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Soziale Arbeit

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zur Sozialen Arbeit

Jahre

in /6.2017 5 Ausbildung Steuerung in der Behindertenhilfe Das Bundesteilhabegesetz und seine Folgen

Von Markus König und Björn Wolf 2017, 44 Seiten, kart. 8,50 €, für Mitglieder des Deutschen Vereins 6,90 € ISBN 978-3-7841-2982-2

Welche Auswirkungen hat das neue Bundesteil- habegesetz auf die Steue- rung in der Behinderten- hilfe? Diese Broschüre analysiert die aktuellen und künftigen Funktionen von Leistungsträgern, Leistungserbringern und Leistungs- empfänger/innen in den verschiedenen Phasen des Case Managements. Basierend auf wissenschaftlichen Studien und Beratungstätigkeit legen die Autoren Thesen zum Rollenwandel der Akteursgruppen vor und entwickeln Per- spektiven für einen strategisch-organisatorischen Umgang damit.

Bestellen Sie versandkostenfrei im Online-Buchshop: www.verlag.deutscher-verein.de Soziale Arbeit Zeitschrift für soziale und sozialverwandte Gebiete Mai/Juni 2017 | 66. Jahrgang

163 Grußwort von Senatorin Melanie 203 Die Entwicklung der Wissenschaft Leonhard, Präses der Behörde Sozialer Arbeit und ihr Einzug für Arbeit, Soziales, Familie und in die Curricula ­Integration der Freien und Hanse- Manfred Neuffer; Dieter Röh, Hamburg stadt Hamburg 210 Wicherns Verwandtschaft 165 Grußwort des Vorstands der Nachdenken über ein wissenschaftliches ­Deutschen Gesellschaft für Soziale ­Geschwisterverhältnis in Hamburg aus der Arbeit Perspektive des Rauhen Hauses Matthias Nauerth; Johannes Richter, Hamburg 166 Grußwort von Professor Dr. Claus- Dieter Wacker, geschäftsführender 220 Erwartungen der Praxis an die Präsident der HAW Hamburg ­Ausbildung zur Sozialen Arbeit­ Katharina Angermeier; Nicole Plettau, Hamburg 167 DZI Kolumne 228 Eine Ausbildung zwischen Theorie 168 Akademisierung und Professio­ und Praxis nalisierung der Sozialen Arbeit Anna Meins, Hamburg in Hamburg Ein Abriss der Entwicklung der Ausbildung 230 Kooperative Promotion 161 zwischen 1917 und 2017 in der ­Sozialen Arbeit Dieter Röh, Hamburg Erfahrungen an der HAW zwischen 2007 und 2017 175 Die Hamburger Soziale Frauen- Louis Henri Seukwa, Hamburg schule und das Sozialpädagogische Institut (SPI) 235 Rundschau Allgemeines Eine Rekonstruktion der Gründung im Jahr Soziales | 236 1916 Gesundheit | 237 Stephan Larisch, Hamburg Jugend und Familie | 237 Ausbildung und Beruf | 238 182 Streifzüge durch die Gründungszeit der Hamburger Sozialarbeits­ 239 Tagungskalender ausbildung im Kontext der ersten Frauenbewegung 240 Bibliographie Zeitschriften Lisa-Marie Klinger, Hamburg 245 Verlagsbesprechungen 188 Ausbildung zur Sozialen Arbeit und soziale Praxis in Hamburg zwischen 248 Impressum 1929 und 1949 Barbara Dünkel, Hamburg

196 Der Fachbereich Sozialpädagogik zwischen Reform- und Realpolitik in den 1970er- und 1980er-Jahren Friedrich Stamp, Hamburg Eigenverlag Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen Das Department Soziale Arbeit der Hamburgischen Universitäten und die Hochschulreformen in den Hochschule für angewandte Wissenschaften feiert in 1970er- und 1980er-Jahren haben die Ausbildungs­ diesem Jahr das 100. Jubiläum der Ausbildung zur landschaft grundlegend verändert und wirken bis sozialen Berufsarbeit in der Hansestadt und wir freuen heute nach. Zu den bemerkenswerten Entwicklungen uns, als Redaktion dieser Zeitschrift mit dem vorliegen­ gehört auch die Begründung der Sozialarbeitswissen­ den Heft gratulieren zu dürfen. Aus der kollegialen schaft, die Manfred Neuffer und Dieter Röh in ihrem EDITORIAL Zusammenarbeit zwischen der „Sozialen Arbeit“ und Beitrag beschreiben. Mit der Anerkennung der Diplom­ Angehörigen der HAW entstand dieses Heft. Das studienordung durch die Hochschulrektorenkonferenz ­Department Soziale Arbeit und das Deutsche Zentral­ und die Konferenz der Kultusminister im Jahr 2001 institut für soziale Fragen (DZI) blicken auf eine ähn­ wurde die Soziale Arbeit zur akademischen Disziplin. liche lange Geschichte zurück – das DZI begeht kom­ mendes Jahr sein 125. Jubiläum – und seit den Aus nachbarschaftlicher Perspektive blicken Anfängen beider Institutionen gibt es mittelbare Matthias Nauerth und Johannes Richter auf das Depart­ und unmittelbare Berührungspunkte. ment Soziale Arbeit. In ihrem Aufsatz fragen sie nach dem Verhältnis zwischen der HAW und der Evangeli­ Bereits 1908 hatte Alice Salomon in Berlin die schen Hochschule, dem Rauhen Haus, und stellen die ­Soziale Frauenschule gegründet und diesen Namen Entwicklung der Wohlfahrtspflege in Hamburg dar. trug auch die Ausbildungsstätte in Hamburg. Die ­erste Hamburger Rektorin Gertrud Bäumer kam aus Katharina Angermeier und Nicole Plettau studieren Berlin und so lässt sich sagen, dass in Hamburg und an der HAW und engagieren sich in der Jugendorga­ Berlin die nicht-konfessionelle, berufliche Sozial­ nisation des Berufsverbandes Soziale Arbeit, dem arbeit in Deutschland begründet wurde. Jungen DBSH. In ihrem Beitrag erläutern sie die Erwar­ tungen des Verbandes an die Ausbildung zur Sozialen Das vorliegende Heft rekonstruiert den Wandel Arbeit in Hamburg und erläutern ihre Sicht auf das von der Sozialen Frauenschule zu einer modernen Verhältnis zwischen Theorie und Praxis. Einen Schritt 162 akademischen Ausbildungsstätte mit weitreichenden weiter ist Anna Meins. Sie steht mit beiden Beinen im Verbindungen zur in- und ausländischen Fachwelt. Beruf und schreibt über den Nutzen, den sie aus dem Den Auftakt gibt Dieter Röh mit seinem Überblicks­ Studium an der HAW für ihre Arbeit ziehen konnten. artikel zur Akademisierung und Professionalisierung der Sozialen Arbeit in Hamburg in den vergangenen Mit seinem Beitrag über kooperative Promotionen 100 Jahren. Dieter Röh gilt auch unser besonderer in der Sozialen Arbeit, die in den vergangenen zehn Dank, denn er ist in diesem Heft nicht nur als Autor Jahren für Absolventinnen und Absolventen der HAW vertreten, sondern hat wesentlich an der Auswahl möglich wurden, unternimmt Louis Henri Seukwa quasi der Texte und der Redaktion mitgewirkt. schon einen Blick in die Zukunft. Nach der durch den Bologna-Prozess ausgelösten Annäherung der Hoch­ Einen tieferen Einblick in die Gründung im Jahr schulen für angewandte Wissenschaften an die Uni­ 1916 und die Geschichte des Sozialpädagogischen versitäten ist zu erwarten, dass die Hochschulen in Instituts (SPI) ermöglichen Stephan Larisch sowie, da­ absehbarer Zeit ein eigenständiges Promotionsrecht ran anschließend, Lisa-Marie Klinger mit einer Betrach­ erhalten. tung der Schulgründung im Kontext der ersten Frauen­ bewegung. Barbara Dünkel legt dar, in welchem Das Department Soziale Arbeit der HAW Hamburg Zusammenhang die Ausbildung zur Sozialen Arbeit ist auf die Zukunft gut vorbereitet. Mit ihrer soliden, mit der sozialen Praxis, also der „Fürsorge“ zwischen hanseatischen Ausstattung, einem exzellenten Lehr­ 1929 und 1949 stand und thematisiert in diesem körper und motivierten Studierenden wird sie weiter­ ­Zusammenhang auch die unselige Verstrickung des hin die Grundlagen für die Praxis und die Forschung SPI in die Politik des Nationalsozialismus. der Sozialen Arbeit in Hamburg schaffen.

Einen Zeitsprung unternimmt Friedrich Stamp, der Die Redaktion Soziale Arbeit die Entwicklung in der Folge der Studentenbewegung

Soziale Arbeit 5-6.2017 in den 1960er-Jahren untersucht. Die Öffnung der Soziale Arbeit 5-6.2017 Sozialen Arbeit. DiefortschreitendeIndustrialisierung Wunsch desdamaligenHamburgerBürgermeisters nelle Hilfe anzubieten. nelle Durch Erziehungsangebote gergesellschaft dieIdee, diesenMenschenprofessio­ Senat derStadtHamburgalsauchin Teilen derBür Menschen zureagieren, entwickelte sichsowohlim Auch umaufdiewachsende Verelendung vieler Kinder. mit schwerwiegendenFolgen fürdiebetroffenen prekären Verhältnissen besondersinGroßstädten Erst währendderKrisen Weimarer Republikwurde Werner vonMelle Marie Baum Am 30. April 1917 eröffneten rigkeit alleLebenslagenabbildete. ­Jugendhilfenetz, dasvonderGeburtbiszur Volljäh­ ­Zugleich bildetesicheinweitverzweigtesprivates Reichsjugendwohlfahrtsgesetz von 1922 vorsah. des späterenJugendamtesvorwegnahm, wieesdas liche JugendbehördeinHamburg, diealle Aufgaben BereitsimJahr 1907 entstandeine zentrale staat­ gefällt werden. Hilfe durcheinerfahrenespädagogischesKollegium des EinzelfallsrichtenunddieEntscheidungüber erstmals nach denEigenheitenundErfordernissen Die Ausgestaltung derHilfemaßnahmensolltesich der aufden„rechten Weg“ zurückgebracht werden. Jugendlichen“die „verwahrlosten wie­ und integriert ­Milieus solltensogenannte „randständige Schichten“ und durch die Verbesserung derpädagogischen dass Familienverbände instabilwurdenoderzerfielen, lebten undarbeiteten, hatteunteranderemzurFolge, und diewachsende GruppederLohnarbeiter, dieunter undHansestadtHamburg FamilieundIntegrationderFreien PräsesderBehördefürArbeit,Soziales, SenatorinDr. MelanieLeonhard, GruSSwort burg ersteDebattenüberdieProfessionalisierungder BereitsEndedes19. Jahrhunderts gabesinHam­ eingebunden. das SozipäinstaatlicheHamburger Schulsystem terausbildung ihrdunkelstes Kapitel. DiedenNS-Ge­ von der Fachszenevon jedochliebevoll „Sozipä“ genannt. Bezeichnung „SozialpädagogischesInstitut“, wurde Zwischen 1933 und 1945 erlebtedieSozialarbei­ dieSozialeFrauenschule inHamburg. Auf erhieltdie Ausbildungsstätte die Gertrud Bäumer und ­

war, und bis 1961 RegierungsdirektorininderJugendbehörde Treuge ­studieren mehrals1 300 Menschen Soziale Arbeit ten mit ­ behörde leitete, sowie Geschichte Hamburgsüberhauptwar unddieJugend­ der erstenStunde. Dazugehörenzuvorderst konnte,das herausragendewar Verdienst von Frauen krieg anseine Weimarer Tradition wiederanknüpfen Dass dasSozipäinderZeitnachdemZweiten Welt ­ Diewachsende ZahlderFachkräfte derSozialen an derHAW Hamburg. dan und Jugendhilfe. Anteil derFrauen anallenBeschäftigtenderKinder Bemerkenswert istdermit 70 Prozentsehrhohe bundesweit umetwa 30Prozentangestiegen. gogischer Fachkräfte inden Hilfen zurErziehung zwischen den Jahren 2006und2010 istdieZahlpäda­ hung, stehenwiramEndeeinerExpansion: Allein in tungssegment derJugendhilfe, denHilfenzurErzie­ tagesbetreuung beschäftigt. ImzweitgrößtenLeis­ Jugendhilfe. DieMehrheitistimBereichderKinder pädagogischen Aufgaben imBereichderKinder tens 800 000 Beschäftigtenaus, davon 700 000 mit gehen für das Jahr 2013 deutschlandweitvonmindes­ Arbeit istinganzDeutschlandbeobachtbar. Statistiker Karpinski daraus die Hochschule für Angewandte Wissenschaf­ Hochschule die daraus Gut dreiJahrzehnte später, nämlich 2001, entstand pelte sichundderLehrkörperwurdeverdreifacht. und Studenten, dieaufgenommenwurden, verdop­ reich Sozialpädagogik. DieZahlderStudentinnen 1970 erfolgtezudemdieZuordnung zumFachbe­ der GründungFachhochschule HamburgimJahr keit derdeutschenFrauenbewegung zuehren. Mit anspruchsvolle GründerinundmarkantePersönlich­ stadt Hamburg(Gertrud-Bäumer „Sozialpädagogisches InstitutderFreien undHanse­ Im Juli 1954 beschlossderSenatdieBezeichnung das Sozipäleitete. nichtung Ausgrenzung, Aussonderung undBeihilfezur Ver rin“ stand füreinneues Ausbildungsprogramm, das ersetzt. DieneueBerufsbezeichnung „Volkspflege­ ken fernstehendeLeiterindesSozipä, , wurdedurchfachfremde„Parteigenossen“ ihrem DepartmentSoziale Arbeit. Heute , Hildegard Kipp ­beinhaltete. die von 1946 bis 1953 ersteSenatorininder Hermine Albers , dienachdemKriegbis 1963 -Schule)“, umdie , dievon 1957 Margarete Paula - und ­ ­ -

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Soziale Arbeit 5-6.2017 gang indieberufliche Tätigkeit bessergelingt. Sind diebisherigenLehr sozialer Kompetenzen derStudierendenbeizutragen. Arbeit unerlässlichenEntwicklungpersonalerund einen Weg finden, zueinerfürdas Feld derSozialen Hoch und ­ Sind dieobligatorischenPraxisphasen langgenug ­methodische Könnenpraktisch eingeübtwerden? in MethodenderSozialen Arbeit undwiekanndas bogen auftut. Wie aberstehtesmitder Ausbildung beiden Pole, zwischendenensicheinSpannungs­ ­ beruflich nur Personen beschäftigtwerden, die„[...] schiedenen Feldern derSozialen Arbeit sollenhaupt­ gen soll Zugleich unterliegtSoziale Arbeit denselbenEntwick­ nun „in derMitteGesellschaft“ angekommen ist. Es magzutreffen, dassdieKinder Fachkräfte notwendigist, dievondenHochschulen Ich willdasaneinigenBeispielenverdeutlichen: Gesellschaft gleichermaßenbeschäftigenmüssen. gegenüber, mitdenensichdieProfessionund InsofernsiehtsichdieSoziale Arbeit Erwartungen lungen, dieauchmoderneGesellschaftalsGanzes derungen undSpannungsfeldernichthinwegtäuschen. dert“ hat redenlassen, kannüberaktuelleHerausfor euphorisch voneinem „sozialpädagogischen Jahrhun­ Jugendinstitutes, Vorstandsvorsitzenden undDirektordesDeutschen die sichwieeineErfolgsgeschichteliest, unddieden DieseEntwicklungderKinder nungsjahres, das dieGelegenheitzur Einarbeitungbot, kommen. Die Abschaffung dessogenannten Anerken­ heute einelängereundaufwendigere Einarbeitungder ▲ Fähigkeit, aufdem Arbeitsmarkt zubestehen, sinddie ▲ schulischen Ausbildungsbetriebes nochzeitgemäß, um Kenntnisse. Diehochschulische Ausbildung mussalso sich fürdiejeweilige Aufgabe vonihrerPersönlichkeit ▲ wichtig wiemethodischesKnow-howundfachliche ­Anders ausgedrückt: SozialeKompetenzen sindso Ausbildung erhaltenhaben[...]“(§72SGB VIII). her eignenundeinedieser Aufgabe entsprechende jungen MenschendieseKompetenzen zuvermitteln? gung. Individualisierung, Ökonomisierung undBeschleuni­ kennzeichnen: Vielfalt undPluralität, Differenzierung, Von öffentlichenundfreien Trägern höreich, dass Wissenschaftlich fundierte Ausbildung unddie Gemäß demgeltendenFachkräfteagebot inver didaktisch gutbegleitet?Ichdenke, dassdie schulen sichihrerseitsmitderFrage beschäfti­ ten, was sieleistenkönnen, damitderÜber Professor Dr. Thomas Rauschenbach - undLernformendeshoch­ - undJugendhilfe, - undJugendhilfe ­ ­ , ­

Dazu braucht esdiegemeinsame Anstrengung aller Dabeiistdieakademische Ausbildung derjungen helfen können. Fachkräfte, dieim Alltag bestehenundMenschen etc., habenZukunftundwirbrauchen qualifizierte gliederungshilfe, inderSchulsozialarbeit, derPflege sozialen Berufe, obinderKinderbetreuung, derEin­ alle gemeinschaftlich Antworten findenmüssen. Die Diessindkeine leichtenFragen, aufdiewiraber tungsbereiche derJugendhilfeabheben? Ausbildungsschwerpunkte gibt, dieaufeinzelneLeis­ dung derFachkräfte derSozialen Arbeit sindimmens, Schritt.Fachkräfteerste Fachliche nurder Qualifikation unterschiedlichen Aufgabenfeldern anstreben, esaber dass wireinestärkere Sozialraumorientierung inden felder zugeschnittensind?IsteszumBeispielrichtig, zu haben, dieaufkleineundsehrspezielle Tätigkeits ­ sinnvoll, aufdemBA-Niveauberufliche Ausbildungen tern antworten, sondernmüssendasMorgendenken. auch dürfenwirinder Ausbildung nichtmitdemGes­ jährigen Bestehenundfreuemichauf einenweiterhin Akteure ausdiesemBereich. Indenvergangenen 100 besserung vonLebenslagenhilfebedürftigerMenschen. DasEngagementderSozialen Arbeit dientder Ver renden dienlichsein. entwicklung Sozialer Arbeit fürdieundmitdenStudie­ Nur sokanndie Ausbildung insgesamteiner Weiter Dieprofessionellen Anforderungen andie Ausbil­ zu tunhaben. einem lebenslangenQualifikations-undLernprozess ­Supervision fortgesetztwerden. Wir werdenesmit muss durchFort- und Weiterbildung sowiedurch punktsetzungen sinnvoller?Oder: Istesumgekehrt noch zeitgemäßundwärennichtvermehrtSchwer ­gefunden worden. Isteinegeneralisierte Ausbildung lisierung inder Ausbildung istvielfachnochnicht richtige MaßzwischenGeneralisierung undSpezia­ chen. Ichhabenocheineweitere Vermutung: Das kürzere Ausbildungsdauer sindwohlwichtigeUrsa­ sowie dienachderBologna-Reformdurchschnittlich klang bringenlassen. Ichgratuliere Ihnenzum100- modelle mitgesellschaftlichenEntwicklungen inEin­ Jahren habenSiebewiesen, dasssich Ausbildungs­ offenen undkonstruktiven Dialog. ­ ­ ­

Soziale Arbeit 5-6.2017 als auchvonderBerufsbildungweitgehend ausge­ zu verstehen. DaFrauen sowohlvonhöhererBildung ­Arbeit alsProjektderbürgerlichenFrauenbewegung ist vordemHintergrundderErschließungSozialer Weitblick undMenschlichkeit aufdieGründungder Pionierinnen derSozialen Arbeit mitBeharrlichkeit, schon indenJahrzehnten davorunmittelbarvonden nen Arbeits- undLebensbedingungenderMenschen fürSozialeArbeit(DGSA) Vorstand derDeutschenGesellschaft GruSSwort ­erhielten wäre diesnichtmöglichgewesen. Unterstützung die helfendenBerufeneuaufzustellen, unterstützte, ein entsprechendesKlima, dasdieNotwendigkeit, liche Lobbyauseinflussreichen Persönlichkeiten und Frauenschulen hingewirkt. Aber ohneeinegesellschaft­ Mit Hamburg möglichmachten. schule unddesSozialpädagogischenInstitutsin Weltkrieges, die dieGründungderSozialenFrauen­ realen undantizipierten Auswirkungen desErsten tischen Rechtenausgeschlossen. Docheswaren die auch Frauen vonhöhererBildungundgleichenpoli­ frauen undKinder. Nebender Arbeiterklasse waren auf einerweitgehendrechtlosenSituationfürEhe­ ­betroffen. ZudemberuhtendieFamilienverhältnisse Folgen derIndustrialisierungfürdieGesellschaft der angesiedeltenIndustrieunddendamitverbunde gründet wurden, standdieGesellschaftimKaiserreich schule für Angewandte Wissenschaften Hamburgge­ des heutigenDepartmentsSoziale Arbeit derHoch­ das SozialpädagogischeInstitutals Vorgängerinnen Als vor 100 Jahren dieSozialeFrauenschule und zu gesellschaftlichen Reformenbeitragen sollte. tigungsfeld außerhalbvonFamilie, dasgleichzeitig lichen Frauenbewegung mitSozialer Arbeit einBetä­ schlossen waren, schufen Anhängerinnen derbürger nicht dieProblemederKlientenundKlientinnen. Dies ein wenigbefremdlich, dennsiestellendiehelfenden auch vonihremSelbstverständnisherfürarme, sozial Frauen undihreMotivation indenMittelpunktund schule lesensichausheutigerPerspektive zunächst DieMotivezurGründungderSozialenFrauen­ benachteiligte undausgegrenzteMenscheneinsetze. schon seitlängererZeitaktiveBürgerschaft, diesich Hamburg waren aufgrundihrergeografischen Lage, vor großenHerausforderungen. Ballungszentrenwie Gertrud Bäumer Bäumer und Baum und durcheineinHamburg Marie Baum habenzwei ­ ­

dung derDeutschenGesellschaftfürSoziale Arbeit auch heutenochausmachenundfürdieGrün­ zwei GrundprinzipienunsererProfession, diediese Esistschonerstaunlich, dass85Jahre bevordie und einprofessionsethischesSelbstverständnis. werden konnten. UnddochverweisendieseMotive (2011, S. 338) weisenaufeinesderGründungsdoku­ wurde ( auch vonderKultusministerkonferenz anerkannt tern „Sachverstand“ und „Berufsernst“ verbergen und „Sachverstand“ tern es auchdarum, dassFrauen eineigenes Auskommen stand undBerufsernstverfolgenwolten. Zudemging brachte unddasssiediese Tätigkeit nunmitSachver nen gemerkthatten, welcheBefriedigungdasHelfen es, dassjungeFrauen alsfreiwilligeKriegshelferin­ dass vieleMännerimKrieggetötetwurdenundwer den beidenauferstenBlickunscheinbaren Es istPersonen wie Sozialen Arbeit und daraus abgeleiteteMethodenwur pädagogik gerücktwurde. Eigenständige Theorien der bildung an denFachschulen für Sozialarbeit undSozial­ Sozialarbeitswissenschaft alseigeneFachwissenschaft (DGSA) handlungsleitendwaren: Wissenschaftlichkeit auch heute, 100 Jahre später, nochleitendist. Dennin auf einesderGrundprinzipienSozialen Arbeit, das den undkeine potenziellenEhemännermehrgefunden haben sollten, weil schonim Jahr 1916 erkannt wurde, mente desInstitutsfürSozialpädagogikhin. Dortheißt rika derFrauen“ (zitiert in als „Ame­ in München,gar Soziale Arbeit bezeichnete ­Frieda Duensing gegriffen undsich zu eigengemacht. Dabeibestehen seit ihrerGründungimJahr 1989 dieses Anliegen auf­ mit dennormativenGrundlagendesHelfens bedingte. es auch, die Auseinandersetzung undReflexion ten Frauenschulen. UnddiesePraxisorientierung war Jahrzehnten dasspezifischeProfilder praxisorientier jahren entwickelt undprägtenindenkommenden den schonvonPionierinneninGründungs­ minister derLänderinBundesrepublikDeutschland Arbeit indenMittelpunktderneuentstehenden Aus­ 2001) diewissenschaftlicheGrundlagederSozialen DieDeutscheGesellschaftfürSoziale Arbeit hat zu derjespezifischenZeit. getragene gesellschaftlichvorherrschendeNormen und nichtausschließlichaufansievonaußenheran­ auf eigeneprofessionsethischeNormenzustützen dass Soziale Arbeit inderPraxis versuchte, sichdabei Sekretariat derStändigenKonferenzKultus- , GründerinderSozialenFrauenschule Bäumer Allen und 2000). Baum zuverdanken, Röh und Larisch Wör sich ­

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165 GruSSwort Professor Dr. Claus-Dieter Wacker zahlreiche Verbindungen zwischen der DGSA und Geschäftsführender Präsident der dem Department Soziale Arbeit der Hochschule für HAW Hamburg Angewandte Wissenschaften Hamburg. Nicht nur ideell versuchen beide, das Ziel der Förderung der Profession und Disziplin Soziale Arbeit umzusetzen, Liebe Leserinnen, liebe Leser, sondern auch personell bestanden und bestehen 100 Jahre Ausbildung zur Sozialen Arbeit in Hamburg Verbindungen. So waren und sind Kolleginnen und – die HAW Hamburg ist dankbar und stolz, fast die Kollegen der Hochschule für Angewandte Wissen­ Hälfte dieser Zeit Akteurin und Trägerin dieser Erfolgs­ schaften Hamburg in den Sektionen, Fachgruppen geschichte zu sein. und dem Vorstand (aktuell seit 2014 Professor Dr. Dieter Röh) der DGSA aktiv und mit Professorin Dr. Die Disziplin ist eine besondere Bereicherung für Sabine Stövesand kam eine der langjährigen Vorsit­ unsere Hochschule. Mit den Studiengängen der Sozia­ zenden der DGSA von dieser Hochschule. len Arbeit leisten wir Beiträge zur Bekämpfung von Armut, Sozialabbau, Exklusion, Kriminalität und städ­ Wir freuen uns als aktueller Vorstand der DGSA tischer Sozialraumspaltung. Wir stehen dazu in einer auf die weitere Zusammenarbeit, das Hinwirken auf engen Wechselbeziehung mit unserer Gesellschaft: unser gemeinsames Ziel und gratulieren zum 100- Welches Wissen kann an einer Hochschule für Ange­ jährigen Jubiläum ganz herzlich. wandte Wissenschaften praxisorientierter sein?

Literatur Hochschulen haben – neben Lehre und Forschung Allen, Ann Taylor: Feminismus und Mütterlichkeit in Deutsch­ – auch einen gesellschaftlichen Auftrag, was häufig land 1800-1914. Weinheim 2000 mit dem Begriff „Third Mission“ zum Ausdruck ge­ Röh, Dieter; Larisch, Stephan: Die Anfänge der sozialen Frauenschule und das Sozialpädagogische Institut in Ham­ bracht wird. Mit unseren Absolventinnen und Absol­ burg. Gründung, Krise und Fortbestand der Institution im venten der Sozialen Arbeit kommen wir diesem Auf­ 166 Zeitraum von 1917-1933. In: Soziale Arbeit 9/2011, S. 337- trag unmittelbar und umfassend nach: von Bildung 344 und Erziehung in der Kindheit bis zur Strategieplanung Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultus­ gegen Altersarmut. Mit dem Wissen und dem Engage­ minister der Länder in der Bundesrepublik Deutsch- ment unserer Absolventinnen und Absolventen tragen land (Hrsg.): Rahmenordnung für die Diplomprüfung im Studiengang der Sozialen Arbeit – Fachhochschulen. Bonn wir als Hochschule auch dazu bei, dass die soziale 2001 Schere in unserer Gesellschaft nicht immer weiter auseinanderklafft und dass die Trennung zwischen Teilhabenden und Nichtteilhabenden nicht weiter ­voranschreitet.

An einer Hochschule wie der HAW Hamburg, an der die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge einen breiten Raum einnehmen, ist die fachliche und kulturelle Ausrichtung der Sozialen Arbeit eine will­ kommene und notwendige Erweiterung des Spek­ trums. Es gibt auch eine Gemeinsamkeit zwischen den Fachdisziplinen Soziale Arbeit und Ingenieurwis­ senschaften: der Kampf um das andere Geschlecht. Bei den Ingenieurwissenschaften bemühen wir uns seit Jahrzehnten um mehr weibliche Studierende. Bei der Sozialen Arbeit, in der seit 1927 männliche Bewer­ ber erlaubt sind, bemühen wir uns mit aller Kraft um einen höheren Anteil an Männern im Studium.

100 Jahre Ausbildung zur Sozialen Arbeit in

Soziale Arbeit 5-6.2017 ­unserer Stadt und an der HAW Hamburg, das ist ... Soziale Arbeit 5-6.2017 lingshilfe. Technikfolgenabschätzung bishinzuraktivenFlücht­ wicklung deserstenHamburgerSozialatlassesüber Inhalte. ­ingenieurwissenschaftliche ­Sozialen unddergesellschaftlichenRelevanz auf schule. einer mehrheitlichvonIngenieurengeprägtenHoch­ für dieGesellschaft. Ihren wertvollenBeitrag fürunsere Hochschuleund beitragen. Ichdanke IhnenfürIhrEngagementund und zuForschungsergebnissen inderSozialen Arbeit und alldenjenigenzudanken, diezumStudienerfolg terinnen undMitarbeitern, dem Verwaltungspersonal soren, wissenschaftlichenundtechnischenMitarbei­ Anlass, denengagiertenProfessorinnenundProfes­ DasJubiläumistfürmichzugleichwillkommener ­Herausforderungen derZukunft. vielfalt istunsereStärke beiderBewältigungvon ▲ plinen anderHAW Hamburgfördern diegegenseitige ▲ ▲ ▲ ▲ darüber. Neugier aufdasjeweils „Andere“ und denDiskurs horizonterweiternd: DiesogegebenePerspektiven­ zukunftsorientiert: DieunterschiedlichenFachdiszi­ innovativ: Wir sindamPulsderZeit, vonderEnt­ befruchtend: Wir habensoauchdenBlickdes überraschend: Soziale Arbeit alsFachdisziplin an

again fast ganzausdemUN-Hilfssystemzurückzuziehen. Präsident hat einen Tiefpunkt erreicht. DieUSAdrohenunter Hilfszusagen zustande. DieinternationaleSolidarität her kamengerade einmal 10 ProzentderGelderals 4,4 Mrd. Dollar an, umdiegrößteNotzulindern. Bis­ im MärzeinenMittelbedarfbiszumSommervon Vereinten NationenmeldetenimUN-Sicherheitsrat dieser RegionakuteHungerkrisengebenwürde. Die nationalen Frühwarnsysteme erkennen, dassesin Jahren ließendie inzwischen gutarbeitendeninter ­Nigeria. Eine Katastrophemit Ansage, dennseitzwei genaue Gegenteil: Indergroßen Weltpolitik erlebenwirzurzeitdas stecken“, sich fürandereeinsetzen. ­Interesse festklammern, sondernfürandere „zurück­ schen wirken können, diesichnichtameigenen Egozentrik [email protected] nenden, fundierten Artikeln beleuchtet. Doppelheft unsererFachzeitschrift mitvielenspan­ dieses Hamburg,die für Angewandte Wissenschaften des DepartmentsSoziale Arbeit anderHochschule ken kann, zeigtetwa diehundertjährigeGeschichte der BlickaufdieNotundBedarfedes Anderen wir ­regelmäßig. Wie weitsichtigundhilfreichdagegen lichen Alltag – das erfahren die meistenvonuns nur DiefortschreitendeEgozentrikzeigtsichnicht egozentrischen Formeln,immer mehr Politiegozentrischen sich der derzeit imSüdsudan, Somalia, demJemenundin gebieten Afrikas. 20MillionenMenschenhungern nis dieserHaltungzeigtsichjetztindenHunger­ jeder vonunshatbereitserlebt, wiebefreiendMen­ ganze irdischeExistenzfürdas Wohl anderer. Wohl Hier opfertjemandnichtnurseinEgo, sondernseine gennützigkeit desJesuszugeschriebenenHandelns. Überlieferung glauben, erschließtsichwohldieUnei­ Auch fürMenschen, dienichtandiesechristliche irdischen Tod durchseine Auferstehung überwand. bereuen, aufsichgenommenhatundzugleichden seinen Tod dasLeidallerMenschen, dieihreSünden feiern anOstern, dassJesusalsSohnGottesdurch und ganzeLänderverschreiben. EintödlichesEr Das Osterfestliegtgerade hinteruns. DieChristen Burkhard Wilke in der „großen“ Politik, sondern auchimpersön­ undsoähnlichlautendienationalistischen, Trump gar, sich alsbishergrößterZahler America First,MakeBritaingreat geb­ ker ­ ­

167 DZI KOLUMNE Akademisierung und Professionalisierung der Sozialen Arbeit die Soziale Frauenschule und das Sozialpädagogische Institut Hamburg 2 gegründet und als deren erste Leite­ in Hamburg | Ein Abriss rinnen Gertrud Bäumer (1873-1954) und Marie Baum der Entwicklung der Ausbildung (1874-1964) berufen. Die Geschichte dieser Einrich­ tung, die der Vorläufer des heutigen Departments zwischen 1917 und 2017 Soziale Arbeit an der Hochschule für Angewandte Dieter Röh Wissenschaften Hamburg war, „gewinnt über ihre regionalhistorische Bedeutung hinaus allgemeine Gültigkeit für die deutsche Frauenbewegung durch Zusammenfassung | Der Beitrag beleuchtet die prägende Gestalt ihrer Gründerin, Gertrud Bäumer. die Geschichte des Departments Soziale Arbeit In den knapp 4 Jahren ihres Hamburger Wirkens, [...], an der HAW Hamburg bis zurück zur Gründung versuchte sie ihre pädagogischen Vorstellungen mit der Sozialen Frauenschule 1917. Er gibt einen jungen Frauen in einer schwierigen Umbruchszeit zu realisieren“ (Dünkel; Fesel 1999, S. 4). Überblick über die wichtigsten Stationen und fokussiert wesentliche Momente der zunehmen­ Doch nicht nur aufgrund ihrer Bedeutung für die den Professionalisierung und Akademisierung. Geschichte der Frauenbewegung, sondern auch ihres Pionierstatus‘ beim Aufbau der zweijährigen Ausbil­ Abstract | This paper shows the history of dung an der Sozialen Frauenschule und des eineinhalb­ the Department of Social Work at the Hamburg jährigen Aufbaustudiums im Sozialpädagogischen University of Applied Sciences. Starting with ­Institut (SPI), das der Ausbildung von Lehrkräften der the foundation of the Social School for Women sozialen und bürgerkundlichen Fächer an den Frauen­ in 1917, it summarizes essential steps towards schulen (Schaaser 2000, S. 170) diente, kann sie als professionalization and academization. besonders gelten, ist damit doch eine Mehrstufigkeit angedacht, die dem Bachelor- und Masterstudium 168 Schlüsselwörter  Soziale Arbeit ähnelt (Reinicke 2012, S. 266). Auf die zweijährige  Ausbildung  Hamburg  historische Ausbildung in der Sozialen Frauenschule sollte näm­ Entwicklung  Soziale Frauenschule lich ein drei- bis viersemestriges Aufbauseminar folgen, um die Befähigung zur selbstständigen Verwaltungs­ Einleitung | Mit diesem Überblicksartikel soll die arbeit zu erlangen beziehungsweise zur wissenschaft­ Entwicklung einer der ersten Sozialen Frauenschulen lich ausgebildeten Lehrerin oder praktischen sozial­ zur Hochschule nachgezeichnet werden. Anhand sig­ pflegerischen Kraft für den Lehrerberuf an sozialen nifikanter Ereignisse wird nicht nur die Entwicklung Frauenschulen ausgebildet zu werden. einer lokalen Institution zur Ausbildung von Sozialar­ beiterinnen und Sozialarbeitern beziehungsweise Das Sozialpädagogische Institut (SPI) mit den eben ­Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen dargestellt, genannten Aufgaben wurde im Zuge der Verstaatli­ sondern gleichzeitig auch eine prototypische Genese chung 1923 mit der Sozialen Frauenschule verschmol­ der Akademisierung derselben deutlich gemacht (zur zen (Dünkel; Fesel 1999, S. 46). Den Absolventinnen gesamten Entwicklung Reinicke und Amthor 2012).1 und Absolventen wurden fortan gebührenpflichtige Aufbau-, Fortbildungs- und Abendkurse zur „Fortfüh­ Die Gründungsjahre (1917 bis 1921) | Neun rung ihrer Berufsbildung“ angeboten (ebd., S. 76 ff.). Jahre, nachdem Alice Salomon die erste Soziale Frauen­ schule Deutschlands in Berlin ins Leben gerufen hatte, Am 30. April 1917, also kurz vor dem Ende des wurden auf Initiative von Spitzenbeamten der Fürsor­ Kaiserreichs und des Ersten Weltkriegs, fand die geadministration, führenden Politikern und Bürgern ­Eröffnung im Hörsaal A des historischen Teils der Universität Hamburg in der Edmund-Siemers-Allee 1 1 Vorab ist festzustellen, dass insbesondere für statt. Der damalige Bürgermeister Werner von Melle die Nachkriegszeit ein deutlicher Forschungsbedarf ­besteht, den es angesichts der doch erstaunlichen 2 Die Bezeichnung Sozialpädagogisches Institut Entwicklung der Sozialen Arbeit als Profession Soziale Arbeit 5-6.2017 wurde ab 1954 durch den Zusatz „Gertrud-Bäu­ und Disziplin zu decken gilt. Besonderer Dank gilt mer-Schule“ ergänzt und bis zur Integration in die Friederike Schaak, die als studentische Hilfskraft Hamburg 1970 als Benennung bei der Recherche im Hamburger Staatsarchiv mit­ ­beibehalten. gewirkt hat. war ebenso anwesend wie Honoratioren aus der Universität“, gedacht für „solche akademisch gebil­ Hamburger Politik, Wirtschaft und der bürgerlichen dete[n] Kräfte, die einen sozialen Beruf ergreifen Klasse (Röh; Larisch 2011 sowie Larisch in diesem Heft). wollen“ (StAHH, SPI-362-5/2). Von Melle ging in seiner Rede auf die Geschichte der sozialen Hilfstätigkeit in Hamburg ein und lobte die Die neben Marie Baum erste Schulleiterin Gertrud Soziale Frauenschule samt SPI, dass diese bis auf einen Bäumer gehörte wie auch Helene Lange (zu deren kleinen staatlichen Zuschuss in Form der Überlassung ­Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Schaaser 2000) zu von Unterrichtsräumen (in der Moorweidenstraße 24) den führenden Vertreterinnen der bürgerlichen Frauen­ privat finanziert wurde, wenngleich ein Schulgeld bewegung (Schwarting in diesem Heft). Sie begründete ­erhoben werden musste3 (Schaaser 2000, S. 173). mit Friedrich Naumann die Deutsche Demokratische Die Initiative und die auf Spenden basierende Grund­ Partei und war für diese von 1919 bis 1932 Mitglied finanzierung ging auf die Gründung des Trägervereins im Deutschen Reichstag. Bäumer war eine der ersten „Soziale Frauenschule & Sozialpädagogisches Institut“ Frauen, die in Berlin zum Universitätsstudium zuge­ am 18. Mai 1916 zurück, der die Schule und das SPI lassen wurden, und promovierte im Jahr 1904. Durch bis zur Verstaatlichung unterhielt (Dünkel; Fesel 1999, ihre Bekanntschaft mit Marianne Weber kam sie in S. 9 ff.). Ein hochrangig besetztes Vereinskuratorium Kontakt mit deren Ehemann Max Weber. Als sie die (siehe den Beitrag von Stephan Larisch auf Seite 175 Schulleitung in Hamburg übernahm, hatte sie bereits in diesem Heft) unterstützte die Gründung. als Dozentin für Soziale Ethik an Alice Salomons Sozia­ ler Frauenschule gearbeitet und wurde auch als Leite­ Die schulische Ausbildung hatte zunächst keinen rin der zu gründenden Hochschule für Frauen in Leipzig Abschluss (Baum 1950, S. 212) oder die Begründung gehandelt, entschied sich dann jedoch bereits 1913 einer Erwerbsarbeit zum Ziel (Schaaser 2000, S. 174). für Hamburg. Bäumer wechselte 1920 in die kultur­ Vielmehr ging es zunächst darum, den durch den politische Abteilung des Reichsinnenministeriums und Ersten Weltkrieg hervorgerufenen Bedarf an weibli­ leitete dort als Ministerialrätin die Referate Jugend­ chen Beschäftigten4 in der Säuglings- und Kinderfür­ wohlfahrt und Schulwesen (Buchka 1998). sorge sowie der Kriegsversehrten-, Kriegswaisen- und 169 Fabrikfürsorge zu sichern und das allgemeine Qualifi­ Marie Baum war promovierte Chemikerin und in kationsniveau zu heben. Denn viele der bislang ehren­ der Patentabteilung von AGFA in Berlin tätig. Weil sie amtlich tätigen Frauen waren Angehörige der mittleren mit dieser Tätigkeit unzufrieden war und von ihrer bis höheren bürgerlichen Schichten und hatten bisher Bekannten Alice Salomon einen entsprechenden Rat weder Kontakt zu Armen oder zur Arbeiterklasse noch erhielt, schlug sie einen anderen Berufsweg ein und entsprechende Kompetenzen. wurde, neben weiteren beruflichen Stationen, von 1902 bis 1907 Gewerbeinspektorin in Baden. Dort Die zweijährige Grundausbildung umfasste allge­ sollte sie die gesetzlichen Arbeitsschutzbestimmun­ meinbildende und für die Fürsorge spezielle Fächer. gen überwachen. Durch diese Tätigkeit kam sie das Das SPI wurde in eine soziale und eine pädagogische erste Mal mit sozialen Problemen von Arbeiterfamilien Abteilung unterteilt, in Ersterer konnten sich die in Kontakt, zu denen sie auch Studien verfasste. Ihr Schülerinnen in einer Spezialausbildung für die zu­ Wechsel zum Verein für Säuglingsfürsorge Düsseldorf, künftige Tätigkeit weiterbilden, Letztere sollte Lehr­ dort war sie von 1907 bis 1916 tätig, ergänzte diese kräfte für die Frauenschulen und für andere Schulen Erfahrungen und auch hierzu verfasste sie Studien. ausbilden. Gertrud Bäumer hielt fest, dass zu den Durch diese Aufgaben und Publikationen wurde sie speziellen Feldern „die Jugendfürsorge, sozialhygieni­ Gertrud Bäumer bekannt, die sie als Leiterin der prak­ sche Gebiete usw.“ gehörten und weiter: „Die Unter­ tischen Ausbildung in Hamburg vorschlug. Marie Baum richtsgestaltung ist eine freiere, mehr im Sinne der war hiermit zwar nicht zufrieden, wie sie in einem Brief an Bäumer ausführte, willigte aber doch in diese 3 Für mittellose oder minderbemittelte Schülerinnen ­Arbeitsteilung ein (Schaaser 2000, S. 171). gab es die Möglichkeit, durch die im Zusammenhang mit der Sozialen Frauenschule von der Hamburgerin Aufgrund der sozialen Unerfahrenheit der Schüle­ Helene Bonfort gegründete Stiftung das Schulgeld, rinnen war es insbesondere Marie Baum wichtig, sie die Miete oder Verpflegung finanziert zu bekommen Soziale Arbeit 5-6.2017 (Dünkel; Fesel 1999, S. 18). an die „fremden Lebensformen und Menschenschick­ 4 Männer wurden erst 1930 zugelassen, konnten aber schon ab 1926 an einjährigen sogenannten Nachschulungslehrgängen teilnehmen. sale“ (Baum 1950, S. 210) heranzuführen, indem sie Ihre Stellung an der Sozialen Frauenschule gab ihnen Exkursionen zu „kurz vor der Schulentlassung Marie Baum bereits 1919 auf, da sie fortan bis 1921 stehenden Kindern“ oder auch zu „Mütterabenden für den schleswig-holsteinischen Wahlkreis Mitglied im äußeren Rahmen der Hamburger Volksheime“ (ebd.) in der Weimarer Nationalversammlung und Reichs­ anbot. Zur praktischen Ausbildung ehörte neben die­ tagsabgeordnete war. Danach war sie mit einigen sen Einblicken in die damalige Fürsorgepraxis auch der Auftragsuntersuchungen befasst, unter anderem zur „Einblick in die praktische sozialpflegerische Arbeit Familienfürsorge und zur Lage der Familien, sowie [...] durch Beteiligung an Beratungsstunden aller Art, vor und nach der NS-Zeit mit Vorträgen und Lehrauf­ in der Kriegsfürsorge, in Säuglingsheimen und allen trägen an der Universität Heidelberg (Maier 1998). sonst geeignet erscheinenden und zugänglichen Ein­ richtungen und Anstalten“ (ebd., S. 211 f.). An Baums Wirtschaftskrise und Verstaatlichung (1921 Verständnis der Ausbildung ist zudem bemerkenswert, bis 1933) | Nach dem Weggang Bäumers und Baums dass sich den sozialen Fragen auch wissenschaftlich- übernahm Margarete Treuge die alleinige Leitung, sie empirisch genähert werden sollte: „Semesterarbeiten hatte vor allem damit zu tun, die Institution durch die galten etwa der Darstellung eines Hamburger Stadt­ schweren Nachkriegsjahre und die Weimarer Republik teils unter Berücksichtigung seiner Bauweise, der Zu­ zu bringen (Röh; Larisch 2011). 1921 wurde die Schule sammensetzung seiner Bevölkerung nach Beruf, Fami­ staatlich anerkannt und bekam das Recht, ihren Ab­ liengröße, Einkommen, der Einrichtungen öffentlicher solventinnen und Absolventen die staatliche Anerken­ Hygiene, öffentlicher Erziehung und sozialer Fürsorge, nung als Wohlfahrtspflegerin beziehungsweise Wohl­ der Lebensweise seiner Einwohner“ (ebd., S. 212). fahrtspfleger zu verleihen. Aufgrund der zunehmenden finanziellen Schwierigkeiten wurde die Soziale Frauen­ Baum erinnerte an gleicher Stelle auch an die schule 1923 durch die Eingliederung in das berufsbil­ ­besondere Nähe von Lehrerinnen und Schülerinnen, dende Schulwesen verstaatlicht. Damit verlor das bis denn „auch sonst war Lehren und Leben bei uns eines, dato für die Gründung und Gestaltung der Ausbildung 170 insofern Gertrud Bäumer und ich im vollen Sinne des so entscheidende Kuratorium an Bedeutung. Wortes das Leben mit unseren Schülerinnen teilten. Wanderungen und Feste, vor allem das Zusammen­ Bereits wenige Wochen, nachdem die Verstaatli­ sein in dem einige Stunden von Hamburg entfernt chung per Übernahmevertrag wirksam wurde, grün­ im Walde gelegenen Schullandheim5 füllten die Frei­ dete sich der „Verein der Freunde des Sozialpädago­ zeit aus“ (Baum 1950.). Diesen Gemeinschaftsgeist gischen Instituts Hamburg“, dessen neuer Zweck in beschrieb in der Nachkriegszeit auch eine Schülerin: „Herrlich, diese fröhliche Gemeinschaft der so ver­ 6 Eine interessante Entwicklung mit den entspre­ schieden zusammengesetzten Jahrgangsgruppen! – chenden Folgen, Vor- und Nachteilen, nimmt die Das alte Haus am Mittelweg! – Die Teeküche! – Die ­Institution hinsichtlich ihrer Größe, gemessen an der Zahl der Schülerinnen und Schüler und später Feste und Feiern! Kein Ort so lernintensiv! – Der weite Studentinnen und Studenten, die von anfänglich Einblick in die gesellschaftlichen Zusammenhänge – 81 Personen (1918/1919), einer relativ konstanten alles für uns damals unverzichtbar!“ (Ansorge, zitiert Zahl bis auf den Einbruch in der NS-Zeit, über 280 nach Thorun 1992, S. 38).6 Zudem zeugen zwei im Studierende im Jahr 1965 (Thorun 1992, S. 40) auf ­Archiv der HAW befindliche Fotoalben davon, dass zwischenzeitlich (1980er-Jahre) mehrere Hundert man noch 1932/1933 gemeinsame Ausflüge unter­ bis zur heutigen Zahl von zirka 1 300 Studierende nahm beziehungsweise dass viele Schülerinnen (des anwuchs. Hier könnten hinsichtlich der curricularen Inhalte, des methodisch-didaktischen Anspruchs Jahrgangs 1946/1947) auch über die gemeinsame und der haltungsbezogen-ethischen Bildung wei­ Ausbildungszeit hinaus engen und herzlichen Kontakt tere Forschungsarbeiten anschließen, denn wo die zueinander hielten. Insgesamt ist es interessant fest­ Soziale Frauenschule und das Sozialpädagogische zustellen, wie sehr diese ersten Generationen von Institut (als Schulen) sehr viel Wert auf direkten ­einem Gemeinschaftsgefühl getragen waren, das im Kontakt zwischen Schülerinnen und Schülern und Vergleich mit der heutigen Situation, je nach Einschät­ Lehrerinnen und Lehrern legten und dies auch reali­ zung, nostalgische Sehnsucht oder kritische Befrem­ sieren konnten, ist die heutige Hochschule trotz ihres hauptsächlich „seminaristischen Unterrichts” anony­ dung erzeugen kann. mer und muss damit fast ohne kontinuierliche päd­ Soziale Arbeit 5-6.2017 agogische Beziehung zwischen Lehrenden und Ler­ 5 Dünkel und Fesel (1999, S. 58) vermuten, dass es nenden auskommen. sich um das sogenannte „Heide-Haus“, in der Lüne­ burger Heide gelegen, handelt. der „Förderung der kulturellen und sozialen Aufgaben tung der Wohlfahrtspflege betrieben und machte des Sozialpädagogischen Instituts Hamburg“ bestand, auch nicht vor der Sozialen Frauenschule halt (vgl. was konkret bedeutete, dass man „durch wirtschaft­ Dünkel in diesem Heft). Sie trug fortan den Namen liche Erleichterungen für die Schülerinnen und Schaf­ „Volkspflegeschule des Staatlichen sozialpädagogi­ fung von Gemeinschaftsstätten für Geselligkeit und schen Instituts in Hamburg“. Die bisherige Schulleiterin, Erholung das Sozialpädagogische Institut zu einer Margarete Treuge, wurde zum 31. Juli 1934 abgesetzt Schulgemeinschaft“ machen wollte (Auszüge aus der und durch ein NSDAP-Parteimitglied, den unqualifi­ Vereinssatzung, zitiert nach Dünkel; Fesel 1999, S. 75). zierten Gewerbelehrer Heinrich Meyer, ersetzt (Dünkel; Mit diesem Ansinnen sollte der Gemeinschaftsgeist Fesel 1999, S. 127). des „SoziPä“, wie es in vielen Dokumenten genannt wird, erhalten bleiben. Welche Aktivitäten dafür genau Neben dieser Personalie sagt auch die Entlassung finanziert wurden, ob Stipendien darunter waren, Stu­ der Lehrkraft Dr. Clara Leschke sehr viel über die um­ dierende bei der Wohnraumbeschaffung unterstützt fassende und systematische Gleichschaltung aus. Auf wurden oder ob der Schulmittagstisch bezahlt wurde, die Darstellung dieser Entlassung und eine ausführ­ ist nicht dokumentiert. Auch nicht, wie in der Satzung lichere Darstellung der NS-Zeit wird an dieser Stelle genannt, ob und wenn ja wie das sogenannte Heide­ verzichtet und auf den Beitrag von Dünkel in diesem haus in der Lüneburger Heide finanziell getragen wurde. Heft verwiesen. Mitrovic (1996, S. 46 f.) berichtet auf der Grundlage eines Zeitzeugeninterviews zudem vom Die durch die Weltwirtschaftskrise ausgelöste Fall der Lehrerin Dr. Bradtke, die versetzt werden sollte, ­Inflation führte auch dazu, dass in manchen Jahren wogegen in einem offenen Brief der damaligen Schü­ (nachweislich im Jahresbericht 1924/1925, StAHH lerinnen und Schüler mit nur einer Ausnahme protes­ 362-5/2) Schülerinnen aufgrund finanzieller Probleme tiert wurde. Daraufhin erfolgte ein vom neuen Schul­ die Schule ohne Abschluss verlassen mussten. Auch leiter Meyer durchgeführtes Verhör, das die Schüler­- konnten einige aufgrund gesundheitlicher Beeinträch­ innen und Schüler heimlich protokollierten und in tigungen, wahrscheinlich infolge der Kriegsernährung, dem steht, dass „Frau Dr. Bradtke nicht wegen ihrer nicht regelmäßig am Unterricht teilnehmen. Lehrtätigkeit oder persönlichen Fähigkeiten, sondern 171 wegen ihrer politischen Einstellung gehen musste“ Da die Studierenden häufig keine oder nur geringe (Mitrovic 1996, S. 47). Erfahrungen im sozialen Bereich hatten, wurde ab 1930 ein einjähriges Vorpraktikum zur Voraussetzung Die neuen Aufnahmebedingungen sahen vor, dass gemacht und erst 2013 (allerdings bis dahin auf weni­ „nicht-arische Bewerber(-innen) nicht mehr zugelas­ ge Wochen reduziert) abgeschafft. Die Jahresberichte sen wurden und die staatliche Anerkennung Personen erwähnen stetig steigende Schülerinnenzahlen und nicht-arischer Abstimmung zu verweigern sei“ (Dünkel; einen wachsenden Bedarf an Wohlfahrtspflegerinnen Fesel 1999, S. 139). Zur Gleichschaltung gehörte auch und -pflegern. Auch nach Auflösung des SPI (als Auf­ die Änderung der Lehrpläne und Prüfungsthemen, die bauform zur Sozialen Frauenschule) bestand fortwäh­ zum großen Teil der nationalsozialistischen Ideologie rend Bedarf an Kursen und Lehrgängen des „sozialen angepasst wurden, was Dokumente im Archiv des Fortbildungswesens“, namentlich für „Junglehrer und heutigen Departments Soziale Arbeit belegen. Junglehrerinnen, die eine soziale Nachschulung oder eine neue Berufsausbildung wünschen“, aber auch Nachkriegsjahre: Wiederaufbau und Aufwer- für Erwerbslose. tung zur Höheren Fachschule (1945 bis 1970) | Ab 1946 leitete Hildegard Kipp die Schule. Die ersten 1927 fand im Hörsaal A der Universität Hamburg Nachkriegsjahre waren vor allem davon geprägt, dass die 10-Jahresfeier mit Ansprachen der ehemaligen neue Aufnahmebedingungen und Lehrpläne verfasst Schulleiterinnen Bäumer und Baum sowie der aktuel­ wurden, die zudem von der Militärregierung genehmigt len Leiterin Treuge statt (StAHH 362-5/2). werden mussten. Mit der „Erziehungsanweisung für deutsche Behörden Nr. 4“ in Bezug auf die „Schulen Nationalsozialismus und Gleichschaltung und Ausbildungslehrgänge für Sozialbeamte (Soziale (1933 bis 1945) | Sehr schnell nach der Machtergrei­ Frauenschulen und Schulen für Volkspflege)“ (StAHH/

Soziale Arbeit 5-6.2017 fung der Nationalsozialisten wurde die Gleichschal­ 361-2-VI/3689) ergingen Anweisungen zur Zulas­ sung zum Studium, die sicherstellen sollten, dass die (StAHH/ 361-2 VI/4011). 1963 schrieb die Oberschul­ Schülerinnen und Schüler „sich zu wirklich verlässigen rätin Klages an den Leiter der Hamburger Jugendbe­ Sozialbeamten entwickeln werden“. Insbesondere hörde, dass mit der Verabschiedung der Ausbildungs- konnte „kein Schüler, der früher einmal Mitglied der und Prüfungsordnung von 1962 die Qualität der Aus- Partei, der HJ oder des BDM gewesen ist, [...] die bildung erhöht und damit das „Ansehen des Berufes staatl. Anerkennung ohne Zustimmung der Militärre­ gehoben werden“ solle. „Die Ausbildung wurde um gierung erhalten“. Ebenfalls genehmigungspflichtig ein Jahr” auf drei Jahre verlängert7 und die Mittlere waren Lehrpläne, der Umfang einzelner Lehrfächer, Reife sei „Voraussetzung für den Eintritt in die Aus­ die Liste zu benutzender Bücher sowie die genauen bildung. Damit wurde aus der Fachschule eine Höhere Aufnahmebedingungen und die Organisation und Fachschule, vergleichbar mit der Höheren Frauenfach­ Überwachungsmethode im Praktikum (StAHH/361-2 schule und den Ingenieurschulen“ (StAHH/361-2 VI/ VI/3680). 3698). In diesem Schreiben wurde auch von Studie­ renden am SPI in Unterscheidung zu Schülerinnen und Zusätzlich zur Aufnahme regulärer (Vollzeit-) Schülern an der Fachschule für Erzieher gesprochen. Schülerinnen und Schüler, deren Höchstzahl im Jahr Auch wurde in einem Rundschreiben an alle Dozenten 1949 bei 120 lag (StAHH/361-2 VI/3700), bot das SPi, darüber informiert, dass „das Wintersemester [...] am vom damaligen Sozialsenator Nevermann dazu aufge­ 1. Oktober 1963 [beginnt]“, was – angesichts der bis­ fordert, Abendkurse für diejenigen an, „die es aus herigen Rede von „Schulhalbjahren“ – auf eine prä­ wirtschaftlichen Gründen nicht ermöglichen können, akademische Organisation in Richtung einer Hoch­ unter Aufgabe ihrer Erwerbstätigkeit das Sozialpäda­ schule hinweist. gogische Institut zu besuchen“ (StAHH/361-2 VI/3690). Es sollten einjährige Einführungskurse ohne Abschluss­ 1954 erhielt das Sozialpädagogische Institut prüfung eingerichtet werden, die nach Bestehen einer der Freien und Hansestadt Hamburg „in Würdigung Aufnahmeprüfung den Zugang zur Oberstufe der der bedeutenden Leistungen der am 24. März 1954 zu dieser Zeit noch so benannten Volkspflegeschule verstorbenen Sozialpolitikerin, Sozialpädagogin und 172 ­ermöglichten. Führerin der Deutschen Frauenbewegung Gertrud Bäumer“ den Namenszusatz „Gertrud-Bäumer-­ Bereits 1948 wurde die Schule in einem Bericht Schule“ (StAHH 361-2 VI/3700). Mit der Aufwertung an die Schulbehörde als „höhere Fachschule“ sowie zur Höheren Fachschule trat 1961 eine neue Aus­ „auf die Bedürfnisse der Hamburger Behörden zuge­ bildungs- und Prüfungsordnung in Kraft, nach der schnitten“ bezeichnet (StAHH 361-2 VI/3693). In einer bestimmt wurde, dass Absolventinnen und Absolven­ Anfrage an das Personalamt wurde die Gleichwertig­ ten fortan den Titel „Sozialarbeiter/ in, grad.“ tragen keit mit dem gehobenen Dienst in der Verwaltung und, nachdem sie ein einjähriges Berufspraktikum gefordert, da die dreijährige Ausbildung (zwei Jahre erfolgreich absolviert hatten, die staatliche Anerken­ Schule sowie ein „überwachtes“ einjähriges „Nach­ nung als „Sozialarbeiter/in“ erhalten konnten. praktikum“ mit der Verleihung der staatlichen Aner­ kennung) auf einem „Unterricht [...] akademischer Bereits 1966 wurde eine Zusammenführung der Natur“ beruhe, der „im wesentlichen von Akademi­ Höheren Fachschule für Sozialarbeit (Sozialpädagogi­ kern oder besonders ausgewählten Fachleuten erteilt“ sches Institut) mit dem „Fröbelseminar Wagnerstraße“ wurde (StAHH 361-2 VI/3692). Und in einem Schreiben diskutiert und letztlich 1969 umgesetzt, indem die dor­ der damals Aufsicht führenden Schulbehörde an die tige Ausbildung zur Jugendleiterin beziehungsweise Jugendbehörde wurde festgehalten, dass die Dozen­ zum Jugendleiter zunächst ebenfalls zur Höheren ten „akademisch gebildete Lehrkräfte“ seien, wobei Fachschule für Sozialpädagogik aufgebaut und kurze es sich nicht um „eine wissenschaftliche Ausbildung Zeit später mit dem Sozialpädagogischen Institut im Sinne eines akademischen Studiums“ handele ­fusioniert wurde (Kalex 1992 sowie Schambach 2010, (StAHH/361-2 VI/3699). S. 33). Nach der bis in die 1990er-Jahre geltenden Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Sozialpäda­ Im Jahr 1959 diskutierte der Fachbeirat des SPI gogen erhielten die Absolventinnen und Absolventen die Ausbildungs- und Prüfungsordnung der „Höhe­ die staatliche Anerkennung als Sozialpädagoge und

Soziale Arbeit 5-6.2017 ren Fachschule für Sozialarbeit (Wohlfahrtsschule)“ das Diplom als Sozialpädagoge. Einige Zeit blieb es bei einer weitestgehenden Auf die damit entstehenden Probleme wird hier Spaltung des nun vereinten Kollegiums: „Mit dieser nicht weiter eingegangen, sie werden aber in diesem Ortsveränderung verstärkte sich zugleich die ebenso Heft von Neuffer und Röh aufgegriffen und anhand der konkurrierende wie strittige Auseinandersetzung im Entwicklung der Curricula nachgezeichnet. Es sei nur Vergleich von Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Die­ so viel gesagt: Während auch in der Sozialen Frauen­ ser Vorgriff auf die zu erwartende Einbindung in die schule bereits 1917 – und auch in den folgenden Jah­ Fachhochschule führte zu einem stellenweise leiden­ ren – wissenschaftliche Fächer wie Volkswirtschafts­ schaftlich geführten Abtausch von Grundauffassun­ lehre, Rechtslehre, Geschichte und Psychologie unter- gen, der bis heute in verschiedenen Zusammenhän­ richtet wurden, gab es nur wenig „Methodenlehre“ – gen immer wieder neu auflebt“ Thorun( 1992, S. 40). als Vorläuferin einer wissenschaftsbasierten Lehre – im heutigen Sinne (siehe Neuffer und Röh in diesem Akademisierung: Die Gründung der Fach- Heft). Erst 1964 berichtete der damalige Schulleiter hochschule und des Fachbereichs Sozialpäda- Wolfgang Bäuerle über die Einrichtung von jeweils gogik und die Entwicklung zum Department eineinhalbjährigen Lehrgängen zu den Methoden Soziale Arbeit an der Hochschule für Ange- „Social Casework“ und „Social-Groupwork“ (StAHH/ wandte Wissenschaften Hamburg (ab 1970) | 361-2-VI/3697-91) und der späteren Erweiterung um Mit der Entwicklung der Sozialen Arbeit im Rahmen Gemeinwesenarbeit (StAHH/361-2-VI/3687-128). sozialstaatlicher Leistungserbringung war auch die ­Einen verhältnismäßig großen Teil nahm allerdings Forderung einer zunehmenden Professionalisierung die Ausbildung in der Praxis im Rahmen von beglei­ und damit in gewissem Sinne auch Akademisierung tenden Praktika ein. verbunden. Diese Entwicklung ist angesichts der inter­ nationalen Entwicklung und verglichen mit anderen Am 1.4.1970 wurde das SPI gemeinsam mit Humanprofessionen als verspätete Professionalisie­ ­diversen Ingenieurfachschulen in die Fachhochschule rung und Akademisierung zu bezeichnen, wobei sie Hamburg integriert und bildete fortan einen eigenen ab dann umso dynamischer verlief. Das geht mit Fachbereich „Sozialpädagogik“. Damit war die Ära Wendt (2008, S. 315) auch damit einher, dass „wäh­ der Schulausbildung beendet und mit der Umwand­ 173 rend in den deutschen Höheren Fachschulen bis 1969 lung zur Fachhochschule ging eine äußere wie innere weniger Wert auf wissenschaftliche Theorie als auf Akademisierung einher. Die Studierenden erhielten die Vermittlung praxisbezogener Fähigkeiten gelegt durch die Prüfungsordnung von 1991 ein FH-Diplom worden war, [...] sich im Zuge allgemeiner Bildungs­ und die staatliche Anerkennung als Sozialpädago­ reformen mit der Errichtung der Fachhochschulen gin/Sozialpädagoge beziehungsweise Sozialarbei­ 1970 ein akademischer Anspruch [ergab], dem die terin/Sozialarbeiter. Das Berufspraktikum wurde lehrenden Sozialarbeiter schon deshalb nicht nach­ durch ein hochschulgelenktes, integriertes Praktikum kommen konnten, weil sie selber ihre Ausbildung ­ersetzt. Mit der entscheidenden inhaltlichen Reform nicht an Universitäten erhalten hatten“. Mitte der 1990er-Jahre wurden Lernbereiche der Soziale Arbeit 5-6.2017 ­Sozialen Arbeit eingeführt, die sich an dem wach­ Akademisierung der Sozialen Arbeit insofern zugute, senden fachwissenschaftlichen Selbstbewusstsein als dieses Selbstverständnis der Hochschule Lehre der Sozialen Arbeit orientierten (Röh und Neuffer in und Forschung näher zusammenrücken lässt. diesem Heft). Soziale Arbeit 2017? | Was bleibt von der histo­ 2005 wurden an der Hochschule für Angewandte rischen Entwicklung für die Betrachtung der heutigen Wissenschaften Hamburg (ehemals Fachhochschule Situation? Die Ausbildung und später das Studium der Hamburg) vier Fakultäten gegründet, darunter die Sozialen Arbeit haben in Hamburg eine bemerkens­ Fakultät Soziale Arbeit und Pflege, die später zur werte Kontinuität bewiesen und sich gleichzeitig den ­Fakultät Wirtschaft und Soziales mit dem Department jeweiligen nationalen und internationalen Entwick­ Soziale Arbeit wurde. Seit 2007 werden siebensemes­ lungen angepasst. Ob diese kontinuierliche Entwick­ trige Bachelorstudiengänge der Sozialen Arbeit und lung so weitergeht, welchen Krisen sie unterworfen der Kindheitspädagogik, dreisemestrige Masterstudien­ sein wird und welche Stationen sich in den nächsten gänge der Sozialen Arbeit (konsekutiv), des Sozial- 100 Jahren ergeben, kann nicht prognostiziert wer­ und Gesundheitsmanagements (weiterbildend) und den. Denn man weiß ja bekanntlich, dass es mit den der Familienwissenschaften (weiterbildend) angebo­ Prognosen äußerst schwierig ist, vor allem, wenn sie ten; das Diplomstudium der Sozialpädagogik wurde die Zukunft betreffen. Schauen wir daher lieber zurück 2013 beendet. Studierende erhalten seitdem den in die Zukunft: Im einleitenden Beitrag des Sonderhefts ­Bachelor of Arts beziehungsweise Master of Arts von „standpunkt: sozial“ zum 75-jährigen Jubiläum ­Soziale Arbeit respektive Kindheitspädagogik als schrieb Wolfgang Schütte: „Was erwartet uns im Jahre ­Abschluss und damit die staatliche Anerkennung als 2017, wenn wir die 100 Jahre feiern? Ich würde nicht „Sozialarbeiter/in und Sozialpädagoge/in“ respektive so sehr auf die Produktivität einer hochschuldidaktisch „Kindheitspädagogin/Kindheitspädagoge“. durchgestylten Lernsituation setzen, sondern es eher mit den Meteorologen, Historikern und Chaostheore­ Mit der Einführung des Bachelor- und Masterpro­ tikern halten: ‚Der normale Zustand der Atmosphäre 174 gramms ging auch die Modularisierung des Studiums ist die Turbulenz!’ (Schütte 1992, S. 9). Im selben Heft einher. Neben der kritischen Reflexion über die Auf­ stellt Manfred Neuffer (1992, S. 23) fest: „Erwartungs­ spaltung in kleine Wissenseinheiten (Module) ist da­ voll sitzen höchstens zwanzig Studierende in einem bei aber auch die Etablierung der Fachwissenschaft technisch gut ausgerüsteten Seminarraum, der durch Soziale Arbeit in mittlerweile mehr als einem Drittel seine Möblierung und Wandgestaltung eine positive der Module festzustellen. Der grundständige Aufbau Lernatmosphäre herstellt. Aufmerksam hören sie den des Studiums, mit orientierenden Seminaren zur einleitenden Thesen ihres Dozenten zu. Begierig da­ ­Geschichte, zu Gegenstand und Funktion sowie zu rauf, diese möglichst schnell selbst in kleinen Arbeits­ Theorien Sozialer Arbeit und deren ethischer Grund­ gruppen zu verarbeiten, zusammen mit der Fachlite­ lage und zum professionellen Handeln, soll, stärker ratur, die sie in der Woche zuvor intensivst gelesen als dies im Diplomstudiengang gelungen war, der haben. Am Ende des Seminars ziehen sie gemeinsam Entwicklung eines professionellen Selbstbildes der Konsequenzen und erarbeiten sich eine eigene kriti­ Studierenden dienen. Die ebenfalls schon im Bachelor­ sche handlungsorientierte Position. Nach dem Semi­ studiengang erfolgende und darauf aufbauende Ver­ nar machen sie sich auf den Weg, ihre Kinder aus mittlung eher wissenschaftlicher Kompetenzen, unter ­einer der Fachhochschule zugehörigen Kindertages­ anderem im Bereich der empirischen Forschung oder stätte abzuholen. Andere gehen in die gemütliche auch der Theorieanalyse, bereitet den Boden für ein Kneipe um die Ecke. Ob sie den Dozenten eingela­ disziplinäres Selbstbewusstsein als der Wissenschaft den haben, bleibt ein Geheimnis.“ Sozialer Arbeit zugehörig und kann im Masterstudium vervollständig werden. Wer hat nun wohl eher recht gehabt? Entscheiden Sie selbst! Die Entwicklung zur Hochschule für angewandte Wissenschaften (der University of Applied Sciences), von der Sozialen Frauenschule über die Fachhoch­

Soziale Arbeit 5-6.2017 schule, kommt dabei der Professionalisierung und Die Hamburger Soziale Frauenschule und Professor Dr. Dieter Röh ist Dipl.-Sozialarbeiter das Sozialpädagogische und Gesundheitswissenschaftler (MPH). Er lehrt und forscht an der Hochschule für Angewandte ­Institut | Eine Rekonstruk­ Wissenschaften Hamburg zu Theorien, Geschichte, tion der Gründung im Jahr 1916 Ethik und Methoden Sozialer Arbeit. Seine Arbeits- schwerpunkte sind Klinische Sozialarbeit und Stephan Larisch ­Rehabilitation. E-Mail: dieter.roeh@haw- hamburg.de Zusammenfassung | Der Aufsatz gibt einen Literatur Überblick über die Entstehungsgeschichte der Amthor, Ralph-Christian: Einführung in die Berufsgeschichte der Sozialen Arbeit. Weinheim und Basel 2012 Hamburger Sozialen Frauenschule. Dabei richtet Baum, Marie: Rückblick auf mein Leben. Heidelberg 1950 sich der Fokus auf den Kreis der Initiatorinnen Buchka, Maximilian: Gertrud Bäumer. In: Maier, Hugo (Hrsg.): und Initiatoren und deren jeweiligen Rolle in der Who is Who der Sozialen Arbeit. Freiburg im Breisgau 1998, Gründungs- und Aufbauphase. Die Rekonstruk­ S. 64-68 tion verläuft entlang biografischer Darstellungen Dünkel, Barbara; Fesel, Verena: Von der Sozialen Frauen­ schule zur NS-Volkspflegeausbildung. Das Hamburger Sozial­ der Beteiligten, die allesamt aus dem Hamburger pädagogische Institut 1917-1945. Münster 1999 Bürgertum stammten und entsprechende Positio­ Kalex, Willi: Die letzten Jahre des Sozialpädagogischen nen innehatten. ­Instituts. In: standpunkt: sozial 3/1992, S. 41-45 Maier, Hugo: Marie Baum. In: Maier, Hugo (Hrsg.): Who is Abstract | This article describes the early Who der Sozialen Arbeit. Freiburg im Breisgau 1998, S. 59- 64 founding days of the Hamburg School of Social Mitrovic, Emilija: Fürsorgerinnen im Nationalsozialismus: Work for Women in 1916. It reconstructs the pre­ Hilfe zur Aussonderung. In: Ebbinghaus, Angelika (Hrsg.): conditions of the founding by giving an overview Opfer und Täterinnen. Frauenbiographien im Nationalsozia­ about the biographies of the relevant actors 175 lismus. Frankfurt am Main 1996, S. 25-93 who belonged to the privileged class and held Neuffer, Manfred: Ausbildung von SozialarbeiterInnen – ein Spiegelbild der Methodenlehre. In: standpunkt: sozial appropriate social positions. 3/1992, S. 17-23 Reinicke, Peter: Die Ausbildungsstätten der sozialen Arbeit Schlüsselwörter  Soziale Arbeit in Deutschland 1899-1945. Freiburg im Breisgau 2012  Ausbildung  Hamburg  historische Röh, Dieter; Larisch, Stephan: Die Anfänge der sozialen Entwicklung  Soziale Frauenschule Frauenschule und das Sozialpädagogische Institut in Ham­ burg. Gründung, Krise und Fortbestand der Institution im Einleitung | Die Eröffnung der Hamburger Sozia­ Zeitraum von 1917-1933. In: Soziale Arbeit 9/2011, S. 337-344 len Frauenschule als Vorläuferin des heutigen Depart­ Schaaser, Angelika: Helene Lange und Gertrud Bäumer. ments Soziale Arbeit an der Fakultät Wirtschaft & Eine politische Lebensgemeinschaft. Köln u.a. 2000 ­Soziales der HAW Hamburg jährt sich 2017 zum 100. Schambach, Siegrid: Die Hochschule für Angewandte Mal. Der Gründung ging 1916 die Konstituierung eines ­Wissenschaften und ihre Vorläufer von 1945 bis heute – Vereins voraus, dessen Hauptaufgabe es war, eine ein Überblick. In: HAW Hamburg, der Präsident (Hrsg.): Soziale Frauenschule als Ausbildungsstätte für Wohl­ 40 Jahre HAW, 1970-2010. Hamburg 2010 fahrtspflegerinnen zu organisieren und deren Betrieb Schütte, Wolfgang: Blick zurück nach vorn. In: standpunkt: sozial 3/1992, S. 7-9 privat zu finanzieren. Auf der Basis historischer Doku­ Thorun, Walter: Die Nachkriegszeit. In: standpunkt: sozial mente wird im Folgenden versucht, den Kreis der 3/1992, S. 36-40 ­Initiatoren und Initiatorinnen um die beiden ersten Wendt, Wolf Rainer: Geschichte der Sozialen Arbeit. Band Schulleiterinnen Gertrud Bäumer und Marie Baum zu 2. Stuttgart 2008 rekonstruieren.1 Die Rekonstruktion geht der Frage nach, wer diese Menschen waren, deren Namen sich

1 Gertrud Bäumer leitete die Schule von 1917 bis 1920, bevor sie Mitglied des Reichstages wurde.

Soziale Arbeit 5-6.2017 Marie Baum besetzte den zweiten Leitungsposten von 1917 bis 1919, bis auch sie in die Politik wech­ selte. Ihre Nachfolgerin wurde Margarete Treuge, die nach Bäumers Fortgang die Schule von 1920 bis 1934 leitete. wie ein Who is Who der bürgerlichen Gesellschaft Hanna Glinzer, Wilhelms Kiessling, Marie Kortmann, Hamburgs zu Beginn des 20. Jahrhunderts lesen und ­Johannes Lattmann, Maria Lohse, Otto Lohse, Toni welchen beruflichen beziehungsweise kulturellen Hin­ O’Swald, Karl Thomae, Max Warburg, Agnes Wolffson tergrund sie hatten. Auch sollen ihre Motivationen und Friedrich Zahn. Abwesende Mitglieder des Kura­ und die Strukturen der Netzwerke deutlich werden, toriums waren Emma Ender, Martin Hennig, Alexander aus denen die Idee einer Sozialen Frauenschule er­ Heskel, Karl Rathgen und Alfred Schober.2 In seiner wuchs. Es soll gezeigt werden, wie die Gründungsidee Ansprache zur Eröffnung der Sitzung sagte Senator praktisch umgesetzt wurde, damit sich die Hamburger Lattmann über die Idee einer Sozialen Frauenschule: Soziale Frauenschule zu einer der größten akademi­ „Sie ist hervorgegangen aus der Kriegshilfearbeit, in schen Ausbildungsstätten für die Soziale ­Arbeit in der sich mehr und mehr das Bedürfnis nach sozial gut Deutschland entwickeln konnte. Hierfür wurden Per­ ausgebildeten Kräften herausgestellt hat, das nach sonalakten, Behördenakten, Zeitungsberichte sowie dem Krieg in noch gesteigertem Maße vorliegen wird. Biografien einzelner Persönlichkeiten ausgewertet. Hinzukommt, daß dann für längere Zeit die Heirats­ möglichkeiten sehr verringert sein werden, so daß Vorgeschichte | Die Idee zur Gründung einer Aus­ viele Frauen sich einen anderen Lebensinhalt schaf­ bildungsstätte für Wohlfahrtspflegerinnen entstand fen müssen. Dazu soll ihnen die Soziale Frauenschule vor dem Hintergrund einer zunehmenden Nachfrage verhelfen“ (Dünkel; Fesel 1999, S. 10). nach professionellen Helferinnen, die der Masse in Armut lebender Menschen zur Seite stehen sollten. Im weiteren Verlauf des Abends wurden auf Gar- Die grassierende Armut war eine Folge der Industria­ rels Vorschlag Lattmann zum ersten Vorsitzenden und lisierung und des damit einhergehenden rasanten Toni O’Swald zusammen mit Adolf Buehl zu den stell­ Bevölkerungsanstiegs besonders in den Großstädten. vertretenden Vorsitzenden gewählt. Als Schriftführer Um 1913 lebten in Hamburg zirka 1 023 000 Menschen wurden Karl Rathgen, Maria Lohse, als erster und und die Stadtverwaltung stand hinsichtlich der Armuts­ zweiter Schatzmeister Johann Garrels und Max War- 176 bewältigung vor großen Herausforderungen (Pielhoff bung benannt. Der Verein sollte die Schule unabhän­ 1999, S. 389). gig von jeder staatlichen Einflussnahme privat finan­ zieren. Den Anwesenden wurde mitgeteilt, dass man Private Wohlfahrtspflege wurde von zahleichen sich im Vorfeld im kleinen Kreise auf Gertrud Bäumer Stiftungen, Vereinen und Gruppen geleistet, zu der als Leiterin geeinigt hätte, nachdem eine Kandidatin auch die am 15.11.1913 auf Initiative von Helene Bon- aus der Inneren Mission das Angebot abgelehnt hatte. fort, Max Warburg und Otto Lohse gegründete „Ham­ Bäumer, die bereits über mehrjährige Lehrerfahrung burgische Gesellschaft für Wohltätigkeit“ zählte. Es an der Sozialen Frauenschule unter der Leitung von handelte sich im heutigen Sprachgebrauch um eine Alice Salomon in Berlin vorzuweisen hatte, war bereit, Charity-Vermittlungsstelle, deren Ziel es war, private sich für fünf Jahre zu verpflichten und ab Januar 1917 Wohltätigkeit in effektivere Bahnen zu lenken und ihre Position einzunehmen, so dass die Schule Ostern Hilfen ohne Rücksicht auf die Art der Hilfebedürftig­ 1917 öffnen konnte. Als zweite Leiterin schlug Gertrud keit und das Glaubensbekenntnis der Hilfebedürfti­ Bäumer Marie Baum vor. Der weitere Abend wurde gen zu vermitteln. Die Vermittlung sollte überwacht durch Diskussionen darüber bestimmt, wie und in werden, um Missbrauch zu vermeiden. Vorsitzender welcher Höhe die Schule und ihr künftiges Personal dieser Organisation wurde Senator Johannes Lattmann finanziert und wie hoch die Beiträge der Vereinsmit­ (Guhl 2013, S. 82). glieder angesetzt werden sollten3 (Dünkel; Fesel 1999, S. 12 ff.). Am Abend des 14. März 1916 versammelten sich 17 Hamburger Persönlichkeiten aus verschiedensten Der engere Kreis der Akteure und Akteurin- gesellschaftlichen Bereichen zur Konstituierung eines nen | Eine zentrale Rolle als Initiator und „Netzwer­ Kuratoriums, das den Verein zur Errichtung einer Aus­ ker“ in der Gründungsphase spielte Johannes August bildungsstätte für künftige Wohlfahrtspflegerinnen Lattmann (1858-1936). Seine Herkunft aus einer gründen sollte. An dieser ersten konstituierenden ­Sitzung nahmen teil: Hans Ahlers, Rebecka Beit, Alida 2 Gustav Wendt und William Stern traten dem Kreis

Soziale Arbeit 5-6.2017 Borchling, Adolf Buehl, Erich Faehling, Johann Garrels, dann auf den nächsten Sitzungen bei. 3 StaaHH, 362-5/2 Bd. 2, 1. Sitzung 1916 wohlhabenden Familie ermöglichte ihm nicht nur ein das Gewerbe- und Fortbildungswesen wurde er 1913 komfortables Leben, sondern auch eine Laufbahn als Vorsitzender der bereits erwähnten Hamburgischen Geschäftsmann, Politiker, Mäzen und Stifter (Guhl Gesellschaft für Wohltätigkeit, aus der sich mit Aus­ 2013, S. 25 ff.). Die Kinderlosigkeit seiner Ehe mit bruch des Ersten Weltkriegs die Hamburgische Kriegs­ Fanny Schlüter, die langjährige Krankheit seiner Mutter hilfe als Organisation zur Unterstützung bei der Ver­ sowie ein Nervenleiden seit seinem frühen Erwach­ sorgung der Hamburger Bevölkerung während des senenalter, das sich später zu Rheuma entwickelte, Kriegs herausbildete. Deren vorrangiges Ziel bestand ließen Lattmann zu einem nachdenklichen Menschen darin, Angehörige von Soldaten davor zu bewahren, werden, der zwischen begrenzter Religiosität, Philoso­ Leistungen der öffentlichen Armenpflege empfangen phie und Poesie selbstverfasster Gedichte versuchte, zu müssen. Auch hier wurde Lattmann Vorsitzender diesen Gegebenheiten etwas entgegenzusetzen. Er und beschäftigte den Juristen Friedrich Zahn (1882- war wohlhabend genug, um sich mit 40 Jahren aus 1959)5 als neuen Geschäftsführer. In dieser Zeit tat dem Geschäft zurückziehen zu können. 1901 kehrte sich Lattmann als entscheidender Mitorganisator der er von New York nach Hamburg zurück und widmete Sozialen Frauenschule hervor. Sein vielfaches soziales sich fortan neuen Beschäftigungen (Guhl 2013, S. 50). Engagement war vermutlich unter anderem auch auf die jüdische Sozialphilosophie des Moses Maimonides Lattmanns Karriere auf dem Gebiet der Privatwohl­ zurückzuführen: „Die höchste Stufe der Wohltätigkeit tätigkeit begann neben anderem mit dem ehrenamt­ ist die, daß jemand in solcher Weise unterstützt wird, lichen Engagement in der Niederländischen Armen­ daß er sich selbständig ernähren kann. Die dritte ist casse 1905/06. 1909 trat er ins Waisenhauskollegium die, wenn der Wohltäter weiß, wem er gibt, aber der ein und es zeichnete sich ein Weg in die Hamburgi­ Arme nicht weiß von wem er empfängt. Die fünfte sche Politik ab. Als Gegner der Wahlrechtsreform von ist die, daß jemand gibt, bevor er darum gebeten 1906 wurde er Mitglied der Vereinigten Liberalen.4 wird“ (Guhl 2013, S. 70). In dieser Partei stand er an der Seite des Parteivor­ sitzenden Johann Hinrich Garrels. Auf Vorschlag Max Dieses Prinzip als Basis von Lattmanns Handeln Warburgs wurde Lattmann 1912 zum Senator auf und ein Blick auf seine Biografie ergeben das Bild 177 ­Lebenszeit gewählt. Beide Männer waren spätestens ­eines Mannes, der nie als Spender namentlich in miteinander bekannt, seitdem sie sich einer Gruppe ­Erscheinung trat, sondern versuchte, durch seine wohlhabender Bürger angeschlossen hatten, die sich ­Beteiligung größere institutionelle Projekte zu fördern. um die Gründung einer Universität in Hamburg be­ Sein Freund und Begleiter in vielen Projekten, Max mühte und hierzu 1906 gemeinsam mit anderen die Warburg, schrieb über ihn: „[...] sobald er sich einer Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung gründete Sache widmete, stellte er die Sache selbst so in den (Guhl 2013, S. 66). Vordergrund, daß sie ihn verdeckte“ (Guhl 2013, S. 114). Lattmanns neue Tätigkeitsfelder umfassten eine Position als Präses der öffentlichen Jugendfürsorge Max Moritz Warburg (1867-1946) war ebenso wie und die Mitgliedschaft im Armenkollegium. Neben Johannes August Lattmann in einer wohlhabenden seiner weiteren Funktion als Präses der Behörde für Umgebung aufgewachsen. Gemeinsam mit seinem Bruder Paul übernahm er 1895 die Leitung der väter­ 4 Diese Fraktion der Hamburger Bürgerschaft hatte lichen Bank. Inspiriert durch seinen älteren Bruder sich 1906 als Antwort auf eine von Bürgerschaft Aby, widmete sich auch Max Warburg der Idee einer und Senat durchgesetzte Wahlrechtsreform gegrün­ Hamburger Universität. Die Verwirklichung ließ jedoch det. Hintergrund der Reform war der Einzug einiger noch über ein Jahrzehnt auf sich warten, da viele SPD-Abgeordneter in die Bürgerschaft 1904, worauf die von wohlhabenden Bürgern mehrheitlich besetzte Gegner des Plans fürchteten, mit höheren Steuern Bürgerschaft und der Senat 1906 das Wahlrecht für den Betrieb einer Universität einstehen zu müssen. so änderten, dass nur der wahlberechtigt war, wer Um einen Ausweg zu finden, gründete man 1908 das mehr als 2 500 Mark im Jahr verdiente, womit die Hamburgische Kolonialinstitut mit Lehrstühlen für nicht besitzenden Klassen ausgeschlossen wurden. Wirtschaft, Recht und Geografie und berief Max War- Es folgte ein Ausstand von 80 000 Arbeitern, der burg in den Beirat (Hoffmann 2009, S. 55 f.). Bereits gewaltsam niedergeschlagen wurde. Das Wahlrecht Soziale Arbeit 5-6.2017 blieb bis 1919 unverändert und wurde von der SPD 5 StaaHH, Personalakte Zahn, Sign. 241-2, A 2756 als Wahlrechtsraub bezeichnet (Hempel 2016). kurz nach Ausbruch des Krieges gehörte Warburg stalt in eine neue Wohlfahrtsbehörde. Als Kuratoriums­ zu den Gründungsmitgliedern der Hamburgischen mitglied lehrte er von 1917 bis zirka 1927 an der Kriegshilfe. ­Sozialen Frauenschule und dem Sozialpädagogischen Institut (SPI), zum Beispiel „Einführung und Praxis der Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten Wohlfahrtspflege“, referierte über Zwangsmaßnah­ verlor Warburg sukzessive alle Ämter und Posten und men gegen Arbeitsscheue und säumige Unterhalts­ emigrierte nach dem Zwangsverkauf seiner Bank 1938 pflichtige oder erörterte Gründe des Verlassens der gemeinsam mit seiner Frau nach New York. Warburg Familie durch den Ernährer. Weitere Themen waren bewegte sich auf dem Parkett nationaler und inter­ unter anderem Kinderheilstätten, Fürsorge für Aus­ nationaler Politik und nahm Einfluss auf Initiativen zur länder und Armenpflege auf dem Lande. Während Friedensförderung, zum wirtschaftlichen Aufschwung, seiner Amtszeit wurden zahlreiche Maßnahmen auf zur Linderung von Armut und Not und zur Förderung dem Sektor der Kinder- und Behindertenerholung von Wissenschaft und Bildung gegen den Einfluss eingeleitet. Von 1912 bis 1931 wirkte er zudem als politischer oder religiöser Ideologien. Auch nach der Vorstandsmitglied des Deutschen Vereins für öffent­ Emigration bemühte er seine Beziehungen und unter­ liche und private Fürsorge in Berlin (Larisch 2012b, nahm bis zuletzt große Anstrengungen zur Rettung S. 174 f.). von bis zu 75 000 Menschen vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten (Hoffmann 2009, S. 239 f.). Ein weiterer maßgeblich Mitwirkender an der Gründung der Sozialen Frauenschule war Lohses Der Kaufmann Johann Hinrich Garrels (1855-1920), ­Vorgänger Adolf Buehl (1860-1948), der von 1897 ein Kollege und Parteifreund Warburgs, wurde Schatz­ bis 1905 als Nachfolger des bisherigen Direktors des meister des Vereins. Er war Kontor-Nachbar Lattmanns ­öffentlichen Armenwesens, Emil Münsterberg, amtierte. und zog 1904 zunächst als Mitglied der Fraktion der Buehl war in zahlreichen Behörden tätig, unter ande­ Rechten und später als Vorsitzender der Vereinigten rem im Armenkollegium (1906-1919), in der Justiz­ 178 Liberalen in die Bürgerschaft ein. Im Laufe der Zeit verwaltung und Berufsschulbehörde sowie ab 1907 gehörte er der Finanzdeputation, der Oberschulbe­ auch in der Oberschulbehörde. Sein besonderes hörde und dem Armenkollegium an − Positionen, in ­Anliegen galt der Reform des Hamburger Armen­ denen er zu jener Zeit Adolf Buehl, Otto Lohse und wesens, die Münsterberg bereits eingeleitet hatte. In Lattmann sowie die Schulräte Thomae und Schober Staatsrat Buehl fanden besonders Bäumers Nachfol­ getroffen haben dürfte. Aus Protest gegen die Bestre­ gerin Margarete Treuge wie auch Agnes Wolffson mit bungen des damaligen Senates und der Bürgerschaft, ihren Hauswirtschaftsschulen vor und hinter den 1906 das Wahlrecht zulasten der weniger besitzenden ­Kulissen einen langjährigen, aktiven Unterstützer Klasse zu verändern, um die Sozialdemokratie abzu­ ­(Larisch 2012a, S. 249 f., Pielhoff 1999, S. 505 ff.).6 wehren, gründete er mit anderen die linksliberale Fraktion der Vereinigten Liberalen, der er von 1906 Otto Lohses Ehefrau Maria (1867-1948), geborene bis 1918 angehörte. Seine Wahl zum ersten Senator Windscheid, engagierte sich gemeinsam mit Emmy dieser Partei 1917 sollte den politischen Frieden Beckmann, Emma Ender und Antonie O’Swald seit 1915 ­erhalten, was mit der Revolution von 1918 und der in der Hamburgischen Frauenhilfe, um während des Abschaffung des ungerechten Wahlrechtes allerdings Krieges Hilfsleistungen für Frauen zu organisieren. obsolet wurde (Larisch 2013, S. 173 f.). Diese Initiative war aus dem im gleichen Jahr von Ender, Beckmann und Maria Lohse gründeten Stadt­ Wie Lattmann und Warburg hatte sich auch der bund Hamburger Frauenvereine hervorgegangen, Direktor der Armenbehörde Otto Joseph Lohse (1865- für den sie auch als Schriftführerin tätig war (Stubbe 1946) an der Gründung der Hamburgischen Gesell­ da Luz 1994, S. 46 f.). Es war Maria Lohse, die am schaft für Wohltätigkeit e.V. beteiligt. Lohse und seine 5. Februar 1916 an Bäumer schrieb, dass am Tag zu­ Frau Maria waren von Beginn an im Gründerkreis der vor ein Treffen zur ersten Besprechung über die Idee Sozialen Frauenschule vertreten. Im Jahre 1905 löste einer Sozialen Frauenschule stattgefunden hatte: er Buehl als Direktor des öffentlichen Armenwesens „Es kam dabei der kühne Wunsch zum lebhaften ab und verblieb bis 1920 auf diesem Posten. In dieser Ausdruck, den Versuch zu machen, Sie für die Leitung

Soziale Arbeit 5-6.2017 Zeit organisierte er die Transformation der Armenan­ 6 StaaHH, Personalakte Senatskanzlei, Sign. 131- 15 A 19 Buehl der Schule zu gewinnen [...]“. Lohse warb um Bäumer Engagement direkt mit dem Wesen der Sozialen und erläuterte die grundlegende Idee „daß es sich Frauenschule in Verbindung stand. Drei Männer taten um eine Schule für die Berufsausbildung handelt wo, sich auf dem Gebiet der Mädchen- und Frauenbildung jeder Dilettantismus ausgeschlossen werden soll [...]“7 hervor: Gustav Wendt (1848-1933), Professor für neue (Larisch 2012b, S. 174 f.). Sprachen, lehrte wie Rathgen und später Stern am Kolonialinstitut (1895 bis 1916) und leitete zudem Die zweite Vereinsvorsitzende Antonie O’Swald Marie Kortmanns Realgymnasium für Mädchen.9 Schul­ (1866-1949), genannt Toni, war eine Tochter des rat Alfred Schober (1862-1940) organisierte ab 1910 ­Architekten Martin Haller und Ehefrau des Kaufmanns staatliche höhere Schulen für die weibliche Jugend, Alfred O’Swald. Da sie wie die meisten ihrer Standes­ hatte die Aufsicht über die Hamburger Mädchen­ genossinnen keinen Beruf ausübte, widmete sie sich schulen und half beim Aufbau des Kolonialinstituts. dem ehrenamtlichen Engagement, etwa in der Ham­ Erich Faehling (1864-1922) wirkte ab 1909 als Direk­ burger Frauenhilfe und später der Sozialen Frauen­ tor der staatlichen höheren Mädchenschule in der schule. Nachdem Lattmann 1923 aus gesundheitlichen Hansastraße.10,11 Gründen von seinem Posten als Vorsitzender des Ver­ eins Soziale Frauenschule zurückgetreten war, über­ Vier weitere Beteiligte kamen aus der männlichen nahm O’Swald diese Funktion bis 1929. Eine ihrer Jugendbildung: Oberschulrat Karl Thomae (1862-1945) zentralen Aufgaben war die Sicherstellung finanzieller begann ab 1913, seine Pläne für eine Fortbildungs­ Ressourcen zur Aufrechterhaltung des Schulbetriebes. schulpflicht für männliche Jugendliche umzusetzen. Aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung verfügte sie Thomae unterrichtete 1917 am SPI im Bereich der über ein weitreichendes Netzwerk von Unterstützerin­ ­Sozialpolitik: „Die Arbeit der Jugendlichen“ und behan­ nen und Unterstützern, das aber aufgrund der Inflation delte in der Lehre Probleme der jugendlichen Berufs­ und der dadurch gestiegenen Unterhaltskosten die ausbildung und des gewerblichen Jugendschutzes.12 Übernahme der bis dahin privat finanzierten Schule Mit Martin Hennig (1864-1920) leitete ab 1901 ein durch den Staat nicht verhindern konnte (Larisch 2014, Theologe das Rauhe Haus, dessen Arbeitsschwerpunkt S. 130 ff.). auf der evangelischen Jungenpflege lag. Am SPI unter­ 179 richtete er 1917 im Fach „Evangelische Gemeinde- Der erste Schriftführer, Karl Rathgen (1856-1921), und Vereinspflege“ unter anderem „Geschichte und lehrte und forschte nach dem Studium der Rechts­ Praxis der Inneren Mission“.13 Der zweite Theologe wissenschaften, Nationalökonomie, Geschichte und im Kuratorium war Wilhelm Kiessling (1874-1948). Staatswissenschaften von 1882 bis 1890 an der Uni­ Zunächst Pastor jener Gemeinde, zu der Lattmann als versität Tokio und kam 1907 an das Hamburger Kolo­ Kirchspielherr (Gemeindeverwalter) gehörte, wechselte nialinstitut, wo er gemeinsam mit Warburg und ande­ er 1917 in die Hamburgische Kriegshilfe und übernahm ren zu einem engagierten Befürworter einer Universi- dort die Leitung der Fürsorge für die Hinterbliebenen tät für die Hansestadt wurde. Seine Forschungsgebiete im Krieg Gefallener und der von der Hamburgischen umfassten neben anderem die Sozialpolitik unter Kriegshilfe eingerichteten Familienfürsorge für Kriegs­ Reichskanzler Otto von Bismarck, daher wurden ihm geschädigte. Nach dem Krieg wurde er Leiter der am SPI Lehraufträge (1917 bis 1919) mit dem Titel Wohlfahrtsbehörde. Sein Arbeitsschwerpunkt lag auf „Grundzüge der Sozialpolitik und der Arbeiterbewe­ dem Mutterschutz sowie dem Schutz und der Fürsorge gung“ erteilt. Im Jahre 1919 wurde er Gründungsrek­ nicht ehelicher Kinder. Als Kuratoriumsmitglied unter­ tor der Hamburger Universität. Eine Tochter Rathgens richtete er 1917 sowohl an der Sozialen Frauenschule leitete in den 1930er-Jahren die Soziale Frauenschule in Leipzig.8 9 StaaHH, Zeitungsausschnitte, Sign. 731-8 A 773 Gustav Wendt Neben den zentralen Personen mit besonderen 10 StaaHH, Zeitungsausschnitte, Sign. 731-8 A769 Funktionen setzte sich das Kuratorium aus weiteren Alfred Schober Akteurinnen und Akteuren zusammen, deren berufli­ 11 StaaHH, Zeitungsausschnitte, Sign.731-8 A756 cher Hintergrund beziehungsweise gesellschaftliches Erich Faehling 12 StaaHH, Zeitungsausschnitte, Sign. 731-8 A770 Soziale Arbeit 5-6.2017 7 StaaHH, Sign. 362-5/2 1Bd. 1, Brief Lohse an Karl Thomae Bäumer­ , 5.2.1916 13 StaaHH, Zeitungsausschnitte Sign. 731-8 A 758 8 StaaHH, Personalakte Rathgen, Sign. 361-6 I 0330 Martin Hennig als auch am SPI „Organisation der Jugendfürsorge“ sche Philologie am Kolonialinstitut war (Menke 2003, sowie „Einführung in das Verständnis neuzeitlicher S. 239 ff.). Auch zum Kuratoriumsmitglied Hans Ahlers Gemeinde – u. christlichen Vereinslebens“.14 bedarf es weiterer Recherchen.

Alexander Heskel (1864-1943) war ab 1906 Schul­ Schlussbetrachtungen | Die 22 Gründungsmit­ inspektor für die höheren Jungenschulen und wurde glieder kamen aus Fachbereichen beziehungsweise 1914 mit der Leitung der öffentlichen Jugendfürsorge Arbeitsfeldern, die für die theoretischen Grundlagen betraut (Stubbe da Luz 2010, S. 186 f.). Der Psychologe und die praktische Ausgestaltung der Sozialen Frauen­ William Stern (1871-1936) kannte Bäumer seit 1909 schule von Bedeutung waren. Die beiden Theologen aus ihrer gemeinsamen Zeit im Bund für die Schulre­ befassten sich mit der männlichen Jugend auf dem form. Diese Reformbewegung folgte inhaltlich der Gebiet sittlicher Erziehung und der Berufsausbildung Philosophie Fichtes, dem Neuhumanismus Wilhelm (Hennig) beziehungsweise dem Mutterschutz, insbe­ von Humboldts und den Gedanken der Volkserzie­ sondere dem Schutz unehelich geborener Kinder hung Pestalozzis und hatte die Humanisierung der (Kiessling). Die Frauen Rebecka Beit, Hanna Glinzer, menschlichen Gesellschaft zum Ziel (Bühring 1996, Marie Kortmann, Emma Ender und Agnes Wolffson S. 59 ff.). Als Mitglied des Kuratoriums erhielt er zahl­ leisteten teilweise Pionierarbeit auf dem Gebiet der reiche Lehraufträge am SPI, beispielsweise unterrich­ Mädchen- und Frauenbildung. Maria Lohse und Toni tete er im Jahr 1917 „Psychologie der frühen Kindheit“ O’Swald fanden ihr Handlungsfeld eher auf dem und „Psychologie der Begabung und Berufseignung“ ­ehrenamtlichen Wohlfahrtssektor für Frauen. Die im Fach Jugendfürsorge. In den Jahren 1917/18 und ­Gelehrten Wendt, Thomae, Schober und Faehling ver­ 1918/19 unterrichtete er „Pädagogische Psychologie körperten eine reformpädagogische Grundhaltung des Schulkindes“ an der Sozialen Frauenschule. und hatten sich während ihrer Karrieren verstärkt der Mädchenschulbildung gewidmet. Heskel unterrichtete Vier Frauen waren auf dem Gebiet der Mädchen- vorwiegend Jungen und amtierte zu jener Zeit als und Frauenbildung tätig: Die Gründerin der Hambur­ ­Jugendamtsleiter. Mit Rathgen besaß das ­Kuratorium 180 ger Hauswirtschaftsschulen Agnes Wolffson (1849- einen Experten in Sozialpolitik, der in ­einer Zeit lehrte, 1936) engagierte sich mit fachlicher und praktischer als sich die Wohlfahrtsgesetzgebung in diverse Fach­ Unterstützung wie etwa der Essensversorgung an bereiche ausdifferenzierte, während Stern Kinder- und der Sozialen Frauenschule. Sie hatte gemeinsam mit Jugendpsychologe war. Buehl, Garrels, Lattmann, Lohse Marie Kortmann (1851-1937), einer weiteren Pionie­ und Warburg nahmen als Lokalpolitiker eine entschei­ rin auf dem Gebiet des Mädchenbildungswesens, an dende Rolle bei der Umsetzung des Projektes durch der Hamburger Paulsenstiftschule unterrichtet, einer die Sicherstellung der politischen Unterstützung und Bildungsinstitution für Mädchen. Kortmanns enge die Überwindung bürokratischer Hindernisse ein. Bekannte Hanna Glinzer (1874-1961) leitete die Paul­ senstiftschule (Bake; Heinsohn 2010, S. 40 ff. und 64 f., Alle Beteiligten hatten den Willen, den veränder­ Hauschild-Thiessen 1980, S. 205 ff.). Am Sozialpädago­ ten gesellschaftlichen Bedingungen, vor allem der gischen Institut unterrichtete Glinzer im Jahr 1917 sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage, zu „Probleme und Praxis der Berufsberatung“. Zu diesem ­begegnen und zur Durchsetzung der gesellschaftli­ Kreis gehörten auch die Leiterin der 1881 gegründe­ chen Anerkennung von Frauen, zur Mitbestimmung ten Firgau‘schen Mädchenschule Rebecka Beit (1860- und Gleichberechtigung, nicht nur im Bereich der 1929)15 und die Frauenrechts- und Frauenwohl­ beruflichen Wohlfahrtspflege, beizutragen. Durch fahrtsaktivistin Emma Ender (1875-1954) (Stubbe da ­seine vielfachen Tätigkeiten war es Lattmann und Luz 1994, S. 41 ff.). Über das Kuratoriumsmitglied ­seinem Weggefährten Warburg möglich, ein weit­ Alida­ Borchling (1885-1967) liegen keine Informatio­ reichendes Netzwerk von Experten und Expertinnen nen vor. Die Tochter des Bürgermeisters Werner von zu knüpfen und mit deren Unterstützung die Schule Melle (1853-1937) war mit dem Germanisten Conrad zu dem zu machen, was sie heute ist. Dieses Netz­ Borchling verheiratet, der seit 1910 Professor für Deut­ werk basierte auf einem gemeinsamen Interesse und stabilisierte sich auf formellen wie informellen 14 StaaHH, Zeitungsausschnitte Sign. 731-8 A760 Wegen, da die meisten Persönlichkeiten einander

Soziale Arbeit 5-6.2017 Wilhelm Kiessling; Polizeiverwaltung-Personalakten, auch privat kannten. Sign. 331-8 15841 Kiessling 15 StaaHH, Sign. 361-2II, Bd. 226 Nr 1 Bd. 1 und Bd. 2 Die Diplomatie und das Verhandlungsgeschick von Larisch, Stephan: Aus dem Archiv: Otto Joseph Lohse. Warburg, Lattmann und Toni O’Swald haben wertvolle In: standpunkt: sozial 3/2012b, S. 174-175 Dienste beim Aufbau der Sozialen Frauenschule geleis­ Larisch, Stephan: Aus dem Archiv: Johann Hinrich Garrels. In: standpunkt: sozial 2/2013, S. 173-174 tet. Die beteiligten Frauen sahen hierin vermutlich Larisch, Stephan: Toni O’Swald. Portrait einer Philanthro­ eine weitere Möglichkeit zur Emanzipation und gesell­ pin. In: standpunkt: sozial 3/2014, S. 129-137 schaftlichen Mitgestaltung im Sinne der gemäßigten Menke, Hubertus: Borchling, Conrad. In: König, Christoph Frauenbewegung. Man bemühte sich um eine Profes­ (Hrsg.): Internationales Germanistenlexikon 1800-1950. sionalisierung der Wohlfahrtspflege und um mehr Berlin und New York 2003, S. 239-242 ­Effektivität und Effizienz, um, wie Maria Lohse schrieb, Pielhoff, Stephan: Paternalismus und Stadtarmut. „fernab jeglichen Dilettantismus“ zu stehen. Obwohl ­Armutswahrnehmung und Privatwohltätigkeit im Ham­ burger ­Bürgertum 1830-1914. Hamburg 1999 hinter allen Bemühungen Paternalismus gegenüber Stubbe da Luz, Helmut: Die Stadtmütter. Ida Dehmel, der Arbeiterschaft erkennbar ist (Pielhoff 1999), kann Emma Ender, Margarete Treuge. Neumünster 1994 auch davon ausgegangen werden, dass bei vielen Stubbe da Luz, Helmut: Alexander (Alex) Heskel. In: Gründerinnen und Gründern ethisch-philosophische, ­Kopitsch, Franklin; Brietzke, Dirk (Hrsg.): Hamburgische religiöse oder philanthropische Motive eine Rolle ­Biografie, Personenlexikon Band 5. Göttingen 2010, spielten. S. 186-187

Stephan Larisch ist Sozialarbeiter (B.A.) und ­Student des Masterstudiengangs Soziale Arbeit an der HAW. An der DIPLOMA Hochschule, Ham- burg, unterrichtet er Geschichte und Ethik der Sozialen Arbeit. E-Mail: stephan.larisch@haw- hamburg.de

Literatur 181 Bake, Rita; Heinsohn, Kirsten: „Man meint aber unter ­Menschenrechten nichts anderes als Männerrechte“. Zur ­Geschichte der Hamburger Frauenbewegung und Frauen­ politik vom 19. Jahrhundert bis zur Neuen Hamburger ­Frauenbewegung Ende der 1960er Jahre. Hamburg 2010 Bühring, Gerald: William Stern oder Streben nach Einheit. In: Lück, Helmut E. (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte der ­Psychologie. Frankfurt am Main 1996 Dünkel, Barbara; Fesel, Verena: Von der Sozialen Frauen­ schule zur NS-Volkspflegeausbildung. Das Hamburger Sozial­ pädagogische Institut 1917-1945. Münster 1999 Guhl, Anton F.: Johannes August Lattmann. Sozial und ­liberal im vordemokratischen Hamburger Senat. In: ­Nümann, Ekkehard (Hrsg.): Mäzene für Wissenschaft, 14. Hamburg 2013 Hauschild-Thiessen, Renate: Agnes Wolffson (1849-1936). In: Hamburgische Geschichts- und Heimatblätter 9/1980, S. 201-218 Hempel, Dirk: Wie sich Hamburger Arbeiter gegen Wahl­ rechtsraub wehrten. In: http://www.ndr.de/kultur/geschichte/ Wahlrechtsraub-in-Hamburg-Generalstreik-und-blutige- Unruhen,wahlrechtsraub100.html (veröffentlicht 2016, ­abgerufen am 21.2.2017) Hoffmann, Gabriele: Max M. Warburg. In: ZEIT Stiftung, Ebelin und Gerd Buccerius (Hrsg.): Hamburger Köpfe. Hamburg 2009 Larisch, Stephan: Aus dem Archiv: Staatsrat Wilhelm

Soziale Arbeit 5-6.2017 Adolf Buehl. In: standpunkt: sozial 1+2/2012a, S. 249-250 Streifzüge durch die Gründungszeit der Hamburger Sozial­ dung für Sozialarbeiterinnen auf den Weg brachten. Die Geschichte der Sozialen Arbeit als Beruf ist mit arbeitsausbildung Geschlechterstereotypen, Perspektiven weiblicher im Kontext der ersten ­Lebensentwürfe und Gesellschaftspolitik verknüpft. Frauenbewegung Zum 100-jährigen Jubiläum der Gründung der Lisa-Marie Klinger ­Sozialen Frauenschule in Hamburg, heute Department Soziale Arbeit der Hochschule für Angewandte Wissen­ schaften Hamburg, sollen die (frauen-)politischen und Zusammenfassung | Die bürgerliche geschichtlichen Entwicklungen jener Gründungsjahre ­Frauenbewegung des späten 19. und frühen nachvollzogen und es soll verdeutlicht werden, wie 20. Jahrhunderts begründete ihre Forderung sehr dies alles miteinander verwoben ist. Ein Schwer­ nach der Berufstätigkeit von Frauen mit deren punkt liegt dabei auf den Entwicklungen in Hamburg.1 besonderen Eignung für soziale und fürsorgeri­ sche Aufgaben. Der Artikel befasst sich mit der Historische Ausgangssituation der Gründe- Ausgangssituation dieser Jahre und stellt einige rinnenjahre | Die erste Frauenbewegung war primär der Entwicklungen anhand der Gründung der in Vereinsstrukturen organisiert, da Frauen bis 1908 Sozialen Frauenschule in Hamburg dar, die 2017 die Mitgliedschaft in politischen Vereinen und Parteien als Department Soziale Arbeit der Hochschule verboten, ihr Engagement in karitativen beziehungs­ für Angewandte Wissenschaften Hamburg ihr weise sozialen Vereinen aber möglich und gewünscht war (Nave-Herz 1997, S. 33). Noch vor Gründung des 100-jähriges Jubiläum feiert. Deutschen Reiches 1871 entstand der Allgemeine Deutsche Frauenverein, der das Wahlrecht bezie­ Abstract | The bourgeois women‘s move­ hungsweise die rechtliche Gleichbehandlung sowie ment in the late 19th and early 20th century Bildungs- und Berufsmöglichkeiten für (bürgerliche) 182 ­demanded paid work for women, arguing their Frauen forderte. natural skills made them particularly suitable for care and social work. The article describes the 1894 gründete sich der Bund Deutscher Frauen­ situation in those years and some of the deve­ vereine (BDF), ein Zusammenschluss bereits­ beste­ lopments in the context of the founding of the hender Frauenverbände, der, wie Agnes von Zahn- „Soziale Frauenschule“ in Hamburg which in Harnack 1928 formulierte, den Anspruch hatte, die 2017 is celebrating its centenary. Anliegen der „deutschen Frauen jeder Partei und Weltanschauung [...] zum Ausdruck zu bringen und Schlüsselwörter  Soziale Arbeit die allen gemeinsame Idee von der Kulturaufgabe der  Ausbildung  Hamburg  Frauenbewegung Frau zu verwirklichen. Wir erfassen die Kulturaufgabe  historische Entwicklung der Frau aus dem Grundsatz der freien Persönlichkeit, die sich in selbständig gewählter Verantwortung an Einleitung | Soziale Arbeit als Beruf, dessen die Gemeinschaft gebunden fühlt, aus diesem Bewußt­ Ausübung einer Ausbildung bedarf, steht in engem sein heraus ihre Kraft entwickelt und in selbstloser Zusammenhang mit den Debatten und Initiativen der Hingabe für das Ganze einsetzt. Diesem Grundsatz bürgerlichen Frauenbewegung und der gesellschaft­ getreu wollen wir an Form und Inhalt des Gemein­ lichen Situation von Frauenerwerbstätigkeit am Ende schaftslebens arbeiten“ (ebd., S. 26). Durch das breite des 19. Jahrhunderts. Verschiedene Entwicklungen Spektrum des BDF und die unterschiedlichen Inte­ kamen damals zusammen: Der Bedarf an qualifizier­ ressen seiner Mitglieder war dessen erste Zeit durch ter Ausbildung wuchs, immer mehr bürgerliche Frauen Kämpfe zwischen dem radikalen und dem gemäßig­ wollten oder mussten erwerbstätig sein. Dazu verhielt ten Flügel geprägt. Erst mit Beginn des Ersten Welt­ sich die Familien-, Sozial- und Arbeitspolitik wider­ kriegs rückte die Forderung nach dem Frauenwahl­ sprüchlich. Und es gab die bürgerliche Frauenbewe­ recht für den BDF in den Mittelpunkt (ebd., S. 26 f.). gung, die die Qualiikation für das Ehrenamt unter­

Soziale Arbeit 5-6.2017 stützte und in ihr Akteurinnen, die die Berufsausbil- 1 Der Artikel basiert auf einer gemeinsamen Arbeit zum Thema Frauenbewegung und Soziale Arbeit mit Professorin Dr. Frauke Schwarting am Department Soziale Arbeit der HAW Hamburg. Die erste Frauenbewegung weist drei wesentliche Zum gemäßigten Flügel der Frauenbewegung, Strömungen auf, deren Perspektive auf Frauen bezie­ der sich das Wahlrecht durch die Übernahme von hungsweise Geschlecht und auf die jeweiligen Politi­ Pflichten (insbesondere ab Kriegsbeginn) erst „ver­ ken eng mit der sozialen Situation und der politischen dienen“ wollte (Wagner; Wenzel 2009.), gehörten Orientierung von Frauen verbunden war. Die proleta­ Helene Lange, die erste Leiterin der Sozialen Frauen­ rische Frauenbewegung, insbesondere mit den Namen schule in Hamburg Gertrud Bäumer und die Mitgrün­ Clara Zetkin und Luise Zietz verbunden, verstand sich derin Marie Baum sowie die spätere Leiterin Margarete vor allem als Vertretung derjenigen Frauen, die ohne­ Treuge. Insbesondere Bäumer und Lange standen für hin berufstätig waren (Fabrikarbeiterinnen, Dienst­ ein fortschrittliches bürgerliches Frauenbild, denn sie mädchen etc.). Sie befand sich mit ihren Forderun­ waren höher gebildete, erwerbstätige und politisch gen nach angemessenen Löhnen, Arbeitsschutz und agierende Frauen (Bäumer 1914). Den Schlüssel zur der Versorgung von Kindern berufstätiger Mütter in Gleichberechtigung sahen sie im Zugang zu weiter­ einem Spannungsverhältnis zu den Forderungen der führender Bildung. Bereits 1890 setzte sich Lange mit Arbeiterbewegung2 einerseits und zur bürgerlichen dem Frauenberufsverband „Allgemeiner Deutscher Frauenbewegung andererseits (Notz 2009, S. 93 ff.). Lehrerinnenverein“ für das Recht von Frauen ein, Auch die eigene Verortung war nicht einheitlich. Wäh­ die Reifeprüfung abzulegen und studieren zu dürfen. rend Rosa Luxemburg eher als Vertreterin der Arbeiter­ Bäumer, die Kampf- und Lebensgefährtin Langes, bewegung agierte, sahen sich andere Akteurinnen als übernahm 1910 den Vorsitz des BDF, in dem sich unter feministische Proletarierinnen, die für Frauenerwerbs­ ihrer Führung die bürgerlich-konservativen Kräfte arbeit, Arbeitssicherheit und bessere Löhne eintraten durchsetzten (Wagner; Wenzel 2009, S. 24, Hammer- (Gerhard 1990, S. 186 ff., 318 ff.). schmidt 2010, S. 33). Langes und Bäumers Verständnis von Sittlichkeit, Sexualmoral und Familie war im Ver­ Innerhalb der bürgerlichen Frauenbewegung lassen gleich zu Positionen von Annita Augspurg und Helene sich gemäßigte und radikale Positionen ausmachen, Stöcker zutiefst bürgerlich (Bäumer 1914, S. 285 ff.). die mit unterschiedlichen Politiken verknüpft waren und beispielsweise Sympathien für den Sozialismus Fast alle Akteurinnen der Frauenbewegung stamm­ 183 zeigten oder Klassengrenzen überschritten. So lässt ten aus dem Bürgertum und verfügten durch ein Stu­ sich zum Beispiel Hedwig Dohm, die mit ihrem Verein dium oder den Besuch eines Lehrerinnenseminars über „Reform“ für den Zugang von Frauen zu allen Bil­ Bildung, eine damals sehr seltene Voraussetzung. dungsinstitutionen kämpfte, in ihrem Verständnis Bildung und Erwerbstätigkeit mussten erkämpft wer­ von Geschlecht dieser Strömung zuordnen. Für sie den und waren ein Gut, das eine Voraussetzung für waren Männer und Frauen „kein natürliches Produkt andere, offene und auch inhaltlich unterschiedliche der Schöpfung“, sondern ein soziales Konstrukt, ein Entwicklungen schuf. jeweils „durch bestimmte soziale Bedingungen histo­ risch gewordenes“ (Muschter; Thomas 2015, S. 13). Überzeugungen und Argumentationslogiken Ein Ziel war die Übertragung von Hausarbeit und zur Frauenbildung und -erwerbstätigkeit inner- Kindererziehung auf öffentliche beziehungsweise halb der bürgerlichen Frauenbewegung | Die kommunale Einrichtungen. Jener radikale Flügel war Forderung der bürgerlichen Frauenbewegung, Frauen innerhalb der bürgerlichen Frauenbewegung gegen­ eine qualifizierte Erwerbstätigkeit zu ermöglichen, über dem gemäßigten beziehungsweise konservati­ bezog sich primär auf die Schicht, der die meisten ven Flügel zahlenmäßig in der Minderheit. Auch Frauenrechtlerinnen selbst entstammten, das Bürger­ konnte er sich mit seiner Position, politische Rechte tum. Tatsächlich war zu Kriegsbeginn ein knappes von Frauen zur Voraussetzung für bürgerschaftliches Drittel der Frauen erwerbstätig, bis 1925 stieg die beziehungsweise soziales Engagement zu machen, Frauenerwerbsquote auf 36 Prozent, die Hälfte aller nicht durchsetzen (Nave-Herz 1997, S. 26, Wagner; Frauen im erwerbsfähigen Alter (Muschter; Thomas Wenzel 2009, S. 26). 2015, S. 17).3 Gründe waren nicht nur die Zunahme frauentypischer Berufe wie Sekretärin, Stenotypistin 2 Während die Frauenfrage innerhalb der Arbeiter­ bewegung als einer von mehreren Nebenwidersprü­ 3 Zwischen 1907 und 1925 erhöhte sich der Anteil

Soziale Arbeit 5-6.2017 chen galt, wurden Frauen gleichzeitig als Konkurren­ von Frauen, die als Beamtinnen oder Angestellte tinnen im Kampf um einen angemessenen Lohn ­tätig waren, von 3,9 auf 12,6 Prozent, während der gesehen. Anteil der Arbeiterinnen an der Erwerbsquote im gleichen Zeitraum sank (Muschter; Thomas 2015, S. 17). und Verkäuferin, sondern auch Beschäftigungsmög­ Selbstständigkeit, politische Mitgestaltung und lichkeiten im öffentlichen Dienst wie zum Beispiel als ­ökonomische Unabhängigkeit ermöglichen würden, Lehrerinnen oder im Gesundheitswesen. Es gab einen sie waren gleichzeitig konservativ, indem sie auf die Schub im Dienstleistungsbereich und auch in der besondere weibliche Geeignetheit als Argument Rüstungsindustrie arbeiteten Frauen auf Arbeitsplät­ ­rekurrierten und Geschlechterdifferenzen damit zen, die zuvor von Männern besetzt waren (Kruse ­(potenziell) fortschrieben.4 2013, S. 74 ff.). Das Tätigkeitsfeld der Sozialen Arbeit beziehungs­ Nave-Herz (1997, S. 41) betont, dass die Rechte, weise Fürsorge erwies sich als besonders geeignet, die Frauen in jener Epoche erhielten, nicht den Frau­ um Berufstätigkeit und das differenzfeministische, enbewegungen allein zu verdanken waren: „Mit ver­ modernisierte Frauenbild miteinander zu verbinden. ursachend dafür waren die wirtschaftliche Entwicklung Frauen waren bereits vorher in diesem Feld tätig (insbesondere die Ausweitung des tertiären Wirt­ ­gewesen, allerdings in der Regel ehrenamtlich und schaftssektors), die gesamtpolitische Situation (vor­ ohne qualifizierende Berufsausbildung. Mit Beginn des nehmlich der erste Weltkrieg zeigte das Angewiesen­ Ersten Weltkriegs stieg auch der Bedarf an sozialer sein auf die Frauen) und die ideellen Gegebenheiten (Hilfs-)Arbeit. Ein wesentlicher Teil des Beitrages, den (nämlich die sich in immer breiterem Kreise durchset­ Frauen an der sogenannten Heimatfront leisteten, zende Idee von Gleichheit, Mündigkeit und Selbststän­ wurde in verschiedenen Feldern der Sozialen Arbeit digkeit der Menschen). Aber auch umgekehrt: ohne erbracht. Aus der bürgerlichen Frauenbewegung den Zusammenschluß von gleichgesinnten Frauen, gründete sich der „Nationale Frauendienst“, der diese ohne ihr Durchstehvermögen (trotz Spott, Hohn und Tätigkeiten koordinierte und mit der kriegswichtigen der stärksten gegen sie gerichteten Waffe: das Lächer­ Unterstützung notleidender Bevölkerungsgruppen die lich machen), ohne ihre immer wieder erneut in der Forderung nach gleichen staatsbürgerlichen Rechten Öffentlichkeit vorgetragenen Forderungen (trotz vieler begründete (Wagner; Wenzel 2009, S. 28). Im Zuge Niederlagen) wäre ein Wandel vermutlich niemals der auch nach dem Krieg steigenden Nachfrage nach 184 ausgelöst worden.“ Fürsorgerinnen wurden – vielfach durch bürgerliche Frauenrechtlerinnen – die ersten Sozialen Frauenschu­ Die Akteurinnen gingen in ihrer Forderung nach len gegründet, die sowohl die Funktion hatten, gesell­ weiblicher Erwerbsarbeit von einem differenztheore­ schaftliche Bedarfe nach Sozialer Arbeit zu ­decken, tischen Paradigma aus, einer geschlechtsspezifischen, als auch Frauen eine berufliche Existenzmöglichkeit besonderen Eignung für soziale und pflegerische zu schaffen (ebd., S. 28 f.). ­Berufe, die im Konzept der „geistigen Mütterlichkeit“ ihren Ausdruck fand (Wagner; Wenzel 2009, S. 32 ff., Gründung und Aufbau der Sozialen Frauen- Wendt 2017, S. 436 ff.). Der Begriff geht auf Henriette schule in Hamburg | Die beschriebenen frauen- Schrader-Breymann zurück, die davon ausging, dass und gesellschaftspolitischen Positionen innerhalb der eine wesensbedingte Eignung zur Fürsorge nicht bürgerlichen Frauenbewegung bildeten die zentrale ­allein auf biologische Mutterschaft beschränkt sei, Motivation für Gertrud Bäumer, an der Gründung ­einer sondern dass es einer qualifizierten Ausbildung be­ Sozialen Frauenschule mitzuwirken. Bereits Anfang dürfe, um diese Fähigkeiten gesellschaftlich nutzbar 1916 erhielt sie eine erste Anfrage vom Verein „Soziale zu machen. Diese Annahme diente als zentrales Argu­ Frauenschule und Sozialpädagogisches Institut“. ment, Bildungs- und Berufsmöglichkeiten für Frauen In einem Schreiben wurde „der kühne Wunsch“ des zu fordern, ohne bestehende Differenzvorstellungen Vereins geäußert, „einen Versuch zu machen, [Bäu­ von Weiblichkeit und Männlichkeit als solche abzu­ mer] für die Leitung der Schule zu gewinnen“.5 In lehnen, sondern sie stattdessen zu erweitern (Franske Aussicht gestellt wurde ihr die „lohnende Aufgabe, 2016, S. 58 f.). hier unter Nutzbarmachung aller bisherigen Erfahrun­

Aus heutiger Sicht ergibt sich aus der Formulie­ 4 Berufstätigkeit wurde allerdings nicht als Möglich­ rung geschlechtsbezogener Differenzen ein Span­ keit für verheiratete Frauen gefordert, sondern als nungsfeld. Die Forderungen nach Ausbildung, Beruf alternativer Lebensentwurf für ledige Frauen.

Soziale Arbeit 5-6.2017 und Wahlrecht waren emanzipativ, weil sie Frauen 5 Aus dem Anschreiben von Maria Lohse vom Februar 1916 geht auch hervor, dass Gertrud Bäumer offen­ bar zuvor für den Aufbau einer Sozialen Frauen­ schule in Leipzig angefragt worden war. gen eine für ganz Deutschland vorbildliche Anstalt schen Institut Rechnung getragen, hier sollten auch zu schaffen [...], eine Schule für Berufsbildung [...] in spätere Lehrkräfte ausgebildet werden (SPI 1917-23/ der jeder Dilettantismus ausgeschlossen werden soll“ 1/14, SPI 1917-23/1/2). Gleichzeitig sollte die Unter­ (SPI 362-5/2). teilung eine Weiterqualifikation für Schülerinnen, die zunächst die Frauenschule abgeschlossen hatten, Für Bäumer, die unter anderem beim Nationalen aber auch für Frauen mit langjähriger praktischer Frauendienst in Berlin tätig gewesen war, bot die ­Berufserfahrung sicherstellen (ebd.). Von Beginn an ­Leitung der Hamburger Sozialen Frauenschule die strebte die Schulleitung eine Zusammensetzung der Möglichkeit, auch als Lehrende und Wissenschaftlerin Schülerinnenschaft aus allen Gesellschaftsschichten tätig zu werden und gleichzeitig ihr Ziel, eine qualifi­ an. So findet sich in den Akten der Frauenschule eine zierte Berufsausbildung für Frauen zu schaffen, zu ver­ Einteilung über die wirtschaftliche Lage der Schülerin­ folgen (Bäumer 1933, S. 307 f.). Im April 1917 wurde nen der ersten Jahre. 20 Schülerinnen als Töchter von die Schule eröffnet. Diese wurde zwar vom Leiter der Ärzten, Großkaufleuten oder aus ähnlichen Gesell­ Hamburger Armenanstalt Dr. Otto Lohse und dem zu­ schaftsschichten waren „bemittelt“, 33 Töchter von ständigen Senator August Lattmann initiiert und unter­ Mittelständlern und weitere 19 galten als „bedürftig“ stützt, aber nicht staatlich finanziert Dünkel;( Fesel (SPI 1917-23/18). Das Anliegen zeigt sich auch in 1999, S. 10 ff.). Die inhaltliche Gestaltung des Lehr­ ­einem Gesuch des Sozialpädagogischen Instituts vom plans lag in den Händen von Gertrud Bäumer, die be­ 15.12.1921 um Gewährung einer Beihilfe, in dem es tonte, wie wichtig die Verknüpfung von Theorie und um die Höhe des Schulgeldes geht: „Eine weitere Berufspraxis sei und dass es gleichzeitig darum gehe, ­Erhöhung [des Schulgeldes, Anm. d. Verf.] würde die Schülerinnen ganzheitlich – im Sinne eines Ver­ ­unserer Anstalt das Gepräge einer Standesschule ständnisses über die gesellschaftlichen Zusammen­ ­geben; und dieses muss nicht nur um des Ansehens hänge sozialer Probleme – auszubilden (SPI 1917- und der Bedeutung sozialer Ausbildung willen vermie­ 23/1/2, S. 8 ff., Dünkel; Fesel 1999, S. 37 ff.). den werden, sondern entspricht auch nicht im gerings­ ten dem Wesen und der Zielsetzung der Anstalt“ (SPI Das differenzfeministische Paradigma der geistigen 1917-23/1/22). 185 Mütterlichkeit spiegelt sich in Teilen des Lehrplans und Ausführungen Bäumers wider. Sie betonte in einer Die Hausarbeitsthemen der Klasse I des Jahr­ Methodikschrift für Lehrerinnen an Frauenschulen, gangs 1927/1929 zeigen, dass speziell weibliche dass nicht allein die Berufstätigkeit der Schülerinnen ­Lebenslagen in der Ausbildung berücksichtigt wurden. Zweck der Ausbildung sei, sondern die Inhalte ebenso Gewählte Themen waren unter anderem „Frauener­ auf die Ehe und das Familienleben vorbereiten sollten werbsarbeit, daraus entstehende Schädigungen und (Dünkel; Fesel 1999, S. 44 ff.). 1920 wechselten vier deren Bekämpfung“, „Berufsfragen in der Fürsorge­ Schülerinnen in die Examensklasse, „6 gingen ab erziehung für Mädchen unter besonderer Berücksich­ wegen Heirat“ (SPI 1917-23/1/14). Auch dies verweist tigung der Hamburger Verhältnisse“ und der zeitlos darauf, dass eine Berufstätigkeit für verheiratete Frauen anmutende Titel „Zur Psychologie der Prostitution“ kaum vorgesehen war. Ab Sommer 1920 übernahm (SPI 1929/1/26). Aus den Prüfungsaufgaben jener Margarete Treuge die Leitung der Sozialen Frauen­ ersten Jahre lassen sich auch die damals geltenden schule, Baum und Bäumer gingen als Reichstagsab­ moralischen Maßstäbe ablesen, die an Frauen ange­ geordnete der DDP nach Berlin (Dünkel; Fesel 1999, legt wurden. Eine der Prüfungsfragen zum Examen S. 70, Schaser 2010, S. 235 f.). 1924 beschreibt die Problemlage einer Familie wie folgt: „Eltern Schulze geschieden [...] beide schuldig, Die Schülerinnenschaft der ersten Jahre umfasste Frau wegen Ehebruchs, Mann wegen Misshandlung Frauen, die bereits praktisch gearbeitet beziehungs­ der Frau“ (SPI 1924/1). In der weiteren Fallbeschrei­ weise Berufsausbildungen abgeschlossen hatten, aber bung wird erwähnt, dass der Liebhaber der Frau ihr auch junge Frauen, die nach ihrem Schulabschluss vor seinem Unfalltod eine größere Geldsumme ehrenamtlich in verschiedenen Feldern der Fürsorge ­vermacht habe: „Der Mutter ist die Sache zu Kopf tätig gewesen waren. Dem unterschiedlichen Vorwis­ ­gestiegen, sie verschwendet das Geld, lässt die Kinder sen wurde durch die Aufteilung in eine Soziale Frauen­ hungern, glaubt sich umlauert und lässt ihre Kinder

Soziale Arbeit 5-6.2017 schule und dem darauf aufbauenden Sozialpädagogi­ nicht einen Augenblick aus der Tür“ (ebd.). Der Weg in den Nationalsozialismus | Die In dem zitierten Schreiben wird auch der Unter­ Bestrebungen von Gertrud Bäumer, Marie Baum und schied zwischen dem Differenzansatz der Gründerin­ Margarete Treuge, Soziale Arbeit als spezifisch weib­ nen und der Grundhaltung der Nationalsozialisten liches Berufs- und Qualifikationsfeld zu fördern, deutlich. Zwar erachteten beide Mütterlichkeit als ­erlebten mit der Verstaatlichung des Sozialpäda­ grundsätzlich im weiblichen Wesen angelegt, aller­ gogischen Instituts 1923 noch keine signifikante dings wurde von den Nationalsozialisten jedes Bestre­ ­Einschränkung, was sich jedoch mit der Machtüber­ ben, daraus eine Berufsqualifikation oder ein Argu­ nahme der Nationalsozialisten rasch und grundle­ ment für Frauenerwerbstätigkeit abzuleiten, entschie- gend änderte.6 Für die Soziale Frauenschule stellte den abgelehnt: „Wenn jetzt im Verfolg der sich wie­ Bäumer, die weiterhin Kontakt zur Schule hielt, 1941 der rührenden frauenrechtlerischen Tendenzen, die fest: „Die jetzt bestehende Schule hat für mein leider auch in die Frauenorganisationen der NSDAP ­Gefühl nach dem Abbau von Margarethe Treuge [...], und der deutschen Arbeitsfront hier und da Eingang der Ernennung fachlich ganz unmöglicher Leiter etc. genommen haben, der Versuch unternommen wird, mit uns überhaupt nicht mehr das geringste zu tun“ durch die Auflösung des Sozialpädagogischen Institu­ (Bäumer 1956, S. 150). tes jungen Männern, die aus Idealismus bereit sind, diesen wirklich schweren, aber im Hinblick auf die Eine der wesentlichen Veränderungen war die Bedeutung für das Volksganze so außerordentlich ­gezielte Erhöhung des Anteils männlicher Schüler. wichtigen Beruf auf sich zu nehmen, die Möglichkeit Zwar waren bereits 1930 die ersten Männer als einer theoretischen Vorbildung zu nehmen, so ist das ­Vollschüler aufgenommen worden, die Prüfungs­ sehr bedauerlich. [...] Daß die liberalistischen Tenden­ ordnung blieb allerdings bis Dezember 1933 unver­ zen dieses Institutes [...] keineswegs eine Ausbildung ändert (Dünkel 2001, S. 10, Kern 1992, S. 32). Die im nationalsozialistischen Sinne gewährleisten, dürfte Schule, die nun ein „Staatliches Sozialpädagogisches klar auf der Hand liegen. [...] In diesem Zusammen­ Institut mit Volkspflegeschule“ war, bildete verstärkt hang muss auch das Amt für Volksgesundheit ein männliche „Volkspfleger“ aus. Begründet wurde dies waches Auge darauf haben, dass die frauenrechtle­ 186 mit dem drastisch veränderten Aufgabenbereich der rischen Tendenzen, die eine bevölkerungspolitische „Volkspfleger­(in­nen)“. Ein Dr. Roers, Arzt und Lehr­ Gefahr für das deutsche Volk sind, in den nationalso­ beauftragter, konstatierte, junge Männer würden zialistischen Frauenorganisationen beseitigt werden“ ­hinsichtlich der Erfordernisse der NS-Volkspflege ein (StAHH OSB VI, 361-2 VI). größeres Verständnis für eine gewisse Härte aufbrin­ gen, die bei der scharfen Trennung von erbkranken Nachkriegszeit | Nach dem Ende des Zweiten und erbgesunden Menschen nötig sei. Den jungen Weltkriegs wurde die Soziale Frauenschule als Sozial­ Mädchen hingegen falle es schwer, den Gedanken pädagogisches Institut weitergeführt und erhielt 1954 der Caritas aus dem fürsorgerischen Denken auszu­ den Zusatz „Gertrud-Bäumer-Schule“, ein Zusatz, der schließen7 (StAHH OSB VI, 361-2 VI). 1970 mit dem Übergang in die Fachhochschule Ham­ burg verschwand (Dünkel; Fesel 1999, S. 71). Zwar 6 Zunächst verband Gertrud Bäumer mit dem Natio­ wurden nach dem Krieg verschiedene Frauenorgani­ nalsozialismus die Hoffnung auf eine Verbesserung sationen gegründet, die Ausbildung von Sozialarbei­ der sozialen Lage der Deutschen und eine neue terinnen als Teil einer frauenrechtlichen Emanzipa­ ­Einigkeit in den inzwischen zersplitterten Teilen der tionsbewegung wurde allerdings nicht erneut auf- Frauenbewegung (Bock 2000, S. 272, Schaser 2010, S. 362). Als Mitglied der Deutschen Demokratischen genommen, da eine mit der ersten Frauenbewegung Partei und enge Vertraute von Friedrich Naumann vergleichbare Basis nicht vorhanden war (Wagner; vertrat sie einen national-liberalen beziehungsweise ­Wenzel 2009, S. 53). national-sozialen Standpunkt, der zwar von volks­ bezogenen beziehungsweise völkischen Ideen durch­ Das 1949 erlassene Grundgesetz enthält in Artikel zogen war, den sie aber gegen die Ideologie des 3 Absatz 2 den Passus „Männer und Frauen sind Nationalsozialismus abgegrenzt wissen wollte gleichberechtigt“, der jedoch lange nicht zu einer tat­ (Bach 1989, S. 75 ff.) sächlichen Verbesserung der beruflichen Möglichkei­ 7 Gleichzeitig soll nicht unerwähnt bleiben, dass ten von Frauen führte. Ein Beispiel hierfür ist die ehe­

Soziale Arbeit 5-6.2017 nicht wenige Frauen die NS-Ideologie in Bezug auf malige Schülerin Hanna Dunkel (Dünkel 2001, S. 20). die Aufgaben der NS-Volkspflege bewusst und über­ zeugt umgesetzt haben. Zunächst machte sie eine beachtliche Karriere von SPI 1917-23/1/22: Gesuch des Sozialpädagogischen einer einfachen Fürsorgerin zur leitenden Angestell­ ­Instituts um Gewährung einer Beihilfe 1921 ten in der Sozialbehörde, wenn auch nur bis zu einem SPI 1924/1: Prüfungsfragen Gruppe II 1924 SPI 1929/1: Hausarbeitsthemen Klasse I, 1927-1929 gewissen Grad. 1943 wurde ihr trotz höherer Quali­ StAHH OSB VI, 361-2 VI: Schreiben Dr. Röhrs „Zur Frage fikation und Erfahrung sowie ausreichender Regime­ der geplanten Auflösung des Sozialpädagogischen Institu­ treue eine Beförderung verwehrt und die angestrebte tes“ vom 6.2.1936 Stelle mit einem männlichen Parteigenossen besetzt (Lohalm 2010, S. 91 f.). Die Stagnation ihrer Karriere Literatur setzte sich nach dem Krieg fort. Erkennbar wird, wie Bach, Marie Luise: Gertrud Bäumer. Weinheim 1989 sich die Begründung für die Ablehnung einer weiteren Bäumer, Gertrud: Die Frau in Volkswirtschaft und Staats­ leben der Gegenwart. Stuttgart u.a. 1914 Beförderung verschob, das Ergebnis aber gleich blieb. Bäumer, Gertrud: Lebensweg durch eine Zeitenwende. Der zuständige Senator bedauerte: „Gegenwärtig sehe ­Tübingen 1933 ich leider keine Möglichkeit zu einer Beförderung Bäumer, Gertrud: Des Lebens wie der Liebe Band. Tübingen [...]. Ich brauche wohl nicht hervorheben [sic!], daß 1956 ich selbstverständlich den Anspruch der weiblichen Bock, Gisela: Frauen in der europäischen Geschichte: vom Mitarbeiter meiner Behörde auf gleichberechtigte Mittelalter bis zur Gegenwart. München 2000 Behandlung gegenüber den männlichen Mitarbeitern Dünkel, Barbara: Frauen in der sozialen Arbeit in Hamburg zwischen 1929 und 1945. Ausbildung, Beruf, Biographie. in vollem Umfange anerkenne“ (Dünkel 2001, S. 23). In: Dünkel, Barbara; Fesel, Verena (Hrsg.): Wohlfahrtspflege Zu ihrem 40-jährigen Dienstjubiläum wurde in der – Volkspflege – Fürsorge. Münster 2001 Presse ebenfalls nicht Dunkels fachliche Kompetenz, Dünkel, Barbara; Fesel, Verena: Von der Sozialen Frauen­ sondern vielmehr ihre weibliche Neigung hervorge­ schule zur NS-Volkspflegebildung. Das Hamburger Sozial­ hoben: „Ihr Titel ist eigentlich Oberinspektor, aber pädagogische Institut 1917-1945. Münster 1999 ­davon will sie nicht viel wissen, ihr mütterliches Herz Franske, Astrid: Hochschulorganisation und Geschlecht in gehört ihrer Arbeit und [...] den Hilfsbedürftigen“ veränderten Bildungswelten. Wiesbaden 2016 Gerhard, Ute: Unerhört. Die Geschichte der deutschen (Dünkel 2001, S. 23). Frauenbewegung. Reinbek 1990 187 Hammerschmidt, Peter: Die bürgerliche Frauenbewegung Eine neue politische Auseinandersetzung mit der und die Entwicklung der sozialen Arbeit zum Beruf – Ein Über­ Sozialarbeitsausbildung, ihrer gesellschaftlichen Funk­ blick. In: Engelfried, Constance; Voigt-Kehlenbeck, Corinna tion und den Lebenslagen von Frauen sollte erst in den (Hrsg.): Gendered Profession: Soziale Arbeit vor neuen Her­ 1970er-Jahren der Bundesrepublik im Kontext der ausforderungen in der zweiten Moderne. Wiesbaden 2010 zweiten, neuen Frauenbewegung wieder aufflammen. Kern, Linde: Das Sozialpädagogische Institut im Faschismus. In: standpunkt: sozial 3/1992, S. 32-35 Kruse, Wolfgang: Frauenarbeit und Geschlechterverhältnisse. Lisa-Marie Klinger ist M.A. der Sozialen Arbeit In: http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/erst und gehört dem Kooperativen Graduiertenkolleg erweltkrieg (veröffentlicht 2013, abgerufen am 12.1.2017) „Qualitätsmerkmale sozialer Bildungsarbeit“ der Lohalm, Uwe: Völkische Wohlfahrtsdiktatur: öffentliche Hochschule für Angewandte Wissenschaften Wohlfahrtspolitik im nationalsozialistischen Hamburg. Hamburg an. E-Mail: Lisa-Marie.Klinger@haw- München 2010 hamburg.de Muschter, Gabriele; Thomas, Rüdiger: Frauen in Deutsch­ land: Eine Geschichte in Bildern, Quellen und Kommentaren. Quellen (aus dem Archiv des Departments Soziale Arbeit Bonn 2015 der HAW Hamburg) Nave-Herz, Rosemarie: Die Geschichte der Frauenbewegung SPI 362-5/2: Anschreiben von Maria Lohse an Gertrud in Deutschland. Bonn 1997 Bäumer vom 5.2.1916 Notz, Gisela: Frauenbewegungen und Soziale Arbeit. 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Soziale Arbeit 5-6.2017 Soziale Frauenschule Wiesbaden 2017 Ausbildung zur Sozialen Arbeit und soziale Praxis in Hamburg zwischen Bundes­republik 1949 wird es im Folgenden gehen. Die Hamburger Schule hat im genannten Zeitraum 1929 und 1949 Frauen und Männer ausgebildet, die ihre Berufstätig­ Barbara Dünkel keit in der Nachkriegszeit und in den ersten Jahren der Bundesrepublik ausübten. Im Stadtstaat Hamburg wurde die Kontinuität besonders deutlich, da viele der Ausgebildeten Tätigkeiten in den Behörden der Stadt Zusammenfassung | Das als Soziale Frauen­ aufnahmen und so die soziale Praxis in der Hanse­ schule gegründete Sozialpädagogische Institut stadt mitbestimmten und prägten. Diese besonders in Hamburg machte in den Jahren 1929 bis1949 enge Verbindung zwischen Ausbildung zur Sozialen einen fundamentalen Wandel durch, dessen Arbeit und sozialer Praxis soll näher beleuchtet wer­ tiefste Zäsur durch die Machtübernahme der den. Der Zeitrahmen wurde über die Herrschaftszeit Nationalsozialisten hervorgerufen wurde. Den­ der Nationalsozialisten hinaus um die Endphase der noch gab es auch Kontinuitäten, insbesondere Weimarer Republik und die sogenannte Besatzungs­ im personellen Bereich, die von der Weimarer zeit bis 1949 erweitert, um Voraussetzungen und Republik bis in die Bundesrepublik reichten. ­Folgen der NS-Herrschaft einzubeziehen. Der enge Zusammenhang zwischen Ausbildung und sozialer Praxis der Behörden der Hansestadt Die Entwicklung wird in vier Abschnitten darge­ stellt ein weiteres wichtiges Kontinuum dar. stellt: Zunächst geht es um die Jahre 1929 bis 1933, der zweite Abschnitt befasst sich mit der Gleichschal­ tung des SPI nach der Machtübernahme durch die Abstract | The ‘Sozialpädagogisches Institut’ Nationalsozialisten. Im dritten Teil werden die Jahre in Hamburg, founded as a social school for ab 1939 behandelt, in denen der Zweite Weltkrieg ­women (Soziale Frauenschule), went through Ausbildung und soziale Praxis in Hamburg zuneh­ fundamental changes between 1929 and 1949. mend beeinflusste, und im vierten und letzten Ab­ 188 The deepest break was marked by the National schnitt wird beschrieben, wie sich die Entwicklung Socialist Party coming to power in 1933. But in der unmittelbaren Nachkriegszeit vollzog. In allen there was also continuity that reached from the Abschnitten werden die Organisation der Ausbildung, Weimar Republic to the Federal Republic of Ger­ die zentralen Inhalte, Schülerinnen und Schüler sowie many, especially regarding the staff. The close Lehrende und die Leitung der Schule betrachtet. connection between social education and practi­ ­Besonderes Augenmerk wird auf die Verbindung zur cal social work of the authority in Hamburg is sozialen Praxis der Hamburger Behörden gerichtet. another important continuum. Im Resümee werden Kontinuitäten und Brüche in der Entwicklung der Ausbildungsstätte bilanziert und die Schlüsselwörter  Soziale Arbeit Folgen der NS-Herrschaft für Ausbildung und Praxis  Hamburg  Ausbildung  Weimarer Republik der Sozialen Arbeit in Hamburg erörtert.  Nationalsozialismus Das Hamburger SPI in der Endphase der Einleitung | Wie viele andere akademische Dis­ Weimarer Republik 1929 bis 1933 | Seit ihrer ziplinen in der Bundesrepublik auch, hat die Soziale Verstaatlichung im Jahr 1923 (Dünkel; Fesel 1999, Arbeit Jahrzehnte gebraucht, bis sie sich mit ihrer S. 73) hatte sich die Soziale Frauenschule, auch Sozi­ Geschichte im Nationalsozialismus auseinandergesetzt alpädagogisches Institut (SPI) oder „Sozipä“ genannt, hat. Dieser Befund betrifft zum einen die soziale Praxis, in der Bildungslandschaft der Hansestadt etabliert. das heißt die beruflichen Tätigkeiten von sogenannten Soziale Ausbildung und Behörden waren in gegen­ Volkspflegerinnen und Volkspflegern in den Jahren seitigem Nutzen fest verbunden: Viele Absolventin­ 1933 bis 1945, und zum anderen die Geschichte der nen der Schule fanden Arbeitsplätze in der sich Ausbildung zur Sozialen Arbeit. Um diese Geschichte, ­immer weiter ausdifferenzierenden Hamburger Sozi­ nämlich die Geschichte des Sozialpädagogischen albürokratie und gleichzeitig unterrichteten Behör­ ­Instituts (SPI) in der Zeit zwischen dem Ende der denvertreter verschiedenste berufspraktische Fächer

Soziale Arbeit 5-6.2017 ­Weimarer Republik 1929 und der Gründung der am SPI. Geleitet wurde die Schule seit Ende 1920 von der SPI ausgebildete Johanna Karoline (genannt Hanna) bis dahin einzigen weiteren, vollamtlich an der Schule Dunkel. Die 1892 in Altena/Westfalen geborene angestellten Pädagogin Margarethe Treuge. Ihr 1909 ­Dunkel gehörte zu den ersten Absolventinnen des SPI erschienenes Buch „Einführung in die Bürgerkunde. und arbeitete bereits parallel zu ihrer Ausbildung als Ein Lehrbuch für Frauenschulen“ gehörte zu den Fürsorgerin in der Wohlfahrtsbehörde. Am 1.9.1921 Standardwerken sozialer Ausbildung in der Weimarer wurde sie Wohlfahrtsinspektorin und Leiterin der Republik (Stubbe da Luz 1994, S. 69 ff.). Treuges Haupt­ Wohlfahrtsstelle V der Hamburger Stadtteile Winter­ interesse galt staatsbürgerlichen und tagespoliti­ hude und Groß Borstel. Ab 1926/27 leitete sie die schen Fragen. Ihre Abendkurse am „Sozipä“ zu „Poli­ Abteilung Sonderfürsorge in der Sozialbehörde.2 Sie tischen Tagesfragen“ waren nicht nur bei Schülerin- setzte ihre Karriere auch nach der Machtübernahme nen, sondern auch bei politisch interessierten Frauen, durch die Nationalsozialisten nach 1945 fort. die in der Sozialen Arbeit tätig waren, sehr beliebt (Matthiä 1992). Trotz der erwähnten Ausnahme war und ist zum Teil bis heute die Trennung von weiblichem Außen­ Die erste starke Veränderung der Ausbildungsstätte dienst und männlichem Innendienst mit Entschei­ war die Zulassung von Männern zur Ausbildung im dungsbefugnissen die Regel. Dennoch wurden Ostern Jahr 1930. Seit 1926 gab es an der Schule Kurse, in 1930 erstmalig Männer zu Ausbildung am SPI zuge­ denen männliche Angestellte der Wohlfahrtsbehörde lassen und in der Folge wurden verschiedene Änderun­ für soziale Tätigkeiten nachgeschult wurden. Da die gen im Lehrplan vorgenommen. Während die meisten Arbeit in den verschiedenen Ämtern der Stadt Ham­ Fächer koedukativ unterrichtet wurden, teilte man den burg seit der reichsweiten Einführung des Sozialstaa­ Unterricht in Gymnastik, Sozialhygiene, Geschlechts­ tes durch die Weimarer Reichsverfassung eine etab­ krankenfürsorge, Psychologie der Verwahrlosung und lierte, bezahlte Berufstätigkeit war, wurde sie zuneh- Arbeit beziehungsweise Berufsberatung für Jugendli­ mend auch für Männer attraktiv. Die bereits in den che nach Geschlechtern auf. In Säuglings- und Klein­ Behörden tätigen Männer hatten häufig Erfahrungen kinderfürsorge wurden ausschließlich Schülerinnen 189 in der Verwaltungsarbeit, waren aber für die Soziale unterrichtet, während der Wirtschaftsfürsorgeunter­ Arbeit nicht qualifiziert. Das wurde auch in den zu­ richt den Schülern vorbehalten war (Dünkel; Fesel ständigen Behörden bemerkt, allen voran in der Wohl­ 1999, S. 111). Eindrücklich bestätigt sich hier Sachßes fahrtsbehörde und dem Jugendamt, die dann das und Tennstedts These von weiblicher Sozialer Arbeit SPI dazu drängten, männliche Bewerber auch zur als „subordiniertem Frauenberuf“ (Sachße; Tennstedt Vollausbildung zuzulassen. Margarethe Treuge hatte 1988, S. 187). Margarethe Treuge hatte dies vermut­ hiergegen Vorbehalte. Angesichts der Weltwirtschafts­ lich befürchtet, verhindern konnte sie es nicht. krise fürchtete sie, dass die ausgebildeten Männer die Frauen vom Arbeitsmarkt verdrängen würden.1 Die Weltwirtschaftskrise hatte auf Hamburg Darüber hinaus hatte sie auch inhaltliche Bedenken ­dramatische Auswirkungen. Durch die immer weiter bezüglich der Ausrichtung der als Soziale Frauen­ angestiegenen Ausgaben für die staatliche Wohlfahrt schule gegründeten Einrichtung. geriet die Stadt in eine schwere Finanzkrise. Die Aus­ gaben für soziale Unterstützungen machten in der In der beruflichen Praxis wurde zudem die Kluft Endphase der Weimarer Republik etwa ein Drittel zwischen weiblichen und männlichen Behördenange­ des gesamten Etats der Hansestadt aus. Im Frühjahr stellten immer tiefer. Obwohl häufig deutlich besser 1933 erhielten mehr als 25 Prozent der hamburgi­ qualifiziert, wurden die meisten Frauen im Außendienst schen Bevölkerung soziale Unterstützungsleistungen und zu Hausbesuchen eingesetzt. Die Männer hatten (Lohalm 1991, S. 197). Als ein Anzeichen, dass die Krise hingegen die besser bezahlten, mit Entscheidungs­ das SPI erreichte, kann der Rückgang der Schülerin­ befugnissen versehenen Tätigkeiten im Innendienst, nenzahlen seit 1929 interpretiert werden. Vermutlich die ihnen gute Aussichten auf einen weiteren beruf­ aufgrund der schlechten Arbeitsmarktlage für Absol­ lichen Aufstieg in der öffentlichen Verwaltung boten. ventinnen ging das Interesse an einer Ausbildung Eine Ausnahme war die zwischen 1917 und 1920 am immer weiter zurück. Die Zahl der Zulassungen wurde

Soziale Arbeit 5-6.2017 1 StAHH, SPI 362-5/2, 3 Bd. 5, Brief Treuges vom 2 StAHH Arbeitsverwaltung-Personalakten 356-8, 30.1.1930 an die Geschäftsstelle der Konferenz der 106 Johanna Karoline Dunkel Sozialen Frauenschulen Deutschlands in Berlin. vom Preußischen Volkswohlfahrtsministerium auf und „an die geltenden Ordnungs- und Moralvorstel­ 30 Schülerinnen pro Jahr begrenzt. Das SPI setzte lungen angepasste“ (Brunner 2000, S. 67) Fürsorge­ diese Vorgabe um, indem es das Aufnahmealter auf rinnen tätig waren. 21 Jahre erhöhte und zusätzlich ein einjähriges Vor­ praktikum von allen Bewerberinnen verlangte.3 Auch Durch die Weltwirtschaftskrise vollzog die Sozial­ im Schulalltag machten sich die Krise und der daraus politik nicht nur in Hamburg eine Wende hin zu einer resultierende Geldmangel des Staates bemerkbar. autoritären und repressiven Behandlung von Empfän­ Die beliebten Freizeiten und Ausflüge vor die Ham­ gerinnen und Empfängern staatlicher Unterstützungs­ burger Stadtgrenzen zum Beispiel in das sogenannte leistungen. Während zu Beginn der Ausbildung zur Heidehaus in der Lüneburger Heide entfielen. Immer Sozialen Arbeit das Individuum Maß und Ziel der mehr Absolventinnen fanden keine Arbeit und waren ­Fürsorge war, wurden angesichts der Massenarbeits­ gezwungen, unbezahlte Praktika zu leisten. losigkeit und des Massenelends zunehmend volks­ wirtschaftliche Erwägungen ausschlaggebend (Dün- Die in der Sozialbehörde beschäftigten Fürsorge­ kel; Fesel 1999, S. 120). Die Theorien der Sozial- und rinnen litten unter der Massenarmut ihrer Klientinnen Rassenhygiene wurden unter Fachleuten der Sozial- und Klienten. Die Arbeitslast wurde auf immer weni­ und Gesundheitspolitik immer populärer, da sie eine ger Schultern verteilt, denn die Hamburger Behörden rationelle und volkswirtschaftlich günstige Lösung bauten Personal ab. Statt ausgebildeter Fürsorgerin­ für die Probleme des überforderten Sozialstaats zu nen wurden weniger qualifiziertes und damit kosten­ sein schienen. Das Personal der Sozialbehörde und günstigeres Verwaltungspersonal, Praktikantinnen hier besonders die in direktem Kontakt mit den Klien­ und männliche Arbeitslose ohne jede Fachausbildung tinnen und Klienten tätigen Fürsorgerinnen dienten beschäftigt (Dünkel 2006, S. 222). Obwohl die Frauen als Transmissionsriemen dieser autoritären Sozial­ in der Sozialen Arbeit unter den gesellschaftlichen politik. Umständen der Krise litten – sie wurden von ihren Klientinnen und Klienten bedroht und angegriffen, Die Ausbildung zur Volkspflege von 1933 190 wurden krank, litten an völliger körperlicher und bis 1939 | Die Machtübernahme der Nationalsozia­ ­psychischer Erschöpfung – behielten die meisten ihre listen hatte bereits nach wenigen Monaten direkte aufopfernde, idealistische und altruistische Berufsauf­ Auswirkungen auf das Hamburger SPI: Am 27. April fassung. Eine Berufsorganisation, der Verband der 1933 erhielt die Schulleiterin Treuge eine „vertrauliche Sozialbeamtinnen, verbreitete 1932 Durchhalteparo­ Aufforderung“ des zuständigen Oberschulrates, die len: „Und dennoch – wir halten durch. Neben diesem Namen der Lehrkräfte an die Behörde zu melden, die Willen durchzuhalten, steht der Wille zur Verantwor­ „nicht arischer Abstammung sind“.4 Die gesetzliche tung, zur fürsorgerischen Pflichterfüllung. Sparen Grundlage dazu bildete das am 7.4.1933 in Kraft und doch helfen, versagen müssen und doch Berater ­getretene „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufs­ bleiben – das wollen wir. Unser Beruf ist mühselig, beamtentums“, das die Entlassung missliebiger Beam­ wir werden ihn deshalb aber nicht weniger lieben” ter durch die neuen Machthaber legitimierte. Treuge (Schriften des deutschen Verbandes 1932, S. 23). antwortete schon am folgenden Tag, „dass dem Kolle­ gium z. Zt. nur eine nicht arische Lehrkraft angehört: In der Endphase der Weimarer Republik steckten Frau Dr. Clara Leschke, geb.Saenger, Tariflehrerin“.5 Ausbildung und Praxis Sozialer Arbeit in einer tiefen Bereits zur Feier am 1. Mai 1933 im SPI fehlte Leschke, Krise. Die großen Hoffnungen auf die Soziale Arbeit die jahrelang Lehrerin für Rechtslehre an der Schule als einem professionellen Frauenberuf hatten durch gewesen war. Treuge schrieb in einem Aktenvermerk die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen einen starken vom 29.4.1933: „Nach Darlegung dieser Sachlage Dämpfer erlitten. Das von den Gründerinnen propa­ hat mich Oberschulrat Dr. Lohse beauftragt, Frau Dr. gierte bürgerliche Frauenideal von weiblicher Pflicht Leschke mitzuteilen, dass er ihr dringend dazu riete, zur Sorge und Hilfe, Selbstlosigkeit und Aufopferung den Unterricht nicht weiter durchzuführen und an hatte den Frauen den Weg in die Sozialbürokratie den Veranstaltungen nicht teilzunehmen, besonders geebnet, wo sie mehrheitlich als subalterne, loyale der Feier am 1. Mai fernzubleiben, um die Möglich­

Soziale Arbeit 5-6.2017 3 StAHH SPI 362/5-2, 5 Jahresberichte über die 4 StAHH 362-5/2, 7 Bd.2 Schreiben der Landes­ Schuljahre 1929-1932 schulbehörde vom 27.4.1933 5 StAHH 362-5/2, 7 Bd. 2 Antwortschreiben vom 28.4.1933 keit einer Beunruhigung zu vermeiden. [...] Ich habe schaltete Behörde als Idealbesetzung für die Zukunft Frau Dr. Leschke diesen Bescheid am Vormittag des der Schule vorstellte. Seine Briefe als Schulleiter ab 29. April persönlich übermittelt. Gez. Treuge.“6 Weder November 1933 lassen keinen Zweifel an seiner vonseiten der Lehrenden noch von den Schülerinnen ­Loyalität zur NSDAP. Jeder seiner Briefe war mit den und Schülern ist irgendeine Form von Äußerungen, neuen Grußfloskeln „Heil Hitler“ und „Mit Deutschem sei es Zustimmung oder Kritik oder sogar Widerstand Gruß“ unterzeichnet.8 gegen diese Entlassung, überliefert. Über das weitere Schicksal Clara Leschkes ist nichts bekannt. Gertrud Bäumer kommentierte 1941 die Entlassung Treuges mit den Worten, „daß man im Sozialpädago­ Der nächste Schritt der NS-Gleichschaltungspolitik gischen Institut in Hamburg beabsichtigt im nächsten war die Entlassung von politisch missliebigen Beam­ Jahr das 25-jährige Bestehen zu feiern! Im ersten tinnen und Beamten. War die Schulleiterin Ende April Augenblick fand ich das wirklich als eine unerhörte mit der oben beschriebenen Entlassung befasst, so Unverschämtheit. Die jetzt bestehende Schule hat für betrieb die Behörde ab Juni 1933 ihre Entlassung. mein Gefühl nach dem Abbau von Magarethe Treuge Als Grund gab die Landesunterrichtsbehörde offiziell [...] [und mit] der Ernennung fachlich ganz unmög­ § 6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufs­ licher Leiter etc. mit uns wirklich nicht mehr das ge­ beamtentums an. Er lautete: „Zur Vereinfachung der ringste zu tun“ (Bäumer 1956, Brief vom 20.5.1941). Verwaltung können Beamte in den Ruhestand versetzt werden, auch wenn sie noch nicht dienstunfähig sind. Leschke und Treuge blieben nicht die einzigen. In Wenn Beamte aus diesem Grunde in den Ruhestand der Sozialbehörde wurde die als Leiterin der Familien­ versetzt werden, so dürfen ihre Stellen nicht mehr be­ fürsorge tätige Sozialdemokratin Hermine Albers eben­ setzt werden“ (Reichsgesetzblatt Teil I vom 7.4.1933). so entlassen wie zwei „nicht arische“ Fürsorgerinnen. Dass dieser Paragraf nicht auf Treuge als Schulleiterin Für viele der Frauen in der Sozialen Arbeit bedeutete angewandt werden konnte, war sogar den National­ die Entlassung aus dem öffentlichen Dienst einen sozialisten klar. Deshalb versetzte die Behörde sie völligen Bruch mit ihrem bisherigen Leben. Für die zunächst als Lehrerin an eine Volksschule, um sie jüdischen Frauen folgten in den folgenden Jahren die 191 dann zum 31.7.1934 mit 57 Jahren mit gekürzten zunehmende Ausgrenzung aus der Gesellschaft, Ver­ Bezügen endgültig in den Ruhestand zu entlassen.7 folgung, Terror, Emigration oder Ermordung (Dünkel Aus heutiger Perspektive ist es offensichtlich, dass 2006, S. 225). Insgesamt blieb die Zahl der Entlas­ die überzeugte Demokratin Treuge, die sich für die sungen aber eher gering und hatte keinen Protest soziale Ausbildung von Frauen, deren Emanzipation oder Widerstand der Kolleginnen und Kollegen zur und politische Bildung engagiert hatte und als Frau Folge, so dass eher von personeller Kontinuität als eine Leitungsposition innehatte, den Nationalsozia­ von einem Umbruch gesprochen werden kann. listen missfiel. Die insgesamt misogyne Frauenpolitik des NS-­ Nach Berichten von Zeitzeuginnen stand Marga­ Regimes traf auf Frauen in der Sozialen Arbeit in Ham­ rethe Treuge fest zu ihren Überzeugungen. Sie sei burg nicht in Gänze zu. Die Position der entlassenen von manchen Schülerinnen beschworen worden sein, Hermine Albers wurde mit der bereits erwähnten Hanna „vorsichtig“ zu sein, aber das habe ihrem Naturell Dunkel besetzt, die im Mai 1937 der NSDAP beitrat widersprochen. Andere wiederum hätten sie denun­ und zuvor bereits in andere Parteiorganisationen wie ziert. Die braunen Machthaber hätten über Hinweise NSV ( Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) und NS- verfügt, dass Treuge im Verlauf einer Freizeit eine Rede Frauenschaft eingetreten war. In einer Beurteilung aus über das voraussichtlich deprimierende Schicksal der dem Jahre 1943 hieß es über sie, sie sei „zielstrebig Frauen im NS-Regime gehalten hätte (Stubbe da Luz und durchsetzungsfähig, politisch nicht bedenklich 1994, S. 88 f.). Die Wahl ihres Nachfolgers bekräftigt und mit ihrer Arbeit verheiratet“.9 Die Nationalsozia­ diese Annahme: Heinrich Meyer war als Mann, der als listen beriefen durchaus auch Frauen in Führungs­ Gewerbelehrer keinerlei Qualifikation für die soziale Ausbildung hatte, wohl das, was sich die gleichge­ 8 StAHH 362-5/2 SPI 3 Bd. 7 Korrespondenz des SPI mit verschiedenen Behörden ab November 1933

Soziale Arbeit 5-6.2017 6 ebd. Aktenvermerk vom 29.4.1933 9 StAHH Arbeitsverwaltung – Personalakten 356-8 7 StAHH 362-5/2 SPI 19 Bd. II Aktennotiz B II q vom 106 Vorschlag zur Ernennung zur Stadtamtmännin 2.10.1934 zur Personal- und Finanzsituation des S.I. A3b vom 20.5.1943 positionen, vorausgesetzt, sie waren parteipolitisch ber 1934 war nur noch eine Formalie. Ab diesem linientreu. Besonders deutlich wird dies auch an der Zeitpunkt hieß die Schule „Volkspflegeschule des Karriere der Juristin Käthe Petersen in der Hamburger staatlichen sozialpädagogischen Instituts“ und die Sozialbehörde (Dünkel; Fesel 2015, S. 27). Die Karrieren Berufsbezeichnung lautete „Volkspflegerin und Volks­ von Dunkel und Petersen in der Sozialbehörde hatten pfleger“. in der Weimarer Republik begonnen, sich unter der NS-Herrschaft ebenso fortgesetzt wie in der Nach­ Neben der regulären zweijährigen Ausbildung kriegszeit und in der 1949 gegründeten Bundesrepu­ fanden ab Mai 1934 sogenannte „Sonderkurse für blik. Die kritiklose und geschmeidige Anpassung an verdiente Parteigenossen“ statt. Diese Kurse, die nur die jeweiligen politischen Systeme – beide schworen sechs Monate dauerten, dienten dazu, Männer, die als Beamtinnen drei politischen Systemen den Treue­ nach 1933 eine Stellung in den Hamburger Sozial­ eid – ermöglichte ihnen, Soziale Arbeit als vermeint­ behörden erhalten hatten, zumindest ansatzweise lich unpolitische, weiblich-mütterliche Aufgabe an der für ihre Aufgaben nachzuschulen. Die Kurse gab es Allgemeinheit zu verstehen, was aus heutiger Sicht ausschließlich in der Hansestadt, nirgendwo sonst an Indifferenz, Willfährigkeit und Ignoranz nicht zu im Deutschen Reich, und die staatliche Anerkennung übertreffen ist. war auf Hamburg beschränkt. Die enge, fast symbio­ tische Beziehung zwischen sozialer Ausbildung und Parallel zur Personalpolitik wurden die Unterrichts­ Behörden wurde auch im „Dritten Reich“ fortgesetzt. inhalte an die NS-Ideologie angepasst. Fast alle Fächer Durch die Nachschulungskurse stieg zum einen der wurden entsprechend dem Paradigmenwechsel in der Anteil von Studenten, zum anderen führten die Kurse Sozialen Arbeit verändert. An die Stelle der christlich- zu einer Absenkung des Ausbildungsniveaus, eine Ten­ humanistischen Ausrichtung der Sozialen Arbeit, die denz, die sich bis 1945 fortsetzte. Nach der halbjähri­ Bedürftige individuell unterstützte, trat die „Volks­ gen schulischen Ausbildung absolvierten die „verdien­ pflege“, die nur die „gesunden und wertvollen Volks­ ten Parteigenossen“ ein eineinhalbjähriges Praktikum genossen“ unterstützen, die „Minderwertige und und waren danach vermeintlich ebenso qualifiziert 192 Asoziale“ hingegen kontrollieren und aus der „Volks­ wie die Absolventinnen der regulären zweijährigen gemeinschaft“ aussondern sollte. Das Individuum Ausbildung, deren Vorgesetzte sie im Innendienst musste hinter die Interessen der „Volksgemeinschaft“ der Sozialbehörde dann häufig wurden. Von der fast zurücktreten (Dünkel 1998, S. 23). akademischen Ausbildung der Frauen an der Schule war zu diesem Zeitpunkt nichts mehr übrig. Das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung erließ am 7.1.1934 die „Übergangs­ 1936 wechselte die Schulleitung ein weiteres bestimmungen für die Gestaltung des Unterrichts an Mal. An die Stelle von Meyer trat Horst Fickert, ein sozialen Frauenschulen (nationalsozialistischen Frau­ Volksschullehrer und NSV-Kreisamtsleiter (Lohalm enschulen für Volkspflege)“. In ihnen wurde die voll­ 2010, S. 78). Über die Gründe für den Wechsel fin­ ständige Ausrichtung des Unterrichts an der NS-Ideo­ den sich in den Quellen keine Angaben. logie in Rahmenrichtlinien festgelegt. Darüber hinaus wurde die Mitgliedschaft in der NSDAP oder einer Die Ausbildung in den Jahren 1939 bis 1945 anderen NS-Organisation zur Zulassungsbedingung unter dem Einfluss des Zweiten Weltkrieges | gemacht. „Nicht arische“ Schülerinnen und Schüler Die Zahlen der Schülerinnen in der regulären zwei­ wurden von der Zulassung ausgeschlossen. Der Schul­ jährigen Ausbildung gingen spätestens seit Mitte der leiter Heinrich Meyer machte sich zum Garanten der 1930er-Jahre zurück (Dünkel; Fesel 1999, S. 160), über Richtlinien in Hamburg, indem er schrieb: „Nur der die Gründe können nur Vermutungen angestellt wer­ kann die von unserer Bewegung zu fordernde soziale den. Ein gesunkenes Interesse an der Sozialen Arbeit Arbeit leisten, der mit dem ganzen Herzen National­ und die zunächst schlechten Berufsaussichten könnten sozialist ist. Die Größe der Aufgabe bedingt des ebenso ein Grund gewesen sein wie das Verfangen ­Weiteren ein hohes Maß an geistig-seelischer Kraft“.10 der NS-Propaganda gegen weibliche Berufstätigkeit Die offizielle Umbenennung der Schule am 12. Okto­ oder die deutliche Abwertung des Berufes durch eine geänderte Tarifordnung im Jahr 1938 (Baron 1986,

Soziale Arbeit 5-6.2017 10 StAHH 361-2 OSB VI Abl. 1981/4 374/II Erklärung S. 404). In der Folge verstärkte sich der Arbeitskräfte­ betr. Übergangsbestimmungen für die Gestaltung des Unterrichts vom 5.3.1934 mangel auch in den Behörden. Dieser trieb gemein­ zuerhalten. Eine Lehrerin berichtete im Januar 1944: sam mit den sich auch im zivilen Bereich immer deut­ „Seit dem 14. September arbeiten wir in gewohnter licher werdenden Kriegsauswirkungen die Dequalifi- Weise, nun mit dem Gesicht auf das Examen und zierung in der Ausbildung weiter voran. den Abschluß. Wir sind ja eine Kampfgemeinschaft, die sich durch Alarme und Angriffe nicht sehr stören Die Schule warb ab 1936 verstärkt für ihre Ausbil­ läßt.“13 Die aus dieser Aussage erkennbare Identifika­ dung. Außerdem wurde durch die Herabsetzung des tion mit den Zielen der NS-Kriegsführung war selbst Zulassungsalters auf 18 Jahre und den Verzicht auf gegen Ende des Krieges nicht ungewöhnlich. Lehre­ Schulgeld versucht, mehr Interessenten zu gewinnen. rinnen und Schülerinnen sahen die Ausbildung und Es kam daraufhin kurzfristig zu einem Anstieg der die spätere berufliche Praxis als ihren Beitrag nicht Schülerinnen- und Schülerzahlen, vor allem in den nur zur immer wieder beschworenen Volksgemein­ Nachschulungskursen. Die Zahlen gingen aber durch schaft, sondern auch zur Kriegsführung. Dieses Selbst­ die massiven Kriegseinwirkungen (Einziehung von verständnis als loyale Staatsdienerinnen und -diener Männern zum Kriegsdienst, Bombardierungen und trug zur Stabilität des NS-Systems bei. In ihrer beruf­ Mangel) bald wieder zurück. Der Krieg wirkte als lichen Praxis beteiligten sich Fürsorgerinnen und ­Katalysator auf die Bestrebungen zur Verkürzung ­andere Beschäftigte der Hamburger Sozialbehörden und Vereinfachung der Ausbildung: Schüler, die zum aktiv an der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Kriegsdienst einberufen wurden, konnten ein soge­ Vernichtungspolitik (Lohalm 2010, S. 311 und 445). nanntes Notexamen ablegen und erhielten die staat­ liche Anerkennung ohne das obligatorische einein­ Die Nachkriegszeit 1945 bis 1949 | 52 Prozent halbjährige Praktikum (Dünkel; Fesel 1999, S. 185). Ab des Hamburger Wohnungsbestandes waren im Krieg Mai 1943 dauerte die Ausbildung in Hamburg eben­ zerstört worden. Die Bevölkerung litt unter Obdach­ so wie an allen anderen Schulen reichsweit nur noch losigkeit, Hunger, Krankheiten und Kälte. Zur Not lei­ ein Jahr.11 Kriegsversehrte Männer und kriegshinter­ denden Wohnbevölkerung kamen zwischen Juli und bliebene Frauen wurden gesondert zur Ausbildung Oktober 1945 noch weitere 60 000 Menschen als zugelassen. Zwischen Ende 1944 und Anfang 1945 Flüchtlinge, Kriegsheimkehrer und Entlassene aus 193 erhielten zahlreiche Frauen, die ehrenamtliche Arbeit Konzentrationslagern hinzu. Die größte Sorge der in NS-Parteiorganisationen in Hamburg geleistet hat­ britischen Besatzungsregierung, aber auch der Sozial­ ten, eine staatliche Anerkennung als Volkspflegerin behörden war, dass es durch die ungeordneten Ver­ ohne jede Ausbildung. Die Schulbehörde verfügte hältnisse und die vielen Menschen auf engstem Raum diese Praxis als „Notmaßnahme in Kriegszeiten“.12 neben Not und Kriminalität zu Aufruhr kommen könnte (Dünkel; Fesel 2015, S. 25). Der Sozialen Arbeit fiel die Ab 1940 führte der Krieg zu starker Materialknapp­ Aufgabe zu, in Zusammenarbeit mit den Besatzern heit im Ausbildungsbetrieb der Schule. Zunächst be­ das nackte Überleben der von Zukunftsängsten, traf dies zum Beispiel das Fach Nadelarbeit, da Stoffe ­Orientierungslosigkeit und Resignation geplagten reichsweit rationiert wurden. Später erstreckten sich Bevölkerung sicherzustellen. die Mängel auch auf Seife, Papier, Heizmaterial und Lebensmittel. Zwar wurde das Schulgebäude nicht Die Ausbildung an der weiterhin „Volkspflege­ von Bomben getroffen, aber insbesondere nach den schule des Staatlichen Sozialpädagogischen Instituts starken Bombardierungen in Hamburg im Sommer zu Hamburg“ genannten Schule lief trotz der katastro­ 1943 waren immer mehr Lehrkräfte und Schülerinnen phalen Umstände weiter. Im April 1945 befanden sich und Schüler von den Zerstörungen der Infrastruktur, in der sogenannten Oberklasse 22 Schülerinnen im Obdachlosigkeit, Evakuierungen sowie Verletzungen Alter zwischen 20 und 41 Jahren. Da das Schulwesen und Tod betroffen. Dennoch versuchten die Menschen der Kontrolle der britischen Militärregierung unter­ eine vermeintliche Normalität an der Schule aufrecht­ stand, wurden im Zuge der Entnazifizierung Lehrkräfte auf ihre politische Vergangenheit im „Dritten Reich” 11 StAHH 361-2 VI OSB VI Lag.Nr. 2288 Bd. 3 Verfü­ überprüft. Da dies geraume Zeit in Anspruch nahm, gung des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erzie­ wurden alle Schülerinnen in ein sechsmonatiges hung und Volksbildung vom 31.5.1943

Soziale Arbeit 5-6.2017 12 StAHH 362-5/2 SPI 12 Brief des Amtes für Volks­ 13 StAHH 362-5/2 SPI 47 Bd. 2 Brief der Lehrerin L. wohlfahrt betr. Staatliche Anerkennung langjährig Jens an Hildegard L in Marburg vom 11.1.1944 bewährter weiblicher Fachkräfte in der Volkspflege vom 12.1.1945 Praktikum geschickt. In der praktischen Arbeit der gen auf vielen Lehrplänen, Zeugnissen und Formu­ Behörden wurden sie angesichts der herrschenden laren zu finden. So improvisierten vor allem Frauen Not mit offenen Armen empfangen. den Schulalltag in der Nachkriegszeit. Nicht nur für Hamburg galt, dass zwischen 1945 und 1949 „für Die Entnazifizierung per Fragebogen durch die grundsätzliche Überlegungen weder Zeit noch Kraft Briten führte in der sozialen Ausbildung und Praxis übrig zu sein schien. Stattdessen spielte sich ein all­ in Hamburg kaum zu Entlassungen aus dem Staats­ täglicher Pragmatismus ein [...] Auf mittlere Sicht be­ dienst. Deutlich wird dies am Fall der schon erwähnten hinderte dieser – in den Augen der Akteure damals Käthe Petersen: Trotz ihrer Karriere und ihrer leiten­ notwendige – Pragmatismus einen echten Neuanfang, den Position während der NS-Zeit wurde sie bei der so dass man im Ergebnis wieder an die schon in der Entnazifizierung in die „Kategorie V – unbelastet“ Weimarer Republik entwickelten Grundlagen und eingestuft und verblieb im Amt. Von den Fürsorger­ Strukturen anknüpfte und sie nur zögerlich weiterent­ innen in der Behörde wurde keine einzige aus dem wickelte“ (Hering; Münchmeier 2000, S. 191). Es kam Dienst entlassen. Insgesamt bestand eine hohe perso­ zunächst in der sozialen Ausbildung und Praxis, wie nelle Kontinuität, so dass von dem viel beschworenen auch gesamtgesellschaftlich, zu einer Restauration. Neubeginn in der Sozialen Arbeit kaum die Rede sein konnte. Allerdings kehrten einige der von den Natio­ Resümee | Das als Soziale Frauenschule gegrün­ nalsozialisten entlassenen Frauen zurück. Als Anfang dete SPI machte in den Jahren 1929 bis 1949 einen 1946 der Unterricht am SPI wieder aufgenommen fundamentalen Wandel durch. Die Entwicklung des wurde, war Margarethe Treuge dort als Dozentin tätig SPI und der sozialen Praxis in Hamburg hingen in der und feierte am 4.8.1946 im Saal des „Sozipä“ ihren gesamten betrachteten Zeit eng zusammen. Die in 70. Geburtstag (Thorun 1992, S. 37). Auch die entlas­ der Hansestadt besonders enge Verbindung von sene Hermine Albers kehrte als Leiterin des Landes­ ­Sozialer Arbeit in den Behörden und SPI sorgte dafür, jugendamtes in den Staatsdienst zurück. dass gesellschaftliche und politische Veränderungen immer unmittelbare Rückwirkungen auf die Ausbil­ 194 Inhaltlich und organisatorisch wurde auf Gesetze dung hatten. Besonders deutlich kam dies in der und Bestimmungen der Weimarer Republik zurückge­ ­NS-Zeit zum Ausdruck. griffen. Die ersten Prüfungen 1947, die nach wie vor „Volkspflegeexamen“ hießen, wurden auf der Basis Sachße und Tennstedt bilanzieren das Wirken des der Preußischen Prüfungsordnung aus dem Jahr 1932 Nationalsozialismus auf die Ausbildung und Praxis durchgeführt. Eine neue Schulordnung trat erst 1953, der Sozialen Arbeit überaus treffend: „Der National­ eine neue Prüfungsordnung sogar erst 1961 in Kraft. sozialismus hatte eine tiefe Zäsur in der Entwicklung Zur neuen Leiterin wurde 1946 die Psychologin Hilde- der deutschen Sozialarbeit hinterlassen. Die Herkunft gard Kipp ernannt. Wie in allen anderen Schulen für des sozialen Berufs aus den Traditionen von Frauen- Soziale Arbeit waren die Nachkriegsjahre am SPI von und Jugendbewegung wurde in der NS-Zeit unkennt­ Frauen geprägt. Sowohl die hauptamtlich Lehrenden lich; der ursprüngliche Zusammenhang von Frauen­ als auch die Auszubildenden der ersten Jahrgänge emanzipation und Sozialer Arbeit – schon in der waren ausschließlich Frauen. 1950 lag die Zahl der Weimarer Zeit erheblich gelockert – wurde vollends in der Sozialen Arbeit tätigen Frauen bei 80 Prozent zerstört“ (Sachße; Tennstedt 2011, S. 164). (Zeller 1992, S. 41). Am Beispiel Hamburgs wird deutlich, dass die Die Schülerinnen der damaligen Zeit, das belegen NS-Herrschaft zum einen zu einer massiven Dequa­ spätere Interviews, sehnten sich nach einem Neuan­ lifizierung der Ausbildung führte und zum anderen fang, nach Orientierung und Vorbildern wie zum durch die Ideologie der „Volkspflege“ mit der christ­ ­Beispiel Margarethe Treuge, die für eine politische lich-humanistischen Tradition der Sozialen Arbeit Orientierung gegen den Nationalsozialismus und für brach. Dennoch gab es in Hamburg keinen nennens­ Demokratie stand. Zunächst blieben die Inhalte der werten Widerstand gegen diesen Paradigmenwech­ Ausbildung bestehen und wurden nur notdürftig von sel. Die personelle Kontinuität in Schule und Behör­ der NS-Ideologie bereinigt. Aufgrund der Papierknapp­ den der Hansestadt war hoch, so dass gerade in der

Soziale Arbeit 5-6.2017 heit waren durchgestrichene und geschwärzte Passa­ Ausbildung zur Sozialen Arbeit für die meisten Men­ schen die historisch-politischen Zäsuren von 1933 Matthiä, Astrid: Interview mit Lotte Techentin. In: NDR 4 und 1945 eine wesentlich geringere Bedeutung hat­ Horizonte, Sendung vom 24.4.1992. Hamburg 1992 ten als gemeinhin angenommen. Nach 1945 fand Sachße, Christoph; Tennstedt, Florian: Fürsorge und Wohl­ fahrtspflege 1871-1929. Geschichte der Armenfürsorge in in Ausbildung und Sozialer Arbeit ein Rückgriff auf Deutschland, Band 2. Stuttgart 1988 die Weimarer Republik statt, der zunächst zu einer Sachße, Christoph; Tennstedt, Florian: Fürsorge und Wohl­ ­Restauration führte, bevor der Disziplin erst in den fahrtspflege in der Nachkriegszeit 1945-1953. Geschichte 1960er-Jahren ein wirklicher Neuanfang gelang. der Armenfürsorge in Deutschland, Band 4. Stuttgart 2011 Schriften des deutschen Verbandes der Sozialbeam­ Barbara Dünkel, M.A., ist Historikerin und Lehr- tinnen 6/1932, S. 23 beauftragte an der HAW Hamburg. Sie forscht Stubbe da Luz, Helmut: Die Stadtmütter. Ida Dehmel, Emma Ender, Margarethe Treuge. Hamburg 1994 und lehrt zur Geschichte der Sozialen Arbeit im Thorun, Walter: Die Nachkriegszeit. In: standpunkt: sozial 19. und 20. Jahrhundert. E-Mail: Barbara.Duenkel 3/1992, S. 36-40 @haw-hamburg.de Zeller, Susanne: Zum Geschlechterverhältnis zwischen ­Fürsorgerinnen und Sozialbeamten. In: Fesel, Verena u.a. Quellen (Hrsg.): Sozialarbeit – ein deutscher Frauenberuf. Pfaffen­ Staatsarchiv Hamburg StAHH: Arbeitsverwaltung-Perso­ weiler 1992 nalakten 356-8; Sozialpädagogisches Institut (SPI) 362/5-2; Senatskanzlei-Personalakten 131-15; Oberschulbehörde (OSB) 361-2 VI; Sozialbehörde II Literatur Bäumer, Gertrud: Des Lebens wie der Liebe Band. Briefe. Herausgegeben von Emmy Beckmann. Tübingen 1956 Baron, Rüdiger: Eine Profession wird gleichgeschaltet. ­Fürsorgeausbildung unter dem Nationalsozialismus. In: Otto, Hans-Uwe; Sünker, Hans (Hrsg.): Soziale Arbeit und Faschismus. Bielefeld 1986 Brunner, Claudia: „Fürsorgeausnützer werden ausgemerzt“. 195 Die Sozialpolitik des Münchener Wohlfahrtsamtes am Ende der Weimarer Republik und in der frühen NS-Zeit. In: Gerlach, Christian: Durchschnittstäter. Handeln und Motivation. ­Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus 16. Berlin 2000, S. 53-72 Dünkel, Barbara: Die Ausbildung zur „Volkspflegerin“ am Hamburger Sozialpädagogischen Institut während der NS- Zeit. In: standpunkt: sozial (Sonderheft) 6/1998, S. 23-29 Dünkel, Barbara: Soziale Arbeit von Frauen in Hamburg 1929-1933. In: Albrecht, Henning; Boukrif, Gabriele u.a. (Hrsg.): Politische Gesellschaftsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Hamburg 2006, S. 216-230 Dünkel, Barbara; Fesel, Verena: Von der Sozialen Frauen­ schule zur NS-Volkspflegeausbildung. Das Hamburger Sozial­ pädagogische Institut 1917-1945. Hamburg 1999 Dünkel, Barbara; Fesel, Verena: Vormundschaft in Hamburg 1945-1992. Entmündigte Menschen im Spiegel von Einzel­ fallakten. Köln 2015 Hering, Sabine; Münchmeier, Richard: Geschichte der Sozia­ len Arbeit. Eine Einführung. Weinheim und München 2000 Lohalm, Uwe: Die Wohlfahrtskrise 1930-1933. Vom ökono­ mischen Notprogramm zur rassehygienischen Neubestim­ mung. In: Bajohr, Frank; Johe, Werner u.a. (Hrsg.): Zivilisation und Barbarei. Die widersprüchlichen Potentiale der Moderne. Hamburg 1991, S. 193-225 Lohalm, Uwe: Völkische Wohlfahrtsdiktatur. Öffentliche Wohlfahrtspolitik im nationalsozialistischen Hamburg.

Soziale Arbeit 5-6.2017 ­München und Hamburg 2010 Der Fachbereich Sozial- pädagogik zwischen ­Reform- und Realpolitik wie das 1917 gegründete und über die Stadt hinaus bekannte Sozialpädagogische Institut erschienen als in den 1970er- und geeignetes Fundament für den Aufbau einer Fach­ 1980er-Jahren hochschule. Friedrich Stamp In den Krisenjahren um die Mitte der 1960er-Jahre formierte sich eine außerparlamentarische Opposition in der jüngeren Generation, in der Studentenschaft der Zusammenfassung | Der Beitrag beschreibt Universität Hamburg ebenso wie unter den Schülerin­ die Entwicklung des Fachbereichs Sozialpädago­ nen und Schülern der Gymnasien sowie der 1966/67 gik unter den Bedingungen einer verlangsamten zusammengeführten Höheren Fachschule für Sozial­ Studienreform und Haushaltsnöten, die sich in pädagogik und dem Sozialpädagogischen Institut, Zulassungsbeschränkungen und Stellenstrei­ aus denen am 1. April 1970 der Fachbereich Sozial­ chungen niederschlugen. Die problematische pädagogik der Fachhochschule Hamburg entstand Studiensituation begünstigte in der Studenten­ (Crc˘ic’; Klinger 2012, S. 9). Zweifellos gingen von der schaft das Festhalten an ideologischen Positio­ Studentenbewegung emanzipatorische Einflüsse auf nen. In einem langfristigen Trend werden jedoch die Gesellschaft aus. In der akademischen Selbstver­ die gemeinsamen Interessen der Hochschulange­ waltung wurden demokratische Prinzipien verankert, hörigen im politischen Diskurs für eine Moderni­ so auch im Fachhochschulgesetz von 1970.1 Doch sierung des Studiums als gute Vorbereitung auf schon 1968, nach der Eskalation der Gewalt auf die Berufe in der Sozialen Arbeit deutlich. ­Demonstrationen und der Auflösung des Sozialisti­ schen Deutschen Studentenbunds in linke Gruppie­ Abstract | The article describes the develop­ rungen sollte die Bewegung ihren Höhepunkt über­ ment of the department of social pedagogy at schritten haben. the Hamburg University of Applied Sciences 196 Der Diskurs über linke Gesellschaftstheorien und ­under circumstances of decelerated academic Studieninhalte sowie emanzipatorische Ansätze in der reforms and financial distress. These constraints sozialpädagogischen Theorie und Praxis wurde aber led to admission restrictions and layoffs. The pro­ an deutschen Hochschulen in den 1970er- und noch blematic situation fueled ideologic dogmatism bis in die 1980er-Jahre hinein mit Leidenschaft weiter­ among students. However, in the long run the geführt. In Nachbarschaft zur studentenbewegten mutual interests of the faculty and the students Universität Hamburg, in den Räumen der ehemaligen become visible in a political discourse which Talmud Tora-Oberrealschule (Baße 1993), befand sich ­tured out as fundamental for a modernization das von Gudula Theopold ab 1969 geleitete Sozialpä­ of academic education for professional social dagogische Institut (Demme 1992, S. 44). Studierende work. der Erziehungswissenschaften nutzten das Sozialpä­ dagogische Institut zeitweilig als Ausweichquartier. Schlüsselwörter  Hochschule Hier tauschte man auch Erfahrungen im Konflikt mit  Professionalisierung  Hamburg  Soziale Arbeit den Hochschulleitungen und der Politik aus (Kalex  historische Entwicklung 1992, S. 41). Zusammen mit Seefahrtschülern veröf­ fentlichten Studentinnen und Studenten des Fach­ Die Gründung der Fachhochschule im Jahre 1970 bereichs Sozialpädagogik 1971 einen „Bericht zur kann man als folgerichtigen Schritt im Rahmen einer Studienreform“, in der sie Ideen für ein Sozialpädago­ expansiven Bildungspolitik verstehen, die durch die gikstudium in einer integrierten Gesamthochschule Mobilisierung von ungenutzten Bildungsreserven die skizzierten. Wichtig erschien den Autorinnen und seit den Jahren des „Wirtschaftswunders“ gewachsene ­Autoren des Berichts die Zusammenarbeit mit dem wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepu­ Fachbereich Erziehungswissenschaft und der inter­ blik absichern helfen sollte. Die wirtschaftlich starke disziplinäre Austausch mit den Fachbereichen Philo­ Hansestadt bot Potenzial für eine leistungsfähige

Soziale Arbeit 5-6.2017 Hochschullandschaft. Eine Reihe höherer Fachschulen 1 Gesetz über die Fachhochschule Hamburg. In: Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt, Teil 1, Jahrgang 1970, S. 68 f. sophie, Psychologie und Sozialwissenschaften sowie bek ein geeigneteres Mietobjekt gefunden (Jahres­ zum Teil auch mit den Fachbereichen Rechts- und bericht 1974/1975, S. 75), das sich aus Sicht der Fach­ Wirtschaftswissenschaften. Über allem stand die hochschule bewährte und später erworben wurde. Idee eines „selbstorganisierten Studiums“.2 Nicht wenigen Zeitgenossen erschien auch dieser Viele Entwürfe für eine inhaltliche Neugestaltung Gebäudekomplex als zu klein, denn auch die Studie­ des Studiums am Fachbereich Sozialpädagogik wur­ rendenzahlen stiegen, wenn auch die vom Wissen­ den allerdings von der Diskussion praktischer Fragen schaftssenator Dieter Biallas für 1977 prognostizierte der Studienorganisation oder von Grundsatzdebatten Zahl von 1 500 nie erreicht wurde.5 Nachdem sich über die Wege zum Sozialismus überlagert. Wenn die Ausbildungskapazität bis 1969 als ausreichend Rolf Dalheimer von einem holprigen Start der Fach­ ­erwiesen hatte, bewarben sich 1971 bereits 646 junge hochschule spricht (Dalheimer 2010, S. 93), ist an die Männer und Frauen auf die 175 Studienplätze in der sich verschlechternden wirtschaftlichen Rahmenbedin­ grundständigen Form und auf die 75 Studienplätze gungen zu denken, die sich in der Haushaltslage der für Aufbauform, die für Absolventinnen und Absolven­ Hansestadt widerspiegelten. Das Tempo des Ausbaus ten der Erzieherausbildung reserviert war. Der Senat der Fachhochschule wie auch des Fachbereichs Sozial­ führte den sprunghaften Anstieg der Studienbewerber­ pädagogik verlangsamte sich. Bis zur Mitte der 1970er- zahlen auf das in der jungen Generation gewachsene Jahre war der Fachbereich baulich provisorisch in dem „Interesse an sozialen Fragen“ zurück (Bürgerschaft genannten ehemaligen Schulgebäude am Grindelhof 1970, S. 2). Ein Teil der Studierenden, der die Hürde und in einem mehrere Kilometer davon entfernt gele­ des Numerus Clausus (NC) erfolgreich genommen genen Bürogebäude am Karl-Muck-Platz unterge­ hatte, organisierte für die im Frühjahr 1971 abgewie­ bracht. Das Brahms Kontor genannte Gebäude, einst senen Bewerberinnen und Bewerber ein Tutorienpro­ Sitz des 1934 aufgelösten Deutschen Handlungsge­ gramm, um der Wissenschaftsbehörde zu beweisen, hilfen-Verbandes, befand sich seit 1956 im Besitz der dass die Aufnahmefähigkeit des Fachbereichs noch Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) (Schil- nicht erschöpft war.6 Grundsätzlich waren sich die 197 ling 2012, S. 25), die einen großen Teil des Gebäudes Studentenschaft und die Dozentenschaft im Ziel des vermietete. Vielfach waren die Räume zu klein (Soli­ Abbaus des NC einig. Im Interesse der Sicherung darität 1973). Für Lehrveranstaltungen im Bereich der Qualität der Ausbildung mochten allerdings die der pädagogischen Medien wie Tanz und Werken Lehrenden der Aufnahme weiterer Studierwilliger fehlte es gänzlich an Räumen (Bürgerschaft 1970, nicht zustimmen.7 S. 4). Weil es keinen Mensabetrieb im Haus gab, ­waren die Studierenden zur Verpflegung auf Behör­ Weil auch ein hoher gesellschaftlicher Bedarf an denkantinen angewiesen.3 ausgebildeten Sozialpädagoginnen, Sozialpädagogen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern bestand, stellte Der Fachschaftsrat forderte einen Neubau für den der Senat zum Wintersemester 1971/72 zusätzliche Fachbereich. Weil sich aber die DAG ihrerseits am 100 Studienplätze bereit. Das Lehrpersonal, für das Studienbetrieb und seinen Begleiterscheinungen wie bis dahin 49 Planstellen vorgesehen waren, sollte den Geräuschpegel im Treppenhaus und unerlaubtem um zehn Dozentenstellen aufgestockt werden. Die Plakatieren störte und den Mietvertrag kündigen durchschnittliche wöchentliche Stundenbelastung wollte,4 verstärkte sich der Druck auf die Wissen­ der Dozentinnen und Dozenten, die vom Sozialpäda­ schaftsbehörde. 1975 wurde mit dem ehemaligen gogischen Institut und von der Fachschule für Sozial­ Verwaltungsgebäude des Stahlbauunternehmens pädagogik übernommen worden waren, wurde auf Carl Spaeter in der Saarlandstraße im Stadtteil Barm­ 23,5 Stunden geschätzt (Bürgerschaft 1970, S. 2 ff.). Auch weil einige Stellen nicht besetzt waren, dürfte 2 Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS-­ die Arbeitsbelastung der Lehrenden sehr hoch Archiv): Mappe Fachhochschule. Flugblatt des FASTA: ­gewesen sein. Wir organisieren uns selbst (1970) 3 Staatsarchiv Hamburg 361-5 III, Abl. 1991/3, 5 fh-info Oktober 1974, S. 3 Az. 52.01-15 Bd. 1 6 Hamburger Abendblatt vom 6./7.3.1971 Soziale Arbeit 5-6.2017 4 Staatsarchiv Hamburg 361-5 III, Abl. 1991/3, 7 Staatsarchiv Hamburg 361-5 III, Abl. 1990/3, Az. 52.08-4/1 Bd. 1 Az. 31.06-61.2 Die Regelung der Zulassung zum Fachhochschul­ zeit, 65 % mehr Studenten, 65 % mehr Prüfungen, studium sollte über Jahre ein kontrovers diskutiertes 65 % mehr Probleme.“ Er rechnete mit einer Mehr­ politisches Thema auf Kultusministerkonferenzen und aufnahme von 130 Studierenden. Eine geringere Zahl in den Fachhochschulen bleiben. Für jedes Jahr – im musste die Streichung von Planstellen nach sich zie­ Fachbereich Sozialpädagogik wurden schon bald Be­ hen.10 In einem Überlastprogramm versuchte man im werberinnen und Bewerber nur im Sommersemester Fachbereich Sozialpädagogik in den Jahren 1977 bis angenommen – legte der Senat die Zulassungszahlen 1979 ohne zusätzliche Personalkosten 140 zusätzliche fest. Beispielsweise konnten im Sommersemester 1973 Studienplätze zu schaffen (Jahresbericht 1976/1977, 200 Interessierte die grundständige Ausbildung der S. 40). Darüber hinaus konnte auch das Verwaltungs­ Sozialpädagogik beginnen. Vier Studienplätze sollten gericht nach Prüfung der Kapazität eine höhere Auf­ für Bewerberinnen und Bewerber aus dem Ausland nahmequote bestimmen, so dass sich im Sommer­ reserviert bleiben. 121 Studienplätze waren an die semester 1981 statt der geplanten 244 nun 318 Hochschulreife, Fachhochschulreife, eine andere Studierende immatrikulieren durften.11 ­anerkannte Vorbildung oder das Bestehen einer Auf­ nahmeprüfung geknüpft. Auf die verbleibenden 75 In den 1980er-Jahren wurde die Abdeckung aller Studienplätze konnten sich Studierwillige bewer­ Lehrgebiete in den beiden Studienabschnitten des ben, die die Vorbildung zum Besuch einer Höheren sechssemestrigen Studiums immer schwieriger. 1980 Fachschule ­erworben hatten.8 Um den NC zu über­ hatte das Hochschulamt mit der Fachhochschule die winden, bedurfte es eines Zensurendurchschnitts Verringerung der Lehrkapazität im Fachbereich Sozial­ von 1,5 (Solidarität 1973). pädagogik vereinbart. Auch wegen der unsicheren Zukunft des von Kürzungen betroffenen Fachbereichs Die Zulassungszahlen in den Fachbereichen wur­ konnten 1981 zwölf Planstellen nicht besetzt werden. den behördlicherseits nach einem Kapazitätsermitt­ 40 Prozent der Lehrveranstaltungen wurden über lungsverfahren festgelegt. Seine Grundlage waren Lehraufträge abgewickelt.12 Die didaktisch wichtige „die Zahl der Stellen für wissenschaftliches Personal, Kleingruppenarbeit musste eingeschränkt werden 198 das Lehrdeputat [...], die Lehrauftragsstunden [...], (Jahresbericht 1980/1981, S. 39). die Dienstleistungen der Fachbereiche untereinander, die Zahl der zur Verfügung stehenden Räume, die Zahl 1985 protestierte der Personalrat der Fachhoch­ der Plätze in den einzelnen Räumen, die Studenten­ schule gegen die geplante Streichung von zehn zahlen [...], die voraussichtliche Zahl der Abgänger“.9 ­Stellen am Fachbereich Sozialpädagogik, die der Entsprechend der unterschiedlichen Sichtweisen Subventionierung der Evangelischen Fachhochschule ­gelangten das Hochschulamt und der durch seinen „Rauhes Haus“ dienen sollte.13 Der Fachbereichs­ jeweiligen Sprecher vertretene Fachbereich Sozial­ sprecher Peter Kunkel sprach sogar von 16 Professo­ pädagogik zu verschiedenen Ergebnissen bei der renstellen, die binnen drei Jahren wegfallen sollten, ­Berechnung der Aufnahmekapazität. Der Streit ent­ und kritisierte die Umschichtung im Wissenschafts­ zündete sich vor allem an der Frage der Curricular­ haushalt zugunsten der technischen Fächer. Unter normwerte, die grob gesagt die Betreuungsrelation Hinweis auf das seit den 1970er-Jahren brennende der Dozentinnen und Dozenten zu den Studierenden Problem der Massenarbeitslosigkeit fragte er, ob die beschrieben. Während die Kultusminister der Länder vom Wissenschaftssenator Klaus Michel Meyer-Abich aus Einsparungsgesichtspunkten eine Senkung der „erhobene Forderung nach gesellschaftlicher Nütz­ Richtwerte anstrebten, befürchteten die Fachbereiche lichkeit von Studium, Lehre und Forschung [...] eine Verschlechterung der Ausbildung. ­bestritten werden“ könne.14

Als 1977 der Richtwert für den Fachbereich Sozial­ 10 Staatsarchiv Hamburg 361-5 III, Abl. 1991/3, pädagogik drastisch gesenkt werden sollte, warnte Az. 54.48-7.1 Bd.12 dessen Sprecher, Hans Jürgen Pagel, vor den Konse­ 11 Staatsarchiv Hamburg 361-5 III, Abl. 1991/3, quenzen: „65 % mehr Leistungen für dieselbe Arbeits­ Az. 54.48-7.1 Bd. 20 12 Staatsarchiv Hamburg 361-5 II, Abl. 1992/2, 8 Ordnung über die Höchstzahlen für die Zulassung Az. 12-55.8 Bd. 2

Soziale Arbeit 5-6.2017 zur Fachhochschule Hamburg: In: Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt, Teil 1, Jahrgang 1973, 13 fh-info Januar 1985, S. 8 S. 16 14 fh-info April 1985, S. 11 f. 9 Staatsarchiv Hamburg 361-9, Nr. 6209 Unterstützung erhielten die Lehrenden – die Große Einigkeit bestand im Fachbereich bezüglich ­Dozentinnen und Dozenten durften seit 1978 einen der Unverzichtbarkeit des Berufspraktikums und des­ Professorentitel tragen (Schambach 2010, S. 67) – sen Verknüpfung mit der theoretischen Ausbildung im aus Teilen der Studentenschaft, die beispielsweise im Studium, denn dies verbürgte die in der beruflichen ­Besetzungsstreik von 1987 zehn zusätzliche Profes­ Praxis benötigte Qualifikation. Auf die staatliche Prü­ sorenstellen gefordert und sich vielleicht auch eine fung und Graduierung folgte im vierten Ausbildungs­ verstärkte Beziehungsdichte zwischen Studierenden jahr ein Berufspraktikum, das in den Händen des Fach­ und Lehrenden gewünscht hatte (Kunkel 1992, S. 50). bereichs und der Praxisstelle lag. Die Anerkennung Umgekehrt hatten auch viele Professorinnen und Pro­ erfolgte nach Vorlage eines sogenannten Bewährungs­ fessoren des Fachbereichs den AStA der Fachhoch­ berichts.18 Als 1975 Überlegungen bekannt wurden, schule beziehungsweise den studentischen Fach­ das Berufspraktikum zu streichen oder unter die allei­ schaftsrat mehrfach in den Forderungen nach einer nige Aufsicht der Fachbehörden als Anstellungsträger bedarfsgerechten Studienförderung, besseren Studien­ zu stellen, trugen die Studierenden des Fachbereichs bedingungen und der verfassten Studentenschaft mit zusammen mit den Kommilitoninnen und Kommilito­ einem politischen Mandat unterstützt. nen der Evangelischen Fachhochschule ihren Protest auf die Straße.19 Die Studierenden an der Fachhochschule stamm­ ten größerenteils aus der Mittel- und Unterschicht.15 Unterstützung fanden die um die Qualität der Aus­ 1971 beantragten über 3 000 Fachhochschüler und bildung und ihre Berufsaussichten besorgten Studie­ -schülerinnen Studienförderung nach dem Bundesaus­ ­ renden im Fachhochschulsenat und Fachbereichsrat, bildungsförderungsgesetz (BAFöG) (Studentenwerk der sich entschieden gegen das Modell eines sechs­ Hamburg 1972, S. 20). Eine sozialwissenschaftliche semestrigen Kurzstudiums aussprach und in Über­ Untersuchung für die Jahre 1978 und 1979 kam zu einstimmung mit den meisten Fachleuten aus der dem Schluss, dass die BAFöG-Unterstützung nicht Wissenschaft wie der sozialpädagogischen Praxis ausreichend war (Fischer u.a. 1979, S. V). 1987 erhiel­ die Einführung einer achtsemestrigen einphasigen ten nur noch 43 Prozent der Studierenden am Fach­ ­Ausbildung empfahl. Darüber hinaus plädierte der 199 bereich BAFöG, das seit 1983 ohnehin nur noch als ­Fachbereichsrat dafür, die Berufspraktikantinnen und Volldarlehen gewährt wurde. Viele Studierende der -praktikanten rechtlich als Studierende auszuweisen.20 Sozialpädagogik mussten sowohl im Semester als Die Erklärung der SPD-Bürgerschaftsfraktion, das auch in den Semesterferien arbeiten (Treber; Hagen ­Berufspraktikum für Sozialpädagoginnen und Sozial­ 1988, S. 21 und Jahresbericht 1982/1983, S. 2), um pädagogen beibehalten zu wollen,21 sollte Spekula­ ­ihren Lebensunterhalt bestreiten und die steigenden tionen beenden. An der zweiphasigen Ausbildung Mieten bezahlen zu können. Der Dozent Peter Kunkel wollte man im Senat und der Wissenschaftsbehörde zeigte sowohl Verständnis für die soziale Lage in der weiter festhalten. Sorgen bereiteten weiter die be­ Studentenschaft als auch für die Beunruhigung ange­ grenzte Zahl von Praktikumsstellen für das Anerken­ sichts der geplanten Regelstudienzeiten.16 Allen Hoch­ nungsjahr. Einen Anspruch auf eine Praktikumsstelle schulangehörigen musste an Studien- und Prüfungs­ gab es jedoch „nur im Rahmen des vorhandenen ordnungen gelegen sein, die den Absolventinnen und Stellenplans“.22 Absolventen Chancen auf dem Arbeitsmarkt eröffne­ ten. Ein wichtiger Schritt war der Erlass der „Vorläufi­ 18 Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS-­ gen Ordnung der staatlichen Zwischen- und Diplom­ Archiv): Mappe Fachhochschule. Dringende Informa­ prüfung im Studiengang Sozialpädagogik“ im Jahre tion zum Streik vom 22.5.1975 1983, mit der die aus den 1960er-Jahren stammen­ 19 Staatsarchiv Hamburg 136-3, Nr. 660 den Ausbildungs- und Prüfungsbestimmungen ersetzt 20 fh-info Mai 1975, S. 3 und Jahresbericht 17 wurden. 1974/1975, S. 104 21 Hamburger Lehrerzeitung 1975, Heft 16, S. 739 15 Hamburger Abendblatt vom 5.3.1979 22 Staatsarchiv Hamburg 361-5 III, Abl. 1989, 16 Staatsarchiv Hamburg 136-3, Nr. 143 Az. 70.05-10, Bd. 1 17 Staatsarchiv Hamburg 361-5 III, Abl. 2002/1, Soziale Arbeit 5-6.2017 Az. 54.48-7/1, Bd. 24 und Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt 1983, S. 51 f. Die beanspruchende Tätigkeit im Berufspraktikum nerung von einer destruktiv eingestellten „Weg-Mit- wurde mit 75 Prozent des Gehalts der Tarifgehalts­ Generation“ (Die Welt vom 8.2.1978. In: fh-info April gruppe für Sozialarbeiter entgolten. Als sich die Tarif­ 1978, S. 12 und Dalheimer 1992, S. 14). Genau genom­ partner 1977 auf eine Senkung des Entgelts auf 66,6 men handelte es sich um wenige Dutzend aktive Prozent einigten, um für die Anstellungsträger die Mitglieder konkurrierender linker Studentengruppen, Anreize zur Bereitstellung von Ausbildungsplätzen zu die die Meinungsführerschaft am Fachbereich für sich erhöhen, reagierte der Fachschaftsrat mit einer Pro­ beanspruchten, auf Vollversammlungen Resolutionen testerklärung. In einem Flugblatt an die Bevölkerung gegen die Bildungspolitik des Senats zur Abstimmung hieß es: „Können Sie eine Familie von 800 DM ernäh­ stellten, für den Fachschaftsrat kandidierten und zu ren? Wir nicht!“ In der nächsten Tarifrunde verständig­ Vorlesungsboykotts aufriefen. ten sich die Gewerkschaften darauf, einer weiteren Abkopplung der Praktikumsvergütung von der Einkom­ Tatsächlich vorhandene gesellschaftliche Probleme mensentwicklung nicht mehr zustimmen zu wollen.23 wie die steigende Arbeitslosigkeit, die prekäre Lage der wachsenden Klientel Sozialer Arbeit oder die Noch grundsätzlicher diskutiert wurden die auf­ schwierigen Studienbedingungen ordneten die Anhän­ grund des Radikalenerlasses von 1972 erfolgten Ab­ ger des MSB, des Sozialistischen Studentenbunds (SSB) lehnungen von Bewerbungen auf Praktikumsstellen, und der Sozialistischen Studentengruppe (SSG) in ihr hatten die Behörden doch quasi ein Ausbildungsmo­ marxistisch-leninistisches Weltbild ein. Dabei sprachen nopol. Als die Arbeits- und Sozialbehörde Anfang 1975 der MSB und die im Sozialistischen Hochschulbund drei Bewerberinnen und Bewerber wegen deren Mit­ organisierten linken Sozialdemokraten die Studieren­ gliedschaft im Marxistischen Studentenbund Spartakus den als Teil der werktätigen Bevölkerung an, die zu­ (MSB) beziehungsweise in der Deutschen Kommunis­ sammen mit der Arbeitnehmerschaft im gewerkschaft­ tischen Partei nicht zur Ausbildung im Berufspraktikum lichen Kampf der vermeintlich unter dem Einfluss des im Projekt annehmen wollte, kritisierte „Monopolkapitals“ stehenden Politik der Bundesre­ auch der Fachbereichssprecher Hans-Joachim Giller gierung wie des Hamburger Senats entgegentreten 200 diese sehr weitgehende Berufsverbotspraxis. Seiner sollten.26 Soziale Arbeit im Kapitalismus wurde ver­ Ansicht nach konnten „politische Aktivitäten in einer ächtlich als „Caritas“ bezeichnet.27 „Sozialarbeiter zugelassenen Partei [...] nicht Anlass und Grund für und Sozialpädagogen müssen sich mit ihren Adres­ eine wie auch immer geartete Einschränkung des saten solidarisieren“,28 forderte der MSB und sprach Grundrechts auf Ausbildung sein“.24 Über den Fach­ zudem von „der Zusammenarbeit mit den fortschritt­ bereich hinaus engagierte sich die Fachhochschuldo­ lichen Professoren“ am Fachbereich.29 Andere Profes­ zentin Ingrid Kurz gegen die Berufsverbote und konnte soren wurden wie Eckart Steinborn als wenig fort­ dabei auch auf die Rücknahme von Ausbildungsver­ schrittlich etikettiert oder wie Manfred Hermanns als boten in der Hansestadt verweisen.25 1978 beschloss Reaktionär boykottiert.30 Steinborn war ein von vielen die Hamburgische Bürgerschaft, die auch aus den Beschäftigten geschätzter Personalratsvorsitzender Reihen der SPD und der Gewerkschaften stark kriti­ (Dargel 1990, S. 103). Hermanns gehörte als Vertreter sierte Überprüfungspraxis aufzugeben (Pelc 2002, der katholischen Soziallehre in den 1970er- und S. 176). 1980er-Jahren zu einer Minderheit am Fachbereich.

Manchem Beobachter mag der Fachbereich Sozial­ Die linken Gruppen repräsentierten aber keines­ pädagogik als „rechtsfreier Raum“ erschienen sein, wegs die Mehrheit der Studentenschaft, für die das in dem linke Gruppierungen Hochschullehrerinnen Studium nicht mehr das Wichtigste und Hochschul­ und -lehrer einschüchterten. Auch der Fachhochschul­ präsident Rolf Dalheimer empfand eine aggressive 26 Staatsarchiv Hamburg 136-3, Nr. 279 Stimmung im Fachbereich und spricht in seiner Erin­ 27 Staatsarchiv Hamburg 136-3, Nr. 645 28 Staatsarchiv Hamburg 136-3, Nr. 585 23 Staatsarchiv Hamburg 136-1, Nr. 1688 und Archiv des Departments Soziale Arbeit: Ordner Fotos. Wand­ 29 Archiv des Departments Soziale Arbeit: Materia­ zeitung der ÖTV-Gruppe am Fachbereich Sozialpäda­ lien von Andrea Krieger. Liste aktive Fachschafter/ gogik, März 1978 innen MSB + Nichtorganisierte: Aufbruch statt Soziale Arbeit 5-6.2017 ­Abbruch, 1987 24 Staatsarchiv Hamburg 136-3, Nr. 337 30 Staatsarchiv Hamburg 361-5 III, Abl. 1991/3, 25 Staatsarchiv Hamburg 364-15/1, Nr. 566 Az. 52.08-4/1 Bd. 1 und 136-3, Nr. 662 politik zunehmend uninteressant war. Mit der wach­ Quellen senden Bedeutung postmaterialistischer Einstellungen Archiv des Departments Soziale Arbeit an der Hoch­ verlagerte sich das Engagement der Studierenden schule für Angewandte Wissenschaft Hamburg: Materialien von Andrea Krieger auf die Mitarbeit in Umwelt- und Friedensgruppen so­ ▲ Liste aktive Fachschafter/innen MSB + Nichtorganisierte: wie Stadtteilinitiativen (Schütte 1992, S. 9 und Treber; Aufbruch statt Abbruch, 1987 Hagen 1988, S. 33 f.). Ein Teil der Linken, unter ihnen ▲ Studentenparlamentswahlen Sommersemester 1983 auch die zehn bis zwölf Mitglieder der SSB-Frauen­ ▲ Ordner: Fotos. Wandzeitung der ÖTV-Gruppe am Fach­ gruppe am Fachbereich, sah in einem „Bündnis mit bereich Sozialpädagogik, März 1978 Basisbewegungen aus anderen gesellschaftlichen Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS-Archiv): Bereichen einen Ausgangspunkt, um aus der Isolation Mappe Fachhochschule Hamburgisches Gesetz- und Verordnungsblatt. Heraus­ der Hochschulbewegung herauszukommen“.31 Nach gegeben von der Justizbehörde der Freien und Hansestadt dem Achtungserfolg dieses unter „Bunte Liste“ firmie­ Hamburg renden Bündnisses in der Bürgerschaftswahl 1978, der Staatsarchiv Hamburg (StAH): dadurch initiierten Gründung der Grün-Alternativen 136-1 (Innenbehörde), Nr. 1688. Fachschaftsrat der Fach­ Liste (GAL) und deren Einzug ins Landesparlament hochschule für Sozialpädagogik, Protesterklärung an die im Jahre 1982 entwickelten sich die Grünen auch in Hamburgische Bürgerschaft vom 6.4.1977 den Studentenparlamentswahlen 1983 als „Senkrecht­ 136-3 (Landesamt für Verfassungsschutz), Nr. 143. Peter Kunkel: Positionspapier zum Fragenkatalog des Studenten­ starter“.32 Am Fachbereich Sozialpädagogik erhielten 33 parlaments vom 8.12.1975 die GAL 216, der MSB 132 und die Jusos 41 Stimmen. 136-3, Nr. 279. DKP-Hochschulgruppe: Jahreshauptver­ 1986/87 gehörte die am Fachbereich lehrende Erzie­ sammlung am 18.3.1972. Gewerkschaftsarbeit am Fach­ hungswissenschaftlerin Eva Brandes der grün-alterna­ bereich Sozialpädagogik tiven Bürgerschaftsfraktion an. Sie arbeitete auch in 136-3, Nr. 337. Information der DKP-Fachhochschulgruppe, der „Gemeinsamen Kommission Frauenstudien und 1975 Frauenforschung“ der Fachhochschule, Universität 136-3, Nr. 585. Vorschlag des MSB für ein Aktionsprogramm des Studentenparlaments, 1975 Hamburg und der Hochschule für Wirtschaft und Poli­ 136-3, Nr. 645. Fachbereichs-Kurier Extra vom 10.3.1975 201 tik mit, die von der Rechtswissenschaftlerin Verena 136-3, Nr. 660. Flugblatt des Fachschaftsrats Sozialpädago­ Fesel geleitet wurde (Grolle; Bake 1995, S. 325 und gik vom 9.6.1975 fh-info November 1987, S. 4). 136-3, Nr. 662. „Demokratischer Kampf“ vom 10.5.1977 136-3, Nr. 663. SSB-Frauengruppe vom 15.1.1978 und Als im November 1988 eine Gruppe des Leningra­ Bunte Liste, Plattform des Hochschulbereichs, 9.5.1978 der Friedenskomitees den Fachbereich Sozialpädago­ 361-5 III (Hochschulwesen III), Abl. 1989, Az. 70.05-10, Bd. 1. Hochschulamt an den Fachbereich Sozialpädagogik vom gik besuchte und über Glasnost und Perestroika in 34 24.1.1975 ihrer Heimat berichtete, wurde offensichtlich, dass 361-5 III, Abl. 1990/3, Az. 31.06-6/1 Bd. 2 die von der Studentenbewegung in den späten 1960er- ▲ Fachbereich Sozialpädagogik an den Präses der Behörde Jahren auf die Agenda gesetzte Systemfrage nicht für Wissenschaft und Kunst vom 26.4.1971 mehr in die neue Zeit passte. Neue Formen sozialer ▲ Hamburger Abendblatt vom 6./7.3.1971 Ungleichheit im wiedervereinten Deutschland spie­ 361-5 III, Abl. 1991/3, Az. 52.01-15 Bd. 1. Aufstellung der geln sich seitdem in Theorie und Praxis der Sozialen Kantinen vom 5.12.1973 Arbeit und bleiben notwendigerweise Gegenstand 361-5 III, Abl. 1991/ 3, Az. 52.08-4/1 Bd. 1. Fachschafts­ rats-Info Nr. 25 vom 18.6.1973 kontrovers geführter Diskussionen. 361-5 III, Abl. 1991/ 3, Az. 54.48-7.1 Bd.12. Vermerk vom 21.1.1977 und Fachbereich Sozialpädagogik an den Präsi­ Dr. Friedrich Stamp ist freiberuflich tätiger denten der Fachhochschule, die ÖTV, GEW und verschiedene ­Historiker. E-Mail: [email protected] Behörden vom 16.2.1977 361-5 III, Abl. 1991/3, Az. 54.48-7.1 Bd. 20. Vermerk des 31 Staatsarchiv Hamburg 136-3, Nr. 663 Hochschulamts vom 3.11.1981 361-5 II, Abl. 1992/2, Az. 12-55.8 Bd. 2. Vermerk des Hoch­ 32 fh-info Juli 1983, S. 1 schulamts vom 29.09.1980 und Präsident der Fachhoch­ 33 Archiv des Departments Soziale Arbeit: Mate­ schule Hamburg an den Präses der Behörde für Wissen­ rialien von Andrea Krieger. Studentenparlaments­ schaft und Forschung vom 2.2.1981 wahlen Sommersemester 1983 361-5 III, Abl. 2002/1, Az. 54.48-7/1, Bd. 24. Vermerk des Soziale Arbeit 5-6.2017 Hochschulamts vom 21.3.1985 34 fh-info Januar 1989, S. 18 f. 361-9 (Schulbehörde), Nr. 6209. Senatsdrucksache vom 1970-2010. HAW Hamburg. Wissen fürs Leben. Hamburg 17.7.1973 2010, S. 29-85 364-15/1 (AStA der Universität Hamburg), Nr. 566. Kurz, Schilling, Jörg: Brahms Kontor. Hamburg 2012 Ingrid; Initiative „Weg mit den Berufsverboten“ (Hrsg.): Die Schütte, Wolfgang: Blick zurück nach vorn. In: Standunkt: aktuelle Situation nach dem Scheitern des Sondergesetzes, sozial. Hamburger Forum für soziale Arbeit 3/1992, S. 7-9 Hamburg 1976 Solidarität. Zeitung des Sozialistischen Studentenbunds Pressearchiv der Zentralbibliothek für Wirtschafts- Hamburg. Hamburg 1973 wissenschaften, Standort Hamburg: Studentenwerk Hamburg, Bericht des Vorstandes über Signatur A 9 k 1 I das Wirtschaftsjahr 1971. Hamburg 1972 Treber, Dietrich; Hagen, Friederike von dem: Studium in Literatur der Krise. SozialpädagogikstudentInnen heute. Hamburg Baße, Sylvia: Talmud Tora-Schule. Mehr als ein Gebäude. ohne Jahr (ca. 1988) Hamburg 1993 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Hrsg.): Register zu den Drucksachen, VII. Wahlperiode, 1970, 5. Band. Hamburg 1970 Crc˘i c’ ; Laura; Klinger, Lisa-Marie: Ein Spaziergang durch die Ausbildungsgeschichte der Sozialen Arbeit in Hamburg. Vom „Sozipä“ bis zum Department Soziale Arbeit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Hamburg 2012 Dalheimer, Rolf: Grußwort anläßlich des Jubiläums „75 Jahre Sozialarbeiter-Ausbildung in Hamburg“. In: standunkt: sozial. Hamburger Forum für soziale Arbeit 3/1992, S. 14-16 Dalheimer, Rolf: „Auf lange Sicht läuft es so, wie ich es mir vorstelle.“ In: Der Präsident der HAW Hamburg (Hrsg.): 1970-2010. HAW Hamburg. Wissen fürs Leben. Hamburg 2010, S. 93-95 Dargel, Wolfram: Zum Ausscheiden von Eckart Steinborn. 202 In: standunkt: sozial. Hamburger Forum für soziale Arbeit 3/1990, S. 103 Demme, Dagmar: Gudula Theopold. In: standpunkt: sozial. Hamburger Forum für soziale Arbeit 3/1992, S. 44 f. Fischer, Hasko u.a.: Zur sozialen und Studiensituation der Studenten der Fachhochschule Hamburg. Hamburg 1979 Grolle, Inge; Bake, Rita: „Ich habe Jonglieren mit drei Bällen geübt.“ Frauen in der Hamburgischen Bürgerschaft 1946 bis 1993. Hamburg 1995 Jahresbericht des Präsidenten der Fachhochschule ­Hamburg 1974/1975. Hamburg 1977 Jahresbericht des Präsidenten der Fachhochschule ­Hamburg 1976/1977. Hamburg 1978 Jahresbericht des Präsidenten der Fachhochschule ­Hamburg 1980/1981. Hamburg 1982 Jahresbericht des Präsidenten der Fachhochschule ­Hamburg 1982/1983. Hamburg 1984 Kalex, Willi: Die letzten Jahre des Sozialpädagogischen ­Instituts. Sorge - Rivalität - Ferment. In: standunkt: sozial. Hamburger Forum für soziale Arbeit 3/1992, S. 41-45 Kunkel, Peter: Alles neu – durch die Gründung der FH im Jahre 1970? In: standpunkt: sozial. Hamburger Forum für soziale Arbeit 3/1992, S. 46-54, Hamburger Lehrerzeitung 16/1975 Pelc, Ortwin: Hamburg. Die Stadt im 20. Jahrhundert. ­Hamburg 2002 Schambach, Sigrid: Die Hochschule für Angewandte ­Wissenschaften und ihre Vorläufer von 1945 bis heute –

Soziale Arbeit 5-6.2017 ein Überblick. In: Der Präsident der HAW Hamburg (Hrsg.): Die Entwicklung der Wissenschaft Sozialer Arbeit und ihr Einzug in rung von Lehrgebieten gelang, die im engeren Sinne die Geschichte, den Gegenstand sowie die Funktion, die Curricula | Das Beispiel Theorien, Ethik und weitere Inhalte der Sozialen Arbeit der Hamburger Hochschule stringent entlang der eigenen wissenschaftlichen Perspektive thematisieren. Dadurch fand die Wissen­ Manfred Neuffer; Dieter Röh schaft Sozialer Arbeit wieder Anschluss an die inter­ nationale Diskussion um einen disziplinären Kern der Sozialen Arbeit. Diese im internationalen Vergleich Zusammenfassung | Der Beitrag beschreibt nachholende Akademisierung wurde zur Jahrtausend­ wende bundesweit erstmalig an der Hochschule für die Entwicklung einer Wissenschaft Sozialer Angewandte Wissenschaften respektive der Fachhoch­ ­Arbeit exemplarisch entlang der Entwicklung schule Hamburg mit der Ausgestaltung von explizit ihrer Berücksichtigung in den Lehrplänen der ver­ so benannten fachwissenschaftlichen Lehrgebieten schiedenen (Hoch-)Schultypen, von der Sozialen und Modulen konsequent vollzogen. Frauenschule beziehungsweise dem Sozialpäda­ gogischen Institut zum Department Soziale Arbeit Anhand der Diskussionen, die Ende der 1990er- an der HAW Hamburg. Die lange Zeit in der Lehre und Anfang der 2000er-Jahre geführt wurden, wird dominante Fokussierung auf das ­methodische dieses Stück Zeitgeschichte im Folgenden nachge­ Handeln war für die Herausbildung eines wissen­ zeichnet. Zuvor wird die Entwicklung der Lehrinhalte schaftlichen Blickwinkels auf die Profession und der Wohlfahrtsschule, der Höheren Fachschule für Disziplin und ihren Objekt- und Handlungsbereich Sozialarbeit und der Fachhochschule beschrieben. Es problematisch. Erst die Etablierung einer Wissen­ zeigt sich, dass die Soziale Arbeit respektive Sozialar­ schaft Sozialer Arbeit und deren Berücksichti­ beit die ersten 80 Jahre nur ein Schattendasein führte, gung in den Curricula seit Ende der 1990er-Jahre da sie entweder vom „Sozialpädagogischen“ (als Teil brachten den Durchbruch. der Erziehungswissenschaft oder als methodischer Ansatz) oder von anderen Disziplinen dominiert wurde 203 Abstract | This article shows the develop­ oder sich – als komplementärer Effekt – „nur“ in der Methodenlehre ausdrückte. Nach Manfred Neuffer ment of the social work science by exemplifying (1990) ist dieses Phänomen nur aus der deutschen it according to the curricula of the former and Berufsgeschichte erklärbar, da international andere the actual institutions educating social workers Entwicklungen verliefen, wie etwa die weitgehende in Hamburg, from the early schools of social work Anbindung des Faches an Universitäten. to the University of Applied Sciences. The reason for this retardation in developing a genuine Überblick über die Entwicklungsgeschichte ­scientific view on social work is that it was taught der Curricula bis zur Jahrestausendwende | only methodically. This problem was solved by Will man die Entwicklung der Curricula über den the development and establishment of a social ­gesamten Bestand der Hochschule für Angewandte work science that finally found its way into the Wissenschaften Hamburg von den Anfängen der curricula. ­Sozialen Frauenschule an betrachten, so bietet sich folgende Einteilung an: Zunächst lohnt es sich, die Schlüsselwörter  Soziale Arbeit Lehr- und Stundenpläne der Sozialen Frauenschule  Wissenschaft  Hochschule  Curriculum von ihrer Gründung 1917 bis zur Gleichschaltung im  historische Entwicklung  Hamburg Nationalsozialismus darzustellen. In einem weiteren Schritt können die Wiederaufbaubemühungen nach Einleitung | Die Entwicklung der Sozialarbeits­ dem Zweiten Weltkrieg und der Versuch, an die inter­ wissenschaft beziehungsweise der Wissenschaft nationale Entwicklung Anschluss zu finden, skizziert ­Sozialer Arbeit begann mit ihrer in Deutschland mehr werden. Schließlich lohnt die Darstellung der sich oder weniger gut begründeten Proklamation Ende der ­immer stärker akademisierenden Studienordnungen 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre. Sie ist insofern eine seit der Fachhochschulgründung. Mitten in diesen

Soziale Arbeit 5-6.2017 Erfolgsgeschichte, als mit ihr die curriculare Veranke­ jüngeren Entwicklungen sticht die Etablierung der Sozialarbeitswissenschaft als besonderes Ereignis her­ durchgemacht haben, in den besonderen Gebieten vor, die insbesondere durch die Rahmenprüfungsord­ der sozialen Arbeit, welche sie als künftige Berufs­ nung von 2001 (KMK; HRK 2001) befördert wurde. tätigkeit erwählen. Die Abteilung übernimmt ferner die Einführung oder Vertiefung in die soziale Praxis Beginnen wir 1917: Als die Soziale Frauenschule auch für solche, die eine nationalökonomische oder und das Sozialpädagogische Institut von Gertrud juristische Universitätsbildung erworben haben. Die Bäumer und Marie Baum aufgebaut wurden, gab es pädagogische Abteilung dient der Ausbildung und weder Lehrpläne noch Lehrbücher, geschweige denn Fortbildung von Lehrkräften, die für ihre Arbeit in methodisch-didaktische Überlegungen, die häufig ­Jugendpflege, Fortbildungsschule, sozialer Jugend­ erst entwickelt werden mussten (Dünkel; Fesel 1999, fürsorge, Schulpflege einer sozialpädagogischen S. 41 f.). Die einzige Blaupause war die bereits 1908 ­Erweiterung ihrer Fachbildung bedürfen, sowie der von Alice Salomon gegründete Soziale Frauenschule Ausbildung von Lehrkräften für die Frauenschulen“ in Berlin, an der auch Bäumer gelehrt hatte. Die dort (StaHH A 558/85 Kapitel 1, Konzeptschrift ohne Ver­ unterrichteten Fächern glichen weitgehend denjenigen, fasserangaben vom Dezember 1916, S. 9). die auch in Hamburg angeboten wurden: Geschichte, Bürgerkunde, Rechtslehre, Geschichte der Wohlfahrts­ Im Lehrplan des Sozialpädagogischen Instituts pflege, Volkswirtschaftslehre, Jugendfürsorge, Pädago­ waren fünf Gruppen enthalten, die Schwerpunktset­ gik und Psychologie, Krankheitslehre und Sozialhygie­ zungen ermöglichten: „Wohlfahrtspflege im Anschluss ne, Sozialversicherungen, Sozialethik, Berufskunde, an Beruf und Erwerb, Volksgesundheitspflege, Jugend­ Organisationslehre, Chorgesang und Volkstanz, Ein­ wohlfahrtspflege und Volksbildungswesen, Kirchliche führung in die Praxis der Wohlfahrtspflege und Kultur­ Gemeinde- und Vereinspflege und allgemeine Fürsor­ pflege, ergänzt durch Arbeitsbesprechungen, Steno­ ge.” Die Schülerinnen sollten „in der Regel in mindes­ graphie und „politische Tagesfragen“. tens 2 Gruppen [...] mitarbeiten, da vielseitige Aus­ bildung die spätere Verwendungsfähigkeit erhöht“ Die zweijährige Ausbildung, die explizit der beruf­ (ebd., S. 10). Das Verzeichnis der Vorlesungen und 204 lichen Vorbereitung dienen sollte, war in sechs Trimes­ Übungen aus dem Sommerhalbjahr 1917 enthält ter aufgeteilt, im vierten Trimester wurden zusätzlich ­unter anderem „Hygienische Kleinkinder- und Schul­ zu den genannten Fächern drei Schwerpunktgruppen kinderfürsorge“, „Führer des sozialen Gedankens“, gebildet (Gesundheits-, Jugend- und Arbeitsfürsorge), „Lebensverhältnisse der arbeitenden Klassen“ und im fünften Trimester wurde zusätzlich Aktenbearbei­ ein „Armenpflegerisches Seminar“ (StaHH 362-5/2). tung gegeben und im sechsten Trimester Wohnungs­ pflege, Physiologie, Jugendgerichtsgesetz, „sittliche Die Lehrinhalte beziehungsweise -titel wurden in Verwahrlosung und deren Bekämpfung“, Fürsorge­ den Folgejahren im Wesentlichen offenbar nicht ver­ pflichtverordnung und Statistik (StaHH 362-5/2). ändert, was vereinzelt vorhandene Studienpläne aus den Jahren 1919 und 1921 sowie die Jahresberichte Den entscheidenden Unterschied machte indes von 1919 bis 1924 belegen. Lediglich im Jahresbericht das Sozialpädagogische Institut (SPI) als Aufbauform für das Schuljahr 1924/25 wird eine „grundsätzliche zur Sozialen Frauenschule, auch wenn es also solches Umbildung von der nur pflegerischen oder auf gesund­ nur wenige Jahre bestand. Hatte man Letztere absol­ heitsfürsorgerischen Voraussetzungen aufgebauten viert, konnte das SPI besucht werden, wobei auch Arbeit zu den sozialpädagogischen Arbeitszweigen“ Quereinsteigerinnen, etwa Lehrerinnen, zugelassen thematisiert, wobei hiermit die „Gefängnisfürsorge“, wurden. Das SPI kann durchaus in seinem Anspruch die „soziale Gerichtshilfe“, die „Anstaltserziehung“ mit heutigen konsekutiven Masterstudiengängen ver­ und die „Psychopathenfürsorge“ gemeint sind glichen werden, da es sowohl eine fachliche Vertiefung (StaHH 362-5/2). als auch eine stärker wissenschaftliche Ausbildung ermöglichen sollte. Ausgebildet wurde in zwei Abtei­ Das zwischenzeitig geschlossene „Sozialpädago­ lungen: „Die soziale Abteilung dient in erster Linie gische Institut“ wurde mit Aufbau- und Fortbildungs­ der praktischen und theoretischen Spezialausbildung kursen weitergeführt, in denen Vorträge zu verschie­ der Schülerinnen, welche die soziale Frauenschule denen Themen gehalten wurden, so etwa von „Ed.

Soziale Arbeit 5-6.2017 Hamburg oder eine gleichwertige Bildungsanstalt Heimann über den religiösen Sozialismus, von [...] Curt Bondy über die pädagogischen Aufgaben in der allem die „Wohlfahrtskunde“, waren hierin doch erste Wohlfahrtspflege“. An gleicher Stelle wird auch über Ansätze einer fachwissenschaftlichen Lehre enthalten. eine „Sozialpädagogische Woche“ berichtet, in der Zum ersten Mal in der Geschichte der Schule wird das unter anderem Eduard Spranger, Hermann Nohl, Fach „Methoden der Fürsorge“ erwähnt, das zum Carl Mennicke und Gertrud Bäumer vortrugen (StaHH ­einen die „Entwicklung in den Jahren 1892 bis in die 362-5/2). Gegenwart (von der Recherche zur Diagnose)“ und zum anderen „Soziale Diagnose. Soziale Therapie Mit Beginn der Gleichschaltung durch die Natio­ (Diagnose und Therapie ausgehend vom praktischen nalsozialisten veränderten sich sowohl der Name in Einzelfall)“ zum Inhalt hatte, also jene neuen Metho­ „Volkspflegeschule“ als auch die inhaltliche Ausrich­ den, die mit den jeweiligen Lehrbüchern von Alice tung der Schule in Richtung der nationalsozialisti­ Salomon und Siddy Wronksy 1926 (Soziale Therapie) schen Politik. Die Lehrinhalte wurden angepasst so- und von Salomon 1927 (Soziale Diagnose) in Deutsch­ wie neue Fächer eingeführt, unter anderem „Rassen­ land eingeführt wurden (StaHH/361-2 VI/3700). kunde“, „Grundzüge der Rassengeschichte, Deutsche ­Geschichte in nationalsozialistischer Beleuchtung“, Nachdem bereits Ende der 1950er-Jahre im Fach­ „Adolf Hitler und die Geschichte der NSDAP“, „Deut­ beirat des Sozialpädagogischen Instituts ein als Aus­ sche Volkskultur“ sowie die „Erbgesundheitspflege” bildungsplan betiteltes Curriculum im Entwurfssta­ (Dünkel; Fesel 1999, S. 135). dium diskutiert wurde (StaHH/361-2 VI/4011), galt ab 1960 eine „Ausbildungs- und Prüfungsordnung Eine Broschüre unbekannten Datums, die für die für Wohlfahrtspflegerinnen und Wohlfahrtspfleger“,2 auch nach 1945 noch zunächst „Volkspflege-Schule“ die in weiten Teilen dem Entwurf entsprach, wobei genannte Institution warb, gibt wieder, wie der Wieder­ die Fächer weitestgehend neu geordnet und ergänzt aufbau zunächst begann, nämlich durch Vergessen wurden. oder im wahrsten Sinne des Wortes „Streichen“ bis­ heriger Inhalte und Richtlinien. So wurden Änderun­ Auffällig ist darin, dass „musische Erziehung und gen zunächst nur mittels Durchstreichung kritischer Werkarbeit“ aufgeführt und die Methodenlehre zur 205 Wörter vorgenommen. Im Fach Wirtschaftslehre wurde Einzelhilfe gezählt und zudem als Praxislehre bezeich­ das Adjektiv „völkische“ vor dem Wort „Staatspolitik“ net wurde. Die Erweiterung um Gruppenarbeit erfolgte und bei den Dokumenten, die dem Aufnahmegesuch erst 1964, wie der damalige Schulleiter Bäuerle in beigefügt werden sollten, der „arische Nachweis“ ­einem Schreiben an die Schulbehörde berichtete. ­jeweils händisch durchgestrichen (StAHH/361-2 An dieses Schreiben angehängt waren die Entwürfe VI/3689). für jeweils ein- bis eineinhalbjährige „Lehrgänge“ im zweiten Ausbildungsjahr (StaHH/361-2 VI/3697). Im Januar 1949 wurde ein vorläufiger Rahmen­ Ab wann die Gemeinwesenarbeit als dritte Methode lehrplan1 verabschiedet, mit dem an die Zeit vor dem curricular berücksichtigt wurde, ist aus den vorliegen­ Nationalsozialismus angeschlossen werden sollte. Er den Dokumenten des SPI nicht ersichtlich. umfasste fünf Lehr- und Lernbereiche: „Wohlfahrts­ kunde“, „Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Mit der Integration der mittlerweile zur Höheren ­Sozialversicherung“, „Psychologie und Pädagogik“, Fachschule gewordenen Ausbildungsstätte in die 1970 „Gesundheitslehre und Gesundheitsfürsorge“ sowie gegründete Fachhochschule Hamburg und der Ein­ „Rechts-, Bürger- und Verwaltungskunde“, also alle­ führung des Diplom-Studiengangs Sozialpädagogik samt Fächer, die, wenn auch ergänzt und teilweise erfolgte die Akademisierung mit entsprechenden anders gewichtet, in den heutigen Curricula vorkom­ ­Folgen für die Lehrinhalte. In der sogenannten Teil­ men. Neben den beachtenswerten Inhalten der be­ studienordnung3 von 1976 dominierten die Bezugs­ zugswissenschaftlichen Fächer interessiert hier vor wissenschaften (Psychologie, Erziehungswissenschaft

1 Er wird mit Verweis auf die gleichzeitige Erarbei­ 2 Die Ausbildungs- und Prüfungsordnung der tung eines solchen durch die Konferenz der Deut­ ­Jugendleiter (Fröbelseminar Hamburg) bleibt an schen Wohlfahrtsschulen als „vorläufig“ bezeichnet; dieser Stelle unberücksichtigt, da die Zusammen­ wie lange er Bestand hatte, kann nicht belegt führung erst 1969 stattfand. Soziale Arbeit 5-6.2017 ­werden. Ein fast identischer Lehrplan wurde von 3 Veröffentlicht im Amtlichen Anzeiger des Ham­ der Militärregierung bereits im November 1945 burgischen Gesetzes- und Verordnungsblatt vom ­genehmigt. 15.11.1976 und Recht) durch eine jeweils geforderte Einzelleis­ In diesen Verbünden sollte sowohl handlungsfeld­ tung, es kamen aber unter „sonstige Lehrveranstal­ spezifisches Wissen und Können erworben als auch tungen“ – neben weiteren bezugswissenschaftlichen wissenschaftlich gearbeitet werden. Das Können Inhalten, wie zum Beispiel Entwicklungspsychologie, wurde entlang „sozialpädagogische[r] Konzepte“, Neurosenlehre und Sozialpolitik – auch Lehrgebiete „sozialpädagogische[r] Interventionsformen und vor, welche die fachwissenschaftliche, wenn auch rein Handlungsentwürfe“ (mit dem Ziel der „wissenschaft­ sozialpädagogische Ausrichtung belegen. Dies waren lichen Auseinandersetzung mit sozialpädagogischen „Theorie und Praxis der Sozialpädagogik“ und „Me­ Interventionsformen und Handlungsprinzipen, die für thodik sozialer Dienste“, die als Pendant zum sozial­ das professionelle Handeln typisch sind“) und „sozial­ pädagogischen Teil die fürsorgerischen Elemente pädagogischer Situationsanalyse“ (mit dem Ziel der umfassten. Hinzu kamen „Allgemeine Theorie der vertieften „Auseinandersetzung mit ausgewähltem Medien und Methoden“ und „Medienseminare“. Fallmaterial aus der sozialpädagogischen Praxis“) sowie im Ergänzungsprogramm unter anderem durch Die Ordnung vom 1. Februar 1983 ersetzte das das Fach „sozialpädagogische Ästhetik und Kommu­ Regelwerk von 1976, jedoch blieben die Lehrgebiete nikation“ vermittelt. weitgehend gleich. In Paragraf 17 wurde allerdings hier zum ersten Mal unter den „sozialpädagogischen Zusammenfassend lässt sich zu dieser Periode Interventionsformen“ neben der Einzelhilfe, der Sozia­ ­sagen, dass eine stärkere Professionalisierung nicht len Gruppenarbeit explizit auch die Gemeinwesen­ nur durch methodischen Anwendungsbezug, sondern arbeit genannt. Der Widerspruch ist frappierend, da auch verstärkt durch handlungstheoretische Begrün­ allein von „sozialpädagogischen“ Interventionsformen dung der Methodik angestrebt wurde. So sollte laut die Rede ist, obwohl mindestens die Gemeinwesen­ Paragraf 2 „Studienziele“ der Studienordnung von arbeit und in weiten Teilen auch die Einzelhilfe (als 1989 erreicht werden, „die Studentin [Anm. der Ver­ case work im angloamerikanischen Raum noch viel fasser: die weibliche Pronominalform steht im Origi­ stärker als in Europa) eher der Sozialarbeit zuzuord­ nal] zu wissenschaftlicher Arbeit und zu verantwort­ 206 nen sind (Wendt 2008, S. 107 ff.). lichem Handeln“ zu befähigen. Ferner sollte sie „theoretische Kenntnisse und Handlungskompetenz In der Studienordnung von 19894 wurden als erwerben und sich auf die sozialpädagogische Berufs­ Pflichtveranstaltungen die bereits bekannten bezugs­ praxis vorbereiten“. wissenschaftlichen Fächer in Lernbereiche neu sortiert. Neben einer „1. Einführung ins Studium“, „3. Gesell­ In der „Studienordnung“ von 1996 5 wurde in schaftliche Rahmenbedingungen der Sozialarbeit/­ ­Paragraf 2 „Studienziele“ betont, dass „die Studieren­ Sozialpädagogik“, „4. Persönlichkeitsentwicklung/­ den zu professioneller Tätigkeit“ befähigt werden Sozialisation“ gab es „2. Funktion und Geschichte sollten, aber explizit das erste Mal, dass sie „fach­ der Sozialarbeit/Sozialpädagogik“, zu der die Fächer wissenschaftliche Kenntnisse erwerben, sich mit der „Sozialgeschichte“, „Sozialpolitik“, „Erziehungswis­ Berufsrolle der Sozialpädagogin oder des Sozialpäda­ senschaft“, ein „berufskundliches Seminar“ und eben gogen beziehungsweise der Sozialarbeiterin oder des die „Methodenlehre“ gehörten, und „5. Grundlagen Sozialarbeiters auseinandersetzen und so zu verant­ sozialpädagogischer Intervention“, zu denen neben wortlichem beruflichem Handeln kommen“ sollten. „Recht und Rechtsanwendung“ auch „Theorie und Erstmals wurde an gleicher Stelle erwähnt, dass „die Praxis der Kommunikation“ sowie „Interventionsfor­ Studierenden die für Soziale Arbeit [sic!, Anm. der men“ gehörte. Verfasser] grundlegenden theoretischen Kenntnisse aus den relevanten Fachdisziplinen erwerben“ und Im Wahlpflichtbereich wurden ein „sozialpädago­ „die Methodik wissenschaftlichen Arbeitens erlernen“ gisches Fachprojekt einschließlich 4 SWS sozialpäda­ sollten. Folgerichtig kam den „Praxisfeldern und gogischer Ästhetik und Kommunikation“ und „Grund­ ­Praxisvollzügen“ und den „Konzepten und Methoden lagen und Konzepte sozialpädagogischen Handelns“ in der Sozialen Arbeit“ als erster und zweiter von des jeweils gewählten Studienverbundes angeboten. sieben Lernbereichen gemessen an den Lehrveran­

Soziale Arbeit 5-6.2017 4 Veröffentlicht im Amtlichen Anzeiger des 5 Veröffentlicht im Amtlichen Anzeiger des ­Hamburgischen Gesetzes- und Verordnungsblatt ­Hamburgischen Gesetzes- und Verordnungsblatt vom 12.9.1991 vom 5.3.1997 staltungsstunden ein größeres Gewicht zu,6 aller­ Nachdem die Sozialpädagogik/Soziale Arbeit dings wurde an dieser und an weiteren Stellen zwar in die Fachhochschulgesetzgebung aufgenommen benannt, aber nicht ausgeführt, dass es sich „bei den ­worden war, entstand im Lehrkörper ein gewichtiger Lernbereichen 3 bis 7 [...] um die Fachwissenschaften ­Unterschied. Die sogenannten lehrenden Sozialarbei­ [handelt]“, womit Psychologie, Erziehungswissen­ terinnen und Sozialarbeiter waren in verschiedenen schaft, Sozial- und Rechtswissenschaften gemeint Bundesländern statusmäßig (Bezahlung, Stunden­ waren. deputat und Forschungsmöglichkeiten) gegenüber den Vertreterinnen und Vertretern der Bezugswissen­ Ob in der Formulierung, es gehe um „Konzepte schaften7 benachteiligt. Da sie in der Regel kein voll­ und Methoden in [sic!, Anm. der Verfasser] der Sozia­ akademisches Studium absolviert hatten und dadurch len Arbeit” und nicht um Konzepte und Methoden auch keine Promotion (in manchen Fällen allerdings der Sozialen Arbeit, insofern eine inhaltliche Positio­ ein Master of Social Work in den USA) vorweisen nierung enthalten ist, als es auch andere als fachwis­ konnten, war ihnen die Bewerbung oder Übernahme senschaftliche sozialarbeiterische beziehungsweise in ein Professorenamt verwehrt. Die Promotion war sozialpädagogische, nämlich eventuell bezugswissen­ allerdings anfänglich auch für die Bezugswissenschaf­ schaftliche Konzepte und Methoden gibt, muss an ten nicht erforderlich. dieser Stelle offen bleiben. Die Fachhochschule Hamburg wählte allerdings An späterer Stelle wurde ausgeführt, dass der Lern­ einen anderen Weg. Die „lehrenden Sozialarbeiterin­ bereich folgende Lehrgebiete umfasst: „Geschichte nen und Sozialarbeiter“ wurden Anfang der 1970er- der Sozialen Arbeit“, „Konzepte und Methoden der Jahre gemäß der gültigen Gesetzgebung in das Sozialen Arbeit“, „Theorien und Methoden der Kom­ ­Professorenamt übergeführt und wiesen dadurch munikation“ und „Ästhetik und Kommunikation in der ­zumindest von den Arbeitsbedingungen her keine Sozialen Arbeit“. Interessant ist, wie oben, dass in Unterschiede zu den anderen Lehrenden mehr auf. Paragraf 15 unter den „Konzepten und Methoden in Im Curriculum, wenn man den Umfang der Semester­ 207 der sozialen [man beachte hier das kleine „s“, Anm. wochenstunden und die Bedeutung von Prüfungen der Verfasser] Arbeit“ nur die „sozialpädagogischen betrachtet, hatte das Fach dagegen keine zentrale Interventionsformen“ gelehrt wurden und keine Stellung und die Klage der Studierenden war immer ­„sozialarbeiterischen“ Methoden. präsent, sie vermissten bei den Bezugswissenschaft­ lerinnen und Bezugswissenschaftlern die Verbindung Die Debatte um eine Wissenschaft Sozialer zur Sozialen Arbeit. Ein interdisziplinäres Verständnis Arbeit und ihre Manifestation im Studiengang war ebenso nur schwach ausgeprägt. (1990 bis 2017) | Die Entwicklung und Aufnahme der Sozialarbeitswissenschaft in die Lehre ist eng mit Bis Anfang der 1990er-Jahre wurden auf dem dem sogenannten Fach Methodenlehre verknüpft, das ­Gebiet Theorie und Praxis Methoden der Sozialen wie erwähnt nach dem Zweiten Weltkrieg Eingang ­Arbeit gelehrt, danach sah die Studienordnung das in die Curricula der Wohlfahrtsschulen, der Höheren Fach Konzepte und Methoden der Sozialen Arbeit vor. Fachschulen und zuletzt der Fachhochschulen fand. Im Grunde, wenn auch nicht im konkreten Angebot, Geprägt von den drei klassischen Methoden Soziale zeigte sich hier, dass Theorien den anderen Fächern Einzelhilfe, Soziale Gruppenarbeit und Gemeinwesen­ zugeschrieben wurden. Ab der Mitte der 1990er-Jahre arbeit wurde das Fach bis Ende der 1990er-Jahre wurden die Stellenausschreibungen für das Fach ­unterrichtet. Die Lehrenden dieses Faches konnten ­Methodenlehre angepasst und ein vollakademisches im Gegensatz zum restlichen Lehrkörper in der Regel Studium und Promotion verlangt. Damit sollte aller­ eine Ausbildung beziehungsweise ein Studium und dings nicht das Fach aufgewertet, sondern der Lehr­ eine längere Praxis in der Sozialen Arbeit vorweisen. körper vereinheitlicht werden. Da im Unterschied zu den angloamerikanischen Ländern Soziale Arbeit 6 Im ersten Studienabschnitt umfassten die ersten damals noch nicht an der Universität studiert werden beiden Lernbereiche insgesamt 26 und die restlichen konnte, mussten die Interessentinnen und Interes­ fünf Lernbereiche 38 Lehrveranstaltungsstunden, im zweiten Studienabschnitt lag die Verteilung bei 48 Soziale Arbeit 5-6.2017 7 Diese werden hier als solche bezeichnet, weil für die ersten beiden Lernbereiche und 28 bei den die Soziale Arbeit als transdisziplinäre Wissenschaft „Fachwissenschaften“ (Lernbereiche 3-7). ihr Wissen auch von anderen Disziplinen bezieht und diese entlang ihres Erklärungs-, Verstehens- und Handlungsmodells verarbeitet und integriert. senten für die Lehre in diesem Fach ein Studium, in Richard Sorg benannte die gegenteiligen Entwick­ der Regel war dies Erziehungswissenschaften oder lungen und Positionen der Fachhochschulen für Soziale Psychologie, absolviert haben. Hierdurch entfernten Arbeit und der Universitäten im Fach Erziehungswis­ sie sich häufig vom eigentlichen Bezug zur Sozialen senschaften mit dem Schwerpunkt Diplom-(Sozial-) Arbeit, was sich auch in ihren Lehrveranstaltungen Pädagogik: „Die einen, wie die in Feldern der Sozialen bemerkbar machte. Arbeit Tätigen, sind etabliert in Beruf und Arbeits­ markt, suchen aber (nicht zuletzt wegen eines gewan­ Mitte der 1990er-Jahre fand die Diskussion um delten gesellschaftlichen Bedarfs) den Professionssta­ die Sozialarbeitswissenschaft (Wissenschaft der Sozia­ tus, den sie zur Festigung und stärkeren Anerkennung len Arbeit) Eingang in den Fachbereich (Fb) Sozial­ brauchen, und sie benötigen eine wissenschaftliche pädagogik, wenn auch zögerlich und mit geringer Disziplin, um eine vollwertige Profession zu werden. Beachtung im Kollegium. Insbesondere das Buch von Die anderen, wie die bereits akademisierten Soziolo­ Ernst Engelke „Soziale Arbeit als Wissenschaft“ (1992) gen, Psychologen oder auch Diplom-Pädagogen/ beförderte die Wahrnehmung und die Diskussion Schwerpunkt Sozialpädagogik, sind etabliert in der ­dieses Themas, wenngleich bereits früher dazu veröf­ Wissenschaft; brauchen aber [...] zur weiteren gesell­ fentlicht wurde, beispielsweise von Silvia Staub-Ber- schaftlichen Anerkennung und zur Unterbringung nasconi (1986). Die Konferenz der Fachhochschulen ­ihrer im Zuge des Anwachsens ihrer Disziplinen zu für Soziale Arbeit (heute Fachbereichstag Soziale Massenfächern stark angestiegenen Absolventenzah­ ­Arbeit) führte von 1991 bis 1993 zusammen mit dem len Berufsmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt, die Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge ihnen den [...] Professionsstatus ermöglichen. Beide mehrere Werkstattgespräche zur Wissenschaft der sind auf dem Weg zur Profession, erstreben aber das Sozialen Arbeit durch. 1994 wurde vom Fachbereichs­ gleiche Ziel gleichsam in umgekehrter Richtung: die tag ein Fachausschuss Sozialarbeitswissenschaft ins einen von Beruf über die Wissenschaft, die anderen Leben gerufen. Diese Veranstaltungen wurden aber von der Wissenschaft über den Beruf“ (Sorg 2000, 208 nicht offensiv in den Fachbereich Sozialpädagogik in S. 59). Hieraus formulierte er folgende Forderung: „Es Hamburg eingebracht. bedarf also einer gezielten Wissenschafts- und Diszi­ plinentwicklung, wobei gegebene Strukturen und Richard Sorg, Sozialwissenschaftler und mit der Abgrenzungen wissenschaftlicher Disziplinen nicht Praxis durch den Schwerpunkt Jugendarbeit verbun­ als Endstadium zu sehen sind, sondern als historisch den, also kein Methodenlehrer, kann als entscheiden­ geworden und veränderbar. Das Projekt der Disziplin­ der Inspirator für den Fachbereich Sozialpädagogik werdung der Sozialen Arbeit ist also wesentlich als in der Thematik Sozialarbeitswissenschaft genannt eine Gestaltungsaufgabe zu begreifen“ (ebd., S. 61). werden. Sorg veröffentlichte in zwölf Folgen zwischen 1996 und 2000 in der Zeitschrift standpunkt: sozial Geprägt von ihren universitären Studiengängen (Fachzeitschrift des Fachbereichs Sozialpädagogik) und Promotionen waren selbst die Kolleginnen und grundlegende Gedanken zur Sozialarbeitswissen­ Kollegen, die Erziehungswissenschaften lehrten, schaft. Dabei setzte er sich mit Positionen von Kolle­ ­wenig bereit, sich mit der Sozialarbeitswissenschaft gen aus Deutschland (Wendt, Mühlum, Pfaffenberger) zu beschäftigen, und diejenigen aus anderen Bezugs­ auseinander, aber er war auch der Erste, der den wissenschaften fühlten sich zumindest vordergründig ­Diskussionsstand zur Sozialarbeitswissenschaft der nicht involviert. Sie stellten sich aber auch nicht gegen sogenannten Zürcher Schule vorstellte, die im Weite­ die Initiativen der Kolleginnen und Kollegen aus dem ren erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Dis­ Fach Methodenlehre, die Ende der 1990er-Jahre die kussion und Curricula des Fachbereichs Sozialpäda­ Diskussion um die Sozialarbeitswissenschaft aufgrif­ gogik nahm. In Deutschland wurde wenig registriert, fen und eine zentrale Stellung ihres Faches im Curri­ dass die Zürcher Schule mit Silvia Staub-Bernasconi, culum forderten. Das sachkundige und engagierte Kaspar Geiser und Werner Obrecht, aufbauend auf Auftreten im Kollegium verschaffte ihnen eine starke dem Systemtheoretischen Paradigma (Kritischer Sys­ Position in der Studienreformdiskussion. Unterstützt temismus), nicht nur die Theorieentwicklung vorange­ und moderiert wurde dieser Prozess durch Marion trieben, sondern sehr früh die Lehre an deren Fach­ Panitzsch-Wiebe, Mitglied der Fachgruppe Methoden­

Soziale Arbeit 5-6.2017 hochschule geprägt hat. lehre, in ihrer langjährigen Zeit als Dekanin ab 1998. In der Studienordnung, die bis 1999 Gültigkeit wurde auch Ernst Engelke zu einem Fachgespräch besaß, war bereits unter dem Fach Konzepte und eingeladen. Die Entwicklung wurde 2002 durch ein Methoden der Sozialen Arbeit festgelegt, die Stu­ Forschungssemester Richard Sorgs in Zürich verstärkt. dierenden in die Diskussion um eine eigenständige Sorg lernte den dort schon ein Jahrzehnt bestehenden ­Theorie der Sozialen Arbeit und deren handlungstheo­ Integrierten Studiengang und dessen Auswirkung auf retischen Ansätze einzuführen. In einem auswerten­ die Praxis kennen und konnte die Erkenntnisse des den Bericht der Fachbereichsleitung für die Zeit von Züricher Modells in die Studienreform in Hamburg 1994 bis 1998 wurde erwähnt, dass die Studierenden einbringen. zu Recht fordern, Inhalte und methodische Ansätze der verschiedenen Fächer stärker aufeinander zu Eine Veröffentlichung zur Theorie- und Wissen­ ­beziehen. Allerdings wurde dies im Bericht noch schaftsentwicklung der Sozialen Arbeit zu Beginn des nicht als Aufgabe eines zentralen Faches „Soziale neuen Studienangebots 2003 unterstützte die Kolle­ Arbeit“ gesehen. Dies erfolgte in einer Sondersitzung ginnen und Kollegen der Fachwissenschaft Soziale im März 2000 zur Reorganisation des Studiums: „Das Arbeit. Der Fachausschuss zur Sozialarbeitswissen­ Fach Soziale Arbeit (auf der Grundlage der Wissen­ schaft des Fachbereichstages entwickelte unter Feder­ schaft Soziale Arbeit) ist zentraler Bestandteil der Aus­ führung von Wilhelm Klüsche ein Lehrangebot unter bildung und vermittelt die übergreifende Qualifikation dem Titel „Ein Stück weitergedacht [...]“ (Klüsche als Sozialarbeiter/in“ (Fb Sozialpädagogik 2000). 1999). Mit den Elementen Gegenstandsbestimmung, Gegenstandserklärung, Gegenstandsbereich und Mit diesem Beschluss wurde der Fachbereich ­Gegenstandsbearbeitung wurde ein umfassendes ­Sozialpädagogik der erste Fachbereich in der Bun­ Konzept mit der Definition „Wissenschaft der Sozia­ desrepublik, der die Fachwissenschaft Soziale Arbeit len Arbeit als die Lehre von den Definitions-, Erklä­ ­etablierte und damit die Rahmenordnung für die rungs- und Bearbeitungsprozessen gesellschaftlich ­Diplomprüfung im Studiengang Soziale Arbeit der und professionell als relevant angesehener Problem­ Fachhochschulen (KMK; HRK 2001) vorbereitete. lagen“ (ebd., S. 17) vorgestellt. Konkret umgesetzt wurde der genannte Beschluss 209 im Fachbereich Sozialpädagogik nach einer inten­ Zumindest in der ersten Zeit der Umsetzung der siven Diskussion um die Reform der Prüfungs- und Fachwissenschaft Soziale Arbeit fand ein reger und Studienordnung im Jahr 2003. Die Einführung stand gemeinsamer curricularer und inhaltlicher Austausch allerdings schon unter dem Einfluss der erwarteten statt, der die Lehre entscheidend qualifizierte. Das Reformen im Zuge des Bologna-Prozesses mit der Bachelor- und Mastersystem mit seinen in sich abge­ Einführung eines Bachelor- und Mastersystems. Die schlossenen Modulen bremste einerseits das gemein­ wesentlichen Änderungen bildeten sich in der Prä­ same Nachdenken, andererseits ermöglichte das ambel der Studienordnung ab: Die Fachwissenschaft ­modularisierte Curriculum eine Konsolidierung der Soziale Arbeit wurde zum zentralen und integrieren­ fachwissenschaftlichen Inhalte und Lehrgebiete. Es den Fach des Studiums, die anderen Fachdisziplinen ist dem jetzigen Kollegium zu wünschen, die Energie sollten sich als Bezugswissenschaften in stärkerem und Aufbruchstimmung um die Jahrhundertwende Maße an ­Fragestellungen der Sozialen Arbeit aus­ aufzugreifen und die Sozialarbeitswissenschaft nicht richten. als gemeinsames Projekt zu verlieren, um Studierende bestmöglich auf ihre berufliche Aufgabe vorzubereiten Eine Reihe von Veranstaltungen begleitete diesen und um die Profession und Disziplin der Sozialen Prozess. Kaspar Geiser referierte 2000 im Rahmen ­Arbeit weiterzuentwickeln. ­einer Vortragsreihe zur Systemischen Beratung auf der Grundlage des Systemtheoretischen Paradigmas Das jüngst von der Deutschen Gesellschaft für der Zürcher Schule. Im selben Jahr fand eine Fachta­ Soziale Arbeit veröffentlichte Kerncurriculum Soziale gung am Fachbereich Sozialpädagogik statt, auf der Arbeit 8 könnte ein Beleg für die Etablierung einer Silvia Staub-Bernasconi, Werner Obrecht, Hans Pfaffen- ­eigenen wissenschaftlichen Fundierung des Stu­ berger und Timm Kunstreich auf die Frage eingingen, diums der Sozialen Arbeit sein, der alle Beteiligten ob es einer eigenständigen Wissenschaft der Sozialen ­bestärken könnte, noch ein Stück weiterzudenken.

Soziale Arbeit 5-6.2017 Arbeit bedarf und wie diese aussehen könnte. 2003 8 http://www.dgsainfo.de/ueber-uns/kerncurri culum-soziale-arbeit/ Wicherns Verwandt- schaft | Nachdenken über ein Professor em. Dr. Manfred Neuffer, Dipl. Sozial- wissenschaftliches Geschwister­ arbeiter, Dipl. Pädagoge, lehrte an der HAW Hamburg im Department Soziale Arbeit Wissen- verhältnis in Hamburg aus der schaft der Sozialen Arbeit, Case Management Perspektive des Rauhen Hauses und Systemische Beratung. E-Mail: manfred. [email protected] Matthias Nauerth; Johannes Richter Professor Dr. Dieter Röh ist Dipl.-Sozialarbeiter und Gesundheitswissenschaftler (M.P.H.). Er lehrt und forscht an der Hochschule für Angewandte Zusammenfassung | Der Artikel erörtert die Wissenschaften Hamburg zu Theorien, Geschichte, Beziehung zwischen dem Department Soziale Ethik und Methoden Sozialer Arbeit. Seine Arbeits- Arbeit der Hamburger Hochschule für Ange­ schwerpunkte sind Klinische Sozialarbeit und Reha- wandte Wissenschaften und der Evangelischen bilitation. E-Mail: [email protected] Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie der Stiftung Rauhes Haus in Hamburg. Dabei werden Literatur die Zeit bis 1945 sowie die Gegenwart betrachtet. Dünkel, Barbara; Fesel, Verena: Von der Sozialen Frauen­ schule zur NS-Volkspflegeausbildung. Das Hamburger Sozial­ pädagogische Institut 1917-1945. Münster 1999 Abstract | The following article discusses Engelke, Ernst: Soziale Arbeit als Wissenschaft: eine Orien­ the relationship between the Hamburger Hoch­ tierung. Freiburg im Breisgau 1992 schule für Angewandte Wissenschaften and the Fb Sozialpädagogik: Protokoll über die 481. FBR-Sitzung Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit und (Sondersitzung) am 16.03.2000. Fachhochschule Hamburg, Diakonie der Stiftung Rauhes Haus in Hamburg Fachbereich Sozialpädagogik. Hamburg 2000 Klüsche, Wilhelm (Hrsg.): Ein Stück weitergedacht..., Bei­ from its origin until 1945 and in the present. träge zur Theorie und Wissenschaftsentwicklung der Sozialen Arbeit. Freiburg im Breisgau 1999 Schlüsselwörter  Soziale Arbeit 210 KMK; HRK − Kultusministerkonferenz; Hochschulrektoren­  Ausbildung  Hamburg  Diakonie konferenz: Rahmenordnung für die Diplomprüfung im Studi­  Rauhes Haus engang Soziale Arbeit – Fachhochschulen. Bonn 2001 Neuffer, Manfred: Die Kunst des Helfens. Geschichte der 1 Einleitung | Das Department Soziale Arbeit Sozialen Einzelhilfe in Deutschland. Weinheim und Basel der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissen­ 1990 Salomon, Alice; Wronsky, Siddy: Soziale Therapie. Ausge­ schaften (HAW) und die Evangelische Hochschule wählte Akten aus der Fürsorgearbeit. Berlin 1926 für Soziale Arbeit und Diakonie der Stiftung Rauhes Salomon, Alice: Soziale Diagnose. Berlin 1927 Haus (EHH) in Hamburg stehen zueinander in einem Sorg, Richard: Sozialarbeitswissenschaft? (Teil 12)‚ Thesen wechselvollen Verhältnis. Der vorliegende Beitrag zum Verhältnis von Sozialer Arbeit, neoliberaler Sozialpolitik konzentriert sich auf die erörternde Betrachtung der und Sozialarbeitswissenschaft (2. Teil). In: standpunkt: sozial Gegenwart sowie auf eine detaillierte historische 2/2000 ­Rekonstruktion der Zeit bis 1945. Damit wird deut­ Staub-Bernasconi, Silvia: Soziale Arbeit als eine besondere Art des Umganges mit Menschen, Dingen und Ideen – zur lich, welche Zeiträume noch als unerledigte Aufgaben Entwicklung einer handlungstheoretischen Wissensbasis auf eine solide historische Aufarbeitung warten, ins­ Sozialer Arbeit. In: Sozialarbeit 10/1986, S. 2-71 besondere die Zeit seit der Umwandlung in Fach­ Wendt, Wolf Rainer: Geschichte der Sozialen Arbeit. Die hochschulen Anfang der 1970er-Jahre. Profession im Wandel ihrer Verhältnisse. Band 2. Stuttgart 2008 2 Die Kooperation von HAW und EHH | Wer sich in Hamburg mit Sozialer Arbeit auskennt, für den war es in den letzten Jahrzehnten fraglos klar: Studie­ ren kann man Soziale Arbeit an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (lange Zeit abgekürzt mit „an der Saarlandstraße“) und an der Evangelischen Hochschule (immer abgekürzt mit „am Rauhen Haus“).

Soziale Arbeit 5-6.2017 Dass es darüber hinaus möglich war, Sozialpädagogik an der Universität zu studieren, blieb tendenziell im Solidarität in Zeiten ihrer Existenzkrisen in den 1980er- Dunkeln. Und dass diese Institutionen inzwischen ihr und beginnenden 2000er-Jahren, zuletzt auch in einer Landesmonopol auf Studiengänge der Sozialen Arbeit Situation großer öffentlicher Anfeindung im Jahr 2013. verloren haben, seit private Hochschulen Bachelor- und Die Kooperation wurde in den vergangenen Jahren Masterstudiengänge der Sozialen Arbeit anbieten, ist sodann stärker institutionalisiert, bezogen auf die mental noch gar nicht wirklich verarbeitet. Lehre und Masterprogramme beider Hochschulen, auf ein Promo­ Forschung im Bereich Soziale Arbeit, das war lange Zeit tionskolloquium und auf die Mitgliedschaft in Kura­ und ist gefühlt bis heute der Zuständigkeitsbereich torium und Hochschulrat. Und es gibt gemeinsam der beiden Hochschulen HAW und „Rauhes Haus“. verantwortete Forschungsprojekte und Fachtagungen. Aber die gemeinsame „Familiengeschichte“ beider Dabei wirkte die Evangelische Hochschule mit ihren Institutionen ist zu großen Teilen unerforscht. Studiengängen der Sozialen Arbeit und Diakonie und ihrer Vernetzung mit Kirche und Diakonie immer als 3 Notizen zum unerforschten Verhältnis die „kleine fromme Schwester“ des großen staatli­ zweier verschwisterter Ausbildungsstätten in chen Fachbereichs. Institutionell geadelt mit einem historischer Perspektive bis 1945 | Es war Johann eigenen Paragrafen im Hamburger Hochschulgesetz Hinrich Wichern, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts und finanziell sehr knapp durch die Stadt Hamburg, in Hamburg nicht nur eine sozialarbeiterische Pionier­ die Nordkirche sowie Studienbeiträge der Studieren­ leistung erbrachte, indem er als Antwort auf die soziale den abgesichert, bemühte sie sich zugleich immer Not von Kindern in St. Georg ein Rettungshaus vor darum, dem Klischee des konfessionell-kirchlichen den Toren Hamburgs gründete. Zugleich schuf er mit wenig zu entsprechen. Denn auch das gehört zum der „Brüderanstalt“ eine Ausbildung für die Erzieher, „gefühlten“ Wissensbestand jener, die sich in Ham­ die mit den Kindern in familienähnlichen Wohngrup­ burg mit Sozialer Arbeit auskennen: Die Evangelische pen lebten und für sie zuständig waren. Dieser Aus­ Hochschule ist „kritisch“ und zugleich zurückhaltend bildungsstätte gelang es in den folgenden eineinhalb im Hinblick auf ihr evangelisches Profil. Unzweifelhaft Jahrhunderten, durch mehrere Wandlungsprozesse war sie seit den 1970er-Jahren „links“ und legte Wert „den Anschluss an die staatlich geordnete Verberuf­ 211 darauf, ihre Fachkräfte nicht stromlinienförmig auszu­ lichung der Fürsorge und Sozialarbeit“ zu behalten bilden. Dies galt zwar für die große Schwester HAW (Schmuhl 2008, S. 288). In diesem Sinne erfolgte 1928 nicht minder, jedoch scheint es für Wicherns Ausbil­ die Umwandlung in eine staatlich anerkannte Wohl­ dungsstätte von größerer Bedeutung zu sein. Und in fahrtspflegeschule, nach dem Zweiten Weltkrieg in der Tat kann es erstaunen, dass sich nicht nur an der eine „höhere Fachschule für Sozialarbeit“ und 1971 HAW, sondern auch hier ab den späten 1970er-Jahren in die Fachhochschule für Sozialpädagogik, die sich ein sozialwissenschaftliches Kollegium einfand, das seit den Bologna-Reformen der 2000er-Jahre nun bis in die 2000er-Jahre im Grunde alle linken Fraktio­ „Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit und nierungen der sogenannten 68er-Generation reprä­ Diakonie“ nennt. sentierte. Der Grund für den Erhalt und Ausbau der Evange­ Ist die Klarheit der Rangordnung und die weitge­ lischen Hochschulen, wie er in Hamburg, aber auch hende Ähnlichkeit in politischen und fachpolitischen in anderen Bundesländern erfolgte, war sicherlich das Fragen auch der Grund dafür, weshalb beide Hochschu­ Interesse der Kirchen an eigenen Ausbildungsstätten len keine Tradition des Wettbewerbs, des Argwohns für das Fachpersonal ihrer diakonischen Einrichtun­ und der Missgunst ausgebildet zu haben scheinen? gen, aber auch das Interesse an einer Einflussnahme Uns, die wir seit elf und sieben Jahren an der Evange­ auf das ethische Profil der sich entwickelnden Sozia­ lischen Hochschule für Lehre und Forschung zuständig len Arbeit überhaupt. Man wollte hierfür den Dialog sind, erschien diese Leichtigkeit des Miteinanders und zwischen Theologie und Sozialwissenschaften sicher­ die Freundlichkeit der Kooperation von Beginn an stellen und die Qualifizierung der diakonischen Praxis bemerkenswert. Es gab immer die Offenheit für fach­ durch entsprechend angewandte Forschung und lichen Austausch über die Institutionsgrenzen hinweg T­heoriebildung gewährleisten. Für die Evangelische und eine gegenseitige Unterstützung bei Berufungs­ Hochschule des Rauhen Hauses hieß dies von Beginn

Soziale Arbeit 5-6.2017 verfahren. Die Evangelische Hochschule erfuhr große an die Konzeptionierung eines Studiums der Sozialen Arbeit entsprechend dem säkularen „state of the art“, Als von Wichern gesetzte Meilensteine mit weit­ in das zugleich eine Ausbildung zum evangelischen reichendem Einfluss können wie bereits angedeutet Diakon beziehungsweise zur evangelischen Diakonin die mehrjährige Ausbildung von in Rettungshäusern integriert wurde. tätigen „Brüdern“ als solche, die sukzessive Ausdiffe­ renzierung auf bestimmte Ausbildungsniveaus und Die Bachelorstudiengänge der Evangelischen Handlungsfelder sowie die enge Verbindung von Hochschule verbinden daher auch weiterhin Diakonie ­erzieherisch-handwerklicher Praxis, ordensförmiger und Soziale Arbeit zu einem einheitlichen Studiengang Lebensform und Ausbildung gelten. Ein „bestelltes mit staatlichem und kirchlichem Abschluss. Mit zur­ Feld“ im Sinne eines Halt gebenden Vorbildes stellte zeit 600 Studierenden in unterschiedlichen BA- und die christlich-erweckungsbewegte Ausbildungseinrich­ MA-Studiengängen sowie verschiedenen Forschungs­ tung für die Hamburger Frauenschule gleichwohl nicht schwerpunkten ist die Hochschule ein integrierter Teil dar. Dazu waren die sitten- und sozialreformerischen der bundesweiten Wissenschaftslandschaft Sozialer Milieus, in die sie eingebunden waren, zu verschieden Arbeit und außerdem Mitglied der Netzwerke kon­ (hierzu Dickinson 1996, S. 12-14). Dies lässt sich für fessioneller Hochschulen und diakonischer Ausbil­ Hamburg an einer Debatte aus dem letzten Drittel dungsstätten. Daher lässt sich ihr spezifisches Selbst­ des 19. Jahrhunderts besonders gut illustrieren. verständnis des Jahres 2016 auch nur noch zu einem kleinen Teil aus einer Wichern‘schen Tradition im en­ Als 1885/86 aufflog, dass sich der in der Brüder­ geren Sinne ableiten, vielmehr und in erster Linie aus anstalt ausgebildete Hausvater Schulz, der dem Ham­ ihrer Verankerung in den Scientific Communities der burger Waisenhaus vorstand, hundertfach an weibli­ Sozialen Arbeit und Diakoniewissenschaft. chen Zöglingen „sittlich vergangen“ hatte, war das Entsetzen der liberalen Hamburger Bürgerschaft über Dieser Weg zum Anschluss war allerdings lang und den Einfluss der „Mucker und Frömmler“ vom Rauhen manchmal auch steinig. Ein paar Notate zum wechsel­ Haus groß (Richter 2011, S. 200 ff.). Die Folge war 212 haften Verwandtschaftsverhältnis beider Ausbildungs­ nicht nur, dass die öffentlich-staatlichen Jugendfür­ stätten/Hochschulen für die Zeit von 1917 bis 1945 sorgeeinrichtungen fortan weltlichen Pädagogen sollen dies verdeutlichen, darüber hinaus Desiderata ­anvertraut wurden und es immer weniger Hambur-­ der hochschulgeschichtlichen Forschung markieren ger Eltern gab, die ihre Kinder freiwillig der Horner und zugleich Denkanstöße für vertiefende Untersu­ Anstalt anvertrauten. Die – ambulante – Kostkinder- chungen geben. beziehungsweise Waisenpflege wurde auch nach dem Vorbild des ­Elberfelder Systems sozialräumlich 3.1 Zwei (kultur-)missionarische Milieus reorganisiert und systematisch mit der stationären mit vergleichbaren ausbildungspolitischen Jugendfürsorge zusammengeführt. ­Interessen: Die Entwicklung bis zur Weimarer Republik | Bleibt man im Bild der Verwandtschafts­ Die offene Waisenpflege blieb in Hamburg wie an­ beziehung, so muss man für die Zeit des ausgehenden derswo bis zum 1. Weltkrieg eine männliche Domäne: Kaiserreiches konstatieren, dass das Verhältnis von Noch im Jahre 1910 machten Frauen nur vier Prozent Brüderanstalt und Sozialer Frauenschule/Sozialpäda­ der ehrenamtlich organisierten offenen Waisenpflege gogischem Institut zunächst weniger dem eines Ge­ aus. Zäh stemmten sich die Männer gegen die Öffnung schwisterpaares als vielmehr jenem zwischen einem in ihres ehrenamtlichen Wirkungsfeldes und verwiesen die Tage gekommenen Onkel und seiner agilen Nichte die Frauen in die subalterne Stellung von „Helferinnen“ glich. Dass das Rauhe Haus, auch was die Berufsge­ (Richter 2011, S. 226 ff.). Desungeachtet gewann auch schichte angeht, den Frauenschulgründungen zeitlich in Hamburg die Frauenbewegung im reformorientier­ vorausging und eine separate, diakonisch und männ­ ten Hamburger Bürgertum, das in den locker bebau­ lich-patriarchale, bis heute wirksame eigene „Entwick­ ten Quartieren rund um die zuhause war, an lungslinie“ darstellt, ist in der Berufsgeschichtsschrei­ Einfluss. Es ist nicht ganz unerheblich zu erwähnen, bung allgemein anerkannt (Hauss 1995, Amthor 2003, dass dieses Lebensumfeld, das sich im Laufe des S. 145-159) und war auch den Aktivistinnen der bürger­ 19. Jahrhunderts von den zunehmend überbevöl­ lichen Frauenbewegung durchaus bewusst (Bäumer kerten und baufälligen Gängevierteln der Alt- und

Soziale Arbeit 5-6.2017 1929b, S. 215). ­Neustadt abgesetzt hatte, mit dem noch fast ländlich geprägten Horn und seinen neu entstandenen, pro­ Auch wenn entsprechende Signale am Rauhen letarischen Nachbarquartieren unterhalb des Geest­ Haus kaum vorbeigegangen sein dürften, so besaßen rückens kaum etwas gemein hatte. sie doch für die Brüderanstalt nur mäßige Relevanz, weil eine koedukative Öffnung der Ausbildung seiner­ Man tut allerdings gut daran, das angedeutete zeit völlig ausgeschlossen erschien. Angesichts der Fremdeln zwischen „Onkel“ und „Nichte“ auch nicht kriegsbedingt zurückgehenden Bewerberzahlen und überzubewerten. Eine polarisierende Abgrenzung im dem Einrücken vieler Hausbrüder sah man sich zwar Sinne von restaurativ versus emanzipativ oder „carita­ gezwungen, auch Frauen im Erziehungsdienst zu be­ tiv versus sozialpolitisch“ (Bäumer 1929a, S. 11) ver­ schäftigen. Aber dies war nicht von Dauer. Ein unmit­ stellt den Blick auf Gemeinsamkeiten. So waren die telbarer Zusammenhang zwischen nachlassender beiden gesellschaftlichen Milieus, die die Ausbildungs­ männlicher und steigender weiblicher Nachfrage nach einrichtungen bestimmten, bürgerlich-christlich ge­ sozialen Ausbildungsmöglichkeiten zeigte sich außer­ prägt. Auf beiden Seiten griff man infolgedessen auf dem in der Belegung des stiftungseigenen Brüder-­ kulturmissionarische Pathosformeln zurück, um gesell­ Erholungsheims in der Lüneburger Heide: Es wurde, schaftliche Zentrifugalkräfte zu identifizieren und da man vorerst keine Verwendung mehr für eine solche ­ihnen entgegenzuwirken. Empirisch fundiert war bei­ Einrichtung hatte, fremdvermietet – an die Soziale des kaum und ein kritisches Korrektiv in Bezug auf Frauenschule (Schmuhl 2008, S. 201). die dramatische gesamtgesellschaftliche Entwicklung stellten die Formeln auch nicht dar (vgl. auch Röh; Wenig bekannt ist, dass ebenfalls im Herbst 1916 Larisch 2011, Labonté-Roset 1992, S. 57). in Hamburg ein veritables Konkurrenzunternehmen zur Sozialen Frauenschule mit diakonischer Prägung Als Lattmann, Senator der Hamburger Armenbe­ aus der Taufe gehoben worden war, das sich ebenfalls hörde, im zweiten Kriegsjahr Gertrud Bäumer und an junge Frauen der gehobenen Schichten wandte: Marie Baum bat, in Hamburg bei der Gründung einer das „Christlich-soziale Frauen-Seminar“ (Reinicke sozialen Frauenschule behilflich zu sein (Röh; ­Larisch 2012, S. 262 f.). Die Einrichtung wurde vom „Verein 2011), deutete nur wenig darauf hin, dass er sich da­ Christlicher Privatseminare“ getragen und von der 213 bei Gedanken über das Wechselverhältnis zum Rau­ Oberlehrerin Magdalena Schröder geleitet, bestand hen Haus und seiner seit 1843 bestehenden Ausbil­ aber nur bis 1928. Diese fast vergessene Episode der dungsstätte für Heimerzieher machte. Das lag neben Ausbildungsgeschichte Sozialer Arbeit in Hamburg der Skepsis gegenüber den „Muckern und Frömmlern“ wirft interessante Fragen auf: In welchem Verhältnis vermutlich vor allem da­ran, dass es ihm und seinen stand das Seminar an der Wartenau zum „Rauhen Mitstreiterinnen in erster Linie darum ging, das frei­ Haus“? Konkurrierte die Einrichtung mit der Soziale willige Engagement von jungen, gutsituierten Ham­ Frauenschule um Schülerinnen? Warum gelang es in burgerinnen an der „Heimatfront“ aufzufangen und Hamburg nicht wie andernorts, eine dritte Einrichtung ihrem Verlangen nach einer vertiefenden Auseinan­ dauerhaft zu etablieren? dersetzung mit den gesellschaftlichen Bedingungen ihres Wirkens zu entsprechen. Dass man mit Bäumer 3-2 Krisenerfahrung in der Weimarer Repu- eine Vertraute des sozialliberalen Reformers Friedrich blik: Egalisierung des Verhältnisses bei gleich- Naumann und Vertreterin des gemäßigten Flügels in­ zeitiger Nichtbeachtung | Der Erste Weltkrieg und nerhalb der Frauenbewegung berief, war keineswegs die Krisenerfahrungen der frühen Weimarer Republik ein Zufall. Mit den Radikalen und ihren abolitionisti­ führten in gleich mehrfacher Hinsicht zu einer Egali­ schen Forderungen hatte man im Hamburger Bürger­ sierung des Verhältnisses von Sozialer Frauenschule tum zwiespältige Erfahrungen gemacht und für die und Brüderanstalt. Nicht nur hatten beide Einrich­ Wahl der Vorsitzenden des Bundes Deutscher Frauen­ tungen damit zu kämpfen, sich wirtschaftlich „über vereine (BDF) sprach sicherlich auch ihr patriotisches Wasser“ zu halten, was sich in zum Teil reichlich deso­ Engagement im „Nationalen Frauendienst“. Kurz: laten räumlichen Verhältnissen niederschlug. Die so­ Der Erste Weltkrieg brachte mit seinen neuen Gele­ zialen Folgen des Krieges brachten es im Verbund mit genheitsstrukturen und Rechtfertigungsgrundlagen den veränderten politischen Verhältnissen auch mit den geschlechterpolitischen Dammbruch für die Auf­ sich, dass sich die Arbeitsfelder, für die ausgebildet

Soziale Arbeit 5-6.2017 nahme sozialer Tätigkeiten durch bürger­liche Frauen. werden sollte, stark veränderten. Die Knaben- und Brüderanstalt in Horn musste ihre vor dem Krieg weise sogar bedürftig zu gelten habe (Rothmaler 1992, ­verfolgten Ziele, eine Kolonialschule zu etablieren, S. 80). Von den 1919 bis 1940 eingetretenen Diakonen­ ­au­fgeben und sich zur „Jugendpflege“ hin öffnen schülern des Rauhen Hauses waren demgegenüber (Schmuhl 2008, S. 198). Später kamen dann als wei­ mehr als die Hälfe dem Proletariat zuzurechnen. tere Arbeits­felder, auf die hin ausgebildet wurde, ­Immerhin zwei Fünftel entstammten jedoch dem ­Alten- und Siechenheime­ sowie der sogenannte „neuen Mittelstand“ (Schmuhl 2008, S. 222). ­Gemeindehelfer hinzu (ebd., S. 224). Als Signum der Neujustierung des Verhältnisses Bei der geforderten kriegs- und krisenbedingten der beiden Ausbildungsstätten zu den kommunalen Anpassung besaß die Soziale Frauenschule gegenüber Behörden können die staatliche Anerkennung als der Brüderanstalt einen unübersehbaren Startvorteil: Wohlfahrtspflegeschulen sowie der Zusammenschluss Zum einen nämlich konnte sie sich von Beginn an der im Dachverband Sozialer Frauenschulen gelten. Bei­ ganzen Bandbreite an Einsatzfeldern öffnen, die mit des war für die Kanonisierung der Ausbildungsinhalte der Erweiterung sozialer Teilhaberechte, insbesondere von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Während dem Inkrafttreten des Reichsjugendwohlfahrtsgeset­ für die Soziale Frauenschule schon einige Jahre vor zes 1922, verbunden waren (Hammerschmidt 2010, ihrer Verstaatlichung die Preußische Prüfungsordnung S. 35). Zum anderen existierte an der Moorweide auch für Wohlfahrtspflege maßgeblich wurde, gelang es in keine vergleichbare Reserve den Organen des Ham­ Horn erst 1928, nach dem Vorbild des Berliner Johan­ burger Stadtstaates und dem neuen politischen Sys­ nesstiftes die staatliche Anerkennung zu erlangen – tem gegenüber. Im Gegenteil: Das mit der Weimarer vorerst nur für Preußen, ab 1932 dann auch für Ham­ Republik errungene allgemeine Wahlrecht stellte einen burg. Folgt man Reinicke, dann fand die Brüderanstalt Etappensieg der Frauenbewegung dar und eröffnete 1929 – fünf Jahre vor der politischen Gleichschaltung sowohl Gertrud Bäumer als auch Marie Baum ganz im „Reichszusammenschluss der staatlich anerkann­ neue Karrierechancen in Partei und Sozialadminis­ ten Schulen für Volkspflege“ (Baron 1986, S. 399) – 214 tration. Der Schritt zur Verstaatlichung war auch aus sogar Aufnahme in der Konferenz Sozialer Frauen­ diesem Grund nicht groß. Sie erfolgte bereits 1923 schulen. Das war nur scheinbar ein Kuriosum, denn und brachte durchaus empfindliche konzeptionelle etwa gleichzeitig war es an der Sozialen Frauenschule Einschnitte und eine zunehmende Gängelung durch zur zunächst finanzpolitisch motivierten Öffnung der die vorgesetzten staatlichen Stellen mit sich (Roth- Grundausbildung für Männer gekommen. Die Welt­ maler 1992, S. 81 ff.). Allerdings war mit ihr auch ein wirtschaftskrise brachte es mit sich, dass sich die wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis begründet Chancen von Absolventinnen auf dem Arbeitsmarkt worden, das, zumindest anfänglich, einen vergleichs­ rapide verschlechterten und immer mehr von Arbeits­ weise leichten Einstieg der Absolventinnen am Arbeits­ losigkeit betroffene Männer in die Ausbildung dräng­ markt zu garantieren schien. ten (Dünkel; Fesel 1999, S. 92, Kunstreich 2014, S. 123, Schmuhl 2008, S. 222). Das galt offenbar insbeson­ Setzt man die soziale Herkunft der Schülerinnen dere für Einrichtungen, die wie die Diakonenanstalt und Schüler der Sozialen Frauenschule und der Diako­ kein Schulgeld verlangten.1 Durch vergleichsweise nenanstalt zueinander ins Verhältnis, so verliert auch niedrige Zugangsvoraussetzungen wurde Männern das oben gezeichnete Bild zweier unverbundener allerdings auch die Aufnahme an der Sozialen Frau­ Milieus an Kontur. Antonia Helene O´Swald, eine der enschule leicht gemacht. Es ist anzunehmen, dass wichtigsten Mäzeninnen der Frauenschule, beschrieb die 1928 erfolgte Schließung des Christlichen Frau­ 1923 die Schülerinnen der Einrichtung als „Mädchen enseminars, inzwischen nur einen Steinwurf vom des gebildeten Mittelstandes, Töchter von Ärzten, Rauhen Haus entfernt beheimatet, auch auf solche Geistlichen, Juristen, Lehrern usw.“ (Röh; Larisch 2011, Zusammenhänge zurückzuführen ist. S. 7). Etwas differenzierter heißt es dann in einer ­statistischen Erhebung von 1922, wohlgemerkt einem 1 Die Nachfrage nach einer unentgeltlichen Ausbil­ Jahr der Hyperinflation, dass ein Viertel der Schülerin­ dung in der „Diakonenanstalt“, wie sie jetzt offiziell nen der gut situierten Oberschicht entstamme, die hieß, stieg in der späten Weimarer Republik wieder spürbar an. 1929 gab es 63 „Aspiranten“ (Kunstreich Hälfte dem Mittelstand zuzurechnen war und immer­ 2014, S. 123), 1931 588 Anfragen, 173 Bewerbungen Soziale Arbeit 5-6.2017 hin ein Viertel der Schülerinnen als arm beziehungs­ und 43 Aufnahmen. Es gab eine starke Fluktuation, weil nicht alle Bewerber der „Inneren Mission“ nahe­ standen (Schmuhl 2008, S. 222). Mit der staatlichen Anerkennung gingen auch Parallelentwicklung der Hamburger Männer- und beachtliche Veränderungen in der Zusammensetzung Frauenausbildungsstätten wäre es interessant, die des Lehrkörpers und des Lehrplans einher. An der tatsächliche Bedeutung dieser Vergemeinschaftungs­ Sozialen Frauenschule lehrten jetzt vermehrt auch formen für die Schülerinnen und Schüler zu unter­ leitende Beamte der Hamburger Sozialverwaltung suchen. Starke Ambivalenzen dürften in beide ein­ und während sich an der Moorweide die typische gelagert gewesen sein.2 Dreigliederung in Gesundheits-, Erziehungs- sowie Allgemeine und Wirtschaftsfürsorge durch setzte, 3-3 1933 bis 1945: Widerstandslose Gleich- wurde das Kurrikulum in der Diakonenanstalt um schaltung und Legendenbildung | Parallel zur Inhalte der Wohlfahrtspflege ergänzt. Erstmalig wur­ historiografischen Gesamtentwicklung ist seit den den in Horn nun auch die einschlägigen Rechtsge­ 1980er-Jahren auch der Geschichte der beiden Ham­ biete, Psychologie, Sozialhygiene, Jugendkunde sowie burger Ausbildungsstätten während der NS-Herr­ die „Geschichte der Wohlfahrtspflege“ unterrichtet schaft verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt worden (Schmuhl 2008, S. 223), was auch hier eine Auswei­ (Ev. Fachhochschule 1988, Rothmaler 1992, Kern 1995, tung des nebenberuflich tätigen, einschlägig quali­ Schröder 1997, Dünkel 2001). Im Zusammenhang mit fizierten Lehrpersonals notwendig gemacht haben dem Einstieg der sogenannten 68er-Generation in dürfte. 1929 waren immerhin schon 19 Lehrkräfte an die Fachhochschullehre führte insbesondere die auf­ der Diakonenanstalt tätig (Kunstreich 2014, S. 123). kommende frauengeschichtliche Perspektive zu ersten Man kann hier mit Recht von einem Verwissenschaft­ gemeinsamen hochschulgeschichtlichen Publikationen lichungsschub sprechen. Jedoch hatte dieser durch­ (Fesel u.a. 1992, Dünkel; Fesel 2001). Auf den Hitler- aus ambivalente Folgen: Gerade die Lehrtätigkeit Faschismus gerichtete Untersuchungen führten hier durch leitende Beamte der Hamburger Sozialverwal­ wie dort zu teilweise heftigen Kontroversen (Ev. Fach- tung funktionierte wie eine Art Transmissionsriemen hochschule 1988, S. 142, Schröder 1997, S. 53 ff.). Eine für eugenisches Gedankengut (Rothmaler 1992, S.80). Studie, die entsprechend dem bis heute lesenswerten Wie wir heute wissen, erwies sich der Rückgriff auf Beitrag Rüdeger Barons (1986) zu Berlin die gesamte psychiatrische Konzepte und sozialhygienische Ideen Hamburger Ausbildungssituation in den Jahren 1933 215 als Einfallstor für Ideologeme der NS-Volkspflege. bis 1945 beleuchtet, fehlt bis heute.

Es gab allerdings ein Feld, auf dem die Brüderan­ Aus diesem Grunde sollen im Folgenden drei stalt zumindest von außen betrachtet „die Nase“ vorn ­Aspekte in vergleichender Perspektive nur grob um­ hatte. Unisono betonten die Gründerinnen Sozialer werden: Die Bekundungen des Schulpersonals Frauenschulen, dass sich die Ausbildung nicht auf beziehungsweise -trägers zum Machtwechsel, die Aus­ Wissens- und Kompetenzerwerb beschränken dürfe. wirkungen der politischen und rassistischen „Säube­ Zur Persönlichkeitsbildung aber sahen sich die Initia­ rungsaktionen“ und die Veränderung der Lehrinhalte torinnen auch und gerade in wirtschaftlichen Krisen­ unter dem neuen NS-Konzept der „Volkspflege“. zeiten auf die Stiftung einer besonderen Gemein­ schaft verwiesen. Die Diakonenanstalt konnte in die- Wie sich das Rauhe Haus und mit ihm die gesamt­ sem Bereich bereits auf eine lange Tradition ordens­ deutsche Diakonenschaft zur NS-Machtübernahme ähnlicher Zusammenschlüsse zurückblicken. Die Aus­ stellte, lässt sich relativ umstandslos auf der Grund­ bildung war internatsförmig organisiert. Ausbildung, Arbeit und Freizeit fanden auf einem in sich geschlos­ 2 Die Brüdergemeinschaften waren entgegen dem senen Gelände statt. Demgegenüber musste man an ersten Eindruck, den sie vermittelten, hierarchisch der Moorweide das Gemeinschaftsleben erst organi­ strukturiert und drohten unter den Bedingungen des „doppelten totalen Hauses“ (Lutz) zur Schicksals­ sieren. Man schloss dabei erkennbar an Organisa­ gemeinschaft zu werden (Ev. Fachhochschule 1988, tionsformen der Jugendbewegung an. Verena Fesel S. 63). Demgegenüber waren, wie wir heute wissen, (Dünkel; Fesel 1999, S. 57 ff.) hat auf der Grundlage auch die frauen- und jugendbewegten Geselligkeits­ der Lebenserinnerungen Bäumers und Baums heraus­ formen keineswegs nur auf emanzipative Freiheits­ gearbeitet, dass dabei das überlassene „Heidehaus“ gewinne und gesellschaftlichen Fortschritt hin aus­ in Ehestorf weit über die Zeit des Ersten Weltkrieges gelegt. Der empathische Gemeinschaftsbegriff der

Soziale Arbeit 5-6.2017 hinaus eine zentrale Rolle spielte. Mit Blick auf die sozialen Reformbewegungen der Weimarer Republik hatte eine durchaus elitäre, exkludierende Kehrseite und war bekanntlich auch an das sich wenige Jahre später durchsetzende Führerprinzip anschluss­fähig. lage öffentlicher Verlautbarungen nachzeichnen. Der S. 131-134).4 Dass gerade die hauptamtlich beschäf­ Zufall wollte es, dass das Jahr der Machtübernahme tigte Waltraut Neubert (Sozialpädagogik) sowie die mit dem 100. Geburtstag des Wichern‘schen Rettungs­ nebenamtlich tätigen Dozenten Elise Herrmann (Kin­ hauses zusammenfiel. Die schriftlich festgehaltenen derärztin) und Emil Sandré (Fürsorger) bleiben durf­ Äußerungen des mehrtägigen Festaktes waren ge­ ten, war kein Zufall. Von Emil Sandré heißt es, er sei spickt mit überschwänglichen Treuebekundungen ein überzeugter Nationalsozialist gewesen (Rothmaler ­gegenüber Adolf Hitler und seinem Regime sowie wort­ 1992, S. 87), und Elise Herrmann brachte die eugeni­ gewaltigen Abrechnungen mit dem alten „marxisti­ sche Fachkompetenz mit, die als Stütze der NS-Volks­ schen“ System (Ev. Fachhochschule 1988, S. 33-43). pflege unentbehrlich erschien (Schröder 1997, S. 44 f.).5 Vereinzelte abwägende, ja kritische Töne fielen nicht ins Gewicht. Fast sämtliche Wortführer aus Diakonen­ Vergleichbare personelle Auswirkungen hatte das schaft und Innerer Mission biederten sich bei den „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamten­ neuen Machthabern an, indem sie die Ideologeme tums“ in der Diakonenanstalt nicht. Weder politische der NS-Volkspflege aufgriffen und deutschchristlich noch rassistische und schon gar nicht frauenfeindliche durchbuchstabierten. Ganz offenkundig glaubten die Motive fanden in Horn Angriffspunkte. Für den Vor­ Versammelten an eine Schlüsselstellung der „Inneren steher des Rauhen Hauses, Fritz Engelke, stand bereits Mission“ im „Dritten Reich“– eine gewaltige Fehlein­ 1933 fest, „dass fortan im Diakonenseminar über schätzung, wie sich später herausstellen sollte. Es Eugenik, Sterilisation und Rasse gesprochen werden deutet nichts darauf hin, dass das Lehrpersonal und muss“ (Schmuhl 2008, S. 236). Die Position des seit die Schülerschaft der Horner Diakonenanstalt anders 1928 amtierenden Schulleiters und NSDAP-Mitglieds als das Gros der im Herbst 1933 versammelten Pasto­ Rudolf Ackermann war unangefochten. Er selbst unter­ ren, Kirchenfunktionäre und Diakone dachten. Nach richtete Psychologie und habe, so erinnert sich ein einer Umfrage von 1939 gehörte mehr als die Hälfte Bruder, der 1935 zur Diakonenausbildung zugelassen der Rauhhäusler Brüder der Partei an (Schmuhl 2008, wurde, immer die Bedeutung von aufrechter Körper­ 216 S. 235 f.).3 Von Rudolf Ackermann, dem seit 1928 haltung und präziser Ausdrucksweise hervorgehoben ­amtierenden Leiter der Diakonenanstalt, ist bekannt, (Ev. Fachhochschule 1988, S. 90). Als überzeugter Nazi dass er schon 1932 starke Sympathien für die NSDAP wurde retrospektiv nur eine einzige Lehrkraft identi­ hegte und 1933 sogleich der Partei beitrat (Ev. Fach- fiziert: der uns schon aus der Sozialen Frauenschule hochschule 1988, S. 27). bekannte, parallel auch in der Diakonenanstalt tätige Emil Sandré.6 Demgegenüber hätten, glaubt man den Deutlich anders verhielt sich das hauptamtliche Aussagen des gleichen Zeitzeugens, einige nebenamt­ Lehrpersonal der Sozialen Frauenschule den neuen lich tätige Theologen keinen Hehl daraus gemacht, Machthabern gegenüber. Ihre auf der Basis von Archi­ valien rekonstruierbare defensive Haltung lässt sich 4 Betont wurde in den vorsichtig lavierenden zu einem Gutteil auf die personalpolitischen Eingriffe ­Empfehlungen, dass zentrale Aspekte der neuen der vorgesetzten staatlichen Stellen auf der Basis des Lehre wie die „Rassenfrage“, die „Gliedstellung des ­Menschen in der Volksgemeinschaft“, die soziale „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamten­ „Vererbungslehre“ und die „Verhinderung erbkran­ tums“ zurückführen. Diese waren sowohl rassistisch ken Nachwuchses“ schon bisher behandelt wurden, als auch politisch, offenkundig aber fortgesetzt auch nun aber vertieft bearbeitet werden müssten (zitiert emanzipationsfeindlich motiviert (hierzu vor allem nach ebd.). Rothmaler 1992). Allerdings darf nicht übersehen 5 Die Gründe des Verbleibens Waltraut Neuberts sind werden, dass die Schulleiterin Margarethe Treuge den schwieriger zu fassen. Auch sie hatte sich in ihren Nationalsozialisten in den letzten Monaten ihrer Tätig­ Lehrplanempfehlungen den Nazis angedient (ebd.). keit noch zuarbeitete, indem sie der „Konferenz Sozia­ Denkbar ist überdies, dass sie von ihrem renommier­ ler Frauenschulen“ Vorschläge zur Neuausrichtung ten Doktor-Vater Herman Nohl gestützt wurde. Jeden­ des Unterrichts im nationalsozialistischen Sinne unter­ falls passen dessen frühe Beifallsbekundungen zum breitete (Schröder 1997, S. 43-45, Dünkel; Fesel 1999, NS durchaus zu Neuberts schriftlichen Äußerungen. 6 Für Sandré, so wird berichtet, sei es selbstverständ­ 3 Allerdings besaß kaum einer der Brüder sein lich gewesen, in Uniform zu unterrichten. Die Brüder

Soziale Arbeit 5-6.2017 ­Parteibuch vor 1933. Immerhin 17 Brüder (= 9,6 %) habe er nach ihrer politischen Gesinnung beurteilt gaben 1939 an, Mitglieder der SA zu sein, und einer (ebd., S. 89). 1935 folgte Sandré Franz Tügel als gehörte sogar der SS an (ebd.). ­Gauobmann der deutschen Christen in Hamburg nach, was als beachtlicher Karrieresprung gewertet werden kann. dass sie den Deutschen Christen distanziert gegen­ Obwohl niemals offiziell in Kraft, machten die überstanden – darunter auch der Landesleiter der „Richtlinien“ auch der Horner Diakonenanstalt noch „Inneren Mission“ und angehende Vorsteher des einmal deutlich, wohin die Reise gehen sollte. Dass Rauhen Hauses Gotthold Donndorf (ebd.).7 man hier wie dort zur Loyalität gegenüber den neuen Machthabern bereit war, zeigte sich unter anderem Mit den im Januar 1934 erlassenen „Übergangs­ darin, dass zum staatlichen Volkspflegerexamen nur bestimmungen für die Gestaltung des Unterrichts an noch zugelassen wurde, wer nachweisen konnte, einer den sozialen Frauenschulen (nationalsozialistische NS-Mitgliedsorganisation anzugehören (Ev. Fachhoch- Frauenschulen für Volkspflege)“ kam die personelle schule 1988, S. 64, 67, Dünkel; Fesel 1999, S. 140). und ideologische Gleichschaltung der Hamburger „Judenfrei“ war die Diakonenanstalt seit ihrem Be­ Sozialen Frauenschule zu einem vorläufigen Ende. stehen, das „Staatliche Sozialpädagogische Institut Unmissverständlich hieß es darin: „Die grundlegende für Volkspflege“ – wie die Soziale Frauenschule seit Aufgabe der nationalsozialistischen Volkspflege ist 1934 nunmehr offiziell hieß – erst seit dem Sommer [...], die Schülerinnen fest zu wurzeln im Nationalso­ des gleichen Jahres (Kern 1992, S. 33). zialismus und sie aus nationalsozialistischer Geistes­ haltung zu einheitlicher und eindeutiger Lösung volks­ 4 Der Beitrag konfessioneller Hochschulen pflegerischer Aufgaben zu führen“ (zitiert nachKern zur Theorie und Praxis Sozialer Arbeit in der 1992, S. 33). Anderthalb Jahre später folgte durch Gegenwart | Im Gegensatz zu der Zeit, als die Herausgabe von „Reichsrichtlinien“, die zwischen dem HAW gegründet wurde, steht heute eher die Auf­ „Reichszusammenschluss der Volkspflegeschulen“ rechterhaltung konfessionell gebundener Ausbil­ (vormals „Konferenz Sozialer Frauenschulen“) und dungs- und Forschungsstätten der Sozialen Arbeit der NSDAP abgestimmt worden waren, der Versuch unter Rechtfertigungsdruck. Zu klären wäre, welchen einer reichsweiten Regelung der Unterrichtsinhalte. spezifischen Beitrag sie im Ensemble entsprechen­ Zu den einzelnen Unterrichtsfächern wurde ausge­ der Institute zu leisten vermögen, der allgemein führt: „Nationalsozialistische Weltanschauung als Fach rechtfertigungsfähig ist. Konkret: Welchen allgemein kann sich nur auf die Vermittlung der Geschichte und begründbaren Sinn hat in Hamburg eine Evangelische 217 Organisation der Bewegung, auf das Parteiprogramm Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie neben sowie auf das Leben des Führers erstrecken [...]. Die ­einem Department Soziale Arbeit der Hochschule ‚Wirtschaftskunde‘ und ‚Sozialpolitik‘ sollen nicht so für Angewandte Wissenschaften?­ sehr von Theorien ausgehen, sondern vielmehr die deutsche Volkswirtschaft, die sich der völkischen Die konfessionell gebundenen Hochschulen im Staatspolitik unterordnet, in ihrer Bedeutung als Bereich der Wissenschaft Sozialer Arbeit „teilen mit­ ­soziale Dienerin für die Volksgemeinschaft aufzeigen einander das Anliegen, Geistes-, Sozial und Verhal­ [...] Bei der ‚Gesundheitsführung‘ sind die neuen volks­ tenswissenschaften mit Theologie und Ethik zu ver­ pflegerischen Aufgaben der Rassenkunde, Erbpflege binden“ (Evers 2012, S. 12). Sie beanspruchen damit und Bevölkerungspolitik als Forderungen für den so­ zweierlei: Zum einen beteiligen sie sich als normale zialen Gesundheitsdienst voranzustellen“ (ebd., S. 34). Mitglieder der Scientific Community an Forschung und Ausbildung und zielen explizit auf die „Weiter­ 7 Dass die NSDAP allerdings auch auf einen mehr­ entwicklung der Professionen wie der Felder ihres heitlich deutschchristlich geprägten „Männerladen“ Handelns“, wie es in den „Standards der Forschungs­ ein wachsames Auge hielt, wurde 1939 erkennbar, förderung an Kirchlichen Hochschulen in Deutsch­ als der nur drei Jahre zuvor als Erziehungsinspektor land“ heißt (zitiert nach Evers 2012, S. 17). Zugleich nach Horn geholte Felix Sieper, der unter den Aus­ bildungsbrüdern den Ruf genoss, vergleichsweise beanspruchen sie eine spezifische Anwaltschaft für zwanglos in seinem Umgang und zugleich nazi­ die religiösen Bestandteile der subjektiven Wirklich­ kritisch zu sein, wegen angeblicher Begünstigung keit von Menschen, für die Begründungen der die homosexueller „Umtriebe“ wieder entlassen wurde Soziale Arbeit leitenden Ethik und für professionelles (ebd., S. 29, 90; vgl. zu den Vorgängen auch diffe­ Handeln, das als Diakonie und Caritas in Glaubens­ renziert: Sitzung des Verwaltungsrates des Rauhen überzeugungen gegründet ist und unter dem Dach Hauses am Freitag, dem 3.3.1939. In: Archiv des der Kirchen organisiert wird. Für die Evangelische Rauhen Hauses Best. 1. Nr. 9 Protokolle Verwaltungs­ Soziale Arbeit 5-6.2017 rat 1925-1957). Bemerkenswerterweise spielte hier­ Hochschule kommt hinzu, dass sie mit der in die bei wiederum ein zur Erholung genutztes „Heide­ haus“ eine wichtige Rolle. ­BA-Studiengänge integrierten Ausbildung zum Dia­ einzelten Beiträge der Diakonie- und Caritaswissen­ kon beziehungsweise zur Diakonin spezifisches Fach­ schaften wurden weder an die wissenschaftliche personal für Kirche und Sozialdiakonie ausbildet und ­Soziale Arbeit adressiert noch von dieser wahrgenom­ zudem eng mit der „Brüder- und Schwesternschaft“ men, sondern verhallten im Raum einer praktischen des Rauhen Hauses verbunden ist. Hierbei handelt Theologie. Hans Thiersch spricht hier von einem aufre­ es sich um den Zusammenschluss von Fachkräften, genden „Sich-nicht-zur-Kenntnis-Nehmen“ (Thiersch deren professionelle Identität sich stark aus christli­ 2017, S. 13). chen Quellen speist und die sich nach Studium und inte­grierter Ausbildung in das kirchliche Amt eins Womöglich zeigt sich hier ein spezifischer Beitrag, ­Diakons oder einer Diakonin einsegnen ließen. Die den konfessionelle Hochschulen im Allgemeinen und Bedeutung dieser die Hochschule begleitenden tra­ „die kleine fromme Schwester“ der HAW im Besonde­ ditionsreichen Amtsgemeinschaft für die Entwicklung ren als Teil der Wissenschaft Sozialer Arbeit in diese der Hochschule, aber auch für professionelle Identi­ zukünftig verstärkt einbringen können: die religiösen tätsbildungsprozesse während und nach dem Studi­ Dimensionen der Sozialen Arbeit in Theorie und Praxis um, ist bislang unzureichend erforscht. Womöglich angemessen zu erfassen, als Teil der Scientific Com­ würden sich hieraus sogar generalisierbare Erkennt­ munity Sozialer Arbeit. nisse über die Bedingungen sozialarbeiterischer ­Professionsidentität gewinnen lassen. Professor Dr. Matthias Nauerth ist Diakon und Dipl.-Sozialarbeiter sowie Dipl.-Soziologe. Er lehrt Zugleich gewinnt eine andere Funktion an Bedeu­ soziologische Grundlagen und Handlungstheorien tung, die über den Bereich Kirche und Diakonie hinaus­ der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hoch- weist und zukünftig den spezifischen Beitrag konfes­ schule für Soziale Arbeit und Diakonie, Hamburg. sionell gebundener Hochschulen im Rahmen einer E-Mail: [email protected] Arbeitsteilung der Scientific Community markieren Professor Dr. Johannes Richter, Dipl.-Päd., ist könnte. Denn Religion kehrt auf neue Weise in die Erziehungswissenschaftler und lehrt Sozialpädago- 218 Gesellschaft zurück, auch in die Praxis der Sozialen gik an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit. Nach Jahrzehnten der Enttraditionalisierung, Arbeit und Diakonie, Hamburg. E-Mail: jrichter@ Pluralisierung und Privatisierung religiöser Überzeu­ rauheshaus.de gungen, einem wachsenden Bedeutungsverlust der Kirchen und der Säkularisierung Sozialer Arbeit im Zuge ihrer Professionalisierung und Disziplinbildung Literatur seit den 1970er-Jahren scheint die Dimension des Amthor, Ralph Christian: Die Geschichte der Berufsausbil­ dung in der sozialen Arbeit. Auf der Suche nach Professiona­ ­Religiösen wieder sichtbarer zu werden: in den Selbst­ lisierung und Identität. Weinheim und München 2003 verständnissen der Adressatinnen und Adressaten wie Baron, Rüdeger: Eine Profession wird gleichgeschaltet – auch im Ringen um ethische Grundlagen und profes­ Fürsorgeausbildung unter dem Nationalsozialismus. In: Otto, sionelle Selbstverständnisse. Eine moderne Soziale Hans-Uwe; Sünker, Heinz (Hrsg.): Soziale Arbeit und Faschis­ Arbeit, die den Anspruch hat, sich differenzsensibel mus. Volkspflege und Pädagogik im Nationalsozialismus. an den Selbstdeutungen, Ressourcen und Barrieren Bielefeld 1986, S. 391-418 der Adressatinnen und Adressaten auszurichten, wird Bäumer, Gertrud: Die historischen und sozialen Voraus­ setzungen der Sozialpädagogik und die Entwicklung ihrer hierdurch zu einer neuartigen Auseinandersetzung mit Theorie. In: Nohl, Herman; Pallat, Ludwig (Hrsg.): Handbuch Religion gezwungen, auf die sie noch nicht gänzlich der Pädagogik. Band V: Sozialpädagogik. Berlin und Leipzig vorbereitet ist (Nauerth 2016, Nauerth u.a. 2017). Es 1929a, S. 3-26 hat nach dem „Auszug“ der sich professionalisieren­ Bäumer, Gertrud: Die sozialpädagogische Erzieherschaft den Sozialen Arbeit aus der Dominanz von Kirche und und ihre Ausbildung. In: Nohl, Herman; Pallat, Ludwig (Hrsg.): Theologie seit den 1970er-Jahren kaum Diskursräume Handbuch der Pädagogik. Band V: Sozialpädagogik. Berlin gegeben, in denen sozialwissenschaftliche Erkennt­ und Leipzig 1929b, S. 209-226 Dickinson, Edward Ross: The Politics of German Child nisse und theologische Wissensbestände von Diako­ Wel­ fare from the Empire to the Federal Republic. Cambridge nie und Caritas zu einem Austausch gefunden hätten. and London 1996 Die „neue Praxis“ und ihre Theorie orientierte sich Dünkel, Barbara: Frauen in der Sozialen Arbeit in Hamburg

Soziale Arbeit 5-6.2017 zentral an kritischer Sozialwissenschaft und die ver­ zwischen 1929 und 1945: Ausbildung, Beruf, Biografie. In: Dünkel, Barbara; Fesel, Verena (Hrsg.): a.a.O. 2001, S. 7-25 Rothmaler, Christiane: Aus dem tiefsten Instinkt ihres Dünkel, Barbara; Fesel, Verena: Von der Sozialen Frauen­ ­Geschlechts heraus. In: Glensk, Evelyn; Rothmaler, Christiane schule zur NS-Volkspflegeausbildung. Das Hamburger Sozial­ (Hrsg.): Kehrseiten der Wohlfahrt. Die Hamburger Fürsorge pädagogische Institut 1917-1945. Hamburg 1999 auf ihrem Weg von der Weimarer Republik in den National­ Dünkel, Barbara; Fesel, Verena (Hrsg.): Wohlfahrtspflege – sozialismus. Hamburg 1992 Volkspflege – Fürsorge. Regionale und überregionale Schmuhl, Hans-Walter: Senfkorn und Sauerteig. ­Forschungsergebnisse der sozialen Arbeit zwischen 1920 Die ­Geschichte des Rauhen Hauses von 1833-2008. und 1970. Münster u.a. 2001 ­Norderstedt 2008 Evers, Ralf: Forschung an Kirchlichen Hochschulen. In: Schröder, Ursula: Kontinuitäten und Brüche. Soziale Aus­ Rektorenkonferenz Kirchlicher Fachhochschulen (Hrsg.): bildung und Praxis in Hamburg zwischen 1933 und 1945. ­Forschung trifft Praxis. Selbstverständnis und Perspektiven In: Frauen und Geschichte - Sonderdruck. Hamburg 1997 der Forschung an kirchlichen Hochschulen. Freiburg im Thiersch, Hans: „Alltag braucht Transzendenz“. Die Heraus­ ­Breisgau 2012, S. 11-18 geberinnen und Herausgeber im Gespräch mit Hans Thiersch Ev. Fachhochschule für Sozialpädagogik der Diakonen­ über Soziale Arbeit, Religion und Lebensweltorientierung. anstalt des Rauhen Hauses: Brüderschaft und 3. Reich. In: Nauerth, Matthias u.a. (Hrsg.): a.a.O. 2017, S. 8-19 ­Studie eines Forschungsseminars. Hamburg 1988 Fesel, Verena; Rose, Barbara; Simmel, Monika (Hrsg.): Sozial­ arbeit − ein deutscher Frauenberuf. Kontinuitäten und Brüche im 20. Jahrhundert. Pfaffenweiler 1992 Hammerschmidt, Peter: Die bürgerliche Frauenbewegung und die Entwicklung der sozialen Arbeit zum Beruf – ein Über­ blick. In: Engelfried, Constance; Voigt-Kehlenbeck, Corinna (Hrsg.): Gendered Profession. Soziale Arbeit vor neuen Her­ ausforderungen in der zweiten Moderne. Wiesbaden 2010 Hauss, Gisela: Retten, Erziehen, Ausbilden – zu den Anfän­ gen der Sozialpädagogik als Beruf. Eine Gegenüberstellung der Entwicklungsgeschichte der Armenschullehrer-Anstalt Beuggen und des Brüderinstitutes am Rauhen Haus in Hamburg. Bern u.a. 1995 219 Kern, Linde: Das sozialpädagogische Institut im Faschismus. In: Standpunkt sozial 3/1992, S. 32-35 Kunstreich, Timm: Grundkurs Soziale Arbeit. Sieben Blicke auf Geschichte und Gegenwart Sozialer Arbeit. Band 1: Blicke auf die Jahre 1850, 1890, 1925 und 1935. Bielefeld 2014 Labonté-Roset, Christine: Die „Volkspflege“ im National­ sozialismus als weibliche Berufs- und Karrieremöglichkeit. In: Fesel, Verena; Rose, Barbara; Simmel, Monika (Hrsg.): Sozialarbeit − ein deutscher Frauenberuf. Kontinuitäten und Brüche im 20. Jahrhundert. Pfaffenweiler 1992, S. 55-61 Nauerth, Matthias: Wie hält sie´s mit der Religion. Ein Bei­ trag zur Begründung der Bedeutung von Religionssensibilität in der Sozialen Arbeit. In: Widersprüche. Zeitschrift für sozia­ listische Politik im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich 140/2016, S. 79-90 Nauerth, Matthias u.a.(Hrsg.): Religionssensibilität in der Sozialen Arbeit. Positionen, Theorien, Praxisfelder. Stuttgart 2017 Reinicke, Peter: Die Ausbildungsstätten der sozialen Arbeit in Deutschland 1899-1945. Berlin 2012 Richter, Johannes: „Gute Kinder schlechter Eltern?“ Familien­ leben, Jugendfürsorge und Sorgerechtsentzug in Hamburg, 1884-1914. Wiesbaden 2011 Röh, Dieter; Larisch, Stephan: Die Anfänge der sozialen Frauenschule und das Sozialpädagogische Institut in ­Hamburg. Gründung, Krise und Fortbestand der Institution im Zeitraum von 1917-1933. In: Soziale Arbeit 9/2011,

Soziale Arbeit 5-6.2017 S. 337-344 Erwartungen der Praxis an die Ausbildung zur Sozialen Arbeit Das Studium als Dreh- und Angelpunkt | In den 1990er-Jahren und damit vor der Bologna-­ Katharina Angermeier; Nicole Plettau Reform erschien die Landschaft der Studiengänge der Sozialen Arbeit beziehungsweise der Sozialpäda­ gogik geregelter, vor allem im Hinblick auf die Quali­ Zusammenfassung | Der Landesverband tätsstandards und Rahmenverordnungen. Zum Erwerb Hamburg des Deutschen Berufsverbandes für der staatlichen Anerkennung musste seinerzeit im An­ Soziale Arbeit e.V. (DBSH) blickt anlässlich des schluss an das Studium ein Berufsanerkennungsjahr 100. Jubiläums der Ausbildung zur Sozialen absolviert werden. Angehende Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter trugen in dieser Phase der Berufs­ ­Arbeit in der Hansestadt auf die Bedingungen einmündung noch nicht die volle Verantwortung und des Studiums und die Auswirkungen der euro­ wurden von der Hochschule fachlich begleitet, aber päischen Studienreformen auf die Praxis der bereits nach Tarif entlohnt. Seit Ende der 1990er-Jahre Sozialen Arbeit. wurden in den meisten Ländern Anerkennungsgesetze verabschiedet, mit denen das bisherige Berufsanerken­ Abstract | The Hamburg section of the nungsjahr in ein in das Studium integriertes Praktikum ­German Federation for Professional Social Work von zwei Semestern umgewandelt wurde. Dies hatte seizes the opportunity on occasion of the 100th zur Folge, dass die Studierenden während der Praxis­ anniversary of social work education in Hamburg phase nicht mehr als Praktikantinnen und Praktikan­ to take a closer look at the frame conditions ten im Sinne des Berufsbildungsgesetzes, nicht als of the studies and its impacts on social work Dienstkräfte im Sinne des Personalvertretungsgeset­ practice. zes und nicht als Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh­ mer im Sinne des Betriebsverfassungsgesetzes galten Schlüsselwörter  Soziale Arbeit (Ketelsen 2014, S. 15) – und dies war wiederum genau 220  Hochschule  Ausbildung das Ziel, denn hier standen Einsparungen im Vorder­  Professionalisierung  DBSH grund, da für das studienintegrierte Praktikum kein Anstellungsverhältnis notwendig war. Mitunter wurde Der DBSH | Der Deutsche Berufsverband für argumentiert, dass die Praxisphasen nunmehr unter ­Soziale Arbeit e.V. (DBSH) vertritt als Berufsverband die reguläre BAföG-Förderung fielen. und Fachgewerkschaft für die Soziale Arbeit seine Mit­ glieder sowohl in berufspolitischen als auch arbeits- Der im Jahr 1999 begonnene sogenannte Bologna- und tarifrechtlichen Belangen und setzt sich für bes­ Prozess brachte weitere erhebliche Einschnitte mit sere Arbeitsbedingungen, eine fachliche Profilierung sich. Ziel der europäischen Bildungsministerien war und leistungsgerechte Anerkennung der sozialen es, einheitliche Studienstrukturen, verbesserte Mög­ ­Berufe ein. Der Jugendorganisation des DBSH, dem lichkeiten zur Anerkennung und Vergleichbarkeit von Jungen DBSH, ist es ein besonderes Anliegen, die Pers­ Studienleistungen sowie Transparenz von Studien­ pektive der Studierenden sowie der Berufseinsteigerin­ abschlüssen zu verwirklichen. Damit ging die Um­ nen und Berufseinsteiger einzunehmen und für ihre stellung auf die neue Studienstruktur der gestuften Anliegen nach innen wie außen einzutreten. Die in ­Bachelor- und Masterstudiengänge einher. Eine ver­ dieser Ausgabe versammelten Beiträge beschreiben kürzte ­Studienzeit im Bachelor sollte einen ersten den historischen Werdegang der Ausbildung zur Sozia­ berufsqualifizierenden Abschluss bereits nach sechs len Arbeit in Hamburg ausführlich. Wir richten deshalb Semestern ermöglichen (Burde 2013, S. 64). den Blick auf Gegenwart und Zukunft. Dazu betrachten wir aus Sicht des Jungen DBSH die aktuellen Rahmen­ Im Jahr 2003 betonte die Kulturministerkonferenz bedingungen des Studiums der Sozialen Arbeit in in ihren zehn Thesen zur Bachelor- und Master-Struk­ Deutschland, in der Hansestadt und im Besonderen tur „[...] für Deutschland die Chance, durch höhere an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Flexibilität und Ausdifferenzierung der Studiengänge Hamburg (HAW). Als Bezugspunkte dienen uns das die Ausbildungsangebote stärker auf die Bedürfnisse Studium, der Berufseinstieg in die Praxis und die der potenziellen Studierenden anpassen zu können

Soziale Arbeit 5-6.2017 Möglichkeiten einer wissenschaftlichen Laufbahn. und dadurch nicht nur deren Qualifikation, sondern auch Erfolgsquoten zu verbessern“ (Burde 2013, S. 64). Studieninhalte und weiterer Kriterien. Nachdem in Hier wird das Ziel der „Employability“ deutlich, das wesentlichen Punkten keine Übereinstimmung erzielt mit der Einführung der Bachelorstudiengänge ange­ wurde, hat die Stadt Hamburg den Studiengang strebt wurde. Praxisbezug und Berufsorientierung ­gemeinsam mit der Berufsakademie Lüneburg auf sollten demnach im neuen Bachelor-/Master-System den Weg gebracht (ZAF 2016). nicht mehr ausreichen – Kompetenzerwerb zum Ein­ münden, Bestehen und sich Behaupten im Beschäf­ Qualität als Anker | Ein Meilenstein zur Siche­ tigungssystem wurde als Ziel formuliert (Schindler rung der Qualität der Ausbildung ist der „Qualitäts­ 2004). Zwar wurde die Orientierung der Studiengänge rahmen für Soziale Arbeit“ (QR SozArb), der 2006 an der „Employability“ nicht im angestrebten Maße vom Fachbereichstag Soziale Arbeit (FBTS)1 entwickelt umgesetzt, jedoch hatte die Umstellung der Studien­ und zuletzt 2016 aktualisiert wurde: „Der QR SozArb gänge gravierende Auswirkungen auf die Ausbildung dient als allseits anerkannte Referenzgrundlage der in der Sozialen Arbeit. Dies sind vor allem die Verkür­ Disziplin und Profession Sozialer Arbeit und in den zung der Studiendauer von acht auf sechs Semester Sozialberufe-Anerkennungsgesetzen der Länder für Regelstudienzeit und die damit einhergehende erheb­ die Studiengänge Sozialer Arbeit. Er liegt gleicherma­ liche Reduzierung der Praxisphase von zwei auf ein ßen den Akkreditierungen zugrunde“ (FBTS 2016, S. 2). Semester sowie regelmäßig der Wegfall der Bezah­ lung während des Berufspraktikums. Zwar existieren Im Zuge der zuvor geschilderten Entwicklungen je nach Bundesland Regelungen zur Entlohnung oder verabschiedete der DBSH im Jahre 2011 ein Ausbil­ Entschädigung während des Studienpraktikums, aller­ dungskonzept, demzufolge sich das Bachelorstudium dings nur vereinzelt, meist in geringem Umfang oder generalisiert auf die Soziale Arbeit beziehen muss. auf freiwilliger Basis. Der DBSH fordert eine Regelstudienzeit von mindes­ tens sieben Semestern. Die Studienstruktur sollte so In vielen Bundesländern wurde mittlerweile ein vereinheitlicht werden, dass ein Wechsel der Hoch­ Praktikum von mindestens 100 Tagen als Standard schule sowie die Vergleichbarkeit von Studienab­ 221 gesetzlich verankert, wobei studienintegrierte und schlüssen gewährleistet ist. Das wesentliche Ziel des postgraduale Praxisphasen von Land zu Land sehr grundständigen Studiengangs soll die Vermittlung von unterschiedlich geregelt sind. Das Praktikum verläuft Schlüsselkompetenzen sein. Für die weitere Laufbahn je nach Hochschule und Studiengang entweder ein­ sollten neben einem generalisierten Masterstudium phasig, zweiphasig oder auch postgradual und be­ auch Master zur Weiterbildung sowie praxis- und rechtigt zum Erwerb der staatlichen Anerkennung forschungsorientierte Master mit entsprechenden (FBTS 2012). Spezialisierungen angeboten werden. Eine weitere wichtige Forderung ist die Einführung eines eigen­ In der Folge dieser Entwicklungen lässt sich eine ständigen Promotionsrechts der Fachhochschulen Diversifizierung der Studiengänge feststellen DBSH( (DBSH 2011b). 2011a). Einerseits gehen Studieninhalte, -strukturen, -anforderungen und Praxiserfordernisse heutzutage Prekär von Anfang an | Aus der Perspektive in den unterschiedlichen Studiengängen weit aus­ Studierender ist ein Vollzeitpraktikum häufig proble­ einander, andererseits lässt sich eine Tendenz hin matisch. An den drei Berliner Hochschulen für Soziale zur Spezialisierung bereits im Bachelorstudiengang Arbeit wurde im Jahr 2014 eine empirische Studie zur ausmachen. sozioökonomischen Lebenssituation der Studierenden durchgeführt, mit der auch die Belastung während Im Jahr 2016 trat beispielsweise die Hamburger des Vollzeitpraktikums erfasst wurde.2 Die Untersu­ Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration chung ergab unter anderem, dass 67 Prozent der an die HAW Hamburg mit dem Ziel heran, einen ­Befragten einen Teil ihres Einkommens durch eine ­methoden- und handlungsfeldbezogenen Studien­ ­Erwerbstätigkeit während des Studiums erzielen und gang „Kommunale Sozialarbeit“ einzuführen, um Nachwuchskräfte für die Soziale Arbeit im öffentli­ 1 FBTS ist der Verband der Fachbereiche beziehungs­ chen Dienst auszubilden. Die HAW Hamburg hatte weise Fakultäten Sozialer Arbeit an den staatlichen

Soziale Arbeit 5-6.2017 Bedenken bezüglich des Zugangs zum Studium, der und kirchlichen Hochschulen in Deutschland. 2 Da es für die Bundesrepublik hierzu keine umfas­ sende Datenerhebung gibt, stützen wir uns exemp­ larisch auf die Berliner Erhebung. dieses nach dem BAföG die zweithäufigste Einkom­ In Hamburg wurde frühzeitig darauf reagiert, mensquelle ist. Bei 74 Prozent lag das Einkommen dass auch Personen mit einem ausländischen Berufs­ unterhalb des Existenzminimums von 801 Euro abschluss in der Sozialen Arbeit in der Hansestadt ­(Ketelsen 2014, S. 48 ff.). Mehr als die Hälfte der tätig sein wollen. Mit der Einführung des Hamburgi­ ­Befragten gab darüber hinaus an, kein wöchentliches schen Gesetzes über die Anerkennung ausländischer Anleitungsgespräch während des Hauptpraktikums Berufsqualifikationen (HmbABQG 2012) im Sommer geführt zu haben. Zwei Drittel der Gespräche dauer­ 2012 wurde die Voraussetzung für den Zugang zum ten weniger als 31 Minuten (ebd., S. 57 f.). Arbeitsmarkt für Personen mit ausländischem Berufs­ abschluss geschaffen. Das Zentrum für Praxisentwick­ Die Fachgruppe Netzwerk Prekäres Praktikum des lung der HAW Hamburg bietet einen Anpassungs­ DBSH Berlin fordert seit dem Jahr 2013 eine angemes­ lehrgang für die Studiengänge Soziale Arbeit und sene Finanzierung in Höhe des Existenzminimums – Kindheitspädagogik an. Bei entsprechenden Sprach­ besonders während studienintegrierter Praktika. Für kenntnissen kann die staatliche Anerkennung mittels eine angemessene Anleitung muss die zuständige einer Nachqualifizierung erlangt werden ZEPRA( o.J.). Fachkraft durch den Arbeitgeber freigestellt werden. Dies ist ein wichtiger Schritt, um der zunehmenden Die Ergebnisse der Berliner Erhebung bestätigen die Mobilität von Fachkräften gerecht zu werden. zuvor geschilderten Auswirkungen auf die Praxispha­ sen. Studierende sollten die Praxis als Lernort begrei­ Der Weg in die Berufstätigkeit | Ist der fen und hierzu entsprechende Bedingungen erwarten ­Bachelorabschluss inklusive staatlicher Anerkennung können. Der prekären Situation, Studierende wäh­ geschafft, steht dem Schritt in den Beruf und in die rend des Praktikums als vollwertige Mitarbeitende Praxis nichts mehr im Wege. Über den Berufseinstieg zu behandeln, muss aktiv entgegengewirkt werden. von Sozialarbeitenden in Deutschland gibt es derzeit Zur Sicherstellung von Mindeststandards fordert das nur wenige repräsentative Forschungsergebnisse. Das Netzwerk Prekäres Praktikum unter anderem die ist insofern bedauerlich, als dieser Übergang ein guter Aufnahme einer Ausbildungsumlage in die Rahmen­ Indikator dafür sein könnte, inwieweit die Inhalte im 222 verträge mit den freien Trägern, damit diese in die Hochschulstudium mit den Anforderungen der sozial­ Lage versetzt werden, eine Vergütung der Praktikan­ arbeiterischen Praxis zusammenpassen (Moch; Bense tinnen und Praktikanten während des Studienprak­ 2013, S. 222 f.). Es gibt zwar einige Empfehlungen3 tikums sicherzustellen (NPP 2014). Der Junge DBSH zum Aufbau, Inhalt und zu den zu vermittelnden Kom­ unterstützt diese Forderungen und thematisiert die petenzen für das Studium, über deren Umsetzung ist dargelegte Problematik regelmäßig in der bundes­ jedoch wenig bekannt. Für den vorliegenden Artikel weiten Vertretungsarbeit. stützen wir uns auf Daten aus einem 2013 durchge­ führten Forschungsvorhaben an der Dualen Hoch­ Auch fordert der DBSH nach wie vor die Wieder­ schule Baden-Württemberg – Stuttgart (DHBW). Für einführung eines Berufseinmündungsjahres. Der Ver­ Hamburg liegen uns keine Auswertungen zum Berufs­ band tritt für bundeseinheitliche Standards für die einstieg von Studierenden der Sozialen Arbeit vor. Begleitung und Bewertung durch die Hochschule, die Rückmeldungen von angehenden und bereits tätigen Bedingungen der Anleitung und die zu erbringenden Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern zeigen die Nachweise der Studierenden ein (DBSH 2011b, S. 7). folgenden Probleme beim Berufseinstieg auf. Auf diese Weise sollen Lehre und Praxis ihre gemein­ same, auch ethisch begründete Verpflichtung einlö­ Verantwortung – Haltung – Ethik | „Viele sen, qualitativ hochwertige Soziale Arbeit zu gewähr­ Kenntnisse und Fähigkeiten aus dem Studium konnte leisten (DBSH 2014a). Dieses professionelle Selbst­- ich beim Einstieg in den Beruf anwenden – und trotz- verständnis sollte ebenfalls für die Verleihung der dem werde ich auf die Unterstützung der erfahrenen staatlichen Anerkennung maßgeblich sein. Die ge­ Kolleginnen und Kollegen in meiner ersten Arbeitsstelle forderten Kriterien sollen sowohl den Erwerb der angewiesen sein“ (F. K., angehender Sozialarbeiter). In staatlichen Anerkennung als auch die Aberkennung der ersten Zeit in der neuen Arbeitsstelle gilt es, sich regulieren, denn gerade hinsichtlich der angestreb­ zunächst einmal zu orientieren. Das bedeutet, Auf­ ten internationalen Vergleichbarkeit werden hierfür

Soziale Arbeit 5-6.2017 klare Regelungen benötigt. 3 Hier sei auf die Schlüsselkompetenzen des DBSH (Maus u.a. 2008), den QR SArb 6.0 des FBTS (2016) und das Kerncurriculum der DGSA (2016) verwiesen. bau und Abläufe kennenzulernen, sich mit den Kolle­ mit 111 Tagen (Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & ginnen und Kollegen bekannt zu machen und mit Diakonie) und 115 Tagen (HAW Hamburg) in ihren den Klientinnen und Klienten Kontakt aufzunehmen. Curricula umgesetzt. Dabei stellen Berufsanfängerinnen und -anfänger schnell fest, dass die notwendigen Kompetenzen für Qualität und Fachlichkeit | „Ich hätte mir von ein erfolgreiches Hochschulstudium nicht unbedingt meinem Träger gewünscht, dass dieser regelmäßig mit den nun benötigten Fähigkeiten deckungsgleich ­Supervision anbietet – das ist etwas, worauf ich bei mei- sind, die für die Bewältigung des Arbeitsalltags nötig ner nächsten Arbeitsstelle definitiv achten werde“ (N. P., sind (Moch 2013, S. 146). Zudem wird in den Einrich­ Bereichsleitung­ bei einem freien Träger). Lebenslanges tungen erwartet, dass die im Studium erworbenen Lernen als professionelle Haltung kann im Studium Kompetenzen genügen, „um so gleich eigenverant­ zwar angelegt werden, gestärkt und weiterentwickelt wortlich und fachkompetent Interventionen planen, wird sie aber im gesamten folgenden Berufsleben. einschätzen und anwenden zu können“ (Zinser 2014, Eine wichtige Rolle spielen dabei die Arbeitsbedin­ S. 20). Der Grat zwischen Heraus- und Überforderung gungen in den sozialen Einrichtungen. Gibt es regel­ ist am Anfang für viele schmal. mäßig Supervision und wird sie als Arbeitszeit bezahlt? Wie sieht es mit Fort- und Weiterbildungen aus? „Im Umgang mit den Adressat_innen, aber auch ­Supervision, Fortbildung und weitere Angebote sind mit Kooperationspartnern und Kolleg_innen, sind Voraussetzungen einer qualitativ hochwertigen Sozia­ Offenheit­ gegenüber Neuem und Selbstreflexion sowie len Arbeit, wie sie auch der DBSH in seinen Qualitäts­ eine professionelle Haltung von zentraler Bedeutung“ kriterien verlangt (DBSH 2009, S. 32 f.). Dazu gehört (D. L., ­Sozialarbeiterin im ASD). Neben angeeignetem auch der Schutz vor Gewalt am Arbeitsplatz, da Wissen sind Reflexionsvermögen der eigenen Person ­konfliktreiche Situationen und Eskalationen je nach und des eigenen Handelns sowie eine professionelle ­Arbeitsfeld in der Sozialen Arbeit nicht immer ver­ Haltung zur eigenen Berufsrolle unabdingbar, um mieden werden können (Brenner; Zitka 2016, S. 17). den kleinen und großen Widersprüchlichkeiten, Kon­ flikten und Dilemmata in der täglichen Arbeit begeg­ „Als ich beim ASD anfing, begeisterte mich das Ein- 223 nen zu können (Maus u.a. 2008, 79 ff. und 87 ff.). arbeitungskonzept – allerdings stellte sich dies als sehr Nicht ohne Grund entwickelte der DBSH die 1997 langwierig in der Behörde heraus“ (D. L., Sozialarbeite­ herausgegeben Prinzipien zu einer vollständigen rin im ASD). „Ein Einarbeitungskonzept gab es bei mei- ­Berufsethik (DBSH 2014a) als handlungsleitende nem Träger schlichtweg nicht. Es war eher ‚Learning by Richtlinie für die Praxis der Sozialen Arbeit weiter. doing‘“ (K. A., Sozialarbeiterin bei einem kirchlichen Träger). Zu den Voraussetzungen für einen gelingen­ Die Auseinandersetzung mit den ethischen den Berufsstart gehört auch eine gezielte und beglei­ Grundlagen sozialarbeiterischen Handelns muss tete Einarbeitung. Um Unsicherheiten in der Anfangs­ aber bereits in der Ausbildung beginnen, damit zeit aufzufangen und Orientierung in den verschiede- ­Studierende eine professionelle Haltung entwickeln nen Handlungsfeldern zu bieten, sind Einarbeitungs­ können. Nicht zu unterschätzen sind dabei die Fak­ konzepte und Anleitungen durch berufserfahrene toren Zeit und Praxiserfahrung: „Ist durch die Ver­ Fachkräfte notwendig. Entsprechende Zeitressourcen kürzung und Verdichtung der Bachelorstudiengänge sind vom Arbeitgeber einzuplanen (DBSH 2014b, S. 62). noch Zeit und Raum für die Ausbildung einer selbst­ Im Studium erworbenes Wissen kann erst im Einarbei­ ständig tätigen und reflektierten Persönlichkeit?“ tungsprozess um die spezifischen Arbeitsabläufe und (Moch; Beuse 2013, S. 224). Ein Berufseinmündungs­ lokale Bestimmungen in den Arbeitsfeldern Sozialer jahr zur Erlangung der staatlichen Anerkennung Arbeit erweitert werden. kann für Berufsanfängerinnen und -anfänger die ­nötige Begleitung auf dem Weg zur beruflichen Iden­ Rechte und Arbeitsbedingungen | „Ich wün- tität sein (DBSH 2012, S. 7). Nachdem in Hamburg sche mir von der Hochschule eine bessere Aufklärung das Berufsanerkennungsjahr abgeschafft wurde, sind mit Blick auf die Anforderungen und Möglichkeiten beim wie erwähnt nur noch 100 Tage Praxis als Mindest­ Berufseinstieg – und von Trägern mehr Wertschätzung anforderung verankert. Die Hamburger Hochschulen und Transparenz in Bewerbungsverfahren sowie bei der

Soziale Arbeit 5-6.2017 haben das studienintegrierte Praktikum immerhin Eingruppierung. Wir müssen uns stärker emanzipieren und weniger unter Wert verkaufen“ (F. S., Projektkoor­ den sich bundesweit nach Zugangsvoraussetzungen, dination). Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sind Inhalten und Dauer: Es werden sowohl generalisierte auf dem Arbeitsmarkt begehrt; eine geringe Arbeits­ Masterstudiengänge mit den Schwerpunkten Wissen­ losigkeit und viele offene Stellen sind hier eindeutige schaft, Forschung und Praxis Sozialer Arbeit als auch Zeichen (Göckler 2013, S. 201). Gleichzeitig diktieren spezialisierende Master für bestimmte Teilbereiche überall in Deutschland Sparmaßnahmen und Ökono­ der Sozialen Arbeit angeboten, die konsekutiv im misierungszwänge die Bedingungen in den sozialen ­Anschluss an den Bachelor oder berufsbegleitend Einrichtungen, so dass gerade beim Berufseinstieg absolviert werden können. Wie bereits dargelegt, befristete Beschäftigungsverhältnisse überwiegen fordert der DBSH eine generalistische Ausrichtung (Bense 2013, S. 107 f., S. 124 f.). Der Widerspruch eines des Bachelorstudiums, erst der Master soll für Spezia­ Fachkräftemangels auf der einen Seite und prekärer lisierungen genutzt werden (DBSH 2012, S. 7). Beschäftigungsverhältnisse andererseits spiegelt sich auch in der Bezahlung wider: „Ich hätte mir beim Die HAW Hamburg bietet einen konsekutiven, Übergang bessere Orientierung gewünscht, was ich generalistischen Master „Soziale Arbeit“ (HAW Ham- im Bewerbungsgespräch tatsächlich einfordern kann burg 2016b) und alternativ einen berufsbegleitenden, und wie vorherige Abschlüsse und Berufserfahrung spezialisierten Master „Angewandte Familienwissen­ berücksichtigt werden“ (W. K., Projektmitarbeiterin). schaften“ (HAW Hamburg 2016c) an. Ähnlich wie die HAW bietet die Evangelische Hochschule für Soziale Die tarifliche Eingruppierung von Sozialarbeitenden Arbeit und Diakonie einen konsekutiven und einen ist für den DBSH als Fachgewerkschaft ein besonderes berufsbegleitenden Masterstudiengang an (Evangeli- Anliegen, denn trotz akademischen Abschlusses und sche Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie o.J.). Eine einer hohen (psychischen) Arbeitsbelastung fällt die weitere Möglichkeit bietet in Hamburg der Wechsel Vergütung vergleichsweise gering aus (Moch; Beuse an die Universität, um sich dort für einen Studienplatz 2013, S. 226). Gerade für Berufseinsteigerinnen und im Masterstudiengang Erziehungswissenschaften zu 224 Berufseinsteiger ist das Tarifsystem unübersichtlich, bewerben (Universität Hamburg 2017). so dass die Gefahr groß ist, bei Gehaltsverhandlun­ gen benachteiligt zu werden. Hinzu kommt, dass viele An der HAW werden für das Masterstudium der freie Träger eigene Tarifwerke haben oder lediglich die Sozialen Arbeit jährlich nur etwa 24 Studienplätze Bezahlung an die etablierten Tarifwerke anlehnen. angeboten, obwohl die Zahl der Bewerbenden regel­ Die Zusammenarbeit der Gewerkschaften mit den mäßig höher ist. Eine Kommission entscheidet, ob die Hochschulen ist ein wichtiger Bestandteil, um auch Bewerberinnen und Bewerber den Zugangsvoraus­ in diesem Bereich Berufsanfängerinnen und Berufs­ setzungen genügen (HAW Hamburg 2016a, S. 1 f.). Im anfänger entsprechend vorzubereiten. Jahr 2016 reagierte die HAW auf die große Nachfrage mit der Aufnahme einer zweiten Kohorte und verdop­ Die Arbeit des Jungen DBSH setzt unter anderem pelte damit die Anzahl dieser Masterstudienplätze bei diesen Schwierigkeiten beim Berufseinstieg an, um (HAW Hamburg 2016b). Diese Entwicklung ist eine auch hier Unterstützung zu bieten. Betrachtet man direkte Auswirkung der Bologna-Reform auf weiter­ die Vielfalt der beschriebenen Probleme, bleibt noch führende Studienmöglichkeiten: Steigende Anforde­ viel zu tun: Der Übergang von Studium in die Praxis rungen und eine geringere Platzanzahl führen dazu, ist ein einschneidendes Ereignis im Lebenslauf und dass vor allem leistungsstarke Studierende Zugang erfordert eine intensive Begleitung durch die Hoch­ zur weiteren wissenschaftlichen Laufbahn erhalten schule und den Arbeitgeber. Aus berufspolitischer (DBSH o.J.). Perspektive geht es darum, die fachliche Qualität der Sozialen Arbeit weiterhin zu gewährleisten und ihre Die problematische Bologna-Reform | Ein Professionalisierung voranzutreiben. Vorteil der europaweiten Angleichung von Universi­ täts- und Hochschulabschlüssen im Zuge der Bologna- Eine wissenschaftliche Laufbahn | Alternativ Reform wird unter anderem darin gesehen, Studie­ zum Berufseinstieg bietet sich ein Masterstudium an, renden den Wechsel der Hochschule zu erleichtern. das aber auch nach dem Einstieg in den Beruf ergrif­ Allerdings sind die Bachelorstudiengänge für Soziale

Soziale Arbeit 5-6.2017 fen werden kann. Die Masterstudiengänge unterschei­ Arbeit in Deutschland so unterschiedlich, dass von gleichen Voraussetzungen für einen Masterstudien­ schnell die Frage nach dem Wert eines Masters in gang kaum die Rede sein kann (DBSH 2011a, S. 3 f.). der Arbeitswelt auf, denn gesucht werden vor allem So besteht auch im Masterstudiengang Soziale Arbeit Bachelor- oder Diplomabsolventinnen und -absolven­ an der HAW Hamburg die Herausforderung darin, ten. Auch im Tarifwerk für den Sozial- und Erziehungs­ den unterschiedlichen Voraussetzungen der Studie­ dienst findet sich keine besondere Anerkennung des renden gerecht zu werden. Neben entsprechenden Masters, da hierin nach dem Schwierigkeitsgrad der Anpassungen der Seminarinhalte bietet die HAW Tätigkeit eingestuft wird. Der DBSH hat dieses Prob­ zum Beispiel Studierenden aus anderen Hochschulen lem im Zuge der Neuverhandlungen zur Grundstruk­ an, fehlende Studienleistungen nachzuholen (HAW tur des Sozial- und Erziehungsdienstes im Tarifvertrag Hamburg 2016b). Dies ist in der vielfältigen Hoch­ des öffentlichen Dienstes (TVöD) im Jahr 2015 auf­ schullandschaft keine Selbstverständlichkeit. gegriffen und eine Berücksichtigung des Masterab­ schlusses bei den Tarifvorschlägen gefordert (DBSH Die oben erwähnte Problematik der Studienfinan­ 2014b, S. 62). Die Qualifizierung durch einen Master zierung setzt sich im Master fort: Spielt im Bachelor in Sozialer Arbeit läuft bisher auf eine persönliche die Erwerbstätigkeit neben dem Studium bereits eine Weiterbildung hinaus. Ob dies ausreicht, die Profes­ signifikante Rolle, so stellen im Master die bereits sion Soziale Arbeit in Theorie und Praxis den gesell­ ­erteilte Anerkennung als Fachkraft und der Anspruch schaftlichen Herausforderungen entsprechend weiter­ auf eine entsprechende Entlohnung ein zusätzliches zuentwickeln, bleibt kritisch zu hinterfragen. Hindernis bei der Suche nach einer Nebentätigkeit dar. So lassen sich die meisten Nebenjobs für Studie­ ... oder doch promovieren? | Der andere Weg rende im sozialen Bereich zwar gut mit dem Studium ist eine wissenschaftliche Laufbahn: Dank der Anglei­ verbinden, allerdings ist eine Bezahlung als ausgebil­ chung der Universitäts- und Hochschulabschlüsse dete Fachkraft in den sozialen Einrichtungen nicht von Bachelor und Master können seit einiger Zeit vorgesehen. Die für Sozialarbeiterinnen und Sozialar­ auch Studierende von Hochschulen für angewandte beiter ausgeschriebenen Stellen sind selten problem­ Wissenschaften promovieren, so auch die Studieren­ los mit dem Studienpensum vereinbar. Das Studium den der HAW Hamburg. Allerdings geht dies nur in 225 in Teilzeit zu absolvieren, ginge wiederum mit einem Kooperation mit einer Universität, die die Promotion Wegfall des BAföG-Anspruchs einher (BMBF 2017). vornimmt. Dies bedeutet für die Masterabsolvierenden Die HAW Hamburg bietet zur Behebung des Problems der Sozialen Arbeit eine deutliche Erleichterung. Mit an, das Masterstudium in Blockform durchzuführen der Anerkennung Sozialer Arbeit als eigenständige und gestattet die individuell gestaltete Teilnahme an Fachwissenschaft durch die Kultusministerkonferenz den Lehrveranstaltungen (HAW Hamburg 2015). im Jahr 2001 (KMK 2001, DGSA 2016, S. 1) wurde der Grundstein gelegt, um Fragestellungen aus der Sozia­ Hat man einen Studienplatz im Master Soziale len Arbeit in der Herkunftsdisziplin zu untersuchen und Arbeit erst einmal bekommen, die Finanzierungsfrage auf diese Weise die Disziplin Soziale Arbeit zu stärken. gelöst und haben die Seminare begonnen, bietet die Außerdem bietet sich hier die Chance, wissenschaft­ HAW Hamburg auch die Chance, über den Tellerrand lichen Nachwuchs für Forschung und Lehre auszubilden der Hochschule hinauszublicken. Ein Beispiel ist die (Flaig u.a. 2014). „Diese Entwicklungen unterstützt Kooperation mit der Evangelischen Hochschule für die Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) Soziale Arbeit und Diakonie: Neben einer gemeinsa­ mit Nachdruck und fordert ebenso wie der DBSH und men 14-tägigen Veranstaltung („Master-Salon“) mit der Fachbereichstag Soziale Arbeit, derartige Koope­ wechselnden Themenvorträgen, haben ein oder zwei rationen nicht nur flächendeckend zu etablieren (DGSA Studierende aus beiden Hochschulen die Möglichkeit, 2011, S. 2), sondern den Hochschulen für Angewandte den jeweils anderen Masterstudiengang Soziale Arbeit Wissenschaften ein eigenes Promotionsrecht einzu­ kennenzulernen. räumen” (DBSH 2012, S. 8, FBTS 2016, S. 23).

Nach dem Master in die Praxis ... | Ist auch Ausblick | Auch in Zukunft bleibt es eine Heraus­- der zweite Abschluss geschafft, öffnen sich für die forderung, gleichzeitig einen hohen fachlichen An­ Masterstudierenden wiederum zwei Wege: Berufs­ spruch an das Bachelor- und Masterstudium zu stel­

Soziale Arbeit 5-6.2017 einstieg oder Promotion. Bei der Stellensuche kommt len und dabei der Lebenssituation von Studierenden gerecht zu werden. Praxis und Lehre müssen sich inten­- Literatur siver austauschen und gemeinsam forschen, um die Bense, Oliver: Der Übergang vom Studium in die erste Ausbildung von Fachkräften für die Soziale Arbeit ent- ­Berufstätigkeit. In: Moch, Matthias; Meyer, Thomas; Bense, Oliver (Hrsg.): Berufseinstieg in die Soziale Arbeit. sprechend den aktuellen gesellschaftlichen Verände­ Ibbenbüren 2013 rungen weiterzuentwickeln. Die Hochschulen, so auch BMBF – Bundesministerium für Bildung und Forschung die HAW Hamburg, tragen bei der Nachwuchsförde­ (Hrsg.): zu § 2 Ausbildungsstätten. In: https://www.bafög. rung in Wissenschaft und Praxis Sozialer Arbeit eine de/de/zu-2-ausbildungsstaetten-308.php (veröffentlicht besondere Verantwortung. Die Auseinandersetzung 2017, abgerufen am 8.1.2017) mit der Frage, ob der sechs- oder siebensemes­trige Brenner, Jan; Zitka, Frank: Was der Bürger der Gesellschaft Bachelor mit integriertem Studienpraktikum wirklich schuldet. Anti-Gewalt-Konferenz in Berlin. In: dbb magazin 5/2016, S. 14-17 die geeignete Form ist, um auf das komplexe Arbeits­ Burde, Bianca: Master als (zweiter) akademischer Abschluss feld vorzubereiten und neben umfassenden Fach- – und dann? Eine Analyse von zwei Masterstudiengängen und Methodenkenntnissen vor allem eine berufsethi­ der Sozialen Arbeit. In: Moch, Matthias; Meyer, Thomas; sche Haltung zu fördern, muss fortgeführt werden. Bense, Oliver (Hrsg.): Berufseinstieg in die Soziale Arbeit. Ibbenbüren 2013 Auf den Übergang in die Berufspraxis muss nicht DBSH – Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. nur im Studium vorbereitet werden. Darüber hinaus (Hrsg.): Studium Soziale Arbeit. In: http://www.dbsh.de/index. php?id=308 (veröffentlicht o.J., abgerufen am 8.1.2017) gilt es, neue Wege der fachlichen Begleitung für den DBSH – Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. Berufseinstieg zu gehen, zum Beispiel mit einem (Hrsg.): Grundlagen für die Arbeit des DBSH e.V. Berlin 2009 ­Berufseinmündungsjahr. Die Perspektiven von Master­ (https://www.dbsh.de/fileadmin/downloads/grundlagenheft absolventinnen und -absolventen für die Anerkennung _-PDF-klein_01.pdf; abgerufen am 23.1.2017) des Werts ihres Abschlusses müssen erweitert wer­ DBSH – Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. den, sowohl an den Hochschulen als auch auf dem (Hrsg.): Branchenbuch – grundständige Studienangebote Arbeitsmarkt. Qualitätsmerkmale der Ausbildung wie Soziale Arbeit. Berlin 2011a (www.dbsh.de/fileadmin/down loads/branchenbuch-soziale-arbeit-ba.pdf; abgerufen am zum Beispiel die staatliche Anerkennung und deren 226 8.1.2017) Schutz werden angesichts von Fachkräftemangel und DBSH – Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. Sparzwängen in Zukunft weiter an Bedeutung gewin­ (Hrsg.): Generalistisches Grundstudium. Forderungen des nen. Wir haben als Angehörige der Profession Sozialer DBSH zur Ausbildung und Qualitätssicherung in der Sozialen Arbeit die Aufgabe, uns für eine ethisch fundierte Arbeit. Berlin 2011b (dbsh.de/fileadmin/downloads/Ausbil Fachlichkeit, für die Qualität und die Akzeptanz sozia­ dung_Einfuehrung.pdf; abgerufen am 29.1.2017) ler Praxis einzusetzen – hierfür sind Selbstorganisation DBSH – Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. (Hrsg.): Heidelberger Erklärung. Berufspolitische Positionen und Vertretung unserer Interessen als Profession und des DBSH. Berlin 2012 (dbsh.de/fileadmin/downloads/Heidel Disziplin unabdingbar. berger_24.10.2012_Druckfreigabe3.pdf; abgerufen am 8.1.2017) Der Landesverband Hamburg des DBSH gratuliert DBSH – Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. zum 100-jährigen Jubiläum der Sozialen Frauenschule (Hrsg.): Berufsethik des DBSH. Ethik und Werte. In: Forum in Hamburg. Die Autorinnen bedanken sich für die Sozial 4/2014a Gelegenheit, mit einem Blick aus der beruflichen DBSH – Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V.: DBSH stellt fachliche Forderungen aus Sicht der Profession Praxis zur Festschrift beitragen zu dürfen. für Änderungen im Sozial- und Erziehungsdienst vor. In: ­Forum Sozial 3/2014b, S. 61-63 Katharina Angermeier, Sozialarbeiterin BA, ist DGSA – Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit (Hrsg.) Masterstudentin an der HAW Hamburg und arbei- (2011): Gemeinsame Stellungnahme der Vorstände der tet in der Kinder- und Jugendhilfe. Sie ist Beisitze- Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) und des rin im Landesverband Hamburg des DBSH. E-Mail: Vorstands der Kommission Sozialpädagogik in der Deutschen [email protected] Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). In: dgsa­ info.de/fileadmin/Dokumente/Ver%C3%B6ffentlichungen/ Nicole Plettau, Studentin BA Soziale Arbeit an der Stellungnahmen/Stellungnahme_Vorstaende.pdf (veröffent­ HAW Hamburg, ist im Bereich Flucht und Migration licht 2011, abgerufen am 23.1.2017) tätig und seit 2016 Sprecherin der Nachwuchsorga- DGSA – Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit (Hrsg.): Kerncurriculum Soziale Arbeit. Eine Positionierung der Deut­ nisation Junger DBSH. E-Mail: [email protected] Soziale Arbeit 5-6.2017 schen Gesellschaft für Soziale Arbeit. In: dgsa.de/fileadmin/ Dokumente/Aktuelles/DGSA_Kerncurriculum_final.pdf Ketelsen, Svenja: Praktika in sozialen Berufen – eine em­ (veröffentlicht 2016, abgerufen am 16.1.2017) pirische Studie über die sozioökonomische Lebenssituation Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit & von Studierenden. Masterarbeit. Alice Salomon Hochschule ­Dia­konie (Hrsg.): Studienangebot – Vollzeit oder neben Berlin. Berlin 2014 dem Beruf studieren. In: http://www.ev-hochschule-hh. KMK – Kultusministerkonferenz (Hrsg.): Rahmenordnung für de/studienangebot/ (veröffentlicht o.J.; abgerufen am die Diplomprüfung im Studiengang Soziale Arbeit – Fach­ 8.1.2017) hochschulen. In: http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffent FBTS – Fachbereichstag Soziale Arbeit (Hrsg.): Regelungen lichungen_beschluesse/2001/2001_10_11-RO-Soziale-­ der Bundesländer zum Anerkennungsjahr. In: http://www. Arbeit-FH.pdf (veröffentlicht 2001, abgerufen am 20.1.2017) fbts.de/fileadmin/fbts/Aktuelles/Regelungen_der_Bundes Maus, Friedrich; Nodes, Wilfried; Röh, Dieter: Schlüsselkom­ ­laender_zum_Anerkennungsjahr_von_SozialarbeiterInnen. petenzen der sozialen Arbeit für die Tätigkeitsfelder Sozial­ pdf (veröffentlicht 2012, abgerufen am 29.1.2017) arbeit und Sozialpädagogik. Schwalbach im Taunus 2008 FBTS – Fachbereichstag Soziale Arbeit (Hrsg.): Qualifikations­ Moch, Matthias: Kompetenzen in Berufsfeldern der Sozialen rahmen Soziale Arbeit (QR SozArb). Version 6.0. FBTS. In: Arbeit − Studienabsolventinnen und -absolventen zwischen www.fbts.de/fileadmin/fbts/QR_SozArb_Version_6.0.pdf Leitlinien, Erwartungen und Selbstzuschreibungen. In: Moch, (veröffentlicht 2016, abgerufen am 20.1.2017) Matthias; Meyer, Thomas; Bense, Oliver (Hrsg.): Berufseinstieg Flaig, Dominik; Schneider, Jens M.; Zinser, Tobias: Promo­ in die Soziale Arbeit. 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Juni 2012 (http://www.landesrecht-hamburg.de/jportal/ portal/page/bshaprod.psml;jsessionid=014DA88CE525434 60417B087A0EF5D97.jp11?showdoccase=1&st=lr&doc. id=jlr-BQFGHArahmen&doc.part=X&doc.origin=bs; abge­

Soziale Arbeit 5-6.2017 rufen am 20.1.2017) Eine Ausbildung ­zwischen Theorie und Praxis | Erfahrungen einer ich wollte mehr: mehr Perspektiven, mehr Vielfalt, eine weitere Qualifikation. Das erhoffte ich mir vom Mas­ Absolventin der HAW im terstudium. So hatte ich in meinem Motivationsschrei­ ­Studiengang Master Soziale ben zur Bewerbung geschrieben: „Mit meinem der­ zeitigen Abschluss besitze ich für die Praxis eine sehr Arbeit gute Qualifikation; für die Arbeit im Rahmen theoreti­ Anna Meins scher Handlungsfelder stoße ich jedoch an Grenzen.“ Denn mein damals unternommener Versuch, an mein bisheriges Studium eine Promotion anzuschließen, scheiterte an den Zugangsvoraussetzungen, aber Zusammenfassung | Die Autorin gibt ihre nicht nur daran. Erst beim Verfassen meines Exposés Erfahrungen aus dem Masterstudiengang Soziale wurde mir bewusst, was wissenschaftliches Arbeiten Arbeit an der HAW Hamburg wieder. Sie reflek­ überhaupt bedeutet – und dass ich davon kaum einen tiert insbesondere den Zusammenhang zwischen Schimmer hatte. der akademischen Ausbildung und der Praxis Sozialer Arbeit. Professorin Panitzsch-Wiebe fragt ab: „Welche Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit sind Ihnen Abstract | The author gives an account of vertraut? Welche wissenschaftlichen Theorien kennen her expierences as student of the master course Sie? Was ist der Auftrag der Sozialen Arbeit?“ Ich social work at the HAW Hamburg. In particular, werde noch kleiner. Mich beschleicht das ambivalente she deliberates the interrelation between acade­ Gefühl, einerseits völlig fehl am Platz zu sein und mic education and social work practice. ­andererseits aber genau richtig. Während die univer­ sitäre Ausbildung in den Sozialwissenschaften ja den Schlüsselwörter  Soziale Arbeit Ruf genießt, bestens für die Wissenschaft auszubilden, 228  Ausbildung  Hochschule  Student aber nur ungenügend auf die Praxis vorzubereiten,  Hamburg  Theorie-Praxis verhält es sich mit den Hochschulen oft umgekehrt. Das Niveau einer universitären Ausbildung sei oft­mals Etwas nervös bin ich. Und gespannt, was mich höher, so hört man. Mein vorangegangenes Studium ­erwartet. Am 10. März 2010 steige ich die wenigen an einer Hochschule war diesem Ruf nur allzu gerecht Stufen des großen Gebäudes am Alexanderplatz 1 geworden. Mit dem Master Soziale Arbeit scheint die hinauf und versuche mich in einer ersten Orientierung. HAW den Spagat zwischen Praxis und Theorie stem­ In den fünfter Stock muss ich, Raum 5.01. Dort erwar­ men zu wollen und legt gezielt im ersten Semester ten mich schon einige Mitstudierende, viele scheinen den Schwerpunkt auf die verschiedenen Dimensio­ sich bereits zu kennen. Für mich ist alles neu. Die nen der Wissenschaft der Sozialen Arbeit. Das liegt Studiengangsbeauftragte, Professorin Panitzsch-Wiebe, so manchem Studierenden, der sich durch und durch begrüßt alle Anwesenden und betont den Anspruch, als „Praktiker“ versteht, vielleicht eher weniger. Ande­ den dieses Studium mit sich bringe, schließlich sind ren ermöglicht diese Perspektive jedoch, den Gegen­ wir – gerademal um die 30 an der Zahl – die neuen stand und die Funktion der eigenen Profession aus Masterstudierenden im Studiengang Soziale Arbeit wissenschaftstheoretischer Sicht zu analysieren und an der HAW. Ab jetzt wehe ein anderer Wind. Und damit die eigene Praxis neu reflektieren zu können. es bestehe ein anderes Niveau. Aha. Ich werde etwas Nicht zuletzt bedeutet eine solche Schwerpunktset­ kleiner. Zugleich freue ich mich umso mehr, diesen zung in der Ausbildung von Studierenden die weitere Studienplatz ergattert zu haben, den ich mir so sehr Profilierung und wissenschaftliche Anerkennung der gewünscht hatte. Sozialen Arbeit als angewandte Sozialwissenschaft und damit als Handlungswissenschaft. Hinter mir liegt bereits ein Studium der Heilpäda­ gogik an der Hochschule Magdeburg, das ich zweiein­ Neben der vertiefenden Auseinandersetzung mit halb Jahre zuvor abgeschlossen hatte. Seither war ich den wissenschaftstheoretischen Grundlagen und als Projektkoordinatorin bei einem Träger der Behin­ ­Bezügen der Sozialen Arbeit im Modul I werden im

Soziale Arbeit 5-6.2017 dertenhilfe am Stadtrand von Hamburg tätig. Doch ersten Semester das Modul II Sozialmanagement und das Modul III Methodisches Handeln gelehrt, was den arbeit, die sich mit der begrifflichen Bestimmung und verschiedenen Hintergründen der Studierenden im Systematisierung dieser aktuellen Handlungskonzepte Masterstudiengang gerecht zu werden scheint. Ich und Leitorientierungen befasst. Diese Arbeit wieder­ persönlich entdecke hier vor allem mein Interesse für um ermöglicht es mir 2011, einen Artikel zu dieser die systemtheoretischen Bezüge der Sozialen Arbeit Thematik in der Zeitschrift Theorie und Praxis der und finde es spannend, den Auftrag meiner Profession ­Sozialen Arbeit zu platzieren. Ein weiteres Modul des mit den aktuellen Entwürfen der Behindertenhilfe in Masterstudiums, das ja in der Regelstudienzeit nur drei Beziehung zu setzen. Die parallele Berufstätigkeit ist Semester umfasst, beinhaltet die Anfertigung einer dabei Freud und Leid zugleich. Denn zum einen ist Lebenslagenanalyse, die die individuellen Lebensver­ es zweifellos kräftezehrend, beides miteinander zu hältnisse einzelner Personen aus mehrdimensionaler vereinbaren. Andererseits lassen sich aus der Praxis Sicht betrachtet und die Anwendung empirischer heraus Fragestellungen entwickeln, mit denen ich Methoden der Sozialforschung zugrunde legt. Auch mich im Rahmen des Studiums auseinandersetzen hier suche ich die Nähe zu meinem Tätigkeitsfeld. Eine kann. Dass das Studium an der HAW modularisiert starke Praxisnähe wird im Master Soziale Arbeit außer­ ist, kommt mir dabei sehr entgegen, auch wenn es dem mit dem Modul V hergestellt, in dem ein umfas­ zunächst recht ungewohnt erscheint, schließlich habe sendes Konzept für ein Projekt erstellt wird, das ge­ ich noch die viel flexiblere Struktur eines Diplom-­ meinsam mit einem Träger umgesetzt werden soll. Studienganges kennengelernt. Die festen Studienzei­ ten sind aber so angelegt, dass eine Berufstätigkeit Bei meinem Arbeitgeber bin ich zunächst für – zumindest auf Teilzeitbasis – möglich bleibt. die Bereiche Qualitätsmanagement und Fortbildung ­zuständig. Meinen fachlichen Schwerpunkt der Sozial­ Mit dem von mir gewählten Schwerpunkt der raumorientierung kann ich dort durch die Implemen­ ­Unterstützung von Menschen mit Behinderung stehe tation einer Fortbildungsreihe zu diesem Thema in das ich in meinem Semester nahezu allein; die meisten aktuelle Fortbildungsprogramm umsetzen, so dass sich Kommilitoninnen und Kommilitonen sind in der Kinder- Studium und Beruf auch hier gut ergänzen können. und Jugendhilfe, der Schuldnerberatung, Obdachlosen­ Zudem wächst mein Interesse an der Rolle und Funk­ 229 hilfe etc. tätig oder haben hier ihren Schwerpunkt tion des Bürgerschaftlichen Engagements in der gefunden. Anders als in meiner bisherigen Ausbildung ­Sozialen Arbeit, so dass ich hierzu auch meine Master- der Heilpädagogik bietet mir der Master damit erst­ Thesis anfertige: „Möglichkeiten und Grenzen des mals die Möglichkeit, über den eigenen Tellerrand bürgerschaftlichen Engagements in der Unterstüt­ ­hinauszuschauen und meinen eigenen beruflichen zung von schwer behinderten Menschen. Eine quali­ Standpunkt zu reflektieren. Vielleicht orientiere ich tative Befragung freiwillig Engagierter in Hamburg mich doch noch einmal um? Aber schnell wird klar, und Umgebung.“ Bedingt durch die gesellschaftlich ich bleibe in meinem „Zuhause“, der professionellen und politisch gewollte Förderung und die Aktualität Unterstützung behinderter Menschen. Nach einem dieser Thematik habe ich das Glück, dass meine Arbeit dreiviertel Jahr wechsle ich meinen Arbeitgeber, um durch die Hamburger Behörde (Landesministerium) Studium und Beruf durch kürzere Fahrzeiten noch für Arbeit, Soziales, Familie und Integration gefördert besser miteinander kombinieren zu können. Auch an und auf deren Website veröffentlicht wird. meinem neuen Arbeitsplatz, einem großen Hamburger Träger der Behindertenhilfe, bei dem ich nach wie vor Mit der Abgabe meiner Thesis ist mein Studium tätig bin, bleibt es während des Studiums möglich, schließlich im Frühjahr 2012 beendet. Nach einer „auf zwei Füßen zu stehen“ – in der Praxis und in der kurzen Elternzeit werde ich wieder beruflich tätig, Theorie. In dieser Zeit etwa finden Handlungskonzepte diesmal mit mehr Stunden und als Projektkoordina­ in der Behindertenhilfe, die sich auf Inklusion als Leit­ torin für die Gründung einer ambulanten Hausge­ orientierung beziehen, immer mehr Anklang. meinschaft für schwer körperbehinderte Menschen. Ein Schwerpunkt meiner damaligen Tätigkeit ist die Sozialraumorientierung und Community Care Anfertigung einer umfassenden Sozialraumanalyse. ­waren und sind „in“ und oftmals erschien mir die Methodische Grundlagen für eine solche Analyse hat Verwendung dieser Begriffe in der Praxis nahezu mir das Studium vermittelt. Gleichzeitig eröffnet mir

Soziale Arbeit 5-6.2017 ­beliebig. Dementsprechend verfasse ich eine Haus­ der gute Kontakt zu Professor Röh die Möglichkeit, mit Kooperative Promotion in der Sozialen Arbeit | ihm gemeinsam eine umfassende Fortbildungsreihe Erfahrungen an der HAW zum Thema Sozialraumorientierung für Fachkräfte aus dem Bereich der Eingliederungshilfe durchzuführen. ­zwischen 2007 und 2017 Schließlich stärkt mein Arbeitgeber im Sommer 2014 Louis Henri Seukwa den Bereich des Freiwilligenmanagements im Unter­ nehmen, so dass ich dort seither – unterbrochen von einer weiteren Elternzeit – gemeinsam mit einer Kollegin als Freiwilligenmanagerin und Koordinatorin für sozialräumliche Projekte tätig bin. Beruflich bin Zusammenfassung | Hochschulen für ich also in „meinem“ Thema angekommen. ­Angewandte Wissenschaften verfügen über kein eigenständiges Promotionsrecht. Sie sind auf Mein Interesse für theoretische Zusammenhänge Kooperationen mit Universitäten angewiesen, der Sozialen Arbeit in der Unterstützung von Menschen um ihren Absolventinnen und Absolventen eine mit Behinderung ist nach wie vor geblieben. Das Promotion zu ermöglichen. Der Beitrag zeigt, Masterstudium an der HAW hat mir neben der fach­ welche Wege zur Promotion im Zeitraum von lichen Weiterentwicklung neue berufliche Perspekti­ 2007 bis 2017 im Department Soziale Arbeit ven und Möglichkeiten eröffnet – nicht zuletzt durch der HAW Hamburg eröffnet wurden und welche die Promotionsberechtigung. Es bleibt abzuwarten, Fortschritte bei den Bemühungen um verlässliche in welche Richtung sich die Dinge noch entwickeln Promotionsstrukturen erzielt werden konnten. werden. Inhalte aus Praxis und Theorie miteinander in Verbindung zu bringen, ist ein Spagat, der nicht Abstract | Universities of Applied Sciences zuletzt individuell gut organisiert sein will, aber auch do not have the right to award doctoral degrees zu den beruflichen Rahmenbedingungen passen on their own. Thus, they need cooperations with muss. Betrachtet man den Anspruch Sozialer Arbeit als Handlungswissenschaft, ist diese Verzahnung je­ regular universities in order to provide their 230 doch unabdingbar. Die Ausbildung an der HAW bietet graduates with opportunities for promotions. hierfür aus meiner Sicht eine gute Grundlage. This article shows the approaches adopted by the Department of Social Work at the Hamburg Anna Meins, Heilpädagogin (BA), hat an der University of Applied Sciences during the years HAW Soziale Arbeit (MA) studiert. Bei einem 2007-2017. It describes the progress which has ­freien Träger in Hamburg arbeitet sie als Freiwilli- been made with regard to developing reliable genmanagerin und Koordinatorin für sozialräum- structures of doctoral programs. liche Projekte. E-Mail: [email protected] Schlüsselwörter  Hochschule  Kooperation  Promotion  Fördermaßnahme  Hamburg

1 Ausgangslage | Im Zuge des Bologna-Pro­ zesses und der damit einhergehenden europaweiten Umstrukturierung und Vereinheitlichung des Hoch­ schulstudiums wurde 2007 am Department Soziale Arbeit der HAW Hamburg der Masterstudiengang Soziale Arbeit eingeführt. Da Fachhochschulen (FH) und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) über kein eigenständiges Promotionsrecht verfügen, drängte sich spätestens jetzt die Frage auf, wie der vorgesehene dreistufige Bildungszyklus von Bachelor, Master und Promotion implementiert wer­ den kann, damit auch qualifizierten Absolventinnen und Absolventen des Masters Soziale Arbeit an unse­

Soziale Arbeit 5-6.2017 rem Department der Weg zur Promotion frei steht. Es ging darum, die wissenschaftliche Qualifizierung und Meinungsverschiedenheiten oder Konflikten deutlich, Professionalisierung von Studierenden auf allen Qua­ deren Lösung nicht im Konsens geschieht, sondern lifikationsstufen zu realisieren. Mit dieser Frage war einer Mehrheitsentscheidung bedarf, wie dies öfter unter anderem auch das strategische Ziel verbunden, in Disputationsverfahren der Fall ist. Da die mit Pro­ die Attraktivität des Masterstudiengangs zu erhöhen motionen in Zusammenhang stehenden Aktivitäten und den Absolventinnen und Absolventen eine klare nicht unmittelbar zu ihren institutionell definierten akademische Perspektive zu geben. Aufgabenbereichen gehören, bleibt das Engagement der Kolleginnen und Kollegen im Rahmen des profes­ Eine andere bedeutsame Entwicklung stellt in dem sionellen Idealismus ergo ehrenamtlich. Hierdurch hier berücksichtigten Zeitraum die explizite Forderung erwächst den Professorinnen und Professoren der an die FH und HAW dar, neben ihren klassischen FH und HAW nachweislich zu deren vergleichsweise Aufgabenschwerpunkt in der Lehre und der Weiter­ nicht als gering zu bezeichnenden Pflichtaufgaben bildung zukünftig auch zur Wissensproduktion durch im Arbeitsalltag­ eine zusätzliche Arbeitsbelastung. angewandte Forschungsaktivitäten beizutragen.1 So wichtig und interessant, ja selbstverständlich dies für Die hier als „individuelle Lösung“ bezeichnete Pra- eine Hochschule im Allgemeinen und insbesondere xis bedeutet an der HAW Hamburg für Aspirantinnen für Promotionsprojekte ist (die nichts anderes sind und Aspiranten auf eine Promotion nach dem Ab­ als Forschungsvorhaben), hat sie meines Erachtens schluss des Studiums den Wechsel von der HAW zu bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen an den einer Universität, um sich dort die Zulassung zur Pro­ Hochschulen (mangelhaft forschungsunterstützende motion zu erkämpfen. In diesem Prozess sind sie, was Infrastrukturen, im Vergleich mit den Universitäten die Informationsbeschaffung angeht, oft auf sich selbst zu hohe Lehrdeputate etc.) sowie durch das schon gestellt. Dabei müssen sie sowohl disziplinär als auch erwähnte fehlende Promotionsrecht eher zur Verschär­ räumlich flexibel sein, denn die meisten Universitäten fung des Problems beigetragen, das mit der Ambition verfügen zwar über einen Fachbereich Erziehungs­ entstanden ist, institutionalisierte Promotionsmöglich­ wissenschaft, in dem die Sozialpädagogik vertreten keiten für Studierende am Department Soziale Arbeit sein kann, jedoch nicht immer die Fachwissenschaft 231 zu sichern. Angesichts dieser Problemlage wurde ich Soziale Arbeit. Und wenn die aufwendige Suche nach 2007 als neu berufener Professor beauftragt, im einer Betreuerin oder einem Betreuer an einer Univer­ ­Kollegium Lösungswege zu sondieren. sität von Erfolg gekrönt ist, müssen die zukünftigen Promovierenden nicht selten zusätzliche Leistungsan­ 2 Vorherrschende Praxis: Die „individuelle forderungen erfüllen, etwa bezüglich einzelner Fächer Lösung“ | Die im Jahr 2007 im Department Soziale wie Forschungsmethoden, oder bestimmte Theorie­ Arbeit der HAW vorherrschende und bis heute geübte seminare belegen. Diese zusätzlichen Anforderungen Praxis von Promotionen möchte ich hier als „indivi­ wie auch abfällige Bemerkungen über FH und HAW duelle Lösungen“ bezeichnen. Sie besteht aus profes­ erleben die Betroffenen häufig als diskriminierend. soraler Sicht darin, in einem Promotionsverfahren an Ihnen wird der Eindruck vermittelt, dass ihr Master­ einer Universität gemäß den jeweiligen Bestimmun­ abschluss minderwertig sei. Diese Beeinträchtigungen gen der Promotionsordnung als Zweit- oder Drittgut­ behindern letztendlich den Aufbau von Selbstver­ achterin beziehungsweise -gutachter zu fungieren trauen und Selbstbewusstsein, die für das anspruchs­ und dies unabhängig davon zu tun, ob man als volle Vorhaben einer Promotion notwendig sind. ­Professorin beziehungsweise Professor einer FH oder HAW fachlich sowie vom zeitlichen Aufwand her den Diese nur skizzenhafte Schilderung der vorherr­ Hauptanteil in der Betreuung übernommen hat und schenden Praxis macht deutlich, welche Probleme mit somit de facto Erstbetreuer ist. Hinzu kommt die der „individuellen Lösung“ einhergehen, sowohl für ­Tatsache, dass sich die Kolleginnen beziehungsweise in Promotionsangelegenheiten engagierte Professo­ Kollegen der FH und HAW in Prüfungskommissionen rinnen und Professoren als auch für die Aspirantinnen fast immer in der Minderheit befinden, was nicht not­ und Aspiranten auf eine Promotion. Alle diese Pro­ wendigerweise vorteilhaft ist. Dies wird vor allem bei bleme lassen sich meines Erachtens bei genauerer Betrachtung auf eine klar benennbare Ursache

Soziale Arbeit 5-6.2017 1 Konkrete Indizien für diese Entwicklung sind unter ­zurückführen, nämlich die fehlenden gesetzlichen anderem die Einführung und die hohe Bewertung von Drittmittelakquisition als Leistungskriterium für W-besoldete Professorinnen und Professoren. ­respektive strukturellen sowie institutionellen Vor­ Kooperation ein erkennbarer fachlicher Mehrwert aussetzungen für Promotionen. Deshalb war es auf ­erwächst und die Qualität der Zusammenarbeit auf der Suche nach Lösungswegen nur konsequent, dass einer echten partnerschaftlichen Beziehung fußt, wir unsere Bemühungen auf den Aufbau von verläss­ mittels derer die fachspezifischen Beiträge der Betei­ lichen Strukturen zur Promotion konzentriert haben. ligten beider Hochschulen Raum für einen produkti­ ven interdisziplinären Dialog finden sollten. So sollte 3 Das Ringen um Institutionalisierung: Vom auch für Promovierende der Sozialen Arbeit die oft kooperativen Promotionskolloquium zum ko- beklagte disziplinäre Entfremdung beim Wechsel in operativen Graduiertenkolleg | Die Kooperation den Fachbereich Erziehungswissenschaft einer Uni­ mit Universitäten bot sich vor dem Hintergrund des versität vermieden werden. erwähnten Umstandes, dass die HAW Hamburg nicht über ein eigenes Promotionsrecht verfügt, als einzig Der Abschnitt „Zielsetzung der Kooperationsverein­ sinnvoller Weg an, um die Klippen der „individuellen barung“ des Kooperationsvertrags lautet dementspre­ Lösungen“ zu umschiffen und sich dem Ziel der Ins­ chend: „An den beiden Departments bzw. Fakultäten titutionalisierung von Promotionsstrukturen am haben sich, nicht zuletzt im Zuge der Einführung von ­Department Soziale Arbeit anzunähern. Im Folgenden Bachelor- und Masterstudiengängen, verschiedene werden die verschiedenen Kooperationsvorhaben Studien- und Forschungsschwerpunkte herausgebil­ geschildert, die bereits realisiert wurden. Hierin wer­ det, die sich insbesondere mit den Stichworten ‚Auf­ den die Fortschritte zur Schaffung von verlässlichen wachsen, Leben und Arbeiten in prekären gesellschaft­ Promotionsstrukturen deutlich. lichen Verhältnissen’ inhaltlich bündeln lassen. Die Ungleichheits-, Geschlechter- und Migrationsforschung 3-1 Kooperative Promotionskolloquien | soll hierfür in lebenslagen- und sozialraumorientierten Bereits 2009 wurde zwischen dem Department Sozia­ Perspektiven zusammengeführt und auf die kritische le Arbeit der HAW Hamburg und dem Fachbereich Reflexion gesellschaftlicher Institutionen, insbeson­ Erziehungswissenschaften der Johann Wolfgang dere den Bildungs-, Sozial- und Beschäftigungssyste­ 232 Goethe-Universität in Frankfurt am Main ein Koope­ men, bezogen werden. Durch die Kooperationsverein­ rationsvertrag mit der programmatischen Bezeichnung barung ist angestrebt, künftig anwendungsorientierte „wissenschaftliche Partnerschaft“ geschlossen. Eine Erkenntnisinteressen mit grundlagentheoretischen der wichtigsten Bedingungen für die Aufnahme der Forschungszielen zu verknüpfen und zu stärken [...] Vertragsverhandlungen war die Eruierung von inhalt­ Die Kooperation bezieht sich somit auf alle Aufga­ lichen respektive thematischen Schnittmengen, die benbereiche der Hochschulen – Studium und Lehre, als Fundament für die theoretische und methodische Forschung und Entwicklung sowie Weiterbildung –, Komplementarität der Disziplinen Erziehungswissen­ um die komplementären Profile und die gemeinsamen schaft und Soziale Arbeit dienen sollten. Auf diese Nutzungsinteressen zusammenzuführen und somit Weise sollte gewährleistet werden, dass durch die den wissenschaftlichen Ertrag zu erhöhen.“ Die Maß- Soziale Arbeit 5-6.2017 nahmen zur Kooperation wurden in der Vereinbarung Universität Hamburg und dem Department Soziale konkretisiert und es wurden kontinuierliche Evaluatio­ Arbeit der HAW Hamburg vereinbart wurde. Explizit nen und deren Implementierung vereinbart. steht dazu im besagten Vertrag: „Die Kooperations­ partner werden Mittel zur Einrichtung eines Koopera­ 3-2 Kooperationen in der Nachwuchsförde- tiven Graduiertenkollegs ‚Die Schulen der Sozialpäd­ rung | Unter dieser Rubrik wurden alle promotions­ agogik‘ (Arbeitstitel) beantragen. Über die Einrichtung bezogenen Formalitäten für die Studierenden der HAW und den Betrieb des Graduiertenkollegs werden die definiert, das heißt die Zulassungsmodalitäten, die Kooperationspartner eine gesonderte Vereinbarung Betreuungsformate sowie die Begutachtung und die schließen. Die Kooperationspartner vereinbaren eine Zusammensetzung der Prüfungskommission. Hierbei Anschubfinanzierung von 50.000 Euro zur Finanzie­ muss betont werden, dass die oben erwähnte unglei­ rung einer an der Universität Hamburg angesiedelten che Behandlung der Promovierenden von FH und Stelle (Projektkoordination). Zu diesem Zweck wird HAW bei der Zulassung durch die Angleichung der die HAW Hamburg der Universität Hamburg 25.000 entsprechenden Bedingungen für Absolventinnen Euro zur Verfügung stellen.“ und Absolventen des Masterstudiums der kooperie­ renden Fakultäten respektive Departments im Koope­ 3-3 Das kleine Graduiertenkolleg „Die rationsvertrag korrigiert wurde: „Die Absolventinnen Schulen der Sozialpädagogik“ | Dementsprechend und Absolventen des Studienganges ‚Soziale Arbeit’ wurde bereits im Jahr 2012 aus Mitteln der UHH für (MA) der HAW Hamburg haben weder ein Zusatz­ drei Jahre eine „Kleine Graduiertengruppe“ mit vier studium im Promotionsfach noch eine Ergänzungs­ Stipendiatinnen und Stipendiaten beider Hochschu­ prüfung abzulegen.“ len zum Thema „Die Schulen der Sozialpädagogik“ eingerichtet. Professorinnen und Professoren der Zur Unterstützung der gemeinsam betreuten Dis­ HAW und der UHH betreuten in einem kollegartigen sertationsvorhaben haben die Kooperationspartner Format vier Dissertationsprojekte sowie ein Postdoc- ein Qualifizierungs-, Betreuungs- und Organisations­ Vorhaben im Schnittpunkt von Bildungs- und Sozial­ konzept entwickelt, das sich am Leitbild des struk­ arbeitswissenschaften. 233 turierten Promovierens orientiert. Außerdem wurde vereinbart, im Rahmen der Masterstudiengänge 3-4 Das Graduiertenkolleg „Qualitätsmerk- ­angebotene Lehrforschungsprojekte wechselseitig male Sozialer Bildungsarbeit“ | Diese ersten zu öffnen, so dass den Studierenden in den Master­ ­Kooperationserfahrungen mit Einzel- und Kleingrup­ studiengängen beziehungsweise den Doktorandin­ penbetreuungen stellten eine solide Vorarbeit dar, nen und Doktoranden interdisziplinäre Diskussions- die 2014 zur Einrichtung eines inhaltlich, personell, und Arbeitszusammenhänge zur Reflexion ihrer finanziell und strukturell auf eine breitere Basis ge­ wissenschaftlichen Arbeiten angeboten werden stellten kooperativen Graduiertenkollegs führte, das ­können. Die Sitzungen dieses als Promotionskolleg im Zeitraum zwischen 2015 und 2017 aus Mitteln ­angelegten Formats fanden abwechselnd in beiden der Landesforschungsförderung der Stadt Hamburg Hochschulen, also in Frankfurt und Hamburg statt gefördert wird. Das kooperative Graduiertenkolleg und wurden durch die Erstattung von Reisekosten wird von zwölf Promotionsstipendiatinnen und -sti­ ­sowie der Kosten für Gastvorträge, Methodenwork­ pendiaten besucht und von vier Hochschullehrenden shops und Konferenzen unterstützt. des Departments Soziale Arbeit sowie vier Hochschul­ lehrenden des Fachbereichs Erziehungswissenschaft Bestärkt durch die positive Evaluation der Koope­ getragen. Sprecher des kooperativen Graduiertenkol­ ration mit der Frankfurter Universität konnte eine legs sind ein Professor der UHH und ein Professor weitere Kooperation angebahnt werden, diesmal mit der HAW. der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universi­ tät Hamburg (UHH), deren räumliche Nähe zur HAW Das Forschungsprogramm „Qualitätsmerkmale im Unterschied zu Frankfurt einige zusätzliche Poten­ sozialer Bildungsarbeit“ befasst sich systematisch mit ziale bietet. Eines dieser Potenziale ist die Einrichtung den Zielsetzungen, Organisationsformen, Konzepten, eines kooperativen Graduiertenkollegs, das 2012 zwi­ Methoden und Wirkungen sozialer Bildungsarbeit für

Soziale Arbeit 5-6.2017 schen der Fakultät für Erziehungswissenschaft der junge Menschen in prekären Lebenslagen im Alter zwischen 14 und 27 Jahren. Erkenntnisleitend für das den Mehrwert für die ­erfolgreiche Beantragung von Kolleg ist die empirische Bestimmung von Qualitäts­ drittmittelfinanzierten, strukturierten Promotionspro­ merkmalen sozialer Bildungsarbeit für diese Perso­ grammen wie dem ­kooperativen Graduiertenkolleg nengruppe. Hierfür werden systematisch und inter­ gelang es uns 2016, darauf hinzuwirken, dass die disziplinär die theoretischen und methodologischen Promotionsordnung entsprechend geändert wurde. Expertisen sowie das methodische Instrumentarium So können nun auch Professorinnen und Professoren der Erziehungswissenschaft und der Sozialarbeits­ des Departments Soziale Arbeit das Erstgutachten wissenschaft zusammengeführt, um dieses für die und den Prüfungsvorsitz in den kooperativen Verfah­ Soziale Arbeit relevante Handlungsfeld empirisch zu ren übernehmen. erschließen. Die Forschungsschwerpunkte und die methodologische Ausrichtung der am Graduierten­ Die beiden Hochschulen stellen die erforderlichen kolleg beteiligten Professorinnen und Professoren der Mittel zur Verfügung. Dies umfasst die Arbeitsplätze UHH und der HAW ermöglichen es, die Ungleichheits-, (UHH) und Seminarräume (HAW) mit der notwendi­ Geschlechter- und Migrationsforschung in lebensla­ gen Ausstattung (Miete, Rechner, Software, Repara­ gen- und sozialraumorientierten Perspektiven zusam­ turen etc.). Angesichts der ungleichen Lehrbelastung menzuführen und auf eine kritische und empirische der Professorinnen und Professoren an den HAW Reflexion der von der Sozialen Arbeit verantworteten und den Universitäten wird das Lehrdeputat der im Bildungsangebote zu beziehen. Das mit der Koope­ kooperativen Graduiertenkolleg mitwirkenden Lehren­ ration der beiden Hochschulen verbundene mittelfris­ den der HAW für die gesamt Laufzeit des kooperativen tige Ziel ist die Etablierung einer auf prekäre Lebens­ Graduiertenkollegs um zwei Lehrstunden pro Woche lagen fokussierenden sozialarbeitswissenschaftlichen gekürzt. Um den eingeschlagenen Weg der Institutio­ ­Bildungsforschung in Hamburg. Mit den heuristi­ nalisierung von Promotionsstrukturen trotz des fehlen­ schen Untersuchungen des Graduiertenkollegs wird den Promotionsrechts konsequent voranzutreiben, diese Forschungsperspektive mit ersten empirischen hat das Department Soziale Arbeit darüber hinaus Arbeiten präzisiert und theoretisch fundiert. einen Beauftragten für Promotionsangelegenheiten 234 ernannt. Zur Betreuung der Promovenden bietet das Gra­ duiertenkolleg ein über drei Jahre gestuftes Spek­ 4 Fazit | Auf dem Weg zur Promotion von Absol­ trum aus aufeinander aufbauenden fachlichen Qua­ ventinnen und Absolventen der HAW konnten inner­ lifizierungsangeboten. Das Qualifizierungskonzept halb der vergangenen zehn Jahre trotz teils widriger besteht aus einem Pflichtprogramm im Umfang von Bedingungen beachtliche Fortschritte erzielt worden, vier Wochenstunden pro Semester (Blockseminar, worauf wir mit etwas Stolz zurückblicken. Koopera­ Ringvorlesung, Forschungskolloquium) und einem tionsvereinbarungen zur Sicherung eines fairen optionalen Bereich (wissenschaftliche Schlüsselqua­ ­Zugangs zur Promotion für fähige und motivierte lifikationen und Karriereplanung), um einerseits eine Studierende der Sozialen Arbeit wurden getroffen; qualifizierteBegleitung zu sichern, andererseits eine dies unter Berücksichtigung der doppelten Notwen­ Überfrachtung zu vermeiden und außerdem die indi­ digkeit sowohl der Bewahrung einer fachspezifischen viduelle Ausrichtung der Angebote zu gewährleisten. Identität der Sozialen Arbeit als auch deren Weiterent­ Die einzelnen Dissertationsvorhaben werden von ei­ wicklung durch interdisziplinär angelegte Forschun­ ner Betreuungskommission zugelassen, die sich pari­ gen. Zudem wurde für das kooperative Graduierten­ tätisch aus Professorinnen und Professoren der UHH kolleg die Gleichberechtigung der Professorinnen und und HAW zusammensetzt. Die Promotionsordnung Professoren in der Gutachtertätigkeit und in der Prü­ der Fakultät für Erziehungswissenschaft in den Be­ fungskommission erreicht. Es soll jedoch zum Schluss treuungs- und Prüfungskommissionen sah nicht die auch angemerkt werden, dass die Verhandlungen Gleichstellung von Professorinnen und Professoren von Kooperationen mit Universitäten zum Zweck der vor, die nicht der Fakultät für Erziehungswissenschaft Nachwuchsförderung an den FH und HAW für die angehörten. Mit dem Hinweis auf die von den Wis­ Vertreterinnen und Vertreter der Hochschulen ziem­ senschaftlerinnen und Wissenschaftlern der HAW lich demütigende Veranstaltungen sein können, bei ­erbrachten Leistungen beziehungsweise deren fach­ denen in Extremfällen nicht nur die FH beziehungs­

Soziale Arbeit 5-6.2017 liche Komplementarität und den damit einhergehen­ weise HAW als Bittsteller vorgeführt werden können, sondern auch die Angewandte Wissenschaft bezie­ ALLGEMEINES hungsweise die Angewandte Forschung implizit als minderwertig betrachtet wird.2 Förderpreis Aktive Bürgerschaft. Für ihr Engagement in der Flüchtlingsarbeit hat die Bürgerstiftung Jena als eine von drei Gewinnern den Förderpreis Aktive Bürger­ Eine explizite Forderung an die FH und HAW ist schaft 2017 in der Kategorie „Gesellschaft mitgestalten“ wie erwähnt, neben ihren klassischen Aufgaben­ gewonnen. Die Jury würdigte die Anstrengungen der schwerpunkten in der Lehre und der Weiterbildung ­Einrichtung, geflüchteten Menschen die Möglichkeit zu nun auch zur Wissensproduktion durch angewandte ehrenamtlicher Arbeit im gemeinnützigen Bereich zu rundschau Forschungsaktivitäten beizutragen. Ungeachtet der bieten. Auch in der Bürgerstiftung selbst sind Menschen Widrigkeiten erzielen einige FH und HAW trotz struk­ mit Migrationshintergrund beschäftigt. Der mit insge­ samt 10 000 Euro dotierte Preis wurde am 3. Mai 2017 tureller Benachteiligungen beispielsweise durch ver­ in Berlin verliehen. Quelle: Städtetag aktuell 2.2017 gleichsweise sehr hohe Lehrdeputate beachtliche Leistungen in der Akquisition von Drittmitteln. Wäre Barrierefreie Veranstaltungen. Da es für Menschen es angesichts der zu beobachtenden Transformation mit einem Handicap häufig schwierig ist, an Veranstal­ der Hochschullandschaft nicht an der Zeit, den Hoch­ tungen teilzunehmen, hat der Verein Sozialhelden schulen durch die Erteilung des Promotionsrechts die ­gemeinsam mit Ruby Berlin das Projekt Ramp-Up.me Bildung ihres wissenschaftlichen Nachwuchses in ins Leben gerufen, um Hilfestellungen für die barriere­ freie Organisation und Planung von Events zu geben. ­eigener Regie zu ermöglichen? Auf der Website www.ramp-up.me stehen Tipps zur Auswahl eines Veranstaltungsortes, zur Ausstattung der Das exklusive Promotionsrecht der Universitäten Räume, zur Programmgestaltung und zur Verbesserung scheint heutzutage in mehrfacher Hinsicht eher Ergeb­ der Kommunikation durch Gebärdendolmetschdienste nis eines Kampfes um das symbolische Kapital „Wis­ und technische Hilfsmittel. Quelle: zukunft jetzt 1.2017 senschaft“ als durch die funktionale Differenzierung der bundesrepublikanischen Hochschullandschaft Unterstützung für Gewaltopfer in Heimen. Unter der Trägerschaft des Bundesministeriums für Arbeit und begründet zu sein. Soziales nahm zum 1.1.2017 die Stiftung Anerkennung 235 und Hilfe ihre Arbeit auf. Menschen, die als Kinder und Professor Dr. Louis Henri Seukwa lehrt Erzie- Jugendliche in der Zeit vom 23. Mai 1949 bis zum hungswissenschaften am Department Soziale 31. Dezember 1975 in der BRD beziehungsweise vom ­Arbeit an der Fakultät für Wirtschaft und Soziales 7. Oktober 1949 bis zum 2. Oktober 1990 in der DDR der Hochschule für Angewandten Wissenschaften in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder Hamburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind erzie- der Psychiatrie Unrecht erfahren haben, können bis zum 31.12.2019 bei der Stiftung Anträge auf individu­ hungswissenschaftliche Migrationsforschung, elle Unterstützungsleistungen stellen. Ehemalige Heim­ postkoloniale Theorien, Resilienz- und Bildungs- kinder, die die Voraussetzungen erfüllen, erhalten eine forschung unter Bedingungen von Flucht und Asyl, pauschale Geldleistung in Höhe von 9 000 Euro. Betrof­ interkulturelle Bildungsforschung und Bildungs- fenen, die arbeiten mussten und nicht bei den Sozial­ prozesse. Er ist Promotionsbeauftragter seines versicherungen angemeldet wurden, gewährt die Stif­ Departments. E-Mail: louishenri.seukwa@haw- tung bei einer Arbeitsdauer von bis zu zwei Jahren eine hamburg.de einmalige Rentenersatzleistung von 3 000 Euro und bei einer ­Arbeitsdauer von mehr als zwei Jahren insge­ samt 5 000 Euro. Die Stiftung wird ihre Arbeit bis zum 31. Dezember 2021 durchführen. Zur Homepage geht es unter www.stiftung-anerkennung-und-hilfe.de. Quelle:­ Rechtsdienst 1.2017

Zweiter Engagementbericht. Am 29. März dieses Jahres hat das Bundeskabinett eine Stellungnahme der Bundesregierung zum Zweiten Engagementbericht ­beschlossen, der sich auf rund 600 Seiten der Frage wid­ 2 Hier sei Professor Dr. Joachim Schroeder (Uni Ham­ met, inwiefern das Bürgerschaftliche Engagement für burg) ausdrücklich für sein Engagement und seine die ­Gestaltung des demografischen Wandels in den unterstützende Haltung in diversen Verhandlungen Städten und im ländlichen Raum von Bedeutung ist. mit der Universität Hamburg gedankt. Sein Einsatz Im Blickfeld standen zudem Herausforderungen bezüg­ Soziale Arbeit 5-6.2017 hat uns vor solchen demütigenden Erfahrungen ­bewahrt. lich der Hilfe für geflüchtete Menschen, die Rolle der dungen zu stärken, ­plädiert die Diakonie Deutschland Genossenschaften und der sozialen Unternehmen sowie an die Politik, die Aussetzung des Familiennachzugs mit Themen wie Monetarisierung, Bildung und Partizipation. sofortiger Wirkung zu beenden. Quelle: Pressemitteilung Das Bundesfamilienministerium merkte an, man wolle der Diakonie Deutschland vom 29.3.2017 die Menschen, die sich freiwillig für andere einsetzen, in Zukunft noch besser unterstützen, da deren Arbeit die Basis für eine lebendige und innovative Gesellschaft SOZIALES ­bilde. Der Engagementbericht und die Stellungnahme Krankenversicherung von Selbständigen. In der stehen auf der ­Internetseite http://bmfsfj.de (Themen/ Anhörung des Gesundheitsausschusses am 22.3.2017 Engagement und ­Gesellschaft) zum Download zur Ver­ sprachen sich die geladenen Sachverständigen für eine fügung. Quelle: Pressemitteilung des Bundesfamilienminis- Anpassung der Beitragsbemessung für die Krankenver­ teriums vom 29.3.2017 sicherung von Selbständigen aus. Insbesondere bei Solo- Selbständigen führten die geltenden Regelungen zu Projektjahrbuch 2015. Potenziale nutzen – Integration ­unverhältnismäßigen Härten, da deren Einkommens­ fördern. Hrsg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. verhältnisse mit jenen der klassischen Selbständigen Nürnberg 2016, 272 S., kostenlos *E-1721* nicht vergleichbar seien. Deshalb sei es wünschenswert, Neben den Integrationskursen und der Migrationsbera­ die Mindestbeitragsbemessung von derzeit 2 231 Euro tung fördert das Bundesamt für Migration und Flücht­ beziehungsweise 1 487 Euro für Existenzgründende und linge (BAMF) bundesweit Projekte zur gesellschaftlichen Härtefälle auf 450 Euro abzusenken. Der GKV-Spitzen­ Integration von dauerhaft in Deutschland lebenden zuge­ verband schlug vor, für hauptberuflich Selbständige wanderten Menschen. Um die Orientierung zu erleichtern, eine einheitliche Grundlage bei 1 487 Euro festzulegen, eröffnet diese Informationsbroschüre anhand von nach während der Ersatzkassenverband dafür plädierte, die Bundesländern geordneten Kurzporträts einen Überblick Bemessungsgrenze bei 991 Euro anzusetzen und künf­ über die zirka 280 im Jahr 2015 vom BAMF unterstützten tig nicht mehr zwischen Selbständigen und anderen Initiativen. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um freiwillig Versicherten zu unterscheiden. Zur Diskussion Paten- und Lotsenprojekte, um Angebote in den Berei­ stand auch die Ausweitung der Krankenversicherungs­ chen Medien, Kunst und Kultur und um Anstrengungen pflicht für Selbständige in der Gesetzlichen Kranken­ zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements, der versicherung. Quelle: Das Parlament 27.3.2017 236 Migrantenorganisationen und der Willkommens- und Anerkennungskultur. Besonderes Interesse gilt der Ziel­ 5. Aktionsprogramm der Berliner Handwerks­ gruppe der jugendlichen Neuankömmlinge. Die Zusam­ kammer. Erstmals seit der Berliner Wahl zum Abgeord­ menstellung berücksichtigt auch einige Modellprojekte neten­haus im September 2016 tagte am 9. Februar die­ und programme sowie spezielle Maßnahmen für Frauen ses Jahres die Arbeitsgruppe Menschen mit Behinde­- und Migrantinnen und Migranten mit jüdischen oder rung in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie muslimischen Hintergrund. Wer selbst Integrationspro­ und Betriebe. An der Sitzung nahmen auch Vertreterin­ jekte verwirklichen möchte, erfährt, wie Mittel beim BAMF nen und Vertreter der Berliner Handwerkskammer (HWK) beantragt werden können. Bestellanschrift: Bundesamt teil, die in enger Zusammenarbeit mit den Integrations­ für Migration und Flüchtlinge, Referat Steuerung der fachdiensten, Jobzentren und dem Annedore-Leber-­ Projektarbeit, Integration durch Sport, Informations­ Berufsbildungswerk die Ausbildung und Beschäftigung management, Frankenstraße 210, 90461 Nürnberg, von behinderten Menschen fördert. Die HWK, die Ende Tel.: 09 11/943-0, Internet: www.bamf.de/publikationen dieses Jahres das neue Aktionsprogramm 2018-2020 auflegen wird, bittet um weitere Anregungen. Willkom­ Diakonie fordert Familienzusammenführung. men sind vor allem Ideen zur Problembewältigung im Für geflüchtete Menschen, die nach der Genfer Flücht­ Spannungsfeld zwischen Verwaltung, Politik und Hand­ lingskonvention nicht anerkannt sind und nur einen werk, zur Optimierung der CO2-Bilanz und zur Siche­ subsi­diären Schutz erhalten, hat die Große Koalition rung des Fachkräftebedarfs. Wer dahingehende Impulse den ­Familiennachzug mit dem Asylpaket II bis März einbringen möchte, kann sich telefonisch unter 030/ 2018 ausgesetzt, um die Kommunen zu entlasten. Die 25 90 33 58 oder per E-Mail an die HWK wenden: Diakonie gibt zu bedenken, dass die Ungewissheit über ­[email protected]. Quelle: Berliner Behinderten das Schicksal ihrer Angehörigen die Integration der ­Zeitung März 2017 Neuankömmlinge gefährden und zu einer Radikalisie­ rung beitragen könne. Besonders gravierend sei die Vergütung beruflicher Betreuer. Aufgrund des ­Regelung für unbegleitete Jugendliche, die sich ohne ­Widerstandes der Justizministerien der Länder wurde die verwandtschaftlichen Rückhalt in eine für sie fremde zunächst für den 30. und 31. März vorgesehene Debatte Gesellschaft einleben müssten. Da nach dem Grund­ zur Vergütungserhöhung um 15 Prozent für berufliche gesetz und nach der Europäischen Menschenrechts­ Betreuende in den Sommer verschoben. Der Betreuungs­

konvention eine Verpflichtung bestehe, familiäre Bin­ gerichtstag mahnt, dass durch die Verzögerung viele Soziale Arbeit 5-6.2017 Rundschau Betreuungsvereine in ihrer Existenz gefährdet seien. mit dem Krankenhaus. Darüber hinaus finden sich hier Während die Tarife der in diesem Bereich vorwiegend Hinweise zur Kontaktaufnahme und zu aktuellen Vorga­ tätigen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter um über ben nach dem Thüringer Krankenhausgesetz, dem Thürin­ 29 Prozent gestiegen seien, stagniere die Entlohnung ger Gesetz zur Hilfe und Unterbringung psychisch kranker der Berufsbetreuenden seit dem 1. Juli 2005, wodurch Menschen und dem Thüringer Maßregelvollzugsgesetz. für die Betreuungsvereine Verluste entstünden. Für die Der Ratgeber steht im Internet unter www.thueringen. Jahre 2017/2018 hätten 54 Betreuungsvereine ihre Schlie­ de/th7/tmasgff/index.aspx zum Download zur Verfügung. ßung angekündigt, wenn sich an der Bezahlungssituation Quelle: das Krankenhaus 3.2017 nichts ändere. Quelle: Pressemitteilung des Betreuungs­ rundschau gerichtstages vom 28.3.2017 Kassenrezepte im EU-Ausland. Laut der zum 25.10.2013 wirksam gewordenen Patientenmobilitäts­ Berliner Ratgeber für Menschen mit Behinde- richtlinie können Versicherte in der Europäischen Union rung. Hrsg. Landes-Amt für Gesundheit und Soziales. ein im Inland ausgestelltes ärztliches Rezept auch in Selbstverlag. Berlin 2017, 98 S., kostenlos *E-1730* ­einem anderen EU-Land einlösen, sofern der jeweilige Als Hilfestellung für die rund 600 000 Berlinerinnen und Wirkstoff in dem betreffenden Staat erhältlich ist. Die Berliner mit einer Behinderung liefert diese Broschüre Kosten hierfür sind zunächst aus eigenen Mitteln auf­ Informationen zum Schwerbehindertenrecht, zum Aner­ zuwenden, werden aber im Nachhinein von der zustän­ kennungsverfahren für den Schwerbehindertenstatus digen Krankenkasse übernommen. Das Gleiche gilt für und zu den damit verbundenen Nachteilsausgleichen im Arzneien, die im EU-Ausland verschrieben und in einer Arbeitsleben, der Mobilität, dem Wohnen und der Kom­ dortigen Apotheke erworben werden. Wer Fragen zum munikation, wobei insbesondere auf Fördermöglichkeiten Thema Krankenversicherung im Ausland hat, kann sich für junge Menschen eingegangen wird. Im zweiten Teil unter der E-Mail-Anschrift [email protected] an die Deutsche folgen eine Zusammenstellung von Internetanschriften Verbindungsstelle Krankenversicherung-Ausland des GKV- und ein Adressverzeichnis von Anlaufstellen wie beispiels­ Spitzenverbandes wenden. Quelle: VdK Zeitung April 2017 weise Integrationsfachdiensten, Beratungsstellen, Verei­ nen und Verbänden. Die auch in Leichter Sprache und Barrierefreies Reisen mit dem ICE 4. Um Menschen als Hörversion verfügbare Handreichung wird durch mit einer Sehbeeinträchtigung das Reisen zu erleichtern, Hinweise zu den vielfältigen Hilfen, Institutionen und stellt die Deutsche Bundesbahn in ihrem neuen ICE 4 Angeboten für Menschen mit einem Handicap in Berlin Bezeichnungen in Brailleschrift zur Verfügung. Zudem 237 ergänzt. Bestellanschrift: Landesamt für Gesundheit und wird die Orientierung durch ein Türfindesignal und große, Soziales – Versorgungsamt, Postfach 31 09 29, 10707 tastbare Platznummern vereinfacht. Das seit Dezember Berlin, Internet: www.lageso.berlin.de 2016 probeweise eingesetzte Modell soll ab Dezember dieses Jahres den Regelbetrieb aufnehmen. Quelle: BVN Anhebung des Schonvermögens. Gemäß einem Magazin 1.2017 Beschluss­ des Bundestages vom 1. Dezember 2016 wurde der Vermögensschonbetrag in der Sozialhilfe mit Wirkung Internetseite für Pflegende. Unter www.zqp.de hält zum 1. April 2017 auf 5 000 Euro angehoben. Die Neu­ die gemeinnützige Stiftung „Zentrum für Qualität in der regelung betrifft vor allem Empfängerinnen und Emp­ Pflege“ eine Datenbank für Angehörige und Fachkräfte fänger von Eingliederungshilfe, Hilfe zur Pflege sowie bereit, die sich für pflegebedürftige Menschen engagieren. Grundsicherung im Alter und Erwerbsminderungsrente, Die Website enthält unter dem Link „Wissensangebot/ wobei sich der Betrag für jede weitere einer Bedarfs­ Ratgeber & Hilfe“ eine Suchfunktion, die mittels einer gemeinschaft angehörende Person um 500 Euro erhöht. Postleitzahlensuche Beratungsangebote vor Ort auflistet. Im Rahmen von Härtefallregelungen wird die Neuerung Ergänzt wird der Service durch ein Verzeichnis kostenloser bereits bei Erstanträgen ab dem 1. Januar 2017 ange­ Pflegeratgeber, einen Veranstaltungskalender, einen wendet. Quelle: SoVD Soziales im Blick 3.2017 ­Report zur Gewaltprävention sowie aktuelle Nachrichten zur Pflege und Informationen zu den Stiftungsprojekten. GESUNDHEIT Quelle: PKVpublik März 2017 Leitfaden für Patientenfürsprache. Anlässlich eines Treffes von Patientenfürsprecherinnen und Patientenfür­ JUGEND UND FAMILIE sprechern am 10. Februar dieses Jahres wurde ein von 5 Jahre Think Big. Seit dem Jahr 2011 werden Jugend­ der Landeskrankenhausgesellschaft und dem Thüringer liche im Alter von 14 bis 25 Jahren im Rahmen des von Gesundheitsministerium entwickelter Leitfaden mit Hand­ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung un d der lungsempfehlungen für die ehrenamtliche Patientenfür­ ­Telefónica Stiftung aufgelegten Programms „Think Big“ sorge vorgestellt. Im Einzelnen geht es um die Aufgaben dabei unterstützt, die Gesellschaft auf digitale Weise und Pflichten der freiwilligen Kräfte, um ihre Qualifikation mitzugestalten, eigene Ideen zur Digitalisierung zu ent­ und Fortbildung, ihre Stellung und die Zusammenarbeit wickeln und diese in die Tat umzusetzen. Anlässlich des Soziale Arbeit 5-6.2017 fünfjährigen Jubiläums wurde im Sommer 2016 vom Jugendarbeit mit jungen Geflüchteten. Als Hilfe­ ­Institut für Medienforschung und Medienpädagogik an stellung für die pädagogische Jugendarbeit mit jungen der TH Köln eine auf Interviews und Online-Fragebögen Geflüchteten hat der Hessische Jugendring in Koopera­ basierende Studie des Programms erstellt. Im Mittelpunkt tion mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und standen hierbei die Fragen nach der Wirkung auf die Integration die Arbeitshilfe „Angekommen – Jugend­ Kompetenzentwicklung junger Menschen und nach den arbeit mit jungen geflüchteten Menschen in Hessen“ Erfolgen für sozial- und bildungsbenachteiligte Jugend­ herausgegeben. Haupt- und ehrenamtliche Kräfte fin­ lichen. Die Erkenntnisse zeigen, dass insbesondere diese den hier auf über 60 Seiten Ausführungen zu Themen unterprivilegierten Zielgruppen von der Initiative profitie­ wie Empowerment und Diskriminierung, zur Kontakt­ ren. Die Jugendlichen sammeln Erfahrungen im Projekt­ aufnahme mit Geflüchteten und zum Umgang mit management und werden zu sozialem Engagement Sprachbarrieren, Vorurteilen und Traumata. Außerdem motiviert.­ Weitere Informationen stehen im Internet unter enthält die Broschüre Anhaltspunkte zur Rechtslage und www.think-big-org und www.dkjs.de (Themen/Alle Pro­ zu den Methoden der Bildungsarbeit sowie Anregun- gramme/Jugend und Zukunft). Quelle: Nachricht der Deut- gen für politische Aktivitäten. Die Handreichung kann schen Kinder- und Jugendstiftung gemeinnützige GmbH im Internet unter www.hessischer-jugendring.de (DKJS) vom 21.3.2017 ­(Publikationen/Arbeitshilfen) eingesehen werden. ­ Quelle: hessische jugend März 2017 Reiche Kinder bekommen mehr Nachhilfe. Um soziale Ungleichheiten im Hinblick auf die schulische Zentralregister für Samenspender. Ein von der Bildung zu untersuchen, hat ein Forscherteam der Uni­ Bundesregierung am 22.2.2017 eingebrachter Gesetz­ versität Duisburg-Essen im Zeitraum von März 2012 bis entwurf sieht vor, Personen ab 16 Jahren, die auf dem Juli 2013 knapp 400 Nachhilfeinstitute untersucht, die Wege einer ärztlich unterstützten künstlichen Befruch­ vorwiegend privat bezahlte außerschulische Nachhilfe tung gezeugt wurden, einen Auskunftsanspruch über anbieten. Ohne den Anspruch auf Repräsentativität ihre biologische Herkunft einzuräumen. Geplant ist hier­ ­erbrachte die von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte zu die Einrichtung eines zentralen Registers beim Deut­ Studie das Ergebnis, dass nur 13 % der Kinder aus armen schen Institut für Medizinische Dokumentation und Infor­ Elternhäusern Nachhilfestunden erteilt würden, während mation, wo die Daten über die Samenspender und die Kinder der Mittelschicht zu 20 % und Kinder aus wohl­ Empfängerinnen einer Samenspende für eine Zeitspanne 238 situierten Familien zu zirka 30 % entsprechende Hilfen von 110 Jahren gespeichert werden. Zugleich soll durch erhielten. Im Sinne einer höheren Chancengerechtigkeit eine Ergänzung im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) die wird empfohlen, die Nachhilfe stärker an das öffentliche gerichtliche Feststellung der rechtlichen Vaterschaft eines Bildungswesen anzubinden. Quelle: Pressemit­teilung der Samenspenders ausgeschlossen werden, um zu verhin­ Hans-Böckler-Stiftung vom 2.3.2017 dern, dass durch eine Insemination Pflichten im Hinblick auf das Sorge-, Unterhalts- und Erbrecht entstehen. Ratgeber Sexueller Missbrauch. Informationen für In ihrer Zielsetzung wurde die Initiative von allen vier Eltern, Lehrer und Erzieher. Von Lutz Goldbeck und ande­ Fraktionen begrüßt. Quelle: Das Parlament 13.3.2017 ren. Hogrefe Verlag. Göttingen 2017, 47 S., EUR 8,95 *DZI-E-1683* Nach Informationen des Berufsverbandes der Kinder- und AUSBILDUNG UND BERUF Jugendärzte in Berlin werden in Deutschland jeden Tag Fachakademie für Jugendcoaching. In Düsseldorf rund 40 Kinder Opfer sexueller Gewalt. Um Anhaltspunkte wurde im März dieses Jahres eine Fachakademie für für eine zielgerichtete Prävention und Intervention zu ­Jugendcoaching eröffnet, die eine Ausbildung zum zerti­ vermitteln, beschäftigt sich diese Broschüre mit der Frage, fizierten Kinder- und Jugendcoach anbietet. Die praxis­ wie man Kinder und Jugendliche davor schützen kann, bezogene Qualifizierung umfasst 17 Module, die in sieben zu Opfern von Sexualdelikten zu werden. Es werden Hin­ Wochenendseminaren vermittelt werden. Auf dem Pro­ weise gegeben, was bei einem Missbrauchsverdacht gramm stehen neben den rechtlichen Rahmenbedin­ ­unternommen werden sollte und welche Schritte Eltern gungen beispielsweise Themen wie Lerntherapie, Mob­ und pädagogische Fachkräfte bei Vorliegen eines tat­ bing, Drogenkunde, Elterncoaching und ADHS. Zusätz­- sächlichen Missbrauchs einleiten können. Darüber hin­ lich werden Aufbaukurse in Entspannungsmethoden aus finden sich hier Ausführungen zu den relevanten ­angeboten. Der erste Lehrgang startet im Oktober rechtlichen Rahmenbedingungen sowie Handlungsemp­ ­dieses Jahres. Näheres auf der Internetseite www.fach fehlungen zum Umgang mit entsprechenden Übergriffen akademie-jugendcoaching.de. Quelle: Mitteilung der innerhalb der Familie. Die Handreichung wird vervollstän­ Fachakademie für Jugendcoaching GbR vom 28.3.2017 digt durch bibliografische Hinweise und eine Zusammen­ stellung wichtiger Anlaufstellen. Bestellan­ ­schrift: Hogrefe Projekt für blinde und sehbehinderte Menschen. Verlag GmbH & Co. KG, Merkelstraße 3, 37085 Göttin­ Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit

gen, Tel.: 05 51/999 50-0, Internet: www.hogrefe.de und Soziales startete der Deutsche Verein der Blinden Soziale Arbeit 5-6.2017 Rundschau mittei Sozia freie Qualifizierungsmöglichkeiten zugänglichmacht. Geplant istzudemeineInternet-Plattform, diebarriere ­ LAF- Kompetenzen. Weitere Informationen stehenaufder erhalten im Anschluss einZertifikatüberdie erworbenen deren Integration voranzubringen. Dabei werdenjenach einheimische BürgerinnenundBürgermitdem Wunsch, sind sowohlgeflüchteteMenschenalsauchvolljährige stellen füreineehrenamtliche Tätigkeit. Angesprochen ten (LAF)inBerlinabdem1. April diesesJahres Einsatz­ vermittelt dasLandesamtfürFlüchtlingsangelegenhei­ Ziel, dasEngagementvonundfürFlüchtlingezustärken, Bundesfreiwilligendienst fürGeflüchtete. Mitdem www.IDAeV.de ­Internet: 4022120, Düsseldorf,Straße Tel.: 02 11/15 9255-5, trum für Antirassismusarbeit e.V. (IDA), Volmerswerther Bestellanschrift: Informations-undDokumentationszen­ Projektmaterialien der Vielfalt-Mediathek desIDAe.V. ­Ergänzt wirddieHandreichungdurchHinweisezuden Ein alphabetisches Verzeichnis erleichtertdieSuche. und dieGruppederSintiRomaeingegangenwird. Begrifflichkeiten inBezugaufdenIslam, dasJudentum berichterstattung,auf denBereichFluchtund Asyl sowie ten Bezeichnungen, wobei vorallemaufdieKriminalitäts­ Quelle: Sichtweisen3.2017 Lehrmaterialien herstellen undihrPersonal schulenlassen. bildungsangeboten. Bildungsanbieterkönnengeeignete Rahmen Beratung beiderSuchenachpassenden Weiter schränkung undderen Arbeitgeber erhaltenindiesem Bildung ohneBarrieren“. MenschenmiteinerSehein­ November 2016 dasProjekt„iBoB – inklusive berufliche und SehbehinderteninStudiumBeruf(DVBS)im Glossar erläuterteine Vielzahl vonthematischgeordne­ unter www.neuemedienmacher.de (Projekte)abrufbare der pädagogischenundSozialen Arbeit. DasimInternet eine politischkorrekte Wortwahl indenMedienund brauch gebendieFormulierungshilfen Anhaltspunkte für Als Anleitung füreinenfairenundbewusstenSprachge­ Düsseldorf 2016, 67S., kostenlos *DZI-E1733* zentrum für Antirassismusarbeit e.V. (IDA). Selbstverlag. gesellschaft. Hrsg. Informations-undDokumentations­ Sprachgebrauch inderBildungsarbeitMigrations­ Formulierungshilfen füreinendiskriminierungssensiblen Glossar derNeuendeutschenMedienmacher. natigen Freiwilligendienstes pädagogischbegleitetund Die Teilnehmenden werdenwährendihres6bis 12-mo­ Rahmen desProgramms Deutschkurse besuchtwerden. Sozialleistungen verrechnetwird. BeiBedarfkönnenim bei denSchutzsuchendenzum Teil mitdenbewilligten ten ein Taschengeld vonmonatlich biszu300Euro, das oder der Verwaltung angeboten. DieFreiwilligen erhal­ Freizeiteinrichtungen, Beratungszentren, Bibliotheken Interessenlage Arbeitsmöglichkeiten inKindergärten, Homepage unterwww.berlin.de/laf. les Berlinvom29.3.2017 lung derSenatsverwaltungfürIntegration, Arbeitund

Quelle: Presse- ­

10.-12.7.2017 E-Mail: [email protected] [email protected], InformationinDeutsch: Friederike Lorenz, Croatia, Tel.: 00385/51688249, E-Mail: stjepka.pop 10.-14.7.2017 frauen-fuehrenanders.de 85354 Freising, Tel.: 08 161/53 47 28, E-Mail: info@ Information: Dr. MonikaStützle-Hebel, Eschenweg 11, 7.-8.7.2017 Fax: 02 21/52 9903, E-Mail: [email protected] für SozialePsychiatrie, ZeltingerStraße 9, 50969Köln, gänge gestalten. Information: DeutscheGesellschaft mation: Hoch nenalter. Information: Gesellschaft – Altern – Medien e. V., BILDUNG –MedialeLernkulturenimhöherenErwachse­ 23.-24.6.2017 E-Mail: Straße 52, 10825 Berlin, Tel.: 030/30877-1234, Prof. Dr.Schöneberg,Betzelt,Badensche Campus Sigrid logie: ­Sozialpolitik inderDeutschenGesellschaftfürSozio­ keiten derHilfe. Information: Bundesarbeitsgemeinschaft 12.-13.6.2017 positionen: Frauen führenanders – Führen Frauen anders? versity ofRijeka, Sveuilišnaavenija4, 51000Rijeka, Popovi, Faculty ofHumanitiesandSocialSciences, Uni­ research andpractice. Information(inEnglisch): Stjepka Child maltreatmentandwell-being: Contemporary issues, ­Familien –EskalierendeFamilienkonflikte undMöglich­ 20.-22.6.2017 E-Mail: [email protected] ­Walramstraße 3, 53175Bonn, Tel.: 0228/261555, behandlung. Information: Fachverband Suchte.V., des Fachverbandes Suchte.V.: EthischeFragen derSucht­ ­„Gesellschaft – Altern – Medien“: Immer WEITER mitder 22.-23.6.2017 hauptstadtkongress.de 48, 10243 Berlin, Tel.: 030/49 85 50 31, E-Mail: info@ und Gesundheit, Agentur WOK GmbH, Palisadenstraße Gesundheit. Information: Hauptstadtkongress Medizin 21.-23.6.2017 schutz-zentren.org 50968 Köln, Tel.: 02 21/56 97 53, E-Mail: die@kinder der Kinderschutz-Zentrene.V., BonnerStraße 145, 27.6.2017 850, E-Mail: [email protected] Emil-FuchsStraße 1, 04105Leipzig, Tel.: 0341/9735 al [email protected] ­E-Mail: Österreich,Elsbethen,Tel.: 00 43/662804775 27, Bildungswerk Salzburg, F.W. -Raiffeisenstraße 2, 5061 Werktagung: Kinderrechte. Information: Katholisches Angst ­sigrid.betzelt@hwr Köln

im Sozialstaat – Sozialstaat in Angst? Infor Angst? in Sozialstaat – im schule für Wirtschaft undRechtBerlin, Rijeka Zeuthen Salzburg Leipzig . Tagung: „Teilhabe füralle!“ – Über Heidelberg Berlin Leipzig Berlin , Kroatien. internationaleKonferenz: . Hauptstadtkongress Medizinund . . Fachkongress: GEWALTIGe . Jahrestagung des Vereins Jahrestagung derSektion . Seminar fürFrauen inFührungs­ . Internationale pädagogische . 30. HeidelbergerKongress -berlin.de ­

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Soziale Arbeit 5-6.2017 239 TAGUNGSKALENDERrundschau 1.00 Sozialphilosophie/ Koch, Josef: Dialogforum Pflegekinder­ Steinbüchel, Antje: Ein Jahr Verteilung Sozialgeschichte hilfe – mehr Rationalität gewinnen. - In: von unbegleiteten minderjährigen Flücht­ Dederich, Markus: Ethische Aspekte der Jugendhilfe-Report ; 2017, Nr. 1, S. 10-12. lingen: Eine Auswertung. - In: Jugend­ Forschung an Menschen mit geistiger *DZI-3055* hilfe-Report ; 2017, Nr. 1, S. 42-44. Behinderung. - In: Teilhabe ; Jg. 56, 2017, Kolbe, Martin: Das Internetforum der *DZI-3055* Nr. 1, S. 4-10.*DZI-1302z* Deutschen Gesellschaft für Bipolare Degener, Theresia: Erwachsenenschutz, Störungen e. V. (DGBS). - In: Sozialpsy­ 2.03 Leben/Arbeit/Beruf Vormundschaft und Betreuung aus men­ chiatrische Informationen ; Jg. 47, 2017, Dreer, Benjamin: Jugendliche von heute schenrechtlicher Behinderungsperspek­ Nr. 1, S. 26-27.*DZI-2671* gemessen an den Maßstäben von ges­ tive. - In: Betreuungsrechtliche Praxis ; Kühn, Thomas: Supervision und Organi­ tern? Zur Passung von Person und Beruf Jg. 25, 2016, Nr. 6, S. 205-208. sationsberatung im Lichte Erich Fromms. im 21. Jahrhundert. - In: Unsere Jugend ; *DZI-3018* - In: Supervision ; Jg. 35, 2017, Nr. 1, Jg. 69, 2017, Nr. 2, S. 68-75.*DZI-0135* Dreßler, Markus: Erdog˘an und die S. 26-31.*DZI-2971* Eberitzsch, Stefan: WiF – Wissensland­ „Fromme Generation“: Religion und Offer, Bettina: Der Entwurf der SPD- schaft Fremdplatzierung: Eine neue Politik in der Türkei. - In: Aus Politik und Bundestagsfraktion für ein Einwande­ Plattform ermöglicht den langfristigen Zeitgeschichte ; Jg. 67, 2017, Nr. 9-10, rungsgesetz: Analyse und kritische Stel­ Qualitätsdialog zwischen Praxis und S. 23-29.*DZI-3059* lungahme. - In: ZAR - Zeitschrift für Forschung. - In: Sozial Aktuell ; Jg. 49, Kaufmann, Sebastian: Nietzsche als Ausländerrecht und Ausländerpolitik ; 2017, Nr. 1, S. 17-19.*DZI-2220z* Vordenker der Neuen Rechten? Beob­ Jg. 37, 2017, Nr. 1, S. 29-33. Guhling, Hartmut: Aktuelle Rechts­ achtungen über einen vielschichtigen *DZI-2682* prechung des Bundesgerichtshofs zur Vereinnahmungsversuch vom Paten der Schneider, Werner: Bürgerbewegte Betreuervergütung. - In: Betreuungs­ AfD-Parteiphilosophie zur Pop-Ikone der Ehrenamtlichkeit in der Betreuung am rechtliche Praxis ; Jg. 25, 2016, Nr. 6, Identitären Bewegung. - In: Zeitschrift Lebensende: Herausforderungen, Pro­ S. 212-217.*DZI-3018* für Sozialpädagogik ; Jg. 15, 2017, Nr. 1, bleme, Perspektiven. - In: Bundesgesund­ Jahn, Ronny: Diplomaten im Dienste S. 87-104.*DZI-3042* heitsblatt ; Jg. 60, 2017, Nr. 1, S. 69-75. der Organisation: Psychoanalytisch Reichert, Ramón: Smartes Regime: *DZI-1130* ­orientierte Überlegungen zur Beratung ­Subjektivierung in der digitalen Kontroll­ Wasel, Wolfgang: Subsidiarität und von Organisationen. - In: Supervision ; gesellschaft. - In: Sozialpsychiatrische ­Hybridität – ein Deckungszusammen­ Jg. 35, 2017, Nr. 1, S. 21-25. ­Informationen ; Jg. 47, 2017, Nr. 1, S. 44- hang. - In: Nachrichtendienst des Deut­ *DZI-2971* 47. *DZI-2671* schen Vereins für öffentliche und private Krischak, Gert: Zusammenhänge zwi­ Fürsorge ; Jg. 97, 2017, Nr. 2, S. 73-81. schen dem Erwerbsstatus in den ersten 2.01 Staat/Gesellschaft *DZI-0044* 2 Jahren nach Rehabilitation und lang­ Bucki, Mariusz: Wirtschaftliche Risiken fristigen Erwerbsverläufen: Implikatio­ 240 erkennen. - In: Sozialwirtschaft ; Jg. 27, 2.02 Sozialpolitik nen für die Outcome-Messung. - In: 2017, Nr. 1, S. 28-29.*DZI-2991z* Auhuber, Thomas C.: Neuausrichtung Die Rehabilitation ; Jg. 56, 2017, Nr. 1, Buoyardane, Nadja: Emotionale Texte der Heilverfahren der Gesetzlichen Unfall­ S. 31-37.*DZI-1523* erreichen mehr. - In: Sozialwirtschaft ; versicherung. - In: Die Rehabilitation ; Löwenhaupt, Stefan: Unternehmens­ Jg. 27, 2017, Nr. 1, S. 34-35. Jg. 56, 2017, Nr. 1, S. 55-72.*DZI-1523* steuerung mit Zielen und Zahlen: Wir­ *DZI-2991z* Bracke, Jörg: Einfach teilhaben!? Das kungsorientiertes Controlling. - In: Sozial­ Burmeister, Klaus: Blick in die Zukunft (trägerübergreifende) Persönliche Budget wirtschaft ; Jg. 27, 2017, Nr. 1, S. 17-19. – was bringt uns die Digitalisierung in in der Praxis. - In: Teilhabe ; Jg. 56, 2017, *DZI-2991z* den nächsten zehn Jahren? - In: Sozial­ Nr. 1, S. 30-33.*DZI-1302z* Richter-Mackenstein, Joseph: Netz­ psychiatrische Informationen ; Jg. 47, Deinert, Horst: Betreuungszahlen 2015. werkanalyse mit easyNWK: Erste empi­ 2017, Nr. 1, S. 6-9.*DZI- 2671* - In: Betreuungsrechtliche Praxis ; Jg. 25, rische und metrische Erkenntnisse einer Fritzsche, Nora: #Nohatespeech: 2016, Nr. 6, S. 218-220.*DZI-3018* Diagnostik sozialer Hilfebedürftigkeit. - ­Vielfalt statt Einfalt! - In: Jugendhilfe- Hämel, Kerstin: Familiengesundheits­ In: Soziale Arbeit ; Jg. 66, 2017, Nr. 3, Report ; 2017, Nr. 1, S. 46-49. strategie in Brasilien: Profilierung der S. 88-96.*DZI-0470* *DZI-3055* Pflege in der Primärversorgung. - In: Seehafer, Peggy: Hebammenausbildung Gulde, Franz: Die Welt, in der wir Pflege & Gesellschaft ; Jg. 22, 2017, im 21. Jahrhundert: European Midwives ­leben: Über die Notwendigkeit eines Nr. 1. S. 35-51.*DZI-3072* Association 2016. - In: Deutsche Heb­ christlich motivierten Engagements für Köhler, Iven: Neue Regelungen im Sach­ ammen-Zeitschrift ; Jg. 69, 2017, Nr. 2, eine gerechte Welt. - In: Erwachsenen­ verständigenrecht. - In: Das Jugendamt ; S. 78-80.*DZI-0608* bildung ; Jg. 63, 2017, Nr. 1, S. 12-14. Jg. 90, 2017, Nr. 2, S. 61-64. *DZI-1986* *DZI-0110z* 3.00 Institutionen und Kadler-Neuhausen, Ines: Medien­ Prütz, Franziska: Daten zur Palliativver­ Träger sozialer Maßnahmen einsatz in berufsbegleitenden Blended sorgung in Deutschland: Welche Daten­ Doll, Alexandra: Der deutsche Care­ Learning Studienangeboten: Eine Fall­ quellen gibt es, und was sagen sie aus? leaver e.V. gewinnt den internationalen studie zu den Chancen und Herausfor­ - In: Bundesgesundheitsblatt ; Jg. 60, FICE Award: Ein starkes Signal für ein derungen für selbstgesteuertes Lernen. 2017, Nr. 1, S. 26-36.*DZI-1130* Selbsthilfe-Netzwerk. - In: Forum Erzie­ - In: Zeitschrift für Sozialpädagogik ; Stegbauer, Constance: Studien zur hungshilfen ; Jg. 23, 2017, Nr. 1, S. 57- Jg. 15, 2017, Nr. 1, S. 68-86. Evaluation ambulanter psychiatrischer 59.*DZI-3005* *DZI-3042* Versorgung: Werden die Prioritäten psy­ Freudenmann, Roland W.: Psychia­ Karasu, Kristina: Die Wahrheit hinter chisch kranker Menschen berücksichtigt? trische Notfälle auf der medizinischen - In: Psychiatrische Praxis ; Jg. 44, 2017, Notaufnahme des Universitätsklinikums Gittern: Presse- und Meinungsfreiheit Soziale Arbeit 5-6.2017 in der Türkei. - In: Aus Politik und Zeit­ Nr. 1, S. 13-20.*DZI-2574* Ulm in den Jahren 2000 und 2010. - geschichte ; Jg. 67, 2017, Nr. 9-10, In: Psychiatrische Praxis ; Jg. 44, 2017, S. 18-22.*DZI-3059* Nr. 1, S. 29-35.*DZI-2574* BIBLIOGRAPHIE ZEITSCHRIFTEN Kessen, Annette: Informieren und navi­ Fellmann, Lukas: Vereinbaren statt Hartfiel, Cajetan: Etablierung tierge­ gieren: Unabhängige Patientenberatung ­anordnen – Platzierungsprozesse im stützter Therapie an einer psychiatri­ Deutschland. - In: ersatzkasse magazin ; Kanton Basel-Landschaft aus Sicht schen Universitätsklinik: Ergebnisse der Jg. 97, 2017, Nr. 1-2, S. 26-28. von Fachpersonen und Betroffenen. - Vorstudie und Ausblick. - In: Psychiatri­ *DZI-0199z* In: ­Sozial Aktuell ; Jg. 49, 2017, Nr. 1, sche Praxis ; Jg. 44, 2017, Nr. 1, S. 36- Plöger, Stefan: Suizidprävention in der S. 13- 16.*DZI-2220z* 40.*DZI-2574* Telefonseelsorge. - In: Suizidprophylaxe ; Höring, Patrik C.: Das neue Jugendbild Heller, Andreas: Sterben und Tod im Jg. 44, 2017, Nr. 1, S. 17-21. der Postmoderne? Beobachtungen und gesellschaftlichen Wandel. - In: Bundes­ *DZI-2949* Anmerkungen zur Shell-Jugendstudie gesundheitsblatt ; Jg. 60, 2017, Nr. 1, Rohde, Bernhard: Assoziative Didaktik: 2015. - In: Unsere Jugend ; Jg. 69, 2017, S. 11-17.*DZI-1130* Thesen zu einer bildungskritischen Ver­ Nr. 2, S. 76-79.*DZI-0135* Holl, Julia: Trauma, Resilienz und Emo­ pflichtung. - In: Soziale Arbeit ; Jg. 66, Nübling, Rüdiger: Ergebnisqualität tionsregulation. - In: Psychotherapie, Psy­ 2017, Nr. 3, S. 82-88.*DZI-0470* ­medizinischer Rehabilitation: Zum Zu­ chosomatik, Medizinische Psychologie ; Sahnen, Andreas: Qualitätsentwicklung sammenhang zwischen „Patient Repor­ Jg. 67, 2017, Nr. 2, S. 83-90.*DZI-0516z* der Pflegekinderhilfe als Aufgabe der ted Outcomes“ (PROs) und geleisteten Hollerer, Luise: „Das Wesen jeder Päda­ Jugendämter. - In: Jugendhilfe-Report ; Sozialversicherungsbeiträgen. - In: Die gogik ist, die Möglichkeiten der Kinder 2017, Nr. 1, S. 13-16.*DZI-3055* Rehabilitation ; Jg. 56, 2017, Nr. 1, S. 22- zu erkennen“: Prof. Dr. Luise Hollerer – Wolf, Klaus: Pflegefamilie oder Heim? 30.*DZI-1523* Entwicklungspsychologin und Leiterin Orientierungslinien für die Suche nach Witte, Susanne: Kinderschutzsysteme des Kompetenzzentrums „Übergang der individuell besten Lösung. - In: Sozial im europäischen Vergleich: Vorstellung Schule“ an der Kirchlich- Aktuell ; Jg. 49, 2017, Nr. 1, S. 26-28. des internationalen Forschungsprojektes Pädagogischen Hochschule (KPH) Graz. *DZI-2220z* HESTIA. - In: Forum Erziehungshilfen ; - In: Unsere Kinder ; 2017, Nr. 1, S. 29- Wulff, Pilar: Der Einsatz von Familien­ Jg. 23, 2017, Nr. 1, S. 46-48. 31.*DZI-2181* hebammen in Handlungsfeldern sozialer *DZI-3005* Lange, Moritz: Pilotprojekt „Wegweiser“: Organisationen: Inter- und transdiszipli­ Evaluation eines Sozialtherapeutischen näre Kooperation an der Schnittstelle 5.02 Medizin/Psychiatrie Gruppenangebots für Kinder und Jugend­ zwischen Gesundheitswesen und Jugend­ Bennefeld-Kersten, Katharina: Kon­ liche auf dem Weg in die ambulante hilfe. - In: Neue Praxis ; Jg. 47, 2017, gress der Bundesarbeitsgruppe Suizid­ Kinder- und Jugendlichen-Psychothera­ Nr. 1, S. 23-38.*DZI-2387* prävention im Justizvollzug vom 9.-11. pie. - In: Klinische Sozialarbeit ; Jg. 13, BIBLIOGRAPHIE ZEITSCHRIFTEN 2016 in Dresden. - In: Suizidprophylaxe ; 2017, Nr. 1, S. 12-13.*DZI-3049* 4.00 Sozialberufe/ Jg. 44, 2017, Nr. 1, S. 24-27. Mastnak, Wolfgang: Musiktherapie & Soziale Tätigkeit *DZI-2949* Neurologie: Probleme, Applikationen, Abou, Tanja: Wunderkinder: Ein Plädo­ Benze, Gesine: Spezielle medizinische Perspektiven. - In: Musik-, Tanz- und yer aus der Praxis zur Auflösung diskri­ Probleme am Lebensende: Krisen am Kunsttherapie ; Jg. 26, 2015, Nr. 3, 241 minierender Stigmen. - In: Forum Erzie­ Lebensende – welche Behandlung ist S. 123-144.*DZI-3074* hungshilfen ; Jg. 23, 2017, Nr. 1, S. 23-26. angemessen und wann sind Therapieziel­ Maurer, Friederike: Effektivität von *DZI-3005* änderungen angebracht? - In: Bundes­ ­kognitiver Verhaltenstherapie bei arbeits­ Heim, Claudia: Eine Frage der Haltung: gesundheitsblatt ; Jg. 60, 2017, Nr. 1, losen und erwerbstätigen Patienten mit Pflegeverständnis. - In: Altenpflege ; S. 62-68.*DZI-1130* prävalenten psychischen Störungen: Jg. 42, 2017, Nr. 2, S. 42-45. Gonther, Uwe: Wahn heute: Wie ändern Eine naturalistische Studie. - In: Psycho­ *DZI-2594* sich Wahninhalte? - In: Sozialpsychiatri­ therapie, Psychosomatik, Medizinische Jansky, Maximiliane: Einstellungen zu sche Informationen ; Jg. 47, 2017, Nr. 1, Psychologie ; Jg. 67, 2017, Nr. 2, S. 66- und Erfahrungen mit ärztlich assistiertem S. 35-37.*DZI-2671* 75.*DZI-0516z* Suizid: Eine Umfrage unter Mitgliedern Ließem, Hansgeorg: Neue Soziothera­ Muschalla, Beate: Arbeitsängste und der Deutschen Gesellschaft für Palliativ­ pie-Richtlinie – alte Probleme. - In: Klini­ ihre Behandlung in der medizinischen medizin. - In: Bundesgesundheitsblatt ; sche Sozialarbeit ; Jg. 13, 2017, Nr. 1, Rehabilitation: Handwerkszeug für Jg. 60, 2017, Nr. 1, S. 89-98. S. 14-16.*DZI-3049* ­Fähigkeitentrainings und Psychotherapie. *DZI-1130* Lippens, Frauke: Vielfältige Chemika­ - In: Die Rehabilitation ; Jg. 56, 2017, Kendall, Sally: Stärkung der Pflege in lienunverträglichkeit: Wenn Düfte krank Nr. 1, S. 38-46.*DZI-1523* der Primärversorgung in Europa: Die machen. - In: Deutsche Hebammen-Zeit­ Riedel-Heller, Steffi G.: Computerba­ Bedeutung einer positiven Praxisumge­ schrift ; Jg. 69, 2017, Nr. 2, S. 60-62. sierte Therapien: Eine Ergänzung in der bung. - In: Pflege & Gesellschaft ; Jg. 22, *DZI-0608* modernen Psychotherapie? Pro & Kontra. 2017, Nr. 1. S. 5-18.*DZI-3072* Schlichting, Helga: Schmerzen und - In: Psychiatrische Praxis ; Jg. 44, 2017, Stachowiak, Karin: Schlicht und ergrei­ Schmerzerfassung bei Menschen mit Nr. 1, S. 10-12.*DZI-2574* fend: Aromamassagen. - In: Deutsche (schwerer) geistiger Behinderung und Roesler, Christian: Die virtuelle thera­ Hebammen-Zeitschrift ; Jg. 69, 2017, Einschränkungen der Kommunikation. - peutische Beziehung: Ein kritischer Blick Nr. 2, S. 24-25.*DZI-0608* In: Zeitschrift für Heilpädagogik ; Jg. 68, auf die Nutzung Neuer Medien in der 2017, Nr. 2, S. 65-72.*DZI-0200* Psychotherapie. - In: Sozialpsychiatrische 5.01 Sozialwissenschaft Informationen ; Jg. 47, 2017, Nr. 1, und Sozialforschung 5.03 Psychologie S. 15-18.*DZI-2671* Dollinger, Bernd: Narrative Folgen­ Gerisch, Benigna: Zur Identifikation mit forschung: Konsequenzen sozialer Hilfen der imaginierten Mutter: Adoleszente 5.04 Erziehungswissenschaft zwischen Evidenzbasierung und Subjekt­ suizidale Phantasmen zwischen Depri­ Broens, Andrea: Entwicklung berufsbe­ bezug. - In: Zeitschrift für Sozialpäda­ vation, Separation und Selbstwerdung. - gleitender Studiengänge in den Pflege- Soziale Arbeit 5-6.2017 gogik ; Jg. 15, 2017, Nr. 1, S. 20-39. In: Kinder- und Jugendlichen-Psycho­ und Gesundheitswissenschaften: Die *DZI-3042* therapie ; Jg. 48, 2017, Heft 173, S. 29- Zielgruppen und der Bedarf an Lerner­ 57.*DZI-2486z* gebnissen. - In: Pflege & Gesellschaft ; Jg. 22, 2017, Nr. 1. S. 67-83.*DZI-3072* Frieters-Reermann, Norbert: Wer Bruckschen, Karl-Heinrich: Bewerbern mit Migrationshintergrund in der Praxis ­entwickelt wen und warum? Eine post- richtig absagen und als Arbeitgeber des Rucksack-Programms. - In: Zeitschrift koloniale Sicht auf das Konzept einer punkten. - In: Sozialwirtschaft ; Jg. 27, für Sozialpädagogik ; Jg. 15, 2017, Nr. 1, Bildung für nachhaltige Entwicklung. - 2017, Nr. 1, S. 30-31.*DZI-2991z* S. 2-19.*DZI-3042* In: Erwachsenenbildung ; Jg. 63, 2017, Dillmann, Franz: Rechtliche Rahmen­ Breithaupt, Fritz: „Wir waren alle ein Nr. 1, S. 4-7.*DZI-1986* bedingungen und Verfahrungsvorschläge wenig berauscht vom eigenen Mitge­ Klausner-Walter, Beate: Die Philoso­ zu sogenannten Poollösungen für schuli­ fühl“. - In: Psychologie heute ; Jg. 44, phie des Anfang(en)s: Ein Lehrgang sche Integrationshilfen. - In: Behinderten­ 2017, Nr. 3, S. 12-15.*DZI-2573* in Tirol widmete sich der „Kultur des recht ; Jg. 56, 2017, Nr. 1, S. 1-12. Deloie, Dario: Herausforderung Sozial­ Lernens“. - In: Unsere Kinder ; 2017, *DZI-1680* therapeutische Gruppenarbeit. - In: Klini­ Nr. 1, S. 26-27.*DZI-2181* Ganner, Michael: Herausforderungen sche Sozialarbeit ; Jg. 13, 2017, Nr. 1, Messmer, Heinz: Sprache, Zeit und und Reform des Erwachsenenschutzes S. 9-11.*DZI-3049* Wirklichkeit: Kommunikation, Sequen­ im internationalen Vergleich. - In: Betreu­ Funke, Andreas: Das Projekt WERTE- zialität und artikulierte Zeit in Prozessen ungsrechtliche Praxis ; Jg. 25, 2016, WERKSTATT: Toleranz üben – Dialog der Wirklichkeitsproduktion Sozialer Nr. 6, S. 209-212.*DZI-3018* schaffen. - In: Unsere Jugend ; Jg. 69, ­Arbeit. - In: Neue Praxis ; Jg. 47, 2017, Häbel, Hannelore: Berücksichtigung 2017, Nr. 2, S. 80-89.*DZI-0135* Nr. 1, S. 3-22.*DZI-2387* von Differenzkategorien in der Jugend­ Herbst, Franziska A.: Kompetent ver­ Mührel, Eric: Ethik und Politik des hilfe: Gesetzliche Verpflichtung nach netzt – optimal versorgt! Förderliche Glücks: Der Garten der Existenz und § 9 SGB VIII. - In: Forum Erziehungs­ Faktoren der Zusammenarbeit in hospiz­ seine gesellschaftlichen Bedingungen – hilfen ; Jg. 23, 2017, Nr. 1, S. 9-11. lich-palliativen Versorgungsnetzwerken eine sozialpädagogische Perspektive *DZI-3005* in Bayern. - In: Bundesgesundheitsblatt ; für die Soziale Arbeit. - In: Zeitschrift für Hanschel, Dirk: Klimaflüchtlinge und Jg. 60, 2017, Nr. 1, S. 37-44.*DZI-1130* Sozialpädagogik ; Jg. 15, 2017, Nr. 1, das Völkerrecht. - In: ZAR - Zeitschrift für Kühl, Wolfgang: Coaching durch die S. 40-52.*DZI-3042* Ausländerrecht und Ausländerpolitik ; Führungskraft. - In: Sozialwirtschaft ; Schmidt, Stefanie: Aktuelle Entwick­ Jg. 37, 2017, Nr. 1, S. 1-7.*DZI-2682* Jg. 27, 2017, Nr. 1, S. 32-33.*DZI-2991z* lungen der rehabilitationsbezogenen Schwabe, Bernd-Günter: Hinweise zu Löwer-Hirsch, Marga: Das Regelwerk Lehre in den humanmedizinischen Stu­ den Änderungen des SGB II und des ist die Reflexionsfähigkeit: Ein Fall von diengängen in Deutschland: Ergebnisse SGB XII ab 29.12.2016 zur Leistungs­ psychodynamisch fundierter Beratung. - der DGRW-Fakultätenbefragung 2015. - gewährung an ausländische Personen. - In: Supervision ; Jg. 35, 2017, Nr. 1, In: Die Rehabilitation ; Jg. 56, 2017, In: Zeitschrift für das Fürsorgewesen ; S. 45-49.*DZI-2971* Nr. 1, S. 47-54.*DZI-1523* Jg. 69, 2017, Nr. 2, S. 29-37. Niehoff, Ulrich: Beratung – sozialräum­ Stoll, Martina: Der gemeinsame *DZI-0167* lich gedacht. - In: Teilhabe ; Jg. 56, 2017, ­Bildungsraum steht offen: jetzt nicht Slüter, Ralf: Die Beratung von Berufs­ Nr. 1, S. 25-29.*DZI-1302z* 242 stehen bleiben, sondern beherzt eintre­ geheimnisträgern in der Schule nach § 4 Quick, Christa: Familienrat – das Poten­ ten! - In: Unsere Kinder ; 2017, Nr. 1, KKG: Schulische Kinderschutzfachkräfte zial sozialer Netzwerke: Wie Familien S. 9-12.*DZI-2181* als Brücke zwischen Schule und Jugend­ und ihre Bezugspersonen gemeinsam Thiele, Annett: Zukunftsperspektiven hilfe. - In: Das Jugendamt ; Jg. 90, 2017, nachhaltige Lösungen finden können. - einer Pädagogik im Förderschwerpunkt Nr. 2, S. 54-58.*DZI-0110z* In: Sozial Aktuell ; Jg. 49, 2017, Nr. 1, Körperlich-motorische Entwicklung – Thölke, Ulrich: Die Umwandlung eines S. 23-25.*DZI-2220z* Teil I. - In: Zeitschrift für Heilpädagogik ; gemeinnützigen Vereins in eine Stiftung: Schmidt, René: Wenn man sich selbst Jg. 68, 2017, Nr. 2, S. 73-84.*DZI-0200* Regelungsbedarf und Regelungsmöglich­ einfach nicht „riechen” kann: Eine Über­ keiten de lege ferenda. - In: npoR ; Jg. 09, sichtsarbeit mit Kasuistik zur Olfaktori­ 5.05 Soziologie 2017, Nr. 2, S. 54-57.*DZI-3069* schen Referenzstörung. - In: Psycho­ Lübbe, Anna: Migrationspartnerschaften therapie, Psychosomatik, Medizinische – Verweisung auf Transitstaaten ohne 6.00 Theorie der Psychologie ; Jg. 67, 2017, Nr. 2, S. 57- Rücksicht auf die Familieneinheit? - In: Sozialen Arbeit 65.*DZI-0516z* ZAR - Zeitschrift für Ausländerrecht und Braun, Karl-Heinz: Pädagogisches Den­ Zechert, Christian: Kommt die Digitali­ Ausländerpolitik ; Jg. 37, 2017, Nr. 1, ken und Handeln in der Sozialen Arbeit: sierung der Selbsthilfe? 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Qualität unter Druck: Positionen und chen ausländischer Personen in der *DZI-0044* Perspektiven in prekären Zeiten. - In: Grundsicherung für Arbeitsuchende und Pfiffner, Roger: Lust oder Frust? - Arbeits­ Nachrichtendienst des Deutschen Vereins in der Sozialhilfe: Eine erste rechtliche zufriedenheit in Sozialen Diensten. - In: für öffentliche und private Fürsorge ; Bewertung. - In: Nachrichtendienst des Sozial Aktuell ; Jg. 49, 2017, Nr. 1, S. 30- Jg. 97, 2017, Nr. 2, S. 89-91.*DZI-0044* Deutschen Vereins für öffentliche und 31.*DZI-2220z* Kron, Annika: Mitarbeiter als Bewohner: private Fürsorge ; Jg. 97, 2017, Nr. 2, Perspektivwechsel. - In: Altenpflege ; S. 67-72.*DZI-0044* Jg. 42, 2017, Nr. 2, S. 50-55.*DZI-2594* 6.01 Methoden Soziale Arbeit 5-6.2017 Bieler, Sandra: Gesunde und sichere der Sozialen Arbeit Ortmann, Karlheinz: Praxeleogisches Handarbeit: Arbeitsschutz. - In: Deutsche Anastasopoulos, Charis: Spuren von Herausforderungen an die Sozialthera­ Hebammen-Zeitschrift ; Jg. 69, 2017, Empowerment: Die Abkehr von der pie. - In: Klinische Sozialarbeit ; Jg. 13,

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Eichenberg, Christiane: Bindungsstile, Practice – erweiterte Rollen und Auf­ *DZI-2671* Nutzungsmotive und Internetsucht. - gaben der Pflege in der Primärversor­ Komzáková, Martina: Kunsttherapie In: Psychiatrische Praxis ; Jg. 44, 2017, gung in Ontario/Kanada. - In: Pflege bei Alzheimer-Patienten: Spezifische Nr. 1, S. 41-46.*DZI-2574* & Gesellschaft ; Jg. 22, 2017, Nr. 1. ­Aspektbildung und Methodologie. - In: Eichenberg, Christiane: Internetasso­ S. 18-35. *DZI-3072* Musik-, Tanz- und Kunsttherapie ; Jg. 26, ziierte Störungen und Probleme. - In: 2015, Nr. 3, S. 158-165.*DZI-3074* Sozialpsychiatrische Informationen ; Loos, Stefan: Noch Potenzial in der Jg. 47, 2017, Nr. 1, S. 37-41.*DZI-2671* Die Zeitschriftenbibliographie Umsetzung: Patientenrechtegesetz. - ist ein aktueller Ausschnitt unserer In: ersatzkasse magazin ; Jg. 97, 2017, 7.13 Alte Menschen monatlichen Literaturdokumentation. Nr. 1- 2, S. 24-25.*DZI-0199z* Brucker, Uwe: Finanzieller Missbrauch Die Bibliothek des DZI stellt die aus- alter und pflegebedürftiger Menschen – Magagna, Jeanne: Angriffe auf das gewiesenen Artikel zur Verfügung: ­Leben: Suizidalität und selbstverletzen­ kein Thema – kein Problem? Teil 2. - des Verhalten junger Menschen. - In: In: Betreuungsrechtliche Praxis ; Jg. 25, Telefon 030/83 90 01-13 2016, Nr. 6, S. 221-226.*DZI-3018* Fax 030/831 47 50 Kinder- und Jugendlichen-Psychothera­ Soziale Arbeit 5-6.2017 pie ; Jg. 48, 2017, Heft 173, S. 59-81. Klee-Reiter, Barbara: Reibungsloser E-Mail [email protected] *DZI-2486z* Übergang: Demenz. - In: Altenpflege ; Jg. 42, 2017, Nr. 2, S. 36-39.

BIBLIOGRAPHIE ZEITSCHRIFTEN *DZI-2594* ISA-Jahrbuch zur Sozialen Arbeit 2016. Schwerpunkt: Unterschiede werden bei der Abstraktion vom Einzelfall Geflüchtete junge Menschen in Kontexten der Sozialen auf die allgemeine Problemstellung zwangsläufig geglät­ Arbeit und angrenzender Systeme. Hrsg. Institut für tet und die Charaktere können steril wirken. Die Autorin ­soziale Arbeit e.V. Waxmann Verlag, Münster 2016, 218 S., löst das Problem, indem sie die Figuren und Situationen EUR 12,90 *DZI-E-1710* offenbar aus vielen tatsächlichen Begebenheiten zusam­ Das seit dem Jahr 2001 erscheinende ISA-Jahrbuch be­ mengefügt. Dadurch wirkt die Geschichte stellenweise handelt in jährlicher Folge jeweils aktuelle Themen der überladen und einige Figuren verlieren an Kontur. Den­ Kinder- und Jugendhilfe und des Kinderschutzes. Vor dem noch sollte das Buch für Leserinnen und Lesern vom Fach Hintergrund der verstärkten Zuwanderung aus Krisen­ bereichernd sein und bietet auch Laien Einblick in die regionen liegt der Schwerpunkt des aktuellen Jahrbuchs Jugendhilfe. Bestellanschrift: Mechthild Seithe, Humber­ auf den Belangen geflüchteter junger Menschen. Zunächst straße 5, 16515 Oranienburg, E-Mail: zumwohle.roman werden spezifische Kontexte der Sozialen Arbeit und @gmx.de angrenzender Systeme erörtert. Dabei gilt die Auseinan­ dersetzung dem Konzept der interkulturellen Öffnung, Untragbar. Ein Menschenrecht auf Kleidung? Hrsg. den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Arbeit mit akademie caritas-pirckheimer-haus. Echter Verlag. Würz­ Flüchtlingsfamilien und den Funktionen der Migranten­ burg 2016, 93 S., EUR 7,90 *DZI-E-1716* organisationen. Mit Blick auf das aktuelle Forschungs­ Laut Erkenntnissen des von Berlin aus koordinierten geschehen folgt ein Beitrag über die Wahrung wissen­ ­Inkota-Netzwerks handelt es sich bei den in Deutschland schaftsethischer Grundsätze. In einem weiteren Kapitel verkauften Textilien zu über 90 % um Importwaren. Die wird auf das Vormundschaftssystem in Nordrhein-West­ Sozial- und Sicherheitsstandards in den meist in Ostasien, falen, auf bildungspolitische Ansätze und auf die Anstren­ Lateinamerika und Osteuropa liegenden Produktions­ gungen der seit 25 Jahren bestehenden „Aktionsgemein­ ländern werden häufig missachtet, obwohl dies gegen Verlagsbesprechungen schaft Junge Flüchtlinge in NRW“ eingegangen. Konkreti- internationale Verpflichtungen und die internen Verhal­ sierend richtet sich das Augenmerk auf die Steuerungs­ tenskodizes der Handelshäuser selbst verstößt. Im Rah­ prozesse in Kommunen und Ganztagsschulen, auf ein men der Konferenz „Untragbar! Stoff zum Nachdenken“, Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung die vom 24. bis 26. September 2015 in Nürnberg statt­ und Forschung und auf Herausforderungen, die bei fand, wurde die Arbeit des bengalischen Gewerkschafts­ der Unterbringung unbegleitet eingereister Kinder und präsidenten Amirul Haque Amin vorgestellt, der für sein ­Jugendlicher zu bewältigen sind. Engagement für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen 245 der Beschäftigten den Nürnberger Menschenrechtspreis Zum Wohle! Roman zur Lage der Kinder- und erhielt. Diese im Kontext der Tagung entstandene Broschü­ ­Jugendhilfe. Von Mechthild Seithe. Selbstverlag. re gibt einen Überblick über den Stand der Menschen­ ­Oranienburg 2017, 330 S., EUR 15,− *DZI-E-1741* rechte und deren Berücksichtigung in der Bekleidungs­ Der Titel dieses Buches verweist auf die staatliche Pflicht industrie. Dabei geht es auch um Fragen der nationalen zum Schutz des Kindeswohls, das nach Ansicht der Auto­ und internationalen Verantwortung, um philosophische rin in vielen Fällen akut bedroht ist. Mechthild Seithe Perspektiven auf die Freiheit, um das Konsumverhalten hat ihre Erfahrungen aus 36 Jahren Berufstätigkeit in und um die Arbeit der Menschenrechtsorganisation der praktischen Sozialarbeit, in Führungspositionen von ­medico international. Eine Zusammenstellung der wich­ Jugendämtern und als Professorin für Soziale Arbeit an tigsten Gütesiegel trägt dazu bei, ethisch bewusste Kauf­ der FH Jena in Form eines Romans zusammengefasst. entscheidungen zu erleichtern. Bestellanschrift: Echter Sie gelangt zu dem Ergebnis, dass sich die staatliche Verlag, Dominikanerplatz 8, 97070 Würzburg, Tel.: 0931/ ­Jugendhilfe seit geraumer Zeit dem Spardiktat einer neo­ 660 68-0, Internet: www.echter-verlag.de liberalen Politik unterwirft und nicht mehr in der Lage ist, ihren Auftrag sinnvoll zu erfüllen. Anhand des fiktiven Messie-Welten. Das komplexe Störungsbild verstehen Beispiels einer in soziale Not geratenen Frau und deren und behandeln. Von Veronika Schröter. Verlag Klett-Cotta. Tochter werden institutionelles Versagen, aber auch indi­ Stuttgart 2017, 216 S., EUR 25,– *DZI-E-1724* viduelle Fehlleistungen der Sozialarbeiterinnen und Der Ende der 1990er-Jahre in Deutschland aufgekom­ ­Sozialarbeiter dargestellt. Anstatt die Sachverhalte ein­ mene Begriff „Messie“ bezeichnet einen Menschen, der zeln darzulegen, legt die Autorin eine fachlich fundierte zwanghaft bestimmte Gegenstände sammelt und dem Geschichte in Romanform vor. So entsteht ein komplexes es schwerfällt, seine Wohnung in Ordnung zu halten und Bild anstelle einer Aneinanderreihung nüchterner Fakten. sich von überflüssigen Dingen zu trennen. Die Autorin, Der große Vorteil des Romans gegenüber den mannig­ die sich seit vielen Jahren mit dieser Problematik beschäf­ faltigen und bisweilen reißerischen „Dokudramen“ im tigt, schildert mögliche Ursachen und Symptome des als Fernsehen liegt in der Sachlichkeit und Linearität des Syndrom klassifizierten Verhaltens und dessen Auswir­ Fallverlaufs. Die Möglichkeit, sich beim Lesen in die kungen auf das berufliche und private Lebensumfeld. Charaktere hineinzuversetzen und sich die Personen vor Neben einer Differenzierung verschiedener Varianten

Augen zu führen, birgt aber auch ein Risiko: Individuelle der Störung bietet das Buch einen Überblick über den Soziale Arbeit 5-6.2017 aktuellen Stand der empirischen Forschung und gibt Spiritualitäten als Ressource für eine dienende Hinweise für gelingende Kooperationen zwischen Fach­ Kirche. Die Würzburg-Studie. Von Michael N. Ebertz kräften und direkt sowie indirekt Betroffenen. Darüber und Lucia Segler. Echter Verlag. Würzburg 2016, 280 S., hinaus finden sich hier Anleitungen zum Umgang mit EUR 19,90 *DZI-E-1718* Messies, zu deren professioneller Unterstützung und zur Der häufig mit dem Konzept der Frömmigkeit gleich­ Therapie. Empfehlenswert sei es, das Phänomen als eigen­ gesetzte Begriff der Spiritualität bezeichnet die Hinwen­ ständige Krankheit anzuerkennen und entsprechende dung zu einer mystisch-religiösen Gesinnung und eine Ausbildungsgänge für die professionelle Hilfe zu etab­ darauf gründende Lebensweise, wie sie beispielsweise lieren. Die Handreichung wird durch Anschriften von in Gebet und Meditation und in einer Haltung des Mit­ Wohnraumfachdiensten in und um Stuttgart ergänzt. gefühls, der Toleranz und der Dankbarkeit ihren Ausdruck finden kann. Mit dem Ziel, die dahingehenden Überzeu­ Recht für die Soziale Arbeit. Von Thomas Beyer. gungen ihrer Belegschaft und deren Einstellungen zum ­Nomos Verlag. Baden Baden 2017, 254 S., EUR 24,90 sozialen Dienst im Auftrag der Kirche zu untersuchen, hat *DZI E-1727* die Caritas in der Diözese Würzburg eine Befragung von Für eine gelingende Soziale Arbeit ist die Kenntnis der mehr als 2 200 hauptberuflichen Mitarbeitenden durch­ diesbezüglichen gesetzlichen Vorgaben unerlässlich. geführt. Die auf leitfadengestützte Einzelinterviews und Diese Einführung soll Studierenden den Zugang zu den einer anhand deren Ergebnissen konzipierten schrift­ gesetzlichen Grundlagen erleichtern und vermittelt in gut lichen Umfrage basierende Studie gibt Aufschluss über verständlicher Weise wichtige Begriffe, Zusammenhänge die Verbundenheit der Teilnehmenden mit ihrer Kirche, und Strukturen. Dargestellt werden die verfassungsrecht­ über ihre Akzeptanz der christlichen Lehre und über ihr lichen Grundlagen des Sozialstaats, die prägenden Merk­ Verständnis von Religion. Im Fokus standen auch die male des Systems der sozialen Sicherung sowie deren Präferenzen für eine Reihe christlicher und nicht christ­ relevante Träger und Organisationen. Weitere Ausfüh­ licher Orientierungen und persönliche Veränderungs­ rungen befassen sich mit der Gemeinnützigkeit, mit erwartungen an den Arbeitskontext. Die Darstellung dem Recht der Freien Wohlfahrtspflege, mit möglichen mündet in sieben Thesen zum konstruktiven Umgang Rechts- und Unternehmensformen im Sozialbereich und mit der geistlichen Vielfalt. mit Varianten ihrer Haushaltsführung und Finanzierung. Auch werden die rechtlichen Rahmenbedingungen der Erfolgsgeschichte Menschenrechte. Eine Interview- 246 Kinder- und Jugendhilfe, der Frühpädagogik, der Alten­ Serie zu den 30 Artikeln der Allgemeinen Erklärung der hilfe und der Sozialberatung dargelegt. Die mit zahlrei­ Menschenrechte. Von Otto Böhm und anderen. Echter chen Abbildungen illustrierte Handreichung wird durch Verlag. Würzburg 2016, 136 S., EUR 9,90 ein Kapitel zum Sozialdatenschutz und zur Rechtsverfol­ ­*DZI-E-1717* gung und Rechtsdurchsetzung im Sozialrecht vervoll­ Im Sinne eines Beitrags zur Wahrung der Menschenwürde ständigt. zielen die im Jahr 1948 von den Vereinten Nationen in New York beschlossenen Menschenrechte darauf ab, das Gewaltförmige Konstellationen in den statio­ Leben, die körperliche Unversehrtheit sowie die Freiheit nären Hilfen – Eine Fallstudie. Von Fabian Kessl und der Person, des Glaubens und des Gewissens zu schüt­ Friederike Lorenz. SchöneworthVerlag. Dähre 2016, 132 S., zen. Da sich die Stadt Nürnberg als „Stadt des Friedens EUR 10,50 *DZI-E-1728* und der Menschenrechte“ in besonderer Weise um die Das qualitative Forschungsprojekt „Gewaltförmige Kon­ Umsetzung der Vorgaben verdient gemacht hat, werden stellationen in den stationären Hilfen – Eine Einzelfall­ in dieser Broschüre in Form von Kurzinterviews 30 Nürn­ studie“ widmete sich im Zeitraum der Jahre 2013 bis berger Persönlichkeiten vorgestellt, die Stellung zur 2016 der Aufarbeitung einiger Fälle institutioneller ­Bedeutung der Normen, zu besonderen Erfolgen und ­Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, die sich zwischen zukünftigen Perspektiven beziehen. Darüber hinaus fin­ 2006 und 2008 in zwei Wohngruppen der in Hilden det sich hier der Wortlaut der einzelnen Bestimmungen, ­ansässigen Tochtergesellschaft Educon der Düsseldorfer ergänzt durch kurze inhaltliche Kommentare. Bestellan­ Graf Recke Stiftung ereigneten. Im Mittelpunkt der hier schrift: Echter Verlag, Dominikanerplatz 8, 97070 Würz­ dokumentierten Untersuchung standen die Fragen nach burg, Tel.: 09 31/660 68-0, Internet: www.echter-verlag.de den Entstehungsbedingungen der Gewalt, deren organi­ sationale Auswirkungen, die Phase der Aufdeckung und Das aktuelle Handbuch der Supervision. Grund­ die Reaktionen der Trägereinrichtung auf das Bekannt­ lagen – Praxis – Perspektiven. Hrsg. Harald Pühl. Psycho­ werden der Übergriffe. Der Forschungsbericht schließt sozial-Verlag. Gießen 2017, 407 S., EUR 44,90 mit einer Zusammenfassung der Projektergebnisse in *DZI-E-1719* Form von Diskussionsanstößen zur Verhinderung von Bei der im 19. Jahrhundert in den USA entstandenen Gewalt durch Fachkräfte in Einrichtungen und gibt Hin­ und in den 1950er-Jahren durch Michael Balint weiter­ weise darauf, wie Gewalthandlungen in vergleichbaren entwickelten Supervision handelt es sich um ein Verfah­

Fällen verhindert werden können. ren der Beratung, durch das Fachkräfte aus dem sozia­ Soziale Arbeit 5-6.2017 Verlagsbesprechungen len, pädagogischen und therapeutischen Bereich lernen anderen Verbänden dieses Rechtskompendium in Auf­ können, ihr berufliches Handeln zu reflektieren und effek­ trag gegeben, um zu klären, ob die steuerliche Begünsti­ tiver zu gestalten. Im Vordergrund stehen hierbei das gung und staatliche Förderung gemeinnütziger Vereine Kommunikationsverhalten und die Zusammenarbeit im statthaft ist oder zu Wettbewerbsverzerrungen zum Nach­ Team. Um die Auseinandersetzung mit entsprechenden teil kommerzieller Anbieter führt. Nach einer eingehen­ Ansätzen zu erleichtern, bietet dieses Handbuch einen den Untersuchung der Rechtslage kommt der Autor zu Überblick über die aktuelle fachliche Diskussion. Dabei dem Schluss, dass die bisherigen Regelungen nicht zu geht es zunächst um theoretische Aspekte, um die Ab­ beanstanden seien. Jedoch betreffe die gegebene Proble­ grenzung von ähnlichen Methoden und um die Dynamik matik nicht nur den Sport, sondern in ähnlicher Weise von Spiegelphänomenen sowie hierdurch ausgelöste auch medizinische, soziale, kulturelle und pädagogische Störungen des Supervisionsprozesses. Daran anknüpfend Institutionen. Die Expertise widmet sich sowohl dem wird in 18 Beiträgen aufgezeigt, welche Schwierigkeiten ­nationalen als auch dem EU-weiten rechtlichen Rahmen in der Praxis entstehen können. Hierbei wird unter ande­ der Sportförderung und beantwortet Grundfragen zum rem auf Probleme im Zusammenhang mit Co-Abhängig­ Begriff der Gemeinnützigkeit. Dabei wird unter Bezug­ keit, Rollenkonflikten und Grenzüberschreitungen einge­ nahme auf aktuelle Beschlüsse der EU-Kommission ein gangen. Weitere Fachtexte befassen sich mit den Beson- detaillierter Überblick über das breite Spektrum öffent­ derheiten des Coachings und mit der Mediation in licher Beihilfen gegeben. Ergänzend finden sich hier ­Organisationen. Hierbei werden auch ethische Perspek­ Hinweise zur Rechtsprechung bezüglich wirtschaftlicher tiven, der Umgang mit dem Fremden und die Bedeutung Geschäftsbetriebe von Sportvereinen und Handlungs­ einer achtsamen Haltung berücksichtigt. Die Darstellung empfehlungen für die Gestaltung der Sportinfrastruktur schließt mit Betrachtungen zur Supervisionsforschung­ und und der Sportpolitik. zum Innsbrucker Modell der Erfolgsmessung von Weiter­ Verlagsbesprechungen bildungsangeboten. Inklusion – ein leeres Versprechen? Zum Verkom­ men eines Gesellschaftsprojekts. Hrsg. Georg Feuser. Das Resilienz-Buch. Wie Eltern ihre Kinder fürs Leben Psychosozial-Verlag. Gießen 2017, 289 S., EUR 29,90 stärken. Von Robert Brooks und Sam Goldstein. Verlag *DZI-E-1720* Klett-Cotta, Stuttgart 2017, 376 S., EUR 12,95 Laut Artikel 24 der im Jahr 2009 von Deutschland rati­ *DZI-E-1723* fizierten UN-Behindertenrechtskonvention hat jeder Im Gegensatz zur Vulnerabilität, der psychischen Verwund­ Mensch das Recht, in das reguläre Bildungssystem auf­ 247 barkeit, bezeichnet der Begriff Resilienz die Gelassenheit, genommen zu werden, um seine geistigen Potenziale auf belastende Ereignisse und Krisen so zu reagieren, bestmöglich entfalten zu können. Dieses Recht gilt ent­ dass hieraus keine seelischen Krankheiten oder Störun­ sprechend der UN-Konvention also auch für Menschen gen entstehen. Um aufzuzeigen, wie die Entwicklung mit einer Behinderung und das Buch befasst sich mit dieser inneren Widerstandskraft gefördert werden kann, seiner Umsetzung, die gemeinhin als Inklusion bezeich­ beschreiben die Autoren, zwei erfahrene Kinderthera­ net wird. Nach einigen Anmerkungen zur Gefahr der peuten, die wichtigsten Kennzeichen einer resilienten ­Trivialisierung der Auseinandersetzung um den Begriff Welt- und Lebensorientierung, um sich dann der Frage befassen sich tiefer gehende Reflexionen mit der allge­ zuzuwenden, wie Eltern und Erziehende präventiv dazu meinbildenden Schule als Institution und mit der Beschaf­ beitragen können, dass Kinder die Ressourcen erwerben, fenheit von Barrieren. Auch auf den Umgang mit Sprache die es ihnen ermöglichen, Herausforderungen erfolgreich und auf einige Kritikpunkte im Hinblick auf den fachlichen zu bewältigen. Anhand zahlreicher Fallbeispiele präsen­ Diskurs wird eingegangen. Die politischen Dimensionen tiert der Erziehungsratgeber Strategien wie beispielsweise des gewählten Themas werden anhand einer Diskussion wirksames Kommunizieren, die Überwindung negativer der theoretischen Ansätze von Hannah Arendt, Antonio Skripts, die Kooperation zwischen Elternhaus und Schule Gramsci und Oskar Negt verdeutlicht. Abschließend folgen und das Vermitteln von Kompetenzen wie Verantwor­ einige historische Betrachtungen und ein philosophisch tungsbereitschaft, Problemlösefähigkeit, Disziplin und inspirierter Beitrag zu den Hintergründen, Ausgangsbe­ Empathie. Im Anhang wird erläutert, welche Hindernisse dingungen und Herausforderungen der Inklusion. bei der Anwendung der Ratschläge auftreten können und welche Verhaltensweisen geeignet sind, die jeweiligen Where are you from? ‘Playing White’ under Apartheid. Fähigkeiten zu stärken. Von Ulla Dentlinger. Verlag Brandes & Apsel. Frankfurt am Main 2016, 140 S., EUR 17,90 *DZI-E-1725* Gemeinnützige Daseinsvorsorge und Wettbe- In der Republik Südafrika herrschte bis 1994 eine strikte werbsordnung. Eine Untersuchung am Beispiel der Trennung zwischen der weißen und der nicht weißen Sportförderung. Von Peter Fischer. Verlag Bucerius Law Bevölkerung, die vielfach mit Gewalt gegen die schwarze School Press. Hamburg 2016, EUR 29,90 *DZI-E-1722* Bevölkerungsmehrheit durchgesetzt wurde. Mit dieser Angesichts mehrerer Rechtsstreitigkeiten hat der Würt­ rassistischen Politik, die als „Apartheid“ in die Geschichte tembergische Landessportbund zusammen mit einigen einging, wurden die Privilegien der weißen und die Soziale Arbeit 5-6.2017 impressum Herausgeber: Deutsches Zentralinstitut für ­Benachteiligung der indigenen Bevölkerung gesichert. soziale Fragen und Senatsverwaltung für Die Autorin dieser englischsprachigen Biografie, deren ­Gesundheit und Soziales des Landes Berlin deutscher Urgroßvater eine schwarze Frau geheiratet Redaktion: Burkhard Wilke (verantwortlich) hatte, berichtet über ihre Kindheit auf einer Farm in Tel.: 030/83 90 01-11, Christian Gedschold Tel.: ­Namibia, ihre Jugend in Südafrika und ihren weiteren 030/83 90 01-37, E-Mail: [email protected], Lebensweg. Zunächst beschreibt sie ihren Geburtsort, Hartmut Herb, Carola Schuler (alle DZI), unter die Stadt Rehoboth, um sich dann der Geschichte Süd­ Mitwirkung von Prof. Dr. Horst Seibert, Frankfurt afrikas und den Faktoren zuzuwenden, die zur Diskrimi­ am Main; Prof. Dr. Antonin Wagner, Zürich; nierung der einheimischen Bevölkerung beitrugen. Im Prof. Mag. Dr. Johannes Vorlaufer, Wien Weiteren folgen die Porträts einer afrikanischen Haus­ angestellten und einer Tante. Nach einer ausführlichen Redaktionsbeirat: Prof. Dr. Stephan Dettmers Darstellung ihrer Familiengeschichte rekapituliert die (Deutsche Vereinigung für Sozialarbeit im Verfasserin unter Bezugnahme auf die Erkenntnisse der ­Gesundheitswesen e.V.); Dr. Birgit Hoppe Anthropologie ihre Suche nach ihren biologischen Wur­ ­(Sozialpädagogisches Institut Berlin); Prof. Dr. zeln. So bietet das durch einige Fotos illustrierte Buch Ulrike Kostka (Caritasverband für das Erzbistum insgesamt einen authentischen Einblick in die Zeit der Berlin e.V.); Prof. Dr. Chris­tine Labonté-Roset, rassistischen Segregation im südlichen Afrika. Berlin; Prof. Dr. Anusheh Rafi (Evangelische Hochschule Berlin); Prof. Dr. Peter Reinicke, Kindeswohlgefährdung. Die Umsetzung des Schutz­ Berlin;­ Dr. Gabriele Schlimper (Deutscher Pari­ auftrages in der verbandlichen Jugendarbeit. Von Miriam tätischer Wohlfahrtsverband, LV Berlin e.V.); Günderoth. Psychosozial-Verlag. Gießen 2017, 139 S., Helga Schneider-Schelte (Deutscher Berufsver­ EUR 16,90 *DZI-E-1726* band für Soziale Arbeit e.V.); Prof. Dr. Christian Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik des Bundesinnen­ Spatscheck (Deutsche Gesellschaft für Soziale ministeriums ereigneten sich im Jahr 2015 bundesweit Arbeit e.V.); Heinrich Stockschlaeder (Senats­ 11 808 Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder, wobei mit verwaltung für Gesundheit und Soziales); Prof. einer hohen Dunkelziffer zu rechnen sei. Angesichts der Dr. Bettina Völter (Alice Salomon Hochschule weiten Verbreitung dieses Tatbestands und der durch Berlin); Prof. Dr. Ralf-­Bruno Zimmermann die Übergriffe entstehenden Traumatisierungen stellt ­(Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin) 248 sich die Frage nach den Möglichkeiten der Prävention. Diese praxisorientierte Handreichung zeigt auf, was hin­ Verlag/Redaktion: DZI, Bernadottestraße 94, sichtlich des Schutzauftrags bei Kindeswohlgefährdung 14195 Berlin, Tel.: 030/83 90 01-0, Fax: 030/ im Kontext der verbandlichen Jugendarbeit zu beachten 831 47 50, Internet: www.dzi.de, E-Mail: verlag ist. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme der aktuel­ @dzi.de len Gesetzeslage nach dem Sozialgesetzbuch VIII werden Erscheinungsweise: 11-mal jährlich mit einer zunächst zentrale Begriffe geklärt, die für das Verständ­ Doppelnummer. Bezugspreis EUR 61,50 pro Jahr; nis der rechtlichen Regelungen von Bedeutung sind. Im Studentenabonnement­ EUR 46,50; E-Abonne­ Weiteren geht es um Vereinbarungen mit dem Jugend­ ment EUR 35; E-Abonnement für Studierende amt, um das Vorgehen bei Verdachtsfällen und um die EUR 25; Einzelheft EUR 6,50; Doppelheft EUR Beauftragung ehrenamtlicher Mitarbeitender. Abschlie­ 10,80 (inkl.7% MwSt. und Versandkosten, ßend werden einige didaktische Bausteine für die Aus­ ­Inland). bildung der freiwilligen Kräfte im Rahmen von JuLeiCa- Schulungen vorgestellt. Wichtig sei es, den Schutz vor Die Kündigung eines Abonnements muss spä­ Gewalt als Querschnitts- und Leitungsaufgabe in den testens drei Monate vor Jahresende schriftlich Verbänden zu verankern. erfolgen. Alle wissenschaftlichen Beiträge werden im Rahmen von Double-Blind Peer Reviews begut­ achtet: www.dzi.de/dzi-institut/verlag/hinweise- fur-autoren/peer-review. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und ­Vervielfältigung, auch auszugsweise, müssen schriftlich vom Verlag genehmigt werden. Layout/Satz: GrafikBüro, Stresemannstraße 27, 10963 Berlin Druck: Druckerei Fritz Perthel GmbH, Nord­ lichtstraße 75, 13405 Berlin Soziale Arbeit 5-6.2017 ISSN 0490-1606 Verlagsbesprechungen