Auktion 303 14./15. Juli 2021 karlundfaber.de

Moderne Kunst

7.2021 KARL & FABER 1 2 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 3 Auktion 303 14./15. Juli 2021 KARL & FABER Kunstauktionen · Amiraplatz 3 · 80333 München

Moderne Kunst Modern Art

INHALT / INDEX , Titelholzschnitt für den Almanach Der Blaue Reiter, Los 500 LOS / LOT 500 – 553 Teil I – Ausgewählte Werke / Part I – Selected Works S. 17 Vorherige Seite: Pierre-Auguste Renoir, Paysage avec femme assise au milieu, Los 506 LOS / LOT 600 – 801 Teil II / Part II S. 139 , „Meer“ (Welle), Los 522 Gabriele Münter, Bei Gärtnerei Mederer (?) Murnau, Los 529 Edvard Munch, Der Kuss IV, Los 501 Hans Hartung, T-1970-H37, Los 551 KONTAKT KARL & FABER MÜNCHEN / CONTACT KARL & FABER MUNICH TERMINE DATES

Mittwoch, 14. Juli 2021 – Auktionen 303/304 Wednesday, 14 July 2021 – Auctions 303/304 Moderne & Zeitgenössische Kunst Modern & Contemporary Art

KARL & FABER Kunstauktionen 14 Uhr Moderne Kunst Teil II Los 600–801 2 pm Modern Art Part II Lot 600–801 Amiraplatz 3 · Luitpoldblock 16.30 Uhr Zeitgenössische Kunst Teil II Los 1000–1247 4.30 pm Contemporary Art Part II Lot 1000–1247 80333 München · Germany

T +49 89 22 18 65 Donnerstag, 15. Juli 2021 – Auktionen 303/304/305 Thursday, 15 July 2021 – Auctions 303/304/305 F +49 89 22 83 350 Sonderauktion „WEISS WHITE BIANCO BLANC“ Special auction „WEISS WHITE BIANCO BLANC“ [email protected] Moderne & Zeitgenössische Kunst – Ausgewählte Werke Modern & Contemporary Art – Selected Works

15.30 Uhr WEISS WHITE BIANCO BLANC Los 2100–2208 3.30 pm WEISS WHITE BIANCO BLANC Lot 2100–2208 ÖFFENTLICH BESTELLTE UND VEREIDIGTE AUKTIONATOREN / PUBLICLY APPOINTED AND SWORN AUCTIONEERS 18 Uhr Moderne Ausgewählte Werke Los 500–553 6 pm Modern Art – Selected Works Lot 500–553 19 Uhr Zeitgenössische Ausgewählte Werke Los 900–950 7 pm Contemporary Art – Selected Works Lot 900–950

Dr. Rupert Keim Sheila Scott, M. Phil. Geschäftsführender Gesellschafter / Geschäftsführerin / Managing Partner Managing Director ONLINE-ONLY-AUKTION – Moderne & Zeitgenössische Kunst ONLINE ONLY AUCTION – Modern & Contemporary Art +49 89 22 18 65 +49 89 24 22 87 16 [email protected] [email protected] Ab Mittwoch, 23. Juni 2021, 10 Uhr From Wednesday, 23 June 2021 10 am (CEST) bis Mittwoch, 7. Juli 2021, ca. 18 Uhr auf karlundfaber.de to Wednesday, 7 July 2021, c. 6 pm (CEST) at karlandfaber.com

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Annegret Thoma, M.A. Benedikt Müller, M.A. Expertin Moderne Kunst / Experte Moderne Kunst / Specialist Modern Art Specialist Modern Art +49 89 24 22 87 222 +49 89 24 22 87 228 VORBESICHTIGUNG / PREVIEW [email protected] [email protected] ALLE WERKE / ALL WORKS AUSGEWÄHLTE WERKE / SELECTED WORKS

WISSENSCHAFTLICHE KATALOGBEARBEITUNG UND EXPERTISEN / CATALOGUING AND RESEARCH MÜNCHEN / MUNICH | 5. Juli – 13. Juli 2021 DÜSSELDORF | 18. Juni – 19. Juni 2021

Montag, 5. Juli – Dienstag, 13. Juli 2021 Freitag, 18. Juni, 12 – 21 Uhr, Samstag, 19. Juni, 12 – 18 Uhr Christiane Beer, M.A. Sophie-Antoinette von Lülsdorff, M.A. Montag bis Freitag, 10 – 18 Uhr, KARL & FABER Düsseldorf Wissenschaftliche Katalogbearbeitung / Provenienzforschung und Recherche / Samstag & Sonntag, 11 – 17 Uhr Mannesmannufer 7 · 40213 Düsseldorf Cataloguing and Research Provenance and Research +49 89 24 22 87 19 +49 89 24 22 87 24 KARL & FABER Kunstauktionen HAMBURG | 21. Juni – 22. Juni 2021 [email protected] [email protected] Amiraplatz 3 · 80333 München [email protected] · T +49 89 22 18 65 Montag, 21. Juni, 12 – 21 Uhr, Dienstag, 22. Juni, 12 – 17 Uhr KARL & FABER Hamburg Magdalenenstraße 50 · 20148 Hamburg Bitte vereinbaren Sie einen Termin per E-mail an [email protected] oder telefonisch unter +49 89 22 18 65. WIEN | 25. Juni 2021 Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Freitag, 25. Juni, 11 – 15 Uhr Please make an appointment by mail to [email protected] Gerald Hartinger Fine Arts · Seilergasse 9/4, 1010 Wien or by phone +49 89 22 18 65. We look forward to your visit! [email protected] · T +43 66 01 35 08 02

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16 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 17 Entdecken Sie weitere Auktionen in separaten Katalogen Auktion 303 Discover further auctions in our separate catalogues

Kunst nach 1945 & Zeitgenössische Kunst Post War & Contemporary Art

Auktion 304 – Los 1000–1247 am 14. Juli 2021 | Los 900–950 am 15. Juli 2021 Moderne Kunst Teil I – Ausgewählte Werke Sonderauktion: WHITE WEISS BIANCO BLANC Donnerstag, 15. Juli 2021, 18 Uhr Werke aus der Sammlung Dr. Hans Burchard von Harling Special auction: WHITE WEISS BIANCO BLANC Works from the collection of Dr. Hans Burchard von Harling Modern Art Auktion 305 – Los 2100–2208 am 15. Juli 2021 Part I – Selected Works

Thursday, 15 July 2021, 6 pm

Auktion 304 14./15. Juli 2021 karlundfaber.de

Kunst nach 1945 Zeitgenössiche Kunst

Katalogbestellung unter [email protected] Order our auction catalogues at [email protected] karlundfaber.de / karlandfaber.com KARL & FABER Kunstauktionen · Amiraplatz 3 · 80333 München 7.2021 KARL & FABER 19 „Die Neigung des Blau zur Vertiefung ist so groß, daß es gerade in tieferen Tönen intensiver wird und charakteristischer innerlich wirkt. Je tiefer das Blau wird, desto mehr ruft es den Menschen in das Unendliche, weckt in ihm die Sehnsucht nach Reinem und schließlich Übersinnlichem. Es ist die Farbe des Himmels, so wie wir ihn uns vorstellen bei dem Klange des Wortes Himmel.“

Wassily Kandinsky, Über das Geistige in der Kunst, München 1911, S. 77.

Wassily Kandinsky chenden Motiv des Reiters in weiter Landschaft und der Darstel- 1866 Moskau – Neuilly-sur-Seine 1944 lung des heiligen Georgs zu Pferde das Motiv des „Blauen Rei- ters“ entwickelt und in verschiedenen Varianten durchspielt. Der 500 | Titelholzschnitt für den Almanach Der Blaue Reiter finale Entwurf mit der charakteristischen Schrift „Almanach der Farbiger Holzschnitt auf Japanbütten. (1911). Ca. 28 × 22 cm Blaue Reiter“ am linken Rand entsteht im September 1911 und wird (blattgroß). Sehr seltenes Handdruck-Exemplar des ersten von Kandinsky sogleich als Holzschnitt umgesetzt. Doch bereits am Zustands, noch mit dem Wort „ALMANACH“ in der Schrift. 21. September schreibt Kandinsky an Marc, dass er auf Anraten Roethel 141 I (von III). des Verlegers Piper und dessen Mitarbeiters Hammelmann das Wort „Almanach“ aus dem Titel entfernen wird: „Piper und Hammel- Provenienz: mann sind beide sehr gegen das Wort ‚Almanach‘ und mit Recht. So Galerie Kornfeld, Bern; will ich dieses Wort aus dem Holzstock herausschneiden.“ Das an- Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen, 2003 bei Vorgenannter fangs so enthusiastisch begonnene gemeinschaftliche Buchprojekt erworben. sollte ursprünglich im Januar 1912 erscheinen, verzögert sich dann € 30.000/40.000 aber bis Mai 1912. Bis zuletzt gibt es Diskussionen über die Gestal- tung des Buchtitels, zu dem auch auf Wunsch von Kan- Kandinsky skizziert Franz Marc in einem Brief vom 11. Juni 1911 dinsky einen eigenen, heute nicht mehr erhaltenen Entwurf bei- sehr euphorisch seine ersten Ideen zu einem gemeinsamen Alma- steuert. Letztendlich ­jedoch entscheidet Kandinsky eigenmächtig, nach: „Nun! Ich habe einen neuen Plan. Piper muß Verlag besor- dass der Buchumschlag mit seinem Holzschnitt gestaltet wird, gen und wir beide – die Redakteure sein. Eine Art Almanach (Jah- sehr zum Ärger Marcs: „(…) Wie Sie diese harmlose Titelblattfrage res-) mit Reproduktionen und Artikeln … und Chronik!! d.h. ansehen, ist mir in Ihrem Brief vollkommen schleierhaft. Ich schrieb Berichte über Ausstellungen – Kritik, nur von Künstlern stam- Ihnen doch schließlich, daß es das Gescheiteste wäre, vornehm in mend. In dem Buch muß sich das ganze Jahr spiegeln, und eine Leder zu binden, mit Ihrem Stempel vorne und das Titelblatt innen.“ Kette zur Vergangenheit und ein Strahl in die Zukunft müssen (Marc an Kandinsky, 22.3.1912). Somit erscheint der Almanach mit diesem Spiegel das volle Leben geben. (…).“ Kandinskys Holzschnitt auf dem Buchtitel, auf den er im Galvano- In den folgenden Monaten arbeiten die befreundeten Künstler druckverfahren aufgebracht wurde. Für die Luxusausgabe des Bu- Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Franz und Maria Marc, Hein- ches wird die Darstellung um einen weiteren Druckstock in Rot er- rich Campendonk und als Redaktionsgemeinschaft weitert. Wie tief die Entfremdung von Kandinsky und Marc über das an der Ausgabe des Almanachs. Als Name für ihren losen Zusam- Buchprojekt hinaus war, zeigt sich unter anderem daran, dass der menschluss wählen sie „Der Blaue Reiter“, nach einem Gemälde geplante zweite Almanach nicht mehr zustande kommt. Die zweite von Kandinsky aus dem Jahr 1903 (WVZ Roethel/Benjamin 82). Auflage erscheint 1914 mit zwei getrennt verfassten Einleitungen Als treibende Kraft plant Kandinsky in den folgenden Monaten statt des gemeinsamen Vorwortes. nicht nur den Inhalt des Almanachs und wirbt dafür bei ausgewähl- Auch wenn das Wort „Almanach“ vom Buchtitel getilgt wurde, ten Künstlern, Musikern und Autoren um deren Beiträge, er küm- so hat es sich doch als Begriff für die einzige und historisch au- mert sich auch bereits um einen Entwurf für die Gestaltung des ßergewöhnliche Veröffentlichung der Künstlergemeinschaft „Der Buchtitels. Aus dem Jahr 1911 sind zehn Aquarellentwürfe bekannt, Blaue Reiter“ etabliert, die heute zu den wichtigsten Programm- in denen er aus dem bereits wiederholt in seinem Œuvre auftau- schriften des Expressionismus und der Moderne zählt.

18 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 19 „Die Menschen müssten hier das Heilige, das Mächtige sehen (…) – Ich möchte eine ganze Reihe solcher Bilder schaffen. Keine Interieurs sollen mehr gemalt werden, keine Menschen, die lesen, keine Frauen, die stricken. Es müssten lebende Menschen sein, die atmen und fühlen, leiden und lieben.“

Edvard Munch, Paris/Saint-Cloud, 1889/90

Edvard Munch 1863 Løten/Hedmark – Ekely bei Oslo 1944

501 | Der Kuss IV Holzschnitt in Grau und Schwarz auf feinem Japan, mit der bei Schiefler genannten Hinterlegung mit Japan. (1902). Ca. 46,5 × 47 cm (Blattgröße ca. 49 × 54,5 cm). „Der Kuss“ ist eines der bekanntesten und wichtigsten Motive Signiert unten rechts. im künstlerischen Œuvre von Edvard Munch. Anhand dieses Mo- Schiefler 102 D; Woll 204 III 2 (von IV 3). tivs zeigt sich fast schon exemplarisch Munchs endgültige Abkehr von Impressionismus und Naturalismus hin zum Symbolismus. Be- Provenienz: reits 1888 taucht es erstmals im Zusammenhang mit dem Lebens- Laube Antiquariat, Zürich; fries auf, der sich mit den verschiedenen Lebensstufen und insbe- Klipstein & Kornfeld, Bern, 27.11.1959, Los 469, mit Abb. Tafel 3; sondere der Beziehung zwischen Mann und Frau beschäftigt. Es Privatsammlung, Caracas; folgen zahlreiche Gemälde und Holzschnitte, die zwischen 1892 Privatsammlung, Bayern, durch Erbfolge an den jetzigen Besitzer. und 1906 entstehen. Munch variiert die Darstellung eines innig € 120.000/150.000 umschlungenen und sich küssenden Paares auf vielfältige Weise. Während auf den Gemälden das Paar vor einem Fenster in einem Munch wird während seines ersten dreijährigen Paris-Aufenthaltes realen Raum positioniert ist, deutet Munch bereits in den ersten 1889–1892 anfänglich noch vom impressionistischen und pointillis- drei Holzschnitt-Versionen, die 1897/98 entstehen, die Ausarbei- tischen Stil beeinflusst, wendet sich jedoch zunehmend dem Sym- tung der Personen und des sie umgebenden Raumes nur noch bolismus zu. Dazu beigetragen hat sicherlich auch die überra- vage an. In der letzten Version „Der Kuss IV“ aus dem Jahr 1902 schende Nachricht vom Tod des Vaters, die ihn, mit verzichtet er dann komplett auf jede detaillierte Bearbeitung manisch-depressivem und insgesamt instabilem Charakter, fern der Dargestellten und der Raumzuordnung. Stattdessen ist das der Heimat erreichte und in tiefe Einsamkeit und Melancholie zu einer einzigen Einheit verschmolzene Paar als dunkle Silhouette stürzt. In den folgenden Jahren entstehen seine weltberühmten vor einem gänzlich reduzierten grauen Hintergrund platziert, der Gemälde „Melancholie“ (1892), „Verzweiflung“ (1892) und „Der lediglich durch die lebendige Holzmaserung des Druckstocks Schrei“ (1893), die mit starker Stilisierung und Vereinfachung strukturiert ist. Die Binnenzeichnung der Figuren ist so weit redu- des Motivs intensive Gemütsstimmungen darstellen. Munchs ziert, dass lediglich Arme und Hände zu unterscheiden sind, die Hauptinteresse gilt nun nicht mehr der naturalistischen Wiederga- hellen, auslassend gedruckten Gesichter verschmelzen zu einer be der Natur, die das Auge vor sich sieht, sondern der Verbildli- einzigen, vollkommen unkonturierten Form. Das zu einer Einheit chung von Gefühlen und dem inneren Seelenleben. gewordene Liebespaar ist somit völlig Zeit und Raum enthoben.

20 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 21 Vergleichsabb.: Francesco Hayez, Der Kuss, 1859, Pinacoteca de Brera, Mailand Vergleichsabb.: Peter Behrens, Der Kuss, 1898, Nationalmuseum Warschau

Der Kuss stellt eine der wichtigsten Gesten der Menschheit Francesco Hayez verwendet den Kuss in seinem Gemälde von dar, die in verschiedenen Formen in fast allen Kulturen und Re- 1859 als politische Allegorie, die sich den zeitgenössischen Be- ligionen zu finden ist. Weder aus sozialen Gepflogenheiten noch trachtern sofort erschloss: Über die scheinbar rein private roman- Vergleichsabb.: Edvard Munch, Der Kuss, 1892 aus gesellschaftlichen Konventionen ist der Kuss wegzudenken. tische Szene hinaus, die eine idealisierte Darstellung eines Paa- Sei es als Begrüßungs- und Abschiedsritual, als Friedenskuss res in historisierenden Gewändern zeigt, stellt diese Kussszene oder verräterischem Judaskuss, als rechtlich verbindlicher Verlo- die Verbündeten des Königreiches Sardinien und Frankreichs im bungskuss im Mittelalter, dem sozialistischen Bruderkuss im 20. Sardinischen Krieg gegen Österreich dar, in deren Folge 1861 das Jahrhundert oder dem Zeichen romantischer Liebe. Durch die Königreich Italien entstand. Jahrtausende hinweg ist der Kuss eines der Hauptthemen von Um 1900 steht nicht mehr die naturalistische oder allegorische Literatur, Malerei und Bildhauerei. Das Zeichen tiefer zwischen- Darstellung im Vordergrund, sondern die symbolistische Überhö- menschlicher Verbundenheit findet sich bereits in den Werken hung des Motivs des sich küssenden Paares. Edvard Munch ent- der antiken Dichter Homer und Catull oder – mit tragischem wickelt in seinen zahlreichen Kuss-Darstellungen durch eine na- Ende – bei Shakespeares „Romeo und Julia“ und Goethes hezu vollständige Auflösung der Konturen eine Aufhebung der „Werther“. Dabei schwingt stets auch die tragische Ambivalenz körperlichen Distanz und zeigt damit die starke emotionale Zu- zwischen dem im Moment des Kusses empfundenen großen sammengehörigkeit der beiden Partner. Zwar behält Peter Beh- Glücks tiefster Verbundenheit und dem bevorstehenden Schmerz rens in seinem berühmten Holzschnitt eine klare Konturierung der des unweigerlich folgenden Abschieds mit. Zahlreiche Kuss-Dar- Gesichter bei, doch verwebt er die Haarsträhnen beider in feinster stellungen zählen heute zu den Ikonen der europäischen Kunst- Jugendstilmanier. Gustav Klimt steigert diese Konturenauflösung geschichte, so beispielsweise die berühmten Werke von der Körper dann mit einer überbordenden Ornamentik zu einem Francesco Hayez, August Rodin, Edvard Munch, Peter Behrens Emblem der romantischen Liebe, die in einer goldenen Aura der und Gustav Klimt. Welt entrückt zu sein scheint. Vergleichsabb.: Gustav Klimmt, Der Kuss – Liebespaar, 1907–1908

22 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 23 Henri Manguin 1874 Paris – Saint-Tropez 1949

502 | La Rivìere de Longchamp Öl auf Leinwand, doubliert. (1909). Ca. 65 × 81 cm. Signiert unten links. Manguin 307.

Ausstellung: Manguin, Galerie E. Druet, Paris 1910, Nr. 21, mit Abb.

Provenienz: E. Druet, Paris, 1909 direkt beim Künstler erworben; Perls Galleries, New York 1910, Nr. 3594, verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett; Sammlung, New York 1974; Karl & Faber, 25.5.1974, Los 1171, mit s/w Tafel 106; Privatsammlung, Bayern, seit 1974. € 40.000/60.000

Henri Manguin bricht schon früh die Schule ab, um sich ganz der Malerei zu widmen. 1894 nimmt ihn Gustave Moreau in seinem Ate- lier auf, wo Manguin zusammen mit Matisse und Marquet seine wei- tere Ausbildung genießt. 1899 heiratet er sein bevorzugtes Modell, Jeanne Carette, und in den folgenden drei Jahren bekommt das Paar zwei Söhne. Unter dem Einfluss von Cézanne und van Gogh werden Manguins Werke immer farbfrischer. 1902 stellt er erstmals im Salon des Indépendants aus und nach einem Aufenthalt in Saint- Tropez 1905 finden seine Arbeiten in einer Ausstellungsbeteiligung im Salon d’Automne ihren anerkennenden Höhepunkt. Es folgt ein Jahr später der Kontakt mit Ambroise Vollard, der ein großes Konvolut an Werken des Malers erwirbt. Nun folgen Reisen mit u.a. Marquet nach Italien und in die Bretagne und Normandie, wo vor allem die dortigen Häfen Manguin faszinieren. 1909 bezieht er schließlich ein Haus in Neuilly-sur-Seine. 1910 folgt dann seine erste Einzelausstellung in der damals bekannten Galerie Druet in Paris. Auch unser Werk war in dieser Ausstellung präsent. Im vorliegenden Gemälde „La Rivière de Longchamp“ blickt der Betrachter auf einen kleinen Flusslauf mit Schatten spendenden großen Bäumen und satten Wiesen. Rechts im unteren Bildteil sit- zen drei Figuren unter einem Baum am Ufer. Vielleicht beim Rasten, oder ist es eine Flucht vor der Hitze unter die großen Bäume? Viel- leicht sind es auch Wäscherinnen, die ihrer Arbeit nachgehen? Man weiß es nicht. Manguin hält diesen Moment in einer sehr ausgewo- genen luftigen Art fest. Das Bild ist in hellen Grün- und Blautönen gehalten. Die sommerliche Stimmung unterstreicht er mit hellen gelben Flächen, die er vor allem im rechten unteren Bildteil ausführt. So erhält die Landschaft eine Leichtigkeit, die mit dem hellblauen Himmel weitere Unterstützung findet. Nur wenige dunkle Pinselstri- che geben der Komposition Halt. Das Ganze strahlt eine große Ruhe aus und lässt den Betrachter im Geschehen verweilen. Nach Aufent- halten in der Schweiz (bis 1919) kehrt der Künstler und seine Familie nach Neuilly-sur-Seine zurück, später lebt er in der Villa L’Oustalet in Saint-Tropez. 1940 nimmt er an der Biennale in Venedig teil und stirbt schließlich kurz nach dem Umzug 1949 in Saint-Tropez.

24 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 25 Paul Signac 1863 – Paris – 1935

503 | Antibes, vue depuis la pointe de Bacon Aquarell, Deckweiß und schwarze Kreide auf chamoisfarbenem Velin, ganzseitig auf leichten Karton aufgelegt. 1919. Ca. 29,5 × 40 cm (Unterlagekarton ca. 40 × 51 cm). Signiert, datiert und bezeichnet unten links. Mit einer Fotoexpertise von Marina Ferretti, Paris, vom 24.4.2017.

Provenienz: Galerie Charles Vildrac, Paris; Sammlung André Spire (1868–1966), Paris, um 1920 bei Vorgenannter erworben. € 25.000/30.000

Verso auf der Rahmenrückseite mit einer handschriftlichen Notiz des Kunsthistorikers Élie Faure (1873–1937) und dem Vermerk: „Acheté chez Vildrac vers 1920“ (Gekauft bei Vildrac um 1920).

Fasziniert vom Meer und der Seefahrt, stellt Signac seine Staffelei oft an den Küsten Frankreichs und des Mittelmeers auf, um seine berühmten Hafenszenen zu malen. Nach 1892 lebt Signac die meiste Zeit an der französischen Riviera. Viele seiner hier ent- standenen Arbeiten stehen in Verbindung mit Wasser, Hafen und Schiff, denmagischen Elementen seiner Bildwelt. Die spontane, schnelle Arbeitsweise Signacs beim Aquarellieren eignet sich be- sonders dazu, Farb- und Stimmungseindruck eines Momentes festzuhalten und ist zugleich Ausgleich zu seinen minutiösen durchkomponierten, pointillistischen Ölbildern. Seine Aquarelle sind deshalb unmittelbarer und weniger doktrinär als seine Ge- mälde. Das vorliegende Aquarell zeigt die Bucht vor dem kleinen Hafen Pointe de Bacon in Antibes. Vorne sehen wir links eine Pinie, von hier wird der Blick Richtung Norden über die Bucht bis nach Antibes geleitet. Im Hintergrund sind die Umrisse des Château Gri- maldi sowie die Stadtmauer der Altstadt zu erkennen. Signac ver- wendet im Vordergrund ungemischte, reine Farben wie Blau, Gelb, Rot und Grün und setzt sie mit dem Pinsel als leuchtende Farbfle- cken nebeneinander. Im Kontrast hierzu sind die Farben des Him- mels und des Hintergrundes mit Deckweiß aufgehellt, mit dieser Technik erzeugt Signac ein Gefühl von Tiefe. Signac hat diesen Blick auf die Bucht von Antibes mehrfach als Motiv für Aquarelle, Zeichnungen und Ölbilder gewählt. Ein sehr ähnliches Aquarell des Künstlers hängt im Kröller-Müller Museum in Otterlo in den Nieder- landen (Antibes: Pointe Bacon, 1919, Aquarell und schwarze Kreide auf Papier, 26 × 41,4 cm, KM 110.413).

26 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 27 Edward Cucuel 1875 San Francisco – Pasadena 1954

504 | „Heisser Tag“ (Zwei Damen unter Bäumen) Öl auf Leinwand. (1915). Ca. 90 × 100 cm. Signiert unten rechts. Verso auf dem Keilrahmen nochmals zweifach signiert, mit den Maßangaben und auf einem alten Etikett schwer leserlich betitelt (wohl eigenhändig). Wohl im O.-Künstlerrahmen.

Literatur: The George Economou Collection, hrsg. von Nelli Kyriazi, Municipal Gallery of Athens, Athen 2010, mit farb. Abb. S. 72.

Provenienz: Christie’s, New York 28.9.1989, Los 280; Privatsammlung, USA; Hampel, München 6.12.2008, Los 1059; Privatsammlung, Europa. € 60.000/80.000

Der amerikanische Maler Edward Cucuel besucht zunächst die Kunstakademie in seinem Geburtsort San Francisco bevor er seine weitere Ausbildung in Paris an den beiden Akademien Julian und Colarossi sowie der Akademie des Beaux-Arts fortsetzt. Nach ei- nem Zwischenstopp als Zeitungsillustrator in New York kehrt er nach Frankreich und Italien zurück, um sich seiner weiteren Ausbil- dung zu widmen. Weitere Studienreisen folgen, bevor er über Berlin 1907 nach München geht, um sich dort der Gruppe „Die Scholle“ anzuschließen. Leo Putz ist hier sein großes Vorbild und der Austausch mit ihm und dessen Freilichtmalerei führen zu ähnli- chen Motiven in seinem Œuvre. Vor allem die Damenwelt ist eines der wichtigsten Sujets seiner Kunst. So entstehen zahlreiche Ge- mälde mit Damen beim Baden, Entspannen, Kahnfahren oder auch Kaffeetrinken, meist an denbevorzugten Ausflugszielen wie dem Starnberger-, Chiem-, oder Ammersee. Unser Gemälde entsteht während des Ersten Weltkriegs, als sich Cucuel vorwiegend in Holzhausen am Ammersee aufhält. Die Situation zeigt zwei Damen, die es sich unter einem großen Bu- chenbaum bequem gemacht haben. In sommerlicher luftiger Robe, eine der Damen hat ihr Oberteil sogar bereits abgelegt, haben sie sich vor der Hitze in den Schatten des großen Baumes geflüchtet. Mit leicht geröteten Gesichtern hält Cucuel die Damen fest; man kann die sommerliche Wärme fast spüren. Das Gemälde steht noch ganz unter dem Einfluss der Hart- mannsberger Zeit, wo Cucuel zusammen mit Putz einige Jahre auf dem dortigen Schloss beim Malen verbrachte. Wie auch Putz prä- sentiert er die Dargestellten eingebettet von dichtem Laub, nur ein- zelne Sonnenflecken kämpfen sich bis zum Boden und den üppigen Kleidern der Damen durch. Ein Motiv der zahlreichen Ausflüge in das auch damals schon beliebte bayerische Umland von München.

28 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 29 Edward Cucuel

505 | „Müde“ (Schlafende Dame auf grünem Sofa) Öl auf Leinwand. (Wohl um 1920). Ca. 80 × 80 cm. Signiert unten rechts. Verso auf der Leinwand nochmals signiert und auf dem Keilrahmen betitelt und auch signiert. Verso auf dem Rahmen nochmals signiert, mit der Ortsangabe „München“ und den Maßangaben. Im O.-Künstlerrahmen.

Provenienz: Dobiaschofsky, Bern 13.11.2009, Los 515; Privatsammlung, Europa. € 50.000/70.000

Neben den Gemälden in der freien Natur entstehen einige Werke intimerer Art. Halb bekleidete Damen bzw. Akte bei der Toilette werden, in üppiges Tuch gehüllt, von Cucuel festgehalten. Die hier teils entblößte Dame hat sich zum Ausruhen auf ihr Sofa gelegt. Doch an Schlafen ist hier wohl nicht zu denken, da Cucuel die Dar- gestellte hier ganz bewusst platziert hat. Vielleicht ein ermüdetes Modell von den vielen Sitzungen für den Maler.

30 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 31 Erleben Sie den Film zum Werk

Pierre-Auguste Renoir 1841 Limoges – Cagnes-sur-Mer 1919

506 | Paysage avec femme assise au milieu Öl auf Leinwand. (1918). Ca. 38 × 46 cm. Signiert unten links mit dem Atelierstempel „Renoir“. Dauberville V, 3872; André II, 646. Mit einer Fotoexpertise des Wildenstein Institute, Paris, vom 7.9.2001 (in Kopie).

Provenienz: Nachlass Auguste Renoir; Jean Renoir, Paris, verso auf dem Keilrahmen mit „L2“ bezeichnet; Galerie Barbazanges, Paris, verso auf dem Keilrahmen mit „2682“ nummeriert; Sammlung Paul Guillaume, Paris, verso auf dem Keilrahmen mit Etikett; Galerie Bernheim-Jeune, Paris, verso auf dem Keilrahmen mit „PH“ bezeichnet; Galerie Salis & Vertes, Salzburg; Privatsammlung, Süddeutschland. € 350.000/450.000

32 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 33 © BPK | RMN – GRAND PALAIS | HERVÉ LEWANDOWSKI

Detail Vergleichsabb.: Amedeo Modigliani, Paul Guillaume, Novo Pilota, 1915

Zwar sah sich Renoir in erster Linie als Figurenmaler, allerdings intensivierte sich nach dem Tod von Aline, Renoirs Frau, 1915. Re- stellt die Landschaft seit Beginn seiner Karriere ein wichtiges noir litt bereits stark an den Folgen einer rheumatischen Arthrose. Element innerhalb seines Œuvres dar. Den Impressionisten war Madeleine Bruno unterstützte ihn beim Vorbereiten der Malutensi- es ein Anliegen, die flüchtigen Momente der Natur wie einen lien und leistete ihm in seinen letzten Jahren Beistand. Windstoß oder den Fall der Sonne durch die Blätter zu verewigen. Die Rückseite des Gemäldes ist mit diversen Aufklebern und Dieses Naturschauspiel konnten die Künstler am besten in der Markierungen außergewöhnlich gut erhalten und liefert einen de- Natur selbst festhalten; Renoir malte seine Modelle daher mit Vor- taillierten Einblick in die Provenienz und Biographie des Bildes. Das liebe in der freien Natur. Gemälde war zum Zeitpunkt von Renoirs Tod in dessen Atelier. Alle Im vorliegenden Gemälde, das er im vorletzten Lebensjahr an- Bilder, die sich dort befanden, wurden unter seinen Söhnen aufge- fertigte, verband Renoir seine Liebe für die Natur und die Men- teilt. Im vorliegenden Fall war Jean Renoir der Begünstigte. Dies schen auf wunderbare Art und Weise, indem er sein Modell auf ei- geht aus der Markierung „L2“ auf dem Keilrahmen hervor. Zwi- ner saftigen Wiese festhält, die im Hintergrund mit angedeuteten schen 1922 und 1927 wurden alle Gemälde aus dem Atelier, die sei- Bäumen begrenzt wird. Sein Malstil nimmt die impressionistische ne Söhne erhalten haben, über die Pariser Galerie Barbazanges Flüchtigkeit der Natur auf und hat zum Ziel, den Moment in der verkauft, worauf die rote Nummer „2682“ auf dem Keilrahmen ver- Natur auf der Leinwand festzuhalten. Auf dem vorliegenden Ge- weist. Danach war das Bild in der Sammlung von Paul Guillaume mälde begegnet uns Madeleine Bruno, die Renoir 1905 kennen- (mit einem Etikett auf dem Keilrahmen), der zur damaligen Zeit zu lernte und die alsbald sein Modell wurde. Da Madeleine zu die- einem der weltweit bedeutendsten Sammler von impressionisti- sem Zeitpunkt erst sieben Jahre alt war, ließ der Maler bei deren schen Gemälden gehörte und neben Renoir Werke von Modigliani, Mutter anfragen, ob er die Tochter malen dürfte. Die ersten Bilder Matisse, Picasso, Cézanne und de Chirico in seiner Sammlung hat- dieser Beziehung entstanden im gleichen Jahr und wurden in der te. Seine Bekanntschaft mit Modigliani führte zu dem Porträt „Novo Landschaft gemalt. Nach einer Pause von ca. fünf Jahren setzten pilota“, das heute Bestandteil der Sammlung im Musée de der Maler und Madeleine ihre Zusammenarbeit 1910 fort und das l'Orangerie in Paris ist. Das vorliegende Bild von Renoir wurde fer- junge Mädchen avancierte in den folgenden Jahren zu einem der ner in der berühmten Pariser Galerie Bernheim-Jeune gehandelt, Hauptmodelle von Renoir. Ihre Verbindung blieb auch nach der was die Bezeichnung „PH“ auf dem Keilrahmen nachweist, ehe es Heirat von Madeleine Bruno mit Monsieur Morandi bestehen und über eine Galerie letzlich in eine Privatsammlung kam. Verso

34 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 35 1891 Soest – bei Langemark 1917

507 | Blauer Junge mit Sense Öl auf Rupfen. (19)11. Ca 141 × 172 cm. Monogrammiert mit Ligatur „WM“ und datiert unten rechts. Verso von Georg Tappert datiert und bezeichnet „MORGNER“ und „Tpt“ sowie mit der alten, gestrichenen Nachlassnummer „93“ und der neuen Nachlass- nummer „N. No. 117“ und den Maßangaben. Tappert 117 (handschriftliches Nachlassverzeichnis). Mit einem ausführlichen Gutachten von Walter Weihs, Soest, vom 24.2.2021. Das Gemälde ist im Werkverzeichnis der Gemälde Morgners im Wilhelm-Morgner-Archiv, Soest, unter der Archiv- nummer WV Weihs/Tappert 117A registriert.

Provenienz: Nachlass des Künstlers; Privatbesitz, Rheinland, um 1947/50 durch Vermittlung von Dr. Hans Lühdorf (Düsseldorf 1910–1983) direkt bei der Mutter des Künstlers erworben, durch Erbschaft innerhalb der Familie weitergegeben. € 100.000/150.000

Verso

36 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 37 „Die Natur ist ein Erzeugnis meiner Phantasie durch das Zusammenarbeiten von allen möglichen künstlerischen Ausdrucksmitteln. Ich sehe nicht ein, warum ich versuchen soll die Natur darzustellen. Das Sein ist Illusion und ich bin Wahrheit.“

Wilhelm Morgner in einem Brief an Horst Tappert vom 27.9.1911, in: Knupp-Uhlenhaut, Christine, Wilhelm Morgner. Briefe und Zeichnungen, Soest 1984, S. 33

Wilhelm Morgner wächst in gutbürgerlichen Verhältnissen im west- Ähnlich wie der von ihm bewunderte Maler Vincent van Gogh und fälischen Soest auf. Der Vater, ein ehemaliger Militärmusiker, stirbt die französischen Pointillisten Paul Signac und Georges Seurat Vergleichsabb.: Wilhelm Morgner, Mutter mit Kind auf blauem Korb, 1911, Kunstmuseum Wilhelm-Morgner-Haus, Soest früh, die Mutter hätte ihren Sohn gerne als Pfarrer gesehen. Doch bezieht auch Morgner seine Motive unmittelbar aus seinem Um- Morgner hat andere Pläne: Ermutigt durch die Fürsprache Otto feld – aus der Natur und dem einfachen Lebensalltag der darin Modersohns, ebenfalls gebürtiger Soester und Mitbegründer der arbeitenden Menschen. Auf klar gegliederten Bildern zeigt er in Malerkolonie Worpswede, tritt er 1908 in die private Kunstschule chiffrenhafter Vereinfachung Menschen bei der Feldarbeit oder Georg Tapperts in Worpswede ein. Dieser bleibt bis zu Morgners bei archaisch anmutenden Tätigkeiten. Die Gesichter sind nur Tod sein künstlerischer Berater und Freund. Bereits 1909 kehrt schemenhaft dargestellt oder ganz ausgespart. So wirken Morg- Morgner in seine Heimatstadt Soest zurück, wo er sich in der Stadt ners Protagonisten wie zeitlose Platzhalter ureigenster mensch- und der Umgebung Ateliers einrichtet und noch im selben Jahr das licher Verrichtungen. erste Mal seine Werke ausstellen kann. Ab 1911 reist er häufiger Walter Weihs, der Verfasser des Werkverzeichnisses der Gemäl- nach Berlin und findet dort Anschluss an die Kreise der modernen de von Wilhelm Morgner, schreibt in seinem Gutachten, dass „Blau- Künstler, darunter Arnold Topp und Wilhelm Wulff. Hier kommt er er Junge mit Sense“ von herausragender Bedeutung in Morgners außerdem in Kontakt mit dem Pointillismus und lernt Werke van malerischem Werk ist und in einer Linie mit den beiden 1911 ent- Goghs und des frühen Expressionismus kennen. All diese neuen standenen, bekannten Werken „Der Holzarbeiter“ (Öl auf Leinwand, Stile nehmen starken Einfluss auf sein Schaffen – er verarbeitet die 143 × 197 cm, Weihs/Tappert 112) und „Mutter mit Kind auf blauem gewonnenen Erkenntnisse in seinen Arbeiten, welche sich ab 1912 Korb“ (Öl auf Leinwand, 135 × 192 cm, Weihs/Tappert 119A) gesehen zunehmend von der gegenständlichen Darstellung lösten und mit werden muss. Diese beiden Gemälde sind wichtige Schlüsselwerke der Wirkung der reinen Farbe auseinandersetzten. Infolge seines Morgners und befinden sich in den Kunstsammlungen der Stadt wachsenden Renommees kann Morgner seine Arbeiten in wichti- Soest im Museum Wilhelm Morgner. Nur zwei Jahre nach der Ent- gen Ausstellungen zeigen. Von 1911 an, mit 20 Jahren, beteiligt sich stehung von „Blauer Junge mit Sense“, im Jahr 1913, muss Morgner der junge Künstler an Ausstellungen der Neuen Sezession in Berlin, eine deutliche Einschränkung seiner künstlerischen Arbeit hinneh- des Blauen Reiters in München oder des Sonderbunds in Köln. men – er wird zum Militärdienst einberufen und kann keine aufwen- In dieser Zeit entsteht das Gemälde „Blauer Junge mit Sense“. digen Ölbilder mehr erstellen. Als Morgner mit nur 26 Jahren am 6. Im Zentrum des Bildes sitzt ein Bauernjunge in blauer Arbeitsklei- August 1917 in der Schlacht bei Langemark in Westflandern fällt, Vergleichsabb.: Wilhelm Morgner, Der Holzarbeiter, 1911 dung, mit braunem Hut und Holzpantinen, der konzentriert mit bleiben viele seiner Bilder unsigniert. Morgners typische an einen beiden Daumen die Schärfe seiner Sense prüft. Hinter ihm scheint Schmetterling erinnernde Monogrammligatur wird von seiner Mut- die Sonne auf- oder unterzugehen. Der Bildraum um die Figur ter, seiner Schwester Mari und auch von Georg Tappert angebracht. wird durch Linien, Wellen, Kreise und kurze Pinselstriche in Das vorliegende Gemälde aber gehört zu den wenigen Werken, leuchtenden Farben abstrahiert und rhythmisiert. Die Farben und die ein Monogramm von der Hand des Künstlers tragen, noch in Formen haben sich vom Naturvorbild gelöst und bilden einen or- der frischen Farbe der Malerei aufgetragen. namentalen Rahmen um die Figur in der Mitte des Bildes. Das Heute gilt Wilhelm Morgner trotz seiner kurzen Wirkungszeit Gemälde gehört zu einer Gruppe wichtiger Arbeiten des Jahres als einer der bedeutendsten Künstler des Westfälischen Expres- 1911, in denen Morgner mit Vorliebe bäuerliche Gestalten oder sionismus und als Wegbereiter der Moderne; die 235 Gemälde Handwerker in noch gegenständlicher Auffassung malt, sie je- und nahezu 2000 Zeichnungen aus seinem Nachlass befinden doch schon großformatig in einer ihm ganz eigenen Art in ein far- sich zum Teil in Sammlungen namhafter Museen in Deutschland, benprächtiges abstraktes Umfeld setzt. Österreich, England, der Schweiz und den USA.

38 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 39 David Davidovich Burliuk 1882 Semirotovscina – Long Island/N.Y. 1967

508 | Hafen Öl auf Holz. 1906. Ca. 20 × 32 cm. Kyrillisch signiert und datiert unten links.

Ausstellung: Der Blaue Reiter und das neue Bild, Städtische Galerie Lenbach- haus, München 1999, Kat.-Nr. 213, mit farb. Abb. Tafel 139.

Provenienz: Privatbesitz, Schweiz, seit den 1970er Jahren; Koller, Zürich 24.6.2010, Los 3215; Privatsammlung, Europa. € 40.000/60.000

David Burliuk ist als Künstler und Schriftsteller einer der wichtigs- ten Vertreter der russischen Avantgarde und des russischen Futurismus. Er studiert ab 1899 an den Kunstfachschulen in Odessa und Kasan sowie an der Kunstakademie in München und 1904/05 im Atelier Fernand Cormon in Paris. Er ist Mitglied meh- rerer avantgardistischer Bewegungen in St. Petersburg und Moskau. 1910 lernt er Kandinsky in Moskau kennen. Durch diesen Kontakt ist er an der 2. Ausstellung der Neuen Künstlervereini- gung München sowie dem Almanach „Der Blaue Reiter“ und der gleichnamigen Ausstellung beteiligt. Burliuk nimmt Einfluss auf Kandinskys Auswahl russischer Künstler für die Zusammenstel- lung der Texte des Almanachs und für die Ausstellung. 1913 betei- ligt sich Burliuk am Ersten Deutschen Herbstsalon in der Galerie „Der Sturm“, 1914 führt ihn eine futuristische Tournee gemeinsam mit Majakowski und Kaminskij durch siebzehn russische Städte. 1918 übersiedelt er aufgrund der Russischen Revolution nach Auf- enthalten in China und Japan in die USA. 1920 präsentiert eine umfangreiche Schau in Tokio seine Werke, obwohl er bei seiner Emigration etwa 700 Arbeiten und damit einen Großteil seines Œuvres in Moskau zurücklassen musste. 1967 stirbt Burliuk auf Long Island bei New York. Der kleine „Hafen“ von David Burliuk ist eines der wenigen er- haltenen Werke des Künstlers aus seiner frühen Zeit, die direkt nach seinem Studienaufenthalt in Paris entstehen. Hier tauchte er ein in eine Kunstszene, in der sich der Impressionismus bereits eta- bliert hatte, die Weiterentwicklung zum Pointillismus in vollem Gange war und die Fauves um Henri Matisse die reinen Primär- und Komplementärfarben als Grundlage für ihre von symboli- schen oder sozialen Bildinhalten befreite Kompositionen wählten. Burliuk setzt die Farbe entsprechend mit breiten Pinselstrichen nebeneinander, das Braun der ungrundierten Holzplatte wird dabei Teil der Komposition und unterstreicht die unmittelbare Empfin- dung des Motivs und die Abkehr von der akademischen Malerei.

40 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 41 Auguste Herbin 1882 Quiévy – Paris 1960

509R | Composition cubiste Gouache auf Papier. 1913. Ca. 34,5 × 25 cm. Signiert und datiert unten rechts.

Literatur: The George Economou Collection, Municipal Gallery of Athens, Athen 2010, mit farb. Abb. S. 213.

Provenienz: Cornette de Saint Cyr, Paris 15.12.1991, Los 668; Christie’s, Paris 12.12.2005, Los 72; Privatsammlung, Europa. € 30.000/40.000

„Der französische Maler Auguste Herbin steht in der großen Reihe jener Künstler, die von der Gegenstandsmitteilung zur Abstraktion gelangt sind. Insofern ist er ein typischer Vertreter der Progressi- ven in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts. Aber er zählt zu- gleich zur ziemlich kleinen Schar jener, die sich vom gewaltigen Strom der allgemeinen Entwicklung nicht einfach haben mitreißen lassen. Herbins Leidenschaft war es, erreichte Positionen kritisch zu überprüfen, gewonnenes Terrain in Frage zu stellen und mit den Antworten darauf individuelle Probleme zu lösen. Herbin gilt als Geometriker. Mit Recht, denn im rein malerischen Bereich des Kon- struktivismus hat er seine entscheidenden Leistungen vollbracht. Der Umgang mit Kreisen und Rechtecken, mit Dreiecken und geo- metrischen Segmenten hat ihn jedoch weder in die Richtung der Russen mit ihren unterkühlten, wenngleich visionären mathema- tisch-technologischen Konzepten gelangen lassen noch zum pu- ristischen Harmonieprinzip des holländischen Stils. Herbin begriff die abstrakte Malerei mithin nicht als eine ,Umsteigestation zur Architektur‘ (wie Lissitzky), und er wollte sein koloristisches Pro- gramm auch keineswegs auf die Verwendung der drei Grundfar- ben reduziert wissen (wie Mondrian). (...) Zunächst mit der Verar- beitung der Erfahrungen van Goghs, Gauguins und Seurats befasst, erfuhr Herbin in der berühmt gewordenen Pariser Cézanne-Aus- stellung von 1907 eine für ihn entscheidende Neuorientierung. Er entdeckte die Bildgesetze, die kurz darauf auch Grundlage des Kubismus wurden. Herbin hat sich den Kubisten allerdings nur pe- ripher angeschlossen, obwohl er mit ihren Protagonisten gut be- kannt war, ja sogar Freundschaften hielt. Schließlich hatten Picas- so, Braque und Gris ihre Ateliers ebenfalls im Bateau Lavoir. Von ihren künstlerischen Absichten indes übernahm er kaum mehr als das Streben nach Verflächigung des Räumlichen. Das Eliminie- ren der Farbe blieb ihm fremd.“ (Dr. Horst Richter, in: Ausst.-Kat. Galerie Bargera, Köln 1974, o. S.).

42 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 43 Vergleichsabb.: , Zwei Mädchen auf einem Divan, 1909, Städel Museum, Frankfurt/Main

Ernst Ludwig Kirchner 1880 Aschaffenburg – Frauenkirch/Davos 1938

510 | Zwei liegende Akte Farbige Kreide auf bräunlichem Zeichenpapier. (Um 1908). Ca. 34,5 × 44 cm. Die vorliegende Arbeit ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.

Provenienz: Nachlass des Künstlers, verso mit dem Basler Nachlassstempel (Lugt 1570b), der handschriftlichen Registriernummer „Fs Dre/Bg 64“; Galerie Kornfeld, Bern; Ernst und Gustel Pfänder, Nürtingen, seit den 1960er Jahren bei Vorgenannter erworben; Christie’s, London 5.2.2014, Los 215; Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen. € 120.000/150.000

Die vorliegende Arbeit reiht sich in eine Folge von Farbzeichnun- gen mit einem ähnlichen Sujet ein, die als eigenständige kompo- sitorische Studien gedacht sind. Kirchner stellte dabei die kör- perliche Interaktion zwischen zwei weiblichen Figuren vor einem Interieur in den Fokus seiner Arbeit. Der Künstler fertigte die Zeichnung im Jahr 1908 in seinem Atelier in Dresden an, das für diesen Zweck „phantastisch (...) mit farbigen Textilien (dekoriert war), die er in der Batiktechnik herge- stellt hatte“ (Gustav Schliefer). Dieser Atelier-Hintergrund findet sich in der dargestellten Arbeit wieder. Im Vordergrund liegen die beiden Frauen auf dem Sofa, wobei die eine nackt und die andere bekleidet ist. Dem Künstler ging es bei diesen Arbeiten nicht dar- um, den Moment festzuhalten. Er wollte vielmehr die emotionale Wirkung und das Gefühl ausdrücken, das sich von den interagie- renden Frauen auf ihn übertrug. Eine ähnliche Arbeit aus dieser Periode, „Zwei Mädchen auf einem Diwan“, befindet sich heute im Städel Museum in Frankfurt/Main.

44 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 45 Ernst Ludwig Kirchner

511N | Spielende Menschen im Bergbach Farbige Kreide auf satiniertem, chamoisfarbenem Velin. (1925). Ca. 41 × 51 cm. Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.

Ausstellung: Menschheitsdämmerung. Die Künstler der „Brücke“ und die Lebensreform, Galerie Henze & Ketterer, Wichtrach/Bern 2014, Kat.-Nr. 23, Farbtafel S. 45.

Provenienz: Nachlass des Künstlers, verso mit dem Basler Nachlassstempel (Lugt 1570b), der handschriftlichen Registriernummer „FS Da/Bf 43“ sowie den Nummern „K 5977“ und „C 3064“; Privatbesitz, Schweiz. € 20.000/25.000

Während der gemeinsamen Jahre mit der Künstlergruppe „Die Brücke“ macht sich Ernst Ludwig Kirchner – wie die Gruppe – die sogenannten „Viertelstundenakte“ zu eigen. Dabei durften die Modelle nicht länger als 15 Minuten in einer bestimmten Pose ver- harren und das Motiv wurde in eben dieser Zeit vom Künstler auf Papier festgehalten. So entstehen stark auf das Wesentliche redu- zierte Zeichnungen, die flüchtige Momente und die damit verbun- denen Empfindungen festhalten. Auch Jahre später, so 1925 in der vorliegenden Zeichnung spielender nackter Menschen im Schweizer Bergbach, arbeitet Kirchner weiter in diesem dynami- schen Gestus. In ockergelber und blauer Kreide und mit auf die Konturen reduzierter Linienführung fängt er den Kern eines un- beschwerten sommerlichen Augenblicks voller Bewegung und Lebendigkeit ein.

46 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 47 Ernst Ludwig Kirchner

512R | Fränzi vor geschnitzter Figur Kreide auf festem faserigen Papier. (Um 1910). Ca. 59 × 47,5 cm.

Literatur: Henze, Wolfgang, Die Plastik Ernst Ludwig Kirchners. Monogra- phie und Werkverzeichnis, Wichtrach 2002, S. 310. Vergleichsabb.: Ernst Ludwig Kirchner, Fränzi vor geschnitztem Stuhl, 1910, Provenienz: Sammlung Thyssen-Bornemisza, Madrid Nachlass des Künstlers, verso mit dem Basler Nachlassstempel (Lugt 1570b), der handschriftlichen Registriernummer „K Dre/Ba 18“ und der Nummer „K 8730“; Galerie Utermann, Dortmund. € 35.000/45.000

Wie in dem Gemälde „Fränzi vor geschnitztem Stuhl“ aus der Sammlung Thyssen-Bornemisza (Öl auf Leinwand, ca. 70,5 × 50 cm, 1910) sitzt auch hier Fränzi vor einer hinter ihr skizzierten klei- nen Figur, wohl nach afrikanischem Vorbild. Im Gemälde ist der von Kirchner selbst geschnitzte Stuhl noch detaillierter ausge- führt. In unserer Zeichnung ist Fränzi noch in leicht gedrehter Sitzposition wiedergegeben. Ihr langes Haar hat sie etwas nach oben gebunden und rechts und links fallen noch einzelne Haar- strähnen über ihre Schultern. Die im Gemälde fein ausgeführte Kleidung des Mädchens deutet Kirchner hier nur an. In schnellen kräftigen Pinselstrichen fängt er das Mädchen ein. Auch der Kör- per der Dargestellten ist nur mit einzelnen Umrisslinien gezeich- net. Möglicherweise diente das vorliegende großformatige Blatt als Vorzeichnung für das im selben Jahr entstandene Gemälde der Dresdner Jahre. Fränzi und ihre Schwester Marcella, zwei Artistenkinder im Alter von etwa 14 und 12 Jahren, werden in der Dresdner Zeit zu den bevorzugten Modellen der Brücke-Künstler und so entstehen bedeutende Werke dieser Schaffensphase.

48 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 49 Hermann 1881 Zwickau – Berlin 1955

513 | „Mann und Weib“ Farblithographie, teils monotypieartig gedruckt, auf bräunlichem, leicht faserigem Papier. (19)09. Ca. 51 × 41,5 cm (Blattgröße ca. 59 × 44 cm). Wohl einer von bisher drei bekannten farbigen Abzügen, mit kleinen Farbunterschieden. Signiert, datiert, betitelt und bezeichnet „4.“ und mit der Adressangabe des Künstlers unten rechts bzw. unten links. Krüger L 80.

Provenienz: Kornfeld, Bern 15.6.2012, Los 118; Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen. € 20.000/30.000

Unikatcharakter. Bei den Dargestellten handelt es sich um Lotte, die Frau des Künst- lers, mit einem Inder. Beide stellt Pechstein auch zusammen auf dem Gemälde „Weib mit Inder auf Teppich“ (Recto) von 1910 dar.

50 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 51 Vergleichsabb.: Ernst Ludwig Kirchner, Kokotte auf der Straße – Berliner Straßenszene, 1915, Privatbesitz Berlin

Ernst Ludwig Kirchner 1880 Aschaffenburg – Frauenkirch/Davos 1938

514 | Recto: Kokotte auf der Straße – Verso: Artillerist Aquarell und Gouache über Holzschnitt. (1915). Ca. 34,5 × 25 cm (Blattgröße ca. 42,5 × 31 cm). Eines von nur 6 Exemplaren. Signiert unten rechts. Dube H 257 (in dieser Form nicht aufgeführt); Gercken 771 III (von III).

Provenienz: Nachlass des Künstlers, verso mit der Bezeichnung „KFH 28“ (Kirchner farbiger Holzschnitt); Kunstgalerie Dr. Hans Helmut Klihm, München; Sammlung Dr. Helmut Beck, Stuttgart; Sotheby’s, London 9.10.2002, Los 123; Sammlung Catherine Woodward und Nelson Blitz Jr., New York; Galerie Kornfeld, Bern 12.6.2009, Los 74; Privatsammlung, Schweiz; Galerie Kornfeld, Bern 14.6.2013, Los 58; Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen. € 100.000/120.000

Verso mit diversen Bezeichnungen und einem Zollstempel.

52 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 53 Vergleichsabb.: Ernst Ludwig Kirchner, Die Straße, 1913, MoMA, New York Verso

Der Holzschnitt kommt bei der vorliegenden Arbeit nur leicht zur Die Provenienz der vorliegenden Arbeit beginnt mit der Sammlung Geltung. Die Arbeit weist mehrheitlich die feinen Züge eines Aqua- Dr. Gervais aus Zürich, die in der Fachwelt seit geraumer Zeit kon- rells auf. Kirchner hat abweichend zu den anderen Zuständen der trovers diskutiert wird. Die Staatsgalerie in Stuttgart hat sich dieser Kokotte bei dieser Arbeit mit Aquarell und Gouache gearbeitet und Thematik mit Unterstützung des Deutschen Zentrum Kulturgutver- die Komposition des Holzstocks komplett verändert. So sind die luste 2015/2016 gewidmet. Die fragliche Sammlung wird heute auf Züge der dargestellten Personen weicher, was durch die verwende- ca. 900 Arbeiten geschätzt, allerdings lässt sich die Existenz von Dr. ten Farben Grün, Rot und Blau unterstrichen wird. Die Figuren im Gervais weder in der Schweiz noch in Frankreich nachweisen. Somit Hintergrund gleichen sich denen von Kirchners bekannten „Berliner geht man heute davon aus, dass das Ehepaar Gervais eine Erfin- Straßenszenen“ an und werden nur noch schemenhaft gezeigt. Ur- dung der Verkäufer war, um Werke von Ernst Ludwig Kirchner trotz sprünglich waren die beiden Figuren deutlich herausgearbeitet und der Vermögenssperre 1945 nach Deutschland verkaufen zu können. die Berliner Gedächtniskirche im Hintergrund klarer strukturiert. Insofern kamen die Provenienzforscher zu dem Ergebnis, dass die Ebenso war die Gesichtspartie der Kokotte durch die grüne Run- Sammlung Dr. Gervais eigentlich die Sammlung von Ernst Lud- dung markanter. wig Kirchner, respektive seiner Gattin Erna ist.

54 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 55 Karl Hofer 1878 Karlsruhe – Berlin 1955

515 | Drei Tänzerinnen Öl auf Leinwand. (19)16. Ca. 68,5 × 46 cm. Monogrammiert (ligiert) und datiert unten links. Verso auf dem Keilrahmen auf einem Etikett bezeichnet „No. 16 Tänzerinnen“. Wohlert 296.

Ausstellung: Mai-Ausstellung, Kunsthalle, Basel 1916, Kat.-Nr. 121, mit Abb. S. 10; Carl Hofer, Erna Pinner (u.a.), Kunstsalon Ludwig Schames, Vergleichsabb.: El Greco, Die Vision des Hl. Johannes, ca. 1608–14, Frankfurt/Main 1917, Kat-Nr. 4. The Metropolitan Museum of Art, New York

Provenienz: Privatbesitz, Dresden; Privatbesitz, Kreßbronn; Privatbesitz, Lugano; Stuttgarter Kunstkabinett R.N. Ketterer, Stuttgart 1956/1961, Los 365/155, Tafel 26/159; Karl & Faber, 15.5.1962, Los 1185, mit s/w Abb. S. 211; Hauswedell & Nolte, Hamburg 1974, Los 627; Privatsammlung, Norddeutschland; Grisebach, Berlin 27.5.1994, Los 30; Grisebach, Berlin 26.5.2000, Los 17; Privatsammlung, Süddeutschland. € 70.000/80.000

Das vorliegende Gemälde ist 1916 entstanden, als sich Karl Hofer in Kriegsgefangenschaft befand. Die schlanken Körper der Frauen sind mit auffallend bunten Stoffen bedeckt, wohl ein Anklang an die vergangenen Indienreisen des Künstlers in den Jahren 1910 und 1911. Die mehrfigurige Komposition gehört zu Hofers be- kanntesten Sujets. Das Gemälde ist von einer gewissen Melan- cholie und Beziehungslosigkeit der dargestellten Tänzerinnen gekennzeichnet, die sich durch das gesamte Œuvre von Karl Hofer zieht. Eine Ähnlichkeit weist die Arbeit zu El Grecos „Die Vision des Hl. Johannes“ vom beginnenden 17. Jahrhundert auf. Karl Ho- fer zitiert in der vorliegenden Arbeit den Manierismus von El Gre- co auf meisterliche Art und Weise. Ebenso wie in der Arbeit des griechischen Meisters löst Hofer gleichsam die Figuren auf und verzerrt die Formen, indem er die Gliedmaßen überproportional lang darstellt. Damit schafft er eine direkte Verbindung zu El Greco und knüpft nahezu nahtlos an dessen Werk an.

56 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 57 Erleben Sie den Film zum Werk

Pierre-Auguste Renoir 1841 Limoges – Cagnes-sur-Mer 1919

516N | Jeunes femmes dans un jardin Öl auf Leinwand, doubliert. (Um 1895). Ca. 46 × 55 cm. Vollard I, 655; Dauberville III, 2028. Mit einer Fotoexpertise von François Daulte, Lausanne, vom 20.7.1989 sowie einer Expertise von Guy Wildenstein, Wildenstein Institute, Paris, vom 24.4.2015. Das Werk wird vom Wildenstein Plattner Institut, Paris, in das in Vorbereitung befindliche digitale Werkverzeichnis der Werke von Pierre-Auguste Renoir aufgenommen.

Ausstellung: Collection David et Ezra Nahmad: Impressionisme et Audaces du XIXème Siècle, Musée Paul Valéry, Paris 2013, Kat.-Nr. 28, Abb. S. 112.

Provenienz: Galerie Bernheim-Jeune, Paris, verso auf dem Keilrahmen mit „PH“ bezeichnet; (Wohl) Davidson, Coe Kerr, New York; Lawrence O’Hana Gallery, London, bei Vorgenannter ca. 1952 erworben; Privatsammlung, bei Vorgenannter ca. 1957 erworben; Christie’s, London 3.4.1989, Los 14; Privatsammlung, Europa; Privatsammlung, Schweiz. € 300.000/400.000

58 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 59 ©MUSEO NACIONAL THYSSEN-BORNEMISZA, MADRID ©MUSEO NACIONAL THYSSEN-BORNEMISZA,

Vergleichsabb.: Antoine Watteau, Das Liebesfest, 1718/19, Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden

Vergleichsabb.: Vincent van Gogh, Scène de rue à Montmartre (Impasse des Deux Frères et le Moulin à Poivre), 1887. Sotheby’s, Paris 25.3.2021, Ergebnis: € 13.091.250

Vergleichsabb.: Jean-Honoré Fragonard, Die Schaukel, ca. 1750–1752

Zwischen 1890 und 1897 residiert Auguste Renoir gegenüber von Zeit stellt er eine Gruppe von Damen und Kindern dar, die eine Château de Brouillards in Montmartre in Paris, in dessen Garten kleine Rast beim nachmittäglichen Spaziergang durch den Park wohl das vorliegende Gemälde entstanden ist. Diese Zeit ist für machen. Von seinen Vorbildern ausgehend, spannt er einen gro- Renoir prägend, da 1894 sein Sohn Jean gegenüber der Parkanla- ßen Bogen in die Zeit des Impressionismus und setzt die Gruppe ge geboren wurde. Renoir malt in dieser Periode zahlreiche Gemäl- in eine von der Freilichtmalerei geprägte Landschaft. Die Schön- de, die das Leben und die Freizeitbeschäftigungen eines Teils heit der Umgebung fängt er mit einer weichen Farbpalette und der Gesellschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert widerspiegeln: federleichten Farbakzenten ein und erzeugt damit eine harmoni- Das Haus, den Park und den Garten. Einen Eindruck von Montmar- sche, friedliche Stimmung. tre zur Zeit Renoirs gibt das Bild „Scène de rue à Montmartre“ von Renoir hat sich in seinem künstlerischen Schaffen beinahe al- van Gogh, in dem dieser die Mühle von Montmartre und die Umge- len Bildthemen zugewandt, den Landschaften, Stillleben, Akten bung zur Zeit von 1887 festhält. und Porträts. Als Porzellanmaler begonnen, avanciert er im Herbst Renoir bringt in dem vorliegenden Gemälde seine Faszination seines Lebens zum Bildhauer. Mit großer Vorliebe widmet er und gleichzeitige Bewunderung für die Künstler des 18. Jahrhun- sich immer wieder einem Sujet: der Frau. Auch in dieser Arbeit derts wie Antoine Watteau und Jean-Honoré Fragonard zum rückt er sie wieder in das Zentrum – diesmal nicht als Geliebte,

Ausdruck, wie die beiden Arbeiten „Das Liebesfest“ (Watteau) und Verwandte, Mädchen von der Straße, Hausmädchen oder Schau- Vergleichsabb.: Pierre-Auguste Renoir, Deux fillettes dans le jardin de Montmartre, 1895, „Die Schaukel“ (Fragonard) zeigen. Anknüpfend an die damalige spielerin – sondern als elegante Dame im Park. Christie’s, London 4.2.2002, Ergebnis: € 793.012

60 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 61 Vergleichsabb.: Pieter Bruegel d.Ä., Landschaft mit dem Sturz des Ikarus, Königliche Museen der Schönen Künste, Brüssel

Erich Heckel ben Heckel gehören unter anderen auch und Hein- 1883 Döbeln/Sachsen – Radolfzell 1970 rich Nauen dazu. Die Diensteinteilung erlaubt es den Künstlern, weiterhin malerisch und zeichnerisch tätig zu sein und der Aufent- 517 | „Gelbes Stilleben“ halt in Flandern schlägt sich wiederholt in ihren Motiven nieder. Tempera auf Leinwand. 1918. Ca. 71 × 51 cm. Zu jener Zeit, 1914, wechselt bei seinen Gemälden Monogrammiert und datiert unten rechts. Verso auf der von Ölfarbe zu selbst zubereiteten Temperafarben, der soge- Leinwand signiert und datiert sowie auf dem Keilrahmen betitelt. nannten „Ersten-Weltkriegs-Tempera“ aus Kasein, und experimen- Nicht bei Vogt; Hüneke 1918–15. tiert auch mit Leimfarben und Eitempera. Bis etwa 1919/1920 be- hält er diese Technik bei. Von ihm selbst gibt es keine Äußerungen Ausstellung: dazu, was ihn zu dieser Änderung veranlasst hat. Anzunehmen ist, Sonderausstellung Erich Heckel. Gemälde. Grafik, Kestner-Ge- dass während der Kriegszeit die Beschaffung von handelsüblichen sellschaft, Hannover 1919, Kat.-Nr. 57; Malmaterialien und insbesondere von Ölfarben erschwert war. Erste Ausstellung zeitgenössischer deutscher Kunst, Krefelder Doch vermutlich ist der eigentliche Auslöser für die Hinwendung Kunstverein im Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld 1920, Kat.-Nr. 10. zur Temperamalerei ein gänzlich anderer: Heckel besucht während seiner Zeit in Flandern das Museum in Brüssel, wo ihn vor allem das Provenienz: Gemälde „Landschaft mit dem Sturz des Ikarus“ (auch „Der Klaus Gebhard, Elberfeld (1919); Ackersmann“) von Pieter Bruegel dem Älteren tief beeindruckt. Erich Heckel, Hemmenhofen/Berlin (Tausch, um 1931); Der Künstler Max Kaus, gemeinsam mit Heckel Sanitätssoldat un- Galerie Alex Vömel, Düsseldorf (1948); ter Kaesbach, berichtet später dazu: „Die Tafel ist in Tempera ge- Karl Reuss, Moers (1948); malt, hell und ungefirnißt präsentiert sie sich so, als wäre sie eben Lempertz, Köln 28.5.2009, Los 76; gemalt (…). Heckel liebte dieses Bild sehr. (…) Ich bin überzeugt Hampel, München 4.12.2009, Los 769; davon, daß der Anblick viel dazu beigetragen hat, daß sich Heckel Privatbesitz, München; immer mehr in Temperamalerei ausdrückte, in Eitempera sowohl Karl & Faber, 5.6.2014, Los 544; wie in Kaseintempera.“ (Max Kaus, Mit Erich Heckel im Ersten Welt- Privatbesitz, Süddeutschland. krieg, in: Brücke-Archiv, H. 4 (1970), S. 514). € 40.000/50.000 Heckel malt in diesen Kriegsjahren neben zahlreichen Land- schaften auch regelmäßig Blumenstillleben wie das vorliegende. Verso auf dem Keilrahmen handschriftlich bezeichnet „Reuss“ so- Hier gestaltet er die Blumen mit transparent lasierenden Tempe- wie mit der Nummer „C 6902“ und einem typographischen Etikett rafarben besonders zart und klein, sodass sie fast schon altmeis- mit der Nummer „126“. terlich wie bei Bruegel erscheinen. Das gesamte Arrangement mit den transparenten Glasvasen, die sich in der glatten Tischplatte Erich Heckel lässt sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs zum Sani- spiegeln, und dem feinen, gelbgrünlichen Vorhangstoff, der wiede- täter ausbilden und wird glücklicherweise in einen Sanitätstrupp rum die Farben der Blumen aufnimmt, vermittelt dem Betrachter der Krankensammelstelle Ostende eingeteilt, den der Berliner ein wohliges Gefühl des Ephemeren. Heckel kehrt somit sichtbar Kunsthistoriker Walter Kaesbach leitet. Kaesbach gelingt es tat- zurück zum Urthema des Blumenstilllebens als Symbol der Ver- sächlich, zahlreiche befreundete Künstler durch die Aufnahme in gänglichkeit und Verletzlichkeit des Lebens, das er während der den Sanitätsdienst vor dem direkten Fronteinsatz zu bewahren. Ne- Kriegszeit sicherlich intensiver denn je erlebte.

62 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 63 Josef Eberz 1880 Limburg/Lahn – München 1942

518 | Bildnis einer Frau mit Schleier Öl auf Leinwand. (19)23. Ca. 94,5 × 78 cm. Signiert und datiert unten links. Verso nochmals signiert und betitelt mit „Bildnis Frau Professor Kehrer“ (eigenhändig?).

Provenienz: Prof. Dr. Hugo Kehrer, München; Hauswedell & Nolte, Hamburg 9.6.2000, Los 1372; Van Ham, Köln 4.6.2010, Los 35; Privatsammlung, Europa. € 25.000/30.000

In der heutigen Zeit würde man Josef Eberz als „Multitalent“ be- schreiben. Er war Maler, Graphiker, Illustrator, Entwerfer von Mosa- iken und Glasfenstern. In München studiert er bei Franz von Stuck und Peter Halm, bevor er über Düsseldorf und Karlsruhe nach Stuttgart kommt, wo er Meisterschüler von Adolf Hölzel wird. Da- durch nimmt Eberz 1912 an der Sonderbund-Ausstellung in Köln teil, die bis dato größte Ausstellung für Kunst der Moderne. Seine Arbeiten werden neben Werken von van Gogh, Munch und Picasso ausgestellt. In der Folgezeit wendet sich Eberz vermehrt der sak- ralen Kunst zu, malt Kirchen aus und entwirft Kirchenfenster. Ein vorläufiger Höhepunkt seiner Karriere ist ein Stipendium an der Villa Massimo im Rom 1929. Während des Dritten Reichs gilt die Kunst von Eberz als „entartet“ und die Münchner Sezession, der er angehörte, wird aufgelöst. Bei der Dargestellten handelt es sich wohl um die Ehefrau des Kunsthistorikers Prof. Dr. Hugo Kehrer, einem Experten für spa- nische Kunst. Ganz im Stil der Neuen Sachlichkeit fertigt Josef Eberz ein Porträt an, das die Distanziertheit und Melancholie auf hervorragende Art und Weise vereinigt. Das melancholische Ele- ment wird durch den leichten schwarzen Schleier unterstrichen, der den Blick noch mehr vom Diesseits weglenkt. Einzig die Blume und der Ehering hellen die Szenerie leicht auf.

64 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 65 1891 Untermhaus bei Gera – Singen 1969

519N | Erinnerung an die Spiegelsäle von Brüssel Radierung mit Kaltnadel auf chamoisfarbenem Kupferdruckpapier. (19)20. Ca. 28 × 18,5 cm (Blattgröße ca. 52,5 × 34 cm). Wohl Probe- druck außerhalb der Auflage von 10 bzw. 20 Exemplaren. Signiert und datiert unten rechts, betitelt „Spiegelsäle“ unten mittig. Karsch 10 II (von II).

Provenienz: Galerie Nierendorf, Berlin; Privatsammlung, Schweiz, in den 1960er Jahren bei Vorgenann- ter erworben; Privatsammlung, Europa, durch Erbfolge an den heutigen Besitzer. € 25.000/30.000

Die Auflage erschien in der insgesamt 6 Bll. umfassenden Mappe „Radierwerk I“, herausgegeben von Heinar Schilling im Dresdner Verlag als 1. Mappe der „Graphischen Reihe“. Nach den Jahren des Ersten Weltkriegs entwickeln sich die da- rauffolgenden 1920er Jahre, trotz tiefer greifender wirtschaftlicher und politischer Krisen, zu einem ganz besonderen Jahrzehnt. Mit der ausschweifenden und zügellosen Kultur der Nachtklubs und verruchter Etablissements versuchten die Menschen die Schre- cken der vorangegangenen Kriegsjahre sowie Hunger und Entbeh- rungen zu verdrängen. Insbesondere Berlin wird daher bald zum Ziel für alle, die vergessen oder sich im Exzess verlieren wollen. Otto Dix war nicht nur ein Beobachter dieser Kultur, sondern ein vollwertiger Teilnehmer. Er fasst diese Themen mit all ihrer morali- schen und ethischen Fragwürdigkeit in einem umfangreichen zeichnerischen und druckgraphischen Werk in größter Direktheit und mit einer einzigartigen Intensität auf und wird so zu einem der größten Dokumentaristen des Nachtlebens Berlins – oder in die- sem Fall des Spiegelsaals in Brüssel.

66 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 67 Rudolf Belling 1886 Berlin – Krailing 1972

520 | Organische Formen (Schreitender) 1937 emigriert er in die Türkei, nachdem er durch Vermittlung des Bronze, versilbert. (19)21. Höhe ca. 54 cm. Eines von 12 geplanten Architekten Hans Poelzig Ende 1936 zum Professor und Leiter Exemplaren, von denen wohl nicht alle ausgeführt wurden. der Bildhauerabteilung der Kunstakademie in Istanbul berufen Mit dem eingeritzten Namenszug des Künstlers und der wurde. In Deutschland wird er in den folgenden Jahren als „entar- Datierung unten seitlich am Sockel sowie mit dem Gießerstempel teter Künstler“ diffamiert, seine Werke aus dem öffentlichen Raum „H. NOACK BERLIN“. und aus staatlichen Sammlungen entfernt und vernichtet, einige Nerdinger 38 (Exemplar dort nicht aufgeführt). Hauptwerke auf der NS-Ausstellung ‚Entartete Kunst‘ verunglimpft. Erst in den 1950er Jahren ist Belling wieder zu regelmäßigen Besu- Ausstellung: chen in Deutschland, 1955 verleiht ihm Bundespräsident Theodor Große Berliner Kunstausstellung, Berlin 1922, Kat.-Nr. 1195 Heuss das Bundesverdienstkreuz. Die ersten Einzelausstellungen (Gipsmodell). nach dem Krieg in Hagen (1956), Berlin und Düsseldorf (beide 1962) würdigen seine künstlerische Arbeit. 1966 kehrt Belling end- Vergleichsabb.: Umberto Boccioni, Besondere Formen Provenienz: gültig zurück und lebt fortan in Krailling bei München. der Kontinuität im Weltraum, 1913, gegossen 1949, Privatsammlung, Bayern, wohl in den 1970er Jahren erworben. „In Boccionis ‚Manifesto tecnico della scultura futurista‘ von The Metropolitan Museum of Art, New York € 25.000/35.000 1912 und seinen anderen Schriften aus dieser Zeit ist eine der Raumplastik Bellings ähnliche Auffassung bereits zum Programm Belling präsentierte das Gipsmodell dieser Figur 1922 auf der Gro- erhoben: ‚Reißen wir die Figur auf und schließen wir die Umwelt in ßen Berliner Kunstausstellung (Kat.-Nr. 1195). Lediglich 2 Bronze- sie hinein‘. Die ‚Umwelt-Plastik‘ Boccionis ist Gestaltung des futu- Exemplare wurden bereits in den 1920er Jahren gegossen, die wei- ristischen Grundbegriffs ‚Simultaneïtät‘, d.h. der Durchdringung teren Güsse stammen aus den 1950/60er Jahren. von Innen- und Außenraum und der Gleichzeitigkeit von ‚absoluter Rudolf Belling absolviert eine Lehre als Schlosser und arbeitet und relativer Bewegung‘. Das von Belling so häufig verwendete Spi- zunächst als Former und Modelleur in einem Unternehmen für de- ralmotiv war für die Futuristen Zeichen des ‚Dynamismus, der alles korative Metallarbeiten wie Kleinplastiken und Rahmen in der Art durchpulst‘, Ausdruck des ‚Wirbels des Lebens, der die Materie spi- des Jugendstils. Somit ist er von Grund auf vertraut mit allen ralförmig aufsteigen läßt‘. (…) Techniken der Metallverarbeitung, wie Gießen, Ätzen, Gravieren, Bellings ‚Organische Formen‘ (…) sind Gestaltung allein der Feinpolieren und der Montage. 1908 macht sich Belling mit seinem ‚absoluten Bewegung‘ im Raum, der inneren antreibenden Kraft, Arbeitskollegen Emil Kaselow selbstständig und gründet ein Ateli- des mechanischen Herzschlags. Sie sind Simultaneïtät von er für Kleinplastik, Dekoration und Kunstgewerbe. Es folgt eine Mensch und Maschine, von technischer Kraft und organischer enge Zusammenarbeit mit der Theaterbühne Max Reinhardts, für Form. Die dynamische Grundform eines schreitenden, fast gepan- die Belling zahlreiche großformatige plastische Bühnengestaltun- zerten erscheinenden Mannes mit kugelförmigem Kopf erinnert gen entwirft und ausführt. 1911 wird Professor Peter Breuer auf Bel- an Boccionis ‚Forme uniche‘, Belling verwendete jedoch keine ling aufmerksam und nimmt ihn als Meisterschüler an der Kunstaka- Kraftlinien, sondern entwickelte seine eigene Formensprache (…) demie Berlin-Charlottenburg auf, wo er ein eigenes Schüleratelier weiter. Er streifte das Zuckende, Expressive ab, verfestigte die erhält, das er bis 1922 nutzen darf. In den folgenden Jahren setzt sich Einzelteile auf geometrische Grundformen und modellierte die Belling intensiv mit Traditionen und Theorien der Bildhauerei ausei- ganze Figur in einer großen spiraligen Drehbewegung: Aus einem nander, reist nach Belgien, Holland, England und Frankreich und ist halbkugelförmigen Sockel, in dem der linke Fuß ganz verschwin- an ersten Ausstellungen beteiligt. Im Ersten Weltkrieg kann er als det, läuft die Bewegung über das geknickte rechte Bein zur Hüfte Soldat der Fliegertruppe in Berlin-Adlershof weiterhin in seinem Aka- und steigt von dort in einer Drehung des ganzen Oberkörpers hi- demie-Atelier künstlerisch tätig sein. Während dieser Zeit entstehen naus zur rechten Schulter und dann in den Kugelkopf. Die Dyna- die ersten expressiv-kubistischen Figuren. Stark beeinflusst wird er mik und Bewegung der Plastik wirkt futuristisch, die harte, struk- von den italienischen Futuristen, den russischen Konstruktivisten turierte Gestaltung lässt Momente des Konstruktivismus ahnen: sowie der niederländischen De Stijl-Bewegung. 1918 ist Belling Mit- Die Hände sind als werkzeugähnliche Gebilde geformt, die Kör- begründer der Künstlervereinigung „Novembergruppe“. Zahlreiche perteile auf gratige Röhren reduziert und der Oberkörper geöff- Ausstellungsbeteiligungen und Einzelausstellungen sowie exklusive net, so dass das tragende Rippengerüst, dargestellt durch fünf Raumausstattungsaufträge in Zusammenarbeit mit namhaften Ar- einfache Metallstege, sichtbar wird. Die Roboter des Dadaismus, chitekten und anderen Künstlern zeugen davon, wie etabliert Ru- die Maschinenästhetik der Konstruktivisten und besonders die dolf Belling in der Kunstszene der 1920er Jahre ist. 1931 wird er Dynamik der Futuristen wurden von Belling mit seinem Grund- Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, 1935 erhält er ei- thema der Raumplastik verschmolzen.“ (Winfried Nerdinger, Ru- nen Lehrauftrag an einer privaten Kunstschule in New York sowie dolf Belling und die Kunstströmungen in Berlin 1918–1923, Berlin eine Einzelausstellung im Rockefeller Center New York. Im Januar 1981, S. 128f. und 134).

68 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 69 Ernst Ludwig Kirchner 1880 Aschaffenburg – Frauenkirch/Davos 1938

521 | Ansprache II Radierung mit Kaltnadel auf feinem Velin von Joysicray. (1914). Ca. 25,5 × 17 cm (Blattgröße ca. 48 × 37,5 cm). Signiert unten rechts. Dube R179 I (von II), Schiefler R175, Gercken 651 I (von II)

Ausstellung: Lebenslust & Totentanz, Kunsthalle, Krems 2010; Ernst Ludwig Kirchner – anlässlich der Buchpräsentation der beiden ersten Bände des kritischen Werkverzeichnisses der Druckgraphik von Ernst Ludwig Kirchner, Aurel Scheibler, Berlin 2013.

Provenienz: Ehemals Sammlung Gustav Schiefler; Galerie Margret Heuser, Düsseldorf; Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen, 1995 bei Vorgenannter erworben. € 25.000/30.000

Im Herbst 1911 siedelt Ernst Ludwig Kirchner von Dresden nach Berlin. Er folgt seinen bereits in Berlin lebenden Künstlerfreunden Max Pechstein und . Ende desselben Jahres kommen zudem noch Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff nach, sodass die Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ wieder vereint ist. Die Groß- stadt bietet den jungen Künstlern ein ausgeprägtes Bohème-Le- ben, in dem ein reger Austausch zwischen Literaten, Geisteswis- senschaftlern und Künstlern stattfindet. Es beginnt die produktivste Phase im Schaffen des Künstlers.Hier entsteht ab 1913 bis 1915 die bedeutende Werkgruppe der Straßenszenen. Diese besteht aus elf Gemälden, zahlreichen Skizzenbuchblättern, Zeichnungen sowie Druckgraphiken, in denen Kirchner das hektische Treiben auf den Straßen und Plätzen der Metropole thematisiert. Sein Blick auf die großstädtische Zivilisation unterscheidet sich nun wesentlich von der natürlich-sinnlichen Auffassung sei- ner zuvor in Dresden und auf Fehmarn entstandenen Werke. Kirchner reagiert auf die Dynamik und Energie der Großstadt, indem er vor allem mit Schraffuren und Zickzack-Elementen ar- beitet. Das Großstadtleben erscheint vollends in Nahaufnahme, ohne architektonischen Hintergrund konzentriert sich Kirchners Darstellung auf den urbanen Menschen: überlängte Gestalten mit gleichförmigen Gesichtern, die allenfalls sehr flüchtig individuelle Züge erkennen lassen, in Reihen definiert oder zu dichten Massen geballt, vereinzelt oder in geschlossenen Formationen. Kirchners Arbeiten der Berliner Zeit gelten als bedeutendste Werke des deutschen Expressionismus.

70 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 71 Erleben Sie den Film zum Werk

Emil Nolde 1867 Nolde – Seebüll 1956

522 | „Meer“ (Welle) Farbige Lithographie, mit Aquarell überarbeitet, auf dünnem Japan. (1926). Ca. 60,5 × 77,5 cm (Blattgröße ca. 68 × 84,5 cm). Eines von 22 Exemplaren in verschiedenen Fassungen mit verschiedenen Farben. Signiert unten rechts. Betitelt unten links und bezeichnet „Von acht Drk. dieser Fassung Nr. 1“ wohl von Ada Nolde. Schiefler/Mosel/Urban 81.

Provenienz: Sammlung H. Neuerburg, Köln, mit dem Blindstempel unten rechts (Lugt 1344a); Kornfeld, Bern 15.6.2012, Los 27; Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen. € 150.000/200.000

Unikatcharakter. Sehr selten.

72 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 73 „(...) auf die so oft erlebten herrlichen Naturstimmungen zurückgreifend, © NOLDE STIFTUNG SEEBÜLL entstanden meine Bilder.“

Emil Nolde

Vergleichsabb.: Emil Nolde, Hohe Sturzwelle, 1948, Stiftung Seebüll

Zu Noldes Auseinandersetzung mit den Gezeiten bzw. mit der sende Meer ist noch im Urzustand.“ Die begehrtesten Motive im Naturgewalt „Meer“ hält Max Sauerlandt 1921 in seiner Monogra- lithographischen Werk Noldes sind auf dem Auktionsmarkt, ne- phie über Nolde fest: „Er sieht es nicht vom Strande oder vom ben dem vorliegenden Blatt, die „Tänzerin“ (Sch/M/U L 56) und die Schiffe aus, er sieht es so, wie es in sich selbst lebt, losgelöst aus „Heiligen Drei Könige“ (Sch/M/U L 49). Außer der „Welle“ entste- jedem Bezug auf den Menschen, als das ewig regsame, ewig wech- hen die Graphiken im Jahr 1913 und gehören mit zu den großfor- selvolle, ganz in sich selbst sich auslebende, in sich selbst sich matigsten Abzügen des Künstlers. erschöpfende göttliche Urwesen, das bis heute noch die ungebän- digte Freiheit des ersten Schöpfungstages sich bewahrt hat.“ Der Sammler Heinrich II Neuerburg begann nach dem Zweiten Um 1900 schuf Nolde bei Aufenthalten u.a. an der Küste Nord- Weltkrieg, eine bedeutende Sammlung klassischer moderner jütlands seine ersten Meerbilder. Doch trotz eines Ateliers auf Al- Druckgraphik aufzubauen. Er entstammt aus der Zigarettenfab- sen, das direkten Blick auf das Meer hatte, greift der Künstler das rik Haus Neuerburg, die u.a. Firmensitze in Trier, Köln, Hamburg Thema erstmal nicht verstärkt auf. Erst ab dem Sommer 1910 ent- und Dresden hatte. Im Jahr 1900 beschäftigte das Unternehmen stehen an der Nordseeküste eine Reihe von Gemälden, die das bereits um die 600 Mitarbeiter und entwickelte sich durch den stürmische Meer zeigen. Nolde berichtet über seine dortigen Ein- steigenden Zigarettenkonsum zusehends weiter. In den 1920er drücke: „Durchs Fenster schweiften frei die Augen über das Jahren florierte das Unternehmen; bei über 500 Millionen ver- Meer hinweg, und nichts war zu sehen als nur Wasser und die kauften Zigaretten lag es damals knapp hinter dem Marktführer Wolken.“ (Ausst.-Kat. im unteren Belverde: Emil Nolde. In Glut und Reemtsma. Farbe, München 2013, S. 130 ff.). In der Kunstsammlung von Heinrich Neuerburg (1883 Trier – Auch in unserem Blatt fokussiert sich Nolde auf eine brechen- 1956 Garmisch-Partenkirchen) befanden sich u.a. Werke von Erich de tosende Welle mit leicht rot gefärbtem Abendhimmel darüber. Heckel, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, ,

Die Begeisterung und Fesselung dieser Naturgewalt, die er in Franz Marc, Otto Mueller, Hermann Max Pechstein, Vergleichsabb.: Sammlung H. Neuerburg, zahlreichen Werken festhält, beschreibt der Maler: „Das große, to- und Karl Schmidt-Rottluff. Köln, Blindstempel (Lugt 1344a)

74 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 75 1849 Niendorf – Hagen 1938

523 | Zwei Köpfe (Alter Mann und junges Mädchen) Tempera und Öl auf Leinwand. (Um 1917). Ca. 51 × 51 cm. Monogrammiert unten rechts. Auf dem Keilrahmen bezeichnet „Chr Rohlfs Hagen“. Verso: Figürliche Komposition. Vogt 599.

Ausstellung: Deutsche Malerei des 20. Jahrhunderts, Kunsthalle zu Kiel, Juni/ Juli 1951, auf dem Keilrahmen mit dem Etikett.

Provenienz: Stuttgarter Kunstkabinett R. N. Ketterer, Stuttgart 26.11.1948, Los 1379, auf dem Keilrahmen mit der hs. Losnummer, dort mit dem Titel „Zwei Köpfe“; D. Frey, Travemünde; Galerie Koch, Hannover; Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen, 1968 bei Vorgenannter erworben; Ketterer, Hamburg 4.4.2008, Los 430; Privatsammlung, Europa. € 35.000/45.000

Mit der dargestellten Arbeit markiert der Künstler gleichsam den Anfang und gibt einen ersten Ausblick auf sein bedeutendes Spätwerk. In dem vorliegenden Gemälde arbeitet er bereits mit expressiven Elementen. So stellt er den alten Mann und das junge Mädchen vor einen einheitlichen, roten Hintergrund und vergrö- ßert damit die Präsenz der Personen auf der Leinwand. Der Künstler baut diese Arbeitsweise aus und fertigt in den fol- genden Jahren vermehrt Arbeiten an, die Darstellungen von Figu- renpaaren zeigen.

76 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 77 Karl Schmidt-Rottluff 1884 Rottluff bei Chemnitz – Berlin 1976

524 | „Durchblick in Ascona“ Aquarell und Tuschpinsel über Kreide auf festem Karton. (1928). 49 × 67,5 cm. Signiert unten links. Verso betitelt und bezeichnet „NO 10“ unten links. Wir danken Christiane Remm, Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung, Berlin, für die freundlichen Hinweise bei der Katalogisie- rung dieses Werkes. Die Arbeit ist im Archiv der Stiftung registriert.

Provenienz: Galerie Koch, Hannover; Privatsammlung, Süddeutschland. € 20.000/30.000

Karl Schmidt-Rottluff hat eine große Liebe mit Ascona verbunden. Bereits von 1927 bis 1929 verbrachte er jeweils den Frühling am Lago Maggiore. In den 1950er Jahren ließ er seine Leidenschaft für diese Region wieder aufleben und kehrte mehrmals nach As- cona zurück. Die vorliegende Arbeit ist während seiner ersten Reisephase im Jahr 1928 entstanden. Der Künstler hat den Ort mit seinem mar- kanten Turm, die Häuser und die Promenade im Vordergrund fest- gehalten. Den See, der sich hinter dem Turm befindet, kann man nur erahnen. Die in seinen anderen Ascona-Bildern dominierenden Berge verlieren hier etwas von ihrer beherrschenden und teils ein- schüchternden Stellung und bleiben dezent im Hintergrund.

78 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 79 Vergleichsabb.: Kirche in Rützenhagen (Rusinowo in Westpommern)

Karl Schmidt-Rottluff

525 | Kirche in Rützenhagen (Pommern) Aquarell und Tuschpinsel auf festem, genarbtem Velin. (Um 1925). Ca. 49,5 × 68,5 cm. Signiert unten links.

Provenienz: Stuttgarter Kunstkabinett R. N. Ketterer, Stuttgart 4.5.1962, Los 445, mit s/w Tafel S. 262, verso auf der Rahmenrückseite mit den alten ausgeschnittenen Etiketten; Galerie Vömel, Düsseldorf; Privatsammlung, Norddeutschland. € 40.000/60.000

Das Aquarell spielt im Schaffen Schmidt-Rottluffs eine zentrale Rolle. In diesem Medium entwickelte er 1909 seinen entscheiden- den Beitrag zum „Brücke-Stil“, seine Flüssigkeit und Leichtigkeit wurden zum Vorbild der Gruppe auch für das Schaffen in Öl. Das vorliegende Blatt ist ein besonders kraftvolles und leuchtendes Beispiel für seine Arbeit in dieser Technik. Mit breitem Pinsel rasch gesetzte schwarze Konturen legen den ornamentalen Schwung der Komposition fest, die er dann mit kräftigen Farben zusätzlich belebt und die Kirche so eindrucksvoll zur Geltung bringt.

80 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 81 Marcel Stobbaerts 1899 – Forest/Vorst – 1979

526R | Les Arènes du Nord, la kermesse Öl auf Leinwand, randdoubliert. (1920). Ca. 121 × 99 cm. Signiert unten rechts.

Ausstellung: Art Deco Belgique 1920–1940, Musée d’Ixelles, Brüssel 1988, Kat.-Nr. 128, mit farb. Abb. S. 97.

Provenienz: Claude Aguettes S.A.S., Paris 4.4.2012, Los 143; Privatsammlung, Europa. € 25.000/30.000

Der Künstler nimmt den Betrachter in dem vorliegenden Gemälde mit auf einen Ausflug auf den Jahrmarkt. Ob die Fahrgeschäfte mit den Pferden oder die Wilde Maus, das Preisschießen, die Akro- baten und die Bauchtänzerin – alles, was eine schöne „kermesse“ (dt. Kirmes) auszeichnet ist auf dem Bild versammelt. Stobbaerts zeigt dem Betrachter einen Strudel aus Eindrücken, Musik und Erlebnissen, dem man sich nur schwerlich entziehen kann. Die Veranstaltung einer „Kermesse“ geht auf den Kirchweih- tag zurück. Seit dem Mittelalter wird aus Anlass des Weihetages einer Kirche alljährlich dieser Tag besonders feierlich begangen. Die Ausgestaltung der Feierlichkeiten sind von Region zu Region teils sehr unterschiedlich und fest im jeweiligen Brauchtum verankert. Allerdings hat sich im Lauf der Jahrhunderte ein weltlicher Teil rund um das Kirchenfest entwickelt, der mit Fahrgeschäften und diver- sen Vergnügungen einhergeht. Das bunte Treiben hält Marcel Stobbaerts hier meisterhaft fest.

82 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 83 Viktor Planckh 1904 Opava – Athen 1941

527 | Weiblicher Halbakt vor Draperie Öl auf Karton. (19)29. Ca. 69,5 × 50 cm. Signiert und datiert unten rechts.

Literatur: Jesina, Alexander, Viktor Planckh. Ein vergessener Künstler des Hagenbundes, Galerie 16, Wien 1992, mit farb. Abb. S. 51.

Provenienz: Nachlass des Künstlers; Galerie 16, Wien; Privatsammlung, Österreich; Im Kinsky, Wien 2.3.2010, Los 63; Privatsammlung, Europa. € 50.000/70.000

Verso mit „V. Planckh“ handschriftlich bezeichnet. Teils unleserli- che Zollstempel vorhanden.

Mit der dargestellten Arbeit nähert sich Viktor Planckh der Neuen Sachlichkeit. Der weibliche Halbakt wirkt distanziert und entfernt, wenngleich die Augen- und Mundpartie eine gewisse Sensibilität ausdrücken und so den Betrachter mit einer interessanten Ambi- valenz zu der Dargestellten zurücklassen. Um die Entstehungszeit des Werkes war der Künstler viel auf Reisen. 1927 besuchte er zweimal Italien. 1929 kam er über Ungarn nach Griechenland und kehrte dann wieder nach Wien zurück. Seit 1927 war er Mitglied des Hagenbundes und nahm an erfolgrei- chen Ausstellungen im In- und Ausland teil.

84 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 85 © BELVEDERE, WIEN © VG BILD-KUNST, 2021 BONN

Josef Floch 1894 Wien – New York 1977

528 | Frau im roten Kleid Öl auf Leinwand. (1927). Ca. 100 × 60 cm. Signiert unten links. Pallauf 113.

Provenienz: Chana Orloff; Privatsammlung; Dr. Margarete Widder; Kunsthandel Widder, Wien; Privatsammlung, Europa, 2010 bei Vorgenannter erworben. Vergleichsabb.: Josef Floch, Nelly Hammerschlag, um 1923/1925, € 40.000/60.000 Belvedere, Wien

Verso mit „Floch 5“ handschriftlich bezeichnet. Unleserlicher Stem- pel vorhanden.

Den Schwerpunkt im Werk von Josef Floch bildet die Hinwendung zur Landschafts- und Figurenmalerei. Der Künstler fokussiert sich auf den isolierten und in sich ruhenden Menschen und dessen Umwelt, die oft als ein Schutzraum für den Dargestellten konzipiert ist. Das vorliegende Gemälde steht repräsentativ für diesen Hauptfokus in seinem Werk. Es zeigt wohl Nelly Hammerschlag, die Josef Floch mehrmals porträtierte. Das Gemälde war einige Zeit im Besitz von Chana Orloff. Sie war eine anerkannte französisch- israelische Künstlerin, die zwischen den Kriegen in Paris zu einer der bedeutendsten Künstlerinnen der École de Paris avancierte. Josef Floch ist einer der renommiertesten Künstler des 20. Jahrhunderts in Österreich, dessen Werk in den letzten Jahren zu einer Renaissance und einem Höhenflug auf den Auktions- märkten angesetzt hat. Die Wiederbesinnung auf Josef Floch und seine Kunst hat mit einer großen Einzelausstellung in der Österrei- chischen Galerie Belvedere 1972 ihren Anfang genommen und hält bis heute an. Seine Bilder befinden sich neben dem Belvedere in vielen bedeutenden Sammlungen auf der ganzen Welt. Der Künstler wurde von 1913 bis 1919 an der Wiener Akademie der bildenden Künste ausgebildet. Nach Reisen durch Palästina, München, Südfrankreich und Spanien übersiedelte er 1926 nach Paris, wo auch die vorliegende Arbeit entstand. Dort wurde er von der Galeristin Berthe Weill wiederholt ausgestellt. 1941 emigrierte Floch nach New York.

86 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 87 Gabriele Münter 1877 Berlin – Murnau 1962

529 | Bei Gärtnerei Mederer (?) Murnau Öl auf Malkarton. 1931. Ca. 32,5 × 41 cm. Signiert und datiert unten links. Verso hs. betitelt (eigenhändig?). Das Werk ist im Nachlass von Gabriele Münter unter der Nr. L 319 verzeichnet. Es wird in das von der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung herausgegebene Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.

Provenienz: Nachlass der Künstlerin, verso auf der Malpappe mit dem Nachlassstempel und der Nachlassnummer „L 319“ sowie einer weiteren Nummerierung „929“ (Etiketten); Leonard Hutton Galleries, New York, verso auf der Malpappe mit dem Etikett und weiteren Etikettresten; Privatsammlung, Hamburg, 1973 bei Vorgenannter erworben. € 120.000/150.000

In den 1930er Jahren besinnt sich Gabriele Münter auf ihre An- fänge des „Blauen Reiters“ zurück. Diese Jahre sind zudem von großer Produktivität prägt und auch ihre Reisen nach Paris und Südfrankreich 1929/30 geben ihr neue Impulse. In dieser Phase be- ginnt die Künstlerin in Arbeitsheften akribisch und systematisch ihre Werke zu notieren. Paul Klee dient ihr hier als Vorbild, den sie in der Vorkriegszeit kennengelernt hatte. Die Landschaftsmotive dieser Periode sind wieder, wie sie es auch selbst nennt, „groß und einfach“ gesehen. Aus dieser Phase stammt auch unser Bild, dass den Blick auf eine Gärtnerei mit Bee- ten, Erdhügeln und einzelnen Gebäuden in herbstlicher Stimmung zeigt. Im Vordergrund links ist eine Person mit Schubkarren zu er- kennen, die auf einem schmalen Weg zwischen den Beeten arbei- tet. Das Laub der kleineren Bäume vor den Gebäuden hat sich bereits Gelb verfärbt. Zwei mächtigere Laubbäume und ein Nadel- baum grenzen die linken Bäume zur weiten Landschaft im Hinter- grund ab. Münter setzt auch hier die noch homogeneren Farbflä- chen mit dunklen Konturen ab und besinnt sich damit zurück auf ihre frühen Gemälde. 1909 erwarb Münter in Murnau ein Haus mit Garten. Auch wenn das Anwesen mit Garten eine nicht unwesentliche Rolle in ihrem Leben spielte und sie dort auch mit Kandinsky viele Besu- cher empfing, hält Münter nur wenige Gartenansichten fest. 1931, greift sie das Thema Garten wieder auf und hält, im gleichen Jahr wie unsere Gärtnerei, ihren neuen Lebensgefährten, Johannes Eichner, bei der Gartenarbeit fest (Mein Garten, 1931, Öl auf Lein- wand, 46 × 55 cm, Privatbesitz). Gabriele Münter hatte vor allem mit der parkähnlich angeleg- ten Gärtnerei Müssig in Murnau Kontakt, die sie laut den Erzählun- gen der Familie des Gründers Johann Müssig mehrfach wöchent- lich besuchte. Das Interesse der Künstlerin waren dort jedoch nicht nur die Blumen, sondern vor allem das frische Gemüse zur eigenen Versorgung (siehe dazu Ausst.-Kat.: Gabriele Münter, Die Zeit nach Kandinsky in Murnau, Murnau 2012, S. 150).

88 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 89 Emil Nolde 1867 Nolde – Seebüll 1956

530 | Stillleben mit Päonien Aquarell auf cremefarbenem Japan. (Um 1930/1940). Ca. 22 × 29 cm. Signiert unten rechts. Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Manfred Reuther, Klockries, vom 26.11.2017 (in Kopie). Das Werk ist im Archiv von Prof. Manfred Reuther unter der Nummer „Nolde A-63/2017“ registriert und dokumentiert.

Provenienz: Privatsammlung, Norddeutschland; Karl & Faber, 30.5.1990, Los 1046, mit farb. Abb., Tafel 60; Privatsammlung, Bayern; Privatsammlung, Europa. € 50.000/70.000

Noldes Aquarelle besitzen eine unglaubliche Wirkung, eine Füll- und Strahlkraft, die gerade in dieser Technik schwer zu erzielen ist. Etwa um 1918 beginnt er sich mit der Blumenwelt auseinanderzu- setzen und hält in zahlreichen Variationen seine Liebe für dieses Sujet fest. Luftig arrangierte Blüten in Rot und Orange bringt der Künstler hier durch den hellen Hintergrund zum Leuchten. Nolde lässt dabei jede Blüte für sich wirken und vermeidet Überlap- pungen. Die strahlende Kraft seiner Aquarelle ist auch in der Re- duktion der Formen begründet. So sind die Blumen zwar noch als Päonien zu erkennen, denn Nolde hielt immer an der gegenständ- lichen Grundform fest, doch wirklich geht es hier um die Farbe, die zart und doch eindringlich dieses Blatt bestimmt.

90 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 91 Christian Rohlfs 1849 Niendorf – Hagen 1938

531 | Haus im Maggiatal Wassertempera auf strukturiertem Bütten von PM Fabriano. (19)33. Ca. 57 × 79 cm. Monogrammiert und datiert unten rechts. Vogt 1933/22.

Provenienz: Nachlass des Künstlers, verso mit dem Stempel (vgl. Lugt 2143a); Privatsammlung, Deutschland. € 30.000/40.000

Verso von fremder Hand betitelt „Haus am Maggiatal“, datiert „1933“ sowie bezeichnet „n. ausstellen“, „33/22“ und „F.XXXI.4“.

Ab 1927 wohnt Rohlfs, nun schon fast achtzigjährig, jedes Jahr von Frühjahr bis Herbst in Ascona im Schweizer Kanton Tessin. Immer wieder malt er die Bauernhöfe in den Bergtälern der Verzasca, der Maggia und im Bosco, nördlich des Lago Maggiore. Bei Streifzü- gen durch diese Gegenden macht er sich keine Skizzen, sondern prägt sich ihr Bild lediglich durch intensives Betrachten ein. Zu- dem fotografiert seine Frau Helene die typischen Bauwerke als mögliche Motive für seine Malerei. Aus diesem Bestand und seiner Erinnerung wählt der Künstler seine Vorlagen, die malerische Um- setzung findet im Atelier statt. Hier entstehen farbintensive Arbei- ten, Blätter voller Transparenz und Leichtigkeit, durchdrungen von mediterranem Licht. Unser Bild zeigt ein Haus im Maggiatal. Auf schwerem Malbüt- ten trägt Rohlfs zuerst die Wassertempera in den reinen Farben des lichten Blau, warmen Gelb und erdigen Braun leuchtend auf. Da- nach reibt er die aufgetragene Farbe mit einem harten Pinsel und einer Bürste und dem Wasserstrahl einer Handbrause wieder ab, sodass das Papier durchschimmert und das alte Bauernhaus hell und leicht erscheint, als sei es in flirrendes Sonnenlicht getaucht. Die luzide Technik der Aquarell- und Temperamalerei wird hier durch das Abschaben der Farbe noch durchscheinender und er- laubt es Rohlfs, das Dargestellte zunehmend zu entmaterialisieren. Lediglich der geometrisierende Umriss des Hauses und die zu ei- nem Farbteppich verwobenen breiten Hiebe und kurz gebürsteten Striche setzen Akzente. Sie lassen Balkone, Fenster und Türen er- ahnen. Das kompositorische Zentrum des Bildes bildet das wie zu- fällig über die Brüstung des Balkons gehängte weiße Tuch. Genau in der optischen Mitte des Bildes gelegen, wird es gleichsam zum Ort der Entstofflichung, in dem sich sogar die Farbe verflüchtigt. Das vorliegende, großformatige Werk ist ein typisches Beispiel für die lichterfüllte Phase Rohlfs’ zwischen 1930 und 1934, die den krönenden Abschluss seines Spätwerks darstellt.

92 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 93 Emil Nolde hinaus gibt es aber auch die nicht ganz so augenfällige und daher 1867 Nolde – Seebüll 1956 umso faszinierendere Werkgruppe der „Stillleben mit Figur“, die Noldes Verbundenheit mit der Bildhauerei belegen. In über 100 532 | Zwei große Amaryllisblüten mit Heiligenfigur Gemälden und Aquarellen widmet er sich in zahlreichen Varianten Aquarell auf feinem Japan. (Um 1925). Ca. 47 × 35 cm. diesem Motiv. Anfangs skizziert Nolde im Berliner Völkerkundemu- Signiert unten links. seum, doch schon bald dient ihm seine stetig wachsende persön- Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Martin Urban, Nolde liche Sammlung aus Heiligenfiguren, einheimischem Kunstgewer- Stiftung, Seebüll, vom 18.2.1997. Darauf eine handschriftliche be und exotischen Schnitzereien von seiner Südseereise 1913/14 Bestätigung von Prof. Dr. Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada als Inspiration. Das ‚Figürchensammeln‘ ist Noldes Leidenschaft, und Emil Nolde, vom 29.9.2006. letztendlich zählt seine Kollektion fast 500 Objekte, die ihn in sei- nem Alltag sowohl in der Berliner Wohnung als auch später im Ausstellung: Haus in Seebüll umgeben. Generell geht es Nolde bei der Darstel- Sammlung Günther Franke. Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik, lung nicht um die exakte Wiedergabe der Figuren, ganz frei verän- Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 1960, Kat.-Nr. 549; dert er Haltung und Details, passt sie seinen Bildkompositionen an. Hommage à Günther Franke, Museum Villa Stuck, München 1983, Die Vorbilder bleiben aber trotz aller Veränderungen fast im- Kat.-Nr. 166, mit Abb. mer noch identifizierbar. Arrangiert mit Blumen und Blüten ver- schiedenster Art entsteht so die ganz eigene Werkgruppe der Provenienz: „Stillleben mit Figur“. Nachlass des Künstlers, Seebüll; Auf dem vorliegenden Aquarell stellt Nolde eine um 1500 ent- Sammlung Günther Franke, München; standene gefasste Holzfigur des heiligen Johannes des Täufers Privatbesitz, Süddeutschland. zusammen mit zwei tiefroten Amaryllisblüten dar. Mit starken € 50.000/70.000 Licht- und Schattenkontrasten akzentuiert er die Binnenzeich- nung der Plastik, die durch die komplementäre Farbwahl in Blau Emil Nolde ist ausgebildeter Holzbildhauer und seine frühen Wan- und Ockerorange noch verstärkt wird. Aufgrund der reduzierten derjahre nach der Lehrzeit führen ihn noch als Bildschnitzer nach Darstellung ohne wiedererkennbare christliche Attribute erhält die München, Karlsruhe und Berlin, bevor er sich über Zeichenkurse Figur eine von bestimmten Glaubensbekenntnissen unabhängige, und eine Anstellung als Zeichenlehrer langsam zum freien Maler nun allgemeingültige und symbolische Spiritualität. In der Kombi- hin entwickelt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich in sei- nation mit den großen frischen Blüten und Blättern der Amaryllis, nem Œuvre immer wieder verschiedene Hinweise auf seine Liebe die die Figur schützend hinterfangen und beschirmen, verleiht Nol- zum Werkstoff Holzfinden. Der direkte Bezug zur häufig verwen- de dem historischen Objekt darüber hinaus neues Leben und ei- deten Technik des Holzschnittes liegt da besonders nahe. Darüber nen unmittelbaren Bezug zur Gegenwart.

94 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 95 Gabriele Münter 1877 Berlin – Murnau 1962

533 | Hoher Strauß Öl auf Durex-Papier. 1943. Ca. 62,5 × 44,5 cm (Blattgröße). Monogrammiert unten fast mittig.

Provenienz: Nachlass der Künstlerin, verso mit dem Nachlassstempel und der handschriftlichen Arbeitsheftnummer „18/43“; Karl & Faber, 8.12.2006, Los 906; Privatbesitz, Bayern. € 24.000/28.000

Das Werk ist in dem Arbeitsheft der Künstlerin von 1943 mit dem Vermerk „Samstag 6. III. vorabend“ verzeichnet.

Gabriele Münter und Johannes Eichner verbringen die Kriegsjahre materiell stark eingeschränkt in großer Zurückgezogenheit in Murnau. Blumenstillleben, schon immer eines der Lieblingsmo- tive Münters, werden nun zum beherrschenden Bildthema; hin und wieder tauscht die Malerin eine Arbeit gegen Waren ein. Das vorliegende Stillleben stellt mit seinem delikaten Kontrast gebro- chener Rot- und Grüntöne ein gutes Beispiel für Münters Kunst dieser Jahre dar. Trotz der kompakten Form entsteht durch die Einbeziehung des hellen Papiers in die Komposition ein leichter, fast schwebender Eindruck.

96 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 97 Gustave Louis Buchet 1888 Etoy – Lausanne 1963 Verso 534R | Recto: Village corse – Verso: Nature morte, les livres Öl auf Leinwand. 1927 bzw. 1941. Ca. 92 × 60 cm. Recto-verso signiert und datiert unten rechts. Dieses Gemälde ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissen- schaft, Zürich, mit der Recto-Seite unter der Archiv-Nummer 92202 inventarisiert. Die Verso-Seite ist unter der Archiv-Num- mer 85307 inventarisiert (www.sikart.ch).

Provenienz: Koller, Zürich 24.6.2011, Los 3068; Privatsammlung, Europa. € 20.000/30.000

Der Schweizer Künstler Gustave Buchet hat sich bei dem vorlie- genden Werk zweier verschiedener Sujets bedient. Auf der Vorder- seite zeigt er mit den kubistischen Häusern eines seiner wieder- kehrenden Hauptmotive, die ihn sein ganzes künstlerisches Schaffen begleitet haben. Die Rückseite hat er einem Stillleben mit Büchern gewidmet. Die leeren weißen Seiten geben dem Be- trachter die Möglichkeit, sich selber Gedanken zu machen und die- se imaginär auf den Seiten zu verewigen. Gerade mit der Ansicht des korsischen Dorfs greift Buchet ei- nes der maßgeblichen Motive der Neuen Sachlichkeit auf. Er malt die Ortschaft im kubistischen Stil und lässt die Modernität durch den angedeuteten Schornsteinqualm einziehen.

98 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 99 © NATIONAL GALLERY OF IRELAND

Vergleichsabb.: Herbert Gurschner, Lawrence von Arabien, 1934

Herbert Gurschner er schließlich die britische Staatsbürgerschaft und dient in der Ar- 1901 Innsbruck – London 1975 mee. Nach dem Krieg nimmt seine Ausstellungsbeteiligung jedoch stark ab, da er sich nun vermehrt dem Bühnenbild widmet. 535 | Prinzessin Adalberta von Bayern Das vorliegende Frauenporträt erinnert von der Kompositions- (Maria del Pilar von Bayern) ausführung ganz an Porträts der Renaissance wie z.B der „Mona Öl auf Leinwand, doubliert. 1932. Ca. 105 × 71,5 cm. Signiert, Lisa“. Die hier in überlängter Proportion in feinstem Duktus dar- datiert und mit der Ortsangabe „Tirol“ unten rechts. gestellte Dame, Prinzessin Pilar von Bayern, zählt zu den be- deutendsten Porträts des Künstlers. Die Dargestellte mit nach- Literatur: denklichem Blick trägt ein schlicht gehaltenes, leuchtend blaues Widder, Claudia und Roland, Herbert Gurschner. Ein Tiroler in Kleid und sitzt dem Betrachter unmittelbar gegenüber. Mit überein­ London, Innsbruck/Wien 2000, S. 43 mit s/w Abb. Nr. 37 und andergelegten Händen sitzt sie in einer Fensternische vor einem S. 111 mit ganzs. farb. Abb. Nr. 102. Landschaftsausblick mit angedeuteten Burgen auf hohen Hügeln rechts und links. Das Blau der Landschaft nimmt der Künstler in Provenienz: der Augenfarbe der Prinzessin wieder auf und lenkt weiter den Kunsthandel Widder, Wien; Blick des Betrachters auf die beiden Türkisringe an ihren beiden Privatsammlung, Europa, 2006 bei Vorgenannter erworben. grazilen Händen. Von der Dargestellten geht eine gewisse Distanz € 30.000/40.000 und Kühle aus, die für die Kunst der Neuen Sachlichkeit der 1920/30er Jahre typisch ist. Herbert Gurschner, der 1901 in Tirols Hauptstadt Innsbruck gebo- Desmond Chapman-Huston schreibt über das Porträt: „Against ren wird, erhält seine erste Ausbildung an der Kunstgewerbeschule a background of the Bavarian Alps and Lake Starnberg – where her seines Geburtsorts und geht anschließend an die Münchner unhappy ancestor King Ludwig II. tragically found his rest – the Kunstakademie. Sein Œuvre ist teils geprägt von seiner Tiroler Hei- painter has placed the stilled figure of the Princess, little austere mat. Themen sind hier vor allem Ansichten der Umgebung und and withdrawn, with the blue eyes of the Wittelsbachs and the zeigen das bäuerliche Leben. Durch seine englischen Ehefrauen Bourbons d’Espagne, red-gold hair and marvellous folded hands. lebt und arbeitet er schließlich in London, wo er in Adels-, Wirt- Behind a smile, as subtile and unrevealing as that of Mona Lisa schafts-, und Kulturkreisen verkehrt und so seine künstlerischen herself, is the history of the House of Wittelsbach for eight hundred Erfolge mit Ausstellungstätigkeiten die richtigen Bahnen nehmen. years (...).“ (Widder S. 43/44). Er wurde mit zum gefragtesten Porträtisten der europäischen An Chapman-Hustons Buch „Bavaria the Incomparable“ (1934) Society. Zu seinen Porträtierten zählen u.a. Lawrence von Arabien arbeitete María del Pilar Prinzessin von Bayern (1891–1987) mit, so und König Gustav von Schweden. Mit dem Zweiten Weltkieg erhält lieferte er hier eine ganz persönliche Beschreibung der Freundin.

100 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 101 Georg Schrimpf 1889 München – Berlin 1938

536 | Blick vom Schwarzwald auf das Rheintal Schrimpfs zunehmende Beliebtheit führt von 1926 bis 1933 zu ei- und die Vogesen ner Lehrtätigkeit an der Münchner Kunstgewerbeschule. Von 1933 Öl auf Leinwand. (19)36. Ca. 110 × 165,5 cm. Signiert und datiert bis 1937 lehrt er an der Staatlichen Hochschule für Kunsterziehung unten rechts. in Berlin. Zudem wird er Mitglied des Deutschen Künstlerbundes Präger 1936/4 (S. 229). und nimmt so auch an der letzten DKB-Jahresausstellung im Ham- burger Kunstverein teil. Literatur: Schrimpfs Œuvre ist motivisch geprägt von Figurenbildern, Kroll, Bruno, Deutsche Maler der Gegenwart, Berlin 1937, Stillleben und reinen Landschaftsdarstellungen. Vor allem bei Abb. S. 102. den zuletzt genannten Motiven fängt Schrimpf ganz besondere Stimmungen ein. Er zeigt dem Betrachter Seen, Ausblicke und An- Ausstellung: sichten vornehmlich des nahe gelegenen Umlands von München Georg Schrimpf, Gedächtnis-Ausstellung, Galerie Günther Franke, wie beispielsweise das Fünfseenland mit Staffelsee und Chiemsee. München 1939; Doch auch Stadtansichten wie Pasing oder auch auf dem Lande Georg Schrimpf. Ölbilder. Aquarelle, Galerie Nikolaus Fischer, bzw. die freie Natur, wie hier der Schwarzwald, hält der Maler ein- Frankfurt/Main 1992, Kat.-Nr. 16, mit farb. Abb., verso auf dem drucksvoll und mit klaren Umrisslinien und auskomponierten Keilrahmen mit dem Etikett. Farbverläufen in feinstem Farbauftrag fest. Anregungen hierfür findet er immer wieder auf seinen Ausflügen und Reisen durch sei- Provenienz: ne süddeutsche Heimat, teils auch mit dem Fahrrad, die er mit sei- Privatbesitz, Bayern, seit 1936, direkt beim Künstler in Auftrag ner zweiten Frau Hedwig unternimmt. gegeben. Unser außergewöhnlich großformatiges Gemälde gibt, von € 50.000/70.000 einem erhöhten Standpunkt aus gesehen, dem Betrachter den Blick vom Schwarzwald auf das Rheintal und die dahinterliegen- Mit der Übersiedlung 1915 nach Berlin beginnt Schrimpf ver- den Vogesen frei. Die dortige Gegend mit ihren Bergen, Hügeln und stärkt seiner künstlerischen Berufung zu folgen und findet dort u.a. Wäldern führt Schrimpf in schönen satten Grünabstufungen aus. Im mit Herwarth Walden einen Unterstützer. Auch in den Zeitschriften unmittelbaren Vordergrund sehen wir eine blühende Wiese mit gel- „Die Aktion“ und „Der Sturm“ erhält er die Möglichkeit u.a. seine ben Blumen des Frühjahrs. Das frische Grün der Laubbäume setzt Holzschnitte zu publizieren. Zu seinen weiteren Förderern zählen sich noch von den im dunkleren Grün gehaltenen Nadelbäumen ab. auch Franz Roh und Werner Haftmann. Seine Beachtung und An- Schrimpfs Intention ist es, den weiten Blick auf das Rheintal aufzu- erkennung entwickelt sich so zusehends. zeigen. Der Betrachter hat fast das Gefühl, dass die Ebene endlos 1917 heiratet er die Malerin und Graphikerin Maria Uhden und ist. Diese Wirkung verstärkt Schrimpf mit dem zarten Dunst, der zieht mit ihr nahe München, doch Maria stirbt bereits 1918 nach der noch über dem Tal liegt. Der Tag scheint erst zu erwachen und die Geburt des gemeinsamen Sohnes. Rege Ausstellungen und Betei- morgentliche Feuchte liegt über dem Land. Alles liegt noch in einer ligungen u.a. in der Galerie Neue Kunst, mit der Novembergruppe Ruhe und Unberührtheit, bevor das Leben erwacht. Schrimpf und der Neuen Sezession folgen in den nächsten Jahren und fängt diese besondere Stimmung eindrucksvoll ein.

102 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 103 © VG BILD-KUNST, 2021 BONN © GABRIELE MÜNTER- UND JOHANNES EICHNER-STIFTUNG

Vergleichsabb.: Gabriele Münter, Zwei Mädchen, um 1927, Münchner Bestand

Verso

Gabriele Münter 1877 Berlin – Murnau 1962

537 | Recto: Javanerin im Gebirge (Maddy) – Münter zwei Mädchen, wovon die Jüngere die dargestellte Person Verso: Porträt einer älteren Frau ist. Einmal mit Kette um den Hals, einmal ohne. Das Mädchen wird Öl über Bleistiftskizze auf Malpappe. Ca. 37 × 33,5 cm. in der Literatur „Maddy“ genannt. Mit einer Bestätigung (in Kopie) der Gabriele Münter- und Unser Mädchen, das auch auf einer Anhöhe sitzt, blickt mit ge- Johannes Eichner-Stiftung, München, vom 25.9.2012. Das drehtem Kopf zur Seite. Hinter ihr liegt ein See, flankiert von Bergen Gemälde wird in das Werkverzeichnis aufgenommen. mit bewachsenen Hängen. Wohl auch der Luganer See, dessen Hänge steil ansteigen. Das Mädchen ist fern von allem. In sich ge- Provenienz: kehrt und in einer verschlungenen Körperhaltung erinnert sie mit Johannes Eichner, seit Jahrzehnten in Familienbesitz, im ihrem strengen schwarzen Bubikopf fast an eine Skulptur. Münter Erbgang an den heutigen Besitzer. führt unsere Version in harmonischen Grün-, Blau- und Violetttö- € 40.000/60.000 nen aus. Die Stimmung erinnert den Betrachter auch an Münters Heimat, dem ‚Blauen Land‘ rund um Murnau. Vielleicht entstand Münter setzt sich mit dem Motiv einer Javanerin (im Gebirge) unsere Version auch um 1928 wie das detaillierter ausgeführte Ge- mehrfach auseinander. Dabei setzt die Malerin die weibliche Figur mälde in Öl auf Leinwand – „Maddy (Erste Fassung)“ -, das sich im direkt in die Landschaft bzw. auf eine Wiese. Die etwas exotisch Besitz der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung befin- anmutenden Ausführungen bis 1955 stehen unter dem Einfluss det (Literatur: Gabriele Münter, Die Jahre mit Kandinsky. Photogra- eines Sommeraufenthalts bei Lugano im Tessin. Dort fotografierte phien 1902–1914, München 2007, S. 61 mit farb. Abb.).

104 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 105 Albert Birkle 1900 Berlin – Salzburg 1986

538 | „Der Glasmaler“ Diermeier Öl auf fester Malpappe. (1933). Ca. 71,5 × 52,5 cm. Signiert unten rechts. Verso nochmals signiert, monogrammiert (ligiert) und mit der Werknummer „82“ im Kreis mit aufsitzendem Kreuz versehen sowie betitelt „Der Glasmaler“. Albert Birkle, der nach Ende des Ersten Weltkriegs im Berlin der Kraker 517. 1920er Jahre eine bedeutende Größe war, zeigt in seinem Œuvre Wir danken Roswita und Viktor Pontzen, Archiv und Werkbetreu- eine große Vielfalt. Von Großstadtszenen und Landschaften über ung Albert Birkle, Salzburg, für die freundlichen Hinweise bei der religiöse Darstellungen bis hin zu Porträts widmet er sich später Katalogisierung dieses Werkes. Das Werk ist im digitalen auch Wand- und Kirchenbildern und seiner zweiten Leidenschaft, Werkverzeichnis von Roswita und Viktor Pontzen unter der den Kirchenfenstern. Besonders die Bildnisse sind herausragen- Erfassungsnummer 798 gelistet. de Zeugnisse seines Schaffens. Unter den Dargestellten findet man einfache Bürger mit Pelzmütze oder Zylinder wie auch Maler- Literatur: kollegen, die eigene Frau Elsa Starosta, Selbstbildnisse oder auch Pfefferkorn, Rudolf, Albert Birkle. Leben und Werk, Hamburg berühmte Personen wie beispielsweise den Architekten Otto Pros- 1983, Nr. 45, mit farb. Abb. S. 65. singer oder den Schauspieler Erwin Faber. Vor allem in seinen Por- träts offenbart Birkle seineKönnerschaft , die sich in der detaillier- Ausstellung: ten und feinen Ausführung der 1920/30er Jahre zeigt. Dabei hält Albert Birkle. Gemälde und Handzeichnungen, Galerie Nierendorf, er nicht nur die Physiognomie des Einzelnen fest, sondern über- Berlin 1935; steigert dabei die einzelnen charakteristischen Merkmale seines Albert Birkle. Ölmalerei und Pastelle, Museumspavillon im Gegenübers. Mit nüchternem Blick und ohne Schönungen prä- Mirabellengarten, Salzburg 1980, Tafel 39. sentiert er die Personen, die meist in alltäglichen Situationen wie- dergegeben werden. Provenienz: Auch der hier dargestellte Glasmaler Diermeier wird bei sei- Bis 1977 im Besitz des Künstlers, hs. Werkliste des Künstlers (Nr. 82); ner täglichen Beschäftigung mit Arbeitskittel und Pinsel, an der Neue Münchner Galerie Dr. Hiepe, München, verso mit dem Stafflei sitzend, gezeigt. Er blickt gedankenverloren zur Seite, hin- Etikett (in Kommission); ter ihm steht wohl ein bereits fertiges Glasbild. Heinrich Diermeier Dr. Hörlsberger, Salzburg; stammte aus Neugilching bei München und war damals einer der Kunsthandel Widder, Wien; vielseitigsten und gefragtesten Künstler seiner Sparte. Er wirkte Privatsammlung, Europa, 2007 bei Vorgenannter erworben. 1933 an der Mayer'schen Hofkunstanstalt in München als Glas- € 40.000/60.000 maler. Im selben Jahr hielt sich Albert Birkle auch dort auf, da er für die Kirche St. Joseph in Herrenberg das große Glasfenster schuf. Verso diverse Nummerierungen von fremder Hand. So ist es nicht verwunderlich, dass Birkle Diermeier porträtierte.

106 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 107 © 2021 PECHSTEIN HAMBURG / TÖKENDORF © 2021 PECHSTEIN HAMBURG / TÖKENDORF

Vergleichsabb.: Bildnis Freda Wermel in blauer Bluse, 1946 Vergleichsabb.: Bildnis Freda Wermel in spanischer Tracht, 1946

Hermann Max Pechstein 1881 Zwickau – Berlin 1955

539R | Bildnis Freda Wermel in gelbem Kostüm Öl auf Hartfaserplatte. Um 1946. Ca. 70 × 54 cm. Soika 1946/8.

Provenienz: Nachlass des Künstlers; Privatsammlung, Norddeutschland; Ketterer, München 9.6.2012, Los 82; Privatsammlung, Europa. € 40.000/60.000

Verso von fremder Hand bezeichnet. Fest in Schattenfugenrahmen montiert. Zur Katalogisierung nicht ausgerahmt.

1946 entstehen von der aus Honolulu stammenden Freda Wer- mel 3 Porträts. Auftraggeber ist ihr Ehemann Dr. Michael T. Wer- mel, den Pechstein 1946 in Berlin kennenlernt. Unsere Version ist neben dem „Bildnis Freda Wermel in spanischer Tracht“ (Soika 1946/7) und „Bildnis Freda Wermel in blauer Bluse“ (Soika 1946/9) die zweite Porträtausführung. Im Unterschied zu dem Dreiviertel- porträt in spanischer Tracht und dem Halbporträt in blauer modi- scher Bluse ist Freda Wermel in unserer Version in klassischer sit- zender Pose festgehalten. In einem gelben Kleid mit passendem Hut und dunklen Handschuhen sitzt sie auf einem Stuhl und ist in seitlicher Sitzhaltung und zur Seite blickend wiedergegeben. War- um unser Porträt laut Soika im Nachlass des Künstlers verblieb, ist unbekannt. So ist wohl auch zu erklären, dass es unsigniert ist. Die beiden anderen Versionen waren bis 2016/2017 im Besitz der Dar- gestellten bzw. ihrer Familie.

108 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 109 Joan Miró 1893 Montroig bei Barcelona – Palma de Mallorca 1983

540 | Sans titre Aquarell und Bleistift auf Velin. (19)32. Ca. 22 × 17 cm. Signiert und datiert unten links. Dupin-Lelong Mainaud, I, 358. Mit einer Expertise von Jacques Dupin, Paris, 26.4.2007 (in Kopie).

Literatur: The George Economou Collection, hrsg. von Nelli Kyriazi, Municipal Gallery of Athens, Athen 2010, mit farb. Abb. S. 251.

Provenienz: Galerie Brusberg, Hannover; Dr. Heiner Hachmeister, Münster, 1978 bei Vorgenannter erworben; Neumeister, München 15.11.2007, Los 628; Privatsammlung, Europa. € 50.000/70.000

Recto mit dem Text von Miró „à mademoiselle Kervilly avec mes souhaits d’immenses succès!“ betitelt und datiert.

Bedeutendes Zeugnis aus Mirós früher surrealistischer Schaffens­ phase.­ Miró arbeitet mit einem feinen Bleistift, der zwei Figuren auf verschiedenen Aquarellfarben darstellt. Wohl könnte die linke Per- son den Künstler selbst zeigen und die rechte Mademoiselle Kervilly, der er in seiner Widmung einen „großen Erfolg“ wünscht. In dieser Arbeit kommen die Einflüsse seiner Freundschaften zum Tragen. Durch sein Atelier in Montmartre lernte er 1927 Hans Arp, und René Magritte und ein Jahr später Constantin Brancusi, Alberto Giacometti und Alexander Calder kennen. Diese Umgebung förderte seinen surrealistischen Stil. So stellte er ge- meinsam mit einem Teil der vorgenannten Künstler im Mai 1936 in der „Exposition surréaliste d’objets“ in Paris aus. Einen Monat spä- ter war der Künstler mit 15 Werken an der Ausstellung „Fantastic Art, Dada, Surrealism“ im New Yorker MoMA beteiligt.

110 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 111 Willi Baumeister 1889 – Stuttgart – 1955

541 | Ideogramm auf Grün (Durchbrochener Kreis) Öl auf Karton, auf Hartfaserplatte kaschiert. 1947. Ca. 53 × 45 cm (Hartfaserplatte ca. 54,5 × 47 cm). Signiert unten rechts. Verso auf der Hartfaserplatte schwer leserlich betitelt und datiert. Grohmann 1145; Beye/Baumeister 1552. Wir danken Hadwig Goez, Archiv Baumeister, Stuttgart, für die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes.

Ausstellung: Deutsche gegenstandslose Malerei und Plastik der Gegenwart, Kunstverein Freiburg i.Br., 1950, Ausst.-Kat. S. 6, Nr. 11.

Provenienz: Galerie Haller, Zürich; Galerie Wolfgang Ketterer, München 1.12.1980, Los 133, mit s/w Tafel; Privatsammlung, Bayern. € 40.000/60.000

Die vorliegende Arbeit reiht sich in die bedeutende Werkgruppe „Cézanne auf dem Weg zum Motiv und Formenpläne“ ein, die zwischen 1947 und 1951 entstanden ist. Paul Cézanne hatte einen großen Einfluss auf Willi Baumeister, „er liebte über alles Cézanne. Cézanne war für ihn der Wendepunkt der neuen Malerei, er hat ihn immer wieder studiert und noch in den späteren Jahren vieles von dem, was er von sich aus erfand, auf ihn bezogen. Bis zu einem gewissen Grade war Cézanne für ihn auch der Lehrmeister der Ku- bisten, die ihm mehr bedeuteten als der ‚Blaue Reiter’ und die zu bewundern er nie aufhörte“ (Will Grohmann, Willi Baumeister. Le- ben und Werk, Köln 1963, S. 9). Nach seinem Arbeitsverbot und der Brandmarkung seiner Kunst als „entartet“, kann Willi Baumeister im Herbst 1945 wieder an einer Ausstellung unter dem Titel „Deutsche Kunst unserer Zeit“ in Überlingen teilnehmen. Bereits am 15. November dessel- ben Jahres bekommt er in Stuttgart seine erste Einzelausstellung nach 1933. Neben dieser Tätigkeit wird er 1946 als Professor und Leiter einer Klasse für Dekorative Malerei an die neue Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart berufen, wozu er in sein Tagebuch notiert: „In 14 Tagen werden es 13 Jahre, seit ich brüsk verabschiedet wurde. Ich konnte der Meinung sein, nie mehr an die Oberfläche zu kommen. Nun wirkt alles günstig, besonders auch die gelungenen Bilder, die in den finsteren Jahren entstanden. Was wird das Amt bringen?“ Die dargestellte Arbeit mit den (un-)gegenständlichen Formen auf grünem Grund nimmt im Geiste die Gründung der „Gruppe der Gegenstandslosen“ – später unter „ZEN 49“ bekannt – vorweg. Baumeister sucht nach dem Krieg eine neue Sprache und eine neue Moral, die er mit seiner Arbeit zeigen will. Seine abstrakte Malerei will er einem breiteren Publikum zugänglich und verständlich machen.

112 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 113 Max Ernst 1891 Brühl bei Köln – Paris 1976

542N | Oiseaux spectraux Öl auf Karton. (1932). Ca. 34,5 × 21,5 cm. Signiert unten rechts. Spies/Metken 1855.

Literatur: Max Ernst Landschaften, hrsg. von Katharina Schmidt, Kunstmu- seum Bonn, Bonn 1985. Zuch, Rainer, Max Ernst, der König der Vögel und die mythischen Tiere des Surrealismus, 2004. Spies, Werner, Metken, Sigrid, Max Ernst Œuvre-Katalog, Werke 1906–1925, Köln 1979.

Ausstellung: Max Ernst, Mayor Gallery, London 1933, Kat.-Nr. 28, mit farb. Abb.; Max Ernst, Drawings, Collages 1918–1952, Institute of Contem- porary Arts, London 1952, Kat.-Nr. 20, mit farb. Abb.; Max Ernst, Tate Gallery, Arts Council of Great Britain, London 1961, Kat.-Nr. 57, mit farb. Abb., verso auf der Rahmenrückwand mit dem Etikett; Petits Formats, Galerie Beyeler, Basel 1978, Kat.-Nr. 48, mit farb. Abb.; Max Ernst. Landschaften, Galerie Beyeler, Basel 1985, Kat.-Nr. 23, mit farb. Abb., verso auf der Rahmenrückwand mit dem Etikett; Max Ernst, Städtisches Kunstmuseum, Bonn 1985/86, Kat.-Nr. 29, mit farb. Abb., verso auf der Rahmenrückwand mit dem Etikett; Max Ernst, Helly Nahmad Gallery, London und New York 2006/07, Kat.-Nr. 25, mit farb. Abb.; Le Chant de la Grenouille, the Surrealists in Conversation, Helly Nahmad Gallery, New York 2014; Moon Dancers: Yup’ik Masks and the Surrealists, Di Donna Galleries, New York 2018, S. 118 u. S. 147, mit farb. Abb.

Provenienz: The Redfern Gallery, London, verso auf der Rahmenrückwand mit zwei Etiketten; Rex Nan Kivell, London; Galerie Ernst Beyeler, Basel; Privatsammlung, Europa; Privatsammlung, Schweiz. € 250.000/350.000

114 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 115 © VG BILD-KUNST, 2021 BONN

Vergleichsabb.: Max Ernst, „Les pronces dorment mal“, 1957

„Die Vögel sind unstete, metamorphe Geschöpfe. Sie können Gleichzeitig baute der Surrealismus auf bekannte Mythen der menschliche Züge annehmen oder sich im pflanzlichen Wachs- westlichen Welt, so auch des Phönix aus der Asche. Auch Max tum einnisten. Oft geht quellendes Gestaltgerinnsel in Pflanzli- Ernst starb nach seinem eigenen Empfinden, um wieder aufzuer- ches, Menschliches oder Vogelhaftes über – die Grenzen sind stehen, wie er 1942 seine Zeit im Ersten Weltkrieg zusammenfasst: fließend, die Gestaltungsentscheidung bleibt dem Betrachter „Max Ernst starb am 1. August 1914. Er wurde am 11. November 1918 überlassen.“ (Werner Hofmann in: Das Innere Gesicht, Ausstel- als junger Mann wiederbelebt, der danach strebte, ein Magier zu lung Max Ernst: Die Sammlung de Menil, Kunsthalle Hamburg, werden und den Mythos seiner Zeit zu finden.“ Katalog S. 16). Das vorliegende Gemälde, 1932 entstanden, beschreibt eine Vögel bilden ein absolutes Zentralmotiv im Schaffen des solche Auferstehung seines Alter Egos, des Vogels: Es zeigt drei surrealistischen Künstlers Max Ernst. Auslöser für seine Obses- Positionen einer weißen taubenähnlichen Gestalt auf blauem sion mit dem Tier war nach Ernsts eigenen Erzählungen ein Er- Grund: zuerst auf dem Boden hockend, dann sich erhebend und lebnis aus seiner Kindheit: Der Tod seines Lieblingsvogels, ein letztlich stehend, die Flügel hochgezogen, bereit zum Abflug. Der Kakadu namens Hornebom, der mit der Geburt seiner Schwester Körper des Vogels erscheint bandagiert – wie der eines einbalsa- Loni zusammenfiel. Dieser Zufall löste in ihm einen psychischen mierten Pharaonen – oder in ein Tuch gehüllt. So symbolisiert das Ausnahmezustand mit Halluzinationen und Depressionen aus, Gemälde eine Wiederauferstehung im weiteren, nicht nur christli- die eine Verwirrung von Vögeln und Menschen zu Folge hatten. chen, Sinne. Ernst nannte dieses Werk Oiseaux Spectraux – Spekt- Der Vogel wird nun zu Ernst’ Alter Ego und zugleich Opfer und ralvögel. So könnte jede Position des Vogels die Vielfalt der ver- Symbol der Instinkte und Freiheit. In einer autobiografischen No- schiedenen Möglichkeiten ausdrücken, die eine komplexe tiz von 1942 bezeichnete er sich selbst als Kind eines Adlers: Hier Persönlichkeit wie Max Ernst hat, oder, im lateinischen Sinne des spiegelte er sein Interesse am Schamanismus wider, der für ihn Wortes, für verschiedene Erscheinungen in der Vorstellung stehen. und für die Surrealisten die Überlegenheit so genannter primiti- Die starke Aussagekraft führte zu einer langen Ausstellungs- ver Anlagen gegenüber der modernen europäischen Welt ver- historie des Werks, das in so wichtigen Ausstellungen wie der deutlichte. Tate Gallery in London 1961 zu sehen war. Verso

116 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 117 Willi Baumeister 1889 – Stuttgart – 1955

543 | Afrikanische Spiele V Öl und Kunstharz auf Leinwand. (19)42. Ca. 46 × 54,5 cm. Signiert oben rechts sowie verso auf dem Keilrahmen signiert und datiert. In Künstlerleisten. Grohmann 654; Beye/Baumeister 980.

Provenienz: Otto Lutz, Stuttgart; Privatbesitz, Stuttgart; Schoppmann & Partner, Düsseldorf 30.5.1992, Los 442; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen, durch Erbfolge an die heutigen Besitzer. € 50.000/60.000

Die Repressalien der Nazis treiben Willi Baumeister in die innere Emigration. Er verliert 1933 seine Professur an der Frankfurter Stä- delschule, gilt als „entartet“ und hat Ausstellungsverbot. In die Iso- lation gezwungen, beschäftigt er sich im Verborgenen mit frem- den Kulturen und archaischen Mythologien. Steinzeitliche Felszeichnungen, Steinbeile und die Kultur Schwarzafrikas fesseln seine Aufmerksamkeit. Als unermüdlicher Forscher und Sammler besitzt Baumeister auch afrikanische Skulpturen, in denen er, wie in den Zeugnissen der Vorgeschichte, allgemeingültige Bilder für das Leben, Werden und die menschliche Existenz sieht. Entspre- chend findet deren Formensprache in den frühen 1940er Jahren Eingang in Baumeisters Werk – stark abstrahiert und farbig zu- rückhaltend, wie in dem vorliegenden Gemälde. 1942 entstehen mehr als 30 Ölbilder der afrikanischen Reihe. Bis 1955 widmet sich Baumeister diesem Thema immer wieder.

118 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 119 Gino Severini 1883 Cortona – Paris 1966

544 | Printemps Pastell auf festem, grauem Papier. (Ca. 1953/54). Ca. 64,5 × 44 cm. Signiert unten mittig in der Darstellung. Vgl. Fonti 925 (Öl). Wir danken Romana Severini Brunori, Rom, für die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Supplement des Werkver- zeichnisses aufgenommen.

Provenienz: Privatsammlung, um 1953/54 direkt beim Künstler erworben; Freeman Fine Arts, Philadelphia/USA 7.11.2010, Los 359; Privatsammlung, Europa. € 25.000/35.000

Das Pastell entsteht als vorbereitende Skizze für das große Wandgemälde des Künstlers, das im Palazzo dei Congressi im EUR-Viertel in Rom hängt. Es wurde für eine dort stattfindende Landwirtschafts-Messe in Auftrag gegeben. Das gesamte, aus mehreren Einzelwerken zusammengesetzte Wandbild erstreckt sich über eine Länge von 75 Meter und stellt verschiedene Allego- rien der Landwirtschaft dar. In deren Zentrum stehen die vier Jah- reszeiten, darunter auch der Frühling (printemps). Neben der Ver- sion in Rom existiert noch ein sehr ähnliches großformatiges Ölgemälde „Printemps n. 2“ aus dem Jahr 1954 (vgl. WVZ Fonti 925; Öl auf Leinwand, 154 × 92 cm, Privatsammlung Paris). Das Motiv des Frühlings steht am Anfang einer neuen stilistischen Phase Severinis in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre, die durch die Rückbesinnung auf seine vergangene futuristische Zeit ge- kennzeichnet ist.

120 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 121 Massimo Campigli 1895 Berlin – Saint-Tropez 1971

545 | Büste Öl auf Leinwand. (19)59. Ca. 65 × 50 cm. Signiert und datiert unten rechts. Verso auf der Leinwand mit der Nummerierung „8“ im Kreis.

Ausstellung: Campigli, Moderne Galerie Otto Stangl, München 1958/1959, Kat.-Nr. 18, mit Abb., verso mit dem Etikett.

Provenienz: Moderne Galerie Otto Stangl, München, verso auf dem Keilrahmen mit Etikett; Privatsammlung, Rheinland; Ketterer, München 14.5.2002, Los 233 A; Privatsammlung, Hessen. € 28.000/32.000

Massimo Campigli kommt ab 1909 in Mailand erstmals mit der Kul- turszene in Berührung, die ihn nachhaltig beeindruckt und ihn zum Malen anregt. Neben seinen späteren Kontakten ab 1919 im Café du Dôme in Paris, wo er neben den Kubisten u.a. auf de Chirico, Gino Severini und Filippo de Pisis stösst, beeinflusst ihn vor allem auch die Kunst der alten Ägypter und Etrusker. Dem Formenka- non dieser alten Kulturen folgend, entstehen bis zu seinem Le- bensende Figuren, die in ihrer Ausführung auf stark vereinfachten archaischen Formen basieren. Die vorliegende weibliche Figur ist ein schönes Beispiel dieses auf das Wesentliche Reduzierte.

122 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 123 © KARL SCHMIDT-ROTTLUFF/ VG BILD-KUNST, 2021 BONN © AKG-IMAGES

Vergleichsabb.: Karl Schmidt-Rottluff, Mond und Gartentor, 1960

Karl Schmidt-Rottluff 1884 Rottluff bei Chemnitz – Berlin 1976 den 1930er und 1940er Jahren eher reduziert wird, während dem Mond eine größere Bedeutung zukommt. Dies wird deutlich in allen 546N | „Baum und Mond“ wichtigen Ausstellungen und den entsprechenden Publikationen Öl auf Leinwand. (19)56. Ca. 87,5 × 101 cm. Signiert unten links. der letzten Jahre und Jahrzehnte. Verso auf dem Keilrahmen nochmal signiert sowie betitelt und Die expressiv farbliche Gestaltung des Baumstammes mit mit der datierenden Werknummer „565“. Im O.-Künstlerrahmen. den auskragenden Zweigen dokumentiert die Schaffenskraft des Das Gemälde ist im Archiv der Karl und Emy Schmidt-Rottluff damals 72-jährigen Künstlers in ganz besonderer Weise. Mit dem Stiftung, Berlin, dokumentiert. grünen Mond setzt er ein mystisch anmutendes Zeichen. Die dunklen, erdenschweren Büsche im Vordergrund links bilden einen Provenienz: kontrastreichen Gegenpol zum gelb-ockerfarbenen Nachthimmel. Privatsammlung, Rheinland; Die typische künstlerische Handschrift wird im kraftvollen Pinsel- Privatsammlung, Schweiz (seit 2015). duktus und der Kühnheit der Komposition besonders deutlich. Karl € 220.000/280.000 Schmidt-Rottluff stellte den Mond entweder als Vollmond, oder, wie auch hier, als Halbmond dar – letzteres aber stets als zunehmen- Professor Hermann Gerlinger schreibt zu dem Werk: Bäume stellen den, nie als abnehmenden Mond. Für seine Gemälde entwickelte im Werk von Karl Schmidt-Rottluff ein häufig wiederkehrendes Mo- er einen ganz speziellen Rahmentypus, der in seiner Farbgestal- tiv dar und zwar von Beginn bis zum Ende seines Schaffens. So tung dem jeweiligen Bild angepasst wurde. Dieser Originalrahmen gestaltete schon der 17-jährige Gymnasiast „nach der Natur“ 1901 hat sich erhalten. das Aquarell „Bach unter Bäumen mit Steg“ und 1964 beendete der Ein Hinweis noch auf das Werkverzeichnis der Gemälde von inzwischen 80-jährige Künstler seine Ölmalerei mit dem Gemälde Will Grohmann, das 1954 abgeschlossen wurde. Das 1956 entstan- „Verschneite Schonung“, in dem wiederum Bäume und Baumgrup- dene Bild kann dort also gar nicht verzeichnet sein. Es ist jedoch im pen thematisiert wurden. Auch in der letzten Schaffensperiode bis Brücke-Museum registriert und wird mit dem Originaltitel „Baum in die 1970er Jahre bleiben bei Tuschpinsel- und Farbkreidezeich- und Mond“ in das in Vorbereitung befindliche neue Werkverzeich- nungen Bäume ein wichtiges Motiv. nis aufgenommen. Eine besonders eindrucksvolle Werkgruppe sind Arbeiten, in Grohmann beendet seine Ausführungen im Werkverzeichnis denen der Künstler ein Baummotiv mit dem Mond oder der Son- mit einem fast prophetisch anmutenden Schlusswort, welches die- ne verbindet. Man denke zum Beispiel an „Aufgehender Mond“ ses Gemälde trefflich charakterisiert. Er schrieb: „Der Gleichklang 1920 und an „Junger Wald und Sonne“ aus dem gleichen Jahr. mit der Natur (…) ist bei Karl Schmidt-Rottluff nicht weniger durch Auch im späteren Werk gibt es ähnliche Bilder, die annähernd die Kunst bedingt als durch die Wirklichkeit (…) denn von den ers- gleichzeitig entstanden sind, wie „Mond und Gartentor“ 1960 und ten Bildern an hielten sich Imagination und Natur die Waage (…) die durch das Sonnenlicht geprägte „Dünenlandschaft“ 1963. Ins- Karl Schmidt-Rottluff ist letzte Beweis (sic) naturbildhafter gesamt aber ist festzustellen, dass die Einbeziehung der Sonne ab Schöpfungen in unserer Zeit.“

124 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 125 1881 Málaga – Mougins bei Cannes 1973

547N | Nu Assis Farbiger Linolschnitt in Dunkelbraun, auf beige-rosafarbenem Grund, auf Velin von Arches. (1962). Ca. 35 × 26,5 cm (Blattgröße ca. 63 × 44,5 cm). Einer von wohl nur 2 Probedrucken des 1. Zustandes. Bloch 1086; Baer 1330 I (von II). € 32.000/35.000

Vom Drucker Hidalgo Arnéra am unteren Rand signiert und be- zeichnet „Femme nue assise 1962 – linogravure originale de Picas- so“. Zusätzlich verso nochmals signiert und bezeichnet „Linogravu- re Originale de Picasso“.

Der weibliche Akt ist eines von Picassos wichtigsten Themen. Im- mer wieder greift er dieses Motiv auf. In seinem Spätwerk wird der Akt, zusammen mit dem Motiv des Künstlers und sein Modell, zum besonderen Schwerpunkt. Seit Juni 1961 lebt Picasso mit seiner zweiten Frau Jacqueline Roque in Mougins, einem Dorf in den Hügeln oberhalb von Cannes. Fast obsessiv porträtiert er sie, ihr Gesicht, ihren Körper. Jacqueline Roque ist 45 Jahre jünger als Picasso und hat eine ähnlich kurze, stämmige Statur und gro- ße, strahlend dunkle Augen wie der Künstler. Die beiden lernen sich 1953 kennen. Schnell wird Jacqueline zu Picassos Geliebter, Muse und schließlich Ehefrau. Sie ist die letzte große weibliche Präsenz in Picassos Leben und das Motiv zahlreicher Gemälde und Drucke, die in den folgenden zwanzig Jahren entstehen. Jac- queline erscheint zum ersten Mal in Picassos Zeichnungen in sei- ner Serie „Der Maler und sein Modell“, die Anfang 1954 entsteht. Während ihr markantes Profil immer wieder auftaucht, vor allem in seinen Lithographien und Radierungen in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre, ist es ihr Körper, den Picasso in seinen vielen Dar- stellungen des weiblichen Akts und der Erotik in den 1960er und frühen 1970er Jahren zeigt. Mit ihrem winzigen Kopf über einem monumentalen Körper, auf einem blockartigen Gebilde sitzend, hat der Akt in diesem Bild eine rohe Körperlichkeit. Diese wird durch das Medium des Linol- schnitts betont – die grobe lineare Herausstellung ihres Körpers suggeriert einen Primitivismus, der oft mit dem Holzschnitt asso- ziiert wird. Ihre schweren Hüften und ihr langes Haar erinnern an die Figur in einem etwas früheren Linolschnitt – Grand nu dansant (4. März, Bloch 1085/Baer 1309) -, der eine Dame mit großem Hin- terteil in einer tanzenden Pose zeigt. Beiden Bildern gemeinsam ist der doppelte Blickwinkel, der es erlaubt, das Gesäß gleichzeitig mit den Brüsten zu sehen – eine kubistische Taktik, die der Künst- ler zu dieser Zeit auch bei den Porträts von Jacquelines Gesicht anwendet, wie in „Portrait de Jacqueline de face. I“ und „Portrait de Jacqueline de face. II“ (Bloch 1063) und „Jacqueline au bandeau de face“ (Bloch 1069). Diese Verdoppelung des Blickpunktes auf den weiblichen Akt wird zu einem bedeutenden Merkmal in seinen Gemälden und Graphiken der folgenden zehn Jahre avancieren.

126 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 127 © 2021 ESTATE OF PABLO PICASSO, VG BILD-KUNST, 2021 BONN

Vergleichsabb.: Pablo Picasso, Tête d’homme du 17ème siècle de face, 1967 Pablo Picasso

548 | Head of a Musketeer – Tête d’homme Filzstift auf chamoisfarbenem Papier (Skizzenblock). (19)69. Ca. 26,5 × 21 cm. Signiert unten mittig, datiert oben rechts. Zervos XXXI, 201; The Picasso Project 69–204.

Provenienz: Privatsammlung, Rheinland. € 30.000/50.000

Die Zeichnung entsteht im Mai 1969 und stammt aus dem wichti- gen Spätwerk von Pablo Picasso, in welchem die Musketiere eine herausragende Stellung einnehmen. Zu der Zeit, als die Skizze angefertigt wird, lebt der Künstler mit seiner Muse Jacqueline Roque in Mougins. Als sie sich um 1953 kennenlernen, ist Pablo Picasso bereits 72 und seine Muse erst 26 Jahre alt. Die Phase in Mougins ist von einer Operation des Künstlers geprägt. Zu Beginn des Jahres 1966 kehrt Picasso wieder in sein Atelier zurück und nimmt die Arbeit auf. Neue Kraft und Inspiration sind für ihn u.a. die Lektüre von „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas, aber auch William Shakes- peare und Charles Dickens, die er in seiner Erholungsphase nach der Operation liest. Die Musketiere begeistern Picasso durch den Mut, die Stärke, das disziplinlose Draufgängertum und deren Rolle als Frauenhelden. Diese Eigenschaften hält Picasso in sei- ner Studie und einem seiner berühmten Werke der Spätphase, „Mousquetaire à la pipe“ (1968), fest. Die Arbeiten aus der letzten Werkperiode von Pablo Picasso sind eine Demonstration seiner ständigen Suche nach Neuem, was sich sowohl auf seinen Stil, seine Technik und das Thema als auch auf die Geschichte seines eigenen kreativen Schaffens bezieht..

128 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 129 Serge Poliakoff 1900 Moskau – Paris 1969

549 | Composition abstraite Gouache und Deckweiß über Bleistift auf Bütten von Canson & Montgolfier France. (1958). Ca. 48,5 × 63 cm. Signiert unten rechts. Wir danken Herrn Thaddée Poliakoff, Paris, für die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. Die Arbeit ist im Archives Serge Poliakoff unter der Nr. 858094 registriert.

Provenienz: Galerie Stangl, München; Privatsammlung, Süddeutschland, 1965 bei Vorgenannter erworben. € 25.000/35.000

Sein erstes abstrakt gemaltes Werk stellt Serge Poliakoff im Jahr 1938 in Paris aus. In den folgenden Jahren setzt sich in seinen Ar- beiten die Abstraktion immer mehr durch, bis Poliakoff sich voll- ends von der gegenständlichen Malerei abwendet. Ende der 1940er Jahre hat der Maler endgültig seinen charakteristischen und unverwechselbaren Stil gefunden: ineinandergreifende, far- bige Bausteine, die sich zu einem puzzleartigen Farb- und For- mengebilde zusammenfügen. In seinen abstrakten Werken ist die Farbigkeit von einer darstellenden bzw. repräsentativen Form voll- kommen losgelöst; es geht Poliakoff um Dynamik und Emotionali- tät. Basierend auf seiner musikalischen Bildung, gibt es in seinem Œuvre zwei unterschiedliche Kompositionsprinzipien, die mit der Polyphonie (Mehrstimmigkeit durch selbständige Stimmen) und der Homophonie (Begleitakkorde ordnen sich der Hauptstimme unter) in der Musik vergleichbar sind. Anfangs bewegen sich die Farbflächen noch in einem etwas gedeckteren graubraunen Farb- spektrum, ab den 1950er Jahren hellt sich Poliakoffs Farbpalette deutlich auf. In der vorliegenden Arbeit stellt der Künstler dunkle, schwarzblaue Farbfelder solchen in hellen Beige- und Rosatönen gegenüber. Die ausgewogenen Proportionen der Formen und Farb- flächen im Bildraum führen zu einer einzigartigen, meditativen Wirkung, welche für die Werke Poliakoffs charakterisierend ist.

130 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 131 Serge Poliakoff

550 | Composition abstraite Gouache auf grauem Velin von Canson & Montgolfier France. (Wohl 1958). Ca. 62 × 47,5 cm. Signiert unten rechts. Poliakoff III 60–154, Archiv-Nr. 860129. Mit einer Fotoexpertise von Alexis Poliakoff, Archives Serge Poliakoff, Paris, vom 28. März 2007 (in Kopie).

Literatur: La Gazette de l’Hôtel Drouot, Nr. 10, Paris 9.3.2007, mit farb. Abb. S. 12.

Provenienz: Knoedler & Co, New York (BK 252); Galerie Stangl, München; Privatsammlung, Süddeutschland, 1959 bei Vorgenannter erworben; Karl & Faber, 4.12.2008, Los 1622; Privatsammlung, Süddeutschland. € 25.000/35.000

Verso bezeichnet „BK 252“.

Im Werkverzeichnis und der Expertise von Alexis Poliakoff ist das Entstehungsdatum der vorliegenden Arbeit mit „1960“ angegeben. Dieses Datum wird jedoch durch den Münchner Galeristen Otto Stangl widerlegt, der in einem persönlichen Schreiben vom 26. Ja- nuar 1960 ausführt, dass die Gouache „im Sommer 1958 in Deauvil- le entstanden“ ist, „wo der Künstler zu der Zeit lebte“. Stangl schreibt weiter: „Ich besuchte ihn dort und erwarb mit einigen an- deren Arbeiten diese schöne Gouache.“ Serge Poliakoff genießt in seiner Jugend eine umfassende mu- sikalische Ausbildung und ist zeit seines Lebens der Musik ver- bunden – dies zeigt sich auch in seiner Kunst. Vergleichbar dem Kompositionsprinzip der Homophonie in der Musik, bei dem sich die begleitenden Stimmen einer Hauptstimme unterordnen, ord- nen sich im vorliegenden Werk alle Flächen der Farbe Rot unter. Die im weitesten Sinn in einer Kreuzform angelegte Komposition bietet trotz der schmalen Farbpalette eine ausgewogene und diffe- renzierte Farbigkeit, die in rhythmisch atmenden Flächen über den Bildgrund verteilt ist. Die imaginäre Vorstellung einer Kreuzes- form ist ein Leitmotiv von Poliakoff und bestimmt mehr oder we- niger deutlich die Verteilung der Farbformen auf der Bildfläche.

132 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 133 Hans Hartung 1904 Leipzig – Antibes 1989

551N | T–1970-H37 Acryl auf Leinwand. (19)70. Ca. 102 × 130 cm. Signiert und datiert unten rechts. Das Werk ist im Archiv der Fondation Hartung Bergman, Antibes, registriert und wird in das in Vorbereitung befindliche Werkver- zeichnis der Arbeiten von Hans Hartung aufgenommen.

Literatur: Clay, Jean, Poirier, Matthieu, Encrevé, Pierre, A constant storm. Works from 1922 to 1989, Galerie Perrotin, Paris 2018, mit farb. Abb. S. 134 (nicht in Ausstellung).

Provenienz: Sammlung Françoise Tournié, Paris; Calmels Cohen, Paris 22.6.2006, Los 82; Privatsammlung, Europa. € 150.000/200.000

Hartung erfindet ab Anfang der 1960er Jahre neue Werkzeuge, um die Farbe auf die Leinwand zu bringen. Statt sie in konventio- neller Weise mit dem Pinsel aufzutragen, nutzt Hartung einen um- gebauten Staubsauger, später einen Kompressor mit einer Spritz- pistole, um die Farbe auf die Leinwand zu sprayen. Das monochrome Gelb im Hintergrund unseres Bildes hat Hartung auf diese Art ganz gleichmäßig aufgetragen. Außerdem experimen- tiert der Künstler ab den 1960er Jahren mit einem ganzen Arsenal von weiteren ungewöhnlichen Arbeitsinstrumenten: Stahlbürs- ten, Gummipeitschen, Reisigbesen und Farbwalzen. Inmitten des Sprayens, Schabens und Kratzens behält Hartung trotzdem eine erstaunliche Kontrolle über seine Werkzeuge. Diese von Natur aus eher widerspenstigen Geräte werden eingesetzt, um gezielte Mus- ter, Formen und Farbflächen innerhalb einer geordneten Komposi- tion zu erzeugen. Mit einer Farbwalze, die eigentlich zum Einfärben eines Lithographiesteins dient, hat Hartung wohl die drei von links nach rechts größer werdenden Formen in Blau, Lilagrau und Schwarz aufgebracht. Er lässt die unteren Farbschichten durch- scheinen, den gelben monochromen Untergrund und die darüber- liegenden vertikalen, schwarzen Striche. Auf diese Weise struktu- riert der Maler die drei kompakten Formen und verleiht ihnen etwas Leichtes, Schwebendes und suggeriert zugleich eine drei- dimensionale Bildperspektive.

134 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 135 Sonia Delaunay-Terk 1885 Gradizhsk/Ukraine – Paris 1979

552 | Rythme-couleur Gouache, Deckweiß und schwarze Kreide auf strukturiertem Velin. 1966. Ca. 52,5 × 38 cm. Signiert und datiert unten rechts. Mit einer Expertise von Jean Louis Delaunay und Richard Riss, Pracusa Artisticas S.A., Barcelona, vom 23.4.2021. Die Arbeit ist im Archiv von Pracusa Artisticas S.A. unter der Nummer F. 1457 registriert.

Provenienz: Privatsammlung, Süddeutschland, wohl in der 2. Hälfte der 1960er Jahre erworben. € 30.000/50.000

Verso mit dem Stempel „Poichoir exécuté à la main numérote et signé S.D.“.

Als Sara Stern in Odessa, Ukraine, geboren, studiert Sonia Delau- nay zunächst in St. Petersburg und setzt dann ihre Ausbildung in Deutschland und Paris fort. In Paris inspirieren sie vor allem die deutschen Expressionisten, die Fauvisten und Postimpressionisten dazu, mit der Farbe zu experimentieren. Für Delaunay wird die Far- be zur „Haut der Welt“ und sie beginnt, sie in den Mittelpunkt ih- rer Werke zu stellen. Besonders deutlich wird dies in der Serie „Rythmes-Cou- leurs“, die mit ihrem rhythmischen Geflecht abstrakter, leuchten- der Formen häufig auch zur Vorlage für Mosaike, Textilien und Wandteppiche werden. Durch den kühnen Einsatz von reinen Farbflächen nebeneinander und die Verwendung geometrischer Grundformen schafft es Delaunay, ein Gefühl von Bewegung und von Ebenen unterschiedlicher Tiefe in ihren Werken zu erzeugen. Delaunay nimmt für ihre späten Arbeiten auf Papier, insbesondere die Rythmes-Couleurs-Serie, auch frühe Werke der 1910er und 1920er Jahre von sich und ihrem Mann als Inspiration.

136 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 137 Teil II – Moderne Kunst

Auktion 303 – Mittwoch, 14. Juli 2021, 14 Uhr

Part II – Modern Art

Auction 303 – Wednesday, 14 July 2021, 2 pm

Mark Tobey 1890 Centerville/Wisconsin – Basel 1976

553 | „Zeichnung aus Rom“ Tempera und Tusche auf dünnem chamoisfarbenem Papier, auf Karton kaschiert. (19)60. Ca. 21 × 28,5 cm (Karton ca. 34,5 × 43,5 cm). Signiert und datiert unten rechts. Verso wohl vom Künstler betitelt. Verso wohl von fremder Hand in Rot im Kreis nummeriert „1620“. Mit einer Expertise von Achim Moeller, Geschäftsführer des Mark Tobey Project LLC, New York, vom Juni 2021. Heinrich Wiegand Petzet schreibt im Ausst.-Kat. der Galerie Ur- Die Arbeit ist im Mark Tobey Archiv unter der Nummer MT sus-Presse 1966 über Mark Tobey: „(...) Je länger desto mehr hat [332-06-02–21] registriert. sich seine Arbeit auf kleine, ja kleinste Bildflächen zurückgezogen, nicht ohne dabei zusehends reicher, inhaltsträchtiger zu werden. Ausstellung: Dazu bedarf es keines verblüffenden Aufwandes, keines Riesenor- Mark Tobey. Galleria del Naviglio, Mailand/Venedig, September chesters an Mitteln. Tobey musiziert anders. Er webt ein kammer- 1985, verso auf der Rahmenrückpappe mit dem Etikett; musikalisches Geflecht dichter Beziehungen, reich an Einfall Kunstverein Hochrhein e.V., Säckingen, verso auf der Rahmen- und Erfindung, Spannung und thematischer Vielfalt. Es fehlt rückpappe mit dem Stempel; darin weder das Groß-Geglückte von symphonischer Kraft noch Mark Tobey. Tempera, Gouache, Aquarelle, Zeichnungen, das Lyrisch-Einfache, das durch seine Stille überzeugt. Derglei- Erker-Galerie, St. Gallen 1986/87, Nr. 26, mit farb. Abb. chen entsteht nur aus geduldiger Arbeit, aus hingebungsvoller Kontemplation, aus Ehrfurcht vor dem Detail noch im Überfluß. Provenienz: Wer Tobeys Werkstatt betritt, merkt alsbald, daß des Künstlers Erker-Galerie, St. Gallen, verso auf der Rahmenrückpappe mit Lebensraum einem einzigen großen Atelier gleicht. (...) Jedes die- mehreren Stempeln und den bestätigten Angaben zum Werk; ser Blätter ist ein Schritt auf das Gelingen zu. Oft sind es kaum Privatsammlung, Bayern, 1987 bei Vorgenannter erworben. handtellergroße Papiere, auf denen ein Stück Welt niederge- € 25.000/35.000 schrieben wurde.“

138 KARL & FABER 7.2021 139 Edith van Campendonk-Leckwyck 1899 Antwerpen – Amsterdam 1987

601 | La Paysanne Bretonne Christian Arnold Öl auf Leinwand. (Um 1930). Ca. 60 × 68 cm. Signiert unten links. 1889 Fürth – Bremen 1960 Provenienz: Christie’s, Amsterdam 26.5.1988, Los 123; Privatbesitz, Bayern. 600 | Häuser an der Straße € 2.600 Gouache und Aquarell über Bleistift auf festem, leicht strukturier- den darüber liegenden zarten Strom- und Telefonleitungen am tem Büttenkarton. (19)29. Ca. 57,5 × 42,5 cm. Monogrammiert und Himmel, die fast an Spinnenweben erinnern. In feinstem Farbauf- datiert unten rechts. trag und Farbverläufen und mit dem Hell-Dunkel-Kontrast gelingt August Heitmüller Arnold/Michael 1418 a. ihm eine außergewöhnliche Wirkung, die den Betrachter in seinen 1873 Gümmer b. Hannover – Meran 1935 Provenienz: Bann zieht. Privatsammlung, Niedersachsen. Zu Christian Arnold schreibt Herbert Albrecht im Bremer 602 | Künstlerbildnis Verso von fremder Hand bezeichnet „A92/3“. Werkverzeichnis von 1980 (o.S.): „Von der altdeutschen Bildspra- Öl auf Leinwand. 1926. Ca. 90 × 70,5 cm. Das vorliegende Blatt zählt mit zu den schönsten Stadtansichten, che und dem Expressionismus ausgehend, hat er Teil an den Be- Signiert und datiert oben rechts. die in den letzten Jahren angeboten wurden. In ausgewogener Far- strebungen der „Neuen Sachlichkeit“ (...) Wie immer seine Bildspra- Ausstellung: bigkeit hält Arnold den Blick auf eine ansteigenende Straße mit che in den wechselnden Epochen seines Lebens auch variierte, es Magic Realism. Art in Weimar Germany 1919–33, Tate Modern, drei Wohnhäusern, teils mit Fachwerk, fest. Die klare architektoni- blieb ein unverfälscht Eigenes, mit dem er seinen genau abgrenz- London 2018/19, mit Abb. S. 60. sche Struktur des dörflichen Idylls lockert der Künstler mit einzel- baren Beitrag zur Epoche der deutschen neusachlichen Malerei Provenienz: nen Büschen und Blumentöpfen am Straßenrand und an den Fens- geleistet hat.“ Grisebach, Berlin 29.11.2008, Los 224; Privatsammlung, Europa. tern der Häuser auf. Eine weitere Gliederung zieht Arnold noch mit € 3.800 € 3.500

140 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 141 Albert Birkle 1900 Berlin – Salzburg 1986

603 | Bretonische Küste Öl auf Leinwand. (1947). Ca. 51,5 � 72 cm. Signiert unten rechts. Kraker 103. Wir danken Roswita und Viktor Pontzen, Archiv und Werkbetreu- ung Albert Birkle, Salzburg, für die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. Das Werk wird in das in Vorberei- tung befindliche erweiterte Werkverzeichnis mit der Nr. 660 aufgenommen.

Provenienz: Besitz des Künstlers, bis 1985; Privatsammlung; Galerie Heinze, Salzburg, seit 1987; Kunsthandel Widder, Wien; Privatsammlung, Europa, 2007 bei Vorgenannter erworben.

Dem Sujet der Landschaftsmalerei bleibt Albert Birkle sein künst- lerisches Leben lang treu. In der vorliegenden Arbeit nimmt uns der Künstler mit auf eine Reise an die Atlantikküste bei Saint Malo. Beim Betrachten des Mannes in der linken Bildhälfte spürt man förmlich den kräftigen Wind, der vom Meer auf die Küste trifft, die Haare zerzaust und den Schal nach hinten weht. Die kleine rote Flagge auf dem Boot wird ebenso wie das Gras von der Brise er- fasst und biegen sich dem Mann entgegen. Ob er dem Paar am Strand etwas zuruft oder diese vor einem Sturm warnen möchte, bleibt das Geheimnis des Bildes. € 10.000/12.000

142 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 143 William Wauer 1866 Oberwiesenthal – Berlin 1962

604 | „Albert Bassermann“ Bronze mit brauner Patina. (1918). Ca. 51 × 19 × 19 cm. An der Plinthe vorne betitelt und rechts signiert. Hinten an der Plinthe mit Gießerstempel „W. Füssel 1 Berlin“. Einer von 7 arabisch nummerierten, um 1945 ausgeführten Güssen. Laszlo S. 51.

Ausstellung: From to Resistance: Art in Germany 1909 – 1936. The Marvin and Janet Fishman Collection, Milwaukee Art Museum, Milwaukee u.a. 1990-92.

Provenienz: Nachlass des Künstlers; Galerie Brockstedt, Hamburg; Sammlung Marvin & Janet Fishmann, USA; Karl & Faber, 28.10.2010, Los 179; Privatsammlung, Europa.

Der Schauspieler Albert Bassermann war eines der größten Talen- te seiner Zeit. Ab 1909 war er unter der Regie von Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin und wurde schon bald als einer der bedeutendsten Charakterdarsteller des angehenden 20. Jahr- hunderts gefeiert. Bassermann gehört auch zu den ersten deut- schen Schauspielern, die sich für den Film engagierten. 1933 ver- Richard Seewald Ausstellung: ließ der Schauspieler mit seiner jüdischen Frau Deutschland, er 1889 Arnswalde – München 1976 Richard Seewald. Gemälde, Aquarelle, Handzeichnungen, emigrierte 1939 in die USA und lebte in Hollywood. Dort erlernte er Druckgraphik, Leopold-Hoesch-Museum, Düren 1977, Kat.-Nr. 4, mit über 40 Jahren Englisch und war trotz seines starken Akzents 605 | Zigeunerin (Frau auf Korsika) dort unter dem Titel „Zigeunerin (Frau auf Korsika)“. in zahlreichen Rollen zu sehen. Für seine Nebenrolle in Alfred Öl auf Leinwand. (19)13. Ca. 60,5 × 58,5 cm. Signiert und datiert Provenienz: Hitchcocks „Foreign Correspondent“ wurde Bassermann 1940 für oben rechts. Privatsammlung Rheinland; den „Oscar“ nominiert. William Wauer zeigt den Schauspieler in ei- Literatur: Ketterer, München 12.12.2009, Los 187; nem expressiven, stark bewegten Porträt. Die einzelnen Ge- Sailer, Anton, Seewald 1889 – 1976. Eine Werkauswahl mit Privatsammlung, Europa. sichtspartien sind in Flächen zerlegt, die in gratigen Kanten aufei- zeitgenössischen Würdigungen und Zitaten aus Büchern von Verso auf dem Keilrahmen handschriftlich datiert und bezeichnet nandertreffen. Richard Seewald, München 1977, mit ganzs. farb. Abb. S. 133, dort (wohl von fremder Hand). € 15.000/20.000 unter dem Titel „Zigeunerin“. € 10.000/15.000

144 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 145 Adolf Hölzel 1853 Olmütz/Mähren – Stuttgart 1934

606R | Figurengruppe vor Häusern Farbige Kreide und Bleistift auf glattem dünnem Karton. Ca. 20,5 × 19 cm. Provenienz: Nachlass des Künstlers, verso mit dem Stempel (Lugt 1258f); Galerie Dorn, Stuttgart. € 3.000

Paul Fuhrmann Adolf Hölzel 1893 Spandau – Berlin 1952 1853 Olmütz/Mähren – Stuttgart 1934

607 | „Rot-Grün“ 608 | Landschaft Aquarell und Bleistift auf leicht strukturiertem Velin. 1927. Pastell auf leicht samtigem Papier. (1925–1930). Ca. 24 × 30 cm. Ca. 47,5 × 35,5 cm. Monogrammiert und datiert unten links. Zweifach signiert unten rechts. Verso signiert, nochmals datiert und betitelt. Provenienz: Provenienz: Nachlass des Künstlers, verso mit dem Stempel (Lugt 1258f); Bassenge, Berlin 6.12.1997, Los 7425; Galerie Berinson, Berlin; Galerie Schrade, Schloß Mochental, Ehingen; Privatsammlung, Privatsammlung, Europa, 2011 bei Vorgenannter erworben. Süddeutschland. € 3.000 € 8.000/10.000

146 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 147 Erich Metzold 1892 Berlin – 1987 Otto Griebel 609 | Frau im Fauteuil 1895 Meerane – Dresden 1972 Aquarell auf Papier. (19)25. Ca. 43 × 30,5 cm. Signiert und datiert unten rechts. 611 | Abstrakte Komposition Provenienz: Collage mit verschiedenfarbigen Papieren auf leichtem Karton. Grisebach, Berlin 9.6.2007, Los 727; Galerie Ritthaler, Hamburg; (1919). Ca. 12,5 × 9,5 cm (Karton ca. 13 × 10 cm). Otto Griebel ist ein wesentlicher Protagonist von Dada und der Privatsammlung, Europa, 2007 bei Vorgenannter erworben. Signiert unten links. Neuen Sachlichkeit, einer der wichtigsten Dresdner Künstler der € 2.000 Postmann/Schmidt B39. 1920er Jahre und Mitglied der Künstlervereinigung „Dresdner Wir danken Herrn Johannes Schmidt, Städtische Galerie Sezession 1919“. Ein Großteil seiner Werke fällt der Zerstörung Dresden, für die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung Dresdens 1945 zum Opfer. Die kleine Collage, die aus einer Phase Hugo Scheiber dieses Werkes. Griebels stammt, in der er mit verschiedenen Stilen experimen- 1873 – Budapest – 1950 tiert, erwirbt wohl in den 1920er Jahren der Dresdner Rechtsan- Ausstellung: walt Dr. Fritz Salo Glaser. Glaser fördert in dieser Zeit die Dresd- 610 | Varietétänzerin Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Künstlergruppen in Deutsch- ner Künstler um Otto Griebel und Otto Dix, mit denen er auch Gouache und Tuschpinsel auf Karton. Ca. 41,5 × 31,5 cm. land 1918 – 1923, Ruhrfestspiele, Städtische Kunsthalle, Reckling- persönlich befreundet ist. Signiert unten rechts. hausen 1989, Kat.-Nr. 51, ohne Abb. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft musste Glaser einige be- Provenienz: deutende Werke seiner Sammlung in der NS-Zeit zur Sicherung Privatsammlung, Frankfurt/Main; Galerie Thomas Schneider, Provenienz: seiner Existenz veräußern. Nach unseren Recherchen zählten hier- München; Privatsammlung, Europa, 2010 bei Vorgenannter Sammlung Dr. Fritz Glaser, Dresden; zu aber keine kleineren Papierarbeiten von Griebel, da sie damals erworben. Galerie Remmert und Barth, Düsseldorf; einen zu geringen Marktwert hatten. € 3.500 Privatbesitz, Rheinland. € 10.000/15.000

148 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 149 Verso

Curt Ehrhardt 1895 Ziesar bei Jerichow – Schwarz, Hessen 1972 Curt Ehrhardt

612 | „Regen stürmt“ 613 | „Der Karneval unterm Kreuze“ Öl auf Malpappe, auf Holzrahmen aufgelegt. (1921). Öl auf Malpappe. 1921. Ca. 85,5 × 66,5 cm. Signiert und datiert Ausstellung: Ca. 61,5 × 40 cm. Verso auf der Malpappe signiert, datiert und unten mittig. Verso nochmals signiert und datiert „Juni 1921“, Curt Ehrhardt 1895–1972. Arbeiten eines verschollenen Künstlers, betitelt sowie handschriftlich bezeichnet. betitelt und mit der Ortsangabe „Brandenburg a.H“ bezeichnet. Otto Nagel, Galerie Wedding, Berlin 1991, Kat.-Nr. 23, Abb. 21. Provenienz: Verso mit einer Farbstudie in Öl. Provenienz: Nachlass des Künstlers; Literatur: Privatsammlung, Berlin; Ketterer, München 22.10.2009 Los 212; Arlt, Peter, Des Lebens dunkle Tänze. Der Maler Curt Ehrhardt Ketterer, München 12.6.2007, Los 159; Privatsammlung, Europa. 1895–1972, Weimar 2002, S. 74 mit farb. Abb; Privatsammlung, Europa. Fest in Rahmen montiert. Zur Katalogisierung nicht ausgerahmt. The George Economou Collection, hrsg. von Nelli Kyriazi, Fest in Rahmen montiert. Zur Katalogisierung nicht ausgerahmt. € 5.000/7.000 Municipal Gallery of Athens, Athen 2010, mit farb. Abb. S. 240. € 8.000/10.000

150 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 151 Franz von Stuck 1863 Tettenweis – München 1928

614 | Heinrich Butzer (1884–1965) reichen Œuvres, sind Porträts. In seinen Bildnissen legt er den Tempera über Bleistift auf Holz, teilparkettiert. 1921. Ca. 60 × 50 cm. Hauptakzent auf malerische Eleganz und dekorative Wirkung, Signiert und datiert unten rechts. Im O.-Künstlerrahmen. weniger auf die psychologische Charakterisierung des individuel- Nicht bei Voss. len Modells. Wie seinerzeit üblich verwendet Stuck oftmals Foto- grafien als Vorlage, so dass die Dargestellten nicht zu langen Sit- Literatur: zungen im Atelier anwesend sein müssen. Der Ruhm Franz von Danzker, Jo-Anne Birnie (Hrsg.) und Hardtwig, Barbara, Franz Stuck als Porträtist reicht schon bald weit über München hinaus. von Stuck. Die Sammlung der Villa Stuck, Eurasburg 1997, So verwundert es nicht, dass der erfolgreiche Dortmunder Bauun- Kat.-Nr. 23, mit Abb. S. 103. ternehmer Heinrich Butzer im Jahr 1921 Stuck wählt, um sich por- trätieren zu lassen. Butzer war mit seinem Porträt sehr zufrieden Ausstellung: und lässt in den folgenden Jahren auch seine Ehefrau Martha so- Dauerleihgabe, Villa Stuck, München, 1991–2021 (Inv.-Nr. G-L 91 1-4); wie die gemeinsamen drei Kinder ebenfalls von Stuck porträtie- Franz von Stuck. Gemälde, Zeichnungen, Plastik aus Privatbesitz, ren. Im fotografischen Nachlass des Künstlers ist ein Foto von Augustinermuseum, Freiburg 1994 (außer Katalog). Martha Butzer erhalten, dass als Vorlage für das Gemälde dient und auf der Rückseite kompositorische Skizzen aufweist. Das Provenienz: Bildnis von Heinrich Butzer ist insofern etwas Besonderes, da es Sammlung Dr. Heinrich und Martha Butzer, Dortmund, seitdem in neben den zahlreichen Frauenporträts im Werk von Stuck nur re- Familienbesitz. lativ wenige bürgerliche Herrendarstellungen gibt, von denen zu- dem einige heute nicht mehr zu identifizieren sind. Die überwie- Der Maler Franz von Stuck avanciert zu Beginn des 20. Jahrhun- gende Anzahl der Männerporträts von Stuck zeigen den Hochadel derts zu einem der wichtigsten Künstler in München. Bereits mit wie Prinzregent Luitpold von Bayern, Großherzog Ernst Ludwig 32 Jahren beruft ihn die Münchner Akademie der Künste zum von Hessen-Darmstadt oder die zeitgenössische Künstlerpromi- Professor. In repräsentativer Lage an der Prinzregentenstraße er- nenz wie Richard Wagner, Ludwig Ganghofer, Franz von Lenbach richtet er seine luxuriöse Privatvilla, die er mit samt der Innende- oder Franz von Defregger. koration und der Möbel selbst entwirft. Mit diesem Bau setzt sich Die beiden hier angebotenen Porträts von Heinrich und Martha Stuck als „Künstlerfürst“ sein eigenes Denkmal nach den großen Butzer zeichnen sich durch die typische feine, zeichnungsbasierte Vorbildern der Renaissance. Stuck wird darüber hinaus vor allem Tempera-Maltechnik Stucks aus, der damit einen zeitlosen und er- zu einem der wichtigsten Porträtisten der Münchener Gesell- habenen Charakter der Dargestellten erzielt. schaft. Etwa 320 seiner Gemälde, fast die Hälfte seines umfang- € 25.000/35.000

152 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 153 Franz von Stuck

615 | Martha Butzer (1886–1976) Tempera über Bleistift auf Holz, teilparkettiert. 1923. Ca. 60 × 49,5 cm. Signiert und datiert unten rechts. Im O.-Künstlerrahmen. Voss 568.

Literatur: Danzker, Jo-Anne Birnie (Hrsg.) und Hardtwig, Barbara, Franz Nachdem sich der Dortmunder Bauunternehmer Heinrich Butzer von Stuck. Die Sammlung der Villa Stuck, Eurasburg 1997, bereits im Jahr 1921 von Franz von Stuck hat porträtieren lassen Kat.-Nr. 24, mit Abb. S. 105. (vgl. Los 614), gibt er zwei Jahre später ein Porträt seiner Frau Mar- tha in Auftrag. Im Nachlass des Künstlers befindet sich einen Foto- Ausstellung: grafie Martha Butzers, die als Vorlage für das Gemälde diente (vgl. Dauerleihgabe, Villa Stuck, München 1991–2021 (Inv.-Nr. G-L 91 1-5); Danzker, Jo-Anne Birnie (Hrsg.) und Jooss, Birgit, Stuck und die Franz von Stuck. Gemälde, Zeichnungen, Plastik aus Privatbesitz, Photographie. Inszenierung und Dokumentation, Katalog zur Aus- Augustinermuseum, Freiburg 1994 (außer Katalog). stellung, München u.a. 1996, Kat.-Nr. 161, S. 163). Stuck verwendete, ebenso wie sein Kollege und Konkurrent Franz von Lenbach, von Provenienz: ihm selbst oder seiner Frau Mary im eigenen Studio angefertigte Sammlung Dr. Heinrich und Martha Butzer, Dortmund, seitdem in Fotografien als Vorlage, so dass die Dargestellten nicht während Familienbesitz. des gesamten Malprozesses im Atelier „Porträt sitzen“ mussten. Die Fotografien dienten nicht nur als bildliche Gedächtnisstütze, Verso mit dem Stempel der Kunsttischlerei G. Oberndorfer, Mün- Stuck nutzte sie intensiv zur technischen Vorbereitung seiner Ge- chen. Auf dem Rahmen zweifach handschriftlich nummeriert „1233“. mälde. Die Fotografie von Martha weist daher auf der Vorderseite Im Nachlass des Künstlers befindet sich einen Fotografie Martha charakteristische Ritzspuren auf sowie auf der Rückseite eine Koh- Butzers, die als Vorlage für das Gemälde diente (vgl. Danzker, Jo- lezeichnung entlang der Gesichtskonturen mit Pfeil und Maßanga- Anne Birnie (Hrsg.) und Jooss, Birgit, Stuck und die Photographie. ben. Stuck optimierte für das Gemälde die Gesichtsproportionen Inszenierung und Dokumentation, Katalog zur Ausstellung, Mün- mit etwas schmaleren Schläfen und einem höheren, gerundeten chen u.a. 1996, Kat.-Nr. 161, S. 163). Haaransatz. Zudem vergrößerte er das Dekolleté, um die etwas fül- € 25.000/35.000 lige Figur der Dame schlanker wirken zu lassen.

154 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 155 Carl Strathmann 1866 Düsseldorf – München 1939

616 | Vase mit gelben Blumen Öl auf Papier, auf Karton kaschiert. Ca. 67 × 29 cm. Signiert unten links. Viktor Planckh Provenienz: 1904 Opava – Athen 1941 Privatsammlung, Bayern. Verso unleserlich bezeichnet. 618 | Herr mit Zigarre und Stock € 3.000 Öl auf Leinwand, randdoubliert. (1930er Jahre). Ca. 46 × 39 cm. Signiert mittig rechts. Literatur: William Wauer The George Economou Collection, hrsg. von Nelli Kyriazi, 1866 Oberwiesenthal – Berlin 1962 Municipal Gallery of Athens, Athen 2010, mit farb. Abb. S. 100. Ausstellung: 617 | Damenporträt Künstlerhaus, Wien 2008. Öl auf Holz. Ca. 33,5 × 26,5 cm. Signiert unten links. Provenienz: Nicht bei Laszlo. Privatsammlung, Österreich; Dorotheum, Wien 10.10.2007, Los Provenienz: 196; Galerie Schütz, Wien; Privatsammlung, Europa, 2008 bei Privatbesitz, Rheinland. Vorgenannter erworben. € 5.000/7.000 € 7.000/10.000

156 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 157 Walter Schnackenberg 1880 Lauterburg/Harz – München 1961

619 | Odeon Casino Farbige Lithographie auf Plakatpapier, auf Leinen kaschiert. (1912). Ca. 118 × 89 cm (Blattgröße). Théophile-Alexandre Steinlen Provenienz: 1859 Lausanne – Paris 1923 Privatsammlung, Bayern. € 3.000 621 | Lait pur stérilisé Farbige Lithographie auf Plakatpapier. (1894). Ca. 139,5 × 99 cm (Rahmenausschnitt). 620 | Deutsches Theater Crauzat 491; Bargiel/Zagrodzki 16 A1 (von F1). Farbige Lithographie auf Plakatpapier, auf Leinen kaschiert. Provenienz: (1910). Ca. 120,5 × 87,5 cm (Blattgröße). Privatbesitz, Bayern. Provenienz: Mit sechseckigem Stempel „Republique française“ oben links. Fest Privatsammlung, Bayern. im Rahmen montiert. Zur Katalogisierung nicht ausgerahmt. € 2.000 € 6.000/8.000

158 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 159 Edvard Munch 1863 Løten/Hedmark – Ekely bei Oslo 1944

622 | Hieronymus Heyerdahl Radierung mit Kaltnadel auf chamoisfarbenem Velin. (1916). Ca. 8,5 × 6 cm (Blattgröße ca. 21 × 20,5 cm). Auflagenhöhe unbekannt. Signiert unten rechts. Woll 554. Provenienz: Carl Moser Privatbesitz, Hessen. 1873 – Bozen – 1939 Durch seine Bekanntschaft mit dem Wiener Max Kurzweil kommt Verso auf der Rahmenrückpappe mit kaum lesbarer Widmung (des er mit der japanischen Holzschneide- und Drucktechnik und dem Künstlers?) von August 1922. 624 | Auf dem Fischmarkt Stil des „Ukiyo-e“ in Berührung. Dabei geht es darum die irdische, € 2.000 Öl und Bleistift auf Leinwand. (19)05. Ca. 82 × 69 cm. vergängliche Welt in einem Holzschnitt oder Gemälde festzuhal- Signiert und datiert unten links. ten. In der Literatur wird „Ukiyo-e“ auch als Vorläufer des Impressi- Nicht bei Kirschl. onismus gesehen. Carl Moser verbindet den japanischen Stil mit Paula Modersohn-Becker seinem westlichen Wissen und kreiert einen ihm eigenen Duktus, 1876 Dresden – Worpswede 1907 Literatur: der diese Synthese darstellt. The George Economou Collection, hrsg. von Nelli Kyriazi, Das vorliegende Gemälde greift sein bevorzugtes Sujet in die- 623 | Die Gänsemagd Municipal Gallery of Athens, Athen 2010, mit farb. Abb. S. 88. ser Zeit auf und zeigt eine bretonische Frau mit ihrem Kind beim Radierung mit Aquatinta auf chamoisfarbenem Velin. (Um 1900). Einkauf auf dem Fischmarkt. Die Werke in dieser Zeit zeugen eben- Ca. 25,5 × 20,5 cm (Blattgröße ca. 44 × 35 cm). Signiert von Otto Provenienz: so von der Faszination und Begeisterung für die Mode und Klei- Modersohn und bezeichnet „f. P. Modersohn-Becker“ unten links. Galerie bei der Albertina-Zetter, Wien; Privatsammlung, Europa, dung der dargestellten Personen. Der Rosenrock auf dem vorlie- Werner 7 II b (von II b). 2009 bei Vorgenannter erworben. genden Bild überstrahlt durch seine detaillierte Ausführung und Provenienz: den eleganten Faltenwurf die übrigen Gemälde aus dieser Zeit. Die Privatbesitz, Rheinland. Zwischen 1901 und 1907 lebt und arbeitet Carl Moser in Paris und Zeit in der Bretagne gehört künstlerisch zu einer der wichtigsten Posthumer Abzug von 1922–23. unternimmt mehrere Reisen in die Bretagne. Dort studiert er das Perioden im Werk von Carl Moser. € 5.000/7.000 Meer, die Fischer, den Markt und das Leben der Menschen vor Ort. 15.000/20.000

160 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 161 Bernhard Pankok 1872 Münster – Baierbrunn 1943

625 | Kirche in Berg am Laim (München) Öl auf leinwandkaschiertem Karton auf Holz. (18)93. Ca. 44 × 33,5 cm. Signiert und datiert unten links. Ausstellung: Bernhard Pankok. Architekt und Maler 1872–1943, Galerie Gunzenhauser, München 1972, mit farb. Titel-Abb. auf dem Ausst.-Prospekt. Provenienz: Hofkunsthandlung Ludwig Schaller, Stuttgart (o.J.), verso mit dem Etikett; Galerie Gunzenhauser, München (1972); Privat-

sammlung, Bayern, wohl bei Vorgenannter erworben. © AKG-IMAGES Verso diverse alte Etiketten und teils handschriftliche Nummerierungen. Nach dem Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie lebt Bern- hard Pankok von 1892 bis 1902 in München und arbeitet dort im eigenen Atelier. € 2.500 Otto Eduard Pippel 1878 Lódz – Planegg 1960 Paul Mathias Padua 1903 Salzburg – Rottach-Egern 1981 627R | „Autorennen im Forstenrieder Park“ Öl auf Leinwand. (1920er Jahre). Ca. 70,5 × 80,5 cm. Signiert und 626 | Mädchen mit Blumen mit der Ortsbezeichnung „Planegg bei München“ unten rechts. Öl auf Leinwand. Ca. 65 × 50,5 cm. Signiert oben links. Verso auf dem Keilrahmen mit dem Künstleretikett, dort betitelt. Provenienz: Provenienz:

Privatbesitz, Bayern. Privatsammlung, Berlin. Vergleichsabb.: Forstenrieder Park – Rennen bei München am 19.7.1925: € 2.000 € 10.000/12.000 Hans Czermak aus München auf „Bugatti“

162 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 163 LOS 629

Alfred Kubin 1877 Leitmeritz/Böhmen – Zwickledt 1959

628 | Faune Tusche auf feinem Karton. (Ca. 1916). Ca. 14,5 × 7 cm. Signiert unten rechts. Verso mit Widmung des Künstlers sowie Tuschskiz- ze eines gestürzten Pferdes. Wir danken Dr. Annegret Hoberg, Kubin-Archiv München, für die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. Provenienz: Privatsammlung, Bayern. Diese kleine private Zeichnung zählt vermutlich zum sogenannten „Marianneum“, der Sammlung des mit Kubin befreundeten Ehepaa- res Marianne Grafe (1892–1951) und Felix Grafe (1882–1942). Die Widmung des Künstlers bezieht sich somit wohl auf die Geburt von Fritz Klimsch deren Sohn Innozenz im Januar 1916. 1870 Frankfurt/Main- Freiburg im Breisgau 1960 € 2.000 630 | Beschaulichkeit Bronze mit schwarzgrüner Patina. (Vor 1924). Höhe ca. 30,5 cm. 629 | Eifersucht Mit dem eingeschlagenen ligierten Monogramm und dem Tusche auf cremefarbenem Katasterpapier. (Um 1941). Gießerstempel „H. NOACK BERLIN” auf der linken Fußsohle. Ca. 32 × 40 cm. Signiert unten rechts. Braun 121. Wir danken Dr. Annegret Hoberg, Kubin-Archiv München, für die Braun schreibt im Werkverzeichnis dazu: „Einer jener Akte, die auf freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. dreieckigem Grundriß in eben dieser Form straff aufgebaut sind. Literatur: Das verschlungene, nach innen gewandte Bewegungsmotiv durch- Kubin, Alfred, Abenteuer einer Zeichenfeder. Mit einer Einführung aus lyrisch in der Wirkung, jedoch ohne einen Hauch von Senti- von Max Unold, München 1941, Tafel 37, mit ganz. Abb. mentalität. Die Bezeichnung ‚Beschaulichkeit‘ überzeugt, ist indes Provenienz: wohl nicht von Klimsch vorgenommen. (...) Die Datierung ergibt Privatbesitz, Bayern. sich – wenigstens als terminus ante quem – aus der Tatsache, daß Am unteren Bildrand von fremder Hand betitelt und bezeichnet. in diesem Jahr ein Neffe Klimschs ein Exemplar erwarb.“ LOS 628 € 2.500 € 12.000/15.000

164 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 165 Dodo (Dörte Clara Wolff) 1907 Berlin – London 1998

631 | Silvesterfeuerwerk – Zwei Frauen am Balkon Gouache und Öl über Bleistift auf leicht bräunlichem Zeichenpa- pier. (19)29. Ca. 29,5 × 22,5 cm. Signiert und datiert unten links. Provenienz: Ehemals Privatbesitz, England. Die Künstlerin Dodo wird als Dörte Clara Wolff geboren und erhält Mitte der 1920er Jahre in Berlin ein grafische Ausbildung und ar- beitet zunächst für mehrere Modeblätter. In dieser Zeit zählt sie auch zu den Mitarbeitern des Magazins Ulk. Dodos Themen sind vor allem das Leben der damaligen Berliner Gesellschaft der golde- nen 1920er Jahre, wobei sie hier ihren Fokus auch auf das Verhält- nis von Mann und Frau setzt. Die hier dargestellten Damen beim Feuerwerk stehen beispielhaft für diese Zeit. € 5.000/6.000 Raphael Delorme gehört gemeinsam mit Jean Dupas, Eugène Ro- Raphael Delorme bert Pougheon, René Buthaud und Jean Despujols zur Schule von Carl Moritz Schreiner 1890 Caudéran/Bordeaux – Paris 1962 Bordeaux. Seine nackten, muskulösen Figuren erreichen wie bei 1889 Barmen – Konstanz 1948 Jean Dupas eine skulpturale Monumentalität und behalten doch 633N | Weiblicher Akt im Maschinenraum eine weiche Sinnlichkeit. In der vorliegenden Arbeit verbindet 632 | Tänzerin (Margarete Aldinger) Öl auf Hartfaserplatte. Ca. 49,5 × 61 cm. Signiert unten rechts. Delorme diese Weiblich- und Sinnlichkeit der Person im Vorder- Bronze mit goldbrauner Patina. 1919. Höhe ca. 58,5 cm. Auf der Ausstellung: grund mit der Kälte und dem Staccato der Maschinen im Hinter- Plinthe mit dem eingeritzten Namenszug des Künstlers sowie Tendenzen der Zwanziger Jahre, Neue Nationalgalerie, Berlin grund. Das Messinstrument in der goldenen Fassung gibt gleich- datiert und bezeichnet „Margarete Aldinger“. 1977, Kat.-Nr. 59. sam den Takt vor. Die Fesselungen an den Händen der Dame Provenienz: Provenienz: spiegeln die Unterwerfung unter die Industrialisierung und die Ab- Lempertz, Köln 3.12.1994, Los 362; Privatbesitz, Rheinland. Sammlung Carl Laszlo, Basel; kehr von dem, was Gut, Wahr und Schön ist wider. € 2.500 Privatsammlung, Schweiz. € 12.000/15.000

166 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 167 Karl Hofer 1878 Karlsruhe – Berlin 1955

634 | „Muzzano“ Bleistift auf chamoisfarbenem Maschinenbütten. (19)36. Ca. 34 × 48 cm. Datiert und betitelt unten rechts. Provenienz: Privatbesitz, Hessen. Verso verblasster, unleserlicher Stempel. Die kleine Kirche von Muzzano findet sich bei Karl Hofer bereits Childe Hassam 1926 in der Radierung „Muzzano im Tessin“ (drucktechnisch be- 1859 Dorchester – East Hampton 1935 dingt im Gegensinn, Rathenau R 65) sowie in den beiden gleich betitelten Gemälden „Muzzano (Tessin)“ von 1936 (Wohlert 1256) 636 | Cliffs and Sea, Appeldore und 1941 (Wohlert 1564). Aquarell auf festem, genarbtem Aquarellpapier. 1903. € 3.000 Ca. 30,5 × 24 cm. Signiert und datiert unten links. Wir danken Kathleen M. Burnside, Childe Hassam Catalogue Raisonne Project, New York, für die freundlichen Hinweise bei Thomas Ludwig Herbst der Katalogisierung dieses Werkes. Provenienz: 1848 – Hamburg – 1915 Das Werk ist in der Childe Hassam Catalogue Raisonne Daten- Gallery E.V. Thaw & Co, New York, mit dem Etikett auf der bank unter der Nummer 1903.015 registriert. Rahmenrückseite; 635 | Küstenszene mit Booten David David, Philadelphia, Pennsylvania, bis 1964; Öl auf Papier, auf Karton kaschiert. (Um 1895). Ca. 34 × 29,5 cm. Ausstellung: Hirschl & Adler Galleries, New York, 1964-67; Meyer-Tönnesmann 974. Frank J. Kelly Collection, Westmore Museum of Art, Greensburg, Frank J. Kelly, McKeesport, Pennsylvania, 1967; Provenienz: Pennsylvania 1973, Kat.-Nr. 51; Paul D. Magriel Sr., New York; Nachlass des Künstlers, mit dem Nachlassstempel unten rechts Paul Magriel Collection: American Drawings, National Academy of F.A.R. Gallery, New York, mit dem Etikett auf der Rahmenrückseite; und verso; Mehlis, Plauen 27.2.2014; Privatbesitz, Rheinland. Design, New York 1980, verso auf der Rahmenrückseite mit dem Privatsammlung, Bayern. € 3.000 Ausstellungsetikett. € 12.000/15.000

168 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 169 Leo Putz 1869 – Meran – 1940 tik Lenbachs und der Münchner Künstlergenossenschaft. Unter diesen Strömungen schlossen sich dann mehrere Akademieschü- Václav Radimsky 637 | Das Stundenglas ler zur Gruppe „Die Scholle“ (1899–1911) zusammen wie Erler, Eich- 1867 – Pašinka – 1946 Mischtechnik mit Gouache, Pastell und Kohle auf festem Malkar- ler, Münzer und Feldbauer. Zu den Hauptvertretern zählte auch Leo ton. (19)08. Ca. 92,5 × 64,5 cm. Signiert und datiert unten rechts. Putz. Die Werke dieser Zeit waren geprägt von einem fein empfun- 638R | Waldweg am Wasser Putz 1414. denen Naturalismus und zeigen, wie auch im vorliegenden Werk Tempera auf Karton. (1905). 49,5 × 69,5 cm. Signiert unten rechts. noch zu spüren, die Neigung zum Symbolismus, zur Märchen- und Provenienz: Provenienz: Fantasiewelt. Eine weite Verbreitung fand diese Kunst vor allem Kunsthandel Nöth, Ansbach; Galerie Gunzenhauser, München; durch die Druckgraphik und durch illustrierte Zeitschriften wie der Privatsammlung, Europa. Privatsammlung, Bayern, ca. 1976 bei Vorgenannter erworben, „Jugend“ und des „Simplicissimus“. Der tschechoslowakische Maler Václav Radimský gilt als einer der durch Erbfolge an den jetzigen Besitzer. Dieser Strömung ist auch noch das vorliegende Werk verpflich- wichtigsten Vertreter des tschechischen Impressionismus. 1867 in tet. Putz zeigt uns hier im Zentrum eine Sanduhr mit weiblicher eine kulturell interessierte Familie geboren, studiert er an den Aka- Literatur: Figur, auf der ein als Schmetterling personalisierter Putto turnt und demien der Bildenden Künste in München und Wien und geht 1890 Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und den Betrachter direkt anschaut. Die Szene wird von einem üppigen für einen Studienaufenthalt an die Schule von Barbizon nach Leben, München/Leipzig 1909, Nr. 1, S. 1 (Titelbild). Blumenkranz aus Rosen, Stiefmütterchen und Astern eingerahmt. Frankreich. Durch die impressionistische Künstlergruppe um Clau- Der Humor bzw. der Witz als starkes Element in der künstlerischen de Monet und Camille Pissarro wird sein Stil nachhaltig geprägt. Er In der großen europäischen Strömung des Jugendstils war Mün- Darstellung spielt hier in der Verbindung Mensch und Natur eine beschäftigt sich fortan mit der Freiluftmalerei und lässt sich in Gi- chen ein besonderes Zentrum. Im Vergleich zu anderen Städten große Rolle und lässt den Betrachter schmunzeln. Laut Werkver- verny nieder. Neben Ausstellungen in Pariser Salons stellt er u.a. in bildete sich hier 1892 zudem die früheste Secession, der Künstler zeichnis wurden die Ranken, Blumen und die Schmetterlingsflügel Wien, Leipzig, Berlin und Düsseldorf aus und seine Bilder kommen wie Stuck, Trübner und Uhde angehörten. Die Vertreter dieser von Frieda Blell ausgeführt, der späteren Frau des Künstlers (1913). in bedeutende Museen wie der Münchner Pinakothek. Gruppe richteten sich vor allem gegen die konservative Kunstpoli- € 7.000/10.000 € 10.000/12.000

170 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 171 Robert Weise 1870 Stuttgart – Starnberg 1923 Heinrich von Zügel 1850 Murrhardt – München 1941 639 | Sommertag Öl auf Leinwand. (1914). Ca. 109,5 × 85 cm. Signiert unten links. 641 | Jungstier mit schwarzem Hals und falbfarbene Kuh Literatur: Öl auf Leinwand. 1904. Ca. 48,5 × 71 cm. Signiert und datiert The George Economou Collection, hrsg. von Nelli Kyriazi, unten links. Municipal Gallery of Athens, Athen 2010, mit farb. Abb. S. 72. Nicht bei Diem (vgl. Diem 547). Provenienz: Provenienz: Neumeister, München 29.5.2008, Los 847; Privatsammlung, Van Ham, Köln 19.11.2010, Los 889 („Zwei Kühe“); Europa. Privatbesitz, Hessen. € 5.000/7.000 Verso auf dem Keilrahmen verschiedene typographische und handschriftliche Etiketten, unter anderem mit der (Ausstellungs-?) Nummer „934“ (oder „954“). Ernst Stöhr € 7.500/8.500 1860 – St. Pölten – 1917

640 | Damenbildnis Paul Mathias Padua Öl auf Leinwand. (Um 1905). Ca. 90,5 × 66,5 cm. 1903 Salzburg – Rottach-Egern 1981 Literatur: The George Economou Collection, hrsg. von Nelli Kyriazi, 642 | Zwei Tirolerinnen in der Stube Municipal Gallery of Athens, Athen 2010, mit farb. Abb. S. 97. Öl auf Hartfaserplatte. Ca. 52 × 34 cm. Signiert unten rechts Provenienz: (geritzt) und nochmals oben links. Privatsammlung, Wien; Kunsthandel Widder, Wien 2006; Provenienz: Privatsammlung, Europa, bei Vorgenannter erworben. Privatbesitz, Bayern. € 3.000 € 5.000/7.000

172 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 173 Alexander Koester 1864 Bergneustadt – München 1932

643 | Enten in der Mauser Öl auf Leinwand. (Um 1915–1931). Ca. 45,5 × 76 cm. Signiert unten rechts. Stein 900.

Provenienz: Privatbesitz, Süddeutschland, wohl direkt vom Künstler erhalten; Privatbesitz, Bayern.

Alexander Koester zeigt uns hier 13 zusammensitzende weiße En- ten in der Mauser an einem Teich oder Gewässer. Das gemütliche Beisammensein schließt der Künstler am Oberrand mit dichtem grünen Blattwerk über der Entengruppe ab. Die Wirkung des hellen Gefieders setzt der Künstler gekonnt mit Violett- und Brauntönen vom Untergrund ab und unterstreicht zudem diese Stimmung mit kräftigen Violetttönen in den Federn einzelner Enten. Die Leichtig- keit der Komposition wird zudem durch kleine Sonnenflecken, die durch das Laub hindurchscheinen, unterstützt, so dass der Maler die Gruppe harmonisch ausgewogen in Szene setzt. € 22.000/25.000

174 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 175 Rudolf Jettmar 1869 Zawodzie bei Krakau – Wien 1939

644 | Kreuzabnahme Tuschfeder, laviert, Aquarell und Bleistift auf chamoisfarbenem Velin. (1932). Ca. 27 × 14,5 cm (Blattgröße ca. 34 × 22 cm). Hofstätter AE 106. Ausstellung: Rudolf Jettmar (1869–1939), Ostdeutsche Galerie, Regensburg 1975, Kat.-Nr. 113 b, o. Abb. Provenienz: Nachlass des Künstlers, verso mit dem Nachlassstempel; seitdem in Familienbesitz, Baden-Württemberg. Entwurf für das gleichnamige Ölgemälde (vgl. Hofstätter Ö 120, dort abweichend mit Ö 119 angegeben). € 2.000

645 | Die heilige Elisabeth und eine Bettlerin Aquarell und Feder auf chamoisfarbenem Velin. (1905). Ca. 31 × 18,5 cm (Blattgröße ca. 40,5 × 28 cm). Vgl. Hofstätter AE 54. Rudolf Jettmar Ausstellung: 647 | Die Hölle (Der Teufel mit dem Bratspieß) Rudolf Jettmar, Galerie Nebehay, Wien 1976, mit s/w Abb. V 19. 646 | Ohne Titel (Studie zu einem Wandbild) Tuschfeder, laviert und Bleistift auf Velin, zusammengesetzt aus Provenienz: Aquarell, Tuschfeder und Bleistift, Gold gehöht, auf beigefarbe- 2 Bll., auf Unterlagekarton kaschiert. (19)96. Ca. 26 × 59 cm Nachlass des Künstlers, seitdem in Familienbesitz, Baden-Würt- nem Velin. (Um 1908). Ca. 26,5 × 41,5 cm. (Unterlagekarton ca. 39,5 × 68 cm). Signiert, datiert und temberg. Provenienz: bezeichnet mit Ortsangabe oben links. Entwurf für einen nicht ausgeführten Gobelin von 1905 für den Nachlass des Künstlers, seitdem in Familienbesitz, Baden-Würt- Vgl. Hofstätter Z 46. Fürsten Thurn und Taxis. Im Hintergrund ist die Münchner Frauen- temberg. Provenienz: kirche zu sehen. Umrandet wird die Darstellung mit den Wappen Wohl als Entwurf für ein Wandbild entstanden (vgl. Schutzengel Nachlass des Künstlers, seitdem in Familienbesitz, Baden- der Familie Thurn und Taxis. und Mariä Verkündigung, bei Hofstätter AE 68). Württemberg. € 2.500 € 2.500 € 2.500

176 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 177 Erich Erler-Samaden 1870 Frankenstein/Schlesien – München 1946

648 | „Die Quelle“ Öl auf grober Leinwand. 1923. Ca. 120 × 110,5 cm. Signiert und datiert unten links. Verso auf der Leinwand bezeichnet, betitelt und nochmals datiert. Provenienz: Neumeister, München 20.5.1999, Los 162; Privatsammlung, Bayern. € 2.000 Erich Erler-Samaden 1870 Frankenstein/Schlesien – München 1946

Edward Harrison Compton 650 | „Hirtenpredigt“ 1881 – Feldafing – 1960 Öl auf Leinwand. Ca. 99,5 × 130 cm. Signiert unten links. Verso auf dem Keilrahmen nochmals signiert, betitelt und bezeichnet 649 | Waldbad bei Grainau „3000 MK“. Öl auf Leinwand. Ca. 60,5 × 50,5 cm. Signiert unten rechts. Provenienz: Provenienz: Sächsischer Kunstverein, Dresden, Nr. 122 (Etikett verso auf dem Privatbesitz, Bayern. Rahmen); Neumeister, München 15.5.2003, Los 248; Privatsamm- Verso auf dem Keilrahmen wohl von fremder Hand betitelt. lung, Bayern. € 2.500 € 2.500

178 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 179 Rudolf Wilke 1873 – Braunschweig – 1908

651 | Gebet vor der Schlacht Tusche, Aquarell, Kohle und Deckweiß auf Velin. (1900). Ca. 42 × 37 cm. Signiert unten rechts. Provenienz: Buch & Kunst-Verlag Albert Langen, München (ab 1906 Simplicissimus-Verlag GmbH, München; ab 1935/36 Eher-Verlag, München); 1945 aus dem enteigneten Nachlass des Eher-Verla- ges an die Staatliche Graphische Sammlung, München, verso mit dem Stempel (vgl. Lugt 3237) und der handschriftlichen Inv.-Nr. („Simpl-Nr.“) 1816; 1975 zurückgegeben an Ulfert Wilke, Sohn und Erbnachfolger des Künstlers.

Erschienen im „Simplicissimus“ (1900, Jg. 5, Heft 27, S. 217) mit dem Text: „Christliche Soldaten, fassen wir unsere Gefühle zusammen in dem Rufe: Der liebe Gott hurra! hurra! hurra!“. Im Jahr 1900 brach in China der sogenannte Boxeraufstand aus, der sich gegen den wachsenden Einfluss der europäischen Kolonialmächte und die Ausbreitung der christlichen Religion richtete. Rudolf Wilke zielt mit seiner Karikatur auf die Rolle der deutschen Streitkräfte bei der Niederschlagung des Boxeraufstands und die vermeintliche Vertei- digung christlicher Werte ab. Die Simplicissimus-Zeichnungen blie- ben immer Eigentum der Künstler und gingen in der Regel nach dem Druck der jeweiligen Ausgabe zurück an sie. Doch nicht alle Camille Pissarro Zeichner hatten sich ihre Werke zurückgeben lassen, weshalb eini- 1830 St.-Thomas-des-Antilles – Paris 1903 ge Zeichnungen im Archiv des Verlags verblieben. 1906 löste der Herausgeber Albert Langen die Zeitschrift auf Anraten seiner wich- 653 | Landschaft tigsten Mitarbeiter aus seinem Verlag heraus und überführte sie in Kreide auf cremefarbenem Velin. Ca. 10 × 16 cm. Mit Stempelmo- die Simplicissimus-Verlags GmbH. Nach der Gleichschaltung im nogramm unten rechts und Farbanmerkungen oben mittig. Zuge der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 folgte Die Arbeit wird von Jaochim Pissarro in das in Vorbereitung 1935/1936 der Verkauf an den Eher-Verlag, den Zentralverlag der befindliche Werkverzeichnis der Zeichnungen von Camille NSDAP. Nach Kriegsende 1945 enteigneten die Alliierten den Ver- Pissarro aufgenommen. Eine schrifltiche Expertise wird erstellt. lag und übergaben die im Nachlass des Verlags verwahrten Simpli- Provenienz: cissimus-Zeichnungen der Staatlichen Graphischen Sammlung in Privatbesitz, Süddeutschland. München. In den 1950er Jahren wurden diese dort mit den soge- € 2.500 nannten „Simpl-Nummern“ inventarisiert und gestempelt (vgl. Lugt 3237). Die Kinder von Rudolf Wilke, Ulfert Wilke und Charlotte Wil- ke-Gmelin, forderten 1962 die Werke des Vaters aus dem Bestand Eduard Thöny der SGSM erfolgreich zurück. 1975 wurden nochmals weitere Werke 1866 Brixen – Holzhausen 1950 an Ulfert Wilke ausgehändigt, darunter auch dieses Blatt mit der Simpl-Nr. 1816. Dabei wurde der Inventar-Stempel wohl versehent- 654 | Vorbei lich nicht ungültig gemacht. Tusche, Deckweiß und Aquarell auf Karton. (1902). € 2.500 Ca. 54,5 × 27,5 cm. Monogrammiert unten rechts. Wir danken Dagmar von Kessel, München, für die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. Provenienz: Eduard Thöny Privatbesitz, Bayern. 1866 Brixen – Holzhausen 1950 Provenienz: Wohl Vorstudie für eine der beiden Figuren der Illustration „Vorbei“, Galerie von Abercron, Köln. die im „Simplicissimus“ erschien (1902, Jg. 7, Heft 12, S. 93, dort mit 652 | Herrenhäusler Erschienen im „Simplicissimus“ (1911, Jg. 16, Heft 16, S.267) mit dem dem Text: „Wissen’s, an alten Hartschier g’fallen die heutigen Ver- Tusche, Farbstift und Deckweiß auf Velin. (1911). Ca. 38 × 25 cm. Text: „Laß dich man lieber verbrennen, Papa, da brauchst du dich hältnisse nimmer; i bin no a Soldat aus der guaten alten Zeit, wo ma Wir danken Dagmar von Kessel, München, für die freundlichen nich so oft im Grabe ‘rumzudrehen!“ auf de Preußen hat schiaßen derfa.“). Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. € 3.500 € 2.500

180 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 181 Paul Signac Paul Signac Venedig übt eine besondere Faszination auf Paul Signac aus. Die- 1863 – Paris – 1935 ses Interesse wird durch die Lektüre von John Ruskins Werk über war ein passionierter Segler und unternahm Törns nach Korsika, 656 | Venise, San Giorgio et la Salute venezianische Kunst und Architektur „The Stones of Venice“ noch 655R | Saint Tropez: Le Port Italien, in die Bretagne, nach Holland und bis nach Konstantinopel. Aquarell über Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, auf festem verstärkt. Ruskins Schriften sind um die Jahrhundertwende sehr Farbige Lithographie auf feinstrukturiertem Velin. (1897/98). Zeit seines Lebens zählen Schiffe und Häfen zu seinen beliebtes- Velin kaschiert. (Um 1904). en vogue und Signac teilt viele von Ruskins sozialen und ästheti- Ca. 43,5 × 33 cm (Blattgröße ca. 52 × 40 cm). Eines von 100 ten Motiven, die er unterwegs meist mit spontanen Skizzenzeich- Ca. 20 × 25 cm (Velin ca. 36,5 × 43 cm). Signiert unten links sowie schen Ideen. Sein Aufenthalt in Venedig im Jahr 1904 erweist sich nummerierten Exemplaren. Signiert unten rechts. nungen festhält. Im Atelier folgt die feine Ausarbeitung der Motive bezeichnet „18(?)“ unten rechts. als überaus fruchtbar – in nur einem Monat fertigt er über zwei- Kornfeld/Wick 19 b (von b). in pointillistischer Manier, sei es als Aquarell, Gemälde oder Farb- Mit einer Fotoexpertise von Marina Ferretti, Paris, vom 29.4.2021. hundert Aquarellskizzen an. Häufig versieht er seine Aquarelle mit graphik. Für die Lithographie „Saint-Tropez: Le Port“ setzt Signac Nummern. Das vorliegende Blatt trägt Reste einer Nummer in der Seit dem Jahr 1892 reist Paul Signac regelmäßig nach Saint-Tro- gekonnt leuchtende Farbflecken aneinander und fängt damit das Provenienz: rechten unteren Ecke („18...“). Wie Turner hat Signac gleichsam ein pez zum Malen. Das damals noch beschauliche Fischerdorf zieht gleißende Sonnenlicht und die sich im Wasser spiegelnden Segel- Sammlung Rudolf Tewes (1879–1965), Bremen; visuelles Tagebuch hinterlassen, indem er unermüdlich seine Ein- nicht nur Signac sondern auch zahlreiche andere Künstler wie boote ein. Signac zählt zu den bedeutendsten Graphikern des Privatsammlung, Caracas, in den 1950er Jahren bei Vorgenannter drücke des venezianischen Lichts, der Atmosphäre und der Farben Henri Matisse und Pierre Bonnard an. Das beim Hafen gelegene Neoimpressionismus. erworben; in Zeichnungen und Aquarellskizzen festhielt. Musée de l’Annonciade zeigt heute die Werke dieser Zeit. Signac € 12.000/14.000 Privatbesitz, Bayern, durch Erbfolge an den jetzigen Besitzer. € 12.000/15.000

182 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 183 James Ensor 1860 – Ostende – 1949

659 | La mort poursuivant le troupeau des humains Radierung auf chamoisfarbenem Bütten von Van Geldern Zonen. (1896). Ca. 23,5 × 18 cm (Blattgröße ca. 48,5 × 34 cm). Croquez 104 II (von II); Elesh 106 III. Provenienz: Galerie Vömel, Düsseldorf, verso auf der Rahmenrückpappe mit dem Etikett; Privatbesitz, Rheinland. € 5.000/7.000

Pierre Bonnard 1867 Fontenay-aux-Roses – Le Cannet 1947

660N | Place le soir Farbige Lithographie auf feinem, chamoisfarbenem Velin. (1899). Ca. 27,5 × 38 cm (Blattgröße ca. 40,5 × 53 cm). Eines von 100 Exemplaren. Roger-Marx 62. Provenienz: Raoul Dufy Ehemals Sammlung Roger Passeron, verso mit dem Stempel 1877 Le Havre – Forcalquier 1953 (Lugt 4096). Pierre Bonnard Aus der 12 Bll. umfassenden Serie „Quelques aspects de la vie de 657R | Paysage de Méditerrannée 1867 Fontenay-aux-Roses – Le Cannet 1947 Paris“, die der Kunsthändler Ambroise Vollard bei Pierre Bonnard in Bleistift auf dünnem Maschinenbütten. (Um 1926/1928). Auftrag gegeben hatte. Bonnard bietet in dieser Folge ein eindring- Ca. 45,5 × 56 cm. Bezeichnet in der linken unteren Ecke. 658N | L’arc de triomphe liches Porträt des urbanen Lebens in der pulsierenden Metropole Wir danken Fanny Guillon-Laffaille, Verfasserin des Werkver- Farbige Lithographie auf feinem, chamoisfarbenem Velin. (1899). Paris. Deutlich zeigt sich in dem Motiv des „Place le soir“ Bonnards zeichnisses der Arbeiten von Dufy, für ihre Hilfe bei der Katalogi- Ca. 30 × 46 cm (Blattgröße ca. 40 × 53 cm). Eines von 100 intensive Auseinandersetzung mit japanischen Farbholzschnitten, sierung dieses Werkes. Exemplaren. von denen er selbst einige besaß. Besonders eindrucksvoll bei die- Provenienz: Roger-Marx 67. sem Blatt ist die dynamische Darstellung der Frau rechts, deren Nachlass des Künstlers, mit dem Atelierstempel (Lugt 702f) Aus der 12 Bll. umfassenden Serie „Quelques aspects de la vie de schwarze Silhouette sich vor dem hellen Widerschein des elekti- rechts unten. Paris“, herausgegeben von Ambroise Vollard, Paris. schen Lichts vom regennassen Pflasters abhebt. € 3.000 € 2.000 € 3.000

184 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 185 Émile Bernard 1868 Lille – Paris 1941 Edouard Vuillard 1868 Cuiseaux – La Baule 1940 662 | La Femme et le satyre Émile Bernard, der die meiste Zeit seines Lebens in Paris verbringt, Öl auf grober Leiwand, doubliert. (1909). Ca. 99 × 96,5 cm. studiert an der École des Arts Décoratifs und lehrt später an der 661N | La cuisinière Signiert unten rechts. École des Beaux-Arts. Der Postimpressionist Bernard wurde in sei- Farbige Lithographie auf feinem China. (1899). Ca. 35 × 27,5 cm Luthi 752. ner Malerei u.a. von der mittelalterlichen Emailkunst, von Glasfens- (Blattgröße ca. 37 × 29 cm). Eines von 100 Exemplaren. tern und vor allem von japanischen Farbholzschnitten beeinflusst, Roger-Marx 42 II (von II). Provenienz: die damals sehr in Mode waren. Sein Ziel war es eine Kunst zu fin- Erschienen in dem 12 Bll. umfassenden Album „Paysages et Intéri- Sammlung Mme B. Madrenas, Paris; den, die von Einfachheit geprägt ist und so für jeden zugänglich eurs“, herausgegeben von Ambroise Vollard, Paris. Verso mit dem Galerie Wolfgang Ketterer, München 23.5.1977, Los 580, mit sei. Er konzentrierte sich auf elementare Formen und einen flächi- Sammlerstempel „MJ“ (nicht bei Lugt). Farbtafel; gen Farbauftrag mit starken Konturen. € 7.000/9.000 Privatsammlung, Bayern. € 6.000/8.000

186 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 187 Fernand Léger 1881 Argentan – Gif-sur-Yvette 1955

663 | Femme nue, Studie für Abondance Feder und Tusche auf dünnem Velin, kaschiert auf Unterlagekar- ton. (Wohl um 1912). Ca. 31,5 × 20 cm (Unterlagekarton ca. 44 × 30,5 cm). Signiert und vordatiert „F. Leger 02“ unten rechts. Provenienz: Laut Angaben des Auktionshauses Christie’s, London aus der Privatsammlung Marie Cuttoli, Paris, verso auf dem Karton mit Etikett; Privatsammlung New York, dort vom Vorbesitzer erworben; Christie’s, London 22.6.1993, Los 213; Privatbesitz, Bayern. € 4.000

Suzanne Valadon Edouard Vuillard 1865 Bessines-sur-Gartempes – Paris 1938 1868 Cuiseaux – La Baule 1940

664 | La Toilette 665N | L’intérieur aux cinq poses Kohle und farbige Kreide auf leicht gerippten Velin, auf Velin Lithographie auf chamoisfarbenem Velin. (Ca. 1893). kaschiert. Ca. 30,5 × 21,5 cm. Signiert unten links. Ca. 24 × 29,5 cm (Blattgröße ca. 28 × 38 cm). Eines von etwa 20 Mit einer Bestätigung von Gilbert Petrides, Galerie Gilbert et Paul Exemplaren. Petrides, Paris, vom 10. Februar 2004, Nr. 27 803 (in Kopie auf der Roger-Marx 7. 666N | Jeux d’enfants Rahmenrückseite). Provenienz: Farbige Lithographie auf feinem China. (1897). Ca. 25 × 44 cm Literatur: Sammlung Henri Marie Petiet (1894–1980), Paris, verso mit dem (Blattgröße ca. 37,5 × 55,5 cm). Eines von 100 Exemplaren. The George Economou Collection, hrsg. von Nelli Kyriazi, Stempel (Lugt 5031); Signiert unten rechts. Municipal Gallery of Athens, Athen 2010, mit farb. Abb. S. 470. Sammlung A. Samana, Niederlande, recto mit dem Stempel Roger-Marx 29 III (von III). Provenienz: (Lugt 3454). Herausgegeben von Ambroise Vollard, Paris, als eines von 22 Bll. in Tajan, 30.3.2006, Los 34; Privatsammlung, Europa. Dargestellt ist das Schneideratelier der Mutter des Künstlers. dem zweiten Album „Peintres-Graveurs“. € 4.500 € 2.500 € 4.000

188 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 189 1858 Tapiau/Ostpreußen – Zandvoort 1925 Die „Alte Italienerin“ ist ein bedeutendes Frühwerk von Lovis Co- rinth, das sowohl auf der berühmten Gedächtnisausstellung 1926 667 | Alte Italienerin in Berlin ein Jahr nach seinem Tode, als auch in der umfassenden Öl auf Leinwand, doubliert. 1883. Ca. 80,5 × 64,5 cm. Signiert, Werkschau im Lenbachhaus in München anlässlich des 50. Todes- datiert „A. 1883“ und bezeichnet „Torbole Garda See“ oben rechts. tages gezeigt wurde. Es ist ein repräsentatives Beispiel für die frü- Berend-Corinth 9. he künstlerische Reife Lovis Corinths. Bereits 1937 schreibt Prof. Dr. Hermann Uhde-Bernays dazu im Weinmüller-Katalog: „Es ist Literatur: erstaunlich, wie sehr sich bereits der Jüngling (Lovis Corinth), der Kuhn, Alfred, Lovis Corinth, Berlin 1925, Nr. 10, mit Abb.; der Löfftzschule in München angehörte, kräftig und wahrheitssu- Rohde, Alfred, Der junge Corinth, Berlin 1941, Nr. 16, mit Abb. chend in einem malerisch wirkungsvoll durchgebildeten Realismus der Wiedergabe der Gesichtszüge einer alten Bauernfrau zuwand- Ausstellung: te, und mit 25 Jahren zugleich im Stil des Frans Hals und mit der Galerie Fritz Gurlitt, Berlin 1915, Kat.-Nr. 3; Ernsthaftigkeit Wilhelm Leibls selbständig malte.“ Lovis Corinth. Ausstellung von Gemälden und Aquarellen zu Im Jahr 1937 erhielt das Bildarchiv Foto Marburg (heute: Deut- seinem Gedächtnis, Nationalgalerie Berlin, 1926, Kat.-Nr. 4, mit Abb.; sches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte (DDK)) von Lovis Corinth. Zum 100. Geburtstag, Kunsthalle Bremen, 1958, dem Kunsthändler Wolfgang Gurlitt einen Bestand von rund 1.500 Kat.-Nr. 2; Glasplattennegativen der 1880 gegründeten Berliner Galerie Fritz Lovis Corinth. Das Porträt. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Gurlitt, die vor allem Kunstwerke dokumentieren, die in der Galerie Badischer Kunstverein, Karlsruhe 1967, Kat.-Nr. 1, mit Abb.; ausgestellt oder verkauft worden waren. In diesem Negativkonvo- Lovis Corinth 1858–1925. Gemälde und Druckgraphik, Städtische lut findet sich auch eine Schwarz-Weiß-Abbildung des Gemäldes Galerie im Lenbachhaus, München 1975, Kat.-Nr. 2, verso auf dem „Alte Italienerin“ von Lovis Corinth (Bilddatei-Nr. fm131547). Be- Keilrahmen mit dem Etikett. reits 1895 zeigt die Galerie erstmals Werke von Corinth, der von da an regelmäßig von der Galerie vertreten wird. Auffallend an der Provenienz: leider undatierten Fotoaufnahme ist, dass das Gemälde noch völ- Sammlung G. Werckenthien, Hamburg (mindestens seit 1925/26); lig unbezeichnet ist. Dies deutet darauf hin, dass das Werk bereits Münchener Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller, vor 1926 einmal in der Galerie Gurlitt in Berlin gewesen sein muss, Sammlung G. Werckenthien, Hamburg und Süddeutscher denn der Eintrag im Katalog der großen Corinth Gedächtnisaus- Privatbesitz, München 15.7.1937, Los 13, mit s/w Abb.; stellung in Berlin 1926 nennt bereits in der Beschreibung Signatur, Galerie Heinemann, München (Heinemann-Nr. 19567), bei Datierung und Bezeichnung (auf der schwarz-weißen Katalogab- Vorgenannter erworben; bildung ist dies jedoch nur schwer zu erkennen). Zu diesem Zeit- Kunsthandlung Victor Rheins, Berlin; punkt befindet sich das Gemälde laut Katalogangabe auch schon Wolfgang Gurlitt, München; in der Hamburger Sammlung Wer(c)kenthien. Möglicherweise er- Privatbesitz, Deutschland; hielt Gurlitt das Werk in Komission direkt vom Künstler und ver- Neumeister, München 5.12.2013, Los 7; kaufte es dann an Werckenthien. Es ist anzunehmen, dass der Privatbesitz; Süddeutschland. Galerist spätestens zum Zeitpunkt des Verkaufs den Künstler das Werk ordentlich signieren und datieren ließ. Somit muss dies noch Verso auf dem Keilrahmen mit diversen, teils handschriftlich numme- vor Corinths Tod im Jahr 1925 geschehen sein. rierten Etiketten sowie der handschriftlichen Bezeichnung „Corinth“. € 15.000/20.000

190 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 191 Ludwig von Hofmann 1861 Darmstadt – Pillnitz 1945 Ludwig von Hofmann ist um die Jahrhundertwende stark von der Bewegung der Lebensreform beeinflusst, für die insbesondere der 668R | Arkadische Szene Tanz zu den zentralen Themen dieser Zeit zählt. So wird auch Hof- Josef Eberz Öl auf Leinwand. (Um 1920). Ca. 78 × 65,5 cm. mann künstlerisch von den berühmten Avantgarde-Tänzerinnen 1880 Limburg/Lahn – München 1942 Monogrammiert unten rechts. Isadora Duncan und Mary Wigmann inspiriert, 1906 steht ihm Ruth Ausstellung: Saint Denis, berühmt für ihre fernöstlichen Tempeltänze, Modell. 669 | Stillleben mit Clivie Josef Eberz, der bis 1912 Meisterschüler von Adolf Hölzel war, zählt Berliner Kunstherbst, Museum Zitadelle, Berlin-Spandau 2002, Die Bandbreite der zahlreichen Tanzdarstellungen im Werk Hof- Öl auf Leinwand, doubliert. (19)17. Ca. 73 × 89 cm. ab 1919 zu den Mitgliedern der Darmstädter Sezession. Später ge- Nr. 1025, verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett. manns reicht von antiken, kultischen Tänzen über harmonische Signiert und datiert unten links. hört er der Münchner Neuen Sezession an und erhält während der Provenienz: Reigentänze zu avantgardistischem Tanz mit expressionistisch Provenienz: Zeit des Nationalsozialismus Malverbot und gilt als entartet. Im Schloss Ahlden, 24.4.1999, Los 1633; und rhythmisch bewegten Körpern. Fast ausnahmslos stellt Hoff- Bolland & Marotz, Bremen 30.6.2007, Los 727; vorliegenden Blumenarrangement fokussiert sich Eberz ganz auf Privatsammlung, Deutschland; mann die Tänze in freier Natur dar, häufig verbunden mit dem Su- Van Ham, Köln 27.5.2008, Los 89; die Kraft und Farbigkeit der Blüten und Blätter und stellt die räum- Hampel, München 26.3.2011, Los 884; jet des Idylls. Privatsammlung, Europa. liche Begebenheit fast in den Hintergrund. Privatsammlung, Europa. € 10.000/15.000 Fest in Rahmen montiert. Zur Katalogisierung nicht ausgerahmt. € 15.000/18.000

192 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 193 Elisabeth Büchsel 1867 – Stralsund – 1957

671 | Sommer auf Hiddensee Öl auf Leinwand. Ca. 31 × 40 cm. Monogrammiert unten links. Provenienz: Ahrenshooper Kunstauktionen, 2.8.2008, Los 11, verso auf dem Rahmen mit dem Etikett; Privatbesitz, Rheinland. € 5.000/7.000

Charles Camoin 1879 Marseille – Paris 1965

Walter Bondy 672 | Portrait de Monsieur Marcel Ray 1880 Prag – Toulon 1940 Öl auf Leinwand. (1933). Ca. 65 × 46 cm. Signiert unten links. Verso auf dem Keilrahmen signiert und bezeichnet. 670 | Blumenstillleben mit Vase und Teller Wir danken Claudine Grammont-Camoin, Archives Camoin, Paris, Öl auf Leinwand. (19)13. Ca. 65 × 54 cm. Signiert und datiert für die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Wer- unten rechts. kes. Das Werk wird in das in Vorbereitung befindliche Werkver- Provenienz: zeichnis der Werke von Charles Camoin aufgenommen. Privatbesitz, Süddeutschland, vor etwa 8 Jahren von Privat Provenienz: erworben. Privatsammlung, Norddeutschland. Bondy lebte von 1903 bis 1914 in Paris. Hier entstanden neben Bei dem Dargestellten handelt es sich um den bekannten französi- Landschaften vor allem Blumenstillleben, in denen sich u.a. auch schen Galeristen Marcel Ray. Er organisierte 1927 die erste Aus- Einflüsse von Cézanne und Renoir wiederfinden. stellung von in Paris. € 6.000/8.000 € 4.500

194 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 195 RECTO VERSO

Karl Friedrich Brust 1897 Frankfurt/Main – München 1960 Emil Aufdenblatten 1910 Zermatt – Freienbach 1958 675 | Recto: Blumenstillleben – Verso: Selbstbildnis mit Katze Öl auf Leinwand. (19)30. Ca. 80 × 65 cm. Signiert unten links und 673 | Matterhorn unten rechts. Verso signiert und datiert oben rechts. Öl auf Leinwand. (19)35/36. Ca. 70 × 60 cm. Zweifach signiert und Provenienz: datiert unten links sowie unten rechts. Familie des Künstlers; Privatbesitz, Hessen. Provenienz: € 3.500 Privatbesitz, Bayern. € 2.800 Henri Trouillard 1892 – Laval – 1972 Thomas Baumgartner 1892 München – Kreuth/Tegernsee 1962 676N | Clown tragique et pantin Öl auf Leinwand. Ca. 72 × 99,5 cm. Signiert unten rechts. Verso 674 | Junger Bursche in Tracht mit verschiedenen Aufklebern aus der Hand des Künstlers und Öl auf Hartfaserplatte. Ca. 49,5 × 39,5 cm. Signiert oben rechts. einer Widmung bezeichnet. Provenienz: Provenienz: Privatbesitz, Bayern. Sammlung Carl Laszlo, Basel; Privatsammlung, Schweiz. € 2.000 € 3.000

196 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 197 Walter Bondy

678 | Landschaft in Südfrankreich Walter Bondy Öl auf Leinwand, doubliert. (19)12. Ca. 98,5 × 79,5 cm. Signiert und 1880 Prag – Toulon 1940 datiert unten links. Provenienz: 677 | Stillleben mit Blumenkohl, gelben Früchten Privatbesitz, Österreich (vor etwa 35 Jahren von Privat erworben). und Zwiebeln Öl auf Leinwand, doubliert. (Wohl vor 1914). Ca. 60 × 70 cm. Walter Bondy war Maler, Zeichner, Fotograf, Sammler, Kunstkritiker Provenienz: und Schriftsteller. In Prag geboren, erhielt er seine künstlerische Aus- Privatbesitz, Österreich (vor 35 Jahren von Privat erworben). bildung in Wien, München und Berlin. Nach 1904 hielt er sich vor al- lem in Paris auf, wo er sich im internationalen Malerkreis des „Café du Walter Bondy, der vor allem für seine Landschaften und Stillleben Dôme“ bewegte und sich von Malern wie Renoir, Van Gogh, Cézanne bekannt ist, zeigt hier seine Nähe und Verbundenheit zu den Künst- und Matisse beeinflussen ließ. Bei Kriegsausbruch 1914 kehrte Bondy lers des Café du Dôme um Matisse in Paris. Wie Matisse oder auch vorerst nach Berlin zurück. Der aufkommende Nationalsozialismus Hans Purrmann spielt er mit den unterschiedlichen Materialen, die beunruhigte ihn jedoch so sehr, dass er 1932 Berlin wieder verließ er dem Betrachter hier in ausgewogener Farbigkeit darbringt und in und sich schließlich in Sanary-sur-Mer in Südfrankreich niederließ. Szene setzt: Ein Zusammenspiel von Licht, Farbe und Materialität. Bondy war ein Cousin der Cassirer- und Warburgfamilien. € 6.000/8.000 € 14.000/18.000

198 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 199 Richard Ziegler 1891 – Pforzheim – 1992

679 | Straße mit blauen Figuren – Italien Pastell und schwarzer Kantstift auf Transparentpapier. (1923). Ca. 17,5 × 24 cm. Signiert unten rechts. Wir danken Heiko Rogge für seine freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. Provenienz: Phillips, London 26.6.1991, Los 86; Bonhams, London 24.6.2002, Arnold Topp Los 88; Privatsammlung, Frankreich. 1887 Soest – Ostfront (verschollen) 1945 € 2.000 681 | Stadtlandschaft mit zwei roten Gestalten Gouache auf Hartfaserplatte. (1918). Ca. 68 × 60,5 cm . In den 1910er Jahren wurde die Arbeit von Arnold Topp durch Marc Christian Schad Signiert unten rechts. Chagall und Wilhelm Morgner auf der einen und den Dichter Paul 1894 Miesbach – Stuttgart 1982 Enders 18.M.2. Scheerbart auf der anderen Seite beeinflusst. Topp versuchte des- Mit einer Expertise von Dr. Rainer Enders, Frankfurt/Oder, vom sen kosmische Visionen in Farbe umzusetzen. „Ach, ich kann ja gar 680 | Blütenzweig im Bunzlauer Krug 30.1.2006. nicht schlafen! Über dem dunkelgrünen Myrtentor thront ein di- Aquarell und Bleistift auf Velin. (19)38. Ca. 20,5 × 13 cm. Provenienz: cker roter Mond“ (Paul Scheerbart). Diese Eindrücke werden in der Signiert und datiert unten rechts. Hedwig Sauerlandt, Brandenburg an der Havel; Frau E. Hage- vorliegenden Arbeit deutlich sichtbar. Der rote Mond nimmt eine Provenienz: mann, Brandenburg an der Havel; Kunst & Auktionshaus Eva dominante Position ein und die Szenerie mit dem Paar lässt Erinne- Privatbesitz, Rheinland-Pfalz. Aldag, Buxtehude 11.3.2006, Los 144; Sotheby’s, London 6.2.2007, rungen an wach werden. € 2.000 Los 208; Privatsammlung, Europa. € 15.000/20.000

200 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 201 Georgios Bouzianis (Jorgo(s) Busianis) 1885 – Athen – 1959

682 | 2 Bll.: Sitzende Dame (mit violettem Kleid) – „Sitzende Frau“ (mit rotem Haar, verschränkte Arme) Aquarell und Bleistift auf Zeichenpapier, auf Unterlage punktuell aufgelegt. (1950). Ca. 23,5 × 13,5 cm (Unterlage: 39 × 23,5 cm) bzw. 21,5 × 13,5 cm (Unterlage: 44 × 34,5 cm). 1 Bl. signiert unten rechts, auf Unterlage betitelt und nochmals signiert. 1 Bl. signiert unten links. Mit zwei Bestätigungen von Gerhard Busianis, dem Enkel des Künstlers, vom 30.4.2021. Georgios Bouzianis (Jorgo(s) Busianis) Literatur: Deliyannis, Dimitris, Bouzianis 1885–1959, Athen 1996, Kat.-Nr. 683 | Stillleben mit Früchten und Brot 399 & 410 (in Griechisch). Öl auf Leinwand. 1921. Ca. 30,5 × 40 cm. Signiert unten links. Ausstellung: Verso auf der Leinwand nochmals signiert und mit der Ortsanga- 13. Gemäldeausstellung der Sparkasse Fürstenfeldbruck. Maler in be „München“. Verso auf dem Keilrahmen abermals signiert. Bruck, gewidmet Jorgo Busianis, 1989 (Sitzende Dame mit Mit einer Bestätigung von Gerhard Busianis, dem Enkel des violettem Kleid). Künstlers, vom 15.10.2020. Provenienz: Provenienz: Privatsammlung, Süddeutschland (Nachlass des Künstlers). Privatsammlung, Süddeutschland (Nachlass des Künstlers). € 3.000 € 4.500

202 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 203 Alfons Maria Mucha 1860 Ivancice/Mähren – Prag 1939

Mykola Krychevsky 686 | Die Krönung 1898 Kharkiv/Ukraine – Paris 1961 Aquarell und Bleistift, weiß gehöht, auf Karton. Ca. 40 × 26,5 cm. Signiert unten links. 684 | Les quais près de Notre Dame, Paris Provenienz: Öl auf Leinwand. Ca. 46 × 54 cm. Signiert unten links. Privatsammlung, München; Privatsammlung, Norddeutschland. Provenienz: € 4.000 Privatbesitz, Rheinland. € 2.000 Harmen Hermanus Meurs 1891 Wageningen – Ermelo 1964 Rudolf Schlichter 1890 Calw – München 1955 687 | Zwei junge Südländerinnen im Garten Öl auf Leinwand, wachsdoubliert. 1931. Ca. 81,5 × 65 cm. 685 | Andromeda und die Orgie Signiert und datiert unten rechts. Bleistift und Aquarell auf Papier. Ca. 73 × 51 cm. Provenienz: Provenienz: Aus dem Besitz des Künstlers, verso auf dem Keilrahmen mit Rudolf Schlichter; Sammlung Familie Schlichter; Piguet, Genf dem dreifachen Stempel; Michael Bode, Pforzheim 19.6.1993, Los 17.3.2021, Los 4391; Privatsammlung, Süddeutschland. 168; Allgäuer Auktionshaus, 12.7.2008, Los 1637. € 4.000 € 3.500

204 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 205 Ernst Ludwig Kirchner 1880 Aschaffenburg – Frauenkirch/Davos 1938

688N | Tanzpaar Tusche auf leicht satiniertem, chamoisfarbenem Velin. (Um 1910). Ca. 22,5 × 14 cm. Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.

Provenienz: Nachlass des Künstlers, verso mit dem Basler Nachlassstempel (Lugt 1570b), der handschriftlichen Registriernummer „F Dre/Bi 19“ sowie den Nummern „K 4759“ und „C 4422“; Privatbesitz, Schweiz.

Kirchner und die befreundeten Künstler der „Brücke“ rebellieren gegen die bürgerlichen Lebensformen und tradierten Kunstauffas- sungen, ihr Streben gilt der Suche nach einem neuen Ausdruck der Kunst. Inspiration und Anregungen finden sie vor allem beim The- ater und Zirkus. „Die Akteure aus Varieté und Theater waren eben- Wassily Kandinsky falls Künstler und lebten ein Dasein fern der Konventionen, in der 1866 Moskau – Neuilly-sur-Seine 1944 schillernden Sphäre von Abend und Nacht, im bunten Zwischen- stadium von Schein und Sein. So ist die geradezu magische Faszi- 689N | Die Katze nation der jungen ‚Brücke‘-Künstler für diesen Motivkreis keine Farbiger Holzschnitt auf feinstem Japanbütten. (1907). Überraschung. (...) Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel be- Ca. 7 × 16 cm (Blattgröße ca. 19 × 25 cm). Seltener Probedruck in suchten in Dresden mit Begeisterung und großer Häufigkeit Varie- rot, gestempelt „EPREUVE“ unten rechts. Auflagenhöhe tétheater, wie den ‚Wintergarten‘, das ‚Flora-Varieté‘ oder das ‚El unbekannt. Roethel führt nur drei schwarze Handdruck-Exempla- Dorado‘ sowie die Zirkusse Schuhmann und Sarrasani.“ (Janina re außerhalb der Maschinenabzüge für die Zeitschriften an. Dahlmanns, in: Ausst.-Kat. Brücke. Die Geburt des deutschen Ex- Roethel 69; Friedel/Hoberg 62. pressionismus, Brücke-Museum, München 2005, S. 319 ff.). Vor Ort skizzieren die Brücke-Künstler die Akrobaten und Tänzerinnen Provenienz: und verarbeiten diese Eindrücke in zahlreichen Gemälden, Aqua- Ehemals Sammlung Albert Stöcker (1909–1987), Niederlande/ rellen und Druckgraphiken. Wie tief diese Verbindung zum faszi- Frankreich, mit dem Sammlerstempel (Lugt 3872). nierenden Theatermilieu über die künstlerische Anregung hinaus- Das Motiv wurde veröffentlicht jeweils als Maschinendruck vom geht, zeigt sich darin, dass Kirchners langjährige Lebensgefährtin Stock in den Zeitschriften Les Tendances Nouvelles (3. Jg., Nr. 34, Erna Schilling, die er 1912 in Berlin kennenlernt, Tänzerin ist und Paris, Juli 1907, S. 703, auf grobem Werkpapier) und in Der Sturm auch Heckel 1911 die Tänzerin Sidi Riha heiratet. (Nr. 129, Berlin, Oktober 1912, S. 159, auf Zeitungspapier). € 7.000/9.000 € 10.000/12.000

206 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 207 1864 Torschok – Wiesbaden 1941 Alexej von Jawlensky

690N | Liegender weiblicher Akt I 691N | Liegender weiblicher Akt II Lithographie auf chamoisfarbenem Bütten von P.H. Antique nach Lithographie auf chamoisfarbenem Bütten von P.H. Antique nach einer Kreidezeichnung des Künstlers von 1912. (1920). einer Tuschfederzeichnung des Künstlers von 1912. (1920). Ca. 27,5 × 45,5 cm (Blattgröße ca. 43 × 51 cm). Eines von 50 Ca. 27,5 × 45,5 cm (Blattgröße ca. 43 × 51 cm). Eines von 50 Exemplaren auf diesem Papier. Signiert unten rechts. Exemplaren auf diesem Papier. Signiert unten rechts. Rosenbach 9 B (von B). Rosenbach 10 B (von B). Blatt 6 der Mappe „Weibliche Akte: 8 Lithographien“, herausgege- Blatt 7 der Mappe „Weibliche Akte: 8 Lithographien“, herausgege- ben vom Verlag Fritz Gurlitt, Berlin. ben vom Verlag Fritz Gurlitt, Berlin. € 7.500/10.000 € 7.500/10.000

208 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 209 Ernst Ludwig Kirchner

693N | Hafen Burgstaaken auf Fehmarn (Schiffe) Kreide und Aquarell auf bräunlichem Papier. (Um 1912). Ernst Ludwig Kirchner Ca. 33 × 43,5 cm. 1880 Aschaffenburg – Frauenkirch/Davos 1938 Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert. 692N | Straße in Dresden Bleistift auf satiniertem, chamoisfarbenem Velin. (1910). Ausstellung: Ca. 27 × 34 cm. Ernst Ludwig Kirchner auf Fehmarn. Brücke-Almanach 1997, Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, Schleswig-Holsteinisches Landemuseum, Schloss Gottorf, dokumentiert. Schleswig 1997, Kat.-Nr. 16, Farbtafel S. 70.

Provenienz: Provenienz: Nachlass des Künstlers, verso mit dem Basler Nachlassstempel Nachlass des Künstlers, verso mit dem Basler Nachlassstempel (Lugt 1570b), der handschriftlichen Registriernummer „B Dre/Ab (Lugt 1570b), der handschriftlichen Registriernummer „B Be/Aa 18“ sowie den Nummern „K 2887“ und „C 5409“; 35“ sowie den Nummern „K 6329“ und „C 1328“; Privatbesitz, Schweiz. Privatbesitz, Schweiz. € 16.000/20.000 € 18.000/24.000

210 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 211 Ernst Ludwig Kirchner

695N | Recto/verso: Cabaretszene Im Atelier arbeitet er diese notierten Motive zu größeren Zeichnun- Ernst Ludwig Kirchner Bleistift auf leicht satiniertem, chamoisfarbenem Velin. (Um 1910, gen, zu Druckgraphiken oder Gemälden aus. Die charakteristi- verso um 1920). Ca. 21 × 16,5 cm. schen Posen und Haltungen der Tänzerinnen und Akrobaten wer- 694N | Flussdurchquerung der Reiter Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, den zu Kirchners Hauptmotiv dieser Zeit. Doch auch in seinen (Flussübergang der Reiter) dokumentiert. Berliner Jahren 1911 bis 1917 und sogar nach seinem Umzug nach Lithographie auf satiniertem, chamoisfarbenem Papier. (1915). Davos bleiben diese Themen in seinem Werk präsent. Kirchner ge- Ca. 27 × 21,5 cm (Blattgröße ca. 35 × 32 cm). Eines von 5 bisher Provenienz: lingt es, mit einer reduzierten, aber sehr schwungvollen Linienfüh- bekannt gewordenen Exemplaren. Signiert unten rechts. Nachlass des Künstlers, verso mit dem Basler Nachlassstempel rung die Körperkonturen mit hoher Intensität anzudeuten. Dabei Dube L 301 I (von II); Gercken 768 I (von II). (Lugt 1570b), der handschriftlichen Registriernummer „B Dre/Be beabsichtigt er keineswegs eine detailgetreue Darstellung, son- Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, 17“ sowie den Nummern „K 2804“ und „C 4372“; dern vielmehr die Erfassung des flüchtigen Moments in rascher dokumentiert. Privatbesitz, Schweiz. Arbeitsweise. Oft zeichnet er ganze Serien mit einzelnen Moment- aufnahmen des gesamten Bewegungsablaufes, wie Fotos, die in Provenienz: Ernst Ludwig Kirchner lebt 1910 in Dresden. Kaum eine Varieté- bestimmten Zeitabständen geschossen werden. Auch dieses Blatt Nachlass des Künstlers, verso mit dem Basler Nachlassstempel Aufführung, einen Tanzabend oder das Gastspiel eines Zirkus lässt mit zwei Caberetszenen auf Vorder- und Rückseite entstammt ei- (Lugt 1570b), der handschriftlichen Registriernummer „L 273 I“ er sich entgehen. Währenddessen zeichnet er immerzu, setzt das nem der zahlreichen Skizzenbücher, die Kirchner stets bei sich sowie den Nummern „K 3330“ und „C 3988“. Gesehene rasch auf den Blättern seiner Skizzenbücher um, keine trug, darauf deuten die drei rotgefärbten Blattkanten hin. € 18.000/24.000 Details oder Ausschnitte sondern immer die ganze Komposition. € 10.000/12.000

212 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 213 August Macke 1887 Meschede – Perthes-lès-Hurlus 1914

698 | Recto: Zwei nackte Männer – Verso: Elisabeth Aquarell auf Velin. (1908). Ca. 20,5 × 16 cm. Verso handschriftlich betitelt, datiert sowie mit diversen Nummerierungen von fremder Hand. Heiderich 46.

Literatur: Vriesen, Gustav, August Macke, Stuttgart 1957, S. 273; Lagerkatalog 1973/I, hrsg. Galerie Wolfgang Ketterer, München 1973, Kat.-Nr. 301, mit Abb. S. 75; Heiderich, Ursula, August Macke, Die Skizzenbücher, Stuttgart 1987, S. 571, S. 581 mit Abb. S. 580.

Ausstellung: Macke, Aquarell-Ausstellung, Städtisches Kunsthaus, Bielefeld 1957, Kat.-Nr. 24, mit Abb. S. 11; August Macke, Handzeichnungen und Aquarelle, Kunsthalle, Bremen 1964/65, Kat.-Nr. 126. RECTO

Gabriele Münter Provenienz: 1877 Berlin – Murnau 1962 Nachlass des Künstlers, verso mit dem Stempel (Lugt 1775b) sowie der handschriftlichen Nachlassnummer „224“; 696 | In Erwartung Privatbesitz (1957); Radierung mit Kaltnadel auf festem Velin. (1916). Ca. 8 × 6 cm Galerie Wolfgang Ketterer, München 1973; (Blattgröße ca. 32,5 × 22,5 cm). Ein „Probedruck“-Exemplar Privatsammlung, Süddeutschland. außerhalb der Auflage von 10. Hoberg/Jansen 52.2. Im April 1908 reisen August Macke und Elisabeth Gerhardt, Toch- Provenienz: ter eines wohlhabenden Bonner Fabrikanten, die er im Spätsom- Nachlass der Künstlerin, verso mit dem Nachlassstempel; mer 1909 heiraten wird, gemeinsam mit deren Onkel nach Italien, Privatsammlung, Europa. wo auch das reizvolle doppelseitige Aquarell entsteht. Das Motiv Die vorliegende Arbeit ist während Gabriele Münters Aufenthalt der zwei nackten Männer vor kräftigem Blau, und insbesondere 1916 in Schweden entstanden. der linke männliche Rückenakt, spiegelt Mackes intensive Ausein- € 4.000 andersetzung mit dem an die Antike und der italienischen Renais- sance angelehnten Werk Hans von Marées' wider. Verso zwei Skizzen in zügigem Duktus einer eher nachdenk- Emil Nolde lich wirkenden Elisabeth, die in über 200 Studien und Porträts Ma- 1867 Nolde – Seebüll 1956 ckes wichtigste Muse und Stütze werden sollte. Nach seinem frü- hen Tod 1914 wurde sie treue Hüterin seines Nachlasses, worin 697 | Tänzerin (klein) auch das vorliegende Blatt inventarisiert wurde. Bereits im Herbst Lithographie auf feinem Japan. (1911). Ca. 15 × 10,5 cm 1920 organisiert sie eine erste „August-Macke Gedächnis-Ausstel- (Blattgröße ca. 30 × 20 cm). Ein Exemplar außerhalb der Auflage lung“ mit über 160 Werken. Anlässlich dieser vor 100 Jahren von 20. Signiert unten rechts. durchgeführten Retrospektive zeigte das Museum Wiesbaden in Schiefler/Mosel/Urban L 36. Kooperation mit dem Kunstmuseum Bonn mit „Paradies! Para- Provenienz: dies?“ bis zum Mai diesen Jahres eine umfassende Werkschau mit Privatsammlung, Süddeutschland. Arbeiten August Mackes in seiner überwältigenden Vielfalt. € 7.000/9.000 € 18.000/24.000 VERSO

214 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 215 Emil Nolde

700N | „Kauerndes Weib“ Radierung mit Strich- und Tonätzung auf Velin. (1908). Ca. 47 × 30,5 cm (Blattgröße ca. 63 × 48 cm). Eines von 17 Exemplaren. Signiert unten rechts. Wohl vom Künstler betitelt unten mittig. Schiefler/Mosel/Urban 94 III (von III). Emil Nolde Am Unterrand mit div. Bezeichnungen bzw. Nummerierungen von 1867 Nolde – Seebüll 1956 fremder Hand. € 7.000/9.000 699N | Alice Farbige Lihographie auf glattem Zeichenpapier. (1907). Ca. 33 × 22 cm (Blattgröße ca. 46 × 32 cm). Eines von 19 farbigen Wilhelm Lehmbruck Exemplaren. Signiert unten rechts. 1881 Duisburg – Berlin 1919 Schiefler/Mosel/Urban 7 II (von II). Von Ada Nolde bezeichnet „Aufl. Nr. 18“ unten links und betitelt am 701 | Frauenkopf (Vision I) Unterrand mittig. Von fremder Hand am Unterrand bezeichnet „F. Radierung mit Überarbeitungen in Sepia und Aquarell auf Velin. 15083“. Verso mit dem Stempel in Blau „MADE IN GERMANY“ und (1913). Ca. 24 × 18 cm (Blattgröße ca. 31,5 × 24,5 cm). „Probedruck der Bezeichnung „Leihgabe Folkwang“. Eine der 1907 entstande- des 2. Zustandes“. Signiert unten rechts, betitelt „Kopf (Vision)“ nen Lithographien, die Nolde 1915 bei Westphalen in Flensburg unten links. farbig überarbeitete. Petermann 65. € 6.000/8.000 € 3.000

216 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 217 Ausstellung: Von der Leichtigkeit des Seins. Otto Mueller 1974–1930. Gemälde, Aquarelle, Farbkreide-Zeichnungen, Druckgraphik, Briefe aus der Otto Mueller Sammlung Karsch, Berlin, und einer Privatsammlung, Kunsthaus 1874 Liebau/Schlesien – Breslau 1930 Apolda Avantgarde, Apolda 2008, Nr. 119; Einfach, Eigen, Einzig, Otto Mueller 1874–1930. Wegbereiter der Entwurf für ein Wand-Figurenfries in Otto Muellers Wohnung in Pechstein an den Moritzburger Teichen zum gemeinsamen Aktstu- 702 | Liegende und sitzende Akte Künstlergruppe Brücke und deren selbstverständliches Mitglied, Berlin-Friedenau, Wilhelmshöherstr. 18. dium im Freien. An diesen Treffen nahm auch Fränzi Fehrmann teil, Bleistift und farbige Kreide auf braunem, festen Velin. (1917). Kunstsammlungen Zwickau, 2012, Nr. 36. Im April 1917 erkrankt Otto Mueller an einer Lungenentzündung die Kirchner in vielen Arbeiten verewigte. Diese Variationen von Ba- Ca. 15 × 49,5 cm. und infiziert sich mit Tuberkulose. Aus diesem Grund wurde er in denden an den Moritzburger Teichen finden sich in ähnlicher An- Pirsig-Marshall/von Lüttichau 2020 P 1917/14. Provenienz: das Reservelazarett im ehemaligen Kamillianerkloster in Neuss ver- ordnung auch auf den Gemälden aus den Jahren 1910–1916. Kunst-Salon Fritz Gurlitt, Berlin; legt. Während dieser Zeit, vom 17. April bis zum 15. Juni, organisiert Neben der vorliegenden Arbeit fertigt Otto Mueller noch wei- Literatur: Privatbesitz, Düsseldorf; er seine Beteiligung an der Großen Berliner Kunstausstellung in tere Figurenfriese mit Akten an, die er in seiner Wohnung in Ber- Lüttichau, Mario-Andreas von/Pirsig, Tanja, Otto Mueller. Kornfeld, Bern 24./25.6.1999, Los 777; Düsseldorf und fertigt die vorliegende Arbeit an. Der Fries ist eine lin-Friedenau und später in Berlin-Schöneberg ausstellt. Dazu Werkverzeichnis der Gemälde und Zeichnungen (CD-Rom), Privatsammlung, St. Paul de Vence; Reminiszenz an die Aufenthalte von Otto und Maschka Mueller im sind Fotos im Archiv der Otto Mueller-Gesellschaft erhalten. München 2003, Essen 2007/08. Privatsammlung, Deutschland. Sommer 1910/1911 mit Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Max € 18.000/22.000

218 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 219 Wilhelm Morgner

705 | „Schwammhändler“ (Rattenfallenhändler II) Holzschnitt auf Transparentpapier. (19)12. Ca. 42,5 × 35,5 cm (Blattgröße ca. 49 × 37,5 cm). Signiert, datiert, betitelt und bezeichnet „Orig. Holzschnitt“ oben links. Witte 28. Provenienz: Hauswedell & Nolte, Hamburg 3.12.2013, Los 350; Privatbesitz, Rheinland. Der zu Morgners Zeiten umherziehende Händler verkaufte sowohl Rattenfallen als auch Schwämme, die dieser Mann umhängend trug. € 2.000

706 | In Memoriam Morgner. Sieben Linoleumschnitte aus dem Jahre 1912 Mappenwerk mit 7 Linolschnitten auf Velin. Mit Titel-/Impres- sumsblatt sowie 2 Textblättern mit einer Einführung von Theodor Däubler und der Westfalenballade von Adolf von Hatzfeld. Herausgegeben von der Galerie Flechtheim, Düsseldorf, 1920. Blattgröße ca. 48 × 63 cm (Mappe ca. 49,5 × 65 cm). Eines von 50 im Impressum sowie auf den Einzelblättern nummerierten, posthum gedruckten Exemplaren. Linolschnitte von Maria Morgner, der Mutter des Künstlers, signiert „Frau Morgner“. Textblätter von den Autoren, das Impressum auf einem Etikett von Georg Tappert signiert. Lose Bll. in illustr. O.-HLn.-Mappe. Witte 10–14, 16, 23 und 26. Provenienz: Wilhelm Morgner Ketterer, Hamburg 27./28.5.2013, Los 1049; Privatbesitz, Rheinland. 1891 Soest – bei Langemarck 1917 Die Mappe erschien posthum unter Anleitung von Georg Tappert, dem Lehrer Wilhelm Morgners, der im Ersten Weltkrieg im Alter 703 | Fressende Holzarbeiter 704 | Große Kreuzigung von nur 26 Jahren gefallen war. In der Einführung von Theodor Kolorierter Holzschnitt auf braunem Velin, fest auf Karton und Holzschnitt auf feinem, chamoisfarbenem Japanbütten. (Um Däubler heißt es: „Seine Werke bleiben eine frühlingshafte Verhei- unter Passepartout kaschiert. (1912). Ca. 29 × 35,5 cm (Passepar- 1913). Ca. 38 × 58 cm (Blattgröße ca. 47 × 63,5 cm). Signiert unten ßung!“ Titel der einzelnen Blätter: Selbstbildnis, Kartoffelernte, toutausschnitt ca. 32 × 37,5 cm). Signiert unten rechts. rechts, bezeichnet „Original Holzschnitt. Handdruck“ unten links. Mann mit Spaten und Karre, Große Brücke bei Soest, Ziegelarbeiter Vgl. Witte 33a/b. Witte 44. mit Lore, Kopf eines bärtigen Mannes, Großer umrahmter abstrak- Provenienz: Provenienz: ter Schnitt mit Sonne. Zusätzlich liegt ein Druck des Titelmotivs Privatbesitz, Rheinland. Privatbesitz, Rheinland. „Patroklidom in Soest“ bei. € 2.000 € 3.000 € 2.500

220 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 221 708 | Totentanz II (Tafel VII) Tusche auf chamoisfarbenem, schwach kariertem Papier. (19)15. Ca. 18 × 22 cm. Monogrammiert und datiert unten links. Wilhelm Morgner Provenienz: Wilhelm Morgner Nachlass des Künstlers; Georg Tappert; Israel Ber Neumann, 707 | „Tierdresseur“ Berlin; Galerie Alfred Flechtheim, Düsseldorf; Hauswedell & Nolte, 709 | Komposition Kolorierter Holzschnitt auf feinem, chamoisfarbenem Japanbüt- Hamburg 10./11.6.1988, Los 880 (im Konvolut); Sammlung Alfred Aquarell und Bleistift auf feinem Zeichenpapier. (Ca. 1913). ten. 1912. Ca. 38 × 58 cm (Blattgröße ca. 47 × 64 cm). Signiert und und Elisabeth Hoh, Fürth; Christie’s, London 25.6.2008, Los 358 Ca. 20 × 26 cm. datiert unten rechts. Betitelt und bezeichnet „Holzschnitt (im Konvolut); Privatsammlung Süddeutschland; Ketterer, Provenienz: Handdruck No. 5“ unten links. München 24.10.2008, Los 346; Privatbesitz, Rheinland. Privatsammlung, Norddeutschland; Hauswedell & Nolte, Witte 39a. Verso von Georg Tappert monogrammiert „Tpt“ und mit der Werk­ Hamburg 3.12.2013, Los 349; Privatbesitz, Rheinland Provenienz: nummer „M.N. 1542“ bezeichnet, sowie mehrfach handschriftlich Auf dem Unterlagekarton von fremder Hand bezeichnet Privatbesitz, Rheinland. betitelt und bezeichnet. „Komposition I. W. Morgner 13.“ € 2.000 € 2.500 € 3.000

222 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 223 Erich Heckel

711 | „Die schwarze Kappe“ Bleistift, teils laviert, auf Velin. (19)10. Ca. 32 × 28 cm. Signiert, datiert und betitelt unten rechts. Erich Heckel Wir danken Herrn Hans Geissler und Frau Renate Ebner, 1883 Döbeln/Sachsen – Radolfzell 1970 Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen, für die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. 710N | Weg bei Rom Bei der Dargestellten handelt es sich wohl um Heckels damalige Holzschnitt auf dünnem japanählichem Papier. (19)09. Ausstellung: Freundin, die Tänzerin Sid Riha. In gezielter Strichführung hält He- Ca. 29 × 39 cm (Blattgröße ca. 40 × 45 cm). Signiert und datiert Im Frühjahr 1909 reist Heckel über Verona, Padua, Venedig und O Mensch! Das Bildnis des Expressionismus, Kunsthalle Bielefeld, ckel seine spätere Frau Siddi mit dunkler Kappe im leicht gedreh- unten rechts sowie mit persönlicher Widmung von Siddi und Ravenna nach Rom. Hier entstehen zahlreiche Ansichten der 1992–1993, Kat.-Nr. 39, mit s/w Abb. S. 155, Etikett Rahmenrückseite. ten Profil fest. Heckel greift, wie auch viele seiner Weggefährten, Erich Heckel März 1923 unten links. italien­ischen Landschaft. In diesen versetzt er zum ersten Mal die das Thema des Bildnisses wieder auf. Er hält hier in klarer Form Dube H 162 wohl III (von III). Perspektive nach oben, in einer Art niedriger Vogelperspektive. Provenienz: und unmittelbarer Wirklichkeit sein Gegenüber fest, ohne sich von Auch die Ansicht in diesem Holzschnitt scheint von einem erhöh- Atelier des Künstlers; Idealen oder anderen Aspekten beeinflussen zu lassen. Wie auch Provenienz: ten Standpunkt erfasst worden zu sein. Diese Art der Perspektive Galleria Henze, Campione d’Italia, Lugano, im Dezember 1981 vom bei Alexej von Jawlensky oder auch Ernst Ludwig Kirchner kommt Privatbesitz, Hessen;7 wird Heckel in seinen späteren Städteansichten noch sehr häufig Vorbesitzer dort erworben; es in der Kunst des Expressionismus immer mehr zur Versachli- Karl & Faber, 5.6.2014, Los 501; verwenden. – Selten. Privatsammlung, Norddeutschland, durch Erbfolge an den chung der Darstellung mit einer Reduzierung der Mittel. Privatbesitz, USA. € 5.000/6.000 jetzigen Besitzer. € 8.000/10.000

224 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 225 Franz Marc und verwendet worden sein mag, dabei aber überaus sorgsam be- 1880 München – Verdun 1916 handelt wurde. Vermutlich nutzte es Maria Marc noch nach dem Tod von Franz Marc, der 1914 im Alter von nur 36 Jahren im Ersten 712 | Kleiner Steinbock Weltkrieg gefallen war. Bleistift auf chamoisfarbenem Velin, fest eingebunden in einem Tiere zählen zu den wichtigsten und typischsten Motiven in Notizbuch von Marcs Frau Maria mit ihren handschriftlichen Franz Marcs künstlerischem Werk. Durch seine Freundschaft mit astrologischen Texten. Darstellung ca. 12 × 7 cm (Blattmaße ca. dem Schweizer Tiermaler Jean-Bloé Niestlé entwickelt er ab 1905 18,5 × 12 cm). Buchmaße ca. 19,5 × 13 × 2 cm. Mit H.-Ld.Umschlag. eine Vorliebe für die Darstellung von Tieren, die sich nach und nach immer weiter von einer realen Darstellung zu einer schematischen Provenienz: abstrahierten Form entwickelt. 1910 schreibt Marc in einem Aufsatz, Aus dem Nachlass von Maria Marc, seitdem in Familienbesitz. der in dem von Reinhard Piper herausgegebenen Buch ‚Das Tier in der Kunst‘: „Ich suche mein Empfinden für den organischen Rhyth- Die zarte Bleistiftzeichnung eines sitzenden Tieres von Franz mus aller Dinge zu steigern, suche mich pantheistisch einzufühlen Marc findet sich vorne in einem Notizbuch seiner Frau Maria Marc. in das Zittern und Rinnen des Blutes in der Natur, in den Bäumen, in Das in Franz Marcs charakteristischer Weise leicht abstrahierte den Tieren, in der Luft.“ Wenige Jahre später überwindet er mit der Tier, das am ehesten einem Steinbock zu ähneln scheint, dient immer stärker ausgeführten Abstrahierung auch seine sogenannte quasi als Titelblatt des ansonsten unbezeichneten und undatier- ‚Animalisierung der Kunst‘. Dazu formuliert Marc 1915 rückblickend ten Buches und wirkt wie eine wortlose, zeichnerische Widmung in einem Brief an Maria: „Ich empfand schon sehr früh den Men- für Maria. Nach einigen hinter der Zeichnung leer gelassenen Sei- schen als häßlich; das Tier schien mir schöner, reiner: aber auch an ten beginnt Maria dann in ihrer akkuraten Handschrift mit astrolo- ihm entdeckte ich soviel gefühlwidriges u. häßliches, so dass meine gischen Aufzeichnungen und Notizen. Der schwach beriebene Darstellungen (…) instinktiv immer schematischer, abstrakter wur- Umschlag mit den leicht gebogenen Ecken zeugt von einem län- den.“ (Briefe aus dem Feld, S. 65, in: Susanna Partsch: Marc, S. 49). geren Zeitraum, in dem das Buch vielfach zur Hand genommen € 20.000/30.000

226 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 227 Lyonel Feininger Lyonel Feininger 1871 – New York – 1956 714N | „Winternacht“ 713N | Angler (mit Sonne) Radierung auf chamoisfarbenem Maschinenbütten. 1912. Holzschnitt auf leicht gestreiftem Japan. (1919). Ca. 10,5 × 14 cm Ca. 14 × 21,5 cm (Blattgröße ca. 25 × 33,5 cm). Künstler-Exemplar (Blattgröße ca. 19,5 × 22,5 cm). Wohl einer von bisher 5 bekann- außerhalb der 5 bei Prasse genannten Exemplare. Signiert und ten Probedrucken vor der Auflage von 50. Signiert unten links. datiert unten links, betitelt unten rechts. Prasse W 191. Prasse E 60. Provenienz: Provenienz: Sammlung des Künstlers; Privatsammlung, USA. Nachlass des Künstlers. In der Auflage erschien das Motiv als Blatt 9 in der Mappe „Zwölf Feininger datiert das Blatt, das bis zu seinem Tode in seinem Holzschnitte von Lyonel Feininger“, Staatliches Bauhaus, Weimar Besitz blieb, eigenhändig mit „1912“, Prasse kannte 1972 dagegen 1921. wohl nur Exemplare, die der Künstler mit 1916 bzw. 1917 datierte. € 2.500 € 4.500

228 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 229 Karl Tratt 1900 Sindlingen – Frankfurt/Main 1937

715 | Frau mit schrägem Hut (infinito) Öl auf Leinwand. (Um 1933). Ca. 80 × 48,5 cm. Gerhard Marcks Frittkau 2.24. 1889 Berlin – Burgbrohl/Eifel 1981 Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers, verso auf dem Keilrahmen mit 716 | Ahne und Enkelin dem Stempel. Bronze mit schwarzbrauner Patina. (1944). Höhe ca. 37 cm. Karl Tratt wird 1926 einer der ersten vier Meisterschüler von Max Auf der Standfläche mit dem eingravierten Signet des Künstlers. Beckmann in der neu eingerichteten Meisterklasse an der Städel- Hartog 453. schule in Frankfurt. Er lernt und arbeitet unter dessen Anleitung bis Wir danken Dr. Arie Hartog, Gerhard-Marcks-Haus Bremen, für 1933. Das wohl nicht vollendete Porträt einer modisch gekleideten die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. „Frau mit schrägem Hut“ malt Tratt nach seiner Parisreise unter Provenienz: dem Einfluss seiner Gönnerin, der Journalistin und Moderedakteu- Galerie Vömel, Düsseldorf, auf der Standunterseite mit dem rin Käthe Rapoport von Porada, die seit 1928 in Paris lebt und unter Etikett, dort bezeichnet; anderem Modeberichte für die Frankfurter Zeitung schreibt. Ver- Privatsammlung, Süddeutschland. mutlich hatte sie dem wirtschaftlich sehr schlecht gestellten Karl Laut Hartog gegossen von der Gießerei Barth, Berlin, wohl vor Tratt die Parisreise finanziert, sie hatte ihm 1928 in Frankfurt bereits 1960. Ohne Gießerstempel. Hartog nennt 7 Güsse. eine Wohnung besorgt und besaß auch einige Werke des Künstlers. Diese charmante Zweiergruppe geht laut Martina Rudloff auf ver- Tratt bewahrte seinerseits die Kopie einer ihrer handgetippten Vor- schiedene Skizzen zurück, die Marcks 1941 während seiner zweiten träge zum Thema Mode auf. Das Bildnis der jungen Frau mit dem Italienreise in Florenz ausführte. Über etlichen Arbeiten aus der kecken Hütchen weist neben dem typischen beckmannschen Un- Zeit des Zweiten Weltkriegs liegt eine Melancholie, eine gewisse terton stilistisch Parallelen zu Arbeiten von Ernst Ludwig Kirchner Resignation, die mit dem Tod des 1943 gefallenen Sohns Herbert aus den 1920er Jahren auf, die Tratt stark beeindruckten. noch verstärkt zum Ausdruck kommt. Dabei stellt Marcks die Per- Seit Beginn der 1920er Jahre kannte Käthe von Porada Max sonen ohne Klage oder Anklage dar; es sind menschliche Figuren Beckmann, sie besorgte ihm für seine halbjährlichen Aufenthalte in natürlichen Haltungen. Doch auch in dieser Plastik wird eine ge- in Paris Wohnung und Atelier und war ihm auch in Zeiten der Ver- wisse Schwermut spürbar. Zärtlich tröstend legt das Kind seine folgung und des Exils eine verlässliche, loyale Freundin. 1937 half Hand auf die Wange der alternden Frau, die Jugend ermutigt das sie dem Ehepaar Beckmann bei der Vorbereitung ihres Umzugs Alter. Ganz nah beugen sich die Gesichter zueinander, das Mäd- ins Amsterdamer Exil. Ihr von Max Beckmann 1924 gemaltes Por- chen streckt sich auf die Zehenspitzen, um näher an ihrer Ahnin zu trät befindet sich heute im Städel (Inv.-Nr. LG 4). Ebenso stellte er sein. So verdeutlicht Marcks das Intime und die Harmonie zwi- sie auf dem bedeutenden „Großen Frauenbild (fünf Frauen)“ im schen Familienmitgliedern, ein Verhältnis, das er selbst nicht län- Jahr 1935 dar. ger mit seinem Sohn haben konnte. € 4.800 € 8.000/10.000

230 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 231 Max Beckmann

719 | Kreuzabnahme Radierung mit Kaltnadel auf chamoisfarbenem Japan. (19)18. Ca. 30,5 × 25,5 cm (Blattgröße ca. 47 × 32,5 cm). Eines von 40 Exemplaren auf diesem Papier, vor der Verstählung der Platte. Signiert und datiert unten rechts. Hofmaier 131 II B a (von D). Provenienz: Privatsammlung, Bayern. Blatt 11 der Mappe „Gesichter“. Herausgegeben vom Verlag der Marées Gesellschaft, R. Piper & Co., München, 1919, mit dem Tro- ckenstempel (Lugt 5629). Bereits 1917 entsteht Beckmanns groß- formatiges Gemälde mit gleichem Motiv im Gegensinn, das sich heute im MoMA in New York befindet (Inv.-Nr. 328.1955, Vermächt- nis Curt Valentin). € 3.000 Max Beckmann 1884 Leipzig – New York 1950 720 | „Auferstehung“ Radierung mit Kaltnadel auf chamoisfarbenem Japan. (19)18. 717 | Liebespaar I Ca. 23,5 × 33,5 cm (Blattgröße ca. 33 × 47,5 cm). Eines von 40 Radierung mit Kaltnadel auf chamoisfarbenem Maschinenbütten. Exemplaren auf diesem Papier, vor der Verstählung der Platte. (1916). Ca. 23,5 × 29,5 cm (Blattgröße ca. 29,5 × 36,5 cm). Eines Signiert unten rechts, datiert und betitelt unten links. von 60 Exemplaren auf diesem Papier. Signiert unten rechts. Hofmaier 132 B a (von C). Hofmaier 88 II B b (von C). Provenienz: Provenienz: Privatsammlung, Bayern. Privatsammlung, Bayern. Blatt 12 der Mappe „Gesichter“. Herausgegeben vom Verlag der Blatt 4 der Mappe „Gesichter“. Herausgegeben vom Verlag der Ma- Marées Gesellschaft, R. Piper & Co., München, 1919, mit dem Tro- rées Gesellschaft, R. Piper & Co., München, 1919, mit dem Trocken- ckenstempel (Lugt 5629). Bereits 1916 entsteht ein großformatiges stempel (Lugt 5629). Gemälde mit vergleichbarem Motiv, das jedoch nie vollendet wird. € 2.500 Es befindet sich heute in der Staatsgalerie Stuttgart (Inv.-Nr. 2673). „Unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst begann Beckmann 1916 diese Komposition, die dem ‚schaurigen Schmer- 718 | Fastnacht zensschrei der armen getäuschten Menschheit‘ Ausdruck verlei- Radierung mit Kaltnadel auf chamoisfarbenem Velin. (1922). hen sollte. Im Unterschied zu der hochformatigen Version von Ca. 32 × 24,5 cm (Blattgröße ca. 49,5 × 37,5 cm). 1909 entledigt er sich jedoch jetzt aller Konventionen und versetzt Eines von 100 überwiegend unnummerierten Exemplaren auf den Schauplatz in eine zerbombte und verschüttete Stadt. Nicht diesem Papier. Signiert unten rechts. mehr Erlöste sind es, die andächtig in einen lichtdurchfluteten Hofmaier 231 II B c (von B d). Himmel aufschweben, sondern geschundene und verstümmelte Provenienz: Kreaturen, die aus den Kellern hervorkriechen und auf den Schutt- Privatsammlung, Bayern. halden einen apokalyptischen Totentanz aufführen.“ (Conzen, Ina, Herausgegeben vom Verlag R. Piper & Co., München. Schöner tief- Staatsgalerie Stuttgart – Die Sammlung. Meisterwerke vom 14. bis schwarzer und gratiger Druck. zum 21. Jahrhundert, München / Stuttgart 2008, S. 214, Nr. 149). € 4.000 € 2.500

232 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 233 Max Beckmann

723 | Siebter Entwurf für das Gemälde „Fastnacht“ Tuschfeder in Braunschwarz auf dünnem Schreibpapier. (1920). Ca. 26 × 17 cm. Signiert unten rechts und bezeichnet unten links „Entwurf z. Fastnacht“. Von Wiese 439. Ausstellung: Max Beckmann in der Sammlung Piper. Handzeichnnungen, Druckgraphik, Dokumente. 1910–1923, Kunsthalle Bremen, 1974, Nr. 64, ganzs. Abb. 12; Max Beckmann. 180 Zeichnungen und Aquarelle aus den Sammlungen R.P. München, P.B. Murnau, T.G. Max Beckmann Hamburg, M.Q.B. New York, G.F. München, C.V. New York, Galerie Franke, München 1975, Nr. 64; Max Beckmann. Aquarelle und 721 | Tanzendes Paar Zeichnungen 1903 bis 1950, Kunsthalle, Bielefeld u.a. 1977/1978, Holzschnitt auf Velin. (1922). Ca. 18,5 × 11 cm. Nr. 90, mit Abb. (Blattgröße ca. 42 × 28,5 cm). Eines von 30 nummerierten Provenienz: Exemplaren. Signiert unten rechts. Sammlung Reinhard Piper, München, verso mit dem Stempel (Lugt Hofmaier 227 B c (von B d). 5594); Karl & Faber, 29.6.1981, Los 140; Privatsammlung, Bayern. Provenienz: Die beiden stehenden Figuren sowie die Stellung der Trompete Privatsammlung, Norddeutschland. entsprechen jetzt der späteren Bildkomposition. € 3.000 € 5.000/7.000

722 | Sich beim Tanz umarmendes Paar 724 | Dritter Entwurf für das Gemälde „Fastnacht“ Kreide auf leicht kariertem Skizzenbuchblatt, drei Kanten rot Tuschfeder in Braunschwarz auf bläulichem Briefpapier. (1920). eingefärbt. (19)22. Ca. 15,5 × 10 cm. Signiert, datiert, mit der Ca. 27 × 17,5 cm. Signiert und bezeichnet „Fastnacht“ unten rechts. Ortsangabe „München“ und der Widmung an „R. Piper“. Von Wiese 435. Von Wiese 494; Skizzenbuch 21, Nr. 1, S. 525. Ausstellung: Ausstellung: Max Beckmann in der Sammlung Piper. Handzeichnnungen, Max Beckmann in der Sammlung Piper. Handzeichnnungen, Druckgraphik, Dokumente. 1910–1923, Kunsthalle Bremen, 1974, Druckgraphik, Dokumente. 1910–1923, Kunsthalle Bremen, 1974, Nr. 67; Max Beckmann. 180 Zeichnungen und Aquarelle aus den Nr. 96; Max Beckmann. 180 Zeichnungen und Aquarelle aus den Sammlungen R.P. München, P.B. Murnau, T.G. Hamburg, M.Q.B. Sammlungen R.P. München, P.B. Murnau, T.G. Hamburg, M.Q.B. New York, G.F. München, C.V. New York, Galerie Franke, München New York, G.F. München, C.V. New York, Galerie Franke, München 1975, Nr. 67; Max Beckmann. Aquarelle und Zeichnungen 1903 bis 1975, Nr. 73. 1950, Kunsthalle, Bielefeld u.a. 1977/1978, Nr. 88, mit Abb. Provenienz: Provenienz: Sammlung Reinhard Piper, München, verso mit dem Stempel (Lugt Sammlung Reinhard Piper, München, verso mit dem Stempel (Lugt 5594); Karl & Faber, 29.6.1981, Los 150; Privatsammlung, Bayern. 5594); Karl & Faber, 29.6.1981, Los 138; Privatsammlung, Bayern. € 4.500 € 5.000/7.000

234 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 235 Otto Dix 1891 Untermhaus bei Gera – Singen 1969 Otto Dix

725R | „Dompteuse“ 726R | „Alte Dirne“ Radierung mit Kaltnadel auf festem Kupferdruckpapier. (19)22. Radierung mit Kaltnadel auf festem Kupferdruckpapier. (19)22. Ca. 39,5 × 29,5 cm (Blattgröße ca. 49,5 × 35 cm). Probeabzug vor Ca. 35 × 28 cm (Blattgröße ca. 50 × 43,5 cm). Probeabzug vor der der nummerierten Auflage von 50 Exemplaren. Signiert und nummerierten Auflage von 50 Exemplarem. Signiert und datiert datiert unten rechts. Bezeichnet „II. Zustand I. Probedruck“ unten unten rechts. Bezeichnet „II. Zustand I. Probedruck“ unten links. links. Betitelt unten mittig. Betitelt unten mittig. Karsch 41 II (von II). Karsch 18 II (von II). Mit einer Expertise von Florian Karsch, Galerie Nierendorf, Berlin, Mit einer Expertise von Florian Karsch, Galerie Nierendorf, Berlin, vom 25.1.2013. vom 25.1.2013. Provenienz: Provenienz: Privatsammlung, Süddeutschland; Privatsammlung, Süddeutschland; Grisebach, Berlin 28.5.2011, Los 312; Grisebach, Berlin 28.5.2011, Los 318; Privatsammlung, Europa. Galerie Ritthaler, Hamburg; Die Auflage erschien in der Mappe Zirkus. Privatsammlung, Europa, 2012 bei Vorgenannter erworben. € 5.000/7.000 € 8.000/10.000

236 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 237 George Grosz 1893 – Berlin – 1959 George Grosz

727N | Passanten aus: Ecce homo 729N | Friedrichstraße aus: Ecce homo Farbige Offsetlithographie auf cremefarbenem Velin. (1921). Lithographie auf chamoisfarbenem Velin. (1918). Ca. 26,5 × 17,5 cm Ca. 26,5 × 20 cm (Blattgröße ca. 36 × 26,5 cm). Eines von 50 (Blattgröße ca. 36 × 26,5 cm). Eines von 50 Exemplaren der Exemplaren der Vorzugsausgabe A. Signiert unten rechts. Mit Vorzugsausgabe A. Signiert unten rechts. Mit der gedruckten der typographisch gedruckten Blattnummer „I“ unten links. Blattnummer „1“ unten links. Dückers S I, I A ( von D). Dückers S I, 1 A (von D). Blatt I aus der Folge „Ecce homo“ von 16 farbigen Offsets und 84 Blatt 1 aus der Folge „Ecce homo“ von 16 farbigen Offsets und 84 Umdrucklithographien, herausgegeben 1922/23 im Malik Verlag, Umdrucklithographien, herausgegeben 1922/23 im Malik Verlag, Berlin. Berlin. € 2.800 € 2.000

728N | Johannisnacht aus: Ecce homo 730 | Rückenakt mit Hut Farbige Offsetlithographie auf cremefarbenem Velin. (1918). Kohle auf Velin. Ca. 63,5 × 48 cm. Ca. 28 × 17 cm (Blattgröße ca. 36 × 26,5 cm). Eines von 50 Literatur: Exemplaren der Vorzugsausgabe A. Signiert unten rechts. Mit The George Economou Collection, hrsg. von Nelli Kyriazi, der typographisch gedruckten Blattnummer „X“ unten links. Municipal Gallery of Athens, Athen 2010, mit farb. Abb. S. 470. Dückers S I, × A ( von D). Provenienz: Blatt X aus der Folge „Ecce homo“ von 16 farbigen Offsets und Nachlass des Künstlers, verso mit dem Nachlassstempel und der 84 Umdrucklithographien, herausgegeben 1922/23 im Malik Ver- Nummer „VC-333–2“; Galerie Fred Jahn, München; Privatsamm- lag, Berlin. lung, Europa, 2007 bei Vorgenannter erworben. € 2.800 € 3.500

238 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 239 Gerhard Marcks 1889 Berlin – Burgbrohl/Eifel 1981

732 | Ballspielerin George Grosz Bronze mit bräunlicher Patina. (1965). Höhe ca. 52 cm. Eines von nur 8 nummerierten Exemplaren. Auf der Plinthe mit dem 731 | Ohne Titel (Paar) Künstlersignet. An der hinteren Plinthenkante mit dem einge- Öl, Gouache mit schwarzer und weißer Kreide auf feinem Bütten. schlagenen späteren Gießerstempel „GUSS BARTH RINTELN“. Ca. 63 × 46,5 cm. Rudloff 854. Provenienz: Wir danken Dr. Arie Hartog für die freundlichen Hinweise bei der Nachlass des Künstlers, verso mit dem Nachlassstempel und der Katalogisierung dieses Werkes. Nummer „VC-335-8“; Galerie Fred Jahn, München; Privatsamm- Lebzeitguss von 1980 nach dem Umzug der Gießerei von Berlin lung, Europa, 2007 bei Vorgenannter erworben. nach Rinteln in den späten 1960er Jahren. € 6.000/8.000 € 7.000/9.000

240 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 241 Lena Gierl 1880 – Murnau – 1970 Franz Heckendorf 733 | Herbststillleben auf hellblauem Grund 1888 Berlin – München 1965 Öl auf leinwandkaschierter Malpappe. Ca. 37,5 × 29 cm. Signiert unten links (in die nasse Farbe geritzt). 735 | Blumenvase vor Bergmassiv Provenienz: Öl auf Hartfaserplatte. (19)42. Ca. 100 × 80 cm. Signiert und Privatbesitz, Bayern. datiert unten links. Verso auf der Hartfaserplatte nochmals Lena Gierl stand in Murnau in engem Kontakt zu Gabriele Münter. signiert und datiert sowie mit dem Künstleretikett, dort hs. Im Herbst 1939 stellten sie gemeinsam in der Buchhandlung Wie- bezeichnet. gelmann aus. „Regelmäßig trafen sich die beiden etwa gleichaltri- Provenienz: gen Künstlerinnen bis ins hohe Alter zu gemeinsamen Malsitzun- Privatsammlung, Süddeutschland; Privatbesitz, Bayern, durch gen im Münter-Haus. Münter schätzte die Kollegin sehr: ‚Gierl Erbfolge an die jetzigen Besitzer. macht ausgezeichnete Sachen, die ich oft über meine eigene stel- Fest in Rahmen montiert. Zur Katalogisierung nicht ausgerahmt. le.‘ Die farbenkräftige und expressive Malerei Gierls orientierte sich € 3.000 an dem Frühwerk Gabriele Münters der Periode des ‚Blauen Reiter‘. Als Beamtenwitwe finanziell abgesichert, war Gierl nicht auf die Verkäufe ihrer Bilder angewiesen und konnte sich in ihren flam- Ewald Mataré menden und züngelnden Farbflächen, die an den ungestümen 1887 Aachen – Büderich 1965 Farbauftrag der Fauvisten erinnern, ungehemmt ausleben ohne Zensur befürchten zu müssen.“ (Christine Ickerott-Bilgic, in: Ausst.- 736 | „Doppelhuhn I“ Kat. Gabriele Münter. Die Zeit nach Kandinsky in Murnau, Schloß- Farbiger Holzschnitt auf feinem Velin. (1960er Jahre). museum Murnau 2012, S. 46). Ca. 41 × 36 cm (Blattgröße ca. 79 × 52,5 cm). Signiert unten € 3.000 rechts, betitelt unten links. Bezeichnet „Handdruck“ unten links am Blattrand. Nicht bei de Werd. 734 | Blumenstillleben mit gelber Doppelvase und Ausstellung: grünem Krug Galerie Vömel, Cologne Fine Art & Antiques, Köln 2010. Öl auf Leinwand. Ca. 38 × 46 cm. Signiert unten rechts. Provenienz: Provenienz: Galerie Vömel, Düsseldorf; Privatsammlung, Süddeutschland, bei Privatbesitz, Bayern. Vorgenannter 2010 erworben. € 3.000 € 2.000

242 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 243 Karoline Wittmann 1913 – München – 1978

739 | Bei den Rindern (im Tierpark) Öl auf Leinwand. (1962). Ca. 48 × 63 cm. Monogrammiert unten links. Arnold 1962/29. Provenienz: Nachlass der Künstlerin, verso auf der Leinwand mit dem Stempel und der handschriftlichen Werkverzeichnisnummer. Karoline Wittmann, die zu den Vertretern des Expressiven Realis- mus zu zählen ist, hinterlässt ein umfangreiches Œuvre von mehr als 300 Ölgemälden, vielen Zeichnungen und einzelnen Graphiken. Dr. Arnold schreibt in seinem Werkverzeichnis über Sie: „Neben all ihren geschilderten malerischen, formalen und kompositionellen Werten sind die Bilder Karoline Wittmanns auch noch auf eine ganz spezielle Weise unverwechselbar und wichtig: In einer sehr persön- lichen Verbindung von stilistischen und koloristischen Qualitäten drücken sie wie wenige Bilder anderer Maler die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg aus – die kargen unmittelbaren Nachkriegsjahre mit ihren bescheidenen Ansprüchen und Lebensabläufen (...) Be- sonders in den zahlreichen Figurenkompositionen (...) kommen die 738 | Recto: Landschaft bei S. Vito – Verso: Abstrakte Qualen, Freuden, Tabus und modischen Trends der 1950er Jahre Formen tiefsinnig zum Ausdruck.“ Öl und Gouache auf Karton. (1974). Ca. 39 × 55 cm. € 3.000 Wohl nachträglich signiert und datiert „75“ unten rechts. Henze 1974/7. Provenienz: Heinrich Wildemann Eduard Bargheer Privatbesitz, Bayern. 1904 Lodz – Stuttgart 1964 1901 – Hamburg – 1979 Eduard Bargheer reist regelmäßig zwischen Hamburg, seiner Vater- stadt, und Ischia in Italien. Diese Liebe zu den beiden Orten schlug 740 | Zwei Frauen 737 | Südliche Stadtansicht (groß) sich in seinem Werk nieder, in dem sich zahlreiche Werke sowohl Tempera auf Leinwand. (Um 1949). Ca. 110 × 95 cm. Aquarell und Wachskreide auf chamoisfarbenem Bütten. (19)57. aus Blankenese als auch aus Italien, wie die vorliegende Arbeit, wie- In Künstlerleisten. Ca. 43 × 60 cm. Signiert und datiert unten links. derfinden. Bargheer versuchte das „staunende Ergriffensein vor der Provenienz: Provenienz: Fülle südlichen Lichtes, vor dem Wunder der Farbe und der Strenge Doebele, Berlin 27.3.2009, Los 321; Privatbesitz Bayern, durch Privatbesitz, Süddeutschland, direkt vom Künstler erworben. der Form“ (Bargheer) in seinen Arbeiten auszudrücken. Erbfolge an die jetzigen Besitzer. € 2.500 € 4.000 € 2.500

244 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 245 Vergleichsabb.: Otto Dix, Der Fischer und das Kind. Farbige Lithographie, 1961. Karl & Faber, 5.12.2018, Los 614

Otto Dix 1891 Untermhaus bei Gera – Singen 1969

741 | Fischer und das Kind Pastell auf hellgrauem Maschinenbütten. (Um 1961). Ca. 62 × 49 cm. Nachträglich signiert und datiert „62“ oben rechts. Lorenz SW 5.4.16.

Ausstellung: Wohl: Galerie Obere Zäune, Zürich 1964, Nr. 32; Otto Dix. Handzeichnungen, Galerie Brinke & Riemenschneider, Hamburg 1971.

Provenienz: Galerie Obere Zäune, Zürich (ca. 1964); Galerie Brinke & Riemenschneider, Hamburg (1971); Galerie Utermann, Dortmund; Privatsammlung, Bayern, bei Vorgenannter erworben.

Das Motiv verwendet Dix ebenso in der gleichnamigen Farblitho- graphie (Karsch 247), die im selben Jahr entsteht. € 15.000/20.000

246 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 247 Marc Chagall 1887 Witebsk – Saint-Paul-de-Vence 1985

742 | Le Peintre à la Palette Farbige Lithographie auf chamoisfarbenem Velin. (1952). Ca. 58,5 × 49,5 cm (Blattgröße ca. 65,5 × 50,5 cm). Marc Chagall Eines von 70 nummerierten Exemplaren. Signiert unten rechts. Mourlot 54. 743 | Le rêve de Paris Farbige Lithographie auf Velin von Arches. (1969–70). Provenienz: Ca. 89 × 64 cm (Blattgröße ca. 102 × 71,5 cm). Galerie Utermann, Dortmund; Eines von 75 nummerierten Exemplaren. Signiert unten rechts. Privatsammlung, Bayern, bei Vorgenannter erworben. Mourlot 600. Herausgeben von Edition Maeght, Paris. Diese Original-Lithogra- phie diente als Vorlage für das Plakat der Druckgraphik-Ausstel- Provenienz: lung Chagalls, die im Februar 1958 in der Galerie des Ponchettes in Privatsammlung, Bayern. Nizza stattfand. Herausgegeben von der Edition Maeght, Paris. € 8.000/10.000 € 15.000/20.000

248 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 249 Marc Chagall

744 | Affiche pour la ville de Vence René Magritte Farbige Lithographie auf Velin. (1954). Ca. 64 × 50 cm (Blattgröße 1898 Lessines/Hainaut – Brüssel 1967 ca. 83,5 × 61 cm). Eines von 23 nummerierten Exemplaren vor der Schrift für die Plakatedition (abweichend von der bei Mourlot 746 | Vogel genannten 75er Auflage). Signiert unten rechts. Buntstift auf Velin. (Um 1950). Ca. 18 × 12,5 cm. Mourlot 92. Signiert unten rechts. Provenienz: Mit einer Fotoexpertise vom Comité Magritte, Brüssel, vom Privatsammlung, Bayern. 25.11.2020. Die Arbeit ist im Archiv unter der Nummer CM € 3.000 2020/1/2 registriert.

Ausstellung: Hans Bellmer Surrealisten und verwandte Strömungen im 20. Jahrhundert, 1902 Kattowitz – Paris 1975 Galerie Levy, Hamburg 1980, Kat.-Nr. 91, mit s/w Abb.

745 | Ohne Titel Provenienz: Bleistift auf schwach quadriertem Skizzenbuchblatt. 1962. Galerie Levy, Hamburg; Ca. 22 × 17 cm. Signiert unten rechts, datiert unten links. Privatsammlung, Norddeutschland, bei Vorgenannter 1980 Provenienz: erworben. Privatsammlung, Bayern. Beiliegt: Auss.-Kat. Galerie Levy, Hamburg 1980. € 3.500 € 12.000/15.000

250 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 251 Hans Bellmer 1902 Kattowitz – Paris 1975

747 | Ohne Titel Bleistift auf schwach quadriertem Skizzenbuchblatt. (19)64. Ca. 22 × 17 cm. Signiert unten rechts, datiert unten links. Provenienz: Privatsammlung, Bayern. € 4.000 Hans Bellmer

749 | Ohne Titel 748 | Ohne Titel Bleistift auf schwach quadriertem Skizzenbuchblatt, auf Karton Bleistift auf schwach quadriertem Skizzenbuchblatt. (19)63. kaschiert. (19)64. Ca. 22 × 17 cm. Signiert unten rechts, datiert Ca. 22 × 17 cm. Signiert unten links, datiert unten rechts „11. Juni 63“. unten links. Provenienz: Provenienz: Privatsammlung, Bayern. Privatsammlung, Bayern. € 3.000 € 4.000

252 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 253 James Castle durch zahlreiche Printmedien Zugang zur weiten Welt. Er wuchs in 1899 Garden Valley – Boise 1977 der Blütezeit von Zeitungen, Magazinen und Zeitschriften auf, die allesamt reichhaltige Grafiken, Fotografien und Texte enthielten, 750N | Untitled (wall section with light plug) die ihm Inspiration für seine Kunst boten. Ruß, Spucke, Collage und Bindfaden auf Wellpappe. Castle nähte akribisch Stücke aus Pappe und anderen recycel- Ca. 26,5 × 10 cm. ten Materialien zusammen, um kleine Collagen zu schaffen oder auch Schachteln für die sichere Aufbewahrung seiner Zeichnun- Ausstellung: gen. Die Schnur, die er vielfach am oberen Rand der Collagen oder James Castle: House Drawings, The Drawing Centre, New York Zeichnungen anbrachte, ist ein wichtiges Merkmal seiner Kunst- 2020, verso auf der Rahmenrückwand mit dem Etikett. werke: Castle stellte seine Kunstwerke oft im Haus der Familie oder in verlassenen Nebengebäuden rund um das Anwesen aus. Provenienz: Castles künstlerische Beschäftigung war rein privat. Doch trotz Nachlass des Künstlers; seines Bedürfnisses nach Einsamkeit versuchten die Kinder der Fleisher Ollman Gallery, Philadelphia; Familie immer wieder, einen Blick auf den Künstler bei der Arbeit zu Privatsammlung, Schweiz, 2005 bei Vorgenannter erworben. erhaschen. Trotz seiner eingeschränkten Fähigkeit zu kommuni- zieren, war Castle ein integriertes und geschätztes Mitglied der James Castle wird 1899 als fünftes von sieben überlebenden Kin- Familie. Er genoß es, Zeit mit den Verwandten zu verbringen und dern von Frank und Mary Castle in der dünn besiedelten Bergge- fand Wege, sich mitzuteilen, manchmal einfach durch seine Kunst. meinde Garden Valley im nordwestamerikanischen Idaho geboren. Seine Großnichte Cathy Wade Morris erinnert sich an die Aufmerk- Seine Eltern sind als Postmeister tätig und arbeiteten vom Wohn- samkeit des Künstlers für Körpersprache. Sie sagte, dass er „dir zimmer des Familienhauses aus. James ist von Geburt an taub und direkt in die Augen schauen wollte und alles daran bemerkte, wie beginnt im Alter von etwa sechs Jahren zu zeichnen. Erst seit sei- du dich ihm gegenüber verhieltst“. nem zehnten Lebensjahr besucht er für fünf Jahre die Schule für Castle erlangte bereits in den frühen 1950er Jahren Anerken- Gehörlose und Blinde in der 150 Meilen entfernten Stadt Gooding. nung als Künstler, nachdem sein Neffe Bob Beach während seiner 1923 zieht die Familie Castle nach Star, Idaho, und kauft die Star Ausbildung an der Museum Art School in Portland, Oregon, seinen Grinding Mill. Nach dem Tod des Vaters 1927 zieht die Mutter Mary Ausbildern die Zeichnungen seines Onkels zeigte. Castles Arbeiten 1931 mit James in ein Haus am Rande von Boise, der Hauptstadt werden seitdem in Ausstellungen zunächst im gesamten Nordwes- von Idaho. Dort bleibt James auch nach dem Tod der Mutter 1948 ten der USA gezeigt, mit ersten Einzelausstellungen 1963 und 1976 wohnen und lebt gemeinsam mit seiner Schwester Agnes (Peggy), in der Boise Gallery of Art, dem heutigen Boise Art Museum. 2008 ihrem Mann Guy Wade und deren vier Kindern. feierte dann das Philadelphia Museum of Art James Castle mit ei- Castle stellte seine Tinte aus Ruß her, den er aus dem Holzofen ner umfangreichen Retrospektive. Seitdem sind seinen Werken kratzte und mit seinem Speichel vermischte. Seine Werkzeuge be- zahlreiche Ausstellungen gewidmet worden, so beispielsweise in standen aus angespitzten Stöcken, Aprikosenkernen, Baumwoll- der National Gallery of Art, in Washington, D.C., und dem Whitney tupfern und abgebrochenen Schreibfedern. Ohne Anleitung brach- Museum of American Art in New York. Auch international wird te sich Castle selbst bei, wie man Perspektive in seinen Zeichnungen James Castle mit Ausstellungen gewürdigt, zuletzt 2011 in Madrid, erzeugt. Es scheint, er lernte durch endloses Üben, Wiederholen 2019 in Reykjavík und 2020 in Tokio. und Experimentieren. Obwohl Castle die meiste Zeit seines Lebens (Text frei übersetzt nach: https://jamescastle.com) in abgelegenen ländlichen Gegenden von Idaho lebte, hatte er € 15.000/20.000

254 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 255 James Castle James Castle

751N | Recto/Verso: Untitled (three figures) 752N | Recto/Verso: Untitled (soot hens interior) Ruß und Spucke auf Papier. Ca. 10 × 21 cm. Ruß und Spucke auf Papier. Durchmesser ca. 16 cm. Provenienz: Provenienz: Nachlass des Künstlers; Fleisher Ollman Gallery, Philadelphia; Nachlass des Künstlers; Fleisher Ollman Gallery, Philadelphia; Privatsammlung, Schweiz, 2005 bei Vorgenannter erworben. Privatsammlung, Schweiz, 2005 bei Vorgenannter erworben. Fest in doppelseitig verglastem Rahmen montiert. Zur Katalogisie- Fest in doppelseitig verglastem Rahmen montiert. Zur Katalogisie- rung nicht ausgerahmt. rung nicht ausgerahmt. € 4.000 € 5.000/7.000

256 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 257 James Castle benutzte er angespitzte Stöckchen, als Tintenersatz diente ihm ein Gemisch aus Spucke und Ruß aus dem Holzofen. Für den ge- 754N | Untitled (head/tv) legentlichen Einsatz von Farbe stellte Castle einen Brei aus zer- Ruß, Spucke, Collage und Bindfaden auf Pappe. Ca. 11,5 × 12,5 cm. mahlenem Buntpapier und Wasser her, den er dann auf das Papier Provenienz: auftrug. Praktisch jede von Castles Zeichnungen ist auf zuvor an- James Castle Nachlass des Künstlers; derweitig verwendetem Papier entstanden, das er im Familienla- Fleisher Ollman Gallery, Philadelphia; den und dem familieneigenen Postamt vorfand. Er benutzte fast 753N | Recto/Verso: Untitled (two girls in steamer hats) Privatsammlung, Schweiz, 2005 bei Vorgenannter erworben. jede Art von Papier und Pappe, von Eiscreme-Behältern über Pa- Ruß und Spucke auf Pappe, verso teils mit Farbe unbekannter ketscheine bis hin zu Streichholzschachteln, seinem Favoriten. Die Herkunft. Ca. 21 × 17 cm. Fest im Rahmen montiert. Zur Katalogisierung nicht ausgerahmt. natürliche Farbe vieler dieser Pappstücke oder billigen Papiere Provenienz: gab den Grundton für die Zeichnungen vor. Meist war diese ein Nachlass des Künstlers; Castles unkonventionelle Kindheit findet ihre Parallele in seiner warmer, honigfarbener Papierton. Ein kleinerer Werkkomplex be- Fleisher Ollman Gallery, Philadelphia; einzigartigen Wahl der Materialien. Obwohl ihm Unterstützer wäh- steht aus origami-ähnlichen Konstruktionen aus gefaltetem und Privatsammlung, Schweiz, 2005 bei Vorgenannter erworben. rend seiner gesamten Karriere professionelles Malzubehör zur mit Bindfaden vernähten Papieren und Pappstücken. (Text frei Fest in doppelseitig verglastem Rahmen montiert. Zur Katalogisie- Verfügung stellen wollten, lehnte Castle deren Angebote konse- übersetzt nach Jay Tobler, in: Ausst.-Kat. James Castle: House rung nicht ausgerahmt. quent ab. Lieber blieb er bei seiner eigenen, unverwechselbaren Drawings, The Drawing Centre, New York 2020, S. 5f.) € 7.000/9.000 Maltechnik, trotz ihrer scheinbaren Unpraktikabilität. Statt Pinsel € 8.000/10.000

258 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 259 Pablo Picasso 1881 Málaga – Mougins bei Cannes 1973 Pablo Picasso 755N | Danse nocturne avec un hibou Farbiger Linolschnitt auf Velin von Arches. (1959). Ca. 53 × 64 cm 756N | Nu Assis (Blattgröße ca. 62 × 75 cm). Eines von 4 Künstlerexemplaren des Farbiger Linolschnitt auf chamoisfarbenem Velin von Arches. zweiten, endgültigen Zustandes außerhalb der Auflage von 50 (1962). Ca. 35 × 27 cm (Blattgröße ca. 62 × 44 cm). Eines von Exemplaren. insgesamt 20 „Epreuve d'artiste“-Exemplaren des zweiten, Bloch 936; Baer 1256 II A (von II C). endgültigen Zustandes, von denen nur 8 signiert wurden, außerhalb der Auflage von 50 Exemplaren. Signiert unten rechts. Provenienz: Bloch 1086; Baer 1330 II B b (von B b). Nachlass des Künstlers, Sammlung Marina Picasso, verso mit Von den insgesamt 20 Künstler-Exemplaren signierte Picasso dem ovalen Stempel (Lugt 3698). nur die 8 Exemplare, die 1963 von der Galerie Louise Leiris, Paris, Herausgegeben 1960 von der Galerie Louise Leiris, Paris. herausgegeben wurden. € 12.000/15.000 € 7.000/9.000

260 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 261 Pablo Picasso

757 | L’Atelier de Cannes Farbige Lithographie auf Velin von Arches. (1956/1958). Ca. 45 × 33 cm (blattgroß). Eines von 275 nummerierten Exemplaren. Vgl. Mourlot 279; Bloch 794. Provenienz: Galerie Daniel Papierski Art Contemporain, Paris, verso auf der Rahmenrückpappe mit dem Etikett; Privatbesitz Nordrhein- Westfalen. Erstmals erschienen als Frontispiz für das Buch „Dans l’Atelier de Picasso“, 1958. Später wurde es mit den vom Künstler überarbeite- ten Farben auf den Umschlag von „Ces Peintres Nos Amis“ ge- druckt. Publiziert bei Mourlot, Paris 1960. € 2.000 Pablo Picasso

759N | Dormeuse 758 | Le Peintre et le Modèle (Peintre et modèle au fauteuil) Farbiger Linolschnitt auf chamoisfarbenem Velin von Arches. Radierung mit Aquatinta auf Velin von BFK Rives. (1966). (1962). Ca. 27 × 35 cm (Blattgröße ca. 44,5 × 63 cm). Eines von Ca. 26,5 × 37,5 cm (Blattgröße ca. 41,5 × 50 cm). insgesamt 20 „Epreuve d'artiste“-Exemplaren des vierten, Eines von 50 nummerierten Exemplaren. Signiert unten rechts. endgültigen Zustandes, von denen nur 8 signiert wurden, Bloch 1386; Baer 1408 B b (von C). außerhalb der Auflage von 50 Exemplaren. Signiert unten rechts. Provenienz: Bloch 1083; Baer 1319 IV B b (von B b). Galerie Beyeler, Basel, Etikett auf Rahmenrückseite; Privatsamm- Von den insgesamt 20 Künstler-Exemplaren signierte Picasso lung, Baden-Württemberg, bei Vorgenannter erworben. nur die 8 Exemplare, die 1963 von der Galerie Louise Leiris, Paris, Gedruckt von der Galerie Louise Leiris, 1968. herausgegeben wurden. € 2.500 € 17.000/20.000

262 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 263 Im Januar 1962 beschäftigt Picasso sich über mehrere Tage mit Pablo Picasso dem Thema der Frau mit Strohhut. Für die farbstarken Linol- schnitte steht seine zweite Frau Jacqueline Roque Modell. Picas- 761N | Femme au chapeau de paille bleue sos wählt mitten im Winter einen sommerlichen Strohhut als Kopf- Pablo Picasso Farbiger Linolschnitt auf Velin von Arches. (1962). Ca. 35 × 27 cm bedeckung und drückt so die Leichtigkeit seiner glücklichen (Blattgröße ca. 63 × 44,5 cm). Eines von 87 Exemplaren dieses Beziehung zu Jacqueline aus, seiner letzten Frau und Muse. Auch 760N | Femme nue pêchant des truites à la main Zustandes. die kräftigen Farben erinnern an Sommer und Sonne. Picasso legt Farbige Linolschnitt auf Velin von Arches. (1962). Ca. 52,5 × 63,5 Nicht bei Bloch; Baer 1282 B b (von B c). das Porträt frontal an, zeigt aber Jacquelines Nase im Profil. Diese cm (Blattgröße ca. 62 × 75 cm). Eins von 68 Exemplaren des 1. changierende Ansicht erinnert an die kubistische Zeit des Künst- Zustandes. Provenienz: lers und unterstreicht die nicht nur visuelle, sondern auch taktile Nicht bei Bloch; Baer 1327 I (von III). Nachlass des Künstlers, Sammlung Marina Picasso, verso mit Beziehung zu seinem Modell. € 9.000/12.000 dem ovalen Stempel (Lugt 3698). € 17.000/20.000

264 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 265 Le Corbusier

764 | „Deux Dames Grecques“ Tusche über Collage aus verschiedenen Papieren. (19)59. Ca. 34 × 51 cm. Monogrammiert und datiert sowie bezeichnet „L-C CHANDI-GARH“ unten rechts. Verso monogrammiert, betitelt, datiert und bezeichnet. Wir danken Isabelle Godineau, Fondation Le Courbusier, Paris, für die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. Le Corbusier 1887 La Chaux-de-Fonds – Roquebrune 1965 Provenienz: Galerie Biedermann, München, verso auf der Rahmenrückpappe 763 | Trois Femmes assises mit dem Etikett; Farbige Kreide über Bleistift auf chamoisfarbenem Velin. 1936. Privatsammlung, Bayern. Pablo Picasso Ca. 21 × 31 cm. Signiert und datiert unten rechts. Wir danken Isabelle Godineau, Fondation Le Courbusier, Paris, für Ein Eintrag zu der Collage „Deux Dames grecques“ mit den Maßan- Außer auf den Gesamtplan der Stadt konzentriert sich sein Schaf- 762 | L'arrivé du Chevalier die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. gaben „35/51“ und der Bezeichnung „LC 13/4/59 Chandi garh“, fin- fen in Chandigarh auf den Kapitol-Komplex, für den er mehrere Farbige Lithographie auf Velin. (19)51. Ca. 48 × 75,5 cm. Eines von Provenienz: det sich unter der Nr. 10 im Notizbuch des Künstlers, das ihm zur Regierungsgebäude entwirft 350 nummerierten Exemplaren. Signiert und datiert unten rechts. Galerie Biedermann, München, verso auf der Rahmenrückpappe Planung seiner Projekte für Wandteppiche und Lithographien Unsere Collage ist wohl während einer der zahlreichen Aufent- Bezeichnet unten links mit „Mourlot Lith.“. Verso mit dem mit dem Etikett; diente (Abb. siehe Los 765). halte Le Corbusiers in der indischen Stadt entstanden – hierauf Stempel des Druckers. Privatsammlung, Bayern. Für die Errichtung der neuen Hauptstadt Chandigarh der 1947 weisen die Bezeichnungen „Chandi-garh“ recto und verso hin. In Nicht bei Bloch. Nicht bei Mourlot. Vorlage für eine gleichnamige Lithographie, abgebildet auf Tafel 37 geteilten indischen Provinz Punjab wird auf besonderen Wunsch den letzten Jahren seines Lebens malt der Künstler fast nicht Provenienz: in „Le Corbusier Œuvre plastique. Peintures et dessins. Architec- des Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehrus der Schweizer Archi- mehr, er widmet sich vor allem der Collage, der Zeichnung, der Gra- Sammlung, Norddeutschland. ture“, Editions Albert Morancé, Paris, 1938. tekt Le Corbusier berufen. Er kann hier in den 1950er Jahren seine phik, der Tapisserie und der Skulptur. € 2.000 € 9.000/12.000 städtebaulichen Vorstellungen erstmals in die Realität umsetzen. € 15.000/20.000

266 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 267 Vergleichsabb.: Notizbuch von Le Corbusier vom 10.12.1962, Nr. 8 und 10

Le Corbusier

765 | Marquette pour „Les dés sont jetés“ Wandteppich zunächst in seinem Esszimmer aufhängt und plant, Deckweiß und Collage aus verschiedenen Papieren. (19)38–59. ihn nach Sydney zu bringen, sobald das Gebäude fertiggestellt sei. Ca. 31 × 50,5 cm. Monogrammiert und datiert „LC 38-59“ unten Doch 1966, ein Jahr nach dem Tod von Le Corbusier, führen Bau- mittig. Verso auf Papierabriss betitelt und bezeichnet. verzögerungen und andere Kontroversen mit der neugewählten Wir danken Isabelle Godineau, Fondation Le Courbusier, Paris, für australischen Regierung dazu, dass Utzon vom Opernhausprojekt die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. zurücktritt und sogar sieben Jahre später, 1973, nicht zur Eröff- nungsfeier eingeladen wird, die Königin Elisabeth II. zelebrierte. Literatur: Auch der Wandteppich blieb somit in Dänemark. Seit 1999 wird Ut- Mathias, Martine, Le Corbusier Œuvre tissé, Paris 1987, zon dann von der Stiftung des Sydney Opera House in die Renovie- s/w Abb. S. 74. rung und Anpassung der Innenräume der Oper nach den Vorgaben des ursprünglichen Entwurfs beteiligt. Nach Jørn Utzons Tod wird Provenienz: seine Kunstsammlung mit Werken von Georges Braque, Fernand Galerie Biedermann, München, verso auf der Rahmenrückpappe Léger, Pablo Picasso und Asger Jorn im Juni 2015 bei Bruun Ras- mit dem Etikett; mussen in Kopenhagen versteigert. Die Le Corbusier Tapisserie Privatbesitz, Süddeutschland. „Les dés sont jetés“ erwirbt ein australischer Mäzen zum Rekord- preis von ca. 280.000 € für das Sydney Opera House. 2016 kann Im Archiv der Fondation Le Corbusier befindet sich ein Notizbuch dort die Tapisserie feierlich enthüllt werden und gelangt somit 50 des Künstlers, in dem Le Corbusier seine Projekte für Wandteppi- Jahre später doch noch an ihren ursprünglichen Bestimmungsort. che und Lithographien mit kleinen Skizzen festhält. Dort findet sich Zwar übernimmt Le Corbusier das Motiv der Collage auch mit der Nr. 8 der Eintrag zu der Collage „Les dés sont jetés“ mit den noch in der gleichnamigen Lithographie (vgl. Weber 66). Doch we- Maßangaben „31/50“ und der Bezeichnung „LC 38-59“. Es ist diese der die Lithographie noch die Tapisserie, die beide nicht von Le ursprüngliche Entwurfsarbeit (marquette) Le Corbusiers, die er Corbusier selbst, sondern von der Druckerei bzw. der Weberei aus- 1959/60, nur um wenige Details und ein kleines gelbes Segelboot geführt werden, lassen die unmittelbar spürbare Dynamik der Ide- reicher, für eine großformatige Tapisserie verwendet, um die ihn der enfindung zu diesem Motiv sowie den sichtbaren künstlerischen junge dänische Architekt Jørn Utzon (1918–2008) für das heute le- Werkprozesses erkennen. Dies bietet einzig und unmittelbar die gendäre Opernhaus in Sydney gebeten hatte. 1960 liefert Le Cor- hier angebotene Collage. busier die Tapisserie zu Utzon nach Dänemark, wo dieser den € 15.000/20.000

268 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 269 LOS 767 Lino Enea Spilimbergo, Sohn italienischer Einwanderer, studiert zu- nächst Kunst an der Academia Nacional de Bellas Artes in Buenos Aires. 1925 reist er durch Italien, wo ihn insbesondere die unzähligen berühmten Fresken beeindrucken, anschließend lebt er in Paris und nimmt Unterricht bei André Lhote. Zusammen mit argentinischen Künstlern gründet Spilimbergo hier die sogenannte „Pariser Grup- pe“. Zudem ist er 1926 am Ersten Universitätssalon von La Plata be- teiligt, dessen Ziel es ist, argentinische Kunst in verschiedenen eu- ropäischen Städten, darunter Madrid, Rom und Venedig, auszustellen. Mit seiner französischen Frau Germaine kehrt Spilim- bergo 1928 nach Argentinien zurück und lässt sich in Las Lomitas in der Provinz San Juan nieder. Die dortige Landschaft inspiriert ihn zu vielen seiner Werke. In den folgenden Jahren widmet sich Spilimber- go zunehmend der Wandmalerei, 1945 ist er an der Gestaltung der Fresken für die große zentrale Kuppel der Galerías Pacífico in Bu- enos Aires beteiligt LOS 766 Spilimbergo entwickelt eine sehr persönliche Synthese verschie- dener Stile. Themenschwerpunkte seines Œuvres sind vor allem vom Postimpressionismus und Postkubismus geprägte Landschaften, bei denen oftmals auch surreale und metaphorische Tendenzen erkenn- bar sind. Zum anderen die Aktdarstellung des menschlichen Körpers Lino Enea Spilimbergo sowie Porträts von Landarbeitern, Ausgegrenzten und Slumbewoh- 1896 Buenos Aires – Paris 1964 nern. Spilimbergo lehrte Kunst am Instituto de Arte Gráfico sowie an der Nationalen Universität von Cuyo. Seine Werke werden in Latein- 766 | Desnudos Femeninos amerika, den Vereinigten Staaten und Europa ausgestellt. Lino Enea Spilimbergo Filzstift auf festem, chamoisfarbenem Velin. (1952). Ca. 50 × 65 cm. Signiert unten links. 768 | Paisaje de San Antonio de Areco Mit einer Fotoexpertise der Fundación Spilimbergo, Buenos Aires, 767 | Paisaje de Unquillo Aquarell und Filzstift auf festem, chamoisfarbenem Velin. (19)59. vom 3.11.2006. Das Werk ist dort unter der Nummer „0216/2006“ Aquarell und Filzstift auf festem, chamoisfarbenem Velin. (19)60. Ca. 47 × 65 cm. Signiert, datiert und bezeichnet „(...) Areco“ unten registriert. Ca. 50 × 65 cm. Signiert und datiert unten rechts. rechts, unleserlich bezeichnet unten links. Ausstellung: Mit einer Fotoexpertise der Fundación Spilimbergo, Buenos Aires, Mit einer Fotoexpertise der Fundación Spilimbergo, Buenos Aires, Lino Enea Spilimbergo. Dubujos 1916–1952, Encuentro galería de vom 3.11.2006. Das Werk ist dort unter der Nummer „0214/2006“ vom 3.11.2006. Das Werk ist dort unter der Nummer „0215/2006“ arte, Buenos Aires 2006, mit farb. Abb. im Ausst.-Prospekt. registriert. registriert. € 2.500 € 5.000/7.000 € 5.000/7.000

270 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 271 Bernhard Heiliger 1915 Stettin – Berlin 1995

769 | Liegende (Liegende Figur II, Große Gelagerte) Bronze mit goldbrauner Patina. (1949). Ca. 25 × 65 × 27 cm. Einer von 5 bisher ausgeführten Güssen. Posthumer Guss mit dem Stempel der Stiftung. Mit dem eingeritzten Namenszug des Künstlers und dem Gießerstempel „H. NOACK BERLIN“ am Gesäß. Wellmann 99 (Exemplar dort nicht aufgeführt). Wir danken Marc Wellmann, Berlin, für die freundliche Unterstüt- zung bei der Katalogisierung des Werkes.

Provenienz: Privatsammlung, Europa.

Das Werk des Bildhauers Bernhard Heiliger steht summarisch für die Auseinandersetzung von Abstraktion und Figuration in der Kunst nach 1945. Bereits anlässlich seiner ersten Einzelausstellung 1948 konstatierte sein Freund, der Maler Paul Strecker, ihm gelinge die Synthese beider Richtungen. Bis Ende der 1950er Jahre ist die menschliche Figur prägend für Heiligers Skulpturen. Den harten, enthumanisierten, monumentalen Heroenkörpern der Kunst des Dritten Reiches setzt Heiliger in den ersten Nachkriegsjahren wei- che, runde Formen entgegen. Die stark abstrahierten menschli- chen Körper verschwimmen immer mehr zu amorphen Volumina. € 10.000/15.000

272 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 273 Bernhard Heiliger © VG BILD-KUNST, 2021 BONN

770 | Entwurf für das Denkmal des unbekannten politischen Gefangenen Bronze mit grünlich schwarzer Patina. (1952). Ca. 59,5 × 20 × 15 cm. Einer von 4 bisher ausgeführten Güssen. Mit dem eingeritzten Namenszug des Künstlers, dem Stempel der Stiftung sowie dem Gießerstempel „H. NOACK BERLIN“ am rechten Schienbein. Wellmann 147 (Exemplar dort nicht aufgeführt). Wir danken Marc Wellmann, Berlin, für die freundliche Unterstüt- zung bei der Katalogisierung des Werkes.

Provenienz: Privatsammlung, Europa. Im Januar 1952 schreibt das Londoner Institute of Contemporary Art (ICA) den bis dahin größten internationalen Wettbewerb für ein öffentliches Denkmal aus. Das Projekt zum Thema „Unknown Poli- tical Prisoner“ („Unbekannter politischer Gefangener“) wird mit ei- nem siebensprachigen Prospekt, darunter auch Russisch, bewor- ben und setzt ein bedeutendes Zeichen in der Denkmaldiskussion der Nachkriegszeit und vor allem im Kontext des Kalten Krieges. Zum Organisationskomitee gehören der Bildhauer und der Direktor der Tate Gallery, Sir John Rothenstein, in der in- ternationalen Auswahljury sitzen unter anderem der deutsche Kunsthistoriker Will Grohmann und Alfred H. Barr jr., Gründungsdi- Bernhard Heiliger, Maßstabsgetreue Studie zum Denkmalsentwurf, 1952, rektor des Museum of Modern Art, New York. Mit dieser Personen- Graphit und Tusche, 104 × 67 cm; Bernhard-Heiliger-Stiftung, Berlin. auswahl wird die künstlerische Intention des Wettbewerbs deutlich unterstrichen und der Diskussion um die abstrakte Skulptur im öf- fentlichen Raum der Weg geebnet. Nach nationalen Vorausschei- dungen werden die Ergebnisse im Frühjahr 1953 in einer Ausstel- lung in der Londoner Tate Gallery präsentiert. Zum Sieger des Wettbewerbs wird der Entwurf von Reg Butler gewählt, der einen abstrahierten Wachturm aus Eisenstäben vorsieht. nandersetzungen der verfeindeten Blöcke erlebte. (…) Seit 1984 Bernhard Heiliger setzt sich mit seinem Entwurf eines acht Me- ist ein Bronzeguss des Entwurfes als Schenkung des Künstlers im ter hohen Denkmals bei der deutschen Vorauswahl gegen insge- Berliner Mauermuseum im Haus am Checkpoint Charlie ausge- samt 262 deutsche Einsendungen durch und gewinnt den mit stellt, also in einem Kontext, der Heiligers Werk unmittelbar als 2.000 DM dotierten Preis der Deutschen Bundesregierung sowie Ausdruck der Unterdrückung und Verfolgung der Menschen im einen Anerkennungspreis des ICA. Kalten Krieg anschaulich werden lässt.“ (Marc Wellmann, in: Bern- „Heiliger hatte das gestellte Thema mit einer universell lesba- hard Heiliger, 1915–1995. Monographie und Werkverzeichnis, ren Chiffre bewältigt, die das Gefangensein mittels einer auf die Künzelsau 2005, S. 126). Knie gesunkenen, kopflosen Figur, die von einem Gitternetzwerk Als Jurymitglied setzt sich Will Grohmann nach dem Wettbe- eingezwängt wird, verdichtet. Im Kontrast zum rauen, an Stachel- werb intensiv dafür ein, den Siegerentwurf von Reg Butler in West- draht erinnernden Gitter wirkt die glatte Oberfläche der Figur ver- Berlin, quasi dem Konzentrationspunkt des Kalten Krieges, zu rea- letzlich und vermittelt in ihrer Torsion körperliche Empfindungen lisieren. Nachdem diese Pläne gescheitert sind, versucht er leider von Bedrohungen und Schmerz. Vergeblich versucht sie, sich aus ebenfalls vergeblich Heiligers „Gefangenen“ aufzustellen. „Als dem Käfig zu befreien oder zumindest den Verletzungen durch Grohmann sah, das geht nicht (die Aufstellung von Butlers Skulp- die auf sie gerichteten Stacheln zu entgehen. Lediglich nach tur), hat er wenigstens versucht, für Deutschland meinen Entwurf oben scheint ein Ausweg offen, wohin die drei Spitzen des Gitters zu realisieren, und sagte, dann stellt doch wenigstens Heiligers weisen. Heiliger übertrug das Motiv der Dornenkrone aus der Entwurf hier nach Berlin. Das war aber auch nicht möglich. Keiner Passion Christi auf den gesamten Leib eines gemarterten Men- wollte so recht ein großes Mahnmal, das an irgendetwas erinnert. schen. Der Gefangene wird dadurch als Opfer größerer Mächte Aber dieser Wettbewerb war eine große Geschichte für viele, vor erfahrbar, dessen Leiden zumindest die Hoffnung auf Erlösung in allem für die deutschen Bildhauer, denn die meisten wurden da- sich trägt und zwar weniger für sich selber als für den zeitgenös- durch erstmals im Ausland wahrgenommen.“ (Heiliger, zit. nach: sischen Betrachter als Bewohner einer bedrohten Welt, die mit Wellmann 2005, S. 127). dem seit 1950 wütenden Korea-Krieg erstmals militärische Ausei- € 15.000/20.000

274 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 275 Toni Stadler

772 | Knabe mit erhobenen Armen Toni Stadler Bronze. (1958). Höhe ca. 98 cm. Mit dem eingeritztem Monogramm 1888 – München – 1982 „ST“ auf der Plinthe. An der hinteren Seitenkante der Plinthe mit dem eingeschlagenen Gießerstempel „GUSS A 7 V PP A“. 771 | Weibliche Figur mit erhobenen Armen Vgl. Weczerek 79. Bronze. (1961-62). Höhe ca. 114 cm. Eines von 5 Exemplaren. Provenienz: Mit dem eingeritzten Monogramm „TST“ auf der Plinthe. Galerie Thomas, München; Weczerek 119 (mit seitenverkehrter Abb.). Privatsammlung, Bayern, 1980 bei Vorgenannter erworben. Provenienz: Die bei Weczerek aufgeführte Bronze ist mit 100 cm ein wenig Privatsammlung, Bayern. größer als dieses Exemplar. € 8.000/10.000 € 7.000/9.000

276 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 277 Aldo Bonadei 1906 – Sao Paulo – 1974

773 | Flor na fav. – Blumenstillleben Öl auf Leinwand. 19(68). Ca. 65 × 80 cm. Signiert und datiert unten rechts.

Literatur: Klintowitz, Jacob, Aldo Claudio Felipe Bonadei, São Paulo 1980; Goncalves, Lisbeth Rebollo, Aldo Bonadei: O Percurso de um Pintor, Universidade de São Paulo 1990; Goncalves, Lisbeth Rebollo, Aldo Bonadei. Percursos Estéticos, São Paulo 2010.

Ausstellung: Aldo Bonadei, Galeria de Arte Cosme Velho, São Paulo 1968, verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett, dort nummeriert „008“.

Provenienz: Privatbesitz, Brasilien; in Erbfolge Privatbesitz, Griechenland; Lempertz, Köln 3.6.2016, Los 351; Privatsammlung, Hessen.

Der brasilianische Künstler Aldo Bonadei beginnt seine Ausbildung von 1923 bis 1928 bei Pedro Alexandrino, bevor er Anfang der 1930er Jahre nach Florenz geht, um dort an der Accademia di Bel- le Arti bei Felice Carena und bei Ennio Pozzi sein Studium fortzu- setzen. Nach seiner Rückkehr in São Paulo teilt er sich u.a. ein Ate- lier mit Francisco Rebolo, Alfredo Volpi, Mario Zanini. Daraus ging später die Grupo Santa Helena hervor. In Europa beeindruckt ihn vor allem die Malerei des Expressio- nismus. Zudem kommt er hier auch mit den italienischen Futuris- ten in Berührung, die ihn nachhaltig in seinem Stil beeinflussen. Er zählt in Brasilien zu den Vorreitern der Moderne. Schwerpunkt seines Schaffens ist neben frühen Landschaften, die Stilllebenmalerei und die städtische Architektur, die er in seinen Werken, wie auch im vorliegenden, eindrucksvoll verschmilzt. Ein gelber Krug mit Blumen steht auf einer Art Tisch oder Unterlage mit Fliesen, die eine starke räumliche Tiefe erzeugen. Dahinter kann man die Andeutung von Häusern erkennen. Bonadeis Werke leben von ihrer festen Struktur und Kontur, die er mit alltäglichen Gegenständen wie z.B. Blumen in Vasen oder Krügen auflockert. Die Farbpalette hellt er mit der Verwendung von viel Weiß im vor- liegenden Gemälde stark auf, was eine gewisse Kühle erzeugt und so auch die helle Fläche besonders heraushebt. Die dahinterlie- genden Häuser nimmt der Betrachter nur noch bedingt war. Im Entstehungsjahr des Stilllebens findet in der bekannten Galeria de Arte Cosme Velho eine große Einzelausstellung Bondeis statt, wo das Werk auch präsentiert wurde. Auf dem deutschen Auktions- markt sind Werke von ihm eher selten vertreten. € 18.000/22.000

278 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 279 Mark Tobey 1890 Centerville/Wisconsin – Basel 1976

775R | Head Wachsstiftzeichnung und Abklatschverfahren mit Tempera auf Papier. (19)64. Ca. 32,5 × 22 cm. Signiert und datiert unten rechts. Verso handschriftlich bezeichnet. Achim Moeller, Geschäftsführer des Mark Tobey Project LLC, New York, hat die Authentizität dieses Werkes bestätigt. Eine Expertise wird erstellt. Die Arbeit ist im Mark Tobey Archiv unter der Nummer MT [330-05–26–21] registriert. Provenienz: Sammlung Darthea Speyer, Paris; Christie’s, Paris 7.7.2010, Los 109. € 4.000

August Preusse 1908 Solingen – Orel/Brjansk (Russland) 1942

776 | Ohne Titel (Abstrakte Figuren in surrealistischer Bruno Krauskopf Landschaft) 1892 Marienburg – Berlin 1960 Öl und Sand auf Leinwand, auf Holz aufgezogen. (Ca. 1933–1935). Ca. 85 × 74,5 cm. 774 | Salome Nicht bei Thiel. Öl auf leichtem Zeichenkarton. Ca. 66 × 50,5 cm. Provenienz: Signiert unten rechts. Lempertz, Köln 7.12.1996, Los 1049; Privatbesitz, Rheinland. Provenienz: August Preusse war einer von nur vier Meisterschülern von Paul Privatbesitz, Deutschland; Ketterer, Hamburg 23.3.2002, Los 182; Klee an der Kunstakademie in Düsseldorf. – Fest im Schattenfu- Privatbesitz, Bayern, durch Erbfolge an die jetzigen Besitzer. genrahmen montiert. Zur Katalogisierung nicht ausgerahmt. € 3.000 € 2.000

280 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 281 Sonia Delaunay-Terk 1885 Gradizhsk/Ukraine – Paris 1979

777 | Ohne Titel Farbige Serigraphie auf leichtem, chamoisfarbenem Karton. (19)57. Ca. 60,5 × 40 cm (Blattgröße ca. 69,5 × 50 cm). Eines von 100 nummerierten Exemplaren. Signiert und datiert unten rechts. Provenienz: Karl & Faber, 8.12.2012, Los 765; Privatbesitz, Süddeutschland. Herausgegeben von der „Guilde Int. de la Sérigraphie“, mit dem Sonia Delaunay-Terk Trockenstempel. € 2.000 779 | Composition abstraite Gouache über Kohle und Bleistift auf Papier. (1954). Ca. 32,5 × 25 cm. Signiert unten rechts. Bezeichnet „1783“ 778 | Nocturne unten links. Farbige Lithographie auf chamoisfarbenem Velin. (1972). Literatur: Ca. 50 × 50 cm (Blattgröße ca. 71 × 66 cm). Eines von 75 The George Economou Collection, hrsg. von Nelli Kyriazi, nummerierten Exemplaren. Signiert unten rechts. Municipal Gallery of Athens, Athen 2010, mit farb. Abb. S. 179. Provenienz: Provenienz: Karl & Faber, 8.12.2012, Los 771, verso auf der Rahmenrückpappe Bloomsbury Auctions, London 27.6.2006, Los 123; mit dem Etikett; Privatbesitz, Süddeutschland. Privatsammlung, Europa. € 2.000 € 8.000/10.000

282 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 283 Joan Miró 1893 Montroig bei Barcelona – Palma de Mallorca 1983

780 | Nocturne Farbige Lithographie auf Velin. (1953/1958). Ca. 38,5 × 147,5 cm (Blattgröße ca. 51 × 147,5 cm). Eines von 100 nummerierten Exemplaren. Signiert unten links. Mourlot 136; Aus Cramer 26. Provenienz: Privatbesitz, Bayern. Aus der separaten Auflage außerhalb der Edition in „Derrière le Miroir“ Nos. 57-59, in der die Lithographie 1958 dreifach gefaltet erschien. € 4.000

781 | Le sourire des ailes flamboyantes Farbige Fotolithographie auf Velin von Arches nach einem Gemälde von 1953. (1954). Ca. 34,5 × 45,5 cm (Blattgröße ca. 48 × 64 cm). Eines von 400 nummerierten Exemplaren. Joan Miró Signiert unten rechts. Maeght 1705. 782R | Lapidari XII Provenienz: Pastell über Radierung auf Velin von Guarro. (1981). Ca. 35 × 50 cm. Privatbesitz, Bayern. Vgl. Lupin 1164. Das vorliegende Werk ist nach einer der bekanntesten Arbeiten Die Authentizität wurde am 19.07.2010 verso in Bleistift durch von Joan Miró ,Le sourire aux ailes flamboyante’ entstanden. Das Rosa Maria Malet, Fundació Joan Miró, Barcelona bestätigt. Ölgemälde, das als Vorlage dient, ist im spanischen Museo Nacio- Provenienz: nal Centro de Arte Reina Sofia ausgestellt. Nachlass des Künstlers; Privatsammlung, Spanien. € 2.000 € 12.000/15.000

284 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 285 Joan Miró

783N | Un Jour entier Farbige Radierung auf chamoisfarbenem Velin von Arches. (1960). Ca. 10 × 10 cm (Blattgröße ca. 22 × 21,5 cm). „H.C.“-Exemplar außerhalb der in Schwarz gedruckten Auflage der 60 Buch-Exemplare. Signiert unten rechts. Vgl. Dupin 290. Die schwarz gedruckte Variante erschien als Frontispiz auf Zellu- loid in dem gleichnamigen Buch mit Gedichten von René Char, Jacques Dupin, Henri Mathieu, Pierre-André Benoit und Maryse Lafont, herausgegeben von PAB, Alès 1960. € 2.500 Serge Poliakoff

Serge Poliakoff 785 | Composition rouge, verte et bleue 1900 Moskau – Paris 1969 Farbige Lithographie auf Velin von BFK Rives. (1969). Ca. 87,5 × 64 cm (Blattgröße ca. 105,5 × 75 cm). Eines von 80 784 | Composition bleue, verte et brune nummerierten Exemplaren aus einer Gesamtauflage von 106. Farbige Radierung auf Bütten. (1968). Ca. 15,5 × 23,5 cm Signiert unten rechts. (Blattgröße ca. 45,5 × 53 cm). Eines von 100 nummerierten Poliakoff/Schneider 76. Exemplaren. Signiert unten rechts. Provenienz: Poliakoff/Schneider XXXIII. Privatsammlung, Bayern. Provenienz: Gedruckt von der Erker-Presse, St. Gallen (mit dem Trockenstem- Privatsammlung, Süddeutschland. pel). Herausgegeben von der Galerie im Erker, St. Gallen. € 2.000 € 5.000/7.000

286 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 287 Fritz Winter 1905 Altenbögge – Herrsching 1976

Fred Alfred Theophil Fathwinter 787R | Komposition in Braun, Braunschwarz 1906 Mainz – Düsseldorf 1974 Öl auf Japanpapier. (19)32. Ca. 38 × 49 cm. Signiert und datiert unten rechts. 786 | „Farbig getürmt“ (Komposition 84/42) Wir danken Frau Helga Gausling, Fritz-Winter-Haus, Ahlen, für die Öl auf Hartfaserplatte. (19)42. Ca. 69 × 38,5 cm. Signiert und freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. datiert unten rechts. Verso nochmals signiert, datiert sowie Das Blatt befand sich einst in der Sammlung des konstruktivisti- betitelt und bezeichnet. Im Künstlerrahmen. Provenienz: schen Bildhauers Naum Gabo (1890–1977). Der Student Fritz Sammlung Naum Gabo; Winter lernte den fünfzehn Jahre älteren Russen 1928 am Des- Provenienz: Kunsthandel Florian Sundheimer, verso mit dem Etikett; sauer Bauhaus kennen. Zwischen den beiden entwickelte sich Privatsammlung, Süddeutschland. Privatsammlung, Europa. eine Freundschaft, die zur gegenseitiger künstlerischer Befruch- € 5.000/6.000 € 7.000/10.000 tung führte.

288 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 289 Jean Fautrier 1898 Paris – Châtenay-Malabry 1964

788R | Composition informel Gouache und Tusche auf glattem Velin, auf Leinwand aufgezo- gen. (Um 1960). Ca. 32,5 × 50 cm. Signiert unten rechts (verblasst). Provenienz: Privatsammlung, Paris. € 4.000

Julius Bissier 1893 Freiburg im Breisgau – Ascona 1965 Julius Bissier 789 | Ohne Titel Tuschpinsel, teils gewischt, auf dünnem Japanbütten. (19)59. 790 | Ohne Titel Ca. 21,5 × 28,5 cm. Signiert, datiert „25.1.59“ und nummeriert „15“ Eiöltempera auf Leinen. (19)59. Ca. 13,5 × 20,5 cm. Signiert und unten links. datiert „15. April 59“ oben mittig. Provenienz: Provenienz: Galerie Stangl, München; Privatsammlung, Bayern, 1979 bei Galerie Stangl, München; Privatsammlung, Bayern, 1979 bei Vorgenannter erworben. Vorgenannter erworben. € 2.000 € 5.000/7.000

290 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 291 Adolf Fleischmann 1892 Esslingen – Stuttgart 1968 Willi Baumeister 1889 – Stuttgart – 1955 792 | Ohne Titel Gouache auf grauem Velin. (Um 1955). Ca. 61 × 46 cm. Signiert 791 | Figuren im Gespräch unten mittig. Ölkreide und Kohle, teils radiert und gewischt, auf graugrünem Fischer B 55/5. Maschinenbütten. (19)43. Ca. 31 × 40,5 cm. Signiert und datiert Wir danken Herrn Alfred M. Fischer für die feundlichen Hinweise unten rechts. bei der Katalogisierung dieses Werkes. Ponert/Baumeister 1479. Provenienz: Provenienz: B. zu Knyphausen, Neckarrems/Ludwigsburg; Baumeister Archiv, Nachlass Nr. 1593; Privatsammlung, Süddeutschland. Galerie Fred Jahn, München; Privatsammlung, Europa, 2007 bei Vorgenannter erworben. Verso wohl von fremder Hand bezeichnet „55/5“ und „um 1955“. € 5.000/7.000 € 7.000/9.000

292 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 293 Woty Werner 1903 Berlin – München 1971

793 | Ohne Titel Wandteppich. Handwebearbeit. (19)47. 53 × 56 cm. Signiert und datiert unten rechts. Provenienz: Sammlung Ernst Adolf Groz; Privatbesitz, Süddeutschland. Woty Werner war eine deutsche Malerin und Bildweberin des 20. Jahrhunderts, die 1959 an der documenta 2 in Kassel teilnahm. Der Wandteppich stammt aus der bedeutenden Sammlung des schwä- bischen Unternehmers Groz. € 3.000

Theodor Werner 1886 Jettenburg – München 1969

794 | Nr. XLII/1958 Öl auf Leinwand. (19)58. Ca. 100 × 81 cm. Signiert und datiert unten links. Fritz Winter Lohkamp 906. 1905 Altenbögge – Herrsching 1976

Ausstellung: 795 | Ohne Titel Theodor Werner. Ausgewählte Arbeiten 1939–1966, Karl & Faber, Öl auf Karton. (19)54. Ca. 74,5 × 100 cm. Signiert und datiert München 1992, Kat.-Nr. 20, mit farb. Abb. unten rechts. Wir danken Frau Helga Gausling, Fritz-Winter-Haus, Ahlen, für die Provenienz: freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. Nachlass des Künstlers, verso mit dem Etikett der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München, und der Inventar-Nr. Provenienz: „T.W. 560“; Gump’s Gallery, San Francisco, verso auf der Rahmenrückseite Karl & Faber, Verkaufsausstellung 1992, Kat.-Nr. 20; mit Resten des alten Etiketts; Privatbesitz, Bayern, bei Vorgenannter erworben, durch Erbfolge 3. Biennale, São Paulo 1955; an die jetzigen Besitzer. Privatsammlung, Süddeutschland. € 6.000/8.000 € 10.000/15.000

294 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 295 Fritz Winter

798 | „Blau-Grau“ Farbige Ölkreide auf festem, cremefarbenem Velin. (19)52. Ca. 50 × 70 cm. Signiert und datiert unten rechts. Verso nochmals signiert und datiert sowie betitelt. Das Werk ist im Archiv des Fritz-Winter-Hauses, Ahlen, unter der Nummer 488 registriert. Wir danken Frau Helga Gausling, Fritz-Winter-Haus, Ahlen, für die freundlichen HInweise bei der Fritz Winter Katalogisierung dieses Werkes.

796 | Ohne Titel Provenienz: Öl auf beigem Velin. (19)59. Ca. 18 × 19,5 cm. Signiert und datiert 797R | „Die roten Blätter“ Privatbesitz, Düsseldorf; unten rechts. Öl auf Papier. (19)64. Ca. 18 × 24,5 cm. Signiert und datiert sowie Privatsammlung, Bayern. Provenienz: betitelt unten rechts. Privatsammlung, Süddeutschland; Galerie Biedermann, München; Provenienz: Verso bezeichnet „F.W.H. 240“, sowie zweimal mit „Archiv 52“ und Privatsammlung, Bayern, bei Vorgenannter erworben. Grisebach, Berlin 12.6.2004, Los 870. „Foto Smoll“. € 2.800 € 3.800 € 8.000/10.000

296 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 297 Fritz Winter Fritz Winter

799R | Ohne Titel 800 | Ohne Titel Öl auf Papier. (19)60. Ca. 17,5 × 24 cm. Aquarell und Tusche auf Velin. (Ca. 1950). Ca. 30 × 42,5 cm. Signiert und datiert unten rechts. Monogrammiert und datiert unten rechts. Provenienz: Provenienz: Galerie Schüler, Berlin; Privatsammlung, Bayern. Privatbesitz, Bayern, durch Erbfolge an die jetzigen Besitzer. € 3.800 € 4.000

298 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 299 Rolf Cavael BAYERISCHE 1898 Königsberg – München 1979 801 | „No. 75/OK 9“ STAATSOPER Öl auf Holz. (19)74. Ca. 60 × 75 cm. Monogrammiert unten rechts. Verso signiert, betitelt und bezeichnet. In Atelierleisten. Keller 1974/48. 24.6. – 31.7.2021 Provenienz: Galerie Maulberger, München; Privatbesitz, Bayern, 2007 bei Vorgenannter erworben, durch MUNCHNER Erbfolge an die jetzigen Besitzer.

Fest in Schattenfugenrahmen montiert. Zur Katalogisierung nicht ausgerahmt. OPERN­ € 5.000/6.000

300 KARL & FABER 7.2021 FESTSPIELE7.2021 KARL & FABER 301 ONLINE-ONLY-AUKTIONEN Ab Mittwoch, 23. Juni 2021, 10 Uhr bis Mittwoch, 7. Juli 2021, 18 Uhr auf karlundfaber.de/kaufen/online-only ONLINE In Kooperation mit Lot-tissimo bietet KARL & FABER auch Online-Only-Auktionen an. Diese fin- ONLY! den ausschließlich im Internet und nicht im Auktionssaal statt. Sie stellen mithilfe eines zweiwö- From Wednesday, 23 June 2021, 10 am (CEST) chigen Rückgaberechts eine risikofreie und bequeme Ergänzung zur Live-Auktion dar. Bei On- to Wednesday, 7 July 2021, 6 pm (CEST) at karlandfaber.com/buy/online-only line Only handelt es sich um Timed Auctions, die über eine festgesetzte Zeit von vierzehn Tagen laufen, in denen Gebote für ein Los abgegeben werden können. Wie immer erhält der Höchstbie- tende den Zuschlag. Registrieren Sie sich direkt über Lot-tissimo, um Maximalgebote für die Lose eingeben zu können. Lot-tissimo gibt dann schrittweise Gebote für Sie ab, sodass Sie bis zu Ihrem Maximalgebot der höchste Bieter bleiben. Sollten Sie überboten werden, werden Sie benachrichtigt, damit Sie gegebenenfalls Ihr Maximalgebot erhöhen können.

Dabei haben wir uns für das verlängerte Bieten entschlossen: Wird 5 Minuten vor Ablauf der Zeit noch ein Gebot abgegeben, wird diese automatisch um 5 Minuten verlängert. Sie können bei die- sen Losen die gleiche Sorgfalt und Gründlichkeit bei der Katalogisierung erwarten, wie bei allen Losen, die bei KARL & FABER versteigert werden. Zustandsberichte sind bereits bei den Losen vermerkt und über die Webseite stellen wir hochauflösende Fotos zur Verfügung.

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ANLEITUNG

1. Der Katalog wird erst zum Auktionsbeginn der Online-Only-Auktion veröffentlicht. Ab diesem Zeitpunkt können Sie den gesamten Katalog inkl. Losdetails und Fotos einsehen. 2. Falls Sie bereits ein Benutzerkonto bei Lot-tissimo angelegt haben, können Sie sich wie gewohnt anmelden. Legen Sie sich ansonsten mit einem Klick auf „Anmelden“ ein neues Benutzerkonto an. 3. Um bei der Auktion mitbieten zu können, müssen Sie sich im Katalog der jeweiligen Auktion als Bieter anmelden. 4. Nach der Freischaltung Ihres Accounts können Sie Gebote für Lose in unserer Online-Only-Auktion abgeben. 5. Nach Abschluss der Auktion erhalten Sie per E-mail eine Rechnung für die Ihnen zugeschlagenen Lose. Sie können den Kaufvertrag innerhalb von zwei Wochen ohne Nennung von Gründen widerrufen. 6. Nach Erhalt des vollständigen Kaufpreises wird der Kaufgegenstand verschickt oder kann nach vorheriger Anmeldung vor Ort abgeholt werden.

ERICH ERLER-SAMADEN LENA GIERL EDUARD THÖNY Frauenakt (Diana) Klatschmohn in blauer Vase Die Vorsichtigen (Pflasterer am € 1.500/1.600 € 800/900 Odeonsplatz, München) Unsere detaillierte Anleitung hilft Ihnen bei jedem Schritt auf dem Weg zu Ihrem erfolgreichen Gebot € 1.500/1.600 karlundfaber.de/kaufen/online-only/anleitung

Bitte beachten Sie, dass für die Online-Only-Lose keine zusätzlichen Zustandsberichte erstellt werden. Alle Online-Only-Lose finden Sie unter: karlundfaber.de/kaufen/online-only Please note that we do not provide additional condition reports for the online only lots. Mehr Informationen auf karlundfaber.de / More information at karlandfaber.com

302 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 303 Künstlerverzeichnis Auktionen 303/304 Artist Index Auctions 303/304 Künstlerverzeichnis Auktionen 303/304 Artist Index Auctions 303/304

Legende Dreher, P. 937 – 939, 1159, 1161 Heiliger, B. 769, 770 Mataré, E. 736 Pechstein, M. 513, 539 Scheggi, P. 913 Tuymans, L. 1212 Dufy, R. 657 Heitmüller, A. 602 Matta, R. 1043 Perilli, A. 1000 Scheiber, H. 610 Twombly, C. 943, 944, 1216 Eberz, J. 518, 669 Herbin, A. 509 Mattheuer, W. 936 Pernice, M. 948, 1244 Schifano, M. 1186 Uecker, G. 924, 1094 – 1098 Auktion 303 Moderne Kunst Ehrhardt, C. 612, 613 Herbst, T. 635 Maurer, D. 1048 Peters, H. 1022 Schlichter, R. 685 Valadon, S. 664 Eliasson, O. 1229 Hirst, D. 1192 – 1195 Mccarthy, P. 1242 Picasso, P. 547, 548, 755 – 762 Schmidt-Rottluff, K. 524, 525, 546 Vasarely, V. 1080 Teil I – Ausgewählte Werke Los 500 – 553 Ellis, S. 1235 Hödicke, K. 932, 1126 Mckeever, I. 1237, 1238 Piene, O. 1071, 1072 Schnackenberg, W. 619, 620 Venet, B. 1150 Teil II – Los 600–801 Elrod, J. 1236 Höfer, C. 1222, 1223 Mckenna, S. 1119 Pippel, O. 627 Schneider, G. 1004 Viola, F. 1149 Emin, T. 1243 Hofer, K. 515, 634 Metzold, E. 609 Pirgelis, M. 947 Schreiner, C.M. 632 Voigt, J. 946 Ensor, J. 659 Hoflehner, R. 1020 Meurs, H. H. 687 Pissarro, C. 653 Schrimpf, G. 536 Völker, C. 1207 Auktion 304 Zeitgenössische Kunst Erler-Samaden, E. 648, 650 Hofmann, L. von 668 Meyer, Ha. 1203 – 1205 Planckh V. 527, 618 Schumacher, E. 1005 Vuillard, E. 661, 665, 666 Ernst, M. 542 Holweck, O. 1078 Meyer, H. 1206 Poliakoff, S. 549, 550, 784, 785 Schwabe, K. 1021 Warhol, A. 929, 930, 1179 – 1182 Teil I – Ausgewählte Werke Los 900 – 950 Eshkol, N. 1240 Hölzel, A. 606, 608 Minjun, Y. 1198, 1199 Polke, S. 1109 Seewald, R. 605 Wauer, W. 604, 617 Teil II – Los 1000–1247 Esser, E. 1230 Hundertwasser, F. 1050 – 1054 Miotte, J. 1011 Prantl, K. 1172 Severini, G. 544 Weise, R. 639 Fabre, J. 1217 Hüppi, J. 1202 Miró, J. 540, 780 – 783 Prem, H. 900, 1026, 1027 Signac, P. 503, 655, 656 Werner, T. 794 Fathwinter, F. 786 Immendorff, J. 1125, 1127 Modersohn-Becker, P. 623 Preusse, A. 776 Sitte, W. 1120 Werner, W. 793 Fautrier, J. 788 Janssen, H. 1061 Morgner, W. 507, 703 – 709 Puder, U. 1121 Slavs and Tatars 1245 Wesely, M. 1170, 1171 Feininger, L. 713, 714 Jawlensky, A. von 690, 691 Moser, C. 624 Putz, L. 637 Smith, D. 904 Wesselmann, T. 1175 – 1178 Künstler/Artist Los Nr./Lot No. Bouzianis, G. 682, 683 Fetting, R. 1123 Jenkins, P. 902 Motherwell, R. 1153 Quintanilla, I. 1160 Spilimbergo, L. 766 – 768 Wildemann, H. 740 Brauer, A. 1065 – 1067 Fischer, L. 1023 – 1025 Jettmar, R. 644 – 647 Mucha, A. 686 Quinte, L. 1001 Stadler, T. 771, 772 Wilke, R. 651 Abramovic, M. 1139 Brüning, P. 1003 Fleck, R. 1158 Jorn, A. 1040 Mueller, O. 702 Radimsky, V. 638 Steinlen, T. 621 Winter, F. 787, 795 – 800 Alechinsky, P. 1036 – 1038 Brus, G. 933 Fleischmann, A. 792 Kandinsky, W. 500, 689 Munch, E. 501, 622 Rainer, A. 1140 Stobbaerts, M. 526 Winters, T. 1148 Alexi-Meskhishvili, K. 1225, 1226 Brust, K. F. 675 Floch, J. 528 Katz, A. 931, 1184, 1185 Münter, G. 529, 533, 537, 696 Ramos, M. 1189 Stöhr, E. 640 Wittmann, K. 739 Antes, H. 1142 Buchet, G. 534 Fontana, L. 909, 1069 Khan, I. 949 Nauman, B. 1241 Reis, P.C. 940 Stöhrer, W. 901, 1006 Wittner, G. 1091 Aricò, R. 1163 Büchsel, E. 671 Förg, G. 1154, 1155 Kirchner, E.L. 510 – 512, 514, 521, Nevelson, L. 905 Renoir, A. 506, 516 Strathmann, C. 616 Wool und Gonzalez-To 1247 Arnold, C. 600 Burliuk, D. 508 Förster, W. 1014, 1015 688, 692 – 695 Niggl, T. 1028, 1029 Richter, G. 1114 – 1116 Stuck, F. von 614, 615 Wunderlich, P. 1057 – 1059 Aubertin, B. 1086 – 1089 Camoin, Ch. 672 Fox, J. 1062 – 1064 Klapheck, K. 1018 Nitsch, H. 1146 Riopelle, J.-P. 903 Sturm, H. 1007, 1033 Xiaogang, Z. 1200, 1201 Aufdenblatten, E. 673 Campendonk-Leckwyck, E. van 601 Francis, S. 1151, 1152 Klein, Y. 925, 926, 1070 Nolde, E. 522, 530, 532, 697, 699, Roeckenschuss, C. 1166 Sultan, D. 1187, 1188 Yigang, W. 1034 Avramidis, J. 908 Campigli, M. 545 Fuhrmann, P. 607 Klimsch, F. 630 700 Rohlfs, C. 523, 531 Thieler, F. 1008, 1009 Young, R. 1190, 1191 Bak, S. 1060, 1068 Castellani, E. 1074 Fußmann, K. 1157 Klinkan, A. 1141 Oehlen, A. 941, 942, 1130 Ronkholz, T. 1218, 1219 Thöny, E. 652, 654 Zappettini, G. 1077 Balkenhol, S. 945 Castle, J. 750 – 754 Garcia Torres, M. 1239 Knoebel, I. 1165 Opalka, R. 927 Roth, D. 1101 – 1103 Tinguely, J. 1055 Ziegler, R. 679 Bargheer, E. 737, 738 Castro, W. 1076 Gastini, M. 1143 Koester, A. 643 Ovcinnikov, N. 1234 Saint-Phalle, N. de 1056 Tobey, M. 553, 775 Zimmer, H. P. 1030 – 1032 Barsotti, H. 1075 Cavael, R. 801 Geiger, R. 1084, 1085 Krauskopf, B. 774 Padua, P. M. 626, 642 Salomé 935 Topp, A. 681 Zorio, G. 1108 Basilico, G. 1231 César, B. 1002 Genzken, I. 1138 Krychevsky, M. 684 Page, R. 1117, 1118 Sandback, F. 1090 Tratt, K. 715 Zügel, H. von 641 Baumeister, W. 541, 543, 791 Chagall, M. 742 – 744 Gertsch, F. 1232 Kubin, A. 628, 629 Paladino, M. 1122 Santomaso, G. 1010 Trockel, R. 1132 – 1137 Baumgartner, C. 1233 Charlton, A. 950 Gierl, L. 733, 734 Lam, W. 906 Palermo, B. 1107 Saura, A. 1039, 1041, 1044 – 1046 Trockel/Dahn 1131 Baumgartner, T. 674 Chia, S. 907 Girke, R. 915 Le Corbusier 763 – 765 Pankok, B. 625 Schad, C. 680 Trouillard, H. 676 Bayrle, T. 928 Chillida, E. 914, 1016, 1017 Gironcoli, B. 1173, 1174 Léger, F. 663 Becher, B. und H. 1220 Christo, J. 1110 – 1113 Goepfert, H. 1083 Lehmbruck, W. 701 Einliefererverzeichnis / Consignor Index Beckmann, M. 717 – 724 Cimiotti, E. 1012 Goldberg, M. 1144 Lewitt, S. 916, 917, 1147 Belling, R. 520 Compton, E. H. 649 Gonschior, K. 1079 Lichtenstein, R. 1183 Bellmer, H. 745, 747– 749 Copley, W. 1100 Graham, D. 1246 Linnenbrink, M. 1167 [201709] 746 [201885] 511, 688, 692 – 695 [202006] 717 – 720, 1140 [202010] 737 [202027] 1121, 1247 [202033] 663 [202037] 1011 [202044] 649 [202046] 1007 [202048] 1100 [202061] 917, 1147 [202062] 644 – 647 [202065] 757 [202066] 632, 706 [202068] 507, 611, 617, 623, 635, 659, 672, 684, 703, 704, 707 – 709, 776, 1015 [202070] 536 [202073] 912, 913, 1034, 1081, 1086, 1164, 1186 Bernard, E. 662 Corinth, L. 667 Graubner, G. 1073 Lo Giudice, M. 1164 [202075] 933 [202077] 519, 658, 660, 661, 665, 666, 689 – 691, 727 – 729, 783 [202078] 732 [202081] 502, 520, 553, 636, 648, 650, 662, 722 – 724, 763, 764, 771, 772, 785, 789, 790, 795, 796, 798, 900, Bertlmann, R. 1196, 1197 Crippa, R. 1092 Griebel, O. 611 Longo, R. 1213 – 1215 904, 914, 924, 1016, 1017, 1020, 1022 – 1025, 1027 – 1029, 1094, 1122, 1124, 1143, 1172, 1175, 1176, 1178 [202087] 1057, 1059 [202089] 1000, 1002, 1104, 1077, 1151, 1156, 1163 [202091] 736 [202095] 622 [202098] 1048 [202102] 733, 734 [202105] 705 [202113] 1123 [202116] 619, 620, 628, 745, 747 – 749, 936, 1045, 1047, 1049 – 1052, 1054, 1058, 1060, 1065 – 1068, 1120 [202117] 1095 – 1097 [202125] Beuys, J. 1104 – 1106 Croissant, M. 1013 Griffa, G. 1156 Lüpertz, M. 934, 1128, 1129 516, 542, 551, 903 [202126] 1130, 1154 [202127] 1008, 1009 [202128] 673 [202132] 935, 1117, 1118, 1162 [202138] 531, 532 [202141] 777, 778, 1099 [202144] 1203 – 1205 [202145] 701, 1010, 1019 [202154] Birkle, A. 538, 603 Cucuel, E. 504, 505 Grosz, G. 727 – 731 Luther, A. 919 , 920, 922, 1081, 1082 503, 653, 654 [202159] 680 [202160] 1218, 1219 [202163] 945 [202164] 1090, 1237, 1238 [202169] 786 [202176] 1146 [202177] 1070, 1113 [202180] 1167 [202186] 651, 652 [202187] 1075, 1076 [202195] 1183 [202196] 901, 915, 937 – 939, 1006, 1013, 1158, 1159, 1161 [202197] 929 [202200] 919, 920, 1072, 1190, 1191, 1206 [202204] 1169 [202206] 679, 1232 [202207] 1242 [202210] 600, 631, 671, 687 Bisky, N. 1208, 1209 Dadamaino 912 Gurschner, H. 535 Mack, H. 921, 923, 1099 [202211] 630 [202213] 1166 [202216] 517, 667 [202217] 601 [202227] 1141 [202237] 739 [202242] 712 [202251] 506 [202253] 1069, 1074 [202259] 1109 [202260] 548 [202263] 549, 552, 792, 1041, Bissier, J. 789, 790 Damisch, G. 1124 Gursky, A. 1221 Macke, A. 698 1073, 1098, 1152 [202267] 634, 642 [202268] 675 [202269] 715 [202274] 697, 716 [202276] 713, 1018, 1080, 1149, 1233 [202281] 1198 [202282] 1071 [202289] 743, 744 [202290] 670 [202293] 682, 683 [202296] 926, 1236 [202300] 550 [202304] 633, 676 [202307] 932, 1126 [202310] 1208, 1209, 947 [202319] 616, 625, 637, 1053, 1142 [202325] 525 [202326] 1104, 1105 [202327] 741, 742 [202332] 530 Boetti, A. 918 Delaunay-Terk, S. 552, 777 – 779 Hains, R. 1145 Magritte, R. 746 [202334] 711 [202338] 1241 [202339] 627 [202341] 541 [202344] 545, 773 [202346] 721 [202348] 797, 799, 1001, 1003, 1078, 1079, 1083, 1155 [202355] 537 [202360] 629, 738, 781 [202363] 758, 1148, Bohrmann, K. H. 1162 Delorme, R. 633 Hamaguchi, Y. 1019 Mangold, J. 1169 1160 [202365] 643 [202367] 702 [202368] 941, 942 [202369] 1138 [202370] 1021 [202378] 614, 615 [202381] 501, 656 [202384] 793 [202385] 626, 641, 674 [202387] 908 [202388] 750 – 754, 918, 948, 1012, 1062 – 1064, 1131 – 1137, 1165, 1225 – 1228, 1239, 1240, 1244 – 1246 [202391] 698 [202392] 1093 [202393] 1087 – 1089 [202394] 905, 911 [202398] 1091 [202401] 735, 740, 774, 794, 800, Bonadei, A. 773 Demand, T. 1224 Hamak, H. 1168 Manguin, H. 502 801, 1014, 1128 [202403] 916, 1112, 1145 [202404] 950, 1235, 1168 [202406] 504, 505, 508, 509, 518, 523, 527, 528, 535, 538, 540, 544, 602 – 605, 607, 609, 610, 612, 613, 618, 624, 639, 640, 664, 669, 681, Bonalumi, A. 910, 911 Dix, O. 519, 725, 726, 741 Hartung, H. 551 Mappenwerke 1035, 1042, 1047, 730, 731, 769, 770, 779, 791, 1055, 1119, 1125, 1127, 1234 [202410] 526, 534, 539, 668, 725, 726, 787 [202415] 685 [202417] 677, 678 [202418] 906 [202419] 940, 949, 1231 [202420] 923, 1056, 1082, 1085, 1114, 1115, 1129 [202422] 1106 [202424] 699, 700, 710 [202426] 533, 1005 [202429] 927 [202431] 1035, 1037 – 1040, 1042 – 1044, 1046 [202432] 1036 [202433] 500, 510, 513, 514, 521, 522 [202435] Bonato, V. 1093 Djordjadze, T. 1227, 1228 Hassam, C. 636 1049 1182 [202436] 1173, 1174 [202437] 512, 606, 608, 638, 655, 657, 696, 775, 782, 788, 907, 909, 910, 921, 922, 1030, 1061, 1084, 1092, 1101 – 1103, 1107, 1108, 1139, 1157, 1177, 1179, 1180, 1181, 1192 – 1195, 1197, Bondy, W. 670, 677, 678 Dodo 631 Heckel, E. 517, 710, 711 Marc, F. 712 1199 – 1[202, 1207, 1210 – 1212, 1214, 1216, 1220, 1221, 1229, 1230 [202438] 543 [202439] 1189 [202440] 766 – 768 [202443] 931, 1184, 1185 [202445] 515, 524, 784, 1110, 1153, 1170, 1171 [202446] 546 [202448] 934 [202449] 621, 780 [202452] 1223 [202453] 943 [202454] 686 [202458] 1032 [202462] 765 [202463] 529 [202464] 1026 [202466] 1144 [202470] 762 [202471] 925, 1111, 1116, 1150, 1187, Bonnard, P. 658, 660 Doig, P. 1210, 1211 Heckendorf, F. 735 Marcks, G. 716, 732 1188, 1196, 1213, 1215, 1222, 1224, 1243 [202472] 755, 1033 [202473] 547, 756, 759 – 761 [202474] 714 [202475] 902, 930 [202476] 928 [202479] 944 [202481] 1217 [202483] 946

304 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 305 abgegebenes höheres Gebot irrtümlich übersehen und dies vom Bieter unver- good time has been overlooked by mistake and the relevant bidder has ob- Versteigerungsbedingungen / Conditions of Sale züglich beanstandet worden ist oder wenn sonst Zweifel über den Zuschlag be- jected to such immediately, or if there is doubt of any other nature regarding stehen. Übt KARL & FABER dieses Recht aus, wird der ursprüngliche ­Zuschlag the acceptance of a bid. If KARL & FABER exercises this right, then the ac- unwirksam. KARL & FABER hat das Recht, bis zum Limit eines Kunstwerks für ceptance of the original bid shall cease to be effective.KARL & FABER shall § 1 ALLGEMEINES § 1 GENERAL den Einlieferer mitzubieten. KARL & FABER hat das Recht, den Zuschlag zu ver- have the right to bid for the consignor up to the limit of a work of art. weigern oder ein Gebot abzulehnen, wenn ein besonderer Grund vorliegt. Ein KARL & FABER shall be entitled to refuse the acceptance of a bid or to re- 1. Diese Versteigerungsbedingungen werden im Auktionssaal ausgehängt; sie sind 1. These Conditions of Sale are displayed in the auction room; they are pub- besonderer Grund liegt insbesondere vor, wenn ein Bieter KARL & FABER unbe- ject a bid if there is special reason on hand for doing so. A special reason im Versteigerungskatalog abgedruckt, ggf. auch im Internet veröffentlicht. Mit lished in each auction catalogue, and also on the Internet, if appropriate. By kannt ist und nicht spätestens bis zum Beginn der Versteigerung Sicherheit ge- shall be on hand in particular, if a bidder is unknown to KARL & FABER and Erteilung eines Auftrages oder Abgabe eines Gebotes erkennt der Käufer die Ver- placing an order or making a bid, the buyer expressly acknowledges these leistet hat. Wird ein Gebot abgelehnt, bleibt das vorangegangene Gebot wirksam. has not provided security at the latest, by the time the auction begins. If a steigerungsbedingungen und ihre Geltung für die Auktion ausdrücklich an. Conditions of Sale and the validity thereof for the auction. Der Zuschlag verpflichtet den Bieter zur Abnahme und Zahlung. bid is rejected, then the preceding bid shall remain in effect. The ac­cep­tance 2. Die Versteigerung, die öffentlich i. S. v. §§ 383 III, 474 I 2 BGB ist, wird vorbereitet, 2. The auction, which is public as contemplated in §§ 383 III, 474 I 2 BGB, is 5. Schriftliche Gebote gelten als in der Versteigerung bereits abgegebene Ge- of a bid shall oblige the bidder to acceptance and payment. durchgeführt und abgewickelt von der KARL & FABER Kunstauktionen GmbH prepared, held and handled by KARL & FABER Kunstauktionen GmbH (re- bote. Gehen mehrere gleich hohe schriftliche Gebote für ein und dasselbe 5. Written bids shall be deemed bids already made at the auction. If KARL & FABER (im Folgenden „KARL & FABER«). KARL & FABER versteigert die Kunstwerke ferred to hereinafter as “KARL & FABER“). As a matter of principle, KARL & FA- Kunstwerk ein, erhält das zuerst eingetroffene Gebot den Zuschlag, wenn receives several written bids to the same amount for one and the same work grundsätzlich als Kommissionär im eigenen Namen für Rechnung des unbenannt BER auctions the works of art as a commission agent, acting in its own name kein höheres Gebot vorliegt oder abgegeben wird. Bei gleichem Eingangstag of art, then the bid received first shall be accepted, if no higher bid has been bleibenden Einlieferers. Ein von KARL & FABER bestimmter Auktionator leitet die and for the account of the unnamed party supplying the object. An Auctioneer entscheidet das Los. Jedes schriftliche Gebot wird von KARL & FABER nur submitted or is made. KARL & FABER shall only avail itself of each written Versteigerung im Namen und für Rechnung von KARL & FABER; Ansprüche an- appointed by KARL & FABER holds the auction in the name and for the ac- mit dem Betrag in Anspruch genommen, der erforderlich ist, um ein anderes bid up to the amount which is necessary in order to outbid an other bid lässlich der Versteigerung richten sich ausschließlich gegen KARL & FABER und count of KARL & FABER. Claims pertaining to the auction shall be directed to abgegebenes Gebot zu überbieten. Ein schriftliches Gebot, das auf dem da- which has been made. A written bid, which is to be submitted using the form nicht gegen den Auktionator. Im Eigentum von KARL & FABER befindliche Ge- KARL & FABER, and not to the Auctioneer. Objects which are the property of für vorgesehenen Formblatt abzugeben ist, muss vom Bieter unterzeichnet sheet provided for such purpose, must be signed by the bidder and stipulate genstände (sog. Eigenware) sind mit „‡“ besonders gekennzeichnet. KARL & FABER (so-called Own Goods) are specially marked with “‡”. sein und den für das Kunstwerk gebotenen Preis (ohne Aufgeld, Folge- the hammer price (without premium, droit de suite fee, and value-added tax rechtsumlage und Umsatzsteuer) nennen. due) offered for the work of art. § 2 BIETEN UND AUKTION § 2 BIDDING AND AUCTION 6. Gemäß § 312g Abs. 2 Nr. 10 BGB besteht für den Bieter nach erfolgtem Zu- 6. Pursuant to sec. 312 (g) (2) (10) of the German Civil Code, the bidder has no schlag kein Widerrufsrecht nach § 355 BGB. right of cancellation under sec. 355 German Civil Code after the bid is awarded. 1. Alle Bieter haben ihren Namen und ihre Anschrift rechtzeitig vor der Auktion 1. All bidders shall communicate their name and address in a timely manner mitzuteilen. KARL & FABER hat gem. gesetzlicher Verpflichtung das Recht, die before the auction. Pursuant to statutory obligations, KARL & FABER re- § 3 BEZAHLUNG; MITWIRKUNGSPFLICHTEN DES KÄUFERS BEI DER ERFÜL- § 3 PAYMENT, OBLIGATIONS OF THE BUYER TO COOPERATE IN ADHERENCE Vorlage eines gültigen Personalausweises, Reisepasses, ähnlichen Personal­ serves the right to request economic beneficiaries to present a valid iden- LUNG GELDWÄSCHERECHTLICHER VORSCHRIFTEN TO THE MONEY LAUNDERING REGULATIONS dokumentes und ggf. weitergehende Informationen zur Feststellung des wirt- tity card, passport, or similar identifying documentation and, if necessary, schaftlich Berechtigten zu verlangen, davon Kopien für ihre Unterlagen zu erstel- any additional information in order to ascertain their identity and to make 1. Der Kaufpreis besteht aus dem Hammerpreis zuzüglich Aufgeld. Zusätzlich 1. The purchase price consists of the hammer price plus premium. In addition len und 30 Jahre lang aufzubewahren. Gegebenenfalls werden Bieternummern copies thereof for their records and to keep them for 30 years. Bidder num­ wird bei Werken lebender oder von vor weniger als 70 Jahren verstorbener for works of art by living artists or artists who died no more than seventy vergeben. Will ein Bieter Gebote im Namen eines Dritten abgeben, hat er dies vor bers shall be issued, if appropriate. If a bidder wants to make bids in the Künstler zur Abgeltung des dann gemäß § 26 UrhG zu entrichtenden Folge- years ago a fee of 1.5 % of the sum of the hammer price and the net premi- Versteigerungsbeginn unter Angaben von Namen und Anschrift des Vertretenen name of a third party, then he must give notice to this effect before the rechts eine Umlage von 1,5 % der Summe von Hammerpreis und Nettoauf- um, plus statutory turnover tax thereon, shall be charged to compensate for und unter Vorlage einer schriftlichen Vollmacht mitzuteilen. Andernfalls kommt auction begins, stating the name and address­ of the party he is represent- geld zzgl. gesetzlicher Umsatzsteuer erhoben. droit de suite pursuant to Copyright Act § 26. der Kaufvertrag bei Zuschlag mit dem Bieter zustande. ing and submitting a written proxy. The sales contract shall otherwise, upon 2. Es wird, was die Umsatzsteuer betrifft, je nach rechtzeitig vor der Rech- 2. As regards VAT, sales are made subject to the gross margin scheme or 2. Die im Katalog von KARL & FABER angegebenen Schätzpreise (ggf. unterer the fall of the hammer, be brought about with the bidder. nungsstellung zu machender Vorgabe des Einlieferers differenzbesteuert subject to regular taxation, depending on the consignor’s specifications to und oberer Schätzpreis) sind in Euro beziffert. Sie dienen als Anhaltspunkte 2. The estimate prices specified in the catalogue of KARL & FABER (where ap- oder regelbesteuert verkauft. be provided in a timely fashion before the invoice is issued. für den Verkehrswert des Versteigerungsgutes. Der Aufrufpreis wird vom propriate, the upper and lower estimated value) are stated in Euros. They a) Regelbesteuerte Kunstwerke werden mit „R“ hinter der Katalognummer ge- a) Artworks subject to regular taxation are marked „R“ after the catalogue num- Auktionator festgelegt; gesteigert wird nach seinem Ermessen, im Regelfall serve as a guide for the market value of the object being auctioned. The start- kennzeichnet. Als Aufgeld wird in diesen Fällen pro Einzelobjekt beim Käufer ber. In these cases, the buyer shall be charged a premium for each individual um jeweils 10 % des vorangegangenen Gebotes in Euro. KARL & FABER be- ing price is fixed by the Auc­tioneer; bids shall be placed at the Auctioneer’s erhoben: auf einen Zuschlagspreis bis einschließlich € 500.000 25 %, auf einen object as follows: 25 % on a hammer price up to and including € 500,000; 23 % hält sich vor, Katalognummern zu verbinden, zu trennen und, wenn ein be- discretion, each price shall, as a rule, be 10 % above the preceding bid. Zuschlagspreis über € 500.000 bis einschließlich € 1.500.000 für den über- on the amount exceeding a hammer price of over € 500,000 and up to and in- sonderer Grund vorliegt, in einer anderen als der im Katalog vorgesehenen KARL & FABER reserves the right to combine or to split catalogue numbers, or schreitenden Betrag 23 %, auf einen Zuschlagspreis über € 1.500.000 für den cluding € 1,500,000; and 18 % on the amount exceeding € 1,500,000. Statutory Reihenfolge aufzurufen oder zurück­zuziehen. – if there is special reason for doing so – to call them in an order other than diesen überschreitenden Betrag 18 %. Auf den Zuschlagspreis, das Aufgeld turnover tax shall be added to the hammer price, the premium and any further 3. Gebote können auch schriftlich (per Brief, Fax, Scan oder über die Website von that given in the catalogue or to withdraw them. sowie eventuelle weitere Kosten wird die gesetzliche Umsatzsteuer erhoben costs which may be charged, and shall be separately shown on the invoice. KARL & FABER) oder telefonisch erfolgen. Die diesbezügliche Anmeldung hat 3. Bids may also be made in writing (by letter, fax, scan or via the website of und separat ausgewiesen. b) When applying § 25 a Value Added Tax Act (differential taxation), the premi- grundsätzlich mittels der von KARL & FABER zur Verfügung gestellten Formula- KARL & FABER) or by telephone. For these purposes bidders must, in all cases, b) Bei Anwendung des § 25 a Umsatzsteuergesetz (Differenzbesteuerung) bein- um as well as any further costs are subject to the value added tax not shown re zu erfolgen. Bieten über Internet (sog. Live-Bidding) ist nur zulässig, wenn first register, using the forms provided by KARL & FABER. Bidding over the In- haltet das Aufgeld sowie eventuelle weitere Kosten die nicht separat ausgewie- separately. The premium, taking into account the scale stipulated in the provi- dies über von KARL & FABER zur Verfügung gestellte bzw. genehmigte Online- ternet (so-called ‘live bidding’) is only permissible if done via the online services sene Umsatzsteuer. Das Aufgeld beträgt dann unter Berücksichtigung der unter sions of § 3 Item 2 a), shall then amount to 32 %, 27 % und 22 %. An "N" behind the Dienste und -Plattformen erfolgt. Für das Live­-Bieten über externe Online­- and platforms provided by or approved by KARL & FABER. An additional fee of § 3 Ziff. 2 a) aufgeführten Staffelung 32 %, 27 % und 22 %. Differenzbesteuerte catalogue number indicates differential taxation on works of art which originate Plattformen fallen Gebühren in Höhe von 3 % des Zuschlagspreises zzgl. gesetz- 3 % of the hammer price plus VAT if applicable will be charged for Live-Bidding Kunstobjekte, die mit „N“ hinter der Katalognummer gekennzeichnet sind, haben from a country outside of the EU. For such objects, the advanced import tax will licher Umsatzsteuer an, die zum Aufgeld gemäß der Versteigerungsbedingungen­ via external online platforms. In accordance with the Conditions of Sale, this fee ihren Ursprung in einem Land außerhalb der EU. Für solche Kunstobjekte wird be charged at a rate of 7 % of the hammer price in addition to the premium. hinzugerechnet werden. Die Kosten hierfür trägt der Bieter. Schriftliche oder is added to the buyers premium. The bidder must bear the costs thereof. Bids zusätzlich zum Aufgeld die verauslagte Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 7 % 3. The turnover tax and the objects on which it is incurred, comply with the cur- telefonische Gebote werden nur zugelassen, wenn der Bieter mindestens 24 made in writing or by telephone shall be only admitted if the bidder has submit- des Hammerpreises berechnet. rent state of legislation and the current practice applied for financial account- Stunden vor Beginn der Versteigerung bei KARL & FABER ihre Zulassung bean- ted an application for the admission of such bids to KARL & FABER at least 24 3. Die Umsatzsteuer sowie die Gegenstände, auf die sie anfällt, entsprechen der ing at the time of the auction. Changes may therefore arise in this respect, tragt hat. Der Antrag muss das Kunstwerk unter Aufführung von Katalognum- hours before commencement of the auction. The request must stipulate the Gesetzgebung und der aktuellen Praxis der Finanzverwaltung zum Zeitpunkt which will then be passed on to the buyer. If buyers resident outside the EU mer und Katalogbezeichnung benennen und ist zu unterschreiben. Unklarhei- work of art, stating the catalogue number and the catalogue name, and must be der Auktion. Es können sich insoweit Änderungen ergeben, die an den Käufer take the work of art they have bought by auction with them to countries out- ten gehen zu Lasten des Bieters. Telefonische Gebote werden in der Regel erst signed. If there is any doubt, the catalogue number shall be decisive; any uncer- weitergegeben werden müssen. Nehmen Käufer mit Wohnsitz außerhalb der EU side the EU by themselves, they must provide security amounting to the statu- ab einem Schätzpreis von € 1.500 entgegengenommen. Mit dem Antrag zum tainties shall be for the detriment of the bidder. As a rule, telephone bids shall das ersteigerte Kunstwerk selbst in Staaten außerhalb der EU mit, haben sie tory value-added tax. This will be refunded if the buyer submits the export- and telefonischen Bieten erklärt sich der Bieter mit der Aufzeichnung von Telefon- be accepted only as of an estimated price of € 1,500. With the requesting of Sicherheit in Höhe der gesetzlichen Umsatzsteuer zu leisten. Diese wird erstat- purchase certificate issued by the German customs authorities to KARL & FA- gesprächen einverstanden. Für die Bearbeitung von schriftlichen, telefonischen permission to make bids by telephone, the bidder agrees to telephone calls tet, wenn der Käufer KARL & FABER innerhalb eines Monats nach Erhalt des BER within one month of receiving the work of art. (Import) sales tax and cus- oder internet­basierten Geboten übernimmt KARL & FABER keinerlei ­Gewähr. being recorded. KARL & FABER shall not assume any guarantee for the han- Kunstwerks den deutschen zollamtlichen Ausfuhr- und Abnehmernachweis vor- toms due abroad are in any event payable by the buyer. Invoices issued during Insbesondere haftet­ KARL & FABER nicht für Übermittlungsfehler oder das Zu- dling of written or internet based bids or bids made by telephone. KARL & FA- legt. Im Ausland anfallende (Einfuhr-)Umsatzsteuer und Zölle trägt in jedem Fall or immediately after an auction are issued subject to review. standekommen und die Aufrechterhaltung von Telefon- oder Internetverbin- BER shall, in particular, not be liable for errors in transmission or for the estab- der Käufer. Während oder unmittelbar nach der Auktion ausgestellte Rechnun- 4. KARL & FABER shall, in as far as the buyer is committed by these Condi- dungen. Dies gilt nicht, soweit­ KARL & FABER ­einen Fehler wegen Vorsatzes lishment and for maintaining telephone or internet connections. This shall not gen ergehen vorbehaltlich der Nachprüfung. tions of Sale or by legal prescription to reimburse costs and/or interest, be oder grober Fahrlässigkeit zu vertreten hat. Beim Einsatz eines Währungs(um) apply if KARL & FABER is responsible for a mistake due to intent or gross neg- 4. Soweit der Käufer nach diesen Versteigerungsbedingungen oder dem Gesetz entitled to liquidate such in addition to the amounts­ as stipulated in Item § rechners (beispielsweise bei der Live-Auktion) wird keine Haftung für die Rich- ligence. When using a currency converter (e.g. during a live auction), no liability Erstattung von Kosten und/oder Zinsen schuldet, kann KARL & FABER diese 3, Item 1, 2 a, b, 3. The purchase price shall fall due for payment upon the fall tigkeit der Währungsumrechnung übernommen. is assumed for the accuracy of the currency conversion. zusätzlich zu den in § 3, Ziff. 1, 2 a, b, 3 genannten Beträgen liquidieren. Der of the hammer. Default of payment shall commence two weeks after a bid 4. Der Zuschlag wird erteilt, wenn nach dreimaligem Aufruf eines Gebots kein 4. The hammer shall fall, after a bid has been called three times, if no higher bid is Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Zahlungsverzug tritt, auch bei abwesen- has been accepted, also in the case of absent buyers, at the earliest, howev- ­höheres Gebot (Übergebot) abgegeben wird. Wenn mehrere Personen dasselbe made. If several persons make the same bid and no higher bid is made after it dem Käufer, zwei Wochen nach Zuschlag, frühestens jedoch eine Woche nach er, one week after the date of in­voice. The purchase price shall, upon the Gebot abgeben und nach dreimaligem Aufruf kein höheres Gebot erfolgt, ent- has been called three times, the decision will be made in favour of the first bid Rechnungsdatum ein. Ab Eintritt des Zahlungsverzugs des Käufers verzinst occurrence of default of payment and notwithstanding any further claims for scheidet das zeitlich zuerst erhobene bzw. eingegangene Gebot. Ein Zuschlag made or received. A bid may be accepted subject to reservation in individual sich der Kaufpreis unbeschadet etwaiger weiterer Schadensersatzansprüche damages, bear monthly interest at a rate of 1 % per commenced month. Four kann in Einzelfällen unter Vorbehalt erteilt werden, auf den der Auktionator aus- cases, which the Auctioneer shall point out in each case. Any such acceptance mit monatlich 1 % pro angefangenem Monat. Vier Wochen nach Eintritt des weeks after the occurrence of default of payment, KARL & FABER shall be drücklich hinweist. Ein solcher Zuschlag wird nur wirksam, wenn KARL & FABER of a bid shall only take effect ifKARL & FABER confirms the bid in writing by Zahlungsverzugs ist KARL & FABER berechtigt, dem Einlieferer Namen und entitled to disclose the name and the address of the buyer to the Consignor. das Gebot innerhalb von 8 Wochen nach dem Tage der Versteigerung schriftlich presenting a statement of account within 8 weeks of the date of the auction; the Adresse des Käufers zu nennen. 5. The buyer may only offset such claims with respect to KARL & FABER, durch entsprechende Rechnungslegung bestätigt; der Bieter bleibt solange an bidder shall be bound by his bid for the duration of this period of time. 5. Der Käufer kann gegenüber KARL & FABER nur mit unbestrittenen oder which are undisputed or have been finally determined by a court of law. sein Gebot gebunden. KARL & FABER kann innerhalb einer Auktion einen Zu- KARL & FABER may withdraw its acceptance of a bid during an auction and call rechtskräftig festgestellten Forderungen aufrechnen. 6. Non-cash payments shall be accepted as conditional payment. If payments are schlag zurücknehmen und das Kunstwerk erneut ausbieten, wenn ein rechtzeitig for new bids for the work of art at the same auction, if a higher bid made in 6. Unbare Zahlungen werden erfüllungshalber angenommen. Bei Zahlung in aus- effected in foreign currencies, then any ex­chan­ge rate losses shall be borne by

306 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 307 ländischer Währung geht ein etwaiger Kursverlust zu Lasten des Käufers. Alle the buyer. All taxes, costs and fees for non-cash payments­ (including­ the bank Ansprüche des Käufers sind ausgeschlossen, vgl. § 6 Ziff. 2. Rahmen, Passe- purchase contract. Although the buyer has no claim to them, they will be provid- Steuern, Kosten und Gebühren der unbaren Zahlung (inklusive der KARL & FA- charges char­ged to KARL & FABER) shall be borne by the buyer, insofar as partouts, Bildglas, Podeste und ähnliche Präsentationshilfen gehören nicht ed unless instructed otherwise (except for picture glass on shipment). BER belasteten Bankspesen) gehen zu Lasten des Käufers, soweit dies gesetz- this is legally permissible and the prohibition of Section 270a Civil Code zum Kunstwerk und sind nicht Gegenstand des Kaufvertrages, sofern sie 2. All the details given in the catalogue or in a corresponding Internet­ presentation lich zulässig ist und das Verbot des § 270a BGB keine Anwendung findet. (BGB) does not apply. KARL & FABER is under no obligation to hand over nicht Teil des Kunstwerks sind. Der Käufer hat auf sie keinen Anspruch, sie are merely expressions of opinion made in ac­cordance with best of knowledge KARL & FABER ist nicht verpflichtet, das ersteigerte Kunstwerk vor vollständi- the work of art which has been bought at an auction until all the amounts werden aber vorbehaltlich anderweitiger Anweisung (außer Bildglas beim and belief. These details do not constitute a legally binding confirmatory commit- ger Bezahlung aller vom Käufer geschuldeten Beträge herauszugeben. owed by the buyer have been paid in full. Versand) mitgeliefert. ment regarding­ quality and nature, nor any such guarantee or an agreement on 7. Rechnungsänderungswünsche (u.a. Adresse, Besteuerung) können nach der 7. Billing change requests (address, taxation) cannot be accepted after the auction. 2. Alle Angaben im Katalog oder in einer entsprechenden Internet-Präsentation be- quality and characteristics. The same applies for the illustrations in the catalogue; Auktion nicht mehr angenommen werden. 8. KARL & FABER has the right, in accordance with legal obligations, to ask the inhalten lediglich Meinungsäußerungen, die nach bestem Wissen und Gewissen these illustrations­ serve for the purpose of giving interested customers an im­ 8 KARL & FABER hat gem. gesetzlicher Verpflichtung das Recht, den Käufer um purchaser to present a valid identity card, passport, similar identity document gemacht werden. Diese Angaben begründen weder eine Garantie noch eine Be- pression of the work of art; they are not part of an agreement regarding quality die Vorlage eines gültigen Personalausweises, Reisepasses, ähnlichen Perso- and, if necessary, further information to establish the identity of the beneficial schaffenheitsvereinbarung. Das Gleiche gilt für Kata­logabbildungen; sie dienen and nature and do not constitute an integral part of a guarantee or an integral naldokumentes und ggf. weitergehende Informationen zur Feststellung des owner, to make copies of these for its records and to keep them for 30 years. dem Zweck, dem Interessenten eine ungefähre Vorstellung vom Kunstwerk zu part of an agreement on quality and characteristics. KARL & FABER reserves the wirtschaftlich Berechtigten zu bitten, davon Kopien für ihre Unterlagen zu er- The buyer undertakes to cooperate in the fulfilment of this legal obligation. verschaffen und sind weder Bestandteil einer Garantie noch Bestandteil einer Be- right to correct catalogue details regarding the works of art to be sold by auction stellen und 30 Jahre lang aufzubewahren. Der Käufer verpflichtet sich zur Mit- schaffenheitsvereinbarung. KARL & FABER behält sich vor, Katalogangaben über before the auction. Such correction may be made by way of a written notice dis- wirkung bei der Erfüllung dieser gesetzlichen Verpflichtung. § 4 COLLECTION AND TRANSPORTATION; PASSING OF RISK; EXPORT LICENCE die zu versteigernden Kunstwerke vor der Auktion zu berichtigen. Diese Berichti- played at the place where the auction is held, or it may be given verbally by the gung kann durch schriftlichen Aushang am Ort der Versteigerung (sog. Errata- Auctioneer immediately before the work of art is sold by auction. The corrected § 4 ABHOLUNG UND TRANSPORT; GEFAHRÜBERGANG; 1. The buyer shall collect his acquisition without delay, or at the latest, two weeks und Addenda-Liste), durch eine Aktualisierung des Onlinekataloges (nicht des details shall, in any such case, apply in lieu of the description in the catalogue. All AUSFUHRGENEHMIGUNG after having paid his liabilities in full amount; he shall, after such time, be in default Kataloges im pdf-Format) auf der Website von KARL & FABER oder mündlich claims against KARL & FABER shall be excluded with and by these provisions, even if no reminder is con­veyed. As of this date, or in any event as of the time durch den Auktionator unmittelbar vor der Versteigerung des Kunstwerkes erfol- particularly all claims for damage­ compensation due to defects of quality and of 1. Der Käufer hat seine Erwerbung unverzüglich, spätestens jedoch zwei Wochen when the work of art is handed over to the buyer, the risk of accidental destruc- gen. In einem solchen Fall treten die berichtigten Angaben an die Stelle der Kata- title, as well as for other reasons (loss / damage). This shall not apply, in as far as nach vollständiger Bezahlung seiner Verbindlichkeiten abzuholen, danach gerät tion or of accidental deterioration of the work of art shall pass on to the buyer. logbeschreibung. Mit diesen Maßgaben sind alle Ansprüche gegen KARL & FA- such claims are based on intentional or grossly negligent actions of er auch ohne Mahnung in Verzug. Ab diesem Zeitpunkt, spätestens aber ab 2. KARL & FABER shall, notwithstanding the provisions of § 4 Item 1 above, store BER, insbe­sondere Schadensersatzansprüche wegen Rechts- und Sachmängeln KARL & FABER (including­ its vicarious agents), or if they are based on the in­frin­ Übergabe des Kunstwerkes an den Käufer, geht die Gefahr eines zufälligen Un- the work of art and insure it (at its purchase price) for a period of one month sowie aus sonstigen Gründen (Verlust / Beschädigung) ausgeschlossen. Dies gilt gement or breach of essential contractual duties, or if they concern­ damages due tergangs oder zufälliger Verschlechterung des Kunstwerkes auf den Käufer über. as of the date of the auction. Thereafter, KARL & FABER shall be entitled but nicht, soweit solche Ansprüche auf vorsätzlichem oder grob fahrlässigem Handeln to the injury of life, body or health. 2. Unbeschadet der Regelungen in § 4 Ziff. 1 lagert und versichert KARL & FABER not obliged to store the work of art at an art forwarding agency and to have it von KARL & FABER (einschließlich ihrer Erfüllungsgehilfen) beruhen, ihre Ursache 3. KARL & FABER undertakes, upon the timely request of the buyer (cf. § 6 Item 4), das Kunstwerk (in Höhe des Kaufpreises) während eines Zeit­raumes von 1 Mo- insured in the name and for the account of the buyer. If the buyer wishes to in der Verletzung von vertraglichen Kardinalpflichten haben oder Schäden wegen to assert the rights and claims provided for under the internal relationship with nat ab dem Tag der Auktion. Danach hat KARL & FABER das Recht, aber nicht have the transportation of the work of art carried out, then he shall notify Verletzung des Lebens, des Körpers oder der Gesundheit betreffen. the Consignor against such Con­signor – also before court if necessary – if the die Pflicht, das Kunstwerk im Namen und auf Rechnung des Käufers bei einer KARL & FABER thereof in writing. KARL & FABER shall organize suitable means 3. KARL & FABER verpflichtet sich jedoch, auf rechtzeitiges (siehe § 6 Ziff. 4) Ver- buyer has proven that the details given in the catalogue regarding the origination Kunstspedition einzulagern und auf dessen Kosten versichern zu lassen. of transportation to transfer the work of art to the buyer, and also appropriate langen des Käufers Ansprüche aus dem Innenverhältnis mit dem Einlieferer die- and the technique of the work of art bought at the auction are in­cor­rect were also Wünscht der Käufer die Durchführung des Transportes des Kunstwerkes, hat er insurance at the latter’s expense and – insofar at the buyer is acting as an sem gegenüber – ggf. auch gerichtlich – geltend zu machen, wenn der Käufer not in agreement with a generally recognised expert (or the creator of the cata- dies KARL & FABER schriftlich mitzuteilen. KARL & FABER organisiert den entrepreneur – at the latter’s risk. KARL & FABER may request an adequate nachgewiesen hat, dass Katalogangaben über die Urheberschaft und die Tech- logue of works, the declaration of the artist him/herself or the artist’s trust) on the Transport zum Käufer sowie eine entsprechende Versicherung auf dessen Kos- advance payment for such purpose. nik des ersteigerten Kunstwerkes unrichtig sind und auch nicht mit der Meinung date of the auction. If claims are successfully asserted against the Consignor, ten und, soweit der Käufer als Unternehmer handelt, auf dessen Gefahr. 3. Generally speaking, the buyer is obliged to obtain any export licence that may eines allgemein anerkannten Experten (bzw. des Erstellers des Werkverzeich- then KARL & FABER shall refund the purchase price to the buyer if there are no KARL & FABER kann hierfür einen angemessenen Vorschuss verlangen. be required in accordance with the statutory provisions. The purchaser can nisses, der Erklärung des Künstlers selbst oder der Stiftung des Künstlers) zum third-party rights on hand to the work of art, and if the work of art is re­turned in 3. Grundsätzlich ist der Käufer zur Einholung einer gem. der gesetzlichen Be- instruct KARL & FABER to take over the procedure necessary for the granting Tag der Auktion übereinstimmten. Im Falle erfolgreicher Inanspruchnahme des unchanged­ condition at the registered headquarters of KARL & FABER. stimmungen ggf. erforderlichen Ausfuhrgenehmigung verpflichtet. Der Käu- of an export licence. For this purpose, the purchaser must grant KARL & FA- Kommittenten erstattet KARL & FABER dem Käufer den Kaufpreis, wenn keine 4. Any and all claims asserted against KARL & FABER shall be­come stat- fer kann KARL & FABER beauftragen, das zur Erteilung einer Ausfuhrgeneh- BER a corresponding power of attorney for presentation to the authorities. This Ansprüche Dritter an dem Kunstwerk bestehen und das Kunstwerk am Sitz von ute-barred one year after the work of art has been handed over to the buyer. migung erforderliche Verfahren zu übernehmen. Hierzu hat der Käufer service is subject to a charge for the buyer and will be invoiced separately, plus KARL & FABER in unverändertem Zustand zurückgegeben wird. This shall not apply for the claims regulated­ by the provisions stipulated in § KARL & FABER eine entsprechende Vollmacht zur Vorlage bei den Behörden any third-party costs incurred. If an export licence is not granted, the buyer is 4. Etwaige Ansprüche gegenüber KARL & FABER verjähren ein Jahr nach Überga- 6 Item 2., last sentence; these shall become statute-barred within the peri- zu erteilen. Dieser Service ist für den Käufer kostenpflichtig und wird ihm, ggf. not entitled to withdraw from the contract for this reason. be des Kunstwerkes an den Käufer. Dies gilt nicht für die in § 6 Ziff. 2 letzter Satz ods as provided for by law. zzgl. verauslagter Fremdkosten, separat in Rechnung gestellt. Wird eine Aus- geregelten Ansprüche; sie verjähren innerhalb der gesetzlichen Fristen. fuhrgenehmigung nicht erteilt, ist der Käufer nicht berechtigt, deshalb vom § 5 PASSING OF TITLE, CONSEQUENCES OF WITHDRAWAL ON DEFAULT § 7 POST-AUCTION SALE Vertrag zurückzutreten. OF PAYMENT; RIGHT OF WITHDRAWAL IN THE EVENT OF SUSPECTED § 7 NACHVERKAUF MONEY LAUNDERING These Conditions of Sale shall also apply mutatis mutandis for the subse- § 5 EIGENTUMSÜBERGANG, Diese Versteigerungsbedingungen gelten für den freihändigen Verkauf nach Be- quent offhand­ sale of works of art (so­-called After­- or Post­-auction sale) on FOLGEN DES RÜCKTRITTS BEI ZAHLUNGSVERZUG; 1. The ownership to the acquired work of art shall only pass on to the buyer endigung der Auktion (sog. Nachverkauf) entsprechend. KARL & FABER kann für the open market. KARL & FABER may, for such sales, particularly impose RÜCKTRITTSRECHT BEI GELDWÄSCHEVERDACHT after the complete payment of all amounts owed to KARL & FABER. derartige Veräußerungen insbesondere die in § 3 geregelten Entgelte und Umla- and charge the considerations and allocations regulated in § 3. For this off- 2. If the buyer is in default of payment, then KARL & FABER may rescind the con- gen erheben. Auf den Nachverkauf, der Bestandteil der Auktion ist, finden die Be- hand sale, which is part of the auction, the Distance Selling Regulations 1. Das Eigentum an dem zugeschlagenen Kunstwerk geht erst nach vollständiger tract after having granted an additional period of respite; if such right is exer- stimmungen über Verkäufe im Fernabsatz gemäß §§ 312 b) ff. keine Anwendung. according to §§ 312 b) et seqq. BGB does not apply. Zahlung aller KARL & FABER geschuldeter Beträge auf den Käufer über. cised, then all the rights of the buyer in respect of the work of art bought by 2. Ist der Käufer in Zahlungsverzug, kann KARL & FABER nach Setzen einer Nach- auction shall expire and become void. KARL & FABER shall in such case be enti- § 8 SCHLUSSBESTIMMUNGEN § 8 FINAL PROVISIONS frist vom Vertrag zurücktreten; wird dieses Recht ausgeübt, erlöschen alle tled to claim compensation of damages from the buyer in the amount of lost Rechte des Käufers am ersteigerten Kunstwerk. In einem solchen Fall ist remuneration for the work of art (seller’s commission and buyer’s premium), and Es gilt ausschließlich das Recht der Bundesrepublik Deutschland. Das Überein- The laws of the Federal Republic of Germany shall apply exclusively. The KARL & FABER berechtigt, vom Käufer Schadensersatz in Höhe des entgange- any costs incurred for catalogue illustrations. The buyer shall, in addition, be lia- kommen der Vereinten Nationen über Verträge über den interna­tionalen Waren- United Nations Convention on the International Sale of Goods (CISG) shall nen Entgelts (Abgeld und Aufgeld) sowie angefallener Kosten für Katalogabbil- ble for transportation-, storage- and insurance costs until the work of art is re- kauf (CISG) findet keine Anwendung. Erfüllungsort und Gerichtsstand, soweit not apply. Munich shall be the place of per­for­mance and venue, insofar as dungen zu verlangen. Darüber hinaus haftet der Käufer für Transport-, Lager- turned or – as KARL & FABER may select – is put up for renewed auction. If the dieser zulässig vereinbart werden kann, ist München. Sollten eine oder mehrere the same may be admissibly agreed. If one or several provisions of these und Versicherungskosten bis zur Rückgabe oder, nach Wahl von KARL & FABER, work of art is sold at the next auction or at the auction following next thereupon, Bestimmungen dieser Versteigerungsbedingungen unwirksam sein oder werden, Conditions of Sale should be or become invalid, then the validity of the re- bis zur erneuten Versteigerung des Kunstwerkes. Wird das Kunstwerk in der then the buyer shall furthermore also be liable for any shortfall in proceeds. He bleibt die Gültigkeit der übrigen Be­stimmungen davon unberührt. Diese Verstei- maining other pro­visions shall not be affected thereof.These ­ Conditions of nächsten oder übernächsten Auktion versteigert, haftet der Käufer außerdem shall not be entitled to any surplus in proceeds. KARL & FABER shall have the gerungsbedingungen regeln sämtliche Beziehungen zwischen dem Käufer und Sale shall go­vern all relations between the buyer and KARL & FABER. Gener- für jeglichen Mindererlös. Auf einen Mehrerlös hat er keinen Anspruch. right to exclude the buyer from making further bids at the auction. KARL & FABER. Allgemeine Geschäftsbedingungen des Käufers haben keine al terms and conditions of business of the buyer shall not apply. No verbal KARL & FABER hat das Recht, den Käufer von weiteren Geboten in der Verstei- 3. If, within the framework of the usual checks, a suspicion of money laundering Geltung. Mündliche Nebenabreden bestehen nicht. Änderungen dieser ancillary agreements have been concluded. Amendments­ to these Condi- gerung auszuschließen. is found to exist on the part of the purchaser, KARL & FABER is entitled to Versteigerungsbeding­ungen bedürfen der Schriftform, das gilt auch für die Ab- tions of Sale are to be made in writing;­ this shall also apply for the relinquish- 3. Stellt sich beim Käufer im Rahmen der üblichen Prüfung ein Geldwäschever- withdraw from the contract. In this case, the buyer has no right to execute the bedingung des Schriftformerfordernisses. Soweit die Versteigerungsbedingun- ment and waiver of this writing requirement. If the Conditions of Sale are dacht heraus, ist KARL & FABER zum Rücktritt berechtigt. Ein Recht des purchase contract. gen in mehreren Sprachen vorliegen, ist stets die deutsche Fassung maßgebend. avaiable in several languages, the German version shall always prevail. Käufers auf Durchführung des Kaufvertrages besteht dann nicht. § 6 PRELIMINARY VIEWING, CATALOGUE DETAILS, Stand: März 2021 Revised: March 2021 § 6 VORBESICHTIGUNG, KATALOGANGABEN UND LIABILITY OF THE AUCTION HOUSE HAFTUNG DES VERSTEIGERERS 1. All the works of art put up for auction may be inspected and viewed in the con- 1. Sämtliche zur Versteigerung gelangenden Kunstwerke können im Rahmen text of the preliminary viewing. They are alto­ ­gether used, and the condition they der Vorbesichtigung geprüft und besichtigt werden. Sie sind durchgehend are in, particularly their state of preservation, corresponds with their age and gebraucht und haben einen ihrem Alter und ihrer Provenienz entsprechen- provenance. The actual condition of the work of art at the time of the fall of the KARL & FABER Kunstauktionen ist Partner von Art Loss Register. Sämtliche Gegenstände in diesem Ka- talog, sofern sie eindeutig identifizierbar sind und einen Schätzwert von mind. EUR 1.000 haben, wurden den Zustand, insbesondere Erhaltungszustand. In allen Fällen ist der tatsäch- hammer shall in all cases be the agreed quality as defined by statutory regula- vor der Versteigerung mit dem Datenbankbestand des Registers individuell abgeglichen. liche Zustand des Kunstwerkes zum Zeitpunkt seines Zuschlages vereinbarte tions, cf. Section 6 Item 2. Frames, passe-partouts, picture glass, pedestals and KARL & FABER Fine Art Auctions is a member of the Art Loss Register. All works in this catalogue, as far as they are uniquely identifiable and have an estimate of at least EUR 1,000, have been checked against Beschaffenheit im Sinne der gesetzlichen Bestimmungen. Weitergehende similar presentation aids do not belong to the work of art and are not part of the the database of the Register prior to the auction.

308 KARL & FABER 7.2021 7.2021 KARL & FABER 309 KARL & FABER Kunstauktionen GmbH Amiraplatz 3 • 80333 München ERRATA- & ADDENDA-LISTE ERRATA & ADDENDA LIST T +49 89 22 18 65 • F +49 89 228 33 50 Die Informationen in diesem Katalog entsprechen dem aktuellen Stand zum Zeitpunkt All information in this catalogue corresponds to the current status at the time of [email protected] • karlundfaber.de der Drucklegung. Änderungen, die nach diesem Zeitpunkt vorgenommen wurden, printing. Changes made afterwards are documented in an errata and addenda werden in einer Errata- und Addenda-Liste dokumentiert. Diese erhalten Sie unter der list. Find the current lists under the corresponding auction on our website or re- jeweiligen­ Auktion auf unserer Webseite oder auf Anfrage unter [email protected]. quest it via email to [email protected].

KATALOGISIERUNGSSTANDARDS CATALOGUING STANDARDS GEBOTSFORMULAR BIDDING FORM

Titel und Datierung der Kunstwerke werden, sofern vorhanden, von der Angabe If available, title and date of artworks correspond to the original inscription on des Künstlers auf dem Werk oder aus dem Werkverzeichnis übernommen. Falls the artwork or originate from the respective catalogue raisonné. In case the ar- Bitte senden Sie beide Seiten ausgefüllt und unterschrieben an uns zurück. ein Titel vom Künstler auf dem Werk vermerkt wurde, wird dieser in Anführungs- tist him- or herself indicated it on the artwork, the title is presented in quotation Please fill out, sign and return both pages to us. zeichen angegeben: „Titel“. Nicht datierte Werke werden stilistisch oder auf marks: „title“. Undated works are assigned approximate dates on the basis of li- Grundlage von Literatur zeitlich eingeordnet. terature and stylistic grounds. AUKTIONS–NR. AUCTION NO. DATUM DATE Das Entstehungsjahr eines Werkes wird in Klammern angegeben, es sei denn, es The year of origin of an artwork is written in brackets, unless the artist him- or wurde handschriftlich vom Künstler auf dem Werk vermerkt. Wurde das Werk nur herself indicated a date on the artwork. If a double-digit date is indicated on the zweistellig datiert, ist die Jahrhundertangabe in Klammern angegeben: z.B. (19)84. work, the century is presented in brackets: i.e. (19)84. NAME, VORNAME SURNAME, FIRST NAME FIRMA COMPANY

Alle Kunstwerke werden von unseren Experten neu vermessen. All artworks are measured by our experts. Die Maße sind in cm in der Reihenfolge Höhe × Breite angegeben. The dimensions are indicated in cm in the order height × width. RECHNUNGSEMPFÄNGER INVOICE RECIPIENT EMAIL Alle Kunstwerke können vor der Auktion besichtigt werden. Es handelt sich um All artworks can be viewed before the auction. The works are pre-owned and gebrauchte Werke, deren Zustand ihrem Alter entsprechend ist. Zustandsberichte their condition corresponds to their age. Condition reports for all works are Bitte beachten Sie, dass die Rechnungsadresse und die Besteuerung nach der Auktion nicht mehr geändert werden können. sind auf Anfrage erhältlich unter [email protected]. available on request at [email protected]. Please note that the billing address and taxation can not be changed after the auction.

STRASSE STREET TEL TEL FAX FAX KATALOGISIERUNG / CATALOGUING CATALOGUING

Christiane Beer, M.A., Sophie-Antoinette von Lülsdorff, M.A., Christiane Beer, M.A., Sophie-Antoinette von Lülsdorff, M.A., Benedikt Müller, Annegret Thoma, M.A., Ronja Vogel, M.A. Benedikt Müller, Annegret Thoma, M.A., Ronja Vogel, M.A. PLZ, ORT, LAND POST CODE, CITY, COUNTRY MOBIL MOBILE

Der Ausruf erfolgt bei allen Katalognummern ­grundsätzlich zu etwa 80 % des The starting price for all lots will generally be 80 per cent of the (lower) estimate, (unteren) Schätz­preises, sofern kein Limit vorliegt. Alle Schätzpreise sind in Euro. provided there is no reserve. All estimates are in Euros. UMSATZSTEUER–ID* VAT–NUMBER* TELEFON FÜR DIE AUKTION PHONE FOR THE AUCTION

*Vorsteuerabzugsberechtigt, bitte regelbesteuerte Abrechnung *Entitled to deduct VAT, please issue invoice based on regular taxation

NUR FÜR NEUKUNDEN ONLY FOR NEW CLIENTS STAATSANGEHÖRIGKEIT NATIONALITY

GEBURTSDATUM DATE OF BIRTH AUSWEISNUMMER PASSPORT NO.

Bitte lassen Sie uns eine Kopie Ihres Personalausweises zukommen Please provide us with a copy of your passport/identity card GESCHÄFTSFÜHRENDER GESELLSCHAFTER / MANAGING PARTNER Dr. Rupert Keim GESCHÄFTSFÜHRERIN / MANAGING DIRECTOR Hinweis zum Datenschutz: Data privacy information: Sheila Scott, M. Phil. Verantwortlicher ist die KARL & FABER Kunstauktionen GmbH, Amiraplatz 3, 80333 Mün- KARL & FABER Kunstauktionen GmbH, Amiraplatz 3, 80333 Munich, [email protected], IMPRESSUM / IMPRINT chen, [email protected]. KARL & FABER verarbeitet die mit diesem Bieterformular is responsible for ensuring data privacy. KARL & FABER processes the bidder’s personal Gestaltung: Office von Gross Lingemann (OFF) erhobenen personenbezogenen Daten des Bieters ausschließlich zum Zweck der Ent- data collected with this bidder registration form exclusively for the purpose of accepting the Fotografie / Lithografie: Myrzik & Jarisch (Portraits), gegennahme des Gebots sowie gegebenenfalls zum Abschluss und zur Abwicklung des bid and concluding and processing any auction contract that may be concluded. Article 6 as-photoworks.com (Kunstwerke), Versteigerungsvertrags. Rechtsgrundlage für die Verarbeitung ist Art. 6 Abs. 1 b) DS- par. 1 b) GDPR (performance of contract) forms the legal basis for processing the data. Heinrich Holtgreve, Karin Brunner, Stefanie Lippe-Schaal (Standorte) GVO (Vertragserfüllung). Alle weiteren Informationen zum Datenschutz und Ihren Please refer to our data protection privacy statement under karlundfaber.de/en/privacy-pol- Bildnachweis: © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 (für die von ihr vertretenen Künstler) Rechten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung unter karlundfaber.de/datenschutz. icy. for details of our data privacy principles and your data privacy rights. Trotz sorgfältiger Recherche war es nicht in allen Fällen möglich, die Rechteinha- ber zu ermitteln. Berechtigte Ansprüche werden selbstverständlich im Rahmen der üblichen Vereinbarungen abgegolten. Produktionsleitung: Maresa Pradler, M.A. Ja, ich möchte, dass die KARL & FABER Kunstauktionen GmbH mir an meine Yes, I wish to receive the KARL & FABER Fine Art Auctions newsletter with informa- Verantwortlich: Dr. Anne-Cécile Foulon angegebene E-Mail-Adresse den KARL & FABER Newsletter mit Informationen zu tion about appraisal days, auctions and other events at my registered email address. Druck: omb2 Print GmbH, München Expertentagen, Auktionen und sonstigen Veranstaltungen schickt. Ich kann meine I am entitled to withdraw my consent to receiving the newsletter at any time with ABBILDUNGEN / ILLUSTRATIONS Einwilligung in den Erhalt des Newsletters jederzeit für die Zukunft widerrufen, effect for the future, for example by clicking on the “unsubscribe” link at the end of zum Beispiel durch Anklicken des Abmeldelinks am Ende des Newsletters. Alle the newsletter. The details of KARL & FABER’s data privacy principles and my data Vorderseite außen / Front: weiteren Informationen zum Datenschutz und meinen Rechten finde ich in der privacy rights are laid down in the data protection privacy statement of KARL & Wilhelm Morgner, Blauer Junge mit Sense, Los 507 Datenschutzerklärung von KARL & FABER unter karlundfaber.de/datenschutz. FABER underkarlundfaber.de/en/privacy-policy. Rückseite außen / Back: Max Ernst, Oiseaux spectraux, Los 542 Folgen Sie uns auf Instagram, Facebook, YouTube, Pinterest und LinkedIn. UNTERSCHRIFT SIGNATURE DATUM DATE

310 KARL & FABER 7.2021 RECHNUNGSEMPFÄNGER INVOICE RECIPIENT

Bitte beachten Sie, dass die Rechnungsadresse und die Besteuerung nach der Auktion nicht mehr geändert werden können Please note that the billing address and taxation can not be changed after the auction

ICH BIETE AUF UNTEN STEHENDE KATALOGNUMMERN I BID ON THE LOT(S) LISTED BELOW

TELEFONISCH SCHRIFTLICH BY PHONE WRITTEN BID(S)

Mindestgebot: Minimum bid: Im Interesse der Einlieferer können Gebote unter 80 % des (unteren) In the interest of the consigners we will not accept bids below 80 % of the Schätzpreises nicht berücksichtigt werden. (lower) estimate.

Der Auftraggeber erkennt die Versteigerungsbedingungen an und nimmt davon Kennt- I agree to be bound by the Conditions of Sale and understand that any objects pur- nis, dass ersteigertes Auktionsgut erst nach erfolgter Bezahlung ausgeliefert wird. Wenn chased at auction will only be released after payment has been received. If not stated nicht gegenteilig vermerkt, gelten die hier niedergelegten Aufträge ausschließlich des otherwise, the maximum bidding price excludes the premium and VAT (see para. 3 of Aufgeldes und der Umsatzsteuer (vgl. § 3 der Versteigerungsbedingungen). the Conditions of Sale).

Hiermit biete ich auf folgende(s) Los(e): I hereby bid for the following lot(s):

Los-Nr. Künstler / Titel Bei schriftlichen Geboten: maximal bis € Lot no. Artist / Title For written bids: maximum bid to €

Bei erfolgreichem Gebot geht Ihnen mit der Rechnung automatisch eine Should you be successful in your bidding you will automatically receive a Versand anweisung zu, die Sie uns bitte ausgefüllt zurückschicken, sofern wir shipping request form with your invoice. Please complete and return the form den Versand vornehmen sollen. to us, in case you want us to conduct shipping for you.

UNTERSCHRIFT SIGNATURE DATUM DATE Rudolf Belling, Organische Formen (Schreitender), Los 520 karlundfaber.de