Berliner Röhrichtschutzprogramm Bericht zur Luftbildauswertung 2010

STADT WALD FLUSS Büro für Landschaftsplanung und ökologische Gutachten Manfred Krauß, Dr. Angela von Lührte Schloss-Str. 22 14059

unter Mitarbeit von Dr. Michael Fietz, Büro LUFTBILD & VEGETATION

im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt

Berlin 2013

Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Inhalt

INHALT 1 Zusammenfassung ...... 1

2 Einleitung ...... 6

3 Untersuchungsgebiet und Methode ...... 8 3.1 Untersuchungsgebiet...... 8 3.2 Auswertungsmethode ...... 13 3.2.1 Kartierte Elemente/Kartierungseinheiten (KE) ...... 13 3.2.2 KE 10 und 98 - Auswertung von im Luftbild beschatteten Bereichen ...... 14 3.2.3 KE 55 und 56 – Erfassung eines möglichen Zusammenhangs zwischen Gehölz­ ausdehnung und Röhrichtabnahme...... 15 3.2.4 Kartierungsgenauigkeit ...... 15 4 Ergebnisse - Veränderungen des Röhrichtbestands...... 17 4.1 Gewässerbezogene Darstellung der Röhrichtentwicklung...... 19 4.1.1 Tegeler See ...... 19 4.1.2 Oberhavel/ Niederneuendorfer See ...... 23 4.1.3 Unterhavel (ohne , Stölpchensee, Pohlesee und Griebnitzsee) ...... 27 4.1.4 Großer Wannsee ...... 33 4.1.5 Griebnitzsee ...... 36 4.1.6 Stölpchensee/Pohlesee ...... 39 4.1.7 Grunewaldsee ...... 42 4.1.8 Krumme Lanke...... 45 4.1.9 Schlachtensee ...... 48 4.1.10 Nikolassee ...... 51 4.1.11 Müggelsee (ohne Bänke, Kl. Müggelsee/Müggelspree) ...... 54 4.1.12 Die Bänke ...... 57 4.1.13 Kleiner Müggelsee/Müggelspree ...... 59 4.1.14 Dämeritzsee ...... 61 4.1.15 ...... 63 4.1.16 ...... 66 4.1.17 (ohne Großer Zug/Krossinsee) ...... 69 4.1.18 Großer Zug/Krossinsee (ohne Zeuthener See) ...... 72 4.2 Berlin - Gesamt ...... 75 4.3 Grafische Übersicht über die Röhrichtbestandsveränderungen seit 1990...... 77 4.4 Vergleich der Flächenbilanzen der einzelnen Gewässer ...... 81 4.5 Die Veränderung der mit Röhricht bestandenen Uferlänge...... 85 4.6 Vergleich Röhrichtfläche und röhrichtbestandene Uferlinie ...... 87 4.7 Die Veränderungen der mit Röhricht bestandenen Uferlänge an den Havelgewässern von 1928/44 bis 2010 unter Verwendung der Kartie­ rungen von SUKOPP & MARKSTEIN (1989)...... 88 4.8 Röhricht-Entwicklung von 1928/44 bis 2010 ...... 90

STADT-WALD-FLUSS 2013 I Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Inhalt

4.9 Vergleich der Entwicklung wasser- und landseitiger Röhrichtbe- stände ...... 91 4.10 Veränderung der Struktur der Schilfbestände ...... 93 5 Wellenschutz und Anpflanzungen ...... 95 5.1 Länge der geschützten Uferabschnitte...... 95 5.2 Röhricht-Anpflanzungen...... 96 5.3 Vergleich der Entwicklung geschützter und ungeschützter Röhricht­ bestände...... 96 5.3.1 Auswertungsmethode ...... 98 5.3.2 Ergebnisse ...... 100 5.3.3 Zusammenfassung und Empfehlungen ...... 102 6 Bestandsveränderungen der Schwimmblattpflanzen...... 103

7 Größe der potenziell mit Röhricht besiedelbaren Uferbank...... 106

8 Bewertung der Röhrichtbestände nach Wertstufen...... 108 8.1 Methode...... 108 8.2 Ergebni sse ...... 110 8.3 Röhrichte als Bestandteil der Biologischen Vielfalt ...... 111 9 Darstellung des früheren Uferzustands ...... 118 9.1 Historische Postkarten vor 1945 ...... 118 9.1.1 Kuhhorn/Unterhavel ...... 118 9.1.2 Grunewaldturm/Unterhavel ...... 119 9.1.3 Jagen 149 - Grunewaldturm/Unterhavel ...... 120 9.1.4 Unterhavel mit Grunewaldturm mit Blick nach Norden ...... 121 9.1.5 Konradshöhe/Oberhavel ...... 122 9.1.6 Langer See ...... 123 9.1.7 Müggelspree/Rahnsdorf...... 124 9.1.8 Die Bänke und Müggelspree...... 125 9.2 Presseartikel zu ersten Röhrichtschutzmaßnahmen...... 126 10 Rückgangsursachen ...... 129 10.1 Ausgewählte Literatur zum Röhrichtrückgang ...... 129 10.2 Ursachen des Röhrichtrückgangs in Berlin ...... 131 10.3 Gewässereutrophierung – Auswirkungen auf Halmwachstum und Bestandsstruktur ...... 134 10.3.1 Veränderung der Halmstabilität ...... 134 10.3.2 Veränderung der Bestandsstruktur ...... 135 10.3.3 Variabilität der Halmparameter ...... 135 10.3.5 Zweifel an der Eutrophierungshypothese ...... 135 10.4 Gewässereutrophierung – Massenentwicklung von Fadenalgen und Blaualgen ...... 136 10.4.1 Fadenalgen ...... 136 10.4.2 Blaualgen ...... 138

STADT-WALD-FLUSS 2013 II Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Inhalt

10.5 Natürliche mechanische Schädigung durch Wind-Wellen...... 140 10.6 Natürliche mechanische Schädigung durch Eisdrift...... 142 10.7 Mechanische Schädigung durch schiffsinduzierten Wellenschlag ...143 10.8 Auswirkungen der motorisierten Freizeitschifffahrt...... 147 10.9 Mechanische Schädigung durch schiffsinduzierte Bewegungen von Eisplatten und Treibeis...... 149 10.10 Mechanische Schädigung durch von Schiffswellen bewegten Fadenalgenwatten ...... 150 10.11 Mechanische Schädigung durch ankernde Boote und Badenutzung verursachte Schneisen und Trampelpfade sowie großflächiger Vertritt an Badestellen...... 152 10.12 Mechanische Schäden durch ehemalige Munitionsbergung...... 154 10.13 Verbiss durch Bisam, Nutria, Blässhuhn u.a. Wasservögel ...... 154 10.13.1 Der Einfluss des Bisams auf das Röhricht...... 154 10.13.2 Wirkung des Verbisses auf die Röhricht-Pflanzen...... 158 10.13.3 Nutria ...... 160 10.13.4 Wasservögel ...... 160 10.14 Insektenbefall...... 161 10.15 Sonstige natürliche Schädigungsfaktoren...... 163 10.16 Grundwasserabsenkung/Infiltrati on von Seewasser in den Litoral­ boden...... 163 10.17 Uferverbau durch Spundwände, Ufermauern, Bootsstege ...... 166 10.18 Stauregulierung/Einschränkung der natürlichen Wasserstands­ dynamik ...... 168 10.19 Sonstige Faktoren ...... 172 10.19.1 Nebenwirkungen der motorisierten Freizeitschifffahrt...... 172 10.19.2 Eingeschränktes Adaptationsvermögen von Schilfbeständen mit geringer genetischer Diversität ...... 174 10.20 Zusammenfassung der Rückgangsursachen ...... 176 11 Literatur ...... 178

12 Anhang - Tabellen...... 188

13 Anhang – Bericht zur Methodik der Berliner Röhrichtkartierung 2010 (LUFTBILD & VEGETATION 2012):...... n. S. 192

STADT-WALD-FLUSS 2013 III Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Inhalt

Tabellen

Tab. 1: Im Bericht behandelte Kartierungseinheiten der Röhrichtluftbildkartierung 2010...... 13 Tab. 2: Veränderung der Röhrichtfläche am Tegeler See in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren ...... 19 Tab. 3: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Tegeler Sees...... 21 Tab. 4: Veränderung der Röhrichtfläche an der Oberhavel in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren ...... 23 Tab. 5: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten der Oberhavel/Niederneuendorfer See...... 26 Tab. 6: Veränderung der Röhrichtfläche an der Unterhavel in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren ...... 27 Tab. 7: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten der Unterhavel (ohne Wannsee)...... 30 Tab. 8: Veränderung der Röhrichtfläche am Gr. Wannsee in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren ...... 33 Tab. 9: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Gr. Wannsees...... 35 Tab. 10: Veränderung der Röhrichtfläche am Griebnitzsee in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren ...... 36 Tab. 11: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten am Griebnitzsee...... 36 Tab. 12: Veränderung der Röhrichtfläche an Pohle- und Stölpchensee in m² und prozentual zu unterschiedlichen Bezugsjahren ...... 39 Tab. 13: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten von Stölpchensee und Pohlesee...... 39 Tab. 14: Veränderung der Röhrichtfläche am Grunewaldsee in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren ...... 42 Tab. 15: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Grunewaldsees ...... 44 Tab. 16: Veränderung der Röhrichtfläche an der Krummen Lanke in m² und prozentual zu unter­ schiedlichen Bezugsjahren...... 45 Tab. 17: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten der Krummen Lanke...... 45 Tab. 18: Veränderung der Röhrichtfläche am Schlachtensee in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren ...... 48 Tab. 19: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten am Schlachtensee...... 48 Tab. 20: Veränderung der Röhrichtfläche am Nikolassee in m² und prozentual zu unterschied- lichen Bezugsjahren ...... 51 Tab. 21: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 am Nikolassee...... 51 Tab. 22: Veränderung der Röhrichtfläche am Müggelsee in m² und prozentual zu unterschied- lichen Bezugsjahren ...... 54 Tab. 23: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Müggelsees...... 56 Tab. 24: Veränderung der Röhrichtfläche an der Bänke in m² und prozentual zu unterschiedlichen Bezugsjahren...... 57 Tab. 25: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an der Bänke...... 57 Tab. 26: Veränderung der Röhrichtfläche am Kleinen Müggelsee/Müggelspree in m² und prozen­ tual zu unterschiedlichen Bezugsjahren...... 59

STADT-WALD-FLUSS 2013 IV Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Inhalt

Tab. 27: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 am Kleinen Müggelsee bzw. der Müggelspree...... 59 Tab. 28: Veränderung der Röhrichtfläche am Dämeritzsee in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren ...... 61 Tab. 29: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 am Dämeritzsee...... 61 Tab. 30: Veränderung der Röhrichtfläche am Seddinsee in m² und prozentual zu unterschied- lichen Bezugsjahren ...... 63 Tab. 31: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Seddinsees...... 65 Tab. 32: Veränderung der Röhrichtfläche am Langen See in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren ...... 66 Tab. 33: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Langen Sees...... 68 Tab. 34: Veränderung der Röhrichtfläche am Zeuthener See in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren ...... 69 Tab. 35: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Zeuthener Sees...... 71 Tab. 36: Veränderung der Röhrichtfläche am Großen Zug/Krossinsee in m² und prozentual zu unterschiedlichen Bezugsjahren ...... 72 Tab. 37: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten am Großen Zug/Krossinsee...... 74 Tab. 38: Veränderung der Röhrichtfläche in Berlin in m² und prozentual zu unterschiedlichen Bezugsjahren...... 75 Tab. 39: Bestandsveränderung des Röhrichts an den einzelnen Gewässern zwischen 2005 und 2010...... 75 Tab. 40: Zusammenstellung der wichtigsten Röhrichtrückgangs- und Vergleichsparameter an den untersuchten Berliner Gewässern...... 81 Tab. 41: Angaben zur Gesamtuferlänge und der mit Röhricht bestandenen Uferlänge der Berliner Gewässer (nur Berliner Ufer)...... 85 Tab. 42: Entwicklung der mit Röhricht bestandenen Uferlänge (UL) der Berliner Havel von 1928 bis 2010 ...... 89 Tab. 43: Anteile der einzelnen Röhrichtarten/Auswertungskategorien am Gesamtröhrichtbestand von 2010...... 93 Tab. 44: Die durch Wellenschutzmaßnahmen geschützten Uferabschnitte (in m) von 1990-2010...95 Tab. 45: Vergleich der Entwicklung von Röhricht ohne Wellenschutz und mit Wellenschutz von 1990 bis 2010. Flächenangaben in m²...... 101 Tab. 46: Entwicklung der Schwimmblattpflanzenbestände an den Berliner Gewässern von 1953 bis 2010 in ha ...... 103 Tab. 47: Darstellung der Bewertungsparameter und der Wertpunkte...... 109 Tab. 48: Bewertungspunkte und Farbbelegung der ermittelten Bewertungsstufen...... 109 Tab. 49: Ergebnisse der Bewertung umgerechnet auf die Gewässeruferlänge (UL)...... 110 Tab. 50: Zusammenstellung ausgewählter Literatur zum Röhrichtrückgang nach Regionen gegliedert...... 129 Tab. 51: Tabelle der für den Röhrichtrückgang in Berlin wichtigsten Faktoren...... 132 Tab. 52: Anteil verbauter oder erodierter Uferstrecken der - und Dahmegewässer in Berlin (KÜHL 1991, 1993b)...... 167 Tab. 53: Wasserstände der beiden wichtigsten Berliner Stauhaltungen Mühlendammschleuse und Spandauer Schleuse (Angaben nach WSA Berlin)...... 169 Tab. 54: Röhrichtflächen in m² der einzelnen Abschnitte und der Gewässer von 1928/44 bis 2010 und Röhrichtfläche 2010 in % der Flächen 1953 und 1990...... 188

STADT-WALD-FLUSS 2013 V Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Inhalt

Abbildungen Abb. 1: Blattschnittsübersicht der Röhrichtbestands-Karten 2010 – Ostteil (Spree- und ­ gewässer ...... 10 Abb. 2: Blattschnittsübersicht der Röhrichtbestands-Karten 2010 – Nordwestteil (Oberhavel) ...... 11 Abb. 3: Blattschnittsübersicht der Röhrichtbestands-Karten 2010 – Südwestteil (Unterhavel)...... 12 Abb. 4: Darstellung des Kartierungsverfahrens anhand zweier Kartierungsausschnitte ...... 16 Abb. 5: Entwicklung der Röhrichtbestände am Tegeler See (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 20 Abb. 6: Entwicklung der Röhrichtbestände an der Oberhavel (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 25 Abb. 7: Entwicklung der Röhrichtbestände an der Unterhavel (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 29 Abb. 8: Entwicklung der Röhrichtbestände am Gr. Wannsee (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 34 Abb. 9: Entwicklung der Röhrichtbestände am Griebnitzsee (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 37 Abb. 10: Entwicklung der Röhrichtbestände an Stölpchensee und Pohlesee (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht- Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 40 Abb. 11: Entwicklung der Röhrichtbestände am Grunewaldsee (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 43 Abb. 12: Entwicklung der Röhrichtbestände an der Krummen Lanke (A), der Anteile der verschie­ denen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht- Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 46 Abb. 13: Entwicklung der Röhrichtbestände am Schlachtensee (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 49 Abb. 14: Entwicklung der Röhrichtbestände am Nikolassee (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 52 Abb. 15: Entwicklung der Röhrichtbestände am Müggelsee (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 55 Abb. 16: Entwicklung der Röhrichtbestände an der Bänke (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 58 Abb. 17: Entwicklung der Röhrichtbestände am Kleinen Müggelsee und an der Müggelspree (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)....60 Abb. 18: Entwicklung der Röhrichtbestände am Dämeritzsee (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 62 Abb. 19: Entwicklung der Röhrichtbestände am Seddinsee (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 64 Abb. 20: Entwicklung der Röhrichtbestände am Langen See (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 67

STADT-WALD-FLUSS 2013 VI Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Inhalt

Abb. 21: Entwicklung der Röhrichtbestände am Zeuthener See (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teillächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 70 Abb. 22: Entwicklung der Röhrichtbestände am Großen Zug/Krossinsee (A), der Anteile der ver­ schiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 73 Abb. 23: Entwicklung der Röhrichtbestände für Berlin Gesamt (A), der Anteile der verschiedenen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C)...... 76 Abb. 24: Grafische Übersicht der Veränderung der Röhrichtflächen zwischen 1990 und 2010 an den Spree- und Dahmegewässern...... 78 Abb. 25: Grafische Übersicht der Veränderung der Röhrichtflächen zwischen 1990 und 2010 an Oberhavel und Tegeler See...... 79 Abb. 26: Grafische Übersicht der Veränderung der Röhrichtflächen zwischen 1990 und 2010 an Unterhavel, Wannsee und Grunewaldseen...... 80 Abb. 27: Reihenfolge der Gewässer entsprechend der Größe der im Jahr 2010 vorhandenen Röhrichtfläche in m² (nur Berliner Ufer)...... 83 Abb. 28: Reihenfolge der Gewässer entsprechend der Angabe der Röhrichtfläche 2010 in m² pro lfd. m Uferlänge (nur Berliner Ufer)...... 83 Abb. 29: Reihenfolge der Gewässer entsprechend der Veränderung in % von 1953 bis 2010...... 84 Abb. 30: Veränderung der Röhrichtfläche der einzelnen Gewässer von 1990 bis 2010 in Prozent des Ausgangsbestands von 1990...... 84 Abb. 31: Röhrichtbestandene Uferlänge der Berliner Gewässer von 2010 in % der Uferlänge des jeweiligen Gewässers (nur Berliner Ufer), absteigend geordnet...... 86 Abb. 32: Vergleich der Entwicklung der Röhrichtfläche (FL) und der mit Röhricht bestandenen Uferlinie (L) an der Gesamtstrecke aller untersuchten Berliner Gewässer (Gesamt), an der Unterhavel (UH) und am Gr. Müggelsee (MS) (Ausgangsbestand 1953 = 100 %)...... 87 Abb. 33: Veränderungen der mit Röhricht bestandenen Uferlänge der Berliner Havelgewässer von 1928 bis 2010...... 88 Abb. 34: Entwicklung der Röhrichtfläche aller Berliner Gewässer zwischen 1928/44 und 2010...... 90 Abb. 35: Darstellung der Entwicklung der wasser- und landseitigen Röhrichtbestände zwischen 2005 und 2010 in % des Ausgangsbestands von 2005...... 91 Abb. 36: Beispiel einer seeseitigen Verlagerung des Röhrichtbestands (dunkelgrün) bei gleichzeitigem Verlust landseitiger Flächen (rot). Ort: Gemünd Unterhavel (357/358). Vergleichszeitraum: 1990 – 2010...... 92 Abb. 37: Entwicklung der Bestandsstruktur von Schilf-Reinbeständen für Gesamt-Berlin von 1990 bis 2010 ...... 94 Abb. 38: Die durch Wellenschutzmaßnahmen geschützten Uferabschnitte seit 1990 in m...... 95 Abb. 39: Röhrichtpflanzung am Schlachtensee...... 97 Abb. 40: Bau einer Palisade als Wellenbrecher am Gr. Müggelsee...... 97 Abb. 41: Uferabschnitte mit und ohne Wellenschutzmaßnahmen an der Unterhavel/Bereich Lieper Bucht ...... 99 Abb. 42: Vergleich der geschützten mit den ungeschützten Uferabschnitten an Tegeler See (100), Oberhavel (200), Unterhavel (300), Müggelsee (500), Dämeritzsee (600), Langer See (700), Seddinsee (800) und Zeuthener See/Krossinsee (900)...... 101 Abb. 43: Größe der Schwimmblattpflanzenbestände 2010 in % des Ausgangsbestands von 1953...... 104 Abb. 44: Vergleich der Bestandsveränderung von Röhricht und Schwimmblattpflanzen zwischen 1953 und 2010 in % des Ausgangsbestands (1953 =100 %)...... 105 Abb. 45: Fläche der potenziell mit Röhricht besiedelbaren Fläche im Gewässer (1,5 m-Tiefen- linie) und tatsächliche aquatische Röhrichtflächen von 1990 und 2010...... 106 Abb. 46: Darstellung des Anteils der einzelnen Bewertungsstufen bezogen auf die gesamte Gewässeruferlänge in % für die Auswertungsjahre 2005 und 2010...... 110 Abb. 47: Bewertung der Röhrichtbestände nach Uferabschnitten an den Spree-Dahme-Gewäs- sern 2005...... 112

STADT-WALD-FLUSS 2013 VII Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Inhalt

Abb. 48: Bewertung der Röhrichtbestände nach Uferabschnitten an den Spree-Dahme-Gewäs- sern 2010...... 113 Abb. 49: Bewertung der Röhrichtbestände nach Uferabschnitten an Tegeler See und Oberhavel 2005...... 114 Abb. 50: Bewertung der Röhrichtbestände nach Uferabschnitten an Tegeler See und Oberhavel 2010...... 115 Abb. 51: Bewertung der Röhrichtbestände nach Uferabschnitten an der Unterhavel 2005...... 116 Abb. 52: Bewertung der Röhrichtbestände nach Uferabschnitten an der Unterhavel 2010...... 117 Abb. 53: Grunewaldufer der Unterhavel beim Kuhhorn. Aufnahmedatum um 1905...... 118 Abb. 54: Grunewaldufer der Unterhavel mit Grunewaldturm. Aufnahmedatum vor 1902...... 119 Abb. 55: Grunewaldufer der Unterhavel in Höhe Grunewaldturm. Aufnahmedatum vor 1930...... 120 Abb. 56: Luftaufnahme vom Grunewaldufer der Unterhavel. Aufnahmedatum vermutlich zwischen 1930 und 1934...... 121 Abb. 57: Ufer der Oberhavel bei Konradshöhe. Aufnahmedatum vor 1913...... 122 Abb. 58: Ufer des Langen Sees vermutlich beim heutigen Strandbad Grünau. Aufnahmedatum vor 1913...... 123 Abb. 59: Müggelspree mit Rahnsdorf. Aufnahmedatum vor 1910...... 124 Abb. 60: Luftbildaufnahme mit Blick über die Müggelspree die Bänke und den Ostteil des Gr. Müggelsees. Im Vordergrund mit Pfeil gekennzeichnet ist das Ausflugslokal Neu Helgoland. Aufnahmezeitpunkt vor 1938...... 125 Abb. 61: Artikel aus dem Spandauer Volksblatt vom 19.4.1979 mit der Ankündigung des Baus einer Palisade als Wellenbrecher vor dem Röhrichtbestand am Gemünd/Unterhavel..... 126 Abb. 62: Artikel aus der Berliner Morgenpost zum Thema Röhrichtschutz. Der Bericht datiert vermutlich aus dem Jahr 1983. Zu diesem Zeitpunkt wurden verschiedenen ingenieur­ biologische Maßnahmen zur Ufersicherung als Versuchstrecken durchgeführt...... 127 Abb. 63: Fadenalgen-Massenentwicklung (Kl. Steinlanke/Unterhavel 1978)...... 137 Abb. 64: Bultig aufgelöster Schilfbestand mit Fadenalgen (Unterhavel/ nördlich der Lieper Bucht 1978)...... 137 Abb. 65: Blaualgenblüte im Bereich der Insel Imchen/Unterhavel Sommer 2008. Quelle: Google earth...... 138 Abb. 66: Blaualgenblüte an der Unterhavel im August 2009...... 139 Abb. 67: Faulendes Schilfrhizom (Unterhavel)...... 139 Abb. 68: Orkanartiger Sturm an der Gr. Steinlanke/Unterhavel...... 141 Abb. 69: Eisgang am Südufer des Großen Müggelsees (1993) mit am Spülsaum aufgehäuften Althalmen...... 142 Abb. 70: Durch Ufererosion freigespülte Baumweide an der Unterhavel...... 144 Abb. 71: Völlig erodierter Uferabschnitt an der Unterhavel mit Schilfrest (Mitte) und einzelnen Gehölzen, die mit ihren Wurzeln noch das Ufer stabilisieren...... 144 Abb. 72: Von einem Frachtschiff (im Bildhintergrund) erzeugte Bugwelle, die beim Auflaufen auf das flache Ufer bricht (Unterhavel/ Höhe Grunewaldturm) (1982)...... 145 Abb. 73: Luftbild der Bugwelle eines Frachtschiffs auf der Unterhavel...... 145 Abb. 74: Die Bugwellen eines Frachtschiffs brechen bei Grundberührung in der Flachwasserzone (Unterhavel 1982)...... 146 Abb. 75: Ein Sportboot mit stark überhöhter Geschwindigkeit erzeugt eine ähnlich hohe Bugwelle wie ein langsam fahrendes Frachtschiff...... 146 Abb. 76: Durch Eisplattenbewegung entwurzelte Schilfbulte an der Unterhavel (1981)...... 150 Abb. 77: Algenwatten werden durch den Wellenschlag bewegt und drücken die Schilfhalme um. 151 Abb. 78: So sieht ein Schilfbestand aus, der mehrere Jahre durch Wellenschlag und Algenwatten beeinträchtigt wurde. Das wasserseitige Schilf stirbt ab (Große Steinlanke/ Unterhavel 1985)...... 151 Abb. 79: Endstation Badeufer. Wellen und Erosion tragen nach dem Verschwinden des Röhrichts die leicht beweglichen Sande ab (Radfahrerwiese/ Unterhavel 1983)...... 153 Abb. 80: Intensive Bade- und Erholungsnutzung an der Lieper Bucht/ Unterhavel 1985...... 153

STADT-WALD-FLUSS 2013 VIII Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Inhalt

Abb. 81: Sommerlicher Fraßplatz des Bisams in einem Schilfbult (Unterhavel 1989)...... 155 Abb. 82: Vom Bisam abgeweideter Schilfbestand mit Sekundärhalmen (Unterhavel 1989)...... 155 Abb. 83: Schilfbestand mit Vorwuchs. Die einzeln stehenden Halme wurden vom Bisam abgefressen (Unterhavel 1996)...... 156 Abb. 84: Vom Bisam abgeweidete Halme an der Röhrichtfront...... 156 Abb. 85: Fraßschutzkäfig Tiefwerder/Unterhavel im Bildhintergrund. Rechts ist die alte Röhricht- front erkennbar, Links im Hintergrund befindet sich der Fraßschutzkäfig...... 159 Abb. 86: Niedergedrückte Schilfhalme mit von Blässhühnern abgefressenen Schilfblättern...... 161 Abb. 87: Halmbohrende Larven der Schilfeule (Archanara spec.)...... 162 Abb. 88: Wirkungsschema der Grundwasserabsenkung durch Tiefbrunnen im Uferbereich (nach WÖBBECKE & RIPL1990, verändert)...... 163 Abb. 89: Bei Niedrigwasser und gleichzeitig intensiver Trinkwasserförderung trocknet die Ufer- zone aus, die an Feuchtigkeit angepassten Pflanzen sterben ab (Kuhhorn/ Unterhavel 1982)...... 164 Abb. 90: Verwelkender Flussampfer (Rumex hydrolaphatum) im Einflussbereich einer Brunnen­ galerie (Kuhhorn/Unterhavel 1982)...... 164 Abb. 91: Verwelkende Gehölze im Einflussbereich der Trinkwasserförderung bei Niedrigwasser (Tegeler See/Försterkante 1992)...... 165 Abb. 92: Mit einer Spundwand verbautes Privatufer. Das Grundstück wurde zusätzlich aufge­ schüttet (Gatow-Nord/ Unterhavel 1985)...... 166 Abb. 93: Steinschüttung und Stahlspundwand (Gatow/Unterhavel 1984)...... 167 Abb. 94: Januar-Monatsmittelwerte der Hochwasserstände der Spree am Pegel Köpenick von 1821 bis 1899 (Quelle: E. Scheffler, SENSTADT)...... 169 Abb. 95: Ufer mit einer deutlichen, durch Erosion verursachten Kliffkante, wie sie für staugeregelte Gewässer typisch ist (Jungfernheide/Tegeler See 1985)...... 170 Abb. 96: Ufer mit ausgeprägter Kliffkante im Beeich Hirtenwiese/Seddinsee (1994)...... 171 Abb. 97: Bei einem weitgehend gleichbleibendem Wasserstand im Gewässer, z. B. in einer Stau­ haltung, kolken die Ufersäume aus, die Gehölze werden unterspült und stürzen um...... 171 Abb. 98: Motorboot mit Ölfahne auf der Unterhavel (1986)...... 173 Abb. 99: Dieser Sportbootliegeplatz an der Oberhavel befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme eindeutig in Widerspruch zum Röhrichtschutzgesetz (1985)...... 173 Abb.100: Zwei seit Jahrzehnten nebeneinander wachsende deutlich morphologisch und genetisch unterscheidbare Schilfklone am Seddinsee (1991) (Aufn. Kühl)...... 174 Abb.101: Schilfhalme können an den Berliner Gewässern eine Höhe von über 4 m erreichen (Gr. Steinlanke/Unterhavel 1993)...... 175

STADT-WALD-FLUSS 2013 IX Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Zusammenfassung

1 Zusammenfassung

Grundlagen: Die Berliner Gewässer Spree und Havel und ihre seenartigen Erweiterungen sind typische Flachlandflüsse. Die Ufer sind charakterisiert durch ausgedehnte Röhrichte und landseitige Überschwemmungsbereiche, die ursprünglich von Weiden-Auwäldern bestanden waren. Durch anthropogene Nutzung sind die Ufer heute vielfältig überprägt und teilweise irreversi­ bel verändert. Bereits im Mittelalter wurden die Gewässer für den Betrieb von Mühlen und für die Schifffahrt staureguliert. Dies führte zur Stabilisierung der Wasserstände und zu einer Vergrößerung des Wasserkörpers und der Uferlinie, wie z. B. am Tegeler See. Landseitig wurden die Gehölze gerodet und als Mähwiesen genutzt. Diese Nutzung dauerte bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts begann eine zunehmende Freizeitnutzung an den Ge­ wässerufern. Damit einhergehend erfolgte eine Verbauung der Ufer mit Bootsstegen, Wo­ chenendhäusern, Gaststätten und es entstanden zahlreiche Badestellen. Nach 1950 kam es zu einer Intensivierung der Grundwasserförderung aus Brunnengalerien entlang der Ufer (sog. Uferfiltrat). Andererseits wurden die Gewässer in steigendem Umfang auch als Vorfluter für die nur mangelhaft gereinigten Abwässer der Klärwerke genutzt. Der Schiffsverkehr, insbesondere der Freizeitbootsverkehr verstärkte sich und damit auch der schiffsinduzierte Wellenschlag. Einhergehend mit dem Anwachsen der anthropogenen Nutzungen kam es zu einem drasti­ schen Rückgang der Röhrichte und zu einer Erosion der flachen Sandufer. Der Tiefpunkt dieser Entwicklung lag zwischen 1982 und 1987. Parallel gingen zur gleichen Zeit auch an anderen ähnlich stark genutzten Gewässern die Röhrichte zurück, so z. B. am Bodensee, an den Bayrischen Voralpenseen, am Dümmer in Westfalen und an den Seen der Holsteinischen Schweiz, um nur einige zu nennen.

Rückgangsursachen: Zur Erforschung der Rückgangsursachen wurden u.a. auch in Berlin zahlreiche Untersuch­ ungen und Forschungsvorhaben durchgeführt. Eine einzige eindeutige Ursache konnte dabei nicht ausgemacht werden, wirksam ist häufig ein ganzes Bündel von Faktoren, die je nach Gewässer eine unterschiedliche Gewichtung haben. Die wichtigsten Rückgangsursachen auf Berlin bezogen sind demnach:  Gewässereutrophierung - diese hat Auswirkung auf Halmwachstum und Bestandsstruktur und führt zu einer Massenentwicklung von Faden- und Blaualgen. Deren toxische Abbau­ produkte schädigen die Rhizome und die gesamte aquatische Biozönose im Flachwas­ serbereich.  Schiffsinduzierter Wellenschlag - durch ihn kommt es zur mechanischen Schädigung der Halme, die durch den Welleschlag bewegten Fadenalgenwatten knicken diese und drü­ cken sie unter Wasser, wo sie absterben.  Ankernde Boote und Badenutzung im Röhricht - durch die mechanische Schädigung ent­ stehen Schneisen und Trampelpfade im Röhricht, an Badestellen kommt es zu einem großflächiger Vertritt.  Verbiss durch Bisam und Wasservögel - dieser findet vor allem an der wasserseitigen Röhrichtfront statt. Dadurch wird das Röhricht zurückgedrängt und die seeseitige Aus­ breitung erschwert.

STADT-WALD-FLUSS 2013 1 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Zusammenfassung

 Grundwasserabsenkung durch Trinkwasserförderung – dadurch kommt es zur Infiltration von Seewasser in den Litoralboden. Der dabei erfolgende Stoffabbau schädigt die Rhi­ zome. Gleichzeitig trocknet der Oberboden in Ufernähe aus. Die Pflanzen geraten in Was­ serstress.  Uferverbau durch Spundwände Ufermauern, Bootsstege etc. - dadurch wird der Lebens­ raum für Röhrichte zerstört.  Stauregulierung/Einschränkung der natürlichen Wasserstandsdynamik - dadurch verän­ dern sich die Konkurrenzverhältnisse zwischen Gehölzen und Röhricht zuungunsten des Röhrichts.  Munitionsbergung - in Berlin wurden ausgedehnte Röhricht- und Schwimmblattpflanzen­ bestände bei der Suche nach Munition aus dem Zweiten Weltkrieg zerstört.

Gegenmaßnahmen: Bereits ab 1962 erfolgte im Westteil der Stadt eine Kartierung der Bestände per Boot durch Prof. Sukopp und Dr. Markstein von der TU Berlin. Um diese Zeit experimentierte man auch bereits mit Methoden zur Wiederanpflanzung von Röhricht. Erste umfangreichere Maßnahmen gegen den Rückgang begannen um 1982. Es wurden Lahnungen, später Palisaden gegen den Schutz vor Wellenschlag errichtet und an vegetati­ onsfreien Uferabschnitten zahlreich Neuanpflanzungen vorgenommen. Seit etwa 1990 hat sich auch die Wasserqualität zahlreicher Gewässer deutlich verbessert. 1986 verabschiedete der Senat das sogenannte „Berliner Röhrichtschutzprogramm“ mit um­ fangreichen Maßnahmen zur Verbesserung der Röhrichte.

Bestandserfassung durch Luftbildauswertung: Seit 1999 wird die Kontrolle der Röhrichtentwicklung per Luftbildauswertung durchgeführt. Untersucht wurden mit wenigen Ausnahmen alle Berliner Gewässer außerhalb der Innen­ stadt. Ausgewertet wurden die Jahre 1953, 1990, 1995, 2000, 2005 und 2010. Zwischen 1953 und 1990 liegen keine auswertbaren Luftbilder vor. Aus dem Zeitraum 1928/44 wurden vorhanden SW-Luftbilder zu einem Jahrgang zusam­ mengefasst und bearbeitet. Auf Grund der meist schlechten Qualität lassen diese nur Aussa­ gen über das generelle Vorkommen von Röhricht zu, es konnte keine Differenzierung erfol­ gen. Bei der Auswertung werden im Luftbild 21 Kartiereinheiten erfasst und deren Flächen und Längenwerte in eine Access-Datenbank überführt. Unterscheiden kann man im Luftbild fol­ gende Gruppen: Schilf, Rohrkolben/Teichbinsen sowie Kalmus/Wasserschwaden/Kleinröh­ richt. Weiter wurden Schwimmblattpflanzen sowie Wellenschutzbauten erfasst.

Ergebnisse der Luftbildauswertung 2010:

Flächen- und linienhafte Entwicklung Insgesamt wurden 210 km Uferlänge ausgewertet. Bezogen auf das Ausgangsjahr 1953 mit einem Röhrichtbestand von rund 166,5 ha sind 2010 wieder 46 % (75,7 ha) des Ausgangs­ bestands vorhanden. 1990 betrug der Bestand aller untersuchten Berliner Gewässer nur noch 61,3 ha. Der Tiefpunkt des Röhrichtbestands an den Havelgewässern lag zwischen 1982 und 1987. Somit erfolgte zwischen 1990 und 2010 wieder ein Zuwachs von 14,4 ha, das ist ein Anstieg um 23 %. Eine kartografische Darstellung der Entwicklung zwischen 1990 und 2010 ist den Abbildungen 24 bis 26 des Berichts zu entnehmen.

STADT-WALD-FLUSS 2013 2 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Zusammenfassung

Diese Umkehrung des Rückgangstrends einerseits und der deutliche Zuwachs andererseits haben im wesentlichen 2 Gründe: 1. die zahlreichen, seit 1995 durchgeführten Anpflanzungen von Röhricht an bereits vege­ tationsfreien Ufern und 2. der Bau von Palisaden zur Wellenberuhigung in der Flachwasserzone. So waren mit Stand 2010  23,1 km von 210 km (= 11,2 %) kartierten Gewässerufern mit Wellenbrechern geschützt.  Auf ca. 19.000 m² Fläche Röhricht neu gepflanzt. Eine Entlastung brachte auch die Verbesserung der Wasserqualität an einigen Gewässern, wie z. B. am Tegeler See und an den Grunewaldseen, die zu einer Reduzierung der Faden­ algen führte. Betrachtet man die einzelnen Gewässer separat, so sind zahlreiche Unterschiede erkennbar. Unterhavel und Müggelsee weisen mit Abstand die größten Röhrichtbestände auf. Da jedoch die Gewässer unterschiedlich groß sind, ist die mit Röhricht bestanden Fläche kein Ver­ gleichskriterium.

Dazu kann aber die mit Röhricht bestandene Fläche pro m Uferlänge dienen. Hier schneidet der Müggelsee mit knapp 12 m2 Röhricht pro m Uferlänge am besten ab, gefolgt von der wesentlich größeren Unterhavel und dem vergleichsweise kleinen Grunewaldsee. Schluss­ lichter bilden Wannsee, Dämeritzsee und Kl. Müggelsee mit Werten von unter 1 m2 Röhricht pro m Uferlänge. Diese Gewässer sind somit weitgehend röhrichtfrei. Für Berlin gesamt be­ trägt der Durchschnittswert 3,6 m2 pro m Uferlänge.

Vergleicht man die langfristige Entwicklung der einzelnen Gewässer zwischen 1953 und 2010, so ergeben sich folgende Unterschiede:  Der Große Müggelsee hat seit 1953 den geringsten Rückgang aller Gewässer zu ver­ zeichnen (-16 %), er weist aber seit 1990 auch nur einen relativ geringen Zuwachs auf (+11,5 %), die Bestände sind weitgehend stabil geblieben, vor allem auch weil sie zu ei­ nem großen Teil durch Wellenbrecher geschützt sind.  Langer See, Unterhavel und Tegeler See wiesen seit 1953 einen starken Rückgang auf, konnten diesen aber seit 1990 mit Zuwächsen zwischen 16 und 67 % tw. wieder wettma­ chen. Diese Zuwächse sind vor allem auf die erfolgten Röhrichtneuanpflanzungen und auf den Schutz zahlreicher Bestände durch Wellenbrecher zurückzuführen.  Einen besonders starken Zuwachs kennzeichnet die Grunewaldseen. Der Grunewaldsee hat als einziges untersuchtes Gewässer seinen Bestand seit 1953 kontinuierlich um 43 % vergrößert. Dagegen ging am Schlachtensee die mit Röhricht bestandene Fläche von 2,36 ha in 1953 auf 0,04 ha in 1990 zurück, um dann wieder bis 2010 auf 0,88 ha anzu­ steigen. An der Krumme Lanke war der Rückgang ähnlich massiv. 1953 betrug der Be­ stand noch 1,19 ha. Er reduzierte sich bis 1990 auf 0,03 ha um bis 2010 wieder auf 0,37 ha anzuwachsen. Der Zuwachs nach 1990 ist ausschließlich auf Anpflanzungen zurück­ zuführen. Da auf den Grunewaldseen keine Motorboote zugelassen sind, waren dort auch keine Wellenbrecher notwendig, jedoch mussten die Anpflanzungen hier landseitig vor dem Vertritt durch Badende und Hunde (Hundeauslaufgebiet) geschützt werden.  Auch der Griebnitzsee weist einen ähnlichen Verlauf auf. Hier ging die mit Röhricht be­ standene Fläche von 10,8 ha im Jahr 1953 auf 0,06 ha im Jahr 1995 zurück (-94 %). Durch Anpflanzungen und Palisaden wuchs die Röhrichtfläche bis 2010 wieder auf 0,73 ha an.

STADT-WALD-FLUSS 2013 3 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Zusammenfassung

 Am Seddinsee sank die mit Röhricht bestandene Fläche von 12,99 ha auf 4,01 ha im Jahr 2000. Seitdem stieg der Bestand wieder auf 4,2 ha an. Auch hier wurden umfangreiche Neuanpflanzungen und Wellenschutzbauten durchgeführt. Diese vermochten jedoch den an anderen Uferabschnitten des Sees ablaufenden Rückgang alter Bestände nicht zu kompensieren, so dass trotz Anpflanzungen der Seddinsee nur einen geringen Zuwachs aufweist.  Die Röhrichte am Zeuthener See, Krossinsee/Großer Zug und Dämeritzsee nehmen mit Schwankungen seit 1953 stark ab und haben auch seit 1990 keinen Zuwachs zu ver­ zeichnen. Lediglich am Zeuthener See erfolgten bislang in einem vergleichsweise gerin­ gen Umfang Neuanpflanzungen, gekoppelt mit einem Wellenschutz. Am Krossinsee ge­ hört im übrigen der wasserseitige Uferstreifen zum Land Brandenburg. An fast allen Gewässern, auch bei denen mit deutlichem Zuwachs, gibt es Abschnitte, bei denen Zuwachs und Rückgang häufig dicht nebeneinander stattfinden, so z. B. an der Un­ terhavel oder am Gr. Müggelsee. Dabei sind kleinere Röhrichte mit Flächen von wenigen m2 häufiger vom Rückgang hin bis zum völligen Verschwinden bedroht als größere Flächen. Im Auswertungszeitraum von 1990 bis 2010 veränderte sich auch das Artenspektrum. So stieg der Anteil von Schilf von ca. 18 ha auf über 55 ha an. Dies geschah vor allem auf Kos­ ten des Schmalblättrigen Rohrkolbens und der Kleinröhrichte.

Bestandsveränderung der Schwimmblattpflanzenbestände Untersucht wurde auch die Bestandsveränderung der Schwimmblattpflanzen. Insgesamt gab es 2010 rund 52 ha Schwimmblattpflanzen. Dies bedeutet eine Steigerung um 19 % bezo­ gen auf den Bestand von 1953. Die aktuell größte Fläche weist der Seddinsee mit 19,05 ha auf, gefolgt von der Unterhavel mit 12,99 ha und der Bänke mit 4,84 ha. Die Grunewaldseen und der Zeuthener See wiesen hingegen fast keine Schwimmblattpflanzen auf.

Potenziell besiedelbare Unterwasser-Fläche Für die meisten der untersuchten Gewässer liegt eine Kartierung der Tiefenlinien vor. Dies wurde zum Anlass genommen, die potenziell bis zu einer Wassertiefe von 1,50 m besiedel­ bare Fläche mit der tatsächlich mit Röhricht besiedelten Fläche zu vergleichen. Dabei stellte sich heraus, dass insgesamt nur 13 % der potenziell besiedelbaren Fläche derzeit von Röh­ richt bestanden ist. An den einzelnen Gewässern schwankt der Wert zwischen 4,4 % und 15,2 %.

Effekte der Wellenschutzmaßnahmen Ein Vergleich der durch Palisaden geschützten Röhrichtbestände mit nicht geschützten Be­ ständen ergibt bei den geschützten Beständen seit 1990 einen Zuwachs von 55 %, während der Zuwachs aller ungeschützten Bestände bei lediglich 5 % liegt. Betrachtet man jedoch die einzelnen Gewässer separat, so ergeben sich auch hier wieder völlig unterschiedliche Entwicklungen. Die Grunewaldseen wurden in diese Betrachtung nicht mit einbezogen, da dort kein Wellenschutz notwendig ist. Es gibt Gewässer bei denen  der Zuwachs nur in Bereichen mit Wellenschutz und Anpflanzungen stattfindet (Langer See, Seddinsee, Griebnitzsee)  ein deutlicher Zuwachs sowohl in Bereichen mit als auch ohne Wellenschutz stattfindet (Tegeler See, Oberhavel, Unterhavel)  die Bestände weitgehend stabil bleiben und ein geringer Zuwachs sowohl in geschützten als auch ungeschützten Bereichen erfolgt (Gr. Müggelsee). Insgesamt ergibt sich aber bei den durch Wellenschlag geschützten Uferabschnitten ein deutlich stärkeren Zuwachs als bei den ungeschützten Abschnitten.

STADT-WALD-FLUSS 2013 4 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Zusammenfassung

An der Unterhavel und am Tegeler See ist bemerkenswert, dass dort offensichtlich infolge besserer Umweltbedingungen auch ein spontaner Zuwachs in einigen ungeschützten Be­ reichen stattfindet. Vor allen an Gewässerabschnitten, an denen kaum noch Röhricht vorhanden war, wie z. B. am Tegeler See, an der Unterhavel, am Griebnitzsee, am Langen See und am Seddinsee haben die Anpflanzungen erheblich zu den hohen Zuwächsen beigetragen. Diese wurden zusätzlich durch die Wellenschutzmaßnahmen stabilisiert.

Qualitative Bewertung der Röhrichtentwicklung Abschließend erfolgte eine Bewertung der Röhrichtbestände nach definierten Bewertungskri­ terien. Dabei ergab sich, dass ca. 40 % in die Kategorie schlecht einzustufen sind, rund 37 % als mittel, rund 11 % als gut und ca. 5 % als sehr gut bewertet werden. Die restlichen Be­ stände (8 %) konnten aufgrund fehlender Daten nicht bewertet werden (siehe Abbildungen 44 bis 49). Röhrichte mit einem guten bis sehr guten Zustand findet man auf insgesamt 32 km Uferlän­ ge. Damit konnte das Ziel des Senatsbeschlusses zum Erhalt der Biologischen Vielfalt vom 13.3.2012, welches fordert, dass mindestens ein Drittel der Uferlinien von Spree und Havel (= 70 km) mit Röhricht in einem guten Zustand bestanden sein sollen, noch nicht erreicht werden.

Ausblick und Empfehlungen Der Trend eines immer weiteren Rückgangs der Röhrichtbestände und der damit einher ge­ henden Erosion der Gewässerufer konnte durch Anpflanzungen und Wellenschutz erfolg­ reich gestoppt und der Zustand der Ufer und Röhrichte, bezogen auf den Zustand von 1990, deutlich verbessert werden. Aus Sicht der Gutachter ist es deshalb sinnvoll, die Wellenschutzmaßnahmen beizubehalten und weiter auszubauen, da sie neben dem direkten Schutz des Röhrichts auch Makrozoo­ benthos und Fischbrut vor dem schiffsinduzierten Wellenschlag schützen, die Ufererosion reduzieren und das Befahren bzw. Betreten der Röhrichte erschweren und somit auch im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie wirksam sind. Auch die Anpflanzung neuer Röhrichte wird vor allem an völlig röhrichtfreien Uferabschnitten, wie sie z. B. am Langen See oder in der Großen Krampe vorhanden sind, weiter als drin­ gend notwendig erachtet.

STADT-WALD-FLUSS 2013 5 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Einleitung

2 Einleitung

In dem hier vorgelegten Bericht werden die Ergebnisse der Luftbildauswertung der Berliner Röhrichtbestände für das Befliegungsjahr 2010 bewertet und visualisiert. Die Kontrolle der Röhrichtbestände per Luftbild erfolgte erstmals im Jahr 2003 für die Beflie­ gungsjahre 1928/44, 1953, 1990, 1995 und 2000 (LUFTBILD & VEGETATION 1998/99, 2001, KRAUß et al. 2003). Eine weitere Auswertung entstand 2005 (LUFTBILD & VEGETATION 2007, KRAUß & VON LÜHRTE 2009). Das Monitoring erfolgte im Rahmen des 1986 vom Berliner Abgeordnetenhaus beschlosse­ nen „Röhrichtschutzprogramms“ zum Schutz und Erhalt der Röhrichte an den Berliner Ge­ wässern. Die Verpflichtung zum Monitoring der Röhrichtbestände ist aber auch im Paragraf 26 c des Berliner Naturschutzgesetzes enthalten. Dazu gibt es durch die Senatsverwaltung bzw. das Abgeordnetenhaus formulierte Ziele zum Erhalt und zur Förderung der Röhrichte an den Gewässern. So wird in einem Bericht an das Abgeordnetenhaus von Berlin als eines der Ziele des Röh­ richtschutzprogramms (Abgeordnetenhaus von Berlin - Drucksache 11/194 und 12/1869) ge­ nannt, dass bis 1995 ca. 35 % der Uferlänge der Havelgewässer wieder mit einem geschlos­ senen Röhrichtgürtel bestanden sein sollen. Im Beschluss des Senats von Berlin von 13.3.2012 zur „Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt“ wird formuliert, dass mindestens ein Drittel der Uferlinien von Spree-, Dahme- und Havelgewässern wieder mit Röhricht in gutem Zustand bestanden sein sollen (siehe dazu auch Kap. 8.3 des Berichts).

Folgende Ziele werden mit dem Monitoring erreicht:  Es wird ein ausreichend genauer Überblick über die flächen- und linienhafte Ausdehnung der Röhrichte an rund 210 km Uferlänge mit einem effektiven Mitteleinsatz ermöglicht.  Sowohl negative als auch positive Veränderungen des Röhrichtzustands und der Ufer werden im Rahmen des 5-jährigen Bearbeitungsintervalls erkannt.  Durch die Ergebnisse wird eine Erfolgskontrolle der bisher durchgeführten Röhricht­ schutzmaßnahmen möglich. Dabei ergeben sich Hinweise zu eventuell notwendigen Kor­ rekturen der Schutzmaßnahmen und Pflanzungen auch im Sinne eines effektiven Mit­ teleinsatzes. Für die Auswertung der Luftbilder und die Erstellung und Pflege einer Acess-Datenbank wur­ de das darauf spezialisierte Büro Luftbild & Vegetation, Dr. M. Fietz, beauftragt. Die Aufbe­ reitung und Visualisierung der Auswertungsergebnisse erfolgte durch das Büro Stadt-Wald- Fluss im Rahmen eines weiteren Auftrags. Eine detaillierte Untersuchung der Rückgangsur­ sachen war dabei nicht beauftragt. Die Ergebnisse liegen wie die Jahre zuvor digital in Form einer Access-Datenbank und Aus­ wertungskarten vor, die bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt ein­ gesehen werden können. Im vorliegenden Bericht wird für den eiligen Leser anhand einer Zusammenfassung und 3 Kartenausschnitten mit Säulendiagrammen (Abb. 24, 25 und 26) die Entwicklung der Röh­ richtbestände an den einzelnen Gewässern vom Bezugsjahr 1990 (= 100 %) bis 2010 text­ lich und grafisch dargestellt. Bei der Auswertungsmethodik erfolgten wiederum einige notwendig gewordenen Modifikati­ onen. Diese werden in 3 beschrieben. Die zwischen 2005 und 2010 erfolgten Bestandsveränderungen werden in Kap. 4 dargestellt und mittels Grafiken visualisiert. Erstmals wurde die Entwicklung der wasser- und landseiti­ gen Röhrichte verglichen (Kap. 4.9).

STADT-WALD-FLUSS 2013 6 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Einleitung

Die Entwicklung der durch Wellenbrecher geschützten Röhrichtbestände und der Anpflan­ zungen wird in Kap. 5 beschrieben. In Kap. 6 erfolgt die Darstellung der Entwicklung der Schwimmblattpflanzenbestände. Ein Vergleich der potentiell besiedelbaren Fläche der Uferbank mit der tatsächlich mit Röh­ richt besiedelten Fläche erfolgt in Kap. 7. Neu hinzugekommen ist auch eine standardisierte Bewertung der Röhrichtbestände der ein­ zelnen Uferabschnitte in Kap. 8, so dass deren Zustand berlinweit verglichen werden kann. Das Verfahren wird beschrieben und die Ergebnisse werden kartografisch dargestellt. Zusätzlich konnten bislang noch unbekannte historische Postkarten von Uferabschnitten der Berliner Gewässer entdeckt werden. Diese werden in Kap. 9 vorgestellt und eine kurze In­ terpretation der historischen Entwicklung seit ca. 1900 vorgenommen. In Kap. 10 erfolgt eine Überarbeitung der im Röhrichtbericht 2000 (KRAUß et al. 2003) darge­ stellten Ursachen des Röhrichtrückgangs. Es wurden zwar große Teile des alten Textes und der Fotos und Grafiken übernommen, die Beschreibung wurde gekürzt, neu gegliedert und neuere Informationen und Ergebnisse aus der Literatur eingearbeitet. In Kap. 11 findet sich die zitierte Literatur und Kap. 12 Anhang enthält eine umfangreiche Datentabelle mit den Auswertungsergebnissen der Auswertungseinheit Röhricht gesamt so­ wie den Auswertungsbericht 2010 des Büros Luftbild & Vegetation. Im folgenden soll noch mit einigen Beispielen dargestellt werden, warum der Schutz und das Monitoring der Röhrichte kein Selbstzweck ist: Neben dem Schutz der Naturufer und des Lebensraums Röhricht, dem Schutz des Makro­ zoobenthos und der Jungfische vor dem Wellenschlag der Schiffe, hat der Erhalt und die Förderung der Röhrichte einen positiven Einfluss auf die Wasserqualität. Dies belegt ein Zitat aus einer Studie des Umweltbundesamts von CHORUS & SCHAUSER (2011), in der die Aus­ wirkungen der Phospatelimination am Schlachtensee und Tegeler See untersucht wurden: „Der trophische Erholungsprozess ist in beiden Berliner Seen kaskadenartig von den redu­ zierten TP-Konzentrationen durch alle Trophie-Ebenen verlaufen. Im Schlachtensee ist er dichter an einem neuen Gleichgewicht angekommen als im Tegeler See, der noch auf einem höheren TP- und Phytoplanktonniveau liegt. Große Bereiche der Schlachtensee-Sedimente sind nunmehr mit aquatischen Makrophyten bedeckt und der Schilfgürtel nimmt zu. Der Schutz der Ufer und seiner Pflanzengürtel vor Zerstörung durch Erosion und Wellen ist für beide Seen zur Stabilisierung der aquatischen Vegetation wichtig, denn diese bindet Phos­ phor und üben somit eine für die P-Budgets der Seen günstige Rückwirkung aus“. Diese Aussage wäre für sich allein schon Begründung genug. Darüber hinaus ist aber der Schutz der Röhrichte und der Ufer vor Erosion auch ein Beitrag zur Ereichung des guten ökologischen Zustands im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie. Dazu ebenfalls noch ein Zitat aus einer WRRL-Broschüre von SENGUV (2009), in der u.a. geplante Maßnahmen zur Errei­ chung des guten Zustands der Berliner Gewässer vorgestellt werden: „Darüber hinaus werden laufend weitere kleinteilige Maßnahmen vorbereitet und umgesetzt. So ist u.a. neben Anpassungen in der Gewässerunterhaltung eine Fortschreibung des Berli­ ner Röhrichtschutzprogramms mit konkreten Maßnahmen vorgesehen. Beide Maßnahme­ arten zielen unmittelbar auf eine Verbesserung der Habitatverhältnisse ab und stützen so den biologischen Revitalisierungsprozess“. Schließlich ist die Kartierung der Röhrichte auch nützlich für die Bestandserfassung zur Be­ wertung des ökologischen Zustandes der Berliner Seen nach der Wasserrahmenrichtlinie (siehe hierzu INFORMUS & FELL und KERNBACH 2009).

STADT-WALD-FLUSS 2013 7 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Untersuchungsgebiet und Methode

3 Untersuchungsgebiet und Methode

3.1 Untersuchungsgebiet

Folgende Gewässer wurden kartiert. Die Zahl in Klammer entspricht der Codenummer der Gewässer und der Auswertungsabschnitte in der Access-Abfragedatei:

Tegeler See  Tegeler See (101-128) Oberhavel  Oberhavel vom Niederneuendorfer See bis Schleuse Spandau (201-215) Unterhavel  Unterhavel vom Gemünd bis Glienicker Lake (301-325, 331-369)  Wannsee (326-330)  Griebnitzsee (370, 371)  Stölpchensee, Pohlesee (380, 381) Gr. Grunewaldseenkette  Grunewaldsee (401-403)  Krumme Lanke (404, 405)  Schlachtensee (406, 407)  Nikolassee (408) Müggelsee  Müggelsee (501-511)  Die Bänke (512)  Kleiner Müggelsee mit Müggelspree (513, 514) Dämeritzsee  Dämeritzsee (601, 602) Langer See  Langer See stadteinwärts bis Einmündung Teltowkanal (701-723) Seddinsee  Seddinsee (801-813) Zeuthener See/Krossinsee  Zeuthener See (901-907, 913)  Großer Zug und Krossinsee (908-912)

Die Lage der kartierten Gewässer und der Kartierabschnitte ist den Abb. 1, 2 und 3 zu ent­ nehmen. Die kartierte Uferlänge (UL) beträgt rund 210 km. Nicht kartiert wurden die Müggelspree oberhalb des Kleinen Müggelsees, die Spree ab dem Müggelsee stadteinwärts bis zur Mündung in die Havel, die Dahme bzw. der Lange See zwi­ schen Teltowkanal und der Einmündung in die Spree unterhalb der Altstadt von Köpenick, die Spandauer Havel zwischen der Schleuse Spandau und der Freybrücke sowie die Ufer des Kleinen Wannsees. Mit einer Ausnahme wurden nur die zu Berlin gehörigen Ufer eines Gewässers kartiert. Am Krossinsee verläuft die Landesgrenze entlang des Ufers, das Gewässer gehört zum Land Brandenburg; hier wurden die wasserseitigen Röhrichte mit erfasst.

STADT-WALD-FLUSS 2013 8 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Untersuchungsgebiet und Methode

Weiter erfolgte die Unterteilung in insgesamt 197 einzelne und unterschiedlich große Kar­ tierabschnitte. Deren Einteilung ist den Abb. 1, 2 und 3 zu entnehmen. Die Unterteilung wur­ de zusammen mit der Festlegung der Kartiereinheiten bei der Vorbereitung der ersten Aus­ wertung getroffen. Diese erfolgte aus pragmatischen Gründen. Häufig wurden Abschnitte im Bereich bereits durchgeführter Maßnahmen ausgewählt. In der Regel wurden sie aber an­ hand von sichtbaren Geländemarken, wie z. B. Buchten, Vorsprünge, Einmündungen, Bade­ stellen, Bereiche mit Bootsstegen, bebaute Bereiche usw. festgelegt. Dabei wurde in Kauf genommen, dass die Abschnitte unterschiedlich groß ausfallen. Insbesondere wenig struktu­ rierte Ufer bzw. Ufer ohne Röhrichte und/oder ohne Wellenschutzmaßnahmen wurden nur in einem geringen Umfang unterteilt. Diese Festlegungen erweisen sich nach der dritten Auswertungsphase nicht immer als opti­ mal, können aber im Interesse einer Vergleichbarkeit mit den älteren Daten nicht mehr ohne größeren Aufwand geändert werden. Für den Bericht wurden stark strukturierte Gewässer mit unterschiedlichen ökologischen Be­ dingungen, wie z. B. die Unterhavel, zusätzlich in mehrere Teilbereiche aufgeteilt, die sich aber an den Kartierabschnitten orientieren. Kartierabschnitte wurden nicht weiter unterteilt. Einige Gewässer (z. B. Unterhavel - Wannsee) gehen mehr oder weniger nahtlos ohne ge­ nau festgelegte Grenzen ineinander über. Hier wurden möglichst sachlich begründete und anhand von Geländemarken nachvollziehbare Abgrenzungen getroffen. Zur genaueren Betrachtung der Ergebnisse der Luftbildauswertung wird auf die digitalen Auswertungskarten bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt verwiesen. Diese können sowohl jahrgangsweise einzeln oder als Vergleich zwischen zwei Jahrhängen dargestellt werden. Dadurch lässt sich sehr gut visuell Zuwachs oder Rückgang erfassen. Weitere Angaben zu den bearbeiteten Gewässern, z. B. zur Wasserqualität und Hydrologie sind der Dokumentation der Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie in Berlin (Länderbe­ richt) (SENSTADT 2004) zu entnehmen.

STADT-WALD-FLUSS 2013 9 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Untersuchungsgebiet und Methode

STADT-WALD-FLUSS 2013 10 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Untersuchungsgebiet und Methode

STADT-WALD-FLUSS 2013 11 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Untersuchungsgebiet und Methode

STADT-WALD-FLUSS 2013 12 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Untersuchungsgebiet und Methode

3.2 Auswertungsmethode

Aus den vorhandenen Infrarotluftbildern werden mit Stand 2010 21 flächenhafte Kartierein­ heiten (KE), sowie 4 linienhafte Elemente und 4 punktförmige Elemente kartiert und digitali­ siert. Für die flächenhaften Kartiereinheiten wird die Flächengröße ermittelt. Für die Linien- Elemente wird das Längenmaß angegeben (siehe Tab. 1). Einen Überblick über das Auswertungsverfahren gibt Abb. 4. Es wird ausführlich in LUFTBILD & VEGETATION (1998/1999, 2001, 2007, 2012) und KRAUß & et al. (2003) beschrieben, so dass hier auf eine weitere Darstellung verzichtet wird. Der Methoden-Bericht für das Auswer­ tungsjahr 2010 vom Büro LUFTBILD & VEGETATION (2012) mit weiteren Angaben zum Verfah­ ren ist im Anhang enthalten. Im Gegensatz zu den vorherigen Auswertungsjahrgängen wurden 2010 aufgrund der bishe­ rigen Erfahrungen auf die Erhebung zahlreicher ursprünglich vorhandener Kartiereinheiten verzichtet. Darauf wird im folgenden noch eingegangen.

3.2.1 Kartierte Elemente/Kartierungseinheiten (KE)

Um eine übersichtlichere Darstellung zu ermöglichen, werden im vorliegenden Bericht wie bereits in den Jahren zuvor die unterschiedlichen Röhricht-Kartiereinheiten wie Schilf, Rohr­ kolben/Teichbinse etc. zu einer Einheit „Röhricht insgesamt“ zusammengefasst und die Flä­ chenwerte addiert. Diese Einheit wird kartografisch nicht dargestellt, sondern ist nur als Zah­ lenwert in der Access-Datenbank mit der Code-Nr. 24 enthalten. Auch die drei Schilf-Kartier­ einheiten wurden in der Datenbank zusätzlich als eine eigene Einheit mit der Code-Nr. 27 zusammen gefasst. In der Datenbank sind diese Kartiereinheiten ebenfalls einzeln abrufbar.

Tab. 1: Im Bericht behandelte Kartierungseinheiten der Röhrichtluftbildkartierung 2010 (nach LUFTBILD & VEGETATION 2012). Code Kartiereinheit Darstellung 10 Röhricht (undifferenziert) Fläche 11 Schilf geschlossen Fläche 12 Schilf lückig Fläche 13 Schilf bultig / vereinzelt Fläche 14 Schilf-Kleinfläche Punkt 15 Rohrkolben / Teichbinsen Fläche 16 Rohrkolben / Teichbinsen-Kleinfläche Punkt 17 Kalmus / Wasserschwaden / Kleinröhricht Fläche 18 Kleinfläche Kalmus / Wasserschwaden Punkt 19 Röhricht mit Gehölzaufwuchs (ab etwa 25 % Flächendeckung) Fläche 20 Schwimmblattpflanzen (Teich-, Seerose) Fläche 21 Schwimmblattpflanzen-Kleinfläche Punkt Röhricht insgesamt (nur im Access-Abfrageprogramm: rechnerische Sum­ 24 me aller Röhrichtarten ohne Schwimmblattpflanzen) 25 Großröhricht geschädigt / abgestorben Fläche Schilf insgesamt (nur im Access-Abfrageprogramm: rechnerische Summe 27 der drei Schilfkategorien) 29 Röhricht-Mischung (wechselnd / landseitig) Fläche 30 röhrichtbestandene Uferlinie Linie 31 Stege alt (2005 und 2010 vorhanden) Linie 32 Stege neu (nur 2010 vorhanden) Linie 40 Wellenschutz (Palisade oder Lahnung) Linie 55 Röhricht insgesamt wasserseitig Fläche 56 Röhricht insgesamt landseitig Fläche 98 Uferbereich im Schatten (Röhricht möglich) Fläche

STADT-WALD-FLUSS 2013 13 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Untersuchungsgebiet und Methode

Von Bedeutung hinsichtlich der Auswertungsgenauigkeit sind die Kartiereinheiten 10 (Röh­ richt undifferenziert) und 98 (Uferbereich im Schatten). Dies wird im nachfolgenden Kap. 3.2.2 erläutert. Neu hinzugekommen sind die Kartiereinheiten 55 (wasserseitiges Röhricht) und 56 (land­ seitiges Röhricht). Der Grund dafür wird nachstehend in Kap. 3.2.3 erörtert. Verzichtet wird seit 2010 auf die Auswertung aller nicht aus Röhricht bestehenden landseiti­ gen Kartiereinheiten wie Ufergehölze, Kleingärten, Trittrasen, Badestellen usw., da diese zwischenzeitlich durch eine separate landesweite Biotopkartierung erfasst werden. So wurde aus Zeit- und Kostengründen auf die weitere Kartierung dieser Einheiten im Rahmen der Röhrichtbestandserfassung verzichtet. Es zeigte sich auch, dass die bis 2005 erfassten Kartiereinheiten „Rohrkolben/Teichbinsen vergilbt mit Insektenbefall“, „Schwimmblattpflanzen (Teich-/Seerose) mit geringer Deckung“ und „Seerosen“ entbehrlich waren, da sie in nur in sehr kleinen Flächenanteilen auftraten. Ebenso wurde auf die zwischenzeitlich eingeführte Kartiereinheit „junge Röhricht-Neuan­ pflanzungen“ wieder verzichtet, da diese nur im Jahr der Pflanzung zu identifizieren sind. Die Kartiereinheiten 41 (Palisade) und 42 (Lahnung) wurden zu einer Einheit 40 (Wellen­ schutz) zusammen gefasst, da es inzwischen keine Lahnungen mehr gibt. Die Kartiereinheiten 31 und 32 (Stege) werden im Bericht nicht ausgewertet, da sie nicht Bestandteil des Röhrichtmonitorings sind.

3.2.2 KE 10 und 98 - Auswertung von im Luftbild beschatteten Berei­ chen

Werden Luftbilder am späten Nachmittag oder generell bei ungünstigem Sonnenstand auf­ genommen, so kann es entlang von Gebäuden, Baumreihen, Alleen, Waldrändern, Lichtun­ gen, mit Bäumen bestandenen Gewässerufern und topografischen Besonderheiten wie Sen­ ken, Schluchten etc. zu starken Verschattungen kommen. Im Kernschatten sind dann meist keine Auswertungen mehr möglich. Je nach Höhe der schattenwerfenden Objekte und des Sonnenstands sind diese nicht auswertbaren Zonen unterschiedlich breit. In der Regel ist man deshalb versucht, durch eine günstige Wahl des Befliegungszeitpunktes diese Ver­ schattungen auf ein Minimum zu reduzieren. Bei der Befliegung 2000 kam es jedoch aufgrund schlechter Witterungsbedingungen zu er­ heblichen Verschattungen der Luftbilder. Dadurch konnten ca. 16 % der Uferlänge nicht aus­ gewertet werden. 1995 und 2005 war der Verschattungsfehler kleiner 2 %. Häufig lassen sich in Halbschattenbereichen zwar keine Röhricht-Arten mehr unterscheiden, die Lage und Ausdehnung von Großröhrichten lässt sich aber noch abgrenzen. In diesen Fällen wurde die Kartiereinheit 10 (Röhricht undifferenziert) vergeben. Diese Flächen können also aus unterschiedlichen Kartier-Einheiten bestehen. Ein Vergleich dieser Flächen mit an­ deren Kartierungs-Jahren ist deshalb unzulässig, weil die Halbschatten-Ausdehnung in je­ dem Kartierungsjahr anders ausfällt. Im direkten Schlagschatten ist allerdings keine Identifikation der einzelnen Kartiereinheiten mehr möglich, obwohl dort Röhricht prinzipiell vorhanden sein kann. Diese Abschnitte wer­ den dann unter der Kartiereinheit 98 (Uferbereich im Schatten) zusammen gefasst (siehe dazu auch LUFTBILD & VEGETATION 2007 und 2012).

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3.2.3 KE 55 und 56 – Erfassung eines möglichen Zusammenhangs zwischen Gehölzausdehnung und Röhrichtabnahme

Von nicht zu unterschätzender Bedeutung hinsichtlich der Flächenbilanz der Röhrichte ist die Ausbreitung der landseitigen Gehölze. In die Röhrichtbilanz fließen nicht nur die Röhrichte unterhalb der MW-Linie, sondern auch die oberhalb ein. Eine genaue Trennung ist hier nicht möglich, da die Wasserstände ständigen Schwankungen unterworfen sind und außerdem innerhalb eines Röhrichtbestands der Land-Wasser-Übergang nicht immer einfach zu ermit­ teln ist. Landseitig wird die kartierte Schilffläche in der Regel überwiegend von Gehölzen und Gebüschen begrenzt. Daraus ergibt sich meist keine klare Grenzziehung. Wasserseitig bildet der Röhrichtsaum dagegen immer eine klare Grenze. Die landseitigen Gehölze haben aber nun die Tendenz, immer weiter in den Lichtraum über dem Röhricht vorzuwachsen. Auch eine Vergrößerung der Baumkronen reduziert die von oben erkennbare Röhrichtfläche, obwohl das Röhricht darunter noch nicht verschwunden sein muss. Bei niedrigen Wasserständen keimen auch innerhalb des Röhrichts vor allem Schwarzerlen und Strauchweiden und verdrängen dort das Röhricht. Dadurch sind insbesondere auch Neuanpflanzungen auf frisch aufgeschütteten Pflanzflächen betroffen, die ein hervorragen­ des Keimbett z. B. für Schwarz-Erlensamen darstellen. Durch Pflegemaßnahmen können die Gehölze wieder zurückgedrängt werden, was wiede­ rum die Röhrichtbilanz positiv beeinflussen kann. Insgesamt bestand jedoch die Vermutung, dass sich die Flächenbilanz der Röhrichte durch die Gehölzkonkurrenz zunehmend verschlechtert, obwohl an der wasserseitigen Röhricht­ front Zuwächse zu verzeichnen sind. Diese These sollte überprüft werden. Aufgrund der Datenbankstruktur war dieser Effekt in der Vergangenheit jedoch nicht aus­ wertbar, da eine landseitige Kartiergrenze nicht dauerhaft festgelegt worden war. Dieses Problem wurde nun dadurch gelöst, dass im Rahmen der Luftbildauswertung 2010 eine fi­ xierte Mittelwasserlinie eingeführt wurde. Diese ist im Luftbild meist als linienförmige schmale Spülsaum-Lücke im Röhricht zu erkennen. Dadurch lassen sich die land- und wasserseitig dieser Linie erfolgenden Bestandsveränderungen zukünftig darstellen. Diese Auswertung wurde nachträglich auch für das Auswertungsjahr 2005 durchgeführt (sie­ he dazu LUFTBILD & VEGETATION 2012). Dadurch lässt sich die Entwicklung der Jahre 2005 und 2010 erstmals vergleichen. Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt im Kap. 4.9.

3.2.4 Kartierungsgenauigkeit

2010 erfolgte bei der Berliner CIR-Befliegung eine Umstellung der verwendeten Aufnahme­ technik. Es wurde von dem bisher üblichen analogen Verfahren auf eine digitale Luftbildka­ mera umgestellt. Dadurch war auch eine Umstellung der Auswertungsmethodik nötig, die eine höhere geometrische Lagegenauigkeit ermöglicht. Betrug diese vorher 3 bis 5 m, so liegt sie jetzt bei ca. 0,5 bis 1,5 m (siehe auch LUFTBILD & VEGETATION 2012 im Anhang).

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Abb. 4: Darstellung des Kartierungsverfahrens anhand zweier Kartierungsausschnitte: links: CIR- Luftbild, rechts: Kartierergebnis. (Uferabschnitt oben: Grunewaldturm Süd, Uferabschnitt unten: Lieper Bucht Nord (aus: LUFTBILD & VEGETATION 1998/1999).

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4 Ergebnisse - Veränderungen des Röhrichtbestands

Die in der Access-Datenbank für die Jahre 1953, 1990, 1995, 2000, 2005 und 2010 zusam­ mengefassten Daten der Luftbildauswertung für die 9 Großgewässer-Gruppen werden hier dargestellt und interpretiert. Aus Praktikabilitätsgründen und der Übersichtlichkeit halber wurde diesmal auf die Darstel­ lung der Werte der Luftbilder von 1928/44 verzichtet. Als Bezugsjahr wird nunmehr das Jahr 1953 verwendet. Die Entwicklung seit dem Auswertungszeitraum 1928/44 wird im Kap. 4.8 für Berlin gesamt extra dargestellt. Bei einigen Gewässereinheiten, wie z. B. der Unterhavel, erfolgte eine weitere Unterteilung. So wird hier z. B. der Wannsee aufgrund seiner völlig andersartigen Struktur von der Un­ terhavel getrennt beschrieben, ebenso Stölpchensee, Pohlesee und Griebnitzsee. Die Un­ terhavel wird ohne die Werte dieser Gewässer dargestellt. Ebenso werden die Gewässer der Grunewaldseenkette einzeln dargestellt. Der Gr. Müggel­ see wird ohne die Werte von Bänke und Kl. Müggelsee dargestellt. Auch Zeuthener See und Krossinsee werden getrennt aufgeführt. Achtung: In der Access-Datenbank werden diese Gewässer aber jeweils unter der Haupt­ bezeichnung Unterhavel (300), Grunewaldsee (400), Müggelsee (500) Zeuthener See/Kros­ sinsee (900) geführt. Die oben genannten Teilgewässer sind in der Datenbank in der Haupt­ kategorie enthalten und dort als Kartierabschnitt separat abrufbar. In der ersten Tabelle werden jeweils die kartierte Gesamtröhrichtfläche (Kartiereinheit Röh­ richt gesamt) sowie die prozentualen Veränderungen der mit Röhricht bestandenen Fläche, bezogen auf unterschiedliche Ausgangsjahre (1953, 1990, 1995, 2000, 2004) gezeigt. Dies ermöglicht einen schnellen Überblick über die Entwicklung am jeweiligen Gewässer. In der darauf folgenden dreiteiligen Abbildung werden folgende Angaben grafisch dargestellt: 1. die Röhrichtflächen in ha (ab 1953) 2. die Anteile der einzelnen Kartiereinheiten (KE) an der Röhrichtfläche des Ge­ wässers in % (ab 1990) 3. die Veränderung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen und der mittleren Teilflä­ chengröße (ab 1953). Die Entwicklung von Röhricht-Teilfläche und mittlerer Teilflächengröße gibt Hinweise auf die Veränderung der Bestandsstruktur. Gute Bestandsstrukturen sind im Idealfall durch eine hohe mittlere Teilflächengröße und eine geringe Anzahl von Teilflächen gekennzeichnet. Jedoch sollte man diese Werte nicht überinterpretieren, da bei struktur- und artenreichen Beständen die Werte auch stark schwanken können. Auch spielt die unterschiedliche Ge­ wässermorphologie eine Rolle, so dass es schwer fällt, verbindliche Bandbreiten der Werte anzugeben. Diese fließen aber in das Verfahren zur Bewertung der Röhrichtbestände in Kap. 8 mit ein. Danach folgt eine Tabelle mit den Werten der Kartiereinheit „Röhricht gesamt“ der einzelnen Unterabschnitte des jeweiligen Gewässers. Hier wird durch farbige Markierung ein Rückgang (rot) bzw. Zuwachs (grün) bzw. keine bzw. geringe Veränderung (gelb) zwischen 2005 und 2010 kenntlich gemacht. Bestandsschwankungen zwischen 95 und 105 % bezogen auf den Wert von 2005 (=100 %) werden als geringe Veränderung eingestuft und gelb markiert. Eine Bestandsreduzierung größer als 5 % im Vergleich zum vorherigen Kartierzeitraum wird als Rückgang bezeichnet und rot markiert. Grün markiert werden Zuwächse größer als 5 % im Vergleich zum vorheri­ gen Kartierzeitraum.

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Die drei rechten Spalten dieser Tabelle enthalten Angaben zu Röhrichtanpflanzungen in die­ sem Uferabschnitt. Es wird das Jahr der Pflanzung, die Menge der verwendeten Pflanzen (Einzelpflanzen oder Pflanztöpfe) und ob eine Sandschüttung als Pflanzbett zur Ausführung kam, angegeben. Aus der Menge der verwendeten Pflanzen lässt sich leicht die bepflanzte Fläche ermit­ teln. Es wurden jeweils 10 Pflanzen pro m² verwendet. Eine Tabelle mit den Werten für die Erfassungseinheit Röhricht Gesamt für alle Uferab­ schnitte der Jahrgänge 1953 bis 2010 befindet sich im Anhang (Tab. 54). Zur genauen räumlichen Lokalisierung der einzelnen Uferabschnitte wird auf die Karten 1, 2 und 3 im Bericht sowie die digitalen Auswertungskarten verwiesen.

STADT-WALD-FLUSS 2013 18 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1 Gewässerbezogene Darstellung der Röhrichtentwicklung

4.1.1 Tegeler See

Kartierte Uferstrecke einschließlich der Inseln: 23,872 km; Wasserfläche: 380,4 ha.

Tab. 2: Veränderung der Röhrichtfläche am Tegeler See in m² und prozentual zu unterschiedli­ chen Bezugsjahren

Tegeler See 1953 1990 1995 2000 2005 2010 Fläche (m2) 183.985 35.023 46.989 53.633 54.646 58.616 % von 1953 100 19 26 29 30 32 % von 1990 100 134 153 156 167 % von 1995 100 114 116 125 % von 2000 100 102 109 % von 2005 100 107

Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

 Seit 2005 erfolgte am Tegeler See ein Bestandszuwachs um 7 % (= 3.970 m2).  Der Anteil der KE Röhricht undifferenziert ist im Vergleich zum letzten Auswertungszeit­ raum relativ hoch.  Die KE Typha und Acorus/Glyceria nahmen wie in den Vorjahren weiter ab, während die KE Röhricht/Gehölz eine leichte Zunahme zu verzeichnen hat, ein Hinweis auf die zu­ nehmende Verbuschung der Bestände.  Die Anzahl der kartierten Teilflächen und die mittlere Teilflächengröße blieb von 2005 zu 2010 weitgehend konstant. Dies wird als ein Hinweis auf stabile Bestandsstrukturen ge­ wertet.  An 12 meist naturnäheren Abschnitten mit meist größeren Röhrichtflächen kam es zu ei­ nem Zuwachs, an 5 Uferabschnitten blieben die Bestände im 5 %-Bereich stabil.  An 7 Abschnitten kam es zu einem tw. erheblichen Rückgang. Mit einer Ausnahme waren dies meist kleinere Flächen unter 1.000 m2. Seglerkopf (106) und Försterkante Nord (110) sind ältere Anpflanzungen aus den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts.  Als einziger großflächiger Bestand hatte der Abschnitt Baumwerder (121) mit einer Fläche von 4.570 m2 in 2010 einen Rückgang von 14,5 % hinzunehmen. Hier verschwindet nach und nach ein in viele Einzelbulte aufgelöster Schilfbestand.  Bei den Anpflanzungen Reiswerder West (122) und Reiswerder (123) musste ebenfalls ein starker Rückgang verzeichnet werden. Die Ursachen sind unklar.  Hingegen hat sich der Gänsewerder (112), bei dem vor 2005 ein Rückgang stattfand, mit einem Zuwachs von über 8 % wieder deutlich erholt.  Auch die spontane Neubesiedlung im Abschnitt WW Tegel (113) entwickelte sich gut.  Insgesamt zeigt sich am Tegeler See ein ähnliches Bild wie an der Oberhavel: große, ausgedehnte Bestände sind stabil oder nehmen zu, während kleinere Bestände, darunter auch einige Anpflanzungen, zum Teil deutliche Rückgangserscheinungen aufweisen.

STADT-WALD-FLUSS 2013 19 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

20,0 18,40 Tegeler See A 18,0 16,0 14,0 12,0 10,0 8,0 5,36 5,46 5,86 6,0 4,70 Röhrichtfläche (ha) 4,0 3,50 2,0 0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

7,0 B 6,0

5,0 Röhricht/Gehölz 4,0 Mischbestände 3,0 Aco/Gly

Fläche (ha) Röhricht (undiff.) 2,0 Ty/Schoe Phr 1,0

0,0 1990 1995 2000 2005 2010 Abb. 5: Entwicklung der Röh­ richtbestände am Tege­ ler See (A), der Anteile 300 1800 der verschiedenen Röh­ C richtarten (B) und Ver­ 250 1500 gleich der Entwicklung der Anzahl der Röhricht- 200 1200 Teilflächen mit der Ent­ wicklung der mittleren 150 900 Teilflächengröße (C). 100 600 Abkürzungen in B: Phr = Phragmites australis, Anzahl Teilflächen 50 300 Aco/Gly = Acorus calamus/ Glyceria maxima,

Ty/Schoe = Typha an­ 0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) gustifolia/latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, undiff. = undifferenziert Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 20 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

 Ca. 1.502 m Uferlänge sind derzeit mit einer Palisade geschützt. Das entspricht 6 % der Gesamtuferlänge des Tegeler Sees von 23.851 m.  In den Abschnitten Gänsewerder, Försterkante Nord, Mitte und Süd erfolgten vor 2005 umfangreiche Pflanzungen durch eine Privatinitiative. Jahr und Umfang der Pflanzungen sind nur überschlägig bekannt.  Die Situation am Tegeler See ist gekennzeichnet durch einerseits gute Zuwächse, ande­ rerseits aber auch Rückgang in Bereichen, die aus Anpflanzungen (insbesondere Typha angustifolia) herrühren. Hier sind die Rückgangsursachen unklar. Insgesamt scheint der Fraßdruck und auch die Freizeitnutzung am Tegeler See im Vergleich zu anderen Ge­ wässern sehr hoch. Die Wasserqualität hat sich hingegen deutlich verbessert, was auch an der Zunahme der Unterwasservegetation zu erkennen ist.

Tab. 3: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Tegeler Sees. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 101 Tegelort 545 522 82 Verlust 102 Schwarzer Weg 30 27 -10,0 Neu 103 Freibad Tegel­ 990 1.149 1.611 1.757 1.773 +0,9 179 see-Nord 104 Försterkante-Süd 598 466 455 857 +88,4 Neu 105 Försterkante- 1.908 2.872 4.044 3.433 3.867 +12,6 203 Mitte 106 Försterkante- 119 95 69 -27,4 Nord 107 Reiherwerder 639 533 495 488 389 -20,3 61 Bucht 108 Reiherwerder 204 1.560 1.865 2.073 2.765 +33,4 1.358 109 Große Malche 1.915 2.183 1.121 1.550 1.571 +1,4 82 110 Seglerkopf 434 404 448 216 156 -27,8 36 111 Tegel 1.656 1.708 1.631 1.691 2.056 +21,6 124 112 Gänsewerder 1.029 4.352 4.414 4.154 4.504 +8,4 438 113 Wasserwerk 27 46 94 +104,3 Neu Tegel 114 Jungfernheide- 3.942 4.646 7.789 9.473 11.222 +18,5 285 Nord 115 Jungfernheide- 4.206 4.480 4.717 3.856 4.409 +14,3 105 Mitte 116 Jungfernheide- 2.174 1.962 2.319 2.405 3.118 +29,6 143 Süd 117 Saatwinkel 858 678 1.166 1.433 1.445 +0,8 169

STADT-WALD-FLUSS 2013 21 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 118 Kleine Malche 456 577 482 348 613 +76,1 134 119 Maienwerder 847 215 40 Verlust 120 Valentinswerder 5.293 5.868 7.003 7.414 7.276 -1,9 137 121 Baumwerder 3.176 4.840 5.331 5.343 4.570 -14,5 144 122 Reiswerder-West 577 812 874 1.118 251 -77,5 43 2000 600 X 123 Reiswerder 250 178 530 382 160 -58,1 64 2000 3.100 X 124 Scharfenberg- 1.452 2.572 2.128 2.696 2.885 +7,0 199 Süd 125 Scharfenberg- 375 428 915 824 843 +2,3 225 West 126 Scharfenberg-Ost 1.881 3.311 3.557 3.338 3.696 +10,7 196 1995 1.685 127 Lindwerder 61 128 Hasselwerder 219 540 399 28 Verlust

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2).

STADT-WALD-FLUSS 2013 22 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.2 Oberhavel/ Niederneuendorfer See

Kartierte Uferstrecke (nur Berliner Gebiet): 31,20 km.

Tab. 4: Veränderung der Röhrichtfläche an der Oberhavel in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren

Oberhavel 1953 1990 1995 2000 2005 2010

Fläche (m2) 124.651 54.760 59.657 52.333 55.828 57.851 % von 1953 100 44 48 42 45 46 % von 1990 100 109 96 102 106 % von 1995 100 88 94 97 % von 2000 100 107 111 % von 2005 100 104

Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

 Seit 2005 erfolgte eine Bestandszunahme um 4 % (= 2.023 m2).  Der Anteil der Kartiereinheit Schilf nahm leicht ab, hingegen kam es zu einer deutlichen Zunahme der Kartiereinheit Röhricht/Gehölz, vermutlich ein Anzeichen dafür, dass land­ seitig die Bestände immer mehr von Strauchweiden, Eschenblättrigem Ahorn u.ä. durch­ wachsen werden. Im Vergleich zum Bestand 1990 ist der Anteil der KE Typha und Acorus deutlich zurückgegangen.  Der Anteil der Kartiereinheit Röhricht undifferenziert liegt im Vergleich zum letzten Aus­ wertungszeitraum relativ hoch.  Die Anzahl der kartierten Teilflächen stieg wieder leicht an, während die mittlere Teilflä­ chengröße etwas abnahm.  An 2 Uferabschnitten ist seit 2005 ein Zuwachs der Röhrichtbestände zu verzeichnen, an 5 Abschnitten sind sie relativ konstant geblieben. An weiteren Abschnitten kam es zu ei­ nem Bestandsrückgang, so z. B. im Bereich Wasserstadt/Salzhof (205). Hier wurden im Kartierzeitraum Baumaßnahmen zur Ufergestaltung durchgeführt, dies muss jedoch nicht für den Rückgang ursächlich sein.  Beim Abschnitt Bürgerablage (210) setzte sich der seit 1995 zu beobachtende Rückgang bis zur völligen Auflösung fort. Dort sind seit 1990 ca. 6.000 m2 Röhricht verschwunden. Grund dafür ist vermutlich die zunehmende starke Beschattung durch hochwachsende Schwarz-Erlen am Ufer. Der Bestand war insgesamt nur schmal ausgeprägt und bestand überwiegend aus Kalmus, Seggen und etwas Typha. An diesem Abschnitt befand sich ei­ ne der ersten Berliner Palisaden von 1978, die jedoch vor ihrem völligen Zerfall entfernt wurde. Da der Standort relativ weit von der Fahrrinne entfernt liegt, wurde keine Notwen­ digkeit gesehen, eine neue Palisade zu errichten.  Auch im Bereich Eiswerder (212) kam es bei der dort vorhandenen kleinen Röhrichtfläche zwischen 2005 und 2010 zum Totalverlust. Dort wurde eine Parkanlage angelegt und Maßnahmen zur Ufergestaltung durchgeführt. Dies muss jedoch nicht ursächlich für den Rückgang sein.

STADT-WALD-FLUSS 2013 23 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

 Im Abschnitt Hakenfelde (209), reduzierte sich der Röhrichtbestand, vorwiegend aus KE Typha bestehend, seit 1990 um 46 %. Die Fläche ist jetzt von Teichrosen bedeckt. Die Ursache für den Bestandsrückgang ist unbekannt. Der Abschnitt ist durch eine schon ziemlich zerfallene Palisade geschützt. Da er jedoch einen großen Abstand zur Fahrrinne aufweist, wurde bei der letzten Bereisung beschlossen, auf eine Instandsetzung zu ver­ zichten. Möglicherweise kommt hier eine Schädigung durch Herbivorie in Frage (zahlrei­ che Kanadagänse, Bisam).  Im Abschnitt Zitadelle (207) konnte 2010 wieder ein kleiner Röhrichtbestand nachgewie­ sen werden, 2005 gab es dort keinen Nachweis. Im Bereich der Zitadellengräben sind je­ doch jeweils nur schmale Röhrichtsäume ausgebildet, so dass diese je nach Sonnenstand und Schattenwurf auch leicht übersehen werden können.  Besonders die Ufer auf Eiswerder und im Abschnitt Wasserstadt Oberhavel/Salzhof eig­ nen sich gut für eine Renaturierung, da hier im Zug der Umwandlung des Gebiets von In­ dustrieflächen und Brachen Parkanlagen angelegt wurden.  Ca. 640 m Uferlänge sind derzeit mit einer Palisade geschützt. Das entspricht 2 % der Gesamtuferlänge der Oberhavel von 29.464 m.  Im Berichtszeitraum wurden keine Maßnahmen durchgeführt.  Die Situation an der Oberhavel ist insgesamt relativ stabil. Vergleicht man die Entwicklung im gesamten Beobachtungszeitraum von 1990 bis 2010, so zeigt sich, dass vor dies vor allem an einigen größeren Beständen (>2000 m2) liegt, die stabil blieben bzw. Zuwachs zeigten, während kleinerer Bestände entweder stark schwankten bzw. deutlich zurückgin­ gen. Einige Klein-Flächen verschwanden auch völlig.  Insgesamt sind an der Oberhavel die meisten Uferabschnitte durch landseitige Bebauung und zahlreiche Einzelstege und Steganlagen eingeschränkt. Es gibt kaum noch natürliche Land-Wasser-Übergänge. Dies sind letztlich schlechte Voraussetzungen für stabile Röh­ richtbestände.

STADT-WALD-FLUSS 2013 24 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

14,0 12,47 Oberhavel A 12,0

10,0

8,0

5,97 5,78 6,0 5,48 5,23 5,58

Röhrichtfläche (ha) (ha) Röhrichtfläche 4,0

2,0

0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

7,0 B 6,0

5,0 Röhricht/Gehölz 4,0 Mischbestände Aco/Gly 3,0 Röhricht (undiff.) Fläche (ha) Ty/Schoe 2,0 Phr

1,0

0,0 1990 1995 2000 2005 2010

Abb. 6: Entwicklung der Röh­ richtbestände an der 350 1000 Oberhavel (A), der An­ C 300 teile der verschiedenen 800 Röhrichtarten (B) und 250 Vergleich der Entwick­ lung der Anzahl der Röh­ 200 600 richt-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren 150 400 Teilflächengröße (C). 100

Abkürzungen in B: Anzahl Teilflächen 200 Phr = Phragmites australis, 50 Aco/Gly = Acorus calamus/ Glyceria maxima, 0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha angusti­ folia / latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, undiff. = undifferenziert Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 25 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Tab. 5: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten der Oberhavel/Niederneuendorfer See. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in Jahr Anzahl Schüt­ (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Pflan­ tung 2005 1990 zen* 201 Niederneuendor­ 19.463 18.648 16.615 18.278 19.273 +5,4 99 fer See 202 Sandhauser Str. 4.472 5.556 5.765 5.297 5.437 +2,6 122 203 Sandhauser 8.370 8.151 8.242 8.257 8.283 +03 99 Bucht 204 Konradshöhe 3.316 6.016 3.298 4.618 4.766 +3,2 144 205 Wasserstadt 1.012 591 244 301 253 -15,9 25 O.havel/Salzhof 206 Krienicke/östlich. 6.539 7.459 8.137 9.306 9.230 -0,8 141 Zitadellengraben 207 Zitadelle 222 84 45 20 208 Spandau-Neu­ 399 696 497 484 468 -3,3 117 2002 5.520 X stadt 209 Hakenfelde 2.191 3.231 2.252 1.339 1.182 -11,7 54 210 Bürgerablage 1.883 1.767 867 154 0 -100,0 Verlust 211 Heiligensee 6.715 7.507 6.288 7.793 8.914 +14,4 133 212 Eiswerder 181 35 44 Verlust 213 Pionierinsel 214 Kleiner Wall 215 Großer Wall

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2).

STADT-WALD-FLUSS 2013 26 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.3 Unterhavel (ohne Wannsee, Stölpchensee, Pohlesee und Grieb­ nitzsee)

Kartierte Uferstrecke inkl. Inseln ohne Wannsee, Stölpchensee, Pohlesee und Griebnitzsee (nur Berliner Gebiet): 48,003 km. Tab. 6: Veränderung der Röhrichtfläche an der Unterhavel in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren

Unterhavel 1953 1990 1995 2000 2005 2010 Fläche (m²) 590.033 241.008 284.816 290.135 324.835 322.735 % von 1953 100 41 48 49 55 55 % von 1990 100 118 120 135 134 % von 1995 100 102 114 113 % von 2000 100 112 111 % von 2005 100 99

Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

 Seit 2005 erfolgte ein Bestandsrückgang um 1 % (= -2.100 m2). Der Anteil der KE Schilf nahm leicht ab, während der Anteil der KE Röhricht/Gehölz dafür zunahm. Die übrigen KE blieben weitgehend gleich.  Die Anzahl der kartierten Teilflächen nahm im Beobachtungszeitraum wieder zu, während die mittlere Teilflächengröße leicht abnahm, was eher für eine geringere Stabilität der Be­ stände spricht.  Von 69 Uferabschnitten weisen 24 einen tw. erheblichen Zuwachs auf. 13 Bestände blie­ ben innerhalb der 5 %-Grenze mehr oder weniger konstant.  21 überwiegend naturnahe Abschnitte weisen seit 2005 einen tw. deutlichen Rückgang auf, darunter befinden sich z. B. die beiden großen Abschnitte Pfaueninsel West (366) und Schwanwerder West (362) mit Flächen über 16.000 m2. Beide sind nicht durch Wel­ lenbrecher geschützt. Ihre derzeitige Flächengröße liegt jedoch noch immer über dem Wert von 1990. Die Ursachen für den Rückgang sind unklar. Beide Bestände sind west­ exponiert und insbesondere der Abschnitt 362 liegt im unmittelbaren Einflussbereich der stark frequentierten Fahrrinne zum Wannsee. Bei einem weiteren Rückgang sollte hier der Bau einer Palisade erwogen werden.  Auffällig ist auch der Rückgang der relativ kleinen Bestände im Stößensee, einem intensiv genutzten Wassersportrevier. Die Bestände liegen dort zum größten Teil innerhalb von Steganlagen.  Bei den Neuanpflanzungen auf den Inseln Imchen (364) und Kälberwerder (363) ist nach anfänglich gutem Zuwachs ein Totalverlust zu verzeichnen. Anhand der Luftbilder lässt sich hier trotz der Palisaden ein deutlicher Abtrag der Sandschüttungen erkennen.  Insgesamt ist die Entwicklung an der Unterhavel durch zahlreiche Bestandsveränderun­ gen gekennzeichnet. Rückgangserscheinung sind vor allem bei kleineren Beständen und bereits seit längerem bultförmig aufgelösten Beständen, wie z. B. Grunewaldturm Nord (314) und Gr. Steinlanke Nord (322) zu beobachten.

STADT-WALD-FLUSS 2013 27 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

 An zahlreichen Abschnitten gibt es jedoch auch deutliche Zuwächse, die entweder durch Anpflanzungen oder spontane Zuwächse hervorgerufen wurden. Insbesondere Flächen mit älteren Anpflanzungen, wie z. B. der Abschnitt 315 (Grunewaldturm Süd) und 316 (Lieper Bucht Ecke) entwickeln sich nach wie vor gut. Betrachtet man die Veränderungen seit 1990, so ist festzustellen, dass die Bestandsgrößen zwar schwanken, aber deutlich (+34 %) über den Werten von 1990 liegen.  Ca. 11.719 m Uferlänge sind derzeit mit einer Palisade geschützt. Das entspricht 24 % der Gesamtuferlänge der Unterhavel von 48.206 m.  Im Bereich des Abschnitts 347 (Wasserwerk Kladow) erfolgte 2011 eine Neuanpflanzung. Diese ist in der Luftbildauswertung noch nicht enthalten.  Die Unterhavel weist im Berliner Vergleich noch einen hohen Anteil naturnaher oder nicht verbauter Ufer auf. Es gibt hier noch zahlreiche Abschnitte mit gut ausgebildeten Land­ Wasser-Übergängen und landseitigen Röhrichten. An vielen Bereichen, insbesondere am Jungfernsee, ist eine Zunahme der Unterwasservegetation zu beobachten, was auf eine Verbesserung der Wasserqualität hinweist. Allerdings tritt inzwischen in den Sommermo­ naten, insbesondere an den westexponierten Ufern, häufig eine massive Blaualgenblüte auf, deren mögliche Auswirkungen auf die Röhrichte Anlass zur Besorgnis geben (siehe dazu Kap. 10.4.2).  Trotz des leichten Rückgangs zwischen 2005 und 2010 um 1 % kann die Situation an der Unterhavel insgesamt noch als stabil bezeichnet werden. Vergleicht man die Entwicklung mit 1990, so hat seitdem die Röhrichtfläche um 34 % zugenommen. Diese Zunahme wur­ de durch zahlreiche, auch schon ältere Anpflanzungen und die Wellenschutzmaßnahmen gestützt. Es gibt aber auch zahlreiche Abschnitte tw. mit Wellenschutz, wo sich die Röh­ richte ohne Anpflanzungen wieder ausbreiten. Allerdings ist auch die Tendenz zu erken­ nen, dass isolierte kleinere Bestände völlig verschwinden. Die Entwicklung der großen ungeschützten Bestände auf der Pfaueninsel und der Halbinsel Schwanwerder sollte be­ obachtet werden.

STADT-WALD-FLUSS 2013 28 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

70,0 Unterhavel A 59,00 60,0

50,0

40,0 32,48 32,27 28,48 29,01 30,0 24,10

Röhrichtfläche (ha) 20,0

10,0

0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

35,0 B 30,0

25,0 Röhricht/Gehölz 20,0 Mischbestände Aco/Gly 15,0 Röhricht (undiff.)

Fläche (ha) Ty/Schoe 10,0 Phr

5,0

0,0 1990 1995 2000 2005 2010 Abb. 7: Entwicklung der Röh­ richtbestände an der 1000 Unterhavel (A), der An­ teile der verschiedenen C 1800 Röhrichtarten (B) und 800 1500 Vergleich der Entwick­ lung der Anzahl der Röh­ 600 1200 richt-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren 900 Teilflächengröße (C). 400 600 Abkürzungen in B: Anzahl Teilflächen 200 Phr = Phragmites australis, 300 Aco/Gly = Acorus calamus/ Glyceria maxima,

0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ gustifolia/latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, undiff. = undifferenziert Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) wegen Beschattung. 

STADT-WALD-FLUSS 2013 29 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Tab. 7: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten der Unterhavel (ohne Wannsee). Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen*

301 Pichelswerder 302 Stößensee-West 199 138 43 -68,8 Verlust 303 Stößensee-Nord 254 87 238 711 222 -68,8 88 304 Stößensee-Ost 2.484 3.415 4.127 4.413 4.184 -5,2 168 305 Alte Liebe 8.534 9.050 9.458 10.646 12.209 +14,7 143 2002 1.600 X 306 Jürgenlanke- 414 576 652 576 805 +39,8 194 Nord 307 Jürgenlanke-Süd 308 Jürgenlanke- 579 623 684 524 207 -60,5 36 1997 3.402 X West 309 Schildhorn 1.274 1.698 3.406 4.441 3.864 -13,0 303 1999 2.500 X 310 Kuhhorn-Nord 1.559 1.468 2.882 4.035 4.664 +15,6 299 1997 5.123 X 311 Kuhhorn-Mitte 3.779 4.025 3.574 3.995 2.204 -44,8 58 312 Kuhhorn-Süd 50 116 394 630 662 +5,1 1.330 2000 3.354 X 313 Dachsgrund 752 1.001 1.492 1.801 1.964 +9,1 261 314 Grunewaldturm- 3.015 4.289 4.180 3.276 2.154 -34,2 71 Nord 315 Grunewaldturm- 7.369 8.730 8.243 11.477 12.430 +8,3 169 1997 3.402 X Süd 2000 3.500 X 316 Lieper Bucht- 3.087 3.273 2.556 2.695 3.334 +23,7 108 Ecke 317 Lieper Bucht- 390 619 686 666 809 +21,5 207 Nord 318 Lieper Bucht 1.314 3.070 1.452 1.350 1.445 +7,0 110 319 Kleine Steinlanke 4.071 5.582 5.095 7.278 8.113 +11,5 199 320 Kleine Steinlanke 2.681 2.758 2.462 1.410 3.187 +126,0 119 1999 3.500 X Horn 321 Radfahrerwiese 161 108 -32,9 Neu 322 Große Stein­ 6.747 7.858 5.215 4.035 3.501 -13,2 52 lanke-Nord 323 Große Steinlan­ 6.792 7.881 7.398 7.822 8.185 +4,6 121 ke-Süd 324 Großes Fenster 325 Klare Lanke 679 243 817 1.054 +29,0 Neu 1997 5.333 X 1998 7.000 X

STADT-WALD-FLUSS 2013 30 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 331 Heckeshorn 4.117 5.242 7.563 10.547 8.900 -15,6 216 332 Großes Tiefehorn 50.981 53.354 51.836 52.493 50.043 -4,7 98 333 Alter Hof-Ost 6.987 9.094 7.554 9.483 9.133 -3,7 131 334 Alter Hof-West 1.818 4.606 3.525 6.426 7.544 +17,4 415 335 Jagen 97­ 644 742 882 611 711 +16,4 110 Steilufer 336 Jagen 100 11.434 13.400 13.223 15.241 15.778 +3,5 138 337 Nikolskoe 651 3.269 2.165 4.359 4.675 +7,2 719 338 Appelhorn 1.426 1.035 2.502 1.750 -30,1 Neu 2002 14.280 X 339 Moorlake 181 132 619 800 934 +16,8 516 1999 1.350 X 340 Krughorn-Süd 5.230 8.220 8.790 10.899 11.419 +4,8 218 1999 2.100 X 341 Klein Glienicke 12.365 18.201 19.995 23.356 23.562 +0,9 191 1995 4.000 X 342 Jagdschloß 174 261 249 196 344 +75,5 198 Glienicke 343 Brüningslinden 4.524 5.882 6.842 7.317 6.642 -9,2 147 344 Quastenhorn 3.666 3.967 4.075 4.763 4.669 -2,0 127 345 Imchenallee 92 147 870 1.085 1.006 -7,3 1.093 1995 2.585 X 1999 3.960 X 346 Imchenplatz 347 Wasserwerk 1.633 2.050 4.008 4.519 3.540 -21,7 217 1999 7.100 X Kladow 348 Gutspark Kladow 1.923 2.780 3.376 3.790 3.464 -8,6 180 vor 1990 349 Havelkasino 707 1.204 3.595 5.302 6.973 +31,5 986 1996 1.100 X 1998 6.684 X 1999 7.100 X 350 Breitehorn 1.379 1.626 2.639 3.304 4.198 +27,1 304 351 Hohengatow 423 774 993 1.185 2.702 +128,0 638 352 Havelmaten 50 153 436 93 81 -12,9 162 353 Gatow 1.550 1.379 1.833 1.760 1.794 +1,9 116 354 LSG Gatow-Nord 494 201 821 919 902 -1,8 182 1996 1.700 X 355 Jachtclub Gatow 706 377 738 1.052 1.451 +37,9 206 356 Scharfe Lanke 2.672 2.170 2.453 3.043 3.019 -0,8 113 357 Gemünd-West 7.734 7.788 7.264 7.476 7.246 -3,1 94 358 Gemünd-Ost 6.848 6.999 7.345 6.957 6.815 -2,0 100 359 Pichelsee 2 360 Lindwerder 49 288 145 146 0,7 299 361 Schwanenwer- 483 541 640 704 355 -49,6 73 der-Ost

STADT-WALD-FLUSS 2013 31 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 362 Schwanenwer­ 15.608 16.163 15.917 16.901 16.165 -4,4 104 der-West 363 NSG Imchen 311 316 -100 1999 9.600 X 364 Kälberwerder 669 -100 2002 8.300 X 365 Pfaueninsel-Süd 366 Pfaueninsel-West 15.729 19.347 18.641 19.379 16.381 -15,5 104 367 Parschenkessel 8.653 9.832 8.664 9.350 9.172 -1,9 106 368 Pfaueninsel-Nord 4.039 4.499 3.723 3.537 4.521 27,8 112 369 Pfaueninsel-Ost 12.319 12.195 12.590 11.459 11.352 -0,9 92

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2).

STADT-WALD-FLUSS 2013 32 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.4 Großer Wannsee

Kartierte Uferstrecke: 6,058 km., 282 ha,

Tab. 8: Veränderung der Röhrichtfläche am Gr. Wannsee in m² und prozentual zu unterschiedli­ chen Bezugsjahren

Wannsee 1953 1990 1995 2000 2005 2010 Fläche (m²) 17.024 1.925 3.846 2.807 4.006 5.592

% von 1953 100 11 23 16 24 33 % von 1990 100 200 146 208 290 % von 1995 100 73 104 145 % von 2000 100 143 199 % von 2005 100 140

Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

 Seit 2005 erfolgte eine Bestandszunahme um 40 % (= 1.586 m2). Obwohl der Wannsee zu den flächenmäßig größeren Seen gehört, ist die Röhrichtausstattung aufgrund der weitgehend verbauten Ufer im Vergleich zu anderen Gewässern nur minimal, die pro­ zentuale Zunahme ist jedoch im Vergleich mit andern Gewässern erheblich.  Der Anteil der KE Schilf nahm deutlich zu. Eine Zunahme war auch bei der KE Typha und KE Mischbestände zu verzeichnen.  Die Anzahl der kartierten Teilflächen erhöhte sich wiederum deutlich, während die mittlere Teilflächengröße in etwa gleich blieb.  Von 5 Uferabschnitten weisen 4 einen tw. erheblichen Zuwachs bei allerdings geringer Ausgangsflächengröße auf. Lediglich im Abschnitt Strandbad (327) erfuhr die im letzten Beobachtungszeitraum erfasste spontane Neubesiedlung wieder einen Rückgang. Die Ursache dafür ist unbekannt. Die Fläche findet sich im Bereich eines stark frequentierten Badestrands.  Am Wannsee gibt es keine Wellenschutzmaßnahmen, die Ufer sind zum großen Teil mit Mauern und Spundwänden verbaut. Er weist jedoch zahlreiche ausgedehnte Flachwas­ serzonen auf, die für Röhricht geeignet wären. Eine Röhrichtanpflanzung erfolgte um 1990 herum im Bereich der Einmündung des Kleinen Wannsees. Diese hat sich bis heute gut entwickelt.  Da der Wannsee intensiv als Wassersportrevier genutzt wird und die Ufer intensiv verbaut und überwiegend in Privatbesitz sind, ergeben sich nur wenige Möglichkeiten zur Aus­ weitung der Röhrichtbestände.

STADT-WALD-FLUSS 2013 33 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

2,0 Wannsee A 1,8 1,70 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,56 0,6 Röhrichtfläche (ha) 0,38 0,40 0,4 0,28 0,19 0,2 0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

0,60 B 0,50

0,40 Röhricht/Gehölz Mischbestände 0,30 Aco/Gly Röhricht (undiff.) Fläche (ha) 0,20 Ty/Schoe Phr 0,10

0,00 1990 1995 2000 2005 2010 Abb. 8: Entwicklung der Röh­ richtbestände am Gr. 30 1000 Wannsee (A), der Anteile der verschiedenen Röh­ C richtarten (B) und Ver­ 25 800 gleich der Entwicklung 20 der Anzahl der Röhricht- 600 Teilflächen mit der Ent­ wicklung der mittleren 15 Teilflächengröße (C). 400 10

Abkürzungen in B: Anzahl Teilflächen 200 Phr = Phragmites australis, 5 Aco/Gly = Acorus calamus/

Glyceria maxima, 0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 gustifolia/latifolia und/oder Schoenoplectus lacustris, Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) undiff. = undifferenziert wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 34 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Tab. 9: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Gr. Wannsees. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in Jahr Anzahl Schüt­ (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von 2005 1990 Pflan­ tung zen* 326 Brücke Wann­ 657 1.006 977 1.110 1.378 +24,1 210 seebadweg 327 Strandbad 74 50 -32,4 Neu 328 Gammlerstrand 639 987 1.044 1.401 2.095 +49,5 328 329 Großer Wann- 479 623 556 766 1.073 +40,1 224 see-Ost 330 Großer Wann­ 150 1.231 229 655 996 +52,1 662 see-West

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2).

STADT-WALD-FLUSS 2013 35 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.5 Griebnitzsee

Kartierte Uferstrecke (nur Berlin): 4,109 km.

Tab. 10: Veränderung der Röhrichtfläche am Griebnitzsee in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren

Griebnitzsee 1953 1990 1995 2000 2005 2010

Fläche (m²) 10.765 1.248 620 2.559 7.193 7.266 % von 1953 100 12 6 24 67 67 % von 1990 100 50 205 576 582 % von 1995 100 413 1160 1172 % von 2000 100 281 284 % von 2005 100 101

Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

Tab. 11: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten am Griebnitzsee. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 370 Griebnitzsee­ 959 118 2.492 5.891 6.074 +3,1 633 1997 3.000 X Nord 2000 18.907 X 2002 6.720 X 371 Bäkewiese 289 502 68 1.302 1.192 -8,4 413 2001 4.256 X

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2).

STADT-WALD-FLUSS 2013 36 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

1,2 1,08 Griebnitzsee A 1,0

0,8 0,72 0,73

0,6

0,4

Röhrichtfläche (ha) 0,26

0,2 0,12 0,06 0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

0,80 B 0,70

0,60

0,50 Röhricht/Gehölz Mischbestände 0,40 Aco/Gly Röhricht (undiff.)

Fläche (ha) 0,30 Ty/Schoe 0,20 Phr

0,10

0,00 1990 1995 2000 2005 2010 Abb. 9: Entwicklung der Röh­ richtbestände am Grieb­ 30 1000 nitzsee (A), der Anteile der verschiedenen Röh­ C richtarten (B) und Ver­ 800 gleich der Entwicklung 20 der Anzahl der Röhricht-­ 600 Teilflächen mit der Ent­ wicklung der mittleren Teilflächengröße (C). 400 10

Abkürzungen in B: Anzahl Teilflächen 200 Phr = Phragmites australis, Aco/Gly = Acorus calamus/

Glyceria maxima, 0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 gustifolia/latifolia und/oder Schoenoplectus lacustris, Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) undiff. = undifferenziert wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 37 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

 Seit 2005 erfolgte eine Bestandszunahme um 1 % (= 73 m2).  Die Anzahl der kartierten Teilflächen und die mittlere Teilflächengröße blieben relativ kon­ stant. Dies deutet auf eher stabile Verhältnisse hin.  Zwischen 2005 und 2010 reduzierte sich der Anteil der KE Schilf und der KE Acorus/Gly­ ceria. Hingegen nahm die KE Mischbestände deutlich zu. KE Röhricht/Gehölz wurde nicht mehr kartiert.  Da die KE Röhricht undifferenziert deutlich größer als 2005 war, ist anzunehmen, dass diese drastischen Veränderungen eher auf luftbildbedingte Schwierigkeiten bei der Aus­ wertung hindeuten, als auf einen tatsächlichen Bestandswandel.  Während die gepflanzten Bestände am Nordufer weiter, wenn auch nur geringfügig zu­ nahmen, kam es an der Bäkewiese (371) ohne Schutz und ohne Anpflanzungen zum Rückgang um 8,4 %.  Ca. 1.119 m Uferlänge sind derzeit mit einer Palisade geschützt. Das entspricht 27 % der untersuchten Uferlänge des Griebnitzsees von 4.105 m.  Die Wasserqualität des Griebnitzsees wird durch den Teltowkanal beeinflusst, der im Ver­ gleich zur Unterhavel eine deutlich schlechtere Wasserqualität aufweist.  Der Griebnitzsee ist ein relativ langgestreckter steilschaariger Rinnensee, durch den die Frachtschifffahrrinne zum Teltowkanal verläuft. Das zu Berlin gehörige nordöstliche Ufer ist aber relativ naturnah und weist einen weitgehend ungestörten Land-Wasser-Übergang auf. Einige wenige vorspringende Geländepunkte sind zusätzlich mit einer Steinschüttung geschützt. Um 1995 war der Röhrichtbestand auf einem Tiefpunkt. Seitdem gelang es durch Anpflanzungen und Wellenschutzmaßnahmen den Bestand von 0,06 ha auf 0,73 ha zu vergrößern. Weitere Uferabschnitte können noch renaturiert werden.

STADT-WALD-FLUSS 2013 38 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.6 Stölpchensee/Pohlesee

Untersuchte Uferlänge 4,075 km.

Tab. 12: Veränderung der Röhrichtfläche an Pohle- und Stölpchensee in m² und prozentual zu unterschiedlichen Bezugsjahren

Stölpchensee/ 1953 1990 1995 2000 2005 2010 Pohlesee

Fläche (m²) 11.565 626 186 513 2.781 3.174 % von 1953* 100 5 2 4 24 27 % von 1990 100 30 82 444 507 % von 1995 100 276 1495 1706 % von 2000 100 542 619 % von 2005 100 114

Berlin Gesamt* 100 37 42 41 44 46

Tab. 13: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten von Stölpchensee und Pohlesee. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 2005, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 380 Stölpchensee 223 186 295 808 1.044 +29,2 468 381 Pohlesee 403 218 1.973 2.130 +8,0 529 2001 600 X

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2).

STADT-WALD-FLUSS 2013 39 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

1,4 Stölpchensee/Pohlesee A 1,2 1,16

1,0

0,8

0,6

Röhrichtfläche (ha) 0,4 0,32 0,28 0,2 0,06 0,02 0,05 0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

0,35 B 0,30

0,25 Röhricht/Gehölz 0,20 Mischbestände Aco/Gly 0,15 Röhricht (undiff.) Fläche (ha) Ty/Schoe 0,10 Phr

0,05

0,00 Abb. 10: 1990 1995 2000 2005 2010 Entwicklung der Röh­ richtbestände an Stölp­ chensee und Pohlesee (A), der Anteile der ver­ 20 800 schiedenen Röhrichtar­ C ten (B) und Vergleich der Entwicklung der Anzahl 15 600 der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mittleren Teilflächengrö­ 10 400 ße (C).

Abkürzungen in B: 5 200 Phr = Phragmites australis, Anzahl Teilflächen Aco/Gly = Acorus calamus/ Glyceria maxima,

0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ gustifolia/latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) undiff. = undifferenziert wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 40 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

 Seit 2005 erfolgte eine Bestandszunahme um 14 % (= 393 m2).  Der Anteil der KE Schilf vergrößerte sich erheblich, ebenfalls der Anteil der KE Mischbe­ stände. Verschwunden ist die KE Typha.  Im Vergleich zur Auswertung 2005 ist die KE Röhricht undifferenziert deutlich geringer geworden.  Die Anzahl der kartierten Teilflächen erhöhte sich nochmals erheblich, die mittlere Teilflä­ chengröße blieb hingegen konstant.  Beide Uferabschnitte weisen auch 2010 einen tw. erheblichen Zuwachs bei allerdings geringer Flächengröße auf.  Am Pohlesee sind 233 m Uferlänge durch Wellenbrecher geschützt.  Die Wasserqualität von Pohle- und Stölpchensee wird ebenfalls durch den Teltowkanal beeinflusst, der im Vergleich zur Unterhavel eine deutlich schlechtere Wasserqualität auf­ weist.  Beide Gewässer weisen noch einige Abschnitte mit naturnahen Ufern auf, ansonsten sind diese überwiegend verbaut. 1995 war dort das Röhricht ähnlich wie am Griebnitzsee auf einem Tiefpunkt. Durch Anpflanzungen und den Bau eines Wellenbrechers am Pohlesee gelang es, den Bestand von 0,02 ha auf 0,32 ha zu steigern. Weitere kleinere Uferflächen können noch renaturiert werden.

STADT-WALD-FLUSS 2013 41 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.7 Grunewaldsee

Kartierte Uferstrecke: 2,59 km.

Tab. 14: Veränderung der Röhrichtfläche am Grunewaldsee in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren

Grunewaldsee 1953 1990 1995 2000 2005 2010

Fläche (m²) 9.257 7.652 9.301 8.354 12.586 13.281 % von 1953 100 83 100 90 136 143 % von 1990 100 122 109 164 174 % von 1995 100 90 135 143 % von 2000 100 151 159 % von 2005 100 106

Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

 Seit 2005 erfolgte eine Bestandszunahme um 6 % (= 695 m2). Nach einigen stärkeren Schwankungen beträgt der Bestand nunmehr 143 % des Ausgangsbestands von 1953  Bei den einzelnen Kartierungseinheiten haben sich starke Veränderungen ergeben. Der Anteil der KE Schilf nahm deutlich zu. Die KE Typha ist völlig verschwunden. Auch die KE Mischbestände hat abgenommen, in dieser ist vermutlich aber noch Typha enthalten. Et­ was zugenommen hat auch die KE Röhricht/Gehölze. Damit wurden die vorher domi­ nierenden Rohrkolbenbestände weitgehend durch Schilf verdrängt.  Die KE Röhricht undifferenziert ist im Vergleich zur letzten Auswertung wieder deutlich geschrumpft.  Die Anzahl der kartierten Teilflächen und die mittlere Teilflächengröße blieben relativ kon­ stant.  Der stark genutzte Abschnitt Grunewaldsee Ost (401) und der naturnahe Abschnitt „NSG Grunewaldsee“ (403) haben einen weiteren Zuwachs aufzuweisen, während beim Ab­ schnitt Grunewaldsee West (402) ein Rückgang um 13,9 % zu verzeichnen war.  Aufgrund der nicht erlaubten Motorboote werden keine Wellenschutzmaßnahmen benö­ tigt.  Der Grunewaldsee war in der Vergangenheit hoch eutroph, große Teile der Ufer mit Aus­ nahme des NSG waren durch Badenutzung und Hundeauslauf stark devastiert und bis auf den nordöstlichen Abschnitt so gut wie röhrichtfrei. Inzwischen hat sich die Wasser­ qualität deutlich gebessert und durch zahlreiche ältere Anpflanzungen vor 1990 gelang es, die Röhrichbestände fast zu verdoppeln. Die Anpflanzungen mussten hier vor allem landseitig durch Zäune vor Vertritt geschützt werden. Weitere Uferabschnitte können noch renaturiert werden. Vor allem ist eine deutliche Verbesserung des Uferzustands im Be­ reich des Hundeauslaufgebiets notwendig.

STADT-WALD-FLUSS 2013 42 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

2,5 Grunewaldsee A

2,0

1,5 1,33 1,26

0,93 0,93 1,0 0,84 0,77 Röhrichtfläche (ha) 0,5

0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

1,4 B 1,2

1,0 Röhricht/Gehölz 0,8 Mischbestände Aco/Gly 0,6 Röhricht (undiff.) Fläche (ha) Ty/Schoe 0,4 Phr

0,2

0,0 1990 1995 2000 2005 2010 Abb. 11: Entwicklung der Röh­ richtbestände am Gru­ 40 1000 newaldsee (A), der An­ C teile der verschiedenen 800 Röhrichtarten (B) und 30 Vergleich der Entwick­ lung der Anzahl der Röh­ 600 richt-Teilflächen mit der 20 Entwicklung der mittleren Teilflächengröße (C). 400

10 Abkürzungen in B: Anzahl Teilflächen 200 Phr = Phragmites australis, Aco/Gly = Acorus calamus/

Glyceria maxima, 0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ gustifolia/latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) undiff. = undifferenziert wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 43 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Tab. 15: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Grunewaldsees. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 401 Grunewaldsee- 1.145 1.125 1.134 2.159 2.880 +33,4 251 Ost 402 Grunewaldsee- 3.404 4.081 3.296 5.094 4.384 -13,9 129 West 403 NSG Grune­ 3.102 4.094 3.924 5.333 6.017 +12,8 194 waldsee

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2).

STADT-WALD-FLUSS 2013 44 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.8 Krumme Lanke

Kartierte Uferstrecke: 2,576 km.

Tab. 16: Veränderung der Röhrichtfläche an der Krummen Lanke in m² und prozentual zu unter­ schiedlichen Bezugsjahren

Krumme Lanke 1953 1990 1995 2000 2005 2010

Fläche (m2) 11.865 252 1.349 1.563 1.484 3.720 % von 1953 100 2 11 13 13 31 % von 1990 100 535 620 589 1476 % von 1995 100 116 110 276 % von 2000 100 95 238 % von 2005 100 251

Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

Tab. 17: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten der Krummen Lanke. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 404 Krumme Lanke- 252 1.349 1.563 1.484 3.720 +150,7 1.475 1995 2.000 X West 2000 3.500 X 405 Krumme Lanke- Ost

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2).

STADT-WALD-FLUSS 2013 45 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

1,4 Krumme Lanke A 1,19 1,2

1,0

0,8

0,6

0,37

Röhrichtfläche (ha) 0,4

0,2 0,13 0,16 0,15 0,03 0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

0,40 B 0,35

0,30

0,25 Röhricht/Gehölz Mischbestände 0,20 Aco/Gly Röhricht (undiff.)

Fläche (ha) 0,15 Ty/Schoe 0,10 Phr

0,05

0,00 Abb. 12: 1990 1995 2000 2005 2010 Entwicklung der Röh­ richtbestände an der Krummen Lanke (A), der 25 1000 Anteile der verschiede­ C nen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Ent­ 20 800 wicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit 15 600 der Entwicklung der mitt­ leren Teilflächengröße 10 400 (C).

Abkürzungen in B: Anzahl Teilflächen 5 200 Phr = Phragmites australis, Aco/Gly = Acorus calamus/ Glyceria maxima, 0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 gustifolia/latifolia und/oder Schoenoplectus lacustris, Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) undiff. = undifferenziert wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 46 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

 Die Bestände an der Krummen Lanke sind ausschließlich aus Anpflanzungen hervorge­ gangen. Seit 2005 erfolgte eine erhebliche Bestandszunahme um 151 % (= 2.236 m2). Die weitgehend kontinuierliche Bestandszunahme seit 1990 ist sehr beachtenswert.  Der Zuwachs geht fast ausschließlich auf das Konto der KE Schilf. Leicht erhöht hat sich auch der Anteil der KE Typha. Die KE Mischbestände ist mit einem Anteil von ca. 10 % wieder neu vorhanden.  Die Anzahl der kartierten Teilflächen nahm deutlich zu, während sich die mittlere Teilflä­ chengröße nur leicht erhöhte.  Im Abschnitt 404 erfolgt ein erheblicher Zuwachs trotz intensiver Badenutzung.  Am Gewässer gibt es aufgrund der nicht erlaubten Motorboote keine Wellenschutzmaß­ nahmen.  Die Krumme Lanke war ähnlich wie Grundwaldsee und Schlachtensee in der Vergangen­ heit hoch eutroph, große Teile der Ufer waren vor allem durch eine intensive Bade- und Freizeitnutzung stark devastiert und so gut wie röhrichtfrei. Inzwischen hat sich die Was­ serqualität deutlich gebessert.  1995 und 2000 wurden im Abschnitt 404 Krumme Lanke West Röhrichtanpflanzungen vorgenommen, die sich bis heute sehr gut entwickelt haben. Die Anpflanzungen mussten landseitig durch Zäune vor Vertritt geschützt werden. Weitere Uferabschnitte können noch renaturiert werden.

STADT-WALD-FLUSS 2013 47 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.9 Schlachtensee

Kartierte Uferstrecke: 5,381 km.

Tab. 18: Veränderung der Röhrichtfläche am Schlachtensee in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren

Schlachtensee 1953 1990 1995 2000 2005 2010

Fläche (m²) 23.600 362 1.749 4.266 6.390 8.815 % von 1953 100 2 7 18 27 37 % von 1990 100 483 1.178 1.765 2.435 % von 1995 100 244 365 504 % von 2000 100 150 207 % von 2005 100 138

% Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

Tab. 19: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten am Schlachtensee. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 406 Schlachtensee­ 261 1.749 4.012 5.612 7.816 +39,3 2.992 1995 3.250 X Nord 2000 5.210 X 2001 3.760 X 407 Schlachtensee- 101 255 777 999 +28,6 987 2000 1.250 X Süd

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2 ).

STADT-WALD-FLUSS 2013 48 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

2,8 Schlachtensee A 2,36 2,4

2,0

1,6

1,2 0,88

Röhrichtfläche (ha) 0,8 0,64 0,43 0,4 0,17 0,04 0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

1,0 B 0,9 0,8 0,7 Röhricht/Gehölz 0,6 Mischbestände 0,5 Aco/Gly 0,4 Röhricht (undiff.) Fläche (ha) Ty/Schoe 0,3 Phr 0,2 0,1 0,0 Abb. 13: 1990 1995 2000 2005 2010 Entwicklung der Röh­ richtbestände am Schlachtensee (A), der 40 800 Anteile der verschiede­ C nen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Ent­ 30 600 wicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit der Entwicklung der mitt­ 20 400 leren Teilflächengröße (C).

10 200 Abkürzungen in B: Anzahl Teilflächen Phr = Phragmites australis, Aco/Gly = Acorus calamus/

Glyceria maxima, 0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 gustifolia/latifolia und/oder Schoenoplectus lacustris, Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) undiff. = undifferenziert wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 49 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

 Die Röhrichte am Schlachtensee gingen fast ausschließlich aus Anpflanzungen hervor. Seit 2005 erfolgte eine Bestandszunahme um 38 % (= 2.425 m2 ).  Der Anteil der KE Schilf nahm weiter zu und dominiert inzwischen die Ufer. Es ist lediglich noch ein geringer Anteil der KE Mischbestände vorhanden.  Die Anzahl der kartierten Teilflächen blieb weitgehend gleich, während sich die mittlere Teilflächengröße deutlich erhöht hat. Dies spricht für einen eher stabilen Bestandstrend.  Am Schlachtensee gibt es aufgrund der nicht erlaubten Motorboote keine Wellenschutz­ maßnahmen.  Ebenso wie Grunewaldsee und Krumme Lanke war der Schlachtensee in der Vergangen­ heit hoch eutroph, große Teile der Ufer waren durch Baden- und Freizeitnutzung stark de­ vastiert und so gut wie röhrichtfrei. Inzwischen hat sich die Wasserqualität deutlich gebes­ sert und durch mehrere Anpflanzungen zwischen 1995 und 2001 gelang es, die Röhrich­ bestände deutlich auszuweiten. Die Anpflanzungen mussten hier vor allem landseitig durch Zäune vor Vertritt geschützt werden. Auch hier können noch weitere Uferabschnitte renaturiert werden.

STADT-WALD-FLUSS 2013 50 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.10 Nikolassee

Kartierte Uferlänge: 1,592 km.

Tab. 20: Veränderung der Röhrichtfläche am Nikolassee in m² und prozentual zu unterschiedlichen Bezugsjahren

Nikolassee 1953 1990 1995 2000 2005 2010

Fläche (m²) 7.427 951 506 629 1.556 2.390 % von 1953 100 13 7 8 21 32 % von 1990 100 53 66 164 251 % von 1995 100 124 308 472 % von 2000 100 247 380 % von 2005 100 154

% Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

Tab. 21: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 am Nikolassee. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab- Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2005 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 408 Nikolassee 951 506 629 1.556 2.390 +53,6 251

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2).

STADT-WALD-FLUSS 2013 51 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

1,0 Nikolassee A

0,8 0,74

0,6

0,4

0,24 Röhrichtfläche (ha) 0,2 0,16 0,10 0,05 0,06 0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

0,25 B

0,20

Röhricht/Gehölz 0,15 Mischbestände Aco/Gly 0,10 Röhricht (undiff.) Fläche (ha) Ty/Schoe Phr 0,05

0,00 1990 1995 2000 2005 2010 Abb. 14: Entwicklung der Röh­ richtbestände am Niko­ lassee (A), der Anteile 20 1200 der verschiedenen Röh- C richtarten (B) und Ver­ 1000 gleich der Entwicklung 15 der Anzahl der Röhricht- 800 Teilflächen mit der Ent­ wicklung der mittleren 10 600 Teilflächengröße (C). 400 Abkürzungen in B: 5 Phr = Phragmites australis, Anzahl Teilflächen 200 Aco/Gly = Acorus calamus/ Glyceria maxima, Ty/Schoe = Typha an­ 0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) gustifolia/latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, undiff. = undifferenziert Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 52 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

 Seit 2005 erfolgte eine Bestandszunahme um 54 % (= 834 m2).  Der Anteil der vorher nicht vorhandenen KE Schilf nahm sprunghaft zu und umfasst jetzt ca. ein Drittel des Gesamtbestands. Die KE Mischbestände ging dafür etwas zurück, wie­ der hinzugekommen ist die KE Acorus/Glyceria.  Die kartierte Anzahl der Teilflächen und die mittlere Teilflächengröße erhöhten sich leicht.  An dem vergleichsweise kleinen See vergrößerte sich der Röhrichtbestand sprunghaft. Insbesondere nimmt seit 2005 Schilf auf Kosten der anderen Kartiereinheiten deutlich zu. Diese Art war dort vorher nicht nachweisbar.  Der Nikolassee ist ein relativ kleiner isolierter See, er ist im Besitz der Berliner Wasser­ werke und nicht öffentlich zugänglich, es gibt keine Badenutzung und keine Wellen­ schutzmaßnahmen.

STADT-WALD-FLUSS 2013 53 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.11 Müggelsee (ohne Bänke, Kl. Müggelsee/Müggelspree)

Kartierte Uferstrecke (ohne Bänke, Kl. Müggelsee/Müggelspree): 11,435 km, Wasserfläche: 766,2 ha.

Tab. 22: Veränderung der Röhrichtfläche am Müggelsee in m² und prozentual zu unterschiedlichen Bezugsjahren

Müggelsee 1953 1990 1995 2000 2005 2010 Fläche (m2) 155.310 119.969 130.748 122.300 130.798 130.960 % von 1953 100 77 84 79 84 84 % von 1990 100 109 102 109 109 % von 1995 100 94 100 100 % von 2000 100 107 107 % von 2005 100 100

% Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

 Der Röhrichtbestand des Sees ist seit 2005 stabil geblieben. Es erfolgte ein leichter Zu­ wachs von 162 m2.  Der Gesamtanteil von Schilf nahm weiter zu und dominiert damit deutlich die Röhrichte. Nachweisbar sind noch geringe Anteile der KE Mischbestände und KE Röhricht/Gehölz.  Die Anzahl der Teilflächen stieg deutlich an, während sich die mittlere Teilflächengröße leicht verringerte. Dies ist ein möglicherweise ein Indiz, dass sich ehemals geschlossene Bestände in Teilflächen auflösen.  Von den 11 Abschnitten des Sees wiesen 3 einen mehr oder weniger deutlichen Zuwachs auf, 5 meist großflächige Abschnitte bleiben weitgehend stabil. Auch am Spreetunnel (511) war wieder ein kleiner Bestand nachzuweisen, der möglicherweise im vorherigen Kartierungszeitraum beschattet war.  Bei 2 Abschnitten war ein Rückgang zu verzeichnen. Mit –36,4 % besonders hoch fiel dieser an der kleinen Röhrichtfläche im Abschnitt 501 (Friedrichshagen) aus. Auch im Ab­ schnitt 505 (Müggelwerder) war ein relativ hoher Rückgang zu verzeichnen.  Insgesamt sind an zahlreichen Abschnitten lückige und bultige Bestände zu beobachten. Bislang wurde der Verlust an einem Abschnitt durch den Zuwachs an anderer Stelle kom­ pensiert, so dass der Gesamtbestand insgesamt stabil blieb.  Beachtenswert ist die spontane Wiederausbreitung von Schilf im Abschnitt 502 Müggel­ seedamm. Hier hat sich der Bestand seit 1990 fast verdoppelt. Es gibt dort keinen Wellen­ schutz.  Ca. 2.800 m Uferlänge sind derzeit mit einer Palisade geschützt. Das entspricht 24 % der Gesamtuferlänge des Müggelsees von 11.245 m.  Am Müggelsee sind die Röhrichtbestände seit 1953 erstaunlich stabil geblieben, obwohl die Bedingungen nicht optimal sind. Bedingt durch die Stauhaltung der Mühlendamm­ schleuse ist die Gewässerdynamik stark eingeschränkt. Entlang der mit Röhricht bestan­ denen Ufer haben sich starke Kliffs ausgebildet und die Gehölze dringen bis zum Spül­ saum vor, so dass die Röhrichte keinen Landanschluss mehr aufweisen. Kommt es durch starken Eisgang oder andere Ursachen zu einem Ausfall der wasserseitigen Röhrichte, können sich die Bestände nicht mehr vom Land ins Wasser ausbreiten.

STADT-WALD-FLUSS 2013 54 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

20,0 Müggelsee A 18,0 16,0 15,53 14,0 13,07 13,08 13,10 12,00 12,23 12,0 10,0 8,0 6,0 Röhrichtfläche (ha) 4,0 2,0 0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

14,0 B 12,0

10,0 Röhricht/Gehölz 8,0 Mischbestände Aco/Gly 6,0 Röhricht (undiff.) Fläche (ha) Ty/Schoe 4,0 Phr

2,0

0,0 1990 1995 2000 2005 2010 Abb. 15: Entwicklung der Röh­ richtbestände am Müg­ 300 2000 gelsee (A), der Anteile C 1800 der verschiedenen Röh­ 250 richtarten (B) und Ver­ 1600 gleich der Entwicklung 200 1400 der Anzahl der Röhricht- 1200 Teilflächen mit der Ent­ wicklung der mittleren 150 1000 Teilflächengröße (C). 800 100 600 Abkürzungen in B: Anzahl Teilflächen Phr = Phragmites australis, 50 400 Aco/Gly = Acorus calamus/ 200 Glyceria maxima,

0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ gustifolia/latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, undiff. = undifferenziert Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 55 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Tab. 23: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Müggelsees. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab- Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 501 Friedrichshagen 130 156 149 132 84 -36,4 65 502 Müggelseedamm 2.878 3.601 3.962 4.411 5.030 +14,0 175 503 Strandbad Müg­ 60 43 0 164 320 +95,1 529 gelsee 504 Ostufer 17.947 19.952 21.492 20.664 19.954 -3,4 111 505 Müggelwerder 7.281 7.747 7.193 7.026 6.092 -13,3 84 506 Müggelhort 27.534 29.917 25.705 26.830 25.530 -4,8 93 507 Thyrn 28.275 30.873 25.859 29.270 29.423 +0,5 104 508 Rübezahl u. 8.301 7.740 5.639 6.563 6.461 -1,6 78 Müggelseeperle 509 Neue Wiesen 11.663 13.169 12.668 14.562 15.071 +3,5 129 1996 540 X 2002 11.908 X 510 Westufer 15.899 17.500 19.633 21.176 22.914 +8,2 144 1996 1.795 X 511 Spreetunnel 51 81 Neu

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2).

STADT-WALD-FLUSS 2013 56 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.12 Die Bänke

Kartierte Uferstrecke: 3,153 km.

Tab. 24: Veränderung der Röhrichtfläche an der Bänke in m² und prozentual zu unterschiedlichen Bezugsjahren

Die Bänke 1953 1990 1995 2000 2005 2010

Fläche (m²) 44.740 9.549 10.068 8.269 11.007 10.819 % von 1953 100 21 23 18 25 24 % von 1990 100 105 87 115 113 % von 1995 100 82 109 107 % von 2000 100 133 131 % von 2005 100 98

% Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

 Seit 2005 erfolgte ein Bestandsrückgang um 2 % (= -188 m2).  Der Anteil der KE Schilf nahm weiter zu, die Anteile der KE Typha, Mischbestände und Röhricht/Gehölz nahmen dafür etwas ab. Bemerkenswert ist hier noch das Vorkommen kleinerer Teichbinsen-Bestände, die in der KE Typha enthalten sind.  Die Anzahl der kartierten Teilflächen und der mittleren Teilflächengröße blieb konstant.  Neben Röhricht gibt es in der Bänke ausgedehnte Schwimmblattpflanzenbestände. Diese sollten durch geeignete Maßnahmen vor Befahren mit Motor- und Ruderbooten geschützt werden. Die Bestandsentwicklung ist Kap. 6 zu entnehmen.  Es sind keine Wellenschutzmaßnahmen vorhanden.

Tab. 25: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an der Bänke. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung. = Zeitraum ab 1995.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtanpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 512 Die Bänke 9.549 10.068 8.269 11.007 10.819 -1,7 113

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2 ).

STADT-WALD-FLUSS 2013 57 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

7,0 Die Bänke A 6,0

5,0 4,47

4,0

3,0

Röhrichtfläche (ha) 2,0 0,95 1,01 1,10 1,08 1,0 0,83

0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

1,2 B 1,0

0,8 Röhricht/Gehölz Mischbestände 0,6 Röhricht (undiff.) Aco/Gly Fläche (ha) 0,4 Ty/Schoe Phr 0,2

0,0 1990 1995 2000 2005 2010 Abb. 16: Entwicklung der Röh­ richtbestände an der 50 2000 Bänke (A), der Anteile der verschiedenen Röh­ C 1800 richtarten (B) und Ver­ 40 1600 gleich der Entwicklung 1400 der Anzahl der Röhricht- 30 1200 Teilflächen mit der Ent­ wicklung der mittleren 1000 Teilflächengröße (C). 20 800 600 Abkürzungen in B: Phr = Phragmites australis, Anzahl Teilflächen 10 400 Aco/Gly = Acorus calamus/ 200 Glyceria maxima,

0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ gustifolia/latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, undiff. = undifferenziert Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 58 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.13 Kleiner Müggelsee/Müggelspree

Kartierte Uferstrecke: 5,152 km.

Tab. 26: Veränderung der Röhrichtfläche am Kleinen Müggelsee/Müggelspree in m² und prozen­ tual zu unterschiedlichen Bezugsjahren

Kl. Müggelsee/ 1953 1990 1995 2000 2005 2010 Müggelspree

Fläche (m2) 11.741 982 1.880 1.343 1.286 1.462 % von 1953 100 8 16 11 11 12 % von 1990 100 191 137 131 149 % von 1995 100 71 68 78 % von 2000 100 96 109 % von 2005 100 114

% Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

 Seit 2005 erfolgte ein Zuwachs um 14 % (= 176 m²).  Der Anteil der KE Schilf stieg weiter an, während die KE Typha und KE Acorus abnah­ men. Wieder aufgetaucht ist die KE Röhricht/Gehölz mit einem geringen Anteil.  Die Anzahl der kartierten Teilflächen und die mittlere Teilflächengröße blieben konstant.  Zwischen 1953 und 1990 verschwanden die Röhrichte am Kl. Müggelsee bis auf einen Rest. Dieser nimmt jetzt langsam wieder zu.  Auch auf der Müggelspree (514) war 2010 wieder Röhricht nachzuweisen. Es handelt sich dabei jedoch um sehr kleine Flächen.  Am Kleinen Müggelsee/Müggelspree gibt es keine Wellenschutzmaßnahmen.

Tab. 27: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 am Kleinen Müggelsee bzw. der Müggelspree. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang, + = nur 2010 Röhricht vorhanden; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur geringe Verän­ derung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung = Zeitraum ab 1995.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m2) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 513 Müggelspree 318 118 80 Neu 514 Kleiner Müggel­ 982 1.561 1.225 1.286 1.382 +7,5 141 see

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2 ).

STADT-WALD-FLUSS 2013 59 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

1,8 Kleiner Müggelsee A 1,6 1,4 1,17 1,2 1,0 0,8 0,6 Röhrichtfläche (ha) 0,4 0,19 0,15 0,2 0,10 0,13 0,13 0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

0,20 B

0,16

Röhricht/Gehölz 0,12 Mischbestände Röhricht (undiff.) 0,08 Aco/Gly Fläche (ha) Ty/Schoe Phr 0,04

Abb. 17: 0,00 Entwicklung der Röh­ 1990 1995 2000 2005 2010 richtbestände am Kleinen Müggelsee und an der Müggelspree (A), der An­ teile der verschiedenen 30 500 Röhrichtarten (B) und C Vergleich der Entwick­ 25 400 lung der Anzahl der Röh­ richt-Teilflächen mit der 20 Entwicklung der mittleren 300 Teilflächengröße (C). 15 200 Abkürzungen in B: 10 Phr = Phragmites australis,

Aco/Gly = Acorus calamus/ Anzahl Teilflächen 100 Glyceria maxima, 5 Ty/Schoe = Typha an­

gustifolia/latifolia und/oder 0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Schoenoplectus lacustris, 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 undiff. = undifferenziert wegen Beschattung. Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²)

STADT-WALD-FLUSS 2013 60 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.14 Dämeritzsee

Kartierte Uferstrecke (nur Berlin): 2,724 km, Wasserfläche: 119,9 ha, davon in Berlin 46,9 ha.

Tab. 28: Veränderung der Röhrichtfläche am Dämeritzsee in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren

Dämeritzsee 1953 1990 1995 2000 2005 2010

Fläche (m²) 20.454 2.524 2.901 1.713 1.841 2.113 % von 1928 100 12 14 8 9 10 % von 1990 100 115 68 73 84 % von 1995 100 59 63 73 % von 2000 100 107 123 % von 2005 100 115

% Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

 Seit 2005 erfolgte eine Bestandszunahme um 15 % (= 272 m²).  Die KE Schilf und Typha blieben weitgehend gleich, während die Anteile der KE Mischbe­ stände und Acorus zunahmen.  Die Anteile der KE Röhricht undifferenziert nahmen im Vergleich zur letzten Auswertung ebenfalls geringfügig zu.  Die Anzahl der kartierten Teilflächen und die mittlere Teilflächengröße blieben auf glei­ chen Niveau.  Zwischen 1953 und 1990 brachen auch hier die Röhrichtbestände weitgehend zusammen und erreichten ihren Tiefpunkt im Jahr 2000. Seitdem ist wieder eine leichte Zunahme zu verzeichnen.  Am Dämeritzsee gibt es keine Wellenschutzmaßnahmen. Die Berliner Ufer sind weitge­ hend in Privatbesitz und bebaut sowie die Uferlinie befestigt. Es gibt hier eine starke Sportbootnutzung.

Tab. 29: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 am Dämeritzsee. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang, + = nur 2010 Röhricht vorhanden; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur geringe Verän­ derung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung = Zeitraum ab 1995.

Ab- Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m2) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 601 Hessenwinkel 2.524 2.487 1.640 1.841 2.113 +14,8 84 602 Spree-Eck 414 73 Verlust

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2).

STADT-WALD-FLUSS 2013 61 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

3,0 Dämeritzsee A 2,5 2,05 2,0

1,5

1,0 Röhrichtfläche (ha)

0,5 0,29 0,25 0,17 0,18 0,21 0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

0,35 B 0,30

0,25 Röhricht/Gehölz 0,20 Mischbestände Aco/Gly 0,15 Röhricht (undiff.) Fläche (ha) Ty/Schoe 0,10 Phr

0,05

0,00 1990 1995 2000 2005 2010 Abb. 18: Entwicklung der Röh­ richtbestände am Däme­ ritzsee (A), der Anteile 40 1000 der verschiedenen Röh­ C richtarten (B) und Ver­ 800 gleich der Entwicklung 30 der Anzahl der Röhricht- Teilflächen mit der Ent­ 600 wicklung der mittleren 20 Teilflächengröße (C). 400

Abkürzungen in B: 10 Phr = Phragmites australis, Anzahl Teilflächen 200 Aco/Gly = Acorus calamus/ Glyceria maxima,

Ty/Schoe = Typha an­ 0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) gustifolia/latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, undiff. = undifferenziert Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 62 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.15 Seddinsee

Kartierte Uferstrecke (nur Berlin): 13,285 km, Wasserfläche = 268,5 ha.

Tab. 30: Veränderung der Röhrichtfläche am Seddinsee in m² und prozentual zu unterschiedlichen Bezugsjahren

Seddinsee 1953 1990 1995 2000 2005 2010

Fläche (m2) 129.889 55.040 50.208 40.142 41.737 42.004 % von 1953 100 42 39 31 32 32 % von 1990 100 91 73 76 76 % von 1995 100 80 83 84 % von 2000 100 104 105 % von 2005 100 101

Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

 Seit 2005 erfolgte eine Bestandszunahme um 1 % (= + 267m2).  Der Anteil der KE Schilf nahm zu, während sich der Anteil der KE Mischbestände und Typha leicht verringerte. Leicht zu nahm auch der Anteil der KE Röhricht/Gehölz.  Die Anzahl der kartierten Teilflächen nahm weiter ab, während sich die mittlere Teilflä­ chengröße leicht erhöhte, ein Hinweis auf eher stabile Bestandsstrukturen.  Von insgesamt 13 Uferabschnitten war zwischen 2005 und 2010 bei 7 ein mehr oder we­ niger deutlichen Zuwachs zu verzeichnen, drei Bestände blieben stabil, während bei wei­ teren 3 ein tw. erheblicher Rückgang zu verzeichnen war. Hier ist insbesondere der Ab­ schnitt Gosen (808) mit -23 % zu erwähnen. Dort befinden sich zahlreiche Bootsstege, Teilweise wird dort auch Röhricht gemäht.  Bedenklich ist auch die Entwicklung am Kl. und Gr. Seddinwall (312, 313), beides An­ pflanzungen. Während der Bestand am Kl. Seddinwall um 139 m2 zunahm, verringerte er sich am großen Seddinwall um 214 m2 (vergleiche hierzu die Entwicklung an Imchen und Kälberwerder/Unterhavel).  Seit 1990 erfuhren 7 ehemals ausgedehnte ältere Bestände einen deutlichen Rückgang um tw. über 50 %, während kleinere Bestände und insbesondere Anplanzungen deutlich zulegten.  Insgesamt haben sich am Seddinsee die Röhrichtbestände vor allem durch die Anpflan­ zungen und einige spontane Zuwächse stabilisiert.  Ca. 2.290 m Uferlänge sind derzeit mit einer Palisade geschützt. Das entspricht 17 % der Gesamtuferlänge des Seddinsees von 13.268 m.

STADT-WALD-FLUSS 2013 63 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

18,0 Seddinsee A 16,0

14,0 12,99 12,0 10,0 8,0

6,0 5,50 5,02 4,17 4,20 Röhrichtfläche (ha) 4,01 4,0 2,0 0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

6,0 B 5,0

4,0 Röhricht/Gehölz Mischbestände 3,0 Aco/Gly Röhricht (undiff.) Fläche (ha) 2,0 Ty/Schoe Phr 1,0

0,0 1990 1995 2000 2005 2010 Abb. 19: Entwicklung der Röh­ richtbestände am Sed­ 250 1400 dinsee (A), der Anteile C der verschiedenen Röh­ 1200 richtarten (B) und Ver­ 200 gleich der Entwicklung 1000 der Anzahl der Röhricht- 150 Teilflächen mit der Ent­ 800 wicklung der mittleren 600 Teilflächengröße (C). 100 400 Abkürzungen in B: Anzahl Teilflächen 50 Phr = Phragmites australis, 200 Aco/Gly = Acorus calamus/ Glyceria maxima,

0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ gustifolia/latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, undiff. = undifferenziert Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 64 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Tab. 31: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Seddinsees. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 801 Windwall-Ost 1.692 2.072 2.087 1.939 2.065 +6,5 122 1995 4.747 X 802 NVA-Gelände 204 218 262 117 112 -4,3 55 803 Bucht Seddinwall 100 242 1.445 1.565 1.800 +15,0 1.792 1995 9.494 X 1996 1.750 X 1997 4.253 X 804 Schweineecke- 4.674 4.556 4.105 6.247 6.632 +6,2 142 1999 8.200 X Süd 2000 8918 X 805 Beiers Luch 1.655 2.365 1.216 767 824 +7,4 50 806 NSG Inseln 7.724 6.259 4.464 3.725 3.332 -10,6 43 Nordseite 807 NSG Inseln 6.877 5.417 4.144 3.312 3.660 +10,5 53 Südseite 808 Gosen 10.796 8.956 6.951 4.905 3.778 -23,0 35 809 Gosener Berge 11.228 10.252 8.142 8.021 8.252 +2,9 73 810 Zwiebusch 7.197 6.626 4.465 4.653 4.791 +3,0 67 811 Seddinsee-Süd 2.893 3.244 2.862 5.042 5.389 +6,9 186 2001 11.850 X 812 Kleiner Seddin­ 203 342 +68,5 + 2004 3.024 X wall 813 Seddinwall 1.241 1.027 -17,2 + 2004 11.274 X

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2 ).

STADT-WALD-FLUSS 2013 65 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.16 Langer See

Kartierte Uferstrecke: 32,727 km, Wasserfläche: ca. 300 ha. Der See wurde stadteinwärts bis zur Einmündung des Teltowkanals kartiert.

Tab. 32: Veränderung der Röhrichtfläche am Langen See in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren

Langer See 1953 1990 1995 2000 2005 2010 Fläche (m²) 154.197 31.212 29.237 28.544 32.128 36.193 % von 1953 100 20 19 19 21 23 % von 1990 100 94 91 103 116 % von 1995 100 98 110 124 % von 2000 100 113 127 % von 2005 100 113

% Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

 Seit 2005 erfolgte eine Bestandszunahme um 13 % (= 4.065 m2).  Der Gesamtanteil der KE Schilf nahm weiter zu. Verringert hat sich hingegen der Anteil der KE Typha und Mischbestände.  Im Vergleich zum vorherigen Kartierzeitraum hat sich der Anteil der KE Röhricht undiffe­ renziert erhöht.  Die Anzahl der kartierten Teilflächen und die mittlere Teilflächengröße blieben weitgehend konstant.  Von insgesamt 23 Uferabschnitten besitzen 10 keinen Röhrichtbestand. Einen Zuwachs weisen 7 Abschnitte auf, 4 blieben stabil und 2 Abschnitte wiesen eine tw. hohen Rück­ gang auf, so z. B. der Abschnitt 711 (Zeltplätze Krampe) mit - 52,8 %.  Teilweise deutlich Zuwächse weisen die Abschnitte mit Anpflanzungen auf.  Die Entwicklung am Langen See ist uneinheitlich. Einige kleinere Flächen sind seit 1995 verschwunden, insgesamt hat aber der Gesamtbestand um 16 % zugenommen. Dies ist in erster Linie auf Anpflanzungen, aber auch auf die spontane Zunahme älterer Bestände zurückzuführen.  Ca. 2.030 m Uferlänge sind derzeit mit einer Palisade geschützt. Das entspricht 6 % der Gesamtuferlänge des Langen Sees.  Der See ist durch eine starke Sportbootnutzung gekennzeichnet und außerdem Teil der Frachtschiffwasserstraße zum Oder-Spree-Kanal und zum Hafen Königs Wusterhausen.  Es gibt noch zahlreiche Uferabschnitte, insbesondere im Bereich der Gr. Krampe, an de­ nen Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt werden können.

STADT-WALD-FLUSS 2013 66 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

25,0 Langer See A

20,0

15,42 15,0

10,0 Röhrichtfläche (ha) 5,0 3,62 3,12 2,92 2,85 3,21

0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

4,0 B 3,5

3,0

2,5 Röhricht/Gehölz Mischbestände 2,0 Aco/Gly Röhricht (undiff.)

Fläche (ha) 1,5 Ty/Schoe 1,0 Phr

0,5

0,0 1990 1995 2000 2005 2010 Abb. 20: Entwicklung der Röh­ richtbestände am Langen 160 1600 See (A), der Anteile der C verschiedenen Röhricht­ 1400 arten (B) und Vergleich 120 1200 der Entwicklung der An­ zahl der Röhricht-Teil­ 1000 flächen mit der Ent­ wicklung der mittleren 80 800 Teilflächengröße (C). 600

Abkürzungen in B: 40 400 Anzahl Teilflächen Phr = Phragmites australis, Aco/Gly = Acorus calamus/ 200 Glyceria maxima,

0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ gustifolia/latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, undiff. = undifferenziert Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 67 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Tab. 33: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Langen Sees. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang, + = nur 2005 Röhricht vorhanden; rot = Rückgang seit 2000, grün = Zuwachs seit 2000, gelb = keine oder nur geringe Verän­ derung seit 2000; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 701 Wendenschloss 4.296 4.641 4.435 4.187 4.187 0,0 97 1996 1.750 X 702 Seebad 703 Schmetterlings­ 156 86 502 427 356 -16,6 228 horst 704 Marienlust 5.277 4.989 4.171 3.973 4.800 +20,8 91 705 Bürgerheide 6.472 6.463 4.599 6.653 6.718 +1,0 104 2001 9.500 X 706 Fischerheide 5.007 3.238 5.725 6.662 8.881 +33,3 177 1995 14.333 X 1996 5.000 X 2001 4.385 X 707 Krampenburg 196 102 786 845 1.040 +23,1 531 708 Krampe-West 709 Müggelheim 341 353 52 Verlust 710 Krampe-Ost 41 711 Zeltplätze (Kram­ 1.656 1.696 1.370 1.053 497 -52,8 30 pe I und II) 712 Windecke 634 Verlust 713 Kleine Krampe 2.482 1.441 2.333 2.513 3.498 +39,2 141 1997 3.402 X 714 Schwarze Berge 2.041 3.405 1.100 2.096 2.038 -2,8 100 715 Schmöckwitz 1.390 1.233 544 557 908 +63,0 65 716 FKK Bammel­ 262 148 823 832 877 +5,4 334 1997 5.953 X ecke 717 Bammelecke 834 1.286 2.058 2.297 2.357 +2,6 283 1996 1.200 X 718 Regattastrecke Grünau 719 Grünau 26 65 46 33 36 +9,1 139 720 Großer Rohrwall 721 Kleiner Rohrwall 722 Werderchen 723 Weidenwall 141 51 Verlust

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2 ).

STADT-WALD-FLUSS 2013 68 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.17 Zeuthener See (ohne Großer Zug/Krossinsee)

Kartierte Uferstrecke (nur Berlin): 7,690 km, Wasserfläche: 232,5 ha, davon in Berlin 138,8 ha.

Tab. 34: Veränderung der Röhrichtfläche am Zeuthener See in m² und prozentual zu unterschied­ lichen Bezugsjahren

Zeuthener See 1953 1990 1995 2000 2005 2010 Fläche (m²) 91.379 35.710 50.657 44.954 37.482 36.218 % von 1953 100 39 55 49 41 40 % von 1990 100 142 126 105 101 % von 1995 100 89 74 71 % von 2000 100 83 81 % von 2005 100 97

% Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

 Seit 2005 erfolgte eine Bestandsabnahme um 3 % (= -1.264 m2).  Der Anteil der KE Schilf und der KE Typha ging zurück, ebenso der Anteil der KE Misch­ bestände und Röhricht/Gehölz.  Deutlich angestiegen ist der Anteil der KE Röhricht undifferenzierbar.  Die Anzahl der Teilflächen nahm weiter deutlich ab, während sich die mittlere Teilflächen­ größe leicht erhöhte, was auf ein Verschwinden kleinerer Teilflächen hindeutet..  Seit 1990 weisen von insgesamt 13 Abschnitten nur 2 einen Zuwachs auf (903, 907). Ein Bestand blieb stabil (904). Dabei handelt es sich um flächenmäßig große Röhrichtbe­ stände. 5 Bestände weisen Rückgangsraten bis 55 % auf.  Auch die anfangs erfolgreiche Anpflanzung am Zeuthener Wall (913) ist um ca. ein Drittel zurückgegangen, während das tw. angepflanzte Röhricht am Zeltplatz (903) wie­ der deutlich zunahm.  Die Röhrichte des Zeuthener Sees weisen teilweise einen niedermoorartigen Charakter auf. Es gibt dort noch Strukturen, die schwimmenden Inseln (Plaur) ähneln. Hier gehen Röhrichte und niedrigwüchsige Schwarzerlenbestände ohne festen Untergrund ineinander über. Diese Strukturen sind derzeit in Auflösung begriffen. Die Ursache dafür ist unklar. Nach den Angaben des „Berliner Umweltatlas“ und den „Gewässerkundlichen Monatsbe­ richten“ entspricht die Gewässergüteklasse des Zeuthener Sees von 1991 bis 2001 den Klassen III bis V, während die Unterhavel im gleichen Zeitraum die Klassen III bzw. III bis IV aufweist. Der Zeuthener See ist generell sehr phytoplanktonreich und weist dement­ sprechend eine geringe Sichttiefe auf.  Ca. 230 m Uferlänge sind derzeit mit einer Palisade geschützt. Das entspricht 3 % der Gesamtuferlänge des Zeuthener Sees von 7.679 m.

STADT-WALD-FLUSS 2013 69 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

12,0 Zeuthener See A

10,0 9,14

8,0

6,0 5,07 4,50 3,75 4,0 3,57 3,62 Röhrichtfläche (ha)

2,0

0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

6,0 B 5,0

4,0 Röhricht/Gehölz Mischbestände 3,0 Aco/Gly Röhricht (undiff.) Fläche (ha) 2,0 Ty/Schoe Phr 1,0

0,0 1990 1995 2000 2005 2010 Abb. 21: Entwicklung der Röh­ richtbestände am Zeu­ 200 1400 thener See (A), der An­ C teile der verschiedenen 1200 Röhrichtarten (B) und 150 Vergleich der Entwick­ 1000 lung der Anzahl der Röh­ richt-Teilflächen mit der 800 Entwicklung der mittleren 100 600 Teilflächengröße (C). 400 Abkürzungen in B: 50 Anzahl Teilflächen Phr = Phragmites australis, 200 Aco/Gly = Acorus calamus/ Glyceria maxima,

0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ gustifolia/latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, undiff. = undifferenziert Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 70 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Tab. 35: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen und der Teilflächenanzahl von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten des Zeuthener Sees. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1992.

Ab. Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtpflanzung -Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt­ 2005 1990 Pflan­ tung zen* 901 Alt Schmöckwitz 301 225 225 210 136 -35,2 45 902 Taykio 1.684 2.882 2.333 2.104 1.337 -36,5 79 903 Zeltplatz Zeuthen 8.305 14.215 12.112 10.476 11.310 +8,0 136 1992 900 X 1998 5.100 X 904 Zeuthener See 17.158 24.280 21.189 15.628 15.606 -0,1 91 905 Rauchfangswer­ 4.139 3.965 4.055 3.559 2.253 -36,7 54 der-Nord 906 Die Baabe 1.039 1.237 1.290 1.247 1.057 -15,2 102 907 Rauchfangswer- 3.085 3.854 3.583 3.803 4.226 +11,1 137 der-Süd 913 Zeuthener Wall 167 455 293 -35,6 + 1998 5.020 X

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2 ).

STADT-WALD-FLUSS 2013 71 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.1.18 Großer Zug/Krossinsee (ohne Zeuthener See)

Beide Gewässer gehören zum Land Brandenburg. Lediglich das landseitige Westufer ist Ber­ liner Hoheitsgebiet. Die wasserseitigen Röhrichte sind also brandenburgisch, während die Landröhrichte zu Berlin gehören. Es wurde aber der gesamte Röhrichtbestand des West­ ufers kartiert (Uferlänge 6,097 km).

Tab. 36: Veränderung der Röhrichtfläche am Großen Zug/Krossinsee in m² und prozentual zu un­ terschiedlichen Bezugsjahren

Großer 1953 1990 1995 2000 2005 2010 Zug/Krossinsee

Fläche (m2) 67.451 14.169 17.817 15.360 12.652 13.470 % von 1953 100 21 26 23 19 20 % von 1990 100 126 108 89 95 % von 1995 100 86 71 76 % von 2000 100 82 88 % von 2005 100 106

Berlin Gesamt 100 37 42 41 44 46

 Seit 2005 erfolgte eine Bestandszunahme um 6 % (= 818 m2).  Die Anteile der KE Schilf und KE Typha blieben annähernd gleich, während die KE Mischbestände etwas zunahm.  Die Anzahl der Teilflächen und die mittlere Teilflächengröße blieben auf gleichem Niveau.  Seit 2005 weisen von 5 Abschnitten drei einen tw. hohen Zuwachs auf. Ein Abschnitt blieb weitgehend stabil. Ein weiterer Abschnitt (908) verlor zwischen 2005 und 2010 seinen Röhrichtbestand.  Die Entwicklung seit 1990 ist uneinheitlich. Zwei Abschnitte haben seitdem einen deutli­ chen Zuwachs zu verzeichnen und zwei einen tw. deutlichen Rückgang. Der kleinflächige Bestand 908 (Großer Zug) ist verschwunden.  Die Röhrichtstrukturen und Rückgangsursachen am Großen Zug/Krossinsee sind nur un­ zulänglich bekannt. Bezüglich der Wasserqualität gibt es keine Berliner Untersuchungen, diese dürften aber denjenigen des Zeuthener Sees entsprechen.  Am Langen Zug/Krossinsee gibt es keine Wellenschutzmaßnahmen.

STADT-WALD-FLUSS 2013 72 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

9,0 Krossinsee A 8,0 7,0 6,75 6,0 5,0 4,0 3,0

Röhrichtfläche (ha) 1,78 2,0 1,54 1,42 1,27 1,35 1,0 0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

2,0 B

1,5 Röhricht/Gehölz Mischbestände 1,0 Aco/Gly Röhricht (undiff.) Fläche (ha) Ty/Schoe 0,5 Phr

0,0 Abb. 22: 1990 1995 2000 2005 2010 Entwicklung der Röh­ richtbestände am Gro­ ßen Zug/Krossinsee (A), 100 2500 der Anteile der verschie­ C denen Röhrichtarten (B) und Vergleich der Ent­ 80 2000 wicklung der Anzahl der Röhricht-Teilflächen mit 60 1500 der Entwicklung der mitt­ leren Teilflächengröße (C). 40 1000

Abkürzungen in B: Anzahl Teilflächen Phr = Phragmites australis, 20 500 Aco/Gly = Acorus calamus/ Glyceria maxima,

0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ gustifolia/latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, undiff. = undifferenziert Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 73 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Tab. 37: Veränderung der mit Röhricht bestandenen Flächen von 1990 bis 2010 an den einzelnen Abschnitten am Großen Zug/Krossinsee. Spalte Bestand = mit Röhricht bestandene Fläche in m², ohne Angabe - kein Röhricht vorhanden, grau unterlegt = Flächen mit Rückgang seit 1990, + = nur 2010 Röhricht vor­ handen; rot = Rückgang seit 2005, grün = Zuwachs seit 2005, gelb = keine oder nur ge­ ringe Veränderung seit 2005; Spalte Röhrichtpflanzung - Zeitraum ab 1995.

Ab- Abschnitts­ Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Veränd. Bestand Röhrichtanpflanzung Nr. bezeichnung 1990 1995 2000 2005 2010 in % 2010 in (m²) (m²) (m²) (m²) (m²) seit % von Jahr Anzahl Schüt 2005 1990 Pflan­ tung zen* 908 Großer Zug 902 1.289 718 311 Verlust 909 Krossinsee-Süd 3.795 4.030 3.963 3.108 3.514 +12,4 93 910 Krossinsee-Nord 2.650 3.439 3.775 3.842 4.521 +17,7 171 Internationaler 911 3.193 3.518 3.232 3.179 3.351 +5,4 105 Campingplatz Schmöckwitzwer­ 912 3.629 5.540 3.671 2.212 2.104 -4,9 58 der

*Die Größe der Pflanzfläche ergibt sich aus der Anzahl der Pflanzen dividiert durch 10 (10 Pflanzen/m2 ).

STADT-WALD-FLUSS 2013 74 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.2 Berlin - Gesamt

Hier wurden die Ergebnisse aller untersuchten Berliner Gewässerufer mit einer bearbeiteten Länge von 209,965 km zusammengefasst.

Tab. 38: Veränderung der Röhrichtfläche in Berlin in m² und prozentual zu unterschiedlichen Be­ zugsjahren

Berlin 1953 1990 1995 2000 2005 2010

Fläche (m²) 1.665.300 612.964 702.534 679.420 740.235 756.680 % von 1953 100 37 42 41 44 46 % von 1990 100 115 111 121 123 % von 1995 100 97 105 108 % von 2000 100 109 111 % von 2005 100 102

Tab. 39: Bestandsveränderung des Röhrichts an den einzelnen Gewässern zwischen 2005 und 2010 (gelb unterlegt: Bestandsveränderung +/- 5 %, rot unterlegt: Bestandsrückgang > 5 %, grün unterlegt: Bestandszuwachs > 5 %.

Gewässer Zuwachs/Rückgang seit 2005 in % Oberhavel +3,6 Tegeler See +7,3 Unterhavel (ohne Nebengewässer) -0,6 Wannsee +39,6 Stölpchensee/Pohlesee +14,1 Griebnitzsee +1,0 Grunewaldsee +5,5 Krumme Lanke +150,7 Schlachtensee +38.0 Nikolassee +53,6 Gr. Müggelsee (ohne Nebengewässer) +0,1 Die Bänke -1,7 Kleiner Müggelsee/Müggelspree +13,7 Dämeritzsee +14,8 Seddinsee +0,6 Langer See +12,7 Zeuthener See -3,4 Großer Zug/Krossinsee +6,5 Berlin gesamt +2,2

STADT-WALD-FLUSS 2013 75 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

180,0 166,53 Berlin A 160,0 140,0 120,0 100,0 74,02 75,67 80,0 70,25 67,94 61,30 60,0 Röhrichtfläche (ha) 40,0 20,0 0,0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

80,0 B 70,0

60,0

50,0 Röhricht/Gehölz Mischbestände 40,0 Aco/Gly Röhricht (undiff.) Fläche (ha) 30,0 Ty/Schoe 20,0 Phr

10,0

0,0 1990 1995 2000 2005 2010 Abb. 23: Entwicklung der Röh­ richtbestände für Berlin 2.800 1.600 Gesamt (A), der Anteile C der verschiedenen Röh­ 2.400 richtarten (B) und Ver­ 1.200 gleich der Entwicklung 2.000 der Anzahl der Röhricht- 1.600 Teilflächen mit der Ent­ 800 wicklung der mittleren 1.200 Teilflächengröße (C). 800 400

Abkürzungen in B: Anzahl Teilflächen Phr = Phragmites australis, 400 Aco/Gly = Acorus calamus/

Glyceria maxima, 0 0 mittlere Teilflächengröße (m²) Ty/Schoe = Typha an­ gustifolia/latifolia und/oder 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Schoenoplectus lacustris, Anzahl Teilflächen mittlere Teilflächengröße (m²) undiff. = undifferenziert wegen Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 76 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

 Seit 2005 erfolgte insgesamt eine Bestandszunahme um 2,2 % (= 1,64 ha).  Seit 1990 ist ein Anstieg um 23 % zu verzeichnen.  Bezogen auf das Jahr 1953 beträgt derzeit die Flächengröße wieder 46 % des Ausgangs­ bestands.  Der Anteil der KE Schilf nimmt seit 1990 beständig zu. Dies gilt im geringerem Umfang auch für die KE Röhricht/Gehölz. Weiter abgenommen haben hingegen die KE Typha, KE Acorus/Glyceria und KE Mischbestände.  Die KE Röhricht undifferenziert hat im Auswertungszeitraum 2010 einen Höchstwert seit 1990 erreicht.  Die Anzahl der Teilflächen nahm wieder etwas zu und liegt bei etwa 2.000, seit 1990 schwankt dieser Wert zwischen 1.700 und 2.600 Teilflächen. Die mittlere Teilflächengröße verringerte sich dagegen leicht. Sie schwankt seit 1990 relativ gleichbleibend zwischen 200 und 400 m2. Dies deutet auf eine insgesamt eher stabile Bestandsentwicklung hin.  Im Auswertungszeitraum ist zwischen 2005 und 2010 lediglich an der Unterhavel, an der Bänke und am Zeuthener See ein leichter Rückgang zu verzeichnen, der sich jedoch in­ nerhalb der 5 %-Grenze bewegt. An Gewässern mit einem geringen Ausgangsschilfbe­ stand, wie z. B. an Wannsee, Krumme Lanke (+ 150 %) und Schlachtensee ist ein teil­ weise erheblicher Zuwachs zu verzeichnen.  Gr. Müggelsee und Unterhavel mit den jeweils größten Röhrichtflächen weisen im Aus­ wertungszeitraum 2005-2010 nur sehr geringe Veränderungen auf.

4.3 Grafische Übersicht über die Röhrichtbestandsveränderun­ gen seit 1990

Zur schnellen Orientierung über das Zuwachs- und Rückgangsgeschehen von 1990 bis 2010 an den einzelnen ausgewerteten Gewässern wurde die nachfolgende grafische Übersicht erstellt (Abb. 24, 25 und 26). Die Uferabschnitte entsprechen den Kapiteln 3.1.1 bis 3.1.18. Als Bezugsjahr (= 100 %) wurde hier das Auswertungsjahr 1990 gewählt. Die Zuwachsgrafiken und das dazugehörige Gewässer sind in der gleichen Farbe dargestellt. Bei den Gewässern ist außerdem noch die Einteilung in die einzelnen Auswertungsabschnitte mit der Abschnittsnummer (schwarz) dar­ gestellt. Daraus ist visuell gut erkennbar, dass die Entwicklung an einigen Gewässern, wie z. B. am Zeuthener See weiter rückläufig ist, an anderen stagniert, wie z. B. am Gr. Müggelsee, wäh­ rend bei anderen, so an den Grunewaldseen, ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar ist.

STADT-WALD-FLUSS 2013 77 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Abb. 24: Grafische Übersicht der Veränderung der Röhrichtflächen zwischen 1990 und 2010 an den Spree- und Dahmegewässern.

STADT-WALD-FLUSS 2013 78 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Abb. 25: Grafische Übersicht der Veränderung der Röhrichtflächen zwischen 1990 und 2010 an Oberhavel und Tegeler See.

STADT-WALD-FLUSS 2013 79 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Abb. 26: Grafische Übersicht der Veränderung der Röhrichtflächen zwischen 1990 und 2010 an Unterhavel, Wannsee und Grunewaldseen.

STADT-WALD-FLUSS 2013 80 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.4 Vergleich der Flächenbilanzen der einzelnen Gewässer

In diesem Kapitel werden die ausgewerteten Gewässer hinsichtlich ihrer Röhrichtentwicklung verglichen. Dazu werden verschiedene Parameter in Tab. 40 dargestellt. Zur Charakterisierung der Gewässer sind in den beiden ersten Spalten die Uferlänge und die mit Röhricht bestandene Fläche des Jahres 2005 aufgeführt. Um die Veränderungen des Röhrichtbestands zu beschreiben, wird außerdem der prozentuale Anteil des Bestands von 2010, bezogen auf den Ausgangsbestand von 1953 und 1990 dargestellt. Damit soll einmal die langfristige Veränderung in einem Zeitraum von 57 Jahren und die kurzfristige Verän­ derung in einem Zeitraum von 30 Jahren gezeigt werden. Aufgrund der teilweise sehr unterschiedlichen Gewässergröße und Ufermorphologie ist ein direkter Vergleich der Röhrichtflächen nicht sinnvoll. Aus diesem Grund wird durch die An­ gabe der mit Röhricht bestandenen Fläche pro lfd. Meter Uferlänge eine Aussage gemacht, ob der jeweilige Röhrichtbestand eines Gewässers im Verhältnis zur Gesamtuferlänge als groß oder klein einzuschätzen ist (s. letzte Spalte in Tab. 40).

Tab. 40: Zusammenstellung der wichtigsten Röhrichtrückgangs- und Vergleichsparameter an den untersuchten Berliner Gewässern (* es sind nur die Berliner Ufer berücksichtigt).

Gewässer Ufer­ Röhricht­ Bestand 2010 Bestand 2010 Röhrichtfläche länge fläche 2010 in % der Flä­ in % der Flä­ 2010 pro Ufer­ (UL) in m in m² che von 1953 che von 1990 länge (m²/m) Berlin Gesamt 209.965 756.680 46 123 3,6 Unterhavel 48.003 322.735 55 134 6,7 Dahme/Langer See 32.727 36.193 23 116 1.1 Oberhavel 29.448 57.851 46 104 2.0 Tegeler See 23.891 58.616 32 167 2,5 Seddinsee 13.285 42.004 32 76 3,2 Müggelsee 11.435 130.960 84 109 11,5 Zeuthener See 7.690 36.218 40 101 4,7 Wannsee 6.058 5.592 33 290 0,9 Krossinsee 6.097 13.470 20 95 2,2 Schlachtensee 5.381 8.815 37 2.432 1,6 Kl. Müggelsee/M.spree 5.152 1.462 12 149 0,3 Stölpchen/Pohlesee 4.075 3.174 27 507 0,8 Griebnitzsee 4.109 7.266 67 582 1,8 Die Bänke 3.153 10.819 24 113 3,4 Dämeritzsee 2.724 2.113 10 84 0,8 Krumme Lanke 2.576 3.720 31 1.475 1.4 Grunewaldsee 2.569 13.281 143 174 5,2 Nikolassee 1.592 2.390 32 251 1,5

Nachfolgend wurden die in der Tab. 40 enthaltenen Werte zur besseren Übersicht in ver­ schiedenen Grafiken aufbereitet:

STADT-WALD-FLUSS 2013 81 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

 In Abbildung 27 sind die Gewässer entsprechend der Flächengröße ihrer Röhricht- Bestände von 2010 geordnet  In Abbildung 28 sind die Gewässer entsprechend der Röhrichtfläche pro lfd. Meter Ufer­ länge geordnet  In Abbildung 29 sind Gewässer entsprechend der prozentualen Rückgangsrate des Jah­ res 2010 bezogen auf den Ausgangswert von 1953 in % geordnet  In Abbildung 30 werden die flächenhaften Veränderungen entsprechend der prozentualen Rückgangs- bzw. Zuwachsrate von 1990 bis 2010 in % dargestellt.

Aus den Daten der Tab. 40 und den Abb. 27-30 lassen sich folgende Aussagen ableiten: Die Uferlängen (UL) der unterschiedlich großen Gewässer differieren zwischen maximal 48.003 m (Unterhavel) und minimal 1.592 m (Nikolassee) (Tab. 40).

Die größte Röhrichtfläche weist die Unterhavel mit 322.735 m² auf, gefolgt vom Gr. Müg­ gelsee mit 130.960 m2. Die kleinste Röhrichtfläche weist der Kl. Müggelsee mit 1.462 m² auf (Abb. 27).

Mit Abstand die größte Röhrichtfläche pro lfd. Meter Uferlänge besitzt der Gr. Müggelsee. Die wesentlich größere Unterhavel folgt hier erst an zweiter Stelle. Nennenswerte Röhricht­ flächen pro lfd. m Uferlänge weisen noch der im Vergleich relativ kleine Grunewaldsee (5,2 m2 /m UL) und der Zeuthener See (4,7,m2/m UL) auf. Der Wannsee, der Kl. Müggelsee, der Dämeritzsee, der Stölpchen- und Pohlesse weisen Röhrichtflächen von unter 1 m²/m UL auf. Der Lange See liegt mit 1,1 m2/m knapp darüber. Hier bilden die Röhrichte entweder nur schmale Säume oder sie sind an wenigen Stellen konzentriert (Abb. 28).

Die größeren Seen weisen meist ausgedehnte Flachwasserzonen auf und haben deshalb oft einen höheren Anteil von mit Röhricht bestandener Fläche pro lfd. m Uferlinie. Die kleineren Seen sind häufig als Rinnenseen mit einer nur gering ausgeprägten bzw. steilscharigen U­ ferzone ausgebildet. Eine Ausnahme davon bildet z. B. der Gr. Wannsee mit ausgedehnten Flachufern, der jedoch aufgrund seiner schon lange zurückreichenden, intensiven Nutzung und Uferverbauung einen sehr geringen Röhrichtbestand aufweist, der derzeit allerdings in Zunahme begriffen ist.

Hinsichtlich der Veränderungen der Röhrichtfläche bezogen auf das Ausgangsjahr 1953 weisen Dämeritzsee, Kl. Müggelsee und Krossinsee Verluste von über 80 % auf. Relative geringe Verluste von weniger als 20 % sind beim Gr. Müggelsee und beim Grundwaldsee zu verzeichnen. Der Grunewaldsee hat im gleichen Zeitraum sogar einen Zuwachs von über 40 % bei allerdings geringer Flächengröße (Abb. 29).

Vergleicht man die Veränderungen der Röhrichtflächen bezogen auf das Ausgangsjahr 1990, so hat sich die Entwicklung komplett umgedreht. Zahlreiche Gewässer haben inzwi­ schen zum Teil erhebliche Zuwächse zu verzeichnen (Schlachtensee 2.432 %, Krumme Lanke 1.475 % des Ausgangsbestands von 1990). Zuwächse unter 10 % weisen Gr. Müg­ gelsee, Oberhavel und Zeuthener See auf. Seddinsee (-24 %), Dämeritzsee (-16 %) und Krossinsee (-5 %) haben im gleichen Zeitraum weiter an Fläche verloren (Abb. 30).

Die Zuwächse wurden an zahlreichen Gewässern durch Wellenschutzmaßnahmen und/oder Anpflanzungen stimuliert (siehe dazu Kap. 5.2).

STADT-WALD-FLUSS 2013 82 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

m² Röhrichtfläche 2010 350.000 322.735 300.000 250.000

200.000

150.000 130.960

100.000 58.616 57.851 42.004 50.000 36.218 36.193 13.470 13.281 10.819 8.815 7.266 5.592 3.720 3.174 2.390 2.113 1.462 0

l l e e e e e e e e e e e ee e ee e e e e e v See v S s s s s a nse ds n l rh r r S l nn lesee le di e te nitzseea h ge d b g ge e ng ro ssin W ikolass Unte e OberhaS a ./Po N MueggelseeT L K Die Baenk p Mue Grie Daemeritzsee Zeuthener Grunewa el l. Schlach Krummeto Lank K S

Abb. 27: Reihenfolge der Gewässer entsprechend der Größe der im Jahr 2010 vorhandenen Röh­ richtfläche in m² (nur Berliner Ufer).

m²/m Röhrichtfläche 2010 pro m Uferlänge 12

10

8

6

4

2

0

e e e e l e e e e e e e ee e e e e ee s nk v s s s d e a s Se l a r S rh tzs a r le itzsee el gels le e ni e h r g g terhavelwa b ol g e n e ie B ge ik Wannsee m eg U Seddinseee Ob N an ./Po e Mue un D T Kro ssinse L p a Mu r Grie D G Zeuthener See SchlachtensKrumme ee Lank toel Kl. S

Abb. 28: Reihenfolge der Gewässer entsprechend der Angabe der Röhrichtfläche 2010 in m² pro lfd. m Uferlänge (nur Berliner Ufer).

STADT-WALD-FLUSS 2013 83 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Prozentuale Veränderung der Röhrichtfläche von 1953 bis 2010 -100 -80 -60 -40 % -20 0 20 40 60

e e e e e e e e e e e e l l e e e e e e ee k e k e e e e e e e e e e s s s s n S s s s s e S v s s s z l n S en e a n n n av a l d it e i r a l L r a s i n e r rh h itz e l r g s e h le l d a t e e n g a e g s g B o e e o d h n ter b g w m e o n e P m g ik e W c e b n e e e e u r a i ./ e S la th O U i u n a K L D p m T N u r u M l u h e G M r D l. e r c G K to K S Z S

Abb. 29: Reihenfolge der Gewässer entsprechend der Veränderung in % von 1953 bis 2010.

2335 Prozentuale Veränderung der 1376 % Röhrichtfläche von 1990-2010 950 850 750 650 550 48 2 450 407 350 250 190 151 150 74 67 49 34 50 16 13 9 6 1 -5

-50 -1 6 -2 4 e e e e e l e e e e e e ee e e e nk s s s S nke v s a e dsee l e l nn l e a rha htens a wa gg ger e c /Poh W e e n ie B rossins . Nikolassee Unterhavel Ob Seddinsee Tegeler See La D Mueggelsee K ummeGriebnitzsee L lp Mu Daemeritz r e Grun l. Zeuthener See SchlaK to K S

Abb. 30: Veränderung der Röhrichtfläche der einzelnen Gewässer von 1990 bis 2010 in Prozent des Ausgangsbestands von 1990.

STADT-WALD-FLUSS 2013 84 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.5 Die Veränderung der mit Röhricht bestandenen Uferlänge

Neben der mit Röhricht bestandenen Fläche wurde auch die mit Röhricht bestandene Ufer­ länge ermittelt. Der Vergleich der mit Röhricht bestandenen Uferlänge mit der Gesamtufer­ länge eines Gewässers zeigt direkt den Grad der Veränderung der Ufer an. Im natürlichen, vom Menschen weitgehend unbeeinflussten Zustand sollte ein möglichst großer Prozentsatz der Uferlinie mit Röhricht bestanden sein, sofern sie morphologisch geeignet ist. In Berlin weisen alle untersuchten Gewässer zumindest eine schmale Uferbank auf. Dadurch sind die Voraussetzungen für die Besiedlung mit Röhricht bis auf wenige Ausnahmen überall gege­ ben.

Tab. 41: Angaben zur Gesamtuferlänge und der mit Röhricht bestandenen Uferlänge der Berliner Gewässer (nur Berliner Ufer).

Gewässer UL in m Röhrichtbestandene Uferlänge 1953 1990 1995 2000 2005 2010 2010 in 2010 in in m in m in m in m in m in m % der % von UL 1953 Berlin gesamt 209.965 90.541 44.541 48.147 51.968 55.557 55.881 27 62 Tegeler See 23.891 9.319 4.138 4.609 5.617 5.299 5.660 24 61 Oberhavel 29.448 8.574 5.495 5.622 5.342 5.331 5.336 18 62 Unterhavel 48.003 25.473 13.805 15.535 18.160 19.635 19.263 40 76 Wannsee 6.058 1.093 223 369 296 397 497 8 45 Griebnitzsee 4.109 1.058 244 92 645 1.067 1.065 26 101 Stölp./Pohlesee 4.075 1.268 192 102 164 578 636 16 50 Grunewaldsee 2.569 1.032 933 1.085 1.081 1.429 1.507 59 146 Krumme Lanke 2.576 975 54 241 352 446 595 23 61 Schlachtensee 5.381 1.839 87 323 581 885 997 19 54 Nikolassee 1.592 393 184 139 207 243 347 22 88 Gr. Müggelsee 11.435 6.378 5.153 5.354 5.153 5.570 5.604 49 88 Die Bänke 3.153 2.280 714 712 714 844 738 23 32 Kl. Müggelsee/ 5.152 1.381 255 331 255 217 230 4 17 Müggelspree Dämeritzsee 2.724 1.460 347 473 380 417 451 17 31 Langer See 32.727 10.853 3.474 3.191 3.529 4.050 4.047 17 37 Seddinsee 13.285 8.068 4.614 4.704 4.430 4.447 4.474 34 55 Zeuthener See 7.690 4.739 3.039 3.357 3.331 3.070 2.890 38 61 Gr. Zug/Kros­ 6.097 4.358 1.580 1.908 1.731 1.632 1.544 25 35 sinsee

Setzt man die mit Röhricht bestandene Uferlänge in Relation zur Gesamtuferlänge des Ge­ wässers, so ermöglicht dies eine Einschätzung, in welchem Umfang das gesamte Ufer eines Gewässers noch als naturnah einzustufen ist. In Tab. 41 ist die Veränderung der mit Röh­ richt bestandenen Uferlänge dargestellt. Sie enthält folgende Angaben:

STADT-WALD-FLUSS 2013 85 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

 die Gesamt-Uferlänge der Gewässer (nur Berliner Ufer)  die Länge der mit Röhricht bestandenen Uferlänge pro Gewässer für die ausgewerte­ ten Jahrgänge  den prozentualen Anteil der mit Röhricht bestandenen Uferlänge für den Auswer­ tungszeitraum 2010, bezogen auf die Uferlänge des jeweiligen Gewässers (= 100 %) (nur Berliner Ufer) und  den prozentualen Anteil der mit Röhricht bestandenen Uferlänge des Auswertungs­ zeitraums 2010, bezogen auf die mit Röhricht bestandene Uferlänge von 1953 (= 100 %) (nur Berliner Ufer).

In der Abb. 31 werden die ausgewerteten Berliner Gewässer entsprechend ihrem prozentu­ alen Anteil der mit Röhricht bestandenen Uferlinie von 2010 an der Gesamtuferlänge - ab­ steigend angeordnet - dargestellt.

Anteil röhrichtbestandener Uferlänge 2010 60

50

% 40

30

20

10

0

e el e e e e e e e e e e e v e e k ke e e e e ls Se s n n s s s Se lse r tzs e a n tzsee e r e e e i sin a L las i e g n s te er hl g g e o h berhavel ro ie B me c m /Po Wanns Unterha Seddinseeriebn Nik la O e . an Mue K TegelerD Seem h a L G ru D Grunewaldsee Zeuth K Sc Kl. Muegg Stoelp

Abb. 31: Röhrichtbestandene Uferlänge der Berliner Gewässer von 2010 in % der Uferlänge des jeweiligen Gewässers (nur Berliner Ufer), absteigend geordnet.

Aus den Daten der Tab. 41 und der Abb. 31 lassen sich folgende Aussagen ableiten:

Bezogen auf die Uferlänge aller Berliner Gewässer von knapp 210 km beträgt 2010 die mit Röhricht bestandene Uferlinie nur noch 27 %. Das heißt im Umkehrschluss, dass mehr als 2/3 der untersuchten Gesamtuferlänge röhrichtfrei sind. Bezogen auf den Ausgangsbestand von 1953 weisen heute noch 62 % der damals mit Röh­ richt bestandenen Uferlänge diesem Zustand auf. Der Anteil der mit Röhricht bestandenen Uferlänge unterscheidet sich bei den einzelnen Ge­ wässern deutlich. 2010 an erster Stelle liegt der Grunewaldsee, gefolgt von Müggelsee und Unterhavel. Die geringsten Anteile weisen der Wannsee und der Kl. Müggelsee auf.

STADT-WALD-FLUSS 2013 86 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.6 Vergleich Röhrichtfläche und röhrichtbestandene Uferlinie

In der nachfolgenden Abbildung wird die Entwicklung der Röhrichtfläche mit der röhrichtbe­ standenen Uferlinie verglichen. Es wurden dazu Unterhavel, Gr. Müggelsee und Berlin Ge­ samt ausgewählt. Die Ergebnisse der Auswertung von 1953 werden gleich 100 % gesetzt.

% Entwicklung der Röhrichtfläche und der röhrichtbestandenen Uferlinie 1953 - 2010 120

100

80

60

40 UH-L UH-Fl 20 MS-L MS-Fl Gesamt-L Gesamt-Fl 0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

Abb. 32: Vergleich der Entwicklung der Röhrichtfläche (FL) und der mit Röhricht bestandenen U­ ferlinie (L) an der Gesamtstrecke aller untersuchten Berliner Gewässer (Gesamt), an der Unterhavel (UH) und am Gr. Müggelsee (MS) (Ausgangsbestand 1953 = 100 %).

Aus der Abb. 32 ist zu entnehmen, dass die Entwicklung von röhrichtbestandener Fläche und Uferlinie weitgehend parallel verläuft. Lediglich bei der Unterhavel steigt ab 1995 die mit Röhricht bestandene Uferlinie deutlich schneller an als die mit Röhricht bestandene Fläche. Dies kann als Hinweis gewertet wer­ den, dass eine neuerliche Ausbreitung des Röhrichts eher entlang des Ufersaums möglich ist, als eine flächenhafte Ausdehnung, die ja meist mit einem Vorwuchs in tieferes Wasser verbunden ist. Auch Anpflanzungen finden ja in erster Linie entlang eines Uferstreifens im flachen Wasser statt, erhöhen also zuerst den Anteil der röhrichtbestandenen Uferlinie. Erst in einem gewis­ sen zeitlichen Abstand erfolgt nach der Etablierung der Pflanzungen die flächenhafte Aus­ breitung. Am Gr. Müggelsee fanden nur in einem sehr geringen Umfang Anpflanzungen statt, so dass der beschriebene Effekt hier offensichtlich keine Rolle spielt.

STADT-WALD-FLUSS 2013 87 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.7 Die Veränderungen der mit Röhricht bestandenen Uferlänge an den Havelgewässern von 1928/44 bis 2010 unter Verwen­ dung der Kartierungen von SUKOPP & MARKSTEIN (1989)

Im Rahmen der Luftbildauswertung wurde die mit Röhricht bestandene Uferlänge als eigener Parameter auch deshalb erfasst, um die von SUKOPP & MARKSTEIN (1989) von 1962 bis 1987 in einem fünfjährigen Turnus für Ober- und Unterhavel ermittelten Bestandsdaten fort schrei­ ben zu können. In dieser Untersuchung wurde die mit Röhricht bestandene Uferlänge von einem langsam fahrenden Boot aus geschätzt und in eine topografische Karte eingetragen. Da es für diesen Zeitraum keine verwertbaren, bzw. ausgewerteten Luftbildaufnahmen gibt, wurden die Ergebnisse der Luftbildauswertung mit den Kartierungsergebnissen von SUKOPP & MARKSTEIN (1989) verschnitten. Hinweise zur Kartiermethode sind dort zu entnehmen. Leider ist aufgrund der unterschiedlichen Erhebungsjahre bei beiden Verfahren ein direkter Datenvergleich nicht möglich. Die Auswertungsjahre 1959 u. 1990 (Luftbild) und 1962 und 1987 (terrestrische Kartierung) liegen aber mit jeweils 3 Jahren Abstand zeitlich relativ nahe beieinander. Von 1959 bis 1962 ist nur eine relativ geringe Bestandsabnahme erkennbar. Dies kann als Hinweis auf die Kompatibilität der beiden Auswertungsmethoden betrachtet werden (siehe dazu Tab. 42). Zwischen 1987 und 1990 liegen die Werte allerdings deutlich weiter auseinander. Für die Spree- und Dahmegewässer liegen für den Zeitraum von 1962 bis 1987 keine derar­ tigen Bestandsdaten vor.

60 Daten aus Luftbildauswertung Daten von Sukopp & Markstein (1989) 50

40

30

20

Röhrichtbestandene Uferlinie (km) 10

0 1925 1935 1945 1955 1965 1975 1985 1995 2005

Abb. 33: Veränderungen der mit Röhricht bestandenen Uferlänge der Berliner Havelgewässer von 1928 bis 2010. Werte aus der Luftbildauswertung und von SUKOPP & MARKSTEIN (1989).

STADT-WALD-FLUSS 2013 88 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Tab. 42: Entwicklung der mit Röhricht bestandenen Uferlänge (UL) der Berliner Havel von 1928 bis 2010 (Bestand 1928 = 100 %).

Jahr Kartierung Röhrichtbestandene UL Röhrichtbestandene UL in in km % des Bestands 1928/44

1928/1944 Luftbildauswertung 48,3 100,0 1953 Luftbildauswertung 44,5 92,1 1959 Luftbildauswertung 39,8 82,5 1962 SUKOPP & MARKSTEIN 1989 37,5 77,8 1967 SUKOPP & MARKSTEIN 1989 31,6 65,5 1972 SUKOPP & MARKSTEIN 1989 21,6 44,8 1977 SUKOPP & MARKSTEIN 1989 15,6 32,2 1982 SUKOPP & MARKSTEIN 1989 11,9 24,6 1987 SUKOPP & MARKSTEIN 1989 11,3 23,5 1990 Luftbildauswertung 23,7 49,1 1995 Luftbildauswertung 26,1 54,2 2000 Luftbildauswertung 29,4 61,0 2005 Luftbildauswertung 30,7 69,3 2010 Luftbildauswertung 30,8 69,2

In Abb. 33 sind die Ergebnisse für die Berliner Havel (Oberhavel, Tegeler See, Unterhavel und Gr. Wannsee) grafisch dargestellt. Tab. 42 sind die Zahlenwerte und Angaben zur Her­ kunft der Daten dargestellt. 1928/44 waren 48,3 km von 107 km Uferlänge der Berliner Havelgewässer mit Röhricht be­ standen. Dem Kurvenverlauf in Abb. 33 ist zu entnehmen, dass bereits zwischen 1928 und 1953 ein leichter Rückgang erfolgte. Nach 1959 brachen dann die Bestände im Havelbereich rapide zusammen. Der Tiefpunkt dieser Entwicklung war zwischen 1982 und 1987 erreicht: 1987 waren noch 11,3 km von 107 km Gesamt-Uferlänge mit Röhricht bestanden. Bis 2005 erfolgte wieder ein Anstieg über das Niveau von 1967 hinaus. Zwischen 2005 und 2010 war ein minimaler Rückgang zu verzeichnen, der durch die Auswertungsmethodik (Be­ schattung) bedingt sein kann. Aktuell sind somit 30,8 km von 107 km Uferlänge (= 28,8 %) der Havelgewässer wieder mit Röhricht bestanden.

STADT-WALD-FLUSS 2013 89 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.8 Röhricht-Entwicklung von 1928/44 bis 2010

Wie bereits in den früheren Berichten dargestellt, wurden auch historische Schwarz-Weiß- Luftbilder aus den Jahren 1928 und 1944 ausgewertet. Details dazu sind dem Kartierbericht von Luftbild & Vegetation (1998/99) und dem Röhrichtbericht 2003 für das Auswertungsjahr 2000 (KRAUß et al. 2003) zu entnehmen. Da weder für 1928 noch 1944 genügend auswertbare Luftbilder zur Verfügung standen, um alle Berliner Gewässer auszuwerten, mussten die vorhandenen Luftbilder aus unterschiedli­ chen Jahren zu einem Auswertungsjahr zusammengefasst werden. Da diese Schwarz-Weiß- Luftbilder auch eine vergleichsweise schlechte Qualität besitzen, konnten hier keine einzel­ nen Röhrichtarten unterschieden werden.

250 Röhrichtentwicklung Berlin gesamt 208,17 200 166,53

150

100 74,02 75,67 70,25 67,94 Röhrichtfläche (ha) 61,30 50

0 1928 1953 1990 1995 2000 2005 2010

Abb. 34: Entwicklung der Röhrichtfläche aller Berliner Gewässer zwischen 1928/44 und 2010.

Die Abb. 34 zeigt die Entwicklung der Berliner Röhrichtbestände von 1928/44 bis 2010. Zu erkennen ist, dass bereits zwischen 1928/44 und 1953 ein deutlicher Rückgang um über 40 ha erfolgt ist, der sich danach noch weiter fortsetzte. Für die gesamten Berliner Gewässer waren 1990 noch 29,4 % des Ausgangsbestands von 1928/44 vorhanden. Ab 1990 setzte eine Aufwärtsentwicklung ein, so das 2010 wieder 36,4 % des Ausgangsbestands von 1928/44 vorhanden ist.

STADT-WALD-FLUSS 2013 90 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.9 Vergleich der Entwicklung wasser- und landseitiger Röh­ richtbestände

Im Auswertungszeitraum 2005-2010 wurde erstmalige eine Trennung zwischen land- und wasserseitigem Röhricht vorgenommen. Diese Differenzierung der Röhrichte in land- und wasserseitige Bestände wurde deshalb nötig, weil seit längerem ein landseitiges Vordringen der Ufergehölze zum Spülsaum hin zu beobachten war (siehe dazu Abb. 35). Dadurch verschlechtert sich die Flächenbilanz der Röhrichte insgesamt, obwohl an vielen Stellen wasserseitig ein Vorwuchs zu beobachten ist. Es erschien deshalb notwendig, bei der Bilanzierung die Veränderung der wasserseitigen und landseitigen Röhrichte separat zu betrachten. Dazu war es notwendig, einmalig eine Trennlinie zwischen Wasser und Land dauerhaft fest­ zulegen. Dazu bot sich die im Luftbild meist deutlich erkennbare Spülsaumzone an, die durch einen Strandwall, Getreibsel und liegende Halme gekennzeichnet ist und meist als schmale Lücke die Bestände trennt. Somit wurde die im Luftbild erkennbare MW-Linie des Jahres 2010 zur Trennung verwendet (siehe auch SCHOENBERG et al. 2007). Diese Auswer­ tung wurde auch nachträglich für das Auswertungsjahr 2005 durchgeführt. Im folgenden sollen die Veränderungen der beiden neu hinzugekommenen Kartiereinheiten 55 (wasserseitiges Röhricht) und 56 (landseitiges Röhricht) beschrieben werden. Dabei wur­ den alle das Röhricht betreffende Kartiereinheiten zusammengefasst. In Abb. 35 wird die prozentuale Veränderung der wasser- und landseitigen Bestände zwi­ schen 2005 und 2010 dargestellt. Der Bestand 2005 wird dabei als 100 % gesetzt. Geht man von der ursprünglich getroffenen Annahme der Verdrängung der landseitigen Röhrichte durch die Gehölze aus, so müsste 2010 ein wasserseitiger Anstieg und ein landseitiger Rückgang der Bestandsfläche erfolgt sein. Dies ist jedoch, wie man aus der Abbildung er­ kennen kann, nur am Gr. Müggelsee, am Dämeritzsee und am Seddinsee der Fall.

50 landseitig 40 wasserseitig 30 + 20

10

0

-10

-20

Veränderung 2005-2010 in % - -30

e e e e See nsee havel rhavel dseen elsee esamt e l ger S di G egg meritzsee ed rossins egeler Ober Unt e an S T newa Mu L ru Da G Zeuth./K

Abb. 35: Darstellung der Entwicklung der wasser- und landseitigen Röhrichtbestände zwischen 2005 und 2010 in % des Ausgangsbestands von 2005.

STADT-WALD-FLUSS 2013 91 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Am Tegeler See, an Ober- und Unterhavel, an den Grunewaldseen sowie am Langen See erfolgte in beiden Fällen jeweils ein Zuwachs, der jedoch landseitig meist deutlich höher aus­ fiel. Am Krossinsee waren die Verhältnisse sogar umgekehrt, hier nahm das wasserseitige Röh­ richt deutlich ab und das landseitige zu. Lediglich bei Berlin Gesamt sind die Verhältnisse weitgehend ausgeglichen: In beiden Fällen ist eine Zunahme zu beobachten, die wassersei­ tig jedoch etwas höher ausfällt. Somit ist aus den vorliegenden Daten kein Trend zu erkennen, der die obige Annahme bestätigen würde. Fraglich ist allerdings, ob dazu ein einmaliger Vergleich zweier Kartierjahre ausreicht. Ent­ weder muss die Auswertung rückwirkend für alle Kartierungen ab 1990 nachgeholt werden oder man muss die zukünftigen Ergebnisse abwarten.

Abb. 36: Beispiel einer seeseitigen Verlagerung des Röhrichtbestands (dunkelgrün) bei gleichzeiti­ gem Verlust landseitiger Flächen (rot). Ort: Gemünd Unterhavel (357/358). Vergleichs­ zeitraum: 1990 – 2010.

STADT-WALD-FLUSS 2013 92 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

4.10 Veränderung der Struktur der Schilfbestände

Wie aus Tab. 43 ersichtlich, werden die Röhrichte in Berlin überwiegend von Schilf (Phrag­ mites australis) gebildet, gefolgt vom Schmalblättrigen Rohrkolben (Typha angustifolia). Die Anteile betragen 73,5 % und 7,3 %. Da im Luftbild der Schmalblättrige Rohrkolben nur schwer vom Breitblättrigen Rohrkolben (Typha latifolia) und von der Gewöhnlichen Teich­ simse (Schoenoplectus lacustris jetzt Scirpus lacustris) zu unterscheiden ist, wurden sie in einer Auswertungskategorie zusammengefasst. Jedoch ist der Anteil von Teichsimse und Breitblättrigem Rohrkolben derart gering, so dass sie flächenmäßig kaum ins Gewicht fallen. Kleine, meist nur wenige m² große Teichsimsenbestände gibt es an der Bänke, an der Lieper Bucht/UH und am Jungfernsee/UH. Der Flächenanteil beträgt geschätzt weniger als 0,1 %. Den Breitblättrigen Rohrkolben findet man kleinflächig verstreut in Verlandungsbereichen. Sein Flächenanteil beträgt geschätzt weniger als 0,5 %. Die Bestände von Kalmus /Wasserschwaden nehmen seit 1990 beständig ab und erreichen nur noch 0,8 % des Gesamtbestands. Im Zunehmen begriffen sind hingegen Röhrichte mit Gehölzaufwuchs. Der Rückgang der KE Kalmus/Wasserschwaden hängt möglicher­ weise mit der Zunahme der landseitigen Gehölze zusammen, die immer mehr in ehe­ malige Feuchtwiesenareale eindringen.

Tab. 43: Anteile der einzelnen Röhrichtarten/Auswertungskategorien am Gesamtröhrichtbestand von 2010

Art Anteil in % (2010)

Schilf geschlossen 51,7

Schilf lückig 18,8

Röhrichtmischung (Arten kleinräumig wechselnd/landseitige Begleitarten) 8,9

Röhricht (undifferenziert - aufgrund von Beschattung) 7,7

Rohrkolben/Teichsimse 4,8

Schilf bultig 3,1

Röhricht mit Gehölzaufwuchs 4,2

Kalmus/Wasserschwaden 0,8

Da beim Schilf Veränderungen in der Bestandsstruktur ein Indikator für die Vitalität der Be­ stände sind, wurde bei der Luftbildauswertung darauf geachtet, soweit möglich Schilf-Be­ stände mit unterschiedlicher Struktur getrennt zu kartieren. Folgende Strukturmerkmale wer­ den dabei unterschieden (KÜHL & KRAUß 1996):  geschlossene (homogene) Bestände ohne Lücken (Deckungsgrad > 80 %  lückige Bestände (mit vielen Lücken >1 m² und einem Deckungsgrad von 50-79 %  bultig aufgelöste Bestände (viele nicht mehr zusammenhängende Schilfinseln (Bulte), Deckungsgrad <50 %) Diese Kategorien sind auf den Infrarotluftbildern erfassbar und werden seit 1990 kartiert. Vermutlich ist jedoch dabei der Anteil der bultigen Bestände stark unterbewertet. Dies liegt in der Methodik der Auswertung begründet. Bultige Bestände sind, da die Halme meist blumen­ straußförmig auseinanderfallen, im Luftbild nur dann sicher anzusprechen, wenn um die Bul­ te herum größere schilffreie Wasserflächen sichtbar sind. Bulte, die jedoch relativ eng ne­ beneinander stehen, werden nur unzureichend erfasst. Hier wären ergänzende terrestrische Untersuchungen notwendig (s. dazu auch KÜHL & KRAUß 1996).

STADT-WALD-FLUSS 2013 93 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Röhrichtbestandsveränderungen

Fläche (ha) 60,0 Schilfbestände Berlin

50,0

40,0

30,0

20,0

10,0

0,0 1990 1995 2000 2005 2010

Bestand geschlossen Bestand lückig Bestand bultig Bestand abgestorben

Abb. 37: Entwicklung der Bestandsstruktur von Schilf-Reinbeständen für Gesamt-Berlin von 1990 bis 2010 (*Bestände mit Insektenbefall = abgestorben nur 2000 und 2005 erhoben).

Im Jahr 2000 wurde noch eine weitere Schilf-Struktur-Kategorie eingeführt, nämlich  Schilf mit Insektenbefall Hier wurden gut im Luftbild erkennbare großflächige Braunfärbungen von Schilf-Beständen separat kartiert (LUFTBILD & VEGETATION 2001). Der Grund dafür war der zwischen 1995 und 2000 verstärkt aufgetretene Befall der Schilf-Bestände mit der Zweipunkt-Schilfeule Archa­ nara geminipunctata (s. dazu KRAUß et al. 2003, Teil A Kap. 7.2.2.4), der zu einem Abster­ ben der Halme oberhalb der Befallsstelle führt. Mit Hilfe dieser leicht zu erfassenden Kartier­ einheit sollten Befallsschwerpunkte festgehalten werden. Allerdings sind für die Interpretation des Verlaufs derartiger Phänomene die 5-jährigen Zeit­ intervalle der Kartierung zu groß und die Ergebnisse daher wenig aussagekräftig. Auch hier wären wenigstens stichprobenartige jährliche terrestrische Untersuchungen notwendig. Des­ halb wurde diese Kartiereinheit 2010 nicht wieder verwendet. In der Abb. 37 sind die Ergebnisse grafisch dargestellt. Deutlich erkennbar ist der zwischen 1990 und 2010 erfolgte Anstieg der mit Schilf bestandenen Fläche. Der im Jahr 2000 kartierte starke Insektenbefall in Form abgestorbener Schilfhalme hat sich in 2005 nicht wiederholt. Dafür hat sich der Anteil der lückigen Bestände deutlich erhöht, möglicherweise eine Folge des Insektenbefalls. Auch der Anteil der bultigen Bestände ist etwas größer geworden. Damit stehen den vitalen Schilfbeständen nach wie vor Bestände gegenüber, die als ge­ schwächt oder rückgängig einzustufen sind. Generell ist die Vitalität der Schilfbestände ge­ genüber 2005 aber nicht schlechter geworden.

STADT-WALD-FLUSS 2013 94 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wellenschutz und Anpflanzungen

5 Wellenschutz und Anpflanzungen

Seit etwa 1983 werden in Berlin Maßnahmen zum Wellenschutz und Röhrichtanpflanzungen durchgeführt. Methodik und Umfang der Maßnahmen wurden ausführlich im Röhrichtbericht 2003 in Kap. 8 dargestellt (KRAUß et al. 2003, siehe dort auch Abb. 40).

5.1 Länge der geschützten Uferabschnitte

Wie Tab. 44 und Abb. 38 zu entnehmen ist, waren im Jahr 2010 ca. 23,1 km Gewässerufer (= 11,2 % von 210 km) mit Wellenschutzmaßnahmen in Form von Palisaden geschützt.

Tab. 44: Die durch Wellenschutzmaßnahmen geschützten Uferabschnitte (in m) von 1990-2010.

Gewässer / Jahr 1990 1995 2000 2005 2010 Anteil 2010 in % an der UL

Tegeler See 554 1.670 1.108 1.502 1.542 6,5 Oberhavel 776 535 532 748 759 2,6 Unterhavel 8.387 10.279 11.558 12.965 13.359 21,5 Gr. Müggelsee 0 2.639 2.751 2.799 2.791 24,4 Langer See 45 124 1.114 2.031 2.105 6,4 Seddinsee 0 428 1.232 2.290 2.288 17,2 Zeuthener See 0 0 230 230 230 3,0 Berlin gesamt 9.762 15.675 18.525 22.565 23.074 11,2

m 24.000 1990 20.000 1995 2000 16.000 2005 2010 12.000

8.000

4.000

0

l e el e e e v v e e Se a S see s h elsee n in ler rha r g di s e te d Gesamt g be n e O Se ros T U Langer Mueg .-/K uth e Z

Abb. 38: Die durch Wellenschutzmaßnahmen geschützten Uferabschnitte seit 1990 in m.

STADT-WALD-FLUSS 2013 95 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wellenschutz und Anpflanzungen

Dabei weist der Gr. Müggelsee (500) mit Nebengewässern bezogen auf seine Uferlänge den größten prozentualen Anteil auf, gefolgt von der Unterhavel (300) inkl. der Nebengewässer. Am Tegeler See (100) und an der Oberhavel (200) wurden einige ältere Wellenschutzbau­ werke zurückgebaut und nicht neu errichtet, so z. B. an der Oberhavel die Palisade an der Bürgerablage. Am Zeuthener See/Krossinsee (900) weist lediglich die Insel Zeuthener Wall eine Palisade auf. An den Grunewaldseen (400) und am Dämeritzsee (600) gibt es bislang keine Wellen­ schutzmaßnahmen. Der quantitative Schwerpunkt der Maßnahmen ist aber an der Unterhavel vorhanden, weil hier von den Belastungsfaktoren her die größte Notwendigkeit zum Handeln bestand. Hier wurde außerdem mit den ersten Maßnahmen begonnen, die bis Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückreichen.

5.2 Röhricht-Anpflanzungen

Zwischen 1995 und 2004 fanden nach Angaben von Frau Heinze (SenStadtUm) an insge­ samt 32 Uferabschnitten Anpflanzungen von Röhricht statt. Diese wurden auf Sandauf­ schüttungen durchgeführt. Die Pflanzflächen wurden durch Palisaden vor Wellenschlag ge­ schützt. Die Pflanzmethoden sind in KRAUß et al. (2003) beschrieben (siehe auch Abb. 39). Vor 1995 stattgefundene Pflanzungen ließen sich nicht mehr mit ausreichender Genauigkeit lokalisieren und wurden deshalb hier nicht berücksichtigt. Nach den vorhandenen Angaben betrug die Fläche der seit 1995 durchgeführten Pflanzungen rund 18.500 m². Es wurde über­ wiegend Schilf, zu einem geringeren Anteil (ca. 5 %) auch Schmalblättriger Rohrkolben und Röhrichtbegleitarten wie Schlank-Segge und Sumpf-Schwertlilie gepflanzt. Trotz des Wellenschutzes wird ein Teil der wasserseitig eingebrachten Pflanzen nach und nach durch Wind- und Schiffswellen ausgespült. Besonders stark wirkt sich die offenbar im Bereich von Inseln aus. Es wird von einer Verlustrate von geschätzt ca. 10 % der bepflanz­ ten Fläche ausgegangen. Etwa nach einem Jahr haben sich die Rhizome fest im Boden ver­ ankert und die Verluste lassen deutlich nach. Berücksichtigt man diese möglicherweise etwas zu gering angesetzten Verluste, so reduziert sich die zwischen 1995 und 2004 angepflanzte Röhrichtfläche auf rund 17.000 m². Hinzu kommen noch die Flächen, die zwischen 1980 und 1995 bepflanzt wurden, sowie Pflanzmaßnahmen am Tegeler See, die dort von einer Privatinitiative durchgeführt wurden. Hier kann die Fläche nur geschätzt werden. Es wird zusätzlich von ca. 2.000 m² Pflanzfläche ausgegangen. Damit wurde zwischen 1995 und 2005 auf ca. 19.000 m² Fläche Röhricht neu gepflanzt. Zum Vergleich beträgt der flächenmäßige Zuwachs aller Röhrichtbestände von 1990 (613.589 m²) bis 2005 (720.978 m²) 107.389 m². Dieser Zuwachs wurde wesentlich mit durch die Anpflanzungen stimuliert. Ohne Anpflanzungen hätte dieser nur in einem deutlich gerin­ geren Umfang stattgefunden.

5.3 Vergleich der Entwicklung geschützter und ungeschützter Röhrichtbestände

Zur Erfolgskontrolle wurden auch die Ergebnisse der Schutzmaßnahmen neu ausgewertet. Dazu werden für die einzelnen Gewässer die flächenhaften Veränderungen der durch Wel­ lenbrecher geschützten bzw. nicht geschützten Bestände gegenübergestellt.

STADT-WALD-FLUSS 2013 96 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wellenschutz und Anpflanzungen

Abb. 39: Röhrichtpflanzung am Schlachtensee (Foto: SenStadtUm).

Abb. 40: Bau einer Palisade als Wellenbrecher am Gr. Müggelsee.

STADT-WALD-FLUSS 2013 97 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wellenschutz und Anpflanzungen

5.3.1 Auswertungsmethode

Bei der Auswertung ergab sich folgendes Problem. Die Lage der Wellenbrecher ist aus ver­ schiedenen Gründen nicht mit den Auswertungsabschnitten deckungsgleich. So sollten z. B. Badestellen, Garnauszüge der Fischerei etc. nicht durch eine Palisade verbaut werden. In der Praxis bedeutet dies, dass es Abschnitte gibt, die zu unterschiedlichen Anteilen mit einem Wellenbrecher geschützt sind. Beträgt der geschützte Uferbereich z. B. nur 30 % der Uferlänge des gesamten Abschnitts, so konnte bislang aufgrund der Struktur der Datenbank das Röhricht, das sich in den restlichen ungeschützten 70 % befindet, nicht herausgerechnet werden. Da sich die bei der letzten Luftbild-Auswertung durchgeführte GIS-Abfrage mittels einer Defi­ nition von 25 m breiten Bufferzonen aus methodischen Gründen als relativ ungenau her­ ausgestellt hatte, wurde 2005 im GIS ein zweites Abschnittssystem installiert, das die vor­ handenen Abschnitte in Bereiche mit und ohne Wellenschutz meterscharf aufteilt. Diese Auf­ teilung ist aus der Abb. 41 für einen beispielhaften Uferabschnitt ersichtlich. Dort ist z. B. erkennbar, dass der Abschnitt 316 zwei Bereiche mit und zwei ohne Wellenschutz besitzt. Dies gilt auch für den Abschnitt 319. Der Wellenschutz wird durch die blaue Linie vor dem Röhricht dargestellt. Die Auswertung bzw. die Ermittlung der Fläche wurde dann wiederum mittels eines 25 m breiten Buffers vorgenommen. Hier besteht die Möglichkeit, dass Röhrichte über die Buffer­ zone hinausragen und nicht mit erfasst werden. Dieser Fehler musste jedoch in Kauf ge­ nommen werden. Die Röhrichtflächen mit und ohne Wellenschutz wurden dann pro Abschnitt zusammengefasst. Die Originaldaten sind der Datei im Anhang zu entnehmen. Es wurden mit Ausnahme der Grunewaldseen alle Gewässer in die Auswertung einbezogen, darunter auch die, die bislang keinen Wellenschutz aufwiesen, wie Dämeritzsee, Zeuthener See, Langer Zug und Krossinsee. Die Grunewaldseenkette wurde aufgrund der andersartigen ökologischen Bedingungen (kein Wellenschlag durch Sportboote, dafür extrem hohe Badenutzung, der Röhrichtbestand ba­ siert tw. nur auf Anpflanzungen) nicht mit einbezogen. Die Auswertung wurde für den größtmöglichen Zeitraum von 1990 bis 2010 durchgeführt. Als Nullvariante bzw. Vergleichsbasis „Ufer ohne Wellenschutz“ wurden alle Uferab­ schnitte, die niemals einen Wellenschutz, also auch nicht vor 1990 aufwiesen, ausgewählt. In der Kategorie „Ufer mit Wellenschutz“ wurden alle Uferabschnitte zusammengefasst, die entweder bereits im Stichjahr 1990 einen Wellenschutz aufwiesen oder aber im darauffol­ genden Zeitraum bis 2010 einen erhielten. So werden hier also Abschnitte, die schon vor 1990 einen Wellenschutz hatten und Abschnitte, die erst im Zeitraum zwischen 1990 und 2010 einen Wellenschutz erhielten, zusammengefasst (siehe dazu Abb. 41). Über den gesamten Zeitraum von 1990 bis 2010, gab es nur Uferabschnitte an Oberhavel, Tegeler See und Unterhavel mit Wellenschutz. Am Müggelsee, Langen See und Seddinsee wurde erst nach 1992 mit dem Bau von Wellenbrechern begonnen, diese sind also erst in der Auswertung 1995 enthalten. Am einfachsten sind die Verhältnisse am Müggelsee, da hier alle vorhandenen Wellenbre­ cher weitgehend in einem Auswertungszeitraum zwischen 1990 und 1995 errichtet wurden Bei allen anderen Gewässern kamen abschnittsweise immer neue Uferstrecken dazu. Bei einigen wenigen Uferabschnitten wurden im Zug von Reparaturmaßnahmen bzw. der Umwandlung von Reisiglahnungen in Palisaden der Verlauf verändert oder auch Abschnitte zurückgebaut, so dass es auch Uferbereiche gibt, die nicht durchgehend bis 2005 einen Wel­ lenschutz aufweisen. Am Beispiel des Abschnitts 210 Bürgerablage(Oberhavel) soll dies erläutert werden. Dieser Abschnitt wurde schon 1979 mit einer Palisade versehen.

STADT-WALD-FLUSS 2013 98 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wellenschutz und Anpflanzungen

Abb. 41: Uferabschnitte mit und ohne Wellenschutzmaßnahmen an der Unterhavel/Bereich Lieper Bucht (Quelle: Luftbild & Vegetation). Blaue Linie = Palisade, grüne Flächen = Röhricht. Uferabschnitte innerhalb der roten Linie = Ufer mit Wellenschutz. Uferabschnitte ohne rote Linie = Ufer ohne Wellenschutz.

STADT-WALD-FLUSS 2013 99 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wellenschutz und Anpflanzungen

Da der Standort schlecht gewählt war und sich dort ein relativ schütterer Röhrichtsaum im Schatten und Trauf großer Schwarzerlen befand, zu deren Fällung man sich aus unter­ schiedlichen Gründen nicht entschließen konnte, wurde die Palisade 1995 wieder entfernt, unter anderem deshalb, weil sie bereits sehr zerfallen war. Auch im Abschnitt 310 Kuhorn Nord (Unterhavel) wurde um 1980 als Versuchsanordnung ein Wellenbrecher in Form einer ingenieurbiologischen Barre auf einer Teilstrecke errichtet. Diese wurde jedoch aufgrund ihrer mangelhaften Funktion nach wenigen Jahren wieder ent­ fernt und als Ersatz eine Lahnung gebaut. Diese wurde wiederum durch eine Palisade er­ setzt. Jedes dieser Bauwerke hatte eine etwas unterschiedliche Länge. Insgesamt weist aber nur ein geringer Anteil der Abschnitte (< 5 %) eine derart komplexe Entwicklung auf. Bemerkt werden muss noch, dass die hierfür ermittelten Werte zwar auf den Ergebnissen der Luftbildauswertung basieren, diese jedoch nicht völlig mit den Auswertungsergebnissen aus der Access-Datenbank übereinstimmen. Dieses Problem beruht auf den etwas unter­ schiedlichen Auswertungsmodi und Rundungsfehlern. Der Fehler beträgt je nach Gewässer zwischen 0,01-0,3 % bezogen auf das einzelne Gewässer und ist damit vernachlässigbar.

5.3.2 Ergebnisse

In Tab. 45 und Abb. 42 werden die Auswertungsergebnisse dargestellt. Sie umfassen einen Vergleichszeitraum von 20 Jahren, nämlich von 1990 bis 2010. In Tab. 45 sind in der Spalte „Röhrichtfläche mit Wellenschutz“ alle Uferabschnitte zusammengefasst, bei denen be­ reits vor 1990 ein Wellenschutz vorhanden war oder zwischen 1990 und 2010 ein Wellen­ schutz errichtet wurde. Die Spalte „Röhrichtfläche ohne Wellenschutz“ umfasst alle Uferabschnitte, die weder vor 1990 noch zwischen 1990 und 2010 einen Wellenschutz aufwiesen. In der %-Spalte wird angegeben, um wie viel % sich der Bestand 2010 seit 1990 verändert hat. In der Zeile „Gesamt“ wird die Summe aller ausgewerteten Gewässer angegeben. Insgesamt ergibt sich ein sehr heterogenes Bild. So weist der Tegeler See sowohl bei den geschützten als auch den ungeschützten Beständen den höchsten Zuwachs auf, während am Müggelsee in beiden Kategorien nur ein geringer Zuwachs festzustellen ist. Sehr große Unterschiede von tw. über 100 % zwischen geschützten und ungeschützten Ab­ schnitten traten am Langen See und am Seddinsee auf. Bezogen auf alle untersuchten Berliner Gewässer gibt es bei den nicht durch Wellenbrecher geschützten Uferabschnitten eine Stagnation zwischen 1990 und 2005, was an sich schon ein gutes Ergebnis ist, denn es gibt hier wenigstens keinen weiteren Rückgang mehr. Offen­ sichtlich sind aber vor allem am Langen See und am Seddinsee, aber auch am wesentlich kleineren Dämeritzsee die Bedingungen für ungeschützte Röhrichte so schlecht, so dass sich diese dort in nach wie vor einem schnellen Rückgang befinden. Aber auch Röhrichte mit Wellenschutz zeigen an den einzelnen Gewässern eine völlig unter­ schiedliche Reaktion. So gibt es auch an der Unterhavel mit dem höchsten Zuwachs bei den wellengeschützten Röhrichten Abschnitte, wo das Röhricht, obwohl wellengeschützt, deutlich zurückgeht, so z. B. der Abschnitt Kuhhorn Nord (310) oder Lieper Bucht Ecke (316). Unter den gleichen Bedingungen weisen hier die benachbarten Abschnitte Kuhhorn Mitte und Süd (311, 312) bzw. Grunewaldturm Süd (315) jedoch teilweise erhebliche Zuwächse auf. Bezogen auf die gesamten Berliner Gewässer weisen die durch Wellenbrecher geschütz­ ten Abschnitte zwischen 1990 und 2005 aber einen Zuwachs von insgesamt 52 % auf, dies ist aus Sicht des Gutachters ein deutlicher Hinweis für die Wirksamkeit dieser Maßnah­ men und belegt den positiven Einfluss der Wellenbrecher auf die Röhrichtbestände!

STADT-WALD-FLUSS 2013 100 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wellenschutz und Anpflanzungen

Tab. 45: Vergleich der Entwicklung von Röhricht ohne Wellenschutz und mit Wellenschutz von 1990 bis 2010. Flächenangaben in m². Die Prozentangaben beziehen sich auf die Aus­ gangswerte von 1990 = 100 % (* Bestand 2010 in % des Ausgangsbestands von 1990).

Gewässer Röhrichtfläche ohne WS Röhrichtfläche mit WS

1990 2010 1990 2010 Nr. (m²) (m²) %* (m²) (m²) %* Tegeler See 100 31.874 51.828 163 3.146 6.623 211 Oberhavel 200 49.961 50.991 102 4.627 6.720 145 Unterhavel mit Wannsee, Pohlesee, Stölpchen- und Griebnitzsee 300 141.025 162.141 115 103.785 176.133 170 Gr. Müggelsee mit Bänke, Kl. Müg­ gelsee/Müggelspree 500 73.718 77.202 105 56.781 65.533 115 Dämeritzsee 600 2.525 2.110 84 0 0 Langer See 700 23.215 18.959 82 8.000 16.781 210 Seddinsee 800 44.223 23.089 52 10.815 18.889 175 Zeuthener See/Krossinsee 900 49.879 49.682 99 0 293 + Gesamt 416.420 435.709 105 187.154 290.972 155

250 ohne WS 1990-2010 mit WS 1990-2010 200

150

100

50 Röhrichtfläche in % von 1990 0 l e el e e e e e ee t e v v se se e e s m S a a l z S ns n a r rh rh it r i si s le e e gge er ge d s e b e n ed o Ge g O nt u m S r Te U M ae La /K D h. ut Ze

Abb. 42: Vergleich der geschützten mit den ungeschützten Uferabschnitten an Tegeler See (100), Oberhavel (200), Unterhavel (300), Müggelsee (500), Dämeritzsee (600), Langer See (700), Seddinsee (800) und Zeuthener See/Krossinsee (900). Werte: Röhrichtfläche 2010 in % des Ausgangsbestands von 1990.

STADT-WALD-FLUSS 2013 101 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wellenschutz und Anpflanzungen

5.3.3 Zusammenfassung und Empfehlungen

Mit Stand 2010 waren 23,1 km von 210 km (= 11,2 %) der kartierten Gewässerufer mit Wel­ lenbrechern geschützt. Zwischen 1995 und 2005 wurden auf ca. 19.000 m² Fläche Röhricht neu gepflanzt. Insgesamt beträgt für Berlin gesamt der flächenmäßige Zuwachs aller Röhrichtbestände von 1990 bis 2005 107.389 m². Beim Vergleich der wellengeschützten Röhrichtbestände mit nicht geschützten Beständen ergibt sich seit 1990 bei den geschützten Beständen insgesamt ein Zuwachs von 55 %, wäh­ rend der Zuwachs der ungeschützten Bestände bei 5 % liegt. Betrachtet man jedoch die einzelnen Gewässer, so ergibt sich eine völlig unterschiedliche Entwicklung. Es gibt Gewässer  wo der Zuwachs nur in Bereichen mit Wellenschutz stattfindet (Langer See, Seddin­ see)  wo ein deutlicher Zuwachs sowohl in Bereichen mit als auch ohne Wellenschutz statt­ findet (Tegeler See, Oberhavel, Unterhavel)  wo die Entwicklung stagniert und ein geringer Zuwachs in geschützten und unge­ schützten Bereichen erfolgt (Gr. Müggelsee). Am Zeuthener See (Zeuthener Wall) gibt es nur eine sehr geringe geschützte Fläche, die auf einer Anpflanzung beruht, so dass hier die Entwicklung abgewartet werden muss. Insbesondere an der Unterhavel und am Tegeler See ist bemerkenswert, dass dort ein er­ heblicher spontaner Zuwachs auch in ungeschützten Bereichen stattfindet. Am Tegeler See, an der Unterhavel mit Griebnitzsee und Pohlesee/Stölpchensee, am Lan­ gen See und am Seddinsee haben vor allem die Anpflanzungen und der Wellenschutz zu den Zuwächsen beigetragen. Dort wäre sonst die Bilanz vermutlich negativ ausgefallen. Aus Sicht der Gutachter ist es deshalb sinnvoll, die Wellenschutzmaßnahmen beizubehal­ ten und auch weiter auszubauen, da sie neben dem direkten Schutz des Röhrichts auch Makrozoobenthos und Fischbrut vor dem schiffsinduzierten Wellenschlag schützen, die U­ fererosion reduzieren und das Befahren bzw. Betreten der Röhrichte erschweren. Auch die Anpflanzung neuer Röhrichte wird vor allem an völlig röhrichtfreien Uferab­ schnitte, wie sie z. B. am Langen See oder in der Großen Krampe vorhanden sind, weiter als wichtig erachtet. Aufgrund der negativen Erfahrungen bei der Neuanpflanzung von Röhrichten an Inseln (z. B. Imchen, Kälberwerder) sollten dort vorerst keine weiteren Anpflanzungen vorgenommen werden.

STADT-WALD-FLUSS 2013 102 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Schwimmblattpflanzen

6 Bestandsveränderungen der Schwimmblattpflanzen

Im Rahmen der Luftbildauswertung wurden auch wieder die Bestände der Schwimmblatt­ pflanzen erfasst. Als Bezugsjahr für die Auswertung wurde 1953 verwendet. An den Berliner Gewässern sind als bestandsbildende Arten vor allem die Gelbe Teichrose (Nuphar luteum) und in geringerem Umfang die Seerose (Nymphea alba) zu nennen. Letz­ tere bildet nur an wenigen Stellen, so z. B. in der Bänke und im Nordostteil des Seddinsees ausgedehnte Bestände. An in Privatbesitz befindlichen Uferabschnitten wurden häufig klein­ flächig Zuchtformen der Seerose angepflanzt. Arten wie die Krebsschere (Stratoides aloides) oder die Wassernuss (Trapa natans) sind seit langem aus den kartierten Gewässern verschwunden. 1953, im Jahr der ersten Luftbildaus­ wertung, könnten jedoch noch Restbestände vorhanden gewesen sein. Auf Schwarzweiß- Luftbildern können jedoch Teich-/Seerosen und andere Schwimmblattpflanzen nicht unter­ schieden werden, so dass hier eine Verwechslungsmöglichkeit besteht.

Tab. 46: Entwicklung der Schwimmblattpflanzenbestände an den Berliner Gewässern von 1953­ 2010 in ha (Ausgangsbestand 1953 = 100 %; nur Berliner Ufer).

Gewässer Fläche Schwimmblattpflanzen in ha Entwicklung in % von 1953 1953 1990 1995 2000 2005 2010 1953 1990 1995 2000 2005 2010 Tegeler See 1,71 1,33 1,56 1,30 2,34 3,46 100 78 91 76 137 202

Oberhavel 2,90 2,38 2,24 0,83 2,87 3,34 100 82 77 29 99 115 Unterhavel 16,92 12,94 12,46 1,55 12,55 12,99 100 76 74 9 74 77 Wannsee 1,27 1,41 1,67 0,10 1,72 1,94 100 111 131 8 135 153 Griebnitzsee 2,42 0,21 0,21 0,03 0,56 0,86 100 9 9 1 23 36 Stölp./Pohlesee 0,13 0,18 0,36 0,44 0,79 1,11 100 134 277 331 600 836 Grunewaldsee 0,83 0,01 0,02 0,04 0,03 0,02 100 1 2 5 4 3 Krumme Lanke 0,07 0,01 0,01 0,01 0,01 0,01 100 14 14 14 14 16 Schlachtensee 0,22 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 100 0 0 0 1 0 Nikolassee 0,00 0,06 0,15 0,23 0,39 0,39 100 Gr. Müggelsee 0,96 0,19 0,36 0,31 0,47 0,54 100 20 38 32 49 56 Bänke 2,86 3,10 3,56 3,57 4,08 4,84 100 108 124 125 143 169 Kl. Müggelsee/ 0,12 0,41 1,25 0,87 1,60 1,39 100 342 1.042 725 1.333 1.158 Müggelspree Dämeritzsee 0,22 0,15 0,60 0,87 1,01 1,10 100 68 273 395 459 498 Langer See 2,13 0,58 0,44 0,34 0,60 0,65 100 27 21 16 28 30 Seddinsee 9,77 11,37 13,67 14,78 20,46 19,05 100 116 140 151 209 195 Zeuthener See 1,04 0,07 0,09 0,08 0,15 0,19 100 7 9 8 14 18 Gr. Zug/Krossin­ 0,89 0,51 0,61 0,76 1,00 1,21 100 57 69 85 112 136 see Berlin gesamt 44,47 34,90 39,26 26,09 50,64 53,07 100 78 88 59 114 119

STADT-WALD-FLUSS 2013 103 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Schwimmblattpflanzen

Schwimmblattpflanzen-Bestände 2010 in Prozent von 1953 1158 1000

800

600

400

200 Bestand in % von 1953 0

e e e e e e e e k el ee ee k ee se v s s Se s se l en itzs a ha el itz ld n hlese r g n a te o B te g w h /P e Wannseerossinsee n eb e . emer Seddinsee OberhavelU ue i ac a Tegeler See Di K M Langer un l D Gr r ch Kl. Muegge ZeuthenerKrumme SeeG LanS Stoelp

Abb. 43: Größe der Schwimmblattpflanzenbestände 2010 in % des Ausgangsbestands von 1953.

Insgesamt bedeckten die Bestände 1953 eine Fläche von 44,5 ha. Diese reduzierte sich bis 1990 auf 34,9 ha um dann bis 1995 wieder auf 39,3 ha anzusteigen. 2000 war dann wieder ein starker Rückgang auf 26,1 ha zu verzeichnen. Überraschenderweise gibt es dann im Jahr 2005 einen erheblichen Zuwachs auf 50,6 ha (Tab. 47). Damit haben die Bestände der Schwimmblattpflanzen zwischen 1953 und 2010 trotz einiger Fluktuationen erheblich zugenommen, so dass der Bestand jetzt für Berlin um 19 % höher liegt als der Ausgangsbestand von 1953. In Abb. 43 ist die Veränderung der Schwimmblattpflanzenbestände der einzelnen Gewässer von 1953 bis 2010 in % des Ausgangsbestands grafisch dargestellt. Besonders auffällig ist hier der erhebliche Zuwachs am Dämeritzsee und am Kleinen Müggelsee. Allerdings sind hier die Ausgangsflächen sehr klein, so dass dies nicht überbewertet werden sollte. Einen deutlichen, auch flächenmäßig großen Zuwachs ergab sich am Seddinsee, an der Bänke, am Wannsee und am Tegeler See, während an der Unterhavel, am Müggelsee, am Langen See und am Krossinsee ein flächenmäßig bedeutender Rückgang stattfand. An der Bänke gibt es inzwischen auch wieder kleinere Krebsscherenbestände. Andererseits gibt es aber an der Unterhavel in einzelnen Abschnitten, so z. B. bei Pfauenin­ sel Nord (368) und Ost (369) wiederum einen erheblichen Zuwachs. Auffällig ist das weitgehende Fehlen von Schwimmblattpflanzen an den Grunewaldseen. Vergleicht man die Veränderungen des Schwimmblattpflanzenbestands mit denen der Röh­ richte, ergeben sich keine Gemeinsamkeiten, dies zeigt sich in Abb. 44. Über die Rückgangsursachen bei den Schwimmblattpflanzen ist wenig bekannt. Sie werden von zahlreichen phytophagen Insekten als Nahrungsquelle genutzt. Blässhühner fressen Blüten und Knospen. Bisam, Nutria und Biber graben vor allem im Winter die Rhizome aus. Schwimmblattpflanzen sind empfindlich gegen mechanische Belastungen, wie Befahren durch Boote (Beschädigen von Blatt und Stängel durch die Schiffschraube). Andererseits scheinen sie schiffsinduziertem Wellenschlag besser standzuhalten als Schilf.

STADT-WALD-FLUSS 2013 104 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Schwimmblattpflanzen

Nach dem 2. Weltkrieg wurden zahlreiche Schwimmblattpflanzenbestände durch die Muniti­ onsbergung im Flachwasser stark in Mitleidenschaft gezogen. Vor allem größere Bestände wie an der Bänke oder am Seddinsee sollten durch geeignete Maßnahmen vor dem Befahren durch Boote geschützt werden.

120 Schwimmblatt Röhricht 100

80

60

40 Prozent von 1953 (%) 20

0 1953 1990 1995 2000 2005 2010

Abb. 44: Vergleich der Bestandsveränderung von Röhricht und Schwimmblattpflanzen zwischen 1953 und 2010 in % des Ausgangsbestands (1953 =100 %).

STADT-WALD-FLUSS 2013 105 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Potenziell besiedelbare Uferbank

7 Größe der potenziell mit Röhricht besiedelbaren Ufer­ bank

Für die meisten der hier untersuchten Berliner Gewässer liegt eine Kartierung der Tiefenli­ nien vor. Diese wurden entweder mit der Einzelstrahlechographie oder der wesentlich ge­ naueren Flächenechographie in mehreren Messkampagnen ermittelt. Die so erhaltenen Da­ ten wurden von WASSMANN (2002) aufbereitet. Dort sind auch die Methoden beschrieben. Es lag nahe, diese Werte zur Ermittlung der potenziell mit Röhricht besiedelbaren Fläche des Gewässerlitorals zu ermitteln. Da es für den Zeuthener See und Krossinsee keine ver­ wertbaren Tiefenlinien, gibt, konnten diese hier nicht berücksichtigt werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass unter den Bedingungen der Berliner Gewässer Röh­ richt eine maximale Wassertiefe von 1,50 m bei MW erreichen kann. An zahlreichen Stillge­ wässern Brandenburgs liegt dieser Wert deutlich höher, so z. B. um 2,10 m am Wutzsee bei Lindow oder am Warthesse bei Jacobshagen. Es gibt aber auch zahlreiche Seen, bei denen dieser Wert unterschritten wird (eigene Beob.). Da sich bei der Auswertung a n einigen Uferbereichen Unstimmigkeiten zwischen der Lage der Lahnungen, die meist bei einer Wassertiefe von 1,5 m errichtet wurden und den gemes­ senen Tiefenlinien ergaben, wurden diese soweit vertretbar, korrigiert.

Potenziell besiedelbare Fläche der einzelnen Gewässer und tatsächliche Wasser-Röhrichtflächen 1990 und 2010 160 aquatische Röhrichtfläche 1990 (ha) 140 aquatische Röhrichtfläche 2010 (ha) 120 potenziell besiedelbare Fläche (ha) 100 80 60

Flächen (ha) 40 20 0

e l e e e e e Se have else er S eler ter n OberhavelU emeritzse ang Seddinse TTeg Muegg a L D Grunewaldseen

Abb. 45: Fläche der potenziell mit Röhricht besiedelbaren Fläche im Gewässer (1,5 m-Tiefenlinie) und tatsächliche aquatische Röhrichtflächen von 1990 und 2010.

STADT-WALD-FLUSS 2013 106 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Potenziell besiedelbare Uferbank

In Abb. 45 erfolgt die Darstellung der potenziell für Röhricht besiedelbaren Fläche des Ge­ wässerlitorals bis zu einer Wassertiefe von 1,50 m bei MW (blaue Säule). Dazu werden die von aquatischem Röhricht besiedelten Flächen pro Gewässer für das Jahr 1990 (hellgrüne Säule) und 2010 (dunkelgrüne Säule) angegeben. Es ist zu erkennen, dass jeweils nur ein Bruchteil der potenziell besiedelbaren Fläche im aquatischen Bereich des Ufers tatsächlich von Röhricht eingenommen wird. Die höchsten Werte findet man am Grunewaldsee (15,2 %), am Müggelsee (13,1 %) und an der Unterhavel (11,6 %). Den niedrigsten Wert weist der Dämeritzsee mit 4,4 % auf. Der Durchschnitt aller Gewässer ohne Zeuthener See/Krossinsee liegt bei 13 %. Damit sind derzeit lediglich 13 % der potenziell mit Röhricht besiedelbaren Uferbank bis zu einer Wassertiefe von 1,5 m bei MW mit Röhricht bewachsen.

STADT-WALD-FLUSS 2013 107 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wertstufen der Röhrichtbestände

8 Bewertung der Röhrichtbestände nach Wertstufen

Im folgenden Kapitel wird eine Bewertung der Röhrichtbestände nach Wertstufen vorge­ nommen, die Ergebnisse sind den Karten 40 bis 49 zu entnehmen. Die Auswertung erfolgte für die Jahrgänge 2005 und 2010. Es wurden insgesamt 187 Uferabschnitte bewertet. Die Abschnitte 118 (Kl. Malche) und 359 (Pichelsee) wurden nicht bewertet, da hier keine Kartierung der Tiefenlinien vorlag. Dies gilt auch für die Uferstrecken des Zeuthener Sees und des Krossinsees (901-913). Abschließend werden die Ergebnisse des Bewertungsverfahrens mit den im Beschluss des Berliner Senats zum Erhalt der biologischen Vielfalt genannten Zielvorstellungen für die Röh­ richtentwicklung verglichen.

8.1 Methode

Die Bewertung erfolgte auf Grundlage der Uferabschnitte, auf denen das Kartierungssystem basiert. Diese sind allerdings unterschiedlich groß und unterschiedlich strukturiert, so dass ein direkter Vergleich pro Abschnitt nicht möglich ist. Deshalb werden die Angaben auf 100 m Uferlinie umgerechnet. Zur Bewertung herangezogen werden folgende Parameter: 1. Röhrichtbreite in m - Röhrichtfläche in m2 pro lfd. m Uferlänge. Dieser Wert zeigt den Zusammenhang zwischen Röhrichtfläche und Uferlänge des entsprechenden Abschnitts. Je größer die Röhrichtfläche ist, desto weiter erstreckt sich der Bestand ins Wasser und desto vitaler wird das Röhricht des jeweiligen Uferabschnitts einge­ schätzt. Die ermittelten Werte schwanken dabei zwischen 0,1 und 40,3 m. Der Durchschnitt, bezogen auf 198 Abschnitte, liegt bei 4,8 m. 2. Potential-Ausnutzung - Anteil der mit Röhricht besiedelten Fläche an der poten­ ziell besiedelbare Fläche unterhalb der MW-Linie in %. Dieser Wert gibt an, wie gut das Röhricht das aktuell vorhandene Flächenpotential ausnutzt. Je besser dieses genutzt wird, umso vitaler wird das Röhricht des jeweiligen Uferabschnitts einge­ schätzt. Dabei wird berücksichtigt, dass dieses Potential, abhängig von der Gewäs­ sermorphologie unterschiedlich groß sein kann. Unter Zuhilfenahme einer Kartierung der Tiefenlinien des jeweiligen Gewässers wird die potenziell mit Röhricht besiedel­ bare Fläche im Litoral berechnet. Es wird dabei eine maximal möglich Ausdehnung bis zu einer Wassertiefe von 1,50 m bei MW angenommen. Dargestellt wird der Anteil der tatsachlich besiedelten Fläche an der potenziell besiedelbaren Fläche in %. Hier­ bei wird nur die wasserseitige Röhrichtfläche berücksichtigt. Röhrichte oberhalb der MW-Linie werden nicht einbezogen. Die ermittelten Werte schwanken dabei zwi­ schen 0,1 und 98 %. Den maximalen Wert erreicht der Abschnitt 348 (Gutshof Kla­ dow), der bis knapp unter MW künstlich aufgeschüttet wurde. Der Durchschnitt, be­ zogen auf 198 Abschnitte, liegt bei 12,9 %. 3. Zerstückelung - Anzahl der Röhricht-Teilflächen pro 100 m2 Röhrichtfläche). Diese ist ein Maß für die Struktur und Zerstückelung der Bestände. Je größer die Ge­ samtfläche und je geringer die Anzahl der Teilflächen ist, desto besser wird die Struk­ tur des Uferabschnitts eingeschätzt. Der Wert ist dimensionslos und wird als Kehr­ wert dargestellt. Die ermittelten Werte schwanken dabei zwischen 0 und 500. Der größte Wert wird beim Abschnitt 332 (Gr. Tiefehorn) erreicht, dies ist die größte zu­ sammenhängende Röhrichtfläche. Der Durchschnitt, bezogen auf 198 Abschnitte, liegt bei 11,2. 4. Bestandsveränderung - Zu-/Abnahme der durchschnittlichen Röhrichtbreite. Dieser Wert ist ein ebenfalls ein Maß für die Vitalität eines Bestands. Nimmt dieser im Kartierungszeitraum zu oder bleibt gleich, so wird dies besser eingeschätzt als ein Rückgang. Hierzu wird die Zu- oder Abnahme der Röhrichtfläche in m2 pro laufender

STADT-WALD-FLUSS 2013 108 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wertstufen der Röhrichtbestände

Meter Uferlänge im Kartierungszeitraum verwendet. Es wird nicht der Prozentwert, sondern der absolute Wert angegeben. Die Verwendung des Zuwachs-Prozentwerts bringt hier das Problem mit sich, dass sehr kleine Bestände bspw. unter 50 m2, häufig eine starke prozentuale Zunahme um 50 % und mehr aufweisen. Dadurch würden sehr große Bestände, die bezogen auf die absolute Fläche einen höheren Zuwachs aufweisen, der aber prozentual geringer ist, benachteiligt werden. Die ermittelten Werte schwanken dabei zwischen – 5,8 und + 6,6 m. Den maximalen Wert erreicht der Abschnitt 320 (Kl. Steinlanke). Der Durchschnitt, bezogen auf 198 Abschnitte, liegt bei + 0,11 m.

5. Senkrechte Uferbefestigung - Bei allen Uferabschnitten, die überwiegend mit einer Spundwand oder Mauer senkrecht oder schräg verbaut sind, wurde ein Punkt abge­ zogen. Es handelt sich dabei in erster Linie um die Abschnitte 111, 113 (Tegeler See), 329, 330 (Wannsee), 346 (Kladow/Unterhavel) und 501, 502 (Müggelsee). Bei diesen Abschnitten tritt folgendes Problem auf: sie wurden ursprünglich zu groß aus­ gewählt, neben befestigten Abschnitten umfassen sie auch kleinere Röhrichtbe­ stände, die tw. einen guten Zuwachs aufweisen. Dadurch würden diese Abschnitte insgesamt zu gut bewertet. Aus diesem Grund erfolgt hier eine manuelle Abstufung um einen Punkt.

In Tab. 47 werden die einzelnen Parameter und der Bewertungsrahmen dargestellt. Die Wer­ te-Spannbreite der einzelnen Parameter wurde in 4 Wertklassen unterteilt. Diese Einteilung wurde anhand des vorhandenen Spektrums gutachterlich eingeschätzt. Den einzelnen Wert­ stufen wurden Wertpunkte zugeordnet. Diese Wertpunkte werden addiert. Einen Punktabzug gibt es beim Parameter D (Zuwachs/Abnahme der Röhrichtfläche).

Tab. 47: Darstellung der Bewertungsparameter und der Wertpunkte.

Max. Para- Bewer- Para- Bewer- Para- Bewer- Para- Bewer­ Bewertungs-Parameter Param.­ meter­ tungs- meter.- tung.­ meter- tungs- meter- tungs- Bereich klasse Punkte klasse Punkte klasse Punkte klasse Punkte Röhrichtbreite: Breite des Röh­ A richtgürtels in m (= Röhrichtflä­ O,1-40,3 0- 0,4 0 0,41-5 1 5,1-10 2 > 10 3 che in m2 pro lfd. m Uferlänge) Potential-Ausnutzung: Anteil der besiedelten an der poten­ B 0,1-98 0 – 5 0 5,1-20 1 20,1-50 2 > 50 3 ziell von Röhr. besiedelbaren Litoralfläche in % Zerstückelung: Anzahl TF pro C 100 m2 Bestandsfläche (Kehr­ 0,27-500 0-1 0 1,1-10 1 10,1-30 2 > 30 3 wert) Bestandsveränderung: Zu- / Rück­ Rück­ Zu­ Zu­ Abnahme der durchschnittlichen D -5,8- +6,6 gang -1 gang 0 wachs 1 wachs > 2 Röhrichtbreite in den letzten 5 um > 1 um 1-0 0,1-1,5 1,5 Jahren in m Überwiegend senkrechte Ufer­ E befestigung im Abschnitt vor­ 1 Punkt Abzug herrschend

Tab. 48: Bewertungspunkte und Farbbelegung der ermittelten Bewertungsstufen.

Bewertung Schlecht (rot) Mittel (gelb) Gut (gelbgrün) Sehr gut (grün) Punktezahl 0 - 2 3 - 5 6 - 8 9 -11

STADT-WALD-FLUSS 2013 109 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wertstufen der Röhrichtbestände

Die Bewertung erfolgt wiederum in 4 Wertstufen (Tab. 48). Die Abstufung wurde nach gut­ achterlicher Einstufung vorgenommen und berücksichtigt das vorhandene Spektrum der un­ terschiedlichen Röhrichtbestände.

8.2 Ergebnisse

Es konnten 192,3 km UL von insgesamt 209,97 km bewertet werden. Bei 17,7 km UL war das aufgrund fehlender Tiefenlinien nicht möglich. Nach der vorliegenden Bewertung befinden sich 2010 9,6 km UL in einem sehr guten und 22,4 km UL in einem guten Zustand, dies ergibt 32,0 km UL. Dies entspricht 15,3 % der kar­ tierten Gewässeruferlänge von 210 km. 76,4 km UL weisen einen mittleren und 83,5 km Ul einen schlechten Zustand auf. Dies entspricht 76,4 % der erfassten UL (s. Tab. 49).

Tab. 49: Ergebnisse der Bewertung umgerechnet auf die Gewässeruferlänge (UL).

Bewertung Bewer­ Anteil Uferlänge Anteil der Punk­ Anteil der Punk­ Anzahl tungs- (km) tegruppe in % tegruppe in % Abschnitte Punkte der bewerteten der Gesamt- Uferlänge Uferlänge 2005 2010 2005 2010 2005 2010 2005 2010 schlecht 0-2 88,973 83,457 46,3 43,4 42,4 39,8 66 67

mittel 3-5 76,437 76,840 39,8 40,0 36,4 36,6 68 60

gut 6-8 22,131 22,417 11,5 11,7 10,5 10,7 31 32

sehr gut 9-11 4,76 9,589 2,5 5,0 2,3 4,6 9 15

nicht bewertet 17,662 17,662 ---­ 8,4 8,4 15 15

In der Abb. 46 werden diese Werte nochmals grafisch dargestellt.

45

40

35 2005 2010

30

25

20

15

% Uferlängenanteil 10

5

0 schlecht mittel gut sehr gut nicht bewertet

Abb. 46: Darstellung des Anteils der einzelnen Bewertungsstufen bezogen auf die gesamte Ge­ wässeruferlänge in % für die Auswertungsjahre 2005 und 2010.

STADT-WALD-FLUSS 2013 110 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wertstufen der Röhrichtbestände

In den nachfolgenden Abb. 47-52 werden die Ergebnisse auf einer Kartengrundlage für die Auswertungsjahre 2005 und 2010 dargestellt. Daraus ist zu erkennen, dass folgende Ab­ schnitte im Bewertungsjahr 2010 einen sehr guten Zustand erreichen: 105, 112, 203, 305, 315, 319, 323, 334,336, 340, 341, 507, 509, 510 und 704. Der Abschnitt 332 (Gr. Tiefehorn), der ausgedehnteste und längste Abschnitt der Unterhavel, erreicht dabei nur insgesamt 8 Punkte (gut). Er wurde, da sich die mit Röhricht bestandene Fläche im letzten Beobachtungszeitraum erheblich reduzierte, um einen Punkt abgewertet. Im Jahr 2005 wurde der Abschnitt noch mit „sehr gut“ bewertet. Andererseits verbesserte sich der Zustand der Abschnitte 509 (Neue Wiesen) und 510 (Westufer) am Müggelsee von 2005 zu 2010 um eine Wertstufe, da hier eine deutliche Flä­ chenzunahme zu verzeichnen war. Insgesamt ergeben sich aber zwischen den Auswertungsjahrgängen 2005 und 2010 nur ge­ ringfügige Veränderungen in den Wertstufen.

8.3 Röhrichte als Bestandteil der Biologischen Vielfalt Berlins

In einem Beschluss des Berliner Senats von Berlin zum Erhalt der Biologischen Vielfalt vom 13.3. 2012 wird u.a. folgendes Ziel zum Schutz der Röhrichte formuliert (Originalzitat): „Berlin strebt an, dass mindestens ein Drittel der Uferlinien von Spree-, Dahme- und Havel­ seen wieder mit Röhricht in gutem Zustand bestanden sein werden“ (Ziel 8 in SENSTADTUM (Hrsg.) 2012). http://www.stadtentwicklung.berlin.de/natur_gruen/naturschutz/downloads/publikationen/biolo gische_vielfalt_strategie.pdf

Im vorliegenden Bericht wird von einer Uferlänge der oben genannten Gewässer von rund 210 km ausgegangen, die im Rahmen des Röhrichtschutzprogramms kartiert wurden. Darin nicht einbezogen sind naturnahe Gewässerufer, wie z. B. Teile der Rummelsburger Bucht im Bezirk Friedrichshain/Kreuzberg, der Spree im Bereich Köpenick (Krusenick etc.) und der Kl. Wannsee/Bezirk Zehlendorf.. Ein Drittel von 210 km entspricht 70 km. Nach der vorliegenden Bewertung befinden sich 9,6 km UL in einem sehr guten und 22,4 km UL in einem guten Zustand, dies ergibt 32,0 km UL und entspricht 15, 3 % der kartierten Gewässeruferlänge von 210 km. Somit besteht aktuell bei 38 km Uferlänge ein dringender Handlungsbedarf, um das oben genannte Ziel zu erreichen.

STADT-WALD-FLUSS 2013 111 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wertstufen der Röhrichtbestände

Abb. 47: Bewertung der Röhrichtbestände nach Uferabschnitten an den Spree-Dahme-Gewässern 2005.

STADT-WALD-FLUSS 2013 112 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wertstufen der Röhrichtbestände

Abb. 48: Bewertung der Röhrichtbestände nach Uferabschnitten an den Spree-Dahme-Gewässern 2010.

STADT-WALD-FLUSS 2013 113 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wertstufen der Röhrichtbestände

Abb. 49: Bewertung der Röhrichtbestände nach Uferabschnitten an Tegeler See und Oberhavel 2005.

STADT-WALD-FLUSS 2013 114 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wertstufen der Röhrichtbestände

Abb. 50: Bewertung der Röhrichtbestände nach Uferabschnitten an Tegeler See und Oberhavel 2010.

STADT-WALD-FLUSS 2013 115 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wertstufen der Röhrichtbestände

Abb. 51: Bewertung der Röhrichtbestände nach Uferabschnitten an der Unterhavel 2005.

STADT-WALD-FLUSS 2013 116 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Wertstufen der Röhrichtbestände

Abb. 52: Bewertung der Röhrichtbestände nach Uferabschnitten an der Unterhavel 2010.

STADT-WALD-FLUSS 2013 117 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Historische Entwicklung

9 Darstellung des früheren Uferzustands

9.1 Historische Postkarten vor 1945

Im folgenden Kapitel wird anhand historischer Postkartenfotos der damalige Zustand einiger ausgewählter Röhrichtstandorte an unterschiedlichen Gewässern nachvollzogen. Die Aus­ wahl der Standorte erfolgte nach der Verfügbarkeit und Aussagekraft der Postkarten.

9.1.1 Kuhhorn/Unterhavel

Abb. 53: Grunewaldufer der Unterhavel beim Kuhhorn. Aufnahmedatum um 1905.

Die Aufnahme zeigt das östliche Grunewaldufer der Unterhavel mit dem Grundwaldturm im Hintergrund und Blickrichtung nach Süden. Der Aufnahmestandpunkt liegt etwa in Höhe der heutigen Badestelle am Kuhhorn. Das Foto wurde vermutlich vor dem Jahr 1905 aufgenom­ men, wenn man der Jahreszahl oben links Glauben schenken darf. Da jedoch der Grune­ waldturm erst 1899 fertiggestellt wurde, kann der Zeitpunkt der Aufnahme auch nicht früher liegen. Der Aufnahmezeitpunkt liegt aufgrund der Vegetationsentwicklung wahrscheinlich zwischen Anfang Juni und Ende August. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war der gesamte Uferstreifen im Gegensatz zu heute baumfrei. Im Hintergrund unterhalb des Turms ist im Röhricht eine waagrechte Kante zu erkennen, die darauf schließen lässt, dass der vordere Uferbereich und auch die untere Hangkante gerade gemäht worden sind. Im Hintergrund erstreckt sich die noch nicht gemähte Vegetation bis zum Spülsaum, davor ist kein wasserseitiges Röhricht zu erkennen, was vermutlich auf ei­ nen Niedrigwasserstand der Havel zurückzuführen ist. Aufgrund des Größenvergleichs mit der Person auf dem Uferweg scheint die Röhricht-Vege­ tation im Hintergrund kaum höher als 1,5 m zu sein. Dies schließt mit ziemlicher Sicherheit aus, dass hier hochwüchsige Röhrichtarten, wie z. B. Schilf oder Schmalblättriger Rohrkol­ ben vorhanden sind. Die Nutzung durch Mahd und die Wuchshöhe sprechen somit eher für Wasserschwaden.

STADT-WALD-FLUSS 2013 118 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Historische Entwicklung

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Vegetation im näheren Umfeld der Person im Vor­ dergrund. Die sichelförmigen Blätter sind nicht eindeutig zuordenbar, sprechen jedoch eher für an feuchte Standorte angepasste Arten (z. B. Carex spec.), was wiederum auf einen rela­ tiv feuchten Hangfuß durch austretendes Grundwasser (Hangsickerquellen) schließen lässt. Es ist bekannt, dass es vor der Intensivierung der Trinkwasserförderung an den Havelhän­ gen zahlreiche Hangquellen gab. Oberhalb anschließend ist ein Kiefernaufwuchs erkennbar. 2010 ist das gesamte Vorland mit Schwarzerlen und Baumweiden unterschiedlichen Alters bestanden, so dass die Aufnahme so nicht mehr nachvollziehbar ist. Wasserseitig ist ein relativ schmal ausgebildetes Schilfröhricht vorhanden.

9.1.2 Grunewaldturm/Unterhavel

Abb. 54: Grunewaldufer der Unterhavel mit Grunewaldturm. Aufnahmedatum vor 1902.

Die Aufnahme von der Gewässerseite zum Grunewaldturm ist eine gute Ergänzung zum vorherigen Bild. Das Aufnahmedatum ist unbekannt, die Postkarte wurde 1902 abgestem­ pelt. Der Aufnahmezeitpunkt lag im Sommerhalbjahr. Der Blick auf das Grunewaldufer zeigt links einen geschlossenen und vitalen Schilfbestand, rechts davon wird das Ufer jedoch vermutlich nur von Kleinröhrichtarten bedeckt. Dazwischen befindet sich eine schmale vege­ tationsfreie Bade- oder Anlandestelle. Ansonsten ist das gesamte Vorland bis zum Hangfuß baumfrei, die Hangkante ist von zahl­ reichen im Freistand aufgewachsenen Jung-Kiefern bestanden, die geschätzt nicht älter als 20 Jahre sind. Auffällig ist auch die kahle Fläche rechts vom Turm, die 2010 mit Kiefern be­ standen ist. Aktuell wird das Ufer als Badestelle genutzt und ist bis auf wenige kleine Röhrichtinseln und einige Gehölze weitgehend vegetationsfrei.

STADT-WALD-FLUSS 2013 119 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Historische Entwicklung

9.1.3 Jagen 149 - Grunewaldturm/Unterhavel

Abb. 55: Grunewaldufer der Unterhavel in Höhe Grunewaldturm. Aufnahmedatum vor 1930.

Die Aufnahme stammt ebenfalls vom Grunewaldufer der Unterhavel. Der exakte Aufnahme­ standpunkt ist nicht mehr genau nachvollziehbar, dürfte aber unterhalb des Grunewaldturms im Jagen 149 mit Blickrichtung Süden liegen. Im Hintergrund ist die Insel Lindwerder mit ei­ nem ausgedehnten Röhrichtbestand erkennbar. Das Aufnahmedatum liegt vor 1930. Die Aufnahe zeigt eine ähnliche Situation wie die Abb. 53. Das Vorland, ist bis auf eine Kie­ fer und einen Laubbaum völlig baumfrei. Entlang des Land-Wasser-Übergangsbereichs ist ein meist schmales Röhricht ausgeprägt. Der wasserseitige Bestand in Höhe des Laub­ baums hat eine relativ niedrige Wuchshöhe. Die Struktur erinnert eher an Teichbinsen als an Schilf. Die landseitige Situation bis zur Hangkante lässt darauf schließen, dass das Vorland regelmäßig gemäht wird. Dieser Uferstreifen ist heute zum Spülsaum völlig mit Gehölzen (Schwarzerlen, Baumwei­ den, Eschenblättriger Ahorn) bestanden.

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9.1.4 Unterhavel mit Grunewaldturm mit Blick nach Norden

Abb. 56: Luftaufnahme vom Grunewaldufer der Unterhavel. Aufnahmedatum vermutlich zwischen 1930 und 1934.

Diese Luftaufnahme zeigt das Grunewaldufer der Unterhavel von der Lieper Bucht im Vor­ dergrund bis zum Kuhorn und der Halbinsel Schildhorn. Das Aufnahmedatum ist unbekannt, ähnliche Luftaufnahmen datieren zwischen 1930 und 1934. Der Aufnahmezeitpunkt liegt in den Sommermonaten, darauf deuten die zahlreichen Segelboote hin. Auf der linken Seite befindet sich das Spandauer Ufer der Unterhavel mit dem Dorf Gatow. In der Bildmitte innerhalb der großen Kahlfläche steht der Grunewaldturm. Im Vergleich zu den Abb. 53 und 54 hat sich der Zustand der Ufer auf der Grunewaldseite stark verändert. Die Ufer sind zwar nach wie vor baumfrei, aber der Hangfuß ist stark ero­ diert und vegetationsfrei. Darauf deutet die helle Färbung hin. Dies ist vermutlich der in der Zwischenzeit stark angewachsenen Erholungsnutzung zuzuschreiben. Weiter wasserseitig erstreckt sich daran anschließend ein etwas mehr grau getönter Streifen, der vermutlich von den zum Aufnahmezeitpunkt bereits gemähten Uferwiesen herrührt. Auffällig ist, dass sich wasserseitig lediglich an wenigen Abschnitten stark fragmentierte Röh­ richte ausgebildet sind. Lediglich in der Bildmitte und etwas weiter hinten befinden sich 2 Be­ stände, die in das Wasser hinein wachsen. Der vordere Bestand ist fingerförmig durch Ba­ debuchten zerteilt. Besonders auffällig ist, dass an zahlreichen Stellen - am deutlichsten an der Ecke zur Lieper Bucht – wasserseitig große vegetationsfreie Flächen vorhanden sind, die landseitig von Ve­ getation begrenzt werden. Diese spricht für ein starkes Niedrigwasser zum Zeitpunkt der Auf­ nahme. Heute ist der Uferabschnitt bis zum Spülsaum mit Gehölzen bewachsen, Davor befindet sich ein zum Teil recht gut ausgebildetes Schilfröhricht. Die landseitigen Uferwiesen, von denen noch bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts Relikte vorhanden waren, sind 2010 alle verschwunden. Ausgedehnte vegetationsfreie Badestellen gibt es nur noch im Bereich der Lieper Bucht im Vordergrund.

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9.1.5 Konradshöhe/Oberhavel

Abb. 57: Ufer der Oberhavel bei Konradshöhe. Aufnahmedatum vor 1913.

Die Aufnahme stammt von der Oberhavel am Ufer bei Konradshöhe mit Blickrichtung Nor­ den. Das Aufnahmejahr liegt vor 1913, dies legt die handschriftlich eingefügte Datumsan­ gabe auf der Postkarte nahe. Die Aufnahme zeigt rechts eingezäunte, zum Teil gärtnerisch genutzte Ufergrundstücke, der Uferweg ist vermutlich aufgeschüttet. Der aus Schilf bestehende Röhrichtstreifen ist ge­ schätzt minimal 6-8 m breit und weitgehend gehölzfrei. Heute ist das Ufer dort mit zahlrei­ chen Schwarzerlen und Baumweiden bestanden und das Röhricht nur noch sehr schmal und lückig. Teilweise ist das Ufer auch völlig röhrichtfrei. Dafür gibt es dort zahlreiche Boots­ stege. Wie man sieht, wurde um 1913 wenig Rücksicht auf das Röhricht genommen!

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9.1.6 Langer See

Abb. 58: Ufer des Langen Sees vermutlich beim heutigen Strandbad Grünau. Aufnahmedatum vor 1913.

Die Aufnahme stammt vom Langen See. Das genaue Aufnahmejahr ist unbekannt, der um­ seitige Poststempel datiert von 1913. Der Aufnahmestandpunkt dürfte in etwa beim heutigen Strandbad Grünau liegen. Dies ergibt sich aus dem Blick auf die Müggelberge mit dem alten Müggelturm. 1890 wurde dieser im sogenannten Pagodenstil gebaut. Er existierte bis 1957 und ist im Hintergrund in der Bild­ mitte zu sehen. Das Strandbad Grünau wurde 1905 eröffnet. Möglicherweise lag der Auf­ nahmezeitpunkt kurz vor oder nach der Eröffnung des Strandbads. Aufgrund der noch nicht sehr hoch gewachsenen Ufervegetation könnte der Aufnahmezeitpunkt Ende Mai/Anfang Juni liegen. Die Blattstruktur deutet auf einen Schilf-Reinbestand hin. Heute ist dieses Ufer befestigt und mit Wassersporteinrichtungen versehen.

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9.1.7 Müggelspree/Rahnsdorf

Abb. 59: Müggelspree mit Rahnsdorf. Aufnahmedatum vor 1910.

Die Aufnahme zeigt im Hintergrund das alte Fischerdorf Rahnsdorf mit der Kirche. Aufgrund der Position des Kirchturms rechts vom Kirchenschiff liegt der Aufnahmestandort kartogra­ fisch im Nordwesten. Das Foto muss demnach über die Bänke hinweg oder vermutlich von der Insel Dreibock oder vom Entenwall aus aufgenommen worden sein. Das Gewässer im Vordergrund wäre dann der Kanal, der von der Müggelspree zur Bänke führt. Das Aufnahmedatum ist nicht bekannt, es gibt auch keinen Poststempel. Eine ähnliche Post­ karte vom gleichen Verlag wurde 1910 verschickt. In der Bildmitte erkennbar ist ein ausgedehnter Schwimmblattpflanzenbestand, aus Teich­ rosen und Krebsschere bestehend. Dahinter befindet sich ein eher niedrigwüchsiger Röh­ richtbestand aus Schilf und Teichbinse (Scirpus lacustris). Schilf ist an den Blättchen im obe­ ren Teil der freigestellten Stängel erkennbar. Die schwertförmigen Blätter im Vordergrund stammen vermutlich von Igelkolben (Sparga- nium erectum), Sumpfschwertlilie oder Kalmus. Die Krebsschere ist derzeit an Spree und Havel verschwunden, nur noch sehr selten sind die Arten des Kleinröhrichts vorhanden. Heute ist das Ufer ist an dieser Stelle weitgehend befes­ tigt und mit Wochenendhäusern bestanden.

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9.1.8 Die Bänke und Müggelspree

Abb. 60: Luftbildaufnahme mit Blick über die Müggelspree die Bänke und den Ostteil des Gr. Müg­ gelsees. Im Vordergrund mit Pfeil gekennzeichnet ist das Ausflugslokal Neu Helgoland. Aufnahmezeitpunkt vor 1938.

Die Aufnahme erfolgte zu einem Zeitpunkt, wo weite Uferbereich der Bänke noch nicht völlig mit Wochenendhäusern bebaut waren und noch die Spuren der landwirtschaftlichen Nutzung als Mähwiese erkennbar sind. Auch das Ufer des Entenwalls zur Müggelspree hin ist mit einem relativ breiten Röhrichtstreifen bestanden. Heute sind die Röhrichte an der Müggelspree fast völlig verschwunden und große Teile der Bänke sind mit Teichrosen bedeckt, von denen auf der Abb. 59 noch nichts zu sehen ist.

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9.2 Presseartikel zu ersten Röhrichtschutzmaßnahmen

Anhand von 2 Zeitungsausschnitten von 1979 und 1983 soll der Beginn der ersten Röhricht­ schutzmaßnahmen dokumentiert werden (Abb. 61 und 62).

Abb. 61: Artikel aus dem Spandauer Volksblatt vom 19.4.1979 mit der Ankündigung des Baus einer Palisade als Wellenbrecher vor dem Röhrichtbestand am Gemünd/Unterhavel.

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Abb. 62: Artikel aus der Berliner Morgenpost zum Thema Röhrichtschutz. Der Bericht datiert ver­ mutlich aus dem Jahr 1983. Zu diesem Zeitpunkt wurden verschiedenen ingenieur­ biologische Maßnahmen zur Ufersicherung als Versuchstrecken durchgeführt.

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Fazit: Beim Betrachten der historischen Fotographien, die aus dem Zeitraum zwischen 1900 bis 1930/35 stammen, ergeben sich folgende Rückschlüsse: Die Aufnahmen vor 1915 (Abb. 53, 54 und 59) zeigen meist artenreiche und strukturierte Röhrichtbestände tw. mit vorgelagerten Schwimmblattpflanzenbeständen. Die Ufer werden als Mähwiesen genutzt und sind fast völlig baumfrei. Die Erholungsnutzung ballte sich noch an Schwerpunkten mit Gaststätten und Ausflugslokalen wie Pichelswerder, Schildhorn, Wannsee oder Neu-Helgoland. Das Landschaftsbild wird noch kaum oder nur an wenigen Schwerpunkten durch Badenutzung beeinträchtigt. So wurde z. B. das öffentliche Baden im Bereich des heutigen Strandbads Wannsee erst 1907 erlaubt. Die Hänge entlang des Grunewaldufers der Unterhavel zeigen noch keine Erosionsspuren. Sie sind tw. mit jungen Kiefern bestanden, am Hangfuß findet man eine seggenähnliche Ve­ getation, die vermutlich auf eine höhere Bodenfeuchtigkeit durch periodische Hangquellen hinweist. Im siedlungsnahen Bereich (Konradshöhe) (Abb. 57) gibt es aber bereits angelegte Ufer­ promenadenwege. Andererseits zeigt die Abb. 59 von Rahnsdorf dort noch eine scheinbar völlig unberührte naturnahe Uferbiozönose. Dies Bild ändert sich völlig, betrachtet man die Luftaufnahme (Abb. 56), die etwa zwischen 1930/35 entstanden sein muss. Das Ufer der Unterhavel mit der Lieper Bucht zeigt isolierte Röhrichtbestände mit Einbuchtungen (Schneisen), die vermutlich von der Badenutzung her­ rühren. Die Hänge zum Grunewald sind stark erodiert und weitgehend vegetationsfrei. Die Aufnahmen belegen somit, dass es bereits um die Jahrhundertwende ausgedehnte Röh­ richte an den Berliner Gewässern gab. Die weiter von den Siedlungen entfernten Ufer wur­ den als Mähwiesen genutzt, die Badenutzung konzentrierte sich auf wenige erreichbare Stel­ len, so z. B. am Strandbad Wannsee. Das Bild ändert sich vermutlich in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt setzte eine massive Bade- und Erholungsnutzung ein, die alle öffentlichen Ufer erfasste und die zu erheblichem Vertritt und Erosion führte. Zahlreiche Ufer wurden bereits kurz nach dem Aufnahmezeitpunkt durch Wassersportein­ richtungen (Abb. 58) und Wochenendhäuser (Abb. 60) verbaut. Diese Intensivierung der Erholungsnutzung mit Sommercampingplätzen usw. setzte sich nach 1945 in beiden Teilen der Stadt fort. Die ab 1950 nach und nach erfolgte Aufgabe der Mahd der Uferbank leitete wiederum einen völligen Wechsel des Landschaftsbildes ein. Die Flächen oberhalb der MW-Linie verbusch­ ten innerhalb weniger Jahre und lediglich die Badenutzung vermochte dies an den intensiver genutzten Abschnitten zu verhindern. Dafür kam es an diesen meist völlig vegetationsfreien Stellen zu einer fortschreitenden Ufererosion. Wie bereits dargestellt, ging zwischen 1928/44 und 1953 durch diese anthropogenen Belas­ tungen der Röhrichtbestand von 208,5 ha auf 166,5 ha zurück. Nach 1950 setzte sich dieser Rückgang verstärkt fort. Als neue Rückgangsursachen kom­ men jetzt weitere Faktoren hinzu, z. B. der starke Anstieg der Gewässereutrophierung durch phosphathaltige Waschmittel und andere Haushaltschemikalien, die stärkere Motorisierung von Fracht-, Fahrgast- und Freizeitschiffen, die Intensivierung der Trinkwasserförderung, das Auftreten des Bisams usw. Durch diese Ursachen verstärkt, wurde vermutlich der Bestandstiefpunkt zwischen 1982 und 1987 erreicht. Danach kam es durch Gegenmaßnahmen wie das Röhrichtschutzgesetz, die Verbesserung der Klärwerke, den Bau von Wellenbrechern und Neuanpflanzungen zu einer deutlichen Verbesserung der Situation.

STADT-WALD-FLUSS 2013 128 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

10 Rückgangsursachen

Das folgende Kapitel basiert auf den Aussagen zu den Rückgangsursachen im Röhrichtbe­ richt 2000 (KRAUß et al. 2003). Es erfolgte eine Überarbeitung und Straffung. Neue Erkennt­ nisse wurden hinzugefügt.

10.1 Ausgewählte Literatur zum Röhrichtrückgang

Seit Ende der 60er Jahre trat der Rückgang der Röhrichte nicht nur an den Berliner Gewäs­ sern, sondern in ganz Mitteleuropa verstärkt in Erscheinung. Nach OSTENDORP (1989) gab es von mehr als 35 Seen darüber Berichte. Inzwischen hat sich die Anzahl wissenschaftli­ cher Untersuchungen über den Röhrichtrückgang noch erheblich erhöht. Eine Auswahl wich­ tiger Publikationen ist der nachfolgenden Tab. 50 zu entnehmen.

Tab. 50: Zusammenstellung ausgewählter Literatur zum Röhrichtrückgang nach Regionen geglie­ dert.

Gewässer Autoren

Balaton/Ungarn KOVACS (1976, 1990)

Bayerische Seen GROSSER et al. (1997), KUBIN & MELZER 1997, RÜCKER et al. 1999,

BARTHELMES (1959, 1991), SUKOPP (1963), SUKOPP & MARKSTEIN Berliner Gewässer (1978, 1981, 1989), KRAUSS (1979, 1992), KÜHL (1989) RAGHI-ATRI & BORNKAMM 1980, Brandenburg, Ucker­ BARBY (1967), PRIES (1984a & b, 1985), KÜHL & KOHL (1992). märkische Seen

GRÜNIG (1975), SCHRÖDER (1987), PIER et al. (1990), KRUMSCHEID­ PLANKERT (1992), KRUMSCHEID-PLANKERT et al. (1989), OSTENDORP Bodensee (1988 a + b, 1989, 1990 a, b, c, 1992, 1993, 1995 a + b,), KLÖTZLI (1969, 1971, 1973), KLÖTZLI & GRÜNIG (1976), BÖCKER et al. (2004), SCHMIEDER et al. (2002), DIENST et al. (2004)

Dümmer /Westfalen AKKERMANN (1975a, 1975b, 1975c)

Seen der Holsteinischen UTERMÖHL (1982), BUSKE (1991, 1999), HOLSTEN (2006), JENSEN et Schweiz al. (2010),

Niederlande COOPS & HOSPER (2002), COOPS ET AL. (2004),

Norfolk Broads/UK BOORMANN & FULLER (1981), CROOK et al. (1983), BOAR et al. (1989),

HÜRLIMANN (1951), ISELI & IMHOF (1987), ISELI (1990, 1995), Schweizer Seen BRUSCHIN & KLÖTZLI (1977), BURNAND (1980), MORET (1982), EROSEE http://www.erosee.org/f-start_de.htm

ARMSTRONG & ARMSTRONG (1991), ARMSTRONG ET AL. (1996, 1999), Wichtige Untersuchungen, BRÄNDLE (1985), HASLAM (1971,1972, 1973), OSTENDORP (1989, Zusammenfassungen 1993), OSTENDORP et al. (1995), KOHL & KÜHL (2001)

STADT-WALD-FLUSS 2013 129 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Röhrichtrückgang an den bayerischen Voralpen-Seen Seit 1990 befassten sich in Deutschland 2 regionale Projekte, so an diversen bayerischen Seen und an den Seen der Holsteinischen Schweiz mit der Untersuchung der Rückgangsur­ sachen des Röhrichts. Beide Seengruppen unterscheiden sich ihren ökologischen Bedin­ gungen, der Landschaftsgeschichte und den Nutzungen erheblich. Mit den Berliner Gewäs­ sern sind vor allem die Seen der Holsteinischen Schweiz vergleichbar. Die in den Projekten ermittelten Rückgangserscheinungen und Ursachen sind aber ähnlich und können dazu bei­ tragen, auch die Berliner Rückgangsursachen besser zu verstehen. Im folgenden sollen deshalb die wesentlichen Ergebnisse dieser Untersuchungen dargestellt werden. Zwischen 1991 und 1996 wurden durch das Limnologische Institut der Uni München Unter­ suchungen zum Röhrichtrückgang an Ammersee, Chiemsee, Starnberger See, Waging- Tachinger See und an den Osterseen durchgeführt (GROSSER et al. 1997). Die Rekonstruk­ tion der Entwicklung der Röhrichtbestände im 20. Jahrhundert ergab, dass dort bis in die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts eine Ausbreitung der Schilfbestände zu verzeichnen war. Die Erhöhung des Nährstoffangebots in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts wird dafür als Haupt-Ursache angenommen. Der Rückgang setzte am Ammersee und Starnberger See zu Beginn der 60er Jahre ein. Am Chiemsee und Waging-Tachinger See trat dieser erst später zwischen 1970 und 1980 auf. An den genannten Seen erfolgte der Rückgang nur im Bereich des aquatischen Schilfs. Am Ammersee und Starnberger See betrug dieser rund 90 %, am Chiemsee und Waging- Tachinger See rund 50 %. Lediglich an den flächenmäßig kleinen Osterseen war kein Rück­ gang zu verzeichnen. In den 1990er Jahren konnte jedoch wieder eine partielle Zunahme beobachtet werden, teil­ weise verliefen Rückgang und Zuwachs parallel. Nach wie vor war aber eine starke Schädi­ gung des seeseitigen Schilfs vorhanden. An den Seen konnten unterschiedliche Ökotypen festgestellt werden. Allgemein zeigten aus­ gedehnte Bestände einen größeren Rückgang als kleine. Als Rückgangsursachen wurden 7 Faktoren ermittelt: 1. Erhöhte Pegelstände in der Vergangenheit: Diese werden als Hauptursache des Rückgangs gesehen. So kam es während der Vegetationszeit zu häufigeren Hoch­ wasserspitzen am Ammersee und Starnberger See. Am Chiemsee und Waging- Tachinger See waren es eher erhöhte Mittelwasserpegel. 2. Ungünstige Witterungsverhältnisse: Diese verstärkten die Auswirkungen hoher Pegelstände und schädigten die Bestände zusätzlich. 3. Algenwatten: In den 70er und 80er Jahren erzeugten diese partielle Schäden an der Ausbreitungsfront. 4. Wasservogelverbiss: Hierdurch entstehen gravierende Schäden an der Ausbrei­ tungsfront der Bestände (z. B. durch Graugans, Kanadagans, Höckerschwan, Bläss­ huhn). 5. Wellenschlag durch Schiffsverkehr: Dieser hat nur eine partielle Bedeutung, z. B. in der Nähe von Anlegestegen. 6. Freizeitverkehr, Freizeitnutzung: Führt zu partiellen und dauerhaften Verdrängung der Röhrichte. 7. Holzeintrag: Das aus den Alpenzuflüssen eingetragene Treibholz erzeugt besonders bei Hochwasser eine massive mechanische Schädigung die Röhrichte.

STADT-WALD-FLUSS 2013 130 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Röhrichtrückgang an den Seen der Holsteinischen Schweiz Von 2006 bis 2010 wurden durch das botanische Institut der Uni Hamburg und der Kieler Uni im Rahmen eines DBU-Projekts an 6 Seen der Holsteinischen Schweiz (Großer Eutiner See, Kellersee, Dirksee, Großer Plöner See, Kleiner Plöner See, Trammer See) Ausmaß und Ur­ sachen des dortigen Röhrichtrückgangs erforscht und Gegenmaßnahmen erprobt (HOLSTEN et al. 2006; JENSEN et al. 2010, HOLSTEN et al. 2011). Der ermittelte Röhrichtrückgang seit den 1950er Jahren betrug an allen Seen zusammen ca. 78 %. Die Rückgangsrate war aber von See zu See deutlich unterschiedlich. So betrug sie am Großen Plöner See 98 %, am Kellersee hingegen nur 68 %. Bis 1940 erfolgte eine Ausbreitung der seeseitigen Schilfbestände, danach kam es zum Rückgang, dieser erfolgte überwiegend wasserseitig. In der Wasserwechselzone stagnierten die Bestände, während es landseitig zu einer Verdrängung durch Beschattung kam. Die Seespiegel an allen untersuchten Gewässern sind seit langem anthropogen beeinflusst. So gab es z. B. am Großen Plöner See erst einen Aufstau, dann wieder eine Absenkung. Durch eine verfeinerte Stauregelung gibt es seit den 1950er Jahren kaum noch Wasser­ standsschwankungen im Jahresverlauf. Dies führt zur Ausprägung eines starken Land-Was­ ser-Gradienten bei der Ufervegetation. Diese anthropogene Beeinflussung der Wasser­ standsamplitude wird dort als wesentliche Rückgangsursache betrachtet. Weitere beleg­ bare negative Einflussfaktoren sind: 1. Beschattung durch Ufergehölze 2. Wellenbelastung (nur am Gr. Plöner See und Dirksee von Bedeutung) 3. Ufermorphologie 4. Fraß durch Wasservögel, hier vor allem durch mausernde Graugänse.

Die generellen Rückgangsmuster sind aber von See zu See unterschiedlich ausgeprägt.

10.2 Ursachen des Röhrichtrückgangs in Berlin

In der Tab. 51 werden die wesentlichen und bekannten Faktoren zusammengetragen, die in Berlin in der Vergangenheit oder aktuell als Rückgangsursache eine Bedeutung hatten oder noch haben. Lediglich für einen Teil dieser Faktoren liegen in Berlin durchgeführte Unter­ suchungen vor. Teilweise beruhen die Angaben auf Beobachtungen, die durch Untersuch­ ungen an anderer Stelle erhärtet werden konnten. Ausführliche Zusammenfassungen der bis dato bekannten wissenschaftlichen Arbeiten und Theorien über Schilf und Schilfsterben fin­ det man bei OSTENDORP (1989, 1993), KOHL & KÜHL (2001) sowie JENSEN et al. (2010). Die Reihenfolge der Faktoren bedeutet keine Wertung. Eine solche ist äußerst schwierig, da einzelne Faktoren trotz Untersuchungsdaten nur schwer quantifizierbar sind, weil  für viele Faktoren nur Beobachtungen vorliegen, die keine Quantifizierung des Ein­ flusses ermöglichen, so z. B. Anzahl, Richtung und Stärke von Wellen  gegenseitige Überlagerungen stattfinden und unterschiedliche Faktoren gleiche Ef­ fekte hervorrufen können  einige Faktoren nur episodisch auftreten, dann aber katastrophale Auswirkungen ha­ ben können, z. B. starker Eisgang oder ein starker Sturm zum Zeitpunkt der stärksten Fadenalgenentwicklung  der historische Ablauf berücksichtigt werden muss. So wurde z. B. der Wellenschlag durch Schiffe erst voll wirksam, nachdem Fadenalgen auftraten. Einige Faktoren wirk­ ten in der Vergangenheit viel stärker als heute, so der Vertritt durch Badende.

STADT-WALD-FLUSS 2013 131 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Zudem muss in natürliche und vom Menschen verursachte Faktoren unterschieden werden. Schäden durch natürliche Faktoren, wie z. B. episodisch auftretende starke Stürme, ver­ mochte das Schilf unter ungestörten Bedingungen durch seine enorme Wuchskraft immer wieder auszugleichen. Aufgrund der sich durch den menschlichen Einfluss immer mehr ver­ schlechternden Bedingungen und der Veränderung der Morphologie der Ufer können heute z. B. katastrophale Verluste nicht mehr wie früher durch erneutes Vorwachsen oder eine Neubesiedlung von Land aus kompensiert werden. In Tab. 51 werden die Einflussfaktoren, die auf eine gemeinsame Ursache zurückzuführen sind, farblich unterschieden und kurz beschrieben. Eine ausführliche Darstellung der Fakto­ ren erfolgt daran anschließend im Text. Die Darstellung basiert im wesentlichen auf dem überarbeiteten und gekürzten Text des Röhrichtberichts 2003 (KRAUß et al. 2003). So weit vorhanden, wurden neuere Informationen aufgenommen. Für den eiligen Leser empfiehlt sich ein Blick auf die Tabelle 51.

Tab. 51: Tabelle der für den Röhrichtrückgang in Berlin wichtigsten Faktoren.

Schädigungs-Faktoren Auswirkungen

1. Gewässereutrophierung - Auswir­ Durch hohe Nährstoffzufuhr verstärkter Halmwuchs und kung auf Halmwachstum und Be­ Schwächung des Halmfestigungsgewebes, dauerhaft standsstruktur schädigende Wirkung vermutlich nur im Zusammenwir­ ken mit weiteren Faktoren 2. Gewässereutrophierung - Massen­ Schädigung der Rhizome und der gesamten aquatischen entwicklung von Fadenalgen und Biozönose im Flachwasserbereich durch die Abbaupro­ Blaualgen dukte der Algen, insbesondere durch Algentoxine, me­ chanische Schäden nur im Zusammenwirken mit Wind- und Schiffswellen 3. Natürliche mechanische Schädigung Davon sind besonders windexponierte Ufer betroffen, durch Wind-Wellen Stürme über 6 Beaufort gibt es allerdings nur an wenigen Tagen im Jahr. Die Zurückverlegung der seeseitigen Bestandsgrenze wird unter natürlichen Bedingungen durch Vorwuchs wieder kompensiert, unter den gegen­ wärtigen Bedingungen können die Schädigungen aber irreversibel sein 4 Natürliche mechanische Schädigung Davon sind besonders windexponierte Ufer betroffen. durch Eisdrift Durch Windwellen werden Eisschollen ans Ufer getrie­ ben. Je nach Mächtigkeit können diese Althalme und Schilfknospen abscheren. Da der Faktor nur unregelmä­ ßig auftritt, können unter natürlichen Bedingungen die Auswirkungen durch Vorwuchs wieder kompensiert wer­ den, unter den gegenwärtigen Bedingungen können die Schädigungen aber irreversibel sein 5. Mechanische Schädigung durch Auswirkungen überwiegend im Bereich des Hauptfahr­ schiffsinduzierten Wellenschlag wassers, der Wellenschlag erfolgt ganzjährig, die Grund­ wellen spülen Rhizome frei und erodieren die Ufer 6. Mechanische Schädigung durch von Durch Schiffswellen bewegte Eisschollen können Halm­ Schiffswellen hervorgerufene Bewe­ schösslinge unter Wasser schädigen und eingefrorene gungen von Eisplatten und Treibeis Schilfpartien entwurzeln 7. Mechanische Schädigung von durch Bildung der Algenwatten erfolgt vorwiegend in eutro­ Schiffswellen bewegten Fadenal­ phierten Flachwasserzonen, durch Wellenschlag beweg­ genwatten te Algen drücken die Schilfhalme unter Wasser, katastro­ phale Wirkung zusammen mit Sturm- oder Schiffswellen

STADT-WALD-FLUSS 2013 132 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Schädigungs-Faktoren Auswirkungen

8. Mechanische Schädigung - durch Badende und Boote verursachen Schneisen im Bestand ankernde Boote und Badenutzung an denen die Erosion angreifen kann. Verstärkung der verursachte Schneisen und Tram­ Wirkung, wenn Schiffswellen, Fadenalgen, Verbiss und pelpfade sowie großflächiger Vertritt Grundwasserabsenkungen dazu kommen. Dauerhafte an Badestellen Veränderungen nur im Zusammenwirken mit anderen Faktoren 9. Mechanische Schäden durch ehe­ Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden große Men­ malige Munitionsbergung gen von Munition in die Flachwasserbereiche der Ge­ wässer verbracht. Da dies ein erhebliches Gefahrenpo­ tential darstellte, begann man ab 1954, diese Munition zu räumen. Dazu wurde mit Suchschiffen ein tonnen­ schwerer Elektromagnet durch das Gewässerlitoral ge­ zogen. Röhrichte und Teichrosenbestände wurden da­ durch nachhaltig geschädigt. 10. Verbiss durch Bisam, Blässhuhn, Fraß findet vor allem an Bestandsrändern, Schneisen Höckerschwan, Kanadagans, Nutria und Bulten statt und kann dort zu großen Halmverlusten führen, verhindert die Wiederausbreitung von Bestän­ den. 11 Insektenbefall Durch gallbildende Insektenlarven. kommt es häufig zum Absterben der oberen Halmteile beim Schilf. Durch de­ ren Fraßtätigkeit wird der Vegetationskegel zerstört bzw. zu zigarrenähnlichen Gallen umgebildet. Durch Aufhe­ bung der Apikaldominanz werden Seitentriebe unterhalb dieser Gallen gebildet, der Halm oberhalb stirbt ab. 12. Sonstige natürliche Schädigungsfak­ Der Befall mit Brandpilzen (Ustilago grandis) verursacht toren beulenförmige Schwellungen an den Internodien. Die Halme können dadurch absterben. Zeitweise werden Röhrichte von Vogelschwärmen als Schlafplatz genutzt. Durch ihr Körpergewicht knicken die Vögel das obere Halmdrittel um, der Halm stirbt ab oder bildet Tochtersprossen aus. 13. Grundwasserabsenkung/Infiltration Vermutete chemische Prozesse im Litoral schädigen die von Seewasser in den Litoralboden Rhizome, landseitige Austrocknung im Bereich des Ab­ senkungstrichters in der Umgebung der Brunnengalerien führt dort zum Bestandsrückgang und zur großflächigen Schädigung der ursprünglichen Ufervegetation. 14. Uferverbau durch Spundwände U­ Durch den Bau von Uferbefestigungen wird der natürli­ fermauern, Bootsstege etc. che Land-Wasser-Übergang nachhaltig gestört. Im Was­ ser verbliebene Röhricht-Restbestände haben keine Landanbindung mehr. 15. Stauregulierung/Einschränkung der Dadurch werden die Lebensbedingungen für Röhrichte natürlichen Wasserstandsdynamik langfristig nachhaltig verschlechtert, es kommt zur Kliff­ bildung, die Förderung der Gehölzkonkurrenz durch Ein­ engung der Land-Wasser-Übergangszone führt zur land­ seitigen Verdrängung des Röhrichts durch Beschattung.

STADT-WALD-FLUSS 2013 133 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

10.3 Gewässereutrophierung – Auswirkungen auf Halmwachs­ tum und Bestandsstruktur

In der Vergangenheit wurde in der wissenschaftlichen Literatur die Eutrophierung als Haupt­ ursache des Röhrichtrückgangs intensiv diskutiert (Klötzli 1971, 1973, Sukopp et al. 1975, SUKOPP & MARKSTEIN 1981, Schröder 1987). Viele Autoren beschreiben einen Zusammen­ hang zwischen der Stärke des Rückganges und dem Stickstoffgehalt im Wasser insbeson­ dere während der Vegetationsperiode (Klötzli & Züst 1973, Raghi-Atri & Bornkamm 1979, 1980, BORNKAMM et al. 1980, Schröder 1987, Boar et al. 1989, Cizkova et al. 1996, Van der Putten 1997). Schon 1943 stellte TOBLER erstmals einen Zusammenhang zwischen der erhöhten Anfällig­ keit des Schilfs gegenüber mechanischer Belastung und einer erhöhten N-Zufuhr her. Die charakteristischen Veränderungen der Bestände hatten aus seiner Sicht Ähnlichkeit mit der Wirkung überhöhter Stickstoffdüngung bei Getreide (verminderte Halmstabilität, Lagernei­ gung). Beim Schilf wurden in Freilanduntersuchungen und auch in Kulturen folgende Wirkungen eines erhöhten Stickstoffangebots festgestellt (RAGHI-ATRI & BORNKAMM 1979, BORNKAMM & RAGHI-ATRI 1986, BOAR et al. 1989, CROOK et al. 1983), zit. aus KOHL & KÜHL (2001):  Längere Halme mit weniger Sklerenchymanteilen  größere Einzelblätter und Gesamt-Blattflächen, besonders im oberen Halmabschnitt  höhere Stickstoffgehalte in der Pflanze  veränderte Anteile der Bestandesbiomasse durch höhere Anteile von Blättern und Halmen und niedrigere Rhizom- und Wurzelanteile.

10.3.1 Veränderung der Halmstabilität

Die Halmstabilität ist sowohl von der Bestandesstruktur als auch von den mechanischen Ei­ genschaften der Halme abhängig und mit verschiedenen mechanischen Parametern, wie z. B. Halmdurchmesser, Wanddicke, Sklerenchym- bzw. Parenchymanteile und Ligningehalt zu charakterisieren. Beim Vergleich verschiedener Bestände variieren diese Merkmale in einem sehr weiten Bereich, so dass es in der Literatur widersprüchliche Aussagen über den Zusam­ menhang von Halmfestigkeit und den Standortfaktoren gibt, die mit dem Schilfrückgang in Zusammenhang gebracht werden. Während KLÖTZLI (1973) eine höhere Bruchanfälligkeit an nährstoffreicheren Standorten nachweisen konnte, haben RAGHI-ATRI & BORNKAMM (1979) bei Freilanduntersuchungen an der Berliner Havel mit zunehmender Trophie der verglichenen Standorte zwar höhere Blatt­ flächen und geringere Bestandesdichten sowie höhere N-Gehalte, aber keine reduzierte Halmstabilität feststellen können. Auch KÜHL (1989) konnte dies beim Vergleich von 20 Standorten in Brandenburg und Berlin nicht bestätigen, denn innerhalb dieser großen Stichprobe waren zwar hohe relative N-Ge­ halte des Sprosses mit höheren Gesamtflächen der Halmwand und auch größeren Skleren­ chymflächen korreliert, ein signifikanter Zusammenhang mit dem relativen Anteil der Skleren­ chymflächen konnte nicht nachgewiesen werden. GUNTLI (1989) konnte auch beim Ligningehalt der Schilfstängel, dem ebenfalls ein Einfluss auf die Halmstabilität zugeschrieben wird, keine signifikanten Unterschiede zwischen oligo­ trophen und eutrophen Standorten finden. Untersuchungen von HOSNER et al. (1990) an unterschiedlich eutrophierten Standorten in Österreich ergaben darüber hinaus sogar eine Zunahme der Biegesteifigkeit der Schilfhalme bei zunehmendem Nährstoffangebot.

STADT-WALD-FLUSS 2013 134 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Deutlicher waren die Ergebnisse in vergleichenden Experimenten mit Pflanzkulturen an der TU Berlin. BORNKAMM & RAGHI-ATRI (1986) konnten eine deutlich negative Wirkung von N- Düngung auf verschiedene Merkmale, die für die Halmfestigkeit bedeutsam sind, nachwei­ sen. Die Halme waren bei N-Düngung zwar dicker, wiesen aber geringere Sklerenchyman­ teile und ein lockereres Parenchym auf. Die Bruchanfälligkeit war aber auch bei N-Düngung nur wenig erhöht.

10.3.2 Veränderung der Bestandsstruktur

Nicht einheitlich waren auch die Befunde über die Veränderungen der Bestandsstruktur, d. h. eine höhere Produktivität eutrophierter Bestände kann sowohl durch eine höhere Biomasse der Einzelhalme, als auch durch eine größere Halmdichte bedingt sein (RAGHI-ATRI & BORN­ KAMM 1979, CROOK et al. 1983, BORNKAMM & RAGHI-ATRI 1986). In den meisten Fällen führt jedoch eine Erhöhung der Trophie des Standortes zu Zunahmen bei den morphologischen Sprossparametern (KÜHL & ZEMLIN 2000). An Akkumulationsstand­ orten, wo die Trophie natürlicherweise ohnehin schon sehr hoch ist, ist dagegen eine Zunah­ me bei den morphologischen Parametern eher gering (KOHL & KÜHL 2001). Charakteristisch ist die erhöhte Anzahl nicht fertiler Sprosse (ohne Rispe am Ende der Vege­ tationsperiode) bei N-Überschuss, d. h. die vegetative Phase der Halmentwicklung wird ver­ längert bzw. nicht mit der Umschaltung zur reproduktiven Phase (Rispenbildung) abge­ schlossen. Eine Verzögerung der Umschaltung zur reproduktiven Phase hat aber bei Rhi­ zompflanzen meist auch eine unvollständige Auffüllung der Speicherpools (Kohlenhydrate, Aminosäuren) in den Rhizomen zur Folge (CIZKOVA-KONCALOVA et al. 1992, KÜHL et al. 1997, KOHL et al. 1998). Das führt zu einem reduzierten Halmwachstum im darauffolgenden Frühjahr. Andererseits gibt es jedoch auch Beispiele stabiler und konkurrenzfähiger Klone, die kaum Rispen produzieren (KÜHL et al. 1999).

10.3.3 Variabilität der Halmparameter

Im Gegensatz zu den Aussagen bezüglich der Beeinflussung der Röhrichtparameter durch die Eutrophierung betrachtet RITTERBUSCH (2004) die unterschiedliche morphologische Vari­ abilität von Schilfbeständen als entscheidender Bestandteil der Wachstums- und Habitatbe­ setzungsstrategie von Schilf. Er konnte bei Untersuchungen in Fischteichen sowohl auf Bestandsebene als auch bei der Habitatbesetzung vielfältige Ausprägungen morphologischer Eigenschaften nachweisen. Derartige Unterschiede traten auch innerhalb eines Individuums (Ramet) auf. Diese Variabili­ tät in Form unterschiedlicher Halmhöhen, Durchmesser und Halmdichten stellt nach Meinung des Autors die unterschiedlichen Entwicklungszustände einzelner Schilfbestände dar. Dies wäre eine alternative oder zumindest ergänzende Erklärung für die auf Umwelteinflüsse wie Eutrophierung oder genetische Ursachen (KOHL & KÜHL 2001) zurück geführte morpho­ logische Variabilität von Schilf (vgl. RITTERBUSCH 2004).

10.3.4 Zweifel an der Eutrophierungshypothese

Gegen die Eutrophierung als destabilisierender Faktor bezüglich der Halmstabilität und der Bestandsstruktur von Schilf und als alleinigen oder wesentlichen Rückgangsfaktor spricht, dass der Röhrichtrückgang an vielen mitteleuropäischen Gewässern unabhängig vom trophi­ schen Status der betroffenen Gewässer auftrat, d.h. es sind sowohl oligo- als auch meso­ trophe und eutrophe Gewässer betroffen. Andererseits gab es und gibt es auch an eutro­ phen Gewässern immer noch stabile Bestände (OSTENDORP 1989, 1990a), so auch in Berlin. Von OSTENDORP (1990a) wird deshalb die Eutrophierung als alleinige Rückgangsursache abgelehnt. Er verweist vielmehr auf die Komplexität des Rückgangsgeschehens, d.h. das Zusammenwirken von Eutrophierung, mechanischen Faktoren, Erosion, Wasserstandsände­

STADT-WALD-FLUSS 2013 135 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

rungen etc. Dies bestätigen letztlich auch KOHL & KÜHL (2001). Allerdings sehen diese Auto­ ren auch einen Rückgangsgrund in der genetischen Ausstattung bzw. Genotypenzusam­ mensetzung einzelner Schilfbestände. Nach ihrer Theorie, basierend auf zahlreichen Unter­ suchungen, gibt es gut bzw. weniger gut an Eutrophierung und andere Umweltfaktoren ange­ passte Schilfklone. Insgesamt bleibt somit die Bedeutung des Faktors Eutrophierung, als eine wesentliche oder die ausschlaggebende Ursache des Röhrichtrückgangs umstritten.

Fazit:  Die allgemeine Eutrophierung der Gewässer führt zwar wie dargelegt, zu einer Verände­ rung bestimmter morphologischer und physiologischer Parameter der Schilfpflanze und ihrer Bestände. Es gibt jedoch keine Hinweise, dass hinsichtlich Halmstabilität und Be­ standsstruktur die Eutrophierung derart destabilisierend wirkt, dass damit der Röhricht­ rückgang in der erfolgten Dimension erklärt werden kann. Es müssen dazu weitere „harte“ Faktoren, wie z. B. ganzjähriger Wellenschlag mit Fadenalgenentwicklung oder intensiver Verbiss kommen.

10.4 Gewässereutrophierung - Massenentwicklung von Fadenal­ gen und Blaualgen

10.4.1 Fadenalgen

Hervorgerufen durch starke Nährstoffeinträge in die Gewässer kam es in Berlin wie auch an anderen Gewässern (z. B. Holsteinische Schweiz (UTERMÖHL 1982)) zur massenhaften Bil­ dung von Fadenalgen (Cladophora spec., Enteromorpha spec.). Diese bilden sich besonders in den wärmeren Flachwasserzonen bzw. werden durch den Wellengang dort zusammenge­ trieben (Abb. 63, 64). Ihre Entwicklung war zu bestimmten Zeiten, meist Ende Mai/Anfang Juni so stark, dass der Flachwasserbereich bis zu einer Wassertiefe von 50 cm völlig davon ausgefüllt war (SUKOPP & MARKSTEIN 1981, KRAUß 1992). Messungen ergaben pro m² Wasserfläche ein Algentrockengewicht von bis zu 500 g (WÖB­ BECKE & RIPL 1990). Nach BARTHELMES (1978a + b) nahmen am Müggelsee infolge der zu­ nehmenden Eutrophierung bereits ab 1950 die Fadenalgenwatten Flächen bis zu 100 m Breite ein. Diese bestanden vorwiegend aus Cladophora-, Oedogonium-, Spirogyra- und Enteromorpha- Arten. Bis Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts verschwan­ den dadurch auch die in den Nachkriegsjahren noch häufigen submersen Makrophyten voll­ ständig und das Phytoplankton (insbesondere Blaualgen) gelangte zur Dominanz (BARTHEL­ MES 1978 a + b). Höhepunkt dieser Fadenalgen-Entwicklung war der Zeitraum von Anfang der 60er bis Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. Der Abbau dieser enormen Menge an organischer Substanz im Flachwasserbereich führt zu einer massiven Sauerstoffzehrung und der Freiset­ zung toxischer Stoffe und wird nachstehend in Kap. 10.4.2 beschrieben. Der durch den ständigen Schiffsverkehr hervorgerufene Wellenschlag erzeugt eine andau­ ernde Bewegung der Fadenalgenwatten und des meist reichlich vorhandenen Treibmülls. Durch den so erzeugten Flächendruck werden jeweils die vorderen Schilfhalme geknickt und unter Wasser gedrückt, wie in Abb. 77 deutlich zu sehen ist. Dort sterben sie dann ab. Durch den fortschreitenden Halmverlust werden sowohl die Nährstoff- als auch die Sauerstoffver­ sorgung der Rhizome nachhaltig beeinträchtigt (siehe dazu Kap. 10.10).

STADT-WALD-FLUSS 2013 136 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 63: Fadenalgen-Massenentwicklung (Kl. Steinlanke/Unterhavel 1978).

Abb. 64: Bultig aufgelöster Schilfbestand mit Fadenalgen (Unterhavel/ nördlich der Lieper Bucht 1978).

STADT-WALD-FLUSS 2013 137 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

10.4.2 Blaualgen

Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die oben beschriebene Fadenalgen­ entwicklung durch starke Blaualgenblüten abgelöst (Abb. 65, 66). Davon sind die einzelnen Gewässer in unterschiedlichem Masse betroffen. Diese Blaualgenblüten werden offensicht­ lich durch die Reduktion von Nährstoffen wie Phosphor und Stickstoff und zunehmende Wassertemperaturen gefördert (KOMPETENZZENTRUM WASSER BERLIN 2010). Eine besonders intensive Blaualgenentwicklung konnte zwischen 2005 und 2010 jährlich am Ostufer der Unterhavel beobachtet werden (siehe SenGUV 2006, Seite 18-19). Im Freiwas­ ser wurden dort Arten wie Aphanizomenon spec., Anabaena spec. und Microcystis spec. nachgewiesen. Der Gehalt an Microcystin betrug bis zu 40 Mikrogramm/l.

Abb. 65: Blaualgenblüte im Bereich der Insel Imchen/Unterhavel Sommer 2008. Quelle: Google earth.

Offensichtlich aufgrund der hier vorherrschenden Westwinde war das Ostufer der Unterhavel tw. 2-3 Monate lang bis zu einer Wassertiefe von ca. 60 cm völlig mit Blaualgen bedeckt. In den Schilfbeständen betrug die Sichttiefe 0 cm. Das Wasser wies dort einen cremig zähen Zustand auf. Der Spülsaum, sowie Stängel und Blätter der Röhrichtpflanzen waren mit einem schmierigen Blaualgenfilm bedeckt. Im Bereich der höchsten Blaualgenkonzentration konnten weder Amphibien, Fische oder Wasserinsekten beobachtet werden. Auch Blässhühner, die vorher dort gebrütet hatten, ver­ ließen diese Bereiche. Offensichtlich war dort kein tierisches Leben mehr möglich. Aufgrund der sich an die Massenvermehrung anschließenden intensiven Abbauprozesse war tw. bis in den Oktober hinein am Ufer deutlich wahrnehmbarer Fäulnisgeruch vorhanden.

STADT-WALD-FLUSS 2013 138 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 66: Blaualgenblüte an der Unterhavel im August 2009.

Abb. 67: Faulendes Schilfrhizom (Unterhavel).

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Die Frage nach der Schädigung der Rhizome der Röhrichtpflanzen durch bei den Abbaupro­ zessen der Fadenalgen und Blaualgen freigesetzten toxischen Stoffe wurde von ARMSTRONG et al. (1996) an englischen und ungarischen Schilfbeständen untersucht. Die dort beschrie­ ben Symptome des Röhrichtsterbens decken sich weitgehend mit den an vielen Abschnitten der Berliner Gewässern in der Vergangenheit zwischen 1960 und 1990 beobachteten Symp­ tomen (SUKOPP & MARKSTEIN 1989):  Auflösung geschlossener Bestandsstrukturen in Bulte

 Fäulnisprozesse im Wurzelraum (intensiver H2S-Geruch)  Absterben der Rhizome. Offensichtlich kommt es durch die im Rahmen der Eutrophierung forcierte Algenentwicklung zu einer Reduzierung des Redox-Potentials und einem Anstieg organischen Materials im Gewässerboden. Bei dessen Abbau bilden sich für Schilf hochtoxischer Schwefelwasser­ stoff, Essigsäure und anderer Phytotoxine. Dadurch kommt es zum Absterben der Wurzel­ spitzen und Schösslinge sowie zur abnormalen Verholzung und Kallusbildung in den Rhizo­ men. Dadurch wird u.a. die Spross- und Wurzelatmung behindert. Das Schilf-Wurzelsystem kommt dadurch immer mehr unter Stress, so dass die genannten Faktoren letztendlich zum Absterben ganzer Schilfbestände führen (ARMSTRONG et al. 1996) (siehe Abb. 67). Nachdem bei den Berliner Beständen die oben beschriebenen Symptome aufgrund der Ver­ besserung der Wasserqualität weitgehend abgeklungen sind, bleibt abzuwarten, ob die im letzten Jahrzehnt verstärkt auftretenden Blaualgenblüten wiederum einen ähnlich negativen Einfluss auf die Schilfbestände haben werden wie zuvor die Fadenalgen.

Fazit:  Durch die massive Eutrophierung der letzten Jahrzehnte kam es jährlich zur massiven Entwicklung von Fadenalgen, die im Zusammenwirken mit Wind- und Schiffswellen die Schilfhalme umknickten. Durch den dadurch hervorgerufenen fortschreitenden Halmver­ lust wurden sowohl die Nährstoff- als auch die Sauerstoffversorgung der Rhizome nach­ haltig beeinträchtigt.  Durch den Abbau abgestorbener Algenmassen kam und kommt es zu einer Sauerstoff­ zehrung und der Freisetzung von zahlreichen phytotoxisch wirkenden Stoffen, die das Schilfwurzelsystem bis hin zum Absterben massiv beeinträchtigen.  Durch die Verbesserung der Wasserqualität kommt es derzeit nur noch in geringem Um­ fang zur Entwicklung von Fadenalgen. An deren Stelle sind, vermutlich durch Nähr­ stoffreduzierung und ansteigende Wassertemperaturen bedingt, Blaualgenblüten getre­ ten, die möglicherweise einen ähnlich negativen Effekt auf die Schilfbestände haben.

10.5 Natürliche mechanische Schädigung durch Wind-Wellen

An den Berliner Gewässern können aufgrund der vorherrschenden Westwinde und der lang gestreckten Gewässer je nach Exposition durch starke Stürme verursachte hohe Windwellen auftreten. Nach WIEGEL (1964) erreichen Windwellen ab einer Windstärke von 4-5 Beaufort eine Wel­ lenhöhe von 15 cm. Eine Windstärke von 8 Beaufort erzeugt Wellen von bis zu 50 cm Höhe. Diese Werte sind als Annäherungswerte zu betrachten, da detaillierte Messungen für die Berliner Gewässer nicht bekannt sind. Der Durchschnittswert der Tage mit einer Windstärke > 6 Beaufort lag von 1961 bis 1990 in Berlin-Dahlem bei 153,6 und 1996 bei 157 Tagen per Jahr, für > 8 Beaufort betrug er von 1961 bis 1990 24,9 Tage und 1996 10 Tage per Jahr (WICHMANN 1999).

STADT-WALD-FLUSS 2013 140 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 68: Orkanartiger Sturm an der Gr. Steinlanke/Unterhavel.

Demnach kann man davon ausgehen, dass ca. die Hälfte des Jahres die windinduzierten Wellen eine max. Wellenhöhe von 10 bis 15 cm nicht überschreiten, sondern meist darunter liegen. Aufgrund eigener Beobachtungen bei derartigen Sturmereignissen sind geschlossene Schilf­ bestände aufgrund der Elastizität der Halme in der Lage den Wellenkräften standzuhalten. Bei einem länger andauernden Sturmereignis kann es jedoch vorkommen, dass wassersei­ tige Fronthalme doch geknickt und unter Wasser gedrückt werden. Dies geschieht aber meist im Zusammenhang mit Treibzeug, wodurch die Kraft der Wellen verstärkt wird. Stürme über 6 Beaufort, gibt es nur an wenigen Tagen im Jahr (Abb. 68). Die dadurch verur­ sachte Zurückverlegung der seeseitigen Bestandsgrenze wird bei intakten Beständen unter natürlichen Bedingungen durch Vorwachsen wieder kompensiert. Weiterführende Untersuchungen hinsichtlich der Erosionswirkung von Windwellen findet man bei COOPS et al. (1991, 1994) und COOPS & VAN DER VELDE (1996) an Gewässern in den Niederlanden. Auch in dem Schweizer Projekts „Erosee“ (Erosee 2006) wurden die Auswir­ kungen der Wellenerosion an verschieden Schweizer Seen, sowie mögliche Gegenmaß­ nahmen untersucht .

Fazit:  Die Belastung der Röhrichte durch von Stürmen hervorgerufenen Wellenschlag ist als relativ gering einzuschätzen. Im Einzelfall kann ein orkanartiger Sturm, verstärkt durch Treibzeug etc. einen größeren Schadeffekt hervorrufen. Derartige Stürme treten in unse­ ren Breiten jedoch bevorzugt im Frühling und Herbst auf, wenn die neuen Halme sich noch unter Wasser befinden, bzw. die alten Halme bereits die Photosynthese eingestellt haben.

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10.6 Natürliche mechanische Schädigung durch Eisdrift

Eisdrift kann bereits an jungen noch unter Wasser befindlichen Schilfsprossen schwere Schäden hervorrufen, wie dies BARTHELMES (1959) für den Müggelsee beschrieb. Beim Auf­ tauen im Frühjahr können die vom Wind bewegten Eisschollen sowohl die für die Sauerstoff­ versorgung notwendigen Althalme, als auch die unter Wasser bereits weit ausgetriebenen Schilfschösslinge abknicken (Abb. 69).

Abb. 69: Eisgang am Südufer des Großen Müggelsees (1993) mit am Spülsaum aufgehäuften Althalmen.

Dies kann aufgrund eigener Beobachtungen bestätigt werden. Bei Tauwetter wird die ge­ schlossene Eisdecke in einzelne, häufig scharfkantige und unterschiedlich große Platten auf­ gelöst. Diese werden durch die Windwellen ans Ufer geschoben und scheren dadurch Alt­ halme und Knospen unter Wasser ab. Eine Quantifizierung dieser Halm- und Schösslings­ verluste ist nur schwer möglich und von der Dauer der Tauperiode und den jeweiligen Wind­ verhältnissen abhängig. In der Regel können derartige Verluste an der Wasserfront durch Vorwuchs während der Vegetationsperiode wieder ausgeglichen werden. Im Bereich der Fahrrinnen der Frachtschifffahrt wird dieser Effekt allerdings noch durch den schiffsinduzierten Wellenschlag bzw. durch Eisbrecher verstärkt (siehe dazu Kap. 10.9).

Fazit:  Starker Eisgang bzw. Eisdrift oder durch Windwellen bewegte Eisschollen können die Röhrichte in erheblichem Umfang schädigen. Diese Verluste werden aber unter unge­ störten Verhältnissen durch erneutes Vorwachsen wieder kompensiert.

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10.7 Mechanische Schädigung durch schiffsinduzierten Wellen­ schlag

Der Wellenschlag durch Schiffe erfolgt im Gegensatz zu den durch Sturm induzierten Wellen ganzjährig (SUKOPP & MARKSTEIN 1989, KRAUß 1979, OSTENDORP 1989). Durch den Wellenschlag der Fracht- und Fahrgastschiffe sowie der zahlreichen Motorboote werden die im natürlichen Zustand extrem langsam fließenden, relativ stillen Flussseen in Gewässer mit Brandungsufern umgewandelt (Abb. 72, 73, 74), weil der schiffsinduzierte Wellenschlag im Gegensatz zu den durch nur wenigen Sturmereignissen pro Jahr hervorge­ rufenen Wellen ganzjährig stattfindet. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Ufer. Massive Beeinträchtigungen gibt es dadurch vor allem an den Ufern im Einflussbereich des Hauptfahrwassers, aber auch in stark von Motorbooten frequentierten Abschnitten. Noch in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts beherrschten meist nicht schneller als 10 km/h fahrende Schleppzüge, Frachtschiffe und Fahrgastschiffe die Wasserstraßen. Die von diesen Wasserfahrzeugen in Anbetracht der geringen Geschwindigkeiten hervor geru­ fenen Bugwellen hatten auf die Ufer eine meist nur geringe Erosionswirkung. Danach kam es zu einer allgemeinen Steigerung der Leistungsfähigkeit der motorisierten Wasserfahrzeuge. Heutzutage können nach eigenen Messungen und Beobachtungen die Bugwellen abhängig von Schiffstyp, Beladungszustand und Geschwindigkeit bis zu 50 cm hoch werden. Im Flach­ wasserbereich am Ufer ankommende Schiffswellen brechen sich ab einer Wellenhöhe von ca. 10 cm, es entstehen sog. Sturzbrecher (Abb. 72, 74). Ab einer bestimmten Wassertiefe findet eine Grundberührung der sich bewegenden Wasser­ teilchen statt, die vorher kreisförmige Bewegung wird elliptisch. Die Welle wird bei zuneh­ mender Grundberührung und bei gleichzeitig zunehmendem Massentransport steiler, bis sie schließlich bricht. Dieser Transport von Wasserteilchen kann bereits weit vor Erreichen des Brechpunktes bei entsprechenden Angriffsflächen mit einer zerstörenden Wirkung verbun­ den sein. Die von der brechenden Welle umsetzbare Energie nimmt mit dem Quadrat der Wellenhöhe zu (s. dazu BAW 1984, 1993, HUBER & WEISS 1986). Die vorherrschenden feinkörnigen Ufersande werden durch die Wellen in Bewegung ge­ bracht und verlagert. Die Röhrichtrhizome, aber auch die Wurzeln der Gehölze werden da­ durch freigespült. Zusätzlich beschädigt die Schmirgelwirkung der ständig bewegten Sand­ körner die freigelegten Rhizome. Nach dem Verschwinden der Röhrichte werden die Sandufer erodiert und auch die Wurzeln der Gehölze freigespült. Die Uferlinie weicht immer weiter zurück (Abb. 70, 71). Häufig konnte beobachtet werden, dass durch den Wellenschlag der Frachtschiffe die an sich robust gebauten Nester des Blässhuhns zerstört wurden und die Eier dadurch ins Was­ ser fielen. Bei den Haubentauchern, mit ihren im Vergleich zum Blässhuhn weitaus labileren Schwimmnestern, reduzierte sich durch den Wellenschlag der Bruterfolg gegen Null. Dar­ über hinaus schädigt der Wellenschlag auch die Fischbrut, bzw. den Laich der Amphibien (siehe dazu WOLTER & ARLINGHAUS (2003)). Die negativen Auswirkungen des Wellenschlags auf das Makrozoobenthos untersuchten GABEL et al. (2008, 2011 a+b) und GARCIA et al. (2005).

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Abb. 70: Durch Ufererosion freigespülte Baumweide an der Unterhavel.

Abb. 71: Völlig erodierter Uferabschnitt an der Unterhavel mit Schilfrest (Mitte) und einzelnen Ge­ hölzen, die mit ihren Wurzeln noch das Ufer stabilisieren.

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Abb. 72: Von einem Frachtschiff (im Bildhintergrund) erzeugte Bugwelle, die beim Auflaufen auf das flache Ufer bricht (Unterhavel/ Höhe Grunewaldturm) (1982).

Abb. 73: Luftbild der Bugwelle eines Frachtschiffs auf der Unterhavel.

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Abb. 74: Die Bugwellen eines Frachtschiffs brechen bei Grundberührung in der Flachwasserzone (Unterhavel 1982).

Abb. 75: Ein Sportboot mit stark überhöhter Geschwindigkeit erzeugt eine ähnlich hohe Bugwelle wie ein langsam fahrendes Frachtschiff.

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10.8 Auswirkungen der motorisierten Freizeitschifffahrt

Für die motorisierte Freizeitschifffahrt gibt es zwar aufgrund der Bestimmungen des soge­ nannten Sportbootführerscheins eine Beschränkung des Bootsköpers auf 15 m Länge. Eine Begrenzung der Motorleistung erfolgte jedoch nicht. Auch gibt es keine Vorschriften hinsicht­ lich einer möglichst Wellenschlag vermeidenden Gestaltung des Schiffsrumpfs. So erzeugen motorisierte Freizeitschiffe, abhängig von Schiffstyp, Größe und Geschwindig­ keit, eine für die Röhrichte und Ufer kritische Wellenbelastung, die tw. höher ist als die durch Fracht- und Fahrgastschiffe verursachte Belastung (Abb. 75). Vor allem von Freizeitbooten wird häufig die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit nicht eingehalten, es wird viel zu dicht an das Röhricht herangefahren und Lücken im Röhricht werden als Liegeplätze missbraucht. Gerade letzteres verhindert, dass sich das Röhricht wieder in die Lücken ausbreiten kann, weil die Schilfhalme durch den Bootskörper umge­ knickt werden. Zwar gibt es für alle Gewässer vorgeschriebene Geschwindigkeitsobergrenzen, gekoppelt mit einzuhaltenden Uferabständen. Die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten orientieren sich jedoch keinesfalls an ökologischen Erfordernissen. Auch bei den dringend notwendigen Ge­ schwindigkeitskontrollen gibt es aufgrund der Gewässergröße ein erhebliches Vollzugs­ defizit. Nach einem 1984 im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz erstellten Gutachten der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW 1984) mit Wellenmessungen im Bereich der Unterhavel, Höhe Kuhhorn, wurden von der Fracht- und Fahrgastschifffahrt und Motorbooten Wellen bis 40 cm Höhe erzeugt. 76 % der Sportboote, 62 % der Frachtschiffe und 100 % der Fahrgastschiffe erzeugten Wellenhöhen über 10 cm. 15 % der Sportboote fuhren schneller als zulässig. Bei einem Sportboot betrug die gemessene Geschwindigkeit 53 km/h. Im Auftrag des Wasserstraßen-Neubauamtes wurden von der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW 1993, 1995) an der Havel im Bereich Potsdam, an der Berliner Unterhavel und im Griebnitzsee ebenfalls Messungen an schiffserzeugten Wellen durchgeführt. Zusätzlich wur­ den die gefahrenen Geschwindigkeiten ausgewertet. Folgende Schlussfolgerungen lassen sich aus den Ergebnissen der Gutachten ziehen:  Entscheidende Bedeutung bei der Entstehung schiffsinduzierter Wellen kommt der Schiffsgeschwindigkeit zu. Mit steigender Geschwindigkeit erzeugen Frachtschiffe höhere Wellen. In Flussabschnitten ist die Wellenhöhe abhängig vom Beladungszu­ stand der Schiffe. Die höchsten Wellen traten bei Schiffen mit einer Auslastung von 30 bis 60 % auf. Diese wurden vor allem bei Schiffen mit höherer Tragfähigkeit ge­ messen. Ursache ist hier jedoch nicht die Schiffsgröße, sondern die dank stärkerer Motorisierung gefahrene höhere Geschwindigkeit. Langsam fahrende Schubverbände erzeugen nur relativ niedrige Wellenhöhen.  Mit wachsendem Abstand des Schiffs vom Ufer nimmt die am Ufer ankommende Wellenhöhe ab. Auf Seen wie dem Jungfernsee, mit einer Breite von ca. 400 m und einem Abstand der Fahrrinne vom Südufer von ca. 160 m, ist der Aufstau vor dem Schiff und der Absunk des Wasserspiegels seitlich des Schiffs am Ufer nur noch we­ nig bemerkbar, hier spielen vor allem die Wellen aus dem Sekundärwellensystem ei­ ne Rolle.  Bei Gewässern mit einer Breite von über 1.200 m, wie z. B. dem Trebelsee/Mittlere Havel, wo die Fahrrinne zudem in der Mitte verläuft, traten meist nur noch Wellenhö­ hen unter 10 cm auf.  An Ufern mit geringer Neigung kam es zur Aufsteilung auch relativ niedriger Wellen und zur Entwicklung sogenannter Rollbrecher. Ebenso kam es durch Interferenzen und Reflexionen zu Wellenüberlagerungen, aber auch zu Wellenauslöschungen.

STADT-WALD-FLUSS 2013 147 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Erkennbar war bei allen Untersuchungen, dass sehr häufig die vorgeschriebene Geschwin­ digkeit nicht eingehalten wurde. Allein durch deren strikte Einhaltung könnte man nach Mei­ nung der Gutachter in den Flussabschnitten mit naturbelassenen Ufern die Wellenhöhe um mindestens 50 % senken. Um höhere Wellen zu vermeiden, empfehlen die Autoren der BAW deshalb die Einhaltung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit stärker zu kontrollieren bzw. diese zusätzlich herabzusetzen. Bei den wenigen Messungen der durch Motorboote erzeugten Wellenhöhen sind allerdings erhebliche Zweifel angebracht, ob sich diese Ergebnisse verallgemeinern lassen. Eigene, stichprobenhafte Messungen mittels Messlatte an der Unterhavel ergaben zu den Hauptver­ kehrszeiten durch Motorboote verursachte Wellenhöhen von 30 bis 50 cm im unmittelbaren Uferbereich. Bei der Messung von Motorbootwellen ist die Wahl des Zeitpunkts von ausschlaggebender Bedeutung. An einem regnerischen Vormittag wird man andere Ergebnisse erzielen, als z. B. an einem sonnigen Sommerwochenende in den Abendstunden. So kommt es auf allen Ge­ wässern besonders im Sommerhalbjahr an Wochenenden in den Abendstunden häufig zu wahren "Raserorgien", wo der Wellenschlag >30 cm an den Ufern oft über mehrere Stunden nicht nachlässt. Außerdem fahren Motorboote nicht nur in der Fahrrinne, sondern auch in Ufernähe. Bei den Auswirkungen des Wellenschlags muss man zwei unterschiedliche Wirkungen tren­ nen: a. erosive Wirkung, Detritus und Sand werden ins tiefere Wasser transportiert, die Schmirgelwirkung der ständig bewegten Sandteilchen zerstört die Wurzeln der Pflan­ zen in der Brecher- und Brandungszone. Dies ist besonders bei den stauregulierten Gewässern auffällig. Hier wirken sich schon relativ geringe Wellenhöhen negativ aus, da sie ständig an der selben Stelle angreifen. b. durch die Kraft der schiffsinduzierten Wellen werden die Halme bewegt. Aufgrund ih­ rer Elastizität vermögen sie diese jedoch in einem gewissen Maß auszulenken und zu neutralisieren (Bouter 1991, Ostendorp 1995). Überschreitet die Kraft der Welle je­ doch einen bestimmten Wert, bzw. wird durch Algen und Treibzeug o. ä. zusätzlich ein Flächendruck erzeugt, kommt es sehr schnell zum Bruch der Halme.

An der Berliner Havel wurde die Wirkung der Erosion durch den Wellengang von RIPL et al. (1986) mit einer einfachen Messvorrichtung ermittelt. Mittels in unterschiedlicher Tiefe am Ufer eingebrachten Plastikschalen, die mit einem Sand-Detritusgemisch gefüllt waren, wur­ den bei wechselnder Wellenbelastung die Substratverluste gemessen. An einer stärker wel­ lenbelasteten Stelle war so z. B. in einer in 35 cm Tiefe ausgebrachten Schale bereits nach 8 Std. nur noch ca. 30 % des Anfangsgehalts an organischer Substanz enthalten. Aufgrund der stark vereinfachten Randbedingungen des Experiments sind diese Angaben nicht unbedingt verallgemeinerbar, auf jeden Fall aber ein Indiz für den durch den Wellen­ schlag hervor gerufenen Erosionsprozess. Bereits 1976 wurde im Rahmen eines Erosionsgutachtens von BLUME et al. (1976a) festge­ stellt, dass am Ufer der Unterhavel entlang der Havelchaussee zwischen 1959 und 1976 nach Verlust des Röhrichtbestands eine Rückverlagerung der Uferlinie um 30 m stattfand. Am Bodensee war die mechanische Belastung natürlicher Schilfbestände durch Wellen, Wind und Treibzeug Gegenstand einer umfangreichen Untersuchung von BINZ-REIST (1989). Deren Ergebnisse lassen sich jedoch nicht ohne weiteres auf die Belastung durch Schiffs­ wellen übertragen. Dies gilt auch für die Untersuchung unter Labor-Bedingungen von BOU­ TER (1991). Ein Modell und eine Methode zur Bestimmung des mechanischen Widerstands der Schilf­ halme gegenüber Wellen und Treibzeug beschreibt OSTENDORP (1995b). Hier werden jedoch keine für die Praxis verwendbaren Grenzwerte angegeben. Von Interesse ist dazu eine Pub­ likation von TODESKINO et al. (1994). Die Autoren geben aufgrund ihrer Untersuchungen an

STADT-WALD-FLUSS 2013 148 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen der Unterweser und am Grossen Meer in Ostfriesland an, dass ein vitaler Halm mindestens eine Bruchfestigkeit von 3 kp aufweisen sollte. Schweizer Untersuchungen am Hochrhein gehen davon aus, dass eine Schiffsgeschwindig­ keit von 10 km/h bei der Bergfahrt und 18 km/h bei der Talfahrt gerade noch angemessen wäre um Erosionsschäden durch Wellenschlag zu vermeiden. Dazu ist ein Mindestabstand vom Ufer von mindestens 25 m einzuhalten. Innerhalb der 25 m- Zone darf nur mit max. 5 km/h gefahren werden. Bei Hochwasser müssen eine Reduktion der Bootsfrequenzen und der Motorleistung sowie weitere Verkehrsbeschränkungen erfolgen (HUBER & WEISS 1986). Bei diesen Empfehlungen wird jedoch nur die erosive Wirkung des Wellenschlags auf das Ufer berücksichtigt. Fazit:  Durch die Schifffahrt wurden die langsam fließenden und relativ stillen Havel- und Spree­ gewässer in Gewässer mit Brandungsufern umgewandelt. Aufgrund der leicht bewegli­ chen flachen Sandufer führt bereits der ganzjährige Wellenschlag der Binnenschifffahrt zu erheblichen Schädigungen an den Röhrichten und Gewässerufern und der gesamten Bio­ zönose.  Auch auf den über mehrere 100 m breiten seenartigen Erweiterungen und Seen der Havel können Fracht- und Fahrgastschiffe Wellenhöhen von bis zu 50 cm bei entsprechenden Geschwindigkeiten erzeugen.  Bei allen Messungen wurden häufige Überschreitungen der zulässigen Höchstge­ schwindigkeiten festgestellt. Hier muss ein erhebliches Vollzugsdefizit bei der Überwa­ chung konstatiert werden.  Das Ausmaß des durch Motorboote verursachten Wellenschlags wurde in Berlin bislang nur unzureichend wahrgenommen. Die Folge der Geschwindigkeitsüberschreitung sind extreme Wellenhöhen mit entsprechend negativen Folgen für Röhrichte und Ufer.  Bei bestimmten Sportboottypen (z. B. sogenannten Offshorebooten) kommt es aufgrund ihrer Rumpfgestaltung bereits innerhalb des zugelassenen Geschwindigkeitsbereichs zu Wellenhöhen >20 cm.  Aufgrund der Empfindlichkeit der Röhrichte und Sandufer gegen den Wellenschlag sollte keine Wellenhöhe > 10 cm toleriert werden. An dieser Größe müssen sich die zugelasse­ nen Schiffsgeschwindigkeiten ausrichten.

10.9 Mechanische Schädigung durch schiffsinduzierte Bewe­ gungen von Eisplatten und Treibeis

Die Bewegung der Eisplatten durch den schiffsinduzierten Wellenschlag hat den gleichen Effekt wie bei Windwellen. Verstärkend kommt hier jedoch hinzu, dass durch die Wirkung der Bugwellen der Eisbrecher, die bei Eisbildung im täglichen Einsatz die Fahrrinne offen halten, große Eisplatten eine star­ ke Bewegung in der Vertikalen erfahren. Dadurch können darin eingefrorene Schilfbulte re­ gelrecht entwurzelt werden (Abb. 76). Dieser Faktor wiegt umso schwerer, da die Eisbedeckung der Gewässer im Berliner Raum teilweise bis in den März hinein reicht. Am Müggelsee lag dort der Durchschnittswert der Tage mit Eisbedeckung von 1977/78 bis 1996/97) bei 46,6. Der Maximalwert betrug 119 Ta­ ge (1995/1996) (IGB briefl.).

Fazit:

 Die vertikale Bewegung großer Eisplatten durch vom Eisbrecher hervorgerufenem Wel­ lenschlag kann eingefrorene Schilfflächen und Bulte entwurzeln.

STADT-WALD-FLUSS 2013 149 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 76: Durch Eisplattenbewegung entwurzelte Schilfbulte an der Unterhavel (1981).

10.10 Mechanische Schädigung durch von Schiffswellen beweg­ ten Fadenalgenwatten

Der durch den ständigen Schiffsverkehr hervorgerufene Wellenschlag erzeugt eine andau­ ernde Bewegung der Fadenalgenwatten, deren Entstehung in Kap. 10.4.1 beschrieben wird und des meist reichlich vorhandenen Treibmülls. Durch den dadurch entstehenden Flächen­ druck wurden jeweils die vorderen Schilfhalme geknickt und unter Wasser gedrückt, wie in Abb. 77 deutlich zu sehen ist. Durch den fortschreitenden Halmverlust werden sowohl die Nährstoff- als auch die Sauer­ stoffversorgung der Rhizome nachhaltig beeinträchtigt. Dadurch starben in der Vergangen­ heit ganze Rhizompartien ab (Stoppelfelder, s. Abb. 78). Dieser Effekt war umso nachhalti­ ger, je höher der Wasserstand war und konnte pro Jahr mehrere Meter eines Röhrichtbe­ stands vernichten. Inzwischen ist durch die deutliche Verbesserung der Wasserqualität nur noch eine geringe Fadenalgenentwicklung zu beobachten. Dafür werden diese jetzt durch intensive Blaualgen­ blüten abgelöst (SENSTADT 2003, SENGUV 2006, KOMPETENZZENTRUM WASSER BERLIN 2010, CHORUS 1998, CHORUS & SCHAUSER 2011).

Fazit:

 Der durch den Schiffsverkehr hervor gerufene Wellenschlag erzeugt eine andauernde Bewegung von Fadenalgenwatten und Treibmüll. Dem so entstehenden flächenhaf­ ten Druck können die Schilfhalme nicht standhalten, sie werden geknickt und unter Wasser gedrückt.  Durch den Halmverlust wird sowohl die Nährstoff- als auch die Sauerstoffversorgung der Rhizome nachhaltig beeinträchtigt. Dadurch kommt es zum Absterben großer Rhizompartien.

STADT-WALD-FLUSS 2013 150 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 77: Algenwatten werden durch den Wellenschlag bewegt und drücken die Schilfhalme um.

Abb. 78: So sieht ein Schilfbestand aus, der mehrere Jahre durch Wellenschlag und Algenwatten beeinträchtigt wurde. Das wasserseitige Schilf stirbt ab (Große Steinlanke/ Unterhavel 1985).

STADT-WALD-FLUSS 2013 151 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

10.11 Mechanische Schädigung - durch ankernde Boote und Ba­ denutzung verursachte Schneisen und Trampelpfade sowie großflächiger Vertritt an Badestellen

Durch die intensive Erholungsnutzung kam es in der Vergangenheit zu zwei in ihrer Auswir­ kung unterschiedlichen Effekten:  Badegäste, Erholungssuchende und auch Angler erzeugen von der Landseite her Schnei­ sen und Trampelpfade im Röhricht, während im Röhrichte ankernde Boote diese von der Wasserseite aus hervorrufen. Dadurch entstanden Angriffspunkte für den Wellenschlag, der in der Folge das Ufer erodierte.  Aufgrund der Nutzung als Liege-, Sport- und Zeltplatz kam es durch den intensiven Vertritt an vielen Uferabschnitten zu einer Umwandlung der landseitigen Vegetation bis hin zur völligen Devastierung (siehe Abb. 79). Häufig findet man auf derart intensiv genutzten Flächen nur noch Trittrasen mit Weidengebüsch, tw. auch meist aus Brennnesseln oder Glaskraut bestehenden ruderale Hochstaudenfluren (SUKOPP 1968, MARKSTEIN 1981, SU­ KOPP & MARKSTEIN 1989). Völlig vegetationsfreie Areale, die ungeschützt dem Wellen­ schlag preisgegeben sind, findet man z. B. an der Großen Radfahrerwiese (Abb. 79), an der Lieper Bucht/Unterhavel (BLUME et al. 1976) (Abb. 80) aber auch an allen anderen Gewässern. Verstärkt wird die Wirkung des Vertritts durch die Auswirkungen der Brunnengalerien (siehe dazu Kap. 10.16). Dieser ungeregelten Erholungsnutzung wurde durch die Einführung des Röhrichtschutzge­ setzes 1969 und zusätzlicher Lenkungsmaßnahmen (MELSHEIMER 1976) sukzessive abge­ schwächt. Durch die Öffnung der Grenzen hat sich für die Berliner Gewässerufer eine erhebliche Ent­ lastung ergeben, es gibt dadurch eine Verlagerung der Erholungsnutzung ins Umland mit den entsprechenden Folgen für die dortigen Gewässer. Die durch die Erholungsnutzung verursachten Schäden sind auf Luftbildern, z. B. von 1985 noch deutlich zu erkennen. Die ausgedehnten Röhrichtbestände am Gr. Tiefehorn/Unter­ havel waren noch 1985 durch die ehemalige Nutzung als Zeltplatz durch Bade- und Boots­ schneisen zerstückelt. Nach Einstellung der Nutzung regenerierte sich der Röhrichtbestand jedoch wieder. Eine derartige Regeneration nach Einstellung der Erholungsnutzung war und ist auch noch an anderen Stellen zu beobachten. Dies betrifft vor allem Uferabschnitte, an denen andere gen Rückgangsfaktoren nur im beschränktem Maß eine Rolle spielen, wo dies durch die U­ fermorphologie noch möglich ist und noch Restbestände von Röhricht vorhanden sind.

Fazit:

 Ungeregelte Erholungsnutzung in Form von Vertritt und Befahren durch Boote etc. schädigt die Röhrichtbestände massiv. Nach Einstellung der Schädigung können sich die Bestände jedoch meist regenerieren, vorausgesetzt weitere Schadfaktoren sind nicht oder nur in geringer Intensität wirksam.

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Abb. 79: Endstation Badeufer. Wellen und Erosion tragen nach dem Verschwinden des Röhrichts die leicht beweglichen Sande ab (Radfahrerwiese/ Unterhavel 1983).

Abb. 80: Intensive Bade- und Erholungsnutzung an der Lieper Bucht/ Unterhavel 1985.

STADT-WALD-FLUSS 2013 153 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

10.12 Mechanische Schäden durch ehemalige Munitionsbergung

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden große Mengen von scharfer Munition und Blind­ gängern in die Flachwasserbereiche der Gewässer gekippt. Da dies aber ein erhebliches Gefahrenpotential darstellte, begann man ab 1954/55 diese Munition wieder zu räumen. Da­ zu wurde mit mehreren Suchschiffen jeweils ein tonnenschwerer Elektromagnet durch das Gewässerlitoral gezogen. Die Röhricht- und Teichrosenbestände wurden nach Augenzeu­ genberichten damit geradezu umgepflügt (SUKOPP 1968). So lagen z. B. die Wurzeln von derart malträtierten Teichrosenbeständen in meterbreiten Streifen am Ufer. Von der Räumtätigkeit betroffen waren besonders die Krienicke, eine Bucht der Oberhavel in Spandau, sowie weitere Abschnitte der Oberhavel. An der Unterhavel wurden mit den ent­ sprechenden Folgen Teile des Grunewaldufers von der Lieper Bucht bis zur Großen Bade­ wiese, fast das gesamte Wannseeufer, der Uferbereich vom Heckeshorn bis zum Alten Hof, große Teile der Pfaueninselufer sowie das Ufer von der Fähre Pfaueninsel bis zur Glienicker Brücke abgesucht (SUKOPP 1968). 1976 wurde die Bergung eingestellt. Der Anblick der zerstörten Röhrichtbestände rief damals auch vermehrt Bürgerproteste hervor, die nach umweltschonenderen Suchmethoden ver­ langten. Aus heutiger Sicht waren davon die ehemals ausgedehntesten und vitalsten Be­ stände betroffen und es kann vermutet werden, dass der gesamte Rückgangsprozess da­ durch stark beschleunigt wurde. Über eine vergleichbar intensive Munitionsbergung in den Gewässern im Ostteil der Stadt ist nichts bekannt. Derzeit (2012) soll aber die Räumung des großen Müggelsees von Muniti­ onsresten vorbereitet werden.

Fazit:  Durch die Munitionsbergung in den 50er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wur­ den große Röhricht- und Teichrosenbestände mechanisch zerstört. Es handelt sich dabei vor allem um ausgedehnte wasserseitige Bestände. Diese Verluste sind bist heute nicht ausgeglichen.

10.13 Verbiss durch Bisam, Nutria, Blässhuhn u.a. Wasservögel

Auch die Fraßtätigkeit (Grazing) bzw. der schädigende Einfluss von Bisam, Nutria, Bläss­ huhn, Höckerschwan, Kanadagans und Nutria spielt eine Rolle beim Rückgang der Röh­ richte. Hierzu gibt es zahlreiche Untersuchungen, u. a. auch in Berlin. Aus hiesiger Sicht ver­ dient dabei der Bisam besondere Beachtung, während z.B. an den Seen der Holsteinischen Schweiz die Graugans offensichtlich einen erheblichen Einfluss aufweist (JENSEN et al. 2010).

10.13.1 Der Einfluss des Bisams auf das Röhricht

Der Bisam (Ondatra zibethica), ein semiaquatisches Nagetier, ursprünglich in Nordamerika beheimatet, wurde zum erstenmal 1905 in Mitteleuropa in der Nähe von Prag ausgesetzt. Von dort aus und verstärkt durch zahlreiche weitere Aussetzungen in der ehemaligen UdSSR und Frankreich breitete er sich praktisch in ganz Mittel- und Osteuropa aus. Den Raum Berlin erreichte der Bisam über Elbe und Havel vermutlich nach 1945 (HOFFMANN 1956, WENDLAND 1965). Nach den Angaben verschiedener Autoren ernährt sich die Art von einem breiten Spektrum hydrophytischer Pflanzen, wobei je nach geographischer Lage und lokalen Besonderheiten Phragmites australis, Typha-, Carex-, Scirpus- und Equisetum-Arten die Hauptrolle spielen. Hinzu kommt aber auch tierische Nahrung, wie z. B. Muscheln und Flusskrebse (REICHHOLF 1975).

STADT-WALD-FLUSS 2013 154 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 81: Sommerlicher Fraßplatz des Bisams in einem Schilfbult (Unterhavel 1989)

Abb. 82: Vom Bisam abgeweideter Schilfbestand mit Sekundärhalmen (Unterhavel 1989).

STADT-WALD-FLUSS 2013 155 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 83: Schilfbestand mit Vorwuchs. Die einzeln stehenden Halme wurden vom Bisam abgefres­ sen (Unterhavel 1996).

Abb. 84: Vom Bisam abgeweidete Halme an der Röhrichtfront.

STADT-WALD-FLUSS 2013 156 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Der Einfluss des Bisams auf die Ufervegetation fand bei vielen Röhricht-Rückgangshypo­ thesen bislang nur wenig Berücksichtigung. Anschauliche Beispiele einer offensichtlichen Übernutzung der Vegetation durch den Bisam werden für nordamerikanische Feuchtgebiete (marshlands) beschrieben. Dort gibt es immer wieder vom Bisam kahlgefressene, soge­ nannte "eat out - areas". Nach dem Verschwinden der Tiere aus solchen Gebieten aus Nah­ rungsmangel kann sich die Vegetation wieder regenerieren. Das Gebiet wird wieder attraktiv für den Bisam und der Zyklus beginnt aufs Neue (PANCOAST 1937, LYNCH et al. 1947, DO­ ZIER et al. 1948, ALEXANDER 1955). Auch ERRINGTON (1963, 1967) beschreibt für Nordamerika den Bisam als nicht wählerischen Pflanzenfresser, der offensichtlich in der Lage ist, ein weites pflanzliches Nahrungsspektrum auszunutzen und nicht nur an Röhrichtpflanzen gebunden ist, wie dies auch HOFFMANN (1958) für das Gebiet der ehemaligen DDR erwähnt. Auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR wurden große Röhrichtbestände durch die einge­ bürgerten und als Pelztiere gehegten Bisame vernichtet. Dort wurde auch beobachtet, dass die Fauna eines Gewässers durch den Einfluss eines hohen Bisam-Bestands nachhaltig verarmen kann (NASIMOVICH 1966, SKOPTSOV 1967). Einen guten Überblick über die bis etwa 1970 durchgeführten Untersuchungen zur Nahrung des Bisams findet man bei AKKERMANN (1975 a, b, c). Nach diesem Autor scheint in Mitteleu­ ropa Schilf den Hauptteil der Bisamnahrung darzustellen. Akkermann untersuchte am Düm­ mer in Niedersachsen den Einfluss des Bisams auf das Röhricht und stellte dabei fest, dass dort der Bisam der Hauptverursacher der Zerstörung von Schwingrasen und Röhrichtbe­ ständen ist. Nach seiner Meinung wurde die Fraßtätigkeit des Bisams von den meisten Pflanzensoziologen und Limnologen Mitteleuropas bislang unterschätzt oder vernachlässigt. Vom Feldberger Haussee in Mecklenburg wird berichtet, dass die ehemals ausgedehnten Schilfbestände durch den Bisam zu zwei Dritteln vernichtet wurden (BARBY 1967). BERNHARDT & SCHRÖPFER (1992) untersuchten den Einfluss des Bisams auf die Vegetation eines künstlichen, ca. 50 ha großen Gewässers. Der Bisamfraß bewirkte einen Rückgang der Typha latifolia-Bestände, vermutlich durch die starke Zerstörung der Rhizome. Demge­ genüber tolerierte Schoenoplectus die Beweidung und konnte in Typha latifolia- Flächen vor­ dringen. Auch in Berlin wurden Untersuchungen zum Einfluss des Bisams auf die Röhrichte durchge­ führt. Daraus resultieren folgende Ergebnisse: Ab Oktober/Anfang November bis zum Ende der Austriebs-Phase des Schilfs frisst der Bi­ sam unter Wasser die bereits ausgebildeten Schilfknospen, die noch in Dormanz verharren. Dieser Einfluss ist relativ gut an den Überresten der Knospenspitzen, die aus den zusam­ mengefalteten Blättern bestehen und die der Bisam nicht frisst, zu erkennen (s. Abb. 81). Durch Zählungen dieser Fraßreste konnte KRAUß (1979) für den Zeitraum von November bis Mai an einem Standort einen Halmverlust von 16 %, bezogen auf die im Sommer vorhan­ dene Schilffläche ermitteln. Weiter berechnete KRAUß (1990) für die Berliner Havel einen ganzjährigen Halmverlust durch Bisamfraß von max. 44 % pro m² Schilfbestand. Aufgrund der stichprobenhaften Ermittlung hält der Autor aber eine durchschnittliche Beweidungsrate von 20-30 % im langjährigen Mit­ tel eher für wahrscheinlich. Dieser Beweidungseffekt ist nach den Beobachtungen des Au­ tors nicht gleichmäßig über die mit Schilf bestandene Fläche verteilt. Er kann bei Bulten und an Bestandsrändern höher und innerhalb geschlossener Bestände geringer sein. Auch KÜHL (1993a) konnte bei seinen Untersuchungen am Müggelsee an 33 % der unter­ suchten Standorte mäßige bis sehr starke Schädigungen durch Bisamfraß nachweisen. Be­ sonders betroffen waren die breiten Bestände des Süd- und Ostufers. Nach den über 4 Jahrzehnte lang durchgeführten Beobachtungen von BARTHELMES (1991) am Berliner Müggelsee und an einigen anderen Gewässern ist dieser Autor der Meinung, dass der Schilfrückgang am Müggelsee ausschließlich durch den Bisam verursacht wurde. Auch das von ihm beobachtete plötzliche Verschwinden der ehemals ausgedehnten Teich­

STADT-WALD-FLUSS 2013 157 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen binsenbestände schreibt er dem Bisameinfluss zu. Als unmittelbarer Augenzeuge der Ent­ wicklung meint der Autor, dass die auch im Müggelsee beobachtete Fadenalgenentwicklung nur eine sehr begrenzte Wirkung auf den Röhrichtrückgang gehabt hätte. In seinem Aufsatz ist aber ein Foto von 1958 abgebildet, das genau diesen Einfluss zeigt (BARTHELMES 1991, Seite 5, Abb. 2). Andererseits ist das von BARTHELMES (1991) beschriebene plötzliche Verschwinden der Teichbinsenbestände und der Krebsschere vermutlich tatsächlich nur dem Fraßeinfluss des Bisams zuzuschreiben, dies wird ja auch von anderen Autoren, wie z.B. BARBY (1967) so berichtet. Erwähnt werden soll noch, dass es auch am Berliner Seddinsee ausgedehnte Teichbinsenbestände gab (FREDRICH et al. 1997), ebenso an der Unterhavel (SUKOPP & MARKSTEIN 1978), die heute weitgehend verschwunden sind.

10.13.2 Wirkung des Verbisses auf die Röhricht-Pflanzen

Es ist naheliegend, dass die "Beweidung" des Schilfs durch den Bisam mit Sicherheit einen ähnlichen Effekt wie die Schädigung der Schilfbestände durch Wellen, Algenwatten und Treibzeug hervorruft. Egal ob ein Halm abgeknickt oder abgefressen wird, er fällt für die Er­ nährung des Rhizoms aus und muss möglichst schnell ersetzt werden (Abb. 81-84). Das Rhizom der Schilfpflanze reagiert generell auf den Verlust von Knospen und Halmen mit der Neubildung von Knospen. Diese weisen in der Regel einen geringeren basalen Durch­ messer auf, sind jedoch zahlreicher (HASLAM 1969 b). Nach der Austriebsphase werden aber in der Regel zerstörte Halme nicht mehr ersetzt, obwohl zeitverschoben bereits angelegte Schösslinge auch später noch austreiben (HASLAM 1968,1969 a, b). Im Vergleich ähnelt der Halmverlust durch Bisamfraß auch einem partiellen "Grünschnitt". Dafür ist Schilf nach den Ergebnissen mehrerer Autoren aber besonders empfindlich. Be­ sonders im Zeitraum nach dem Austreiben, also von Mitte bis Ende Mai, sind die unterir­ dischen Reservespeicher fast leer und der Nährstoffgehalt in den oberirdischen Organen ist am höchsten. Nach HUSAK (1978) kann eine Mahd zu diesem Zeitpunkt die oberirdische Stoffproduktion bis zum Jahresende um mehr als die Hälfte reduzieren. Erst nach Jahren hatte sich der Versuchsbestand wieder davon erholt. Am Mikolajskie- See in Polen ergab ein dreimaliger Grünschnitt eines Schilfbestands eine Reduzierung der Halmzahl von 64 auf 20 pro m² und eine Reduktion der oberirdischen Bio­ masse von 1.400 auf 570 g pro m² (MOCHNACKA-LAWACZ 1974). Auch HASLAM (1973) gibt eine 40-prozentige Biomasse-Reduktion nach Grünschnitt an. Aus der Literatur ist auch bekannt, dass bei Landschilf die ständige Beweidung durch Kühe eine Änderung der Konkurrenzverhältnisse zuungunsten von Schilf zur Folge hat (HASLAM 1973). KVET & HUDEC (1971) beschrieben, dass intensives Grasen von Graugänsen an Schilf wäh­ rend der gesamten Vegetationsperiode und während mehrerer Jahre einen Schilfbestand völlig zum Verschwinden bringen kann, zumindest aber die Konkurrenzverhältnisse derart ändert, dass der Rohrkolben, der von den Gänsen nicht gefressen wird, die Oberhand ge­ winnen kann. Um die Wirkung des "selektiven Grasens" auf Schilf ermessen zu können, wird auf eine Ar­ beit von GIROUX & BEDARD (1987) verwiesen. Hier wurde in Simulationsversuchen der Fraß­ einfluss rastender Schneegänse auf Scirpus americanus in Kanada betrachtet. Dabei stellte sich heraus, dass durch die Entfernung von zwei oder drei unterirdischen Knospen die Zu­ wachsleistung des Rhizoms um 60 bzw. 67 % im Vergleich zu einer unbeeinflussten Kon­ trollfläche abnahm. Auch die Produktion der Halme verringerte sich um 41 bzw. 63 %. Auch SMITH & ODUM (1981) fanden ähnliche Ergebnisse bei Untersuchungen mit Schneegänsen und Scirpus americanus. Es erfolgt also durch Rhizom- und Knospenfraß eine deutliche Verringerung des unter- und oberirdischen Wachstums.

STADT-WALD-FLUSS 2013 158 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 85: Fraßschutzkäfig Tiefwerder/Unterhavel im Bildhintergrund. Rechts ist die alte Röhricht­ front erkennbar, Links im Hintergrund befindet sich der Fraßschutzkäfig. Er ist inzwischen vom Schilf überwachsen. In seinem Schutz ist das Schilf innerhalb weniger Jahre um ca. 10 m vorgewachsen, während an den ungeschützten Halmen im Vordergrund kein Vor­ wuchs erfolgte und Verbiss zu erkennen ist (2010).

Um den Fraßeinfluss belegen zu können, wurden an den Berliner Gewässern an verschiede­ nen Standorten 10 sogenannte Fraßschutzkäfige errichtet. Durch die Käfige wurde ein je­ weils 5 X 10 m großer Schilfbestand eingezäunt. Damit sollte auf diesen Probeflächen der Verbiss der Röhrichte durch Bisam, Nutria und Wasservögel, wie Blässhuhn, Kanadagans oder Höckerschwan völlig unterbunden werden. Die Käfige wurden jeweils so vor der Röh­ richtfront errichtet, dass nur ca. 10 % der Käfigfläche mit Schilf bestanden waren. Zwischen 2002 und 2005 kam es innerhalb von 6 der gezäunten Flächen zu einem uner­ wartet hohen Zuwachs und einer wasserseitiger Ausbreitung (siehe Abb. 85), während auf den Probeflächen ohne Zäunung insgesamt die Entwicklung stagnierte. Dort gab es keinen Zuwachs (KRAUß & VON LÜHRTE 2009). Damit dürfte bewiesen sein, dass der Verbiss vor allem die wasserseitige Ausbreitung der Bestände begrenzt. Fazit:  Die Fraßtätigkeit des Bisams hat einen starken Einfluss auf die Ausbreitung der Röh­ richte. Da der Fraß hauptsächlich an den wasserseitigen Bestandsrändern stattfindet, wird dadurch vor allem die Wiederausbreitung von geschädigten Beständen erschwert, wenn nicht völlig verhindert.  Eine ständige Beweidung führt im Zusammenwirken mit durch andere Ursachen zusätz­ lich hervorgerufenen Halmverlusten zu einer Schwächung der Vitalität und einem partiel­ len Absterben der Rhizome.  Eigene Beobachtungen ergaben, dass ausgedehnte, dicht geschlossene und vitale Röh­ richtbestände am ehesten noch dem Fraßeinfluss des Bisams standhalten können.  Kleinflächige Röhrichte, Röhrichte ohne Landanschluss und Bestände in der Umgebung von Bauen und Burgen sind hingegen durch den Bisamfraß besonders gefährdet.  Der Fraßeinfluss ist abhängig von der Populationsgröße des Bisams und den jeweiligen ökologischen Bedingungen und somit von Gewässer zu Gewässer unterschiedlich hoch.

STADT-WALD-FLUSS 2013 159 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

 Es ist durchaus möglich, dass die Population des Bisams in den Jahren nach der Erstbe­ siedlung der Berliner Gewässer wesentlich höher lag als heute und somit der katastro­ phale schnelle Röhrichtrückgang durch den Bisam mit verursacht wurde. Dies lässt sich jedoch im Nachhinein nicht mehr rekonstruieren.

10.13.3 Nutria

Die Nutria (Myocastor coypus) ist eine ebenfalls semiaquatisch lebende Nagetierart aus Südamerika. Seit Mitte der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts begann man diese Art in Pelztierfarmen zu halten. Nach der politischen Wende wurden in der DDR ganze Zuchtbe­ stände freigelassen, da diese Farmen nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben waren (HEID­ ECKE & RIECKMANN 1998). Im Rahmen einer Bisam-Bestandserfassung im Winter 2000/2001 (KRAUß et al. 2002) konn­ ten vereinzelt Nutria-Fraßspuren an Berliner Gewässern nachgewiesen werden. Dabei dürfte es sich nur um wenige Exemplare (geschätzt 20 bis 30 Ex. an Oberhavel und Tegeler See und >10 Ex. an der Unterhavel) handeln. An den Spreegewässern sowie an den Grunewald­ seen konnten bislang keine Nutrias nachgewiesen werden. Von BOORMANN & FULLER (1981) wird der Einfluss einer aus Pelztierfarmen entwichenen Nutriapopulation auf die Röhrichte der Norfolk Broads im Nordosten von England eindrück­ lich beschrieben. Von 1946 bis 1977 ging dort der Röhrichtbestand überwiegend durch die Fraßtätigkeit der Nutrias um ca. 60 % zurück. Aufgrund dieser Ergebnisse wurden die Nut­ rias durch eine intensive Bejagung wieder ausgerottet. Eine ähnliche Situation gibt es in vie­ len Teilen West- Frankreichs, so z. B. an der unteren Loire (eigene Beob.). HEIDECKE & RIECKMANN (1998) schätzen die Art als ein Konkurrenzpotential für die heimi­ sche Flora und Fauna ein und fordern gesetzliche Regelungen zur Verhinderung einer weite­ ren Einbürgerung bzw. deren Bekämpfung.

Fazit:  Mit Aufmerksamkeit muss die Entwicklung der Nutria-Bestände betrachtet werden. Auf­ grund seiner Körpergröße könnte eine Massenentwicklung dieser Art ebenfalls schlimme Konsequenzen für die Röhrichtbestände haben.

10.13.4 Wasservögel

Von den röhrichtfressenden Wasservögeln wie Graugans, Kanadagans, Höckerschwan und Blässhuhn dürfte in Berlin nach der Untersuchung von KRAUß (1979) lediglich das Blässhuhn (Fulica atra) eine gewisse Rolle spielen (Abb. 86). So fressen besonders im Winter und Früh­ jahr die Blässhühner, ähnlich wie der Bisam, gern Schilfschösslinge. Es wurde ein durch Blässhühner verursachter Halmverlust von ca. 6 % pro m2 Schilfbestand ermittelt. Im Som­ mer hingegen werden vor allem die Blätter der Schilfpflanze aufgenommen. Lokal kann es durch die Anhäufung von Blässhühnern, Schwänen und neuerdings Kanada­ gänsen an Futterstellen oder durch kolonieartiges Brüten zu größeren Schäden kommen. Allerdings sind im Berliner Raum die großen winterlichen Bestände des Blässhuhns nicht mit dem Brutbestand gleichzusetzen. Dieser ist wesentlich geringer. So gibt es auch Beispiele, dass sich trotz lokal großer Winterbestände des Blässhuhns vor­ handenes Röhricht nicht verringerte, sondern zunahm. An der Lieper Bucht/Unterhavel gibt es eine Badestelle, in deren Umkreis sich in manchen Jahren mehrere Hundert Blässhühner aufhielten, weil sie dort gefüttert wurden (KRAUß 1979). Unmittelbar neben der Badestelle befindet sich ein kleiner, nur wenige Quadratmeter großer Schilfbestand, der im Lauf der Jahre kontinuierlich zunahm, was auf einen eher geringen Einfluss der Blässhühner schlie­ ßen lässt.

STADT-WALD-FLUSS 2013 160 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 86: Niedergedrückte Schilfhalme mit von Blässhühnern abgefressenen Schilfblättern.

Fazit:  Der Einfluss von Wasservögeln wie Blässhuhn, Höckerschwan und Kanadagans, ist in Berlin meist lokal begrenzt und nach den derzeitigen Kenntnissen in den Auswirkungen als eher gering einzuschätzen.  Bei bereits vorgeschädigten Beständen verhindert der Fraß durch Vögel ebenso wie beim Bisam die Wiederausbreitung, bzw. kann kleinere isolierte Bestände vernichten.

10.14 Insektenbefall

In eutrophierten Beständen konnte ein verstärkter Befall des Schilfs durch Insekten und Blattläuse vielfach nachgewiesen werden (Kohl & Kühl 2001). Der N-Überschuss führt in der Pflanze zu höheren Proteingehalten und niedrigeren Anteilen von strukturellen Polysachari­ den (Zellwände) bzw. zu einer geringeren Lignifikation, wodurch sich Attraktivität und Futter­ wert der Biomasse für Konsumenten erhöhen. Das Verhältnis Sklerenchym zu Parenchym wird zu letzterem verschoben (KOHL & KÜHL 2001). Häufig kommt es durch Insekten-Befall zum Neuaustrieb bzw. zur Bildung von Seitentrieben. Verursacher sind meist gallbildende Insektenlarven (OSTENDORP 1993), wie z. B. die mono­ phagen Schilf-Halmfliegen (Lipara spp., Chloropidae), die Schilflaufmilbe (Stenotarsonemus phragmitidis) und die Schilfgallmücke (Giraudiella inclusa). Durch diese Insekten wird der Vegetationskegel zerstört bzw. zu zigarrenähnlichen Gallen umgebildet (Lipara spp.). Bei Befall durch die Schilflaufmilbe verkrüppeln die Halmspitzen. Durch Aufhebung der Apikal­ dominanz werden deshalb zumeist Seitentriebe unterhalb dieser Gallen gebildet (s. dazu auch HÖLZINGER 1987 ). Halmbohrer (Schmetterlingslarven, z. B. die Schilfeule Archanara geminipunctata (Noctui- dae)) vernichten Halme durch Aushöhlung bzw. führen zum Absterben der oberen Halmab­ schnitte durch Aufnahme des Wandparenchyms mittlerer oder unterer Internodien (Abb. 87).

STADT-WALD-FLUSS 2013 161 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Die Folge ist auch hier die Bildung von Seitentrieben unterhalb der befallenen Internodien. Dieser Schilfschädling ist in lockeren Wasserschilfbeständen von geringer Bedeutung, besonders wenn der Bestand nicht bis zum Ufer reicht, seine Zahl nimmt aber in dichter wer­ denden Beständen zu, da die Raupen über den Boden bzw. von Blatt zu Blatt von einem Halm zum anderen wandern können.

Abb. 87: Halmbohrende Larven der Schilfeule (Archanara spec.).

Durch den Neuaustrieb wird die vegetative Phase der Halmentwicklung verlängert und die Umschaltung zur generativen Phase (Rispenbildung) verzögert bzw. unterbunden. Dadurch wird der Transport von überschüssigen Photosyntheseprodukten in die Speicherorgane ver­ mindert. Die Folge zunehmenden Befalls sind im Folgejahr häufig kürzere und dünnere Hal­ me sowie eine erhöhte Halmdichte. Dieser von Witterungsabläufen abhängige Befall kann in geschwächten Beständen stärker sein und in größerer Häufigkeit auftreten und damit sekun­ där den Bestandsrückgang beschleunigen. Untersuchungen an der Ober- und Unterhavel sowie am Tegeler See ergaben, dass vor al­ lem die Zweipunkt-Schilfeule (Archanara geminipunctata) nach der Mehligen Pflaumenlaus (Hyalopteris bruni arundinis) die häufigsten Konsumenten am Schilf waren. In einigen Be­ ständen konnte auch eine durch Lipara lucens induzierte Gallenbildung festgestellt werden (RAGHI-ATRI 1976, 1977).

Fazit:  Der Einfluss von Insekten und Pilzen wurde in der Vergangenheit meist als lokal begrenzt und in den Auswirkungen als vernachlässigbar beschrieben. Zwischen 1995 und 2000 kam es jedoch mehrmals, insbesondere an Unterhavel und Müggelsee zu einem massi­ ven Befall vieler Uferabschnitte durch die Schilfeule. So wurden im Jahr 2000 im Rahmen der Luftbildauswertung 27 % durch Insektenbefall geschädigte Schilfbestände kartiert.  Im Zusammenwirken mit anderen Faktoren bzw. bei bereits vorgeschädigten Beständen kann ein derartiger Befall die Röhrichte in ihrer Vitalität massiv schwächen.

STADT-WALD-FLUSS 2013 162 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

10.15 Sonstige natürliche Schädigungsfaktoren

An der Havel konnte mehrmals ein Befall von Schilfbeständen mit Brandpilzen (Ustilago grandis) nachgewiesen werden. Der Pilz verursacht beulenförmige Schwellungen an den Internodien. Die Halme können dadurch absterben. Bei starkem Befall entstehen Lücken im Bestand (SCHOLZ 1968, SUKOPP 1968, RAGHI-ATRI 1979). Am Gemünd/Unterhavel, am Gr. Müggelsee sowie am Gr. Tiefehorn/Unterhavel konnten häufig ausgedehnte Schlafplätze von Staren-Schwärmen (Sturnus vulgaris) im Schilf ent­ deckt werden. Die Vögel knicken dabei durch ihr Körpergewicht das obere Halmdrittel um, der Halm stirbt ab oder bildet Tochtersprossen aus. Die betroffenen Bestände werden da­ durch großflächig geschädigt. Diese Ereignisse treten jedoch nur punktuell auf.

10.16 Grundwasserabsenkung/Infiltration von Seewasser in den Litoralboden

Durch die Förderung von sogenanntem Uferfiltrat kommt es in der Umgebung der Brunnen­ galerien, die sich entlang der Uferlinie erstrecken, zur landseitigen Austrocknung und damit zu einer erheblichen Beeinträchtigung der an hohe Feuchtigkeit angepassten Ufervegetation. So liegen z. B. in der Grundwassergleichenkarte für Berlin vom Mai 1999 (HYDRO-CONSULT 1999) weite Teile des Unterhavel- Ufers im Bereich der 28 m-Ganglinie bei einem langjähri­ gen MW von 29,5 m ü. NN. Eigene Messungen am Ufer der Unterhavel ergaben, dass selbst in unmittelbarer Nähe des Spülsaums der Grundwasserspiegel um bis zu zwei Meter abgesenkt war (BEGEMANN et al. 1982, BLUME et al. 1976, RIPL et al. 1991, WÖBBECKE 1993). Das Wirkungsschema eines ufernahen Tiefbrunnens als Teil einer Brunnengalerie ist der Abb. 88 zu entnehmen.

MW

trockenge­ fallener Ufer­ Gewässer bereich

Grundwasserbereich

Abb. 88: Wirkungsschema der Grundwasserabsenkung durch Tiefbrunnen im Uferbereich (nach WÖBBECKE & RIPL 1990, verändert).

STADT-WALD-FLUSS 2013 163 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 89: Bei Niedrigwasser und gleichzeitig intensiver Trinkwasserförderung trocknet die Uferzone aus, die an Feuchtigkeit angepassten Pflanzen sterben ab (Kuhhorn/ Unterhavel 1982).

Abb. 90: Verwelkender Flussampfer (Rumex hydrolaphatum) im Einflussbereich einer Brunnen­ galerie (Kuhhorn/ Unterhavel 1982).

STADT-WALD-FLUSS 2013 164 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 91: Verwelkende Gehölze im Einflussbereich der Trinkwasserförderung bei Niedrigwasser (Tegeler See/Försterkante 1992).

Dies führt zu einem Wassermangelstress der Ufervegetation und zu einer Ruderalisierung der Standorte, sowie zu einem großflächigen Abbau der ufernahen Niedermoortorfe (BLUME et al. 1976). Die Röhrichte können diese Bereiche nicht mehr dauerhaft besiedeln. Besonders im Sommer bei Niedrigwasser und gleichzeitig höchstem Trinkwasserbedarf kommt es zu starken Austrocknungserscheinungen im ufernahen Flachwasserbereich, mit den entsprechenden Folgen für die Vegetation, wie dies die Abb. 89-91 belegen. Eine ähnliche Situation ist ab 1992 auch am Großen Müggelsee zu beobachten. Nach der Aufgabe der Trinkwassergewinnung aus Oberflächenwasser, der Neueinrichtung von Brun­ nengalerien am Westufer und der verstärkten Nutzung bestehender Tiefbrunnen sind alle Erlenbrüche am Müggelsee trockengefallen. Dort vollzog sich ein tiefgreifender Wandel in den ufernahen Vegetationsstrukturen. Durch die der Grundwasserabsenkung folgende Mine­ ralisierung der trocken gefallenen Niedermoorböden kommt es zu einer Nährstofffreisetzung. Dadurch werden vor allem nitrophile Hochstaudenfluren begünstigt. Das dortige Erlenbruch wird zunehmend von an trockenere Standorte angepassten Laub­ holzarten wie Spitz- und Eschenblättriger Ahorn besiedelt Zusätzlich wird eine durch die intensive Wasserförderung verursachte Dynamisierung der biochemischen Sedimentprozesse im Uferbereich und Litoral vermutet, die unter Bildung von Ammoniak und Schwefelwasserstoff abläuft und dadurch die Röhrichtrhizome schädigt (WÖBBECKE &. RIPL 1990, WÖBBECKE 1993, RIPL et al. 1991). So ist auffällig, dass die Auflö­ sung in Einzelbulte besonders häufig dort stattfindet, wo Grundwasser gefördert wird. Die Auswirkungen der Grundwasserabsenkungen auf die Berliner Landschaft wurden aus­ führlich von SUKOPP (1981) beschrieben. Über Seespiegelabsenkungen durch intensive Grundwasserförderung und die Auswirkungen auf das Röhricht am Großen Seddiner See südöstlich von Potsdam wird von VIETINGHOFF (1993) berichtet. Verstärkt werden die Effekte der Grundwasserabsenkung noch durch sinkende Jahresmit­ telwerte der Havelwasserstände (siehe dazu Kap. 10.18).

STADT-WALD-FLUSS 2013 165 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Fazit :  Durch die Grundwasserabsenkungen kommt es vor allem zu einer landseitigen Verdrän­ gung der Röhrichte. Diese Flächen werden dann von an Ruderalstandorte angepassten Gehölzen besiedelt. Dadurch geht dem Röhricht der Rückzugsraum oberhalb der MW- Linie dauerhaft verloren.

10.17 Uferverbau durch Spundwände, Ufermauern, Bootsstege

Viele Uferabschnitte sind durch Aufschüttungen für Uferwanderwege, Kleingärten, Wohnge­ bäude oder Uferbefestigungen aus Steinschüttungen und Spundwänden so verändert, dass dort keine Röhrichtbestände mehr existieren können. Auch die zahlreichen Sportboote benötigen für ihren Betrieb eine ausgedehnte Infrastruktur in Form von Anlegestegen, Slipanlagen und Clubheimen. Diese Flächen sind für das Röh­ richt verloren. Am Bodensee beansprucht nach dem „Bodenseebericht“ (IGKB 2004) eine Steganlage durchschnittlich 35-75 m² an Wasserfläche. Je Liegeplatz werden zusätzlich 50­ 100 m² Bedarf an Landfläche veranschlagt. Für Berlin wurden derartige Zahlen nicht erho­ ben. Sie dürften sich jedoch in einer ähnlichen Größenordnung bewegen. So sind vor allem die Ufer vor Privatgrundstücken, meist mit Einzelbootsstegen und vor den Liegeplätzen für Sportboote in einem naturfernen und röhrichtfreien Zustand (Abb. 92, 93, 99).

Abb. 92: Mit einer Spundwand verbautes Privatufer. Das Grundstück wurde zusätzlich aufgeschüt­ tet (Gatow-Nord/ Unterhavel 1985).

STADT-WALD-FLUSS 2013 166 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 93: Steinschüttung und Stahlspundwand (Gatow/Unterhavel 1984).

Tab. 52: Anteil verbauter oder erodierter Uferstrecken der Spree- und Dahmegewässer in Berlin (KÜHL 1991, 1993b).

Gewässer Uferlänge in m unverbaut unverbaut leicht verbaut massiv ver­ (Berliner Ufer) naturnah (%) erodiert (%) (%) baut (%) Zeuthener See 6.716 30 19 20 31 Großer Zug 2.600 0 85 15 0 Krossinsee 2.660 23 68 9 0 Dämeritzsee 2.450 15 29 7 49 Seddinsee 13.900 22 37 28 13 Große Krampe 5.675 0 49 49 2 Langer See 10.100 5 43 14 38 Dahme 17.425 4 11 13 72

Für die Gewässer im Ostteil der Stadt wurden die Anteile verbauter und unverbauter Uferab­ schnitte durch KÜHL (1991, 1993a + b) ermittelt. Sie sind in Tab. 19 enthalten. Für die Havel­ gewässer lässt sich der Anteil der verbauten Ufer vorerst nur schätzen. Er dürfte jedoch für Ober- und Unterhavel ca. 40-60 % und beim Wannsee ca. 80-90 % betragen.

Fazit:  Die Ufer der Berliner Gewässer sind in einem zum Teil erheblichen Ausmaß bebaut und befestigt. Röhrichte können dort meist nicht mehr existieren, da die Ufermorphologie durch Aufschüttungen und Befestigungen in der Regel völlig verändert wurde.

STADT-WALD-FLUSS 2013 167 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

10.18 Stauregulierung/Einschränkung der natürlichen Wasser­ standsdynamik

Die Ufermorphologie sowie die Schwankungsamplitude der mittleren (Monats-)Wasserstän­ de beeinflussen stark die Ausprägung und räumliche Ausdehnung der einzelnen Elemente der Ufervegetation (z. B. KEDDY 1990, KEDDY & REZNICEK 1986, ELLENBERG 1982). An stei­ len Ufern können sich aufgrund des ausgeprägten hydrologischen Gradienten oft nur schma­ le Vegetationszonen ausbilden, während an flachen Ufern die einzelnen Vegetationszonen eine sehr viel größere Ausdehnung erreichen. Allerdings können sich bei dynamischen, stark schwankenden Wasserständen keine festen Vegetationsgradienten ausbilden. Hochwässer schädigen insbesondere Arten stärker, die nicht an diese hydrologischen Be­ dingungen (Überflutung) angepasst sind und aufgrund des zunehmenden Stresses im Wachstum gehindert werden oder absterben. So kommt es zu einem Konkurrenzvorteil für die Arten der niedriger gelegenen Vegetationszonen. Während Niedrigwasserperioden erlangen hingegen die Arten der höheren Uferzonen einen Konkurrenzvorteil gegenüber den weiter unten angesiedelten Pflanzen. Sie können aufgrund des verminderten Stresses tiefer gelegene Uferbereiche besiedeln. Dauer und Häufigkeit von Überflutungs- und Niedrigwasserphasen haben somit einen ent­ scheidenden Einfluss auf die Ausbildung der Seeufer-Vegetation. Besonders Extrem-Ereig­ nisse beeinflussen das Konkurrenz-Gleichgewicht zwischen unterschiedlichen Arten (SMITH & BROCK 2007). Bei langfristig stabilen Wasserständen kommt es zu einem Konkurrenz­ gleichgewicht, das in der Regel dazu führt, dass einzelne Arten oder auch ganze Vegetati­ onszonen ausfallen (KEDDY 1990). Dass Röhricht für seine wasserseitige Ausbreitung auf Niedrigwasserperioden angewiesen ist, beweisen Untersuchungen von COOPS & HOSPER (2002), COOPS et al. (2004) und COOPS & VAN DER VELDE (1995). Die Autoren beschreiben den positiven Einfluss sommerlicher Niedrigwasserphasen auf das Wachstum und die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Schilf. In einem Experiment testeten sie von 1995 bis 1998 am Volkerak Zoomeer auf einer ca. 3 ha großen, mit Spundwänden eingezäunten Fläche mit regelbarem Wasserstand die Auswir­ kungen unterschiedlicher Wasserspiegellagen auf das Wachstum von Schilfröhricht. Dabei stellte sich heraus, dass bei im Jahresverlauf stärker schwankenden Wasserständen ein er­ heblicher Vorwuchs zu verzeichnen war, während bei annähernd gleichen Wasserständen der Vorwuchs stagnierte. Der Zusammenhang zwischen Röhrichtrückgang, Stauregulierung und Ufererosion wird auch an den Seen des Schweizer Jura diskutiert (s. hierzu http://www.erosee.org/f-start_de.htm ). Die Berliner Gewässer sind gekennzeichnet durch meist sehr flache und ausgedehnte Ufer mit zum Teil ausgedehnten Vegetationszonen. Die Zone der Röhrichte hatte stellenweise eine Breite von über 100 m. Andererseits gibt es aber auch so genannte Rinnenseen, z. B. der Schlachtensee, die aufgrund ihrer Ufermorphologie nur sehr schmale, oft nur wenige m breite Flachwasserzonen aufweisen. Im 19. Jahrhundert wurde die Kanalisierung der Berliner Gewässer für die Schifffahrt voran­ getrieben. Der Bau von Schleusen und Stauhaltungen reduzierte die Hochwasserdynamik immer mehr. So ist aus Tab. 53 zu erkennen, dass sich die Wasserstandsdynamik der Spree am Pegel Mühlendammschleuse zwischen 1821 und 1899 aufgrund zahlreicher wasserbau­ licher Eingriffe immer weiter reduziert hat. Heute schwankt dort der Wasserspiegel zwischen HW und NW nur noch um durchschnittlich 26 cm (Abb. 94). Vergleicht man die Werte der drei Berliner Stauhaltungen, so ist zu erkennen, dass lediglich die Unterhavel, die von der ca. 80 km unterhalb liegenden Schleuse Brandenburg beeinflusst wird, noch eine halbwegs natürliche Schwankung zwischen MW und NW von 72 cm auf­ weist. Aber auch diese lag früher deutlich höher.

STADT-WALD-FLUSS 2013 168 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Tab. 53: Wasserstände der beiden wichtigsten Berliner Stauhaltungen Mühlendammschleuse und Spandauer Schleuse (Angaben nach WSA Berlin) (Alle Angaben über NN).

Wasserstände der Zeit­ Mühlendamm­ Schleuse Spandau Schleuse Spandau reihe 1991-2000 schleuse (OP) - (OP) - Oberhavel u. (UP) - Unterhavel Spree u. Dahme Tegeler See

MW 32,32 31,41 29,46

MNW 32,18 31,22 29,22

MHW 32,44 31,58 29,94

Schwankungsbereich 26 cm 36 cm 72 cm

Max. NW 31,83 (6.2.1971) 30,82 (21.8.1911) 28,79 (21.8.1911)

Max. HW 32,61 (17.5.1945) 31,70 (21.11.1942) 31,05 (29.3.1940)

Max. Schwankungsbereich 78 cm 88 cm 226 cm

m NN 34,50 HW-Ganglinien 34,25

34,00

33,75

33,50

33,25

33,00

32,75

32,50

32,25

32,00

31,75

31,50

31,25 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Ja

Abb. 94: Januar-Monatsmittelwerte der Hochwasserstände der Spree am Pegel Köpenick von 1821 bis 1899 (Quelle: E. Scheffler, SenStadt).

Die Ursachen dafür sind:  der starke Rückgang der Braunkohle-Sümpfungswässer  die extreme Bewirtschaftung der Spree im Interesse einer schnellen Auffüllung der Tage­ baurestseen  klimatische Gründe, insbesondere der Rückgang der Jahresniederschläge. Die ganzjährige Stabilisierung des Wasserspiegels durch Stauhaltungen fördert die Uferero­ sion, weil durch die weitgehend stationären Wasserstände die Brandungswellen immer an der gleichen Stelle des Ufers angreifen können. Dort wird Material abgetragen.

STADT-WALD-FLUSS 2013 169 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Es kommt zur Ausbildung eines Kliffs bei gleichzeitiger Rückwärtsverlagerung der Uferlinie durch Unterspülen der Gehölzwurzeln (Abb. 95, 96, 97). Zusätzlich verbessert das Ausbleiben des Hochwassers die Lebensbedingungen der Gehöl­ ze oberhalb der MW-Linie. Schwarz-Erlen, Baumweiden aber auch Birken und andere Laub­ hölzer dringen bis an den Spülsaum vor (z. B. am Seddinsee, Tegeler See). Je nach Breite und Substrat des trockenfallenden Vorlandes kann es auch zur Ausbildung eines Schwarzer­ lenbruchs, wie z. B. am West- und Südufer des Müggelsees kommen. Durch die Beschattung und die Konkurrenz der Bäume wird das Röhricht immer mehr vom Land oberhalb der MW-Linie verdrängt. Im weiteren Verlauf dieses Prozesses wird durch die gegenseitige Lichtkonkurrenz bei den Bäumen ein oft mehrere Meter breiter Trauf ausgebildet. Dadurch weicht das vor dem Spül­ saum befindliche Röhricht noch mehr ins Wasser aus und die Landverbindung des Röhrichts wird völlig unterbrochen. Es existieren dann nur noch Wasserröhrichte ohne landseitige An­ bindung Kommt es nun durch Faktoren wie Wellenschlag o.ä. zu einem Zusammenbruch des Be­ stands im Wasser, kann aufgrund der dort vorhandenen Gehölze keine Neuausbreitung von Land mehr erfolgen.

Abb. 95: Ufer mit einer deutlichen, durch Erosion verursachten Kliffkante, wie sie für staugeregelte Gewässer typisch ist (Jungfernheide/Tegeler See 1985).

STADT-WALD-FLUSS 2013 170 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 96: Ufer mit ausgeprägter Kliffkante im Beeich Hirtenwiese/Seddinsee (1994).

Umstürzen der U ferbäum e

A brasion de s U fers unterhalb de s W urz elhoriz onte s und d am it forts c hre itende U nte rh öhlun g des U fers

Abb. 97: Bei einem weitgehend gleichbleibendem Wasserstand im Gewässer, z. B. in einer Stau­ haltung kolken die Ufersäume aus, die Gehölze werden unterspült und stürzen um.

Verstärkt wird dieser Effekt durch die nach dem Verschwinden des Röhrichts einsetzende Ufererosion, wie sie in der Abb. 97 dargestellt ist. Durch den gleichmäßigen Wasserstand greifen die Wellen nunmehr immer an der gleichen Stelle an, das Ufer wird dort abgetragen. Durch die Gehölzwurzeln, die oberhalb der Wasserlinie vorerst noch das Ufer sichern, kommt es zur Ausbildung eines 30–50 cm hohen Kliffs. Nach und nach stürzen vor allem ältere Gehölze aufgrund geschädigter Wurzeln und instabilem Schrägwuchs um. Dadurch schreitet der Prozess der Ufererosion rasch fort.

STADT-WALD-FLUSS 2013 171 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Der beschriebene Zustand ist typisch für alle staugeregelten Gewässer, die ganzjährig einen weitgehend stabilen Wasserstand aufweisen. Hier bedarf der Erhalt der Röhrichte einer stän­ digen Pflege durch die immer wieder notwendig werdende Gehölzauslichtung. Lediglich die Berliner Unterhavel liegt außerhalb der Stauwurzel des Brandenburger Staus. Dadurch gibt es hier noch eine gewisse Dynamik. Bereits der Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanal um 1900 führte allerdings zur einer Verkürzung der Fließstrecke und es kam dadurch zu einer deutlich spürbaren Reduzierung der Hochwasserphasen.

Fazit:  An staugeregelten Gewässern mit einer geringen Wasserstandsamplitude und erhöhtem Wellenschlag verschlechtern sich die Lebensbedingungen für Röhrichte dramatisch. Auf­ grund der landseitigen Gehölzkonkurrenz kommt es zur Verdrängung der Röhrichte ober­ halb der MW-Linie. Im Falle schwerer wasserseitiger Bestandseinbußen ist dann keine Wiederbesiedlung des Wassers vom Land aus mehr möglich.  Der Veränderung des Wasserspiegelregimes der Berliner Gewässer wurde bei der Dis­ kussion der Rückgangsursachen bislang wenig Beachtung geschenkt. Aus Untersu­ chungen zum Röhrichtrückgang in vergleichbaren Regionen ergibt sich jedoch, dass die­ sem Faktor dort ein hoher Stellenwert beigemessen wird.

10.19 Sonstige Faktoren (nicht in Tab. 51 enthalten)

10.19.1 Nebenwirkungen der motorisierten Freizeitschifffahrt

Neben dem Wellenschlag verlärmen Motorboote die Landschaft. Dies mindert den Erho­ lungswert für die Mehrheit der Erholungssuchenden und hat einen negativen Einfluss auf empfindliche Tierarten. Darüber hinaus kommt es zu einer erheblichen Wasserverschmutz­ ung durch Abgase und Treibstoffrückstände (KEMPF et al. 1967, JÜTTNER 1988, STMLU & BLSV 2000) (S. Abb. 98). Am Bodensee kam es deswegen schon relativ früh zu Einschränkungen beim Betrieb von Zweitaktmotoren. Europaweit gelten hier die strengsten Abgasgrenzwerte für Sportbootmoto­ ren. Außerdem wurde die Zahl der zugelassenen Sportboote eingefroren (MEHLHORN 1999). Auch auf den bayrischen Seen wird die Zahl der Motorboote aus diesen Gründen reglemen­ tiert. Inwieweit der Eintrag von Abgasen und Treibstoffrückständen eine Auswirkung auf das Röhrichtwachstum hat, hat ist ungeklärt. Darüber hinaus durften bis vor wenigen Jahren noch hochgiftige, bewuchsverhindernde Bootsanstriche aus Tributylzinn verwendet werden. Hohe Konzentrationen dieser Verbin­ dung konnten in den Sedimenten der Havel vor allem in der Umgebung von Bootsliegeplät­ zen nachgewiesen werden (SCHWARZ & PACHUR 1998, PACHUR 1998). Ob diese Stoffe einen schädigenden Einfluss auf das Röhricht haben oder hatten, ist nicht untersucht.

STADT-WALD-FLUSS 2013 172 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 98: Motorboot mit Ölfahne auf der Unterhavel (1986).

Abb. 99: Dieser Sportbootliegeplatz an der Oberhavel befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme eindeutig in Widerspruch zum Röhrichtschutzgesetz (1985).

STADT-WALD-FLUSS 2013 173 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

10.19.2 Eingeschränktes Adaptationsvermögen von Schilfbeständen mit geringer genetischer Diversität

An der Berliner Humboldt-Universität wurden zwischen 1985 und 2000 zahlreiche Untersu­ chungen zur genetischen Struktur von Schilfbeständen an unterschiedlichen Gewässern durchgeführt. Mittels DNA-fingerprinting (RAPD) (NEUHAUS et al. 1993, KOPPITZ et al. 1997) wurde an produktionsökologisch und ökophysiologisch gut untersuchten Schilfbeständen an Berliner und Brandenburger Seen versucht zu klären, ob es  eine spezifische Angepasstheit der Bestände an die unterschiedlichen Standortbeding­ ungen im Sinne differenzierter Ökotypen gibt  in der genetischen Struktur einzelner Schilfbestände und zwischen verschiedenen Be­ ständen an unterschiedlichen Standorten Unterschiede gibt (KÜHL & KOHL 1992, 1993). Die Ergebnisse erbrachten, dass viele Wasserröhrichte eine erstaunlich niedrige genetische Diversität aufweisen. Häufig sind die Klone im tieferen Wasser von denen des Flachwassers und der Uferbank verschieden (KOPPITZ et al. 1997, KÜHL et al. 1999). An manchen Standorten sind aber auch Mischbestände aus sich durchdringenden verschie­ denen Klonen nachweisbar (Abb. 100, 101) (KOPPITZ et al. 1997). Die Zahl der Klone nimmt dann im allgemeinen vom Land zum Wasser hin ab. Vermutlich ist die Ursache darin zu su­ chen, dass das Eulitoral vom Ufer aus besiedelt wurde und unter den besonders extremen Bedingungen des tieferen Wassers eine schärfere Selektion stattfand, bei der weniger gut angepasste Klone verschwanden.

Abb. 100: Zwei seit Jahrzehnten nebeneinander wachsende deutlich morphologisch und genetisch unterscheidbare Schilfklone am Seddinsee (1991) (Aufn. Kühl).

STADT-WALD-FLUSS 2013 174 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Abb. 101: Schilfhalme können an den Berliner Gewässern eine Höhe von über 4 m erreichen (Gr. Steinlanke/Unterhavel 1993).

Dazu gibt es auch einen klaren räumlichen Gradienten. So wiesen die Klone eines Sees bzw. mehrerer Seen einer Region in den repetitiven DNA-Sequenzen meist große Ähnlich­ keit auf. Diese nahm mit zunehmender geographischer Entfernung zwischen den Seen ab (KOPPITZ et al. 1997, KOPPITZ 1999). Daraus zogen die Autoren folgende Schlüsse (zit. nach KOHL & KÜHL 2001):  die geringe genetische Diversität hat eine begrenzte Anpassungsfähigkeit der Bestände an sich rasch verändernde Umweltbedingungen zur Folge  im Extremfall eines monoklonalen Bestands ist die Anpassung nur durch die Reaktions­ norm eines einzigen Genotyps gegeben  rapide Veränderungen der Standortbedingungen können zu einem Fitness-Verlust führen, wenn der Bestand nicht adäquat darauf reagieren kann. Im Extremfall kann die Anpas­ sungsfähigkeit des betroffenen Bestands überschritten werden, so dass dieser abstirbt  andere, besser angepasste Genotypen können sich in den entstandenen Lücken über Samenanflug nicht ansiedeln, weil dies aufgrund der heutigen Ufersituation im Berliner Raum kaum noch möglich ist;  ein Ersatz durch sich lateral über Rhizome in die entstehenden Lücken ausbreitende an­ dere Klone bedarf langer Zeiträume, wenn überhaupt am gleichen See Genotypen vor­ handen sind, die an die durch die Eutrophierung veränderten Standortfaktoren besser an­ gepasst sind. Die oben beschriebene geringe genetische Diversität vieler rezenter Bestände kann nach Meinung von KOHL & KÜHL (2001) folgende Ursachen haben:  Eine Isolation der wasserseitigen Röhrichte durch Faktoren, die die landseitigen Uferab­ schnitte über Jahrhunderte schilffrei hielten (z. B. Beweidung, Mahd), könnte die immer vom Land ausgehende generative Reproduktion unterbunden haben. Durch eine scharfe Selektion im Wasser wurde die vegetative Ausbreitung einzelner weniger Klone zusätzlich gefördert, die dadurch große Flächen allein besiedeln konnten.

STADT-WALD-FLUSS 2013 175 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

 Möglicherweise haben auch sich vegetativ vermehrende Klone eine begrenzte Lebens­ dauer und sterben irgendwann ab. Die so entstehenden Lücken können dann durch ande­ re Klone geschlossen werden (KÜHL & NEUHAUS 1993). Dieser „Umschichtungsprozess“ dürfte aber bei der Langlebigkeit der Schilfklone unter gleichbleibenden Standortbe­ dingungen sehr langsam verlaufen. Somit führt nach Meinung der Autoren die geringe Anpassungsfähigkeit der sich überwie­ gend vegetativ vermehrenden Schilfbestände bei vielen Klonen durch sich rasch verändern­ de Standortbedingungen gleich welcher Art zur Überschreitung der Toleranzgrenzen. Die für das Absterben wirksamen Hauptfaktoren können aber nach Meinung der Autoren an den verschiedenen Standorten durchaus unterschiedlich sein.

10.20 Zusammenfassung der Rückgangsursachen

Nach dem derzeitigen Kenntnisstand ist ein ganzes Faktorengefüge für den Rückgang der Röhrichtbestände im Berliner Raum verantwortlich. Der historische Ablauf des Rückgangs­ geschehens lässt sich heute nicht mehr exakt rekonstruieren. Möglicherweise waren dabei auch Faktoren von Bedeutung, die heute nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Es sind insgesamt weniger die häufig vermuteten direkten Auswirkungen der Eutrophierung auf die Schilfpflanze, die zu verstärktem Höhen- und Breitenwachstum und dadurch beding­ ter geringere Bruch- und Biegefestigkeit der Halme führen, als vielmehr die Sekundärwirkun­ gen wie erhöhte Algenbiomasse im Freiwasser, Phytotoxine beim Abbau der Biomasse die das Wurzelwachstum hemmen, Sauerstoffmangel im Wurzelraum, Unterbrechung der Sau­ erstoffversorgung bei Halmbruch, die den Rückgang schlussendlich auslösen. Die durch Beobachtungen erhärtete und vermutlich wichtigste Ursache, die Verluste von Halmen und Schösslingen, entstehen entweder durch mechanische Einwirkungen oder Ver­ biss. Die Auswirkungen auf die Pflanze sind weitgehend gleich, da beide Faktoren zu Halm- und Schösslingsverluste führen und zur Unterbrechung der Sauerstoffversorgung führen. Die Folge sind Fäulnis- und Absterbeprozesse im Rhizom. Erhebliche Halmverluste werden durch die Fraßtätigkeit des Bisams hervorgerufen. Diese Art tauchte nach 1945 an den Berliner Gewässern auf. Aus der nordamerikanischen Literatur ist bekannt, dass der Bisam dort ganze „marshland areas“ leer fressen kann. Bei der durch die Grundwasserförderung im Uferraum (Uferfiltrat) hervorgerufene intensive Durchströmung des Wurzelraums der Röhrichte wird eine dadurch hervorgerufene Dynami­ sierung der biochemischen Sedimentprozesse im Uferbereich und Litoral vermutet. Dabei kommt es zur Bildung von Ammoniak und Schwefelwasserstoff, was wiederum die Röhricht­ rhizome schädigt. Einen massiven Einfluss auf die gesamte Uferbiozönose hat die Entdynamisierung der Was­ serstandsamplitude im Jahresverlauf durch die Stauregelung der Gewässer. Das Ausbleiben langer Hochwasserphasen ermöglicht den Gehölzen das Vordringen bis zum Spülsaum, die landseitigen Röhrichte werden dadurch verdrängt und die wasserseitigen Bestände von ih­ rem ursprünglichen Ausbreitungszentrum abgekoppelt. Ausbleibende Niedrigwasserphasen erschweren den Röhrichten das wasserseitige Vordrin­ gen, insbesondere die Keimung von Samen auf trocken gefallenen, aber noch feuchten Schlammbänken ist nicht mehr möglich. Durch die Fixierung der Wasserstände können die Wellenkräfte immer an der selben Stelle angreifen. Dadurch kommt es zur Entstehung eines Kliffs. Im Prinzip hat trotz räumlicher Nähe und ähnlicher Bedingungen jeder See seine eigene Rückgangsgeschichte. So waren z. B. die Gewässer der Grunewaldseenkette nie vom Wel­ lenschlag durch Sportboote betroffen. Ihre Fläche ist auch relativ klein, so dass auch windin­ duzierter Wellenschlag keine große Rolle spielte.

STADT-WALD-FLUSS 2013 176 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Rückgangsursachen

Hauptfaktoren waren hier offensichtlich die Absenkung des Seespiegels durch Grundwas­ serförderung, die drastische Verschlechterung der Wasserqualität aufgrund der daraufhin erfolgten Einleitung von Havelwasser in die ehemals mesotrophen Klarwasserseen und die intensive Nutzung als Badegewässer. Inzwischen ist an fast allen Gewässern eine deutliche Reduzierung der Nährstoffbelastung zu verzeichnen, andere Faktoren wie der Wellenschlag durch Motorboote oder die Förde­ rung von Uferfiltrat, wirken aber unvermindert weiter. Nach dem derzeitigen Wissensstand muss deshalb weiter davon ausgegangen werden, dass viele Röhrichtbestände nach wie vor in ihrer Existenz bedroht sind, da aufgrund der Veränderung der Ufer-Morphologie wasser­ seitige katastrophale Verluste nicht mehr wie früher durch erneutes Vorwachsen oder eine Neubesiedlung von Land aus kompensiert werden können.

STADT-WALD-FLUSS 2013 177 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Literatur

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STADT-WALD-FLUSS 2013 187 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Anhang - Tabellen

12 Anhang - Tabellen

Gesamtdatentabelle für Röhricht Gesamt von 1953 bis 2010

Tab. 54: Röhrichtflächen in m² der einzelnen Abschnitte und der Gewässer von 1928/44 bis 2010 und Röhrichtfläche 2010 in % der Flächen 1953 und 1990. Neu = 2005 Röhricht vorhanden, aber nicht im Vergleichsjahr, Verlust = 2005 kein Röh­ richt mehr vorhanden, aber noch im Vergleichsjahr

Gw.- Gewässer Ab.- Abschnittsbezeichnung Röhrichtfläche (m²) Röhrichtfläche Nr. Nr. 2010 in % von 1953 1990 1995 2000 2005 2010 1953 1990 100 Tegeler See 101 Tegelort 545 522 82 Verlust 100 Tegeler See 102 Schwarzer Weg 30 27 100 Tegeler See 103 Freibad Tegelsee-Nord 3.488 990 1.149 1.611 1.757 1.773 51 179 100 Tegeler See 104 Försterkante-Süd 2.992 598 466 455 857 29 100 Tegeler See 105 Försterkante-Mitte 8.843 1.908 2.872 4.044 3.433 3.867 44 203 100 Tegeler See 106 Försterkante-Nord 637 119 95 69 11 100 Tegeler See 107 Reiherwerder Bucht 3.676 639 533 495 488 389 11 61 100 Tegeler See 108 Reiherwerder 9.363 204 1.560 1.865 2.073 2.765 30 1.358 100 Tegeler See 109 Große Malche 14.247 1.915 2.183 1.121 1.550 1.571 11 82 100 Tegeler See 110 Seglerkopf 2.676 434 404 448 216 156 6 36 100 Tegeler See 111 Tegel 1.105 1.656 1.708 1.631 1.691 2.056 186 124 100 Tegeler See 112 Gänsewerder 15.787 1.029 4.352 4.414 4.154 4.504 29 438 100 Tegeler See 113 Wasserwerk Tegel 3 27 46 94 2947 100 Tegeler See 114 Jungfernheide-Nord 18.145 3.942 4.646 7.789 9.473 11.222 62 285 100 Tegeler See 115 Jungfernheide-Mitte 7.210 4.206 4.480 4.717 3.856 4.409 61 105 100 Tegeler See 116 Jungfernheide-Süd 6.527 2.174 1.962 2.319 2.405 3.118 48 143 100 Tegeler See 117 Saatwinkel 2.861 858 678 1.166 1.433 1.445 50 169 100 Tegeler See 118 Kleine Malche 5.440 456 577 482 348 613 11 134 100 Tegeler See 119 Maienwerder 7.643 847 215 40 Verlust Verlust 100 Tegeler See 120 Valentinswerder 24.894 5.293 5.868 7.003 7.414 7.276 29 137 100 Tegeler See 121 Baumwerder 10.446 3.176 4.840 5.331 5.343 4.570 44 144 100 Tegeler See 122 Reiswerder-West 1.956 577 812 874 1.118 251 13 43 100 Tegeler See 123 Reiswerder 6.016 250 178 530 382 160 3 64 100 Tegeler See 124 Scharfenberg-Süd 10.621 1.452 2.572 2.128 2.696 2.885 27 199 100 Tegeler See 125 Scharfenberg-West 5.799 375 428 915 824 843 15 225 100 Tegeler See 126 Scharfenberg-Ost 11.776 1.881 3.311 3.557 3.338 3.696 31 196 100 Tegeler See 127 Lindwerder 283 61 Verlust Verlust 100 Tegeler See 128 Hasselwerder 1.548 219 540 399 28 Verlust Verlust 100 Tegeler See 183.983 35.025 46.989 53.635 54.646 58.616 32 167 200 Oberhavel 201 Nieder Neuendorfer See 21.457 19.463 18.648 16.615 18.279 19.273 90 99 200 Oberhavel 202 Sandhauser Str. 9.267 4.472 5.556 5.765 5.297 5.437 59 122 200 Oberhavel 203 Sandhauser Bucht 8.464 8.370 8.151 8.242 8.257 8.283 98 99 200 Oberhavel 204 Konradshöhe 5.134 3.316 6.016 3.298 4.618 4.766 93 144 200 Oberhavel 205 Wasserstadt OH/Salzhof 5.949 1.012 591 244 301 253 4 25 200 Oberhavel 206 Krienicke/ö. Zitadellengr. 22.544 6.539 7.459 8.137 9.306 9.230 41 141 200 Oberhavel 207 Zitadelle 222 84 45 20 200 Oberhavel 208 Spandau-Neustadt 10.680 399 696 497 484 468 4 117

STADT-WALD-FLUSS 2013 188 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Anhang - Tabellen

Gw.- Gewässer Ab.- Abschnittsbezeichnung Röhrichtfläche (m²) Röhrichtfläche Nr. Nr. 2010 in % von 1953 1990 1995 2000 2005 2010 1953 1990 200 Oberhavel 209 Hakenfelde 15.307 2.191 3.231 2.252 1.339 1.182 8 54 200 Oberhavel 210 Bürgerablage 11.333 1.883 1.767 867 154 Verlust Verlust 200 Oberhavel 211 Heiligensee 11.779 6.715 7.507 6.288 7.793 8.914 76 133 200 Oberhavel 212 Eiswerder 181 35 44 Verlust 200 Oberhavel 213 Pionierinsel 2.736 Verlust 200 Oberhavel 214 Kleiner Wall 200 Oberhavel 215 Großer Wall 200 Oberhavel 124.651 54.760 59.656 52.333 55.828 57.851 46 106 300 Unterhavel A 301 Pichelwerder 2.683 Verlust 300 Unterhavel A 302 Stößensee-West 911 199 138 43 5 300 Unterhavel A 303 Stößensee-Nord 1.421 254 87 238 711 222 16 88 300 Unterhavel A 304 Stößensee-Ost 6.990 2.484 3.415 4.127 4.413 4.405 60 168 300 Unterhavel A 305 Alte Liebe 9.520 8.534 9.050 9.458 10.646 12.209 128 143 300 Unterhavel A 306 Jürgenlanke-Nord 1.925 414 576 652 576 805 42 194 300 Unterhavel A 307 Jürgenlanke-Süd 26 Verlust 300 Unterhavel A 308 Jürgenlanke-West 579 623 684 524 207 Neu 36 300 Unterhavel A 309 Schildhorn 6.623 1.274 1.698 3.406 4.441 3.864 58 303 300 Unterhavel A 310 Kuhhorn-Nord 6.318 1.559 1.468 2.882 4.035 4.664 74 299 300 Unterhavel A 311 Kuhhorn-Mitte 5.142 3.779 4.025 3.574 3.995 2.204 43 58 300 Unterhavel A 312 Kuhhorn-Süd 1.993 50 116 394 630 662 33 1.330 300 Unterhavel A 313 Dachsgrund 3.710 752 1.001 1.492 1.801 1.964 53 261 300 Unterhavel A 314 Grunewaldturm-Nord 7.151 3.015 4.289 4.180 3.276 2.154 30 71 300 Unterhavel A 315 Grunewaldturm-Süd 14.195 7.369 8.730 8.243 11.477 12.430 88 169 300 Unterhavel A 316 Lieper Bucht-Ecke 5.184 3.087 3.273 2.556 2.695 3.334 64 108 300 Unterhavel A 317 Lieper Bucht-Nord 446 390 619 686 666 809 181 207 300 Unterhavel A 318 Lieper Bucht 5.334 1.314 3.070 1.452 1.350 1.445 27 110 300 Unterhavel A 319 Kleine Steinlanke 7.177 4.071 5.582 5.095 7.278 8.113 113 199 300 Unterhavel A 320 Kleine Steinlanke Horn 8.714 2.681 2.758 2.462 1.410 3.187 37 119 300 Unterhavel A 321 Radfahrerwiese 20.351 161 108 1 300 Unterhavel A 322 Große Steinlanke-Nord 9.727 6.747 7.858 5.215 4.035 3.501 36 52 300 Unterhavel A 323 Große Steinlanke-Süd 4.874 6.792 7.881 7.398 7.822 8.185 168 121 300 Unterhavel A 324 Großes Fenster 761 Verlust 300 Unterhavel A 325 Klare Lanke 679 243 817 1.054 Neu Neu 300 Unterhavel B 331 Heckeshorn 17.500 4.117 5.242 7.563 10.547 8.900 51 216 300 Unterhavel B 332 Großes Tiefehorn 42.344 50.981 53.354 51.836 52.493 50.043 118 98 300 Unterhavel B 333 Alter Hof-Ost 10.068 6.987 9.094 7.554 9.483 9.133 91 131 300 Unterhavel B 334 Alter Hof-West 1.547 1.818 4.606 3.525 6.426 7.544 488 415 300 Unterhavel B 335 Jagen 97-Steilufer 5.097 644 742 882 611 711 14 110 300 Unterhavel B 336 Jagen 100 22.177 11.434 13.400 13.223 15.241 15.778 71 138 300 Unterhavel B 337 Nikolskoe 4.429 651 3.269 2.165 4.359 4.675 106 719 300 Unterhavel B 338 Appelhorn 2.720 1.426 1.035 2.502 1.750 64 Neu 300 Unterhavel B 339 Moorlake 2.007 181 132 619 800 934 47 516 300 Unterhavel B 340 Krughorn-Süd 14.237 5.230 8.220 8.790 10.899 11.419 80 218 300 Unterhavel B 341 Klein Glienicke 22.017 12.365 18.201 19.995 23.356 23.562 107 191 300 Unterhavel B 342 Jagdschloß Glienicke 5.285 174 261 249 196 344 7 198 300 Unterhavel B 343 Brüningslinden 17.943 4.524 5.882 6.842 7.317 6.642 37 147 300 Unterhavel B 344 Quastenhorn 14.734 3.666 3.967 4.075 4.763 4.669 32 127

STADT-WALD-FLUSS 2013 189 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Anhang - Tabellen

Gw.- Gewässer Ab.- Abschnittsbezeichnung Röhrichtfläche (m²) Röhrichtfläche Nr. Nr. 2010 in % von 1953 1990 1995 2000 2005 2010 1953 1990 300 Unterhavel B 345 Imchenallee 7.250 92 147 870 1.085 1.006 14 1.093 300 Unterhavel B 346 Imchenplatz 197 Verlust 300 Unterhavel B 347 Wasserwerk Kladow 11.287 1.633 2.050 4.008 4.519 3.540 31 217 300 Unterhavel B 348 Gutspark Kladow 3.655 1.923 2.780 3.376 3.790 3.464 95 180 300 Unterhavel B 349 Havelkasino 15.931 707 1.204 3.595 5.302 6.973 44 986 300 Unterhavel B 350 Breitehorn 5.876 1.379 1.626 2.639 3.304 4.198 71 304 300 Unterhavel B 351 Hohengatow 4.634 423 774 993 1.185 2.702 58 638 300 Unterhavel B 352 Havelmaten 2.722 50 153 436 93 81 3 162 300 Unterhavel B 353 Gatow 8.704 1.550 1.379 1.833 1.760 1.794 21 116 300 Unterhavel B 354 LSG Gatow-Nord 5.246 494 201 821 919 902 17 182 300 Unterhavel B 355 Jachtclub Gatow 2.707 706 377 738 1.052 1.451 54 206 300 Unterhavel B 356 Scharfe Lanke 6.272 2.672 2.170 2.453 3.043 3.019 48 113 300 Unterhavel B 357 Gemünd-West 7.436 7.734 7.788 7.264 7.476 7.241 97 94 300 Unterhavel B 358 Gemünd-Ost 6.039 6.848 6.999 7.345 6.957 6.815 113 100 300 Unterhavel B 359 Pichelsee 430 2 Verlust 300 Unterhavel B 360 Lindwerder 5.872 49 288 145 146 2 299 300 Unterhavel B 361 Schwanenwerder-Ost 3.171 483 541 640 704 355 11 73 300 Unterhavel B 362 Schwanenwerder-West 38.736 15.608 16.163 15.917 16.901 16.165 42 104 300 Unterhavel B 363 NSG Imchen 23.090 311 316 Verlust Neu 300 Unterhavel B 364 Kälberwerder 10.805 669 Verlust Neu 300 Unterhavel B 365 Pfaueninsel-Süd 4.876 Verlust 300 Unterhavel B 366 Pfaueninsel-West 34.207 15.729 19.347 18.641 19.379 16.381 48 104 300 Unterhavel B 367 Parschenkessel 12.264 8.653 9.832 8.664 9.350 9.172 75 106 300 Unterhavel B 368 Pfaueninsel-Nord 22.982 4.039 4.499 3.723 3.537 4.521 20 112 300 Unterhavel B 369 Pfaueninsel-Ost 32.365 12.319 12.195 12.590 11.459 11.352 35 92 Unterhavel 590.033 241.008 284.816 290.135 324.835 322.951 55 134 300 Wannsee 326 Brücke Wannseebadweg 2.379 657 1.006 977 1.110 1.378 58 210 300 Wannsee 327 Strandbad 74 50 Neu Neu 300 Wannsee 328 Gammlerstrand 639 987 1.044 1.401 2.095 Neu 328 300 Wannsee 329 Großer Wannsee-Ost 479 623 556 766 1.073 Neu 224 300 Wannsee 330 Großer Wannsee-West 14.645 150 1.231 229 655 996 7 662 Wannsee 17.024 1.925 3.846 2.807 4.006 5.592 33 290 300 Unterhavel B 370 Griebnitzsee-Nord 9.894 959 118 2.492 5.891 6.074 61 633 300 Unterhavel B 371 Bäkewiese 871 289 502 68 1.302 1.192 137 413 Griebnitzsee 10.765 1.248 620 2.559 7.193 7.266 67 582 300 380 Stölpchensee 4.356 223 186 295 808 1.044 24 468 300 381 Pohlesee 7.209 403 218 1.973 2.130 30 529 Stöpchen- und 11.565 626 186 513 2.781 3.174 27 507 Pohlesee 400 Grunewaldseen 401 Grunewaldsee-Ost 679 1.145 1.125 1.134 2.159 2.880 424 251 400 Grunewaldseen 402 Grunewaldsee-West 3.966 3.404 4.081 3.296 5.094 4.384 111 129 400 Grunewaldseen 403 NSG Grunewaldsee 4.613 3.102 4.094 3.924 5.333 6.017 130 194 Grunewaldsee 9.257 7.652 9.301 8.354 12.586 13.281 143 174 400 Grunewaldseen 404 Krumme Lanke-West 11.397 252 1.349 1.563 1.484 3.720 33 1.475 400 Grunewaldseen 405 Krumme Lanke-Ost 467 Verlust Krumme Lanke 11.865 252 1.349 1.563 1.484 3.720 31 1.475

STADT-WALD-FLUSS 2013 190 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Anhang - Tabellen

Gw.- Gewässer Ab.- Abschnittsbezeichnung Röhrichtfläche (m²) Röhrichtfläche Nr. Nr. 2010 in % von 1953 1990 1995 2000 2005 2010 1953 1990 400 Grunewaldseen 406 Schlachtensee-Nord 13.966 261 1.749 4.012 5.612 7.816 56 2.992 400 Grunewaldseen 407 Schlachtensee-Süd 9.634 101 255 777 999 10 987 Schlachtensee 23.600 362 1.749 4.266 6.389 8.815 37 2.432 Nikolassee 408 Nikolassee 7.427 951 506 629 1.556 2.390 32 251 500 Müggelsee 501 Friedrichshagen 2.742 130 156 149 132 84 3 65 500 Müggelsee 502 Müggelseedamm 4.695 2.878 3.601 3.962 4.411 5.030 107 175 500 Müggelsee 503 Strandbad Müggelsee 60 43 164 320 Neu 529 500 Müggelsee 504 Ostufer 12.700 17.947 19.952 21.492 20.664 19.954 157 111 500 Müggelsee 505 Müggelwerder 7.112 7.281 7.747 7.193 7.026 6.092 86 84 500 Müggelsee 506 Müggelhort 29.795 27.534 29.917 25.705 26.830 25.530 86 93 500 Müggelsee 507 Thyrn 31.772 28.275 30.873 25.859 29.270 29.423 93 104 500 Müggelsee 508 Rübezahl/Müggelseeperl 18.773 8.301 7.740 5.639 6.563 6.461 34 78 500 Müggelsee 509 Neue Wiesen 21.499 11.663 13.169 12.668 14.562 15.071 70 129 500 Müggelsee 510 Westufer 24.060 15.899 17.500 19.633 21.176 22.914 95 144 500 Müggelsee 511 Spreetunnel 2.163 51 81 4 Neu Müggelsee 155.310 119.969 130.748 122.300 130.798 130.960 84 109 Die Bänke 512 Die Bänke 44.740 9.549 10.068 8.269 11.007 10.819 24 113 Kl. Müggelsee/ 500 513 Müggelspree 3.707 318 118 80 2 Neu Müggelspree Kl. Müggelsee/ 500 514 Kleiner Müggelsee 8.008 982 1.561 1.225 1.286 1.382 17 141 Müggelspree Kl. Müggelsee/ Müggelspree 11.714 982 1.880 1.343 1.286 1.462 12 149 600 Dämeritzsee 601 Hessenwinkel 10.406 2.524 2.487 1.640 1.841 2.113 20 84 600 Dämeritzsee 602 Spree-Eck 10.048 414 73 Verlust 600 Dämeritzsee 20.454 2.524 2.901 1.713 1.841 2.113 10 84 700 Langer See 701 Wendenschloß 8.584 4.296 4.641 4.435 4.187 4.187 49 97 700 Langer See 702 Seebad 11.680 Verlust 700 Langer See 703 Schmetterlingshorst 2.775 156 86 502 427 356 13 228 700 Langer See 704 Marienlust 9.575 5.277 4.989 4.171 3.973 4.800 50 91 700 Langer See 705 Bürgerheide 27.993 6.472 6.463 4.599 6.653 6.718 24 104 700 Langer See 706 Fischerheide 21.675 5.007 3.238 5.725 6.662 8.881 41 177 700 Langer See 707 Krampenburg 6.257 196 102 786 845 1.040 17 531 700 Langer See 708 Krampe-West 4.370 Verlust 700 Langer See 709 Müggelheim 341 353 52 Verlust 700 Langer See 710 Krampe-Ost 41 700 Langer See 711 Zeltplätze (Krampe I + II) 12.834 1.656 1.696 1.370 1.053 497 4 30 700 Langer See 712 Windecke 3.089 634 Verlust Verlust 700 Langer See 713 Kleine Krampe 10.481 2.482 1.441 2.333 2.513 3.498 33 141 700 Langer See 714 Schwarze Berge 11.047 2.041 3.405 1.100 2.096 2.038 18 100 700 Langer See 715 Schmöckwitz 5.165 1.390 1.233 544 557 908 18 65 700 Langer See 716 FKK Bammelecke 6.842 262 148 823 832 877 13 334 700 Langer See 717 Bammelecke 6.879 834 1.286 2.058 2.297 2.357 34 283 700 Langer See 718 Regattastrecke Grünau 700 Langer See 719 Grünau 522 26 65 46 33 36 7 139 700 Langer See 720 Großer Rohrwall 260 Verlust 700 Langer See 721 Kleiner Rohrwall 4.164 Verlust

STADT-WALD-FLUSS 2013 191 Berliner Röhrichtschutzprogramm - Luftbildauswertung 2010 Anhang - Tabellen

Gw.- Gewässer Ab.- Abschnittsbezeichnung Röhrichtfläche (m²) Röhrichtfläche Nr. Nr. 2010 in % von 1953 1990 1995 2000 2005 2010 1953 1990 700 Langer See 722 Werderchen 700 Langer See 723 Weidenwall 141 51 Verlust 700 Langer See 154.192 31.211 29.236 28.544 32.128 36.193 23 116 800 Seddinsee 801 Windwall-Ost 4.672 1.692 2.072 2.087 1.939 2.065 44 122 800 Seddinsee 802 NVA-Gelände 486 204 218 262 117 112 23 55 800 Seddinsee 803 Bucht Seddinwall 3.516 100 242 1.445 1.565 1.800 51 1.792 800 Seddinsee 804 Schweineecke-Süd 16.034 4.674 4.556 4.105 6.247 6.632 41 142 800 Seddinsee 805 Beiers Luch 15.247 1.655 2.365 1.216 767 824 5 50 800 Seddinsee 806 NSG Inseln Nordseite 16.649 7.724 6.259 4.464 3.725 3.332 20 43 800 Seddinsee 807 NSG Inseln Südseite 20.062 6.877 5.417 4.144 3.312 3.660 18 53 800 Seddinsee 808 Gosen 15.518 10.796 8.956 6.951 4.905 3.778 24 35 800 Seddinsee 809 Gosener Berge 14.647 11.228 10.252 8.142 8.021 8.252 56 73 800 Seddinsee 810 Zwiebusch 10.919 7.197 6.626 4.465 4.653 4.791 44 67 800 Seddinsee 811 Seddinsee-Süd 7.062 2.893 3.244 2.862 5.042 5.389 76 186 800 Seddinsee 812 Kleiner Seddinwall 788 203 342 43 Neu 800 Seddinsee 813 Seddinwall 4.289 1.241 1.027 24 Neu 800 Seddinsee 129.889 55.040 50.208 40.143 41.737 42.004 32 76 900 Zeuth./Krossinsee 901 Alt Schmöckwitz 6.819 301 225 225 210 136 2 45 900 Zeuth./Krossinsee 902 Taykio 1.903 1.684 2.882 2.333 2104 1337 70 79 900 Zeuth./Krossinsee 903 Zeltplatz Zeuthen 15.220 8.305 14.215 12.112 10476 11310 74 136 900 Zeuth./Krossinsee 904 Zeuthener See 24.447 17.158 24.280 21.189 15628 15606 64 91 900 Zeuth./Krossinsee 905 Rauchfangswerder-Nord 16.548 4.139 3.965 4.055 3559 2253 14 54 900 Zeuth./Krossinsee 906 Die Baabe 4.235 1.039 1.237 1.290 1247 1057 25 102 900 Zeuth./Krossinsee 907 Rauchfangswerder-Süd 15.857 3.085 3.854 3.583 3803 4226 27 137 900 Zeuth./Krossinsee 913 Zeuthener Wall 6.349 167 455 293 5 Neu Zeuthener See 91.379 35.710 50.657 44.954 37.482 36.218 40 101 900 Zeuth./Krossinsee 908 Großer Zug 20.750 902 1.289 718 311 Verlust Verlust 900 Zeuth./Krossinsee 909 Krossinsee-Süd 18.496 3.795 4.030 3.963 3.108 3.514 19 92 900 Zeuth./Krossinsee 910 Krossinsee-Nord 11.022 2.650 3.439 3.775 3.842 4.521 41 171 900 Zeuth./Krossinsee 911 Internat. Campingplatz 3.248 3.193 3.518 3.232 3.179 3.351 103 105 900 Zeuth./Krossinsee 912 Schmöckwitzwerder 13.935 3.629 5.540 3.671 2.212 2.104 15 58 Krossinsee 67.451 14.169 17.817 15.360 12.652 13.490 20 95 BERLIN Gesamt 1.665.300 612.964 702.533 679.420 740.235 756.679 45 123

STADT-WALD-FLUSS 2013 192

Berliner Röhrichtkartierung 2010

BERICHT

Erstellt 2012 im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin von: Berliner Röhrichtkartierung 2010 Bericht

Inhalt:

1 EINLEITUNG ...... 3 2 METHODIK ...... 3 2.1 Photogrammetrische Kartiertechnik ...... 3 2.2 Luftbild-Material und -Kartierung ...... 4 2.3 Kartiereinheiten ...... 6 2.4 Stegkartierung ...... 8 2.5 Korrektur der Kartierung 2005 ...... 9 2.6 Unterwasser-Vegetation ...... 10 2.7 Mittelwasserlinie in Röhrichtbeständen ...... 12 2.8 GIS-Bearbeitung...... 12 2.9 Hinweise zur GIS-Nutzung ...... 15 2.10 Datenbank-Abfragen ...... 16 3 ERGEBNISSE ...... 18 4 LITERATUR ...... 19

Auftraggeber: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin, Abt. I E 21 Am Köllnischen Park 3 10173 Berlin

Auftragnehmer: BÜRO LUFTBILD+VEGETATION Dr. Michael Fietz Köpenicker Str. 145 10997 Berlin Tel.: (030) 618 71 64 E-Mail: [email protected]

Bearbeiter: Dr. Michael Fietz Dipl.-Ing. agr. Steffi Dölling

Abbildung 1 Titelseite: Ausschnitt aus CIR-Luftbild 2010 (SenStadt III), Gmünd gleicher Ausschnitt aus Röhrichtkarte 2010 (Kartiereinheiten)

BÜRO LUFTBILD+VEGETATION Seite 2 von 19 Berliner Röhrichtkartierung 2010 Bericht

1 EINLEITUNG Nach den Röhricht-Detailkartierungen 1990, 1995, 2000 und 2005, der Übersichtskar­ tierung „1928+“ und der Röhrichtkartierung 1953 liegt nun mit der Röhricht-Detailkartie­ rung 2010 der siebte Jahrgang einer flächendeckenden Bestandskartierung aller großen röhrichtbestandenen Berliner Fließgewässer (incl. Grunewaldseenkette) vor.

Datengrundlage waren digitale Colorinfrarot-Luftbilder vom Sommer 2010, aus denen – analog zu den Röhrichtkartierungen 1990, 1995, 2000 und 2005 - die flächenhafte Be­ standsverteilung des Röhrichtes, untergliedert nach Arten bzw. Artenmischungen, kar­ tiert wurde.

Auftraggeber war – wie bei den vorangegangenen Röhrichtkartierungen – die Senats­ verwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt(I E 2 Landschaftspflege).

Die Röhrichtkartierung Berlin 2010 entspricht als Folgekartierung der Berliner Röhricht­ kartierungen 1990/1995/2000/2005 weitgehend deren methodischen und inhaltlichen Rahmenbedingungen. Der vorliegende Kurzbericht beinhaltet daher nur die jeweils ab­ weichenden oder zusätzlichen Informationen; die grundsätzlichen methodisch-techni­ schen Informationen sind im Abschlußbericht der Berliner Röhrichtkartierung 1990/95 (LUFTBILD+VEGETATION 1998/99) nachzulesen.

2 METHODIK Die verwendete Methodik besteht in einer flächenhaften Röhricht-Bestandskartierung durch stereoskopische Interpretation von digitalen Colorinfrarot-Luftbildern und Bild­ schirm-Digitalisierung. Methodik und Vorgehensweise entsprechen ganz überwiegend den bisherigen Berliner Röhrichtkartierungen seit 1990; die methodischen Unterschie­ de sind nachfolgend beschrieben.

2.1 Photogrammetrische Kartiertechnik Die Umstellung der bei der Berliner CIR-Befliegung 2010 verwendeten Aufnahmetechnik auf eine digitale Luftbildkamera machte auch eine Umstellung der hier zum Einsatz kom­ menden Luftbildkartierungs-Technik notwendig.

Während alle bisherigen (o.g.) Berliner Röhrichtkartierungen anhand von analogen Luft­ bildern mittels optischer Geräte (Stereoskop) und Verfahren (Luftbild-Entzerrung) durch­ geführt wurden (für 2005 auch mit digitalen Ortho-Luftbildern), wurde die Kartierungs­ technik an die ausschließlich in digitalem Format vorliegenden CIR-Luftbilder 2010 an­ gepaßt. Die Berliner Röhrichtkartierung 2010 erfolgte mit Hilfe eines photogrammetri­ schen Systems, welches aus einer Kombination von optisch-stereoskopischen und GIS- Komponenten besteht.

BÜRO LUFTBILD+VEGETATION Seite 3 von 19 Berliner Röhrichtkartierung 2010 Bericht

Diese neue eingesetzte Luftbild-Kartierungs-Technik hat Vor- und Nachteile gegenüber der alten, bisher eingesetzten analogen Kartierungs-Technik. Vorteile: • differenzierte inhaltliche Interpretation und geometrische Abgrenzung in einem Ar­ beitsgang direkt im Stereomodell, • deutlich höhere geometrische Genauigkeit durch Verwendung von stereoskopi­ schen Ortho-Luftbildern und beliebiger Vergrößerungs-Möglichkeit, • auswertungsziel-angepaßte Optimierbarkeit der Luftbild-Farbdifferenzierung (durch Tonwert- und Histogramm-Veränderungen). Nachteile: • höherer Bereitstellungs- und Einrichtungs-Aufwand für die digitalen CIR-Luftbilder (zielangepaßte Bildverbesserung, georeferenzierte stereoskopische Bildeinrich­ tung), • Abhängigkeit von der Luftbildhersteller-Vorverarbeitung (Orthophoto-Schnittkan­ ten, radiometrische Nivellierung, lückenhafte Stereo-Überlappung, u.a.), • schwierigere Bewert- und Vergleichbarkeit von Farbmerkmalen aufgrund nicht zur Verfügung stehender Farbdarstellungs-Referenzwerte.

Die Vor- und Nachteile der hier eingesetzten neuen digitalen Luftbild-Kartiertechnik las­ sen sich folgendermaßen zusammenfassen: zwar erfordert die neue Technik einen deut­ lich höheren Aufwand, die Ergebnisse sind allerdings auch geometrisch deutlich genauer als bei der analogen Technik; die Farbdifferenzierbarkeit ist zwar besser, aber auch schwieriger vergleichbar über größere Entfernungen/Zeitspannen.

Bei der hier vorgestellten Berliner Röhrichtkartierung 2010 konnten die o.g. Nachteile der neuen photogrammetrischen Kartiertechnik durch zusätzliche Maßnahmen minimiert werden, wie z.B. Lückenschließung nicht überlappender Ortho-Luftbilder durch Erstel­ lung neuer entzerrter Stereo-Modellpartner, allerdings mit erhöhtem Aufwand.

2.2 Luftbild-Material und -Kartierung Das digitale CIR-Luftbildmaterial Berlin 2010 kann als insgesamt gut geeignet für die Röhrichtkartierung bewertet werden.

Geringe Einschränkungen gab es durch die in einigen westexponierten Uferbereichen tiefen Schlagschatten von Üferbäumen aufgrund zu tiefen Sonnenstandes (einge­ schränkte oder fehlende Röhricht-Erkennbarkeit). Im Vergleich zu den vorangegange­ nen Berliner Röhrichtkartierungen waren diese Bereiche aber erheblich kleiner als im Kartierungsjahr 2000 und auch deutlich kleiner als im Kartierungsjahr 2005 (Kartierein­ heit 98).

Die wichtigsten Luftbilddaten sind in Tabelle 1 für die Kartierungsjahre 1995, 2000, 2005 und 2010 gegenübergestellt.

BÜRO LUFTBILD+VEGETATION Seite 4 von 19 Berliner Röhrichtkartierung 2010 Bericht

Berlin 1995 Berlin 2000 Berlin 2005 Berlin 2010 (digital) (analog) (analog) (analog)

Eurosense Eurosense GmbH, Hansa Luftbild, GeoContent GmbH, GeoFly Flugfirma GmbH, Köln Köln Münster GmbH, Magdeburg

26., 27., 31. Aug., Aufnahme­ 26., 27. , 31. Au­ 19. – 22., 29. – 31. 1., 18., 21., 24. 21. Juli und 21. August tage gust August Sept.

Bildmaßstab ca. 1 : 5 000 ca. 1 : 5 000 ca. 1 : 5 000 GSD (Pixelgröße am Boden) = 20 cm

Aufnahme­ Wild RC 20 mit Wild RC 30 mit ZEISS RMK-A mit Vexel UltraCam XP kammer FMC FMC FMC Objektivbrenn 302,31 mm 302,03 mm 304,94 mm 100 mm (PAN), 33 mm (RGBI) weite Aufnahme­ WILD 520 nm False Colour 525 Wratten 16 keine filterung

Längs- und ca. 65 % ca. 65 % ca. 60 % 60 % Querüber­ ca. 25 % ca. 20 % ca. 20 % 40 % deckung KODAK KODAK KODAK Filmmaterial / Aerchrome Aerochrome Aerochrome III digitaler Bildsensor, Pixelgröße Bildsensor � Infrared 2443 Infrared 2443 Infrared 1443 6 m, 4 Farb- und 1 PAN-Kanal Emulsion / 6322 2/3 und 4071 002 1391 0120101/01 / Charge 6301 001 ursprüngliche 12 9,5 bzw. 12,5 - 3 (extrem zu Film-Infrarot- (zu gering für (zu gering für gering für / Balance Flughöhe) Flughöhe) Flughöhe)

Korrekturfilterung Korrekturfilterung: Maßnahmen : Attanuation 60% + nachträgliche digitale zur Korrektur Korrekturfilterung: Bildverbesserung, je nach Attanuation 60 % CC 20 Magenta, der IR- Minus-IR-Filter 5 Auswertungszweck + CC 10 künstliche Alte­ Balance Magenta rung: 2 Monate unterschiedlich

Infrarot- schätzungsweise theoretisch: ca. 26 deutlich negativ (d.h. IR-Kanal theoretisch ca. 30 Balance bei ca. 15 – 20 = (= mittelgut), ist erheblich empfindlicher als bzw. ca. 33 = gut Aufnahme schlecht – mittel tatsächlich: mäßig Grün- und Rot-Kanal)

Bildfärbung* violett (grünlich-) blau grünlich - bläulich je nach Bildverbesserung überwiegend gut, Helligkeit* überwiegend gut – etwas tw. etw. zu hell / überwiegend gut (Durchschnitt) etw. zu dunkel dunkler etw. zu dunkel Kontraste* hoch hoch – sehr hoch mittel überwiegend mittelgut spektrale Dif­ gut – mittel mittel - mäßig gut (nur mit Bildverbesserung) ferenzierung* sehr gut

Tab. 1: Technische, organisatorische und auswertungsrelevante Daten der Berliner CIR-Befliegungen 1995, 2000, 2005 und 2010 im Vergleich; technische Daten nach Angaben der Flugfirmen; * = eigene Einschätzung nach Vergleichen mit diversen anderen CIR-Luftbild-Emulsionen.

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2.3 Kartiereinheiten Die verwendeten Kartiereinheiten entsprechen den 2005 verwendeten, die allerdings in ihrer Zahl deutlich reduziert wurden.

Grund für die Reduzierung der Kartiereinheiten war hauptsächlich die fachlich inzwi­ schen fehlende Notwendigkeit für alle landseitigen Einheiten, da inzwischen jahres-aktu­ elle Ortho-Luftbilder für Nutzer der Röhricht-Kartierung Berlin zur Verfügung stehen. Die Röhricht-Kartierungs-Daten lassen sich in jedem GIS mit diesen Ortho-Luftbildern über­ lagern, so daß die landseitige Umgebung der Röhrichtbestände gut erkennbar wird.

Tabelle 2 zeigt alle bei der Berliner Röhrichtkartierung 2010 verwendeten Kartiereinhei­ ten. In Tabelle 3 sind alle 2010 nicht mehr verwendete Kartiereinheiten aufgelistet.

Code KARTIEREINHEIT Darstellung 10 Röhricht (undifferenziert) Fläche 11 Schilf geschlossen Fläche 12 Schilf lückig Fläche 13 Schilf bultig / vereinzelt Fläche 14 Kleinfläche Schilf Punkt 15 Rohrkolben / Teichbinsen Fläche 16 Kleinfläche Rohrkolben / Teichbinsen Punkt 17 Kalmus / Wasserschwaden / Kleinröhricht Fläche 18 Kleinfläche Kalmus / Wasserschwaden Punkt 19 Röhricht mit Gehölzaufwuchs (ab etwa 25 % Flächendeckung) Fläche 20 Schwimmblatt (Teich-, Seerose) Fläche 21 Schwimmblatt-Kleinfläche Punkt Röhricht insgesamt (nur im Access-Abfrageprogramm: rechnerische Summe aller 24 / Röhrichtarten – ohne Schwimmblatt) 25 Großröhricht geschädigt / abgestorben Fläche Schilf insgesamt (nur im Access-Abfrageprogramm: rechnerische Summe der drei 27 / Schilfkategorien) 29 Röhricht-Mischung (wechselnd / landseitig) Fläche 30 röhrichtbestandene Uferlinie Linie 31 Stege alt (2005 und 2010 vorhanden) Linie 32 Stege neu (nur 2010 vorhanden) Linie 40 Wellenschutz (Palisade oder Lahnung) Linie 54 Anteil der von röhricht-besiedelten Wasserfläche an der Fläche potentiell besiedelbaren Wasserfläche 55 Röhricht insgesamt wasserseitig Fläche 56 Röhricht insgesamt landseitig Fläche 98 Uferbereich im Schatten (Röhricht möglich) Fläche Tab. 2: Kartiereinheiten der Röhrichtkartierung Berlin 2010 (fett: neue Kartiereinheit, kursiv: geänderte Beschreibung).

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Code KARTIEREINHEIT Darstellung 22 Schwimmblatt (Teich-, Seerose) mit geringer Deckung Fläche 23 Seerosen Fläche 26 Rohrkolben / Teichbinsen vergilbt (Insektenbefall) Fläche 28 junge Röhricht-Neuanpflanzung (ohne Artangabe) Fläche 34 Steinschüttung Linie 36 Durchfahrtssperre Linie 41 Palisade Linie 42 Lahnung Linie 50 Gehölzbestand (Bäume und / oder Büsche) Fläche 51 Gebüsche (überwiegend) Fläche 52 Bäume/Baumbestand (überwiegend) Fläche 53 Erlen(bruch)wald Fläche 57 Kleingärten / Gärten ohne große Bäume (bzw. vergleichbare Fläche Versiegelungsmuster) 60 Staudenfluren (ruderal, Krautschicht) Fläche 70 Trittrasen / Sandblößen / Wiesen Fläche 71 Badestelle (Trittrasen / Sandblöße) Fläche 72 Campingplatz / Zeltplatz (auf Rasen / unter Wald) Fläche 80 (teil-)versiegelte Flächen, Bauwerke Fläche 90 röhrichtfreie Uferlinie, luftbildsichtbare Wasser-Land-Grenze bzw. Linie Kronentraufen (> 150 m ohne Röhricht / Schwimmblatt) Tab. 3: In der Röhrichtkartierung Berlin 2010 nicht mehr benutzte Kartiereinheiten.

Aufgrund der Nachfrage des mit der wissenschaftlichen Auswertung der Röhrichtkartie- rungs-Daten beauftragten Gutachterbüros erfolgte eine GIS-Verschneidung aller Röh­ richtflächen mit einer sog. Mittelwasserlinie, welche auf Grundlage der Uferlinie der Ge­ wässertiefenkartierung des Büros WASSMANN (2002) durch stereoskopische Luftbildinter­ pretation (CIR 2010) in Bereichen mit Röhrichtbeständen generiert wurde. Als Ergebnis dieser GIS-Verschneidung sind alle Röhrichtflächen unterteilt in Röhricht wasserseitig (neue Kartiereinheit 55) und Röhricht landseitig (neue Kartiereinheit 56), wobei hier keine Differenzierung nach Röhricht-Arten und –Dichten erfolgt.

Nachfolgend noch Anmerkungen zu einigen Kartiereinheiten: Die Kartiereinheit 98 (Uferbereich im Schatten) bezeichnet Bereiche, in denen aufgrund von Schlagschatten durch ufernahe große Bäume keine Röhricht- Erkennbarkeit gegeben war. Dort ist prinzipiell Röhricht möglich, größere Bestände sind dort aber eher unwahrscheinlich. Die Kartiereinheit 10 (Röhricht undifferenziert) wurde dann vergeben, wenn sich in Halbschattenbereichen zwar keine Röhricht-Arten mehr unterscheiden ließen, die Lage und Ausdehnung von Großröhrichten aber klar abgrenzbar war. Wichtiger Hinweis: diese Flächen können in Wirklichkeit alle anderen Röhricht-Kartiereinheiten enthalten (auch mehrere), ein Vergleich dieser Flächen mit anderen Kartierungs-

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Jahren ist deshalb unzulässig (weil die Halbschatten-Ausdehnung in jedem Kartie­ rungsjahr anders ausfällt). Die als eigene GIS-Ebene (Shape) vorliegende Kartiereinheit 30 (röhrichtbestandene Uferlinie) besteht aus durchgehenden Uferlinien, die unterteilt sind in Abschnitte ohne (Sachdaten-Code = 1) und mit Röhricht (Sachdaten-Code = 2). Diese Unterteilungen erfolgten nach den jeweils vorgelagerten Röhrichtbeständen, deren maximale uferpa­ rallele Ausdehnung im rechten Winkel auf die Uferlinie projiziert wurde. Die Lage die­ ser Uferlinie wurde anhand der luftbildsichtbaren Wasser-Land-Grenze manuell fest­ gelegt (mit Generalisierung).

2.4 Stegkartierung Um einen vollständigen Überblick über die Stegverteilung an den großen Berliner Ge­ wässern zu ermöglichen waren im Rahmen der Röhrichtkartierungen 2000 und 2005 an den untersuchten Gewässerufern alle luftbilderkennbaren Stege ab 15 Meter Länge aus den Sommer-Luftbildern kartiert worden (auch in Uferbereichen ohne Röhricht / Schwimmblatt).

Die bei diesen Jahrgängen angegebene Mindestgröße der Luftbilderfassung von 15 Meter Länge bedeutet, daß alle Stege ab dieser Größe erfaßt wurden. Sofern kleinere Stege luftbilderkennbar waren, wurden sie ebenfalls kartiert, allerdings ohne Vollständig­ keit, da kleinere Stege im Luftbild oft durch überhängende Bäume verdeckt werden.

Im Rahmen dieser Röhrichtkartierung 2010 wurden ebenfalls alle luftbilderkennbaren Stege kartiert. Durch die verbesserte Kartierungs-Technik (s.o. 2.1) und stellenweise zu­ sätzliche Verwendung von Frühjahrs-Ortho-Luftbildern (Bäume ohne Laub) konnten auch kürzere Stege als bisher erfaßt werden, wodurch nun eine insgesamt verbesserte Steg­ karte 2010 der großen Berliner Gewässer vorliegt.

Im Zuge dieser Stegerfassung wurde auch eine Bereinigung von Lagefehlern im Kartie­ rungs-Jahrgang 2005 vorgenommen, welche durch die damals verwendete Kartiertech­ nik (s.o. 2.1.) in Größenordnungen von bis zu 3 Metern vorkamen.

Die Stegkarte 2010 enthällt nun alle im Sommer 2010 existierenden (luftbildsichtbaren) Stege, differenziert nach alten Stegen (2005 und 2010 vorhanden, Kartiereinheit 31) und neuen Stegen (nur 2010 vorhanden, Kartiereinheit 32). Damit ist nun die Stegentwick­ lung 2005-2010 sowohl im GIS mit hoher geometrischer Genauigkeit dargestellt, als auch mit dem Access-Röhricht-Abfrageprogramm (s.u. 2.9) differenziert nach einzelnen Gewässern und Abschnitten bilanzierbar.

Zusätzlich dazu wurde für das Gewässer 500 (Großer und Kleiner Müggelsee incl. Bänke) eine Steg-Komplettkartierung aus Farb-Ortho-Luftbildern vom 8. und 9. März 2011 durchgeführt, welche auch kleinste Stege (ab 2 m Länge) beinhaltet. Dies wurde möglich durch die hohe geometrische Auflösung der Luftbilder (10 cm Bodenpixel) sowie eine stereoskopische Auswertung, wodurch auch Stege unter (unbelaubten) Bäumen erkannt werden konnten. Diese „Stegkartierung Müggelsee 2011“ liegt als eigenes Linien-Shape vor.

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2.5 Korrektur der Kartierung 2005 Aufgrund der auf die neuen digitalen Luftbilder 2010 angepaßten stereoskopischen Luft­ bild-Kartiertechnik (s.o.) erreicht die Röhrichtkartierung 2010 eine höhere geometrische Lagegenauigkeit (ca. 0,5 – 1,5 m) als die vorangegangene Röhrichtkartierung 2005 (ca. 3 – 5 m), die durch damals nicht vorhandene Ortho-CIR-Luftbilder und die deshalb „halb­ analoge“ Digitalisier-Technik begründet sind. Dadurch ergaben sich sowohl bei der Da- tenbank-Abfrage, als auch bei den Röhrichtkarten stellenweise Ungenauigkeiten.

Besonders sichtbar wurden diese Ungenauigkeiten auf den Röhricht-Entwicklungskarten (s.u.) durch gegenüberliegende, gegenteilige Farbsäume (Röhricht-Verlust und -Zu­ wachs), die Bestandsverlagerungen vortäuschten.

Da inzwischen von den damals verwendeten CIR-Luftbildern 2005 ein Berlin-flächende­ ckendes Ortho-Luftbildmosaik vorliegt, wurden in einem gesonderten Arbeitsschritt die Flächen-Geometrien der Röhrichtkartierung 2005 an diese CIR-Ortholuftbilder 2005 an­ gepaßt. Durch diese Geometrieanpassung veränderten sich die Flächengrößen vieler Röhricht- und Schwimmblatt-Bestände, an einzelnen Stellen wurden auch Ansprache­ fehler korrigiert oder übersehene kleine Bestände nachgetragen. Die Kartiereinheiten wurden auf die neuen Kartiereinheiten von 2010 umgeschlüsselt.

Die Ergebnisse dieser „Röhricht-Korrektur 2005“ liegen vor als ein GIS-Datensatz (Shape), der alle korrigierten Flächen aller Röhricht- und Schwimmblattbestände nach den 2005 verwendeten Kartiereinheiten enthält (ohne landseitige Kartiereinheiten). Die­ ser Datensatz wird – um ihn vom unkorrigierten Datensatz 2005 zu unterscheiden – hier und im Access-Abfrageprogramm als „2005b“ bezeichnet. Dieser neue Datensatz 2005 reicht in seiner geometrischen Genauigkeit an die Kartierungsdaten von 2010 heran, während alle vorherigen Kartierungs-Jahrgänge eine deutlich geringere Geometrie­ genauigkeit aufweisen.

Einen Überblick über die Unterschiede der Flächengrößen zwischen den Datensätzen 2005a und 2005b werden in Tabelle 4 für die kartierten Gewässer und in Tabelle 5 für ausgewählte Abschnitte dargestellt. Wie daraus ersichtlich gibt es zwar einen größenab­ hängigen negativen Fehlertrend (je größer die Fläche, desto kleiner der Fehler), dieser Trend gilt allerdings nur im Durchschnitt und kann für einzelne Abschnitte oder Gewäs­ ser durchaus sehr stark abweichen.

Gewässer 2005a [qm] 2005b [qm] Diff_b-a [qm] Diff_% 100 52.426 54.645 2.219 4,1 200 53.882 55.828 1.946 3,5 300 327.338 338.815 11.477 3,4 400 20.220 22.225 2.005 9,0 500 140.447 143.091 2.644 1,8 600 1.848 1.841 -7 -0,4 700 31.028 32.128 1.100 3,4 800 43.581 41.737 -1.844 -4,4 900 50.210 50.136 -74 -0,1 alle 720.980 740.446 19.466 2,6 Tab. 4: Flächenvergleich 2005a – 2005b für Röhricht insg. (KE 24) für Gewässer.

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Abschnitt 2005a [qm] 2005b [qm] Diff_b-a [qm] Diff_% 103 578 534 -44 -8,2 204 158 136 -22 -16,2 331 1.184 1.218 34 2,8 335 82 77 -5 -6,5 369 3.970 3.989 19 0,5 512 2.472 2.434 -38 -1,6 805 20 20 0 0,0 809 440 457 17 3,7 903 2.311 2.302 -9 -0,4 905 1.585 1.518 -67 -4,4 Tab. 5: Flächenvergleich 2005a – 2005b für Rohrkolben/Teichbinsen (KE 15) für ausgewählte Abschnitte.

Daraus folgt, daß Vergleiche zwischen 2005 und 2010 ausschließlich mit dem Datensatz 2005b zulässig sind, bei Verwendung des Datensatzes 2005a werden tatsächliche Be­ stands-Veränderungen durch Geometriefehler überlagert und verfälscht.

Bei Vergleichen zwischen Kartierungsdaten vor 2005 – z.B. der Jahre 1990-2005 - ist ebenfalls zu beachten, daß dabei methodisch bedingte Geometrie-Ungenauigkeiten existieren, die eine „Ungenauigkeits-Quote“ von sicherlich einigen Prozent verursachen.

2.6 Unterwasser-Vegetation Basierend auf der digitalen Form der CIR-Luftbilder 2010 und der damit einhergehen­ den besseren Möglichkeiten zur digitalen Nachbearbeitung wurden Bildoptimierungs- Algorithmen entwickelt (Tonwert- und Histogramm-Anpassungen), deren Anwendung auf die digitalen Original-Luftbilder 2010 eine erheblich verbesserte Einsicht in Flach­ wasserbereiche ermöglicht.

Abb. 2 zeigt einen beispielhaften Aussschnitt aus einem entsprechend optimierten CIR- Luftbild 2010 mit deutlich erkennbaren Unterwasservegetations-Beständen. Wie Vor­ Ort-Kontrollen mit Probennahmen im Sommer 2011, die tw. zusammen mit Herrn Man­ fred Krauss vom Büro StadtWaldFluß (Abb. 3 und 4) an mehreren Stellen von Unterha­ vel/Wannsee und der Grunewaldseen durchgeführt wurden, und nachfolgende Proben- Bestimmungen durch Fr. Dr. Köstler ergaben, handelt es sich bei diesen luftbilderkenn­ baren Unterwasserpflanzen vorwiegend um Potamogeton pectinatus (Kamm-Laich­ kraut), in der Krummen Lanke wurden auch noch Najas spec. und Ceratophyllum de­ mersum gefunden.

Dadurch ist nachgewiesen, daß sich dichte Unterwasservegetation bis in etwa 2 Meter Wassertiefe mittels stereoskopischer Auswertung von optimierten CIR-Luftbildern 2010 erkennen und kartieren läßt.

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Abb. 2: Beispiel-Ausschnitt aus optimiertem CIR-Luftbild 2010 (östlich Großes Tiefehorn) mit deutlich erkennbarer Unterwasser-Vegetation.

Abb. 2: Unterwasserpflanzen-Probennahme Abb. 3: Dort gefundenes Kamm-Laichkraut östlich Gr. Tiefehorn (Sommer 2011)

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2.7 Mittelwasserlinie in Röhrichtbeständen Wie sich im Zuge der GIS-Bearbeitung herausstellte spiegelt die durch Echolotmessun­ gen und Extrapolation vom Büro WASSMANN erstellte Uferlinie in Röhrichtbeständen nicht die durch den Pflanzenwuchs angezeigte Mittelwasserlinie wider. Dies liegt möglicherweise daran, daß die zugrundeliegenden Echolot-Befahrungen schon relativ lange zurückliegen (1988 – 1999) und inzwischen Sedimentationsprozesse in den röhrichtbestan­ denen Flachwasserbereichen stattgefunden haben, auch der Bau vieler Palisaden fand in dieser Zeitspanne statt und hat sicherlich die Verlandung (dahinter) beschleunigt. Eine Verwendung der WASSMANN´schen Uferlinie zur Unterscheidung von wasser- und landseitigem Röhricht – wie dies vom Gutachterbüro StadtWaldFluß für detaillierte Ana­ lysen benötigt wurde – war daher nicht möglich. Nach Prüfung verschiedener möglicher Datenquellen für eine "röhrichttaugliche" Mittel­ wasserlinie (Wasser- und Schiffahrts-Amt, SenStadt Abt. III, SenStadt Abt. II E) wurde schließlich die WASSMANN´sche Uferlinie bereichsweise modifiziert. In den hier interes­ sierenden Bereichen mit flächigen Röhrichtbeständen wurde – auf Grundlage der WASSMANN´schen Uferlinie – durch stereoskopische Auswertung der CIR-Luftbilder vom Juli/August 2010 eine sog. „luftbilderkorrigierte Mittelwasserlinie“ kartiert, welche sich durch Bewuchsunterschiede oder bewuchslose Streifen in den Röhrichtbeständen abbildet (vgl. Abb 6). Diese Kartierung erfolgte nicht für das Gewässer 900 (Zeuthener und Krossin-See), da von dort (zum Zeitpunkt der Arbeiten) keine Tiefenlinien zur Verfü­ gung standen.

2.8 GIS-Bearbeitung Die kartierten Röhrichtdaten wurden für spezielle Fragestellungen GIS-technisch wei­ terbearbeitet: a) Aggregation und Gruppierung als Grundlage für eine „Beispielkarte der Röhricht­ entwicklung 2005-2010“ nach Gewässern mit Tortendiagrammen (Abb. 4). b) Prüfung und Modifizierung der vom Gutachterbüro StadtWaldFluß vorgeschlage­ nen Bewertungskriterien für die Röhricht-Qualität durch Testberechnungen an ausgewählten Abschnitten c) Berechnung einer sog. „potentiell von Röhricht besiedelbaren Fläche“ (PBF) durch Verschneidung der luftbilderkennbaren Mittelwasserlinie (s.o.) mit der (auf die Wasseroberfläche projizierten) Gewässergrundfläche bis 1,5 m Tiefe (gebildet aus dem Tiefenlinien-Datensatz des Büros WASSMANN (s.o.); Korrektur dierser bei offensichtlichen Fehlern (v.a. bei Wellenschutzbauten). Diese Daten wurden für die Berechnung der Röhricht-Qualität verwendet und liegen als GIS-Flächen vor (Abb. 5) und als Abfrage in der Röhricht-Datenbank (s.u.). d) Berechnung der mit dem o.g. Gutachterbüro entwickelten Bewertungskriterien für die Röhrichtqualität (Abb. 6) von allen kartierten Gewässerufer-Abschnitten für 2010 und 2005, Eintrag der Bewertungen in ein Shape-File und Kartendarstellung (Abb. 7).

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Abb. 4: Röhricht-Bestandsentwicklung 2005 – 2010 nach Gewässern (Ausschnitt). Kreisgröße ent­ sprechend Bestandsgröße, Segmentfarben: Grau = unverän­ dert, Grün = Zuwachs, Rot = Rückgang, Weiß = nicht erfaßt.

Abb. 5: Potentiell von Röhricht besiedelbare Wasserfläche (blau schraffiert), luftbildkorrigierte Mittelwasserlinie (blau), Röhrichtbestand 2010 (grün), Wasserfläche (blau) und Landfläche (grau), Beispielausschnitt Alter Hof Ost (Unterhavel).

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Werte-Feld Ein­ Werte Punk­ Werte Punk­ Werte Punk­ Werte Punk­ Parameter Erklärung Berechnung (für 2010) heit 1 te 1 2 te 2 3 te 3 4 te 4

R-Fläche (qm) A: durchschnitt-lich Qm10_L_A 0,51 ­ / AB-Länge m 0 - 0,5 0 1 4,1 - 10 2 > 10 3 Röhrichtbreite pro Abschnitt B 4,0 (m) Anteil der B: besiedelten an der R-Fläche / 5,1 ­ 20,1 ­ Potential- potentiell R%2010_Pbf % 0 - 5,0 0 1 2 > 50 3 (PBF/100) 20,0 50 Nutzung besiedelbaren Wasserfläche Anzahl der 1 / (Teilflächen- Teilflächen pro 1,1 ­ 10,1 ­ C: Anzahl / (R- Tf100qm_Kw Zahl 0 - 1,0 0 1 2 > 30 3 100qm R-Fläche 10,0 30 Zerstückelung Fläche/100)) (als Kehrwert) Zu-/Abnahme der R-Breite durchschn. D: (dieses Jahr) ­ 0,1 ­ Röhrichtbreite in Dif_Rbreit m < -1 -1 -1 – 0,0 0 1 > 1,5 2 R-Breite 1,5 Entwicklung den letzten 5 (Vorjahr) Jahren Abzug 1 Punkt für Bewertung überwie-gend senk­ E: nach Hand Punkt rechte Ufer­ Verbauung Ortskenntnis befestigung

Punktezahl 0 - 2 3 - 5 6 - 8 9 - 11

Bewertungs- Schlecht Mittel Gut Sehr Gut Stufe

Abb. 6: Die zusammen mit dem Gutachterbüro StadtWaldFluß entwickelten Bewertungskriterien für die Röhricht-Qualität an den großen Berliner Gewässern.

Abb. 7: Kartendarstellung der nach den o.g. Kriterien (Abb. 6) berechneten Röhricht-Qualität nach Uferabschnitten (Ausschnitt Unterhavel).

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e) Verschneidung aller Röhrichtflächen mit der o.g. „luftbilderkennbaren Mittelwas­ serlinie“ zur Unterscheidung und Bilanzierung von wasser- und landseitigem Röhricht für 2005 und 2010 pro Abschnitt. Diese Daten wurden dem o.g. Gutach­ terbüro in Tabellenform für seine Analysen zur Verfügung gestellt. f) Aktualisierung der sog. Wellenschutz-Abschnitte für den Jahrgang 2010 (Röhricht mit/ohne Wellenschutz) und Verschneidung der Röhrichtdaten der Jahrgänge 2005 (neu) und 2010 zur Unterscheidung und Darstellung des Wellenschutz- Einflußes auf die Röhrichtentwicklung.

2.9 Hinweise zur GIS-Nutzung Bei der GIS-Nutzung der Röhricht-Kartierdaten sind einige Dinge zu beachten, um Fehl- Interpretationen zu vermeiden: Bei zunehmend höherer Betrachtungs-Vergrößerung (größere Maßstäbe) kommt man in Maßstabsbereiche, bei denen die methodisch bedingten geometrischen Lagefehler sichtbar werden. Bei Vergleichen zwischen zwei Kartierjahrgängen können deshalb „Sprünge“ von Röhricht-Bestandsgrenzen auftreten, die nicht real sind bzw. sein müs­ sen. Um dem Nutzer eine Unterscheidung von realen und (möglicherweise) nur metho­ disch bedingten Lageänderungen zu ermöglichen sind folgende Abweichungs-Schwel­ lenwerte unbedingt zu beachten, unterhalb derer keine realen Bestandsveränderungen gesichert sind: • Für die Jahrgänge 1990, 1995, 2000 und 2005a betragen diese Schwellenwerte bei Bäumen / Gebäuden (bzw. angrenzenden Flächen) etwa 8 – 10 Meter, für Röhricht (ohne benachbarte Bäume) etwa 4 – 6 Meter. • Für GIS-Vergleiche zwischen 2005b und 2010 liegen diese Schwellenwerte mit etwa 2 Meter deutlich niedriger (aufgrund der höheren geometrischen Kartiergenauigkeit).

Bei allen GIS-Nutzungen, insbesondere aber bei Jahrgangs-Verschneidungen (Diffe­ renzkarten), müssen diese Schwellenwerte unbedingt beachtet werden, da sich beim Zoomen auf dem Monitor die Linienstärke nicht verändert und so eine maßstabsunab­ hängige (zu hohe) Genauigkeit vorgetäuscht wird. Um beim Nutzer Fehlinterpretationen zu vermeiden, wird deshalb im GIS für die Jahrgänge bis 2005a eine untere Maßstabs­ barriere von 1 : 4 000 dringend empfohlen, für die Jahrgänge 2005b und 2010 erscheint 1 : 2 000 als sinnvoll.

Ein anderes Problem betrifft ufernahe und schmale Röhrichtbestände, welche in ver­ schiedenen Jahrgängen scheinbar „auftauchen“ und auch wieder „verschwinden“ kön­ nen. Dieser Effekt wird meist durch überhängende Bäume verursacht, welche ufernahes Röhricht durch die in den Luftbildjahrgängen leicht unterschiedliche Beobachtungsrich­ tung verschieden stark verdecken können. Dieser Effekt kann auch bei Landröhricht (z.B. Wasserschwaden/Kleinröhrichte) auftreten: bedingt durch unterschiedliche Luftbild­ perspektive, Baumabschattung/-verdeckung oder auch Fällung ufernaher Gehölze wird bereichsweise ein landseitiger Röhrichtzuwachs zwischen verschiedenen Jahrgängen vorgetäuscht. Dies ist besonders in den Differenzkarten (s.u.) erkennbar.

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2.10 Datenbank-Abfragen Das „Berliner Röhricht-Informationssystem“, ein angepasstes Access-Abfrageprogramm, liegt mit den neuen Kartierdaten nun in der Version 5 vor. Die Sachdaten aller für 2010 erfassten Kartiereinheiten pro Abschnitt wurden aus dem Geoinformationssystem (ArcView) nach Access importiert, wobei die vorhandene Tabel­ lenstruktur stellenweise vereinfacht/systematisiert wurde. Die Sachdaten aus der Röhricht-Korrektur 2005 wurden ebenfalls nach Access importiert und als eigener Jahrgang abgelegt (2005b). Der alte Jahrgang 2005 wurde in 2005a umbenannt. In den Abfragen wurden zwei getrennte Betrachtungszeiträume eingeführt, um die unter­ schiedlichen Kartiergenauigkeiten nicht zu vermischen. Vergleiche bis 2005 werden nun als „alte Kartiermethodik“ bezeichnet und Vergleiche 2005-2010 als „neue Kartiermetho­ dik“. Ebenso unterscheiden sich diese Betrachtungszeiträume nach den verwendeten Kartiereinheiten: die neuen Röhrichtdaten 2005b sind nach den Kartiereinheiten von 2010 geschlüsselt. Direkte Vergleiche über beide Betrachtungszeiträume / Kartiermethodiken bleiben aus o.g. Gründen und wie vorgesehen unmöglich, indirekt können die jeweiligen Abfragen für beide Zeiträume getrennt durchgeführt und per Hand zusammengesetzt werden. Bei Abfrage A wird in der Auswahlliste der Kartiereinheiten (KE) jetzt zusätzlich die KE- Nummer angezeigt, um eine schnellere Auswahl zu ermöglichen. Die Daten der kartierten Stege wurden für 2010 und für 2005 (neu) in die Tabellen und in Abfrage A übernommen, um die berlinweite Veränderung des Stegbestandes auch auf Gewässer- und Abschnittsebene darzustellen. Die Tabelle Röhricht-Flächen und –Punkte zeigt nur einen Jahrgang 2005, welcher die Daten der Röhricht-Korrektur enthällt. Die Ergebnisse der Röhrichtbestands-Verschneidung mit der sog. Mittelwasserlinie (s.o. Kap. 2.3) wurden als eigene Kartiereinheiten 55 und 56 in die Abfragen übernommen, allerdings nur für die Jahrgänge 2005 b und 2010 (ohne Gewässer 900 Zeuthener und Krossin-See). Ebenfalls als neue Kartiereinheit 54 wurde der „Anteil der von (wasserseitigem) Röhricht besiedelten Wasserfläche an der potentiell besiedelbaren Wasserfläche“ in die Abfrage A aufgenommen, ebenfalls nur für die Jahrgänge 2005 b und 2010. Als Ergebnis dieser Abfrage erhält man die Fläche des wasserseitigen Röhrichtes in m2 und seinen Prozent­ anteil an der potentiell besiedelbaren Wasserfläche. Auch diese Daten stehen nicht für das Gewässer 900 (Zeuthener und Krossin-See) zur Verfügung, da von dort keine Tiefenlinien verfügbar waren (zum Zeitpunkt der Bearbeitung). Folgende weitere kleine Änderungen wurden vorgenommen: • Der Datensatz „1928+“ wurde umbenannt in „1928“, in ihm sind nur noch die Daten von 1928 enthalten (nicht mehr die von 1941, 1943 und 1944). • Der Datensatz 1944 (kam nur an einzelnen wenigen Abschnitten vor) ist jetzt mit bei 1943. • Der Datensatz 1959a (kam nur an wenigen Abschnitten vor) wurde gelöscht, da der Datensatz 1959b für erheblich mehr Abschnitte vorliegt und 1959a auch tw.

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Landröhricht enthielt, welches bei den vorherigen und nachfolgenden Kartierungs- Jahrgängen nicht erfaßt war (daher tw. starke Abweichungen). • der Jahrgang 1989 (nur ein Abschnitt) ist zu 1988 gekommen. • in den Jahrgängen 1928 - 1988 sind alle erfaßten Röhricht-Kartiereinheiten (KE) aggregiert worden zu KE 10 (Röhricht, Art unbekannt) aus Gründen der Vereinfa­ chung und Methodik-Unsicherheiten (KE 24 – Röhricht insgesamt - läßt sich auch noch abfragen), mit Ausnahme von Jahrgang 1979, welcher weiterhin alle originalen KE enthält, da dies die erste Kartierung mit CIR-Luftbildern war (welche zur durchgängigen Unterscheidung dieser differenzierten KE Voraussetzung sind). • Alle Jahrgänge bis 2005a (alte Kartiermethodik) enthalten keine Steg-Daten (KE 31) mehr, da diese relativ unvollständig waren aufgrund der damalig geringeren Qualität und Schattendurchsicht der dafür verwendeten ananolgen Luftbilder. • Die Unterscheidung in verschiedene Wellenschutzarten (KE 34, 41, 42) wurde nicht nur für die neue Kartiermethodik (2005b - 2010), sondern auch für alle ande­ ren Jahrgänge aufgehoben, insgesamt gibt es jetzt nur noch Wellenschutz (KE 40), und zwar nur noch für die Jahrgänge 1990 - 2010.

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3 ERGEBNISSE Die Ergebnisse der Berliner Röhrichtkartierung 2010 liegen vor als Jahrgangsebene im Geoinformationssystem ArcView (A), als Jahrgangs- und Entwicklungskarten (B) sowie als modifizierte Röhricht-Datenbankabfrage (C).

A. Die aufbereiteten Ergebnisse der Berliner Röhrichtkartierung 2010 wurden im Shape- Format digital übergeben zum Import in das Geoinformationssystem YADE des Auf­ traggebers und stehen dort dann für die weitere Nutzung zur Verfügung: • GIS-Flächen des Röhrichtbestandes 2010 (ohne landseitigen Uferstreifen), • korrigierte GIS-Flächen des Röhrichtes 2005 (ohne Land-Kartiereinheiten), • GIS-Linien der Wellenschutzbauten und Stege für 2010, • GIS-Linien der röhricht- und nicht-röhrichtbestandenen Uferline 2010, • GIS-Flächen der Uferabschnitte (2010), • GIS-Linien der Stegkartierung Müggelsee 2011, • GIS-Punkte der Röhricht- und Schwimmblatt-Kleinflächen 2010, • GIS-Flächen der potentiell von Röhricht besiedelbarer Wasserfläche, • GIS-Linie der luftbildkorrigierten Mittelwasserlinie, • GIS-Linien der Röhricht-Qualität nach Abschnitten, • GIS-Flächen der Wellenschutz-Abschnitte 2005 und 2010, • GIS-Linien der Röhricht-Abschnitts-Bewertungen für 2005 und 2010.

B. Von den Geodaten wurden folgende Kartensätze („Hardcopy´s“) der Berliner Röh­ richtkartierung 2010 erstellt und ausgeliefert: a) Detailkarten Röhrichtbestand 2010 im Maßstab 1 : 5 000, im Blattschnitt der K5 (Karte von Berlin 1 : 5 000), Farb-Darstellung der Röhrichtarten über Ortho-Luft­ bild 2010, mit Legende (Kartiereinheiten) auf jedem Blatt; Übergabe von einem kompletten Satz (33 Kartenblätter, davon 6 Blätter in Ost-West- bzw. Nord-Süd- Richtung verschoben). b) Übersichts-Differenzkarten Röhrichtentwicklung 2005/2010 im Maßstab 1 : 8 000, Blattschnitt auf untersuchte Gewässer optimiert, Kurzlegende (Differenz-Röhricht­ einheiten) auf jedem Blatt, Übergabe von einem kompletten Satz (8 Kartenblät­ ter). c) Übersichtskarten der Röhricht-Qualität nach Abschnitten im Maßstab 1 : 70 000, Kurzlegende auf jedem Blatt, 3 Blätter in DIN A4 (Oberhavel, Unterhavel und Grunewaldseen, Dahme- und Spree-Gewässer).

C. Das modifizierte Röhrichtdaten-Abfrageprogramm wurde in der neuesten Version 5.2.9 (August 2012) übergeben auf CD-ROM. Es ermöglicht Abfragen von Bestands-Längen- und –flächen aller erfaßten Kartier­ einheiten über die jeweils untersuchten Jahrgänge nach wählbaren Gewässern / Abschnitten / Jahrgängen.

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4 LITERATUR

KRAUSS & KÜHL (1996): Luftbildauswertung und Dauermonitoring von Röhrichtbe­ ständen an den Berliner Spree- und Havelgewässern; unveröff. Studie, erstellt im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie, Abt. III. KRAUß, M., KÜHL, H. & A. VON LÜHRTE 2003: Berliner Röhrichtschutzprogramm ­ Erfassung von Veränderungen der Berliner Röhrichtbestände und Beurteilung der Schutzmaßnahmen anhand von Luftbildern der Jahre 1990, 1995 und 2000 sowie früherer Luftbilder. Gutachten im Auftrag von SenStadt Berlin. 366 S. KRAUß, M., & A. VON LÜHRTE 2009: Berliner Röhrichtschutzprogramm - Bericht zur Luftbildauswertung 2005. Gutachten im Auftrag von SenStadt Berlin. 122 S. + Anhang. LUFTBILD+VEGETATION (1998/99): Berliner Röhrichtkartierung 1990/95 - Abschluß­ bericht; unveröff. Gutachten, erstellt im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie, Abt. III A 24 Landschafts­ pflege, 28 Seiten. LUFTBILD+VEGETATION (2000 a): Prüfbericht über die Luftbildqualität der Berliner Colorinfrarot-Befliegung 2000. - Unveröff. Gutachten, 7 S., erstellt im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz Berlin, Abt. III. LUFTBILD+VEGETATION (2000 b): Referenzierung ausgewählter Biotoptypen für die Colorinfrarot-Luftbilder Berlin 2000 – Abschlußbericht. – Unveröff. Gutachten, 51 S., erstellt im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Um­ weltschutz Berlin, Abt. I. LUFTBILD+VEGETATION (2000 c): Interpretationsschlüssel zur Strassenbaum-Kro­ nenvitalitäts-Bewertung mit Colorinfrarot-Luftbildern für Berlin 2000. - Unveröff. Gutachten, erstellt im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz Berlin, Abt. III. LUFTBILD+VEGETATION (2001): Berliner Röhrichtkartierung 2000 - Abschlußbericht; unveröff. Gutachten, erstellt im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwick­ lung I E 21 Landschaftspflege, 13 Seiten. LUFTBILD+VEGETATION (2007): Berliner Röhrichtkartierung 2005 - Abschlußbericht; unveröff. Gutachten, erstellt im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwick­ lung I E 21 Landschaftspflege, 12 Seiten. SENATSVERWALTUNG FÜR STADTENTWICKLUNG I E UND LANDESBEAUFTRAG­ TER FÜR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE (2005): Biotopkar­ tierung Berlin – Grundlagen – Standards – Bewertung; CD-Rom, Version 2.1. WASSMANN, H. (2002): Gewässeratlas von Berlin. Von der Gewässervermessung zum Gewässeratlas von Berlin mit hydrographischem Informationssystem. Hrsg. Senstadt Berlin. 110 S,: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/wasser/wasserrecht/pdf/wasseratl as.pdf

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