Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 12/2012 Titelthema

Öffentlicher Personennahverkehr mit Bussen und Bahnen 2010

Dagmar Glaser

Im Jahr 2010 nutzten in Baden-Württemberg erfragt werden. Nach dieser zuletzt im Jahr 2009 rund 1,4 Mrd. Fahrgäste den öffentlichen Per- durchgeführten Totalerhebung waren in Baden- sonennahverkehr mit Bussen und Bahnen. Das Württemberg 695 Unternehmen als Beförderer waren täglich rund 3,8 Mill. Personen. Dabei im öffentlichen Personenverkehr aktiv. Die legte im Durchschnitt jeder Fahrgast 9 Kilo- 19 530 Beschäftigten übten zu rund zwei Drit- meter pro Fahrt zurück. Auch wenn der öffent- teln ausschließlich oder überwiegend eine Be- liche Personenverkehr in den vergangenen schäftigung im Fahrdienst – hierzu zählen auch Jahren regelmäßig steigende Fahrgastzahlen Schaffner und Kontrolleure – aus. Das restliche vermelden konnte, werden nach wie vor nur Personal ist dem technischen Dienst und der Dipl.-Volkswirtin Dagmar etwa 10 % aller Wege mit öffentlichen Ver- Verwaltung zuzuordnen. Dabei waren mit Glaser ist Referentin im kehrsmitteln zurückgelegt. 11 500 Beschäftigten fast 60 % in den 35 öffent- Referat „Unternehmens- register, Tourismus und lichen Unternehmen, aber nur annähernd Verkehr, Außenhandel“ des Statistischen Landesamtes 7 600 Beschäftigte in den 650 privaten Unter- Baden-Württemberg. Rund 700 Unternehmen mit 20 000 Beschäf- nehmen tätig. Gemischtwirtschaftliche Unter- tigten im öffentlichen Personenverkehr nehmen spielen eine untergeordnete Rolle. Die Beförderungsleistung im Linien- und Ge- In der Statistik des öffentlichen Personenver- legenheitsverkehr wurde mit einem Fahrzeug- kehrs wird 5-jährlich eine Vollerhebung bei bestand erbracht, der knapp 8 000 Omnibusse, allen Unternehmen durchgeführt, in der neben fast 700 Eisenbahn- und über 600 Straßenbahn- Verkehrsleistungsdaten zusätzlich Struktur- fahrzeugen umfasste1 (siehe i-Punkt und Ta- daten zu Linien, Beschäftigten und Fahrzeugen belle 1).

Beschäftigte, Fahrzeuge, Platzkapazität und Linien im öffentlichen Personenverkehr T1 Baden-Württembergs 2009 nach Eigentumsverhältnissen*)

Gemischt- Öffentliche Private Insgesamt wirtschaftliche Merkmal Unternehmen

Anzahl

Beschäftigte insgesamt 19 530 11 473 481 7 576 ausschließlich oder überwiegend eingesetzt im Fahrdienst 12 765 6 375 344 6 046 Eisenbahnen 1 175 1 046 10 119 Straßenbahnen 1 424 1 424 Omnibusse 10 166 3 905 334 5 927 im technischen Dienst 3 453 2 959 56 438 in der Verwaltung 3 312 2 139 81 1 092

Fahrzeuge insgesamt 9 232 3 748 207 5 277 Eisenbahnen 686 632 7 47 Straßenbahnen 623 623 Omnibusse 7 923 2 493 200 5 230 nur im Liniennahverkehr 4 272 1 893 96 2 283 nur im Gelegenheitsfernverkehr 1 156 6 2 1 148 sonstig oder gemischt eingesetzt 2 495 594 102 1 799

Sitz- und Stehplätze insgesamt 890 094 475 102 25 023 389 969 Eisenbahnen 96 055 87 796 1 218 7 041 Straßenbahnen 141 628 141 628 –– Omnibusse 652 411 245 678 23 805 382 928

Linien insgesamt 2 110 1 230 70 810 Straßenbahnen 48 48 ––1 Hier sind auch Angaben Omnibusse 2 062 1 182 70 810 zum Gelegenheitsver- kehr berücksichtigt, die *) Stichtag 31. Dezember 2009. im Weiteren jedoch nicht betrachtet werden.

3 Titelthema Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 12/2012

Das Berichtssystem über den öffent- Fahrgastzahlen anhand der verkauften Fahr- lichen Personenverkehr mit Bussen scheine und bei Zeitfahrausweisen mit Hilfe und Bahnen besteht aus vierteljähr- von Informationen aus Verkehrserhebungen lichen, jährlichen und 5-jährlichen Erhebun- zur Fahrtenhäufi gkeit genutzt. gen im Schienennahverkehr und im gewerb- lichen Straßenpersonenverkehr. Methodisch Verkehrsmittelfahrtkonzept: Da Fahrgäste sind die Statistiken aufeinander abgestimmt im Verlauf einer Fahrt zwischen den ver- und vergleichbar, sie unterscheiden sich schiedenen Verkehrsmitteln eines Unter- hinsichtlich der Zahl der befragten Unter- nehmens umsteigen können, wird in der nehmen und des Merkmalsumfangs. Die Erhebung auch die Zahl der Fahrgäste in 5-jährliche Erhebung fi ndet bei allen Unter- den einzelnen Verkehrsmitteln (Eisenbahn, nehmen, die Personennahverkehr mit Eisen- Straßenbahn, Omnibus) erfragt. Dadurch ist oder Straßenbahnen oder Personennah- hier die Zahl der Fahrgäste höher als nach oder Personenfernverkehr mit Omnibussen dem Unternehmensfahrtkonzept. Im Beitrag betreiben, statt. Um kleine und mittlere fi ndet weitestgehend das Verkehrsmittel- Unternehmen zu entlasten, wird die jähr- fahrtkonzept Anwendung. Eine Ausnahme liche Erhebung als repräsentative Stich- bilden die Einnahmen sowie der Ausbil- probe mit verkürztem Merkmalskatalog dungsverkehr, die teilweise nach dem Un- durchgeführt. Vierteljährlich werden aus- ternehmenskonzept erhoben werden. schließlich Unternehmen mit 250 000 Fahr- gästen im Jahr befragt. Die Beförderungsleistung im Personen- verkehr wird als Maßeinheit Personenkilo- Unternehmensfahrtkonzept: Als Beförde- meter gemessen und in der Regel durch rungsfall beziehungsweise beförderte Per- Multiplikation der Zahl der beförderten son im Linienverkehr gilt eine entgeltlich Personen mit den zurückgelegten Kilo- oder unentgeltlich durchgeführte und nicht metern errechnet. unterbrochene Fahrt eines Fahrgastes auf dem Netz eines Verkehrsunternehmens, un- Die Fahrleistung bezeichnet die von den abhängig davon, ob ein oder mehrere vom Verkehrsmitteln (Eisenbahn, Straßenbahn, Unternehmen betriebene Verkehrsmittel Omnibus) im Einsatz für den Personenver- benutzt wurden. In der Regel werden die kehr zurückgelegte Distanz.

Beförderungsleistung im Liniennahverkehr Baden-Württembergs 2010 T2 nach Unternehmenssitz

Beförderungsleistung Unter- 1) Land nehmen insgesamt Eisenbahnen Straßenbahnen Omnibussen

Anzahl 1 000 Personenkilometer

Rheinland-Pfalz 2 165 600 – – 165 600

Hessen 3 4 432 630 4 425 664 – 6 965

Bayern 7 18 145 – – 18 145

Andere Länder zusammen 12 4 616 375 4 425 664 – 190 710

Baden-Württemberg 139 8 099 287 1 781 520 1 672 237 4 645 530

Insgesamt 151 12 715 662 6 207 184 1 672 237 4 836 240

Anteile in %

Rheinland-Pfalz 1,3 1,3 – – 1,3

Hessen 2,0 34,9 34,8 – 0,0

Bayern 4,6 0,1 – – 0,1

Andere Länder zusammen 7,9 36,3 34,8 – 1,5

Baden-Württemberg 92,1 63,7 14,0 13,2 36,5

Insgesamt 100 100 48,8 13,2 38,0

1) Unternehmen, die im Jahr 2010 mindestens 250 000 Fahrgäste befördert haben.

4 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 12/2012 Titelthema

Über ein Drittel der Beförderungsleistung Nach der Jahreserhebung 2010 waren zwölf aus anderen Bundesländern Unternehmen mit Sitz außerhalb der Landes- grenzen in Baden-Württemberg tätig. Von die- Im öffentlichen Personenverkehr, insbesondere sen Unternehmen wurden 4,6 Mrd. Personen- im Eisenbahn- und regionalen Omnibusverkehr, kilometer hierzulande erbracht, was einem fallen Unternehmenssitz des Beförderungs- guten Drittel der gesamten Beförderungsleis- unternehmens und Ort der Leistungserbringung tung entsprach. Die Leistungserbringung der oftmals räumlich auseinander. Um Verzerrun- nicht baden-württembergischen Unternehmen gen bei der regionalen Ergebnisdarstellung zu erfolgte überwiegend mit Eisenbahnen im vermeiden, werden seit der Neukonzeption der Schienennahverkehr (4,4 Mrd. Personenkilo- Statistik im Jahr 2004 Ergebnisse nach der meter), aber auch mit Omnibussen (191 Mill. Region der tatsächlichen Leistungserbringung Personenkilometer). Leistungen von Straßen- nachgewiesen. Dazu melden die Unternehmen bahnen wurden dagegen fast ausschließlich die Beförderungsleistung im Liniennahverkehr von baden-württembergischen Unternehmen nach dem Bundesland der Leistungserbringung. erbracht. Besonders hoch war die Beförde-

T3 Liniennahverkehr in Baden-Württemberg 2010 nach Art des Verkehrsmittels

Im Verkehr mit Ins- Eigentumsverhältnisse 1) gesamt Eisenbahnen Straßenbahnen Omnibussen

Fahrgäste (in 1 000)

Insgesamt (nur baden-württembergische Unternehmen) 1 174 215 157 418 417 073 661 854 davon Öffentliche Unternehmen 971 705 140 836 417 073 475 926 Private Unternehmen 154 064 14 992 – 139 072 Gemischtwirtschaftliche Unternehmen 48 445 1 589 – 46 856

Beförderungsleistung (in 1 000 Personenkilometer)

Insgesamt (nur baden-württembergische Unternehmen) 8 579 825 1 847 183 1 749 502 4 983 139 davon Öffentliche Unternehmen 6 914 796 1 644 080 1 749 502 3 521 214 Private Unternehmen 1 374 196 179 746 – 1 194 450 Gemischtwirtschaftliche Unternehmen 290 833 23 357 – 267 475

Insgesamt (unabhängig vom Unternehmenssitz) 12 715 662 6 207 184 1 672 237 4 836 240

Fahrleistung (in 1 000 Fahrzeugkilometer)

Insgesamt (nur baden-württembergische Unternehmen) 379 182 41 557 33 665 303 960 davon Öffentliche Unternehmen 278 064 38 053 33 665 206 346 Private Unternehmen 88 105 2 973 – 85 133 Gemischtwirtschaftliche Unternehmen 13 013 532 – 12 481

Insgesamt (unabhängig vom Unternehmenssitz) 412 146 83 896 31 943 296 307

Beförderungsangebot (in 1 000 Platzkilometer)

Insgesamt (nur baden-württembergische Unternehmen) 36 681 337 9 435 344 8 131 828 19 114 165 davon Öffentliche Unternehmen 30 030 441 8 546 495 8 131 828 13 352 117 Private Unternehmen 5 597 930 728 848 – 4 869 082 Gemischtwirtschaftliche Unternehmen 1 052 966 160 000 – 892 966

1) Unternehmensfahrten.

5 Titelthema Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 12/2012

S1 Fahrgäste, Beförderungsleistung und Fahrleistung im Liniennahverkehr Baden-Württembergs 2010 nach Art des Verkehrsmittels

Anteile in Mill.

Fahrgäste1) Beförderungsleistung Fahrleistung

Omnibus Eisenbahn 327,0 83,9

4 836,2 6 207,2 661,9 12,7 Mrd. 412,1 Mill. 31,9 1,4 Mrd. Personen- Fahrzeug- Fahrten Kilometer Kilometer 296,3 417,1

1 672,2 Straßenbahn

1) Fahrgastzahlen Eisenbahn geschätzt.

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 932 12

rungsleistung der drei in Hessen ansässigen Busse und teilweise auch Eisenbahnen werden Unternehmen auf baden-württembergischem hauptsächlich im Regionalverkehr genutzt, Gebiet. Sie erreichten einen Anteil von 96 % während Straßenbahnen, zu denen in Baden- an der „auswärtigen“ Transportleistung, wobei Württemberg Stadtbahnen und U-Bahnen zäh- diese weitestgehend auf den Schienennahver- len, vor allem im Stadt- und Vorortverkehr ein- kehr mit Eisenbahnen entfi el (Tabelle 2). Um- gesetzt werden. So variieren die Reiseweiten gekehrt waren baden-württembergische Unter- der einzelnen Verkehrsmittel deutlich. Die kür- nehmen ebenfalls als Beförderer in anderen zesten Strecken wurden mit durchschnittlich Bundesländern aktiv. Ihre Beförderungsleis- 4,2 km mit Straßenbahnen zurückgelegt. Die tung fi el mit 313 Mill. Kilometern (km) ver- durchschnittliche Länge einer Omnibusfahrt gleichsweise deutlich geringer aus. betrug 7,5 km und die einer Eisenbahnfahrt 19 km, sofern man die nicht baden-württem- bergischen Unternehmen einbezieht. 1,7 % mehr Fahrgäste im Liniennahverkehr

Die Jahreserhebung 2010 ergab im Weiteren, Jeder Baden-Württemberger im Durchschnitt dass von den in Baden-Württemberg ansässi- 1 182 Kilometer im Liniennahverkehr gen und mit dem Personenverkehr beauftrag- unterwegs ten Unternehmen über 1,17 Mrd. Fahrgäste befördert wurden. Das waren 1,7 % mehr als Im Jahr 2010 wurde insgesamt – unabhängig im Vorjahr. Die Gesamtzahl der Fahrgäste im vom Unternehmenssitz – eine Beförderungs- öffentlichen Nahverkehr Baden-Württembergs leistung von 12,7 Mrd. Personenkilometern3 dürfte jedoch – unter Berücksichtigung der hierzulande erbracht. Mit einem leichten Rück- Leistung nichtortsansässiger Unternehmen gang gegenüber dem Vorjahr (– 0,9 %) fi el Ba- (insbesondere der DB-Regio) – bei rund den-Württemberg etwas von der Bundesent- 1,4 Mrd. liegen.2 Nach Verkehrsmitteln be- wicklung (+ 0,8 %) ab. Die Hälfte der gesamten trachtet – das heißt Umsteiger werden mehr- Beförderungsleistung Deutschlands entfi el auf fach gezählt – nutzte im Liniennahverkehr die drei bevölkerungsreichsten Bundesländer 2 Das Merkmal Fahrgast- zahlen wird nicht nach mehr als die Hälfte der Fahrgäste (662 Mill.) Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Würt- dem Ort der Leistungs- den Omnibus. Das waren 0,7 % mehr als im temberg. Bezieht man die gefahrenen Perso- erbringung erhoben. Die Zuschätzung orien- Jahr zuvor. 417 Mill. Gäste waren in Straßen- nenkilometer auf die Bevölkerungszahl, legte tiert sich an Ergebnissen des Generalverkehrs- bahnen (+ 1,9 % gegenüber dem Vorjahr) unter- jeder Baden-Württemberger im Durchschnitt plans Baden-Württem- wegs. Mit einem Plus von 7,2 % erhöhte sich 1 182 Kilometer mit öffentlichen Verkehrsmit- berg 2010, S. 32. die Passagierzahl der baden-württembergischen teln im Liniennahverkehr zurück. Zum Vergleich: 3 Von Unternehmen mit Eisenbahnunternehmen weit überdurchschnitt- In Bayern waren es 1 373 und in Nordrhein- mindestens 250 000 Fahrgästen. lich auf über 157 Mill. (Tabelle 3). West falen 1 150 km je Einwohner.

6 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 12/2012 Titelthema

Obwohl die meisten Fahrgäste mit Bussen, die ordneter Bedeutung ist er im Hohenlohekreis wenigsten mit Eisenbahnen unterwegs waren, und in den Stadtkreisen , Pforzheim lag die Beförderungsleistung aufgrund der und . Wobei die Expansion des höhe ren Reiseweite mit 6,2 Mrd. Personen- „Karlsruher Modells“5 mit seinen Zweisystem- kilometern bei Eisenbahnen am höchsten. Mit Stadtbahnwagen weit über die Region hinaus Omnibussen wurden über 4,8 Mrd. Personen- den Unternehmen die Aufteilung der Fahrleis- kilometer zurückgelegt, was einem Rückgang tung auf Eisenbahn- und Straßenbahnverkehr von 0,7 % gegenüber 2009 entsprach. Die Be- erschwert. Diese Fahrzeuge nutzen sowohl förderungsleistung der Straßenbahnen belief Stadtbahnlinien als auch Gleise der Deutschen sich auf 1,7 Mrd. Personenkilometer. Mit Bahn. In elf der 44 baden-württembergischen – 4,4 % waren hier die stärksten Rückgänge im Kreise fahren Straßenbahnen, unter anderem Vergleich zum Vorjahr festzustellen. Fast die in Baden-Württembergs kleinster „Straßen- Hälfte der Gesamtbeförderungsleistung entfi el bahn-Stadt“ Bad Wildbad. Die höchsten Stra- auf Eisenbahnen, auf Busse über ein Drittel ßenbahnanteile am Modal Split6 haben die und auf Straßenbahnen 13 % (Schaubild 1). Stadtkreise Karlsruhe (57 %), Stuttgart (43 %) und Mannheim (38 %). Ein Nahverkehrsange- bot fast ausschließlich mit Busverkehren exis- Deutliche Unterschiede in regionaler tiert im Hohenlohekreis, in Pforzheim und im Ausgestaltung des öffentlichen Nahverkehrs Kreis Reutlingen (Schaubild 2).

Insgesamt legten die Fahrzeuge im Liniennah- verkehr in Baden-Württemberg unabhängig Mehr als die Hälfte der Beförderungs- vom Unternehmenssitz über 412 Mill. Kilo- kapazitäten werden von Bussen bereitgestellt meter zurück, das waren 0,8 % mehr als im Jahr 2009. Gewinner waren die Eisenbahnen Das Beförderungsangebot, das heißt das Pro- mit einem Plus von 3,4 %. Im Gegensatz zur dukt aus den zurückgelegten Fahrzeugkilo- Beförderungsleistung entfi el mit fast drei Vier- metern und dem Fassungsvermögen (Sitz- tel der Hauptteil der Fahrleistung auf Busse, und Stehplätze) der Fahrzeuge, betrug 2010 ein Fünftel auf Eisenbahnen und knapp 8 % im Liniennahverkehr 36,7 Mrd. Platzkilometer auf Straßenbahnen. – allerdings sind hier nur baden-württember- gische Unternehmen berücksichtigt. 26 % Um eine noch differenziertere regionale Zu- davon wurden von Eisenbahnen, 22 % von ordnung von Verkehrsleistungen nach dem Straßenbahnen und 52 % von Omnibussen Ort der tatsächlichen Leistungserbringung zu angeboten. Die Fahrzeugkapazität lag im ermöglichen, melden die Unternehmen die Durchschnitt bei 227 Plätzen in Eisenbahnen, Fahrleistungen (Fahrzeugkilometer) nach dem 242 bei Straßenbahnen und 63 bei Bussen. Kreis der Leistungserbringung. Damit lassen sich unterhalb der Bundesländerebene regio- Der Auslastungsgrad – das ist das Verhältnis nalisierte Aussagen ausschließlich bezüglich der Beförderungsnachfrage (gemessen in Per- 4 Generalverkehrsplan Baden-Württemberg der Fahrleistungen treffen. Aus Sicht der be- sonenkilometern) zum Beförderungsangebot 2010, S. 100. fragten Unternehmen ist es jedoch durch die (gemessen in Platzkilometern) – liegt im Durch- 5 www.kvv.de/unterneh Orientierung an den Verkehrsverbünden oft- schnitt für Busse mit 26 % am höchsten, gefolgt men-kvv/Karlsruher- modell.html, Abruf am mals schwierig, Fahrleistungen kreisgenau von Straßenbahnen (22 %) und Eisenbahnen 1. Oktober 2012. abzu grenzen. Dadurch waren seit der Neu- (20 %). Dabei sind die großen Schwankungen 6 Modal Split ist die Auf- konzeption der Statistik einzelne Revisionen in der Fahrzeugbesetzung, beispielsweise die teilung des Verkehrsauf- kommens auf die einzel- auf Kreisebene erforderlich. Verkehrsspitzen im Berufs- und Schülerver- nen Verkehrsträger. kehr im Gegensatz zur geringen Verkehrsnach- 7 Direkte Beförderungs- Baden-Württembergs Kreise unterscheiden frage in den Nachtstunden und am Wochen- einnahmen umfassen sich deutlich hinsichtlich der Ausgestaltung ende, zu beachten. alle Einnahmen (ohne Umsatzsteuer) im Schie- des öffentlichen Nahverkehrs. Ausgehend nen- und Liniennahver- kehr und Einnahmen vom vertakteten Schienenpersonenverkehr aus dem freigestellten sichert der straßengebundene ÖPNV – also Einnahmen im öffentlichen Personenverkehr Omnibusverkehr (zum Beispiel freigestellter Busse und Straßenbahnen – die verkehrliche auf Höchststand Schülerverkehr). Dies Anbindung des Ländlichen Raums und garan- sind insbesondere Ein- nahmen aus Fahrkarten- tiert in den Ballungsräumen ein hoch leistungs- Die Einnahmen der Unternehmen erreichten verkäufen sowie Be- fähiges Nahverkehrssystem.4 So wird in allen im Jahr 2010 einen neuen Höchstwert. Für die stellerentgelte und Abgeltungszahlungen Kreisen des Landes ein Teil des öffentlichen im Liniennahverkehr erbrachten Verkehrsleis- für die Beförderung von Personenverkehrs mit schienengebundenem tungen erzielten die baden-württembergischen Schülerinnen, Schülern, Studierenden und ande- Nahverkehr abgedeckt. Den höchsten Anteil Unternehmen direkte Beförderungseinnahmen ren Auszubildenden, an Eisenbahnkilometern hat der Landkreis in Höhe von 1,3 Mrd. Euro, das entsprach einer Schwerbehinderten sowie anderen begüns- Karlsruhe, gefolgt von Rastatt. Von unterge- Steigerung von 2,5 % gegenüber dem Vorjahr.7 tigten Personengruppen.

7 Titelthema Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 12/2012

Die Zunahme der direkten Beförderungsein- Öffentliche Unternehmen dominieren nahmen lag über dem Niveau der Zunahme den Liniennahverkehr der Fahrgäste (+ 1,7 %) und deutlich über der Entwicklung der Beförderungsleistung (– 1,1 %). Die weit überwiegende Zahl der im Liniennah- Je Beförderungsfall wurden im Jahr 2010 verkehr tätigen Unternehmen waren private durchschnittliche Einnahmen von 1,10 Euro Unternehmen (90 %). Bei Betrachtung der Ver- und je Personenkilometer von 15 Cent erzielt. kehrsleistungen und Beförderungseinnahmen Im Bundesdurchschnitt waren es 1,44 Euro dominieren jedoch die öffentlichen Unterneh- und 15 Cent8 (Tabelle 4). men die Branche. Über 80 % aller Fahrgäste

S2 Fahrleistungen im Liniennahverkehr in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2010 nach Art des Verkehrsmittels

in 1 000 Fahrzeugkilometer Stuttgart (SKR) 28 215 Karlsruhe (LKR) 19 500 Esslingen (LKR) 17 805 Rhein-Neckar-Kreis (LKR) 17 406 Ludwigsburg (LKR) 16 636 Karlsruhe (SKR) 14 002 Böblingen (LKR) 12 694 Ostalbkreis (LKR) 12 495 Ortenaukreis (LKR) 12 267 Mannheim (SKR) 11 784 Rems-Murr-Kreis (LKR) 11 76 1 Konstanz (LKR) 11 702 Reutlingen (LKR) 10 674 Breisgau-Hochschwarzwald (LKR) 10 080 Schwäbisch Hall (LKR) 10 056 Heilbronn (LKR) 9 958 Tübingen (LKR) 9 457 Freiburg im Breisgau (SKR) 8 151 Hohenlohekreis (LKR) 8 080 Sigmaringen (LKR) 7 872 Waldshut (LKR) 7 833 Heidelberg (SKR) 7 499 Göppingen (LKR) 7 486 Eisenbahn Calw (LKR) 7 393 Straßenbahn Neckar-Odenwald-Kreis (LKR) 7 357 Omnibus Zollernalbkreis (LKR) 7 349 Alb-Donau-Kreis (LKR) 7 337 Lörrach (LKR) 7 337 Bodenseekreis (LKR) 7 115 Ravensburg (LKR) 7 112 Freudenstadt (LKR) 7 099 (LKR) 6 832 Schwarzwald-Baar-Kreis (LKR) 6 790 Enzkreis (LKR) 6 602 (SKR) 6 435 Pforzheim (SKR) 5 873 Rottweil (LKR) 5 658 Rastatt (LKR) 5 655 Tuttlingen (LKR) 5 387 Heidenheim (LKR) 5 233 Emmendingen (LKR) 5 103 Main-Tauber-Kreis (LKR) 4 593 8 Reim, Uwe/Reichel, Bernd: Öffentlicher Per- Heilbronn (SKR) 4 172 sonenverkehr mit Bussen Baden-Baden (SKR) 2 300 und Bahnen 2010, in: Wirtschaft und Statistik Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 933 12 2/2012, S. 106.

8 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 12/2012 Titelthema

T4 Beförderungseinnahmen im Liniennahverkehr Baden-Württembergs seit 2004

Öffentliche Gemischtwirtschaftliche Private Alle Unternehmen Unternehmen Unternehmen Unternehmen

Jahr darunter darunter darunter darunter Einnahmen Ausbildungs- Einnahmen Ausbildungs- Einnahmen Ausbildungs- Einnahmen Ausbildungs- verkehr verkehr verkehr verkehr 1 000 EUR

2004 735 108 255 889 24 628 9 622 157 481 73 014 917 217 338 525 2005 778 192 269 864 25 408 10 219 168 925 76 841 972 525 356 924 2006 823 618 279 350 39 058 13 798 195 152 84 245 1 057 828 377 393 2007 843 257 291 567 40 401 14 157 199 000 89 905 1 082 658 395 629 2008 888 632 316 428 33 743 10 087 193 919 89 840 1 116 294 416 355 20091) 1 032 452 336 095 34 600 10 613 194 400 91 159 1 261 452 437 867 2010 1 060 031 354 461 35 090 11 446 198 042 87 691 1 293 163 453 598

1) Mit der Jahresmeldung 2009 wurden erstmals bei den Beförderungseinnahmen die Bestellerentgelte bei der Deutschen Bahn mit einbezogen.

nutzten im Jahr 2010 die Angebote öffentlicher ternehmen erwirtschafteten mit 454 Mill. Euro Unternehmen und 82 % der Einnahmen wurden 35 % ihrer Beförderungseinnahmen im Ausbil- von öffentlichen Unternehmen erwirtschaftet. dungsverkehr, und lagen damit deutlich über Gemischtwirtschaftliche Unternehmen sind dem Bundesdurchschnitt mit rund einem nur von untergeordneter Bedeutung. Fünftel. Die Einnahmen im Ausbildungsver- kehr sind mit 3,6 % im Vergleich zum Vorjahr stärker gestiegen als die Gesamteinnahmen. Ausbildungsverkehr von großer Bedeutung insbesondere für Omnibusunternehmen Blick auf 2011 Dem Ausbildungsverkehr kommt insgesamt eine große Bedeutung für den öffentlichen Für das Jahr 2011 liegen erste Zahlen für den Personenverkehr zu. Er umfasst drei Positio- öffentlichen Personenverkehr baden-württem- nen: Fahrten mit speziellen Zeitfahrausweisen bergischer Unternehmen vor. Die Leistungen im allgemeinen Liniennahverkehr, freigestell- landesfremder Beförderer sind noch nicht be- ter Schülerverkehr sowie Schülerfahrten, die rücksichtigt, da diese erst zu einem späteren zu den Sonderformen des Linienverkehrs zäh- Zeitpunkt zur Verfügung stehen. len. Werden keine speziellen Fahrausweise des Ausbildungsverkehrs benutzt, sind diese Das Jahr 2011 ist durchweg von positiven Fahrten jedoch nicht zuordenbar. Im Jahr 2010 Entwick lungen gekennzeichnet. Die Fahrgast- waren in Baden-Württemberg 307 Unterneh- zahlen und Fahrleistungen erhöhten sich zwar men im Ausbildungsverkehr aktiv und beför- im Vergleich zum Vorjahr nur um rund 0,5 %, derten 551 Mill. Fahrgäste im Ausbildungsver- die Beförderungsleistungen lagen mit + 3,2 % kehr. Das bedeutet eine Zunahme von 3,1 % aber deutlich über den Werten von 2010. Bei gegenüber 2009. Je nach Tarifgestaltung kön- den Fahrgastzahlen legten besonders die Stra- nen die Zeitfahrausweise im Ausbildungsver- ßenbahnen (+ 5,8 %) und Eisenbahnen (+ 3,2 %) kehr auch für Fahrten in der Freizeit genutzt überdurchschnittlich zu. Auch hinsichtlich der werden. Beförderungsleistungen zeigt sich bisher die Schiene als Gewinner (+ 12 %), während die von Im Liniennahverkehr entfi elen 47 % aller Unter- Omnibussen geleisteten Personenkilometer nehmensfahrten auf den Ausbildungsverkehr. eher konstant geblieben sind. Im Jahr 2011 war Dabei zeigen sich große Unterschiede zwischen zudem insgesamt ein deutliches Einnahmen- den Verkehrsmitteln. Zwei Drittel der Fahrgäste plus beim öffentlichen Personennahverkehr im Ausbildungsverkehr waren in Omnibussen von 5 % zu verzeichnen. Endgültige Ergebnisse unterwegs. Der Ausbildungsverkehr hat damit liegen voraussichtlich Anfang 2013 vor. einen hohen Stellenwert für Busunternehmen. Bei Straßenbahnen lag dieser Anteil bei 28 % und mit 8 % ist der Ausbildungsverkehr für das Weitere Auskünfte erteilt Verkehrsmittel Eisenbahn von untergeordneter Dagmar Glaser, Telefon 0711/641-27 30, Bedeutung. Die baden-württembergischen Un- [email protected]

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