelten Gebieten besitzen die Bachläufe oft eine schlechte Gewässergüte. Die Bäche im Warndt sind durchweg entweder trocken oder technisch ausgebaut und gleichzeitig erheblich abwasserbelastet.

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Gewässergüte- Grad der Belastung mit leicht Nur Hauptbäche Gesamtheit aller unter- klasse abbaubaren organischen Stoffen und Flüsse suchten Fließgewässer Kilometer % Kilometer % mäßig belastet I unbelastet bis sehr gering belastet 0 0 5,7 2,0 kritisch belastet I-II gering belastet 3,2 2,8 47,5 16,7 II mäßig belastet 2,2 2,0 51,5 18,1 II-III kritisch belastet 51,9 46,0 69,9 24,5 III stark verschmutzt 17,3 15,3 37,4 13,1 III-IV sehr stark verschmutzt 11,8 10,5 16,3 5,7 sehr gering und IV übermäßig verschmutzt 26,4 23,4 56,8 19,9 gering stark, sehr stark, Tab.: Gewässergüte der Fließgewässer im Stadtverband Saarbrücken übermäßig verschmutzt

Abb.: Gewässergüteklassen der Fließgewässer im Stadtverband Saarbrücken

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konstante Wassertemperaturen, eine starke Beschattung sowie geringe Eutrophie- Gewässergüte - Ziele rungsvorgänge. In der Praxis bedeutet die Aufstellung von strengeren Gütezielen an Bachoberläufen Aufgrund der vorhandenen breiten Datenbasis wird die Gütebewertung nach dem keine besondere Erschwernis. Da die Einzugsgebiete klein und überschaubar sind, ist Saprobiensystem zur Formulierung von Gütezielen in der Landschaftsplanung ver- es hier leichter möglich Abwassereinleitungen zu vermeiden als in Gewässern mit wandt. großem Einzugsgebiet. In der Vergangenheit wurde regelmäßig die Gewässergüteklasse II als Zielvorstel- Die Festlegung von Gütezielen im Rahmen der Landschaftsplanung muss sich sicher- lung (Mindestgüte) für alle Fließgewässer in der Bundesrepublik Deutschland ge- lich am natürlichen Optimalzustand orientieren. Ausgehend von diesem Zustand nannt. ergeben sich Güteziele, die quasi „GÜTEANFORDERUNGEN“ beschreiben. Als Güteanforderungen für Bachoberläufe und Seitenbäche wird eine Mindestgüte- klasse von I-II vorgeben, während für die Hauptbäche und Flüsse eine Mindestgüte- klasse von II festgelegt wird. Aber: Nur Güteziele aufzustellen, die sich am natürlichen Zustand orientieren, hätte zur Folge, dass etwa 80% der Gewässer im Stadtverband Saarbrücken diese Gütean- forderungen nicht erreichen und mit einem Gütedefizit dargestellt werden müssten. Dabei würde nicht zwischen leicht belasteten und übermäßig verschmutzten Gewäs- sern unterschieden werden. Dies wird der Aufgabenstellung maßnahmenorientiert Güteziele aufzustellen wenig gerecht. Aus diesem Grund sind speziell für die stärker verschmutzten Gewässerabschnitte „SANIERUNGSANFORDERUNGEN“ festzustellen. Das Ziel der Sanierungsanforderungen ist, starke Gewässerverschmutzungen zu beseitigen. Sanierungsanforderungen tolerieren eine größere Belastung als die Güte- anforderungen. Sie sollen Schwerpunkte aufzeigen, wo sich die Gewässergüte in einem so desolaten Zustand befindet, dass hygienische Probleme oder Geruchsprob- leme entstehen können. Die Umsetzung der Sanierungsanforderungen soll gewähr- leisten, dass sich in allen Gewässern eine vielfältige Lebensgemeinschaft entwickeln kann. Artenarme Lebensgemeinschaften, die nur aus Abwasserspezialisten bestehen, sollen weitgehend zurückgedrängt werden.

Die Gewässergüteklasse II als Zielformulierung wird den vielfältigen Bedingungen, Da sich eine übermäßige Abwasserbelastung auf kleine Fließgewässer ebenso nega- die in den unterschiedlichen Gewässern herrschen, allerdings nicht wirklich gerecht. tiv auswirkt wie auf große, werden die Sanierungsanforderungen für die Bachober- Während sie für große Fließgewässer durchaus dem Optimum nahe kommt, weisen läufe wie auch für die Flüsse im Stadtverband Saarbrücken eine einheitliche Min- natürliche, unbelastete Bachoberläufe normalerweise eine deutlich bessere Gewäs- destgüte von II-III vorgeben. sergüteklasse auf. Sie zeichnen sich aus durch Nährstoffarmut, niedrige und relativ Die Einhaltung der Güteanforderungen ist eine wichtige Voraussetzung für die Durchführung von Renaturierungsmaßnahmen an Fließgewässern.

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Aus dem Vergleich der Soll-Güteziele mit den tatsächlichen Verhältnissen ergeben sich Gewässerstrecken, die eine den Anforderungen entsprechende Gewässergüte aufweisen und solche für die die Gewässergüte noch zu sanieren ist. Im Landschafts- plan werden 3 Darstellungsklassen als Gewässergüteziele voneinander unterschieden: Gewässergüte - Bewertung und Ziele Gewässergüte Gewässergüte Gewässergüte erhalten verbessern sanieren kein Defizit geringes Defizit hohes Defizit den Sanierungsan- den Güteanforderungen den Güteanforderungen forderungen (Güte- (Güteklasse II) nicht ent- entsprechend klasse II-III) nicht sprechend entsprechend Bachoberläufe und Sei- Bachoberläufe und Seiten- tenbäche mit Mindestgüte bäche mit Güteklassen II I-II oder II-III alle Fließgewässer mit den Güteklassen

III, III-IV oder IV Flüsse und größere Bäche Flüsse und größere Bäche mit Mindestgüte II mit Güteklasse II-III Tab.: Übersicht zu den Gewässergütezielen Für die Gewässerstrecken an denen keine Gewässergüteuntersuchung vorliegt kann selbstverständlich kein Gewässergüteziel aufgestellt werden.

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Abb.: Derzeitige Situation im Stadtverband Gewässerstruktur

Die dichte Besiedlung im Stadtverband Saarbrücken hat zu einer umfangreichen Überformung der ursprünglichen Gewässersysteme geführt. Während Gewässer innerhalb von Siedlungen in der Regel ausgebaut sind, bleiben sie im Außenbereich öfter ohne Ausbau. Innerhalb landwirtschaftlich genutzter Flächen werden die Bäche naturnah oft begradigt und besitzen nur noch rudimentäre Randstreifen und Ufergehölzsäume. Innerhalb von Waldgebieten bleiben sie noch am ehesten in einem naturnahen Zu- stand. begradigt Kleine Bäche werden im innerörtlichen Bereich eher verrohrt als große, wasserrei- verrohrt che. Lediglich in der Innenstadt von Saarbrücken wurden auch die großen Bäche (Fischbach, Sulzbach) verrohrt. Grundsätzlich besteht ein enger Zusammenhang technisch zwischen Nutzungsdichte und -intensität, Bodenpreisen und Ausbaugrad (Verroh- ausgebaut rung) von Fließgewässern. Die Verlagerung und Verbauung/Verrohrung von Fließ- gewässern wurde in der Vergangenheit sehr häufig im Zuge des Verkehrswegebaus vorgenommen.

Die Verteilung des Ausbaugrades der Bäche und Flüsse innerhalb des Stadtverbandes Saarbrücken sieht folgendermaßen aus: Landschaftsplan Ausbaugrad km % Gewässerstrukturziele im Landschaftsplan

Die Kartierung der Gewässerstruktur wurde im Rahmen des Modellvorhabens Pro- naturnah naturnah, ohne Ausbau 122,8 34,4 gramm-UVP Flächennutzungsplan durchgeführt. begradigt, Ufer befestigt, Für den Bereich der Landeshauptstadt Saarbrücken wurden die auf der dortigen Kar- pflegebedürftig Ausbau weitgehend zer- 97,4 27,3 tierung fußenden Darstellungen der gemeindlichen Vorplanung verwendet. Grund- stört sätzlich wurden alle Gewässer III. Ordnung, die in der Gewässerkarte des Saarlandes (Ausgabe 1978) im Bereich des Stadtverbandes aufgeführt sind, kartiert. Einzelne umbaubedürftig technisch ausgebaut 91,9 25,7 Bäche, die nicht in der Gewässerkarte dargestellt sind, wurden dann kartiert, wenn verrohrt verrohrt 45,0 12,6 der Zustand des Bachbettes erkennen ließ, dass das abfließende Wasser bachtypische, formenbildende Kräfte entfalten kann. Episodische Regen- und Schmelzwassergerin- Tab.: Ausbaugrad der Fließgewässer im Stadtverband Saarbrücken ne wurden nicht kartiert. Außerdem sind bislang die Saar als Gewässer I. Ordnung sowie die Blies und die Rossel als Gewässer II. Ordnung nicht kartiert worden.

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Da im Saarland eine Vielzahl unterschiedlicher Fließgewässertypen auftreten, musste Uferrandstreifen, da sich nur so die natürliche Dynamik eines Gewässers voll entfal- der Bewertungsmaßstab relativ allgemein gehalten werden. ten kann. Im Interesse einer besseren Übersichtlichkeit wird der siebenstufige Strukturindex zu Mögliche Verbesserungsmaßnahmen beschränken sich hier auf die Entfernung oder vier Klassen zusammengefasst, so dass die Darstellung im Landschaftsplan nach Entschärfung kurzer Ausbaustrecken oder die sporadische Ergänzung des Uferge- folgenden Gewässertypen erfolgen kann: - natürliche/naturnahe Gewässerabschnitte - mäßig beeinträchtigte (pflegebedürftige) Gewässerabschnitte - stark beeinträchtigte, technisch ausgebaute (umbaubedürftige) Gewässerabschnitte - verrohrte Gewässerabschnitte Dabei wurden die Strukturindices III und Teile von IV in den Typ „stark beeinträch- tigte, technisch ausgebaute (umbaubedürftige) Gewässerabschnitte eingeordnet. Im Bereich natürlicher bzw. naturnaher Strecken werden kaum Sanierungsmaßnah- men erforderlich sein. Hier müssen Schutz- und Sicherungsmaßnahmen geplant wer- den. In den übrigen drei Klassen sind im Wesentlichen Sanierungsmaßnahmen vor- zusehen, wobei der Aufwand von den pflegebedürftigen über die umbaubedürftige bis zu den verrohrten Gewässerabschnitten größer wird.

Natürliche / naturnahe Gewässer

Hierzu zählen Gewässer, die weitgehend einem natürlichen oder quasi natürlichem Zustand entsprechen. Menschliche Einflussnahme auf das Gewässerbett ist nicht direkt ersichtlich. Das Gewässer bietet eine Reihe ökologischer Nischen für Arten, hölzstreifens. die unter natürlichen Verhältnissen dort vorkommen würden. Dennoch ist es denk- bar, dass in solchen Abschnitten kurze Ausbaustrecken wie z.B. Rohrdurchlässe unter Brücken, kleinere Querbauwerke, einzelne Ufersicherungen etc. vorkommen Pflegebedürftige Gewässer können. Insgesamt herrscht jedoch im gesamten Fließgewässerabschnitt ein natürli- cher oder zumindest naturnaher Gesamteindruck vor. Das bedeutet, dass das Gewäs- Diese Gruppe fasst vom Menschen umgeformte Gewässerabschnitte zusammen, die ser einen ausreichend breiten Ufergehölzsaum besitzt, dass es seinen Längsverlauf allerdings noch mit relativ einfachen Mitteln in einen naturnahen Zustand zurückver- weitgehend selbst festlegen kann, dass es seine natürliche Krümmungs- und Laufdy- setzt werden können. Hierzu zählen alle Gewässer, deren Sohle nicht versiegelt ist namik entfalten kann und dass Ausbaumaterialien, nur an wenigen Punkten spora- und die einen Längsverlauf aufweisen, der noch einem naturnahen Verlauf nahe disch auftreten. kommt. Als Maßnahmen sind die Entfernung von Ufersicherungen und die Pflan- zung von Ufergehölzen zu nennen. Ein Neubau des Gewässerbettes ist in diesem Fall Solche Gewässerabschnitte sind schützenswert und sollten in ihrer jetzigen Ausprä- nicht notwendig. gung erhalten bleiben. Das bedeutet insbesondere die Erhaltung ausreichend breiter

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Begradigte Gewässerabschnitte mit unverbauter Gewässersohle können durch geziel- ten Anschub der Seitenerosion mit relativ einfachen Mitteln einem naturnahen Zu- stand nähergebracht werden. Hierzu ist allerdings notwendig, dass ein ausreichend breiter Gewässerrandstreifen vorhanden ist.

Umbaubedürftige Gewässer

Hierzu zählen alle technisch ausgebauten Gewässer, deren Sohle mit Beton oder Pflastersteinen versiegelt ist. Solche Gewässer sind in ihrer Linienführung meist so stark vereinfacht, dass bei Renaturierungsmaßnahmen ein vollständig neues Gewäs- serbett gebaut werden muss. Auch bei bereits vorhandener gewundener Linienführung kann der Sohlausbau ohne flankierende Sicherungsmaßnahmen nicht einfach entfernt werden, da das Risiko einer starken Tiefenerosion nicht abgeschätzt werden kann.

Verrohrte Gewässer

Die Verrohrung eines Gewässers ist sicherlich die negativste Ausbauform, die denk- bar ist. Verrohrungen sind extrem lebensfeindlich und wirken zusätzlich auch als Barrieren für bachaufwärts wandernde Organismen. Sie beschleunigen den Wasse- rabfluß und lassen das Bewußtsein für das Vorhandensein eines Baches gänzlich verschwinden. Zu Bachverrohrungen kommt es überwiegend dort, wo ein sehr hoher Nutzungsdruck vorhanden ist. Dieser hohe Nutzungsdruck führt häufig dazu, dass die erstrebenswerte Öffnung verrohrter Bachabschnitte nur mit erheblichen Schwierig- keiten durchgeführt werden kann. Es sollte jedoch überdacht werden, wo Verrohrun- gen auf das absolut unumgängliche Maß reduziert werden können.

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Verkehrsflächen Rohstoffgewinnung, Ver- und Entsor-

Der Landschaftsplan wiederholt die im Flächennutzungsplan dargestellten gung • Autobahnen, • örtlichen und überörtlichen Hauptverkehrsstraßen, Die Flächen für Ver- und Entsorgungsanlagen wurden aus dem Flächennutzungsplan ohne besondere Zweckbestimmung übernommen. Diese kann im Flächennutzungs- • die Bahnanlagen, plan nachgesehen werden. Besonders gekennzeichnet wurden im Plan nur die ge- • den Flughafen Saarbrücken sowie meindlichen Kompostieranlagen. im Bestand. Aufschüttungen und Abgrabungen wurden dargestellt soweit bekannt ist, dass sie in Betrieb oder weitergehende Rekultivierungsmaßnahmen vorgesehen sind. Für die In Sulzbach und Riegelsberg werden ein Trassenvorschläge für Umgehungsstraßen Flächen, insbesondere bei Deponien wurde die anzustrebende Nutzung angegeben dargestellt. Darüber hinaus ist die geplante und bestehende Trasse der auf- mit einem Hinweis, ob sie überwiegend durch Rekultivierung oder durch Renaturie- genommen. rung/Sukzession angestrebt werden soll. Flächen, unter denen tagesnaher Abbau betrieben wurde, und Einrichtungen für die Schifffahrt sind entsprechend gekennzeichnet.

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Bauflächen

Eine „nachhaltige Siedlungsentwicklung“ kann vorbereitet werden, in dem Der Landschaftsplan stellt den Bestand an Grünflächen in den Siedlungsbereichen, sehr viel genauer als der Flächennutzungsplan dar. Er charakterisiert sie als Freiflä- • Baugebiete in der Landschaft natur- und umweltverträglich entwickelt werden, chen oder Gärten sowie als Verkehrsgrün. Damit will er zur Erhaltung der Grünflä- • Bauflächen wiedergenutzt, Baulücken bebaut sowie im Siedlungsbestand verdich- chen beitragen. tet wird Zu einer „nachhaltigen Siedlungsentwicklung“ • das Wohn- und Arbeitsumfeld verbessert wird und gehört auch, Ressourcen möglichst nahe am Verbrauchsort bereit zu stellen und zu sichern, • Ressourcen geschont und möglichst sparsam ver- damit nicht entfernt gelegene Gebiete z.B. für braucht werden. die Trinkwassergewinnung oder zur Deponie- Die Wiedernutzung von Siedlungsflächen wird durch rung von Abfall in Anspruch genommen werden die Darstellung der Bauflächen vorbereitet. Die Tren- müssen. nung der einzelnen Funktionsbereiche wie z.B. das Der Landschaftsplan übernimmt die Flächen für Wohnen von Gewerbe soll durch den Landschaftsplan Ver- und Entsorgung aus dem Flä- nicht begünstigt werden. Die Mischung der Nutzungen chennutzungsplan. Die anderen Maßnahmen aufrechtzuerhalten, trägt zu einer nachhaltigen Sied- einer nachhaltigen Siedlungstätigkeit sind lungsentwicklung bei, wenn Umweltbelastungen des Aufgabe einer umsichtigen Bebauungs- und Wohnens durch den Güter- und Kundenverkehr ver- Bauplanung. Abfallentsorgung und Versorgung mieden werden können. Die Mischung der Nutzungen mit Trinkwasser sind spezielle Fachplanungen. verkürzt Wege. Der Landschaftsplan stellt daher die nicht ausschließlich für die gewerbliche Nutzung vor- gesehenen Bauflächen generalisierend als Siedlungsflä- chen und Gemeinbedarf dar. Aus dem Flächennut- zungsplan wird die vorgesehene vorrangige Nutzungsform ersichtlich. Im Sinne einer nachhaltigen Nutzung ist es, die Siedlungsbereiche so umzugestalten, dass negative Auswirkungen auf die Umwelt, Belastungen oder der Verbrauch von Ressourcen möglichst verringert werden. Die Verbesserung des Wohn- und Arbeits- umfeldes ist Gegenstand der „Maßnahmen in den Siedlungen“, die Teil des Aktions- programms des Landschaftsplans sind. (vgl. Kapitel Maßnahmen in den Siedlungen)

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Siedlungsentwicklungsflächen • Schutzgebiete für Natur- und Landschaft und die engeren Schutzzonen für das Grundwasser nicht beanspruchen, Der Bedarf an Baugrundstücken, der nicht in Baulücken oder auf ehemals bereits • die § 25-Biotope und die Biotope des Arten- und Biotopschutzprogramms des baulich genutzten Flächen befriedigt werden kann, muss durch Erschließung neuer Saarlandes erhalten, Baugebiete in der Landschaft gedeckt werden. • Landschaftsbild und Naherholung nicht beeinträchtigen, Der Landschaftsplan zeigt mögliche Siedlungsentwicklungsflächen, die aus dem Flächennutzungsplan und den gemeindlichen Vorplanungen zum Landschaftsplan • Gewässer und Auen aussparen, entnommen sind, jeweils in getrennten Kategorien. Dadurch werden die in Zukunft • die Klimaregelung der Siedlungsbereiche beachten. vorgesehenen Eingriffe in Natur und Landschaft durch die Siedlungstätigkeit aufge- zeigt. Siedlungsentwicklungsflächen Anzahl im FNP dar- aus gemeind- Fläche (alle) gestellt licher Vor- in ha planung Stadtverband Saarbrücken 193 100 93 580 Friedrichsthal 5 4 1 28 Großrosseln 9 5 4 30 Heusweiler 20 12 8 39 Kleinblitterdorf 8 4 4 22 Püttlingen 7 5 2 22 Quierschied 7 7 20 Riegelsberg 2 2 6 Etwa die Hälfte der im Landschaftsplan gezeigten Siedlungsentwicklungsflächen ist Saarbrücken 107 62 45 324 bereits im Flächennutzungsplan dargestellt, wobei allerdings auf Wunsch der Städte und Gemeinden diejenigen im Landschaftsplan nicht angezeigt werden, die trotz Sulzbach 11 4 7 21 Darstellung im Flächennutzungsplan nicht entwickelt werden sollen. Völklingen 17 2 15 69 Die Siedlungsentwicklungsflächen des Landschaftsplans sind in der Regel so ausge- wählt, dass sie:

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Im Plan sind auch 8 Trassenstudien von Straßenverbindungen dargestellt, die die Übersicht der vom Landschaftsplan erwarteten Eingriffen komplettieren. Die Tras- Konflikt mit Naturschutz und Landschaftspflege senstudien sind in der Regel keine Projekte der Kommunen. Sie wurden aber auf Wunsch der Kommunen dargestellt, um auf aus deren Sicht wichtige Projekt auf- In einzelnen Ausnahmefällen ist vorgesehen und möglich auf empfindliche Bereiche merksam zu machen.Sie wurden auch nicht wie die Siedlungsentwicklungsflächen wie Gewässer, Klimaregelung und Schutzgebiete auf Bebauungsplanebene durch geprüft. Sie werden nach Fachplanungsrecht geplant und geprüft werden. Ihre Dar- entsprechende Vorkehrungen Rücksicht zu nehmen. stellung im Landschaftsplan quasi als kommunaler Hinweis soll anzeigen, dass die Trotz Prüfung in der Landschaftsplanung und Ausgleichsmöglichkeit in entsprechen- Kommunen mit einem entsprechenden Projekt bzw. Eingriff rechnen und es als sinn- den Ausgleichsflächen, bergen einige Siedlungsentwicklungsflächen dennoch einen voll erachten. Konflikt mit Natur und Landschaft oder aber mit vorhandenen Nutzungen wie z.B. Was ist das Ziel, Siedlungsentwicklungsflächen aufzuzeigen?: Im Interesse einer der Landwirtschaft oder dem Wald. In diesen Fällen überlagert die Siedlungsent- nachhaltigen Siedlungsentwicklung zeigt der Landschaftsplan auf ökologisch weni- wicklungsfläche die Darstellung der bestehenden Nutzung und ein Ausrufezeichen ger empfindlichen Flächen neue Bauflächen, um die Siedlungsentwicklung umwelt- macht auf den Konflikt aufmerksam. Konfliktfälle werden dann dargestellt, wenn in verträglich zu lenken und auf diese Weise andererseits hochwertige Freiräume von der Bauleitplanung noch zu klären ist, ob und wie der Nutzungskonflikt bzw. der der Siedlungstätigkeit freizuhalten. Diese Flächen werden im Landschaftsplan als Konflikt mit Natur und Landschaft gelöst werden kann und soll. Siedlungsentwicklungsflächen dargestellt. In Korrespondenz hierzu werden die zu Insgesamt sind unter den 193 Siedlungsentwicklungsflächen 36, d.s. 19% mit Kon- sichernden Freiräume als Freiräume mit unterschiedlicher Zweckbestimmung ent- flikten. Ursache für die meisten Konflikte ist das Arten- und Biotopschutzprogramm sprechend gekennzeichnet, wie weiter oben bereits erläutert. für das Saarland, das ein Biotop mit überörtlicher oder örtlicher Bedeutung in den In der Flächennutzungsplanung ist dann obligatorisch zu prüfen, ob und welche Ziele vorgeschlagenen Siedlungserweiterungsflächen sieht. Dieser Konflikt wird schon bei des Naturschutzes und der Landschaftspflege neuen Siedlungsflächen entgegenste- geringen Flächenüberschneidungen angezeigt. Konflikte werden darüber hinaus auch hen. Grundsätzlich ist die Siedlungsentwicklung mit einem Eingriff in Natur und für sog. Entwicklungsflächen aufgezeigt, d.s. Halden, die derzeit noch keine Biotop- Landschaft verbunden, der ausgeglichen werden muss, auch wenn der Landschafts- qualität aufweisen, aber im Arten- und Biotopschutzprogramm als potentielle Stand- plan das Konfliktpotential der Siedlungsentwicklungsflächen bereits geprüft hat. Die orte geführt werden. Für 5 Flächen wird derzeit bzw. ist bereits die Konfliktlösung in Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und die Nutzungsmöglichkeiten der Naturgü- einem Bebaungsplanverfahren vorgenommen; sie sind nicht als Konflikt dargestellt. ter soll erhalten oder wenigstens nicht erheblich beeinträchtigt werden. Welche Flä- Vier Flächen, die für die Erweiterung der Universität vorgesehen sind, werden der- chen welche Art von Ausgleich sinnvoll aufnehmen können, zeigt der Landschafts- zeit aus dem angrenzenden Landschaftsschutzgebiet ausgegliedert. Diese Fälle ein- plan im „Aktionsprogramm für die Landschaft“. mal ausgenommen, würde sich die Konfliktliste auf 23 Flächen belaufen, d. s. 12 %, für den Verdichtungsraum ein geringer Anteil an der Gesamtanzahl. Der Flächennutzungsplan ist verpflichtet, den Ausgleich für die Eingriffe aus der Siedlungstätigkeit vorzubereiten. Der Landschaftsplan liefert hierfür das Konzept. Die Siedlungsentwicklungsflächen wurden in einer gesonderten Karte dargestellt und Der Planungsrat hat beschlossen, die für den Ausgleich bedeutsamen Flächen, Akti- in einer Liste aufgeführt. Die Liste enthält auch Erläuterungen zu den Konfliktfällen. onsräume und Maßnahmenbereiche zur Biotopentwicklung im Offenland, aus dem Karte und Erläuterungen liegen beim Stadtverband Saarbrücken und seinen Städten Landschaftsplan in den Flächennutzungsplan zu übernehmen. Die entsprechenden und Gemeinden vor. Erläuterungen hierzu finden sich im Kapitel Integration des Landschaftsplans in den Flächennutzungsplan.

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4. Flächenschutz

Europäische Schutzgebiete (FFH - und Vogelschutzrichtlinie)

FFH-Gebiete sind europäische Schutzgebiete nach der sog. Flora-Fauna-Habitat- Richtlinie (92/43/EWG) der EU. Sie werden in einem speziellen Verfahren, das vom Ministerium für Umwelt durchgeführt wird, an die EU gemeldet. Mit der Meldung tritt der Ge bietsschutz de facto ein, auch wenn die förmliche Bestätigung durch die EU noch aussteht. Die Gebiete nach FFH- und Vogelschutzrichtlinie sind im Internet unter www.umwelt.saarland.de bzw. unter www.gis.saarland.de auch als Karte ein- sehbar. Als FFH-Gebieten wurden im wesentlichen Kalk-Halbtrocken-Rasen, Hainsimsen- Buchenwälder, mitteleuropäischer Stieleichen oder Stieleichen - Hainbuchenwald als europäisches Schutzgebiet ausgewiesen. Hinzu kommen Fledermaushabitate als Einzelobjekte. Insgesamt wurden nahezu 8200 ha, d. s. 20% der Stadtverbandsfläche unter Schutz gestellt, bezogen auf die offene Kulturlandschaft und den Wald ist dies ein Anteil von über 30 %. Die FFH – Gebiete wurden über mehrere Jahre und in verschiedenen Ausweisungs- phasen mehrmals auch im Stadtverband Saarbrücken ergänzt. Hierbei wurden der Stadtverband Saarbrücken und seine Städte und Gemeinden nur in der ersten Phase angehört und zur Stellungnahme aufgefordert. Der weitaus größte Gebietsanteil wur- de ohne Beteiligung der kommunalen Gebietskörperschaften ausgewiesen.

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Schutzgebiete und -objekte nach Saarländischem Naturschutzgesetz (SNG)

Der Grundsatz der Naturschutzgesetzgebung ist der Erhalt der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes. Dies umfaßt ganz allgemein die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen in ihrer typischen Struktur und Vielfalt mit den darin enthaltenen Tier- und Pflanzenarten in ihrer natürlichen Verbreitung, die Regenerationsfähig- keit und nachhaltige Nutzungsfähigkeit der Naturgüter sowie die Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Kulturlandschaft. Um diese Ziele zu verwirklichen hat der Gesetz- geber den Naturschutzbehörden die Möglichkeit eröffnet, bestimmte abgegrenzte Landschafts- räume durch Rechtsverordnung unteren besonde- ren Schutz zu stellen. Im Stadtverband sind ohne die europäischen Schutzgebiete insgesamt 17700 ha unter Natur- oder Landschaftsschutz gestellt, das sind 43 % der Gesamtfläche oder 66 % der offenen Kulturlandschaft und des Waldes.

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Bei den Schutzgebieten unterscheidet man folgende Kategorien: • Naturschutzgebiete • Landschaftsschutzgebiete Naturdenkmäler sind durch Rechtsverordnung festgesetzte Einzelobjekte der Natur, die aufgrund ihrer Seltenheit, Eigenart, Schönheit aus wissenschaftlichen, naturge- • Geschützte Landschaftsbestandteile schichtlichen oder landeskundlichen Gründen geschützt werden. Die Rechtsverord- • Naturdenkmale nung erläßt die Untere Naturschutzbehörde mit Zustimmung der Obersten Natur- schutzbehörde. Eine Zerstörung, Beschädigung oder nachhaltige Störung eines Na- Naturschutzgebiete haben den höchsten Schutzstatus und werden durch Rechtsver- turdenkmales oder seiner näheren Umgebung sind verboten. ordnung von der Obersten Naturschutzbehörde erlassen. In diesen Gebieten sind alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung, Veränderung oder nachhaltigen Die Untere Naturschutzbehörde des Stadtverbandes Saarbrücken ist z. Z. dabei, ein Störung führen, verboten. Die Naturschutzgebiete im Saarland sind im Internet unter Verfahren zur Neuordnung der im Stadtverbandsgebiet vorhandenen Naturdenkmäler www.umwelt.saarland.de aufgelistet und beschrieben. durchzuführen. Aufgrund der Vielzahl der vorhandenen Einzelobjekte werden diese hier nicht näher erläutert. Landschaftsschutzgebiete sind abgegrenzte Landschaftsräume, die wegen ihrer Be- deutung für den Naturhaushalt, das Landschaftsbild sowie Erholung durch Rechts- verordnung von der Unteren Naturschutzbehörde mit Zustimmung der Obersten Naturschutzbehörde erlassen werden. Diese Gebiete unterliegen jedoch nicht den strengen Schutzbestimmungen, wie sie in Naturschutzgebieten gelten. Ihr Wert für den Naturschutz ist dementsprechend geringer. Die bestehende land- und forstwirt- schaftliche Nutzung wird im allgemeinen nicht eingeschränkt, verboten sind aber alle Handlungen, die den Charakter des Gebietes verändern können. Ausnahmen sind möglich. Geschützte Landschaftsbestandteile sind Teile von Natur- und Landschaft (z. B. Wasserläufe, Quellbereiche, Tümpel, Bäume, Hecken, Feldgehölze und andere Le- bensräume), die aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung für den Naturhaushalt und das Landschaftsbild durch Rechtsverordnung besonders geschützt sind. Die Rechts- verordnung wird von der Unteren Naturschutzbehörde mit Zustimmung der Obersten Naturschutzbehörde erlassen.

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Biotope nach § 25 SNG

Biotope sind „Lebensstätten und Lebensräume wild lebender Tiere und teil von ca. 40 %, an der offenen Kulturlandschaft und dem Wald sogar 62 %, Pflanzen“ (BNatschG § 10). Die nach den Naturschutzgesetzen besonders ein außerordentlich hoher Prozentsatz für einen Verdichtungsraum. Ver- geschützten Biotope sind Standorte wildwachsender Pflanzenarten wie z. B. gleichbare Anteile sind bereits unter Schutz gestellt (sh. Schutzgebiete und – seggenreiche Nasswiesen, bestimmte Hochstaudenfluren, Kalk- objekte...). Bestand und Entwicklungsflächen an Biotopen wird in einer ge- Halbtrockenrasen, um nur einige aufzuzählen. Die entsprechenden Paragrafen sonderten Karte dargestellt, die beim Stadtverband Saarbrücken und seinen der Gesetze führen die besonders zu schützenden Biotope einzeln auf. Städten und gemeinden vorliegt. Im Auftrag des Landes wurden 1985 und 1991 auch im Gebiet des Stadtver- bandes Saarbrücken Biotope kartiert, insgesamt etwa 2200 ha Biotopfläche.

Von den kartierten Biotopen stellt der Landschaftsplan diejenigen dar, die nach §25 SNG besonders schutzwürdig sind. Dies sind etwa 1258 ha.

Biotopverbund

Die besonders schutzwürdigen Biotope nach §25, die europäischen Schutz- gebiete nach FFH – Richtlinie machen einen Flächenanteil von 21% des gesamten Stadtverbandsgebietes aus. Im Verhältnis zur offenen Kulturland- schaft und dem Wald sind es sogar 33%, die unter strengem Schutz stehen. Der Biotopverbund möchte diese Flächen nicht isoliert sich entwickeln las- sen, sondern sie möglichst verbinden, auch wenn die Verbindungselemente keine so hochwertigen Lebenstätten wildlebender Tiere und Pflanzen sind. Die Schutzräume für naturnahe Fließgewässer und die Aktionsräume zur Renaturierung von ausgebauten Fließgewässern sind ein solches Beispiel für die Planung eines Biotopverbundes im Landschaftsplan. Das Aktionspro- gramm für die Landschaft zeigt darüber hinaus noch weitere Entwicklungs- flächen in der Kulturlandschaft auf, die zum Biotopverbund geeignet sind. Biotopbestand und Entwicklung erreichen im Stadtverband einen Flächenan-

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Schutzzonen nach Saarländischem Wassergesetz

Wasserschutzzonen

Um Verunreinigungen und sonstige Beeinträchtigungen des Grund- wassers zu vermeiden, dient die Einrichtung von Wasserschutzgebie- ten mit entsprechenden Wasserschutzzonen nach dem Saarländischen Wassergesetz. Ein Wasserschutzgebiet kann in drei Schutzzonen ge- gliedert werden: Zone I: Unmittelbare Umgebung eines Brunnens Zone II: Engere Schutzzone Zone III: Weitere Schutzzone. Zone I soll die unmittelbare Umgebung der Brunnen schützen und darf nicht bebaut werden. Die Schutzzone umfasst flächenmäßig ca 400 qm und wird im Plan nicht gesondert dargestellt. Der Land- schaftsplan beschränkt sich auf die Darstellung der größeren Schutz- zone II bzw. III in Bestand und Planung, die die Schutzzone I umschließen.

Überschwemmungsgebiete nach §79 SWG

An der Blies und Rossel sind Überschwemmungsgebiete festgesetzt, die nachrichtlich übernommen wurden.

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Klimaschutz

Im Rahmen des Modellvorhaben „Programm-UVP in der Flächennutzungsplanung“ Entwicklung von lokalen Freiflächen und Gärten aus diesem Grund besonders wich- wurde eine Klimauntersuchung fertiggestellt, die als Grundlage für den Landschafts- tig ist. Ein Karte der Klimatope, ergänzt um klimatope örtlicher Bedeutung in der plan verwendet wird. Die Klimauntersuchung wurde von der Firma EUROSENSE Landeshauptstadt Saarbrücken liegt beim Stadtverband Saarbrücken und den Städten für den Befliegungsteil mit einem Thermalscanner und der Firma Bangert und Hei- und Gemeinden vor. der, Paderborn, für die klimagutachterliche Interpretation verantwortlich durchge- führt.

Das meteorologische Untersuchungsprogramm begann im Frühjahr 1992 und wurde 1994 abgeschlossen. Ergebnis war ein ausführliches Gutachten, das bei den Städten und Gemeinden bzw. dem Stadtverband eingesehen werden kann und eine Klimatop- karte, deren wichtige Darstellungen in den Landschaftsplan übernommen wurden. Die Aussagen der Klimatopkarte haben einen Zeithorizont von mindestens 15 Jahren, d.h. sie können in dieser Zeit uneingeschränkt als ausführliche Planungsgrundlage verwendet werden. Exemplare können beim Stadtverband Saarbrücken angefordert werden. Die Landeshauptstadt Saarbrücken hat im Jahre 1996 einen Klimafunktionsplan für ihr Gebiet veröffentlicht, der die Klimatopkarte detaillierter fortschreibt, weil der Klimaausgleich für die Siedlungsbereiche in Saarbrücken von besonders herausra- gender Bedeutung ist. Das Saartal im Bereich der Landeshauptstadt und der Mittel- stadt Völklingen sind besonders empfindliche Bereiche, die auf lokale und regionale Frischluftzufuhr aus den Seitentälern angewiesen sind. Der Landschaftsplan stellt deshalb aus der Klimatopkarte die • Freilandklimatope mit hoher aktiver Klimaausgleichsfunktion dar sowie • Freilandklimatope mit aktiver Klimaausgleichsfunktion soweit sie Ventilations- bahnen versorgen. Diese Klimatope sollen möglichst von einer Bebauung freigehalten werden. Auf die Klimabedeutung von Freiflächen und Gärten im Innenbereich wurde bereits eingegangen. Die Klimatopkarte bzw. der Klimafunktionsplan enthält auch die Sied- lungsklimatope, die besonders belastet sind und in denen folglich, die Erhaltung und

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5. Integration in den Flächennutzungsplan

Der Flächennutzungsplan des Stadtverbandes Saarbrücken hat in Zukunft • Flächen für den Ausgleich der zu erwartenden Eingriffe darzustellen, so Eingriffe Gesetzlicher Auftrag in Natur und Landschaft planerisch auszugleichen und Ausgleichsmaßnahmen im kommunalen Ökokonto vorzubereiten, Das Saarländische Natuschutzgesetz (SNG) vom 19.März 1993 (Amtsblatt des Saar- landes S.346, berichtigt am 12.5.1993, Amtsblatt des Saarlandes S.482) schreibt im • die Darstellungen des Landschaftsplans zu beachten sowie §8 Landschaftspläne Abs. 6 vor: • bestimmte Darstellungen oder Festlegungen des Landschaftsplans zu integrieren. „Die Darstellungen und Festlegungen der Landschaftspläne sind unter Abwägung mit Für die Integration bieten sich diejenigen Flächen an, die den Ausgleich der Eingriffe anderen zu berücksichtigenden Belangen in die Flächennutzungspläne und ihre Fort- und in diesem Zusammenhang das kommunale Ökokonto vorbereiten und/oder die im schreibungen aufzunehmen.“ Rahmen der Flächennutzungsplanung vorrangig beachtet werden sollen. Nach BauGB sind in der Bauleitplanung Mitschang und Wagner (1997) formulieren die Anforderungen an die Landschaftspla- • „die Darstellungen von Landschaftsplänen...“ zu beachten, nung aus Sicht der Bauleitplanung vor diesem Hintergrund so, dass im Landschafts- plan die folgenden Flächenarten erkennbar sein müssen, damit der Flächennutzungs- • sowie die Vermeidung und der Ausgleich der zu erwartenden Eingriffe in Natur plan seine Aufgabe erfüllen kann, „Raumnutzungsentscheidungen“ zu treffen. und Landschaft zu berücksichtigen. Die Siedlungsentwicklung stellt, sofern sie nicht in den Siedlungsbereichen erfolgt • Ausschlussflächen, die „aufgrund ihrer ökologischen Wertigkeit nicht in An- sondern freie Landschaft verbraucht, immer einen Eingriff dar. spruch genommen werden dürfen“, Des weiteren sind die Vorschriften des • Konfliktflächen, bei „deren Inanspruchnahme mit Konflikten zu rechnen ist“, und • Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP-Gesetz) sowie die • Angebotsflächen, die „weitgehend konfliktarm für eine bauliche oder sonsti- • Erhaltungsziele oder der Schutzzweck der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeu- ge Nutzung zur Verfügung gestellt werden können“. tung (Flauna-Flora-Habitat Richtlinie der EU) und die europäischen Vogelschutz- gebiete zu berücksichtigen. Der Landschaftsplan weist im „Flächenschutz“ umfangreich Ausschluss- und Kon- fliktflächen aus. Ausschlussflächen sind aber auch die Integrationsflächen im Teil §1 a BauGB schreibt vor, dass der Ausgleich der zu erwartenden Eingriffe in Natur „Aktionsprogramm für die Landschaft“, die im Flächennutzungsplan als Flächen zum und Landschaft durch geeignete Darstellung in den Bauleitplänen vorbereitet wird Ausgleich im Sinne des §1 a Abs. 3 BauGB verstanden werden. Konfliktflächen sind und sieht verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung und Umsetzung der Aus- weiterhin auch die zu sichernden Freiräume wie Grünzäsuren, Auen etc. und die Vor- gleichsmaßnahmen vor. Diese neuen Vorschriften werden unter dem Stichwort rangflächen für die Erwerbslandwirtschaft. Angebotsflächen, teilweise mit gesonder- „Kommunales Ökokonto“ angesprochen. Der Begriff Ökokonto kommt im Gesetz tem Hinweis auf einen Konflikt, weist der Landschaftsplan unter der Bezeichnung allerdings so nicht vor. Siedlungsentwicklungsflächen aus.

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Maßnahmenbereiche Kulturlandschaft

Integrationsflächen Im Landschaftsplan Im Flächennutzungsplan Maßnahmenbereiche in der Kulturland- Integrationsflächen sind die im „Aktionsprogramm für die Landschaft“ aufgeführten schaft Flächen und Maßnahmen zur Biotop- entwicklung im Offenland kommunalen Aktionsräume und die Maßnahmenbereiche zur Biotopentwicklung im Biotopentwicklung im Offenland Offenland. Die Plandarstellung des Flächennutzungsplans würde auf den vorgesehe- nen Flächen um das Planzeichen „Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege Erhaltung und Förderung extensive Land- und Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft“ ergänzt und wie im folgenden im wirtschaft, einzelnen unterschieden und konkretisiert werden. Erhaltung und Förderung der Offenland- nutzung, Kommunale Aktionsräume des Landschaftsplans Pflege zu Biotopsicherung, Erhaltung und Förderung von Streuobst- Im Landschaftsplan Im Flächennutzungsplan wiesennutzung, Flächen und Maßnahmen zur Gewässer- Sukzessionsflächen Gewässerrenaturierung renaturierung Flächen und Maßnahmen zur Gewässerrenaturie- rung Schutzräume, Aktionsräume Als kommunales Handlungsprogramm sind im Vorentwurf 43 Aktionsräume für die Gewässerrenaturierung enthalten: 70 km zu schützende und 60 km zu renaturierende Gewässerstrecke. Betroffen sind alle Städte und Gemeinden. Die Aktionsräume wer- den zu „Flächen und Maßnahmen zur Gewässerrenaturierung“ im Flächennutzungs- Flächen und Maßnahmen zur umweltver- plan. Umweltverträgliche Landbewirtschaftung träglichen Landbewirtschaftung Flächen und Maßnahmen zur umweltverträgli- chen Landbewirtschaftung Offenhaltung Landschaft, Verminderung Bodenerosion, Umweltverträgliche Frei- Der Vorentwurf enthält 20 Aktionsräume mit insgesamt 930 Hektar, etwa 10 % der flächennutzung landwirtschaftlichen Fläche. Sie liegen in Saarbrücken, Heusweiler, Kleinblittersdorf,

Püttlingen und Völklingen. Hier sollen Belastungen von Natur und Umwelt durch die Landwirtschaft vermindert und Rückzugsbereiche wieder genutzt werden.

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onsmaßnahmen vorbereitet. Intension ist, im Stadtverband Saarbrücken zukünftig das Flächen und Maßnahmen zur Biotopentwicklung „Bauen mit schlüsselfertigem Ausgleich“ anzubieten. Auch können Kompensationsmaßnahmen anderer Planungsträger mit Hilfe des integ- im Offenland rierten Teils des Landschaftsplanes im Rahmen der Flächennutzungsplanung in die Aktionsräume und anderen Maßnahmenbereiche gelenkt werden. Der Landschaftsplan enthält 5 unterschiedliche Maßnahmenbereiche für die Biotop- entwicklung im Offenland, zusammen 2365 Hektar für extensive Landwirtschaft, die Offenlandnutzung, die Biotopsicherung, für Streuobstwiesen und die natürliche Suk- zession. In diesen Flächen besteht die Möglichkeit nicht nur gleichwertigen sondern auch gleichartigen Ausgleich für Eingriffe durchzuführen. Sicherung der landwirtschaftlichen Nutzung im Flächennutzungsplan Ausgleich von Eingriffen Der Landschaftsplan stellt Flächen für die Erwerbslandwirtschaft dar. Flächen für die Erwerbslandwirtschaft werden teilweise als Vorrangflächen heraus- Die Flächern zur Gewässerrenaturierung, umweltverträglichen Landbewirtschaftung gehoben. Es sind dies Flächen, die im Landesentwicklungsplan Umwelt als landwirt- und Biotopentwicklung im Offenland sind aus mehreren Gründen für die Kompensa- schaftliche Vorranggebiete dargestellt werden. tion von Eingriffen gut geeignet: Es ist vorgesehen, sie im Flächennutzungsplan zu ergänzen und damit den Plan aktiv • Fachlich bieten sie ein breites Spektrum, für Eingriffe sogar einen gleich- an die Ziele der Landesplanung anzupassen. artigen und nicht nur gleichwertigen Ausgleich zu finden. Dieser Planungsansatz dient einerseits der Sicherung landwirtschaftlicher Produkti- • Sie bieten viel Fläche für Ausgleichsmaßnahmen. onsfläche und damit landwitschaftlicher Betriebe. Er ist damit im weitesten Sinne Wirtschaftsförderung. Andererseits soll er einer nachhaltigen Entwicklung im Stadt- • Sie konzentrieren den Ausgleich auf wichtige Sanierungsaufgaben . Eine verband Saarbrücken in der Hinsicht dienen, dass landwirtschaftliche Produkte, in der genaue Prüfung der Eingriffe kann auf der Ebene der verbindlichen Bau- Nähe zum Verbraucher und für diesen nachvollziehbar und umweltverträglich erzeugt leitplanung erfolgen. Auf der Ebene des Flächennutzungsplans besteht werden. Sicherheit, dass wichtige und unabdingbare Ziele für die Kompensation für alle Eingriffe eingehalten werden. • Sie können gemeindeübergreifend für den Ausgleich genutzt werden, weil sie nach gemeinsamen Kriterien ermittelt sind. Biotope nach § 25 SNG Aus dem Flächennutzungsplan können Bebauungspläne entwickelt werden, die be- stimmte Maßnahmen zur Entwicklung von Natur und Landschaft bauplanungsrecht- Nach § 25 Abs. 4 SNG sollen die Kommunen die besonders geschützten Biotope nach lich absichern. Auch im Falle von im Vorgriff auf zukünftige Eingriffe vorgenomme- § 25 Abs. 2 SNG in den Bauleitplänen kenntlich machen. Daher werden auch diese nen Maßnahmen kann die Abrechnung in der bauleitplanerischen Eingriff - Aus- Biotope zur Integration in den Flächennutzungsplan vorgeschlagen. gleichsbilanz erfolgen. Die Flexibilität für ein kommunales Ökokonto wird erweitert, weil der Flächennutzungsplan nicht nur Bebauungspläne sondern auch Kompensati-

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Planbearbeitung

Abstimmung der gemeindlichen Vorplanungen AG Landschaftsplanung der Fachkonferenz Planbearbeitung Landwirtschaft Modellvorhaben Landwirtschaft, Stadtverband Saarbrücken Der Plan entstand durch Übernahme, Abstim- Sebastian Fleck, Landeshauptstadt Saarbrücken Abstimmung Landwirtschaft mit dem Land- mung, Generalisierung, Ergänzung und Vertie- schaftsrahmenplan Karsten Kühlbach, Jens Thös (verantw.) fung der gemeindlichen Vorplanungen gemäß Gerhard Krier, Manfred Rehlinger, Stadt Püttlingen Abstimmung gemeindliche Vorplanungen zu den AGL, den Leitgedanken des Planungsrates vom Sep- Joachim Maurer, Gemeinde Riegelsberg tember 1996 Freiräumen Arbeitsgruppe Landschafts- und Umweltplanung Uwe Kleffner, Daniela Wickmann-Eisinger, Stadt- Großherzog Friedrichstr.140 verband Saarbrücken 66121 Saarbrücken Abstimmung mit dem Landschaftsrahmenplan ProGL - Projektgruppe Landschaftsrahmenplan Abstimmung der gemeindlichen Vorplanungen zu Büro Wolfgang Walter BDLA IFLA Wegeverbindungen und Einzelmaßnahmen im Landschaftsarchitekt AKS + Planer Berthold Huwig (verantw), MUEV, Innenbereich Charlottenstr. 21 66119 Saarbrücken Walter Delarber, Uwe Kleffner, Amt für Bauen, Umwelt und Planung, Stadtverband Saarbrücken EDV, Plangestaltung Karsten Kühlbach, Daniela Wickmann-Eisinger (verantw.) Planbearbeitung Stadtverband Saarbrücken, Team Landschaftspla- nung: Peter Haag, GIS-Consult, Martin Brill, Uwe Kleffner (verantw.), Daniela Wickmann-Eisinger Druckvorbereitung , Druck Vorentwurf Karsten Kühlbach, Abel Druck Dortmund Planbearbeitung Gewässer Matthias Kunz Überarbeitung Text und Layout - Konzept Barbara Fröhlich-Schmitt Büro für Landschaftsökologie, Gewässerschutz und Umweltplanung Fotos Stadtverband Saarbrücken, AID S.62, Ziegler S.49 Goethestr.14 Planungsstand Dezember 2004 66271 Kleinblittersdorf

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Quellenverzeichnis

10 gemeindliche Vorplanungen der Städte und Gemeinden zum Landschaftsplan Karte und Maßnahmenliste der Aktions- und Schutzräume zur Gewässerrenaturie- rung, Stadtverband Saarbrücken, 2003 Flächennutzungsplan des Stadtverbandes Saarbrücken Karte und Maßnahmenliste der Aktionsräume Umweltverträgliche Landbewirtschaf- Stadtverband Saarbrücken, Umweltverträglichkeitsprüfung für den Flächennutzungs- tung, Stadtverband Saarbrücken, 2003 plan, Abschlußbericht zum Modellvorhaben Programm-UVP Flächennutzungsplan, Juni 1995 Karte, Liste und Konfliktliste zu den Siedlungsentwicklungsflächen zur Siedlungs- entwicklung, Stadtverband Saarbrücken, 2004 AGL – Landschafts-, Umwelt- und Raumplanung, 1998: Schutz- und Maßnahmenbe- reiche zur Sicherung und Verbesserung wichtiger Freiraumfunktionen als Beitrag Ministerium für Umwelt des Saarlandes, 1998: Gutachten zum Landschaftsrahmen- zum Handlungsprogramm Kulturlandschaft plan Stadtverband Saarbrücken, Kühlbach, Karsten 1989: Kommunaler Leitfaden für eine umweltverträgliche Land- Ökologisches Flächenmanagement ehemaliger Bergbauflächen, MfU, Saarbergwer- bewirtschaftung im Verdichtungsraum (Ergebnisse des gleichnamigen Modellvorha- ke, SaarProjekt, 1996 bens beim Stadtverband Saarbrücken 1994-1998) Karte und Maßnahmenliste zur Entwicklung ehemaliger Bergbauflächen, 2003, s.a. Landwirtschaftskammer für das Saarland, 2001: Agrarstrukturelle Entwicklungspla- AGL nung für das Saarland Borchardt, D. & D. Müller, 1987: Untersuchungen über den Mikrobiologisch- Kunz, Matthias, 1998: Renaturierung der Fließgewässer im Stadtverband Saarbrü- Biochemischen Zustand der Saar und ihrer Nebenflüsse. cken, (Hrg.: Stadtverband Saarbrücken) Ecodata, 1994: Strukturkartierung der Gewässer im Stadtverband Saarbrücken. Un- Wild & Kunz (1992): Bewertung von Fließgewässern mit Hilfe von ausgewählten veröffentlichtes Gutachten im Auftrag des Stadtverbandes Saarbrücken. Strukturparamtern. – Limnologie aktuell, Bd. 3. (von S. 65) Landeshauptstadt Saarbrücken, Klimafunktionsplan, 1996 Stadtverband Saarbrücken, 1995: Die Gewässergüte von Bächen im Stadtverband Landeshauptstadt Saarbrücken, 1990: Hilfe für unsere Bäche. Untersuchungen zur Saarbrücken. Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag des Stadtverbandes Saarbrü- Biologischen Gewässergüte und zur Renaturierbarkeit von Bachläufen im Stadtgebiet cken von Saarbrücken. 1. Bericht und Landeshauptstadt Saarbrücken, 1991 2. Bericht. KlimaCarte des Stadtverbandes Saarbrücken, 1994, Ergänzung 2003 Ministerium für Umwelt, 1997: Arten und Biotopschutzprogramm des Saarlandes Karte der Biotope, erhaltenswerten Flächen und von Biotopentwicklungsflächen im Dr. Stephan Mitschang, Kaiserslautern, Dr. Jörg Wagner, Bonn, DVBL, 1997: No- Stadtverband Saarbrücken, 2004 velle des BauGB 1998: Neue Aufgaben für die Bauleitplanung und die Landschafts- Karte des Gewässerzustandes und zur Gewässergüte im Stadtverband Saarbrücken, planung, S. 1137ff 2000

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Es geht um die Zukunft der Landschaft im Stadtverband Saarbrücken. Häuser bauen, Betriebe ansiedeln, Verkehrswege anlegen, das alles verändert die Landschaft. Der Landschaftsplan will den Flächenverbrauch senken, dorthin lenken, wo er am wenigsten schadet, für Ausgleich sorgen, Natur und Landschaft und damit Lebensqualität erhalten, wenn möglich fördern. Der Landschaftsplan wird nach dem Willen des Planungsrates mit dem Flächennut- zungsplan verknüpft. Beide Pläne erlauben so eine nachhaltige Entwicklung unserer Kernregion im Saarland. Der Landschaftsplan will Aktion, ein Aktionsprogramm auf den Weg bringen. Erste Schritte zur Aktion sind gemacht. Nur mit Hilfe der Bürgerinnen und Bürger aber kann das Aktionsprogramm verwirklicht werden. Wenn die Menschen vor Ort Tatkraft und Ideen beisteuern, können dem Plan Flügel wachsen.