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St. Ansgar 2021

Jahrbuch des St. Ansgarius-Werkes St. Ansgar 2021 Jahrbuch des St. Ansgarius-Werkes Das foto auf der Vorderseite des Cover zeigt Theo Klann; über ihn lesen Sie mehr auf S. 67 f.

Die fotos auf der Rückseite hat Sr. Katharina oSsS aus dem Birgittinnenkloster in Vadstena gemacht; sie zeigen den Vät- ternsee in unterschiedlichen Jahreszeiten.

Wir danken familie Klann für diese Beiträge zu unserem Jahr- buch sehr herzlich.

Impressum: Herausgegeben vom Vorstand des St. Ansgarius-Werkes Köln Redaktion: Domkapitular Prälat Dr. Günter Assenmacher, Erzbistum Köln, Marzellenstr. 32, 50668 Köln.

St. Ansgarius-Werk Köln

Domkapitular Prälat Dr. Günter Assenmacher Nadim K. Ammann Prof. Dr. Günter Riße Geschäftsstelle: Erzbistum Köln — Generalvikariat, 50606 Köln Telefon: 0221 / 1642 5650, Telefax: 1642 5652 E-Mail: [email protected]

Sparkasse Köln-Bonn Konto-Nr.: 30 60 22 21 (BLZ 370 501 98) IBAN: DE51 3705 0198 0030 6022 21 SWIfT-CoDE: CoLSDE33

Grafik-Design: francisco Correa Lira Druck: Luthe, Köln St. Ansgar 2021

St. Ansgar und andere 5 Zum Geleit/In eigener Sache 7 Conferentia Episcopalis Scandiae 8 Hirtenbrief zum Jahr des hl. Josef 12 Jakob der Däne (1482-1566) /P. Robert Jauch ofM 16 Es könnte ja sein... 16 Ein Tiefschlag! 17 Die Situation dek katholischen Kirche im Norden im Überblick 18 Gebet zum hl. Josef – Parcour St. Josef

Bistum Kopenhagen 21 Aus dem Bistum: 21 Es wirkt fast unwirklich/fastenzeit und ostern im Jahr 2020 25 Jubiläumswallfahrt nach Pindstrup 28 Ein Tag der freude auf Åsebakken 28 Pastoralzentrum: Vom Buch zur Stundenbuch-App 30 Das Projekt Spreckelsen ist abgeschlossen 31 Stella Maris Nordic ist Realität 32 Kampf gegen Lebensmittelverschwendung 33 Neue katholische Kirche in Struer 34 Das Exerzitienhaus der Josephsschwestern feierte 25-jähriges Jubiläum Personalia 36 Herzlichen Glückwunsch, Bischof Czeslaw! 39 Herzlichen Glückwunsch, filip! 39 Doppelte freude in Maribo 41 50-jähriges Profess-Jubiläum 41 Willkommen Msgr. Peter fleetwood 42 Herzlichen Glückwunsch! festtage am Strandvejen 42 Pater Paul Marx oMI 80 Jahre alt 45 Herzlichen Glückwunsch, David! 46 Neue internationale Chefin bei Caritas Dänemark In memoriam: 47 Pater Josef Dudek CSsR und Pater Urban figge oMI verstorben 48 Sr. Neophita Marter cps verstorben 49 Inger Jensen, Inge Norling Birthe Lejeune verstorben 52 Papst franziskus, PATRIS CoRDE – Parcour St. Josef

Bistum Stockholm 55 Mehr als Worte... / für Sie gelesen 59 Katholische Studienbibel / M. Lindström 61 Einer der schönsten Kirchenräume Schwedens: St. Thomas von Aquin in Lund / M. Lindström 64 Gemeindepastoral im Schatten der Pandemie / P. A. Bergmann SJ 65 Was ich besitze, das gebe ich Dir / J. Breding 67 Welt-Down-Syndrom-Tag / Ch. und N. Klann 68 Trauer wendete sich zu Glück / A.-M. Linderås 72 „frauenkörper sind keine Handelsware“ / H. D’Arcy 73 In memoriam: Sr. M. Hildegund 74 Papst franziskus, PATRIS CoRDE – Parcour St. Josef

Bistum 77 Priesterweihe in oslo / Sr. Hildegard Koch oP 79 Die Bedeutung der Laien im orden des hl. Dominikus / Elisabeth und Helge Erik Solberg 85 Lella Sebesti: Eine Italienerin in den fußstapfen des hl. Ansgar / Leo van den Broek 91 franziskus-Xaverius-Schwestern – 120 Jahre im Dienst der Nächstenliebe / Sr. H. Koch oP 93 Ja zu mehr Musik. Ein Projekt der katholischen Schule St. Paul in Norwegen / Petter T. Stocke-Nicolaisen 96 Kirchenmusik und Ikonen: fenster zu einer anderen Wirklichkeit / Helge Landmark 99 P. Robert Anderson o.C.S.o. +/ Sr. H. Koch oP 102 Sr. Hilde Bahlmann CJS +/ St. Josephschwestern von Chambéry 104 Papst franziskus, PATRIS CoRDE – Parcour St. Josef

Prälatur Trondheim 107 Die Bischofsweihe am 3. oktober 2020 103 Ein Gespräch mit Erik Varden, Bischof von Trondheim/A. Stoppa 120 Svein Kvamsdal - Lutherischer Pastor auf dem Weg zur Priesterweihe 122 Papst franziskus, PATRIS CoRDE – Parcour St. Josef

Prälatur Tromsoe 125 Kirche im Wandel der Zeit–Gedanken aus Nordnorwegen/Pfr. A. Sohler 128 Der Zahn der Zeit 130 Papst franziskus, PATRIS CoRDE – Parcour St. Josef Bistum Helsinki 133 Zur Einführung 133 Aus dem Leben des Bistums 133 Neuer Sitz des Seminars Redemptoris Mater 134 Reaktionen auf die Corona-Pandemie 137 Störungen der Religionsausübung 139 Bistum Helsinki in Zahlen 142 Zum Bistumshaushalt 2020 145 Entlastung für St. olaf, Ursulinen verließen Jyväskylä 146 60 Jahre “Caritas finnland” 147 Pastorale Initiativen 147 Wochenend-Besinnungstage und Kurzandachten über Internet 148 Netzwerk Junger Katholiken 149 Pro-life 150 Jugendlager während “Coronapause” 150 Auch Priester brauchen gegenseitige Stütze 151 Ökumene in Rom 152 Weitere Nachrichten 152 Katholische Viertelstunde in Radio Dei 152 Bücher 154 “Graue Ursulinen” 100 Jahre 157 Regionalkapitel der Dominikaner in Neurdeuropa in Turku 158 Nordic family Days 158 Anti Nylén Personalia 159 Prälat Tuomo T. Vimpari wieder in Rom 160 In Memoriam: Hilkka Casagrande / Sr. Mechthild oSB 162 Papst franziskus, PATRIS CoRDE – Parcour St. Josef

Bistum Reykjavik 165 Bischof David B. Tencer fünf Jahre im Amt 166 St. Johannes Paul II.-Kirche in Ásbrú geweiht 167 Ivan Sović Generalsekretär der nordischen Päpstlichen Missionswerke 169 „Weltjugendtag“ in Island 2020 170 Neues von Nonni 171 Predigt anläßlich des 75. Todestages von P. Jón Svensson SJ, „Nonni“ / H. Graab 174 für Sie gelesen: P. Loti, Die Islandfischer 175 In memoriam: P. Adam Antonowicz Zum Geleit

reundliche Grüße aus Köln an falle, denen dieses Jahrbuch zu- gesandt oder überreicht wird, sei es, dass Sie als Priester, Diakone oder pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Erzbistums Köln in unserer Adressdatei verzeichnet sind, sei es, dass Sie sich der ka- tholischen Kirche im Norden über unser Ansgar-Werk persönlich ver- bunden wissen und unsere Arbeit fördern, sei es, dass das Heft auf anderem Weg zu Ihnen gelangt ist.

Wie immer haben sich viele Men- schen aus allen Diözesen/Präla- turen des Nordens am Entstehen Allen, die die katholischen Christen dieses Jahrbuchs durch Beiträge dort über unser Werk - nicht selten und Bilder beteiligt; dafür sind wir schon seit Jahren und Jahrzehnten - sehr dankbar; ohne diese Mitarbeit auch finanziell unterstützen, gilt ein könnte es nicht erscheinen; hier in ganz besonderer Dank für das da- Köln erfolgt schließlich nur die Re- mit verbundene Vertrauen. Sie wis- daktion, die Drucklegung und der sen, dass die zahlenmäßig so kleine Versand. Kirche dort auch künftig auf unsere Hilfe angewiesen bleibt. Nun hoffen alle Beteiligten natür- lich auf das Interesse der Empfän- An alle aber richtet sich die herzli- ger! Darauf, dass Sie auch diesem che Bitte: Teil der Weltkirche ein wenig Zeit Bleiben Sie der Diaspora des Nor- und Aufmerksamkeit schenken, dens gewogen! vielleicht sogar ein Stück Ihrer Sym- pathie für die Katholiken in der Diaspora des Nordens entwickeln oder vertiefen, die allein flächen- und zahlenmäßig weitaus größer ist als die mittlerweile weit verbreitete Domkapitular Prälat sog. weltanschauliche Diaspora. Dr. Günter Assenmacher

5 In eigener Sache:

Im 65. Jahr seit der Übernahme des Aufgaben von Pfarrer Dr. Peter Louis ca. 1926 ge- abgeben, gründeten St. Ansgarius-Werkes Köln um wie durch das Erzbistum ergeben sich im Dr. Solz- Kuratorium einige Veränderungen: bacher in Dr. Rudolf Solzbacher, Leiter der Diöze– den Ru- sanstelle Weltkirche/Weltmission, der hestand von Amts wegen dem Kuratorium zu gehen. angehörte, ist zum 1.8.2020 in den Prof. Riße Ruhestand getreten. 35 Jahre arbeitete gehört er in der vormaligen Hauptabteilung, dem Ku- davon 18 Jahre als Leiter und Nach- ratorium folger von Domkapitular Prälat Her- an, da er bert Michel (1934-2002). Wie dieser ein „Verbindungsmann“ des Erzbis- hatte auch er stets ein offenes ohr für tums zum Bonifatiuswerk der deut- die Nöte und Anliegen des Nordens, schen Katholiken in Paderborn ist. So wenn die Spenden über das Ansgar- war auch auf diese Weise ein Kontakt werk nicht ausreichten, um wichtige beider Institutionen gewährleistet, die Projekte zu unterstützen. Ihm und sich für die nordische Diaspora enga- allen, die in der Diözesanstelle Welt- gieren. Auch ihm gilt herzlicher Dank kirche/Weltmission mitarbeiten, sei an für die immer prompte und hilfsbe- dieser Stelle herzlicher Dank gesagt! reite Einbringung seiner Kenntnisse, Und ein herzliches Willkommen für für seine Anregungen und Initiativen. seinen Nachfolger im Amt, Herrn Na- Über seine Nachfolge im Kuratorium dim Karl Ammann! ist noch nicht entschieden.

Zum Jahresende 2021 wird Herr Diakon Schließlich wurde Domkapitular Prälat Dr. Prof. Dr. Günter Riße seine diözesanen Assenmacher bis zum März 2025 als Lei- ter des St. Ansgarius-Werkes Köln bestätigt. Er hat diese Aufgabe 1986 als Nachfolger von Domkapitular Prälat Dr. Daniels (1906-1992) über- nommen, der nach der Ära von Dr. Louis das Hilfswerk seit dem Jahr 1956 durch den Wechsel der Zeiten führte.

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Vom 15. bis 17. März 2021 tagte die Frühjahrs-"Vollversammlung" der Nor- dischen Bischofskonferenz. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte sie nur per Videokonferenzschaltung erfolgen.

Die Teilnehmer beschäftigten sich in virtueller Beratung mit folgenden Themen:

Protestnote an die tigte Wirkung eines solchen Geset- dänische Regierung zes in frage, denn es sei „äußerst In einem Brief an die dänische Re- zweifelhaft, ob Predigten mit subver- gierung protestierte die NBK gegen siven Inhalten“ überhaupt zur Verfü- das geplante Gesetz zur Zwangs- gung gestellt würden. Die Bischöfe übersetzung von Predigten, die in ersuchten daher die dänische Regie- anderen Sprachen als dänisch gehal- rung, die geplante Gesetzesvorlage ten werden. Es sei eine Zumutung zurückzunehmen. besonders für Minoritätskirchen und „widerspreche der Tradition Corona-Pandemie – von Toleranz und freiheit, auf die Dänemark sehr stolz ist“. Die Geset- Restriktionen zesvorlage sei eine „ernsthafte Ein- Die Länder Nordeuropas sind wie schränkung der Religionsfreiheit“. alle Länder von der Corona-Pande- Die Bischofskonferenz stellte zudem mie betroffen. Die staatlichen Re- die Angemessenheit und beabsich- striktionen werden in allen Ländern

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befolgt. Die NBK wies darauf hin, Das o.g. Apostolische Schreiben, dass unter Bischöfen, Priestern und das, wie üblich, nach seinen An- Gläubigen Unmut und Sorge wüch- fangsworten benannt wird, nämlich sen, ob und wie die Kar- und oster- Patris Corde = Mit väterlichem Herzen geht liturgie im Jahr 2021 gefeiert werden nicht nur auf Erfahrungen aus der könne. Zeitliche Beschränkungen Zeit der Pandemie ein, sondern lässt von Gottesdiensten auf 30 Minuten die Leser in sehr persönlicher Weise wie in Dänemark oder die feier von an der frömmigkeit von Papst fran- Gottesdiensten ohne Beteiligung ziskus teilnehmen. Der Text ist auch von Gläubigen wie in oslo seien in deutscher Sprache auf der Inter- nicht einsichtig zu machen, wenn netseite des Vatikan leicht zu finden zeitgleich große Demonstrationen für alle, die einen entsprechenden gegen Corona-Maßnahmen zugelas- Anschluss haben. sen und Vergnügungsparks geöffnet Auf Seite 18 unseres Jahrbuches ge- sind. Der Vorsitzende der Konferenz ben wir jenes Gebet wieder, das in der europäischen Bischofskonferen- dem genannten Schreiben in Anmer- zen (CoMECE) – Kardinal Jean-Clau- kung 10 zitiert wird. Dort erfahren de Hollerich – hatte in einer Erklä- wir auch, dass Papst franziskus es rung bereits im Januar die „extrem seit 40 Jahren jeden Tag betet. strengen“ Beschränkungen für die feier von Gottesdiensten aufgrund Die Nordische Bischofskonferenz von Corona-Schutzmaßnahmen als veröffentliche im Anschluss an ihr problematisch bezeichnet. „Einzel- virtuelles Treffen im März 2021 ei- ne Rechte derart einzuschränken, nen eigenen Hirtenbrief, der den gefährdet das gesamte Gefüge der ausführlichen Text des Papstes in ei- Grundrechte, das auf der Idee der nigen Aspekten zusammenfasst: Universalität und Verflechtung der einzelnen Rechte beruht“, so der „Als Josef aufwachte, tat er, was der Engel des Erzbischof von Luxemburg. Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.“ (Mt 1,24a)

Hirtenbrief So endet der Bericht des Evangelis- zum Jahr des hl. Josef ten Matthäus über den Traum Josefs, Mit dem Apostolischen Schreiben in dem Gott ihm seine Pläne mit Ma- Patris Corde vom 8.12.2020 erinnerte ria erklärt und ihm Mut zuspricht. Papst franziskus nicht nur an den Josef, zu dem Gott durch Träume 150. Jahrestag der Erhebung des hl. gesprochen hat, hat durch seine de- Josef zum „Schutzpatron der Kir- mütige Treue einen diskreten und che“ durch Papst Pius IX., sondern verborgenen Platz in den Evangelien er rief auch das „Jahr des hl. Josef“ und eine wichtige Rolle in der Heils- aus, das bis zum 8.12.2021 dauern geschichte. „Jesus sah die Zärtlich- soll. keit Gottes in Josef“ (Patris Corde, 3). In

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der Tradition der Kirche hat Josef zu- der fromme Jude, der er war, müs- nehmend an Bedeutung gewonnen. sen wir glauben, dass Josef in der Papst franziskus hat Josefs Rolle in Schrift zu Hause war und das Wort unserem christlichen Leben betont, Gottes in seinem Gebet „wiederkau- nicht zuletzt in der Liturgie, indem te“. Sicherlich musste er auch Jesus er vorschrieb, dass er im eucharisti- lehren, zu beten. Teresa von Avila schen Gebet immer erwähnt werden sieht Josef als unseren Lehrer in der soll. Dieses Jahr, das zum „Jahr des Kunst des Gebetes. Wenn wir keinen heiligen Josef“ erklärt wurde, gibt geistlichen Begleiter finden, können uns die Gelegenheit, Josef besser wir uns immer an ihn wenden. kennenzulernen und seine Hilfe zu erbitten, um Jesus näher nachfolgen 3. Josef ist der Beschützer der Familie (vgl. zu können. Mt 2,13-23). Im Moment der Gefahr übernimmt er die Verantwortung 1. Josef ist ein Mann des Glaubens und der für seine kleine familie und ihre Si- Gerechtigkeit (vgl. Mt 1,19). Wie Abra- cherheit in Ägypten und kehrt dann ham, unser Vater im Glauben, wird er nach Nazareth zurück. Wir wissen als gerechter Mann dargestellt. Er will nicht viel über das tägliche Leben zu der Jungfrau Maria keine Schande Hause in Nazareth. Sicher war es ein oder Schaden zufügen. In ihm wird schweres und anspruchsvolles Le- das biblische Ideal verwirklicht: Die- ben für Josef, der seine familie ver- ser Mensch ist berufen, im Glauben sorgen musste. Wenn wir das Leben und in der Gerechtigkeit zu leben. der Heiligen familie betrachten, gibt Josef hört auf Gottes Stimme und es uns Inspiration für unser eigenes folgt Gottes Willen, auch wenn es familienleben. Jesus steht im Mit- viel von ihm erfordert und schwer zu telpunkt, dann kommt die Jungfrau verstehen ist. Auf diese Weise wird Maria als Jesu und unsere Mutter, Josef ein Lehrer für uns, wenn unser während Josef etwas mehr im Hin- Glaube auf die Probe gestellt wird, tergrund steht. Durch diese diskrete, und er lehrt uns, uns auch in schwie- dienende und schützende Aufgabe rigen Situationen Gott zu ergeben. wird er zu einem Vorbild für jeden Vater. Wir wissen, wie wichtig die 2. Josef ist ein Mann des Gebetes und der Rolle des Vaters für eine harmoni- Stille. Wir haben kein einziges Wort sche Erziehung der Kinder ist. Es ist aus Josefs Mund erhalten. Anderer- daher erfreulich zu sehen, wie Väter seits scheint er auf Gottes Weisung zunehmend ihre Rolle ernst nehmen gehört zu haben (vgl. Mt 1,24). Im und sich sehr um ihre Kinder küm- Gehorsam erfüllte er, was Gott von mern und gerne mit ihnen Zeit ver- ihm wollte. Wir brauchen die Stille bringen. Das ist ermutigend, nicht als heiligen Raum, in dem wir lernen zuletzt in einer Zeit, in der viele Vä- können, die zarte und doch klare ter ihre Verantwortung aufgegeben Stimme Gottes zu erkennen. Als haben oder sogar abwesend sind.

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4. Josef ist ein Vorbild und ein Fürsprecher eine Liebe keusch ist, ist sie wirklich der Arbeiter. Wie die meisten Menschen Liebe. Die Liebe, die besitzen will, muss Josef sich und seine familie wird am Ende immer gefährlich, sie durch seine Arbeit ernähren. Im bi- nimmt gefangen, erstickt und macht blischen Sinne hat die Arbeit immer unglücklich. Gott selbst hat den einen besonderen Wert. Sie ist auch Menschen mit keuscher Liebe ge- eine Berufung, an der Schöpfung liebt und ihm die freiheit gelassen, Gottes teilzunehmen. Durch unsere fehler zu machen und sich gegen alltägliche, manchmal auch schwere ihn zu stellen. Die Logik der Liebe Arbeit können wir - wie Josef - mit ist immer eine Logik der freiheit, dem Schöpfer zusammenarbeiten und Josef war in der Lage, in au- und dabei die Schönheit der Schöp- ßerordentlicher freiheit zu lieben. Er fung zum Ausdruck bringen. Leider hat sich nie selbst in den Mittelpunkt werden viele Arbeitnehmer ihrer gestellt” (Patris corde, 7). Er ist ein groß- Würde beraubt und verschiedenen artiges Vorbild für alle Menschen, formen der Ausnutzung ausgesetzt. die sagen wollen: “Nicht mehr ich „Wer arbeitet, hat ein Recht auf sei- lebe, sondern Christus lebt in mir” nen Lohn“ (1. Tim. 5,18). Daher wird (Gal 2,20). Josef kann uns helfen, Josef als besonderer Helfer benötigt. ein gleichberechtigteres Leben in Er kann uns alle dazu inspirieren, der familie zu finden. Er kann ins- in der Gegenwart Jesu und um Jesu besondere Männern helfen, nicht in willen zu arbeiten. So können wir Patriarchalismus oder ma–chohafte alle dazu beitragen, die Gesellschaft Einstellungen verwickelt zu werden, besser, gerechter und friedlicher zu um die freude der Liebe in fülle zu machen, alles zur Ehre Gottes und erfahren und weiterzugeben. zum Gemeinwohl. 6. Josef ist der Schutzpatron der Kirche. 5. Josef ist der keusche Bräutigam der Jung- So wie Josef Jesus während seiner frau Maria. Er stand ihr treu zur Seite Erziehung beschützen musste, muss als der ewige Sohn des Vaters, “Gott er während ihrer irdischen Pilger- von Gott, Licht vom Licht”, in ih- reise den gesamten mystischen Leib rem Mutterleib heranwuchs. In einer Christi, die Kirche, beschützen. Im übersexualisierten Gesellschaft gibt Alltag in Nazareth war Josef ein treu- Josef uns allen durch seine Keusch- er und zuverlässiger Helfer für Jesus heit ein wertvolles Zeugnis. Keusch- und Maria (vgl. Mt 2,14). Er hat auch heit aber bezieht sich nicht allein auf die gleiche Aufgabe für die Kirche, das sexuelle und affektive Leben, sowohl in ruhigen Zeiten als auch sondern “drückt eine Haltung aus, in Verfolgung und Widrigkeiten. Wir die man als das Gegenteil von „be- beten daher besonders um Josefs sitzergreifend“ bezeichnen könnte. fürsprache für die Kirche und die Keuschheit die freiheit von Besitz Christen in den Ländern, in denen in allen Lebensbereichen. Nur wenn Verfolgung herrscht.

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7. Josef ist unser Vorbild der Fürsorge. In Politiker sind die Erstverantwortli- seiner friedensbotschaft vom 1. Ja- chen, aber jede Bürgerin und jeder nuar dieses Jahres betonte Papst Bürger muss zur Schaffung eines franziskus, dass wir eine „Kultur der wohlwollenden Klimas beitragen. fürsorge“ schaffen müssen - als er von einer „Kultur der Begegnung“ 9. Josef ist die Hoffnung der Sterbenden. In gesprochen hat. Josef kümmerte unserer Gesellschaft, in der oft Ein- sich treu um seine familie. Er ist ein samkeit und Isolation vorherrschen, Symbol für alles, was man fürsor- müssen viele ganz allein sterben. ge nennt. Daher ist es kein Zufall, Wir empfehlen sie besonders der dass viele ordensgemeinschaften fürsprache des heiligen Josef, der und geistliche Verbände sowie auch im Laufe der Zeiten immer mehr an- viele Pfarreien und Kirchen unter gerufen wurde, um vor allem den seinem Schutz stehen. Wir müssen Sterbenden zu helfen. Wir wissen, nur an die St. Joseph-Schwestern wie wichtig unsere Todesstunde denken, die in unseren Ländern zur ist und müssen uns auf das letzte Schaffung einer „Kultur der fürsor- Treffen mit dem Herrn vorbereiten. ge“ beigetragen haben. Dazu kann Darum müssen wir alles, was an tief Josef uns weiterhin inspirieren. verwurzelter Sünde und Selbstsucht in uns ist, beiseitelegen und uns mit 8. Josef ist Beschützer der Flüchtlinge und Mi- Hoffnung und Vertrauen in die Hän- granten. „Steh auf, nimm das Kind und de des Herrn geben. Mit Josef an seine Mutter, und flieh nach Ägyp- unserer Seite wird es einfacher, den ten“ (Mt 2,13b). So sagte der Engel Tod als „Schwester Tod“ zu betrach- des Herrn zu Josef. Dieses Ereignis, ten, wie der heilige franziskus sagt. die flucht nach Ägypten, zeigt, dass Trauer oder Angst vor dem Tod be- Josef ein Los teilt, das bis heute das gegnet jedem Menschen, sei es we- Schicksal unzähliger Menschen ist. gen der Ungewissheit vor dem, was Dieses Schicksal, die flucht und Mi- danach kommt, oder weil der Tod gration von großen Menschengrup- eine direkte Bedrohung in folge von pen, ist eine weltweite Herausforde- Gewalt und Not ist. Überzeugt von rung, der niemand sich entziehen der Auferstehung Christi und unse- kann und darf. Es gibt keine einfa- rem Anteil daran, sind wir Christen chen Lösungen, aber es ist für jeden zu Zeugen des Lebens berufen, um eine Pflicht und eine Aufgabe, dazu Trost und Hoffnung zu vermitteln. beizutragen, dass Menschen ihre Heimat nicht zu verlassen brauchen, Josef hat den Herrn des Lebens am und wenn sie es trotzdem müssen, Anfang seines irdischen Daseins ge- die Not auf der flucht zu mildern schützt, er hat sein eigenes Leben und ihnen ein neues und würdiges vertrauensvoll in den Dienst Gottes Zuhause, auch wenn nur vorläufig, gestellt. Möge er uns helfen, selbst in anderen Ländern zu schaffen. Die zu Beschützern des Lebens zu wer-

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den, an dessen Beginn, an dessen Josef uns in unserem Leben mit Gott Ende und solange wir auf dieser durch sein Gebet und sein Beispiel Erde sind, wo das Leben so vieler ermutigen und allen Menschen ein Menschen bedroht, verunsichert und Helfer in der Not sein. geringgeschätzt ist. Möge der heilige

Sei gegrüßt, du Beschützer des Erlösers und Bräutigam der Jungfrau Maria. Dir hat Gott seinen Sohn anvertraut, auf dich setzte Maria ihr Vertrauen, bei dir ist Christus zum Mann herangewachsen.

O heiliger Josef, erweise dich auch uns als Vater und führe uns auf unserem Lebensweg. Erwirke uns Gnade, Barmherzigkeit und Mut, und beschütze uns vor allem Bösen. Amen.

Jakob der Däne (1482-1566) Sein Bild im Bischöflichen Haus in Kopenhagen Wie kam dieses Gemälde des „fran- Paul Zahner im vergangenen Jahr ziskaners von königlichem Blut“, ein reich bebildertes Buch veröffent- das ursprünglich im österreichi- licht: Paul Zahner, Vielfältige Franziskaner. schen Graz war, nach Kopenhagen? Dreiundvierzig Bilder von Minderbrüdern aus 43 großformatige Ölbilder von Mit- dem 17. und 18. Jahrhundert im Franziska- brüdern des 13. bis 17. Jahrhunderts nerkloster Graz. Lindenberg i. Allgäu: Kunst- waren zwischen 1653 und 1750 für verlag Josef Fink 2020. Dazu mußten die das Grazer franziskanerkloster an- entsprechenden Chroniken konsul- gefertigt worden. Darüber hat P. Dr. tiert werden. Die meisten der Bil-

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der sind inzwischen restauriert und daß der damalige Apostolische De- hängen wieder im Grazer Kloster. legat für die nordischen Länder, Erz- Eine Ausnahme fällt besonders auf: bischof Bruno Heim, das Bild auf das Bild von „Jakob von Dänemark“ eigene Kosten erworben und es in oder „Jacobus de Dacia“. Dieses Bild der Delegation in Vedbæk nördlich ist seit 1965 in der bischöflichen von Kopenhagen untergebracht hat. Wohnung in Kopenhagen zu finden. Nach seiner Versetzung 1969 ließ er „Ich weiß von Dr. Nybo Rasmussen, es dort. Dort blieb es auch, als die

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nun zur Nuntiatur erhobene Dele- seinem Tod gemalt worden sein.“ gation 2001 nach Schweden verlegt (S. 142) wurde und das Neokatechumenale Priesterseminar „Redemptoris Ma- Jakob war wahrscheinlich ein Sohn ter“ dort eingezogen ist. Viele Jahre des dänischen Königs Hans und des- ist es her, dass Erzbischof Heim Dr. sen frau Christina von Sachsen und Rasmussen kontaktiert und ihm ge- somit Bruder des dänischen Königs sagt hat, das Bild solle dem jewei- Christian II. und der Brandenburger ligen Bischof von Kopenhagen ge- Kurfürstin Elisabeth. Rasmussen, der hören. Er könnte darüber verfügen, sich in verschiedenen Publikationen weil das Bild sein Eigentum sei. Der dazu geäußert hat, führt mehrere damalige Nuntius war damit einver- Belege für die Annahme von Jakobs standen, und so ist das Bild in die Abstammung aus der dänischen Kö- bischöfliche Residenz gekommen, nigsfamilie an. So verweist er auf wo es sich bis heute befindet.“ So dessen außergewöhnliche Bildung erklärte Bischof Czeslaw Kozon von – er beherrschte neben Deutsch und Kopenhagen (Mail vom 30.10.2020), Dänisch auch Hebräisch, Griechisch am Tag nach dem Gedenktag des und Latein – und betont, wie sehr dänischen franziskaners (29. okto- die Königin den franziskanern zuge- ber), die Provenienz des Bildes. wandt war. Jakob wurde schließlich Provinzialminister seiner dänischen Zum Gemälde selbst vermerkt das Heimatpovinz. Ab 1521 breitete o. a. Buch über die Grazer Bilder: sich die Reformation aus. 1527, als „Mit dem Blick auf die Betrachter Vize-Guardian von Malmö, war er gerichtet, steht Jakob von Dänemark beteiligt an einer Chronik über die in der Mitte des Bildes vor einem Vertreibung der franziskaner. 1529 feierlichen roten Vorhang und ei- kam es zu Übergriffen gegen die ner weiten Landschaft. In der einen Malmöer ordensbrüder. Sie wurden Hand hält er gesenkt und loslassend aus Kirche und Kloster vertrieben die Königskrone Dänemarks, in der und flohen nach Lund. Von Næstved hochgehobenen Hand trägt er das aus verteidigte Jakob die Klöster ge- Kreuz mit dem Gekreuzigten. Vor gen die von den Lutheranern erho- ihm liegt ein Buch zur Meditation benen Vorwürfe der Ketzerei, bis die und ein Rosenkranz. Unten rechts franziskaner 1532 auch dort vertrie- ist das Stifterwappen von Graf Wil- ben wurden. Unter König Christian helm Leopold von Tattenbach. Leo- III. wurden 1536 sämtliche orden in pold kam nach einer … Verschwö- Dänemark verboten. Den franziska- rung in festungshaft … und wurde nerbrüdern wurde nur erlaubt, im am 1. April 1671 im Grazer Rathaus Lande zu bleiben, wenn sie ihren hingerichtet. Die franziskaner be- Habit ablegten und alle katholischen statteten ihn in der Antoniuskapelle Riten und Predigten unterließen. ihres Klosters. Das Bild müßte vor Mit vielen anderen vertriebenen

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franziskanern fand Jakob Aufnah- Lebensjahren amtierte er als oberer me in Mecklenburg, dessen Herzog der Kustodie St. Peter und Paul für Albrecht und seine frau, Jakobs’ Michoacán und Jalisco, deren Erhe- Nichte Anna von Brandenburg, die bung zur offiziellen ordensprovinz katholische Seite unterstützten. Dort er 1565 noch erlebte. Von den Pu- wurde er 1537 zum letzten Provinzi- répecha wurde er nach seinem Tod alminister der ordensprovinz Dacia wie ein Heiliger verehrt, ohne je of- ernannt, die neben Dänemark auch fiziell heiliggesprochen worden zu Schweden, Norwegen und Südfinn- sein. land sowie das franziskanerkloster Besondere Verdienste um seine flensburg umfaßte. 1539 mußte er Erforschung und Verehrung in Dä- das Gebiet der sich auflösenden nemark hat sich bereits erwähn- Provinz und 1542 schließlich auch te Historiker und Archivar Jørgen Europa verlassen. Nybo Rasmussen, Jahrgang 1929, Vor seiner Abreise lernte Jakob Spa- erworben. 1950 zur römisch-katho- nisch und Arabisch. In Mexiko-Stadt lischen Kirche konvertiert, studierte eignete er sich zunächst die wichtig- er von 1960 bis 1964 in München ste Sprache des Aztekenreichs an, und Mainz. Die Universität Mainz begab sich 1543 als Missionar in verlieh ihm 2006 die theologische die Provinz Michoacán und erlern- Ehrendoktorwürde. Die nordischen te schnell die taraskische Sprache, franziskaner im Mittelalter und zur die von den Purépecha gesprochen Zeit der Reformation blieben sein wurde. Er verteidigte die Einwohner Spezialgebiet. Beispielhaft sei hin- gegen die spanischen Kolonialisten gewiesen auf zwei Veröffentlichun- und gründete Dörfer im Umfeld gen: Bruder Jakob der Däne OFM als der Klöster, in denen die indigene Verteidiger der religiösen Gleichbe- Bevölkerung sicher war. Als das er- rechtigung der Indianer in Mexiko ste Konzil von Lima 1552 die Prie- im XVI. Jahrhundert (= Vorträge. sterweihe Einheimischer verboten Institut für Europäische Geschichte hatte und diese zudem häufig vom Mainz. Band 58), Wiesbaden 1974. Empfang der Sakramente der Eucha- Die Franziskaner in den nordischen ristie und der Krankensalbung aus- Ländern im Mittelalter (= franzis- geschlossen wurden, setzte Jakob kanische forschungen. Band 43), sich dagegen zur Wehr, nicht ohne Kevelaer 2002. Widerstand auch aus den Reihen der eigenen Mitbrüder. In seinen letzten P. Robert Jauch OFM

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Es könnte ja sein...

Es könnte ja sein, dass Sie, verehr- innerung oder sogar aufgehoben ha- te Leserin, verehrter Leser unseres ben, weil Sie das Umschlagbild und Jahrbuchs, das Heft 2020 noch in Er- die Ansprache von Papst franziskus am Abend des 27. März 2020 (dort abgedruckt S. 6-9) bewegt haben. Es könnte sein… Wenn Sie dieses Ereignis umfangreicher dokumen- tiert sehen wollen, besteht dazu die Möglichkeit: In der Libreria Editrice Vaticana erschien 2021 ein Buch, das dieses Ereignis in Wort und Bild fest- gehalten hat. Gerne weisen wir da- raufhin, besonders da die Werbung des Verlages in Deutschland nicht so durchschlagend erscheint. Papst Franziskus, Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Sta- tio Orbis 27.3.2020, 160 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 978-2-227-49930-0.

Ein Tiefschlag!

Ein Tiefschlag war der Rücklauf Unsere Adressverwaltung kann der unseres Weihnachtsbriefes 2020: Ursache leider nicht nachgehen; 616 der insgesamt 3.200 verschick- denn wie soll man mit verstorbe- ten Briefe kamen mit dem Vermerk nen oder nicht ermittelbaren Perso- zurück: „Adressat verstorben“ oder nen in Kontakt treten? So bleibt nur „Unter angegebener Anschrift nicht die Möglichkeit, den Adressbestand ermittelbar“! Natürlich gibt es bei um die Rückläufe zu „bereinigen“, solcher Art Postsendungen immer was unter dem Strich bedeutet, Rückläufe, da bei einer großen Zahl dass von Köln noch ca. 2.600 Jahr- von Adressaten immer Sterbefälle bücher im deutschen Raum ver- oder Umzüge vorkommen, die nicht sendet werden; hinzu kommen gemeldet und nur auf diesem Weg die Exemplare für Luxemburg und bekannt werden. Die Zahlen lagen für die Interessenten in den nordi- aber bis dahin bei ca. 30 bis 50, die schen Ländern, so dass die aktuelle Steigerung auf die o.g. immense Gesamtauflage ca. 2.800 Exemplare Summe ist unerklärlich. betragen wird.

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Die Situation der katholischen Kirche im Norden im Überblick

Die Zahlen stammen aus „Annuario Pontificio 2020“

Tromsoe Einwohner 489.531 l Katholiken 7.747 Tromsoe Priester 13 Diakone - Ordensfrauen 23 Seminaristen -

l Reykjavik Trondheim Reykjavik Einwohner 722.320 Katholiken 16.056 Einwohner 357.000 Priester 12 Katholiken 14.000 Diakone - Priester 16 Ordensfrauen 22 Diakone 1 Seminaristen - Ordensfrauen 28 Helsinki Seminaristen 2 Trondheiml Einwohner 5.5 Mio Katholiken 15.483 Europäisches Priester 32 Nordmeer Diakone - Ordensfrauen 30 Seminaristen 14

Helsinki l Oslo Oslo Einwohner 4,1 Mio l Katholiken 143.768 l Stockholm Priester 79 Stockholm Einwohner 10,2 Mio Diakone 7 Katholiken 121.681 Ordensfrauen 81 Priester 176 Seminaristen 4 Nordsee Diakone 28 Ordensfrauen 143 Seminaristen 6

Kopenhagen l Ostsee Kopenhagen Einwohner 5.9 Mio Katholiken 49.442 Priester 73 Diakone 10 Ordensfrauen 87 Seminaristen 16

17 Gebet zum heiligen Josef

eiliger Josef, Hglorreicher Patriarch, der du das Unmögliche möglich machen kannst, komm mir in meiner Not und Bedrängnis zu Hilfe. Gewähre in den ernsten und schwierigen Anliegen, die ich dir anvertraue, deinen Schutz, sodass alles ein glückliches Ende nimmt. Mein geliebter Vater, ich setze mein ganzes Vertrauen in dich. Niemand soll sagen können, er habe dich vergeblich angerufen, und da du bei Jesus und Maria alles erwirken kannst, lass mich erfahren, dass deine Güte ebenso groß ist wie deine Macht. Amen.

Täglichen Gebet vom Papst Franziskus, vgl. PATRIS CORDE, Anmerkung 10. Aus einem französischen Andachtsbuch der Kongregation der Barmherzigen Schwestern von Jesus und Maria (19. Jahrhundert)

18 Köln, Dom, Marienkapelle, Südliche Wand, Carben-Gruppe, Detail: Hl. Josef, Gesamtansicht ©Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte; foto: Matz und Schenk

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Bistum Kopenhagen

Personen wurden in der katholi- schen Kirche getauft. Bischof von Kopenhagen ist seit 1995 Czeslaw Kozon. Er wurde 1951 in Dänemark geboren und 1979 zum Priester geweiht. Derzeit ist er der Vorsitzende der Nordischen Bi- schofskonferenz.

Die Anschriften des Bistums lauten: Katolsk Bispekontor Gammel Kongevej 15, Das Bistum Kopenhagen wurde am DK-1610 København V. 29.4.1953 errichtet. Bis dahin gab es Tel.: 0045/33 55 60 86, (seit 1892) das Apostolische Vikariat fax: 0045/33 55 60 18 Dänemark, dessen Vorläufer die ent- E-Mail: [email protected] sprechende Präfektur war, die 1869 Internet: www.katolsk.dk aus dem am 7.8.1868 errichteten Apostolischen Vikariat der Nordi- Die Gottesdienstzeiten der einzelnen schen Missionen hervorging. Pfarreien können Interessenten im Internet abrufen. Mit den färöer-Inseln und Grönland umfasst Dänemark eine fläche von 2.160.579 km². Von den 5,9 Mio. Einwohnern sind 49.442 Katholiken (0,8%). Im Bistum leben nach den Angaben im Annuario Pontificio (2019) 42 Weltpriester und 30 or- denspriester sowie 10 Ständige Dia- kone in den 40 Pfarreien. Im Bistum Kopenhagen wurden 8 ordensfrau- en gezählt. 16 Seminaristen bereiten sich auf die Priesterweihe vor. 644

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AuS DEm LEBEN Im BISTum

„Es wirkt fast unwirklich“ Drei Priester erzählen, wie sie die Fastenzeit und Ostern im Jahr 2020 erlebt haben.

Im März 2020 führte unsere Regie- gen und ostern, Tage, an denen un- rung Restriktionen ein, um die Aus- sere Kirche sonst voll ist. oder wenn breitung des Coronavirus zu stoppen. ich in der Kirche stehe, um einen Dänemark ging schlafen und erlebte Videogruß aufzunehmen und in ei- das seltsamste ostern seit Menschen- nen leeren Kirchenraum schaue. Mit gedenken. Aber was bedeutete es für diesem Videogruß, den ich für Sonn- uns als Kirche, dass wir ostern nicht und feiertage mache, versuche ich, leibhaftig im Kirchengebäude feiern mit der Gemeinde in Kontakt zu durften? Und: Ist es uns gelungen, bleiben und gleichzeitig zu zeigen, andere mit der frohen Botschaft von dass ich noch da bin und Sie mich ostern zu erreichen? gerne kontaktieren können. Es gab eine gewisse Resonanz, nachdem Die Kirchenzeitung „Katolsk orien- ich angeboten hatte, mir eine für- tering“ sprach mit drei Priestern in bitte zu schicken, die ich während der Diözese darüber, wie sie ostern einer Messe, die ich regelmäßig al- 2020 erlebt haben und wie sie versu- leine feiere, vortragen könnte“, sagt chen, mit der Gemeinde in Kontakt Thomas Birkheuser. zu bleiben. Thomas Birkheuser, Pfarrer an der St. Josephs-Kirche in Horsens, Pastor Jude vermißt das Zusammen- Minh Quang Joseph Nguyen, Pfarrer der sein mit der Gemeinde: „Als ich Pries- Pfarreien St. Therese und St. Andre- ter wurde, hätte ich mir allerdings nie as in Hellerup und ordrup, und Jude vorstellen können, dass ich an os- Kulas, Pfarrer der St. Marienkirche in tern 2020 während meiner Predigt Aalborg berichten: in die Rückseite eines Mobiltelefons starren würde. Meine Stimme hallt in Ich schaue in einen leeren der leeren Kirche wider und schickt Kirchenraum ein Echo der Abwesenheit zurück in meine ohren. Die Abwesenheit und „Es ist eine seltsame Zeit, in der wir das Vermissen erfüllt viele von uns; leben, ja, sie scheint fast unwirklich. aber wir können große Hoffnung da- Mir geht es so, wenn ich die Messe rin finden, dass Jesus den Stein vom alleine feiere, vor allem an Sonnta- Grab gewälzt hat.“

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Auch Pastor Quang hat den Mangel Ängste und Zweifel, aber erlebt: „Das Schwierige für viele ist auch neue Chancen vielleicht der Verzicht auf die ‚phy- sische‘ Kommunion und das Zusam- Viele in der Gemeinde von Pastor mensein mit den Mitchristen in der Quang haben fastenzeit und os- Sonntagsmesse. Der schwierigste tern ganz anders als bisher erlebt. und größte Verlust war wohl, auf die «Manche Leute rufen einander mehr Messe am ostersonntag verzichten an und schreiben mehr als früher. zu müssen“. Jemand hat plötzlich mehr Zeit, um mehr für und mit den anderen da zu Nähe trotz Entfernung sein. Jemand hat mit Ängsten und Zweifeln zu kämpfen. Aber eines Viele Menschen vermissen die Kir- haben sie gemeinsam: In diesem che, die Eucharistie und die Ge- Jahr ist alles ganz anders. Tatsäch- meinschaft, dass sie in die Kirche ge- lich fühlt es sich manchmal so an, hen und Kerzen anzünden können. als hätte es in diesem Jahr überhaupt „Wir produzierten einige Videos, die keine «fastenzeit» gegeben, ge- damit begannen, dass ich im Namen schweige denn eine heilige Woche. der Gemeindemitglieder, die das Das fasten und der Verzicht wurden wollten, Kerzen bei der Jungfrau durch das Coronavirus geliefert, so Maria anzündete. Es stellte sich her- dass es nicht nötig war, sich selbst aus, dass dies etwas war, das vielen zusätzliche fastenvorsätze auszu- Trost brachte, und täglich bittet mich denken.» jemand, Kerzen anzuzünden. Ich zünde Kerzen an, bete im Na- In Aalborg kamen 110 Leute, um men derer, die schreiben, und bete sich einen ostergruß von der Kir- singend zur Jungfrau Maria. Es ist che abzuholen. „Wir haben am os- wunderbar, auf diese Weise Nähe tersonntag etwas völlig Neues aus- zur Gemeinde zu schaffen. An den probiert - etwas, das völlig absurd letzten Sonntagen haben wir die hl. erscheint und doch so bedeutsam ist Messe aufgezeichnet und auf face- in dieser Zeit: Vor der Kirche in Aal- book und YouTube gestellt. Jedes borg gab es ein Autokino. Am Sonn- Mal haben wir etwas Neues über die tagmorgen packten wir Taschen mit Technik und die Möglichkeiten der einem gesegneten Palmzweig vom Aufzeichnung gelernt, so wurde am Palmsonntag, gesegnetem Brot vom Palmsonntag die erste hl. Messe per Gründonnerstag, einer osterkerze, Livestream übertragen. Es war ein dem neu geweihten Wasser vom großer Erfolg, mit vielen Zuschau- ostersonntag und einem osterbrief. ern“, sagt Pastor Jude. Wir reichten es durch das fenster der Autos an die Leute, die zu unse- rem Drive-In kamen.“

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Wir müssen „auf Zack sein“ Pastor Jude erlebt, dass sich viele „einmauern“, um sich zu schützen. „Ich habe keinen Zweifel daran, „Sie warten darauf, dass jemand an- dass ein solcher Gruß von der Kir- klopft und sagt: Du mußt wieder che ein Gefühl der Gemeinschaft rauskommen. Ich weiß kaum, was schafft. Wir wissen nicht, wann wir der Einzelne oder unsere familien wieder gemeinsam die Messe feiern über ostern machen oder gemacht können. Mit jedem Tag, der vergeht, haben, da der Kontakt im Moment kommen uns neue Gedanken dar- sehr eingeschränkt ist. Hoffen wir, über in den Sinn, was wir tun kön- dass es bald eine Möglichkeit gibt, nen. Wir müssen „auf Zack sein“, die Kirchen wieder zu öffnen, viel- denn wir sind es unserer Gemeinde leicht unter einigen Einschränkun- schuldig, eine lebendige Kirche zu gen, aber wir können wieder als sein, die nicht durch Ziegelsteine Gemeinde zusammenkommen. Es und Versammlungsverbote einge- wird wahrscheinlich anders sein schränkt wird“, sagt Pastor Jude. als das, was wir kennen, aber es kann auch eine Chance sein, etwas anders zu machen und Routinen zu überdenken, an die wir uns gewöhnt haben. Vieles von dem, was wir jetzt lernen und erleben, werden wir in die Zukunft mitnehmen, den- ke ich. Die neuen Initia- tiven, die wir jetzt ergrei- fen, enden nicht einfach mit Corona. Es gibt Ideen, auf denen man aufbauen kann.“

Das hier zwingt uns zum umdenken!

„Wir hören nicht auf, Kir- che zu sein, nur weil das Gebäude geschlossen ist“, sagt Pastor Quang. „Wenn „Wechseln wir ein wenig die Perspektive und schauen wir Menschen nicht in die Kir- auf die Menschen in aller Welt, die nur sehr selten die che kommen können, müs- Messe feiern können“, war die Botschaft von Pfarrer Tho- mas Birkheuser an die Gemeinde am Gründonnerstag. sen wir sie dort treffen, wo Screendump von der Kirchen-Website. sie sind. Die Kirche hört

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Pastor Quang bereitet sich auf eine gestreamte Anbetungszeit in der St. Therese-Kirche vor. Screendump von der Kirchen-Website. nicht auf, Kirche zu sein, nur weil sein für das, was wir haben. Neben das Gebäude geschlossen ist und die dem Streaming der Messen und der Menschen sich nicht in der Kirche Anbetung tätige ich normalerweise versammeln können. Wir müssen auch ein paar Anrufe bei älteren, immer noch eine Gemeinde blei- einsamen, kranken oder alleinste- ben, auch wenn wir uns nicht tref- henden Menschen in der Gemein- fen können. Wir sind eine Gemein- de, um zu sehen, wie es ihnen geht. schaft, die verschwindet nicht, weil Manchmal beten wir gemeinsam am wir uns nicht treffen können. Die Telefon ein Vaterunser, ein Ave Ma- Gemeinschaft bleibt. Wir sind immer ria und ein Ehre sei dem Vater..., noch zusammen, auch wenn wir uns und nicht wenige von ihnen sind aus guten Gründen nicht besuchen sehr glücklich darüber. für andere und sehen können. Wenn wir beten, ist es eine Zeit, um mit geliebten sind wir miteinander verbunden und Menschen zusammen zu sein und unterstützen uns gegenseitig. Es ist sich durch Netzwerke zu verbinden, die Liebe, die die Menschen mit Gott auch wenn es nur auf facebook und miteinander verbindet. So be- oder facetime ist. Es ist großartig, halten viele trotz der Umstände den dass wir die Möglichkeiten für Al- Glauben, dass Gott derjenige ist, der ternativen haben, und sie müssen uns helfen kann und immer da ist, genutzt werden“. wenn wir zu ihm beten“. „Irgendwie ist es gar nicht so Eines ist für Pastor Jude sicher. Es schlecht, dass das ‚über uns gekom- ist das osterereignis, das uns Kraft men ist‘ - es zwingt uns, viele Din- und Stärke gibt: „Wenn ER es mit ge zu überdenken und dankbar zu großer Macht tun konnte, haben wir

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Grund zu glauben, dass ER dasselbe tun kann, wenn Er an unserer Haustür steht, während wir getrennt zu Hause sind. Was ist unse- re Haustür im Vergleich zu dem großen Stein am Grab? Natürlich kommt der auf- erstandene Jesus in unsere Häuser, in unsere Herzen, um uns an diesem osterfest zu erneuern.“

Pastor Jude Kulas vor der Marienkirche in Aalborg - bereit, der Gemeinde ostergrüße zu überbringen. foto: St. Marien-Kirche.

Jubiläumswallfahrt nach Pindstrup

Am Samstag, 5. September 2020, versammelten sich etwa 50 polnische, dänische und andere Katholiken in der St. Michaelskirche in Pindstrup, um den 90. Jahrestag der Kirchweihe zu feiern. „Es ist wichtig, sich an den starken Glauben zu erinnern, der die Kirche erbaut hat“, sagte der Wallfahrtspriester P. Herbert Krawczyk.

Die St. Michaelskirche in Pindstrup Gewerken oder anderen Berufen wurde von polnischen Einwande- selbständig. In und um Pindstrup rern gebaut, von denen viele in den wuchs eine eigene polnische Ge- frühen Jahren nach 1900 zunächst meinde heran. Sie machten sich da- nach Lolland eingewandert waren, ran, eine katholische Kirche zu bau- um auf den Zuckerrübenfeldern zu en, und schafften es recht schnell, arbeiten, dann aber Arbeit in Jütland etwa 7.000 DKK von den Mitglie- gesucht hatten. In Pindstrup fanden dern des entsprechenden Vereins zu die Männer typischerweise Arbeit in sammeln. Dann spendete Mosebrug, den Sümpfen, während frauen und der Besitzer von Pindstrup, Holz für Kinder auf den sog. Liegeplätzen ar- den Bau der Kirche, und ein Pole beiteten und Torf stapelten. Einige von dort stiftete das Land, etwa ei- kauften später kleine Bauernhöfe nen Morgen. Dann wurde mit dem oder machten sich in verschiedenen Bau begonnen, weniger als ein Jahr

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nach der Vereinsgründung, am os- den hatten gehört und viel über die tersonntag, 21. April 1930, wurde die Geschichte des ortes gelesen hatte, Kirche bereits eingeweiht. verfolgte er das Ziel, die Tradition der jährlichen Versammlungen in Schon in den Jahren um 1930 be- form einer richtigen Wallfahrt wie- gannen Katholiken aus ganz Jüt- der aufleben zu lassen. land, vor allem solche polnischer Herkunft, sich in Pindstrup zu gesel- Die Wallfahrt 2020 war ursprüng- ligen Zusammenkünften mit Über- lich für den ostersonntag geplant, nachtung zu treffen. So entwickelte um den 90. Jahrestag der Kirch- sich allmählich eine Tradition, sich weihe zu begehen und gleichzeitig zum jährlichen fronleichnamsfest den 100. Geburtstag von Johannes in Pindstrup zu versammeln, wozu Paul II. am 18. Mai 2020 zu feiern. bis zu 500 Teilnehmer kamen. Wäh- Aber die Coronapandemie machte rend des Zweiten Weltkriegs gab diesen Plänen ein Ende. Es wurde es eine Pause bei den Wallfahrten, schließlich eine kleinere Wallfahrt nach dem Krieg verschwanden sie. am ersten Samstag im September durchgeführt, die seitdem zum re- 1973 kam P. Herbert Krawczyk SJ gelmäßigen jährlichen Wallfahrtstag nach Aarhus, und als eines der ersten geworden ist. Das Programm wurde Dinge arrangierte der dortige Pfarrer, im Vergleich zum traditionellen Wall- P. Adolf Meister SJ, dass sein neuer fahrtsprogramm gekürzt, die Zahl Kollege aus Polen nach Pindstrup der Teilnehmer betrug mit etwa 50 kam. Ein paar Jahre später, als die- Personen aus Aalborg, fredericia, ser mehr über die Versammlungen, Vejle, Randers und Aarhus etwa die die in der Vergangenheit stattgefun- Hälfte der sonst üblichen Zahl. Bi-

Altbürgermeister Hans Christian Baltzer präsentiert die neue Statue des Heiligen Michael vor der Kirche.

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schof Czeslaw Kozon, der in einer polnischen Katholiken in Dänemark polnischen familie auf Lolland auf- hat, konnte in diesem Jahr leider gewachsen ist und eine besondere nicht teilnehmen, schickte aber ei- Beziehung zu Pindstrup und den nen besonderen Gruß.

Die St. Michaelskirche, die nach einer umfassenden Restaurierung wieder in ihre ursprüngliche Form zurückgeführt wurde.

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Ein Tag der Freude auf Åsebakken

Am Samstag, 12. September 2020, wurde der Zeichen dafür, dass die Gebete der neue Altar in der komplett renovierten Klos- Gläubigen Gott wohlgefällig sind. terkirche Unserer Lieben Frau von Bischof Das Weihegebet verdeutlichte, dass Czeslaw Kozon, unter Assistenz von Msgr. der Altar nun Christus geweiht ist, Lars Messerschmidt, Pater Franziskus Berz- er wurde mit einem Tuch bedeckt dorf OSB aus Maria Laach und P. Caesarius als Zeichen dafür, dass hier die Eu- Cavallin OSB geweiht. charistie gefeiert wird. Dann wurden zwei Kerzen angezündet, um uns zu Während der Bischof das Wasser sagen, dass Christus das Licht der segnete und die Menschen in der Welt ist und wir sein Abbild in der Kirche damit besprengte, sangen Welt sein sollen. die Schwestern „Vidi aquam egredien- tem de templo“ (Ich sah das Wasser aus Das Benediktinerinnen-Kloster trägt dem Tempel fließen) Worte aus dem den Namen „Kloster Unserer Lieben Buch des Propheten Ezechiel (47,1). frau“, weshalb die Weihe des Al- Er sah das Wasser aus dem Tempel tars am fest des heiligen Namens fließen wie einen fluss, der die Welt der Jungfrau Maria gefeiert wurde. durchströmt und die Menschen von „Der Name steht für Maria, die sich ihren Sünden reinigt. Das gesegnete zum Werkzeug des Erlösungswerkes Wasser wurde vom Bischof auf die Christi gemacht hat. Sie wurde ohne Gemeinde gesprengt als Zeichen da- Makel empfangen und mit Leib und für, dass die Getauften in den Tod Seele in den Himmel aufgenom- und die Auferstehung Jesu hineinge- men“, predigte der Bischof. zogen werden. Die vier Ecken des Altars wurden mit dem Chrisamöl Wegen der Corona-Situation konn- gesalbt, wie es bei der Taufe, der ten nur wenige Leute kommen; firmung, der Priester- und Bischofs- aber die freude war groß bei dem weihe geschieht. Der Bischof legte kleinen Empfang im Klosterhof, bei Weihrauch in das Weihrauchfass und dem Hans Jensen, Präsident der St. umschritt den Altar, damit der Weih- Benedikt-Stiftung, seiner freude rauch als Duft zu Gott aufsteigte - als Ausdruck verlieh.

Pastoral-Zentrum: vom Buch zur Stundenbuch-App

Das große, rote Stundenbuch der Diözese wurde umgezogen, die man kostenlos her– 1987 veröffentlicht, es ist seit langem vergriffen; unterladen und auf seinem Tablet aber jetzt gibt es einen elektronischen Ersatz. oder Smartphone lesen kann. Das Programm „Catholic Calendar Uni- Das Stundenbuch ist in eine App versalis“ hat dem Pastoralzentrum

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seine App kostenlos zur Verfügung te die Idee durch eine Gebets-App gestellt. Diese kann für die Nutzung jedem die Möglichkeit zu eröffnen, in dänischer Sprache eingerichtet sich an dem zu beteiligen, was das werden und ist kostenlos; will man Gebet der ganzen Kirche ist. Viel- auch Zugriff auf englische oder la- leicht kann „Universalis“ der Beginn teinische Texte haben, muss man einer Gebetsrevolution sein, meint eine einmalige Gebühr von rund 100 Kochanski optimistisch. Kronen zahlen. Im Gegenzug erhält man auch alle Messtexte, Erklärun- Die neue App ist nicht nur eine Di- gen zu Heiligen usw. in englischer gitalisierung der gedruckten Version Sprache. von 1987. Bischof Czeslaw wollte, dass die neue dänische Bibelüber- Mit der neuen, benutzerfreundli- setzung von 1992 für die App ver- chen App ist die Möglichkeit, das wendet wird. Stundengebet zu beten, nie weiter entfernt als das eigene Smartphone. „Es ist eine Menge Arbeit, eine Di- Die Idee für die Gebets-App stammt gitalisierung zu machen; sie wäre von dem Engländer Martin Kochan- ohne den Einsatz mehrerer freiwil- ski, der in oxford Mathematik und liger nicht leistbar gewesen. Wir hat- Philosophie studiert hat und heute ten auch das Glück, einige Kurzzeit- in der IT-Branche arbeitet. Als Kind Anstellungen anbieten zu können, und junger Mann besuchte er das die uns wirklich große Schritte nach Benediktiner-Internat Downside Ab- vorne gebracht haben. Heute brau- bey, wo ihm das lateinische Stun- chen wir nur noch ein paar Lieder, die dengebet der Mönche sehr ans Herz ge- wachsen ist. Damals sah er das Stunden- gebet als ein „olympisches“ Gebet - nur für Eingeweih- te. Aber nach Einkehrtagen, in denen er in die Liturgie der Heiligen Woche eingetaucht war, „Der Traum ist, dass wir sowohl ein komplettes Stundenbuch in mehre- ren Bänden veröffentlichen, wie es in den meisten anderen Sprachen exis- sah er das ganz tiert, als auch eine kleinere, gekürzte und kostengünstigere Version“ sagt anders und hat- Christian Noval.

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nicht im alten Stundenbuch standen, Man werde weiter an der App arbei- um die App zu vervollständigen“, sagt ten, um auch das Meßbuch und das Pastor Christian Noval, der für das Pro- Lektionar in Dänisch einzuspeisen, jekt verantwortlich war. erklärt Christian Noval.

Das Projekt Spreckelsen ist abgeschlossen

Große freude herrschte am 16. No- national bekannte „Grande Arche“ vember 1969, als die St.-Nikolaus- im neuen Stadtteil La Defense au- Kirche in Esbjerg geweiht wurde. ßerhalb von . Endlich hatte die wachsende Ge- meinde eine Kirche, die groß genug Es gab jedoch einen Wermutstrop- war. Und außerdem eine Kirche, fen im Becher der freude. 1968 die von dem später berühmten Ar- hatte Architekt von Spreckelsen chitekten Johan otto on Spreckel- in den Plänen für die neue St. Ni- sen entworfen wurde, der 1960 auch kolauskirche einen Glockenturm die katholische St. Nikolaus-Kirche vorgesehen, doch aus Geldmangel in Hvidovre entworfen hatte. Spre- verzichtete damals der Kirchenvor- ckelsens Lebenswerk war die inter- stand darauf.

Pfr. Benny Blumensaat segnet die Baustelle 30 Bistum Kopenhagen

Jetzt, 51 Jahre später, bekommt die Holm wurde die Gemeinde in Es- Gemeinde endlich einen acht Me- bjerg darauf aufmerksam gemacht, ter hohen Glockenturm aus Glas- dass in Nordvanggård, wo die Kir- beton an der Straße zur Kirkegade. che der Heiligen familie 2013 ge- Alle notwendigen Genehmigungen schlossen wurde, noch eine Glocke der Zivilgemeinde liegen vor, das vorhanden war. Die Glocke ist eine „Projekt Glockenturm“ wurde einer massive holländische Bronzeglocke Nachbarschaftsbefragung unterzo- aus dem Jahr 1950 mit der Aufschrift gen, der Bau ist in vollem Gange. „Lobet den Herrn“. Auf Initiative von Pastor Stephen

Stella maris Nordic ist Realität

Mit der Unterstützung von Stella Zunächst wird die Arbeit in Däne- Maris UK, Caritas Dänemark und mark beginnen, sie soll sich aber mit der Zustimmung der Nordischen Bi- der Zeit auf alle Gebiete ausbreiten, schofskonferenz hat „Stella Maris zu die von der Nordischen Bischofs- Beginn dieses Jahres ihre Arbeit in konferenz abgedeckt werden. Es ist den nordischen Ländern begonnen. gewiß ein ehrgeiziges Projekt, aber auch eine sehr wichtige Arbeit, bei „Stella Maris“ ist die organisation der wir als Kirche den zahlreichen der katholischen Kirche, die sich Seeleuten unsere Nähe zeigen kön- um Seeleute und ihre familien nen. kümmert. Jährlich werden mehr als 70.000 Schiffsbesuche in rund 350 Häfen weltweit durchgeführt.

Die in Rom ansässige organisation wollte schon lange in den nordi- schen Ländern aktiv werden (vgl. Jahrbuch 2020, S. 27f.). Diakon Da- vid Noval wurde zum nationalen Di- rektor von Stella Maris in den nor- dischen Ländern ernannt, er wird für den Aufbau und die Leitung der organisation verantwortlich sein. „Stella Maris Nordic“ ist organisato- risch zwar den nordischen Bischöfen unterstellt, verfügt aber über eigene finanzielle Mittel, die von Stiftungen und Wohltätern stammen.

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Kampf gegen Lebensmittelverschwendung

Selina Juul, die Gründerin der Initia- sei so, als würde man den Armen tive „Stop food Waste“, und Mickey der Welt das Brot aus dem Mund Gjerris, Dozent für Bioethik an der nehmen“, erklärte Selina Juul, die Universität Kopenhagen und ehema- sich seit 12 Jahren für die Redu- liges Mitglied des Ethikrates, haben zierung von Lebensmittelabfällen beide einen Beitrag zu dem 240-sei- einsetzt. tigen Debattenbuch „Reduction of food Loss and Waste“ geleistet, das „Lebensmittelverschwendung ist ein unlängst vom Vatikan veröffentlicht globaler Skandal. Es gibt mehr als wurde. sieben Milliarden Menschen auf die- sem Planeten, von denen 795 Millio- „Es ist eine große Ehre, dabei zu nen hungern. Die jährliche Lebens- sein, und es ist sehr gut, dass der mittelverschwendung beläuft sich Papst als oberhaupt der weltweit auf 1,3 Milliarden Tonnen. Genug 1,4 Milliarden Katholiken dazu bei- Nahrung, um drei Milliarden Men- trägt, auf das Problem der Lebens- schen zu ernähren“, schreibt die dä- mittelverschwendung hinzuwei- nische Aktivistin. sen. Er hat völlig zu Recht gesagt, In ihrem Beitrag konzentriert sie das Wegwerfen von Lebensmitteln sich darauf darzustellen, was der

Teilnehmer der Lebensmittelverschwendungskonferenz im Vatikan. Selina Juul ist zweite von links, vordere Reihe, während Mickey Gjerris dritter von links, hintere Reihe, abgebildet ist. foto Gabriella C. Marino, Vatikan.

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Vatikan tun kann, um den fokus Jedes Jahr werden in Dänemark auf das Problem der Lebensmit- über 700.000 Tonnen genießba- telverschwendung zu erhöhen, re Lebensmittel weggeworfen. Die und berichtet über dänische In- größte Verschwendung entsteht in itiativen. Mickey Gjerris steuert Privathaushalten, insbesondere in eine Reihe ethischer Überlegun- familien mit Kindern. gen bei. Nach Schätzungen der UN stammen Ein Drittel ist verloren etwa 1/3 der globalen Treibhaus- oder wird verschwendet gasemissionen aus der Nahrungs- mittelproduktion, einschließlich „Die Sorge um den Klimawan- Landwirtschaft, Viehzucht und Land- del wird in unserem Alltag immer nutzungsänderungen. Damit ist die wichtiger. Viele fragen, was sie tun Nahrungsmittelproduktion der dritt- können, um ihren Kohlenstoff-fuß- größte Co2-Verursacher der Welt. abdruck zu reduzieren. Die Lebens- Die UN schätzt außerdem, dass bis mittelverschwendung zu stoppen ist zu 1/3 der weltweiten Lebensmittel eine der ganz einfache Möglichkeit“, entweder verloren gehen oder ver- erklärt Selina Juul. schwendet werden.

Neue katholische Kirche in Struer

Das ehemalige Missionshaus der Stadt ist dem Ringkøbing im Süden erstreckt. Wei- Heiligen Johannes Paul II. geweiht worden. ter östlich liegen Brande und Ikast, für die jetzt zwei Kirchen zur Ver- für die Gemeinde rund um Struer ist fügung stehen: die St. Petri-Kirche ein alter Traum endlich in Erfüllung in Herning und die neue Kirche in gegangen. Am Sonntag, 29. Novem- Struer. ber 2020, erhielt sie eine neue Kir- che. Der heilige Papst Johannes Paul Die Kirche Hl. Johannes Paul II. ist II. ist ihr der Schutzpatron. die erste katholische Kirche in Stru- er. Vor der Reformation gab es Struer Pfarrer Wienek Barwinski sagte, dass nicht. Sie ist in einer der ehemaligen im Laufe der Jahre viele Rosenkrän- Hochburgen der Inneren Mission ze in Herning gebetet wurden, damit untergebracht, dem ausgedienten die Pläne für eine neue Pfarrkirche Missionshaus Bethanien, und löst Wirklichkeit werden konnten. Es le- die Heilig Kreuz-Kirche in Lemvig ben etwa 1.200 registrierte Katholi- ab. Die Gemeinde in Lemvig erhielt ken in der dortigen Gegend, die sich 1977 ein Angebot der methodisti- sich von Thyborøn im Norden bis schen Gemeinde zum Kauf von de-

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ren Kirche, die am 8. Januar 1978 und Søren Hauskov zum Preis von Bischof Martensen eingeweiht von 695.000 DKK. Das Gebäu- wurde. Sie wurde Heilig Kreuz-Kir- de ist ziemlich baufällig, so dass che genannt, nach der katholischen eine Menge Investitionen erfor- Kirche, die in Lemvig vor der Re- derlich sind. „Meine erste Priori- formation gestanden hatte. Ab 2010 tät ist, das Gebäude so zu nutzen, wurde diese Kirche von Herning aus wie es steht. Es ist ein markantes betreut, sie war aber zu klein für die Gebäude, weshalb auch die Zi- wachsende Gemeinde. vilgemeinde Lemvig bei der Um- gestaltung berücksichtigt wird“, Die Methodisten verkauften das sagte Søren Hauskov dem Volks- Gebäude an die Brüder Torben blatt.

Das Exerzitienhaus der Josephsschwestern feierte 25-jähriges Jubiläum

Die Josephsschwestern begannen ihre Arbeit Als die Josephsschwestern 1856 in Dänemark mit Krankenpflege, Kranken- nach Dänemark kamen, widme- häusern und Schulen. 1995 gründeten sie das ten sie sich der Krankenpflege und Exerzitienzentrum „Stella Matutina“ in Schulbildung. In den späten 1980er Kokkedal. Das Haus wird heute von Men- Jahren, als die meisten Krankenhäu- schen mit unterschiedlicher kirchlicher Her- ser und Schulen des ordens vom kunft genutzt. Staat übernommen worden waren

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und die Zahl der Schwestern in Dä- Schwestern, Stella Matutina, für die nemark immer geringer wurde, hatte ersten Exerzitien mit Teilnehmern Schwester Ansgaria Riemann, die da- von außerhalb geöffnet, so dass mals Leiterin einer Schule in ordrup im Juni 2020 das Exerzitienhaus war, die Idee, dass die Schwestern sein 25-jähriges Bestehen begehen mit Exerzitien und geistlicher Beglei- konnte. Die Schwestern können be- tung arbeiten sollten. richten, dass fast all ihre Exerzitien, „Danach hatten mehrere der Jose- sowohl stille Exerzitien als auch Be- phsschwestern in Norwegen eine sinnungstage mit meditativem Tanz, Ausbildung in geistlicher Begleitung ausgebucht sind. Die Anleitung ba- gemacht und begannen, Exerzitien siert auf der Tradition, die von Igna- anzubieten, und ich hatte die Idee, tius von Loyola, dem Gründer des dass wir etwas Ähnliches machen Jesuitenordens, begründet wurde. könnten“, sagt sie. „Wir gehen davon aus, dass wir Gott Als einige Zimmer im ordenshaus überall suchen und finden können, am Strandvej in Kokkedal frei wur- in unserem Alltag, in der Natur, in den, weil der dortige langjährige unseren Begegnungen mit ande- Pfarrer in ein Pflegeheim umzog, ren Menschen. Ausgangspunkt für eröffnete sich die Möglichkeit, Exer- individuelle Gespräche ist immer zitien mit Übernachtung anzubieten. der ort, an dem sich jeder Mensch in seinem Leben befindet, und die Im Jahr 1995 wurde das Haus der Sehnsucht, die jeder Mensch mit-

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bringt. Deshalb denke ich, dass die Heute überwiegen die Menschen Menschen hier eine große Inklusivi- mit christlichem Hintergrund, viele tät erleben“, sagt Schwester Ansgaria von ihnen aus der Volkskirche, aber Riemann, die nach vielen Jahren als auch aus freikirchen und natürlich Leiterin des Exerzitienhauses nun als einige Katholiken. für uns ist es Begleiterin tätig ist. wichtig, dass unsere Arbeit trans- parent ist. Wir sind Katholiken und Die derzeitige Leiterin des Zent- arbeiten auf dieser Basis, aber wir rums, Schwester Susanne Hoyos, wollen die Menschen nicht zu Ka- fügt hinzu: „Als wir vor 25 Jahren tholiken machen; sondern möchten anfingen, hatten wir viele Leute, die ihnen helfen, dorthin zu kommen, aus dem New-Age-Umfeld kamen. wo ihre Sehnsucht sie hinführt.“

Personalia

Herzlichen Glückwunsch Bischof Czeslaw!

Am 7. Mai 1995 wurde Bischof Cze- genie mit einem dichten internati- slaw Kozon von seinem Vorgänger onalen Netzwerk, belesen und mit Bischof Hans Martensen in der St. einem Elefantengedächtnis ausge- Ansgar-Domkirche zum Bischof ge- stattet. Gesellig und ein Schauspie- weiht. Das 25-jährige Jubiläum sollte ler, der parodieren kann, was er mit einem festgottesdienst im Dom seinen Gästen gern zeigt. Darüber gefeiert werden. Aber auch hier kam hinaus ist er ein Mann des friedens, leider die Coronakrise dazwischen, mit dem man niemals lange Streit die feierlichkeiten mußten abge- haben kann. sagt werden. Natürlich war das kein Grund, dieses Jubiläum nicht wenigs- Aktiv und tatkräftig tens auf den Seiten der Bistumszei- tung Katolsk Orientering zu feiern. Bischof Czeslaw scheut keine Arbeit. Nach seiner Bischofsweihe blieb er Was für einen Bischof Gemeindepfarrer in Hellerup und bekamen wir 1995? ordrup und fand erst zwei Jahre später im Generalvikar einen Nach- Bischof Kozon ist unermüdlich, voll folger für diese Pfarreien. pastoraler fürsorge, konservativ mit einem weitem Herzen, ein Sprach- 2004 zog er aus dem Pfarrhaus in

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ordrup aus und übergab die Ge- Mit freude nimmt er an den leben- meinden seinen Nachfolgern, da- digen Liturgien der Neokatechu- mit er sich nun vollständig auf das menalen Bewegung teil. Ebenso Bischofsamt konzentrieren konnte. zelebriert er in der Peterskirche als Auch in einem kleinen Bistum gibt Hauptzelebrant den außerordentli- es immer viel zu tun, weil oft Exper- chen Ritus zur feier des 10-jährigen ten für die verschiedenen Aufgaben Jubiläums. Im Alltag allerdings feiert fehlen. Darum muß der Bischof sich der Bischof die Messe nach den nor- oft selbst um alles kümmern. Geht malen Ritus. man abends am Generalvikariat vor- Ein Bischof ist das Bindeglied der bei, brennt fast immer Licht im Büro kirchlichen Gemeinschaft. Bischof des Bischofs. Kozon reist viel: Als Vorsitzender der Trotz der Arbeitsbelastung besucht Nordischen Bischofskonferenz ver- er regelmäßig alte und kranke Ka- tritt er die zugehörigen Länder bei tholiken. Er pflegt einen regen Kontakt mit seinen alten Ge- meinden und den Menschen, die er durch seine Arbeit als Bischof kennt. Die Priester werden von ihm angerufen, wenn er spürt, dass sie eine Aufmunte- rung brauchen. Sein Gedächtnis für Ju- biläen und festtage ist unglaublich, und viele erhalten einen persönlichen Gruß von ihm.

Ein weites Herz

Keiner war 1995 im Zweifel, dass man einen liturgisch eher traditionellen Bischof erhalten würde. Doch auch da zeigte Bischof Kozon Weite.

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internationalen Konferenzen. Wie mit der Aufgabe gewachsen gut, dass er fünf Sprachen fließend spricht, und ein paar andere noch Der junge Bischof Kozon war oft zum „Hausgebrauch“. Aus dem La- wortkarg, ein wenig schüchtern, teinischen übersetzt er gern ad hoc. aber er entpuppte sich als inspirie- Mit seinem dichten Netzwerk ist er render Gesellschafter, der gern Gäste auf internationaler Ebene gut ori- um sich hat, die durch gute Parodi- entiert, was sich in der Weltkirche en von bekannten Persönlichkeiten bewegt. unterhalten werden. Unbeschwert frischt er bekannte Passagen des Bischof Kozons Vorgänger, Mar- dänischen Komikers Dirch Passer tensen, war ein international aner- wieder auf. kannter Theologe, der weit über die katholische Kirche hinaus bekannt Der Bischof soll die Kirche als Ge- war. Auf ökumenischer Ebene die- meinschaft sammeln. Bischof Kozon sen Status zu erreichen, war eine kommt sein „Versöhnungsgen“ zu Herausforderung, doch auch hier ist Gute. Er weiß, was er will und wo- Bischof Kozon engagiert in organi- für er steht, er kämpft gern für sei- sationen und ökumenischen Netz- ne Meinung, doch selbst wenn eine werken, die es unter den Kirchen in Diskussion hoch hergeht und fast in Dänemark gibt. Eine der jüngeren einem Streit endet, führt sie niemals Initiativen ist eine theologische Dia- zu einem Bruch. Der Bischof will loggruppe mit der dänischen Folke- immer alles tun, damit alle wieder kirke. Sein Verhältnis zu den Bischö- auf einen guten fuß kommen. So- fen der Folkekirke ist freundschaftlich. gar seinen schlimmsten Kritikern Auch zu anderen Religionen ist der schreibt er höfliche und versöhnli- Dialog gut. Gerade jetzt, wo die che Mails. Politiker die religiösen Verhältnisse im Land so ordnen wollen, dass es Bischof Czeslaw Kozon hat das weder Kirchen noch Moscheen und normale Rentenalter erreicht. Am anderen religiösen Gruppen zum 17.11.2021 wird er 70 Jahre alt. Aber Vorteil gereicht, ist dieses Miteinan- das scheint seinen Arbeitseifer nicht der gut. zu bremsen. Wir sehen mit freude dem nächsten Bischofsjubiläum ent- Bischof Kozon hat außerdem Platz- gegen. Ad multos annos. mangel. Er kann keine Buchhand- lung betreten, ohne einen Stapel Bü- Generalvikar Niels Engelbrecht cher zu kaufen, und er liest vieles. Seine literarische Auswahl ist breit- gefächert. oft erinnert er sich an die Details, die er gelesen hat, und dann zitiert er wortgetreu.

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Herzlichen Glückwunsch Filip! filip Mikcić ist seiner Priesterweihe minar Redemptoris Mater in Vedbæk zu einen Schritt näher gekommen. Am leben. Nach vier Studienjahren ab- 19. September 2020 wurde er in der solvierte er ein dreijähriges missio- Knud Lavards Kirche in Kgs. Lyngby narisches Praktikum auf Island und zum Diakon geweiht. 1989 in Reut- erwarb danach an der Päpstlichen lingen geboren, zog filip mit seiner Universität Gregoriana einen Bache- familie kurz darauf wieder nach Za- lor in Theologie. Die letzten zwei greb in Kroatien, bis er 2010 nach Jahre absolvierte er ein Praktikum Dänemark kam, um im Priesterse- in der Domgemeinde.

filip Mikić mit familie, Bischof Czeslaw Kozon und Priestern des Bistums im Hintergrund. foto: Ulla Elmquist.

Doppelte Freude in maribo

Die Anwesenheit der Birgitta-Schwestern in Ma- Haus - auf dänisch Maribo - erhielt. Das Klos- ribo ist die Folge der Geschichte von drei starken ter wurde auf dem Land des Gutes Grimstrup Frauen, die bis ins Mittelalter reicht. 1416 wurde errichtet, das die Königin den Schwestern schenk- im Dorf Skimming ein Bauprojekt in Angriff te. Später, als 1803 das protestantische Bistum genommen. Ein Kloster sollte gebaut werden, das Maribo errichtet wurde, wurde die ehemalige Klos- den Namen „Habitaculum Mariae“ – Marias terkirche zur Domkirche.

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Der „zweiten Birgitta”, Elisabeth Hesselblad, ist es zu verdanken, dass es die Birgitta-Schwestern wieder in Skandinavien gibt. 1923 kamen die ersten Schwes- tern nach Schweden, 1931 wurde das Haus der hl. Birgitta an der Piazza farnese in Rom zum Mut- terhaus. Ca. 600 Jahre nach der Errichtung des ersten Klosters in Maribo er- hielt der lutherische Bischof Hol- ger Jepsen eine ungewöhnliche Anfrage von der damaligen Ge- neraloberin der Birgitta-Schwes- tern, Mutter Tekla famiglietti: fi- del Castro hatte dem orden zwei Häuser auf Kuba gegeben. Konn- te der Bischof ihnen mit einem Haus in Maribo helfen? Wikipedia Commons fragen Sie in der Stadtverwaltung, antwortete Bischof Jepsen. Und Wie sollten die finanziert werden? tatsächlich wusste man dort guten Und ein kleines Wunder geschah: Rat. Mutter Tekla besuchte die Bür- Ein anonymer schwedischer Wohl- germeisterin, Liljan Kjøks (Sf), und täter, ein Priester, schenkte den obwohl andere Interessenten hö- Schwestern 35 Millionen Kronen. here Gebote machten, durften die 2006 wurden die neuen Klosterge- Schwestern das leerstehende städti- bäude und die dazu gehörige Kirche sche Kinderheim mit den ca. 8.000 fertig; sie sind gestaltet nach den Re- m3 am Refshalevej in dem beschau- geln des ordens: einfach, stark und lichen Vorort erwerben. demütig.

2003 zogen sechs Schwestern in das Die Vision war diese: Das Haus alte Kinderheim ein. Es wurde um- soll Zentrum für “geschwisterliche gebaut, gestrichen und restauriert, Gastfreundschaft sein, eine geist- damit sowohl die Schwestern als liche, kulturelle und ökumenische auch Gäste im Haus wohnen konn- Gemeinschaft in einem religiösen ten. Die Schwestern sammelten 7 und familiären Klima schaffen“. Die Millionen Kronen für den Erwerb Schwestern kümmern sich um die und Umbau des Hauses, doch dann Gäste, von denen viele stille Tage war guter Rat teuer. Was sollte mit im Kloster verbringen. Der Kreis ist den anderen Gebäuden geschehen? wieder geschlossen.

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50 jähriges Profess-Jubiläum

Zwei Jubiläen standen 2020 in Mari- tern das Haus 2003 übernahmen. bo an: 25 Jahre lebten und beteten Dieses Bäumchen wurde gesegnet die Birgitta-Schwestern wieder in vom Bischof und dann im Garten Dänemark und am selben Tag fei- der Schwestern gepflanzt. erte Sr. Aloisia Uttenthal 50 jähriges Profess-Jubiläum.

„Und so jung und hübsch sieht sie aus“, sagte die Gemeinderatsvorsit- zende Joan Mikolajek Nielsen.

Sr. Aloisia, die bescheiden und ohne große Worte ist, hat viel für die Gäs- te des Klosters und die freunde des Hauses bedeutet. Unzähligen Schü- lern und Gruppen zeigte sie das Kloster und erzählte von der heiligen Birgitta bei ökumenischen Treffen.

Die Schwestern pflanzten einen Apfelbaum in ihren Garten. Diesen hatte Sr. Aloisia gepfropft, indem sie Edelreiser von einem Apfelbaum auf dem alten Kinderhausgrundstück nahm, der wegen der Umbauten ge- fällt werden musste, als die Schwes-

Willkommen, msgr. Peter Fleetwood

Im Herbst 2020 teilte Bischof Kozon mit, dass na auf. Nach seiner Priesterweihe P. Paul Marx OMI ab September nicht mehr blieb er noch ein Jahr in Rom, be- als Gemeindepfarrer der Gemeinde in Tórshavn vor er in England als Gemeinde- auf den Färöer-Inseln verantwortlich sein wür- pfarrer und Schulseelsorger eines de. Msgr. Peter Fleetwood aus dem Erzbistum katholischen Gymnasiums in Wi- Liverpool würde sein Nachfolger werden. gan nordwestlich von Manches- ter arbeitete. 1982 kehrte er nach Peter fleetwood, 1953 in Liverpool Rom zurück, um zu graduieren, er geboren, nahm schon mit 17 Jah- schloß die Studien ohne Vorlage ren seine Studien an der Gregoria- einer Dissertation ab und unter-

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richtete zunächst Priesteramtskan- Nicht-Gläubigen. 1995 ging es noch didaten an der Gregoriana, dann einmal nach Rom. Diesmal arbeite- am Ushaw College, einem Priester- te er für den Päpstlichen Kulturrat. seminar in der Nähe von Durham Die italienische Bischofskonferenz in Nordengland. ernannte ihn zum geistlichen Ratge- ber für GRIS, eine forschergruppe Danach wurde er Gemeindepfarrer mit fokus auf Sekten und neue Spi- in Widnes und Sekretär der Bischofs- ritualität. konferenz zu fragen des Dialogs mit Ab 2003 arbeitete er in St. Gallen in der Schweiz als Generalsekretär der Europäischen Bischofskonferenz (CCEE), bis er 2007 wieder Gemein- depfarrer von zwei englischen Ge- meinden wurde, Hausgeistlicher für Karmelitinnen und Krankenhaus- seelsorger im Aintree Hospital. Als die erste Corona-Welle Großbritan- nien überrollte, entpflichtete der Bi- schof ihn von seinen Ämtern, damit er im Bistum Kopenhagen die Seel- sorge auf den färöer Inseln über- nehmen konnte.

Herzlichen Glückwunsch! Festtage am Strandvejen Drei Josephsschwestern feierten am 1. mai 2020 runde Jubiläen

Von links nach rechts sehen wir: Sr. und wurde als Buchhalterin und Hildegard Doods und Sr. Agnes Brö- Krankenhelferin ausgebildet. Sie hat ckers, die im Seniorenwohnheim der in Deutschland, Norwegen und Dä- Kommunität leben; hinten sind Sr. nemark gearbeitet. Viele Jahre lebte Birgit Brinkkötter, die in der Pflege- sie im Exerzitienhaus der Schwes- abteilung der Kommunität lebt, und tern Stella Matutina und in Ringsted. Sr. Regina König. Sr. Agnes wurde Von dort zog sie 2019 in das Senio- 80 Jahre alt, während Sr. Hildegard renwohnheim der Kommunität. und Sr. Birgit ihr 60. Profess-Jubilä- Sr. Birgit, ebenfalls Westfälin, kam um feierten. 1957 nach Dänemark. Sie hat an verschiedenen orten in Deutschland Sr. Agnes kommt aus Westfalen. Sie und Dänemark gearbeitet. Auch in trat 1961 in die Gemeinschaft ein der Buchhaltung ausgebildet, hat sie

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foto: Sr. Susanne Hoyos viele Jahre in der Küche des Mutter- gen Menschen in den katholischen hauses und auch auf Stella Matutina Schulen und in der Jugendorgani- gearbeitet. Sr. Birgit wohnt nun in sation DUK gearbeitet. Viele Jahre der Pflegeheim der Kommunität am wohnte sie in Ringsted, wo sie eine Strandvejen. große Stütze für die Gemeinde war. Sr. Hildegard Doods kam 1957 2019 zog Sr. Hildegard in die Al- nach Dänemark, wurde als Erzie- tenkommunität am Strandvej 91A in herin ausgebildet und hat mit jun- Kopenhagen.

Pater Paul marx OmI 80 Jahre alt

Am Montag, 29. Juni, dem fest Peter vikar unter Bischof Hans Martensen, und Paul, wurde Pater Paul Marx oMI als Pfarrer für die Christ König– Ge- 80 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch! meinde in Nuuk (Grönland) und die Marienkirche in Tórshavn auf den Viele Jahre hat P. Paul in Dänemark färöerinseln. gearbeitet; mehrmals als Gemeinde- pfarrer der Gemeinde Unsere Lieben Nach der Beendigung seines Wir- frau in Herlev und in der St. Antoni- kens als Gemeindepfarrer für die Gemeinde in Brønshøj, auch in Aal- färöerinseln, kehrte P. Paul in das borg und Nordjütland; als General- „Mutterhaus“ der oblatenpatres in

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Herlev zurück, so wie alle Patres, Menschen, seine Sehnsucht, ein hei- wenn sie ihre Aufgaben im Bistum liges Leben zu leben, sich mit der abgeschlossen haben. frohen Botschaft der Bibel in Ein- Dort befindet sich auch das Archiv klang bringen lässt. des ordens für dessen dänische Geschichte. P. Paul war u.a. Vize- Dies ist das Erbe, das die oblatenvä- provinzial, als sie noch zur skandi- ter von ihrem Gründer, dem heiligen navischen Provinz gehörten. Später, Eugène de Mazenod (1782-1861), nach internen Umstrukturierungen, übernommen haben. Sein Motto wurde er Superior für die dänischen war: „Christus hat mich gesandt, die Patres. frohe Botschaft den Armen zu ver- Viele schätzen P. Paul als geistlichen künden, und den Armen wurde die Begleiter und haben an Exerzitien frohe Botschaft verkündet.“ teilgenommen, die er als Priester begleitet hat. P. Paul war für diese Ich glaube wohl, dass P. Paul immer Aufgabe wie geschaffen, weil er so- noch als Beichtvater und geistlicher wohl belesen ist, als auch sehr viel Begleiter wirken möchte, aber auch Erfahrung gesammelt hat. Ihn be- Zeit finden wird, um sich zu erholen. schäftigte, wie und was christliche Spiritualität ist, wie der Wunsch des P. Allen Courteau OMI

Die oblatenpatres in Dänemark beim ordensjubiläum am 16. Januar 2016. Links von Bischof Cze- slaw Kozon: Leo Kertz, Paul Marx, fredrick Anton Thevaraj, Alren Soosaipillai, Allen Courteau mit dem Bild des ordensgründers Eugène de Mazenod. Rechts vom Bischof: Christie Joy fernando Santhiyogu, Michael Bradley og Caroll Parker. foto: Lisbeth Rütz.

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Herzlichen Glückwunsch, David!

Trotz der Hitzewelle waren alle leuchtet“, sagte Bischof Kozon in Sitzplätze in der St. Ansgar-Kirche seiner Predigt. besetzt, als David Noval am Sonn- David, der aus einer aktiven katho- tag, 16. August 2020, zum ständigen lischen familie stammt, war viele Diakon geweiht wurde, umgeben Jahre in der Jugendarbeit engagiert. von seiner familie und Gemeinde- Er ist Pfarrgemeinderatsmitglied auf mitgliedern von Lolland-falster, die Nykøbing falster und ist derzeit im nach Kopenhagen gekommen wa- Vorstand der Skandinavischen Wall- ren, um den großen Tag gemeinsam fahrtskomitees für Lourdes. David mit David zu erleben. hat neben seiner Arbeit Theologie am St Mary’s oscott College in Bir- „Wir sollen der Welt nicht den Rü- mingham studiert, einem der drei cken kehren, sondern dafür sorgen, katholischen Priesterseminare in dass Gottes Liebe in der Welt auf- Großbritannien.

Von links nach rechts: Generalvikar Niels Engelbrecht, Bischof Czeslaw, Diakon David Noval mit seinem Bruder Christian Noval. foto: Martin Ryom.

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Wir haben nun 12 ständige Dia- David Noval gehört zur St. Josefs-Ge- kone in Dänemark, sechs sind im meinde, die geographisch die größte Bistum Kopenhagen inkardiniert, katholische Gemeinde in Dänemark einer - Baudouin Willocx in Vejle ist: Sie umfaßt drei Pfarrkirchen in - ist Mitglied der Prämonstraten- Nykøbing f., Maribo und Nakskov, serordens, die anderen gehören sowie drei katholische Schulen und zum chaldäischen Ritus. das St. Birgitta-Kloster in Maribo.

Neue internationale Chefin bei Caritas Danmark

Caritas Dänemark hat eine neue in- ternationale Koor- dinatorin: Cecilie Winther hat eine lange Erfarung mit humanitärer Arbeit beim Rotem Kreuz, Folkekirkens Nødhjælp, und UNICEf. Sie hat auf Sri Lanka, in Malawi und in Äthi- opien gearbeitet.

„Ich freue mich sehr, dass Cecilie Winther die Arbeit als Internationale Koordinatorin bei uns angenommen Foto: Caritas Danmark. hat. Ihre Empathie und ihr Sinn für zukünftige Arbeit bei Caritas Dan- Gerechtigkeit fällt einem sofort auf. marks”, sagt Caritas Danmarks Ge- Cecilie ist fachlich und durch ihre neralsekretärin Maria Krabbe Ham- Erfahrungen im feld ein Plus für die mershøy.

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Pater Josef Dudek CSsR verstorben (1938-2020)

Nur wenige Tage nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus in Tarnów verstarb P. Josef Du- dek CSsR am 13. November aufgrund von Covid 19 an einer Lungenentzündung.

Pater Dudek wurde am 6. oktober 1938 in Łęg Tarnowski/Polen gebo- ren. 1954 trat er wie sein Bruder Au- gustyn in den orden der Redemp- toristen ein. Er studierte im Seminar des ordens in Tuchów, wo er am 27. August 1961 zum Priester geweiht wurde.

1972 kam er nach Dänemark, er ar- beitete vor allem auf Amager und foto: Keld Dahlwad. in Næstved. Er war Priester für die polnische Gruppe an der St. Anna- in seine Heimat in Polen, wo er die Kirche. Als er in Næstved wohnte, letzten Lebensjahre in der Pflege- kümmerte er sich bis 2012 auch um abteilung des ordens verbrachte. die Gemeinde von Vordingborg. Dankbar sehen wir zurück auf P. Dudeks vierzigjähriges Wirken in Pater Dudek war viele Jahre Mitglied Dänemark und empfehlen ihn der des Priesterrates und des bischöfli- Barmherzigkeit Gottes. chen Rates, sowie Vizeprovinzial für seine Mitbrüder. R.I.P. Dann ging er zurück nach Tuchów +Czeslaw Kozon

Pater urban Figge OmI verstorben (1931-2021)

Pater figge, am 24. Dezember 1931 1958 kam er nach Dänemark in die geboren, trat 1951 als Postulant bei Neugründung Herlev und war von den oblatenpatres ein und studier- 1967 bis 1971 dort. 1972/73 arbeitete te sowohl in Kanada als auch den er sowohl in Schweden als auch auf USA. Am 8. September 1957 wurde Grönland. 1973 wurde er Pfarrer in er in Pine Hills, USA, zum Priester Viborg und beendete seinen Dienst geweiht. im Bistum, indem er viele Jahre als

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Gemeindepfarrer in Nuuk auf Grön- land wirkte. 1996 reiste er zurück in die USA; es sollte nur ein Sabbatjahr werden, aber die fehlende Gesund- heit verhindert seine Rückkehr. Er starb am 3.1.2021 im Pflegeheim des ordens in Belleville/Illinois (USA).

Auch wenn es 25 Jahre her ist, dass P. figge das Bistum verlassen hat, ist er in der Erinnerung vieler Menschen noch lebendig. Wir erinnern uns vol- ler Dankbarkeit an seine langjährige Arbeit als Priester unter uns.

R.I.P.

Sr. Neophita marter cps verstorben (1937-2021)

baren Blut kennenlernte. Nach ih- rem Eintritt wurde sie als Erzieherin ausgebildet. 1965 kam sie nach Dä- nemark, wo die Schwestern einige Jahre zuvor zwei Gutshöfe erworben hatten Nordvanggård und Fredsholm. In fredsholm wurde ein Kindergarten eingerichtet, in dem Sr. Neophita bis zur Pensionierung gearbeitet hat.

Darüber hinaus war sie in der Ge- meindearbeit eingespannt. Die ka- tholische Gemeinde in Birkerød versammelte sich in der Kapelle der Schwestern auf Nordvanggård, sobald Nach dem 2. Weltkrieg flüchtete die ein neues Gesicht auftauchte, war Sr. familie durch Ungarn und die Tsche- Neophita da und sprach mit dieser choslowakei nach Österreich, wo Sr. Person. Sie leitete den Jugendklub Neophita, 1937 in Weißkirchen/Bela und die Ministrantengruppe, saß im Crkva, dem ehemalige Jugoslawien Pfarrgemeinderat, im Vorstand des geboren, die Schwestern vom kost- Kindergartens und des Altenheims so-

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wie im Pastoralrat des Bistums und im beitete sie wieder mit Kindern, vor Verband der ordensfrauen. Von 1999 allem mit flüchtlingskindern. Sr. bis 2008 war sie Priorin der Schwes- Neophita wurde mit der Diagnose ternkommunität. Leukämie in das Krankenhaus ein- gewiesen. Nur vier Tage später kam 2010 entschloß sie sich, nach Ös- sie zurück zum Kloster. Am 1.1.2021 terreich zurück zu kehren. Dort ar- verstarb sie dort. R.I.P.

Inger Jensen verstorben (1934-2020)

Inger Jensen, geboren am 17.1.1934 Inger Jensen liebte ihre Pfarre, die als Tochter eines evangelischen Pfar- Herz Jesu-Kirche in Kopenhagen, rers, wurde Lehrerin, sie reiste häufig wo sie sich viele Jahre als Sakrista- in die USA. Dort kam sie in Kontakt nin um den Blumenschmuck küm- mit einer New Age-Gruppe, die auch merte. Sie war auch organistin in von muslimischem Gedankengut der Sankt Pauls-Kirche in Taastrup. geprägt war. In den USA hörte sie Inger starb am 8.12.2020, dem Hoch- erstmals auch von Medjugorje und fest der Unbefleckten Empfängnis wurde neugierig. Dort musste sie der Gottesmutter Maria, und wurde hin. Sie blieb 1½ Jahre, wurde von von der Herz Jesu-Kirche in Kopen- P. Jozo, der als einer der Befürworter hagen am 17. Dezember 2020 bei- der Erscheinungen bekannt ist, in die gesetzt. R.I.P. volle Gemeinschaft der katholischen Kirche aufgenommen.

Die Verbreitung der Botschaften von Medjugorje war Ingers Herzensanlie- gen. Sie, die selbst ca. 200 Mal dort gewesen war, organisierte Reisen für Privatpersonen und Gruppen. Inger war fromm und hatte einen unerschütterlichen optimismus. Ne- ben den Wallfahrten organisierte sie Gebetsgruppen. Sie sprach oft über die Notwendigkeit der regelmäßigen Beichte und hatte keine Scheu, pro- testantische Pfarrer zu kontaktieren, weil für sie die Botschaft Mariens so universell war, dass sie überall ver- breitet werden sollte.

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Inge Norling verstorben (1933-2020)

Ihre Berufung war friede und Ver- die Kinder mit in die Kirche nahmen. söhnung Sie war darum völlig areligiös, als Inge Norling stand kurz vor dem sie als Erwachsene eine freikirche Suizid, als sie in einer christlichen besuchte, die ihre Tochter mit zum freikirche vor 30 Jahren zum Glau- Gottesdienst eingeladen hatten. Inge ben fand. Von dem Tag an zweifel- wurde in der freikirche getauft. Eini- te sie niemals mehr an Gottes Güte, ge Jahre später konvertierte sie zum und es wurde ihre Berufung, diese katholischen Glauben, nachdem sie Liebe an obdachlose und Drogen- die Schwestern von Mutter Teresa in abhängige weiter zu geben. Dieser Schottland getroffen hatte. Ruf wurde gefestigt, als sie kurz Durch die Mutter Teresa-Schwestern darauf Mutter Teresa-Schwestern wurde sie inspiriert, eine Wohnge- kennenlernte und in die volle Ge- meinschaft für obdachlose und Dro- meinschaft der katholischen Kirche genabhängige zu schaffen, 1990 zog aufgenommen wurde. sie auf einen verlassen Bauernhof in der Nähe von Herning, wo es weder Inge wurde 1933 in eine arme fa- fließendes Wasser noch eine Küche milie auf Lolland geboren. Sie wur- gab. de getauft und konfirmiert, wie es Gleichzeitig wurde sie Mitglied der die Tradition wollte, aber sie erlebte Lay Missionaries of Charity. Vorher hatte niemals, dass die Eltern beteten oder Inge einige Zeit selbst als obdach- lose gelebt, um sich vorstellen zu können, wie dieses Leben aussieht, und einen Kurs in diakonaler Arbeit absolviert.

Mit der Hilfe von Nachbarn und freunden renovierte sie den Bauern- hof, die ersten obdachlosen zogen ein. Die packten mit an: Unkraut jäten, reparieren und bauen, abwa- schen und sauber machen. Der ort erhielt den Namen Fred og forsoning und wurde für die nächsten 27 Jahre Inge Norlings Heim.

Immer wieder gab es Herausforde- rungen, unter denen die meisten auf- gegeben hätten, aber Inge war von ihrem Glauben getrieben, dass die

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Liebe, die Gott zu allen Menschen ge. Ihre Erinnerungen berichten nüch- hat, auch sie durch alles hindurch- tern von der Verwandlung, die Gott tragen würde, egal ob sie bedroht in ihrem Leben schaffte, und wie sie wurde oder Gewalt erlebte. diese Verwandlung auch für andere in die Praxis umsetzte. Norling starb am Dass Inge Norling ihr Leben und ihre 15. Mai 2020, 86 Jahre alt. Liebe vielen schenkte, steht außer fra- R.I.P.

Birthe Lejeune verstorben

Den 6. Mai verstarb Birthe Lejeune ca. 10 Millionen Euro im Jahr unter- mit 92 Jahren in ihrem Haus in Pa- stützt. Die Mittel des fonds werden ris. Sie hinterließ 5 Kinder, 28 Enkel der forschung um das Down Syn- und eine wachsende Schar von Ur- drom zur Verfügung gestellt. enkeln. für Birthe war Papst Johannes Paul II. ein guter freund, den sie mehr- Nach ihrem 10. Schuljahr ging sie mals in Rom besuchte. Birthe war nach Paris, um dort zu studieren und Mitglied der Academy of Life, des Kinder zu erziehen. In der Bibliothek Pontifical Council of Health und Rit- traf sie Jerome Lejeune, einen Medi- ter der Ehrenlegion. zinstudenten, den sie 1952 heiratete und der sich später als Neurologe R.I.P. mit dem Down-Syndrom beschäftig- te. Jerome Lejeune fand z.B. heraus, dass ein zusätzliches Chromosom das Down-Syndrom verursacht, und weihte sein Leben dem Kampf für das Lebensrecht dieser Kinder (vgl. auch S. 67 f.). Als Jerome 1994 viel zu früh verstarb, versprach Birthe ihm, dass sie die Arbeit fortsetzen würde.

Nach seinem Tod gründete die fa- milie einen Hilfsfond in Jerome Le- jeunes Namen mit seinem Bild im Logo. Birthes Schwiegersohn wurde Präsident, Birthe Vizepräsidentin. Die Mittel wuchsen stetig, so dass der fond heute ca. 400 Projekte mit

51 it väterlichem Herzen liebte Josef Jesus, der in allen vier Evangelien M»der Sohn Josefs« genannt wird (Mt 13,55; Mk 6,3; Lk 4,22; Joh 6,42). Die beiden Evangelisten Matthäus und Lukas, die seine Gestalt herausge- stellt haben, erzählen nicht viel, aber doch genug, dass deutlich wird, auf welche Weise Josef Vater war und welche Sendung ihm die Vorsehung anvertraut hatte... Er hatte den Mut, vor dem Gesetz die Rolle des Vaters Jesu zu überneh- men, und er gab ihm den vom Engel geoffenbarten Namen... Nach Maria, der Mutter Gottes, nimmt kein Heiliger so viel Platz im päpst- lichen Lehramt ein wie Josef, ihr Bräutigam... Anlässlich des 150. Jahrestages seiner Erhebung zum Patron der katholi- schen Kirche durch den seligen Pius IX. am 8. Dezember 1870 möchte ich daher – wie Jesus sagt – »mit dem Mund von dem sprechen, wovon das Herz überfließt« (vgl.Mt 12,34), und einige persönliche Überlegungen zu dieser außergewöhnlichen Gestalt mit euch teilen, die einem jeden von uns menschlich so nahe ist. Dieser Wunsch ist jetzt in den Monaten der Pandemie gereift. In dieser Krise konnten wir erleben, dass »unser Leben von gewöhnlichen Men- schen – die gewöhnlich vergessen werden – gestaltet und erhalten wird, die weder in den Schlagzeilen der Zeitungen und Zeitschriften noch sonst im Rampenlicht der neuesten Show stehen, die aber heute zweifellos eine bedeutende Seite unserer Geschichte schreiben: Ärzte, Krankenschwes- tern und Pfleger, Supermarktangestellte, Reinigungspersonal, Betreuungs- kräfte, Transporteure, ordnungskräfte, ehrenamtliche Helfer, Priester, or- densleute und viele, ja viele andere, die verstanden haben, dass niemand sich allein rettet.Wie viele Menschen üben sich jeden Tag in Geduld und flößen Hoffnung ein und sind darauf bedacht, keine Panik zu verbreiten, sondern Mitverantwortung zu fördern. Wie viele Väter, Mütter, Großväter und Großmütter, Lehrerinnen und Lehrer zeigen unseren Kindern mit kleinen und alltäglichen Gesten, wie sie einer Krise begegnen und sie durchstehen können, indem sie ihre Gewohnheiten anpassen, den Blick aufrichten und zum Gebet anregen. Wie viele Menschen beten für das Wohl aller, spenden und setzen sich dafür ein«. Alle können im heiligen Josef, diesem unauffälligen Mann, diesem Men- schen der täglichen, diskreten und verborgenen Gegenwart, einen für- sprecher, Helfer und führer in schwierigen Zeiten finden. Der heilige Josef erinnert uns daran, dass all jene, die scheinbar im Verborgenen oder in der „zweiten Reihe“ stehen, in der Heilsgeschichte eine unvergleich- liche Hauptrolle spielen. Ihnen allen gebührt Dank und Anerkennung.

Papst franziskus, Apostolisches Schreiben PATRIS CoRDE, Einleitung.

52 Köln, Dom, Langhaus, nördliches Seitenschiff, Klarenaltar, um 1350/1400, flucht nach Ägypten ©Jakob Schlafke, foto: R. Gareis

53 Bistum Stockholm

Bistum Stockholm

Das Bistum Stockholm wurde am 29.6.1953 als Nachfolgeinstitution des Apostolischen Vikariates Schwe- den errichtet, welches seit 1783 be- stand. Es umfasst eine fläche von 450.000 km², auf der 10,2 Mio. Menschen wohnen. Nach Angaben im Annua- rio Pontificio 2020 waren 121.681 als katholisch gemeldet. Die 84 Diözesan- und 92 ordens- priester sowie 28 Ständigen Dia- kone arbeiten in 44 Pfarreien. Die Zahl der ordensfrauen ist mit 145 ordensfrauen angegeben. 1.166 Personen empfingen das Tauf- sakrament. Bischof in Stockholm ist seit 1998 der 1949 geborene Schwede Anders Arborelius oCD, der 2017 von Papst franziskus in das Kardinalskollegi- um berufen wurde.

Die Anschriften des Bistums lauten: Katolsk Biskopsämbetet, Götgatan 68, 118 26 Stockholm Box 4114, S-102 62 Stockholm Tel.: 00 46/84 62 66 00 fax: 00 46/84 62 94 25 E-Mail: [email protected] Internet: www.katolskakyrkan.se

54 Bistum Stockholm mehr als Worte...

...sagt ein Lied. So heißt es in un- de. Seit 1995 lebt er in der Nähe von serem „Gotteslob“ (Nr. 140). „Mehr Mariavall, zunächst im benachbar- als Worte“ sagen manchmal auch ten Bondrum, seit 2009 im neu er- Bilder. Möglicherweise auch die Bil- richteten Benedictuskloster (vgl. der hier in diesem Jahrbuch von der Jahrbuch 2009, S. 71-79). feierlichen Profeß (auch „Mönchs- weihe“ genannt), die Bruder Jona- So war der 1. August des letzten than am 1. August 2020 im Innen- Jahres nicht nur ein großer Tag im hof des Benedictusklosters bei der Leben von Bruder Jonathan und Abtei Mariavall in Südschweden P. Ingmar, sondern auch für die ablegte. Schwestern der Abtei, seine fami- lie, die Jonathan sozusagen in die Schon lange ist Bruder Jonathan auf katholische Kirche „mitgebracht“ dem Weg gemeinsam mit P. Ingmar hat, und für alle, die sich unter den Svanteson oSB, der als lutherischer geltenden Corona-Vorschriften aus Geistlicher aus der lutherischen diesem Anlaß bei herrlichem Son- Kommunität Östanbäck zum katho- nenschein versammeln durften. lischen Glauben konvertierte, ge- Da Jonathans Vater evangelischer meinsam mit Bengt Högberg in den Geistlicher war und mit einer be- Benediktinerorden aufgenommen sonderen römischen Erlaubnis als und 1985 in der Kirche der Abtei Verheirateter inzwischen die Pries- Gerleve zum Priester geweiht wur- terweihe empfangen hat, war er ei-

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se aus dem 119 Psalm: Suscipe me = Nimm mich auf, o Herr, und ich werde leben, laß mein Vertrauen nicht zuschanden werden! Dann gab er vor dem Abt und in die Hände von P. Ingmar in Gegen- wart der anderen Personen Gott ge- genüber sein Versprechen ab. Dann wurde er mit dem weiten Mönchs- gewand, der Kukulle, bekleidet. Dieses Geschehen war eingebun- den in die feier der hl. Eucharistie, die tägliche große Danksagung, die die Kirche stellvertretend für die ganze Menschheit Gott darbringt.

Im Kontext unseres Berichtes über die feierliche Profeß von Bruder Jonathan oSB im Benedictuskloster bei Mariavall weisen wir unsere Le- ser sehr gerne auf zwei Publikati- onen aus dem monastischen Raum hin, ein Zeitschriftenheft und einen Sammelband:

ner der Konzelebranten bei der hl. Messe, innerhalb derer sein Sohn die Profeß ablegte. Dazu war eigens Abt Adrian Lenglet aus Vaals (NL) gekommen, mit dem das Benedic- tuskloster bes. verbunden ist. Die Anwesenden sangen über Bru- der Jonathan, der vor dem Altar auf dem Boden ausgestreckt lag, die Al- lerheiligenlitanei. Drei Mal sang die- ser mit erhobenen Händen die Ver-

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FÜR SIE GELESEN

Erbe und Auftrag - Benedik- in Scandinavia“ von James tinische Zeitschrift, (1930-2020) übersetzt hat. - Zwei Heft 1/2021 – THEMA: für Schweden wichtige Zeitschriften Mönchtum in Skandinavien, werden kurz vorgestellt:“Signum“, 120 Seiten, Beuroner Kunst- seit 1975 Nachfolger des 1920 ge- verlag, 9,00 Euro. gründeten „Credo“ und des katho- lischen Informationsdienstes „KIT“, 1919 wurde - damals als „Benedik- der seit 1963 erschien; sodann „Ars- tinische Monatsschrift“ - der Vorläu- bok för Svenskt Gudstjänsliv“, die fer von „Erbe und Auftrag“ gegrün- von der Schwedischen Gesellschaft det. In dankenswerter Weise wird für Kirchenmusik 1926 gegründete dort dann und wann auch darüber einzige wissenschaftliche Publika- berichtet, wie sich nicht nur „das tion für Liturgie, kirchliche Kunst, Mönchtum“, sondern das „gottge- Kirchenmusik und Homiletik in weihte Leben“ überhaupt sogar in diesem Land. - Die Subpriorin des der Diaspora des Nordens entwi- oSB-Klosters am omberg bespricht ckelt. das Buch von Bischof Varden un- Der Schriftleiter P. Albert Schmidt ter der Überschrift „Gedächtnis und hat für das vorliegende Heft als ei- Einsamkeit“ (vgl. in diesem Heft S. nen Autor den Bischof von Stock- 113-119), und der Prior der schwei- holm, Kardinal Anders Arborelius, zerischen Abtei Dissentis hat „War- gewinnen können, dessen Beitrag mer Nordwind“ von J.M. Cejas dank- das diesem als Karmelit besonders bar für sich entdeckt (vgl. Jahrbuch naheliegende Thema „Gebet und 2019, S. 15 f.). - P. Schmidt weist Kontemplation in der karmeliti- auf eine neue Übersetzung der Re- schen Spiritualität“ behandelt. - Der gel des hl. Benedikt ins Dänische seit fast zehn Jahren als Pfarrer der hin, die die früheren Priorinnen von bedeutenden St.Eugenia-Gemeinde Aasebakken schon 2017 im Katolsk im Zentrum Stockholms tätige Je- forlag in Kopenhagen veröffent- suit P. Dominik Terstriep (*1971) licht haben. Außerdem stellt er ein zieht ein aktuelles fazit zur Grund- Buch „Nordern Light“ vor, welches satzfrage „Gottsuche auf Schwe- die Trappistinnen von Tautra in Col- disch“. - Sehr interessant sind vier legeville/USA 2020 veröffentlichten. Lebensbilder zisterziensischer Äbte für den Rezensenten sind die im aus der Zeit des 12. bis 16. Jahrhun- Heft enthaltenen Selbstdarstellun- derts, die P. Schmidt aus dem 1990 gen und Kurzporträts verschiedener erschienenen Werk „The Klöster und Gemeinschaften von

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besonderem Interesse, was sie sa- Bernhard A. Eckerstorfer, gen und was sie nicht sagen, weil Mönchtum der Zukunft. In- sich so zeigt, was den Verfassern terviews zum ordensleben. wichtig ist - und was man in der EoS Verlag St. ottilien 2020, Redaktion des Ansgar-Jahrbuches kartoniert, 378 Seiten, 29,95 mitbekommen oder eben nicht mit- Euro bekommen hat. Besonders bewe- gend ist der ganz unpathetische P. Bernhard A. Eckerstorfer, geb. Rückblick des missionsbenediktini- 1971, ist Mönch von Kremsmünster schen Säkularinstituts St. Bonifatius, (Österreich) und seit 2019 Rektor der das 1962 zunächst drei frauen auf benediktinischen ordenshochschule Bitte von Bischof Johannes Rüth Sant‘ Anselmo auf dem römischen SSCC nach Levanger schickte, die Aventin. Aus mannigfachen Begeg- dort durch die Leitung eines Pflege- nungen ergab sich für den promo- heims hohes Ansehen für die Kir- vierten fundamentaltheologen ohne che erwerben konnten und selbst- vorgängigen Plan die Idee, mit be- verständlich auch in der 1964 ge- stimmten Personen „Interviews“ zu gründeten Pfarrei St. Torfinn mit- führen, von denen 21 im vorliegen- machten. Als sie das Pflegeheim den Band gesammelt nachzulesen schließen mußten, setzten sie ihren sind. Teil I handelt von „Berufungs- Einsatz fort, indem sie ein Haus für wegen“, Teil II beinhaltet „Perspek- Tagespflege daraus machten, bis tiven benediktinischer Erneuerung“, 2018 die kleine Gemeinschaft Nor- und Teil III bietet einige „Einblicke wegen verließ. Die Mitglieder wur- von außen“. den an neue Einsatzorte gesandt. Das Spektrum der Themen ist so „für das Vergangene Dank – Ja für weit wie die Persönlichkeiten, die zu das Kommende“, so heißt es am einem Interview bereit waren, un- Schluß mit einem Wort von Dag terschiedlich sind. Aber alle, deren Hammarskjöld. Namen hier nicht aufgelistet werden können, sprechen nicht als Theoreti- Die Brücke zu einem weiteren ker, sondern offen und lebensnah aus Buchhinweis ist sehr einfach zu sehr konkreten Erfahrungen. Gerade schlagen, sowohl von der Sache her das macht das Buch so interessant für als auch unter dem Aspekt, dass alle Leser, die nicht im Kloster leben, aber Interviews zunächst zwischen 2009 darüber etwas wissen wollen. und 2019 in „Erbe und Auftrag“ ver- öffentlicht worden sind: G. Assenmacher

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Katholische Studienbibel - Bibellesen mit katholischer Brille Pünktlich zum vergangenen Advent nerstrand, der heute an der St. Eli- erschien der Text des Neuen Tes- sabeth Hochschule in Göteborg tamentes als erster Teil der „Katho- Dozent für die Heilige Schrift ist. Er lischen Studienbibel“ beim Verlag bat ihn, eine Studienbibel zusam- Veritas. Bischof Anders Arborelius menzustellen, die neben dem Text hofft, dass dieses Werk zu einem der Schrift als Kommentare andere intensiveren Studium der Heiligen katholische Texte für alle biblischen Schrift bei den schwedischen Katho- Bücher enthält. Diese Texte sollten liken führen wird. „Um Jesus bes- den Kirchenvätern, Konzilsdoku- ser kennenzulernen, sollten wir die menten, Äußerungen der Päpste, Bibel lesen. Es ist sein Geheimnis, dem Katechismus der katholischen das von der ersten bis zur letzten Kirche und Werken katholischer Ex- Seite der Bibel erahnt werden kann“, egeten entnommen werden. Neben schreibt der Bischof von Stockholm Sennerstand bearbeitete Professor im Vorwort. Gösta Hallonsten die Kommentare aus theologischer Sicht, Dozent Tord Christlicher Glaube ohne die Heilige fornberg aus biblischer Sicht. Jetzt Schrift ist grundsätzlich undenkbar. liegt das Neue Testament mit dieser Jeder, der in der Kirche aufwächst, Kommentierung als einfache Ausga- lernt schon in jungen Jahren span- be vor. Wenn die ganze Bibel fertig nende biblische Geschichten ken- ist, wird sie in einer aufwendigeren nen. Je älter man wird, ein umso Ausgabe auf dünnem Bibelpapier tieferes theologisches Wissen sollte gedruckt werden. man aus den Texten ziehen kön- nen. Aber das ist nicht einfach. Die Warum benötigen wir eine katholi- Kirche hat immer gelehrt, dass Gott sche Studienbibel? Weil katholische durch die Bibel zum Menschen Leser beim Studium der Bibel wissen spricht, aber auch, dass die Texte müssen, wie die Kirche die Heilige historische Dokumente sind, die Schrift interpretiert hat. Die zweitau- Ereignisse und Begriffe widerspie- sendjährige Tradition der Kirche ist geln, die mit einer bestimmten Zeit sozusagen die Linse, durch die wir verbunden sind. Und natürlich ist die Bibel betrachten. es möglich, die Worte der Heiligen Sennerstrand sagt, dass sich für ka- Schrift auf unterschiedliche Weise tholische Christen das Lesen der zu interpretieren. Dies zeigt die Kir- Bibel in diesem Punkt von anderen chengeschichte sehr deutlich. christlichen Traditionen unterschei- det, in denen häufig die Interpre- Im Herbst 2015 wandte sich Bi- tationen einzelner Theologen her- schof Arborelius an Emanuel Sen- vorgehoben werden. Wir hingegen

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hören die Stimme der katholischen mentare. Hier hilft den Bearbeitern Kirche, die die Bibel kommentiert. der Vergleich mit katholischen Studi- Zu den schwierigsten Entscheidun- enbibeln aus anderen Ländern, nicht gen gehört die Auswahl die Kom- zuletzt aus den USA.

Der Bibeltext in der katholischen Studienbibel ist in unveränderter fassung gemäß „Bibel 2000“ wiedergegeben. Die Reihenfolge der biblischen Bücher ist der katholischen Praxis angepasst. Die Kommentare der schwedischen Bibelgesellschaft aus „Bibel 2000“ sind in der Studienbibel enthal- ten, um historische und sprachliche Erklärungen zu liefern. Die katholischen Kommentare, die separat in einer Spalte stehen, bieten eine theologische Interpretation aus der Tradition der katho- lischen Kirche. Gemeinsam mit einem Einführungstext zu jedem biblischen Buch sind sie das Spe- zifische dieser Bibelausgabe.

Die Studienbibel wendet sich vor allem an die Laien. Priester und Theologen haben bereits durch ihre Ausbildung die gegenseitige Verwiesenheit von Heiliger Schrift und Kirche gelernt. Ziel der Studienbibel ist es, eine gute Synthese zwischen „Volksbildung“ und akademischem Niveau zu erreichen. Sennerstrand erwartet nicht, dass jemand seine „Bibel auf dem Nachttisch“ durch die Studienbibel ersetzt. Diese ist eher für das eigentliche Bibelstudium gedacht, das vielleicht am besten gemein- sam in einer Bibelarbeitsgruppe in der Gemeinde erfolgt.

Text: Mattias Lindström Übersetzung: Benedicta Lindberg

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Einer der schönsten katholischen Kirchenräume Schwedens: St. Thomas von Aquin in Lund

Für viele Katholiken in Schweden ist es eine fast Tag der Einweihung ist der Höhe- selbstverständliche, schöne Erfahrung, dass sie punkt mehrjähriger harter Arbeit, erleben können, wie ihre Gemeinde wächst. Frei- durch die bessere Bedingungen für lich bringt dieses Wachstum auch Probleme mit die Gottesdienste der Gemeinde ge- sich, z.B. dass sich der vorhandene Raum als schaffen wurden. zu klein erweist. Die Einweihung eines neuen Die Gemeinde St. Thomas hat un- und größeren Kirchenraums ist leider nicht ohne gefähr 3.500 Mitglieder, im weiteren Weiteres möglich, sondern ein außergewöhnli- Einzugsbereich leben weitere 2.000 ches Ereignis. Die Gemeinde St. Thomas von Katholiken. An einem normalen Aquin in Lund durfte dies Ende 2019 erleben. Sonntag kommen insgesamt bis zu 800 Menschen zur feier der hl. Mes- Es ist fast normal, dass die katho- sen. Die Kirche war oft überfüllt, da lischen Kirchen in Schweden bei sie nur Platz für ca. 300 Personen den hl. Messen an Sonn- und fei- bot. Das ist jetzt anders. ertagen überfüllt sind. So war es bis zum 1. Adventssonntag 2019 auch in Genialer umbau St. Thomas in Lund. An diesem Tag aber wurde ein umgestalteter Raum Nach der Zusage von Zuschüssen der mit Platz für 420 Personen einge- Diözese Stockholm und des Bonifa- weiht, das heißt eine Erweiterung tiuswerks sowie privaten Spenden, des ursprünglichen Kirchenraumes die bis zur Abfassung dieses Artikels um 130 Plätze. Man spürte deutlich ca. zwei Millionen Kronen= 196.400 die freude von Pfarrer P. Johan Lin- Euro ergaben, konnte das Umbau- dén oP, als Mitarbeiter der Kirchen- projekt gestartet werden. Der Auftrag zeitung „Katolskt magasin“ vor der ging an das Architekturbüro Söder- Einweihung zu Besuch kamen. Der berg & Ask, welches eine schwierige

Blick in den umgestalteten Kirchenraum.

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Kirchenraums um 90° und die Über- bauung des halben Innenhofs wurde Platz für weit mehr Kirchenbänke als zuvor geschaffen. Der Altar befindet sich jetzt im nord- östlichen Teil des Raumes, dort, wo vorher die orgel stand, die ihrerseits im Westen einen neuen Platz mit an- grenzender Chorbühne erhalten hat. Der ganze Raum vermittelt aufgrund Die Säulen der Kirche. Zwei der ursprüngli- der leicht gebogenen Bänke, die ei- chen Säulen wurden nebeneinander gestellt, gens in Irland bestellt wurden, das ein Symbol für die Apostel Petrus und Paulus. Daran befindet sich der von Niklas Nihlén ent- Bild eines fächers. worfene und von Lars-otto Lindskog gefertig- Dank eines großen fensters zum te Tabernakel. lichten Innenhof hin wirkt der hel- le Raum weit. Die Nüchternheit von früher ist erhalten geblieben, Säulen, Balken und Decken haben einen warmen Ton. Die prächtigen Altarbilder von Lars Gerdmars un- terstreichen den einladenden und ruhigen Charakter des Kirchenrau- mes. Alles erweist sich bis ins Detail als gut durchdacht. Der Eindruck des Zufälligen und nicht zueinan-

Der Altar, die Mitte der Kirche, wird für die Eucharistie vorbereitet: Bischof Anders Kardi- nal Arborelius salbt ihn mit heiligem Öl. Im Altar sind Reliquien von mehreren Heiligen aufbewahrt: vom hl. Laurentius, Schutzpatron von Lund, vom hl. dänischen König und Mär- tyrer Knut, vom hl. Dominikus, Gründer des Dominikanerordens, sowie vom hl. Kirchen- lehrer Thomas von Aquin, dem die Kirche ge- weiht ist.

Aufgabe zu lösen hatte. Die Mög- lichkeiten einer Erweiterung waren durch die umliegenden Gebäude und Straßen in der Innenstadt von Lund erheblich eingeschränkt, aber Alt und Neu nebeneinander. Das neue Weih- rauchfass wurde von Niklas Nihlén entworfen der Innenhof wurde zur Rettung: und Lars-otto Lindskog war der Künstler, der Durch eine Drehung des gesamten es geschaffen hat.

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der Passenden, der in manchen ka- tholischen Kirchen in unserem Land aufkommen kann, wenn viele Stile gedankenlos gemischt wurden, stellt sich in Lund nicht ein.

Ökumene und Heiligkeit

Eine Kirchweihe ist ein großes fest. Schritt für Schritt erfüllt Gott mit sei- ner Heiligkeit den Raum, das Gebäu- Chor ohne Chorraum. Maria Green leitet den de wird zum Gotteshaus für das Volk Kirchenchor, der seinen Platz im hinteren Teil des Raumes auf einer speziellen Bühne neben Gottes, Priester und Gläubige, durch der orgel hat. Gebet und Gesang, den neu geweih- ten Altar und die Kerzen. Und als Krone des Werkes: das Evangelium und das Sakrament der hl. Eucha- ristie. Die Kirche St. Thomas von Aquin in Lund hat sich zu einem der schönsten katholischen Kirchenräu- me Schwedens entwickelt. Das Got- teshaus ist nun wieder bereit, den Katholiken in einer Zeit zu dienen, die vom Wachstum und spannenden Entwicklungen geprägt ist. Am Eingang befindet sich das neu gestaltete Taufbecken auf einem eigenen Sockel. Beides Text und Fotos: Mattias Lindström wurde entworfen von franco Paglialunga, ei- nem Mitglied der Gemeinde. Die Domgemein- Übersetzung: Benedicta Lindberg de Lund hat als Geschenk anlässlich der Kirchweihe einen neuen Ständer für die oster- kerze gestiftet.

Blick in einen der Gemeinderäume

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Gemeindepastoral im Schatten der Pandemie

Im Alten Testament erzählt das 1. Buch der Chronik in Kapitel 21, dass König David eine Zählung des Volkes Israel durchführen ließ und damit Gottes Zorn auf sich zog. Die Stärke des Volkes misst sich in der Theologie des Alten Testamentes nicht an der Zahl der Menschen, die zu ihm gehören, sondern am Bei- stand Gottes. Zumindest der König hätte das wissen und beherzigen alle Gottesdienste im Internet über- müssen. tragen. Dann kam die zweite Welle, Als Pfarrer hat man vielfältige An- so dass seit dem 24. November 2020 lässe auf Zahlen zu schauen, und öffentliche Gottesdienste mit mehr das mit gutem Grund. Die Gemein- als acht Teilnehmern nicht mehr ge- de St. Lars in Uppsala wuchs zwi- stattet sind. Wie lange das andauern schen 2015 und 2020 um 18%. Auch wird, weiß derzeit niemand. Weih- die Zahl der Gottesdienstbesucher nachten mit Blick auf die leere Kir- wuchs entsprechend, so dass in che und in die Kamera war eine sehr der Messe am Sonntag um 11 Uhr gewöhnungsbedürftige Erfahrung. kein Platz mehr zu bekommen war. Aber leider werden wir auch ostern Grund genug, den Kirchenraum um 2021 hinter verschlossen Türen fei- 50 Plätze zu erweitern. Sehr gerne ern müssen. nehme ich die Möglichkeit war, für für eine Minoritätskirche ist Liturgie alle Hilfe aus Deutschland bei dieser eine Überlebensfrage. Nicht nur ein Erweiterung zu danken. regelmäßiges und vielfältiges Got- Kaum war die Planung abgeschlos- tesdienstangebot, sondern auch die sen und der Umbau begonnen, kam Gestaltung von Musik und Predigt im frühjahr 2020 die erste Welle der prägen das Leben der Gemeinde Corona-Pandemie. ostern feierten nachhaltig, und unersetzbar ist in wir hinter geschlossenen Türen, al- der Diaspora der „Kirchenkaffe“ lerdings konnten die Gottesdienste im Anschluss an den Gottesdienst. über Youtube livegestreamt werden. Nichts kann die Liturgie ersetzen, Während des Sommers entspannte auch wenn das Internet dankbar sich die Situation, und wir durften angenommen wird. im mittlerweile fertig gestellten Kir- Von Deutschland richten sich viele chenraum mit 50 und dem angren- neugierige Blicke auf Schweden, zenden Gemeindesaal mit 25 Perso- weil man hier anscheinend ohne nen regelmäßig Gottesdienste feiern. drakonische Lockdown-Maßnahmen Nach wie vor wurden und werden einigermaßen gut über die Runden

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kam. Die opfer, die das bisher ge- geschränkten funktionieren der Ge- kostet hat – vorwiegend starben äl- sellschaft und der Gesundheit ihrer tere Menschen – sind für das Land Bürger – entweder Gerechtigkeit eine nachhaltige Belastung. Derzeit oder Gold. rechnet man in Schweden mit 90 Es gibt derzeit keinen Grund, die Pa- Covid-opfern auf 100 000 Einwoh- nikglocke zu läuten. Vieles spricht ner. Mit dem Beginn der Impfungen dafür, dass das Leben sich auch in zeigen sich die ersten Lichtblicke am der Kirche bald wieder normali- Horizont. Die Langzeitfolgen einer sieren wird. Dennoch ist es ange- solchen Erfahrung sind derzeit nicht bracht, sich das o.g. Beispiel des absehbar, aber es mehren sich die Alten Testamentes in Erinnerung zu kritischen Stimmen. rufen. Wir sind daran gewöhnt, die Vor kurzem hat ein Philosophiestu- Entwicklung unserer Kirche in Zah- dent aus unserer Gemeinde einen len zu messen. So wichtig das auch Artikel über die schwedische Strate- ist – wir glauben nicht an den Gott gie veröffentlicht (Lapo Lappin, The der Zahlen. Vielleicht bewahrt uns Justice of Gold: The Philosophical eine solche Haltung auch besser vor Roots of Sweden’s Pandemic Strat- der Gefahr der Zersplitterung über egy), in dem er zu einem erstaun- fragen, ob und wie „progressiv“ die lichen Resumé kommt: Im Grunde Kirche sein kann/müßte, und wir le- basiert die Strategie auf einem uti- ben mehr aus der Erkenntnis, dass litaristischen Kalkül. Die schwe- die Verwundbarkeit unseres Daseins dischen Behörden machten kein einer der bleibenden Grundpfeiler Geheimnis aus der Bewertung, die unseres christlichen Selbstbewusst- stattfand: Man musste sich zwischen seins ist. „Wirtschaft“ und „älteren Menschen“ entscheiden, zwischen dem unein- P. Andreas Bergmann SJ

Was ich besitze, das gebe ich Dir.

Fader Joakim Breding (*1982) empfing die Priesterweihe 2018; heute ist er Kaplan in der Christkönig-Pfarrei in Göteborg. Er hat ein großes Interesse an Kunst und Kultur. Die bil- dende Kunst bedeutet ihm viel, in seiner Freizeit malt er selbst. Die folgende Meditation über das Geheimnis der Priesterweihe entstand nur wenige Tage vor seiner eigenen Weihe. Sie ist inspiriert von dem Gemälde „Portal“.

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Mitten in all dem Trubel von seelsor- gerischen Aufgaben, administrativen Arbeiten, leibhaftigen Begegnungen, Türen im Gemeindezentrum, die geöffnet werden müssen (manch- mal wünschte man, man hätte keine Schlüssel!), kniffligen Ehe- schließungsformularen, freundlichen Worten und Taten, Meinungsäuße- rungen zu großen und kleinen Din- gen, Glaubensauffassungen, die in alle Richtungen gehen, und allem anderen, was eine Pfarrei ausmacht, halte ich an und verweile vor einem Gemälde in meinem Zimmer. Das Bild heißt „Portal“. Eine Gestalt geht durch ein verschwommenes Gewöl- be vor einem schwach rosafarbenen Hintergrund. Tempera auf Leinwand. Ich habe das Bild vor langer Zeit ei- nem meiner Lehrer an der Kunstschu- le abgekauft. Es war von Anbeginn meinen fehlern und Gaben kann meiner Reise dabei. Jetzt ist die Rei- Er sich auf einzigartige Weise zei- se fast vorbei, und es ist Zeit, durch gen. Das ist das große Geheimnis das Gewölbe zu gehen. Das Verspre- der Priesterweihe: ein gewöhnlicher chen, das ich geben werde, leuchtet Mensch soll Christus inmitten der vor meinen Augen plötzlich auf. Bald Gemeinde repräsentieren und durch werde ich im Stockholmer Dom St. alles, was der Priester tut und sagt, Erik zum Priester geweiht. Leicht, das sollen Menschen zu einer würdigen in dem ganzen Wirbel zu vergessen. und fruchtbaren Teilnahme am eu- charistischen opfer geleitet werden. Aber was wird anders auf der ande- Genau das ist die Absicht mit jeder ren Seite? Alles und Nichts. Ich wer- Priesterweihe! de kein anderer, eine Weihe löscht nicht den zu Weihenden aus, eine Es ist Geschenk und Verantwortung. Weihe korrigiert auch nicht fehler In der Verantwortung liegt vor al- und Unvollkommenheiten im Le- lem, sich nicht zwischen die Ge- ben des zu Weihenden. Der ich bin, meindemitglieder und Christus zu ist Christus zugedacht, und der ich stellen, sondern die Begegnung in bin, wird zu einer möglichen Begeg- und außerhalb der Liturgie gesche- nungsstätte für die Gemeindemit- hen zu lassen. Das bedeutet, dass glieder und Christus. Durch mich mit die Wahrheit Christi hervortreten

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muss, genauso wie die Wahrheit gebe ich Dir.“, sagte Petrus zu dem der Person, die sich an den Pries- lahmen Bettler (Apg 3,6). ter wendet. Alle eigenen Interessen des Priesters, Ängste, Erwartungen Auf der anderen Seite des Portals etc. müssen in der Begegnung der soll also alles, was ich habe, mit feh- Verkündigung Christi untergeordnet lern und Gaben, wie das Brot in der werden. Auf gleiche Weise müssen Eucharistie von Christus durchleuch- alle Erwartungen des Gemeindemit- tet werden, damit die Welt leben glieds weichen, die nicht auf Chris- kann. Nur wenn ich aufrichtig ich tus hinzielen. oft suchen wir (mich selbst vor Christus bin und Christus eingeschlossen) nach den falschen den sein lasse, der er im Leben der Dingen bei unseren Geistlichen, was Menschen ist, kann dies eine Wirk- oft in Enttäuschung mündet, weil der lichkeit inmitten des Trubels der Ge- Priester nichts anderes als Christus meinde sein. geben soll. „Silber und Gold besit- Kaplan Joakim Breding ze ich nicht, aber was ich habe, das

Welt-Down-Syndrom-Tag

Christa und Notker Klann schickten zum 21. März ein zunächst etwas rätselhaftes foto, das für ihren En- kel Theo an diesem Tag aus dem Kloster in Vadstena nach Bad Hon- nef am Rhein auf den Weg gebracht worden war. Es zeigt einige der Bir- gitta-Schwestern mit ihrem Priester. Aus Solidarität mit Theo tragen sie unterschiedliche Strümpfe. Unter- schiedliche Strümpfe/Socken sind das Symbol für den „Welt-Down- geistige Entwicklung bei weltweit Syndrom-Tag“, der jedes Jahr am 21. ca. 5 Millionen Menschen, die da- März begangen wird. Theo ist sieben mit leben. Unter der Überschrift „Er Jahre alt. Er hat das sog. „Down-Syn- bereichert unser Leben, jeden Tag“ drom“ oder „Trisomie 21“. Das heißt, veröffentlichte die örtliche Tageszei- dass bei ihm das 21. Chromosom tung einen Bericht über Theo und nicht zweifach, sondern dreifach seine Eltern. Sr. Katharina, die leibli- vorhanden ist. Das überzählige ge- che Schwester seiner Mutter, also die netische Material beeinflußt in indi- Tante von Theo, lebt im Birgittenkon- vidueller Weise die körperliche und vent in Vadstena.

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Wir danken frau Dr. Elfriede Glau- mit den abgebildeten Personen ver- bitz, die die fotos im Einvernehmen mittelt hat.

Trauer wendete sich zu Glück

Ihre Art, sich gegenseitig anzusehen, hat etwas familie, Haxthausen, bereits fünfhun- Besonderes. Etwas, das nach mehr als dreiund- dert Jahre lang. Sie wurde in eine fünfzig Jahren in einer liebevollen Gemeinschaft, große katholische familie mit sieben die aus großer Trauer hervorgegangen ist, immer Geschwistern hineingeboren, von noch glänzt. Erik und Angelica Sparre haben denen vier noch leben. Ihr Leben ist ihr ganzes gemeinsames Leben auf dem Schloß nach einem Unfall in Lilla Knäbäck Kronovall verbracht. Von Kronovalls Gütern bei Rörum, wo Eriks Bruder starb, schenkten sie Mariavall Baugrund für zwei eng miteinander verbunden. Klöster, für die Schwestern und Brüder im Bene- „Mein Zwillingsbruder Axel war Win- diktinerorden. Ein paar Stunden mit Erik und terschwimmer. An einem Apriltag im Angelica Sparre zu verbringen, ist ein Erlebnis. Jahr 1962 starb er, nachdem er nach Sie teilen bereitwillig ihre Lebenserfahrungen. einem Bad unterkühlt war. Er wurde tot am Strand gefunden. Es war eine Die Zwillinge Axel und Erik Sparre schreckliche Tragödie.“ wurden 1929 im Sophiahemmet in Stockholm geboren. Es hätte auch Eine Tragödie hat sie in der französischen Botschaft sein zusammengeführt können, weil ihr Großvater zwischen 1924 und 1931 auf Einladung von Kö- Axel war nicht nur Eriks Zwillings- nig Gustav V. französischer Botschaf- bruder. Er war auch Angelicas Ver- ter in Stockholm war. lobter. Die Hochzeit hätte einige Angelica wurde auf Schloss Thien- Monate später stattfinden sollen. hausen in der Erzdiözese Paderborn „Ich habe in Deutschland als Vor- in Westfalen geboren. Dort lebt ihre schullehrerin gearbeitet, aber nach

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der Beerdigung von Axel blieb ich war die beste Schwiegermutter, die in Schweden. Ich fand eine Stelle in man haben konnte. Intellektuell und Malmö. Ich konnte kein Schwedisch, kenntnisreich in allem. Sie brachte sondern musste es im Sommer bei mir alles Wissenswerte über das Hermods lernen. Haus bei, über das, was die verschie- Ihr Schwedischlehrer wurde Erik denen Generationen an Möbeln, An- Sparre, wie sie katholischen Glau- bauten und dem französischen Gar- bens. Langsam entwickelten sich Ver- ten beigetragen haben.“ trauen und eine Beziehung zwischen Das Schloss wurde 1740 in zwei ihnen. Sie heirateten 1966 und ließen Stockwerken erbaut. In den 1890er sich in Kronovall nieder, dem Anwe- Jahren veränderten es Eriks Groß- sen, welches Axel und Erik von ihrer eltern im französischen Barockstil Großmutter geerbt hatten. nach Zeichnungen von Isak Gustaf Clason. Es liegt wunderschön auf ei- Klavierspiel und Recht ner von einem Wassergraben umge- benen Insel und gehört zum ort få- „Ich zog im November 1935 hier mit geltofta in der Gemeinde Tomelilla. meiner Mutter ein“, sagt Erik. Dann Zu Kronovall gehört ein Grundbesitz erkrankte er an Polio, sein Zwil- 1.500 Hektar. Das Anwesen besteht lingsbruder Axel blieb gesund. Die aus großen Buchenwäldern, das Krankheit führte dazu, dass ein Bein Weideland wird für die Viehzucht von Erik etwas kürzer ist als das an- genutzt. dere, dass der Daumen seiner rech- ten Hand nie größer wurde als ein Abenteuer vor der Firmung kleiner finger. „Die Ärzte sagten, ich solle Klavierspielen üben, um meine „Wir hatten hier ein paar Sommer finger in Bewegung zu halten.“ lang firm-Lager. Es waren haupt- Er tat dies, und es stellte sich heraus, sächlich Kinder von Einwanderern, dass er ein talentierter Pianist ist. die hierher kamen. Wir kauften Bet- Die Landwirtschaft in Kronovall wurde ten und was man so braucht, alle verpachtet, Erik Sparre war von 1963 wohnten im Schloss.“ bis 1994 als Anwalt bei der Anwalts- Angelica Sparre erzählt mit einem kanzlei Hedner & Penser in Eslöv tätig. Augenzwinkern, wie sie für die firmlinge das Schloßgespenst spiel- Von der Schwiegermutter te. „Wir erzählten die Geschichte geschult einer frau Isabell, die sich in den förster verliebte und ertrank, als sie Angelica Sparre entschied sich bald versuchte, eine Abkürzung über das dafür, in Kronovall zu sein und Eis des Wassergrabens zu nehmen, den Haushalt gemeinsam mit ihrer um ihn zu treffen.“ Mit Hilfe eines Schwiegermutter Germaine Cazeau- Ruderboots, mit einem Betttuch mit Armand-Bernard zu führen. „Sie Löchern für die Augen verkleidet

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und dank eines langen Seils fuhr auf dem Anwesen von Maltesholm Angelica an einem späten Abend gemietet hatte. Dieses Haus war frü- im Augustnebel als Gespenst über her ein Altersheim, dann ein Büro- den Teich in Richtung forsthaus. Ein gebäude gewesen. Angestellter saß hinter einem Busch „Das war der nächstgelegene ort und zog vorsichtig am Seil, so dass zu Kronovall, um die Messe mit- das Boot langsam und sehr roman- feiern zu können. Die katholische tisch über den Wassergraben glitt. Gemeinde in Ystad gab es damals „Es gab jemanden, der tatsächlich noch nicht, der Weg nach Lund war daran glaubte und wirklich Angst weit. Aber für die Schwestern war in bekam, aber dann sagte ein anderer: Östra Sönnarslöv wenig Platz. „Ach was, es war nur Angelica, die Nördlich von Kronovall liegt ein sich verkleidet hat“. ausgedehntes Waldgebiet. Davon schenkten 1987 Erik und Angelica Land für zwei Klöster Sparre den Schwestern 13 Morgen für den Bau eines Klosters. Später Der gemeinsame katholische Glau- erhielten die Brüder sieben Morgen. be führte Erik und Angelica Sparre Der Name „Mariavall“ entstand aus nach Östra Sönnarslöv, wo eine zum den Namen von „Jesu Mutter Marias katholischen Glauben konvertierte Kloster“ und „Kronovall“. 1991 wurde Schwesterngemeinschaft ein Haus das Schwesternkloster gebaut, dessen

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Kirche 1995 geweiht wurde. Den Ar- der Umgebung wohnhaften Mitglie- chitekten Hans van der Laan hatten der des Souveränen Malteserorden, Mutter Tyra und die Schwestern sel- dem beide angehören, zur feier der ber gefunden. Dort wird seither kaum hl. Messe. oft wird diese von Bi- eine Sonntagsmesse gefeiert, ohne schof Kozon zelebriert, der von Ko- dass Erik Sparre die Kollekte einholt penhagen keinen weiten Weg nach und Angelica Sparre die Hostien zum Kronovall hat. Die Kapelle ist nicht Altar bringt. Das 2009 eingeweih- allgemein für Messfeiern, Hochzei- te Benediktinerkloster befindet sich ten oder Taufen zugänglich. Die Ein- ebenfalls ganz in der Nähe. richtung hat Eriks Großmutter 1937 in Spanien aus einer aufgegebenen Die Zukunft Kronovalls Kirche erworben. Große Teile des Schlosses sind Um die Zukunft Kronovalls haben heute Hotel- und Weinschloss; der die Sparres sich viele Gedanken Gastro nom betreibt im alten Getrei- gemacht. Erik erklärt: „Mein Bruder despeicher auch eine Pizzeria. Einen und ich haben Kronovall von unse- Golfplatz hat es in Kronovall nie ge- rer Großmutter erhalten. Als Kind geben. Auch dafür ist das Ehepaar hasste ich das große Haus. Nachdem Sparre dankbar. mein Bruder tödlich verunglückt und meine Mutter 1988 gestorben war, Andere Sorgen begannen Angelica und ich darüber nachzudenken, was einmal mit dem In der jüngsten Vergangenheit tauch- Anwesen geschehen soll. Wir berie- ten am Himmel von Schonen Wol- ten uns mit der familie, dann nah- ken auf, die Ungutes androhten. men wir Kontakt zum Riddarhuset, Da die Nachfrage nach Vanadium der Versammlung des schwedischen für Batterien sehr groß ist, sah sich Adels auf, und aus Kronovall wur- ein englisches Unternehmen veran- de 1991 eine Stiftung. Wir haben im lasst, auf Österlen, wo in vergange- Schloss eine Wohnung, in der wir, nen Zeiten Alaunschiefer abgebaut wenn unsere Gesundheit dies ge- wurde, erneut Probebohrungen zu stattet, für den Rest unseres Lebens machen. Dagegen erhob sich hefti- bleiben können.“ ger Widerstand, an dem sich nicht zuletzt Erik und Angelica Sparre be- Die Schlosskapelle teiligen. Erik erinnert sich daran, dass sein Erik und Angelica Sparre steht Vater im Sommer 1939 in direkter auch die Schlosskapelle zur Verfü- Nähe zum heutigen Kloster Mariavall gung, die während des Umbaus des auf der Suche nach Blei Sprengun- Schlosses im Jahr 1895 in einem der gen durchführte. flügel errichtet wurde. Dort versam- „Es knallte ordentlich, aber Blei fand meln sich mehrmals im Jahr die in man nicht. Was wissen wir über

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Vanadium? Wie wird das schöne wie viele der Bewohner Südschwe- Schonen aussehen, wenn die Bo- dens. denschätze, sofern man sie findet, ausgebeutet werden“ fragen be- Text und Fotos: Ann-Marie Linderås sorgt Angelica und Erik Sparre so- Übersetzung: Benedicta Lindberg

”Frauenkörper sind keine Handelsware” George Joseph informierte Abgeordnete des Bundestages

George Joseph von „Caritas Schwe- den“ sprach vor Vertretern aller Par- teien über das schwedische Gesetz zum Prostitutionsverbot.

Deutschland hat in Europa eine der liberalsten Gesetzgebungen zur Prostitution. Aber immer mehr Menschen stellen den offenen Han- del mit frauenkörpern in frage und fordern stattdessen ein Gesetz wie das schwedische, welches gekauften Sex unter Strafe stellt. Gemeinsam mit einem Vertreter einer katholi- foto: Anna Bieniaszewski Sandberg schen organisation aus frankreich, die sich gegen die Straßenprostituti- mit dem weit verbreiteten Konsum on einsetzt, informierte er Politiker von Gewaltpornografie umgehen, der verschiedenen Parteien im Deut- der heute unter jungen Menschen schen Bundestag darüber, wie man Realität ist und zu einer äußerst frag- die Prostitution und damit auch den würdigen Sicht auf die Menschen Menschenhandel eindämmen kann. beiträgt? Schweden war 1999 das erste Land der Welt, welches die Prostitution George Joseph wurde im Anschluss unter Strafe stellte. Die deutschen an seinen Vortrag und das Gespräch Politiker wollten wissen, welche sowohl von der CDU als auch von folgen eine Kriminalisierung hat, der SPD im Bundestag eingeladen wie sich das Gesetz besonders auf zu einer weiteren Begegnung nach junge Menschen und deren Werte Berlin zu kommen. auswirkt. Natürlich genügt es nicht, nur den Kauf von Sex zu verbieten, Text: Helena D’Arcy z.B. muss bedacht werden, wie wir Übersetzung: Benedicta Lindberg

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In memoriam Sr. maria Hildegund (Anna Isernhinke) (1933 – 2021)

Sr. M. Hildegund, geborene Anna Isernhinke, wurde am 4. März 1933 in Nordhorn geboren. Sie trat am 8. September 1955 in unsere ordens- gemeinschaft ein. Am 25. März 1958 legte sie die Zeitliche Profess und am 2. februar 1962 die Ewige Pro- fess ab. Vor ihrem ordenseintritt erlern- te sie den Beruf der Schneiderin. 1958 kam sie nach Schweden, wo sie zunächst in Stockholm-Bromma in der Seelsorge tätig war. Im Jahr 1969 absolvierte sie in Münster eine seelsorgliche Ausbildung. Anschlie- ßend kehrte sie nach Schweden zurück und war zunächst in Stock- holm, später Uppsala in der kateche- tischen und pastoralen Arbeit tätig. Zwölf Jahre war sie Regionalobe- rin für Schweden. In diese Zeit fiel Sr. M. Hildegund litt in ihren letz- auch der Bau des Schwesternhauses ten Lebensjahren an einer schweren Mariero in Uppsala. Als ihr Gesund- Demenz. Trotz der Schwere ihrer Er- heitszustand es notwendig machte, krankung wirkte sie zufrieden, be- kam sie 2014 in das St. Josefshaus hielt immer ihre freundliche Art und nach Wallenhorst zurück, wo sie am verlor nie ihre Würde. Ganz friedlich 4.2.2021 starb. gab sie ihr Leben in die Hände ihres Schöpfers zurück. Wir dürfen darauf Sr. M. Hildegund hat die katholische vertrauen, dass sie nun das Ange- Kirche in Schweden wachsen gese- sicht Gottes schauen darf. hen; viele Menschen hat sie begleitet Die Exequien und die Beerdigung und im Glauben gestärkt. Sie war von Sr. M. Hildegund am 9.2.2021 vielseitig begabt und hat durch ihre konnten aufgrund der aktuellen Situ- katechetische Arbeit den Glauben ation (Corona) nur im kleinen Kreis vieler gefördert und die Kirche mit gefeiert werden bzw. auf dem Mut- gestaltet. Schwester M. Hildegund terhausfriedhof stattfinden. war eine Gottsucherin. Ihre Kraft In Liebe und Dankbarkeit gedenken schöpfte sie aus der Heiligen Schrift ihrer die Mitschwestern. und aus dem Gebet. R.I.P.

73 osef erlebte mit, wie Jesus heranwuchs und Tag für Tag an JWeisheit zunahm und bei Gott und den Menschen Gefallen fand (vgl. Lk 2,52). Wie es der Herr mit Israel tat, so brachte Josef Jesus das Gehen bei und nahm ihn auf seine Arme. Er war für ihn wie ein Vater, der sein Kind an seine Wange hebt, sich ihm zuneigt und ihm zu essen gibt (vgl. Hos 11,3-4).

Jesus erlebte an Josef Gottes Barmherzigkeit: »Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten« (Ps 103,13)...

Wir wissen, dass die Wahrheit, die von Gott kommt, uns nicht verurteilt, sondern aufnimmt, umarmt, unterstützt und vergibt. Die Wahrheit zeigt sich uns immer wie der barmherzige Vater im Gleichnis (vgl. Lk 15,11-32): Sie kommt uns entgegen, sie gibt uns unsere Würde zurück, sie richtet uns wieder auf, sie veranstaltet ein fest für uns, denn »dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden wor- den« (V. 24).

Auch durch Josefs Besorgnis hindurch verwirklicht sich der Wille Gottes, seine Geschichte, sein Plan. So lehrt uns Josef, dass der Glaube an Gott auch bedeutet, daran zu glauben, dass dieser selbst durch unsere Ängste, unsere Zerbrechlichkeit und unsere Schwäche wirken kann. Und er lehrt uns, dass wir uns inmitten der Stürme des Lebens nicht davor fürchten müssen, das Ruder unseres Bootes Gott zu überlassen. Manchmal wol- len wir alles kontrollieren, aber er hat alles wesentlich umfas- sender im Blick.

Papst franziskus, Apostolisches Schreiben PATRIS CoRDE, Nr. 2.

74 Gerleve, Benediktinerabtei St. Josef, Statue im Innenhof. Abbildung aus: Immer jung. Bruno Walpoths Josefstatue in der Kirche der Abtei Gerleve, Gerleve 2018, S. 10. Aus diesem Heft sind auch die anderen Abbildungen aus Gerleve. Die Erlaubnis erteilte freundli- cherweise P.Marcel Albert oSB, der das Heft verfaßt hat. fotos: Jörg Schellschmidt.

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Bistum Oslo

Das Bistum Oslo wurde am 29. Juni 1953 errichtet. Seit 1931 war das 154.560 km² umfassende Gebiet ein eigenes Apostolisches Vikariat, vor- her Teil des Apostolischen Vikariates Norwegen, von 1843 bis 1869 Teil des Apostolischen Vikariates Schwe- den-Norwegen. Von den zur Zeit ca. 4,1 Mio Ein- wohnern werden im Annuario Pon- tificio 2020 als katholisch 143.768 geführt. In den 26 Pfarreien leben 49 Diözesan- und 30 ordenspriester, 7 Ständige Diakone und 81 ordens- frauen. Bischof von oslo ist seit 2006 der 1953 in Norwegen geborene Bernt Eidsvig.

Die Anschriften des Bistums lauten: oslo Katolsk Bispedommet Akersveien 5 N-0177 oslo Tel.: 00 47/23 21 95 00 fax: 00 47/23 21 95 01 E-Mail: [email protected] Internet: www.katolsk.no

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Priesterweihe in Oslo

Die Feier der Priesterweihe ist für die Kirche, ten St. Johanneskirche in Bredtvet für die konkrete Diözese bzw. Ordensgemein- (oslo) von Bischof Bernt Eidsvig schaft, für die Gemeinden und natürlich für den zum Priester geweiht. Seine Heimat Weihekandidaten ein ganz besonderer Festtag. ist Sri Lanka. Dort wurde er am 24. Denn die Kirche lebt von der Eucharistie, und November 1987 in der Hauptstadt um diese mit und für die Gläubigen zu feiern, Colombo geboren. Seit 2004 war er wird der Priester geweiht. in Negambo im Kleinen Seminar, seit 2007 studierte er Philosophie Am 20. Juni 2020 wurde Franklyn im National Seminary of our Lady Augustine Fernando in der vollbesetz- of Lanka in Kandy. Sein Theolo-

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giestudium machte er von 2010 bis gen, des Dienstes würdig! - Bleiben 2015 an der Päpstlichen Universität Sie Ihrer hohen Berufung treu! Urbaniana in Rom. Danach absol- Jetzt werden die jungen Leute die vierte er sein Gemeindepraktikum Sakramente aus Ihrer Hand empfan- bis 2018 in seiner Heimat Sri Lanka. gen und das Evangelium aus Ihrem Von dort kam er nach Norwegen, Mund hören. wo er an der „Menigshetsfakultät“ in oslo den Abschluss als „Master in Wenn auch der priesterliche Dienst Religion, Gesellschaft und globalen nicht das ist, was Gott für die meis- fragen“ erwarb. ten von ihnen vorgesehen hat, werden sie ihm jedoch dafür dan- Anlässlich seiner Priesterweihe sagte ken, dass er gute Männer wie Sie Bischof Eidsvig u.a. in seiner Pre- berufen hat, Priester zu werden. digt: Und diejenigen, die berufen sind, „Sie wissen seit Ihrer frühen Kindheit, werden Mut und Inspiration be- wo sich das Haus Ihres Vaters be- kommen, wenn sie sehen, wie treu findet. Sie haben es täglich besucht. Sie Ihr Leben im Dienste des Volkes Dort haben Sie die Sakramente erhal- Gottes hingeben. ten. Dort haben Sie das Evangelium Möge Gott, der das gute Werk in Ih- gehört und gelernt, es zu glauben. nen begonnen hat, es auch vollen- Dort haben Sie das Vertrauen in die den. Amen!“ Priester gewonnen - und nie verlo- ren -, die ihr Leben den Sakramen- Wir gratulieren dem Neupries- ten und der Verkündigung gewidmet ter franklyn und wünschen haben und durch ihr gottesfürchtiges ihm auf dem weiteren Weg als Leben Zeugnis geben. Priester Gottes reichen Segen. ohne gute Vorbilder wäre es un- Alle Leser bitten wir herzlich, für möglich gewesen zu verstehen, was gute Berufungen zu beten. die Berufung beinhaltet. Sehr jung haben Sie verstanden, Sr. Hildegard Koch OP dass der Ruf zum Priestertum ein Geschenk Gottes ist, und Sie haben gebetet und gehofft, dass er Ihnen den Ruf geben würde. Sie wissen sehr gut, dass Ihr Gebet erhört wur- de. In dieser Messe haben Ihre Vor- gesetzten und das Volk Gottes bestä- tigt, dass diese Sie für würdig halten. Bleiben Sie mit der Hilfe Gottes und kraft Ihres Dienstes, mit der Unter- stützung der fürsprache der Gläubi-

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Die Bedeutung der Laien im Orden des hl. Dominikus Zum 800. Todestag des Heiligen am 6. August 2021

Die im 13. Jahrhundert entstandenen Bettel- Verärgerung über kirchliche Obrigkeiten und orden übten eine große Wirkung auf breite Machtstrukturen, vielleicht aber auch nur Un- Kreise der damaligen Bevölkerung aus. So ist kenntnis sein, die Suchenden Wege verschließen. es nicht verwunderlich, dass sich ähnlich wie Parallelen zur Zeit des heiligen Dominikus tun bei den Franziskanern auch um die Domini- sich auf. Dominikus predigte gegen Ketzerei kanerklöster, welche wie Pilze aus dem Boden und Ignoranz; seine Nachfahren stehen vor schoßen, Laien ansiedelten. Diese fühlten sich einer ähnlichen Situation. vom Ideal des heiligen Dominikus angezogen Jeder Zweig der dominikanischen Familie (die und suchten nach einer Bindung an den Or- Brüder, die kontemplativen Nonnen, die aposto- den, dessen Arbeit sie mittragen wollten. So lischen Schwestern) hat eine besondere Berufung entstanden schon bald die dominikanischen im Klosterleben. Die dominikanischen Laien le- Laiengemeinschaften. ben ihren Glauben in ihrem konkreten Umfeld In den letzten Jahren hat sich in der westlichen in Beruf und Familie und tragen das Feuer der Welt und natürlich auch im Dominikaner- Sehnsucht Gottes nach jedem Menschen dorthin, Orden das Verhältnis von Kirche und Gesell- wo sie leben und arbeiten. schaft gewandelt. Viele Menschen kehren der Heute wollen wir den Lesern dieses Jahrbuches Kirche den Rücken, fast alle von ihnen bleiben ein Ehepaar aus Oslo vorstellen, welches be- jedoch auf der Suche nach einem Ideal, das wusst dieser Berufung gefolgt ist. sie langfristig ausfüllt und ihrem Leben einen Sinn verleiht. Oft mögen es falscher Stolz, Sr. Hildegard Koch OP

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Der Weg, war, dass ich mich zuversichtlich den wir gewählt haben entschied, eine katholische Glau- bensunterweisung zu absolvieren, Als Christen sind wir in einem säku- um zu konvertieren. ostern 1957 laren Norwegen in der Minderheit. wurde ich dann in die katholische Unter den norwegischen Christen Kirche aufgenommen, ich war da- sind wir als Katholiken in der Min- mals ungefähr 19 Jahre alt. Seitdem derheit. Unter den norwegischen hatte ich immer engen Kontakt zu Katholiken sind wir als Dominikaner den Dominikanern. Ihre Kirche in der Minderheit. Aber hier haben wurde meine Heimatkirche. Dort wir unsere Berufung, wir sind Laien- habe ich viele Jahre als Ministrant dominikaner. gedient, den Brüdern bei prakti- für uns beide ist unsere religiöse schen Dingen geholfen, in zwei Zugehörigkeit das Ergebnis einer be- Schichten als organist gearbeitet wussten Wahl: Wir sind vor 64 bzw. und in der Umgebung der domini- 54 Jahren zur Mutterkirche konver- kanischen Gemeinschaft gute freun- tiert. Wer sind wir? Stellen wir uns de gefunden. Dort habe ich vor fast vor: 45 Jahren auch meine Ehepartnerin Ich bin Helge Erik Solberg. Mein Elisabeth kennengelernt. ganzes Leben als Katholik ist ge- prägt von dominikanischer Spiritua- Ich bin Elisabeth Solberg. 1960 gab lität. Ich bin in einer familie aufge- es in oslo eine katholische Schule. wachsen, die vom lutherischen Die St. Sunniva-Schule wurde von Christentum geprägt war, aber in den St. Josephschwestern geleitet, meiner Jugend begann eine Zeit von denen die meisten Deutsche ziemlich intensiven religiösen Su- waren. In jeder Klassenstufe gab es chens. Sie endete damit, dass ich als zwei Klassen, eine katholische und 18-Jähriger die Dominikaner in oslo eine protestantische. Die Schule hat- kontaktierte, um über den katholi- te einen guten Ruf, deshalb haben schen Glauben informiert zu wer- mich meine ehrgeizigen Eltern dort den. Dort traf ich Pater Hallvard eingeschult. Ich ging in die prote- Rieber-Mohn oP, der so eloquent stantische Klasse. Die ordens- und überzeugend war, dass ich fast schwestern sollten die nichtkatholi- ängstlich war, er könnte mich „über- schen Schüler nicht „beeinflussen“, reden“, katholisch zu werden. Da- aber der Schulalltag war natürlich her erhielt ich gleichzeitig auch eine vom Gebet und den kirchlichen Ge- Unterweisung von einem lutheri- sängen durchdrungen. Der Religi- schen Geistlichen, den ich gut kann- onsunterricht war sachlich und in- te. Nach einer Weile riet er mir, in formativ. Im Nachhinein habe ich es meiner Pfarrkirche zur Kommunion genossen, die Arbeitsbücher aus der zu gehen und Gott um Erleuchtung Zeit damals zu lesen. Bemerkens- zu bitten. Ich tat es. Das Ergebnis wert oft wird auf das Matthäusevan-

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gelium, Kapitel 16, Bezug genom- zu den beiden dominikanischen men: „Du bist Petrus, der fels, und Schwesterngemeinschaften in oslo, auf diesen felsen werde ich meine der apostolisch ausgerichteten und Kirche bauen.“ obwohl wir Protes- der kontemplativen. Als Helge Erik tanten nicht regelmäßig zur Messe sein Medizinstudium abgeschlossen gingen, bemerkte ich die Worte, die hatte, war er zwei Jahrzehnte lang die Tür der Schulkapelle umrahm- Arzt für die kontemplativen Nonnen; ten: „Der Herr ist hier und ruft Dich.“ eine der Schwestern dort war eine Ich erinnere mich, dass ich gedacht gute freundin aus der Zeit, als beide habe: Darauf werde ich zurückkom- in der katholischen Jugendgemein- men, wenn ich älter werde. schaft aktiv waren. Zwei Jahre, nachdem ich die St. Sun- Das familienleben und ein arbeits- niva-Schule verlassen hatte und kurz reicher Tag ermöglichten uns an- vor dem Hochschulstudium stand, sonsten kein aktives Engagement in traf ich eine freundin, die sich sehr der Kirche über ein normales katho- für die katholische Kirche interes- lisches christliches Leben hinaus. sierte. In mir war der Samen schon 1996 kaufte unsere familie ein feri- gesät, jetzt begann er zu keimen. enhaus in der Provence/frankreich. Ich lebte zufällig hundert Meter von Wir bekamen Kontakt mit der do- den Dominikanern in oslo entfernt. minikanischen familie dort, mit den Als Kind fragte ich meine Mutter, Brüdern von La Sainte-Baume und wenn wir an der Dominikanerkirche den kontemplativen Nonnen von St. vorbeigingen, wie diese heiße und Maximin sowie der Gemeinschaft welche Art von Kirche es sei. „Sie der Laiendominikaner vor ort. hat einen seltsamen und schwieri- gen Namen, ich weiß es nicht“, war Der Weg nach vorn die Antwort. Jetzt ging mein Weg durch diese rätselhafte Pforte zu den Erst als Rentner konnten wir dann klugen Brüdern des Dominikaner- beide der dominikanischen Berufung ordens. Zwei Jahre lang wurde ich ganz folgen, die in allen Jahren la- von Pater Thomas Patfoort oP un- tent vorhanden war, als die alltägli- terrichtet. Ich konvertierte Pfingsten chen Anforderungen den Rhythmus 1967, 18 Jahre alt. unseres Lebens bestimmten. Bereits Anfang der 2000er Jahre beantrag- Ein Leben mit dominikani- te Elisabeth die Aufnahme in die in schem Hintergrund oslo gegründete kleine fraternität der Laiendominikaner. Helge Erik Die St. Dominikus-Kirche wurde seinerseits kontaktierte zunächst die zu unserer geistlichen Heimat mit Bruderschaft in der Provence, da wir wunderschöner Liturgie und Mu- als Rentner längere Zeiten im Süden sik, guten Predigten und weiser verbrachten. Er wurde Mitglied der Seelsorge. Wir hatten auch Kontakt französischen Gemeinschaft. Dort

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legte er seine Gelübde ab und wurde Laien-Dominikanergemeinschaft. für drei Jahre Prior dieser Gemein- Die Gruppe, die mittlerweile mehr schaft. Als unser französisches Haus als 20 Personen zählt, versammelt verkauft wurde, hat auch er sich der sich in oslo, einige Mitglieder kom- Gemeinschaft in oslo angeschlossen, men aus anderen Städten im Süden an der wir beide aktiv teilnehmen. des Landes. Wegen der langen Wege treffen wir uns einmal im Monat von Was bedeutet es, freitagsabends bis sonntags. Zuerst ein Laiendominikaner zu sein? feiern wir mit den Brüdern in deren Klosterkirche die hl. Messe und be- Die Laiendominikaner sind ein ten danach gemeinsam die Vesper. Zweig der dominikanischen fami- Dann hören wir oft einen Vortrag lie. Die Mitglieder sind Laien, die einer internen oder externen Person versprechen, ein Leben im Einklang über ein Thema, das für unser Le- mit der Regel und Spiritualität des ben als Dominikaner relevant ist. ordens zu führen. Nach einem Jahr Wir beenden den Tag mit der Kom- Probezeit verpflichten sie sich zu plet, dem Nachtgebet der Kirche. drei Jahren, danach können sie die Samstags versammeln sich diejeni- Ewigen Gelübde ablegen. gen, die es möchten, zum Gespräch Die Laiendominikaner haben ein über persönlichere Angelegenhei- regelmäßiges Gebetsleben, in ten, das in der Regel mit einer ge- dem die Laudes und die Vesper meinsamen Mahlzeit verbunden des Stundengebetes Teil des tägli- wird. In der Advents- und fasten- chen Rhythmus sind. Ebenso sol- zeit haben wir jeweils einen „stillen len wir zur Heiligen Messe gehen, Tag“ der Einkehr, um uns auf das wenn sich die Gelegenheit ergibt, Hochfest der Geburt des Herrn bzw. täglich den Rosenkranz beten und auf ostern, dem Hochfest der Auf- durch Studien immer tieferes Wis- erstehung Christi vorzubereiten. sen erwerben. Wir sind aufgerufen, die Gegenwart Christi in der Welt Dominikanischer „Ruhestand“ lebendig zu machen und durch unser Leben und Beispiel Gottes Wie üben wir unser dominikani- Heilsbotschaft verkünden. Ein do- sches Leben im Alltag? minikanisches Motto lautet: „Con- Als verheiratetes Paar sind wir in der templata aliis tradere“ = an andere glücklichen Lage, dass wir gemein- weitergeben, was man selbst in der sam die Laudes und Vesper beten Betrachtung erfahren hat. können. für uns war und bleibt auch das Die Laiendominikaner in Oslo Studium wichtig, um Wissen und einen reflektierten Glauben zu er- Da Norwegen ein Land mit wenigen langen. Predigen kann wahrschein- Katholiken ist, haben wir nur eine lich schwieriger sein. Jeder muss

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seine eigene form finden, und wir Diese Seite wird nicht nur von ka- versuchen unser Bestes, um unseren tholischen Christen gut besucht. Glauben durch das Leben, das wir leben, weiterzugeben. Elisabeth ist als Studienrätin daran Hier zeigt das Evangelium den Weg, gewöhnt, Wissen zu vermitteln. Da- und der heilige Dominikus selbst her ist es für sie selbstverständlich, trug auf allen Wegen das Matthäus- ihre fähigkeiten in die Katechese evangelium unter dem Arm, viel- einzubringen: leicht die konkreteste form des „Ich habe eine kleine Gruppe von Predigens, die wir durch unsere Studenten, die ich auf die Erstkom- Apostolate gefunden haben. Es ist munion vorbereite. Darüber hinaus wichtig, die gewonnenen Talente zu habe ich eine weitere sinnvolle Ak- nutzen, um die guten Nachrichten in tivität gefunden, mit der ich mein die Welt zu bringen. Ruhestandsleben füllen kann: Die katholische Kirche in Norwegen hat Helge Erik aufgrund der großen Einwanderung hat seinen Weg gewählt in den letzten zehn Jahren ein star- kes Wachstum mit Gläubigen aus „Da die Laien-Dominikaner am Apo- der ganzen Welt verzeichnet. Große stolat des ordens beteiligt sind, was Gruppen kamen aus Vietnam, Sri in unserem fall natürlich auf unse- Lanka, Eritrea, dem Nahen osten, rem Status und unserer Kompetenz dem französischsprachigen Afrika, als Laien beruht, habe ich mich ent- Südamerika und Europa - wie Kroa- schieden, in der Katechese für Er- tien und Polen. Soweit die Kirche wachsene tätig zu sein. Deshalb über genügend Kapazität verfügt, er- habe ich vor zehn Jahren ein Buch halten die größten nationalen Grup- veröffentlicht, das in allgemein ver- pen die Möglichkeit der Hl. Messe ständlicher Sprache die Theologie und Seelsorge in ihrer Mutterspra- der Beziehung zwischen irdischer che. So existieren die Nationalitäten Zeit und göttlicher Ewigkeit vor- bis zu einem gewissen Grad neben- stellt. Der Titel des Buches lautet einander, ohne dass sie sich kennen- Clock and Cathedral, was mit “Uhr lernen. Vor vier Jahren kam mir die und Kathedrale“ ins Deutsche über- Idee, diesen Gruppen „ein Gesicht“ setzt werden kann. zu geben, indem ich sie dazu be- Danach habe ich mich auf die bi- wege, ihre Geschichte zu schreiben. blischen Psalmen konzentriert, die In der Diözese oslo haben wir eine einen beträchtlichen Teil des kirch- Kirchenzeitung St. Olav, die viermal lichen Stundengebetes ausmachen. im Jahr erscheint. für jede Ausgabe Ich habe dazu eine eigene Web- mache ich ein Interview mit einem site mit den Texten und erklären- Vertreter einer der Nationalitäten. den Kommentaren eingerichtet: Viele haben dramatische und inte- https://he-salmekommentar.com ressante Geschichten zu erzählen,

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und so können wir die Kultur und Dominikanische Freude die Glaubenspraktiken der anderen kennenlernen. Ich sehe dies als eine Wir haben im Lauf der Jahrzehn- Brückenbauarbeit, von der ich hoffe te ungemein viel offenheit und und glaube, dass sie positive Konse- menschliche Wärme in verschiede- quenzen hat. nen dominikanischen Gemeinschaf- ten und an dominikanischen orten erlebt, die wir in ganz Europa be- sucht haben. Diese freude, zu einer weltweiten familie zu gehören, gemeinsam Jünger Christi zu sein inmitten des geschäftigen Ameisenhügels, der „Menschheit“ genannt wird, inspi- riert uns jeden Tag neu.

Elisabeth und Dr. Helge Erik Solberg

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Lella Sebesti (1934-2021) Eine Italienerin in den Fußstapfen des heiligen Ansgar

Im Jahr 1943 gründete die damals 23-jährige licher Ansgar und wie er ein Apostel Chiara Lubich in Trient die Fokolarbewegung des Nordens, d.h. in Schweden, Nor- (offizieller Name: Werk Mariens). Diese ist wegen und Dänemark und auch in eine neue geistliche Gemeinschaft, die weltweit ihrem geliebten finnland. Alle die- ca. 140.000 Mitglieder zählt. Sie wurde 1962 se Länder hat Lella oft besucht, dort kirchlich approbiert. Der Name „Fokolar“ hat sie längere Zeit gewohnt und meint sowohl das um die Feuerstelle, den Herd, gewirkt. gebaute Heim als auch das einzelne Mitglied, Ihre Tätigkeit erstreckte sich auch den Fokolar, die Fokolarin. bis Island, den färöerinseln und Zentral für die Gemeinschaft ist das Wort Jesu, nach Grönland. Überall, wo sie hin- dass er dort gegenwärtig ist, wo zwei oder drei kam oder Kontakte hatte, entstanden in seinem Namen versammelt sind, und die fokolargemeinschaften. fokolarin- Weisung, „alle sollen eins sein“ (Joh 17,20). nen machten sich an ort und Stel- Daraus folgt das Engagement in Gesellschaft, le ‘eins‘ mit den Menschen, lernten Politik und Wirtschaft und der Einsatz für die jeweilige Sprache, machten sich die Ökumene und den Dialog der Religionen. mit der Lebensweise ihrer neuen Umgebung vertraut. Diese jungen Lella (Valeria) Sebesti, eine italieni- Menschen wurden so Teil der gro- sche fokolarin, deren Name in den ßen Aufgabe, die für Chiara Lubich Herzen vieler Skandinavier noch (+14.3.2008), die Gründerin der immer nachklingt, ist am 3. Januar fokolar-Bewegung, und auch für 2021 gestorben. An diesem Tag hat Lella Leitsatz ihres Lebens war: Alle sie die Welt, ihren „Arbeitsplatz“, wie sollen eins sein (Joh 17, 21). Ein gött- sie sich ausdrückte, verlassen. In liches Abenteuer, das auch der Autor diesem Artikel wollen wir kurz auf dieser Zeilen, zusammen mit seiner die Bedeutung eingehen, die Lella Ehefrau, als verheiratete fokolare, für viele Personen in Skandinavien miterleben durfte. und anderweitig hatte. Wer war diese energische frau, und, Jahrelang hat Lella in den nordischen was brachte sie nach Skandinavien, Ländern und für die Menschen dort dem „chimärischen Norden“, fern gewirkt. Durch das Beispiel ihres Le- des sonnigen Italiens? Dazu etwas bens inspirierte sie viele junge Men- Geschichte. schen dazu, ihr Leben auch fern der eigenen Heimat für Gott und Kirche Lella wurde am 10.2.1934 in Pri- einzusetzen. verno, Mittelitalien, geboren und Lella war in dieser Hinsicht gleicher- verbrachte ihre Jugend in Rovere- maßen ein moderner und unermüd- to, in der Nähe der Provinzhaupt-

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stadt Trient. „Meine Mutter war eine ter und ordensleute, sogar Bischöfe, deutsche Protestantin, mein Vater wie in der Zeit der ersten Christen. Italiener und ein atheistischer Sozi- Ihr Motto und der Kern ihres Lebens alist”, sagte sie dazu. Als 16jährige war: Wo zwei oder drei in meinem kam sie in Trient in Berührung mit Namen zusammen sind, da bin der damals gerade aufkommenden ich mitten unter ihnen (Mt 18, 20). fokolar-Bewegung und mit deren Es war die Zeit vor und während Gründerin, Chiara Lubich. für Lel- des Zweiten Vatikanischen Konzils la war es eine große Entdeckung, (1962-1965), eine Zeit, in der viele als sie durch ihren Kontakt mit ei- nach einer neuen Kirche verlangten, ner fokolarin verstand, dass sie in nach einem ‘Aggiornamento’, wie es ihren Nächsten, und also auch im damals hieß. Davon war die fokolar- eigenen Vater, Jesus lieben konnte, bewegung, zusammen mit anderen so erzählte sie selber. Es war für das Initiativen, einer der Vorläufer. Der junge Mädchen “die Entdeckung des Geist der Zeit verlangte eine vitale, Himmels auf Erden“. Von da an war lebensnahe Kirche, die sich mehr als sie fest entschlossen, sich den foko- Gemeinschaft aller Gläubigen denn larinnen anzuschließen, zusammen als hierarchisch geordnete Struktur mit ihrer Schwester Nuccia. zeigen sollte. Als sie 19 Jahre alt war, wurde dieser Zunächst verbreitete sich diese Be- Traum nach langem Warten Wirk- wegung wie ein Lauffeuer in Itali- lichkeit. Es war der Anfang eines en, aber es mehrten sich in Europa gottgeweihten Lebens im Dienst an schon bald die Kontakte, und es Gott und dem Nächsten, ein Aben- wurden immer mehr Menschen, vor teuer, das sie bis nach Skandinavien allem viele junge Leute, auf dieses verschlagen sollte. Damals wusste neue Leben aufmerksam. Sie ließen sie nur, dass sie Gottes Willen tun sich von diesem feuer ‘anstecken’. wollte, was immer er von ihr ver- In dieser Entwicklung wuchs vieler- langte. orts die Nachfrage nach einem fo- kolar, und da die Zahl der fokolare Es war die Gründerzeit der foko- und fokolarinnen zunahm, konnten larbewegung. Ein neues Charisma viele ausgesandt werden, zunächst bahnte sich in der katholischen Kir- innerhalb Italiens, seit 1958 auch che, in anderen Kirchen und später außerhalb. Viele Priester und or- auch in anderen Religionen seinen densleute und auch Bischöfe, die Weg. Viele Berufungen zu einem während des Konzils mit der foko- konkreten Leben mit dem Evangeli- larbewegung in Kontakt gekommen um entstanden, und es entwickelte waren, baten die Bewegung um Hil- sich eine neue ‘Spiritualität der Ein- fe beim Neuaufbau ihrer ortskirchen heit’, die gemeinschaftsstiftend war, im Geiste des Konzils. So kam es zu d.h. Menschen zusammenbrachte, einer relativ schnellen Verbreitung großenteils Laien, aber auch Pries- der fokolare, nunmehr nicht nur in

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Europa, sondern auch in anderen wegen der dort ansässigen Philips- Erdteilen, zunächst in Afrika und werke. Nord- und Süd-Amerika. In den Niederlanden verbrachte Lella einen Großteil ihrer 67 fokolar-Jah- Von Trient aus, dem Geburtsort Chi- re. Kurz nach ihrer Ankunft schrieb ara Lubichs und Wiege der foko- sie: „… Es mag vielleicht anmaßend larbewegung, ging Lella zunächst klingen, denn ich bin ein Nichts, in eine fokolargemeinschaft nach aber ich spüre in mir, dass ich für Sizilien. Aber bald danach, im Jah- die Kirche leben will, indem ich Ma- re 1958, kam sie nach Belgien, wo ria unter dem Kreuz nachfolge […] in Brüssel einer der ersten fokolare damit ihre Kinder ihre mütterliche außerhalb Italiens gegründet wurde. Anwesenheit erfahren mögen.” Dort verbrachte sie zusammen mit Es folgten Jahre einer großen Blüte einigen fokolaren die ersten Jahre der Bewegung in den Niederlanden, in Nord-Europa und lernte Nieder- aber zugleich war es für die katholi- ländisch. Es war ihre erste Auslands- sche Kirche eine Zeit schwerer Tur- erfahrung. bulenzen. für viele Menschen wurde Lella zu einer Mutter in einer Zeit, die von großen, auch persönlichen Kri- sen gekennzeichnet war, und in der sie wie ein fels in der Brandung vie- len Laien, Priestern und ordensleu- ten, mit ihrer Weisheit Rettung bot.

Lella Sebesti mit Ton Jongstra, Verantwortliche für die fokolar-Bewegung in Holland und Zugleich entwickelten sich Bezie- Skandinavien hungen mit Personen aus Skandi- navien. Auf mehreren Wegen wa- Inzwischen besuchten die foko- ren Kontakte zustande gekommen, lare, unter ihnen auch Lella, von meistens private Begegnungen in Brüssel aus die Niederlande. Dort Italien während der Sommermee- waren neue Kontakte entstanden, tings der fokolare, den sogenannten und der Wunsch nach einem fo- Mariapolis: ordensleute, die in Rom kolar wurde immer stärker. Die von der Bewegung gehört hatten, erste Gründung erfolgte im Jahre wie auch ordensschwestern, die, 1961, als in der Universitätsstadt aus verschiedenen europäischen Nimwegen ein Männerfokolar er- Ländern kommend, in den überall öffnet wurde. 1962 zog Lella zur bestehenden Klöstern wohnten und großen freude der ständig wach- Verbindung zum ‘Süden’ hatten. Es senden Schar begeisterter fokolar- folgten viele Einladungen, und An- freunde mit einigen nunmehr auch fang der 60er Jahre besuchten einige holländischen fokolarinnen in die fokolare finnland, Dänemark und ‘Lichtstadt’ Eindhoven, so genannt Schweden.

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Aber es war Lella, die mit vielen Neue die Gastfreundschaft der Do- Adressen aus den skandinavischen minikanerinnen genießen konnten Ländern in der Tasche die erste Rei- und die kleine katholische Herde se von Holland aus nach Norden in Norwegen kennenlernten. Über unternahm, zusammen mit einigen Göteborg erreichten sie schließlich fokolarinnen, nicht wissend, was wiederum Kopenhagen und fuhren sie zu erwarten hatten. Nur mit dem nach Holland zurück. Lella und ihre Wunsch, für das Wirken Gottes in Gefährtinnen legten insgesamt etwa der Begegnung mit diesen Men- 5000 km zurück. schen offen zu sein. Viele solcher Was aufgrund der vielen persönli- ‘apostolischen‘ Reisen sollten noch chen Kontakte blieb, war der starke folgen. Eindruck, dass auch im ‘Norden’ ein Die erste Bekanntschaft mit dem großes Bedürfnis nach einem au- nordischen Klima erfolgte im febru- thentischen, gelebten Christentum ar 1966, als die fokolarinnen mitten bestand. Lella betrachtete es von nun in der eisigen Kälte mit ihrem klei- an als ihre Aufgabe, in diesen Län- nen VW abfuhren und Kopenhagen dern dazu beizutragen, Beziehungen erreichten. Sie fuhren über die ost- der Einheit, auf der Grundlage des see nach Bornholm, eine 8-stündige gelebten Evangeliums, aufzubauen. fahrt. Zurück in Kopenhagen hatte Auch mit Christen verschiedener sie ein Gespräch mit dem Bischof, Konfessionen. der sich vor allem für die inzwi- schen wachsenden ökumenischen Im November 1967 war es dann so Kontakte interessierte. Die Zahl der weit. Lella Sebesti und die Schwei- Katholiken in seiner Diözese war ja zerin Linette Geisseler zogen nach gering, wie übrigens in ganz Skandi- Stockholm und fanden dort in einem navien. Danach ging es weiter nach Hochhaus ein bescheidenes Aparte- Malmö, Schweden, und später wur- ment. Sie machten sich daran, ihre den sie von den Dominikanerinnen Unterkunft einzurichten und, was ih- von Röglebäck herzlich empfangen, nen sehr wichtig war, die schwedi- die viele Gäste eingeladen hatten, sche Sprache zu lernen. Linette fand damit sie dieses ‚Charisma‘ kennen- alsbald eine Arbeitsstelle. Kontakte lernten. Nach Lund und Vadstena wurden wieder aufgenommen und kam dann Stockholm, die vorläufi- neue Bekanntschaften gemacht. ge Endstation. Wie überall musste Die jungen frauen waren der Über- Lella versprechen, für ihre Brüder zeugung, dass das einst so christ- und Schwestern im Norden mög- liche Schweden auch für ein mo- lichst bald ein fokolar zu gründen. dernes, gelebtes Christentum offen Ein Jahr später war es dann auch sein konnte. Es entstanden die ers- tatsächlich geschehen. ten schwedischen Berufungen zum Inzwischen ging die Reise von Stock- fokolarleben. Im gleichen Jahr fuh- holm weiter nach oslo, wo sie aufs ren Lella und Linette nach finnland,

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nach Turku und Helsinki, um auch dern zu unterstützen, u.a. in finn- dort die Bekannten und freunde zu land, wo 2003 in Tampere ein frau- besuchen, die schon während frü- enfokolar entstand. In Island ließen herer Begegnungen Interesse ge- sich ab 1994 einige freiwillige aus zeigt hatten. So wurde auch in die- den Niederlanden nieder; eine pen- sem Land der erste Grundstein für sionierte holländische Lehrerin zog eine weitere Entwicklung gelegt. Es 1993 nach Grönland, wo sie viele wurde gesät. Die Ernte sollte später Jahre wohnte und dort mit anderen kommen. zusammen eine kleine Gemeinschaft 1968 fand in Sigtuna, der alten bildete. Hauptstadt Schwedens, das erste Sommertreffen, eine ‘Mariapolis’ Nach und nach konnte Lella die Ver- (Stadt Mariens) statt, mit vierzig antwortung der fokolare in Skan- Teilnehmern, die dort etwas von dinavien anderen überlassen, die einer lebendigen christlichen Ge- inzwischen aus den Niederlanden, meinschaft erfahren konnten. Es war Deutschland, Italien und aus den eine kleine Gruppe Katholiken und skandinavischen Ländern selbst ge- Lutheraner, die sich dort als Brüder kommen und dem Ruf nach Norden und Schwestern kennenlernten und gefolgt waren. Sie konnte sich mehr sich gegenseitig anerkannten. Seit- und mehr auf ihre Arbeit in den Nie- dem wiederholt sich dieses ökume- derlanden konzentrieren. nische Ereignis jedes Jahr. für vie- Im Jahre 2001 erlitt Lella zweimal le wurde ein solches Treffen eine hintereinander einen Schlaganfall, Quelle der freude und Ermutigung. von dem sie sich trotz aller Mühe Es war der Auftakt weiterer Entwick- nicht erholen konnte. Sie blieb halb- lungen in den nordischen Ländern. seitig gelähmt. Viele Jahre lang war Lella für die Kir- Es würde im Rahmen eines kurzen che wie für die fokolar-Bewegung Artikels zu weit führen, alle weite- sowohl in den Niederlanden als ren Abenteuer von Lella und ihren auch in den nordischen Ländern von Gefährtinnen in Skandinavien aufzu- großer Bedeutung. Wie nur wenige führen. Stattdessen hier einige fak- war sie imstande, Menschen zu ver- ten, die u.a. durch das Wirken Lellas stehen und Situationen zu deuten. zustande kamen: 1981 entstand ein Mit ihrer großen Weisheit hatte sie frauenfokolar in Kopenhagen; 1983 viele Personen inspiriert und in die ein Männerfokolar in oslo; 1986 Spiritualität der Einheit eingeführt. ein frauenfokolar ebenfalls in oslo; Mit ihrem ‚Sein‘ erweckte sie in an- 1989 ein Männerfokolar in Stock- deren das Verlangen, die Nachfolge holm. In all diesen Jahren wurden Christi zu leben. von Lella und anderen viele Reisen Nun war ihre Kraft, ihre maßlose unternommen, um die lebendigen Energie erschöpft. für sie fing ein Kontakte in den verschiedenen Län- langer Kreuzweg an. Sie sagte dazu:

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„Jesus bietet mir einen Schnellkurs nicht mehr zu reisen. Die Menschen an, damit ich lerne geduldig zu kamen zu ihr. sein“. Und auch: „So wie ich andere das Leben gelehrt habe, so lehre ich Jetzt ist Lella in das ewige Leben ein- sie nun, wie man stirbt.“ Nach jedem getreten. Die Worte aus dem Buch Augenblick der finsternis sagte sie der Sprüche (31, 10) drücken aus, immer wieder: „Ich bin glücklich.“ was viele in ihrer Nähe empfunden In den letzten Jahren kamen viele haben: Eine tüchtige Frau, wer fin- aus den nordischen Ländern und det sie? Sie übertrifft alle Perlen an besuchten das fokolar-Städtchen Wert. Und: Preist sie für den Ertrag Mariënkroon, Lellas Wohnort in den ihrer Hände, ihre Werke soll man Niederlanden. Nun brauchte Lella am Stadttor loben. Leo van den Broek

Der Verfasser des Artikels mit Maria Voce, zweite Präsidentin der fokolarbewegung, im Gespräch mit einem freund aus Afghanistan Leo van den Broek war Dozent für Germanistik an der Radboud-Universität in Nimwegen/NL. Er hat viele Werke Chiara Lubichs ins Niederländische übersetzt und war gemeinsam mit seiner frau bis 2018 tätig für die fokolarbewegung in Dänemark

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Franziskus-Xaverius-Schwestern in Norwegen 120 Jahre im Dienst der Nächstenliebe

Die Kongregation der franziskus- 1973; St. francis Hospital, Arendal, Xaverius-Schwestern (SfX) in Nor- 1911–1970; Øyenklinikken, , wegen wurde am 19. März 1901 in 1923–1961; St. francis Hospital, Bergen vom dem aus Luxemburg Haugesund, 1926–1970; florida Hos- stammenden Johannes olav fallize pital, Bergen, 1929–1984; St. francis (1844-1933), gegründet, der von Hospital, Hønefoss, 1935–1967. 1887 bis 1922 Bischof von oslo war. Es ist die einzige bekannte ka- In den damals sehr kleinen ka- tholische ordensgemeinschaft, die tholischen Gemeinden arbeiteten in Norwegen entstand. Das Klos- Schwestern in der Seelsorge. Das ter Marias Minde in Bergen war das Mutterhaus Marias Minde steht bis Mutterkloster, von dem aus auch heute in Bergen. die St. olav-Kapelle in Voss betreut Bischof fallize warb für „sei- wurde. Die ordensgemeinschaft ne Schwestern“. Sie kamen aus ist nach dem spanischen Jesuiten- seiner Heimat Luxemburg, aus priester franz Xaver (*7. April 1506 Deutschland, Holland, Irland, eini- +3.12.1552) benannt, der Mitbegrün- ge auch aus Norwegen. Die Zahl der der Gesellschaft Jesu und einer der Schwestern wuchs im Lauf der der Wegbereiter christlicher Mission Jahre auf 220. Leider blieb seit den in ostasien war. Er wurde 1622 hei- 60er Jahren der Nachwuchs aus. liggesprochen. Heute lebt nur noch die General- Die Schwestern wirkten 120 Jahre priorin Schwester Mary in Bergen, lang segensreich besonders in or- die anderen Häuser sind inzwischen ten an der Westküste des Bistums an andere kirchliche Einrichtungen oslo. Sie gründeten Kindergärten, übergeben oder aufgelöst worden. Schulen und Krankenhäuser, und sowohl ihre Gemeinschaften als Seit 2011 beten, leben und arbeiten auch ihre Institutionen wurden von mit Mutter Mary fünf Heilig-Kreuz- den Bewohnern gern angenommen Schwestern aus Vietnam. „So kön- und sehr geschätzt. nen wir unser ordensleben in Ge- Hier nur die Liste der Krankenhäu- meinschaft fortsetzen und freuen ser, die später vom öffentlichen Ge- uns darüber, dass es auch in Zukunft sundheitswesen übernommen wur- ordensschwestern in Bergen gibt“ den: St. francis Hospital, Bergen, meint Schwester Mary zuversicht- gegründet 1898 von den franzis- lich. Sie ist 84 Jahre alt und stammt kanern, SfX 1901–1946; St. francis aus Irland. Hospital, Stavanger, 1898 von den In den 63 Jahren ihres ordensle- franziskanern gegründet, SfX 1902– bens hat Schwester Mary viele ihrer

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Sr. Mary hier im Bild mit vier Schwestern von Mutter Teresa

Mitschwestern zu Grabe begleiten und das Volk in Norwegen, besonders hier in müssen, und es kann nicht leicht ge- Bergen, wo sie ihr Mutterhaus hatten, gebetet und wesen sein, die geliebte ordensge- getan haben. meinschaft immer mehr schwinden Aufgrund der Corona- Einschränkungen konnten zu sehen. Aber Sr. Mary hat nie den wir kein großes Fest feiern, sodass wir im Speise- Mut und die Lebensfreude verloren. saal der Schwestern nur ein gemeinsames Mittages- Sie weiß, dass alles seine Zeit hat, sen für die Priester und Schwestern hatten. und betrachtet die Wirklichkeit in Natürlich habe ich all die guten Schwestern ver- der Ewigkeitsperspektive. misst, mit denen ich viele Jahre zusammengelebt In ihrem Dankbrief nach dem 120. habe, aber die vier Schwestern von Mutter Te- Jahrestag der Gründung schrieb sie resa und die 5 Schwestern vom Heiligen Kreuz an alle, die aus diesem Anlass ihre haben sie ersetzt. Verbundenheit bekundet hatten: Ich weiß, dass meine Mitschwestern im Himmel „Vielen Dank für das Gebet und alle guten sind und uns hier unten vor dem Thron Gottes Wünsche, die anlässlich der 120-jährigen Jubilä- nicht vergessen werden. Außerdem habe ich nur umsfeier der SFX-Kongregation bei mir eingegan- gute Erinnerungen an sie alle und möchte ihnen gen sind. Dom Alois feierte mit uns ein feierliches dafür danken, dass wir ein gutes und glückliches Hochamt, unterstützt von P. Janus und P. Hai. Klosterleben hatten. Es war eine Dankmesse für alles, was die Schwes- Ich lege meine Zukunft in Gottes Hände, weil tern in 120 Jahren für die Kirche im Bistum Oslo er am besten weiß, was ich brauche!“

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Ja zu mehr musik Ein Projekt der katholischen Schule St. Paul in Norwegen

Auf dem Stundenplan der Schüler sikstunde pro Woche hinter uns. Da der Klassen 8 bis 10 der norwegi- die Kirche und die Schule Wand an schen Grundschulen steht eine Stun- Wand stehen, findet diese Stunde de pro Woche, in der Musiktheorie meistens in der Kirche statt“, sagt spielend und singend gelernt wer- Kristine Klubben. den soll. Viele behaupten, das ist zu wenig. Kristine Klubben, Musik- „Es tut den Schülern gut, aus dem lehrerin an der katholischen Schule Klassenzimmer in den Kirchenraum St. Paul, sieht das auch so. Deshalb zu kommen – da klingt es ja auch hat sie gemeinsam mit dem Kantor so schön. Wir spielen, dehnen und und organisten Amund Dalen die beugen uns und wärmen so zu- Initiative zu einem Pionierprojekt nächst die Stimme auf. Der Kantor ergriffen: Musikalischer Religions- kennt viele lustige Aufwärmübun- unterricht! Das heißt, sie integrieren gen. Danach vertiefen wir uns in jede Woche eine Stunde Musik in den Gesang der Kirchenlieder und den Religionsunterricht – und nicht des ordinariums.“ nur irgendeine Musik, sondern litur- gische Musik. frau Klubben findet, dass nicht nur „Jetzt liegt das erste Semester mit die freude und fähigkeit beim Sin- liturgischem Gesang als zweite Mu- gen gestärkt werden, sondern die

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Schüler so auch zu einer stärkeren frau Klubben ist nicht mit der for- Einbindung und einem tieferen Ver- mulierung des Journalisten einver- ständnis für die feier der heiligen standen, dass die Musik dem Reli- Messe gelangen. gionsunterricht eine Stunde abnimmt: „Sie verstehen mehr und nehmen „Nein, sie fügt hinzu“, möchte ich intensiver teil. Das ist Katechismus lieber sagen. „Wir fügen dem Religi- praktisch.“ onsunterricht etwas hinzu, die Mu- sik trägt dazu bei, das fach zu bele- musik berührt ben“. frau Klubben erinnert uns da- ran, dass die Schüler nur eine Stun- 1974 erhielten die fächer Musik und de pro Woche für das fach Musik Handwerk in der Grundschule einen haben. Stundenanteil von fast 20 Prozent. „Ich halte dies nicht für eine Musik- Heute erhalten sie nur noch 13 Pro- stunde an sich; es ist eine fachüber- zent. Angesichts dieser Tatsache hat greifende Stunde mit Vorbereitung frau Klubben das Schulamt und den für die heilige Messe als Ausgangs- Religionslehrer gefragt, ob man den punkt. Die Schüler arbeiten sorgfäl- Unterricht um eine Stunde mit litur- tig mit form und Inhalt; die gesang- gischem Gesang pro Woche erwei- lichen Aufgaben sind anspruchsvoll. tern könne. Die Schüler tragen mehrstimmige „Die erste Stunde war sehr bewe- Gesänge vor, das bringt uns zur gend. Der Religionslehrer, der sie Magie der Musik. Was tut die Musik abgegeben hatte, wurde von dem mit Leib und Seele? Außerdem: Wir Gesang zu Tränen gerührt. Es war übersetzen alte Texte in die heutige alles so schön.“ norwegische Schriftsprache. Dabei

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nehmen wir die Botschaft unserer Gesangsangebot. Sie freuen sich traditionellen Kirchenlieder wahr, ohnehin darüber, etwas gemeinsam da geht es auch um Sprache und zu erleben.“ Geschichte“. Jacques Launay arbeitet nach seiner Promotion als experimenteller Psy- musik als Antidepressivum chologe an der Universität oxford. In einem Artikel auf der dortigen Kristine Klubben erzählt uns von Webseite weist er darauf hin, dass schönen Erlebnissen in Rom: immer mehr Menschen in Großbri- „Wenn wir unseren jährlichen Schul- tannien in Chören singen. Er betont ausflug nach Rom machen, wohnen die vielen Vorteile des Chorgesangs, wir bei ordensschwestern. Dass un- z. B. dass die Sänger oft tragfähige sere Schüler in der kleinen Kapel- soziale Netzwerke bilden und Sin- le auf Latein gesungen haben, hat gen wie ein Antidepressivum wirkt. diese Schwestern sehr berührt. Als Dies bestätigt die Musiklehrerin aus Dank haben sie vor der Abreise je- eigener Erfahrung als Chorsängerin. dem Schüler ein kleines Holzkreuz Sie betont aber, dass solche Erfol- und eine schriftliche Botschaft ge- ge ihre Zeit beanspruchen und vor- schenkt! aussetzen, dass man mehr als eine Auf die frage, wie die Schüler auf Stunde pro Woche üben kann. „Jetzt das Projekt reagiert haben, antwor- haben unsere Schüler das Doppelte, tet die Lehrerin: „Sie finden es an- das hilft.“ spruchsvoll, aber junge Menschen Die Schulrätin des Bistums oslo, bringen sich gerne ein. Ich habe Anne-Rigmor Stock-Evje, stimmt zu: den Eindruck, sie schätzen dieses „Denken Sie nur daran, dass ein Kind

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mit fünf Sinnen in die Welt kommt. anspruchsvolle Ausdrucksformen Dieser kleine Mensch bekommt viel erleben zu lassen. Qualität ist ein bessere Voraussetzungen für seine Kriterium, das sogar kleine Kin- Entwicklung, wenn er vielfältige äs- der erkennen. Die Kompetenz und thetische Ausdrucksformen erfahren Krea-tivität aller Teilnehmer des Pro- darf. Bei guter und ganzheitlicher jekts haben ihr sehr imponiert. Pädagogik lassen sich Gefühle, Sinn- Sie sagt: „Deshalb muss das Projekt lichkeit, Bewegungsaktivität und ko- nicht ein gut gehütetes Geheimnis gnitives Lernen gut integrieren“. der Stadt Bergen bleiben! Andere Schulen, auch außerhalb unserer Da die Schulrätin Stock-Evje nicht Kirche, können sich davon inspirie- damit rechnet, dass zusätzliche ren lassen.“ Stunden für musische Schulfächer Am Gymnasium St. Paul soll ab dem zugewiesen werden, hält sie es für Herbstsemester 2021 Kirchenmusik wichtig, dass jedes fach seine ästhe- als Hauptfach unterrichtet werden. tischen Elemente betont. Alle Schul- Das ist ein einzigartiges Angebot. fächer haben ihre eigene Ästhetik. Man solle sich nicht davor scheuen, Petter T. Stocke-Nicolaisen, Kinder und Jugendliche künstlerisch übersetzt von Lindie Landmark

Kirchenmusik und Ikonen: Fenster zu einer anderen Wirklichkeit

Der Komponist Trond Hans Farner Kverno (geb. 1945) wurde im febru- ar 2021 zum Ritter 1. Klasse des St. olav-ordens ernannt. Die königli- che Ehrung wurde ihm für seinen Einsatz als Komponist der Kirchen- musik verliehen.

Den St. olav-orden stiftete 1847 von König oscar I. Der norwegi- sche König ist der Großmeister des ordens. Mit Ausnahme von König- lichen Hochheiten und Staatsober- häuptern wird der St. olav-orden ausschließlich Norwegern verliehen. Er hat seinen Namen vom heiligen

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König olav Haraldson und umfasst der Jahre konvertierte Kverno zur fünf Stufen: Großkreuz, Komman- Apostolic Catholic Orthodox Church in Eu- deur mit Stern, Kommandeur, Ritter rope, wo er den Rang eines Bischofs 1. Klasse, Ritter. Die Auszeichnung bekleidet. Bis vor kurzem hat er im- wird bei ausgezeichneten Verdiens- mer noch liturgische Musik für die ten um König und Vaterland sowie Norwegische Kirche beigetragen. für außerordentliche Tapferkeit und hervorragende Leistungen in Kunst Kirchenmusik gibt es überall auf und Wissenschaft verliehen. der Erde. Sie ist ein Ausdruck des gemeinsamen Glaubens, der konfes- Trond H. f. Kverno wurde am oslo- sionelle Grenzen sprengt. In dieser er Konservatorium zum organisten Tradition steht Trond Kverno sowohl ausgebildet. Er legte weitere Exa- als Traditionsträger als auch Traditi- mina in den fächern Chorleitunng onserneuerer. In der festschrift zu und Musiktheorie ab, später stu- seinem 70. Geburtstag schrieb man dierte er auch theologische Diszipli- über ihn: Der vollkommene Komponist li- nen. Schon kurze Zeit nach seinem turgischer Musik. Examen am Konservatorium war er Das norwegische katholische Ge- als Lehrer für Komposition tätig. In sangbuch (2000) enthält 23 seiner den nächsten Jahren folgten Stellun- Melodien und ein Messordinarium gen als organist und Kantor in der für Kinder. Mehrere seiner Kirchen- Norwegischen Kirche in oslo und liedmelodien sind in Gesangbüchern Umgebung. An der Norwegischen in Schweden, finnland, Dänemark, Musikhochschule unterrichtete er Deutschland, den Niederlanden und zentrale kirchenmusikalische fächer den USA zu finden. wie liturgisches orgelspiel, Impro- visation und Liturgik. Seit 1993 war Kverno an der Hochschule Profes- sor der Kirchenmusik mit dem Spe- zialgebiet Komposition liturgischer Musik. Wenigstens eine Generation junger Kirchenmusiker hat so von ihm wichtige Impulse empfangen. Trond H. f. Kverno war Mitglied der Kommission der Norwegischen Kir- che für die Liturgiereform und hat in diesem Kontext eigene liturgische Musik beigetragen. Im Gesangbuch der Norwegischen Kirche (2013) fin- det man von ihm Melodien für 27 Kirchenlieder und eine Reihe ande- rer liturgischer Melodien. Im Lauf

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Das Verzeichnis der Werke Kvernos Musik im Konzertsaal unterscheidet, umfasst hauptsächlich Vokalwerke: beschreibt Kverno auf folgende Wei- einzelne Lieder, Volksliedarrange- se: „Ausführender ist im Kirchenraum ments und Motetten, aber auch groß die ganze christliche Gemeinde, wo angelegte Stundengebete, Messen alle singen oder einige im Namen und Passionen. Sein musikalischer aller singen, während die anderen Stil ist vom gregorianischem Gesang, beten. Die christliche Gemeinde ist norwegischen Volksliedern, armeni- auch das Instrument, der Klangraum schem und orthodoxem Chorgesang ist der Glaube der heiligen, allge- beeinflusst. Auch Impulse der angli- meinen Kirche […], und Zuhörer kanischen Tradition sind erkennbar. dieses Gesamtkunstwerkes der Litur- Kverno hat eine persönliche, melo- gie ist der Dreieinige Gott. Das Ziel dische und kraftvolle Tonsprache ist das Gebet der Gemeinde – nicht entwickelt; seine Kirchenmusik wird der ästhetische Genuss. Die Musik häufig aufgeführt, und zwar weit hört uns und interpretiert uns vor über das heimische, evangelische dem Thron Gottes – das Wichtigste Milieu hinaus. Unter seinen Werken ist nicht, dass wir die Musik hören. nimmt ein fast zweistündiges a ca- Dieses Verständnis ist die Grundla- pella-Chorwerk eine Sonderstellung ge für meine Arbeit. Ich vergleiche ein, die Matthäuspassion (1986). Kraft sie mit der Arbeit des Ikonenmalers, seiner melodischen Schöpferkraft wo jede Ikone ein fenster zu einer hat Kverno eine besondere Position anderen Wirklichkeit ist, die größer unter den norwegischen Kirchenmu- ist als die Welt, die uns umgibt. Ich sikern und Komponisten. habe immer den Standpunkt vertre- Wie Musik im Kirchenraum sich von ten, dass die Kirchenmusik in der feier des Gottesdienstes eine zentra- le Bedeutung hat. Der Gottesdienst hat mich immer mehr interessiert als die Konzerte.“

Es ist nicht das erste Mal, dass kö- nigliche Ehre einem Kirchenmusiker verliehen wird. Kverno und seine Kollegen freuen sich, dass eine kir- chenmusikalische Arbeit von künst- lerischer Qualität und bekenntnis- haftem format sowie ökumenischem Profil anerkannt wird. Er selbst sagte in einem Interview: „Die mir zuteil gewordene Ehrung freut mich sehr. Sie trägt dazu bei, die Wertschätzung der Kirchenmusik fördern.“

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Von katholischer Seite kann man ohne weiteres dieser Anerkennung zustimmen. Helge Landmark

Der Autor, geboren 1946, als Sohn eines Pfarrers der norwegischen Staatskirche, arbeitete etwa 30 Jahre als Organist und Orgelsachverständiger. Er war Berater im norwegischen Kirchen- musikerverband und hat selbst liturgische Gebrauchsmusik für Chor, Orgel und Instrumental-Ensembles geschrieben. 1999 wurde er in die katholische Kirche aufgenommen und wirkte von 1997 bis 2014 als Organist am katholischen Dom St. Olav in Oslo, wo er als Rentner noch vertretungsweise tätig ist.

In memoriam: P. Robert Anderson O.C.S.O.

Am 29. September 2020 starb im Al- ter von 88 Jahren der Eremit P. Ro- bert Anderson o.C.S.o. in seinem Einsiedlerkloster am Tinnsjøen in Telemark. Dort lebte er viele Jah- re alleine als Eremit, später kamen zwei junge Brüder aus Estland dazu, die das Leben in der Einsiedelei mit ihm teilten. P. Robert war Trappist, also ein Mönch der strengen observanz des Zisterzienserordens. Er wuchs in Connecticut in den USA auf; er war 17 Jahre alt, als er ins Kloster ging. Am 21.12.1955 wurde er in seinem Kloster in Spencer, Massachusetts/ USA zum Priester geweiht.

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Er diente seinem orden an verschie- einen 18-jährigen jungen Argentinier denen orten der Welt, auch in Süd- als Postulant auf, der später als Dom amerika; schließlich gewann er die Bernardo olivera von 1990 bis 2008 Überzeugung, seine Berufung sei Generalabt der Trappisten in Rom die des Einsiedlers. war. Ich selber begegnete Pater Robert zum ersten Mal vor 30 Jahren; mit Während eines Studienaufenthaltes Dankbarkeit erinnere ich mich noch in Rom hatte P. Robert den norwegi- heute daran, dass er mir damals sei- schen Trappisten John Willem Gran ne Berufungsgeschichte erzählte: (1920-2008) getroffen. Als Gran 1963 Geboren in Connecticut als Sohn Bischof von oslo wurde, lud er P. eines Vaters schwedischer Herkunft Robert ein, sich in Norwegen nie- und einer Mutter aus Irland. Schon derzulassen. Dieser kam 1967 und als kleiner Junge las Robert der blieb. Großmutter aus der Bibel vor. Die Ein norwegischer Priester war nicht besten freunde waren eine Nach- sehr optimistisch, er sagte, was viel- barfamilie aus oberschlesien. Die leicht auch viele andere dachten: älteste Tochter dieser familie war “Die Leute in den Bergen verstehen gleichaltrig mit Robert, am liebsten das Mönchsleben nicht, fremden ge- spielten sie Priester und ordens- genüber sind sie sehr verschlossen.” schwester. Später wirkte das „kleine Gott sei Dank behielt er nicht recht. Mädchen“ von damals als Steyler Die Menschen in Telemark, die noch Missionsschwester in Neu-Guinea nie einen Katholiken gesehen hat- und der Junge als Priester und Ere- ten, nahmen den “Mönch” herzlich mit in Norwegen! auf, bis heute nennen sie ihn lie- bevoll in ihrem Dialekt “Munken Schon mit 12 Jahren wollte Robert kans”, d.h. “unser Mönch.“ ins Kloster, aber er bekam erst die Bruder Robert hatte Erfahrung mit Erlaubnis des Abtes als er 17 Jahre der Landarbeit, denn seine schwe- wurde. Vier Tage vor seiner Pries- dischen Großeltern waren Bauern, terweihe wurde sein Vater in die und auch in seinem Kloster in Mas- katholische Kirche aufgenommen, sachusetts hatte man 60 Milchkühe, er empfing die hl. Kommunion zum mehrere hundert obstbäume und ersten Mal aus den Händen seines einen großen Garten. So verdiente neugeweihten Sohnes. der Mönch sich sein tägliches Brot, Der Abt schickte den jungen Mönch indem er den Bauern in Telemark in zum Studium nach Rom an das von der Scheune, im Stall und auf dem Dominikanern geleitete Angelicum. Acker zur Seite stand; die Landbe- Danach folgten Berufungen nach völkerung fasste schnell Vertrauen Argentinien und Chile, wo er dem zu ihm. Mit einem Priester, der buch- orden als Novizenmeister diente. stäblich neben einem „im Mist“ stand In dieser Zeit nahm Bruder Robert und dem keine Arbeit zu hart war,

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mit dem konnte man reden, ihm Der Abschied von Robert, dem konnte man vertrauen. Immer mehr Mönch, in der Atrå-Kirche und spä- Leute besuchten den Mönch in den ter auf dem dortigen friedhof wur- Wälden, auf dem Berg beim Dorf de zu einer großen ökumenischen Austbygde in Tinn, Telemark. Sie ka- Erfahrung. Das ganze Dorf war auf men, um Lebens- und Glaubenshilfe den Beinen, um P. Robert das letzte zu erhalten oder auch, um einfach Geleit zu geben. Kinder, Jugendli- ihre Sorgen mitzuteilen und um das che, Junge und Alte, umringten das Gebet des Einsiedlers zu bitten. Und Grab, nie habe ich so viele Men- die Bauern am Tinnsjø glaubten an schen weinen sehen. die Kraft des Gebetes. Sein Grab wird dort von seinem Le- ben und seinen Taten zeugen, von Einige Tage vor seinem Tod am seiner Treue zu Gott und seiner 29.9.2020 hatte ich die Gelegenheit, Liebe zu jedem Menschen, dem er mich von P. Robert zu verabschie- begegnete. den und ihm für sein Lebenszeugnis und unsere dreißigjährige freund- Roberts Mitbrüder haben dies zutref- schaft zu danken. fend und schön ausgedrückt, indem Am 7.10.2020 durfte ich dann am sie auf sein Grabkreuz schrieben: Requiem in der Attrå-Kirche in Tele- „Munken kans Robert“ – „Unser mark und der nachfolgenden Beiset- Mönch Robert“ zung von P. Robert auf dem dortigen friedhof teilnehmen. Bischof Bernt Eidsvig aus oslo war persönlich an- gereist, um die hl. Messe für ihn zu feiern. In seiner Predigt sagte er u.a.: Es wäre viel zu einfach zu sagen, dass er hier war, nur um zu beten und ein kontemplatives Leben zu führen. Er hatte eine tiefe Liebe zu den Menschen hier, zur Landschaft und zur Landwirtschaft, zu ihren Traditionen und zur Kultur Telemarks - und nicht zuletzt zu ihrem Dialekt. Er wollte nicht als Fremder unter Euch leben, und er starb als einer von Euch! Viele haben mir geschrieben und darum gebeten, Jetzt darf, so ist unsere gläubige dass man Bruder Robert hier auf den Hügeln Hoffnung, Mönch Robert Gott von beim Tinnsjø beisetzen möge, - wie ein Samen- Angesicht zu Angesicht schauen. korn in Tinns fruchtbarem Boden. Und Bruder Und ich bin sicher, er vergisst keinen Robert dachte noch wie die Kirchenväter: „Mein von uns und legt fürsprache für alle Vaterland ist bei Gott im Himmel!“ Aber in unsere Anliegen ein. Gedanken fügte er sicherlich hinzu: „Von allen Stätten in der Fremde ist Tinn die beste.“ Sr. Hildegard Koch OP

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Sr. Hilde Bahlmann CSJ Sie begann ihr Postulat am 1. febru- *11.6.1933-+1.1.2021 ar 1959 in Albachten, Deutschland, ihr Noviziat am 15. August 1959 im St. Joseph-Institut in oslo. Dort legte sie am 15. August 1961 ihre Ersten Gelübde ab, die Ewigen Gelübde folgten am 15. August 1966. Von 1962 an wurde sie zur Kranken- pflegerin in der „Vår frue“ Kranken- pflegeschule ausgebildet; von 1965 bis 1974 war sie Krankenpflegerin im Vår frue Hospital in oslo. Von 1974 bis 1981 arbeitete sie als Kran- kenpflegerin im St. Josephsøstrenes Am Neujahrstag starb Schwester Hjem, Grefsen. Ein Jahr lang war sie Hilde Bahlmann CSJ im Heim der im Altersheim Glemmen beschäftigt, St. Josephschwestern in Grefsen/ dann lebte sie in der Schwesternge- Norwegen im Alter von 87 Jahren. meinschaft in fredrikstad. Das Requem für sie wurde am 8. Ja- Von Dezember 1982 bis 1988 kehrte nuar in der Christus König-Kapelle sie als Krankenpflegerin nach Gref- gefeiert, die Beisetzung der lieben sen zurück. Von 1988 bis 1993 leb- Verstorbenen war auf dem friedhof te sie im St. Joseph-Institut in oslo, in Grefsen. Wegen Corona musste Akersveien. 1988 war für sie ein Sab- leider die Teilnahme auf ihre Mit- batjahr, eine Zeit religiöser Erneue- schwestern begrenzt bleiben. rung und Vertiefung der Spiritualität. Hilde Bahlmann wurde am 11.6.1933 Sr. Hilde war sehr fromm; sie pfleg- in Varrelbusch/Kreis Cloppenburg in te eine besondere Verehrung der Deutschland geboren. Bevor sie ins Mutter Gottes Maria. Sie liebte es, Kloster kam, hatte sie „die Küche“ gemeinsam mit anderen das Stun- gelernt und vier Jahre in einem fe- dengebet zu singen und war auch rienhaus für Kinder, welches von Mitglied des Chores. Schwestern einer anderen Kongre- 1993 kehrte sie nach Grefsen zurück gation geleitet wurde, gearbeitet. Sie und half dort als Küchenassistentin. hatte einen Verwandten, der Bischof Nach ein paar Jahren dort erhielt sie in Brasilien war. Auch sie wollte der die schwere Diagnose „Zerebralpa- Kirche außerhalb ihres Heimatlan- rese“. Sie kam auf die Krankenstati- des dienen. Als sie sich nach Gebet on, wo sie am 1. Januar 2021 starb. und reiflicher Überlegung mit den Schwester Hilde war ein froher St. Josephschwestern von Chambé- Mensch; sie hatte es leicht, in Kon- ry, norwegische ordensprovinz, in takt mit anderen Menschen zu kom- Verbindung setzte, fühlte sie sich für men. Sie war humorvoll und lach- diesen orden berufen. te gerne. Sie war in der Regel gut

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gelaunt und zufrieden. Sowohl die Wir danken Schwester Hilde für ih- Angestellten als auch die Mitschwes- ren Dienst in der Kongregation, in tern liebten sie. Sie war stets hilfsbe- Kirche und Gesellschaft in Norwe- reit. Die letzten Jahre auf der Kran- gen. Ihr Leben in Gebet und Arbeit kenstation waren eine schwere Zeit hat uns und vielen anderen Men- für Schwester Hilde. Sie hatte gern schen viel bedeutet. Besuch und freute sich besonders Wir bitten um fürbitte für Schwester über unsere jungen Schwestern, die Hilde. Sie möge jetzt fürsprecherin mit und für sie sangen. im Himmel für uns alle sein. Sie liebte Maria, die Mutter Gottes, R.I.P. und betete oft zu ihr. Am 1. Januar, dem fest der Mutter Gottes, holte St. Josephschwestern von Chambéry, der Herr sie heim zu sich während norwegische Ordensprovinz wir die Vesper in der Kapelle sangen.

103 enn auch die erste Stufe jeder echten inneren Heilung Wdarin besteht, die eigene Geschichte anzunehmen, das heißt, dem in uns Raum zu schaffen, was wir uns in unserem Leben nicht selbst ausgesucht haben, braucht es dennoch eine weitere wichtige Eigenschaft: den kreativen Mut. Er entsteht vor allem dort, wo man auf Schwierigkeiten trifft. Wenn man vor einem Problem steht, kann man entweder aufhören und das feld räumen, oder man kann es auf irgendeine Weise angehen. Manchmal sind es gerade die Schwierigkeiten, die bei jedem von uns Ressourcen zum Vorschein bringen, von denen wir nicht einmal dachten, dass wir sie besäßen...

Wenn Gott uns manchmal nicht zu helfen scheint, bedeutet das nicht, dass er uns im Stich gelassen hat, sondern dass er auf uns vertraut und auf das, was wir planen, entwickeln und finden können... Am Ende aller Szenen, in denen Josef eine wichtige Rolle spielt, vermerkt das Evangelium, dass er aufsteht, das Kind und seine Mutter mit sich nimmt und das tut, was Gott ihm befohlen hat (vgl. Mt 1,24; 2,14.21). In der Tat sind Jesus und Maria, seine Mutter, der wertvollste Schatz unseres Glaubens... Wir müssen uns immer fragen, ob wir Jesus und Maria, die auf geheimnisvolle Weise unserer Verantwortung, unserer fürsor- ge, unserer obhut anvertraut sind, mit all unseren Kräften behüten. Der Sohn des Allmächtigen kommt als schwaches Kind in die Welt. Er macht sich von Josef abhängig, um ver- teidigt, geschützt, gepflegt und erzogen zu werden. Gott ver- traut diesem Mann, ebenso wie Maria, die in Josef denjenigen findet, der nicht nur ihr Leben retten will, sondern der immer für sie und das Kind sorgen wird. Deshalb ist es nur folgerich- tig, dass der heilige Josef der Schutzpatron der Kirche ist.

Papst franziskus, Apostolisches Schreiben PATRIS CoRDE, Nr. 5.

104 Köln, Dom, Südquerhaus, Pfeiler C11, Hl. Josef, otto Bussmann, 1935, Gesamtansicht ©Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte; foto: Matz und Schenk

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Prälatur Trondheim

Die Prälatur Trondheim wurde am 28.3.1979 errichtet. Zuvor bestand das Apostolische Vikariat von Mit- telnorwegen, das 1953 errichtet worden war und die 1935 errichtete Apostolische Präfektur abgelöst hat- te. Die Prälatur Trondheim umfasst eine fläche von 56.458 km², auf welcher 722.320 Menschen leben; von ihnen waren nach Angaben im Annuario Pontificio 2020 katholisch gemeldet 16.056. In der Prälatur sind 9 Diöze- san- und 3 ordenspriester sowie 20 ordensfrauen in 5 Pfarreien tätig. Seit 2020 wird die Prälatur von Bi- schof Erik Varden o.C.S.o. (*1974) geleitet.

Die Anschriften lauten: Den katolske Kirke i Midt-Norge Sverres gate 1, N-7012 Trondheim Tel.: 00 47/73 52 77 05 E-Mail: [email protected] Internet: www.katolsk.no

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Die Bischofsweihe am 3. Oktober 2020

Im Jahrbuch 2020 konnten wir den am 6.10.2007 die feierliche Profeß Lesern auf Seite 115 bis 117 nur den ablegte. Nach weiteren Studien am Hinweis auf die für den 3. oktober Päpstlichen orientalischen Institut 2020 geplante Bischofsweihe von in Rom von 2009 bis 2011 wurde er Abt Erik Varden o.C.S.o. geben, am 16.7.2011 zum Priester geweiht. verbunden mit einem foto und ei- Anschließend war er Dozent an der nigen biographischen Daten, die Benediktiner-Hochschule Sant' An- wir hier wiederholen. selmo in Rom. Da er 2013, als ein P. Erik Varden O.C.S.O. ist am neuer Abt für Mount Saint Bernard 13.5.1974 in Sarpsborg in Südnorwe- gewählt werden musste, noch nicht gen geboren. Seine familie gehört die notwendigen Voraussetzun- der lutherischen Kirche an. Er selbst gen für dieses Amt erfüllte, wurde konvertierte im Alter von 19 Jahren er „Superior ad nutum“, bis er am im österreichischen Chorherrenstift 16.4.2015 zum Abt gewählt und am Klosterneuburg bei Wien zur ka- 19.5.2015 benediziert wurde. tholischen Kirche. Dabei begleitete ihn der heutige Bischof von oslo, Bernt Eidsvig, der zur Gemeinschaft der Chorherren von Klosterneuburg gehört. Varden studierte von 1992 bis 1995 Philosophie und Theologie in Cambridge. Danach begann er ein Noviziat in der englischen Be- nediktinerabtei Ampleforth, kehrte aber nach acht Monaten nach Cam- bridge zurück, um von 1996 bis 2000 die Kirchengeschichte zu studieren. Dies schloss er mit einer Promotion über Pierre de Bérulle (1575-1629) ab, den Gründer des oratoriums in frankreich, von dem viele geistliche Impulse ausgingen. Von 2000 bis 2002 war er in Cambridge fellow am St. John’s College und Gastdozent an der École normale supérieur, rue d’Ulm, in Paris. Im April 2002 trat er in die Trappistenabtei Mount Saint Bernard in Leicestershire ein, wo er am 1.10.2004 die Zeitliche und

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Die Vorfreude über die am 1.10.2019 ren kennengelernt und glaube, publizierte Ernennung wurde ge- gute Gründe zu haben, der Prälatur trübt, weil die ursprünglich für den Trondheim und der Kirche zu gra- Anfang des Jahre 2020 geplante Bi- tulieren zu seiner Ernennung. Wenn schofsweihe aus gesundheitlichen ich ihn charakterisieren soll, sind es Gründen, die P. Erik in der Kirch- drei Adjektive: „Erik ist ein sorgfäl- enzeitung St. olav Nr. 4/2019 dar- tiger Mensch, d.h. jemand, der sich legte, zunächst verschoben werden um die ihm Anvertrauten kümmert, musste. er ist gebildet und gerecht.“

Aber am 3. oktober 2020 war dann Die mit der Corona-Pandemie auf- endlich der seit dem Rücktritt von gekommenen Probleme stellten Bischof Georg Müller 2009 ersehnte kein wirkliches Hindernis für die Tag gekommen, an dem die Präla- Durchführung der Bischofsweihe tur Trondheim einen neuen ober- am 3. oktober dar. Die organisa- hirten erhielt. toren meisterten die damit gege- Bischof Eidsvig von oslo, der seit benen Herausforderungen, so dass 2009 die Prälatur elf Jahre hindurch die Weihe unter Wahrung der ge- mit der Zuwendung eines guten botenen Sicherheitsauflagen in ei- Hirten geleitet hatte, sagte bei der ner ganz würdigen form stattfinden Präsentation des neuen Bischofs: konnte. Dies bezeugen die folgen- „Ich habe Erik Varden vor 25 Jah- den fotos:

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1152 -1537 war der Nidarosdom, die auf dem Boden ausgestreckt liegt. Begräbnisstätte König olav II., des Heiligen, das „Herz Norwegens“, Nach der Chrisamsalbung durch „Cor norvegiae“, die Kathedrale des den Hauptkonsekrator legen die gleichnamigen Erzbistums. Nun, Mitkonsekratoren und alle anwe- am 3.10.2020, fand dort, in dieser senden Bischöfe dem Weihekandi- für Norwegen und den ganzen Nor- daten die Hände auf. Hier im Bild den so wichtigen, jetzt lutherischen von links nach rechts Bischof Eids- Domkirche, die Weihe Erik Vardens vig, Bischof Kozon, der Vorsitzende statt. der Nordischen Bischofskonferenz, Bischof Grgic. Dies geschah im Rahmen einer hl. Besonders eindrucksvoll unter den Messe, so, wie es in der Liturgie der ausdeutenden Riten der Weihe ist, katholischen Kirche vorgesehen ist. dass das Evangelienbuch während Insgesamt 200 Gäste waren zu der des Weihegebetes über den Wei- feier geladen; die folgenden fotos hekandidaten gehalten wird. Diese vermitteln einen Eindruck davon. Geste verdeutlicht, dass dem Neu- geweihten nicht nur eine Last auf Vor der eigentlichen Weihehand- die Schultern gelegt wird, sondern lung: der Salbung mit dem Chrisam, Gottes Wort ihn wie ein Dach be- der Handauflegung durch die an- schützt. wesenden Bischöfe und dem Wei- Wie schon gesagt, erfolgt die Bi- hegebet, wird in einer Litanei die schofsweihe innerhalb der hl. Mes- fürsprache aller Heiligen auf den se. Der Neugeweihte ist der Haupt- Kandidaten herabgerufen, der dazu zelebrant. Wir sehen ihn bei der

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sich die Prozession, und die Teilneh- mer geleiteten den Neugeweihten bei strahlendem Sonnenschein in die 2016 fertiggestellte und geweih- te katholische Bischofskirche. Dort nahm er, nachdem Msgr. olsen das päpstliche Ernennungschreiben ver- lesen hatte, bekleidet mit Stab und Mitra in der Apsis seinen Platz auf heiligen Wandlung an dem Altar, der der Kathedra ein. unmittelbar vor dem Schrein mit den Nach Abschluss der Amtseinfüh- Gebeinen des hl. Königs olav steht. rung stellte sich der neue Bischof Nachdem die hl. Messe im Nidaros- mit der anwesenden Geistlichkeit dom zu Ende gefeiert war, formierte den fotografen.

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Allen, die eine solche Liturgie mit- Gerne wünschen auch wir aus gefeiert haben, wird es ein unver- Deutschland dem neuen Bischof, gessliches Ereignis sein. dass er immer von Gottes Segen be- gleitet bleibt und für die ihm Anver- trauten ein Segen ist.

Coram fratribus intellexi

zum Preis von 20 Euro lieferbar; es kann auch antiquarisch erworben werden.

Um eventueller Kritik zuvorzukom- men, dass er sich mit so schwieri- gen Texten wie den Worten des Propheten Ezechiel beschäftige, der bekanntlich dem Volk Israel in die So lautet der Wahlspruch auf dem babylonische Gefangenschaft fol- Wappen von Bischof Erik Varden. gen musste, legt Gregor dar, was Er stammt aus den Predigten des hl. ihn dazu bewegt hat, sich dieser Papstes und Kirchenlehrers Gregor schwierigen Aufgabe zu stellen: des Großen (540-604) zum Buch „Ich gehe… nicht einfach aufs Gera- des Propheten Ezechiel (II. Buch, 2 tewohl ans Werk, sondern im Geist Homilie). Diese Predigten des ers- der Demut. Ich habe nämlich die ten Mönchs auf der Kathedra Pet- Erfahrung gemacht, dass ich vieles ri sind im Unterschied zu anderen in der Heiligen Schrift, das ich allein Werken Gregors, z.B. den „Moralia“, nicht zu begreifen vermochte, vor seiner „Regula pastoralis“ oder der meinen Brüdern (coram fratribus) ste- ältesten Lebensbeschreibung des hl. hend nicht selten verstanden habe Benedikt in den „Dialogen“ weithin (intellexi). Aufgrund dieser Einsicht unbekannt. P. Georg Bürke SJ hat habe ich darüber nachgedacht und sie erstmals ins Deutsche übersetzt erkannt, dank welcher Verdienste und mit einer ausführlichen, sehr mir dieses Wissen geschenkt wur- informativen Einleitung versehen. de. offensichtlich wird es mir um 1983 erschien das Buch unter dem jener willen geschenkt, die vor mir Titel „Homilien zu Ezechiel“ als anwesend sind. Aus diesem Grund Band 21 in der Reihe „Christliche geschieht es mit Gottes Beistand, Meister“ im Johannes-Verlag Ein- dass das Verständnis zu– und die siedeln. Das Buch ist nach wie vor Selbstüberschätzung abnimmt, da

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ich um euretwillen lerne, was ich ten weniger gut verstehe, kommt vor euch lehre. Denn – ich rede die von meiner Blindheit her; was ich Wahrheit – oft höre ich mit euch aber richtig zu verstehen vermag, zusammen, was ich dann sage. Was stammt aus der göttlichen Gabe eu- immer ich also in diesem Prophe- rer frömmigkeit.“

Eine unvorhersehbare Erfahrung Alessandra Stoppa im Gespräch mit dem neuen Bischof

Wenn man in einer Welt im Auf- rüst, das man um den existentiellen ruhr, unter Menschen, die Dogmen Durst des Menschen herumbaut“ ablehnen, noch hoffen will, muss oder „sie löscht tatsächlich seinen man „aufmerksam sein“, auf die Durst“. Wege achten, die Gott wählt, um uns persönlich entgegenzukommen. Der Glaube kam in Vardens Leben als „eine Antwort auf meine Fragen, „Unsere Zeit ist misstrauisch gegen- nicht als eine Reihe von Fragen, die über Worten.“ Folgt man dieser ein- man richtigerweise stellen muss“. Al- fachen und entschlossenen Aussage les fing an mit einer unvorhersehba- von Erik Varden, die in Julián Car- ren Erfahrung. Erik war 16 Jahre alt róns „Das Leuchten in den Augen“ und hatte eine tiefe Liebe zur Musik. zitiert wird, kommt man zu einem Er interessierte sich für Gustav Mah- tiefgründigen Verlangen unserer ler und kaufte eine Aufnahme seiner notleidenden Welt: dem Bedürfnis sogenannten „Auferstehungs-Sinfo- nach einer konkreten Hoffnung, nie“, dirigiert von Leonard Bern- nach „Glaubwürdigkeit“. stein. Das christliche Thema ließ ihn Varden ist Norweger, 46 Jahre alt, allerdings völlig kalt. Obwohl er in seit 2002 Trappist, seit 2011 Priester. der lutherischen Kirche getauft wor- Von 2015 bis zu seiner Ernennung den war, hatte er mit dem Glauben zum Bischof von Trondheim war er nichts zu tun, ja „ich war ihm eher Abt eines Klosters in England. Seine feindlich gesinnt“. Doch an jenem Bischofsweihe in Trondheim am 3. Abend, als er allein zu Hause war, Oktober 2020 war erst die vierte ka- hörte er Mahler und es geschah et- tholische Bischofsweihe dort seit der was. Es überkam ihn ein Gefühl, das Reformation, seit fünf Jahrhunder- „ich nie erwartet hätte“, und zwar ten. Mehr als anderswo hat die bei den Worten im fünften Satz: „O christliche Hoffnung in diesem ult- glaube, mein Herz, du warst nicht ra-säkularisierten Land keine Alter- umsonst geboren! Hast nicht um- native: Entweder ist sie nur „ein Ge- sonst gelebt, gelitten!“

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CHoR UND SoPRAN Aufersteh’n, ja aufersteh’n wirst du, mein Staub, nach kurzer Ruh! Unsterblich Leben will der dich rief dir geben. Wieder aufzublüh’n wirst du gesät! Der Herr der Ernte geht Und sammelt Garben Uns ein, die starben!

ALT o glaube, mein Herz, o glaube, es geht dir nicht verloren! Dein ist, was du gesehnt, dein was du geliebt, was du gestritten! o glaube, du warst nicht umsonst geboren! Hast nicht umsonst gelebt, gelitten!

CHoR Was entstanden ist, das muß vergehen! Was vergangen, aufersteh’n! Hör‘ auf zu beben! Bereite dich zu leben!

SoPRAN UND ALT o Schmerz! Du Alldurchdringer! Dir bin ich entrungen! o Tod! Du Allbezwinger! Nun bist du bezwungen! Mit flügeln, die ich mir erungen, in heißem Liebesstreben, werd‘ ich entschweben zum Licht, zu dem kein Aug‘ gedrungen!

CHoR Sterben wird‘ ich, um zu leben!

ALLE Aufersteh’n wirst du, mein Herz, in einem Nu! Was du geschlagen, zu Gott wird es dich tragen!

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„Dass das so betont wurde – nicht „Wenn ich von Sehnsucht spreche, umsonst – war unwiderstehlich“, beziehe ich mich zunächst schlicht sagt er. „Ich wusste, dass es wahr ist. auf ein Gefühl, das wir alle kennen, In diesem Moment änderte sich mein wenn wir im Leben darüber nach- Bewusstsein. Dank einer Gewissheit, denken oder überraschend die In- die nicht aus übertriebener Emotion tuition bekommen: ‚Das ist nicht ge- oder kalter Analyse entstand, wur- nug! Ich will mehr!‘ Das ist eigentlich de mir bewusst, dass ich nicht al- eine verheißungsvolle Erfahrung. Es lein war. Ich konnte nicht mehr an ist die Möglichkeit, den Blick auf ein der Wahrheit dessen zweifeln, was unendliches Werden zu richten, die ich entdeckt hatte, genauso wenig Möglichkeit, in diesem cri de coeur, wie ich an meiner eigenen Existenz in diesem Schrei des Herzens, einen zweifeln konnte.“ Varden war sich Ruf zu erkennen, der von einem auch sicher, dass alle Not der Welt Anderen an mich gerichtet wird. Bis „von einem unendlichen Wohlwol- ich schließlich diesen Anderen fra- len umarmt ist, welches ihr einen ge: Wer bist Du? Vielen erscheint je- Sinn gibt“. An jenem Abend „war doch die Transzendenz etwas Phan- ich diesem Wohlwollen begegnet, ich tastisches, etwas Erträumtes zu sein. erkannte es als eine persönliche Ge- Und sich selbst als endliches Wesen genwart. Ich wollte es suchen, seinen zu entdecken, das in so viele Be- Namen lernen, seine Merkmale er- grenzungen eingezwängt und doch kennen.“ Diese plötzliche Erfahrung von einem unendlichen Verlangen war der Beginn seiner Suche nach erfüllt ist, kann eine immense fru- Gott, die ihn dann in die katholische stration erzeugen. Tragisch. Deshalb Kirche führte. glaube ich, dass es die zwingende Aufgabe der Christen ist, zu bezeu- Die Bedeutung der Sehnsucht gen, dass unsere tiefste Sehnsucht einen Sinn hat.“ Beginnen wir mit einem Satz aus Ih- rem Buch, den Julián Carrón, der Können Sie das näher erläutern? priesterliche Leiter von „Communio- „Unser Verlangen weist auf ein Ziel ne e liberazione“ in seinem Buch hin, das wir erleben können, das Das Leuchten in den Augen zitiert: dem innersten Durst des Herzens „Unsere Zeit ist misstrauisch gegen- entspricht und ihn zu stillen ver- über Worten und meidet Dogmen, mag. In seiner Regel hat der heilige doch sie kennt die Bedeutung der Benedikt ein einziges Kriterium auf- Sehnsucht. Sie sehnt sich nach etwas gestellt für diejenigen, die sich be- Unbestimmtem, ohne zu wissen nach rufen fühlen: „Wer ist der Mensch, was, nur mit dem Gefühl, in sich der das Leben liebt und gute Tage eine Leere zu haben, die gefüllt wer- zu sehen wünscht?“ Mit anderen den muss.“ Warum lesen Sie unsere Worten: ‚Bist du ein Mensch voller Zeit ausgehend von der Sehnsucht? Sehnsucht? Wenn du es bist, schlage

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ich dir einen Weg vor, dem du fol- der Wirklichkeit, auch aus Angst gen kannst.‘ Natürlich reicht die blo- und Wut und aufgrund der entmu- ße Sehnsucht nicht aus, aber sie ist tigenden Situation, in der wir uns die unverzichtbare Grundlage. Wir befinden. müssen also aufmerksam auf unse- „Keine Zeit ist zum Verzweifeln. Das re tiefste Sehnsucht hören. Und sie ist die Perspektive, in die einzutreten respektieren! wir lernen müssen, die Perspektive Gottes, der „die Welt so sehr geliebt Am Tag Ihrer Bischofsweihe und hat, dass er seinen einzigen Sohn Amtseinführung in Trondheim ha- hingab“. Kürzlich fiel mir zufällig ben Sie viel von Aufmerksamkeit und etwas auf: Am selben Morgen las Zuhören gesprochen. Sie sagten, Got- ich in verschiedenen Zeitungen In- tes Offenbarung sei „meist leise“. Was terviews mit zwei Ärzten, einem aus haben Sie damit gemeint? frankreich, dem anderen aus den „Die offenbarung Gottes ist ein Vereinigten Staaten, die das gleiche Hauch. Und was für uns heute sagten: „Wir leben in einer apoka- wichtig ist – die christliche Her- lyptischen Situation.“ Sie bezogen ausforderung, die immerwährende sich natürlich auf den Gesundheits- christliche Herausforderung ist, die- notstand, der unvorstellbare Aus- sen Hauch ernst zu nehmen. Wir maße angenommen hat. Aber mir müssen aufmerksam sein, denn die fiel das Adjektiv auf, ‚apokalyptisch‘. Wahrheit ist immer größer als un- Das bedeutet wörtlich: ‚offenba- sere Vorstellungen. Die Menschen rend‘. Wenn die Wirklichkeit unsere in den Evangelien lehnen Christus Kategorien überschreitet, muss sich gerade deshalb ab, weil sie die Me- unser Horizont erweitern, weil sie thode der offenbarung Gottes nicht nicht mehr in die gewohnten Gren- annehmen wollen. Das ist unsere zen passt. Solche ‚überspitzten‘ Mo- Versuchung: so klare Vorstellungen mente sind potenziell wachrüttelnde davon zu haben, was Gott meiner Momente. Denn das Neue bringt die Meinung nach tun sollte, dass ich frage mit sich: Was ist der Sinn die- für seine lebensspendende Gegen- ser Sache? Und diese frage bezieht wart verschlossen bleibe. Heute ist sich auf die letzte Bedeutung von es schwierig geworden, auf diesen allem. Sie spricht vom Logos, der in Hauch zu hören. Denn wir bekom- der Geschichte fleisch geworden ist men so viele Eindrücke, sie drängen und in der Kirche sein Geheimnis sich uns fast gewaltsam auf. Des- der Menschwerdung fortsetzt“. halb brauchen wir wache Sinne ... Es braucht offenheit, einen Raum Was sehen Sie in der heutigen Situa- des vertieften Zuhörens, der Erwar- tion? tung.“ Es ist eine Zeit großen Leids. Und der Mangel an Gewissheit für die Heute verschließt man sich oft vor Zukunft fällt auf. Mich berührt be-

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sonders, was junge Menschen erle- Begegnung, nach freundschaft, ben, junge Menschen von sechzehn, wenn auch implizit, ein spiritueller achtzehn Jahren, die abstumpfen: Durst ist. Und wenn wir durch un- Sie wollen etwas aufbauen und ser Leben den Heiligen Geist in Be- sind doch frustriert. Aber das, was gegnung mit der Welt bringen, die wir erleben, trägt auch einen neuen ihn erwartet, dann wird das unver- Samen in sich: die Erkenntnis – in meidlich zu freude führen. Selbst einer hyper-individualistischen Welt im Leid. Auch gegenüber dem Lei- –, dass wir aufeinander angewiesen den braucht es großen Respekt, sind. Es gibt einen Durst nach Bezie- Ehrfurcht. Wir Christen lassen uns hungen, nach Begegnung, der, wie leicht dazu verleiten, eine Art Rhe- ich hoffe, den weiteren Verlauf der torik des Trostes aufzutischen. Es Welt prägen wird. Ich denke, dass braucht aber ein verletzliches, offe- dieses Erwachen sehr bedeutsam nes Herz, um das Leid des anderen und notwendig ist. Und es enthält aufzunehmen. Wenn wir es wirklich eine starke Berufung für die Kirche: teilen, und wenn das von demjeni- Während die Bestandteile der säku- gen, der leidet, angenommen wird, laren und laizistischen Gesellschaft und eine echte Begegnung stattfin- auseinanderzufliegen drohen, strebt det, dann wird sogar das Leiden zu die Kirche – aufgrund ihrer überna- einem lichterfüllten ort. Die freude türlichen Berufung und ihrer com- ist nicht nur ein sehr überzeugender munionalen Energie – nach Begeg- Beweis für das Wirken der Gnade, nung. Den Christen ist in dieser Zeit sie ist auch eine Verifizierung der eine hohe und ehrenvolle Aufgabe christlichen Erfahrung. Denn wir anvertraut, nämlich die Gemein- können uns nicht vormachen, wir schaft = communio zu leben. Wie seien froh, wenn wir es nicht sind. das Zweite Vatikanische Konzil in Wir können uns nicht vormachen, „Gaudium et Spes“ sagt: Die Kirche wir seien in frieden, wenn wir es ist berufen, den Samen einer neu- nicht sind. Das sind nicht nur Ge- en Menschheit zu vergegenwärtigen fühle. Das ist wie ein Atem aus der und zu konkretisieren. Diese Her- Tiefe des Seins.“ ausforderung ist enorm, anspruchs- voll. Und eine freude. Wie es für Sie eine „Begegnung“ war, als Sie Mahler hörten? Wieso Freude? „Mein inneres Erwachen bleibt ein „Wahre Begegnung bringt freu- Geheimnis. Aber mit der Zeit (es de. Ich spreche nicht von freude sind dreißig Jahre vergangen) stel- im sentimentalen Sinne, sondern le ich fest, dass diese Erfahrung, die von ontologischer freude: das Ge- vielleicht flüchtig erschien, etwas fühl, verstanden, geliebt, gewollt Substantielles war. Und das ist inter- zu sein. Ich glaube, dass der Durst, essant, nicht nur, um mein eigenes der heute aufbricht, der Durst nach Leben zu verstehen, sondern auch,

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um anderen das Geheimnis Gottes Ange, die fast dreißig Jahre in dieser nahezubringen. Gemeinschaft gelebt hatte, war ge- Warum? storben. In den Augen der Welt hat- Weil der Gott, an den wir glauben, te ihr verborgenes Leben keinerlei ein Gott ist, der sich mitteilt. Das Bedeutung. Es war nicht nützlich, Wort ist fleisch geworden. Gott ist hatte keinen Wert. Aber an diesem fleisch geworden, um sich mitzutei- Tag, bei dieser Beerdigung war ich len. Er findet immer neue Wege und ein privilegierter Zeuge einer ganz sucht die speziellen Wege, die bei essentiellen Lebensgeschichte.“ mir nicht versperrt sind. Ich denke, dass wir bei den Evangelisierungs- Essentiell? bemühungen in der Kirche immer „In dem Sinne, dass ihr Leben ein noch sehr auf den traditionellen We- Wort Gottes verkörperte, das für un- gen unterwegs sind, wo aber jetzt sere Welt wesentlich ist. Ein Wort der einfach zu viel ‚Verkehr‘ ist. Gott Zärtlichkeit, der Geduld, aber auch fragt dagegen erst einmal, welche großer Glaubwürdigkeit. Die Ge- Wege möglicherweise offen sind, schichte dieser Nonne ist vielleicht welche frei sind. Und dann teilt er wie ein Hauch, ja. Aber wer die sich auf eine passende, persönliche Gnade hatte, diesen zarten Hauch Weise mir. So war es auch bei mir. auf seinem Gesicht zu spüren, weiß, Deshalb habe ich großen Respekt dass er einen verwandelt. Ich kann- vor dem Wirken des Geistes im Le- te sie nicht, aber in dieser Versamm- ben anderer. Der Herr bahnt neue lung von Menschen, die sie zutiefst Wege. Und unsere Aufgabe ist es, liebten, habe ich die fruchtbarkeit mit ihm zusammenzuarbeiten.“ und den Adel ihres Lebens erkannt, das Geschenk, das ihr Leben dar- Heißt das, an diesem „Hauch“ mit- stellte. Das sehr, sehr klar ein Ge- zuwirken? schenk war, und das leuchtete. „Ja. Ich denke da an die Erfahrung, Das Evangelium schlägt keine alter- die ich letzten Sommer in frankreich native Existenz vor. Sondern es ver- gemacht habe. Auf einer Reise in die klärt unser Leben, jetzt und hier.“ Normandie machte ich Zwischensta- tion in der Abtei fontgombault. An Was haben Sie erlebt nach dieser ers- einem Tag begleitete ich den Abt ten „Begegnung“ mit Mahler? zu einer Beerdigung in einem Dorf, „Als ich begann, die Geschichte des Le Blanc. Es war die Beerdigung ei- Christentums zu studieren, fiel mir nes Mitglieds der ‚Kleinen Schwes- die Kontinuität auf, die im Katholi- tern Jüngerinnen des Lammes‘, eine zismus vorhanden ist. Und als ich Gemeinschaft, die 1985 gegründet Norwegen verließ, um ein internati- wurde, um frauen mit Down-Syn- onales Gymnasium in zu be- drom ein klösterliches Leben zu er- suchen, machte ich Begegnungen möglichen. Eine der ersten, Marie- und schloss freundschaften. Aber ich

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kann sagen, dass ich mich erst in der selbstverständlich, dass Gott real ist. Begegnung mit dem monastischen Er ist hier. Und er spricht zu uns. Leben der Kirche angeschlossen Jetzt! Das ist Gewissheit: dass Gott habe. für mich gehören diese beiden in meinem konkreten Leben das, Entdeckungen untrennbar zusam- was mir passiert, als Werkzeug zu men. Als ich siebzehn war, verbrach- meiner Bekehrung nutzt. Und sogar te ich eine Woche in einem Kloster zu meiner Heiligung. Es geht darum, und erlebte dort Menschen, deren Le- die Augen aufzumachen und zu se- ben mich beeindruckt und fasziniert hen, wie groß und schön diese un- hat. Es war das fleischwerden eines erhörte Möglichkeit ist. Wir müssen Ideals. Zwei Jahre später wurde ich aufwachen und uns bewusstwerden, in die katholische Kirche aufgenom- welch Großes Gott mit uns vorhat, men. Es ging dabei aber nicht um ei- mit Ihnen, mit mir. Der christliche nen Konfessionswechsel. Ich war in Diskurs muss konkret werden. Das der lutherischen Kirche nie verwur- Wort ist schließlich fleisch gewor- zelt, ich gehörte nie richtig dazu.“ den. Das ist das innerste Geheimnis unseres Glaubens, ein Geheimnis, Eher eine Bekehrung? das sich, wenn wir es wollen, auch „Es war eine Heimkehr. Dahin, wo in uns, heute, hier verwirklicht. Das mir schon so viele Dinge vertraut, ist möglich, weil Gottes Gnade mich bekannt, lieb waren.“ dort erreichen kann, wo ich bin. Die Erlösung gilt meiner Unfähigkeit, Das ist geheimnisvoll. meinen Schwächen und meinen „Ja, aber es ist auch logisch. Dass wir Hoffnungen. Der Herr rettet mich. nach dem Bild Gottes geschaffen Er ist wirklich der Gott mit uns. sind, ist nichts Abstraktes. Es ist eine Er ist nicht in einem mysteriösen Wirklichkeit mit fleisch und Blut, und vagen Jenseits verborgen. Das die jeder für sich selbst entdecken Evangelium schlägt keine alternati- muss. Je mehr wir das als persön- ve Existenz vor. Sondern es verklärt liche Wirklichkeit entdecken, dass unser Leben, jetzt und hier.“ wir unsere Wurzeln im Bild Gottes haben, desto mehr fühlen wir uns Wir danken Bischof Varden und da zu Hause.“ Frau Alessandra Stoppa herzlich für die freundliche Genehmigung, ihr Führt dieses persönliche Entdecken Gespräch vom 12.2.2021 im Jahr- auch zu mehr Glaubwürdigkeit un- buch des St. Ansgarius-Werk Köln seres Glaubens? 2021 veröffentlichen zu dürfen. „Wir sind immer in Gefahr, Gott zu Bischof Vardens Buch „Heimweh einem Götzen zu machen und die nach Herrlichkeit. Ein Trappist über Quelle allen Lebens zu etwas Leb- die Fülle des Lebens“ erschien 2021 losem zu versteinern, etwas viel zu beim Verlag Herder in deutscher Beschränkten. Wir nehmen es zu Übersetzung.

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Lutherischer Pastor auf dem Weg zur Priesterweihe

„Es war ein langer Weg, sowohl zu christlichen Kulturprogramm und meiner Konversion als auch dazu, kirchlichen Singspielen durch die dass ich mich jetzt entschieden Gemeinden. habe, Priester in der katholischen Kirche zu werden“ sagt Svein Kvams- Svein Prest, wie er seit langem als dal „aber jetzt habe ich immer mehr Pfarrer in der norwegischen Kirche das Gefühl, nach Hause gekommen bezeichnet wurde, bekam schon zu sein“. damals immer häufiger zu hören, dass er zunehmend „katholisch“ ge- Kvamsdal lebt mit seiner frau Evy, worden sei. von Beruf Pastorin, in Volda, einem „Ich habe meinen Mitchristen in ort/einer Gemeinde des norwegi- der Norwegischen Kirche sehr ger- schen Regierungsbezirkes Møre og ne gedient. Aber die o.g. Äußerung Romsdal, wo er bis zu seiner Pen- enthielt wahrscheinlich etwas Wah- sionierung im Jahr 2015 lutheri- res, insbesondere in meinen letzten scher Pfarrer war. Jetzt, wo er nicht Dienstjahren als Pfarrer“, gibt er zu. mehr Pfarrer ist, reist er gerne als Er führte in den Gottesdienst seiner Troubadour mit seinem eigenen Gemeinde verschiedene ästhetische

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und symbolische Elemente ein, zum der Mutterkirche zu werden, konnte Beispiel die Prozession zum Evange- ich nicht Nein sagen.“ lium, das Anzünden von Kerzen und Am festtag des hl. olav, 29. Juli andere zeichenhafte Handlungen. 2020, wurde Svein Kvamsdal im „Die Menschen waren anfangs Nidarosdom in Trondheim von Bi- wahrscheinlich etwas skeptisch, schof Bernt Eidsvig in einer schlich- aber nach einer Zeit sahen viele, ten Zeremonie als Lektor förmlich dass es der Liturgie in unserer Kir- beauftragt. che etwas Positives hinzufügte“. „Wenn ich nicht verheiratet wäre, Dann erzählt er von einem sehr hätte die Priesterweihe schnell und langen Prozess: Dieser begann mit problemlos folgen können. Aber die einem klaren feindbild von allem, Verpflichtung zur Ehelosigkeit wird wofür die katholische Kirche und ernstgenommen; schließlich erteilte der Papst standen. „Ich bin so alt, Papst franziskus die Ausnahmege- dass ich diese Sicht sowohl in der nehmigung, einer der in Norwegen Grundschule als auch als Student tätigen verheirateten katholischen vermittelt bekam. In der Mutterkir- Priester zu werden.“ che war alles falsch bis Martin Lu- Am 15. November 2020 wurde ther kam und die Dinge regelte. Das Kvamsdal durch Bischof Erik Var- war damals die gängige Meinung“. den oCSo in der katholischen Kir- In den 70er Jahren lernte er den ka- che in Ålesund als Akolyth beauf- tholischen Priester Hans Dittmann tragt, ein weiterer Schritt, dem nun kennen. noch die Diakonen- und Priester- Aus einem zufälligen Treffen wur- weihe folgen müssen. de eine lebenslange freundschaft; Dittmann war der wichtigste „Tür- Wir freuen uns mit Svein Kvamsdal öffner“ auf Kvamsdals Weg zur und wünschen ihm weiterhin gute Mutterkirche. Lange und tiefe Ge- Gesundheit und frohe Zuversicht spräche ließen das Bild des fein- auf seinem Weg zum Priestertum in des verschwinden, nach einer lan- der Mutterkirche! gen „Lehrzeit“ bekam er eine völlig andere Sichtweise und er sah, wie Foto: Jan Erik Koefoed viel mehr fülle er im Glaubens- und Gottesdienstleben in der ka- tholischen Kirche erlebte. Nach der Konversion bat ihn im Jahr 2017 Bi- schof Bernt Eidsvig zu sich. „Damals war ich zufrieden, meinen Dienst abgeschlossen zu haben. Aber das geistliche Amt ist eine le- benslange Berufung. Als Bischof Bernt mich ermutigte, Priester in

121 n dieser unserer Zeit, in der die Arbeit wieder zu einem Idringenden sozialen Thema geworden zu sein scheint und die Arbeitslosigkeit manchmal drastische Ausmaße annimmt – auch in Ländern, in denen seit Jahrzehnten ein gewisser Wohlstand herrscht –, ist es notwendig, die Bedeutung einer Arbeit, die Würde verleiht, wieder ganz neu verstehen zu lernen. Unser Heiliger ist dafür Vorbild und Schutzpatron.

Die Arbeit wird zur Teilnahme am Erlösungswerk selbst, sie wird zu einer Gelegenheit, das Kommen des Reiches Gottes zu beschleunigen, die eigenen Möglichkeiten und fähigkei- ten weiterzuentwickeln und sie in den Dienst der Gesellschaft und der Gemeinschaft zu stellen; die Arbeit wird nicht nur zu einer Gelegenheit der eigenen Verwirklichung, sondern vor allem auch für den ursprünglichen Kern der Gesellschaft, die familie.

Der Mensch, der arbeitet, egal welcher Aufgabe er nachgeht, arbeitet mit Gott selbst zusammen und wird ein wenig zu einem Schöpfer der Welt, die uns umgibt. Die Krise unserer Zeit, die eine wirtschaftliche, soziale, kulturelle und geistliche Krise ist, mag allen ein Aufruf sein, den Wert, die Bedeutung und die Notwendigkeit der Arbeit wieder neu zu entdecken, um eine neue „Normalität“ zu begründen, in der niemand ausgeschlossen ist.

Papst franziskus, Apostolisches Schreiben PATRIS CoRDE, Nr. 6.

122 Musée du Louvre, Paris, Hl. Josef als Zimmermann, ca. 1642, Georges de La Tour

123 Prälatur Tromsø

Prälatur Tromsø

Das Gebiet der Prälatur umfasst 173.968 km² (mit Svalbard), auf denen ca. 489.531 Menschen woh- nen. Davon sind nach Angaben im Annuario Pontificio (2020) 7.474 katholisch. 4 Welt- und 9 ordens- priester betreuen die 7 Pfarreien; 23 ordensfrauen leben dort. Die Prälatur wird von Msgr. Beris- lav Grgic geleitet, der 1960 in Novo Selo, Bistum Banja Luka in Bosni- Die Prälatur Tromsø wurde am en-Herzegovina, geboren wurde 28.3.1979 errichtet als Nachfolgerin und am 28.3.2009 in Tromsø die Bi- des Apostolischen Vikariates Nord- schofsweihe empfing. Norwegen, das seit 1955 bestand und seinerseits der entsprechenden Die Anschriften lauten: Apostolischen Präfektur nachfolgte. Tromsø stift Nord-Norge Seit 1892 gehörte das Gebiet zum Katolske bispedømme Apostolischen Vikariat Norwegen, Storgata 94, 9008 Tromsø, Norge welches wiederum auf die gleich- oder namige Apostolische Präfektur folg- Postboks 132, N-9252 Tromsø te, die 1869 errichtet wurde. Von Tel.: 00 47/77 68 42 77, 1855 bis 1869 gehörte das Gebiet fax: 00 47/77 68 44 14 zur Apostolischen Präfektur für den E-Mail: [email protected] Nordpol mit Sitz in Alta, zuvor seit Internet: www.katolsk.no 1853 zum Apostolischen Vikariat Schweden-Norwegen.

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Kirche im Wandel der Zeit Gedanken aus Nordnorwegen

Früher war alles besser. Wer hat diesen ein ort der Begegnung, gab Iden- Satz nicht schon einmal gehört, tität und stiftete Einheit. Die Men- bzw. ihn in einer Unterhaltung schen kannten sich, stammten alle selbst eingesetzt? Doch war früher aus der gleichen Gemeinde, die Zu- tatsächlich alles besser, oder ist es wanderung aus dem Ausland spiel- nur ein beliebtes Klischee, um die te keine Rolle. eigene Unzufriedenheit mit der Ja, diejenigen, die sich noch an heutigen Zeit auszudrücken? Die- diese Zeit erinnern, gibt es beina- se frage zu beantworten ist kein he nicht mehr. Sie sind entweder leichtes Unterfangen, die Antwort verstorben oder haben der Kirche wird wohl bei einem jeden auf sei- den Rücken gekehrt. Wer heute zu ne Weise ausfallen. Sicher aber ist, uns in die katholische Gemeinde dass sich im Laufe der Jahrzehnte kommt, findet kaum mehr die ur- vieles verändert hat, politisch, ge- sprüngliche norwegische Präsenz. sellschaftlich, ökonomisch und na- Menschen aus den verschiedensten türlich auch kirchlich. Regionen, Ethnien, Sprachen und Kulturen der Welt füllen heute den Früher homogen – Kirchenraum. heute multikulturell Den meisten von ihnen fällt es schwer, den Gebeten, Gesängen Es gibt sie beinahe nicht mehr, jene und der Predigt in norwegischer Menschen, die sich noch daran er- Sprache zu folgen. Seelsorge in an- innern, wie es „früher“ hier in der deren Sprachen, die in großen Stadt- Pfarrei war. Sie haben vom feinen gemeinden des Südens normal ist, Kirchchor, von feierlichen Andach- gibt es bei uns nicht. Dafür ist alles ten, von mehr oder weniger stren- zu klein. Doch es fällt auf, hier wie gen Pfarrern und rauschenden fes- dort, dass die meisten Volksgruppen ten erzählt, stets gepaart mit einem unter sich bleiben wollen, fein säu- wehmütigen Blick. Ja, es stimmt, berlich getrennt nach Nationalitä- damals, von den späten 50er bis ten. Und so will ein Gemeinschafts- zu den 80er Jahren, war die Kir- gefühl erst einmal nicht so richtig che noch etwas ganz Besonderes aufkommen. Leider haben die Ein- im Leben der Menschen – sowohl schränkungen durch die Pandemie der gläubigen als auch der weniger diese Tatsache noch verstärkt, denn gläubigen. Die Menschen, egal ob außerhalb der Gottesdienste sind lutherisch oder katholisch, waren seit über einem Jahr so gut wie kei- froh mit ihrer Kirche, denn sie war ne Begegnungen mehr erlaubt.

125 Prälatur Tromsø

Früher leidenschaftlich – gen der Sport und die freizeit mit heute nebensächlich all den verlockenden Angeboten. für die Kirche bleibt nicht mehr viel Jene, die von früher erzählen, be- Zeit und Energie. Im schlimmsten richten auch von großem Idealismus fall entwickeln sich so im Laufe der mit all seinen guten Begleiterschei- Zeit Gleichgültigkeit, gepaart mit nungen wie Einsatz- und opferbe- Unverständnis. reitschaft, freiwilligendienst und Zu stark scheinen jene säkularen Großherzigkeit. Die Gläubigen ha- Kräfte zu sein, die heute dazu füh- ben sich mit ihrer Kirche vor ort ren, dass sich die Menschen lang- identifiziert, sie fühlten sich ein sam, aber stetig von Gott und der Stück weit zuhause. Doch gab es Kirche entfernen. auch Schattenseiten: Es wird von Parteiungen erzählt, von Eifersucht Früher bestimmend – und Neid. Einfach war es wohl heute anbietend auch damals nicht immer, aber si- cher interessant und, im Nachhinein Doch auch die Haltung der Kirche betrachtet, auch sehr unterhaltsam. hat sich geändert, nicht nur in Nor- Heute spielt das kirchliche Leben wegen. früher war die Kirche sehr im Leben der Menschen bestenfalls fordernd und auch streng. Die Gläu- noch eine nebensächliche Rolle. bigen hatten keine Wahl, Wider- Zuerst kommt die Arbeit, dann fol- spruch geziemte sich nicht. Heute

Bischof Johannes Wember († 1980) zu Besuch in Hammerfest in den 50er Jahren

126 Prälatur Tromsø

gehen die Weisungen der Kirche im War es früher selbstverständlich, großen Markt der Meinungen bei- den Sonntag und die festtage mit nahe unter. So bleibt der Kirche nur der Kirche zu verbinden, so ist es ein anderer Weg: Sie macht sich zur heute die Ausnahme. Dienerin, versucht mit Güte, Ver- ständnis und Menschenfreundlich- Früher war nicht alles gut – keit die Menschen anzusprechen heute ist nicht alles schlecht und zu gewinnen. Ja, die „fetten“ Jahre sind längst vorbei, als es noch Seelsorge, das eigentliche „Kernge- selbstverständlich war, dass die Kir- schäft“ der Kirche, war früher sicher chen zu den Gottesdiensten voll präsenter und auch einfacher. Doch waren und die Angebote der Kirche gab es auch viel Härte und Strenge. gerne und dankbar angenommen Der Mensch in seiner ihm eigenen wurden. Hilfsbedürftigkeit kam da oftmals zu Heute sind wir hier schon froh, kurz, dies galt nicht nur in der Pas- wenn sich noch Kinder und Ju- toral, sondern weit verbreitet auch in gendliche für die Erstkommunion der familie. Heute ist die Seelsorge, und die firmung finden lassen und das heißt das Leben mit dem Wort es ab und zu eine Taufe oder Trau- Gottes und den Sakramenten, neben- ung gibt. Der regelmäßige Kirchen- sächlich geworden. Im Vordergrund besuch ist bei fast allen zum Aus- steht durch und durch der Mensch, laufmodell geworden. das Individuum mit all seinen Be-

Die Gemeinde anlässlich der Wallfahrt der Reliquien der hl. Therese von Lisieux im Jahr 2018

127 Prälatur Tromsø

dürfnissen und Ansprüchen. Das ist es sein, davon bin ich überzeugt. ein echter fortschritt gegenüber frü- Doch wie soll die Kirche dann aus- her, doch macht es den pastoralen sehen? Das Gute von früher und Einsatz wesentlich anspruchsvoller, das Gute von heute, sie sollen sich und Gott und seine Botschaft der zusammentun! Das lebendige kirch- Liebe zu vermitteln wurde zu einer liche Leben von früher soll sich echten Herausforderung. vereinen mit der aufrichtigen pas- toralen Sorge für den Einzelnen. Hoffnung für die Zukunft Beide gemeinsam, Seelsorger und Gläubige, sollen die innere und äu- Bei all den Vergleichen und Betrach- ßere Schönheit der Kirche wieder tungen über früher und heute gelan- erstrahlen lassen. ge ich zur frage, wie wohl die Kirche Sowohl die institutionelle Selbstge- in der Zukunft sein wird. Wird es sie fälligkeit auf der einen Seite als auch an allen orten von heute in 50 Jah- die übertriebene Individualisierung ren noch geben, oder wird sie mehr auf der anderen Seite gehören noch und mehr zurückgedrängt? Kann sie viel zu stark zu unserer Zeit. Doch die Menschen noch ansprechen und sie sind die wahren Auslaufmodelle, erreichen, oder wird die Entfrem- zur Zukunft dürfen sie nicht mehr dung weiter voranschreiten? Wir wis- gehören! sen es nicht. Die Pandemie hat es uns gezeigt, Doch eines ist sicher: In der Mitte der und viele haben es schon verstan- Nacht ist es am dunkelsten, und, ob- den: Nur gemeinsam haben wir wohl der neue Tag genau dann be- eine gute Zukunft, als Kinder Got- reits beginnt, braucht es noch einiges tes, als Schwestern und Brüder. an Geduld, bis das Licht die Dunkel- heit der Nacht vertrieben hat. So wird Pfr. Antonius Sohler, Hammerfest

Der Zahn der Zeit

Dieses große, sauber gestrichene Ge- katholischen Kirche dort nicht wegzu- bäude an der Balsfjordgata Nr. 35 in denken. Sie unterhielten mehrere Kran- Tromsoe ist nicht nur das Kloster für kenhäuser, kümmerten sich in Suppen- derzeit vier Schwestern aus der Kon- küchen um arme Menschen, halfen in gregation der hl. Elisabeth (C.S.S.E.), der Seelsorge der Pfarreien durch Kate- sondern auch die Heimat für 16 ältere, chese und Caritas. Vielen Menschen in alleinstehende Damen, die dort ihren Not haben sie geholfen, jetzt brauchen Lebensabend verbringen. Die Elisa- sie selber dringend Hilfe. bethschwestern kamen 1880 nach Nor- Die fünf terrassenförmig versetzten wegen, ihre Gemeinschaften sind aus Etagen des Hauses wurden 1975 in der Entwicklung und Geschichte der Stahlbetonweise errichtet. Dabei

128 Prälatur Tromsø

wurde das Abwassersystem in Eisen- nämlich den kompletten Austausch guss in die Betonstruktur eingefügt. der Heizungsanlage in dem Haus, Da im Lauf der Jahrzehnte der „Zahn das die Gemeinschaft in oslo be- der Zeit“ auch an diesen Rohren „ge- sitzt. Dies wird zurückgestellt, weil nagt“ hat, sind sie z.T. sehr dünnwan- die Bleibe und der Lebensunterhalt dig geworden, auch ist der Abfluß an der Schwestern in Tromsoe davon manchen Stellen ein Problem. So abhängen, dass das Gebäude funk- kann leicht ein großer Schaden ent- tionsfähig ist. Und nicht zuletzt auch stehen, nicht nur für das Bauwerk, deshalb, weil die Heimat der alten sondern auch für die Menschen, die Menschen gefährdet wäre, würde dort ihr Zuhause haben. Deshalb nicht gehandelt werden. muß unbedingt noch in diesem Som- mer eine Reparatur durchgeführt Das Bonifatiuswerk in Paderborn ist werden, die besonders aufwendig ist, in Würdigung dieser Situation wil- weil die eingegossenen Rohre von lens, das Projekt mit einer größeren innen saniert werden müssen. 350.000 Summe zu unterstützten, und auch Euro soll das kosten. unser Ansgariuswerk wird sich, hof- fentlich mit zusätzlicher Hilfe des für wie unaufschiebbar die Schwes- Erzbistums, dem Hilferuf der tern dies ansehen, macht ihre Be- Schwestern nicht verschließen. Das reitschaft deutlich, eine Investitions- Maß unserer Hilfsmöglichkeit ist rücklage zu verwenden, die für eine hier wie bei allen anderen Anliegen andere Renovierungsmaßnahme immer abhängig von den Mitteln, vorgesehen war und dort auch ab- die unsere freunde und förderer solut sicher gebraucht werden wird, aufbringen.

129 ls Vater wird man nicht geboren, Vater wird man. Und Aman wird zum Vater nicht einfach dadurch, dass man ein Kind in die Welt setzt, sondern dadurch, dass man sich ver- antwortungsvoll um es kümmert. Jedes Mal, wenn jemand die Verantwortung für das Leben eines anderen übernimmt, übt er ihm gegenüber in einem gewissem Sinne Vaterschaft aus...

Vater zu sein bedeutet, das Kind an die Erfahrung des Lebens, an die Wirklichkeit heranzuführen. Nicht, um es festzuhalten, nicht, um es einzusperren, nicht, um es zu besitzen, sondern um es zu Entscheidungen, zur freiheit, zum Aufbruch zu be- fähigen...

Eine Vaterschaft, die der Versuchung widersteht, das Leben der Kinder zu leben, eröffnet immer neue Räume. Jedes Kind trägt ein Geheimnis in sich, etwas noch nie Dagewesenes, das nur mit Hilfe eines Vaters zur Entfaltung gebracht werden kann, der seine freiheit respektiert; eines Vaters, der sich be- wusst ist, dass sein erzieherisches Handeln erst dann zum Ziel kommt und dass er erst dann sein Vatersein ganz lebt, wenn er sich „nutzlos“ gemacht hat, wenn er sieht, dass das Kind selb- ständig wird und allein auf den Pfaden des Lebens geht, wenn er sich in die Situation Josefs versetzt, der immer gewusst hat, dass das Kind nicht seines war, sondern einfach seiner obhut anvertraut worden war.

Papst franziskus, Apostolisches Schreiben PATRIS CoRDE, Nr. 7.

130 Bruno Walpoth, Josefsstatue in der Kirche der Abtei Gerleve.

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Bistum Helsinki

Das Bistum Helsinki wurde am 22.2.1955 errichtet als Nachfolgerin des Apostolischen Vikariates finn- land, dieses bestand seit 1920. Auf einer fläche von 338.145 km² woh- nen ca. 5,5 Millionen Menschen. Mit Stand vom 31.12.2020 sind nach Angaben des Bistums davon 15.902 katholisch (0,29%). Außer dem emeritierten Bischof sind im Bistum 28 Priester (19 Weltpriester, 9 ordenspriester). Dazu kommen 1 Theologiestudent in Rom und 10 Seminaristen im Diözesanen Missi- onsseminar Redemptoris Mater, Es- poo. 26 ordensfrauen leben in den 8 Pfarreien. Der Bischofsstuhl ist derzeit unbesetzt. Interimistisch lei- tet isä Marco Posinato die Diözese.

Die Anschriften lauten: Katolinen kirkko Suomessa Rehbinderintie 21, fI-00150 Helsinki Tel.: +358-9-6877 460 fax: +358-9-639 820 E-Mail: [email protected] Internet: www.katolinen.fi

132 Bistum Helsinki

Zur Einführung

Dieses Jahrbuch berichtet vom Diese Ereignisse sollten auch im kirchlichen Leben im Bistum Helsin- Kontext der geistigen Großwetterla- ki im vergangenen Jahr 2020, das in ge gesehen werden, dass die west- mindestens zweierlei Hinsicht un- lichen technisch-wissenschaftlichen gewöhnlich war: zum einen treten Zivilisationen dem Christentum die katholischen Studenten und jun- entgegenstehen. In Anbetracht der gen Berufstätigen mehr in Erschei- diesbezüglichen Nachrichten aus nung, was in der Sparte ”Pastorale verschiedenen Ländern kann man Initiativen” zum Ausdruck kommt. sich dem Eindruck schwer entzie- Zum anderen soll auch dargestellt hen, dass der Druck dieser Zivilisa- werden, wie die Corona-Pandemie tion durch die Coronapandemie mit als solche und die von den zivi- dem Schlüsselwort „Gesundheit“ len Behörden angeordneten äuße- über Nacht ganz konkret und haut- ren Einschränkungen zum Anlass nah wurde. Es bedarf keiner Analy- genommen wurden, die religiöse se, um zu sehen, dass es eine pas- Identität nicht nur nicht zu schwä- torale Herausforderung gibt, diesen chen, sondern nach Möglichkeit zu Druck abzuwehren. stärken.

Aus dem Leben des Bistums

Neuer Sitz des Priesterseminars Redemptoris mater

Isä Cristiano Magagna, langjähriger die Wahl auf ein 1908 erbautes Haus Rektor des Seminars Redemptoris – stattlich, für eine erschwingliche Mater in Espoo (vgl. Jahrbuch 2014, Miete, aber unter der Bedingung, S. 157, 2018, S. 151), ist in seine dass der neue Mieter substantielle Re- Heimatdiözese zurückgekehrt. Sein novierungen durchführt. Das Haus Nachfolger wurde isä Marco Pasi- in Myllyjärvi/Espoo war nicht nur nato, bislang Pfarrer der Domge- zu klein, sondern hatte zudem so meinde St. Henrik (Jahrbuch 2020, starke feuchtigkeitsschäden, dass S. 128). Eine seiner ersten obliegen- die Seminaristen nicht länger dort heiten war ganz materieller Natur, wohnen konnten, sondern zeitwei- denn er musste dem Seminar eine se auf die Pfarreien verteilt werden neue Bleibe suchen. Wie bereits im mussten oder zum Studium vorü- Jahrbuch 2020 berichtet (S. 150), fiel bergehend ins Ausland gingen.

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Die derzeitigen zehn Seminaristen ben: Isä Marco Pasinato, derzeitiger kommen aus fünf Ländern: Italien, Rektor und Diözesanadministrator, Kroatien, Spanien, Venezuela und isä Matthew Azzopardi, derzeit Pfar- Mexiko. Sie gehören zum Neokate- rer der 2016 gegründeten Pfarrei St. chumenalen Weg, einige von ihnen Josef in Kuopio (vgl. auch Jahrbuch bleiben nach der Priesterweihe in 2014, S. 136-138 und Jahrbuch 2015, finnland. Die anderen gehen in an- S. 130-133), isä federico Spanò, der- dere Länder, auch solche mit alter zeit Kaplan an St. Henrik (Jahrbuch katholischer Tradition, wo heutzuta- 2015), isä francisco Garcia (Jahr- ge Priestermangel herrscht. Das Se- buch 2009, S. 149, 2010, S. 150), der- minar wurde 2004 von Bischof Józef zeit Kaplan in oulu und isä Krystian Wróbel SCJ gegründet. Aus ihm sind Kalinowski in Joensuu (missio ad folgende Priester in finnland geblie- gentes; vgl. Jahrbuch 2017, S. 141).

Reaktionen auf die Corona- Pandemie

Die ersten Monate des Jahres 2020 im internationalen Vergleich eher zeigten die Ausmaße der Pandemie durchschnittlich oder milder. Aus- und führten zu Maßnahmen, um gangssperren hat es nie gegeben. das kirchliche Leben innerhalb der Religiöse Veranstaltungen wurden von den Behörden verfügten Ein- in der Regel behördlicherseits we- schränkungen aufrecht zu erhalten. niger eingeschränkt als sonstige Allgemein ist zu sagen, dass die Menschenansammlungen – das ist Einschränkungen in finnland we- im internationalen Vergleich keines- der drakonisch noch leicht waren, wegs selbstverständlich. Nichtsdes-

134 Bistum Helsinki

toweniger war etwa ein Monat kri- Messe erfolgte „auf Distanz“. Beson- tisch, weil man der Messe nur per dere Sorgfalt herrschte hinsichtlich Internet folgen konnte. Es gab und der Hygiene per Kelch, Handtücher gibt regionale Unterschiede, die Re- usw. gion Helsinki hat in der Regel die schärfsten Einschränkungen. Von den Corona-Erkrankungen im Bis- tum bis ostern 2021 ist nur bekannt, dass sechs Priester dabei waren, die sich alle wieder erholt haben.

Die Kirchen waren tagsüber of- fen für persönliches Gebet. Zah- lenmäßige Einschränkungen für den Messbesuch liegen örtlich und zeitlich variierend zwischen 10 und 50 Personen. Daher wur- de die Zahl der Messfeiern in den Kirchen nach Möglichkeit erhöht, außerhalb der Pfarrkirche aber in der Regel eingeschränkt, soweit lutherische oder orthodoxe Kir- chenräume benutzt wurden. Eben- Bei der feier der Karwoche waren so wurde die Life-Übertragung der die Einschränkungen spürbarer: Messen durch Internet perfektio- die Chrisammesse (mit Altbischof niert. Um vergebliche fahrten zur Sippo) fiel aus, am Gründonners- Kirche zu vermeiden, wurde ein tag gab es keine fußwaschung, am Anmeldesystem per Internet ein- Karfreitag nur eine stark reduzierte geführt, die Messbesucher wurden Kreuzverehrung. Taufen, Trauun- an der Kirchentür von einem Pfarr- gen und Begräbnisse wurden nicht angehörigen registriert. Auch wurde aufgeschoben, fanden aber mit be- das Kirchengebot, sonntags an der grenzter Personenzahl statt. Die hl. Messe teilzunehmen, zeitweise Spendung der Krankensalbung und ausgesetzt, um den persönlichen Krankenkommunion wurde mit den Situationen hinsichtlich Alter und angebrachten Vorsichtsmaßnahmen Risiko für die Gesundheit gerecht beibehalten. Beichten wurden au- zu werden. Ebenso wurde der Zeit- ßerhalb des Beichtstuhls abgelegt, raum zur Erfüllung des Gebots der entweder im Hof oder mit Abstand jährlichen Beichte ausgeweitet. In in der Kirche. Der firmunterricht der Nähe der Kirchentür wurden wurde im großen Pfarrsaal von St. Desinfektionsmittel für die Hände Henrik zweimal im Monat erteilt aufgestellt. Der friedensgruß in der (September 2020 bis April 2021).

135 Bistum Helsinki

Alle anderen Veranstaltungen, ein- der Caritas, dessen Arbeit auf schließlich des traditionellen Kir- „homeoffice“ umgestellt wurde. Die chenkaffees nach der Sonntagsmes- Jahresversammlung der Caritas am se, wurden ausgesetzt. Desgleichen 20. April war online. die regelmäßigen Treffen im Büro

Die zehn wichtigen Sommerlager verlorengegangen ist. Die Idee zu für Kinder und Jugendliche muss- dieser Wallfahrt entstand während ten auf minimalste Ersatzveranstal- den Studientagen, die das Ansgar- tungen reduziert werden. Die jähr- werk osnabrück jährlich im nahe- liche Henrik-Wallfahrt nach Köyliö gelegenen Kloster ohrbeck durch- im Juni wurde abgesagt, ebenso das führt, an denen seinerzeit isä Martti jährlich stattfindende Bistumsfest Voutilainen oP teilnahm. Er erlebte um den 15. August in Lohja. Dage- dort die Krankenwallfahrt zum Hei- gen fand die jährliche Kreuzwall- ligen Kreuz von Lage und setzte fahrt zur Hl. Kreuz-Kirche in Hattula sich dann tatkräftig dafür ein, dass am 12. September mit etwa 15 Per- dieser Brauch ab 1982 nach Hattula sonen statt. Die jetzt evangelische übertragen wurde. Kirche von Hattula besaß nach his- torischen Dokumenten eine Kreuz- Mitte März wurde ein Brief von Di- reliquie, die in der Reformationszeit özesanadministrator isä Marco Pasi-

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nato an alle Katholiken des Bistums zur Produktion und/oder Prüfung auf der Internetseite des Bistums der Impfstoffe Zelllinien von früher veröffentlicht. Darin erinnerte er abgetriebenen Embryos verwendet daran, dass in den Evangelien häu- wurden. figer von Sturm und Drangsal die Rede ist, aber immer mit dem Hin- Am 25. März, dem fest der Verkündi- weis auf die Gegenwart Jesu. Daran gung Mariens, folgten viele der Einla- knüpfte er die Aufforderung, diese dung des Papstes zu einem besonde- Zeit vor allem als Mittel zur Reifung ren Gebet. Außerdem erneuerte Isä des Glaubens zu betrachten, in den Marco Pasinato in einem Gebetsgot- familien das gemeinsame Gebet tesdienst in St. Henrik die Weihe des neu entdecken, auch den Rosen- Bistums Helsinki und ganz finnlands kranz. Die Einschränkungen für an das unbefleckte Herz Mariens. den Messbesuch sollten wir nicht Der Text des Gebetes war im we- passiv akzeptieren, sondern den sentlichen derselbe, den der dama- Zusammenhalt der Pfarrei auf an- lige Bischof Józef Wróbel SCJ beim deren Wegen zum Tragen bringen. 50jährigen Jubiläum des Bistums und Darüber hinaus erschienen in der dann Bischof Teemu Sippo SCJ im Bistumszeitung fIDES eine ganze Jahr 2015 verwendeten. Damit folg- Reihe Artikel, die über die religiöse ten sie dem Beispiel zahlreicher Bis- Bedeutung solcher Ausnahmesitua- tümer in der ganzen Welt. Außerdem tionen reflektierten, aber auch über sprach isä Pasinato auch das vom Rat die moralische Bewertung der Imp- der Europäischen Bischofskonferen- fungen gegen das Coronavirus, weil zen vorgeschlagene Gebet.

Störungen der Religionsausübung

In den letzten Januartagen war Zielscheibe eines Bewurfs mit etwa die Außenwand der Pfarrkirche zehn Plastikbeuteln mit roter farbe. St.Birgitta und Sel. Hemming zwei- mal objekt unflätiger Schmiererei- Diözesanadministrator isä Marco en. In großen Buchstaben war zu Pasinato stellte fest, dass das Be- lesen ”Liars” (Lügner), ”Pedos” (Pä- schmieren religiöser Gebäude per dophile) und ”Stop hiding pedos” se besorgnis- und abscheuerregend (Hört auf, die Pädophilen zu verste- ist, abgesehen vom Inhalt der Bot- cken). Die Pfarrei erstattete Strafan- schaften. Zwar obliegt es den Be- zeige. hörden, wenn nicht für Abhilfe, so Etwa gleichzeitig waren Eingang doch wenigstens für Schutz zu sor- und Außenwände der Synagoge gen. Die Angehörigen der betroffe- der jüdischen Gemeinde Turku nen Religionsgemeinschaften soll-

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ten aber nicht die Hände in den sich typischerweise gegen religiöse Schoß legen und alles von den Be- Minderheiten. Wir appellieren an hörden erwarten. So veranstalte- die Verantwortungsträger unseres ten die in Turku ansässigen Religi- Landes, den Ursachen dieser Stö- onsgemeinschaften am 30. Januar rungen auf den Grund zu gehen abends eine Solidaritätskundge- und alle Maßnahmen zu ergreifen, bung vor der Synagoge. Vorher, um derartige Angriffe besser als bis- am 28. Januar, wurde auf der Inter- her zu verhindern. Zugleich wen- netseite des Bistums die folgende den wir uns an alle Menschen gu- Stellungnahme veröffentlicht: ten Willens, nach unserer Erfahrung an die überwältigende Mehrheit der „Die Katholiken unseres Landes sind Bewohner finnlands. Bemühen wir betroffen von den sich häufenden uns gemeinsam und entschlossener Zeichen des Hasses und Angriffen als bisher, für eine Gesellschaft zu gegen die Jüdische Gemeinde finn- arbeiten, in der jeder Mensch un- lands und andere religiöse Gemein- abhängig von Religion und Welt- schaften. Ein derartiges Verhalten anschauung die gleichen Rechte erweckt Angst und Unsicherheit bei genießt. Gott beruft uns alle im Al- all denen, die ihre Religion friedlich ten wie im Neuen Testament zum und zum Gemeinwohl der finni- Leben, das nicht von Hass, sondern schen Gesellschaft ausüben wollen, von vergebender Liebe erfüllt ist. und ist daher klar und eindeutig zu Das wünschen wir auch diesem verurteilen. Diese Störungen richten Land und dieser Zeit.”

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Bistum Helsinki in Zahlen

Die Aktualisierung der Statistik des sehen werden. ohne diese tiefer- Bistums vom 31.12.2020 (für 2019 gehende Kenntnis könnte jemand vgl. Jahrbuch 2020, S.130-131) ist schließen, dass die Corona-Pande- keine trockene – oder vertrockne- mie bisher keinen großen Einfluss te - Verwaltungsangelegenheit, son- auf das religiöse Leben gehabt hat, dern Grundlage für Überlegungen wenn man einmal von der vermin- zur Vertiefung der Pastoral. In die- derten Zahl der Eheschließungen sem Sinne sollten die folgenden An- absieht. gaben gelesen werden. Anfang 2020 lebten laut gesetzlich verpflichten- Dieser Eindruck ist wohl vorei- dem „Mitgliedsregister“ in finnland lig. Selbst wenn man in Rechnung 15.501 Katholiken, wozu wohl 15- stellt, dass 1) die Kirchen nie ge- 20% Nichtregistrierte kommen. Am schlossen waren, 2) die Sonntags- 31.12.2020 waren es 15.902, also messen bis auf vier bis fünf Wo- ein Nettozuwachs von 401 (2,6%). chen mit Gläubigen gefeiert werden 2019 gab es einen Nettozuwachs konnten, wenngleich nach ort va- von 16 Gläubigen, resultierend aus riabel mit der Einschränkung auf einer realen Zunahme von etwa 600 10-50 Personen, 3) die Zahl der Gläubigen und einer realen Abnah- Sonntagsmessen erhöht wurde, me in form von fast 500 Kirchen- 4) die Übertragung über Internet austritten (vor allem wegen der Ap- perfektioniert wurde, ist das nur pelle zum Kirchenbeitrag) und etwa das äußere Erscheinungsbild. Erfor- 80 Umzügen und Todesfällen. 2020 derlich ist nicht nur eine rein prak- war die reale Zunahme 483 und die tisch-technische Reaktion auf die reale Abnahme 72 Kirchenaustritte Pandemie, sondern eine geistlich- und 10 andere. pastorale Antwort. Diese beginnt damit, dass die Widrigkeiten nicht Die Zahlen zum Sakramentenem- als Last, sondern als Herausforde- pfang halten sich in ähnlicher Grö- rung angenommen werden. Dies ßenordnung wie 2019: Aufnahmen erfordert unter anderem ein tiefe- in die Kirche 48 (2019: 42), Taufen res Eingehen auf Einzelsituationen 180 (224), Erstkommunionen 211 und -schicksale, das dann die Ge- (233), firmungen 219 (191), Ehe- legenheit bietet, sich in spezifischer schließungen 23 (39), von denen Weise auf die eigentliche Kraft des bei 11 (11) beide Partner katho- Glaubens und die Aufgabe der Kir- lisch waren. Diese dürren Zahlen che zu besinnen. gewinnen natürlich erst an Leben, wenn sie im Kontext der Kenntnis Zurück zu den Zahlen. Der Anteil von Pfarrer und Bischof über die der Katholiken finnischer Herkunft Gesamtsituation in einer Pfarrei ge- beträgt etwa 43,4% (2019: 45,3%),

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die abnehmende Ten- denz der letzten Jahre Verteilung der Gläubigen auf Altersgruppen 2009/2019 setzt sich also fort. Das ist bei dem stetigen Zu- fluss von flüchtlingen und Immigranten nicht anders zu erwarten. Die Verteilung der Nationa- litäten und Sprachen auf die einzelnen Pfar- reien mag auf den ers- ten Blick überraschen: In den beiden Pfarreien in Helsinki (St. Henrik: ca. 4.800 Gläubige; St. Marien: ca. 4.500 Gläu- bige) sind ca. 49% fin- nen, in Turku, Tampere und Kouvola ca. 40%, Jyväskylä und Kuopio ca. 30% und in oulu 21%. Die Verteilung der Katholiken nach ihrem Wohnort: ca. 60% aller Katholiken in finnland Ein zweites Indiz für die Notwen- leben in den drei Ballungsgebieten digkeit grundlegender pastoraler Großraum Helsinki (mit Espoo und Überlegungen ist die Entwicklung Vantaa), Turku und Tampere. Die der Verteilung aller Gläubigen auf anderen 40% leben ziemlich weit verschiedene Altersgruppen. Das verstreut, weswegen die Sonntags- Diagramm zeigt die Verteilung auf messe an weiteren 23 orten gefeiert Altersgruppen für 2009 und jeweils wird. Dabei variiert die Häufigkeit daneben für 2019: zwischen einmal und viermal im Der erste Befund ist, dass es in die- Monat (während der Pandemie ein- sen zehn Jahren keine großen Verän- geschränkt). Zum Schluss der Reli- derungen gegeben hat, was besagt: gionsunterricht, sei es in der Pfarrei das Bistum hat keine radikalen sozi- oder in der Schule: Die Größenord- alen Umbrüche gesehen. Der zwei- nung ist ähnlich wie im Vorjahr: Es te Befund ist der Einbruch bei den gibt ca. 2.000 Schulpflichtige (2019: 15-24jährigen: etwa die Hälfte der- 2.150), von denen knapp 1.000 jenigen, welche die jüngere Alters- (1.000) Religionsunterricht erhalten gruppe fortsetzen sollten, haben die haben. Kirche verlassen. Der dritte Befund

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ist, dass der Anteil der drei jüngsten nämlich das zahlenmäßige Wachs- Altersgruppen (0-14, 15-24 und 25- tum zwischen 2009 und 2019, geglie- 44) jeweils um ein bis zwei Prozent dert nach denselben Altersgruppen: abgenommen hat, gemessen an der Gesamtzahl der Katholiken. Die Ab- Die Grundaussage dieses Dia- nahme gemessen am Umfang der Al- gramms ist „Wachstum“. Das ist tersgruppe ist entsprechend größer: nichts Neues: 2009 gab es etwa 9.000 etwa 5% bei den 0-14jährigen, etwa Katholiken in finnland, Ende 2019 10% bei den 15-24jährigen, und etwa waren es etwa 15.500. Das Normale 3% bei den 25-44jährigen. Der vierte wäre, dass alle Altersgruppen mehr Befund ist gewissermaßen die Um- oder weniger gleich wachsen. Das kehrung des dritten, nämlich, dass aber ist gerade nicht der fall: die der Anteil der zwei älteren Alters- Altersgruppe über 65 ist doppelt so gruppen (45-64 und 65) jeweils um viel gewachsen wie die jüngste (0- ein bis zwei Prozent zugenommen 14), die ihrerseits etwa im gleichen hat, gemessen an der Gesamtzahl Maß gewachsen ist wie die mittlere der Katholiken. Die Zunahme ge- (25-44). Und bei der wichtigen Al- messen am Umfang der Altersgrup- tersgruppe der 15-24jährigen spie- pe ist entsprechend größer: mehr als gelt sich der Einbruch des ersten 5% bei den 45-64jährigen und mehr Diagramms wieder. als 10% bei den Senioren über 65.

Der Befund kann ohne Dra- matisierung so zusammenge- Entwicklung der Altersgruppen fasst werden: „Zunahme des zwischen 2009 und 2019 Durchschnittsalters der Ka- tholiken 2019 im Vergleich zu 2009“, „Abnahme bei Kin- dern“, „starker Einbruch im Alter, in dem normalerweise Lebensentscheidungen rei- fen oder gefällt werden“ und „gewisse Beharrung der äl- teren Altersgruppen, wenn- gleich sie von der Erosion in der zweitjüngsten Alters- gruppe in Mitleidenschaft gezogen sind“. Es sieht so aus, als ob dieser Befund durch das zweite Diagramm bestätigt wird, obwohl des- sen „Thema“ ein anderes ist,

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Zum Bistumshaushalt 2020

Der Bistumshaushalt gliedert sich Pfarreien durch einen jährlichen nach wie vor in den Anteil des or- Prozentsatz von 15% ihres Etats dinariats oder Bischofshauses, wie getragen – mindestens im Prinzip, es hier heißt, und den Anteil der denn drei von den acht Pfarrei- Pfarreien. Zum ordinariat gehören en kommen mit ihren Einnahmen außer dem Büro des Generalvikars nicht aus. Dieses Verfahren ist or- und des Gerichtsvikars (offizial) ganischer in doppelter Hinsicht: das Informationszentrum mit den Die Priester sind ganz und gar ihrer drei Abteilungen für die Bistums- Pfarrei zugeordnet, und die Pfarrei- zeitung fIDES, Veröffentlichungen en wiederum tragen die finanzielle (Bücher) und Religionsunterricht. Hauptlast für das ordinariat – auch Das hat sich nicht geändert, wohl ein Ausdruck des Zusammenhalts aber wurden in der organisation der des Bistums. Der Hauptgrund für finanzierung zwei Verfahrenswei- diese Umordnung ist aber, dass es sen geändert. Anlass dafür war die den Gläubigen einsichtiger ist, ihre 2017 einsetzende Mehrbelastung Pfarrei und durch sie das Bistum zu durch die Besoldung der Pries- unterstützen, als einen „anonymen“ ter nach staatlichen Vorgaben. Die Beitrag direkt an das ordinariat zu Priester erhalten ihr Gehalt von der leisten. Begleitet war diese Umord- Pfarrei (Geldbetrag, Wohnung und nung mit Appellen an die Gläubi- Verpflegung). Die Unterstützung gen, ihre Verantwortung ernster zu durch die Mittel des „Diaspora- nehmen, die ortskirche als ganze Kommissariates“ der Deutschen finanziell mitzutragen. Bischofskonferenz erhält zunächst das ordinariat; sie geht von dort Zur Stunde der Abfassung die- über die Pfarreien an die Priester. ser Zeilen ist der geprüfte Buch- früher ging diese Unterstützung di- haltungsabschluss für 2020 noch rekt vom ordinariat an die Priester. nicht verfügbar, sodass die folgen- Der von den Gläubigen gezahlte den Zahlen dem bisher realisierten „Kirchenbeitrag“ (um das unschöne Stand und dem Budget des Bis- Wort ‚Mitgliedsbeitrag‘ zu vermei- tums für 2020 entnommen sind. Die den) geht nunmehr an die Pfarreien knappe Darstellung ist gegenüber statt wie bisher an das ordinariat. dem Jahrbuch2020 modifiziert, wo- Davon werden die Priestergehälter bei ordinariat und Pfarreien zwar und alle laufenden Kosten in den unterschieden sind, aber eine Ein- Pfarreien bestritten. heit bilden:

Dieser Umstellung folgend wird das ordinariat nunmehr von den

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Einnahmen:

Einnahmen des ordinariats - Eigenleistung: 294 Te (davon Mieten 153 Te)

Einnahmen des ordinariats - Zuschüsse: 370 Te

Einnahmen der Pfarreien: 1.532 Te (davon Kirchenbeitrag und Kollekten 937 Te)

Einnahmen des ordinariats von den Pfarreien: 158 Te 2.354 Te

Ausgaben:

Ausgaben des ordinariats: (davon Gehälter außer Priester: 438 Te): 1.113 Te

Ausgaben der Pfarreien: (davon Priestergehälter: 369 Te, Renovierungen 230 Te): 1.285 Te

Abgaben der Pfarreien an das ordinariat: 158 Te 2.556 Te

Einnahmen ./. Ausgaben ergibt per saldo: -202 Te

Dazu noch einige Bemerkungen:

1) Die Unterstützung der Pfarreien für das ordinariat belief sich 2018 auf 71 Te, 2019 auf 146 Te. Der Betrag von 837 Te Einnahmen der Pfarreien setzt sich aus ca. ¾ traditioneller“ Kollekten und ¼ ausdrücklich als „Kir- chenbeitrag“ deklarierter Beiträge zusammen.

2) Das Defizit des ordinariats beträgt für sich genommen -291 Te (einge- rechnet die Unterstützung durch die Pfarreien in Höhe von 158 Te). Daraus wird ersichtlich, dass die Unterstützung der Pfarreien für das ordinariat noch auf das Doppelte wachsen sollte.

3) Die Zuschüsse in Höhe von 370 Te an das ordinariat kommen aus Deutschland und betreffen praktisch vollständig Gebäuderenovierungen in den Pfarreien; der Betrag wird also an diese weitergeleitet.

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4) Die unmittelbar pastoralen Ausgaben der Pfarreien liegen bei 93 Te plus 30 Te für Kinder und Jugendlager, also bei 10% der Gesamtaufwendungen. 90% machen die rein materiellen und sonstigen administrativen Aufwendun- gen aus!

5) Zum Ausgleich der jährlichen Defizite wurden in den vergangenen Jahren Immobilien verkauft, welche das Bistum im Laufe der Jahrzehnte aus Nach- lässen erhalten hat. Auch für das Jahr 2020 ist diese Lösung zu erwarten. Sie kann freilich nicht mehr lange praktiziert werden.

6) Der empfindlichste Punkt ist die Eigenleistung der Gläubigen in form von Kollekten und „Kirchenbeitrag“. Im Verlauf des Jahres 2020 sind die Kollek- ten wegen der coronabedingten Einschränkungen stark zurückgegangen, weshalb zu befürchten ist, dass das Defizit noch höher ausfällt. Auch der Kirchenbeitrag blieb hinter den Erwartungen zurück. Eine Vorstellung davon gibt das folgende Diagramm:

Kirchenbeitrag + Kollekten + Eimalige Zuwendungen 2020

(Bilderläuterung: Die stark umrandete fläche zeigt die Entwicklung für 2020, die schwächer um- randete fläche für 2019. Die Gesamtsumme 2020 beträgt 760.000 e, 2019 waren es 926.000 e.)

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Entlastung für St. Olav, ursulinen verließen Jyväskylä sen, als die Beziehungen mit dem Bauunternehmen beendet wurden (s. Jahrbuch 2020, S. 133). Bis auf weiteres soll versucht werden, die wirtschaftliche Situation der Pfarrei ohne drastische Änderungen über Wasser zu halten. Leider haben aber, allem Anschein nach, diese Unsicherheiten zur Entscheidung der Kongregation der Ursulinen- schwestern geführt, den Kindergar- ten neben dem Pfarrhaus aufzuge- ben und die Schwestern teils nach Helsinki, teils nach St. Petersburg zu schicken, was dann im Juli 2020 Die Schwierigkeiten mit den Ge- geschehen ist. Die Pfarrei hat den bäuden der Pfarrei St. olav in Jy- Schwestern einen bewegenden Ab- väskylä haben insofern nachgelas- schied bereitet.

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60 Jahre „Caritas Finnland“

2020 wurde „Caritas finnland“ 60 und sonstiger Kriminalität. Das Pro- Jahre alt. Hier zunächst die fort- gramm Iwoka hilft diesen gefährdeten setzung des im letzten Jahr (Jahr- Jugendlichen, indem sie zu Tutoren buch 2020, S. 137) begonnenen für die Kinder der ersten Schulklas- ausführlicheren Berichts über ihre sen ausgebildet werden: Hilfe bei Tätigkeit.:Am 29. Januar veranstal- Hausaufgaben und sehr oft Verbes- tete „Caritas finnland“ in St. Marien serung des menschlichen Niveaus nach der Abendmesse einen Imbiss in der jeweiligen familie. Letzteres im Pfarrsaal, um mit Informationen erfordert natürlich eine konzertierte über die eigene Arbeit freiwillige Aktion mit den Ausbildern. ”Iwoka Helfer zu werben. Ein zweiter derar- bedeutet für mich sehr viel. Ich habe tiger Abend ist in St. Henrik geplant. gelernt, geduldig und verständnis- voll zu sein. Anfangs war ich sehr Der Ertrag der diesjährigen fasten- skeptisch, ob diese Idee realistisch sammlung von Caritas ist für ein ist. Ich habe nur einfach getan, was Projekt in Kolumbien bestimmt: „Gib ich selbst gelernt hatte. Aber mit der den Jugendlichen eine Zukunft“. Zeit haben mich die Anhänglichkeit In Pereira, Hauptstadt der Provinz der Kinder und ihr Vertrauen dazu Risaralda, machen von 100 Schul- gebracht, mich wirklich innerlich für anfängern nur 67 den Abschluss (9. diese Arbeit zu engagieren und ins- Klasse). Die 33, welche die Schule gesamt eine andere Perspektive zu abbrechen, geraten nur zu oft we- gewinnen, die ich früher nicht für gen mangelnder Berufsausbildung möglich gehalten hätte.” So Camila auf die schiefe Ebene mit Drogen osorio, die das Programm Iwoka ab-

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solviert hat. Das von „Caritas finn- nischen Material unterstützt werden. land“ unterstützte Programm verrin- gert merklich die Entgleisungsgefahr Außer mit staatlichen Behörden ar- Jugendlicher, erhöht ihren Lerner- beitet „Caritas finnland“ auch mit folg und den Geist der Solidarität in einer Initiative zusammen, die nicht der Schule. religiös oder weltanschaulich ge- Am 22. oktober fand ein Seminar bunden ist, nämlich International Youth zum 60jährigen Bestehen von Ca- Cooperation IYC, deren Büro in der ritas finnland statt. Dort sprachen Nähe des Universitätskrankenhauses Altbischof Teemu Sippo SCJ als Vor- Meilahti liegt. Es geht darum, Le- sitzender, die Generalsekretärin von bensmittelsgeschäfte um Waren zu „Caritas Dänemark“, die Generalse- bitten, deren Verfallsdatum kurz be- kretärin von „Caritas Europa“, ein vorsteht, und sie zeitnah an bedürfti- Vertreter des Justizministeriums und ge familien zu verteilen. Die Idee ist zum Schluss die stellvertretende Vor- bekannt und wird bereits vielerorts sitzende von „Caritas finnland“. praktiziert. Über die materielle Seite Schließlich konnten mit dem Er- hinaus gibt es nicht selten Gelegen- gebnis der Adventskollekte die von heiten, bedürftigen familien auch der Caritas in Jordanien geführten auf menschlicher Ebene beizuste- medizinischen Stützpunkte mit Me- hen, sie manchmal auch zur gegen- dikamenten und sonstigem medizi- seitigen Hilfe zusammenzuführen. Pastorale Initiativen Wochenend-Besinnungstage und Kurzandachten über Internet Die coronabedingten Einschrän- Die Themen beziehen sich auf die kungen machen erfinderisch: in der Menschwerdung des Sohnes Gottes Vorweihnachtszeit gab es Wochen- und sind auf sieben Meditationen end-Besinnungstage für Studenten von je einer halben Stunde verteilt. online. Die Meditationen gehen life Bereits früher gab es eine lockere über Internet, werden aber gleich- Podcastreihe ”10 Minuten für Jesus” zeitig aufgenommen und können (https://anchor.fm/oskari-juurikka- so jederzeit angehört werden. Der la). Mit demselben Ziel wurde eine Vorteil ist außerdem, dass örtliche WhatsApp-Gruppe für die zehnmi- Beschränkungen wegfallen. Der nütigen Andachten auf finnisch, Preis ist allerdings, dass die Um- eine andere für englischsprachige gebung eines Teilnahmewilligen Hörer (siehe auch Jahrbuch 2020, es diesem manchmal nicht einfach S. 143) eingerichtet. macht, innerlich still zu werden und dadurch offen für Gottes Wort. isä Oskari Juurikkala

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Netzwerk junger Katholiken

Auf Initiative zweier Studentinnen, eine Vorlesung über Tradition und Aino Salmi und Lida Leinonen, trifft Bibel in der Kirche. Alles in allem sich seit Herbst 2019 in der Pfarrei ein Weg zur Stärkung der eigenen St. Henrik ein Kreis junger Erwach- religiösen Identität und des Selbst- sener, davon ein guter Teil Studen- bewusstseins. ten. Grundgedanke war, eine Art „Netzwerk junger Katholiken“ zu schaffen, wo Glaubensbildung mit Austausch über alle möglichen fra- gen locker miteinander verbunden sind. Dafür besteht mit Sicherheit Bedarf, dem bisher durch den „Ca- tholic Students Club“ (CSJ) nur teil- weise Rechnung getragen wurde. Der CSC ist eher international und trifft sich jeden zweiten Dienstag in St. Henrik. Zum neu entstehenden Kreis junger Erwachsener gehören vor allem Einheimische, eine gute Ergänzung zum CSC. Manchmal gibt es Gäste, so kam etwa im No- vember 2019 der inzwischen emeri- tierte und danach zum katholischen Glauben übergetretene Theologie- professor Pauli Annala (foto) für

148 Bistum Helsinki pro-life

Im Herbst gründeten Miika Num- menpää, Arzt aus Hämeenlinna, und Pfarrer Nyyssölä von St. Ursula (Kouvola) eine pro-life-Gruppe, de- ren Mitglieder – etwa ein Dutzend – meistens in Kouvola wohnen. Es ist wohl nicht nur als Zeichen zu werten, dass Abtreibung und Eutha- nasie in der persönlichen Lebensge- staltung der Mitglieder keinen Platz haben, sondern dass sie sich nicht damit abfinden wollen, dass Ab- treibung zur Alltagsroutine gewor- den ist: über 90% der in finnland durchgeführten Abtreibungen (der- zeit jährlich etwa 9.500 mit fallender Tendenz) haben sogenannte „sozia- le Gründe“. Das heißt im Klartext, dass ein Kind nicht in die Pläne der beteiligten Personen passt und da- nichts entgegenzusetzen hätten. Das her unerwünscht ist. Das alles geht will jedoch gut überlegt und mit be- darauf zurück, dass Sexualität Hand trächtlicher Zähigkeit angegangen in Hand mit der Empfängnisverhü- sein. Wenn man damit rechnet, dass tung zum Konsumgut geworden ist, beim ersten Mal ca. 50 bis 100 Men- worunter auch die Würde der Ehe schen an einem solchen Marsch und die zentrale Stellung der fami- teilnehmen, kann es nicht sein Ziel lie für das Reifen der Person stark sein, damit Einfluss auf das gesell- leiden. schaftliche Leben auszuüben – eher muss man mit einem verächtlichen In diesen Zusammenhang gehört Lächeln rechnen. Das erste strate- auch eine Initiative katholischer gische Ziel könnte aber sehr wohl Jugendlicher, vorwiegend aus Hel- sein, flagge zu zeigen und die ei- sinki. Ein für hiesige Verhältnisse gene Standfestigkeit am äußeren ausgesprochen kühner Gedanke ist Widerstand wachsen zu lassen. Das die organisation eines jährlichen wäre ein außerordentlich wichtiger „Marsches für das Leben“, wie er in Schritt, um dem natürlichen mo- anderen Ländern seit Jahrzehnten ralischen Empfinden und darüber durchgeführt wird. Wenn andere hinaus dem eigenen Glauben Aus- ihren Pride-Marsch organisieren, wäre druck und damit Glaubwürdigkeit es beschämend, wenn Christen dem zu verleihen.

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Jugendlager während „Coronapause“ für ältere Jugendliche gab es im schaft und Solidarität. Überhaupt ging August während einer „Ruhepause“ die Initiative von den Jugendlichen der Pandemie ein Wochenendlager aus, die sich größtenteils von frü- bei Hämeenlinna. Etwa 25 kamen, her kannten. Die Priester isä Eze vor allem aus Helsinki, Tampere Nwoko aus Tampere und isä os- und Turku. Verantwortlich für das kari Juurikkala aus Helsinki sowie Thema waren die Initiatoren, vor der Theologiestudent Viktor Airava allen Siyan Zhuang (vgl. Jahrbuch (Rom) wurden dann dazu eingela- 2020, S. 142) und felix Leminen: den. Das unterscheidend Christliche von Freund- Aino Salmi

Auch Priester brauchen gegenseitige Stütze

Das Bild zeigt vor dem Pfarrhaus von St. Henrik isä Anders Hamberg und isä Amando Dee Di (Jy- väskylä), isä Tri Nguyen und isä Eze Charles Nwo- ko (Tampere), isä Tuomas Nyyssölä (Kouvola) sowie isä Jean Claude Kabeza und isä Joosef Dang (Hel- sinki, St. Henrik). Diese Priester treffen sich regel- mäßig zum Mittagessen und gemeinsamen Gebet und bestärken so ihre Zu- sammengehörigkeit. In einer säkularisierten Ge- sellschaft droht nur allzu leicht die Vereinsamung, und wenn beim Gebet und Mittagessen noch ein konkretes Resultat für eine gelegentliche Zusam- menarbeit der Pfarreien herauskommt, ist das dop- pelt willkommen.

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Ökumene in Rom

Gerade noch unbehindert von gehalten. Im Januar 2021 war ein Corona-Einschränkungen fand im solcher Besuch wegen der Corona- Januar 2020 der jährliche Besuch Beschränkungen nicht angezeigt – einer ökumenischen Delegation es wäre der 36. seiner Art gewesen. aus finnland beim Papst statt (vgl. Stattdessen hat der aus finnland Jahrbuch 2020, S. 146). Anlass da- stammende Prälat Tuomo T, Vim- für ist immer das fest des finni- pari, der seit einigen Monaten im schen Nationalheiligen Henrik am Staatssekretariat der Römischen Ku- 19. Januar. An diesem Tag wurde rie arbeitet, die Messe in St. Maria seit 1984 jährlich eine hl. Messe sopra Minerva gefeiert. Anwesend in einer Seitenkapelle der Basilika waren die finnischen Theologiestu- Santa Maria sopra Minerva gefeiert denten in Rom und einige Birgitta- oder ein lutherischer Gottesdienst schwestern.

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Weitere Nachrichten

Katholische Viertelstunde in Radio Dei

Ansgarius-Jahrbuch 2020, S. 135), und vom Informationszentrum der Diözese Lic. theol. Katri Tenhunen und Lic. phil. Marko Tervaportti. In der Praxis sieht das so aus, dass Juho Sankamo, ehemaliger luthe- rischer Theologe und Vater von fünf Kindern, finnische Katholiken interviewt – Priester und Laien. In der ersten Sendung wurde Pfarrer Tuomas Nyyssölä aus Kouvola über die Bedeutung des Wortes ‚katho- lisch‘ gefragt, in der zweiten war das Thema ‚familie‘, wozu der Arzt und familienvater Miika Nummen- pää Stellung nahm. Gast der dritten Sendung war der Schriftsteller Lem- mikki Louhimies, der über den Ro- Am Sonntag, 9. August 2020, um senkranz sprach. Weitere Themen 17.30 Uhr begann die Reihe Katho- sind „typische“ Themen wie die lische Viertelstunde in Radio Dei, das Sakramente allgemein, besonders je von der evangelischen Pfingstbe- eine Sendung über Eucharistie und wegung inspiriert ist (https://fides. Beichte, Maria, Heilige, katholische katolinen.fi/katolinen-vartti-radio- Kunst, den Papst. für Juho Sankamo ohjelma/ https://www.radiodei. ist das eine neue Erfahrung, deren fi/?s=katolinen+vartti). Verantwort- früchte man abwarten muss, wenn- lich für die Reihe sind Pfr. Tuomas gleich mit der Sicherheit, dass sie Nyyssölä (St. Ursula, Kouvola), Dr. nicht ausbleiben werden. Die Hör- theol. Juho Sankamo (Turku, vgl. St. erzahl wird auf 150.000 geschätzt.

Bücher

Die Abteilung Veröffentlichungen des gend erwähnten Buchtitel heraus- Informationszentrums hat in diesem gebracht. Dabei macht der große Jahr außer Kleindrucken und Tei- Anteil an klassischen Themen und len des Stundengebets die nachfol- Autoren deutlich, dass katholische

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Literatur auf finnisch nach wie vor Bereits in Arbeit oder geplant für Mangelware ist. 2021 sind unter anderem:

Josemaria Escrivá, Papst franziskus: Christus begegnen Das Gebet, Atem des neuen Lebens

Joseph Ratzinger, Gott ist uns nahe Papst franziskus: Gegrüßet seist Du, Maria

Theresia von Lisieux: Ausgewählte Texte

Joseph Ratzinger, Eschatologie

Winfried Stinissen oCD, Christliche Meditation, revidierte Ausgabe

Katri Tenhunen, frauen in der Kirche

Teemu Sippo SCJ: Ein Beispiel für die Kapazitätsgren- Christus fons vitae. zen des Informationszentrums ist Ausgewählte Predigten das vom Norweger Mogen Magels- sen, Dozent für medizinische Ethik Thomas von Kempen: an der Universität oslo, herausge- Nachfolge Christi gebende 300 Seiten starke Buch ”Dødshjelp i Norden? Etikk, klinikk och politikk” (Euthanasie in den Nordischen Ländern? Ethisches, Medizinisches und Politisches). Dazu haben 15 Autoren beige- tragen, davon aus finnland Kalle Mäki, Arzt für Allgemeinmedizin. Mäki ist Vorstandsmitglied des fin- nischen Christlichen Ärztebundes und Mitglied der Ethikkommissi- on des finnischen Ärzteverban- des. Das Buch bietet differenzierte Argumente gegen die Euthanasie und für die Palliativmedizin. Es

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wäre angemessen, dass es auch eine Nummer zu groß. Deswegen auf finnisch erscheint. Aber für musste eine ausführliche Rezensi- das Informationszentrum ist das on in fIDES genügen. „Graue Ursulinen“ 100 Jahre

2020 besteht der orden der Ursuli- russischem Boden, mit einem Mäd- nen vom Todesangst leidenden Herzen Jesu cheninternat namens Stella Maris. 100 Jahre. Es ist ein neuer Zweig Damit beginnt die Verbindung mit des von der hl. Angela Merici 1540 finnland. 1914 musste Sr. Ursula gegründeten Ursulinenordens. Statt wegen ihrer österreichischen Staat- des langen Namens werden die bürgerschaft Russland verlassen. „neuen“ Ursulinen einfach nach der Sie siedelte um nach Schweden, farbe ihrer ordenstracht „graue Ur- kam schließlich nach Dänemark sulinen“ genannt. Im St. Ansgarius- und kehrte 1920 nach Polen zu- Jahrbuch berichten wir darüber, rück. Diese Jahre waren sozusagen weil zum einen die Gründerin, Sr. Teil – wohl ein wichtiger Teil – der Ursula Ledóchowska, in finnland äußeren Vorbereitung des neuen tätig war, und zum an- deren Schwestern des ordens seit 1976 in finn- land tätig sind (vgl. Jahr- buch 2003, S. 113ff., Jahr- buch 2017, S. 138). Hier nun einige Einzelheiten des Kontextes, um diese beiden historischen fak- ten einzuordnen.

Die spätere Gründerin, Sr. Ursula Ledóchowska, gehörte dem „alten“ or- den an und kam 1907 mit einigen Schwestern aus Krakau nach St. Peters- burg, um dort einen Kon- vent zu gründen. 1910 begannen die Schwes- tern im 100 km von St. Petersburg entfernten ostfinnischen Terijoki, also auf damals wie jetzt

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ordens. In ihnen wird auch das Auf den Appell des friedenspaps- format von Sr. Ursula Ledóchows- tes Benedikt XV. an alle Menschen ka deutlich. Dazu zitieren wir aus guten Willens, sich der in Not gera- einer im „Ökumenischen Heiligen- tenen Kriegsopfer anzunehmen und lexikon“ angegebenen Quelle die ihnen nach Kräften zu helfen, ant- Angaben über das Leben von Ursu- wortete Schwester Ursula mit einer la Ledóchowska in den Jahren des großangelegten Caritas-Aktion für Ersten Weltkrieges: ihre im Exil lebenden polnischen Landsleute. Daher hielt sie während „Wegen ihrer apostolischen Tätig- der Kriegsjahre 1915 bis 1918 in den keit wurde Schwester Ursula bald skandinavischen Ländern in sechs von der russischen Presse und von verschiedenen Sprachen mehr als den russischen Polizeibehörden 80 Konferenzen, auf denen sie über streng beobachtet, unter Druck ge- Kultur, Literatur und Geschichte des setzt und verfolgt und schließlich polnischen Volkes sowie über sein bei Beginn des Ersten Weltkrieges Recht auf freiheit, Unabhängig- als österreichische Staatsbürgerin keit und staatliche Selbständigkeit aus Rußland ausgewiesen. Sie wur- sprach. für den gleichen Zweck de Asylantin im neutralen Schwe- gründete sie verschiedene örtliche den, hielt aber zu ihren in Rußland Komitees, die an das Generalkomi- verbliebenen Mitschwestern guten tee in der Schweiz, dem der große Kontakt und ermunterte diese zum polnische Dichter Heinrich Sienki- Durchhalten. Im protestantischen ewicz (+ 1916) vorstand, Hilfsmit- Schweden nahm Schwester Ursu- tel senden sollten. Schwester Ur- la bald wieder Kontakt auf zu den sula arbeitete in Skandinavien zu getrennten Glaubensbrüdern, voran diesem Zweck mit verschiedenen zu dem großen Pionier des Öku- Persönlichkeiten des Geisteslebens menismus, dem lutherischen Erzbi- zusammen. 1917 publizierte sie in schof Nathan Söderblom. In ihrem drei Sprachen in Stockholm das apostolischen Eifer nahm sie sich Werk „Polonica“. Im gleichen Jahr besonders der zerstreut in der Dia- ging diese ungemein rührige, dy- spora lebenden Katholiken an und namische ordensfrau nach Däne- schuf für diese verschiedene Mög- mark, um sich in diesem Land der lichkeiten zu gemeinsam verbrach- polnischen Emigranten anzuneh- ten Einkehrtagen und Exerzitien. men. 1918 schuf sie für polnische Auch gründete sie 1915 eine Maria- Mädchen in Aalborg eine Hauswirt- nische Kongregation und schuf eine schaftsschule und ein Waisenheim.” katholische Monatszeitschrift unter (https://stjosef.at/dokumente/ledo- dem Titel „Solglimtar“, die noch chowska.htm) heute unter dem in „Katolsk Kyrko- tidning“ geänderten Titel in Uppsala Nach Ende des Krieges wollte sie mit erscheint. den Waisenkindern in das nunmehr

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unabhängige Polen zurückkehren, die Schwestern in Polen auf den fand aber keine Möglichkeit, diese Religionsunterricht in den Pfarreien. Arbeit in ihre ursprüngliche Ge- meinschaft in Krakau einzubringen. Sicher hat der 2. Weltkrieg zur in- Sie kam dann zu dem Entschluss, neren Reifung der Schwestern bei- einen neuen ordenszweig mit ent- getragen. Die Ausbreitung wurde so sprechender Zielsetzung zu grün- nur äußerlich verzögert. 1965 fin- den, was vom Heiligen Stuhl mit gen die grauen Schwestern in Kana- Datum vom 7. Juni 1920 gutgehei- da an, 1969 in Argentinien, 1971 in ßen wurde. 1930 kam die endgül- Brasilien. 1976 die ”Rückkehr” nach tige Approbation. Möglicherweise finnland (in Jyväskylä, 1980 in Hel- hat ihr Bruder Wladimir Ledóchow- sinki), 1980 der Beginn in Deutsch- ski, der damals Generalsuperior der land (bei frankfurt), 1988 in der Jesuiten war, ihr dabei Türen ge- Ukraine, 1995 Weißrussland, 1990 öffnet, aber das Entscheidende war Tansania und 2002 auf den Philip- das, was Sr. Ursula selbst vorweisen pinen. 2008 kehrten die Schwes- konnte. tern nach St. Petersburg zurück, 2009 war der Beginn in Bolivien. Die neue Gemeinschaft fing in der Die Gründerin Ursula Ledóchowska Kleinstadt Pniewy an, in der Nähe hielt sich immer und ausschließlich von Posen, ihr Wachstum war au- für ein Werkzeug, mit dem Gott sei- ßerordentlich: Als Sr. Ursula 1939 ne Pläne verwirklichte. Sie wurde starb, gab es 800 Schwestern, in am 18. Mai 2003 heiliggesprochen. Polen 31 Konvente und dazu den Das Jubiläum wurde allenthalben Beginn in Italien und frankreich. wohl wegen der Pandemie etwas Während des Zweiten Weltkrieges verhalten gefeiert, auch in finnland. gerieten 107 Schwestern in deutsche In den 44 Jahren ihrer Präsenz in oder sowjetische Gefangenenlager, finnland haben die „grauen Ursuli- fünf kamen nach Sibirien, 66 nach nen“ mit ihrer stillen Arbeit bereits Deutschland zur Zwangsarbeit, 200 eine tiefe Spur hinterlassen. Man in andere Länder. Nach dem Krieg kann nur hoffen, dass der Weggang konfiszierte die kommunistische der Schwestern von Jyväskylä keine Regierung Polens die Schulen, Kin- weitere Bedeutung hat. dergärten und Büchereien des or- dens. Daraufhin konzentrierten sich Emil Anton

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Regionalkapitel der Dominikaner in Nordeuropa in Turku Vom 2. bis 7. Januar 2021 fand im frankreich Theologie studieren. Gästehaus der Birgittaschwestern Das Programm beinhaltete einer- in Turku das im Zweijahresturnus seits fortbildungsvorträge, anderer- tagende Regionalkapitel der Domi- seits Pläne für das Apostolat sowie nikaner in den Nordischen Ländern interne organisationsfragen. Ein statt. Die Region gehört zur franzö- Besuch beim lutherischen Erzbi- sischen Dominikanerprovinz; des- schof von Turku, Tapio Luoma, war halb war außer dem Regionalobe- mit einem Gang zur 1296 geweih- ren P. Pascal-René Lung oP auch ten, jetzt lutherischen Domkirche der Prior der französischen Provinz von Turku und zum ehemaligen anwesend, P. Nicolas Tixier. Aus Standort des 1249 eröffneten Domi- oslo kamen alle sechs dortigen Pa- nikanerklosters verbunden, an das tres, gleich viele aus dem schwedi- ein Denkmal erinnert. Nach Ab- schen Lund, und die beiden Patres schluss des Regionalkapitels kam P. Gabriel Salmela oP und Marie-Au- Nicolas Tixier noch nach Helsinki gustin Laurent-Huyghues-Beaufond zur regelmäßigen kanonischen Vi- oP aus Helsinki. Dazu kamen zwei sitation. Brüder, einer aus Dänemark und P. Marie-Augustin Laurent-Huyghues- einer aus finnland, die derzeit in Beaufond OP

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Nordic Family Days

Im Mai 2020 war wie in den Vorjah- milien aus Norwegen und vielleicht ren in Rolvsøy bei fredrikstad, etwa auch, bei günstigen flugpreisen, 50 km südlich von oslo, ein lan- aus anderen nordischen Ländern ges familienwochenende geplant hätten treffen können. Es musste “Love in the familiy - Strength for leider wegen der Coronapandemie the Church“, bei dem sich junge fa- abgesagt werden.

Anti Nylén

Von Antti Nylén (47) haben wir ich selbst nicht richtig antworten. schon früher berichtet (Jahrbuch Die ersten Ideen für das Buch rei- 2017, S. 146). Vor kurzem (2019) er- chen Jahre zurück. Die drei haben schien ein weiteres Buch von ihm, irgendwie mein Interesse geweckt, mit dem Titel Drei Heilige: Stephanus, was bei franziskus und Jeanne d’Arc Franziskus und Jeanne d’Arc. Über das nicht weiter verwundert. Sie haben Buch gibt er selbst auf seiner home- mich geradezu gefesselt, bei ihnen page (http://www.nylen.fi/tyo/kol- habe ich mich auf viele Quellen ge- me-pyhaa/) einige Hinweise: „Wa- stützt.“ Bei den vielen gegensätzli- rum gerade diese drei? Darauf kann chen franziskus-Interpretationen ist das kein leichtes Unternehmen. Das wird auch im Text spürbar. Die Wahl des dritten Heiligen, Ste- phanus, geht auf ganz persönliche Motive zurück, von denen der Au- tor im Buch auch andeutungsweise berichtet. Nylén ist seit einigen Jah- ren katholisch, und das Buch ist ein Zeugnis, wie ein Mensch der dritten Jahrtausendwende versucht, seinen Standort im Verhältnis zu Gläubigen früherer Zeiten zu finden.

Tuula Luoma OP

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Personalia

Prälat Tuomo T. Vimpari wieder in Rom im Dienst des Vati- kan verliehen. Prälat Vimpari war 2004 bis 2005 Generalvikar im Bistum Helsinki, 2006 wechselte er in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls. Diese Arbeit führte ihn als Nun- tiaturrat nach Kiew Papst franziskus hat Msgr. Tuomo (Ukraine), Berlin, Neu-Delhi (Indien T. Vimpari kürzlich zum Päpstlichen und Nepal) sowie schließlich nach Ehrenprälaten ernannt. Dieser Titel Lagos (Nigeria). Ende August be- wird seit einigen Jahren nur noch gann Vimpari seine Arbeit im Staats- selten und dann nur noch an Priester sekretariat. isä Stan Szymajda SCJ 70 alt

Isä Stanislaw Szymajda SCJ wurde am 9. Mai 2019 siebzig Jahre alt. Er kam 1981 nach finnland, war lange Jahre Pfarrer von St. olav in Jyväs- kylä und noch länger an St. Ursula in Kouvola. Seit seiner „Pensionie- rung“ vor fünf Jahren gehört er zur Priesterschaft von St. Marien in Hel- sinki. wo man ihm nach der Mes- se gratulieren konnte; wegen der Corona-Einschränkungen war eine eigene feier leider nicht möglich.

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In memoriam

Hilkka Casagrande

Am 24. Dezember 2019 starb Hilk- ka Casagrande im Alter von 82 Jah- ren in Turku. Sie stammte aus dem ostfinnischen Karelien, heiratete in jungen Jahren den Einwande- rersohn Antonio Casagrande und wurde in die Kirche aufgenommen. Antonio und Hilkka hatten vier Kin- der, beide waren Säulen der Pfarrei in Turku. Als die Birgittaschwestern 1987 nach Turku kamen, war Hilk- ka eine derjenigen Personen, die ihnen den Anfang erleichterten. Un- ter anderem war sie Jahrzehnte an der Spitze des für die Schwestern gegründeten fördervereins. Möge Gott ihr alles dies im ewigen Leben vergelten!

Schwester mechthild OSB Am 21. Januar 2020 starb im Klos- ter Herstelle bei Beverungen/We- ser Sr. Mechthild oSB im Alter von nur 51 Jahren nach kurzer schwe- rer Krankheit. Schwester Mechthild stammte aus dem ostfinnischen Imatra, sie wurde am 5. September 1968 geboren und hieß mit bür- gerlichem Namen Marja Skaffari. Anfang der 90er Jahre studierte sie Theologie in Helsinki, konvertier- te zum katholischen Glauben und

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nahm rege am Leben ihrer Ge- Äbtissin Sophia Schwede erwähnt meinde St. Henrik teil. Zusätzlich in ihrem Tagebuch ausdrücklich war sie im Leitungsgremium des Schwester Mechthilds Entschlos- damals noch sehr aktiven Vereins senheit, ihr tiefes Gottvertrauen „Juventus Catholica“. Damals reifte und ihre Intelligenz. Sie las viel und in ihr die Überzeugung, zum Leben war theologisch versiert, wusste in einem orden berufen zu sein. über das Leben der Kirche Bescheid Ihre Aufmerksamkeit fiel auf die und hatte Verständnis für gesell- Benediktinerinnen, was allerdings schaftliche fragen. Die Überset- bedeutete, dass sie ihr Heimatland zung der Regel des hl. Benedikt ins verlassen musste. Ihr Weg führte finnische, die dann vom Informati- sie schließlich in das Kloster Her- onszentrum in Helsinki veröffent- stelle, das 1899 von Benediktine- licht wurde, stammt von ihr. Ihr rinnen neu besiedelt worden war. wurden verschiedene Aufgaben Dort legte sie am 9 Januar 1999 ihre übertragen, schließlich die Sorge Zeitlichen und am 3. februar 2002 um die vergleichsweise große ihre Ewigen Gelübde ab. Zu ihrer Buchhandlung und danach die freude waren dazu auch ihre Mut- Buchführung des Klosters. Mehrere ter und ihr Bruder Petri anwesend, Male besuchte sie ihre Eltern, die zu ihrem Leidwesen ihr Vater nicht. beide noch leben. Sie wurde auf Als ordensnamen wählte sie den dem Klosterfriedhof innerhalb der Namen der Mystikerin Mechthild Klausur begraben. Möge Gott sie in von Magdeburg/Helfta (1207-1282). seine Herrlichkeit aufnehmen!

Tuomo T. Vimpari

161 osefs Glück gründet sich nicht auf die Logik der Selbstauf- opferung, sondern der Selbsthingabe. Man nimmt bei die- Jsem Mann nie Frustration wahr, sondern nur Vertrauen. Sein beharrliches Schweigen ist nicht Ausdruck der Klage, son- dern immer des konkreten Vertrauens. Die Welt braucht Väter, Despoten aber lehnt sie ab, also die- jenigen, die besitzergreifend sind, um ihre eigene Leere zu füllen; sie lehnt die ab, die Autorität mit Autoritarismus ver- wechseln, Dienst mit Unterwürfigkeit, Auseinandersetzung mit Unterdrückung, Nächstenliebe mit übertriebener fürsor- ge, Stärke mit Zerstörung. Jede wahre Berufung kommt aus der Selbsthingabe, die die reifere form des bloßen opfers ist. Auch im Priestertum und im geweihten Leben ist diese Art von Reife erforderlich. Dort, wo eine eheliche, zölibatäre oder jungfräuliche Berufung nicht die Reife der Selbsthingabe erreicht und allein bei der Logik des opfers stehen bleibt, wird sie kaum zu einem Zei- chen für die Schönheit und die freude der Liebe werden, sondern womöglich den Eindruck von Unglück, Traurigkeit und frustration erwecken... Unter allen Umständen müssen wir bei der Ausübung von Vaterschaft immer darauf achten, dass sie nie besitzergreifend ist, sondern zeichenhaft auf eine höhere Vaterschaft verweist. In gewisser Weise sind wir alle immer in Josefs Lage: Wir sind „Schatten“des einen Vaters im Himmel, der seine Sonne auf- gehen läßt über Bösen und Guten und regnen läßt über Ge- rechte und Ungerechte (vgl. Mt 5,45); und wir sind „Schatten“ in der Nachfolge des Sohnes.

Papst franziskus, Apostolisches Schreiben PATRIS CoRDE, Nr. 7.

162 Bruno Walpoth, Josefsstatue in der Kirche der Abtei Gerleve.

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Bistum Reykjavik

in den skandinavischen Ländern. für das Bistum verzeichnet das An- nuario Pontificio 9 Diözesan- und 7 ordenspriester sowie 28 ordens- frauen.

Seit dem 31. oktober 2015 ist Da-

vid Bartimej Tencer ´ ofMCap., der

´ ´ 1963 in Nová Bana/Slovakei ´ gebo- ren und 1986 im Bistum Banska ´ By- strica zum Priester geweiht wurde, Die Diözese Reykjavík wurde am Bischof von Reykjavik. 18.10.1968 errichtet als Nachfolgerin der in der Reformation untergegan- Wer nach Island reist und mögli- genen Bistümer Skálholt und Hólar. cherweise nähere Informationen Seit 1854 gehörte die Insel zur Apo- über Messzeiten an bestimmten or- stolischen Präfektur der Arktis, seit ten etc. sucht, findet diese auf der 1869 zur Apostolischen Präfektur Internetseite des Bistums Reykjavik: Dänemark, die 1892 Apostolisches www.catholica.is Vikariat wurde. Island wurde 1923 eine eigenständige Apostolische Die Anschriften lauten: Präfektur und 1929 ein eigenständi- The in Island ges Apostolisches Vikariat. Hávallagata 14, 101 Reykjavík, Island Auf einer fläche von 103.000 km² oder wohnen derzeit (Angaben des An- Pósthólf 490, IS-121 Reykjavík nuario Pontificio 2020) 357.000 Tel.: 00 354/552 53 88 Menschen, von denen 14.000 Ka- fax.: 00 354/562 38 78 tholiken sind, zu 80% Migranten; E-Mail: [email protected] diese kommen hauptsächlich aus Polen, Litauen und von den Phil- ippinen. Momentan stellen die Ka- tholiken fast 4% der Gesamtbevöl- kerung, das ist die höchste Quote

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Bischof David B. Tencer fünf Jahre im Amt

31.10.2015: In der Mitte der neugeweihte Bischof, rechts neben ihm Bischof Kozon aus Kopenha- gen, links sein Vorgänger Peter Bürcher, und der Apostolische Nuntius Erzbischof Nowacki

Der 31. oktober 2020 war der Während seiner Amtszeit ist vieles fünfte Jahrestag der Bischofswei- geschehen: Eine neue Kirche, St. he von David B. Tencer ofMCap. Thorlak, wurde in Reyðarfjörður ge- Er stammt aus der Slowakei, wo er baut, die Gemeinden hl. Apostel Jo- 1963 geboren wurde, er gehört dem hannes in den Westfjorden und hl. Kapuzinerorden an. 2004 kam er franz von Assisi in Stykkishólmur nach Island, wo er zum Pfarrvikar (2016 bzw. 2018) wurden gegrün- in Maríusókn/Breiðholt (Reykjavík) det. Nach dem Abzug der mexika- ernannt wurde und sofort damit be- nischen Margareten-Schwestern im gann, die isländische Sprache zu er- Jahr 2016 wurden diese 2019 durch lernen. 2007 wurde er zum Pfarrer die Christ Königs-Missionsschwe- der Pfarrei St. Thorlak in Reyðarf- stern aus Polen ersetzt. jörður ernannt. Nach der Ernen- nung durch den Heiligen Vater wur- Auch neue polnische Priester sind de er am 31. oktober 2015 in der nach Island gekommen: P. Rafal Si- Christ Königs-Kathedrale zum Bi- korski in Reykjavík und P. Edwin schof geweiht (vgl. Jahrbuch 2016, Słuczan-orkusz in Ísafjörður sowie S. 164-168). P. Metod Kozubik o.Praem. (aus

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der Tschechischen Republik), der P. Natürlich vergessen wir nicht die Jozef Leskovsky o.Praem. ersetzte. vielen jungen Menschen und an- Neue Pfarrer wurden in Akureyri dere, die der Bischof in den letz- (P. Jürgen Jamin) eingeführt, dort ten Jahren gefirmt hat, noch seine wurde auch die Pfarrei erweitert, Hirtenbriefe und Predigten, die er in Stykkishólmur (P. Adam Anto- regelmäßig geschrieben und an die nowicz). In der Pfarrei hl. Papst Jo- Priester und die Gläubigen seiner hannes Paul II. von Ásbrú wurde P. Diözese geschickt hat. Mikołaj Kecik Pfarrer. Wir danken Bischof David für sei- Wir erinnern uns auch an die große nen Dienst in diesen Jahren und feier im Jahr 2018 anlässlich des 50. wünschen ihm und der Diöze- Jahrestages der Diözese Reykjavík se Gottes Segen für die Zukunft. und des 90. Jahrestages der Christ Ad multos annos! Königs-Kathedrale im Jahr 2019.

St. Johannes Paul II.-Kirche in Ásbrú geweiht

Bischof David weihte die Kirche hl. Der Bischof sagte u.a.: „Heute wer- Johannes Paul II. in Ásbrú im Süd- den wir die Kirche hl. Johannes westen Islands (am internationalen Paul II. hier in Ásbrú weihen. Nach flughafen Keflavik) am 6. Juni 2020. dem Weihegebet werde ich sowohl Zugleich wurde P. Mikołaj Kecik als die Wände der Kirche als auch den Pfarrer der Gemeinde eingeführt. Altar mit Öl salben, da dies kein

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Ich als Euer Bischof bin sehr glücklich, dass ich diese Kirche weihen kann. Liebt Eure Kirche, kümmert Euch gut um sie!“ Nach der Kirchweihe stellte der Bischof den neuen Pfarrer vor: „Liebe Brüder und Schwestern, wir ha- ben jetzt Ihre Kirche geweiht, die Kirche gewöhnliches Gebäude ist, son- St. Johannes Paul II. in Ásbrú. Der dern ein Gebäude, das Gott selbst Mann, der jetzt vor dem Bischof geweiht, ihm zu eigen ist. Wie die steht, der Priester Mikołaj Kecik, ist Heilige Schrift sagt: „Hier ist nichts für Ihre Kirche und Gemeinde ver- anderes als Gottes Haus, hier ist die antwortlich, er ist Ihr Pfarrer. Ich Pforte des Himmels“ (Gen 28,17). freue mich sehr, dass ich mit einer Liebe Brüder und Schwestern! Lasst neuen Kirche den ersten Pfarrer in uns unsere Kirche auf diese Weise Ihrer Gemeinde einführen kann. nutzen! Denken wir immer daran, Empfangen Sie ihn wie Ihren Vater, wenn wir sie sehen, dass Gott unter Ihren Hirten und Bruder. Er soll die uns lebt! Denken Sie beim Betreten Sakramente spenden, für seine Ge- immer daran, dass wir uns an einem meindemitglieder beten und bereit heiligen ort befinden! Denken wir sein, Ihnen in all Ihren Sorgen zu daran, dass alle, die mit aufrichtigem dienen. Liebt ihn und betet für ihn, Herzen zum Beten hereinkommen, dass er Euch mit freude und Hoff- selbst geheiligt sind! nung dient.“

Ivan Sović Generalsekretär der nordischen Päpstlichen missionswerke

Die Apostolische Nuntiatur für die der Nordischen Bischofskonferenz fünf nordeuropäischen Länder teil- Ivan Sović aus der Diözese Reykja- te am 16. Dezember 2020 mit, dass vik mit Dekret vom 15. November Kardinal Luis Antonio Tagle, Präfekt 2020 zum Direktor der Päpstlichen der Kongregation für die Evange- Missionen (PMD) für fünf Jahre er- lisierung der Völker, auf Vorschlag nannt hat.

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Ivan Sović wurde in Bosnien und In über 140 Ländern gibt es Ver- Herzegowina geboren. Er schloss tretungen der Päpstlichen Missi- sein philosophisches und theolo- onswerke. Diese gehen zurück auf gisches Studium an der Katholisch- den im Jahr 1819 von der 23-jäh- Theologischen fakultät der Uni- rigen Pauline Marie Jaricot gegrün- versität Sarajevo ab und arbeitete deten „Lyoner Missionsverein“, der eine Zeit lang im Jugendzentrum rasch auch in anderen Ländern ein der Erzdiözese Sarajevo. Seit 2017 Echo fand. So bei dem Aachener lebt und arbeitet er mit seiner frau Arzt Heinrich Hahn, der 1832 den Laura Becker in Reykjavik, wo er „franziskus-Xaverius-Verein“ ins Le- Projektmanager der Diözese ist. ben rief; zur gleichen Zeit entstand Mit dieser Ernennung ist Ivan Sović in München der „Ludwigs-Missions- wahrscheinlich der erste Laie, der verein“. Beide Institutionen, die im als Nationaldirektor der Päpstlichen Laufe der Zeit amtliche kirchliche Missionswerke fungiert. Anerkennung fanden, leben heute Wir gratulieren Ivan Sovic von Her- als „missio Aachen“ bzw. „missio zen zu seiner neuen Position und München“ fort. dem Vertrauen, das ihm durch die Ernennung von höchster Stelle ent- gegengebracht wurde.

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„Weltjugendtag“ in Island 2020

Am 19. und 20. September 2020 Jón Arason, am 7. November 1550 haben wir in Island einen eigenen hingerichtet. Anschließend teilten „Weltjugendtag“ abgehalten. Es war wir uns in Arbeitsgruppen auf und ein schönes Wochenende und eine feierten auch eine festliche Messe. interessante Wallfahrt mit unseren Am Abend kehrten wir nach Reyk- firmlingen und älteren Teenagern, javík zurück, wo wir einen weiteren insgesamt eine erlebnisreiche Er- Gottesdienst feierten und die Mög- fahrung. lichkeit zur Beichte gegeben war. Wir begannen in Úlfljótsvatn mit Der Tag endete mit Spielen, einem dem Besuch des Kreuzes, das vom Unterhaltungsprogramm und einem hl. Papst Johannes Paul II. vor 30 Lagerfeuer. Jahren während seines Pastoralbe- Nach einem gemeinsamen Gebet suchs in Island gesegnet wurde. Wir und frühstück am Sonntagmorgen gingen von der Kirche in Úlfljóts- nahmen wir an der hl. Messe in der vatn zu diesem Kreuz und beteten Christ Königs-Kathedrale teil. Das dort die Kreuzwegsgebete. Dann Programm endete mit einem ge- gingen wir in die Kirche, wo die meinsamen Mittagessen. ehemalige Diözese Skálholt ihren Es war eine große Belohnung und Sitz hatte. Dort wurde der damals freude für die organisatoren, dass letzte katholische Bischof Islands, viele der jungen Leute fragten, ob

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ein solches Treffen auch im nächs- kannt, der am 4./5. September 2021 ten Jahr stattfinden würde und sie auf der Viðey-Insel bei Reykjavík wieder daran teilnehmen dürften. stattfinden soll. Die Antwort war klar: Dieses Tref- fen wird nicht nur wie dieses sein, Wir möchten uns auch bei Kirche in sondern noch besser! Not in Deutschland und anderen, Unser Bischof, David Tencer ofM- die es uns ermöglicht haben, dieses Cap., gab Datum und ort für un- Treffen für die Jugendlichen zu or- seren nächsten „Weltjugendtag“ be- ganisieren, bedanken.

Neues von Nonni

Es ist für die Redaktion nicht rekonstruier- ty.de/Nonni-fanclub-Deutschland bar, wie der folgende Beitrag, vor allem aber verdankt die Redaktion folgende die Predigt von P. Graab, im letzten Jahrbuch Informationen über zwei Veranstal- verloren gegangen sind. Wir bedauern dies sehr tungen aus dem Jahr 2019: und dokumentieren die Geschehnisse nachträg- Vom 14.9. bis 20.10. fand in der lich in diesem Jahrbuch. Kapelle des ehemaligen Leprosen- hauses St. Maria und Lazarus auf frau friederika Priemer, der Grün- dem bekannten Melaten-friedhof in derin und Präsidentin des virtuellen Köln, wo sich auch das Grab von Nonni-fanclubs www.home.funci- Jon Svensson befindet, eine Ausstel-

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lung statt Nonni - Ein Isländer am Rhein. genröte“ sprach. Prof. fuchs ist der Die Ausstellung zeigte eine Doku- Autor des Buches Im Schatten der Ver- mentation von Leben und Werk des dammnis. Nonni – Sein Weg aus kirchlicher Jesuitenpaters und bekannten Kin- Verengung, welches 2019 im Echter- derbuchautors sowie Werke von Re- Verlag, Würzburg, erschienen ist. nate Marx, Lea Nicollini und frank Prof. Gerhard Kreutzer hat es in der Heber. Eröffnet wurde die Ausstel- Zeitschrift der Deutsch-Isländischen lung mit einer Vernissage, bei der Gesellschaft Island (Heft 2/2019), S. Eberhard Kandler, Nonni-fan aus 70-72) ausführlich rezensiert. der Deutsch-Isländischen Gesell- schaft e.V., Köln, „einige persönli- Der Mathematiker und Literaturwis- che Worte der Verehrung“ sprach. senschaftler Philipp Schübi, Autor des Buches Das literarische Feldkirch Am 16.10.2019, dem 75. Todestag (2018), widmete Nonni zum 75. To- Nonnis, wurde um 16.00 Uhr in destag einen Artikel Schöne Gefühle der der o.g. Kapelle eine Gedenkan- Jugend in der Jesuitenzeitschrift Stim- dacht gehalten, bei der Pater Heri- men der Zeit (Heft 10/2019, S. 737-748). bert Graab SJ die Predigt hielt, die wir mit seiner Erlaubnis hier pub- Wie frau Priemer vor mehr als ei- lizieren. Im Anschluss gab es eine nem Jahrzehnt Nonnis Grab fand Gedenkstunde der Deutsch-Isländi- und was seither auf dem Melaten- schen Gesellschaft, bei der Prof. em. friedhof geschehen ist, können Dr. ottmar fuchs, Tübingen, über Interessierte auf der Internetseite „Nonnis Hoffnung auf eine Mor- www.melatenfriedhof.de lesen.

Predigt anläßlich des 75. Todestages von P. Jón Svensson SJ, „Nonni“

Vermutlich verbindet viele von ner Kindheit erfahren hat, und die uns die Erinnerung an jene Nonni- sich in seinen Erzählungen spiegelt. Bücher, die wir als Kinder und Ju- Und es war die abenteuerliche Wei- gendliche begeistert gelesen haben. te seiner isländischen Heimat, die er Erst viel später habe ich darüber mit seinem Bruder Manni zu Lande nachgedacht, was mich eigentlich und zu Wasser, auf seinem kleinen bei dieser Lektüre so in Bann ge- Island-Pony und bei Ruder- und schlagen hat - abgesehen natürlich Segelfahrten auf dem atlantischen von der faszinierenden Erzählkunst Meer erkundete und in sich auf- Nonnis. nahm. Heute meine ich, es war vor al- Nachdem er gelernt hatte zu lesen, lem die freiheit, die Nonni in sei- fesselten ihn vor allem Bücher, die

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ihm eine Ahnung vermittelten von mutet, dieses Versprechen sollte der unvorstellbaren Weite der Welt Jahrzehnte später sogar Wirklich- und von der Vielzahl fremder Völ- keit werden - wenn auch auf eine ker. So wuchs in ihm die tiefe Sehn- etwas andere Art, als von Nonni in- sucht, diese weite Welt selbst zu ‚er- tendiert. Er schrieb über seine „Mis- fahren‘ und den Menschen dort zu sion“ zu den Menschen: „In meinen begegnen. Büchern wollte ich alle meine Leser Geprägt wurde Nonni auch von der zur wahren freude und zum Glück Weite des Denkens seiner Mutter schon in diesem Leben hier auf Er- und - jedenfalls in Bezug auf seine den führen, also die wahre, große ökumenische Grundhaltung - von echte Lebensfreude fördern.“ der Weite des evangelischen Pfar- So konnte er durch seine Erzählun- rers seiner Kindheit: Regelrecht aus gen etwas von den beglückenden der Zeit gefallen scheint mir die po- Erfahrungen jenes Dreiklangs von sitive Einstellung beider in ihrem freiheit und Geborgenheit auf der Urteil über die katholische Kirche. Grundlage von gläubig-frommen Rückblickend meine ich, darüber Gottvertrauen an unzählige Men- hinaus habe mich damals schon als schen rund um den Erdball weiter- ‚fast-noch-Kind‘ jene Heiterkeit und geben. das kindliche Glück angesprochen, Diese Art seiner Mission ist sicher das die Erzählungen Nonnis über nicht 1:1 gleichzusetzen mit der seine scheint’s so unbeschwerte Sendung Jesu im Evangelium. Noch Kindheit in Island atmen. weniger hat sie allerdings zu tun Auch da ist mir erst viel später zu mit dem Missionsverständnis der Bewußtsein gekommen, wie sehr katholischen Kirche im 19. Jahrhun- dieser Eindruck kontrastiert mit all dert. (In diese Kirche war Jón Sve- der Armut, dem Elend und der Er- insson als 14-Jähriger in Dänemark fahrung von Leid und Tod, die diese konvertiert.) Kindheit gleichzeitig überschatten. Wohl aber denke ich: Indem Non- Eine glückliche Veranlagung und ni es als seine - bewußt christli- vor allem die liebevolle Erziehung che - Mission versteht, diese Welt seiner Mutter dürften der Grund glücklicher zu machen, liegt er da- sein für den so positiven Grund- mit ziemlich genau auf der Linie klang von Nonnis Erzählungen. dessen, was Jesus meint, wenn Er Dies und die tiefe frömmigkeit sei- immer und immer wieder das Reich ner Mutter erklären vielleicht auch, Gottes verkündet. Diese verheißene daß Nonni schon während der Jah- und schon angebrochene Wirklich- re in Island in einer lebensbedroh- keit Gottes ist im Verständnis Jesu lichen Situation auf die Idee kam, eine von frieden, Gerechtigkeit Gott für den fall seiner Errettung zu und Liebe erfüllte Welt - eben eine versprechen, ‚Missionar‘ zu werden. glückliche Welt. So unwahrscheinlich das auch an- Natürlich drängt sich da die frage

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auf, wie Nonni für sich die enorme Ihn am Werke und vertraut Ihm, Spannung aufgelöst hat zwischen daß Er euch nicht im Stich läßt. seinem von freiheit und Weite ge- Erinnern Sie sich an das Evangeli- prägten Glücksverständnis einer- um von jenem epileptischen Jun- seits und dem sehr engen und be- gen, um dessen Heilung dessen ängstigenden Heilsverständnis der Vater Jesus bittet: „Ich glaube, Herr; Kirche und einer dementsprechend hilf meinem Unglauben!“ (Mk. 9,24) enggeführten Theologie anderer- Dementsprechend müßten wir im seits. Sinne Nonnis sehr oft wohl beten: Diese frage ist im Hinblick auf „Ich vertraue, Herr; hilf mir in mei- die katholische Kirche auch heute nem skeptischen Mißtrauen!“ hochaktuell: Denn die Spannung In diesem Vertrauen, und wie er zwischen Weite und Enge, zwi- es seiner Mutter versprochen hatte, schen freiheit und autoritärer Ein- hat Nonni täglich das Morgen- und grenzung des Glaubens führt auch Abendgebet gepflegt. heute noch zu teils heftigen und Aber auch an das ignatianische wenig liebevollen Auseinanderset- „Gott in allem finden“ erinnerte ihn zungen zwischen theologischen, des öfteren seine Mutter in ihren bzw. pastoralen Positionen, die sich Briefen: „Gott sei dir alles in allen einmal z.B. auf Papst franziskus be- Dingen!“ Nonni bemerkt dazu: „Das rufen oder gegen ihn etwa auf... war eine der Perlen ihrer Ratschlä- Welchen Rat könnte Nonni in dieser ge.“ Er selbst dürfte diesen Rat auch Situation der Kirche auf dem Hinter- an uns weitergeben und nicht zu- grund seiner eigenen Erfahrungen letzt an all die, die heute (wie er geben? damals oft genug) an dieser Kirche Es mag verwundern, daß ich für leiden. Schließlich würde er uns eine Antwort auf diese frage aus- allerdings auch raten, „mit guten gerechnet auf Nonnis Kindheits- Augen“ auf die alltägliche Wirk- erzählungen zurückgreife. Aber lichkeit zu schauen, immer wieder selbstverständlich spiegeln diese neu das Gute und Beglückende zu Erzählungen nicht nur all das, was entdecken und auch anderen dafür ihn in seiner Kindheit grundlegend die Augen zu öffnen - die er selbst geprägt hat; vielmehr fließen da - es mit seinen Büchern getan hat bewußt oder unbewußt - auch Er- und mit unzähligen Vorträgen und fahrungen mit ein, die der Autor mündlichen Erzählungen rund um dieser Erzählungen als Erwachsener den Erdball. Amen. gewonnen hat. Vor allem dürfte Nonnis Rat auch P. Heribert Graab SJ heute lauten: Vertraut in jeder Si- tuation auf den gütigen und liebe- vollen Gott! Selbst in negativen und schmerzhaften Erfahrungen seht

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FÜR SIE GELESEN

Pierre Loti, Die Islandfischer. Übersetzt von Carmen Sylva. 151 Seiten, Berliner Ausgabe 2017, ISBN 9781975758561, kartoniert 9,80 Euro. Ich musste zugeben, weder den Au- rungen, denen sich nach wie vor tor noch die originalausgabe „Pe- viele Menschen stellen, um für sich cheur d‘Islande“ von 1886, weder und ihre familien den Lebensunter- die Übersetzerin und deren deut- halt zu verdienen. für manche ist sche Übersetzung aus dem Jahr die Arbeit auf dem Meer möglicher- 1890 noch die 2017 erfolgte Neuaus- weise auch eine „Passion“. gabe zu kennen, als einer meiner Wer etwas darüber erfahren will, freunde diese mir als Souvenir aus wie dies Ende des 19. Jahrhunderts der Bretagne mitbrachte. in concreto aussah, diese Not um Wohl wusste ich aus der katholi- den Lebensunterhalt und diese „Pas- schen Kirchengeschichte Islands da- sion“, die das Leben der sog. „Islän- rum, dass seinerzeit die Sorge um der“ in der Bretagne bestimmte, die verletzte oder erkrankte Seeleute oft damit verbundenen persönlichen ein wichtiger Beweggrund für die Dramen dieser Islandfischer und ih- Einrichtung katholischer Kranken- rer Angehörigen, der könnte gut zu häuser auf der Atlantikinsel gewe- diesem schmalen und wohlfeilen sen war und hierbei frankreich eine Buch greifen. Sechs Männer und ein besondere Rolle gespielt hatte. Nun Schiffsjunge bilden, begleitet von ei- sind mit der Übernahme des Kran- nem Hund, die Mannschaft der „Ma- kenhauswesens in staatliche Regie rie“, die mit einer ganzen flotte an- diese oft kleinen, von ordens- derer Schiffe Jahr um Jahr Ende des schwestern geführten Einrichtungen Winters den Hafen und die Bucht verschwunden, auch die Bedingun- von Paimpol verlässt, um vor Island gen der Hochseefischerei dort ha- bis in den August hinein soviel Ka- ben sich u.a. durch den sog. „Kabel- beljau wie möglich zu angeln, aus- jaukrieg“ gewaltig geändert. Aber zunehmen, in Salz einzulegen und Islands fischgründe sind nach wie als Stockfisch zu Hause auf den vor für ihren Reichtum berühmt, Markt zu bringen. In zwei Schich- und auch der Beruf des Hochseefi- ten, Tag und Nacht, schaffen die schers ist auch heute noch ein Ar- sechs Männer manchmal tausend beitsfeld mit besonderen Anforde- große fische in 30 Stunden.

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Und zu Hause warten und bangen Ganz unverständlich ist, dass der um den 17-jährigen Silvester, der Herausgeber kein Wort zur Ge- seine Eltern verloren hat und bei schichte des Buches und seines Au- der Großmutter lebt, und um den tors bzw. der Übersetzerin verliert, zehn Jahre älteren Yann, der heira- sondern die Recherche dazu dem ten soll, und all die anderen auf Leser überlässt, und sogar das Um- See die Eltern, Geschwister, Ver- schlagbild für sich sprechen muss. wandten, Geliebten, und sie alle Auch wenn man dem Text sein Alter wissen, dass in manchem Jahr da und dort anmerkt, ist der Ein- nicht jedes Schiff zurückkehren blick in die Geschichte bewegend. wird. G.A.

In memoriam

P. Adam Antonowicz (1967-2020)

in Akureyri, danach Pfarradminis- trator in Ísafjörður, 2018 wurde er Pfarrer in Stykkishólmur. Am 27. März 2018 wurde er in die Diözese Reykjavík inkardiniert, zuvor gehör- te er zur Diözese Siedlce in Polen. Die Totenmesse fand am 10. No- vember 2020 in der Christ Königs- Kathedrale in Reykjavík statt. Sie wurde von Bischof David B. Tencer ofMCap. geleitet; wegen Corona P. Adam Antonowicz, Pfarrer der konnten leider nur einige Diöze- Pfarrei hl. franziskus von Assisi, sanpriester und eine kleine Grup- starb am Allerseelentag, 2. Novem- pe von Gemeindemitgliedern teil- ber 2020, unerwartet in Stykkishól- nehmen. P. Adam wurde auf dem mur im Westen Islands. friedhof hinter der Kathedrale bei- P. Adam wurde am 3. Juli 1967 in gesetzt, wo Bischöfe, Priester und Łuków, Polen, geboren und am 23. Schwestern, die in Island in den desselben Monats in seiner Heimat- letzten 100 Jahren ihren Dienst ge- stadt getauft. Nach Abschluss seines tan haben, begraben sind. Studiums wurde er am 13. Juni 1992 Wir danken Gott für den treuen zum Priester geweiht. Er kam am 1. Dienst von P. Adam in unserem August 2013 nach Island. Zuerst war Land und beten für seine Seele. er Pfarrvikar in der St. Peterspfarrei R.I.P.

175 Bitte helfen auch Sie der nordischen Diaspora!

Zehn gute Gründe, für das St. Ansgarius-Werk zu spenden

l Das St. Ansgarius-Werk küm- l Das St. Ansgarius-Werk ist in mert sich um einen Teil der seiner Arbeit transparent Weltkirche, der von vielen durch Informationen über gar nicht wahrgenommen einzelne Projekte und jährli- wird und keine große Lobby che Rechenschaftsberichte. hat, aber die Aufgaben, die l Das St. Ansgarius-Werk ist in sich ihm stellen, mit eigenen seiner Werbung nicht auf- Kräften beim besten Willen dringlich und operiert nicht nicht allein bewältigen kann. mit Effekthascherei. l Das St. Ansgarius-Werk ist l Das St. Ansgarius-Werk ar- eine der ältesten deutschen beitet mit einem minimalen Hilfsorganisationen für die Verwaltungsaufwand. nordische Diaspora. l Das St. Ansgarius-Werk er- l Das St. Ansgarius-Werk ver- möglicht Engagement ent- fügt über lange Erfahrungen sprechend den unterschiedli- und beste Kontakte. chen Wünschen von Spende- l Alle Projekte werden sorgfäl- rinnen und Spendern: Pro- tig geprüft und korrekt abge- jektpartnerschaften, zweck- rechnet. gebundene Spenden, Ver- mächtnisse, Treugut, Stiftun- l Alle Projekte werden im Ein- vernehmen mit den zuständi- gen. gen Bischöfen gefördert und l Das St. Ansgarius-Werk in- setzen eine angemessene Ei- formiert durch sein Jahrbuch genleistung der Begünstigten ausführlich und gründlich voraus. über die Situation der Kirche in den nordischen Ländern.

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