Gezimmertes Morgenland. Orientalische Und Orientalisierende Holzinterieurs in Mitteleuropa Im Späten 19. Jahrhundert.Phänomena

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Gezimmertes Morgenland. Orientalische Und Orientalisierende Holzinterieurs in Mitteleuropa Im Späten 19. Jahrhundert.Phänomena Maximilian Hartmuth Julia Rüdiger (Hg.) Gezimmertes Morgenland Gezimmertes Morgenland Orientalische und orientalisierende Holzinterieurs in Mitteleuropa im späten 19. Jahrhundert Maximilian Hartmuth, Julia Rüdiger (Hg.) Maximilian Hartmuth, Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC Maximilian Hartmuth · Julia Rüdiger (Hg.) Gezimmertes Morgenland Orientalische und orientalisierende Holzinterieurs in Mitteleuropa im späten 19. Jahrhundert Phänomenalität, Materialität, Historizität Böhlau Verlag Wien Köln Weimar Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC Für dieses Publikationsprojekt und die ihr zugrundeliegende Veranstaltung wurden Fördermittel des Europäi- schen Forschungsrats (ERC) im Rahmen des Programms der Europäischen Union für Forschung und Innova- tion »Horizont 2020« bereitgestellt (Finanzhilfevereinbarung Nr. 758099). Open Access : Dieses Material steht unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International. Um eine Kopie dieser Lizenz zu sehen, besuchen Sie http://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/. https://doi.org/10.7767/9783205211143 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildung : Sarajevo, Treppenhaus im Ethnograf. Pavillon des Landesmuseums, © Caroline Jäger-Klein 2018. © 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Wien Köln Weimar Zeltgasse 1, A-1080 Wien Korrektorat : Alexander Riha, Wien Satz : Michael Rauscher, Wien Einbandgestaltung : Michael Haderer, Wien Druck und Bindung : Hubert & Co. DruckPartner, Göttingen Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the EU Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-21284-3 (Print) ISBN 978-3-205-21285-0 (OpenAcess) Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC Inhalt Vorwort .......................................... 7 I. Orientalismus als Phänomen und Methode Markus Ritter »Eine neue Richtung geben«. Islamische Kunst in der Rezeption des Historismus in Mitteleuropa ....................................... 15 Francine Giese Architektonische Assemblagen und das Phänomen der Transmaterialität in neo- islamischen Stilräumen .................................. 45 II. Kultur als Ware Anke Scharrahs Damaszener Zimmer in Europa. Authentische und orientalisierende Raumkreationen zwischen 1880 und 1930 ................................. 61 Franziska Niemand »Orientalische« und orientalisierende Interieurs auf der Wiener Weltausstellung 1873 im Spiegel der Text- und Bildquellen ........................... 79 Eva-Maria Orosz Das »arabische Zimmer« im Wien Museum. Aspekte des Orientalismus im Wiener Bürgertum ........................................ 97 III. Das Herrscherhaus als Geschmacksbildner Eva B. Ottillinger Kronprinz Rudolfs »Türkischer Salon« und die Orientzimmer am Wiener Hof .... 111 Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC 6 | Inhalt Marlene Ott-Wodni Orientalische Reminiszenze. Erzherzog Ferdinand Maximilians orientalische Zimmer in der Villa Lazarovich in Triest, im Gartenhaus des Schlossparks Miramar und im Kaiserpalast auf der Adriainsel Lacroma ......................... 125 Alena Skrabanek Orientalische Zimmer in den böhmischen Schlössern von Kronprinz Rudolf und Erzherzog Franz Ferdinand ................................ 139 IV. Orientalische Zimmer als museale Anschauungs- und Lehrobjekte Jasmin Ofner Das »Arabische Zimmer« (1883–1931) von Franz Schmoranz und Johann Machytka aus dem ehem. k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie ......... 153 Iván Szántó Ein Damaskuszimmer in der Frühgeschichte des Budapester Kunstgewerbe-Museums . 169 Maximilian Hartmuth Der Ethnografische Pavillon des bosnisch-herzegowinischen Landesmuseums. »Altbosnische« Zimmer und orientalisierende Rahmenarchitektur als polysemisches Artefakt und Ensemble .................................. 179 Glossar arabischer und osmanisch-türkischer Begriffe .................. 193 Karte ........................................... 195 Kurzbiografien der Autorinnen und Autoren ...................... 197 Personen- und Ortsregister ................................ 201 Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC Vorwort »Arabische«, »türkische« oder »orientalische« Zimmer waren einst in Wohnsitzen des europäischen Adels und Großbürgertums keine Seltenheit. Auch in Museen und auf Großereignissen wurden sie vielfach ausgestellt, um Einblicke in fremde Wohnkulturen zu vermitteln und durch eine Auseinandersetzung mit Ornamentik und Raumgefühl zu einer Revitalisierung der heimischen Kunstindustrie beizutragen. Während manche dieser Zim- mer auf Importe von in Kairo oder Damaskus außer Dienst Gestelltem zurückgingen, gaben andere vor, stilgetreue Nachbildungen zu sein. In vielen Fällen kam es aber zu einer Vermi- schung von Originalem und origineller Ergänzung. Aus diesem Grund behandelt der vor- liegende Band beide Objektgattungen – Importware und Nachempfindung – als Teil eines gemeinsamen Phänomens, dessen Hochzeit er zwischen 1880 und 1930 veranschlagt. Eigen ist dem Band ein Fokus auf Mitteleuropa, wobei dieses Mitteleuropa nicht als Re- gion im Sinne eines Containers gedacht wird, sondern als regionale Verdichtung von Netz- werksträngen. Seinen Ursprung hat diese Publikation in einem Projekt, das sich mit der habsburgzeitlichen Architektur in Bosnien-Herzegowina beschäftigt, geistesgeschichtlich aber im größeren Rahmen österreichischer und ungarischer Orientalismen Platz sucht.1 So ergab sich anlässlich des Erwerbs eines relevanten Objekts durch das Wien Museum eine thematische Überschneidung. Diese bildete die Grundlage zu einer Kooperation zwischen dem Forschungsprojekt an der Universität Wien und dem Wien Museum, aus der ein ge- meinsamer, von Maximilian Hartmuth (Universität Wien) und Eva-Maria Orosz (Wien Museum) organisierter, internationaler Workshop am 13. Juni 2019 in der Wiener Hermes- villa hervorging. Das Programm des Workshops spannte den Bogen zwischen universitärer Kunstgeschichtsforschung und musealer Ausstellungs- und Forschungspraxis. Durch die Unterschiedlichkeit der Ansätze und die Objektbezogenheit der Wissens- stände kam das Gefühl auf, am Ende des Tages etwas gemeinsam erarbeitet zu haben. Der vorliegende Band will diesen Prozess und seine Zwischenerkenntnisse für die weitere Bear- beitung dokumentieren. Instanzen der Geschmacksbildung Eine Erkenntnis war etwa, dass dem Hof keine eindeutige Vorreiterrolle bei der Populari- sierung des Orientzimmer-Trends in Österreich-Ungarn zukam. Noch dazu war die Rolle Wiens dabei vielleicht weniger bedeutend, als man erwarten hätte können. 1 Projekt ERC 758099 »Islamic Architecture and Orientalizing Style in Habsburg Bosnia, 1878–1918« (PI : Maximilian Hartmuth). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC 8 | Vowrort Wenngleich in Richtung Asien exotisierende Zimmer bereits ab der Mitte des 18. Jahr- hunderts in der Wiener Hofburg eingerichtet werden, wie im Beitrag von Eva B. Ottillinger ausgeführt, sind höfische Zimmer, die konkret von Vorbildern aus der islamischen Welt in- spiriert waren, erst viel später fassbar. Wie wir im Beitrag von Marlene Ott-Wodni erfah- ren, ließ der spätere Kaiser Maximilian von Mexiko unmittelbar nach einem – offenbar ein- drucksvollen – Besuch eines Palasts in Algier im Jahre 1852 einen Salon im (vermeintlich) selben Stil in seiner Villa in Triest einrichten. 1859 wurde er in das Gartenhaus von Miramar transferiert, wo er heute als Büro genutzt wird. Er darf als Beispiel für die frühe kulturelle Rezeption des Maghrebs genommen werden, die wohl mit einem plötzlichen Verfügbarsein von Information infolge der französischen Okkupation zusammenhängt.2 Die nächsten Orientzimmer am Habsburgerhof standen ebenfalls in Verbindung mit Rei- sen. Kronprinz Rudolf stattete 1881 ein Zimmer in der Prager Burg mit Geschenken der österreichischen Kolonie in Kairo aus. Räumlichkeiten in der Wiener Hofburg wurden 1884 vom Thronfolger nach einer Reise nach Istanbul über den Balkan mit Objekten eingerichtet, die heute zum Teil im Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien ausgestellt sind. Erhalten ist auch Franz Ferdinands etwas spätere »türkische Trinkstube« im südböhmischen Schloss Konopischt (Konopiště), die – ebenso wie ein weiteres Interieur im böhmischen Chlumetz (Chlum u Třeboně) – im Beitrag von Alena Skrabanek beleuchtet werden. Diese Zimmer der 1880er-Jahre fallen allerdings bereits mit einem internationalen Trend zusammen. Die Wiener Weltausstellung von 1873, auf der gleich fünf mit verschiedenen Teilen der islamischen Welt assoziierte Interieurs zu sehen waren, wie Niemand ausführt, dürfte eine zentrale Rolle bei der Popularisierung »orientalischer Zimmer« gespielt haben. Die hochwertigen Türflügel des ägyptischen Weltausstellungspavillons bildeten die Grund- lage für das »arabische Zimmer«, das zwischen 1883 und 1931 im Museum für Kunst und Industrie (später MAK – Museum für Angewandte Kunst) ausgestellt war. Um sie herum entstand ein Zimmer im Stil des 15. Jahrhunderts nach Entwürfen der Architekten Franz Schmoranz (1845–1892) und Jan Machytka (1844–1887), umgesetzt von örtlichen Kunst- handwerkern. Dieses Zimmer ist hier im Ausfsatz von Jasmin Ofner erstmals ausführlich dokumentiert. Die museale Laufbahn des Orientzimmers hatte nur kurz davor, im Jahre 1880, mit dem Erwerb eines Damaskuszimmers des 18. Jahrhunderts durch das South Kensington Museum in London begonnen (nicht erhalten).
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