«Zürisee – Uferleben – Leben Am Ufer»
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«ZüriSee – Uferleben – Leben am Ufer» Grundlagen, Folgerungen und Massnahmen zur nachhaltigen Aufwertung Zürichsee Landschaftsschutz Die Ufer am Zürichsee verdienen unser Interesse Seelandschaft ist Lebensraum. Seit jeher verändert er sich ständig – durch natürliche Entwicklungen und Eingriffe des Menschen. Wir haben die Chance, den Lebensraum Zürichsee und seine Ufer als Ganzes aktiv mitzugestalten. Weitblick, Wissen um die Zusammenhänge und Interesse für die Belange der Natur schaffen die Voraussetzungen für eine gute Entwicklung. Dieser Prospekt gibt Einblick in die Forschungsarbeit des Projekts «ZüriSee – Uferleben – Leben am Ufer», verweist auf die ökologischen Zusammenhänge, die Veränderungen und ihre Gründe und zeigt Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten auf. Zürichsee Landschaftsschutz (ZSL) will damit die Menschen am Zürichsee für die Natur in ihrem Lebensraum sensibilisieren und sie motivieren, aktiv an einer positiven Umgestaltung mitzuwirken. Untersuchungen des Lebens am Ufer Mit dem starken Rückgang der Schilfbestände am Ufer des Zürichsees wuchs auch die Sorge um die Erhaltung der intakten Landschaft um den See. Seit 1979 wird der Zustand des Röhrichts am Zürcher Ufer des Zürichsees regelmässig untersucht. Im Rahmen des Programms ZSL konnte die Kartierung der Röhrichtbestände auf die Anrainerkantone St. Gallen und Schwyz ausgedehnt wer- den. Jetzt liegt eine einheitliche Bestandesaufnahme der Ufervegetation für den ganzen See vor. Erhebungen zur Tierwelt, vor allem zu Vögeln und Libellen, ergänzen das Bild. In den letzten vier Jahrzehnten kam aber nicht nur die wissenschaftliche Beobachtung zum Zug. An zahlreichen Stellen des Sees wurden Schutz- und Sanierungsmassnahmen getroffen zur Regenera- tion von Röhrichtbeständen und erodierten Ufern. Allerdings ist der Erfolg dieser Massnahmen noch nicht überall sichtbar. Erfahrungen aus Regenerationsprojekten am Bodensee und am Bielersee konnten einbezogen wer- den. Erstmals haben alle drei Anrainerkantone eine gemeinsame Bestandesaufnahme des aktuellen Zustands. Auch erste Erkenntnisse aus dem Projekt «Vision Zürichsee 2050» der Baudirektion des Kantons Zürich fliessen in die vorliegende Studie ein. Nähere Projektinfos unter www.zuerichsee-landschaft.ch. Dank Der ZSL dankt allen Beteiligten herzlich für die Unterstützung. Ein spezieller Dank geht an die Donatoren und Geldgeber: Kantone Zürich, St. Gallen und Schwyz für die grosszügige finanzielle und fachliche Unterstützung, Gemeinden Küsnacht, Männedorf, Meilen, Stäfa, Grün Stadt Zürich, Verkehrsverein Höfe am Etzel, Regionalrat Zentralschweiz-Zürich COOP Schweiz, KIBAG Management und Logistik. Bildautoren: Schweizerischer Vogelschutz SVS Zürich, Elvira Angstmann Männedorf, Hansruedi Wildermuth Rüti, Heini Vicentini Zürich, Andreas Rotach und Thomas Oesch OePlan Rapperswil Vollständige Quellenangaben: siehe Synthesebericht Rapperswil Leuzinger & Benz ASW, Wasserqualität Windenergie und Wellenkraft Weniger Düngestoffe im See Wind, Wellen und Seestand beein- Bis um 1950 gelangte fast alles Abwasser aus Industrie, Siedlun- flussen das Gedeihen des Röhrichts gen und Landwirtschaft in den See. Der See erhielt zu viele Extreme Sturmwellen richten an Ufern und Ufervegetation Schä- Nährstoffe – besonders Phosphor –, was zu starkem Algen- den an. Die Höhe der Sturmwelle ist von der Streichlänge des wachstum führte. Das war ein Hauptgrund für den massiven Windes über dem See, von Windstärke und Winddauer abhän- Rückgang des Röhrichts und der ursprünglichen Unterwasser- gig. Im Osten des Obersees sind Wellenhöhen über 1,0 m, am flora. Mit dem Bau von Abwasserreinigungsanlagen hat sich die Zürichsee bei Feldbach bis 1,5 m möglich. Weststürme und star- Wasserqualität seit den achtziger Jahren konstant verbessert. ker Föhn können sogar Wirbelstürme erzeugen. In intakten Röh- Von der Abnahme der Nährstoffe und der besseren Durch- richtbeständen «vernarben» Schäden im Verlauf der Jahre wieder. dringung des Tiefenwassers mit Sauerstoff profitieren die See- Werden die extremen Ereignisse aber häufiger – Klimawandel? –, wasserwerke, welche die Gemeinden zu günstigen Preisen mit kommt es zu nachhaltigen Veränderungen am Ufer. Wenn die sauberem Wasser versorgen können. Das Röhricht erholt sich Wassertiefe abnimmt, schwillt die Welle an und wird steiler. Dann und die Unterwasserpflanzen entwickeln sich in Richtung der bricht sie: Der Wellenkamm überschlägt sich und es entsteht eine ursprünglichen Vielfalt. Brandung. Dabei wird der grösste Teil der zerstörerischen Energie Als Lunge des Sees gilt das Flachwasser mit einem feinkörnigen in Wärme umgewandelt. Mit einem natürlichen oder künstlichen Kies- oder Sandstrand: Hier wird das Seewasser mit Sauerstoff Riff wird die Brandung vorzeitig erzwungen. Die Wellenkraft wird angereichert, organische Stoffe werden abgebaut, der See wird draussen im See reduziert und das Ufer bleibt unbeschadet. sauberer. Zu beachten ist dabei der Grundsatz: Die Welle erodiert, die Strö- mung transportiert. Vor allem die Kombination von hohen Wellen Die Wasserqualität des Obersees ist und starker Strömung machen dem Schilf zu schaffen, weil das massgebend für den Zürichsee losgelöste, feinkörnige Sediment laufend abtransportiert wird. Der Obersee mit seinen Zuflüssen liefert über 60 Prozent des Phosphorgehalts für den Zürichsee. Dank der Reinigung des Ab- wassers aus den Siedlungen konnte die Phosphorkonzentration Das neu geschüttete Riff vor dem Frauenwinkel wirkt: Die Welle überschlägt sich und verliert einen grossen Teil ihrer erodierenden Kraft. Phosphat und Gesamtphosphor im Obersee 1972 bis 2000. Vögel am Ufer Quelle: Wasserversorgung Zürich 2002. Am Vorkommen bestimmter Vögel kann die Bedeutung der einzelnen Uferabschnitte für die Tier- und Pflanzenwelt gut aber auch hier auf einen Sechstel (von 30 auf 5mg/m3 Wasser) dokumentiert werden. Deshalb wurden 2004/05 rund um den reduziert werden. Der Zürichsee und seine Zuflüsse müssen aber noch sauberer werden. Für eine optimale Wasserqualität sind Zürichsee die sogenannten Indikator-Arten der Seeufer gezählt. die Belastungen durch Düngestoffe – im Obersee aus der Linth- So kommt zum Beispiel der Hauben- ebene und den Seitenbächen – immer noch zu gross: Die ge- taucher mit 435 Brutpaaren am häu- planten Revitalisierungen im Linthgebiet erhalten auch unter figsten vor. Dies entspricht 10 Prozent diesem Aspekt grosse Bedeutung. des schweizerischen Bestandes. Mit sei- nem prächtigen Federkleid und dem auffälligen Balzritual ist der Hauben- taucher eine Zierde. Handlungsmöglichkeiten und Strategien Interkantonale Zusammenarbeit Einfluss der Seeregulierung intensivieren Der Seespiegel schwankt im durchschnittlichen Jahresverlauf seit 1951 nur • das Reglement für die Seeregulierung überarbeiten noch um 40 cm. Darum treffen die Wellen heute praktisch immer an der- • die Wasserqualität aller Zuflüsse verbessern selben Stelle aufs Ufer. Die mechanische Energie erzeugt am Naturufer mit • die fachgerechte Pflege und den Unterhalt der Ufer för- den Jahren einen senkrechten Abbruch. Es entsteht ein sogenanntes Kliff – dern mit nachteiligen Folgen: Die naturbelassenen Lebensräume im Wasser werden von jenen am Land getrennt und oft geht auch Land verloren (z.B. Hotspots bevorzugt behandeln dokumentiert im Frauenwinkel und am Südufer der Ufnau). • einheitliche Wasserschutzzonen und landseitige Puffer- Weil das Schilfröhricht keine eigentliche Wasserpflanze ist, hat es gerne hie bereiche erlassen und da «trockene Füsse». Ein Seehochstand wie 1999 würde zudem be- • für den Vollzug der Schutzbestimmungen den gemein- schattendes Gehölz wieder vom Ufer wegdrängen. samen Einsatz von Aufsichtspersonen prüfen Im Frühjahr sollte der Wasserspiegel tiefer sein und dann nicht zu rasch ansteigen, im Gleichschritt mit dem Wachstum des Schilfs. Angebot an die Gemeinden • Unterstützung bei der Förderung der Ufervegetation In Anlehnung an das natürliche Vorbild des Seepegels (Zustand vor 1855) sollten die Seestände im Frühjahr tiefer und im Sommer höher einreguliert werden (siehe Pfeile). = mittlere Jahresganglinie am Bodensee (Vorbild für unregulierten Zustand), mit maximalen Seeständen in den Jahren 1999, 1987 und 1965 (feine und gestrichelte Linie). = mittlere Jahresganglinie am Zürichsee (seit 1951). Er benötigt Ufer mit geeigneten Nistplätzen, vor allem zone am See. Sie brütet gerne in Boden- Schilfgürtel, und ein ausreichendes Nahrungsangebot an nähe im Übergangsbereich von Schilf- kleinen Fischen. Eine Beunruhigung des Sees durch Boots- röhricht und dahinter liegendem Ried. verkehr und Wassersport reduziert die Bestände. Die Ver- Die Verteilung der Rohrammer deckt teilung des Haubentauchers um den Zürichsee deckt sich sich sehr gut mit den Schutzgebieten mit dem Vorkommen von Schilfröhricht. Er ist am Obersee rund um den See. Seit 1976 ist der gut vertreten. Der Untersee weist aber grosse Verbrei- Bestand mit rund 150 Brutpaaren (ent- tungslücken und viel kleinere Dichten auf. spricht 5 Prozent des CH-Bestandes) etwa gleich geblieben, wobei an den Ufern der Kantone Zürich und Die Rohrammer ist als charakteristischer Vogel der Feucht- St. Gallen eine starke Abnahme und an den Schwyzer Ufern eine deutliche gebiete ein Indikator für eine naturnahe Verlandungs- Zunahme zu verzeichnen ist. «ZüriSee – Uferleben – Uferregeneration, dargelegt anhand von 4 Ufertypen: Menschen am Ufer» Ufertyp 1: Natürlich bis naturnah Ufertyp 3: Teilweise verbaut, seeseitig flach Ökologischer Wert Beispiele (Referenzbilder) Ökologischer Wert Beispiele guter Seeufer-Gestaltungen (Referenzbilder) Der Zürichsee