~.ehe Blätter

' J a h r ga n g 26 31. Januar 1979 Ni'. 1 Aus der Geschi~htedesHofgutes Ober4ausen Von Fritz Schecrer

In der großen Weitung des oberen Schlicherntales, hinter der Albkante, ob er h alb der sen bekam, au f die Grenze setzte. Die engen, über 300 Meter tiefen Pforte zwischen "u n d Ortenberg b r ei tet sich Wirtschaftsgebäude und das Amtshaus, die eine Braunjuralandschaft aus, die im 'Vesten vom P lettenberg, im Nor d en von Schaf­ zu sammen die "Vorstadt" genannt wurden, berg, W enzelstein und Lochen, im Osten von den Lochen-Bühlen und -im Süden vom kamen auf württembergischen Boden und Rappenstein um rund 250 Meter überragt und umrandet w ir d. Inmitten der weiten das von sein em Sohn 1555 erbaute Schloß Bucht, wo si ch die Täler der Bära u nd berühren, bewirtschaftet heute d as auf österreichischen Boden, Winzeln wurde große Hofgut Oberhausen die zum Teil mineralkräftigen Tonböden des oberen Braun­ ganz aufgegeben. Es entstand das Schloß jura und die teils mit Weißjuraschutt überdeckten Kalkböden. Oberhausen mit großen Wirtschaftsgebäu• den: das Hofmeistergebäude, die Sennerei, Schon im H ochmittel alter ist h ier ei ne während Angehörige des Gesch lechts in der das Schafhaus , mehrere Stallungen, Keller, Reihe von -ha usen-Siedlungen (Hausen, Mitte des 13. Jahrhunderts am Hochrhein Fruchtlegen, Schmiede, Waschhaus, Schä• Weiher h ausen , Waltershausen, K ernhausen im Zusammenhang mit derDeutschordens­ ferhaus u nd 'I'agl öh ner h aus, Zum Schloß und ) festz ustellen, deren Ent­ kommende Beuggen erwähnt w erden. . selber kam ein Lustgarten und eine Ka­ stehu ng im 7. od er 8. Jahrhundert sein 1253 ,geh ör ten zur Herrschaft Winzeln pelle, daz u ein Weiher. Noch h eute ordnet d ür fte, wie bei de n Hausen um Burgfelden. Leute und Güter in , H ausen, sich um ein en großen Hofräum eine plan­ L ängere Zei t hat diese Siedlungsgruppe zur H ossingen, Meß stetten und Gericht, Leute m äßig a nge legte Gebäudegruppe, die aller­ Adelsherrschaft Winzeln gehört. Weiher­ und Güter in Böttingen. Der-weit entfernte dings zum Teil anderen Zwecken dient. h a usen u nd Waltershausen w aren kl einer e Besitz in letzt erem Ort muß aus einer Zeit Durch die Personalverminderung sind auch Weiler , di e eigene Weiden, ei genen Bann stammen , in der di e h ochfreien Herren v on mehrere alte Gebäude überflüssig gewor­ h atten, Waltershau sen sogar eigene Zei gen. Winzeln noch über di e Si edlung Winzcln den und sin d dann abgeb r ochen worden. Spätestens im 15. J ahrhundert müssen di e­ h errschten. Beuron h ätte sons t n icht B öt­ Di e zu m Schloßgut gehörigen Äcker wur­ se, beiden Weiler a ber a bgegangen sein . tingen dem zu einem Hof h er abgesunkenen den in di e Ze Ige n "Öschle", "Bürzel" (Bur­ Die w üs te n Länderei en w urden dann n ach Winzeln unterstellt. zc l) und "Taläcker ) eingeteilt. Wo ehemals 1530 dem Rittergut Oberhausen ei nverlei bt Im 14. Jahrhundert scheint der H of ho­ W altersh ausen und Weiherhausen lagen, (s. u nten). A uch H ausen am Tann war 1530 h enbergisch gewesen zu sein, 1345 v erkauf­ en tsta nden der Obere Waldhof und der dem Ritter gut Oberhausen einverleib t (s. te Graf Heinrich von Hohenberg, was er Untere Waldhof. Im Süden der Markung unten).A uch H ausen a. T ann war 1530 zu Win zeln Rechtens h atte, mit Tieringen Hausen wurde der Sennerwaldhof errich­ tet. Di ese Höfe gingen später ein. Am läng• n och ein klein er Weiler mit drei H öfen u nd an H einrich von Ti erberg. Am Ende des d r ei Seldnerhäuschen. Ähnlich w aren die 15. J ahrhunderts w ar der Hof im Besitz des sten konnte sich der Obere W aldhof zwi­ Verhältniss e bei K ernhausen und Ratshau­ Balinger Bürgers Arnold Böcklin vOqJ Eu­ sehen Plettenberg und Schafberg h alten. se n . K ernh ausen lag um den "A lten Hof " tingertal , der 7 Ib . 12 ß hlr. an W ürttemberg Er ging 1912 " ab. Grundmauern der Ge­ zwischen Kirchhügel und Schlichem und zins te . Von den Bö cklin kam das Gut um b äude sind b ei dem abgelassenen Weiher h atte eine Kirche, d ie b is zum Beginn des 1520 a n H ans K aspar von Bubenhofen, zu erken nen . Auch d as Backhäuschen des 19. Jahrh underts vo n den Ratshausener über dessen Sohn a n Di etrich Späth von H of es bestand lange.Der Hof wurde, nach­ benützt w urde. Zwi efalt en, der es mit allen Gütern zu dem der Untere Waldhof abgeg angen war, H ausen 1530 im P eter Scheel' v on Sch war­ Waldhaushof gen an nt. Di e Flächen der ab':' Der H errenhof Win zeln zenberg, den k ai serlichen R at, verkaufte. gegangen Hö fe w urden in der Mitte des Der Ortsname Win zeln (am Fuße des Auf dem Gut b ef anden sich j edoch nur 19. J ahrhunderts zu r Markung H ausen ge- Wenzelsteins)' ist n icht geklär t. Er dür ft e n och zerfa llene Hofgebäude ; ein altes , b au­ aber vorde utscher Herkunft se in, wie die fälliges H aus mit zwei Scheunen. Di e G e­ b en achbarten Bergnamen Lochen u nd bäude wurden nun sam t der Kapelle um Plaikten (Plettenberg), di e weibliches Ge­ 1540 abge brochen . Österreich, an das die Veranstaltungen sch lecht h ab en, denn se ine ältesten F ormen Herrsch aft H oh enber g 1381 übergegangen lau ten 1050 in der Mehr zahl Winzilun und war, er teilte zum Kauf die lehensrechtliche 1979 1084 in der Ei nzahl Winzil a, was ebenfalls Genehmigung von H ausen, das 1533 er­ auf ei n Wort weibli chen Geschlechts weist: worben w orden war. Der gl eichnamige Studienfahrten: Von der Mitte des 11. J ahrhunderts an Soh n P eter Scheers erbau te 1555 auf dem 6. Mai: Schelklingen-Urspring (Stett­ nenn t sich ein Geschlecht, da s eine Vorliebe "Schönberg" ob Hausen od er n ach der ner) für den Vornamen Landolt zeigt, n ach dem P farrchronik im "Sch malzgrüb le" ein 10. J uni: Orchideenfahrt H eg au (Stoff­ Ort Winzeln. Das ältes te bekannte Glied Schloß und sch u f d amit den H errschafts­ ler) is t L andoldus deWinzelun. Er war 1050 sitz Oberhausen. 7. od er 8. Juli: G eologische Exkursi on Zeuge des Zürich gr afen E berhard u nd war (Munz und Bader) ein naher Verw andter der Vögte der Rei ­ Das - Schloßgut Oberhausen 30. Juli bis 5. August: Westschwei z- chenau, di e das Kloster St. Geer gen im Als P eter Scheel' 1530 den Li nkenh of Schweizer Jura (Wedler) , Schwarzwald stif teten (Hezel o und H ess o zu H ausen u nd den Hof Winzeln erwar b 30. September: Reichenau-Konstanz Stifter). Ei n anderer Landoldus de Winztla und 1533 als Lehen von Österreich die Orts­ - Meersburg (Stoffler) (wahrscheinlich ei n So h n des obigen) ist herrsch aft zu H ausen üb ernahm, w oll te er 1084 in Irsli n gen m it seinem Sohn Hugo sich zu di esem Besitz ein Schloß er bauen. Vor-träge: und se inem Schwiegersohn H ar tm ann von H ier aber ver lief am Rötegrabenbach di e 21. Juli: Ei nführungsvortrag für große Talhausen Zeuge der ge nannten Stifter. Gr en ze zwischen Württemberg und Öster­ E xkur sion' 1094 schenkten die beiden letzter en Güter r eich, den n Tieringen war 1418 w ür ttem ­ 3. No vemb er: R ü ckblick auf gro ße E x - in Ehes tetten , D ürrwangen und Stocken­ bergisch gewor den. Öster r ei ch verlan gt e, kursion ' h au sen an das Schwarzw al dkloster. 1099 Peter Scheel' muß das Schloß au f öster­ 17. Novemb er: H auptversammlung, ist Landoldus de Winzilun Zeuge b ei der reich ischem Territorium errich te n, w äh ­ Schloß Lautfingen S ti ftun g des Klosters Alpir sb ach. In der rend W ürttemberg da r auf bestand, daß die F olgezeit (1138, 1192 /1196) si nd Landolde in Win zeln a bgebr ochenen Gebäude au f Anmeldungen sin d zu r ich ten an F ranz von Win zeln in der Um gebung des K ön igs seinem Ter ritorium w ieder erstehen müs• Bukenberger, Schumannstraße 14, Ba­ H einr ich VI., des schwäbischen H er zogs se n. So k am es , daß Peter Scheel' sein Iingen, Tel efon 2 11 29, K onr ad und des Bischofs von K on stanz, n eues Anwesen, das den Namen Oberhau- Seite 194 Heimatkundliche Blätter Januar 1979 schlagen. Große Teile davon sind aufge­ forstet worden. Der Wa ldho f u m faßte 281 Morgen, wovon 54 Mor gen Äcker, 53 M0r­ gen \Viesen, sechs Morgen Gärten, 34 Mor ­ gen Weiden und 136 Morgen Wald waren, der Sennerwaldhof in . einem Seitentälchen der Schlich ern (um ' 1900 abgegangen) 23 Morgen Äcker, 23 Morgen Wi esen und:Gär• ten u nd 48 Morgen Weiden. J Zum Rittergu t Oberhausen geh örten noch das Unnotwirtshaus, die Ziegelhü tte oberhalb H ausen u nd die Mühlen im Sehll­ chemtal, die alle abgegangen sind. Der L o­ chenhof, der zu r Bew ir tsch aftung der ehe­ mals zu Winzeln gehörenden Äcker und Wiesen eingerichtet war, umfaßte 1875 227 Morgen, nämlich 70 Morgen Äcker, 55 Mor­ gen Wi esen und Gärten und 102 Morgen -. Weiden. Im April 1945 wurde der Hof, da in"ihm größere Mengen Waffen und Muni­ tion gelagert waren, von abziehenden Truppen in die Luft gesprengt. Der Ziegel­ hof samt Ziegelhütte umfaßte 1875 103 Morgen, davon 33 Morgen Äcker, 63 Mor­ gen Wiesen, zwölf Morgen Weiden. Die Burg Wenzelstein wurde im Hoch­ mittelalter auf einem Schwammstotzen zum Schutz des Herrenhofes Winzeln er­ baut, der am Südosthang des Berges lag. über ihr Schicksal ist nichts bekannt. Die Nachricht, daß sie im 30jährigen Krieg von Blick vom Schafberg auf den Wenzelstein den Schweden zerstört worden sein soll, geht auf Gustav Schwab zurück und scheint zenberg katholisch geblieben. Das würt- nius v. Stuben. Durch die weibliche L ini e auf der früheren Vorstellung zu beruhen, tembergische 'I'ieringen aber, zu dem Hau- der Familie kam Oberhausen in andere daß für viele abgegangene Burgen und sen als Filial gehörte, war evangelisch ge - adelige Hände. Maria Theresia v. Stuben Dörfer der 30j ährige Krieg die Ursache sei. worden. Nun versahen die Kapläne der vermählte sich 1720 mit Johann Franz de Auffallend ist, daß sie w eder in der Ur­ Kapelle' zu Oberhausen zugleich für Hau- Barille, der 1713 Forstmeist er zu Reichen­ kunde von 1253 bei der Über nahm e der sen den Kirchendienst, bis auf Betreiben berg gewesen und 1714 Forstmeister in 'rü• Schirmvo gtei über Beuron durch Graf des Freiherrn Veit Benno von Stuben, sei- bingen wurde. Maria Anna Wilhelmine de F riedrich von Zollern, noch bei dem Ver­ ner Gemahlin Maria Johanna geb. Freiin Barille (aus der obigen Ehe) vermählte sich kauf von 1303 erw ähnt w ird. Auch 1345 von Hohenberg und seiner oben gen annten mit dem vorderösterreich isch en Ob ervogt b ei dem Verkauf von allem, was Graf Mutter Maria Elisabeth am 16. Juli 1693 zu Spaichingen, Joseph Anton von Bach H einrich von Hohenberg zu Wi nz eln Rech­ die Stiftung einer eigenen k atholisch en (auch P ach geschrieb en), der nunmehr Le­ tens hat, an H einri ch von Ti erberg w ir d P far rei Hausen durch die bischöfliche Ku- heusträger von H ausen und Besitzer von keine Burg erw ähnt. Seh r w ahrscheinlich rie zu Konstanz vollzogen ward. Die Schloß- Ob erhausen wurde. is t sie schon im 13. oder 14. J ahrhundert kape lle blieb weiter hi n Ortskirehe bi s 1788. In dem Teu erungs- und Hungerjahr 1816 abgegangen. Mauerrest e auf dem Berg sind Die Barone von Stuben treffen w ir am wurde di e Gutsherrsch aft Ob erhausen de r nich t festzu stellen, d agegen Brunnenreste. württembergischen Hof als Kammerjunker Gemeinde Hausen zum K auf für 70 000 Besonders auffallend ist nur noch ein ti e­ u nd im Staatsdienst. Die "P far rk irche von Gulden angeboten, doch diese konnte eine fer Graben mit einem nach außen aufge­ Hausen enthält d as schöne Renaissance- solche Summe nicht aufbringen. Die Ge­ w orfenen Wall an der Nordseite, der den Grabmahl mit der lebensgroßen Gestalt des meinde st and damals in einem alten Rechts­ Sattel vom Schafberg her abschneidet. (s, 1592 verstorbenen Ritters Hans Christoph streit mit der Gutsherrschaft w egen Weid e­ Zeichnung). Scheer von Schwarzenberg. das dem Ba- recht, Steu erersatz u. a. Am 10. F eb ruar linger Bild~auer Simo~ Sc~weizer zuge- 1817 kaufte Hofrat Johann F riedrich Cotta Die Gutsherren schr ieben :"Ird.. ,Auch fur ..die v~.n Stuben zu , nachdem H ausen bereit s 1806 Das Rittergut Ob erh ausen ge hörte bis befinden SIch hier Gra?,maler: fur Hektor ' u n ter w ü rttem bergische L andeshoheit ge ­ 1657 der Familie Scheer von Schw arzen­ von Stuben von ..1681, fur Anton v. Stuben kommen w ar, von dem vers chulde ten F rei­ berg, Mit Maria Elisabeth von Schw arzen­ von 1744 und fur Ag athe v. Stuben vo n herrn F ranz X aver von P ach in Verbin­ 169~. .. . dung m it dessen Tochter Wilhel mi ne, Ge- berg war der Rittmeister Johann Wer nher D~ e Freih err von Stuben verheiratet.P eter F'amilie der F reiherren v,. Stuben er- m ahlin des w ür ttembergischen Landvogts losen am 20. S:ptember 1744 mit dem Ab- Freih err vom Stain , se inen ritterschaftli­ Scheer vo n Schw a rzenberg trat ihm 1657 le?en des led igen Stan<;les verstorben en chen Gutsteil zu Ob erhausen und H ausen di e Her rschaft ab. württembe rg ischen G eh ~ Imen Rats (17011 ' am Tann, und zw ar Lehen und privates Bei der Ref or m ati on waren die Schwar- Oberogt von Brackenheim) Joseph Antc . Eigentum. Dazu gehörte da s "Schloß", der Lochenhof, Waldhof, Sennerw aldhof und das P atronatsrecht zu Hausen , das für di e Pfarr- und Schulstellen 1918 aufgeh oben .wu rde. Insgesamt kam das Ri ttergut m it ~.:. Allodien u nd Lehen den nachmaligen F rei­ herr n von Cotta auf 215 000 fl. zu stehen, wovon an die beiden von Bach'schen und Stain'schen Ehefrauen je 1 000 fl. Schlüssel­ geld kamen. Der spätere Geheimrat Dr. Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf ließ diesen um fangr eichen Grundbesitz an Flur und Wald (1875: 262 Morgen Äcker, 310 Morgen Wiesen und Gärten, 514 Mor­ ge n Weiden, 136 Morgen Wald) selbst be­ wirtschaften u nd erwies sich dabei als "hervorragender Agronom und Muster­ wirtschafter". Die großen Wei defläch en auf der Gesamtmarkung Hausen dien ten der Schafhaltung des Hofgu tes : "Das Gut ließ allein 1 400 Schafe, d ie in beso nder en Schafhäusern in und um Hausen ü ber';' winterten, und weitere 600 Stück aus den Schafställen auf dem H ofgu t Oberhausen selbst auf der Markung laufen" (KB Sch. II S. 414). Burg Wenzelstein, Rekonstruktionsversuch v. K. A. Koch -Der ein Fideikommiß bild~nde Grund- J anuar 1979 He imatkundliche Blätter Balinzen Seite 195 besitz von 874 h a ist später verpachtet wor­ den mit Ausnahme der Waldungen. Nach der Verpachtung hat sich auch die Einwoh­ Das Bickelpergsche Lagerbuch - eine nerzahl des Gutes verringert: 1853 wurden v ier Familien, 1875 noch 18 Einwohner ge­ zählt (OBSchr. Rottweil).H eu te ist die Quelle unserer Heimatgeschichte E inwohnerzahl noch weiter gesunken. Von Fritz Scheerer Oberhausen mit seiner Schloßkapelle I m Jan-Thorbecke-Verlag in Sigmaringen . sehenen und meist beschriebenen Blättern. w u rde Schauplatz einer schmäh lichen Korn­ ist ein Neudr u ck des seit langem vergriffe­ Der Schreib er des L agerbuchs stammte m ödie in der berüchtigten Grävenitzzeit, n en "Bickels p erger Lagerbuchs der Graf­ ver m u tlich aus unserem Bickel sberg bei über die in den heimatkundlichen Blättern schaft ·Zollern um 1435", bearbeitet von Rosenfeld. n ach dem er sich nannte. Er w ar vom April 1954 und Dezember 1971 von Franz Herberhold. erschienen. Das Lager­ im Dienste des Zollerngrafen Eitelfriedrich Friedrich Sanner ausführlich b erichtet buch im Staatsarchiv Sigmaringen, genannt und blieb auch n ach dessen Tod im Di enste wurde. Hier sei n u r kurz der Tatb estand nach seinem Verfasser \Vernher Bickels­ der' Zollern. 1436/37 find en wir ihn als Be­ nochmals angefüh rt, ü ber den derwür t­ perg, ist das älteste der Grafschaft Zollern. vollmächtigten des Grafen bei der Ver­ tembergische Histo rik er Spittler schreibt: Es ·hat einen lederüberzogenen Holzdeckel handlung einer Klagesache de s Grafen "Die Wür de der Geschichte schein t fast ganz als Einband, der auf beiden Seiten mit Eberhart von Kirchberg gegen Eitelfried­ entweiht, den Namen ei n er Frau erhalt en Messingnägeln beschlagen war. Die Hand­ rtch, Keineswegs w ar er also nur d as, w as zu m üssen, deren ganzes Leben nichts als schrift besteht aus 390 mit Blattzahlen ver- man heute als Schreiber bezeichnet. Entehrung und Raub war; aber die Ge­ schichte darf sich kein e a nde re Würde neh­ men. als die von den Begebenheiten selbst , und 'leider hat unstreitig di ese Mätressen­ Die Balinger wollten am Montag geschich te ei nen großen dauernden Einfluß auf den ganzen Zustand von Württemberg gehab t." die Hochzeiten halten In Herzog Eberhard Ludwigs Herz en t­ Von Felix Burkhardt, Esslingen/ zü ndete sich die Liebe für das Hoffräulein der Herzogin, die m ecklenburgische Chri­ In der herzoglichen Kanzlei zu Stuttgart 1660 eine Verordnung ausschreiben la ssen, stine \Vilhelmine von Grävenitz. 1707 wur­ haben die Schreiber manche Feder abge­ die Hochzeiten dürften, um nicht den hei­ de diese vom Kaiser in den Grafenstand schrieben, um Verordnungen über die ligen Sonntag zu entweihen, nicht m ehr am erh oben. Sie w ar nun "Gräfin von Uraeh". Hochzeiten zu Papier zu bringen. Mit Miß• Montag, sondern auf den Dienstag danach Trotz aller ' W arnungen de r Redlichen am fallen hatte die Obrigkeit beobachtet, daß ' gehalten werden. Hofe, ließ sich der, Herzog in Mühlen bei bei den Hochzeiten im Lande erhebliche Vogt und Magistrat trugen gegen die Horb durch den aus Straßburg gebürtigen Kosten für die Hochzeiter aufgelaufen wa­ neue Regelung ihre Bedenken vor. Die Theologiekandid aten P fähler h eimlich ren. So hielt sie es für notwendig, ein­ Bürgerschaft befürchtete, es würden sich t rauen. Die Bigamie wurde ab er bald be­ schränkende Maßnahmen zu treffen. durch diese Maßnahme allerhand Be­ k annt, die "Ehe" durch das Gericht für null Bereits die 2. Landesordnung vom Jahre schw er nisse ' einstellen; auch Handel und u nd nichtig erklärt. Die Grävenitz mußte 1515 bestimmte, d aß zu einer Hochzeit l:e­ Handwerk würden in Mitleidensch aft ge­ das Land verlassen.Der Herzog söhnte b en den F amilienangehöri gen nicht m ehr zogen. So b at man um eine Befreiung; sich 1710 zum Schein m it derHerzogin a us. als acht Personen gel aden und n icht m ehr seit uralten Zeiten und weit über Menschen a ls vie r Essen gegeben werde n soUten. Weil Gedenken sei es hier üblich gewesen, die Der Unterhändle r der G rävenitz, der Ge­ durch hohe Hoch zeitskosten junge Eheleute Hochzeiten am Montag zu halten. heime Legationsrat Sch üz, trieb in Wien in hoh e Schulden ge k om men se ien, sollte Di e in den Hochzeitsordnungen ange­ den ve rschu lde ten k ai serlichen Rat, de n in Zukunft unnötiger Aufwand vermieden fü hr te Begründung, es würden diese Feste Grafen J oh ann Franz von W ürben und werden, b estimmte die 4. Landesordnung zu üppig gefeier t und verursachten hohe Freudental . auf, der sich bereit fa nd, gegen von 1536. , Unkosten, suchte m an zu zerstreuen. In Bezahlung, Tit el und Orden eine Scheineh e Dam it die Verordnungen ni cht in Ver­ dem Ort Balingen, der an "die harte Alb mi t der Grä venitz ei nz ugehen, die Rechte gessenheit ge rieten, w u rde n sie von Zeit und den r auhen Schwarzwald" grenze, des Ehemanns aber an den H erzog abzu ­ zu Zei t erneuert; so b ef aßte sich au ch di e würden k eine dergleichen ansehnlichen treten. Am 18. J anua r 1711 erh ielt Pfarrer 5. L andes ordnun g von 1552 mit den Hoch­ Hoch zeiten ausg erichtet. Man pflege, nicht Maurer vo n TIeringen vo m H erzog :'lUS zeiten. Sie wieder holte die älteren Verord­ m ehr als sechs Richten (Essen) zu reichen. G öppingen. unter Drohung bei Widerstand n ungen und erinnerte die Amtsleute, über Da das Fleisch bereits am Samstag gekauft den. Befehl ·zum Vollzu g der Trauung, die das Ei nhalten der Vorschriften zu 'wachen. werde, .ver rneide m an eine Entweihung des dann am 28. J anuar 1711 n achts 6 Uhr zu In der fürstlichen K anzlei und in den Sonntags. Oberhausen vollzogen wurde. Graf Würben Am ts tuben d er Vö gte entstan d m ancher Am Dienstag halte man hier den Markt­ hatte schon v orher zu W aldenbuch eine Verdruß wege n der Hochzeitsordnungen. Es tag, da gingen vi ele Bürger ihren Ge­ Verschreibung ausstellen müssen", daß er h äuften sich die Gesuche, die b esondere schäfte n n ach. Durch Hochzeiten an diesem die Ehe n icht vollziehen u nd sich im Aus­ Genehmigungen erbate n, um die Zahl der Tag w ü rde n sie a n ihren Gesch äften m erk­ land aufhalten werde." Dafür erhielt er Hoch zeitsgäste zu er h öhen. 1570 w u rde lich ge hinder t. den Titel eines Landh ofm ei st ers, Geheimen verfügt, es solle niemand m ehr um ei ne Bürgermeist er, Gericht und Rat zu B a­ Rats u nd ein jährliches Geh alt. Volle 20 Befreiun g von den Vorschriften anhalten. Iin ge n legten in einem Schreiben vom 25. Jahre beherrschte nun di e L an desverder­ Aber trotz der Verfü gu n g gingen b ei Oktober 1660 die Gründe dar, die gegen berin den Her zog, das Land und die Resi­ den verantwortl ichen Beamten Gesuche um d en Di enstag als Hoch zeitstag sprachen. denzstadt Lu dwigsb urg, bis sie endlich Genehmigungen ein. Der Ob ervo gt von Am Dienstag werde h ier der Woch enmarkt weiche n mußte. B alingen, Friedrich von Tegernau, wandte gehalten; d as sei ei ne alte Uberlteferung, Auch der verwitwete Bruder der Gräve­ sich am 8. A pril 1608 an den H erzog, u m Di eser Woch enmark t werde von b enach­ nitz, der Ob erhofmarschall Friedrich .Wil ­ Weisungen einzuhole n. Er sch rieb, in Stadt barte n Städten und Dorfsch aften h äufig und Amt Balingen b efände sich ei ne gute besucht. Die h iesigen' H andwerker nü tzten helm von Grävenitz, hatte in der Schloß­ Anzahl junger Eheleute, d ie sich n ach kapelle zu Oberhausen sich am 11. Juli de n Tag, um ihre Waren zumr..feilen K auf" christlichem Gebrauch vo n der Kanz el h ät• a nzubieten. 1704 .in rechtmäßiger Ehe mit Maria Fran­ ten verkünden u n d ausrufen las sen. Sie ziska Antonia von St uben trauen la ssen. In der Stadt würden k eine stattlichen liefen ih m täglich nach; um die Erlaubnis H ochzeiten , wie sie in vielen anderen Or­ Die Schloßkapelle di ent h eute landw irt­ für eine "ge ringe Hochzeit" mit öffentli­ ten üblich seien, geh alten. Allerhand köst­ schaftl ich en Zwecken. Um eine n großen ch em Kirchgang ohne Pomp, Saiten spiel liche Speisen, Geflügel und dergleichen, Hofraum ordnen sich noch de r ehemalige und dergleichen äußerliche F reuden, amts­ komme h ier nicht auf die H ochzei tstafeI. Schloßbau (vom Gu tsau fseh er b ewohnt), h alb er zu erhalten . Der Ob ervogt bat um Enttäuscht lasen die Balinger den Be­ stattliche Stall- und Scheunengeb äude und Anweisung, wie er sich k ünftig verhalten scheid, der am 30. Oktober erging: man ein kleines Wohnhaus. Oberhausen ist die solle. kö n ne der Bitte n icht w illfa h ren . Aber m it einz ige Siedlung, die von den Schöpfungen Der Ob ervogt erhielt den Bescheid, er der Abweisung gaben sich die Bali n ger d er Scheel' von Schw arzenberg übrig blieb. solle den ansuchen de n ' Personen, d ie sich nicht zufrieden. Am 20. November 1662 er­ In Bahngen besaß Peter Scheel' von vereheli chen wollten, ei nen schlichten neuerten Bürgermeister, Rat und Gericht Schwarzenberg ein Haus, einen H of, eine Kirchgang ge statten. Auch kö nne er ih nen ih r e Bitte. Wieder w iesen sie darauf h in, Scheuer, Gär ten u nd im "Eselstall " ein erlauben, zwei oder höchsten drei Tische daß hier bei Ho chzei ten es bescheiden zu ­ weiteres Gebäude (Schwarzenburgstraße!). mit Gä sten zu setzen; do ch sei Saiten - oder gehe. Beim Hochzeitsmahl begnüge m an Im Dreißi gjährigen Krieg verschuldete anderes Spiel weder zu H ause noch auf sich mit 6 Trachten (Speisef olgen). Neb en aber das Geschlecht, so daß es d as Gut im den Gassen zu untersagen. der Suppe als Voressen werde n F leisch, "Eselstall " wegen Steuerschulde n 1656 an Um die Erhaltung eines alten Brauch es Gemüse und Gebratenes gereicht. Auch die Stadt abtreten m ußte. Der H of im kämpften um 1660 die Bahnger. Sie waren P ersonen scho n v or neh m en Standes seien nordwestlichen Altstadtgebiet brannte 1809 es gewohnt, am Montag ihre Hochzeiten zu genügsam. Die Unkosten für einen Mann ab. h alten. Nun h atte die L andesregierung b etrügen 22; 26, höchstens 30 Kreuzer. Seite 196 Heimatkundliche Blätter Ballnzen Januar 1979

Frauenspersonen verzeh rten 18 oder 20 D er P far r er M. J ak ob Roth b ekräftigte in j edoch die jah rh u ndertelange Trennu ng in Kreuzer. einem Begleitsch r eiben di e Angaben: "alles zwei kirchliche Bezirke, denn die pfar r ­ Der als Hochzeitstag vorgesehene Diens­ ist nach der Wahrheit". Die Hochzeitspre­ liche Zusammengehörigkeit vo n Oberh a i­ tag sei hier Markttag; auch di e Amtstage digt in der Kirche werde durch F ahr en , ge rloch und Weildor f schließt die St. Niko­ würden am Dien stag ge halten. D ie Bauern Reiten, Lau fen, P oltern u nd Schr ei en auf lauskirche der Unter stadt aus . 1237 bezeugt müßten von ihren Flecken drei, vier od er dem nahen Markt gestört. Wegen des Ulricu s pleban us in zu sammen fünf Stunden gehen, um h ier in der Stadt Mar k tes, mit dem jederman n zu tun h abe, m it dem R. plebanus in Weildorf (s. unten). Amtsgeschäfte zu erledigen un d den Markt kämen nur etl iche wen ige Hochzeitsgäste in zu besuchen. die K ir che ; er m ü sse als o den leeren Die kirchlichen Verhältnisse Die Hochzeiter seien gezwungen, ihren Stühlen predigen . H a igerloch hatte im Mittela lter k eine Weg zur Kirche d u r ch die Handels- und eigene Pfarrei. Di e Einwohner links der Handwerkerstände zu nehmen. Das sei mit Am 26. Februar 1663 w urde das Bittge­ E yach in der oberen Stadt waren n ach Unbequemlichkeiten' verbunden, löse viel­ such der Bal inger, ihre Hoch zei ten wieder Weildorf (St. P eter ), die der ,unteren Stadt lei ch t auch "des Pöbel s Gel ächter " aus. Am am Mon tag h alten zu dür fen, durch H erzog (r echts der E yach) n ach Trillfln gen (St. Va­ M it tw och , wenn man d ann di e Nachhoch­ Eberhard I H. genehm igt. Quelle : H aupt­ lentin) eingepfa r rt. Die P eterskirchen dürf­ zeit h alten wolle, sei die Bußpredigt. staatsarchiv Stuttgart,A 206, 363, 378. ten scho n um 700-7 50 en ts tanden sein. Die P eterskirche zu Ra ngendin gen wird 795 erstmal s ge nannt. Die erste kirchliche Nachricht von H ai gerloch stam m t erst vo n Haigerloch Im Mittelalter 1237. Es wird ein "Ulricus pl ebanus (Leut­ priester) de H aygerloch" erwäh nt (s. oben) . Vo n Fritz Scheer er Obwohl ei n Dekan von H ai gerloch ge nannt wird (1245), n ennt si ch Diepold von H ohen­ (Schluß) b erg 1260 Hirt u nd Leutpriester in Weil­ dorf. Auch im Liber decimationis von 1275 Di e Felsenfeste H aigerloch konnte durch entstand am Fuße ' des S chloßbergs d ie Un­ und in den fol genden Steuerlisten wird in ih r e von Natur geschützte Lage und durch terstadt. Ihre Um m auerung entlang der H ai gerloch k ein Pfarrer er w ähn t, w ähr end ihre Burgen, wie ihren h eu te noch stehen­ dürft e den Verlauf genom men h aben z. B . der Weildorfer Pleb an 1275 LU 40 d en gewaltigen Ob erstadtturm, Angriff en wie der Palisadenzaun au f dem Öl gemälde Pfund Tübinger W ährung veranschlagt standhalten.Die Stadt h a tte drei Zugänge : aus der Zeit um 1700. 1472 wir d die "rin k ­ wird, sein Vikar zu 13 P fd., was eine gut Ober es Tor, Unteres To r, Mittelwiestor. mur" vom unteren Tor zu m Schloß hinauf dotierte Pfarrei verrät. Im Liber qua rta­ Vo m Obertor im Westen führten Ring­ erwäh n t. Am Fuß des Schloßbergs wir d in rum gibt Weildorf 1324 dem Dekanat den m auern nördlich und süd lich b is a n die der Unterstadt 1472 erstmals ein Markt­ Namen. E yach , d ie aber heute bis auf wen ige Reste pl at z ge nan nt. K irche der Unterstadt w ar Die P farrei in Trfllfingen wird im Liber n ich t mehr vorhanden sind. Um 1830 w ur­ die Nikolauskapelle (s. ob en) . Reste ihres decimationis erstm las u rkundlich er w äh n t. d en die Übe rreste ei nes Rundturm es in der Langhauses stammen aus der Mitte des 12. Der Plebanus h atte ein Einkommen von N ähe der süd west lichen Eck e b ei der Er­ J ahrhunderts (Kunstdenkmäl er Hohenzol­ 25'Pfd. T übinger Währung. Di e U nterstadt b auun g der Brauerei Maier abgetragen. lerns S. 110). Urkundlich erwäh nt wird di e H ai gerloch gehörte zu seiner Pfarrei. Die A u ch der östliche Zugang zur Stad t war K ir che 1350. Hier stan d auch ein Spital. D as übersiedlung des T'r tllfinger Pfarre rs nach mit einem Tor tur m versehen (Mittelwies­ Feldsiechen haus stan d an fä nglich vor dem H a igerloch sch eint am Ende des 15. oder tor) , Das 3. To r befand sich am nör dlichen "Mittin w is- Tor", später im Norden im Anfang des 16. J ahrhunderts er f~Jgt zu E ingang der S tadt (1413 ge nannt). K arlstal. se in . Noch im H aigerlocher K a pit elsta tut Der Oberstadtturm erhielt sein en Auf­ W ann H ai gerloch zu r Stadt erhoben von 1417 wir d in H ai gerloch k ein P fa r r -e r bau (Zwiebelhelm ) erst u m die Mitte des w urde, ist n icht sicher. Wahrscheinlich ge ­ erwähn t, d agegen si nd di e P fa rrei en Weil­ 18. J ahrhunderts, als er zu ei nem Gl ock en­ schah das u nter dem Gr afen Albert I I. vo n dorf und Trillfin gen au fgeführ t. Die Pfar­ turm umgebaut w urde. Denn die Ulrichs­ Hohenberg, der im Freibr ief für d as Haag­ rer zogen aber ' w ahr sch einlich schon vor kapelle in seiner Näh e w ar b au fällig ge­ schlößch en vo m J a hr 1296 H a igerloch als 1500 in die Stadt. Beim Namen des Deka­ worden u nd wur de abgebrochen . Der Turm "u nsere neue Stadt" bezeichnet. n ats H ai gerloch wurde das einemal der w ir d zu r Burg als Bergfried ge hö r t haben . r echtliche Sitz, ein an der mal der fakti sche S ein ursprünglicher Zugang, der mit ei nem Di e Hohenberger müss en in den erste n Sit z verwendet, so daß m anchmal v om Ton n engew ölbe über deck t war, fa nd sich J ahrzehnten in ihrer H ai gerlocher Herr­ "Oberpfar rer " in H a igerloch statt in Weil­ auf der Ostseite. Der Turm ist 19,3 m hoch schaft eine r ege Bautäti gkeit en tfa ltet h a­ dorf und vom "Un ter pfar r er " statt in 'I'ril l- : und ha t 10,75 m im Geviert (Rodler). Unter ben. So w eist der Oberstadtturm in seinem fin gen die Rede is t. d em Eingangsstockwer k enthielt er ein fe n ­ baulichen Befund in d ie Zeit um 1200. In Di e Kirche der Unterstadt S t. N ik olaus sterloses Burgverlies. Nach dem Umbau im n ächster Nähe von H ai gerloch gründeten (Nikolaus-Kirchen im 11. und 12. J ah rhun­ 18. Jahrhundert wur de der achteckige A uf­ sie 1237 das 'Kl oster Kirchberg, Der Berg­ der t aufge k ommen) ist erstmals in einem b au Wächter haus, in dem der H och wäch ter spor n 'r ech ts der Eyach b ot sich als neu er Ablaßbrief, allerdings fälschlich als .,ec cle­ täglich zu den drei Geb etszeit en hlasen Burgsitz an. Dam it v erlagerte sich auch sia parochialis in inferioni H ai ger loch ", er ­ mußte, ebens o b ei B r än den, Ho chzeiten, d as wirtschaftliche Zentrum der Stadt. Die w ähnt. In einer Ur kun de von 1369 ist vom J a hr tagen u sw . Urkundlich erwähnt w ird Unterstadt na hm den Marktplatz auf u n d H l. Ulrich der Oberstadt die Rede. Der H l. der Tu r m erstmals 1375. um ihn gruppi er ten si ch di e Han d werk s­ U lrich w urde 993 kanonisier t. Die Kapelle Di e Ulrichskapelle stand in der Näh e der " betr iebe. Als ältestes Bauw erk da rf n ach stand östlich v om sog.Röm er turm. Auch Bur g. Ihr P a trozin ium weist au f ei ne Blessing die um 1250 errich tete U nterstadt­ b ei ihr w ar der Spr a chgeb r auch P far rkir­ G r ü nd u ng des 11. Jahrhunderts (s. oben). kirche S t. Nikolaus angesehen werden. E r che stark ins Wan ken geraten. ' Erst 1683 Viell eich t ist sie u rsp r ün glich eine Burg­ weist auch nach , daß die "Hai gerlocher wurde endgültig Ord nung geschaffen: Die k a pelle gewesen . Urkundlich erwähnt wird Gült", eine Naturleis tung von 1 Malter 1584- 1607 er baute Schloßkirche wurde zur sie erst 1366 (Urbar 1472). A n sie angebaut Roggen, 4 Vie r tel H aber und 1 Huhn pro a lleinigen "P far r k ir ch e für di e Stadt und war eine Klause (Hodler S. 558). In der Jau chert nur von den Bewohnern der (äl• di e beiden Dör fer Weildorf und T ri llfiri gen. Vorstadt stan d n ahe dem Mittelwiestor das " ter en) Oberstadt gezahlt wurde, w ährend Der General v ik ar des Bi stums K onstanz h er rsch aftliche K ornh au s (Urbar 1472). Die der "Wit hau- Zins von den Bürgern der b estä ti gte, "daß d ie schönste u nd ger äu ­ gerraue Lage ist aber unsicher. Ober- u n d Un terstadt entrich te t wor den migste K irche, d ie bi sher von curata ge­ Der Name H aag, h eute ein S tadtb ezirk, war" . w esen se i, zur P farrkirche erh oben .md die u rspr ün glich eine F lur , trit t anderwärts Die Zweiteilung der Stadt ist nach Bl es­ ander n Kirchen für a lle Zeit mit j ener ver­ öfters in Verbindung mit ein er Burg au f, sing n ur eine vorübergehende, verwal­ bunden". h ier in Haigerloch in Verbindung mit der tungsmäßige Trennung au f 27 Jahre (1354­ Der K ern der H er rsch a ft H a igerl och war B u r g in der Oberstad t. " 1381) gewesen, d ie d yn a st ische Gr ünde ge ­ 1375 der Grundbesitz in den Dörfern Weil­ Ein Graben trennte di e mittel alterliche habt h ab e u n d gehe au f E r bstr eiti gkeiten dorf, Gruol, H eiligenzim m er n u nd Bi ttel­ Stadt im Westen von der Ho chfläche ab. zurück, ein Streit um den Na chlaß von b r onn u nd 1368 zu T r illfin gen mit den um­ Über dem Grob en erhob sich eine 4 bis 5 m H ugo I. von Hohenb erg. zwischen der Wit­ li egenden Dör fern I rnmnau, H ar t, I!öfen ­ h ohe Mauer mit überdachtem Wehrgang w e Ursula un d seiner Tochter Ursula einer ­ dor f, Bi etenhau sen , Gericht zu Rangendiri­ und m it Schießscharten. Ende des 13. J ahr­ seits und den Grafen Albrecht V. und Ru ­ gen , Stein hofen , Ob erowingen, Ho sp ach. hun der ts wurde das Haag in di e Stadt mit dolf I H. von Hoh enber g andererseits. einbezogen. Das H aagtor beim H aagschlöß­ Zwischen 1237 und 1353 gibt es n ach Herausgeg eben von der He imatkun dlichen chen gesta ttete d ie Dur ch fahr t zur E ya ch. Blessing keinen Hin w eis auf zwei Städte, Vereinigung Balingen. A u f dem Ölgemälde vom Anfang des 18. erst 1354 u nterscheiden di e Quell n erst­ Vor sitzender: Christoph Ro ller, Bal in gen, J ah r hu nder ts, das sich im Schloß Si gma­ mals zwischen der ob eren u nd ni ederen Am Heuberg 14. Tel ef on 77 82. r in gen befin det, kann der Verlauf der Stadt Haigerloch. 1360 wird der S chult h ei ß Redakt ion: Fr it z S cheerer, Bal ingen,Am Ringm auer einigermaßen konstruiert w er ­ der unter en u nd d er Schultheiß der oberen Heu bej'g 42. Tel efon 76 76. den . Stadt gen annt.Nach 1381 wer den di e Na­ Die Heimatkundlichen Blätter ersch ein en Nach dem u m 1200 rechts der E yach eine men Ob er- .u nd Unterstadt nur noch als jeweils am Monatsende als ständige Bei­ Burg (heute Schloß) errichtet w or den war, Lageb ezeichnung b enützt . Auffallend bleibt lage des ..Zollern-Alb-Kuriers" idhohe Blätter

J ah r gang 26 28. Feb r uar 1979 N e. 2 VomHexenglaubenundvonHexenprozessen Betroffene u n serer H eimat Kurt Wedler, B al ingen

In unserer nostalgischen Epoche der Ge­ Nam en aufs tehen u nd ins F eld fahren h ei­ ihre Unvorsichtigkeit den Stadtbrand von genwart, in der di e "gute alte Zeit" betu nt ßen . Mit kummervollem Herzen se i er auf­ 1607 verursachte, auf der Flucht ergr iffen u nd h erausgehoben wird, ist es nicht ab ­ gestanden, und wie er m it den Rossen a us ­ und als H exe verbrannt. Ähnlich war es wegig, sich auch an manche dunkle Zeiten gefa h ren se i, h abe er ge glaubt, ein an derer mit K atharina Engelfried, die für den zu er mnern, die durch Krieg, Hungersnot, Roßbub fahre ihm nach, wie er sich aber Stadtbrand von 1672 verantwortlich ge­ Seuchen, Glaubenskämpfe und Hexenglau­ um gesehen h ätte, sei es der böse Gei st ge­ macht wurde. 1652 wurde gegen eine an ­ ben in der Vergangenheit Not und Elend wesen, der Klauen w ie eine Kuh gehabt, d ere Frau eine Untersuchung eingeleitet, über die Menschen gebracht haben. Hier sonst a ber w ie ein Kriegsknecht ausge se­ da sie angeklagt war, ein em jungen Mann 'ein i/:"cs über den Hexenglauben und di e h en habe, n ämlich mit einem roten Rock seine Mannheit gestohlen zu haben". 'a bscheulich en Hexenprozesse bei unseren u nd einem grü nen Hut·mit weißen Federn Und in der alten Oberamtbeschreibung Vo r fahren. bekleidet gewesen se i. Derselbe h abe ihn von 1880 liest man (Seite 128) über Hexen;" Neb en dem H exen städtchen S aulgau, in gefr agt, waru m er so traurig sei? er solle sagen: "Nicht weit von Balirigen ist der dem im 17. und 18. Jahrhu n dert beson ders n ur ge tr os t sei n, er wo lle ihm, da er se he, berühmte Berg, den man Heuberg nennt viele H exenprozesse stattfanden, ist Rott­ daß er so schlechte Klei der h abe, sch önere und von wel chem m an vor gibt , daß die He­ weil mit seinem H ex engeri cht zu n ennen, und dazu Geld ge be n, wenn er ganz ihm xen au f dem selben zusam men kom men und von' dem von 1561 - 1648 nicht weniger als folgen u nd sich Gottes, se iner lieben Mu t­ ih re Teufelsspiel e h aben (Flurn ame " "He';: 113 Men schen , darunter auch 19 Männer , ter und aller Gottes H eiligen verleugnen xenbückele"). Das ist gewiß, daß ann o 1589 als der Hexerei schuldig verurteil t w ur den. wolle. Das habe er ge ta n, und dafür fünf im Herbst etliche dergleichen Weiber u nd Dazu gehörten auch eine Barbara Sch r ei n er Gulden erhalten. Dar auf gestand der In­ der fürnehmste Ratsherr zu Schömberg aus Le idringen u n d ein Mich ael Keitz aus q uisit weiter, wie er vom b ösen Geiste zu verbr annt worden, di e alle b ekannt h aben , Ratshausen. Im Stadtarchiv in Rottweil schändlichen sodomitischen Lastern V0r ­ daß sie gewoh nt gewesen, des Nachts au f sind noch H ex enpr ozeßakten vor handen, u . führ t und auch angewiesen worden se i, diesem Berg zusam menz ukom men , mit den darin ist auch das Geständnis der Barb ara m ehr er e S tücke Vieh zu schlagen , daß sie Teufeln zu tanzen, zu buhlen, Menschen Schreiner von Leidringen en thalten, "von , a bgingen. - A n einem Montag, geste ht er und Vieh zu b eschädi gen. Daher kommt es d er ihr Ver führer, den sie Elzebock n ann te , weiter, sei er bei se iner Schw ägerin gestan ­ auch, daß die ge meinen Leut di e G espen­ sogar verlangte, daß sie ihn anbeten soll ­ den, und da se i der böse Gei st zu ihnen ster und Lich tgesich te r, di e au f di esem te, was sie a uch tat, obwoh l ,sie ih n vo rher gekom men und h abe ge r ufe n : ihr beide Berg h äufig geseh en wer de n, für Zauberei von einer se h r n atürlichen Seite k ennen- müßt m ein sein, und ihm einen Stecken, von den H exen und Teufeln h alten (nach gelernt h atte". ' jener a ber ein en Besen ge ge b en , und sie Crusius)", Im J ahr 1580 gestan d Michael K eitz aus mit den Worten:"Fahret aus ins Teufel s Bei einer all gem einen Betrachtung des R atshausen:"Vo r ungefähr zwei J ah ren Nam sto ßet ni enen an!" fortfahren h eißen. "Hex enbildes" muß m an auch die Hexe habe er in Neukirch ge dient, und da h abe Alsbald sei en sie an einem vor Die ti nge n im Mä rchen m it einbezie hen, die symbo­ eines Tages ,se in Mei ster ihn in s Teufels ge legenen Or t, in der H asla genann t, ge ­ li sch da s Schl echte und Bö se in der Welt fahr en, und all da mit Ausn ahme von Br ot ver kör per t. Es ist zu b eg rüßen, daß die und S al z, v iel es ge gessen und getrunken. Verdammung des Märchens als "Kinder':' Der b öse Geist aber ha be damal s und n ach­ sch reck" und als "Unr ealistisch er Unfug" h er noch oft vor se inen Augen m it se iner überwunden ist. Da s Kleinkind in sei ner Sch wä gerin sich vergangen . .. Keitz w u r de m agi sch-mythisch en Entw icklungsstufe am 20. Dezember 1580 zum F euertod ver­ braucht so lchen Er zählstoff zu se inem gei­ urteilt un d wen ige Tage darauf hingerich­ stigen Wachstum , und auch der Erwachsene tet". Der "Teufe l" w ar aber ein gemeiner findet im Märchen 'n och wesentliche Hin­ L and str ei cher, der sich m it Hilfe des sicher weise für se in P er s önlichkeitsbild. lasterha Ite n K eitz a n dessen Schw äger in ' M agisch wir kende K r äft e wurden schon h eranm achte. in der F rühzeit und in den alten Kultu ren Ei n gleiches Schicksal erlitt ein T heis Göttern , und Dämonen zu gesprochen. Hier Grueb er vo n Hochm össmgen, der bei den m uß m ini auch die Ur sachen des Hexen­ sog. H ex enfahrten und -versammlungen glaubens suchen, der sich, ver ändert zwar, au fspielen mußte. Der 'böse Geist h ab e ihn bi s 'in u nsere Gegenwar t for tsetzt. Dämoni­ außerdem zu Di ebstählen und so dom iti­ sche u nerklärliche m agische K r äfte sollen schen Lastern verführt, um ihn noch m ehr durch unsichtbar e Wesen od er au ch d u rch an sich zu fesseln. Im J uli 1615 endete er Menschen wir ksam werden und Krankbei­ sein Leben au f dem Scheiterhaufe n. - So ten 'und raschen Tod bei Menschen un d ließe sich die' Reihe der P r ozesse fo rtset­ Ti er en verursachen, Wetter beeinfl ussen zen. Auch Balingen h atte seine H ex en­ (Sturm,' G ewi tter, H agel), L iebesza ub er prozesse. So lesen wir in der Krei sb esch r ei­ her vor rufen , geheimnisvolle Gifte a us ­ bung (11., Seite 17) fo lgendes : "A m bekann­ streuen u sw . Der Medizinmann, Zauber er testen ' ist der gegen die B ürgermei sters­ oder Schamane und die Dru id in, Seher in witwe Anna Murschel von Balingen 1588/ oder P ri esterin haben die A ufgabe, in die­ 1600. Sie war wegen Zauberei b zw. Ver­ se m , für den gewöh nlichen Mens chen un­ .gifturig pei nlich angeklagt und w ur de auf erklär lichen Bereich , Schaden abzuw ehren Gerichtsbeschl uß m ehrmals (Ver geblich) u nd Nutzen zu erzwingen . Eigene Mi t tel gefoltert. Schließlich gew ann sie einen gegen den H exenzauber fand m an in der tüchtigen Rechtsanw alt und w u r de au f ein Anwendung verschiedener K r äuter: He­ die Schuld ver neinendes Gutachten der 'I' ü• xenrau ch (Speik), H exenkraut (Waldklet­ binger . Juristenfakultät h in frei gelassen. te), H ex endistel (Feldm annstreu), Teufels­ Einige andere mit ihr angeklagten Frauen abb iß (wer ihn bei sich tr ägt, dem k ann w urden jedoch hingerichtet. Ebenso sw u rde "keyn zauberey ge schaden von den b ösen Hexen die alte F rau (die Knodlerin), die durch wyben"). Man staunt immer wieder darü-

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h ammer (Malleu s m al eficarum), von zwei rei!" Nur auf Grund di eser Denkw eise Dominikanermönchen verfaß t, der in se i­ konnten di e Hexenprozes se geführ t wer­ nem dritten Te il zum Strafkodex für die den. Ein e teuflisch e Ausgeburt religiösen Gerichtspraxis wurde bi s ins 18. J ahrhun­ Wahnes waren diese Prozesse, und das ' dert bei Rich ter n aller K onfessio nen. Auch Feuer, das geschürt wu rde, breitete sich die evangelische Kirche fü hrte m it welt­ im mer m ehr aus. Die heili ge Dummheit lichen Richtern Hexenprozesse durch. grassierte bi s in die Reihen der Vernünfti­ 4.) Die Hexe der F astnacht. Sie tritt m it ge n. Aber auch fin anzielle Spekulationen höllisch em Spektakel a uf und ist, wi e die schliche n sich in di esen Hexenwahn ein Hexe des Märchens, Verkörperung des Bö• (Einziehen de s Besitzes zur Bezahlung von se n. Si e trägt auch Züge der Sagenhexe u. Richtern und Henkern, Schmiergelder bei eri n ne rt an die Zeiten der Hexenprozesse, Nichtanzeige und Nichtverfolgung, Geld an denn sie wird in der Regel arn Ende der Denunzianten u ., a.). närrische n Tage auf dem Scheiterhaufen Massenhafte Verbrennungen gab es , in , verbrann t (Ober nheim und in m anchen Arras (siehe Tieck "Der Hexensabbath"), Orten Oberschwabens). in Corno (41) und in Mona in Schweden (72, 5.) Die Hex er, Zauberer , Magiker der Ge­ darunter 15 Kinder). Am schlimmste n wa­ genwart, die von Menschen mit medial en ren, zw ar etwas später als in ande ren Län• Fähigkeiten unterschieden werden müssen, dern, aber mit deutscher Gründlichkeit, sind solche Leute, die mit Tricks, Ge­ die Verfolgungen bei uns. ' Obwohl sich an schwindigkeit, Taschenspielerei u. a. arbei­ manchen Orten geistliche und weltliche ten und im Zirkus, auf Jahrmärkten, in Fürsten und Priester dem Hexenwahn wi­ Vereins- und sonstigen Veranstaltungen dersetzten, breitete er sich doch immer auft reten. mehr aus, und sogar Luther trat dafür ein. 6.) Die Hexe in der Horror-Unterhal­ Niemand war sicher vor einer Anzei ge. tu ngsli teratur . Sie ist ein Abklatsch der Armut und Reichtum, Häßlichkeit und Märchen-, Sag en- und der inquisitorischen Schönheit, Gesundheit und Krankheit, all es Hexe und kann nicht ernst genommen konnte gleichermaßen Anlaß einer Ver­ werden . dächtigung sein, und aus den Folterkam­ mern, die überall in den Städten einge­ Der Name "Hexe" komm t vi elleicht von richtet wurden, drangen Schreie der Qual dem althochde u tschen "hagzussa" = Zaun­ weib. Sie ist das dämonische Wesen, d as und de s Entsetzens in die Ohren der Vor­ Mittelalterliche Strafen bei Hexenprozessen auf dem Zaun sitzt und der umfriedeten übergehenden, denn der Hexenhammer be­ Ackerflur Schaden bringt. Im 15./16. Jahr­ fürwortet den endlosen Gebrauch der F ol­ ter. Der abs cheuliche Hexenrichter Remi­ ber, w ievieles in u nserer Sprache noch an hundert hat sich der Begriff zu "hesse" od er "heese" gewande lt und ist schließlich gius von Lothringen rühmt sich in seiner 'diese Zeit des Hexenglaubens erin nert. Da "Daem onola tria" von 1595, d aß er in 15 ist der Hexenbesen (die As tverwachsungen . zu "Hexe" geworden. Das Teufelsbewußt• se in des Christentums geht vermutlich "Zu­ J ahren 800 He xen habe verbrennen lassen v or allem bei der Birke), das Hexen ei (die und erzählt von eine m seiner Opfer, Ka­ Sti nk m orchel, wenn sie aus dem Boden r ück auf altindische n (Siva), altpersischeri (Ahriman) und altä gy p tis chen (Typhon) tharina geheißen : di eselbe w äre, obg leich stößt), Hexenkörner (Samen der Pfingst­ noch ein unmannbares Kind, im K erker r ose), Hexenpilz (ein Röhrling), Hexenring Glauben und w urde im Mittel alter in der ve r wir renden Phantas ie der Mensch en der­ wiederho lt dergest alt vom Teu fel genot­ (di e kreisförmige Ausbreitung des P ilz­ züch tigt worden, daß man sie halbtot vor­ mycels bei m anchen Pilzen) , Hexensch uß, art geste igert, daß eine Gruppe von Theo­ gefunden habe". Das ist kein Einzelfal l. Hexentanzpla tz usw. logen und Lai en sogar eine Teufels­ Krankhaft e Wollust, An m aßung, Willkür, Die P ersonifizier ung der dämonischen hierarchie von sieben Million en Teufeln aufbaute, die natürlich auch mens chliche Gehässigkeit, H ab sucht, Uneh rlichkeit und Kräfte ist also di e Hexe, ode r der Hexen­ Grausamkeit der. Inquisitoren u nd Folt er­ m eister od er Hexer, w obei der prozentual e Helfer brauchten, eben di e Hexen und He­ xenmeister. Auch mythologische Gestalten knechte waren m it di esem Hexen wahn sohr Anteil der Hexen bei w eitem überw iegt. oft verbunden . Alles, was zunächs t unerklärbar w ar, wur­ der Griech en und Römer, Kelten und Ger­ de einfach diesen Wesen zugeschrieben. ­ manen wurden in Teufel umgedacht und .Ioh annes Scherr berichtet von Offenburg Auch in der Gegenwart gibt es noch He­ a.ls solche propagiert, so P an, Faun, Mer­ 60 Verbrennungen in vi er Jahren, von Wie­ x enp rozesse, es sind a llerdings Verleum­ lin , Loki u. a. se nste ig 25 in ein em J ahr, von Ingelfingen dungsprozesse, die von Magikern, Zaube­ Di e Bestrafung der Zauberei in der Sage 13, Rottw eil ist zu Anfang mit 113 im 16.1 rer n, Gesundbete rn, Hellsehern u. a., we­ wu rde der göttlichen Gerechtigkeit über­ 17. Jahrhundert schon genannt. In der gen Verleumdung, übler Nachrede, moral l­ la ssen. Die Kirche aber machte das Zauber­ "Geschich te der Hexenprozesse" heißt es: scher od er materieller Schädigung ange­ w esen zu einem wesentlichen Bestandteil "Im Namen von Kaisern und K önigen, vo n str engt w erden, also Prozesse mit umge- ih rer inquisitorischen Tätigkeit. Schon die Bischöfen und Landjunkern sind die Blut­ , kehrtem Vorzeichen. Es gibt sogar ein "He­ Albigenser und die Waldenser wurden im urteile gesprochen worden: Tod von Men­ ,x enarchiv" (Hamburg Gesellschaft e. V.) u . 13. Jahrhundert mit Hilfe toller Lügenmär• schen und Tieren, Verödung der Dörfer, in England eine "Hexensekte". In Bogata chen verdächtigt, mit dem Teufel umzuge­ Felder und Weinberge. Ihre Bewohner und wurde 1975 ein "Welthexenkongreß" abge­ hen. Wer das tut, hat den Bund mit der Bebauer schreiten zum Richtplatz oder halten. In der Horror-Unterhaltungslitera­ Kirche Christi, der durch die Taufe ge­ wenden, um diesem zu entgehen, beizeiten tu r unserer Tage erscheint die-Hexe er ­ schlossen ist, gebrochen und ist somit ein dem Vaterland den Rücken". Wie entsetz­ neut und nun als schauder - errege ndes We­ Ketzer. Beweismittel im Prozeßverfahren lich ist es zu lesen, daß eine etwa fünf• sen, also nicht als Vertreterin und Per­ war die Folter und die oft erzwungene jährige Verfolgung in dem kleinen St~ft sonifizier ung des Bösen wie im Märchen. Zeugenaussage. Die auferlegten Strafen, Bamberg 600, in dem nicht viel größeren So m anifestiert sich die Hexe in sechs . die teilweise auch für andere Delikte gal­ Stift Würzbung sogar '900 und eine nur verschiedenen Wesensarten, die zwar man­ ten, zeigt unser Bild: Verbrennen (Haupt­ dreijährige Verfolgung in dem ganz klei­ che ähnliche Züge aufweisen, aber doch strafe ), Hängen, Blenden, Aufschlitzen, Rä• nen Stift Fulda 250 Opfer verschlang. Die differenziert erscheinen: <.' dern, Auspeitschen, Enthaupten und Hand­ Exekutionsstätte sah oft wegen der dort 1.) die Hexe im Märchen, ein Phantasie­ abhauen. Dazu kamen schon in der Folter: aufgerichteten Brandpfähle wie ein' klei­ gebilde in häßlicher, menschlicher Gestalt, Daumenstock, Spanische Stiefel, der Zug, ner Wald aus. Unter den Opfern waren Symbolfigur des Bö sen und Schlechten , das die Lederpeitsche mit zackigen Metallstük• Leute jeden Standes, Alters und Geschlech­ überwu nden w erde n soll (z. B. Hänsel und ken, der Schwitzkasten, Brennen mit glü• tes, sogar Kinder von ein bis sechs J ahren. Gretel). hendem Ei sen, die Wasserprobe, die Eiserne Die Gesamtsumme der Hingerichteten in 2.) die Sagen-Hexe (Hexen au f dem Ba­ Jungfrau, die Folterleiter, das Rad u. a. deutschen Landen sch ätzt man auf 100000. li nger Heuberg). Sie steht mit dem Teufel Im 13. Jahrhundert trat in der Geschichte Die letzte Hexe soll bei uns am 21. 6. 1749 im Bund, tanzt und buhlt mit ihm und de s Zauberwesens eine Wende ein. Wäh• in Würzburg hingerichtet worden sein, ei ­ schädigt Mensch und Vieh. Auch sie ist ei­ rend man bisher den Zauberglauben als ne 70jährige Nonne namens Renate Si n­ ne Phantasieerscheinung. Aberglauben von der Kirche verfolgte oder ger, 1782 folgte dann in der Schweiz noch 3.) die menschliche, theologisch-jurist i­ mindestens als sündig bezeichnete, wurde ein Hexenprozeß und in Polen und Ungarn sche Hexe, die von der Inquisition wegen jetzt der Zweifel an seiner Realität als reichten sie sogar bis zum Übergang in s Häresie, Zauberkunst und Um ga ng mit Ketzerei bezeichnet. Der Teufelskult war 19. Jahrhundert. H öllengeistern verfolgt und ve rurteilt w ur­ als o Wirklichkeit, so das Bündnis mit dem All dies geschah noch im Zeitalter der de. Dieser Hexenglaube, der wohl m it dem Satan, die Huldigung und Anbetung, die Aufkl ärung. Brandenburg-Preußen schaffte Kreuzzug gegen di e Albigenser im 13. fl eischliche Vermischung mit ihm, die Los­ als erster Staat Anfang des 18. Ja."'lrhun­ Jahrhundert seinen Anfang nahm, steiger­ sagung von Gott, die Verleugnung des derts Folter und Hexenprozesse ab, es te sich im Hexenwahn des 15. - 18. J ahr­ christlichen Glaubens usw. - Der Leitsatz folgte 1776 Österreich unter Maria Thcre­ hunderts in eine Massenhysterie und eine des Hexenhammers, von den beiden sia. In Württemberg wurde die Folter erst seelis ch -geistige Epidemie, die unsägliches Dominikanermönchen Heinrich Institor u, 1809 als drittletztem Staat in deutschen Elend über Tausende von Menschen brach­ Jakob Sprengel' verfaßt, lautet: "Das Leug­ Landen aufgehoben. Wie grausam bei die­ te. Damal s, 1487, entstand de r sog. Hexen- nen der Wirklichkeit der Hexerei ist Ketze- ser Tortur oft vorgegangen wurde, das Februar 1979 Heimatkundliche Blätter Balluzen Se it e 199 schildert ei n Bericht a us Nö rdli ngen: .,Da mann sie für s chu l dig h gescha ielten, aber auch Verzw eiflungssch r eie gellten überall aus h es im Oktober 1593, daß di e Frau di ese seelische Folter hi elt diese des Gastwirts Frau aus. d en Folterk ammern, und die Sc heiterhau ­ zu r Krone, Maria H oll in 56mal und mit der a nsges u ch testen Grau- Ulm ge bü rtig, ' fen brannten, um unschuldige Opfer qual­ au f Grund der Angab en sa m ke it wurde di e Tortur geg en die v einer an deren G efolt un­ oll zu ver ni chten. erten in s G ef ängnis schuldige M aria Holl a ngewen det, d as und alsb ald zur Folterbank gefü hr t wurde. let zte m al im F eb ruar 1594. Si e blieb aber Literatur: Johann W as v or ihr k eine Gefolterte ver m es Scherr: D eutsche ocht no ch se ch s Monate gefangen und kam Kultur- und Sittengeschich h a tte, das vermochte s ie. Standhaft er nur te ; Fr. von 8 01­ tr ug durch Fürbitte der Reichstadt dan-Heppe: Geschichte sie alle mit satanischer Grausamkeit wie­ Ulm frei und der Hexenpr ozes se derholten und mit mußte sich verpflichten, ihr Haus nicht zu 1938; Fr. v. Alberti: Die Altertümer in d er jeder Wiederholung im ­ Umgebung m er noch verschärften Torturen verlass en . Ein Kritiker bemerkte mit Recht von Rottweil 1838; E . W. Flinke: , ohne sich , Die Hex e im ' ei n Schuldbekenntnis abquälen daß damals der Verstand der Märchen, in Acta ,Gerru anica zu la ssen. Verantwort­ (Jahrbuch des Südafrikanisch Der Rat ließ ihr vorlügen, lichen "spazieren en Germani­ daß ihre Ver­ gegangen sei". Eine Mör• stenverbandes 1977); J wandten und Freunde, ja se lbst ihr dergrub . Huizinger: Herbst Ehe- e w ar aus Deutschland ge worden. des Mittelalters 1952. DasBickelpergsehe Lagerbuch ­ eine Quelle unserer Heimatgeschichte (Fortsetzung) I m L aufe der nächsten 100 Jahre sin d d ann m end und auf der Brache statt. zahlreich Dagegen strit gend Sätzlins sunen (Söhnen) gen Ba­ eNacht räge im Lagerbuch von an­ w urde der Obstbau gepflegt. Bei der Ver­ deren Schreibern lingen 6 Malter minder 1 schöffei " (S ätzlm gemacht worden, die aber leihung von Ror (abgegangen zwischen Schultheiß gr ößten teils ihre Namen nicht angab in Balingen) und Bentz en "De­ en. Engstlatt und ) wurde dem Lehen­ ners kind" den Klausnerinnen Den Gegenstand der Aufzeichnungen träger zur Pflicht 1'12 Malter de s gemacht, 50 Obstbäume Korn (Burgmeß, 1 M. ca. 268 Li ter), 1435 zusammengestellten Lagerbuchs. da zu setzen und 10 ßh! s davon jährlich den halben Wiesenzins, '12 Viertel Eier und a uf älteren Aufzeichnungen aus dem 14. Ertrag an Ob st abzuliefern. 3 Hühner. u nd b eginnenden 15. Jahrhund Zu Tanhain (Thanheim) gibt der Eni dem: ert fußt, bil­ Die Aufzählung all di eser Aspekte den d ie den Zollerngrafen zukommenden macht Peter Scherlin zu Dürrwangen 12 ßhl aus deutlich, daß das Bickelspergische La Gefä lle (Einnahmen). Diese Gefälle flie ßen ger­ einer Wiese und dem Kloster Alpirsbach b uch r eiches Material zur Verfügung stellt 9 ßhl au s einem zum ü ber w iegenden Teil aus Häusern. H ö• fü r Lehen. Der Humel (Hum­ fen die Abgaben der Pflichtigen, für di e m el) g ibt in die Bahnger Güter n Äckern und Wiesen . Beschri e- Wirtscha Klause 6 Scheffel - b en' werden ftsges ch ichte. für Familien-, Hof­ Dinkel und 3 Scheffel neben dem Einkommen di e u nd Flurnamenforschung Haber und 1 Malter Rechte, der wie auch für die Korn dem Bahnger Pfaffen Besi tz der zollerisch en Graf en Si edlungskunde Sätzlin und 3 in de n einz el ne . Das Lagerbuch hat seit Malter Vesen Hansen Löwen n Orten und ei nzel nen P er­ seiner Veröffentlichun zu Balingen, sonen gegenüber. g nichts an Aktuali­ Haintz Mem gibt dem Balinger Lu Ang e geben sin d auch tät ve rloren. Im folg gg Fuchs 'Zin s en und Gülten. di enden sollen nun di e 8 ßh!. Der Ptlum gibt dem Bahnger e a us verschiedenen Bezi ehungen unserer Ortschaften Schult­ Orten nach auswärts en zur Graf­ heißen 2 M alter Vesen Bahnger Meß trich tet werden schaft Zollern u m 1435 h eraus (1 M . oder u mg ekehrt v on benachbar ten w gest ellt wer­ rund 270 Liter). Die "Gretzin gerin e n" vo n ür t­ den. denn d as Urbar od er Lagerbuch tembergischen Orten in zollerische. Damit ent­ Balingen beziehen von Suter (Sau ter ) 1 is t da s hält "Aufzeichnungen be schreibender Art, Malter Korn Urbar n icht nur -für di e Grafsch aft welche d und ' 6 Viertel Hab er, von Zollern v azu best immt sind. zur Kunde des Ostertag 20 Viertel on B ed eutung. s onde r n auch fü r Be Vesen Hechinger Meß unsere standes ei ner Grundherrschaft an liegen­ (l M. rund Geg end. Es vermittelt uns ei nen dem 367 Liter) und 5 Viertel Haber Überblick Gut und ihrer G erechtsame zu di enen" Bahnger Meß, von über die rech tlichen und w irt­ (Krotzsch ke), Spilahans 20 Viertel schaftl ich en Verhä lt n isse der Vesen Hechinger Meß und 5 Viertel Haber Herr schaft Im Lage rbuch sind vor allem und d er Untertanen. für die ein­ Bahnger Meß, von Burkart Remingshain zelnen Orte der Grafschaf t Zollern di e Da r über hinaus st 3' /2 Malter Vesen Hechinger Meß und 1 ellt da s Lagerbuch für Abgaben und Zin se usw. um 1435 aufge­ Malter d ie F amilienforschung reiches Haber Balinger Meß, von Conrat Material für führt. Durch die "Aus leute " sind aber Be­ Schürherr eine Ze it zur Verfügung, in der noch 3 Scheffel Vesen und 6 Viertel kein e ziehu ng en zu d en benachbarten Gebieten Haber. Der Suter Kirchenbü cher geführt wurden. Dann vo gibt auch an das Kloster nen­ r allem zum Amt Balingen, festzustellen: Kirchberg 21 Viertel Vesen nen d ie Quellen au ch zahlreiche Flurnamen da die Au und Kernen und sleute namentlich genannt sin d. der Schürherr dem Kloster u n d ab gegangene Siedlungen. Von den zollerisch Alpirsbach 15 en Orten Steinhofen, Bi': ßh!. Der Müller gibt Die ü be rw iegende Mehrh si ngen und Thanheim dem Surrehinger 3 eit der Bevölke­ bestanden bis zur Pfund hl (Heller) aus der Mühle rung w aren Leibeigene. Diese w starke und 4 er den meist Beziehungen zu Engst­ Hühner nach Ro senfeld aus ein m it d er Bezeichnung "Ar me latt. 1435 hatten württembergische em Hölzlein, Lüte" (Leute) Unter­ ebenfalls 4 Hühner - gibt Schnürlin, belegt. was sowohl schle cht hin Unt tanen von Engstlatt Besitz im er t anen benachbar­ Schwartzhans gibt nach Engstlatt 5 ßhl, w ie au ch Leibeigene bedeuten kann. Die ten Zollerischen und die Bisirrger und Hans L Dietrich dem Schuler zu En gstlatt 9 eib ei genschaft (von Mutterseite her) äu• Steinhofener waren ihrerseits auf der ßhl. Hans ßer te Kilrnaiger (Killmaier) gibt Haint­ sich vor allem in der jährlichen Ab­ Engstlatter Markung begütert. zen Arnolds gabe einer Kindern zu Bahngen 3 Malter Fastnachtshenne. an deren Im Lagerbuch ist so u. a . verzeichnet, und 2 Viertel Vesen S telle auch. besonders daß und 20 Vi ertel Haber. bei auswärts woh­ der "Mayer von Engsehlatt" 2 Jauchert und Eberlin Byter 3 n enden Eigenleute. eine Malter und 2 Viertel geringe Geldzah­ Äcker und je 1/ 3 an zwei Hölzern (Wäldern) Vesen und 20 Viertel Hab lung treten konnte. Die Leibeigenen, er, den Herren die zu Steinhofen haben. Ebenso besitzt hier von Burran (Beuren) 8 ßhl und 1 Huhn, a u ßer h alb der Grafschaft wohnten, die ei sog. ner von "Burgfeld" 4 Jauchert Äcker. dem,Kl oster Alpirsbach zweimal 4 ßhl und "Ausleu te", sind mit Angabe ihres Wohn­ Hans Rättich zu Balingen 2 Hühner si tzes. teilweise hat 3' /2 J. Acker und dem Kloster Kirchberg 11 auch mit Angabe der Zahl und 1/ 2 Mannsmahd Wiesen, Viertel der Kinder Anni Rättich Din kel. Insgesamt wurden für aufgeführt. zu Ebirigen 1 1 J . Acker und 1 Mm. Wiesen. Thanheim abgeschrieben: 9 / 2 Pfund 2 Hel­ Die Hauptmasse der Abgaben bildeten "J oß, ein Schmid" zu Balingen, besitzt 1 ler, an Vesen 58 Malter, an Haber 101/ 2 Mal­ die " Gü lten" (Grundzinse) für d ie Nutzu ng Mm. Wiesen. "Conra t ter des Kur von Balingen hat und 3 Viertel. 28 -H üh ner , 2' /2 Viertel Hofes. eines Hauses, einzelner Äcker zu Tanhain (Thanheirn) und 20 und Wiesen. 1 holtz" und Michel Eier (320 Stück). Die Gült wurde in Geld od er Henn is v on Bahngen "ain wislin in Naturalien zu Bisin­ Ausleute "geh örend gen Bisingen": Zu geleistet. Meist bestand sie gen " und "ain höltzlin". " Der Keck aus einer Vielfalt von von Ba­ Zillhausen Ketherlin Hohen (Hoch), Han­ Abgaben: Geld, Ge­ Iin gen hat 1/ 2 juchart ackers". t reide, Hühnern. Gänsen, Eiern. sen Möschen "wib und 8 kind". zu Dürr• Schultern "He rnach ständ geschriben die g ült, die wangen (gleich Vorderschinken), K äse . Auch P feff er Irrn Jänen, zu Pfeffingen Bentz die von Bisirrgen und Stainhofen uß ihren Voltz, zu Ebingen wird als Abgabe genannt. Doch' es fehlen Anna Hättichs, Hail Bäl• gü tern jährlich gebend uß der herrschaft lins und ihre die Angaben über die Abgab en der aus­ zu Zolre Tochter. Hans BoIler und sei­ anderschwa (anderswo) hin": Con­ ne zwei Brüder. Haintz wärts wohnenden Leibeigenen . die s owohl r at Herr gibt Conrat von Bi sirrgen und in Fastnachtshenn Bitern (1409 zu Balin­ sein er Tochter mit Kind, Hans en w ie in Geld gel eist et gen als Bürger aufgenommen) Rättich, w u rden . (Beutel') 6 Conrat Schurherre, zu Balingen Älla Vek­ Malter Vesen und Kernen und Haintz Hur­ kers (Fecker) Auch für den Getreidebau lassen sich aus n inger 8 und ihre "kind", Hans Judlin Malter und 1/ 2 Viertel Eier (60 und sein Weib und den Angaben des Lagerbuchs interessante Stück), ihre Kinder, zu Dot­ der Hayerin gibt er 6 Scheffel Ve­ ternhausen Agnes Herbstritt Schlüsse ziehen. Die Hauptfrucht war der sen und 13 Viertel und ihre Kin­ Dinkel Haber (rund 300 Liter). der, item (ebenso) zu Laufen , auch Korn genannt, und zwar Ve­ 4 Bhl, Hofzins. 1 Auberlin sen (un Schulter und 40 Eier. "Con­ Plotzvaß Sohn und sein Br u der gegerbter Dinkel) und Kernen (ge­ rat Döner (Dehner) gibt Aulber und gerbter Dinkel). dem Kloster Kirch­ "Ändlin sin swester zu Balirigen", ebenso Es folgt dann der Hafer. berg 2 Malter Vesen und Haber", Der Wiesenbau war gering der Häre• Käterlin Rappen oder Bub enh ofers, Hain­ , denn der Wei­ rin 6 Scheffel Korn. 13 Viertel Haber debetrieb fand vorneh m lich .u nd rich Schwicklins Weib und zwei. ihrer Söh• auf der All- 4 ßhl Hofzins. " Der Fecker und Hans Herb- ne zu "Zimern im Löchlin" (Zimmern u, d. Seite 200 Helmatkundliche Blätter Balinzen Februar 1979

Burg). sowie, Con rat Schuler, seine Mutter, der Schlich er geben 1 Malter K or n , 10 Ran gendingen ei n größeres Gut, das aber seine Schwester die den Sch m id zu Geis­ Viertel Hechinger Meß den Si echen zu Ba­ anscheinend aufgeteilt w u rde u nd an ver­ Iin gen hat. und' seine Brüder zu Geislin­ Iin gen aus einem Hof. Autbrecht Jun ten schiedene Lehensleute ausgegeben war. gen, zu "Dietzen Kellers wib Ke­ gib t 2 Scheffel Ve sen, 2 Sch eff el Haber Den Abschluß des 'L agerbu chs b ilden die therlin" und ih re K inder, J on Reminghains Hechiri ger Meß dem Schultheiß zu Ba lin­ Wei ngef älle zu F ellb ach, Cannst att, Tür k­ und ihre Kinder, Cu n zen Vetzenbryen ge n aus Äcker n und Wiesen und 7 1/ 2 ßhl. h eim, Esslingen, sowie die Rechte des Tochter Älla zu Bulingen und seine ' Toch­ Bur klin Talhein zahlt 15 ß nach Kirchb erg. Schw arz w al d kl osters St. Ge orgen in Owin ­ ter Jutta zu . Un ter den zu Stetten und Boll gehörigen ge n und Stetten bei -H a igerloch . Das K lo­ Hans Eschinger zu Frumarn (Frommern) Ausleuten wird eine Barbara Hegellin s an­ ster h atte schon 1132 in Ow in gen Besitz. "ist mins herren" u nd gibt jedes .Jahr ein geführt, die zu Wessingen und Zimmern In d rei Teile aufgegliedert sind im Lager­ Pfund Pfeffer. Leib eigene sind Herbstrits bei Bisirrgen gehören, Willi Nöpper u nd buch die gräflichen Gefälle in der G ra f­ Tochter zu Ostdorf, K eth erlin Mayer zu K in der zu Balmgen , Ann Engelschalk und schaft, auf die aber hier n ich t weiter ein­ Steinhofen, Con rat Rapp zu Tagw irrgen Hä tzlin zu Ostdo rf, Keterlin Hoh en, die gegangen wu rde . Im Vordergr und standen ' (T äbingen), Älla Möschen zu "Anstmettin­ den ju ngen Keller zu Ostdorf h a t, Agnes die in der Grafschaft Württem berg, also gen" (Onstmettingen).Bezeichnend ist, daß H ohen "und ire k ind zu Balirigen". besonders um Balingen. . sich ein Teil der Ausleute in S tädten n ie­ Zu den vi el en Ausleuten zu Weilheim dergel assen h at (Balingen, Rottw eil, Rot­ bei gehören u. a . Künlins Toch­ Allgemein stellt das L agerbuch ei ne rei­ tenburg usw .). Für Hechingen, das um 1400 ter, die den Räwelin zu Engstlatt hat, Änd­ che 'Fu ndgr ube für den F achhistorik er w ie durch ei nen schw eren Brand stark b eschä• lin und Barbara Grifflin zu Balingen, Älla auch für den h eimatgeschichtlich interes­ di gt w urde, h aben zweifellos di e durch Breslins und ihre Tochter Älla zu Bins­ sierten Laien dar, so d aß auf di eses wich ­ den Zoll erngrafen gewährten Privilegien dorf. Conrat Bytern (Beutel') zu Bahngen tige Quellenwerk immer wieder, zurückge­ (Mon. Zollerana I Nr. 462) den Zustrom bezi eht von Henslin Aulber zu Wessingen griffen werden muß, denn durch das La­ b egünsti gt. 2 Malter Korn, 1 Malter Haber, 5 ßhl, 1 gerbuch wird Material zur Verfügung ge ­ F astnachtshuhn und 2 Herbsthühner, Ebe r­ stellt, das eine n Überblick über die recht­ Von den "armen lüt" (Leute) zu Stetten lin Bytern (1395 Schultheiß zu Balingen) lichen und w ir ts chaftlichen Verhältnis se im b ei Hech in gen und zu '13011 gibt Berner dem von Hug Höpt 10 ßhl aus einer Wiese. Wi e­ 15. J ahrhundert in der Zollerngratsch aft "Conrat Bitern (s. oben) au s seinem Hof se n zin s bezieht h ier au ch Wolf von Buben­ und ihrer Nachbarsch aft ermöglicht. Der 10 Scheffel Ve sen und Kernen, 16 ßh l, 2 hofen 2 Pfund Heller von Röber (Rieber) , Neudruck erleichtert seine Benützu ng Herbsthühner und dem Kloster ' Kirchberg 1 Pfund Heller von Oßwalt Bö cklin, von durch ausführliche Register zu den Orts­ 36 ßhl. Die Gebrüder Aubrecht und Bentz Nöß 9 ßhl und 15 ßhl von "H ain ri chs Hans". und Flurnamen, den P ersonen und Beg rif­ Wolf von Bubenhofen besitzt ebenfalls in fen ganz wesen tl ich. Binsdorf und Schömb~rg Die Grafschaft Hohenberg mit ihren herren der Herrschaft Hohenberg wurden Städten (in unserer Gegend: Schämberg. die J ahresrechnungen des Landschreib ers Binsdorf, und Ebingen), den aufgestellt, die für die Zeit von 1410 b is Festen Kallenberg und Werenwag und 1449/50 im Landesregierungsarchiv Inns­ weiteren Besitzungen wurde von Graf bruck aufbewah rt sin d und von K. 0 Mül­ Rudolf 111. von Hohenberg am 26. Oktober ler ve röffentl icht wurden. Für unsere bei­ 1381 um 66 000 "Schwere" Goldgulden an den Städte si n d u. a . die Einkünfte und Herzog Leopold von Österreich verkauft. ' Ausgab en verzeichnet, wobei die Ausgab en Große Teile der Grafschaft waren aber im Gegensatz zu den Ein nah men ein we­ als Pfandschaften in Händen anderer Her­ niger einheitliches Bild ergeben, da sich ren, und , Österreich konnte zunächst die deutlich Unterschiede in kri eg erisch en und Summe der Auslösungen nicht aufbringen. friedlichen Zeiten od er au ch nach Naturer­ Ebingen wurde nie ausgelöst. eignissen zeigen. Erst nach dem Tode des Grafen Rudolf Die ununterbrochene Reihe der Rechnun­ wurde 1389 die Grafschaft vollens öster­ gen von 1425 bis 1450 und die genaue Anga­ reichisches Eigentum, bis dann di e schwer be der Ernteergebniss e an Getreide in den verschuldeten Herzöge Ernst und Friedrich einzelnen Jahren b ieten die Möglichkeit, im Jahre 1410 38343 rheinische Gulden bei gute und schlechte J ahre festzu st ellen. So oberdeutschen Städten aufnahmen (Ulm, waren di e J ahre 1428, 1431, 1443 und 1446 Reutlingen,. Überfingen, Lindau, Ravens­ J ahre m it guten Getreid eernten, w ährend burg, Biberach, Gmünd, Aalen, Memmin­ di e J ahre 1434 und 1437 se h r schlecht gen, K empten, Buchhorn, K aufbeuren, Pful­ waren. Hochgerippter Becherling lendorf, Isny, Wangen, Leutkirch, Bopfin­ ge n, Dinkelsbühl) und dafür Niederhohen­ Eine w ichti ge Rolle spielten in den un­ (Ac etabula vulgaris) b erg sa m t Horb und den Städten Binsdorf ruhigen Zeiten der J ahre 1438 und de n und Schömberg verpfändeten. Das übrige fol genden die Ausgaben für Botenlöhne Scho n an warmen F ebruartagen findet der Söldner und eigenen Knechte, di e in m an auf n ährstoffreichem Waldboden di e Ob erhohenberg (Spaichingen usw.) war von der reichsstädtischen Pfandschaft verschont di e Umgegend und sogar bis Straßber g, Becherlinge, etwa diesen "Hochgerippten Schaffhausen und Ulm gesandt w urde n. Becherling", der im Stiel k räftig, finger ­ geb lieben. Erst 1454 wurde dann das Pfand gegen 100 000 Gulden an Herzog Albrecht Ihre Löhne richteten sich n ach der Ent­ a rtig gerippt, ' zunächst a ber kugelig sich fernung od er auch n ach dem längeren Auf­ zeigt. Dann öff net sich d as Köpfchen zu von Öst erreich zur ü ckgegeb en. Albrechts Gemahlin Mechthild, Witwe des Grafen en thalt am Zielort. Der Botenloh n von einem Becher, der im Dur chmesser b is zu Ludwig v on W ürtternberg, er h ielt im sel­ Rottenburg n ach Hai gerloch . od er u mge­ 6 cm weit werden kann. Die Innen seite, die k ehrt betrug 3 ß (Schill in g), nach Bi nsdorf in winzigen Schlä uchen die Sporen bildet, b en J ahr die Grafschaft Hohenberg als Morgengabe zugewiesen. Ihre Herrsch aft u nd Schömberg 5 ß, 12-15 ß 'n ach Ulm. Im ist olivb raun. Außen sind sie b lasser und fü hrte vo r übergehen d in Hohenb erg eine J ahr 1441 wu rde fü r b estellte Fußkn echte, tragen einen fla umigen Reif. F ür Speise­ di e zu Bi nsdorf lagen, ei ne Summe von 144 zwecke ist dieser Becherling n ur nach Ab­ Gl anzzeit herauf m it eine m Schim m er höfisch-ritterlichen Lebens. Ib. 18 ß h (P fund und Schill ing Heller ) fü r b rühen verwendbar. Man kann sich aber di e Zeit vom 26 Mä r z bi s 4. Mai ausgege­ auch so an der Vi elfalt der Naturgeschöpfe Nach der Erw erbung der Grafschaft Ho­ b en, ei nem am Tag 6 ß für Lohn und "Ät­ erfreue n und braucht sie ni cht n u r u n ter henberg durch Ös terreich 1381 b edienten zung", so au ch für 4 Schützen pro Mann am d em Aspek t "eßb ar" zu betrachten. Ein sich die ös te r reichischen Her zöge zur Ver­ Tag fü r Speis und Lohn ebe nfalls 6 ß. ganz besonders schöner Becherling ist der waltung d er Herrsch aft eine r schon be­ zinnoberrote K elchb echerling (Sar coscyph a stehenden Einrichtung. Di e , Städte Schöm• (Fortsetzung folgt) . coccln ea), der scho n nach der Schnee­ berg u n d Binsdorf wurden u rsp rünglich schmelze auf faulenden Zweigen erschei nt. durch Schulthei ßen verwaltet. F ür Schöm• berg w ird n achw eislich seit 1269 ei n Schult­ Herausgegeben von der Heimatkundlichen Leuchtend rot schaut seine Innenseite aus Vereinigung Balingen. dem modernden L aub hervor. während er heiß erwäh n t, der zunächst ade liger, seit dem 14. J ahrhundert bürgerlicher Her ku nft Vorsitzender: Ch ristoph Roller. Bal in gen, außen eine milchig-beige Far b e hat. Diese Am Heuberg 14. Telefon 7782. Becherli nge gehören, z. B. mit dem bekann­ war. In Binsdor f werde n ein Schultheiß ter en H asen ohr (Otidea Lepo rin a), zu den u nd ei n Büttel 1376 erwäh nt. Di ese Schult­ Redaktion: Fritz Scheerer, Bal ingen, Am "R iesen" ihrer Ga ttung, während die mei­ heißen waren dem Landschreiber zu Ro t­ Heuberg 42. Telefon 7676. sten Becherlin ge zwerghaft klein sind u nd tenb urg zu b es timmten Di enstleistungen im Die Heimatkundlichen Blätter erscheinen n u r wenige Millimeter m essen. Au ftra g der Herrschaft verbunden. jeweils am Monatsende als ständige Bei­ K u r t Wedler I m Di enste der reichsstädtischen Pfand- lage des "Zollern-Alb-Kuriers" ...... ~...... ehe Blätter

Jahrgang 2'6 31. M ä r z 197 9 Nr.3 Ebingerwollten dieTalganggemeindenkaufen von Dr. Walter Stettner

Im Stadtarchiv findet sich un­ als daß man dardu rch solche zu erh alten lieh. Alle Pflegen standen unter der Ver­ ter der Reg .-Nr. 010.03 ein Doppelblatt suche. waltung der Stadt; sie waren zwar steuer­ vergilbtes P apier, auf dem protokollarisch 11. und 12. Vierer Johan n Mar tin -K r irn­ frei, wurden aber von der Stadt ni cht bloß das Ergebnis eines "Dur chgangs" des Ma­ m el und Johannes Spann agel : ge ben ihr zu ihren sozialen Aufgaben , sondern auch gi st rats (oder Gerichts) und der Vierer Votum dahin; man' solle warten , bis der H . zu den sonstigen L asten und finanziellen festgehalten ist. Bei einem Durchgang wur­ Deputierte Beck anheim k omme, der so ­ A uflagen m it herangezogen. Das 'bedeutete den alle Geladenen einzeln um ihre Mei­ dann auch Nachricht b ri ngen werde; als ­ für die Bü rgerschaft eine Entlastung, denn nung befragt. Zunächst der Text (mit h eu­ dann solte man sich nicht säumen, die hie­ die Anforderu ngen der Regierung und des ti ger Zeichensetzung) und ein ige Erläute• sige Recht und Gerechtigkeiten suchen zu H er zogs w urden der Stadt pauschal auf­ rungen, erhalten, erlegt; w ie sie sie verteilte, b lieb ihr über• Actum (Geschehen) den. 8ten Febr. 1764 S oweit der Text der Urkunde. Ihr en Sinn lassen. Durchgang unser Magistrats und Vierer zu 'er fassen , ist deshalb nicht ganz leicht, Welche Gefahren konnten den Stiftun­ w egen a llhi esige r privilegi en und Erkau­ weil w ir jedenfalls in Ebingen k eine w ei­ gen von der Regier ung drohen? K au m ei­ fung der Bahlinger Amtsflecken im 'I'hal- teren Nachrichten zu der Sache h ab en ; die ne "Ver.~ t aatlichung", da .wären die Ebin­ gang zu Ebingen, . Gerichtsprotokolle, die gewiß darüber A uf­ ger vor den Wiener Reichshofrat oder das 1. Herr Burgermeister Krimmel : Ist der sch lu ß gegeben h ätten, sin d für jene Jahre Reichskammergericht in Wetzlar gegangen Meinung. m an soll 2 deßwegen h inunter zwisch en 1820 und 1856 verlorengegangen. und h ätten, wenn auch vielleicht erst nach deputieren 1. daß m an trachten solle, daß Zunächst zum Verfahren: Die Mitglieder langen J ahren, Recht bekommen. Dagegen d ie pi a corpora und Verfaßung wie biß• des Magi strats geben also einzeln ih r e Mei­ konnte der Herzog verlangen, d aß die h er m öchten er h alten und gern(eine) Stadt nung kund. eb ens o zwei der Vierer. Der Stiftungen mit in die Steuer gezogen wur­ b ey ihren Privilegiis möchte manuteniert Oberamtmann (so sein Titel seit 1759) wird den, dann stieg der Steuerfuß der Stadt, werden . Zu dem Ende solte m an, au ch um nicht er w äh nt, offenbar w ar er bei der d: h . sie h ätte von der Gesamtsumme der eher dar zu zu gelangen; 2. die Balirigische Beratung nicht zu gegen. Die Stadt hatte zu verteilenden Lasten einen größeren Amtsflecken suchen zu erkauffen. schon lange zw ei Bürgermeis ter, der eine Anteil tragen m üssen . 2. Herr Bürgermeister Armbruster: D ie war der amtstragende. der andere der Stadtrechner. Hi er sind di e Roll en klar: . Das Anliegen der Eb inger ging also da­ Bürgermei ster Rechnung u nd deren piorum hin, die Stellung der pia .cor!?or a innerhalb corpoum Rechte auf dem Fuß wie bißhero Herr K rimmel ist der leitende B ürgermei­ ster, Herr , Armbruster, der zuerst an die der Stadt unverändert zu erhalten. Was suchen zu erhalten.Inn gl.(eichen) auch die aber hatte dasrnit dem K auf der Talgang­ übrige Immunitäten, ferners, desto eher Bürgermeisterrechnung den k t, en ts pricht dem heutigen Stadtpfleger oder Stadtk äm• gemeinden zu tun? In den Jahren des Sie­ darzu Z:I gelangen, gebe er seine Stimme benj äh r igen K riegs, der 1763 endete, hatte zu Erkaufung der F lecken. merer. Es ist anzunehmen , daß sich die beiden B ü r ger m eister vor dem Dur ch gan g H er zog Car l Eugen eine riesige S chulden ­ 3. H err Landenberger, Zoller: Ist auch last auf sich und sein Land ge laden, teils d er Mei nung. über ihre Pläne abgesprochen h ab en. Ihr Votum w ar' dann für eine Reihe von Magi­ durch ein p rächtiges, au ssch weifendes Le­ 4. H err Rieber: Ebenfalls. ben teils d urch H altu ng ei nes beträchtli• stratspersonen so etwas wie eine Rich t­ che~ 5. Herr Landenberger, Zeugmacher: Die schnur. Aber es w aren nicht lau ter Jasager. H eeres, d as nach dem Ende des K rie­ Privilegia su chen zu erhalten, und wen n Gerade die jüngeren Mitglieder (die Rei­ ges jedenfalls nicht mehr in der bi sherigen es je anderst nit seyn k önne, die Fleck en henfolge ge schah n ach d er Anciennität, d. H öhe benötigt w urde. Der H er zog aber suchen darzu zu erkaufen. h . nach dem Dienstalter) wollten zum wollte diese T r uppe, die für ihn m eh r ein Machtinstrument im I nn er n als n ach außen 6. H err Kauffmann: Die pi a corpora und "Kau f" der T alganggemeinden ihre Zu­ bedeutete, in ihrer bisherigen Stär k e ' auf­ andere Privilegia suchen zu erhalten w olle stim m u ng versagen. Erstaunlich i st, daß rechterhalten . E r brauchte d ringend Geld. er nicht abseyn ( = dagegen sein), und fast alle einen klaren Standpunkt beziehen, Dazu strich er Ve rgünstigungen und P rivi­ w enn es au f ein don gratuit ( = Gratisg abe) nur der zweite Krimmel redet ein bißchen legien , wo es m öglich w ar, widersprachen a nkäm e, so man Serenissimo ( = dem Her­ um den heißen Brei herum. Ein ige wollten sie doch ohnehin sch on seinen gleich mache­ zog) aner bieten ; F leck en zu er k au fe n, dar­ Zeitgewinn und möchten di e R ück kehr zu v erstehe er sich nicht. des Deputierten B eck abwarten , der in rischen absolutistischen Neigu n gen . Im J ahr 1763 berief er nach langen Jahren 7. Herr Reinhold: Die Privilegia und al­ Stuttgart war. Wahrscheinlich h at er b ei der Regierung vorgesprochen, vielleicht Pause wieder einen Landtag, aber der lerhand Immunitäten suchen zu erhalten leh nte vorerst die Geldforderungen des 'u nd mit di esem die Flecken erkaufen. auch beim engeren Ausschuß des L andtags (der Landtag selbst war nach j ahrzehnte­ H erzogs ab u nd w u rde darum aufgelöst. 8. Herr Stierle:Man solle auf den_Becken langer P ause 1763 erstmals wieder einbe­ Für ein don gratu it, ein Gel dgeschenk , h ielt w arten, w as er bringen werde, vorhero rufen, aber nach wenigen Monaten wieder er stets die H and off en; er w ar sich nicht ab er könne er sich zu nichts entschließen, aufgelöst worden). zu gu t, sich kräftig schmieren zu lassen , ·w olle helffen, wo zu h elffen ist. H atten denn nun die Ebinger den G rö• S eit dem Jahr 1762 plante die Regierung 9. H er r Krimmel: Man solle auf den H. ßenwahn, als sie im J ahr 1764 den "Kauf" eine teilweise Umorganisation der Ver wal­ Becken w arten, was derselbe von Stuttgart der Talganggemeinden ins Auge faßten, tung d urch Bildung .v on Unterämtern. Klei­ ·bringen w erde, jedoch m eldet derselbe, etwa so w ie sie vier Jahrhunderte früher nere Amter, so h offte man, ließen sich wenn es m öglich wäre, die Privilegia zu den Weiler von Schwengel' von Lich­ leichter unter Dr uck setzen u n d gefügig erhalten und zugleich di e Flecken zu er ­ tenstein gekauft hatten? Wir m üssen doch m achen. Und so d ach te m an in Stuttgart k auffen, w ann es nehmlich an ge h en könn­ den Text noch einmal prüfen. Anliegen al- auch an die Bildung eines vergrößerten .te, deß w egen es um einer Anfrage zu thun, · ler ist es , di e Rechte und Vorrechte od er A m tes Ebingen, dem der Talgang u nd Win­ .w olte er es auf obstehende Condition m it Privilegien der Stadt zu wahren. Eine terlingen zugeschlagen werden sollten. Die einem don gr atu it nicht hindern. wichtige Rolle spielten dabei die pia cor­ Balinger aber griffen ti ef in die Tasche 10. H err Fues: Die alte Recht und Ge­ pora, di e frommen' Stiftungen, fünf an der und b ezahlten dem Herzog für di e Erhal­ rechtigkeiten su chen zu erhalten und Un­ Zahl: Spit alpflege. St. Martinspflege, Frati­ tung ihres Amtes im se it her igen Umfang k osten anzuw enden, w olle er nicht entge­ enpflegc (für die Frauenkapelle, jetzt Ka­ die schöne Summe von 4 710 Gulden. ge n sei n. Flecken aber zu erkauffen , könne pellki r che), Stefanspflege (für die einstige Vor di esem Hintergrund ist nun leicht er nicht für gut ansehen, weilen zu be­ K ir che St. S tefan in Ehestetten) und Sie­ zu erkennen, w as der Ebinger Magistr at fürchten, man ver ge be du rch den Erkauf chenpfl ege. Von ih nen waren di e Spital­ im J ahr 1764 im Schild führte. E r w ollte dersel ben eher gem.(einer) Stadt P rlvilegi a, u n d die S t. Mar tinspflege recht vermög- n ich t die Talganggemeinden als Ei gentum Seite 202 Heimatkundliche Blä tt er Bal lnaen März 1979 kau fe n, w ie er einst Bitz gekauft h atte ­ Amts st adt Ebingen, den Talganggemein­ forsteten Garten des Castellans der Burg niemand h ätte sie ihm verkauft -, son­ den und als Amtsorten hätte Hohenzollern zusammen m it Immergrün, d ern es war ein' Versuch , doch noch zu ei­ gewiß dem Stolz der Ebinger ge schmeichelt, Welsch em Vergißmeinnicht (Omphalodes n em vergrößerten, einem w irklichen Amt es h ätte vi elleicht auch das Gewicht der ver na ) und dem großen Helmkraut (Scutel­ Ebin gen , das ja bisher nur au s der Stadt Stadt in Stuttgart vergrößert. De r Versuch lari a alt issima) mitten im Fichtenw ald. b estand und somit kein r ichtiges Amt 'w ar , ist gesch eitert, und Ebingen verlor 1807, zu ge langen. Der Versuch h ätte sicher ei n e endgültig 1819 se inen Charakter als Amts­ Goldlack Menge Geld gekostet, mindestens so viel, stadt ; die Vereinigung ist nun auf anderer w ie die Bahnger für di e Abwendurig de s Ebene vollzogen worden. Schon b ei Griechen und Römern w ar de r Plan es bezahlt hatten, aber der Herzog Als Literatu r sehr zu empfehlen: VI. Go ldlack b eliebt. Er ist in den wärmeren h ät te wohl di eses Gel d als w ill ko mm enes Grube, Der Stuttgarter Landtag 1457­ Mittelmeerländern heimisch. Bei uns wird don gratui t ei ngesteckt. Ein Amt l1Jit der 1957 (1957). er schon bei Albertus Magnus bes chrieben. Im 16. Jahrhundert heißt er Viola lutea, d. h . Gelveiel, so wie der Goldlack -heute noch •• • in ländlichen Gegen den genannt wird: Bei uns überwintert er nur bei winterlicher Uber Herkunft und Heimat Abdeckurig und an geschützten H ausmau­ er n ,

unserer Gartenblumen Ri n gelblume Von Hans-Dieter s tof fler Die Ringelb lume wird vo n Albertus Mag­ nus So nnenbraut genannt, weil sich ihre Der Aufs atz beruht auf älteren Untersu- schichte unserer modernen Rosensorten al­ Blüten bei Sonnenun tergang schließen u n d -ehungen von Herrn Prof. Dr, Ger h ard _ lein ein abendfü llendes Programm wäre. bei Sonnenaufgang öffnen. Die Rin gel­ Schwenkel, dem ich fü r die Uber lassung blume. die auch von der heiligen Hilde­ seiner Arbeiten dankbar bin. Lilie gard erwähnt wird, war früher Heilpflanze Weiße Lilien u n d rote Ro sen sin d seit und zwar wurde sie ähn lich verwandt w ie Einleitung . den Zeiten der alten Römer (P liniu s) ü ber die Ar nika, sie galt n ämlich al s entzün ­ Die ersten Anfänge des deutschen Gar­ die Zeiten der karolingischen Renaissance dungshemmend. Diese Eigensch aft wu rde tenbaus liegen weit zurück. Der Ga r ten bau und die Zeit de r m ittelalterlichen "Tafel­ inzwischen auch wissenschaftlich bestätigt. in Südwestdeutschland hat wohl im we­ malerei bis in unsere Ze it hinein gewiss er­ sentlichen angefangen mit der E roberu ng m aßen das Sym bol des Schönen überhaupt. Hauswurz dieses Raumes durch die Röm er . Erinner t Die weiße Lili e st ammt aus dem Orient. Si e w ird b ereit s im Landgütererlaß er­ wir d in diesem Zusammenhang an die Im 15. und 16. Jah r hundert h at dann die wähnt u nd zwar w ird sie dort ausdrück• Schlacht zwischen Cäsar und Ariovist bei Feuerlilie (ili um bulb iferum) Aufnahme im lich angeordnet für jede s Dach , w eil sie Straßburg und an die Eroberung des Bo­ deutschen Garten gefun de n . Si e wächst in mit dem dam aligen Namen Jupiterbart ge­ denseegebietes durch Drusus und Tiberius den Alpen und se h r selten auch au f deut­ wisserrnaßen als Bli tzableiter zuständi g im Jahre 15 v. Chr.Ich zweifle nich t daran, schen Gebirgswiesen w ild. Im Zollernalb­ war. daß die römische Kultur, die im 2. J ah r­ kreis ist die schöne Pflanze heute noch in hundert n . Chr. im Südwestraum ihren Bauerngärten h äufig anzutreffen.Von den Höhepunkt erreichte, auch schon den Gar­ L ilien w u rden oft nicht genau d ie Schwert­ tenbau ins Land gebracht hat und daß die lilien u n terschi eden, die wie di e weiße Lili e 800 in Württemberg nachgewi ese nen Guts­ schon seit den ältesten Zeiten in deutsch en höfe (villae rusticae) Gärten besaßen, de­ Gärten ge pflegt werden. Schon i m Land­ ren Pflanzenbestand zum Teil au s dem güter erlaß Ludwigs des Frommern wird Mittelmeergebiet stamm te. Die Völker­ ein e Schwertlilie unter dem Nam en Gla­ w ander un g h at sicher vieles wied er ze r­ diolus aufgefüh r t. Albertus Magnus be­ stört, und so waren es dann di e Klöster, schreib t m ehrere Schwertlilienarten u n ter die sich vom 8. J ahrhundert a n dem Ga r­ der Bezeichnung Gl adiolus, die Wasser­ tenbau ganz be sonders intensiv widmeten. schwertlilien und di e deu tsche Schwertlilie Das bedeutendste Zeugnis früher Garten­ ist darunter (Veilchenwurzel!). Auch di e kultur in Süddeutschland ist da s Gedicht gelbe und orange Taglilie, die aus dem des Abtes Wal ahfrid Strabo über den Gar­ Alpenraum stamm t, wurde schon früh in tenbau (Hortulus) und der Reichenauer Gä rten ge zogen und h at sich dort wegen Klosterplan in St. Gallen. In der Folgezeit ihrer großen Zählebigkeit gut gehalten . war für das Mittelalter entscheidend,-daß Man findet sie auch noch in dem schon vor Spr ossende Hauswurz (Sempervivum sobo­ die Pflanzen der Gärten nicht nur schön hundert Jahren aufgegebenen u nd au fge - " Iiferum) F oto : Scheerer waren, sondern auch vor allem nützlich u nd heilkräftig, wobei die Heilkraft letztlich religiös aufzu fassen ist. Die Spaichinger Pforte R ose Von Fritz Scheerer Schon Herodot (5. Jahrh. v. Chr.) spricht von Rosen mit 60 Blumenblättern und der Der gü nstigste Übergang über die Süd• Süden folgen im Tal weitere -heim-Orte Botaniker Theophrast (371-286 v. Chri.) westalh ist die Spaich inger Pforte. Bei (Dürbheirn, Rietheim, Weilheim), und im unterscheidet 5- , 12- , 20- und 100blättrige Straße und Bahn merkt man den tJbergang Talschluß erscheint Wu rmlingen überragt Rosen. Rosen werden schon im Landgü ter­ vo u der Neckar- und Derrauseite kaum, da vo m K on zenberg. Nach Nordwesten fin den erlaß Ludwigs des Frommern (Capitulare sich d ie Wassersch eide zwi schen Prim und sich im Vorland -ingen-Orte (T'rossingen , de villes Imperialibus) sowie im Gedicht Faulenbach südlich Balgheim nur schwach Aldingen, Denki ngen . F rittl ingen usw.) über den Gartenbau von Walahfrid Strabo abhebt (688 m). Steigen wir einmal a uf und etwas rechts über der T alspalte R ott­ v or rangig erwähnt. Später beschreibt AI­ den Dr etf'alfigkeitsberg (983 m) m it seinen weil mit seinen vielen Tür m en. überragt bertus Magnus (1193-1280), der wie Wa­ vorgl'schichtlichen Befestigungswällen und wird im Westen die ganze Gegend durch lahfrid Strabo Sch wabe war, 5G-60bl ättri• seiner \Va llfahr tskirche hinauf, von der die Be rge der Schwarzwaldkette. Auf bei­ ge Gartenrosen, von denen er rote und der Berg den heu tigen Namen hat, so bi etet den Seiten der P forte ist durchw eg altes weiße aufführt. Es h andelt sich in allen sich uns ein prächti ger Rundblick. Siedlungsland . du rch das einst die Römer Fällen um Abarten und Bastarde der wild eine Straße anlegten. w achsende n Essi grose (Rosa gallica), Hier­ Vom Dreifaltigkeitsberg, einem h ervor­ Die Wasserscheide zwischen Prim und zu gehört auch die in Bauerngärten de s ragenden Standort, überblickt man den F aulenbach (Nam e !) in der breiten Tal­ Schwarzwaldes h eute noch heimische Rosa größten Teil der Südwestalb mit dem höch• sohle ist vom Dreifaltigkeitsberg aus kaum alba, ein gefüllter Bastard von Essigrose sten Berg der Al b, dem L emb erg (1015 m), zu erkennen. Der Fau lenbach h at heu te im und Heckenrose. Zu den Abkömmlingen und den weiten Hochflächen des Großen Dürbheimer Ried mit seiner reichen Flo ra, der Essigrose ge h ör t die berühmte und Heubergs im Osten, üb er Balgheim den dem einstigen Egelsee (673 m) , seinen ei­ vielbesungene Zentifolie. Während die Es­ Zundelherg, hinter dem einige Hegauberge gentlichen Ursprung und mündet nördlich sigrose die Stammart unserer meisten äl• auftauchen, über Spaiehi ngen der stauten­ in die aus dem Albvorland (von teren Landrosensorten ist, stammen die f örrnige Karpfen u nd der sargförmige Lup­ westlich Spaich ingen) k omm ende Elta, die meisten jüngeren Gar ten rosen von der fen. Die Al pe nfernsicht r eich t v on der in 642 m Meeresh öhe in die Donau m ün det. a siatischen Rosa indica oder Rosa chinen­ K arwendelspitze bis zum Montblanc. Zwi­ Auf seinem fas t zwölf Kilometer langen sls ab, die Ende de s 17. J ahrhunder ts zu schen Dreifaltigkeitsberg u nd Zundelberg L au f haben seine Wasser nur ein Gefäll uns kam. (954 m) hat sich in de r über ein K ilom eter v on rund 30 m .Vor K orrektionen war sein Ein Besuch auf der Insel Mainau würde -breiten Talsohle ' Sp aichingen m it Hofen breites Wiesental zu m Teil stark ver­ d ar ü ber belehren, daß die Frage der Ge- und Balgheim m ächtig ausge dehnt. Nach sumpft (Name " R ieth ei ~" ) . März 1979 Heimatkundliche Blätter Ballnzen Seite 203

Im Osten des Dreifaltigkeitsbergs ent­ Gerölle von Muschelkalk, Buntsandstein, Verlängern wir unsere Gefällskurve weiter spri ngt die Prim "823 "Primm a" ), deren auch Quarzgerölle, die unbedingt aus dem nach Norden bis in die Gegend westlich Nam en bi s jetzt ungeklärt ist, in einer Schwarzwald stammen müssen. Die heutige von Rottweil bei Oberrotenstein auf 665­ tiefe n K erbe, aus der das alte, fast was­ Wasserscheide bei Balgheim mit 688,5 m 677 m NN auf 'die zusammenhängenden se rlose Tal einen m ächtigen Schwemmfä• liegt zwar 7 km entfernt, nur wenig tiefer, Schotterfelder aus Muschelkalk und Bunt­ cher in das Haupttal bei Balgheim ein­ ist aber nachträglich aufgefüllt (s. unten), sandstein. Sie liegen hier auf Gipskeuper baute, auf dem das B ächlein hin- und her­ so daß die Verbindung mit der Donau kei­ und Lettenkohle. Durch Auflösung und pendel te, bi s -es endlich (künstlich) dem n e Schwierigkeiten macht. Auslaugung von Gips kann eine nachträg• Neckar zugeleitet w u rde. Die Rückverle• Schwieriger sind die Schotter von ge­ liche Absenkung bis 15 m betragen. gung der Wass erscheide von Hofen um 3,5 rundetem Jura, auch Keuper, Muschelkalk­ Wandern wir weiter im Eschachtal auf­ km b is sü dlich Balgheim ist so "keine Er­ hornstei ne, Buntsandst ein und etwas Gra­ wärts, so stoßen wir auf den Muschelkalk­ ob erung" der Prim durch rückschreitende nit auf der Fläche von unterstem Lias bei höhen bei Seedorf zu den höchsten Ur­ Erosion , sonder n ist durch die Aufschüttung Aixheim und Aldingen in Höhen .von 650-­ eschach-Schottern. Hier zwischen Seedorf des großen Schwemmfächers (s. unten) ent­ 660 rn ei nzu ordnen , da sie für die heutige und Winzeln/Fluorn findet sich noch eine standen . Von Balgheim bis Neufra h at nun Wasserscheide zu tief liegen, auch für die alte, unberührte Donaulandschaft mit al­ _das Flü ßchen auf zwölf Kilometer ein Ge­ heutige Mündung der Elta in die Donau ten, sch weren Verwitterungsböden, größe­ fäll von ' 100 m , also dreimal m ehr w ie der bei TuttIi ngen (642 m , bei einer Entfernung ren Bohnerzvorkommen (einstige Pochen­ F aulenb ach. Die P rim konnte daher als von 18 km). mühle be i Fluorn!) und einem nahezu ein­ j unger Erob erer geg en den F aulenbach geebneten Muschelkalkstufenrand. Das v ordringen. Doch heute ist di e Frage einde utig ent­ Wellengebirge ist bis vi er Kilometer, der Vergleich en wir die P ri m mit der Wel­ schieden, de nn zwei Bohrungen haben da s mittlere Muschelkalk bis fünf Kilometer lendinger , die bei Neufra in die Rätsel ge löst. Wasserbohr u ngen in - der breit. Unm ittelbar vo r dem Steilabfall ins P rim mündet u nd im Schich tenst reichen P forte ober halb Sparehingen erreich te n un­ r hein ische Kinzigtal, in d as Bäche mit b is fließt, währen d die Prim entgegen dem ter Sch ott ern vo n J u ra, Keuper, Musch el­ 100 %0 Gefäll "hinabstürzen" (Kirnbach, Schich tenfallen fli eß t, beide aber in den­ kalk, Bun tsandstein (darunter "Gaggele" ), Röt enbach usw.), liegt ei ne alte Talpforte selben Gestein en , so h at die S tar zel von sogar von Granit un d Gneis bei 649 m die bei 680 m NN in Oberem Buntsandst ein Schörzingen bi s zu ihrer Mü ndung ein alte Tal sohle in anstehende m Braunjura. ("Schwanenmoos" bei Rötenberg), durch d ie Gefä ll vo n 124 m auf 10.8 km, also 11,5 %. Di e oberirdische h eutige Wassersch e:id e einst große Gebiete des h eutigen ob eren Die P rim jedoch h at auf 10,6 km bis ob er ­ (688 m NN) liegt 1,5 km sü dlich d avon . Die Kinzigt al es en twässert wurden. Wahr­ halb der Star zelm ü ndun g nur 94 m GefälI, Aufsch üttung er reicht somi t den urige­ scheinlich h at das ganze K inziggebiet b is also 8,9 P rozent un d im Unterlauf zwischen wöhnlichen We rt vo n r und 40 m ! Wei tere nach Hausach und bi s zum Kniebis einst Rottweil-Altstadt und Göllsdorf auf 6,2 Bohr ungen im Faulenbachtal ergaben eben ­ zur Esch achdonau gehört, so d aß wi r auf km nur n och 21,4 m Gef älI, also 3,4 0/ 0 falls reichlich Was se r, drangen aber nicht ei n Einzugsgebiet von etwa 1400 qkmkom­ und stellenweise noch w eniger, so daß der - bi s zur alt en Talsohle durch. Diese liegt men. All diese Wasser flossen durch die w eite Wi es engrund teilweise versumpft an der Eltamündung tiefer als 634 m. Das Spaichinger Pforte und schufen das breite ist. Am Bahndurchlaß fand m an dort ei nen Gefäll von Spaichingen bis zur Donau be­ w ei te Tor zur Donau. -- alten Rost. der wohl ei ns t zur Verbesserung trägt in der Sohle 12,3 m au f 11,6 km, als o Noch h eute über trif f t die Eschach den des Übergan gs durch das Sumpfgebiet ge- etwas über 1 % 0• Verlängert man die Kur ve Neckar nicht nur an Länge, Breite, Was­ dient hat. ' der Schottersohle nach Nordwesten, so ser men ge (an der Mündung in den Neckar All di ese kleinen Was se r adern, P rim und streich t sie bei Hofen aus, wo die Auf­ dreimal größer), a n Einzugsgebiet, Talwei­ F aulenbach, können di e große Pforte im schüttung endet. Auch die Abzweigung der te, sondern auch a n Schotterführung und Albkörper b ei Spaiehingen nicht ge schaffen Bodenseewasserverso rgung bei Hofen h at vor all em an Alter. Si e ist einer der älte­ h aben, denn D reifaltigkeitsberg und Zun­ die Scho tter bei 656-658 mangeschnitten. sten Flüsse unseres Stufenlandes . Ihr Lauf d elberg liegen (von ihren höchsten Punkten Nun passen au ch die Schotter bei Aldin­ ist voller Probleme, auf die hier einzuge­ aus gemessen) ü ber 3 km auseinan de r . Um gen und Aixheim in , 656-660 m Höhe, die hen zu weit führen w ürde (s. auch Heimatk. ei ne solche P forte zu s chaffen , gehören vor w en igen J ahren in Baugruben fl ächen­ Blä tt er Oktob er 1966 und Okt. 1971). große Wassermassen. Es muß al so die h aft erschlossen w urde n. Also auch hi er ein Flußgesch ich te ents cheidend mitgewirkt durch gehendes Gefäll zur Donau von 1 ~~(:o!. (Schluß fo lgt) h ab en. Da viele alte Formen zerstört sind, müssen w ir versu chen , etwa mit Hilfe von Flußschottern, Gef ällskur ven der alten Do­ nauzufl üsse, der Geländeformen das alte Bild zu zeich nen , denn dem Geologe n sind Binsdorf und Schömberg h andfeste Beweise am liebsten. Anhand • r on Fritz Scheerer v on alten Flußschottern k ann ein einstiges v: Einzugsgeb iet erfaßt und festgestellt wer­ (Schluß) d en, wie weit dieses m indestens n ach Nor­ den od er Nordwesten ger eicht h aben muß Di e Zeit der Pfandschaft über di e H err:" w eg. Bei allede m ist erstaunlich, w ie das und welche Schichten der Fluß durchst röm t schaft H oh enberg war nicht ruhig. Graf Botenwesen und die rasche Nachrichten­ h at. Dazu bi etet gerade die Spatehin ger Eitelfritz v on Zollern rüstete 1410 ge gen übermittlung ausgebaut waren. So h eißt es Pfor te ein schönes' Beispiel. Hohenberg, nachdem "Gesellen" von ihm z. B. 1412 v on Binsdorf "Ainem boten gen zu Ro ttenburg gefangen gehalten w urden . Schönberg In dem kriege 2 ß 6 h " oder von Die EscbaChdonau B insdorf und Schömberg w u rden "zu r Ver­ Schömberg "Ainem boten gen Horwe (Herb) Daß durch die Spaichinger Pforte frü her sorgung der Schloße" (zu Rottenburg) au f­ sy vor' graf Herman (von Sulz) zu warnen ein größerer Fluß aus dem "Schw arz wald gefordert. Auch mit Graf Hermann v on 5 ßh", ebenso "der die von Binsdorf vor der Donau zuströmen konnte, erkann te Sulz, der vermu tlich noch Ansprüche auf graf Herman warnet 2 ß h ", oder 1414: sch on l~u en st edt , denn auf der Kuppe des Abfin du n g für das Heiratsgut seiner Frau "Der schulthaiß, als er und sin gesellen gen Hohenbergs bei De nkingen (697 m) , am (Margarete v on Hohenberg) stellte, be­ Waldkirch gefangen waren, verzarten (ver­ Eingang zur Spaichinger Pforte, liegen auf stan den F ei n dseli gkeiten. Er nahm im Jahr zehrten) 1 lb.h (Pfund Heller). Die Rech­ oberem Lias u nd unterstem Braunjura 1414 Unter tanen in Schömherg ihre Ro sse nungen sind ' bis 1423 durchweg in der Seite 2M Heimatkundllche 'Blätter Balinzen März i9j9

Pfundwährung gestellt u nd zwar 1 P fund einem Bo ten ge n R ottw eil m it einem Brlef , stalt" .. . 15 b eh. verzar t ich zu Balingen (lb .) = 20 Schillin g (ß) = 240 Haller (Hel- den m ir der Hauptmann schickte. 5 lb. alz ich mit Hansen von Tirberg taget vo~ ler ). verbaut an der Mühle. 1 fl. für das Vo gt- dez m aigers wegen zu Binsdorf". Ausgaben I n den S teuerli sten sin d die Steuerein - mahl an Weihnachten. Summe 8 lb . u n d für den Büttel zu Schömberg 1411/12 : "Dem nahmen verzeichnet. Dabei ist die Her r- 7 ßh (durchweg h euti ge Schreibw eise). gep üttel umb zwen stifel als gewöhnlich schaft Hohenberg in die Bezir ke Rotten - Zw isch en 1411 und 1425 w u rde n in Bin s­ ist v on der h erschaft ze geben 16 ß h . burg-Herb, das Amt Haigerloch u nd das dorf eine Badestube beim Pfarrhof und Ebenso: . "Her Nyclaus Murer (Schrei ber) A m t '"Au f der Scherr" ( = Ob erhohenberg) eine Ziegelhü tte b eim Heimgarten ei nge­ und di e mit im der w aren, alz sy den ze­ ei ngeteilt. Di e Steuerkraft der Dörfer um richtet. Auch Schöm berg b es aß öffentliche henden wolten verkoft haben, ver za r te n 15 Rottenburg und Hor b beträgt das Drei- Gebäude, vo n denen es 1412 unter den ß h ". fache gegenüber denen auf der Scherr. Ein nahmen h eißt: ,,30 lb , h. von der stür Di e Markung der im 13. J ahrhundert ee­ Unter den H ai gerloch er Dö rfern zahlt (Steuer). 8 lb. von der Mülli. Von dem gr ündeten Stadt Schömberg mußte sch on Gruorn (Gruol) die höchste Steuer (1385 = Heuzehnten 2' /2 lb. ze Hofstatt zins 4' /2 lb . frühe eine größ ere Fläche (heute ohne 80 lb.) . Recht wohlhabend in Schömberg Von den höfen 12 Malt. korns, d az ist ge­ Schörzingen 1492 h a) umfaßt haben. Gegen müssen F amilien Schmuck, Kräutlein, ben ie (je) malt (1 Malter .etw a 181 Liter) Ausgang de s 14. Jahrhunderts wurde dann Kannsta tt, Wuhrer und andere gewesen umb 17 ßh = 10 lb, 4 ß. Von dem zehenden die Stadtmarkung um fast die ganze Mar­ sein, die d amals die gehobenere Schicht, (Zehnten) 44 malt. ze (je) 17 ß = 38 lb . kung des oberhalb Schömbergs im Schli­ die "Eh r bar keit", bildeten. So konnte 1428 Von frä ~linan (Freveln) und vellen ( = Ab- chemtal gelegen en Holzheim vergrößer t. ""Der Krütlin (Kräutlein) von Schönberg gaben beim Todesfall) 55 ß. Von der bad­ Von den Lehengütern war Ende des 14. und Hainrich Bum von Hohenberg (Städt- stuben ! lb . Von den höfen 4 Ib." 1451 Jahrhunderts der größere Teil österr eichi­ lein), Canstat und der Helgraff von Schön- wurde die "ziegelh ü tte ' verb ran t, darabe sches Eigentum. Mannlehen, die etwa 50 berg u nd Schwartzh aus von Schörtzingen (davon) die hersch aft 15 ß gehabt h abe", Jauchert (1 J. etwa 1'12 Morgen) Äcker, 29 am. (Ohm) Wein zu je 32 ß in Rotten- dann a uch "ain müll ze Schönberg ver­ Wiesen, ein Haus, eine Mühle, Gärten und burg kaufen. 1 Ohm war 108,75 L it er . b rant, darabe d ie herschaft von Osterreich auch Zehnten umfaßten, waren in kleine­ "Schm u k, Scherrer und des schulthaiss en 8 lb , ge ltz habe". ren Teilen an Bürger verliehen. Die Le­ von Schönberg bruder, Kanstat von Schön- 14:l7!38 wurden an Zehnten zu Schöm• henbüeh er aus der Zeit von 1380-1445 ver­ b erg, Krütlins su n" kauften 1426 etwas b erg eingen om m en : Korn 17 Malter, Gerste zeichnen di e viel en Anteile der Bürger, u . weniger Wein, während "die clos nerin (nen) 15 Viertel (1 Malter = 12 Viertel) , Haber a.: ..Cöntzlin der Tod von Schönberg h at (K la usn erinn en) von Gruorn, der schult- 11' /2 Mltr. Von den Mai erhöfen 6 Mltr. ain wyss (Wies e) . .. und a in acker.Bentz Kreutel . . . hat ain m ansmat w ysen. b aiss v on Gruorn 4 fud. 3 1/ 2 am, (l Fuder K orn und 6 Mltr. Haber. J e n ach Ernteer­ = 1'0 Ohm) sich lei st en konnten. gebn issen w ar der Getreidepreis versen ie- Berchtolt J öslin . .. ain juch(ert) a (cke r), Unter den "F räfli" (Freveln), d . h. der den. Das Preisverhältnis w ar 2 Mltr. Vesen Wernlin der jung Wurer . .. hat a in acker Geldstrafen fü r kleinere Vergehen ode r ( = gegerbter Dinkel) für 1 Mltr. Roggen. . . . ist a in halb juchart. Henslin Arnolt Ubertretunge n (oh n e Angabe des Grundes) 1411 .'12 ist zu Bin sd orf dem Herrn ,,72 Mltr. .. . hat ain ack er lit an dem bormbühel t werden öfter di e Cansta t genann t. Zu sol- K orn, 6' 12 Mltr . Haber. 23 h lb . ze st ür". (Palm b ühl), des sind juchart 4" usw. Da­ chen Strafen, die in der Regel nicht über 2 1432 h a t do rt "ain er von Balingen 51 Mltr. bei werden rund 40 Flurnamen ge nann t, Gulden betrugen, w urde n 1438 zu Sch öm- Veser, gekau ft ". die heute noch teilweise gebräuchlich sind berg verurteilt: "Claus Neff 1 lb ., Hainrich Das Hauptrecht. di e Abgaben beim Tod (s. Heimatk. Bl ätter Okt. 1973) . Auch die ' m ai ger 1 lb. , K anstat 1 lb., der j u ng Hel- ei nes Leibeigenen od er Grundholden, ist Markung Binsdorf ist erst im späten Mit­ graff 2 Ib., 10 ß, Dieterlin Ot t 2 Ib. 10 ß, 1433 in Sch ömberg: "Von der müllin 8 Ib . telalter en ts tan de n (heute 1203 h a), indem h op trecnt, von dem Worer (Wuhrer) 1 g. Flurstü cke der Si edlungen Ammelhausen, H aintzlin und sin w ip (We ib) 3 lb ., Cunrat (Gulden), Gret J ösin 4 g", od er ebenso Berkheim , Bubenhofen, die abgegangen Runss 30 ß, Berthold Runst 30 ß, der Au l- 1436 : F etel' Zuck er 4 g., Hans Rall 10 ß, sind. h in zukamen. Der Fronhof war öster­ b er 1 Ib , 8 ß".Au ßer de n scho n augef ühr- 1438 für "Be n tz Bertzum (Bertsch) 2 lb ., reiehisches Lehen und umfaßte in sgesamt ten P ersonen werde n in Schömberg fü r die Elliu Zellcrs (wip) 1 lb ., H ansen Mockers ~ Zeit 12 Lehen. "Rudolf von Hohenberg h at vo n 1381-1450, als das Städtchen rund wip 1 lb., der Ag nest 1 lb." und von Bi ns­ 1383 Cu nraten vo n Bubenhofen gelihen ai n 500 , .ciE ~ r 1 1438 Ein wohner zä hlte, u. a . folgende ge- dorf: alt Tanhuser guld ." "der h aus Zl1 Binsdorf, leit a n dem kilchhof und n ann t: Wern Al brech t, P eter Baum ga r t. nünlin 1 g.. die K aiserin 2 g., B eritz Fink ain bornga r ten zu Bubenhoven, stößt an Buk Bernh art, Gr et P eters, Conrad Bung, und sin w ip 1 g., Haintz BoIler 2 lb .," oder der closnerinnen (Kl ausnerinnen) prügel W ern Butz, Ulrich Fry (Frei) , K atharin e 1442 ,,\;!,'er n Lew 3 g., Wern m aiger 1 g., (Brühl) und ain holtz (Wald), lit im Wiler­ Lin der, H ans Walther, H ans Wagner, Benz Bentz Rocknst al 1 g., Endlin K ölin '/2 g." tal , und ai n holtz, h ai sset Fornhald, u nd ) und Haintz Zeller , Ziegler , H ans S alliri ger, Je nach Vermögenslage w ar also d ie Ab- ain h oltz, haisset Zuckenfurt, und ains, Müller, Gret Heß, Metzger. . gabe verschieden. Bei 100 fl . (Gulden) Ver- h ai sset Tanstai g". . Vor 1438 muß das Städtchen Bin sdorf, mögen forde r te m anbei Mannern 1 fl ., un­ Das Vermögen der Städte bestand haupt­ das um jene Zeit etwa 250 Einwohner ge fä h r 1,4 % , b ei F rauen 1 lb , hlr. Bei zä h lte, eine Plünderung durch di e Herren Wegzu g und Verheiratung mußten di e Ei­ säch lich aus den Allmenden, Weiden und v on Geroldseck b ei Sulz erlitten h aben. An ge nle ute di e Genehmigung ihrer Herren Wäldern, über die aber Größenangaben P ersonen werden u. a. genannt: Agnes ein holen. fehlen. Sch ömberg erwarb schon 1331 ei ne B eck, Heinz K ai ser, Cunrat K eck, Uli Kel- Auf dem Gebiet des Strafrechts si nd für Allmend am P almbühl, di e ursprünglich auf Gemarkung Holzh eim abg. im Schli­ ler, Benz F ink, Hans F ischer, H ain tz und Binsdorf t und Schöm berg im Gegensatz zu Steff an Schw ab, J akob Weber. Cunrat und Niederh oh enberg nur wenige Aufzeichnun­ chemtal ob erhalb der Mühle) gelegen war. Cuntz App, Andriss, Hätzel (Hetzel) , P et er gen vo rhanden. In letzteren Orten zeich­ Der Binsdorfer Stadtwald wird erstmals Zucker. An Handwerkern w erden hi er er- n en sich abschreckende Bilder der grau­ 1393 erwähnt. Der Ertrag des seit 1426 er':' wäh n t: Bader, Schuhmacher und Zimmer- sarnen S trafen gegen Verbrecher ab. Der wähnten Umgeldes vom Wein und Bier (Abgabe von Wein und Bier) wurde zwi­ leute, in Schömberg: Maurer, Wagner, Sehe- öfter genannte Nachrichter ( = Henker) er ­ rer (Bader, Chirurg). h ält hi er 2 Ib. , w enn er . einem Meineidigen schen Stadtgemeinde und Herrsch aft ge­ Die Ausg aben des Schultheißen vo n die Zun ge ausschn itt od er als er einem teilt. Binsd orf betrugen 1443 : 3 ß,"als ich zu Müller knecht die Ohren abschnitt. 1421 /22: Di e Menumenta Hohenbergica von Lud­ Rottenburg wegen der J äck. 4 ß 6 h ,,2 lb. h zerzart (verzehrt) der schu lt haiß wig Schmid enthält nur 20"!o der Urkun­ verzehrt, als ich dem Landschreib er un d der houptman, als man den Göwman den die K. O. Müller für die Zeit von d as Geld brachte. 3 ß 6 h verzehrt, als hin rich t zu Binsdorf". Di e b eiden Städte, 1381-1454 für die Grafschaft Hohenberg ich zu Rottenburg war der Klausnerin - waren im Besitz der niederen Gerichtsbar­ nachweisen konnte, von denen hier nur nen wegen, n achdem sie unsere B ür- keit. I n Schömberg wohnte zeitweise auch ein Teil, sow eit sie die b eiden ' Städte ger in nen sind, 3 b eh. (Böhmische - G ro- " ein Scha rfrichter. Binsdorf und Schömberg betreffen, in den sehen) h abe ich 3 Boten ge geben gen " Neben dem Schtlltheiß~m, d er d as Gericht unruhigen Zeiten der reichsstädtischen Schömberg, 2 beh., ei nem Boten ge n H or w , leitete. stan den in den Städten Bürgermei­ Pfandsch aft berücksichti gt sind. Di e ange­ als ich da war nte, als der Zug (Kriegszug) ster. Das Schömberger Gericht w ird 1331, führten Beispiele uns aber einiger maße n gen Sulz kam. " 1 lb, 6 ß h abe ich den Zirn- das von Bi ns do rf 1393 erwähnt. Es b es tand 'ein Bild und Aufschlüsse geben über die merleuten als Lohn gegeben für elf Tage, aus ie 12 Rich tern di e aus dem R at stam m ­ Sozial- und Wirtsch aftsg eschichte unser er als sie die "bärn" (Futterkrip pen) u n d Fut- ten. · Die Bürger~eister . h atten di e Auf­ hohenbergtseh en Städte im 15. J ahrhun­ terrauffen bauten, 1 lb. 2 ß fü r diesel ben sieht über Vermögen Einkünft e und Aus­ dert. Di e erhaltenen Rechnungen gehören zu ätzen und 10 ß für 12 Maß Wei n (1 M. gabe n der Stadt, sie sirid sozusagen städti­ zu den ältesten in Württemberg. = 1,51 Liter), 5 ß für 4 Diel en ". sche Rechnungsbeamte. Es gab ei ne Reih e Herausgegeben von der Heimatkundlichen Der Schultheiß von Schömberg h at 1442/ herrschaftlicher u nd städtischer Bedienste­ Vereinigung Balingen. 43 ausgegeben: ,,12 ß verzeh rte ich zu Rot- tel' (Torwarte, H irten, Untergäriger usw .). Vorsitzender: Christoph Roll er, Bal ingen, tenburg, 7 ß 6 h verzehrte ich; als mich der In der Rechnung des H auptmanns J ör g Am Heuberg 14, Telefon 7782. Hau p !-m ann schickte w egen des Grabens. von Neuneck ist u. a. au fgeführt: "Dez 6 ß em em Boten n ach Rottenburg. als Ul- ersten hab ich verzehrt 2 lb . m inder 6 h . Redaktion: Fritz Scheerer, Bal lngen, Am rich vo n Lichtenstein dem H au ptm an n Zu Hai gerloch .. . 4 ß umb 2 mal für den Heuberg 42, Telefon 7676. schrieb, ~aß di e von Bahngen zu Werner Bütt el zu Binsdorf, alz ich uff den Oster tag Die Heimatkundlichen Blätter erscheinen Schenk hIelten. 7 ß verzehrte ich ; weil ich zu Binsdorf waz (war) und di e naht wah t je weils am Monatsende als st ä nd ige Bei­ wegen Schmuck zu Rottenburg war. 2 ß (Nachtwache) torhüter und a nders be- lage des "Zollern-Alb,-Kuriers" ~.ehe Blätter

J ahrgang 26 30. Apri l 1979 Nr. " Gottlieb Rau und die Revolutionäre Erhebung in Württemberg im September 1848

Von Dr. P aul Sauer L eiter 11cs Hauptst aatsarchives Stuttgart

haber gewonnen werden konnte, m achte Zu den en tschiedensten Vorkämpfern für fü r ein e demokratische Republik gehörte in nur kurze Ze it m it. Von 1845 an betrieb Wiirtt p.mberg während der Revolution von 1848/49 der Gaildorfer Glasfabrikant Gott­ Gottlieb Rau das Unternehmen allein. Wie lieb Rau. Auch wenn er nicht wie in Baden Frie<1rich lIecker.oder Gustav von Stru­ anfä nglich unterhielt er neben der Glas­ ve zu einer populären, ja legendären, in der Erinn er ung des Volkes fortlebende Ge­ fabri k jetzt wieder eine Bierwirtschaft. stalt geworden ist, so hat er doch durch sein riickhaltloses kämpferisches Eintre­ Am 4. J uni 1844 verheiratete sich Rau in ten für eine grundlegende Umgestaltung der politischen Verhältnisse in Deutsch­ Wi nterbach, Rems-Murr-Kreis, mit Chri­ land zeitweise über eine beträchtliche Anhängerschaft und über einen bedeutenden stiane geb, Eckstein (geb. am 12. Oktober 1812 in Schwaikheim), deren Ehe mit dem Ein flu ß ve rfügt. Andererseits haben die konservativen bi s hin zu den liberal-ge­ Holz- u nd Güterhändler Johann David · mäßigten K reisen in ihm den Prototyp des der ge walt sam en staatlichen Umsturz Retter zw ei J ahre zu vor durch den Ehe­ a nstrebenden r epublikanisch en Agitators und Volksverführers gesehen. \Ver war Go tt­ gerich tli chen Senat des Gerichtshofs fü r lie b Rau in Wirklichkeit und welche Ro lle ' ha t er 1848 ges pielt?' Auf diese beiden de n J agst k reis geschied en w orden w ar . Chrtstiane hatte aus ih rer ersten Ehe ei­ F ragen wollen wir im Folgenden eine Antwort zu geben versu chen. 'ri en zeh n jäh rigen Soh n u nd eine achtjähri­ ge Tochter. R au sche nkte sie zwischen 1845 u nd 1848 vier K inder, von denen aber nur , 1. Herku nft, Jugend und beruflicher sp ä tere politische Tätigkeit.wich tige Kenn t­ di e am 22. März 1845 ge borene Maria Frie­ Werdegang nisse vermittelte.Nach seiner Schulzeit derik e Rosalie d as fr ühe Kindesalter über - · bildete er sich wohl durch Selbstunterricht lebte. Gottlieb Rau w urde am 15. J anua r 1816 weiter und er warb sich auf geschi chtliche m, in Dür r w angen als So hn des Bauer n Jo­ volkswirtschaftlichem und theologischem Da ß Gottlieb Rau von den bedrängenden hann Ludwig Rau und des sen Ehefrau Geb iet einen ge wisse n Wissensfundus. Bei sozia len Problemen seiner Zeit umgetrie­ Anna Maria geb . März geboren, über seine H. G. Wolber in B alingen absolvie rte er ben wurde und daß er nach Lösungen such­ K indheit und Jugend wissen wir sehr eine Kaufm annsleh re. Danach w ar er bei te, w ie Notleidenden geholfen werden wenig. Oh ne Zweifel ha t ihn di e ländli che Kreß in Heilbronn und bei Aichelin in könnte, zeigte der "Aufr uf" , den er am 26. Umgebung, in der er aufw uchs, geprägt. Stuttgart beschäftigt. Sein Lehrherr Wol­ April 1846 im "Schwäbischen Merkur" ver­ I nsbesondere ist es w ohl das L eb en s- und ber stell te ihm noch viele J ahre nach Ab­ öffentli chen wollte. In diesem Aufruf Weltbild des P ietismus gewesen , das er da­ schluß seiner Berufsausbildung in B alingen appellierte er an die Bürger Württembergs, .mals in sich vaufgenomm en hat und das da s b est e Zeugni s aus. Er h abe ihn, so er­ ihre nach Siebenbürgen ausgew anderten u, für sein späte res Denken und H andel n klärte Wolber im F ebruar 1851 in einer dort in ,.Hefe s, . .. in n amenloses Elend" ge­ richtu ngsw eisend ge wesen ist. Die Ideen im "Schw arzwä lder Boten" veröffentlichten ratenen Landsleute in die Heimat zurück• des Separatisten Johann Georg Rapp aus Zuschrüt, w egen seiner Rechtsch affenheit zuholen und für ihre wirtschaftliche Wie­ Ipti ngen, Enzkreis, der n ach Nordamerika als F amilienmitglied behandelt. Auch seine dereingliederung großzügig Geldmittel zur auswanderte und dort ein eigentümliches Arbeitgeber in Heilbronn und Stuttgart Verfügung zu stellen. Er s elbst erklärte sich , christlich-kommunistisches Gemeinwesen sch ätzten seine berufliche Tüchtigkeit wie bereit, den Rückkehrern seinen 100 Morgen gründete, und 'der separatistischen Bewe­ seine menschlichen Qualitäten hoch ein. Als umfassenden Grundbesitz in Oberrot zur gung in Rottenacker, Alb-Donau-Kreis, Reisender für die Stuttgarter Firma Aiche­ Erstellung von Wohnungen und zur land­ hatten zu Beginn des 19. J ahrhunderts in lin lernte er in Großerlach, Rems-Murr­ w irtsch aftlichen Nutzung unentgeltlich zu Dürrwangen Eingang gefunden. Vieles .Kreis , die Witwe des Glasfabrikanten Wen­ überlassen. "Wir müssen ja erröten vor spricht dafür, daß auch der junge Go ttlieb zel, K a tharine Heinrike geb. Wied, kennen anderen N ationen, selbst vor den Mause­ R au von ih nen erfaßt worden ist. so d as u nd heiratete sie im Jahr 1839. Katharine fallen verkaufenden, dieNot unsererLands­ christliche Sendungsbewußtsein, d as ih n Hein rike starb bereits am 4. April 1840 an leute in Siebenbürgen kennenden Slawa­ a uszei chnete, seine ableh nende H altung ge­ ei ner ,.u nversch uldeten Vergiftung". Sie ken-Buben, . . . w en n wir die Hände in den ge n über dem fürstlichen Gott esgnadentum , hinterließ ih m ein Kind, das aber gleich ­ Schoß legen würden, bei solcher Not, die . ge ge nüber der Monarchie überhaupt, sein falls bald vo m T od hinweggerafft wurde. zu m Hi m mel schreit!" Die von der würt­ kompromißloses E in tr eten für di e unbe­ Rau, von seiner F r au her im Besitz ei nes tembergischen Regierung eingerichtete schränkte Volkssouveränität u nd damit i ür nicht u nansehnlichen Vermö ge ns , gab se i­ Zensurkom m lsslon, di e seit annäh rend drei . d ie demokratische Rep ublik. Allerdings die ne Beteiligung an der Großerlacher Gl as­ J ahrzehnten die P r esse d es L andes scharf kommunistischen Vorstellungen ei nes Teils fabrik auf, kaufte 1843 zusamm en mit dem überwachte, verhinderte ein Erscheinen des der württembergisch en Sep aratisten m ach­ F ürstlich Löwenst einisch en Gefälleinb rin­ "Aufrufs". Auf di e Beschwerde Raus recht­ te er sich nicht zu eigen . Das P ri vateigen­ ger und Akziser lVI ändlen von Sulzbach an fertigt e sie ihre Maßnahme mit dem H in­ tum war ihm stets "heilig". Di es schloß der Mu r r die frühere Wasserheilanstalt, weis, eine Rückkehr der Ausw anderer, die nicht aus, daß er aus Besitz und Eigen tum , d ie 'Wirtschaft und Brauerei "Zu r Schw ane" ja ihre "Heim at verloren" hätten, ließ e sich namentlich gegenüber den Un ter p rivile­ in Gaildorf und richtete in dieser eine nicht so leicht, wie er es sich vors telle, be­ gierten des vierten Standes, soziale Ver­ Glasfabrik ein. Arbeiter holten sich di e werkstelligen. Auch kön nten Regierung u. pflichtungen ableitete.Seine schulische beiden Unternehmer a us B öh men. Mänd• Gem einden - di e Gem einden hatten zum Ausbildung erhielt er in Dürrwangen und len, mit den ihm zu großz ügig erscheinen­ Teil "die Entfer nung" dieser L eute unter in Balingen. Wahrscheinlich war es die den Plänen R aus unzufrieden, zog sich ge­ erheblichen Opfern bewirk t - nicht von Lateinschule der Oberamtsstadt, die er im gen eine finanzielle Entsch ädigung sch on einem Privatmann genöti gt werde n, solche Anschluß an die Dürrwauger Gr undschule bald aus der F abrik zurück. Auch Ludwig Ausw anderer w ieder aufzunehm en. Zwei­ besuchte u nd die ihm m anche für seine Merker aus Heilbronn, der als neuer Teil- fellos traf dies zu, denn W ür ttemberg w ur- Seite 206 Heimatkundliche Blätter Ballnzen April 1979

d e d a m al s der wachsenden so zialen N ot in­ ä u ß er te er, hochbegabt, gebildet, sp rachge­ erwerben, habe ihm ferngelegen. L eider n erhal b der eigenen Grenzen n icht H err. wandt und von anziehendem Äußeren. Sei­ seien die alten Vorurteile, n ach denen sich Vi el e T ausende mußten J ahr für J ahr d as n e gr oße Volkstümlichkeit sei auf d as ihm eine h öher entwickelte G la sindustrie in K öni gr ei ch ve r lassen, um sich in Osteuropa hoch anzurechnende Bemühen zu r ückzu ­ Württemberg nicht emporbringen las se, oder in Übersee eine E xi stenzmöglichkeit führen, se ine Arbeiter nicht, wie di es a n ­ seh r star k gewesen, u n d er h abe si e, ob­ zu schaffen, w eil ihnen di e H eimat ein e sol­ d ere Unternehmen getan hätten, w egen der wohl er durch di e T at das Gegenteil zu be­ ch e n icht zu bieten ve rmochte. Das Los der Teuerung und des sch le ch ten Absatzes zu w eisen su ch te, nicht zu überwinden ver­ Aus wand er er war gemeinh in sehr h art. Die entla ssen, son d er n si e unter Einsatz seines mocht. So sei sein Unternehmen in d er k a u m über w in dbaren physi schen u nd Vermögens weiter zu beschäftigen. Schult­ Aufbauphase zugrunde gegangen. In sei­ p sych isch en Schwier igkei ten, mit d en en die hei ß Ki esel' hingegen behauptete, R au h abe n em gr oßen Eifer h abe er bei a llen höhe­ n a ch Siebenbürgen gezogenen W ürttem ber ­ di e u n teren Vol ksklassen dadurch fü r sich r en Behörden Eingaben gemacht, um di ese ger zu kämpfen h a lten, bildeten leider gew onnen, d aß er sich selbst die unsinni g­ f ü r seine Pläne zu gewinnen. H ierbe i ha be k eine Ausnah me. Ihre "Heim h olung" h ä tte sten F orderu ngen d es "Lan d manns u nd er freilich d ann und wann nicht die r ech te za h lr eich e a n d er e Ausw a nder er veranlaßt, P role ta r iers" zu eigen gem a ch t habe. In F orm beobach tet und d a durch A nstoß er ­ n ach Wür ttem berg zurückzu keh ren und di e Gaild orf habe er mit seinen A nhä n gern r egt. Aber sein Wollen sei gewiß gut gewe­ k a r gen wirtschaftlichen Hilfsquellen d es ze it w e ise "einen lächerlichen T e rror ism us" sen, auch w e n n es nur einen "s ehr u nglück ­ L and es in Anspruch zu nehmen. Gerade ausgeübt. So habe er di ese im Juni in ei­ li ch en Erfolg" gezeitig t ha be. Viellei cht aber h ie ran konnte di e Regierung kein In­ nem Wii-tsh aus zu ei ner Gerichtssitzung w erde eine spätere Zeit vom volk swirt­ t eresse h aben. Rau hat di eses Problem m it ü be r den Forstverwalter Kober v ersa m ­ schaf tlichen Standpunkt a us über sein Un ­ all sei nen Konsequenzen sich er nicht durch­ m elt, w eil K ober er k lär t habe, n ur Lum­ ter neh m e n gerechter urteilen, aber di es sei d acht. Wenn er j edoch in seinem Schreiben pengesindel h a lte zu R au. Sicher ist, d aß d ann für sein Wer k u n d für ihn zu sp ät. vom 12. M ai 1846, das -das Oberamt oeu­ sich Hau damals in G aildorf gegenüber d orf a n d ie Zensurkommission weiter leite­ städ tischen und sta atlich en Behörden e iner Immer m ehr wuch s R au im Frühjahr t e, den Plan en th üll te, in seiner F abrik, se hr sch roffen , geharn ischte n Spr ache be­ 1843 in die Rolle ei nes d emokra ti sch­ d ie er mit Hilfe d er Regl er g binnen J ah­ diente. Graf von Pückler er stattete im Juni rcpu h likani schen Volksf ührers hinein. Er r esf ri st a u f 500 Arbeiter zu erweitern hoff ­ gegen ihn Anzeig e, weil er in einem Schrei ­ hielt sich jetzt meist in Stuttgart auf. H ier t e, solche Rückw ander er zu be sch ä ftigen , ben an das Oberamtsgeri ch t Ga ildor f d ieses gab er a ls "O rga n d es Volks" die Zeitschrift 6 0 h a tte er einen Weg a ufgezeig t, w ie u n­ im H in bl ick a uf die Umgestaltung d er poli ­ "Die Sonne" h er aus. Mit ihr w ollte er die zäh lige fleißige u nd intelligente Mens chen tischen Verhältnisse in Deutschland u nd Ide e d er Volkssouverä nität "mit a llen ihren v or dem Abenteuer der A uswan deru ng, das d ie bevorstehende Einführung d er Schwur­ F ol gen a uf entscheidende Weise" ver treten . n ich t weniger zu m Verhängni s w u rde, be­ gerichte a ls provisorisches bezeichnet u nd In d e r württembergischen Landeshaupt­ wahrt werd en konn ten: Aufbau einer lei­ ihm di e Berechtigung a bgesp r ochen h a tte, stad t ge h ör te er zu den Gründern u nd stun gsfähigen Industrie und d amit Sch a f­ in se inen Vermög ensangelegenheiten a u f maßgeblichen Persönlichkeiten d es Demo- fung von Arbei tsplätzen in großem Stil. In Grund n icht m ehr r echtskräftiger Gesetze . k r a ti sch en Vereins. Mitte J uni n ahm er als einem Schreiben vom 4. Juni 1846 kündigt e ' eine Entscheidung zu fä ll en. Der Krimina l­ Abgeordneter dieses Vereins a m Deutschen er a n, er werde d emnächst d em Mi n i­ senat d es Gerichtshofs fü r d en J agstk reis Demokratischen Kongreß in Frankfurt a m sterium des Innern den Vorschla g unter­ in Ellwangen, sah jedoch keinen hinreichen­ M a in teil. Dort w u r de er in d as a us drei breiten, in schwach bevölkerten Gegend en d en Grund, strafrechtlich gegen d en Gail­ Mitgliedern bestehende Zentralkomitee der d es K ön igreich s Ansiedlungen für Aus­ dorfer F abrikanten v orzugehen . D em ok r a ti sch en u n d Arbeitervereine ge ­ wanderer zu grün den und d ies e mit "ratio­ wählt. d as in B er li n seinen Sitz n a h m . Von n ellen gewerblichen Etablissements a uszu ­ M it ' c.er F abrik k am GotUieb R au au f Frankfurt nach Stuttga r t zurück gekehrt, statten". keinen gr ü nen Zw ei g. Er geriet m ehr und rief er hier in Ausführung eines Beschlus­ m ehr in Schulden. 1848 w ar der Konkurs ses d es Demokratenkongress es d en Demo­ D aß die Regierun g in Stu ttgar t seine An­ unverm eidlich. Die Gläubiger verloren kra ti schen K r eis-Ver ei n ins Leben. Auf d er r egungen n ich t a ufg riff. ha t ih r Rau ü bel r u nd 71000 Gulden. Schultheiß Kiesel' und zw e iten Sitzung di eses en g mit d em Ar­ v ermerkt. Ihrer Unfähigkeit im industriel ­ der Gaildorfer ' Gemeinderat w arfen dem beiter verein verbundenen Vereins a m 22. len B ereich stellte e r di e ihm mustergültig Gla sf a brikanten vor , er habe fortwährend Juni b eschwor er "die No t des L andes, d en erscheinenden Bemühungen des österreichi­ große Pl äne gemacht , zu deren Verwirkli­ J a m m er d er Hütten ". sehen Kaiserstaats um die Verbesserung chun g er a ber w eder die erforderlichen .';. · der Gewerbeverhältnisse gegenüber. Frei ­ Gel dmittel noch die hinreichende T a tk r a ft Di e Republi k war für R a u die Deuts ch ­ lich vergaß er in d em ih m eigenen idealisti­ besesse n ha be. Sie stellten ferner fest, R au la n d ge mäße Sta a tsfor m . Auf ei ner von schen Ü berschwang, . daß . si ch derartige h abe es in geschäftlich en A n gel e genheiten , ihm geleiteten Arbe it erversammlung in _ grundlegenden w irtschaftlichen Struktur­ so t adelfrei sein persönlicher L ebensw an­ Stuttgart a m 8. Apri l w urde eine Adresse veränderungen zumal in einem a rmen L a n d del gewesen sei, an . U m sicht, Fle iß und a n das Frankfu rter Vor p a rla m en t b eschlos­ .. wie Württemberg nur sehr a llmählich ver­ Solidität fehlen lassen , namentlich in ' d en sen. In der Adresse er k lär te sich die Ver­ wirklichen ließen. Richtig war jedoch, d aß Jahren 1846 b is 1848 h abe er sein Unter­ sammlung. mit d em Antrag von 16 M it­ · die w ü r ttembergische Staatsführung d es nehmen immer m ehr ver nachlässigt, weil gliedern d es Vorparlaments auf Schaffung Vormärz in wirtschaftlicher H insich t die er sein H auptinteresse der P oli ti k zu ge­ einer deutschen F örder a ti v r epublik nach Zeichen der Zeit m ehr hätten beachten w ende t h ab e. R au hingegen schrieb d ie dem Muster der nordamerikanischen F'r ei ­ müssen. Von einer nochmaligen Beschw erde wirtsch aftliche K a t astr ophe, von der er be­ staaten solidarisch. Die hauptsächlich d er _ wegen der Unterdrückung seines "A u fr ufs" troffen worden war , den Zeitumstände n Bibel en tn om mene B egr ü ndun g für d ieses · nahm Ra u Abstand, nachdem ihm die Zen­ zu, im besonderen der "K red itl os igkeit " Vot um zugu n sten d er R epubli k d ürft e R au surkommission vorgestellt hatte, er soll e w ährend der letzten J a hre sow ie d er geliefe rt haben . Die Juden, so h eiß t es in doch auch "die N achteile in Bet r a ch t zie ­ "gä n zlichen Rück sich tslosi gkeit u n d Un ­ d er Adresse etwa, h ä tten sich a ls stark er ­ hen"; di e "entstehen könnten , w enn e ine kenntnis der (württembergisch en)R egie­ wiesen. solan ge sie u n ter M oses, J osua und solche M en ge heimat- u n d vermögensloser rurig in nationalökonomischen Verhältni s­ den Richtern ei nen F rei sta at ge bildet h ä t­ Mensch en" zurückkehre. R esign ier t hatte er sen". Er w ies a u ß er dem d arauf hi n , d aß ten, sie se ien aber schwach gewesen, als · b ereits in seinem Schreiben vom 12. M ai er zwei Teilhaber mit 40 000 G uld en h abe Könige ü ber sie ge herrscht h ä tten . E s gebe 1846 geäu ßer t , es sei ihm, "als bringe d er auszahlen, 40 böhmische Arb eiter habe . kein erhliches H errscher t alen t. Die Besten Ostw ind ein tiefes Wehklagen d ie Donau kommen lassen u n d für Modelle und Pro­ des Volkes müßten a n d ie Spitze des Staa­ · h er auf". Um seine politischen und sozia le n ben von Glaserzeugnissen hohe Summen tes. Im Falle Deu tsch la n d s komme hinzu, Ideen .d er Öffentlichkeit zu Gehör zu b r in­ h abe a u fwen den müssen. Daß er sich über d a ß b ei d er furchtba r en Verarmung der g en, versuch te er in m ehreren Oberä m tern di e Regierung in Stuttgart seh r verä r gert Bev öl kerung und d em Anblick verhunger ­ e in Land tagsm a ndat zu e rlangen . Doch äußer te, war , a uf seine vergeblichen Be­ ter L eich en d er Gl anz von Königs- und trotz hohen zu Lasten se ines Unternehmens m ü h ungen zu r ückzu fü h ren , von ihr ei ne K a iser kronen unerträ glich erscheine. Die _gehenden Aufwands a n Zeit und Geld bli eb K redithilfe für se in Unternehmen zu er­ R epublik a llein vermöge L eben und Eigen­ ihm d er Erfolg versagt. .In Gaildorf erwarb langen. Nach d er Aussage von Schultheiß tum zu sch ü tzen . Si e h abe mit K ommunis­ er sich Verdienste um d en dortigen Ge­ Kiesel' so li ihm Fi na n zminister von Gärlt­ mus n ichts zu tun. Vi elmehr se i sie d as w erb e ver ein , zu dessen Vo rstand er ge ­ ner 1847 bei einer persönlich en Vorsprache Mittel , den Vo lksbedürfnissen di e schnell ­ w ählt w u r de. sogar di e Türe gewiesen haben. ste und wirksamste H ilfe zu ge währen. Sie sei "d ie en d liche E r füll u n g, der en d li ch e Im April 1848 k andidierte R au für die I n einem a m 2. September 1851 a n Kön ig Sieg d es Christentums" . Zwei T age spä ter F r a n k fu r ter Na ti onalversamm lun g im Wilhe1m 1 von Württemberg ger ich teten bekann te sich Rau a u f einer stür m isch ver­ W a hl k rei s zwei d es J agst krei ses, d er die Begnadigu n gsgesuch legte er rückbli ck end laufenden Bürgerversa m mlung in stutt­ Oberämter Cr ailsh eim, H all und G aildor f die Pläne dar , die er mit seiner F a b rik ver­ gart, bei der d ie Anh ä n ger ei nes gemäßig­ u mfa ß te. Er u nterla g jed och sei nem Ge ge n~ folgt h a tte. Er h abe, so schr ieb er, in se i­ ten Li beralismus in der Überzahl waren , k a n d id a ten , d em Pfarr er und Gesch ich ts­ nem Vater la n d drei ganz neue w ichtige e rneut zu r Republik.E r bestritt zugleich sch r ei be r Willrelm Zi m m e rm ann: Von Ge­ Indust r iezw ei ge, . di e .K r ist a ll- und F a rb­ den gegen ih n er h obenen Vorwurf, d ie w ich t dürfte d as Urteil sein, d as Zimm er­ glasherstellu n g, di e Glasschleiferei sowie A rbeit er gege n d ie bestehende Sta atso rd­ m a n n über den Gaildor fer 'F a b r ik a n ten :rb ­ di e Gla smalerei und Vergoldung, einf ü h ren nung a ufgehetz t zu haben. g ab. d en er w oh l währen d des Wa hl­ und im L auf d er Zeit Hunde rte von armen k ampfes n äher k ennenlernte. R au sei, so L euten beschäftigen wollen . Reich t ü m er zu (Fortsetzung folgt) 'A pril. 1979" Helmatkundliche Blätter Ballnzen Seite 207

•• tenpracht im F rühling In allen G ärten prangen und vo r a llem die steilen Berg­ Uber Herkunft und Heimat h änge Haigerlochs zie r en . Wohl ebenfalls ü ber die Türkei kam im 16. Jahrhundert unserer Gartenblumen die Stock ro se (Althaea ro se a) , d ie im Orient h eimisch is t. Von Hans-Dieter Stoffler Narzisse A kelei Augsb u rg, Ihre Einführung ver danken w ir Schon bei den Röm ern w ar di e Narzisse D ie A kel ei wird ers tmalig von der h ei1i­ d em Gesandten d es Kaisers Ferdinand des b eliebt. Im deutschen Ga r ten ersch eint sie . gen H ildegard (1098-1179) erwähnt. Di e 1., Eüslen Busbeck . Sie verbreitete sich in aber erst im 16. J ah rhun dert . Es ist wahr­ heimische Urform (Aquilegi a vulga r ts) wenigen Jahrzehnten über Europa und war schein lich, d aß die plötzliche Liebhaberei k ommt bei uns hin und wieder a uf wech ­ bald allgemein b eliebt. In Holland ar tete für sie von den T ür k en beeinflußt w u r de, selfeuchten Wi esen und ortsweise auch in die Tulpenliebhaberei in eine Manie aus, obwohl b eide, die gelbe Narzis se (Narcis­ Wäldern vor und ist geschütz t. Im Unter ­ die in den Jahren 1634 bis 1640 ihren Höhe­ sus pseudonarcissus) und die weiße (Nar­ eck ist die alpine, schwarzb laue Aqui legia punkt erreich te. In dieser Zeit w ur den ge ­ cissus poeticus), auf deutschen Bergwiesen atrata h äufig. r adezu wah ns innige Preise für T ulpen­ allerdings se hr selten wachsen. Ob die Nar­ zwieb eln bezahlt. So wurde eine Zwiebel zisse , di e au f den Wannentalwiesen un ter ­ Mohn Tulipa se n er Augustus für den P r eis von h alb des Böllat gedeiht, u rspr ü ngli ch oder 13 000 holl, Gulden gekauft. Ei n T ulpen­ verwildert ist, m uß vorerst off en bleiben. Ein e se h r verbrei tete Gartenpflanze ist liebhaber gab für eine seltene Zwieb el 12 der Mohn. Wir zie pen ihn h eute in pracht­ Morgen Land, ein a nder er einen n euen Levkoje (Mathiola incan a) vollen Varietäten. Der Schlafmohn (Papa­ Reisew agen samt Geschirr mit 2 Schim­ ver somniferu m ) ist eine uralte Kultur­ m eln. Leichtfertige Spekulanten ver pfä n ­ Sie w ar schon bei den G r iech en und Rö• p flanze und w ar a,tylh sch on se h r früh bei deten H aus und Hof, um sich am Tulpen­ mern beliebt. Im 16. J ahrhundert finden uns bekannt. Sein althochdeutscher Name geschäft mühelos und r asch zu berei chern, w ir sie dann wieder bei Tabernae-momta­ ist Mago . Im 16. Jahrhundert kam die Be­ und den Tulpenprei sen folgten bald die nus, der von ihr sagt, sie sei vor kurzem zei ch nu ng Öl m agen auf, die er heute noch Prei se anderer begehrter Spekul ations­ aus Wels chland gekommen. Die Levkoje zum Teil führt. Der Klatschmohn, den w ir objekte, so d aß ein allgemeiner Boom ent­ zä hlt mit ihrem wunderbaren Duft zu den hin und wieder im Kornfeld finden, kam stand. Der Umschwung, der nicht au sblei ­ feinsten G artenpflanzen. Leider wird sie w ie di e m ei sten Gartenunkräuter mit dem b en konnte, begann im Jahr 1637 m it einem heute n ur noch wenig angebaut, weil opti­ Getreid e aus dem Orient zu uns. angemeinen P r eisstu r z, einer Verkaufs­ sche Reize zu r Zeit höher bewertet w erden panik, d ie zahlreiche Zwangsexekutionen al s der feine unsichtbare Du ft. Nelke nach sich zog und a nschließend zu einem allgem einen . Zu sam rnenb ru ch des Wirt­ Siegw u r z (G ladiolus comm u nis) In den B au er ngärten Südw estd eutsch - ­ sChaftslebens in Holland führte. Man sieh t lands ist die F ed ernel k e (Dianthu s pluma­ S ie w ar zwar schon im Altertum b ekannt, als o, daß von der Mystik des Mi ttel alters erschein t aber erst wieder in den K räuter­ r iu s) und die J erusal emsnclke (Lych n is bi s zur Hektik wirtschaftlicher Zu sammen­ ch alcedonica) am b ekanntesten. Letzt ere büchern des 16. J ahr hunder ts, S ie stammt brüche das Leben der P flanzen außer­ aus S üdeuro pa. Lan ge Zeit war sie Heil­ w ird auch als b rennende Liebe bezeichnet. ordentlich eng mit dem Leb en der Men - Ihre Heimat ist Sibirien u nd Kleinasi en. u nd Zaubermittel. Ihr e mit netzarti gen schen verbunden war. . H äuten w ie mit einem P anzer überzogene Ihre Blüten sind n ach Leunis Muster des Kaiser kr one Kreuzes, . d as der J erusalemorden, später Zwiebel trug man als Amulett, u m sich vor di e Malteserritter trugen. Von der Garten­ Ebenfalls durch Busb eck kam die in

'I'agetes Ü ber sie schreibt J akob Theodor von Ber gz ub ern (Taber naemontanus) in seinem 1588-1591 verfaß te n Kräu terbuch : Die S ammet- od er Tunisblumen sin d n icht lan g in E ur opa b ekannt u nd 'sin d allererst zu den Zeit en des K ai sers Kar! des V., als er nach Afrika gezogen u nd di e Stadt Tunis erobert und eingen om m en h at, mit anderen mehr fremden Gew ächsen zu uns nach Deutschland u n d anderen Län der n Europas gebracht worden , Als Urheimat di es er bei­ den A rten gilt das wärmere Amerika, be­ so n ders Mex iko. Sie scheint sch on seh r früh nach Europa gekommen zu sein , wo sie zu r Zeit des Tabernaemontanus a uch ind ia nisch Nägl ein od er Blum genannt . wurde.

Kapuz inerkresse (Tropa eol um majus) D ie H eim at der Kapuzinerkresse ist P e­ ru, v on wo sie 1684 zu' uns gebracht w urde. Die K no spen dienen als K a per nersatz. die Bl ütenblätter als vo rz ügliche Salatbeigabe. P fingstnelke (Diaiithus caes ius ) Foto : S cheer er (Fortsetzung folgt) S eite !08 Helmatlrundlicl1e Blätter Ballnzen A pri11979

gen, F alls mich die Leser eines Besseren Nutzung d er W äld er b rau chte nicht n ur in Von Enishoch his bele hren k önnen, wäre ich für eine Mit­ d er Gew innung v on Holz zu bestehen; in teilung sehr dankbar. die W älder w urden auch d ie Tiere getrie­ Zwerenhoch Dagegen finde t sich ein e größere Anzahl ben, v or allem Schweine, aber auch R in d­ F lur n amen mit dem Grundwort-buch süd• vieh und P ferde. Und die d azw ischen lie­ Von Dr.' W alter Stettner - Ebingen lich und südö stlich v on Engstingen: Schau­ gen de n Felder und Wiesen stan de n dem Um Ebingen findet sich eine An za hl felbuch, Dege lbuch, einfa ches Buch, W as­ w ahrlich nicht im Wege. Hier im Ebinger \Val dnamen, die die Endung -boch (buch, serbuch; östlich von Trochtel fin gen Hoch­ R aum war auch die Besiedlung schon so buoch) führen: Enisboch, .Men esp och, buch, Rehbuch, Schafbuch, und dort gibt es dicht, daß sich di e Bildung einer Genossen­ Schmellboch auf dem Bitzerberg. Feldboch, auch ein e kleine Si edlung Maß hold erb u ch. schaft lohnte, während der übrige Heuberg Zitterboch, Zwercnboch und Fasenboch auf Aber wie durchsichtig sind diese Namen so dünn bevölkert war, daß jeder n ach dem Schwcn n inger un d Ehestetter Berg. (mit Ausnahme von Degelbuch), Ich möchte H erzenlust die Wäl der nutzen k onnte (so­ Diese Namen m achen ei ne n altertümlichen annehm en , daß dies viel jüngere Namens­ weit nicht herrschaftliche Jagdberechtigte Eindruck, sie dürft en zur ältesten Schicht bildungen sind. Sie haben ja auch n icht den dem Gren zen setzten).Die Waldgenoss en­ unserer Flu rn am en gehören. Vokal im Grundwort zu 0 (boch) verkürzt. schaft - wenn eine bestand - m uß spä• Das Grundwort -boch oder buoch b edeu­ Es ist nun n icht meine Absicht, alle mö g­ testens u m 1400 aufgelöst worden sei n , tet nach Auffassung der m eisten Namens­ lichen Dinge bloß der Vollständigkeit ha l­ sonst h ätten sich no ch Spuren in der forscher "Bu chenwald". Daß d ie verschie­ ber zusam menz u tra gen. Aber .wenn in der schriftlichen Überlieferung gefu nden. Viel­ denen Buchenwälder um Ebi n gen zur Un­ weiteren Um gebu ng v on Eb in gen keine leicht kön n te eine anfängliche Waldgene s­ terscheidung einer n äheren Bestim mun g Waldungen mit dem Grundwort - boch vor­ se ns chaft, di e später au fgelöst w urde, di e bedurften, leuchtet ein. Ab er d as Bestim­ kommen , so m uß d as einen Grnd h aben , Aufteilung d es Heubergs erklären: Bei den mungswort (der erste Teil n er Nam en) ent­ d an n haben diese Eb in ger Wälder verrnut- , Dreibahnmarken st oßen ja nicht nur d rei zieh t sich bei den m eisten sichererDeutu ng, lich eine besonde re Rechtsstellung ei nge­ Herrsch aftsg renzen , zu sammen, sondern Am schwierigsten ist der erste Name. nommen. H ans J än ichen hat darauf hinge- , noch m eh r Markungen; und Lautlingen ' Wahrscheinlich h andelt es sich b ei Enis- wiesen, daß große W älder, die den Namen reicht zw ar nicht so w ei t in d en Heuber g . b och und M inesboch um denselben Wald . -buch fü hren, in älterer Zeit von großen h inein , 'ab er immerh in b is v or w enigen Die Namensformen variieren von En isboch Nutzungsverbänden bewirtschaftet wurden. J ahren b is zum Geißbühl. So wie m an in ü ber Engespoch, Engesboch, Einspoch, Eh ­ Er ver weist dazu auf den Schönbuch zwi­ d en le tzt en J ahren die Nordsee zur Nut­ n ischbuch, Ehn ischboch, I nin sb och , Minnes- schen T übin gen und Stut tgart u nd auf. den zun g unter den Anrainern aufgeteilt h a t, . p och, Meinspoch bis Möhnesp och. Das M im Teutschb uch nördlich v on Riedlingen. Vo n so ist v ielleicht ei nstmals das Geb iet des Anlaut stamm t w ohl v on der h äufigen Ver­ großen W äl der n k ann bei uns nicht d ie Heuber gs. anfan gs gemeinsamer Besi tz bindung m it der Vorsilbe "im":I m Enis­ Rede sein . Trotzdem ist J än ich ens ~rkl ä­ einer Genossensch aft , u n ter di e Anra in er boch wird lei cht zu Menisboch. Dr. Sprin ­ rung v ielleicht auch fü r uns br auchbar . Die aufgeteilt worden. . ger meint, in Enisboch stecke der P er so­ nennamen Agino, das zu E in o verkürzt w urde.Der Name Agino ist in der Ka ro­ li ngerzeit (um 800) gar nicht selten; es gib t Die Spaichinger Pforte sogar ei nen Namensträg er. d er m it unserer Gegend in Beziehung getreten is t: Agin o, (Schluß) Vorsteher (Bischof ) der S tadt Konstanz und R ektor von S t. Gall en , u nd Abt Werd o An der Wende von Tertiär-Dilivium, spä• aus Schw arzwald und den Alpen zeigen, empfa ngen 793 eine umf angreiche Schen- testcns im älteren Pleistozä n, za pfte der bei Vilsingen bis zu einer Höhe von 665 m kung v on Gütern, darunter au ch in ~b i n- r hein isch e Neckar nach Süden vorstoßend, NN. Aus dieser Höhenlage des Stausees er­ gen und Tailfingen, Aber damit ist n och et wa dem damaligen K euperstufenrand gibt sich, daß der See bi s weit über Tutt­ lan ge nicht sich er, daß -d er Nam e Aginis- fol gend in der Tiefenlinie, südwestlich linge n h in aus und in das Tal der ein sti gen b och = Enisboch nach d iesem Bischo f Rottw eil di e Esch ach ü ber dem heutigen Eschachdonau, also bis in die Spatehinger Agino b en a nnt w orden ist. Er k ann jedoch B ühlirrgen a n und lenkte sie ab. Seit dem ' P for te, gereicht h aben k ann. Sofer n dies e meh r als ein J ahrtausend alt sein. F asen- h at sich der Neckar bei R ottweil u m r un d noch nicht au fgeschütte t w ar, m üßte dan n , boch (1474 Vas enbuch. 1564 Vasenbuoch). 100 m eingeschnitten , denn die wasserrei­ wenn auch der F aulenbach n och weiter im :'';'- . Hier soll d as Besti m m un gsw or t vase = F a- che Eschach b efähigte ih n, sein Tal r asch Norden entsprang, mit ei nem Ablaufen des ser mit Bezug auf BaumwurzeIn gewühlt. zu vertiefen und am K euperstufenrund Don auwassers zum Neck a r gerechnet wer­ sein. Aber gab es im F asenboch mehr entland bis Schwenn in gen aus zubaue n . den da der Vil si n ger Don austausee di e T a l­ Baumwurzeln als in anderen Wäld ern? In der Mulde zwischen n ördlichem (Hor- sohle bei Spatehingen (652 m) um minde­ Feldboch: der Namen wechselt nur in nigsgrinde 1164 m NN) und sü dlichem stens 13 m überstaut h ätte. Nun finden der Schreibung: Veldtb och, F eldtboch, Fell- Schw arzwald (Feldberg 1493 m NN) ist der sich aber hier r und 34 m m ä chtige Ver ­ boch. In der F lu rnamensamml un g des Schw a rz w ald eingemulde t, und in dieser schüttungen mit leh m iger F ließerde, an de­ Stadtarchivs wird dazu erklärt : Ist hier in Mulde stieß d ie Kinzig v on Hausach gegen ren Basis di e ob en genan nten Schotter li e­ der auch v on Bu ck angegebenen Bedeutu ng Schiltach vor und eroberte den einstigen gen.Doch das gen aue Alter der Fließerden von "au ßerh alb d er drei Esche liegendem ' Oberlauf der Eschach (die Gebiete der ist n icht b ekannt . Sie k önnten au ch schon Ödlan d zu ßassen''. Das scheint im. ersten Schil tach. der Kleinen und der Großen die F el ssohle der Spaichinger Pforte vor A ugenb lick einleuchtend. Aber gibt "F eld - Kinzig). Um Rottweil erfolgte die Ausräu• dem RIßmaximum m ächtig verfüllt h aben . w ald" oder "Wald am Feld" einen Sinn? mu ng des Jura , fast des ganzen Keupers, Der heutige Scheitel der Wasserscheide Auf dem h eutigen Truppenübungspla tz an der oberen Eschach sogar bis auf den (688 m) liegt dann 23 m über dem einstigen w ur den alle Felder außerhalb der Dreüel- Muschelkalk und Buntsandstein hinab (s, Donauspiegel und ein Ablaufen wäre d a ­ derwirtschaft b eb au t, daher k önnte der Zeichnung). Hier konnten dann die Römer her unmöglich. Name Feldboch, w enn die Deutung stimmt, ums .Jahr 73 n. Chr. die Höhen beim Zu der Abzapfurig der Eschach durch den ebenso für alle anderen boch-Wälder ge- "Brandsteig" ersteigen und ihre Kinzigtal­ Neckar kam vor rund 20000 .Jahren noch b raucht werden. Darum finde ich die Er - straße über das Kastell Waldmössingen die Amputation der vom Feldberggebiet klärung nicht als zwin gend. nach Rottweil führen. kommenden Gutach!Wutach und zur gl ei­ Schmellboch (146'0 = sehmellbuoch, auch Mit der Abzapfung der Eschach verlor chen Zeit noch die einsetzende unterirdi­ schm elnb u ch) ist "vorläufig unerklärt". Zit- die Donau die Hälfte ihres Einzugsgebiets sche Anzapfung von der Aachquelle aus, ter boch (1591 Zytterbuoch, 1612 Zitterbu ch) im Schwarzwald. Damit wurde sie zu ei­ die dauernd fortschreitet, so daß d ie wird entweder zu Zi ttern = Angst oder zu nem sterbenden Fluß, der keine Eintie­ Schwarzw alddonau heute schon ein Rhein ­ der Gr asart Zitter gezogen. Gab es dort fu ngsar beit mehr leisten konnte, sondern zufluß ist. Nur zeitenweise sen det die Do­ besonders viel Zittergr as? Zwerenboch nur noch aufschü ttet u nd gelegentlich ,b ei n au einen kleinen Teil ih rer W as ser d ie (1460 zwerenbuoch, 1474 zwerenbuch, 1719 einem H ochwass er etw as ausräumen kann. alten Wege. Es läuft hier t r otz aller Bau ­ . zweh renb och) w ir d so erklärt: zum Adjek - Ein äh nlich er Vorgang spielte sich ' in der m aßnahmen b ei Immen din gen u n d Möh• tiv zwer(ch) = quer, a lso quer liegender Spaich inger P for te auf der W asserscheide r ingen im Grunde gen omm en die letzte Wald. Wieder muß ich sagen, daß mir diese ab. N ach der Fußab lenk un g wurde di e Szene des Dr am as der Schw arzw alddonau Erklärung zu wenig bildha ft, schlüssig, zu Wasserscheide durch Aufschüttung vo n ab! fadenscheinig v orkommt. Wir haben al so Seitenbächen u m fast 40 m erh öht, so daß um Ebingen h erum sechs Waldnamen mit sie heute keine Erosions-, sondern eine dem G rundwort boch, der Bestimmungs-. Aufschüttungswasserscheide ist, bei der Herausgegeben von der Heima tkundlichen worte m ehr od er weniger undurchsichti g m an den Übergang kaum merkt. Also ein Vereinigung Ba lin gen. sin d . Vermutlich h ab en die Namen bis zu ideal er Übergang fü r die Bundesstraße 14 Vorsitzender: Christoph Roller, 'Ballngen , ihrer schriftlichen Fixierung in den uns er- und die Schnellzugstrecke Stuttgart-s-Z ü• Am Heuberg 14, Telefon 77 82. h altenen Ur kunden ein en mehr oder w en i- rich! Redaktion: Fritz Scheerer , Balingen, Am ger starken Wandel durchgemacht. Soviel Durch den weiten Vorstoß der Gletsch er Heuberg 42, T elefon 767 6. ich sehe, fehlt sonst dieser Namenstyp auf in Oberschwaben in der Rißeiszeit w urde Die Heimatkundlichen Blätter ersch ein en d er S üdw estalb ; ich k enne n ur ein einfa- die Don au ob er h alb Sig maringen zu einem jeweils am Monatsende als ständige Bei­ ches Buch etwa 7 km nördlich v on Tuttlin- großen See gestaut, wie d ie Ablagerungen lage des ..Zo ll er n - Al b-Kuriers"

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Jahrgang 26 31. Mai 1979 Nr.5 Unsere Ritterbrunnen von Fritz Scheerer In neun altwürttembergischen Städten steht auf dem Marktplatz noch ein Brunnen, den die Gestalt sich be i dem Ritter des Standbildes um . Herzog eines Geharnischten ziert , der in der Rechten einen Schild mit dem Herzogswappen hält. Diese Figuren Ulrich, ni cht bewies en werden kann (s. unten). werden seit langem und sogar noch heute öfters für Bildnisstatuen von Herzögen gehalten. So stehen solche "Herzogs bilder" auf dem Stadtbrunnen in Balingen, den Marktbrunnen in Ehingen und in In Ebingen Rosenfeld. Eine ganz andere Figur steht auf dem Renaissan­ Der Balinger "Ulrich" auch sonst hergerichtet. Jahrhunderte des Kampfes cebrunnen in Ebingen, da wo sich d ie Marktstraße m it Win d und Wetter gingen jedoch an dem stei ner­ unterhalb des Rathauses zwischen geschäftlich Heute steht auf dem neuen Balinger Stadtbrun­ nen Geharnischten nicht. spurlos vorüber. Mit einer nüchternen Bauten platzart ig erweitert. Die vo llbär• nen in der Ruhezone (einstige Schulstraße) der neue beschädigten Nase und einem abgebrochenen tige Gestalt hat eine vollständig andere Tracht und Balinger "Ulrich" aus den Werkstätten von WMF, "Herrscherstab" mußte er alters halber ins Heimat­ Rüstung als der Balinger Ritter. Der Geharnischte Geislingen/Steige, der ab 1950 an der Westseite des museum ve rbracht werden. Au f den Brunnen vor hält zwar noch mit seiner rechten den Kartusch en­ Rathauses auf einem Steinbrunnen thronte. Bis dem Rathaus stellte man als Ersatz einen moderne­ schild mit dem Herzogswappen, abe r sein linker nach dem letzten Krieg zierte der alte Ritter den ren Bronzeabguß des Ritters. Arm ist gesenkt, in dem er .wahrscheinlich einstens Für viele alte Ba linger sind mit dem Standbild einen Sp ieß- oder Fahnenschaft, vielleicht einen manch liebe Erinnerungen verknüpft. Auch heute Regimentsstab gehalten hat, aber nie einen Karabi­ noch wird es wie in alten Zeiten auf die Frage: "Was ner, wie schon vermutet wurde, das damals für hoscht gveschbert?" m it "Nonz" antworten. Wenn einen Edelmann oder auch Landsknechtführer un­ Feuer oder Krieg die Ruhe der Bürger störte, läute• schicklich ge wesen wä re . . ten schaurig die Glocken oder verkündeten vom Auf der Brust soll er nach A. Rieth ("Gesch ichte hohen Turm Glockenschläge das Unheil. Oft schlu­ und Wiederherstellung des Ebinger Marktbrun­ gen die Flammen sogar um den "Ulrich", und nur nens", Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Ba ­ dem Mut der braven Bürger war es zu danken, daß den-Württemberg 1965, S. 88 ff.) die Jahreszahl 1545 er nicht samt der Kirche ein Raub der Flammen getragen haben. Das große Federbarett und das wurde (letzter großer Brand 1809). Der letzte Balin­ fallende Schoßröckchen. der c.Umschurz", und ~ie ger 'Nachtwächter, der Pudelmesser, mit Laterne und Spieß, löschte nach seinen Rundgängen zu Füßen des Ritters seinen Durst. Der Hochwächter vom Turm holte das Wasser bei ihm und zog es mit dem Au fzug in seine luftige Woh nung. In F reud und Leid versammelten sich die Balinger um ihn. Bei dem ehrwürdigen Standbil d auf dem "Brückle" (Brücke über den Stadtbach) versammelten sich in der Silvesternacht d ie Balinger, um sich ein glückli­ ches neues Jahr zu wünschen, wenn vom Turm die Musikanten ihre Weisen spielten. Der Schild des Ritters m it dem herzoglichen Wap­ pen als württembergisches Hoheitszeichen kann uns über das Alter der Rittergestalt etwas verraten. Im viergeteilten Schild sind von oben rechts (vom Schildträger aus) die württembergischen Hirsch­ stangen, links die teckschen Wecken (Ra ute n), un­ ten rechts die Reich ssturmfah ne, links d ie m it dem Rücken gegeneinander gewendeten Fisc he (Bar­ ben).Württemberg führte dieses Herzogswappen ab 1495. Das Mömpelgarder Fräulein (Fischweib), das in dem Wappen fehlt , kam erst 100 J ahre später durch Herzog Fried rich 1., der der Mömpelgarder . Linie entstammte, in den Helm. Das Standbild muß demnach aus dem 16. J ahrhundert stammen. Es dürfte um 1540- 1550 entstanden sei n. In der äußeren' Aufmachung und Haltung ist es der Brunnenfigur in Wildbad ähnlich, die vo n 1532 stammt. Nur der Harnisch zeigt bei der Bali nger Statue eine etwas modernere Form . Nach Werner Fleischhauer sind hier "die ausgeführten ornamentalen Ein zelheiten, besonders das zarte Biattwerk auf dem Harnisch­ streifen", sehr verwandt "mit den Arbeiten des von 1542 bis 1552 nachweisbaren Bild hauers J oseph Schmidt 'von Urach". Die künstlerisch bemerkenswerte Figur des Balin­ ger Geharnischten soll angeblich Herzog Ulrich darst ellen, denn die örtl iche Tradition nennt ihn "Ulrich". Wir müssen uns nun fragen, was hat die Balinger veranlaßt, Herzog Ulrich, der von 1503 bis 1550 regierte, sozusagen ein Denkmal zu errichten, der mit se in em halbzerrütteten Geist sein Land an den Rand desRuins brachte. Bestanden bestimmte Beziehungen zwischen Herzog Ulrich und der Stadt Brunnen vor der Stadtkirche auf dem re chteckigen Balingen? Marktplatz, der 1809 durch di e Zurücknahme der Der Herzog wurde 1519 aus seinem Land vertrie­ Baulinie ge schaffen wurde. Zu Anfang der 40er. ben, und in dem Trubel des Bauern krieges hoffte er Jahre des vori gen Jahrhunderts stand dieser auf 1525 sein Land wieder zu erobern. Dabei war Bal in­ einem runden Brunnenstock aus Sandsteinen in der gen di e erste wiedergewonnene Stadt se ines Landes .Schulstraße in der Höh e der einstige n Metzgerei ( 1. März). Aber er hatte keinen Erfolg, er mußte Widmann. Spät er wurde er von Oberamtsfeuer­ scho n nach we nige n Tagen sein Heil in der Flucht schauer Steichele aus S ulz auf den vierecki gen suchen, und .erst 1534 nach der Schlacht bei Lauffen gepufften und "zerhauenen" Armel wurden um die ­ Brunnenstock mit dem aus eisernen Pl atten beste­ am Neckar konnte er se in Land wieder in Besitz se Zeit nur noch von' Landsknechten und Land s­ henden Brunnentrog vo r dem Stadtkirch enturm nehmen. Die Ges chichte der Stadt und Herzog UI­ knechthauptleuten getragen. Den Umschurz trug vers etzt. Helm und Ha rnisch wurden von einem rich sind wo hl eng verknüpft, aber das Standbild der Edelmann nur noch beim Turnier, dann aber nie Großonkel des Goldschmieds Zürn, wahrsch einlich zeigt keine Ahnlichkeit mit Bildern , die vom Herzog mehr mit dem Barett zusammen. W. Fleischhauer von dem Stadtschultheißen se lbst, vergoldet und vorhandensind, so daß d ie Vermutung, es hand le führt auch in "Schwäbische Heimat" 1965 (S. 16) zu Seite 210 Heimatkundliehe Blätter Balingen Mai I!}79

I recht an, daß die Landsknechte keine ganzen Harni- modernere Form auf. Dieser Geharnischte ist in sche, sondern nur Halbharnische ohne Knie- und Gestaltung und äußerer Aufmachung doch viel le­ Unterbeinzeug trugen. Auf dem Rücken trägt die bendiger in der Bewegung als der 1566 von dem Eb inge r Figur ein Windband mit einem J agdhö rn­ Tübinger Bildhauer Leonhard Baumhauer au f ei­ ehen, das vornehme Jäger damals gelegentlich tru­ nem Brunnen in Leonberg. Vom Sockel sc haut der gen, auch wenn sie nicht auf die Jagd gingen. Es ist Ro senfelder Ritter, m it dem Streitkolb en in der hier aber nicht das Zeich en des von den Herzögen Rechten, ernst auf die hohen Häuser, die mit ih rer von Jülich und Geldern gestifteten Hubertusordens Giebelseite nach vorne ge kehrt sind. die verschie­ (Fle ischhäuer), Wir haben also in dem Ebinger densten Gründe sprechen also dag egen, daß d ie Wap penträger durchaus keinen Fürst en oder Edel­ Ritter der Bildnisstatuen als die jeweils re gierenden mann. Es besteht kein e Ähnlichkeit m it dem Her­ Herzöge anzusehen sind. In keinem einzigen Fall zog, von dem zuve rläs sige Bildn iss e vorhanden kann hier eine Ähnlichkeit mit einem Herzog gese­ sind. Er ist zwar noch 1537 auf einem Holzschnitt hen werden. Die Brunnenfigur Ro senfelds aus der und auf Münzb ildern m it einem gro ßen Federbarett Zeit Herzog Christophs hat so gar Ähnlichkeit m it dargestellt, später aber nicht mehr. Die Ebinger einer Brunnenfigur in Markgröningen aus der Zeit Brunnenfigur zeigt sich in fas t willkürlich er Aufma­ Herzog Ludwigs, Wenn inden Akten unsere Brun­ chung und ist künstlerisch eine bescheidenere Ar- nenfiguren erwähnt werden, so werden sie st ets nur beit als die Balinger. . mit "Mann" oder "Wappner" bezeichnet, aber ni e mit dem Namen des Herzogs. Bei der ganz unge­ In Rosenfeld wöhnlichen Bekleidung der Ebinger Figur ist ausge­ schlossen, daß in der Figur ein Fürst zu sehen ist . Die Mitte des Rosenfelder Marktplatzes, der noch Der Wappenschild in Rosenfeld enthält auch neben im 16. Jahrhundert das ganze nordwestliche Viertel dem Herzogswappen noch das Stadtwappen. Der des Stadtinnern einnahm, und heute in seiner Klein­ Landesherr kann aber nie in einer solch ungebührli­ h~t einem Fremden schwerlich als Marktplatz er­ chen Wappenkombination dargestellt werden. kennbar ist, ziert ein Röhrenbrunnen mit dem Standbild eines geharnischten Ritters, der einst in Die Geharnischten auf unseren drei Marktbrun­ der Originalfigur einen weiteren Typus der Brun­ nen sollten nichts anderes darst ellen als Wäppner, nenritter darstellte, denn di e in den 50er Jahren als Schildhalter des Wappens der Landesherrschaft. re staurierte Figur und durch eine Kopie ersetzte hat H. M. Decker-Hauff weist weiterhin darauf hin, daß ihr damals originales Aussehen verloren, besonders die Wappner im engere n Sinn keine Hoheitszeichen in dem bärtigen Gesicht. Der Wappenschild zeigt di e oder Rechtsymbole waren wie die niederdeutschen J ahreszahl 1560. An di e Stelle des Federbaretts ist Rolande. Man wollte in jener Zeit durch sie d ie ein Helm mit aufgeschlagenem Visier getreten. Der Zugehörigkeit zum Haus Württemberg gegenüber Brustschild mit dem vortretenden Tapul weist eine den habsburgischen Ansprüchen dokumentieren. Gottlieb Rau und die Revolutionäre Erhebung in Württemberg im September 1848

von Dr. Paul Sauer Fortsetzung

Am Abend des 23. September konferierte Rau im sehen se i. Doch dieser Hinweis beeindruckte den Wünschen des Volkes bislang nicht Rechnung ge­ "Schwanen" in Balingen mit den Häuptern der Volksmann wenig. Er und seine Anhänger waren tragen hätten, bleibe diesem nur die Möglichkeit , demokratischen Partei in Sigmaringen, dem Advo­ davon überzeugt, daß die Regierung mit ihrer Mili­ auf einer Riesenversammlung seinen Anliegen Gel­ katen Carl Otto Würth, dem Oberleutnant von Hof­ tärmacht nichts auszurichten' vermöge. Die Solda­ tung zu verschaffen. Rau rief die Anwesenden auf, stetter, dem Kaufmann Quirin Müller und dem Wirt ten, die ja Landeskinder seien, würden im Ernstfall zu der geplanten Volksversammlung nach Cannst att Carl Graf. Sein Versuch, die Sigmaringer zur Teil­ . sofort zum Volk übergehen. Die'Bekanntmachung zu ziehen. Der Erfolg des Unternehmens war ihm nahme an dem nach Cannstatt geplanten Zug zu der württembergischen Regierung vom Vortag, die nicht zweifelhaft: Wenn alle Heerstraßen Württem- beweg en, scheitert e. Würth wollt abwarten, ob der vor ungesetzlichen Aktionen warnte und keinen .bergs von Menschen wimmelten, dann könne der Rausche Zug Erfolg haben werde. Dabei hatte Rau Zweifel daran ließ, daß sie solchen Aktionen ent­ angestrebte Zweck, die Verwirklichung der Volks­ offensichtlich ein politisch und zahlenmäßig glei­ schieden entge gentreten werde, nahm Rau zur wünsche, nicht..verfehlt werden. Keiner dürfe zu- ' chermaßen optimistisches Bild von den Volkssc ha­ Kenntnis, sie vermochte ihn aber nicht von dem rückbleiben. Die Beamten und die Geistlichen, letz­ ren gezeichnet, die im Begriff waren, aus den ver­ eingeschlagenen Weg abzubringen. tere mit Kreuz und Fahne, sollten den Zug anführen. schiedensten Gegenden Württembergs nach Cann­ Inzwischen war der für. die Volksversammlung Die Regierung sei außerstande, gegen eine solche statt aufzubrechen. Auch hatte er nicht versäumt, festgesetzte Zeitpunkt herangerückt. In den Straßen gewaltige Demonstration des Volkswillens etwas zu die Erhebung Struves in Südbaden in den rosigsten herrschte reges Leben. Aus den Fenstern etlicher unternehmen, zumal sie hierbei nicht auf das Militär Farben zu schildern. Die Sigmaringer gaben indes­ Häuser hingen rote Fahnen oder rote Teppiche und zählen könne. Die Soldaten seien entweder bereits sen Rau zu verstehen, sie wollten zunächst die seit. sonstige Embleme der Republik heraus. Von für die Sache des Volkes gewonnen oder aber sie 14 Tagen propagandistisch vorbereitete Volksver­ Schramberg erschien eine Gruppe Männer mit zwei ließen sich, falls sie dem Zug entgegengeschickt sammlung in Trillfingen durchführen. Von ihr ver­ roten Fahnen. Junge Burschen durchzogen mit ei­ würden, leicht davon überzeugen, daß sie miß­ sprachen sie sich günstige Auswirkungen im demo­ ner solchen Flagge die Stadt. Um zwei Uhr nachmit­ braucht würden. Rau kündigte an, er werde, wenn kratisch-republikanischen Sinn namentlich auch tags eröffnete Stadtschultheiß Rapp vom Balkon der Zug auf Militär treffe, hervortreten und die auf die bis dahin politisch noch wenig aktivierte des Gaßnerschen Hauses die Kundgebung, zu der Soldaten wie die Offiziere auf ihre Verbundenheit Bevölkerung von Hohenzollern-Hechingen. sich zwischen 3 000 und 4 000 Menschen eingefun­ mit dem Volk hinweisen und sie zur Solidarität mit Nach seiner Ankunft in Rottweil am Vormittag den hatten. Das Wort ergriffen zunächst der Recht­ se inem Freiheitsstreben auffordern. Zum Schluß des 24. September begab sich Rau in Begleitung von skonsulent Etter und der Tuttlinger Buchhändler kam Rau auf die Frage zu sprechen, ob man bewaff- Göttle und Held auf das Rathaus und setzte dort den Kapff. Etter verlas den Entwurf einer Adresse an die . net oder unbewaffnet nach Cannstatt ziehen solle. Stadtschultheißen Rapp von seinem P lan in Kennt­ Nationalversammlung und beantragte ihre Annah­ Da die Ansichten der Versammelten geteilt waren, nis , den Teilnehmern der am Na chmittagstattfin­ me durch di e Versammlung. Kapff attackierte ließ er abstimmen. Die Mehrheit entschied sich für denden .Volksversammlung unmißverständlich zu scharf die deutschen Fürsten, die ,,34 Kerle", wie er den bewaffneten Zug. erklären, daß ei ne grundlegende Änderung der poli­ sie nannte. Anschließend sprach Gottlieb Rau. Sei­ Nach der geordnet verlaufenen Volksversamm­ tischen Zustände in Württemberg wie in ganz ne beinahe eine Stunde währende, mit bemerkens­ lung war die Stimmung in Rottweil überaus erregt. Deutschland unumgänglich sei. P etiti onieren helfe wertem rhetorischem Geschick vorgetragene Rede Rau und seine Gesinnungsgenossen warben weiter­ nichts. Das Volk m üsse handeln. Da zu sei es auch verfehlte ihre Wirkung auf d ie Zuh örer nich t. Rau hin unter der Bürgers chaft für den Zug nach Cann­ vermöge der ihm zuerkannten Souveränität berech­ zei chnete zunächst ein düsteres Bild von der Not, in sta tt. Am Ab end berieten die Offiziere der Bü rger­ tigt. Rau ga b sich zuversichtlich, daß sich das Volk der sich das Volk, insbesondere der Gewerbestand wehr im Gasthof "Zur P ost" über eine Teilnahme für die re publikanische Staatsform entscheiden befand. Er wies auf die "Kreditlosigkeit" und die ihrer Wehrorganisation. Hierbei kam es in Anwesen­ werde. In eini gen Tagen werde in Stuttgart ein drückenden Lasten hi n, deren weitere Erhöhung in heit von Rau zu tum ultuarischen Szenen. Di e Geg­ großer Volkstag abgehalten, an dem der größte Teil Aussicht stehe.Hierbei h ob er auf die enormen ner des Unternehmens wurden niedergestimmt. In der Bürger Württembergs teilnehme. Hierbei werde Kosten für das stehende Heer ab. Die Militärrnacht offenen Schreiben forderte Rau eine Anzahl w ürt­ sich das Volk fü r die ihm angemessen erscheinende bl eibe aber nicht, so erklärte er, auf ihrem gegenwär• tembergischer Städte auf, sich an dem Zug nach Regierungsform aussprechen. tigen Stand, sie werde noch ve rmehrt und auf Cannstatt zu beteiligen: "Der ganze Schwarzwald ", Am frühen Nachmittag erläuterte Rau bei einer Kriegsfuß ge brac ht, allerd ings n icht um gegen einen so hieß es in diesem Schreiben, "ist von morgen an weiteren Besp rechung, diesmal m it dem Stadtrat, äußeren Feind wie die Dänen eingesetzt zu werden, in Bewegung gegen Stuttgart zum Volksfest, m it dem Bürgerausschuß, den Bezirksbeamten sowie so ndern um die Freiheitsbewegung des Volkes zu Waffen zum Schutz ge gen Österreicher und P reu­ mehreren anderern angesehenen P ersönlichkeiten unterdrücken. Rau gab der Monarchie die Haupt­ ßen. Das Volk muß'einen groß en und feierlich en der Sta dt, seine Absichten. Als Zweck des Zugs schuld an den sch reienden sozialen Mißst änden: di e Landtag -halten, und ,di es e Woche wird ewig denk- ' nach Cannstatt bezeich nete er die Errin gung der Schafe würden nur einmal geschoren, das Volk aber würdig sein . Kommt nun jung und alt, arm und Volkssouveränität, die Verbesserung der unerträgli• müsse es sich ge falle n lassen, daß ihm di e Wolle re ich mit Ordnung, Ernst und Würd e, d ie Volkssou­ chen soziale n Zustände und d ie Durchsetzung be­ samt der Haut abgezogen werde. Eine Bes serung ve ränität friedsam zu r Geltung zu bringen. Erhebt stimmter Rechte, die dem Volk schon längst in der Verhält nisse durch die Nation alversammlung Euch im Namen Gottes für das Volk. Gruß und Aussicht gestellt worden seien. Die Bemerkung sei nach den Ergebnissen ihrer bisherigen Wirksam­ Handschlag G . Ra u:" E ines dieser Schreiben, das an Raus, daß das Volk bewaffnet nach Cannstatt ziehen keit n icht zu erwarten. Deshalb müsse das Volk di e Bürger von Reutlingen, Metzingen, Ki rc hheim, werde, veranlaßte den Oberamtsrichter Kern, ihn selbst tätig werden und seine Verfas sung von sich Göppingen, Gm ünd , Gaildorf und Hall gerichtet dara uf hinzuweisen, daß ein Zug bewaffneter Bür­ aus ordnen. Daß die monarchische Staatsform war, wurde im Ob eramt Gaildorf verbreitet und d ort ger zum Si tz d er Regieru ng mit dem Ziel , sich n ichts tauge, das hätten dereinst schon di e Is raeliten nach dem Ende der Rausch en Sch ild erhebung von / politische Rechte zu verschaffen, als Aufstand anzu- erkannt. Nachdem di e herrschenden Gewalten den den Behörden beschlagnahmt. I Mai 1979 Heimatkuridliche Blätter Bahngen Seite 211

Rau begnügte sich jedoch nicht mit schriftlichen tischeRepublik fehl am Platz war, sollte doch das bis zwölf Exemplare seiner Proklamation in die Aufrufen zur Teilnahme an seinem Unternehmen. Volk erst in Cannstatt über die künftige Staatsform Hand. Gauggel verteilte die Proklamation in Ebin­ Am Abend des ereignisreichen 24. September ent­ entscheiden. Vielleicht wurde ihm bewußt, daß er gen, Straßberg, Winterlingen, Benzingen. Verirrgen­ warf er auch noch eine Proklamation und ließ sie mit seiner ursprünglichen Fassung viele seiner dorf und Jungnau, Einige Exemplare brachte er drucken. Diese Proklamation lautete in ihrer end­ Sympathisanten, die noch immer der monarchi- auch nach Sigmaringen. wo er Würth dahingehend gültigen Fassung: sehen Staatsform den Vorrang gaben, unnötigerwei- informierte, Rau marschiere mit bewaffneter Macht "Mit Gott für das Vqlk. se vor den Kopf stieß. Uhl behauptete schließlich, er nach Stuttgart, Mitbürger, deutsche Männer! habe beim Druck, ohne deshalb Rau nochmals zu Aus Württemberg wußte "Der Sigmaringer Erzah­ Die Stunde hat geschlagen. Der Augenblick ist fragen, in der Unterschriftszeile aus dem republika- ler" am 25. September zu berichten, daß bereits über gekommen, dem Volk sein uraltes Recht, seine nischen Ausschuß in Rottweil einen Volks-Aus- 100000 Mann, zum Teil gut bewaffnet, aus dem Souveränität wieder zu geben, und das unerträgli• schuß gemacht. Rau wollte keinesfalls in den Ge- Neckar- und Schwarzwaldkreis nach Stuttgart un­ che Joch abzuschütteln. ruch kommen, er verfolge mit seiner Bewegung terwegs seien, wo in zwei Tagen der Hauptschlag zu Mitbürger! Der Augenblick ist groß und heilig. kommunistische Ziele und begünstige Gewalt und erwarten stehe. "Die Aufregung ist unbeschreiblich, 1 . Unrecht. Daher erklärte er in seiner Proklamation und es ist an Widerstand der württembergischen Die Volks-Souveränität ist hiermit feierlich ausge­ das Eigentum für "heilig und unverletzlich". Jedem Regierung nicht zu denken." Würth dachte jedoch, sprochen! Dieb drohte er die Verbannung an. über die Auf- obwohl ihm Rau dies sehr wahrscheinlich nochmals 2 rechterhaltung geordneter Verhältnisse in den Ge- nahegelegt hatte, auch jetzt nicht daran, sich dem Das Eigentum ist heilig und unverletzlich. meinden, auf die er den größten Wert legte, hatten Cannstatter Zug anzuschließen. Auf einer am 26. 3 durch Wahl bestellte provisorische Sicherheitsaus- September in Sigmaringen abgehaltenen Volksver­ Jeder Diebstahl wird mit Verbannung gestraft. schüsse zu wachen. Volksverräter, d. h. Gegner des sammlung setzte er einige radikale Beschlüsse 4 souveränen Volkes, sollten vor ein Volksgericht durch, die praktisch einem der Regierung auferleg­ Jede Gemeinde wählt einen provisorischen Sicher­ gestellt werden. Rau sprach in seiner Proklamation ten Diktat gleichkamen. Da sich Fürst Karl Anton heits-Ausschuß. ferner die Erwartung aus, daß sich die gesamte Forderungen einer revolutionären Behörde, wie er 5 wehrfähige Mannschaft Württembergs zu dem Mitte den von der Volksversammlung beschlossenen Si­ Volks-Verräter werden vor ein Volks-Gericht ge­ der Wo-che stattfindenden großen Volkstag nach cherheitsaus-schuß nannte, nicht beugen wollte, stellt. Stuttgart in Bewegung setzen werde. Zuletzt recht- verließ er mit der Regierung das Land. 6 fertigte er noch den von ihm herbeigeführten Be- In Rottweil erschienen am Nachmittag des 25. Alle wehrhafte Mannschaft des ganzen Landes setzt schluß der Rottweiler Volksversammlung, daß das September 200 bis 300 Bauern aus Frittlingen und sich in Bewegung nach Stuttgart zu einem großen Volk seine Waffen auf den Zug mitnehme, mit dem Wellendingen. vereinzelt mit Gewehren und Säbeln, Volkstag auf die Mitte dieser Woche, um seine Fall der Notwehr. Jede andere bewaffnete Aktion in der überwiegenden Mehrzahl hingegen lediglich Souveränität zur Geltung zu bringen. schloß er aus. So werde das Volk das württembergi- mit Stöcken bewaffnet. Die Ankunft dieser von Carl 7 sche Militär oder Truppen anderer deutscher Staa- Elias Held angeführten Scharen bewirkte einen Um­ Das Volk kämpft nicht gegen das württembergische ten nicht angreifen, sonders es werde 'sich mit den schwung der bis dahin noch recht schwankenden oder das deutsche Militär im allgemeinen, den Fall Soldaten verbrüdern. Stimmung in der Stadt zugunsten des republikani- der Notwehr ausgenommen, sondern schließt Brü• Als gegen Mittag ein Haufen Bauern aus Zepfen- sehen Agitators. Die jungen, nicht burgerwehr­ derschaft mit demselben. han in Rottweil anlangte, unternahmen es zwei pflichtigen Männer verlangten nach Waffen. De r Gott segne das Volk. Stadträte, diese vor einer Teilnahme am Zug nach Stadtrat mußte die noch im Gewahrsam der Stadt Im Namen des Volks-Ausschusses in Rottweil Cannstatt zu warnen. Sofort schritten Rau und Gött- befindlichen Musketen herausgeben. Etwa 100 jun­ G. Rau." le mit einer Anzahl bewaffneter gegen sie ein und ge Leute, alle bewaffnet, verließen daraufhin mit In der Proklamation, die er in einer Auflage von vereitelten durch Drohungen und lautes Geschrei , den Bauern die Stadt; sie schlugen den Weg nach 10000 Exemplaren drucken und weit im Land ver­ ihre Bemühungen. Fieberhaft setzte Rau seine auf Balingen ein. Vor ihrem Abmarsch hatte sie Rau in breiten lassen wollte, gab Gottlieb Rau thesenhaft die nähere und weitere Umgebung gerichtete pro- einer Ansprache aufgerufen, durch mutige Ent­ sein politisches Aktionsprogramm bekannt. In der pagandistische Aktivität fort. Den Bürgern von schlossenheit der Sache des Volkes zum Erfolg zu Überschrift "Mit Gott für das Volk" wird das eigen­ Neufra schrieb er: "Mitbürger! Wenn alles geht, verhelfen. Die Rottweiler Bürgerwehr war in sich tümlich christliche Sendungsbewußtsein. von dem wollt Ihr allein zurückbleiben? folget der Stimme in gespalten. Ein Teil neigte dazu, den Appellen Raus er erfüllt war, deutlich. Er wollte im Namen Gottes Euren Herzen, denn der Satan kämpft durch seine zu folgen und auszurücken, ein anderer Teil wollte dem Volk jetzt, da der Augenblick, d . h. der nach Werkzeuge, die Beamten, gegen das Volk, und jetzt sich, zumindest vorläufig, dem Zug nicht anschlie­ den politischen und sozialen Voraussetzungen gün• gilt es zu zeigen, daß wir das Joch abschütteln. Seid ßen. Rau wandte seine ganze Beredsamkeit und stigste Zeitpunkt, gekommen war, unter Abschütt• Ihr denn nicht der Knechtschaft müde? Entweder - volksmännische Überzeugungskraft auf, um Beden­ lung des "unerträglichen Jochs" wieder zu seinem Oder muß Euer Wahlspruch sein. Gruß und Bruder- ken und Unentschlossenheit in den Reihen ver­ uralten Grundrecht, seiner Souveränität, verhelfen. schaft G. Rau." In einem Nachsatz kündigte er an: schiedener Bürgerwehrabteilungen auszuräumen Unter unerträglichem Joch verstand er offensicht­ "Wir marschieren heute noch vorwärts!" In einem und die Wehrmänner für seine Ziele zu gewinnen. lich die Fürstenherrschaft, die Monarchie. Nach Schreiben an das Schultheißenamt Schwenningen Den sehr berechtigten Hinweis, daß die Mannschaft Aussage des Buchdruckers Uhl, der die Proklama­ forderte er die wehrfähige Mannschaft des Dorfes nur mangelhaft mit Waffen ausgerüstet und noch tion druckte, allerdings nicht in einer Auflage von bei ihrer Bürgerpflicht auf, am Nachmittag nach schlechter mit Munition versehen sei, tat er mit der 10000, sondern nur in einer solchen von 1500 Exem­ Rottweil zu kommen. Als um 12 .Uhr mittags der Versicherung ab, dafür werde bzw. sei gesorgt. plaren, stand in der Vorlage von Rau ursprünglich Schwimmlehrer Gauggel aus Sigmaringen in der Zudem vermittelte er den Zaudernden ein über die unter Punkt 1: "Die demokratische Republik ist Stadt eintraf, um sich im Auftrag des Advokaten Maßen günstiges Bild vom Stand und von der proklamiert." Uhl habe jedoch unter Hinweis dar­ Würth über den Verlauf der Volksversammlung am Ausbreitung der Erhebung. So behauptete er, der auf, daß von einer Ausrufung der Republik auf der Vortag zu erkundigen, nahm Rau die Gelegenheit ganze Odenwald und das Unterland befänden sich Rottweiler Volksversammlung nicht die Rede gewe­ wahr, um Gauggel. darüber zu unterrichten, daß bereits auf dem Marsch zur württembergischen Lan­ sen war, durchgesetzt, daß Rau diese Feststellung bereits bewaffnete Kolonnen auf dem Weg nach deshauptstadt, in Cannstatt Würden die Teilnehmer durch die einigermaßen unverfängliche Formulie­ Stuttgart durch Rottweil gekommen seien. Er gab des Zugs von 2000 Turnern empfangen, das Militär rung: "Die Volkssouveränität ist hiermit feierlich ihm, damit er Würth möglichst rasch vom Stand der werde nichts gegen sie unternehmen, sie vielmehr ausgesprochen", ersetzte. Möglicherweise sah Rau Dinge in Kenntnis setzen konnte, 15 Gulden zur al~ Brüder begrüßen, Freuden- und Wachtfeuer wür• selbst ein, daß in seiner Proklamation die demokra- Benutzung einer Extrapost und drückte ihm zehn den ihnen den Weg nach Stuttgart weisen. (Fortsetzung folgt) Gedanken über den Rückgang der heimischen Schmetterlinge

Von Dr. med. H. Frank, Ebingen Wenn man sich Gedanken darüber macht, warum unsere heimischen Schmetterlinge zurückgehen, so sehen wurden, blieben die genannten Falter aus. läßt sich eine umfassende Antwort nicht geben. Neben zahlreichen umweltbedingten Faktoren, die mit Auch Bläulinge, Distelfalter, Kaisermantel und der Zersiedelung unserer Landschaft und der zunehmenden Technisierung zusammenhängen, spielt Trauermantel konnte man an solchen sandigen, sicherlich der Einsatz von Insektiziden und breite Verwendung von Schädlingsvernichtungsmitteln in pfützenreichen Sträßchen häufig begegnen. Der der Landwirtschaft eine wesentliche Rolle. Asphalt vertrieb sie weitgehend. Daneben ist aber auch ein Rückgang bestimmter Sommer erneut aus Nordafrika und dem Mittel­ Ein weiterer wesentlicher Punkt, der zur Ausrot­ Sommerschmetterlinge in ungünstigen kalten und meerraum bei uns einwandern, ist ein nasser und tung der Schillerfalter und des großen Eisvogels regnerischen Sommern, wie wir sie in den letzten kalter Sommer ein Grund für einen vermeintlichen beiträgt, ist die Abholzung ihrer am Straßen- oder zwei Jahren hatten, hierbei zu berücksichtigen. Rückgang. Dieser Umstand läßt hoffen, daß in gün• Waldrand stehenden Futterpflanzen. Es sind dies Wenn wir in den letzten beiden Sommern deutlich stigen Jahren wieder verstärkte Populationen auf­ alte Salweiden und alte Espen. Von den genannten weniger Schmetterlinge gesehen haben, wobei vor­ treten werden. Arten überwintert das sogenannte Eiräupchen in wiegend Tagfalter gemeint sind, so ist dies nicht Wenn wir uns nach den Ursachen eines echten einem angesponnenen, dürren Blatt. Wenn bei win­ . zuletzt auf die nassen und kalten Sommermonate Rückgangs bestimmter gefährdeter Arten fragen, so terlichen Holzarbeiten die Futterbäume gefällt wer­ zurückzuführen. soll dies wieder an praktischen Beispielen erläutert den, bedeutet dies den Tod der kleinen Räupchen. So gab es im Frühjahr 1978 relativ reichlich Auro­ werden. Im Bereich der Schwäbischen Alb, aber Ein anderes Beispiel: Unsere beiden größten ra falter, da bei diesem Schmetterling die Puppe auch im Großraum Stuttgart, gab es vor einigen Nachtschwärmer, der Totenkopf und der Winden­ überwintert, außerdem waren im Frühjahr auch Jahrzehnten und bis in die letzten Jahre hinein noch schwärmer, leben vorwiegend in Kartoffeläckern. ausreichend die als Falter überwinternden Schmet­ zerstreut, aber nicht all zu selten, den herrlichen Die Raupe des Totenkopfs ernährt sich von Kartof­ terlinge Pfauenauge, kleiner Fuchs und Zitronenfal­ großen und kleinen Schillerfalter sowie den großen felkraut, die des Windenschwärmers an der Acker­ ter vorhanden. Die Sommergeneration war aber Eisvogel. winde. Eine Behandlung mit Insektiziden gegen dann im Vergleich zu anderen Jahren zahlenmäßig Als die Holzabfuhr noch über feuchte, naturbelas­ Kartoffelkäferbefall hat den Tod der be iden genann­ wesentlich geringer vorhanden. Man kann es sich so sene Waldwege mit Pfützen und Pferdeäpfeln auf ten Raupenarten zur Folge. erklären, daß sicherlich zahlreiche Falter und noch der Straße erfolgte, konnte der Schmetterlings­ Die zunehmende Verkehrsdichte, vor allem das mehr zahlreiche Raupengelege in den kalten Som­ freund nicht so selten einen der genannten Falter an Vordringen der Autos in bisher nicht erschlossene mermonaten zu Grunde gegangen sind. einer Pfütze trinken oder an Pferdemist saugen Gebiete unberührter Natur trägt weiter zur Dezimie- . Auch für die sogenannten Migranten, das sind die sehen. rung der Schmetterlinge bei. Wir haben alle schon "Zugvögel" unter den Schmetterlingen, die jeden Sobald 'diese Holzabfuhrwege mit Makadam ver- erlebt, wie ein Schmetterling gegen Kühler oder Seite 212 Heimatkundliehe Blätter Balingen Mai 1979

Windschutzscheibe des fahrenden Autos knallt. S chmetterlinge sind sicher.auch die zunehmenden Sommera ster si nd di e perenierenden Herbst­ Zahlreiche Raupen laufen vo r der Verpuppung grö• Singvog elzahlen. J e mehr Me isenkästen und Win­ . asternarten, di e teil s aus Nordamerika, te ils aus ßere Strecken weit und überqueren dabei Straßen , terfütteru ng, desto weniger Schmetterlingsraupen. .Südeuropa stammen. Heimische Wildastern sind wo sie vo n Autos überfahren werden. Ein Gelege von Trauermantelraupen, z. B. an einer das Alpenrnaßliebchen (Aster bellidiastrum) der alten Salweide, kann innerhalb von wenigen Tagen lichten, mergeli gen Abhänge und die Verg ilaster Die Schmetterlinge müssen sich auch zu ne hmend von 100 Raupen auf 0 dezimiert werden. D ies wi rd (Aste r amellus) der Steppenheidenund T rocken­ wegen Ma ngel an Blumen zur Nektarsu che und nicht zu verhi ndern se in, und der echte Naturfreund ra sen. wegen Rü ckgang spezifischer F utterpflanzen für d ie wird h iergegen auch keinen Einspruch erheben. Raupen in ursprünglich gebliebene Landschaftsbe­ Jedoch wäre zu überlegen, bei Kenntnis der Eigele­ Resede (Reseda odorata) zirke zurückziehen. Immer mehr werden Bl umen­ ge bzw. des Aussehens von sogenannten Raupen­ Die wegen ihres Wohlgeruchs ei nst sehr belieb­ wiesen zu Graswi esen. H ierbei ist zu erwähnen, daß Nestern, solc he Gelege zuhause aufzuziehen und di e te Resede stammt aus Nordafrika und kam in der hervorragende S chmetterlingsweiden vor all em die nach einigen Wochen schlüpfenden Falter auszuset­ . Barockzeit zunächst einmal na ch P aris. Kl eeäcker sin d . Am Kl ee leben auch viele Raupenar­ zen. So wäre ein echtes Aufstocken des Bestandes ten. Es gibt Schmetterlingsarten, die wie manche sicherlich m öglich. Phlox S ing- und Greifv ögel selbst in Großstadtgebieten Zu erwähnen ist schließlich noch d ie zunehmende Der Phlox, den man m it dem ursprünglichen heimisch werden konnten. Hier sind zu nennen der Abnahme der für die Forstwirtschaft weniger wert­ deutschen Namen . Flammenblume kaum noch Ligusterschwärmer, das Abendpfauenauge sowie in vollen Weichhölzer. Bevorzugte Futterpflanzen für kennt, stammt aus Nordamerika und ist seit der südlichen Breiten der Oleanderschwärmer. Früher viele, vor allem vom Aussterben bedrohte Schmet­ Mitte des 18. Jahrhunderts bei uns bekannt. Der konnte man in kleinen Anlagen inmitten einer Stadt terlinge, sind Weiden und Pappel-Arten. Hier könn­ ausdauernde Phlox gehört zu den bedeutendsten an Flieder, Schneeball oder Liguster noch relativ te der Naturschutz echt tätig werden durch Aufklä• Stauden im neuzeitlichen Garten. Der Garten­ häufig die prächtigen 't aupen des Ligusterschwär• rung der Forstbeamten. künstler Förster verstieg sich sogar zu der ausge­ mers finden. Ihr zunehmender Rückgang ist wohl Nur ganz am Rande müssen natürlich auch die fallenen Bemerkung:"Das Leben ohne Phlox ist überwiegend auf den Kraftfahrzeugverkehr zurück• Schmetterlingssammler erwähnt werden. Jedoch ist ein Irrtum." zuführen. eher anzunehmen, daß durch echte Entomologen -Eine weitere Ursache für d ie Abnahme unserer seltene Populationen erhalten werden können. Zinnie Sie stammt aus Mexiko und wurde von Linnee nach dem Botaniker und .Anatomen Zinn benannt. Kamelie über Herkunft und Heimat Sie stammt aus Japan und wurde au s den Wäl­ dern Japans 1739 zunächst einmal von dem Jesui­ .ten Camelius nach Amerika gebracht. Die frost­ unserer Gartenblumen und kalkempfindliche Pflanze hat im Tessin ei ne Von Hans-Dieter Stoffler zweite Heimat erha lten.

Verbene Sie stammt ebenfalls aus Amerika und ist ei ne Hortensie Die Garten- oder Feuerverbene (Verbena cha­ no ch heute oft gesehene Sommerblume. Die Hortens ie w urde vo n Commercon 1767 in maedryfolia) mit brenne nd scharlachroten Blu­ China entdeckt und nach sei ner Geliebten, Hor­ men stammt wie die Kapuzinerkresse aus Süd• Aster tense Bare, so benannt . D ie Botanik er hatte n amerika und zwar aus den E be nen vo n Buenos Eine viel größere Roll e aber spielt im deutschen damals noch viel Auswahl, ihren Freundinne n Aires. Sie wurde dort zu Anfang des 18. Jahrhun­ Garten die Aster. überall prangen in allen Gärten berufsspezifische Denkmäler zu setzen. Heute ist derts von Pater Fen illee entdeckt und kam bald im S ommer und Herbst ihre leuchtenden bunten auch hier der Spielraum kleiner geworden . nach Europa, wo es dann ra sch über 100 Spiel ar­ Farben. Die Sommeraster stammt fast ausschlie ß­ ten gab. lich von der chinesischen Aster (Callistephus chi­ Begonie nensis), di e zu Beginn des 18. Jahrhunderts einge­ Heimat Ostindien, China, Japan und tropisches Leberbalsam (Ageratum) führt wurde. Ebenso wertvoll wie die einjährige Amerika. Liebesblume (Agapamthus umbellatus) Das in herrlichem Blau blühende Liliengewächs stam m t vom Kap der guten Hoffnungen, daher ist die Pflanze sehr fr ostempfindlich. Sie wird ähn• lich wie die Fuchsie als Kübelpflanze gezogen .

Pelargonie Auch sie stammt aus Südafrika und gehört zu den beliebtesten Topfpflanzen. Der Name P elar­ gonie wurde der Pflanze von L'Herit ie r (1746-1800) gegeben, während Linnee sie zu der Gattung der Geranien zählte.

Dahlie oder Georgine Sie wurde 1784 von Mexiko, wo man sie wi ld­ wachsend traf, vom D irektor des botanischen Gartens von Mexiko, Cervantes, nach Madrid ge ­ sandt und kam von dort 1787 nach England, wo sie schnell Anlaß zu maßlosen Auswüchsen der Blu­ menliebhaberei gab, di e dem holländischen T ul­ penrummel kaum nachstand. Man zahlte nämlich bis zu 1000 Taler für besonders schöne Spielarten. Humboldt schickte 1804 Georginensamen nach Berlin, doch waren di ese schon um 1800 in Dres­ den bekannt. Die erste gefüllte Georgine zog 1808 der Garteninspektor Hartwig in Karlsruhe.' Um die gleiche Zeit kam etwa das Heliotrop aus P e ru zu uns.

Azaleen Die Stammarten kamen meist aus Ostindien, China, Japan und Nordamerika. Die 1793 bei uns erscheinende pontische Azalee mit meist gelben Blüten ist in den Ländern des Schwarzen Meeres, besonders bei Trapezunt, heimisch. Der Honig von den Blüten der pontischen Azalee ist stark narkotisch. Sein Genuß bewirkte bei den 10000 Griechen des Xenophon, welche bei Trapezu nt diesen Honig gegessen haben, Erbrechen und Durchfall, berauschte sie und beraubte sie 3 - 4 Tage lang ihrer Kräfte. D ie Azalee liebt sa ure BÖden und kommt daher bei uns nu r m äßig fort. Wer durchaus Azaleen und R hod odendren ziehen will, soll sich liebe r nach Baden-Baden oder Fre i­ burg versetzen lass en.

Herausgegeben von der Heimatkundlichen Ver­ einigung Balingen. Vorsitzender: Christoph Roller, Balin gen , Am Heu­ berg 14, Telef on 77 82. Redaktion: Fritz S cheerer, Bal in gen, Am Heu berg 42, Telef on 76 76. Die Heimatkundlichen Bl ätter ers cheinen jeweils am Monatsende al s ständ ige Beilage des Zollern- Alpen rna ß lieb (Aster bellidiastrum) Foto: Scheerer Alb-Kuriers". " idhche Blätter

Jahrgang 26 30. Juni 1979 Nr.6

ü ber d ie Maßen" fehle. Die Gemeinde k ön ~ e ihm . den Platz (36 Schuh breit und 26 S chuh hing) nicht schenken, verteil e aber die Zahlung des Kaufp reises (15 Gulden) auf fünf Jahre. Ebensowenig könne sie ihm Steuerfreiheit gewähren. Wenn Hertter ferner noch verlange, daß außer sei ner Wirtschaft keine andere an der Chaussee ged uldet werde, se i d ieses privilegium exclusivum nicht räthlich. Am 30. September 1775 bittet J oh. J ett er; Bürger und Bäck, ebenfalls um d ie Konzession zu einer Schildwi rts chaft an der neuen Straße unter ähnli­ chen Bedingungen . Er würde den Schild zur "Son­ ne" aus hänge n. Von Stuttgart kam die Anregung, di e beiden Wirte m öchten si ch doch ve rg leichen, da zwei Wirtschaften zu viel seien. Am 23. Januar 1776 verglic hen sich di e beiden Konkurrenten dahin , daß Hertte r den Versuch unternehmen so lle . Fall s er das Anwesen ni cht halten könne, habe J etter das Vor­ kaufsrecht. Am 19. März 1776 erfolgt die Konzession m it der Maßgabe, da ß der Wirt (Hertter) Schildwirt­ sc haft m it Brauerei und Branntweinbrennere i trei­ ben d ürfe. D ie Gebühren sin d folgende : sechs G ul ­ den Kesselgeld auf sechs J ahre, nachhe r pro Jahr zwölf Gulden, drei Gulden Wirtschafts-Rekogni­ tionsgeld, eine alte Henne und zwei Herbsthühner Zins, sowie drei Vierling (1 V.= 5,54 Li ter) U be rrei­ terkorn Zehnt. Steuerfreih e it auf ac ht Jahre . Am 19. Febru ar 1778 b ittet Jettet um Konzession. Hertter habe das "Rößle" n icht behaupten und nicht betreiben können, da er so fort in Gant geraten sei. Er (J etter) habe das Anwesen aus der Gantmasse um 900 Gulden gekauft unter der Voraussetzung, daß er die gleichen Rechte genieße wie Hertter. Statt der 'kleinen Maß müsse er aber die große Maß schenken und deswegen um Befreiung vom Urngeld bitten . Die "groß m äßigen Wirtschaften" der Umgebung zie he n mehr Leute an als die "Klei nmäßigen". Am 2. März 1778 bekommt J etter di e Wirtschaft . m it alle n Rechten als privilegiurn re ale. Die Brauerei Aus der Geschichte des "Rößle" sei kein privilegium reale, das Kessel geld d ü rfe aber so bezahlt werden , wie schon m it Hertter vereinbart worden sei . 1825/26 nennt d ie Umgeldrechnung ei­ zu Erzingen nen Tobias Mebold als P ächter des "Rößl e" (Besit­ zer: Goldadlerwirtswitwe Harttmann in Bal ingen), von Helmut Härter 1830 einen Pächter J. G. Mebold, 1835 ist Jakob Eit h Besitzer, 1850 ei n Jakob Pfister P ächter, der das Seit dem Tod von Max Pfi ster im September 1976, der in der fünften Generation das im weiten Umkreis Lokal in einem der folgenden Jahre erwerben konn­ bekannte Gasthaus "Rößle" mit Metzgerei und Landwirtschaft zusammen mit seiner Mutter Mathilde te (in der Steuerliste vo n 1861 ist derselbe als Besit­ be w irt schaftet e, war der Gaststättenbetrieb eingestellt. Zum Jahreswechsel hat das renommierte zer aufge fü h rt) . Vo n di esem übernahm dessen Sohn Gasthaus an der B 27, auf der einst schon Goethe in die Schweiz reiste, in dem Küchenmeister Paul J akob (ge b. 1852) das ' Gasthau s. Nachfolger von B itterlich einen neuen Besitzer gefunden. Jakob 11. war Sohn Karl Pfister, geb. 1884, der das geld wolle er geben wi e die zu Balingen und ebenso Anwesen 1907 übernahm und m it Metzgerei bis zu Ein künstlerisch gestaltete r Text, bis zum Besit­ seinem Tod 1942 be wirtschaftete . zerwechsel Schm uckstüc k der G aststu be des zwei d ie kl ein e Maß sc henken (in Erzirrgen waren di e I J ahrh underte alten Hauses, sc hildert d ie Geschichte andere n Wirte umgeldfrei - Umgeld = ei ne Art In der vierten Generation kam nun der älteste der ehrw ürd igen Gastwirtschaft: Am 24. August Umsatzste uer - und schenkte n d ie große Maß, d . h . Urenkel des ers te n Besitzers der Pfister-Dynastie 1775 bittet der ;,geweß te" Dorfvogt J oh. Hertter von vo m Eimer 16 Imi und vo m Imi zehn Maß statt elf). auf das Geschäft, Karl Pfister (geb. 1907), der 1970 Erzingen um die Erlau bnis. an der neuen Chaussee Am 22. Se ptember 1775 gibt der Oberamtm ann im Alter von 63 Jahren starb . Er war der Vater des gegen Dotternhausen eine Schild wirtschaft . mit und Keller Lotter von Balingen seinen Beibericht zu letzten Gliedes in seiner Ahnenreihe, die das ehr­ Bierbraue rei betreiben zu dürfen. Die Straße sei die dem Gesuch. Er sagt, der Gedanke Hertters sei gut, würdige Gasthaus 128 J ahre lang inneha tte, das al s sog. Schweizer Route Stuttgart-Hechingen-Balin ­ aber mit seinen Vermöge ns verhältnissen stehe es echte r Dienstleistungsbetrie b vorbildlich für das gen-Tuttli ngen-Schaffha usen. Sie sei von Balingen sc hlecht, da der .merv us rerum ge re ndarum bei ihm Wohl seine r Gäste sorgte . über Endirrgen und di e Erzirrger Markung neu her­ I gerichtet worden. Um eine "Gerä de" zu erzielen und einen beschwerlichen Hohlwegzu m eiden , sei sie Der nun so geführt worden, daß der Fl ecken Erzingen 10 Knollenmergel ein berüchtigter bis 12 Ruten (eine württembergische Rute 2,865 Meter) auf der.Seite liegen bleibe. Wenn das Stück der ne uen Straße, das au f der Erzinger Markung Baugrund liege, nicht mit Häusern besetzt werde, habe das "Herzoglich·Württembergische Co mmerzio" keinen Von Fritz Scheerer Vorteil vo n der Chaussee. Ein ige Häuser und ei ne Wandern wir vom Neckartal bei Oberndorf auf ·Höhenunterschied überwunden werden . Di e Wald­ Schild w irtschaft seien unbed in gt nötig, zumal der den "Kle inen Heuberg" bei Brittheim oder Bickels­ wege, die -meist steil emporklimmen, sind h ier in österreichische Fl eck Dotternhausen nur eine hal be berg , so erreichen wir zunächst bei Bochingen od er nassen Zeiten ungemein schlü pfrig, Und der an Stunde e ntfernt sei und alle F uh rleute anziehen S igmarswangen di e flache Hochlandschaft des Mu­ ihnen entblöste Untergrund zeigt eine lebhaft blu t­ werde. Er möchte deshalb das ihm "von Gott be­ sc helkalks und der Lettenkohle m it ihren Äckern; rote Farbe. Wir sind in den gefährlichen Knollen­ schert e Vermögen" dahin anwenden, Haus mi t Stal­ hinter denen stufenartig die Waldhöhen des Keu­ mergeln angelangt. Si e sind ei n berüchtigter Bau ­ lung zu erbauen, eine Wirtschaft "zu m Rößl e" aufzu­ pers mit ei nem Wechsel von weichen und härteren grund für Häuser und Straßen wegen ihrer Neigung tun, Bier zu brauen, Branntwein zu brennen und Gesteinslagen au fste igen. Der Rücken dieser Höhen zu Quellungen und Rutschungen. Es sind ei nförmig Wein zu schenken. Um diese "kos t bare Entreprise" wird zume ist vo m Stubensandstein gebildet. Davor blut- bis violettro te Letten und Mergel , die vo r allem (Untern ehm en) ins Werk zu setzen, möge man die baut sich sc hemela rtig zwischen Trichtingen und an ihre r Basis etwa waInußgro ße, rötlichgraue Mer­ Gemeinde veranlassen, ihm einen Streifen Allmand Vö hringen deutlich ein Vorgebirge auf. Es sind d ie gelknoll en e ntha lte n (Kno lle nmergel'),Von den zu schenken, Steuerfreiheit "auf genugsame Jahre" flachen abgeebneten Hügel im Schilfsandstein über tieferen Mergel zonen des Keupers (Gi pskeuper, zu gewähren, leidentliehe Hellerzinse anzusetzen dem Tal des Trichtenbachs, di e neuerdings di e Bunte Mergel) unterscheid en sie sich deutlich durch und die Einfuhr zweier Wagen (ze hn bis zw ölf Ei­ Auto bahn benütz t, und weite r nördlich be i Renfriz­ ihre Einförmigkeit der Färbung, ihrer weniger her­ mer) Markgräfler und Breisgauer Wein e, di e gut und hausen , wo sie lange abgebaut w urden . vo rtre te nden S chichtung und ihrer großen Ne igung billig seien, zu gestatten. Das Kesselgeld vo m Bier Im Anstieg zur Kante des unte rs ten Schwarzen zur Rutschung. bitte er vorläufig auf d ie Hälfte herabzusetzen,Um - J ura des Kl eine n Heubergs m üssen noch 30-40 m Als ein bis 40 m breites Band ruht der Knollen- Seite 214 Heimatkundliehe Blätter Balingen Juni 1979 rnergel in den Tälern der Eyach und S chliche m und und Rosenfeld gebaut ("Wan ne" in Tübingen," Ro te ei nge bettet. "Soll man da ni cht vo m Lind wurm ihre r Nebenbäche unter dem sch ützenden Dach der Halde" und We ingart enbachtal in Rosenfeld). träumen, welchen eins t Ritte r Georg erlegte? Glück• scharfgesch ni ttenen, unverkennbaren Kante der Die Überw ind ung der rutschenden Knoll enmer­ lic herweise erfaßten ih n diese Krall en nicht, sonst harten Lias-Deckschichten, m it denen d ie H ochflä­ gel beim Straßenbau im "Kü hlen Grund" bei Ost­ hätte er ins Gra s bei ßen müssen, d ie Stadt des chen des Kle in e n Heubergs ei nsetzen . Neben seiner dorf unmittelbar unter der Liaska nte hat ungewöhn­ tapferen Ritt ers (Tü bingen) stünde nicht"(Quen­ lebhaft ro ten Farbe fällt im Feld- und Wiesengel än­ liche Schwierigkeiten bereitet. D ie "M illionenstra­ ste d t) , de d ie unruhig wellige oder k issenförmige Ob erflä• ße" vo n Owingen nach Ostdorf kostete in den 20er che auf. Im Eya chtal unterhalb der Balinger Kläran­ Jahren unseres Jahrhunderts statt 126 000 RM fast Die Entsteh ung der Knoll enmergel stellt man sich lage, im Wettbachtal unterhalb Engstlatt, im S chli­ das Vierfache, nämlich 426 000 RM. Beim Neu bau folgendermaßen vor: Aus den rand nahen Gebieten, ­ chem tal bei der Berstnecker Mühl e usw. ist all es der Bundesstraße 27 an d er Neukireher Steige in denen Fl üsse und Schichtfl uten S and und voller Wülste und Aufwölbungen. D ie Bäume hän­ ru tsc hte ein e Fahrbahn vo llständig ab. E rst nach­ Schlamm ablu den, bl ies der Wind den roten Sand gen hier nach allen Richtungen (be im Südanstieg dem entsprechende Entwässerungen und ei n ande­ aus und trug ihn beckeneinwärts, ähnlich wie in der nach Rosenfeld , Nam e "Ro te Halde" ). Bei äl te re n re r stärkerer Unte rbau angelegt ware n, konnte dem Eiszeit aus den Moränen u nd Schottern den Löß, . Rutschungen haben sie sich wieder aufgerichtet , ü bel bege gnet werden. In Ellwangen gibt es im währe nd d ie älteren Keupermergel an ausgedehnten "schlagen Haken". Knoll enmergel ei nen "S ch ulden buckel" . Lagunen eines flachen Küstenlandes mit meist sü• Die Knoll enmergel sind durchzogen vo n zahlrei ­ In kurzen Zeita bständen müssen d ie Straßen ßem oder brackischem, in Zeiten offener Meeresver­ chen , kreuz und q uer ve rla ufe nden Klüften und Geisl ingen - Ro senfeld unterhalb Hof stetten (Ma­ bindung auch salzigem Wass er entstanden si nd . Rissen. Be i starken Regengüssen saugen sie sich jock), wie auch die Straßen von Leidringen ins Die Böden der Knoll enmergel sind als Wiese oder vo ll m it Was ser und quellen stark auf, bi s auf das Schlichemtal immer wi eder ausgebessert werden, Wald ge eignet. Durch se ine Rutschurigen ist er aber Dreifache. Umgekehrt schwinden sie beim Aus­ da sie bucklige Aufwölbungen 'aufweisen , zu "Well­ gefährlich, seine Oberfläche se hr unruhig. Beson­ trock nen, so daß breite tiefe Risse entstehen, in die blechstraßen" geworden ' sin d . In früheren Jahren ders üppiger Graswuchs zeigt sich vo r allem da, wo wieder das Wasser eind ringen kann und di e Mergel waren gerade Wege im Anstieg des Knollenmergels­ aus dem untersten Lias darüber Quellen austreten , dann aufquellen und ins Rutschen und Abwärtsglei­ oft grundlos, deshalb liegt hier oft Hohlweg neben und das Gehänge berieseln. Doch ist die Nei gung ten kommen. So kommt einerseits nicht selten eine Hohlweg. Besonders wichtige Wege, wie Z. ' B . der der Hänge zu Rutschurigen recht störend. In sehr Abschwemmung auf den Stubensandstein, anderer­ Kirchweg von Täbingen nach G ößl ingen, wurden trockenen Zeiten bilden si ch auffällige Ri ss e und seits ei n bruchloses Nachgleiten des Unteren Lias m it Sandsteinen gepflastert (T äbingen war bis zur die Böden dorren aus. Oft sind d ie Knollenmergel ­ zusta nde. Bei Kirchberg und noch mehr nordwest­ Reformation nach Gößlingen eingepfarrt). hänge auch gerodet und dann zu Baumgütern und lic h Heiligenzimmern zwischen dem Dicken Berg Eine durch Abrutschen immer wieder entblößte Wiesen gemacht worden (Bo rnm lers ho f). und Nonnenbühl ist es zu derartigen Bodenverlage­ Stelle des nach Täbingen hinaufführenden Täl• rungen gekommen. In diesem quelligen Gebiet ist chens, des Weiherbachs (im Schlichemtal talab­ Die weichen Knollenmergel sind fast nur da e rhal­ der durchfeuchtete Knollenmergel te ilweis e bis auf wärts), leuchtet an einer Mergelwand immer wieder ten geblieben, wo s ie eine, wenn auch nur d ünne die G ipskeuper h inabgewandert. rot auf. Hier wurden öfters schon Knochenstücke . Decke der Liaskalke od er -sandstein e sc h ützt. Kilo­ Die Beweglichkeit des Knollenmergels hat viel­ gefunden, die vermutlich von Dinosauriern stam ­ meterweit haben sich di e vom Liasplateau hera b­ fach erheblichen Schaden angerichtet. Schon den m en. Di es e gefundenen l este wurden ei ne Zeitlang stürzenden Bäche (Stu nzach be i Rose nfeld uSW.) Röm ern ist der Limes beim Haghof gegen das unter der unrichtigen Bezeichnung Zanclodon ge­ oder selbst di e schwachen Qu ellwasserläufe, d ie an Leintal abgewandert und abgerutscht. Die Bahn von führt. Ein e der berühmtesten Fundstellen di eser seiner Basis ents pringen , in d ie ve rhältnismäßig Gmünd nach G öppingen kostete statt 2,5 Milli onen, Saurier liegt im Trosseltal bei Trossingen, wo in den d ünne Liasplatte ei ngenagt . An ihre m Rande fängt weil der Knollenm ergel rutschte, das Doppelte. Zwi­ 30er Jahren reiche Funde hervorragend sc höner der durch das Qu ellwasser durchfeuchtete Knollen­ sc hen Metzingen und Nürtingen mußte d ie Bahnli­ Erhaltung gemach t wurden. Heute werden d iese mergel a n abwärts zu wande rn , der darüber lage rn ­ n ie dauernd geflickt werden . Der Bahnhof Neckar­ riesigen S chreckensechsen (au fgestellt im Natur­ de Lias sackt nach und rutscht mit ab und überzieht tailfi ngen, der au f Knollenmergel steht, wird durch kundekabin ett Stuttgart) des "Schwä bisc hen Lind­ die roten Knoll enmergel m it ge lblichem Schuttm a­ eiserne Klamm ern zusammengehalten. Der K irch­ wurms" m it seinen spitzen, bis 12 cm langen Kral­ te rial. So w ird d ie Liasdecke in lappig vorspringen­ turm vo n Neckartailf in gen ist sc hief. Auf dem Oster­ len, der 40 m lang wurde, dem Plateosaurus zuge­ de und oftmals gä nz lich isolierte Stücke zerlegt, vo n berg in Tü bingen w urde im Knollenm ergel ein Was ­ schrieben . Es war ein flinker, kräftiger Räuber, der denen man eine herrliche Aussicht ü ber das Keuper­ serspeicher wegen unvorsichtigen Baus undicht bei raschem Gang nur die Hinterbein e benützte. und Mu sch elkalkvorl and wie über di e Jural and ­ und zog die benachbarten Häuser in Mitleiden­ Dies e Saurier ka m en wohl in Rudeln auf ihre n sc haft bis zu den leuchtenden Felsenkränzen und sc haft. He ute wird je doch bei ents pre chenden S i- Wanderungen vom wass erreichen Hochland durch Rutsch en unserer höchsten Albberge ge nießen ' cheru ngen im Knollenmergel rings um T übingen di e ro te Staublandschaft und wurden dort zu m Teil kann. Gottlieb Rau und die Revolutionäre Erhebung in Württemberg im September 1848 von Dr. Paul Sauer Fortsetzung

Am Abend entsch ied sich das bürgerliche Jäger­ S ach e des "Vo lks " . Rau und sei ne Anhänger lie ßen Die Bal inge r Bürgerschaft war durcha us ge neigt, korps für ei ne Teilnahme an der Cannstatter Vo lks­ das Nachrichtenblatt in Rottwe il u nd in den um lie­ den Appell en Raus zu folgen, machte ihre Teiln a h­ versammlung. Es marschierte gegen acht Uhr, unge­ ge nden Dörfern in dem Bestreben ve rbrei ten, mög­ me all erdings davon abhängig. da ß d ie B ere itsch aft, fäh r hundert Mann stark, m it Mu sketen und Se ite n­ lic hst viele Männe r zum Anschluß an den Zug zu sich dem Zu g nach Cannstatt anzuschließen , allg e­ gewehren bewaffnet, unter klingendem S piel aus ve ranlassen. me in war. Massive n Druck übte Rau auf d ie Bürger­ der Sta d t. Rau gab den Wehrmännern zur E rmuti­ Morgens u m sieben Uhr kam ei n T rupp Bauern wehr der Stadt a us . Dennoch vermochte er den gung und E rm unterung auf ungeprüf ten Gerüchten aus Vill in gendorf durch di e Stadt. Rau begrü ßte ihn Bef ehlshaber nicht zu m sofortigen Aufbru ch zu beruhende Erfolgsnachrichten m it auf den "heili­ und ermunterte ihn zum u ngesäumten We iter­ beweg en. Dieser sc hob vielmeh r den Abmarsch ge n" Zug. G ustav vo n Struve, so te ilt e er mi t, habe m arsch. Eine Stunde später verlie ß er selbst, beglei ­ sei ne r T ruppe bis zum nächsten Morgen auf. Bis im badischen Seekrei s die ihm entgegengeschickten tet vo n Kreuzwirt Mager, in eine r Extrapostchaise d ahin konnten di e vo n Bulingen na ch Tübingen und T ruppen des G roßherzogturns geschlagen . Freiburg Rottweil. In der Stadt befanden sich jetzt als ge­ Stuttgart abgesandte n Deputierten zurück sein, die sei im Besit z der Republikaner, das ganze Unte r­ schlossene bewaffnete Einheiten nur noch di e den Auftra g hatte n, die Lage und Stimmung in de n • land , der Odenwald und Bayern befänden sich im S charfschützen und di e reitende B ürgerwehr. Letz­ bei den Städten zu e rk unden. Aufstand. Am nächs te n Morgen um vier Uhr bra­ tere war offe ns ichtlich zur Bedeckung eines Trans­ Im Lauf des Tages wurde aus Zeitungen und chen die Bürgerwehrmusketiere auf, nicht o hne daß ports vo n 15 Zentnern Pulver ausersehen, d ie der durch Privatnachrichten bekannt, daß die Erhe­ der Stad trat und ei n Kompan ieführer zuvor noch Rottweiler Pulverfa bri kant Burckard t lie fern so llte, bung Struves vo n bad isc hen Truppen ni ederge­ versucht hatten, sie zum Zuhause blei ben zu über• a ber dann doch n icht lieferte. Gegen Mittag zogen sc hlagen worden war. Von noch grö ßere m Gewicht reden. auch die l eiter, vo lls tä ndig bewaffnet, in Ri chtung indessen war die Mitteilung der zurüc kkehrenden Um fünf Uhr fr üh am 26. Septembe r veranlaßte Balingen ab. Deputierten, im Unterland se i ni cht nur alles ruhig, Rau den Buc hd rucke r Uhl, im Eil verfahren ein Daß in Balingen am 26. September gerade J ahr­ so ndern d ie Regierung ze ige sich auch fest ent­ Nach richtenflugbl att in. mehreren tausend Exem­ markt war, als Rau dort eintraf, kam seiner Agitation sc hlossen, gegen demokratisc h-repu blikan isc he Un­ plare n zu drucken . Hi erin w urde zunächst auf sehr zusta tten. Nach dem Bericht des Bal in ger Ober- · ruhestifter vorzugehen. Di e Rottweil er Abgesand ten Grund der Aussagen ei nes soeben in Rott weil einge­ amtmanns jubelte ihm alles Volk zu . Ein Einschrei ­ Dr. Uhl und Stad trat Saier waren auf ihrer Reise troffenen Augenzeugen "ganz zuverlässig" von dem ten der Behörden sc hien aussichtslos, zu mal di e nach Stuttga rt in T übingen zufällig m it dem K unst­ siegreichen Vordringen der Re publ ik a ner in Baden örtliche Bü rgerweh r eine "au frührerische Gesin­ m aler Alexander S im on, dem aus Stuttgart ausge­ berichtet. Nach dieser Darstellung sollten dieunter nung" zur Schau trug. Mit kaum zu überbietendem wiesenen Mitglie d des' verbotene n Dem okratische n dem Befehl von G ustav von Stuve und Theodor Eifer suchte Rau, die Bevölkerung für seine Ziele zu Kr ei s-Vereins, zusa m me ngetroffen. D ieser hatte Mögling stehenden ,Streitkräfte 7000 bis 8000 Mann gewinnen. Er sandte Boten und S chreibe n in die drin gend von dem geplanten Zug-n ach Ca nns tatt stark sein, am Nachmittag des 25. Septem ber ein benachbarten Orte und nutzt e jede Gelegenheit zur abgera ten und Rau bestellen lassen, er so lle sich um Bad isches Truppenkorps von 1900 Mann vollkom­ propagandistischen Einwir kung auf die Einwohner. G ottes Willen nicht ins Unglück stürzen, sein Unter­ men geschlagen haben und jetzt Freiburg belagern. Wiederholt, zuletzt vor mehreren ta us end Me n­ nehmen finde ke inen Anklang. Als Dr. Uhl und An die Meldungen aus Baden schlo ß sich das "Erste schen, warb er in beredte n Wort en für die Teilnahme Stadtrat Saier am Abend des 26. Septem ber bei ihrer Bulletin aus Württemberg" an, ausgegeben am 26. am Zug nach Ca nnstatt. Harte Anklagen erhob er Ankunft in Balinge n Rau die Warnung S im ons September morgens um vier Uhr. In ihm wurde auch hier gegen die F ürsten und Herren, die er ü bermittelten , war di es e r se hr ungehalten darüber, m itgeteilt, daß sich der ganze Seekreis (gemeint bezichtigte, dem Vol k das Herzbl ut herauszusaugen stellte ihre Nachrichten in Zweifel und nannte Saie r waren wohl di e an den badischen Seekrei s angren­ und es der Hungersnot preiszugeben. über den gar ei nen Verrä ter. H ingegen verfehlte d ie Mittei ­ zenden württembergischen Gebiete) wie ein Mann Erfolg des Zugs gab er sich unter Beru fung auf die lung der Deputierten , daß im Unterland alles ruhig erhoben habe. Wohlgefällig wurde sodann festge­ Nachrichten aus Baden nach wie vor sehr optimi­ sei, ihre Wirkung auf die in Balingen angelangte und stellt: "Der Abmarsch der Rottweiler Bürger und stisch . Den ältere n Bürgern, di e ni cht mitmarschie­ d ort vo rübergehend ei nquartierte Rottweile r Bür­ ganzer Gemeinden aus der Umgebung wird die ren ko nnten, riet er, ei ne n Si cherheitsa usschuß zur gerwehr nicht . Der Befehlshaber, Pfeffer, entschloß badischen B rüder begeistern. Schramberg, Obern­ Aufrechterhaltung vo n Ruhe und Ordnung zu be­ si ch m it Zus ti m m ung der Mehrheit seiner Wehr­ dorf und Sulz bewegen sich mit ihren Amtsangehö­ stelle n. Die Landleute forderte er a uf, in de r kom­ männer, am nächsten Morg en den Rückmarsch rigen vorw ärts. Die Bege ist erung ist allgemein . menden Nacht auf den Bergen große Feuer anz u­ . nach Rottw eil anz utre te n . Trot z di eses Stimmungs­ Selbst d ie F rauen si nd entflammt für die große zü nden, damit si ch das Unterla nd glei chfalls rü ste. um sd chw ungs wagten di e Be hörden nicht gegen Juni 1979 Heimatkundli ehe Blätter Balin gen Seite 215

Rau etwas zu unternehmen. Rau besaß noch Im mer ten, verließen nach kurzem Au fenthalt Sulz. S ie lung bei ge messen. Desh alb ha be er an die S p itze des große Sympathien bei der Einwohnerschaft, vor ka men nicht mehr weit. Das Au sbleiben von Zu zü ­ Zugs nach Cannstatt, den er als hei liges Unterneh­ alle m aber hatte er zahlreiche zu gewaltsamem Wi­ ge n und di e zunehmend abweise nde Haltung der men ve rs ta nden habe, di e .Beamten und Geistlich en derstand entschlossene Anhänger. Beam te aus Rott­ Einwohner sc ha ft der Orte, durch di e sie marschier ­ ste lle n wollen. we il und Stuttgart , die zu seiner Verhaftung na ch ten, wirkten ern üchte rn d. Sie sa hen, daß sie ge ­ Durch sei n ans tändiges, würdiges Auftreten und Balingen geschickt worden waren, wurden be droht täu scht worden ware n daß hinter Gottlieb Rau nicht sein bescheidenes, fre undlic hes Ver halten gewann und mußten sic h verstecken. das Volk , so ndern alle nfalls eine verschwindend der Angeklagte, der sich scho n auf dem Hoh en­ Trot z der Hiobsbotschaften aus Baden, deren klein e Minderheit stand. Die m eist en Te iln ehmer as per g des Respekt des Festungsper sonals erwor­ Glaubwürd igkeit er übrigens energisch in F rage des Zuges kehrten deshalb sc hon zwischen Sulz und ben hatte viele Sympathien. Dagegen enttäuschte stellte, erlahmte die Aktivität Gottlieb Rau s nicht im Nordstetten um und be eilten sich, wieder in ihre sei ne Rede. Sie se i, urteilte "De r Beobachter","wie mindesten . Während der Nacht vom 26. auf den 27. Woh norte zu kom m en. Ledigli ch etwa 30 Mann sein Unternehmen schwärmerisch, un klar, unbe­ September, in der bei P feffingen Feuer loderten, setzten ihren Marsch bis Horb fort, um sich dann st immt" gewesen. unterrichtete er in einem Schreib en den Bin sd orfer dort aufzulösen und den Rückweg anzutre te n. Gott­ Na ch den Rottweiler Prozeßberi ch ten legte Rau Schultheißen von dem Entschluß Tausender vo n lieb Rau hi elt am Abend des 27. September in Sulz dem Zug nach Cannstatt die folgende Zweckbestim­ Männern, in Cannstatt einen Vo lks tag zu ha lten, noch eine stark besu chte Versammlung ab. Doch mung bei: Er habe die Regier ung auf die Untunlich­ "um endlich einm al ins Klare zu kommen", da ve rmochte er m it seinen beschwörenden Worten bei keit der Wirtsch aft m it den alten Stän den aufm erk ­ bisher alles Adres senmachen und alles Warten auf der Bü rgerschaft nichts m ehr auszurichten. Am Tag sam machen, das ste hende Heer mit der Volkswehr di e Nationalversammlu ng die Sache des Volkes nur dar auf stellte er sic h in Oberndorf freiwillig den verschmelzen und eine Beratung darüber herbeifüh­ ve rsc hlim mert habe. Von Rottweil und Ba lingen, so Behörd en. Er wurde auf den Hohenasp erg gebracht. ren wollen, ob sich das Volk in einer Republ ik oder sch rieb er, marschiere eine Kol onne na ch T übingen, Monarchie glücklicher fühle. Wenn es sich fü r das von Schramberg über Oberndorf, Sulz, Horb und Seine harte Untersuchungshaft auf dem Hohen­ erstere entschieden hätte, dann hätte man entwed er Rottenburg eine zweite gleichfalls nach Tübingen. as perg zog sich bis Anfang 1851 hin. Hart tadelte er, einen Freistaat wie in Belgien gründen od er m it dem "Dieser Letzter en wo lle n Sie sich anschließen. Las­ als er endlich vor Gericht stand, die königlich würt• Staatsoberhaupt neue Verträge abschlie ßen kön ­ se n Sie sic h nirgends irre mach en durch das dunkle tembergische Justiz. Sie habe ihm, obwohl er nie nen. Auch für den Fall , daß die Regi er ung den Getriebe der Bea mten; das Volk, das Vaterland ist ja zuvor mit ih r in Konflikt geraten gewesen sei , 28 Wünschen d es Volkes nicht entsprochen hätte, se i ge ra de d urch sie in Gefah r gekommen". Rau unter­ Monate Haft, davon 20 Monate Einzelhaft, zugemu­ an kein gewaltsames Vorge hen ge dac ht gewesen. zeich nete seinen Aufru f "im Namen einer in Rott­ tet. Sie habe ih n selbst in der Stunde, während der Das Volk wäre vielleicht nach Hau se gegangen. weil und hier abgehaltene n Volksversam m lung vo n ' er sich täglich in frischer Luft bewegen durfte, zum hätte die Steuern verweigert und jedenfalls d ie 16000 Männern ". Schweigen gegen seine Mitgefangenen verdam m t, Schritte getan, die eines ganzen Vo lkes würd ig Am Morgen des 27. September ve rfü gte Gottlieb habe nur se inen nächsten Verwandten gestattet, ih n seien. Rau über keine einsatzbe reite Mannschaft mehr. Als zu besuchen, und beharrlich seine einstweilige Frei­ Am 27. März 1851, in der 43. Sitzung, hielt Rau um 8 Uhr für di e Balinger Bürgerwehr das verabre­ lassung gegen Kaution verweigert. Ohne die Unter­ seine Verteidigungsrede. In ihr legte er eingehend dete Zeichen zum Antreten geg eben wurde, fand stützung treusorgender Freunde hätte er bei der seine politischen Grundüberzeugungen und Beweg­ sich niemand auf dem Sammelplat z ein. Die Rott­ unzuträgl ichen Nahrung, an d ie er gewiesen worden gründe dar, scheute sich aber au ch nicht, m it der weiler Bürgerw ehrm änner machten sich auf den sei , erkranken und dahinsiechen m üs sen. monarchischen Staa tsform und der bestehenden Heimweg.Rau, der sie in einem leidenschaftlichen Gesells chaftsordnung ins Gericht zu ge hen. In sei­ Ap pell zum Weitermarsch zu bewegen suchte, wur­ Der Prozeß vor dem Rottweiler Schwurgericht ner bild erreichen Sprache stellte er Verg leich e zwi­ de vo n der F ront der Angetrete nen weggewiesen. In Am 20. Januar 1851 begann in Rottweil nach schen der Zeit J esu und der Gegenwart an. Dam als. Begleitung von Werkmeister J oseph Göttle, Kreuz­ langen intensiven Ermittlungen vor dem außeror ­ so führte er aus, habe das we lt beherrschende Rom wirt Bern hard Mager und Kellner August Spreng dentli ch en Schwurgerichtshof für den Schwarz­ eine Nation nach der ander en unter jocht und sich verl ieß er Balingen und schlug den Weg nach Sul z wald kreis der Prozeß. Der Präsident des Gerichts, arglist ig an ih rer Zwietracht genährt, jet zt halte die ein, wo er sich an die S pitze des vo n Sch ramberg Obertribunalrat Freiherr von Wächter, sprac h bei ru ssische, den Beg riff der Freiheit verfälsc hende ausge gange nen Zu ges zu setzen hoffte. Eine kleine der Eröffnungssitzung vom "ersten gr oßen politi­ Diplomatie d ie euro päischen Völker in lähm end er Schar von Bauern aus P feffingen, di e bereits bis schen Prozeß unseres Vaterlandes". Vor den Ei fersucht voneinander entfern t. Tr otz grausamer. nach He ch ingen gekommen war, kehrte, als sie von Schranken des Gerichts hatten sich zw ölf Angeklag ­ blutiger Unterd rückung habe sich damals , ebenso­ dem Zu sammenbruch der Erh ebung in Balingen te wegen versu ch ten Hochverrats zu ve rantworten. wenig wie d ies heute der Fall sei, eine Auferst ehung erfuhr, na ch Hause zurüc k. 538 weitere in d ie Untersu chu ng ve rwickelte P erso ­ ver hi ndern lassen. Man könne den Leib, ni cht abe r In Schramberg hatte d ie Bürgerwehr unter dem nen waren sc ho n zuvor vom König begnadigt wor­ die Seele töten. "J ene Zeit zeigte das Ab endrot , d ie Eindruck der Rottweiler Vol ksv ersam m lung am 24. den. Bereits vor P rozeßbeg inn waren 1455 Personen unsere das Morgenrot eines gr oßen göttlichen Ge­ September beschlossen, sic h an dem Zu g nach ve rn om men worden. 295 von ihnen wählte di e dankens, der endlic h Gestalt und Ausd ru ck ge w in­ Cannstatt zu beteiligen, und zwa r bew affnet und m it Staatsbehörde (Staatsanwalts chaft) aus, um vor dem nen will im Leben der Na tion en . .. Das alte J eru sa­ klingendem S piel. In einer Erklärung vo m 30. Sep­ Gericht se lbst als Zeugen auszusagen. Die Verteidi­ lern, das Staatsg ebäude der Hoh enpriest er , Schrift­ tember motivierten die Offiziere der Sehram berger gung machte 45 Entlastungszeugen namhaft. Die gelehrten und Pharisäer wa rd zerstört, ihre Men­ Bürgerwehr nachträglich ihre Entscheid ung damit, Voruntersuch ung umfaßte 2500 Aktenstücke, und schensatzung, die sie Gesetz benannten. um Un ­ daß sie nichts Gese tzwidriges darin ges ehen hätten, d ie P rotokolle enthielten nicht weniger als 19707 sc huldi ge zu peinigen und zu töten, ging in den Wünsch e und Beschwerden in einer Volksversamm­ Vorhalte (Erm ittlungsfragen),-Der Prozeß zog sich Trümm ern verloren; aber das göttliche Geset z vo n lung vorzubringen. Raus Aufforderung habe abe r über zwei Monate hin. -Am 31. März erfolgte die Moses und den P rop heten, geläutert und erfüllt von noch besonders desh alb Beifall gefunden, weil "der Urteilsverkündung, und am 1. April 1851 fand d ie J esu Christo, ü be rlebte als heili ge Fl amme ei ne fast jetzige Druck der-Zeit nicht mehr auszuhalten ist, letzte Si tzung statt. zweitausendjährige Na cht, gebor gen an dem lieben­ und wenn er noch längere Zeit fortdauert, d ie jetzige Go ttli eb Rau hatt e bereits am ersten Verhand ­ den Herzen des Vol ke s. Die eu ro pä isc hen Despot ie. Volksgene rat ion notwendigerw eis e zugrundeg ehen lu ngst ag Gelegenheit, zu de n gegen ihn erhobenen die Gewalt in all en anderen Formen als den en de r m uß:' Die Offi ziere rä um te n ein, es se i ihnen be­ Anschuldigungen Stellung zu nehmen . Als Zweck Dem ok rat ie, wird zerbroch en werden. Das alte Ge ­ kannt gewesen. da ß die bewaffnete Teiln ahme an sei nes vo n Rottweil ausgega ngenen Unternehmens se tz wird verlöschen u nd vergehe n wie d ie Men­ Vol ksversamml ungen nach ~ 5 des Volkswehrgeset­ bezeichnete er d ie Veranstaltung einer Riesenver­ schensatzung vo n J udäa, aber in dem ewigen zes verboten sei, doch ste he kein Wort davon im sam m lung, damit das Volk gewissermaßen unter Grundsat z der Demok ratie wird sich das Christen: Gesetz, daß man auf die weite Reise keine Waffen den Augen der Regierung über das berate, was ihm turn verwirklichen und erfüllen, wie sich im Ch ri­ hätte mi tnehmen d ürfen. Sie hätten daher dem no ttue, und kraft der ih m zus te henden Souveränität stentum da s m osaische Gesetz erfüllt ha t... Sehramberger Schultheißen und dem Oberam t­ darüber ents cheide. Eine gewaltsame oder ungeset z­ Rau kam so dann auf den persön lichen Standort mann in Sulz zugesichert, daß, wen n sie kein e lich e Durch füh ru ng der etwa gefaßten Beschlüsse zu sprechen, den er gegenüber dem Leb en und der Erlaubnis zum Beibehalten der Waffen bekämen, sie habe er nicht erwogen, vielmehr habe er auf eine Welt einnah m . Er bezeichnet e sich "g leichsam als diese wenige Stunden vor Stuttg art n ied erlegen Verständigung zwi schen Regierung und Volk ver­ einen Toten", der an Freuden und Leiden der Welt würden. Im übrigen hätte sie die Aufford erung der traut. Entscheid ende Bedeutung habe er einer m ög­ abgest orben se i. Die ihm zur Last ge legte Anschul­ Regierung an das württembergische Volk vom 23. lichst hoh en Teilnehmerzahl bei der Vo lksversamm- digung berühre ih n nicht mehr. Schluß folgt September, sich bei bedrohlic hem Zustand um sie zu scharen, in ihrem Vorsatz bestärkt, die Waffen mitzuneh men. In der Morgenfrühe des 26. Septem­ ber zog die 150 Mann starke Sehramberger Bürger• über Herkunft und Heimat wehr mit klingendem Spielin Oberndorf ein. Ihre Versuche, d ie Oberndorfer Bü rgerw ehr zum An­ sc hluß zu veranlassen, sc heiterten wie schon zuvor unserer Gartenblumen ihre entsprechenden Bemüh ungen in den Landor­ ten, d urch die sie marschiert war. Lediglich in Von Hans-Dieter Stoffler Winzeln schlossen sich ihr 21 Mann an. Eine Auffor­ (Schluß) derung des Oberndorfer Oberamtmanns zur Um­ kehr wies sie ab. Sie kampierte bis um vie r Uhr des Usamb ar a veil chen und Gloxinie folgenden Morgens (27. September) vor der Stadt Die Heimat dieser fre u ndlichen Blüm chen ist das Bergflockenblume und setzte dann, verstärkt durch vier Oberndorfer tropische Amerika. Sie stam m t aus den heimischen Bergwäldern und Sta udenflu re n und gilt zurecht als eine Zier unserer Bürger, von denen drei bewaffnet waren, ihren Petunien Marsch in Richtung Sulz fort. In S ulz herrschte am Bau erngärten. Auch die Himmelsl eiter (Polernoni­ Sie sind se it 1824 in Europa heimisch und stam- cum caeruleum) sta m mt aus heim isch en Fl uren. Ihr 26. September u nter der Bürgerschaft eine gespann­ men aus Brasilien. - te Atmosphäre. Ein Vertrauter Ra us, Carl Elias Held nächst er Standort ist das Bäratal. Bei de n heimi­ aus Rottweil, rief in einer stürmisch verlaufenden sc hen P flanzen wäre auch das geschützte Wil de Sonnen b lum en Silberblatt (Lunaria rediviva) zu erwähnen. das die Bürgerv ersam m lung die Einwohner zur Teilnahme Die Sonnenblu me hat sich in den 350 Jahren, in an dem Cannstatter Zug auf. Als am 27. September sc hattseitigen Berg- und Schluchtwälder der Alb im denen sie nun schon bei uns ist (1569 wurde sie von Frühjahr m it seinem Wohlgeruch belebt und im die Sehramberger in mustergültiger Ordnung, wie Peru nach Europa gebracht), überall ein festes Hei­ der Oberamtmann berichtete, hier anlangten, Win ter m it seinen silbernen Schoten ziert. In den matrecht erworben. Auch im Bau ern garten ist die Gärt en wird häu figer dessen nächs te Verwandte. die schlossen sich ihnen etwa 16 Bürger, allerdings ge lbe Riesenblu me aus der ne ue n Welt lange schon un bewaffnet an, und dies, obwohl zuvor der Erlaß Garten-Mondvio1e oder der Judassilberling gezo­ kein Fremdlin g m ehr. Die kräftige Farbe ihrer gro­ ge n (Lunaria annua), der aus S üdosteu ropa stam mt. des Ministeriums des Innern vom Vortage, der die ßen Blüten sti m m t so ganz zu der bunt leuchtenden Bevölk erung nachdrücklich auf das Verbrecheri­ P racht der alten und älteste n Bau ernblumen. sche des Rauschen Unternehmens h inw ies und sie Nach diese m Streifzu g du rch die Geschichte des 'vor einer Beteiligung warnte, bekanntgegeben wor­ Pfingstrose n Gartenbaus und di e Heim at unserer Gartenpflanzen den wa r. Die Sehramberger Bürgerweh r und d ie, Heim at Südalpen. Bau mart ige , P fingstrose aus frägt man sich, wozu dies. Zweifellos ist es zunächst kleine Sch ar von Wehrm annern aus Winzeln, Obern­ China sta m mend m it weißen oder rosarote n Riesen­ einmal am wichtigsten, daß man das Wissen besitzt dorf und S ul z, die mi t ihr ge meinsame Sache mach- bl üten. und auch das Interesse, die P flanzen dort anzubau- Seite 216 Heimatkundliehe Blätter Bal ingen Jun i 1979

en, wosie tatsächlich gedeihen. Wenn m an aber ei ne (P halaris arundi na cea vor picta) in alte n Bau erngär­ den B ürgerm eister, etwa dem früheren F ronme ister innere Bezieh ung zur Pflanzenwelt hat, dan n wird ten belie bt war, oder die Farne und die Kräuter. und heutigen Stadtbaumeister gleichzusetzen. Es man sich a uc h frag en . woher di e Pflanze stammt, Ohne Anspruch auf Vollständigkeit so llte aber der unterlag ihnen vor allem d ie Finanzverwaltung. Da ­ wo zu sie nützlic h war und wo zu sie nützlich se in histori sche H intergrund unserer Blum enbeete ei n zu hatte n sie weitere Ämter ausz uüben, z.B. waren kann. man wird sie ni cht n ur vom äu ßeren Ansehen, wenig bele uc hte t werden . Daneben so lle n auch jene sie Rugrichter, StadtsiegIer, Wein schätzer, Salzver­ vom äußere n Schein her betrac hten , sondern m an Gärtnerinnen gelobt, angeregt und herausgest ellt walter, Baubeschauer, Armenkastenpfleger, F rucht­ wi rd das ga nze ihrer Wesensart zu begreifen suchen. werden, di e viel Lie be und Zeit auf ihr Gärtl ei n verwalter, Wacht- und Torhutsamm ler und verord­ Hi erzu ge hört zw eifell os d ie Geschichte ihrer Her­ verwenden und d ie statt den Vorplatz lie blos und nete Obleute zum Feuer in der Stadt. kunft. Viele P flanzen si nd hier nicht ge nannt, so stupid e ausz uteeren , noch ein sc hö nes Vorgärtchen In Ebingen werden zw ei Stadtrechner oder Bür­ zu m Bei spiel di e Gräser, vo n denen das Band gras vo r dem Ha us pflegen. germeister erstmals 1455 genannt, denen zw e i Un­ terpfleger zur Seite standen. Sie wurden all e zwei Jahre gewählt. Nach den 1688 beginnenden Vog­ truggerichtsprotokollen gab es in Balingen zwei amtstragende und zwei alte oder nachgesetzt e Bür- germeister. . Neben das Stadtgericht trat schon früh ei n Rat. Er bestand 1688 aus Mitgliedern, an deren Spitze der Stadtschultheiß stand (n icht zu verwechseln mit dem ehemaligen herrschaftlichen Schultheiß en). Der Stadtschultheiß wurde 1781 in Polizeileutnant umbenannt und ihm die Aufsicht über das P olizei­ wesen übertragen (Bettelvögte s. unten, Tor- und Nachtwachen). Der Galgen stand in Rosenfeld im Südzipfel der Markung auf dem Galgenberg, in Balingen befand er si ch anfangs am Galgenrain gegen Endingen, s päte r am Galgenberg au f Hangen, in Ebingen östlich der Stadt, in S chömberg an der Markungsgrenze gegen Zimmern. Den Strafvollzu g besorgte in Ebingen der T übinger Scharfrichter, während in Schömberg zeitenweise ein Scharfrich­ te r wohnte. Das Richtschwert von Balingen ist noch erhalten (im Heimatmuseum). Die Pfleger waren Verwalter oder Rechne r für Einnahmen und Ausgaben von S ondervermögen. So verwahrt e der Heiligenpfleger das Kirchenver­ mög en, das man auch den "Heiligen" nannte. Er zog auch d ie kirchlichen Abgaben ei n . Später hieß m an ihn Kirchenpfleg er. Ihm zu r Se ite sta nd der Mesner, der das Opfer einsam melte, für das Läuten der Glocken bes orgt war und das Kirchenin ventar ver - · waltete. . Das Spital (in Balinge n 1489, Ebin gen 1411, Rosen­ feld schon vo r der Ref ormation, in S ch ömbe rg 1582 bezeugt war ei ne Stiftung für Kranke, Gebrechlic he und Arme. Es wurde ~ us den Erträgen des Spitalver­ m ögens unterhalten. In Ebingen ge hö rte die Spital. mühle dazu. Di e Leitung lag in der Hand des Spital. meisters und seiner Frau, di e den Spitalpf'legern Bergfl ockenblume (Centaurea mon tana) Fot o: Scheerer unterstanden (2 Pfleger: 1 vo m Gericht, 1 von der Gemeinde ) (s, a uch Stettner in Heimatkundl. Blätter 1972, S . 897 ff.). Die Verwaltung des Siechenhauses (Gutle utha us ) Von alten öffentlichen Diensten in in Balingen be i der S iechenkapelle erfolgte d urch den S iechenpfleger. Im 18. Jahrhundert w urde hier Spital- und Si echenpflege zusa m menge legt. Mit der unseren Städten Armut war auch das Bettelwesen stark ve rbreite t. Zu seiner Abstellung waren di e Bettelvögte bestellt. Von Fritz Scheerer Für gewerbepolizeiliche Aufgaben waren Bes ch auer Es ist ei n bunte r Katalog von städtischen Funktio­ bei der geri ngen 'Ei nwohnerzahl (1771: Schörn berg bestellt. Der Brotbeschauer mußte das Brot bei den nen , der uns bei ei nem Streifzug in der Zeit vor dem 979, Bin sdorf 523 Einwohner) und ihrer finanziellen Bäckern auf Vollgewichtigke it und gute Beschaf­ Dre ißigjährigen Krieg in den Archiven begegnet. Es Lage nicht d ie notwendigen Beamten lei sten. Es fenheit prüfen. Für die Gerbereien, di e früher se hr spiege lt sich das Leben der alten Städte in vielen wurde daher 1786 die Justizverwaltung von Schöm• zahlreich waren (Balingen 1701 41 Rotgerbermei ­ öffentlichen D iensten wieder.Dabe i erklärt sich be rg und Binsdorf "dem ohneh in Landesfürstlichen ster), war der Lederbeschauer Vis itator. Der S alzb e­ manches aus de r Titulatu r, a ber vieles ist auch Stadtschultheißen zu Schömberg" überlas sen, der sc hauer hatte di e Aufsicht über den S alzhand el in vers chwu nde n und bedarf daher ei ner Erklärung. dafü r ei ne Besoldung vo n 530 fl. bezog. Der J u stiz­ der Stadt . Die Salzve rw altung übte n in Bal in gen di e D ie meisten öffentlichen Äm ter unserer Städte wa­ beamte zu Binsdorf w urde mit 300 fl. Gehalt ange­ beiden Bürgermeister aus, den eigentlichen Ve rkau f ren keine beruflic he n Ämter und w urden fast jedes ste llt. Diesen oblag vor allem d ie Gerichtsbarkeit in beim Rathaus überwachten sie. Doch obwohl Bal in­ J ahr vergeben . Diese kurze Amtsdauer war ein "civiIibus et crim inalibus". Für di e Stadtverwaltung ge n das Salzmonopol hatte, w urde 1699 geklagt, daß Z uchtmittel. Wer sich nicht gut hielt,' verlor nach stand in beiden Städten ein gering besoldeter di e meisten Amtsorte se hr wenig Sal z holen, wei l ei nem J ahr sein Amt. D ie Bestellung der Bedien ste­ Magistrat zur Verfügung. Der Justizbeamte zu Bins­ fast überall im Amt Salzfuhrleute se ien , di e Sal z ten gescha h durch Gericht und Rat, meist auf Invo­ d orf hatte außerdem di e Aufsicht ü ber das Domini­ heimlich verkaufte n . ca vit, den e rste n Fastensonntag sechs Wochen vo r kanerinnenkloste r Kirchberg und das Bruderhaus Di e S chätzer waren ei ne Art Finanzb eamte. Es gab Ostern. Der Amtsinhaber ve rs ah se ine Aufgaben oft Bernste in . . Fl ei schschätzer, Brotschätzer usw. Die Weinschät­ um ei n geringes Wart geld . Doch in kargen Zeiten Seit 1659 hießen die Vertreter der Herrschaft in zer mußten di e Schenk- und Meßgläser in den waren ei ne geringe Nebeneinnahme oder ein ge rin­ den w ürttembergischen Städten Amtmann. Dem Wirtschaften viermal im J ahr angießen und eiche n . .ger Natura llo hn wichtig. Ma nches Amt mag auch Schultheißen zur Seite stand in den Städten der Die Städte waren ummauert. In den Tortürmen um der Ehre willen übernommen word en sein. ei nflußreiche Stadt- oder Kanzleischreiber. Di eser wurden d ie Zugänge überwacht. Für jeden T ortu rm An der Spitze der Stadt Bahngen stand, wahr­ besorgte neben der Stadtschreiberei auch die Ge­ war ein Torwart und ein Wächter bestell t. Si e muß­ sc heinlic h seit der Stadtgründung (1255), als herr­ schäfte des Amtes. Er hatte das Stadtsiegel in Ver­ ten an den Toren den Durchfahrtszoll erhe be n . Auf schaftliche r Beamter der S chultheiß, denn sc hon wahru ng und war der einzige hauptamtliche Beam­ dem Balinger Kirchturm war ständig ei n Wächter 1268 wird als Träger d ieses Amtes "T rag botho m iles, te. Da s BalingerStadtsiegel ze igte den zollerischen stationiert, da rund um di e Uhr der Feuerausguck di ctus de Niwenegge (Neu nec k), scultetus in Balgin­ S child (schwarz-wei ß) , das Ebinger den in S ilber besetzt sein mußte. Dem Na chtwächter oblag de r gen" genannt. Zusammen m it dem Stadtgericht. d as und Rot geteilten Schild der Hohenberger Grafen nächtliche S icherheitsdienst. Für di e rechtzeit ige ers tmals 1310 bezeugt ist (WU B 6,335), besorgte er mit ents prechender Umschrift. Später kam bei bei­ · Feststellung eines Brandes waren der Hochwächter di e Verwalt u ng der Stadt. Ihm unterstand das herr­ den das S childhaupt hinzu: ein schwarzes w ürttern• und bei Nacht auch die Nachtwächter verantwort­ schaftliche Stadtgericht mi t den 12 Beisitzern. In bergisches Hirschhorn auf goldenem Grund. Das lich. Feueralarm wurde in Balingen durch dreirnal i- . Ebin gen war der S chultheiß zu gle ich herrschaftl i­ S chömberger Stadtsiegel zeigt von 1278 bis 1700 ges S chießen ei nes kleinen Geschützes gegeben, das cher Kell er

Jahrgang 26 31. Juli 1979 Nr. 7

I tig dem barocken Stil zuzuordnen. Letztere sind etwas durch des Abbröckeln der Tünche sichtbar St. Peter ZU Nuspllngen und müssen noch freigelegt werden. Im Jahre 1898 soll die hölzerne Felderdecke in das Langhaus eingezogen worden sein. Sie wurde aus ein heimatliches Kleinod der St. Katharina-Kirche (1759 als neue Stadtkirche erwähnt und 1972 abgebrochen) hierher übertragen. von Herbert Schäfer, Nusplingen Die in allen Feldern aufgemalten Früchte- und Blu­ Das Straßenfest (7./8. Juli 1979) - von allen Nus­ sims ruht der gotische Triumphbogen, der die Ver­ menmotive umgeben im Mittelfeld eine Darstellung plinger Vereinigungen getragen - h at mit seinem bindung zum Sch iff hers tellt. Die erst kürzlich fre i­ der Enthauptung der hl. Katharina. Am Rand des Reinerlös dazu beigetragen, d ie . Renovierung der gelegten Fresken des Chorraumes kann man teilwei­ Bildes ist das Signum zu lesen: "J ohan n Ruedolf St. Peterskirche m itzufinanzferen, Dies ist Anlaß se auch der romanischen Wandmalerei zuor dnen. Mohl, Maler 1711." Diese Decke ist ein einmaliges genug, eine geschichtliche und kunstgeschichtli­ Das wohl älteste Gemälde befi ndet sich an der Be ispiel "barocker ' bäuerlicher ' Malerei". Dieses che Bestandsaufnahme dieser Kirche .vorzu­ linken Hälfte der Ostwand und stellt Ch ristus auf Werk wird zur Renovierung ausgebaut. Im Chor nehm en. einem Throne sitzend dar, um geben von 4 Heiligen. steht ein spätgotischer flügelloser Hochaltar, leider St. Peter zu Nusplingen war Mittelpunkt einer Das Gemälde weist noch arc hais che Starre und dem Zerfall nahe. In dem m it Fialen, Mass- und Urpfarrei und ist eine Gründung der 1. Hälfte des 8. Strenge auf, auch hatte der Maler n icht die künstle• Ra nkenwerk ausgeziert en Schreine (Teile davon Jahrhunderts. Zu diesem Ursprengel, der zugleich rischen Qualitäten, wie sie etwa der von Burgteld en sind bei der Restaurierung) standen einst in zwei­ weltli che Urmark war, gehörten die Orte Obern­ zeigte. Ein anderes Gemälde befindet sich an der drittel Lebensgröße 5 sehr schön geschnitzte Plasti­ heim, Hartheim , Digisheim, Ensisheim , Pettenwei­ Nordwand und zeigt zwei Männer, der eine dem ken aus "dem Ende des 15 Jahrhunderts", also ler, De llerhofen, wahrscheinlich auch Siechlingen anderen ein Kreuz übergebend (Missionsauftrag). Werke der spätesten Gotik: Hl. Maria, Barbara, und Hinterhausen (letztere 5 sind abgegangen). Das Bild dürfte späteren Datums sein, ist es doch Katharina, Peter und Paul. Erwähnenswert ist das Egesheim ge hört e nicht dazu, wie teilweise ange­ schon ausdruckskräftiger und in seiner Gliederung Turmmodell in den Händen der hl. Barbara, das nom m en wird . Stark ve rzahnte Markungsgrenzen differenzierter. Die Fresken an der Nord- und Süd• dem Kapellenturm in Rottweil gleicht. So könnte zwische n d iesen Gemeinden und in früherer Zeit seite des Gewölbes zeigen die 4 Evangelisten in angenommen werden, daß der Meister des Altares ge meinsame Felder und Allmendfelder sind Be weis ihren Symbolfiguren. Diese Gemälde rechnet man oder der Plastiken in Rottweil zu suchen wäre. Der dafü r. Solche Herrschaftsverb ände wurden von den ebenfalls der Romanik zu, leider sind sie erst in Altar muß Ende des 18. Jahrhunderts verändert Ga ugrafen eingerichtet, d ie Macht oblag einem orts­ jüngerer Zeit übermalt und durch Zierat und An- worden sein, da er in seiner äußeren Form Elemente ans äßi gen Ad eligen (Fronhof), dazu wurde eine Kir­ , h ängsel verfälscht worden. Aus dieser Zeit hing bis des Zopfstils enthält und auf der Rückseite, zwar che errichtet, d ie sog. Gaukirche. Die Kirche war in in di e Kriegsjahre (1943) hinein ein romantisches stark verblaßt, zwei Engel mit dem Schweißtuch der der Anlage immer so konzipiert, daß sie den Bewoh­ Kruzifix im Chorbogen. Das lebensgroße Kreuz, Veronika zu sehen sind. nern in Notzeiten als Schutz di ente. Man spricht einer der kostbarsten Gegenstände der. Kirche ist Der Sockel des Altars, die sogen. Predella, war m it deshalb auch von Wehrkirchen. Die Christianisie­ seitdem verschwunden, über dessen Verbleib nur ' Christus und den 12 Aposteln auf Goldgrund be­ ru ng und anschließend d ie geistliche Betreuung Vermutungen angestellt werden können. Um das malt. Leider ist dieses Werk, das man dem Maler diese r Sprengel geschah von den Klöstern St. Gallen Jahr 1360 n. Chr. wurde dannder Chor und wahr­ Mohl zuschrieb, der Feuchtigkeit zum Opfer gefal­ und Reichenau aus. scheinlich auch das Kirchenschiff gotisiert. So zog len. Ob der Hochaltar in seiner ursprünglichen Form 735 n. Chr. in " Gettenweiler oder P ettenweiler" man, auf 4 Achtecksäulen aufbauend, ein Kreuzge­ wieder hergestellt und restauriert werden kann, ist (nach J änichen abgeg. Ort bei Nusplingen, andere wölbe ein, ebenso wurden der Chorbogen und eini ­ fraglich; denn zu lange haben wir sorglos und desin ­ ve rmuten be i Vils ingen) und wahrscheinlich 842 n. ge Fenster im Saal der gotischen Form angepaßt, In teressiert diese Kunstschätze dem Holzwurm und Ch r. in unserem Nusplingen" werden Schenkungen . die Nordwand des Chores baute man ein mit Ast­ der Feuchtigkeit überlassen. Sicherlich läßt sich der' von Güter an das Kloster St. Gallen urkundlich werk und einer Fruchtsäule reich verziertes goti- · Altar in seiner groben Form wieder zu sammenset­ erwähnt (s. St. Galler Güterverzeichnisse). Diese sches Sakramenthäuschen ein. Es ist in Sandstein zen. Auch sind uns die wertvollen Holzplastiken Schenkungen sin d als Stiftungen für ge istliche Ver­ gehauen und mit einem handgeschmiedeten Türbe­ erhalten und bereits vor Jahren restauriert worden. richtu ngen anzusehen. Vielerorts, wo, solche Güter• schlag versehen. In dieser Zeit wurde sicherlich Neben d iesen Plastiken sind weitere Figuren aus übereign ungen vorgenom men wurden, machte sich auch der Fußboden des Chorraumes höhergesetzt. den Seitenaltären, die ebenfalls im Zopfstil gearbei­ St. Gallen daran, eine St. Galluskirche und einen Bei dieser gotischen Umbauphase wurden wahr­ tet waren, erhalten, Hl. Anna, J osef und eine P ieta. Fronhof zu gründen (wie Frommern), um so den scheinlich auch weitere Gemälde zerstört. Außer dem Kreuz fehlt noch eine wertvolle Imma­ Einfluß auszudehnen. In der Nusplinger Urpfarrei culata auf einer Prozessionsstange. Der Wiederer­ ist dies jed och nicht der Fall. Es gibt und gab keine Die restlichen Fresken sind späteren Datums. So halt der Kunstschätze wäre wünschenswert, doch Galluskirchen in d iesem Sprengel. Aus d iese r Tatsa­ wurde ebenso im Chor nordseitig im Deckengewöl• besteht wenig Anlaß zu Optimismus. Leider wurden che kann der Schluß gezogen werden, daß vor 735 n. be ein Bild von der Krönung Mariens freigelegt. auch die aus dem 13. Jh. stam m enden zwei Glocken Chr. schon ein festgefügter und starker Herrschafts­ Dieses Gemälde wie auch die Fresken im Kirchen­ ein Opfer des letzten Krieges. Eine Renovierung und verband in Nusplingen bestand, der sä m tliche Sepa­ schiff (Welt gericht - Christus in der Mandorla thro­ Restaurierung der St. Peterskirche ist angezeigt und rati onsbestrebungen von sich abwehren konnte. nend - Apostelfries an den Längsseite) sind eindeu- dringlich, um noch größeren Schaden zu verm eiden. Die St. Peterkirche (heute Friedhofskirche) in der heutigen baulichen Form mit dem wuchtigen, qua­ dratischen 3-geschossigen Chorturm und dem ein­ schiffigen Saa lbau dürfte zw ischen 1050 und 1100 n. Von alten öffentlichen Diensten in Chr. erbaut worden sein. Die Kirche muß also eine Vorgängerin gehabt haben. Ich bin auch davon überzeugt, daß bei Grabungen im Cohr Grundmau- unseren Städten ern einer früheren Baustufe aufgedeckt würden. Si cherlich würde man wie in ähnlichen Fällen, z. B. Von Fritz Scheerer / Schluß Burgfelden, bei diesen Grabungen auch auf eine Grablege stoßen. An d iesem Platze pflegte man Später wurde diese an die 1724 entdeckte Schwefel- auch während der Nacht patroullierten. Es waren nämlich d ie Ortsadeligen od er auch Geistlichen zu quelle vor die Stadt verlegt ("Schwefelbad"). Der ' gewählte Bürger, die ihren Dienst ehrenamtlich bestatten. Die genannte Kirche kann man der ro ma­ Bader rasierte auch, schröpfte und setzte Blutegel versahen. Nur am Matthäimarkt erhielt der Feldwe­ nischen Bauperiode zuordnen. Die 3 unteren Ge­ an und ließ zur Ader. Er war also eine Art niederer bel 45 x (Kreuzer), der Tambour 1 fl.(Gulden), wofür schoße des Turmes , das 4. Gesch oß ist ers t im 16. Wundarzt. Als erste Ärzte (wahrscheinlich Bader er auch bei Feuersbrünsten Lärm zu schlagen hatte, J ahrhundert aufgesetzt worden, weise n d ie typisch und Barbiere) werden in Balingen Klaus Butz (1480) und jeder Gemeine 24 x. Die Aufsicht über di e romanischen 3-teiligen Rundbogenfenster auf. Le i­ und Hans Butz (1570) genannt. Wochen- und Jahrmärkte hatte der Schultheiß . Ma- der fehlen d ie Rundsäulen in den Fenst ernischen, Das Getreide wurde vom Kornmesser mit dem ße und Gewichte wurden vom Eicher geprüft. die wohl der Witterung zum Opfer gefallen sind . Der amtlichen Simrigemessen. Der Strohmaier hatte die Der Stadtknecht war ein Gerichtsdiener in der unterste Stock d iente als Ch orraum. Die Kirche mi t Abli eferung des Strohs in die Zehntscheuer zu be- Funktion etwa einem heutigen Justizwachtmeister dem einschiffige n Saalbau weist ebenfalls auf der aufsichtigen. Die Hirten trieben das Vieh, die vergleichbar. Die Untergäriger hatten Grenzstreitig­ Südse ite ein roman isches Rundbogenfenster auf. Schweine, Ziegen und Gänse auf die Weide (Kuh- keiten zu schlichten oder zu entscheiden und sorg­ (siehe auch Heimatk. Blätter 1978, S. 177/78). Ein hirt, Schweinehirt, Ziegenhirt. Gänsehirt). Der ten für die Grenzabmarkung. Daneben waren Feld­ kunstbefliss ener Bl ick in das Innere der Kirche sagt Brunnenmeister war der Aufseher über die vielen und Waldschützen tätig als Aufseher für die Feld ­ dem Betrachter, das St. Peter zu Nusplingen über all laufenden Brunnen. In Balingen erfolgte die Wasser- flur, der Waldschütz über die Wälder. die Jahrhundert e hi nweg eine reiche Kirche war, versorgung durch den Stadtbach, der durch die Den Feuerschauern waren neben ihren eigentli­ bzw. daß dieser Kirchensprengel von weltli chen Steinach gespeist wurde. 1428 wurde die Erlaubnis chen Aufgaben zahlreiche polizeiliche übertragen, He rren fin anziell und m ateriell stets gestützt wurd e. erhalten, das Wasser der Steinach abzuleiten. Dane- so hatten sie die Überwachung der Kirchenzucht, Die reiche Ausstattung der Kirche ist für unseren ben bestanden viele Bru n nen (1880: 13 laufende, 13 der Sonntagsheiligung. Die Hebamme, Wehmutter Raum einmalig. Pump- und 1 Ziehbrunnen). Der bekannteste Brun- geminnt, erhielt neben dem Lohn von der Wöchne­ Hervorzuheben ist der Chor, der - wie bereits nen war der Marktbrunnen mit dem angeblichen rin ein Wartegeld von der Stadt. Eine Hebamme erwähnt - das untere Geschoß des Turmes bildet. "Ulrich".- - wird in Balingen erstmals 1543 erwähnt. Ihr mußten Aus der romanischen Zeit ist noch das Kämpferge• Für die Marktordnung sorgte die Marktharn isch- drei "geschworene" Weiber beistehen. sims mit einer Inschrift erhalten. Auf diesem Ge- wacht: 1 Feldwaibel, 1 Tambour und 8 Gemeine, d ie 1679 wurden anläßlich eines Vogtgerichts sämtli- · Seite 218 He imatkundliehe Blätter Balingen Juli 1979

ehe Ämter und Dienste der Stadt Ebingen aufge­ mit Annahmezwang. Die Entschädigungen für die Stadtknecht in sein Haus komme. In Tübingen habe zählt siehe dazu Kre isbeschreibung Balingen Bd. II ge leisteten Arbeiten waren meist gering. Daher wur­ er wege n der Sache Rat einge ho lt und angeblic h den S . 2:h. Der Kleemeister, auch Wasenmeister ge ­ de häufig die Bitte um Befreiung vom Amt vorgetra­ Bescheid erhalten, daß er ein Exempel sta tuieren nannt, mußte das verendete Vieh auf dem Wasen gen, da es "nichts einbringe denn Hohn und Spott" solle . Er we rd e den Stadtknecht, wen n er sein Haus vergraben (Bali ngen: Kleemeisterei-Straße). Bei vie­ (KBsch. Bd. II S. 16). Bei der großen Zahl der Ämter betrete, die Stiege hinunterwerfen und anbinden. len der genannten Äm ter, einschließlich der Bürger­ und der im Verhältnis dazu geringen Zahl der Bür• meister und Richter, handelt es sich um Ehrenämter ger wurden d ie Ämter meist mit denselben Bürgern Wenn man etwas bei ihm auszurichten habe, so immer wieder besetzt. solle m an einen anderen Mann beauftragen, ihm den Bürgermeister oder eine Gerichtsperson ins Haus schicken. Auch wolle er keinesfalls gestatten, daß man über seine Dienstboten gebiete. Würden dies e straffällig, solle man ihm solches anzeigen; er werde Keine Vorrechte für adelige Mitbürger dann sehen, wie in der Sache Rat geschaffen werden Von Felix Burkhardt, Eßlingen könne. Am Brunnen hatte es begonnen; ein e aus dem auch dann nicht, wenn ein Totschlag in ihrem Haus Die Sonderbehandlung. die der adelige Herr Do rf in die Stadt Balingen geflüchtete Bauerntoch­ geschähe. Wenn auch einer von Adel oder dessen wünschte, war in Balingen nicht üblich gewesen. te r geriet m it Mädchen aus der Stadt Anfang 1649 in Dienstboten freveln solle, in ihrem Haus dürfe n ie­ Dem Bürgermeister und den Gerichtspersonen hat­ einen Streit. Nach dem Wortwechsel war es zu mand abstrafen. te man zu keiner Zeit Botendienste und Bestellwege Handgreiflichkeiten gekommen; im Schloßhof fiel Der Vogt Binder jedoch scherte sich nicht um die zugemutet. Als gewissenhafter Beamter .hatte·der man sich in die Haare. Einwürfe; er hielt den Protest für "ganz ungereimt Vogt Binder alle Lagerbücher und Spezialbefehle Der Balinger Untervogt Thomas ' Binder (1648­ und heillos". Er ließ die Bauerntochter ins Gefäng• überprüft und keinen Anhalt dafür gefunden, daß 1650), auf Ordnung in se iner Stadt bedacht, leitete nis setzen und bewies so der adeligen Witwe, daß die zu Balingen wohnenden Adeligen nicht der eine Untersuchung ein. Da sich die Bauerntochter in ihre Protestaktion nutzlos gewesen sei. fürstlichen Obrigkeit unterworfen sei. Auch' sie das Haus des ehem ali ge n Ob ervogts von Tegernau Dem Vogt urid den Stadtvätern von Balingen war durften nicht ungestraft gegen das Recht und d ie geflüchtet hatte, schickte er 'den Stadtknecht in das wo hl bekannt, daß der Obervogt Scheer von Ordnung handeln. - Haus und ließ das Mädchen vor sich fordern. Schwarzenburg und der vieljährige Obervogt von Doch hatte der Vogt ' die Re chnung ohne di e Tegernau (1599-1634) etliche Bürgergüter und -häu­ Am 24. Februar 1649 berichtete Vogt Thomas Inhaberin des Hauses, der Witwe von Hoheneck, se r in der Stadt erworben hatten. Doch waren diese Binder an den Herzog Eberhard III., vermerkte, man gemacht. Frau von Hoheneck hatte als Sch wieger­ Güter, Häuser und Scheuern aller Steuer, Schatzung erweise wohl dem Adel den gebührenden Respekt, tochter des einstigen Ob erv ogts Johann vo n Teger­ und Krieg skontribution unterworfen gewesen und . do ch müßten sich diese, wenn sie unter Bürgern nau das Haus bezoge n. Unw illig ve rnahm sie die bis in diese Zeit geblieben; es hatte sich auch wo hnen, auch den gemeinsamen Beschwerd en un­ Aufforderung des Vogts . Nicht das Mädchen, son­ niemals jemand unterstanden, sich diesen Forde­ terwerfen. dern die Magd sc hickte sie zu dem Vogt auf das rungen zu widersetzen. Nicht nur die Witwe von Der Herzog verfügte am 14. Juni, der Vogt so lle Rathaus. Vor ve rsam meltem Gericht trug die Magd Hoheneck pochte auf angebliche Vorrechte, auch den heftigen P rotest ihrer Herrin vor. die landesfürstliche Obrigkeit allewege gebührend ein anderer Adeliger, der in Balingen se ßhaft gewor­ vertreten und wa hre n und sei n Amt ge ge n Bürger Die aufgebrachte Witwe von Ho heneck ließ den den war, gla ubte beso ndere P rivil eg ien in Anspruch und Ad eligen üben. D enen von Ad el so lle man zu Vogt fragen, ob er denn nicht wisse, daß ih r Haus ein nehmen zu k önnen. In dem Haus, das einst der erkennen geben, daß sie künftig mehr Bescheiden­ freies adeliges Haus sei. Niemand habe darin B ot­ Obervogt Scheer von Schwarzenburg erworben hat­ heit gebrau chen so llten. mäßigkeit. Ja, wenn jemand aus der Stadt einen te, saß nun der Herr vo n Türckh. Sein e Ehefra u Totschlag begangen habe und in ihr Haus fliehe, so suchte den Vogt auf und sagte ihm, ihr Mann, der habe niemand die Macht, den Täter darin zu greifen; Herr von Türckh, werde es nicht leiden, wenn ein Quell e: Hauptstaat sarch iv Stuttgart A 206.375. Gottlieb Rau und die Revolutionäre Erhebung in Württemberg im September 1848

von Dr. Paul Sauer (Schluß ) Seine m it großer Ei ndringlichkeit und dem Feuer Tag über den Prozeß in einem jeweils mehrere Am 26. Januar 1853 bat Christiane Rau in einem hohen idealistischen Strebens vorgetragene Vertei­ Druckseiten umfassenden Bericht die Öffentlich­ eingehend begründeten und vom Gemeinderat der digungsrede, die bei aller christlich-mystisc hen keit unterrichtet und bei allem Bemühen um eine Stadt Gaildorf befürworteten Gesuch um die Begna­ Schwärm erei tiefe Einsichten offenbarte, war eine faire Berichterstattung aus seiner Sympathie für digung ihres Mannes, damit er mit se iner Familie Art politisches u nd gesell schaftliches Vermächtnis den Hauptangeklagten kein Hehl gemacht hatte, nach Amerika auswandern könne. Christiane Rau des demokratisch-republikanischen Volksmanns. gab in seinem Schlußwort dem Wunsch Ausdruck, schilderte das Unglück ihrer Familie, das durch eine Er hat sie, wenn wir die Ausführungen am Anfang der demokratisch-republikanische Volksmann mö• weitere Inhaftierung ihres Gatten unerträglich zu se iner Rede richtig deuten, auch selbst so vers tan­ ge bald begandigt werden, er habe lange genug im werden drohe. Durch den Bankrott der Glasfabrik den. Es war eine mutige Rede, die in der Öffentlich­ Kerker gesessen. Das Volk sei davon überzeugt oder hätten .einige ihrer nächsten Verwandten, darunter keit nicht ohne Widerhall blieb. Das Gericht hat sie doch im merhi n der Ansicht, daß Gottlieb Rau zu eine Familie mit acht unmündigen Kindern, große freilich nicht beeindruckt. Im Gegenteil, der Präsi­ seinen Gunsten habe wi rken wollen, und es werde finanzielle Verluste erlitten und seien in schwere dent des Gerichtsh ofs sprach von maßlosen Angrif­ niemals einer Regierung sein volles Vertrauen Not geraten. Sie selbst habe ihr ganzes Vermögen fen des Angeklagten gegen die württem bergische schenken, "welche die Männer, die sich als Freunde verloren und könne lediglich dank einiger Zuschüs- Ges etzgebung, die württemberg ischen Gerichte und des Volkes bewegen, mit solcher Härte behandelt". . se aus dem Vermögen ihrer Kinder aus erster Ehe Beamten. Er h ätte alle n Grund gehabt, Rau weg en Begnadigung und zwangsweise Abschiebung und den geringen Erträgen einer Pachtwirtschaft ihr dies er Abschweifungen, die nicht zur Sache gehört nach Amerika Leben und das ihrer Kinder kümmerlich fristen. Es -h ätten, zu rügen und den größten Teil seiner Rede Wilhelm 1., der sich nach dem Scheitern der stehe ihr als Frau nicht zu, über politische Angele­ zu unterdrücken. Er habe ih n aber ungehindert Revolution in Gesetzen und Verordnungen nicht genheiten zu urteilen. Daher wolle sie sich auch sprechen lassen, weil er ni cht der Verteidi gung zu mehr bloß König von Württemberg, sondern wi eder nicht zu der über ihren Mann verhängten Strafe nahe treten und den Ei ndruck erwecken wollte, als wie vor 1848 König von Gottes Gnaden nannte, sah äußern, aber sie sei fest davon überzeugt, daß er, ob das Gericht d ie Reden des Angeklagten zu fürch­ in dem Mann, der eine Erhebung zur Durchsetzung wenn er sich wieder auf freiem Fuß befinden werde, ten habe. der Souveränität des Volkes und gegen das Fortbe­ keine neuen Umtriebe machen, sondern daß er sich Am 31. März 1851 erging das Urteil: Gottli eb Rau stehen ' der Fürstenmacht gewagt hatte, einen in Amerika die Mittel zu erwerben suchen werde, wurde wege n "kom pl ottmäßi g versuchten Hochver­ Schwerverbrec her. Am 1. Juni 1851 lehnte er einen um seinen Gläubigern in absehbarer Zeit weni g­ rats" unter Anrechung eines Te ils der Untersu­ / Antrag auf Begnadigung Raus kategorisch ab. Er stens einen Teil ihrer Verluste ersetzen zu können. chungshaft zu einer auf der Festung zu ve rb üßen• wolle, so ließ er das Justizministerium wissen, daß Vielleicht gelinge es ihrem Mann seinen Plan zu den Zuchthausstrafe vo n 13 Jahren so wie zum Er­ Rau seine Strafe "in ihrem ganzen Umfang" abbüße. verwirklichen, in Amerika für die Erzeugnisse der satz vo n fün f Zw ölfteln der Ko st en der in Ro ttweil Ausdrücklich bedauerte der Monarch,"daß solche gänzlich darniederliegenden Gaildorfer Glasfabrik d urchgeführten Vorunters uchung und zum Ersatz Verbrecher nicht mehr wie früher in das Zuchthaus einen Absatzmarkt zu erschließen. Sie habe durch von sechzehn Sechsunddreiß igstel der Ko st en des Gotteszell, woh in sie eigentlich gehören, abgeliefert ihre Anverwandten, die durch das Unternehmen öffentli chen Verfahrens verurteilt. Drei Angeklagte , werden, was um so angemessener und zweckdienli­ ihres Mannes -gesch ädigt worden seien, in den letz­ August Spreng von Ro ttweil, Friedrich Müller vo n cher wäre, als andere noch auf freiem Fuß befindli­ ten Jahren unaussprechlich viel zu leiden gehabt. Ludwigsburg und Carl Erath von Ro ttenburg , er­ che Individuen, welche im Geheimen ebenso ver­ Hinzu komme, daß die Gesundheit ihres Mannes -I hielten auf der Festung zu verbüßende Zucht- bzw. werfliche Tendenzen verfolgt haben oder noch ver­ seit einiger Zeit angeschlagen sei, und sie fürchte, Arbeitshausstrafen von acht J ahren, vier Jahren folgen, letztgedachte Strafvollziehung zum ab­ daß, wenn seine Gefängnishaft noch länger währe, und einem Jahr. Am nächsten Tag, am 1. April, fäll te sch rec kenden Beispiele dienen würde". er als Schwerkranker fre i werde und dann seine das Gericht sei nen Spruch über d ie ins Ausland Das harte königliche Nein hielt Gottlieb Rau nicht Verbindlichkeiten durch eigene Arbeit nicht mehr ge flohenen Gesinnungs genossen Raus. Es ve rurteil­ davon ab, bereits am 2. September 1851. an den werde erfüllen können. Der Gaildorfer Gemeinderat te in Abwesenheit Bernhard Mager und Carl Elia s Monarchen ein Gesuch um Erlassung des Rests bezeugte am 5. März 1853, daß Frau Rau im besten Held zu 13, Joseph Göttle zu 12 Jahren Zuchthaus. seiner Strafe unter der Bedingung der Auswande­ Ruf stehe. Er stellte ferner fest: Christiane Rau se i Die Strafen sollten auf der Festung vollzogen' wer­ rung nach Amerika zu richten. Ein solcher Schritt die Mutter dreier Kinder, von denen der älteste, der den. Auch wurde ih nen auferlegt, einen Te il der bei fiel ihm sicher nicht leicht. Die Notlage seiner 19jährige Sohn Rudolf, als Bierbrauer in Nordameri­ der Voruntersuchung und dem öffentlichen Verfah­ Familie und einiger durch den Bankrott seines ka weile. Sie habe beim Gant (Bankrott) ihres Man­ ren erwachsenen Kosten zu erstatten. Die übrige n Gaildorfer Unternehmens zu Schaden gekommener nes kein Vermögen gerettet. Es stehe ihr lediglich Angeklagten wurden frei ges prochen bzw. d ie gegen Gläubiger, von denen sich kürzlich einer das Leben die Nutznießung aus dem sich auf 7000 Gulden sie erhobenen Zivil klagen an Zivilgerich te überwie­ genommen hatte, zwang ihn aber dazu. In seinem belaufenden Vermögen ihrer Kinder aus erster Ehe se n. Das Urteil gegen Gottlieb Rau und seine Gesin­ Gesuch bezeichnete er es als ein Gebot der Ehre, zu, dessen Ertrag jedoch größtenteils auf deren nungsgenossen fand offenbar in der Bevölkerung allen seinen Gläubigern nach Kräften gerecht zu Erziehung verwendet werden müsse. Sie schlage eine recht zwi espältige Aufnahme. Der Verfasser werden. Im Kerker sei es unmöglich, diese ihm 'sich hauptsächlich mit den höchst bescheidenen des Rottweiler Schwurgerichts-Blatts, der Tag fü r obliegende Verpflichtung zu erfüllen. Einnahmen aus dem Betrieb einer kleinen gepachte- Juli 1979 Heimatkundliehe Blätter Balingen Seite 219

ten Bierschenke durch. Der Gemeinderat äußerte am 14. Mai erfolgen könne, verfügte das Justizmini­ Justizministr Wilhelm August von Plessen:"Eure die Ansicht, Rau werde nach seiner Freilassung . sterium am 6. Mai 1853 eine erneute Abänderung der Exzellenz beehre ich mich zu benachrichtigen, daß politisch gänzlich unschädlich sein. Auch sei Frau Reiseroute. Vorgesehen war jetzt, daß Rau mit ei­ nach soeben von Havre eingetroffener Nachricht G. Rau die Wiedervereinigung mit ihrem Mann sehr nem Gefährt nach Bruchsal und von dort mit der Rau von Gaildorf am 18. dieses Monats in Havre wohl zu gönnen. Er versicherte, er werde die Aus­ Bahn nach Mannheim gebracht werden solle, um eintraf in dem Wirtshaus der Stadt Stuttgart abstieg ,. wanderung der Ehegatten nach Nordamerika "nach von Mannheim zusammen mit seiner Familie zu und am 20. dieses Monats früh mit dem Schiffe Kräften unterstützen und befördern". Schiff nach Köln und von dieser Stadt mit der Bahn Advance Captain Child nach New York abgegangen Aus ganz anderen Gründen befürwortete der Ju­ über Brüssel nach Le Havre zu reisen. Frau Rau ist". stizminister eine Begnadigung Raus und seine werde erst unmittelbar vor ihrer Abreise in Heil­ zwangsweise Abschiebung nach Amerika. In seiner Der Regierung war ein Stein vom Herzen. Sie bronn darüber informiert werden, daß sie ihren hatten die "bleibende Entferung eines der öffentli• für den König bestimmten Stellungnahme vom 13. Mann in Mannheim treffe. Dieser Reiseplan wurde April 1853 nannte der Minister den Gaildorfer Glas­ chen Ordnung so gefährlichen Mannes" durchge­ dann auch am 14. Mai exakt durchgeführt. Am 15. setzt. Württemberg aber hatte einen seiner warmher­ fabrikanten einen für die Offentlichkeit höchst ge­ Mai, nachmittags 5 Uhr, ging Rau mit seiner Frau fährlichen Mann, dessen bleibende Entfernung aus zigsten und unerschrockensten Vorkämpfer für De­ und seiner achtjährigen Tochter in Mannheim an mokratrie und soziale Gerechtigkeit verloren. .Württemberg sehr zu wünschen wäre, zumal eine Bord eines niederländischen Dampfboots mit dem solche Entfernung vielleicht später auf Anstände Reiseziel Köln. Der ihm als Begleiter beigegebene Gottlieb Rau konnte in New York einen Gasthof stoßen könnte. Er räumte aber auch ein, daß Rau im Aufseher Schmid von der Verwaltung der Strafan­ erwerben. Er macht ihn zu einer Herberge und Vergleich zu A. Becher und anderen politischen stalt Hohenasperg ließ sich durch den Schiffskapi­ ersten Zufluchtsstätte für Einwanderer aus "Verbrechern" des Jahres 1849, die sich noch tän die ordnungsgemäße Beförderung des Begna­ Deutschland und Osterreich. Hier fanden Men­ schwererer Verfehlungen schuldig gemacht hätten, digten und seiner Familie bescheinigen. Am 16. Mai schen, die sonst überall ausgebeutet wurden, Hilfe, zu einer harten Strafe verurteilt worden sei. 1853 berichtete der Kommandant der Festung Rat und Fürsorge, die ihnen den Neubeginn in einer Hohenasperg dem Justizministerium den Vollzug fremden Umweld erleichterten. Bereits im folgen­ Diesmal gab König Wilhelm dem Gesuch statt. der Abschiebung Raus. Er ergänzte seinen.Bericht den Jahr starb Rau. Anscheinend hatte die lange Die Regierung fürchtete indessen noch immer Anse­ noch durch die Mitteilung, daß sich auf dem Bahn­ Kerkerhaft seine Gesundheit untergraben. Seine hen und Einfluß, die Gottlieb Rau im Volk hatte. hof in Heilbronn eine Menge Menschen zur Begrü• Witwe führte das "Hotel Rau" im Geist des Verstor­ Keinesfalls durfte seine Freilassung und Abschie­ ßung Gottlieb Raus eingefunden habe. Als aber der benen weiter. Der Staatsanzeiger für Württemberg bung nach Amerika linksorientierten Kreisen Anlaß Erwartete nicht eingetroffen sei, hätten die Führer veröffentlichte im Januar 1855 eine Empfehlung des zu politisch unliebsamen Demonstrationen geben. der Heilbronner Demokraten Frau Rau das Geleit Gasthofs durch 43 Auswanderer. Die Familie Gott­ Sie traf deshalb umfassende Vorsichtsmaßregeln. zum Schiff gegeben. Zu Ruhestörungen sei es nicht lieb Raus hat für sein idealistisches politisches Stre­ Am 18. April 1853 berichtete darüber der Komman­ gekommen. ben mit am härtesten büßen müssen. Um so erfreuli­ dant der Festung Hohenasperg, Oberst von Sonntag, / cher ist es, daß seine Liebe für den benachteiligten Am 23. Mai 1853 schrieb der Minister des Innern, Mitmenschen, sein soziales Engagement als segens­ an den Minister des Innern in Stuttgart, Freiherr Freiherr J osef von Linden, seinem Kollegen, dem Josef von Linden: Die Abreise Raus werde erfolgen, reiches Vermächtnis in ihr fortgewirkt hat. sobald die Schiffsverträge eingetroffen seien. Er werde alsdann von einem der hiesigen Aufseher mit dem nächsten Zug nach Heilbronn gebracht, und dieser dürfe ihn erst verlassen, wenn er mit seiner Familie das Dampfboot bestiegen habe und abge­ Mönche des Klosters Alpirsbach fahren sei. Damit er aber ohne unnötige Aufenthalte nach Amerika reise, müsse er eine Kaution von 1000 Gulden hinterlegen, die ihm erst zurückerstattet aus unserer Gegend würden, nachdem der württembergische Konsul in New York sein dortiges Eintreffen gemeldet habe. Von Fritz Scheerer Rau, der sofort auf diese Bedingungen eingegangen sei, hoffe, seine Reise noch in dieser Woche antreten Der Gründungsbericht des Benediktinerklosters Mönch und ein Konrad 1414-1446 ebenfalls Mönch zu können. Um in Heilbronn das Zusammentreffen Alpirsbach nennt als Gründer "Rotmannus de Hu­ und dann bis 1456 Abt. Im 13. und 14. Jahrhundert mit Verwandten und Bekannten zu vermeiden, sei sin et Adelbertus de Zolro et comes Alwicus de sind die Schenken von Schenkenberg Ministeriale Rau erlaubt worden, die erforderlichen Besprechun­ Sulzo" - Rutmann von (Neckar-)Hausen, Adelbert der Grafen von Sulz und der Herzöge von Teck. gen mit diesen bereits auf dem Hohenasperg zu von Zollem und Graf Allwig von Sulz'. Am 16. Dem Abt Walter ist ein Leibgeding verschrieben von führen. Außerdem werde das Oberamt Heilbronn Januar 1095 weihte BischofGebhard von Konstanz 10 Malter Kern (gegerbter Dinkel) und Roggen, 8 rechtzeitig von der Ankunft Raus in Kenntnis ge­ auf Bitten dieser Stifter das Kloster feierlich ein. Scheffel Haber, 19 ß T übg., 2 Gänse, 2 Hühner und 2 setzt, damit es ihn während seines dortigen Aufent­ Viertel Salz (1 Salzviertel = 29,2 Liter) aus dem halts in geeigneter Weise überwache. Von Anfang an hat das Kloster Alpirsbach auch in. "Schennckengut" in Sulz, sowie eine Wiese zu Ep­ Am 20. April 1853 teilte der Minister des Inneren unserer Gegend Besitz, so schon bei der Gründung fendorf. dem Justizminister mit, daß Finanzassessor in der Herrschaft Haigerloch. "Deinde alia predia et 1337 bekunden Abt Brun und Konvent, daß Bru­ Schmidlin in Mannheim angewiesen worden sei, mancipia constituta in his villis ... Hebendorf" der Walter und Schenk, ihr Konventbruder. der von der Abfahrt des Rheindampfboots telegrafisch (Höfendorf)', heißt es in der Urkunde. Durch Schen­ vormals Abt war, zum Seelenheil seiner Eltern und Nachricht zu geben, sowie die badischen Polizeibe­ kungen und Verkäufe an das Kloster wächst bei uns seiner Vorfahren ein jährliches Gült von 10 Malter hörden in Heidelberg und Mannheim in vertrauli­ in der Folgezeit das Kloster so stark an, daß es Kern und Roggen Oberndorfer Maßes, 5 ß Tüb., 4 cher Weise von dem Eintreffen Raus zu unterrichten eigene Verwaltungen für seine Höfe (Balingen, Ro­ Herbsthühner und 2 Viertel Eier (120 Stück), welche und sie zu ersuchen, für die ungesäumte Weiterbe­ senfeld, Rottweil) und Gerichte (Gruol, Wittershau­ er um 110 Pfd. h aus einem Hof zu Römlinsdorf (Kr. förderung des Freigelassenen nach Le Havre zu sen) einrichten kann. Der größte Besitz ist der Freudenstadt) erkaufte, auf den Katharinenaltar in sorgen. Weiterhin war der württembergische Konsul Selhof in Engstlatt. der Klosterkirche zu Alpirsbach gestiftet hat und Rosenlecher in Le Havre beauftragt worden, die Aber nicht nur durch ausgedehnten Besitz beste­ zwar in der Weise, daß die Nutzung dieses Zinses Ankunft Raus sowie seine Einschiffung und Abreise hen Beziehungen 'zum KinzigtalkIoster Alpirsbach, ihrem Kuster, Bruder Walter dem Schenk des vorge­ nach Amerika sofort telegrafisch nach Stuttgart zu sondern auch durch persönliche Bindungen, denn nannten Bruders Walter Brudersohn, solange er lebt melden. von 1099 ab bis zur Aufhebung des Klosters in der und nach seinem Tode einem jeglichen Kuster ge­ Dem Minister des Innern waren unterdessen Be­ Reformationszeit (1556) finden wir immer wieder als gen Abhaltung von wöchentlich 3 Messen zufallen denken gegen eineAbreise Gottlieb Raus mit dem Abte und in den Konventen des Klosters Angehöri• soll"'. - Schiff von Heilbronn aus gekommen. Oberamt­ ge des hohen Adels, am Ausgang des Mittelalters Der Prior Heinrich Haug (= Hack) und der Kon­ mann Scholl in Heilbronn bezweifelte, daß eine des niederen Adels, der Patrizier- und Ratsge­ vent des Klosters bekunden 1375, daß Abt Brun Einschiffung des Begnadigten in Heilbronn ohne schlechter aus unserer Gegend.· "den von seiner Base selig Margretha der Sehenkin Aufsehen möglich sei, nachdem bereits alle öffentli• Der Mitstifter des Klosters Alpirsbach, Adelber­ ererbten Schenkenhof zu Sulz mit einer jährlichen chen Blätter über die bevorstehende Freilassung tus de Zolro, wird um 1099 als Mönch erwähnt'. Er Gült von 10 Malter Roggen und Kern, 2 Malter und über Details seines Reisewegs berichtet hätten. ist wahrscheinlich unmittelbarvor seinem Tode (um Haber, 1 ß 1 Pfd. Tüb., 2 Viertel Salz und 2 Gänsen In Heilbronn aber, so setzte der Minister des Innern 1100) eingetreten. Urkundlich erwähnt wird 1125­ zum Seelenheil seiner Base, seiner Eltern und seiner mit Schreiben vom 22. April 1853 dem Justizmini­ 1127 ein Egiloff' als "miles" (Ritter), der wohl dem Vorfahren an den von ihm gestifteten Antonienaltar ster auseinander, gebe es eine große Zahl regie­ Niederadel angehört. Ein Egelolfus et Luof fratres in der Frauenkapelle des Klosters Alpirsbach zu rungsfeindlicher Elemente. Somit wären in jener de Talehusin (Talhausen bei Epfendorf) werden in einer ewigen Messe gegeben hat"". Stadt amehesten Demonstrationen zugunsten Raus, der Stiftungsurkunde als Zeugen 1095-1098 genannt, 1450 verschreiben Abt Volmar, Prior und Konvent der dort aus früherer Zeit wohlbekannt sei, zu ebenso ein Egilolf von Brandeck (im Heimbachtal). Abt Currat Schenk, der mit .Jrigen aigen willen" erwarten. Der Minister des Innern schlug deshalb Als "monachus" wird 1251 ein Walter erwähnt', der und mit Rat, Gunst,Wissen und Willen Graf Lud­ vor, den Begnadigten nach Ablauf der 15tägigen wahrscheinlich ein Mitglied der Oberndorfer Fami­ wigs von Württemberg und seiner Räte, unter denen Meldefrist, den das Schultheißenamt Gaildorf den lie Hack war, der man seit derMitte des 13. J ahrhun­ auch Hans von Leinstetten, Vogt zu Rosenfeld ist, Gläubigern Raus eingeräumt hatte, nach Straßburg derts auch in Waldmössingen, Harthausen (Kr. Rott­ ein Leibgeding ". Eberhard Schenk von Schenken­ . zu bringen, von da mit der Eisenbahn über Prais weil) (Konrad Hagg 1364) und in Rottweil begegnet berg gibt auf Geheiß seines Vaters Brun 1426 seinem nach Le Havre zu befördern oder aber, falls an der (Gericht und Rat der Stadt). Vermutlich handelt es Bruder Cunrat, Konventbruder zu Alpirsbach, das Einschiffung in Mannheim festgehalten werde, ihn sich um eine im Niederadel aufgegangene ehemali­ Salzgeld zu Sulz, sowie Zinsen und Gülten in Epfen­ abends um 7 Uhr von Asperg mit der Bahn nach ge Maierfamilie. dorf, weil ihn sein Vater "noch nit versorget habe Stuttgart zu transportieren, von dort um 8.30 Uhr Wohl aus dem Niederadel stammt auch der 1293 mit dehainem Iipting.?". mit dem Eilwagen nach Karlsruhe und von da aus erwähnte "Camerarius" (Kämmerer) Albertus', der Wir sehen, ein "Sippengeflecht" (Decker-Hauff) mit der Eisenbahn nach Mannheim zu befördern. mit .Dietricus villicus de Rotenberch (Rötenberg adliger Mönche bildet den Kern des Konvents. So über den genauen Reiseplan unterrichtete der Kr. Rottweil) frater predicti camerarii" verwandt ist. finden wir auch von den Herren von Leinstetten Justizminister den Minister des Innern am 29. April Seit dem 13. Jahrhundert ist in Sulz eine niederade­ (Glattal) Hugo 1402-1409 als Mönch und 1415-1432 1853: Rau sollte am 10. Mai in Begleitung eines lige Familie nachweisbar, die als Salzsieder und als Abt, Hans 1454 als Mönch und Menloch schon Aufsehers in einem besonderen Gefährt direkt nach Fernhändler zu großem Reichtum gelangte. Seit 1434 als Mönch. Karlsruhe gebracht werden. Dort werde er mit sei­ dem 14. Jahrhundert ist sie auch im Gericht und Rat 1280 ist Graf Hans von Sulz Abt des Klosters. Die ner Frau zusammentreffen, die ihren Reiseweg über der Städte Horb, Oberndorf und Rottweil vertreten. Grafen von Sulz sind im 14. und 15. Jahrhundert Heilbronn und Heidelberg nehme. Von Karlsruhe Ihr entstammt der Klösterherr Heinrich der Gute Ministeriale des Reichs. 1360 belehnte Kaiser Karl solle er noch am gleichen Abend die Reise über Kehl von Sulz'. IV. Graf Rudolf von Sulz mit dem Hofrichteramt nach Straßburg antreten, von wo er dann bis Le In der Klosterkirche zu Alpirsbach befindet sich von Rottweil, das die Familie bis zu deren Erlöschen Havre die Eisenbahn benützen werde. Von Karlsru­ der Grabstein des 1337 gestorbenen Abtes (1299­ (1687) innehatte. Ihre Stammburg (Albeck) ist se it he bis zur französischen Grenze werde er unter der 1337) Walter der Schenk von Schenkenberg(Sehen­ der Mitte des 13. Jahrhunderts in Händen 'der Her­ Aufsicht der badischen Polizeibehörden stehen. Auf kenburg bei Epfendorf). 1337-1377 ist Brun der ren von Geroldseck bei Lahr. Graf Nikolaus ist 1431 den Berichtdes Festungskommandos Hohenasperg, Schenk von Schenkenberg Abt. Anfang des 15. Mönch in Alpirsbach, 1432-1439 Prior in Reichen­ daß auf Grund des Schiffskontrakts die Abreise erst Jahrhunderts ist ein,Burkhard dieses Geschlechts bach (Klosterreichenbach) und 1439-1440 Admini- Seite 220 Heimatkundliehe Blätter Balingen Juli 1979

strator (Verwalter) der Abtei Rheinau. lien aus, dem Bürgertum eritz iehe n. Es hat im 13, Pfarr-Rektor. Um die 'Zelle war sch on früh eine Dienstmannen der Grafen von Hohenberg ist im ' und 14. J ahrhundert se inen ari st okrat ischen Cha­ kleine Siedlung entstanden, d ie aber später ver­ 14.,J ahrhundert der Nied eradel vo n Wehingen. Spä• rakter behauptet "', Dazu sei an Hans von Sulz schwunden ist. Der Pfarrsitz wurde daher Ende des ter (ab 1381) ist er in öste rreich isc hen Diensten. Aus WalteI' und Brun von Schenkenberg, Ulrich vo~ 15. Jahrhunderts nach Boll verlegt. Nur der alte diesem Geschlecht ist "Ulrich von Wähingen" 1336 • Wehingen, Konrad von Tieringen, Ulrich von Neu­ Friedhof als Begräbnisstätte für die Gemeinde Boll Klosterherr in Alpirsbach . Bruder Ulrich vo n We­ neck usw. erinnert. Bei den Sch enken von Schen­ blieb bestehen. Maria Zell wu rde zu einem Wall ­ hingen, Pfleger des Siech enhauses, wi rd 1368' als kenberg ist es fast zum festen Brauch gewo rden daß fahrtsort, bei dem sich auch an Mariä Heimsuchung "erbarer gaischelicher Mann" bezeichnet ", in jed er Generation einer au s der Familie ins AI'pirs­ und an Mariä Geburt viele P ilger aus nah und fern Auc h der Orts adel vo n Tieringen steht vorwie­ bacher Kloster ging. In der Zimmerischen Ch ronik einstellen. Neben dem Hl. Gallus d ominierte allmäh• gend in hohenbergischen Diensten. 1378 wi rd aus erschein t noch im 15. Jahrhundert das Alpirsbacher lich "Unsere Ib. Frau", Maria, als P atronin. Unter­ diesem Geschlecht Conrad von Tieringen als Mönch Kloster .als re ir:es Ad elsinstitut. Es se i zu Anfang halb des "Kühlen Grundes", eine Viertelstunde im Klost er Alpirsbach genannt. Ital Walch au s dem m~hr ern weltlic hes Kloster, dann ein gei stlich es oberhalb des heutigen Dorfes Owingen liegt an der Niederadel vo n Hechingen wird 1420 als Mönch Stift gewesen, "darin die grafen, herren und vom Eyach die Weilerkirche, die Dorfkirche des abge­ erwähnt. viel so di ~ uf ir alter kommen und unvermöglich gangenen Dorfes Oberowingen, die neben der Burg­ Seit den 20-er J ahren des 15. J ahrhunderts finden wor~e n, s l~. h begeben und neben kurzweiligen, 01'­ felder Michaelskirehe und dem Turm der Balinger sic h im Klost er 'auch Söhne aus Kreisen der städti­ d~nlJchen üb ungen, die ihrem alter ge zimpt, auch Friedhofkirche zu den ältesten Bauwerken unserer schen Obers chi cht von Hechingen, Sulz, Balingen, ein abges onders und gotzferchtigs leben füren kün• Gegend zählt. Nach den Bauformen (Portal, Fenster) Horb (Georg Eberhardt 1470) und Wolfach (Erhard den und soll nur auf adels personen und uf die muß sie in der Mitte des 12. Jahrhunderts entstan­ Lump 1494). 1439 vermachen Bentz Swigglin, ritterschaft gestiftet sein, daher vor jaren mertails ire den sein. Hier hatte schon im 12. Jahrhundert das Schultheiß zu. Sulz, und seine Frau Margret Schien­ äpt alda vom adel gewesen, als die von Neuneck Schwarzwaldkloster St. Geergen Besitz, das' wohl Iin, Abt P et er Hagg, ein Neffe Heinrich Hacks, und Hacken von Harthausen (l S. 107). Doch e~ auch die Kirche dem Hl. Georg weihte. ' dem Kon vent zu Alpirsbach für.die Gnade, daß sie erscheinen am Ende auch Söhne aus der städtischen Das Dorf Oberowingen war aber auch durch die ihre n Sohn J oh ann als Konventsbruder angenom­ Oberschicht (s. oben). Hochwasser der Eyach immer wieder gefährdet. Es men und m it einer Pfründe herkommenerweise Wenn Thomas Murner (1469-1537) in seiner "Nar­ wurde daher aufgegeben. Seine Bewohner siedelten' ausgestattet haben, Zinsen, Korn- und Salzgülten ren besc hwö rung" schreibt: "Der syn kindt nit ver­ sich in Unterowingen, im heutigen Owingen an. aus Gütern zu Sulz von jährlich 20 ß h, I Scheffel und mähelen kau/Und hat kein gelt ir nit zu geben/Da Pfarrhaus und Mesnerhaus wurden dann auch bald 1 Viert el Salzgeld, 1 1/2 Viertel Korn, 1 1/2 VierteI­ muß sie closterlichen leben", so stimmt dies nur abgebrochen. Bestehen blieb nur die Kirche, die die Roggen, 1 112 Viertel Haber und 2 Viertel Roggen teilweise für Alpirsbach. Ist eine standesgemäße Aufgabe einer Friedhofkapelle übernahm, denn das und Haber zu einem "rechten armusen und gotz­ Versorgung nicht gesichert und damit die Erbschaft heutige Owingen bestattet seine Toten immer noch gab' :". Die Swigglin waren eine reiche Ge richts- und der übrigen Söhne und Töchter gefährdet, so wurde bei der alten Weilerkirche. Ratsfamilie, rei ch e Salzsieder und Fernhändler. aber auch der Versorgungsgedanke nicht ausge­ (Fortsetzung folgt) Aus der Balinger Ehrbarkeit stammen der 1448 klammert. Doch wurde das Kloster Alpirsbach nie erwähnte Mönch Balthasar Sätzlin und der 1440 bloße Versorgungsanstalt eines verarmten und ab­ erwäh nte Peter Sätzlin. Einen Verwandten nennt gewirtschafteten Ad els. das Württembergisch e Dienerbuch, Auberlin Sätz­ Anmerkungen ! I wun I S :I}.; rr.l ' wun I 1\'1" :!.'l4. :'\1 F:bd S ;1]1i: 4 . Eh d S :W ~ :-l! \\T B 1\' S ·J·W Storchschnabel lin, als Oberv ogt von Balingen, der urkundlich 1447 ti ,WllBXS J:i7:'; ' IIS!AS'..-\4701\'1' 7 :! ;i H I ~:h cl 1\'1" HO] 'I! , Fhd 1\'1" 7 1'1. 1.;' ,,:-iHl ~ r (Geranium Robertianum) und 1451 Balinger Schultheiß war (KrB. Balingen HOIi: I! I Eild B ll I a. 1:!, Eil t! I\' r Hl.'i; j:11Fur ...' l ' lJ \" 's ..j. f;l : 14; It S lÄ S l A' ..r ; n r\r ;i:!:!: 1:1' Ehe! f\' r MI ';' I li , Elu ! r\'r :i:n. 17 , Ehd 1\'1" :F. _ lH, ":h d lln d Hil 4 u nd ;-\ S. 14). , !I , K 1;1I1:- Sehn ' l/l t' !', S ' l / l;L1 und ~ l : lIl d t · ''' g t ....dlll'l lllwh, · l 'Il 'I' 1" :-IW htHlgl'Jl / 11 111 '1; 1437 bis 1450 wird öfters der reiche Bauernsohn B, ·IlI ·d lklllH'l'klll :-'I,·rk"Il\'!'1l 1"1l nu o :-'ll! d ll'll S d iw:' l"i' \\'dltl S :-1!1 Werner Murer (Maurer) aus Binsdorf erwähnt, des­ se n Eltern Wernher Murer (ges t, 1437) und Adelhait waren ". In den unruhigen Zeiten um 1523 ist Anton Volmar aus Binsd or f Mönch zu Alpirsb ach. Er be­ Glaube und Kirche kennt, da ß er in se iner unverständigen Jugend "a us eine m gö ttlichen eifer doch unverstand ohn grund . in Orts- und Flurnamen ins Klost er einge trete n sei , jetzt aber angesichts des Von Fritz Scheerer irrigen Mißglaubens und der Abgött erei , auch we­ ge n beschwerlichen und unvernünftigen Verstrik­ Der Einfluß von Religion und Kirche läßt sich kungen des Gewi ss ens mit herzlicher Dankbarkeit auf sprachlichem Gebiet in 'Sprichwörtern, das Leibgeding vo n Herzog Ulrich über jährlich 40 Redensarten, bei Personen- und Sachnamen, be­ fl. annehmen wo lle , um sic h in einen christlichen, sonders auch bei Orts- und Flurnamen feststellen. seligen Stand zu begebe n':", - Im folgenden soll an Beispielen unserer engeren Auch der 1509 ge nannte Fabian Sauter von Hai­ Heimat, die aber durchaus keinen Anspruch auf gerloch wurde du rc h ein Leibgeding vo n jährlich 40 Vollständigkeit erheben, gezeigt werden, in wel­ n. 1535 abgefunden . In der 2. Hälfte des 15. J ahrhun­ cher Weise und in welchem Umfang sich Glaube derts be mühte sich Abt Andreas von Neuneck und Kirche in Orts- und Flurnamen auswirken. (1455-1470) um eine wirt schaftlich e und geistlich e Reform des Klosters, d och scheinen se ine Anstre­ In Ortsnamen gu ngen zu ke iner merklichen Bes serung geführt zu Die -ingen-Siedlungen entstanden bei uns nach haben. Er wurde 1470 suspendiert. Um dies e Zeit 260,. nach der alamannischen Landnahme. Sie dürf• wiche n Mön che weit ab vo n der monast ischen Diszi­ ten fast alle vor 450 n. ChI'. ihren Anfang genommen plin , zu denen auch P eter Sätzlin gehörte. Es muß• haben. Ihre Namensformen sind in den meisten ten dan n an Stelle der wi derse tzenden Mönche Fällen von einem Personennamen abzuleiten, wie Reform m önch e au s Wibl ingen ges etzt werden. Doch Balingen von Balgo, Ebingen von Ebo, Sigmaringen d ie großte Erschütterung kam in der ­ vo n Sigmar usw. Eine Ausnahme macht wohl bei zeit (s. oben), d ie ni cht spurlos am Kloster vo rbei­ uns Pfeffingen. Dieser Name tritt, wie Namen ande­ ging . 1536 ist Jakob Ho chrüttiner (Ho chreutiner ) rer Orte unserer Gegend, erstmals 793 in der Schen­ Mönch , im Interim Abt. Er wurde ers tm als 1536 aus kung des Grafen Berthold an das Kloster St. Gallen dem Klost er vertrieben, so daß das kaiserliche Kam­ als "Faffinga" auf und wird vermutlich von Pfaffe mergericht, Bürgermei ster, Rat und Gemeinde der wie Münchingen von Mönch oder Bischoffingen von Stadt Rottweil ge biete n mußte, den aus dem Kl ost er Bischof herzuleiten sein . Wahrscheinlich gehörte vertriebenen beim alten Glauben gebliebenen Mön ­ der Ort einem Pfaffen oder wohnte dieser hier. chen (Hochrü ttiner und Hill er) das dortige Eigen­ Kirchlich gehörte Pfeffingen immer zur Pfarrei Der lateinische Name Geranium für die elf Arten, tum des Kl ost ers (P fleghaus usw .) sc hützend zu Burgtelden. Erst zwischen 1565 und 1575 wurde der die bei uns auftreten, kommt von der griechischen erhalten. Sitz der Burgfelder Pfarrei nach Pfeffingen verlegt, Bezeichnung "geranos" und bedeutet Kranich. Die 1556 wurde vo n Herzog Christ oph eine Kloste­ so daß das Filialverhältnis sich umkehrte . Schon um Früchte dieser Pflanzen besitzen eine gewisse Ahn­ rordnung durch geführt. Die verbleibenden Mönche 1320 ist die "k ilche" zu Pfeffingen durch Flurnamen lichkeit mit dem Kopf und Schnabel eines Kranichs erhielten ein Leibgeding von 40 fl., d ie Mön che bezeugt. Zur 1326 erwähnten Nikolauskapelle ge­ bzw. Storches. mußten sic h nun entscheiden. So konnten die fürst­ hört e ein "P faffenhaus" . Die zierlichste unserer Storchschnabelarten ist lich en Rät e, di e di e Vis itation des Klosters durch­ Die erste urkundliche Erwähnung von Margret­ das Roberts- oder Ruprechtskraut, wegen seines füh rte n, im Juni 1556 berichten : "Die Konventuales hausen erfolgte zu Beginn des 13. Jahrhunderts als unangenehmen Geruches auch "Stinkender Ro­ so alda geweßt, sy n alle usserm Closter gezogen, hin ' "Husen". Daneben bürgerte sich dann .zunä chst bert" genannt. Aber sein roter Stengel, die rot ange­ und wider im Babstum uff den Pfarr en':". Ambro­ "Hus en Margarete" (1275) und ab 1361 "Margareten­ laufenen drei- bis fünflappigen und fiedrigen Blät• siu s Blarer vo n Konstanz (ge b. 1492), Prior im Klo­ husen" ein, um den Ort von den anderen "Hausen" ter, die im Spätsommer in ein leuchtendes Rot ster, ve rließ sc ho n 1522 das Kloster und wurde um die Schalksburg (Zillhausen, 'Stockenhausen, übergehen, und seine kleinen rosenroten fünf Blü• be deutsamer Reformat or Württembergs. Von 1556 di e abgegangenen Bezu- , Haubolds-, Waldhausen) tenblätter sind immer eine Augenweide. Verhältnis­ bis 1595 war dann Alpirsb ach evangelisc he Kloster­ zu unterscheiden. Die Pfarrkirche war St. Margaret­ mäßig groß sind die schnabelartigen Fruchtstände. sc hule für angehende Pfarrer. Heute ist di e Kirch e he geweiht, und diese Heilige weist auf eine Entste­ Bei trockenem Wetter werden die reifen einsamigen im Besitz des Staat es und steht unter Denkmal­ hung der P farrei im 11. oder 12. Jahrhundert hin. Früchte beim Aufrollen der Hülle weggeschleudert. schutz, 1338 wurde die "Klause" zu "Sant Margrethen Hu­ Obwohl das Pflänzchen, das bis 50 cm hoch werden Zusam menfassung sen" neu ge gründet, muß aber die Tradition einer kann, nur einjährig ist, kommt es an Mauern, Felsen, ­ In den Reich skl öst ern des ho hen Mittelalters war älteren Anstalt, sei es eines Klösterleins oder eines auf Odplätzen, in Wäldern, auf Kahlschlägen, in eine Au fnahm e in s Klost er P rivileg des hoh en Stiftes haben, wie verschiedene Notizen einer Pfarr­ Gebüschen und Hecken, also fast überall vor. ­ Adels, am Ausgang des Mittelalters hatten Familien chronik, eines St. Galler Rod els und eines Aniver­ Auch unsere Fenstergeranien sind mit ihm ver­ des Niede radels , Pat rizier- und Ratsgeschlec hte r sa rs des 14. Jahrhunderts verm uten lassen. Der wandt. . Kurt Wedler eine ne ue Exklusivität au sgebildet, die den Söhnen Marga rethenkirche kam dann eine besondere Be­ aus de m Niedervolk den Zugang versperrte. Erst in deutung zu. (s. auch Heimatk. Blätter Okt. 1975). den sozial bewegt en Zeiten des 15. J ah rhunderts hat Unweit des Zollerberges steht auf einem kleinen Herausgegeben von der Heimatkundlichen Ver­ sic h die stä ndische Grundlage kl österlich er Kon ­ Vor sprung am Fuß des Zellerhorns das schmucke einigung Balingen. ve nte verbreitert. In d iesen Jahren sind Persön lich ­ Kirchlein Maria Zell, das durch ein Erdbeben 1970 Vorsitzender: Christoph Roller, Balingen, Am Heu­ keiten des Hoch- und Niederadels, Männer aus schwer beschädigt wurde. Der Name weist auf eine berg 14, Telefon 77 82. ehrbare n bäu erlich en und stä dtischen Kreisen im Gründung hin, die mit einem Kloster in Zusammen­ Redaktion: Fritz Scheere1', Balingen, Am Heuberg Kloster. hang steht, das h ier eine "Cella" anlegte. Dies dürfte 42, Telefon 76 76. Da s Kl oster Alpirsbach konnte sich im Gegensatz das Kloster St. Gallen sein (s. Heimatk. Blätter Dez. Die Heimatkundlichen Blätter erscheinen jeweils zu ändern Klöstern wie Kniebis undSt. Ge orgen im 1974). Die Kirche, die neben der Cella erbaut wurde, am Monatsende als ständige Beilage des "Zollern­ Schwarzwald dem Zugriff reich gewordener Fami- hatte nach dem Liber decimationis (1275) einen Alb-Kuriers". ..~...... ,...... ehe Blätter

Jahrgang 26 31. August 1979 Nr.8 Forschungen'zur Vorgeschichte und Geschichte Ebingens

Dr. Walter Stettner

Die Vorzeit übte seit eh und je einen starken Reiz auf die Späteren..Um viele <:,rabh.~gel und R~inen Museum in London schenkten; einiges andere ge­ ranken sich Sagen. Der Hunnenkönig Attila oder Etzel soll auf dem BI~zer Berg Im Stahlernen ~annle langte in die Sammlungen in Sigmaringen und begraben sein. Daß vorgeschichtliche Grabhügel schon bald nach Ihrer Anlage von G~abr~ub~rn Berlin. ' ausgeplündert wurden, haben unsere Forscher fast als Regelfall festgestellt. Es .~ !!, r dahe~ eme rlc~tlge Der Londoner Katalog der Sammlung Edelmann wissenschaftliche Sensation, als im Jahr 1978 in Hochdorf westlich von Markgromngen ~m ungestortes umfaßt 538 Nummern, die im wesentlichen aus d em Fürstengrab aufgefunden wurde', das vielerlei 'Aufschlüsse über die Bestattungsweise. die Grabausstat­ heutigen Tübingen stammen. Es tung usw. vermittelt. Man hat daher den dort bestatteten Fürsten scherzweise "das Tutenchamunle vom sind Fundgegenstände von der Altsteinzeit bis ins Heckenbeerlesgäu" genannt. Mittelalter; Schwerpunkte bilden die Hügelgräber• bronzezeit, die Hallstatt- und die Merowingerzeit. Seitdem sich im 7. und 8. Jahrhundert bei uns das (der genaue Fundort ist nicht mehr zu ermitteln) Alle Londoner Stücke wurden auf Betreiben von Christentum allgemein durchgesetzt hat, wurden einen Hortfund von Bronzegegenständen der Ur- Hartwig Zürn, dem Leiter des Staat!. Amtes für die Toten in der Regel ohne Beigaben bestattet, . nenfelderzeit (1200-750), hauptsächlich Sicheln, Von Denkmalpflege Abt. Bodendenkmalpflege, im Jahr daher ist ihre Ruhe nur noch in seltenen Fällen den 110 gefundenen Gegenständen kamen 105 an 1963 von Monika Fehre gezeichnet und mit Beiträ• gestört worden. Soviel ich sehe, waren zwei Geistli­ das Landesmuseum, 5 in die Sammlung Edelmann. gen von Hartwig Zürn (Stuttgart) .u nd Sigwald che die Ersten, die in unserem Raum archäologisch Ausgrabungen auf dem Degerfeld scheint Edel­ Schiek (Tübingen) 1969 veröffentlicht. tätig wurden. Pfarrer Otinger in Meßstetten hat in mann 1890 begonnen zu haben. 1891 oder 92 grub er Für einen Aufsatz Edelmanns in den Blättern des den Jahren 1864-67 an der Straße nach Hossingen auf dem Niemansbol (Markung Tailfingen) einen Schwäb. Albvereins 1891 über das Degerfeld hat der mehrere Grabhügel der Hallstattzeit ausgegraben, großen Grabhügel der Bronzeze it (1500-1200) aus, Ebinger Lehrer Ferdinand Link (1854-1922) ein e von denen sich drei als Brand- und neun als Skelett­ der mindestens 12 Bestattungen enthielt. Er war der Anzahl Fundgegenstände gezeichnet. Link, in Gnie­ gräber erw iesen . Zahlreiche Grabbeigaben kamen Überzeugung. daß auf dem Degerfeld die zahlrei­ bel bei Tübingen geboren, verheiratete sich 1879 in an das Württembergische Landesmuseum Stuttgart. chen noch vor 20 Jahren gut sichtbaren Grabhügel Ebingen und war später Rektor der Volks- und Um dieselbe Zeit untersuchte der Truchtelfinger s ämtlich-schon einmal ausgegraben worden seien. Mittelschule. Nach dem Vorbild Edelmanns betätig• Pfarrer Schmidt Grabhügel auf dem Degerfeld. In unserer Gegend hat Edelmann noch in Truchtel­ te auch er sich tatkräftig im Schwäbischen Albver­ In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ließ fingen bei der 1978 abgebrochenen Do rfmühle 14 ein und führte etliche Jahre die Ebinger Ortsgruppe. der Stuttgarter Senatspräsident Julius von Föhr Alemannengräber aufgedeckt: In zweien fanden Links Interesse beschränkte sich nicht auf die Vor­ Grabhügel am Dürrenbühl südlich Bitz - schon auf sich Spathen (Veeck 249), was auf eine gehobene geschichte: Im Jahr 1898 veröffentlichte er in den Winterlinger Markung - und auf dem vordern und so ziale Stellung deutet; die eine der beiden war Blättern des Schwäb. Albvereins einen Aufsatz über hinteren Degerfeld öffnen. Föhr hatte sich zunächst außerdem mit Sax, einer silbertauschierten Eisen­ Ausgrabungen auf dem Ebinger Schloßfelsen, die mit römischen Funden befaßt und sich dann auch schnalle und einem silbertauschierten Beschläg aus­ anläßlich der Fundamentarbeiten für einen ersten, durch eingehe ndes Studium der Literatur gründli• gestattet. Fünf Gräber wiesen keine Beigaben auf. noch hölzernen Aussichtsturm stattfanden. Die Ar­ che Kenntnisse über Vor- und Frühgeschichte er­ In späteren Jahren (1900-1904) hat dort auch der beiten im Jahr 1881 standen unter der Leitung des worben. Daher hat er von seinen Grabungen voll­ schon ge nannte Johannes Dorn gegraben. Malzfabrikanten Johannes Keller; sie förderten Fun­ ständige Fundberichte und Beschreibungen "mit Edelmann hat in Ebingen und nachher in Sigma­ damente einer Befestigung in Buckelquadertechnik der Genauigkeit eines Untersuchungsrichters" hin­ ringen Fundgegenstände in großer Zahl gesammelt. zutage. Diese Technik beweist, daß die Burg in der terlassen. Adolf Rieth konnte in seiner "Vorge­ Später trennte er sich von ih nen und bot sie zu­ Stauferzeit, wohl im 13. Jahrhundert, entstanden ist. schichte der Schwäbischen Alb" (1938) feststellen: nächst deutschen Museeri erfolglos an. Dann ver­ Dem Geologen und Naturarzt Johannes Binder "Seine Beobachtungen besitzen heute noch hohen kaufte er sie an zwei Engländer, S ir J oh n Bru nner verdankt man eine wichtige Beobachturl"g : Beim wissenschaftlichen Wert". Die Ausgrabungsberichte und Sir Henry Howorth, di e sie 1908 dem Brit ischen Bau der Talgangbahn entdeckte er beim Heringstein wurden nach Föhrs Tod von der Württ. Kommission eine vorgeschichtliche Eisenschmelze. Prof. Dr. R. für Landesgeschichte veröffentlicht ("Hügelgräber R. Schmitt vom Urgeschichtlichen Institut der auf der Schwäbischen Alb. Untersucht und be­ Universität Tü b ingen untersuchte im Jahr 1907 die schrieben von Julius von F öhr" Stuttgart 1892). Die Grotten unterhalb des Schlosses Straßberg und die Fundgegenstände kamen in das Landesmuseum bei der Kühstelle auf Winterlinger Markung. Stuttgart. Der langjährige Lautlinger Pfarrer Pfeffer war Viel schlechter dokumentiert waren die Ausgra­ ein hervorragender Kenner der schwäbischen bungen des Bauern Johann Dorn von der Haid Kunstgeschichte. Von ihm stammt u. a. eine Be­ südlich Engstingen, der an vielen Plätzen, darunter standsaufnahme und Beschreibung des ehemaligen auch auf dem Degerfeld und bei der Truchtelfinger Ehestetter Kirchleins, das schon lange nicht mehr Mühle, gegraben hat. Ihm kam es vor allem auf ~ie seinem ursprünglichen Zweck dient. In Lautlingen Fundgegenstände an. Seine Funde aus Truchtelfin­ kamen 1910 beim Bau des Schulhauses alemanni­ gen kamen ins Museum für Völkerkunde in Berlin sche Gräber zutage, die teilweise reiche' Beigaben und sind dort durch Kriegseinwirkung verloren enthielten, darunter ein Goldblattkreuz. Diese Gold­ gegangen. Knappe Beschreibungen und Fotos von blattkreuze, von denen in S üddeutschland bisher einem Teil der Funde sind bei Veeck zu finden. etwa 40 gefunden wurden,sind Zeugen für frühe 1907 öffnete ein Student namens Kuhn in Truch­ christliche Ein flüsse, wahrscheinlich aus dem telfingen auf dem Gebiet der damaligen Trikotfa­ Langobardenbereich in Oberitalien. über römische brik Lang mindestens 13 weitere Gräber; die Funde Mauerreste von dem ehemaligen Gutshof oberhalb daraus kamen in die Sammlung des T übinger Urge- der Petcrsburg machte Pfarrer Pfeffer Notizen. schichtlichen Instituts. " Zu den Beobachtern der Ausgrabungen Föhrs auf Hervorragende Förderer bei der Erforschung der dem Degerf'eld und im Wiriterlinger Tal dürfte der Vor- und Frühgeschichte des Ebinger Raums waren Ebinger Apotheker Hieronymus E deiman n gehört die Lehrer Paul Eith und Heinrich Breeg. Paul Eith haben, Er stammte von der Ulmer Alb, war 1853 in wurde am 1. Dezem ber 1891 in Ebingen geboren; Schalkstetten als Sohn des 'dort igen Hirschwirts 1929 zog er nach Ravens burg, der Heimat seiner geboren. Im Jahr 1879 kaufte er die Untere Apothe­ F rau und starb dort am 28. Oktober 1968. Paul Eith ke in Ebingen und verkaufte sie 15 Jahre später dürfte bei viele n alten Ebingern noch in guter Erin­ wieder, um als Privatier nach Sigmaringen zu zie­ nerung sein. Ma nc he seiner S chüle r haben damals hen. Dort widmete er s ich voll seinen Neigungen für ge le rnt, auf Bodenfunde und andere Altertümer zu Vorgeschichte und als langjähriger Gauobmann den ac hte n. Zielen des Schwäbischen Albvereins. Er hat mit der Woher P aul Eith die Anregung zur Beobachtung Bezeichnung von Wanderwegen im Gebiet der obe­ vo n Bodenfu nden bekommen hat, konnte nicht ren Donau begonnen und so dazu beigetragen, daß ermittelt werden. Von seiner T ochter erfuhr ich, daß diese Gegend dem Fremdenverkehr und den Wan­ er sich von Jugend auf mit Geologie und Archäolo• derern erschlossen wurde. Ede1mann ist mit der gie beschäftigt habe. Sicher hat der."Rulaman" .des Vorgeschichte erstmals für das Jahr 1885 in Verbin­ Radnadeln und anderer Schmuck aus Grabhügel Herrn We inla nd das Seine dazu beigetragen. Eiths dung zu bringen,(also ein Jahr nach den Grabungen mit Frau- und Kinderbestattungen nahe "Stähler­ Nachfolger, Hauptlehrer Heinrich Breeg bekennt: Föhrs). Da fand ein Bauer auf Pfeffinger Markung nes Männle", Ebingen (Bronzezeit). "Z unächst war ich darüber etwas enttäuscht, daß E..Ite 222 Heimatkundliche Blätter Balingen august J.11/11

I Eith von der Geologie so plötzlich zur Vorgesch ichte 'hinübergewetzt' war und unsere Wege sich getrennt­ hatten. Denn wir waren seither viel au f geologischen Gängen miteinander unterwegs gewesen und hatten u. a. im Ornatenton an der Schalksburg einen der seltenen Plesiosa urier (P lios aurus ferox), ein "Tier­ che n" von etwa 10 Metern Länge, au fgestöbert . Weil mi ch ab er seine Arbeit auch rec ht interessi erte, beteiligte ich mich, meist als Zuschauer, gewann Appetit an der Sache und wurde allmählich mit ihr vertraut." Breeg weiter: "Es lag am Holz! Schon in seiner Jugend hatte Eith Interesse für vo rgeschicht­ liche Dinge . Die Höhle im Heidenstein und die Sage , da ß Attila in einem goldenen Sarg au f oder am Degerfeld begraben sei, mußte die Phantasie des Knaben beflügeln. Als ihm ein st eine Zeitschrift mit .Runen und dem Runenalphabet in die Hände-fiel , kam er mit eine m Kameraden au f den Gedanken, ihre Namen in Bu chenstäbe zu schnitzen und dies el­ be n im Lehm des Heidensteins zu vergraben. Gesagt - geta n. Nach entsprechender Präparation am Feuer wurden die Stäbe in der Höhle vergraben. Ba ld darauf wurden sie auc h bei einer Grabung gefunden Gefäße aus Grabhügel mit vier Skeletten (Frau mit drei Kindern). '"Stählernes Männle" links der und kamen nach Stuttgart. Dort wollte sich gerade Landstraße Ebingen-Bitz (Bronzezeit). ein wisse nschaftlicher Streit über das Alter und den In halt der Inschrift entspinnen, als sich die Angele­ Brandstellen übereinander und römische Scherben, Dolch mit' zwei Nieten, an der linken Hand ein genheit als Bubenstreich entpuppte". auch Sigillata, sowie Bruchstücke von Mahlsteinen Fingerring, ferner Teile eines mit Kerbschnitt ver­ Aus Akten ergibt sich als erstes, daß Eith am 25. aus Sandstein und Granit. Da haben sich also eine zierten Bechers, be im Skelett, 2 von einem etwa J uni 1924 mit Kaufmann Kiesinger (Vater des späte­ Weile Römer aufgehalten. Die Funde, die der Hügel• fünfjährigen Kind eine 18,5 cm lange Nadel mi t ren Bundeskanzlers), der dort Scherben gefunden gräberbron zezeit angehören, sind eine Zierde des Roll enkopf, zwei 14gliedrige enge Spiralröhrchen hatte, auf dem Hexenplatz hinter dem Schneckles­ Ebinger Heimatmuseums. um den Hals eine Kette von 165 Bernsteinperl en. felsen war. Er ~achte eine Lageplanskizze und Im folgenden Jahr 1928 grub Eith einen schon Dem 3. Toten, einem etwa 14jährigen Kind, waren stellte fest, daß "über der Erde eine Menge Scher­ stark verflachten Grabhügel hinter dem Stähler• beigegeben eine 5,5 cm große Scheibe, zwei he rzf ör­ ben " lagen, "auch der Boden ist vollgespickt mit n en Männle (gegen das Ra inloch zu) aus. Er ent­ mige durchbrochene Schließen, ein gravierter Arm­ den keramischen Erzeugnissen". Die Vermutung hielt vier Bestattungen, je auf einer mit Steinen ring und ein Tonbecher. Das 4. Skelett stammte von Eiths, daß es sich um einen hallstattzeitliehen abgedeckten 20 cm starken Lehmbank. Beim ersten einem etwa gleichaltrigen Kind und enthielt einen Wohnplatz handle, wurde vom Urgeschichtlichen Skelett eines 25-30 Jahre alten Mannes fanden sich geschlossenen Reif von 9 cm Durchmesser, eine 23,5 Institut Tübingen (Dr, Georg Kraft) bestätigt. Die an wichtigeren Beigaben eine 21,5 cm lange Radna­ cm lange Radnadel, 12 Bronzenägel m it Halbkugel­ scharf begrenzte Kulturschicht rechteckiger Form, del, Reste einer Gürtelschließe, ein 9,5 cm langer köpfen, einige Bernsteinperlen, zwei Radscheiben, neun Meter lang und drei bis vier Meter breit, war einen offenen gravierten Reif und einen 11,5 cm der Rest eines Wohnhauses. Durch Schüler ließ Eith langen Dolch. Ferner zwei mit Kerbschnitt verzierte den Platz nach Scherben absuchen und sammelte so Henkelkrügchen und eine roh gearbeitete Tasse. Die zunächst etwa 8 kg , zu denen später noch etwa die Mitte des ganzen Hügels erwies sich als ausgeraubt. doppelte Mengehinzukam (Eith, Vorgeschichtliche 1929 grub Eith noch einmal "Hinter Hainloch". Er Notizen; Neue Fundberichte 3, 49; Kraft, Der Neue fand drei weitere Grabhügel, ebenfalls aus der H ü­ Albbote 1924 Nr. 159 f.). Die Funde, die Herr Eith gelgräberbronzezeit, mit unbedeutenden Beigaben. gemacht hat, konnte er in der Nadelfabrik, wo ihm Zu erwähnen ist eine 8,5 cmgroße Kleiderschließe, Direktor Speidei einen Arbeitsraum überließ, sortie­ verzierte Keramikscherben, einige Bernsteinperlen. ren und wo möglich zusammensetzen. Und noch weitere römische Hinterlassenschaft. Im Spätherbst 1924 und wieder im Herbst 1925 Herkunft und. Zugehörigkeit der Menschen der grub Prof. Bersu (Frankfurt) im Kastell Lautfingen­ Hügelgräberbronzezeit (1500-1200) sind unbekannt Ebingen. (Das Kastell wurde von Bersu zum Dank und werden es trotz vielen Fortschritten der Wissen­ fü r Unterstützung bei der Grabung durch den Gra­ schaft wohl für immer bleiben. fen von das Kastell Lautlingen in die wissenschaftliche Literatur eingeführt, obwohl der Aus der Spätbronzezeit, auch Urnenfelderzeit ge­ größere Teil noch auf der Markung Ebingen liegt). nannt, las Eith Siedlungsscherben am Osthang de s Das Ergebnis faßte Bersu in zwei Sätzen zusammen: "Härtle" aus Markung Truchtelfingen auf und Die wenigen Funde, der Zustand des Grabens des überwies sie dem Ebinger Heimatmuseum, wäh• Kastells , wie das Fehlen in Stein ausgeführter Bau­ rend er solche vom Meßstetten an die Stuttgarter ten deuten mit Sicherheit darauf hin, daß das Ka­ Sammlung gab. Beim Bau des Postamtes Truch­ stell nur kurze Zeit bestand. Der Fund an Scherben telfingen, in der Nähe des Bahnhofs, wurde eine auf dem Villengelände (Flur Steinhaus nördlich der spätbronzezeitliche Kulturschicht durchschnitten, Grabung) zeigt, daß nach Aufgabe des Kastells aus der Eith viel Keramik aufsammelte. Außer Kno­ offen bar schon in trajanischer Zeit (Kaiser Trajan chen von Pferd, Rind und Schwein fand sich noch regie rte 98-117 n. Chr.) an dieser günstig gelegenen eine 14 mm lange himmelblaue Glasperle. In dieser Stelle ein Zivilbau in Gestalt einer römischen villa Spätbronzezeit oder Urnenfelderzeit (1200-750) wur­ rustica angelegt wurde (Wü rtt , Studien S. 201). Eine den die Toten nicht mehr in Grabhügeln beigesetzt, Steinsäule aus der Petersburg, die von diesem Guts­ sondern auf Scheiterhaufen verbrannt und dann die hof stammt, ist derzeit im Treppenhaus des Ebinger Aschenreste in Urnen gesammelt und begraben. Rathauses zu sehen. Damit war ein allgemeiner Kulturwandel verbun­ Daß Paul Eith be i der Grabung Bersus ein auf­ den, der auf Zuwanderung von Menschen wahr­ merksamer Zuschauer war, zeigen seine "Urge­ scheinlich aus Ostmitteleuropa zurückzuführen ist . schi chtlichen Notizen". Er erwähnt auch die Auffin­ Schwarze Tonflasche 36,7 cm hoch. Altes Vereins­ dung einer kleinen Siedlung mit Scherben der haus, Ebingen (Keltenzeit). (Fortsetzung folgt) Hallstattzeit und einiger Brocken Hüttenbewurf in der Flur Beibruck. Die wichtigsten Erfolge erzielte Eith bei der Öffnung von einigen stark verschleiften Grabhügeln "hinter Hainloch", 300 Meter NNO vom Galthaus im Jahr 1927. Sie stellten sich als bronze­ zeitlich (1500-1200) heraus und waren großenteils schon früh ausgeraubt worden. Hügel I bildete eine Der Bildhauer Leonhard Kern kaum mehr erkennbare Erhebung von 4 Metern von Alfred Munz Durchmesser. Sie enthielt einen Steinsatz: Große Blöcke bildeten einen Kreis von etwa 2 Metern Der Stammbaum der Familien Kern in Onstmettingen, Tailfingen und Ebingen geht zurück auf den Durchmesser. In ihm wechselten dreimal Lehm­ Steinmetzen, Werkmeister und Bürgermeister Michael Kern in dem Städtchen Forchtenberg in -der sc hi chten mit Kalkplattenlagen. Dazwischen waren damaligen Grafschaft Hohenlohe. Sein vierter Sohn war Leonhard Kern, geb. 1588 in Forchtenberg, zerst reut Knochenreste und Scherben, aus denen gestorben 1662 in Schwäbisch Hall. Er und seine Brüder Michael d. J., Georg und Peter waren bereits in sich ein schwarzes Schälchen mit aufgewölbten der 3. Generation als Steinmetzen, Baumeister und Bildhauer tätig. Boden gewinnen ließ. Hügel II war nicht so stark verschleift (Durchmesser 12 Meter). Eine ursprüng• Le onhards jüngster Sohn Heinrich wurde Pfarrer Le onhard Kern war eine r der bed eutendsten früh­ lich aus Holz gebaute Grabkammer war eingesun­ und spä te r Dekan an der Michaeliskirche in Schw. barocken Bildhauer. Bei sei ne m mehrjährigen Ita­ ken und m it Lehm ve rfüllt. Vom Skelett fanden sich Hall. Sein Sohn J oh. Albrecht wirkte eb enfalls als lienaufenthalt hatte er die Werke der gr oßen Mei­ nur Te ile in gestörter Lage. Scherben von minde­ P far rer in Hall, und einer seiner Söhne, J ohann ster, Giotto und Michelangele studiert und war von stens 15 Gefäßen lagen im Hügel zerstreut. Die Christian Kern, war als Kanzleischreiber, Spitalmei­ ihnen stark beeindruckt worden. Die Hauptzeit sei­ feinere Ware trägt Kerbschnitt- oder Buckelverzie­ ster und Prokurator in derselben Stadt tätig. In der ne s Lebens und Wirkens fiel in die Wirren des 30­ rung. Hügel III war noch 0,90 m hoch und 15 m breit. folgenden Generation stoßen wir auf einen Fried­ jährigen Krieges, also keine güns tige Zeit für Ku nst In seiner Mitte ragte ein 60 cm hoher Steinblock rich Peter Kern, 1743 in Hall geboren, 1763 Chirurg und Künstler in Deutschl and. Ein Zeitgenosse (wohl Malstein) empor. Gleich beim Malstein stieß in Onstrnettingen, Er war also ein Ur-Ur-Enkel von schreibt über ihn:". .. ha t sich lange in Italien Eith auf eine große Buckelurne, die ein kleineres, 5,5 Leonhard Kern und heiratete 1765 in erster Ehe eine aufgehalten und sowolen in der Bildhauerkunst, cm hohes Gefäßehen mit umlaufender Zierleiste Anna Judith Schaudt, Witwe, Tochter des Chirurgen darinn er bekannter maßen excelliert, als au ch in und einem Buckel en thielt. Unweit de r Urne lag ein Johannes Haasis in Onstrnettingen, in zweiter Ehe der Architectur geübet, hernach aber in Teutschland goldener glatter Fingerring von 2,1 cm Durchmes­ eine Anna Barbara Bizer aus Tailfingen. Nachkom­ in währender Kr iegsunruh vie l au sgestanden . Er hat ser. Unter einer großen Platte lag ein 2 cm langes men aus diesen Ehen sind die Familien Kern in sehr viele Bildarbeiten in -Stein und Hol z, th eil s Bronzeblech mit Reihen kleiner Buckel. Der Südteil unserem Raum. (s. dazu Tailfinger Heimatbuch S. Lebens groß, theils kleiner verfärtiget , wie fast des Hügels war gestört. Hier zeigten sich zwe i 467/68). durch ganz Theutschland, sonderlich auch zu N ürn- AUgust 1979 Heimatkundliehe Blätter Bahngen Seite 223

Dienste ne hmen, doch zog es ihn, vielleicht aus Heim weh, vielleicht wegen der Glaubensverschie­ de nheit, nach Hause. Mit 26 J ahren war er wieder in Forch tenberg und heiratete. Seine Wanderjahre wa­ ren zu Ende. 13 Kin der wurd en den Eheleuten geboren. Von sei ner It alienreise m it den neuesten Ideen erfüllt und voller Sch aff ensd rang suchte er nach einer kurzen Überg angszeit zu nächst ein neues Be­ tät igungsfeld am kurpfälzisch en Hof in Heidelberg. 1617 bekam er den ehre nvolle n Auftrag der Stadt Nürn berg , die Rathausportale figürlic h auszugestal­ te n. (Abb, 1).Als Kurfürst Friedrich V. 1619 zum König vo n Böhmen gewählt w urde (Winte rköni g) und die Bautätigkeiten in Heidelberg nachließen, m ußte sich Leonhard nach neuen Auftr äg en umse­ hen. Da inzw isc hen auch der Krieg aus gebrochen war, zog es ihn in den Sch utz der Freien Rei chsstadt Schwäbisch Hall. "In der sc höpferischen, zugleich ebenso konfliktreichen Spannung seines Wesens zwischen Tradition und Umbruch ents prach d ies e Entscheidung der einen Seite sei ner lebenswichti­ gen Bedürfnisse: sein er mehr dem heimischen Raum als der Internationalität ve rpflic hteten und sei ner Geborgenheit, Ruhe und Selbstbesinnung suchenden Veranlagung. Beide so geg ensätzlichen Seiten - Tradition und Umbruch - best immten den Ch arakter seiner Kunst: die erst e deren klas sischen Grundzug und di e Stetigkeit se iner künstlerischen Entw icklung, die zweite deren Bedeutungstiefe und das im merwäh re nde geist ige Wachstum des bis in s hoh e Alter noch schöpferisch tätigen Bildhauers." (Dr. Grünenwald). Nördliches Portal des Nürnberger Rathauses, 1617 Schwäbisch Hall und der ad elige Landsitz Tullau waren ab 1620 für mehr als 40 Jahre sein Wohnsitz 1648, im Alter v on 60 Jahren, reiste Leonhard an bis zu sei nem Tod 1662. Von dort aus re iste er nach den brandenburgischen Hof und wurde zum Kur­ N ürnberg, Frankfurt, Straßburg , den brandenburgi­ fürstlichen Hofbildhau er ernan nt. Spät er erhielt er Bildhauerjüngling, um 1635/40, Braunschweig se hen Hof und wohl auch zu anderen Orten, um diesen Titel auch beim Kurfürsten vo n der Pfalz. Aufträge zu sammeln und auf Vorrat gefertigte Während seiner letzten 10 Jahre lebte er au f seinem Werke zu verkaufen. Er legte Wert auf persönliche Sitz Tullau und hat dort "seiner Kunst biß fas t in berg, da er die 4 Monarchien a~ f sel?iger Stadt Beziehungen zu Kunsthändlern und Sammlern. sein'letztere Kranckheit emsig abgewartet. " In gei­ weltberühmten Rathauses P ort al In Stein gehauen, In den Jahren v on 1620 - 1640 erwarb sich Leon­ stige r und k örperlicher Frische, zu rückgezogen, welche allein verdienen, daß er unter die berüh mti­ hard Kern großes ge sellschaftliches und künstleri­ schuf er noch Grabmalreliefs und Kabinettkunst­ ste teutsche Künstler gerechnet werde . . . " Die sc hes Ansehen und kam zu Wohlstand. Als der werke. Er starb in Schwäbisch Hall am 6. April 1662, Bed eutung Leonhard Kerns wurde erst in jüngster Krieg nach der Schlacht bei N ördlingen zu beson­ "faßt bis an sein Ende redend." . . . Zeit erkannt. Besondere Verdienste hat sich bei der ders starken Verheerungen in Süddeutschland führ­ Frau Dr. Grünenwald schreibt im Vorwort Ihr es Erforschung se ines Werk es d ie Kunsthistorikerin te, verschlechtert e sich auch seine wirtschaftliche Buches:"Nach Ausscheidung der Werkstattarbeiten Dr . Eli sabeth Grünenwald m it ihrm Buch "Leon­ Lage. Es gingen kaum noch größere Aufträge ein, aus seinem Oeuvre, durch Neuzuschreibungen und hard Kern, ein Bildhauer des Barock" , ersc hienen dafür waren hohe Kontributionen zu bezahlen. Viel­ nach der chronologischen Ordnung seiner Werke im Eppinger Verlag in Schwäb isch Hall , erwOJ.-ben, leicht war d ies der Grund, warum sich Leonhard bestätigt es sich, daß Leonhard Kern zu den bedeu ­ dem d ie nachfolgenden Au sführungen zu einem zeitweilig auf das Schnitzen von Humpenwandun­ tendsten und frühesten deutschen Bildhauern des gu ten Teil entnom men sind . gen aus Elfenbein verlegte. Barock und dessen klassischer Richtung gehört . .Trotz solcher Belastungen ermöglichte Leonhard Ikonographie und Ikonologie eröffnen darüber hin­ Leonhard besuchte bis zu sei ne m 14. Lebensjahr Kern zwei Söhnen einen Studienaufenthalt in Ita­ aus neue Perspektiven: es ist das Ge istige und das hohenlohische Landesgymnasium in Oh ringen, lien und ließ seinen jüngsten in Straßburg studie­ Schöpferische in diesem Werk, denn der Weg der trat dann aber im J ahr 1603, wohl sei ne r künstl eri­ ren. Die Schwere der Zeiten zeichnet sich aber in Kunst war für Leonhard Kern ni cht Selb st zweck, schen Beru fung folge nd , als Bildhauerlehrling in di e sei nen Werken deutlich ab: sie bringen häufig Ver­ sondern ein Wandlungs- und Reifungsprozeß , ein Werkstatt sei nes Bruders Mich ael ein. Mit 21 J ahren einsam ung und ve rhaltene Trauer zum Ausdruck. Dialog m it dem Unendlichen." reiste er nach Italien (1609 - 1614). Wichtige Statio­ nen d ieser Reise waren eine überfahrt nach Nord­ afrika, dann Aufenthalte in Rom, Fl orenz, P adua, Venedig und Laibach j heute Ljubljana in Jugosla­ wien). Zwei Altartafeln in Laibach aus dem J ahr Glaube und Kirche 1613 sind sei n ältestes gesichertes Werk, das wi r kennen. Der dortige Bisch of wo llte ih n in sei ne in Orts- und Flurnamen Von Fritz Scheerer

Häufig finden wir den Namen "Heiligen" als ' chen Hergenzimmern fälschlicherweise in der Bestimmungswort in Orts- und Flurnamen. So liegt Schriftsprache Heiligenzimmern. Einen ähnlichen ein "Heiligenwald " unter der Lochen, der der Weil­ Vorgang haben wir in der Namensumbenennung heimer Heiligenpflege gehörte. Die Heiligenmühle der wohlgeformten Kuppe östlich des Schlichemta­ im Stunzachtal, der letzte Rest der Siedlung Buben­ les bei Schömberg mit ihrem Weißjura-Schuttkies hofen, wird erstmals 1390 urkundlich erwähnt, als auf dem Gripfel, dem Palmbühl, der 1331 Barm­ sie durch Walter v on Bubenhofen an die "Heiligen" bühl hieß, wobei Barm, Balm vorgermanisch ist und in Bin sdorf verkauft wurde. Die abgegangene Feld­ Fels bedeutet. 1464 wird auf der Kuppe erstmal ein e kapelle auf dem Hailenkopf (Heiligenkopf, Markung Leonhardskapelle erwähnt, die aber im 16. Jahrhun­ On stmettingen), deren Grundmauern 1869 aufge­ dert verfallen war. Unter Verwendung älterer Bau­ deckt wurden, dürfte dem Hl. Blasius geweiht gewe- teile wurde vom Schömberger lichter Hans Geiger sen sein,da der Blasenberg in der Nähe liegt. " gegen den Widerstand des Schömberger Pfarrers in Bekannt sind Ortsnamen wie Heiligkreuztal, Hei­ der Mitte des 17. Jahrhunderts eine neue Kapelle lig enberg , Heiligenbronn oder der Rosenfelder erbaut, bei der bald Zeichen und Wunder ge scha­ Stadtteil Heiligenzimmern usw., um nur einige we­ hen, so daß die Spendefreudigkeit angespornt wu r­ nige zu nennen. Doch ist Heiligenzimmern nur de und 1723 ein Neubau mit reicher Aus stattung ein "Scheinheiliger" . Im Liber decimationis (1275) erstellt werden konnte, der später durch Ausbauten w ird der Ort "Zimbern in Horgun" genannt,"Hor­ (Bru derhaus, Stationen usw.) erweitert wurde. Die gun", das auch im Namen Horb a. Neckar (Horwe), Wallfahrten nahmen einen immer größeren Umfang in Hergen im Eschachtal bei Rottweil oder in dem an. So spielt heute der Palmbühl im kirchlichen bei Brittheim abgegangenen Haarhausen (1094 "Ho­ Leben eine besondere Rolle. Der Name der vielbe­ rohusen") steckt, kommt von dem althochdeut­ suchten Gnadenstätte hat also nicht m it den tropi­ schen Wort .Jroro'' = Sumpf. Um dieses Zimmern schen Pflanzen, den Palmen, zu tun, sondern ist, wi e v on den vielen andern Zimmern am oberen Neckar auch der Name des den Palmbühl überragenden wie Herrenzimmern, Marschalkenzimmern, Roten­ Berges, die "Plaikten"(P letten berg), vorgerm a­ zim m ern, Zimmern u.d.Burg usw. zu unterscheiden, nisch. Erst seit Ende des 18. Jahrhunderts.wird der benutzten die namengebenden Siedler für die Be­ Name mit "P" geschrieben. nennung ihrer Niederlassung in der Nähe des ver­ Im Schatten zweier mächtigen Linden st eht in sumpften Stunzachtales die natürlichen Gegeben­ Bahngen an der T übinger Straße im "Siechengar­ heiten (Fl u rn ame "Seew iese") und nannten sie ten" das S iechenkirc}11ein, das als Kapelle zu "Horgenzim mern ", später im Volksmund "Holgen­ Allerheiligen 1440 erstmals genannt wird . Das zimmern" oder nur Zimmern. Nun wird in der schlichte Kirchlein war die Kapelle der "Sondersie­ Sinnendes Mädchen mit Buch, um 1640, Neuen- ' Mundart ein Heiligenbildehen "Holga" oder Hälgle" chen", der dem Aussatz verfallenen Menschen des stein genannt, und so wurde auch aus dem unverständli- danebenliegenden Gutleuthauses, die wegen An- Seite 224 .Heimatkundliche Blätter Balingen August 1979 steckungsge fahr aus der Gemeinschaft der Mitbür• gehaust haben. Die'Höhle wurde später bis in' die Höfe, Weil er und Dörfer, die keine eigene Pfarrei ger abgesondert werden mußten. Nach dem allge­ Keltenzeit immer wieder als Zufluchtstätte benützt. hatten, waren an d ie Kirchen der Nachbarschaft mein üblichen Brauch wurde d as "Hüs lei n in dem Darauf wird die Benennung zurückgehen, denn gebunden. So gehö rt e Täbingen bis zur Reformat ion Velt" weit vor den Toren der Stadt im Ost en ange­ schon 1554 heißt es "auf Hütten Kirch". zur Pfarrei Gößlingen, di e seit 1346 dem Kloster legt, denn bei den bei u ns vorherrschenden West­ Im Mittelalter bildet e d ie Kirch e den Mittelpunkt Alpirsbach einverleibt wa r. Für die Betreuung der winden so llte verhi ndert werden, daß d ie Krank­ eines Dorfes . Meistens hat sie inmitten der Siedlung Filialorte wurde 1424 in Gößlingen ein Helfer ange­ heitskeime in den Wohnbereich getragen we rden. einen erhö hten, bervorzugten Standort. Wir finden stellt. An diese alte kirchliche Verbindung erinnert Erstm als urkundl ich erwähnt wi rd die "So nders ie­ so Namen wie "Kirchbühl" (Obe rn heim), Die land­ noch heute der Name "Kirehsteige" , der im 17. chenpflege" 1337 und 1377 ein Feldsiech enhau s. wirtschaftlich genutzten Flächen, die der Fruchtfol­ Jahrhundert fälschlich in "Kirnsteige" umgeformt Vom 16. Jah rhu ndert an di enten die Siechenhäuser ge der Dreifelderwirtschaft unterworfen waren, wurde. Bronnhaupten gehörte kirchlich zur Georgs­ mehr oder weniger als Armenhäu ser . Um diese Zeit wurden in Zelge oder Esche eingeteilt. Häufig wur­ kirehe Erzingen, wohin der se it alters erwähnte ist zwar noch von "Sondersieche n im Häusle" die de eine Zelg nach der Kirche benannt. Zu Ehestet­ "Kirchsteig" führte. Zum Ebinger Pfarrsprengel ge­ Rede. Es dürfte sic h aber mehr um di e Art von ten lag das Sommer- und Winterfeld am Südwest­ hörte bis 1830 Bitz. Die kirchliche.Versorgung lag "Elendsherbergen" handeln, da der Au ssatz größ­ hang bei der Ehestetter Steige "Hinter dem Kirch­ beim-Ebinger Diakon. Ein "Kilsti g" nach Ebingen tenteils zum Erlöschen ge kommen war. lein ", bei Erlaheim gegen Binsdorf "hinter der Kir­ hinab wird schon 1356 erwähnt. Die Hartheimer Das Siechenkirchlein mi t Gutleuthaus war ni ch t che" , in Isingen "Ob der Kirchen". Das Ackerfeld benützten bis 1695 die "Killstaig" nach Heinstetten, besonders begütert. Neben dem "Siec hengarten" lag in Tailfingen in den drei Zelgen "Hinter Kir­ da sie vom dortigen Pfarrer versorgt wurden. Die gehörte dazu der "Siechenösch" . 1780 wi rd das ch en","Leim enhalde" und "Osterberg" oder "gen Weilheim er Pfarrei bestandnur vorübergehend (b is Gutleuthaus letztmals erwähnt. Vor eini ge n J ahr­ Wiler aushin ", Denn hinter der Peterskirche began­ 1350 und von 1463 bis in die Reformationszeit). Nach zehnte n wurden sei ne Grundmauern angeschnitten. nen bei dem alten Dorf schon d ie Güter. Wie in dem Weggang von Pfarrer Lienhard Wegerlin (1565) Erh alten blieb nur das Kirchlein m it der spitz bogi­ Ta ilfin gen stand auch die Truchtelfinger Galluskir­ wurde Weilheim vom Pfarrer von Frommern ve rse­ ge n Tür und einem tiefg ekuppelten Viereckfenst er. ehe am Nordrand des Dorfes. Auch hier heißen die hen, bis die Pfarrei 1928 wieder selbständig wurde. Ab 1741 wurde in ihm ni cht einm al im Jahr eine anschließenden Grundstücke "Hinter Kirchen". Die Nach Frommern führte der "Ki rchweg" . Pred igt , d ie nach der Reformation bezeugt ist , vom Dreifelderwirtschaft zu Unterdigisheim wurde in Wie schon oben bemerkt, konnten aus der reichen Diakon darin ge halten. Da s Innere verwahrloste. den drei Zelgen "Hinter der Kirche", "Hinter der Fülle der Flurnamen, di e ihren Ursprung in Gebäu• Zur Freude der Altertum skenner wu rde es aber von Mühle" und "Unter der Kehle" betrieben. Ahnlieh den und Anlagen von Kirchen, Kapellen, Klöstern , der Stadt vo r einigen J ahren wieder in einen wü rdi­ gab es in Winterlingen eine Zelg "Hi nter der Kir­ Bildstöcken und Kreuzen usw. haben, nur wenige gen Zustand gebracht und einer sinnvolle n Aufgabe chen". aus gesu cht werden. Sie alle aber atmen den Geist zugeführt. Auch andere Orte wie Sch ömberg, Ebin­ Bei Ratshausen lag zwischen "Ki rchhügel" und unseres Volkstums in Vergangenheit und Gegen­ gen ("Siechenbühl") usw. hatten Siech enhäuser, Sch lichem um den "Alten Hof" "Ke nnehusen das wart. Wer sich nun der Heimat verbunden fühlt und von denen aber keine Baureste mehr erhalten sind . dorf", in dem von den Herren von Lupfen 1528 ein ihren Umkreis "auch geistig und see lis ch erfassen In Nusplingen wird 1583 unterhalb der Stadt ein Klost er ge gründet wurde, das aber schon vor 1262 will, wird Freude daran finden, sich m it dem Wert Siechenhaus erwähnt, dem einige Wiesen und Ac ker nach Offenhausen an d er Lauter verlegt wurde. Das und Gehalt aus einanderzusetzen, der in d en Namen gehörten. Vielleicht erinnert hier an d ieses Haus der Dorf ve rschwand bald und es blieb nur ein Hof, beschlossen ist" (W. Ke inath). 1751 bezeugte Flurn am e "Sichli ngen" und an eine des sen Güter 1380 aus Ackern "ob der kilch", zwei dazugehörige Kap ell e de r Flurnamen .Käppel ln s "hölzern" und einem Gütlein bestand. Diese wech­ Teuch " (1624). Auf einer be wa ldeten Anhöh e nörd• selten öfters den Be sitzer. Wahrscheinlich waren di e lich Binsd orf liegt di e L orettokapelle , d ie 1626 Hofgebäude schon um 1400 abgebrochen. An sie Wiesenkümmel ein Kaspar Seeger aus Gruol, um dessen P erson sich erinnert nur der Flurnamen "Alt er Hof". Bis 1810 (Carum carvi) viele Sagen ra nken, gründete. Si ch er wird sein, daß blieben allein die Kirche, die Kaplanei und das er sich zu Hause etwas zus chulden kommen ließ, Mesnerhaus übrig. wo für er im Haigerlocher Gefängnis lag. Als er nach "Killwiesen" in Onstmettingen und in Schömberg sei ner Entlassung nach Binsdorf kam, gab ih m der waren im Besitz der Kirche. Neben den Widurngü• do rtige Rat di e Erlaubnis zu r Erbauung einer Kapel­ tern gehörten zu den Pfarreien öfters weitere Güter. le auf dem Kesselberg. d ie nach einem Wallfahrtsort Da s Beispiel von Truchtelfingen soll für andere in der italie nischen Provinz An cona Loretto ge nannt stehen. Wir haben hier eine "Pfaffenzeil", einen wurde. Durch Sammlungen, Ablässe und Spenden "Pfarracker" und hinter der Kirche des "Pfarrers konnte der Bau bald vo lle ndet werden. Später er­ Egart" (bei der Namengebung wüstliegendes Acker­ h ielt die Kapell e :t eliqu ien, eine reichere Ausst at ­ land). Balingen hatte zwei Frauenklausen, eine Obe­ tu ng, ein Bruderh äuslein und wurde ve rgrö ßert re (wahrs cheinlich in der Olbergstraße) und eine (zuletzt 1950 erweite rt). Zur Wallfahrt an Mariä Untere Klause, an die heute noch der Flurnamen Heimsu chung kommen zahlre iche Teilnehmer heu­ "Klausen" und der Namen der Klausenbrücke über te noch aus Binsdorf und den umliegenden katholi- die Eyach erinnert. Die Untere Klause gehörte dem sc he n Orten. _ Dominikanerorden an und wird beim Erwerb eines Au f gut kirchliche Haltung der Bev ölk erung Hofes in Steinhofen 1446 erstmalig erwähnt. Die Obern hei ms weise n di e in gepflegtem Zustand Untere Klause hatte ein größeres Einkommen als befindlichen Kapellen, Wegkreu ze (auc h in Bins­ die Obere (1542: 1020 fl. gegen 300 fl.). 1546 wurde dorf) und Heiligenfiguren an Häu sern. Weithin die letztere bei einem Stadtbrand vernichtet und sic htbar ist d ie St. Wolfgangskap elle auf dem Schei­ nicht wieder aufgebaut. Die Untere Klause wurde benbühLDas "Pilge rhäusle", im 18. Jahrhundert ein Jahr später aufgehoben. Einige von den Schwe­ "Bilgenhäus le" ge nannt, an der Hauptstraße enthält stern zogen in die Engstlatter Klause, um dort ihr bä ue rliche Plast ik en. Westlich des Do rfes ste ht auf Leben zu beschließen. dem Markbühl d ie "Bubenkape lle", di e der Leidringen hatte im "Paradieswinkel" ein Eginen­ sc hmerzhaften Mutter Gottes geweiht ist. Die auf haus, dessen Frauen vom Volk öfters fälschlich als dem .Ktrchbühl'' bis 1812 st ehende Wolfgangska­ Nonnen bezeichnet wurden. Das auffallend große pelle spielte in der Reformationszeit eine Rolle, da in Fachwerkhaus (Nr, 7) bei der Kirche mit einem ihr die Beuron er Kanoniker den katholischen Got- . steinernen Untergeschoß soll das schon um 1400 tesdienst fortset zten, als di e Pfarrkirche vorüberge­ genannte Haus sein. hend in den Händen eines Anhängers der neuen In den Flurnamen "Himmelreich" (Tieringen), Lehre war. . "P arad ies" (Heselwangen) oder "Höllenwald " (im Wenn wir den Kreis unserer Erhebungen über di e Tobel bei Laufen) werden bei den ersteren sonnige Umgebung vo n Balingen hinaus ziehen, so m üs sen Lagen, bei der "Hölle" eine enge Schlucht im dunk­ d ie frühere n Klöster Kirchberg und Stetten i. len finsteren Wald bezeichnet. Dies sind Beispiele Zu den vielen Doldengewächsen ge hört auc h un­ Gnadental bei Hech ingen genannt werden, dann' von Vergleichen, die auf scharfer Beobachtung der se r Gewürzkraut, der Wiesenkümmel , eine zwe i­ auc h d ie Heiligkreuzkapelle, St. Luzen und das ve rs chied enen Formen der Geländegliederung und auch mehrjährige Pfl an ze. Im erste n J ahr ent­ Klösterl e be i Hechingen und die der Mu tter Gottes beruhen. wickelt sich aus dem Samen nur ei ne Blattrosette geweihte Ob erkirche bei Gruol, um di e sic h ein Häufig wurden Fluren nach Kapellen benannt, die vo n zwei b is dreifach gefied erten sc hlanken Blät ­ Kran z vo n Sagen rankt. Kirchberg wird schon 1095 aber die meisten abgegangen sind und an die heute tern, erst im zweite n Jahr kommt aus di eser Rosette erwähnt, als ein Ritter Arnold von K irchberg mit nur noch Flurnamen erinnern. Be i Frommern stand der doldentragende. oft über einen Meter hohe Sten­ sei nen zwei Söhnen neben andern Zeuge in Haiger­ außerhalb Etters in der Flur "Käpelleäcker" eine gel , der sich auch mehrfach verzweigen kann. Sein e loc h war bei einer Vergabung von Gütern und dem heiligen Wendelin, Antonius und Sebastians we iße Blüte führt manchmal zur Verwechslung mit anderem an das Schwarzwaldkloster St. Geergen. geweihte Kapelle (1470 erstmals erwähnt). Noch im dem Wiesenkerbel, der Wild en Möhre, abe r se ine Das Klost er Kirchberg ist erst kurz vor 1237 gegrün­ Spätmittelalter sind bei Ostdorf einige Feldkapellen wenigbeblätterten Stengel mit den zartge fiederten det worden. Die angefü hrten Beispiele unserer nä• und Bildstöcke errichtet worden, wie sich aus den Blättern lass en ihn richtig erkennen. Die dunkel­ heren Umgebung m ögen vo re rs t gen üge n. Sie bl ie­ Flurnamen "Byldenh us" und "bei Wendels H änsle" braunen, gerippten Samen sind sichelförm ig und be n nicht auf den Namen beschränkt. Es wurde (wohl eine Wendelinskapelle) schließen läßt. Neben paarweise angeordnet und haben den krä ftigen auch in ge drängte r Form auf eine kurze Entwick­ der Heiligkreuzkapelle auf dem heutigen Geislinger K ümmelduft. der von ei ne m ätherisc hen 01 au sgeht. lung des Namenst rägers eingegange n. Dabei ko nn­ Friedhof (1665 gestiftet) werden "Cäp pelin", Feld­ Dieser Wirkstoff w ird in der Heilkunde bei Blähun­ ten auch "Scheinheilige" als Mahner zur Vor sich t kreuze und Bildstöcke auf dem "Oberholz" und gen und Appetitlosigkeit angewandt. Als Gewürz be rüc ksichtigt werden. "Metten berg" 1490 erwähnt. Nach den Mißjahren ersc heint Kümmel bei Fleischgerichten, Käse, Kohl vo n 1848 bis 1851 stiftete die Gemeinde das u nd Kümmelbrot, und er wird zur Herst ell ung vo n In Flurnamen "Herrgotthäuschen" am Fuß der Sommerhalde, zu Likören und Schnäpsen ve rwendet. - Der Kümmel Noch mehr Vorsicht ist bei den Flurnamen gebo­ dem Oschprozessionen stattfinden. wächst auf Wiesen, mag er en Matten, an Wegrän ­ ten. Dazu ein BeispieL Auf dem Degerfeld findet Der "Bebbelt" bei Balingen wird 1502 "Betbol" dern, auch auf Schutt, und er wird in Kulturen sich bei Truchtelfingen die Grotte "Hüttenkirchle". ge schrieben, das als Bethügel gedeutet werden darf. angebaut. Ku rt Wedler Diese soll ihren Namen nach der Benützung zu Jedenfalls kommt dieser Name von der unter Her­ gottesdienstlichen Zwecken in den unruhigen Zei­ zog Christoph auf Antrag der weltlichen und geistli­ ten des Dreißigjährigen Krieges erhalten haben. Vor ch en Beamten abgebrochenen St. Ulrichskapelle, Herausgegeben von der Heimatkundlichen Ver­ dem 1. Weltkrieg wollten nun di e Brüder Karl und di e 1550 erwähnt wird und von der bei der Erstel­ einigung Balingen. Wilhelm Schaudt vo n Bitz Gewißheit in di ese Dar­ lung des Brauereigebäudes vor über 90 Jahren Fun­ Vorsitzender: Christoph Roller, Balingen, Am Heu­ stellung bringen. Aber sie fanden nur ganz wenig, damente zutage traten. Ob diese Kapelle in Verbin­ berg 14, Telefon 77 82. das als Bestätigung angesehen werden k önnte. Es dung gebracht werden darf mit dem in der Zimmeri­ Redaktion: Fritz Scheerer, Balingen, Am Heuberg wurden aber Feuersteinwerkzeuge der ausgehenden schen Chronik genannten Grafen, der seinen Bruder 42, Telefon 76 76. . . Altsteinzeit wie Stichel, Schaber, Kratzer und eine umgebracht haben soll und den Bebbelt als selbst­ Die Heimatkundlichen Blätter erscheinen jeweils Menge Knochen der Tiere der damaligen Ze it gefun­ gewählten Verbannungsort gewählt habe, ist frag­ am Monatsende als ständige Beilage des " Zolle rn­ den.. Es müssen also Rentierjäger in der Grotte lich. Dies dürfte in das Reich der Sage gehören. Alb-Kuriers". idhche Blätter

Jahrgang' 26 29. September 1979 Nr. 9

werden durchfeuchtet. De r 1850-1854 in Laufen Vom Werden unserer Landschaft tätige Vikar Oskar Fraas besc hreibt die Stürze fol­ gendermaßen: "Der Bo den über den Ornatentonen Von Fritz Scheerer reißt, in den Rissen sammeln sich die Wasser und durchweichen die fette Unterlage zu einem dickflüs• Jeder Mensch, jede Stadt, jedes Volk hat seine Geschichte, die ein Ausschnitt aus de r bewegten sigen Brei, alte Quelläufe verstopfen sich, und plötz• Weltgeschichte ist. Vor unseren Augen vollzieht si ch das Auf und Nie der der Völker, in einem lich bricht das in Was sersäcken gesammelte Wasser Menschenalter kann eine vollständige Umwälzung eintreten. So kann der einzelne Mensch als Augen­ an einem andern Ort aus, der Fuß der Schichten zeuge Weltgeschichte schreiben. Solche Urkunden in großer Zahl geben uns auch aus entlegenen Zeiten bricht ab, unter Krachen zerreiß en die Wurzeln der Kunde, bis schließlich weiter zurück das Dunkel mehr und mehr um sich greift: Welt- und Erdgeschehen Bä ume und die Bergwand Kommt mit allem, was an gehen ineinander über. ihr und auf ihr ist, in Bewegung. Zwei, drei Wochen lang rutscht sie ab, bis die Masse auf den Absätzen Auch jede Landschaft hat ihren Anteil am großen Kalkbank eingeschaltet. Der Tonschlamm wuchs des mittleren Braun-J ura zur Ruhe kommt." So Werden und Vergehen, am gewaltigen Erdgesche­ zwar langsam, sackte auch noch in sich zusammen. ziehen Schuttströme vom Plettenberg bis ins Tal hen. Ihre Erdgeschichte spielt sich zwar auch vor Als sich dann Kalk und Mergel übereinander türm• hinunter bei Ratshausen, wo 1851 ein mächtiger unseren Augen ab, aber in ganz anderem Zeitmaß, ten, ging es schneller, der Weiße Jura entstand, der Bergsturz niederging und erst am Netzenbohl über so daß den meisten unsere heimische Landschaft als uns durch die weißen Felshänge vertraut ist. Der Ratshausen zum Stillstand kam. 1912 gingen bei etwas Starres, Beständiges erscheint und nicht als Meeresboden wurde auch bucklig und verlor seine Margrethausen Tonmassen nieder und bedrohten ein gesetzmäßig Gewordenes und sich noch Entwik­ schöne schichtige Ebenheit. Sc hwamm riffe wuch­ den Ort. Am Felsrand des Traufs bilden sich 'durch keindes. Und doch sieht das geschulteAuge auch sen am Grund dieses Meeresbodens empor und Rutschungen oft Sprünge, längs denen der Außen­ hier eine stetige Wandlung. So gewinnt die Land­ überragten die dazwischen liegenden Mulden und rand absackt. Solche losgelösten Randfelsen finden schaft Leben und tritt daher mehr in den Mittel­ Schüsseln um bis zu 100 m : derLochenstein ist ein sich am "Gespaltenen Felsen", am Schafberg, am ,punkt des Interesses. Aus kleinen, oft kaum wahr­ Teil eines solchen Riffes, ebenso das Hörnle. Unsere Grat, am Gräbelesberg, am Hangenden Stein beim nehmbaren Änderungen von heute und aus dem "Balinger Alb" ' ist der ,klassische Boden der Raichberg, wo 1879 ein großer Abbruch erfolgte, Werke des Erdgeschehens unserer Landschaft müs• Schwammriffe, denn hier ist fast der gesamte Weiße Das Felsenmeer unter den Felsen des Lochenhörnle sen wir versuchen, die Erdgeschichte unserer Hei­ Jura verschwammt. ' zeigt deutlich, daß die Verwitterung noch in der mat zu enträtseln. Gegenwart wirksam ist. Zeiten raschen Erdgeschehens sind heute bei uns Das Wasser zwischen den Riffen war mit zahlrei­ die der Wolkenbrüche, der Schneeschmelze, des chen Tieren belebt. Die bekanntesten sind die Am­ Wenn nun schon unter den heutigen Klimabedin­ Hochwassers, wo der Meißel der Zerstörung erkenn­ moniten, die Ammonshörner, deren Namen an den gungen Rutschungen ein solches Ausmaß anneh­ bare Ritzen gräbt, wo sich für uns in geringem Maße Jupiter Ammon des Herodot erinnert, jenen höch• men können, so wird dieser Vorgang während der das Landschaftsbild ändert. Wir sehen dann im sten ägyptischen Gott, dem der Widder heilig war. Eiszeiten umso wirksamer gewesen sein. Davon Geiste die Täler sich allmählich eintiefen und wei­ Aus der Ahnlichkeit mit einem eingerollten Widder­ zeugt die Starke Überkleidung der Talhänge mit ten, die Berge zusammenschrumpfen, kleiner und horn haben diese Kopffüßler den Namen bekom­ Weißjura-Schutt, vor allem die Felder um Weilstet­ niedriger werden und schließlich - in nebelgrauer men. Außer den vielen Arten von Ammoniten gab es ten sind ein klassisches Beispiel dafür. Die damals Ferne - eine Verflachung und Einebnung unserer die tintenfischähnlichen Belemniten, dann Austern, a!1fallenden Verwitterungsmassen aus' Weißjura Landschaft eintreten. Ein Wasserfall wandert rück• Muscheln, Seelilien, Saurier usw. Man kann im J ura smd vom Lochenbach und seinen Quellästen auf wärts. rund 20 000 Arten von Tieren feststellen. das hügelige Gelände verfrachtet worden. Am Fuß Schauen wir nun rückwärts, so müssen wir über­ Allmählich war das vindelizische Land im heuti­ der Lochen, des Hörnle usw. ist weit hinauf in den all "Stücke ansetzen, die Täler auffüllen, die Berge gen Ob erschwaben ins Meer verfrachtet und dieses Wäldern ein fast geschlossener Schuttmantel, wie verbreitern und auch erhöhen. Ebenen Weges geht aufgefüllt. Eine flache Insel aus weißem Kalksand ' der Bau der neuen Lochenstraße vor wenigen Jah­ man dann vom Plettenberg zum Ortenberg, vom war entstanden, die zunächst noch von Ebbe und ren zeigte. Böllat zum Hundsrück, denn die trennenden Täler Flut überspült wurde, dann aber hörte auch das auf: Oben am sind am Hörnle, am Hackenfel­ sind nur einige Jahrzehntausende alt. Aber auch Das Aufsteigen eines Landes aus der Meerestiefe, sen, am Grat usw. die Stellen noch offen, an denen Oberhohenberg und Plettenbergreichen sich die , nachdem sein Gestein dort unten während langer 30 einst die Kalkfelsen an- undnachbrachen, als ihrem Hände. Vom Hörnle schlagen wir die Brücke zur Millionen Jahren gewachsen ist. Unsere Alb war Druck die durchfeuchteten Mergel und Tone nach­ Schalksburg, die breite Eyachpforte ausfüllend. die geboren. gaben. So bieten sich schauliehe Beispiele für das Albmauer rückt Balingen näher und schiebt sich Wie vollzog sich nun die Landwerdung? Labrador Rückschreiten des Albtraufs, der gerade in unserer weiter nach Norden und Nordwesten, der Keuper und Scandinavien zeigen's uns heute. Ganz allmäh­ Gegend in aussichtsreiche Einzelberge besonders über den Neckar, auf den Schwarzwald hinauf der lich hebt sich das Land schildförmig, als flache weit gediehen ist. Die Talbucht der Eyach und das Muschelkalk der Gäuebene. Es wundert uns daher Kuppe, so daß sich das Meer nach allen Seiten Schlichemtal werden hier von Randbergen be­ nicht mehr, daß, als der Vulkan von Scharnhausen zurückzieht. Langsam hat sich der Umschwung wacht. Hierher gehören der breitgelagerte Pletten­ auf der Filder ausbrach, dort noch die braunen vollzogen. Unsere Gegend wurde landfest. Dam it berg, die mächtige Berggestalt des Schafbergs. die Schichten der Albvorberge lagerten, daß Stücke war bei uns die Zeit des Schichtaufbaus im Großen runde Kuppe der Lochen mit ihren vorgeschichtli­ davon in den Krater zurückfielen und dort als vulka­ vorüber. In vielen Lagen hart auf weich, aufeinander chen Siedlungsresten. das langgezogene Hörnle, die nische Asche eingebettet erhalten blieben als stum­ geschichtet, lagen die Gesteine nun bereit zurAbtra­ natürliche Felsburg des Gräbelesbergs mit vorge­ me Zeugen. So lag zur Zeit der letzten Vulkanaus­ gung, zur Herausarbeitung des heutigen land­ sc hichtlicher Fliehburg, die Felsrippe der Schalks­ brüche in der Uracher und Kirchheimer Gegend der schaftsbildes. Das Regentropfenheer ko nnte nun burg, der in gewaltigen Schwammstotzen abbre­ Stufenrand der Alb noch in der Stuttgarter Gegend. sein Zerstörungswerk beginnen. Was abgetragen chende Böllat und der gratartige Hundsrück. Mindestens um 23 km ist er in 6 Millionen Jahren wurde, wanderte ins Meer auf vielen Wegen. Bei uns Ihnen vorgelagert erhebt sich der unruhige, wald­ zurückgedrängt worden. Der Albtrauf wandert besonders in das neue Sammelbecken, nach Ober­ reiche Höhenzug des Hirschbergs, der in der 803 m rückwärts! schwaben. hohen Kuppe des Höchst gipfelt. Bei dem Hirsch­ Wir können uns ein Gedankenbild der einstigen Die Zerstörung war aber kein einebnen, denn die bergrücken sind die Deckschichten des Weißjura Landschaft entwerfen. Doch je weiter zurück, desto Gesteine waren verschieden widerständig. Die har­ abgetragen. ü brig blieb das unruhige Be rgland, das verschwommener wird es, ähnlich wenn man aus ten weißen Felsenkalke, die uns heute von den ganz aus dem 300 m mächtige n Schichtpaket des den kümmerlichen Mauerresten einer Burg diese Bergen entgegenleuchten. trotzten schon damals Braunen Jura bes te ht. Daß aber hier einmal Weißju• wieder herstellen will. Immer "ältere", unbekannte der Verwitterung wesentlich länger. So mußten ra vorhanden war, also der Hirs chberg auch ein Kräfte und Größen spielen eben mit herein. Und Absätze, Stufen in der Landschaft entstehen. J ede Randberg am Albtrauf war, zeigte sich bei m Bau des wer nicht auf schwankendem Boden stehen will, harte Schicht mußte eine Kante bilden, je härter und Hochb~h:Uters für die Wasserleitung in 600 m Höhe, muß sich nach anderen Urkunden umsehen. Phan­ dicker, desto schärfer hervortretend wie die wohlge­ wo WeIß]uraschutt angeschnitten wurde. Wir müs• tasie hilft hier immer wenig. Die Steine selbst müs• schichteten Kalke (Weißjura ß). sen also das ganze Zillhauser Tal, das heute den sen reden. Ihre Runeninschrift soll uns vom großen Dies zeigt sich sehr schön am Zillhauser Wasser­ Hirs ch bergrücken vom Albtrauf trennt, auffüllen Erdgeschehen in unserer Landschaft berichten. Die­ fall oder im Eyachtal bei Laufen, wo die Eyac h über und so die Albmauer weiter vorrücken. ses wird nicht weniger mannigfaltig als die Ge­ die harten "Wasserfallschichten" stürzt, deren Wie kam es nun zum heutigen Landschaftsbild? schichte der Völker, nur auf größere Zeiträume Stromschnellen dem Ort den Namen gaben. Der 24 Wie wurde der Hirschbergrücken zu einem Vorberg verteilt. Wenn die Weltgeschichte mit Jahrhunder­ m hohe Sturz des Büttenbachs aufdem Personaten­ in Braunen Jura? Um diese Fragen zu beantworten, ten und Jahrtausenden rechnet, so muß die Erdge­ sandstein (Wasserfallschichten) in den großartigen wollen wir die Brücke schlagen zwischen dem Einst schichte mit Jahrmillionen rechnen. Gumpen, den schon Rösler als "Wunderloch" be­ und Jetzt. Dazu steigen wir aufs Lochenhörnle (956 schreibt, in den darunter liegenden Opalinuston mit m). Tief unten hat sich die Eyach bei Lautlingen und Gehen wir bei unserer Schwäbischen Alb von den abgebrochenen Sandsteinplatten zeigt deren Laufen (614 rn) in das Gebirge eingeschnitten. Der heute aus, so stellt sie eine Kalktafel mit 160 km Widerständigkeit und ' daher Unterwaschung, die Abstand zwischen Hörnle und Schalksburg beträgt Länge und 40 km Breite dar, die 200 bis 400 m dick dann so weit geht, daß sie beim nächsten Hochwas­ 3 km, zwischen Lochen und Hirschberg 6 km. Die ist und leicht geneigt auf einem Sockel schwarzer, ser abstützen. Der Wasserfall wandert rückwärts! Randberge treten als einzelne Rücken und Klötze schiefriger Tonsteine ruht. Als diese vor 160 Millio­ Ahnlich ist es bei den Bergrutschen. Doch kommt nahe an das Tal heran. Es sind der breitgelagerte nen Jahren entstanden; war bei uns nur Wasser, war bei diesen noch hinzu, daß die unterhalb der Felsen Heersberg und der Tierberg mit seinem stufenförmi• Meer. Das Meer der Jurazeit. Auf dem Grund, der liegenden Tone sich mit Wasser vollsaugen und gen Au fbau, der wuchtige Klotz des Gräbelesbergs nahezu topfeben war, setzte sich Schicht auf Schicht dann aufquellen. An unseren Bergen sind es vor m~t seine~ röt? chen Felswänden und seinen Ring­ eines dunklen, mäßig kalkhaltigen Tonschlammes allem die Ornatentone, die bis 45 m mächtig sind. wällen. DIe belden letzteren trennt die Waldwildnis 'ab. Dazwischen wurde bei und da eine blaugraue Die an der Basis der Felsmauern liegenden Tone des Lautertals, das in einem großartigen Felsenzir- Seite 226 Heimatkundlie he Blätter Balinge n September 1979· Auch die frühere Hauptquelle der Eyach, die des Roschbachs, hat heute nähere Wege gefunden. Er durchbrach einst zwis chen Böllat und Hundsrück die Mauer des Albrands in der 2 km breiten Pfeffin­ ger Lücke, denn der Ros ch bach floß ursprünglich nach Süden über di e heutige dortige Wasserscheide (787 m) zu m Wünschbach und damit zum "Eyach­ Riedbach". Gegen diesen Eyachoberlauf schob sich vom Zillhauser Bach durch rückschreitende Ero­ sio n der heutige Roschbach vor, der durch ein starkes Gefäll begünstigt war. Zudem haben die Wasser, die von dieser Wasserscheide über die obere Eyach bei Pfeffingen abfließen, einen doppelt so langen Weg zurückzulegen, wie die, die heute zum Roschbach abfließen. Wandern wir von Onstmettingen zum Stich, so sehen wir ein Tälchen ohne Wasser, in dem am Stichwirtshaus der blaue Himmel hereinschaut. Es endet hier ganz unvermittelt. Steil geht's zum Klin­ genbach hinunter, der sich hier tief in die Alb eingefressen und den alten Oberlauf des Tälchens zerstört hat. Auch dieses Tälchen ist "geköpft" und hat früher weiter draußen über Bisingen seinen Ursprung genommen. Hier am Stichwirtshaus in 826 m Meereshöhe ist ein Seitenast der Urschmiecha geköpft, das Haupttal war der Riedbach, das an der Lautlinger Wasserscheide mit ihren 742 m noch über 10 m aufgeschüttet ist, wie der Bahnbau vor 100 Jahren zeigte. Es ist zugleich die Fortsetzung der Schmiecha aus Richtung Straßberg. In vielem gleicht das Schlichemtal dem Eyach­ tal. Auch die Schlichem ist, wie die Eyach, in das Tal eines größeren Donauzuflusses eingedrungen, das der Bära. Auch bei ihr wurde ein früherer Neben­ bach der Bära zum heutigen gefällsreichen Quell­ bach. Die Schlichem entspringt heute in 875 m Höhe am Südrand des Hörnle und mündet in Tieringen in das alte Haupttal ein, in dessen mooriger Sohle südlich vom Dorf die heutige Bära ihren Ursprung hat. In Tieringen winkelt die Schlichem rechtwink­ lig ab und stürzt durch das "Katzenl och" mit star­ kem Gefäll und tief eingeschnitten zu . Im Gegensatz aber zur Eyach ist bei ihr hinter den Albbergen ein weiter, flacher Beckenraum aus­ geräumt, der im Norden durch Wenzelstein, Schaf­ berg und Lochen und dem Rand des geschlossenen Albkörpers im Süden umrahmt ist. Dieses hochgele­ gene Becken, rund 150 m eingetieft, ist von zahlrei­ chen Bächen und Wasseradern durchflossen, die dem zwischen Lochen und Wenzelstein entsprin­ genden Rötegrabenbach und dem Waldhausbach, der aus der Lücke zwischen Plettenberg und Schaf­ berg kommt, gesammelt werden. Stehen wir im Sattel zwischen Lochenstein und 'Schafberg und schauen gegen Tieringen, so könnte man vermei­ nen, die Wasser fließen alle in die große Lücke bei Tieringen und Oberdigisheim zur Bära. Doch weit Vereinfachtes Blockbild des Albtraufs. (Waagrecht gestrichelt = Weißer Jura). Eyach und Schlichem gefehlt! greifen weit in das Gebirge und haben es in einzelne Bergmassive aufgelöst. Wasserscheide verläuft Bis in den innersten Winkel des Tieringer Bek­ nicht am Trauf. Schmiecha, Bära geköpft bzw. angezapft. . kens ist eine jüngere Talgeneration, die Schlichern, eingedrungen und hat ausgeräumt und zwar minde­ kus endet, aus dem man einst nur mittels einer se desselben eilten ihm mit starkem Gefäll zu und stens au f die Wasserscheidenhöhe von 801 m. Der Leiter das hochgelegene Hossingen erreichen konn­ schnitten sich immer weiter rückwärts ein, allen Oberhauser Hof liegt 785 m, die Flur "Röte" südlich te ("Hossinger Leiter"). Auf kürzeste Entfernu ngen voran der-Neckar, der in den letzten 10 Milli onen davon 780 m hoch. Vielleicht ist die vermoorte haben wir große Höhenunterschiede (300 m auf 1 Jahren das ganze Gebiet oberhalb Stuttgart erobert .Wasserscheid e, wie anderwärts, noch aufgeschüttet. km). . hat. ü ber Balingen schnitt sich die Eyach rückwärts Die einstige Talverzweigung der Nusplinger Bära ein, eroberte zuers t den Zillhauser Bach und lenkte führte zur Auflösung des Albrandes in einzele Stök­ Unterhalb Laufen treten die begleitenden Höhen zuletzt die P feffinger Eyach ab und tiefte sich ein ke. Die Auflösung wurde noch unterst ützt durch die mehr ' und mehr zurück. Die Eyach tritt in die (Lautlinge n 666 m ). So ist die große Talwasserschei­ Schwam mriffe der Lochen u nd des Wenzelsteins. Stufenrandbucht hinaus, in der die Dörfer Stocken­ de zwischen Lautlingen u nd Ebingen entstanden, Durch starkes Gefäll begünstigt (Wasserfälle unter­ hausen, Dürrwangen. Frommern (560 m), Waldstet­ die heute für Eisenbahn und Bundesstraße 463 halb Hausen u nd oberhalb Sch öm berg ) ist die Schli­ ten und Weilheim liegen, die die Klima- und Boden­ einen günstigen Übergang ins Sch miechatal dar­ chem hier tief in das Gebirge eingedrungen. , gunst dieser Talbucht nutzen (an den Hängen Obst­ stellt. (Fortsetzung folgt) standorte). Die Talhänge tragen mächtige Sch otter­ körper (oben). Viele Hunderte cbm Gestein müssen hier einst gelagert haben. Fast alles ist vom fließen­ den Wasser talab verfrachtet worden. Also eine .gewaltige Leistung! Und vergleichen wir damit das, was heute geschieht, dann wird uns erst klar, wie lange Zeit es gedauert hat. über 100 Millionen Jahre! (s. Blockbild). Blicken wir nun nach Osten, so sehen wir über Lautlingen im Gebirge eine mächtige L ük• ke, aus der die Häuser von Ebingen hervorschauen. In dem sehr weiten Tal, das unten 400 m, oben 2 km breit ist, haben wir den kleinen Riedbach (Name!). Er kann unmöglich dieses breite Tal ausgeräumt haben. Dazu hat er eine zu kleine Wassermenge und ein zu geringes Gefäll (Wasserscheide 742 m, Ebin­ gen 730 m) so daß das ganze Tal versumpft ist (Flurname "Todtland"). Ein stattlicher Fluß, größer als die heutige Schmiecha oberhalb Ebingen, muß einst durch das Tal nach Osten geflossen sein. Die Wasserscheide lag früher nicht bei der heutigen Petersburg und in dem einstigen Römerkastell, son­ dern weiter westlich bzw. nordwestlich (s. Bild). Das Eyachtal Iag damals noch höher, so daß das heutige oberste Eyachtal von Pfeffingen über Margrethau­ sen ein Nebenfluß des Riedbachs war. Ja, der Ried­ bach entsprang etwa 300 m über Balingen im ober­ sten Brau njura und auch der Zillhauser Bach war ein Nebenfluß. Der Albtrauf lag noch weiter im Nordwesten. Heute ist das Eyachtal 350 m in die Albtafel eingeschitten. Wie kam das?

All das hat sich geändert, als im Tertiär der Rheintalgraben einbrach (über 2000 m), Die Zuflüs- Wasserscheide bei Lautlingen (Lage des Römerkastells) September 1979 Heimatkundliche Blätter Bahngen Seite 227 Forschungen zur Vorgeschichte und Geschichte Ebingens Dr, Walter Stettner (Fortsetzung) Im August 1929 untersuchte Eith einen Grabhügel zebeschläg mit kreuzförmigem Ausschnitt, 11. envollem Zustand". Zu diesen Altertümern zählten auf dem Truppenübungsplatz Heuberg im Pfaff­ Bruchstück eines schmalen Bronzebandes. Diese "Gaslampen, Mehlstaub, Mausdreck, Werg, Uhren, e n t a l, der aus der Hallstattzeit stammt. Die Grab­ Funde sind anscheinend bei der Bombardierung des Stahlhelme, Bibeln, Gasmasken und Truhen". Von kammer war 50 cm in den gewaschenen Bergkies Rathauses im Jahr 1944 verloren gegangen. Stuttgart und Tübingen erhielt Eith "wertvolle Ge­ einge tieft . Das Skelett lag auf einer Art Rost aus fast genstände" zu billigem Preis, zum Teil als Stiftung. arm starkem Nadelholz. An.Fundgegenständen ka­ Im Jahr 1873 erwarb die staatliche Altertümer­ Die Industrie und die ganze Stadt griff ihm immer men in das Heimatmuseum zwei bronzene Ohrringe sammlung in Stuttgart aus einem beim Bau des hilfreich unter die Arme durch Geld und Gaben für als Anhänger, zwei Bernsteinperlen und ein e Stein­ Bahnhofs angeschnittenen Grab eine 86 cm lange das Museum. Er dankte den Handwerksmeistern, perle. Spatha (Langschwert), eine eiserne Riemenzunge daß sie so billig und rasch arbeiteten. Die Gemein­ Auf dem Tailfinger Schloßfelsen las Eith und Bruchstücke von Eisenschnallen. An der Ecke deverwaltung habe ihn jederzeit unterstützt und die Scherben der Hallstattzeit auf. Wahrscheinlich Bahnhof- und Gartenstraße wurden "vor Jah­ Sache wesentlich gefördert. "Aus der anfangs spötti• sta m m en sie von einer vorgeschi chtli chen Befesti­ ren" Gräber aufgedeckt, aus denen eine Perle und schen Neugier", sagt Eith in seiner Eröffnungsrede, gung, in di e im Mittelalter eine Burg hineingebaut ein Bronzering in den Besitz von Dr. Binder gelang­ sei "ganz allmählich ein warmes und lebhaftes Inter­ wurde. te. Es ist nicht sicher, ob es sich bei diesen beiden esse herausgewachsen". Diese Rede hielt er am 4. Weitere Siedlungs~puren der Hallstattkultur in FundsteIlen um einen größeren oder zwei kleine Dezember 1926, am folgenden Tag wurde das Mu­ großer Zahl fand Eith unweit vom "Hainloch" schon Friedhöfe handelt. seum eröffnet. Im Juni 1929 hatte Herr Eith die auf Bitzer Markung. Träger der Hallstatt- oder älte­ Genugtuung, dem Württ. Anthropologischen Verein ren Eisenzeit (750-450) waren, wie man heute an­ mit seinen leitenden Herren, Prof. Krämer, Landes­ nimmt, di e Kelten; sicher waren sie das in der konservator Paret und Prof. Nagele das Heimatmu­ folg enden La-Tene- od er jüngeren Eisenzeit. Beim seum und anschließend mehrere vorgeschichtlich Graben 'eines Kellers unter dem kleinen Saal des bedeutsame Plätze der Umgebung zeigen zu kön­ a lten Vereinshauses (jetzt Hospiz) stieß man auf nen: das Degerfeld mit dem Hüttenkirchle, die K üh• ein Skelettgrab der frühen La-Tene-Kultur (4. Jh.) stelle bei Winterlingen, nördlich davon eine Anzahl und daneben, schon unter dem Fundament der hallstattzeitlicher Grabhügel und die Römerstraße einstigen Stadtmauer, auf ein zweites Grab dersel­ (Laiz- )Winterlingen- Bitz (-). Noch im ben Zeit. Das Skelett des ersten Grabes gehört e selben Jahr verließ Herr Eith seine Vaterstadt und einem älteren Mann, dessen Kopf im Osten lag, der übersiedelte nach Ravensburg, der Heimat seiner also nach Westen schaute. An Beigaben fanden sich Frau. Aber auch aus der Ferne hat er das Geschehen unte r dem Kopf eine Lanzenspitze, noch 40 cm lang in Ebingen, vor allem auf den Gebieten der Ge­ und mindestens 7 cm breit; quer über dem Oberkör• schichte und der Vorgeschichte, mit Anteilnahme per mit Griff an der Stirne ein Schwert von 75 cm verfolgt. Hier hat er nicht nur selbst gesammelt und Länge m it Scheide aus Eisenblech. An der linken gegraben, sondern auch bei manchen Ebingern, vor Schulter lag eine Bronzefibel, am Kopfende stand allem seinen Schülern, Interesse für Vorgeschichte eine schwarze Tonflasche, 36,7 cm hoch. Vom zwei­ geweckt und die Beobachtungsgabe geschärft. te n Grab stam m t eine weitere, etwas gedrungenere Tonflasche, 22,5 cm hoch. Es war ein Glück, daß Paul Eith bei seinen Aus­ Beim Bau der Samtfabrik Eugen Ott in der Man­ grabungen und bei seiner Museumstätigkeit schon c hes t e r s t r a ß e fand Eith Spat-La-Tene-Scherben einen Kollegen zum Gehilfen hatte, der se in Werk mi t Kammstrichverzierung. Die La-Tene-Zeit ist bei Zierscheibe mit Ring, durchbrochen. 8,1 cm ß. fortsetzen konnte und das mit größtem Erfolg getan uns wie überhaupt in Süddeutschland verhältnis• Vom Friedhof bei der Martinskirche Ebingen (Ale­ hat: ich meine Oberlehrer Heinrich Breeg. Er hatte mäßig schwach vertreten. Vermutlich waren unter mannenzeit). noch während Eiths hiesiger Zeit Siedlungsspuren den Kelten, die seit etwa 400 v. ehr. Italien und der Hallstattzeit bei der Setze gefunden. Nach Eiths später auch den Balkan überfluteten, auch die in Weggang bemühte er sich noch intensiver darum, Süddeutschland sitzenden stark beteiligt. Um oder bald nach 1900 wurde Ecke Heuberg­ Baugruben zu beobachten, anfallende Funde zu Als man im Mai 1927 in der Bitzer Gasse beim bergen, genau zu beschreiben und womöglich zu und Schillerstraße ein Grab mit Eisenwaffen Haus 79 (Binder; jetzt etwa == Friedrich-Haux-Straße rekonstruieren. Wenn man Herrn Breeg außerhalb 27) auf römische Reste stieß, war Paul Eith rasch zur und Bronzering gefunden. Die Fundgegenstände waren schon um 1925 verschwunden. der Schulzeit finden wollte, dann meistens im ober­ Stelle. Er fand dort einen verputzten römischen sten Stockwerk des Rathauses, wo er in einem Keller von 5,20 auf 3,90 Metern, dessen Mauern noch Arbeitszimmer versuchte, Scherben zusammenzu­ 0,70-1 ,70 m erhalten waren. Aus den im Keller Anläßlich des Baus einer Wasserleitung Ebingen­ setzen. Dabei wurden auch seine Kinder mit einge­ gefundenen Scherben konnte eine große, weitbau­ -Balingen stieß man 1912 an der Lau tlinger Stra­ spannt. Die Erfolge blieben nicht aus: Urnen, Teller chige bemalte Tonflasche zusammengesetzt wer­ ße in der Straßenböschung auf Parz. 2535 auf ein und andere Tongefäße, vornehmlich aus der Hall­ den, die leider nach dem Krieg verschollen war. Auf Grab mit einem Henkelkrug. Auch früher sind hier stattzeit, erstanden aus den Scherbenhaufen. Und einem Bruchstück eines Sigillata-Tellers fand sich schon Gräber zutage gekommen. draußen im Gelände hatte Herr Breeg ebenfalls ein Stempel des Töpfers Domitianus, von dem man Bei Abgrabung eines Rains in der ersten Biegung Glück. ' weiß, daß er im Kräherwald bei Stuttgart gearbeitet der Meßstetter Steige gegenüber dem Gasthaus zum hat. In den Wiesen vor dem Haus (jetzt etwa Kreis­ Schatten wurde 1906 ein Männergrab mit Spatha, Die Ergebnisse der Beobachtungen und Grabun­ sparkasse Ost) steckten Fundamente weiterer Ge­ Dolch und Messer aufgedeckt. Funde kamen ins gen Breegs sollen im folgenden nach der Abfolge bäude, zusammen waren es mindestens fünf. Eine Rathaus Ebingen, sind aber anscheinend ebenfalls der vorgeschichtlichen Epochen dargestellt werden. Inschriftplatte ermöglichte eine Ergänzung dahin, verloren gegangen. Reste einer Siedlung der Spätbronze- oder Urnen­ daß sie dem Kaiser Trajan gewidmet war, der 98-117 felderzeit (1200-750) fand Breeg am Rand eines regiert hat. Das war vermutlich eine Bauinschrift Grabhügels der Hallstattzeit im Schmiechatal un­ eines in der Nähe zu suchenden Steinkastells, das Zu ergänzen ist noch, daß schon in den 1880er terhalb des Ehestetter Hofs. Das waren Bruchstücke noch seiner Entdeckung harrt. Der Keller und die Jahren der Sternenwirt in seinem Keller einen von Schüsseln undTöpfen mit gekerbtem Rand und anderen Mauerzüge gehörten zu einer villa rustica, goldenen Fingerring mit eingesetzter Römischer mit Schnurleisten, Schalen mit scharf profiliertem einem römischen Gutshof (ein weiterer stand, wie Gemme fand, den er Herrn Eith für das Heimatmu­ Rand, Reste eines Feuerbocks mit hohlem Fuß und schon erwähnt, oberhalb der Petersburg), seum zur Verfügung stellte. Das wertvolle Stück Rillenverzierung, Wandlehmbrocken, Hirschge­ Schon im August 1924 war bei Grabarbeiten für könnte einmal dem Ortsherren von Ebingen gehört weihstangen, Knochen von Hirsch, Hund, Schaf ' den Neubau des Autohauses Fuß, Ecke Garten­ haben; um die Martinskirche sucht man ja den Kern oder Ziege und Schwein. und Kronenstraße, ein alemannisches Grab mit dem der Dorfsiedlung Ebingen. Schließlich - und damit Skelett eines etwa 40jährigen Mannes zutage ge­ kehren wir zum Anfang der Arbeit Paul Eiths zu­ Andere Urnenfelderleute siedelten im Westen in kommen. Das Grab lag etwa 2,70 Meter tief in einer rück - grub er 1925 in der Heidensteiner Höhle. der späterenStadtrandsiedlung. Dort wurde ei­ Schicht Gries, untermischt mit Lehm. über der Er fand in einem oberen Horizont eine Feuerstelle ne ausgedehnte Kulturschicht mit Feuerstelle, gelben Schuttschicht lag eine schwarze Humus­ mit Knochen und zahlreichen mittelalterlichen Wandbewurf, Handmühlresten, Scherben und Kno­ schicht, die ganz mit menschlichen Knochen gesät• Scherben (vielleicht aus der Zeit des Dreißigjähri­ chen der Urnenfelder- und der Hallstattzeit beob­ tigt war - Überreste des christlichen Friedhofs, der gen Kriegs), dann in 65 cm Tiefe eine Feuerstelle mit achtet. Recht ergiebig war zur allgemeinen Uberra­ erst 1841 aufgelassen worden ist und sich zum bearbeitetem Knochenstück, die er in Verbindung schung für die Hallstattzeit das Schmiechatal unter­ großen Teil mit dem alemannischen Friedhof deckt. mit der Hallstattsiedlung auf dem nahe gelegenen halb Ebingens, und zwar zunächst der einstige An Beigaben aus dem Alemannengrab kamen ins Hexenplatz brachte, schließlich in 130 cm Tiefe Flugplatz an der Sigmaringer Straße etwa in Höhe Heimatmuseum ein 60 cm langer Sax und eine 29 zwischen großen Steinen ein Stück eines Schneide­ des jetzigen Eisenwarengeschäfts Gebhard. Hier cm lange Speerspitze. Eith stellt dann zusammen, zahns vom wollhaarigen Nashorn, das noch ins und später auch weiter abwärts zwischen dem Ehe­ was bis dahin über alemannische Funde aus Paläolithikum, die Altsteinzeit, zu datieren ist. Da stetter Hof und der Eselmühle kamen Grabhügel Ebingen bekannt war; diese Aufstellung wurde Eith bei dem Zahn keine Steinwerkzeuge oder Kno­ der Hallstattzeit (750-540) zum Vorschein, die aller­ auch in die Neuen Fundberichte (Ill S , 151 f.) chen fand, ist anzunehmen, daß das Nashorn die dings als Grabhügel äußerlich gar nicht mehr zu übernommen. Jagdbeute von Menschen war, die sich vorüberge• erkennen waren. Bei Drainagearbeiten für den Flug­ Im Jahr 1905 fand man beim Bau der Ma r t i n s­ hend in der Höhle aufhielten. Die Menschen der platz wurden die Bestattungen entdeckt; weiter kirche beim Ausheben der Baugrube alemannische Altsteinzeit waren Jäger und Sammler. flußabwärts war es die Anlage eines neuen, geraden Gräber. An Funden barg Prof. Kar! Baur folgen­ Beckens für die Schmiecha, welche zur Aufdeckung de, der Altertümersammlung Ebingen überwiesene I von Gräbern führte. Hallstattgräber auf der Talsohle Stücke: 1. pyramidenförmiger Bronzeknopf, 2. Gründung des Heimatmuseums sind zwar nicht unerhört, aber doch selten. durchbrochene Zierscheibe mit zugehörigem hoh­ lem Bronzering, 3. unbestimmbares römisches Mit­ Ein besonderes Verdienst Paul Eiths war es, daß Im Gelände des Flu'gplatzes wurden in einem telerz (Münze), 4. massiver Bronzering mit Haken­ er im Herbst 1925 die Einrichtung eines Heimat­ Grabhügel etwa 30 Skelette angetroffen, von denen verschluß, 5. Ring aus dünnem Bronzedraht, 6. museums übernahm. Die Stadt stellte ihm dafür jedoch nur ein Teil aus der Hallstattzeit stammte, massiver Bronzering, 7. rechteckige Bronzeschnalle ein "Lokal" im Rathaus zur Verfügung, das er als der andere aus der La-Tene- Zeit und der Aleman- "sehr geschickt und zu diesem Zweck geeignet" mit zwei Gegenbeschlägen. 8. drei Bronzeknöpfe. 9. nenzeit. (Fortsetzung folgt) rechteckige Bronzeschnalle, 10. rechteckiges Bron- fand. Die "vorhandenen Altertümer waren in grau- Sei te 228 Heimatkundliehe Blätter Balingen September 1979 kräfte zu . Was man heute Naturkräfte und Naturge­ Gartenzwerge setze nennt, hieß - der Wirkung nach ohnehin gleich -Naturgeister und ihre Gebieter. Das Erdelement Von Dipl. Ing. R. Kemdter vertraten die Gnomen, Nixen das Wasser, Sylphen die Luft, Salamander das Feuer. Es gab noch zahlrei­ Bei heimatlichen Studien, die uns über das bloße auf ihren Ra umflügen Gott nicht begegnet; also che andere Elementarwesen und es erhebt sich, wie Registrieren von geschichtlichen, naturwissen­ kann es ihn auch nicht geben!" Ahnlich äußerte sich beim Polytheismus, für die Forschung di e Frage, ob schaftlichen oder sonstwie interessierenden Sach­ einst der Anatom Virchow: "Ich habe Hunderte von es sich bei den Naturgeistern um anthropomorphe verhalten hinausführen, begegnet uns immer wie­ Leichen seziert und dabei nie eine Seele gefunden; Projektionen, also nur gedachte Akteure auf der der das Symbol, d as Sinnbild. Vom Sprachlichen folglich kann es diese auch nicht geben!" Auf diese Seelenbühne des Menschen oder um erlebte kosmi­ her ist ein Symbol als ein "Zusammengeworfenes" Art kommt man freilich keinem Wesenskern nahe sche Realitäten handelt. Geht man bei dem Wort als eine Vereinigung von Form und Inhalt aufzu· und man erinnert sich an ein Wort des Philosophen "Persönlichkeit" auf eine mögliche sprachli che fassen, so daß also ein Sinngehalt eine bestimmte Kant: "Ich gestehe, daß ich sehr geneigt bi n, das Wurzel "personare, hindurchtönen" zurück, dann ist äußere Gestalt - und sei es in Form eines Garten­ Dasein immaterieller Naturen in der Welt zu be­ es - wie bei der Maske des Schauspielers im antiken ~erges - gewonnen hat, die uns weniger als haupten." Er bestätige damit zugleich den esoteri­ Theater - etwas Bestimmendes, Wesenhaftes, das , lJegriff denn als prägnantes Bild, als Gleichnis schen Sinngehalt aller religiösen Motive, die ja ohne den Menschen durchtönend, Impulse gibt. Tö nen entgegentritt. Transzendenz absurd wären. Wie sehr aber alles von nun, im Sinne de r Märchenforschung, im Zwerg der Einstellung des Menschen abhängt, geht aus Weltgedanken, die se ine urtümliche Weisheit erkä­ einem altindischen Spruch hervor: "Die Götter ster­ ren und se ine Vermenschlichung auch der Gestalt Den Strukturformen des Das eins pflege n wir heu­ ben, wenn unser Denken sie entläßt." nach rechtfertigen? Menschenähnliches Au ssehen te analysierend beim diskursiven Denken nachzuge­ billigt die überlieferung auch dem wie der Gnom hen: Ein Kreuz etwa ist im einfachs ten Fall die meist als Helfer gedachten Engel zu. überschneidung vo n senkrecht und waagrecht. Sa­ Ahnlichen Überlegungen begegnet man in bezug Da wesen sie nun also, die Gartenzwerge, viel­ gen wir aber "christliches Kreuz ", dann verbinden auf den Begriff "Engel", der ü blicherweise als ein leicht ziemlich salopp aufgemacht, in ihrer Art aber wir mit diesem nun zum Sinnbild gewordenen Phä• Gottesbote und damit als ein unkörperliches Geist­ recht vergnügt, und bringen besinnliche Heimat­ nomen eine ganze Reihe von Gedanken, die religiös wesen gedacht wird. Er gilt als mit Verstand und freunde zu m Nachdenken. Gnomen, Engel, Tiere oder kulturgeschichtlich oder philosophisch orien­ freiem Willen ausgestattet und soll als Schutzgeist und sonstiges Volk als Figuren im Garten - zu nächst tiert sein können, ja in ihrer To talität beweisen, daß dem Menschen helfen. Es wäre aber vorschnell wird sich die Frage erheben, ob das alles Spielerei das Sinnbild umfassender aussagt als das übliche geurteilt, sofort von moderner Irreli giosität dort zu und ob obendrein die Bast elei wohlgelungen ist. Objekt der Außenwelt. Der Mensch der Vorzeit und sprechen, wo Engel eben nur als historische, in eine Gehtman aber bei den Gartenzwergen, ob nun rein Frühgeschichte hat die Natur beseelt, er hat die Welt hierarchische Ordnung eingefügte Figuren gelten. historisch oder literarisch oder essentiell, näher auf vorwiegend animistisch in Bildern erlebt, in seeli­ Die katholische Kirche hat zwar etli che seither das Problem ein, dann bedeutet dies die Rückkehr scher Spiegelung, die wir deshalb aber nicht primi­ verehrte Heilige in den Ruhestand entlass en , hält zu jener Frage: "Märchengestalten oder beseelte tiv, atavistisch heißen dürfen. Sei ist urtümlich, sie aber an ihrem Exorzismus offenbar in der ü berzeu­ Naturkräfte?" lebt im Schauen anstatt in logischer Schlußfolge• gung fest, daß es Geister und Dämonen gibt; denn rung, sie trennt nicht Ich und Umwelt, sondern austreiben kann man ja nur, was tatsächlich vo rhan­ gewinntim Symbol eine umfassendere Möglichkeit, den ist. Im übrigen ist - etwa bei Sokrates - die den Sinn des Weltgefüges auszudrucken. Alles Ra­ Grundbedeutung von "daimonion" eine durchaus tionale ist uns heute ein unentbehrliches Werkzeug, .positive im Sinne eines göttlichen Helfers gewesen. es kann aber nicht das den unterbewußten Schich­ "Verteufelt", dämonisiert wurden solche Wesen ten sich entwindende echt Spirituelle ersetzen. Und dann, als man bei der Christianisierung die "Hei­ dieses geistige, auch das "wärmend Gemüthafte" den" - die gegen römische Missionare sich wehren­ einschließende Element findet sich im Reichtum den Heidebauern! - so eher überwinden zu können des Symbols. Der nur kalte Verstand würde die Welt glaubte. Der Arzt Paracelsus, der um 1530 über grausam verarmen lassen. mancherlei Kreaturen "nit aus Adam" schrieb, meinte: ,,Also ist jedes Ding in sein Element hinein­ Bei folkloristischen Studien gerät man oft an geschaffen .. ..Erkenne, wie wunderbarlieh Gott in zweifelhafte Sachverhalte, die man aber nicht, weil seinen Werken!" Es ließe sich hier die Frage wieder­ sie im Widerspruch zu bisherigen religiösen oder holen: "Märchengestalten oder beseelte Natur­ wissenschaftlichen Auffassungen zu stehen schei­ kräfte?" nen, kurzerhand als einen Aberglauben abtun darf, der vom Psychologen vielleicht als eine Erfüllungs• form von Angst oder Glücksverlangen betrachtet Höchst einseitig wäre es, den Begriff "Engel" oder würde. Was wir "wissenschaftlichen Fortschritt" ähnliche Personifikationen nur auf die christliche nennen, ist ja oft nur das Eingeständnis, daß "die Welt, und den Begriff "Naturgeist" etwa nur auf das Wahrheit von heute der Irrtum von morgen" ist, Germanenturn zu beziehen. Und doch ist gerade in . möglicherweise also ein zu überwindender Aber­ .unserer engsten Heimat eine Kombination dieser glaube. Beim Symbol, geschichtlich gesehen; kann Art gegeben. In einem Vorgarten steht, vielleicht als man es mit sogenannten "Elementargedanken der Rest eines irgendwo aufgelassenen Kindergrabs. Menschheit" zu tun haben, einst erwachsen aus der eine abgebrochene Säule, über die sich eine trauern­ Begegnung mit allerlei Mächten und Nöten des de Gestalt beugt. In der Nähe dieses "Engels mit Lebens. Die Suche nach helfenden Göttern und Dauerauftrag" befinden sich behäbige Gartenzwer­ Geistern führte zu jenen urtümlichen, archetypi­ ge, die offenbar die positive Seite des Lebens zu schen. Vorstellungen eines seelischen Kollektivs, betonen haben. Ein Kunstfreund, der sich schon aus dem sich manche auffälligen Gemeinsamkeiten von seinen historischen Studien her auf geschmack­ alter Mythen und Märchen zahlreicher Völker erklä• volle Bildwerke versteht, wird natürlich geneigt ren lassen. "Mythos" bedeutet Dichtung, Sage, Hel­ sein, wenig ästhetische Gartenzwerge und die sie denlied; ähnlich will "märe" eine Kunde, eine "mär• begleitende Szenerie als Kitsch .abzutun. Aber das chenhafte" Nachricht von etwas Ansehnlichem, Be­ Problem, um das es sich hier handelt, wäre damit deutendem sein. "Entmythologisierung" im weite­ nicht gelöst. Fragt man nämlich einen Gartenbesit­ ren Sinn ist dann die Kritik am mythischen Welt­ zer, warum er etwa ein Pilzhaus als Zwergenwoh­ bild, das die Wirklichkeit quasi nur traumhaft-trüge• nung gefertigt und die Gartenszene noch mit allerlei Wilder Majoran risch erlebt und in naiven Märchensymbolen dar­ Gnomen, Nixen, Tierfiguren und Geräten ausgestat­ (Origanum vulgäre) stellt. Diese Auffassung wäre aber eine methodische tet habe, dann wird er vermutlich antworten, daß er Verkennung einer höheren Wirklichkeit, denn das gerne bastle und eben seinen Spaß an Märchen Von Juli bis Oktober kann man den hellpurpur bis Anliegen der echten Volksmärchen ist der Rückgriff habe, die er auch in dieser Art seinen Enkeln näher weiß blühenden Wilden Majoran, auch Dost ge­ auf eine metaphysische Welt, während das "diessei­ bringen wolle. Ja, aber diese Jugend gehö rt doch nannt, an Rainen, Waldrändern und auf sonnigen tige" Kunstmärchen mehr auf Magie und Zauberef­ einem ausgesprochen technischen Zeitalter an! War­ Plätzen antreffen. Er duftet kräftig, ist aber als fekte eingestellt ist und das eigentlich Hintergründi• um stellt man dann nicht Autos, Flugzeuge, Raketen Würzkraut nicht geeignet, dazu dient der echte ge kaum kennt. in den Garten? Und warum die nostalgische Vorlie- . Majoran (Ori ganum majorana), der aber nur im be dieses Mannes für Märchen? Sind es über die östlichen Mittelmeergebiet vorkom mt. Bei den Grie­ Bastelfreude hinaus animistische Kindheitserinne­ chen war er der Aphrodite geweiht, und sie bereite­ Wichtig ist es. .den globalen Charakter der Mär• rungen oder hat für ihn so ein standardisierter chengestalten zu erfassen : Mensch bleibt Mensch, ten aus ihm eine Salbe, die der Schönheitspflege Gartenzwerg u nbewußt eine tiefere Bedeutung? diente. Unser Dost ist ein bescheidenes Pflänzchen, ob nun etwa in China oder in Europa. Und so erklärt . "Ein Zwerg sieht und weiß zugleich", sagt die es sich, daß die Streitfrage "Entlehnung oder Kon­ das auf trockenen P lätzen kaum 30 cm hoch wird, an Märchentradition. Steht da nicht ein imponierendes feuchteren u nd humusreicheren Stellen aber 50 cm vergenz?" meist so ents chieden werden muß, daß Symbol im Garten? "Sehen und wissen zugleich?" die Menschen etwa in Asien oder Amerika sich den erreicht. Der Bl ütenstand ist in der Regel ebensträu• gleichen Impulsen ausgesetzt sahen und ganz unab­ ßig-rispig, kann aber auch, wie auf uns erem Bild, hängig voneinander in ähnlicher Weise reagierten. Es geht auch hinsichtlich der Gartenzwerge um kugeli g aufgebauscht sein. Er hat Lippenblüten, die Damit wäre zugleich aber der Hinweis auf einen die Subjekt-Objektbeziehungen des Menschen. Das Blätter sind spitz eiförmig und ganzrandig. Ver­ gemeinsamen Sachverhalt gegeben: Wenn - um ein Märchen ist eine Randwelt, in deren zauberhaftem wandt mi t ihm ist der Wilde Thymian, auch Quendel Beispiel zu nennen - der Chinese unabhängig von Schattenspiel ein intuitives Erfassen, ein "Wissen oder Kienle genannt, der no ch kleiner ist und vor sonstigen Darstellungen das Zwergenvolk ganz ähn• der Anschauung" gedeiht, das auf gehobener Stufe all em trockene Plätze liebt u nd auch an Felsen lich beschrieb wie es in Europa geschah, dann weder einen Bildersturm noch ein sentimentales vorkommt. Kurt Wedler waren dies nicht zufällige Gemeinsamkeiten einer Verfluten zuläßt. Die äußere Wissenschaft bemüht Phantastik, sondern offenbar ernstgemeinte Mittei­ sich, "die Welt, in der wir leben", exakt zu beschrei­ lungen über ein reales Erleben. Der nur rational ben und auch praktische Hilfen für die Alltagsarbeit 'Herausgegeben von der Heirnatkundlichen Ver­ eingestellte Europäer - Nietzsehe sprach hier von zu bieten. Die Esoterik als die Wissenschaft von der einigung Ba h ngen. "Intelligenzbestien" - wird natürlich nichts Metha­ größeren Wirklichkeit des Hintergrunds bildet die Vorsitzender: Christoph Roller, Balingen, Am Heu­ physisches gelten lassen. Er wird die Naturgeister Grundlage jeder Religion und damit auch deren berg 14, Telefon 77 82. kurzerhand in das Reich der Fabel verweisen. Trotz konfessioneller Ausgestaltung. Die antike und das Redaktion: Fritz Scheerer, Balingen, Am Heuberg vieler medialer Begegnungen, ja "Extras", also Pho­ Mittelalter dachten sich das Weltgetriebe von vier 42, Telefon 76 76. tographien von Wesenheiten und nicht nur deren Elementen lebendig gemacht und ordneten diesem, Die Heimatkundlichen Blätter erscheinen jeweils figürlichen Symbolen. Diese Methode erinnert an später in seinem insgesamt als der Lebensleib der am Monatsende als ständige Beilage des "Zollern­ Chruschtschew, der sagte: "Die Astronauten sind Erde gedachtem Prinzip .~i e personifizierten Na tur- Alb-Kuriers". ~cheBlätter

Jahrgang 26 31. Oktober 1979 Nr.l0

hainz begab sich 1790 nach Zürich und hat sich :Der Endinger Porträtmaler längere Zeit in der Schweiz aufgehalten '(Zürich, Bern). Lavater (s. oben) war es, der fremde Künstler und Kunstliebhaber in Züricher Kreise einführte. In August Friedrich Olenheinz Zürich war Mode geworden, sich von Oelenzhainz malen zu lassen. Ihm war vergönnt, die schönsten Von Fritz Scheerer Frauengestalten der Gesellschaft mit allem Zauber seiner Kunst auf der Leinwand festzuhalten. Zu Vor 175 Jahren, am 5. November 1804, starb der diesen gefeierten Schönheiten zählte Frau Anna in unserem Endingen geborene berühmte Porträt• Katharina von Oreli, die Frau des Amtmanns D. v. maler August Friedrich OIenheinz, der über 2000 Oreli von Baldingen. Diese malte er an einem Tisch Bildnisse hinterlassen haben soll. In dem neben sitzend,'wo sie mit freundlichen Augen in die Welt der Kirche an die einstige Kirchhofmauer gebau­ schaut. Um einen feingeschnittenen Mund spielt ein ten Pfarrhaus in Endingen, das auf einem Schluß• heiterer, fast schalkhafter Zug. (s. Bild) (1791). Oe­ stein über einer der unteren Pfortendie Jahreszahl lenhainz war auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit 1664 trägt, erblickte am 28. Juni 1754, "des morgens angelangt. um fünf Uhren", Friedrich Oelenhainz das Licht der Welt als jüngstes Söhnchen. des frommen "Pfarrherm Magister Jac. Ludwig Oelenhainz und . seiner ehelichen Ehefrauen Regina Rosina, geb. An den Aufenthalt in Zürich schloß sich ein Meyer, Pfarrerstochter von Derendingen". längerer Aufenthalt in Bern an, wo er wieder die Schon am folgenden Tag, dem 29. Juni, am Tage höchsten Kreise der Gesellschaft malte. über Basel Petri und Paul, wurde er aus der Taufe gehoben. Zu kam er 1795 erneut nach Wien, wo er auch im "Gevatter" standen der ehrsame Magister J ohann Kaiserhaus Aufträge hatte. Von 1800 bis 1802 war er Friedrich Damböck, Pfarrer zu Erzingen, an "Magi­ in U1m, Stuttgart (hier eine eingene .wohnung) und ster Salomo Pisters Spezial zu Balingen statt, und Rom. über Karlsruhe, wo ' er sich einige Zeit auf­ Maria Judith, des Joh. Marx Hoß Verwalters da­ hielt, reiste er nach Paris. Auf der Rückreise von selbst Ehefrau, benebst der Großtante des Täuflings Paris 1804 wurde der Künstler, als er in der französi• Anna Ro sina verwitwete Frau Bürgermeister zu schen Festung Pfalzburg (Elsaß) dem Eilwagen ent­ Tübingen". Alle ahnten nicht, daß ihr Patenkind stiegen war, von einem Unwohlsein befallen. In der einmal ein berühmter Maler werden sollte. Nacht des 5. November 1804 machte ein Schlagan­ In Ebingen war die Schwester der Mutter, Maria, fall seinem Leben ein Ende. Am 7. November wurde mit dem Präzeptor Johann Friedrich Schwalb ver­ er in Pfalzburg beerdigt. Sein Grab ist nicht mehr heiratet, ihr Bruder war der angesehene Universi­ auffindbar. tätsmaler Wolfgang Dietrich Meyer, der die berühm­ testen damaligen Tübinger Professorenbildnisse schuf und dessen Sohn Jeremias der hochgeschätz• Oelenhainz war der letzte seines Stammes in te Miniatur- und Emailmaler war. Dietrich Meyer Württemberg, der es zu angesehener Stellung brach­ nahm den ersten Einfluß auf den jungen Friedrich te. Rasch war sein Stern emporgestiegen, und die Oelenhainz. Er leitete des Knaben für alles Schöne Gunst der Höchsten hat sich ihm geneigt. Eine von empfindliche Gemüt zur Kunst. Es wäre aber nicht warmer Liebe zeugende Ode hat ihm sein Freund verwunderlich gewesen, wenn sich Friedrich dem Ludwig Neuffer, der schwäbische Dichter, bei sei­ Studium der Theologie gewidmet hätte, denn wie mir Abreise nach Paris gewidmet, die ein Denkmal sein Vater waren seit der Reformation alle Oelen­ In den 80-er Jahren war Oelenhainz Gast des zum Andenken an den äußerst beliebten und viel hainzischen Söhne Geistliche, zu denen auch der geistreichen Fürstabtes Martin Gerbert in St. Bla­ gesuchten Porträtmaler aus Endingen ist, an den erste evangelische Prälat (Abt) Balthasar Elenhainz sien, der sich von ihm malen ließ. In dieser Zeit "Heuberger als Bildnismaler des 18. Jahrhunderts': des Klosters Alpirsbach zählt, auf den de r am 22. entstand auch das feine Bild des frischen Schwarz­ Die Natur, die er mit scharfen Blicken auf jeglicher September 1547 in Erzingen geborene und am 30. waldmädchens, das ein Körbchen mit roten Beeren Spur belauschte, habe ihm Hochgefühl und zarten November 1590 zu Hohenurach bei einem Flucht­ in der Hand hält und mit seinen strahlenden Augen Sinn für Schönheit ins Herz gelegt (Kleiner Ta­ versuch tödlich verunglückte Nikodemus Frischin in die stille, Landschaft zu locken scheint. Oelen- schenkalender auf 1804,,Stuttgart). ein Lobgedicht verfaßte. Nach dem Tod des Vaters (1754) zog die Familie Oelenzhainz von Endingen nach Tübingen, wo ein großer Kreis der Verwandschaft de r Witwe ansässig war. Friedrich besuchte dort die Schule und erhielt von seinem Onkel Meyer (s, oben) den ersten Malun­ terricht. Nach dessen Tod (1762) kam er an die von Herzog Karl Eugen gegründete Kunstakademie in Ludwigsburg zu Fr. W. Beyer, der aber bald nach Wien übersiedelte. Oelenhainz folgte ihm 1766 und besuchte auch hier die Akademie. Im Todesjahr (1769) seiner Mutter gewann er den ersten Preis der Akademie und wurde als "Schutzverw andter" de r Akademie angenommen, das ihm eine selbständige Betätigung in der Kunst ermöglichte. Er widmete sich jetzt vornehmlich der Bildnismalerei und hatte darin die besten Erfolge. Der Pfarrerssohn von Endingen wurde in Wien der Lieblingsdarsteller der vornehmen Gesellschaft. Zahlreiche Persönlichkeiten des kaiserlichen Hofes, des reichen Bürgertums, Gelehrte, Dichter, Beamte, schöne Frauen usw., kurz alle Kreise des damaligen Wiens sollten durch ihn verewigt werden. 1789 wur­ de er als Mitglied der Akademie in Wien aufgenom­ men. Seit Ende der 80-er Jahre gehörte er der Loge St. J oseph an, in der er als "Bruder zweiten Grades", als o als "Geselle" geführt wurde . 1787 machte er eine Reise nach Zürich, wohin ihn Lavater eingeladen ha tte, von dem er mehrere Por­ tr äts schuf, die zu seine n berühmtesten zählen. 1789 be findet er sich in Stuttgart, wo er das lebensvolle Bildnis des Dulders vom Asperg, von ehr. Fr. Schu­ bart, schuf, der zwei Jahre vorher aus der zehnjähri• gen Kerkerschaft entlassen worden war.Ein Gemäl• de, in dem die ganze unbändige Kraft und der hohe Flug dieses ruhelosen Geistes festgehalten ist! Leonhard Kern: Beweinung Christi, um 1615/20, Wien Seite 230 Heim atkundliehe Blätter Bahngen Oktober 1979 Forschungen zur Vorgeschichte und Geschichte Eblngens

Dr. Walter Stettner (Schluß)

An Gegenständen der Hallstattzeit wurden im erste n Grab ein P aa r Schlang enfibeln. ein Bron­ zering, ein Gürtelblech, ein eiserner Dolch, ein Bronzekessel vo n 45 cm Durchmesser geborgen, au s Grab 2, eine m Frauengrab. sechs Brenzeringe. ein Fingerring, ei ne kl eine Fibel am Hinterkopf, eine kl eine Nadel an der Stirn und ein Bronzedrahtring, aus G rab 3, einem Kinderg rab, wieder ei n Paar Schlangenfibeln, di esmal mit Hörnern und Roset­ ten, ein Halsring und ein Fingerring, aus Grab 4, ebe nfalls ei n Kindergrab. neun dünne Bronzedrah­ tringe, aus Grab 5 ein bronzenes Armband, oval, querg erippt. aus Grab 7 Reste eines Tonnenarm­ bands, feingepunzt und graviert, In der Mitte des Hügels lagen ein P aar reich mit Stempeln ve rzierte Teller, d rei Schüss eln , ei ne Schale, eine Urne us w , Zwischen den Gräbern ko nnte n drei Gefäßgruppen erkannt werden: im Südwestteil eine rote Urne, eine gra phitierte S ch ale und ein Tell er mit Stempelver­ zie rung, im S üdteil zwei Urnen, ro t und schwarz bemalt, ein rotes Doppelgefäß, im Ostteil Reste vo n drei gro ßen Urnen, Die Alemannengräber, d u rch die ei n Teil der Hallstattgräber gestört war, enthielten n ur wenige Beigaben, S ie waren (im Gegensatz zu den Hall statt­ gräb ern) westöstlic h orientiert mi t dem Kopf im Westen, so daß der Bl ick zur au fge henden Sonne ging. Beisetzung von Alemannen in älteren, m eist hallstattzeitliehen Gräbern kennt man auch aus an­ deren Gegenden unseres Landes, 50 Meter nordwestlich des Grabhügels durch­ schnitt ein Entwässerungsgraben eine Bestattung mit Stein ein fassung. Zwei Skelette ware n n ordsüd­ lich orientiert; beim einen lag ei n Lignitarmband , Blick in das Städtische Heimatmuseum Ebingen im Jahr 1932. Foto: Breeg beim anderen eine Urne mi t Rill enverzierung und eine Bein scheib e mi t Punktkreisverzierung, Spuren ei ner Lederdecke . Reste eines Bronzeblechs und und schreiben, stammen doch aus der Hallstattzeit - I Im dritten Begräbnisplatz wurde das Skelett ei nes acht bronzene Riemenbeschläge von P ferdege­ wenn auch ihrem letzten Abschnitt - die F ürstensir­ etwa 60jährigen Mannes angetroffen, dem mehrere . sc hirr. ze der Heuneburg und des Hohenasperg und das große Urnen und eine mit Dreiecken verzierte Scha­ Die Gräber i n terh a lb Ehestetten hatten Stein­ Fürstengrab des Ma gd alenenbergs bei Villingen. le beigegeben waren, Ein andere r Toter trug ei n setz urigen. Im L Grabhügel waren drei Menschen Mit diesen Fürsten ist unser Mann aus dem Schmie­ geripptes Bronzearmband. beigesetzt, ein Mann von ungefähr 60-70 Jahren, ein chatal nicht zu vergleichen, aber er könnte das Als im Jahr 1936 die Lautlinger Straße ve rb rei­ andere r von etwa 35 Jahren und ein etwa 12jähriges Oberhaupt der Hallstattleute gewesen sein, di e im tert wurde, entdeckte Herr Breeg im Rauhen Wiesle Kind, Als bes onders bemerkenswert erwiese n sich Raum d es heutigen Ebingen saßen, in einem Meter Tiefe in schwarzem Kulturbod en auf die Beigaben des älteren Mannes: zwei abgetreppte Im 2, Grabhügel fand Breeg etwa 15 Skelette, teils . festem Kies weitere Hallstattgräber. Von den Fun­ Teller mit Stempelverzierung und Bemalung, eine mit, teils ohne Steinpackungen. Das Alter der Toten den seien genannt zwei Bronzearmringe und ein verzierte Schüssel, Eisen- und Bronzereste von ei­ betrug, soweit an den Zähnen annähernd feststell­ Paar bronzene Armbänder, an Keramik eine Schale, nem Wagen und Pferdegeschirr. Teile des 2 cm bar, zwischen 25 und 50 Jahre. An Beigaben kamen eine Schüssel , ein Teller, ein Topf u. a. Oberhalb der breiten Radreifs mit Nägeln, ein 7 cm großer Ring, zutage ein Fibelpaar von 11,5 cm Länge, dessen Gräber zeigten sich auf dem Schuttkegel des Rai­ ein 10 cm langes Messer, Bruchstücke von zwei Bügel je vier Querrillen aufwiesen, ein eiserner dentals ausgedehnte Siedlungsspuren derselben Fibeln, Wagen wurden nicht jedem Beliebigen mit­ Dolch, dessen Scheide (24 cm lang) aus feinfaseri­ Zeit. gegeben; man wird sagen dürfen, daß ein in solcher gem Holz mit Bronzedraht umwickelt war. Eine In der La-Tene-Zeit (450 v , Chr. - 85 n. Chr.) scheint Weise ausgestatteter Mann einer gehobenen sozialen Doppelbestattung ergab Reste einer Urne, zwei Fi­ die Besiedlung unseres Raumes, wie überhaupt der Schicht angehörte, Von einer sozialen Schichtung beln, davon eine Schlangenfibel. und einen 19 cm Alb, spärlich gewesen zu sein, Wahrscheinlich darf man für die Hallstattzeit ohne Bedenken reden weiten offenen Eisenreif. stammten von den vielen Kelten, die seit etwa 400 v. Chr. in Italien einfielen und bis aufs römische Kapi­ tol gelangten, ein Teil auch aus unserer Gegend. Den Funden Eiths konnte Breeg nur eine Beisetzung vom Flugplatz hinzufügen. Von den Beiaben ist eine eiserne Fibel mit flachem hohen Bügel zu nennen, Schließlich gelang Breeg die Aufdeckung eines weiteren alemannischen Grabfeldes an der äußeren Lautlinger Straße. Die Gräber; beginnend bei Haus Nr. 140 und endend bei Nr. 158, lagen vor allem an der Südseite der Straße, reichten aber wohl bis zu ihrem Nordrand. In der Straßenmitte hat der Be­ richterstatter vor etwa 20 Jahren noch eine Anzahl beigabenloser Gräber festgestellt. Herr Breeg traf 47 Skelette an. Ihre Erhaltung wie di e der Beigaben war schlecht. Von den Fundstücken seien genannt ein Messer, ein Schildbuckel, eine Eisenschnalle, eine Pfeilspit­ ze, ein Bronzering, eine G ürtelschließe. ein Krug m it zwei gegenständigen, Henkeln, 16,5 cm ho ch, ei ne Axt, eine Kette au s kleinen weißen und schwarzen P erlen, an der ei ne keltische Münze hin g, ei n P aar silbervergoldete S-Fib eln mi t je zwei Almandi nen, acht silbe rne Beschläge, ein Bronzefingerrin g, ei ne Bronzenadel, 11,4 cm lang, ei n Anhänger aus Gagat , ei ne silberne Rundfibel , m it Almand inen auf P reß• go ld unte rtage. vier Lanzenspitzen, ein einziger Sax m it Ortband und Resten der Lederscheide; in Frau­ en· und Kindergräbern za hlreiche Glas- und Bern­ ste inpe rlen ; Bein kämm e fanden sich in Männer­ und Frau engrä bern. Die Fundgegenstände zeigen, daß die Menschen d ie hier beigesetzt wurden und irgendwo in der Nähe, wahrscheinlich weiter unten am Rand des Große Urne mit Zickzack-Rillenverzierung als Beigabe für ein 12jähriges Kind. Zwei Teller mit reicher Riedbachtals, wohnten, nicht sonderlich begütert Stempel- und Rillenverzierung und ein niedriges Gefäß als Beigaben für einen 60jährigen Mann. waren. Vielleicht ragte unter den armen Leuten eine WasserWerk Ebingen (Hallstattzeit). .' Familie heraus, die man nach heutigen Begriffen als

------Oktober 1979 Heim at kundlich e Blätter Balingen Seite 231. gut bürgerlich bezeichne n würde. Der Sch werpunkt lieh zugunsten anderer Vorhaben. Darauf war das ' der Besiedlung des Ebinger Raumes in der Aleman­ Feld frei für eigene Initiative. Ein quer geführter nenzeit lag wahrscheinlic h schon in der Gegend der Baggerschnitt erö ffnete einen Bezirk mit tief Martinskirche; leider wurde bei m Abbruch der Kir­ schwarz gefärbter Erde, in der zahlre iche römische che im J ahr 1905 darauf zu we n ig Bedach t ge no m ­ Scherben ste ckte n. In etwa sechswöchiger Arbeit men. Dort die Hinterlassensch aft einer m indest ens zeigte sich, daß der fundreiche Be zirk etwa 12 mal 15 tei lweise ge hobenen Bevölkerungsschicht zu fin­ Meter maß. Die Sch erben, schwarz (te rra nigra ), den, wä re keine Überrasc hung ge wesen, auch nicht leuchtend rot und verziert (terra sig illata), grau, das Finden eines Goldblattkreuzes als Zeich en der hellbeige, ziegelrot, einige auch bemalt, stammten beginnen den Christianisierung, wie man solche in von Hunderten von Gefäßen. Leider gelang es nicht, Lautlingen und Burgfelden gefunden hat. Verpaßte vollständige oder annähernd vollständige Gefäße Gelegenheit! zusammenzusetzen. Offensichtlich war hi er ein Ab­ Herr Breeg hat seine vielen Fundstücke dem fallhaufen von Römern, die Jahrzehnte hier wohn­ Ebinger Heim atmuseum einverlei bt, das so m it in ten. An Metallgegenständen wurden eine verr oste te sei ner vo rgesch ichtli chen Abteilung eine Bereiche­ eisernen Kette und eine eiserne Fibel geborgen. rung auf mindest ens den doppelten Umfang erfuhr. Schließlich wären noch etliche römische Glassch er­ Beschädigte Gefäße hat Herr Breeg, wie sc ho n er­ ben zu nennen. wähnt, m it nie ermü dender Geduld so we it als m ög­ Aber woher stammten di e Scherben? Es konnte lich wieder zusammengesetzt od er ergänzt. Da s Mu - . nicht festgestellt werden, wo die Römer wohnten, se um im oberste n Stock des Rathauses legte Zeug­ Silberne Rundfibel (rechts) und zwei Vogelfibeln die hi er ihre Abfälle abluden. An der Südwestecke nis ab vo n der hervorragenden Beobachtungsgabe (Mitte) aus den Gräbern 18 und 32 des Reihengrä­ des ausgebaggerten Geländes fand sich ein römi­ und dem Fl eiß der Herren Eith und Breeg.. es berfriedhofs an der Lautlinger Straße in Ebingen. sches Fundament dicht unterhalb der Zufahrt zur B gewährte Einblick in die Hinterlassenschaft der Links eine Nachbildung der Balinger Runenfibel 463 von der Meßstetter Straße auf einer Länge von frühen Kulturen unserer Heimat, vor 'allem der (Alemannenzett). etwa 15 Metern. Etwa 25 Meter östlich davon saß Hügelgräber-Bronzezeit und der Hallstattzeit. Herr noch ein einzelner Quaderstein. Ob er römisch, mittelalterlich oder neuzeitlich war, konnte nicht Breeg konnte mit Genugtuung auf d ie Zeugnisse be i den Ebinger Schulen, ob jemand bereit sei, seiner Arbeit ve rweise n. Da traf am 11. Juli 1944 eine mehr entschieden werden. Die Scherben wurden künftig das Mus eum zu betreuen. Als sich nach etwa bei einer vorläufigen Begutachtung teilweise als Fl iegerbombe das Rathaus und ve rwüstete auc h das sechs Woch en noch niemand gemeldet hatte, erklär• Heimatm useum. Herr Breeg versuchte mit seinen recht früh, etwa gle ichzeitig mit den ersten Rottwei­ te der Verfasser seine Bereitschaft, in die Bresche zu ler Funden, angesetzt. Die wissenschaftlich e Bear ­ Kindern und einigen weiteren Helfern zu retten, was springe n. Schon I V2 Jahre später mußte er um noch zu retten war, aber di eser Schlag gegen sei n beitung des Fundes soll demnächst abgeschlossen Enthebung von d ieser Aufgabe bitten, um sich von sein. Sie wird Aufschluß über die zeitl iche Stellung, Lebenswerk se tzte Herrn Breeg so zu, daß er, sc ho n da an der Erfor schung und Darstellung der ge­ zwei J ahre leid end , drei Wochen nach der Born bar­ über Herstellungsorte und vielleicht au ch über die schichtli chen Vergangenheit Ebingens zu widmen. Art des Wohnplatzes bringen. dierung starb, erst 61 J ahre alt. Dazu veranlaßte ihn eine Bitte des damaligen Stati­ stischen Landesamts T üb ingen (Dr. Sch oeder und Zur Bet reuung des Heimatmuseums fand sic h, nachdem der Verfass er sic h der Erforschung der Wiederaufbau des Heimatmuseums Dr. J änich en), an der geplanten Kreisbeschreibung Ein ige J ahre nach Kriegsende gin g man dara n, Geschichte Ebingen zugewandt hatte, Herr Dr. Karl Balingen m itzu arbeiten. Er hat jedoch di e Beobach ­ das Heimatmuseum wieder aufzubauen. Das war Schneck bereit, der sc ho n die geologische Samm­ tung des Ebinger Bod ens au f Spuren der Vor zeit lung aufge ba ut hatte. Er veranstaltete, unterstützt vor allem der Tatkraft des Arc hitekte n Erns t L ou­ for tgesetzt und . konnte dabei die Fest st ellung is Beck zu verdanken, de r dabei vo m Tü binger von der Hans-Th ema-Gesellschaft in Reutlingen Breegs von Siedl ungsresten der Hallstattzeit im und vo n der Staatsga lerie Stuttgart , jedes Jahr eini­ Landesamt für De n kmalpflege (Hauptko nservator Rauhen Wiesle bestätigen. An der äußeren Lautlin­ Dr. Rieth) unterstützt wurde. Beck, gebürtiger Ebin­ ger Straße fan d er, wi e, schon erwäh nt, weite re ge Kunstausstellungen im Heimatmuseum. Er be­ stärkt auc h Herr Dr. m ed. Hans Landenberger (Tail­ ger, hatte schon sei ne An hänglic hkeit an seine Hei­ Alemannengräber ohne Beigaben. Östlich vom Bl ut­ matstadt durch Holzbrandbilder dokum entiert , in tenhag- oder Taubenfelsen entdeckte er zusammen fingen) in dem Pl an, eine Sam mlun g von Werken dene n er u. a. die Marktstraße rekons truierte. In der mit Dr. Schiek vom Landesd enkmalamt T übin gen seines Onkels Christian Landenberger der Stadt als Schillerstraße glaubte er die Überreste des Lagers . Stiftung zu r Verfügu ng zu stellen. Diese Sammlung eine mittelalterliche Burgstell e m it dem Fundament vo n Graf Eitelfriedrich vo n Hoh enzollern erkannt zu von Werken Landenbergers bestimmte nun neben haben, der 1519 Ebingen belagerte. Gegraben hat eines quad ratischen Turms von 6 mal 6 Met ern, des sen Halsgraben noch deutlich zu erkennen ist. der vorgesc h ichtli chen Abteilung das Bild des Mu­ Beck u. a. im Bluttenhagfelsen. seums; manches andere Stück, auch der gr oß e Web­ Hatte m an im alten Museum eine m ögli ch st voll­ Der Platz liegt schon auf ehemals Ehestetter Mar­ stuhl, wanderte (nun) ins Magazin. kung. über sei ne Aufgabe und Geschichte ist nichts stä ndige Darbietung des ganzen Museumsbestandes bekannt. ' Als aber die Stadt Albstadt einen geeignet en angestre bt, so sollte nun eine Auswahl nur des Raum für Gemeinderatssitzungen benötigte, mußte Bemerkenswerten getroffen, diese aber durch Ta­ Eine Grabung in der Anlage der "Alten Stadt", das Heimatmuseum seinen Platz räumen. Die Lan­ feln und Zeichnungen ergänzt werden und so stär­ ebenfalls in Ehestetten, im Wald oberhalb der paar denbergersammlung kam in die neu eingerichtete ker auf den Besucher wirken. Eine Erläuterung de r Häuser ergab keinen Aufschluß über Zeit und städtische Galerie im einstigen Vereinsh aus, di e Funktion der verschiedenen Stücke und Instrumen­ Zweck dieser Anlage. An ihr fällt zum einen auf, daß vorgeschichtliche und die geologische Sammlung te, die heute im Vordergrund solcher Ausstellungen der Aushub des Grabens nicht nach innen, wie sonst fristen in den oberen Fluren des Rathauses ein steht, war weniger angestrebt. üblich, sondern nach außen geworfen wurde (es Leben im Verborgenen. OB Pfarr beabsichtigt aller­ Zur vorgeschichtlichen Abteilung kamen andere, dürfte sich demnach nicht um eine Wehranlage dings, einige Vitrinen mit vorgeschichtlichen Fund­ di e vom Leben und Treiben der alten Ebinger, handeln), und zum andern, daß stadtwärts eine gegenständen in den unteren Flur des Rathauses ihrem Hausrat und ihren Waffen unterrichten soll­ breite Öffnung von etwa 20 Metern klafft. setzen zu lassen. Die übrigen Bestände harren noch ten. Glanzpunkt war ein großer hölzerner Webstuhl, Bedeutsam war ein Hinweis des Herrn Helmut der Auferweckung in einem neuen Heimatmuseum. der am neuen Standort besser zur Geltung kam als Gauggel, an der Kientenstraße zeige sich Ver­ Die Mehrung von Fundgegenständen aus unserer vor dem Krieg. Bald wurde auch wieder eine geolo­ dächtiges. Diese Straße wurde im Jahr 1972 etwa Vorzeit müßte ein Anliegen aller Bürger sein. Sie ist gische Abteilung angegliedert, für die als besonders zwei Meter tiefer als das bis dahin bestehende heute durch den Einsatz von Baggern bei Grabarbei­ kostbares Stück ein Jchthyosaurus aus Holzmaden Kientenwegle eingerieft. Dadurch entstanden Ge­ ten sehr erschwert. Aber vielleicht gelingt es do ch gestiftet wurde. In der Mittte des Raumes blieb Platz ländeschnitte, in denen sich zahlreiche dunkler ge­ da und dort durch Beobachtung aller Grabstellen, für Wechselausstellungen. Zu Anfang wurden Bil­ färbte Stellen von etwa 30 Meter unterhalb der weitere Siedlungs- oder Grabstätten zu finden und der von Christian Landenberger, Karl Caspar und Meßstetter Brücke bis fast 200 Meter oberhalb der auf diese Weise die Kenntnisse von unserer Vergan­ Maria Caspar-Filser aus Privatbesitz gezeigt. Brücke vom hellen Kies abhoben. Bei der Fortset­ genheit zu vertiefen, ein künftiges Heimatmuseum Als das Heimatmuseum am 2. Oktober 1949 am zung der Baggerarbeit kamen weitere dunkle Stel­ durch weitere Stücke zu bereichern. alten Platz im obersten Stock des Rathauses wieder len zum Vorschein. Der Verfasser erkannte darin erö ffnet wurde, lehnte zur allgemeinen Uberra­ alemannische oder mittelalterliche Vorrats- oder schung Ernst Louis Beck die Leitung des Mu seums ' Wohngruben, was später von Fachleuten bestätigt aus nicht aufgeklärten Gründen ab. Auch mehrmali­ wurde. Die Scherbenausbeute war gering, doch ge­ ges Zureden von seiten der Stadtveraltung konnte nügte der Befund, um das Vorhandensein einer ihn nicht umstimmen. Darauf erging eine Umfrage gr ößeren mittelalterlichen Siedlung an der Kienten­ straße festzustellen. Das Siedlungsbild der Markung Ebingen war also einstens vielfältiger, als man es sich gewöhnlich mit Blick auf die spätmittelalterli• che Altstadt und ihre Ausläufer in der Oberen und der Unteren Vorstadt vorstellt. An der Kientenstra­ ße 'bestand pis ins hohe Mittelalter eine Siedlung, die vielleicht erst nach Anlage der Stadt Ebingen ­ (um 1250) eingegangen ist. Daß noch weiter westlich zu den Alemannengräbern an der äußeren Lautlin­ ger Straße ebe nfalls eine Siedlung zu suchen ist, wurde sc ho n erwäh nt; wie lange sie bestanden hat, könnte erst nach Auffinden von Siedlungsresten geklärt werden. Dill; Veröden von Siedlungen ist nichts Ungewöhnliches; man kann in der Kreisbe­ schreibung Balin gen nachlesen, daß fast bei jeder heutigen Siedlung eine oder gar m ehrere abgega n­ gene Siedlunge n lagen. Erst aunl ich ist nur, daß vo n den abgegangenen Ebin ger Siedlungen, zu denen wo hl auc h noch eine in der Fl andernst raße zu rech­ nen ist, weder in alten Flurn amen noch im alten Flurbild eine S pur geblieben ist. Bei den ersten Sch nitten an der Kientenstraße kam an einer Stell e auc h ein römisches Gefäß zum Vo rschein, das sp äter in Tübingen rekonstruiert Reich verzierte Beinkämme mit Futteral aus Grä• werden konnte. Da s Landesdenkmalamt beabsich­ bern des Reihengräberfriedhofs an der Lautlinger tigte zunächst, auf dem Gelände eine großflächige Leonhard Kern: Altarengel, 1632/37, Dreieinig­ Straße, Ebingen (Alemannenzeit), Grabung durchzuführen, verzichtete aber,schließ- keitskirche Regensburg Seite 232 Heimatkundliche Blätter Balingen Oktober 1979

To nen, Mergeln und den harten Zwischenschi chten di e unterschnitten wurden, sind durch eroberte Zu­ Von den Herren von Neuneck flüsse (obere Eyach) und reiches Grundwasser (Lautlinger Paß) rasch ausge räumt wo rden und da­ Von Fr itz Scheerer m it die alten Talläufe in ein niederes Niveau verlegt. Aus der Übernahme der alten Talläufe der Donau­ In der Geschichte verschiedener Orte unserer engeren Heimat werden vom 13. bis 15. J ahrhundert seite auf die Neckarseite ergaben sich Talpässe, so immer wieder Herren von Neuneck erwähnt. Schon 1268 wird an der Spitze der Stadtverwaltung bei Spaichingen im P rim-Faulenbachtal (688 m), bei Balingen ein Herr von Neuneck als herrschaftlicher Beamter, als Sch u ltheiß, aufgeführt:"Tragboth o Tieringen im Schlichem-Bäratal (801 m), bei Lautlin­ miles, dictus (genannt) de Ni wenegge (Ne uneck), scultetus de Balgingen". Wahrscheinlich besorgte er gen im Eyach-Rfedbachtal (742 m ), beim Stichwirt s­ seit der Sta dt gründun g (1255) durch Graf Friedrich den Erlauchten von Zollem die eigentliche haus im Klingenbach-Schmiechatal (826 m ) und bei Verwaltung der Stadt. Schon zw ei Jahre vorher (1266) war er zollerischer "v illicus" in Frommem. 1283 Burladingen im Starzel-Fehlatal (737 m), di e heute bezeugte er mit andem Adeligen den Verkauf eines Lehengutes in Heselwangen durch den Grafen alle von Straßen und teilweise von Eisenbahnen Friedrich von Zollem und dessen Sohn an Wemer von Dotternhausen. genützt werden. Alle diese einstigen Donauzuflüsse verliefen in den Albtrauf hinein und verfrachteten In Balingen hatten die Herren von Neuneck ver­ ßen", ist 1526 zollerischer Vogt in Haigerloch einst größere Wassermengen auf der nach Südost schiedene Besitzungen. 1318 wird eine Halde in (HStAST. A 339, Bü 27). Die Zimmerische Chronik geneigten Alb. Ihre Richtung war von West bzw. ihrer Hand erwähnt, und 1336 kaufte die Stadt von nennt Heinrich "einen feinen, alten Edelman". Er Nordwest nach Südost. Nachdem sie einen großen Walther von Neuneck ein Holz (Wald) im "Bü nzen­ starb 1553. Teil ihres Einzugsgebiets verloren, waren sie nicht bolt"(Binsenb ohl) um 30 lb. hlr. (Pfund Heller). In Am Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhün­ mehr in der Lage, die riesigen Schuttmassen des Endingen verkauften die Herren von Neuneck Gü­ derts soll in Täbingen Hailwig (Haila) gelebt haben, Traufs zu verfrachten, sie mußten ablagern wie der ter an das Kloster Kirchberg. 1375 mußte in Tierin­ als deren Vater Reinhard von Ehingen oder ein Herr Riedbach an der Lautlinger Wasserscheide. gen Werner vo n Buwenberg zu Haigerloch und seine von Neuneck (dann als Mutter ein e Ehingen) ge­ Neben diesen Haupttälern gibt es noch nordsüd­ Frau Adelheid von Bermatingen einen Lehenshof nannt werden. Sie ist zwar urkundlich nicht be­ lich gerichtete Täler, die heute dicht hinter dem an Hein von Li chtenste in (bei Neufra) und dessen zeugt. An der Überlieferung muß aber etwas Wahres Stufenrand enden. Das sc hönste Beispiel hierfür Frau Adelheid vo n Neuneck verpfänden . Neben den sein, denn das Rittergut Täbingen gab noch im 17. liefert die Geifitze bei On stmettingen mit ihrer ver­ Bubenhofen gehörten zu Ende des 15. Jahrhunderts Jahrhundert jährlich 30 kr. an die Pfarrei Gößlingen moorten Quellmulde der heutigen Schmiecha. Bei­ die Neuneck zu den reichsten Rittern unserer Ge­ "wegen Hailwigs Jahrtag" (Täbingen war bis zur spiele sind auch die Eya chquelle unterhalb des gend. In den Einkommenserklärun gen der Mitglie­ Reformation nach Gößlingen eingepfarrt). Zu Hailas Zitterhofes und die Schlichemquelle hinter dem der des Viertels am Neckar der Ritterschaft des St. Grab in Gößlingen p ilgerte 1469 der berühmte Rei­ Hörnle. Di ese Nebenflüsse haben größtenteils nicht Georgenschildes werden 1488 d ie Neuneck (9 P erso­ se nde und Verwandte Hailwigs, Ritter J örg von viel weiter nac h Westen gereicht wie heute. Sie sind nen) m it 1414 fl. erwähnt. Ehingen. Haila soll kanonisiert worden sein wege n Kinder der Hochalb und besitzen kleinere Einz ugs­ Hans von Neuneck ist 1481 - 1489 württembergi­ ihrer Frömmigkeit und ihrer Tätigkeit, Wunder zu gebiete und Wassermengen. Als die Hauptflüsse scher Vogt in Balingen (eine Straße im "Tal" na<;:h vollbringen. Zu ihrem Grab in Gößlingen wurde viel (Ried bach, Bära usw.) geköpft wurden, übernahm en ihm benannt). 1491 belehnt Graf Eberhard von Wir­ gewallfahrt. sie die Funktion der Hauptwasserlieferanten. tenberg d . A. "unsern Vogt zu Balin gen u nd lieben Viele Familienglieder sind in kirchlichem Dienst. Wohl über 50 Millionen Jahre möge n ve rflossen getruwen Hannsen von Neuneck" mit ~ei Te!len 1339 sind Albrecht von Neunec k und se in Bruder sein, seit unsere Heimat Land wurde. In solch an einem Sechstel des großen und kleinen Laien­ Tragebot Vögte der Kirche Marg rethausen (HStASt. großen Zeiträumen des Erdgeschehens wurde unser zehnten zu Sulz "al s das sin Bruder iWilhelm von B 463 U 538). Kirchherr zu Brittheim ist 1464 J ohann heutiges Landschafts bild geformt. Versuchen wir Nuneck und er vormals zu Lehen getragen haben" von Neuneck. Heinrich vo n Neuneck, Ko mtur des nun, aus jeder Furche im Antlitz unse rer Heimat (FAS Glatt, 199, 16). Sein jährliches Einkommen Deutschritterord ens, wird 1492 durch Graf Eber­ ihre Geschichte zu lesen und dann zu verstehen, wie betrug um 1490 414 fl. und 1496 350 fl. Ab 1497 war er hard d . A. vo n Wirtemberg di e P farrei Ostdorf aus dem Einst das Heute wurde und in dem Heute Ob ervogt "am Schwartzwald" mit Sitz in Sulz a. N. präsentiert , wird aber vo n der Residenzpflicht ent­ sc hon das Morgen wandelt, so verbindet es uns Insgesamt stand er über 20 Jahre auf .P ostl:;n der bunden. immer inniger mit den Wurzeln unserer Kraft, mit württembergischen Verwaltung (Vogt in Reichen­ Frauen von Neuneck sind vor allem im Kl oster dem reinen Freuden born der Heimat. weiher im Elsaß, W ürtt, Rat usw.). Kirchberg, so 1448 Magdalene, die' ein Leib geding Georg von Neuneck ist 1455 und 1458 Vogt zu von 10 fl. bezieht, 1460 Anna, 1515 Barbara. Sch on Rosenfeld. Haris von Neuneck, Sohn des Georg von 1349 ist Bethe von Neuneck P riorin im Kloster Neuneck, ist von 1468 - 1482 Vogt von Rosenfeld. Kirchberg. 1507 schenkt P eter Schwelher zu Straß• 1468 hat er Graf Eberhard im Bart auf seiner Pilger­ berg seiner Base Veronika von Neuneck, ge b. von fahrt ins Heilige Land begleitet und wurde wie die Speth, sein Recht am Seeheimer Berg bei Ringingen übrigen adeligen Teilnehmer über dem Heiligen zur Verwendung für die von ihr beabsic htigten Grab zum Ritter geschlagen (Locher, Regesten XIII, Stiftungen, darunter die Annakapelle auf dem Korn­ S . 102). Heinrich von Neuneck, zu Glatt am "Gie- bühl bei Salmendingen (FUB VII S. 318). (Fortsetzung folgt) Vom Werden unserer Landschaft Von Fritz Scheerer (Schluß)

In der Talpforte von Ratshausen ziehen Schutt­ Jahren). Ob die Rutschmasse des Burzels dam als ströme vom Plettenberg und Ortenberg herab. Hier schon abgeglitten ist, läßt sich nicht mehr beweisen. sind auch durch jugendliche Unterschneidung der Plettenberg, Lochen usw. blieben nur erhalten, weil Hänge die schon erwähnten Bergrutsche zu Tal sie vorwiegend aus den sehr widerständigen gegangen. Eine weite Braunjuralandschaft entstand Schwamm- oder Massenkalkstotzen statt aus "Wohl­ hint er dem Albtrauf oberhalb der 300 m tiefen geschichteten" Kalken aufgebaut sind. Au~h d!e Pforte zwischen Plettenberg und Rappenstein . Plet­ Untere Bära hatte über Deilingen und Gosheim, die tenberg, Schafberg, Lochen und Wenzelstein wur­ Lauchert bzw. Fehla über Burladingen hinaus eine den zu Weißjura-Ausliegern über dem Braunjura­ Fortsetzung. Wie weit ? Wir können es heute nicht land. Der Burzel, mitten in der Weitung mit seinem mehr beweisen. Zu viel der alten Urkunden sind vernichtet. Die Erhaltungsbedingungen waren zu Faulbaum heutigen Waldschopf, ist der letzte Rest der einsti­ (Frangula aInus) gen Südostecke des Schafbergs. Der 40 m hohe ungünstig. Waldhügel mit einem Durch m esser von ca . 250 m Auch im Oberen "Donautal" mündeten mehrere wasserreiche Nebenflüsse. Der größte kam durch Der-Faulbaum, auch Pulverh olz ge na nnt, ist kein trägt in 100 m niedrigerer Lage als am Schafberg Baum, so ndern ein Strauch, der 3-5 m hoch werden eine verschwammte Weiß jura-Kappe (Burzel 850 m, das Faulenbachtal bei Spaichingen. Sein Oberlauf war das heutige Eschachtal. Die Eschach entspringt kann, mit wech selständigen Zweigen. Er ist in ga nz benachbarter Schafbergrand 960 m). Der Südrand Mitteleuropa verbreitet. Seine Rinde ist mit gra u­ des Schafbergs ist also auf den Ornatentonen talab­ heute im "Weihermoos" (Na rnel) zwischen Röten­ berg u nd Aichhalden. Nach der Größe der Talm äan­ weißen Korbwarzen übersät. Sie riecht übel faul ig, wärts abgerutscht. daher sein Name. In der Heilkunde wird sie als Wann ist dies nun alles geschehen? Die Zeit, die der unterhalb Du nrungen muß die Eschach einst große Wasserrnassen gehabt haben, die sie aus dem Abführmittel ve rwendet. Die Blätter sind eiför m ig seit dem ersten Eindringen der Schlichem in das und leicht zuge sp itzt, ganzrandig und mit 6-8 gut Tieringer Becken verstrichen ist, muß weit zurück­ Gebiet der oberen Kinzig bis aus der Freudenstädter Gegend bekam. Die Verluste an der S paichinger sichtbar en Adern ve rsehen, obe n dunkel-, unten liegen. Dies geht auch aus der Decke von Weißjura• hellgrün. Die zwittrige n, unsch einbaren, gelb- bis schutt auf- dem P alm bühl bei Sch öm berg hervor, Pforte betragen rund 1800 qkm (Oberer Neckar, Schiltach, obere Kinzig). In der Tiefenrinne der he llgrünen Blüten sind achselständig und in Tru g­ dessen Name nichts mit Palmen zu tun hat, sondern dolden angeordnet. Seine Früchte, so groß wie klei­ vo n Barm = Balm = vorgermanisch Fels kommt Spaichinger Pforte wurden bei Bohrungen 40 m Aufschüttungen festgestellt, die buntsandsteinge­ ne Erbsen, sind zuerst rot , dann schwarz blau. Der (1331 Barmbühl). Der 724 m h ohe kegelförmige Faulbaum blüht im Mai und Juni, seine Früchte Wächterberg vor dem Albrand besteht aus Opalinus­ rölle enthielten, die alle von Nordwesten gekommen sein müssen. Die gewaltige Abnahme der Wasser­ reifen im September und Oktober. Die ga nze Pfl an­ to n, also aus Tonen wie sie bei der Ziegelei From­ ze ist giftig. Früher wurde die Rinde au ch pul veri­ mern ans tehen. Er hat sich nur vor der Abtragung menge durch die Verluste führte zu einer m ächtigen Verschüttung die die heutige Wasserscheide Prim­ siert und als Arznei eingenom men. da her der Name schützen k önnen, weil er eine dichte Decke von Pulverholz. Kurt Wedler Weißj ura-Schotter und -Schutt trägt, wie der Bau Faulenbach erzeugt hat. Wir haben also in der Ur­ der Bod enseewasserleitung erneut zeigte. Die eschach einen Donauzufluß, der nicht am Stufen­ Schotter müssen entweder vo m P lettenberg oder rand der Alb entsprang, sondern aus dem Vorland Herausgegeben von der Heimatkundlichen Ver­ von der Schlichem stammen. Die Schlichemsohle kam und dann in den Albtrauf h ineinfloß, also einigung Balingen. liegt aber hier heute rund 100 m tiefer. Die Schotter ähnlich wie heute die Elta oder auch die Donau. Vorsitzender: Christoph Roller, Balingen, Am Heu­ der vorletzten Eiszeit (Rißeiszeit) liegen im benach­ Zusammenfassend stellen wir fest: Mit dem Vor­ berg 14, Telefon 77 82. barten Eyachtal aber nur 20 m über der Talsohle. Die dringen der Neckarzuflüsse wurde zuerst das All:>­ Redaktion: Fritz Scheerer, Ba lingen, Am Heuberg P almbühlschotter müssen so um vielfac hes älter vorland erobert. Der Albtrauf bildete die Gre~ze ~le 42, Telefon 7676. . sein. Sie müssen mindestens dem Alt-Pleistozän bei der Wehinger Bära. Dann begann ~as ElI~?rm­ Die He imatkundlich en Blätter er scheinen jew eil s angehören und die Schlichem schon weit in den gen in den Albkörper (Schlichern). Die Tal.b?den, am Monatsende als ständige Beilage des " Zollern­ Albkörper eingedrungen sei n (vor Y2 bis 1 Million gegen die die Neckarzuflüsse vordrangen, mit ih ren Alb-Kuriers". idhche Blätter ...... e1\.

Jahrgang 26 30. November 1979 Nr .11 ·Die spätmittelalterlichen Bildwerke _ unserer Gegend in der Lorenzkapelle in Rottweil Von Fritz Scheerer

In der hoch über dem Ne ckar auf d er ehemaligen öst lichen Stadtmauer gelegenen Lorenzkapelle, , einem spätgotischen Bau des 16. Jahrhunderts, besitzt die Stadt Rottweil in den rund 200 Figuren und plastischen Gruppen bestehenden Sammlung mittelalterlicher Bildwerke anerkannt großartige Kunst­ und Kulturschätze. Di ese Bildwerke aus Stein und H olz, ohne d ie d ie fangs war di e Schnitzerei mit der älteren S chwester­ l::: ntwicklung der schwäbischen Plastik unvollstän- kunst durch "P erso nalunion " im glei chen Künstler dig wäre , stammen zum größten Teil aus der be- vere inigt, so daß man den Holzskulpturen die Schu­ rühmten Sammlung eines geistlichen Herrn, des lung des Bildhauers in ei ner Steinmetzenhütte Stadtpfarrers und Dekans Dr. Dursch, der sie um anmerkt. di e Mitte des 19. Jahrhunderts in Schwaben und den Bedeutende Werkstätten di es er Art, d ie eine Wir­ angre nzenden frä nkischen Landesteilen sam melte . kung bis in unseren Raum ausstrahlten, entwickel­ 1850 setzte si ch Rektor Ruckgaber für den Kauf der t.en sich in der Boden seegegend . in erster Linie in Sammlung Dursch durch den Magistrat ei n, "jedoch der Bischofsstadt Konstanz, in Sigmaringen und di e Regierung des S chwarzwaldkreise s versagte dann in Rottweil. Die Rottweiler "Propheten und dem in diesem Sinne gefaßten Beschluß des Ge- Apostel" des Kapellenturms wurden der "Aus­ meinderats als ."einem weder notwendigen Vorha- gangspunkt.für die Verbreitung des internationalen ben" die Genehmigung. Daraufhin brachte es der Stils der Hochgotik in weiten Bereichen der süd­ kunstverständige S ekretär des w ürtt.em bergischen deutschen Plastik"(Baum) . Von den Bildwerken ist Altertumsverein s, der bekannte H istoriker Wolf- nur ei n kleiner Bruchteil des mittelalterlichen ga ng Menzel,' fertig, König Wilhelm 1. fü r d iese Sch m uckes unserer Gotteshäuser erhalten geblie­ Schät.ze zu int.eressieren. Der König erwarb 1851 d ie ben , denn durch di e Ref ormation oder durch eine Sammlung für 2000 Gulden aus Mitteln seiner P ri- barocke Ausstattung w urde vieles verdrängt. Zum vatschatulle und m achte sie der Stadt Rottweil zum re gelmäßi gen Bestand se lbst kl einer ländlicher Kir­ Geschenk. Ein wahrha ft königli ches Geschenk! Da- chen gehörte die stehende Fi gur der Gottesmutter, m it war der Ve rkauf der besten St.ücke nach aus- die auf einem der Altäre aufgestellt und meist noch wärts (Berlin) verhindert, und d ie Sammlung bli eb vo n ein igen Heiligen umgeben war. . "dem Vaterland erhalten". Oft er trugen di e Flügel der Altarsch rei ne außer Die Bild werke weisen drei Epochen der süddeut- Mal ereien Darstellungen a us der Heilsgeschichte sehen P lastik auf: die Mitte des 14. Jahrhunderts, oder in flachem Relief gehaltene plastische Gru p­ das zweite Drittel des 15. Jahrhunderts und d ie Zeit pen. Erst in der späteren Zeit fanden mehrfigurige um 1500.Der erste re n Epoche gehören auch di e Gruppen im Innern der Schreine häufiger Verwen ­ Steinskulpturen der P ortale der Rottweiler Frauen- dung. Die Me hrzahl der Bild werke besaß eine farbi­ kirche, des sog. Kapell enturmes, an, die zusam m en ge Bel ebung, " eine auf Kreidegrund und Leinwand mit dem Schmuck der Bogenfelder zu den wichtig- aufgetragene Fassung" , bei der reichlich Gold ver­ sten Schöpfungen der süddeutsc hen Plastik der wendet war. Diese ursprüngliche Bemalung ist aber Hochgotik zähle n . In starkem Gegensatz dazu ste- grö ß tenteils nicht'mehr vorhanden oder nur in spär­ hen die Werke d es 15. J ahrhunderts bi s zu Mult- lichen Resten erhalten. sc her, der den Übergang zu r le tzten S tilstufe der Wen n wir n och in der Hochgotik di e as keti sc he Gotik darstellt. Aus der Zeit vo n 1470-1 530; die in S chlankheit der Kö rpe r ha ben, so regt sich gege n ih r der Sammlung am.stärksten vertreten ist, befinden Ende in der zweite n Hälfte des 14. J ahrhundert s "ein sich mehrere Bildwerke aus unserer Gegend oder zu nehmendes Streben nach Wirklichkeitsverbun­ der nächsten Umgebung. Eines d iese r schönsten deriheit und lebend iger Beseelung" (Baum). Die Kunstwerke, die Muttergottes aus Balingen; erfreu- weichen, ge rundeten, diagonalen Faltenzü ge der te im Rahm en der 700-Jahrfeier im Ausstellungsge- Gewandung gehen zu Ende, der Übergang zur knitt­ lände beim Stadion zahlrei che Besucher, und eine rigen , zackigen, fließend en Faltengebung der Spät­ gute Nachbildung befindet sich seit einiger Zeit in gotik beginnt . Ihre Künstl erische Prägung erhält die der Heilig-Geist-Kirche in Balingen. schwäbische K unst in der Kunst durch den aus Dieses Bildwerk (Abb. 1) schmückte einen Altar in Reichenhofen (Leutkirch) stammenden Hans Mult­ der ei nstens katholischen Stadtkirche, wi e heute scher (1400- 1467), dessen Schmerzensmann am noch die Altarfiguren zu Weilen u . d . R., von Geislin- Wes tportal d es Ulm er Münsters aus der Berührung gen, Ne uk ir ch u . a. und der heute im F reiburger m it westlicher Kunst die neu realis tische Ri chtung Münster aufgestellte Altar von Heinstetten . Von den und in se inem Altar zu Sterzing in Südtirol (1458) verstreute n Bil dwerken unserer engere n Heimat den Höhepunkt seines Schaffens und di e stilisti­ sollen im folg enden d ie von Dekan Dr. Dursch sehen Eigentümlichkeiten der Spätgotik zeigt. gesammelten spätgo tischen H olzplastiken aus Lin- . Aus der Zeit um1480 befindet sich in der Lorenz­ denholz eine besondere Würdigung erfahren und kapelle ein 0,64 m großer Mohrenkönig von Gruol, ihre Eingruppierung auf Grund der neueren For- der die Feinheit und Zierlichkeit spätgotischer Stili­ schungsergebnisse vorgenom m en werden. Zum be- sierung aufweist, und eine sitzende Muttergottes souderen Verständnis sei ei n kurzer Gang durch die (0,97 m) a us Binsdorf, die mit zarten Händen das Kunstgeschichte der Gotik gestattet, soweit er in nackte J esuskind mit seinen angezogenen Beinen diesem Rahm en möglich ist. und die geweihte Schüssel hält. (Abb. 2) Ihre vo lle Di e gotische P lastik ist am E nde des 12. J ahrhun- Gesichts form spiegelt ein lei cht lyrisch- versonnenes derts und im Verlauf des 13. in der Geg end vo n P aris Wesen wi der, das mit wundervolle r Stille' des Aus­ in den Werkstätten der großen Kathedral en in An- drucks ei ne selbstz ufriedene, fast ernste Behäbig­ lehnung an d ie Architektur entstanden und hat in kei t ausstrah lt. Mit äußerster Feinfühligkeit der den Stein sk ulpturen der Portale das vo rnehmlichste F ormbehandlung si nd die herabfall enden Haare der . Feld ih rer Tätigkeit gefunden. "Zum ersten mal se it Frau und das Lockenköpfchen des Kindes wi eder­ fast einem J ahrt ausend , seit den Tagen der Späta nti- gegeben. Die reiche Knitterung der Gewandung ke" ha t sie uns "die Wiedererringung eines m onu- ze igt ei ne füllige, geschlossene und doch fließende m entalen, rundplastisch geschlossene n , körperhaf- Formgestaltung. eine schwell ende Rundung der ten Gestaltens gebrac ht" (Weise). Di e Steinskulptu- Kurven. Die gesamte Wiedergabe weist darauf hin , ren behielten zunäc hst in der Mitte des 13. Jahrhun- daß di e Plastik der Werkstätte Syrlin d. Alteren in derts mit den Schöpfungen der Meister von Straß- Ulm, unter dessen Leitung die Schaffung des Chor­ burg, Barnberg und Naumburg d ie Führung. Erst in gestühls im Münster vermutet wird, sehr nahe steht, den neuen Aufgaben des kleinformatigen Andacht- von einem aus Ulm abgewanderten Holzbildhauer bildes und des Flügelaltars wuchs allmählich die stammt. D ie sitzende Madonna kann so etwa auf Holzschnitzerei zu größerer Bedeutung heran. An- 1480i90 datiert werden. Zahlreiche Gesellen der UI- Abb. 1 Seite 234 Heimatkundliehe Blätter Balingen November 1979

Die letzte Phase der Spätgotik um 1520, die schon dem Herannahen der Renaisssance parallel geht, zeigt zunehmende Weltlichkeit und Diesseitigkeit, die in dem weltoffenen, munteren Ausdruck der Köpfe, dem untersetzten kräftigen Körperbau cha­ rakterisiert ist. Unsere Gegend ist in zwei Bildwer­ ken aus dieser Zeit in der Lorenzkapelle vertreten, einer hl. Agathe (0,98 m) und einer hl. Barbara, beid e aus Geislingen, die von demselben K ühstler, dem Meister des Heinstetter Altars, stammen dürf• ten. Die Gewandung ist gegenüber der Balinger Madonna schwerer geworden und legt sich in gerun­ deter Modellierung um di e Glieder, zeigt nicht mehr die Härte spätgotischer Knitterung. Ihre schönheits­ verklärten Gesichtszüge ve rra te n schon den Einfluß der Renaissanc e. Ein e hervorragend schö ne Figur aus der Zeit wie die Geislinger Bild werk e ist die aus , Winze1n bei Oberndorf stammende Muttergottes, (Abb, 3; 1,42 m). In ihr ist die Steifheit und Eckigkeit der vorangehenden Muttergottesfigure n durch die königliche Majestät in Sc hönheit ve rdrängt. Sie grenzt schon an den Ba rock der Kunst des aus ge­ henden Mittelalters in ihrem weltoffenen Schwung und trotzdem bleibt eine hoheitsvolle imposante Würde. Diese Bildwerke aus unserer Gegend'in der Rott­ weiler Sammlung beweisen uns, daß auch unsere engere ' Heimat Anteil an der k unstgeschichtliche n Entwicklung des 15. und des be ginne nde n 16. Jahr­ hunderts und an dem hohen Rang schwäbischer Skulpturen hat. Nur sc hade, daß nur ein kleiner Bruchteil des ehemals Vorhandenen erhalten bli eb. Abb.2 Von den Herren von Neuneck Von Fritz Scheerer (Sc hluß)

Mit Ad"el~familien unserer engeren Heimat knüp­ frühen Mittelalter zwei Siedlungen nebeneinander fen die Neunecker Heiratsverbindungen. Margreth bestanden haben. Dabei dürfte Oberiflingen eine v. Neuneck heiratete 1434 Konrad von Bubenhofen, Herrensiedlung mit einem Herrenhof, dem späteren der mit seinem Bruder Wolf um Balingen, Grossel­ Ungerichtshof, gewesen se in . AmWestrand des Dor­ fingen, Owingen usw. begütert war. Margreths Mit­ fes wurde 1896 von Dorn ein Grabhügel mit Grab­ gift betrug 1800 fl.(Locher, Regesten). Konrad und kammer ausgegraben, der u. a. ein Goldblattkreuz seine Frau sind die Eltern des Landhofmeisters enthielt, das von Adeligen stammen dürfte. Unterif­ Hans v. Bubenhofen, der zu den fünf Räten gehörte, lingen dagegen wird eine Bauernsiedlung gewesen die während der Pilgerfahrt Graf Eberhards im Bart sein, die an einem Quellhorizont angelegt wurde. die Regierung bildeten. Katharina v. Neuneck (Ähnliche Verhältnisse liegen in der nächsten Um­ (Glatt) war Ehefrau des Balinger Obervogts Hans gebung vor: in Tumlingen im Waldachtal). Hinzu Kaspar von Anweil (1538). Jörg von Neuneck zu kommt u. a., daß die Markung Neuneck 1619 aus Glatt heiratete Johanna von Bubenhofen, deren dem Westteil der Unteriflinger Markung ausge­ Mitgift 3000 fl. betrug und nach dem Tod ihres schnitten wurde. Ottmar zieht daraus die schlüssige Vaters we itere 4000 fl. in Gold in die Ehe brachte. Folgerung, daß die Burg Neuneck ehemals auf Un­ teriflinger Markung errichtet wurde und als Grün­ Herkunft der Herren von Neuneck der der Iflinger Ortsadel oder seine nächste Ver­ Im Glatt-Tal zwischen Glatten (Ld.-Kreis Freu­ wandtschaft in Frage komme, daß also die Herren denstadt) und Leinstetten (Ld.-Kreis Rottweil) liegt von Neuneck die "Rechtsnachfolger des Unteriflin­ das Dörflein Neuneck (500 m NN) , das tund 300 ger Ort sadels" wären. Einwohner zählt und eine der kleinsten Markungen des Landkreises Freudenstadt besitzt. Auf einem Rätselhafte Altstadt auf dem Rockesberg Vorsprung am Westhang des .Tales zwischen der Die Herren von Neuneck und die '"Alts tadt auf Pfarrkirche und dem Maierhof mit seinem Fach­ dem Rockesberg" Südsüdöstlich von Unteriflingen werkgiebel befindet sich das Gelände der ehemali­ liegt auf einem steil zur Glatt abfallenden bewalde­ gen Burg Neuneck, das nach drei Seiten steil abfällt ten Berg rücken die rätselhafte Altstadt auf dem und nur im Westen mit der ansteigenden Hochflä• Rockesberg, von der die Außenmauer, teilweise che verbunden ist. Durch einen in den Fels gehaue­ noch bis 1 m hoch, auf etwa drei Viertel ihrer Länge Abb.3 nen Graben war diese Seite geschützt, so daß ein frei liegt und einer Ellipse ähnelt mit einer Haupt­ wirkliches "Eck" für den Adelssitz vorhanden war. achse von etwa 240 m und mit größter Breite von 130 rner Werkstätten ve rpflanz te n das Gelernte in klei­ Der Burgname Neuneck, der auch zum' Namen m . Im Innenraum befinden sich eine größere Zahl nere Städte, so daß selbst Landkirchen des ausg e­ des an die Burg anschließenden Weilers wurde, hat von sogenannten Wohngruben, deren Art und Be­ henden Mittelalters oft ihre drei Altäre besaßen, die nichts mit dem Zahlwort neun zu tun, wie seine stimmung nicht bekannt sind, über denen sich aber in ihrem Schrein d ie Gottesmutter, umgeben von Schreibweise im 13. und 14. Jahrhundert eindeutig Gebäude erhoben haben müssen. Diese Albstadt ist männlichen und weiblichen Heiligen, zeigte. be weist: "Nuwenegge", "Niwenegge" = Neues Eck, in keiner historischen Quelle erwähnt. Erst ,das Aus einem solchen Zusammenhang d ürfte di e fast also eine Burg auf dem neuen Eck. Folgerichtig muß württembergische Lagerbuch von 1617/20 enthält lebensgroße (1,58 m) Marienfigur aus der Zeit um dann aber auch ein älterer Sitz vorhanden gewesen dann den Flurnamen "Altstadt". 1624 beschreibt 1500 aus Balingen stammen. Sie hat zu ih ren Füßen se in, wenn sich die Personen in den urkundlichen Oetinger in seinem Landbuch "Rockensperg die alte den Halbmond, des sen "Wiedergabe se it dem 14. Erwähnungen nach dem neuen Eck benennen. Ur­ abgegangene Statt unterhalb Neuneck am Wasser Jahrhundert als Hinweis auf di e Gleichsetzung Ma­ kundlich erwähnt wird 1245 (WUB 4, S . 115) ein Glatt oben uff der Höhe in Underyflinger Markhung riä mit der über den Wolken ersc heinenden Frauen­ Volmar,"Sohn des Vogts von Horb", der vom Abt gelegen". In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde gestalt der Apokalypse aufgekommen wa r" (G. Ot­ des Klosters Stein am Rhein mit dem Ungerichts­ von Eduard Paulus das Ganze als römische Stadt to). Mit zaI;ten, sensiblen Händen hält sie fast etwas Hof in dem Neuneck benachbarten Oberiflingen angesehen. J . Bitzer bezeichnet sie 1910 als fränki­ zaghaft das nackte J esuskind mit seinen gekreuzten belehnt wurde, der der dortigen Michaelskirche schen Reichshof, während sie Peter Gößler (1941) Beinen. Die vollen, fle ischigen Formen des Ges ichts ge hö rte und an dem Zehnten von Dörfern und als "eine viel jüngere, unfertige, nie vollendet gewe­ spiegeln ein leicht lyrisches Wesen wider, da s aber Weilern derUmgebung hing. Dieser nennt sich aber sene und bald nach dem ersten Bezug wieder verlas­ trotzdem eine selbstzufriedene Behäbigkeit aus­ noch nicht "von Neuneck", erst sein Sohn Conrad sene Anlage" ansah und ins 15. Jahrhundert datier­ strahlt , ja etwas temperamentloses, apathisches We­ nennt sich 1258 "Conradus miles iunior de Niweneg­ te. Die Ansicht Gößlers wurde von Walter Stettner sen tritt in. Erscheinung. Mit äußerster Feinfühlig­ ge", Die Burg Neuneck muß demnach mindestens bestritten ("Stadtwüstungen im Gebiet des oberen ke it der Formgebung sind die eingeschlagenen Haa­ um 1250 bestanden haben, denn auch der Bruder Neckars und der oberen Donau", 1966). Er führt die re plastisch wiedergegeben. In würdiger, repräsen­ Volmars, Tragbotho, nennt sich 1268 als Schultheiß geringe Einwohnerzahl Unteriflingens und die tiefe­ tativer Haltung steht die breite und stämmige Figur von Balingen "von Niwenegge" (s. oben). Nach K. re , dadurch ungünstige militärische Lage des Rok­ fest und sicher.In der Knitterung der Gewandung Schreiner (Sozial- und standesgeschichtliche Unter­ kesbergs u. a. dagegen ins Feld. Die Altstadt sei eine haben wir nicht mehr die Zac kigkeit und anfängli­ suchungen in den Benediktinerkonventen im östli• im 13. Jahrhundert gegründete und wohl im Laufe che Spitzigkeit der Spätgot ik . sondern mehr ein e chen Schwarzwald) 'soll schon 1161 ein Reginboto des nächsten Jahrhunderts wieder aufgegebene fülligere und geschlossenere Formbehandlung. Die von Neuneck Mönch . des Klosters Reichenbach Siedlung. Ob nun die "kleinen" Neunecker, die Einzelheiten der Gewandung, die Wiedergabe des (Klosterreichenbach) im Murgtal gewesen sein. Ende des 13. Jahrhunderts Glatt zum Mittelpunkt Figürlichen, das versonnene Wesen mit einer mehr Johann Ottmar führt in "Die Burg Neunec k und ihrer Herrschaft machten, oder die Herren von Ge­ bürgerlichen Behäbigkeit , weisen darauf hin, daß ihr Adel" verschiedene Tatsachen an, nach denen roldseck, die 1284 Sulz a. N. zur Stadt erhoben und das Bildwerk den Formeln der Syrlin-Werkstatt sehr die Möglichkeit besteht, daß die Herren V Oll Neun­ d ie auf Iflinger Markung eine Mühle an der Glatt nahe steht, sehr wahrscheinlich von einem aus Ulm eck vom Iflinger Ortsadel abstammen könnten und ha tten, für die Sta dtgründung die Initiatoren waren, abgewanderten Holzbildhauer der Werkstatt Syrlin zuerst ihren Sitz auf dem Unteriflinger' "Turmhü• sei dahingestellt, solange die Archäologie mit ihren d. Jüngeren stammt. gel" gehabt hätten. Bei Iflingen müssen schon im Methoden nicht neue Ergebnisse biete n kann. November 1979 Heimatkundliehe Blätter Balingen Seite 235

Die verschiedenen Neunecker Linien Bald nach Errichtung der Burg m uß mit ihrer Bereits in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts Aufteilung begonnen worden sein, denn die Ra um­ beginnt die Familie sich in drei Linien aufzuspalten: not war beträchtlich, der Zwinger mußte ausgebaut Neuneck - Neuneck (später Ehingen), Neuneck ­ werden. Die obere Burg umfaßte nach Urkunden Egelstal (heute Hof auf Markung Herb-Mühlen) und um 1450 u. a. vier Häuser, drei Hofstätten, eine Neuneck - Glatt, von denen sich die letztere noch­ Scheuer, einen Schweinestall, eine Schmiede und mals gespalten hat. Die männlichen Glieder des ein kleines Backhaus. Ursprünglich' wurde sie als Geschlechts sind teilweise' Geistliche, Mönche, "Veste", dann als Burg und zuletzt als Schloß be­ Deutschordens- und Johanniterordens-Leute ge­ zeichnet (Maurer, H.-M.). worden. Während im 13. Jahrhundert verschiedene Am Beginn der Neuzeit bestanden in Anlage und Herren von Neuneck als Ministerialen von edelfrei­ Alter zwei verschiedene Adelssitze, die das obere en Familien Verwaltungsaufgaben erfüllten (s. und untere Schloß genannt wurden. Die obere Burg oben), ging di e Übernahme solcher Amter im 14. ist heute völlig dem Erdboden gleichgemacht und J ahrh. zurück . Manche nahmen Dienste be i den von der unteren ist nur noch der steinerne Umbau Grafen bzw. Herzögen von Württemberg, nach der eines einzelnen Gebäudes vorhand en. 1614 wurde Reformation vo r allem beim Haus Österreich. Die das Schl oß an Württemberg verkauft. Es diente Töchter der Neuneck - Neuneck-Linie, die 1498 in zunächst der württem bergischen Kellerei und wur­ männlicher Linie ausstarb, heirateten Herren zu de dan n Sitz des Forstmeisters de s Oberforsts Freu­ Ehingen. Die Linie Neuneck - Egelstal wechselte bis densta dt. Sch wer be schädigt wurde es im Dreiß ig­ zum Aussterben im 15. Jahrh. öfters ihren Sitz. jährigen Krieg, so da ß es auf fürstlichen Befehl Gegen Ende des 13. Jahrhunderts hatte Ulrich von abgebrochen werden mußte. Au f den Resten des Neuneck seinen Sitz nach Glatt verlegt. Die Glatter unteren Schlosses wurde im 18. Jahrhundert ein Linie starb 1678'aus. Ihr Territorium (Glatt, Dettin­ Fachwerkbau errichtet. Eine Ka pelle in der Bu rg gen, halb Dürrenmettstetten) ging 1706 an die Für­ wurde um 1400 ersetzt durch eine außerhalb der stabtei Muri in der Schweiz über. Burg errichtete, die mit einer Grablege versehen wurde. Diese Kapelle wurde 1523/29 zur Pfarrkirche Burg und Schloß Neuneck des Orts erhoben. Die Ruine des Schlosses wurde Die Burg Neuneck hat um die Mitte des 13. als Steinbruch benutzt. Um die wenigen Re ste der Jahrhunderts bestanden. Ihr ursprünglicher Zube­ Burg nehmen sich heute die Gemeinde Neuneck, hör war das Dorf Unteriflingen und der an die Burg das Landratsamt Freudenstadt und das Landes­ anschließende Weiler Neuneck. Der älteste Teil der denkmalamt Karlsruhe an. Für den Lebensbereich Anlage war die obere Burg. Diese war eine Schild­ am oberen Neckar, östlichen m ittleren Schwarzwald mauerburg wie in der Nähe andere Bu rgen (Lichten­ und bis an d ie Schwäbische Alb ha t das Ges chlecht fels bei Leinstetten, Burg Dießen), die um 1220/50 der Herren vo n Neuneck,"di e einer Schicht vo n erbaut Wurden. Sie war während ih res ganzen Beste­ kleine n Freien angehörten, lange Zeit eine besonde­ hens freies Eigen der sie bewohnenden Familien. re Rolle gespielt.

Zur Geschichte der Kapellkirche Ebingen Kapellkirche in Ebingen nach dem Fli egerangriff . " . am 11. Juli 1944 von Dr. Walter Stettner Im März 1382 schenkten zwei Ebinger Bürger um Gottes und um ihrer und ihrer Vorfahren Seelenheils den mußte. Bei d iesem Neubau wurde auf einen willen zu einem Seelgerät all ihr Gut in Ebingen an die."Capell gestift in der ere des heiligen Grabes Chor verzichtet, es entstand ein Sa albau, der schon unseres Herrn Jesu Christi und seiner hochgelobten werten m üter Marien, unser lieben frouwen". Da gab fast als Vorläufer späterer Predigerkirch en wirkt. Er es also schon eine Kapelle oder zum mindesten war sie schon im Bau. • ist im Grundlegenden bis heute unverändert geblie­ Ein e Ka pelle inne rhalb der Stadtmauern war für Zur Frauenkaplanei in der Kapelle (im Unter­ ben. In dem Neubau wurden aber die beiden Altäre die Bevölkerung Ebingens wünschenswert, weil die schied von der Frauenkaplanei in der Pfarrkirche) wieder aufgestellt. Ihre Einkünfte,verzeichnete man Pfarrkirche (Martins kirche) bei der Anlage der Stadt gesellte sich gleich oder doch bald nach deren noch 1535 und 1564 fein säuberlich und tri eb sie außerhalb geblieben war. Die Pfleger der Kapelle, Stiftung eine zweite, die J ohanneskaplanei. Schon auch noch bis ins 19. Jahrhundert von den Schuld ­ Hei nrich Rieber, Lorenz Kauffmann und Konrad 1389 verkaufte Heinz Pfaff von Ebingen, jetzt Bür• nern ein. Aber mindestens einer der beiden Altäre Rieber, kauften 1446 für Unser er lieben Frau Kapel­ ger in Rottweil, seinen Anteil am großen Zehnt zu muß nach der Reformation verschwunden sei n. Da s le von ihrem Mitbürger Auberin Krämer dessen Truchtelfingen, genannt Portzehnt, "dem vorderen Gebäude wurde auch weiterhin benützt; im 18. eigenen Hof (also nicht eine n Lehenhof) zu Burla­ Altar, das ist St. Johanns Altar zu Ebingen in der Jahrh. fanden darin Betstunden, Vesperlektionen, dingen um 132 Gulden, wo raus nun der Kapelle Stadt in Unser Frauen Kapelle gelegen" . Nachdem Kindtaufen und Trauungen früher Beischläfer statt. ansehnliche Einkünfte flossen. durch weitere Käufe und durch Schenkungen eine über die frühe Ausstattung ist wenig bekannt. In die Kapelle stifteten deren Begründer, Pfaff genügende Ausstattung für den Johannesaltar zu­ Eine schöne Pietä aus der Zeit um 1420 ist na ch de r Wildmann von Weilersburg, Kirchherr zu Hechin­ sammengebracht war, zeigte Pfaff Konrad von Ern­ Reformation nach Laiz gelangt. An dem Ortswech­ gen und Chorherr zu Stuttgart, und Johannes Weg­ mingen, Kirchherr und Dekan, im Auftrag der Bür• sei waren anscheinend die Frauen der Ebinger Klau­ gestein, Edelknecht und Schwager Pfaff Wild­ gerschaft die Stiftung einer Kaplanei auf den Altar se beteiligt. Nach der Franziskanerchronik des Be­ manns, im Jahr 1382 eine Mes se . Die Weihe dies er St. Johannis des Täufers 1405 bei Bischof von Kon- " rard Müller von 1703 wurde "in der ersten Ze it der Mes se und wohl auch der Kapelle selbst wurde am stanz an und bat um Bestätigung, was gewährt Ketzerei" (der Reformation) von zwei Schwestern Silvestertag. 1382 vollzogen. Dazu versammelten wurde. für Geld ein wundertätiges Bild der Jungfrau Maria, sich neben den beiden Stiftern noch Propst Fried­ Ein Streit zwischen den Herren von Tierberg und das damals mehrere Tränen vergoß. von Ebingen rich Kayb von Denkendorf und Vertreter von des­ nach Laiz gebracht. Die Geschichte wurde dann in der Stadt Ebingen über das Recht, die verschiede­ mehreren Fassungen, die keinen Glauben verdie­ sen Konvent, Burkard von Tierberg als Kastvogt der nen Pfründe zu verleihen, wurde 1465 geschlichtet. nen, ins Wunderbare ausgeschmückt. Nach dem 2. Ebinger Leutkirche und Pfaff Konrad von Emmin­ Nach der Vereinbarung sollte u. a."der Altar außer• Weltkrieg hat Bildhauer Anton Seßler von Straß• gen als Kirchherr, ferner di e weltliche Obrigkeit in halb dem Chor Unser Frauen Kapellen .. . der da berg eine Kopie der Pietä angefertigt, die in der Gestalt des Grafen Eberhard (des Greiners) von ge we iht ist in der Ehre St. Johansen" von der Stadt wiederaufgebauten Kapellkirche aufgestellt wurde. Wüttemberg, sowie Schultheiß und Bürger zl.:l Ebin- . besetzt werden. Hier wird erneut von einem Chor Der Turm der Kapelle mitsamt dem Kirchendach­ gen. (Die Pröpste von Denkendorf, das im Spätmit­ gesprochen; der Frauenaltar stand darin, der Johan­ stuhl war 1782 sehr schadhaft, so daß be ide abgebro­ telalter Mittelpunkt des Ordens vom Heiligen Grab nesaltar außerhalb. Er war ja schon 1389 als der chen und nach den Plänen des Kirchenbaumeis ters war, sollten nach dem Willen Pfaff Wildmanns nach "vordere Altar" bezeichnet worden. Die Kapelle Götz von Stuttgart neu aufgebaut werden mußten. dessen Tod die Pfründe verge be n; welche Beziehun­ hatte also im ersten Jahrhundert ih res Bestehens Dabei wurde das Glockentürrnie, da s mit zwei gen Pfaff Wildmanns zum Orden hatten ist unbe­ ei ne n ausgeprägten Chor, der selbstverständlich im schweren Glocken behangen war, auf die Mitte des kannt, vielleicht hat er eine P ilgerreise ins Heilige Osten lag. Ob die Kapelle ein Schiff besaß oder Daches gesetzt (saß es vorher mehr im Westen über Land gemacht). 'Pfaff Wildmanns hat die Kaplanei dre ischiffig war, darüber gibt es ke ine Quellenaussa­ dem Eingang wie jetzt wieder oder mehr im Osten sehr reich mit Ta ilfinger Gütern ausgestattet, di e bis gen; bei der schlichten und sparsamen Art der dahin zu r Weilerbur (etwa 1 Kilometer nördlich des Ebinger zu bauen, wird man eher an ein Schiff über dem Altar?). Die Kirchentäferdecke, di e Brü­ heutigen Neuweilers über dem Weilertag) gehört denken. . stungen und die Stühle der Emporekirche erhielten einenAnstrich in hellblauer Ölfarbe. hatten. Ausgenommen von der Stiftung ware n di e Fragt man, seit wann die Kapelle wenigstens Güter, die sc hon vo rher den beiden Fräulein Katha­ annähern d ihre heutige Gestalt erhalten hat, so läßt Anfang des 19. Jahrhunderts verfiel die Kapellkir­ rine ud Elisabeth von Weilers burg als Au ssteuer bei uns die schriftliche überlieferung im Stich; es kann ehe zusehends. Man konnte keine Gottesdienste ihrem Eintritt in das Klo ster Stetten bei Hechin gen höchstens darauf verwiesen werden, daß nach 1465 mehr darin halten. Mehrere Bierbrauer lagerten 1832 übereignet worden waren. Auch diese Güter kamen von einem Chor nicht mehr die Rede ist. darin ihre Fässer. Kein Wunder, daß beim Vogtrug­ bald danach nach Ebinge n. Am 9. Juli 1394 ve rkauf­ Nun steckt in der Südwand der Kapellkirche nahe gericht 1832 der Antrag gestellt wurde,"die ganz te n "Adelheit und uo ch wir, die frouwen und d er der Südwestecke ein Stein m it der Jahreszahl zwecklose und baufällige sog. Kapellkirche" abzub­ co nvent gemainlich dez closters ze Stetten","Der MCCCCLXXXX, also 1490. Solche Steine zeigen rechen. Dem stim m te auch der Bürgerausschuß zu ; Cappellen ze Ebingen und ainem jegliche Capplan nicht selten das J ahr des Baus an. Das kann in selbst der Stadtpfarrer machte keine Einwände. Ihr derselben Cappellen die zway pfund haller geltz, die unserem Fall nicht zutreffen, sonst müßte ja da s Schicksal schien besiegelt, als das Oberamt Balin­ uns von Katherinen und Betten von wilersburg, Jahre 1382 dort stehen. Daher dürfte die Jahreszahl gen den Befehl gab, die Kapellkirche auf denAb­ wilant closter fra wen ze stetten, wo rden sint und uß des Datum eines Neubaus angeben, der vielleicht bruch zu verkaufen, und den Verkaufstermin drei­ den wisen ze wilersburg gant","mit allen iren rech­ durch einen Brand erforderlich wurde. In einer mal durch Ausrufen in der Stadt bekanntgeben ließ. ten und zugeherden", an die Kaplanei zu Ebingen Aufstellung vom Jahr 1477 über die Zahl der Häuser Da überreichte im letzten Augenblick der Schreiner um "d rü und drißig pfund guter und gernainer in der Grafschaft Württemberg heißt es über Ebin­ Friedrich Fuß dem Stadtschultheißenamt eine an haller", d ie bar bezahlt wurden. 1394 ve rkauften gen: ,,150 Häuser mit Mannen, 42 Häuser, die öd den Stiftungsrat gerichtete, von 79 Bürgern unter­ Konrad von' Hölnstein, seßhaft zu Tierberg , und stand". Die 42 Häuser standen vermutlich öd, weil zeichnete Eingabe, in der gebeten wurde, die Kapell­ se ine Frau Anna von Tierberg Güter in Lautlingen' sie kurz zuvor abgebrannt waren; damals mag auch kirehe nicht zu verkaufen, sondern wiederherstellen an "unser Frauen Altar in dem Chor der Frauenka­ die Kapelle in Asche aufgegangen sein, so daß man zu lassen und darin die Wochengottesdienste zu pelle zu Ebingen gelegen". Wir registrieren, daß die sie völlig neu erbauen mußte. Daß man mit dem halten. Nun setzten eifrige Beratungen ein. In einer Kapelle anfangs einen Chor hatte, von dem wir bei Wiederaufbau der Kapelle über zehn Jahre wartete, gemeinsamen Sitzung des Stiftungsrats und de s der heutigen Gestalt der Kapellkirche nicht wohl entspricht einer Situation, bei der erst mehr als ein Bürgerausschusses wurde keine Einigung erzielt. reden können. Viertel der Bürgerhäuser wieder instandgesetzt wer- . Bei getrennten Sitzu ngen beantragte der B ürgeraus-

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sch uß , d ie Kirche beizu behalten und wiederherzu ­ ßeren mußten Ende Juli 1917 abgeliefert werden Kurtz in Stuttgart drei neue Bronzeglocken für die stellen ; der Stiftungsrat dagegen war mit 7:5 Stim­ und wurden später für Heereszwecke eingeschmol­ Kapellkirche mit den Tönen c" (275 kg), d " (203 kg) .n en weiterhin fü r den Verkauf. Die Stadträte Wo1­ zen. Die größere inB stammte aus dem Jahr 1606, und f" (116 kg). ' 'er, Binder, Rimmele und Johannes Schmid, di e die zweite mit dem Bild König Gustav Adolfs von Die c"-(oder Johannes-)Glocke hat die Inschrift ~ egen den Verkauf gestimmt hatten, legten Wert Schweden, gestiftet von Gottlieb und Emilie SIEHE DAS IST GOTTES LAMM" mit dem Bild iarauf, im Protokoll namentlich als Gegner eines Schmid , war 1894 von E. Kurtz in Stuttgart gegossen des J ohannes, sie wurde gestiftet von Wilhelm und Verkaufs festgehalten zu werden. In weiteren Erör• worden. Zwei Ersatzglocken, wiederum aus der J ohannes Maute. ~ eru ngen Anfang 1833 verteidigte sich der Stiftungs­ Glockengießerei Kurtz hervorgegangen, trafen im Die d"-Glocke "GOTTES WORT BLEIBT IN 'at, es sei nicht seine Absicht gewesen, den religiö• September 1923 zusammen mit denen der Martins­ EWIGKEIT", das Monogramm Christi-und "DEM sen Sinn der Einwohnerschaft zu schwächen, man kirehe hier ein. Auf der einen stand "Z um Anden­ GRüNDER DER FIRMA STEINKOPF UND labe vielmehr d urch Anlegen ei nes besonderen ken an ihren 1917 gefallenen Sohn Heinrich gestiftet GUSSMANN THEODOR STEINKOPF ZUM GE­ Tonds die zur Herstellung einer zweckmäßigen von Max Pfaffenroth und Frau Christiane geb. Gei­ DACHTNIS" .Hau pt-Ilxirche erforderlic hen Mittel schaffen w ol­ ger", auf der anderen die Weihnachtsbotschaft "Eh­ Die f"-Glocke "SEI GETREU BIS IN DEN TOD" , en. Di e Kapell ki rche sei zu wenig geräumig, al s daß re sei Gott in der Höhe". Im Januar 1942 mußten, als Symbol das Kreuz und di e Stifterinschrift: GE­ sie, wenn d ie Hauptkirche zugrunde ginge (!) , fü r wie schon erwähnt, alle drei Glocken der Kapellkir­ STIFTET ZUM ANDENKEN AN IHREN AM 20. 5. ille G ottesdienste benützt werden könnte. Nach ehe abgeliefert werden. 1917 GEFALLENEN SOHN HEINRICH VON DEN veitere n Beratungen ents chie d sich auch d ie Mehr­ Wenige Monate nach der Wiedereinweihung, En­ . ELTERN MAX PFAFFENROTH UND CHRISTIA­ neit des Stiftungsrats für Beibehaltung und Instand­ de Februar 1951, lieferte die Glockengießerei H. NE GEB. GEIGER". -etzung der Kapellkirche. Als Grund für ihre Sinnesän derung gaben di e Herren an, di e Stimme ler Bürgerschaft spre che si ch' in großer Mehrzahl aut für Beibeh altung und Wiederherstellung aus. 3eiden bürgerlichen Kollegien müss e daran gel eg en Von den Fluren um Lautlingen iein , Ruhe und Ein trac ht in d er durch den beabsich­ igten Verkauf der Kirche aufgeregt gewordenen Von Fritz Scheerer :Jem eind e wiederherzuste lle n. Als n otwendige Maß­ lahmen an der Kirche werden genannt Herstellung Lautlingen hat am Zusammenfluß von Eyach, Meßstetter und Ebinger 'ralb ach (1725 Stepbach, Namen ler Fenster, Bestechen und Weißen des Mauer­ von Stetten) in einer Weitung zwischen Heersberg, Burgberg. Tierberg und Autenwang eine landschaft­ werks, Anschaffung eines Kanzel- und Altartuchs, lich herrliche Lage. Seine Markung umfaßte bis vor wenigen Jahren diese Talseiten und reichte auf der Sinrichtung der erforderlic hen Stühle. Für die In­ Südostseite in einem schmalen Streifen auf die Hardt hinauf, so daß die Höhenunterschiede annähernd standsetzurig w urde zunächst ei ne Ko llekte unter 350 m betrugen (636-982 m, Oberer Berg). _ ler Bürgerschaft durchgeftihrt. S o hat eine Bürger­ Di e Eyach hat das vo n Westen kommende Tal der Rustica, angelegt' wurde (Bersu). Das Gefäll e, des nitiative vor 150 Jahren zum Erfolg geführt, d ie Urschmiecha angezapft und seine Seitentäler an aus vielerlei Quellen entspringenden Riedbachs ist Jbrigkeit war dem okratisch genug, sich dem Mehr­ sich gezogen un4 damit w urde auch der von Pfeffin­ so gering, daß hier in der Flur "Totland" das Gel än­ ie itswille n zu beugen. Der Erfolg wurde, für jeder­ gen kommende Seitenbach zu einem Oberlauf der de versumpfte und vertorfte (1608 "im T odtländt"). .n ann sichtbar, auch an der Kirche Iestgehalten: Eyach, mit einer Umbiegung aus der Süd- in die leben dem schon erwäh nten Stein mit der Jahres­ Westrichtung. Wandern wir von Ebingen nach We­ Aus der Geschichte von Lauttingen zah l 1490 wurde ei n zweiter eingelass en, auf dem zu sten, so haben wir in dem sehr weiten Tal, das unten In der großen Weitung der Täler ließen sich auf ese n steht MDCCCXXXIII = 1833. In die Kapell e 400 m breit und oben rund 2 km hat, eine große einer hochwasserfreien Anhöhe wahrscheinlich d ie ,;tiftete um 1862 d ie Apothekerswitwe Palm einen Pforte im Gebirge. Der heutige kleine Riedbach, Alamannen nieder und bestatteten ihre Toten, auf reuen Taufstein , den der hi esige Bildhauer Maier . dess en Tal ganz versumpft ist und der nur eine "Bergen". Schon 1910 wurde der Alamannenfried­ -{eschaffen hatte. kl eine Wassermenge hat, kann di ese weite Pforte hof beim Bau des Schulhauses freigelegt, wobei Im J ahr 1909 kam es zu größere n Anderungen in ni cht geschaffe n haben, die heute di e Bahn und di e insgesam t 17 Steinplattengräber zum Vorschein ka­ ier Kapell e, für di e Archite kt Egon Diemer d ie Bundesstraße 463 benützen. Ein stattlicher Fluß men. Ein bemerkenswerter Fund ist neben andern Dlä ne lief erte. Nahe der Nord ostecke wurde (teilwei­ muß einst durch d ies es Tal nach Osten geflossen Gegenständen das nur te ilweise erhaltene Gold­ se auf Grund , der zum Nachbargrundstück gehörte) ' sein . Di e Eyach hat das umgelenkte Talstück von blattkreuz. Di es er Gräber aus dem 7. Jahrhundert ' ~ i n e Sakristei angebaut u nd damit ein unschöner unten her infolge ihres stärkeren Gefälls so weit in erweisen, daß der Ortschon damals bestanden hat. 3 retterverschlag im Innern des Raumes beseit igt. den Braunen Jura eingetieft, so daß die große Wei­ Er wird zwar urkundlich erst 793 erwähnt, als ein Jas alte Gestühl wurde durch ein neues erse tzt und tu ng um den Ort nun im m ittleren und oberen Berthold u. a. auch Güter in Lautlingen ("Lutilin­ .in ne ue r Kanzelaufgang angelegt; di e Kanzel selbst Braunen Jura liegt. Di e große Talwasserscheide gen"), di e er dem Kl os ter St. Gall en geschenkt hatte, md der Schall deckel mit der Aufschrift "Gottes zwisc hen Lautlingen und Ebingen entstand, in der als Prekarie zurückerh ielt. Der Ortsnamen d ürfte , Nort blei bet in Ewigkeit" bl ieben unverändert . Neu von Westen her der H immel hereinschaut. von dem P ersonennamen "L utilo" , einer Kosef orm war der Altar, während der Taufstein aus der alten ü ber der Weitung sind di e unteren Talhänge mit von Ludwi g oder Lothar, abzule iten sein. vlart inskirche stam m te,Bei der Bombard ierung Weißjurascliutt übersät und fast geschlossen von 1092 und 1094 werden als Edelfreie die Brüder Sbingens am 11. J uli 1944 wurde an der Kapellkir­ Laubwald überzogen. Nach oben gehen sie in di e Erbo und Gerung erwähnt. 1140 ist ein B urkard de .he ein Teil des Dachstuhls zerstört, im Inneren der felsigen Steilhänge aus Wei ßj ura ß, die "Wohlge­ L utel ingen Zeuge. Ob die seit 1216 auftretenden

von Dr. Walter Stettner Das Christentum hat bei uns um die Mitte des 7. Jahrhunderts Eingang gefunden. Die Ebinger Die Ge samtlänge der Kirche beträgt 124 Fuß, die Martinskirche zum hl. Martin steht über einem alemannischen Gräberfeld. Ob damit der Sieg derneuen Breite stark die Hälfte, die des Mittelschiffs 36. Um Kirche über den alten Glauben ausgedrückt werden soll, ist ungewiß. Anfangs gingen heidnische und eine Arkade verlängert, mit einem Querschiff ver­ christliche Formen und Glaubensinhalte nebeneinander her. Auf eineralemannischen Riemenzunge, die stärkt und mit Holzgewölben bedeckt, ließ e sie sich 1905 unter der Martinskirche gefunden wurde, ist ein Kreuz zu sehen, das möglicherweise als Zeugnis für vielleicht zu einer der stattlichsten Kirchen 'aus­ das Eindringen des Christentums bei uns gedeutet werden darf. Die Ebinger Martinskirche als bauen." Leutkirche stand vielleicht in einem geistigen und geistlichen Verblind mit der MiQha~lskirch~ in Soweit die Oberamtsbeschreibung. Daß die Mar­ Burgfeiden al s einer herrschaftlichen Eigenkirche und mit der Johanneskirche in LautiiJigen als emer tinskirehe ein bedeutendes Baudenkmal war, zeigt Taufkirche. ' , sich erst recht bei den Abbrucharbeiten, doch davo n später. Hinzuweisen ist noch darauf, daß der Grab­ Es darf angenommen werden, daß die alte Mar- lieh eine Erztafel: Zur Erinnerung an die für uns stein des "Affenschmalz" noch in der Martinskirche tinskirehe und ihre (unbekannten) Vorläufer inmit- . Gefallenen, Philipp Kaufmann gef. 30. Nov. 1870 zu finden, -dagegen der Grabstein des einstigen ten des Dorfs Ebingeri standen. Als die Stadt ost- Couilly, Jakob Fuß gef. 30. Nov..CC! uilly, Got~lieb Schultheißen Balinger verschwunden ist. Wenn wärts neben das Dorf gesetzt wurde, blieb die Kir- Sigmund Haux gef. 2. Dez. Champigriy,Kar! Friedr, man hört, daß der.Chor um etliche Stufen höher war ehe außerhalb des Mauerrings (1397: St. Martins Fritz gest, 4. Jan. 1871 Lagny. 2. Sam. 1, 19. ,. als das Schiff, kann man vermuten, daß er ursprüng­ Gotteshaus zu Ebingen vor der Stadtgelegen). Das Ein schön in einfachen frühgotischen Formen 'lieh über einer Krypta erbaut war. Der Chor soll ist dann bis ins 19. und 20. Jahrhundert so geblie- profilierter Triumphbogen und mehrere Stufen füh• nach einer Notiz des Stadtpfarrers Jehle (hier ben.Eine solche Regelung ist in weitem Umkreis ren ins Schiff hinab. Südlich steht die Kanzel, ein . 1885-97), die ich der Freundlichkeit seines Enkels, selten, denn meistens wurde die Kirche indie Stadt schönes, reich geschnitztes Werk von 1682. An der des Herrn Martin Jehle verdanke, im Jahr 1473 hine ingenommen oder eine' Kapelle in de r Stadt Emporebrüstungen ein - neueres - Abendmahl und vollendet worden sein. wurde - zum Schaden der alten Pfarrkirche, die Apostelbilder; ferner ein hölzernes Epitaph des Der Kirchenbau bereitete den Verantwortlichen da nn zur Kirchhofskapelle herabsank - zur Stadtkir- Stadtpfarrers J o. Sachs 1708, und seiner Ehefrau über die Jahrhunderte hinweg manchen Kummer, che ausgebau t, siehe Balingen. geb. Kastner; endlich ein stattlicher (etwas weicher) jedoch können wir Einzelheiten erst aus den Rech­ Uber das Ausse hen der älteren Kirchenbauten lebensgroßer Luther, gemalt 1674 von G. Thom. nungen der Martinspfleger entnehmen, die ab 1604 Ebingens feh len Anhaltspunkte. Hätte man 1905 die Hopffer "fü rst!. württ. Hofmaler". Taufstein und , (anfangs mit großen Lücken) erhalten sind. Schwa­ alte Kirche stehen lassen, so wären wahrscheinlich Crucifixus sind neu; der Altar zeigt ein altes, schön che Punkte waren vor allem die Seitenschiffe und die Mittelalterarchäologen im stande, auch .aus be- geschmiedetes Gitter. Jederseits vom Schiff sind 5 das gewaltige Dach. ' scheidenen Befunden weitreichende Aufschlüsse Arkaden m it derben Rundpfeilern, achteckigen Ge­ Im Jahr 1608 kam auf Bitten Ebingens der fürstli• über frü he Kirchenbauten zu gewinnen. simsen und breiter Laibung der Bögen; von ur- che Baumeister Johann Fischlin ausStuttgart hie­ Da s älteste Ebinger Gotteshaus wird eine hölzerne sprünglicher Wölbungkeine Spur, die große Breite her. Man wollte die Kirche "wegen wachsender Saalkirche mit eingezogenem rechteckigen Chor- des Schiffs würde sie schon nicht erlaubt haben. Commune" erweitern. Fischlin prüfte den alten Bau raum gewesen sein. An ihre Stelle mögen 'im Lauf Offenbar haben wir es mit einer frühgothischen und gab dann Anweisung, die Pfarrkirch e beider­ der Jahrhunderte andere, größere Ba uten au s Stein Säulenbasilika zu thun, ähnlich manchen Kirch en seits abzubrechen und neu aufzubauen. Das betraf getreten sein, bis man um die Mitte de s 13. Jahrh un- an dein nicht allzu weit abliegenden Bodensee, z. B. also die nördliche und die südliche Außenmauer derts jene drei schiffige Basilika erstellt hat , die erst ,Constanz und Ueb erlingen. Die Nebenschiffe sind und das Dach. Die Maurerarbeite n wurden dem 1905 abgerissen wurde (s. Bild). Da nur no ch we nige in der Höhe ganz verbaut, auch die jetzige Mittel­ Meister Balthasar von Lautlingen übertragen. Er unserer ältesten Mitbürger diese gesehen haben, sei schiffdecke niedrig, die Spitze des Chorbogens hatte na ch den Weisungen Fischlins die beiden es zunächst gestattet, die Beschreib ung dieser Kir- nicht erreic hend. Der Holzeinbau stammt von 1652 Ortmauern 85 Werks ch uh lang und 6 ho ch zu ma­ ehe nach der Oberamts beschreibung Balingen von und zeigt hübsche, kräftig ausgehauene Zieraten. chen, die Kirche innen und außen zu bestec hen und 1880 wiederzugeben: "Ein traulicher, baumbewa ch - An der Südwand sind Spuren eines durch den zu weißen, beide Seiten mit dem Da chwerk zu sener alter Kirchhof - erhalten an der Südseite de r Ein bau, wie durch Tünche und Feuchtigkeit verder­ überschießen, die eine Seite mit einem Hohldach, Grabstein des Mattheus Balinger, gewesenen benen gothischen'Kreuzigungsgemäldes, wovon ei­ die andere mit Platten. Schultheißen und fürstlichen Verwalters, gest, 15. ne Gruppe mi t Maria und Johannes in Köpfen und Die Zimmerleute bezogen da s Bauholz von Dürr­ Dezember 1606, mit Rehbockwappen - umgibt SIe. Haltung geistreiche Zeichnung verräth. Auch die wangen, in Laufen und Lautlingen mußte dafür Sie selbst freilich stellt von außen auf drei Seiten ein Westwand hat Freskospuren. Weggeld bezahlt werden. Das Aufric hten des Dach s unförmliches Ganze von niederen Mauern, gewalti­ gem Dach , unregelmäßigen Fenstern, Treppen und Mansarden dar. Der nordöstlich stehende Thurm, durch die gewölbte Sakristei (jetziges Archiv), ur­ sprünglich das Untergeschoß eines gewaltigen Vier­ eckthurms, vom Chor getrennt, wurde 1670-72 er­ baut, ist unten viereckig, geht dann ins Achteck über und trägt ein kupfernes Kuppeldach mit Later­ ne : Nur auf der Ostseite verräth der in drei Seiten des Achtecks schließende Chor mit maßwerklosen Spitzbogenfenstern, darunter einem schmalen, al­ ten, die gothische Anlage; auch an der Nordseite hat sic h ein Portal dieses Stils mit dem schöngearbeite­ ten Reiterbild des hl. Martinus im Bogenfeld erhal­ ten. Wirklich überrascht das Innere nicht nur durch einen schönen Chor von schlanken Verhältnissen, sondern auch durch eine wohlerhaltene Arkadenan­ lage des Langhauses. Der Chor ist von einem schö­ nen, auf Konsolen (davon an dreien ein hockender Löwe, ein Kopf und ein Mann mit Andreaskreuz) ruhenden Kappengewölbe bedeckt. Die runden Schlußsteine sind leer, bis auf den hintersten, wel­ cher einen Kopf mit Strahlen (Sonne) zeigt, rechts und links davon auf den Rippenkreuzungen die Zeichen der 4 Evangelisten, in der hintersten aber ein Meisterzeichen: Wappenschild mi t 2 sich kreu­ zenden Schabmessern, davor ein Pfeil und Ring nebst den Initialen I-St. Die einfachen Formen der , vorderen Hälfte weisen auf frühgothische Zeit ; der Schluß scheint später eingesetzt. An der südlichen Chorwand steht der "Affenschmalz", d. h. das Grab­ mal des Ritters dieses Namens in schönem Hochre­ lief , im Schild oben ein Ring, unten ein Kleeblatt. Umschrift in Minuskeln: anno dm. MCCCCXIII uff sant hilarien tag starb hainrich von ringelstein gen ...affensch malz, edl. kneht, dem got gnedig sy . Nörd- Alte St. Mart in skirch e (Norden) . Abbruch 26. Ap ril 1905 Seite 238 Heimatkundliche Blätter Balingen Dezember 1979

leitete der Zimmermann Hans J erg mit einem Gesel­ Erdbebenscbaden len. Er hatte zunächst Pech, die Sparren gingen Die Kirche selbst traf im Jahr 1728 Unheil: "Als nicht zusammen, daher mußte der Bau "abgehebt den 3. August anno 1728 der Giebel (wohl der und abbrochen" werden. "Als man das Holz und Westg.) in allhiesiger St. Martins Pfarrkirche bey Zimmerwerk noch einmal verfertigt und wiederu m einem Erdbeben eingefallen und folglich höchst au fgerichtet", halfen zwe i weitere Zimmergesellen nöthiger Dingen wiederum repariert werden müs• und der Zimmermann Wetzel au s Dürrwangen. Hin­ sen, so hat David Grotz, Zimmermann, auf ambtl. zu kamen zahlreich e Hilfskräfte aus de r Bürger­ Befehl einen neuen Giebel 18 Schu breit und so schaft, die als Froner keinen Lohn erhielten, wohl hoch es der Sparr hat leyden mögen, verfertigt". Der aber Speise und Trank: Als man da s Zimmerwerk Meister und sein Geselle hatten damit bei einem das erste Mal au frichtete, hat man den Fronern in Taglohn von 24 bzw. 20 Kreuzern zehn Tage Arbeit. Rehfuoßen (des Wirts) Haus zu essen geben 54 Die zwei Maurer Hans Jahob Schott und Johannes

Person en ä 3 Kreuzer. Nach dem Aufrichten zum Binder haben das alte, untaugliche Gemäuer voll­ Nachtimbiß für 68 Personen (da machten auch die ends abgebrochen, nach vorher vom Zimmermann Honorationen mit) in die Küche je 6 Kreuzer, an wieder eingerichtetem Holzwerk den Stock von Wein 88 Maß. Beim Abbrechen und Herabtun, als neuem eingemauert, wegen der in der Höhe zu . das Zimmerw erk nicht zusammengehen wollte, hal­ befürchtenden Gefahr ihn mit Gerüsten-wohl verse­ fen 56 Fron er, beim zweiten Aufrichten, das zwei hen, Taugsteine versägt, die Steine hinaufgetan, aus­ Tage beanspruchte, 53 und 54 Personen. Junge und inwendig bestochen, die Gesimse mit Ziegeln Knaben, die die Platten und Ziegel gaben, erhielten und Platten bedeckt und den ganzen Giebel, wo die nur Brot. Notdurft erforderte, bestochen und ausgebessert. Dem Hans J erg und einigen Schreinern wurden (Nach dieser Beschreibung in der Martinspflegrech­ ferner die Em porekirchen verdingt, er verfertigte nung war durch das Erdbeben, das mindestens so auch "hinten an der Kirch" (also wohl an der West­ stark wie das von 1978 gewesen sein mag, offenbar seite) einen hölzernen Giebel, der mit dem Mauer­ nicht der ganze Giebel, sondern nur der obere Teil werk verblendet wurde. Bretter, Latten und Rahm­ zum Einsturz gebracht worden. Erstaunlich ist, daß schenkel bezog man von Oberhausen (bei Hausen a. mit den Ausbesserungsarbeiten der Zimmermann T.) und rechnete mit dem dortigen Burgvogt ab . Die beginnt, vermutlich von innen von einem Dachbo­ Schreiner hatten weitere Arbeit mit dem Getäfer auf den aus , denn er benötigt kein Gerüst.). Mit dieser den Emporen, mit Manns- und Weiberstühle usw. Arbeit waren zwei Meister, zwei Gesellen und ein Zwei Glaser setzten sieben lange neue Fe nster und J unge neun Tage beschäftigt; sie erhielten für die neun Rundei ins neue Mauerwerk. Der Dreher lie­ halbe Zeit 50% Gefahrenzulage. die Meister 36/24 ferte 40 gedrehte Seile in die Kirche zur Kanzels tie­ Kr., die Ge sellen 30/20 und der J unge 24/16 Kr. ge, zum Altar und zu den Emporen. Der Glaser Ferdinand Engel machte in der Kirche Hübsch sind auch manche Einzelheiten : man be­ ein neues Scheibenstück mit 56 Scheiben, je samt nötigte 4115 Backsteine, 3450 (Ziegel-)Platten, 200 Blei und Zwickel ä 2 Kr.(also hatte die Kirche große Ziegelsteine, 1350 Unterziegel. 1830 Oberzie­ damals Butzenscheiben). Der Armeleutefuhrmann gel und 235 Scheffel Kalk; die erfo rderlichen Steine Hans Jakob Gomper hat zur Reparierung des Gie­ wurde n von sieben Bürgern in acht Tagen (bei bels und der Kirchhofmauer viele Sand-, Kalk-, einem Taglohn von 13 Kr. )"in der Grube" gebro­ Ziegel- und Holzfuhren vom Berg herab und sonst­ che n; kleinere Mengen Nägel bezog man bei den woher auf den Kirchhof geliefert, erhält 4 Gld. 18 Kr. hiesigen Krämern Hans Krimmel und Hans Conzel­ Dem Flecken Lauttingen wurden zur Reparierung mann, 2000 Ganznägel und 3000 Halbnägel vom des Giebels drei Fuhren Taugsteine abgekauft, jede Neubronner in Ulm, von einem hiesigen Schmied zu 15 Kr. Für das Brechen der Steine erhielt ein ließ man sich 8050 Ganznägel. 1380 Halbnägel und dortiger Maurer je Wagen 1 Gld . 12 Kr. und für das 887 Leistnägel liefern. Der Brunnenmeister brachte Herfahren je 1 Gld. Die Gesamtkosten für die Wie­ einen Tag damit zu, den Brunnen zur Kirche durch derherstellung des Giebels betrugen die bescheide­ Leonhard Kem: Badeszene, Humpenwand um die Teichel in eine Grube hineinzurichten, damit die ne Summe von 59 Gld . 18 Kr. Maurer das Wasser zur Hand hatten. Die beiden ob en genannten Maurer deck ten au ­ 1640/45, Wien Nach diesem "Hauptbau" stand also von der alten ßerdem die Kirchhofmauer ringsum mit Ober- und Kirche des 13. Jahrhunderts fast nur noch das Unterziegeln. bestachen sie, mauerten zwei aus ge­ einen Te il nach dem anderen von der schadhaften Mittelschiff sowie der Chor; die beiden Seitenschiffe fallene Stücke wieder auf , deckten die zwei Schwib­ Säule soweit als nötig von oben herunter aushaue, sind 1608 neu gebaut worden. Ein Meisterstück war bögen daran mit Platten und faßten sie mit einer neue Quadertauchsteine aufführe und inzwischen aber dieser Hauptbau anscheinend nicht, denn schwachen Ölfarbe ein, alles gehauene Steinwerk verfertige . Wenn die Vor­ schon 1624 heißt es, die Martinskirche sei vor 15 bereitungen getroffen seien, wollte der Baumeister Jahren erweitert worden, das Fundament der neuen Furchtsame Ebinger Nachricht haben, um bei der Versetzung und dem Mauer aber "nicht genug versehen", so daß sich jetzt Aus dem J ahr 1736 liegt ein Bericht vor, da ß eines Angriff der sch ad haften Säule dabei sein zu können. die Mauer der einen Seite "von der Kirche schaffe". Tages eine Säule in der Kirche zu krachen anfin g, so Er sc hreibt dann noch, 'die ganze Gemeinde sei Vieles sei baufällig, besonders das Dach, durch das daß die ganze Gemeinde aus der Kirche floh. Die schon mehrfa ch und auch letzten Sonntagnachmit­ Schnee einsickere; der Dachstuhl über dem Chor sei ganze Säule stand gleic hsam wie abgedreht da, es tag, als er in der Kirche war, auf einm al aus der verfault und eingefallen. In den Jahren 1670/71 war daher zu befürchten, daß das ganze Gewölbe, Kirche geflohen. Das sei aber aus unnötiger Furcht erhielt die Pfarrkirche einen Turm. Leider ist die weil ohnehin ein sehr schwerer Dachstuhl darauf geschehen, die der Maurer unter den Leuten ausge­ Rechnung 1670/71 der Martinspfleger nicht mehr ruhte, herunter- oder zusammenfalle. Auch an der streut habe; wenn sich nur das geringste rege, z. B. erhalten, so daß wichtige Fragen nicht mehr beant­ Wand zeigten sich Fehler, so daß man die Kirche das Herabfallen eines Büchleins, das Zertreten einer wortet werden können. Nach der B ürgermeister• nicht mehr kecklieh gebrauchen dürfe. Daher baten Latte, das Rücken einer Schranne, dann fliehe die amtsrechnung vom genannten Jahr leistete die der Spezial (= Dekan) zu Balingen und Amtmann, ganze Gemeinde aus der Kirche. De r ganze Dach­ Stadtgemeinde einen (später verlorenen) Zuschuß Bürgermeister und Gericht zu Ebingen die Kirchen­ s~ hl der Kirche sei allerdings sehr schwach und "z\!-vorhabendem Kirchenturmbau", Hier und an behörde,"auf das baldigste" einen Baumeister zu schlecht gebaut, aber mit vielen Sprießen ve rsehen, anderen Stellen, auch in der Rechnung der Frauen­ schicken, der Augenschein nehmen und der Gefahr so daß kein Einsturz zu befürchten sei. Die großen pfleger, die für 1670/71 erhalten ist, wird nicht von des Einfallens vorbeugen sollte. Kosten eines neuen Dachstuhls lohnten sich jedoch einem Wiederaufbau gesprochen. Es scheint daher, Der vom Kirchenrat hierher beorderte Baumeister nicht, es wäre denn, man nähme wegen der Enge des daß um 1670 kein Kirchturm vorhanden war, jeden­ Georg Friedrich Majer berichtete am 20. März 1736: Raums bei der volkreichen Gemeinde eine Hauptän­ falls nicht an dieser Stelle. Und doch muß die Die Säule ist aus Tauchstein aufgemauert und von derung vor, breche die acht dicken steinernen Säu­ Martinskirche seit alter Zeit einen Kirchturm gehabt oben herunter wegen der mürben Steine schon vor len und die niedere äußere Zargenmauer ab und haben (er wird 1624 erwähnt). Vermutlich war er so vielen Jahren etwa sechs Schuh lang gesprungen. stelle die Kirche ganz frei ohne Säulen und um baufällig, daß man ihn abtragen mußte oder er ist Dadurch bekam die Mauer und der Bogen, der etliche Schuh höher; sie könnte dann mit einem eingestürzt, etwa durch ein Erdbeben (vgl. unten zu darauf ruht, ' auch zwei Risse. Diese Risse ' und gehängten Dachwerk versehen werden. Diese Ver­ 1728). Wo der alte Turm stand, ergibt sich aus der Sprünge an der Säule und der Mauer wurden, wie änderung würde für 200-250 Personen mehr Platz schon zitierten Oberamtsbeschreibung Balingen, man sehen kann, schon vor langer Zeit wieder schaffen, aber etwa 3000-3500 Gulden kosten. 1756 die besagt, daß die gewölbte alte Sakristei ursprüng• beworfen. Nach der Aussage der meisten Leute aber wurde das schwere Kirchdach durch Sturmwinde lich das Untergeschoß eines gewaltigen Viereck­ haben sich bei dem vor acht Jahren verspürten zerrissen und aufgehoben und mußte neu gedeckt turms war. Wenn man den neuen Turm neben die Erdbeben die Sprünge und Risse und auch einige an werden. Kirche setzte, verstärkt das die Vermutung, daß der der Giebelwand von neuem gezeigt. Besonders an Im April 1767 war der Stuttgarter Werkmeister alte eingestürzt war und Schaden an der Kirche, der Säule haben sie sich etwa 1-2 Zoll geöffnet, so Engel hier, um die Martinskirche zu besichtigen. Sie vielleicht auch an Menschenleben, angerichtet daß nicht allein vom Kies der Säule etliche abgesto­ war nach seinem Gutachten besonders im Dach­ hatte. ßene Stücklein Stein nach und nach herausfielen, stuhl sehr baufällig, so daß Einsturz und Unglück Das Dach des Turms wurde 1712 erstmals mit sondern auch der Bewurf und teilweise der Bestich drohten. Aber der Magistrat konnte sich nicht zu Kupfer gedeckt, das man au s Ulm bezogen hatte, dieser Tage von der Mauer und dem Bogen abfiel. einer durchgreifenden Erneuerung entschließen. wofür man von der fürstl. Regierung Dispens ein­ Das bewog den hiesigen Maurer und Zimmermann, Wenige Jahre danach, 1776, wiesen de r Balinger hol te . Die Arbeit führte der hiesige Kupferschmied die zwei gesprungenen Bögen, die auf dieser Säule Spezial M. Reinhardt und der hiesige Oberamtmann Martin Landenberger aus, jedoch unvollkommen: einesteils ihr Widerlager haben, mit einem Bogenge­ Andler darauf hin, daß an der Kirche eine Hauptre­ 1743 stellt e man fest, daß am Kuppeldach viele stell zu unterstützen. Desgleichen haben sie die paratur notwendig sei. Der Da chstuhl sei baufällig, Hundert Nägel "durch die Sommerhitze herausge­ Zargenmauer der Kirche, die sich schon lange aus­ die Mauer habe einen starken Bug; der Kirchenrats­ zogen" waren. Dadurch wurde n die Kupferplatten wärts blähte und sank (man war dem mit etlichen baumeister Goez habe schon 1771 von der Gefahr lose und krumm, das Wasser konnte unter die starken Strebepfeilern begegnet), mit drei Sprießen des Einsturzes gesprochen. Aber wieder wollten Platten in di e Bretter laufen, die abgefault waren , unterstützt. Bürgermeister, Gericht und Vierer nicht an eine Der kostbare Dachstuhl, der als Meisterwerk galt, Als der Baumeister sah, daß die Zargenmauer. solche Hauptreparatur heran. Die Kirche sei nach mußte also neu eingedeckt werden. Um den Auftrag seitdem sie mit Strebepfeilern ve rsehen war, nicht alter Bauart aufgeführt (gemeint ist damit wohl die be warben sich erstens ein Schieferdecker aus Plie­ mehr gewichen und die Gefahr nicht so groß war; gotische), noch recht gut und dauerhaft, sie könne ningen, der u. a. am Balinger Kirchturm eine ähnli• ließ er gleich die drei Sprießen wegschlagen. Wegen noch gut hundert Jahre stehen. Sie sei auch nicht zu ch e Aufgabe zur Zufriedenheit bewältigt hatte, und der Säule befahl er dem Maurer und Steinhauer eng, die hinteren Stühle blieben meistens leer, weil zweitens die be iden hiesigen Kupferschmiede Ma­ Kuppinger von Balingen, weil etwa der vierte Teil alles vorne hinstehen wolle. Einige Leute (sie den­ thias und Johann Georg Landenberger, Söhne des im Umkreis der Säu le noch gut war, die drei ande­ ken wohl an Dekan oder Oberamtmann) wünschten Meisters von 1712. Sie erhielten trotz einigen Beden­ ren, schadhaften Tei le sechs Schuh lang so mit de m eine Kirche, die nac h der neuesten Bauart (wohl ken den Zuschlag. harten Lautlinger Tau ch stein au fzuführen, daß er Barock und Rokoko) aufgeführt wäre. ~ Dezember 1979 Heimatkundliehe Blätter Bahngen Seite 23S

1778 berichtete' Baumeister Goez wieder über Abbruch und Neubau " den. In ihm wurde in einer kupfernen Kapsel u.a. Mängel an der Kirche: Die äußere Kirchenmauer sei, Erstaunlicherweise hört man das ganze 19. Jahr­ eine auf Pergament geschriebene Urkunde nieder­ obwohl mit fünf Strebepfeilern versehen, auf der hundert hindurch nichts von größeren Umbauten gelegt, aus der wenigstens zwei Sätze zitiert seien: Mittags(= Süd)-Seite gegen 18 Zoll aus dem Senkel oder solchen Plänen für die Martinskirche. Erst "Wir verstehen als unsere Aufgabe, ein Gotteshaus gewichen; an den beiden hinteren Emporekirchen gegen Ende des Jahrhunderts setzten die Erörterun• zu erbauen, das dem ersten Bedürfnis einer großen sei das Gebälk nur schwach eingemauert, so daß ihr gen über Um- oder Neubau der Kirche wieder ein. Gemeinde genügt: sich möglichst zahlreich im Glau­ Einsturz befürchtet werden müsse; der Dachstuhl Anläßlich der Heizbarmachung des Gotteshauses ben zu erbauen aus dem Worte ihres Herrn. Möge müsse repariert und zur Schaffung von mehr Raum empfahl 1891 der Bauinspektor Dolmetsch aus . mit Gottes Hilfe das begonnene Werk ein Ende über der südlichen Empore noch eine weitere einge- Stuttgart, kein Geld mehr in die alte Kirche zu erreichen, das dienst zu seiner Ehre und unserer richtet werden. Die Kanzel sei abzubrechen und an stecken, sondern sofort dem Plan eines Umbaus Seelen Seligkeit". den Chorbogen zu versetzen. Neue, größere Fenster näher zu treten. Im folgenden Jahr forderte der Am 25. November 1905 wurde für den Neubau das würden mehr Helligkeit schaffen. Kirchengemeinderat Dolmetsch auf, Pläne auszuar- Richtfest gefeiert. Ein paar Sätze aus der Ansprache Die Vorschläge von Goetz wurden von den Ebin- beiten mit dem Ziel, daß die Westmauer hinausge­ von Stadtpfarrer Weismann zeigen das damalige gern zurückgestellt, weil sie nach ihrer Meinung rückt, einige weitere Säulen mit Spitzbögen einge­ Denken: "Weniger war es-der Raummangel als die dem Mangel nicht genügend abgeholfen hätten. baut, in dem neu gewonnenen Raum die Orgelern­ äußere Gestalt der Kirche, die einen Neubau erfor­ Statt dessen erwog man, die beiden Außenmauern pore angebracht, Emporen und Dach der Seiten­ derte. Wohin 'wir sehen, erheben sich neue Gebäude, .durch hölzerne Wandungen oder eine wirkliche schiffe erneuert und das Mittelschiff mit Holz ge­ hochragende Fabriken, schöne Privathäuser, an­ Mauer um 6-8 Schuh zu erhöhen, dadurch das wölbt würde. Aber die 1893 vorgelegten Pläne des sehnliche Schulgebäude. Nur ein Haus ragte durch Kirchendachzu.erleichtern und die beiden inneren Herrn Dolmetsch blieben Makulatur. Unansehnlichkeit und äußere Dürftigkeit aus ande­ Mauern zur Gewinnung von mehr Platz abzubre- Im Jahr 1899 regte bei einer Kirchenvisitation der ren hervor, die alte Kirche". ehen. Baumeister Goez konnte dem nicht zu stim- Balinger Dekan Wiedersheim die Erbauung einer Am 16. Dezember)906 fand die.Einweihung des men. Die Kirchenmauer sei schon in älterer Zeit neuen Kirche an und wiederholte zwei Jahre später neuen Gotteshauses statt. Dabei hielt Dekan Meiß­ über einen Schuh weit nach dem Senkel hinausge- seine Anregung. Endlich fiel sie auf fruchtbaren ner aus Balingen die Festpredigt, Segenswünsche schoben worden, weshalb man die Strebepfeiler Boden. Man wollte eine neue Kirche bauen, fand der Oberkirchenbehörde überbrachte Prälat von dagegen gemauert habe. Sie sei ungenügend, näm- . aber keinen geeigneten Platz, der zu einem annehm­ Hermann. "Preisend mit viel schönen Reden" wur­ lichnur zwei Schuh tief fundamentiert. Zudem baren Preis hätte erworben werden können. de dann der festliche Tag im "Bären" gebührend würde eine Erhöhung der Mauer Abbruch und Neu- Was nun? Da kehrte man zu dem alten Plan gewürdigt. aufführung des Dachstuhls nach sich ziehen. Das zurück, die Martinskirche umzubauen und zwar in Die neue Martinskirche entsprach dem Bedürfnis gä be einen.Kostenaufwand von etwa 4000 fl., beina- der Weise, daß in erster Linie mehr Plätze für die der Gemeinde nach Repräsentation, besonders auf he so viel wie ein ganz neuer Bau, und der Platzman- Kirchgänger gewonnen würden. Die Stuttgarter Ar- ' der Südseite an der Gartenstraße, wo seitdem der gel wäre n och nicht beh oben. Mehr Raum und chitektenfirma Schmohl und Stähelin erhielt den Haupteingang liegt. Entstanden war ein hoher, lich­ Helligkeit wäre zu erreichen, wenn man nicht nur Auftrag, Pläne für einen solchen Umbau zu erarbei- . ter Raum mit stattlichen Querschiffen, so daß nun­ die äuß ere Kirchenmauer an den Vorlauben, son- ten. Die ersten vorgelegten Entwürfe fanden nicht mehr auch an Festtagen für alle Kirchgänger Platz dern auch die innere, auf zehn Pfeilern und Bögen die Zustimmung des Kirchengemeinderats. Die Än­ war: Die alte Kanzel von 1682 mit dem Schaltdeckel ruhende ungleich höhere Hauptmauer im Schiff bis derungwünsche führten zu der Erkenntnis, daß das steht jetzt neben dem Chorbogen. "Eine der schön• zum Chor abbrechen, zwei neue Hauptmauern ohne alte Mittelschiff nicht beibehalten werden konnte, sten Zieraten des Innenraums bildet der Kronleuch­ Säulen.aufführen, einen neuen Dachstuhl mit' ganz vor allem aus dem Grund, weil der künftige Haupt­ ter - vier große Laternen im modernen Stil, die neuem Hauptgebälk draufmachen und mehr Empo- eingang, der monumental zu gestalten war, an der durch reiches Girlandengewinde verbunden sind". rekirchen einrichten würde. Das würde Kosten von Gartenstraße liegen sollte. Daher sahen die neuen Uber Geschmäcker läßt sich bekanntlich streiten, etwa 6000-7000 Gulden erfordern. Ein anderer Vor- Pläne von Prof. Schmohl vor, nur den Chor, die den Verfasser erinnerten die Laternen immer wie­ schlag des Baumeisters Goez, der keine durchgrei- Sakristei und die unteren Geschosse des Turms der an die Käfige der Wiedertäufer an der Larnberti­ fende Besserung erzielen würde, käme auf beizubehalten und an den Chor mit der gleichen kirehe in Münster i.W. Im Archiv fanden die Ritter 1400-1600 Gulden zu stehen. Achse ein neues Schiff mit einem geräumigen Quer- Affenschmalz und'darüber das Steinbild des heili­ Magistrat und Vierer konnten sich nicht zu der schiff anzuschließen. Diese Pläne wurden vom Kir­ gen Martin aus dem Nordportal der alten Martinskir­ großen Lösung durchringen, obwohl die Stiftungen chengemeinderat, vom Oberamt Balingen, der che eine Bleibe. in der Lage gewesen wären, die Kosten aufzubrin- Kreisregierung in Reutlingen, dem Ev. Konsisto­ Die planenden Architekten hatten künstlerischen gen. Allerdings hätten die Bürger dazu Fuhr- und rium und vom christlichen Kunstverein gebilligt. Schmuck nicht vergessen. Da auf diesem Gebiet Handfronen leisten müssen (nach der württ. Kaste- Am Ostermontag, 24. April 1905, wurde ein Ab­ inzwischen vieles geändert ist, zitiere ich zunächst nordnung waren Transporte innerhalb der Markung schiedsgottesdienst gehalten, am folgenden Tag mit G .F. Hummel: "Das Gemälde am Chorbogen mit in den Fron heranzuschaffen). In Ebingen gab es dem Abbruch begonnen. "Der Abbruch war von Christus in den Wolken, zu dem die Menschen damals nach einer Eingabe des Magistrats vom 9. großer Erwartung interessanterFunde begleitet, för­ jeglichen Alters und Geschlechts in gläubiger Zu­ Nov. 1782 bei der hiesigen Bauernschaft nur 18 Züge derte aber außer vielen Totengebeinen nichts Nen­ versicht aufschauen, ist eine Schöpfung Prof. Guß• mit teilweise schlechten Pferden, die die Beifuhr nenswertes unter der Erde zutage". (Prof. Karl Baur manns in Dresden, eines württ. Pfarrersohns. Von des Holzes und anderer Materialien nicht bewälti- hat immerhin eine Anzahl Metallgegenstände aus demselben Künstler stammt auch der Entwurf zu gen könnten, so daß man genötigt wäre, fremde alemannischer Zeit geborgen, darunter eine Rie­ dem Glasfenster des Chors, Weihnachten, Ostern Fuhrleute zu nehmen. Die Ebinger dachten jetzt menzunge mit Kreuz). Dagegen zeigten sich an der und Pfingsten darstellend. Das Südfenster mit sei ­ . daran, die untere und obere Emporekirche am hinte- Innenseite der Arkadenbögen alte (um 1250 entstan­ nen musizierenden Engeln ist eine Ausführung der ren (West-)Giebel abzubrechen, sie vorwärts bis zum dene).Freskomalereien von großer, merkwürdig gut Zeichnung des Stuttgarter Malers Yelin, während zweiten Pfeiler und damit 12 Schuh breiter neu' erhaltener Schönheit. Daher unterzog der Landes­ die vier Evangelisten des Nordfensters der Kunst­ aufzuführen, was zusätzlichen Platz für 80-100 Per- konservator Prof. Gradmann in Stuttgart die im werkstätte des Münchner Glasmalers Zettler ent­ sonen ergeben würde, die beiden Seitenemporen Abbruch befindliche Kirche einer Besichtigung, wo­ stammen". Für den plastischen Schmuck lieferte dagegen mit je 32 Schuh Länge nur auszubessern. bei er bedauerte, daß im Widerstreit des praktischen Bildhauer Emil Kienlen in Stuttgart die Modelle zur Manche Skeptiker meinten, diese geplante Repara- Bedürfnisses nach einer geräumigen Kirche mit Vorhalle, Bildhauer Karl Gabriel, ebenfalls in Stutt­ tur werde nicht vom geringsten Nutzen sein. dem Interesse des Altertumsfreundes letzteres zu gart, die für das Nordportal, Bildhauer Cedon in Angesichts solcher Zweifel hatte es der Kirchen- kurz komme. Seinem Wunsche gemäß wurden die Berlin die für das Westportal. Die Ausführung in rat nicht eilig mit einer Zustimmung. Im August Abbrucharbeiten so lange angehalten, bis die an den Stein besorgten die Bildhauer Göhle, Rieble und J . 1784 wurden der Expeditionsrat von Mylius und Pfeilern und Bögen zu Tage getretenen Malereien Brühlmann, alle in Stuttgart. (Fortsetzung folgt: wieder Baumeister Göz hierher geschickt, um zu kopiert waren. Angesichts der sich ergebenden Pau­ prüfen, ob eine Reparatur und Erweiterung tunlieh sen der frühgotischen Freskomalereieri bat der Lan­ oder aber ein neuer Kirchenbau besser sei. Dabei deskonservator noch in letzter Stunde den Kirchen­ wurde die ganze Kirche vermessen, um berechnen gemeinderat in bewegenden Worten, die stattliche zu können, ob für die Zuhörer genügend Platz und ehrwürdige, aus derMitte des 13. Jashrhunderts vorhanden sei. Es ergaben sich samt aufgeschlage- stammende Basilika zu erhalten und den Bauplan in nen Bänken und Schrannen höchstens 1200 Plätze, der Weise verändern zu lassen, daß die Kirche in während sich das Auditorium meistens auf 2000 ihrem früheren Stil möglichst wieder hergestellt Personen belief. bzw. erhalten werde. Die Kommission kam zu dem Schluß, daß die War das mehr als ein letzter Hoffnungsschimmer? Erbauung einer ganz neuen Kirche am vorteilhafte- . Nachdem sich noch einmal die Firma Schmohl und sten wäre. Baumeister G öz wurde im Oktober 1786 St~elin dahin geäußert hatte, daß sich mit der beauftragt, Riß und Kostenüberschlag für einen Beibehaltung der älteren Anlage eine durchaus be­ Neubau zu machen'und dem Kirchenrat zur Geneh- friedigende Lösung nur erzielen lasse wenn man migung vorzulegen. Die Fuhrfronen sollten zur Hälf- sich mit 1300 Sitzplätzen begnüge, b~schloß der te von der Bürgerschaft geleistet, zur anderen Hälfte Kirch.enge!Jieinderat am 15. Mai 1905 einstimmig, von der Mattinspflege wie alle anderen Kosten ge- am bisherigen Plan festzuhaltens. Im Unterschied tragen werden; die anderen Pflegen sollten aber der zur Rettung der Kapelfkirche 1833 regte sich dies­ Martinspflege Beihilfe leisten. Entgegen diesen mal kein Bürgerausschuß und keine Bürgerinitiati• Empfehlungen führte man in Ebingen im Sommer ve zugunsten der alten Kirche. Hätte der Landes­ 1789 eine kleinere Reparatur der Kirche nach den konservator und hätte der Kirchengemeinderat ah­ früheren Plänen von Göz durch. Und die alte Mar- nen können, wie viele großartige Ergebnisseheutzu­ tinskirehe hielt wieder alles Erwarten noch mehr als tage die Mittelalterarchäologen bei der Untersu- ein Jahrhundert allen Stürmen stand. chung alter Kirchen über deren Vorgängerbauten Neue Sakristei (also bei uns für die Zeit vor 1250) zu erzielen Im Jahr 1812 mußte eine neue Sakristei gebaut imstande sind, sie hätten sich wohl einmütig zur werden, denn die alte war "ein so ungesundes, Beibehaltung des ganzen alten Gotteshauses durch­ einem Gefängnis gle ichendes Gewölbe, daß die gerungen. So fan~ die al~e Kirche ein uprühmliches Geistlichen ohne Schaden für ihre Gesundheit sich Ende, zumal da die Kopien der Freskomalereien in gar nicht darin aufhalten können. ~.ie ist beständig ?tutt~art un~ die von Prof. Baur geborgenen Funde so feucht, daß das Wasser an den Wanden herunter- 10 Ebingen infolge des Bombenkriegs verschollen und auf dem Boden herumläuft. Nach neuen Aller- ~ sind. höchsten Ordnungen sind die Duplikate der Kir- Während der Bauarbeiten fanden die Wochen­ c~ez:- und Farz:~lienregisterdarin au~zu~eben, aber und ~bE;ndgottesdienste in der Kapellkirche, die Sl~ sind zum größten Verdruß der Geistlichen schon sonntaghchen Hauptgottesdienste in der Festhalle ~led~r aus dem Band gefallen und haben die Feuch- statt, die vom Gemeinderat unentgeltlich zur Verfü• tigkeit angezogen, daß man nichts mehr leserlich gung gestellt wurde. Schon am 29. Juli 1905 konnte Leonhard Kem: Klugheit, 1632, Altes Rathaus ir eintragen kann". der Grundstein der neuen Martinskirche gelegt wer- Kegensburg leite 240 Heimatkundliche Blätter Bahngen Dezember 1979 Von den Fluren um Lautlingen Inhaltsverzeichnis 1979 Aus der Geschichte des Hofgutes Oberhausen Von Fritz Scheerer (Schluß) (Fritz Scheerer) 193/195 Der 'Name Steinhaus" erinnert an den römischen meist mit rechtlicher und wi rt schaftlicher Sonder­ Das Bickelsberger Lagerbuch. eine Quelle unserer }utshof, von dem immer wieder Mauern ange­ stellung. So wird 1608 im "undern Briel" und 1788 Heimatgeschichte (Fritz Scheerer) 195, 199/200 schni tten wurden. Auch der Name "Hennental" . "im oberen Biüell" erwähnt. Die "Au" lag bei der lürfte auf ihn zurückgehen (= Heune, Riese), denn Herrschaftsmühle. Reich ist die Markung an Quel­ Die Balinger wollen am Montag die Hochzeit halten He Alamannen kannten nur den Holzbau."Unter len ("Brunnental", "Bronnenhalde", "Bronnental­ (~elix Burkhardt) 195/196 lern Tierberg" finden sich "Krumme Äcker", "Rote graben", im Meßstetter Tal, ·"Langental", "Lauter­ \cker", "Im Rüetäcker", "Auf Ehburg" (ewe = tal". Mit den Mühlen hängen zahlreiche Flurnamen Haigerloch im Mittelalter (Schluß) 196 }esetz) , "Unter der Burg". "Huodla" hängt viel­ zusammen. Die Herrschaftsmühle war sicher schon (Fritz Scheerer) .eicht mit "Hohental" zusammen, denn in der Nähe im Mittelalter vorhanden . Die untere Mühle wird Vom Hexenglauben und Hexenprozessen 197/199 oVar der "Krumme Acker" herrsc haftlich. Das "Hei­ 1625 erwähnt. Um ständ ig Wasser zu haben, war ein (Kurt Wedler) , leried" wird öder gewesen sein. "Äs chen" (1608 "Wuhr" nötig. An den Hausener Allmendweg stieß ,Es chen") lag unter den Krautländern. Auf dem der "Weiher" ("Weiheracker", "Weiherwiesle", "Wei­ Binsdorf und Schömberg (1425-1454) 200, 203/204 .Bühl", auf "Degerwang", hatte es Allmendteile. herbruckweg","beim Weihersteg"). (Fritz Scheerer) 1793 hat der Beuroner Bockshof "vor dem Band" Besitz (1622 = ,;vorm Bann"). Bilder, Kreuze und Galgen Ebinger wollten die Talganggemeinden kaufen ­ Auf dem Tierberg lagen die "Langen Äcker", der In vorreformatorischer Zeit, besonders seit dem (Dr. WalterStettner) 201/202 ,Schildhald enacker" (sanfte, rundliche Anhöhe). 14. Jahrhundert, waren "Bildstöcke" üblich. Sie ,Haslen" dürfte seinen Namen von den Hasel­ bestanden meist aus einem Stamm oder einer Säule Uber Herkunft und Heimat unserer Gartenblumen oüschen haben. Dort findet sich auch das "Hasen­ und trugen ein Heiligen- oder ein Widmungsbild. : (Hans-Dieter Stoffler) 202,207,212,215/216 steigle" hinauf zum "Oberen Berg", der höchsten Meist an eindrucksvoller, aussichtsreicher Stelle ~rhebung der Markung. Der Name "Schwend halde ragten s ie empor. Am Weg nach Margrethausen, Die Spaichinger Pforte 202/203, 208 längt mit der Rodung zusammen (mhd. swende, zum Tierberg, gen Ebingen standen "Bilderstöckle" . (Fritz Scheere r) vas man "s chwind en" macht, Rodung, be i der die "Bilden häusle" standen an der Straße nach Laufen Gottlieb Rau und die re volutionäre Erhebung im Rinde der Bäume abges chält wurde, worauf die auf einem Hügel und 1608 in der "Hanfwies". Auf Bäume abstarben oder abgebrannt wurden). Sept. 1848 " 205/206,210/211,21 4/215,218/219 "Ahlen" wird eine altheidnische Kultstätte vermutet (Dr. Paul Sauer) Am Hang von der Petersburg gegen Margrethau­ (ahd. "alaha" = heiliger Ort). ien erstreckte sich die ZeIge "Eisental". Der Namen Hans Konrad von Wildentierberg bekam 1518 von Von Enisboch bis Zwerenboch 208 lürfte mit dem Personennamen EiseIe zusammen­ Kaiser Maximilian ein-Halsgericht; Stock und Gal­ (Dr. Walter Stettner) längen (1608 = "vff des Eyselsrain") und findet sich gen für seine Herrschaft bewilligt und dazu den zerkürzt als "Eislet". 1608 findet sich hier auch der Blutbann 'als Lehen vom Reich. Die 'Belehnung Unsere Ritterbrunnen 209/210 i'lurnamen "Am Furth" und gehören 6 Jauchert erfolgte allerdings erst 1530 durch Kaiser Karl V. (Fritz Scheerer) Beurcner Lehen im "Gruobacker" zum Narrenhof. Nun konnte die Herrschaft alle Rechte über ihre !:ine deutliche Stufe an den Hängen zum Ochsen- Untertanen ausüben. Der Galgen stand auf dem Gedanken über den Rückgang de r heimischen "Galgenbühl" beim "Hennenbronnen~' . Das Schmetterlinge 211/212 "Galgenäckerle" auf "Beibruck" war im Besitz der (Dr. H. Frank) Veranstaltungen 1980 Margarethenpflege. Aus der Geschichte de s "Rößle" zu Erzingen 213 Studienfahrten: Besitz und Eigentum im Spiegel der Namen (Helmut Härter) 18. Mai: Mittlere Alb (Stettner) Die größeren, bevorrechtigten Höfe im Dorf und 8. J uni: Orchideen-Fahrt, Hegau (Stoffler) Der Knollenmergel - ein berüchtigter Baugrund die dazu gehörenden Güter waren im Besitz der (Fritz Scheerer) 213/214 . 28. Juli .:. 3. August: Odenwald-Spessart Herrschaft. So scheinen die Ortsherren im Hochmit­ (Wedle r) telalter das ganze Wirtschaftsland besessen zu ha­ Von alten öffentlichen Diensten in unseren Städten 28. Septem be r: Großer Heuberg (Bä uml) ben. In fast allen Fällen läßt sich nachweisen, daß (Fritz Scheerer) 216,217/218 19. Oktober: Schönbuch (Markert und sämtli che Lehensherren in Lautlingen ihre Güter Mu nz) des Spätmittelalters aus dem Besitz von den Tier­ St. Peter zu Nusplingen - ein heimatliches Kleinod Höhlenexkursion mi t Jugendlichen berg oder von deren Erben erworben haben. Nur für (Herbert Schäfer) 217 das Kolster Beuron läßt sich das nicht beweisen. Vorträge: 1350 verkaufte Heinrich von Tierberg zwei Laut­ Keine Vorrechte für adelige Mitbürger 218 Anfang Juli: Vorschau : Odenwaldfahrt linger Höfe, den einen der Binsdorfer Klause, den (Felix Burkhardt) (Wedler) andern, den sogenannten Marschalkenhof, an den November: Rückschau: Odenwaldfahrt St. Michaelsaltar in Meßstetten. Noch 1622 wird der Mönche des Klosters Alpirsbach aus unserer Heimat (Wedler) erstere "Beinsd orffer' guot" genannt. Der Eberhof (Fritz Scheerer) 219/220 Island (Hauser) wird stets von der Herrschaft bewirtschaftet und Glaube und Kirche in Orts- und Fl urnamen 15. November: Hauptversammlung bildete in der Neuzeit den Kern des eigentlichen (Fritz Scheerer) _ 220, 223/224 Rittergutes Lautlingen. 1786 kaufte auch die Herr­ Anmeldunge n sind zu richten an Franz Bu­ schaft den Besitz des Klosters Binsdorf mit 166 Forschungen zur Vorgeschichte und Geschichte kenberger, Schumannstr. 14, Bali ngen, Tel. Morgen Zelgäckern. 9 Morgen Ohmdwiesen und 23 Ebingens 221/222, 227,230/231 21129. Morgen Hardtwiesen. Der Hl, Lamprecht (eigentli ch (Dr. Walter Stettner) Lambert) von Meßstetten hatte Besitz im Ebinger berg bildet die "Kleinshalde". Von jens eits der "Eia" Tal beim "Lamprechtsbrunnen". Die "Brunnenstu­ Der Bildhauer Leonhard Kern 222/223 :Eyach) bezog 1613 "im Him melreich" die Pfarrei be ob Lambrechtstal" wi rd noch 1729 erwähnt. (Alfred Munz) , einen Zehntertrag. Auch di e "H old~räcker" waren Daß das Schloß den Namen für viele Flur- und ein Beuroner Gut (Name nach dem Gestrüpp). Häu• Ortsteile abgegeben hat, ist selbs tverständlich Vom Werden u nserer Land schaft 225/226, 232 figer waren früher die Eichen, wie verschiedene ("Schloß hof", "Schloßgarten", "Sc hl oßgasse" (1692) (Fritz Scheerer) Flurnamen zeigen: "Eichenacker", "Eicher", "Eich­ usw.). Der Endinger P ort rätmaler Au g. Friedrich Oelen- nalde", Dieser Gang d urch die Markung läßt erkennen, heinz. (Fritz Scheerer) 229 was di e Na chfahren des "Lutilo" in über 1600 J ah­ Die Hardt ren aus dem von ihnen bebautem Boden hera us ge­ Gartenzwerg e 228 Der langgezogene Streifen der südöstlichen Mar­ holt und an Leistungen auf ihm vollbracht haben. Er (Rudolf Kerndter) kung war nur in langer, besc hwerlicher Auffahrt führte uns aber auch hinaus ü ber die d orfnahen ("Hardtsteig") erreichbar und greift mit ausgedehn­ Beunden, Länder und Gärten, die dem Anbau von Vo n de n Herren von Neuneck 232, 234/235 ten Hochwiesen tief in die Hardt hinein, wo in Hanf und Flachs, Kraut und Gem üse dienten, in die (Fritz Scheerer) lehmerfüllten Senken ("Grund" bei der "Gruebe") drei Esche oder Zelgen, die sich vor dem Dorf nach zwischen flachen Kuppen ("Bühl", "Geißbühl") eine verschiedenen Richtungen ausgedehnt haben. Wie­ Die mittelalterlichen Bildwerke unserer Heimat in uralte Landschaft erhalten ist. In den Hochwiesen sen und Weideland waren einst ausgedehnter als der Lorenzkirche in Rottweil 233/234 finden sich schöne Baum- und Buschgruppen. Zu heute. In den fernen Hardtwäldern weideten Ziegen, (Fritz Scheerer) einem großen Teil waren hier einmähdige Wiesen Vieh und Pferde. Der Wald hat sich heute weiter ausgedehnt, vor allem an den Hängen. Bei allem Die Kapellkirche in Ebingen 235/236 und Weiden (Flurnamen "Stelle"). Die Hardt = (Dr, Walter Stettner) Weidewald gehörte ursprünglich einer Markgenes­ konnte aber nur eine Auswahl getroffen werden, ein senschalt aus den drei anstoßenden Gemeinden , Teil der Namen ist auch abgegangen. Durch den Die Baugeschichte der Ebinger Martinskirche :"Drei Bannmarken"). Anfang des 16. Jahrhundert Kulturwandel mögen auch manche Namen ihres (Dr. Walter Stettner) 237/238/239 wurde die Markgenossenschaft aufgelöst. So kam Sinnes beraubt worden sein. Doch es gab kein Lautlingen zu dem weit vorspringenden Zipfel sei­ Stückchen Flur, das nicht benannt war. So möge die Von den Fluren umLautlingen 236/240 ner Markung (heute zu Meßstetten). Beim Namen gegebene Auswahl nur eine Anregung fü r Heimat­ (Fritz Scheerer) \ , ,Anädern" dürften die großen Maulwurfshaufen freunde, ein Helfer und Ratgeber sein. Aus vielen eine Rolle'gespielt haben. Der "Hohlefels" wird 1714 Steinen läßt sich ein farbenfrohes Bild zusammen­ Hochgerippter Becherling (200), Storchschnabel erstmals genannt, während "beim Langen Stein" fügen. (220), Wiesenkümmel (224), Wilder Majoran (228), schon 1622 erwähnt wird. Schön geformt ist das Faulbaum (232) ,Bareitle" (Name wahrscheinlich nach der Form des Quellen (Kurt Wedler) Baretts). Bei den "Kriegsäckern" an der Grenze kam 1. Urbar von Beuron, Abschrift im fürstl. Hohen­ ss wohl zu rechtlichen Auseinandersetzungen. Der zollerischen Domänearchiv Sigamringen. Waldschopf von "Schopfloch" (Loch = loh = Wald) 2. Urbar der Herrschaft Lautlingen und Margret­ 'Herausgegeben von der Heimatkundlichen Ver: wurde mit einem Haarschopf verglichen. hausen von 1608 im Gräfl. Stauffenbergisc hen einigung Balingen. Archiv. . Vorsitzender: Ch ristoph Roller, Bali ngen, Am Heu­ !"lumamen der Wiesen und Mühlen 3. Pfarrurbar von Lautlingen, 1622. be rg 14, Telefon 77 82. Die weiten Hänge unter dem Wald am Heersberg 4. Urbar der Stiftung 1725 (Gemeinderegistratur). Redaktion: Fritz Scheerer, Balingen, Am Heuberg und Tierberg sowie die feuchten Gründe im Eyach­ 5. Urbar der bürgerlichen Güter und Gemeindegü­ 42, Telefon 76 76. tal und seinen Seitentälern dienen dem ausgedehn­ ter in Lautlingen, 1788, Herrschaftliches Archiv. Die Heimatkundlic hen Blätter erscheinen jeweils ten Wiesenbau. Die "Au" und der "Brühl" sind 6. Kreisbes chreibung Balingen Band 11: Laut­ am Monatsende als ständige Beilage des "Zollern­ Sonderbezeichnungen für wass erreiche Wiesen, lingen. Alb-Kuriers".