Berufliche Bildung

22. Jahrgang · 2/2012 · Vormals: ihbs · Informationen: Hamburger Berufliche Schulen

Schwerpunkt: Berufliche Bildung „international“

Auszeichnung HIBB-Tranche Eröffnung

Erste berufsbildende Bauprogramm Jugendberufsagentur Europaschule für acht Standorte beginnt in Hamburg n Mit Spitzer Feder

Quelle: www.jugend-und-bildung.de, © Michael Hüter, Bochum Nachdruck, Nutzung, Vervielfältigung, auch in Teilen, nur mit Zustimmung des Urhebers

n IMPRESSUM

Herausgeber Redaktionskontakt Titelfoto Hamburger Institut Telefon: 040 42863-2842 Forum zum Austausch zwischen den Kulturen e.V. für Berufliche Bildung (HIBB) E-Mail: [email protected] Rainer Schulz (Geschäftsführung) Die „Berufliche Bildung Hamburg“ (bbh) Hamburger Straße 131, 22083 Hamburg Layout & Satz erscheint mehrmals pro Jahr. zwei:c Werbeagentur GmbH, Hamburg Redaktion www.zwei-c.com 22. Jahrgang, Heft 2/2012 Dr. Cortina Gentner, W 114 Uwe Grieger, HI S Druck Peter Heinbockel, H 7 Hans Steffens Graphischer Betrieb Die Zeitschrift erschien bis 2009 unter dem Dr. Angela Homfeld, HI S 1 www.druckerei-steffens.de Namen „Informationen: Hamburger Berufliche Simone Jasper, FSP 1 Schulen“ („ihbs“) Helmuth Köhler, HI K Auflage Rainer Schulz, HI (verantw.) 5.500 Manfred Thönicke, HI 24 Dr. Annegret Witt-Barthel, SVAB Prof. Dr. Wolfgang Seyd

2 Berufliche Bildung Hamburg Nr. 2 · 2012 Editorial n

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Hamburger Azubis machen sich auf den Weg ins Ausland! Mit Drucklegung des vergangenen Heftes der bbh konnten wir den Hamburger Medien diese erfreuliche Nachricht mitteilen: 6 Pro- zent der Jugendlichen eines Ausbildungsjahrgangs nehmen am Mobilitätsprogramm der Hamburger berufsbildenden Schulen teil. Damit liegt Hamburg deutlich über dem Bundesdurchschnitt (drei Prozent) und hat die von der Europäischen Union für das Jahr 2020 angestrebte Zielmarke von sechs Prozent bereits jetzt erreicht, Tendenz steigend!

Reisen erweitert den Horizont und macht sensibel für Vielfalt. Transnationale Mobilität in der beruflichen Bildung ist weit mehr als das: Sie befähigt junge Menschen, sich selbstsicherer, selbstständiger und weltoffener einer globalisierten Arbeitswelt zu stellen. Sie bietet Einblicke in andere Arbeitsprozesse, Arbeitskulturen und betriebliche Strukturen. Azubis erfahren während ihrer beruflichen Praktika im Ausland: Ich komme mit dieser neuen Herausforderung klar! Und sie wachsen daran. Mit der Good Practice-Galerie im Schwerpunkt dieser bbh Ausgabe wird die enga- gierte Arbeit unserer Schulen und ihrer Partner für Transnationale Mobilität sichtbar (Seite 14 ff).

Um junge Menschen in einer globalisierten Wirtschaft bestmöglich auf einen internationalen Arbeitsmarkt vorzubereiten, bedarf es vieler weiterer Maßnahmen. Mit ihnen setzen sich unsere Autorinnen und Autoren auseinander. Sprachzertifikate und Strategien für eine bessere Durchlässigkeit und Anrechenbarkeit in der beruflichen Bildung gehören dazu (Seite 22/23). Neue Weiterbildungsangebote, wie sie zum Beispiel an der Hotelfachschule Hamburg seit August angeboten werden, gehören dazu (Seite 33). Und der intensive Dialog zwischen Staaten, wie er Ende Mai im Rahmen der Baltic Sea Conference on Education in Hamburg zum Übergangssystem von der Schule in den Beruf stattgefunden hat, gehört dazu (Seite 24).

In diesen Tagen beschreitet auch Hamburg neue Wege: Als erstes Bundesland hat Hamburg flächen- deckend eine Jugendberufsagentur eröffnet. Sie bietet jungen Menschen bis 25 Jahren rechtskreis- übergreifend „unter einem Dach“ individuelle, nachhaltige und begleitende Hilfe für den Start ins Berufsleben (Seite 30 / 31). Denn niemand soll verloren gehen! Der breite Zusammenschluss aller beteiligten Kooperationspartner ist von dem Ziel getragen, allen jungen Menschen in Hamburg die Chance zur aktiven Teilhabe im Berufsleben zu ermöglichen. Die Berichte „aus den Schulen“ zeugen davon, wie engagiert dort für dieses Ziel gearbeitet wird (Seite 6 ff).

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre! Mit herzlichen Grüßen

Nr. 2 · 2012 Berufliche Bildung Hamburg 3 n inhalt 2 6 9 11 Foto: Foto: H Foto: Michael Zapf Zapf Michael Foto:

Senator Rabe gratuliert Informations- und H2 als Europaschule zu 75 Jahren H 5 Kommunikationsplattform ausgezeichnet

In einem Festakt mit Senator Ties Rabe Die Share-Point-Plattform Wissensmanage- Mit der Beruflichen SchuleA m Lämmer- feierte die Staatliche Handelsschule ment für Berufsbildenden Schulen (WiBeS) markt hat Hamburg seit dem 18. September mit Wirtschaftsgymnasium Weidenstieg bietet seit 2006 Schulen und Behörde die erste berufsbildende Europaschule. ihr 75-jähriges Bestehen. Rabe hob die vielfältige Möglichkeiten des Wissens­ Die internationale Ausrichtung hat an der Bedeutung der erfolgreichen Arbeit transfers. Ganz praktisch können z. B. Schule seit Langem Tradition. besonders der Berufsschule für Bank­ Informationen ausgetauscht, Termine kaufleute am Bankenstandort Hamburg koordiniert, Unterrichtsmaterial bereit­ hervor. gestellt oder Planungen abgestimmt werden.

n Aus den Schulen n Schwerpunkt

6 75 Jahre H 5 11 Außenhandelstag an der H 2 13 Fit für die internationale Arbeitswelt Festveranstaltung mit Berufsfeld stellt sich vor Einführung in den Themenschwerpunkt Senator Ties Rabe 11 Europaschule H 2 14 Good Practice der berufsbildenden 6 Photovoltaik-Anlage an G 8 Anerkennung für internationale Schulen Neue Anlage auf Schülerinitiative Ausrichtung Galerie der Mobilitätsprojekte 20 Schuhmacher-Azubi ins Ausland 7 G 16: Medien-Kubus eingeweiht 12 Nachwuchsspediteurinnen Betrieb macht gute Erfahrung Lernfeldraum für Medien- und Auszeichnung für Schülerinnen Veranstaltungstechnik der H 14 21 Geförderte Berufsausbildung Motivation durch Auslandspraktika 7 40 Jahre FSP 2 12 Evaluationsnetzwerk Einzelhandel Engagement für Chancengleichheit Vier Schulen entwickeln Curriculum 22 Fremdsprachen für internationale Berufswelt 8 Hightec-Kicker an der G 10 Sprachdidaktik passt sich Internationaler Preis für Fachschüler Entwicklungen an 8 G 6 auf der IBA 23 KMK-Fremdsprachenzertifikat Projektvorschläge für Deichnutzungen Besondere Anforderungen in der beruflichen Ausbildung 9 Good Practice WiBeS 23 Europäisches Leistungspunktesystem Vielseitige Share-Point-Plattform Bewertung macht Qualifikationen vergleichbar

4 Berufliche Bildung Hamburg Nr. 2 · 2012 inhalt n 4 13 25 30 Foto: Foto: W Reier Gustav Foto: (HIBB) Homfeld Angela Foto:

Berufliche Bildung: Lehrkräfte im Ausland – ERSTER Bürgermeister Olaf Scholz INTERNATIONAL bericht aus Afghanistan eröff­net Jugendberufsagentur

Mehr als sechs Prozent der Hamburger Der Lehrer Gustav Reier engagiert sich Als erstes Bundesland hat Hamburg eine Auszubildenden nehmen pro Jahr an beim Aufbau eines Berufsbildungssystems Jugendberufsagentur, um allen jungen internationalen Austauschprogrammen in Afghanistan. Bei einem der global Menschen bis 25 Jahre Beratung, Ver­ ihrer berufsbildenden Schulen teil – ein größten Berufsbildungsprogramme mit mittlung und Hilfen auf dem Weg in bundesweiter Spitzenwert. Schulen, deutscher Unterstützung werden Schulen Ausbildung, Studium und Beruf anzubieten. Betriebe und die geförderte Berufsaus­ gebaut, Lehrkräfte qualifiziert undA us­ Sie bündelt die Angebote von schulischen bildung bieten vielfältige Vorbereitungen bildungsgänge entwickelt. Beratungseinrichtungen, Agentur für Arbeit, auf eine globalisierte Arbeitswelt. Jobcenter t.a.h. und Bezirken.

n Schwerpunkt n Regionales und Überregionales n Rubriken

24 Baltic Sea Conference on Education 32 HIBB-Tranche 2 Mit spitzer Feder Austausch über Berufliche Bildung in Bauprogramm für acht Standorte 2 Impressum Hamburg 33 Cruise Management 3 Editorial 25 Lehrkräfte im Ausland I Neues Weiterbildungsangebot der Aufbau eines Berufsausbildungs­ Hotelfachschule Hamburg an der G 11 35 Personalien systems in Afghanistan 34 Anerkennungsgesetz 36 Zitat 26 Lehrkräfte im Ausland II Ausländische Qualifikationen Einsatz in Hotelfachschule in Tansania bewerten 27 Agentur für berufliche Bildung 34 Bilingualer Unterricht im Kosovo Angebote des Arbeitskreises „bili“ HIBB unterstützt Ausbau der Berufsbildung 28 Austauschprojekt mit Mosambik Berufsschülerinnen der W 4 im Ge- sundheitszentrum 30 Jugendberufsagentur Hamburg Begleitung von Klasse 8 bis zum Berufsabschluss

Nr. 2 · 2012 Berufliche Bildung Hamburg 5 n Aus den Schulen

Senator Rabe gratuliert nahm 1951 Fachklassen der Grund- und Immobilienwirtschaft dazu. Damit deckte 75 Jahre die H 5 ein breites Portfolio der Fachklas- sen für die Dienstleistungsbranche ab. Ab wechselhafte 1966 war die Handelsschule Weidenstieg dann die erste Berufsschule in der Bundes- Geschichte an der H 5 republik, die nur Auszubildende des Kre- ditgewerbes unterrichtete. Auch in Zukunft wird sich die Staatli- ie Staatliche Handelsschule mit Wirt- che Handelsschule mit Wirtschaftsgymna- Dschaftsgymnasium Weidenstieg (H 5) sium Weidenstieg verändern. Darauf ging feierte am 13. April ihr 75-jähriges Beste- Schulleiterin Helga Hemmerich in ihrer hen. Schulsenator Ties Rabe gratulierte: Rede ein. Im Rahmen der Schulentwick- „Der Bankenstandort Hamburg braucht lungsplanung berufsbildender Schulen in ex­zellent ausgebildeten Nachwuchs und Hamburg wird die H 5 Ziele und Perspek- einen verlässlichen Partner in der dualen Angela Foto: Homfeld tiven entwickeln, um die berufliche Bil- beruflichen Ausbildung. Deswegen ist die Schulsenator Ties Rabe gratuliert der H 5 dung leistungsfähiger zu gestalten. Bereits erfolgreiche Arbeit der Staatlichen Han- im Vorfeld hatten sich das Kollegium und delsschule mit Wirtschaftsgymnasium die Leitung der H 5 für ein wegweisendes Weidenstieg­ mit ihrer Berufsschule für lehre und Volkswirtschaftslehre werden in Konzept entschlossen: Gemeinsam mit Bankkaufleute nicht hoch genug einzu- englischer Sprache vermittelt. der Berufsschule für das Versicherungs- schätzen.“ Im Verlauf ihrer wechselhaften Ge- wesen und dem Wirtschaftsgymnasium an Im Schuljahr 2011/12 wurden ­1.135 schichte mit mehreren Schulstandorten der Staatlichen Handelsschule in St. Pauli Schülerinnen und Schüler an der H 5 durch war die H 5 viele Jahre die zentrale Be- möchte die H 5 Synergien nutzen und einen 55 Lehrkräfte unterrichtet, 947 im Rahmen rufsschule für den Hamburger Dienstleis- Neubau realisieren. ihrer dualen Ausbildung als Bankkauf­leute tungssektor, passte sich jedoch einer verän- an der Berufsschule sowie 188 Schülerin- derten Ausbildungsmarktlage flexibel an. Angela Homfeld nen und Schüler am Wirtschaftsgymna­ Nachdem sie im Mai 1937 als „Staatliche (HIBB) sium. Um die Jugendlichen auch auf einen Handelsschule für Industrie, Bank, Versi- internationalen Markt vorzubereiten, bietet cherung, Verkehr und verwandte Berufe“ Weitere Infos das Wirtschaftsgymnasium ein bilinguales gegründet wurde, gab sie die Industrie- www.wg-weidenstieg.de Profil an: die Fächer Betriebswirtschafts- fachklassen nach dem 2. Weltkrieg ab und

Lernen pro Umwelt G 8 weiht neue Solaranlage ein

ei sonnigem Wetter fand am 19. April 8 G Foto: Bdie Einweihung einer neuen 21,6 kW- 270 Dünnschichtmodule auf dem Dach der G 8 Photovoltaik-Anlage an der Beruflichen Schule Recycling- und Umwelttechnik Euro aus „fifty-fifty“-Mitteln. Den Anteil richtliche Zwecke genutzt werden. Inter- (G 8) statt. des Schulvereins hatten Schülerinnen und essant ist insbesondere der Vergleich mit Betreiber der neuen Anlage ist der Schüler der G 8 zwischen 1995 und 2010 einer bereits in der G 8 bestehenden 1 kW- Schulverein der G 8 „Lernen pro Umwelt“. erwirtschaftet. Anlage in monokristalliner Technologie. Die 50.000 Euro teure Anlage steht auf Um auch zukünftig Schülerprojekte an dem Dach des Werkstattgebäudes der be- der G 8 fördern zu können, hatte sich der Angela Homfeld rufsbildenden Schule. Sie besteht aus 270 Schulverein für eine nachhaltige Finanzie- (HIBB) Dünnschichtmodulen mit einer Fläche von rungsmöglichkeit entschieden – die Idee insgesamt 194,4 Quadratmetern. Finan- zur Photovoltaik-Anlage war geboren. Die Weitere Infos ziert wurde sie aus Mitteln des Schulver- Anlage bietet nicht nur Gewinne aus dem www.g8.hamburg.de eins und einer Zuwendung über 16.000 Betrieb, sondern sie soll auch für unter-

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Neuer Lernfeldraum können hier gewerkübergreifende Lernsi- tuationen realisieren. Damit haben wir er- Kubus-Einweihung heblich verbesserte Bedingungen für einen handlungsorientierten Unterricht“, bestätigt an G 16 Jürgen Albrecht, Schulleiter der G 16. Rund 250 Auszubildende Fachkräfte für Veranstaltungstechnik und 170 Auszu- taatsrat Dr. Michael Voges weihte am bildende Mediengestalter in Bild und Ton S11. Mai einen modernen Lernfeldraum werden derzeit an der G 16 unterrichtet. für Medien- und Veranstaltungstechnik an Diese Azubis finden in ihren Betrieben oft

der Beruflichen Schule Farmsen (G 16) ein. sehr heterogene Ausbildungsbedingungen (HIBB) Homfeld Angela Foto: „Die wachsende Veranstaltungsbranche vor. Daher entstand in mehreren Lernort- Staatsrat Dr. Michael Voges lobt das Konzept Hamburgs braucht gut ausgebildete Fach- kooperationsgesprächen mit betrieblichen des Lernfeldraums kräfte. Mit diesem Medien-Kubus hat die Ausbildungspartnern die Idee, einen Lern- G 16 einen praxisnahen Studio- und Büh- feldraum zu konzipieren, in dem vergleich- gungen aufgebaut und betrieben werden. nenraum geschaffen, auf den sich kommen- bare Ausbildungsinhalte in geeigneten Ein Rolltor ermöglicht die Anlieferung von de Ausbildungsjahrgänge freuen können“, Lern­situationen vermittelt werden können. Bühnenausstattung. sagte Voges. Der Kubus wurde nach Entwürfen der „Der Kubus ermöglicht Lernfeldunter­ Kleta GmbH Architekten durch Schulbau Angela Homfeld richt unter realistischen Bedingungen. Dies Hamburg für 365 Tausend Euro realisiert. (HIBB) betrifft zum Beispiel die Höhe der Beleuch- Auf 100 Quadratmetern Nutzfläche und tungen, die Traversen, Galerie, Verdunke- einer lichten Höhe von rund 7 Metern Weitere Infos lung und akustische sowie optische Voraus- können bühnen-, beleuchtungs-, ton- und www.g16hamburg.de setzungen. Unsere Lehrkräfte und Azubis bildtechnische Anlagen unter Praxisbedin-

40 Jahre FSP 2 Mit Menschen wachsen

n seiner Festrede gratulierte Senator Ties IRabe der Fachschule für Sozialpädagogik Altona (FSP 2) am 30. Mai zum 40-jährigen

Bestehen: „Erziehen, Bilden und Betreuen (HIBB) Homfeld Angela Foto: sind zentrale Aufgaben unserer Gesell- schaft. Sie leisten hier an der Fachschule kenhauses untergebracht. Es folgte die Er- Ausbildungsgänge für Erzieherinnen und einen wichtigen Beitrag für mehr Chan- öffnung der Praxisausbildungsstätte „Kin- Erzieher mit interkulturellem Schwerpunkt cengleichheit und für bessere Bildungs- dertagesstätte Gerritstraße“, die noch heute in den sogenannten Interclasses. Bundes- chancen, weil Sie sozialpädagogisches­ eng mit der FSP 2 verbunden ist. Sie bietet weit einmalig ist ebenfalls die Erzieherin- Fachpersonal­ ausbilden und qualifizieren Platz für 50 Kinder und ermöglicht vielfäl- nenausbildung für Einwanderinnen, die an und weil Sie die Themen Spracherwerb, tige Möglichkeiten des fachlichen Austau- der FSP 2 seit 1985 angeboten wird. Hier Sprachförderung und Mehrsprachigkeit­ an sches zwischen Schule und Praxis. Sowohl erhalten Migrantinnen ohne einen deut- der Fachschule obligatorisch in die Ausbil- in der Kita wie auch in der Fachschule sind schen Schul- oder Berufsabschluss ein dung integrieren. Das ist vorbildlich!“ die Umwelterziehung und nachhaltiges Weiterbildungsangebot, das ihnen berufli- Mit einem bunten Festwochenpro- Handeln fest verankert. Seit 1999 beteiligt che Perspektiven in Deutschland eröffnet. gramm feierte die Fachschule ihr 40-jäh- sich die FSP 2 aktiv am Energiesparprojekt riges Jubiläum. Zu Gast waren viele Ko- der Hamburger Schulen „fifty-fifty“. Angela Homfeld operationspartner und Einrichtungen, mit Derzeit bildet die FSP 2 mehr als 1.100 (HIBB) denen die Schule in Altona vernetzt ist. Erzieherinnen und Erzieher vollzeitschu- 1971 wurde die Fachschule in Langen­ lisch oder berufsbegleitend aus sowie So- Weitere Infos horn gegründet und zwei Jahre später in den zialpädagogische Assistentinnen und As- www.fsp2.hamburg.de Räumen des ehemaligen Altonaer Kran­ sistenten. Ein besonderes Angebot sind die

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Hightec-Kicker aus Altona Internationaler Preis für Fachschüler der G 10

irtschaftsminister Philipp Rösler zeichnete auf der diesjährigen Han- W 10 novermesse drei Fachschüler für Technik

der Staatlichen Gewerbeschule Energie- Foto: G technik (G 10) aus. Sie hatten den 1. Preis Drei Sieger: Ausgezeichnet und kreativ des internationalen „xplore-New Automa- tion Award“ gewonnen. „Recreation“. Dies ist eine der Kategorien tätigkeit mit Begeisterung und zahllosen Bei diesem zum fünften Mal ausge- für kreative Lösungen – neben Education, Nachtschichten an ihrem Projekt „Auto- schriebenen Bildungswettbewerb der Fir- Buildings und Environment. matisierter Kickertisch“ gearbeitet und den ma Phoenix Contact erstellten Teams aus Die ausgezeichneten Schüler besuchen Kicker zu einem Hightec-Gerät umgebaut. 16 Ländern Automatisierungslösungen die Technikerschule an der G 10 in Altona. Angela Homfeld mit den Produkten des Unternehmens. Die Zwei von Ihnen sind tagsüber als Elektro- (HIBB) sechs besten Teams präsentierten einer Jury niker berufstätig und bilden sich abends ihre Produkte in englischer Sprache. Die über drei Jahre zum Techniker weiter. Ei- Weitere Infos angehenden Techniker Erik Göbel, Lars ner besucht diesen Bildungsgang in der www.g10.de Hitz und Sören Schäfer siegten mit ihrem zweijährigen Tagesform. Über ein Jahr www.xplore.org/2012/de/ „Automated Table Soccer“ im Bereich hatten sie neben Ausbildung und Berufs-

G 6 auf der IBA neben dem höheren Bildungsabschluss insbesondere berufliche Handlungskom- Das Ding am Deich petenzen erlangt werden. Sie sind wichtige Voraussetzung für den weiteren Weg in ein fachgebundenes Studium“, würdigte Vol- m Mai präsentierte sich die Fachober- ker Striecker, der Schulleiter der G 6, das Ischule Gestaltung an der Beruflichen Projekt. Schule Holz, Farben, Textil (G 6) auf der Die Fachoberschulklassen Raum- und Sonderausstellungsfläche der Internatio­ Objektgestaltung sowie Bekleidung bo- nalen Bauausstellung (IBA), den IBA- ten in der Ausstellung einen spannenden Docks. Die Schülerinnen und Schüler der Dialog zwischen Produktdesign, Raum- Abschlussklasse zeigten über eine Woche und Objektgestaltung, Architektur und ein interdisziplinäres Projekt mit dem Titel Mode. Im schwimmenden Hauptquartier „Das Ding am Deich“. Thema der Ausstel- und Ausstellungsraum der Internationalen lung war die Nutzung der Deichflächen als Bauausstellung waren die Arbeitsphasen Erholungsraum für Wilhelmsburg. und Ergebnisse dieser Arbeiten anhand

Der Konzeptwettbewerb der Interna- 6 ausgewählter Modelle, Zeichnungen, Fotos tionalen Bauausstellung (IBA) Hamburg sowie Arbeitsmappen zu sehen. Die Mode- „Deichpark Elbinsel“ war Anlass, sich Foto: G kollektion „Deichpark“ setzte zusätzlich mit einem aktuellen Stadtentwicklungs- Im Dialog mit Besuchern der Ausstellung kreative Akzente. thema kreativ auseinander zu setzen: Wie kann der unabänderliche und funktionelle der Ausstellung können sich ein Bild davon Angela Homfeld Schutzbau Deich gleichermaßen als urba- machen, wie professionell und kreativ die (HIBB) ner Naherholungsraum genutzt werden? jungen Talente moderne designspezifische „Diese Projektarbeit ist ein wichtiger Verfahren angewandt haben. Die Ausstel- Weitere Infos Schritt unserer Schülerinnen und Schüler lung ist ein gelungenes Beispiel dafür, www.gsechs.de hin zur Fachhochschulreife. Die Besucher dass an der Fachoberschule Gestaltung

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Good Practice WiBeS Wie Wissenstransfer an berufsbildenden Schulen gelingt

Seit der verbindlichen Einführung von Wissensmanagement an Hamburger berufsbildenden Schulen im Jahr 2006 (vgl. Drucksache 18 / 3780, Seite 17 ff.) hat sich WiBeS als Kommunikations-, Austausch- und Informa­tionsaustauschplattform im behördlichen und schulischen Alltag zunehmend etabliert.

ieses verdeutlichen viele Beispiele Vernetzung unterstützen und Mitschülern und diskutiert möglicher- D­aus der täglichen Praxis wie die Ein- Mit den gestiegenen Ansprüchen an Schule weise auch in einem Forum der Klassensei- führung eines professionellen Klassen­ hat sich auch die Notwendigkeit verstärkt, te über die Terminleiste mit denjenigen, die managements, unterrichtliches Feedback schulische Arbeits- und Handlungsfelder im Unterricht gefehlt haben. Im Ergebnis oder auch die Organisation von Terminen sowie Kompetenzen miteinander zu ver- finden nun alle Schülerinnen und Schüler und Raumbuchungsverfahren innerhalb netzen. Vor diesem Hintergrund gewinnt der Klasse ihre Termine verbindlich im der Schulen. WiBeS unterstützt und för- WiBeS mit seiner SharePoint-Plattform Klassenterminkalender und können diese dert alle Aktivitäten hinsichtlich ihrer an Bedeutung und kann einen Beitrag zur jederzeit abrufen, wenn die Informationen Umsetzung im Rahmen sowohl schul­ Unterrichts- und Organisationsentwicklung gebraucht werden. politischer Vorhaben (Schulentwicklungs­ von Schule leisten. Dazu einige Beispiele: planung) als auch unterschiedlicher Schul­­ Oder Jan. Er ist Schüler einer Fachober- ent­wick­lungsthemen (Entwicklung von Jana ist Schülerin einer vollqualifizieren- schulklasse und gibt nach einem halben QM-Hand­büchern etc.). Mit diesem Bera- den Berufsfachschulklasse und hat die Jahr Unterricht mit der ganzen Klasse sei- tungs- und Steuerungsansatz werden aus Aufgabe, nach Abstimmung mit den Leh- nem Lehrer dazu eine Rückmeldung. Da- der Perspektive Lernen (Unterricht), der rerinnen und Lehrern des Klassenteams für nimmt er auf der Klassenseite an einer Einzelschule und dem mittlerweile weit alle Termine der Klasse in den Kalender Umfrage teil. verzweigtem System von Kooperationen, einzutragen. Dabei handelt es sich um Anschließend wird in der Lerngruppe wie es zum Beispiel beim „Übergangs- Termine für Klassenarbeiten, Praktikums­ die grafische Auswertung begutachtet und system Schule und Beruf“ zum Ausdruck zeiten, Lernstandgespräche u.v.m.. Hierbei mit der Lehrkraft besprochen. kommt, viele Wissenstranfers organisiert achtet sie auf alle Ferientermine, um keine und gesichert. Termine in diesen Zeitraum zu legen. Sie Lernkulturwandel fördern bespricht sich mit ihren Mitschülerinnen Die Arbeit mit WiBeS unterstützt und för-

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dert den Lernkulturwandel von der „Bring- wand von selbstor- Mentalität“ hin zur einer „Hol-Mentalität“. ganisierten Schulen Die Informationen werden nun nicht mehr durch zeitsparende Lö- mit der Gießkanne für alle zu einem be- sungen abzumildern. stimmten Zeitpunkt verteilt, sondern jede Alle ­Anstrengungen Schülerin und jeder Schüler entscheidet innerhalb der berufs- eigenverantwortlich, welche der Infor- bildenden Schulen mit mationen zu welchem Zeitpunkt benötigt WiBeS münden damit werden. Damit wird eine ganze Reihe von gleichzeitig in die Ent- selbstorganisatorischen Handlungswei- wicklung ihrer Orga- sen eingeübt, die für die Entwicklung von nisationen im Sinne Ausbildungsfähigkeit und Berufsreife von eines wissenstranspa- entscheidender Bedeutung sind. renten und fortwähren- Um für das Lernen im Unterricht opti- den or­ga­nisationalen male Bedingungen bereitzustellen, benö- Lernprozesses (Stich- tigen Schulen einen qualitätsfördernden wort: „Lernende Orga- sowie -sichernden Wissenstransfer für nisation“). eine fortwährende Entwicklung ihrer eige- Auch mit der Neuausrichtung im Über- transparenten Zugriff darauf zu finden. nen Strukturen und Prozesse. Nicht zuletzt gangssystem „Schule und Beruf“ und der Mit Schulungen, telefonischer Unterstüt- davon wird es abhängen, ob die politischen Ausbildungsvorbereitungsschule (AV-Du- zung sowie Beratung vor Ort werden die Vorgaben und ehrgeizigen Ziele aktueller al) sowie mit der Einführung einer Jugend- Handhabung und Arbeit mit dem WiBeS Bildungsstandards und berufliche Hand- berufsagentur vernetzen sich die berufsbil- in der Behörde und den berufsbildenden lungskompetenzen erreicht werden. denden Schulen auf vielfältige Weise im Schulen strategisch und konzeptionell be- Kontext berufsbildungspolitischer Not- gleitet. „Lernende Organisation“ wendigkeiten. Sehr viele Schulen im beruflichen Umfeld Auf einer eigens eingerichteten Koope- Für die Zukunft steht eine ganze Reihe von haben bereits begonnen, ihre Strukturen rationsplattform erhalten berufsbildende Veränderungen an, die die Funktionalität und Prozesse auf WiBeS abzubilden. Ein Schulen und alle Partner des Berufsbil- von WiBeS weiter verbessern und erhöhen Beispiel hierfür ist die Gestaltung eines dungssystems die Möglichkeit, miteinan- werden. Zu nennen wären hier: standardisierten QM-Handbuchs. In ihm der zu kommunizieren und Wissen bezie- Die Konzeption und Implementierung werden alle wichtigen Informationen, hungsweise Informationen auszutauschen. eines HIBB-Intranet-Auftritts auf dem Struk­turen und Prozesse einer Schule fest­ SharePoint. gehalten. Darüber hinaus haben Schulen mit WiBeS unterstützt die Kolleginnen und Der Aufbau und Implementierung von der Hilfe und Unterstützung des WiBeS- Kollegen sowie Institutionen dabei, geeig- verschiedenen Evaluationsdesigns auf Teams Raumbuchungssysteme entwickelt,­­­ nete Strukturen und Prozesse zum Aufbau dem SharePoint. um den wachsenden administrativen Auf- von Wissensnetzen und den zeitnahen, Die Migration der technisch-administra- tiven Infrastruktur zu Dataport. Die Entwicklung, Beratung und Unter- stützung eines Konzepts zur Implemen- tierung eines Learning Management- Systems für den SharePoint.

Die genannten Beispiele zeigen, dass ein gelungener Wissenstransfer zu einer Ver- besserung von Schulqualität beitragen kann.

Ronald Wiegand (HIBB, WiBeS Team)

Literatur: Wiegand, Ronald. Implementierung von Wissens­ management als Beitrag zur Unterrichtsentwicklung an beruflichen Schulen. Hausarbeit im Rahmen des Masterstudiengangs Schulmanagement. Kaiserslautern 2010.

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Auf internationalen Märkten zu Hause Außenhandelstag an der H 2

üfte von frischgeröstetem Kaffee, Dexotischen Gewürzen und selbstgeba- ckenen Waffeln durchzogen am 15. Juni Fotos: H 2 die Räume der Beruflichen Schule Am Lämmermarkt (H 2). An über dreißig Mes- deres Interesse fanden internationale verschiedenen Ausbildungsunternehmen seständen stellten Unternehmen des Ham- ­Projekte, wie ein Austauschprogramm mit­ und als Höhepunkt die Preisverleihung burger Außenhandels interessierten Schüle- ­einem Business College in Rotterdam und zum Außenhandelsquiz. An verschiede- rinnen und Schülern ihre Produkte vor und einer Beruflichen Schule in Paris, wo inter- nen Ständen verkauften Schülerinnen und informierten über Einstiegsmöglichkeiten nationale Verkaufsverhandlungen im Mit- Schüler der H 2 kleine kulinarische Köst- im Berufsfeld Außenhandel. Dabei zeigte telpunkt standen. Wer zunächst sein lichkeiten. Die Organisation des Außen- sich die Vielfalt der Branchen: Vom Handel mit Schwerpunkt Wirtschaft anstreben­ handelstages war ein Schüler-Projekt von mit Kaffee, Tee und Zucker über Kosme- möchte, konnte sich bei Schülerinnen und Auszubildenden zum Betriebswirt / zur tikprodukte, chemischen Erzeugnissen, Ge- Schülern des 12. Jahrgangs aus dem Wirt- Betriebswirtin im Außenhandel. treide- und Futtermitteln bis hin zu medizi- schaftsgymnasium der H 2 in­formieren. nischen und technischen Produkten. Auch hier gibt es zahlreiche ­Möglichkeiten, Regina Ihlenburg Neben den Gesprächen an den Unter- internationale Erfahrungen zu sammeln. (H 2) nehmensständen hatten Schülerinnen und Im „Show-Room“ der Schule fand ein Schüler die Möglichkeit, sich am Stand ­der abwechslungsreiches Rahmenprogramm Weitere Infos H 2 über den schulischen Teil der ­dualen statt: Interviews mit Auszubildenden so- www.laemmermarkt.hamburg.de Berufsausbildung zu informieren. Beson- wie Lehrerinnen und Lehrern, Filme von

Gelebtes Europa Lämmermarkt ist seit 60 Jahren deutsch- Motiviert durch positive Erfahrungen im schulischen Alltag landweit die einzige Berufsschule für den und Erfolge der letzten Jahre bewarb sich Außenhandel. Darüber hinaus stehen auch die H 2 im Sommer 2012 um die Anerken- H 2 wird Europaschule das Institut für Außenhandel, das Wirt- nung als Europaschule. Unter dieser „Mar- schaftsgymnasium und die Nachqualifikati- ke“ wird die internationale Ausrichtung der on für Migrantinnen und Migranten an der Schule zukünftig noch sichtbarer werden. ie Berufliche Schule Am Lämmermarkt H 2 für Internationalität und kulturelle He- Sie verdeutlicht das Interesse und Engage- D(H 2) ist die erste berufsbildende „Eu- terogenität. Beide Aspekte sind im Leitbild ment von Schülerinnen und Schülern, Be- ropaschule“ Hamburgs. Am 18. September der H 2 fest verankert und somit inhaltlicher trieben, Auszubildenden und Lehrkräften 2012 wurde dieser Titel im Rahmen der und atmosphärischer Bestandteil des Schul- für ein gelebtes Europa. Lernortkooperation verliehen. Ein passen- lebens. Dazu gehören bilinguale Lernein- der Anlass, wie Schulleiter Thomas Kafitz heiten, ein großes Fremdsprachenangebot Nicola Bieberich meint: „Dies ist eine gute Gelegenheit, uns und die Integration europäischer Themen (H 2) bei Betriebsvertretern aus dem Außenhan- im Unterricht ebenso wie Trans- del, Schülern und Schülerinnen, Auszubil- nationale Mobilitätsprojekte denden, Lehrerinnen und Lehrern für die und zahlreiche Informations- Unterstützung unseres Profils „Wirtschaft veranstaltungen. Internationale und Internationalität“ zu bedanken.“ Projekte werden auch im Rah- Schon im Eingangsbereich der H 2 wird men der Ziel-/ Leistungsverein- der Besucher an einer Informationswand barungen mit dem Hamburger mit den zahlreichen internationalen Aktivi- Institut für Berufliche Bildung täten vertraut gemacht: Europatag, „Wege priorisiert. So fungierte die H 2 ins Ausland“ und „Europa macht Schule“, beispielsweise beim Projekt Leonardo da Vinci-Programme, Comenius- „MarCoB – Marketing and Con-

Projekte – die Auswahl ist groß. sumer Behaviour in a European 2 Die internationale Ausrichtung hat an der Comparison“ (2008) als Koordi-

H 2 Tradition. Die Berufliche Schule Am nierungsschule. Foto: H

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Logistische Herausforderung de um die drei vorderen Plätze. Dabei wur- de jedem eine komplexe Aufgabe aus dem Hamburger Nachwuchsspediteurinnen Im- und Exportbereich vorgelegt, die alle auf hohem Niveau meistern konnten. ausgezeichnet Die Siegerin Janna van Burgeler ge- wann die Auswahlrunde mit einer gut durchdachten und strukturierten Lösung undesverkehrsminister Dr. Peter Ram- se 09/81 (Europaklasse), Stefanie Weber zur Aufgabe, eine Fertigungsanlage von Bsauer überreichte auf dem Unterneh- der Klasse 09/19 und Jasmin Möhring der „Fast Car“ aus Stuttgart nach Peking zu mertag des Deutschen Speditions- und Klasse 09/20. Die drei Spediteurinnen hat- exportieren und Farbe aus Texas per See- Logistikverbandes (DSLV) am 29. Juni ten ihre HK-Abschlussprüfung im Winter fracht nach Stuttgart zu importieren. 2012 den Nachwuchspreis Spedition 2011/12 sehr erfolgreich absolviert. und Logistik 2012 an Janna van Burge- Ramsauer lobte: „Beim Nachwuchs­ Hans Brandenburg ler von der Fenthol & Sandtmann GmbH preis Spedition und Logistik beweisen (H 14) aus Hamburg. Gleichzeitig ehrte DSLV- die Kreativsten der Speditionsbranche ihr Präsident Mathias Krage die 22-jährige Potential. Hier zeigen die Logistiker von Nachwuchsspediteurin, die Deutschland morgen, dass sie ihre Fachkompetenz in im kommenden Jahr beim Nachwuchs- der Praxis ausgezeichnet einsetzen und preis der Weltspediteurorganisation FIA- logistische Herausforderungen mit Wissen TA vertreten wird. Van Burgeler siegte vor und Engagement lösen können!“ der Zweitplatzierten Stefanie Weber (UTi Deutschland GmbH) und Jasmin Möhring, Der Nachwuchspreis Spedition und Lo- die den dritten Platz belegte (Logwin Air + gistik wird gemeinsam vom DSLV und Ocean Deutschland GmbH). der DVZ Deutschen Logistik-Zeitung ver- geben. Erfreulich viele Bewerbungen er-

Die drei Siegerinnen besuchten die Staat- reichten die Geschäftsstelle des Verbandes DSLV Foto: liche Handelsschule Holstenwall (H 14). in Bonn. Dort konkurrierten Anfang Mai Deutschlands beste Nachwuchsspediteurin- Janna van Burgeler war Schülerin der Klas- sechs junge Spediteure in der Auswahlrun- nen aus Hamburg

Curriculum erstellt bezogene Konzeptionspapiere und Unter- versität Hamburg unter Leitung von Prof. richtsmaterialien, die auf der WiBeS-Platt- Tade Tramm unterstützt. Basierend auf die- Evaluationsnetzwerk form (Wissensmanagement für Berufliche ser Auswertung entstand ein gemeinsames Schulen in Hamburg) hinterlegt und inzwi- Planungsformat, in dem die 14 Lernfelder Einzelhandel (EVA-Net) schen für alle Lehrenden der vier Schulen des Rahmenlehrplans in einem arbeitstei- zugänglich sind. Lernfeld-Koordinatoren ligen Prozess konkretisiert wurden (siehe begleiteten die schulinterne Arbeit und Grafik). ie vier Berufsschulen des Einzelhan­ tauschten sich schulübergreifend zu Pla- Auch zukünftig wollen die Schulen im Ddels in Hamburg haben in einer nung, Durchführung und Ergebnissen des Netzwerk zusammenarbeiten. Mögliche schul­übergreifenden Kooperation ein Entwicklungsprozesses aus. Arbeitsfelder sind: Curriculum der Lernfelder für die Aus- Dieser Prozess wurde im Rahmen einer bildungsberufe Kauffrau/-mann im Ein- kooperativen Evaluation des Curriculum- Möglichkeiten und Grenzen des Daten- zelhandel und Verkäufer/in erstellt. Die- Netzwerks und des Instituts für Berufs- austausches ses Curriculum ist nun digital verfügbar. und Wirtschaftspädagogik (IBW) der Uni- Einbindung von Smartboards in den Beteiligt waren die Berufliche Schule für Lernfeld-Unterricht Handel und Verwaltung Anckelmann­ Curriculare Produkte Schulübergreifende Fortbildungsveran- straße (H 1), die Staatliche Handelsschule staltungen Altona (H 6), die Berufliche Schule an der H6 WiBeS H11 Erfahrungsaustausch über den Umgang (H 11) und die Berufliche Schule mit heterogenen Schülergruppen LF 3, 9, 11 lF 4, 7, 13 Eppendorf (H 13). Anlass für das „Evaluationsnetzwerk schulübergrefendes Die Lernfeldkoordinatoren: Einzelhandel“ war die Neuordnung Curriculum Ulrike Byza (H 6), dieser Ausbildungsberufe im Jahr Momke Krumm (H 11), 2004. In einem mehrjährigen EVALUATION LF 2, 8, 10 lF 5, 6, 12 Matthias Odinga (H 1), Prozess entstanden lernfeld- Entwicklung H1 H13 Implementation Stefan Wieprecht (H 13)

12 Berufliche Bildung Hamburg Nr. 2 · 2012 Schwerpunkt n

Schwerpunktthema „Berufliche Bildung: international“ Auf die internationale Arbeitswelt vorbereitet

Mit der Schwerpunktsetzung „Berufliche Bildung: international“ in dieserA usgabe der bbh soll die Aufmerksamkeit auf einen Aspekt der beruflichen Bildung gesetzt werden, der in Zeiten der „globalisierten Märkte“ für den Wirtschaftsstandort Hamburg von besonderer Bedeutung ist.

nternehmen, Mitarbeiterinnen und sechs Seiten alle eingesandten UMitarbeiter und damit auch die Berufs- Beiträge aus Hamburger berufs- schülerinnen und -schüler richten sich in- bildenden Schulen berücksichtigt ternational aus. Fremdsprachenkenntnisse haben. Ergänzt wird dies durch und interkulturelle Kompetenzen sind in den Bericht zur Transnationalen einer international geprägten Wirtschafts- Mobilität in der geförderten Be- und Arbeitswelt essentiell. rufsausbildung. Die Hamburger berufsbildenden Schu- Viele international tätige Un- len stellen sich dieser Herausforderung ternehmen bieten ihren Auszubil- mit besonderem Engagement: So nahmen denden Praktika in ausländischen bereits 2011 mehr als 800 aller Hambur- Filialen oder Partnerfirmen an. In 6 ger Auszubildende eines Ausbildungsjahr- kleineren handwerklichen Betrie-

gangs an internationalen Austauschpro- ben wird ein mehrwöchiges Aus- Foto: G grammen der berufsbildenden Schulen teil. landspraktikum und somit die Dies entspricht sechs Prozent eines Ausbil- Abwesenheit der Azubis jedoch manchmal mit interkulturellen Kompetenzen von un- dungsjahrgangs und erfüllt damit bereits skeptisch gesehen. Dies ganz zu Unrecht, schätzbarem Wert für die Kinder und die jetzt die von der Europäischen Kommissi- wie das Interview mit einem Hamburger Gesellschaft. Auch dies ist ein Aspekt von on für das Jahr 2020 (!) angestrebte Ziel- Schuhmachermeister zeigt. „Beruflicher Bildung:­international“. marke von sechs Prozent. Und die Tendenz ist weiterhin steigend. Sogar mehrmonatige Auslandspraktika Fremdsprachenkenntnisse fördern Mobi- sind ein verbindlicher Teil der Ausbildung lität und Integration. Dies trifft insbeson- Die Beiträge dieser Ausgabe belegen ein- von Erzieherinnen und Erziehern mit dem dere auf die englische Sprache zu. Sie ist drucksvoll, wie bunt und vielfältig die Schwerpunkt internationale Pädagogik Lingua Franca im Geschäftsleben und im Projekte zur Transnationalen Mobilität der in den Fachschulen für Sozialpädagogik internationalen Kontext. Darüber hinaus berufsbildenden Schulen sind. Sie sind zu- (FSP 1 und 2) in Hamburg. In der Freien beziehen fremdsprachliche kommunika- dem so umfangreich und interessant, dass und Hansestadt hat beinahe jedes zweite tive Kompetenzen heute zunehmend so- wir, statt der ursprünglich geplanten drei Kleinkind einen Migrationshintergrund zio- und interkulturelle Kompetenzen mit „Good Practice“-Beispiele, auf insgesamt und so sind Erzieherinnen und Erzieher ein. Daher wurde Mitte der 90er Jahre in Hamburg für alle beruflichen Bildungsgän- ge der berufsbezogene Fachenglischunter- richt verbindlich eingeführt. Zudem wurde ein Fremdsprachenzertifikat entwickelt, das den spezifischen Anforderungen des berufsbildenden Systems gerecht wird.

Neben den Ländern unterstützen insbeson- dere der Bund und die Europäische Union im Rahmen ihrer Maßnahmen die interna- tionale Ausrichtung beruflicher Bildung, ihre Durchlässigkeit und Anrechenbarkeit. Vergleichbarkeit und Anrechenbarkeit sol- len durch ein europäisches Leistungspunk- te-System (ECVET) verbessert werden.

Uwe Grieger, Angela Homfeld

Foto: Michael Kottmeier Michael Foto: (HIBB)

Nr. 2 · 2012 Berufliche Bildung Hamburg 13 n Schwerpunkt

Auslandserfahrungen Good Practice-Galerie der berufsbildenden Schulen

Hamburger berufsbildende Schulen machen mobil. 2011 haben sich 800 Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende aus Hamburg auf den Weg ins Ausland gemacht. Fast alle berufsbildenden Schulen in Hamburg sind beteiligt und führen weltweit verschiedene Mobilitätsprojekte durch.

abei sind in den letzten Jahren intensi- len zu bekommen, empfiehlt sich ein Blick anzubieten. Sie werden durch ein spezielles Dve Partnerschaften und Kooperationen auf die Good Practice Galerie. ESF-Projekt ermöglicht. Seitens der G 9 mit ausländischen Berufsbildungseinrich- Moderation der Galerie: findet jährlich ein Austausch von sechs bis tungen, Unternehmerverbänden und ein- Christiane Schadow (HIBB) acht Schülerinnen und Schülern statt. Bei zelnen Betrieben gewachsen. Ein Großteil dem Gegenbesuch können Auszubildende der Auslandsaufenthalte (56 Prozent) ist G 9: Kfz-Technik in Litauen aus Russland Praktika in namhaften Ham- im Rahmen des Leonardo da Vinci-Mobili- und St. Petersburg burger Kfz-Werkstätten durchführen. tätsprogramms der Europäischen Union (Ansprechpartner: Carsten Walter) (EU) finanziert. Die Organisation der Pro- Seit 20 Jahren pflegt die Gewerbeschule jekte in Hamburg wird zudem durch den für Kraftfahrzeugtechnik einwöchige Be- G 3: Backen in Marseille Europäischen Sozialfonds unterstützt. Der suche und Gegenbesuche mit der Partner- Kooperationspartner Arbeit und Leben e.V. schule in Kaunas / Litauen. Diese Schule Am 24. April fand die diesjährige feierliche verfügt dafür über ein weltweites Netz- hat ähnliche Ausbildungsschwerpunkte wie Europass-Übergabe für die Azubis der werk von Partneragenturen und Kontakten z. B. Metall- und Kfz-Technik. Die 18-jäh- Staatlichen Gewerbeschule Ernährung und zu Unternehmerverbänden, Kammern und rige Partnerschaft der G 9 zu einer fachver- Hauswirtschaft (G 3) statt. Sie hatten an Ausbildungseinrichtungen. Um einen Ein- bundenen Schule in St. Petersburg war Europa-Projekten für Auszubildende des druck von der Projektvielfalt und dem En- ­Inspiration dafür, Auszubildenden aller Bäckerei- und Konditoreigewerbes teilge- gagement einzelner berufsbildender­ Schu- Berufsbranchen Praktika in St. Petersburg nommen. „Bei einem solchen Projekt wür- den wir sofort wieder mitmachen!“ Darin waren sich alle Teilnehmerinnen und Teil- nehmer einig. Im Oktober 2011 hatte eine Gruppe von Auszubildenden der G 3 drei Wochen in Konditoreien, Bäckereien, ei- nem Restaurant und einem Hotel in Mar- seille verbracht. Auch bei kaum vorhande- nen Sprachkenntnissen schafften sie es, mit ihren französischen Kolleginnen und Kol- legen zusammen zu arbeiten. Durch diese gemeinsame Arbeit und den Willen zur Verständigung wurde interkulturelles Ler- nen möglich. Die Azubis erhielten einen Einblick in die Produktionsprozesse und sammelten eine Vielzahl von Erfahrungen. In diesem Jahr bietet die G 3 Praktika für Bäcker/innen, Konditor/innen, Verkäu- fer/innen der Bäckerei / Konditorei in Mar- seille (Frankreich) und Derry (Nordirland) an. Die Berufsfachschüler/innen haben in diesem Jahr außerdem das erste Mal die 3 Gelegenheit, ein Praktikum in der Partner-

Foto: Foto: G schule in Baeza (Spanien) zu machen. Europassübergabe an der G 3 (Ansprechpartner: Jürgen Wünneker)

14 Berufliche Bildung Hamburg Nr. 2 · 2012 Schwerpunkt n Foto: H 20 H Foto: Chancen auf dem europäischen Arbeitsmarkt erhöhen: Praktikum in Liverpool

H 20: Veranstaltungen H 8: Ready for Research – bericht wurde vor Azubis auf der „Lernort- in London organisieren Marktforschung in Großbritannien kooperation Medienschule – Marktfor- schungsinstitute“ präsentiert Auch 2012 fuhren wieder 18 Auszubilden- Im Dezember 2011 reisten fünf angehende Alle Auszubildenden bestätigten, dass de der Beruflichen Schule Bramfelder See Fachangestellte für Markt- und Sozialfor- sie sprachlich – insbesondere in Bezug auf (H 20) aus vier Bildungsgängen (Veranstal- schung, Auszubildende der Medienschule fachspezifische Sprachkenntnisse – und tungs-, Sport und Fitness-, Gesundheits- Hamburg-Eilbektal / (H 8), nach kulturell von ihrem Auslandsaufenthalt und Bürokaufleute) zu einem vierwöchigen London, Marlow und Coventry in Großbri- sehr profitiert, dass sie beruflich viel Neues Praktikum nach London. Alle betonten, tannien. Sie kümmerten sich nach erfolg- gelernt hätten und ihr Fachwissen vertiefen dass sie sich beruflich, sprachlich und per- reicher Bewerbung selbstständig um An­ konnten. Sie knüpften zahlreiche neue sönlich weiter entwickelt haben. Auch eine reise, Unterkunft und Praktikumsplatz. Kontakte und empfehlen das Projekt Tätigkeit im Ausland im Anschluss an die Unter­stützt wurden sie dabei von ihren unumwunden weiter. Ausbildung ist für einige Auszubildende in Lehrern und Ausbildungsbetrieben sowie (Ansprechpartnerin: greifbare Nähe gerückt. Dies belegen die der Mobilitätsagentur. Einige Auszubilden- Beatrice Leue-Hummel) Arbeitsplatz-Angebote einzelner Prakti- de arbeiteten erstmals im Ausland. Sie kumsbetriebe in London. Damit ist das konnten ihr Fachwissen aus Deutschland, H 2: Wirtschaft & Internationalität Hauptziel, die Chancen auf dem europäi- das sich eher auf quantitative Marktfor- schen Arbeitsmarkt zu erhöhen, in beson- schung bezieht, in England erweitern, in- Die Berufliche Schule Am Lämmermarkt derem Maße erreicht worden. Den Erfolg dem sie dort auch qualitative Studien ist die zentrale Berufsschule für die Ausbil- des Projektes belegen auch begeisterte E- durchführten. Andere haben Kunden ihrer dung im Außenhandel. Durch das Berufs- Mails der britischen Partnerfirmen: “We Institute oder Mitarbeiterinnen und Mitar- feld „Außenhandel“ besteht ohnehin ein have been very impressed by her professi- beiter ihres global tätigen Ausbildungsbe- starker internationaler Bezug. Aufgrund onalism, friendliness and her enthusiasm triebes in London kennen gelernt. der engen Verknüpfung von Berufsschule for everything we have given her to work Die jungen Leute dokumentierten ihre und Wirtschaftsgymnasium sieht die Schu- on. She will be missed”. “We found her Erfahrungen fortlaufend in einem Blog le das Profil „Wirtschaft & Internationa­ very efficient and pleasant to deal with.” und lieferten wöchentliche Berichte auf lität“ als gemeinsamen Rahmen für alle (Ansprechpartnerin: Elke Eder) Englisch. Ein abschließender Erfahrungs- ihre Schulformen. Die Berufsschule für

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Außenhandel unterstützt die Teilnahme zubildenden in Hamburg an der Berufli- von Auszubildenden an vielen Projekten chen Schule Am Lämmermarkt erfolgt im im Ausland, die hier nur beispielhaft ge- Mai 2013. nannt werden können – vor allem im Rah- Angestrebt ist es, gemeinsam mit men des „Leonardo da Vinci-Programms“. ­europäischen Partnern sogenannte EC- So begannen im September 2011 und Feb- VET-Lerneinheiten zu entwickeln. Seit ruar 2012 Projekte mit dem „Albeda Busi- dem Jahr 2000 nehmen die Schülerinnen, ness College“ in Rotterdam und der Beruf- Schüler und Lehrkräfte des Beruflichen lichen Schule „Lycée Professionnel Santos Gymnasiums – Fachrichtung Wirtschaft Dumont / St. Cloud“ in Paris. In Rotterdam regelmäßig an EU-geförderten Comenius- nahmen die Auszubildenden innerhalb Projekten teil. Aktuell erstellt der 12. Jahr- ­ihres dreiwöchigen Aufenthalts am Lehr- gang Business-Pläne auf Englisch, um 8 gang „International Marketing/Manage- diese mit den Partnerschulen, u. a. Finn- ment of Import / Export Operations“ teil, land und Slowenien, auf ihre Anwend­ Foto: W lernten verschiedene Betriebe kennen und barkeit in der jeweils anderen Kultur zu Vorbereitung für die China Fashion Show absolvierten ein Betriebspraktikum. In Pa- überprüfen. ris nahmen die Auszubildenden am zwei- (Ansprechpartnerin: Nicola Bieberich) wöchigen Lehrgang „Internationale Ver- für Friseure, Kosmetiker und Maskenbild- kaufsverhandlungen“ teil. Zusammen mit W 8: Mobil mit Schere & co ner mit der größten Hair- und Beauty-Ma- den holländischen und französischen Schü- ke-up Schule Chinas, dem Pivot Point Col- lern lernten sie die unterschiedlichen Pha- Bislang waren die Auszubildenden der Be- lege Chengdu in der Provinz Sichuan sen eines Verkaufsgesprächs kennen und ruflichen Schule Burgstraße (W 8) im Rah- (mehr als 6.000 Schüler). setzten diese in Rollenspielen praktisch men der ­Leonardo da Vinci-Projekte zu Vom 9. bis 29. Oktober 2011 reisten um. Anschließend sammelten die Auszu- Betriebspraktika in Marseille, Cardiff, neun angehende Friseur- und Maskenbild- bildenden Praxiserfahrung in einem Bournemouth, Izmir und St. Petersburg. ner nach Chengdu. Die jungen Nach- franzö­sischen Betrieb. Der Gegenbesuch Seit drei Jahren existiert zusätzlich die wuchskräfte konnten in China Land und der holländischen und französischen Aus- Kooperation der Hamburger Berufsschule Leute und vor allem das traditionelle Handwerk kennen lernen. Vormittags be- kamen die Auszubildenden Einblicke in die chinesische Kultur, erlernten Mandarin und chinesische Schriftzeichen oder prak- tizierten Tai Chi. Traditionelles chinesi- sches Make-up und Frisiertechniken stan- den ebenfalls auf dem Lehrplan. Am Nachmittag erfolgten Besuche bei namen- haften Friseuren, Kosmetikern und Hoch- zeitsplanern der Stadt. Der krönende ­Abschluss war die große Fashionshow mit 500 Gästen, die von den deutschen Aus­ zubildenden und den chinesischen Schü- lern der Departments Hair and Beauty und Modedesign gemeinsam gestaltet wurde. Im Sommer 2012 fand der Gegenbesuch einer chinesischen Gruppe aus Chengdu an der W 8 statt. Tabea Jünger (Maskenbildnerin) sagt: „Mich hat besonders die Zufriedenheit und Ruhe der Chinesen beeindruckt, die sehr gewöhnungsbedürftige Wertschätzung, Of- fenheit, Neugier und Gastfreundschaft der Chinesen, wie fleißig, diszipliniert und zielstrebig für die Schule, aber auch für Hobbys (Sport, Instrumente, usw.) gelernt und geübt wird, die Begeisterung und Freu- 2 de für Kleinigkeiten, die Wichtigkeit und

Foto: Foto: H der Stolz auf Traditionen.“ Lehrgang „International Marketing“ in Rotterdam (Ansprechpartnerin: Bettina Krantz)

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H 14: Luftfracht in London Heathrow bearbeiten

Auszubildende Daniela Wassmann: Meine bisherigen Erfahrungen als Aus­ zubildende zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistungen konzentrier- ten sich vor allem auf den Bereich See- fracht Import & Export. Ergänzend hierzu konnte ich im letzten Jahr Arbeitsabläufe der Luftfracht in einem unserer fremd­ sprachigen Büros „Röhlig’s“ in London Heathrow kennenlernen. Gerade in einem international orientierten Beruf wie Spe- ditionskauffrau gilt Sprachkompetenz für mich als Schlüsselqualifikation zum beruf- lichen Erfolg. Zunächst genoss ich einen sehr netten Empfang in der englischen Niederlassung, lernte alle Räumlichkeiten kennen und wurde an verschiedene Arbeitsweisen her- angeführt. Schon bald wurde ich tiefgrei- 11 fender in die Geschäftsprozesse eingebun-

den, sodass ich meine englischen Kollegen Foto: G nach einer Zeit im Hinblick auf Auftrags- Gegenbesuch französischer Praktikanten: Hotellerieerfahrung in Hamburg abwicklung unterstützen konnte. Beein- druckt haben mich deren Teamwork, der Zusammenhalt und die pragmatische Art G 11: Kulinarisches Parkett Praktikum nach Hamburg. Seit dem ersten mit Konflikten umzugehen. Es war eine in anderen Ländern Austausch vor über 10 Jahren waren über lehrreiche und spannende Zeit mit vielen 300 Auszubildende der Staatlichen Gewer- Begegnungen. Ich kann es nur jedem emp- Aus Le Mans, Prag, Baeza / Jaen und Mar- beschule Gastronomie und Ernährung fehlen! seille kommen Schülerinnen und Schüler (G 11) international mobil. Sie erhielten (Ansprechpartner: Karsten Vietig) der Partnerschulen regelmäßig für ein Stipendien im Rahmen der Programme Co- menius und Leonardo da Vinci (seit 2011 mit Mobilitäts-Zertifikat) sowie finanzielle Förderung vom Deutsch-Französischen Sekretariat und dem Deutsch-Französi- schen Ju­gendwerk.­ Im Jahr 2011 nahmen 81 Auszubildende an den Austauschpro- grammen teil. Die G 11 entwickelt mit den Partner- schulen Lernmodule, die die beruflichen Besonderheiten des Gastlandes spiegeln. Das Ausbildungsprojekt „Traiteur“ wurde beispielsweise zwischen dem „Lycée ­et CFA Hôtelier Bonneveine“ in Marseille und Hamburg speziell für angehende ­Köche, Fleischer, Fleischereifachverkäu­ ­ fer­innen und Traiteurs vereinbart. Seit 2004 besteht zudem eine Verbindung nach Fresno zur California State Uni­versity. Und so antwortet eine Auszubildende ganz pragmatisch auf die Frage, welche Emp- fehlungen sie für andere Teilnehmer habe: „Macht euch einfach selbst ein Bild!“.

Foto: Daniela Wassmann Daniela Foto: (Ansprechpartnerin: Daniela Wassmann (H 14) bei Röhling’s in London Doris Pudwill-Lehmann)

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G 18: IT-Praxis in Chicago Ausbau der Praktika. Einige Hamburger „Auslandsaufenthalte für Auszu­ ­ IT-Firmen haben bereits ihr Interesse sig- bildende bieten die beste Mög- Seit 2005 verbindet die IT-Abteilung der nalisiert, amerikanische Studenten auch für lichkeit, schon früh internationale Staatlichen Gewerbeschule Informations- ein halbes Jahr bei sich aufzunehmen. Um- berufliche Handlungsfähigkeit und Elektrotechnik, Chemie- und Automa- gekehrt unterstützen uns die RMU sowie zu erwerben. Die Betriebe kön- tisierungstechnik (G 18) eine enge Koope- die Deutsch-Amerikanische Handelskam- nen mit dem Angebot von Aus- ration mit dem Institute of Technology and mer auch bei der Realisierung mehrwöchi- landspraktika ihr Image als gu- Media der Robert Morris University (RMU) ger Praktika für unsere Hamburger IT- ter Ausbildungsbetrieb steigern, in Chicago. Jährlich absolvieren rund 30 Schüler im Anschluss an die Studienreise leistungsstarke Schulabgänger Berufsschülerinnen und -schüler in der bi- in Chicago. Insgesamt ist dieser Austausch ge­winnen und die Motivation ih- lingualen IT-Ausbildung eine zweiwöchige sehr positiv in die bilinguale IT-Ausbil- rer Auszubildenden erhöhen. Für Studienreise dorthin. Sie nehmen an den dung integriert und wird gleichermaßen eine Spitzenposition im Wettbe- regulären IT-Kursen zusammen mit ihren von Schülern wie Unternehmen sehr enga- werb ist das Hamburger Hand- amerikanischen Fellow-Students teil und giert mitgetragen. werk verstärkt auf gut ausgebil- gewinnen einen ersten Einblick in das ame- (Ansprechpartnerin: Kerstin Tschöcke) detes Personal angewiesen. Daher rikanische Ausbildungs- und Hochschul- sind in der modernen Arbeitswelt wesen. Daneben lernen sie natürlich auch FSP 1: Pädagogische Arbeit auch internationale Berufskom- „Land und Leute“ kennen, besuchen Han- mit Kindern im Ausland petenzen nicht mehr wegzuden- delskammer und Börse und knüpfen bei ken. Die Ausbildungsberatung der Firmenbesuchen erste berufliche Kontakte. Mit gepackten Koffern voller Vorfreude, Handwerkskammer Hamburg be- Diese Studienreise ist eine offiziell aner- Unsicherheit, einer Portion Mut und mit rät interessierte Jugendliche und kannte Weiterbildungsmaßnahme und wird ein wenig Grundkenntnissen in der neuen Betriebe gern zu diesem Thema.“ im Rahmen der Städtepartnerschaft mit Chi- Sprache sitzen die angehenden Erzieherin- Oliver Thieß, Leiter Bildungs­ cago von der Stadt Hamburg unterstützt. nen und Erzieher der Staatlichen Fach­ politik der Handwerkskammer Im Rahmen dieses Austauschs besuchen schule für Sozialpädagogik Wagnerstraße Hamburg uns ebenfalls amerikanische Studenten. In (FSP 1) im Flugzeug oder im Zug, auf rund sieben Wochen absolvieren sie ein dem Weg nach Lettland, Estland, Litauen, zweiwöchiges Berufspraktikum in den Spanien, Türkei und Dänemark. H 7: Work IT out in Europe Unternehmen unserer Berufsschüler und Seit einem halben Jahr haben sie sich werden dort von ihnen und den Ausbildern intensiv auf dieses viermonatige Praktikum „Das war die beste Zeit meines Lebens!“, intensiv betreut. Danach nehmen sie an vorbereitet, sich mit der eigenen Kultur, „So etwas würde ich jederzeit noch einmal der bilingualen IT-Ausbildung der G 18 Vorurteilen und den Zielländern auseinan- machen!“, „Am liebsten gleich wieder zu- teil. In nahezu allen Fächern ist in dieser dergesetzt. Nun kann es endlich losgehen. rück!“ hören wir, wenn unsere Auszubil- Zeit die verbindliche Unterrichtssprache Die Sprachkenntnisse sind nach drei denden nach einem Auslandsaufenthalt Englisch. Monaten Sprachkurs zwar noch etwas zurückkommen. Geplant sind ein gegenseitiger Lehrer- bruchstückhaft, aber die Schülerinnen und Die Berufliche Schule für Wirtschaft austausch über zehn Wochen sowie ein Schüler sind bereit, sich jetzt der Heraus- und IT City Nord (H 7) ermöglicht jährlich 40 Auszubildenden der kaufmännischen IT- und Büro-Berufe im Rahmen des Leo- nardo da Vinci-Mobilitätsprogramms ein dreiwöchiges Auslandspraktikum in Spani- en, Nordirland oder England. Auslandspraktika für Azubis sind heut- zutage nicht nur angesagt, sondern ein MUSS. Fachliche Besonderheiten, ein an- derer Betriebsalltag, eine andere Kultur – Azubis lernen bei einem Betriebsprakti- kum im Ausland mehr als nur eine andere Sprache! Sie erweitern Ihren Horizont, lernen neben neuen Arbeitsweisen ein neu- es Land, neue Menschen und deren Tradi- tion kennen. Das macht sie für den Arbeits- markt noch attraktiver, denn sie haben den 18 Schritt ins Ausland gewagt und bringen

den Blick über den Tellerrand mit. Foto: G (Ansprechpartnerin: Lara Hayn-Gehle) IT-Schüler im Millennium Park in Chicago

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feld als besonders positive Lernerfahrung herausgestellt. Die guten Rückmeldungen aller Beteiligten ermutigen uns, bei den Ausbildungsbetrieben für die große Zahl der interessierten Aus­zubildenden um wei- tere Zustimmung zu werben. (Ansprechpartner: Hartmut Lehmann)

FSP 2: Spielgeräte für Kinder in Rumänien Schülerinnen und Schüler der Interclass 6 berichten: Die Interclass der Fachschu- 1 le für Sozialpädagogik Altona (FSP 2) ist eine Profilklasse in der Ausbildung zur

Foto: Foto: FSP ErzieherIn mit dem Schwerpunkt „Inter- Angehende Erzieherinnen und Erzieher vier Monate in Lettland kulturelle Pädagogik“. Wir beschäftigen uns u. a. mit (weltweit) unterschiedlichen Voraussetzungen und Konzepten von Er- forderung zu stellen. Sie werden in pädago- ner nehmen“. „Ich bin über mich hinausge- ziehung. (…) Schnell wuchs der Wunsch, gischen Einrichtungen mit Kindern oder wachsen“. „Ich weiß jetzt, wie Fremde sich die Auslandsreise im dritten Semester auch Jugendlichen arbeiten und in kleinen Grup- hier fühlen“. „Das kann ich jedem empfeh- dafür zu nutzen, aktiv Hilfe zu leisten. Im pen, alleine oder in Gastfamilien wohnen len“ sind die ersten Kommentare der Teil- April 2011 erfuhren wir vom Engagement unter dem Motto: „Gemeinsam leben, ler- nehmer bei ihrer Ankunft in Hamburg. des Vereins Copilul e. V. („Das Kind“) in nen und arbeiten im Ausland“. (Ansprechpartnerin: Ulrike Pusch) Făgăraş / Rumänien, der Hilfe für notdürf- Von den langjährig mit der FSP 1 zu- tige Kinder und Familien in Rumänien sammenarbeitenden Partnerorganisationen H 11: Einzelhandel in Großbritannien leistet. Hier wollten wir helfen. Gemein- werden sie am Ziel in Empfang genom- sam entwickelten wir die Idee, Spielgeräte men, erhalten einen vertiefenden Sprach- Seit 2011 haben Auszubildende des Einzel- für diese Kinder herzustellen, die geeignet kurs und erfahren mehr über Land und handels die Möglichkeit, an einer Mobili- sind, deren Bewegungsfreude zu wecken Kultur. Sie sind gefordert auch selbständig tätsmaßnahme in Bournemouth / Südeng- und ihre Entwicklung zu fördern. Es gab ihr Leben in einer fremden Umgebung zu land sowie in Liverpool / Nordengland viel vorzubereiten: Skizzen von Spielge- meistern und gleichzeitig die Aufgaben der teilzunehmen. Die Kooperationspartner räten erstellen, theoretische Grundlagen Schule umzusetzen. Nach der Orientie- sorgen vor Ort für Unterbringung in Gast- der Psychomotorik aneignen, Bustransfer rungsphase in den Einrichtungen werden familien, bieten in der ersten Woche einen und Unterkunft organisieren, Einkäufe tä- sie ein eigenes Projekt mit den Kindern auf einem individuellen Kompetenztest tigen, Dokumentation vorbereiten und vor oder Jugendlichen planen und durchführen. basierenden Kurs in Wirtschaftsenglisch ­an allem: die Finanzierung ermöglichen. Am Kein leichtes Unterfangen, wenn Hände und vermitteln an- und Füße manchmal die fehlenden Worte schließend Praktikums- ersetzen müssen. Regelmäßig schreiben sie plätze im Einzelhandel, E-Mail-Berichte nach Hamburg an die nach Mög­lich­keit in der FSP 1, in denen sie ihre kulturellen Erfah- Fach­richtung des Aus- rungen, den Kontakt zu den Kindern und bildungsbetriebes. Die Kolleginnen und Kollegen in ihrem Projekt Betreuung vor Ort um- reflektieren. Besonders intensiv ist der Be- fasst eine Begleitung such der Hamburger Tutorinnen und Tuto- im Praktikum sowie in- ren. Für ein paar Tage können die Aus­lands­ terkulturelle Angebote. praktikanten „ihre Stadt“ – Riga, Tartu, In 2011 wurden Pi- Barcelona und die Einrichtungen zeigen lotprojekte in Bourne- sowie über die vielen neuen Eindrücke be- mouth und Liverpool richten. „So einen Kontakt hatten wir noch durchgeführt. Nach ers- nie mit Lehrern“, wird den betreuenden ten Erfahrungen wer- Lehrerinnen und Lehrern oft berichtet, da­ den die Unterbringung die gemeinsamen Aktivitäten und Gesprä- in Gastfamilien und die che vor Ort sehr intensiv sind. interkulturellen Erfah-

Nach vier Monaten heißt es Abschied rungen aus dem Eng- 2 FSP Foto: nehmen. „Diese Erfahrung kann einem kei- lischkurs und Arbeits- Spielgerät für Rumänien: Erprobt und für gut befunden

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17. September war es dann so weit! Nach schlossen wir, sowohl für die Mutter-Kind- In zehn Tagen entstanden eine Seilbahn 36-stündiger Busfahrt nahmen uns der Gruppe auf dem Schulhof der ehemaligen und ein Klettergerüst mit Schaukel. Pastor der evangelischen Gemeinde und Deutschen Schule in Făgăraş, als auch Wir haben viel gelernt auf dieser Reise die Menschen in Făgăraş herzlich in Emp- für das Kinderzentrum aktiv zu werden. – handwerklich, interkulturell und für un- fang. Wir wohnten zunächst außerhalb des Zwanzig frisch gefällte Eichen mussten sere zukünftige pädagogische Arbeit. Die Ortes in den Bergen, in einem ehemaligen verarbeitet werden. Werkzeuge und weitere Gastfreundschaft und Herzlichkeit, trotz Pfarrhaus, heute eine Begegnungs- und Materialien hatten wir größtenteils bereits aller Armut, rührte uns sehr. Erholungsstätte für Kinder. Hier gab es ei- in Hamburg gekauft und mittransportiert. Und durch „learning by doing“ erfuhren nen hohen Bedarf, das Gelände für Kinder Also fingen wir an: entrinden, hobeln, wir, wie sinnvoll und nachhaltig Projekt­ attraktiv und anregend zu gestalten. So be- flexen, messen, raspeln, bohren, schleifen. arbeit sein kann.

Positive Erfahrungen Schuhmachermeister unterstützt Transnationale Mobilität

Aus kleineren Handwerksbetrieben kommen zum Teil Vorbehalte zu Auslandsaufenthalten der Auszubildenden. Die Zeit für solche Maßnahmen sei nicht vorhanden, der Nutzen zweifelhaft und die Abläufe in einem kleinen Betrieb empfindlich gestört. Schuhmachermeister Martin Bartold und seineA uszubildende Mara Klötzing haben sehr positive Erfahrungen gemacht.

bbh: Wie war ihre erste Einschätzung, Bartold: Ja, unbedingt! Mara hat in Li- als ihre Auszubildende den Wunsch äu- verpool Techniken und Arbeitsschwer- ßerte an einem England-Austausch der punkte gelernt, die wirklich prüfungsre- Staatlichen Gewerbeschule Werft und levant waren. Und diese Techniken und Hafen teilzunehmen? dieses Wissen hat sie zu uns gebracht. Foto: Angela Angela Foto: Homfeld Konkret: Mara hat in einem Betrieb in Bartold: Was man als Chef so denkt: Liverpool gearbeitet, der auch Schuh- „Schon wieder eine Woche weniger im schäfte selber herstellt. Das ist ein Ar- Betrieb“. In den drei Ausbildungsjah- beitsschwerpunkt, den wir hier in un- ren läuft uns oft die Zeit davon und es serer Schuhmacherei nicht abdecken. ist schwierig, genug Zeitfenster für alle Darüber hinaus ist dies in Deutschland Lernfelder freizuhalten. Ich war sehr Ausbildungsinhalt eines weiteren Aus- skeptisch. bildungsberufs, des Schaftmachers. Wir haben ihre mitgebrachten Modelle bbh: Sie waren skeptisch, aber of- angepasst, aufgewertet und nutzen sie fensichtlich dennoch offen für Maras Martin Bartold jetzt als Fertigkeit in unserem Betrieb. Wunsch. Letztendlich hat Mara ihre neuen Fach- sondere Bereicherung, nicht nur fachlich kenntnisse perfekt für ihr Gesellenstück Bartold: Ja, ich denke, je mehr Ein- sondern auch für die Persönlichkeit der nutzen können. Und wie gut sie in ihrem drücke ein Azubi in seiner Ausbildung Azubis. Es macht selbstbewusster und erlernten Beruf ist, hat sie ja eindrucks- sammeln kann, desto besser. Diese Zeit selbstständiger. Und Einblicke in eng- voll durch ihre Auszeichnung als Bun- sollte man sich nehmen, denn jeder Be- lische Betriebe nehmen zu können, das desbeste Nachwuchs-Schuhmacherin trieb und insbesondere ein kleiner Aus- ist gerade in unserem Handwerk eine 2011 bewiesen. Damit hat unser kleiner bildungsbetrieb im Handwerk arbeitet besondere Nummer. Betrieb bereits zwei Landessieger und sehr individuell. Da ist es wichtig auch eine Bundessiegerin gestellt. Einblicke in andere Betriebe zu erhalten. bbh: Hatte Maras Aufenthalt in Liver- Auf Wanderschaft zu gehen ist eine be- pool auch Nutzen für Ihren Betrieb? Interview: Angela Homfeld (HIBB)

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Fortsetzung folgt Mobilitätsprojekte in der geförderten Berufsausbildung

Seit 2009 ermöglicht die Behörde für Schule und Berufsbildung für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf aus den öffentlich finanziertenA usbildungsprogrammen jeweils vierwöchige Praktika in Großbritannien. Sie folgen dem Prinzip des „work based learning“.

menarbeit mit der Universität Swansea, Abteilung English Language Training Ser- vices (ELTS) und der örtlichen Chamber of Commerce (Handelskammer) durch. Praktikumsbetriebe konnten gemeinsam mit dem ELTS gewonnen werden. In den Vorgesprächen mit Betriebsinhabern wurde bewusst nur von Jugendlichen aus Hamburg mit eingeschränkten Englisch- Sprachkenntnissen gesprochen. Vorbereitend besuchten die Jugend­ lichen in Hamburg einen Sprachintensiv- kurs und setzten sich mit dem englischen „way of life“ auseinander. Im August 2011 fuhren dann zwölf Jugendliche mit be­ sonderem Förderbedarf aus verschiedenen Ausbildungsprogrammen zum Auslands- praktikum nach Swansea. Die Praktikums- stellen waren Betriebe der Gastronomie / Catering, Einzelhandel, Bürobetrieb, Flo- ristik und Hafenschiffer. Auch die Univer- sität Swansea betreute drei Praktikanten. Der Tagesablauf vor Ort war abwechs- lungsreich und klar strukturiert: Einnahme­ eines gemeinsamen Frühstücks, anschlie- ßend ein Englischkurs (durchgeführt von ELTS), sodann Verteilung auf die Prak-

Foto: Amt für Weiterbildung, BSB Weiterbildung, für Amt Foto: tikumsstellen in der Stadt bis ca. 17 Uhr. Hamburger Praktikantin in Scarborough Allabendlich wurden die Eindrücke des Tages gemeinsam aufgearbeitet. Arbeits- sprache war durchgängig Englisch. Dies ie Beteiligten, die Jugendlichen eben- so homogen in das Team eingepasst, dass trug erheblich dazu bei, dass die Jugend- Dso wie Betriebe und Organisatoren, sogar die Kunden glaubten, sie gehö- lichen recht gut in die Fremdsprache zogen auch im vergangenen Jahr eine re als Fachkraft zum festen Stamm. Alle ­hineinfanden und sie auch unbefangen sehr positive Bilanz. Die Teilnehmenden Betriebsinhaber bekundeten, im nächsten verwendeten. entwickelten ihre Persönlichkeit, waren Jahr wiederum gern einen Praktikanten Das Projekt wird erfolgreich unter der motiviert, leistungsbereit und wuchsen in oder eine Praktikantin aus Hamburg auf- Trägerschaft von „Junge Werkstatt – bbw ihrem Selbstwertgefühl. Die Rückmeldun- zunehmen. Hamburg GmbH“ fortgeführt: In diesem gen aus den Praktikumsbetrieben waren Nach dem außergewöhnlichen Erfolg Jahr nahmen zwölf Jugendliche in Swansea einhellig: Alle betonten die Lernbereit- des Pilotprojekts in Scarborough war die und 13 Jugendliche in Scarborough an schaft und das vorbildliche Verhalten. Maßnahme im Jahr 2011 um einen zu- ­einem vierwöchigen Praktikum teil. Ein Friseur war derart begeistert, dass er sätzlichen Standort in Swansea (Wales) seine Praktikantin aus Hamburg am liebs- erweitert worden. Der beauftragte Träger Clive Hewlett, BSB, ten gleich da behalten hätte. Sie habe sich „Artis“ führte das Praktikum in Zusam- Amt für Weiterbildung

Nr. 2 · 2012 Berufliche Bildung Hamburg 21 n Schwerpunkt

Voraussetzungen schaffen Fremdsprachen für die Berufswelt Fremdsprachenkenntnisse fördern Mobilität und Integration, erhöhen die Beschäftigungsfähigkeit und sind zur Vorbereitung auf eine international geprägte Wirtschafts- und Arbeitswelt essentiell.

uf deutscher wie auch auf europäi- ­Learning / CLIL; in Ascher Ebene werden hierzu in diver- Deutschland häufig sen Grundlagenpapieren wünschenswerte noch als „bilingua- und erforderliche Maßnahmen auf­ ler“ Sachfachunter- geführt: für Lernende, Unterrichtende, richt bezeichnet). Didaktiker, Schulbuchverlage, Unterneh- Neben den funktio- men oder politische Entscheidungsträger. nalen fremdsprachli- Experten aus Ministerien, Unternehmen chen kommunikati- und beruflichen Bildungseinrichtungen ven Kompetenzen waren beteiligt, um ein „neues“ oder „an- wird die Relevanz deres“ Selbstverständnis zum Sprachen- von sozio- und inter- lernen und dessen Relevanz im berufli- kulturellen Kompe- chen Bereich zu bewirken. Dazu gehören tenzen für die Be- folgende Maßnahmen beziehungsweise rufs- und Arbeitswelt

Aussagen: betont. Kottmeier Michael Foto:

Sprachenlernen für den Beruf geschieht Berufs(welt)bezogener Fremdsprachen- ten, z. B. in grenznahen Gebieten er- im Hinblick auf Verwendbarkeit bzw. unterricht trainiert und ermöglicht be- kannt und einbezogen werden. zur Bewältigung von beruflich relevan- rufsrelevante Fertigkeiten wie insbeson- ten Situationen – wobei mitunter die dere Sprachmittlung (Mediation), d. h. Fremdsprachen-Curricula und Lehrwer- Botschaft wichtiger ist als sprachliche die Übermittlung von Inhalten von der ke sollen an die Bedürfnisse der Wirt- Akkuratesse. einen in die andere Sprache. schaft angepasst werden (nicht nur die der „Global Players“, sondern insbeson- Berufsrelevante fremdsprachliche Kennt­ Die englische Sprache ist Lingua Franca dere von klein- und mittelständischen nisse oder Kompetenzen müssen at­ im Geschäftsleben und im internationa- Betrieben). testiert beziehungsweise zertifiziert len Kontext. Diese Basiskompetenz be- werden – nicht zuletzt, um die Kon­kur­ inhaltet die Kenntnis von „Business- Möglicherweise wird die breite Öffent- renz­fähigkeit auf dem Arbeitsmarkt und Kulturen“ (interkulturelle Kompetenz). lichkeit den Begriff „Business English“ transnationale Mobilität zu erhöhen. Die Sprache des Kunden ist insbesonde- in Zukunft nicht mehr automatisch mit Eine Differenzierung der Anforderungs- re in grenznahen Gebieten von hoher Handelskorrespondenz in Verbindung bereiche nach Berufsfeldern und Be- Wichtigkeit. bringen, sondern definieren als „The rufsgruppen erfordert unterschiedliche kind of English that is beneficial for the sprachliche Anforderungen bzw. Profile Transnationale Mobilität muss sowohl company“, wodurch mündliche, inter- (Bezug zum Gemeinsamen Europä­ für Lernende als auch für Lehrende aktive Kompetenzbereiche inklusive ischen Referenzrahmen für Sprachen, durch Austauschprogramme, Partner- Sprachmittlung in den Vordergrund ge- Attestierung z. B. durch Zertifikate wie schaften, gegenseitige Anerkennung rückt werden. das deutsche KMK-Fremdsprachen­ von Praktika im Ausland usw. gefördert zertifikat). und ausgebaut werden (Notwendigkeit­ Diese Aufzählung mag unvollständig sein; der finanziellen Unterstützung; Lehrer- sie soll jedoch exemplarisch illustrieren, Kommunikationstraining in beruflich aus- und -weiterbildung – insbesondere wie die Relevanz von Fremdsprachen- relevanten Situationen (funktionale für CLIL und Peer-Learning-Akti­ kenntnissen im europäischen Wirtschafts- kommunikative Kompetenzen in Ver- vitäten). raum zu rechtfertigen ist und welche (z. B. bindung mit Fachwortschatz) wird didaktische) Änderungen erforderlich sind, ermöglicht durch berufsbezogenen Bislang ungenutzte Potenziale der Mig- um die gesetzten Ziele zu erreichen. Fremdsprachenunterricht sowie Sach- rantensprachen (Herkunfts-, Mutter- fachunterricht in einer Fremdsprache und Familiensprachen) sollen für die Manfred Thönicke (Content and Language Integrated Wirtschaft und Sprachen von Minoritä- (HIBB)

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Zertifizierung von Es entstand der „Gemeinsame Europä- durch verbieten sich z. B. Lückentexte Fremdsprachenkenntnissen in ische Referenzrahmen für Sprachen“, der und Multiple Choice-Aufgaben, denn der beruflichen Bildung das fremdsprachliche Leistungsvermögen diese sind bei der Bewältigung von sechs unterschiedlichen Stufen (A 1, A 2, berufsrelevanten Situationen in einer B 1, B 2, C 1 und C 2) zuordnet. Die KMK Fremdsprache unrealistisch. Das KMK-Fremd­ wies 2004 die Anforderungen des Haupt- Zertifikatsprüfungen werden ständig schulabschlusses der Stufe A 2 und die des von Experten der Bundesländer auf ein- sprachenzertifikat Realschulabschlusses der Stufe B 1 zu. heitliche Qualität und Vergleichbarkeit Somit wurde eine Englischnote präzisiert. geprüft. Die Prüfungssätze werden be- ls Mitte der 90er Jahre in Hamburg für Darüber hinaus wurde auf Initiative von hördlich geprüft und genehmigt. Aalle beruflichen Bildungsgänge Fach- Hamburg und Bayern eine KMK-Rah- Ab Schuljahr 2012 / 13 sind die Facheng­ ­ englischunterricht verbindlich eingeführt menvereinbarung über die Zertifizierung lisch­prüfungen in den meisten Bildungs- wurde, gab es zunächst Zweifel an der von Fremdsprachenkenntnissen in der be- gängen, in denen die Fachhochschulrei- Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme. In einem ruflichen Bildung ins Leben gerufen, das fe erworben werden kann, in Hamburg zusammenwachsenden Europa ist jedoch KMK-Fremdsprachenzertifikat. Es unter- so konzipiert, dass sie die Elemente des selbst in kleineren Betrieben Englisch als scheidet sich erheblich von anderen Spra- KMK-Fremdsprachenzertifikats in der Lingua Franca zwischen Mitarbeitern und chenzertifikaten: schriftlichen Prüfung auf Stufe B 2 beinhal- Kunden nicht mehr wegzudenken. Spra- Es beinhaltet die Anforderungsbereiche ten. Wollen die Schülerinnen und Schüler chenkenntnisse dienen der „Marktwert- „Hör- / Hörsehverstehen“, „Leseverste- auch das KMK-Fremdsprachenzertifikat steigerung“. Daher wurde bereits Ende der hen“, „Textproduktion“, „Interaktion“ erwerben, bedarf es nur einer zusätzlichen 90er Jahre in Hamburg die Möglichkeit und als bislang einziges Sprachenzerti- Interaktionsprüfung. geschaffen, dass Auszubildende sich ihre fikat „Sprachmittlung“. Fremdsprachenkenntnisse zertifizieren Aufgaben werden so gestellt, wie sie im Manfred Thönicke lassen können. beruflichen Bereich denkbar sind. Da- (HIBB)

Mobilitäten fördern Basis von Anforderungen des Europäischen Leistungspunkte- Europäisches systems für Berufliche Bildung und Ausbildung, kurz ECVET, Leistungspunkte­ und dem „Europass Mobilität“ als Zertifikat. system ECVET Die ECVET-Anforderun­gen sollen zu einem effizienteren­ er Europäische Sozialfonds (ESF) för- Umgang mit Lernzeit­ und zu Ddert seit Jahren die Verbesserung von mehr Durchlässigkeit führen. Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Im aktu- Mobilitätsprojekte sollen sich ellen Projektzeitraum 2007–2013 ist die an Lernergebnissen (Learning Förderung „Transnationaler Maßnahmen“ outcomes) orientieren und zu

ein besonderer Programmschwerpunkt. einem qualitativ verbesserten Krüger Lars Foto: Deren Ziele sind, während der Ausbildung Kompetenzerwerb beitragen. Verständnis für andere Arbeitswelten und Diese Lern­ergebnisse sind in Anlehnung der „Beratungsleitfaden zur Erarbeitung Kulturen zu gewinnen und damit selbstsi- an den Europäischen Qualifikationsrahmen von berufsspezifischen Lerneinheiten cherer, weltoffen und sensibel für Vielfalt (EQR) in die drei Bereiche Kenntnisse, (Units)“, eine „Checkliste zur Erarbeitung zu werden. Berufspraktische Erfahrungen Fertig­keiten und Kompetenzen gegliedert. von ECVET-Partnerschaften“ und lern­ im Ausland unterstützen zudem die beruf- ergebnisorientierten Units (exemplarisch liche Eingliederung und die Chancen auf Der Prozess der praktischen Umsetzung für den Einzelhandel). Diese Instrumente dem Arbeitsmarkt. Mit Hilfe des ESF-Pro- von ECVET wird derzeit am Hambur- werden allen interessierten Schulen zur jekts „Förderung von Mobilitäten durch ger Institut für Berufliche Bildung durch Verfügung gestellt und können entspre- Partnerschaften“ werden diese Ziele in die zwei Fachreferentinnen erprobt. Sie ste- chend den schulspezifischen Erfordernis- Praxis um