Schweizerische Gesellschaft Società svizzera Technik und Armee Tecnica e Armata

Société suisse Societad svizra Technique et Armée infoTecnica ed Armada

Flash 01 / 2014 Inhalt

03 Klares Bekenntnis erforderlich! 04 Das Rüstungsprogramm 2014 10 Gripen E – Wächter des Luftraums 11 Gripen E – Das Multitool 14 Gripen E – Das moderne Kampfflugzeug aus dem Norden 16 Gripen E – Offset: Milliardenaufträge für die Schweizer Industrie 18 AIR 14 in Payerne

Vorstand und Kontaktadressen

Dr. Fritz Gantert Präsident Urs Breitmeier Vizepräsident und Quästor, Ressort Wirtschaft Ulrich Appenzeller Ressort Beschaffung und Technologie Martin Sonderegger Ressort Beschaffung und Technologie KKdt André Blattmann Ressort Armee Div Hans-Peter Walser Ressort Armee Div Daniel Baumgartner Ressort Armee Peter Huber Ressort Wirtschaft Walter Kägi Ressort Wirtschaft Daniel Neuenschwander Ressort Wissenschaft Giovanni Giunta Ressort Wirtschaft und Veranstaltungen

Alex Fritschi Geschäftsführer, [email protected], Tel. 031 324 56 16 Pascal Vörös Kommunikation, [email protected], Tel. 078 804 08 81

Impressum

Herausgeber Schweizerische Gesellschaft Technik und Armee STA c/o Geschäftsstelle Kasernenstrasse 19, CH-3003 Bern Layout EsraKunz.com, IT-Services Druck Kontakt [email protected] Auflage 600 Exemplare Titelbild Saab JAS-39 Gripen E – Beladungsvariante für die Luftverteidigung © Saab AB

02 Flash 1 / 2014

EDITORIAL

Klares Bekenntnis erforderlich!

„Nur zu Bürozeiten einsatzfähig…“ in etwa so lautete die Schlagzeile eines Boulevardblattes, nach der glimpflich abgelaufenen Entführung eines Flugzeuges einer ausländischen Fluggesellschaft mit der sicheren Landung auf dem Flughafen Genf. Auch wenn diese Aussage etwas hämisch war und sicher nicht zum vollen Stellenwert genommen werden sollte, so muss sie uns doch nachdenklich stimmen.

Sind wir als souveräner Staat nicht mehr in der Lage, unsere Hersteller Saab. Heute darf man sagen, dass Saab sich das Ziel Dritte Dimension zu schützen? So lautet für mich die Kern- gesetzt hat, bis Mitte 2014 das anerkannte Offset Volumen frage. Offenbar nicht, lautet die ernüchternde Antwort. Als auf rund 300 Millionen Schweizer Franken zu erhöhen. Diese unabhängiger auf Neutralität ausgerichteter Staat, steht für Offsetgeschäfte werden im Vorfeld der Beschaffung freiwillig mich ausser Frage, dass wir auch in normalen Lagen die Fä- abgeschlossen und behalten unabhängig von einer Gripen- higkeit brauchen, unseren Luftraum eigenständig und sou- Beschaffung ihre Gültigkeit. verän zu schützen. Die Wahrung der Unabhängigkeit, vor allem im Entscheid, wie letzthin im Zusammenhange mit der Die Sicherheit der Schweiz ist für die ganze Industrie ein sehr Masseneinwanderungsinitiative gezeigt, hat auch ihren Preis. wichtiges Anliegen – zentrales Element dabei ist eine glaub- Man ist nicht mehr unbedingt ein Kooperationspartner ers- würdige Armee. Das Gesamtsystem Armee trägt dabei die ter Wahl. Kooperieren heisst nämlich „Geben und Nehmen“. Verantwortung für den Cyberraum, den Luftraum und den Zum Schutze des Luftraumes zu kooperieren, eine oft vor- Boden. Ohne eine starke Luftwaffe sind der verfassungsmäs- gebrachte Argumentation, erscheint mir mehr Wunschden- sige Schutz und die Wahrung der Lufthoheit für die Schweiz ken als Realität. Es ist schwer vorstellbar, dass in Krisenzeiten als neutraler und bündnisfreier Staat nicht mehr gewährleis- andere Länder nebst dem Schutze des eigenen Luftraumes tet. Wir müssen uns bewusst sein, dass unser hochentwickel- noch Kapazitäten sprich Flugzeuge und Besatzungen hätten, tes Land über sehr viele kritische Infrastrukturen verfügt, die fremde Räume abzudecken. Man dürfte mit den Aufgaben zwingend geschützt werden müssen. im eigenen Luftraum mehr als genug zu tun haben. Mit einem klaren „Ja“ zur Beschaffung des Gripen respektive Am 18. Mai 2014 haben wir als Stimmbürger einmal mehr zum Gripenfondsgesetz schaffen wir die Voraussetzungen, die Möglichkeit, ein starkes Bekenntnis zu einer glaubwür- dass die Sicherheit im schweizerischen Luftraum weiterhin digen Sicherheits- und Aussenpolitik abzugeben! Mit einem gewährleistet bleibt. Dies wird ein weiteres Bekenntnis des überzeugenden „Ja“ zum Grippenfondsgesetz wollen wir Souveräns zu einer glaubwürdigen Sicherheits- und Aussen- dazu die richtigen Voraussetzungen schaffen, dass zum Teil politik sein. Das heisst auch, man ist künftig mehr als zu Bü- verloren gegangene Fähigkeiten wieder aufgebaut werden rozeiten einsatzfähig! können. Ich rufe deshalb alle STA-Mitglieder auf, am 18. Mai 2014 die Eine umfassende und sehr aufwändige Evaluation hat erge- staatsbürgerliche Verantwortung wahrzunehmen und dem ben, dass der Gripen E ein modernes Mehrzweckflugzeug ist, Gripenfondsgesetz zuzustimmen. das unsere militärischen Anforderungen vollumfänglich er- füllt. Modernste Technik kombiniert mit tiefen Betriebskosten bzw. Life Cycle Costs haben dazu geführt, dass der Typenent- Der Präsident schied zu Gunsten des Gripen E ausfiel.

Zudem muss sich Saab und seine Lieferanten verpflichten, in einem Zeitraum von 10 Jahren Gegengeschäfte im Betrag Dr. Fritz Gantert von 2.5 Milliarden Schweizer Franken abzuschliessen. Volks- wirtschaftlich gesehen, stellt dieses Offsetvolumen ca. 10‘000 Mannjahre dar. Weit über 100 KMU werden voraussichtlich daran partizipieren können, schwergewichtig natürlich die Swissmem – Industrie mit ihren über 1000 Mitgliedern. Zu Beginn ging die Offsetthematik eher schleppend voran und erforderte Interventionen von verschiedenen Stellen beim

03 Materialvorführung RP 14

Das Rüstungsprogramm 2014

Vom 3. bis am 7. April 2014 wurde auf dem Waffenplatz in Thun die traditionelle Materialvorführung zum Rüstungsprogramm 2014 (RP 14) durchgeführt. Mitglieder der Sicherheitspolitischen Kommissio- nen von Ständerat und Nationalrat, Vertreter der kantonalen und lokalen politischen Behörden, hoch- rangige Vertreter aus Armee und Wirtschaft, in der Schweiz akkreditierte Verteidigungsattachés sowie weitere interessierte Gäste liessen sich über die geplanten Beschaffungen und Ausserdienststellungen von Grosssystemen orientieren.

Am Donnerstagnachmittag, 3. April 2014, erläuterten der Chef der Armee, Korpskommandant André Blattmann und der Rüstungschef, Ulrich Appenzeller, den anwesenden STA-, swissmem- und GRPM- Vertreterinnen und Vertreter die Hintergründe zu den beantragten Projekten.

Der Titel „Das Rüstungsprogramm 2014“ greift eigentlich torfahrzeug geländegängig“ wird der künftige Transport von zu kurz. Am 7. März 2014 verabschiedete der Bundesrat die Personen und Material sichergestellt. Das neue „Brückenlege- „Botschaft über die Beschaffung und Ausserdienststellung system“ befähigt die Armee, die Beweglichkeit im Wirkungs- von Rüstungsmaterial 2014“. Der Bundesrat beabsichtigt neu bereich eines Gegners, sowie die Unterstützung ziviler Behör- die Ausserdienststellung von Hauptsystemen, deren Weiter- den im Falle von Naturkatastrophen sicherzustellen. verwendung aus militärischer, technologischer, finanzieller und betriebswirtschaftlicher Sicht nicht mehr vertretbar sind. Als Konsequenz der von Herrn Ständerat Paul Niederberger Rechenzentrum VBS / Bund 2020, Informatik-Archi- (CVP/NW) im Jahr 2011 eingereichten Motion „Ausser- tektur und -Infrastruktur, 120 Mio. Fr. dienststellung von Rüstungsgütern“ (Motion 11-4135), wird somit in der diesjährigen Rüstungsbotschaft erstmals auch die Die aktuellen Informatiksysteme der Armee und der Verwal- Ausserdienststellung von Grosssystemen beantragt. Weiter tung basieren auf unterschiedlichen technischen, betrieblichen beantragt der Bundesrat bei den eidgenössischen Räten die und organisatorischen Konzeptionen. Um die Infrastruktur der Beschaffung von Rüstungsvorhaben. Dieses Jahr sind dies vier Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) zu verein- Vorhaben mit einem Verpflichtungskredit von insgesamt 771 heitlichen und gleichzeitig deren Sicherheit zu erhöhen, soll das Millionen Franken. in der Immobilienbotschaft VBS 2013 bewilligte Bauvorhaben „FUNDAMENT“ mit neuer IKT-Infrastruktur ausgerüstet und Vorgesehen ist, die „Botschaft über die Beschaffung und im Führungsnetz Schweiz eingebunden werden. Damit können Ausserdienststellung von Rüstungsmaterial 2014“ im or- heutige Bedürfnisse abgedeckt und die geforderte betriebliche dentlichen Rhythmus abzuhandeln. D.h. der Ständerat sollte Durchhaltefähigkeit und Krisenresistenz zugunsten der Armee die Vorlage in der Sommersession behandeln und der Na- und der Landesregierung gewährleistet werden. Parallel zur tionalrat sollte sich in der Herbstsession mit dem Geschäft Bedarfsentwicklung können die Kapazitäten des Rechenzent- befassen. rums mit nachfolgenden Etappen erweitert werden.

Zu den beantragten Beschaffungsprojekten:

Der Bundesrat sieht vor, mit dem „Rechenzentrum VBS / Bund 2020, Informatik-Architektur und –Infrastruktur“ Lü- cken bei der Verfügbarkeit und der Informatiksicherheit der Rechenzentren VBS zu schliessen. Mit der Beschaffung „La- serschuss-Simulator für Kommandopanzer 6×6 und geschütz- tes Mannschaftstransportfahrzeug“ soll die realistische Aus- bildung hinsichtlich gefechtsmässigem Verhalten und Einsatz der Waffenstation sichergestellt werden. Der Mercedes-Benz G 300 CDI 4x4 löst den vor dem Nutzungsende stehenden Steyr Daimler Puch 230 GE ab. Mit dem neuen „Leichten Mo- Rechenzentrum VBS (RZ VBS) Symbolbild © VBS / DDPS

04 Flash 1 / 2014

Materialvorführung RP 14

Brückenlegesystem © VBS / DDPS

Laserschuss-Simulator für Kommandopanzer 6x6 und tungsprogramm 2014 soll daher die erste Tranche eines leich- geschütztes Mannschaftstransportfahrzeug, 32 Mio. Fr. ten, geländegängigen Motorfahrzeuges beschafft werden, um damit ein breites Spektrum von Bedürfnissen/Aufgaben Um eine realitätsnahe Ausbildung für den gefechtsmässigen abzudecken. Einsatz der bei den Infanterieverbänden eingesetzten Kom- mandopanzern 6×6 und geschützten Mannschaftstrans- Beantragt werden 3200 Stationswagen vom Typ Mercedes- portfahrzeugen sicherzustellen, braucht es entsprechende Benz G 300 CDI 4×4, fünftürig, für den Personen- und Ma- Laserschuss-Simulatoren. Die simulationsgestützte Schies- terialtransport. sausbildung ist kostengünstig und effizient. Der Verschleiss an Waffen und Munition und der Schiesslärm werden damit reduziert. Brückenlegesystem, 179 Mio. Fr.

Beantragt werden 16 Laserschuss-Simulatoren für Komman- Das beantragte Brückenlegesystem ermöglicht es, Radfahr- dopanzer 6×6 und 100 Laserschuss-Simulatoren für Mann- zeugen bis rund 84 Tonnen und Kettenfahrzeugen mit maxi- schaftstransportfahrzeuge sowie das entsprechende Logistik- mal 73 Tonnen Gesamtgewicht und Hindernisse bis zu 25 m material. Breite rasch zu überwinden. Es ersetzt die 2011 ausser Dienst gestellte Panzerbrücke 68/88. Dank seiner Beweglichkeit – auch ausserhalb befestigter Strassen und Wege – leistet das Leichtes Motorfahrzeug geländegängig, 1. Tranche, Brückenlegesystem auch im Rahmen der Unterstützung zivi- 440 Mio. Fr. ler Behörden wertvolle Hilfe.

Instandhaltung und Reparaturkosten der mittlerweile 25-jäh- Beantragt werden 12 Träger- beziehungsweise Verlege- rigen Fahrzeugflotte Steyr Daimler Puch 230 GE überstei- fahrzeuge sowie verschiedene Brückensätze, Nachschub- gen die betriebswirtschaftlich vernünftige Grenze; auch die module und Zusatzmaterial für die zivile Nutzung und Lo- Ersatzteil-Versorgung gestaltet sich schwierig. Mit dem Rüs- gistikmaterial.

05 Materialvorführung RP 14

Lasersimulation (LASSIM) im Einsatz © VBS / DDPS

Zu den beantragten Ausserdienststellungen: F-5 Tiger sind aktuell noch 54 Maschinen bei der Luftwaffe. Diese sollen nun mitsamt der dazugehörigen Logistik/Infra- Zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit der Armee gilt es, struktur bis Mitte 2016 ausser Dienst gestellt werden. Der das Rüstungsmaterial auf einem Stand zu halten, der den Flugbetrieb der F-5 Tiger wird eingestellt, unabhängig vom Erfordernissen der Zeit entspricht. Dies bedeutet auch, ob- Ausgang der Volksabstimmung vom 18. Mai 2014 über die soletes und überzähliges Armeematerial zu liquidieren, be- Beschaffung der Gripen E, respektive über das Gripenfonds- ziehungsweise wo notwendig durch moderne Systeme und gesetz; das Verhältnis von Aufwand und Ertrag erlaubt keinen Ausrüstung zu ersetzen. Der Bundesrat beabsichtigt deshalb, weiteren Betrieb. spätestens bis Mitte 2016 die gesamte verbleibende F-5 Ti- gerflotte und bis 2020 die überzähligen Panzer 87L eopard und Panzerhaubitzen M109 KAWEST ausser Dienst zu stellen. Panzer 87 Leopard und Panzerhaubitze M109 KA- WEST

F-5 Tiger Gestützt auf den Entscheid des Bundesrates, die Durchhalte- fähigkeit der Armee für Einsätze zugunsten ziviler Behörden Die derzeit noch im Dienst stehenden F-5 Tiger-Kampfflug- zu erhöhen, verabschiedete die Departementsleitung VBS mit zeuge verursachen erhebliche Kosten und können beim Schutz dem Entwicklungsschritt 08/11 die Ausserdienststellung di- des Luftraums mit Luftpolizeidienst und Luftverteidigung die verser Hauptsysteme. Davon betroffen waren auch die zur- F/A-18 nur noch mit Einschränkungen unterstützen. Sie sind zeit stillgelegten, überzähligen Panzer 87 Leopard und Pan- nur tagsüber und bei gutem Wetter operationell einsetzbar zerhaubitzen M109 KAWEST. Die Stilllegung soll aufgehoben und werden den heutigen Anforderungen an ein Abfangjäger- und 96 Panzer 87 Leopard und 162 Panzerhaubitzen M109 System, insbesondere im Bereich der Bekämpfung von mo- KAWEST bis 2020 ausser Dienst gestellt werden. dernen Flugzeugen und Lenkwaffen, nicht mehr gerecht. Von den ursprünglich beschafften 110 Kampflugzeugen desT yps Martin Sonderegger / Textteile Kommunikation VBS

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Materialvorführung RP 14

Impressionen

07 Materialvorführung RP 14

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Materialvorführung RP 14

09 Gripen Zahlen & fakten

Gripen E – Wächter des Luftraums

Die Schweiz ist ein neutraler Staat und kann sich beim Schutz ihres Luftraums nicht auf andere verlas- sen. Die Mehrheit des Schweizer Volkes hat sich an der Urne mehrfach dafür ausgesprochen, dass sie eine starke Armee will und am bestehenden System und an dessen Ausgestaltung festhalten möchte. Eine Armee ist nur so stark wie ihre Luftwaffe. Mit dem Gripen E erhält die Schweiz die mit Augenmass gewählte und benötigte Verstärkung.

Die Schweiz hat wie jeder andere Staat das Recht, die Be- Gefahr wechselt die Luftwaffe vom „Luftpolizeidienst“ zur nutzung des über ihren Landesgrenzen liegenden Luftraums „Luftverteidigung“. Trifft diese Eskalationsstufe ein, ist die bindend zu regeln und diese Regelung auch durchzusetzen. Schweiz in einer ausserordentlichen Lage und die politischen Die sogenannte Wahrung der Lufthoheit baut in Friedens- wie auch die militärischen Entscheidträger und Kräfte sind zeiten auf drei Säulen auf: gefordert. Die „Schönwetter-Periode“ ist dann vorbei. Spä- testens in einer solchen Situation wird die Schweiz perma- 1. Überwachung nent vier oder mehr Kampfflugzeuge in der Luft halten, um 2. Kontrolle gegen feindliche Eindringlinge umgehend und angemessen 3. Luftpolizeidienst reagieren zu können. Wegen der kleinen Fläche ist die Vor- warnzeit zu kurz, als dass die Flugzeuge bis zum Einsatz am In der Schweiz wird der Luftraum permanent an 365 Tagen Boden warten könnten. rund um die Uhr durch die Luftwaffe mittels Radar über- wacht. Kontrolliert wird der Luftraum im Rahmen des Luft- Zwei Faktoren spielen dann eine Rolle: Die Anzahl verfüg- polizeidienstes, wenn zum Beispiel baren Kampfflugzeuge und ihre Leistungsfähigkeit. Rein • Flugzeuge aus unerklärlichen Gründen von ihrem Flug- zahlenmässig wäre die Schweizer Luftwaffe mit den 32 plan abweichen, F/A-18C/D Hornet und den 54 F-5E/F Tiger gut aufgestellt. • sich eine Flugzeugcrew bei Funkproblemen nicht mehr Leistungsfähig fallen die vor rund 35 Jahren beschafften F-5 meldet, jedoch klar ab. In einer ausserordentlichen Lage können sie • sich Piloten bei Navigationsproblemen verfliegen, oder fast keinen nennenswerten Beitrag für den Schutz des Lan- • bei Einschränkungen des Luftraums wie zum Beispiel des beisteuern. beim WEF-Jahrestreffen in Davos. Überlegungen der Armee zeigen, dass mit den vorhande- nen 32 F/A-18 der normale Luftpolizeidienst gewährleistet Im Normalfall fliegt die Luftwaffe solche Einsätze nur wäh- werden kann. Soll hingegen der Luftraum permanent und rend den Arbeitszeiten an Werktagen. Pro Jahr finden we- lückenlos mit vier Kampfflugzeugen überwacht werden, so gen schwerwiegenden Verletzungen der Luftverkehrsregeln ist dies aufgrund periodischer Unterhaltsarbeiten lediglich etwa 10 bis 20 „heisse Einsätze“ statt. während rund 2,5 Wochen möglich. Mit den zusätzlichen 22 Gripen E würde sich die Dauer der Durchhaltefähigkeit verdoppeln. Auch wenn die Anzahl von 22 Gripen E im Ver- Sicherheit als Grundbedürfnis gleich zu den zu ersetzenden 54 F-5 Tiger kleiner ist, würde die Effizienz und die Leistung der Luftwaffe zum Schutz der Sicherheit ist ein Grundbedürfnis und eine Voraussetzung Schweizer Luftraums wesentlich gesteigert. In letzter Konse- für das Wohlergehen der Bevölkerung in der Schweiz. Si- quenz ist die Luftwaffe das einzige Mittel, das in Friedens- cherheit ist zudem eine wichtige Voraussetzung für einen und in Krisenzeiten für die Sicherheit des Luftraums sorgen erfolgreichen Wirtschaftsstandort. Da niemand weiss, wie kann. Die Schweiz braucht die Luftwaffe, um ihren Luftraum sich die sicherheitspolitische Lage in den nächsten 10, 20 überwachen, kontrollieren und allenfalls verteidigen zu kön- oder 30 Jahren entwickelt, muss sich ein Staat auf diesen nen. Umstand einstellen, denn die Sicherheit ist keine Selbstver- ständlichkeit. Kaj-Gunnar Sievert Die Armee ist einer von verschiedenen Faktoren, die die Si- cherheit der Schweiz garantieren. Dabei muss sich die Ar- mee sowohl auf einen bewaffneten Angriff aus der Luft, als auch am Boden vorbereiten. In Zeiten einer erhöhten

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Gripen Zahlen & fakten

Gripen E – Das Multitool

Mit der Einführung des Gripen E wird die Schweizer Luftwaffe nach entsprechender Vorbereitung und Ausbildung wieder alle drei Aufträge und integralen Fähigkeiten einer modernen Luftwaffe im Bereich der Luftverteidigung erfüllen und abdecken können.

Die Luftwaffe ist die Speerspitze jeder Armee. Die grundlegenden militärischen Aufträge der fliegenden Verbände der Schwei- zer Luftwaffe umfassen: • Schutz des Luftraums – durch die Gewährleistung der Lufthoheit (auch mittels Luftpolizeidienst) und in letzter Konsequenz durch eine bewaffnete Luftverteidigung; • Lufttransport zugunsten der eigenen Truppen – durch entsprechende Lufttransportmittel (Hubschrauber und Flächenflug- zeuge); • Unterstützung der Bodentruppen – durch die Bekämpfung von Bodenzielen mit Luft-Boden-Waffen; • Beschaffung von Informationen zugunsten der Armeeführung und ihrer Verbände – durch Aufklärung mittels verschiede- ner luftgestützter Sensoren.

Mit der Ausserdienststellung des Hunter (1994) gingen die Fähigkeit „Erdkampf“ und mit dem letzten Flug eines Mirage IIIRS Aufklärers (2004) auch die Fähigkeit „Luftaufklärung“ verloren.

Hunter - letzter Erdkämpfer der Luftwaffe © VBS / DDPS Mirage IIIRS - am Ende der Nutzungsdauer © VBS / DDPS

Zwar verfügt die ab 1997 eingeführte Boenig F/A-18C/D Luftpolizeidienst und Luftverteidigung (Luft-Luft- Hornet über das Potenzial die Luft-Boden- respektive Auf- Einsätze) klärungs-Rolle abdecken zu können, doch fehlt eine entspre- chende Ausbildung, Zusatzausrüstung und auch Bewaffnung. Mit dem Gripen E wird die Schweizer Luftwaffe auf dem ak- Eine damals ins Auge gefasste Beschaffung einer 2. Tranche tuellen Stand im Bereich der Luft-Luft-Einsätze sein. Damit von F/A-18C/D Hornet mit der diese Aufgaben nach einem die Anforderungen an den Luftpolizeidienst und die Luftver- kurzen Unterbruch hätten erhalten werden können, wurde teidigung erfüllt werden können, ist der Gripen E befähigt, nicht realisiert. Mit dem Gripen E sollen in den Jahren nach bei Tag und bei Nacht, bei schlechtem Wetter sowie in einem der Beschaffung und Einführung wieder alle drei Einsatzarten Umfeld elektronischer Kriegsführung, verschiedene Luftziele abgedeckt werden können. wie zum Beispiel Kampfflugzeuge, Hubschrauber, aber auch

11 Gripen Zahlen & fakten

Drohnen und Marschflugkörper trotz reduzierter Radarab- einer beschränkten Reichweite. Aufklärungsdrohnen können strahlcharakteristik zu entdecken, als Ziele zu erfassen, zu Kampfflugzeuge in derA ufklärung ergänzen, aber nicht er- verfolgen und wenn nötig abzuschiessen. Für die Zielerfas- setzen, da die Leistungsprofile zu unterschiedlich sind. Mit sung und -verfolgung stehen aktive und passive Sensoren dem Gripen E wird die Schweizer Luftwaffe neu in der Lage zu Verfügung. Der Gripen E wird Ziele auf mittlere bis sehr sein, rund um die Uhr und bei jedem Wetter Aufklärungs- grosse Distanz mittels Radar-Lenkwaffen und auf kurze Di- resultate (Filme und Fotos) mit hoher Auflösung zugunsten stanz mittels Infrarot-Lenkwaffen bekämpfen kön- der Armeeführung und der politischen Führung liefern zu können. Der Einsatz der Aufklärungssensoren erfolgt dabei unabhängig von der Flug- höhe und mit einer Geschwin- nen. Für den Sicht Luftkampf (Dogfight) stützt digkeit von bis sich der Gripen E auf zu 900 Kilometer pro Stunde. eine moderne 27-mm- Dabei kommt ein unter dem Rumpf an Bordkanone. Als erste Fähigkeit wird einer Aussenstation montierter Aufklä- die operationelle Bereitschaft für Luft-Luft- rungsbehälter des Modells „Reece- Einsätze mit dem Gripen E voll erreicht werden. Dabei Lite“ zum Einsatz, der verschiedene wird sich die Luftwaffe auf das bereits vorhandene Know- Sensoren enthält. Im Unterschied zum 2004 ausser how stützen können. Der Gripen E wird die bestehende Flot- Dienst gestellten Mirage IIIRS Aufklärer kann der Gripen E te von 32 F/A-18C/D ergänzen und die Durchhaltefähigkeit in der Luftaufklärungskonfiguration die gesammelten Aufklä- erhöhen. rungsergebnisse nicht nur speichern, sondern auch mittels ei- ner gesicherten Datenverbindung in Echt-Zeit an die Boden- Eine typische für einen Luftpolizeidienst vorgesehene Bela- station übermitteln. Mit dem Gripen E soll die seit rund zehn dungsvariante sieht dabei wie folgt aus: Jahren bestehende Lücke geschlossen werden. Dies hingegen • 2 Infrarot-Lenkwaffen (IRIS-T), nur soweit, als dass eine Grundfähigkeit wieder aufgebaut • 2 Radar-Lenkwaffen (Meteor), werden soll. Damit soll einerseits das verlorene Know-how • 3 (abwerfbare) Zusatztanks. wieder beschafft, für die Zukunft erhalten und weiterentwi- ckelt werden. Die Variante für die Luftverteidigung umfasst: • 2 Infrarot-Lenkwaffen (IRIS-T), Eine typische für eine Aufklärungsmission vorgesehene Bela- • 5 Radar-Lenkwaffen (Meteor), dungsvariante sieht wie folgt aus: • 2 (abwerfbare) Zusatztanks. • 2 Infrarot-Lenkwaffen (IRIS-T), • 2 Radar-Lenkwaffen (Meteor), Das vorgeschlagene Beschaffungspaket beinhaltet für alle 22 • 3 (abwerfbare) Zusatztanks, Einsitzer-Flugzeuge die entsprechende Bewaffnung mit Luft- • 1 Aufklärungsbehälter. Luft-Lenkwaffen (IRIS-T und Meteor), die Munition für die Bordkanone sowie abwerfbare Treibstoffbehälter. Im Beschaffungspaket sind einsatzspezifische Ausrüstungen für Aufklärungseinsätze für vier Flugzeuge enthalten. Die Fä- higkeit für taktische Luftaufklärung wird bis 2022 schrittwei- Luftaufklärung (Recce) se aufgebaut.

Als gegenwärtig einziges luftgestütztes Mittel für die Aufklä- rung setzt die Luftwaffe die seit 2001 im Einsatz stehenden Bekämpfung von Bodenzielen (Luft-Boden-Einsätze) Aufklärungsdrohnen des Typs ADS 95 ein. Das wie der F-5 in die Jahre gekommene System, das in den nächsten Jahren Die Schweizer Luftwaffe verfolgte in der Vergangenheit die durch ein neues System ersetzt werden soll, erlaubt lediglich Politik, in die Jahre gekommene ehemalige Jagdflugzeuge in eine Nachrichtenbeschaffung im unteren Luftraum sowie mit einer Zweitrolle als Erdkämpfer einzusetzen. So wurde zum

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Gripen Zahlen & fakten

Saab Gripen Raumschutzjäger in der Luft © VBS / DDPS

Beispiel der Hawker Hunter Mk 58/58A auch zur Bekämp- nem anderen Flugzeug oder von einer Bodenstation erhält. fung von Bodenzielen ausgerüstet und die Piloten entspre- Die Zieleinweisung und -beleuchtung ist sowohl vom Boden chend geschult. Nebst herkömmlichen Freifall-Fliegerbomben (durch Spezialeinheiten) als auch aus der Luft möglich. Die und ungelenkten Luft-Boden-Raketen wurde eine kleinere Luftwaffe wird mit dem Gripen E eine Plattform erhalten, die Anzahl Hunter auch für die Aufnahme von modernen Luft- flexibel auf entsprechende Bodenziele respektive die Bedro- Boden-Lenkwaffen umgebaut. Die Raytheon AGM-65B Ma- hung ausgerüstet werden kann und der Pilot kann sich dank verick war die erste gelenkte Abstandswaffe der Schweizer der Multirollenfähigkeit des Gripen E bei Hin- und Rückflug Luftwaffe. In den 1990-er Jahren wurde auch eine Umrüs- mit Luft-Luft-Lenkwaffen und seinen Selbstschutzsystemen tung des F-5E Tiger für eine spätere Luft-Boden-Rolle ge- verteidigen. prüft, aber nach entsprechenden Tests wurde diese Variante wieder verworfen. Somit ist die Schweizer Luftwaffe seit rund Eine typische für einen Luft-Boden-Einsatz vorgesehene Bela- 20 Jahren nicht mehr in der Lage, die Dritte Dimension für dungsvariante sieht wie folgt aus: die Bekämpfung wichtiger Ziele in der Tiefe des Gegners zu • 2 Infrarot-Lenkwaffen (IRIS-T), erfüllen. Die in dieser Zeit verloren gegangenen Fähigkeiten • 2 Radar-Lenkwaffen (Meteor), und Kenntnisse müssen zuerst wieder aufgebaut werden. Mit • 2 (abwerfbare) Zusatztanks, dem Gripen E soll die Schweizer Luftwaffe die Grundfähig- • 1 Zielbeleuchtungsbehälter (Modell „Litening“), keiten in der Bekämpfung von Bodenzielen wieder aufbauen • 2 Lenkbomben (Laser- oder GPS-gelenkt). können. Sie wird nach dem Aufbau der taktischen Fähigkei- ten wieder in der Lage sein, rund um die Uhr und bei je- Im Beschaffungspaket sind die einsatzspezifischen Ausrüstun- dem Wetter mit Präzisionswaffen Einsätze gegen Bodenziele gen für Luft-Boden-Einsätze für acht Flugzeuge enthalten. fliegen zu können. Sie wird dabei Laser- oder GPS-gelenkte Die Fähigkeit für taktische Luft-Boden-Einsätze wird bis 2024 Freifallbomben einsetzen können, die ihre Zielinformationen schrittweise aufgebaut. entweder vor dem Flug mittels Missionsplanungssystem am Boden, während des Fluges mittels Datenverbindung von ei- Kaj-Gunnar Sievert

13 Gripen Zahlen & fakten

Gripen E – Das moderne Kampfflugzeug aus dem Norden

Der Bundesrat hat am 11. Dezember 2012 entschieden, den veralteten und über 30-jährigen Northrop F-5E/F Tiger durch den Saab JAS-39 Gripen E zu ersetzen. Der Wahl ging ein systematischer technischer und fliegerischer Evaluationsprozess voraus. Mit dem Gripen E erhält die Schweizer Luftwaffe einerseits ein Flugzeug, das über neue technische und einsatzspezifische Möglichkeiten und Systeme verfügt und andererseits als Teil des Gesamtsystem Armee finanziell tragbar ist.

Der Gripen E ist eine Weiterentwicklung des bewährten einsit- „Luft-Boden“ sowie“ Aufklärung“. Drei der Aussenstationen zigen Gripen A und Gripen C des schwedischen Flugzeugher- sind zudem für die Aufnahme von Zusatztanks ausgerüstet. stellers Saab (Svenska Aeroplan Aktiebolaget). Das einsitzige, Das Vorgängermodell des Gripen E, der Gripen C, verfügt le- einmotorige Mehrzweckkampfflugzeug ist mit einem Delta- diglich über deren acht Aussenstationen. flügel und beweglichen Canard-Vorflügeln ausgerüstet. Mit der geplanten Auslieferung der ersten Gripen E im Jahr 2018 gehört das schwedische Kampfflugzeug zu den modernsten Radar der Welt. Die wesentlichen technischen und leistungsbezo- genen Unterschiede zwischen der Version C und der neuen Beim eingebauten Radar des Typs Selex Galileo/ES05 Raven Version E des Gripen sind: handelt es sich um ein neues Radar in AESA-Technologie (Acitve Electronically Scanned Array). Dieses Radar verwen- det kleine unabhängig voneinander arbeitende Sende- und Triebwerk Empfangsmodule mit aktiver elektronischer Strahlschwen- kung. Die Vorteile dieser Technologie sind: Der Gripen E verfügt über ein leistungsstärkeres Triebwerk • grosse Reichweite, des Typs General Electric F414G mit einem maximalen Schub • gleichzeitiger Betrieb von Luft-Luft- und Luft-Boden- von 64 KN ohne und 98 kN mit Nachbrenner. Dieses bewähr- Funktionen, te Triebwerk wird seit Jahren auch in der Boeing F/A-18E/F • gleichzeitige Verfolgung einer grossen Anzahl Ziele, der US Navy verwendet. Es erlaubt eine stärkere Beschleuni- • hohe Resistenz gegen elektronische Gegenmassnahmen, gung und ermöglicht Überschallgeschwindigkeit ohne Nach- • Einsatz als Störsender möglich, brenner zu fliegen. Im Vergleich zu einem Überschallflug mit • hohe Zuverlässigkeit, Nachbrenner wird dabei weniger Treibstoff verbraucht. • Das an der Nase des Flugzeugs eingebaute Radar hat ei- nen Einsatzwinkel von mehr als 180 Grad. Das bedeutet, dass mit dem Radar im Flug auch begrenzt seitlich nach Passiver Sensor hinten Ziele erkannt und verfolgt werden können.

Neben dem aktiven Sensor ist der Gripen E neu auch mit einem passiven Sensor auf Infrarot-Basis ausgerüstet. Dieser Sensor des Multirollenfähig Typs Selex Galileo SKYWARD-G ist an der Spitze des Flugzeugs seitlich versetzt vor dem Cockpit-Canopy eingebaut. Dank die- Der Gripen E ist dank der verwendeten Software und Systeme sem Zielsuch- und Verfolgungssensor (Infrared Search and Track in seiner Multirollenfähigkeit stark verbessert. Das bedeutet, Sensor oder IRST) kann der Gripen E passiv nach möglichen Zie- dass der Pilot zum Beispiel während des Einsatzes seine Rol- len suchen, ohne dabei selber verräterische Radarstrahlen aus- le von „Luftpolizeidienst“ zu „Aufklärung“ wechseln kann, zusenden. Dieser Sensor eröffnet der Schweizer Luftwaffe neue wenn der Flieger vor dem Einsatz mit dem entsprechenden Möglichkeiten, da bisher kein Schweizer Kampfflugzeug über Aufklärungs-Pod an einer Aussenstation ausgerüstet wurde. ein solches fix eingebautes System verfügt.

Bewaffnung Aufhängestationen Der Gripen E zeichnet sich durch modernste Waffen aus. Der Gripen E verfügt über zehn Aufhängestationen für diverse So kann der Gripen E die leistungsfähige Infrarot-Luft-Luft- Arten von Aussenlasten für alle drei Einsatzarten “Luft-Luft“, Lenkwaffe (IRIS-T) von Diehl BGT Defence sowie die Radar-

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Gripen Zahlen & fakten

Gripen F Demonstrator © VBS / DDPS

Luft-Luft-Lenkwaffe Meteor von MBDA für grosse Distanzen zusätzlich ein grösserer interner Treibstofftank, was wiederum einsetzen. Im Verbund mit dem AESA-Radar ist der Gripen E zu einer erweiterten Reichweite und somit zu einer längeren somit bedeutend leistungsfähiger als das C-Modell. Verweildauer in der Luft führt.

Selbstschutzsystem Vernetzung der Flugzeuge im Einsatz

Der Gripen E verfügt über ein elektronisches Selbstschutzsys- Im heutigen Einsatz kommt der gegenseitigen Vernetzung tem neuster Technologie mit Radarwarner, aktivem, elektro- und dem Austausch von Daten und Informationen eine zen- nischem Störsystem, Lenkwaffenanflugwarnsystemen sowie trale Bedeutung zu. Das Kommunikationssystem des Gripen Behältern zum Abwurf von Täuschkörpern gegen Radar- und E ermöglicht eine verschlüsselte Übermittlung in Echtzeit zwi- Infrarot-Lenkwaffen (Chaff/Flares). schen allen involvierten Flugzeugen, Boden- und Radarstati- onen. Neben dem für den Datenaustausch mit dem F/A-18 Hornet sowie FLORAKO notwendigen Datenübermittlungs- Treibstofftanks system Link 16 wird der Gripen E über ein zusätzliches, un- abhängiges System für den Datenaustausch innerhalb des Die schwedischen Ingenieure von Saab haben für den Gripen Gripen-Verbandes verfügen. E das Hauptfahrwerk neu konzipiert und angeordnet. Durch die Neukonstruktion eines Teils der Rumpfsektion entsteht Kaj-Gunnar Sievert

15 Gripen Zahlen & fakten

Gripen E – Offset: Milliardenaufträge für die Schweizer Industrie armasuisse hat die Lieferanten des Gripen verpflichtet, in den nächsten 10 Jahren mit der Schweizer Industrie Offsetgeschäfte im Umfang von 2,5 Milliarden Franken abzuschliessen. Die Beschaffung Gri- pen ist somit nicht nur aus sicherheitspolitischer Sicht, sondern auch für die Schweizer Wirtschaft von grosser Bedeutung.

Rumpfhinterteil Rumpfende

Luftbremse

Halterung für Aussenlasten

Zusatztreibstofftank

Teile des Gripen E, welche in der Schweiz produziert werden sollen © Saab AB

Die Lieferanten (Saab sowie Lenkwaffenproduzenten) ver- den Lenkwaffenproduzenten sowie der Schweizer Maschi- pflichten sich vertraglich, mit Schweizer Firmen über 10 Jah- nen-, Elektro- und Metallindustrie. re Gegengeschäfte in Höhe von rund 2,5 Milliarden Franken abzuschliessen. Saab hat bereits bis jetzt – also noch vor der offiziellen Be- stellung der Flugzeuge, die erst nach der Volksabstimmung Nebst Unternehmen aus der Rüstungs-, Wehrtechnik und stattfinden kann – über 400 Millionen Franken an Verträ- Luftfahrtindustrie werden mehrere Hundert KMU aus allen gen an mehr als hundert Schweizer Firmen vergeben. Diese Regionen der Schweiz von diesen Offsetgeschäften profi- Verträge sind fest, d.h. sie werden in jedem Fall realisiert, tieren können. Es geht hier um Aufträge in der Grössenord- selbst wenn die Gripen Beschaffung nicht zustande kommen nung von 10‘000 Mannjahren. Für das Zustandekommen würde. von Gegengeschäften sind wettbewerbsfähige Offerten der Schweizer Firmen Voraussetzung. Ziel ist es, dass von diesen Im Rahmen der Gegengeschäfte in Höhe von rund 2,5 Milli- Aufträgen 65 Prozent in die Deutschschweiz, 30 Prozent in arden Franken hat Saab zusammen mit der Schweizer Indus- die Westschweiz und 5 Prozent in die italienischsprachige trie bereits ein Auftragsvolumen von mehreren hundert Milli- Schweiz fliessen. onen Franken für direkte Beteiligungen identifiziert. Direkte Beteiligungen finden in der Form von Voll- oder Teillizenzfer- Vorbereitung und Abwicklung dieser Gegengeschäfte erfol- tigungen, Unterlieferantenverhältnissen, Joint-Ventures und gen in enger Zusammenarbeit zwischen armasuisse, Saab und anderen Kooperationsformen statt.

16 Flash 1 / 2014

Gripen Zahlen & fakten

2014 erfolgen weitere Abklärungen für direkte Beteiligungs- indirekte Beteiligungen dann durchgeführt, wenn sie der möglichkeiten im Bereich der Produktion des Gripen E und wettbewerbsfähigen Schweizer Industrie den Zutritt zu neu- im Instandhaltungsbereich. Entsprechende Verträge zwischen en Märkten öffnen, Zugang zu Spitzentechnologie und den Saab und der Schweizer Industrie werden ab 2014 abge- Erhalt bzw. den Ausbau von zusätzlichem Know-how ermög- schlossen. lichen sowie zu zusätzlichem Auftrags- und Exportvolumen, vor allem aber zu zusätzlichem Umsatz verhelfen. Bei indirekten Beteiligungen geht es um zusätzliche Indus- trieaufträge, Know-how- und Technologietransfers, Marke- Diese künftigen Offsetgeschäfte kann die Schweizer Industrie ting-/Vertriebsunterstützung usw. Hier werden gemäss bis- nur realisieren, wenn am 18. Mai 2014 das Schweizer Volk herigen Erfahrungen in Offsetgeschäften mehrere hundert zum Gripen „Ja“ sagt. Unternehmen, vor allem aus der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie Aufträge erhalten. In der Schweiz werden Per Magnus Larsson

Gripen F Demonstrator © VBS / DDPS

17 Ausblick

AIR 14 in Payerne

100 Jahre Schweizer Luftwaffe, 50 Jahre und 25 Jahre PC-7 Team. Die Armee organisiert als Höhepunkt der drei Jubiläen an den zwei aufeinander folgenden Wochenenden vom 30./31. August und 6./7. September eine internationale Flugschau in Payerne. Die Luftwaffe möchte damit der Schweizer Bevölkerung für ihre Unterstützung danken und die Gelegenheit nutzen, das Können der Militärpiloten, die gute zivile und militärische Zusammenarbeit und die ausgezeichneten internationalen Beziehungen der Luftwaffe zu demons- trieren. Erleben auch Sie die grösste Flugschau in der Geschichte unseres Landes und besuchen Sie die AIR 14!

3 Geburtstage – 1 Fest Flugzeugabstürzen betroffenen Zivilpersonen, die in der Ge- schichte der Schweizer Luftwaffe ihr Leben verloren haben, Die Geschichte der Schweizer Luftwaffe beginnt im August zu gedenken. Deshalb soll an der AIR 14 diesen Personen 1914. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs formierte die Armee eine besondere Feier gewidmet werden. die erste Schweizer Fliegertruppe. Mit privaten und wenigen requirierten Flugzeugen kam die Luftwaffe – wenn auch nur Des Weiteren wird die offizielle Kunstflugstaffel der Schweiz selten – im Ernstfall zum Einsatz und entwickelte sich in der gefeiert. Die Patrouille Suisse, welche zum 50. Jubiläum der Zwischenkriegszeit zu einer stolzen Flotte mit mehreren neu- Luftwaffe im Jahre 1964 zum ersten Mal mit vier Hawker en Militär-Flugplätzen in der ganzen Schweiz. Gegen Ende Hunter Mk 58 abhob, feiert ihren 50. Geburtstag. Seit der des Zweiten Weltkriegs kam es zu zahlreichen Flugabwehr- Ausserdienststellung dieses Kampfjettyps fliegt dasT eam mit Einsätzen, die auch einige Todesopfer forderten. 100 Jahre dem F-5E Tiger II. 1989 wurde zudem mit dem PC-7 Team Luftwaffe heisst folglich auch, allen verunglückten Piloten, eine weitere Formation ins Leben gerufen, welche an der AIR Beobachtern und Mechanikern, die sich mit ihrem Einsatz für 14 mit ihrem 25-jährigen Bestehen ebenfalls ein stolzes Jubi- die Sicherheit der Schweiz eingesetzt haben und allen von läum feiern darf.

Patrouille Suisse © VBS / DDPS

18 Flash 1 / 2014

Ausblick

Programm

Das geplante Flugprogramm wird je nach Wetterverhältnissen und Zusagen der ausländischen Flugteams laufend angepasst. Täglich wird eine Ausstellung mit historischen Informationen über die Luftwaffe sowie verschiedenen Flugzeuge und Ausrüs- tungen zu sehen sein. Folgende Flugzeuge und Flugteams sind nach aktuellem Stand in der Luft oder am Boden anzutreffen:

Schweizer Luftwaffe Schweizer Gäste • F/A-18 • Patrouille Breitling (L-39 ALBATROSS) • F-5E TIGER / Patrouille Suisse Zivile Kunstflugstaffel des Uhrenherstellers Breitling • Pilatus PC-7 / PC-7 Team • Breitling Super Constellation • Pilatus PC-21 Ehrenamtlich organisierte Fluggesellschaft • Falcon 900EX • Pilatus Porter Ausländische Gäste • Cougar / Super Puma • British Army • EC-635 apache AH Mk1 • Mirage III • Spanische Luftwaffe • Hunter Kunstflugstaffel Patrulla Aguila • Pilatus PC-9 • Tschechische Luftwaffe • DH112 - Venom Kampfhubschrauber Mil Mi-24 • DH115 - Vampire • Redbull F-4U Corsair • Fallschirmaufklärer • Royal Jordanian Falcons • Bücker 131 Kunstflugstaffel mit Extra 300 L • Beech 1900D

Jeden Tag ist die AIR 14 auf einen besonderen Schwerpunkt gerichtet. Dabei sollen Aspekte der Vergangenheit, die heutige Situation aber auch die Zukunft der Luftwaffe präsentiert werden:

Samstag, 30. August 2014: Flugaufklärung Sonntag, 31. August 2014: Luft-Boden Samstag, 6. September 2014: Flugabwehr Sonntag, 7. September 2014: Innovation und Lufttransport

Anlässlich der AIR 14 präsentiert sich aber nicht nur die Luftwaffe, sondern auch: • Das Heer mit einer umfangreichen Ausstellung über die Hauptkampf- und Unterstützungsmittel, die in Zusammenarbeit mit den Lehrverbänden, der Panzerbrigade 11, der Infanteriebrigade 5 und zwei Sanitätskompanien präsentiert werden. • Der Führungsstab der Armee mit den Informationsständen über die Militärische Sicherheit, das Kommando Spezialkräfte (KSK), das Kompetenzzentrum ABC-KAMIR – zuständig für die Beseitigung und Räumung von atomaren, biologischen und chemischen Kampfmittel und Minen – und das Kompetenzzentrum , die vorgesetzte einsatzführende Kom- mandostelle für die Friedensförderungseinsätze der Armee. • Die Führungsunterstützungsbasis der Armee mit ihren Mitteln, wie beispielsweise der Elektronischen Kriegsführung (EKF) oder dem „Radio Access Point“ (RAP) Panzer, der den Verbindungspunkt zwischen den mobilen und den fixen Funknet- zen der Armee darstellt. • Die Logistikbasis der Armee mit den Infopoints: Feldpost, Sanitätsdienst und Leistungen zu Gunsten der Luftwaffe. • Schlussendlich werden in einem speziellen Teil die unterschiedlichen und vielseitigen Berufe und Ausbildungsmöglichkei- ten in der Gruppe Verteidigung vorgestellt.

Des Weiteren möchten wir Sie bereits heute darauf aufmerksam machen, dass die diesjährige Generalversammlung der STA am 5. September 2014 anlässlich der AIR 14 in Payerne stattfinden wird.

Weitere aktuelle Informationen und Tickets für das unvergessliche und einzigartige Meeting sind unter www.air14.ch zu finden.

19 STA - Vorstand

Titel Name Vorname Ressort Funktion / Institution E-Mail Verwaltungsratspräsident / Dr. Fritz Gantert Wirtschaft [email protected] SITASYS AG

Urs Breitmeier Wirtschaft CEO / RUAG Holding AG [email protected]

President / Meggitt Sen- Peter Huber Wirtschaft [email protected] sing Systems

Walter Kägi Wirtschaft CEO / Atos Schweiz AG [email protected]

Beschaffung & Ulrich Appenzeller Rüstungschef / armasuisse [email protected] Technologie Beschaffung & Leiter KB Landsysteme / Martin Sonderegger [email protected] Technologie armasuisse Chef der Armee / Departa- KKdt André Blattmann Armee [email protected] mentsbereich Verteidigung Chef Armeestab / Departa- Div Hans-Peter Walser Armee [email protected] mentsbereich Verteidigung Chef LBA / Departaments- Div Daniel Baumgartner Armee [email protected] bereich Verteidigung

Leiter Raumfahrt / Staats- Daniel Neuenschwander Wissenschaft sekretariat für Bildung, [email protected] Forschung & Innovation

Wirtschaft & Stiftung KMU Next / Off- Giovanni Giunta [email protected] Veranstaltungen set Büro Bern

Ausblick sta 2014

Generalversammlung 05. September 2014, Flugplatz Payerne (Air 14)

Industrieorientierung / Herbstveranstaltung 06. November 2014, Mannschaftskaserne Bern

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