Z 8398 C Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands

Bonn, den 4. Juli 197-^

• UiD Steuergesetz muß Ein Stichwort-Register hat die UiD-Redaktion zusammengestellt, um dem Leser die Auswertung verbessert werden des Informationsdienstes für die eigene politische Arbeit zu Der Beginn der parlamentarischen Sommer- erleichtern. Pause in Bonn steht im Zeichen eines Dokumentation harten Ringens im Vermittlungsauschuß über die Steuerreform. Die von der • WOHNUNGSBAU CDU/CSU regierten Bundesländer setzen sich mit Nachdruck dafür ein, das von der Die Union sagt ja zu einer sozialen Wohnungspolitik. Sie SPD/FDP-Koalition im Deutschen wendet sich aber gegen Verabschiedete Gesetz im Interesse von jeden Versuch, sozialistische Millionen Arbeitnehmern zu verbessern. Experimente, deren Unsinnigkeit Das gehört zu den im Grundgesetz ver- durch die Realitäten belegt wird, festzuschreiben. ankerten Aufgaben der Länder. Seite 5 Der Parteivorsitzende Dr. Helmut Kohl hat dies in einem Rundfunk-Interview erneut deut- • SPORT sch gemacht: Ehrenamtlichkeit und Gemein- »Der Deutsche Bundesrat ist kein Sachver- nützigkeit von Sportvereinen darf nach Ansicht der Union nicht ständigenbeirat, sondern es ist eine echte durch eine Besteuerung von Politische Kammer, die zweite Kammer der Gewinnen bestraft werden, die Nationalen Gesetzgebung. Ich kann nur sa- unmittelbar der Vereinsarbeit 9en, ich verhalte mich heute überhaupt nicht dienen. Seite 7 anders als viele sozialdemokratische Kollegen S|ch in den 50er Jahren in diesem Bundesrat Erhalten haben. W FDP &er Bundesrat war immer eine Stätte einer Den Vorwurf einer zunehmenden e Verwässerung liberalen twas zurückhaltenderen und nicht so leiden- Gedankengutes wird sich die schaftlich vorgetragenen Auseinandersetzung FDP machen lassen müssen, j?er Politik, aber er war immer eine Stätte po- wenn sie sich nicht klar zu Aussagen der Jungdemokraten '[tischer Auseinandersetzung. Und so haben äußert. 'nn auch die Verfassungsväter gedacht." Seite 11 Uid 27/28 1974 • Seite 2

CDU und holländische INFORMATIONEN Christdemokraten im Dialog Spitzenpolitiker der CDU und der hol- ländischen christdemokratischen Partei- Glückwunsch für Scheel en trafen sich am 24. Juni 1974 in Den Dank an Heinemann Haag, um einen Dialog fortzuführen, der Der Vorsitzende der CDU, Dr. Helmut vor zwei Jahren begonnen wurde. Fra- Kohl, hat heute in Bonn dem neuen gen der Gesellschaftspolitik, das gegen- Bundespräsidenten Glück wärtige Ost-West-Verhältnis sowie die und Erfolg für die vor ihm liegende Entwicklung der NATO und in der Euro- Amtszeit gewünscht. „Die CDU wird päischen Gemeinschaft standen im Mit' Walter Scheel mit dem Respekt und mit telpunkt der ganztätigen Gespräche. Die der Loyalität begegnen, auf die er als deutsche Delegation wurde von dem Ge- das gewählte Staatsoberhaupt unseres neralsekretär der CDU, Prof. Biedenkopf und dem Präsidenten der Europäischen Landes Anspruch hat", sagte Kohl. ,,Sie Union Christlicher Demokraten, von zweifelt nicht daran, daß er die gute Hassel, geleitet. In den behandelten Integration fortsetzen wird, die seine großen Fragenkomplexen wurde eine drei Vorgänger — , Hein- völlige Übereinstimmung in den Grund- rich Lübke und Gustav Heinemann — begründet haben." Dem scheidenden linien und der Beurteilung der außen- Bundespräsidenten Gustav Heinemann politischen Lage gefunden, unbescha' det von Lösungen in der Mitbestim- sprach der CDU-Vorsitzende den Dank mung und Vermögensbildung, die für die engagierte Arbeit aus, die er im durch die jeweilige nationale Lage und Dienst und zum Wohle unseres Volkes das entsprechende Rechtssystem be- geleistet habe. stimmt sind. Mit besonderem NachdrucK CDU-Generalsekretär wurde von beiden Delegationen gefor- dert, die Einigung Europas unermüd- gratuliert Helga Wex lich vorzubereiten und die neuen Mö9' Die CDU gratuliert Dr. Helga Wex zum lichkeiten zu einer verstärkten Zusam' 50. Geburtstag und wünscht, daß sie menarbeit in der NATO, vor allem aucn sich auch in Zukunft mit der ihr eige- in politischer Hinsicht, ohne Verzöge- nen Tatkraft und Energie für die CDU rung auszunutzen. und insbesondere für die Anliegen der Frauen einsetzt. Vor allem möchten wir nicht versäumen, für ihr Engagement CDA-Vorstoß für Europa im Bundestagswahlkampf 1972 Dank zu Die Sozialausschüsse der CDU wolien sagen, ebenso aber auch für ihre lang- jährige erfolgreiche Arbeit im Präsidium nach den Worten ihres Bundesvorsit' der CDU, in dem sie die Aufgaben zenden Hans Katzer eigene Initiativen zur politischen Einigung Europas ent- übernommen hat, für Frauen, Familien- ß und Bildungsfragen tätig zu sein. Auf- wickeln. Die bisherige Entwicklung hab gezeigt, daß eine bloße Liberalisierung gaben, die die CDU nicht nur für sich e selbst, sondern für die Fortentwicklung der wirtschaftlichen Situation nicht 9 ' e unserer Gesellschaft als vorrangige po- nügend Integrationskraft besitze. D litische Anliegen sieht. Bundesvorstand der Sozialausschüss Uid 27/28 1974 • Seite 3 beschloß, wie Katzer in der neuesten Ausgabe der „Sozialen Ordnung" STICHWORTE schreibt, seine Kontakte zur intematio- nalen christlich-sozialen Arbeitnehmer- schaft auszubauen. Walter Scheel hat am 1. Juli das Amt des Bundes- Hilfe für Portugal präsidenten angetreten. Scheel wurde als Nachfolger für den am 30. Juni aus dem tine schnelle wirtschaftliche und tech- Amt geschiedenen Gustav Heinemann am nische Hilfe für Portugal haben der au- 15. Mai von der Bundesversammlung ßenpolitische Sprecher der CDU/CSU- in Bonn gewählt. Bundestagsfraktion, Werner Marx, und der parlamentarische Geschäftsführer Gegen den Normalisierungsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland Gerhard Reddemann gefordert. Eine sol- und der Tschechoslowakei ist am che Unterstützung werde in Portugal Montag vom Bundesrat mit der Stimmen- 9ewünscht, erklärten sie nach der mehrheit der CDU/CSU-regierten Länder Rückkehr von einem sechtstägigen In- Einspruch erhoben worden. formationsbesuch des Landes in Bonn. Juan Domingo Perön KCDS Wahlsieger argentinischer Staatspräsident, ist am Montag in Buenos Aires gestorben. Nach- °ei den Wahlen zum Studentenparla- folger im Amt ist seine Witwe Maria Estela ment der Technischen Hochschule Martinez. Aachen vorige Woche haben die Gruppen RCDS und Alfa/SLH (Sozial- Junge Franzosen liberaler Hochschulbund), ihre Mehrheit sollen statt mit 21 Jahren nun schon mit noch um einen Sitz ausbauen können, 18 Jahren volljährig werden. Einen entsprechenden Änderungsantrag hat die ^ach dem am Samstag vorliegenden französische Nationalversammlung ange- Endergebnis errangen sie von den 60 nommen. Bei nachträglicher Schätzung wäre Sitzen im Parlament 32 gegenüber bis- bei den Präsidentschaftswahlen angesichts her 31. Dabei erhöhte der RCDS, der bei dieses Beschlusses Francois Mitterand der Listenwahl mit 26,26 Prozent der als Sieger hervorgegangen. sümmen sogar die stärkste Gruppe wur- de. seine Sitzzahl von 12 auf 15. Die atlantische Deklaration der NATO, in Ottawa von den Vertretern Konrad-Adenauer-Platz der Mitgliedstaaten verabschiedet, ist am 25. Juni in Brüssel von den Seit Dienstag trägt ein Platz der franzö- Regierungschefs der Partnerländer unter- sischen Hauptstadt den Namen von Bun- zeichnet worden. ^skanzler . In Anwe- senheit des deutschen Botschafters Si- In Island Osmund von Braun vollzog der Präsi- hat die liberal-konservative Selbständigkeits- [jent des Pariser Stadtrats, Yves Mil- partei, bislang in der Opposition, mit 42,7 % der Stimmen die Parlamentswahler •|0üd, die feierliche Umbenennung des gewonnen. Die regierende Koalition bisherigen ,,Rond Point Bugeaud" im unter Ministerpräsident Johannesson gab ^'nehmen 16. Bezirk in „Place du sich geschlagen. Es wird mit einer neuen ^hancelier Adenauer". Koalition gerechnet. Uid 27/28 1974 • Seite 4

Spekulative Geschäfte müssen unter • FALL HERSTATT Kontrolle und die Risiken in einer an- gemessenen Relation zum haftenden Eigenkapital gehalten werden. Dazu ist eine umfassende Meldepflicht unver- Union für Verbesserung zichtbar, deren Verletzung mit emp' der Banken-Kontrolle findlichen Sanktionen zu ahnden sei- Eine künftige Regelung muß auf jeden Der Zusammenbruch des Kölner Fall ganz darauf abgestellt sein, den Privatbankhauses Herstatt liefert Sparern das Bewußtsein zu vermitteln, mancherorts wieder den Anlaß, nach daß die Sicherheit der Spareinlagen Verstaatlichung als des gesamten nicht in Frage gestellt ist. wirtschaftlichen Handelns letzter Die CDU/CSU-Fraktion begrüßt die be- Weisheit zu rufen. Wie unsinnig reits beim Bankengewerbe eingeleitete diese Forderung ist, belegt die freiwillige solidarische Selbsthilfeaktion- Frankfurter Allgemeine Zeitung so: Sie hält es jedoch für notwendig, die „So hatte auch die Westdeutsche bereits vorhandenen Initiativen im Sinne Landesbank — eine Körperschaft einer verstärkten Einlagensicherung aus- des öffentlichen Rechts — eine zubauen. gefährliche ,Schieflage' im Devisen- Die CDU/CSU-Fraktion erklärt ihre Be' handel zu überstehen. In anderem reitschaft, die Bundesregierung bei a'' Zusammenhang könnte man auch len Maßnahmen zu unterstützen, die an die Hessische Landesbank dem Schütze des Sparers dienen und denken, deren riskante Geschäfte seine Einlagen sichern, ohne die Freizu' Ende vorigen Jahres Schlagzeilen gigkeit im Geld- und Kreditverkehr auf' machten." Minister Friderichs stellte zugeben. zu Recht fest: „Auch in verstaat- Dazu stellt MdB Dr. Sprung ergänzend lichten Banken werden unseriöse fest: Die CDU/CSU-Fraktion begrüßt die Geschäfte gemacht." Initiative des Bundesverbandes Deut' Angesichts des Zusammenbruchs der scher Banken, den sog. „Feuerwehr' Herstattbank ist es nach Auffassung fonds" erheblich aufzustocken, um da' des Vorsitzenden des wirtschaftspoli- mit zu ermöglichen, alle Einlagen unter tischen Arbeitskreises der Unions-Frak- 20 000 DM voll auszahlen zu können- tion, Dr. Ernst Müller-Hermann, drin- Sie würde es darüber hinaus befü"" gend geboten, das Vertrauen in das worten, wenn Einzahlungen auf steuef' deutsche Bank- und Kreditwesen zu er- begünstigte Sparverträge und Einzah' halten. Er erklärte: lungen nach dem 3. Vermögensb'1' 5 Die CDU/CSU-Fraktion des Bundesta- dungsgesetz außerhalb dieses Betraf 3 ges sieht es als die dringlichste Auf- eine volle Auszahlung erführen. D ' gabe an, das Vertrauen in das Bank- durch dürfte, wie im übrigen auch durc" und Kreditwesen der Bundesrepublik den von der CDU/CSU-Fraktion in die' zu erhalten. Dazu ist es notwendig, die ser Woche vorgeschlagenen Härtefond Bankaufsicht und ihr Instrumentarium für die Besitzer niedrig verzinsliche ar zu verbessern und darüber hinaus stren- Wertpapiere, das Vertrauen in die B J gere Regeln für Devisengeschäfte auf- ken und den Kapitalmarkt eine nachha zustellen. tige Stützung erfahren. Uid 27/28 1974 • Seite 5

THEMA DER WOCHE Pur sozialen, aber gegen sozialistischen Wohnungsbau

Es sieht ganz so aus, als stecke zu sichern, eine entscheidende Voraus- System dahinter, mit welcher Konse- setzung dafür war, daß man im Ausland quenz die SPD und die mit ihr von einem „deutschen Wohnungsbau- Politisch Verbündeten versuchen, wunder" sprach. von der zunehmenden Misere — Es scheint aber auch an der Zeit 9elinde ausgedrückt — im (wieder einmal), daran zu erinnern, daß ».sozialen" Wohnungsbau abzulen- die sozial abgesicherte stufenweise ken. Mal hier ein Abgeordneter, mal Überführung des zwangswirtschaftlich dort ein Minister: sie alle sind sich einig: es war das „Gesetz über erstarrten Altwohnungsbestandes in die soziale Wohnungswirtschaft nachweis- den Abbau der Wohnungszwangs- lich weder zu der vielfach prophezei- Wrtschaft und über ein soziales ten Mietwucherwelle noch zu einer so- Miet- und Wohnrecht" aus dem zial bedenklichen Kündigungsflut ge- Jahre 1960 (!), das entscheidend führt hat. Von wenigen Ausnahmen ab- *u den heutigen Schwierigkeiten im Wohnungsbau allgemein und im gesehen, haben die Althausbesitzer von "Sozialen" Wohnungsbau im den ihnen durch den „Lücke-Plan" ge- gebenen Möglichkeiten maßvoll und besonderen geführt habe. verantwortungsbewußt Gebrauch ge- ^enn: der „Lücke-Plan" sei viel zu macht. "früh gekommen und im übrigen sei Dies wird nicht zuletzt von einem der die in ihm enthaltene „sogenannte So- anerkanntesten Mietrechtsexperten der *'alklausel nicht sozial gewesen"; so Gegenwart bestätigt (Dr. Hans-Günther der letzte Bundesjustizminister Jahn Pergande in einem Beitrag zum 50jähri- ^•Jrz vor seinem unfreiwilligen Rücktritt aiJ gen Bestehen der Deutschen Bau- und f dem „Rheinischen Mietertag". Bodenbank). Schon Mitte 1972 mußte Es scheint deshalb an der Zeit (wie- die „große alte Dame" des Wohnungs- der einmal) darauf hinzuweisen, daß der bau-Fachjournalismus, Frau Dr. Heddy gütige Schritt des „erfolgreichsten Neumeister, im Zusammenhang mit dem Wohnungsbauministers der Nachkriegs- 1971 von der damaligen Koalition gegen zeit" — so die Zeitschrift „Bauen und die eindringlichen Warnungen der "edeln" — die längst überflüssige CDU/CSU-Fraktion durchgepeitschten ^'ohnungszwangswirtschaft schrittweise Wohnraumkündigungsschutzgesetz kon- ^zubauen und zugleich durch das so- statieren: *'eie Miet- und Wohnrecht jeder Familie „Das Verhältnis zwischen Vermietern nd jedem einzelnen den notwendigen und Mietern, das in den Jahren einer Wohnraum wirtschaftlich und rechtlich halbwegs freien Wohnungswirtschaft, Uid 27/28 1974 • Seite 6 die Minister Lücke eingeleitet hatte, Wenn die „sozialen" Neubaumieten auffallend friedlich war, wird zuneh- heute mit 6 Mark pro Quadratmeter mend gespannter ... Unsere ganze Wohnfläche monatlich und mehr z. T. heutige Wohnungsgesetzgebung ist un- über denen vergleichbarer freifinanzier- gerecht und unsozial" (Frankfurter All- ter Wohnungen liegen, so kann das nur gemeine Zeitung vom 31. August 1972). als Alarmsignal gewertet werden. An- statt die unselige Zwangswirtschaft Lage ist bitter ernst längst vergangen geglaubter Zeiten aucn noch im „Bürgerlichen Gesetzbuch" Zu Wenn sich heute der „soziale Woh- verankern, sollte — wie es Dr. Hug° nungsbau" in einer schweren Krise be- Hauser (CDU/CSU) am 22. Mai im Bun- findet und Fachleute deshalb nur noch destag gefordert hat — eine gesetz- vom „öffentlich geförderten" Woh- liche Regelung gefunden werden, die im nungsbau sprechen, so hat das mit dem Gegensatz zu der derzeitigen nicht nur sog. „Lücke-Plan", auf dessen Initiator überschaubar und praktikabel ist, son- übrigens — was heute gern unterschla- dern auch für Mieter und Vermieter gen wird — nicht nur das im BGB ver- eine ausgewogene Lösung bringt. ankerte soziale Mietrecht, sondern auch das Wohngeldgesetz zurückgeht, nicht das geringste zu tun. Sozialmieten von 13 Mark? Wie bitter ernst die Lage im „sozialen Keine weiteren sozialistischen Experi- u Wohnungsbau" inzwischen geworden mente — auch wenn sie noch so g 6 ist, zeigt nicht zuletzt der eindringliche gemeint sein mögen —, sondern ein Appell des (sozialdemokratischen) Prä- soziale Wohnungspolitik, die denejj sidenten des „Deutschen Mieterbun- hilft, die diese Hilfe heute (wieder) des", Dr. Paul Nevermann, an die zu- mehr denn je benötigen: junge Ehepa^' rückgetretene Bundesregierung: re, kinderreiche Familien und ältere Menschen. Gerade sie drohen — trotz Am 8. März 1974 forderte Dr. Never- des Wohngeldgesetzes! — künftig nocH mann Bund, Länder und Gemeinden mehr als bisher schon auf der Streck auf, dafür zu sorgen, daß der öffentlich zu bleiben, wenn nicht die Baupreis' geförderte Wohnungsbau „wieder so- inflation bekämpft und wenn nicht end' zial" wird. Vom „Lücke-Plan" steht in lieh von einem Förderungssystem A&' diesem Appell, mit Recht kein Wort. schied genommen wird, über das de Denn: In der Amtszeit des damaligen „Deutsche Mieterbund" kürzlich schrieb Wohnungsbauministers Paul Lücke es werde 1985 zu „Sozialmieten" v°° (1957 1965) war ein durchschnittliches c|1 Fertigstellungsergebnis von 250 000 So- 13 Mark (!) je qm Wohnfläche monatli 1 zialwohnungen jährlich eine bare führen. Hier wird überdeutlich, daß d Selbstverständlichkeit, und zwar zu ganze Richtung nicht stimmt. Mieten oder Belastungen, die das Prä- Ja zu einer sozialen WohnungspolitiKl dikat „sozial" verdienten, weil sie auch aber Nein zu dem Versuch einer Fes vom sog. kleinen Mann aufgebracht Schreibung sozialistischer Experiment6, werden konnten. Im letzten Jahr da- deren Unsinnigkeiten zumindest v° gegen wurden an echten Sozialwoh- einem Teil ihrer früheren Befürworte nungen nicht mehr als 78 000 gefördert, über ein Drittel weniger als 1972. inzwischen erkannt worden sind. Uid 27/28 1974 • Seite 7

SPORTVEREINE Steuer darf keine Strafe für Gemeinnützigkeit sein

Wichtige Aufgabe des Staates ist zusetzenden Kosten nicht als Ausga- die Förderung des Breitensports. ben berücksichtigt werden können. Dabei kommt nach Auffassung der Union den Vereinen eine erhöhte Der Steuerausschuß der Deutschen organisatorische und kulturelle Sportkonferenz (Vorsitzender Dr. Hans Bedeutung zu. Basis dieser Evers MdB) hat sich dieser Problema- Wachsenden Anforderungen an die tik seit 1970 angenommen und sie der Vereine wird nach wie vor die Vollversammlung vorgetragen. Diese befaßte sich am 18. Juni 1971 in Kiel Ehrenamtlichkeit bleiben, da Vereine mit der offensichtlichen Benachteiligung auch in Zukunft nicht an der Elle der Vereinsarbeit und empfahl ein- der Wirtschaftlichkeit gemessen stimmig (d. h. mit den Stimmen des Werden können. Nach Meinung der Vertreters der Bundesregierung, der ^DU/CSU-Bundestagsfraktion ist es Länderregierungen, der Parteien und daher auch widersinnig, Ehrenamt- des Sports), in den zuständigen parla- lichkeit und Gemeinnützigkeit durch mentarischen Gremien auf eine Ände- eine Besteuerung von Gewinnen rung zugunsten des Sports hinzuwirken. ^us wirtschaftlicher Nebentätigkeit Damit machten sich vor allem die politi- auch dann zu bestrafen, wenn diese schen Instanzen in der DSK eine be- Gewinne unmittelbar der Vereins- rechtigte Forderung des Sport zu eigen. arbeit dienen. In einer Erklärung Nach dem Selbstverständnis der DSK bedeutete das, daß gerade diese sich äer CDU/CSU-Fraktion heißt es für eine Realisierung einzusetzen ver- *U diesem Thema: sprachen. ^ ie derzeitige Steuergesetzgebung Im September 1971 brachte die CDU/ ^schreibt vor, daß auch gemeinnüt- CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag zige Sportvereine Gewinne aus wirt- den Antrag ein, im Zuge der Reform schaftlicher Nebentätigkeit (Bewirtschaf- der Bundesabgabenordnung (Drs. Vl/ tung eines Clubhauses, Bandenwer- 1982) Gewinne aus wirtschaftlichen Ge- Jüng, Vereinsfeste und dergl.) selbst schäftsbetrieben eines gemeinnützigen Ijann versteuern müssen, wenn diese Sportvereins steuerlich zu begünstigen, a'rekt und unmittelbar der Vereinsarbeit soweit sie uneingeschränkt den gemein- JUgute kommen. Dabei ist bekannt, daß nützigen Zwecken des Vereins zuge- erartige Gewinne nur durch den ehren- führt werden. amtlichen Einsatz von Vereinsmitglie- Der Antrag wurde wegen der vorzeiti- J?rn zustande kommen, da die ohne gen Auflösung des 6. Deutschen Bun- 'e ehrenamtliche Leistung an sich an- destages nicht abschließend beraten. Uid 27/28 1974 • Seite 8

Nach einer erneuten Beratung der 4. Bundesabgabenordnung (Drs. VI/1982, Vollversammlung der Deutschen Sport- 7/79) heißt es: konferenz im Juni 1972 brachte die „Dem Deutschen Bundestag liegt mit CDU/CSU-Fraktion im Januar 1973 im Drucksache 7/79 der Entwurf einer Ab- Sportausschuß des Deutschen Bundes- gabenordnung (AO 1974) der Fraktionen tages den Antrag zur steuerlichen Be- der SPD und FDP vor. Der Gesetzent- günstigung der Sportvereine erneut in wurf enthält eine Formulierung über die die parlamentarische Beratung ein. Definition des Sports und über die Ge- Entsprechend der einmütigen Beschluß- meinnützigkeit der Sportvereine, die fassung in der Deutschen Sportkonfe- den Gegebenheiten nicht gerecht wer- renz regte die CDU/CSU an, diesen An- den . . . Die Deutsche Sportkonferenz trag interfraktionell einzubringen. hat auf ihrer Sitzung (am 18. Juni 1971) einstimmig Empfehlungen zu den §§ 52 Indem SPD und FDP dazu nicht bereit und 65 des Gesetzentwurfs der Abga- waren, begannen sie, die in der DSK benordnung verabschiedet, deren Auf- eingenommene gemeinsame Linie zu nahme in das Gesetz eine zeitgemäße verlassen. Berücksichtigung der sportlichen Be- Im Juni 1973 brachte die CDU/CSU- lange bedeuten würde. Fraktion dann den Antrag, dessen Wort- laut wir am Ende veröffentlichen, im Zeitgemäßer Gesetzentwurf Unterausschuß „AO-Reform" des Fi- Der Bundestag wolle daher beschlie- nanzausschusses zur Beratung ein. Ben: SPD/FDP haben bisher eine abschlie- M § 52 Abs. 2 Ziff. 2 der Abgabenord- ßende Entscheidung über den Antrag nung erhält folgende Formulierung: Die verzögert; aber durch ihre Stellung- Förderung der Jugendbetreuung und nahmen im Sportausschuß und im Un- -arbeit, des öffentlichen Gesundheits- terausschuß AO-Reform sowie in der wesens, des Wohlfahrtswesens und des Öffentlichkeit ist klargeworden, daß Sports (Leistungssport und Breiten- SDP/FDP und Bundesregierung nicht sport). mehr zu ihren Aussagen in der Deut- • § 65 Abs. 2 erhält folgende Formu- schen Sportkonferenz stehen. lierung: Die steuerliche Begünstigung ist ferner nicht ausgeschlossen, wenn Union für Steuerbefreiung Gewinne aus den wirtschaftlichen Ge- schäftsbetrieben eines begünstigter1 Demgegenüber haben die Vorsitzen- Sportvereins uneingeschränkt gemein' den von CDU und CSU, Helmut Kohl nützigen Zwecken dieses Vereins zuge- und Franz Josef Strauß, zuletzt noch führt werden. Abs. 1 Ziff. 3 gilt entspre- beim Bundestag des Deutschen Sport- chend. bundes am 25. Mai 1974 in er- | Der Deutsche Bundestag ist damit neut verbindlich erklärt, daß CDU und einverstanden, daß an die Stelle der CSU für eine Verwirklichung der Steuer- in § 65 Ziff. 2 gewählten Formulierung befreiung für Sportvereine im ange- eine andere Formulierung tritt, sofern sprochenen Sinne weiterhin mit Ent- diese andere Formulierung der hier vor- schiedenheit eintreten. geschlagenen hinsichtlich der positiven Im Initiativantrag der CDU/CSU-Fraktion Auswirkungen auf die Sportvereine im Deutschen Bundestag zur Reform der gleichwertig ist." Uid 27/28 1974 • Seite 9

Zum zweitenmal in einem Vierteljahr KOALITION hat nun der Bundesvorstand der SPD seiner Nachwuchsorganisation einen Schuß vor den Bug gegeben, wobei kei- CDU: Revolution auf neswegs feststeht, ob es diesmal ein Treffer wird. Auf den damaligen Appell Kosten der Steuerzahler zur Zurückhaltung und Solidarität folgte Als eine Finanzierung der Revolution nun eine „prinzipielle Klärung der Rech- auf Kosten der Steuerzahler bezeich- te der Jusos als Arbeitsgemeinschaft" nete der Vorsitzende der Frankfurter mit dem Ziel, den Einfluß der Jungso- CDU-Stadtratsfraktion, Gottfried Milde, zialisten in der Partei einzuschränken. die Weigerung der SPD-Fraktion, der Dazu die Bild-Zeitung: „Der Bürger ist prokommunistischen Sozialistischen mißtrauisch geworden durch die Erfah- Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) die rungen der Ära Brandt und fragt: Trennt Zuschüsse in Höhe von 12 000 Mark zu sich die SPD wirklich von ihren Radika- sperren. Die CDU-Fraktion in der Frank- len? Die Botschaft hört der Wähler wohl, furter Stadtverordnetenversammlung' allein, ihm fehlt der Glaube." hatte bei den Etatberatungen gefordert, Und die Kölnische Rundschau: „Die Ju- den SDAJ wegen seiner politischen sos können reden und beschließen, was Orientierung nicht mehr aus öffentlichen sie wollen, mit der SPD hat das nichts Mitteln zu fördern. Es sei bezeichnend, zu tun. Damit umgeht Brandt elegant so meinte Milde, daß die drei im Ring und pauschal das Problem, Gegner der Politischer Jugend zusammengeschlos- offiziellen Parteilinie vor ,Parteigerichte' senen politischen Jugendorganisationen stellen zu müssen, denn die Jusos sind in Frankfurt aus dem 370 000-Mark- nach dem Statut allesamt Sozialdemo- Fonds des Stadtjugendringes zusam- kraten. Deshalb sind Brandts an der men nicht soviel Geld erhielten wie die Oberfläche so entschiedene Worte eine SDAJ, deren erklärtes Ziel die Zerstö- reine Kosmetik, die an dem Juso-Pro- rung der verfassungsmäßigen demo- blem nichts ändert... Mit Worten ist kratischen Ordnung sei. nicht viel getan. In Wahrheit bleibt al- les beim alten, was die Jusos beweisen Ordnungsruf an Jusos werden." „reine Kosmetik" Wie zähme ich die Jusos? Diese Frage In Niedersachsens FDP ist inzwischen bei den Sozialdemokra- blüht die Zwietracht ten so etwas wieder Ausgangspunkt zur Bei der niedersächsischen FDP betrei- derzeitigen Lieblingsbeschäftigung. Die ben die Judos offene Zwietracht. Denn Vehemenz, mit der man sich auf die die niedersächsischen Jungdemokraten Suche nach einer Antwort auf diese haben sich dafür ausgesprochen, den Frage stürzt, hat kaum etwas gemein FDP-Landtagsabgeordneten Gustav mit dem Erfolg dieser Aktionen. Schließ- Ernst zum Rücktritt „zu bewegen". lich wurde Willy Brandts „Zehn-Punkte- Ernst, der zusammen mit 10 FDP-Abge- Papier" an die Adresse der Parteiju- ordneten in den neuen Niedersächsi- gend von politischem Winde verweht und schen Landtag einziehen wird, war in ist wohl niemals dort angekommen, wo die Schußlinie gekommen, als er den es landen und Wirkung zeigen sollte. Rücktritt des noch amtierenden Innen- Uid 27/28 1974 • Seite 10

ministers Richard Lehners (SPD) und Recht und wohl auch ihre Pflicht. Wie des Landeswahlleiters wegen einer Ket- aber vertragen sich diese Gewerk- te von Pannen bei der Ermittlung des schaftspostulate, wenn es um die eige- Wahlergebnisses" gefordert hatte. Judo- nen Betriebe geht? Dann geht auf ein- Chef Kattlewski sagte, die „Eigenart" mal nicht mehr der Arbeitsplatz vor, von Ernst lasse befürchten, daß derar- sondern die rigorose Wirtschaftlichkeit. tige Ausfälle häufiger das Koalitions- Wie jetzt beim Gewerkschaftsbetrieb klima belasten werden. ,,co op". Nach Pressemeldungen will sich Deutschlands größter Lebensmittel- Mit Matthiesen wäre konzern mit einem Umsatz von 7,2 Mil- das nicht passiert liarden Mark, „gesundschrumpfen". Wie verlautet, sind Fehler im Manage- Für den Schutz unseres Staates vor ment für einen 30-Millionen-Mark-Ver- Kräften, die ihn ideologisch bekämpfen lust im vergangenen Geschäftsjahr ver- wollen, hat der SPD-Landtagsabgeord- antwortlich. Konsequenz: 320 Arbeit- nete Richard Bünemann kein Verständ- nehmer müssen per Entlassung für die nis. Und für die Entscheidung des Fehler der Konzernspitze büßen. schleswig-holsteinischen Verwaltungs- gerichts, das die Klage auf Einstellung ... aber den Lauritz von vier DKP-Mitgliedern in den Schul- läßt man nicht verkommen dienst abwies, erst recht nicht. Büne- mann, in seiner Pro-Kommunistenein- , oberster Verkehrs- stellung kein unbeschriebenes Blatt, hüter vergangener Tage, hat wieder hielt es für „einen groben Verstoß ge- einen Posten. Die Hamburger Gesell- gen das Grundgesetz", daß mit richter- schaft für Wohnungsbau und Siedlungs- lichem Beschluß Schüler von kommuni- wesen (GEWOS) wählte ihn zu seinem stischen Lehrern verschont wurden. Er Präsidenten. Wie meinte doch dazu die habe, so meinte Bünemann, keinen Neue Rhein-Zeitung: Zweifel daran, daß der Extremistenbe- „Lau-Lau widerlegte (einmal mehr) schluß der Ministerpräsidenten vom Ja- seine Kritiker und erweist sich als äu- nuar 1972 nicht mehr angewandt werde, ßerst munter. Präsident der Gesellschaft wenn der SPD-Spitzenkandidat für die für Wohnungsbau und Siedlungswesen Landtagswahl, Klaus Matthiesen, „die ist er nun geworden. Nachfolger des Macht im Lande hat". Doch davor dürf- wegen Arbeits- (oder Posten-?)Über- ten ihn die Wähler nach derartigen lastung zurückgetretenen „Neue-Hei- Äußerungen des SDP-Linksaußen wohl mat"-Chefs Albert Vietor. bewahren. Wir wollen nicht richten und von Utopia, dem Land mit den vollendeten Men- schen oder Gesellschaftsgruppen träu- Reden und Handeln sind men. Aber doch anmerken, daß es die für den DGB Gegensätze Sozialdemokraten und die Gewerkschaf- Immer dann, wenn die konjunkturelle ten waren, die einst antraten, die Entwicklung dazu zwingt, haben die Ge- Macht der Mächtigen, die sich die Pfrün- werkschaften nichts Eiligeres zu tun, de der Posten und Pöstchen gegenseitig als vehement die Sicherung der Arbeits- zuschoben, zu brechen. Gilt das dort plätze als oberstes Gebot eines Sozial- nicht mehr, wo man selbst zu den Herr- staates zu fordern. Das ist ihr gutes schenden zählt?" Uid 27/28 1974 • Seite 11

FDP Liberales Gedankengut wird zunehmend verwässert

Einen bemerkenswerten Beleg tion letztlich als Verfassungsfeind ab- dafür, daß häufig eine antiliberaie stempelt, sein ständiger Gebrauch Politik mit Postulaten des marxistischen Vokabulars („Klassenwi- Liberalismus verbunden wird, derspruch", „Klassenkampf", „klassen- lieferte eine Rede des Bundesvor- emanzipatorische Politik", „spätkapita- sitzenden der Deutschen Jung- listisch") und marxistischer Denkkate- demokraten, Theo Schiller, die gorien, die jedem echten Liberalen dieser kürzlich anläßlich des Ver- nahelegen müssen, erst gar nicht Mit- fassungstages in Stuttgart gehalten glied der Jungdemokraten zu werden. hatte (Wortlaut wurde am 31. Mai Insgesamt zeichnet sich die Rede in der „Frankfurter Rundschau" Schillers durch folgende Merkmale aus: abgedruckt). In einer politischen # Betrachtet man Wortwahl und Analyse dieser Rede kam das Mitglied des CDU-Bundesvor- Argumentation von Schiller, dann schil- standes, Gerd Langguth, zu lert mehr oder weniger deutlich eine folgendem Schluß: antiparlamentarische Grundhaltung in seiner Rede durch, da die angeblich mehr oder weniger ausgebeuteten Die FDP, die bisher noch nie eine Arbeiter nach Auffassung des selbst- ernstzunehmende inhaltliche Aus- ernannten Avantgardisten der Fort- einandersetzung mit ihrem Nachwuchs- schrittlichkeit letztlich nicht in der Lage verband geführt hat, wird sich den Vor- seien, das Grundgesetz auszulegen und wurf einer weiteren Verwässerung libe- zu interpretieren („Denn das Auslegen, ralen Gedankengutes machen lassen das ist noch nie Sache des Volkes ge- müssen, wenn sie sich nicht klar zu wesen ..."), während die „Herren Poli- dieser in vielfacher Weise bemerkens- tiker" und andere als „Auslegungs- werten Rede von Schiller und anderen mächtige" also nicht den Willen des Aussagen der Jungdemokraten äußert. Volkes vertreten würden. An dieser Stelle soll nicht auf funda- mentale zeitgeschichtliche Fehldeutun- Damit spricht er den seitherigen poli- gen und staatsrechtliche Mißverständ- tischen Repräsentanten in der Bundes- nisse, die sich in der Rede Schillers republik offensichtlich jede demokrati- mengenweise finden lassen, eingegan- sche Legitimation ab, obwohl diese in gen werden; bemerkenswert an diesen einem parlamentarisch-demokratischen grundsätzlichen Aussagen des Judo- Entscheidungsprozeß Vertretungsfunk- Vorsitzenden sind seine Diktion und tion durch das Volk übertragen erhiel- sein antiliberaler Absolutheitsanspruch, ten. Jede moderne Industriegesellschaft durch die er jeden Kritiker seiner Posi- wird aber ohne parlamentarisch-reprä- Uid 27/28 1974 • Seite 12 sentatives Prinzip nicht auskommen Vorsitzenden Schiller ein deutlicher können. Nachweis für den Niedergang des poli- 0 Schillers Rede und die Position der tischen Liberalismus in der Bundes- Jungdemokraten sind aber auch des- republik, wie er durch FD-nahe Grup- halb antiliberal und antipluralistisch, pen vertreten wird. Wer die klischee- weil von ihm als Auftrag des Grund- haften, undifferenzierten Äußerungen gesetzes ein Zwang zur Sozialisierung einer angeblichen „vollblütigen Restau- von Privateigentum postuliert wird. Wer ration" der Bundesrepublik, an der ja aber die Forderung nach Vergesell- u. a. Schillers Mutterpartei FDP auch schaftung als eine nicht mehr kritisier- als frühere Regierungspartei mitgewirkt bare Forderung aufstellt, legt auf ein haben muß, so lautstark wie Schiller pluralistisches Gesellschaftssystem vertritt, sollte politischen Realitäten mit keinen Wert, da dieses zur Voraus- größter Ernsthaftigkeit gegenübertre- setzung hat, daß — weil es eben keine ten. Gleichwohl wird auch von Seiten jederzeit einzig richtige Lösung politi- der CDU betont, daß Demokratie eine scher Probleme geben kann — ständig dynamische, fortzuentwickelnde politi- um die bessere Politik gerungen wer- sche Ordnung ist. den muß. 0 Schiller geht von dem neo-romanti- Gegen eine Kooperation schen Traum einer herrschaftsfreien mit Anti-Demokraten Gesellschaft aus, einer letztlich marxistischen Utopie vom Absterben Wenn z. B. Theo Schiller kürzlich in des Staates, wobei eine Aufhebung einem Brief nach Hannover an den aller Herrschaftsverhältnisse als Ziel 4. Bundeskongreß der Sozialistischen angegeben wird, während die CDU in Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ), die dem Sinne eine klassisch-liberale Posi- in ihrer Politik mit der DKP absolut tion vertritt, da die Freiheit des einzel- identisch ist, wörtlich der Hoffnung der nen nur in einem demokratisch kon- Jungdemokraten Ausdruck verlieh, daß trollierten staatlichen System möglich „der Kongreß jene politische Linie be- ist. stätigen wird, die es ermöglicht, daß unsere beiden Organisationen in einer Politik mit größerem Reihe von Einzelfragen kooperieren Ernst betreiben und zusammen mit anderen linken Ver- bänden gemeinsame Aktionen tragen $ Wie sehr die anti-liberale Grundhal- können", dann bietet hier der Vor- tung von Schiller ausgeprägt ist, zeigt sitzende eines angeblich liberalen Ver- auch ein ständig wiederkehrender Ab- bandes Aktionseinheit mit einer kom- solutheitsanspruch auf Richtigkeit der munistischen Gruppe an, die sich bei- eigenen Aussagen und ein gefährlicher spielsweise gegen Streikrecht der Dogmatismus, der ihm die einfache und Arbeiter in der DDR ausspricht und den vereinfachende Denkformel von der alleinigen Abhängigkeit aller politischen Einmarsch der Warschauer-Pakt-Trup- Übel von der „kapitalistischen Wirt- pen in die CSSR billigte. Für Demo- schaftsordnung" nahelegt. Juso kraten kann es auch in Einzelfragen Strasser hat hier schon weitergedacht. niemals mit Antidemokraten eine Alles in allem ist die Rede des Judo- Aktionseinheit geben. Uid 27/28 1974 • Seite 13

hang mit der Konferenz für Sicherheit • BUNDESPARTEI und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und die Stellung Rumäniens als Außen- handelspartner. CDU-Generalsekretär Bemerkenswert sei, so Biedenkopf, die sachliche Unabhängigkeit der Rumänen besuchte Rumänien im wirtschaftlichen wie auch politischen Bereich. Der Begriff „sozialistisches La- ger" sei für die Rumänen ein Nichtbe- Eine bemerkenswert umfangreiche griff; bei der Planung der wirtschaftli- Palette politischer und wirtschafts- chen Zukunft des Landes verließen sie bezogener Gespräche wurde dem sich vor allem auf die eigene wirtschaft- Generalsekretär der CDU, Prof. Kurt liche Kraft. Biedenkopf, während seiner ein- wöchigen Reise in Rumänien Biedenkopf hob die „pragmatische Fle- geboten. In einer ersten Wertung xibilität" der Bukarester Politik hervor, seiner Reise, die am Montag zu Ende die ihre Unabhängigkeit unterstreiche. ging, hob Biedenkopf vor allem die Rumänien, das nicht auf der OECD- „pragmatische Flexibilität" heraus, Liste stehe, möchte Präferenzen als Ent- die alle Gespräche mit führenden wicklungsland in Anspruch nehmen. Es Vertretern aus Politik, Wirtschaft fühle sich, da an projektgebundenen und Kultur des Gastgeberlandes Krediten interessiert, durch das Ver- maßgeblich bestimmt habe. halten Bonns gegenüber Jugoslawien zurückgesetzt. Prof. Biedenkopf, der einer Einladung Eingehende Informationsgespräche der „Front der sozialistischen Ein- führte Prof. Biedenkopf mit dem für heit", die alle gesellschaftlichen Grup- internationale Beziehungen zuständigen pen und Organisationen des Landes zu- Sekretär des Zentralkomitees, Stefan sammenfaßt, folgte, erörterte mit dem Andrei, Journalisten, hohen Vertretern Vorsitzenden der Front und rumäni- der orthodoxen und evangelischen Kir- schen Staatspräsidenten, Nicolae Ceau- che, Universitätsprofessoren und profi- sescu, Fragen der wirtschaftlichen Zu- lierten Vertretern der deutschen Min- sammenarbeit, Probleme im Zusammen- derheit in Rumänien.

• TERMINE

8. 7. CDU — Bund Präsidium Bonn 11. 7. CDU — Bund Kommission „Frauen" Bonn Frauenvereinigung 13. 7. LV Rheinland Landesausschuß und Kreis- Mönchen- Frauenvereinigung vorsitzendenkonferenz gladbach 17. 7. CDU — Bund Fachkommission „Verwaltungs- Bonn recht" des BACDJ 24. 7. KPV — Bund Geschäftsführender Bonn Bundesvorstand Uid 27/28 1974 • Seite 14

MITGLIEDERWERBUNG

Ein Jahr Kontakter-Modell

Die Mitgliederwerbung nach dem Kontakter-Modell hat sich heute in CDU-Kreisen durchgesetzt. Etwa jeder dritte Kreisverband betreibt nach diesem Modell Mitgliederwerbung. Neue Veröffentlichungen, Arbeitsunterlagen und Seminare ermöglichen und unterstützen die Weiterentwicklung des Modells. Die anfänglichen Vorurteile sind weitgehend abgebaut. Die parallel mit der Anwendung des Modells steigenden Mitgliederzahlen beweisen die Richtigkeit des Konzeptes.

nachfolgender Zusammenfassung stellt das Referat Mitgliederwerbung der IN Bundespartei die Entwicklung des Kontakter-Modells dar: • Mai 1972 bis Mai 1973: nach theoretischen und organisatorischen Vorberei- tungen Durchführung von drei umfangreichen Modellaktionen in den Kreisver- bänden Bielefeld, Heidelberg und Rhein/Sieg. Experimente, Untersuchungen, Auswertungen

• Erscheinen vom „Regiebuch 1 — Mitgliederwerbung". Es beinhaltet die Be- schreibung des Konzeptes, die Auswertung der Modellaktionen und dient als Hand- buch für die Aktionsleiter. Es wurde bis heute von den CDU-Verbänden in 17 100 Exemplaren angefordert. • Juni und Sept. 1973: Durchführung von zwei zentralen Seminarveranstaltungen für Aktionsleiter in Bonn; teilgenommen haben 38 Personen.

• Erscheinung des Kontakter-Leitfadens. Er beinhaltet Materialen für die Schulung des Kontakters, Verhaltensweisen, Ge- sprächsführung und Argumentation im Gespräch mit dem Bürger. Bis heute erschien er in 5 Auflagen.

5B Okt. bis Nov. 1973: erste Ergebnisse von Aktionen der CDU-Kreisverbände nach dem Kontakter-Modell (u. a. Ottweiler, Duisburg, Kassel, Herne).

• Ab Dez. 1973: Zusammenarbeit mit den CDU-Landesverbänden in der Durch- führung von Seminaren für Aktionsleiter. An diesen Veranstaltungen sind die Kreisverbände mit 2 — 3 Personen vertreten: Uid 27/28 1974 • Seite 15

Seminare der Landesverbände Veranstaltungsort Teilnehmerzahl

Berlin Berlin 19 Rheinland 1. Köln 12 Rheinland 2. Mülheim/R. 16 Rheinland 3. Bonn 18 Schleswig-Holstein Kiel 12 Saar Saarbrücken 11 Westfalen 1. Gütersloh 15 Westfalen 2. Bottrop 16 Westfalen 3. Lengerich 13 Südbaden Bad Krotzingen 16

Insgesamt erhielten 186 Damen und Herren eine Ausbildung als Aktionsleiter. Wei- tere etwa 20 Personen haben in gründlichen Planungsgesprächen die notwendigen Informationen erhalten. Auf besonderen Wunsch wurden auch in CDU-Kreisverbänden 23 Seminare für Kontakter durchgeführt. 434 Personen wurden an diesen Veranstaltungen als CDU-Kontakter ausgebildet. Viele weitere CDU-Verbände haben anhand des Regiebuches 1 und des Kontakter- Leitfadens selbständig Aktionen durchgeführt. Die Anzahl dieser Verbände und der bei diesen Aktionen ausgebildeten Personen ist nicht genau feststellbar. Nach Schätzungen sind etwa 1 100 — 1 200 Personen als Kontakter ausgebildet und tätig. Der Wunsch der CDU-Verbände, Aktionen nach diesem Modell durchzuführen, steigt. Eine Reihe neuer Aktionen ist für den Herbst 1974 geplant. Die umfang- reichste ist die „Aktion Rheinland 100 000". Mit dem Ziel, im Rheinland die CDU- Mitgliederzahl auf 100 000 zu steigern, führen fast sämtliche rheinischen CDU- Kreisverbände Kontakter-Aktionen durch. Neben der Mitgliederwerbung bringen die Kontakter-Aktionen ein Spektrum politischer Auswirkungen mit sich. Der verstärkte Kontakt mit dem Bürger, Mobili- sierung neuer Kräfte innerhalb der Partei und mehr Öffentlichkeitsarbeit durch flankierende Maßnahmen sind nur die wichtigsten. .,Nicht jeder Besuch eines Kontakters endet mit einer neuen Mitgliedschaft, aber jeder Besuch ist, durch die Kontaktaufnahme und das Gespräch, ein Erfolg für die CDU", charakterisierte kürzlich ein Aktionsleiter das Modell.

Monatlicher Nettozuwachs der CDU-Mitglieder in den letzten 12 Monaten: 1973 1974 Juni 1981 November 3115 Januar 5095 Juli 1392 Dezember 2983 Februar 6211 August 972 März 7609 September 1879 April 9517 Oktober 2417 Mai 10 152 Uid 27/28 1974 • Seite 16

ZITAT Anschrift:

Beim Staat wird's teurer

Wer seit Beginn dieser Woche auf seine Briefe 50- statt 40-Pfennig-Marken klebt und sich dabei über die 25prozentige Preiserhö- hung ärgert, sollte seinen berechtigten Un- mut getrost durch Kenntnisnahme einiger aur J4,9 Milliarden DM mehr als verdoppelt. Fakten abstützen. Einmal zeigt nämlich die Noch ärger steht es um die Bundesbahn. Tatsache der Posttariferhöhung wie kaum Hatte der Steuerzahler 1969 diesem Staats- eine andere, daß von jeglicher Verstaatli- unternehmen noch 3,5 Milliarden DM als chung für den Bürger preispolitisch keiner- Jahresrate zuschießen müssen, so sind in lei Heil zu erwarten ist, lediglich das Ge- diesem Jahr trotz aller zwischenzeitlichen genteil. Tariferhöhungen fast 10 Milliarden DM aus Preiserhöhungen von 25 v. H. — im Fern- dem allgemeinen Steuersäckel zuzubuttern- meldebereich sind es vielfach sogar 100 Die Bundeszuschüsse an die Bahn seit 1969 v. H., soweit die Wirtschaft betroffen ist — haben das gesamte Mehraufkommen aus den kann sich jedenfalls ein privates Unterneh- Verbrauchssteuererhöhungen der letzten men auch in der gegenwärtigen Inflations- Jahre (Tabaksteuer, zweimal Mineralölsteuer, phase nirgendwo leisten. Branntweinsteuer) verschlungen, ohne die Bei der Bundespost fand entgegen allen entstandenen und noch entstehenden Ver- offiziellen Beteuerungen eine Personalexplo- luste der Bahn voll ausgleichen zu können. sion statt, die — mit Ausnahme der Bun- Von personeller Rationalisierung ist bei der desbahn — ihresgleichen sucht. Der Perso- Bundesbahn keine Spur mehr zu entdecken: nalzuwachs hatte in den Jahren 1962 bis Zwar war von 1960 bis 1969 der Personal- 1969 jahresdurchschnittlich 3 800 Personen stand der Bundesbahn um 99 500 Personen betragen. Für den Zeitraum von 1970 bis eingeschränkt worden, doch wurde er in 1972 11300 Personen im Jahresdurch- den wenigen Jahren von 1969 bis 1972 wie- schnitt. der um 22 500 Personen ausgeweitet. Das Leistungsangebot der Post hat sich in Die Postariferhöhung zum 1. Juli ist ein diesem Zeitraum (Brieflaufzeiten) ständig guter Anlaß, über die jetzt so viel geprie- verschlechtert, wie jedermann täglich zu sene Rolle des Staates als Unternehmer spüren bekommt. Obendrein hat sich der einmal nachzudenken. An Anschauungsma- Schuldenstand der Bundespost trotz aller terial fehlt es nicht. Tariferhöhungen von 1969 bis 1973 von 16,6 Kölnische Rundschau, 2. Juli 1974

Union In Deutschland — Informationsdienst der Christlich Demo- kratischen Union Deutschlands. Redaktion: Gisbert von Wersebe. 53 Bonn, Konrad-Adenauer-Haus, Telefon 20 21. Verlag: Union Betriebs GmbH., 53 Bonn, Argelanderstraße 175, Telefon 22 00 40. Verlagsleitung: Peter Müllenbach, Gerhard Braun. Bankverbindung: Commerzbank Bonn Nr. 1124 932. Postscheckkonto Köln 193 795. Abonnementspreis vierteljährlich 9,— DM. Einzelpreis 0,75 DM- UiD Druck: WA-Druck, Düsseldorf.