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Günter KASTEN, / Seite 1 von 25 Seiten

Biografische Daten

von / über Günter Kasten

Gesprächsprotokolle

1. Gespräch am 26.06.2008 in Braunschweig Beteiligte: Günter Kasten, Gundolf Algermissen

2. Gespräch am 18.07.2008 in Braunschweig Beteiligte: Günter Kasten, Gundolf Algermissen

3. Gespräch am 08.09.2008 in Braunschweig Beteiligte: Günter Kasten, Gundolf Algermissen

4. Gespräch am 06.10.2008 in Braunschweig Beteiligte: Günter Kasten, Gundolf Algermissen

5. Gespräch am 20.11.2008 in Braunschweig Beteiligte: Günter Kasten, Gundolf Algermissen

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Lebensdaten Geboren am 23.10.1942 in , mein Vater war Tischler, im zweiten Weltkrieg wurde er vermisst – ein ehemaliger Kamerad erkannte ihn auf einer Ausstellungstafel des DRK-Suchdienstes und erklärte eidesstattlich, dass mein Vater an der Ostfront gefallen ist, Mutter war Hausfrau sie nahm nach dem Krieg mehrere Putzstellen an; sie hat mich allein erzogen.

Nachdem wir in Bremen 1944 ausgebombt waren zogen wir nach Bahrenburg (bei Sulingen), dort wurde ich 1948 eingeschult.

Erinnerung Meine Schule bestand aus zwei Klassenräumen, die erste bis vierte Klasse und die fünfte bis achte Klasse teilten sich einen Unterrichtsraum. Als „Erziehungsmaßnahme gab es ab und zu auch mal „was mit dem Stock“ auf die Finger.

1953 zogen wir nach Bremen zurück und ich beendete nach der 9. Klasse meinen Schulbesuch mit Erfolg.

Zu Beginn der siebten Klasse wurde ich Klassensprecher und habe in der Schülervertretung aktiv mitgearbeitet.

Ausbildung 1958 begann ich eine als Stahlbauschlosser bei der AG in Bremen. Bereits nach 14 Tagen bekam ich den ersten Kontakt mit der Gewerkschaft IG Metall.

Erinnerung In der elften Woche wurde der ganze Lehrlings-Jahrgang zu einem Gespräch beim Betriebsrat eingeladen. Der Vorsitzende teilte uns mit, dass wir alle gute Aussichten zur Übernahme hätten. Es sei aber bei „der AG“ auch üblich, dass man Mitglied in der Gewerkschaft sei; der ganze Jahrgang ist in den nächsten Tagen in die IG Metall eingetreten – der Organisationsgrad lag bei 92 Prozent. Zu meiner Zeit auf der Werft gab es politisch zwei große Gruppen, die miteinander in Konkurrenz standen, die KPD und die SPD.

Nach Ende meiner Ausbildung war die Arbeit bei „der AG“ knapp und wir wurden an andere Unternehmen ausgeliehen, ich habe z.B. zwölf Wochen in /Main auf dem Bau gearbeitet

Jugendvertreter Ab 1960 war ich Jugendvertreter bei der AG Weser, später gewerkschaftlicher Vertrauensmann.

Im gewerkschaftlichen Ehrenamt wurde ich 1963/1964 Sprecher der Bremer IG Metall-Jugend und auch zeitweise Sprecher der DGB-Jugend im Land Bremen.

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DGB-Jugendsekretär Juli 1966 wurde ich hauptamtlicher Jugendsekretär beim DGB in Bremen. Fünf Monate später tagte der DGB-Bundes- vorstand in Springen/Taunus und faste die „Springener Beschlüsse“. Das bedeutete, alle Stellen beim DGB, in den Bereichen Frauen, Jugend und Beamte entfielen.

Erinnerung Alle Beschäftigten für diese Personengruppenarbeit wurden nach Düsseldorf, zum DGB-Bundesvorstand eingeladen, wir waren etwa 60 Personen. Uns wurde mitgeteilt, dass es elf Studienplätze für Arbeits- und Sozialrecht an der Akademie für Arbeit in Frankfurt/M. gibt. Wer Interesse hätte, müsste einen Test machen (z.B. Fragen zum Bürgerlichen Gesetzbuch). Ich erhielt nach einigen Tagen die Information, dass ich am 01. März 1967 mein Studium in Frankfurt/M. beginnen konnte.

Akademie für Arbeit Der Tagesablauf des Seminars für Arbeit und Sozialrecht der Akademie für Arbeit (Frankfurt/Main) war hart und anspruchs- voll, Beginn um 07.45 Uhr; Ende der Vorlesungen und Übungen war um 17.30 Uhr, dazu kam jeden Unterrichtstag noch eine Hausarbeit.

In der zweiten Hälfte der Ausbildung (nach den Sommerferien) begann jeder Unterrichtstag mit einem Test. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits drei Kollegen „ausgestiegen“, wir waren nur noch acht Teilnehmer.

Erinnerung Eine Verfahrensweise ist mir noch unangenehm in Erinnerung. Eine Lehrkraft brachte eine Uhr mit, die nach 12 Minuten einen grässlich-schnarrenden Ton von sich gab. Er stimmte uns immer mit den selben Worten ein: „Meine Herren, sie bekommen 15 Fragen, beantworten sie diese in 12 Minuten. Für keine der Antworten sollten sie mehr als 30 Sekunden benötigen und nehmen sie sich am Ende noch einige Minute Zeit, um ihre Antworten zu überprüfen“ – und dann immer dieser grässliche Ton nach dem Zeitlimit“.

Alle 14 Tage mussten unsere Dozenten über jeden Teilnehmer eine Leistungsbeurteilung abgeben. Das obligatorische Praktikum leistete ich in der DGB-Rechtstelle Bremen ab.

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Verteilung auf die Etwa zwei Monate vor Ende der Ausbildung begann „die DGB-Bezirke Verteilung der angehenden Rechtsschutzsekretäre auf die DGB-Bezirke“. Für mich interessierten sich die Landesver- bände Schleswig-Holstein, Hessen und Niedersachsen. Ich hatte eine Zusage aus Schleswig-Holstein für die Rechtstelle in und hatte mir die Stadt und das Arbeitsumfeld schon angesehen. Der damals verantwortliche stellvertretende Landesvorsitzende in Niedersachsen, Nielsen, bestand auf einem Einsatz in Niedersachsen. Nach einigem internen Hin und Her wurde ich in der Rechtstelle eingesetzt.

Anfang 1968 wurde ich nach Braunschweig versetzt, hier war eine Planstelle ausgeschrieben. Die Arbeitsrechtssekretäre waren die Kollegen Wolters und Ellermeier. Ich habe viel gelernt und mir hat die Arbeit Spaß gemacht.

Erinnerung 1968 wurde Erwin Schmidt aus DGB-Kreis- vorsitzender in Braunschweig, 1971 ging er in der gleichen Funktion nach Bremen. Auf Wunsch des Kreisvorstands sollte ich diese Aufgabe in Braunschweig übernehmen. Nach längeren, intensiven Diskussionen, auch um den Stellenwert des Rechtschutzes, wurde ich auf der Kreisdelegierten- versammlung mit einer deutlichen Mehrheit gewählt.

Die Konkurslawine Ich war gerade drei oder vier Tage im Amt, da wurde bekannt, beginnt zu rollen dass die Firma Voigtländer geschlossen werden sollte. Bald folgten die -Werke und weitere Firmen – Ende 1971 waren in Braunschweig knapp 140.000 sozialversicherungs- pflichtige Arbeitnehmer registriert, und Anfang 1976 waren es noch etwa 80.000 Menschen. In diesen Jahren haben wir beinahe jeden Monat für Demonstrationen mobilisieren und Aktionen zur Gegenwehr des Arbeitsplatzabbaus organisieren müssen. Die Welle der Konkurse und Standortschließungen ebbte nach 1976 ab.

1974 kandidierte ich für den Rat der Stadt Braunschweig und wurde gewählt. Ich wurde Mitglied im Wirtschaftsausschuss und im Ausschuss für Wohnungswesen des Rates.

Erinnerung Zwei Beispiele, die die damalige Kraft und das kommunale Durchsetzungsvermögen des Wirtschaftsausschusses beschreiben. Ein Unternehmen wollte aus der Innenstadt weg, wir haben im Ausschuss die Stadtverwaltung begleitet einen neuen Standort am Rande der Stadt zu schaffen. Auch 1977/1978 haben Ausschussmitglieder in Gesprächen mit der damaligen niedersächsischen Wirtschaftsministerin Breuel erreicht, dass Braunschweig zum Bankenstandort ausbaute. Das heutige Industriegebiet an der A2 / Hansestraße wurde damals geplant und vorbereitet; das war nicht unumstritten. Heute gilt dieses Projekt als Erfolg.

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Günter Kasten Während einer DGB- Landesbzirkskonferenz (Links der ehemalige DGB-Landesbezirks- vorsitzende Georg Drescher)

Zeitungausriss zur Ehrunf verdienster Arbeitnehmer in Braunschweig

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Maikundgebung 1972 – das Maireferat auf dem Burgplatz hielt Bundeskanzler Willy Brandt (im Bild links)

Bildungsarbeit im Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt war für mich der Ausbau der Vordergrund Bildungsvereinigung Arbeit und Leben in Braunschweig. Die Kollegen Gerd Bruder, Michael Pleuß und andere waren an der Neukonzeptionierung der gewerkschaftspolitischen Bildung maßgeblich beteiligt, sie organisierten auch die Erstellung von Arbeitsblättern und leiteten eine „historische Phase der örtlichen Arbeitergeschichte“ im Rahmen der Aktion „Grabe, wo Du stehst“ ein. Daneben wurde die heute noch arbeitende Ausbildungswerkstatt gegründet und der Hauptschulabschluss für Schulabbrecher ins Leben gerufen. Zeitgleich richteten wir einen Immaturenkurs für Arbeitsnehmer ein, die ein Studium aufnehmen wollten, aber aus welchen Gründen auch immer kein Abitur hatten.

Erinnerung Während meiner Amtszeit beschloss der Kreisvorstand, dass zum 1. Mai mit mehreren Marschsäulen zum Burgplatz demonstriert wurde, dass neben der Kundgebung (es sprachen zu meiner Zeit u.a. Willy Brandt, Bundesminister Matthöfer) ein Familiennachmittag angeboten wurde, zuerst am Grünen Jäger, später auf dem Schlossplatz. Anfang der 80er Jahre wurde auch jeweils eine „Woche der Gewerkschaften“ durchgeführt mit Ausstellungen, Filmabenden und Diskussionen.

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Kandidatur für den In den 70er Jahren war der Schulterschluss zwischen den DGB-Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Partei besonders ausgeprägt. Deshalb ergab es sich auch 1982, dass ich im Wahlbezirk für den Landtag kandidierte.

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40 Stimmen fehlten Nach der Auszählung der Stimmen bei der Landtagswahl 1982 hatte ich über 18.000 Stimmen bekommen, zum Einzug in den Landtag fehlten aber 40 Stimmen gegen den Mitbewerber.

1972: Helmut Schmidt als Mairedner (Rechts Günter Kasten) - siehe Anlage 2, Seite 16 -

*) Auszug DGB- Kreisvorstandssitzung am 02.11.1981

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1982 erkrankte der Geschäftführer der Allgemeinen Orts- krankenkasse (AOK) Horst Fiedler so schwer, dass der Vorstand und die Vertreterversammlung über eine Neubeset- zung entscheiden mussten. Aus der Mitte der Arbeitgeber kam der Vorschlag, dass ich die Position übernehmen sollte. Die Arbeitgebervertreter waren sehr bald geschlossen dafür, auf der Arbeitnehmerseite gab es Vorbehalte, weil man mich als DGB-Kreisvorsitzender behalten wollte.

Auf dem Weg in das Der DGB-Kreisvorstand beschloss den Arbeitgebervorschlag AOK-System zu unterstützen und im Dezember 1981 beschlossen Vorstand und Vertreterversammlung der AOK mich als Geschäftsführer zu berufen. Die RVO l(Reichsversicherungsordnung) ließ zu diesem Zeitpunkt zu, dass Personen, die bereits in entsprechenden Leitungsfunktionen tätig waren berufen werden konnten, wenn sich die Aufsichtsbehörde, in diesem Fall dass Niedersächsische Sozialministerium, von meiner Befähigung überzeugt hatte. Heute könnte eine solche Position nur nach einem entsprechenden Studium oder einer Fachausbildung ausgeübt werden.

Erinnerung Für den Nachweis meiner Befähigung richtete das Ministerium im Mai 1983 ein Tageskolloquium in Hannover im Ministerium ein. Von 9 Uhr bis etwa 16 Uhr wurde ich zu allen gültigen und nötigen Gesetzgebungen und Verordnungen im Gesundheits- wesen befragt. Insgesamt kann man sagen, dass war nicht unfair, aber auch nicht unbedingt wohlwollend. Mein Eindruck war, dass ein Quereinsteiger verhindert werden sollte. Erst Ende des Jahres kam eine zweizeilige Erklärung. Der Text lautete: „Der Bewerber Kasten hat die notwendigen Kennt- nisse und Fähigkeiten, um die zweitgrößte AOK in Nieder- sachsen zu führen“.

Die AOK-Braunschweig hatte 1984 etwa 50.000 Mitglieder und Von der hoheitlichen einen Beitragssatz von ca. acht Prozent. Bis Mitte der 80er Ebene zum Jahre war das Krankenversicherungsrecht zwischen den Dienstleister Kassen streng geregelt. So konnten Arbeiter nur bei AOK, IKK

oder BKK, die Angestellten nur bei den Ersatzkassen

Mitglieder sein. Begriffe wie Wettbewerb, Prävention oder

Ernährungsberatung waren unbekannt. Dies änderte sich unter

dem Druck der Politik, die mehr Wettbewerb und verbesserte

Leistungsangebote einforderte.

Die angestrebten Veränderungen bedeuteten für die Mitar-

beiterInnen eine Umstellung, sowohl bei der täglichen Arbeit

wie auch in der für sie ungewohnten Rolle als Dienstleister für

Versicherte und Arbeitgeber. Langsam, aber stetig veränderte

sich die interne Arbeitsweise und das Bild der AOK-Braun-

schweig in der Öffentlichkeit. Es konnten zum Ende der 80er

Jahre positive Mitgliederzahlen erreicht werden.

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Mitglieder des DGB- Kreisvorstands Braunschweig mit Ilse Brusis (Bildmitte, Mitglied des DGB- Bundsvorstands vor einer Betriebsbesichtigung in Braunschweig

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Kontakte nach Ab 1988 hatten wir mehrfach Kontakte zur Sozialversicherung Magdeburg im Bezirk Magdeburg durch die Städtepartnerschaft Braun- schweig mit Magdeburg.

Nach der Wende, im Frühjahr 1990, war eine neue Ausgangs- situation geschaffen und der Neuaufbau des Kassenwesens in Sachsen-Anhalt wurde zunächst über den Landesverband Niedersachsen und später über den AOK-Bundesverband organisiert. Der Versuch, in den neuen Bundesländern eine einheitliche GKV für die neuen Bundesländer zu gründen scheiterte bereits nach wenigen Monaten an den unterschiedlichen Interessen der Kassenarten.

Erinnerung Am 22. Juli 1990 kam eine Delegation der Aufbauhelfer in der Sozialversicherung nach Braunschweig ins AOK-Gebäude. Nach dem Abarbeiten einiger Sachfragen wurde mir mitgeteilt, „wir haben beschlossen, dass du nach Magdeburg kommst und bei uns Errichtungsbeauftragter wirst“. Ich bat um eine Bedenkzeit und nach einigen Tagen sagte ich zu.

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Mitarbeiterinnen und Mitarvbeiter aus der AOK-Familie Sachsen- Anhalt

Nun kam die „Behörde in Gang“, Mitteilung an das Land, dann zum Bund, weiter zum zuständigen Bundesministerium, Bundesminister Blum informierte die damals noch zuständigen DDR-Behörden und ich wurde nach einigen Wochen Errichtungsbeauftragter für den Bezirk Magdeburg, mein Kollege Helmut Markgraf (Jurist beim AOK-Landesverband Niedersachsen) übernahm die Verantwortung für den Bezirk /Saale.

Nach Zustimmung Gremien erfolgte im September 1990 die Berufung durch das Ministerium für Gesundheitswesen der DDR, dem zuständigen Minister, Professor Kleditsch.

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Aufbau-Etat Ich hatte einen Aufbau-Etat von 15 Millionen DM, daraus wurden überwiegend bauliche Maßnahmen veranlasst, Einstellungen von Mitarbeitern wurden durchgeführt. Wir hatten uns für die Übernahme der etwa 50 SVK-Mitarbeiter- Innen entschlossen, soweit sie politisch nicht belastet waren, dieses war nach einem bundeseinheitlichen Regelwerk zu prüfen.

Bis Ende 1990 hatten wir 1.000 MitarbeiterInnen neu eingestellt, die in Niedersachsen, in den AOKs für uns ausgebildet wurden.

AOK-Magdeburg Zum 2. Januar 1991 wurden die AOKs in Magdeburg und wird eröffnet Halle/Saale eröffnet, am gleichen Tag galt das auch für etwa 80 Geschäftsstellen in Sachsen-Anhalt. Damals waren etwa 3.500 MitarbeiterInnen in den beiden AOKen beschäftigt, die etwa zwei Millionen Mitglieder betreuten. Dass dies trotz der Schwierigkeiten beim Telefonverkehr und der fehlenden EDV-Leitungen funktionierte, ist dem Einsatz der Beschäftigten zu verdanken.

Unser Arbeitsmotto war schnell gefunden: „die AOK-Mitglieder und ihre Familienmitglieder müssen spüren, dass ein erheblicher Unterschied zwischen der sozialistischen Sozial- versicherung und unseren Angeboten besteht“.

Neue Gesetzgebung 1996 wurde aufgrund neuer Gesetze die Organisation der GKV verändert. Eine Neuerung war die Veränderung der Selbstverwaltung, die nur noch Grundsatz- und Haushalts- fragen zu beschließen, sowie die neu geschaffenen Vorstände zu berufen hatte. Ich habe mich für die neue Vorstandsposition beworben und bin gewählt worden, obwohl nach dem neuen Recht meine Befähigung umstritten war.

Das 30.000 AOK-Brot wird mit dem Innungsmeister des Bäckerhandwerks in Magdeburg direkt verkostet

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Erinnerung Es hat mich schon sehr gerührt, als die 1.300 AOK-Mitarbeiter aus Magdeburg bei strömendem Regen vor das Sozial- ministerium gezogen sind und mit Sprechchören und Transparenten mein Verbleiben in der Funktion eingefordert haben. Nach einigen Wochen erhielt ich die Mitteilung ich könnte in der Führungsposition weiterarbeiten.

Strukturelle Veränderungen in den neuen Ländern, wie z.B. die Ausdehnung der BKKen Post und Bahn auf das Beitrittsgebiet sowie die völlige Wahlfreiheit für Kassenmitglieder führten zu einem Mitgliederverlust, der schnell zu einem starken Personalüberhang führte.

Wir begegneten dieser Situation mit einem Arbeitszeit- verkürzungsmodell, das letztlich 600 MitarbeiterInnen den Arbeitsplatz rettete. Heute sind in der AOK Sachsen-Anhalt 2.100 Mitarbeiter beschäftigt.

Alleiniger Eine weitere Folge gesetzgeberischer Eingriffe war die Fusion Vorsitzender für die der AOKen Magdeburg und Halle/Saale zum 1. Januar 1998. AOK-Sachsen-Anhalt Ich wurde zum Vorsitzenden des Vorstandes der Landes-AOK- Sachsen-Anhalt gewählt und habe diese Position bis zum 31.12.2007 ausgeübt.

Während des AOK-Neujahrsempfang am 19. Januar 2008 in Halle/S. erhielt ich das Bundesverdienstkreuz durch den Ministerpräsidenten Böhmer und die goldene Ehrennadel der AOK wurde mir durch den Vorsitzenden des Verwaltungsrates des AOK-Bundesverbandes, Fritz Schösser, überreicht.

Ministerpräsident Böhmer des Landes Sachsen-Anhalt überreicht die Auszeichnung des Bundesverdienst- kreuzes

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ANLAGEN

Anlage 1: Zeitungsbericht „Protest gegen die Stillegung“

Anlage 2: Zeitungsbericht „Sonne, Schmidt und 10.000 am 1. Mai – Für Politik des „Sich-vertrages“

Anlage 3: Die Urkunde zur Bestellung zum AOK-Errichtungsbeauftragten im Bezirk Magdeburg

Anlage 4: Anlage für „AOK-Errichtungsbeauftragte“

Anlage 5: Ehrenurkunde für die geleistete Arbeit als AOK-Errichtungsbeauftragter

Anlage 6: Berichte über die „neue AOK“ im Bezirk Magdeburg

Protokollführung: Gundolf Algermissen, Abteilungsleiter im DGB-Bezirk NBS

Technische Umsetzung und Bildbearbeitung: Gunda Jortzig, PCA beim DGB-Bezirk NBS

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Anlage 1: Zeitungsbericht „Protest gegen die Stilllegung“

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Anlage 2: Bericht über die Maikundgebung 1972 in Braunschweig

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Anlage 3: Die Urkunde zur Bestellung zum AOK-Errichtungsbeauftragten im Bezirk Magdeburg

Günter KASTEN, Braunschweig/Magdeburg Seite 18 von 25 Seiten

Anlage 4: Anlage für „AOK-Errichtungsbeauftragte“ Seite 1 von 2 Seiten

Günter KASTEN, Braunschweig/Magdeburg Seite 19 von 25 Seiten

Anlage 4: Anlage für „AOK-Errichtungsbeauftragte“ Seite 2 von 2 Seiten

Günter KASTEN, Braunschweig/Magdeburg Seite 20 von 25 Seiten

Anlage 5: Ehrenurkunde für die geleistete Arbeit als AOK-Errichtungsbeauftragter

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Anlage 6: Berichte über die „neue AOK“ im Bezirk Magdeburg Seite 1 von 5 Seiten

Günter KASTEN, Braunschweig/Magdeburg Seite 22 von 25 Seiten

Anlage 6: Berichte über die die „neue AOK“ in Sachsen-Anhalt Seite 2 von 5 Seiten

Günter KASTEN, Braunschweig/Magdeburg Seite 23 von 25 Seiten

Anlage 6: Berichte über die die „neue AOK“ in Sachsen-Anhalt Seite 3 von 5 Seiten

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Anlage 6: Berichte über die die „neue AOK“ in Sachsen-Anhalt Seite 4 von 5 Seiten

Günter KASTEN, Braunschweig/Magdeburg Seite 25 von 25 Seiten

Anlage 6: Berichte über die die „neue AOK“ in Sachsen-Anhalt Seite 5 von 5 Seiten