Zwischen Peene Und Landgraben
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Zwischen Peene und Landgraben Eine geschichtliche Betrachtung Lothar Kohls Trotz größter Sorgfalt sind Fehler nicht auszuschließen. Autor kann weder eine juristische Verantwortung noch irgendeine Haftung übernehmen. Alle Fotoaufnahmen ohne Quellennachweis sind vom Autor. Autor: Lothar K o h l s Klosterstraße 10, 17389 A n k l a m Anklam 2010 2. Auflage 1. Auflage (ISBN 3-937669-62-0) überarbeitet Seite Inhaltsverzeichnis 1 Vorwort 3 Ein kurzer geschichtlicher Überblick 5 Auch vor dem 10. Jahrhundert lebten Menschen in diesem Gebiet 7 Geografie, Landschaft und Klima 10 Grundherrschaft eine Herrschaftsform im Mittelalter 12 Ansiedlungen und deren Strukturen 14 Das Kloster Stolpe im Prozess der Besiedlung des Peenegebietes 20 Die Bauern 21 Von der Grundherrschaft zum Gutsbesitzer 26 Vom adligen Gutsherren zum kapitalistischen Landwirt 29 Der Landadel 30 Schlösser, Burgen und Gutshäuser 34 Militär und Adel 38 Die Organisation und Leitung der Güter 40 Vom Bauern zum Landarbeiter 41 Die Lebensordnung und der Alltag auf den Gütern 44 Die Rolle und Macht der Kirche 47 Die Stadt Anklam im Gefüge der Landwirtschaft 51 Die Entwicklung des Verkehrsnetzes 54 Wasser- und Energieversorgung 57 Die Kommunikation in der zurückliegenden Zeit 58 Wohn- und Wirtschaftsgebäude 59 Brandschutz und Feuerwehr 63 Bildungswesen 64 2 Kultur, Sitten, Traditionen, Gemeinschaftsleben und Aberglauben 68 Die soziale Lage auf dem Lande 71 Die medizinische Versorgung der Landbevölkerung 72 Geld, Steuern, Zins und Abgaben 75 Die Ausübung der staatlichen Macht sowie Rechtsfragen 76 Die landwirtschaftliche Produktion 81 Die Mechanisierung der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft 92 Die Verknüpfung des Handwerks, Gewerbes und Handels mit der Landwirtschaft 96 Die Entwicklung der Nahrungsgüterwirtschaft und deren Industrialisierung 99 Der Einfluss der Politik ab 1933 auf die Landwirtschaft 102 Die Auswirkungen des 2. Weltkrieges 105 Quellennachweis 107 Abschließende Worte 115 Übersicht über die Anlagen 117 3 Vorwort Vielfach werden von der heranwachsenden Generation Fragen nach dem Leben der Men- schen in Vorpommern sowie nach den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Prozessen, die sich in den letzten Jahrhunderten vollzogen haben, gestellt. In den zugänglichen Archiven gibt es für den ehemaligen Kreis Anklam wenige Schrif- ten, die zu dieser Thematik komplexe Informationen über einen längeren Zeitraum geben. Auch werden diese geschichtlichen Prozesse oft unterschiedlich interpretiert oder bewer- tet, beeinflusst durch die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse, in der sie geschrieben wurden. In einer Kurzfassung sollen deshalb erneut für das Gebiet des Kreises Anklam zwischen Peene und Landgraben die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Prozesse für den Zeitabschnitt vor 1945 betrachtet werden. Dieser geschichtliche Rückblick stützt sich auf in Archiven befindliche Dokumente, Be- richte, statistische Daten, Gespräche und eigene Materialsammlungen. Zahlreiche Zeugen der Vergangenheit werden genannt, die ihre Erkenntnisse dokumentiert haben. Aber auch über das Internet konnten bisher nicht bekannte Informationen ermittelt werden. Einige Darlegungen von Historikern werden vom Verfasser neu bewertet. Um in einigen Abschnitten die gesellschaftlichen Prozesse ausreichend darzustellen, wa- ren textliche Wiederholungen nicht vermeidbar. Einige Erklärungen und Beispiele wurden der Zeitgeschichte entnommen, um so einen besseren Zusammenhang zu den politischen, ökonomischen und sozialen Verhältnissen darzustellen. Es besteht jedoch nicht die Absicht, mit dieser geschichtlichen Darstellung ein wissen- schaftlich erarbeitetes Geschichtsbuch über den Landkreis zu ersetzen. Dazu wären gründlichere Recherchen und die Überprüfung vorliegender Informationen notwendig ge- wesen. Diese Arbeit ist mit Anlagen und Bildern ergänzt, um weitere Vergleiche durchführen zu können. Gegenüber der 1. Auflage (2005) wurden einige Abschnitte neu geordnet oder ergänzt bzw. textliche Kürzungen durchgeführt. Aus den Betrachtungen über das Leben und Wirken der Menschen zwischen Peene und Landgraben sowie der Wechselbeziehungen zwischen Reichtum und Armut in den zurück- liegenden Jahrhunderten können auch Parallelen für andere Gebiete Pommerns und Meck- lenburgs abgeleitet werden. Es ist deshalb nicht nur die Geschichte eines eng abgegrenz- ten Bereiches sondern über weite Strecken auch die Geschichte einer ganzen Region. Anklam, Mai 2010 4 5 Ein kurzer geschichtlicher Überblick Die Geschichtsschreiber erklären, dass bis Ende des 12. Jahrhunderts der Raum links und rechts der Peene von Angehörigen des slawischen Lutizenbundes bewohnt wurde. Wehr- mann spricht in seinem Buch „Geschichte von Pommern“1 vom Volk Lutizen, die in meh- rere Völkerschaften zerfielen und insgesamt als Wenden bezeichnet wurden. Die Wenden gehören zur großen Volksgruppe Slawen. Das Land war schwach besiedelt, die Siedlun- gen klein und bestanden aus wenigen Höfen. Ab dem 12. Jahrhundert war die römisch-katholische Kirche bemüht, die Einwohner Vor- pommerns vom christlichen Glauben zu überzeugen. Bischof Otto von Bamberg kam im Jahre 1128 unter dem Schutz des römisch-deutschen Königs Lothar und mit Unterstützung des Polenherzogs in das Peenegebiet, um das Chris- tentum zu predigen. Dem Bischof ging es in seinem Auftreten darum, dass das Volk die heidnischen Bräuche aufgab und sich dem christlichen Glauben zuwandte. Um dieses zu erreichen, stellte er außerordentliche Forderungen. So verbot er den Getauften jeglichen Kontakt mit den noch Ungetauften2 und anderes mehr. Neben der Überzeugung der Einwohner vom christlichen Glauben und der Erweiterung des Machtbereiches der katholischen Kirche von Rom, ging es der Kirche und dem weltli- chen deutschen Adel um weiteres Land und Ausdehnung der wirtschaftlichen Macht. Es blieb nicht bei der Einführung des Christentums bei den slawischen Bewohnern dieses Gebietes. Es ging der Kirche und dem Adel zugleich darum, für Einwanderer Platz zu schaffen. Einmal sollten diese die Einführung des Christentums unterstützen, zum anderen neue Markt- und Produktionsgebiete erschließen helfen. Die slawische Bevölkerung wurde nicht aus ihren Gebieten vertrieben sondern in vielfälti- ger Form im Prozess der Kolonisation einbezogen. Für eine längere Zeit gab es in einer Reihe von Dörfern ein Nebeneinander von slawischer Bevölkerung und Einwanderern, die sich schrittweise über die Familienbildung vermischten. Als Grundherr galt zuerst weitgehend der Landesherr, also der Herzog. Aber auch der sla- wische Adel besaß in diesem Gebiet Land. Bezeichnend für die pommersche Entwicklung war, dass ab 1250 zwischen dem Grei- fen-haus und dem Volk eine Schicht von Lehenträgern trat, die nicht nur Grund und Bo- den sondern auch obrigkeitliche Rechte zu Lehen erhielten wie Gerichtsbarkeit und Steuereintreibung.3 Es entwickelte sich die Grundherrschaft. Die Rechtsgrundsätze im 12. und 13. Jahrhundert wurden von der römischen Kirche be- stimmt, also nach dem kanonischen Recht. Im deutschen Raum entstand im 13. Jahrhun- dert der „Sachsenspiegel“, in dem die Rechtsgrundsätze formuliert waren. Aus diesem Rechtsbuch entwickelte sich das Magdeburger und Lübecker Recht, das für den Anklamer Raum von Bedeutung war. Am 13. Dezember 1534 wurde auf dem pommerschen Landtag in Treptow an der Rega beschlossen, die lutherische Lehre offiziell in Pommern einzuführen und die Feldklöster sowie ihre Güter in Landesbesitz zu überführen. Es erfolgte der Wechsel von der katholi- schen zur evangelischen Religion. Als Tausch- und Zahlungsmittel galten im frühen Mittelalter insbesondere Produkt gegen Produkt oder Produkt gegen Leistung. Ab dem 14. Jahrhundert wurde im Anklamer Raum Geld als Zahlungsmittel eingeführt. 6 Grundherren und viele Lokatoren schafften sich ab dem 16. Jahrhundert größere Land- wirtschaftsbetriebe. Zwangsläufig gefördert wurde diese Bewegung durch die Pestzüge und Kriege. Immer mehr Bauern gaben ihren Hof auf. Es entwickelte sich die gesellschaft- liche Epoche von der Grundherrschaft zum Gutsbesitzer. In diesem Zusammenhang wur- den die Bauern immer stärker zur Arbeit für den Gutbesitzer herangezogen. Die Leibei- genschaft der Bauern vollzog sich auf voller Breite. Zu erwähnen ist, dass nach dem Frieden von Osnabrück vom 24.10.1648 ganz Vorpom- mern zum Land Schweden kam. Damit wurde Vorpommern eine schwedische Provinz und unterstand dem schwedischen König, hatte aber den Status eines deutschen Reichster- ritoriums. Die schwedische Krone erhielt für ihr Reichslehen Sitz und Stimme im deut- schen Reichstag. Schwedisch - Pommern hatte also einen Doppelstatus, als schwedische Provinz einerseits und Reichsterritorium andererseits. Es wurde weiterhin das deutsche Recht für dieses Gebiet zugesagt. Die Gutsherrschaften im Verein mit den Landstädten stellten die Gesamtheit der Obrig- keit dar und übten die Macht aus. Auf der Grundlage der Friedensverträge von Stockholm und Fredeiksborg musste Schwe- den im Jahre 1720 den südlichen Teil des Territoriums von der Peene gegen Zahlung von zwei Millionen Reichstaler an Preußen abtreten. Damit gehörte das Gebiet zwischen der Peene und Landgraben zu Brandenburg-Preußen. Der nördliche Teil von der Peene blieb noch bis 1815 unter dem staatlichen Einfluss von Schweden. Nach dem Regierungserlass vom 9.10.1807 wurde das Lehensverhältnis in Erbpacht und Erbzins und damit auch die bisherigen Gespann- und Handdienste beim Gutsbesitzer in Geldleistungen umgewandelt. Das alte feudale geteilte Eigentum wurde in ein freies Eigentum überführt. Hier begann das Zeitalter der