Kunstverführer Sachsen Geschichte · Museen · Wirkungsstätten Einleitung
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KUNSTVERFÜHRER SACHSEN GESCHICHTE · MUSEEN · WIRKUNGSSTÄTTEN EINLEITUNG Liebe Kunstfreunde, Sachsen gilt aus guten Gründen als Kultur reiseziel Nummer eins in Deutschland. Das liegt nicht nur an der Fülle markanter Architektur und einer unvergleichlichen Musiklandschaft, sondern auch an den vielen bedeutenden Museen und Galerien, unter denen die Staat lichen Kunstsammlungen Dresden herausragen, aber bei leibe nicht den gesam- ten Reichtum des Landes repräsentieren. Leipzig und Chemnitz haben ihre ganz eigene Kunstentwicklung und lebendige Museumsszenen, die ergänzt werden durch viele kleinere Institutionen. Mit der vorliegenden Broschüre haben wir für Sie die wichtigsten Informationen dazu zusammengestellt. Es handelt sich dabei nicht um einen klassischen Museumsführer; wir wollen gezielte Anregungen mitgeben, die Ihnen den Weg zur Kunst in Sachsen erleichtern, ihn lohnenswert und reizvoll erscheinen lassen. Auf einen kleinen Gang durch die sächsische Kunstgeschichte folgt ein Überblick der wichtigsten Museen für bildende Kunst und der Wirkungsstätten großer Künstler. Auf beiden Feldern gibt es viel zu entdecken – wir wünschen Ihnen viel Vergnügen mit unserer Auswahl! Raffael (Raffaello Santi): Sixtinische Madonna (Detail). 1512/13. Öl auf Leinwand Während seines Aufenthalts in INHALT Rom hat Raphael Anton Mengs gut 800 Abgüsse von antiken Skulpturen zusammengetragen, die 1784 aus seinem Nachlass an die Dresdner Sammlung gingen. 12 KLEINE GESCHICHTE DER Seit 2016 wird eine kleine BILDENDEN KUNST IN SACHSEN Auswahl der einstmals hoch 14 Das Zeitalter der Gotik berühmten, schon von Goethe 15 Sachsen und die Cranach-Schule verehrten Abgusssammlung im 17 Der Glanz der augusteischen Zeit Zwinger gezeigt. 19 Neue Nüchternheit 20 Romantik in Dresden 22 Impressionismus und Expressionismus 24 Neue Hoffnung 26 Freiheit für die Kunst 28 MUSEEN UND GALERIEN Dresden 30 Gemäldegalerie Alte Meister 32 Galerie Neue Meister 34 Kupferstich-Kabinett 35 Skulpturensammlung 36 Grünes Gewölbe 38 Porzellansammlungen im Dresdner Zwinger und in der Manufaktur Meissen 40 Städtische Galerie Dresden 41 Leonhardi-Museum Raum Dresden 42 Kügelgen-Haus 42 Buchmuseum der Landesbibliothek 43 Robert-Sterl-Haus Struppen 44 Kulturhistorisches Museum Görlitz 45 Museum Bautzen 46 Städtische Sammlungen Freital 47 Käthe-Kollwitz-Haus Moritzburg 48 Die Zittauer Fastentücher 49 Georg-Kolbe-Haus Waldheim 50 Johannes-Schilling-Haus Mittweida 51 Ernst-Rietschel-Haus Pulsnitz Leipzig 52 Museum der bildenden Künste Leipzig 54 Galerie für zeitgenössische Kunst 56 Buch- und Schriftmuseum Leipzig 57 Kunstsammlung der Kustodie der Universität Leipzig 58 Die Tübke-Villa Leipzig 59 G2 Kunsthalle Chemnitz 60 Kunstsammlungen Chemnitz 62 Museum Gunzenhauser 64 Schlossbergmuseum 65 Neue Sächsische Galerie Raum Chemnitz 66 Kunstsammlungen Zwickau 67 Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau 68 Studienraum Carlfriedrich Claus Annaberg-Buchholz 69 Kunstsammlung im Vogtlandmuseum Plauen 70 ORTE DER KUNSTVERMITTLUNG 72 Die beiden Kunsthochschulen in Dresden und Leipzig 74 Die Leipziger Baumwollspinnerei 75 Ostrale – Ausstellung für zeitgenössische Kunst 76 Weitere Orte der Kunstvermittlung 4 5 78 Übersichtskarte 80 Impressum DRESDENINHALT Die Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigen in großer Fülle und stilistischer Vielfalt Werke der bildenden Kunst aus allen Zeiten und Regionen. Damit sprechen sie welt weit ein großes Publikum an. Das Bild gibt einen Blick in die Ausstellung „Skulptur im Semperbau“ in der Ge mäldegalerie Alte Meister. SkulpturenAusstellung im Semperbau der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden – dialogisch mit den benachbarten Gemälden der Sammlung Alter Meister verknüpft. 6 7 CHEMNITZ Die Chemnitzer Kunst sammlungen mit ihrem Sammlungsschwerpunkt auf der klassischen Moder ne verfügen über ein gro ßes Konvolut mit Werken von Karl SchmidtRottluff. Der „Brücke“Maler und gebürtige Chemnitzer avancierte zum Mittelpunkt der neuen Dauerausstel lung. Hier zu sehen ist sein Gemälde „Sommerabend am See“, 1934. 8 9 LEIPZIG Unter den vielen Kunst angeboten in Leipzig gehört die Baumwoll spinnerei in einer ehe maligen Fabrikstadt zu den interessantesten Neuerrungenschaften. In dem ausgedehnten Areal sind Produktions und Ausstellungsstätten für zeitgenössische Kunst entstanden, wie sie bis lang in dieser Dichte in Deutschland noch nicht existiert haben. 10 11 KLEINE GESCHICHTE DER BILDENDEN KUNST IN SACHSEN Die nachfolgenden Erläuterungen familie Cranach, von Canaletto über über die gut 800-jährige Kunstent- Caspar David Friedrich bis zu Ludwig wicklung in Sachsen verstehen sich Richter, von Max Klinger bis zu den als Einführung in eine enorm facet- Künstlern der „Brücke“, von Otto tenreiche Kunstgeschichte, die ganze Dix und Oskar Kokoschka bis zu Bibliotheken füllt. Obwohl sie nur A.R. Penck. Mit dieser Abfolge ver- einen allgemeinen Überblick darstellt, bunden ist immer auch eine Anmu- präsentiert sie bereits ein beachtliches tung gesellschaftlicher Entwicklung, Spektrum bedeutender Künstler von die in ihrer engen Verknüpfung poli- europäischem Rang. Die Ahnenga- tischer, wirtschaftlicher und künstle- lerie reicht dabei von den anonymen rischer Phänomene symptomatisch ist Meistern der Gotik bis zur Maler- für die sächsische Kultur. Johannes Vermeer van Delft: Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster. Um 1659. Öl auf Leinwand. Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden 12 13 GESCHICHTE Da war Sachsen allerdings längst Kurfürstentum Noch erstaunlicher war der vorgelagerte Wendel- EIN LANGER BLICK ZURÜCK geworden (schon 1423 unter Friedrich dem Streitba- stein: ein architektonisches Kunstwerk von einer ren) und entwickelte eine dieser neuen reichsfürstli- Feingliedrigkeit, die damals technisch wie ästhetisch chen Bedeutung angemessene moderne Verwaltung. ohne Beispiel war – in dieser Verschmelzung aber 1471 begann der Bau der späteren Albrechtsburg auf typisch werden sollte für die sächsische Handwerks- DAS ZEITALTER dem Meißner Burgberg unter Arnold von Westfalen kunst. Deren bauliche Ausprägung im Zeitalter der für die regierenden Brüder Ernst und Albrecht. Der Renaissance ist eine eigene Geschichte, die hier nicht DER GOTIK repräsentative Renaissancebau entstand noch in erzählt werden kann. Sie ist nicht denkbar ohne die gotischer Tradition mit ungewöhnlichen drei Etagen. Reformation. ie sächsische Landesgeschichte begann mit der Belehnung der Mark Meißen an den Wettiner Heinrich von Eilenburg 1089 und war zunächst über mehr als ein Jahrhundert von der Urbarmachung SACHSEN UND des Landes und frühen Siedlungsgrün- dungen bestimmt. Silberfunde im Erzgebirge um DIE CRANACH-SCHULE 1170 wurden zu einer ersten großen Entwicklungs- Dzäsur – Markgraf Otto, später „der Reiche“ genannt, beanspruchte für den Abbau des Edelmetalls das as seit 1485 unter den Brüdern Albrecht St. Wolfram in Schneeberg. Nach der Niederlage sei- landesherrliche Bergregal und initiierte für eine der und Ernst in zwei nach ihnen benann- nes ernestinischen fürstlichen Gönners Johann Fried- Fundstellen „am freien Berg“ eine neue Ansiedlung, te Linien geteilte Sachsen hatte seine rich in der Schlacht von Mühlberg 1547 – in deren die umgehend Stadtrecht erhielt: Freiberg. Hier be- Kurwürde dem nördlichen, von Ernst Folge die Kurwürde an Moritz und die albertinische gann die Erfolgsgeschichte des sächsischen Bergbaus, regierten Landesteil übertragen, der Linie überging – folgte ihm Cranach zunächst in die die eine des Wohlstands für das Land wurde und für unter Friedrich dem Weisen für die Gefangenschaft und dann in Johann Friedrichs neue, ihre Frühzeit ablesbar geblieben ist in ihren reprä- Reformation zur Schutzmacht wurde. Die Er- erheblich kleinere Residenz Weimar, wo der Maler Hans Hesse: sentativen Bauten des 13. Jahrhunderts. Es war die folgsgeschichte von Lucas Cranach dem Älteren, im Oktober 1553 hochbetagt verstarb. Bildtafeln auf der Hochzeit der europäischen Gotik, die, von Frank- 1472 in Oberfranken geboren, hatte da schon Seine Wittenberger Werkstatt wurde inzwischen von Rückseite des Annaber D reich kommend, auch die Markgrafschaft Meißen ger Bergaltars. 1521. begonnen: 1505 wurde er in Wittenberg Hofmaler seinem Sohn geleitet und (mit leichten manieristi- prägte. Bedeutende Zeugnisse dieser Epoche sind die St. Annenkirche, beim ernestinischen Kurfürsten. Neben zahlreichen schen Stilvariationen) erfolgreich in die zweite Ge- „Goldene Pforte“ am Freiberger Dom, der Lettner AnnabergBuchholz Altarwerken und allegorischen Gemälden entstanden neration geführt. Etwa 5.000 Gemälde, so schätzen der Stiftskirche Wechselburg (beide um 1230) und einem eher kriegerischen 14. Jahrhundert führ- vor allem Fürstenporträts. Die Reformation erlebte Fachleute, sind in diesen acht Jahrzehnten aus der die lebensgroßen, für ihre Zeit nahezu einzigartigen ten dann um 1470 erneute Silberfunde zu einem Cranach d. Ä. also als bereits etablierter Künstler, der Cranach-Manufaktur unter dem Zeichen der geflü- Stifterfiguren des Naumburger Doms (1250). Nach „Berggeschrey“, wie Zeitgenossen den fieberhaften mit Luther und Melanchthon eng befreundet war gelten Schlange in die Sammlungen Europas einge- Wirtschaftsboom nannten: 1471 wurde Schneeberg, und ihren Aufstieg – wie wir heute sagen würden – 1497 Annaberg gegründet. Um 1500 hatte sich „publizistisch“ erst ermöglichte: Unzählige Gemälde, der heimische Bergbau so rasant entwickelt, dass Drucke und Flugblätter verbreiteten in anschauli- die neuen, finanzkräftigen Städte in kürzester Zeit chen Bildfindungen die neue reformatorische Lehre wachsen konnten. Mit