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Diplomarbeit Büro sucht Anschluss Einbindung eines Bürohauses in sein städtebauliches Umfeld ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades eines Diplom-Ingenieurs unter der Leitung von Univ.Prof. Dipl.-Arch. Astrid Staufer Mitbetreuung Univ.Ass. Dipl.-Arch. Ivica Brnic E253 Institut für Architektur und Entwerfen E253/4 Abteilung für Hochbau und Entwerfen eingereicht an der Technischen Universität Wien Fakultät für Architektur und Raumplanung von Christian Fuchs 0105640 Wehlistraße 57/12/37 1200 Wien Wien, am 04.04.2014 2 Abb.1: „Peripherie mit Tram und Kran“, Mario Sironi, 1921 „Eine Welt, die Platz für die Öffentlichkeit haben soll, kann nicht nur für eine Generation errichtet oder nur für die Lebenden geplant sein; sie muss die Lebensspanne sterblicher Menschen übersteigen.“ Hannah Arendt 3 Office seeks Connection Integration of an Officebuilding in its urban environment In order to maximize the profitability of office buildings , real estate material appearance of such buildings and the associated quali- investors hold small plots together to large surface areas . The- ties not only embody entrepreneurial ideologies , but also convey re arise impenetrable , oversized „lumps„ or „Klumpen“1 that no an atmosphere that contributes positively to the quality of work. longer integrate in the specified city structures and thus extend In the 18th and 19th Centuries in Vienna built factory buildings footpaths and block visual axis. were carried out primarily in exposed brick construction, under the influence of the architect Ludwig Förster. Brick is always brought As a strategy to deal with such dimensions, the design insinuates in conjunction with manual labour, not least because of the mode to typical Viennese architectural shapes: the court house and the of production and its use on the site. Its format is tailored to the walk through house. These building forms, occurring particularly in manual work, in a size that seeks its scale in humans. In the as- the densely built-up inner city, combine two streets, lying parallel, sembled state, in the form of the masonry, the work involved is and can be crossed. On the one hand that is a time and way safer clearly visible . on the other hand, private space is made available for the public. The building is directly part of the city . The aim of the design is to integrate an office building in a resi- dential district, to make it discernable to the public and to create The corporate architecture is characterized by contemporary added value for passersby and office users . A distinctive appe- Catchwords such as „innovative, dynamic, vital and flexible“. Ho- arance creates presence in terms of corporate architecture and wever, the examples of many small and large companies , quar- offers identity to the neighbourhood. tered in old factory buildings show other emphasises. The striking 4 Abstract Büro sucht Anschluss Eingliederung eines Bürohauses in sein städtebauliches Umfeld Um die Rentabilität von Bürohäusern zu maximieren, fassen Im- men. Die plakative materielle Erscheinung solcher Gebäude und mobilieninvestoren kleine Parzellen zu großen Grundflächen zu- die damit einhergehenden Qualitäten verkörpern nicht nur unter- sammen. Es entstehen undurchdringbare, überdimensionale nehmerische Ideologien, sondern vermitteln auch eine Atmosphä- „Klumpen“1, die sich nicht mehr in die vorgegebenen Stadtstruk- re, die positiv zur Arbeitsqualität beiträgt. Die in Wien im 18. und turen eingliedern und damit Wege verlängern und Sichtachsen 19. Jahrhundert erbauten Fabrikshallen wurden unter dem Einfluss versperren. des Architekten Ludwig Förster vornehmlich in Sichtziegelbauwei- se ausgeführt. Mit Backstein wird seit jeher handwerkliche Arbeit in Als Strategie um mit solchen Größen umzugehen, nimmt der Ent- Verbindung gebracht, nicht zuletzt auch durch die Produktionswei- wurf Anlehnung an für Wien typischen architektonische Mitteln: se und seines Einsatzes auf der Baustelle. Sein Format ist auf die das Hof- und das „Durchhaus“ (auch Durchgangshaus). Diese, manuelle Arbeit zugeschnitten, in einer Größe, die ihren Maßstab besonders in der dicht bebauten Inneren Stadt auftretenden Ge- beim Menschen sucht. Im gebauten Zustand, in Form des Mauer- bäudeformen verbinden zwei parallel liegende Straßen und kön- werks, ist die damit verbundene Arbeit deutlich ablesbar. nen durchquert werden. Einerseits bedeutet das eine Zeit- und Wegersparnis, andererseits wird private Fläche der Öffentlichkeit Ziel des Entwurfs ist es, ein Bürohaus in ein Wohnquartier zu in- zugänglich gemacht. Das Gebäude wird unmittelbar Teil der Stadt. tegrieren, es durchwegbar und erfahrbar für die Öffentlichkeit zu machen und damit einen Mehrwert für Passanten und Büronutzer Die Corporate Architecture ist von zeitgemäßen Schlagwörten ge- zu schaffen. Ein ausgeprägtes Erscheinungsbild erzeugt Präsenz prägt: innovativ, dynamisch, vital und flexibel, um einige zu nennen. im Sinne der Corporate Architecture und verleiht dem Quartier Die Beispiele zahlreicher kleiner und großer Unternehmen, die sich Identität. in alten Fabriksbauten einquartieren, zeigt aber auch andere For- 1 Vgl. Lisa Euler und Tanja Reimer, Das grossstädtische Potenzial von «Klumpen», (in Arbeit). 5 6 Inhalt Vorwort 9 Grundlagen Entwicklung des Bürohauses 13 Architektonischer Ausdruck 17 Leitgedanken Problemstellung 23 Leitbilder 25 Hof- und Durchgangshäuser 25 Industriearchitektur des 19./20. Jahrhunderts 30 Backstein 34 Ort Bauplatz 39 Favoriten, der Wiener Arbeiterbezirk 42 Entwurf Beschreibung 50 Studien 57 Planunterlagen 63 Visualisierungen 96 Anhang Quellenverzeichnis 104 Abbildungsverzeichnis 105 Danksagung 108 7 Abb.2: „Fabrikshallen“ im Ruhrgebiet, Bernd und Hilla Becher, 1994 8 Vorwort Die vorliegende Diplomarbeit behandelt den Entwurf eines Bürohauses in Wien in zentraler städtischer Lage, aber ab- seits neuralgischer Verkehrsknotenpunkte. Die Attraktivität der Stadt Wien als Unternehmensstandort ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, aber vor allem die Entwicklung des Internets und damit die Positionierung Wiens als „Glo- bal City“ trugen dazu bei. Unmittelbare Folgen sind hohe Grundstückpreise an zen- tralen Punkten und damit verbunden eine Homogenisie- rung einzelner Gebiete. Der Idee einer durchmischten Stadt kommt das freilich nicht entgegen. Das Bürohaus als Solitär oder als Teil eines Geschäftsviertels funktioniert nach den Regeln und dem Rhythmus der Geschäftswelt. Die Stadt funktioniert nach anderen, vielschichtigeren Re- geln. Als Konsequenz versucht diese Arbeit ein einzelnes Bürogebäude in ein Wohnquartier zu implementieren und im Sockelbereich der umliegenden Bevölkerung einen städ- tischen Innenraum zu geben, ähnlich der antiken Stoa. In seiner materiellen und gestalterischen Erscheinung nimmt der Entwurf Anlehnung an die Industriearchitektur des 19. und 20. Jahrhunderts, die prägend ist für den Bauplatz und seine Umgebung. 9 10 Bürohaus Abb.3: Guaranty Building, Louis Sullivan, Buffalo, NY, 1896 11 Abb.4: Rechenabteilung, Amt für Veteranen, Washington, DC, Anfang der 1920er Jahre 12 Entwicklung des Bürohauses Arbeiten und Wohnen waren von jeher stets mitei- richtet mit einem angeschlossenen Wohnbereich Einheit zusammen. Mit den neuen Arbeitsmög- nander verbundene Tätigkeiten. Gewerbetreiben- für den Meister und seine Gesellen. Die Größe lichkeiten zogen auch Arbeitskräfte in Massen zu, de übten ihren Beruf an ihrem Wohnort aus und der Betriebseinheiten blieben aber überschaubar. was zum Entstehen von Arbeitersiedlungen um vertrieben von dort aus ihre Waren oder lieferten Mit der industriellen Revolution änderten sich die Fabriken führte, die ganze Stadtteile formten. sie direkt an den Händler. Anfangs wurde die Tä- die Arbeitsverhältnisse. Mit Erfindung der Was- Mit dem aufkommenden Individualverkehr in den tigkeit im unmittelbaren Wohnraum oder in einem serkraft und der Dampfmaschine und der damit 40er und 50er Jahren wurde eine zunehmende dazu angrenzenden eigenen Raum ausgeübt. Die einhergehenden Automation des Arbeitsprozes- Unabhängigkeit von hohen städtischen Wohn- Betriebseinheit umfasste meist alle Mitglieder ei- ses entstanden große Betriebseinheiten. Fabrik- und Grundstückspreisen und damit eine Tren- ner Familie. Je nach Vermögen und der Menge an gebäude mit über 5 Stockwerken wurden errichtet nung von Wohn- und Arbeitsstätte in der Form Arbeitsaufträgen wurden eigene Werkstätten er- und fassten verschiedene Arbeitsschritte in einer möglich, wie man sie heute kennt.2 Abb.5: Werkstatt einer Blumenmanufaktur, Kupferstich, 1765 Abb.6: Spinnmaschinenfabrik Abb.7: Filmszene aus „The Apartment“, Billy Wilder, 1960 2 Vgl. GASSER, Markus; ZUR BRÜGGE, Carolin, TVRTKOVIC, Mario: Raumpilot Arbeiten, Wüstenrotstiftung, Ludwigsburg, und Karl Krämer Verlag, Stuttgart 2010, S.34 13 Der Typus des Verwaltungsgebäudes als eigen- te Raumbedarf führte zum Entstehen von reinen te, sondern im rückwärtigen Teil auch Läden und ständiger Baukörper tritt erst mit dem Übergang Verwaltungsbauten, die als verlängerter rechter Schreibstuben beinhaltete Die Stoa des Attalos in die Dienstleistungsgesellschaft seit den 1960er Arm des Fabrikbesitzers bzw. Herrschers hohen (Abb. 8 und 9) zählt zu den Bekanntesten. Jahren so zahlreich in Erscheinung. Trotzdem gab Repräsentationswert gegenüber Lieferanten, Be- es aber auch schon früher eigene Verwaltungs- völkerung und Konkurrenten hatten und darum oft Die mittelalterlichen Rathäuser des 12.Jahrhun- bauten. Die Entwicklung des Typus hängt mit der besonders