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dtv Taschenbücher 24731

Kohl, Schröder, Merkel

Machtmenschen

Bearbeitet von Gerd Langguth

1. Auflage 2009. Taschenbuch. ca. 580 S. Paperback ISBN 978 3 423 24731 3 Format (B x L): 13,5 x 21 cm

Weitere Fachgebiete > Medien, Kommunikation, Politik > Politikwissenschaft Allgemein > Sachbuch, Politikerveröffentlichungen und -biographien

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Gerd Langguth Kohl, Schröder, Merkel Machtmenschen

Deutscher Taschenbuch Verlag Der Inhalt dieses Buches wurde auf einem nach den Richtlinien des Forest Stewardship Council zertifizierten Papier der Papierfabrik Munkedal gedruckt.

Originalausgabe Mai 2009 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München www.dtv.de © 2009 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Sämtliche, auch auszugsweise Verwertungen bleiben vorbehalten. Umschlagkonzept: Balk & Brumshagen Umschlagfotos (v. l. n. r.): picture alliance / Tim Brakemeier, dfd images / Michael Urban, Caro Waechter Satz: Greiner & Reichel, Köln Gesetzt aus der Minion 10/13˙ Druck und Bindung: Kösel, Krugzell Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier Printed in · isbn 978-3-423-24731-3 Inhalt

I. Einleitung: Machtmenschen 9

II. – die Macht des Geschichtsdeuters 15 Kohls Jugend 15 • Früher politischer Aufstieg 17 • Vom Land- tagsabgeordneten zum Ministerpräsidenten 21 • Kampf ge- gen Barzel 23 • Barzels Sturz 27 • Kohl wird Parteivor­ sitzender 30 • Kanzlerkandidatur 32 • Kohls drei Säulen der Macht 35 • Die Partei als Basis der Macht 37 • Die Fraktion als Netzwerk Kohl’scher Macht 52 • Das Kanzleramt als Zentrale der Macht 66 • Die Chefs des Bundeskanzleramts 69 • Die Staats- minister 73 • Die Abteilungs­leiter 76 • Die persön­liche Um­ gebung 82 • Externe Berater 87 • Die Regie­rungssprecher 89 • Der Politikstil Kohls 94 • ­Ablösepro­zesse oder: Scheiden tut weh 115 • Männerbande: Schäuble und Kohl 121 • Schäuble – der ewige Kronprinz 125 • Kohl will weitermachen – als Ehren­ vorsitzender 129 • Der Spendenskandal 131 • Krieg auf dem Buchmarkt 140 • Eine traurige Post-Kanzler-Ära 146 • Im Schatten der Macht: die Familie 148

III. Gerhard Schröder – die Macht des Aufsteigers 154 »Acker« in der Nachkriegszeit 155 • Lehr- und Wanderjah- re 159 • Juso-Bändiger im »roten Jahrzehnt« 161 • Im Bundes- tag in Bonn 165 • Die Entdeckung der Landespolitik 167 • Der »Enkel« Gerhard Schröder und 170 • Der Minis- terpräsident und die Wiedervereinigung 172 • Pragmatisch für Niedersachsen 174 • Schröder unterliegt Scharping 176 • Vor dem Mannheimer Putschparteitag­ 180 • Schröder und Lafon- taine – ein Nichtverhältnis 184 • Provokationen als Stilmit- tel 186 • Wie Schröder Lafontaine austrickste 189 • Wahl- kämpfer Schröder 201 • Rot-grüne Koalition – ein historisches Projekt? 205 • Der »Koch« und der »Kellner« 208 • Der Seiten­ einsteiger Jost Stollmann und die Profis 211 • Die Machtarchitek- tur: Schröder, Lafontaine und die Minister 217 • Hintergründe der Regierungsbildung und warum Schröder Lafontaine als Frak- tionsvorsitzenden verhindern wollte 219 • Zweikampf, Mobbing und Verbitterung: Der Rücktritt Lafontaines 227 • Bodo Hom- bachs Weggang nach dem Ende des Kosovo-Krieges und Minister- rücktritte 245 • Schröders »Küchenkabinett« im Bundeskanz- leramt 251 • Die Regierungssprecher 253 • Die »politischen Beamten« im Kanzleramt 254 • »Doris sagt …« 258 • Be- rater und die »Friends of Gerd« (FROGs) 262 • Pragmatis- mus als Regierungsstil 265 • Die Bosse von Wirtschaft und Ge- werkschaft 282 • Zwang zur eigenen Mehrheit auch in der Außenpolitik 284 • Der Irak-Krieg – Rettungsanker des »Frie- denskanzlers« 287 • Schröder und die Medien 294 • Der Abstieg in fünf Akten 300 • Erster Akt: Der Mut der Verzweif- lung und die Agenda 2010 302 • Zweiter Akt: Die kleine Par- teirebellion in Bochum 306 • Dritter Akt: Parteivorsitzender am Ende 307 • Vierter Akt: Vorgezogene Bundestagswahlen als ­Einstieg in den Ausstieg 313 • Fünfter Akt: Das letzte Aufbäumen in der »Elefantenrunde« 326 • Ein Rückblick: Schröder und die SPD 331 • Epilog – Das Leben eines Ex-Kanzlers 335

IV. Angela Merkel – die Macht der Sphinx 340 Pfarrerstoch­ter und Physikerin in der DDR – Kindheit, Jugend, Wissen­schaft 344 • Der demokratische Aufbruch: Merkel ent- deckt die CDU 353 • Helmut Kohl entdeckt Angela Merkel 359 • »Kohls Mädchen« als Ministerin 361 • Das »Mädchen« zeigt gegen Schäuble und Kohl Zähne 370 • Glücklose Vorsit­ zende 377 • Das Frühstück von Wolfratshausen 384 • Stoiber scheitert 386 • Der Griff nach dem Fraktionsvorsitz 387 • Merkel – eine Sphinx? 394 • Kohl – der Kandidatin Lehr- meister 396 • Warum Angela Merkel Schröder dankbar sein muss 398 • Das Merkel-Kabinett 403 • Merkels Imperium 412 • Merkels Wochenplan 414 • Sechs Abteilungen 417 • Merkel, die Unionsparteien und die SPD 419 • Zum Regie­ rungsstil Angela Merkels 425 • Merkel und die Medien 436 • Merkel – die »mächtigste Frau der Welt« 439

V. Drei Machtmenschen im Vergleich 444

VI. Die Formel der Macht Ein Exkurs und mehrere Thesen 454

Anmerkungen 489 Auswahlbibliografie 557 Personenregister 565 Danksagung 577

I. Einleitung: Machtmenschen

Die Bildergalerie der Bundeskanzler im Bundeskanzleramt beginnt mit dem ersten Regierungschef der Nachkriegszeit, Konrad Adenau- er. Bis Mitte 2007 endete sie mit Helmut Kohl. Seit dem 10. Juli 2007 hängt neben ihm das Portrait von Gerhard Schröder, gemalt von Jörg Immendorf, der wenige Wochen vor der Aufhängung des Bildes gestorben war. Schröders Portrait ist sehr eigenwillig und steht in Kontrast zu den anderen sechs Werken, die recht traditionell gemalt sind. Golden funkelt Schröders Büste, machtvoll wie ein römischer Feldherr oder ein Renaissance-Fürst blickt er drein – und zugleich ironisch umringt von Affen, Künstleraffen im Sinne Immendorfs, die auf den Kanzler ein kritisches Augenmerk haben sollen. Schrö- der hatte bei der Enthüllung des Gemäldes einen guten Grund, wieder einmal ins Kanzleramt zurückzukommen. In Anwesenheit mancher seiner Weggefährten – darunter Frank-Walter Steinmeier und Franz Müntefering – scherzte er, an die Kanzlerin gerichtet, dass dort ja noch ein bisschen Platz sei und Merkel möglicherweise irgendwann neben ihm hängen werde.1 Seine Nachfolgerin konterte ­ schlagfertig: Die Große Koalition erlaube es Schröder, das Haus unbefangen zu betreten, zumal er ja auch seine »alten Kameraden mitgebracht« habe. Sie sei jetzt froh, dass die Schulklassen, die das Kanzleramt besuchen, künftig nicht mehr fragen müssten: »Warum wird der Schröder nicht aufgehängt?« Gut gelaunte Machtmenschen unter sich. Doch sind wir nicht alle Machtmenschen? Wir starren zwar oft auf die »Großen«, die uns regieren. Aber wollen nicht die meisten auch Macht ausüben – im Beruf, im Verein, bei Freunden und Familie? Und oft sind diejenigen, die auf jede Form der Machtausübung ver- zichten wollen, auf eine andere Weise von Macht fasziniert: von den »Mäch­tigen« oder zumindest von denjenigen, die man für mächtig

9 hält. Nicht nur Politiker, auch andere drängen in die Öffentlichkeit, beispielsweise Schauspieler. Für sie ist die Aufmerksamkeit anderer wie eine Droge, manche sind wie besessen, unbedingt gesehen zu werden.2 Doch Politiker sind meist keine »schönen« Menschen und insofern anders als Schauspieler. Aber Politik und Schauspielerei – Verwandte sind sie schon. So sagt man in Amerika: »Politik ist Hol- lywood für hässliche Menschen.«3 Doch ohne die Zuwendung der Wähler oder der Zuschauer gibt es keinen Erfolg. Es sind nicht nur das Geld und der Lebensstil, was Politiker reizt. Vielmehr ist es die Zuwendung der Menschen, in unserer medialisierten Welt der Zu- schauer, die den Beruf des Politikers so attraktiv macht. Die Macht in der Politik unterscheidet sich daher von der Macht andernorts. Über die Einflussreichen in der Wirtschaft etwa wird häufig nur in Krisen- situationen etwas bekannt. Private Machtausübung bleibt meistens privat. Politische Karrieren hingegen sind von Beginn an öffentlich, zunächst im Mikrokosmos einer Stadt oder eines Wahlkreises.­ Je »hö- her« ein Politiker dann steigt, umso mehr wird er wahrgenommen und täglich taxiert, öffentlich kritisiert. Auch der Abschied von der Politik vollzieht sich vor den Augen der Öffentlichkeit. Zum Teil lei- det sie mit, auf jeden Fall schaut sie zu. Politik ist immer ein weithin sichtbares Drama. Damit stellt sich die Frage nach den »Machtmenschen«. Der Be- griff hat im Deutschen meist einen negativen Klang – die englische Übersetzung »power seeker« ist viel nüchterner. Als »Machtmensch« gilt in Deutschland jemand, der den Besitz und den Erhalt von Macht als wichtiger ansieht als bestimmte inhaltliche Ziele. Wir werden zu prüfen haben, ob mit diesem Begriff Kohl, Schröder und Mer- kel – und mit ihnen zahlreiche andere in diesem Buch behandelte Persönlichkeiten – »fassbar« gemacht werden können: Machtmen- schen sind ichbezogene Persönlichkeiten, die – unter weitgehender Hintanstellung privater und anderer Ziele – mit allen ihren Energien auf den möglichst dauerhaften Erwerb von Macht fixiert sind, die zum Zwecke des Machterhalts tatsächliche wie auch vorgetäuschte Ziele zu nutzen wissen und deutliche Lust an der öffentlichen Macht verspüren. Helmut Kohl, Gerhard Schröder und Angela Merkel: Mehr als die

10 Hälfte der heutigen deutschen Bevölkerung hat diese drei Personen bewusst als Bundeskanzler erlebt. Sie haben die deutsche Politik ge- prägt – sehr unterschiedlich in ihrem Auftreten und in ihrer Zeit, doch alle hatten bzw. haben einen unbändigen Willen zur Macht. »Nach oben kommen« lautete ihre Maxime. Helmut Kohl, Bundeskanzler von 1982 bis 1998, war mit seinen sechzehn Amtsjahren länger im Amt als . Er ist in die Geschichtsbücher eingegangen als »Kanzler der Einheit«. Gerhard Schröder, Bundeskanzler von 1998 bis 2005, führte mehr als eine Übergangsregierung. Er machte die Grünen auf Bundesebene regierungsfähig und er setzte eine Reihe von zum Teil heftig bekämpften Modernisierungsreformen in Gang. Er scheiterte, weil er – wie im Jahre 1982 bereits – die Unterstützung seiner eigenen Partei verlor. Angela Merkel, erste Frau im Amt des Bundeskanzlers, leitet die zweite Große Koalition in der bundesdeutschen Geschichte. Obwohl sich die beiden Parteiforma­ tionen Union und SPD in vielen Fragen nicht einigten, hatte dies bisher auf das Image der ostdeutschen Pfarrerstochter nur geringen Einfluss. Sie ist beliebt wie keiner ihrer Vorgänger. Was macht das Faszinosum der Macht aus? Muss nicht sogar von einer »Erotik der Macht« gesprochen werden? Die Insignien öffent- licher Macht haben eine besondere Ausstrahlungskraft: auf diejeni- gen, die an der Macht sind und sie behalten wollen, und diejenigen, die Beobachter oder Statisten der politischen Bühne sind. Irgendwie haben die angeblich Mächtigen Macht über uns, wenn auch zum Teil nur indirekt. Sie bestimmen unser Leben, vielleicht mehr in unserer Imagination als in der Realität. Denn viele Mächtige leiden gerade darunter, dass – zumal in einer Konsensdemokratie wie Deutsch- land – die Ausübung von Macht häufig keine wirkliche Entschei- dungsmacht, sondern eher eine Prozessbeeinflussungsmacht ist. Auf jeden Fall sind die Mächtigen in der Politik ein Teil von uns. In unserem Verhältnis zu ihnen zeigt sich eine scheinbar natürliche Am- bivalenz: Wir verehren sie, wir verdammen sie. Diejenigen, die »ganz oben« angekommen sind, werden mit Argusaugen betrachtet. Denn in der Politik kann jeder mitreden. Schließlich spüren wir eine Ab- hängigkeit von der Politik. Abhängigkeiten sind selten ein Quell der Freude, auch wenn sich viele lieber regieren lassen als selbst zu regie-

11 ren. Schon immer waren die Spitzenleute Objekt der Bewunderung, aber auch der Abneigung und des Hasses. Ob es sich um Könige, Päps- te oder Bundeskanzler handelt: Ihre Ausstrahlungskraft fasziniert. Der antike griechische Denker Platon und der preußische Militär- stratege Clausewitz wollten beide starke politische Führungsfiguren. Platon wünschte sich den »Philosophenkönig« an der Macht, wäh- rend Clausewitz auf den kampferprobten Feldherren setzte. Die drei in diesem Buch untersuchten »Helden« sind weder Philosophen­könig noch Feldherr. Ihr Auftreten entsprach und entspricht nicht dem Bild, das man sich von Helden der Geschichte macht. Der Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt schrieb einst, »historische Größe« erfordere, »dass in dem großen Menschen ein bewusstes Verhältnis zum Geistigen, zur Kultur seiner Zeit« nachweisbar sei, dass »ein Alexan­der einen Aristoteles zum Erzieher gehabt« habe. »Einem sol- chen allein trauen wir dann eine höchst gesteigerte Genialität zu.«4 Können oder sollen wir Kohl, Schröder und Merkel an diesem Maß- stab messen? Kohls Auftreten beispielsweise wirkte ungemein bieder. Er besaß kaum das, was der Soziologe Max Weber unter »Charisma« verstand. Und doch faszinierte »der Pfälzer« auf seine Art und Weise – wahr- scheinlich gerade deshalb, weil er in fast idealer Weise dem Prototyp des Bürgers einer »nivellierten Mittelstandsgesellschaft« (Helmut Schelsky) entsprach, die cäsaristischen Führernaturen misstraut. Vielleicht bestand sein größtes Geheimnis lange Zeit sogar darin, dass er – wie Merkel – zu den unterschätztesten deutschen Politikern gehörte, sein Machtsinn eher unterentwickelt schien, er tatsächlich aber ein Machtmensch par excellence war. Schröders Machtanspruch hingegen manifestierte sich auf eine eher laute Weise. Sein berühmtes, von seiner Umgebung und von seinem journalistischen Freundeskreis mythologisiertes »Rütteln« am Zaun des Bonner Bundeskanzleramtes macht deutlich, dass sich kaum ein Politiker so offen zu seinem Hunger nach »Macht« be- kannte wie er. Das war schon sonderbar. Denn eigentlich entspricht es der deutschen Nachkriegstradition, zwar Macht zu erstreben und ausüben zu wollen, den eigenen Machtwillen aber hinter vermeint- lichen und tatsächlichen politischen Zielen zu verstecken. Angela

12 Merkel passt schon eher in diese Tradition. Sie ist zurückhaltender als ihr Vorgänger: Früher, so sagte die studierte Physikerin, wollte sie die Macht über die Moleküle. Heute gehe es ihr um »Gestaltung«5. Dem »Faszinosum« Macht war auch der Autor zeitweise erlegen. Schon in frühen Jahren konnte er das »Innenleben der Macht« stu- dieren – weniger als Theoretiker, sondern vielmehr als Praktiker. 1976 zog er als viertjüngster Abgeordneter in den Deutschen ein. Auch als langjähriges Vorstandsmitglied der Bundes-CDU hat er alle Spezifika der Parteipolitik erlebt, gelegentlich durchlitten. Während seiner späteren Tätigkeit als Direktor der Bundeszentrale für politische Bildung, als Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission und als Geschäftsführender Vorsitzender der Konrad- Adenauer-Stiftung hat er die Kohl-Jahre aus der Nähe erlebt. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit fanden ihren Ausdruck in dem 2001 er- schienenen und seit Jahren vergriffenen Buch ›Das Innenleben der Macht‹, das sich vor allem mit der Kohl-CDU auseinandersetzte. Auf einige immer noch aktuelle Kapitel dieser Publikation wird in diesem Buch zurückgegriffen. Die Schröder-Zeit wird neben der Analyse wissenschaftlicher Quellen­ durch über siebzig Interviews mit wichtigen Persönlichkei- ten der rot-grünen Koalition erarbeitet. Der Autor ist für die häufig freimütigen Einsichten dankbar, die in diesem Buch ihren Nieder- schlag finden. Ein besonderer Schwerpunkt dieses Kapitels sind – ne- ben der Analyse der Kandidatur Schröders und seines Führungsstiles als Kanzler – insbesondere die Gründe für den Rücktritt des da- maligen SPD-Vorsitzenden und Finanzministers . Einen Rücktritt unter solchen Umständen mit solch dramatischen Auswirkungen hatte es zuvor in der deutschen Nachkriegsgeschichte noch nie gegeben. Außerdem wird minutiös beschrieben, wie es 2005 zu der vorgezogenen Bundestagswahl und zur Bildung der Großen Koalition kam. Die Kanzlerschaft Merkels wird hinsichtlich ihres Führungsstils in der Großen Koalition, die angeblich auf einer »Augenhöhe« zwi- schen zwei gleich großen Koalitionsformationen basiert, analysiert: Wer sind Merkels Vertraute und warum ist die Kanzlerin so außeror- dentlich beliebt? Es ist schon erstaunlich: Waren die Umfragewerte

13 von Kohl deutlich schwächer als die seiner Partei, ist es bei Merkel genau umgekehrt. Bisher ist allerdings nicht absehbar, ob die Partei bei den Wahlen im Herbst 2009 von Merkels persönlichem Bonus profitieren wird. Ihr Verhältnis zu den deutschen Medien ist ein wei- teres spannendes Thema – genauso wie die Frage, wie sie mit dem sozialdemokratischen Regierungspartner umgeht. Insoweit ist dieses Hauptkapitel auch eine Ergänzung zu der 2005 erschienenen und 2007 aktualisierten Biografie des Autors über Angela Merkel. Am Ende des Buches wird schließlich der Versuch unternommen, einige grundsätzliche, empirisch belegte Ausführungen über die Fra- ge zu machen, was in einer Demokratie überhaupt unter »Macht« zu verstehen ist und warum sie diese Ausstrahlungskraft hat. Unsere Analyse beschäftigt sich zwar in erster Linie mit den »Machtmen- schen« Kohl, Schröder und Merkel. Aber sie sind auf der politischen Bühne nicht alleine. Es gibt viele Kohls, Schröders und Merkels, auch wenn die drei sich selbst als einzigartig empfinden mögen. Die Ana- lyse des Autors basiert auf der Einsicht, dass Menschen, die die Macht nicht mit allen Fasern ihres Leibes, eben mit aller Macht, erstreiten wollen, schnell scheitern können. , der »Vater des Wirtschaftswunders«, ist hierfür nur ein beredtes Beispiel. Am Schluss gerinnt alle Macht zu Wachs, zumindest bei Madame Tussauds – egal ob in London, Paris oder Unter den Linden in Berlin. Kohl ist schon lange eine zu Wachs gewordene Geschichte im Figu- renkabinett: Als 2001 in London unter großem Presseaufgebot das Standbild von Gerhard Schröder aufgestellt wurde, trug man den wächsernen Kohl für die Fernsehkameras symbolisch fort. Aber nur für diesen einen Tag. Denn Kohl blieb den Touristen als Exponat in der Halle europäischer Staatsmänner erhalten. Das Wachsfiguren­ kabinett ist gnädiger als die Realität. Es lässt die Könige weiterleben – selbst die gefallenen.

14 II. Helmut Kohl – die Macht des Geschichtsdeuters

Schon als Jugendlicher hatte Helmut Kohl Politik zu seiner eigentli- chen Lebensaufgabe gemacht. Er war ein Anführer-Typ, der Alters- kameraden in seinen Bann zu ziehen vermochte. Kohls Schwester Hildegard Getrey berichtete 1996, dass ihr Bruder schon als Kind »seine Spielkameraden aus der Volksschule dazu brachte, ihm die Schleppe zu tragen, wenn er mit einem Kaffeewärmer auf dem Kopf und ­einem Betttuch als Umhang in dem Garten zwischen den Obst- bäumen umherstolzierte.«1 Der »Bub« Helmut spielte »Bischof«, der Kaffeewärmer sah einer Mitra sehr ähnlich.2

Kohls Jugend

Freilich war dem Buben, der als Helmut Josef Michael Kohl am 3. April­ 1930 in Ludwigshafen zur Welt kam, an der Wiege von keiner großen Karriere gesungen worden. Sein Vater, Hans Kohl, hatte es bis zum Obersekretär im Finanzamt Ludwigshafen gebracht. Das Elternhaus war ein tief katholisch geprägter Beamtenhaushalt, dessen Verhältnis- se relativ bescheiden waren. »Wir hatten keine Sorge um das tägliche Brot, es reichte auch zum Sonntagsbraten, aber wir lebten gezwunge- nermaßen sparsam und bescheiden, immer in dem Bewusstsein, dass das Geld nicht auf der Straße liegt, sondern hart erarbeitet werden muss. Es war ein typischer kleiner Beamtenhaushalt wie Millionen andere«, beschrieb Helmut Kohl die Welt, in der er aufwuchs, in sei- nen Memoiren.3 Der junge Helmut erlebte den Zweiten Weltkrieg bewusst mit, hatte aber trotz der Kriegsjahre eine anfänglich relativ glückliche Jugend. Seine Familie stand dem Nationalsozialismus kritisch gegenüber. Sie gehörte zu den Wählern des katholischen »Zentrums« (in gewissem Sinne der Vorgängerpartei der heutigen CDU) bzw. der Bayrischen

15 Volkspartei (BVP) (einer Vorgängerorganisation der heutigen CSU). Kurioserweise traten in der Pfalz bis 1933 das Zentrum und die BVP gegeneinander an, da damals die Pfalz zu Bayern gehörte. Kohls poli- tische Grundüberzeugungen sind sehr stark von seinem katholischen Elternhaus geprägt worden. Er gehört einer Generation an, die den Zweiten Weltkrieg bewusst miterlebt hat, war aber andererseits so jung, dass er persönlich nicht schuldig wurde. Besonders geprägt hat Kohl, der noch eine Schwester hatte, dass sein vier Jahre älterer Bruder, ein Fallschirmjäger, im November 1944 fiel. Kohl, der sich stets an die verheerenden Bombardements auf seine Heimatstadt Ludwigshafen erinnerte, hatte ein unmittelbares Erleben von Krieg, Tod und Zerstö- rung. Wegen der regelmäßigen Fliegerangriffe wurde er mit der soge- nannten »Kinderlandverschickung« in relative Sicherheit gebracht und erlebte das Kriegsende gemeinsam mit anderen Mitschülern im bayerischen Berchtesgaden. Von dort aus schlug er sich mit anderen Kameraden in der Uniform der Hitlerjugend zu Fuß in das 400 Kilo- meter entfernte Ludwigshafen durch, wo das Elternhaus trotz starker Zerstörungen seiner Heimatstadt noch stand.4 Eine wichtige Rolle bei Kohls politischer Entwicklung spielte der katholische Pfarrer Johannes Finck in Limburgerhof, einer Arbei- tersiedlung vor den Toren Ludwigshafens. Finck, einst Zentrums- Abgeordneter im bayerischen , hatte in Rheinland-Pfalz zu den Gründungsvätern der CDU gehört. Er kämpfte für das Wagnis einer neuen christlich orientierten Partei, die die konfessionelle Enge der alten katholischen Zentrumspartei überwinden sollte und in der katholische wie evangelische Christen gemeinsam am geistigen, po- litischen und sozialen Neuaufbau Deutschlands mitwirken sollten. Bei den Bibelstunden im Pfarrhaus wurde auch über Politik disku- tiert. Der junge Helmut hielt ein Kurzreferat über das Verhältnis des Christentums zum Sozialismus. Es war aber nicht nur die geistige Ausstrahlung des Pfarrhauses, die Kohl anzog. Denn es gab auch »im- mer ein Stück Kuchen oder ein Stück Brot mit Wurst.«5 Geistige und tatsächliche Nahrung im Schoße von Mutter Kirche. Noch bevor der junge Helmut auf Pfarrer Finck traf, arbeitete er in einem Lehrbetrieb auf dem Düllstädter Gut der Süddeutschen Zucker AG (heute Südzucker). Dort lernte er unter anderem das Pflügen mit

16 dem Zugochsen.6 Nach den Sommerferien ging er weiter zur Schule, aufs Gymnasium. Kohl war Klassensprecher und schon früh lernte er so etwas wie Machtausübung kennen. Zu seinen Aufgaben gehörte es, zu spät kommende Schüler zu verwarnen und im Wiederholungsfalle gar mit einem Bußgeld zu belegen. Dabei konnte er die Höhe der Stra- fe selber festlegen. Und wer ihm folgte, erfuhr Belohnung. Zu seinen Aufgaben gehörte des Weiteren auch, das Klassenbuch zu führen.7 Für Helmut Kohl war klar, dass die neu entstehende CDU – sie konstituierte sich erst 1950 in Goslar zur Bundespartei, also erst nach den ersten Bundestagswahlen 1949 – seine politische Heimat war. Die Einflüsse des Elternhauses und des Pfarrers Finck machten die Suche nach politischen Alternativen überflüssig. Zu Beginn der Nach- kriegsdemokratie waren die weltanschaulichen Grenzen zwischen den Parteien sehr viel schärfer konturiert, als dies heute der Fall ist. Der Einfluss der katholischen Kirche, gerade in Rheinland-Pfalz, im- munisierte die katholisch geprägte Wählerschaft gegenüber der als kirchenfeindlich eingestuften Sozialdemokratie.

Früher politischer Aufstieg

Kohl berichtet in seinen Erinnerungen, wie er vor den ersten Land- tagswahlen in Rheinland-Pfalz, die am 18. Mai 1947 stattfanden, po- litische Plakate klebte. Die Arbeiterstadt Ludwigshafen war für die CDU ein schwieriges Pflaster. Kohls Partei landete daher bei den Wahlen mit nur 27,3 Prozent weit abgeschlagen hinter der SPD, wäh- rend die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) 20,8 Prozent erhielt.8 Wie hart es damals im politischen Wettstreit zuging, schil- dert Kohl so: »Es gab Stadtteile, wo wir nicht plakatieren konnten. Wir bezogen bei unseren Wahlkampfeinsätzen heftige Prügel von den ›Roten‹. Hautnah bekam ich die ideologische Härte und Intoleranz unseres politischen Hauptgegners zu spüren, der die Arbeiterstadt seit Ende des 19. Jahrhunderts dominierte. Immer wieder mussten meine Freunde und ich uns in handfesten Auseinandersetzungen mit den Klebekolonnen von SPD und KPD behaupten. Wir blieben selten etwas schuldig.«9

17 Mitglied der CDU wurde Kohl nach eigenen Angaben »Anfang 1947«, als 16-Jähriger.10 Zugleich wurde er Mitglied der Jungen Union­ (JU). Anderthalb Jahre später, am 1. Mai 1948, musste er, gerade 18 Jahre alt geworden, auf dem Pfälzer Bezirkstag der Jungen Union in Edenkoben bei seiner Kandidatur als Bezirksvorsitzender eine schmerzliche Niederlage einstecken.11 So sehr Kohl diesen Bezirks- vorsitz für seine weitere Karriere wohl als eine Art Hausmacht genutzt hätte, so sehr prägte ihn diese knappe Niederlage: Er beschloss darauf- hin, seine Karrierebemühungen direkt auf die Partei zu fokussieren und nicht erst einen langen Umweg über die Junge Union zu nehmen. Letztlich war das für seinen politischen Aufstieg förderlich, da über »große« Karrieren zumeist in einer Partei und nicht in einer Unteror- ganisation oder gar Jugendorganisation entschieden wird. Trotzdem wurde Kohl nach der Erringung parteipolitischer Ämter später auch stellvertretender JU-Landesvorsitzender, jedoch nur noch als Ergän- zung seiner innerparteilichen Karriere. Seine erste Wahlkampfrede hielt Kohl am 12. August 1949 in Mut- terstadt bei Ludwigshafen. Damit verfolgte er auch private Ziele, denn in Mutterstadt wohnte seine spätere Ehefrau Hannelore, mit der er damals anbandelte. Er hatte sie bei einem Tanztee kennengelernt. »Ich hatte mir bewusst den Wohnort meiner Freundin Hannelore ausgesucht. Sie wohnte nicht weit von dem Lokal. Ich wollte ihr impo­ nieren, aber sie kam nicht. Meine Enttäuschung war entsprechend groß.«12 Das Leben Helmut Kohls wurde schon oft beschrieben.13 An dieser Stelle interessiert vor allem seine frühe Entscheidung für die Macht. Schon zu Schülerzeiten entwickelte er einen Instinkt dafür, wie er an- dere, auch ältere Mitschüler, für sich einspannen konnte. Daher rührt sein starkes Selbstvertrauen. Früh hat Kohl erkannt, wie wichtig es ist, persönliche Netzwerke und Seilschaften aufzubauen. Und wenn es um seine Profilierung gegenüber älteren Honoratioren seiner Partei ging, konnte Kohl bemerkenswerte Kantigkeit und Härte zeigen. Seinen Entschluss, direkt in der CDU an seiner Karriere zu arbeiten, führte er konsequent durch. Er war weder ein guter Schüler, noch galt er als besonders inspirierter Student. Sein Engagement als fleißiger Parteiarbeiter ließ ihm dazu auch kaum Zeit. Die Ämter in der CDU

18 hatten für ihn Vorrang: Im November 1953 wollte Kohl als 23-jähriger Student Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der CDU in der Pfalz werden. Er kandidierte gegen einen »Altvorderen«. Er hatte das »Honoratiorentum« in der CDU heftig kritisiert und sich da- durch innerparteilich einen Namen gemacht. Nachdem Kohl schließ- lich gegen einen der von ihm Gescholtenen – Dr. Alois Kraemer, Druckereibesitzer,­ Verleger der Parteizeitung und Oberbürgermeister von Landau – bei der Wahl zum Bezirksvorstand gewonnen hatte14, wussten viele, dass künftig mit dem jungen Mann aus Ludwigshafen zu rechnen war. Als Kohl im April 1954 dann auch noch stellvertre- tender JU-Landesvorsitzender wurde, konnte er das weiterverfolgen, was man heute mit dem Begriff »networking« bezeichnet. Ihm ge- lang es, in ganz Rheinland-Pfalz einen Unterstützerkreis aufzubauen. Viele Mitstreiter aus jener Zeit fanden sich später als Minister oder Staatssekretäre in der von ihm geführten Landesregierung wieder. Mit einem ähnlichen Modell ist übrigens Jahre später auch aufgestiegen, der in ganz Hessen einen politischen Freundes- kreis aufbaute, der bedingungslos hinter ihm stand.15 Als schließlich Kohls Freund Heinrich Holkenbrink aus Trier JU-Landesvorsitzender wurde, war damit die Grundlage für die weitere Machtausbreitung in Rheinland-Pfalz gelegt. Kohl war durchaus mutig, fast forsch. Er lernte, dass es für die eigene Karriere nützlich sein kann, wider den politischen Stachel zu löcken. Die rheinland-pfälzische Nachkriegs-CDU entsprach in besonderer Weise dem Bild einer Honoratiorenpartei, in der sich die örtlichen Lehrer, Anwälte und Kaufleute trafen und wo kaum Platz für junge Menschen war. Kohl wusste das für sich zu nutzen. So kandidierte er im Januar 1955 auf dem CDU-Landesparteitag in seiner Heimatstadt Ludwigshafen für das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden gegen den ultrakatholischen Franz Josef Wuermeling, der von 1953 bis 1962 erster Familienminister der Bundesrepublik war. Diese Kandidatur war noch einige Nummern zu groß, aber die Honoratioren um den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten , der Kohl auch in den Folgejahren nach Kräften zu verhindern suchte, waren gewarnt. Kohl rückte schließlich mit Mitte zwanzig in den CDU- Landesvorstand auf.

19 Bei der Landtagswahl am 15. Mai 1955, für die Kohl wieder fleißig als Wahlkämpfer mitgewirkt hatte, kandidierte er nicht, »obwohl mir seit dem 3. April, meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag, das passi- ve Wahlrecht zustand.«16 Heute begründet Kohl diesen Schritt damit, dass er erst einmal an der Universität promoviert werden wollte. Vor seinem Geschichtsstudium in Heidelberg hatte er sich im Wintersemester 1950/​51 in Frankfurt eingeschrieben. Zunächst be- absichtigte er, eine juristische Laufbahn einzuschlagen. Kohl wusste, dass ein erfolgreicher Studienabschluss für den weiteren Aufstieg auf der Karriereleiter unabdingbar war. Seine wissenschaftlich eher bescheidene Doktorarbeit schrieb er über ein Thema, in dem er sich bestens auskannte: »Die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945.«17 Sie hatte einen Umfang von gerade einmal 161 Seiten.18 Das Rigorosum war im Juli 1958. Es muss gute Gründe dafür geben, dass Kohl in seinen ›Erinnerungen‹ just im Zusammenhang mit seiner Doktorarbeit seinen späteren Kultusminister lobte,­ dem er bei der Bundestagswahl 1965 zu einem Mandat »verhelfen« konnte. Kohl hierzu: »Ich leitete als pfälzischer CDU-Chef die Ver- sammlung, auf der sich der inzwischen längst promovierte Politik- wissenschaftler und Heidelberger Stadtrat Vogel als Kandidat für den Wahlkreis Speyer-Neustadt knapp durchsetzte.«19 Überhaupt schienen dem aufsteigenden Politiker Kohl manche Mittel recht, um seinem alten politischen Weggefährten und Studienkollegen Vogel politisch weiterzuhelfen: Beim 75. Geburtstag seines »ewigen Kame- raden Bernd« (›Frankfurter Allgemeine Zeitung‹)20, den die Konrad- Adenauer-Stiftung für ihren Vorsitzenden Vogel ausrichtete, verriet Helmut Kohl, dass er als Versammlungsleiter die erste Wahl Vogels zum Kreisvorsitzenden manipuliert hatte. »Das kann ich ja heute bekennen«21, so der Laudator, sich selbst bezichtigend. Nach der Promotion hatte Kohl ein vorrangiges Ziel: Er wollte 1959 »als jüngster Abgeordneter in das alte Deutschhaus am Rheinufer einziehen, wo der Mainzer Landtag seinen Sitz hat.«22 Doch er wurde nicht nur in den Landtag gewählt, er musste sich auch nach einem Be- ruf umschauen, weil damals das Landtagsmandat kein Vollzeitmandat­ war. Kohl wurde Referent im Chemieverband, wo er noch bis 1969,

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