Kanton Baudirektion Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft Hochwasserschutz an , Zürichsee und Gefährdung und Massnahmen im Überblick Oktober 2017 Hochwasserschutz für das Schweizer Wirtschaftszentrum 2005 entging Zürich nur knapp grossen Hochwas- serschäden. Seither haben die Kantone Zürich und Schwyz den Hochwasserschutz laufend verbessert. Als langfristige Lösung plant der Kanton Zürich einen Entlastungsstollen von der Sihl in den Zürichsee.

Bei den Unwettern von 2005 lag das Niederschlagszentrum im Berner Ober- land. Wäre dieser extreme Starkregen über dem Einzugsgebiet der Flüsse Alp, Biber und Sihl niedergegangen, dann wäre die Sihl über die Ufer getreten. Es wäre zu grossflächigen Überflutungen der Zürcher Innenstadt und des Hauptbahnhofs gekommen. Das Wasser wäre auf einer Fläche von rund fünf Quadratkilometern bis zu einem halben Meter hoch gestanden. Denn grosse 2005: Hochwasser beim Hauptbahnhof Zürich. Teile von Zürich liegen auf dem Schwemmkegel der Sihl, einem natürlichen Überschwemmungsgebiet.

Jahrhunderthochwasser können sich wiederholen Früher bauten die Menschen nur an sicheren Orten. Und das zu Recht: 1846 und 1874 kam es zu starken Überflutungen. Im Lauf seiner Entwicklung dehnte sich Zürich jedoch immer weiter auf das gefährdete Gebiet aus. So richtete 1910 ein Hochwasser in der stark gewachsenen Stadt verheerende­ Schäden an. Weite Teile von Zürich und die Ebene bis Schlieren standen unter Wasser. 1937 wurde das Etzel-Pumpspeicherkraftwerk fertiggestellt. Doch trotz des Sihl-Stausees können grosse Hochwasser immer noch zu Überschwemmungen durch die Sihl führen. 1910: Hochwasser am Zürcher Platzspitz. Risiken steigen von Jahr zu Jahr Die Gefahrenkarte und Analysen des Schadenpotenzials zeigen, dass das Überflutungsgebiet auf dem Sihl-Schwemmkegel eines der grössten Hoch- wasserrisiken der Schweiz aufweist. Vor allem deshalb, weil das Schaden­ potenzial stark zugenommen hat und weiter zunimmt: Die Zahl der Gebäude in Zürich hat sich seit dem letzten grossen Sihl-Hochwasser von 1910 vervielfacht. In den Untergeschossen vieler Gebäude befinden sich sensible Betriebs­ einrichtungen wie Rechenzentren und teure Sachwerte. Hinzu kommen unter- irdische Verkehrsverbindungen wie Strassenunterführungen und Bahntunnels. Deshalb ist selbst bei einer geringen Wassertiefe an der Oberfläche mit hohen Schäden im Untergrund zu rechnen.

Enormes Schadenpotenzial im Wirtschaftszentrum der Schweiz Bei den Hochwasserereignissen von 2005 belief sich die Schadensumme in der 1850–2011: Rasante Siedlungsentwicklung in Zürich. Schweiz auf 3 Milliarden Franken. Auf bis zu 6,7 Milliarden Franken geschätzt wird das Schadenpotenzial bei einem Extremhochwasser der Sihl wie etwa jenem von 1846. Hinzu kämen volkswirtschaftliche Kosten durch Betriebs- störungen, Unterbrüche und den Ausfall oder die Zerstörung der Infra­struktur Sihl für Energie, Telekommunikation und Verkehr. Diese Folgekosten würden die materiellen Schäden um ein Mehrfaches übersteigen. Gefährdet ist auch der Zürcher Hauptbahnhof, die nationale Verkehrsdrehscheibe der Schweiz. Gemeinsames Entwickeln einer nachhaltigen Lösung Der Kanton Zürich startete daher eine umfassende Planung zur Verbesserung des langfristigen Hochwasserschutzes. Diese Planung erfolgt unter Einbezug der Anspruchsgruppen: Kantone, Bezirke, Gemeinden und Planungsgruppen an Sihl, Zürichsee und Limmat, kantonale Gebäudeversicherung, Bund, SBB, Grosse Teile von Zürich liegen auf dem natürlichen Umwelt- und Naturschutzorganisationen. In Workshops wurden zwei mögliche Schwemmkegel der Sihl. (Foto: H. J. Egger, Uster) Konzepte entwickelt: 1. Kombilösung Energie: Erneuerung des Etzel-Pumpspeicherkraftwerks der SBB mit Energiegewinnung und Hochwasserableitung vom via Druck­ stollen in den oberen Zürichsee; 2. Entlastungsstollen zur Hochwasserableitung von der Sihl oberhalb von Langnau am in den Zürichsee bei .

Entscheid für weitere Projektierung des Entlastungsstollens Thalwil Nach vertieften Abklärungen hat sich der Zürcher Regierungsrat im Herbst 2017 für die Weiterprojektierung des Entlastungsstollens Thalwil entschieden. Der Stollen könnte frühestens 2023 zur Verfügung stehen. Er würde Zürich nachhaltig vor Extremhochwassern der Sihl schützen. Aus einem breit abgestützten Verfahren resultierten Lösungen für den langfristigen Hochwasserschutz. Interkantonale Massnahmen gegen Hochwasser Das Einzugsgebiet von Sihl, Zürichsee und Limmat B erstreckt sich über sieben Kantone: Uri, Glarus, Schwyz, St. Gallen, Zürich, Zug und Aargau. In die- sem 2415 Quadratkilometer grossen Einzugsgebiet leben knapp eine Million Menschen, davon über 400 000 in der Stadt Zürich. Die Analyse der Hoch- wasserereignisse von 2005 ergab, dass dringender Handlungsbedarf in diesem wichtigen Lebens- und Wirtschaftsraum besteht. Deshalb initiierte der Kanton Zürich in enger Zusammenarbeit mit den be- troffenen Partnern verschiedene Massnahmen. D

Umgesetzte Sofortmassnahmen

Seit 2005 A Optimierung der Notfallplanung und -organisation: Die Abläufe, Auf- gaben, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen von Bund, Kantonen und Gemeinden wurden aufeinander abgestimmt, die Warnung und Alarmierung optimiert sowie die Zusammenarbeit von Hochwasserfachleuten mit Feuer- wehr und Polizei verbessert. E 2007 B Erhöhung der Durchflusskapazität beim Hauptbahnhof Zürich: Die Absenkung der Flusssohle wurde mit dem Bau der neuen SBB-Durch- messerlinie realisiert.

C Bessere Hochwasserprognosen: Kantonale Fachleute beurteilen auf- grund von Messdaten und Prognosen täglich die Hochwasserlage. Dank der Abflussprognoseplattform des Bundesamtes für Umwelt kann der Kan- ton Zürich seit 2007 grosse Gewässer wie Zürichsee, Reuss, Thur, Limmat, Sihl, Töss und Glatt besser überwachen. 2008 kam das Prognosemodell F IFKIS-Hydro für die örtlichen Abflussmengen an der Sihl hinzu.

D Vorabsenkung von Seen für den Hochwasserrückhalt: Die Pegel von Zürich- und Sihlsee können vor einem drohenden Hochwasser abgesenkt werden. Die beiden Seen dienen während starker Niederschläge als Rück- haltebecken.

Umgesetzte mittelfristige Massnahmen

2011–2017 G E Hochwasserschutz oberhalb des Sihlsees am Gross-, Stein- und Nidlaubach (Geschiebesammler und Gerinneausbau) sowie an der und der Alp bei .

2012–2013 F Limmatauen Werdhölzli: Verbesserung Hochwasserschutz und Re­ naturierung zwischen dem Stauwehr Zürich Höngg und der Autobahnbrücke bei Oberengstringen.

G Linthwerk (1998–2013): Sanierung des Escherkanals zwischen Mollis und Walensee sowie des Linthkanals zwischen Walensee und I (Verbesserung Hochwasserschutz und Renaturierung).

2013/14 H Platzspitzwehr in Zürich: Erneuerung der alten Holzbeplankung, damit der sichere Betrieb bis zum geplanten Ersatzneubau (siehe L) gewährleistet ist. Das Wehr in der Limmat dient der Regulierung des Zürichsees.

2016–2017 I Sihl-Schwemmholzrechen: Der Rechen in der Sihl oberhalb von Lang- nau am Albis verhindert Ver­stopf­ungen durch Schwemmholz an kritischen Stellen wie Brücken oder den Durchlässen unter dem Hauptbahnhof Zürich. Kloten Furtbach

Einzugsgebiet der immat Effretikon Einzugsgebiet der Sihl

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Einzugsgebiet der immat Effretikon Einzugsgebiet der Sihl K 2018 Wallisellen Schwemmholzrechen J Verbesserte Sihlseesteuerung: Kombination von Entlastungsstollen Dietikon immat llnau Vorabsenkung und automatisierter Steue­rung zur besse- Glatt ren Bewirtschaftung des Sihlsees als Rückhaltebecken. Schlieren Dbendorf

Kempt Sihl Langfristige Lösung Zürich  ss frühestens 2023 Pfäffikon s Hrnli s hur K Entlastungsstollen Thalwil: Durch den Stollen G P t eppisch f r ä a L oberhalb von könnten Hochwasser- f e f l i k i e spitzen der Sihl in den Zürichsee bei Thalwil umgeleitet Sihl f ster r s etliberg e e Aa e werden. Dadurch wären Langnau am Albis, Adliswil und n s e Zürich auch vor einem Extremhochwasser der Sihl ge- e schützt. Der oberhalb des Einlaufs gelegene Rechen in der Sihl verhindert, dass der Stollen durch Schwemm- Wetzikon K e l l e r a m t Kilchberg holz verstopft würde. Ksnacht P euss Adliswil f a Aa A n

Z n l Ergänzende Massnahmen onen b e i n s s halwil t Bachtel O frühestens 2023 i e angnau a. A. l Zusätzlich zum Entlastungsstollen sind ergänzende Mass­ Affoltern a. A. r nahmen nötig, um das angestrebte Hochwasserschutz- ziel zu erreichen. i Meilen S i Horgen h c L Platzspitzwehr: Erneuerung der 1951 in Betrieb e l w h genommenen Wehranlage zur besseren Regulierung u a l Sihl des Zürichsees unter Berücksichtigung der Anfor- Albishorn d s s e Stäfa ona derungen für den langfristigen Hochwasserschutz. s K n o n a u m t e r a e apperswil-ona t Wädenswil M Allmend Brunau Zürich: Verbesserung des Hoch- a wasserschutzes durch gezielte Ufererhöhungen am Ort l Hirzel e e mit der zurzeit kleinsten Abflusskapazität der Sihl in O b e r s der Stadt Zürich. Zudem soll der Sihlraum für Mensch orze ichterswil und Natur aufgewertet werden. Freienbach i orze Neuheim n Baar Wollerau achen t G Speer N Münster- und Rathausbrücke Zürich: Ausbag- h ham Feusisberg gerung der Flusssohle und Änderung der Pfeilerkon- Etzel e struktion der Rathausbrücke zur Erhöhung der Abfluss- Menzingen Wägitaler Aa b Sihl inthkanal kapazität der Limmat. Zug e n n e n e O Limmat: Verbesserung des Hochwasserschutzes so- h r o Z H g wie Aufwertung für Mensch und Natur zwischen Zelgli r und Betschenrohr (Schlieren und Unterengstringen). u e Biber Biberbrugg b

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igi Kulm Glarus i g i Oberiberg Kleiner Mthen Waag a l u e r z e e e r s e e r s a Grosser Mthen l e Brnnelistock t a t K l n n oggenstock l Schwz K Vrenelisgärtli H h o g Druesberg c c h b r i i s - n r ä l Silberen G Brgenstock Muota Muotathal Stollen zur Umleitung von Hochwasserspitzen Zum Schutz gegen Extremhochwasser der Sihl pro- jektiert der Kanton Zürich einen Entlastungsstollen zwischen Langnau am Albis und Thalwil. Er soll Hoch- wasserspitzen der Sihl in den Zürichsee ableiten und so das untere Sihltal und Zürich schützen. Der Stol- len könnte frühestens 2023 fertig gestellt sein. Der Zürcher Regierungsrat hat im Herbst 2017 entschieden, einen Entlastungs­ stollen zur Hochwasserableitung von der Sihl oberhalb von Langnau am Albis in den Zürichsee bei Thalwil weiter zu projektieren. Als Langfristlösung zur Wahl stand auch eine Hochwasserableitung aus dem Sihlsee in den oberen Zürichsee durch einen vergrösserten Druckstollen des Etzel-Pumpspeicher- kraftwerks (Kombilösung Energie). Ausschlaggebend für den Entscheid zur Weiterprojektierung des Entlastungs­ stollens Thalwil waren die hohe Zuverlässigkeit, die Unabhängigkeit von Wettervorhersagen und vergleichsweise geringe ökologische Auswirkungen. Zudem könnte das Bauwerk vom Kanton Zürich selbst und unabhängig von anderen Planungen zügig realisiert werden.

Schutz gegen Extremhochwasser Das Einlaufbauwerk oberhalb von Langnau am Albis soll so ausgelegt werden, dass ab einem Abfluss von 250 Kubikmetern pro Sekunde Sihlwasser durch den Entlastungsstollen in den Zürichsee umgeleitet würde. Zum Vergleich: «Es ist nur eine Frage der Zeit, Beim Hochwasser 2005 betrug der maximale Abfluss in der Sihl 290 Kubik- bis es kommt – das ganz grosse meter pro Sekunde. Nach heutigen Erkenntnissen würde etwa alle 20 Jahre Hochwasser. Dann soll der Ent­­ Sihlwasser durch den Entlastungsstollen fliessen. Somit verbliebe genügend lastungsstollen­ Thalwil das Wirt­ Restwasser in der Sihl, um den ökologischen Ansprüchen gerecht zu werden. Der Entlastungsstollen würde die Stadt Zürich und den Hauptbahnhof vor ei- schaftszentrum­ der Schweiz vor ner Sihl-Hochwasserspitze von bis zu 600 Kubikmetern pro Sekunde schützen. enormen materiellen und volks­ Das entspricht einem Extremhochwasser mit einer statistischen Eintretens- wirtschaftlichen­ Schäden schützen.» wahrscheinlichkeit von einmal in 500 Jahren. Regierungspräsident Markus Kägi, Baudirektor

Langnau a. A.

Einlaufbauwerk Waldweiher Sihl Thalwil

Auslaufbauwerk

Zürichsee Seestrasse -Basistunnel Teil 2, geplant

Anstieg des Zürichsees kann ausgeglichen werden Der Entlastungsstollen wäre rund 2 Kilometer lang Die Umleitung solch extremer Sihl-Hochwasserspitzen in den Zürichsee würde und hätte einen Innendurchmesser von ca. 6,6 Metern nur zu einem geringen zusätzlichen Anstieg des Zürichseespiegels von rund (schematischer Längsschnitt). 5 Zentimetern führen. Dieser Anstieg kann ausgeglichen werden durch die Er- höhung der Abflusskapazität der Limmat bei der Münster- und der Rathaus- brücke in Zürich.

Lohnende Investition Die Kosten für den Entlastungsstollen werden auf 130 Millionen Franken ge- Impressum schätzt. Diese Investition des Kantons Zürichs steht in einem sehr günstigen Baudirektion Kanton Zürich Verhältnis zum verhinderten Schadenwert von bis zu 6,7 Milliarden Franken Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) bei einem Extremhochwasser der Sihl. Bei einer voraussichtlichen Bauzeit von Abteilung Wasserbau rund zweieinhalb Jahren könnte der Entlastungsstollen frühestens 2023 ge- Walcheplatz 2, Postfach baut sein. 8090 Zürich Bis dahin gewährleisten insbesondere der Schwemmholzrechen oberhalb von Oktober 2017 Langnau am Albis und die Kombination von Vorabsenkung und automatisierter Sihlseesteuerung den bestmöglichen Hochwasserschutz an der Sihl. Bilder: AWEL, Kanton Schwyz, Linthverwaltung / Markus Jud, Urs Neuenschwander, SRF, VB Visual

Weitere Informationen: www.hochwasserschutz-zuerich.zh.ch