ZEITSCHRIFT DER SAVIGNY-STIFTUNG FUR RECHTSGESCHICHTE

HERAUSGEGEBEN VON

TH. MAYER-MALY, D. NORR. A. LAUFS. W. OGRIS.

M. HECKEL. P. MIKAT, K. W. NORR.

ACHTUNDNEUNZIGSTER BAND CNI. BAND DER ZEITSCHRIFT FUR RECHTSGESCHICHTE

GERMANISTISCHE ABTEILUNG

1981

HERMANN BöHLAUS NACHF. WIENT-I: öLN-GRAZ

Ný 6-1 Miszellen

Grenzen und Grenzbeschreibungen in Mecklenburg

I. Einleitung

Die Festlegung mehr weniger scharfer Grenzen und Grenzlinien ergab sich bei Liegenschaften aufgrund der Notwendigkeit, wechselseitige Rechts. und fixieren. Im Verlauf dieser 'Untersuchung Bezirksansprüche definitiv" zu wird sich herausstellen, daß nicht nur in den Gebieten der sogenannten Ostkolonisation die Tendenz von der ursprünglichen weiträumigen und unscharfen Grenze zur linienartigen sich mit der Zeit verstärkte. Die eigentliche Grenze ist eine fiktive der Sie ist Vorstellung wie die Linie in Mathematik. ebenso wie die Gegenwart als die Scheidung von Vergangenheit und Zukunft real nicht existent, eine Tat- sache, die aber im wesentlichen bei den hier behandelten terrestrischen Bewandt- Bedeutung ist. Zwar der Begriff der Herrschaft nissen weniger von setzt - des dominiums - über Immobilien voraus, daß sie geschieden sind oder geschieden werden müssen, im Gegensatz zu den ihrer Natur nach gesonderten Mobilien. Da Herrschaft ohne Abgrenzung über Liegenschaften weder nach öffentlichem noch nach privatem Recht möglich ist, hat die Menschheit schon sehr früh dafür Sorge tragen müssen, Land von Land abzugrenzen. So entstand die Geometrie, die Landvermessung und Scheidung besonders zeitig in Regionen, da die Grenzen im wahren Sinne des Wortes fließend waren, z. B. in Agy-pten, wo der Nil durch die Überschwemmungen jährlichen und Ablagerungen von Schlamm alles Abge- markte wieder unkenntlich machte. Das Setzen von Grenzsteinen, das Ziehen der Grenzgräben stellt aber ursprüng_ lieh eine Verletzung der chthonischen Götter und Dämonen dar, die hierfür besänftigt werden mußten. Dieses glaubte man durch Libation, Besprengung der Steine mit Blut oder Wein oder auch durch die feierlichen Grenzgänge erreichen zu können'). Letztere leben noch in unserer Zeit in den kirchlichen Feldprozes- sionen fort. Grenzverletzungen, wie etwa der Sprung des Renius über die Mauer in Rom, stellten schwere, nach Sühne rufende Verbrechen gegenüber den die Grenze schützenden Gottheiten dar. In Rom verehrte man als Gott des Grenz- steins Terminus, zu dessen Ehren die Terminalien gefeiert wurden, ein Fest, welches die Nachbarn zu ausgelassenen Feiern vereinte. In dieser Untersuchung soll nun im wesentlichen von Grenzen') und Grenz- beschreibungen die Rede sein und schon deshalb mehr beiläufig auf die eigent_

1) Vgl. dazu B. Relifeld, Todesstrafen und Bekehrungsgeschichten, 1942, und die bei K. S. Bader, Das Mittelalterliche Dorf als Friedens- und Rechts. bereich, 1957, S. 239, Anm. 13 genannte Literatur. ') Vgl. P. Kern, `Politische Geschichte der deutschen Grenzen, 11955; Th. `loldieh, Political Problems in Boundary-making, in: Geogr. Journal 47 (1916); Rüdiger Moldenhnuer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 237

lichen Abmarkungen') von Flur- und Grundstücken eingegangen werden. Nicht Scheidung die von Hufeni) oder deren' Vermessung soll deshalb-hier erörtert, sondern das Problem des Grenzverlaufs im offenen Gelände betrachtet werden. Der Kern der Untersuchung ist vielmehr in dem Akt der eigentlichen Limi- tationsbeschreibung und der hierzu erforderlichen und angewandten natürlichen Über und subsidiären Mittel zu sehen. diese und die hierbei beobachteten Vor- gänge wird ausführlich erst nach Ausbreitung des Quellenmaterials in der Zusammenfassung gehandelt werden. Die Sprengelbeschreibungen der mecklen- burgischen Bistümer können deshalb in der Untersuchung etwas kürzer behandelt werden, da sie meist die Begrenzungsangaben nur in groben Zügen bringen. Zwar finden sich auch in diesen - meist Bewidmungsurkunden oder solche, die Obödienzstreitigkeiten schlichten sollen - die üblichen Begriffe termini, limites, grentzen und scheden. Doch ist deren Bedeutungsinhalt hier, wie noch zu zeigen sein wird, oft ein wesentlich anderer, eben ungenauerer und flächenhafterer als in

F. Helmolt, Die Entwicklung der Grenzlinie aus dem Grenzraume, in: Hist. Jb. 17 (1596) 5.235f.; W. Koch, Die deutschen Gemeindegrenzen und ihr historischer Wert, Phil. Diss., 1935. 3) Vgl. Untersuchungen zur eisenzeitlichen und frühmittelalterlichen Flur in Mitteleuropa und ihre Nutzung. Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1975 und 1976, Teil I und II, hg. von H. Beck, D. Denecke und H. Jankuhn, 1979, bes. H. Siems, Flurgrenzen und Grenzmarkierungen in den Stammesrechten, S. 267ff.; A- Dopsch, Wirtschaftliche und soziale Grundlagen der europäischen Kultur. der Zeit entwicklung aus von Caesar bis auf Karl den Großen 21,1920, S. 3201.: Überblick Der Autor gibt einen zu der römischen Vermessungstechnik und ihrem Fortbestehen im frühen Mittelalter und nennt, die einschlägigen Quellenwerke Da und Literatur. sich die Fortdauer dieses römischen Systems in Deutschland zwar hat wahrscheinlich machen lassen, aber für Mecklenburg wenigstens in der behandelnden Zeit derartiges nicht bekannt ist, soll hier darauf nicht ein- G. Über gegangen werden. Waitz, die alte deutsche Hufe, in: Gesammelte Abhandlungen, hg. von K. Zentner, Bd. 1, IS96, Neudr. 1966 S. 123ff. Gleich Stelle die drei an dieser sei auf äußerst wichtigen Werke von K. S. Bader hin- Das Friedens. gewiesen: (1) mittelalterliche Dorf als und Rechtsbereich, 1957, (2) Dorfgemeinschaft und Dorfgemeinde, 1962, und (3) Rechtsformen und Schich- ten der Liegenschaftsnutzungen im mittelalterlichen Dorf, 1972. Der Verfasser K. S. Bader Grenzen schließt sich an, verweist bei und Grenzzeichen gleichfalls die zitierte einschlägige Literatur, will bereits Erarbeitetes auf auch nicht erneut archäologisch darstellen", referiert nur im Falle erforderlicher Verdeut- lichungen und stellt in einer Zusammenfassung nur das vor, was bei der Untersuchung als Ergebnis zu erachten ist oder von dein bisher Bekannten abweicht. 4) Vgl. Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Art. Hufe, Bd. U, Sp. 24Sff., und die dort genannte Literatur; H. v. Logisch, Die Fränkische Hufe, in: Zeitschr. des Vereins f. Gesch. Schlesiens, Bd. 61 (1927) S. 81 f., Neu- abdruck in: Beiträge zur schlesischen Rechts- und Verfassungsgeschichte. Hg. H. Thieme die dort Literatur; A. Der von und genannte _Meiche, alte Zellwald an der Freiberger Mulde. Ein Beitrag zur Geschichte der ostmittel. deutschen Kolonisation mit einer Nebenuntersuchung über die fränkische Hufe, in: NA für sächs. Gesch. u. Altertuttisk. Bd. 41 (1920) (S. if.; H. Stohler, Die Baseler Grenze, Von römischer Vermessungskunst, alten Grenzzeichen und ge- heimen Grenzbräuchen. 142. Neujahrsblatt hrsg. von der Gesellschaft zur Be. förderung des Guten und Gemeinnützigen, 1964. 238 yiszellea den Limitationsprotokollen, welche Städte und Dörfer betreffen, in denen der Charakter einer zum Teil scharf gezogenen Linie notwendigermaßen, wie sieh zeigen wird, in Erscheinung tritt.

II. Sprengel- und Grenzbesehreibungen der mecklenburgischen Bistümer der Bistümer Es findet sich in den Sprengelbeschreibungen vielfach die Bestimmung, daß die Grenze eines Landes oder einer Völkerschaft zugleich diejenige des Bistums sein soll. Es handelt sich dann meist um Gründungs- oder Stiftungsurkunden, in denen eine genaue Abgrenzung derzeit weder möglich noch Grenze beabsichtigt gewesen ist. Die genaue Beschreibung einer durch hervor- in der 'Natur durch künstliche ist ja hierbei ragende, natürliche Punkte oder keineswegs immer erforderlich, wohl aber, wenn die Grenze eines Dorfes oder irgendwie Eigentums festgelegt einer Stadt, also die eines gearteten werden soll. Ist letzteres der Fall, so erscheinen meist genauere Angaben. Dafür mögen die folgenden ausgewählten Beispiele brandenburgischen, mecklenburgischen Ur- des Hamburger Bistums dienen. sprungs und kurz auch Erst nach Ausbreitung des Quellenmaterials sind Schlüsse für die Grenz- Kommentierung der scheidung zu ziehen. Deshalb erfolgt eine einzelnen Mal. zeichen vorerst nicht. Die auftretenden Orte sind, soweit möglich, der Lage nach und mit dem heutigen ?Namens) aufgeschlüsselt. Die Urkunde Ludwigs I. für das Erzbistum Hamburg vom Jahre 8346) spricht davon, daß Karl der Große omnem Saxoniam eeclesialice religioni subdidit iugumque Danorum Slaroruni inter has Christi adusque terminus atque ... ubi ultrasque genies Winedorum Saxon is diesem Erzbischof Danorum live ultimam partem sham ... Ottos I. für zugesprochen habe. In der Gründungsurkunde Havelberg vom Jahre 9461) verleiht er diesem Bistum decima8 istarum provinciarum eonsistentiuni Zemzici, Lienzizi, 2nielitizi, Dessen, Linagga, Jfurizzi, Tholcnz, Plotli, Uizere-, Brotwin, li'anzlo, Wostroze. Es folgt unmittelbar die eigentliche Sprengelbeschrei, bung: Terminuni vero eidem parochie constiiuimus ab orte fluvii, qui dicitur Pelze, intrat fluminis, ad orientem, ubi idem -fluvius mare; ab ortu vero quod dicitur, ad influit occidentem, ubi idem iuAlbiam; abaqui7oneRugianorum, a meridie Struuuna fluvius est finis prcditatarurn procinciarum. Aus dieser Beschreibung ersieht man das Unbestimmte der Grenzziehung. Mögen die Flußgrenzen einigermaßen fest heißt, Rugianorum, Strurruna? sein, was aber ab aquilone snare a 9neridie - Daß dieses Diplom übrigens stark interpoliert ist, hat für den hier angegebenen Zweck kaum Bedeutung6). In der Bewidmungsurkunde für das Bistum Brandenburg

b) Hierbei waren Schreibweise und politische Grenzen zur Zeit der Edition des Mecklenburgischen Urkundenbuches (_ 3IUB) maßgebend. 0) J. M. Lapponberg, Hamburger UB I S. 10f. u. 3IUB I Nr. 3. Das Diplom benutzten der ist eine Fälschung auf Grund eines echten und Vita Anskari Vgl. F. Curschmann, Die ältesten Papsturkunden des Bistums Haselberg 1909, S. 122f. DO I Nr. 76, MUB I Nr. 14. e) Vgl. dazu F. Curschmann, Die Stiftungsurkunde des Bistums Havelberg in: NA 28 (1903) S. 3951.; W. Schlesinger, Bemerkungen zu der sogenannten Rüdiger Moldenhnuer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 239 im Jahre 949, Oktober 1.11)heißt deterntinavimus infra es zuerst ... provintias [folgen die Namen], dann ternzinum flumen nominata ... constituin: us ... ad Odera Albiam flumen, fines ..., usque ad ad aquilonem vero usque ad provintia- Puucri, Riaciani, Dassia. rum ...: In dem verunechteten Diplom Heinrichs des Löwen für das Bistum Ratzeburg 115810), der berühmten Charta" dieses Bistums, folgte von Magna zuerst lediglich eine Bestätigung der angeblich alten Grenzen:... terminos eius circum- quaque, sicut in antiquis annalibus rel privilcgiis Hamburgensis ecclesie reperiuntur olim fuisse designati, prolendintus et ab ontni querinionia, collatis ei dignis recont- pensationibus, videlicet Gorgeswerder et Reinerstrerder, terminos Raceburgenses liberos reddidimus. Dann allerdings folgt eine genaue Grenzbeschreibung der dem Bistum zugelegten terra Boitin, die deshalb an anderer Stelle dieser Unter- suchung behandelt werden soll. Im Jahre 1162 bestimmt Erzbischof Hartwig von Hamburg, der Metropolit der Mecklenburger Bischöfe, wohl auf Grund eines vorangegangenen Streites, die Elbe und Bille als Grenze zwischen seiner und der Ratzeburger Diözese") und legt dieser Dörfer Hier heißt domino neun genannte zu. es: ... nobis cooperante Heinrici Saxonunt duce, qui ter: ninos Racdburgensis episcopatus ex omni garte distinxit determinant Die Dörfer liegen Bilnentuthe [Billwerder et ... a zwischen Bille und Elbe] in paludc. Dieses Bruch war also-ursprünglich nicht geschieden worden. Daß man sich in Ratzeburg selbst mit den unbestimmten Grenzen Heinrichs des Löwen nicht zufrieden gab, lehrt das unechte Diplom Heinrichs vom Jahre 116712).Für diese Grenzbestimmung wird der Metropolit Hartwig bemüht; sie geschieht in angeblicher Gegenwart des Herzogs und mit Zustimmung des Bischofs Hermann von Werden wieder mit der typischen Formel: ex omni Paria distinxintus. Aber auch hier bleibt die Begrenzung reichlich unbestimmt. Nach Osten sind die Grenzen: das Wissamara genannte Wasser13)und dann oberhalb

Stiftungsurkunde des Bistums Havelberg von 946, Mai 9, in: Jbb. f. d. Gesch. Mittel- und Ostdeutsch]. Bd. V, 1956, S. 1 ff.; G. Wentz, Das Bistum Havelberg, 1933; H. Böttger, Diözesan- und Gaugrenzen Norddeutschlands im Umfange ... des Slavenlandes, Bd. 4,1876,5.122. Die mecklenburgischen Bistümer Werk leider sind in diesem nicht behandelt. 8) DO I Nr. 105,3[UB I Nr. 15. Vgl. hierzu F. Curschmann, Die Diözese Brandenburg, 1906, S. 19f. 10) DHdL Nr. 41, MIIB I Nr. 65. 11) J. M. Lappenberg, Hamb. UB I, S. 20S u. MUB I Nr. 75. 12) DHdL Nr. 76,31-UB I Nr. 88. Vgl. DHdL Vormerkung und eingehend K. Jordan, Die Bistümer Heinrichs des Löwen. Untersuchungen zur Geschichte der ostdeutschen Kolonisation, 1939. Nach Jordan geht die Grenzbeschreibung Vorlage den auf eine echte zurück, wie aus slawischen Namen (Y), der Ungenauig- keit und dem Fehlen der Erweiterungstendenz hervorgeht. Die Nachricht, daß das ganze Land Schwerin zum Forum des Ratzeburger Bischofs gehört, ist sonst nicht belegt. Kern der Fälschungen sind wie meist die Zehntbestimmun- gen, wobei Echtes und Falsches gemischt ist. Diese Angaben stehen auch im Gegensatz zu Helmold I e. 77. Für eine echte Vorlage der Grenzbeschreibung würde übrigens deren Unbestimmtheit sprechen. Vgl. R. Holtzmann, Die Urkunde Heinrichs IV. für Prag im Jahre 1086, in: AUF 8 (1916/18) S. 182f. 13) Mühlenteich, östlich Wismar. So Fr. Crull, Die Bistum- und Sprengel- grenzen bei und in Wismar, in: Meckl. Jbb. 41 (IS76) S. 113f. 240 Miszellen

bis Stivina-Wasser'4) weiter [gehen sie] nach Süden (et sie aupres meridiem) zum und von dort oberhalb zum Lusnusnizia-Wasserls) und ober- und unterhalb, wo das Land (terra) der Briezani [Bresen] und der Zwerinensis geschieden ist (in sr disterminantur)16). Nun setzt für einen Satz die Sprengelbeschreibung aus. Es Ratzeburg das Land Bresen wird für das angeblich ursprüngliche Land wegen der Translation des Bistums Mecklenburg nach Schwerin gewährt. Nach Süden zu in die soll dort die Grenze sein, wo das Trizniza-1Vasser17) Zuda18) mündet, die ihren Ursprung Trizniza (Y) sich nach Osten zu einem Bruch wendet und wo sie Eldena'9) das Land hat. Weiter soll die Grenze gerade bis zur gehen, wo Zwerin (inter faciunt). und das Land Wanzebroch20) geschieden sind se terminus Dann soll die Sprengelgrenze die Eide herab bis zur Elbo verlaufen, und zwar bis dort- Nach Westen der Herzog hin, wo die Bilna21) in letztere einfließt. zu setzt als Grenze (terminos fecimus) zwischen den Kirchen von Ratzeburg und Lübeck heißt, davon Norden ein Bruch, das Glindebroc=-) und unterhalb nach reicht die Ausdehnung bis zum Stricnizia-IVasser21), weiter bis zum Wocnizia-Wasser"3), das Fluvius Ducis2S) heißt, und zwar bis dorthin, wo dieser ins Meer mündet. Dann soll die Grenze an der Meeresküste bis zum Wiscemara-Wasser reichen. Oberhalb davon (supra) soll sie sich bis zu dem Wasser Grinawe26), Bernize27), Lovonze28) und Trutave27), dann bis zur Bille und diese hinabgehend bis zu deren Mündung in die Elbe erstrecken. Das unechte Diplom Heinrichs des Löwen vom Jahre 1174 für Ratzeburg3°) enthält wieder nur die Grenzbeschreibung des Landes Boitin, die mit der ersten zusammen weiter unten besprochen werden soll. Im Jahre 1236 bestätigte Kaiser Friedrich II. dem Bistum dessen Besitz31). Diese Urkunde enthält schon keine Grenzbeschreibung mehr, es wird lediglich bei einigen Orten die Formel cum suis terminis hinzugefügt. Der Besitzstand der Diözese hat sich also längst kon- solidiert, die Sprengelgrenzen liegen fest.

14) Der Schiffgraben. 15) Wahrscheinlich der Dambecker oder Ostensche See. 10) Beispiel für Übernahme bestehender Ländergrenzen. 17) Wohl der Strohkirchener Bach, der unterhalb von Sudendorf [bei Kuhstorf] in die Sude fließt; soRihde, Das Amt Schwerin, in: Meckl. Jbb. 77 (1913) Beiheft S. if. 18) Die Sude. 19) Die Elde. 20) Ungefähr dem Kirchspiel Konow nordöstlich Dörritz entsprechend. 21) Die Bille. 22) Glintbrok, Bruch innerhalb der Feldmark von Vorrade südlich Lübeck. 23) Bach bei Streknitz, Stadt Lübeck. 24) Die lj'aknitz, Nebenfluß der Trare. 25) Die Hortogenbeke, wohl nicht mit der Waknitz identisch, Landgraben der Stadt Lübeck. zwischen dem Bistum und 26) Die Grinau mündet in die Stelmitz unterhalb der Brandenmühlo bei Lübeck. 27) Die Barnitz geht westlich von Oldeslo in die Beste. 28) Die Löwonitz (Steinau) bei Labenz im ehem. Herzogtum Lauenburg. 20) Die Schönebek, oder Trittauer Mühlenbek, fließt unterhalb von Trittau in die Bille. 30) DHdL Nr. 103 = 3IUB I '-\'r. 113. 31) NUB 1 Nr. 448. Rüdiger Moldenhauer, Grenzen und Grenzbesehroibungon 241

Die Grenzen des gleichfalls von Heinrich dem Löwen gegründeten Bistums Schwerin sind gegen das Nachbarbistum bereits in der besprochenen Urkunde vom Jahre 11673=) festgelegt worden. Wir besitzen aber außer dieser noch die Abschrift eines Diploms Friedrichs 1.33) aus dem 16. Jahrhundert. Dieses ist zu Frankfurt 1170 Januar 3 ausgestellt und im Rahmen der Schweriner Päl- schungen stark interpoliert worden'). Die Barbarossa-Urkunde hat einen echten Kern, in den der Fälscher Teile einer Bulle Alexanders HI. 35) eingearbeitet und Weiteres unter Benutzung Arnolds von Lübeck interpoliert hat. Die Grenzen des Bistums sind diese: das castrum Magnepolensns) Suerin, Kutin37), Kissin3S) mit allen zu diesen castra gehörenden Dörfern mit Ausnahme des Landes Pole39) und eines anderen, Brezo10) genannt, auch Parchim, Kutin41) und 3lalchow mit allen Dörfern beiderseits der Elde, die zu diesen castra gehören. Nun folgt eine Interpolation nach Arnold, die sich schon durch die plumpe und Koppelung Deren Grenzen Dimin43) sinnlose als solche zu erkennen gibt") ... sind: mit Ländern (terrae) und Dörfern, nämlich Tollense, Plote, Losiste44), Tribuses45) die und Circipene36) mit allen Dörfern, den genannten zugehören (terrae adiacen- tibus). Ferner fügt der Kaiser die terra Ruyanorum aus dem Bereich (de dicione) des Herzogs von Sachsen den Grenzen des Bistums hinzu. Als eigentliche Grenzbeschreibung ist das vorliegende Diplom zwar unergiebig, das Unbestimmte aber recht lehrreich in bezug auf einer Terminierung schlecht- hin. Wohl wird der Begriff termini zweimal verwendet, einmal aus der echten Vorlage des Diploms stammend und einmal vom Fälscher selbst. Es handelt sich Abgrenzung des Besitzstandes, um beine eigentliche sondern um eine Diözesen- beschreibung. Die eigentliche Bewidmungsurkunde hat Heinrich der Löwe dein Bistum Schwerin erst am 9. September 1171 ausgestellt"). Diese enthält die Dotation und infolgedessen keine Grenzbeschreibung, wenn man nicht einen, den Schelfwerder bei Schwerin betreffenden Passus dafür gelten lassen will19). Auch dieses Diplom43) 32) DHdL Nr. 76= 3MUB I Nr. SS. Vgl. S. 3. 33) 3IUB I Nr. 91. 34) Fr. Salis, Schweriner Fälschungen, in: AUF I (1905) S. 273f. u. bes. 3061. Die Fälschungen im Streit um die Sprengelgrenze gegen das Bistum Iiammin vorgenommen, tangieren an sich die Problemstellung dieser Unter- suchung nicht. 35) MÜB I Nr. 124. 36) 31ecklenburg. 37) Neukloster, nordwestlich Warin. 36) Kessin, südöstlich von Rostock. 39) Insel Pol. 40) Bresen. 41) Nordwestlich von Plau oder Quetzin. 42) Ibid: Eius termini Dymin sunt ... 43) Demmin. 44) Loitz, festländisch Rügen. 45) Land Tribsecs. 46) Zirzipanien. 47) DHdL Nr. 89 = MUB I Nkr. 100 A. Vgl. dazu K. Jordan, Bistumsgrün. dungen S. 60, über die Lage der Besitzenden ebenda S. 112, und Fr. Salis, Schweriner Fälschungen S. 372. 48) Ibid: et insulam Zverin adiacentum usquo ad rivulum ...Nr. 91 MUB I Nr. 100 B. Nach Jordan ... Fälschung". 49) DHdL = eine plumps

16 Zeltschrat tar I tec L; emW hte. SCCIII. Germ. Abt. 242 `.Miszellen

Urkunde Otto IV. ist im 13. Jahrhundert verunechtet worden, wobei u. a. eine hat-'0). Es hier interessieren, vom Jahre 1211 als Vorlage gedient soll weniger was dazu hat, das man sich in Schwerin selbst noch alles verliehen als vielmehr was kann. Auch hier der Falsifikator Diplom für unsere Zwecke bieten geht nicht hinter der herzog- gerade schüchtern zu Werke und verschanzt sich geschickt lichen Autorität. Der Bischofssitz soll dauernd in Schwerin verbleiben und die Pommern, Rügen der Mark Sprengelgrenze mit der des Herzogtums nach und jeden Fall Limitation; Brandenburg zusammenfallend). Auf eine völlige eine das Bestreben, das Erweiternde Fälschung wird eben nie vorgenommen ohne zu auch genügend abzusichern. in Schwerin dem Ziel; Aber auch diese Fälschung führte nicht zu erstrebten Jahre das Ansehen des «'elfen herhalten, noch einmal mußte im gleichen großen die der Grafen in der Stadt um die Kamminer Ansprüche wie auch selbst abzu- dieser Reihe der Fälschungen besonders die Genauig- wehren. So ist bei steigende keit hinsichtlich der Begrenzung äußerst lehrreich. In diesem Diplom52) heißt es Schelfwerder: Herzog dem Bistum] die Zwerin bezüglich des [Der verleiht an- liegende Insel und eine andere bei Dobin, die Liptz heißt. " Dann verrät sich er die Fälscher schon durch seine Ungeschicklichkeit und schiebt hier Begrenzung des Grafen in der Stadt (civitas) gegen das Gebiet ein. Die Immunität reicht Zuerin vom Haus des Fischers Suck oberhalb des südlichen Sees bis zum alten Friedhof, erstreckt sich von dort geradlinig bis zum Sehelfwerder (minor Scala), dessen Hälfte für die areae der Brüder abgeteilt wird, dann zur großen Schelfe (manor Scala), der genannten Insel und der :Nlühle im Norden der StadtS3). In der nur in einem Kopiar aus dem 14. Jahrhundert erhaltenen Bulle Alex- 111 84), die Vorlage für die Fälschung DHdL Tr. 91 anders . schon als von erwähnt worden ist, findet sich wieder nur eine ungenaue Sprengelbeschreibung des Bistums Schwerin. Die provincia Zuerin erstreckt sich auf der einen Seite bis Veprotb), von dort durch Muritz und Tolenze bis GroswinS6) und zur , auf der anderen Seite bis zur Insel Rügen, diese halb einschließend, bis zur Mündung der Peene51). Dazu soll gemäß der Schenkung Herzog Heinrichs der Teil der Insel Zverin secundum distinetionem ipsius duels gehören. Das auch nur in Abschrift Clandrians vorliegende echte Diplom Barbarossas für Schwerins) ist

60) Ibid. IIUB I Nr. 202. 61) Ibid. 62) DHdL Nr. 90 = MÜB I 1r. 100 C. Vgl. K. Jordan, Bistumsgründungen S. 64f. und F. Salis, Schweriner Fälschungen S. 303f. 63) Auf die Topographie der Stadt Schwerin soll hier nicht eingegangen Karten bei W. Jesse, Geschichte der Stadt Schwerin, Bd. worden. Vgl. dazu die I, 1913. 61) MUB I Nr. 124. Vgl. Fr. Salis, Schweriner Fälschungen S. 281, der sie für Bistumsgründungen S. 46f., der für hält. unecht, und K. Jordan, sie echt 66) Vipperow, südöstlich Röbel. 66) Am südlichen Ufer der Peene. 67) MUB I Nr. 124 per provinciam dueis Henrici, quo provincia a Zverin ex ... Vepro tendit Muriz Tolenze, una parte usque Vepro pergit, a per et perveniens item Zverin usque Groswin et Penem flurium, ex alters parto per maritimam Ruiam insulam, ipsam Ruiam insulam dimidiam includens pervenit usque ad hostium Peno predicti fluminis. 68) MUB 1 Nr. 134. Rüdiger Moldenhauer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 243 11 nur eine sehr kurze Besitzbestätigung und sagt über die Sprengelgrenzen nichts aus. Im Kampfe gegen die Ansprüche der Kamminer Diözcsen58) sollte nach Salis die Bulle Urbans III. vom Jahre 11S660) von den Schweriner Fälschern her- gestellt worden sein. Jordan hat nun aber mit guten Gründen ihre Echtheit wahrscheinlich gemacht. In der Sprengelbeschreibung von Nr. 141 sind Besitzbestätigung und Be- grenzung stark miteinander vermischt. Dem Bistum sollen alle Klöster und Kirchen in den Ländern (provineiae) Herzog Heinrichs unterworfen sein, deren eines, das Mykelenburch heißt, sich bis zum Lande Brezen erstreckt. Dann geht die Grenze bis ans Meer und an der Küste entlang bis nach Ruyia, welches sie halb einschließt. Von Ruyia geht sie bis zur Peenemündung, von dort nach Wolegost61) weiter an der Peene entlang bis nach Mizerech12), das ganze Land Plots umfassend bis nach Tolenze, auch dieses Land mit allen Inseln und Grenzen ganz einschließend. Von Tolenze geht die Grenze bis zu dem Bezwt61) genannten Walde, der die Länder Havelberg und 3loriz6i) scheidet. Auch dieses Land Moriz wie auch Veprowe mit allen seinen Grenzen bis zum Lande, das Warnove65) heißt, sind wie das letztere mit allen seinen Grenzen eingeschlossen, und zwar beiderseits der Elbe bis zu dem Grabowe genannten castrum. Diesen Fluß überschreitet die Grenze dort und läuft auf die ZudaG6) zu, indem sie alles Zubehör der terra Zuerinensis Von der Elde die Grenzen mit inbegreift. aus verlaufen gemäß der Scheidung (distinctio) der Länder Razeburk und Zuerin bis nach Bresen. Es folgt nun fast den Vorurkunden bekannte Grenzbeschreibung I wörtlich die aus schon in der die infolgedessen hier übergangen civitas Zuerinensis, ebenso werden kann wie die sich anschließenden Besitzbestätigungen. Darauf setzt die Sprengelbeschrei- bung als eigentliche Limitation wieder ein. Die Grenzen gehen von Butessowo67) der \ebula66) bis den Tribeden auf beiden Seiten zu genannten Land, auf der der Warnowe bis deal locus Ztulp69), anderen Seite an entlang zu dann zu dem an Butissowe anliegenden Land Werte bis zu den Flüssen Tichmenzeko70) und Zar- ist die der Konfirmation der nowe7l). Damit umfangreiche mit Besitzungen ver- Sprengelbeschreibung beendet. quickte 69) Ggl. W. Wiesener, Die Grenze des Bistums Cammin, in: Batt. Stud. 43 (1893) S. 1171.; H. Grotefend, Die Grenzen des Bistums Kammin, in: Meckl. Jbb. 66 (1901) S. 11. und denselben, Die Grenzen des Bistums Schwerin gegen Kaminin, in: Meckl. Jbb. 68 (1903) S. 219f. 60) MUB I Nr. 141. Vgl. Fr. Salis, Schweriner Fälschungen S. 295f. und K. Jordan, Bistunisgründungen S. 4Sf. 61) Wolgast. 6=) Zwischen Peene und Tollenze. 63) Besunt-Wald, südlich der Müritz. Eine genaue Limitation war hier also bestehen die noch nicht möglich; nach wie vor großen Grenzwälder, und nur auf freier Fläche ist man an einer genauen Begrenzung interessiert. ") Die Müritz. 65) Westlich des Planer Sees. 66) Die Sude. 67) Land Bütow. 68) Die Nebel. 62) Wüst an der Warrow. Ztulp = staatliches Grenzzeichen (Y). 70) Bach zwischen Groß- und Klein-Gischow. 71) Bach bei Kleez (? ).

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Die folgenden Bestätigungen durch die wohl echten Bullen der Päpste Cle- der Grenzbeschreibung mens III. und Coelestin Ill. ý=) enthalten hinsichtlich Jahre für das Bistum nichts Neues; ebenso nicht die von Otto IV. im 1211 aus- gestellte Urkunde, die als Vorlage für den Fälscher schon erwähnt worden ist 3). Hiermit können die Sprengelbeschreibungen der mecklenburgischen Bistümer als abgeschlossen betrachtet werden. Don Übergang von den Sprengelbeschreibungen und Grenzurkunden zu den Bischof Gottschalk eigentlichen Abmarkungen soll nun ein zwischen von Ratze- burg, dessen Domkapitel und den Bürgern von Lübeck im Jahre 1230 erfolgter Vergleich über die Festlegung der Grenzen ihrer Gebiete in der Lübecker mar- Die Grenzen beginnen chia74) bilden. Diese sollen wie folgt geschieden werden75): beim Fluß Breiding76) und bei dem Heringwic genannten Ort, steigen von dort Hügeln77) Gräbern bis zu den einst zur Begrenzung aufgeworfenen und auf, von durch diesen bis dem Langenbroke'9) dort zu dem Langenseei8) und mitten zu diesen in der Mitte bis Rivus Ducis, genannten Bruch, durchqueren auch zum in der 'litte nämlich der Hertogenbeko. Auch in diesem verlaufen sie bis zur wokonizia80). Diese Grenzen sollen unter Beilegung jeden Streites stets die beiderseitigen Besitzungen scheidend). der Weil hier - für die Zeit eine Seltenheit - die Grenze in Mitte der Herzogen- beke verlaufen soll, vereinbaren die Kontrahenten eine besonders daran zu erbauende Mühle gemeinsam zu errichten und zu nutzen. Wir haben hier schon eine schärfere Limitation vor uns, die mit künstlichen Zeichen arbeitet, wenn die natürlichen nicht genau genug erscheinen.

III. Grenzbeschreibungen von klösterlichem Besitz und größeren Siedlungen

Die angeführten Sprengelbeschreibungen der Bistümer sind also recht ungenau, die Limitation von Liegenschaften und Siedlungen dagegen bereits viel schärfer. Anfang dieser Den Reihe möge das im Jahre 1172 von Esrom auf Seeland aus

72) TAUB I Nr. 149. Vgl. K. Jordan, Bistumsgründungen S. 54f. MUB I Nr. 202. Dieses 73) Diplom ist nur in einer Abschrift des 16. Jli. er- hebt halten und noch einmal die Tendenz des Grenzverlaufs von Bistum und Herzogtum Sachsen nach Osten hervor: Termini autom episcopatus et ducatus- Saxonie versus Ruiam et Pomerian atquo marchiam Brandenburgensem ten- dontes sub eodem limito claudi debent et comprehendi. 74) 31UB I Nr. 379, UB der Stadt Lübeck I S. 58:... super torminis commuet nostris distinguendis ... 75) Ibid: termini, Lubicensis tormini ... quod neenon et marchia civitatis et hoc mode distinguantor et limitentur. Auf den Torminus marchia für Stadt- foldmark kann an dieser Stelle nicht eingegangen worden. 7G)Teil der Travo V)- 77) Herrinwik, Stadt Lübeck. Ibid: factos fossas terminos 78) ... ad colliculos quondam vol ad oosdem distinguondos. 79) See bei der Schwarzmühle, östlich Lübeck. 80) Bei Wesloe, östlich Lübeck. 81) Ibid: Predicti termini, cessante in posterum omni litis oecasiono, ratio- finium limitont distinguant. nabiliter finom faciant et corundem terminos et Rüdiger 3foldenhauer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 245

gegründete und von Herzog Kasimir von Pommern bewidmete Zisterzienser- kloster Dargun12) bilden. Die erste Urkunde für dieses Kloster ist eine Bewidmungsbestätigung durch den Sprengelbischof Berno von Schwerin anläßlich der Weihe des Marienaltars der Klosterkirche53). Hierin werden zuerst die Grenzen des Besitzes, den Mire- gravus66) und sein Bruder dem Kloster mit Zustimmung des Herzogs schenkten, beschrieben: Die Grenze am Fluße Rokeniz55) geht von dort nach Osten durch Coveni87) einen Bach in einen See61), der zwischen den Dörfern Malach und liegt. Dann biegt die Grenze nach Süden jenseits eines benachbarten kleinen Hügels in Dargon ein tiefes und langes Tal bis zu dem Wege, der von Dimin53) nach und Lucho69) führt. Mit diesem zusammen wendet sie sich nach Osten und fällt gleich. laufend mit einem anderen Wege bis zur Bugutiza-Brücke40) und verläuft durch dem Dorfe Livin91) durch die Teile desselben Bruches, ein Bruch nach zu, zwei Süden biegt sich und wendet sich zur Peene. An diesem Flusse steigt sie nach zu Stelle, des Zimulubu-Baches liegt9=); hier an bis zu einer welche gegenüber von Bruch der Peene Bach bis das aus dann durch ein von aus an einem entlang, auf feste Land. Von dort aus wendet sie sich nach Norden ans Rande des [festen] Landes bis sie in ein südliches Tal nahe beim Kloster kommt. In diesem und bis dem Kuzizo einem ansteigenden Bruch43) geht sie zu vom Kloster nach führenden Wege. Diesen Weg überquerend steigt sie durch ein Bruch in diesem Tal nach Westen auf, um von dort nach drei in der Erde verhafteten Steinen zu diesen Steinen durch kreuzgezeichnete Bäume be- verlaufen. Von geht sie, fest in der Erde liegenden Stein, zeichnet, zu einem großen, weiter über ge- Steinen der beschriebenen Orte zeichnete Bäume zu zwei nach Osten zu einer durch Wald, Bäumen entrindeten Linde93) und weiter einen um an gezeichneten kleineren Brücke Die entlang ein Tal zu erreichen, welches sich zu einer senkt. Grenze verläuft dann mitten durch dieses Tal, über die genannte Brücke und Bruch Ruthnic-Bach"), diesem ein westlich angrenzendes zum um an entlang zur Peene zu geben.

62) Vgl. Anales RS enses SS VI. p. 403, und die anderen auf die Gründung des Klosters bezüglichen Quellen im MUB I'Nr. 104, weiter A. Wiese, Die Zister- bis Phil. Diss. Rostock zienser in Dargun von 1172 etwa 1300, 1888, und H. Kun- hel, Die Stiftungsbriefe des mecklenburg-pommerschen Cistercienser Klosters Dargun, in: AUF 3 (1911) S. 23f. Die hier herangezogenen Urkunden sind nach Kunkel echt. 63) 3fUB I'Nr. 111 von 1113'Nov. 30. 64) H. Kunkel, Stiftungsbriefe S. 24a Anm. 6 empfiehlt mit guten Gründen die Lesart Mirognev. 65) Die Röknitz, 'Nebenfluß der Peene. b6) 'Nicht feststellbar. 87) Wüst bei Dargun. SS) Demmin. 69) Lüchow, südöstlich Gnoien. Vgl. H. Kunkel, Stiftungsbriefe S. 75 Anm. 1. 90) Neu-Bauhof-Dargun. 91) Lewin, nordöstlich Neukalen. 92) Kützer Graben. 93) Ibid: in ... quam et ascendunt per paludem ascendentem. Vgl. Lex Baioaiorum 1II 4 in 94) c. ... arbores notas, quas (decorvos vocanb>. Vgl. über diese sog. Lachbäume Anm. 37?. 95) Bei Dargun. i 246 Miszellen

Im folgenden Jahre bestätigte Fürst Kasimir von Pommern die Bewidmungen des Klosters Dargun und dotierte es selbst"). In diesem Diplom wiederholt sich die Grenzbesehreibung97) für die Schenkung desMiregravuis mit seinen Brüdernes) und anderen wohl elavischen Adeligen"). die Grenze Dieser Grenzbeschreibung geht folgende voraus: Wisset, daß also die Dargun liegt verläuft: Sie beginnt bei der Furt Rockeniz, östlich von und dann dieser in der Wasser- über die der Weg von Dimin nach Lucho führt, geht an Hier Fluß richtung entlang bis sie Guthkepolle100) erreicht. entfernt sie sich vom Heide Weg, und geht nach Norden zu einem in einer verlaufenden welchen deshalb im Pant Guthl.; Guthkepolle umgibt. Dieser Weg heißt slawischen wo e- Grenze Westen hin bis in polle. Auf diesem Weg verläuft die weiter nach ein tiefes Weidenbruch, das slawisch glambike loug101) heißt. Von diesem Bruch aus Eiche, der der Westseite geht sie weiter westlich zu einer großen unter auf ein der Größe den Namen Damb102) großer erdverhafteter Stein ruht, seiner wegen wili trägt. Von dort aus zieht sich die Grenze zu drei Hügeln (tunmii), anscheinend Gräber der Vorzeit (sepulcra antiquorum), die slawisch Trigorke103) heißen. Westen Weiter geht sie von diesen Hügeln schnurgerade nach in ein großes Bruch, das slawisch dalge Loug103) heißt, und dann an einem aus diesem kommen- den Bach entlang in einen See, der slawisch Dambnio0S) heißt, darüber hinaus über die Seemitte nach Süden zu einem ziemlich stattlichen Hügel, der slawisch mogeln heißt und weiter in südlicher Richtung zu einer Eiche, die in einer tal- ähnlichen Senke liegt106). Neben dieser liegen westlich zwei Steine, von denen der westlicher gelegene gespalten ist107). Von dort aus geht die Grenze immer noch südlich in ein Salzbruch, das slawisch serucoloug103) heißt und weiter in dieser

as) IIUB I Nr. 114. 97) Die Grenzbeschreibung von MUB INr. 111 hat offenbar als Vorlage für Nr. 114 gedient. Interessant, wenn auch für das Thema dieser Untersuchung weniger relevant, ist, daß die Ortsnamen Malch und Coveniz in Nr. 114 sich als Personennamen zu erkennen geben. 98) Ibid: Miregravus fratres Monic Kotimarus:...... et eins et ee) Ibid: Dobezlev, Preche frater Praus, Zapacha frater ... et eins et oius Goldon, Henricus Plochimeris et Hermannus Teutonicus... 100) Variante Gothkepole (MUB I Nr. 247); Paradiesberg bei Lennenhof in der Nähe von Dargun, vielleicht auch ein opole (slavischer Landnahme und Wirt- schaftsverband). 101)Weg nach G. 102)Große Eiche. 103) Drei Hügel. Der Grabhügel als Grenzzeichen ist schon bei Homer zu finden. Die hier und weiter untengenannten sind Gräber aus dem Neolithikum. Es ist sehr interessant, daß sich auf slavisch-germanischem Mischgebiet das Grab Vgl. P. Goeßler, Von Grenzen der Frühzeit, als Grenzzeichen findet. ihren Zeichen und ihrem Nachleben, in: Grenzrecht und Grenzzeichen S. 46f. 103) Slavisch lug = sumpfiger, morastiger Boden, Sumpf usw. und sichern glabokyj = tief. 105)Eichensee. Vgl. H. Kunkel, Stiftungsbriefe S. 08 Anm. 1. 100)Ibid: circa quam terra bassa est quasi vallis quedam. 107) Ibid: ... Quorum propinquior occidenti fractus fracturam et fragmen ... adhuc ibi lacens ostendit. K. H. Burmoistor, Über 108) Slavisch siroko = breiter Sumpf. Ch. die Sprache der früher in Mecklenburg wohnenden Obotriten-Wenden, 1840 S. 37 lug für Wisensump hätte. Anm. nimmt an, daß der Diktator serus nd. gesetzt Rüdiger 3ioldenhauer, Grenzen und Grenzbesehreibungen 247

Himmelsrichtung zu einem großen erdverhafteten Stein unter einer Ulme, weiter nach einem Wege, der nach Lucho führt und dann zu einem See, der Kalen heißt; mit seiner urbs Kalen und ihm selbst [gehört er dem Kloster]. Am östlichen Ende dieses Sees wendet sich die Grenze nach Norden, geht durch ein großes langes Bruch zu einer kregzgezeichneten slavisch knezegranica109) genannten Eiche, dann zu einem Weg, der nach Lucho führt und an diesem entlang nach Osten bis zu einem zwischen Wald und Dorf Kuzuzine110) gelegenen Bruch. Durch dieses Bruch geht die Grenze bei dem Dorf nach Osten bis zu einem östlichen Wald und von dort neben diesem an dessen westlichen Teil gebogen nach Norden bis zu dem genannten Weg nach Lucho. Jenseits desselben geht sie von einem Graben (grabo) nach Norden zu den Bouzk-Bacl1111) und diesen hinab bis gegenüber (in oppositumn) einer verbrannten Eiche, nicht weit von Osten bis einem gewissen mogila. Sie verläuft dann von dieser Eiche nach zur Rol: enizo und zwar dort, wo in diese der Ruthnic-Bach mündet, geht dann den dem liegt, gesamten Wald, der zwischen Wege von Lucho und Rockenitz und Rokenize nach Norden gebogen an der bis zu einem Wege, der diese überquert, und zwar von Dimin nach Lucho. Bei diesem Wege beginnt die Grenze. Bei der nächsten dem Kloster Dargun von Herzog Kasimir von Pommern 1216, Februar S. in Demmin ausgestellten Urkunden=) könnte man schwanken, ob sie dritten Teil bei der Limitation Siedlungen be- an dieser Stelle oder im von zu handeln wäre, denn es handelt sich streng genommen schon um keine Bewidmung, Da mehr, sondern um eine Verleihung. es sich aber u. a. um ein größeres Gebiet, die solitudo Geresowo vel Chowale handelt, soll das Diplom doch hier eingereiht werden. Der Pommernherzog verleiht also den Zisterziensern in Dargun das predium Polchowe113) mit der ganzen schon genannten anliegenden solitudo unter Schei- dung der Grenzen114). Diese beginnt bei einer Furt, durch die ein Schmelzbach (rivulus hycnialis) aus einem benachbarten Bruche kommend, rinnt. Dieser Bach Tal, das Graben geht dann durch ein naheliegendes wie ein gebildet ist. Von hieraus weist die Grenze nach der via regiaus), die von Luchowe116) nach Lavena117) führt, und verläuft gerade zu einem Steinhügel, bei dem vier von den

Dem hält Ii. Kunkel, Stiftungsbriefe S. 79 mit Recht entgegen, daß dazu das der Umstand, quandam nicht passen würde, ebenso nicht daß auch der glainbike beug (profunda palus) und der dalge loug (magna palus) als paludes salicae bezeichnet werden. Burmeisters Hinweis ist sofern richtig, als die lateinische Urkunde meist von der jeweiligen Volkssprache ausgeht; er konnte aber noch nicht wissen, daß die Darguner Diplome Empfängerurkunden sind, die höchst- wahrscheinlich im Kloster von einem dänischen Diktator konzipiert worden sind. 103) Danach slavisch Knese = Fürst, granica = Grenze. Diese Eiche ist ein Grenzzeichen. altes landesherrliches uo) Wüst bei Alt-Knlen. 111) Fließt bei Dargun in die . 11=) MUB I Nr. 223. 11s) Alt-Polchow, nordöstliche Lage. Ibid:... distictione terminorum. . 114) cum et metis 115) Diese nach Ribnitz führende Straße, antiqua via, ubi limites dominorum de Werlo et Rostoke sequestrantur (3IUB I Nr. 1260) wird hier zuerst erwähnt. 116) Lüchow, südlich Gnoien. 117) Lage. 248 "3liszellen

Steinen die übrigen überragen. Neben diesen Steinen liegen andere erdverhaftete, ihnen ist Von einer in der Mitte gespalten, und über ein sehr großer gesetzt. Tal dann darüber diesem Orte aus geht die Grenze zu einem runden, tiefen und Stein hinaus über ein benachbartes Bruch zu einem erdverhaftoten nicht weit von Rinsowe116) dann der via regia. Von diesem Stein aus wendet sie sich nach und zu den Übergang Rinsowo Lavena, einer Furt, welche den Reisenden von nach in Bruch, bis ermöglicht. Dann verbleibt die Grenze einem anliegenden sie nach Talwärts die Scheiden diesem einem Polcho119) genannten Bach fällt. geben an das Dorf Polchowo die hinunter und rainen (conterminant) und gesamte an- Bach See liegende Einöde, und zwar bis zu der Stelle, wo dieser ein aus einem Dieser See'20) liegt innerhalb der entströmendes Bächlein aufnimmt. ganz Grenzen. Von dem [polchow"erJ See gehen sie nach dem Dorfe Walic121) und laufen riga (Graben)1=), bis diese Bach in schwachem Bogen durch eine einem gegen- Polchowe überliegt, der zwischen dem Dorf Walic, Jeresowe, Chowalo und bilden. Im Jahre 1219 stellte Herzog Kasimir dem Kloster noch einmal ein Diplom123) bestätigt hinzufügt, hier aus, das die Bewidmung und einiges was nicht von Belang ist. Diese Urkunde enthält mit unbedeutenden Varianten die Grenz- beschreibungen der Vorurkunden, der Schenkung des Miregravuis wie der herzog- lichen, die uns schon bekannt sind. Hiermit sind die Grenzbeschreibungen der Bewidmungen dieses Klosters abgeschlossen, und wir wollen uns nun der Betrachtung jener des 1171 durch Pribislav von Amelungsbom gegründeten Zisterzienserklosters Dobcran1 4) zu- wenden. In der unechten Zehntverleihungsurkunde Bischof Bernos von Mecklen- burg126)findet sich bereits eine kurze Grenzbeschreibung. Nach Aufzählung der Dotation und Verleihung der Zehnten dort heißt es lediglich: Die Grenze nach Westen ist Domimerigarca 26), nach Norden das Meer. Wenig erweitert, doch

118) Rensow, östlich Lage. 110) Bei Polchow. 120)Der Polchower See. 121) Walkendorf, südöstlich Tessin. 122)Vgl. Schiller-Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch unter ride, (rye, IIUB IV Nr. inferyorum deourrons rie rige) u. 3752: ... usque ad riijam usque fluvium Nitzene. Die Bedeutung Rick, Stange (MUB V Nr. 3192) kommt hier nicht in Frage. 129) MUB I Nr. 247. Vgl. F. Compart, Geschichte des Klosters Doberan bis zum Jahre 1300, in: Beitr. zur Gesch. Meckl., hg. von F. Schirrmacher, 1872. 124) Vgl. L. D olberg, Die der Zisterzienserabtei Doberan bis z. J. 1365 url. -und- lich gemachten Schenkungen, in: Stud. u. Mitteil. aus dem Benediktiner- und Zisterzienser-Orden Bd. 12 u. W. Biereye, Über die ältesten Urkunden des Kloster Doberan, in: Jbb. des Vereins f. Meckl. Gesch. u. Altertumsk. 94 (1930) S. 231 f. 123) 11IUB I Nr. 122. Dieses nur in Abschrift erhaltene Diplom angeblich von 1177. Febr. 1 dürfte erst um 1260 entstanden sein. Auch alle anderen hier be. T. Vorlage der Neugründung sprochenen Urkunden sind nach z. echter nach ent- für das Thema dieser Untersuchung ist, standen. Da dieses aber nicht relevant der Datierung der Diplome Für die gehen wir in der Reihenfolge angeblichen vor. Fragen der Fälschung sei auf W. Biereye (tvie vorige Anm. ) verwiesen. Hügel des Dobimir, Kühlenberg bei Diedrichshagen im Kirchspiel Krö- pelin (?). Rüdiger 3foldenhauer, Grenzen und Grenzbesehreibungen 249

wenigstens mit dem Ausschnitt eines typischen Rainungsprotokolls tritt die Grenzbeschreibung in dem unechten angeblich 1192 von Fürst Borwin von Mecklenburg dem Kloster ausgestellten Diplomlz-) wieder auf: Die Grenze des Klosters nach Westen ist ein Hügel, der in der slavischen Sprache Dobimerigorca heißt' ). Von dort geht sie nach Norden bis zum Meer. Im Osten geht sie von einer Eiche, neben einem Wege in der Feldmark von Wilsnelzs) wiederum gerade nach Norden bis ans Meer. In einer gleichfalls unechten Urkunde1S0) mit unsicherer Datierung101) verleiht der Fürst der Slaven Nikolaus dem Kloster Doberan den Zoll vom Heringsfang, das Strandrecht und alle Nutzung des Meeres im Norden desselben von der Feld- mark von Wilsne im Osten bis nach dem Grenzpunkt (ternlinus) Dobimerigorca zu dauerndem Besitz. Die echte Urkunde Heinrich Borwins von Mecklenburg vom Jahre 121813=) enthält leider keine Grenzbeschreibung und die verdächtige aber inhaltlich größtenteils echte Bischof Brunwards vom Jahre 1232 Oktober 3 nur wieder den kurzen Dobimerigorca-Passuslu). Hiermit versiegen die an sich schon wenigen Quellen für die hier berührenden Grenzfragen bei Mecklenburgs zweitem großen Zisterzienserkloster. Eine recht ausführliche und aufschlußreiche Grenzbeschreibung ist uns für das Benediktinerkloster Dobbertin aus dem Jahre 1274 erhalten. In dieser Urkunde') erneuert Fürst Nikolaus von Werle zusammen mit seinen Söhnen Heinrich und Johann ein nur in einem späteren Regest erhaltenes Privileg des Fürsten Nikolaus von Rostock vom Jahre 1237133). Hier soll die Grenzbeschrei- bung der jüngeren Urkunde116) folgen, während die des Regests in den Varianten berücksichtigt wird. Das sind die Güter [des Klosters] und deren Grenzen: Der Bach Jacenitze137),

127)MUB I Nr. 152. Die Urkunde dürfte auf Grund von Nr. 122 und 406 nach 1260 gefälscht worden sein. 1: 8) Zur Zeit der Fälschung scheint man also in dem schon stärker germani- sierten Lande das Wort nicht mehr als verständlich angesehen zu haben. Wilsen, Rostock. Vgl. I Nr. 129) südwestlich -HUB 147. 1z0) MUB 1-'\-r. 145. Vgl. W. Bierere, Urkunden S. 254f. 131) Datum Rotstoch MCLX, indictione VII°, ... anno temporo Clementis pape, regnante Friderico imperatore piissimo. 132) MUB I Ar. 239 aus dem Diplomatar des Klosters Doberan. 133) Nr. 406 dürfte allerdings älter sein als Nr. 152. 134) 3MU13II Nr. 1347. Vgl. F. Schlie, Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin Bd. 4,1901, und F. Schirrmachor, Beiträge S. 19. Das Kloster, in der Diözese Schwerin gelegen, ist vor 1225 ge- gründet und 1234 in ein Nonnenkloster umgewandelt worden. 133) 31UB I Nr. 469 nach Clandrian, Dobb. Regesten II aus dem 16. Jahr- hundert. 136) Diese, wohl eineEmpfängerurkunde, dürfte zweifellos echt sein. Die größere Ausführlichkeit und Abweichungen im Besitzstand ergeben sich durch die Möglichkeit Erwerbungen. Das ist im Diplom übrigens neuer selbst gesagt ... ut bona postmodum adepta, live in villis, sive in singularibus mansis, cidem in- scribi privilegio faceremus. Außerdem ließ sich der Abt Volrad die Beurkundung 200 M. wendisch kosten. 137) In Nr. 469 Bach Jasenitze. Dieser fließt unterhalb des gleichnamigen Ortes in das Frische Kaff (oder es handelt sich um den Abfluß der Lüchow in den Dobbertiner See). ' 250 Miszellen

der in den Jawir-See136) fließt, dieser See halb, der Bach :Nlilnitze'39) ganz bis zu die seiner Mündung in den W ozstrouitce-See1i0), dieser See ganz, Milnitze beim Ausfluß aus letzterem ganz, bis sie in den Brezenitze-Bac11141) mündet, dieser Bach halb bis zum Wozderim-See1i-), dieser halb bis zum Gardeno-Bach, doch nicht der Gardeno-See, dagegen der Gardeno-Bach ganz bis zum Lomenitce- Bach143), weiter der Gardene-Bach ganz bis zur Mühle Oldoicnesthorpo134), diese Mühle halb und von dieser aus bis zum Bruch Boltzli3), dieses ganz bis zum Zpandine-See146), dieser ganz bis zum Luzcowe-See447), dieser halb mit dem ganzen Jacenitze-Bach, wo dieser in den Jawir-Sec mündet. Außerdem [gehören zum Besitz des Klosters] der Ort, wo die Kirche Dobertin liegt, das Dorf Dobertin mit der Feldmark (termini), ClodeneliS) mit der Feldmark, die Indago W'lframi149) mit der Feldmark, Lomene14,0) mit der Feldmark bis zur Stenbekei61), die Indago Geradiib-) mit der Feldmark wie Insel und Dorf Upallu) mit der Feldmark. Im Lande Malechin gehört dem Kloster das Dorf Grobe1Si) mit der Feldmark, welches diesem zum Ersatz für 6 Hufen im Dorfe Sylowiu) gegeben worden ist, und Pillekesthorpo"6) mit der Feldmark. Im Lande Turne157) gehören den Mönchen in Dobertin das Dorf Lositce1S3), das Dorf Cetinl59) und das Dorf Cleston180), alle mit Feldmark. Die Grenzen der Güter des Klosters im Lande Turne gehen von einem Bruch, wo Quellen zwischen den Dörfern Suertitce161) und Zageutice16-) entspringen, gemäß der Scheidung durch Hügel (sicut per colliculos distinctum est) gerade bis zur Begrenzung des Dorfes Szempowe163), von der Feldmark von Dertcele164) bis zu der von Crummere16S), dann bis zu der 138)Der Dobbertiner See. 138) In Nr. 469 die Bach Milnitz; die 31ildenitz fließt gegenüber von Groß- Görnow in die Warnow. 140) Nr. 469 See Wostrouitz, 1Voztrowitz des Dobbertiner 141) nördlich Sees. Nr. 469 die Bach Bresenitze (die Bresenitz). 142) Woseriner See [Hofsee, Holzsee, Mühlensee]. 143) Nr. 469 die Bach Lumenitz, Abfluß des Lohmer-Sees. 144) Oldendorf, nordöstlich Goldberg. 145) Nr. 469 Boltzer-See, südlich Oldenstorf. 146) Nr. 469 Der Spendiner-See. 147) Die Lüschow, nordöstlich vom Goldberger See. 148) Klöden, nördlich Goldberg in Nr. 469 Wolfframshagen. 149) Altenhagen, nördlich Goldberg. 160) Lomen, nördlich Goldberg. 151) Bei Lomen. In Nr. 469 Gerdesshagen. 152) Gerdshagen, südwestlich Güstrow. In Nr. 469 Upall. 153) Groß Upahl, südwestlich Güstrow. 154) Grube (? ). In Nr. 469 Silowe. 155) Zilow, östlich Röbel. 156) WVüst im Lande Malchin. 157) Land südöstlich der Müritz bis Zechlin in der Prignitz. In Nr. 469 Dorf Lostiz. 158) Lärz, südöstlich Röbel. 369) Wüst, ehem. Filialdorf von Lärz am Zeten-Sce. 160)Kleisten, nordöstlich Goldberg. In Nr. 469 Zwertitz. 393)Schwarz, westlich Wesenberg. 162) Wüst, bei Schwarz. 393) Zompow, östlich Wittstock. 161)Wüst bei Krümmel, Amt Wredenhagen. In Nr. 469 Crumomir. 165)Krümmel, südöstlich Röbel. Rüdiger Mfoldenhauer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 251

von Starzowe16 ). Von hier aus gehen sie, ebenso gekennzeichnet, bis zu dem aus dem Verlinge-See16t) fließenden Bach. Letzterer gehört dem Kloster ganz, soweit er die Feldmark von Suertis berührt. Auch der erwähnte See, der Suertis-Seel66) gehört mit dem ihm entströmenden Bach dein Kloster bis zum Vilis-See169) ganz. Vom Vilis-Seo [geht die Grenze] bis (secus) zur Feldmark des Dorfes Dimitz17o) und zum Womazowe-Sec""). Hiermit endet die Beschreibung der Grenze, -welche die Fürsten allezeit zu schützen versprechen. Sie gibt ein anschauliches Beispiel für eine Verquickung von Besitzbestätigung und Grenzbeschreibung an sich zu einer unauflöslichen Einheit. Obwohl die Begrenzungen recht genau angegeben sind, ist doch eine Linierung kaum möglich, da vielfach die Grenzen der dörflichen Feldmarken, von denen wir nicht wissen, ob sie damals genau geschieden gewesen sind, stell. vertretend für die klösterlichen erscheinen. Sehr aufschlußreich ist die Grenzbeschreibung des Landes Boitin, welche in einer-Urkunde Heinrichs des Löwen für Ratzeburg172) vom Jahre 1158 enthalten ist. Der Herzog verleiht dem Bistum das Land Butinln) insgesamt vom Rivulus Duels bis zu einem Steinhügel nahe beim Dorf Bunistorp' ) [im Grenzverlauf] mitten durch den Lipse. See1-s) und von dort geradlinig bis zu einem großen Stein. Von dort [geht die Grenze] in die communis silva, zu dem Ort, der gemein- hin Manhage171) heißt, bei Karlowelm) und dann im Walde nach der villa

166) Starsow, westlich Wesenberg. 167) Der Fehrling-See bei Schwarz. 168) Der Schwarter-See. 168) Vielze-See, nördlich Dimitz. 170) Dimitz, südlich 3Lirow. 171) Der Große Wumm-Sec, nördlich Zechlin, Prignitz. 171) MUB I Nr. 65 = DHdL Nr. 41. Das Diplom ist stark interpoliert. Auch diese genaue Grenzbeschreibung gehört dazu. Vgl. J. Neuendorf, Die Stifts- länder des ehemaligen Bistums Ratzeburg, 1832. 173) Boitin, das etwa der späteren Vogtei Schönberg entsprechende Land. 174) Groß. und Klein-Bünsdorf, nordöstlich Schönberg. 175) Der Lüb-See bei Rehna. 176) Vgl. F. Engel, Die mittelalterlichen : Bannhagen und das Problem des Limes Saxoniae, in: Blätter f. dt. Landesgesch. SS (1951) S. 73f. u. dons., Mann- hagen als Landesgrenzen im nordostdeutschen Kolonisationsgebiet, in: Balt. Studien '.r%'F 44 (1957) S. 27f. Engel hat neben drei urkundlichen Zeugnissen vier Flurnamen in Mecklenburg herangezogen. Nach ihm hat sieh Mnnnhagen als typische Bezeichnung für einen Grenzort erwiesen: er grenzt meist die terrae, in denen er Burgwarde und Siedlungsgebiete sieht, als Befestigung ab. Vgl. die Karte zu Ratzeburg S. 29! Bier können acht Mannhagen nachgewiesen werden; ebenso verschiedene am Limes Saxoniae. In Vorpommern läßt sich nach Engel die Gleichsetzung mit dem slavischen Grenzbegriff preseka nachweisen. Wahr- scheinlich lagen derartigeMannhagen (= westf. Wehrhagen) als kleine, landwehr- artige Befestigungen in den Grenzwaldungen, wo ein besonderer Schutz erforder. lich erschien. Aus dem Wandern des Wortes glaubt er auf den Fortgang der sächsischen Kolonisation nach Osten schließen zu können. Für den Carlower 31annhagen nimmt er die Entstehung um 1143 an. Noch auf der Schmettauschen Karte von 1794 findet sich der Flurname Manhagensoll. Immerhin betont Engel mit Recht die benachbarte Lage des Riepser und Carlower Mannhagen. So würde sich eine Länge von 4-5 kin ergeben. Vgl. zu Mannhagen ferner W. Prange, Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im ?Mittelalter, 1960 S. 28,111,136, 144,179,211 u. 299. 177) Carlow, Kreis Schönberg. 252 Miszellen

Bächlein Linzikalso), Zlavtil's) zum Bruch Ripze1i), [auch] weiter zum wie es in die il'ocnitzalsl). Was innerhalb der sich windet bis zu dessen Einmündung ý Heinrich dem Bistum 250 Hufen umschriebenen Orte liegt, weist als zu, sei es findet in knapperer Form mehr oder weniger. Diese Grenzbeschreibung sich etwas Heinrichs des Löwen für Ratzegburg Jahre auch in der unechten Urkunde vom Besitzbestätigung Friedrichs II. Jahre 1236183) 117418), während es in der vom lediglich lautet: (errata Bulin cum terminis und cum adcocatia ciusdem terre.

IV. Grenzbeschreibungen einzelner Dörfer

Bei den Grenzbeschreibungen einzelner mecklenburgischer Siedlungen, mit finden denen der Bistümer (Ionen wir uns jetzt befassen wollen, wir, gemessen an Abgrenzungen. War in den und Länder, wesentlich genauere erstgenannten Sprongelbeschreibungen öfter die Grenze der Feldmark eines Dorfes in den selbst die ganz unbestimmte einer gens" noch als genau genug angesehen jetzt der Zeit, da worden, so nähern wir uns mehr und mehr sie als eine mehr Linie hervortritt. Allerdings bleibt jetzt oder weniger scharfe auch oft noch Bruch oder Wald ungeschiedens'). Don Anfang der meist dörflichen Grenzbeschreibungen'13) - es empfahl die Dörfer des sich hier im wesentlichen chronologisch vorzugehen - sollen Darguner Klosters1") und Techesowe15i) machen, die Herzog Kasimir von Pommern diesem im Jahre 1216 bestätigt'") und unter deren Zusammenlegung189) mit allem Zubehör und den Feldmarken dauernd schenkt. Die Grenze zwischen Gransyn1 d) beginnt bei einem Bach, der aus einem zwischen Gransyn und Pencowe gelegenen See'91)kommt, und steigt dann gegen die Stromrichtung eines Schmelzbaches (rivulus hieenalis) auf bis zu einem

118)Schlagstorf, nordöstlich von Ratzeburg. 111) Vielleicht Namengeber des Dorfes Rieps bei Schönberg, das im Ratze- burger Zehntregister (MUB I Nr. 375 S. 362) als Ricepe erwähnt ist. 1110)Die Lenschow mündet unterhalb vom Orte gleichen Namens in die Waknitz. 181) Die Waknitz. 182)MUB I Nr. 113 = DHdL \r 103. 183)MUB I Nr. 448. 184)Vgl. die typische Wendung in HUB I `Nr. 398, daß Holzungen, Wiesen und Moraste das Land scheiden. 185) Die hier angezogenen Quellen lassen leider nichts über Grenzen jener Art innerhalb der Siedlungen verlautbaren. Deswegen kann in dieser Untersuchung hierauf nicht eingegangen werden. Keine einzige Nachricht ist z. B. über. don bekannt. Vgl. dazu K. S. Bader, (1) S. Burg- sogenannten Dorfetter 74ff. über friedenssteine S. 99. Dieses Schweigen der Quellen ist um so mehr zu bedauern, S. kann, daß das Grenzrecht da man Baders Behauptung (2) 372 nur zustimmen im Dorfleben ins Irrationale einen breiten Raum einnahm mit seinen vielfach führenden Erscheinungen. 180) Amt Pannekow, südlich Gnoien. 187) In Pannekow aufgegangen. 188)11 :ÜB I Nr. 225- 189) Ibid: in villam redigentes. ... quo unam 110) Granzow, südlich Gnomen. 1911Der Pannekower Sec. Rüdiger MIoldenhauer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 253

Bruch, aus welchem dieser zu entspringen scheint und durch Ableitung. des Baches (? ) hinabgeführt wird. Sie geht dann zu einem anderen Bruch, überquert bis der es und zieht sich weiter zu einem großen Stein, fest in der Erde ruht und von diesem fallend über festes Land in ein Tal neben einem langen Bruch. Dann verläuft sie zwischen diesem Bruch und der festen Erde bis zu einer Stelle, wo ihr Grabmäler der Vorzeit (sepulchra antiquorum) zur Linken liegen; weiter erstreckt sie sich nach Süden gebogen durch dieses Bruch bis zu einer Steinfurt, über welche die nach Demmyn gehende via regia führt. Außerdem schenkte der Herzog dem Kloster die Einöde WSlak19=), die zwischen Luchowe193), P. agen181), dem Kalant-Seetal) und dem Penchowe-See liegt. Diese Grenzbe- schreibung des Dorfes Penekowe ist verhältnismäßig ungenau. Scharfe Grenzen, wie Gewässerläufe und Markierungen durch Grenzzeichen sind selten. Die Brüche, an denen damals nur ein begrenztes Interesse bestanden hat, und die erst nach der Melioration von Bedeutung und unter Umständen geschieden -werden, bilden weiter die Grenze als Saum. Vielfach sind letztere auch als Gemein- weide19G) bezeugt und deshalb absichtlich nicht geschieden worden. Im Jahre 1224 schenkte Borwin von Mecklenburg der Marienkirche in Riga197) -sein predium im Orte Thatecowe19S)bei seinem Gastrum Ylowo199) unter Ge- währung von Eichelmast in seinen Wäldern. Dieses predium wird mit den Grenzen verliehen, die der Fürst wie folgt scheidet: Die Grenze nach Norden von einer großen Buche aus, die zwischen Ylowe und dem Dorfe Szerninchusonm00) und der curia neben der via publics liegt, dann zu einem Bachlauf, weiter zu nach Osten an gezeichneten Bäumen vorbei, den Bach hinab, nach Süden zu einem Schmelzbach (torrens), der zwischen der curia und dein Dorfe Zusawo=O1) fließt; diesen hinab bis zu einem anderen Bach, der auf der östlichen Seite der Curia hinabströmt und von diesem durch ein tiefes Tal bis zu der genannten Buche. Grenzbeschreibung kleineren Diese einer Liegenschaft ist äußerst scharf. Wasserläufe und Lachbäume, Wege und Täler ließen den Verlauf sicher jederzeit feststellen. Anscheinend begrenzen die bezeichneten Bäume ein Stück Land Seite des Baches, dessen auf der anderen Lauf die Grenzen für eine gewisse

19=) Heute liegt dort Kloster Wüstenfelde, nordwestlich Noukalen. 193) Lüchow, südlich Gnoien. 191) Rey, nordwestlich Neu-Katen. 195)Der Kalensche See. 199) Vgl. 3IIJB I Nr. 556 v. J. (1244): Der Wald zwischen dem Hof des Klosters Amelungsborn Satow und dem Dorfe der Herren von Rostock Curin soll als Weide gemeinsam genutzt werden. Gemeinweiden sind in Mecklenburg und sonst auch in dieser Zeit bezeugt Vgl. B. IWB I Nr. 190 J. 1209: Ineolis vielfach z. v. ... vero iam ditto civitatis Löwenstadt [Blekede] contuliºnus de proprietato nostra ad pastum porcorum terciam arborem in Verdeburgo, ultra 3lbiam communia pascua cum Sclavis, in nemore in Berscam et Stapelitz idem ins, quod nos in eis habuimus. 197)3IUB 11r. 301. 198) Tatow, südlich Neubukow. 199) Ilow, südlich Neubukow. 200) Zarnekow, südlich \eubukow. 201) Züsow, südlich \cubuk-ow. 254 Miszellen

die Gewässer- Strecke verlassen, wenn die natürlichen nicht ausreichen oder grenze nicht gültig sein soll. Grenzbeschreibung die des Dorfes Als nächste ebenfalls sehr genaue soll Einöde (solitudo) Golisow"e=03) folgen, die Pinnow202) und der dabeiliegenden Dargun das Herzog Wartislav von Pommern mit dem Kloster gegen vorher Urkunde Jahre 1226 verliehene Dorf Bolentin°z) in einer vom vertauscht=05). Die Grenze beginnt bei der Penna=DL), steigt nach Osten zu durch ein anliegendes Rechten läßt, Bruch, Tal auf, wobei sie eine große Eiche zur und geht zu einem Regenfalls Bach der dieses durch- dem zur Zeit des Schnee- und ein entströmt, Von diesem Bruch bis fließt und in die Penna mündet. aus verläuft sie gerade Doberiscecame Fuße Berges zu einem von den Slaven genannten und am eines dann dem kreuzgezeichnete stehenden Steines und zu einem anderen, neben eine Ende langen Eiche steht. Von diesem Ort erreicht sie einen am eines ziemlich Spalt der linken Seite, Bruches stehenden Stein mit einem auf urn weiter geraden befindliche Dorf Tarnowe2Ö7) Laufes das ganz innerhalb der Grenzen zu erreichen. bis Dorf Von Tarnowo aus erstreckt sich die Grenze gerade zu einem anderen das innerhalb der Grenze liegt. Von Jetzt- namens Zarnowe20ß), ebenfalls ganz Norden Hügel, Grabmälern genanntem biegt sie nach und geht zu einem wohl der Vorzeit (sepulcra antiguorum). Sie wendet sich dann einem großen Bruch (conterminale8) Golisowe Gustislave203) ist, zu, das die Scheide zwischen und diesem, bis Ort dem Tal, in dem verbleibt auch weiter in zu einem gegenüber Graba') Gustislavo liegenden sich eine hölzerne in der Mitte zwischen und Brücke befindet, biegt dann nach Westen zu einem See, überschreitet ihn und dann erreicht einen hohen, an dessen Ufer gelegenen Berg und fällt nach einem bogenförmigen See zu, der Golesowe heißt. Von dort geht sie in ein tiefes Tal zwischen Ducowe210) und Pinnowe und diese hinab bis zur Pena. Die Grenz- beschreibung enthält Grenzzeichen der verschiedensten Art; Brüche jedoch bleiben ungeschieden und werden ausdrücklich als Grenze zweier Dörfer be- zeichnet. Die Dörfer Tarnowe und Zarnowo treten subsidiär mit ihrer Gemar- kungsgrenze ein, müssen also denUmständen gemäß genauer limitiert gewesen sein. Es soll nun die Urkunde besprochen werden, welche Herzog Wartislav dem Kloster Dargun im Jahre 1229 ausgestellt hat=11), und worin er das Dorf=12)

202) Pinnow, westlich Stavenhagen. 203) Gülzow, westlich Stavenhagen. 204) Hohen-Bollentin, südlich Demmin, oder Sieden-Bollentin, nordöstlich Treptow. 205)3lUB I Nr. 330. 206)Die Peone. 207) Wüst bei Pinnow und Gülzow. Häufiger Flur. und Ortsname u. zu slaw, Das der tarn _ Dorn, Dornstrauch zu stellen. würde gut zu solitudo" passen. deuten jedoch (7) Siedlungen Dio anderen l amen auf slawische wüstgewordenen dieser Grenzbeschreibung. hin. Vgl. die anderen Anm. zu 208) Wüst ebendort. 209)Grabo bei Basepohl (Vorpommern). Bestimmt zu grab = Hainbuche zu T. Wald bestanden, hat keineswegs stellen. Die solitudo war wohl z. mit also nur bestanden. aus Bruchland und Heide 210) Dukow, südöstlich Halchin. 211) HUB I Nr. 373. 212)Wüst bei Dargun (7).

0 Rüdiger 3ioldenhauer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 255

mit der Einöde Searbesowe gegen das vorher verbliebene Dorf Raduscouiz21a) vertauscht. Die Grenze [von Ducowe] scheidet der Herzog wie folgt: Sie beginnt bei der Pana, wo diese einen von der Quelle, die slawisch Gidamar211) heißt, herkommen- den Bach in sich aufnimmt. Von diesem Ort geht sie durch ein anliegendes Bruch geradlinig bis zur Mitte eines Tales, das der Fürst als Grenze2 5) zwischen Circhowezl6) und Ducowe bestimmt. Von diesem Tale aus verläuft sie gerade auf die Länge eines Strickes zu einer Steinfurt im Staveniza=l-, ) genannten Bach und zwar dort, wo elf Steine darauf geordnet liegen, so daß den Reisenden ein trockener Übergang ermöglicht wird. Von dieser Furt geht sie talwärts bis zu einem Röhrichtbruch, dem die Staveniza entfließt und bis zu einem kleinen Wall, auf dem eine ziemlich große, fünf Hauptäste in die Höhe reckende Linde steht. Weiter verläuft sie von diesem Ort aus gerade nach Osten zu einem großen s) See, dort slawisch 3iirtsino=! genannten um von nach Süden zurückzubiegen, benachbarten Berg mitten über einen zu ziehen und dann gerade ein Tal zu dem Bequemlichkeit erreichen, in zur derer, welche es überschreiten wollen, Hölzer liegen. Dieses Tal begrenzt Pinnowen9), Golisowe==0), Duchowe und Scarbisowe. Aufschlußreich dürfte auch die Grenzbeschreibung für das Dorf Uelitz==1) sein. Dort verkauft Graf Heinrich von Schwerin dem Kloster Reinfeld 61/2 Hufen im Jahre 1215"w). Die Grenzen läßt der Graf, damit sie nicht später freventlich in der Urkunde von Rechtsverletzern eingeengt werden, festhalten: Sie sollen bis Feldmark (canipi) Lubessenn) von Osten zur von reichen, von Süden aus bis zu einem, dem Dorf anliegenden Bruch, dann zu dem Ort Roth-21) aufsteigen, dem Szuleztid=5) Bach diesem weiter bis zu genannten und an aufwärts wieder bis zur Feldmark von Lubesse gehen. Diese Grenzen hat der Graf bereits zuvor der Dörfer durch von denen übrigen umliegenden seinen Vogt Rimbold scheiden lassen. Sie sollen künftig weder von diesem noch anderen [erneut] geschieden werden. Obwohl diese Grenzbeschreibung keinerlei Grenzzeichen aufweist, ist sie bestimmt für den vorliegenden Zweck ausreichend genau gewesen. Man könnte in gewissem Sinne von einer negativen Scheidung sprechen, da lediglich gesagt die Grenzen des Dorfes Uelitz denen wird, daß von der umliegenden Orte ge- bildet werden.

213) Scharpzow, südöstlich Malchin. 214) In der Nähe von Scharpzoe. : 15) Ibid: termino inter Circhowe Ducuwe. ... quarr ponimus pro et 216) Wüst bei Scharpzow. 217) Bei Scharpzow. 218) Bei Scharpzoir. 219) Pinnow, westlich Stavenhagen. 220) Gülzow, westlich Star enhagen. 221) Uelitz, Amt Hagenow, nordwestlich Neustadt. 222) MJB I Nr. 246. 223) Lübesse, Amt Schwerin, nordwestlich Neustadt. 221) Nicht feststellbar, Ableitung wohl von roden. 2.1+) Lage und Deutung unbekannt. Miszellen 256 .

Als Grenzbeschreibung einer Stadt, nämlich Parchimý26), kann nun hier die dieser Weiden zwar nicht die der Stadtfeldmark, sondern nur mitverliehenen folgen. Es ist diese die erste einer städtischen Siedlung in Mecklenburg, die in der Stadtrechtverleihung durch Fürst Heinrich Boncin von Rostock enthalten ' ist. Die Beschreibung lautet: Die Weiden der Stadt sollen sich vom Tal des Quelle=9) Feldes Boken2 7) bis zu einer Linde=g), weiter bis zu einer und von dort gerade bis zum Zlovena-Flußno) erstrecken. Ebenso kurz ist das Rainungsprotokoll der von den Fürsten Nikolaus und dem Kloster Michaelstein Heinrich von Rostock im Jahre 1229 verliehenen Einöde, die dein Dorfe Rosiriz") anliegt: Die Grenzen sollen im Osten von einem Westen dem Ort kleinen See, der volkstümlich Depense31=) heißt, im von der Dopendille=33) heißt im Norden von der Nebula2{) und im Süden von dem die Feldmarken Belichonenso großen See Bisdede"z33) gebildet -werden und und die Voreltern Bolliconses236) mitumschließen. Dieses Dorf haben des Fürsten, Hier deutlich, daß Grenz- so heißt es -weiter, bereits abgemark-t227). wird eine Als die setzung erklärlicherweise nur im Bedarfsfalle erfolgte. solitudo geschieden ihre Grenze durch werden muß, geschieht das nur dort, wo nicht sekundär die bereits abgemarkten Siedlungen festliegen. Diese Grenzbeschreibung wird in Bischof Konrad Kauamin einer Zehntverleihung an das Kloster von von voni Jahre 123338) bestätigt. Es ist in dem Diplom verständlicherweise nicht mehr von einer Solitudo die Rede, sondern schlechthin von bona Rosin. Nach dem kleinen See, der die Grenze im Osten bildet, erscheint nun eine vallis profunda und die eingeschlossenen Feldmarken werden als die Dörfer Belichowe und Bolin bezeichnet. Als erstes eigentliches Rainungsprotokoll in Mecklenburg, dessen juristischer Anlaß zu erkennen ist, kann jenes in der von Fürst Nikolaus von Werle dem Zisterzienserkloster Amelungsborn für dessen bong Sathowo231) ausgestellte Urkunde von 1244 angesehen wwerden=t0).Hierin ist nämlich von einem Grenz-

"220)11IUB I Nr. 319 vom Jahre 12-2512)6. Vgl. X. Hoffmann, Die Städte- Mecklenburg-Schwerins in der Kolonisationszeit gründungen vom 12. -14. Jh. (auf siedlungsgeschichtlicher Grundlage), in: Jbb. des Vereins f. meckl. Gesch. u. Altertumsk. Jg. 94 (1930) S. 91f. 2221)Bök, wüst in der Feldmark von Parchim vor dem Neuen Tor etwa gegen- über von Möderitz. 228)Der Lindenberg (?) auf einem Hügel an der Elde zwischen Stadt und Ziegelei vor dem neuen Tor. 229) Der Gesundbrunnen am Sonnenberg nach der Eldo zu. 230) Der Slater Bach. 231)MUB I Nr. 369. Rosin liegt südöstlich Güstrow. Heute Kirch- und Mühlen- Rosin. 222) Der Touchelsee (? ) bei Rosin. 233) Unerklärt. 231)Die Nebel. 235)Gutower- oder Rosiner-See, südlich Güstrow. 230) Bölkow, südlich Güstrow und Bellin, nordöstlich Krakow. 237) Ibid: terminos antiquitus a parentibus nostris designatos. ... 238) MUB I Nr. 411- 230) Satow, südöstlich Kröpelin. 210) WJB 1 Nr. 557. Vgl. Nr. 556. Rüdiger Moldenhauer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 257

streit-11) die Rede. Weil lange Zeit hindurch zwischen dem Abt G[ottschalk] von Amelungsborn und dessen Bonversen in Satowia einerseits und Jordan von Savene, Hermann von Wolo: ente und Judith von Nienkerken andererseits ein Streit über die Grenze von Satowia geherrscht hat, hat der Fürst diese durch seinen Küchenmeister Heinrich Gamma wie folgt scheiden lassen. Die Grenze geht zwischen [dem Besitz] von Hermann von Wokrente und Satowia Äcker bis zu dem nächsten See, wo die des Schafhirten Heinrich enden. Das ist die erste Grenze. Zwischen Satowia, der Frau Judith und dem Dorfe Rado. gorst-4? ) scheidet der Fürst derart, daß der gesamte Wald zwischen dem langen, diesem sich bis zu einem großen Bruch erstreckenden See zusammen mit zu dem Hof Satowia kommt. Der Neubruch oberhalb [davon? ] gehört ohne Be- Satowia. grenzung (sine termino) zum Hof Der Vater des Fürsten, so beurkundet Nikolaus weiter, hatte bereits zwischen Satowia und Hermann von Wokrente derart geschieden (distinzit), daß dort, wo das große Bruch endet, die Konversen der curie keinen Neubruch-u) anlegen dürfen (nwcellare non possunt). Außerdem hat der Vater der curia bereits den Wald bis zum Puzecowe-Bach-14) zum Neu- bruch gegeben wie auch die holtmarke in Lucoweý15) als gemeinsamen Besitz der curia und des Dorfes Bulcowe (in Lucowo zu emendieren). Ebenso soll der Hof Satowia und das Dorf Bulchowe-S6) den Wald gemeinsam besitzen, Neubruch bis Bache. Auch und zwar vom zum zwischen dem Hof und dem Dorfe Puzecowe=l7) soll diese Regelung gelten, der gesamte Grund jenseits des Weges den Brüdern zum Neubruch dienen und die Grenze bis zu dem volks- tümlich Honhorst=l4) genannten Ort, der ganz dem Hof zugewiesen wir(1, aus. So dem Hof gedehnt werden. soll es auch zwischen und dem Dorf Rederanken; s) die Äcker des Hofes der Wald gehalten werden, wie zwischen der curia und dein Dorf Curin249) mit jenen hinsichtlich der Weiden in aller Nutzung gemeinsam besessen werden. Der Neubruch der. curia oberhalb der Kirche soll ohne Be- Satowia Diese Grenzscheidung (distinctio grenzung zu gehören. term. inorum) ist in Gegenwart und Mitwirkung genannter Zeugen beider Parteien erfolgt. Mag diese Rainung auch nicht völlig scharf sein, so dürfte sie doch für die damaligen Verhältnisse ausgereicht haben. Bis zur Setzung fester Grenzsteine dauerte es noch einige Zeit. Wieder treten Wege und Grenzen selbst von Äckern Immerhin hier Begehung stellvertretend auf. muß eine stattgefunden haben,

241) Ein Streit um die Grenzziehung beginnt im allgemeinen erst'dann, wenn der Prozeß um den Besitz schon begonnen hat. Ins prozessualen Sinne ist er als Zwischenstreit zu betrachten. =i"-) Badegast, südöstlich Kröpelin. 213) In Nr. 556 ist dem Kloster bereits von Fürst 'Nikolaus das Dorf geschieden der Neubrüche bestimmt und die Grenze worden. Auf die interessanten siedlungs- geschichtlichen Aussagen von Nr. 550 u. 557 kann nicht eingegangen werden. ; A) Der Püschower Bach bei dem gleichnamigen Dorf bei Rostock. al5) Wald unbekannter Lage. Rohen-Lnkow, nordwestlich Schwan, Einen. dation nach der Torurkunde. 240) Groß-Bölkou-. 217) Püschow, südöstlich Kröpelin. =48) Flurname in der Satower Feldmark. 219) Rederank, südöstlich Iiröpelin. 240) Alt-Karin, südlich Kröpelin.

17 Zeltschrift fearitechtsge_sdilchte. XCCIIL Germ. Abt. i 258 Miszellen um die Besitzverhältnisse zu klären. Die Rodung im Walde ist teils begrenzt, teils nicht. Dieser erscheint als fürstliches Eigentum, doch hat der Fürst Nutzungs- rechte vergeben. Von der Mitte des 13. Jahrhunderts ab werden die Grenzbeschreibungen in den Diplomen zahlreicher, jedoch nicht immer genauer. So bestimmt im Jahre 1256 Herzog Barnim von Pommern die Grenzen der von ihm dem Kloster Dargun verliehenen Dörfer Gart und Camibur31). Diese wichtige, aber vor_ dächtige Urkunde enthält folgende Grenzbeschreibung: Die Grenze [der ge- nannten Dörfer] beginnt bei dem Berge, der slavisch Bealgor und deutsch Wittenberge heißt, geht dann zu der Stelle, wo ein Bach dem Seenin-See252) entfließt, weiter nach Westen mitten über den See bis zu einem hohen, von einer hohlen Buche gekrönten Berg, die fast im ganzen Land sichtbar ist, dann zu einem vom Dorfe ScenenS7) nach Usnoyruzu) führenden Wege, der die Felder dieses Dorfes vom Klosterbesitz, dem Dorfe Circhowe234) und diesem scheidet (dividet) und weiter zu einem kleinen Tal und einem großen Stein, auf dem zwei Hagenboken2us) genannte Bäume und ein Birnbaum wächst. Dann verläuft sie gerade über den Gipfel diesesBerges zu einem von Steinen umgebenen Grabmal, das zwischen zwei Bergen und zwei Wegen liegt und neben dem ein hoher Stein steht. Neben diesem Stein gabeln sich zwei Wege, deren rechter nach Süden führt, die Feldmark (campi) der Dörfer Graz und Cussove%57) scheidet und Ort bei dem Hafen nach einem Carcin22) führt. Von dort geht die Grenze gerade Recens Mare259) zum und dann nach Osten am Haff entlang bis zu einem Wasser- lauf dem Dorfe bei Lubinuo), welcher dem Probst von Kammin gehört. Sie fällt Norden dem RospiUl) nun nach zu genannten Ort, geht nach Westen zu der kleinen Insel Loz, die dem Kloster ganz gehört, weiter bis zu dem Cuniuonitse- Fluß, dann Westen nach zum Jatisuenitse-Bach262) und bis zur Insel Damba2s3), die dem auch Kloster ganz gehört. Am Ende der Insel entsteht der Bach Wanger- ), dem die Grenze nisce2E; von gerade über die Zuina263) und dann nach Osten bis Berge Bealgor zum sich erstreckt. Was von den Grenzen von Wartsöwo26s),

251) MUD II Nr. 769. - Garz und Kaseburg auf . 252) Der Zernin-See. 253) Zernin. 254) Usedom. 255)Wüst auf Usedom. Hainbuchen. Die Grab 256) mit zusammengesetzten Orte weisen auf ehemalige atarko Hainbuchenbestände hin. Vgl. zur Bedeutung von grab M. Vaslner, Die Urheimat der Slaven, in: Der deutsche Volksboden, bg. von W. Volz, 1926, 8.118f. 257) Kutzow auf Usedom. 258) Wüst auf Usedom. 259) Das Frische Haff. 260) Lebbin auf Wollin. 261) Wüst auf Usedom. 262) Insel und Bach Usedom. 263) Werderinsel bei Swinemünde. 264) Bach auf Usedom. 265)Die Swine. 266) Wartow auf Wollin. Rüdiger Moldenhauer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 259

Parpartne"67), Wotziz Bozitseý18) ist (circuwucingitur) und umschlossen ... 13011 mit dem Zubehör u. a. dem Kloster als dauernder Besitz gehören. Im Jahre 1257 verleiht Fürst Nikolaus von Werle°111) dem gleichen Kloster das Dorf Dalmestorp=70) und verkauft diesem das Eigentum der Dörfer Wer. dere=71), Techentin =), Blankenvorde- 3) und Granzin: Die Grenze [dieses neuen Besitzes] beginnt beim Lanckaval-SeeY6), verläuft gerade nach Süden von zwei gezeichneten Eichen bis zu einem Berge, auf dem eine gleichfalls gezeichnete Bruch steht. Von dort zieht sie sich weiter gerade durch ein großes bis zum Thechentin-See=iS), welcher dem Kloster ganz gehört. Weiter läuft sie gebogen hinauf und ansteigend die Hobole2--6) bis zum Stovekow-See=7%), und zwar dort, Bach dann diesem wo ein aus dem See kommender in diese mündet. Sie geht an Bach hinauf bis zu dem Wege, der von Wesenberghen6) nach Granzin führt letzterem Dorfe Babis=#a) bildet. Von dort und selbst die Grenze zwischen und Schmelzbach, diesem aus verläuft sie zu einem sommers austrocknenden an hinab wieder bis zur Hobole und durch diese bis zum Pavle-See=nO), von dessen halbnördlich bis Bruch nördlichen Teil sie sich zu einer bei einem stehenden Eiche wendet. Von dort aus verläuft die Scheide gerade bis zu einer an der östlichen Seite eines kleinen Sees stehenden beiderseits kreuzgezeichneten Eiche. Weiter geht die Grenze dann zum Parvum Scirvene-See=s') und aufsteigend über einen kleinen Berg, gerade an vielen gezeichneten Eichen entlang nach Osten zum Cuthuncrsche-Seen=), dann zu einer durch drei Hauptäste kennt- lichen, unten verbrannten Eiche und gebogen zu einer anderen, wo die Feld- Cutkunde Dalmerstorpe marken von Granzin und geschieden sind. Die Grenze zieht sich dann weiter geradlinig bis zu einem Graben, wo die Feldmarken Dannenbekeiu) von Dalmestorpe, Chutune und zusammenlaufen und weiter, bis zu vielen anderen Gräben, die als Grenzzeichen (pro terminis) angelegt sind, bis zu einer viermal kreuzgezeichneten Eiche. An solchen Gräben läuft sie auch Hobole dem Zoarnizs1). Von weiter entlang bis zur und castrum dort aus wendet Eiche sie sich zum Liperi-Tals) und zu einer mit verbranntem Wipfel, um dem führenden Wege dem weiter gerade zu nachStargard6) und Magrevenbudo- 267) Wollin. 2C8) Beide auf Wohin. 269) MUB II Nr. 789. 270) Dalmsdorf, nordwestlich Neustrelitz. 271) Krazeburg, nordwestlich Neustrelitz. 272) Wüst bei Neustrelitz. 273) Blankenförde, westlich Neustrelitz. 274) Der Langhagener-See zwischen Krakower- und Goldberg-See. 275) Nördlicher Teil des Useriner Sees. 276)Die Havel. 277) Im oberen Harelgebiet bei Neustrelitz. 278) Wesenberg. 270) Babke, westlich Neustrelitz. 2S0) Der Pagel-See. 231)Zilman-See, südöstlich Speck bei Waren. 232)Der Lange-See, östlich Speck. 2b3) Dambeck, südwestlich Penzlin. 284) Wüst bei Piwerstorf bei Penzlin. 285) Liper-Tal bei Penzlin. 256) in Mecklenburg.

17* 260 Miszellen

Cobole Auch in dieser Grenz- Talz11) zu gehen und das Bruch ) zu erreichen. Lande Gewässer Grenze beschreibung mit vielfach sumpfigem treten meist als Gräben, die in Boden besser auf, wie auch Jrünstlich angelegte sumpfigem als Grenzen diese Funktion heute Steine zur Kennzeichnung von geeignet sind und haben. auf trockenem Boden bewahrt (platensleghere) Arnold Im Jahre 1258 verkaufen die Panzerschmiede und Siegfried, Bürger in Lübeck, dem Kloster P.einfeld=58) für240,1I. Pf. die Mühle in Burtesowe"-90), deren Grenzen von der Brücke in Bursowo oberhalb nach Grenzhügeln (mnouticuli /acti) bis Quelle Norden gemäß den errichteten zur des Bunenbeke-Flusses21) und diesen dann hinab, bis zum Radegost-Fluß292) die Grenze hinab bis Ufer gehen. An diesem Fluß läuft und zwar zu einem am über Feld bis Stubenitze- errichteten Hügel (nnons) und weiter quer ein zum Fluß2293). Die kurze Grenzbeschreibung ist sehr scharf. Wo einmal die Kenn- künstlicher Grenz- zeichnung durch Wasserläufe nicht ausreicht, wird sogar ein hügel errichtet. Stadtfeldmark findet in der im Jahre Eine genauere Umschreibung einer sich Stadt Neu-Röbel Urkunde, 1261 von Fürst Nikolaus von Werle der ausgestellten in der dieser das Schweriner Stadtrecht bestätigtS01). Die Grenzen der Stadt Sylowc206), sollen bis zu denen der umliegenden Dörfer Gnewe"5), Gernowe297) dem und Cussoke298) reichen, hinab durch das Bruch bis zu Teich einer Mühle gehen und dann an die Feldmark von Nedebuh="), Wokestowe, Magnum Woke- stowe300) und Dambeke301) grenzen. Der Glinh-See'02) soll der Stadt halb gehören und die Grenzen von dort nach Kelle303) hinab über ein Bruch, soweit es nach meckern der Stadt zu liegt, gehen, weiter bis zu den des Konrad von Marin und denen der Adelheid Butenscone und von dort zur Stadt über die Weiden sich erstrecken. Die Adelheid soll sich keine Weiden besonders aneignen. Auch hier liegt wieder eine negative Begrenzung vor. Die bereits gerainten umliegenden Siedlungen werden genannt, also eigentlich beschrieben, was nicht zum Besitz gehört. Es findet sich kein eigener echter Grenzpunkt; alle sind subsidiiir. Mit Adelheid von Butenscone sollte die Stadt anscheinend die Weiden gemeinsam haben.

287) Beim Köbelich-See. Siehe nächste Anm. 288) Der Köbelich-See, nordwestlich Neustrelitz. 239) MUB U Nr. 817. 290) Börzow. 291) Bei Börzow. Name wohl deutsch. 292) Die Radegast. 293) Die Stepnitz. 29k) MUB II Nr. 911. 295) Gnewen, nordöstlich Röbel. 296) Zilow, östlich Röbel. 297) Wüst bei Röbel. 238) Wüst bei Pöbel. 299) Nedebow, südwestlich Röbel. 300) Swackatow, westlich Röbel. 301) Dambeet, westlich Röbel. 302) Der Dambeker-See bei Röbel. 303) Groß-Kelle, nordwestlich Röbel. Rüdi ger MIoldenhauer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 261

Wir wenden uns nun der ersten Limitation eines Hagen (indago)301) zu. Im Jahre 1264 verkauft der Ritter Gerhard von Schnakenburg" dem Kloster Doberan3DS) den indago \igenhaghen306) und scheidet dessen Grenzen. Diese beginnen bei einem breiten Stein im (am? ) Meer, gehen gerade bis zu einer indaginis) Buche am Ende des Ackers des Hagenmeisters (magister Vulfard, bis KreuzS01), das der Ritter und von dort weiter gerade zu einem zuerst hat Stenbeke Eichenbruch, setzen lassen, und dann geradlinig bis zur und zu einem Danach bildet die Stenbeke die Grenze bis wo dieses zu fallen beginnt. zum indago Stenbeke30s). Im Jahre 1272 verkaufen Graf Gunzelin von Schwerin und sein Sohn Helmold dem Kloster Reinfeld100) für 52011. Lübischer und 2011. slavischer Pf. das Dorf Zachowe310) bei Parchim mit seinen 26 Hufen und lassen die Grenzbeschrei- bung dieses Ortes in die darüber ausgestellte Urkunde einrücken. Die Grenzen beginnen im Osten bei einer Linde, wo sich drei Wege gabeln, gehen zu einer der Eiche auf einem Steinberg, steubrinke genannt, dann zu einem anderen, heitbrinke heißt, weiter gerade über ein Bruch und einen Damm hinaus zu beim Dorf Chumin311) bis [zu Ort bei] einer Eiche nahe und so weiter einem Westen Berichroth312) oberhalb des cotterland313). Sie zieht sich dann nach unterhalb des Thessenowcre so1311)und gerade aufsteigend zur voskule, einer Eiche. Dieses Rainungsprotokoll ist Grube nahe bei der anfangs erwähnten ist der Damm im Bruch kurz aber völlig scharf. Wahrscheinlich später geteilten dort Graben als Grenzzeichen zu verstehen, obwohl man eher einen erwarten würde. Im Jahre 1277 schlichtete Fürst -Nikolaus von Werle einen Streit der Bürger dein Kloster Dargun915) über die Grenzen in der Nähe der von Malchin mit Begehung3' ). Die Grenze curie Gliilowe316) nach einer sollte von einem großen

561) Der für die Ostkolonisation so wichtige und aufschlußreiche Fragen- komplex Hagen, Hagenhufe und Hagenrecht kann verständlicherweise in diesem Zusammenhango nicht berücksichtigt werden. Vgl. Artikel Hagenrecht im Hand- Bd. I, Ap. Hinweis die buch zur deutschen Rechtsgeschichte, 1906ff. mit auf Kontroverse BngelfKroeschell und Literaturangaben. 3os) MDB II \r. 1015. 300) Nienhagen, nordöstlich Rostock. 307) Doch wohl als echtes Greuzzeichen. Die erste Stelle, no etwas über die äußere Gestalt eines Grenzsteines berichtet wird. Kreuzsteine sind allerdings der Kreuzbäume durchaus auf Grund der Analogie zu erwarten. 308) Steinbeck, nordwestlich Rostock. 309) MUB Ir Nr. 1243. 310) Zachow, südöstlich Parchim. 311) Kuramin, südöstlich Parchim. 312) Wüst bei Siggclkor-. 313) Das Land der Kätner war selbstverständlich von dem der Geburen genau hier Grenze dienen. geschieden und kann subsidiär als 314) Tessenow bei Parchim. Sol ist hier nicht zu asl. sol = Salz zu setzen, da in Grenzbeschreibungen in Mitteldeutschland sondern dürfte Bruch bedeuten, und Holstein dieser Terminus häufiger auftaucht. 315)MUB II Nr. 1435. 316)Gilow, südlich 3falchin. locum Das 317) Ibid:... nos personaliter ad accedentes ... erste urkundliche Beispiel für einen Untergang in Mecklenburg. 262 Miszellen

Stein an der via communis=U) gerade bis zu einer Ecke des Feldes, von dort zu einem Graben und weiter bis zur Grenze verlaufen. Ganz kurz ist leider die Grenzbeschreibung der Stadtfeldmark von Staven- hagen, die Herzog Bogislav von Pommern dieser Stadt im Jahre 1282 zusammen mit dem Lübischen Recht und der Zollfreiheit bestätigt319), ausführlicher dagegen ist die Grenzbeschreibung der Stadt Tribsees, welcher Fürst Wizlav von Rügen im Jahre 1789 das gleiche Recht verlieh und ihre Freiheiten wie die Feldmark bestätigte320). Die Scheidung der Grenzen soll folgendermaßen sein: Sie beginnt Osten Wall am Ort, wo die Stadt gegründet ist, geht nach zum äußeren eines alten Gastrum, dort, wo ein Bach vorbeifließt, der Simerstorperbeke311) heißt. Dorfes Stromelove322), dann Von dort soll die Grenze bis zur Feldmark des nach durch Grenzzeichen (signa) der von ThecheliuS23) gemäß Kennzeichnung gehen. Feldmark Stubbendorpe3.4) Im Süden verläuft sie vom Dorfe Techelin bis zur von dessen festen Grenzen. unter Einschluß des Dorfes Wokenstede'25) mit Das Eigentum dieses Dorfes haben die Bürger bereits vom Fürsten erhalten. Weiter diese unterhalb geht die Grenze bis zur Tribulal14) und oberhalb überschreitend bis zur Slonitzon7) und der Feldmark des Dorfes Lambrechtesdorp32s). Das sollen die Grenzen (limina) des Eigentums der Bürger sein. Den fürstlichen Obstgarten und denRaum des Berges, wo einst das fürstliche Gastrum lag, behält sich Wizlav vor. Dagegen soll das zwischen der Slonitze und der Feldmark von Lambrochtesdorp gelegene, mur genannte Bruch den Bürgern für dauernd zugehören. Im Norden verläuft die Grenze von der Slonitze bis zu einem Stein- damm, der nach dem Ort Wil, 3!3) geht, und schließt das einst von lfarquarcl mit der Platte besessene Allod mit dessen Grenzen ein, wie sie zwischen den Dörfern Poytherose330) und Lambrechtesdorp geschieden sind. Auch zu dieser Grenzbeschreibung läßt sich das zum vorhergehenden Gesagte aussprechen. Neu und wichtig ist der Hinweis auf den nach Wik laufenden Steindamm, über den sich allerdings keine weiteren Schlüsse ziehen lassen. Ist es die Befestigung des Wiks oder lediglich eine Grenzbezeichnung! Wiederum werden bereits ver- messene und gerainte Grenzen subsidiär für die Limitierung verwendet, ebenso die Grenzen eines aufgelassenen Allods. dem In einer Kloster Reinfeld im Jahre 1285 ausgestellten Urkunde113l) ver- kaufte Graf Holmold von Schwerin diesem das Dorf LositzS12). Die Grenzen

318)Wohl gleichzeitig ein Grenzweg zwischen den beiden Besitzungen in der ursprünglichen Bedeutung von Limes. 319) MUB II Nr. 1630. 320) MUJB III Nr. 1789. 321)Bach bei der gleichnamigen Wüstung östlich Tribsees. 322)Stremelow, südöstlich Tribsees. 323) Techlin, südöstlich Tribsees. 324) Stubbendorf, südlich Triebsees. 825)Wüst in der Feldmark von Triebsees. 326) Die unterhalb von Demmin in die Peene mündende Trobel. 327) Zufluß der Trebel. 328) Landsdorf, nordwestlich Tribsees. 329) Wüst bei Tribsees bzw. Landsdorf. 330) Wüst bei Landsdorf. 331)MUB IH Nr. 1809. 332)Lositz, wüst bei Uelitz. Rüdiger Moldenhuuer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 263

schied der Fürst in dem vorliegenden Diplom und gab sie dem Kloster frei (distinguimus ei libertamus), damit sie fürder keiner einzuengen wagte. Sie sollen so, wie sie seit alters her geschieden sind, dauernd bleiben, und zwar zwischen den offenliegenden Feldern (campi patentes) des Dorfes Goldenstede333) und dem Dornicht, und wie die angelegten Hügel (moniiculi fach) es weisen, bis der Feldmark Razstowe) Rainung kennt jeder zu von verlaufen. Diese Einwohner im Umk eis"335). Auch hier wird mit subsidiären Mitteln gearbeitet lediglich Stelle künstliche Grenzhügel Die und an einer angelegt. campi patentes" dürften als Land unter dem Pflug zu verstehen sein, während das Dornicht vielleicht eine Landwehr gewesen ist. Wichtig erscheint der Hinweis auf die Kenntnis der vorhandenen Grenzen durch die Einwohner. Auch in den Kolonistendörfern334), denn um solche dürfte es sich handeln, hat also eine Begehung stattgefunden. ist die Grenzbeschreibung im Jahre 1288 dem Sehr aufschlußreich . einer Kloster Dargun von Bischof Hermann von Kammin ausgestellten Urkunde337) Hierin verleiht dieser den Zisterziensern den bei der Nachmessung der Feld. fbeischlag marken gefundenen (overslach)-der um die Stadt Cusselin [Köslin] liegenden Dörfer Mellen333), Bastaa) und Verchemia310), nämlich eine noch unbekannte solitudo von 110 Hufen, die rechtmäßig ihm gehört hat. Ferner beschreibt er die Grenzen des Dorfes Bast (in Pommern). Diese beginnen bei einem trockenen Bruch, moor genannt. Dort stehen viele Kiefern und Fichten"), die das Dorf Minus Mellene3l-*) und Bast scheiden. Dem Bruch entströmt ein Bächlein, das träge weiterfließend derart ein neues bildet. Die Grenze verläuft diesseits desselben zum Stretinus-Fluß313) und über diesen gerade hinweg bis zu einer Buche neben dem Wege, der von Cuslin kommt, die Dörfer Belitz344), TessinS45) und Bast scheidet. Von dort läuft sie zu einer Eiche gegenüber dem

333) Goldenstadt, nordwestlich Neustadt. 334) Rastow, nordwestlich Neustadt. 335) Ibid:... disterminacionem per incolarum ignorat quam circuitum nullus ... 336) Lositz sollte anscheinend ein Wirtschaftshof werden, denn im Diplom ist eine, wenn auch friedliche eiectio Slavorum vorgesehen, die u. U. wohl bloß auf eine Umsetzung hinausgelaufen sein könnte. Ibid:... hoc adicientes presentium testimonio nos obligando, quod velimus et debeamus omnes Slavos et cives eandum nunc villam inhabitantes eliminare et sine omni spe reversionis hoc cum eis agere, ut voluntarie recendo nihil iuris nut proprietatis so habere in ville eadem publico recognoscant, et si forte, quod absit, quisquam eorum predictam ecclesiain propter hoc molestare voluerit in futurum, nos eis in hoc esse auxilio debeamus. Vgl. R. Moldonhauer, Das Problem der eiectio und amotio in Mecklenburg und die Bauernlegung in Römitz im Jahre 1285. In: Ztschr. für Agrargosch. und Agrarsoziologie, Jg. 13, H. 1 (1965) S. 12ff. 337) 3IUB III Nr. 1971. 338) Möllen, nordwestlich Köslin. 338) Bast, westlich Köslin. 340) Varchin, westlich Köslin. 341) Wohl gekennzeichnete Bäume. 342) Möllen. 343) Die Streitz, nordwestlich Köslin. 343) Belz, südwestlich Köslin. 345) Tessin, westlich Köslin. 2G4 i :IIiszellen

Wege, der die Dörfer Pyrnow3ifi) Ver- von Colbergh nach Bastführenden und dort die Scheiden bis Nitzen- chemin von dem overslach teilt. Von gehen zum Fluß341) und mit diesem flußab, die Hälfte des Flusses innerhalb des overslachs liegen lassend! Weiter verläuft die Grenze bis zu einer doppelt kreuzgezeichneten Eiche, die von zwei großen Buchen umstanden ist. Dieser Baum bildet die Grenze Grenze des overslachs und Vunkenhaghenssu). Die erstreckt sich dann landeinwärts Buche bis zum salzigen Meere in die an Länge, dann bis zu einer mit kronenartigem Wipfel, die der anderen Seite des overslachs gegenüber der Küste das Bast steht, dann weiter bis zu einer anderen, die Dorf :NIellene und scheidet, Bast Meilen im und schließlich wieder zu dem trockenen und Minus oberen Teil scheidenden Bruch. ist der Vorgang insofern -Die Abgrenzung der solitudo ziemlich genau und von Wichtigkeit, als daraus zu ersehen ist, nie ungenau eine frühere Vermessung bedeutender Überschlag gewesen sein muß. Hat sich doch ein derart ergeben, Ödland Dörfern daß er nicht als zu den anderen vermessenen gelegt, sondern haben Siedlungen anderweitig vergeben werden kann. Ursprünglich einzelne oft wie Inseln im unkultivierten Gebiet gelegen und sich nicht gegenseitig berührt, zu einer Zeit, da Wälder, Brüche u. a. Säume als Grenzen auftreten. Die Limitierung erfolgte also oft erst, wenn die sich ausdehnenden Siedlungen aneinanderstießen und sich eine Notwendigkeit dafür ergab. Im Jahre 1300 beurkundet auch der Ritter Johann von Walsleben340), daß die Scheide der Grenzen zwischen den Dörfern Dronewitz3S0) und Warenein351) lange zwischen ihm und dem Kloster Dargun strittig gewesen sei. Zur Fest- legung beruft er den Ritter Hermann 3losteke, dein als einstigen Besitzer von Warcncin die Grenzscheidung bekannt ist. Dieser versichert eidlich, daß die beiden Dörfer folgendermaßen in ihren Grenzen geschieden wären: das harte Land, das mit dem Pflug bearbeitet werden kann, läge dein Dorf Dronewviz an (adiaceret), aber die Wiese oder das Bruch lägen innerhalb der Grenzen von Warencin. Danach billigt der Abt von Kloster Dargun und der anwesende Konvent diesen Grenzverlauf und Johann gestattet die Ziehung eines Grenz- grabens352). Da nun alle mecklenburgischen Grenzbeschreibungen bis zum Jahre 1300,

346) Parnow, westlich Köslin. 347) Der Nitzenbach bei Köslin. 348) Funkenhagen, westlich Köslin. aas) 3IUB IV Nr. 2557 A u. B. 350)Drönnewitz, westlich Demmin, Besitz des Klosters Dargun. 351)1Varrenzin, nordöstlich Neu-Kalen. 352) Daß Wälder meist nicht geschieden waren, sondern genossenschaftlich bekannt. findet Ödland genutzt wurden, ist -Anfangs sich oft noch zwischen den Siedlungen. Vgl. MUB 1 Nr. 604. Herzog Wartislav von Pommern bestätigt dem Kloster Dargun i. J. 1248 3 Hufen zwischen Penecowe und Luchowe. Auch in MUB I Nr. 589 werden 3 Hufen zwischen den Äckern von \Inlchin und den Im 13 Hufen von Tessenowe erwähnt. Jahre 1345 wird ein Streit des Klosters über Überschlag Dörfern Dargun mit einem Grundherren einen zwischen 4 bei- XM Nr. 7996: gelegt. Vgl. : IUB ... controversia ... super quodam agro sive inter fines (den Feld. campo vulgariter oeverslagh nuncapato sito metas et Cordeshaghen, Verghemyn, Bandessyn Vulveshaglien marken) villarum et ... Rüdiger 31oldenhauer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 265

die Wesentliches aussagen, besprochen sind, soll nun anhand des ausgebreiteten Materials über Grenze und Grenzzeichen das Ergebnis dieser Untersuchung zusammengefaßt werden.

V. Zusammenfassung

Wie an zahlreichen Beispielen gezeigt worden ist, hat man anfangs in Mecklen- burg bei Abgrenzung größerer Gebiete den natürlichen Grenzen den Vorzug vor künstlichen, erst zu setzenden Zeichen gegeben. Wir erkennen das Be- streben, eindeutige, dauerhafte und markante Naturdenkmäler zu wählen. Nur diese fehlten, wo eine -Markierung aber unabdingbar war, schritt man zur Setzung von künstlichen Grenzzeichen. Die primitive Vermessung mit dem Schleppseil, auf deren Technik hier nicht eingegangen werden kann, gab zu vielen Irrtümern Anlaß. Deshalb finden in den Quellen viele Grenzstreitigkeiten, Nachmessungen und Neurainungen Erwähnung). Doch andere Gründe hierfür, der Anspruch auf Allmendeland und die nötige Abmarkung in den Markwäldern traten dazu). Anhand der Urkunden wurde dargelegt, daß die Dotationen der Hoch- und Niederkirchen in älterer Zeit meist große zusammenhängende Ländereien umfaßten, daß die Sprengelbeschreibungen dagegen dort, wo eine eigenartige Mischung von alleiniger Kennzeichnung der kirchlichen Jurisdiktion

353) Zum Vergleich und zur Verdeutlichung hier einige Quellenstellen aus anderen Gebieten, die zur Erhellung des Rainungsproblems aufschlußreich sein könnten. Im Stiftungsbrief für Kloster Kremsmünster, Oberösterreich, UB II heißt (Tassilo) definire decrevi interponi. S. 2f. es: ... quod ego ... et aterminis Dann folgt eine Grenzbeschreibung mit Gewässern und Begrenzungen, die den uns bekannt gewordenen im Prinzip sehr ähnelt. Die berühmte Hoppenheimer und lliichelstädter Markbeschreibung vom Jahre 795 im Chronicon Laureshamenso MG SS XXI p. 347 sq. beginnt: Hec est descriptio marchae sive terminus silvae, quae pertinet ad Hephenheim. Dann folgt ein überschriebener Ab- die GernesheimLimites" schnitt, in dem gleich am Anfang Mark mit der von Hephenhoim Sie (adiungitur). geht dann mit finde in - inde ad weiter, um später zu einem errichteten tumulus in confinio silvae, quae ad 3fichlinstatt pertinet, zu gelangen. Solche tumuli erscheinen öfter. Weiter bilden Berggipfel und eine strata publica die Grenze. Den Schluß dieses Abschnittes bildet die auf einem placitum gemäß Anordnung Karls des Großen cum illustriuut virorum et testimonio erfolgte Scheidung (divisio) der Grenzen (termnini). Diese disterminavit Warinus ab omnibus circumpositis marchis sub certis et designatis limitibus. Abschließend folgen 37 Zeugen aus genannten Gauen. Vgl. dazu 0. Bothge, Zu den karo- lingischen Grenzbeschreibungen von Heppenheim und Michelstadt im Oden- wald. In: ZSWG 12 (1914) S. 71 f. Die summitas montium bildet in Do II Nr. 235 von 980, worin dieser Graf Wilhelm Königsgut bei Cilli schenkt, des öfteren die Grenze. In DO III Nr. 93 erfolgt eine Wildbannverleihung mit den Grenzbeschrei- bungen des Forstes an der Ahr. Hierin bilden Wasserläufe, Wasserscheiden und Wege die Grenzen des umschriebenen Gebietes (spacium). 351) Doch bleiben zahlreiche 3larkwälder, manche erst sehr spät entstanden, oft bis in die Neuzeit erhalten. Am Fernewald, jetzt in der Gemarkung Gießen, hatten ursprünglich 14 z. T. weit entfernte Gemeinden Anteil. Die Aufteilung erfolgte erst 1767. Vgl. E. Knaus, Gemarkungs- und Allmendeentwieklung in Gießen. Ein Beitrag zur rechts- und verwaltungsgeschichtlichen Stadttopo. graphie, in: 3litteilungen des Oberhess. Gesch. Vereins, NF 47 (1963) bes. S. 97f. 266 MiszeUen

festzustellen ist, hinsichtlich der Grenze und Abgrenzung des Realbesitzes dann oft recht unbestimmt sind und erst schärfer werden, wenn eine genauere Wir des Fülle Scheidung unbedingt von Nöten schien. sind weiteren auf eine die in von Möglichkeiten zur Begrenzung gestoßen, sich genau wie anderswo künstlichen drei Kategorien, nämlich die der natürlichen, und subsidiären Wichtigkeit der deren scheiden lassen. Wegen der größeren natürlichen soll mit in Richtung Aufzählung und Charakter begonnen werden, und zwar steigender einer schärfer werdenden Limitation3S5). in Zeit Grenzsäume finden Als natürliche Flächengrenzen, besonders älterer als Seen Gewässer. Die sich Wälder356), BrücheSi7), Einöden35$), und strömende den Anmerkungen in den Quellen auftauchenden termini sollen in nur erscheinen, Wälder wann sie für die behandelte Landschaft typisch sind. sind zuerst wie

Ödland 355) Daß die lineare Grenze sich aus dem Saum, dem und Wald gebildet Entwicklung der Grenzlinie hat, ist schon von H. F. Helmolt, Die aus dem Grenzsaum im alten Deutschland, in: Hist. Jbb. Bd. XVII (1896) S. 235 betont Völkerkunde I= S. 128: Wesen der Staatenbildung der worden. F. Ratzel, Im Naturvölker liegt Unbestimmtheit der Grenze". Sonst wird der Übergang vom Saum zur Linie von ihm mit dem 13. Jh. wesentlich zu spät angesetzt. 356) Die an sich überall auftauchenden Bezeichnungen dafür sind silva, wohld und nemus. Uns scheint, daß man im allgemeinen in Mecklenburg unter silva den großen, ungeschiedenen und urwaldähnlichen zu verstehen hat, während nemus dem Gehölz Caesar, BG VI, 10 der mehr zu entsprechen scheint. -Nach schied Bacenis-Wald die Cherusker von den Sueben pro nativo muro obiectam. Vgl. Einhard, Vita ICaroli 7, S. 9,20 termini illorum auch e. sq ...... nostri et poene ubique in piano contigui praeter pauca loca in quibus vel silvao maiores vel montium iuga interiecta utrarumque agros (se. Fraucorum et Saxonum) certo limito disterminant. J. Grimm, Grenzaltertümer, nimmt noch an, daß Mark- ursprünglich Wald bedeutet hat. Das Waldgebiet in seiner Doppelfunktion als neutraler sakrosankter Bezirk bot sich den Germanen wie von selbst als Sitz der Götter an. Hier konnten sich ähnlich wie in Hellas auch amphyktionalo Kult- verbände gründen, die zur Bildung der späteren Großstämme beigetragen haben. All das sind Phänomene, die schon in die indogermanische Zeit hinaufzurücken sind. So hat sich das Numinose zuerst an die Grenzwälder, dann auf den sich verengenden Begriff des signums hierfür geheftet. 357) Die einzig auftauchende Bezeichnung ist palus und nuid. moor, moraß. In einer Urkunde im Hamburger UB I S. 139 vom Jahre 1137 heißt es noch usque ad stagnum, später im Jahre 1241 bereits in medians paludem. Auch sonst sind die Brüche als Grenzen vertreten. In den westfälischen Grenzbeschreibungen finden sich hier die Orts- und Flurnamen auf mere und in Mitteldeutschland bis nach Holstein die auf -sol endenden. 358) Vgl. Caesar, BG IV, c. 3. Daß Einöden Völkerstämme wie die Wälder als Niemandsland scheiden, ist vielfach belegt. Vgl. BG, VI c. 23: Civitatibus maxima laus est quarr latissimo circum so vastatis finibus solitudines habere. Auch in Mecklenburg müssen wir für die früheren Zeiten Grenzsäume, aus Wäldern und Vgl. F. Engel, Mannliagen, Karte S. Einöden gebildet annehmen. 29. In Ungarn Vgl. B. Roman, Geschichte wurden diese Grenzeinöden gepy genannt. des I, 1940, 251. Vom Verfasser ist in dieser Arbeit die magyarischen Mittelalters, . daß Saumgrenzen Ansicht vertreten worden, sich ursprüngliche später zu scharfen Hierfür konnten Belege Grenzen gewandelt haben. zahlreiche angeführt worden. K. S. Bader dagegen kommt anhand von wesentlich süddeutschem Material S. 64 Schluß. Man in seinem Aufsatz, Die Gemarkungsgrenze, zum umgekehrten in Räumen sieht daraus, daß die Dinge verschiedenen ganz anders sind. Rüdiger Moldenhauer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 267

Brüche ungeschieden, und erst später finden wir in diesen auch Grenzzeichen, und zwar künstliche und natürliche. Die Seen erscheinen nicht limitiert nur in früheren Zeiten, später dagegen schied man sie wegen der Fischereigerechtsame recht genaue°). Auch die Bäche und FlüsseMO) sind oft Grenzen als solche, während später die genaue Grenze an sich in der Mitte des Stromes361) verläuft. Eine der älteren natürlichen Begrenzungen ist der Weg362), der als Niemands. land oder gemeinsames Eigentum der Anrainer zu verstehen ist. Diese Aufgabe Äcker, erfüllt er heute noch als Scheide zweier die gleichzeitig der Kommunikation dient. Ähnliche Funktionen erfüllen auch natürliche Wälle, Gräben und Täler, denen wir in den Urkunden auf Schritt und Tritt begegnet sind. Punktförmige Grenzen dagegen sind Bäume, natürliche Steine, alte Grabmäler363), Hügel364),

359) Vgl. z. B. MUB III Nr. 2310. 360) Die Terminologie ist die allgemein übliche, jedoch tauchen auch Torrenten und Trockentäler auf. Sie werden als rivulus hiemalis (MUB I Nr. 225) und torres (I Nr. 301) bezeichnet. So übrigens auch in der von A. Melo ho besproche- nen Urk. Cod. Dipl. Sax. I. 3511. I 361) Der Strom ist nach mittelalterlicher Auffassung Niemandsland. Vgl. dazu K. G. Cramm, Judicium belli, 1955, u. W. Michael, Die Formen des unmittelbaren Verkehrs zwischen den deutschen Kaisern und souveränen Fürsten, 1SS0. Ursprünglich ist der Fluß Saumgrenze und Niemandsland. Vgl. Otto Freising. Gesta Friederici: II 28 Rhenus Galliao v. c. ... ex una ripa Germaniae limes Später bis in die Neuzeit der der ex ... spielen alvous und Talweg eine Rolle, um dann erst einer imaginären Grenze in der Flußmitte zu Auch Adam Bremen (11,18): Poloma firmis weichen. von sagt ... undique saltum vel terminis fluvius clauditur. 362) Das Wort limes bedeutet ursprünglich Schneise oder Grenzweg, während die Bedeutung Grenze und Grenzbefestigung erst später aufkommt. Auch der römische Limes in Deutschland war ja von einer Heerstraße begleitet. Der Zug des Limes bildet oft heute noch die Gemarkungsgrenzen zweier Orte. Vgl. dazu W. Koch, Gemeindegrenzen Karte VI. Im Elsaß finden sich öfter die alten Römerstraßen in dieser Funktion, deren Verlauf oft gerade an diesen festgestellt werden konnte. Koch glaubt, daß in der Flur von Friedberg in Hessen sich die römische Vermessung selbst noch in den Feldwegen, die den Germanen fremd gewesen seien, erhalten hat. Völlig richtig ist seine Bemerkung, daß die Limi- tation besonders im offenen und ebenen Gelände von festen, sichtbaren Punkten ausgeht. In Mecklenburg trifft das jedenfalls oft zu, so wenn es heißt, daß die Grenzen gerade (directe, rarecht u. a. ) von einem genannten Grenzpunkt zum anderen verlaufen sollen. Vgl. dazu auch J. Grimm, Grenzaltertümer S. 115: Limes scheint gleich limen aus

Gräben3C5), Dämme, Furten, Brückenu6) und dergleichen. Die ersteren sind Beleg für das Auftreten insofern interessant, als wir darin einen quellenmäßigen Ergebnis der Pollenanalyse bestimmter Arten gewinnen, was mit dem -u. a. Gebiet Forschung verglichen werden könnte. Eine über ein weiteres angestellte Kenntnis der beginnenden Kulturlandschaft367) würde sicher geeignet sein, unsere Untersuchung Gebietes kann noch wesentlich zu vertiefen. Die eines einzelnen Schlüssen führen. Alle Grenzzeichen ihrer aber kaum zu allgemeingültigen sollten Letzteres Natur nach dauerhaft, eindeutig und oft auch weithin sichtbar sein. trifft besonders für Bäume'b') zu, die oft schon abgestorben und verbrannt sind, Eichen") Buchen, doch die Es werden zwar in der Hauptsache und auch meisten Laub- 'Nadelbäume, anderen in Mecklenburg wachsenden und so einmal eine Hainbuche370), Linden, Erlen, Espen, Eschen, Weiden, Kiefern, Fichten371) und ein wilder Birnbaum genannt. Kreuz Vielfach werden Bäume auch als gezeichnete oder mit gezeichnete3i2) dann Übergang den angeführt, bilden also einen zwischen natürlichen und

308)Diese erscheinen vom 14. Jh. au in den Mecklenburger Urkunden häufig. fossam, distinguit pratis Vgl. V Nr. 3935 ... quo ortum oundem a nostris ..., VIII Nr. 5044 usque ad fossatum, quod in signum distingtionis huiuscemodi ... VIII Nr. 5505. terminorum exaggeratum est et lapidibus consignatum ... u. ass) Die Brücke als Grenzzeichen möchte insofern unter die natürlichen ge- rechnet werden, als sie ja diese Funktion nur sekundär ausübt. 367) Vgl. F. Firbas, Waldgeschichte Mitteleuropas 2 Bde. 1949, und K. Bertsch, Geschichte des deutschen Waldes, 1953. 308)IIUB I Nr. 301,373,11 Nr. 769,789, IV Nr. 3752. 308) Schon J. Grimm weist in seinen Grenzaltertümern auf diesen dem Donar heiligen Baum Grenzzeichen hin, den bei der als ebenso auf Hammerwurf" Grenzsetzung in Bezug auf diese. 370) Auf die Bedeutung der Hainbuche (carpinus botulus), die botanisch der Rotbuche (fagus Baum des deutschen mit silvatica), dem wichtigsten Laubwaldes" (Bertsch) nicht verwandt ist, für die Urheimat der Slavon -wurde bereits hingewiesen. 371)In den Urkunden abies, bestimmt aber Fichten und nicht Tannen. 372) Oft an beiden Seiten der Rainung, wo also die Grenzen sich scheiden. Solche Bäume beißen Lachbäume (von ahd. = laha incisio). Vgl. A. Dopsoh, Grundlagen S. 362f. Manchmal sind die Bäume auch zur Kenntnis entrindet Vgl. MUB I Nr. 311 tendunt terminorum distinetiono worden. ... ad quercuitl pro decorticatam Nr. 111, Lea Baioariorum NII 4: Si ox utraque parte ... u. c. knee signa (se. lapides) defuerint, tune in arboribus notas, quas decorvos vocant, Quotiens convenis observare, si illas quao antiquitus probant ineisao, u. c. 8: do conmareanis contentio nascitur, ubi evidentia signa raune apparent in arboribus in fluminibus, iste dicit. Dieser Einhieb, in den Quellen nut in montibus nee et hieß lach. Vgl. J. Grimm, Rechtsaltertüluer meist incisio genannt, eben ahd. (21854) S. 544. Bei der Theorie von K. Rübel, Die Franken, ihr Eroberungs- im deutschen Volkslande, 1904 diese und Siedlungssystem spielen eine große daß fränkische, besonders Markschneider Rolle, wenn er annimmt, ? estellte durch die Wälder zogen und so die Grenzen setzten. Sie finden sich in Ober. Lauch- Laichbäume, fränkisch Lohebaulu, deutschland als Lach-, und als Vgl. R. Oeri-Sarazin, Allerlei über Grenzzeichen. schweizerisch Lache. in der Schweiz, 1917, S. 31. In Öster- Grenzfrevel und Grenzsouk allamaniseben Terminus Vgl. Osterr. Weistumer V S. 16f. reich findet sich der marchpaum. Beiträge Rechts- Wirtschaftsgeschichte, u. Th. Knapp, Neue zur und vor- Bauernstandes, 1902 11,1919 1 S. 143f. II S. 158; nehmlich des deutschen u. u. Rüdiger ýfoldenhauer, Grenzen und Grenzbeschroibungon 269 künstlichen Zeichen. Das Kreuz ist ein uraltes Grenzmal, das sich vor allem auf Holz durch Axthiebe3--3) leicht anbringen läßt. Es verselbständigte sich später gewissermaßen in Form steinerner, rein funktioneller Zeichen. Unter künstlichen Grenzzeichen sind besondere zum Zweck der Begrenzung gesetzte zu verstehen, in erster Linie bearbeitete Steine3i4) in Kreuz-

J. Grimm, Weistümer V S. 252f. Die Lachbäume sind auch den Langobarden Übrigens nicht unbekannt gewesen. kennen bereits die römischen Agrimensoren arbores finitimae, notatae und clavicatae (wie auch Signa pretata, signati lapides). Vgl. U. Heimberg, Römische Flur und Flurveruessung, in Untersuchungen (Anm. 3) S. 141ff.; A. F. Rudorff, Gromatische Institutionen, 1848-52, Bd. US. 258 u. A. Dopsch, Grundlagen I S. 319f. Man wird sich bei der Aussage der Quellen wohl doch mit Dopsch mehr zu einem römischen Einfluß auch bei der Flurvermessung bekennen In bis Jahre 1300 müssen. _Mecklenburg zum finden Grenzbäume, :HUB VI Nr. 3651, Nr. 6830 7083. sich etwa _X und 373) Es findet sich auch der Ausdruck vermalete Bäume in den von Clandrian regestierten Urkunden. Das bedeutet, daß der Baum mit einem Mal (incisfo) versehen worden ist. Vgl. K. S. Bader, (1), S. 243. Zu den Friedkroisen schweize- rischer Städte mit z. T. heute noch stehenden Friedsäulen oder Grenzkreuzen S. 243, bes. Anm. 6. 37;) Da der Stein das wichtigste Grenzzeichen ist, sollen hier einige Beispiele Steine natürlicher und künstlicher gegeben werden. Schon MUB I Nr. 65, die Charta" für Ratzeburg, kennt einen cumulus lapidum lapis Magna und einen magnus als Grenzzeichen bei Bünstorf und dem Lipse-See, die Urkunde von 1173 für Dargun, MUB I Nr. 111, lapides terre affixtos bei Iiützerhof, ebenso Nr. 114 für Dargun: fractus I ... quorum propinquior occidenti fracturam et fragmen adhuc ibi iacens ostendit. Ob diese fractura et fragmen eine künstliche Bearbeitung ist, geht aus der Stelle nicht hervor; immerhin wäre das möglich. Dann hätten wir hierin den ältesten urkundlich erwähnten zu sehen. Ebenso erwähnt I Nr. 223, auch für Dargun ausgestellt, mehrere natürliche Steine, von denen unus scissus est medius, super quos positus est lapis pregandis. Dieser Auch in der Darguner ist also zweifelsohne gesetzt" worden. Urkunde vom Jahre 1216, I Nr. 225 ist ein großer Stein erwähnt, qui iacot solide terra affixus. Man darf allerdings auf solide nicht allzu viel geben, da der Diktator eine Vorliebe für dieses Wort hat, denn kurz darauf gehen die Grenzen auch per solidam terram". Der in I Nr. 330 in einer Dargunor Urkunde erwähnte Stein Doberis- künstlich came ist sicher ein natürlicher, vielleicht der, qui stat erectus iuxta extremitatem palludis cuiusdam, und ein anderer, qui lapis fragmem habet in sinistre lapido. Bestimmt ein künstlicher Grenzstein ist der in der Reinfelder Urkunde vom Jahre 1249 Nr. 621 erwähnte: inter quam vallom et paludem iacet magnus in signum. Diese Urkunde ist überhaupt von künstlichen Zeichen, allerdings meistens Bäumen und Grenzhügeln voll. Der niederdeutsche Terminus für Grenzstein ist schedestene. Das ist zwar erst später belegt, aber für das 13. Jh. bereits anzusetzen. Vgl. IX Nr. 6546, Begrenzung der Doberaner Mühle in Groß-Bölkow: Vortmer de schede des dammes, de wi vorkoft hebben, do beghinnet sich an den stenen, dc dar seth sint to schedestene an den harden Vorneholte demo damme X X-1 Nr. 11759 Jahre 1386 aggher to vor ... und vom dar bynnen dem tho den ... vnde trat wasset watere myner ston. vnglto wonto schedesteenen, de «-y vruntliken underlanges ghelecht hobben. In MUB IX Nr. 6546 vom Jahre 1345 sind stenen do dar seth sind to schedestene erwähnt. der Terminus in Jahre Einmal findet sich enganck V \r. 3163 vom 1307. - Der Terminus Markstein findet sich in Mecklenburg nicht, dagegen sonst sehr häufig. Vgl. Recht des Passeiertales, 1396 Juli 5 in Österreich. Weistümer V, S. 97f. Vgl. R. Zorn, Grenzsteine des Rhein--Main-Gebietes, Hofheim am Taunus, o. J. (mit über 800 sehr instruktiven Abbildungen des Verfassers). i 270 Miszellen

Man kann im Gegensatz form37b). aber auch hölzerne Zeichen3t6). aber auch zu besonders Limitation. diesen die punktförmigen, die linienartigen, soweit sie zur Dämme377), Gräben, Grabmäler3.8) angelegt sind, wie die bereits erwähnten besonderen Grenzstein tragen, dazurechnen. und Hügel, die ja oft noch einen Daß besonders Flurstücke, ocker u. a. durch in die Erde gesetzte Steine ist Die Äcker (Weide- oder Hutsteine) geschieden wurden, erwähnt worden. für den Besitzer später oft reich illustrierte Stein- wurden ausgesteint" und daß Versuche bücher angelegt. Bekannt ist, oft, nächtliche unternommen -orden die Grenzen des Nachbarn sind, diese Steine zu versetzen, um zuungunsten zu Sagen Grenzverbrechern, die infolge erweitern. Zahlreich sind die von solchen konnten ihrer Untat keinen Frieden nach ihrem Tode finden und sich nächtlicher- Steine Um das weise abmühten, weiter die schweren zu verrücken"-°). zu steuern, fast überall Zeugen hat man seit alters die Setzung nicht nur vor vorgenommen, Sakralsphäre betrachtetu0). sondern auch als der zugehörig Zum Wesen der Grenze und Grenzziehung gehört deren regelmäßige Be- der Grenzumgang Untergang. gehung oft mit Zeugen381), sogenannte oder

376) Kreuze als Grenzzeichen sind vom 14. Jahrhundert in Pommern belegt. Vgl. M UB VI Nr. 3752 v. J. 1315 (im Rainungsprotokoll erschienen 6 Kreuze (die Grenzen Bast abwechselnd mit Lachbäumen), VIII Nr. 5107 von sind distineta) VIII Nr. perfossata, crucis, lapidum cumulos et alia signa u. 5322. Die Beispiele gelten für Darguner Besitz in Pommern. 376) Solche sind uns allerdings bis zum 14. Jh. weniger als Grenzzeichen als zur Angabe der Höhe des Wasserstandes bekannt. Aber auch diese erfüllen die Funktion Vgl. dazu M UB IV Nr. 2622: gewissermaßen eines solchen. ... Ultra quod molendinarium molendi Wotrentze ad emendandum eius profluxum, quod vulgo vorlot dicitur, et in ipso profluxu pylas, quod vulgo nominautur pale, firmandum ab ipsis consulibus et universitati volumus prepediri, ob quod tarnen dictus molendinarius in codem profluxu nullam eibi piscacionem heu indulta Vgl. VIII Nr. 5318, LX Nr. 5929,6350 6546. Sie .. auch u. erscheinen später aber häufiger als Grenzzeichen. So als statue quereinae terrae infixae in VI Nr. 3752, V. Nr. 2989, wo pro Eigne distinctive pains sive lignum est firmatum und in VII Nr. 4709, wo ein signum lignum erwähnt wird. In X Nr. 11637 v. 1384 teilen die 3foltkes aus Strietfeld verschiedenes Zubehör des gleichnamigen Hofes. Ein bomgarden soll insofern zu einem Besitz gehören, also do pale slaghen synt unde de schede dar up utwiset.... 377)Nach Tacitus, Ann. II, 19 schied ein Erdwall die Angivarier von den Cheruskern. 378) Diese sind uns im Laufe der Darstellung niederholt begegnet. So in MUB I Nr. 111,114,225 und 330. Nach J. Grimm, Grenzaltertümer S. 140f. sind sie schon im Altertum als sakrosankter Grenzort nachzuweisen. 379) Vgl. Lex Baioariorum XII e. 1: Si quis limites conplanaverit, nut terminos ingenuus fixes ausus evellere: si est, per singula signa vel notus vicinos cum Vgl. Th. Knapp, Neue Beiträge I S. 145. Die Grenze VI solidis conponat. ist heiliger Ort, und die Zeichen, die sie kundtun und versinnbildlichen, sind unverletzlich. 380)Vgl. K. Hillenbrand, Geheime Markzeugen in Baden und Württemberg, in: Festschrift für Heimburg, Ländliche Kulturformen im deutschen Südwesten, 9.71. 311)Kennzeichnend dafür ist die Behandlung der Zeugen bei solchen Be- Freisinger Traditionen, in der z. T. noch aus dem B. Jh. stammenden gehungen bavarico tracti Vgl. die als testes utraque parte more per aures erscheinen. Th. W. Bitterauf in Quellen und Erörterungen zur bayrischen und deutschen Geschichte IJF. Bd. IV u. V2 Bd. 1905 u. 1909. passim, u. Lex Baioariorum Rüdiger Moldenhauer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 271

Er ist vielleicht eine symbolische Wiederholung der Besitznahme und schon in die indogermanische Vorzeit zu verlegen3S=). Hierbei hänselten oft Einwohner benachbarter Gemeinden, welche die Begehung beobachteten, die Grenzgänger. Aber es kam auch zu gemeinsamen Mahlzeiten mit diesen. Man sicherte sich je- . doch noch auf andere Weise, indem man z. B. in die Grube, welche den möglichst Steine schweren Stein aufzunehmen bestimmt war, Holzbohle oder schüttete383). So konnte man auch nach derEntfernung des Zeichens noch versuchen, den rechten Platz festzustellen, da eine vollständige Entfernung der betreffenden Ingredien- zien kaum möglich war. Die Terminologie für die Grenzsteine in Mecklenburg ist sehr einfach. Sie heißen lapis, meta oder signum. Andere Bezeichnungen sind in der Zeit bis 1300 nicht nachzuweisen3Si). Der Terminus schedesten taucht erst Mitte' des 14. Jahrhunderts auf, der typische für Grenzzeichen, im allgemeinen Mal, findet sich erst im Jahre 1392 ass). Die Grenze selbst wird hiergegen termi- fines=s6), disterminacio, distinetio386), nus, limites, metae, termini38--), zonaS89), XVI c. 2 wie die Würzburger Markbeschreibung in Braune, Althochdeutsches Lesebuch Nr. H. Auch sonst sind viele Beispiele bekannt, daß hierbei Knaben die Wendung Schelle als Zeugen dienten, vorerst nach -jeder eine erhielten, um dann Belohnung sich den Verlauf einzuprägen, aber auch eine empfinden. - 332)Vgl. J. Grimm, Grenzaltertümer,. S. 271 ff.; und demnächst K. Ranke, Germanische Flurumgänge, in Untersuchungen (wie Anm. 3) Teil H. 383) Vgl. J. Grimm, Grenzaltertümer, S. 119. Dieses meist Gemerk genannte Gut ist ein integrierender Bestandteil des Grenzsteines. Vgl. H. Stohlor, Basler Grenzen, Kap. VII, Alemannische Grenzzeichen und ihre geheimen Unterlagen S. 26ff. 363) Klassisch ist lapis terminalis oft belegt. Altschwedisch heißt Grenz- Sonst ist für die zeichen moerk und westnordisch endimark. Terminologie besonders auf das Register des oft zitierten Werkes Grenzrecht und Grenz- in den zeichen zu verweisen, soweit es sich um nicht mecklenburgischen Urkunden belegte termini handelt. Vgl. K. S. Bader, (2) S. 400 zu Dorfeichen auf Gronz- Grenzzeichen im Dorf S. und Marksteinen, zur Grenze und (3) 4,191,209 u. 234ff. und über den Garten (ursprünglich = Zaun, Eingrenzung) S. 54. Vgl. 11ft7B --K-III Nr. 12441 für Landesgrenzen: Landes 365) ... an unses sceyden und malen ... 366) Fines taucht erst im 14. Jahrhundert auf. Vgl. MUB VIII Nr. 5725: villa, prout iacet in suis finibus seu intra sous fines et terminos distinetivos ... X Nr. 6631:... ligna, fines terminos tangentes das u. et villae ... confinium, bedeuten kann, findet im sonst Mark und Grenzsaum sich in Mecklenburg erst Jahre 1351 in MUB XIII Nr. 7425:... in loco confinis, als cives confines commuin Grenzen Nr. 8443. Vgl. Tacitus, Germ. 3: VIII Nr. 5652 und als -XIV c. Raetiaeque Vita Lebuini, SS II in in confinlo Germaniae und MG p. 361 ... Francorum et Saxonum confinio. 387) Im Cod. Dipl. Sax. L S. 352 pleonastisch termini terminantur, Grenzen durch Untergang I werden geschieden. 388) Grenzsetzung, Begrenzung (Untergang) wie der im Text erscheinende Passus distinctio terminorum beweist, während die anderen Flächengrenze marks bedeuten. In MUB III Nr. 2072 findet sich fractio: Discordia, Hinriei quo fuit exorta super fractione ortorum Marquardi de Wamerstorpo, Kuleet Volmeri de Warendorpe. Distinetio findet, sich in MUB II Nr. 1194. Terminatio, Begrenzung, Grenzbestimmung ist im klassischen Latein durchaus üblich. Wir notieren nur Livius 34,62,11, Vitruv, 8,3,24 und Corp. inser. Lat. 6,12405 und 1240b. 389) MUB III Hr. 1949. Eine Grenzscheidung ist wenigstens bei Grundstücken nie vom grünen Tisch ausgegangen. Wir haben für Mecklenburg bestimmt 272 Miszellen markinge390), grentz&91), sehede39=),genannt. Als hapax legomenon bis zum 14. Jahrhundert wenigstens - findet sich noch gades39'). schon für die frühere Zeit den Umgang oder Untergang anzunehmen. Die jährliche Grenzbegehung ist allerdings nur einmal erwähnt, dafür aber als Gewohnheit beschrieben. Vgl. 11IUB XXIINr. 12592 vom Jahre 1393. Die Brüder Hermann und Heimar von Karlow einigen sich mit Bischof Gerhard von Ratzeburg über die Abgrenzung von kaamp undo acker bei der Bullenmühle und behalten den Umgang dort de lantschede tuschen Stove Karlowo, sich vor ... alleno und de wy uns beholden to gande bynnen jare und bynnen daghe, also vmme lande - 1809: en rochtist. Daraufdeutetauch]IUBIII. r. ... sedsicutabantiquodistineti sunt inter campos patentes ville Voldenstede et rubus, et sicut monticuli facti demonstrant inter terminos vile Razstowe, quarr disterininacionem per circuitum nullus incolarum ignorat, ita maneant et porseverent. Anscheinend haben die Grundherren im Gegensatz zu den Ländern westlich der Elbe schon früh, wenigstens lokal, das Umgangsrecht an sich ziehen können. Dieses ist wohl sonst als Ausfluß von Zwing und Bann der Gemeinschaft anzusehen. Vgl. K. S. Bader, Der Schwäbische Untergang S. 67f. Für Grenzsetzung durch Mark- schneider sprechen auch die Termini disterminatio, mensuratio, divisagium und schedinge, die uns im Text des öfteren begegnet sind, wie auch die ebenfalls zahlreich auftretenden Lachbäume. 300) MUB II Nr. 1551 dem Wutzelensee tho der ... sehe wente markinge unser eigen water. Marca findet sich in Mecklenburg nicht in der Bedeutung Feldmark, wohl aber, einmal auftauchend, in der von Grenzen. Im-Jahre 1364 verleiht das Kloster Stepenitz in MÜB XV Nr. 9278 dem Otto von Bretzeke und Otto von Stendal 9 Hufen und 1 Kossäten in Pankow, so wie sie das Dorf in marken, in holte, in watern, in weyden, wyschon usw. gehabt hat. Beispiele für den beginnenden Landesausbau das und Vorkommen von marca u. a. bei G. Waitz, VG II, S. 397 Anm. 4. aal) Grenze ist ein Lehnwort aus altslaw. grau = caput. Es ist aber auch daß möglich, es von nhd. liran, nhd. Granne = Weg zwischen zwei Feldern ist. Das abzuleiten wäre eine Parallele zu lat. limes = Grenzweg. (Abwegig dürfte die Ableitung von einem angeblich altslawischen Wort für Eiche sein, die E. Bonecker 1924 in seinem Slawischen etymologischen Wörterbuch angibt). Diesem entspricht das ahd. marks, ags. meorc und an. mork = Wald. zu diesem marca K. S. Bader (2) S. 121, bes. Anm. 15-21. In dieser Bedeutung tritt im Bulgarischen übrigens gora = Grenzwald auf. Der Terminus Grenze wurde im deutschen Ordensland um die Mitte des 13. Jahrhunderts übernommen durch die Lutherbibel und erst verbreitet. In Mecklenburg findet er sich eigent- lich erst im 16. Jh. in Clandrians Regesten. Vgl. F. Kluge, Etymologisches Wörterbuch, Artikel Grenze und Handwörterbuch zur deutschen Rechts- geschichte, Art. Grenze Bd. I S. 1802f. Auch 3922) schede und ende entspricht in der Bedeutung Grenzlinie dein ahd. snoida, ags. snad und westnordisch mot = Begegnung. Schedingo ist in Süd- deutschland häufig belegt. Vgl. K. S. Bader, Untergang S. 77. Das eigentliche deutsche Wort für Grenze, sowohl von Ländern wie schärfer geschiedenen Grund- stücken ist Scheide, nd. schede. Es findet sich in der Zeit bis 1300 nur in den lediglich in Regestenform vorliegenden Urkunden in Mecklenburg. Später ist finden Grenze. es wesentlich häufiger zu als Die Varianten sind schede, scheyde, Letzteres schedhinge und endeschede. findet sich z. B. in MUB LZIII Nr. 13170 u. 12190. Zu notieren ist noch veltmarke und schedinglio in MUB XXIII lantscliedingh Nr. 13244 u. Nr. 13133, ende und in MUB -%UM Nr. 13293 u. 13350 u. 13454. Das der auch in MUB Nr. 11759 auftauchende Grenz. heißt, __-XI graben auch Schedegraven wurde schon erwähnt. Markschede als Grenze taucht in MUB XIII Nr. 8122 u. Sr. 8533 auf, veltschcdc in MUB XIII Nr. 8143, XV Nr. 9278; in XIV Nr. 8371 heißt Mark nur in es: ... metis sau gradibus. Divisagium in VIII Nr. 7468 bezeichnet sowohl den Akt der Begrenzung wie Rüdiger Moldenhauer, Grenzen und Grenzbesehreibungen 273

Das Wesen der Grenze ist in der Literatur genugsam behandelt und die haupt. Arbeiten darüber in dieser 'Untersuchung sächlichen sind " genannt worden. Übergang Berücksichtigt man die Phasenverschiebung, so geht der von der die Dinge Saum- zur linearen Grenze in Mecklenburg - wenn man so simpli. hier dringt der im 13. Jahrhundert fizieren will - kaum anders vor sich. Auch konkurriert aus dem slavischen übernommene Terminus Grenze erst spät ein und lange in den niederdeutschen Diplomen mit schade und Ableitungen dieses Terminus. Für das begriffliche Denken ist die Definition des Terminus genau Sphäre. Grenzen so wichtig wie die Abgrenzung in der öffentlichen scheiden Herrschafts. ja nicht nur Liegenschaften, sondern vielmehr Rechtsansprüche und Eigentumsgrenzen rechte. Grenzen sind fast immer Rechtsgrenzen und auch die Staatsgrenze, deren nur eine solche der plenitudo iuris. Das gilt selbst für Funktion durch Rechte anderer Staaten gewissermaßen überschritten werden kann. Die Grenze eines Grundstückes ist genau wie die geometrische lediglich' Sie für jeden Besitzer Ende Verfügungs- eine Fiktion. hat als der und sonstigen Gewalt die negative Funktion des Nichtmehr. Scharfe Grenzen sind gleichfalls in der nur ideell vorstellbar, aber Praxis nicht zu realisieren. Da GrenzenRechtsgrenzen sind, überschneiden sie sich vielfach als Eigentums-, Besitz-, Gerichts- und Anspruchsgrenzen. 'Ursprünglich ist die Scheidung zwi- dem deutschen Recht bekannt, schen politischen" und privatrechtlichen" nicht da in Deutschland in den früheren Zeiten sich die Erkenntnis eines öffentlichen Rechts erst langsam durchzusetzen begann"1). Grenze als Rechtsgrenze dagegen tangierte den einzelnen, wenn wir die bäuerliche Gemeinde betrachten, in der die des Hauses, verschiedensten Weise. Dia wichtigste ist in dem es jedoch Gebiete höheren und niederen Friedens gab wie des Herdes, des Saales und des Hochsitzes und des Raumes innerhalb der vier Pfähle überhaupt. Diese Sphäre die Dachtraufe war nicht durch die Wand, sondern begrenzt. Dann folgt im Verlauf vom Hause nach außen zu die Hofgrenze, die immerhin noch im Haus- im liegt. Hiermit ist die Grenze Friedensgrenze frieden, aber schon niederen" als

die Grenze an sich; districtus ist vom 14. Jh. so häufig belegt, so daß sich die Anführung erübrigt, und kann gleichfalls Gebiet, Grundstück und Grenze bedeuten. 393) MUB XX II Nr. 7113: Insuper vigilia set custodias de spacio gadioruni laboribus castellanorum nostrorum sine expensis et eivitatensium volumus Statt in diesem Privileg Fürst Borwins Mecklen- observare ... gadiorum wird von für Alt-Katen lesen Vgl. VIII Nr. 5197 bong, in burg gadium zu sein. ... quas fuerint X Nr. 6860 A. Belehnung der Herzöge gadibus terrorum reperta ... u. Ländern in 6860 B von Mecklenburg mit ihren cum omnibus metis ecu gadibus Wir kennen diesen Terminus steht hier für Scheiden. mete sive gades u. a. aus schlesischen Urkunde vom Jahre 1309, die im Cod. Dipl. Silosiao Bd. I einer Übrigens Nr. XII gedruckt ist. sei hier vermerkt, daß die-so Grenzbesehreibungen den mecklenburgischen sehr ähneln. Es finden sich des öfteren Markwälder, Grenzhügel und Gewässergrenzen. (Im gleichen Bande Nr. XLIX übrigens auch in Mecklenburg. grenicze belegt). Das sonst häufige Wende findet sich nicht Vgl. H. Jollinghaus, Die westfälischen Ortsnamen nach ihren Grundwörtern, S. 16S: für die Grenze, die Wende" (folgen 1930 Wende, ahd. wenti und wende, Beispiele aus dem niederländisch-westfälischen); vgl. auch A. E. C. Vilmar, Idiotikon von Kurhessen 1883, S. 448- 394)Vgl. K. v. Amira, Grundriß des germanischen Rechtes, 19133passim.

18 Zeitschrift far Itechts; eschlchte. XCNIH. Germ. Abt. 274 Miszellen des Hausherrn schon überschritten. Doch auch die Grenze der dörflichen Ge- meinschaft hat verschiedene Ausprägungen, die nach der Flur zu immer un- bestimmter werden. Der eigentliche Dorfbezirk, oft noch mit einer Hocke oder einem Verhau gegen Eindringlinge geschützt und im alemannischen Gebiet Etter385) genannt, ist, soviel wir wissen, als Gebiet höheren Rechtsschutzes39s) im Gegensatz zur Feldmark sehr selten angefochten worden. Diese Dinge können hier nur, um den Zusammenhang zu wahren, angedeutet werden, da wir für den darüber hier behandelten Zeitraum in Mecklenburg nichts wissen, indirekt aber aus der ähnlichen Aussage der Quellen den Schluß ziehen dürfen, daß auch dort ähnliche Verhältnisse obgewaltet haben. In der Feldmark und erst recht im die Grenzen fließender Markwald" sind viel oder wenigstens umstrittener, des und ihre Entstehung ist mit der Grundeigentums nicht gleichzeitig an- zusetzen397). Sie müssen - das können wir, wenn auch nur aus einem Beispiel, auch für Mecklenburg annehmen - durch den Untergang ständig als Anspruch Der Etter dürfte aufrechterhalten iverdens"). aber auch in Mecklenburg eine klare und unbestrittene Rechtsgrenze gebildet haben, denn Grenzstreitigkeiten um das eigentliche Dorfgebiet sind unbekannt. Die Anfechtung der Gemarkungs. dagegen ist, diese längst grenzen obwohl meist festgelegt waren, überall auch Grunde häufig aus dem so erfolgt, weil der Begriff der communitas und der cives oder Geburen in der dörflichen Gemeinde trotz der'Gemeinschaftsvorstellung des deutschen Rechtes schwankend und schwerer zu fassen war, während privat- die Abgrenzung rechtlich eines Landes oder einer Körperschaft wie der Hoch- und Niederkirchen leichter durchzuführen gewesen sein dürfte. Das Problem der Grenze im Kolonialgebiet gesamte Deutschlands zu be- handeln, wäre ein umfangreiches Vorhaben, und es bestünde Gefahr, lediglich Materialsammlung Es eine zu erstellen. würden wohl noch einige neue Tormini Tage treten, für das Problem zu aber selbst grundsätzlich Neues kaum gewonnen Wir haben werden. uns hier nur mit den Grenzen im Flachlande befaßt. Im Gebirge herrschen ganz andere Verhältnisse, da hier oft Wasserscheiden399) die Grenze bilden. Das gilt verständlicherweise mehr für größere Gebiete. In den Tälern findet man ebenfalls Bach- und Flußläufo als Begrenzung. Im Hoch- treten Ödlandgrenzen die gebirge als oft Regionen des ewigen Eises auf, die

S. 395) Vgl. K. Bader, Untergang S. 131. und ders. (1) S. 741. 996)Vgl. Sohröder-Künßberg, S. 836 und Th. Knapp, Neue Beiträge II S. 84. J. Grimm, Grenzaltertümer 397)Vgl. S. 1091. Deshalb ist auch die Ab- Gerechtsamen in Mecklenburg grenzung von häufiger zu beobachten als die des an sich oft scharf geschiedenenEigentums. 398) Dieser ist vielleicht schon vorindogermanisch. Vgl. J. Grimm, Grenz- altertümer S. 2171. 399) An sich taucht die Wasserscheide in den Weistümern erst spät im 14. Jahr- hundert auf. Die summitas montium ist älter. Trotzdem hat die Scheidung Ländern dem Einzugsgebiet der Flüsse Bedeutung. von nach entscheidende -- In Gebieten findet der typische Passus anderen sich vielfach ... ad summitatsm Die Wasserscheide montis ... per summam costam ... usque verticem montis. hat die verschiedensten Bezeichnungen in deutschen Urkunden: descensus pluvialis aquae, Schneeläufe, Schmelze, Wasserzeige, Bachschleife und in den Salzburger Taldingen, Kugelmarsch und waid. Rüdiger Moldenhauer, Grenzen und Grenzbeschreibungen 275

damals, wie in der Ebene in früher Zeit die undurchdringlichen Wälder, als von niemand betretenes Gebiet unbekannter Mächte eine unverrückbare ewige Scheide bildeten4w).

Niddatal-Bönstadt Rüdiger Moldonhauer

400) Die Gebirgsb enze zwischen Bayern und Österreich, eine Ödlandgrenze, wurde endgültig erst im Jahre 1902 festgelegt. Vgl. 0. Maul, Die bayerische Alpengrenze, Phil. Diss. Marburg 1910 und K. Ilg, Grenzzeichen in den Alpen, in: Grenzrecht und Grenzzeichen S. 841. (mit Abbildungen).

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