Die Alblinie Von 1703 Bis 1704 Die Schanzen Aus Dem Spanischen Erbfolgekrieg Im Mittleren Zollernalbkreis
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Die Alblinie von 1703 bis 1704 Die Schanzen aus dem Spanischen Erbfolgekrieg im mittleren Zollernalbkreis Die Alblinie aus dem Spanischen Erbfolgekrieg (1702– 1714) gehört, im Gegensatz zur Eppinger Linie und der Bühl-Stollenhofener Linie, zu den weni- ger bekannten Linearbefestigungen aus dem 18. Jahrhundert. Zu Unrecht, wie die Begehung und Erforschung der Anlagen immer wieder zeigt. Auch wenn die Geschichte der Alblinie eine weitestgehend friedliche ist, so zeigt doch der Bau einer nahezu 100 km langen Schanzlinie von Pfullingen bis zum Bodensee, mit welchen Bedrohungen die Bewohner Württembergs und Hohenzollerns konfrontiert waren. Heute liegen diese Anlagen zumeist unberührt im Wald und lassen sich erst auf den zweiten Blick als einstmals hochmoderne Befesti- gungsanlage erkennen, die einen Angriffskrieg aufhalten und abwehren sollte. Nach Verlagerung dieser Kampfhandlungen im Frühling 1704 nach Nordosten, geriet die Alblinie schnell in Vergessenheit, was im Falle der Anlage am Zeller Horn zu wilden Spekulationen über ihren Ursprung führte. Ulrich Kinder Nachdem bereits in Heft 1/ 2019 des Nachrich- auch eine exakte Verortung der einzelnen Objekte tenblatts der Landesdenkmalpflege der nördlichs - dieses Abschnitts der Alblinie. te Abschnitt der Alblinie geschildert wurde, folgt Die Alblinie wurde im Winter und Frühling des Jah- nun eine Beschreibung der erhaltenen Schanzen res 1704 erbaut. Ihr Zweck war es, während des zwischen Jungingen im Killertal und dem Lochen- Spanischen Erbfolgekriegs das Vorrücken baye- pass südlich von Balingen. Obwohl der Bau und risch-französischer Truppen, die bei Ulm lagerten, seine Finanzierung teilweise recht gut erforscht ins Neckartal sowie in das zentrale Württemberg wurden, fehlt doch eine Beschreibung und oft zu verhindern. Dafür wurde eine circa 93 km lange 1 Die Lage der bespro- chenen Schanzen: a und b Killertalsperre bei Jungingen, c Zeller Horn bei Onst- mettingen, d Sperre des Lautlinger Tals bei Laufen. 44 Denkmalpflege in Baden-Württemberg 1 | 2020 Linearbefestigung geschaffen, die von Sipplingen am Bodensee bis zur Honauer Steige südlich von Reutlingen reichte. Trotz des einheitlichen Ober- befehls von Fürst Friedrich Wilhelm von Hohen- zollern lässt sich die Linie nicht nur geograpfisch, sondern auch über die Unterschiede in den erhal- tenen Werken in fünf Abschnitte aufteilen. Der nördlichste Abschnitt zwischen dem Killertal im Sü- den und Honau im Norden fällt durch seine zahl- reichen Anlagen auf, die nur in zwei Fällen der Sperrung von Albabgängen dienten und ansons- ten als Refugien für die vor plündernden Truppen fliehenden Zivilisten gedacht waren. Das ist als eine Lehre aus den verheerenden Bevölkerungsverlus- ten des Dreißigjährigen Krieges zu verstehen. Im Gegensatz dazu verfügen die südlich anschlie- ßenden Teile der Linie (Abb. 1) nur über sehr we- nige Schanzen, die durchwegs als Straßensperren ausgebildet sind. Der gesamte Abschnitt vom Kil- lertal im Norden zum Lochenpass im Süden zeigt lediglich drei erhaltene und ein bis zwei vermutete Schanzen. Der übrige Verlauf bestand, wie wir aus historischen Quellen wissen, aus einem 12 bis 15 m breiten Verhau aus stehenden und gefällten Bäumen und Gestrüpp. Dieser führte durch größ- tenteils unwegsames Gelände entlang des Alb- traufs oder schloss an solches Gelände an und be- zog es somit in die Befestigung mit ein. Einen gu- ten Überblick über die Entstehungsgeschichte und den Bau der Linie lieferte 1939 J.A. Kraus. Nach dem Krieg wurden die Schanzen überall da wieder eingeebnet, wo sie über offenes Acker- oder Wei- deland verliefen und der Landwirtschaft im Weg entlangführende Schanze zerstört. Vom Südwes- 2–3 Rot markierte Wall- waren. Nur die an Hängen oder auf nicht für den tende des künstlichen Hügels an ist sie wieder er- graben in einer aktuellen Ackerbau geeigneten Flächen errichteten Schan- halten und verläuft als mehrfach stumpfwinkelig Topografischen Karte zen haben sich bis heute zumeist im Wald, aber abknickende Linie, eine Spitzbastion einbeziehend, (oben) und Detailplan der auch als Hecken erhalten. Sie befinden sich im Re- an der Hangkante entlang bis zum Ende des brei- Schanzen am Nordhang der Killertalsperre. Die gelfall in sehr gutem Zustand. Lediglich das auf ih- ten Sporns, wo sie zwei sägezahnartige Halbbas- Pfeile markieren Anfangs- nen wuchernde Gestrüpp macht eine Begehung tionen ausbildet. Hier knickt sie leicht nach Süden und Endpunkt der oftmals schwierig. ab und führt mit zwei weiteren sägezahnartigen Schanze. Halbbastionen zum Talgrund (Abb. 4). Die zweite, Die Killertalsperre bei Jungingen südlich der ersten vorgelagerte und mit ihr in einer Entfernung von circa 270 m parallel verlaufende Li- 200 m östlich von Jungingen durchquert eine bis nie, das Vorwerk, beginnt etwas höher am Hang, auf den nördlichen Abschnitt gut erhaltene, nach wo sie einen alten Höhenweg durch einen Graben Osten ausgerichtete Sperre, die sogenannte Schwe- blockiert. Dann verläuft sie hangparallel als steile denschanze, das Killertal (Abb. 2). Seit 1899 hat sie künstliche Böschung, die zum Grat führt, der den immer wieder das Interesse der lokalen Historiker westlichsten Sporn des Seeheimer Bergs (auf dem erregt und wurde 1900 erstmals beschrieben. Vom sich der Burgstall Frundsburg/ Eineck befindet) mit Steilhang des Seeheimer Berges im Norden ziehen dem markanten Hügel „Bürgle“ verbindet. Dieser sich gleich zwei Wallgräben hangabwärts nach überragt die nördliche Hauptlinie um bis zu 70 m Südwesten. Der nördliche Wallgraben (Abb. 3), und wurde deshalb in die Befestigung miteinbe- das Hauptwerk, beginnt am Waldsaum und führt, zogen. Der Wallgraben verläuft schwach ausge- stark verflacht, zuerst gerade, dann als breitgezo- prägt entlang des Grates bergab zum Sattel nörd- gene Spitzbastion ausgebildet über eine fast ebene lich des Bürglishofs und dann wiederum am Grat Hochfläche auf zwei Dritteln der Höhe des Alb- aufwärts zum Gipfelplateau des Bürgle. Vor dem traufs zum heutigen Wasserbehälter. Bei dessen Jahr 1704 trug dieser Hügel trotz seines Namens Bau wurde die dort an der südlichen Hangkante keine Befestigung; der nördliche Teil des Hügels Denkmalpflege in Baden-Württemberg 1 | 2020 45 4–5 Stark erodierter fiel einem noch im frühen 20. Jahrhundert betrie- endet. Hier ging er in einen längst verschwunde- Wallgraben am Nordhang benen Steinbruch zum Opfer. Der Wallgraben ver- nen Verhau über, der den übrigen Steilhang zum (links) und Detailplan der läuft im Südosten und Süden um den höchsten Be- Hohen Berg hinaufführte. Damit erstreckt sich die Schanze am Südhang reich des Plateaus herum und lässt nach Südwes- Hauptlinie über eine Länge von 1600 m und steigt (rechts). Die Pfeile markie- ten hin ein gutes Stück des Plateaus aus, was die beidseitig der Killer um 250 Hm im Norden und ren Anfangs- und End- Beschießung des steilen Hanges durch die Vertei- 190 Hm im Süden an. Damit ist die Killertalsperre punkt der Schanze. diger in diesem Bereich unmöglich machte und da- das umfangreichste Werk der gesamten Alblinie. her vermutlich von der Hauptlinie aus über den da- Allerdings ist der Erhaltungszustand des nörd- zwischenliegenden Tobel hinweg geschehen sollte. lichen Abschnitts teilweise schlecht, da er nach Dieses Vorwerk endet auf dem Bürgle bezie- 1704 als Acker genutzt wurde und in den Hang- hungsweise an der Kante des Steinbruchs. Einen bereichen stark erodiert ist. Deshalb ist der Wall- Verbindungsgraben zwischen beiden Linien, der graben im Gelände streckenweise nur noch das Umgehen der Stellung auf dem Bürgle ver- schwer erkennbar, was sich auch in den LiDAR-Bil- hindern sollte, hat es wohl nicht gegeben, was den dern wiederspiegelt. Wert dieser vorgeschobenen Stellung stark ver- minderte. Allerdings hätte die Umgehung in ma- Die Befestigung am Zeller Horn bei ximal 300 m Abstand vor der Hauptlinie erfolgen Onstmettingen müssen und wäre so kaum ohne intensiven Be- schuss von dieser aus durchzuführen gewesen. Vom Hohen Berg aus folgte die Linie als Verhau Wenn es sich beim Bürgle um das 1704 erwähnte ausgebildet dem Albtrauf bis zum Zeller Horn bei „Schänzle“ handeln sollte, dann entfällt allerdings Albstadt-Onstmettingen. Hier wurde die alte Zel- das Problem des Umgangenwerdens, da dann der ler Steige gesperrt und damit auch der Zugang zur Hügel als geschlossenes Werk rundum hätte ver- teidigt werden können und die Besatzung der nördlich anschließenden Linie sich leicht dorthin zurückziehen konnte. Nördlich oberhalb der B32 bricht die Hauptlinie ab und ist erst wieder am gegenüberliegenden Hang erhalten. Wie die Sperre auf dem Talgrund aussah, ist unbekannt, sie war bereits vor 1900 völlig ver- schwunden. 190 m südlich von Schüttestraße 32 ist die Haupt- linie auf dem südlichen Gegenhang wieder im Ge- lände erkennbar, lässt sich aber auf dem LiDAR- 6 Am Südhang der Schanze am Zeller Horn Scan (Abb. 5) noch weiter nach Norden verfolgen. führt die alte Zeller Steige Von hier aus nimmt der Wallgraben einen nur we- entlang. Die Pfeile mar- nig dem Gelände angepassten, mehrfach stumpf- kieren Anfangs- und End- winkelig gebrochenen Verlauf senkrecht den Alb- punkt der Schanze. trauf hinauf, wo er schließlich an einem Waldweg 46 Denkmalpflege in Baden-Württemberg 1 | 2020 Festung Hohenzollern (Abb. 6). Auf dem west- lichsten Sporn des Zeller Horns befindet sich eine kleine Schanze, die die Spornspitze von der Hoch- fläche trennt und nur aus einem nach Südosten ausgerichteten spitzen Winkel mit in den Felsen gehauenem Graben besteht (Abb. 7). Von hier aus verläuft noch ein kurzer Wall entlang der west- lichen