KUNSTVERFÜHRER SACHSEN GESCHICHTE · MUSEEN · WIRKUNGSSTÄTTEN EINLEITUNG

Liebe Kunstfreunde, Sachsen gilt aus guten Gründen als Kultur­reiseziel ­Nummer eins in Deutschland. Das liegt nicht nur an der Fülle markanter ­Architektur und einer unvergleichlichen Musiklandschaft, sondern auch an den vielen bedeutenden Museen und Galerien, unter denen die Staat­lichen Kunstsammlungen herausragen, aber beileibe­ nicht den gesam- ten Reichtum des Landes repräsentieren. Leipzig und haben ihre ganz eigene Kunstentwicklung und lebendige Museumsszenen, die ergänzt werden durch viele kleinere Institutionen. Mit der vorliegenden Broschüre haben wir für Sie die wichtigsten Informationen dazu zusammengestellt. Es handelt sich dabei nicht um einen klassischen Museumsführer; wir wollen gezielte Anregungen mitgeben, die Ihnen den Weg zur Kunst in Sachsen erleichtern, ihn ­lohnenswert und reizvoll erscheinen lassen. Auf einen kleinen Gang durch die ­sächsische Kunstgeschichte folgt ein Überblick der wichtigsten ­Museen für bildende Kunst und der Wirkungsstätten großer Künstler. Auf beiden Feldern gibt es viel zu entdecken – wir wünschen Ihnen viel Vergnügen mit unserer Auswahl!

Raffael (Raffaello Santi): Sixtinische Madonna (Detail). 1512/13. Öl auf Leinwand Während seines Aufenthalts in INHALT Rom hat ­Raphael Anton Mengs gut 800 Abgüsse von antiken Skulpturen zusammengetragen, die 1784 aus seinem Nachlass an die Dresdner Sammlung gingen. 12 KLEINE GESCHICHTE DER Seit 2016 wird eine kleine BILDENDEN KUNST IN SACHSEN Auswahl der einstmals hoch­ 14 Das Zeitalter der Gotik berühmten, schon von Goethe 15 Sachsen und die Cranach-Schule verehrten Abgusssammlung im 17 Der Glanz der augusteischen Zeit Zwinger gezeigt. 19 Neue Nüchternheit 20 Romantik in Dresden 22 Impressionismus und Expressionismus 24 Neue Hoffnung 26 Freiheit für die Kunst

28 MUSEEN UND GALERIEN Dresden 30 Gemäldegalerie Alte Meister 32 Galerie Neue Meister 34 Kupferstich-Kabinett 35 Skulpturensammlung 36 Grünes Gewölbe 38 Porzellansammlungen im Dresdner Zwinger und in der Manufaktur Meissen 40 Städtische Galerie Dresden 41 Leonhardi-Museum Raum Dresden 42 Kügelgen-Haus 42 Buchmuseum der Landesbibliothek 43 Robert-Sterl-Haus Struppen 44 Kulturhistorisches Museum Görlitz 45 Museum Bautzen 46 Städtische Sammlungen Freital 47 Käthe-Kollwitz-Haus Moritzburg 48 Die Zittauer Fastentücher 49 Georg-Kolbe-Haus Waldheim 50 Johannes-Schilling-Haus Mittweida 51 Ernst-Rietschel-Haus Pulsnitz Leipzig 52 Museum der bildenden Künste Leipzig 54 Galerie für zeitgenössische Kunst 56 Buch- und Schriftmuseum Leipzig 57 Kunstsammlung der Kustodie der Universität Leipzig 58 Die Tübke-Villa Leipzig 59 G2 Kunsthalle Chemnitz 60 Kunstsammlungen Chemnitz 62 Museum Gunzenhauser 64 Schlossbergmuseum 65 Neue Sächsische Galerie Raum Chemnitz 66 Kunstsammlungen Zwickau 67 Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau 68 Studienraum Carlfriedrich Claus Annaberg-Buchholz 69 Kunstsammlung im Vogtlandmuseum Plauen

70 ORTE DER KUNSTVERMITTLUNG 72 Die beiden Kunsthochschulen in Dresden und Leipzig 74 Die Leipziger Baumwollspinnerei 75 Ostrale – Ausstellung für zeitgenössische Kunst 76 Weitere Orte der Kunstvermittlung

4 5 78 Übersichtskarte 80 Impressum DRESDENINHALT

Die Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigen in großer Fülle und stilistischer Vielfalt Werke der bildenden Kunst aus allen Zeiten und Regionen. Damit sprechen sie welt­ weit ein großes Publikum an. Das Bild gibt einen Blick in die Ausstellung „Skulptur im Semperbau“ in der Ge­ mäldegalerie Alte Meister.

Skulpturen-Ausstellung im Semperbau der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden – dialogisch mit den benachbarten Gemälden der Sammlung Alter Meister verknüpft. 6 7 CHEMNITZ

Die Chemnitzer Kunst­ sammlungen mit ihrem Sammlungsschwerpunkt auf der klassischen Moder­ ne verfügen über ein gro­ ßes ­Konvolut mit Werken von Karl Schmidt-Rottluff. Der „Brücke“-Maler und gebürtige Chemnitzer avancierte zum Mittelpunkt der neuen Dauerausstel­ lung. Hier zu sehen ist sein Gemälde „Sommerabend am See“, 1934.

8 9 LEIPZIG

Unter den vielen Kunst­ angeboten in Leipzig gehört die Baumwoll­ spinnerei in einer ehe­ maligen Fabrikstadt zu den interessantesten Neuerrungenschaften. In dem ausgedehnten Areal sind Produktions- und Ausstellungsstätten für zeitgenössische Kunst entstanden, wie sie bis­ lang in dieser Dichte in Deutschland noch nicht existiert haben.

10 11 KLEINE GESCHICHTE DER BILDENDEN KUNST IN SACHSEN

Die nachfolgenden Erläuterungen familie Cranach, von Canaletto über über die gut 800-jährige Kunstent- Caspar David Friedrich bis zu Ludwig wicklung in Sachsen verstehen sich Richter, von Max Klinger bis zu den als Einführung in eine enorm facet- Künstlern der „Brücke“, von Otto tenreiche Kunstgeschichte, die ganze Dix und Oskar Kokoschka bis zu Bibliotheken füllt. Obwohl sie nur A.R. Penck. Mit dieser Abfolge ver- einen allgemeinen Überblick darstellt, bunden ist immer auch eine Anmu- präsentiert sie bereits ein beachtliches tung gesellschaftlicher Entwicklung, Spektrum bedeutender Künstler von die in ihrer engen Verknüpfung poli- europäischem Rang. Die Ahnenga- tischer, wirtschaftlicher und künstle- lerie reicht dabei von den anonymen rischer Phänomene symptomatisch ist Meistern der Gotik bis zur Maler­ für die sächsische Kultur.

Johannes Vermeer van Delft: Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster. Um 1659. Öl auf Leinwand. Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden

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Da war Sachsen allerdings längst Kurfürstentum Noch erstaunlicher war der vorgelagerte Wendel- EIN LANGER BLICK ZURÜCK geworden (schon 1423 unter Friedrich dem Streitba- stein: ein architektonisches Kunstwerk von einer ren) und entwickelte eine dieser neuen reichsfürstli- Feingliedrigkeit, die damals technisch wie ästhetisch chen Bedeutung angemessene moderne Verwaltung. ohne Beispiel war – in dieser Verschmelzung aber 1471 begann der Bau der späteren Albrechtsburg auf typisch werden sollte für die sächsische Handwerks- DAS ZEITALTER dem Meißner Burgberg unter Arnold von Westfalen kunst. Deren bauliche Ausprägung im Zeitalter der für die regierenden Brüder Ernst und Albrecht. Der Renaissance ist eine eigene Geschichte, die hier nicht DER GOTIK repräsentative Renaissancebau entstand noch in erzählt werden kann. Sie ist nicht denkbar ohne die gotischer Tradition mit ungewöhnlichen drei Etagen. Reformation.

ie sächsische Landesgeschichte begann mit der Belehnung der Mark Meißen an den Wettiner Heinrich von Eilenburg 1089 und war zunächst über mehr als ein Jahrhundert von der Urbarmachung SACHSEN UND des Landes und frühen Siedlungsgrün- dungen bestimmt. Silberfunde im Erzgebirge um DIE CRANACH-SCHULE 1170 wurden zu einer ersten großen Entwicklungs- Dzäsur – Markgraf Otto, später „der Reiche“ genannt, beanspruchte für den Abbau des Edelmetalls das as seit 1485 unter den Brüdern Albrecht St. Wolfram in Schneeberg. Nach der Niederlage sei- landesherrliche Bergregal und initiierte für eine der und Ernst in zwei nach ihnen benann- nes ernestinischen fürstlichen Gönners Johann Fried- Fundstellen „am freien Berg“ eine neue Ansiedlung, te Linien geteilte Sachsen hatte seine rich in der Schlacht von Mühlberg 1547 – in deren die umgehend Stadtrecht erhielt: Freiberg. Hier be- Kurwürde dem nördlichen, von Ernst Folge die Kurwürde an Moritz und die albertinische gann die Erfolgsgeschichte des sächsischen Bergbaus, regierten Landesteil übertragen, der Linie überging – folgte ihm Cranach zunächst in die die eine des Wohlstands für das Land wurde und für unter Friedrich dem Weisen für die Gefangenschaft und dann in Johann Friedrichs neue, ihre Frühzeit ablesbar geblieben ist in ihren reprä- Reformation zur Schutzmacht wurde. Die Er- erheblich kleinere Residenz Weimar, wo der Maler Hans Hesse: sentativen Bauten des 13. Jahrhunderts. Es war die folgsgeschichte von Lucas Cranach dem Älteren, im Oktober 1553 hochbetagt verstarb. Bildtafeln auf der Hochzeit der europäischen Gotik, die, von Frank- 1472 in Oberfranken geboren, hatte da schon Seine Wittenberger Werkstatt wurde inzwischen von Rückseite des Annaber­ D reich kommend, auch die Markgrafschaft Meißen ger Bergaltars. 1521. begonnen: 1505 wurde er in Wittenberg Hofmaler seinem Sohn geleitet und (mit leichten manieristi- prägte. Bedeutende Zeugnisse dieser Epoche sind die St. Annenkirche, beim ernestinischen Kurfürsten. Neben zahlreichen schen Stilvariationen) erfolgreich in die zweite Ge- „Goldene Pforte“ am Freiberger Dom, der Lettner Annaberg-Buchholz Altarwerken und allegorischen Gemälden entstanden neration geführt. Etwa 5.000 Gemälde, so schätzen der Stiftskirche Wechselburg (beide um 1230) und einem eher kriegerischen 14. Jahrhundert führ- vor allem Fürstenporträts. Die Reformation erlebte Fachleute, sind in diesen acht Jahrzehnten aus der die lebensgroßen, für ihre Zeit nahezu einzigartigen ten dann um 1470 erneute Silberfunde zu einem Cranach d. Ä. also als bereits etablierter Künstler, der Cranach-Manufaktur unter dem Zeichen der geflü- Stifterfiguren des Naumburger Doms (1250). Nach „Berggeschrey“, wie Zeitgenossen den fieberhaften mit Luther und Melanchthon eng befreundet war gelten Schlange in die Sammlungen Europas einge- Wirtschaftsboom nannten: 1471 wurde Schneeberg, und ihren Aufstieg – wie wir heute sagen würden – 1497 Annaberg gegründet. Um 1500 hatte sich „publizistisch“ erst ermöglichte: Unzählige Gemälde, der heimische Bergbau so rasant entwickelt, dass Drucke und Flugblätter verbreiteten in anschauli- die neuen, finanzkräftigen Städte in kürzester Zeit chen Bildfindungen die neue reformatorische Lehre wachsen konnten. Mit ihnen entstanden repräsen- und die Porträts ihrer wichtigsten Akteure. Deren tative Rathäuser und die für Sachsen so typischen durchschlagender Erfolg wäre ohne die neue Druck- Hallenkirchen, die auch Orte der Kunst wurden. technik nicht denkbar gewesen. Cranach wurde Die Annaberger Annenkirche beherbergt mit ihren selbst Verleger, belieferte aber auch renommierte Emporenbrüstungen, dem berühmten Bergaltar Bibeldrucker wie Hans Lufft in Wittenberg (1522 von Hans Hesse (1521) und ihrem Hauptaltar erschien hier eine Bibelausgabe mit Illustrationen „Die Wurzel Jesse“ Spitzenwerke der Zeit. Andere Cranachs). Folgerichtig vergrößerte sich Cranachs bedeutende Beispiele finden sich in Zwickau mit Werkstatt und vermehrte den Wohlstand ihres den Bildwerken des Peter Breuer (um 1500), der Gründers, der sich als Dienstleister verstand und als als Holzschnitzer in Franken bei Tilman Riemen- Unternehmer mit Ambitionen: Wiederholt war er schneider gelernt hatte, und in Chemnitz mit der Bürgermeister seiner Stadt, betrieb aber auch sehr Geißelsäule des Hans Witten, der auch die berühmte erfolgreich die einzige Apotheke und handelte mit Tulpenkanzel des Freiberger Doms erschuf. Der kostbaren Farbpigmenten. Mit dem Ruhm mehrten Peter Breuer: Heilige Lucas Cranach Wirtschaftsboom infolge des Bergbaus machte die sich die Aufträge – sie kamen schließlich ebenfalls Katharina. 1512. der Ältere: Lindenholz, geschnitzt, Stadträume um Freiberg, Annaberg, Chemnitz und von katholischen Kunden wie Kardinal Abrecht von Adam und Eva. nach gefasst, vergoldet. Zwickau mit ihren Kirchenaltären und Retabeln Brandenburg und dem albertinischen Herzog Georg 1537. Öl auf Lindenholz. Kunstsammlungen zudem zu Zentren der spätgotischen Tafelmalerei in dem Bärtigen. Erst 1537 entstand unter Herzog Gemäldegalerie Alte Zwickau Sachsen. Moritz der große reformatorische Hauptaltar für Meister, Dresden

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Lucas Cranach der Ältere: Martin Luther. 1532. Öl auf Buchenholz. Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden

zahlreiche Gemälde, Grafiken und Naturalien. Was August interessierte, waren vor allem die angewand- Bernardo Bellotto, gen. Canaletto: Dresden vom rechten Elbufer ten Künste. Seine Politik war weniger auf Expansion unterhalb der Augustusbrücke. 1748. Öl auf Leinwand. denn auf Konsolidierung gerichtet; auf den Ausbau Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden der inneren Verwaltung und die Stabilisierung der CANALETTO UND PERMOSER evangelischen Landeskirche. 100 Jahre nach der Reformation sollte der alte konfessionelle Konflikt dann aber erneut ausbrechen gangen (mit ca. 50 von ihnen besitzt Dresden den und 30 buchstäblich lange Jahre Europa verhee- DER GLANZ DER weltweit größten Bestand). Sie gelten bis heute als ren. Die schönen Künste hatten in dieser Zeit zu Blick in den großen bedeutendste bildliche Überlieferung der Reforma- schweigen. Sie brauchten wie das Land Jahrzehnte, Schlosshof des AUGUSTEISCHEN ZEIT tion und ihrer Repräsentanten und sind damit selbst um wieder zu Atem zu kommen – nur Heinrich Residenzschlosses­ zur Inkarnation eines Zeitenumbruchs geworden. Dresden und die Schütz, seit 1615 für gut 40 Jahre Hofkapellmeister Die Werke aus den Cranach-Werkstätten stellen alle ­rekonstruierten in Dresden, überstrahlt musikalisch sein leidvolles n der zweiten Hälfte dieses 17. Jahrhunderts profitierte enorm von seiner Messe –, erhielten üp- anderen zeitgenössischen Künstler wie zum Beispiel Sgraffiti Jahrhundert. begann der Barock seinen Siegeszug durch pigen barocken Skulpturen­schmuck, unter dem die den Leipziger Maler und Holzschneider Georg Lem- Europa. In Sachsen trug er seit 1694 einen Arbeiten von Balthasar Permoser durch ihre expres- berger oder den Cranach-Schüler Hans Krell in den Namen: August der Starke. Als junger sächsi- sive Eleganz von Anfang an besonderen Eindruck Schatten. Nicht nur dominieren die Cranach-Werke scher Kurfürst und polnischer König gehörten machten. Sein italienisch inspiriertes Hauptwerk ist das globale Bildgedächtnis zur Reformation, auch er und sein aufs Vielfache gewachsenes noch heute im Dresdner Zwinger zu bewundern; ein die Strahlkraft dieser prägnanten, oft hochstilisierten Land zu den wichtigsten und wohlhabends- wichtiger Teil seiner Arbeit steht als Kleinplastik im Bilderwelten ist – man denke nur an die Adaptionen ten Mächten Mitteleuropas – und diese Grünen Gewölbe. von Pablo Picasso – bis heute ungebrochen. IDominanz verlangte nach glanzvollem Ein anderer Hofbildhauer der augusteischen Zeit, Nach dem frühen Tod des albertinischen Kurfürsten Ausdruck. Es begann die Verwandlung Joseph Joachim Kändler, hatte mit seiner Kunst Moritz von Sachsen in der Schlacht von Sievershau- der alten Renaissancestadt in jene erheblichen Anteil am merkantilen Erfolg der sen 1553 übernahm dessen jüngerer Bruder August barocke Metropole, die bis heute den wichtigsten der neuen Fabrikationen: der 1710 für gut drei Jahrzehnte die Macht in dem aufblü- Mythos der augusteischen Epoche gegründeten Porzellan-Manufaktur Meissen. henden Land. Die sächsischen Städte erhielten ihre begründet. Der Bauboom kannte Das erste europäische Hartporzellan wurde für reiche Renaissanceprägung und am fertiggestellten kaum Grenzen: Taschenbergpalais den Landesherrn zum höchst einträglichen Dresdner Residenzschloss bedeckte ein prachtvoller und Zwinger, der große Schloss- Exportgeschäft und prägte zugleich einen neuen und für Nordeuropa gänzlich ungewohnter Sgraffito- umbau, die neue Pöppelmannsche kulturellen Standard für Europa. Kändlers feine Schmuck der italienischen Gebrüder Tola die Elbbrücke und die glanzvolle „Perlenkette“ Porzellanfigurationen verkörpern diesen Ruhm bis mächtige Fassade. Kurfürst August wurde zum Be- der umliegenden Schlösser, die von Pillnitz und hin zu den spektakulären Auktionen von Christie’s gründer des weltweit berühmt gewordenen Grünen Großsedlitz bis Übigau und Moritzburg reichte. und Sotheby’s in der Gegenwart. Gewölbes als Teil der enzyklopädischen Dresdner Als Krönung der Umgestaltung wurde 1738 die Kunstkammer, zu der auch die reiche Rüstkammer Frauenkirche des George Bähr geweiht. Die neuen Johann Melchior Dinglinger: Mohr mit Smaragdstufe. und eine bedeutende Bibliothek gehörten, außerdem Bauten, die im ganzen Land entstanden – Leipzig 1724. Historisches Grünes Gewölbe, Dresden

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WINCKELMANN UND DER KLASSIZISMUS NEUE NÜCHTERNHEIT

as Land war 1763 entkräftet wie alle dem Sehnsuchtsort so vieler europäischer Künstler. Kriegsparteien. Mit der polnischen 1764 übernahm der mehr dem Sturm und Drang Krone hatte Sachsen auch seine politische nahestehende Kunstgelehrte Christian Ludwig von Noch prägender für Bedeutung in Europa verloren und litt Hagedorn das Direktorat der Kunsthochschule in Dresden wurden allerdings unter handgreiflicher wirtschaftlicher Zer- Dresden. Der Maler Adam Friedrich Oeser, ein enger die Stadtansichten des rüttung. Als Partei des Hubertusburger Freund des jungen Goethe, erhielt die gleiche Stelle venezianischen Malers Friedensschlusses verhandelte es noch als respektierter in Leipzig (später folgten ihm der Porträtist Friedrich Bernardo Bellotto, genannt Akteur und mit einem Reformprogramm in der August Tischbein und Hans Schnorr von Carolsfeld). Canaletto, der 25-jährig im DTasche, das später als sogenanntes Rétablissement Schon 1766 kamen die beiden Schweizer Adrian Jahr 1747 Hofmaler unter in kurzer Zeit nicht nur Schulden und Kriegsfolgen Zingg und Anton Graff, der eine als Landschafts- August II. wurde. Seine beseitigte, sondern zum allgemeinen Stimulans für die zeichner und Kupferstecher, der andere als gesuchter berühmten Veduten von Pirna, Warschau und der Giorgione und Tizian: Italiener war. Der aus Vicenza stammende Bildhauer Landesentwicklung wurde. Das betraf Finanz- und Porträtmaler, an die Dresdner Akademie, ebenso sächsischen Metropole haben das Bild dieser Städte Schlummernde Venus. Lorenzo Mattielli war seit 1738 in Dresden beschäf- Heeresreformen genauso wie eine spezielle Wirt- Charles-Francois Hutin und Giovanni Battista Casa- über alle Zeiten manifestiert. Canalettos großforma- Um 1508/10. Öl auf tigt. Er schuf um 1740 die überlebensgroßen Statuen schaftsförderung und eine neue Bildungsoffensive nova, der Bruder des legendären Abenteurers. tige Ansichten verkörpern den Mythos Dresden und Leinwand. Gemälde­ der neuen Hofkirche des römischen Baumeisters im Zeichen der Spätaufklärung: 1764 wurden in Es wurden prägende Jahre für die sächsische Kunst- Anton Graff: Joseph seiner Italianità wie nichts sonst. galerie Alte Meister, Gaetano Chiaveri und 1748 den Neptunbrunnen im Leipzig und Dresden zum Beispiel zwei Kunstakade- entwicklung. Graff und später Tischbein lieferten Dresden Friedrich Freiherr von Der Sohn August des Starken mit seiner Passion Garten des Marcolini-Palais, der eine der bedeu- mien und 1765 in Freiberg die Bergakademie – die Racknitz. 1776. Öl auf im Laufe ihres langen Lebens mit einer ungeheuren für Malerei – er wurde, bis hin zum legendären tendsten barocken Brunnenanlagen nördlich der weltweit erste ihrer Art – gegründet. Ein technolo- Leinwand. Gemälde­ Fülle von Bildnissen eine Art Genealogie bürgerlicher Ankauf der Sixtinischen Madonna, zum eigentlichen Alpen darstellt. gischer Schub im Manufakturwesen bereitete mit galerie Alte Meister, Emanzipation; Zingg wurde zum Wegbereiter einer Schöpfer der berühmten Gemäldesammlung – war Ohnehin war Dresden längst eine Kunstmetropole, internationalen Verkaufserfolgen den Boden für die Dresden neuen Dresdner Landschaftsmalerei. natürlich auch ein idealer Auftraggeber für den die mit ihrer Liberalität – dem katholischen Hof industrielle Revolution und ermöglichte andererseits, Künstler, der damals in Dresden nicht der einzige blieb in seinem evangelischen Land auch nichts gepaart mit den ästhetischen Idealen des Klassizis- weiter übrig als aufklärerische Großzügigkeit – pro- mus, neuen Glanz für die fürstlichen Sammlungen. duktive Geister aus ganz Europa anzog. Zu ihnen ge- Symptomatisch stehen dafür zwei große sächsische hörte auch der Franzose Louis de Silvestre, der 1716 Innovationen. Nachdem die berühmte Abgusssamm- nach Dresden kam und für mehr als drei Jahrzehnte lung antiker Skulpturen von Anton Raphael Mengs zum wichtigsten Porträtisten des Hofes wurde, aber 1784 in Dresden eingetroffen war, wurden nach auch mehrere Deckengemälde im Schloss und im dieser Vorlage von der Porzellan-Manufaktur Meissen Zwinger schuf. Mit seinen repräsentativen Königs­ mit großem kommerziellen Erfolg Statuetten aus porträts wurde auch Silvestre prägend für unser Bild Biskuitporzellan produziert. Ebenfalls nach diesen von dieser Zeit. Vorbildern experimentierte der Unternehmer Graf Der sächsische Barock wurde freilich durch viele von Einsiedel in seiner Eisengießerei in Lauchhammer Persönlichkeiten beeinflusst. Wichtige Künstler wa- mit Nachgüssen der Mengs’schen Gipse. Als die kom- ren der aus Thüringen kommende Landschaftsmaler plizierte Technologie ausgereift war, wurde der neue Johann Alexander Thiele, dem wir die schönsten sächsische Eisenkunstguss nach klassischem Vorbild Überlieferungen sächsischer Naturräume verdanken, für Jahrzehnte zum großen Renner. Goethe war nur und der Dokumentarist der rauschenden Feste des einer von vielen renommierten Kunden. Hofes, Johann Samuel Mock. Als Hofmaler setzte Prophet dieses neuen Denkens war Joseph Joachim Christian Wilhelm Ernst Dietrich, genannt Dietricy, Winckelmann. 1755 war in Dresden sein epoche- am klarsten die Traditionen seines Lehrers Thiele machendes Werk „Gedanken über die Nachahmung fort. Am Ende der augusteischen Zeit wurde dann griechischer Werke in Malerei und Bildhauerkunst“ Anton Raphael Mengs mit brillanten Porträts für erschienen, das in seinen Jahren als Bibliothekar des einige Jahre Hofmaler in Dresden; später avancierte Grafen von Bühnau in Schloss Nöthnitz vor den er in Italien und Spanien zum Wegbereiter des Klas- Toren Dresdens entstanden war. Unterstützt vom Jean-Etienne Liotard: sizismus. 1763 fand die glanzvolle augusteische Zeit königlichen Gönner August III., wurde Winckel- Das Schokoladen- mädchen. 1744/45. mit dem Frieden von Hubertusburg und dem Tod mann mit diesem Werk zum Begründer einer neuen Pastell auf Pergament. des Königs sowie seines mächtigen Premierministers Kunstgeschichtsschreibung und zum einflussreichsten Gemäldegalerie Alte Graf Brühl ein abruptes Ende. Sachsen musste sich Theoretiker des europäischen Klassizismus. Er verließ Meister, Dresden neu definieren. allerdings noch 1755 die Stadt in Richtung Rom,

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VON CASPAR DAVID FRIEDRICH BIS LUDWIG RICHTER ROMANTIK IN DRESDEN

ur großen Zäsur für die Kunstgeschichte romantischen Malerei. Er selbst war mit seinen wurde das Jahr 1798. Eine Gruppe junger Bildfindungen einer Symbiose von Geist und Natur Intellektueller um die Gebrüder Schlegel ihr unbestrittener Meister – eine heute unübersehba- mit Augusts Frau Caroline, Friedrich re Fülle an Interpretationen zeugt davon. Zu seinen Schelling, Johann Gottlieb Fichte und Porträts und Landschaften kamen Städtebilder und Novalis hatte mit ihren Gesprächen über patriotische Sujets, Bildpaare und Zyklen. Die gut die Dresdner Galerie (veröffentlicht im Folgejahr) vier Jahrzehnte seines Lebens in Dresden wurden ein neues Kunstverständnis begründet, das un- von diversen Reisen unterbrochen – vor allem in Zter dem Namen Romantik bald Furore machen seine norddeutsche Heimat, Rügen, aber auch nach sollte. Wenige Monate nach diesen sommerlichen Böhmen. So gesucht der Maler auch war: Lehrer an Geisteseskapaden übersiedelte ein unbekannter der Kunstakademie wurde er erstaunlicherweise nie, junger Maler namens Caspar David Friedrich nach erteilte hier allenfalls Privatunterricht. Dresden, das damals im Reich noch immer als So fraglos Friedrich seine Zeit überstrahlte, er war Zentrum der Künste galt. Friedrich kam 24-jährig nur einer unter den vielen begabten Malern der aus Greifswald; er hatte zuvor in der Königlichen Dresdner Romantik. Die mit ihm eng befreunde- Kunstakademie Kopenhagen eine Ausbildung als ten Gerhard von Kügelgen (seit 1805 in Dresden) Kopist durchlaufen. Der brillante Zeichner begann und Johann Christian Clausen Dahl (seit 1818 in Restauration mit ihrer Biedermeier-Ästhetik. Das Caspar David ­Friedrich: Die Niederlage der bürgerlichen Revolution 1848 nach 1807, auch Ölbilder zu malen. 1808 entstand der Stadt) gehörten als Landschaftsmaler genauso ging durchaus zusammen mit der Romantik, die Zwei Männer in Betrach­­- und des Dresdner Maiaufstands im Folgejahr waren sein „Tetschener Altar: Das Kreuz im Gebirge“, dazu wie der Arzt und Naturphilosoph Carl Gustav in Dresden mit Ludwig Richter einen zweiten tung des Mondes. da längst Geschichte. Die Kunstakademie befand Adrian Ludwig Richter: 1810 war eine seiner berühmtesten Visionen, „Der Carus, der 1815 in Dresden Mitbegründer der Höhepunkt erreichte. 1803 in Dresden geboren, 1819–20. Öl auf Lein­ sich in einer Phase der Stagnation, die auch durch die Civitella (Der Abend). wand. Galerie Neue Mönch am Meer“, vollendet. Bald galt Friedrich mit Chirurgisch-Medizinischen Akademie war und als erhielt er eine erste zeichnerische Ausbildung im Berufung des Schnorr von Carolsfeld 1846, der den 1827. Öl auf Leinwand. Meister, Dresden seinem von Melancholie geprägten Weltbild weit Galerie Neue Meister, Vielfachbegabung ganz dem neuen bürgerlichen Atelier seines Vaters, des renommierten Kupferste- Idealen des Nazarenertums huldigte, kaum belebt über Deutschland hinaus als Inbegriff der neuen Dresden Bildungsideal entsprach. Entsprechend eng war auch chers Carl August Richter. Es folgten ein Studium werden konnte. Dafür standen mit Ernst Rietschel seine Verbindung zu Goethe. Phillip Otto Runge an der Dresdner Akademie (unter anderem bei (seit 1832), Ernst Hähnel (seit 1838) und Johan- hatte von 1801–04 schon seine Spuren in der Stadt Adrian Zingg) und ausgedehnte Reisen durch nes Schilling (seit 1868) der Akademie allerdings hinterlassen; Georg Friedrich Kersting war vier Frankreich und Italien. Ab 1827 war er für sieben immer wieder ausgezeichnete Bildhauer zur Verfü- Jahre später nach Dresden gekommen und über- Jahre Lehrer an der Staatlichen Zeichenschule gung. Rietschel hatte, durch seine Freundschaft mit nahm nach schwierigen Anfängen 1818 die Leitung Meißen und danach, wie schon sein Vater, an der Gottfried Semper (seit 1843 in Dresden Professor der Porzellanmalerei in Meißen. Freundschaftlich Kunstakademie seiner Heimatstadt. Zwar brachten für Baukunst) mit vielen bauplastischen Aufträgen verbunden waren viele dieser Maler mit der literari- es seine Gemälde „Überfahrt am Schreckenstein“ versehen, mit Werken wie dem Goethe- und Schiller- schen Romantik, die in der Zeit der Befreiungskriege (1837) und „Brautzug im Frühling“ (1847) zu Denkmal in Weimar und dem Luther-Denkmal in immerhin durch solche bedeutenden Autoren wie großer Berühmtheit, der eigentliche Erfolg waren Worms deutschlandweite Aufmerksamkeit gefunden. Kleist und Tieck, Novalis und E. T. A. Hoffmann, aber seine Holzschnitt-Zyklen, die ab 1838 in Er gilt heute als einer der bedeutendsten deutschen Schopenhauer und Adam Müller präsent war. Georg Wiegands Leipziger „Volksbüchern“ erschie- Bildhauer des Spätklassizismus. Hähnel wurde durch Als nach dem Wiener Kongress 1815 Sachsen ter- nen. „Richter ist jetzt der Liebling des deutschen die Denkmale für Beethoven in Bonn und Friedrich ritorial halbiert wurde, waren auch viele Euphorien Volkes“, urteilte 1865 Wilhelm von Kügelgen August II. und Theodor Körner in Dresden bekannt; des romantischen Aufbruchs abgekühlt. Zunehmend angesichts der enormen Verbreitung seiner Bücher. Schilling durch das Niederwalddenkmal, das Reiter- bestimmte der Pragmatismus der beginnenden Als Richter im Sommer 1884 starb, wurde ihm ein standbild König Johanns vor der Semperoper und die Industrialisierung das Leben: die Metternichsche prunkvolles Staatsbegräbnis bereitet. Quadriga über deren Hauptportal.

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Max Beckmann: Bildnis eines Teppichhändlers. KÜNSTLERISCHER AUFBRUCH UM 1900 1946. Öl auf Leinwand. Museum der bildenden IMPRESSIONISMUS Künste, Leipzig UND EXPRESSIONISMUS

uch wenn mit dem „Kunstwart“ seit Carl Lohse: 1887 in Dresden die wichtigste frühe ­Sonne. 1919/21. Zeitschrift der deutschen Reformbe- Öl auf Leinwand. wegung erschien – künstlerisch war Museum Bautzen bis zum Ende des Jahrhunderts für die Stadt allenfalls Mittelmaß bestim- mend. Erst mit der Ankunft von Gotthardt Kuehl aus Lübeck, der in Paris gelebt hatte und 1895 eine AProfessur an der Kunstakademie erhielt, begann nach langer Abschottung der Einzug der Moderne : in Gestalt des Impressionismus. Es war Kühl, der Stehende nackte Mäd­ als Kopf der sehr erfolgreichen 1. Internationalen chen am Ofen. 1908. Kunstausstellung 1897 nach langer Abstinenz wieder Öl auf Leinwand. die Welt nach Dresden holte. Er war zugleich einer Galerie Neue Meister, : Familienbild­ Dresden der erfolgreichsten Lehrer der Dresdner Akademie. nis. 1925. Mischtechnik ganze 20. Jahrhundert. Auch durch den lockeren Sein weicher, atmosphärischer Stil begründete eine auf Sperrholz. Galerie Künstlerzusammenschluss der Goppelner Schule mit Verschärft durch die Erlebnisse des Ersten Welt- Dresdner Malkultur, die bestimmend wurde für das Neue Meister, Dresden Landschaftsmalern wie Carl Banzer und Paul Baum kriegs, radikalisierte sich diese malerische Revolte war der Anschluss wiederhergestellt. Zur gleichen noch einmal in einer zweiten Künstlergeneration um Zeit betraten Vertreter des Jugendstils wie Oskar Otto Dix und Conrad Felixmüller und die Dresdner Zwinzscher, Hans Unger und Sascha Schneider, der Sezession 1919, die zusammen mit dem mit seinen Karl-May-Illustrationen bekannt wurde, expressionistischen Theater um Walter die Dresdner Szene. Hasenclever und Friedrich Wolf prägend Leipzig war zur gleichen Zeit bestimmt durch die wurde für die Anfangszeit der Weimarer kräftige Persönlichkeit von Max Klinger. Der Maler Republik. 1919 erhielt der expressive, und Bildhauer hatte sich 1893 als renommierter junge Oskar Kokoschka eine Pro- Künstler wieder in seiner Heimatstadt niedergelas- fessur für Malerei an der Dresdner sen und eine eigene Villa errichtet, die ganz seinem Akademie, blieb aber nur wenige Repräsentationsbedarf als „deutscher Rodin“ für Jahre. Dix wurde als Hauptvertreter ein bildungsbürgerliches Publikum entsprach. Der der Neuen Sachlichkeit 1927 an den Symbolist war berühmt geworden durch seine auch die Kultur – einerseits eine üppige bürgerli- gleichen Ort berufen – es wurden, monumentale Beethoven-Plastik und seine Porträt­ che Gründerzeitästhetik, die für die Architektur nicht zuletzt durch diese beiden skulpturen von Wagner und Nietzsche, zwei Leipzi- genauso prägend wurde wie für das Musikleben, bedeutenden Lehrer, kraftvolle ger Geistesgrößen, die er enorm verehrte. Ab 1897 andererseits der Aufbruch in die Moderne. Als sich Jahre für das Kunstleben der Stadt. hatte er eine Professur an der dortigen Kunstakade- 1906 in Dresden die Architekturstudenten Fritz Mit der ASSO, der ­Assoziation re- mie inne, die 1900 umfirmiert wurde in Königliche Bleyl, , Ernst-Ludwig Kirchner und volutionärer bildender Künstler, Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe Karl Schmidt-Rottluff zur Künstlergruppe „Brücke“ entstand eine dezidiert linke (die heutige HGB). zusammenfanden, wurde ihr neuer, kraftvoller Stil Gruppierung, die auch in die Durch die Industrialisierung, die mit der Eröff- zum Ausgangspunkt des deutschen Expressionismus. politischen Kämpfe der 1920er- nung der ersten deutschen Ferneisenbahn zwischen In Dresden hielt sich der Erfolg der „Brücke“ in Jahre eingriff. Otto Griebel und Hans Leipzig und Dresden 1839 einen prägnanten Schub Grenzen – ganz anders die Produktivität der jungen Grundig gehörten zu ihren aktivsten erlebte, hatten sich bis 1900 nicht nur Sachsens Maler, die zur Sommerzeit ihre Freiheitsutopien mit Vertretern. Ein anderer sächsischer Städte vervielfacht – auch das gesellschaftliche Leben ihren Freundinnen an den Moritzburger Teichen Maler, der aus Leipzig stammende Edgar Degas: Vier­ hatte sich vehement verändert: Dem dominieren- in Szene setzten und solcherart auch als die ersten zehnjährige Tänzerin. , entfaltete in den den Bürgertum stand in Sachsen politisch eine Nudisten Deutschlands galten. 1911 wechselte die 1878/81. Bronze und gleichen 1920er-Jahren in Berlin rege Sozialdemokratie um August Bebel gegenüber. Gruppe in das liberalere Berlin, löste sich allerdings Tüll. Skulpturensamm­ und Frankfurt seine Karriere. Die Widersprüche der Zeit bestimmten natürlich schon zwei Jahre später auf. lung, Dresden

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Kretzschmar, Curt Querner, Willy Wolff und Hans A.R. Penck: Mann und Jüchser zur Bewahrerin der Tradition. Hermann Frau am Tisch. Glöckner entwickelte im Stillen sein bedeutendes Um 1959. Öl, Pack­ konstruktivistisches Werk. In Leipzig wurden mit papier, Leinwand. Max Schwimmer die sächsische Zeichenschule und Galerie Neue Meister, Dresden mit Werner Tübke und Bernhard Heisig Traditionen der Neuen Sachlichkeit und des Expressionismus weitergeführt. Wolfgang Mattheuer, der heimliche Romantiker unter den Hauptvertretern der Leipziger Schule, sah sich vor allem als kritischer Chronist seiner Gesellschaft. Erst seit den frühen 1960er-Jahren etablierte sich in Dresden um den Maler Strawalde mit Peter Mako- lies, Peter Herrmann, Peter Graf und vor allem Ralf Winkler, der als A.R. Penck nach 1980 im Westen zu Weltruhm kam, eine dezidiert unabhängige Künstlergeneration. Parallel entfalteten Maler wie Dresden zurückgeführt werden, da die Erfahrung mit Wolfgang Mattheuer: Max Uhlig und Eberhard Göschel ihr charaktervol- sächsischer Kunst ganz ohne Prägungen geblieben ist. Werner Tübke: Sizilianischer Großgrundbesitzer mit Marionetten. Die Flucht des 1972. Öl auf Holz. Galerie Neue Meister, Dresden les Werk. Ihre Vorgänger an der Akademie waren Sisyphos. 1972. Eigensinnig agierte in Chemnitz Ende der 1970er- noch gescheitert: Gerhard Richter etwa floh vor den Öl auf Hartfaserplatte. Jahre auch die Künstlergruppe Clara Mosch, in losem bedrückenden Verhältnissen kurz vor dem Mauerbau Galerie Neue Meister, Kontakt mit dem Annaberger Einzelgänger und nach Düsseldorf. Seine Weltkarriere kann kaum auf Sprachkünstler Carlfriedrich Claus. KUNST UND DIKTATUR Dresden NEUE HOFFNUNG

ls im Januar 1933 in Deutschland die Dresden in einer eindrucksvollen Serie von Rohr­ Nazis an die Macht kamen, begann federzeichnungen und Holzschnitten überliefert. umgehend auch ihr Kampf gegen die Im Osten des Landes, der SBZ, errichtete die Sowje- künstlerische Avantgarde. In Dres- tunion ihr Regime, das schnell von einer antifaschis- den wurde Otto Dix, in Leipzig Max tisch-demokratischen Ordnung in eine stalinistische Schwimmer aus seinem Amt entlassen, Diktatur mutierte. Hatten die Künste zunächst die Hochschulen wurden „gleichgeschaltet“. Mit der noch die endlich wiedergewonnene Feme-Ausstellung „Entartete Kunst“ im September Freiheit auskosten kön- A1933 im Dresdner Rathaus war der Kampf gegen die nen – 1946 zum Beispiel Moderne eröffnet (ihr düsterer Höhepunkt folgte in der ersten (gesamt-) 1937 in München). Ihre Exponenten zogen sich zu- deutschen Kunstausstellung rück oder gingen wie Kokoschka und Beckmann ins in Dresden unter dem Exil. Die Museen wurden „gereinigt“, die öffentliche Direktorat von Will Groh- Szene beherrschten nun drittklassige Exponenten mann und Hans Grundig, eines ideologisierten Naturalismus („Blut und Bo- der auch erster Rektor der den“). Das Bewusstsein einer Gegenwelt wurde – oft Kunsthochschule nach dem unter Lebensgefahr – gleichwohl immer bewahrt: Krieg wurde, so drängten In Dresden etwa malte der Künstler Hans Grundig der „Formalismusstreit“ der heimlich sein eindringliches Gleichnis vom Tausend- 1950er-Jahre und später das jährigen Reich. Bevor dieses am Ende des Zweiten ästhetische Diktat des „sozialis- Weltkriegs in sich zusammenbrach, versanken seine tischen Realismus“ sehr schnell Städte in Schutt und Asche – Chemnitz, Leipzig und alle Avantgarde erneut beiseite. Hermann Glöckner: am 13. Februar 1945 auch Dresden. Das Drama Untere Faltungszone Unter den neuen Zwängen wurde der Zerstörungen im Bombenkrieg wurde nach dem vom Mast. 1975. Metall eine impressionistisch inspirierte 8. Mai 1945 zum Menetekel des Neuanfangs unter lackiert. Skulpturen­ Dresdner Malschule unter andere- alliierter Herrschaft. Wilhelm Rudolph hat es für sammlung, Dresden mum Joseph Hegenbarth, Bernard

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FREIHEIT FÜR DIE KUNST

ar nicht mehr zu disziplinieren war die In Leipzig hielten Bernhard Heisig, Ulrich Hachul- Dresdner Folgegeneration um Hel- la und Arno Rink ihre schützende Hand über die ge Leiberg, Christine Schlegel, Ralf Hochschule für Grafik und Buchkunst. In den Kerbach, Conny Schleime und Lutz 1990er-Jahren konnte diese dann unter dem Label Dammbeck in Leipzig, die allesamt in Neue Leipziger Schule mit Künstlern wie Tilo den 1980er-Jahren aus der DDR nach Baumgärtl, Michael Triegel und vor allem Neo Westdeutschland übersiedelten. Redlich versuchten Rauch große internationale Erfolge verbuchen – ein die „Dagebliebenen“ dieser Generation um Angela Phänomen der Selbsterneuerung, fast alle gefördert GHampel, Hubertus Giebe und Johannes Heisig, den über die Leipziger Szenegalerie Eigen + Art von Gerd Qualitätsstandard der Akademie und der Stadt zu Harry Lybke. Auch aus der Dresdner Kunsthoch- erhalten. Die Emanzipationslust dieser Generation schule sind neue Stars hervorgegangen wie Eberhard kulminierte etwa im zensurfreien Ersten Leipziger Havekost, Olav Holzapfel und Frank Nitsche; aber

Herbstsalon 1984, den Happenings der Autoperfora- Max Uhlig: La Vigne. die Leipziger Szene bestimmte eindeutig das Gesche- tionsartisten um Via Lewandowski und Else Gabriel o. J. Gelbe und rot­ hen. „New german art“ wurde auch ihr Label. Es nach 1987 und im Frühlingssalon der HFBK Dres- braune Farbe über hatte nur noch wenig mit Vergangenheit zu tun. den 1989 – Johannes Heisig als umstrittener Rektor Radierung, Aquatinta. In der Kunstwelt markiert die deutsche Wieder- der Wendezeit bemühte sich damals intensiv um die Kupferstich-Kabinett vereinigung eine tiefe Zäsur. Der Kampf um die Öffnung der Kunstschule. Dresden Deutungshoheit über „DDR-Kunst“ und jene

Eberhard Havekost: Trash 1. 2003. Öl auf Leinwand. Galerie Neue Meister, Dresden

andere „Kunst in der DDR“, die in den 1980er- Neo Rauch: Jahren oft in deutlicher Opposition zum Staat stand, Unter Feuer. 2010. durchzieht als „deutscher Bilderstreit“ die Jahrzehnte Museum der bildenden Künste Leipzig nach 1990. Als Stellvertreterdebatte über die beiden getrennten deutschen Kulturen in Ost und West war sie eine vehemente Wertediskussion und forcierte zugleich den Konkurrenzkampf im Markt. Beides prägt bis heute – meist zuungunsten der ehemaligen Ost-Kunst – Kunstgeschichtsschreibung wie Ausstel- lungspolitik des Landes und damit schließlich auch die Lebenssituation der Künstler. Aber nur an we- nigen Stellen wird diese ideelle Bruchlinie nachvoll- ziehbar für den Außenstehenden. Dem präsentiert sich die sächsische Gegenwartskunst heute zuerst als A.R. Penck: Selbst­ Vielfalt von Stilen und Handschriften, oft verortet portrait sitzend. 1989. in internationalen Trends und nur noch bedingt aus Öl auf Leinwand. regionalen Traditionen erklärbar. Galerie Neue Meister, Dresden

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Der nachfolgende Überblick versam- Zusammenstellung dominieren, hat melt sächsische Museen für bildende mit ihrer Sonderrolle in der Landes- Kunst, Malerei, Grafik und Skulptur geschichte zu tun. vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Künstlerischer Reichtum ist typisch Das Sammlungsspektrum ist so für das durch Bergbau wohlhabend unterschiedlich wie die Geschichte gewordene Sachsen. Umso deutli- der Institutionen und reicht von cher fallen die Verluste durch die den ehemals königlichen Schätzen Diktaturen des 20. Jahrhunderts der Staatlichen Kunstsammlungen auf: Kaum ein Museum, das nicht Dresden (SKD) über große Museen von der NS-Säuberungsaktion eines wohlhabenden Bürgertums, „Entartete Kunst“ betroffen war, in wie sie zum Beispiel Leipzig aufzu- DDR-Zeiten aber wenig „Heilungs- weisen hat, bis zur repräsentativen chancen“ hatte und erst nach 1990 Privatsammlung Gunzenhauser mühsam und meist nur partiell die in Chemnitz. Diese Vielfalt ist ihr Lücken in der Kunst der Moderne Reiz: Die Sammlungen changieren wieder schließen konnte. Auch des- zwischen Weltkunst und regionaler halb sind die vielen Neubauten und Entwicklung und erzählen gerade Neuordnungen, Sanierungen und in den kleineren Museen oft von Erweiterungen in der Sächsischen ortsgebundenen Besonderheiten. Museumslandschaft für das Land ein Eine Mitarbeiterin der Dass die Dresdner Sammlungen die Glücksfall. Kunstsammlungen Chemnitz am Theater­ platz trägt ein Porträt­ foto Pierre-Auguste Renoirs. 28 29 DRESDEN

Jan van Eyck: Flügelaltärchen der Maria mit Kind, dem Heiligen Georg und der Heiligen Katharina. 1437. Öl auf Eichenholz

Rembrandt, Harmensz. van Rijn: GEMÄLDEGALERIE ALTE MEISTER Rembrandt und Saskia im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Um 1635–39. EIN GIPFELTREFFEN Öl auf Leinwand

auch wesentliche Neuerungen am Bau erleben EUROPÄISCHER MALEREI lassen: Das Farbkonzept in den Ausstellungs- ie Gemäldegalerie Alte Meister Italien die Sammlung des Herzogs von Modena räumen ist grundlegend verändert; ebenso gehört zu den berühmtesten mit gut 100 Spitzenwerken ankaufen ließ und wurden Ausstattung und Klimasystem verbes- Museen der Welt. Ihr Charisma ihm 1754 der Erwerb der berühmten Raffael- sert. Hinzuweisen ist auf die temporäre Nutzung gründet sich auf Kunstwer- schen Sixtina aus der Klosterkirche San Sisto in der Osthalle: In der großen Säulenhalle, wo der ke wie Raffaels „Sixtinische Piacenza gelang – damit war eine im doppelten Rundgang beginnt, wartet ein konzentrierter Madonna“, Giorgiones „Schlummernde Venus“, Wortsinn königliche Sammlung entstanden. Parcours durch die Geschichte der Malerei des DCorreggios „Heilige Nacht“, Vermeers „Briefle- Die Ausstellung ist heute zu Hause im Galerie- 15. und 16. Jahrhunderts. Grundsätzlich rückt serin“ und Bellottos Dresdner Stadtansichten. gebäude am Zwinger, das 1855 nach Plänen die aktuelle Präsentation vom traditionellen Prin- Auch Gemälde von Rembrandt, van Eyck, Ru- Gottfried Sempers errichtet wurde und zu den zip einer Hängung nach Schulen ab und öffnet bens, Dürer, Holbein, Tizian, Veronese, El Gre- wichtigsten Museumsbauten des 19. Jahr- den Blick für europäische Konstellationen – in co und Graff gehören zu diesem Gipfeltreffen hunderts in Deutschland zählt. Bauliche und „Dialogen“ über das Porträt und das Stillleben europäischer Malerei von der Frührenaissance technische Gründe machten eine umfassende oder über die Technik des Pastells manifestiert bis zum Rokoko. Die Cranach-Sammlung der Instandsetzung der Galerie erforderlich. Die sich ein spannungsreicher, moderner Blick auf Galerie verfügt mit mehr als 50 Gemälden über Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben die klassische Kunst. den weltweit umfangreichsten Bestand dieser den ersten Teil der mehrjährigen Sanierung berühmten Malerfamilie. 2016 beendet. Der Abschluss des zweiten Staatliche Kunstsammlungen Dresden Ihren wohl bedeutendsten Zuwachs erhielt die Bauabschnitts ist für 2019 geplant. Galerie Alte Meister Galerie in der Mitte des 18. Jahrhunderts, als Die Hauptwerke sind gegenwärtig im fertigge- Semperbau am Zwinger, Eingang Theaterplatz, König August III., Sohn Augusts des Starken, in stellten Ostflügel der Galerie zu finden, wo sich 01067 Dresden, +49 351 49142000, ­www.skd.museum

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GALERIE NEUE MEISTER VON DER ROMANTIK BIS ZUR GEGENWART on Caspar David Friedrich bis Gerhard Richter – der weite Ho- rizont von 1800 bis zur Gegen- wart und die besondere Qualität seines Bildbestands zeichnen das Albertinum aus und machen es zu einem derV wichtigsten Museen seiner Art in Deutsch- land. Als separate Galerie entstand es 1931 durch Ausgliederung der ehemaligen „modernen Abteilung“ der Gemäldegalerie. Heute sind hier in einem geschlossenen Rundgang Meisterwer- ke der Romantik, des Impressionismus und des Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit und der Gegenwart zu erleben. Die zeitgenössische Kunst tritt dabei in einen reizvollen Dialog mit dem gewachsenen Sammlungsbestand. Der Gang durch die Ausstellung beginnt im zweiten Obergeschoss mit Hauptwerken von Caspar David Friedrich, dem bedeutendsten deutschen Künstler der Romantik. Zum Bestand gehören weltberühmte Bilder wie „Kreuz im Ludwig Richter, französische und deutsche Paul Gauguin: Parau Api. Oskar Kokoschka: Gebirge“, „Zwei Männer in Betrachtung des Impressionisten von Claude Monet und Edgar Gibt’s was Neues. 1892. Gitta Wallerstein. 1921. Mondes“ und „Das Große Gehege“, das der Degas bis Max Liebermann und Max Slevogt, Öl auf Leinwand Öl auf Leinwand Philosoph Theodor W. Adorno einmal als das Werke von Paul Gauguin und Vincent van Gogh, erste moderne Gemälde bezeichnete. In chrono- Expressionisten mit Oskar Kokoschka und den logischer Reihenfolge folgen Zeitgenossen wie „Brücke“-Künstlern Ernst Ludwig ­Kirchner, Carl Gustav Carus, Johan Christian Dahl und Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff sowie Vertreter der Dresdner Sezession wie Bernhard ­Kretzschmar und Carl Lohse. Otto Dix’ berühm- tes Kriegstriptychon gehört zu den Höhepunk- ten der Sammlung. Mit Hauptwerken sind wichtige Künstler der Dresdner Malschule und der bis heute umstrittenen Moderne in DDR- Zeiten zu sehen: Hans Jüchser, Bernhard Kretz- schmar und Curt Querner, Hermann Glöckner und Willy Wolff. Zeitgenössische Kunst ist durch verschiedene Medien vertreten. Die Sammlung umfasst neben Skulptur und Malerei (unter an- derem von Georg Baselitz, Luc Tuymans, Max Uhlig, A.R. Penck) auch Klanginstallationen und Videoarbeiten. Zwei Säle präsentieren dauerhaft Arbeiten von Gerhard Richter, dessen Archiv das Albertinum aufbewahrt.

Staatliche Kunstsammlungen Dresden Galerie Neue Meister

Albertinum, Eingänge Georg-Treu-Platz und Brühlsche Terrasse, Gerhard Richter: Sekretärin. 01067 Dresden, +49 351 49142000, ­www.skd.museum 1964. Öl auf Leinwand

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Rembrandt Harmensz. van Rijn: Der Raub des Ganymed. Um 1635. Feder und Pinsel in SKULPTURENSAMMLUNG Braun KUPFERSTICH-KABINETT VON DER WANDELBARKEIT VERSTECKTE DES KÖRPERS ie Skulpturensammlung um- sinnlicher Epochenraum konzipiert – befasst fasst Werke aus mehr als fünf sich mit der Kunst des Fin de Siècle, veran- MEISTER­WERKE Jahrtausenden – beginnend schaulicht an Werken von Arnold Böcklin und as Dresdner Kupferstich- van Eyck, Raffael, Rembrandt und Caspar David mit vorantiken Kulturen über Max Klinger bis zu Franz von Stuck und Sascha Kabinett ist eine der weltweit Friedrich bis hin zu Toulouse-Lautrec, Picasso die klassische Antike bis zu Schneider. ältesten und wichtigsten und zahlreichen Zeitgenossen finden sich hier. allen Epochen der europäischen Plastik seit Das Herzstück der Sammlung – die Antiken- Sammlungen für Kunstwerke Ihre Erwerbungsgeschichte ist oft genug – und Ddem frühen Mittelalter. Die Moderne beginnt mit sammlung mit Skulpturen wie dem „Dresdner auf Papier. Sie geht wie so vie- nicht nur für Spezialisten – ein Stück spannen- Werken des französischen Bildhauers Auguste Knaben“ sowie Vasen, Bronzen und Terrakot- les in Dresden auf die Sammelleidenschaft der der Kunstgeschichte. Rodin, die in Dresden bereits früh erworben ten – wird in einigen Jahren eine neue Auf- Dsächsischen Kurfürsten seit der Renaissance Neben Werken aus dem eigenen Bestand wurden. Er gilt als Vorreiter für eine Vielzahl stellung in der Osthalle des Semperbaus am zurück und konnte bis heute Bestände von werden in den beiden großzügig gestalteten von Stilrichtungen, die sich im 20. Jahrhun- Zwinger finden, die einst von Gottfried Semper einzigartiger Qualität vereinen: Zeichnungen, Ausstellungsräumen im Residenzschloss in dert herauskristallisiert haben. Die in der für antike Skulpturen entworfen worden Aquarelle, Druckgrafiken, Fotografien, illustrierte ständig wechselnden Sonderausstellungen Skulpturenhalle im Erdgeschoss des war. Bis es soweit ist, kann man sich Bücher und Mappenwerke. Weit über 500.000 auch Leihgaben internationaler Museumspart- Albertinums gezeigten Werke der in einem experimentellen Schaudepot Arbeiten von mehr als 20.000 Künstlern aus ner präsentiert. Darüber hinaus können sich klassischen Moderne spinnen den einstimmen, wo ausgewählte Skulp- acht Jahrhunderten, darunter Blätter von Dürer, Studierende und interessierte Kunstfreunde im Grundgedanken Rodins – die Sub- turen für den Besucher in verdichte- öffentlich zugänglichen Studiensaal Originale jektivität der Kunst – bis ins Heute ter Form in Szene gesetzt werden. der Sammlung vorlegen lassen. Hierfür ist eine weiter. Auf die Kunst in der Die Mengssche Abgusssammlung Voranmeldung ebenso empfehlenswert wie eine DDR wird mit Werken antiker Skulpturen wird gegenwärtig in Vorinformation über die aktuellen Ausstellungs- von Wieland Förster, einem Seitenflügel der Gemäldegale- angebote. Werner Stötzer und rie Alte Meister gezeigt. Helmut Heinze in Staatliche Kunstsammlungen Dresden besonderer Weise Staatliche Kunstsammlungen Dresden Piet Mondrian: Kupferstich-Kabinett eingegangen. Skulpturen­sammlung Farbentwurf für den Wohnraum Ida Residenzschloss, Eingänge Taschenberg, Schlossstraße, Der Klingersaal in Albertinum, Eingänge Georg-Treu-Platz Bienert, Draufsicht. 1926. Sophienstraße, 01067 Dresden, +49 351 49142000, der 1. Etage – als und Brühlsche Terrasse, 01067 Dresden, Auguste Rodin: Der Denker. Deckfarben über Bleistift ­www.skd.museum +49 351 49142000, ­www.skd.museum 1881-83 (Vergrößerung 1903)

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Schenkung der Medici kamen nach 1587 wert- volle Bronzeskulpturen von Giambologna nach Dresden, die heute zusammen mit Arbeiten von Carlo di Cesare und Adriaen de Vries zu den bedeutendsten europäischen Renaissance­ beständen überhaupt gehören. Die Vitalität der augusteischen Zeit prägte gut ein Jahrhundert später auch skulptural die Sammlung: Das Grüne Gewölbe ist voller figürlicher Pokalträger und Fabelwesen, Elefanten, Einhörner und Statuetten aus feinsten Materialien. Balthasar Permoser, der Schöpfer der Zwinger-Skulptu- ren, gehört auch zu den bedeutenden Meistern des Grünen Gewölbes. Groteskfiguren aus verwachsenen Perlen sind hier zu sehen und die berühmten Mohren als Edelsteinträger. Singu- läre Wunderwerke sind die große Elfenbein­ fregatte von Jacob Zeller und des Hofjuweliers Johann Melchior Dinglinger weltbekannter „Thron des Großmoguls Aureng-Zeb“. Sie prä- gen als Gipfelleistung barocker Handwerks- und Bildhauerkunst den enormen Schauwert dieser sächsischen Schatzsammlung.

SKULPTUREN DES GRÜNEN GEWÖLBES Grünes Gewölbe im Residenzschloss der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Taschenberg 2, 01067 Dresden, +49 351 49142000, ­ SCHATZKAMMER www.skd.museum Oben: Johann Melchior Dinglinger VON WELTRUF u. a.: Der Hofstaat zu Delhi am ie Pretiosensammlung der be, eine Etage darüber, können die kostbarsten Geburtstag des Großmoguls sächsischen Kurfürsten und Stücke der Sammlung bewundert werden: Aureng-Zeb, Detail. Könige ist seit Jahrhunderten Meisterwerke der Goldschmiedekunst, Kostbar- Links: Blick in das ein Wahrzeichen Dresdens. keiten aus Bernstein, Elfenbein und Bergkristall, Neue Grüne Gewölbe Seit 2006 können die Kost- Seeschnecken und Straußeneiern sowie die barkeiten dieser Sammlung im Neuen und im legendäre Juwelensammlung präsentieren sich, DHistorischen Grünen Gewölbe im wieder komplett restauriert und museal exzellent in aufgebauten Residenzschloss bestaunt Szene gesetzt, in sprichwörtlichem Glanz. werden. Die gelungene Rekonstruktion Zu einem nicht geringen Teil beherbergt der berühmten Schatzkammer Au- das Grüne Gewölbe auch plastische und Oben: gust des Starken, die als Historisches skulpturale Kunst. Als schmückendes Historisches Grünes Grünes Gewölbe ihre Bestände vor Beiwerk oder eigenständiges Kunst- Gewölbe, Pretiosensaal. verspiegelten Wänden und werk – die Übergänge sind Unten: auf vergoldeten Konsolen oft fließend – verdient Johann Melchior ausbreitet, ist Besucher- dieser Sonderbestand Dinglinger u. a.: magnet der Staatlichen jedenfalls besondere Be- Der Hofstaat zu Delhi am Geburtstag Kunstsammlungen achtung. Seine Schwer- des Großmoguls Aureng- Dresden. Im Neuen punkte liegen im 16. und Zeb, Detail Grünen Gewöl- 18. Jahrhundert. Als

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PORZELLANSAMMLUNGEN IM DRESDNER ZWINGER UND IN DER MANUFAKTUR MEISSEN SKULPTUREN AUS WEISSEM GOLD ie berühmte Dresdner Porzellan­ Der Saal mit den Meissener Porzellantieren sammlung verdankt ihre Entste- ist eine Attraktion der Sammlung. Affen und hung August dem Starken und Löwen, Nashorn und Elefant, Adler, Pfau und seiner „maladie de porcelaine“, Reiher versammeln sich hier zur qualitätvollsten seiner Leidenschaft für das und zugleich umfangreichsten keramischen „weiße Gold“. Bis 1708 kam es ausschließlich Spezialsammlung der Welt. Auf Wandkonsolen D auf dem Seeweg aus Asien. Dann gelang es räkeln sich exotische Vögel. Im Nebensaal ist ein Böttger und Tschirnhaus, das Geheimnis der opulentes Porzellanmodell für ein Reiterstandbild Herstellung zu lüften, und ab 1710 produzierte des Kurfürsten zu bewundern. Es folgen Büsten in Meißen die erste europäische Porzellanmanu- und eine Vielzahl von Statuetten zum höfischen faktur. In der lichten Architektur des Zwingers Leben und aus dem sächsischen Handwerk. präsentieren sich heute die schönsten der gut Eine Fülle dieser fantasievollen Erfindungen Rechts: Blick in die 20.000 erhaltenen Raritäten. Der Bogen der stammt von dem berühmten Johann Joachim Ostasien-Galerie der ausgestellten Porzellanarbeiten spannt sich von Kändler, dem wichtigsten Modelleur der Manu- Porzellansammlung im Zeugnissen der chinesischen Ming-Periode faktur Meissen. Dresdner Zwinger. bis zu den japanischen Imari-Porzellanen des Unten: Historische 18. Jahrhunderts und versammelt natürlich eine Tierplastiken im Porzellanmuseum der glänzende Auswahl der Porzellan-Manufaktur Manufaktur Meissen Meissen..

Eben dieser Kändler ist in einer ähnlichen Johann Joachim Kändler: Vielfalt auch im Museum der Porzellan-Ma- Der Tod des Heiligen nufaktur Meissen zu bewundern. Die ganze Xaverius. Porzellan­ Tierwelt scheint einem hier vor die Augen sammlung, Dresden zu treten und die Barockzeit in galanten wie allegorischen Szenen dazu. In Meißen führt der Entwicklungsweg allerdings über die Verfeinerungen des Biskuitporzellans nach 1770 bis zu den raffinierten Erfindungen der Gegenwart. Man begegnet August dem Starken und Bergarbeitern von 1750, Schil- ler und Goethe, Indianern, Evangelisten und Medaillen mit den Helden der DDR.

Staatliche Kunstsammlungen Dresden Porzellan­sammlung Sophienstraße, 01067 Dresden, +49 351 49146612, www.skd.museum

Johann Joachim Kändler: Fischreiher. Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen Porzellansammlung, Talstraße 9, 01662 Meißen, +49 3521 4760328, Dresden www.meissen.com

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LEONHARDI-MUSEUM JUNGE KUNST IN ALTEN RÄUMEN as Leonhardi-Museum ist kunst aller Genres mit dem Schwerpunkt auf das älteste von einem Künst- regionalen Traditionen. Hermann Glöckner und ler gegründete Museum in Albert Wigand, Peter Makolies, Jürgen Schön Deutschland. 1879 erwarb der und Werner Lieberknecht sind hierfür beispiel- Ludwig-Richter-Schüler Eduard hafte Positionen. Leonhardi eine alte Mühle im Loschwitzgrund Dund ergänzte das Wohnhaus um einen Atelier- Museen der Stadt Dresden, Leonhardi-Museum STÄDTISCHE GALERIE DRESDEN anbau, der ab 1885 als „Landschaftsmuseum“ Grundstraße 26, 01326 Dresden, +49 351 2683513, und für die Ausstellung eigener Werke genutzt ­www.museen-dresden.de EINER REICHEN TRADITION VERPFLICHTET resden gehört bis heute zu den 1945 wurde in den Städtischen Sammlungen wichtigen deutschen Kunstme- Kunst gesammelt. Das Museum zeigt ein Spek- tropolen. Gemeinsam mit dem trum der künstlerischen Strömungen zwischen Stadtmuseum im Landhaus un- Aufbruch und Anpassung, Rückzug und einer tergebracht, bietet das Kunst- Opposition, die sich in den Jahren bis 1989 museum der Landeshauptstadt einen Überblick besonders ausgeprägt in Dresden etablierte. Düber die reiche regionale Kunstentwicklung Seit der Gründung der Städtischen Galerie des 20. Jahrhunderts. Unter Paul Ferdinand im Jahr 2002 wachsen die Bestände wieder Schmidt, seit 1919 Direktor des Stadtmuse- kontinuierlich. Hervorzuheben ist die 2008 ums, entstand eine Sammlung, die ein Panthe- angekaufte Privatsammlung mit Werken von on des deutschen Expressionismus war; fast A.R. Penck, dem die Ausstellung einen beson- 500 Werke gingen dem Museum jedoch durch deren Platz einräumt. So zeigt die Galerie ein die NS-Aktion „Entartete Kunst“ verloren. Dank vitales Spektrum der Dresdner Kunstentwick- großzügiger Unterstützung konnte die Galerie lung: mit Werken bekannter Künstler wie Robert 2012 unter anderem Otto Dix‘ „Sonnenauf- Sterl und Otto Mueller, Otto Dix und Willy Wolff, wurde. Nach langem Schattendasein konnte ab gang“ zurückerwerben – ein Schlüsselgemälde Hermann Glöckner und Eberhard Göschel sowie 1963 das pittoreske Ensemble nahe dem Kör- aus dem Frühwerk des Künstlers. Auch nach Vertretern der Dresdner Malschule wie Albert nerplatz durch Initiative junger Künstler als Gale- Wigand und Hans Jüchset. Einblicke in das zeit- rie in Eigenregie wiedereröffnet werden. In den genössische Kunstgeschehen bieten Arbeiten 1970er- und vor allem 1980er-Jahren wurde sie von Angela Hampel bis Ralf Kerbach; Sonder- mit wagemutigen Aktionen zu einem weit über ausstellungen widmen sich vorrangig Themen die Region respektierten Ort für zeitgenössische der regionalen Kunst und Kunstgeschichte. Für und nonkonforme Kunst in der DDR. Ein guter Freunde der jüngsten Dresdner Kunst bietet der Teil ostdeutscher Boheme war hier verortet. Projektraum Neue Galerie regelmäßig Sonder- Nach einer aufwendigen Sanierung in städ- ausstellungen an. tischer Obhut zeigt die Galerie heute neben Werken von Eduard Leonhardi, dem „Maler des Städtische Galerie Dresden, Kunstsammlung deutschen Waldes“, in gediegenen Sonderaus-

Otto Dix: Sonnen­ Wils­druffer Straße 2, 01067 Dresden, +49 351 4887301, stellungen ausgewählte nationale Gegenwarts- aufgang. 1913. Öl auf ­www.galerie-dresden.de Papier und Pappe

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KÜGELGENHAUS ROBERT-STERL-HAUS STRUPPEN MUSEUM DER EIN KÜNSTLERHAUS DRESDNER ALS MUSEUM FRÜHROMANTIK er sächsische Maler und Grafiker Robert Sterl, gebo- on den wenigen erhalten gebliebe- ren 1867 in Dresden und von nen barocken Bürgerhäusern in der 1881 bis 1889 ausgebildet an Dresdner Neustadt trägt eines den der hiesigen Kunstakademie, Namen seines berühmten Bewoh- gehört neben Liebermann, Corinth und Slevogt ners:V Gerhard von Kügelgen. Der am Rhein Carl Gustav Carus gehörten; Carl Maria von Dzu den wichtigsten deutschen Vertretern des geborene Porträt- und Historienmaler verbrach- ­Weber, Robert Schumann und Richard ­Wagner; Impressionismus. Ausgedehnte Reisen – etwa te ab dem Spätsommer 1808 seine letzten Novalis, Ludwig Tieck, Heinrich von Kleist und mit seinem Malerfreund Carl Banzer – führten zwölf Lebensjahre hier in einer großzügigen E.T.A. Hoffmann. Goethes Besuche sind dabei ihn durch Böhmen und Hessen, nach Paris und Wohnung mit Atelier, das zu einem wichtigen ein eigenes Thema. Neben Werken der ge- 1908 zum ersten Mal nach Russland. Seine Treffpunkt für Künstler der Frühromantik wurde. nannten Maler sind auch mehrere Porträts von Wolga-Impressionen gehören zu den eindring- Das 1981 mit reichem Bilderfundus einge- Anton Graff zu sehen. lichsten künstlerischen Schilderungen aus der richtete Museum ist jenem namhaften Kreis vorrevolutionären Zeit des Landes. Als gesuchter von Malern, Musikern und Literaten im Umfeld Museen der Stadt Dresden, Kügelgenhaus Porträtist wurde Sterl auch zu einem wichtigen der Dresdner Romantik gewidmet, zu denen Hauptstraße 13, 01097 Dresden, +49 351 8044760, ­ „Dokumentaristen“ des musikalischen Lebens in Caspar David Friedrich, P­hilipp Otto Runge und www.museen-dresden.de Dresden, der Ära Ernst von Schuch und Richard Strauss. 1906 erhielt er eine Professur an der des Nachlasses und der Popularisierung einer Robert Sterl: Steinbrecher. Dresdner Akademie. Der Landschaftsmaler Sterl höchst charaktervollen künstlerischen Welt. Das 1909. Öl auf Pappe entdeckte für sich die Sächsische Schweiz, war Museum zeigt im historischen Ambiente neben fasziniert von den Arbeiten im Steinbruch und 100 Gemälden aus allen Schaffensphasen erwarb, durch seinen Erfolg wohlhabend gewor- auch wechselnde Sonderausstellungen. Das BUCHMUSEUM DER LANDES­BIBLIOTHEK den, 1919 in Naundorf ein eigenes Atelier- und malerisch am Elbhang gelegene Haus ist zudem Wohnhaus, das nach seinem Tod 1932 in eine ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen Stiftung überführt wurde. durch die Sächsische Schweiz. Als eines der wenigen original erhalten geblie- DIE MAGIE ALTER SCHRIFTEN benen Künstlerhäuser in Deutschland widmet Robert-Sterl-Haus ie Sächsische Landesbibliothek – Sachsen. Ihre wertvollsten und attraktivsten sich das Robert-Sterl-Haus als Museum und Robert-Sterl-Straße 30, 01796 Struppen/OT Naundorf, Staats- und Universitätsbibliothek Exponate werden im Buchmuseum und seiner Forschungseinrichtung seit 1981 der Pflege +49 35020 70216, ­www.robert-sterl-haus.de Dresden (SLUB) entstand 1996 „Schatzkammer“ ausgestellt. Zu diesen Rari- aus dem Zusammenschluss der täten der Buch- und Schriftkunst zählen zum DBibliothek der Technischen Universität und Beispiel die berühmte Maya-Handschrift aus der Sächsischen Landesbibliothek. Sie geht dem frühen 13. Jahrhundert, eine französische unter anderem zurück auf die bedeutende Prachthandschrift des Herzogs von Anjou und Büchersammlung des Kurfürsten August von Autographen von Luther, Bach und Vivaldi. Im Bestand der Bibliothek befinden sich ca. 700 weitere mittelalterliche Handschriften und 840 Inkunabeln.

Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) Zellescher Weg 18, 01069 Dresden, +49 351 4677340, Atelier des Malers Robert ­www.slub-dresden.de Sterl mit Selbstporträt von 1927 (auf der Staffelei). Im Hintergrund u.a. die „Steineklopferin“ von 1907 Blick in die „Schatzkammer“ und „Ernst von Schuch des Buchmuseums dirigierend“, 1908

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MUSEUM BAUTZEN SELBSTBEWUSSTES BÜRGERTUM MIT KUNSTVERSTAND autzen gilt heute neben Görlitz als ten. Mit Dix und Fraas Perle der Oberlausitz. Erfolgreiche ist dann der Dresdner Sanierungsarbeiten an der in DDR- Expressionismus zu Zeiten nahezu verfallenen Altstadt bewundern; vor allem haben seit 1990 die Stadt mit aber an dem 2005 er- KULTURHISTORISCHES MUSEUM GÖRLITZ ihrem mittelalterlichen Kern komplett wiederher- worbenen Frühwerk von Bgestellt. Carl Lohse, der – in den Zu den Sanierungsobjekten zählte auch 1920er-Jahren in der das Museum Bautzen, das als „Museum für Lausitz lebend – einen GALERIE DER MODERNE Alterthümer der Stadt Bautzen“ seit 1869 ganz eigenständigen besteht. Der Buchhändler Oskar Roesger hatte expressiven Duktus entwickelte. Mit Vertretern Hans Makart: Römische es angeregt und über Jahrzehnte für die Idee des Dresdner Kolorismus um Otto Westfahl, Dame. 1875/80 IM KAISERTRUTZ gearbeitet. Im Auftrag des Stadtrats erwarb er Wilhelm Lachnit und Albert Wiegand schließt wischen den alten Kunstzentren bung wegweisend wurden. Die Ausstellung gibt viele Sammlungsgegenstände, die bis in die sich der Bogen zur zeitgenössischen Kunst und Dresden und Breslau gelegen, ist einen Überblick über die Vielfalt künstlerischer 1920er-Jahre hinein durch Schenkungen von zu den Bautzener „Landeskindern“ von über- Görlitz seit mehr als 100 Jahren Positionen vom Impressionismus bis zur Gegen- Bautzener Bürgern ergänzt wurden. Allein der regionaler Bedeutung: Horst Weiße, Harald Galerieraum mit Glasdach ein spannungsreicher Ort für die wart und wurde im Zuge der Neugestaltung des Nachlass der Dresdner Malerin Therese aus Metzkes und neuerdings auch Horst Bachmann. und den Figuren Perseus und Künste. Ihnen ist die Galerie der Kulturhistorischen Museums Görlitz nach der dem Winckel, bereits 1868 der Stadt Baut- So präsentiert sich in Bautzen eine exzellente Andromeda des Bautzener Moderne im Kaisertrutz mit Werken des 20. und 3. Sächsischen Landesausstellung „Via Regia“ zen übereignet, enthielt 120 Gemälde; 1906 Bildersammlung von sehenswerter Intensität. Malers und Bildhauers August Z21. Jahrhunderts gewidmet. Gezeigt werden 2011 eingerichtet. Gleichzeitig verweist sie auf schenkte dann der Unternehmer Otto Weigang Schreitmüller (1872–1936), betitelt als Kraft und rund 200 Arbeiten von Künstlern, die in der Nei- die mehr als 100-jährige Sammlungstradition der Stadt neben seiner Sammlung von über Museum Bautzen Schönheit, beide von 1912. ßestadt tätig waren oder für Görlitz und Umge- des Görlitzer Museums. 200 Gemälden auch Geldmittel, die in einen Kornmarkt 1, 02625 Bautzen Im Vordergrund links: Den Auftakt der Schau bildet das Meisterwerk Museumsneubau flossen. Dieser wurde sechs +49 3591 534933­, www.museum-bautzen.de Max Klingers Modell zum „Jerusalem“ von Lesser Ury. Ihm folgen Werke Jahre später am Kornmarkt eröffnet. Beethovendenkmal, vor 1900 des Expressionisten Willy Schmidt, der bei Otto Heute präsentiert die Galerie neben ausgewähl- Mueller studierte. Eine zentrale Position nehmen ten Bildern der Renaissance (mehrere Cranachs die Kupferstiche Johannes Wüstens ein. Sie sind ebenso im Bestand wie Druckstöcke von gehören zu den herausragenden Werken der Albrecht ��������������������������������������Dürer)�������������������������������� Arbeiten des 18. und 19. Jahr- Druckgrafik der Weimarer Republik. Der Maler hunderts und vor allem eine ausgezeichnete Arno Henschel, ein Schüler Alexander Kanoldts, Kollektion von Werken des 20. Jahrhunderts. trug mit seinen Gemälden wesentlich zur Kunst Landschaftsmaler der Goppelner Schule um der Neuen Sachlichkeit bei. In der frühen DDR Gotthardt Kühl und Paul Baum, Arbeiten der knüpften Dora Kohlisch und Willi Schulz noch- Genremalerei mals an die Malerei des Expressionismus und um Lehnbach, der Neuen Sachlichkeit an. Heute sind interna- Makart und tionale Verbindungen, vor allem ins benachbarte Kaulbach Polen, für die Künste in Görlitz und Umgebung und Spätim- bestimmend. Zur Kunstsammlung gehört auch pressionisten das reich ausgestattete Graphische Kabinett im wie Robert Barockhaus Neißstraße 30. Sterl, Max Slevogt und Arno Henschel : Dame mit Maske. Görlitzer Sammlungen, Galerie der Moderne im Kaisertrutz der aus Bautzen 1928. Öl auf Platz des 17. Juni 1, 02826 Görlitz, +49 3581 671420, stammende Hans Leinwand ­www.museum-goerlitz.de Unger sind vertre-

Horst Weiße: Geborgen. 44 45 1991. Serpentinit RAUM DRESDEN

Käthe Kollwitz: Selbstbildnis 1924. STÄDTISCHE SAMMLUNGEN FREITAL Lithografie GLANZPUNKTE DER KÄTHE-KOLLWITZ-HAUS MORITZBURG DRESDNER MODERNE LETZTE ZUFLUCHT FÜR DEN ie Städtischen Sammlungen Blätter von Dresdner Künstlern der ersten und Freital gehören mit ihren zweiten Romantiker-Generation kamen in den Angeboten zur Bergbau- und Bestand und bilden seither einen weiteren REALISMUS Regionalgeschichte sowie zur (chronologisch vorangestellten) Schwerpunkt äthe Kollwitz ist die bedeutends- berühmten grafischen Zyklen werden Einzel- Dresdner Kunstgeschichte zu der Sammlung. Sie erinnert zugleich an die Zeit, te deutsche Grafikerin und Bild- blätter, Selbstbildnisse und Plastiken gezeigt. den größten kommunalen Museen Sachsens. als der Plauensche Grund noch eine verträumte hauerin des 20. Jahrhunderts. Am Ende des Rundgangs liegen die Räume, DDie Städtische Kunstsammlung Freital, die erst Auenlandschaft war. Höhepunkt der Stiftung Ihr Werk kreist um die großen die Käthe Kollwitz in ihrem letzten Lebensjahr 1991 an die Öffentlichkeit getreten ist, versteht sind Werke von Adrian Zingg, Johan Christian Menschheitsthemen Liebe und bewohnte und in denen sie am 22. April 1945 sich als eine Spezialgalerie der Dresdner Kunst Clausen Dahl, Carl Gustav Carus, Friedrich Gille Tod, Krieg und Frieden, Unterdrückung und starb. und bietet als Ergänzung der hochkarätigen Mu- und Karl Robert Kummer. Aber auch Jugendstil- KEmanzipation. Ihre Bildfindungen, angeregt In dem Ausstellungs- und Veranstaltungsraum seen der Landeshauptstadt malerische Glanz- Künstler wie Ludwig von Hofmann, Hans Unger durch viele schmerzhafte Erfahrungen zu Beginn der unteren Etage finden wechselnde Sonder- punkte des 19. und – besonders beachtet – der und Sascha Schneider sind vertreten und Maler des 20. Jahrhunderts, strahlen kraftvoll wie bei ausstellungen statt; darunter oft auch Präsenta- ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neben der „verschollenen Generation“ wie Erich Fraaß wenigen Künstlern bis in die Gegenwart. tionen von Käthe-Kollwitz-Preisträgern. neun Gemälden von Otto Dix oder Joachim Heuer. Das Werk der Kollwitz wird weltweit geschätzt finden sich in der Sammlung, So präsentiert sich am und gepflegt. Doch existiert nur ein Ort, an Käthe-Kollwitz-Haus die ihren Ursprung privater Rande der „Stahl-Stadt“ dem sich die Persönlichkeit der Künstlerin noch Meißner Straße 7, 01468 Moritzburg, +49 35207 82818, ­ Sammelleidenschaft verdankt, Freital, im Schloss des heute authentisch erfahren lässt. Er hat Krieg www.kollwitz.de auch Hauptwerke von Wilhelm einstigen Industriepio- und Zerstörung überstanden: ihr letzter Wohn- Lachnit, Wilhelm Rudolph, niers Dathe von Burgk, sitz und späteres Sterbehaus in Moritzburg. Die Pol Cassel, Curt Querner und ein bemerkenswerter mit Ausstellungsverbot belegte Künstlerin, deren Christoph Voll. Aber auch Überblick über 200 Berliner Wohnung nach dem Tod ihres Man- deren Lehrergeneration ist Jahre Dresdner Kunst- nes zerbombt worden war, folgte im Sommer mit Werken von Carl Bantzer, entwicklung. 1944 einer Einladung von Ernst Heinrich von Robert Sterl, Otto Gussmann, Sachsen – einem Wettiner in erklärter Distanz Georg Lührig und Richard Mül- Städtische Sammlungen zum NS-Staat – nach Moritzburg und bewohnte ler vorzüglich dokumentiert. Freital, Schloss Burgk fortan im Rüdenhof zwei kleine Zimmer. Ein glücklicher Umstand ergab Altburgk 61, 01705 Freital, Seit 1995 (50. Todestag) ist das Haus als sich 1993 mit der Übernahme ­+49 351 6491562, Museum eingerichtet. Eine Ausstellung in der

Fritz Hofmann-Juan: der Privatsammlung Friedrich www.museum-freital.de oberen Etage gibt einen Überblick über die gut Porträt R.Rabinowicz. Pappermann: Über 200 Ge- fünf Jahrzehnte des künstlerischen Schaffens 1935 mälde und zahlreiche grafische von Käthe Kollwitz. Neben einer Auswahl aus

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GEORG-KOLBE-HAUS WALDHEIM VON SINNLICHKEIT UND KÖRPERSPRACHE eorg Kolbe aus dem säch- sischen Waldheim war einer der erfolgreichsten deutschen Bildhauer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Kolbe studierte in München, Paris und Rom und lebte Gmit seiner Familie ab 1904 in Berlin. Seine Besucher vor Plastik „Die Tänzerin“ (1911/12) wurde von dem Großen der Nationalgalerie erworben und begründete Zittauer seinen Ruhm. Fastentuch In den 1920er- Jahren avancierte Kolbe zu einem ZITTAUER FASTENTÜCHER gefragten Port- rätisten. Er war Mitglied der Ber- und zeichnerischer Werke ihres berühmtesten Georg Kolbe. Oben: Leonore. liner Secession Sohnes sowie zahlreiche Autographen und 1908. Öl auf Leinwand EINZIGARTIGE BILDERBIBELN und der Preußi- Fotos zusammentragen. Anders als im Kolbe- Links: ohne Titel (weiblicher as Große Zittauer Fastentuch, Künstler 1472 für die Zittauer Hauptkirche schen Akademie Museum Berlin liegt der Fokus dieser Samm- Rückenakt). Um 1930. Litho­ ausgestellt im Museum Kirche St. Johannis geschaffen und trennte über 200 der Künste und lung auf den 1910er- und frühen 1920er- kreide auf Papier zum Heiligen Kreuz, ist das Jahre lang in der Fastenzeit den Altarraum von beteiligt an Jahren: einer intensiven Schaffensphase, in einzige erhalten gebliebe- der Gemeinde. Nach einer abenteuerlichen unzähligen der stilistische Experimente Kolbes ihren ne Fastentuch seiner Art in Nutzungsgeschichte wurde das „Kunstwerk Ausstel- Höhepunkt erreichten. Die überwiegend Deutschland. Das 8,20 m hohe und 6,80 m von Weltgeltung“ 1994/95 von der Schweizer lungen. kleinformatigen Bronzefiguren und Dbreite textile Kunstwerk zeigt 90 Szenen aus Abegg-Stiftung unentgeltlich restauriert und Sein zahlreichen Familienporträts haben einen dem Alten und dem Neuen Testament, von kann seit 1999 in einer eigens dafür gebauten 1929 in Berlin-Westend erbautes eher intimen Charakter. In den histori- der Erschaffung der Welt bis zum Jüngsten Großvitrine besichtigt werden. Atelierhaus steht seit 1950 Besuchern schen Räumen des Waldheimer Gericht. Die überdimensionale Bilderbibel in Ebenfalls aus dem Bestand der Johannis­ als Museum offen. Stadt- & Museumshauses wird Temperamalerei wurde von einem unbekannten kirche stammt das Kleine Zittauer Fastentuch Seiner Heimatstadt blieb Kolbe – eine neue Dauerausstellung (4,30 x 3,40 m), das 1573 nach einer Vorlage auch mit der Übergabe von mit Werken von Georg Kol- Kleines des Lütticher Künstlers Lambert Lombard Werken – immer verbunden. be präsentiert. Zittauer geschaffen wurde und Bezüge zu Dürer und Durch Schenkungen aus Fastentuch Grünewald aufweist. Es ist das einzige noch dem Nachlass Georg Stadt- & Museumshaus existierende Fastentuch des Arma-Christi-Typs Kolbes und seines Bruders Niedermarkt 8, in Deutschland und wird im Kulturhistorischen Rudolph, einem erfolg- 04736 Waldheim, Museum Franziskanerkloster ausgestellt. reichen Architekten in ­www.museum.stadt- Dresden, konnte die waldheim.de Großes Fastentuch Stadt Waldheim in den Museum Kirche zum Heiligen Kreuz, vergangenen Jahren

Frauenstraße 23, 02763 Zittau einen bemerkenswer- Georg Kolbe: Sitzende. ten Bestand plastischer 1926. Bronze Kleines Fastentuch Kulturhistorisches Museum Franziskanerkloster, Klosterstraße 3, 02763 Zittau, +49 3583 554790, ­www.museum-zittau.de

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ERNST-RIETSCHEL-HAUS PULSNITZ BILDHAUER DER DICHTER UND DENKER er 1804 in Pulsnitz geborene Blick in die Dauer­aus­ Ernst Rietschel war einer der stellung im ­Geburts­ bedeutendsten Bildhauer des haus Rietschels mit Spätklassizismus. Sein Goethe- den Statuetten Carl Schiller-Denkmal in Weimar, Maria von Webers (1858, das Lessing-Denkmal in Braunschweig und das rechts vorn), Christian DLuther-Denkmal in Worms sind zu Markenzei- Fürchtegott Gellerts chen deutscher Kulturgeschichte geworden. (1855, Mitte hinten) Studiert hat Rietschel ab 1820 an der Dresdner und Gotthold Ephraim Lessings (1849, links) Kunstakademie; dann war er vier Jahre lang Mitarbeiter im Atelier von Christian Daniel Rauch in Berlin, unternahm eine ausgedehnte Italien- Reise und kehrte schließlich mit 27 Jahren für eine Professur nach Dresden zurück. Die Stadt blieb für Rietschel Lebensmittelpunkt bis zu turen und Reliefs bedeutender Zeitgenossen

Blick in die Dauer­ausstellung seinem Tod 1861. präsentiert. In Sonderausstellungen wurden und des Johannes-Schilling-Hauses Sein Geburtshaus in Pulsnitz, in dem die Familie werden wichtige Bildhauer des 20. Jahrhun- JOHANNES-SCHILLING-HAUS MITTWEIDA lange Zeit eine Pfefferküchlerei betrieb (noch derts und Künstler der Region gezeigt. Weitere heute existent unter dem Namen Groschky), Gipsabdrücke Rietschels bewahrt die Nicolaikir- wurde 1999/2000 von einem engagierten Ver- che in Pulsnitz in einer Seitenkapelle. ein in ein kleines Museum umgewandelt. Neben MONUMENTE Zeichnungen, Autographen und Reisetagebü- Ernst-Rietschel-Geburtshaus chern Rietschels werden in einer Gedächtnis- Rietschelstraße 16, 01896 Pulsnitz, +49 35955 42318, FÜR GANZ EUROPA ausstellung Modelle seiner berühmten Skulp- ­www.ernst-rietschel.com ohannes Schilling, 1821 in Mittweida 1860–71. Es folgten das Schiller-Denkmal in Blick in die Rietschelkapelle geboren, studierte ab 1842 an der Wien, das Kaiser-Maximilian-Denkmal in Triest in der Nicolaikirche mit Dresdner Kunstakademie und beendete und die Panther-Quadriga für Sempers zweites einem Abguss der Pietà, die seine Bildhauerausbildung 1850 bei Hoftheater in Dresden 1877. Die berühmteste Rietschel 1847 in Marmor JErnst Ritschel. Studienreisen führten ihn Arbeit Schillings wurde das 1883 eingeweihte für die Friedenskirche in nach Kopenhagen, Rom und München, ehe er martialische Niederwalddenkmal in Rüdesheim Potsdam schuf. 1856 in Dresden sein eigenes Atelier begrün- am Rhein. dete und 1868 eine Professur erhielt. Bekannt 1913, drei Jahre nach dem Tod des Bildhauers, wurde er durch seine Skulpturengruppe „Vier übergaben die Erben einen großen Teil des Tageszeiten“ auf der Brühlschen Terrasse künstlerischen Nachlasses an Schillings Hei- matstadt Mittweida zur Gründung eines kleinen Erinnerungsortes. Doch erst ein Jahrhundert später konnte der Plan mit Unterstützung des Familienverbands umgesetzt werden. Mit Skulpturen und Gipsmodellen, Dokumenten und neuen Dauerleihgaben gestaltete Mittweida seinem Ehrenbürger im Jahr 2005 ein eigenes Museum.

Johannes-Schilling-Haus

Johannes Schilling: Kirchplatz 4, 09648 Mittweida, +49 3727 3450, Morpheus-Studie. ­www.museum-mittweida.de

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MUSEUM DER BILDENDEN KÜNSTE LEIPZIG KUNST FÜR DIE BÜRGERSCHAFT anz anders als beim sächsischen Die gewann mit dem aus der Stadt gebürtigen Hof in Dresden war die Entste- Max Beckmann eine zweite Jahrhundertfigur, hungsgeschichte des Leipziger welche im Museum auch dank privater Leihga- Museums der bildenden Künste ben in nennenswertem Umfang präsent ist. Der von Anfang an eine Angelegen­ „Brücke“-Expressionismus und Otto Dix sind mit heit der Bürgerschaft. Der Kaufmann Karl Einzelwerken dabei – das hat mit Kaufzurückhal- GLampe und der Verleger Herrmann Härtel waren tung in den 1920er-Jahren ebenso zu tun wie 1837 die beiden wichtigsten Akteure bei der mit Verlusten durch die Aktion „Entartete Kunst“. Gründung eines städtischen Kunstvereins. Er war Nach der Zerstörung der Leipziger Innenstadt aus einer lockeren Vereinigung von Kunstfreun- und des Museumsgebäudes im Dezember 1943 den hervorgegangen und hatte sich Ausstellun- konnte die Sammlung ab 1952 im ehemaligen gen, Erwerbungen und langfristig ein eigenes Reichsgericht neu aufgestellt werden. Neuer- Museum zum Ziel gesetzt. Als dieses gut 20 werbungen orientierten sich nun auf wichtige Jahre später 1858 am Augustusplatz eröffnet Werke der proletarisch-revolutionären Kunst werden konnte, war durch Stiftungen, Ankäufe (Hans Grundig, Theo Balden) und auf die und Schenkungen von Leipziger Bürgern (unter Leipziger Schule seit den 1960er-Jahren mit anderem die „französische“ Sammlung des Sei- Werner Tübke, Bernhard Heisig und Wolfgang denwarenhändlers Heinrich Schletter) schon ein Mattheuer, Hartwig Ebersbach und Arno Rink. nennenswerter, zeitgenössisch dominierter Bil- Ihr neusachlich-expressiver Gestus wurde im derbestand zusammengekommen. Heute verfügt Ausland schnell zum Markenzeichen von DDR- das Museum deshalb über ein breites Spektrum Malerei. Darauf konnte nach 1990 die Neue romantischer Malerei, von Caspar David Friedrich Leipziger Schule vehement und erfolgreich bis Carl Blechen und Ludwig Richter. Cranach aufbauen. Von Neo Rauch bis Michael Triegel, und Holbein kamen zum altdeutschen Be- von Annette Schröter bis Rosa Loy setzt hier die stand hinzu und eine nennenswerte Sammlung Sammlung einen markanten zeitgenössischen holländischer und flämischer Kunst. Böcklin und Eckpunkt. Liebermann, Corinth und Slevogt bildeten das Wirklich entfalten konnte sich ein intelligentes Fundament für die Kunst der Jahrhundertwende. Gesamtkonzept für Klassik und Moderne erst Vor allem Max Klinger wurde seit seiner berühm- seit der Eröffnung des großzügig gestalteten Caspar David Friedrich: ten Beethoven-Skulptur von 1902 zu einer bis Neubaus im Jahr 2004. Zwei bedeutende Mo- Lebensstufen. Um 1834. heute zentralen Gestalt der Sammlung und einer mente der jüngsten Sammlungsgeschichte wa- Öl auf Leinwand Dominante Leipziger Kunst. ren 1996 die Einrichtung der Stiftung Maximilian Speck von Sternburg für die grandiose Privat- sammlung, die einst im Zuge der Bodenreform ins Haus gekommen war, und die Schenkung Bühler-Brockhaus mit einem repräsentativen Werkkomplex der Schule von Barbizon. Das Leipziger Bürger-Museum, eines der ältesten seiner Art, präsentiert sich heute in thematischer Vielfalt neu geordnet als charismatischer Ort sächsischer wie europäischer Kunst.

Museum der bildenden Künste Leipzig Katharinenstraße10, 04109 Leipzig, +49 341 216990, ­www.mdbk.de

Bogomir Ecker: Trillerpfeifen und Ghettoblaster. 52 53 1994/2004 LEIPZIG

GALERIE FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST FÜR EIN NEUES SEHEN ie Galerie wurde nach mehr- jährigem Umbau durch Peter Kulka 1998 in der ehemaligen Villa des Zeitungsverlegers Edgar Herfurth im Leipziger Musikviertel eröffnet und 2004 durch den An- Dbau einer flexibel gestaltbaren Ausstellungshalle wesentlich erweitert. Die Initiative geht auf den Leipziger Kunsthistoriker Klaus Werner zurück, der schon Ende 1990 einen vom Bundesver- band der Industrie (BDI) unterstützten Förder- kreis gründete. Den Kern der Sammlung bilden der Kunstbestand des Kulturkreises des BDI, private Schenkungen, Dauerleihgaben und An- käufe der Galerie. Heute ist Arend Oetker einer ihrer wichtigsten Förderer. Die Sammlung der Galerie umfasst ca. 1.500 Objekte von über 300 Künstlerinnen und

Olaf Nicolai: Labyrinth. 1998 Künstlern. Vor dem Hintergrund der sozialen und politischen Transformationsprozesse der darauf aus, lokale und globale Entwicklungen Ernst Wilhelm Nay: o. T. Nachwendezeit war die Sammelpraxis zunächst zueinander in Beziehung zu setzen. So begeg- 1954. Aquarell von einer Bezugnahme auf die zeithistorischen nen im Schaulager der Sammlung zum Beispiel Ereignisse geleitet und richtet sich seither Arbeiten von Ernst Wilhelm Nay, Sigmar Polke und Gotthard Graupner den Werken von Harald Metzkes, Strawalde und Erasmus Schröder. Eberhard Havekost, Stephan Balkenhol und Rosa Loy führen in die Kunst der Gegenwart. Schwerpunkt der Galeriearbeit sind die wech- selnden Sonderausstellungen und assoziative Projekte, die sich oft mit Grenz- und Über- gangsbereichen von bildender Kunst befas- sen. Die GfzK wird unterstützt durch die Stadt Leipzig, das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und die Kulturstiftung des Bundes. In der Vielfalt ihrer – auch interna- tionalen – Kooperationsbeziehungen liegt eine wichtige Voraussetzung für die Akzeptanz ihrer Entdeckungsarbeit.

Galerie für zeitgenössische Kunst Karl-Tauchnitz-Straße 9–11, 04107 Leipzig, +49 341 140810, ­www.gfzk.de

Blick in die Galerie für Zeitgenössische Eberhard Havekost: ohne Titel. Kunst Leipzig, 2016 1999/2000. Öl auf Leinwand

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BUCH- UND SCHRIFTMUSEUM LEIPZIG SCHATZKAMMER ALTER HANDSCHRIFTEN eit 2012 bietet das Deutsche Buch- zum Binärcode“ wird der Bogen von ägyptischen und Schriftmuseum der Deutschen Hieroglyphen und frühmittelalterlichen Hand- Nationalbibliothek in seiner neuge- schriften über den Buchdruck mit beweglichen stalteten Dauerausstellung einen Lettern bis zur digitalen Netzwelt gespannt und Einblick in 5.000 Jahre Medien- augenzwinkernd ein Ausblick in die Zukunft der geschichte der Menschheit. Unter dem Titel Informationsgesellschaft gegeben. Besonders S„Zeichen – Bücher – Netze: Von der Keilschrift interessante Objekte der Ausstellung sind die Schedelsche Weltchronik von 1493 oder eine Elisabeth-Handschrift: Tarnschrift in Form einer Tomatensamentüte von Sammelhandschrift mit 1938. Zu den hervorragenden Sammlungsstü- deutschen Texten zur cken des Museums gehört die Elisabeth-Hand- Neues Augusteum und Paulinum am Augustus­ heiligen Elisabeth von schrift von 1481. KUNSTSAMMLUNG DER KUSTODIE DER UNIVERSITÄT LEIPZIG Thüringen mit Illustra­ platz. Auf dem Neuen tionen von Sibilla von Campus befinden sich Deutsches Buch- und Schriftmuseum Bondorf, beendet 1481 Kunstwerke aus der der Deutschen Nationalbibliothek 600-jährigen Geschichte Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig, DAS UNIVERSELLE der Universität +49 341 2271324, ­www.dnb.de GEDÄCHTNIS ie Universität Leipzig ist nach Die historisch gewachsene Sammlung wird in Heidelberg die zweitälteste einer Dauerausstellung im Rektoratsgebäude deutsche Universität (mit un- präsentiert, wo sich die Universitätsgeschichte unterbrochenem Lehrbetrieb): immer in der Kunstgeschichte spiegelt. 1409 wurde sie als Reaktion Im neu errichteten Augusteum auf dem Campus auf die Hussitenbewegung gegründet. Ihre Kus- der Universität ist 2012 eine zur Kustodie Dtodie verfügt über einen entsprechend reichen gehörige Galerie eröffnet worden, die seit- Bilderschatz europäischer Malerei und Grafik her wechselnde Ausstellungen zeigt. In dem sowie Kunsthandwerk vom 14. Jahrhundert bis weiträumigen Gebäudekomplex der neuen in die Gegenwart; darunter ein bedeutendes Campus-Anlage können außerdem mittelalterli- Konvolut von Porträts und Büsten wichtiger che Dominikanerfresken, Grabplatten aus der zu Persönlichkeiten der Zeitgeschichte. DDR-Zeiten gesprengten Paulinerkirche, eine Professorengalerie des 17. Jahrhunderts und klassizistische Skulpturen des Bildhauers Ernst Rietschel und anderer besichtigt werden.

Kunstsammlung im Rektoratsgebäude der Universität Leipzig Ritterstraße 26, 04109 Leipzig, +49 341 9730170

Galerie im Neuen Augusteum Kunst auf dem Campus Augustusplatz 10, 04109 Leipzig, +49 341 9730170 ­www.uni-leipzig/kustodie

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Blick in die Räumlich­ G2 Kunsthalle mit Werken keiten der Tübke-Stif­ aus der Sammlung Hilde­ tung Leipzig, ehemals TÜBKE-VILLA LEIPZIG G2 KUNSTHALLE brand und Blick auf die Atelier des Künstlers Thomaskirche Leipzig REALISMUS ALS SINNBILD EIN ORT FÜR JUNGE KUNST ach dem Tod des Leipziger von Gemälden und Zeichnungen sowie dem eit ihrer Gründung im März 2015 stellt Die G2 Kunsthalle im dritten Obergeschoss Malers Werner Tübke im Jahr kompletten druckgrafischen Werk im Dach- die G2 Kunsthalle dauerhaft und in ergänzt die innerstädtischen Ausstellungsaktivi- 2004 wurde dessen ehema- geschoss präsent. Diese Arbeiten werden wechselnden Präsentationen Teile täten im Bereich der Gegenwartskunst und hat liges Wohn- und Arbeitshaus gemeinsam mit privaten Dokumenten und der Privatsammlung des Leipziger sich innerhalb kurzer Zeit zu einem wichtigen von dem Galeristen Karl Gegenständen in den ehemaligen Atelierräum- Unternehmers Steffen Hildebrand Ort aktueller Kunst in Leipzig entwickelt. Die Schwind erworben, saniert und der Öffentlich- lichkeiten gezeigt und bieten einen konzent- aus. Mit dem Fokus auf junge zeitgenössische gläserne Lounge bietet einen hervorragenden Nkeit zugänglich gemacht. Die Tübke-Stiftung rierten Überblick über Leben und Werk eines SKunst nach der Jahrtausendwende ist diese Blick auf die Leipziger City. Leipzig, gegründet 2006 von der Witwe des Ausnahmekünstlers. Sammlung die erste ihrer Art, die in den neuen Malers und Zeichners, Brigitte Tübke-Schellen- 2010 eröffnete im 1. Obergeschoss eine Bundesländern öffentlich zugänglich ist. G2 Kunsthalle berger, ist mit einem nennenswerten Konvolut Dauerausstellung mit Werken aus der Privat- Der Schwerpunkt der Sammlung liegt im Dittrichring 13, 04109 Leipzig, +49 341 35573793, sammlung des Frankfurter Kunstmäzens Fritz Bereich Gegenwartsmalerei in Leipzig mit ganz ­www.g2-leipzig.de P. Mayer, in der mehr als 100 Arbeiten der jungen, aber auch renommier- Alten und Neuen Leipziger Schule präsentiert ten Positionen, darunter Wer- werden. Neben Werken von Tübke, Mattheuer ken von Henriette Grahnert, und Heisig sind das zum Beispiel Arno Rink, Rosa Loy, Neo Rauch, Chris- Bernhard Heisig, Wolfgang Peuker, Michael toph Ruckhäberle und Matthias Triegel und Johannes Rochhausen. Weischer. Darüber hinaus zeigt Im Erdgeschoss zeigt die Galerie Schwind, die die Kunsthalle Werke nationa- den künstlerischen Nachlass von Tübke und ler und internationaler Künstler Mattheuer betreut, unter anderem wichtige aus dem Sammlungsbestand, Vertreter der Leipziger Schule, so dass sich so zum Beispiel Papierarbeiten heute in der ehemaligen „Tübke-Villa“ der von Marcel Dzama, Installa- bedeutendste zusammenhängende Bestand tionen von Anne Imhof und der Leipziger Schule im sächsischen Raum Tomás Saraceno, Gemälde von befindet. Daniel Richter sowie Plastiken von Thomas Schütte und Foto- Werner Tübke: Selbstbildnis mit roter Tübke-Stiftung Leipzig grafien von Thomas Ruff. Das Kappe. 1988. Springerstraße 5, 04105 Leipzig, +49 341 2539880, Programm wird erweitert durch Öl auf Leinwand ­www.tuebke-stiftung-leipzig.de Sonderausstellungen.

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KUNSTSAMMLUNGEN CHEMNITZ MUSEALER REICHTUM IN DER STADT DER MODERNE as Gebäude der heutigen Chemnitzer Kunstsammlungen wurde 1909, in einer Zeit gro- ßen Wohlstands, von Richard Möbius mitten im Stadtzentrum Rechts: am Theaterplatz errichtet. Mehr als vier Jahr- Besucher vor Alexandra Dzehnte lang hatten Kunstfreunde aus dem ver- Exters Gemälde „Farb­ mögenden Bürgertum dafür eine Sammlung an konstruktion“ (1921) in Malerei und Skulpturen des 19. Jahrhunderts der Sonderausstellung zusammengetragen, die seither kontinuierlich „Revolutionär! Russi­ erweitert wurde. Zu Bildern von Caspar David sche Avantgarde aus Friedrich, Carl Gustav Carus und Ludwig Richter der Sammlung Vladimir kamen Vertreter des Impressionismus wie Ro- Tsarenkov“ (2016/17) bert Sterl, Gotthard Kuehl und Max Liebermann. Nennenswert ist der Bestand der Moderne von innerhalb des Bestands nimmt mit einem Kon- Unten: Karl Schmidt-Rottluff: Beckmann und Munch bis Hofer und Heckel, volut von fast 500 Werken der „Brücke“-Maler Seehofallee. 1956. Öl in der Gegenwart von Göschel und Morgner bis und gebürtige Chemnitzer Karl Schmidt-Rottluff auf Hartfaser Lüpertz und Gierke. Eine exponierte Stellung ein. In der Skulpturensammlung des Hauses zum 19. und 20. Jahrhun- dert gibt es mit Auguste Rodin, Edgar Degas und Aristide Maillol einen fran- zösischen Schwerpunkt, frankophil. ­„Picasso und die Frauen“ wurde Oben: Besucherin in der in reizvoller Korres- 2002 zu einem besonderen Ereignis für die der Sonderausstellung pondenz zur deutschen ganze Stadt. 2010 wurden die Kunstsamm- „Bob Dylan. The Drawn Moderne mit Georg Kolbe lungen Chemnitz „Museum des Jahres“. Blank Series“ (2007/08) und vor allem Wilhelm Wesentlich für die Arbeit des Hauses ist Links: Lehmbruck steht. Arbei- die Stiftung Carlfriedrich-Claus-Archiv, die Carl Christian Vogel ten von Tony Cragg und den Nachlass dieses singulären Vertreters von Vogelstein: Günther Uecker führen in der DDR betreut. Innerhalb der reichen Freiherr Otto Magnus die kleine, aber erlesene grafischen Sammlung sind ein Konvolut von von Stackelberg. 1831. Sammlung bis in die zeit- Lyonel Feininger und ein Sonderbestand Öl auf Leinwand genössische Abstraktion. mit 1.300 Lithografien von Honoré Daumier Unter dem Direktorat von erwähnenswert. Für Chemnitz als Textilregion Ingrid Mössinger haben wurde ferner eine bedeutende Kollektion von sich die Chemnitzer Stoffdrucken und Modetextilien zusammen- Kunstsammlungen seit getragen, zu der eine weltweit einzigartige Ende der 1990er-Jahre Strumpfsammlung aus der Zeit um 1900 mit mit außergewöhnlichen 4.000 Exemplaren gehört. Diese vielfältigen Sonderausstellungen Bestände werden regelmäßig in Sonderaus- einen Namen gemacht – stellungen präsentiert. von Daumier und Tou- louse-Lautrec bis Chagall, Kunstsammlungen Chemnitz Le Sidonier und Francois Theaterplatz 1, 09111 Chemnitz, +49 371 4884424, Gilot war dieses Pro- ­www.kunstsammlungen-chemnitz.de gramm ebenfalls deutlich

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MUSEUM GUNZENHAUSER DER GLANZ

EINER PRIVATEN SAMMLUNG Gabriele Münter: Stillleben as Museum Gunzenhauser 400 Arbeiten von Otto Dix verfügt das Muse- mit Vase, Flaschen und wurde 2007 als jüngstes um über eines der weltweit größten Konvolute Zweigen eines Vogelbeer­ Ausstellungsgebäude innerhalb dieses Künstlers. Ebenso bewahrt das Haus baumes. 1908/09. Öl auf der Kunstsammlungen Chem- eine der wichtigsten Sammlungen des russi- Malpappe nitz eröffnet. 2003 hatte der schen Expressionisten . Galerist Dr. Alfred Gunzenhauser einen großen Wechselnde Sonderausstellungen ergänzen die DTeil seiner privaten Sammlung deutscher Kunst weitgefächerte Dauerpräsentation. des 20. Jahrhunderts in eine Stiftung nach Die Entscheidung von Alfred Gunzenhauser Chemnitz übergeben, für die ein ehemaliges, für Chemnitz war ein Glücksfall für eine Stadt, 1930 neusachlich errichtetes Bankgebäude deren Kunstsammlungen während der Zeit des vom renommierten Berliner Architekten Volker Nationalsozialismus fast 1.000 Werke der klas- Eingangsbereich zum Gunzenhauser Museum Staab zu einem Kunstmuseum umgebaut sischen Moderne verloren hatten. Sie ist ebenso wurde. Gunzenhauser stiftete mehr als 2.400 zu den Höhepunkten der Chemnitzer Geschich- Werke von Künstlern der klassischen Moderne te zu rechnen wie die gelungene Symbiose von und der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sammlungsprofil und Architektur, die für die Das Spektrum reicht von Rohlfs, Münter und „Stadt der Moderne“ einen wichtigen musealen Modersohn-Becker über Baumeister und Schu- Akzent gesetzt hat. macher bis zu Vertretern der DDR-Moderne wie Gerhard Altenbourg und Max Uhlig. Das Kunstsammlungen Chemnitz, Museum Gunzenhauser Renommee der Sammlung begründen aber vor Falkeplatz, 09112 Chemnitz, +49 4887024, ­ allem zwei umfangreiche Werkgruppen: Mit fast www.kunstsammlungen-chemnitz.de

Links: Otto Dix: Selbstbildnis mit Wanderhut. 1912. Öl auf Papier auf Pappe

Rechts: Alexej von Jawlensky: Französin. 1912. Öl auf Papier

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NEUE SÄCHSISCHE GALERIE EIN ORT DER ZEITGENÖSSISCHEN KUNST ie Neue Sächsische Galerie ist ein Museum für zeitgenössi- sche Kunst mit dem Schwer- punkt Kunstentwicklung in Sachsen seit 1945. Besonders Heiliges Grab. wird dabei der künstlerischen Hochphase der Um 1480–1525. D1970er- und 1980er-Jahre in Chemnitz nach- Laubholz, polychrome gegangen. Hier liegt auch der Forschungs- und Fassung. Aus der Jakobikirche in Publikationsschwerpunkt der Galerie. Chemnitz Das Fundament der kunsthistorisch orientier- ten Ausstellungen bildet die knapp 12.000 Werke umfassende eigene Sammlung. In ihr finden sich neben Werken der klassischen und SCHLOSSBERGMUSEUM medialen Kunstgattungen auch umfangreiche GOTISCHE SKULPTUR IN SACHSEN ach einer aufwendigen fränkischen Einflüssen folgte. Eindrucksvollste Sanierung erhielt das ruinöse Skulptur aus der Anfangszeit Sachsens ist die ehemalige Benediktinerkloster Thronende Madonna aus Otzdorf um 1170, Kunsthütte e. V., der 1990 ���������������������in der ideellen Nach- Oben: St. Marien aus der Besied- deren Meister stilistische Einflüsse aus Frank- folge der Chemnitzer Kunsthütte, wie sie bis Michael Morgner: lungszeit des Landes unter reich verarbeitet hat. Auch ein Tympanon aus 1945 bestand, gegründet wurde. Er sorgt mit Sonnenaufgang am Meer. dem Namen Schlossbergmuseum 1995 eine der romanischen Kirche von Elstertrebnitz bei Ankäufen und der Akquise von Schenkungen 1963. Öl auf Hartfaser Nneue Nutzung. Neben Chemnitzer Stadtge- Leipzig stammt aus dieser Zeit. Anhand von so- für das stete Wachsen und die Aktualisierung schichte beherbergt der stilvoll moder- genannten schönen Madonnen wird die früh- der Sammlung. Links: Carlfriedrich Claus: Psychologische Impro­ nisierte Klosterbau seit 2009 eine gotische Plastik um 1400 gezeigt. In den visation II: Begegnung. einmalige Sammlung sächsischer großen Städten bildeten im 15. Jahrhundert Neue Sächsische Galerie 1972. Offsetlithografie. Skulptur der Gotik. Sie hat ihren neu errichtete Hallenkirchen die Kulisse für Moritzstraße 20, 09111 Chemnitz, +49 371 3673380, Privatsammlung Schwerpunkt in der Zeit um 1500, als zahlreiche Flügelaltäre und Skulpturen. Ein ­www.neue-saechsische-galerie.de Annaberg-Buchholz das Land durch erneute Silberfunde bedeutendes Beispiel für den Stil der Spät- im Erzgebirge enorm prosperierte gotik ist die Thronende Madonna aus Geyer Bestände angewandter Kunst, des Designs und eine eigenständige sächsi- bei Annaberg. Altarbilder und Altarretabeln und der industriellen Formgestaltung (Radios, sche skulpturale Stilistik hervor- ergänzen die museal gut erschlossene Fotoapparate und eine große Kollektion Stühle). brachte. Zusammenstellung sächsischer Gotik, die Thematische und monografische Ausstellungen Das Heilige Grab aus der mehrheitlich aus der Skulpturensamm- wechseln einander ab, wobei sich die Galerie Chemnitzer Jakobikirche, die lung der Staatlichen Kunstsammlungen besonders der Förderung des künstlerischen Heiligenfiguren von Peter Dresden stammt. Nachwuchses verpflichtet fühlt. Neben einem Breuer und die Geißelsäu- digitalen Bestandskatalog betreibt die Galerie le von Hans Witten in der Schlossbergmuseum eine öffentliche Kunstbibliothek und eine Arto- Thronende Madonna. Um 1160–1170. Schlosskirche sind wichtige Schlossberg 12, 09113 Chemnitz, thek, in der große Teile der Sammlung temporär Laubholz. Aus Otz­ Belege dieser künstlerischen +49 371 4884520, zur Ausleihe zur Verfügung gestellt werden. Blick in die Neue dorf bei Döbeln Hochphase, die zum Teil ­www.schlossbergmuseum-chemnitz.de Träger des Museums ist der Neue Chemnitzer Sächsische Galerie

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KUNSTSAMMLUNG SCHLOSS HINTERGLAUCHAU IM KANON AUFGEKLÄRTER BÜRGERLICHER KUNST ie beiden Glauchauer Schlösser stellen eine architektonische Einmaligkeit in Sachsen dar. Das hintere beherbergt neben einem Schlossmuseum zur schönburgischen Regionalgeschichte eine Dbedeutende, einstmals private Kunstsammlung, Oben: Blick in die Dauer­ ausstellung mit Plastiken die in den Jahren 1943 bis 1956 der Stadt von von August Gaul und Prof. Paul Geipel übereignet wurde. Der ver- ­Dresdner Malerei mögende und hochmusikalische Dresdner Arzt hatte im Laufe seines Lebens unter anderem Links: Robert Sterl: Wolga­ mehr als 150 Gemälde, nahezu 1.000 Plastiken fischerboot. 1914 (dat.). und kleinplastische Werke sowie Skulpturen und Öl auf Pappe 6.500 grafische Arbeiten gesammelt. Das zwi- KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU schen Romantik und Impressionismus angesie- Unten: Johannes Heinrich delte Spektrum der Bilder reicht von Carl Gustav Mogk: Dame gegen hellen Carus und Christian Friedrich Gille über Carl Grund. 1911 (dat.). Öl auf FÜR EIN KUNSTLIEBENDES Bantzer und Ferdinand Dorsch bis Robert Sterl Leinwand BÜRGERTUM wickau, das zu den wohlhabenden eine Schenkung von , dem zweiten sächsischen Mittelstädten gehörte, bedeutenden Zwickauer Künstler des 20. konnte sich wenige Monate vor Jahrhunderts, und ein 1971 gestiftetes Kon- Beginn des Ersten Weltkriegs den volut Alter Meister. Gezielte Ankäufe und viele großen Wunsch nach einem eige- Schenkungen haben die repräsentative Samm- nen Museumsbau erfüllen: Am 23. April 1914 lung nach 1990 mit sächsischer und überregio- Zwurde – unter anderem mit einem Bestand an naler Gegenwartskunst abgerundet. Seit 2014 Werken des sächsischen Impressionismus – ist in vier Ausstellungssälen des Hauses das und Sascha Schneider. Die grafische Samm- das König-Albert-Museum eröffnet. Ab 1925 Max-Pechstein-Museum eingerichtet – mit 50 lung, die mit Blättern von Dürer und ­Rembrandt begann unter dem renommierten Kunsthistoriker Gemälden und angewandten Arbeiten aus der begann, führt von Caspar David Friedrich über (später umstrittener Kunst- gesamten Schaffenszeit des Expressionisten. Max Klinger und Hans Thoma bis zu Käthe händler im Dritten Reich) der zielgerichtete Neben der Gemäldesammlung gehören zum Kollwitz. Zu den Tierplastiken von August Gaul, Aufbau einer Kunstsammlung. Beachtlich weit- Museumsbestand eine 30.000 Blatt umfas- die Geipel sehr schätzte, kamen Skulpturen von sichtig fanden sich Spitzenwerke der Moderne sende Grafiksammlung mit den Schwerpunkten Auguste Rodin, Max Klinger und Georg Kolbe. zusammen, unter denen die Kunst des „Brücke“- Renaissance, Romantik, Impressionismus und Paul Geipel bewegte sich mit seiner Sammel- Malers als gebürtigem Zwickauer Dresdner Moderne einschließlich Max Pechstein. leidenschaft also ganz im Kanon aufgeklärter bis heute eine Sonderstellung einnimmt. Mit Bedeutsam ist vor allem aber auch eine Samm- bürgerlicher Kunst. Die respektable Sammlung, Barlach und Kollwitz, Feininger, Kandinsky lung spätgotischer Skulpturen um den Zwickau- die zugleich die wohl größte private Muse- und Klee, Kokoschka und Munch, Nolde und er Bildschnitzer Peter Breuer aus der Blütezeit umsschenkung in Ostdeutschland darstellte anderen „Brücke“-Künstlern erreichte Zwickau der Stadt in der Bergbauregion. Die wertvolle und 1991 wiedereröffnet wurde, verleiht dem schnell den Ruf eines Gegenwarts­museums von Sakralkunst wird seit 2011 in neu gestalteten Glauchauer Museum nach diversen Erweiterun- Rang; auch wenn Gurlitt, der das Bauhaus zur Räumlichkeiten stimmungsvoll präsentiert. gen heute überregionalen Rang. Raumgestaltung hinzuzog, von konservativen Kräften schon 1930 wieder vertrieben wurde. Kunstsammlungen Zwickau, Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau Ein Teil des Bestandes konnte über die Jahre Max-Pechstein-Museum Schlossplatz 5a, 08371 Glauchau, +49 3763 2931, der NS-Diktatur gerettet werden. Nennens- Lessingstraße 1, 08058 Zwickau, +49 375 834510 ­www.glauchau.de werte Zugewinne in DDR-Zeiten waren 1966 ­www.kunstsammlungen-zwickau.de

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Carlfriedrich Claus: Fernwirkung des Russischen Oktober, Geschichtsphilosophi­ sches Kombinat, Blatt 14. 1963. Feder, Tusche Kinder vor Kurt Geipels rot, schwarz zweiseitig Gemälde „Bahnhofs­ auf Transparentpapier straße“ (1938)

STUDIENRAUM CARLFRIEDRICH CLAUS ANNABERG-BUCHHOLZ KUNSTSAMMLUNG IM VOGTLANDMUSEUM PLAUEN EXPERIMENTE ZWISCHEN GALERIE VOGTLÄNDISCHER SPRACHE UND BILD MALEREI arlfriedrich Claus, 1930 in Kreis seiner Sympathisanten und Bewunderer eit 1923 im Herzen der „Spitzenstadt“ Liesel Fischer und Hans Hegner. Überwiegend Annaberg geboren, gehört zu weit über die Grenzen des Landes hinaus. Im gelegen, widmet sich das Vogtland- zeigt die Ausstellung jedoch Künstler, die ihre den großen Einzelgängern der Grunde fanden seine experimentellen Deu- museum Plauen dem historischen Ausbildung in der 1945 aufgelösten Staatli- ostdeutschen Moderne. Sein tungsversuche des menschlichen Bewusstseins Territorium der einstigen Vögte, die chen Kunstschule für Textilindustrie in Plauen zwischen Dichtung und Grafik erst jetzt ihr Echo. der Region ihren Namen gaben. begonnen haben oder dort selbst als Lehrer changierendes Werk ist durch Lautexperimente Umso verblüffender ist der Blick auf seine Seinen Sitz hat das Museum in einem Ensemble tätig waren, wie etwa Kurt Geipel und Walther C(„Sprechoperationen“) ebenso inspiriert wie ex­trem beengten Lebensverhältnisse. Über Srepräsentativer frühklassizistischer Bürgerhäu- Löbering oder Maler wie Albin Schlehan und durch linguistische und philosophische Studien – 60 Jahre lebte Carlfriedrich Claus in drei win- ser. Wesentliche Basis für den umfangreichen Lothar Rentsch. ein enger Briefwechsel verband ihn zum Beispiel zigen Räumen in einem Hinterhaus unter dem Kunstbestand waren die damals bereits beste- mit Ernst Bloch. Der gänzlich zurückgezogen Annaberger Gloria-Filmpalast, die im Winter henden Sammlungen historischer Vereine sowie Vogtlandmuseum Plauen lebende Künstler wurde mit seinen „Sprach- manchmal unbeheizt blieben. Hier entwickelte die Nachlässe des Kunstsammlers Dr. Robert Nobelstraße 7-13, 08523 Plauen, +49 3741 2410, blättern“ einem größeren Publikum in der DDR er sein einzigartiges visuelles und akustisches Wirth und des spätromantischen Illustrators ­www.plauen.de/vogtlandmuseum erst Anfang der 1980er-Jahre bekannt. Verhielt Werk, von hier aus korrespondierte er mit Hermann Vogel, der bei Ludwig Richter studiert sich die offizielle Kulturpolitik dem eigenwilligen Freunden, Künstlern und Wissenschaftlern in hatte. Seither wurde der Kunstbestand, dessen Blick in die Künstler gegenüber trotz dessen urkommunisti- aller Welt. 2005 richtete ein Förderverein in Schwerpunkt besonders in der vogtländischen Jahresausstellung scher Gesinnung höchst misstrauisch, erwei- diesen Räumen eine Begegnungsstätte für den Malerei des 20. Jahrhunderts liegt, gezielt mit RESOLUTION 100 terte sich in seinen letzten Lebensjahren der 1998 verstorbenen Künstler ein, die mit Fotos, regionalen Zeugnissen erweitert. Arbeitsmaterialien und wechselnden Werken Nach wechselnden Kunstausstellungen wurde einen Einblick geben will in den gedanklichen erstmals 1984 die Abteilung „Vogtländische Kosmos der Ausnahmeerscheinung Claus. Sein Malerei“ eingerichtet. In dem bis 2015 muster- umfangreicher Nachlass wird in der Stiftung gültig restaurierten Gebäudekomplex hat diese Carlfriedrich-Claus-Archiv der Kunstsamm- Sammlung heute eine fast 70 Gemälde umfas- lungen Chemnitz ausgestellt, erforscht und sende eigenständige Präsentation mit Werken bewahrt. aus fünf Jahrhunderten. Gezeigt werden neben einigen von der HGB Leipzig geprägten Malern Studienraum Carlfriedrich Claus wie Wolfgang Mattheuer und Jürgen Adler Johannisgasse 10, 09456 Annaberg-Buchholz, auch Vertreter der Dresdner Maltradition wie +49 3733 23497, ­www.carlfriedrich-claus.de/contact

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ORTE DER KUNSTVERMITTLUNG

Neben den klassischen Galerien und Museen besteht die Kunstszene in Sachsen aus ihren beiden Kunsthochschulen, regionalen Galerien mit Wechselausstellungen und vor allem aus neuen, kreativen Orten für junge Kunst. Lebendige Kunstvermittlung findet so auf vielen Ebenen statt.

Ekkehard Tischendorf: Hermelin. 2007. Öl und Acryl auf Leinwand

70 71 ORTE DIE BEIDEN KUNSTHOCHSCHULEN IN DRESDEN UND LEIPZIG Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges – zugleich war es das Ende der ­augusteischen Zeit – musste das von Preußen besiegte und entkräftete Sachsen 1763 zu einem Neu­- anfang finden. Mit dem sogenannten Rétablissement hatte es ein griffiges Reform­ programm entwickelt, das bald zur kulturellen und ökonomischen Revitalisierung des Landes beitrug. Schon 1764 wurden in Dresden und Leipzig zwei neue Kunst­ hochschulen gegründet, die bei allen Schwankungen in den folgenden 250 Jahren immer bestimmend waren für die Entwicklung der sächsischen Kunst.

HOCHSCHULE FÜR BILDENDE KÜNSTE den Impressionismus öffnete. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts prägten Maler wie Oskar DRESDEN Zwintscher, Richard Müller und Robert Sterl den Das Gebäude gehört mit seiner repräsentati- Habitus der Schule. Nach dem Ersten Weltkrieg ven Architektur zu den prägenden Bauten der dominierten dann Oskar Kokoschka und Otto berühmten Brühlschen Terrasse – seine im Dix, der 1933 von den Nazis aus dem Amt Volksmund Zitronenpresse genannte gläserne getrieben wurde. Ausstellungskuppel, bekrönt von einer goldenen Hans Grundig und Will Grohmann organisierten Fama, leuchtet nachts über der Silhouette der den Neuanfang nach dem Krieg, der auch von HOCHSCHULE FÜR GRAFIK UND 1973 für die gleiche Zeitspanne Werner Tübke. Kunststudentin in der Stadt. Künstlern wie Joseph Hegenbarth und Wilhelm Erneut wurde 1976 Heisig Rektor – diesmal für Werkstatt für Radierung, BUCHKUNST LEIPZIG Hochschule für Grafik und Als „Allgemeine Kunst-Akademie der Malerei, Rudolph beglaubigt wurde, ehe in den 1950er- mehr als zehn Jahre, die prägend wurden für Buchkunst Leipzig Bildhauer-Kunst, Kupferstecher- und Baukunst“ und 1960er-Jahren das ästhetische Diktat Sie wurde ebenfalls 1764 als „Zeichnungs-, die Ausbildung der Leipziger Malschule in der wurde sie im Februar 1764 gegründet. Erster des sozialistischen Realismus künstlerischen Mahlerey- und Architecturakademie“ unter dem Tradition narrativer Bildwelten und des Verismus. Direktor war der Kunstschriftsteller Ludwig Eigensinn unterdrückte. Ein Maler wie Gerhard Direktorat von Adam Oeser gegründet, der mit Im Bereich Fotografie dominierte unter Arno von Hagedorn; Anton Graff und Adrian Zingg Richter etwa – Schüler der Akademie – entzog 23 Schülern den Zeichenunterricht in seiner Fischer und Evelyn Richter eine neue, soziale wurden ihre ersten Lehrer, denen in der Zeit der sich dem Druck im Frühjahr 1961 durch Flucht Privatwohnung begann. Auch Goethe gehörte Sichtweise, die gesellschaftliche Verbindlichkeit Romantik Philipp Otto Runge und Ludwig Rich- nach West-Berlin. später als externer Schüler dazu. Nach der einforderte; Tübke, Heisig und Mattheuer wur- ter folgten. Caspar David Friedrich war Schüler Erst in den 1970er- und 1980er-Jahren locker- Völkerschlacht führte ab 1814 Hans Schnorr den zu den Repräsentanten der DDR-Malerei im der Akademie, blieb aber als Lehrer eher im te sich unter Gerhard Kettner langsam dieses von Carolsfeld die Akademie, die er bis 1841 Ausland. Hintergrund. Dagegen war Gottfried Semper als Diktat; die Hochschule erlebte mit einer jungen leitete, wieder in geregelte Bahnen. 1900 Im Direktorat von Arno Rink (1987–1994) Professor für Baukunst in den 15 Jahren seines Künstlergeneration eine neue Vitalität, die unter wurde sie in einem neuen, repräsentativen gelang nach der deutschen Wiedervereinigung Wirkens von größtem Einfluss auf die nachfol- dem Direktorat von Johannes Heisig in die Gründerzeitgebäude nahe der Innenstadt zur eine Umstrukturierung, die die Leipziger Traditi- gende Architektengeneration. Wende mündete. Neuberufungen holten Anfang „Königlichen Akademie für grafische Künste und on mit neuer Medienkunst und interdisziplinärer 1895 erhielt die Kunstakademie ihr neues Ge- der 1990er-Jahre renommierte Künstler wie Buchgewerbe“ und damit zu einer prägenden Arbeit produktiv verbinden konnte. Das war der

Brühlsche Treppe bäude von Constantin Lipsius an der Brühlschen Elke Hopfe, Ralf Kerbach, Siegfried Klotz und Leipziger Insti­tution. 1914 richtete der Buchge- Boden, auf dem der große internationale Erfolg der Hochschule für Terrasse und mit der Berufung von Gotthard Max Uhlig an das Haus. werbeverein die BUGRA, die erste internationale der Neuen Leipziger Schule erst möglich wurde. Bildende Künste Kühl einen Lehrer, der nach den Jahren eines Mit 13 Professuren zählt der Studiengang für Buchkunstausstellung aus, womit Leipzig unan- Rektoren wie Klaus Werner, Joachim Brohm, Dresden eher blutleeren Nazarenertums die Schule für bildende Kunst heute zu einem der vielfältigs- gefochten zur deutschen Buchstadt avancierte. Ana Dimke und Thomas Locher setzen die ten in Deutschland. Flankiert von den Die Akademie beging zeitgleich ihren 150. Ge- erfolgreiche Arbeit fort. Heute bildet die HGB Studiengängen Restaurierung, Bühnen- burtstag. Ab 1920 leitete der Buchkünstler in den vier Diplomstudiengängen Buchkunst/ und Kostümbild und Theaterausstattung Walter Tiemann die Akademie. Ihm ist heute der Grafik-Design, Fotografie, Malerei/Grafik und sowie Kunsttherapie­ ermöglicht dies internationale Walter-Tiemann-Preis gewidmet. Medienkunst sowie dem Masterstudiengang kreatives, interdisziplinäres Arbeiten. Wie alle Hochschulen im Deutschen Reich Kulturen des Kuratorischen aus. Wichtige öffentliche Präsenz zeigt die wurde auch die Leipziger Akademie nach 1933 Eine hochschuleigene öffentliche Galerie bietet Hochschule für Bildende Künste mit gleichgeschaltet, was mit Entlassungen einher- wechselnde Ausstellungen zu aktuellen Tenden- einer Vielzahl von Ausstellungen und ging. Bei der Bombardierung der Stadt 1943 zen von Grafik, Fotografie und Medienkunst und Projektkooperationen. wurden auch Gebäudeteile in der Wächterstraße ist ein deutschlandweit gesuchter Kooperations- zerstört; der Lehrbetrieb ging dennoch weiter. partner. Hochschule für Bildende Künste Dresden Unter neuer Leitung wurde erst 1947 die Hoch- Brühlsche Terrasse 1, 01067 Dresden, ­ schule offiziell wiedereröffnet. 1950 erhielt sie Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig +49 351 4402260, www.hbfk-dresden.de dann ihren heutigen Namen. 1960 übernahm Wächterstraße 11, 04107 Leipzig, +49­ 341 2135-133, Bernhard Heisig für drei Jahre die Leitung; www.hbg-leipzig.de

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ORTE

OSTRALE – AUSSTELLUNG FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST BRÜCKE ZWISCHEN VIELEN IDENTITÄTEN 2007 wurde in alten, noch unsanierten Gebäu- deteilen des ehemaligen Schlachthofs Dresden im Ostragehege erstmalig eine gattungsüber- greifende Ausstellung für bildende und dar- stellende Kunst gezeigt. Seither bespielt der engagierte Trägerverein in den Sommermonaten von Juli bis September das eigenwillige Gelände mit wenigen Mitteln, aber wachsender Reso- nanz: Von 3.500 Besuchern 2007 hat sich das Unternehmen auf gut 25.000 im Jahr 2016 gesteigert und sieht sich heute als drittgröß- Werkstatt Christoph te Ausstellung für zeitgenössische Kunst in Ruckhäberle Deutschland mit einem weiten Spektrum an internationalen Positionen. Heute beteiligen sich etwa 200 Künstler aus 30 Ländern (70 Natio- nen waren es bisher insgesamt), wobei sämt- liche künstlerische Genres von Malerei, Grafik DIE LEIPZIGER BAUMWOLLSPINNEREI und Plastik über Fotografie und Videokunst bis neuen Konzepts gastiert die OSTRALE im Jahr Bence Bakonyi: zu Tanz und Performance vertreten sind. Dieser 2018 bei der Europäischen Kulturhauptstadt Segue no. 10. Aus der Serie interdisziplinäre Ansatz zielt auch auf die Kor- Valletta im Museum „St. James Cavalier“, im „Segue“. 2013. Fotografie FROM COTTON TO CULTURE respondenz mit Wissenschaft und Bildung und „German Maltese Circle“ und im „Valletta Con- us einer ehemaligen Fabrikstadt, haben sich in den Jahren seit 2001, als die aktuellem sozialen Engagement und spricht da- temporary“ in Malta. die am Anfang des 20. Jahr- tragende Verwaltungsgesellschaft gegründet mit zunehmend eine kunstinte­ressierte Jugend hunderts zur größten Baumwoll- wurde, hier angesiedelt. Maler und Fotografen, an: Gut 9.500 Schülerinnen und Schüler haben Ostrale – Biennale für zeitgenössische Kunst spinnerei Europas angewachsen Bildhauer, Medien- und Konzeptkünstler fanden 2016 die Ausstellung besucht. 2017 wurde die Zur Messe 9 (Ostragehege), 01067 Dresden, war, wurde am Beginn des 21. in dem weiträumigen Gelände mit dem Charme 11. OSTRALE zur Biennale. Im Rahmen dieses +49 351 6533763, ­www.ostrale.de Jahrhunderts eine der interessantesten Produk- einer alten Industrieanlage einen ungestörten tions-A und Ausstellungsstätten für zeitgenös- Arbeitsort. Neben renommierten sächsischen Paolo Assenza: del corpo sische Kunst. Ca. 110 Künstlerateliers und elf Galerien wie EIGEN + ART, Dogenhaus und senza peso (über einen Galerien, dazu Werkstätten, Architektur- und Kleindienst haben sich Häuser aus York und gewichtslosen Körper). Spinnerei- Design-Ateliers, ein internationales Tanz- und London mit Dependancen niedergelassen und Installation. 2016. Rundgang Choreografiezentrum, Druckereien und ein Kino bieten in diversen Ausstellungsräumen für Stahl, Travertin-Marmor, ein großes Publikum aktuelle internationale betende Papiere aus der Kunst. Dreimal jährlich finden an Wochenenden heiligen Treppe in Rom Rundgänge durch die Fabrikstadt mit vielen Begleitveranstaltungen statt. Der Erfolg hat den mutigen Initiatoren längst Recht gegeben. „The hottest place on earth“, urteilte 2007 der britische „Guardian“ überschwänglich über die Baumwollspinnerei.

Leipziger Baumwollspinnerei Spinnereistraße 7, 04179 Leipzig, +49 341 4980200, www.spinnerei.de

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KUNSTHAUS DRESDEN – RIESA EFAU – KUNST IN DER VILLA GERHARD-KURT-MÜLLER- STÄDTISCHE GALERIE FÜR KULTURFORUM DRESDEN ESCHEBACH – VOLKSBANK STIFTUNG GEGENWARTSKUNST Das Kulturforum Dresden ist ein DRESDEN-BAUTZEN EG Gerhard Kurt Müller gehört zu den Seit der Widmung des Kunsthau- Ort für kulturelle und künstlerische Seit dem Abschluss der umfang- Schlüsselfiguren der Leipziger ses 1991 als zentralem städti- Bildung, Kunstvermittlung und reichen Umbauten der repräsen- Schule. Der vielseitig engagier- schen Ort für Gegenwartskunst ist Fragen der Interaktion von Kunst tativen neobarocken einstigen te Maler, Grafiker und Plastiker das 1741 errichtete Barockgebäu- und Gesellschaft. In den frühen Privatvilla durch die Dresdner gründete für sein Oeuvre 2007 de eine wichtige Dresdner Adres- 1990er-Jahren wurde es als so- Genossenschaftsbank im Jahr eine gemeinnützige Stiftung mit se für aktuelles Kunstgeschehen ziokulturelles Zentrum gegründet 1997 engagiert sich das Unter- eigenen Ausstellungsräumen. und ist seither vielfältig erweitert in der Welt. Die hier entwickelten nehmen für die regionale Kunst. Gerhard-Kurt-Müller-Stiftung ambitionierten Ausstellungen und worden. An drei Ausstellungsorten Mit etwa vier Wechselausstellun- Berliner Str. 69, 04129 Leizpig, Bildungsprojekte – oft in Koope- bietet Riesa Efau in wechselnden gen jährlich wurde im Laufe der +49 341 6015149, ­­ ration mit anderen städtischen Zusammenstellungen auch aktuel- Zeit ein nennenswertes Spektrum www.gerhard-kurt-mueller.de Institutionen – versuchen immer le zeitgenössische Kunst. der vielgestaltigen Kunstszene des wieder, seismographisch auf ge- Riesa Efau Dresdner Raums vorgestellt, mit KUNSTKRAFTWERK sellschaftliche Veränderungen zu Wachsbleichstr. 4a, 01067 Dresden, dem die Villa Eschebach inzwi- reagieren. Das Kunsthaus ist Teil +49 351 866211, ­www.riesa-efau.de schen fest im Kulturkalender der LEIPZIG der Museen der Stadt Dresden. Stadt verankert ist. Im ehemaligen, 1992 stillgeleg- Kunsthaus Dresden SKULPTURENSOMMER Villa Eschebach ten Heizwerk Lindenau wurde Rähnitzgasse 8, 01097 Dresden, PIRNA – DĚČ´IN Georgenstr. 6 (am Albertplatz), 2015/16 durch private Initiative +49 351 8041456, 01097 Dresden, +49 351 81310, ­ ein neues Kulturzentrum gegrün- www.kunsthaus-dresden.de www.ddvrb.de Im Sommer 2017 fand zum det. Neben Performances und fünften Mal mit großem Erfolg eine Workshops werden international HANS-KÖRNIG-MUSEUM besondere, grenzübergreifende URSULA MATTHEUER- orientierte Ausstellungen zur aktu- Skulpturenausstellung zwischen NEUSTADT UND WOLFGANG ellen Kunst angeboten. Der Maler und Grafiker Hans den beiden benachbarten Kunstkraftwerk Leipzig Körnig (1905-1989) gehörte zu MATTHEUER STIFTUNG Partnerstädten statt. Eigenwillig Saalfelder Str. 8b, 04179 Leipzig, den eigenwilligsten Künstlern sind schon die Örtlichkeiten: Nach dem Tod von Wolfgang +49 341 52950895, ­ Dresdens. Er war in den 1950er- www.kunstkraftwerk-leipzig.com Die Bastionen der ehemaligen Mattheuer wurde 2006 von seiner Jahren mit seinen legendären IBUG 2013 Festung Sonnenstein in Pirna Frau im Haus des Künstlerpaa- Dachbodenausstellungen ein KUNSTHALLE IBUG – „INDUSTRIE­ Zwickau, bilden mit ihrer archaisch res eine Stiftung gegründet. Mit unbequemer Zeitgenosse, aber KLINGER FORUM STADTSPARKASSE LEIPZIG BRACHEN­UMGESTALTUNG“ Künstler: anmutenden Architektur und den einem beachtlichen Bestand an vor allem ein großer Anreger ElBocho grob behauenen Felswänden Gemälden, Grafiken und Plastiken Der 1857 in Leipzig geborene Im sanierten Hauptsitz der Leip- Schon zum zwölften Mal fand für Kollegen. 1961 zog er nach eine eindrucksvolle Kulisse für hat sie sich der Aufgabe ver- Max Klinger gehört als Maler, ziger Sparkasse wurden 2001 2017 das renommierte Festival Niederbayern. An seinem einsti- Skulptur jenseits alles museal schrieben, das Werk der beiden Grafiker und Bildhauer zu den be- eigene Ausstellungsräumlichkei- urbaner Kunst statt - diesmal gen Lebens- und Arbeitsort wurde Gewohnten. Der Rosengarten auf Künstler zu bewahren, wissen- deutendsten Vertretern des Sym- ten eingerichtet. Zunächst aus (nach Limbach-Oberfrohna, Plau- dank privater Nachlass-Initiative Schloss Dˇeˇcín wiederum hat als schaftlich zu bearbeiten und der bolismus in Deutschland. Seine eigenen Sammlungsbeständen en, Crimmitschau und Zwickau) 2010 ein kleines Museum für sein barockes Kleinod schon immer Öffentlichkeit zugänglich zu ma- repräsentative Leipziger Stadtvilla gespeist, hat sich das Programm in der alten Textilstadt Chemnitz. umfangreiches druckgrafisches Plastiken beheimatet. Ca. 80 chen. Neben Wohn-, Arbeits- und mit großem Landschaftsgarten auf Sonderschauen zur Leipziger Der inspirierende Grundgedanke und malerisches Werk eröffnet. figurale Werke von 21 Künstlern Magazinräumen bietet die Villa im wurde 2010 durch ein lokales Kunstentwicklung der letzten von IBUG ist die künstlerische Hans-Körnig-Museum und Künstlerinnen waren von Mai Erdgeschoss auch Ausstellungs- Unternehmen erworben und 70 Jahre fokussiert und diese mit Revitalisierung von Industriebra- Wallgässchen 2, 01097 Dresden, bis September 2017 zu Ehren von räume. Besucher sind gebeten, behutsam saniert. Mit dem mehr als 40 Ausstellungen breit chen in Westsachsen, das einst +49 351 4568353, ­www.hans-koernig.de Käthe Kollwitz versammelt. Die sich anzumelden. Klinger Forum e. V. wurde dann dokumentiert. Eine inzwischen zu den Kernregionen der Industri- Themen variieren von Jahr zu Jahr; die Voraussetzung für eine neue traditionelle Zusammenarbeit alisierung gehörte. Street-Art und ein vielfältiges Rahmenprogramm Mattheuer-Stiftung Hauptmannstraße 1, 04109 Leipzig, öffentliche Nutzung geschaffen. verbindet die Kunsthalle mit der Sgraffiti, Illustrationen und Instal- mit Lesungen, Musik und +49 341 2303795, ­ Neben Lesungen und Konzerten Leipziger Hochschule für Grafik lationen, Malerei und Multimedia Tanz stimuliert zusätzlich den www.mattheuer-stiftung.de veranstaltet dieser gemeinnützige und Buchkunst, wodurch auch von gut 100 Künstlern verwandeln künstlerischen Austausch in der Verein regelmäßig Ausstellungen internationale Stimmen integriert für zwei Wochenenden Ende Euroregion. zu Klinger und seiner künstleri- werden. August eine ausgewählte, meist schen Welt. verfallene ehemalige Fabrik in ein Bastion Festung Sonnenstein Kunsthalle Stadtsparkasse Leipzig buntes, vitales Gesamtkunstwerk. Schlosshof 2, 01796 Pirna, Klinger Forum e. V. Otto-Schill-Str. 4a, 04109 Leipzig, +49 341 9869898, ­ +49 3501 556446, ­www.sandstein.pirna.de Karl-Heine-Str. 2, 04229 Leipzig, IBUG www.kunsthalle-sparkasse.de +49 341 98998400, ­www.klingerforum.de wechselnde Orte, jeweils Ende August, www.ibug-art.de 76 77

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