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GZ 611.922/0003-BKS/2008

B E S C H E I D

Der Bundeskommunikationssenat hat durch den Vorsitzenden Dr. PÖSCHL, die weiteren Mitglieder Dr. PRIMUS, Dr. GITSCHTHALER, Dr. HOLOUBEK und Dr. KARASEK über die Beschwerde von Mag. M. P. ua gegen den ORF wegen Verletzung des ORF-Gesetzes wie folgt entschieden:

Spruch:

I.

Der Beschwerde wird gemäß § 36 Abs. 1 Z 1 lit. b iVm § 5 iVm § 3 Abs. 1 Z 1 und § 3 Abs. 1 zweiter Satz ORF-G teilweise Folge gegeben; es wird gemäß § 37 Abs. 4 ORF-G festgestellt, dass der ORF gegen § 5 Abs. 1 ORF-G iVm § 3 Abs. 1 ORF-G dadurch verstoßen hat, dass er es im Zeitraum 1. Jänner 2006 bis 30. Juni 2007 unterlassen hat, im Rahmen der gemäß § 3 ORF-G verbreiteten Programme angemessene Anteile in den Volksgruppensprachen der Slowenen, der Slowaken, der Tschechen und der Ungarn zu erstellen.

II.

Die Beschwerde, festzustellen, dass der ORF gegen § 5 Abs. 1 ORF-G auch dadurch verstoßen habe, dass er es im Zeitraum 1. Jänner 2006 bis 30. Juni 2007 unterlassen habe, im Rahmen der gemäß § 3 ORF-G verbreiteten Programme angemessene Anteile in den Volksgruppensprachen der Kroaten und der Roma zu erstellen sowie Sendungen in den Sprachen aller (auch der unter I.) genannten Volksgruppen an angemessenen Sendeplätzen zu verbreiten, wird gemäß § 36 Abs. 1 Z 1 lit b iVm § 37 Abs. 1 iVm §§ 3 und 5 ORF-G abgewiesen.

III. - 2 -

Die Beschwerde wird, soweit sie sich auf den Zeitraum 1. Jänner 2004 bis 31. Dezember 2005 bezieht, gemäß § 36 Abs. 4 iVm § 5 Abs. 1 ORF-G zurückgewiesen.

IV.

Dem ORF wird aufgetragen, den Spruchpunkt I. innerhalb von vier Wochen nach Zustellung der Entscheidung in der Nachrichtensendung um 19 Uhr 30 in ORF 2 und in den Nachrichtensendungen zwischen 12 und 13 Uhr in den bundesweiten Hörfunkprogrammen Ö1 oder Ö3 jeweils durch Verlesung des folgenden Textes auf Deutsch, Slowenisch, Slowakisch, Tschechisch und Ungarisch zu veröffentlichen:

„Der Bundeskommunikationssenat hat Folgendes festgestellt: Der ORF hat in der Zeit vom 1. Jänner 2006 bis 30. Juni 2007 gegen seine gesetzliche Verpflichtung verstoßen, in Hörfunk und Fernsehen angemessene Programmanteile in den Volksgruppensprachen der Slowenen, der Slowaken, der Tschechen und der Ungarn zu verbreiten.“

Dem ORF wird gemäß § 11 KOG iVm § 36 Abs 5 ORF-G aufgetragen, binnen weiterer zwei Wochen über die Veröffentlichung einen Nachweis in Form der Übermittlung von Aufzeichnungen zu erbringen.

Begründung:

1. Vorbringen der Parteien: 1.1. Der Beschwerdeführer Mag. M. P. hat zur Begründung seiner am 20.07.2007 eingebrachten, durch andere Rundfunkteilnehmer unterstützten Beschwerde vorgebracht, dass der ORF im Zeitraum vom 01.01.2004 bis 30.06.2007 weder Hörfunk- noch Fernsehsendungen in Tschechisch und Slowakisch ausgestrahlt habe. Er habe in dieser Zeit auch keine in den Siedlungsgebieten der Slowenen in der Steiermark auf terrestrischem Weg empfangbaren Hörfunksendungen in Slowenisch gesendet. Die Ausstrahlung von Sendungen in Volksgruppensprachen auf „Radio 1476“ erfülle den Versorgungsauftrag des § 5 ORF-G nicht, weil der Sender wenig bekannt sei und nur nachts sende. Die Empfangsqualität auf Mittelwelle sei schlechter als auf Ultrakurzwelle. Viele handelsübliche Radio-Empfangseinrichtungen könnten Signale auf Mittelwelle nicht wiedergeben. Aus der öffentlichen Finanzierung des ORF durch Rundfunkgebühren ergebe sich eine klare Definition des öffentlich-rechtlichen Auftrages. Diese erlaube die Anwendung eines strengen Prüfungsmaßstabs in der Frage, in welcher Quantität etwa Sendungen in Volksgruppensprachen zu verbreiten seien. Bei einer „angemessenen Versorgung“ mit - 3 - volksgruppensprachlichen Rundfunksendungen könne das Fernsehen aufgrund seiner besonders großen gesellschaftlichen Bedeutung nicht gänzlich außer Acht gelassen werden. Spracherwerb geschehe in verstärktem Maße durch Medienkonsum, vor allem Kinder und Jugendliche seien in höherem Ausmaß Fernseh- als Radiokonsumenten, die Ausklammerung der Volksgruppensprachen aus dem Fernsehbereich sei daher nicht statthaft. Bei den deutschsprachigen Angeboten des ORF, die Themen der Volksgruppen deutschsprachigen Rezipienten näher bringen sollen, handle es sich nicht um Angebote iSd § 5 Abs. 1 ORF-G; diese seien vielmehr Teil des allgemeinen Programmauftrages des ORF und damit auch nicht Beschwerdegegenstand. Die Ausstrahlung von Sendungen in Volksgruppensprachen über Mittelwelle („Radio 1476“) sei lediglich eine „Scheinerfüllung“ des genannten Programmauftrags, weil die Mittelwelle 1476 im Vergleich zu UKW- Sendungen ein Medium „zweiter Klasse“ mit nicht angemessener Empfangsqualität sei. Volksgruppensprachliche Hörfunk- und TV-Sendungen seien überdies für alle autochthonen Volksgruppen in Österreich, unabhängig von deren zahlenmäßigen Stärken und vom Zeitpunkt deren Ansiedlung und Zuwanderung zu erstellen. Gerade eine zahlenmäßig kleine Volksgruppe bedürfe einer besonderen sprachlichen Berücksichtigung, um iSd Art. 8 B-VG vor Assimilation geschützt zu werden. Dies gelte insbesondere für die von der Gefahr gänzlicher Assimilation betroffene slowenische Volksgruppe in der Steiermark. In jedem Fall könne die Versorgung per Satellit, Internet oder Mittelwelle nur eine Ergänzung der terrestrischen Versorgung durch UKW in den angestammten Siedlungsgebieten sein.

1.2. Der ORF als Beschwerdegegner hat Aufzeichnungen über sein gesamtes Angebot an „Volksgruppenprogrammen“ im relevanten Zeitraum vorgelegt. Er bestritt, im angeführten Zeitraum keine Sendungen in Tschechisch und Slowakisch gesendet zu haben. Er strahle vielmehr regelmäßig auf Mittelwelle 1476 kHz Sendungen in diesen Sprachen aus. Die Ausstrahlung dieser Programme erfolge - entgegen der Behauptung des Beschwerdeführers - keinesfalls „de facto unter Ausschluss der Öffentlichkeit“. Die Mittelwelle sei eine international übliche Form der Rundfunkübertragung mit hoher technischer Reichweite. Der ORF weise auch im Internet regelmäßig auf diese Sendungen hin. Geräte zum Empfang von Mittelwellen-Sendungen seien in allen Preisklassen im einschlägigen Fachhandel erhältlich, die Möglichkeit der Einstellung der genauen Frequenz sei gegeben. „Radio 1476“ könne grundsätzlich weitgehend störungsfrei empfangen werden. Nach einem (auch vorgelegten) Gutachten der Österreichischen Rundfunksender GmbH & Co KG (ORS) sei „Radio 1476“ in der West-, Ost- und Südsteiermark sowie in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland sogar flächendeckend in guter Qualität zu empfangen. In den Nachtstunden vergrößere sich das Empfangsgebiet noch und erfasse de facto das gesamte Bundesgebiet. Die bessere Klangwiedergabe auf UKW betreffe lediglich Musik, Features und Hörspiele. Sie spiele jedoch bei Nachrichten, Journalen und Interviews keine Rolle. Diese Art von - 4 -

Sendungen würde auch in den UKW-Programmen des ORF größtenteils in Mono ausgestrahlt. Der gesetzliche Auftrag des ORF bestehe darin, Volksgruppenprogramme in Hörfunk und/oder Fernsehen auszustrahlen. Mittelwelle sei den in § 5 Abs 1 ORF-G aufgezählten Programmen zuzuordnen, dieses Programm zähle gemäß § 3 Abs. 7 ORF-G ausdrücklich zum Versorgungsauftrag des ORF. Im Burgenland seien mit „Radio MORA“ Gespräche über eine Kooperation, ähnlich der bestehenden Kooperation zwischen ORF und „Radio DVA-AGORA“ in Kärnten, geführt worden, dies jedoch ergebnislos. Bei der Beurteilung der Angemessenheit nach § 5 Abs 1 ORF-G seien die Stärke der hinter den Volksgruppen stehenden gesellschaftlichen Kräfte, die sich unter anderem aus Volkszählungsergebnissen ergeben, die zum Teil erheblich differierenden Subventionen des Bundes für die einzelnen Volksgruppen und die unterschiedliche Entwicklung und Verbreitung der Volksgruppen ebenso zu berücksichtigen wie die zunehmende Binnenmigration und die Landflucht in den angestammten Siedlungsgebieten der Volksgruppen. Der ORF habe bewusst eine Maßnahme auch zur Erfüllung des Volksgruppenauftrags gesetzt, als er ab September 2001 seine Hörfunk- und Fernsehprogramme auch über den Satelliten Astra 1G verfügbar gemacht habe. Zur Versorgung der steirischen Slowenen wies der Beschwerdegegner darauf hin, dass - so ein vorgelegter wissenschaftlicher Artikel - „beim heutigen Stand der wissenschaftlichen Untersuchungen von einem vollkommenen Verschwinden der slowenischen Sprache in den drei autochthonen Siedlungsgebieten der steirischen Slowenen ausgegangen werden müsse“. Für die steirischen Slowenen bestehe die Möglichkeit, via Satellit die Volksgruppenprogramme der anderen Bundesländer zu empfangen. „Radio DVA AGORA“ sei in der Steiermark via Satellit und über Kabel empfangbar. Ein Anspruch auf terrestrische Versorgung bestehe (nach § 5 Abs 1 Satz 1 iVm § 3 ORF-G) nicht. Zu Volksgruppensendungen im Fernsehen vertrat der Beschwerdegegner den Standpunkt, dass es gerechtfertigt sei, den besonderen Programmauftrag primär dem Radio als Medium der Sprache zu übertragen, weil die gesetzlichen Bestimmungen vor allem auf den Erhalt der Sprache der Volksgruppen zielten. Nach § 3 ORF-G seien die Medien Fernsehen und Hörfunk einander völlig gleichgestellt. Weder aus den Gesetzesmaterialien noch aus anderen gesetzlichen Bestimmungen ergebe sich, dass in beiden Medien zu gleichen Teilen in Volksgruppensprachen gesendet werden müsse.

2. Sachverhalt: 2.1. Der Beschwerdeführer und die mehr als 120 Unterstützer seiner Beschwerde entrichten die Rundfunkgebühr ordnungsgemäß (Auskunft der GIS-Gebühren Info Service GmbH vom 07.08.2007).

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2.2. Die Erstellung der Hörfunk- und Fernsehprogramme des ORF erfolgt im Rahmen der vom Stiftungsrat gemäß § 21 Abs 1 Z 6 ORF-G genehmigten langfristigen Programmpläne. Dabei sind insbesondere die gemäß § 21 Abs. 2 Z 2 ORF-G zustimmungspflichtigen und dem Stiftungsrat jeweils bis 15. November für das folgende Kalenderjahr im Vorhinein vorzulegenden Sendeschemen für Hörfunk und Fernsehen (Jahressendeschemen) zu beachten. Bei Jahressendeschemen handelt es sich um die Festschreibung von Programmkategorien, Programmproportionen und Zeiteckwerten, welche mittels Sendeplänen (Programmabläufen) konkretisiert und in die einzelnen Programme umgesetzt werden. Grundsätzlich haben sich die Programmabläufe an die Vorgaben des jeweiligen Jahressendeschemas zu halten, aus aktuellem Anlass und an Feiertagen kann allerdings auch eine besondere, vom Jahressendeschema abweichende Programmierung erfolgen. Nach den allgemeinen Programmrichtlinien des ORF (P-RL) sind die Programmangebote für Volksgruppen in einem eigenen Jahressendeschema auszuweisen.

2.3. Gemäß den Beilagen zum Jahressendeschema Hörfunk und Fernsehen für das Jahr 2006 und das Jahr 2007 (ORF-Volksgruppenprogramme) bot der ORF im Zeitraum vom 1. Jänner 2006 bis 30. Juni 2007 folgende Hörfunkprogramme in Volksgruppensprachen: a. Tschechisch • Radio Drát'ák - tschechisches Wochenmagazin, österreichweit auf „Radio 1476“: Montag und Mittwoch 19.05-19.30 Uhr, insgesamt 50 Min pro Woche. • Zvídavý mikrofon - tschechische Jugendsendung, österreichweit auf „Radio 1476“: Freitag 19.05-19.30 Uhr, insgesamt 25 Min pro Woche. b. Slowakisch • Radio Dia:Tón – 14tägiges slowakisches Magazin und Radio Spongia - 14tägige slowakische Jugendsendung, österreichweit auf „Radio 1476“: jeweils abwechselnd Donnerstag 19.05-19.30 Uhr, insgesamt 25 Min pro Woche. • Wiederholung Radio Dia:Tón – slowakisches Magazin, österreichweit auf „Radio 1476“: Dienstag 19.05-19.30 Uhr, insgesamt 25 Minuten pro Woche. c. Romanes: • Roma sam – Magazin in Romanes (Teil des mehrsprachigen Volksgruppenmagazins), wöchentliche Sendung in der Dauer von 15 Minuten auf : Montag 20.45-21.00 Uhr, insgesamt 15 Min pro Woche. • Radio Kaktus - Wochenmagazin in Romani & Deutsch, österreichweit auf „Radio 1476“: Donnerstag 20.00-20.30 Uhr und Freitag 20.30-21.00 Uhr (Wh.), insgesamt 60 Min pro Woche. - 6 -

• Wiederholung. Roma sam – Magazin in Romanes (Radio Burgenland), österreichweit auf „Radio 1476“: Mittwoch 21.00-21.15 Uhr, insgesamt 15 Minuten pro Woche. d. Ungarisch • Ungarisches Journal – Meldungsübersicht auf Radio Burgenland: täglich 5 Minuten 18.55-19.00 Uhr, insgesamt 35 Minuten pro Woche. • Színes Kultúránk – Ungarische Kultursendung (Teil des mehrsprachigen Volksgruppenmagazins) auf Radio Burgenland: Montag 20.30-20.45 Uhr, insgesamt 15 Minuten pro Woche. • Magyarul Burgenlandban – Ungarisches Magazin auf Radio Burgenland: Sonntag 19.30- 20.00 Uhr, insgesamt 30 Minuten pro Woche. • Csípõs nyelv - Ungarisches Magazin, österreichweit auf „Radio 1476“: Samstag 20.00-20.30 Uhr und am letzten Mittwoch im Monat 18.30-19.00 Uhr, insgesamt 30 Min pro Woche. • Wiederholung. Magyarul Burgenlandban – Ungarisches Magazin (Radio Burgenland), österreichweit auf „Radio 1476“: Montag 21.00-21.30 Uhr, insgesamt 30 Minuten pro Woche. • Wiederholung. Színes Kultúránk – Ungarische Kultursendung (Radio Burgenland), österreichweit auf „Radio 1476“: Mittwoch 21.15-21.30 Uhr, insgesamt 15 Minuten pro Woche. e. Kroatisch • Kroatische Nachrichten auf Radio Burgenland: täglich 2 Minuten 12.38-12.40 Uhr, insgesamt 14 Minuten pro Woche. • Kroatisches Journal – Meldungsübersicht auf Radio Burgenland: täglich 10 Minuten 18.15-18.25 Uhr, insgesamt 70 Minuten pro Woche. • Kroatische Sendungen auf Radio Burgenland: Kulturni tajedan (Kultursendung), Plava raca (Kindersendung), Širom-barom (Magazin), Poslušajte priliku (Talk), Živo srebro (Jugendsendung), Časak radosti (Wunschkonzert); täglich 30 Minuten 18.25-18.55 Uhr, insgesamt 210 Minuten pro Woche. • Rub i sredina – Kroatisches Magazin (Teil des mehrsprachigen Volksgruppenmagazins), wöchentliche Sendung in der Dauer von 26 Minuten auf Radio Burgenland: Montag 20.04-20.30 Uhr, insgesamt 26 Min pro Woche. • Plava raca – Kroatische Kindersendeung (Wiederholung des Landesstudios Bugenland), österreichweit auf „Radio 1476“: Freitag 19.30-20.00 Uhr, insgesamt 30 Minuten pro Woche. - 7 -

• Wiederholung von Volksgruppensendungen des Landesstudios Burgenland (Kulturni tajedan, Širom-barom, Poslušajte priliku , Živo srebro, Časak radosti), österreichweit auf „Radio 1476“: Dienstag, Donnerstag bis Sonntag 21.00-21.30 Uhr, insgesamt 150 Minuten pro Woche. f. Slowenisch • Dežela ob dravi (Land an der Drau) – slowenische Sendung auf Radio Kärnten: Mittwoch 21.03-22.00, insgesamt 57 Minuten pro Woche. • Servus, Srečno, Ciao – dreisprachige Sendung auf Radio Kärnten: Montag-Freitag 16.03-19.00 Uhr, insgesamt 177 Minuten pro Woche. • Nachrichten in deutsch, slowenisch, italienisch auf Radio Kärnten: Montag-Freitag 18.30-18.33, insgesamt 15 Minuten pro Woche. • Dobro jutro (Guten Morgen) – zweisprachiges Magazin auf Radio Kärnten: Sonntag und Feiertage 06.06-07.00 Uhr, insgesamt i.d.R. 54 Minuten pro Woche. • Wiederholung von Volksgruppensendungen des Landesstudios Kärnten und von. Radio „DVA-AGORA“ (Veseli vrtiljak, Naša pesem, Dežela ob dravi, Zajtrk s profilom), österreichweit auf „Radio 1476“: Samstag und Sonntag 18.00-20.00 Uhr, insgesamt 240 Min pro Woche. • Radio „DVA-AGORA“ in Kärnten, verschiedene slowenischsprachige Sendungen (Nachrichten, Magazine, Wunschkonzert,…), täglich insgesamt 8 Stunden. g. Deutsch (überwiegend) • Radiosendung „Heimat, fremde Heimat“ auf : Sonntag 19.30-20.00 Uhr; insgesamt 30 Minuten pro Woche. Bei der Sendung "Heimat, fremde Heimat" handelt es sich um ein Format, welches sich sowohl an Österreicher, die an ethnischen Themen interessiert sind, als auch an eingebürgerte Zuwanderer, ausländische Mitbürger und Angehörige der österreichischen Volksgruppen richtet. Ziel des Magazins ist es, die kulturelle Vielfalt und die Integration in Österreich zu fördern. Die Sendungen sind überwiegend deutschsprachig, fallweise werden auch Beiträge in den Muttersprachen der Minderheiten (mit deutscher Übersetzung) gesendet.

2.4. Geräte zum Empfang von Mittelwellen-Sendungen sind in allen Preisklassen im einschlägigen Fachhandel erhältlich. Der Mittelwellen-Sender „Radio 1476“ ist tagsüber in Wien, Niederösterreich, dem Nord- und Mittelburgenland und dem Nordosten der Steiermark terrestrisch empfangbar. Die Bezirke Bad Radkersburg, Leibnitz und Deutschlandsberg werden tagsüber von ihm nicht versorgt. Während der Abend- und Nachtstunden umfasst das Empfangsgebiet grundsätzlich ganz Österreich, darüber hinaus auch Teile des - 8 - umliegenden Mitteleuropas. Die tatsächliche Empfangbarkeit des Senders ist jedoch laut dem Gutachten der KommAustria vom 21.11.2007 durchwegs sehr stark von der technischen Qualität des jeweiligen Empfangsgerätes und vom Vorhandensein lokaler Störer wie etwa Leuchtstoffröhren und elektrischen Maschinen, aber auch von der jeweiligen Tageszeit abhängig. Dabei gilt, dass die Empfangbarkeit in ländlichen Gebieten wegen einer geringeren Zahl an Störquellen generell besser ist als in Siedlungsgebieten und die Empfangbarkeit des Senders im näheren Umkreis des Senders Wien – Bisamberg aufgrund der höheren Nutzfeldstärke am besten ist. Die mit der Mittelwellentechnik erzielbare Tonqualität ist laut dem Gutachten insgesamt aus heutiger Sicht als „historisch“ zu bezeichnen. Sie entspricht nicht dem durch Ultrakurzwelle gesetzten Standard. Die wöchentliche Gesamtsendezeit von „Radio 1476“ beträgt 10.080 Minuten.

2.5. Radio „DVA-AGORA“ ist terrestrisch in der Steiermark nicht flächendeckend - insbesondere nicht in den Bezirken Radkersburg und Leibnitz - empfangbar (Stellungnahme der KommAustria vom 21.11.2007). Der Sender kann allerdings in der Steiermark auch über Kabel und Satellit empfangen werden. Im Unterschied zum terrestrischen Empfang über Antenne besteht jedoch nicht für alle Bewohner Österreichs die Möglichkeit, Rundfunk über Satellit zu empfangen. Vor allem in urbanen Regionen fehlt es hierfür oft an den entsprechenden Voraussetzungen (Digital-Receiver, Set-Top-Boxen).

2.6. Die zur Verbreitung des ORF-Programms Radio Kärnten genutzten Sender Klagenfurt 1- Dobratsch und Wolfsberg 1-Koralpe sind nach der Mitteilung der KommAustria vom 21.11.2007 nicht in der Lage eine Versorgung in der Steiermark zu gewährleisten (insbesondere nicht in den Bezirken Radkersburg und Leibnitz und nur sporadisch und punktuell in der Gegend von Deutschlandsberg)

2.7. Gemäß den Beilagen zum Jahressendeschema Hörfunk und Fernsehen für das Jahr 2006 und das Jahr 2007 (ORF-Volksgruppenprogramme) bot der ORF im Zeitraum vom 1. Jänner 2006 bis 30. Juni 2007 folgende Fernsehprogramme in Volksgruppensprachen:

a. Tschechisch • keine Sendungen - 9 -

Slowakisch • keine Sendungen

b. Romanes • Servus, Szia, Zdrava, Del tuha - mehrsprachige Sendung (Deutsch, Ungarisch, Burgenland-Kroatisch, Romanes) im Lokalfernsehsender Burgenland: an 4 Sonntagen im Jahr 14.20-15.05 Uhr, Dauer 45 Minuten.

c. Ungarisch • Adj´ Isten magyarok – ungarische Sendung im Lokalfernsehsender Burgenland: an 6 Sonntagen im Jahr 13.05-13.30 Uhr; Dauer 25 Minuten. • Servus, Szia, Zdrava, Del tuha - mehrsprachige Sendung (Deutsch, Ungarisch, Burgenland-Kroatisch, Romanes) im Lokalfernsehsender Burgenland: an 4 Sonntagen im Jahr 14.20-15.05 Uhr, Dauer 45 Minuten.

d. Kroatisch • Dobar dan, Hrvati – kroatische Sendung im Lokalfernsehsender Burgenland: jeden Sonntag 13.30-14.00 Uhr; Dauer 30 Minuten. • Servus, Szia, Zdrava, Del tuha - mehrsprachige Sendung (Deutsch, Ungarisch, Burgenland-Kroatisch, Romanes) im Lokalfernsehsender Burgenland: an 4 Sonntagen im Jahr 14.20-15.05 Uhr, Dauer 45 Minuten. • Dobar dan, Hrvati (Wiederholung) - österreichweit auf ORF 2: jeden Sonntag 03.30- 04.00 Uhr; Dauer 30 Minuten.

e. Slowenisch • Dobar dan, Koroška – slowenische Sendung im Lokalfernsehsender Kärnten: jeden Sonntag 13.30-14.00 Uhr; Dauer 30 Minuten. • Dober dan, Koroška (Wiederholung) in „TV Slovenija“ des Slowenischen Rundfunks: jeden Montag 15.05-15.35 Uhr und jeden Mittwoch 17.35-18.05 Uhr, insgesamt 60 Minuten pro Woche. • Dobar dan, Koroška (Wiederholung) - österreichweit auf ORF 2: jeden Sonntag 03.00-03.30 Uhr; Dauer 30 Minuten.

f. Deutsch • Fernsehsendung „Heimat, fremde Heimat“ - österreichweit auf ORF 2: jeden Donnerstag um 13.30-14.00 Uhr, Wiederholung jeden Donnerstag im - 10 -

Nachtprogramm von ORF sowie jeden zweiten Samstag in 10.50-11.20 Uhr und im Nachtprogramm; Dauer jeweils 30 Minuten. Die überwiegend deutschsprachige Sendung nimmt sich volksgruppenrelevanter Themen an und verfolgt unter anderem das Ziel, diese Themen auch der deutschsprachigen Bevölkerung näher zu bringen. Fallweise werden auch Beiträge in der Muttersprache der Volksgruppen (mit deutschen Untertiteln) gesendet. • „Slowenien Magazin“ in 3Sat (österreichweit), jeden zweiten Donnerstag um 11.45, Wiederholung im Nachtprogramm; Dauer jeweils 25 Minuten (Zulieferung von RTV- Slovenija unter redaktioneller Leitung des ORF)

2.8. Österreichische Volksgruppen, für die Volksgruppenbeiräte eingerichtet sind (gemäß § 1 der Verordnung über die Volksgruppenbeiräte, BGBl.Nr. 38/1977 zuletzt geändert durch BGBl.Nr. 895/1993): a. Tschechen Nach den Daten der von der Statistik erstellten Auswertung der Volkszählung 2001 bekennen sich österreichweit 11.035 Personen zur Volksgruppensprache Tschechisch, davon 2.467 in Niederösterreich, 1.284 in Oberösterreich und 5.778 in Wien. In den übrigen Bundesländern leben jeweils einige Hundert österreichische Staatsbürger mit tschechischer Umgangssprache. Der prozentuelle Anteil der Angehörigen der tschechischen Volksgruppe an der österreichischen Gesamtbevölkerung beträgt 0,2 %, jener an der Bevölkerung Niederösterreichs 0,2 %, jener an der Bevölkerung Oberösterreichs 0,1 % und jener an der Bevölkerung Wiens 0,4 % (Daten von der von der Statistik Austria erstellten Auswertung der Volkszählung). Die Eigenschätzungen volksgruppennaher Organisationen gehen bis zu einer Bevölkerungszahl von 30.000. b. Slowaken Nach den Daten der von der Statistik Austria erstellten Auswertung der Volkszählung 2001 bekennen sich österreichweit 3.343 Personen zur Volksgruppensprache Slowakisch, davon 849 in Niederösterreich und 1.775 in Wien. Die restliche Zahl von österreichischern Staatsbürgern mit slowakischer Umgangssprache verteilt sich zu jeweils geringen Teilen auf die übrigen Bundesländer. Der prozentuelle Anteil der Angehörigen der slowakischen Volksgruppe an der österreichischen Gesamtbevölkerung beträgt 0,0 %, jener an der Bevölkerung Niederösterreichs 0,1 % und jener an der Bevölkerung Wiens 0,1 % (Daten von der von der Statistik Austria erstellten Auswertung der Volkszählung). - 11 -

Die Eigenschätzungen volksgruppennaher Organisationen gehen bis zu einer Bevölkerungszahl von 5.000. c. Roma Nach den Daten der von der Statistik Austria erstellten Auswertung der Volkszählung 2001 bekennen sich österreichweit 4.348 Personen zur Volksgruppensprache Romanes, davon 1.000 in Niederösterreich, 903 in Oberösterreich und 1.268 in Wien. Die restliche Zahl von österreichischen Staatsbürgen mit der Umgangssprache Romanes verteilt sich zu jeweils geringen Teilen auf die übrigen Bundesländer. Der prozentuelle Anteil der Angehörigen der Volksgruppe der Roma an der österreichischen Gesamtbevölkerung beträgt 0,1 %, jener an der Bevölkerung Niederösterreichs 0,1 %, jener an der Bevölkerung Oberösterreichs 0,1 % und jener an der Bevölkerung Wiens 0,1 % (Daten von der von der Statistik Austria erstellten Auswertung der Volkszählung). Die Eigenschätzungen volksgruppennaher Organisationen gehen bis zu einer Bevölkerungszahl von 40.000. d. Kroaten Nach Daten der von der Statistik Austria erstellten Auswertung der Volkszählung 2001 bekennen sich österreichweit 19.374 Personen zur Volksgruppensprache Kroatisch, davon 16.245 im Burgenland und 2.456 in Wien. In den übrigen Bundesländern lebt jeweils eine sehr geringe Anzahl von österreichischen Staatsbürgern mit der Umgangssprache Kroatisch. Der prozentuelle Anteil der Angehörigen der Volksgruppe der Kroaten an der österreichischen Gesamtbevölkerung beträgt 0,3 %, jener an der Bevölkerung Burgenlands 6,1 % und jener an der Bevölkerung Wiens 0,2 % (Daten von der von der Statistik Austria erstellten Auswertung der Volkszählung). Die Eigenschätzungen volksgruppennaher Organisationen gehen bis zu einer Bevölkerungszahl von 40.000. e. Ungarn Nach den Daten der von der Statistik Austria erstellten Auswertung der Volkszählung 2001 bekennen sich österreichweit 25.884 Personen zu der Volksgruppensprache Ungarisch, davon 4.704 im Burgenland, 4.790 in Niederösterreich, 2.344 in Oberösterreich, 1.652 in der Steiermark und 10.686 in Wien. In den übrigen Bundesländern leben jeweils einige Hundert österreichische Staatsbürger mit ungarischer Umgangssprache. Der prozentuelle Anteil der Angehörigen der ungarischen Volksgruppe an der österreichischen Gesamtbevölkerung beträgt 0,4 %, jener an der Bevölkerung Burgenlands 1,8 %, jener an der Bevölkerung Niederösterreichs 0,3 %, jener an der Bevölkerung Oberösterreichs 0,2 %, jener an der Bevölkerung der Steiermark 0,1 % und jener an der - 12 -

Bevölkerung Wiens 0,8 % (Daten von der von der Statistik Austria erstellten Auswertung der Volkszählung). Die Eigenschätzungen der Volksgruppe bewegen sich in der Höhe des Ergebnisses der Volkszählung. f. Slowenen Nach den Daten der von der Statistik Austria erstellten Auswertung der Volkszählung 2001 bekennen sich österreichweit 17.953 Personen zur Volksgruppensprache Slowenisch, davon 12.554 in Kärnten, 2.192 in der Steiermark und 1.412 in Wien. Die restliche Zahl von österreichischen Staatsbürgen mit slowenischer Umgangssprache verteilt sich zu jeweils geringen Teilen auf die übrigen Bundesländer. Der prozentuelle Anteil der Angehörigen der slowenischen Volksgruppe an der österreichischen Gesamtbevölkerung beträgt 0,2 %, jener an der Bevölkerung Kärntens 2,4 %, jener an der Bevölkerung der Steiermark 0,2 % und jener an der Bevölkerung Wiens 0,1 % (Daten von der von der Statistik Austria erstellten Auswertung). Die Eigenschätzungen volksgruppennaher Organisationen gehen bis zu einer Bevölkerungszahl von 50.000.

3. Beweiswürdigung: Der festgestellte Sachverhalt ist weitgehend nicht strittig. Das nicht voneinander abweichende Parteienvorbringen bot insbesondere eine taugliche Grundlage für die erforderlichen Feststellungen zum Programmangebot des ORF. Der Beschwerdeführer widersprach weder den vom ORF vorgelegten Auszügen aus den Beilagen zu den Jahressendeschemata und Jahresprogrammen der Jahre 2006 und 2007 noch dessen Aufstellungen über die Volksgruppensendungen im aufgegriffenen Zeitraum. Diese Urkunden konnten daher ohne weiteres den Feststellungen zugrunde gelegt werden. Der Beschwerdegegner wiederum trat weder der ihm zu Kenntnis gebrachten Auskunft der GIS noch der eingeholten, ihm ebenfalls zur Äußerung zugestellten Stellungnahme der KommAustria vom 21.11.2007 entgegen. Er nahm zu dieser lediglich dahin Stellung, dass „Radio DVA-AGORA“ (in der Steiermark) via Satellit und Kabel empfangbar sei, was ebenfalls unbestritten blieb. Im Verfahren ist auch nicht hervorgekommen, dass das Fernsehprogramm ORF 2 Kärnten in der Steiermark empfangbar ist. Derartiges wurde auch von keiner Verfahrenspartei vorgebracht. Das vom ORF vorgelegte Gutachten der ORS vermochte die fachkundige Stellungnahme der KommAustria zur technischen Qualität der Mittelwellen-Übertragung nicht zu entkräften.

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4. Rechtlich folgt: 4.1. Beschwerdelegitimation: Die für eine Popularbeschwerde gemäß § 36 Abs. 1 Z 1 lit. b ORF-G erforderliche Anzahl an Unterstützungserklärungen wurde beigebracht. Insoweit ist die Beschwerde zulässig.

4.2. Einhaltung der Beschwerdefrist (Spruchpunkt III.) Beschwerden wegen Verletzung des ORF-G sind nach § 36 Abs 4 ORF-G innerhalb von sechs Wochen, gerechnet vom Zeitpunkt der behaupteten Verletzung, einzubringen. Bei Rechtsverletzungen, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken, kann diese Frist nicht vor Beendigung des fortgesetzten Verhaltens zu laufen beginnen. Es ist daher zu fragen, wann ein als Gesetzesverletzung zu wertendes fortgesetztes Verhalten als beendet zu gelten hat. Bei Verletzung des besonderen Programmauftrages nach § 5 Abs 1 ORF-G ist zu beachten, dass nach dem zweiten Satz dieser Bestimmung das Ausmaß der Programmanteile im jeweiligen Jahrssendeschema festzulegen ist. Erläuterungen zu dieser Art der Programmplanung finden sich im Ausschussbericht zu der durch die RFG-Novelle 1984 eingefügten Bestimmung des § 10 Abs. 2 Z 1a RFG (280 BlgNR 16.GP, in Twaroch/Buchner, Rundfunkrecht in Österreich5 [2000] 138): Im Interesse einer effizienteren Planung des Programm- und Sendebetriebs sowie einer besseren Mitwirkungsmöglichkeit des Kuratoriums (nunmehr: Publikumsrat - §§ 28 und 30 ORF-G) wird der Generalintendant künftig im Zusammenwirken mit dem Hörfunk- und dem Fernsehintendanten jeweils Jahresschemen erstellen und bis zum 15.November des Vorjahres dem Kuratorium (nunmehr: Publikumsrat) vorzulegen haben. Um eine bessere Beurteilung dieser Sendeschemen zu ermöglichen, wird künftig der bereits bisher jährlich vorzulegende Jahresausgabenetat dem Kuratorium (Publikumsrat) ebenfalls bis zum 15.November des Vorjahres zu übermitteln sein. Bei der Beschlussfassung über diese Bestimmung ging der Verfassungsausschuss von der im ORF seit vielen Jahren geübten Praxis aus, dass unter Prorgrammschemata nur die Festschreibung von Programmkategorien, Prorgrammproportionen und Zeiteckwerten zu verstehen ist. Das Jahressendeschema ist nicht mit der detaillierten Programmplanung zu verwechseln, die Titel, Inhalte und Ausmaß der Programme beinhaltet. Dieses - auf das Kalenderjahr ausgerichtete - Schema fand, ohne dass es gesetzlich definiert worden wäre, auch im ORF-G mehrfach Niederschlag (§ 4 Abs 3 ORF-G: „... Jahres- und Monatsschemata des Fernsehens sind so zu erstellen, dass ...“; § 30 Abs 1 Z 6 ORF-G: „Dem Publikumsrat obliegt ... die Erstattung von Empfehlungen an den Stiftungsrat zu den Jahressendeschemen …“).

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Der VwGH hat das Jahressendeschema wegen dessen Erwähnung in § 5 Abs 1 Satz 2 ORF-G zum Ausgangspunkt seiner Antwort auf die Frage genommen, welcher Beobachtungszeitraum der Prüfung zugrunde zu legen ist, ob der Programmauftrag nach jener Bestimmung erfüllt worden ist (VwGH 21.4.2004, 2004/04/009). Dabei kam der VwGH zum Ergebnis, dass dem ORF dafür ein längerer Zeitraum zur Verfügung steht; ein Beobachtungszeitraum von nur fünf Wochen ist mit Rücksicht auf das Jahrssendeschema zu kurz bemessen (siehe auch BKS vom 4.4.2003, GZ 611.920/008-BKS 2003).

Umgekehrt erlaubt dieses Erkenntnis im Hinblick auf die gesetzlich verankerte Maßgeblichkeit des Jahresschemas den Schluss, dass der dem ORF zur Umsetzung seines besonderen Programmauftrages zur Verfügung stehende Zeitraum mit dem jeweiligen Kalenderjahr begrenzt ist. Nach dessen Ablauf kann in Erfüllung jenes Auftrages versäumtes Programm nicht mehr nachgeholt werden. Erst im darauf folgenden Kalenderjahr geplantes und gesendetes Volksgruppenprogramm kann daher auch nicht auf das Programm des Vorjahres angerechnet werden. Zum selben Ergebnis führt die Überlegung, dass die Programmplanung Jahr für Jahr aus Neue erfolgt. Die Programmerstellung im Sinne des § 5 Abs 1 ORF-G kann daher - nach der Vorstellung und der Willensbildung der planenden Organe des ORF - als ein zeitlich auf die jeweilige Planungs- und Umsetzungsperiode ausgerichtetes und durch diese auch begrenztes Verhalten gesehen werden, das durch die Programmplanung und -erstellung für die nächste Periode ablöst wird.

Aus diesen Gründen kann eine Beschwerde wegen einer - noch anhaltenden - Verletzung des Programmauftrages nach § 5 ORF-G nicht beliebig in die Vergangenheit ausgedehnt werden. Vielmehr hat die Prüfung, ob die Vorgaben dieser Bestimmung für die Programmgestaltung erfüllt worden sind, auf das jeweilige Programmjahr bezogen zu erfolgen. Die in § 36 Abs 4 ORF-G normierte sechswöchige Beschwerdefrist beginnt daher mit dem Ablauf des Kalenderjahres zu laufen. Auch davor erhobene Beschwerden sind aber inhaltlich zu behandeln, wenn sie nur einen hinreichend langen (vgl. VwGH 21.4.2004, 2004/04/009), nicht notwendig ein ganzes Kalenderjahr umfassenden Zeitraum aufgreifen. In diesem Fall wäre es allenfalls Sache des ORF, darzutun, dass im Jahresverlauf von der Planung bereits abgewichen wurde oder noch abgewichen werden soll. Erstattet er keinen Einwand in diese Richtung, ist davon auszugehen, dass die weitere Programmgestaltung im Kalenderjahr jener des Beschwerdezeitraums und/oder der Jahresplanung entsprechen wird.

Wird aber - wie hier - vorgebracht, dass ein Programmschema in unveränderter Form über den Jahreswechsel hinaus fortgeschrieben wird, so ist in die Betrachtung nicht nur das laufende Rumpfjahr, sondern auch noch das zuletzt abgelaufene Kalenderjahr - 15 - einzubeziehen; für dieses kann die Beschwerdefrist unter jener Bedingung nicht vor Ablauf des neuen Kalenderjahres enden.

Die Beschwerde war daher in der Sache nur für den Zeitraum vom 1. Jänner 2006 bis 30. Juni 2007 zu behandeln. Soweit sie sich auf die Jahre 2004 bis 2005 bezog, war sie hingegen als verfristet zurückzuweisen.

Allgemeines zu den Spruchpunkten l. und II:

4.3. Gemäß der Staatszielbestimmung des Absatzes 2 des Artikels 8 B-VG bekennt sich die Republik Österreich zu ihrer gewachsenen sprachlichen und kulturellen Vielfalt, die in den autochthonen Volksgruppen zum Ausdruck kommt.

§ 5 Abs 1 ORF-Gesetz verpflichtet den ORF, im Rahmen der gemäß § 3 verbreiteten Programme angemessene Anteile in den Volksgruppensprachen jener Volksgruppen zu erstellen, für die ein Volksgruppenbeirat besteht. § 5 Abs 2 ORF-G konkretisiert den Adressatenkreis des Absatz 1, indem er ausdrücklich auf „in Österreich ansässige autochthone Volksgruppen“ abstellt.

Das Bundesgesetz vom 7. Juli 1976 über die Rechtsstellung von Volksgruppen in Österreich (BGBl. Nr.396/1976 - Volksgruppengesetz) lautet auszugsweise: Die Volksgruppen in Österreich und ihre Angehörigen genießen den Schutz der Gesetze; die Erhaltung der Volksgruppen und die Sicherung ihres Bestandes sind in Gesetzgebung und Vollziehung zu gewährleisten. Ihre Sprache und ihr Volkstum sind zu achten (§ 1 Abs 1). Volksgruppen im Sinne dieses Bundesgesetzes sind die in Teilen des Bundesgebiets wohnhaften und beheimateten Gruppen österreichischer Staatsbürger mit nichtdeutscher Muttersprache und eigenem Volkstum (§ 2 Abs 2). Das Bekenntnis zu einer Volksgruppe ist frei. Keinem Volksgruppenangehörigen darf durch die Ausübung oder Nichtausübung der ihm als solchem zustehenden Rechte ein Nachteil erwachsen. Keine Person ist verpflichtet, ihre Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe nachzuweisen (§ 1 Abs 3). Durch Verordnung der Bundesregierung im Einvernehmen mit dem Hauptausschuss des Nationalrates sind nach Anhörung der in Betracht kommenden Landesregierung unter anderem die Volksgruppen festzulegen, für die ein Volksgruppenbeirat eingerichtet wird (§ 2 Abs 1 Z 1).

Nach § 1 der Verordnung über die Volksgruppenbeiräte (BGBl.Nr. 38/1977 zuletzt geändert durch BGBl.Nr. 895/1993) sind für die kroatische Volksgruppe, die slowenische Volksgruppe, die ungarische Volksgruppe, die tschechische Volksgruppe, die slowakische Volksgruppe und die Volksgruppe der Roma Volksgruppenbeiräte eingerichtet. - 16 -

Sowohl § 2 Abs 2 des Volksgruppengesetzes als auch Artikel 7 des Staatsvertrages von Wien weisen darauf hin, dass jede Volksgruppe über ein angestammtes autochthones Siedlungsgebiet verfügt. Nach den Erklärungen der von Österreich ratifizierten Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen (vgl. Seite 1126 zu BGBl III Nr. 216/2001) ist davon auszugehen, dass Burgendlandkroatisch im Burgenland, Slowenisch in Kärnten und in der Steiermark, Ungarisch im Burgenland und in Wien, Tschechisch und Slowakisch in Wien sowie Romanes im Burgenland als Minderheitensprachen der betreffenden Volksgruppen anerkannt sind, es sich also hierbei um die autochthonen Siedlungsgebiete handelt.

Nach § 3 Abs 1 Z 1 und 2 ORF-G hat der ORF unter Mitwirkung aller Studios für drei österreichweit und neun bundeslandweit empfangbare Programme des Hörfunks sowie für zwei bundeslandweit empfangbare Programme des Fernsehens zu sorgen. Nach Satz zwei dieser Bestimmung hat der ORF nach Maßgabe der technischen Entwicklung und der wirtschaftlichen Tragbarkeit dafür zu sorgen, dass in Bezug auf Programm- und Empfangsqualität alle zum Betrieb eines Rundfunkempfanggerätes (Hörfunk und Fernsehen) berechtigten Bewohner des Bundesgebietes gleichmäßig und ständig mit jeweils einem bundeslandweit und zwei österreichweit empfangbaren Programmen des Fernsehens versorgt werden („Vollversorgungsauftrag“).

Nach § 3 Abs 3 Satz 1 ORF-G hat der ORF die vom Versorgungsauftrag erfassten Programme terrestrisch zu verbreiten (Verpflichtung zur terrestrischen Versorgung). § 3 Abs 7 ORF-G sieht vor, dass der ORF nach Maßgabe fernmelderechtlicher Bewilligungen unter Nutzung von im Mittelwellen-Bereich zur Verfügung stehender Übertragungskapazitäten ein Hörfunkprogramm gestalten und verbreiten kann. Diese Regelung nimmt auf das schon im Zeitpunkt ihres Inkrafttretens ausgestrahlte Mittelwellenprogramm „Radio 1476“ Bedacht. Auch dieses Programm liegt daher innerhalb des Versorgungsauftrages (vgl Kogler/Traimer/Truppe, Österreichische Rundfunkgesetze² 18, mit Hinweis auf die EB zur RV BlgNR XXI. GP).

Der ORF kann seinem Auftrag nach § 5 Abs 1 ORF-G gemäß Absatz 2 dieser Bestimmung auch dadurch nachkommen, dass er Sendungen nach vorheriger vertraglicher Vereinbarung mit anderen Rundfunkveranstalten in Gebieten der in Österreich ansässigen autochthonen Volksgruppen unter Nutzung der diesen Rundfunkveranstaltern zugeordneten Übertragungskapazitäten ausstrahlt. Das Ausmaß der auf diese Weise ausgestrahlten Sendungen ist auf Vorschlag des Generaldirektors auf die Programmanteile nach Absatz 1 anzurechnen. Ebenso kann der ORF an der Gestaltung und Herstellung von Sendungen - 17 - durch andere Rundfunkveranstalter, die ein auf die Interessen der Volksgruppen Bedacht nehmendes eigenständiges Programmangebot verbreiten, mitwirken.

Einige der durch die Beschwerde aufgeworfenen Rechtsfragen lassen sich schon an Hand des Wortlautes sowie des systematischen Zusammenhanges der dargelegten Gesetzesbestimmungen beantworten:

Nach der klaren Diktion des § 5 Abs 1 ORF-G sind die besonderen Programmanteile in der jeweiligen Volksgruppensprache zu erstellen. Mit einer - überwiegend - deutschsprachigen Sendung entspricht der ORF seinem Gesetzesauftrag daher auch dann nicht, wenn diese sich volksgruppenrelevanter Themen annimmt und – im Falle von Fernsehsendungen – in seltenen Fällen auch Beiträge in den Volksgruppensprachen (mit deutsche Untertiteln) sendet. Deutschsprachig konzipierte Sendungen haben daher bei der Überprüfung des Programmangebotes nach jener Gesetzesstelle gänzlich außer Betracht zu bleiben.

Die Verpflichtung zur terrestrischen Versorgung mit Programmen gemäß § 3 Absatz 3 Satz 1 ORF-G erstreckt sich auch auf die Programme in Volksgruppensprachen. Übertragungen auf den Verbreitungswegen von Kabel oder Satellit können daher nicht als in Erfüllung dieses besonderen Programmauftrages vorgenommen angesehen werden. Die dem ORF durch § 3 Abs. 4 Satz 2 ORF-G ermöglichte (digitale) Satellitenausstrahlung ist vom Versorgungsauftrag nicht erfasst. Im Unterschied zum terrestrischen Empfang über die Antenne sind auch nicht alle Rundfunkteilnehmer in der Lage, die Satelliten- oder Kabelübertragung zu nutzen.

Online-Dienste und Teletext im Sinne des § 3 Abs 5 ORF-G sind keine „Programme“ im Sinne des § 5 Abs 1 ORF-G; sie können daher, auch wenn sie für Konsumentinnen und Konsumenten ein nützliches zusätzliches Serviceangebot darstellen, nicht auf das Ausmaß angemessener Programmanteile im Sinne jener Bestimmung angerechnet werden (Kogler/Traimer/Truppe, Österreichische Rundfunkgesetze², 32 ff).

Ein wesentlicher - in Anwendung des § 5 Abs 1 ORF-G zu beachtender - Aspekt ergibt sich aus der verfassungsrechtlich verankerten Rundfunk- und Medienfreiheit (Art. 13 StGG, Art 10 MRK). In Wahrung dieses Grundrechtes muss dem ORF bei der inhaltlichen Gestaltung und der Platzierung von Sendungen in Volksgruppensprachen grundsätzlich ein größtmöglicher (Ermessens-)Spielraum eingeräumt werden. Begrenzt wird dieser durch das Bekenntnis des Verfassungsgesetzgebers zum umfassenden Schutz der Volksgruppen, das gerade in der einfachgesetzlichen Regelung des § 5 ORF-G einen Niederschlag gefunden hat (vgl. Bericht des Verfassungsausschusses zum ORF-G 2001, NR: GP XXI AB 719 S 2). - 18 -

In die Auslegung, was nach diesem Gesetzesauftrag als „angemessen“ zu gelten hat, sind daher auch und vor allem die Wertungen des Gesetzgebers sowie des Verfassungsgerichtshofs zur Volksgruppengesetzgebung einzubeziehen.

Der österreichische Verfassungsgesetzgeber hat durch Art. 8 Abs 2 B-VG („Bekenntnis der Republik zu ihrer gewachsenen sprachlichen und kulturellen Vielfalt, die in den autochthonen Volksgruppen zum Ausdruck kommt“), Art. 7 des Staatsvertrags von Wien 1955, Art 62 bis 69 des Staatsvertrags von St. Germain 1919 und Art. 19 StGG eine „Wertentscheidung“ zugunsten des Minderheitenschutzes getroffen (vgl. Walter/Mayer/Kucsko-Stadlmayer, Bundesverfassungsrecht¹º [2007], Rz 1378; Öhlinger, Verfassungsrecht5 [2003] Rz 978). Zusätzlich verpflichtet das am 1.7.1998 für Österreich in Kraft getretene Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten seine Vertragsparteien in seinem Artikel 5 „die Bedingungen zu fördern, die es Angehörigen nationaler Minderheiten ermöglichen, ihre Kultur zu pflegen und weiter zu entwickeln und die wesentlichen Bestandteile ihrer Identität, nämlich ihre Religion, ihre Sprache, ihre Traditionen und ihr kulturelles Erbe, zu bewahren“. Weiters sind die Vertragsparteien nach Art 9 (4) dieses Abkommens dazu angehalten „im Rahmen ihrer Rechtsordnung angemessene Maßnahmen [zu ergreifen], um Angehörigen nationaler Minderheiten den Zugang zu den Medien zu erleichtern sowie Toleranz zu fördern und kulturellen Pluralismus zu ermöglichen“. Auch die von Österreich am 14.9.2001 ratifizierte Charta der Regional- und Minderheitensprachen (BGBl III Nr. 216/2001) enthält allgemeine Verpflichtungen zur Achtung und Förderung der österreichischen Regional- und Minderheitensprachen. Nach Art 11 dieser Charta sind die Vertragsparteien unter anderem dazu verpflichtet, „angemessene Vorkehrungen dafür zu treffen, dass Rundfunkveranstalter Sendungen in den Regional- oder Minderheitensprachen anbieten“.

Der VfGH geht bei der Auslegung von verfassungs- und völkerrechtlichen Minderheitenschutzbestimmungen davon aus, dass diese nach Ziel und Zweck der Bestimmungen vorzunehmen ist (vgl. VfSlg 16.404) und nicht restriktiv sein darf (VfSlg 12.245). Die gesetzlichen Vorschriften, die die Gleichbehandlung von Minderheiten gebieten und deren Diskriminierung verbieten, sind in ihrer Gesamtheit als „Wertentscheidung zugunsten des Minderheitenschutzes“ zu deuten, die sich nicht in „einer schematischen Gleichstellung von Angehörigen der Minderheiten mit Angehörigen anderer gesellschaftlicher Gruppen erschöpfen“ darf (VfSlg 9224). Diese Judikatur folgt einem Gleichheitskonzept, nach dem „Gleichbehandlung“ mehr als die Beendigung rechtlicher Diskriminierung bedeutet und durch gezielte „positive Aktionen“ sowie faktische Gleichstellung unterstützt werden muss. Je nach Regelungsgegenstand sind daher unter Umständen auch Bevorzugungen - 19 - von Minderheiten zulässig (vgl. Walter/Mayer/Kucsko-Stadlmayer, Bundesverfassungsrecht¹º [2007], Rz 1380; Öhlinger, Verfassungsrecht5 [2003] Rz 978).

Der Schutzzweck der Norm, Sprache und Kultur jener Volksgruppen besonders zu erhalten, die - als autochthone Minderheiten - in bestimmten Bundesländern angesiedelt sind, erlaubt die Schlussfolgerung, dass sich der Sendeauftrag des ORF im Wesentlichen auf die autochthonen Siedlungsgebiete bezieht, daher auf jene Bundesländer, in welchen die Volksgruppen, für die Volksgruppenbeiräte eingerichtet sind, überwiegend beheimatet sind. Als derartige autochthone Siedlungsgebiete sind wie bereits dargestellt – Kärnten und die Steiermark für Slowenisch, das Burgenland für Kroatisch und Romanes, das Burgenland und Wien für Ungarisch und Wien für Tschechisch und Slowakisch anzusehen. Nach dem 2. Österreichischen Staatenbericht 2006 zum Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten (http://www.bka.gv.at/site/3517/default.aspx) ist das Volksgruppengesetz auch lediglich auf diese autochthonen Volksgruppen anzuwenden. Weiters kommen „Volksgruppenangehörige, die außerhalb ihres autochthonen Siedlungsgebietes leben, [ ] naturgemäß nicht in den Genuss jener Rechte, die notwendigerweise mit einem bestimmten Territorium oder einer bestimmten Bevölkerungsdichte derselben Umgangssprache verbunden sind. Sie behalten jedoch ihren Status als Volksgruppenangehörige bei.“ (2. Österreichischer Staatenbericht 2006, S. 40). Der Bundeskommunikationssenat geht folglich davon aus, dass auch der besondere Programmauftrag des § 5 Abs 1 ORF-G, angemessene Anteile in den Volksgruppensprachen zu senden, ausschließlich in dem soeben dargestellten geographischen Umfang der Versorgung der „in Österreich ansässigen autochthone Volksgruppen“ (vgl. § 5 Abs 2 ORF-G),zu verstehen ist.. Ein unbedingter Anspruch auf bundesweite Verbreitung von Sendungen in Volkgruppensprachen in Hörfunk und Fernsehen besteht daher nicht. Bei der Angemessenheitsprüfung ist deshalb in erster Linie auf die Verbreitung in regionalen Fernseh- und Radioprogrammen sowie auf die ausreichende Versorgung dieser autochthonen Siedlungsgebiete abzustellen.

Dem (gegenwärtigen) Anteil einer Volksgruppe an der Gesamtbevölkerung (des Bundesgebiets oder eines Bundeslandes) kommt bei der Beurteilung der Angemessenheit der Anteile der Sendungen in deren Sprache am Gesamtprogramm zwar Bedeutung zu (vgl. § 2 Abs. 2 Volksgruppengesetz 1967: „…Darüber hinaus ist auf die zahlenmäßige Größe der Volksgruppe, die Verbreitung ihrer Angehörigen im Bundesgebiet, ihr größenordnungsmäßiges Verhältnis zu anderen österreichischen Staatsbürgern in einem bestimmten Gebiet sowie auf ihre besonderen Bedürfnisse und Interessen zur Erhaltung und Sicherung ihres Bestandes Bedacht zu nehmen.“). Da der Minderheitenschutz aber auch und gerade einer schwindenden - und vom Verschwinden bedrohten - Volksgruppe gilt, besteht der besondere Programmauftrag des ORF jedenfalls so lange fort, als es noch - 20 -

Volksgruppenangehörige in nennenswerter Zahl im jeweiligen autochthonen Siedelungsgebiet gibt. Da diese Voraussetzung hier bei allen Volksgruppen vorliegt, kann unbeantwortet bleiben, ab welcher Bevölkerungszahl der Programmauftrag des ORF erlöschen würde. Ebenso dahin gestellt bleiben konnte, ob die Bevölkerungsstärken der Volksgruppen nicht ohnehin für den historischen Zeitpunkt der Begründung des Minderheitenschutzes zu erheben wären.

Die Bestimmung des § 5 Abs 1 ORF-G verpflichtet den ORF weder, Sendungen in Volksgruppensprachen in bestimmte oder gar in alle Programme des § 3 Abs 1 ORF-G aufzunehmen, noch dazu, diesen Sendungen besondere Sendeplätze einzuräumen. § 5 Abs 1 ORF-G unterscheidet auch nicht zwischen Fernseh- und Hörfunksendungen, sondern verweist allgemein auf die Programme des § 3 ORF-G. Der Programmauftrag beschränkt sich daher entgegen der Ansicht des ORF keineswegs auf Hörfunksendungen, mögen auch die Materialien den Schwerpunkt des besonderen Programmauftrages im Hörfunk gesehen haben (siehe Kogler/Traimer/Truppe, Österreichische Rundfunkgesetze², 32 ff). Umgekehrt kann auch nicht gesagt werden, dass im Fernsehen zwingend Programm in den Volksgruppensprachen zu veranstalten wäre. Ob und in welchem Ausmaß (fehlendes) Fernsehprogramm durch Hörfunkprogramm substituiert werden darf, muss der für jede einzelne Volksgruppe gesondert anzustellenden Gesamtabwägung (siehe dazu unten) vorbehalten bleiben. Die Zulässigkeit der Wahl des Mediums kann aber durchaus - wie der Beschwerdeführer zu bedenken gibt - von dessen Effizienz (dessen Verbreitungsgrad) abhängen. Dem dargelegten Gesetzeszweck wird nur dann hinreichend Rechnung getragen, wenn die primäre Zielgruppe, die jeweilige Volksgruppe, mit diesem Medium möglichst vollständig erreicht werden kann. Dem Beschwerdeführer ist einzuräumen, dass bei bestimmten Altersgruppen das Medium Radio fast gänzlich durch das Medium Fernsehen verdrängt worden ist.

Das Gesetz verpflichtet den ORF auch nicht, die Programme, die er nach den §§ 3 ff ORF-G zu verbreiten hat, auf einer bestimmten Frequenz auszustrahlen. Der ORF unterliegt jedoch bei der Wahl der Radiofrequenz (des Mediums) nach dem dargelegten Regelungszweck insofern einer Beschränkung, als er durch diese Wahl die in § 3 Abs 1 Satz 2 ORF-G angeordnete „Vollversorgung“ nicht unterlaufen darf. Im Lichte dieser Vorgabe ist auch zu beurteilen, ob dem besonderen Programmauftrag des § 5 Abs 1 ORF-G entsprochen wird. Demnach hat der ORF auch bei der Erfüllung dieses Auftrages „nach Maßgabe der technischen Entwicklung und der wirtschaftlichen Tragbarkeit“ dafür zu sorgen, dass „in Bezug auf Programm- und Empfangsqualität alle zum Betrieb eines Rundfunkempfangsgerätes berechtigten Bewohner“ (zumindest des jeweiligen Siedlungsgebietes) „gleichmäßig“ (wenn auch nicht „ständig“) mit Programm in der - 21 -

Volksgruppensprache versorgt werden. Da die Mittelwellentechnik - wie festgestellt - keinen dem zeitgemäßen Stand der Technik entsprechenden gleichmäßigen Empfang im Ausstrahlungsgebiet gewährleistet, kann diese nur zur Unterstützung weiterer auf andere Weise ausgestrahlter Programme eingesetzt werden. Volksgruppen-Sendungen allein auf dieser Frequenz würden, da die Zielgruppe, die Bevölkerung im jeweiligen Siedlungsgebiet (Bundesland), nicht dem letzten Stand der Technik entsprechend versorgt wird, hingegen den Normzweck, Minderheitensprachen im jeweiligen Siedlungsgebiet zu erhalten und zu fördern, nicht genügen.

Als Zwischenergebnis ist daher festzuhalten, dass die Angemessenheitsprüfung gemäß § 5 Abs 1 ORF-G unter Beachtung der dargelegten Grundsätze in Form einer Gesamtbetrachtung zu erfolgen hat. In diese ist das gesamte Hörfunk- und Fernsehprogrammangebot des ORF in der jeweiligen Volksgruppensprache einschließlich jener Programme, die mit dem ORF gemäß § 5 Abs 2 ORF-G kooperierende Sender ausstrahlen, einzubeziehen.

Zu Spruchpunkt I im Besonderen:

4.4. Programme in den Volksgruppensprachen Tschechisch und Slowakisch: Hörfunksendungen in tschechischer und in slowakischer Sprache bot der ORF nur im Mittelwellenprogramm „Radio 1476“ an. Dieses brachte wöchentlich in der Dauer von insgesamt 75 Minuten das „Tschechische Magazin“ und für insgesamt 50 Minuten pro Woche das „Slowakische Magazin“. Fernsehsendungen in tschechischer und in slowakischer Sprache wurden vom ORF im Beobachtungszeitraum nicht ausgestrahlt.

Da die in „Radio 1476“ ausgestrahlten Mittelwellensendungen - wie dargelegt - wegen der auftretenden technischen Unzulänglichkeiten allein kein angemessenes Programmangebot darstellen und die deutschsprachige Sendung „Heimat, fremde Heimat“ in ORF 2 sowie auf „Radio Wien“ nicht anzurechnen ist, hat der ORF seiner Programmpflicht gegenüber der tschechischen Volksgruppe und der slowakischen Volksgruppe insgesamt nicht entsprochen. Anzumerken ist, dass der ORF gar nicht dargetan hat, was einer Ausstrahlung von Volksgruppensendungen im autochthonen Siedlungsgebiet der Tschechen und Slowaken im regionalen Hörfunk („Radio Wien“) und Fernsehen (Regionale Sendungen in Wien) im Beschwerdezeitraum im Wege gestanden wäre.

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4.5. Programme in der Volksgruppensprache Slowenisch: Den Slowenen ist gemäß Art. 7 des Staatsvertrages von Wien 1955 ein Anspruch auf Teilnahme am kulturellen Leben verbürgt. Art 11 der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen ist auf die Volksgruppe der Slowenen in Kärnten anwendbar.

In der Steiermark sendet der ORF auf dem Mittelwellensender „Radio 1476“ insgesamt 240 Minuten pro Woche Wiederholungen von slowenischen Hörfunksendungen von „Radio Kärnten“. „Radio Kärnten“, das mehrere Sendungen in Slowenisch ausstrahlt, ist selbst in der Steiermark terrestrisch nicht flächendeckend empfangbar. Das slowenischsprachige Privatradio „Radio DVA-AGORA“, mit dem der ORF gemäß § 5 Abs 2 ORF-G kooperiert, ist in der Steiermark zwar über Kabel, nicht jedoch flächendeckend auf terrestrischem Weg empfangbar. Für die Slowenen in der Steiermark fehlt jegliches Programmangebot im regionalen Fernsehen. Der Lokalfernsehsender Kärnten ist für sie auf terrestrischem Weg nicht flächendeckend empfangbar. „Fernsehen Kärnten“ brachte außer der - wie dargelegt - nicht anzurechnenden deutschsprachigen Sendung „Heimat, fremde Heimat“, dreisprachigen (deutsch, slowenisch, italienisch) Nachrichten und einer dreisprachigen Sendung des Kärntner Landesstudios jeden Sonntag eine Fernsehsendung in slowenischer Sprache in der Dauer von 30 Minuten, die in TV Slovenja und in ORF 2 wiederholt wurde.

Da das Mittelwellenprogramm in der Steiermark tagsüber gar nicht, nachts nur in minderer Qualität, „Radio DVA-AGORA“ terrestrisch überhaupt nicht und „Radio Kärnten“ nicht flächendeckend empfangen werden konnten, waren die in der Steiermark autochthon ansässigen Slowenen nicht in angemessenem Ausmaß mit Hörfunkprogrammen in ihrer Sprache versorgt. Dazu kommt, dass es für diese Slowenen kein Programm im regionalen und – bis auf die Wiederholung einer 30-minütigen Fernsehsendung des Lokalfernsehsenders Kärnten im sonntäglichen Nachtprogramm (03.00-03.30 Uhr) – im bundesweiten Fernsehen des ORF gab. Die deutschsprachige Sendung „Heimat, fremde Heimat“ genügt - wie dargelegt – dem besonderen Programmauftrag nicht.

Im Land Steiermark als autochthonem Siedlungsgebiet der slowenischen Volksgruppe leben nach den Ergebnissen der letzten Volkszählung mehr als 2.000 Slowenen. Der ORF ist angesichts dieser Zahl keineswegs von seiner Verpflichtung zur Verbreitung von Programmen in slowenischer Sprache in der Steiermark befreit. Er ist seiner bestehenden Verpflichtung nicht nachgekommen.

Bei der Feststellung der Gesetzesverletzung im Spruch dieses Bescheids war entgegen dem Beschwerdeantrag nicht zwischen den in Kärnten und den in der Steiermark ansässigen - 23 -

Slowenen zu unterscheiden, weil auch die Volksgruppenverordnung diesbezüglich keine Unterscheidung trifft.

4.6. Programme in der Volksgruppensprache Ungarisch In ungarischer Sprache werden auf Radio Burgenland täglich 5 Minuten Meldungsübersichten sowie wöchentlich am Sonntag ab 19.30 Uhr und am Montag ab 20.30 Uhr ein Magazin in der Dauer von insgesamt 45 Minuten pro Woche gesendet. Auf „Radio 1476“ wird jede Woche ein - grundsätzlich bundesweit zu empfangendes - „Ungarisches Magazin“ in der Dauer von 30 Minuten und eine Wiederholung zweier Volksgruppensendungen von Radio Burgenland in der Dauer von insgesamt 45 Minuten geboten.

Neben der - wie dargelegt - nicht anzurechnenden deutschsprachigen Sendung „Heimat, fremde Heimat“ strahlte der ORF für die Volksgruppe der Ungarn viermal jährlich eine mehrsprachige Sendung in der Dauer von 45 Minuten sowie sechsmal jährlich eine Sendung auf Ungarisch in der Dauer von 25 Minuten auf Fernsehen Burgenland aus

Dieses Gesamtangebot kann nur für das autochthone Siedlungsgebiet Burgenland, in dem rund 5.000 Angehörigen der ungarischen Volksgruppe leben, als angemessen im Sinne des § 5 Abs 1 ORF-G betrachtet werden. Für die große Gruppe der rund 11.000 Ungarn, die im autochthonen Siedlungsgebiet Wien leben, bot der ORF hingegen Volksgruppenhörfunk nur in Form von zwei wöchentlichen Sendungen, die auf der in der Empfangsqualität technisch nicht auf dem letzten Stand befindlichen Mittelwelle gesendet wurden. Fernsehprogramm wurde für diese Angehörigen der ungarischen Volksgruppe gar nicht geboten. Von einer angemessenen Versorgung dieser Volksgruppe kann daher insgesamt nicht gesprochen werden.

Zu Spruchpunkt II im Besonderen:

4.7. Programme in der Volksgruppensprache Romanes In dieser Volksgruppensprache wurde in Radio Burgenland wöchentlich ein Magazin in der Dauer von insgesamt 15 Minuten ausgestrahlt. „Radio 1476“ brachte jede Woche eine Sendung in der Dauer von 60 Minuten sowie eine wöchentliche Wiederholung der Volksgruppensendung von Radio Burgenland in der Dauer von 15 Minuten. Der ORF hatte im Rahmen regionaler Sendungen im Burgenland vierteljährlich eine mehrsprachige Fernsehsendung in der Dauer von 45 Minuten im Programm.

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Das autochthonen Siedungsgebiet der Volksgruppe der Roma, das Land Burgenland, kann aufgrund dieses Gesamtangebotes insgesamt als gerade noch angemessen versorgt im Sinne des § 5 Abs 1 ORF-G betrachtet werden. Dies nicht zuletzt auch unter Berücksichtigung der relativ geringen Zahl von Angehörigen der Volksgruppe der Roma, welche zur Zeit im Burgenland leben (263 Personen nach den Ergebnissen der letzten Volkszählung). Die überwiegende Mehrheit der Roma (nach den Ergebnissen der letzten Volkszählung insgesamt 4.300 Personen, nach Eigenschätzung fast das Zehnfache des Volkszählungsergebnisses, bis 40.000 Personen) lebt außerhalb ihres autochthonen Siedlungsgebietes vor allem in Wien, Ober- und Niederösterreich. Wie bereits oben ausgeführt kommen diese Personen – auch wenn sie ihre Stellung als Volksgruppenangehörige nicht verlieren – nicht in den Genuss bestimmter Rechte, die notwendigerweise auf das autochthone Siedlungsgebiet beschränkt sind, wie beispielsweise des Rechts auf Verbreitung angemessener Programmanteile in der Volksgruppensprache Romanes gemäß § 5 Abs 1 ORF-G. Das Programmangebot des Mittelwellensender „Radio 1476“ für außerhalb des Burgenlandes lebende Angehörige der Volksgruppe der Roma stellt somit – unabhängig von der gesetzlichen Verpflichtung zur angemessenen Versorgung der Roma innerhalb des Burgenland – ein zusätzliches, gesetzlich nicht zwingend vorgeschriebenes Service des ORF dar, welches aus diesem Grund auch nicht dem Kriterium der Angemessenheit des § 5 ORF-G unterliegt.

4.8. Programme in der Volksgruppensprache Kroatisch Dieser Volksgruppe räumt Art. 7 des Staatsvertrages von Wien 1955 - ebenso wie der Volksgruppe der Slowenen - insofern eine besondere verfassungsrechtliche Stellung ein, als ihren Angehörigen ein Anspruch auf Teilnahme am kulturellen Leben ausdrücklich verbürgt wird.

Radio Burgenland brachte täglich 2 Minuten kroatische Meldungsübersicht, wöchentlich insgesamt 280 Minuten kroatische Sendungen (Journal, Wunschkonzert, Magazin, Kinder- und Jugendsendung, täglich ab 18.15 Uhr) sowie eine dreisprachige Sendung in der Dauer von insgesamt 26 Minuten pro Woche (Montag 20.04-20.30 Uhr). Die Volksgruppensendungen von Radio Burgenland in der Dauer von 180 Minuten wurde jede Woche auf „Radio 1476“ wiederholt. Das Landesstudio Burgenland brachte wöchentlich eine kroatische Fernsehsendung in der Dauer von 30 Minuten sowie viermal jährlich eine mehrsprachige Sendung in der Dauer von 45 Minuten. Österreichweit wurde jeden Sonntag im Nachtprogramm (03.30-04.00 Uhr) eine Wiederholung der kroatischen Fernsehsendung des Landesstudios Burgenland gesendet.

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Dieses Gesamtangebot - das Mittelwellenprogramm kann in dieses einbezogen werden - ist im Verhältnis zur Bevölkerungsstärke der Kroaten von rund 19.000 (Volkszählung) bis 40.000 (maximale Eigenschätzung) auch im Hinblick auf die besondere verfassungsrechtliche Stellung dieser Volksgruppe als angemessen im Sinne des § 5 Abs 1 ORF-G einzustufen. Es ist auch nicht zu beanstanden, dass sich das Programmangebot des ORF für die kroatische Volksgruppe auf das Burgenland als deren autochthones Siedlungsgebiet konzentriert, umso mehr als dort - nach den Ergebnissen der letzten Volkszählung - rund 80 % der Angehörigen dieser Volksgruppe beheimatet sind (rund 16.000 von insgesamt rund 19.000). 4.9. Zur Beschwerde über „angemessene“ Sendeplätze (Spruchpunkt II). Der ORF hat nach den §§ 4 und 5 ORF-G einen allgemeinen und einen besonderen Programmauftrag zu erfüllen. Für beide Programmaufträge gilt, dass der Gesetzgeber von einer konditionalen Bestimmung der Inhalte und Sendezeiten von Programmen abgesehen hat und von finalen Zielbestimmungen ausgegangen ist (vgl. VfSlg.16911/2003). Eine Festlegung von Programminhalten und Sendezeiten würde zu einem unter dem Aspekt der Rundfunk- und Meinungsfreiheit (Art 10 EMRK) nicht zu rechtfertigenden Eingriff in die Gestaltungsfreiheit des ORF führen (vgl. VfGH 1.12.2006, B 551/06). Das Regelungssystem der Festlegung mittels Zielbestimmung erlaubt es dem Gesetzgeber lediglich, dem ORF ein Programmziel (z.B. „anspruchsvolle Sendung“, vgl. VfSlg.16911/2003) vorzugeben, welches der ORF innerhalb eines längeren Zeitraumes (Jahres oder Monatsprogrammschemata) im Sinne einer Durchschnittsbetrachtung zu erfüllen hat. Aus diesem Grund ist es nicht möglich, dem ORF „angemessene“ Sendeplätze für Volksgruppen- oder andere Sendungen vorzuschreiben.

4.10. Zur Veröffentlichung (Spruchpunkt IV). Der Ausspruch über die Veröffentlichung der Entscheidung des Bundeskommunikationssenates stützt sich auf § 37 Abs. 4 ORF-G und seine Auslegung im Sinne der Entscheidungen VfSlg. 12.497/1990 und VwGH vom 15. September 2004, Zl. 2003/04/0045. Im Sinne der genannten Judikatur hat die Veröffentlichung als öffentlicher “contrarius actus“ zu einem möglichst vergleichbaren Zeitpunkt zu erfolgen, um „tunlichst den gleichen Veröffentlichungswert“ wie die festgestellte Verletzung des ORF-G zu erzielen. Da im gegenständlichen Fall die Unterlassung der Ausstrahlung bestimmter Volksgruppensendungen im angemessenen Ausmaß sowohl zeitlich zu verschiedenen Zeitpunkten als auch rundfunktechnisch in verschiedenen Übertragungsmedien und Programmen erfolgte, erscheint es im Hinblick auf die große gesellschafts- und medienpolitische Bedeutung der Entscheidung angemessen, die Veröffentlichung in den Nachrichtensendungen der Hauptsendezeit und bundesweit – also gegen 19.30 im Fernsehen und zwischen 12 und 13 Uhr im Hörfunk – aufzutragen. Zumal § 5 Abs. 1 ORF-G - 26 - hinsichtlich der Programmanteile auf die Volksgruppensprachen Bezug nimmt, war auch die Veröffentlichung des Ausspruchs über den Verstoß gegen die Regelung in den entsprechenden Sprachen aufzutragen. Die Verpflichtung zur Vorlage der Aufzeichnung stützt sich auf § 36 Abs. 5 ORF-G iVm § 11 KOG.

Rechtsmittelbelehrung:

Gegen diesen Bescheid ist kein ordentliches Rechtsmittel zulässig.

Hinweis:

Gegen diesen Bescheid kann binnen sechs Wochen ab Zustellung eine Beschwerde an den Verwaltungsgerichtshof und/oder Verfassungsgerichtshof erhoben werden. Die Beschwerde muss iS des § 24 Abs. 2 VwGG bzw. iS des § 17 Abs. 2 in Verbindung mit § 14 Abs. 1 VfGG von einem Rechtsanwalt unterschrieben sein. Spätestens im Zeitpunkt der Überreichung der Beschwerde ist eine Gebühr von € 220 zu entrichten.

27. Juni 2008 Der Vorsitzende: PÖSCHL

Für die Richtigkeit der Ausfertigung: