65: 1 – 18 2019

© Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 2020.

Wolfram aus dem sächsischen Erzgebirge from Saxonian Erzgebirge, Germany

Heinz Schulz †

Revision accepted November 20, 2015. Published online at www.senckenberg.de/geologica-saxonica on April 3, 2020.

Kurzfassung Nach von England ausgehender Verwendung von Wolfram begann um 1860 im Osterzgebirge die Nutzung vordem in Versatz oder Schla- cken verbliebener Wolframinhalte. Im Raum Zinnwald erlangte Wolframit rasch wirtschaftliche Bedeutung und sicherte den Erhalt der Bergbaubetriebe. Mit der Entwicklung von Wolframerzeugnissen für die Metallbearbeitung sowie von Glühfäden in Leuchtmitteln stieg der Bedarf und erreichte im Ersten Weltkrieges einen ersten Höhepunkt. Die Folge war der Aufschluss weiterer Vorkommen im Westerz- gebirge und die Gewinnung von Wolfram aus Schlacken der Zinnverhüttung. Ein weiterer Höhepunkt folgte ab Mitte der 1930er Jahre, wobei sich der Schwerpunkt auf die westerzgebirgischen Lagerstätten verla- gerte. Die letzte Wolframitgrube­ (Pechtelsgrün) stellte den Betrieb 1969 ein, während die Gewinnung als Nebenkomponente in Altenberg und Ehrenfriedersdorf bis 1990 erfolgte. Von 1865 bis 1990 wurden im Osterzgebirge 2.600 t aus Zinn-Wolfram- und 4.400 t Wolframmetall aus den Wolframitquarzganglager- stätten des Westerzgebirges ge­wonnen. Dazu kommen noch ca. 500 t Wolfram aus Schlacken­ der Zinnverhüttung. In der Summe wurden im genannten Zeitraum wolframhaltige Rohstoffen (Erze und Schlacken) mit einem Inhalt von ca. 7.500 t Wolframmetall gewonnen. Damit ist das Ressourcenpotential des Erzgebirges nicht erschöpft, das nach neueren Bewertungen mit 95.000 t angegeben wird. Scheelitvorkommen sind nicht berücksichtigt, da deren großtechnische Aufbereitung noch nicht gelöst ist.

Abstract The usage of Tungsten began in the middle of 19th century. The market was primarily driven by the metallurgy for advanced tools and the fastly growing bulb industry. In the Eastern Erzgebirge (territory of Zinnwald) wolframite- received quickly economic importance and extended competitiveness of the local mining against fair from Eastern Asia. Supplementary new deposits were found and mining started in the Western Erzgebirge. In addition began the extraction of Tungsten out of backflls or drosses from tin smelting process. The Tungsten production reached a second peak in the mid-thirties of last century. During this time the centre of mining changed in the Westerzgebirge. The last mine (Pechtelsgrün) closed in 1969, whereas secondary mining out of Tungsten in the mines of Altenberg and in Ehrenfriedersdorf continued working until 1990. 2.600 tons of Tungsten metal was extracted in the Eastern Part of the Erzgebirge and 4.400 tons in the Western Part between 1895 – 1990, in addition 500 tons of Tungsten metal from drosses. In total 7.500 tons were mined out in from wolframite and drosses. Recent studies calculate Tungsten resources of 95.000 tons in the Erzgebirge metallogenetic province. This volume needs to be further increased by considering the Scheelite when fnally a high volume production worthy extraction process is developed.

1. Einleitung

Nachdem 1781 der aus Stralsund stammende Apothe- Von den häufgeren Wolfram-Mineralen besitzen nur ker Carl Wilhelm Scheele (1742 – 1786) erstmals Wolf- Wolframit, ein Mischkristall von Ferberit (FeWO4) und ramsäure darstellte, haben daraus zwei Jahre später die Hübnerit (MnWO4), wobei das Verhältnis Hübnerit zu Spanier Fausto (1755 – 1833) und Juan Jose de Elhúyar Ferberit, der sogenannte H/F-Koeffzient als Indikator (1754 – 1796) durch Reduktion ein bisher unbekanntes für die Bildungstemperatur von Wolframit dient [9] so-

Element gewonnen, das von Berzelius den Namen wie Scheelit (CaWO4) wirtschaftliche Bedeutung. Mit „Wolframium“ (Symbol „W“) erhielt. einem Anteil von 0,0064 % an der Zusammensetzung

ISBN 978-3-91000656-1 | ISSN 1617-8467 | DOI: 10.26049/GEOLSAX65-2019-01 1 H. Schulz: Wolfram aus dem sächsischen Erzgebirge

Abb. 1. Ersttagsbrief „200 Jahre Entdeckung des Elements Wolfram“, Madrid 1983; Sammlung Schulz. Fig. 1. First day cover, Madrid Spain, 1983: “200 years discovery of the element tungsten”; Collection Schulz. der Erdkruste steht Wolfram an 26.Stelle in der Häufg- · Mineralisationen in fachen Li-glimmerreichen Quarz-­ keit der Elemente. Von den physikalischen Eigenschaften Flözen; sind der ungewöhnlich hohe Schmelzpunkt von 3.422 °C · stockwerkartige Greisenkörpern mit bedeutenden Zinn- sowie die Dichte von 19,3 g/cm3 hervorzuheben [4c], die Inhalten, aber nur untergeordneten Mengen von Wolf- für die Anwendung von Wolfram bestimmend wurden. ramit, z. B. in Altenberg, Zinnwald und Mühlleiten, So führt z. B. die sowie · bisher wirtschaftlich nicht genutzte Bildungen von · hohe Hitzebeständigkeit zum Einsatz als Glühdraht in Scheelit in verskarnten Karbonatgesteinen im Raum elektr. Lampen und Elektronenröhren, aber auch in Ra- Pöhla-Globenstein und im sogenannten Zobes-Hori- ketenspitzen und -düsen sowie in Hitzeschilden; zont bei Bergen im Vogtland. · die hohe Dichte fndet weiterhin militärische Verwen- dung in Wuchtgeschossen (panzerbrechende Sonder- Bereits Georg Agricola (1494 – 1555) beschrieb das bei Munition), während der Verhüttung von erzgebirgischen Zinnerzen zu Ver- lusten führende Wolfram, da ein Teil des Zinns in die · Verbindung mit Kohlenstoff (W-Carbide) und auch Ei- wertlosen Schlacke ging, d. h. verloren war. Wolfram sen (Ferro-Wolfram) in Schneidwerkzeugen in Form erlangte folglich zu dieser Zeit kein Interesse, sondern von WIDIA und anderen Hartmetallen zur breiten An- beim Abbau von Zinnerzen beibrechender Wolframit wendung in der Metallbearbeitung führt und deren Ef- wurde möglichst frühzeitig abgetrennt, gelangte in den fektivität entscheidend beeinfusst. Versatz oder in den Haldensturz, bei der Verhüttung in die Schlacken. Die in England ab Mitte des 19. Jahrhunderts begin- 2. Wolframit-Vorkommen nende Nutzung von Wolfram mit der Entwicklung super- harter Stähle als Schneidstoff für die Metallbearbeitung sowie die nach 1900 einsetzende Verwendung für elek- trische Glühbirnen änderte die Situation und führte zur In der metallogenetischen Provinz des sächsisch-böh- Gewinnung der bisher ungenutzten Wolframit-Erze und mischen Erzgebirges sind Wolframit-Mineralisationen Abgänge. räumlich an die Nähe von Granite gebunden. Baumann Scheelit-Vorkommen waren dagegen im Erzgebirge et. al., 2000 [1] unterscheiden in Abhängigkeit vom Mi- erst nach 1945 Gegenstand von Untersuchungen. Ausge- neralbestand, Form, Nebengestein u. a. Kriterien: hend von komplizierten Verhältnissen (Verwachsungen, · Vorkommen in steil einfallenden Quarzgängen (z. B. ungelöste Aufbereitungstechnologie usw.) erfolgte aber Tirpersdorf, Pechtelsgrün und Ehrenfriedersdorf im bisher keine praktische Nutzung, derartige Vorkommen westlichen und mittleren Erzgebirge); werden deshalb im Folgenden nicht behandelt.

2 GEOLOGICA SAXONICA — 65: 2019

Abb. 2. Die wichtigsten Wolframvorkommen im Erzgebirge (kartographische Grundlage: Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermes- sung Sachsen (GeoSN)). Fig. 2. Important occurrences of tungsten in the Saxonian Erzgebirge (Map: Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen).

2.1. Geschichte der Nutzung Wolframit vielmehr in die abgebauten Zinnerze und bei deren Verhüttung in die Schlacken. Im Ergebnis der Weltwirtschaftskrise musste die För- 2.1.1. Altenberg derung 1930 vorübergehend eingestellt werden, doch aus-­ Der Ort kann auf einen ca. 550-jährigen Bergbau gehend von Autarkiebestrebungen begann man bereits (1446 – 1991) zurückblicken. Weinhold, 2002 [18] be- 1934 den Betrieb wieder aufzunehmen und führte ab 1937 zeichnet nach den geförderten Erzmengen und noch bergmännische Untersuchungen durch. Parallel dazu wur- vorhandenen Vorräten Altenberg als größte Zinnerzlager- de gemeinsam mit der Gewerkschaft Zinnwalder Bergbau stätte Europas, aus der insgesamt ~ 106.000 t Zinnmetall eine gemeinsame Aufbereitungsanlage in Altenberg er­ (davon 38.700 t nach 1947) gewonnen wurden. Ein in- richtet (Schwarzwasseraufbereitung, als erste Flotations­ ­ tensiver Weitungsbau führte 1545 zu einem ersten Über- anlage im Erzgebirge) sowie die neue Wälzanlage in Frei-­ tagebruch, dem weitere folgten, so der von 1620 mit 1,5 berg/Sa (700 – 100 t/Monat) in Betrieb genommen (Tätig­ ha Fläche. Im Ergebnis von noch anhaltenden Nachbrü- keitsbericht der Staatl. Bergwirtschaftsstelle für 1937 in chen entstand eine Pinge von heute ca. 12 ha. [5c]). Die Verhüttung Altenberger und Zinnwalder Erze in Die Mineralisation der Lagerstätte ist an Greisen ge- der Zwitterstocker Schmelzhütte endete 1937. bunden, die in Abhängigkeit vom Ausgangsgestein und Das Oberbergamt Freiberg, 1942 [8] nennt im Zeit- Intensität verschiedenen Typen angehören. Im Ergebnis raum 1940/1941 für die Gewerkschaft „Vereinigt Feld mehrerer Prozesse entstanden u. a. hochtemperierte me- im Zwitterstock“ eine Belegschaft von 312 bzw. 362 tasomatische und pneumatolytische Greisen- und Trüme- Personen bei einer Roherzförderung von 101.814 bzw. rerze. Wolframit bildet im Greisenerz meist feinkörnige 110.502 t. Im September 1944 kam es zur Verschmel- Aggregate (< 2 mm); auf Quarzklüften und Gängen da- zung mit der Sachsenerz Bergwerksgesellschaft mbH, gegen Aggregate bis zu cm-Größe. „So waren … über Freiberg und der Gewerkschaft Zinnwalder Bergbau, Al- dem Pyknitkuppelbereich reich an Kassiterit vererzte tenberg unter der Bezeichnung Sachsenerz Bergwerks- wirre Trümeranhäufungen ausgebildet. Auf gleicher AG, Freiberg/Sa. (SHSA, Bestand 11384, Akte 1544 Sohle wurde im Südostbereich der Albit-Pyknit-Kuppel [13c]). Im Kriegsjahr 1944 erreichte das neue Unterneh- im Dunkelgreisen … ein sehr reich mit Molybdänit und men in Altenberg eine Roherzförderung von 75.046 t mit Wolframit … vererzter Quarzgang aufgeschlossen und einem Inhalt von 170,7 t Zinn (SHSA, Bestand 11384, abgebaut“ (Weinhold, 2002, S. 73 [18]). Eine gesonderte Akte 1543 [13c]. Gewinnung wurde infolge der komplizierten Lagerstät- Nach kriegsbedingten Zerstörungen und Demon-­ tenverhältnisse nur in geringem Umfange während des tage begann 1946 der Wiederaufbau, 1947 – 1949 der der Ersten Weltkrieges vorgenommen. In der Regel gelangte Schwarzwasseraufbereitung.

3 H. Schulz: Wolfram aus dem sächsischen Erzgebirge

Abb. 3. Bergbau- und Aufbereitungsanlagen des Arno-Lippman-Schachtes mit der dahinter gelegenen Pinge in der Ortslage von Altenberg (aus: Weinhold, 2002). Fig. 3. Mining- and upgrating plants of the Arno-Lippman-Mine, in the background the “Pinge” within the town Altenberg (Picture: Weinhold, 2002).

In den Jahren ab 1951 „VEB Zinnerz Altenberg“ WO3, d. h. um das Hundertfache erfolgte. Die tatsächlich wurde u. a. durch Auffahrung von Ringstrecken um die realisierte Wolframgewinnung ist unbekannt, wenn man Pinge Leistungsfähigkeit und die Roherzförderung von davon absieht, dass im amtlichen Vorratsstand der DDR

500 t/d im Jahre 1954 auf 1000 t/d 1959 gesteigert, dazu von 1988 [15] eine Gesamtgewinnung von 54 t WO3 (aus kam der Bau einer Aufbereitung mit Flotation. 1967 er- den Grubenbetrieben Altenberg und Ehrenfriedersdorf) folgte die Eingliederung des Betriebes in das VEB Berg- angeführt wird. und Hüttenkombinat Freiberg. Um gemeinsam mit dem Betrieb Ehrenfriedersdorf 2.1.2. Zinnwald/Georgenfeld die Eigenversorgung der DDR an Zinn zu sichern, wurde die Gewinnungs- (Arno-Lippmann-Schacht, 1963) und Wenige Kilometer südlich von Altenberg befndet sich in Aufbereitungskapazität (zentrale Aufbereitung, 1986) der Kammlage des Erzgebirges die von der Landesgren- erheblich­ erweitert. Dadurch gelang es, in der zweiten ze geteilte Lagerstätte Zinnwald. Um 1560 wurde ausge- Hälfte der 1980er Jahre die Roherzförderung auf über hend vom zunehmenden Bergbau Böhmisch- und Säch- 1 Mill. t/a mit ~ 2.100 t Zinn im Konzentrat zu erhöhen sisch-Zinnwald gegründet. Unterstützt durch den Zuzug (Weinhold,­ 2002 [18]). böhmischer Exulanten entstanden mehrere Bergbau­ Nach der aus wirtschaftspolitischen Gründen im unternehmungen, die die an eine fache Granitkuppel März 1991 erfolgten Stilllegung des Betriebes verfügt ge­bundene Lagerstätte bebauten. Die neben Quarz und die Lagerstätte noch über ca. 27 Mill. t Bilanzvorräte mit Li­thiumglimmer­ (Zinnwaldit), aus Kassiterit sowie Wolf- einem Inhalt von ca. 72.000 t Zinn sowie 9.000 t Wolf- ramit u. a. bestehende Vererzung ist vorrangig an fach ram. Untersuchungen aus den Jahren 1981/82 (Becker in einfallende (bis 20°), bei Erstarrung des Granits gebildete [18], S.178) gehen von einer Gewinnbarkeit der Neben- Strukturen („Flöze“) mit umlaufendem Streichen ge- komponente Wolfram aus dem vorlaufenden Zinn-Reich- bunden, deren Abbau zu riesigen Weitungen führte. Von konzentrat aus, wo bereits eine Anreicherung auf 3 – 4 % diesen Flözen erlangten vier wirtschaftliche Bedeutung.

4 GEOLOGICA SAXONICA — 65: 2019

Abb. 4. Schematischer Bau eines „Zinnfözes“ im vergreisten Granit der Lagerstätte Zinnwald (W = Wolframit, Z = Zinnstein [schwarz] mit Quarz, F = Fluorit, schräg schraffert = Zinnwaldit; a aus Schneiderhöhn, 1961. Fig. 4. Schematic arrangement of a “Zinnföz” within the greise- nized granite in the deposit Zinnwald (W = wolframite; Z = Cassi- terite (black) with quartz, F = Fluorite; transversal hatched = Zinn- waldit; Picture: Hans Schneiderhöhn, 1961).

Weiterhin treten mächtige, z. T. den Flözen folgende und auch stockförmige Greisenbildungen mit meist sehr fein- körniger Mineralisation auf. Nach einem Höhepunkt des Abbaues im 17. und 18. Jahrhundert schlossen sich bedingt durch den Nieder- gang der Zinnerzförderung 1852 die Bergbaugesellschaf- ten zur „Gewerkschaft Vereinigt Zwitterfeld“ zusammen. Der erste Nachweis einer Gewinnung von Wolfram stammt aus dem Jahre 1856, als von 53 Beschäftigten 6 t Zinnerz und 65 t Wolframit gefördert wurden [16]. Die Nutzung von Wolframerz für die Stahlveredlung er- möglichte die Existenz der Bergbauunternehmen. So si- cherte z. B. 1880 der um das dreifache gestiegene Preis b die Wirtschaftlichkeit der Gewerkschaft. Man verzichte- te nun auf die bisherige Quarz- und Zinngewinnung und Abb. 5a. Typische Flözmineralisation mit Li-Glimmer (Zinnwal- stellte den Betrieb völlig auf Wolframit um, vorzugswei- dit) am Salband und tafeligen Wolframit-Individuen im zentralen Quarz; Probe 10483 (Senckenberg Naturhistorische Sammlungen se aus Halden und Versatz, im Winter in geringem Um- Dresden), Maßstab = 2 cm. fange auch durch Abbau aus dem Anstehenden [10]. Die Fig. 5a. Typical seam mineralisation with Li-mica (Zinnwaldit) Einnahmen resultierten zur Hälfte aus dem Verkauf von on the border and table-aggregates of wolframite in the central part Wolframit. Da die Preise weiter stiegen wurden ab 1890 of quartz; sample 10483 (Senckenberg Naturhistorische Samm- zunehmend wolframerzführende „Flöze“ abgebaut. lungen Dresden); scale bar = 2 cm. Preisschwankungen wiederspiegelten sich unmittel- Abb. 5b. Wolframit-Kristalle im Quarz; Probe 11323 (Sencken- bar in der Höhe der Förderung sowie den Belegschafts- berg Naturhistorische Sammlungen Dresden), Maßstab = 1 cm. zahlen, wie folgende Zahlen zeigen [16]: Fig. 5b. Crystals of wolframite within quartz; sample 11323 (Sen- ckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden); scale bar = 1 cm. 1869 04,7 t Wolfram 1871 09,4 t Wolfram 1881/1902 40,0 t W pro Jahr und im Ober- oder Hansaföz mit 20 bis 40 t/a beacht- 1911/1912 44,5 t W pro Jahr. liche Erzmengen gewonnen. 1914 übernahm die Gewerk- Rückblickend kann man feststellen, dass Wolfram mit schaft Vereinigt Zwitterfeld diesen Lagerstättenbereich seinem plötzlichen Bedarf und leichter Verfügbarkeit in mit zugehörigen Einrichtungen. 1913 erwarb die engli­ der Lagerstätte den hiesigen Bergbau über eine Periode sche Finanzierungsgesellschaft „Saxon Tin and Wolfram des allgemeinen Sterbens der Zinngruben half und vor der Mining Co. Ltd, London“ den Rosa-Pels-Schacht, Josef- Konkurrenz des billigen ostasiatischen Zinns schützte. Stollen und die Pels-Wäsche. Parallel dazu wurde eine Nach [10] tätigten 1904 die Hamburger Metallhänd- neue Wäsche nahe dem Mundloch des Bünaustollens ler Siegfried und Albert Pels einen Neu-Aufschluss. Bis errichtet (Wäsche I) und mit der Wäsche II an das elek- 1909 wurde der Rosa-Pels-Schacht auf 86,5 m geteuft trische Netz angeschlossen.

5 H. Schulz: Wolfram aus dem sächsischen Erzgebirge

Abb. 6. Übertagebetriebsanlagen der Stahlwerk Becker AG, Willich in Zinnwald Postkarte, um 1916 (Sammlung Schulz). Fig. 6. Superfcial investments of the Stahlwerke Becker AG, Willich in Zinnwald (Picture: Card likely 1916, Collection Schulz).

Der Erste Weltkrieg ließ den Bedarf sprunghaft an- Militärschacht ausgebaut und bis zu 1000 Kriegsgefan- steigen. Die Produktion von Zinn wurde vervierfacht gene beschäftigt. Eine Vereinbarung sicherte die Halden- und die von Wolfram verdoppelt. Diese Steigerungen kutterei (in zwei Schichten 150 t) auch im Raum Böh- ab 1915 waren neben der personellen Verstärkung der misch-Zinnwald [10, Seite 44 – 48] und die Verarbeitung technischen Umrüstung des Grubenbetriebes geschuldet, der gewonnenen Wertstoffe in Wäsche III. z. B. dem Übergang zur Lokförderung. Auf sächsischer Seite wurden im Zeitraum 1914 – Am 9.7.1915 übernahm die Stahlwerk Becker AG die 1919 Erze mit folgenden Wolframinhalten (Angaben in t) Gewerkschaft Zinnwald. Der Verkauf der Wolframkon- gewonnen (Oberbergamt Freiberg [5]): zentrate erfolgte über die Hütten Zwickau und Rosswein Hofn. Gottes Zeche, Verein.Zwitterfeld-Fdgr., an das Stahlwerk Becker, wo es ca. 20 % des Bedarfes Georgenfeld Zinnwald deckte. 1914 — 34,0 Während des Krieges produzierte in Zinnwald neben 1915 — 37,0 der Stahlwerk Becker AG die staatliche Kriegsmetall AG. 1916 0,1 55,7 Der kriegsbedingte hohe Wolframpreis ließ noch ein drit- 1917 0,05 83,58 tes Bergbauunternehmen auf dem sächsischen Teil der 1918 — 111,29 Lagerstätte entstehen, die im benachbarten Georgenfeld 1919 0,71 111,25 Summe 0,86 432,82 bereits 1911 gegründete „Gewerkschaft Hilfe Gottes“, die ab 1915 Wolframit auf dem „Quarzföz“ abbaute und Mit Ende des Krieges sank der Wolframbedarf und bis 1922 150 t Zinn und 400 t Wolfram gewann. Ab Sep- die Preise verfelen, schließlich wurde der Abbau im Juni tember 1916 pachtete die Kriegsmetall AG die stillge- 1920 eingestellt und nur noch Haldenmaterial (ca. 85 % legte Pelswäsche (Wäsche III) und rüstete sie für die Ver- aus Böhmen) gewonnen und letztendlich am 7.6.1924 arbeitung von Haldenerzen (auch aus dem böhmischen der Betrieb eingestellt. Teil der Lagerstätte) aus. Die nächste Betriebsperiode ist mit der auf Autarkie Zur Umsetzung gemeinsamer Interessen mit dem zielenden Rohstoffpolitik des NS-Regimes verbunden damaligen Bundesgenossen K. u. K. Österreich-Ungarn und begann 1934 mit Untersuchungsarbeiten der Ge­ beseitigte man 1915 die ehemals aus Konkurrenzgrün- werk­schaft Zinnwalder Bergbau (vornehmlich auf die den geschaffene Verdämmung des Bünaustollens. Auf Flöze 3, 6 und 8). Besondere Bedeutung erlangte die der böhmischen Seite leitete die Arbeiten zur Wolfram- 1936 – 1937 für die „Zwitterstocks AG und die Gewerk­ Gewinnung Prof. Groening. Im Ergebnis der Zusam- schaft Zinnwalder Bergbau“ errichtete gemeinsame menarbeit wurden die Gruben durch die K. u. K. Militär- Schwarz­was­ser­aufbereitung mit Zinnstein-Wolframit- behörden beschlagnahmt, der alte Köppenschacht zum Flo­tation (Durchsatz 300 t/d, Zulieferung durch 3,5 km

6 GEOLOGICA SAXONICA — 65: 2019

lange Seilbahn) für Erze aus dem Raum Altenberg-Zinn- mit Erzgängen und Trümerzonen Zinn hinzu, in den wald sowie die neue Wälzanlage in Freiberg (Oberberg- 1950er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auch Uran. amt Freiberg, 1938 [ 5c]). Die Lagerstätte ist sehr komplex aufgebaut. Nach einer Die Förderung und deren Aufbereitung begann im längeren Stilllegung förderte man ab 1903, z. T. aus alten Oktober (1937 12.800 t Erz mit 0,36 % Sn und 0,19 % Versatzmassen Wolfram-, Molybdän-, Zinn- und Wis- W). In Zinnwald waren zu diesem Zeitpunkt 96 und in muterze, wobei allein 1908 in der „Kupfergrube Sadis- der Werksgemeinschaft Schwarzwasser weitere 117 Per- dorf“ 11,46 t W-Erze gewonnen wurden, vorwiegend aus sonen beschäftigt (Schilka, 1988, S.48 [10]). einem > 3 m mächtigen Quarzgang, der neben Molybdä- Mit Annexion des Sudetenlandes im Oktober 1938 nit reichlich Wolframit führte (Jahrbuch des Oberberg- und der Zuordnung der Bergbauaktivitäten unter das amtes Freiberg 1909, [5a]. Oberbergamt Freiberg (Schulz, 2014 [12]) ergaben sich Von 1914 – 1919 umfasste die Förderung Erze mit veränderte wirtschaftliche Möglichkeiten. Da die Lager­ einem Inhalt von 75,2 t Wolfram [5b]. Ein Gutachten stätte auf sächsischer Seite weitgehend abgebaut war [14b, S.44, 53] von Leroux (Anmerkung: Studium an der wurde deren grösserer Anteil in Böhmisch-Zinnwald und Bergakademie Freiberg von 1900 – 1905) nennt für das ab Ende 1939 auch die Lagerstätte Graupen (Krupka) in Anstehende Gehalte von 1,5 – 1,6 %, davon ⅓ Wolfram-, die Erkundungs- und Abbau-Tätigkeit einbezogen. Spä- der Rest Zinnerz. 1918 bot Bergdirektor C. A. Morgen- ter folgten weitere Erzvorkommen auf der böhmischen stern das als Wolframwerk Schmiedeberg bezeichnete Seite des Erzgebirges, wie Frühbuss/Přebuz (1940) und Unternehmen dem Stahlwerk Becker AG zum Kauf für Hengstererben/Hřebečná (1942). 1.800.000 Mark an (Fläche 2.300.000 m³, davon ⅓ auf- Das Jahr 1940 stand im Zeichen einer umfangreichen geschlossen, Erzinhalt mit einem Wert von ca. 2.500.000 Erkundung sowie Aus- und Vorrichtung des böhmischen Mark Friedenspreis, weiterhin Anlagen, Maschinen und Lagerstättenteiles (seit 1938 17 km Auffahrungen). 1941 Grundbesitz von 351.000 M). Die Förderung betrug im folgte der Ausbau der neuen nassmechanischen Aufbe- Monat 60 Tonnen. Nach Kriegsende, 1921, wurden die reitung am Militärschacht. In Zinnwald wurden in den bergmännischen Arbeiten aus wirtschaftlichen Gründen Jahren 1940 (1941) mit einer Belegschaft von 219 (277) eingestellt. Personen 10.087 (15.049) t Zinn-Wolfram-Erz gfördert Gutachten (u. a. von Prof. Beyschlag 1934) charakte- (Bergwerksverzeichnis 1942 [8]). risierten die Vererzung im Anstehenden wie folgt: Stock- Im August 1942 konnte die neue Aufbereitung (1943 werkerze mit 0,6 – 0,7 % Erz (Sn : W = 2 : 3) und Gang­ 32.000 t und 1944 51.700 t Durchsatz) den Betrieb auf- erze mit 1,5 – 1,6 % Erz (Sn : W = 3 : 1) [4a]. nehmen. 1944 arbeiteten direkt in Zinnwald 450 Arbei- Im Rahmen der Autarkiepolitik des Deutschen Rei- ter, 23 Angestellte und 80 Kriegsgefangene. ches wurden unter Leitung der Bergwirtschaftsstelle die Mit der Verschmelzung der Sachsenerz Bergwerks- Untersuchungen wieder aufgenommen und die Kupfer- gesellschaft mbH, Freiberg und der Gewerkschaft Zinn- grube Sadisdorf der neugegründeten Sachsenerz Berg- walder Bergbau, Altenberg im Herbst 1944 wurde die werksgesellschaft m. b. H. angegliedert. 1938 gewann man Zwitterstock AG Teil der neu gebildeten landeseigenen mit einer Belegschaft von 32 Personen 1.915 t Zinn- Sachsenerz Bergwerks AG, Freiberg/Sa. Bei Kriegsende Wolf­ram-Erz. war Zinnwald der Hauptlieferant von Wolframerz in Nach 1945 wurde das Unternehmen fortgeführt, 1949 Deutschland, wie u.a. aus der Produktionsaufage des der VVB Erzbergbau angegliedert, die von 1951 – 1954 Ministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (März vorzugsweise geologische Untersuchungen tätigte. An- 1945) mit 20 t Erz pro Monat (75 % des geplanten Ge- gaben über eine Wolframerzgewinnung sind nicht be- samtaufkommens im verbliebenen deutschen Machtbe- kannt. Teile des Lagerstättenrevieres wurden von der reich) hervorgeht [13c]. SAG bis 1953 bebaut und 30,3 t Uran gewonnen Nach dem Zweiten Weltkriege ging der Betrieb in [19]. Böhmisch-Zinnwald in tschechischen Staatsbesitz über und wurde als N. P. Cinovec weitergeführt. Greisen- 2.1.4. Ehrenfriedersdorf erz wurde im Tiefbau bis 1990 (letzte Förderung am 22.11.1990) gewonnen und gravitativ zu einem Zinn- Das Bergbaugebiet verfügt über eine mehr als 750-jäh- Wolfram-Mischkonzentrat aufbereitet. rige Geschichte und hatte bereits im 14. – 18. Jahrhun- Der kleinere, sächsische Teil der Lagerstätte, bereits dert mit der Gewinnung von bis zu über 1000 t Zinn im 1945 erschöpft, war Gegenstand weiterer Erkundungs­ Jahre einen Höhepunkt. Die Zinnerze wurden in unweit arbeiten, erlangte aber für Wolfram (im Gegensatz zu befndlichen Hütten verschmolzen. Wolfram war zu die- Lithium) keine Bedeutung mehr. ser Zeit uninteressant, ja, als schädlich angesehen. Von 1882 – 1916 kam der Bergbau zum Erliegen und ruhte abgesehen von kleineren Versuchen. 2.1.3. Sadisdorf Die Vererzung ist an kuppelartige Erhöhungen des Die erste urkundliche Erwähnung des Lagerstättenge- Granites gebunden und durch unterschiedliche Ty­pen bietes stammt nach Baumann et. al., 2000 [1] aus dem (gangartige Trümerzüge und Greisenkörper) ge­kenn­ Jahr 1473. Anfangs waren Silber- und Kupfererze Haupt- zeichnet.­­ Die Wolframmineralisation erlangte erst nach gegenstand der Gewinnung, im 16. Jahrhundert kamen 1900 praktisches Interesse. In den letzten Jahren des Er-

7 H. Schulz: Wolfram aus dem sächsischen Erzgebirge

Abb. 8. Absenderfreistempel des VEB Wolfram-Zinnerz Pechtels- grün (Vogtl.) aus dem Jahre 1966 (Sammlung: Schulz). Fig. 8. Postal stamp of sender VEB Wolfram-Zinnerz Pechtels- grün (Vogtl.), 1966 (Collection Schulz).

Abb. 7. Tafelige Wolframit-Aggregate inmitten eines Quarz-Trum­ bzw. 30.475 t Wolframerz erreicht. Nach Beseitigung es, am Salband (im Bild unten) Muskowit (Phengit)-Saum, Her­ der Kriegsschäden konnte ab September 1945 die Pro- kunft: Pechtelsgrün, 180-m-Sohle, Gangstr. 5 S; Probe 15106 (Sen­ cken­berg Naturhistorische Sammlungen Dresden; Maßstab: 2 cm). duktion wieder aufgenommen und bis August 1946 9,7 t Wolfram (im Konzentrat [13c], Handakte Abt.-Ltr. Kohle Fig. 7. Wolframite-Plates within Quartz-veinlet, on the border (on the picture below) muskowite (Phengite); origin: Mine Pechtels­ 1945 – 1948) gesteigert werden. grün, foor 180 m (Sample 15106, Senckenberg Naturhistorische 1950 erreichte man eine Teufe von 230 m, 1954 von Samm­lungen Dresden; Scale bar = 2 cm). 300 m und 1961 von 400 m. Nach Erschöpfung der La- gerstätte erfolgte 1969 die Stilllegung des Betriebes des damaligen VEB Wolfram-Zinnerz Pechtelsgrün. Anga- sten Weltkrieges kam es im Auftrag der „Kriegsmetall ben über die Förderung von 1936 bis 1968 schwanken

AG“ zeitweilig zur Wiederaufnahme der Gewinnung von zwischen 1.250.196 t Wolfram-Erz aus dem 3.013 t WO3 Wolframit, aber erst 1919 begann der Abbau wobei Erze gewonnen wurden [17] und 9.500 t Wolframit (1). mit 70,57 t Wolframinhalt [5b] gefördert wurden. Nach Müller u. a., 1991 [7] begannen 1936 durch die 2.1.6. Gottesberg Sachsenerz geologische Untersuchungen und ab 1937 der Aufschluss im Bereich der „Vereinigt-Feld-Fundgrube“­ Am Westrande des Eibenstocker Granits wurden bereits am Sauberg, in den Folgejahren kam die Spül­halde seit dem 15.Jahrhundert mehrere Lagerstätten auf Zinn und der Bau der Aufbereitung dazu. 1940/1941 wurde bebaut. Einige führten in den oberen Teufenbereichen bei einer Belegschaft von 163 bzw. 155 Personen eine schlauchförmiger Greisenkörper auch Wolframit, der Förderung von 21.900 bzw. 14.773 t Zinn-Wolfram-Erz hier erstmals während des Ersten Weltkrieges Interes- dokumentiert. Für 1944 ist eine Förderung von 34.950 t se erlangte, aber nicht mehr zur Gewinnung kam. In

Roherz mit einem Inhalt von 102 t Zinn und 14,9 t WO3 den 1920er Jahren begannen Aufschlussarbeiten, die belegt [13c, Handakte Abt.-Ltr. Kohle 1945 – 1948]. 1937 – 1943 von der „Neuen Sächs. Erzbergbau AG“ Nach Überführung in Landeseigentum begann 1947 mit der neuen Grube („Weidmannsheil Vereinigt Feld“) der Wiederaufbau der „Vereinigt-Feld-Fundgrube“ und fortgesetzt wurden. Eine erste Gewinnung von Wolfram- am 6.8.1948 die Erzförderung. In den Folgejahren wur- Zinn-Erz (540 t) ist von 1937 belegt [5c]. Für die Folge- de die Grube als „VEB Zinn- und Spatgruben Ehrenfrie- jahre 1940/1941 wird bei einer Belegschaft von 75 bzw. dersdorf“ (1949 – 1967) weiter ausgebaut. 1963 erreichte 66 Personen bereits eine Gewinnung von 12.764 bzw. die Förderung 201.867 t Roherz mit 257 t Zinninhalt. Im 12.976 t angegeben. letzten repräsentativen Betriebsjahr 1988 betrug bei ei- Die bergmännischen Arbeiten erfolgten von 1947 – ner Belegschaft von ca. 600 Beschäftigten die Förderung 1954 durch den VEB Wolfram-Zinnerz Gottesberg mit dem 297.691 t Roherz mit einem Inhalt von ca. 280 t Zinn. Abbau der Lagerstätte (Gewinnung von 4.850 t Zinn). Wolfram fel als Nebenprodukt in der Aufbereitung an. Angaben zu Wolfram standen nicht zur Verfügung. Genaue Daten für Ehrenfriedersdorf fehlen (mit Alten- berg 1988: 54 t WO ). 3 2.1.7. Tirpersdorf/Eich Im Ergebnis der sächsischen Landeskartierung fand man 2.1.5. Pechtelsgrün 1888/89 im SW-Bereich des äußeren Kontakthofes des Ausgehend von Lesesteinfunden begannen 1934 Er- Bergener Granites bei Tirpersdorf in Lesesteinen im Mit- kundungsarbeiten auf Wolframit- Quarz-Gänge im tel 15 cm mächtige Wolframit-Quarz-Gänge. Der Abbau SW-Bereich des Kirchberger Granits. Weiterführende erfolgte im Zeitraum von 1907 – 1919 in vier Sohlen Arbeiten erfolgten durch die „Sachsenerz“ 1939 mit der der „Gertrud Fundgrube“, wobei ca. 260 t Wolframit- Teufe eines Schachtes (150 m), dem Beginn des Abbaues Konzentrat mit einem Inhalt von 191,7 t Wolfram [5b] sowie Errichtung notwendiger Übertageanlagen (Aufbe- gewonnen wurden. Spätere Erkundungsarbeiten in den reitung und Seilbahn). 1940/1941 wurde bei einer Be- Jahren 1939 – 1940 und 1952 – 1956 ergaben aber keine legschaft von 142/147 Mann eine Förderung von 26.866 bauwürdige Wolfram-Mineralisation.

8 GEOLOGICA SAXONICA — 65: 2019

Im nördlichen Kontakthof des Granites fand man bei Eich in gleicher geologischer Position ebenfalls wolfra- mitführende Quarzgänge, die in den letzten Jahren des Ersten Weltkrieges durch die „Karl-Fundgrube“ abge- baut und 1 Tonne Wolframit-Konzentrat gewonnen.

2.1.8. Zschorlau Die Wolframit-Lagerstätte befndet sich im Kontakthof des Granites von Aue-Oberschlema innerhalb eines von Gries- bach bis südlich Lauter streichenden Bereiches wolframit- führender (max. 0,5 m mächtiger) Quarzgänge. Die 1910 entdeckte Lagerstätte wurde ab 1917 (Grube „Bergsegen“) aufgefahren. 1919 begann die Förderung mit 4,5 t Wolfra- mitkonzentrat, doch bereits 1922 erfolgte die Einstellung. In der streichenden Fortsetzung der Gänge von Zschorlau kam es bei Griesbach, Weißbach und Schneeberg (u. a. 1916: Vortrieb des Montanus-Stollens) 1918/1919 zum

Abbau von Erzen mit einem Inhalt von 13,3 t WO3. In Zschorlau fanden 1933 mit Anlage des Schachtes Abb. 9. Grobtafeliger Wolframit inmitten eines Quarzganges so- Bergsegen III (120 m Teufe) die Arbeiten ihre Fortset- wie braune Limonitkrusten (Reste von oxydiertem Pyrit), Grube „Gertrud“ in Tirpersdorf; Probe 8393 (Senckenberg Naturhisto- zung. Nach dem Bergwerksverzeichnis des Oberberg- rische Sammlungen Dresden; Maßstab = 2 cm). amtes von 1942 [8] ist die Grube ab 1937 als Betrieb der Fig. 9. Thick-formed Wolframit-Plates within Quartz with brow- landeseigenen Sachsenerz („Zschorlauer Bergsegen“ der nish crusts of Limonite (remains from oxidized Pyrite), Mine “Ger- Betriebsdirektion Ehrenfriedersdorf) nachweisbar, für trud” nearby Tirpersdorf; (Sample 8393, Senckenberg Naturhisto- 1940/41 mit einer Belegschaft von 129/120 Mann und rische Sammlungen Dresden). einer Förderung von 1.713/4.059 t Wolframerz. Für 1944 wird eine Gewinnung von Erzen mit einem Inhalt von

115 t WO3 genannt. nen Hösel u. a., 1997 [3] 17.100 t Wolframit (entspricht

Nach 1945 wurden die Arbeiten vom VEB Wolfram­ ca. 12.800 t WO3) . In Anbetracht der z. T. lückenhaften erz Zschorlau bis 1955 fortgeführt und insgesamt 2.110 t Ausgangsdaten ergibt sich bei der Menge der im säch-

Konzentrat mit einem Gehalt von 55 % WO3 gewonnen. sischen Erzgebirge abgebauten Wolframrohstoffe in der Die Lagerstätte gilt heute als abgebaut. Größenordnung eine weitgehende Übereinstimmung.

2.2. Zwischenzusammenfassung 3. Sekundäre Wolfram-Rohstoffe Im historisch belegbaren Zeitraum von 1865 bis 1990 wurden aus nachstehend genannten Lagerstätten primä- re Wolframrohstoffe abgebaut. Der exakte Umfang lässt Wie erwähnt erlangte Wolfram ab Mitte des 19.Jahrhun- sich nur in seiner Größenordnung angeben, da die zu derts wirtschaftliches Interesse. Bis dahin verbrachte man Grunde liegenden Daten z. T. auf Schätzungen beruhen, Wolframit entweder in den untertägigen Versatz oder mit auch stark gerundet sind und eine eindeutige Unterschei- den anfallenden Bergen auf übertägige Halden. In den dung zwischen Wolframit und Wolframinhalt stellenwei- Zinnerzen verbleibende Wolframgehalte (in der Regel se fehlt, ja gelegentlich nur eine Zusammenfassung von Wolframit) gelangten dagegen bei der Verhüttung in die Zinn- und Wolframerz erfolgte. Schlacke. In Zeiten eines erhöhten Bedarfes, so wäh- In den einzelnen Abbaugebiete wurden danach ge- rend der beiden Weltkriege, erlangten sie als „sekundäre wonnen (in Tonnen Wolframinhalt): Rohstoffe“ Bedeutung und lieferten einen nicht unerheb- lichen Teil des einheimischen Wolframaufkommens. Altenberg ~ 600 t Ehrenfriedersdorf ~ 500 t Gottesberg ~ 700 t 3.1. Vorkommen Pechtelsgrün ~ 2.400 t Sadisdorf ~ 100 t Zur Nutzung sekundärer Wolfram-Rohstoffe, insbe- Tirpersdorf/Eich ~ 190 t sondere der sogenannten Wolfram-Schlacken (richtiger Zinnwald ~ 1.900 t wolframhaltige Zinnschlacken) waren die Standorte vor- Zschorlau ~ 1.100 t. handener und ehemaliger Zinnschmelzen (in Sachsen Das sind in der Summe ca. 7.500 (rechnerisch 7.490 t) und 1940 – 1945 auch im damaligen Sudetenland) als

Wolframmetall (bzw. ~ 9.450 t WO3). Demgegenüber nen­­- potentielle Bildungen Gegenstand umfangreicher Unter-

9 H. Schulz: Wolfram aus dem sächsischen Erzgebirge

„… für Waffen- und Munitionsherstellung nicht notwen- dig. W darf nur (Unterstreichung Autor) für SS-Stähle benutzt werden. SS-Stähle mit W-Gehalt dürfen nur auf Werkzeugmaschinen verwendet werden, bei denen hoch- wertige Werkzeugstähle wirklich ausgenutzt werden …“ (Anmerkung: SS-Stahl = Schnell-Schneide-Stahl (hoch- wertiger Werkzeugstahl). In den Verfügungen des KRA wird Wolfram nach der bereits im März 1915 geforderten Bestandsmeldung erst- malig im 5.Spar-Erlass vom 12.2.1916 [13b,S.1] berück- sichtigt und steht dort nach an zweiter Stelle noch vor Zinn. Auch in den folgenden Spar-Erlassen nahm Wolf- ram einen der Spitzenplätze ein. Der Höchstpreis wurde zu diesem Zeitpunkt mit max. 35 Mark pro Kilogramm Abb. 10. Wolframschlacke aus dem Flussbett der Müglitz bei Lau- Wolfram-Inhalt festgelegt. Die Verkaufspreise waren enstein, geborgen von Giegling; Aufnahme: Schulz. noch höher und stiegen infolge der nicht zu deckenden Fig. 10. Sample of tungsteniferous dross from the bank of the Nachfrage. So verkaufte die staatliche Kriegsmetall müglitz-river, found by Giegling; Photo: Heinz Schulz. AG ab 1.7.1916 Wolfram bei Kriegslieferungen zu 5000 Mark für 100 kg Wolfram-Inhalt und erhob für son- stige Lieferungen einen Zuschlag von 1000 Mark (pro suchungs- und Gewinnungsarbeiten. Als Vorkommen mit 100 kg Wolframinhalt) [13b, S. 22]. Änderungen bedurf- wirtschaftlichem Interesse wurden ermittelt: ten der Zustimmung der Metall-Meldestelle des Kriegs- rohstoffamtes (KRA). Zur Sicherung des Aufkommens — im Raum Altenberg/Geising [14a]: für militärische Zwecke erfolgte die Beschlagnahme · Verbreitung: Tiefenbachtal bei Geising durch die Militärbehörden, d.h. durch die jeweilig zu- · in Geising beiderseits vom Geisingbach, in der ständigen Stellvertretenden Generalkommandos (für den Tep­litzer, Dresdner und der Langen Straße Raum Altenberg-Dresden das XII. in Dresden und für das · im Rotenwasser bis zur Einmündung der Weißen Mittlere Erzgebirge das XIX. in Leipzig). Müglitz sowie im Tal der Müglitz vom Bhf. Lau- enstein bis hin nach Bärenhecke. · Vorkommen im Bachbett, aber auch als Auf- und 3.2.2. Durchführung und Ergebnisse Anfüllungsmaterial in Straßen, Eisenbahndämmen, 3.2.2.1. Raum Altenberg-Geising-Zinnwald-Lauen- Höfen, Fußböden von Häusern usw. stein · Wertstoffgehalte: Umgebung Altenberg-Geising Nachdem im Raum Altenberg erste Grabungen bereits 9 – 14 % WO im Gebiet von Lauenstein 5 – 10 % 3, Ende 1914 begonnen hatten kam es am 30.11.1915 zu ei- WO . 3 ner Vereinbarung der Kriegsmetall AG mit dem Gemein- — bei Ehrenfriedersdorf: derat der Stadt Geising über die Gewinnung von Wolf- · zwei ehem. Zinnhütten (in heutiger Ortslage) mit ramschlacken [13b, Akte 7208, S.79 – 83] mit folgendem Gehalten von 6,3 – 9,6 % WO . 3 Festlegungen: Auf der böhmischen Seite des Erzgebirges erlangten die · Schaffung einer Zentralen Aufkaufsstelle für zinn- Standorte ehemaliger Schmelzhütten in Graupen und haltige Wolfram-Schlacken, die (ihre) Tätigkeit am Schlaggenwald mit ihren Schlacken (2,7 % WO ) eben- 3 1.12.1915 aufnimmt falls Interesse [14a]. · Der Einkauf der Schlacken erfolgt nach Vorgaben der Kriegsmetall AG, Preise vom 1.12.15 – 1.3.1916: 3.2. Nutzung im Ersten Weltkrieg 13.000 M/Waggon zu 10 t netto bei mindestens 10 % WO3-Inhalt; für jedes Prozent darüber wird ein Zu- schlag von 100 M/t gezahlt. 3.2.1. Organisation der Bereitstellung/Ver- wendung Der Gemeinderat verpfichtet sich: · nur an die KRA zu liefern, Die Bereitstellung und Verwendung von nicht oder nur · auf eigenem Grunde Grabungen nach Schlacken vor- begrenzt zur Verfügung stehenden Rohstoffen wurde im zunehmen Deutschen Reich ab August 1914 durch das dem Preus- · ausreichend Arbeitskräfte einzustellen und sischen Kriegsministerium unterstehende Kriegrohstoff- · pro Monat mindestens 40 t W-Schlacken zur Abliefe- amt (KRA) geregelt, dazu gehörte auch Wolfram. In rung zu bringen einem ersten Schritt erfolgten Weisungen zur Beschlag- · der Gemeinderat verpfichtet sich, unter Häusern, unter nahme, Höchstpreisen sowie zur Verwendung. Zu Wolf- Gebäuden usw. lagernde Schlacken im Laufe des Win- ram wurde u. a. festgelegt [13b] : ters zu fördern.

10 GEOLOGICA SAXONICA — 65: 2019

Abb. 11. Verfügung des Stellv. Generalkommandos XII vom 14.08.1916 über die Beschlagnahme wolframhaltiger Materialien. Fig. 11. Order of deputy general detachment XII (Dresden), from 14.08.1916, concerning the sequestration of tungsteniferous materials.

· Die KRA wird behilfich sein bei der Beschaffung von am 14.8.1916 alle Wolfram-Schlacken in der Amtshaupt­ Kriegsgefangenen und stellt den Antrag bei der Was- mannschaft Dippoldiswalde zur Sicherstellung des ser- und Strassenbau-Direktion zur Freigabe der Gra- Kriegs­bedarfs. bungen auf öffentlichen Wegen und im Bachbett. Während die Grabung von Wolfram-Schlacke an- fangs auf breiter, z. T. privater Basis (einschließlich der Zur Steuerung aller Aktivitäten für die Erhöhung des Haus- und Grundstücksbesitzer) mit anschließendem Aufkommens von wolframhaltigen Materialien wurde in Verkauf über die Gemeindeverwaltung erfolgte, über- Abstimmung mit dem K. S. Bergamt am 24.2.1916 der nahm mit zunehmenden Aufwand ab Ende 1916 die Bergingenieur und spätere Bergdirektor Leroux, Freiberg Gesellschaft für Grubenbetrieb m. b. H., Abt. Geising „von der KRA beauftragt, die im Königreich Sachsen die meisten Schlackenbetriebe für die Kriegsmetall AG, vor­handenen Gruben, Wäschen, Aufbereitungsanlagen, Berlin. Schlackegrabungen usw., in denen Wolfram als Metall, Der Ablauf der Wolfram-Schlackengewinnung ist im Erz oder in einem anderem Vorprodukt gewonnen wird Bericht der Gesellschaft für Grubenbetrieb m.b.H., Gei- oder gewonnen werden kann, zu übernehmen“ [13b, Akte sing vom Oktober 1918 [14a] ausführlich dargestellt. Da- 7208, S.85]. Als Erzeuger bzw. Verarbeiter sind genannt: rin heißt es (stark gekürzt): · Gußstahlwerk Krupp AG Essen · Die Grabungen erfolgten mittels Kreuzhacke und · Karl Fundgrube in Eich Schaufel. Im Bachbett der Müglitz waren drei dampf- · Wolframitwerke GmbH in Gera getriebene Bagger (zwei je 5 t und einer mit 3 t Nutz- · Gertrud-Fundgrube Tirpersdorf last) eingesetzt. Das Bachbett (mittlere Breite von 8 – · Wolframitwerk Schmiedeberg 10 m) wurde auf 1,5 – 2 m Tiefe unterhalb der Sohle · Kupfergrube Sadisdorf bis auf den gewachsenen Fels ausgegraben. Der Ein- · Altenberger Zwitterstocksgewerkschaft satz erfolgte durch Kolonnen mit 1 Schichtmeister und · Stahlwerk Becker AG, Abt. Grube Zinnwald 20–25 Kriegsgefangenen. Die mittlere Tagesleistung · Verein. Zwitterfeld Fundgr. (in 10 h) betrug ca. 50 m3, davon ca. 50% taubes Ma- · Hoffnung Gottes Zeche Georgenfeld terial (z.B. größere Blöcke und Geröll) zur Verfüllung, · Stadtgemeindeverwaltung Geising. während der übrige Teil zum Sieben gelangte, wovon Für die Schlackengewinnung im Raum Geising be- der gröbere Anteil manuell durch Frauen von Hand schlagnahmte die zuständige Militärbehörde, das Stellv. verlesen wurde. Generalkommando des K. S. XII. Armee-Korps Dresden

11 H. Schulz: Wolfram aus dem sächsischen Erzgebirge

Abb. 12. Mitteilung der Gemeinde Altenberg vom 11.9.1916 zur Übernahme der Gewinnung von Wolfram-Schlacken durch die Kriegs- metall AG. Fig. 12. Information of the community Altenberg 11.9.1916 concerning to take over of obtaining of tungsteniferous drosses by the “Kriegs- metall AG”.

· Der Transport der ausgehobenen Rohsande erfolgte in ren), beteiligte sich weitgehend an der Schlacke- und Altenberg mittels Feldbahn (500 m Strecke) auf 0,5 m³ Erzgewinnung. Um den mit der Schlackengewinnung Kipploren. An der Marschnermühle war dagegen eine entstehenden enormen Aufwand zu gewährleisten und Feldbahn mit 750 mm Spurweite und Kippwagen zu die kriegsbedingt stark reduzierten männlichen Arbeits- 1 m³ eingerichtet. Für den Transport zum Bahnhof kräfte zu ergänzen hatte bereits am 6.4. die Gewerkschaft Lauenstein standen weiterhin vier Feldbahnloks mit Zinnwald und am 30.11.1915 das Bergamt Freiberg um 65 Wagen sowie zwei Lastwagen zu 5 t Nutzlast zur Zuweisung von Kriegsgefangenen ersucht [13b, Akte Verfügung. 7208, S.48, 55 und 79]. In der Folge wurden - über das KRA (Kriegsrohstoffamt, eine Behörde des Preussischen · Zur Aufbereitung der geförderten schlackenhaltigen Kriegsministeriums) vermittelt – in großem Umfange Rohsande waren sieben Anlagen installiert (Zahl der Kriegsgefangene vom Lager Königsbrück an der Schla- Beschäftigten am 15.10.1918): cken- und Erzgewinnung mehreren Betriebspunkten und · Altenberg · Betrieb I (94) und bei unterschiedlichen Tätigkeiten eingesetzt, wie die fol- · Altenberg · Betrieb III (52) gende Aufstellung zeigt [13b, Akte 7043]: · Geising · Brauhaus (50) · Freiberg/Sa.: · Firma A. Leroux, Sadisdorf: 90 Mann · Diestelhorst 96) (Fran., Engl., Rus., Ital.) zur Wolfram- · Lehmann (120) Gewinnung 11.6.1917 – 16.12.1918 · Marschnermühle (158) · Lauenstein · Huthaus (94). · Altenberg: · Ges. f. Grubenbetrieb im Erzgeb.: 251 Ge- fangene (Rus., Serb., Ital., Fran.) vom Diese Aufbereitungen hatten in einer 10-h-Schicht einen 1.1. – 1.11.1917 Durchsatz von 18 – 20 t, nur die Marschnermühle (80 – 90 t) und Lauenstein (36 – 40 t) besassen eine größere · Dresden: · A 21, Wolframwerk: 20 Franzosen vom Leistung. 26.10. 1915 – 26.1.1916 · Geising: · W. Distelhorst: 97 Gefangene (Rus., Franz.) Die Gesellschaft für Grubenbetrieb m. b. H., Geising vom 1.1. – 1.11.1917 verfügte zu dieser Zeit über folgende Arbeitskräfte [14a, · Ges. f. Grubenbetrieb im Erzgeb.: 1.352 Gef. Bd.1, S.27]: (Rus., Serb., Ital., Franz.) vom 1.1.1917 – · techn. und kaufmännisches Personal 24 1.12.1918 · Bauführer, Werkmeister u.ä. 63 · von Olszewski: 220 Gefangene (Rus., Serb., · Handwerker und Arbeiter 250 Ital., Franz.) vom 21.1.1916 – 1.11.1917 · Frauen 150 · Stadtrat: 382 Gefangene (Rus., Serb., Ital., · Kriegsgefangene 1.060. Franz.) vom 13.7.1916 – 22.7.1917 · Lauenstein: · Ges. f. Grubenbetr. im Erzgeb.: 937 Ge- Diese umfangreichen Arbeiten griffen stark in das fangene (Rus., Serb., Ital., Franz.) vom Leben der ansässigen Bevölkerung ein, die erheblich in 14.5. – 1.11.1917 Mitleidenschaft gezogen wurde, andererseits auch zu- sätzliche günstige Verdienstmöglichkeiten erhielt. Die · Schmiedeberg: · Wolframwerk Pretschner & Wagara: arbeitsfähige Bevölkerung im Territorium, einschließ- 70 Gef. (Rus., Serb., Ital., Belg., lich Frauen (deren Männer weitgehend eingezogen wa- Franz.) 3.1.1916 – 8.1.1919

12 GEOLOGICA SAXONICA — 65: 2019

Abb. 13. Gewinnung von Wolframschlacke aus Flussschottern der Abb. 14. Dampfkran bei Gewinnungsarbeiten im Flussbereich der Müglitz durch Klassieren; Nachlass Grumbt, Geising. Müglitz; Nachlass Grumbt, Geising. Fig. 13. Obtaining of tungsteniferous drosses out of sediments Fig. 14. Steamcrane during working out within the border of the from the Müglitz river; through classifcation (Estate Grumbt, Gei- Müglitz river; Estate Grumbt, Geising. sing).

Abb. 15. Gewinnung von Wolframschlacke am Römerschacht in Abb. 16. Manuelle Klaubung von Wolfram-Schlacke durch Frauen Altenberg durch Frauen und Kriegsgefangene, Besuch der Verant- in der ehemaligen Marschnermühle; Nachlass Grumbt, Geising. wortlichen; Sammlung Schulz. Fig. 16. Manual sorting of tungsteniferous drosses by womans in Fig. 15. Obtaining of tungsteniferous drosses by womans and pri- the building of the former Marschnermühle; Estate Grumbt, Gei- soners of war nearby the Römerschacht, Altenberg; frequenting of sing. the responsabilies; Collection Schulz.

Abb. 17. Anreicherung von Wolfram-Schlacke durch Frauen an Abb. 18. Französische Kriegsgefangene bei Gewinnungsarbeiten der Setzmaschine in der ehem. Marschnermühle; Nachlass Grumbt, unter winterlichen Bedingungen im Bachbett des Roten Wassers Geising. nahe der Marschnermühle in Untergeising; Nachlass Grumbt, Gei- Fig. 17. Concentration of tungsteniferous drosses by womans on sing. the classifcation maschine in the building of the former Marsch- Fig. 18. French prisoniers of war during the working out by win- nermühle; Photo: Grumbt, Geising. terlike conditions in the river-bed from the “Rotes Wasser”, nearby the former Marschnermühle, Untergeising; Estate Grumbt, Gei- sing.

13 H. Schulz: Wolfram aus dem sächsischen Erzgebirge

Abb. 19. Französische Kriegsgefangene bei der Gewinnung von Abb. 20. Barackenlager zur Unterbringung von Kriegsgefangenen Wolframschlacken im Bachbett des Roten Wassers am Sandner- nahe der Hartmannmühle in Lauenstein; Reproduktion einer Post- mühlenwehr in Untergeising; Nachlass Grumbt, Geising. karte, Osterzgebirgisches Museum. Fig. 19. French prisoniers of war during the working out of tung- Fig. 20. Barrack for prisoniers of war nearby the Hartmannmühle, steniferous drosses in the river-bed from the “Rotes Wasser”, ne- Lauenstein, (Reproduction of a post cart in the Osterzgebirgisches arby the former Marschnermühle, Untergeising; Photo: Grumbt, Museum Lauenstein). Geising.

· Zinnwald: · Gewerkschaft Zinnwald: 255 Gefangene 3.2.2.2. Raum Ehrenfriedersdorf-Geyer (Rus., Franz., Ital., Belg.) vom 14.6.1915 – Wie in Altenberg-Geising wurden auch in Ehrenfrieders­ 18.12.1918 dorf und Umgebung wolframhaltige Zinnschlacken ab- · Kriegsmetall AG: · Abt. Pelswäsche: 111 Gefangene gebaut. Am Anfang stand hier die Verfügung des zustän- (Ital., Rus., Franz.) 15.12.1917 – digen Stellv. Generalkommandos des XIX. Armee-Korps 26.11.1918. in Leipzig [13b, Akte 7208, S.98] über die Beschlagnah- Das sind in der Summe 3.785 Kriegsgefangene (Dop- me aller wolframhaltigen Materialien. Die Nutzung von pelzählungen nicht ausgeschlossen), die im Bereich des Wolframschlacken der ehemals in Ehrenfriedersdorf vor- territorial zuständigen XII. Stellv. Generalkommandos handenen Zinnhütten ist nicht so detailliert dokumentiert (Dresden) für die Wolframgewinnung eingesetzt waren, wie im Osterzgebirge. Belegt ist folgende Gewinnung verteilt auf: von Wolfram-Schlacken [14a, Bd.1, S.13]:

· Altenberg 01 – 11/1917 251 Mann · 1917 200 t (9,6 % WO3 )

· Dresden A 21 11/1915 – 01/1916 20 Mann · 1918 160 t (6,95 % WO3 )

· Freiberg 06/1917 – 12/1918 90 Mann · 1919 211 t (6,3 % WO3). · Geising 01/1915 – 12/1918 2.051 Mann Das entspricht einem Inhalt von ca. 43,7 t Wolfram. · Lauenstein 05/1917 – 11/1917 937 Mann

· Schmiedeberg 01/1916 – 01/1919 70 Mann Von Geyer liegen Angaben über 41 t Schlacke mit einem · Zinnwald 06/1915 – 12/1918 366 Mann. Wolframinhalt von 3,6 t im Jahre 1916 für den weni- Die im Raum Altenberg-Lauenstein tätigen Kriegsgefan- ger ergiebigen Bergbau des Greifenstein-Gebietes [14a, genen waren in folgenden Arbeitslagern untergebracht: Bd.1, S.25] vor. Für das Stockwerk von Geyer fehlen ent- sprechende Daten. · Altenberg: in der Post und im Ratskeller · Geising: im Schützenhaus, Stadt Dresden und in der 3.2.2.3. Ergebnisse der Schlackengewinnung im Fabrik Stirnact Zeitraum 1914 – 1919 · Lauenstein: im Barackenlager und im Rathaus. Für den Zeitraum 3/1916 – 5/1919 nennt der zuständige Nach Leroux wurden im Ergebnis der Arbeiten im Ost- Bearbeiter der Bergwirtschaftsstelle des Oberbergamtes erzgebirge folgende Mengen an wolframreichen Zinn- Freiberg, O. W. Oelsner, die Gewinnung von wolfram- Schlacken gewonnen ([14a], Bd. 2, S.23 – 62): haltigen Zinnschlacken aus folgenden Zuständigkeitsge- · 1916 60.726 t bieten: · 1917 113.470 t a. Müglitztal (Geising) · 1918 63.714 t · 1916: 931 t Schlacken mit 72,3 t W-Metall · 1919 5.965 t, · 1917: 1.300 t Schlacken mit 110,7 t W-Metall dazu kommen noch etwa 10.000 t im Zeitraum 1914/ · 1918: 906 t Schlacken mit 63,7 t W-Metall 1915. Das ergibt in der Summe ca. 253.875 t Schlacke · 1919: 89 t Schlacken mit 6,7 t W-Metall mit einem Inhalt von 254 t Wolframmetall.

14 GEOLOGICA SAXONICA — 65: 2019

Danach wurden im Gebiet in der genannten Zeit 3.226 t Schlacke mit einem Inhalt von 255,7 t W-Metall gewon- nen. b. Altenberg 1916: 511 t Schlacke mit 38,1 t W-Metall 1917: 450 t Schlacke mit 35,8 t W-Metall 1918: 227 t Schlacke mit 20 t W-Metall und 1919: 20 t Schlacke mit 1,4 t W-Metall Das Gebiet hatte in der angegebenen Zeit 2.1253 t Schla- cke mit einem Inhalt von 95,3 t W-Metall erbracht. c. Ehrenfriedersdorf Abb. 21. Erinnerungsstein an die Tätigkeit französischer Kriegsge- · 1916: 355 t Schlacke mit 95,3 t W-Inhalt fangener an der Mauer des Roten Wassers gegenüber dem Mund- · 1917: 160 t Schlacke mit 15,3 t W-Inhalt loch von Zwitterstocks tiefem Erbstollen mit der Inschrift: „C.P.P.A. · 1918: 211 t Schlacke mit 11,6 t W-Inhalt und 1./6.1917 K.G.F.“ Durch das Hochwasser vom 12./13.8.2002 frei- · 1919: 40 t Schlacke mit 2,5 t W-Metall gelegt; Foto: Giegling. Fig. 21. Commemorative stone for the activity of french prisoniers Aus diesem Gebiet kamen im genannten Zeitraum 766 t of war on the bank of the “Roten Wasser”; opposite to the adit ope- Schlacke mit einem Inhalt von 58,1 t W-Metall. ning “Zwitterstocks tiefer Erbstollen” with inscription: “C.P.P.A. 1./6.1917 K.G.F.” By high water 12./13.08.2002 uncovered; Photo: d. Geyer (Pochwald) Horst Giegling). Lediglich im Jahre 1916 wurden 41 t Schlacke mit einem Inhalt von 3,6 t W-Metall gewonnen. Aus den voranstehend genannten Daten für den Zeitraum 3.3. Nutzung im Zweiten Weltkrieg 3/1916 – 5/1919 ergibt sich in der Summe die Ge- winnung von ca. 253.875 t Rohmaterial, woraus Ausgehend vom hohen Bedarf an Wolfram im Zweiten 5.286 t Schlacke mit einem Inhalt von 412,9 t Wolf- Weltkrieg, wo neben der Herstellung von leistungsfä- rammetall erhalten wurden. higen Werkzeugen und wolframhaltigen Panzerstählen, mit dem Direkteinsatz von Wolfram-Metall in panzer- Aus den Angaben des Oberbergamtes [5b] geht eine brechender Wuchtmunition ein neues Anwendungsge- Gewinnung von 789 t Wolfram hervor, davon 258 t im biet in Erscheinung trat sowie der für Deutschland nur Jahre 1919 ( = 32,7 %). Dabei ist zu beachten, dass die begrenzten Bezugsmöglichkeiten (u. a. aus Portugal) ge­ meisten sächsischen Gruben (so Sadisdorf, Zinnwald, wann das einheimische Aufkommen zusätzliche Bedeu­ Tirpersdorf) ihre Maximalförderung erst gegen Kriegs- tung. So übermittelten im Januar 1942 Vertreter des ende erreichten bzw. wie Ehrenfriedersdorf und Zschor- Wehr­kreises IV, Dresden den persönlichen Auftrag des lau ab 1919 zum Abbau gelangten. In diesen offziellen damaligen Reichsministers für Bewaffnung und Muniti- Angaben ist aber nicht eindeutig zwischen primären on, die Möglichkeiten der Gewinnung von Wolfram im Wolframit-Erzen und Wolfram-Schlacke unterschieden. Bereich des Oberbergamtes Freiberg zu prüfen ([14a] In vorliegender Arbeit wird davon ausgegangen, dass Bericht Eisentraut, Direktor des Betriebes Altenberg sich die Zahlen in den Jahrbüchern des Oberbergamtes vom 8.1.1942). Mit der Ausführung wurde die Berg- allein auf die Gewinnung von Wolframit-Erzen aus dem wirtschaftsstelle beauftragt, verantwortlicher Bearbeiter Grubenbetrieb (d. h. aus dem Anstehenden und dem Ver- Oelsner (1902 – 1963, Studium BA Freiberg 1924 – 1927, satz) beziehen und die Wolfram-Schlacken nicht berück- 1952 Professor für Lagerstättenlehre, 1959 – 1961 Rektor sichtigt sind. Das würde aber auch bedeuten, dass dem der Bergakademie). Wolfram-Aufkommen von ca. 790 t aus Wolframit ca. Ausgangspunkt der Arbeiten war die Schlackegewin- 410 t Wolfram-Metall aus Schlacken gegenübersteht. nung während des Ersten Weltkrieges mit Konzentration Mit anderen Worten betrug das Gesamtaufkommnen im auf das Müglitztales. Bereits Ende Januar wurden die Zeitraum von 1914 – 1919 1.200 t Wolfram wovon min- Untersuchungen neben Ehrenfriedersdorf und Gottes- destens ein Drittel aus der Wolfram-Schlacke stammte. berg sowie nach Konsultation von Prof. Dr. Groenig, Wesentlich erscheint weiterhin, dass der Grossteil der ge- ehem. Verantwortlicher des Wolfram-Bergbaues der wonnenen Schlacken aus dem Osterzgebirge kam und al- K. u. K. Militärbehörde, auch auf den Süd-Teil des Erz- lein daraus ca. 351 t Wolfram-Metall (84 % der Gesamt- gebirges mit Schlaggenwald ausgedehnt ([14a] Bericht menge) gewonnen wurden. Oelsner vom 28.1.1942). Zu beachten ist, dass die Angaben aus den erwähnten Am 24.4. und 26.6.1942 berichtete das Oberbergamt Quellen wohl in der Tendenz übereinstimmen, aber in- Freiberg zum Stand der Arbeiten für die Gewinnung von folge unterschiedlicher Bezugsbasis (Wolframmetall, Wolframschlacken an das zuständige Reichswirtschafts-

WO3- oder Metallinhalt, ausbringbarer Gehalt, Wolf- ministerium. Mit der Durchführung erster Schürf- und ramschlacke, Schlackensand sowie zugrundeliegender Gewinnungsarbeiten beauftragte man die Firma Dr. Ing. Zeitenräume) nur bedingt vergleichbar sind. Rathjens, Naumburg, und stellte dazu 20 französische

15 H. Schulz: Wolfram aus dem sächsischen Erzgebirge

Kriegsgefangene zur Verfügung. Bis Mitte 1943 wurden Lagerstätte — Altenberg an drei Standorten Wolframschlacken gewonnen bzw. (in · Wertmetall Sn,W(wol) Schlaggenwald) Halden durchgearbeitet und dabei ins- · W-Vorräte & Ressourcen [in Mill. t] 25 gesamt 90 t Schlacken mit einem mittleren Gehalt von · Gehalt [% WO3] 0,126

6 % WO3 gewonnen. Nach dem Abschlussbericht vom · W-Inhalt [in kt Metall] 9,9 15.7.1943 verteilten sich die Wolframgehalte auf die Ge- Lagerstätte — Antonsthal winnungsgebiete wie folgt: · Wertmetall Sn,W(wol)

Ø-Gehalt in % WO3 · W-Vorräte & Ressourcen [in Mill. t] 14,7

· Müglitztal 10,4 · Gehalt [% WO3] 0,37 · Ehrenfriedersdorf ~ 5,0 · W-Inhalt [in kt Metall] 23,0 · Schlaggenwald 2,7. Lagerstätte — Bernsbach-NW Eisentraut [14a], Akte 0659, S. 8, nennt für die 1942/ · Wertmetall Sn,W(sch) 1943 durchgeführten Arbeiten eine Gewinnung von ca. · W-Vorräte & Ressourcen [in Mill. t] —

96 t Wolframschlacke an, darunter · Gehalt [% WO3] 0,1 – 0,15 · W-Inhalt [in kt Metall] 49,3 · 30 t Bereich der alten Zwitterstockszinnhütte im Tie-­ fenbachtal Lagerstätte — Bernsbach-SO · 4 t vom Gebiet der alten Graupener Zinnhütte · Wertmetall — · 40 t aus der Umgebung von Ehrenfriedersdorf · W-Vorräte & Ressourcen [in Mill. t] —

· 10 t aus dem Gebiet von Schlaggenwald. · Gehalt [% WO3] — · W-Inhalt [in kt Metall] 53,9 Im Vergleich zu den während des Ersten Weltkrieges gewonnen Mengen ist dieser Inhalt von ca. 85 t Wolfram- Lagerstätte — Gottesberg metall sehr bescheiden und entsprach den Erwartungen · Wertmetall W(wol), Sn, Cu, Bi, Au in keiner Weise. Offenbar handelte es sich lediglich um · W-Vorräte & Ressourcen [in Mill. t] 49 die verbliebenen Reste der vorangegangenen Gewin- · Gehalt [% WO3] — nungsperiode. · W-Inhalt [in kt Metall] 7,0 Lagerstätte — Pöhla-Globenstein · Wertmetall W(sch,wol),Sn, Zn, In 4. Zusammenfassung und · W-Vorräte & Ressourcen [in Mill. t] 9,65 Ausblick · Gehalt [% WO3] 0,36 · W-Inhalt [in kt Metall] 34,5

Zum Vergleich folgende Angaben für den zur Tsche- In Europa sind aufgeschlossene Wolfram-Lagerstätten chischen Republik gehörenden südlichen Teil des Erzge- mit wirtschaftlich gewinnbaren Inhalten aus England, birges und des Kaiserwaldes: Österreich, Portugal und Spanien bekannt. In Deutsch- land liegen bedeutsame Ressourcen (unterschiedlichen Lagerstätte — Cinovec (Böhmisch-Zinnwald) Untersuchungsgrades) nur in der erzgebirgisch-vogtlän- · Wertmetall Sn,W(wol) dischen metallogenetischen Provinz vor. Unter Beach- · W-Vorräte & Ressourcen [in Mill. t]12,2 tung der bereits abgebauten Mengen charakterisieren · Gehalt [% WO3] 0,3 Hösel u. a., 1997 [3] das Ressourcenpotential für Wolf- · W-Inhalt [in kt Metall] 26,3 ram und Zinn wie folgt (Angaben in kt): Lagerstätte — Krasno (Schönfeld) Metall — Zinn · Wertmetall Sn,W(wol) Gesamtvorräte & Ressourcen 1.030.000 · W-Vorräte & Ressourcen [in Mill. t] 35 bisher abgebaut 220.000 · Gehalt [% WO ] 0,2 noch vorhanden ca. 810.000 3 · W-Inhalt [in kt Metall] 50,4 Metall — Wolfram (nur Wolframit) Gesamtvorräte & Ressourcen 95 Zusammenfassend ergibt das (ohne Scheelit, da zur Zeit bisher abgebaut 17,1 aufbereitungstechnisch noch mit ungelösten Problemen noch vorhanden ca. 78 behaftet) für das sächsisch-böhmische Erzgebirge ein Gesamtpotential von ~ 105 Millionen Tonnen Erz mit In [4a] wird das Potential für Wolfram im Erzgebir- einem Inhalt von ca. 150.000 t Wolfram, die in Abhän- ge-Vogtland, getrennt nach Lagerstätten und Haupterz- gigkeit von wirtschaftlichen Aspekten, wie Entwicklung mineralen, wie folgt angegeben (Wo = Wolframit, Sch = des Weltmarktpreises u. a. Gegebenheiten für eine spä- Scheelit): tere Nutzung zur Verfügung stehen. Nach Cramer, 2014 [2] lag in Sachsen (Stand April 2014) die Erlaubnis zur Erkundung von 17 Vorkommen

16 GEOLOGICA SAXONICA — 65: 2019

vor, davon war neben anderen Komponenten auch Wolf- Lagerstättenforschungsstelle und der Bergwirtschafts- ram als Ziel angegeben. Für weitere drei Lagerstätten stelle für 1937 wurde die Bewilligung zum Abbau erteilt, dazu gehören 6. Kruse, B.-M. (2000): Rohstoffwirtschaftliche Länderstudien: auch zwei Gebiete mit Verweis auf Wolfram, darunter im Band XVI: Tschechiche Republik, BGR Hannover. Erzgebirge das Revier Pöhla-Globenstein. 7. Müller, M.; König, M. & Tägl, U. (1991): Bergbauhistorische Übersicht über den Bergbau im Lagerstättenrevier Ehren- friedersdorf. – Schriftenreihe Geoprofl, Heft 3, Freiberg. 8. Oberbergamt Freiberg (1942): Bergwerksverzeichnis von Sach­- 5. Danksagung sen. – Graz & Gerlach, Freiberg. 9. Oelsner, O.W. (1954): „Bemerkungen über die Anwendbarkeit des H/F-Koeffzienten zur Deutung der Genese von Wolf- Vorliegenden Ausarbeitung beruht weitgehend auf Un- ramiten“. – Freiberger Forschungshefte, C 10, Freiberg. terlagen aus dem Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dres- 10. Schilka, W. (1988): Zinnwald, Die Geschichte eines osterzge- den, dem ihm zugehörigen Bergarchiv Freiberg sowie birgischen Bergbauortes. – Zinnwald-Georgenfeld, Gemein- dem Osterzgebirgsmuseum Lauenstein. Den Mitarbei- de Zinnwald. tern der genannten Einrichtungen bin ich für die Nut- 11. Schneiderhöhn, H. (1961): Die Erzlagerstätten der Erde, Band zungsmöglichkeit und gegebene Hinweise dankbar. Wei- II: Pegmatite. – Verlag Gutav Fischer Stuttgart. terhin gebührt Dank besonders Herrn Giegling, Geising 12. Schulz, H. (2014): Von der Sachsenerz Bergwerks AG zum und Herrn Barsch, Zinnwald für zugänglich gemachte VEB Bleierz Freiberg. Freibergs Bergbau in den Jahren Unterlagen, Bereitstellung von Abbildungen, Austausch 1937 bis 1950. – Mitteilungen des Freiberger Altertumsver- und nicht zuletzt für die Durchsicht des Manuskriptes. eins 108, 187 – 219, Freiberg. Beide haben einen nicht unerheblichen Anteil am Zu- 13. Sächs. Hauptstaatsarchiv Dresden: standekommen der Veröffentlichung. a) Ministerium der Finanzen, Bestand 11035: Nicht zuletzt danke ich Herrn Prof. Dr. Thalheim vom · Akte: Nr. 42 (1915 – 1925) + Nr. 43 (1925 – 1927): Museum für Mineralogie und Geologie der Senckenberg Stahlwerk Becker AG zu Willich Naturhistorischen Sammlungen Dresden für erwiesene · Nachtrag Nr. 22: Gewerkschaft Zinnwalder Berg- Unterstützung und die Möglichkeit Sammlungsmaterial bau 1913 – 1930 zu verwenden. · Sonderband 0072/73: Gewerkschaft Zinnwalder Berg­- bau 1936-1944 · Zeichnungen ZM 082, 1916-1926: u. a. Stahlwerk Becker AG Grubenbetrieb 6. Literatur/ Quellen b) Ministerium des Inneren: Bestand 10736 · Akte 7043: Einsatz von Kriegsgefangenen während des Ersten Weltkrieges 1. Baumann, L.; Kuschka, E. & Seifert, T. (2000): Lagerstätten · Akte 7208: Zinn- und Wolfram-Gewinnung in Sach- des Erzgebirges, Stuttgart (Enke im Thieme-Verlag) sen, 1914 – 1917, S. 48, 55, 79. 2. Cramer, B. (2014): Das Neue Berggeschrey in Sachsen: Alles · Akte 7257: Ausschuss für die Bleiversorgung in Sach-­ kommt vom Bergwerk her. – Festschrift zum 12. Deutschen sen, 1916 – 1917 Bergmanns-, Hütten und Knappentag, in Marienberg, S. · Akte 7215: Beschlagnahme u. Höchstpreise für W u. a., 14 – 18. 1915 – 1917; S.1, 16 – 19 3. Hösel, G. et al. (1997): Erläuterungen zur Karte Mineralische c) Ministerium für Wirtschaft, Bestand 11384, Rohstoffe Erzgebirge-Vogtland. – Bergbau in Sachsen, · Akte 1544: Wiederinbetriebnahme der Sachsenerz AG Bd. 3, S.10, Freiberg. (1945 – 1947), 22.9.1944: Protokoll der Hauptver- 4. Internet: sammlung der Zwitterstocks AG Altenberg in Dres- a) www.rohstoff.de/Pressespiegel/2009: Wolfram – Euro- den päische Union, Teil 1 + 2, S.11: Lagerstättenvorräte · Akte 1543: Wiederinbetriebnahme der Sachsenerz AG, im Erzgebirge (Stand Januar 2009) unter Bezug auf LV Abt. Wirtschaft und Arbeit,1944 – 1946 Angaben vom Sächs. Landesamt für Umwelt und · Akten 1389/90: Handakte Abt.-Ltr. Kohle, Treibstoff/ Geologie Energie (Ziller), 1945 – 1948 b) www.selnacht,com/lexikon · Akte 3869/71: Sachsenerz AG 1944/45, S.21 c) Wikipedia: Wolfram d) Kriegsamt XII Dresden, Bestand 11349 d) www.zinnwald-im-erzgebirge.de/bergbau.html – Chro- · Akte 144 (Schriftverkehr mit K. S. Kriegsministerium) nik des Bergbaues in Zinnwald und seinem Umfeld, e) Bestand Stellv. Generalkommando XII: Akten P 9639-P S. 1, 9, 10 (1914 – 1918), u. a. Verfügung vom 14. August 1916 5. Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen Sachsens. – Sächs. (Beschlagnahme aller W-Schlacken-Vorkommen) Oberbergamt Freiberg (Graz&Gerlach) 14. Bergarchiv Freiberg, Bestand 40030-1 (OBA-LF= Lagerstät- a) Jahrgang 1909 tenforschungsstelle) b) Jahrgänge 1914 bis 1919 a) Akten 0658-60, Band 1 – 3, im Band 2, S.23 – 62; Bericht c) Jahrgang 1938 mit Tätigkeitsberichten der Staatlichen Leroux W-Schlackengewinnung in Altenberg, Gei-

17 H. Schulz: Wolfram aus dem sächsischen Erzgebirge

sing und Lauenstein, Oktober 1918; Band 1/2: S.18: 17. Weber, H. (1992): Die Wolframitgrube Pechtelsgrün im Kirch- Bericht Dr. Otto Eisentraut, 1902 – 1947; im Band 1, berger Granit des sächsischen Vogtlandes. – Lapis, Heft 7/8, S.25 – 28, Bericht von Dr. Oscar Oelsner vom 28.1. 26 – 33, München (Christian Weise Verlag). 1942 zur W-Schlackengewinnung während des Ers- 18. Weinhold, G. (2002): Die Zinnerz-Lagerstätte Altenberg/Ost-­ ten Weltkrieges erzgebirge. – Schriftenreihe Bergbau in Sachsen, Bd. 9; Lan- b) Akte LF 623 Kupfergrube Sadisdorf, S.44 und 53 desamt für Umwelt und Geologie, Freiberg. 15. Vorratsstand der DDR, in Lasch, G. et al. (2012): Rohstofffor- 19. Wismut GmbH (Herausgeber): „Chronik der Wismut“, 1999. – schung am Institut für mineralische Rohstoff- und Lagerstät- Chemnitz. tenwirtschaft (IfR) und seine Vorgängereinrichtungen in Dresden von 1950 – 1991. – Schriftenreihe Geowissenschaf- ten, Band 19, Ostklüne (Verlag Störr). 16. Wagenbreth, O. et al. (1990): Bergbau im Erzgebirge. – Leip- zig (Deutscher Verlag für Grundstoffndustrie).

18